Blut für Öl

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Der hier übersetzte,  1993 in der Januar-Februar Ausgabe der Zeitschrift Command erschienene Artikel Blood for Oil: The Quest for Fuel in World War II (dt.: Blut für Öl: Die Suche nach Treibstoff im 2. Weltkrieg) von Michael Antonucci betrachtet den 2. Weltkrieg vor allem als einen Krieg um Öl und und als einen Krieg dessen Verlauf und Ausgang sich im Wesentlichen auch durch Ölmangel erklären lässt.  Eine mit Blick auf die Gegenwart und Zukunft denkwürdige und lehrreiche Geschichte, die leider wenig bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Blut für Öl: Die Suche nach Treibstoff im 2. Weltkrieg

Der legendäre deutsche Feldmarschall Erwin Rommel schrieb einmal: „Die Schlacht ist von den Quartiermeistern ausgefochten und entschieden, bevor das Schießen beginnt.“

Die Studenten der Militärgeschichte neigen dazu, die Bedeutung der Logistik zu beteuern, während sie es bevorzugen über Panzer und Artillerie, Massen und Manöver,  Angriffe und Gegenangriffe zu lesen. Die Gründe für diese Neigung sind leicht zu verstehen. Es gibt keine offensichtlichen Dramen bei der Untersuchung der Nachschublinien und es ist leichter und einfacher zu glauben, dass Kriege immer auf den Schlachtfeldern gewonnen werden.

Zum Beispiel wurden Millionen Seiten über die Taktiken und Strategien des Zweiten Weltkrieges geschrieben, aber relativ wenig darüber, wie nahezu jede wichtige Entscheidung in diesem Konflikt durch den Bedarf eines Grundstoffes beeinflusst wurde, ohne den keine moderne Armee funktionieren kann – Öl.

Feldmarschall Erwin Rommel

Die Führer aller am 2. Weltkrieg beteiligten Nationen waren sich bewusst, wie essenziell die Ölversorgung für ihre Kriegspläne war. Die Bedeutung des Öls war während des 1. Weltkrieges offensichtlich geworden. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Armeen wurde die Notwendigkeit einer sicheren Treibstoff- und Schmierstoffversorgung eine unerlässliche Bedingung für militärische Operationen. Der französische Diplomat Henri Berenger hatte recht, als er bereits 1921 erklärte, dass im nächsten Krieg: „Der, der das Öl besitzt, die Welt besitzt, weil er mittels Schweröl die See beherrscht, die Luft mittels ultra-raffinierter Treibstoffe und das Land mittels Dieselöl und Petroleum.

Eine Untersuchung der Versuche der Kriegsparteien die Ölversorgung für ihre Länder während des Zweiten Weltkrieges zu sichern, sowohl auf dem europäischen als auch im pazifischen Kriegsschauplatz, erklärt nicht nur viele ansonsten mysteriöse Ereignisse, sondern enthält ebenfalls wichtige Lektionen über potentielle zukünftige Konflikte.

Der europäische Kriegsschauplatz: Indikatoren der Vorkriegszeit

„Um zu kämpfen, müssen wir Öl für unsere Maschine haben.“ – Adolf Hitler

Bei all seinen Fehlern als Militärstratege muss man Adolf Hitler zugute halten, dass er ein genauso gutes Verständnis der wirtschaftlichen Grundlagen groß angelegter militärischer Operationen hatte wie alle anderen im Oberkommando der Nazis. Bei seiner Machtergreifung 1933 begann er unmittelbar mit der Suche nach Methoden zur Steigerung der Entdeckung und Förderung von Öl.

Zwischen 1933 und 1939 verdreifachte sich die deutsche Ölproduktion nahezu auf 4,5 Millionen Barrel pro Jahr. Wie die meisten Länder in Westeuropa verfügte Deutschland über reiche Kohlevorkommen, aber nur über wenig Öl. Unter Hitlers Befehlen begannen deutsche Ingenieure daran zu arbeiten, synthetischen Treibstoff, hauptsächlich aus Kohle und Braunkohle, in nie dagewesene Geschwindigkeit herzustellen. 1941 erreichte die Produktion synthetischen Treibstoffes ein Niveau von 31 Millionen Barrel pro Jahr. Ein Sparprogramm war lange vor Beginn des Krieges eingeführt worden und aus der Sowjetunion und Rumänien gekauftes Öl war für zukünftige Verwendungen eingelagert worden.

Trotz all dieser Maßnahmen war in Europa einfach nicht genug Öl verfügbar, um die großen Anforderungen zu befriedigen, die eine mechanisierte Truppe im Dienst eines Landes mit expansionistischen Zielen hatte. Eine Panzerdivision verbrauchte typischerweise über 2300 Liter Treibstoff (19 Barrel) pro Kilometer. Trotz der drakonischen Maßnahmen, die die Wehrmacht ergriff, wurde daher schnell klar, dass die für die Deutschen optimalen Taktiken modifiziert werden mussten, um im Rahmen der verfügbaren Ressourcen funktionieren zu können.  Das hat so viel wie jeder andere praktische oder theoretische Faktor zur Konzeption und Praxis des Blitzkrieges beigetragen.

In der Tat ist es wirklich schwierig die Lücke, zu überschätzen, die zwischen dem Treibstoffbedarf der deutschen Streitkräfte und der tatsächlichen Versorgung bestand. Die Bilder von Panzern,  die durch Polen, die Beneluxstaaten und Frankreich rollten, sind in unser Bewusstsein als charakteristisch für eine neue Art der Kriegsführung eingegraben, die Nazideutschland erfunden hat. Es wird leicht vergessen, dass diese Panzer nur einen kleinen Teil der gesamten Streitmacht ausmachten und dass die deutsche Armee weit davon entfernt war, voll mechanisiert zu sein.

Obwohl es von Feldzug zu Feldzug und von Einheit zu Einheit variierte, wurde während des ganzen Krieges 70 % des deutschen Nachschubs mit Zugpferden transportiert. Jede Infanteriedivision verfügte über 5375 Pferde. Im Verlauf des Krieges wurde die Versorgung mit Treibstoff sogar noch kritischer und Pferde wurden für die deutschen Kriegsanstrengungen eher noch wichtiger.

Selbst mit ihren vollständig motorisierten Speerspitzenkräften konnten die Deutschen keinen langen mobilen Krieg wagen. Deutschland benötigte mehr Öl als es hatte, um sowohl seine Industrie als auch seine Kriegsmaschine an der Front zu betreiben. Daher wurde auch auf dem strategischen Niveau die Notwendigkeit die Mutter der Erfindung – der Blitzkrieg wurde als die Lösung gesehen, mit der man Gegner entscheidend besiegen konnte, bevor die eigenen Treibstoffvorräte zur Neige gingen.

1938 verwirklichte Hitler den Anschluss von Österreich mit zwei mobilen Divisionen: Die zweite Panzerdivision aus Würzburg und die SS-Division Leibstandarte aus Berlin. Beide Einheiten sollten triumphal durch Österreich nach Wien fahren. Ein böses Vorzeichen von dem, was kommen sollte passierte auf halbem Wege, als beiden Marschkolonnen das Benzin ausging. Nur verzweifelte Anrufe bei an der Route gelegenen zivilen Tankstellen verhinderten, was andernfalls für das Regime ein Public Relations Desaster geworden wäre.

Öl Kommandos

Noch bevor das eigentliche Schießen begann, war dem deutschen Oberkommando daher klar, dass das Erobern von Land nicht ausreichen würde, um den Krieg zu gewinnen. Die Ölversorgung der neu eroberten Gebiete musste für die Verwendung durch die Deutschen beschlagnahmt werden. Die intakte Eroberung feindlicher Ölfelder wurde eine vorrangige (und oft übermenschliche) Aufgabe bei all ihren Invasionen. Es konnte erwartet werden, dass der Gegner sie entschieden verteidigt und versuchen würde sie zu zerstören, wenn er zum Rückzug gezwungen würde.

Es würde ein geschulte Gruppe von Ingenieuren und Technikern erfordern, um kriegszerstörte Ölfelder oder Raffinerien instand zu setzen. Die Wirtschaftsabteilung des Oberkommandos des Heeres bereitete solche Eventualitäten vor, indem es Major Erich Will beauftragte, eine Einheit mit „Ölkommandos“ zu bilden, deren Auftrag darin bestehen würde, die technische Besetzung und Reparatur von eroberten Öl-Einrichtungen des Gegners durchzuführen.

Der erste Test der Ölkommandos kam im Polenfeldzug. Ein ziviles Team von 50 Spezialisten für Ölsuche und Ölförderung begleitete das XXII. Korps bei seinem schnellen Vorstoß durch den Südosten Polens, mit dem Ziel, die Ölfelder und Raffinerien in Galizien zu besetzen. Der Blitzkrieg begann am 1. September 1939 und am nächsten Tag war bereits einer Panzerdivision des XIX Korps zeitweise einmal der Treibstoff ausgegangen, weil man nicht genug Lastkraftwagen hatte, um den Treibstoff nach vorne zu bringen.

Das Ölkommando sah sich ebenfalls Schwierigkeiten ausgesetzt. Sie erreichten die Außenbezirke der galizischen Ölfelder am 15. September und richteten ein Büro in Jaslo ein. Aber zu der Zeit als das XXII. Korps sich voraus Richtung Winniki bewegte, hatten die Sowjets die Szene betreten und besetzten die Ölfelder vor ihnen. Deutschland konnte schließlich nur 30 % von Polens Ölfeldern erobern und musste mit Stalin über den jährlichen Verkauf von einer Ölmenge verhandeln, die den anderen 70 % entsprach.

Dennoch war Hitler von den Anstrengungen seiner Ölkommandos genügend angetan, um deren Anzahl zu vergrößern. Er schuf die „technische Ölbrigade“ unter Generalmajor Erich Homburg. In ihrer Spitzenzeit bestand die Brigade aus fast 15.000 Mann, aber kleinere Gruppen (Kommandos genannt, oder Abteilungen) wurden für spezielle Aufgaben ins Feld geschickt.

Der Krieg im Westen, 1940-41

Von einem nur den Treibstoff betrachtenden Standpunkt aus muss der Fall Frankreichs für die Deutschen als der größte Sieg des ganzen Krieges betrachtet werden. D. h. zum ersten und einzigen Mal beendete Hitler einen Feldzug mit mehr Öl als er bei dessen Beginn hatte.

Die deutsche Armee und Luftwaffe hatte aus dem Polenfeldzug genug gelernt, um für den Krieg im Westen bedeutende Reserven aufzubauen. Als dieser Blitzkrieg vorbei war, hatte die Wehrmacht mehr als 20 Millionen Barrel Öl von den Franzosen, Belgiern und Niederländern erbeutet. Da die Invasoren nur 12 Millionen Barrel während des gesamten Feldzuges verbraucht hatten, repräsentierten die Eroberungen einen Nettogewinn von 8 Millionen Barrel. (Zum Vergleich und um zu zeigen, wie prekär die deutsche Situation blieb: die USA produzierten 1940 im Durchschnitt 4 Millionen Barrel pro Tag.)

Während des Feldzuges wurden die Ölkommandos eingesetzt, um die französischen Ölquellen bei Pechelbronn im Elsass zu besetzen. Am 21. Juni, mit der Hilfe französischer Kollaborateure, gelang ihnen, dies ohne einen Schuss abzugeben. Die französischen Einheiten, die den Auftrag hatten, die technischen Anlagen zu zerstören, waren vollständig erfolglos. Die Ölkommandos konnten nicht nur die 5,7 Millionen Liter Petroleum in den Vorratstanks dort bekommen sondern auch noch die Produktion innerhalb weniger Monate zurück auf die volle Kapazität bringen.

Dieselbe Operation erzielte einen zusätzlichen Bonus in Form von Wirtschaftsspionage. Die Spezialisten der technischen Ölbrigade waren in der Lage, die französischen Akten auszuwerten und an Daten über Ölgeschäfte und geologische Untersuchungen in den anderen Ländern Europas zu gelangen. Die Akten über die Sowjetunion waren von speziellem Interesse. Sie wurden zusammen gepackt und nach Berlin geschickt.

Währenddessen half Öl ebenfalls, die Luftschlacht um England zu entscheiden. Die Royal Air Force, die Zugang zu Amerikas Öl hatte, war in der Lage, Flugzeugbenzin mit 100 Oktan in ihren Jagdflugzeugen vom Typ Spitfire und Hurrican einzusetzen. Das verbesserte die Leistung der Maschinen und erlaubte schnellere Starts, kurzzeitig höhere Geschwindigkeiten und höre Nutzlasten.

Die Deutschen mussten Quantität vor Qualität wählen. Weil die Produktion von Flugzeugbenzin mit höherer Oktanzahl notwendigerweise niedrigere Produktionsmengen bedeutet hätte, entschied sich das Oberkommando der Luftwaffe, seine Flugzeuge mit Flugbenzin von 87 Oktan fliegen zu lassen. Die resultierenden Nachteile wirkten sich am stärksten in einer verringerten Einsatzdauer aus. Mit reduzierter Maschinenleistung konnten die deutschen Maschinen nur 15-20 Minuten im britischen Luftraum verbleiben, wenn sie genug Treibstoff für den Rückflug haben wollten. Wenn man bedenkt, wie knapp die Luftschlacht um England ausging, dann hätte jede Verbesserung der Leistung der Luftwaffe sich als für einen anderen Ausgang der Schlacht entscheidend erweisen können.

Ein Paradox entsteht

Anfang 1941, mit der Aufstellung des Afrikakorps, um die Italiener von einer Niederlage in Nordafrika zu retten, geschah nun das erste Paradox von vielen, die die Nazis bei der Suche nach Öl trafen. Während sie Territorium für Territorium eroberten, sammelten sie mehr Öl, aber sie übernahmen auch die Verantwortung für den Ölbedarf der neuen Eroberungen. Da jeder eroberte Staat ein Netto-Ölimporteur war, wurde für Hitler die Lücke zwischen Ölversorgung und Ölnachfrage immer größer, obwohl seine Nation scheinbar den Krieg gewann. Nirgendwo war das Dilemma offensichtlicher als im Mittelmeerraum.

Roy Grinnells Bild zeigt Maschinen vom Typ B-24 beim Bombardieren der deutschen Ölraffinerie in Ploesti, Rumänien

Als verbündeter der Deutschen im Öl-Krieg war das faschistische Italien mehr eine Behinderung als eine Hilfe. 1939 importierte Italien 92 % seines Öls. ( Das viele Öl in ihrer Kolonie Libyen, lag ironischerweise nur ein wenig zu tief, um mit den damaligen Methoden entdeckt zu werden.) Als die Deutschen in  Nordafrika eintrafen, um dort zu kämpfen, mussten sie außerdem die Aufgabe übernehmen, die italienischen Streitkräfte mit Treibstoff zu versorgen.

Rommel bewirkte Wunder mit dem wenigen Treibstoff, der an dem britischen Marine- und Luftwaffenstützpunkt Malta vorbei kam, und mit den Treibstoffvorräten des Gegners, die er erbeuten konnte, aber kein Kommandeur litt mehr unter den Unsicherheiten der Treibstoffversorgung als er. Bereits im Juni 1941 schrieb Rommel „wir wissen, dass unsere Bewegungen mehr durch unsere Tankanzeigen entschieden werden als durch taktische Erfordernisse.“

Er wurde außerdem mit einem anderen Paradox konfrontiert. Wegen der großen Entfernungen in der nordafrikanischen Wüste stellte er manchmal fest, dass er nicht genug Treibstoff für seine Tanklaster hatte. Es gab Fälle, in denen die Hälfte des der Division zugeteilten Treibstoffes für den Transport der anderen Hälfte an die Front verbraucht wurde. LKWs fuhren nach vorne, nur um herauszufinden, dass sie nicht genug Benzin für die Rückfahrt hatten.

Öl und Barbarossa

Ende 1940 stand Hitler überall in Westeuropa, wo nur noch Großbritannien seinen Forderungen aktiv Widerstand leistete. Die Gründe für seinen Angriff auf die Sowjetunion werden noch immer von den Gelehrten diskutiert, aber Bedenken wegen der Ölversorgung spielten bei dieser Entscheidung zumindest teilweise eine Rolle.

Die Sowjets hatten Hitler über viereinhalb Millionen Barrel Öl geliefert, bevor er seine Armeen in Richtung Osten zur Operation Barbarossa schickte. Die Sowjetunion war zu dieser Zeit der zweitgrößte Ölproduzent der Welt. Trotz strikter Rationierung musste sie Öl aus den USA importieren, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Mit Blick auf die Sicherung einer besseren Ölversorgung für sich selbst hatte Stalin Hitler zur Einwilligung in seine territorialen Ansprüche in Rumänien gezwungen. Das war jedoch ein schlecht bedachter Schachzug, weil er die Sowjetunion dazu verdammte, von den Deutschen angegriffen zu werden.

Das meiste von Hitlers Rohöl kam von den rumänischen Feldern bei Ploesti, und Stalins Landnahme an dieser Nation brachte die Rote Armee ungemütlich nah an Deutschlands kritische Versorgungslinien. Es war an diesem Punkt, an dem Hitler seine Nation irreversibel zu einer Invasion verpflichtete.

In einem Verhör nach dem Krieg hat Hans Kolbe, ein amerikanischer Spion im deutschen Außenministerium in Berlin diese Einschätzung geäußert: „die deutsche Notwendigkeit sowjetisches Öl zu erhalten, wurde als der Hauptgrund für den Angriff angesehen. Da die sowjetischen Lieferungen unzureichend waren, um den deutschen Bedarf zu decken, um den Krieg [im Westen] zu Ende zu bringen, schien die einzige Zuflucht die Besetzung und Ausbeutung der sowjetischen Ölquellen durch die Deutschen zu sein.“

Natürlich hatte Hitler sowohl politische als auch militärische Ziele bei seiner Invasion, nämlich die Zerstörung des sowjetischen Regimes und der Roten Armee. Als der Angriff begann, kamen diese Ziele in Konflikt mit dem Bedarf an Öl. In seiner Weisung vom 21. August 1941 zeigte Hitler klar, was er als das kritische Ziel der Invasion betrachtete: „Das wichtigste Ziel, das vor dem Einsetzen des Winters erreicht werden muss, ist nicht die Eroberung Moskaus, sondern die Besetzung der Krim und der Industrie- und Kohleregion des Donez, und das Abschneiden der russischen Ölversorgung vom Kaukasusgebiet.“

Das letztere Gebiet war dasjenige, von dem 84 % des Öls flossen, das die gesamte Sowjetunion produzierte. Erstaunliche 72 % wurden alleine in der Gegend um Baku gefördert. Der Rest von kleineren Komplexen bei Maikop und Grozny. Während des zweiten Jahres des Feldzuges im Osten wurden diese Felder das Hauptziel der deutschen Armee und der stark vergrößerten technischen Ölbrigade.

Das war noch nicht die Grenze von Hitlers Ambitionen. Wenn er den Krieg an der Ostfront gewonnen hätte, dann wäre seine nächste große Operation zweifellos ein auf das Öl des mittleren Ostens zielender Zangenangriff vom Kaukasus und vom Balkan aus gewesen, wobei man sich dann mit dem durch Palästina vorrückenden Afrika Koprs verbunden hätte. Es war ein grandioses Schema, aber wenn die Sowjets von ihrer Ölversorgung abgeschnitten worden wären,  hätte es wohl gelingen können. Glücklicherweise kam das nächste Rohöl Paradox der Achsenmächte ins Spiel, bevor Hitler so einen weiteren Zug machen konnte.

Der 42er Feldzug zum Kaukasus

Die Erbeutung der Ölfelder des Kaukasus würde den Verbrauch der gesamten deutschen Ölreserven erfordern. Die deutschen Planer der Operation kamen zu dem Schluss, dass selbst bei den optimistischsten Prognosen nur für 60 Tage Treibstoff für einen mit aller Kraft vorgetragener, tiefer in die Sowjetunion reichenden Feldzug vorhanden waren. Wie bei den früheren Feldzügen gegen Polen und den Westen musste die Operation 1942 den Sieg mit einem Blitzkrieg bringen, andernfalls würde der Kriegszug an Ölmangel scheitern und möglicherweise zur Niederlage führen. Hitler nahm das Spiel an.

Armeegruppe A, wurde im Juli 1942 zusammen mit 6000 Angehörigen der technischen Ölbrigade halsbrecherisch Richtung Baku geschickt. Armeegruppe B wurde vorgesehen, um die Flanke beim Überqueren des Flusses Don zu schützen und um die Stadt Stalingrad einzunehmen (oder um zumindest so zu tun als ob).

Die Vorzeichen waren vom ersten Moment an nicht gut. Anders als bei früheren Situationen im Westen, erwies sich die Erbeutung von sowjetischem Treibstoff für die Panzer als nutzlos, weil die Kommunisten ihre Panzer mit Diesel betrieben, während die deutschen Maschinen mit normalem Benzin liefen. Aus diesem Grund musste Baku nicht nur schnell erbeutet werden, sondern die Anlagen dort mussten ebenfalls schnell in Betrieb genommen werden, damit die Wehrmacht nicht wegen Treibstoffmangel liegen blieb.

Im frühen Herbst war Maikop in den Händen der Deutschen und im Dezember floss, trotz der entschiedenen Anstrengungen sowjetischer Partisanen und Saboteure, von dort wieder Öl.  Aber die Armeegruppe A erreichte niemals Grozny oder Baku. Hitler verlor sein materielles Ziel aus den Augen und konzentrierte sich auf eines von nur symbolischer Bedeutung – Stalingrad. Er transferierte acht Divisionen von Armeegruppe A nach B womit deren Stoßkraft geschwächt wurde. Gruppe A war nicht in der Lage, in die Berge vorzudringen. Noch konnte sie dem sowjetischen Gegenangriff standhalten, als dieser einsetzte und Maikop musste am 18. Januar 1943 aufgegeben werden.

Ein Feldzug, von dem angenommen wurde, dass er nur Wochen dauern würde, hatte sich über Monate hingezogen, dann Jahre. Gut die Hälfte der deutschen Ölreserven wurde für die Ostfront verwendet. Beim Beginn des Vorstoßes 1942 hatte Hitler gesagt: „wenn ich das Öl von Maikop und Grozny nicht bekomme, dann muss ich den Krieg beenden.“ Er hätte sich in seinen eigenen Rat halten sollen.

Die Alliierten schlagen zurück

Die Alliierten waren sich der Macht der Ölwaffe voll bewusst. Sie hielten ein wachsames Auge auf die deutsche Ölproduktion und schicken sogar Expertenteams, um das Motoröl abgeschossener Flugzeuge der deutschen Luftwaffe zu untersuchen und die Qualität von deren Schmierstoffen zu bestimmen. Sie waren zudem in der glücklichen Lage, einen großen Prozentsatz der bekannten Ölreserven der Welt in Amerika, Russland und dem mittleren Osten zu kontrollieren. Jedoch litten selbst sie unter Knappheit, hauptsächlich wegen vernichtender U-Boot-Angriffe auf alliierte Tanker.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1944, nachdem die vorrückende Rote Armee Ploesti und seine Ölfelder vom Dritten Reich zurückerobert hatte, wurden Hitlers Streitkräfte nahezu vollständig von der Produktion synthetischer Treibstoffe abhängig. Die Anlagen zur synthetischen Treibstoffherstellung wurden Hauptziele alliierter Bombenangriffe.

B-17 Fliegenden Festungen nahmen im Mai 1944 an den Angriffen auf die Treibstoffanlagen teil

Zwischen Mai und September 1944 reduzierten alliierte Bombenangriffe die synthetische Treibstoffproduktion Deutschlands um 85 %. Bei einem einzigen Angriff, am 12. Mai, griffen 935 Bomber vom Typ fliegende Festung und Liberator die Ölproduktionsstätten in Zwickau, Leuna, Brux, Lutzendorf und Bohlen an. Jede Anlage wurde zumindest beschädigt und die Hälfte von ihnen wurde abgeschaltet. Albert Speer, Hitlers Minister für Bewaffnung und Munition sagte: „an diesem Tag wurde der technologische Krieg entschieden.“

Trotz der Tatsache, dass Deutschland während des Jahres 1944 Rekordmengen an Waffen produzierte, gab es nicht genug Treibstoff oder Schmierstoffe, um all diese neuen Maschinen einzusetzen. Speer stellte fest: „der Verlust des Treibstoffes hatte …….  einen entscheidenderen Effekt auf den Verlauf des Krieges als die Schwierigkeiten bei der Bewaffnung und Kommunikation.“ Bis kurz vor dem Tag der deutschen Kapitulation war Deutschland durch den Treibstoffmangel auf ein vorindustrielles Niveau reduziert worden.

Zum Beispiel war die Produktion von Flugzeugbenzin um 95 % reduziert, was nur noch ein anderes Öl-Paradox kreierte. Ohne Benzin konnten die Jagdflugzeuge nicht fliegen, um die Anlagen zur Ölproduktion zu schützen, was noch mehr zerstörte Raffinerien und damit noch weniger Treibstoff bedeutete. Um Treibstoff für die Bewegung der Flugzeuge am Boden zu sparen, wurden diese von Kuh- und Pferdegespannen zur Startbahn gezogen.

Speer sah das Unvermeidbare, als er eine Kolonne von 150 Lastkraftwagen der zehnten deutschen Armee sah, von denen jeder von vier Ochsen gezogen wurde. Selbst viele der berühmten V1 und V2 Raketen mussten mit pferdegezogenen Wagen zu ihrer Startposition gezogen werden.

Die Wichtigkeit von Öl wurde nie besser demonstriert, als bei der letzten Schlacht um Berlin. Während dieses erbitterten Kampfes standen sprichwörtlich tausende deutscher Panzer, Flugzeuge und Kanonen in nahegelegenen Lagerhäusern untätig herum, weil es an Treibstoff und Schmierstoffen für ihren Einsatz mangelte.

Angesichts von alledem ist es angemessen, dass Hitlers Körper nach seinem Selbstmord mit Benzin getränkt und verbrannt wurde. Das war das finale, ironische Paradox.

Der Kriegsschauplatz im Pazifik

„Gott war auf der Seite der Nation, die das Öl hatte.“ Prof. Wakimura, kaiserliche Universität Tokio.

Von Berlin aus gesehen auf der anderen Seite der Welt, begann ein anderer Partner der Achsenmächte um des Öl willens einen Krieg mit den Vereinigten Staaten. Die imperialen Ambitionen Japans waren mit seiner Abhängigkeit von amerikanischen Öllieferungen in Konflikt geraten.

Politische Entscheidungsträger in Amerika sperrten sich dagegen weiterhin, Treibstoff an die Japaner zu verkaufen und es damit der kaiserlichen Armee zu ermöglichen, rücksichtslos über das asiatische Festland zu stürmen. Jedoch blieb Amerika eine Zeit lang vorsichtig. Eine in der Vorkriegszeit angefertigte Analyse der amerikanischen Marine stellte fest: „Ein [Öl] Embargo würde wahrscheinlich zu einem baldigen Angriff Japans auf Malaysia und niederländisch Ostindien führen und würde wahrscheinlich die Vereinigten Staaten bald in einen Krieg im Pazifik verwickeln.“

Die Japaner lagerten so viel kalifornisches und mexikanisches Erdöl wie möglich. Sie boten sogar unverblümt an, ein potenziell ölreiches Gebiet Mexikos zu kaufen.

Der Drang nach Öl führte Japan zum ersten Öl Paradox des Krieges im Pazifik. Die Japaner, die ein Ölembargo der USA fürchteten, versuchten ihre Ölquellen zu diversifizieren, indem sie die Kontrolle über Öl produzierende Gebiete erlangten, aber es war genau diese Politik, die zu dem Embargo führte.

Wie die Deutschen, waren sich auch die Japaner ihrer Verwundbarkeit im Bezug auf die Ölversorgung bewusst. Admiral Isoroku Yamamoto, der Architekt des Angriffs auf Pearl Harbor, war so besorgt über den Ölmangel seiner Nation, dass er zu einem Zeitpunkt persönlich Experimente eines „Wissenschaftlers“ gesponsert hat, der behauptete  an einer Methode zu arbeiten, mit der man Wasser in Öl verwandeln kann.

Als das Ölembargo gegen Japan im Oktober 1941 in Kraft trat, war den US-amerikanischen Militärplanern klar, dass ein Krieg im Pazifik unvermeidbar geworden war. Abgehörter und entschlüsselter Funkverkehr brachte die Amerikaner jedoch dazu zu glauben, dass die Japaner geradewegs die Ölquellen in Indonesien und Malaysia angreifen würden. Die Felder in Ostindien lieferten 170.000 Barrel Rohöl pro Tag und waren nur schwach verteidigt. Die Vorstellung, dass die Japaner zuerst einen Hauptangriff durchführen würden, um die amerikanische Marine außer Gefecht zu setzen, kam den meisten Analysten nicht in den Sinn.

Bei all ihrer Voreingenommenheit im Bezug auf das Öl übersahen die Japaner seine Bedeutung in der einen Schlacht, in der es einen entscheidenden Einfluss auf den ganzen Krieg hätte haben können – bei Pearl Harbor selbst. Fixiert auf die amerikanischen Kriegsschiffe und Hafenanlagen, dachten die Planer niemals daran, die Vorratstanks anzugreifen, in denen der Treibstoff für die gesamte US-amerikanische Pazifikflotte lagerte.

Als ihre Flugzeuge nach der zweiten Angriffswelle zu den japanischen Flugzeugträgern zurückgekehrt waren, versuchten einige der Piloten Admiral Nagano davon zu überzeugen, eine dritte Angriffswelle gegen die Instandsetzungs- und Ölanlagen fliegen zu lassen. Aber der Admiral, der zeitweise die Durchführbarkeit der gesamten Operation bezweifelt hatte, war ungewillt das Risiko eines weiteren Angriffs einzugehen. Er sammelte seine Gewinne und fuhr nach Hause; das war ein schwerer Fehler.

Jeder Tropfen Öl auf Oahu  war von Kalifornien dorthin transportiert worden. Admiral Chester Nimitz, der spätere Chef der Pazifikflotte, erinnerte sich: „Das gesamte Öl der Flotte war während des Angriffs auf Pearl Harbor in oberirdischen Tanks. Wir hatten ungefähr viereinhalb Millionen Barrel Öl dort und alles davon war für Geschosse im Kaliber .50 (= 12,7 mm) verwundbar. Wenn die Japaner dieses Öl zerstört hätten, hätte dies den Krieg um zwei weitere Jahre verlängert.“

Admiral Husband E. Kimmel, der nach dem Angriff  seines Kommandos bei der Pazifikflotte enthoben wurde, stimmte zu: „Hätten die Japaner das Öl zerstört, das zu diesem Zeitpunkt vollständig oberirdisch gelagert wurde… Hätte dies den Rückzug der Flotte zur amerikanischen Westküste erzwungen, weil es nirgendwo sonst da draußen Öl gab, um die Flotte weiter zu betreiben.“

Mit der dann von Kalifornien aus operierenden Pazifikflotte hätte es im nächsten Frühjahr keine Schlacht bei den Midwayinseln gegeben und der ganze Komplex des Krieges im Pazifik wäre ein anderer gewesen.

So wie es war, hatten die Japaner im Pazifik für eine kurze Zeit die Oberhand und griffen sich das meiste Öl Ostindiens, obwohl die Alliierten versuchten, die Anlagen dort zu zerstören. Zeitweise erreichte die kaiserliche Marine und Armee was Hitler nie gelang – Öl-Unabhängigkeit.

Dann wurden sie mit einem anderen Problem konfrontiert, das ihren Besitz der Ölfelder bedeutungslos machte – das zweite Öl Paradox des Krieges im Pazifik. Die Japaner hatten zu wenig Tankschiffe, um das benötigte Öl zu ihren Industrieanlagen auf den Heimatsinseln und zu den vielen, über das riesige Reich verteilten Außenposten, zu bringen. Sie waren zunehmend nicht in der Lage, die Tanker, die sie hatten, gegen die von den Alliierten mit U-Booten, Überwasserschiffen und Flugzeugen ausgeführten Angriffe zu schützen. Das Öl musste tausende Meilen von den Ölfeldern von Balikpapan auf Borneo zu den Heimatshäfen in Japan transportiert werden. Die Alliierten lagen auf der ganzen Strecke auf der Lauer.

Sofort nach der Übernahme des Kommandos über die Pazifikflotte vereinbarte Admiral Nimitz mit Admiral Ernes King, dem Chef der Marineoperationen, dass „das Hauptziel der alliierten Streitkräfte die Sicherung ihrer eigenen Versorgungslinien sei und dass man dann westwärts vorzustoßen würde um die Basen einzunehmen, von denen aus Japans unverzichtbare ‚Öl-Linie‘ blockiert werden könnte.“

Eine der wichtigsten Schiffsversenkungen des Krieges geschah als das US-amerikanische U-Boot Grenadier die Tiyo Moru im Sommer 1942 versenkte. Über 1000 japanische Ölexperten und Techniker waren an Bord, mit dem Ziel in Ostindien die Ölproduktion anzukurbeln. Insgesamt 780 von ihnen kamen bei dem Angriff um. Bis zum Ende des Krieges waren 110 japanische Tanker das Opfer amerikanischer U-Boote geworden und teilten das Schicksal der Taiyo Maru auf dem Boden des pazifischen Ozeans.

Die Schutzmaßnahmen, die die Japaner ergriffen, erwiesen sich als wenig hilfreich. US-amerikanische Analysten hatten den Verschlüsselungscode der japanischen Marine geknackt und waren vollständig über die Fahrpläne und Ladungen der Tanker informiert. Die kaiserliche Marine reagierte langsam. Die Etablierung von Konvois zum Schutz der kostbaren Tanker erfolgte erst 1943.

Bald spürte die kaiserliche Marine selbst die Treibstoffknappheit. Übungsfahrten wurden verkürzt und dann eingestellt. Strategische Entscheidungen wurden eher aufgrund von Treibstoff-Erfordernissen als aus politischen oder militärischen Gründen getroffen. Zum Beispiel unternahm die japanische Flotte wegen ihres zu geringen Treibstoffvorrats im Mariannen-Feldzug von 1944 keinen Versuch, das Vorrücken der Amerikaner zu behindern. Die Japaner waren gewillt alles zu riskieren, um die Philippinen zu verteidigen, weil diese Inseln sehr wichtig für die Verteidigung der langen kaiserlichen Schifffahrtslinien von Borneo und Sumatra nach Tokio waren. Aber beim Leyte Golf, wo General MacArthurs Invasionstruppe noch durch einen Gegenangriff verwundbar war, drehte die japanische zweite Flotte unter Admiral Kurita nur 40 Meilen vom Strand entfernt ab und fuhr zurück, weil der Admiral meinte, er hätte zu wenig Treibstoff, um einen Angriff zu riskieren.

Bei der großen alliierten Gegenoffensive im Pazifik gab es keine halben Sachen. General Curtis LeMay setzte das gesamte in Guam stationierte 315. Bombergeschwader ein, um die japanischen Treibstoffanlagen anzugreifen. Am Ende des Krieges war Japans Raffinerieproduktion auf 6 % der Normalleisutng gefallen und die Zivilisten in der Heimat waren zu solchen Dingen gezwungen wie dem Versuch, Treibstoff aus Kiefernwurzeln zu brauen.

Die Vergeblichkeit dieses Versuchs war selbst in japanischen Regierungsberichten dieser Zeit offensichtlich, die offen legten, dass das gesetzte Ziel von 1200 Barrel Kiefernwurzel-Treibstoff pro Tag die Vollzeitbeschäftigung von 1,25 Millionen Arbeitern erfordern würde. Nebenbei bemerkt, der Kiefernwurzel Treibstoff verklebte die Maschinen nach nur kurzer Laufzeit irreparabel.

Die traurigste Facette der pazifischen Ölsituation ist, wie auch immer, dass der Einsatz der Kamikaze-Selbstmordflugzeuge als eine Methode zur Treibstoffeinsparung entwickelt wurde. Während Japan zu wenig Flugbenzin hatte, hatte es einen Überfluss an Piloten. In der Theorie würden drei Selbstmordflugzeuge ausreichen,  um ein amerikanisches Kriegsschiff zu versenken, während ein konventioneller Angriff zwischen 15 und 20 japanische Kampfbomber benötigte, um die Aufgabe zu erfüllen. Noch mehr Benzin wurde gespart, weil diese drei Piloten keinen Treibstoff für den Rückflug zur Basis benötigten.

Einige Historiker, die in der konventionellen Analyse der militärischen Zwangslage der Japaner gefangen sind, haben vorgeschlagen, sie hätten ihre See- und Luftstreitkräfte zurück in das Heimatsgebiet verlegen sollen, anstatt Menschen und Material für Kämpfe in weit entfernten Gebieten einzusetzen. Das Verständnis der Ölsituation wischt diese Spekulationen jedoch weg. Ein Flugzeugträger in Okinawa oder in der Bucht von Tokio nützt nichts, wenn der einzige für ihn erhältliche Treibstoff in Sumatra ist. Daher ist das finale Öl-Paradox des Krieges im Pazifik:  Genau zu dem Zeitpunkt, als die kaiserliche Flotte benötigt wurde, um alliierte Angriffe abzuwehren, war sie gezwungen, sich in der Nähe von Treibstoffquellen zu verteilen.

Eine angemessene Nachbemerkung zu Japans abgewehrten Drang nach Öl gab es kurz nach seiner Kapitulation, als eine Abteilung US-amerikanischer Seeleute los zog, um General Hideki Tojo wegen Kriegsverbrechen festzunehmen. Er versuchte Selbstmord zu begehen und es dauerte 2 Stunden, einen Krankenwagen mit genug Benzin zu finden, um ihn in ein Krankenhaus zu bringen. Thomas Moorer, der später Chef der Marineoperationen wurde, war Zeuge der Szene und er reflektierte: „verliere niemals einen Krieg, und der Weg einen Krieg zu verlieren, ist kein Öl mehr zu haben.“

Fazit

„Der Krieg wurde mit Maschinen und Oktan entschieden.“ – Joseph Stalin

„In erster Linie bestimmte Petroleum jede Bewegung.“ – Winston Churchill

Mit 50 Jahren und einer Million Seiten Analysen zwischen uns und den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges ist es leicht, die damals gelernten Lektionen zu vergessen. Heute, mit Streitkräften, die wirklich und voll mechanisiert sind, sind die Nationen der Welt mehr als jemals zuvor von sicheren Ölversorgungslinien abhängig, um die Einsatzfähigkeit ihrer bewaffneten Kräfte zu erhalten. Wir würden gut daran tun, daran zu denken, dass die Panzer und Kriegsschiffe und die beste Technologie, die man mit Geld kaufen kann, nichts weiter als einladende Ziele sind, wenn man sie nicht bewegen kann. Und Öl ist noch immer die einzige Substanz, mit der man sie bewegen kann.

Ende der Übersetzung des Artikels von Michael Antonucci

Übersetzung von Christoph Becker, Kelberg, den 10. September 2017.

Nachbemerkung zur Übersetzung

Gefunden hatte ich den oben übersetzten Artikel durch eine google-Suche, die mich zuerst zu www.sunray22b.net/why_germany_really_lost_ww_ii.htm, wo auch auf das Buch Supplying War: Logistics From Wallenstein To Patton von Martin van Creveld hingewiesen wurde.  Das Buch habe ich noch nicht. Es ist zu vermuten, dass van Creveld auch das Thema Öl behandelt hat und dass er insgesamt wie bei ihm üblich auch reichlich Quellenangaben gemacht hat.

Dass ich den Artikel ausgerechnet am 9./10. September 2017 übersetzt habe war in sofern passend, als der 10.9.2017 der Tag des Offenen Denkmals war, der 2017 dem Thema „Macht und Pracht“ gewidmet ist. Die Macht und Pracht der westlichen Industriegesellschaften beruht auf der Verfügbarkeit sich zunehmend erschöpfender, und zudem größten Teils in fremden Ländern liegenden Ölvorräte.  Wesentliche Aspekte des Schicksals Deutschlands und Japans im 2. Weltkrieg, wie den Kollaps durch Energiemangel, wird man wohl unvermeidbar in den nächsten Jahren bis maximal ein bis zwei Jahrzehnten auch in Deutschland und Westeuropa beobachten können.

Weder der Regierung noch der Masse der Bevölkerung scheint der gravierende Unterschied zwischen Energie und Technologie klar zu sein. Unklar ist den meisten auch, dass man nicht einfach Energie braucht, sondern sehr hochwertige, konzentrierte Energie, die dazu dann auch noch transportabel gespeichert und kontrolliert und bedarfsgerecht genutzt werden kann.

Im Folgenden noch einige andere in diesem Zusammen vielleicht interessante Artikel meiner Webseite:

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3Westbach51
3Westbach51
24. Februar 2018 22:02

Weitere Quellen zu diesem Thema:
The MAIN Reason Why Germany Lost WW2 – OIL ( https://youtu.be/kVo5I0xNRhg )
Ein Vortrag des Historikers Dr. Anand Toprani:
Oil and Grand Strategy: Great Britain and Germany, 1918–1941 ( https://youtu.be/RgxEBGAXNRU )
seine über 600 Seiten umfassende Dissertation, ebenfalls mit dem Titel „OIL AND GRAND STRATEGY:
GREAT BRITAIN AND GERMANY, 1918-1941
“ als pdf-Datei:
https://repository.library.georgetown.edu/bitstream/handle/10822/557628/Toprani_georgetown_0076D_11993.pdf
Tropani arbeitet am Naval War College: https://usnwc.edu/Faculty-and-Departments/Directory/Anand-Toprani