Alte Landwirtschaftsfilme – Lektionen für die Zukunft

Die heute noch moderne und übliche, moderne Landwirtschaft mit Traktoren, GPS, Kunstdünger, Herbiziden und Pestiziden usw. ist nicht nachhaltig. Ein Blick zurück in alte Zeiten erscheint mir daher auch mit Blick auf die Zukunft nützlich.

Ich habe hier daher einige alte Filme eingebunden:


Meine Anmerkungen zu diesem Film:

  1. Wie Reinhard Rürup in seinem Buch Deutschland im 19. Jahrhundert. 1815 – 1871, in dem Kapitel über die Landwirtschaft schreibt, wurde in Deutschland erst Anfang des 19. Jahrhunderts die Sichel durch die Sense verdrängt, was bei der Getreideernte eine Verdreifachung des Produktivität pro Schnitter bewirkt habe. Wie insbesondere der englische Wikipediaeintrag zur Sense ( https://en.wikipedia.org/wiki/Scythe ) zeigt, sind Sensen in Europa bereits in der Römerzeit und in Deutschland zumindest (wieder) aber in der Karolinger-Zeit im 9. Jahrhundert verwendet worden. Auf Pieter Breugels berühmten, 1565 entstandenem Bild “Die Kornernte” ( de.wikipedia.org/wiki/Die_Kornernte ) verwenden die Schnitter Sensen. Allerdings ohne die Vorrichtung zum Sammeln des Getreides, die später für Kronsensen, wie ich sie noch als Kind in der Eifel im Einsatz gesehen habe, üblich waren.
  2. Beim Ansehen dieses Filmes habe ich mich gefragt, was diesen Bauern und Landarbeitern alles an Mühen erspart geblieben wäre, und um wie viel höher ihre Erträge gewesen wären, wenn sie das moderne Wissen über gekannt und angewendet hätten, auf das ich  z.B. in Informationen zu Möglichkeiten der Ertragssteigerung in der Landwirtschaft hingewiesen habe. Sie hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit mit sehr viel weniger Arbeit sehr viel mehr ernten können.

Zwei weitere alte Filme über die Landwirtschaft:

Die Not nach dem verregneten Sommer 1816, dessen Folgen z.B. in dem auf alten Aufzeichnungen beruhenden Roman Als die große Hungersnot kam: Eine Erzählung aus den Eifeler Schicksalsjahren 1816/1817, von Fritz Koenn hätte man vielleicht zumindest mindern können,  wenn die Bauern in der Eifel damals die in diesem Film gezeigten Methoden und Möglichkeiten zur Optimierung der Heu und Getreideernte gekannt und genutzt hätten. 

Die Methoden zum sogenannten “Stockpiled Grazing”, was man als Lagerweide übersetzen kann, hätten damals die Notwendigkeit zur Anwendung solcher aufwendiger Methoden zur Heugewinnung reduziert, wie sie auch heute die Pofitabilität landwirtschaftlicher Betriebe erheblich steigern und den Energieverbrauch und die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft senken würden, wenn man diese Methoden anwenden lernen würde. Jim Gerrish hat mit Kick the Hay Habit – A practical Guide to year round Grazing ein Buch über dieses Thema geschrieben, das auch als Hörbuch verfügbar ist. Auf Youtube findet man verschiedene Vorträge wenn man mit “Get the Hay out” oder “Winter Grazing” oder “Stockpiled Grazing” sucht. Die deutschen Bauern, die ich darauf hingewiesen habe behaupten zwar alle, das würde in Deutschland nicht funktionieren, aber es spricht ansonsten eigentlich alles dafür, dass es in Deutschland ganz hervorragend funktionieren würde, wenn man sich etwas damit befassen es versuchen würde.

Schweizer Agrartechnik um 1936

Sieben Jahre nach diesem Film, im Jahr 1943, erschien in den USA “Plowman’s Folly” (dt: Die Torheit des Plügenden) von Edward H. Faulkner, auf das ich in Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte  hingewiesen hatte.  Auf dem Versuchsgut Rengen,  führte man 1935 bis 1940 den Weideversuch durch, auf den ich in Was würde der alte deutsche Weidepapst sagen?  hingewiesen hatte. Eine Direktsaat-Sämaschine für Pferdezug hätte man 1936 problemlos bauen können. Ein ohne Pflügen und Kunstdünger auskommender, energiesparender Getreideanbau, wie ihn heute unter anderem Gabe Brown ( brownsranch.us ) in den USA und Colin Seis ( www.pasturecropping.com ) erfolgreich durchführt, auf den ich unter anderem in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung hingewiesen habe, wäre auch damals möglich gewesen, wenn man gewusst und angewendet hätte, was man heute weiß (oder wissen könnte).

Kelberg, den 7. Februar 2018

Christoph Becker

 




Ein sensationelles Interview in der Genderdebatte

Ich möchte hier auf das sensationelle, weltweit Aufsehen erregende Interview des kanadischen Psychologieprofessors Jordan Peterson mit der Journalistin Cathy Newman von Chanel 4 hinweisen, das am 16.1.2018 auf youtube hochgeladen wurde und am 21.1.2018 schon fast 2,5 Millionen Aufrufe, mehr als 50 Tsd. Kommentare und 103 Tsd. Likes bei 2 Tsd. Dislikes vorzuweisen hatte.



An  deutschsprachigen Kommentaren zu diesem Interview fand ich bisher:

Hier einige englischsprachige Videokommentare zu diesem Interview auf Youtube:

Mit “Jordan Peterson Cathy Newman” findet man auf Youtube  und natürlich auch per google weitere Kommentare.

Kelberg, den 21.1.2018

Christoph Becker




Venezuela – Hunger und Not trotz weltgrößter Ölvorkommen

Venezuela ist seit 1960 Mitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) , es hat nach eigenen Angaben, heute, also über 50 Jahre später, die weltgrößten Ölreserven, vor Saudi Arabien, Russland und den USA, und es ist trotzdem 2017/2018  zugleich ein Beispiel dafür, wie eine Gesellschaft scheitern und wirtschaftlich weitgehend kollabieren kann

Der Artikel Hyperinflation und Lebensmittelmangel: Venezuelas große Leere, von Klaus Ehringfeld auf Spiegel-Online am 14. Januar 2018 hat mich etwas recherchieren lassen. Der Artikel beginnt damit, dass eine Bäckerei wegen Plünderung geschlossen hat.

Hier zunächst einige Artikel, die ich mit einer google-Suche mit “Venezuela Ölreserven fand:

Mit der Suchwortkombination “Venezuela Kollaps” fand ich unter anderem auch die folgenden Artikel

Ein besonders erwähnenswertes Fundstück ist der am 14.12.2017 auf der Internetseite Crashkurs.com erschienene Artikel  Oha! Bank of England warnt Regierung vor ähnlichem Kollaps wie in Venezuela. Großbritannien war und ist auch ein Ölförderland. Es war zudem das erste Industrieland der Welt. Grundlage von Großbritanniens  Aufstieg zum Industriestandort war die Kohle, von der es, genauso wie Deutschland noch immer sehr viel hat. Das Problem ist nur, dass die Förderung von Kohle und Öl auch Energie kostet und dass dieser Aufwand mit der Zeit immer größer wird.

Mit “Venezuela crude oil quality” findet man verschiedene Artikel, die zeigen, dass die Qualität des von Venezuela gelieferten Öls ziemlich schlecht ist und sich in den letzten Jahren sehr verschlechtert hat.

Ein Artikel, der die Situation gut erklärt, ist  Venezuela’s Oil Reserves Are Probably Vastly Overstated von Robert Rapier vom 1. Juli 2016.

Dort wird insbesondere auch der oft für Verwirrung sorgende Unterschied zwischen Ölvorkommen (Ressources) und nachgewiesenen Ölreserven (proven reserves) erklärt.

Die Ölvorkommen sind das, was insgesamt vorhanden ist. Die nachgewiesenen Reserven sind die Teilmenge der Ölvorkommen, die mit den aktuellen technischen Möglichkeiten und bei den gegebenen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen (Umweltschutz!) bei den aktuellen Marktpreisen tatsächlich wirtschaftlich gefördert werden können.

Zur Verdeutlichung des Unterschiedes erwähnt Rapier das Gold in den Ozeanen. Das Goldvorkommen in den Ozeanen wird auf ca. 20 Millionen Tonnen geschätzt. Es  ist größer als alle Goldreserven der Welt zusammen genommen. Weil die Gewinnung von einer Unze Gold aus Meerwasser zehn oder sogar hundert mal soviel wie der aktuelle Marktpreis von einer Unze Gold kostet, ist die aktuelle, nachgewiesene Goldreserve der Ozeane genau null.

Venezuelas Ölreserven sind rasant gewachsen, als der Ölpreis stieg. Bei fallendem Ölpreis sind sie aber massiv gesunken, weil gerade die Förderung und Aufbereitung des venezolanischen Öls technisch sehr aufwendig und schwierig ist. Dazu kommt das politische und gesellschaftliche Umfeld, das ebenfalls einen Kostenfaktor der Ölförderung darstellt. Der gesellschaftlich-politische Kostenfaktor ist durch die sozialistischen Regierungen Venezuelas stark in die Höhe getrieben worden.

Eine Mischung aus schwierigen geologischen Verhältnissen, schlechter Ölqualität und aus politischen und gesellschaftlichen Faktoren hat in Venezuela dazu geführt, dass die Ölförderung  trotz riesiger Ölvorkommen gesunken ist und sich fast nicht mehr lohnt. Anderseits ist die Wirtschaft in Venezuela extrem vom Erdöl und den damit bisher bezahlten Importen abhängig.

Venezuela ist einerseits ein Sonderfall, aber zugleich ist es auch ein warnendes Beispiel für die Industriestaaten des Westens, die ebenfalls extrem vom Öl abhängen. Deutschland produziert zwar, z.B. sehr viele Nahrungsmittel selbst, aber es kann dies nur weil und solange es genug billiges Erdöl und Erdgas bekommt.  Der deutsche Sozialstaat mit seiner ganzen Komplexität und Attraktivität ist nur funktionsfähig, weil und solange es genug billiges Öl und Erdgas gibt. Selbst die Produktion “erneuerbarer” Energien ist nur möglich, weil und solange es genug billiges Erdöl und Erdgas gibt.

Kelberg, den 20.1.2018

Christoph Becker




US-Militärwerbung: BRD verliert fast 50 Millionen Einwohner bis 2025

Der Artikel Aufbauende Landwirtschaft, vom 17.1.2017, auf www.konstantin-kirsch.de hat mich auf diesen Blog aufmerksam gemacht und dort etwas stöbern lassen.  Dabei fand ich den Artikel  Was taugen die Prognosen der Deagel-Liste? In Deutschland 60% Bevölkerungsrückgang in den kommenden 7 Jahren??.

Der Link auf die dort angegebenen, aktuellen Schätzungen der Bevölkerungsentwicklung bis 2025 ist: http://www.deagel.com/country/forecast.aspx .

Auffällig ist, dass nach dieser Schätzung in allen west- und mitteleuropäischen Staaten die Bevölkerung in den nächsten 7 Jahren sehr heftig schrumpfen wird, während in anderen Ländern die Bevölkerung nur  wenig schrumpfen oder zunehmen wird. Der europäische Schwerpunkt der Schrumpfung ist dabei Deutschland, für das ein Bevölkerungsrückgang von fast 49,4  Millionen, auf nur noch gut 31 Millionen und eine Schrumpfung des Bruttosozialproduktes auf weniger als 23 % des aktuellen Wertes vorausgesagt wird. Nur der für die USA vorausgesagte Bevölkerungsrückgang wäre mit mehr als 269 Millionen Menschen noch größer. So wie es aussieht, wird hier mit einem alle westlichen Staaten erfassenden Weltkrieg gerechnet.

Das Lesen der Tabelle zeigt, dass die Autoren für andere Länder durchaus ein Bevölkerungswachstum, und/oder ein zum Teil sogar sehr beeindruckendes Wirtschaftswachstum  prognostizieren.  Die Herkunftsländer der meisten Flüchtlinge schneiden recht gut ab. Die Überlebenschancen sind z.B. in Syrien, Afghanistan, der Türkei und in Ägypten  in den nächsten 7 Jahren drastisch höher als in Deutschland. Dem angeblich “bösen” Donald Trump werden demnach viele potentielle Flüchtlinge ihr Leben zu verdanken haben, weil er sie nicht in die USA gelassen hat. Sicher,  hinter www.deagel.com steckt, so wie es aussieht, die amerikanische Rüstungsindustrie mit ihren Interessen. Aber die Prognose ist meines Erachtens dennoch sehr realistisch. Die einzige vernünftige Möglichkeit, das Eintreffen dieser finsteren Prognose zu verhindern wäre damit zu rechnen, dass es so oder noch schlimmer als von den Autoren von www.deagel.com vorausgesehen kommt und zugleich alles zu tun, um dies zu verhindern. Genau das aber wird man in Deutschland, so wie es aussieht, ganz sicher nicht tun.

Ich möchte hier dazu auch auf folgende Artikel meiner Webseite hinweisen, die vielleicht zum Verständnis der Gründe der in www.deagel.com/country/forecast.aspx prognostizierten Bevölkerungsschrumpfung  beitragen können und zeigen, dass die Autoren von www.deagel.com vielleicht nicht nur ihr wirtschaftliches Interesse, sondern ernste Besorgnis treibt. Immerhin hat der Streitkräfteausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses mit 60 zu 1 Stimmen einen deutlich höheren Rüstungsetat genehmigt als selbst Donald Trump es gewünscht hatte, wie ein Artikel auf Telepolis am 10. Juli 2017 zeigte: USA: Kongress will noch mehr Geld für das Militär als Trump. Die Annahme, dass alle fast alle amerikanischen Abgeordneten paranoide Spinner oder willenloses, korruptes Stimmvieh der Rüstungsindustrie sind, erscheint mir doch etwas absurd. Die Kriegsgefahr ist vielleicht wirklich real und meine im Folgenden aufgelisteten Artikel bestätigen es:

Für die Optimisten habe ich folgende Empfehlungen:

Wildschweine sind nämlich sehr intelligente Tiere und ALLE Wildschweine, die erlegt werden,  werden dies nur, weil sie zu optimistisch waren. Die Deutschen, die meinen es gäbe keinen Krieg, machen vielleicht denselben Fehler wie diese Wildschweine. Ich habe aber auch noch ein menschliches Beispiel gefunden: Juden sind (als Folge jahrhundertelanger Verfolgung) im Mittel intelligenter als  Durchschnittsdeutsche und die Familie Weiß im Film Holocaust gehörte zu den besonders gescheiten und gebildeten Juden.  Mit diesem Wissen empfehle ich den Optimisten, sich auf Youtube  HOLOCAUST – Die Geschichte der Familie Weiss – Teil 1: Die hereinbrechende Dunkelheit (1935 – 1940), insbesondere etwa ab Minute 22 bis etwa Minute 29 anzusehen. Und dann vielleicht hier und da den Rest der traurigen Geschichte. In Teil vier werden Dr. Weiss und seine Frau nach Auschwitz gebracht und dort vergast. Das, wofür diese Geschichte steht, ist der Hintergrund für den Aufbau und die Kampfkraft der Israelischen Streitkräfte gewesen.

Es macht vor diesem Hintergrund Sinn, noch einmal in Sun Tzu – The Art of War, dem über 2200 Jahre alten chinesischen Klassiker des Krieges zu lesen. Eine Kopie ist  z.B. hier zu finden: web.stanford.edu/class/polisci211z/1.1/Sun%20Tzu.pdf

Die Regierung und die Bevölkerung in Deutschland und in anderen westlichen Staaten scheinen den Ehrgeiz zu haben, so ziemlich alles falsch machen, und sich die aller größte Mühen zu geben, den nächsten Krieg zu provozieren und zu verlieren.

Zum Beispiel schreibt SunTzu  im Kapitel 2, Waging War, 5.: Wenn deine Waffen stumpf und deine Begeisterung gedämpft ist, wenn deine Stärke erschöpft und dein Staatsschatz ausgegeben ist, dann werden benachbarte Herrscher sich deine Schwäche zu Nutze machen und handeln. 

oder in Kapitel 5, Dispositions: In der alten Zeit machten sich die meisterhaften Krieger selber unbesiegbar und warteten auf den Moment der Verwundbarkeit des Feindes. Unbesiegbarkeit hängt von einem selber ab. Die Verwundbarkeit des Feindes hängt vom Feind ab. 

  1. Nachtrag: Im Zusammenhang mit den Prognosen auf www.deagel.com und den oben erwähnten Etatsteigerungen des US-Militärs, sollte man auch die folgende Meldung vom 24. Dezember 2017  sehen:

www.spiegel.de/politik/ausland/us-general-stimmt-soldaten-auf-grossen-krieg-ein-a-1184888.html

2. Nachtrag: Es empfiehlt sich sehr, die Anmerkungen unter der Tabelle www.deagel.com/country/forecast.aspx zu lesen. Die Autoren sind demnach NICHT mit irgendwelchen Firmen verbunden und die der Hintergrund für die prognostizierte Reduktion der Bevölkerungen und der Bruttosozialprodukte in den westlichen Industriestaaten ist NICHT die Annahme eines Krieges.  Die Autoren rechnen vielmehr mit einem wirtschaftlichen Kollaps insbesondere der westlichen Industriestaaten, ähnlich dem Zusammenbruch der UdSSR, nur schlimmer, weil die Fallhöhe größer ist. Die Annahme ist, dass viele Statistiken im Westen letztlich frisiert sind und  dass insbesondere die Leistungsversprechen der Sozialstaaten und Pensionsfonds nicht haltbar sind, was zu einem Anstieg der Sterblichkeit und auch zur Auswanderung führen würde. Für Deutschland würde das bedeuten, dass nicht Krieg, sondern eher die Entwicklungen, wie sie z.B. Thilo Sarazin in Deutschland schafft sich ab: Wir wir unser Land aufs Spiel setzen und Rolf-Peter Sieferle in Das Migrationsproblem: Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung  oder Gunnar Heinsohn z.B. auf Youtube in dem Interviews wie   BRD ruiniert! Die Prognose – Gunnar Heinsohn.

Das erklärt, warum die für Deutschland bis 2025 prognostizierte Schrumpfung der Bevölkerung und der Wirtschaftsleistung auf  www.deagel.com/country/forecast.aspx  deutlich geringer ist, als ich es für den Fall eines Krieges eigentlich erwarten würde. Amerikanische Simulationen zu einem großen EMP-Ereignisse wie in One Second After: Die Welt ohne Strom, und wie man es auch für Deutschland am ersten Tag eines modernen Krieges erwarten kann, gehen immerhin davon aus, dass binnen eines Jahres ca. 90 % der Bevölkerung sterben. Für Deutschland würde das bedeuten, dass die Bevölkerung von derzeit ca. 81 Millionen auf ca. 8,1 Millionen schrumpfen würde. Der nicht ganz so schlimme wirtschaftliche Kollaps mit einer Schrumpfung auf “nur” ca. 31 Millionen Einwohner, wie ihn die Autoren von    www.deagel.com/country/forecast.aspx  also annehmen, hat den Nachteil, dass er im Gegensatz zu einem Krieg mit höherer Wahrscheinlichkeit, eintrifft. Siehe dazu insbesondere meine Übersetzung des Interviews mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften. Allerdings könnte so ein wirtschaftlicher Kollaps die militärische Eroberung Deutschlands provozieren,  womit es dann doch auch zu einem Krieg käme.

Kelberg, den 18.1.2017

Christoph Becker




Informationen zu Möglichkeiten der Ertragssteigerung in der Landwirtschaft

Hier möchte ich zunächst auf  einige Informationsquellen zum Thema Weidewirtschaft hinweisen, bzw. Links angeben, die ich  in den letzten Tagen neu dazu  gefunden habe:

Webinar mir Dr. Allan Williams über die Kombination von Rinderherden, Zwischenfrüchten und Marktfrüchten

Das Webinar mit Dr. Allen Williams Cattle, Cover Crops, Hope – a Pasture Project and Practical Farmers of Iowa Webinar. Es ist der  Dr. Allan Williams aus meinem Artikel Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016. In dem Webinar zeigt Williams unter anderem die Zahlen eines realen Betriebes, der mit Hilfe einer geschickten Kombination der Nutzung von Zwischenfrüchten (Cover Crops) und Rindern einen zusätzlichen Nettoertrag in Form von Einsparung für Düngemittel und in Form von Fleischproduktion, von insgesamt über 350 Dollar pro Hektar erzielt hat.

In dem Webinar werden weitere Informationsquellen angegeben:

Die sehr sehenswerte Carbon Cowboy Serie auf Vimeo:

Die Internetseite  http://pastureproject.org. Dort gibt es jede Menge Information zum Thema Weidewirtschaft.  Einige Beispiele:

Über Pastureproject.org fand ich auch http://www.wallacecenter.org/pastureproject , wo sich unter anderem der Artikel Adaptiv High Stock Density Grazing von Dr. Allan Williams findet.

Die latente Samenbank in den Wiesen und Weiden

Aufmerksame Leser von meinem Blogbeitrag Abschlußvortrag der Grassfed Exchange 2016 werden sich gefragt haben, wie es möglich war, dass die Zahl der Futterpflanzen “einfach so”, also ohne das Kaufen und ausbringen von Saatgut, in nur vier Weidesaisonen von 3 – 4 Futterplanzenarten auf 43 Arten steigen konnte. Allan Williams erwähnt in dem oben verlinkten Webinar die “latente Samenbank”, die durch die Wirkung einer hohen Tierdichte in Kombination mit anschließenden langen Ruhephasen genutzt werden kann. Dazu habe ich in dem in dem 3. Teil des Grazing Curriculums , Folie 4, folgendes gefunden:

Die latente Samenbank ist buchstäblich eine historische Bank mit Samen, die bereits natürlich in unserem Boden existieren. Samen im Boden können für hunderte von Jahren ruhen und sie können unter bestimmten, ihre Ruhe störenden Umständen zurück zum Leben erweckt werden.  Der Gebrauch von Feuer oder die Einwirkung von Vieherden, die mit ihren Hufen oder Klauen die  Bodenoberfläche stören, kombiniert mit anschließender Ruhe, sind übliche Methoden um auf  die Samenbank zu zu greifen.

Links:

Mir hat gerade vor einigen Tagen noch ein Bauer und Jäger erzählt, dass er sich Samen für seinen Wildacker kaufen will. Wenn er seine Rinder mit hoher Tierdichte, als mit vielleicht nur 10 oder weniger Quadratmeter pro Rind im nächsten Sommer jeweils nur kurze  Zeit auf seinem Wildacker weiden und dabei die Tiere hastig  30 % vielleicht 30 % der Pflanzen fressen und den Rest zertrampeln läßt und wenn er dann einige Monate wartet bevor die Tiere wieder auf das jeweilige Stück kommen, dann würde er damit diese latente Samendatenbank öfnen und würde staunen, was darin alles enthalten ist.  Dass selben könnte er auch mit seinen anderen Weiden machen und damit sein gesamtes Weideland kostengünstig in einen attraktiven Wildacker verwandeln und gleichzeitig die Qualität seiner Weiden und seines Jagdreviers steigern.

Agroforstwirtschaft in Europa

 

Weitere Informationen zur Landwirtschaft: Durch die Suche nach Vorträgen von Paul Kaiser von der Singing Frogs Farm, bin ich über dessen Vortrag bei der Quivira Conference 2014 ( 2014 Quivira Conference, Paul Kaiser) auf eben diese Konferenzen aufmerksam geworden. Damit fand ich auf Youtube unter anderem 2014 Quivira Conference (Back to the future), Dr. Christian Dupraz, einen sehr interessanten Vortrag über Agroforstwirtschaft und aktuelle Forschungen in Frankreich. Von Dr. Christian Dupraz findet sich dann auch der folgende, gut 12 Minütige Präsentation auf Youtube: Combining agricultural, forestry, and climate change agendas in Europe – Christian Dupraz. Einige Fakten die mir in Erinnerung blieben: Bis 2001 hat die EU den Bauern die Subventionen gestrichen, wenn sie es gewagt haben, auch nur einen Baum auf ihre Wiesen oder Felder zu pflanzen. Inzwischen haben die Bürokraten offenbar etwas dazu gelernt. Die Kombination aus Bäumen und Feldern oder Wiesen steigert nicht nicht nur die Widerstandsfähigkeit gegen Dürren und Hitzesch äden, sondern sie steigert auch die gesamte Photosyntheseleistung pro Hektar um ca. 40 Prozent gegenüber nur landwirtschaftlicher oder nur forstwirtschaftlicher Nutzung. Durch den Vortrag von Christian Dupraz fand ich www.agroforst.org , die Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Agroforst Deutschland. Dort findet sich z.B. auch die Internetadresse www.agroforst-info.de, wo man weitere Informationen in deutscher Sprache findet.

Wie man Insekten und Singvogelpupulationen steigert und dabei als Landwirt gut verdient

Der oben schon erwähnte Vortrag 2014 Quivira Conference, Paul Kaiser  von Paul Kaiser zeigt übrigens unter anderem, dass und wie man z.B. die Insekten- und Singvogelpopulationen  als Nebenprodukt einer intelligenten, extrem produktiven Landwirtschaft drastisch steigern kann. Die Kaisers machen pro Hektar ca. 50 mal soviel Umsatz wie eine durchschnittliche kalifornische Gemüsefarm und immer noch 4 bis 5 mal soviel Umsatz wie die besten kalifornischen Weinbauern, und dass obwohl bei ihnen der letzte Frost oft im Juni und der erste Frost oft schon früh im September ist. Sie ernten trotzdem 3 bis 7 mal im Jahr, und können als einziger Betriebe ihres Landkreises das ganze Jahr durch frische Waren aus eigener Produktion  liefern, während die anderen in der Gegend nur ein bis maximal zwei Ernten im Jahr einfahren können. Dabei kommen die Kaisers fast ohne Maschinen aus. Paul Kaiser weist auch darauf hin, dass die Verstärkung der Population der Wildbienen, die durch seine Wirtschaftsweise ermöglicht wurde, zu einer erheblichen Leistungssteigerung der von den Imkern gehaltenen zahmen Bienen führt. Die Wildbienen sind also aus Sicht des Imkers keine Konkurrenz der Bienen sondern eher ein Turbo.

Energie und den Stress für Heu und Silo sparen

Hier möchte ich auf etwas hinweisen, das es, soweit ich es beobachtet habe, hier in Deutschland so gut wie nicht gibt:

Man muss kein oder so gut wie kein Heu oder Silo machen, wenn man die Weiden intelligent managt.

Vorträge sehr erfahrener Landwirte und Agrarwissenschaftler,  und Literatur dazu:

Ein Buch dazu: Kick the Hay Habbit: A Practical Guide to Year round Grazing. Das Buch gibt es auch als Hörbuch.

Mit Blick auf die Entwicklung am Energiemarkt (Grafiken zum Thema Öl , Blut für Öl und Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters , Der Aufziehenden Sturm am Ölhimmel) und mit Blick auf die Zukunft sollte/würde man vernünftiger Weise alles tun, um schnellstmöglich zu lernen diese Methoden an zu wenden. Wenn man das nicht tut, wird die Heuernte in Zukunft zum Alptraum, wenn all die schweren Traktoren und Maschinen mangels Diesel und Ersatzteilen  als Folge eines Krieges oder einer schweren Wirtschaftskrise nicht mehr funktionieren.  Davon abgesehen, sollte man annehmen, dass es auch angesichts der Klimaschutzziele eigentlich selbstverständlich sein sollte, solche Möglichkeiten, wie die vollständige oder weitgehende Einsparung der Heu- und Siloernte zu erkunden und anwenden zu lernen. Aber das würde ja das Wirtschaftswachstum senken und das geht gar nicht.

Fachinformationen und Saatgut

Auf der Internetseite der Firma Deutsche Saatveredelung habe ich eine ganz Menge zum Thema Zwischenfrüchte und Saatgut gefunden. Hier der Link: www.dsv-saaten.de.

Bountifull Gardens, der Saatgutladen von John Jeavons, der ein sehr umfassendes Angebot hatte, hat seinen Betrieb 2017 offenbar eingestellt. Auf der Webseite www.bountifulgardens.org finden sich nun aber viele Adressen der ehemaligen Lieferanten, wo man noch Saatgut beziehen kann.

Wildschadensverhütung und Wildbestandsverbesserung

Ein Argument für gut gemanagte, nahrhafte und vielfältige Winterweiden und auch generell für die Verbesserung der biologischen Vielfalt durch Zwischenfrüchte und durch das Beweiden mit hoher Tierdichte ist, dass damit z.B. Rehwild und Rotwild das ganze Jahr über attraktivere Nahrungsquellen außerhalb des Waldes bekäme.  Das würde den Wildbestand steigern, auch indem aus Nachbarrevieren kapitales Wild angelockt wird. Man könnte so dem Wild auch attraktive Alternativen zum Verbiss von Bäumen und zum Schälen von Bäumen geben, was dann trotz höherer Wilddichte die Wildschäden reduzieren würde. Auch wäre die Jagd vielleicht einfacher.

Möglichkeiten zur Optimierung des Kartoffelanbaus?

Eine Frage, die sich mir aufdrängt ist, ob bzw. wie man

  • verschiedene Effekte und Phänomene etwa des Erfolges von Paul Kaisers Singing Frogs Farm,
  • der von Allan Williams und anderen propagierten, kombinierten Nutzung von Rindern und Zwischenfrüchten für den Anbau von Marktfrüchten wie Getreide (Row Crops) und
  • der von Christian Dupraz in den oben verlinkten Vorträgen geschilderten Möglichkeiten und Vorteile der Agroforstwirtschaft

für eine Optimierung (Leistungssteierung, Einsparung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln sowie zur Reduzierung der Schäden durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten) des Kartoffelanbaus nutzen kann.

Sicherheitspolitische Wirkung der  Weidewirtschaft

Ich möchte hier aus der Zusammenfassung des 22. Kapitels, Animal Impact – A tool for for Regenerating Soils and Shaping Landscapes (dt.: Einwirkung von Tieren – Ein Werkzeug zur Regenerierung von Böden und zur Gestalltung von Landschaften)  von Allan Savory’ Buch Holistic Management: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment, 3. Auflage,  zitieren, das ich seit einiger Zeit nebenher lese. Mit “animal Impact” meint Allan Savory die Wirkung einer dichtgedrängten Herde. Bei einer hohen Tierdichte müssen die Tiere relativ schnell weiter ziehen, zertrampeln viel und brechen durch den hohen Bodendruck ihrer Hufe bzw. Klauen die harte Bodenkruste. Was an Pflanzen von den durchziehenden Tieren nicht hastig gefressen wird, wird zertrampelt und auf oder in den Boden gedrückt, so dass es Schatten und Nahrung für Mikroorganismen, Kleinlebewesen und Pilze im Boden liefert und den Wasserhaushalt verbessert. Wenn das Land sich danach viele Wochen und Monate erholen kann, ist die Wirkung verblüffend. In Gebieten mit gut über das Jahr gleichmäßig verteilten Niederschlägen, kann man damit zumindest die Artenvielfalt extrem steigern, den Wasserhaushalt verbessern und die Ausbreitung von Sträuchern und Wäldern verhindern. In Gegenden mit langen Trockenperioden ist dies kurzzeitige Beweiden mit sehr hoher Tierdichte letztlich die einzige wirklich effiziente und wirtschaftliche Möglichkeit, große Flächen Land vor der Verwüstung zu bewahren oder sogar wieder fruchtbar zu machen. Das zu wissen und zu nutzen,  oder eben auch nicht zu wissen, zu ignorieren und nicht zu nutzen hat extreme  politische, wirtschaftliche und letztlich auch militärische Wirkungen. Siehe dazu auch meine Artikel Operation TrojaWasserwirtschaft als Ursache des Syrienkrieges und Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.

Hier dazu nun das Zitat von S. 234 aus Allan Savory’ Buch Holistic Management: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment, 3. Auflage :

Diejenigen, die weiter gegen Vieherden sind – und das sind viele, einschließlich Wissenschaftler, Umweltschutzgruppen, Vegetarier, Regierungen und internationale Entwicklungshilfeagenturen – ignorieren weiterhin die Tatsache, dass es keine technische Möglichkeit gibt und dass weder die Nutzung von Feuer, noch das Ruhen lassen des Landes, gleichzeitig die Leute ernähren und das Problem der Wüstenausbreitung effektiv angehen kann, das in den Weidegebieten der Welt vorkommt.  Die unruhigste und gewalttätigste Region der Erde, die sich von Nordafrika über den Mittleren Osten bis hoch nach China erstreckt, besteht aus zu Wüste werdenden Weidegebieten. Fünfundneunzig Prozent dieser Weidegebiete ist nicht für den Anbau von Ackerfrüchten geeignet. Diese Flächen können die Menschen nur durch Tierherden ernähren, die für die Regeneration der Weidegebiete essentiell sind.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal an den mit deutschen Untertiteln versehenen TED-Talk Die Wüste begrünen und den Klimawandel umkehren  von Allan Savory hinweisen.  Eine Suche mit  “Allan Savory” und auch mit “Tony Lovell”  führt zu weiteren, allerdings nur englischsprachigen, Vorträgen, die durchweg sehr eindrucksvolle Leistungen und Möglichkeiten in Trockengebieten zeigen. Wenn man diese Möglichkeiten des Landmanagements mit Hilfe von Rindern und Schafen in Afrika, im Nahen Osten und in Asien mehr bekannt machen und fördern würde, dann könnte man vielleicht die von diesen Gebieten auch für Deutschland und Europa ausgehende Kriegs- und Terrorismusgefahr und die Fluchtursachen dort reduzieren.

Würde das aber überhaupt jemand wollen? Man könnte mit diesen und anderen landwirtschaftlichen Methoden schließlich auch die Nettoeinkommen der deutschen Bauern steigern, die biologische Diversität und die Trinkwasserqualität verbessern, die Wildschäden in den Wäldern senken, die Umwelt schonen und wirklich effizient etwas zum Klimaschutz beitragen – aber man tut es nicht.

Bücher

Wenn es um Informationsquellen geht, sind Bücher und Vorträge auf DVDs zu erwähnen. Mein Buchführungprogramm zeigt mir, dass ich in den letzten Jahren über 4000 € im Bereich Landwirtschaft und Gartenbau für Bücher ausgegeben habe – im Grunde einfach so, weil mich die Suche nach einer Antwort auf die Frage gereizt hat, wie man die Bevölkerung in Deutschland und in anderen Ländern in Zukunft eigentlich ernähren will, wenn das Öl und andere Rohstoffe knapper werden oder/und wenn die vielleicht durch den Verbrauch der fossilen Energieträger verursachten Umweltprobleme und deren politische, soziale und militärische Folgen den weiteren Verbrauch drosseln. Viele Hinweise finden sich in den vielen auch unten verlinkten Artikeln. Die von Greg Judy, Joel Salatin und Jim Gerrish waren natürlich dabei. Besonders an dieser Stelle erwähnen möchte ich hier, zum Thema Weidewirtschaft Grass Productivity: An Introduction to Rational Grazing von Andre Voisin.  Das ist wohl wirklich der Klassiker zur Optimierung der Weidewirtschaft und Allan Savory, Joel Salatin und andere erwähnen es als wichtige Grundlage und Ausgangspunkt. Die 1958 erschienen deutsche Ausgabe ist leider nicht mehr zu bekommen. Die französische Ausgabe gibt es noch.

Ein anderer Klassiker, mit dem ich immer noch beschäftigt bin und für dessen Lektüre ich mir extra einen Tablet gekauft und zusätzlich zur Printausgabe noch die Kindle-Ausgabe gekauft habe, ist The Nature and Properties of Soils, Global Edition, von Raymond R. Weil und Nyle C. Brady. Dieses, 2016 in der 15. Auflage erschienene Buch ist wohl die beste Grundlage, wenn es um das Verständnis des Bodenlebens und der Mutterböden geht. Wenn dieses über 1100 Seiten dicke Werk zu komplex ist, und vor allem auch als Einführung oder Lehrbuch für Landwirte, ist das von mir schon in Nachhaltige Bodenverbesserung vorgestellte, und in der pdf-Version kostenlos herunterladbare Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Management [dt.: Böden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges  Bodenmangement] von Fred Magdoff und Harald van Es vielleicht nützlich.

Andere Artikel meiner Webseite zu diesen Themen:

Nicht direkt, aber vielleicht hier und da doch indirekt zum Thema gehörend:

und vielleicht auch, weil es zum Hintergrund für die weitere Entwicklung in der Landwirtschaft gehört:

und einige andere

Tschüss Landwirtschaft?

Gute Antworten zu den Fragen, die ich im Bereich Landwirtschaft und Gartenbau hatte, habe ich inzwischen gefunden bzw. ich weiß jetzt wo ich weiterführend nachlesen und suchen könnte. Aber ich kann damit nichts verdienen, weil ich kein Land habe. Diejenigen,  die es interessieren sollte, weil sie das Land haben und/oder bewirtschaften, interessiert es wohl eher nicht.

In den letzten drei Jahren habe ich aber auch revolutionäre, geniale, bisher in Deutschland nur wenig bekannte Möglichkeiten und Methoden in der zahnärztlichen Chirurgie und Implantologie kennen und allmählich beherrschen gelernt. Diese und vor allem auch die Weiterentwicklung und Optimierung der zugehörigen Zahntechnik und Prothetik, ist der Bereich, um den ich mich jetzt als Zahnarzt und Ingenieur vorrangig kümmern möchte.

Die Beschäftigung mit der Landwirtschaft hat mir aber zumindest ein Sparziel gezeigt, das als Motivation für meine Arbeit als Zahnarzt sehr hilfreich sein kann.

Nachtrag einiger deutscher Links:

Kelberg, den 17. Januar 2018

Christoph Becker

 




Der Abschied von den Lebensversicherungen?

Einige Meldungen im November und Dezember 2017 machten deutlich, dass die Anlageprofis der Banken und Versicherungen sich nicht mehr in der Lage sehen, zuverlässig die Zinsen zu erwirtschaften, die für eine private Altersvorsorge nötig wären und die man bisher für selbstverständlich hielt. Sind die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt eine vorübergehende Erscheinung? Was ist der langfristige Zinstrend und was sind die grundlegenden Hintergründe? Welche Anlageformen sind sinnvoll? Was bewirken die niedrigen Zinsen gesellschaftspolitisch? Auf der Internetseite der FAZ wurde am 4.11.2017 ein Artikel von Philip Krohn mit dem Titel  LEBENSVERSICHERER: Versagen in der Altersvorsorge.  Demnach haben viele Lebensversicherungen das Neugeschäft eingestellt oder stellen es derzeit ein. Bestehende Versicherungsverträge werden dann oft an ausländische Investoren verkauft.

Am 14.12.2017 schreibt die Internetseite der Deutschen Wirtschafts Nachrichten unter dem Titel  GELDPOLITIK Aufsicht sieht Milliarden-Risiken bei Betriebsrenten unter anderem:

Die Versicherungs- und Pensionsfonds-Aufsicht EIOPA ermittelte in einem Stresstest eine Lücke in Pensionskassen und anderen Betriebsrenten-Systemen von bis zu 702 Milliarden Euro, wenn sinkende Zinsen mit einem Kursverfall bei Anleihen und Aktien einhergehen.  ….. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin forderte die Unternehmen auf, schnell auf die Herausforderungen zu reagieren. Einige Pensionskassen könnten in den nächsten Jahren in Schieflage kommen, wenn sie nicht frisches Geld bekämen – entweder von den Arbeitgebern oder deren Aktionären, erklärte der oberste Versicherungsaufseher der BaFin, Frank Grund.

Die Finanzmarktexperten der Versicherungen sehen sich jedenfalls nicht mehr in der Lage, zuverlässig die den Kunden versprochenen, im Vergleich zu früheren Jahren eigentlich niedrigen Renditen  zu erwirtschaften. Das Thema private Altersvorsorge am Kapitalmarkt dürfte sich sich damit für Realisten erledigt haben.

Sicher kann, wer ein entsprechend hohes Risiko eingeht, höhere Zinsen bekommen, ABER, höheres Risiko bedeutet auch, dass mit einem Verlust und damit mit negativen Zinsen von bis zu minus 100 % zu rechnen ist. Es gibt Leute, die weil sie ein paar Prozent mehr Zinsen zu bekommen glaubten, ihr gesamtes Vermögen verloren haben. Statt mehr Zinsen gab es am Ende also maximale negative Zinsen, bzw. die Vernichtung des angelegten Vermögen.

Wenn die Profis der Versicherungen die nötige Verzinsung für die Lebensversicherungen und die private Altersvorsorge nicht mehr zuverlässig erwirtschaften können, dann hat jedenfalls auch Otto-Normalverbraucher  keine Chance, zuverlässig über Anlagen am Kapitalmarkt vor zu sorgen.

Von den Banken wird zwar als Alternative und Ersatz Fonds-Sparen angeboten, aber beim Fondssparen sind nur die vom Sparer zu zahlenden Verwaltungs- und Depotgebühren garantiert. Der Sparer wird an Verlusten der Investoren beteiligt und kann also nicht nur Erträge erzielen, sondern auch Verluste machen.  Wenn mit Aktienfonds und anderen Investitionen am Kapitalmarkt wirklich zuverlässig Gewinne zu erwirtschaften wären, dann würden die seriösen Profis der Banken und Versicherungskonzerne dies nutzen und Anlagen wie Sparbücher, Prämiensparen, Festgeld und Kapitallebensversicherungen mit hohen garantierten Mindestverzinsungen anbieten. Sie können und tun das aber offensichtlich nicht mehr.  Warum ist das so?

Auf der Suche nach einer Antwort möchte ich zunächst die historische Zinsentwicklung  zeigen und dann darüber nachdenken

  • was Zinsen überhaupt bedeuten
  • Warum sinken die Zinsen seit Jahrzehnten und was bedeutet das?
  • Wie wird es weitergehen?

Die historische Zinsentwicklung

Auf der Internetseite www.windsurf-schmidt.de habe ich die folgende Grafik über die Zinsentwicklung seit 1975 gefunden.

Quelle: http://www.windsurf-schmidt.de/hypzins1.htm

Quelle: http://www.windsurf-schmidt.de/hypzins1.htm
Erklärung:
Effektiv-Zinssatz: durchschnittl. Eff-Zinssatz für Wohnungsbaukredite mit 10-jähriger Laufzeit
Diskontsatz/Basiszinssatz: Bis Ende 1998 Diskontsatz, zu dem Banken Wechsel an Bundesbank verkaufen
konnten; ab 1999 (2002) Basiszinsatz (§ 247 BGB), korrigiert um Veränderungen des
längerfristigen Refinanzierungssatzes der EZB ( Basistender mit 3-mon. Laufzeit)
Der Basiszinssatz wird jeweils am 1.1. und 1.7. von der Bundesbank festgesetzt.
Spitzenrefinanzierungssatz: Zinssatz, zu dem Banken kurzfristige Liquidität (Übernacht-Liquidität) erhalten.
Er liegt i.d.R. 1 % über dem eigentlichen EZB-Leitzins für 7 Tage-Tender, der z.Zt.
2,5 % (04.12.08) beträgt = Hauptrefinanzierungssatz (USA 2,00 % )
Sparzins (3 Mon.): Habenzinssatz, zu dem private Haushalte Gelder auf Sparkonten mit 3-monatiger
Kündigungsfrist anlegen können (Spareckzins).

Was bedeuten Zinsen?

Aus der Sicht eines Geldbesitzers, der Zinsen bekommen möchte bedeuten Zinsen, dass er für das Verleihen von Geld weiteres Geld, nämlich Zinsen bekommt. Damit das insgesamt sinnvoll und nützlich ist, müssen mit dem verliehenem Geld im Durchschnitt neue Geldwerte in Form von Leistungen und Gütern geschaffen werden, damit sich diejenigen, die die Zinsen bekommen, für die Zinsen auch etwas kaufen können.

Diejenigen, die Kredite aufnehmen, müssen im Durchschnitt mit Hilfe der Kredite mindestens so viele Werte schaffen, wie zur Rückzahlung der Kredite und zur Zahlung der Zinsen notwendig sind. Wenn das nicht gelingt, dann wird durch die Zinsen mehr Geld neu  geschaffen als an Werten neu geschaffen wird. Wenn dies lange genug so ist, dann wird der Wert des Gelds fallen. Ein fallender Geldwert bedeutet, dass es negative Zinsen auf alle Geldvermögen gibt.

Damit das Aufnehmen und Zurückzahlen von Krediten keine sinnlose Beschäftigungstherapie ist, müssen mit Hilfe der Kredite nicht nur die für die Rückzahlung und die Zinsen nötigen Beträge erwirtschaftet werden, sondern auch die Betriebskosten und ein angemessener Unternehmerlohn.

Was ist mit Konsumkrediten?

Bei Konsumkrediten reduzieren die damit verbundenen Zinsen und Bankgebühren die für den Konsum auf Dauer insgesamt verfügbare Geldmenge. Konsumkredite schaffen zudem keine Werte, sondern sie vernichten Werte. Konsumkredite schaffen durch die mit ihnen verbundenen Zinsen aber Geld, das die Kreditgeber letztlich haben.

 Was ist überhaupt Geld?

Geld ist letztlich ein Versprechen, menschliche Arbeit oder Produkte menschlicher Arbeit zu liefern. Zinsen bei gleichbleibendem oder steigendem Geldwert sind vor diesem Hintergrund  nur möglich, wenn die Fähigkeit und Möglichkeit zur Lieferung menschlicher Arbeit steigt. Nahrungsmittel,  Sicherheit und Rohstoffe möchte ich hier auch als Produkte menschlicher Arbeit sehen, weil sie erst durch menschliche Arbeit entstehen oder verfügbar werden.

Die Fähigkeit zur Lieferung menschlicher Arbeit oder zur Lieferung von Produkten menschlicher Arbeit hängt extrem von der Verfügbarkeit billiger Energie ab.

Die besten Landmaschinen, Panzer, Flugzeuge und Fabriken sind wertlos, wenn die für ihre sinnvolle Nutzung nötige Energie fehlt. Siehe dazu auch meine Übersetzung Blut für Öl und meinen Artikel Energie und Geld.

Der Energieaufwand zur Gewinnung von nicht erneuerbaren Energien und Rohstoffen steigt zwangsläufig, weil die am leichtesten nutzbaren Quellen zuerst genutzt werden. Bei Erdöl, dem nach wie vor für den Wohlstand und Betrieb der Industriegesellschaften wichtigsten Energieträger wird voraussichtlich zwischen 2026 und 2030 der Punkt überschritten, von dem an im globalen Durchschnitt für die Erkundung, Erschließung und Förderung von Öl mehr Energie aufgewendet werden muss, als im geförderten Öl enthalten ist. Öl fällt damit dann als Energiequelle aus und wird zu einem Rohstoff, dessen Förderung Energie kostet (siehe auch meine Artikel Erschöpfung: Das Schicksal des Ölzeitalters, Grafiken zum Thema Öl , Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen und Über den Finanz-Tsunami.  Gute deutschsprachige Beiträge siehe insbesondere auch auf limitstogrowth.de).

Die Hoffnung, dass die angeblich “erneuerbaren Energien”  die Industriegesellschaften und den durch diese ermöglichten materiellen Lebensstandard retten, sind eine Illusion. Die “Bioenergie” per Mais und Raps ist letztlich Raubbau am Mutterboden und damit ein Weg zur Zerstörung der Ernährungsgrundlagen. Siehe z.B. die Fotos in meinem Artikel Bodenerosion in Maisfeldern.  Die Landwirtschaft wie sie heute betrieben wird, aber auch die Landwirtschaft wie sie früher oft betrieben wurde, ist letztlich eine Methode zur Zerstörung der Mutterböden und damit eine Methode zur Zerstörung der Grundlage der Nahrungsmittelproduktion und damit der Lebensgrundlage der Menschen und ihrer Haustiere. Siehe dazu auch meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität und ganz besonders die dort gezeigte Weltkarte. Das auffällige an dieser Weltkarte ist, dass es erstens keine Kategorie für eine Verbesserung der Bodenqualität gibt und dass zweitens die Gegenden, in denen die Bodenqualität sich nicht verändert, nur die landwirtschaftlich nicht nutzbaren Wüsten, Tundren und Gebirge sind.

Auch sonst sind die “erneuerbaren Energien”, keineswegs so erneuerbar und unbegrenzt verfügbar wie  die meisten glauben. Man versuche einmal eine Windturbine oder ein Photovoltaik-Anlage ohne Mineralölprodukte und ohne mit Kohle produzierte Energie und Industrieprodukte herzustellen oder instand zu halten. Es wird nicht gelingen. Selbst mit großen Wasserkraftwerken wird das auf Dauer nicht gelingen, weil man auch für diese hin und wieder Stahl, Zement und schwere Maschinen benötigt.

Komplexitätskosten als Zinssenker

Komplexität, z.B. in Form von Gesetzen, Regeln und Spezialisierung ist am Anfang, auf dem Weg vom Chaos zu einer komplexen Gesellschaft ein Segen und ein großer Vorteil. Die durch zunehmende Komplexität verursachten Kosten sind zunächst meist gut angelegt und rentieren sich sehr. Das verführt zu immer weiteren Komplexitätssteigerungen. Auch erzwingt Komplexität geradezu weitere Komplexitätssteigerungen. Wie bei der Suche nach Rohstoffen und Energiequellen wird der Ertrag und Nutzen aber mit der Zeit immer geringer, und man erreicht schließlich einen Punkt, von dem an die Steigerung der Komplexität mehr kostet als sie einbringt. Zu diesem Thema siehe meine Übersetzung Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter  und  Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen . Wie dort erklärt wird, betrifft dieses Phänomen auch die Forschung und Entwicklung. Forschung und Entwicklung werden zunehmend ineffizienter, sie kosten immer mehr Energie und andere Ressourcen und liefern  immer weniger brauchbare Problemlösungen. Wir Prof. Dr. Vaclav Smil in seinem Vortrag “Energy Revolution? More like a Crawl”  (dt. Energierevolution? Eher ein Kriechen“) erklärt, sind z.B. so gut wie alle großen Erfindungen der Energiewirtschaft über hundert Jahre alt.

Dieses Ansteigen der Komplexitätskosten, zu denen auch solche Vorhaben wie die Einführung zusätzlicher Geschlechter, die Femokalypse und die Gleichstellung der Frauen (soweit dazu neue, zusätzlich Vorschriften und Gesetze nötig waren und sind), aber auch die Aufnahme von Flüchtlingen, die “Willkommenskultur” und der Multikulturalismus zählen, führen dazu, dass die Fähigkeit der Gesellschaft Zinsen tatsächlich in Form realer Werte zu erwirtschaften, immer weiter fällt.

Die Zinsen werden also real immer weiter fallen und ganz bestimmt nicht steigen. Durch einen Kollaps, die Verschlechterung der Bodenqualitäten usw. und durch die damit  voraussichtlich provozierten Kriege, kann es schließlich sogar zu einer völligen Vernichtung des Geldwertes kommen. Das sind dann genau Minus 100 % Zinsen auf einmal.

Zinsen in der Geschichte

In Gesellschaften, die keine solchen hochwertigen Energiequellen hatten oder haben (und dann auch zu nutzen wussten)  wie die westlichen Industriestaaten seit Beginn der Industriellen Revolution, waren Zinsen oft verboten (de.wikipedia.org/wiki/Zinsverbot). Im Alten Testament wird sogar alle 50 Jahre (Halljahr) ein vollständiger Schuldenerlass vorgeschrieben ( de.wikipedia.org/wiki/Erlassjahr ).  Das heißt, dort waren alle 50 Jahre minus 100 % Zinsen auf die bestehenden Schulden fällig. Die Industriegesellschaften der letzten 200 Jahre waren demnach eine Ausnahme, weil sie neben der Technologie insbesondere auch die Energiequellen hatten, um das durch die Zinsen erforderliche Mehr an menschlicher Arbeit liefern zu können.

Schon früher mögliche Alternativen zur Erwirtschaftung von Zinsen waren Gewaltverbrechen, Eroberungskriege und Sklaverei. Man leihe sich Geld für Waffen und Feldzüge und bezahle die Schulden und die Zinsen mit der Kriegsbeute.

In Zukunft werden diese Klassiker sicher wieder mehr Verbreitung und Anwendung finden, was den Deutschen und anderen Europäern eine ziemlich unerfreuliche Zukunft bescheren dürfte, weil sie nicht mehr darauf vorbereitet und auch nicht mehr bereit sind, sich, ihr Land und ihre Freiheit ernsthaft zu verteidigen.

 

Siehe dazu z.B. meinen Artikel Einige Probleme der Bundeswehr und auch die Nachrichten über Zustand der deutschen U-Boot-Flotte und die über den Munitionsmangel der Bundeswehr:

Faktisch kann die Bundeswehr, wenn überhaupt, nur 2 Tage Krieg führen. Falls die muslimischen Staaten sich z.B. unter der Führung der Türkei wieder einmal (( Es gab in der Vergangenheit mehrere solche Angriffe, siehe de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Tours_und_Poitiers ,  de.wikipedia.org/wiki/Erste_Wiener_Türkenbelagerung und de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Wiener_Türkenbelagerung ))  zu einem Angriff auf Europa entschließen würden, was ich aus verschiedenen Gründen für sehr wahrscheinlich bis unvermeidbar halte (Operation Troja), könnten sie, wenn überhaupt,  nur mit amerikanischen Atomwaffen gestoppt werden. Dabei wäre es aber voraussichtlich so, dass die Amerikaner gleichzeitig im Pazifik in einen Krieg mit China verwickelt werden und dass China und auch die Atomwaffen Pakistans die technische Infrastruktur Europas und damit auch die Nahrungsmittelversorgung und zu einem großen Teil auch die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung in Europa ausschalten würden.

Die Folge der fehlenden Abschreckungsfähigkeit der Bundeswehr könnte jedenfalls dafür sorgen, dass andere Mächte die Möglichkeit sehen, hohe Gewinne und damit auch Zinsen durch einen Angriffskrieg zu erwirtschaften, bei dem Deutschland und seine Bevölkerung zu den Opfern gehören würden.

Der Niedergang des Bildungswesen als Zinssenker

Auch die Entwicklung im Bildungswesen und an den Universtiäten trägt dazu bei, dass die Möglichkeit zur Erwirtschaftung von Zinsen sinkt:

  • Das kaputte Bildungswesen
  • Postmodernismus – Wie Marxisten den Westen erobern

Sehr zu empfehlen zum Thema Universtitäten sind auch die beiden folgenden Beiträge auf Youtube:

Damit Werte durch menschliche Arbeit (=Geld) geschaffen werden, braucht man nämlich neben billiger Energie,  Rohstoffen, Sicherheit, Frieden, guten Böden, Nahrungsmitteln, genießbarem Trinkwasser, gegenseitigem Vertrauen und Zusammenhalt in einer Bevölkerung, einer effizienten und guten Verwaltung und Gesetzgebung auch Bildung und Wissen. Wenn die Schulen und Universtitäten versagen, sinkt jedenfalls die Fähigkeit einer Gesellschaft Zinsen zu erwirtschaften und Kapital zu bilden. Es wird dann vielmehr Kapital vernichtet und die Gesellschaft ist dann auf einem Weg zum Katabolischen Kollaps, wie John M. Greer in seinem Essay How Civilizations Fall: A Theory of Catabolic Collapse erklärt hat.

Was bewirken negative Zinsen?

Mit “Negative Zinsen” fand ich auf Google 602.000 Treffer. Dabei war z.B. auch der Artikel Erste Bank bezahlt Kunden fürs Schuldenmachen von Karsten Seibel, vom 17.7.2017, auf der Internetseite von Die Welt.  Weil der Zinssatz von Bargeld dem der Inflationsrate entspricht, wird man versuchen, eine erträgliche Inflation herbeizuführen, etwa indem man Geld druckt, wie es die Notenbanken in den letzten Jahren in der Tat versucht haben.  Wenn das gelingt, hat es den Vorteil, dass damit auch die Schulden der Staaten sinken. Wenn das Herbeiführen einer kontrollierten Inflation nicht gelingt, etwa weil sich immer mehr Menschen wegen des insgesamt steigenden Aufwandes für die Energie-und Rohstoffgewinnung immer weniger leisten können, dann wird man versuchen, das Bargeld abzuschaffen.  Eine beliebte Methode ist z.B. das Austauschen und für Ungültig erklären von beliebten Geldscheinen. In der Zeit ONLINE vom 12.11.2016 als Beispiel der Artikel Indien: Und plötzlich ist das Geld nichts mehr wert von Tina Groll. Mit “bargeld abschaffen” liefert Google derzeit mehr als 87.000 Treffer.

Wer nun daran denkt, auf Gold und andere Edelmetalle zu setzen, sollte zwei historische Fakten bedenken:

  • Der private Besitz von Gold ist u.a. in den USA 1933 verboten worden. Die Amerikaner mussten damals ihre Goldbestände zu einem relativ niedrigen, von der Regierung bestimmten Preis abliefern.  Goldverbote gab es auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Goldverbot
  • Gold und andere Edelmetalle haben eine magische Anziehungskraft für mehr oder weniger gewalttätige Kriminelle. Für die Besitzer von Edelmetallschätzen und deren Familien kann die vermeintlich sichere Anlage leicht ein mehr oder weniger grausames Ende per Folter und Mord bedeuten.
Auf dem Weg zum Neofeudalismus durch niedrige Zinsen

Max Keiser erklärt in Keiser Report: Taxphoria (E1168), dass und wie Zinsen in der Nähe von Null Prozent dazu führen, dass große Unternehmen und Superreiche, die von den Banken wegen der niedrigen Zinsen nahezu kostenlose Kredite bekommen, diese Möglichkeit nutzen, um systematisch nahezu alles auf zu kaufen. Dies führe, wie Keiser erklärt, zu einer Art Neo-Feudalismus. Am Ende gehört alles einigen Superreichen.

Präsident Donald Trump ist, wie Max Keiser und seine Frau Stacy Herbert in der selben Sendung gleich zu Anfang erklären, übrigens aus Sicht der Börsen der bisher erfolgreichste Präsident der USA. Donald Trump ist der erste Präsident der USA, in dessen erstem Jahr der Amtszeit der Dow-Jones in jedem Monat gestiegen ist.

Gibt es trotz alledem brauchbare für Anlage-, Spar- und Vorsorgemöglichkeiten?

Ich meine ganz klar ja, die gibt es.

Als ich im Spätsommer 2012 das die ersten beiden Romane von James Howard Kunstlers “World Made by Hand” Reihe (World Made by Hand und The Witch of Hebron) gelesen habe, habe ich mich aufgemacht, solche Anlagemöglichkeiten zu suchen und ich denke, dass ich eine ganze Menge gefunden habe. Freizahn.de war und ist der Versuch, das eine oder andere Ergebnis dieser Suche auch anderen zugänglich zu machen. Daneben war und ist es aber auch “Thinking on Paper” nämlich – wie das gleichnamige, verlinkte Buch von V.A. Howard, Ph.D., J.H. Barton, M.A. zeigt, Nachdenken und Lösungen finden, in demman schreibt.

Am Wichtigsten wäre es, in einen guten Mix aus krisenfester Landwirtschaft und Sicherheit zu investieren.

Es ist fast überall in Deutschland möglich, die Bodenqualität und die Ernährungssicherheit  zu verbessern, auch wenn und wo das angeblich nicht funktioniert.

Es ist ebenso möglich, die Sicherheit zu verbessern.

In Gedanken zum Film Bauer und in www.freizahn.de/category/landwirtschaftgartenbau/ da dann ganz besonders auch in www.freizahn.de/category/landwirtschaftgartenbau/fuer-landwirte/ finden sich viele Hinweise und Ideen.

Eine Wissensquelle mit vielen Beispielen, Vorbildern und Denkanstößen, die ich gerade erst entdeckt habe,  ist die Quivira Coalition (quiviracoalition.org). Auf Youtube finde ich mit “quivira conference” 1110 Beiträge. Es handelt sich eine phantastische Fundgrube von Vorträgen zum Thema Regenerative Landwirtschaft und Bodenverbesserung.

Eine zufällige Entdeckung ist auch die Internetseite  GoGun GmbH , deren Geschäftsidee ich ziemlich pfiffig finde. Die Firma hat sich auf in Deutschland frei verkäufliche Waffen spezialisiert. Ich war sehr erstaunt, was es da alles gibt.

Eine andere etwas kuriose Entwicklung fand ich als  ich im Internet nach Professor Dr. Gustav Winkler gesucht habe, der mir ca. 1978 an der Fachhoschule, im Rahmen einer Vorlesung und Übung im Wahlfach Digitale Simulationstechnik die Lektüre des Buches Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit als Beispiel für die Anwendung der Möglichkeiten digitaler Simulationstechnik empfohlen hat:  Tüftelei eines Professors Turbo-Gustav und sein Gegenwindfahrrad.

Das Kapital, das am Ende wirklich noch etwas wert ist, wird all das sein, was gesunde Nahrungsmittel, Sicherheit und Artikel und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs auch dann noch liefern kann, wenn die technische Infrastruktur, die globalen Handelswege und die davon abhängigen staatlichen Institutionen und Betriebe nicht mehr wie gewohnt funktionieren.

Was ebenfalls sehr wertvoll ist und bleiben wird, ist Gesundheit und das Wissen und Können zu deren Erhaltung. Als Zahnarzt denke ich dabei zuerst und vor allem an Mundhygiene und da vor allem auch an Zahnseide, dann an Ernährung und medizinische Hypnose .  Dann an Unfallschutz, Wundhygiene und an die Vorbeugung und Behandlung von Muskelverspannungen, sowie an das Verständnis dieser Phänomene.

Es gibt in vielen Fachgebieten sehr viel Wissen und Können, das zeitlos und von Krisen und Kriegen unabhängig wertvoll ist und bleibt. Lernen und der Erwerb von Erfahrung sind Investitionen, die sich lohnen und sehr gute Zinsen einbringen können.  Manchmal eher kurzfristig und vorübergehend, manchmal eher längerfristig.

Das sind die Werte und Anlagemöglichkeiten, die Bestand haben und die meines Erachtens gute Wertsteigerungen versprechen.

Einen Abschied von den Lebensversicherungen in diesem Sinne wird es meines Erachtens nicht geben, auch wenn alle klassischen Kapitallebensversicherungen und auch Gold, wie oben gezeigt, voraussichtlich jeden praktischen Wert verlieren werden.

Kelberg, den 7. Januar 2018

Christoph Becker

 




Das Prinzip der Affenfalle

Als ich erstmals die persönliche Internetseite von Nate Hagens besucht habe, habe ich mich über deren Titel, The Monkey Trap (deutsch: Die Affenfalle) und Internetadresse (www.themonkeytrap.us)  gewundert und nicht verstanden, warum er seine Internetseite  so benannt hat. Erst etwas Suchen im Internet und ein kleiner Film und etwas Nachdenken, haben mir die hintersinnige, allgemeine und auch gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Prinzips der Affenfalle verständlich gemacht.

Hier nun einige kurze  Filme auf Youtube  über die klassische afrikanische Affenfalle und die Übertragung ihres Prinzips auf den Menschen:

Warum hat nun Nate Hagens für seine persönliche Webseite den Titel “The Monkey Trap”, also “Die Affenfalle” gewählt?

Nate Hagens (www.postcarbon.org/our-people/nate-hagens/ ) war ein mehrere hunderttausend Dollar pro Jahr verdienender Vermögensberater und Händler an der Wall-Street in New York, der dann ausgestiegen ist und zusätzlich zu seinem Master in den Wirtschaftswissenschaften noch eine Dissertation über natürliche Ressourcen folgen ließ. Jetzt verdient er als Dozent, Schriftsteller, Landwirt und Redner rund 50 Tsd. Dollar pro Jahr und ist damit glücklich und zufrieden.

Zu Nate Hagens hatte ich schon zwei Blogbeiträge:

Die Suche mit “Nate Hagens” führte zu einem Artikel und Interview auf Radia Ecoshock: www.ecoshock.org/2016/02/is-our-future-possible.html. Man erfährt dort mehr über Nate Hagens Seminar Reality 101 (dt. etwa “Grundkurs in Sachen Realität”), mit welchem er Studenten an der Universität von Michigan ein besseres Verständnis der Welt und den zu erwartenden künftigen Entwicklungen zu vermitteln sucht.

Ähnlich wie seine auf Youtube in verschiedenen Versionen verfügbare Präsentation, geht es in dem Kurs offenbar um drei größere Komplexe

  1. Das wahrscheinlich durch die Industrielle Zivilisation verursachte  große Massenaussterben der Erdgeschichte, das gerade statt findet.
  2. Das Verständnis davon, dass und warum unsere heutige technische, globale Zivilisation letztlich nur durch die Nutzung fossiler Energieträger möglich ist. In dem Interview auf Ecoshock erwähnt Hagens z.B. dass ein Barrel Öl, das derzeit knapp 64 Dollar kostet und soviel Energie enthält wie ein Mensch in 11 Jahren Arbeit liefern kann. Andere interessante Zahlen: Wegen der Industrialisierung der Landwirtschaft und deren Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sind heute faktisch 50 Prozent des Eiweißes und 80 Prozent des Stickstoffs unseres Körpers aus nicht erneuerbaren, fossilen Energieträgern erzeugt.  Dazu habe ich auch  “Vaclav Smil nitrogen” gegoogelt und fand damit http://vaclavsmil.com/wp-content/uploads/docs/smil-article-worldagriculture.pdf.  Zitat:  “Ohne die Nutzung von Stickstoffdünger könnten wir nicht genug Nahrungsmittel für die vorherrschenden Diäten von fast 45 % der Weltbevölkerung produzieren – oder für rund 3 Milliarden Menschen. …….. Um 2025 wird mehr als die Hälfte der Nahrungsmittelproduktion vom Haber-Bosch-Verfahren abhängen, und dieser Anteil wird mindestens für mehrere Jahrzehnte steigen. Unglücklicherweise wird dies noch größere Nitratbelastungen der Umwelt verursachen.”  Das Haber-Bosch-Verfahren ist ein sehr energieintensives Verfahren zur Produktion von Stickstoffdünger, das hauptsächlich mit Hilfe fossiler Energieträger betrieben wird. Für die Fans der “erneuerbaren Energien”: Der norwegische Düngemittelhersteller Yara International hatte 1905 unter dem Namen Norsk Hydro mit Hilfe des Birkeland–Eyde Verfahrens den ersten künstlichen Stickstoffdünger der Welt mit Hilfe von durch Wasserkraft erzeugtem Strom hergestellt. Das Verfahren war aber zu ineffizient, weshalb es durch eine Kombination von  Haber-Bosch-Verfahren und Ostwald-Verfahren ersetzt wurde.
  3. Die Psychologie des Menschen. Nate Hagens hat sich sehr mit diesem Thema befasst und bezieht sich vor allem auch auf Ergebnisse der Evolutionspsychologie, wie sie Leda Cosmides und John Tooby vertreten. Bisher habe ich mir dazu auf Youtube Sone Age Minds: A conversation with evolutionary psychologists Leda Cosmides and John Tooby und  Leda Cosmides on Socialism and Human Nature angesehen. Im Wesentlichen geht es darum, dass der menschliche Geist NICHT einfach leer auf die Welt kommt und nur von seiner Umwelt programmiert wird, wie dies viele moderne Psychologen glauben, sondern dass wir schon bei der Geburt über eine Vielzahl von Programmen und Mustern verfügen, die sich im Laufe der Evolution herausgebildet haben. Wenn wir passende Muster in unserer Umwelt erkennen, greifen wir auf das passende vorgegebenen Muster zurück und passen unser Verhalten entsprechend an.

Meine Blogbeiträge Verfälschung der Wahrnehmung durch Gruppenzwang und Sichtweisen und Paradigmenwechsel waren unter anderem auch  Folgen von Nate Hagens Präsentation. In gewisser Weise sind auch diese Themen wichtig, um aus “Affenfallen” zu entkommen.

Das Ziel von Nate Hagens Kurs an der Universität von Michigan ist, die Studenten auf die Realität vorzubereiten, die sie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erwartet. Dazu gehört auch die Einsicht, dass  trotz der zu erwartenden Krisen, Katastrophen und materiellen Wohlstandsverluste ein glückliches Leben möglich ist. Mit anderen Worten, es geht darum, die Studenten dazu zu befähigen, sich nicht von  den üblichen Affenfallen der westlichen Gesellschaft fangen zu lassen.

15. Dezember 2017

Christoph Becker

 




Was Jesus mit den Sanftmütigen meinte

Der Artikel 500.000 Euro Schaden: Unbekannte verwüsten Kirche in Bremen auf der Webseite der Jungen Freiheit, vom 30.10.2017, motiviert mich zu einem kleinen Betrag über den zur Bergpredigt gehörenden Vers Matthäus 5,5, mit dem die Christen und ihre Kirchen solche Verwüstung von Kirchen und Gewalttaten gegen Christen und damit letztlich auch den Untergang des Abendlandes provozieren.

Hier zunächst einige Versionen von Matthäus 5.5:

Luther 1545 u. 1912 Hermann Menge Neue Bibelübersetzung der evang. Kirche Einheitsübersetzung der kath. Kirche
Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen Seelig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben (oder: die Erde besitzen Wie glücklich sind die, die sich nicht selbst durchsetzen! / Sie werden das Land besitzen. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.

Der Kanadier Dr. Jordan Peterson, ein erfahrener klinischer Psychologe und Psychologieprofessor, geht in seinem Vortrag  Bible Series IX: The Call to Abraham (dt.: Bibelserie IX: Gottes  Ruf an Abraham) etwa bei Position 1:45 bzw. bei Minute 105, auf diese Bibelstelle ein, weil die oben aufgeführten Übersetzungen so gar nicht zu dem im Sinne des Alten Testamentes gut handelnden Abraham passt. D.h., der Hintergrund ist hier das im 1. Buch Moses, Kapitel 14, beschriebene Verhalten Abrahams, nachdem er von der Gefangennahme seines Neffen Lot erfahren hat: Abraham lässt seine 318 Krieger aufsitzen und verfolgt die Kidnapper Lots. Abraham  handelt entschlossen, kontrolliert, aggressiv, klug, listig und eigene Verluste minimierend, ganz im Sinne des klassischen westlichen Männer- und Heldenbildes,  indem er seine Männer in zwei Gruppen teilt und die Kidnapper nachts überfällt. Er befreit Lot, die Frauen und alle anderen Gefangen und schlägt die Kidnapper in die Flucht.

Dieses, im Sinne des Alten Testamentes gute Vorgehen passt, wie Prof.  Peterson meint, so gar nicht zu dem, was Jesus in Matthäus 5.5 in der Bergpredigt gesagt haben soll.   Peterson hat daher intensiv in den Kommentaren recherchiert, um herauszufinden, was das in den englischen Bibelversionen meist mit “meek” und in den  deutschen Versionen meist mit “Sanftmütige” übersetzte hebräische und griechische Wort  der ursprünglichen Texte von Matth. 5.5 sonst noch heißen könnte.

Das Resultat seiner Recherchen:

Matthäus 5.5 muss richtig heißen:

“Selig sind jene, die Waffen haben und die mit ihren Waffen umzugehen verstehen, und die aber dennoch ihre Waffen in der Scheide lassen, denn sie werden das Erdreich erben”.

Meine eigenen Recherchen in englischsprachigen Kommentaren habe zudem ergeben, dass es wohl darum geht, bei Provokationen Ruhe zu bewahren und sich nicht zu unbedachten Waffeneinsätzen hinreißen zu lassen.

Ein im Sinne des Alten Testamentes gutes und gottgefälliges Vorgehen hat nach Peterson nichts mit der Harmlosigkeit und dem  entmannten, kastrierten Männerbild der modernen Christen und Kirchen und deren PriesterINNEN zu tun, sondern entspricht eher dem Bild  robust, verantwortungsbewusst, entschieden und notfalls auch List und brutale Gewalt anwendender Männlichkeit.

Das erinnert übrigens auch daran, was Peterson  einige Monate vorher zum Thema “Was Frauen wollen”  gesagt hat ( Jordan Peterson on What Women Want  und  Jordan Peterson Explains What Women REALLY Want In Men – MGTOW ):  Frauen wollen keine harmlosen Männer, sie hassen sie sogar. Was Frauen wollen, sind gefährliche Männer, die zivilisiert sind – und sie wollen bei deren Zivilisierung mitwirken. Das ist die Geschichte von der Schönen und dem Biest.

Zum Neuen Testament meint Peterson an einer Stelle seiner Bibelvorträge auch, dass es wohl Absicht sei, dem teilweise  vielleicht als sanft und harmlos erscheinendem Jesus den harten Richter und Rächer der Offenbarung entgegen zu setzen, die das Neue Testament abschließt.

Hier ein Auszug aus Offenbarung 19, den Peterson als krassen Gegensatz zu der Geschichte des von den Kirchen heute oft als eher unmännliche, weiche Lusche dargestellten Jesus sieht:

11 Dann sah ich den Himmel offenstehen und erblickte ein weißes Roß; der auf ihm sitzende Reiter heißt ›Treu und Wahrhaftig‹; er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.
12 Seine Augen aber sind (wie) eine Feuerflamme; auf seinem Haupt hat er viele Königskronen, und er trägt an sich einen Namen geschrieben, den niemand außer ihm selbst kennt;
13 bekleidet ist er mit einem in Blut getauchten Gewande, und sein Name lautet ›das Wort Gottes‹.
14 Die himmlischen Heerscharen folgten ihm auf weißen Rossen und waren mit glänzend weißer Leinwand angetan.
15 Aus seinem Munde geht ein scharfes Schwert hervor, mit dem er die Völker (nieder)schlagen soll, und er wird sie mit eisernem Stabe weiden (Ps 2,9), und er ist es, der die Kelter des Glutweins des Zornes des allmächtigen Gottes tritt.
16 An seinem Gewande, und zwar an seiner Hüfte, trägt er den Namen geschrieben: »König der Könige und Herr der Herren«.

Der Abschluss des Neuen Testamentes klingt damit so gar nicht nach friedlicher, alle Sünden vergebender, femininer Lusche, das uns als Chistusbild und Vorbild von den modernen christlichen Kirchen präsentiert wird, sondern eher nach einem zornigem Krieger, Rächer und Richter.

Ob die Kirche in Bremen auch verwüstet worden wäre, wenn die Christen und ihre Priester und Bischöfe in Deutschland in dem Sinne wie Jesus und die Bibel es wirklich gemeint haben, gute Menschen und Christen  wären?

Interessant sein könnten hier auch meine schon etwas älteren Blogbeiträge Die Bergpredigt und Jesus Krieg und Frieden.

Kelberg, den 31. Oktober 2017

Christoph Becker

 

 




Beziehungskultur als Ursache

Der am 8. Oktober 2017 auf www.aktive-patrioten.de erschienene Artikel Beziehungskultur als Ursache von Frank Borgmann, über eine Diskussion von Eva Hermann mit dem Psychiater, Psychoanalytiker und Autor Dr. Hans-Joachim Maaz und Andreas Popp von der Wissensmanufaktur hat mich dazu veranlasst, die dort (und auch hier) eingebundene Diskussion an zu sehen.

Die Probleme waren mir zumindest teilweise bekannt und bewusst, seit ich mich vor einigen Jahren etwas mit Otto Kernbergs Thesen zur Entstehung, insbesondere von Borderline-Störungen, befasst hatte. Eine gute Einführung dazu ist Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus. Damals hatte ich mir aber auch Vorträge von Otto Kernberg bei Auditorium Netzwerk besorgt und angehört, was sehr empfehlenswert ist, wenn man sich mit solchen Themen beschäftigt. Wie ich gerade auf der Webseite von Auditorium Netzwerg mit deren Suchfunktion gesehen habe, gibt es dort noch immer viele Vorträge von Otto Kernberg und die haben unter anderem auch Vorträge von Hans-Joachim Maaz. Auf Youtube gibt es von Otto Kernberg und von Hans-Joachim Maaz aber auch viele Fundstellen.

Doch hier nun die meines Erachtens sehr interessante Diskussion über die Beziehungskultur und deren Auswirkung auf die deutsche Politik und die Wahl von Frau Merkel.

Kelberg, den 9. Oktober 2017

Christoph Becker




Wem nützen Wirtschaftssanktionen?

Unter dem Titel Europas 30-Milliarden-Opfer lässt die Russen kalt auf www.welt.de vom 9. Oktober 2017 kann man lesen, dass die Wirtschaftssanktionen eher nicht, wie von den USA und Merkel & Co erhofft, geschadet haben. Das ist kein Wunder, denn von der inneren Logik her sind Wirtschaftssanktionen Schutzzölle zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft des Landes, dem man zu schaden gedenkt.

Was daher wirklich passiert ist, ist folgendes:

Putin hat die Krim wieder an Russland angeschlossen. Das hat im Westen einige Regierungen sehr geärgert und deshalb haben sie zur Belohnung ein Programm zur Stärkung der russischen Wirtschaft spendiert, das Putin selbst so vielleicht gar nicht hätte durchsetzen können. Das Irre und zugleich höchst Beunruhigende an der ganzen Sache ist, dass Barak Obama, Angela Merkel und andere “Experten” im Westen diese Belohnung der Russen als Strafaktion gedacht und verkauft hatten.

Hier dazu ein Zitat aus meinem Artikel  Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann:

Wenn eine unterentwickelte Volkswirtschaft konkurrenzfähig werden will, braucht sie nach Greer zunächst Schutzzölle und Handelshemmnisse, hinter denen sie sich entwickeln kann. Greer erklärt dies insbesondere an der amerikanischen Geschichte. Ein Grund für den amerikanischen Bürgerkieg war offenbar der Interessengegensatz zwischen den für Freihandel (und so gesehen auch für Weltoffenheit) plädierenden, sklavenhaltenden Südstaaten und den am Aufbau einer eigenen Industrie interessierten, dem britischen Vorbild der Industrialisierung folgenden  Nordstaaten, die für ihre vorerst noch unterlegenen Produkte Handelshemmnisse  brauchten.

Tatsächlich steckte hinter den Sanktionen natürlich eine Mischung aus extremer Arroganz, Überheblichkeit, Naivität und fehlender Geschichtskenntnis. Vom Globalisierungswahnsinn geblendet hat man nämlich geglaubt, dass die Russen zu blöde seien, selbst zu entwickeln und herzustellen, was der Westen ihnen nun nicht mehr verkaufen wollte.

Wenn man die Russen für die Sache mit der Krim effektiv hätte bestrafen wollen, hätte man ihnen Kredite und Handelserleichterungen scheinheilig “zum Aufbau der Krim” angeboten und sie damit dazu verführt, die Konkurrenzfähigkeit ihrer Wirtschaft zu verschlechtern. Der Westen hat stattdessen wie jemand gehandelt, der mit einer Waffe spielt, deren Funktion er nicht kennt und dann auch noch vorne und hinten verwechselt.

Wie können die Regierungen im Westen und ihre Wähler derart irrational und naiv sein?

Dazu fällt mir ein Abschnitt aus Krieg gegen die menschliche Natur – Teil 2, einer Übersetzung eines Interviews mit dem australischen Politologen Dr. Frank Salter, auf meiner Webseite ein:

Es gab da  also einen Konflikt,  einen immensen Kulturkrieg an  den Universitäten des Westens. Das begann um 1900,  das  geht weit zurück,  Franz Boas  zum Beispiel  emigrierte in die Vereinigten Staaten im späten 19. Jahrhundert.  Ganz sicher um 1920 war er sehr gut ist etabliert,  an der Columbia Universität, in New York. Er war im wesentlichen ein Kommunist. Ob er der kommunistischen Partei angehörte, ist nicht relevant. Er war   jedenfalls kommunistisch.  Als die UdSSR Ende 1917 entstand, hatte er sie unterstützt.  Er war immer ein Apologet [= Verteidiger]  der Sowjetunion,  und das nebenbei bemerkt in der Zeit des Stalinismus er war ein Apologet des stalinistischen Russlands. Und er hatte einen immensennun Einfluss in der amerikanischen Anthropologie.   Einige seiner Studenten hatten später  einen großen Einfluss  auf die Politikwissenschaften  und die Soziologie.[26:00]  Und es ist nicht allgemein bekannt ….,  aber der Westen hat den kalten Krieg verloren,  der Westen hat den kalten Krieg kulturell verloren.  Er hat ihn geopolitisch gewonnen,  als  die Sowjetunion 1989 bis Anfang der frühen 90er kollabiert ist.  Wir haben die geopolitischen Ziele des kalten Krieges gewonnen, aber kulturell haben wir den kalten Krieg verloren.  Der Grund, warum wir nicht darüber sprechen ist, dass die, die darüber sprechen würden  die Kinder der Sieger sind.  Das ist eine Nachricht, die mit ausdruckslosen Blick vernommen wird [met with a blank stare].  Die Menschen wissen einfach nicht, was sie  machen sollen,  und es ist schwierig, weil wir  durch diese Niederlage alle beeinflusst sind.  Aber die Sachlage ist,  dass die Häuser nicht beschädigt sind,  unsere täglichen Routinen sind nicht betroffen,  was beschädigt ist, ist unser Geist, ist unser Bewusstsein.   Die Art wie wir die Welt sehen,  das Prisma durch das wir  die Realität und die Gesellschaft betrachten  ist verändert worden.  Wir tragen das Prisma mit uns herum.  Wir sind also in  einem Käfig eingeschlossen wie Max Weber es nannte,  wir sind also durch bloße Vorstellungen eingesperrt.  Dies sind starke Konzepte.  Wir haben den kulturellen kalten Krieg verloren  und irgendwie  müssen wir unseren Weg zurückfinden, um die Realität so sehen zu können wie sie ist.  [27:35]

Ergänzend hierzu ist vielleicht folgender Artikel Postmodernismus – Wie Marxisten den Westen erobern.

 

Kelberg, den 9. Oktober 2017

Christoph Becker




Der Turmbau zu Babel

In  Biblical Series VIII: The Phenomenology of the Divine , von Position [16:00] bis [45:00], erklärt Prof. Jordan Peterson die Geschichte des Turmbaus zu Babel und deren Bedeutung für wichtige aktuelle Phänomene in Politik und Gesellschaft. Hier soll versucht werden, das Wesentliche davon wiederzugeben und etwas zu ergänzen und noch andere Aspekte hinzu zu fügen.

Das Bibelzitat

Zunächst das Zitat der betreffenden Bibelstelle, die ich der Übersetzung von Hermann Menge entnommen habe, 1. Mose 11,1-9

1 Es hatte aber die ganze Erdbevölkerung eine einzige Sprache und einerlei Worte.  2 Als sie nun nach Osten hin zogen, fanden sie eine Tiefebene im Lande Sinear (= Babylonien) und blieben dort wohnen. 3 Da sagten sie zueinander: »Auf! Wir wollen Ziegel (oder: Backsteine) streichen und sie im Feuer hart brennen!« So dienten ihnen denn die Ziegel als Bausteine, und das Erdharz (oder: der Asphalt) diente ihnen als Mörtel. 4 Dann sagten sie: »Auf! Wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis in den Himmel reichen soll, und wollen uns einen Namen (oder: ein Denkmal) schaffen, damit wir uns nicht über die ganze Erde hin zerstreuen!«  5 Da fuhr der HERR herab, um sich die Stadt und den Turm anzusehen, welche die Menschen erbauten (oder: erbaut hatten)6 Da sagte der HERR: »Fürwahr, sie sind ein einziges Volk und haben alle dieselbe Sprache, und dies ist erst der Anfang ihres Unternehmens: hinfort wird ihnen nichts mehr unausführbar sein, was sie sich vornehmen. 7 Auf! wir wollen hinabfahren und ihre Sprache dort verwirren, so daß keiner mehr die Sprache des andern versteht!« 8 So zerstreute sie denn der HERR von dort über die ganze Erde, so daß sie den Bau der Stadt aufgeben mußten. 9 Daher gab man der Stadt den Namen Babel (d.h. Verwirrung); denn dort hat der HERR die Sprache der ganzen Erdbevölkerung verwirrt und sie von dort über die ganze Erde zerstreut.

Eine kleine Ironie der Geschichte ist, dass mit dem “Erdharz” oder Asphalt ein Mineralölprodukt als Mörtel diente.

Jordan Peterson über den Turmbau zu Babel

In  Biblical Series VIII: The Phenomenology of the Divine , von Position [16:00] bis [45:00], erklärt Prof. Jordan Peterson die Geschichte des Turmbaus zu Babel aus seiner Sicht als Psychologe und Sozialwissenschaftler, der sich insbesondere auch sehr mit totalitären Systemen und mit sozialwissenschaftlichen Experimenten befasst hat.

Peterson nähert sich dem Thema des Turmbaus zu Babel aus verschiedenen Richtungen.  Er sagt selbst, dass es ein schwieriges Thema ist, über das er lange nachgedacht habe. Ich will hier versuchten, die einzelnen Gedanken dazu verständlich und übersichtlich wiederzugeben.

Grundannahme bei Lektüre der Bibel

Auch wenn man es zunächst nicht versteht oder ablehnt, ist die Grundannahme bei der Lektüre der Bibel zunächst, dass Gott recht hat, auch wenn das dem Leser nicht passt. Es gäbe in der Bibel zwar auch Beispiele, wo Menschen anderer Meinung waren als Gott und mit Ihm gestritten haben, grundasätzlich gilt aber zunächst, dass Gott recht hat und dass der Leser nachdenken und sich mit einem zu schnellen Urteil zurückhalten sollte.

“Das verlorene Paradies” von John Milton

Peterson geht zunächst auf das Gedicht Paradise Lost (dt. Das verlorene Paradies) von John Milton ein.  Dieses habe mit seiner Geschichte von der Rebellion Satans und seinem Höllensturz  einen erheblichen Einfluss auf das Christentum ausgeübt. In der Bibel finden sich als Hinweis auf diesen Höllensturz nur sehr kurze Passagen.  Das Ziel von Miltons Werk sei es gewesen, das menschliche Sein zu rechtfertigen und damit dem Nihilismus zu begegnen.

Peterson erwähnt kurz einen australischen Philosophen, auf den ihn ein Zuhörer aufmerksam gemacht habe und dessen Name er vergessen habe. Dieser Philosoph habe in seinem Buch im wesentlichen geschrieben, dass das menschliche Leben so korrupt und so mit Leiden durchdrungen sei, dass es besser wäre, wenn es es nie gegeben hätte. ((Bei dem australischen Philosophen könnte es sich um Peter Singer handeln. Der Artikel Should This Be the Last Generation? in der New York Times vom 6. Juni 2010  lässt dies vermuten. Allerdings ist Singer dort noch eher optimistisch im Vergleich zu dem von ihm erwähnten südafrikanischen Philosophen  David Benatar.  Singer findet Benatars Buch mit dem bezeichnenden Titel Better Never to Have Been: The Harm of Coming into Existence allerdings gut.  ))

Der Mephisto in Goethes Faust sei in ähnlicher Weise ein Ausdruck der fundamentalen Abneigung Satans gegen die Schöpfung und gegen deren Fehler. Diese Fehlern und das von diesen produzierte Leid, seien so groß, dass es die Schöpfung besser nicht gäbe und man sie vielleicht besser zerstöre.

Die Kernaussagen von Petersons Ausführungen über John Miltons Das verlorene Paradies ist, dass der  Satan das Sinnbild einer rationalen, intellektuellen Figur sei, die sich von Gott losgesagt hat, weil sie glaubt, auf Grund ihres eigenen rationalen Geistes und ihrer hohen Intelligenz Gott nicht nötig zu haben und selbst stark und klug genug zu sein.

Der Satan sei hier eine Figur, wie man sie sonst mit dem Motiv des bösen Wissenschaftlers, des bösen Beraters des Königs, oder z.B. auch mit dem Scar in König der Löwen finde.

Die Idee, dass Satan, der den rationalen Verstand verkörpert, der glaubt  ohne Gott auskommen zu können, vor seinem Sturz der höchste Engel im Reich Gottes gewesen sei, sei eine psychologische Idee: Die Vorstellung, dass der mächtigste Teil der menschlichen Psyche der Intellekt sei,  der alle Bereiche der Menschheit und des Lebens selbst überrage und über diesen strahle.

Aber der menschliche Intellekt habe einen Fehler: Er neigt dazu, sich in seine eigenen Produktionen zu verlieben und anzunehmen, dass sie vollständig und absolut sind.

Solschenizyn habe, als er Archipel Gulag schrieb,  mit Bezug auf die totalitäre Ideologie die Warnung ausgesprochen, dass der Preis, den man für den Verkauf seiner von Gott gegebenen Seele an die Verführungen menschlicher Dogmen zahle, Sklaverei und Tod sei.

In Miltons Das verlorene Paradies entscheidet Satan, dass er ohne das Transzendente, das heißt ohne Gott auskommen kann. Das ist der Grund, warum er die Rebellion gegen Gott organisiert. Die unmittelbare Konsequenz daraus ist aus Miltons Perspektive, dass Satan sich in der Hölle befindet, sobald der denkt, dass das was er weiß, ausreicht und dass er das Transzendente nicht benötigt.

Peterson hat Miltons Das verlorene Paradies im Rahmen seines Studiums des Totalitarismus gelesen.  Manche, vor allem Dichter wie John Milton und Fjodor Dostojewski, aber auch Friedrich Nietzsche  seien sehr gut im Erkennen von Mustern und könnten über Jahrhunderte sehen, wie sie sich Muster wie eine Melodie einer Nation entwickeln. Nietzsche habe z.B. schon um 1860 vorhergesagt, dass der Kommunismus im 20. Jahrhundert Millionen Menschen töten würde. (( Das hat im wesentlichen auch der Soziologe William Graham Sumner, z.B.  in seinem Essay  Witchcraft  , in dem er zunächst die Geschichte Hexenverfolgung beschrieben hat, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass die Bewegründe und Tendenzen weiterhin vorhanden sind, und dass damit zu rechnen sei, dass insbesondere die Sozialisten in Zukunft im Prinzip Hexenverfolgungen veranstalten würden, vor allem wenn die Ressourcen knapp würden. Die NationalSOZIALISTEN in Deutschland, mit ihrer Judenverfolgung und auch die Kommunisten in Russland mit der Verfolgung bestimmter Opfergruppen passen beide in dieses Raster. ))

Milton, der in der Zeit des Anfang der Aufklärung der Entwicklung der modernen Wissenschaft und Technik gelebt habe, habe jedenfalls wohl erkannt, dass die Menschen durch die  Entwicklung von zunehmend erfolgreicherer Rationalität und Technologie Systeme entwickeln würden, die auf Gott verzichten und die vollständig rational und absolut total würden. Alles was diese Systeme berühren würden, würde aber nicht mehr von der Hölle zu unterscheiden sein.

Miltons Warnung, die er in seinem Gedicht verpackt hat ist, dass der rationale Verstand, der etwas produziert und dieses Produkt dann als etwas Absolutes anbetet,  unmittelbar Teil der Hölle wird.

Ein Denkfehler von Karl Marx und die Bankenrettung

Peterson stellt die rhetorische Frage, was die in John Miltons Das verlorene Paradies verpackten, oben erläuterten Einsichten über den Rationalen Verstand und seine Produkte mit der Wirtschaftskrise 2008 und der damals erfolgten “Bankenrettung” zu tun hätten.

Die Antwort ist, dass er lange über die damals im Zusammenhang mit dem Finanzsystem und den großen, vom Bankrott bedrohten Banken populäre Idee des “too big to fail” (dt. Zu groß um sie pleite gehen zu lassen) nachgedacht habe.

Eine Erkenntnis dabei sei gewesen, dass Karl Marx sich mit seiner Theorie der zunehmenden Akkumulation des Kapitals sehr grundlegend geirrt habe. Nach dieser Theorie wird immer mehr Kapital in der Hand von immer weniger Marktteilnehmern konzentriert.  Wie vieles was Marx gesagt habe, sei diese Theorie teilweise richtig. Aber eben nur teilweise. In der Realität sei es schon so, dass sich Kapital gemäß einer Pareto-Verteilung konzentriere. Das heißt im wesentlichen, dass schließlich ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung den größten Teil des Kapitals und der Güter besitze. Das treffe aber zunächst nicht nur auf Geld zu, sondern auf alles was Menschen kreativ produzieren. Die Wirtschaftswissenschaftler nennen das in Anlehnung an das Gleichnis mit den drei Knechten im Matthäus-Evangelium (Matth.  25,14-29)  Matthäus-Effekt. (“Denn jedem, der da hat, wird noch hinzugegeben, so dass er Überfluss hat, wer aber nicht hat, dem auch noch das genommen werden, was er hat“).  Insofern hatte Marx recht.

Der Punkt auf den Peterson nun hinweist ist, dass es sich zunächst nicht nur um eine spezifische Eigenschaft kapitalistischer Systeme handelt, sondern um eine Eigenschaft, die wie ein Naturgesetz für  alle Systeme zutrifft, in denen kreativ produziert wird.  Man kann die Verteilung von Reichtum mit denselben physikalischen Gleichungen modellieren, die man für die Berechnung der Verteilung von Gasmolekülen im Vakuum verwendet. Jedenfalls folgt die sich herausbildende Verteilung von Reichtum grundlegenden Gesetzmäßigkeiten.

Es gibt aber Gegenbewegungen.  Wenn die Verteilung von Reichtum zu extrem wird, destabilisiert sich das System. Man braucht daher eine intelligente Diskussion zur Milderung der entstehenden Ungleichheiten.  Die besonders Erfolgreichen werden also vernünftigerweise schon aus Eigeninteresse zu extreme Ungleichheiten mildern. Mir fällt dazu z.B. die deutsche soziale Marktwirtschaft ein, die auch als Rheinischer Kapitalismus bekannt ist,  die man vor der Globalisierung in Deutschland hatte. Wahrscheinlich ist es für einen sozialen Kapitalismus wichtig, dass die Reichen und Erfolgreichen zu ein und derselben Volksgemeinschaft und Nation wie die Armen gehören. Das Ziel der Einführung und Förderung ethnischen und kultureller Vielfalt, also Mulitikulti und “Buntheit” kann man so als kaltblütige Angriffe auf die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft sehen, weil man damit Reiche und Arme entfremdet und dazu auch noch neue Gruppen von Sündenböcken einführt. So gesehen wären dann CDU/CSU, SPD, Linke und Grüne willige Handlager eines gnadenlosen internationalen Raubtierkapitalismus, dessen Ziel es ist, Begrenzung und Milderung der Wohlstandsunterschiede, die man einst in Deutschland hatte, aufzuheben – und dessen Ziel es damit ist, dafür zu sorgen, dass Karl Marx in diesem Punkt am Ende doch recht bekommt.

Jordan Peterson weist aber auf noch ein Phänomen hin, wegen dem Karl Marx sich geirrt hat:

Die Verteilung des Reichtums bzw. des Kapitals entspricht zwar immer einer mehr oder weniger gut durch kluge Steuer, Wirtschafts und Sozialpolitik gedämpften Pareto-Verteilung.  Das heißt, die Größe der Gruppe, die über die Masse des Kapitals verfügt, bleibt gleich ABER, die Zusammensetzung dieser Gruppe ändert sich. Reiche und Erfolgreiche werden wieder arm und erfolglos und Arme steigen auf und werden erfolgreich und reich. Es sei wie Wasser, das durch einen Abfluss fließt und einen Strudel bildet. Der Strudel bleibt gleich, aber die Wassermolekühle sind immer wieder andere. Wer etwas älter ist und etwas nachdenkt, dem fallen eine ganze Reihe von Namen von einst großen Firmen und Superreichen ein, die gescheitert sind, während einem ebenfalls viele Namen von neuen großen Firmen und neuen Superreichen einfallen.

Abhängig von der Wirtschaftskultur ist die Verteilung unterschiedlich, aber die Gruppe des einen Prozent der Reichsten bleibt immer gleich groß während es innerhalb des obereren 1 % einige beträchtliche Veränderungen der Zusammensetzung gibt.

Einer der Gründe dafür ist, dass Dinge größer und größer und dann irgendwann zu groß werden und dann kollabieren.  Im Bezug auf die drohenden Bankenpleiten bei der Wirtschaftskrise 2008 hätten die Politiker daher  nach Jordan Peterson nicht sagen dürfen “too big to fail”,  sondern “so big, that they have to fail”. Auf Deutsch:  nicht “zu groß, um sie scheitern zu lassen”, sondern “so groß, dass sie scheitern müssen”.   Die Geschichte vom Turmbau zu Babel soll dies verdeutlichen.

Die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist eine Warnung, die Expansion eines Systems so weit gehen zu lassen, dass sie alles umfasst. Es ist eine Warnung vor totalitären Systemen.

Die EU und andere Eine-Weltphantasien

Der Turmbau zu Babel war auch der Vorsatz, eine Struktur zu bauen, die “bis zum Himmel reicht” und die damit die Rolle Gottes ersetzen kann.  Es war die Idee, eine Struktur zu bauen, die den Unterschied zwischen Himmel und Erde aufheben kann, eine Struktur, die den Himmel selbst ersetzen kann.

Die Tatsache, dass das nicht funktioniert hat und dass Gott etwas dagegen hatte, ist ebenfalls außergewöhnlich interessant.

Peterson meint dann,  etwas was man aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts hätte lernen sollen, aber natürlich nicht gelernt habe, sei die Gefahr zu erkennen, die in totalitären, utopischen Visionen liege. Dostojewski habe darüber in seinem Buch Notizen aus dem Kellerloch geschrieben. Er habe im frühen 19. Jahrhundert herausgefunden, dass es etwas sehr Pathologisches in utopischen Visionen gäbe, das grundlegend menschenfeindlich sei. In Notizen aus dem Kellerloch zerstöre er die Idee von Utopien. Eine der Sachen, die er gesagt habe sei, “stellen Sie sich vor, dass das sozialistische Utopia realisiert wurde, und dass die Menschen nichts anderes mehr zu tun haben als zu essen, zu trinken und sich mit der Fortpflanzung der Art zu beschäftigen. Das erste, was die Menschen machen würden, wäre dann verrückt zu werden und das System zu zerstören. Einfach so, damit etwas Unerwartetes und Verrücktes passieren kann, weil menschliche Wesen keinen utopischen Komfort und keine utopische Gewissheit wollen, sondern Abenteuer, Chaos und Unsicherheit. Daher sei bereits die Idee einer Utopie menschenfeindlich. Menschen seien nicht für statische Utopias geschaffen. Wir sind für dynamischen Situationen gebaut, in denen Anforderungen an uns gestellt werden und in denen es ein optimales Maß an Ungewissheit gibt.

Wir wissen, was im 20. Jahrhundert durch die weite Verbreitung utopischer Ideen passiert ist. Was passiert ist, war Unglück in einem Ausmaß, dass es nie zu vor in der Geschichte der Menschheit gegeben hat.

Man hat mit der Geschichte vom Turmbau zu Babel jedenfalls sehr früh in er Bibel eine Warnung vor kollektiver Überheblichkeit.  Man hat damit auch einen Hinweis darauf, dass gut funktionierende Systeme eine vernünftige Größenordnung haben.

Peterson hatte in der Woche einen Artikel im Economist gelesen, in dem sich die Autoren sich über die Zunahme nationalistischer Bewegungen überall auf der Welt als Reaktion auf die Globalisierung wunderten.  Am meisten sei das wohl in der EU der Fall.  Aus der Sicht von Jordan Peterson ist das auch ein “Turm-zu-Babel-Phänomen” – vor allem im Bereich der EU. All diese Vielfalt unter dem Schirm der Einheit zusammenzubringen bedeute zugleich ein System zu schaffen, in dem die Spitze so weit von Boden entfernt ist, dass der Boden keine Verbindung zur Spitze hat.  Sozialsysteme müssen groß genug sein, um einen zu schützen, aber zugleich müssen sie so klein sein, dass man noch einen Platz in ihnen hat. Was in der EU passiere sei, dass die Entfernung zwischen dem normalen, typischen Bürger und der Bürokratie so groß geworden sei, dass sie destabilisierend wirke. Daher würden Menschen zurück zu nationalistischen Identitäten wollen, weil diese etwas wären wozu die Leute eine Beziehung haben können. Die Nationen hätten eine Geschichte und eine von den Bürgern gemeinsam geteilte Identität, der Sprache und der Tradition. Sie sei keine künstliche, abstrakte,  von der Obrigkeit übergestülpte Konstruktion.  (( Oh je. Jordan Peterson hat da wirklich sehr romantische Vorstellungen von dem, was heute noch Europas Nationalstaaten und Völker sind.  Deutschland und Frankreich sind auf dem Weg in eine Zukunft, die eine Mischung aus Jean Raspails Heerlager der Heiligen,  aus William R. Forstchens One Second After: Die Welt ohne Strom und aus dem von dem Zustand, den der Ethnologen Colin Turnbull in seinem Buch Das Volk ohne Liebe. Der Soziale Untergang der Ik beschrieben hat. Aber das alles ist nach über 70 Jahren extremem Überfluss und Frieden wohl auch einfach menschlich. Das heißt, wie schwarz die Zukunft wirklich ist, ist ungewiss. Am besten wird die Zukunft aber wenn man sie so schwarz wie möglich sieht und dann kaltblütig und entschlossen versucht das beste aus der Lage zu machen. ))

Peterson unternimmt dann noch einen Ausflug in die Welt der mesopotamischen und  ägyptischen Gottheiten.  Offenbar hatten auch die alten  Ägypter schon heraus gefunden, dass nicht nur die Natur sondern auch ein zu viel an Bürokratie und menschlicher Organisationen  eine Gefahr für die Gesellschaft sind.

Das Scheitern großer sozialer Revolutionen

Ab [35:30] erwähnt Peterson, dass es einen Ruf nach Demut in Sachen sozialer Manipulation gebe. Zu den Dingen, die er als Sozialwissenschaftler gelernt habe, gehöre die Warnung, die er insbesondere auch von großen Sozialwissenschaftlern gelernt habe, dass man sehr vorsichtig im Bezug auf groß angelegte Experimente mit großen Systemen sein solle. Der Grund sei, dass die Wahrscheinlichkeit vernachlässigbar klein sei, dass ein Schema, das man sich ausgedacht und in einem großen Sozialsystem implementiere, dass zu dem beabsichtigten Ergebnis führe. Es würde etwas passieren, was man nicht beabsichtigt habe und, schlimmer noch, es würde [oft] das Gegenteil von dem bewirkt, was man ursprünglich beabsichtigt habe. Das mache Sinn, weil wenn man ein sehr komplexes System habe, und wenn dieses störe, sei die Wahrscheinlichkeit, dass man die Folgen der Störung vorhersagen könne, offensichtlich außergewöhnlich niedrig.

Wenn ein System funktioniert und man denkt, man würde es verstehen, weil es funktioniert und man denkt, es sei einfacher als es tatsächlich ist, dann führen Manipulationen an einem Modell, das man von dem System hat zu anderen Trugschlüssen. Die Veränderungen am System, die am Modell zu den beabsichtigten Ergebnissen führen bewirken dann, wenn man sie auf das wirkliche System überträgt, andere, unerwartete oder sogar dem beabsichtigten Ziel entgegengesetzte Ergebnisse.

Er, Peterson habe sich sehr mit dem Problem der Beeinflussung  von Sozialsystemen beschäftigt und viel darüber nachgedacht. Resultat seiner Überlegungen sei, dass man um erfolgreich Sozialsysteme zu ändern im Bereich seiner Kompetenz bleiben müsse. Das würde Demut erfordern. Das aber sei eine Tugend, die in unserer modernen Kultur nie gefördert werde. Es sei eine Tugend, über die man kaum sprechen könne. Aber Demut bedeute, dass man vielleicht nicht so gescheit ist wie man denkt. Und, dass man vorsichtig sein sollte.

Die Frage sei nun, gut, man sollte vorsichtig sein, aber man möchte trotzdem Gutes tun und einige positive Veränderungen bewirken. Wie können man vorsichtig sein und Gutes bewirken? Er würde sagen, man sollte nicht die Grenzen seiner Kompetenz verlassen. Man sollte klein anfangen. Man sollte mit Dingen beginnen, die man tatsächlich beeinflussen könne, die man tatsächlich verstehe und die man tatsächlich in Ordnung bringen könne.

Karl Jung habe gesagt, moderne Menschen würden Gott nicht sehen, weil sie nicht niedrig genug sehen. Das sei eine sehr interessante Phrase.

Eine der Ideen die er online vorschlage, sei, dass man seine Versuche, etwas in Ordnung zu bringen auf das begrenzen sollte, was man zur Hand hat. Da wären wahrscheinlich Dinge an einem selbst, die man in Ordnung bringen könne. Dinge, von denen man wisse, dass sie nicht in Ordnung seien, von denen man selbst der Meinung sei, dass sie nicht in Ordnung seien. Vielleicht seien das einige Dinge in der eigenen Familie, die man in Ordnung bringen könne, aber das würde schwierig.  Das Problem sei ,dass die Dinge zurückschlagen würden. Es sei schwierig, sich selbst in Ordnung zu bringen.  Es sei sehr schwierig seine Familie in Ordnung zu bringen. Warum zur Hölle, denke man, dass man die Welt in Ordnung bringen könne? Die Welt sei doch offensichtlich komplizierter als man selbst oder die eigene Familie. Wenn man mit seinen Versuchen, das eigene Haus in Ordnung zu bringen gescheitert sei – was  selbstverständlich der Fall sei – dann sollte es einen sehr argwöhnisch gegenüber dem machen, was man denkt, wenn man seine Pläne zur Ankündigung breit angelegter sozialer Revolutionen macht.

Nun es sei eine eigenartige Sache, denn so würde es nicht laufen. Es sei sehr viel wahrscheinlicher, dass Menschen ihre großartigen Pläne zur Ankündigung breit angelegter sozialer Revolutionen verkünden, als dass sie sich oder ihre Familie in Ordnung bringen. Peterson denkt, der Grund dafür sei, dass das System  sofort zurücktritt, wenn sich sich selbst oder ihre Familien in Ordnung bringen wollen. Wenn man dagegen seine Pläne für eine breit angelegte soziale Revolution verkünde, sei die Zeitverzögerung zwischen der Verkündung und dem Zurücktreten  so groß, dass sie nicht wahrnehmen würden, dass es irgendwelche Fehler gibt. Man könne daher eine längere Zeit davonkommen, ohne dass einem etwas auf die Füße falle. Es sei auch eine Einladung zur Überheblichkeit, weil man seine Pläne zu groß angelegten sozialen Revolutionen betrachten und dabei zurücktreten, sie betrachten und nicht vom Blitz getroffen werde, so dass man sich sagen könnte, “gut, ich könnte recht haben” – obwohl man sich sehr ernsthaft irrt. Man könnte denken “Gut – ich könnte recht haben” – wie wundervoll ist das, besonders weil man keinerlei Anstrengungen dafür unternehmen muss.

Peterson meint sehr grundsätzlich, dass dies das ist, was die Universitäten nun ihren  Studenten beibringen, und er meint, dass dies absolut erschreckend sei. Er denkt, dass es schrecklich gefährlich sei. Er meint dass, weil es nicht so einfach sei Dinge in Ordnung zu bringen, insbesondere wenn man ihnen nicht verbunden und verpflichtet ist.

Er denke, man weiß ob man einer Sache verbunden und verpflichtet ist, weil das, was man dann tue sei zuerst sein eigenes Leben in Ordnung zu bringen. Das sei genug, so wie er meint, dass im Neuen Testament ein Statement sei, dass es schwieriger sei sich selbst zu regieren als die Stadt zu regieren. Das sein nicht nur eine Metapher, es sei real, wie wie alle wissen, die sich selbst gegenüber Neujahrsversprechen über Veränderungen der Ernährung oder Vorhaben regelmäßig Sport zu treiben gemacht haben und die dann gemerkt habe wie schwierig es ist, die eigenen Impulse zu regeln und sich selbst zu kontrollieren und sich einer wohl strukturierten, aufmerksamen Struktur von Werten unterzuordnen.

Das sei ausserodentlich schwierig und daher würden die Leute es nicht tun, sondern abschweifen und Türme zu Babel bauen. Die Geschichte zeige, dass die Dinge unter ihrem eigenen Gewicht kollabieren und dass jeder seinen eigenen Weg geht.

Zerfall durch Vielfalt am Beispiel der LGBT-Gemeinschaft

Er denkt, er sieht, dass dies mit LGBT-Gemeinschaft passiert (Lesben-Schwule-Bisexuelle-Transgender). Eine Sache, die ihm aufgefallen sei, und die sehr interessant sei, sei – es ist keine wirkliche Gemeinschaft, sondern eine Gruppierung von Aussenseitern. Was man dabei über die Jahrzehnte bemerke sei, dass die Liste der Akronyme immer länger werde,  weil es wohl eine unendliche Anzahl Möglichkeiten, ein  Außenseiter zu sein, gebe. Wenn man erst einmal die Tür zur Konstruktion einer Gruppe öffnet, die dadurch charakterisiert ist, dass die Mitglieder sich nicht in die Gruppe einfügen, dann schafft man eine Kategorie die unendlich erweiterbar ist. Er wisse nicht, wie lang die Liste der Akronyme momentan sei, es hänge von der Liste ab, die man zu Rate zieht, aber er hat Listen mit 10 und mehr Akronymen gesehen. Eine Sache, die passiere sei, dass die Gemeinschaft beginnt sich intern zu fragmentieren, weil es keine Einheit gibt. Wenn man erst einmal eine ausreichende Vielfalt unter die beschützende Struktur eines einzigen Schutzschirms bringt, dann beginnt die Uneinheitlichkeit von innen heraus zu entstehen. Das ist seines Erachtens auch eine Manifestation derselben Geschichte – des Turmbaus zu Babel.

Soweit Jordan Pertersons Interpretationen der Geschichte vom Turmbau zu Babel.

Meine eigenen Überlegungen

Beim folgenden Abschnitt handelt es sich um meine eigenen Gedanken zum Thema Turmbau zu Babel.

Energie- und Komplexitätskosten der Einheit

Zunächst fällt mir auf, dass das erklärte Ziel des Turmbaus zu Babel darin besteht, ein Denkmal oder eben auch ein Symbol zu errichten, um die Einheit der Bevölkerung zu erhalten. Das Brennen der Ziegel und das Bauen selbst sind damit ein Aufwand an Energie und Arbeit, um die Einheit zu erhalten. Es sind Kosten, die als nötig erachtet werden, um die Komplexität der Gesellschaft zu erhalten. Gleichzeitig ist der Bau des Turmes nur durch die Einheit und die gemeinsame, einheitliche Sprache der Menschen möglich. Die Einheit der Gesellschaft gibt dieser also Möglichkeiten und Macht selbst “einen Turm dessen Spitze bis zum Himmel reicht” zu bauen.  Gott gefällt das nicht, weil er noch weiter gehende Machtdemonstrationen der Menschen befürchtet. Er zerstört daher die Einheit, indem ER hinab zu den Menschen fährt und ihre Sprachen verwirrt, so dass diese sich untereinander nicht mehr verstehen.

Ist nicht auch Deutschland schon viel zu groß?

Das zentrale Problem Deutschlands, das zu den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhundert geführt hat war, dass die Kombination von Bevölkerungsgröße, Besonderheiten der Kultur und Tugenden UND der Verfügbarkeit und Nutzung großer Mengen billiger fossiler Energieträger eine Einigung Deutschlands mit Blick auf die Bedrohung durch benachbarten Großmächte Frankreich und Russland einerseits wünschbar, anderseits aber auch sehr gefährlich gemacht hat. Das große Problem des 1871 neu gegründeten deutschen Reiches war, dass es für die Fähigkeiten der Nachfolger des Trios aus Otto von Bismarck, Wilhelm dem I. und deren Generalstabschef Helmut v. Moltke, zu mächtig war und durch die Kombination aus Macht und geopolitischer Lage zu kompliziert war.  Man könnte es so sehen, dass Deutschland von der Regierungszeit von Kaiser Wilhelm II. bis zum Ende der Regierung Adolf Hitlers immer wieder versucht hat, die durch die Einheit gegebenen Möglichkeiten  dazu zu nutzen “Türme, die bis in den Himmel reichen” zu bauen. Das hat zu spektakulären Fehlschlägen geführt, die sich in Form der deutschen Kapitulationen von 11.11.1918 und vom 8./9.5.1945 und deren Folgewirkungen geäußert hat.

Andere Beispiele zu großer Reiche in Europa

Weitere Beispiele aus der europäischen Geschichte die zeigen, dass große Reiche und Staaten in Europa nicht die Stabilität und den dauerhaften Frieden bringen, den man sich von ihnen verspricht:

  • Der Zusammenbruch des napoleonischen Reiches
  • Der Zerfall des Reiches der Habsburger unter Karl V.
  • Der Zerfall des kalingischen Reiches nach dem Tod Karl des Großen
  • Der Zerfall des Römischen Reiches
  • Der Abfall britischen Kolonien in Nordamerika von England, und die daraus folgende Entstehung der USA
  • Der Zerfall des britischen Empires im 19. Jahrhundert,
  • Die Trennung  Norwegens von Dänemark und dann von Schweden
  • Der Zerfall der Sowjetunion
  • Der Zerfall Jugoslawiens.

Vor diesem ganzen Hintergrund ist es unverständlich, dass man als angebliche Lehre aus der Geschichte die Schaffung eines einigen Europas bzw. eines europäischen Superstaates fordert und erhebliche Mittel in dieses Projekt investiert.

Vor dem Hintergrund dieser vielen Fehlschläge verwundert der Enthusiamus, die viele im Bezug auf Europa und die EU haben, vor allem wenn man bedenkt, dass die von den Nationalstaaten verursachten Kriege bereits Symptome eines “Turmbau zu Babel”-Effektes waren.

Der Nutzen großer staatlicher Gebilde und Staatenbünde

Der Nutzen großer staatlicher Gebilde und Staatenbünde besteht im übrigen nur aus zweierlei:

  • Senkung der Produktionskosten für Massenproduktionen. Das macht aber nur Sinn, wenn und solange man genug billige Energie hat. DAS war für mich der wichtigste Grund für die Einigung und später für die Wiedervereinigung Deutschlands. Ein Problem dabei ist allerdings, wie ich schon in Nach dem Fortschritt zu zeigen versucht habe, dass eine Einheit von Wirtschaftsgebieten, die wirtschaftlich stärkeren Regionen und Standorte bevorzugt und ärmen Standorten durch Abwanderung und Verarmung schadet.  Man benötigt dann einen wirtschaftlichen Ausgleich, der nur innerhalb von durch Blutsverwandschaft definierten Gebieten ohne Hass möglich ist. Das ist der Grund, warum die EU abzulehnen ist und zwangsläufig scheitern wird. Ein zusätzlicher Grund für das Scheitern der EU wird sein, dass die für Massenproduktion und Belieferung überregionaler Märkte notwendige Energie zunehmenden knapper wird. Die EU wird damit die für ihre Erhaltung in Form von Energie und Geld erforderlichen Kosten immer weniger einbringen. Schließlich werden immer mehr Staaten die EU aufgeben müssen, weil man die knapper werdenden Mittel lokal dringender benötigt.
  • Steigerung der militärischen Stärke angesichts mächtiger Feinde. Das ist der Aspekt den Peter Turchin in seinem Buch Ultrasociety: How 10,000 Years of War Made Humans the Greatest Cooperators on Earth als den eigentlichen kulturevolutioinären Faktor für die Entstehung größerer menschlicher Gemeinschaften, Staaten und Religionen sieht. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass große Staaten und Staatensysteme zerfallen, wenn sie offensichtlich oder voraussichtlich den polizeilichen und militärischen Schutz, den man sich von ihnen erhoft, nicht mehr gewährleisten können.  Deutschland ist längst in dieser Richtung unterwegs. Weder Polizei noch Militär können in Deutschland die Bürger heute noch in einer Krise oder in einem Krieg wirklich schützen. Eine EU-Armee würde noch ineffizienter und noch weniger glaubwürdig sein, weil ihre Komplexitätskosten durch die damit einhergehende Sprachverwirrung noch größer wäre. Selbst die USA drohen zu zerfallen und sich zu balkanisieren, wie John M. Greer in seiem Roman Twilight’s Last Gleaming und James H. Kuntler in seiner World Made by Hand Romanreihe es für irgendwann in den nächsten 10 bis 15 Jahre annehmen. Ob Donald Trump diese Tendenz stoppen kann bleibt abzuwarten. In Europas Geschichte gibt es zudem genug Beispiele für zeitweise Allianzen von Streitkräften. Beide Weltkriege, der Krieg gegen das Frankreich Napoleons, der 30-jährige Krieg und die Kriege gegen die Türken liefern Beispiele für solche Allianzen.
Weitere Quellen zu Thema Energie- und Komplexitätskosten

An dieser Stelle, zum Thema Energie- und Komplexitätskosten der Einheit großer Staaten möchte ich auch auf folgende Artikel meiner Webseite hinweisen:

Falls sich jemand mehr für dieses Thema interessiert könnte auch das Buch Seeing Like a State: How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed von James C. Scott hilfreich sein. Prof. Tainter hatte einige Kapitel daraus in der Ankündigung von einem seiner Seminare als Pflichtlektüre angegeben. Es gibt im Internet auch eine kostenlose pdf-Version auf Libcom.org.  Tainter und Scott behandeln im Grunde beide auch Aspekte der “Turmbau zu Babel”-Geschichte. 

Fazit

Die Geschichte zum Turmbau zu Babel ist auf vielfältige Weise für Deutschland und Europa höchst aktuell.

Auf allen Ebenen und in allen in allen Bereichen der Gesellschaft könnte es hilfreich sein, über die verschiedenen Aspekte dieser Geschichte nachzudenken.

Der Turmbau zu Babel, war, wie alle seine Nachfolgeprojekte, eine Fehlinvestition. Der einzig mögliche Gewinn war die Einsicht, dass man das Projekt gar nicht erst hätte beginnen sollen, oder dass man dass Projekt so früh wie möglich hätte abbrechen sollen.

Als Gegengewicht zur Geschichte vom Turmbau zu Babel möchte ich zum Schluss auf meinen Blogbeitrag über Leopold Kohr, vom 27.  Juni 2016, hinweisen:  Leopold Kohr – Leben nach menschlichem Maß.

Kelberg, den 6. Oktober 2017

Christoph Becker

 




Noahs Fluch – vom Umgang mit der Geschichte

Morgens vor der Bundestagswahl am 24. September 2017 hatte ich zufällig damit begonnen, mir den Vortrag Biblical Series VIII: The Phenomenology of the Divine des kanadischen Psychologieprofessors und klinischen Psychologen Jordan Peterson, vom 18.  Juli 2017, anzuhören. Am Anfang dieses Vortrages, etwa von [4:50] bis Minute 16, schließt Peterson seine Ausführungen über Noah und die Sintflut mit der Geschichte von Noahs Fluch und Segen ab (1. Mose 9, 17-27. (( Die Internetseite von Jordan Petersons Bibel-Serie ist jordanbpeterson.com/bible-series/ .  Den jeweils 2-stündigen Vorträgen folgte jeweils etwa eine halbe Stunde für Fragen und Antworten. Die Vorträge fanden bzw. finden in einem Theater in Toronto statt und wurden danach alle Online zugänglich gemacht. Von  Mai bis August 2017 wurden 12 Vorträge gehalten. Alleine für die Sintflut und Noah waren ursprünglich die beiden Vorträge The Psychology of the Flood und Walking with Good – Noah and the Floodalso insgesamt 4 Zeitstunden Vortrag und eine Stunde Fragen und Antworten vorgesehen, wobei Peterson sich aber nicht immer genau die durch den Titel gegebene Vorgabe hält, so dass er z.B. den Abschluss der Geschichte Noahs und anschließend die Geschichte vom Turmbau zu Babel am Anfang des 7. Vortrages The Phenomenology of the Divine behandelt. Ein wichtiges Konzept Petersons ist, dass die Bibel ein komplexes Netzwerk untereinander  verbundener Geschichten tiefer psychologischer Bedeutung ist.  ))

Noahs Fluch

Die deutsche Version der zugehörigen Bibelstelle (1. Mose 9,18-27) habe ich der Bibelübersetzung von Herman Menge entnommen. Zitat  (Online-Version):

18 Die Söhne Noahs, die aus der Arche gingen, waren Sem, Ham und Japheth; Ham aber ist der Vater Kanaans. 19 Diese drei waren die Söhne Noahs, und von diesen aus ist die ganze Erde bevölkert worden (= stammt die ganze Erdbevölkerung ab). 20 Noah aber wurde nun ein Landmann und legte auch einen Weinberg an. 21 Als er dann aber von dem Weine trank, wurde er trunken und lag entblößt in seinem Zelt. 22 Als nun Ham, der Vater Kanaans, seinen Vater entblößt hatte daliegen sehen, erzählte er es seinen beiden Brüdern draußen. 23 Da nahmen Sem und Japheth das Obergewand (ihres Vaters), legten es beide gemeinsam auf ihre Schultern, traten rückwärts hinzu und bedeckten ihren entblößten Vater damit; ihr Gesicht aber war dabei abgewandt, so daß sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen. 24 Als nun Noah von seinem Rausch erwachte und erfuhr, wie sein jüngster Sohn sich gegen ihn benommen hatte, 25 rief er aus: »Verflucht sei Kanaan! Der niedrigste Knecht soll er seinen Brüdern sein!« 26 Dann fuhr er fort: »Gepriesen sei der HERR, der Gott Sems! Kanaan aber soll sein Knecht sein! 27 Weiten Raum schaffe Gott dem Japheth, und er wohne in den Zelten Sems! Kanaan aber soll sein Knecht sein!«

Wie Peterson erklärt handelt es sich auch bei dieser biblischen Geschichte um eine tiefsinnige, zeitlose Beschreibung und Warnung. Die Geschichte von Noahs Fluch ist aktuell für fast alle europäisch stämmigen Bevölkerungen im Westen zutreffend und wichtig. Für die Deutschen und Deutschland ist sie meines Erachtens besonders wichtig.

Noah liegt also betrunken und entblößt in seinem Zelt. Seine Nacktheit bedeutet Verwundbarkeit und Sichtbarkeit der physiologischen Mängel und der besonderen, sonst nicht sichtbaren Fehler, wie sie von anderen beurteilt werden können.

Auf das Betrunkensein Noahs geht Peterson nicht extra ein, aber man könnte es im Sinne von Peterson so interpretieren, dass Noah zeitweise nicht ganz Herr seiner Sinne war, unvernünftig gehandelt hat und sich damit in diese beschämenden Lage gebracht hat. Was Peterson hier ebenfalls nicht ausdrücklich erörtert, ist das Detail, dass Noah bei alledem dennoch in seinem eigenen Zelt liegt.

Einen Aspekt, auf den Peterson eingeht und den er betont ist, dass Noah insgesamt doch eine sehr respektable und verdiente Persönlichkeit ist, die immerhin mit dem Bau der Arche seine Familie und damit die Menschheit sowie die an Land lebenden Tiere vor der Vernichtung durch die Sintflut gerettet habe.

Das Vergehen von Ham ist nun, dass er sich respektlos gegenüber seinem Vater verhält und seine Brüder  auf  die beschämende Situation des Vaters aufmerksam macht. Ham lässt andere, sich außerhalb des Zeltes des Vaters befindliche Personen, von der Schwäche des Vaters wissen.  Die sich zunächst außerhalb des Zeltes befindlichen Brüder, denen er von der Situation des Vaters erzählt,  zeigen wie Ham besser hätte handeln sollen: Sie vermeiden es, die Situation des Vaters zu betrachten und auszunutzen. Ihr Wissen von der Situation des Vaters nutzen sie nur, um ihn respektvoll zu bedecken, die Situation zu entschärfen und auch, um Noah beim Erwachen aus dem Rausch ein besseres Gefühl zu geben.

Warum verflucht Noah seinen Sohn Ham wegen dieser Begebenheit so heftig? Warum werden Ham und seine Nachkommen wegen dieser kleinen Geschichte dazu verdammt, Sklaven und Diener der beiden anderen Söhne Noahs zu werden?  Ein ‘ewiger’, ein ganzes Volk treffender und dessen Angehörige zu Sklaven und Dienern anderer Völker machender Fluch, nur weil ein Vorfahre seinen Vater nackt und betrunken in seinem Zelt gesehen und davon seinen beiden Brüdern erzählt hat?!

Wie Jordan Peterson erklärt, haben diese biblischen Geschichten alle einen tieferen symbolischen Sinn. Die Erklärung des symbolischen Sinns der Geschichte von Noahs Fluch über Ham und dessen Nachkommen ist der Folgende:

Die Person des  Vaters ist mehrschichtig. Der Vater ist zunächst einfach ein Mann wie jeder andere. Darüber hinaus ist der persönliche Vater aber auch ein Teil der eigenen Geschichte eines jeden. Er ist nicht nur der biologische Vater, sondern auch die Inkarnation des Geistes des Vaters. Er ist damit ein Teil der kulturellen Konstruktion eines jeden.

Indem Ham sich dem eigenen Vater gegenüber respektlos verhält und dessen ihm bekannt gewordene, beschämende Situation und Schwäche in dessen Zelt wahrnimmt und den außerhalb des Zeltes befindlichen Brüdern bekannt macht, verhält sich Ham seiner eigenen kulturellen Konstruktion und Geschichte gegenüber respektlos und schwächt sich und seine Nachkommen damit. Seine Brüder Sem und Japheth dagegen reagieren auf die ihnen bekannt werdende Schwäche und Verfehlung des Vaters mit großem Respekt vor diesem und versuchen, die peinliche Situation so respektvoll wie möglich diskret zu verdecken. Noah, ihr Vater, und damit auch ihre Geschichte und ein wichtiger Teil ihrer kulturellen Konstruktion, segnet sie daraufhin und sie und ihre Nachkommen gewinnen dadurch an Stärke.

Wie Peterson dazu mehrfach betont, geht es bei alledem nicht darum, Kritik an Verfehlungen und Schwächen der Vorfahren und der eigenen Geschichte zu unterbinden. Kritik sei wichtig, aber die Funktion von Kritik sollte nur darin bestehen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Kritik sollte also dazu dienen, Schwächen und Verfehlungen der Vorfahren, und damit der eigenen Geschichte, zu erkennen, so dass man daraus lernen und sie in Zukunft vermeiden kann. Kritik solle zugleich dazu dienen, das gute und wertvolle an den eigenen Vorfahren und der eigenen Geschichte zu erkennen, zu bewahren, zu pflegen, zu ehren und weiter zu entwickeln.

In den westlichen Gesellschaften, und da ganz besonders auch an den Universitäten sei es heute üblich, dass Kritik an den eigenen Vorfahren und der eigenen Geschichte zu deren pauschaler Verdammung führe. Das sei sehr gefährlich, weil damit wichtige Teile der eigenen kulturellen Konstruktion zerstört würden. Der tiefe psychologische Sinn der Geschichte von Noahs Fluch und Segen (1. Mose 9, 17-27) besteht darin, vor solchen Zerstörungen der eigenen kulturellen Konstruktion zu warnen und damit zu helfen, sie zu vermeiden. Stattdessen sei es besser, dem Vorbild von Sem und Japheth zu folgen und mit der eigenen Geschichte respektvoll umzugehen und  damit die eigene kulturelle Konstruktion zu stärken.

Relevanz für Deutschland

Konkret im Bezug auf Deutschland konnte man dazu in der  Berliner Runde, am Abend nach er Wahl etwas Position [26:00] am Abend nach der Bundestagswahl vom 24. September 2017 ein krasses Beispiel erleben. Die Vorsitzende der Linken warf dort der AfD allen Ernstes vor, dass  einer der AfD-Vorsitzenden gemeint habe, man müsse stolz auf die Leistungen der deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg sein. Anschließend offenbarte sie noch ihre Unkenntnis und Ignoranz der Geschichte, indem sie so tat, als wären die beiden Weltkriege ausschließlich von deutschem Boden ausgegangen und als handele sich dabei ausschließlich um deutsche Verbrechen und nicht, wie es in Wirklichkeit wohl war,  um eine schreckliche Tragödie, an deren Zustandekommen neben den Deutschen auch viele andere Staaten schuld waren.

Russland als Vorbild

Bei der Recherche zu meinem Artikel  Wie Journalismus funktioniert  hatte ich einen Redeausschnitt des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Titel Polen ist mit schuld am 2. Weltkrieg – Wladimir Putin gefunden, der zu seiner Rede zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des 2. Weltkrieges gehörte. Was mich sehr erstaunte, und was ich von einem Vertreter Russlands nicht erwartet hatte, war, wie kühl, nüchtern und kompetent Putin hier mit Fakten über die Vorgeschichte des 2. Weltkrieges aufwartete, die so gar nicht zur üblichen Propaganda passten. Am meisten beeindruckt hat mich dann seine Empfehlung, dass man sich doch bitte an die Fakten halten möge und dass Frieden und gegenseitiges Verständnis nur möglich seien, wenn man sich wirklich mit den Fakten befasse.

Bei der Recherche für  Wie Journalismus funktioniert  hatte ich dann auch noch die Rede von Gerd Schultze-Rhonhof – Der Krieg der viele Väter hatte – 7. AZK 29.10.2011. gefunden und angehört und ich habe dort auch noch einige Bücher erwähnt und verlinkt, die ich in der Vergangenheit zum Thema 2. Weltkrieg gelesen hatte.

Doch zurück zu Russland und Putin. Mit einer Suche nach “russland putin stalin denkmäler” fand ich z.B. den folgenden Artikel von Sebastian Christ in der Huffington Post vom 21.12.2015:  So gefährlich ist der neue Stalin-Kult in Russland. Daraus ein Zitat:

Der russische Präsident höchst selbst war es, der im Jahr 2007 die Geschichtslehrer des Landes aufgefordert hatte, neue Lehrbücher zu erarbeiten. Darin sollte Stalin als grausamer, aber erfolgreicher und rational handelnder Herrscher dargestellt werden, der Terror nur als Mittel zur Durchsetzung legitimer Ziele angewendet hat.

Schon zu dieser Zeit wurden in Russland nach Jahrzehnten wieder die ersten neuen Stalin-Denkmäler eingeweiht.

Präsident Putin wird wohl kaum Jordan Petersons Analyse und Erklärung zum Fluch Noahs gekannt haben, aber wie es scheint haben er und viele andere Russen diesen Aspekt der menschlichen Psychologie sehr gut erfasst und versuchen danach zu handeln. Stalin und der Kommunismus war eine schreckliche Tragödie für Russland, die Millionen Tote gekostet hat. Aber sie verdammen Stalin und sein Regime nicht einfach, sondern versuchen sich an einer rationalen Kritik ganz wie Jordan Peterson sie im Bezug auf die eigenen Geschichte empfiehlt. Stalin und der Kommunismus sind mit allem, was an Schrecklichem dazu gehört, Teil der russischen Geschichte geworden. Vielleicht hätte eine andere Entwicklung in Russland den 2. Weltkrieg insgesamt verhindert oder Russland verschont. Vielleicht wäre der deutsche Angriff von einer anderen Regierung an der Grenze locker abgewehrt worden. Man weiß es nicht, aber man weiß, dass der UdSSR mit Stalin der Sieg über die Deutschen gelungen ist und man weiß, dass Stalin damit die Russen vor dem bewahrt hat, was die Deutschen mit ihnen im Fall eines Sieges vorhatten (siehe Hungerplan und Generalplan Ost).

Soweit ich es erkennen kann, versuchen die Russen,  das Schreckliche und das Gute an Stalin und seiner Zeit zu sehen, während sie versuchen daraus zu lernen. Stalin und der Kommunismus waren und sind schließlich ein sehr wesentlicher Teil der russischen Geschichte.  Diesen Teil einfach komplett im Stil westlicher Gutmenschen zu verdammen und zu verachten würde Russlands soziale Konstruktion schwächen und es würden das Gedenken und Ehren des auch vorhandenen Guten verhindern. Stalin und seine Zeit waren halt gut und böse zugleich. Sie haben millionenfach Tod und Verderben gebracht und zugleich millionenfach davor bewahrt.  Vor diesem Hintergrund ist eine Statue von Stalin ein wirkliches “Denk mal”. Was spricht dagegen, diese beiden Seiten zu sehen? Wenn man will, dass sich keine der beiden  Tragödie wiederholt, weder die von Stalin verursachte, noch die von den Deutschen angedachte, vor deren voller Entfaltung Stalin die Russen gerade noch so gerettet hat, dann ist es vielleicht wirklich am besten,, die Geschichte mit Respekt und Ehrfurcht und doch nüchtern zu betrachten, um das Gute zu erkennen und zu bewahren, anstatt einfach alles aus dieser Zeit zu verdammen.

An dieser Stelle hatte ich ursprünglich einen Abschnitt mit dem Titel “Der Weiße Tiger”  stehen, der dann aber so lang wurde, dass ich daraus einen eigen Artikel gemacht habe: Der Weiße Tiger.

Die Siegesparade in Moskau 2017

Die auch dank Sputnik-News auch mit deutscher Übersetzung verfügbare Dokumentation von der russischen Siegesparade am 9. Mai 2017  mit einer Ansprache Putins ist eigentlich auch eine Parade zu Ehren der Leistungen der deutschen Soldaten. Warum?

Im Rahmen meiner Recherchen für Der weiße Tiger hatte ich mir auch den Wikipediabeitrag zum Thema des russischen Panzers vom  T34  und dann auch die für die auf deutscher Seite mit diesem konfrontierten Panzer IV, Panther und Tiger gelesen. (( Die Bennenung von Panzern nach Raubtieren ist offensichtlich eine Erfindung der Nazis, bzw. eine Wehrmachtstradition. Man müsste also eigentlich auch alle deutschen Panzer, wie Leopard, Marder, Puma, Wiesel und Fuchs umbenannt haben, um wirklich politisch korrekt zu sein. )). Die sowjetischen Panzer waren offenbar eben NICHT irgendwelcher billiger kommunistischer Schrott, in dem von teuflischen, hirnlosen Kommissaren in den Tod gehetzte arme, dumme Rotarmisten saßen. Die T34  waren oft qualitativ insgesamt gleichwertige oder auch überlegene Waffensysteme, die von durchaus  guten und tapferen Soldaten bedient wurden. Nimmt man dazu die extreme zahlenmäßige Überlegenheit der sowjetischen Panzer und Truppen, den notorischen Treibstoffmangel  (Blut für Öl) und die Ressourcenknappheit der deutschen Streitkräfte, und bedenkt dann noch, dass die Ostfront für die deutschen Streitkräfte nur eine von mehreren Fronten war,  dann ist es schon eine sehr große Ehre für die deutschen Soldaten und die Wehrmacht, dass die Russen selbst 72 Jahre nach der deutschen Kapitulation noch so eine wirklich beeindruckende Siegesparade  veranstaltet haben und ihren Sieg “im großen Vaterländischen Krieg” über die im Grunde zahlenmäßig, materiell und teilweise auch technisch unterlegenen Deutschen und deren wenige Verbündete so eindrucksvoll gefeiert haben. Der Sieg war für die Sowjets sehr hart erkämpft, wie auch die Zahlen der Infografik – Die Gefallenen des 2. Weltkrieges zeigen. Dass es Russland und die meisten Russen heute angesichts der damaligen deutschen Pläne heute nicht mehr geben würde, wenn Deutschland damals gewonnen hätte, kommt noch dazu.  Insofern haben sich der Krieg und die Opfer für die Russen auf jeden Fall sehr gelohnt. Der Sieg und das feierliche Gedenken an den Sieg  ist den Russen also sehr zu gönnen. Aber diese russische Siegesparade, 72 Jahre nach dem Krieg, war eben auch eine große Ehre für die deutschen Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS, die trotz oft extremer zahlenmäßiger Unterlegenheit, trotz oft fehlender oder der Witterung nicht angepasster Ausrüstung, trotz technischer Mängel ihrer Waffensysteme,  trotz Treibstoffmangel, trotz Nachschubproblemen und langen Nachschublinien und trotz der Führungsfehler Hitlers so zähe, tapfere und gefährliche Gegner waren, dass ihre Gegner auch 72 Jahre nach dem Krieg diesen noch als großen vaterländischen Krieg sehen und noch immer den Sieg  mit einer solchen Parade feiern.

Wenn man in späteren Jahren einmal irgendwo an den Sieg über die heutige Bundeswehr oder auch über das gesamte heutige Westeuropa  gefeiert wird, wird das für die Sieger, wegen der Leichtigkeit des Sieges, wohl eher eine schon fast peinliche Kleinigkeit sein,  fast so wie die Eroberung eines Altersheims oder eines Mädchenpensionates.

Jedenfalls können sich die Soldaten der Bundeswehr, statt der verbotenen Erinnerungsstücke an die Wehrmacht auch einfach auf Youtube die russischen Siegesparaden ansehen und dazu ein paar Artikel über die logistischen Probleme, die zahlenmäßige Unterlegenheit, den Treibstoffmangel der deutschen Soldaten und über die Führungsfehler Hitlers durchlesen.

Dabei kann dann noch daran gedacht werden,  dass der Sieg über die eigentlich weit unterlegenen deutschen Streitkräfte auch nach über 70 Jahren  nicht nur in Russland, sondern auch in den Niederlanden, Belgien, Tschechien, der Slowakei und Frankreich ein gesetzlicher Feiertag ist. Das heißt man gönnt sich in diesen Ländern noch immer den Luxus des Ausfalls eines Arbeitstages, um letztlich der Leistungsfähigkeit der deutschen Soldaten zu gedenken.

Vor diesem Hintergrund ist es im Sinne von Jordan Petersons Ausführungen über den Fluch Noahs wirklich extrem irre und gefährlich, die Erinnerung an die Leistungen der deutschen Streitkräfte in Deutschland zu verbieten und aus den Kasernen zu verbannen. Eine Streitmacht die, wie die Wehrmacht und die Waffen-SS  trotz Ressourcenmangel, Ölmangel und zahlenmäßiger Unterlegenheit so extrem leistungsfähig war, dass der Sieg über sie auch nach über 70 Jahren noch so gefeiert wird, muss sehr viel Gutes, Vorbildliches, Bewundernswertes und Bewahrenswertes haben. Eine solche Streitmacht und deren Helden insgesamt zu verdammen und die Erinnerung an sie auslöschen zu wollen ist völlig unverständlich.  Vor allem, wenn man dann auch noch bedenkt, dass die künftigen Herausforderungen, denen sich Deutschland und andere Staaten Westeuropas gegenüber sehen werden, den Herausforderungen, mit denen die Wehrmacht konfrontiert war, sehr ähnlich sein werden. Stichworte: Treibstoffmangel, Ressourcenmangel, zahlenmäßige Unterlegenheit.

 Was werden spätere Generationen von uns denken?

Gerade die Generation der 68er und der noch später geborenen sollten bei ihrem “gut” sein wollen die Nase nicht zu hoch tragen, denn es hat vielleicht keine Generation so viel falsch gemacht und am Ende so viel Grauen und Elend zu verantworten wie diese – die sich doch so sehr ihren Vätern und Großvätern moralisch überlegen fühlte.

Hier dazu ein Zitat John M. Greer, aus meiner Übersetzung von Teilen von  Dark Age America, das ich aus meine Artikel In der Folge der industriellen Zivilisation hier hin kopiert habe:

Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, dass Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich, ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigene Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurückdenken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts, die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen, die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke, ich weiß es. Ich denke, wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse, die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so dass sie ein unseliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Wie Noahs Fluch treffen wird

Auf dem Weg in diese Zukunft wird  “Noahs Fluch” den Westen und da ganz besonders auch Deutschland treffen. Warum erklärt zunächst das Buch Kriegs-Kultur: Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte von Martin von Creveld.  Dank der Verachtung und Respektlosigkeit gegenüber den eigenen Helden und den deutschen Streitkräften der beiden Weltkriege wird Deutschland nicht mehr ernsthaft verteidigt werden können – außer vielleicht mit auch von feigen Bürokraten einsetzbaren taktischen Atomwaffen, die dann aber ziemlich heftige Kollateralschäden verursachen. Dabei frage ich mich auch, was im Ernstfall mit den französischen und britischen Atomwaffen geschieht, wenn es zu einem Krieg mit muslimischen Ländern kommen sollte, wie ihn z.B. der ehemalige Oberstleutnant der USAF, Albert Clark, in seinem Roman The Price of Peace, skizziert hat. Wieweit haben heute Muslime die Kontrolle über französische oder auch über britische Atomwaffen und gegenüber welchem Staat werden diese Muslime im Ernstfall wirklich loyal sein?

“Der Fluch Noahs” wird meines Erachtens tatsächlich über Deutschland und die Deutschen kommen. Das heißt, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es in Zukunft sehr hilfreich sein könnte,  wenn man sich die Schwächung durch diesen Fluch nicht angetan hätte. Siehe dazu auch

Fazit:

Bei Urteilen über die eigenen Vorfahren, über die Helden und die Streitkräfte des eigenen Volkes und über die eigene Geschichte sollte man vorsichtig sein. Die im Westen und da ganz besonders auch in Deutschland heute übliche Verachtung und Respektlosigkeit gegenüber der eigenen Geschichte und der eigenen Vorfahren ist nicht nur dumm, arrogant und verwerflich, sondern auch sehr gefährlich.

Wie man es besser machen kann, zeigen die Russen und deren Präsident Putin. Man kann und sollte die Schwächen, Fehler, Verbrechen und Tragödien der Vorfahren kennen, aber man sollte dazu auch lernen warum und mit welchen Absichten es dazu kam. Wie ich zu zeigen versucht habe, kann der Umgang der Russen mit ihrer eigenen Vergangenheit und deren Feiern des Sieges über Deutschland, den Deutschen wieder mehr Respekt und Achtung vor der eigenen Geschichte geben. Es wäre für Deutschland und den Rest Westeuropas wichtig, zu einer positiven, das Gute der eigenen Geschichte erhaltenden und ehrenden und das Schlechte präzise erkennenden Kritik an der Geschichte zu kommen und damit  Noahs Fluch zu vermeiden.

Kelberg, den 3. Oktober 2017

Christoph Becker




Der Weiße Tiger

Der 2012 vorgestellte Film White Tiger bzw.  Der Weiße Tiger,  des  russischen Regisseurs Karen Shakhnazarov ist meines Erachtens  ein bemerkenswertes, sehr intelligentes Denkmal zum 2. Weltkrieg.  Der Film ist meines Erachtens ganz bewusst nicht nur für die Russen, sondern vor allem auch  für das deutsche Publikum gedacht,  das diesen bisher leider nicht hinreichend erkannt und zu schätzen gewusst hat.

Filmquellen:

  • Auf Youtube kann man sich kostenlos die russische Version mit englischen Untertiteln ansehen: Der weiße Tiger (mit Untertiteln). Soweit in dem Film Deutsche zu Wort kommen oder mit Deutschen gesprochen wird, geschieht dies auch in dieser russisch/englischen Version in akzentfreiem, bzw. in gut verständlichem Deutsch. Diese Version des  Films hat auf Youtube bisher 4.212.837 Aufrufe und 18.961 Likes.
  • Per Amazon gibt es eine deutsch synchronisierte Version mit dem Titel: White Tiger – Die große Panzerschlacht.

Der Film ist eine denkwürdige Mischung aus Kriegsfilm, Dokumentation, Märchen, Sage und einer Art fliegendem Holländer des Krieges. Die Zahl der Kriegsfilme, die ich mir bis heute angesehen habe ist begrenzt, obwohl es im Laufe der Jahrzehnte schon einige waren.  White Tiger, von dem ich nun die russische Version mit den englischen Untertiteln und die deutsch synchronisierte Version angesehen habe, ist für mich aus verschiedenen Gründen ein ganz besonderer Film, weil ich ihn auch vor dem Hintergrund von Noahs Fluch, dem Umgang der Deutschen und der Russen mit der Geschichte und auch vor dem Hintergrund der aktuellen deutschen Politik angesehen habe.

Die Handlung des  Films

Ein unbekannter russischer Panzerfahrer,  bei dem 90 % der Körperoberfläche verbrannt sind, überlebt und wird in relativ kurzer Zeit wieder gesund und wieder voll einsatzfähig. Normal sind derart umfangreiche Verbrennungen absolut tödlich. Dieser Panzerfahrer, im Rest des Films Ivan Naydenov genannt, hat teilweise sein Gedächtnis verloren. Er kann sich weder an seinen Namen noch an seine Familie erinnern. Er ist, wie sich im Film langsam herausstellt, nach seiner schweren Verwundung und schnellen Genesung ein übernatürliches Wesen geworden. Er ist Mensch und doch kein Mensch. Er isst nicht wirklich, sondern kaut nur manchmal etwas Brot. Eine Schusswunde heilt leicht und schnell. Die Panzer sprechen zu ihm und warnen ihn. Er betet zum Gott der Panzer, der im Himmel wohnt und einen goldenen Panzer fährt. Bei diesem Gott befinden sich die Geister der abgeschossenen Panzer und dieser Gott kann es donnern und blitzen lassen.

Der deutsche Panzer, der den Panzer dieses russischen Panzerfahrers zerstört hatte, ist der “Weiße Tiger”. Ein mysteriöser, weiß gestrichener deutscher Panzer vom Typ Tiger. Er taucht manchmal unvermittelt auf, greift ins Gefecht ein und fügt der Roten Armee schwere Verluste zu, um dann wieder auf mysteriöse Weise zu verschwinden. Die Soldaten auf beiden Seiten der Front erzählen sich von diesem unheimlichen Panzer und sogar die Deutschen fürchten sich angeblich vor ihm. Ein gefangener Deutscher, der für das Materialwesen zuständig war, sagt, dass von diesem Panzer in der Verwaltung nichts bekannt sei und dass es unmöglich sei, dass es sich um eine an der Heeresverwaltung vorbei eingesetzte Sonderwaffe Hitlers handele. Der mysteriöse russische Panzerfahrer meint, in dem weißen Tiger seien keine Menschen. Er sei tot und gerade deswegen funktioniere er absolut perfekt und mache im Gefecht alles richtig. Spuren des Weißen Tigers verschwinden einfach, gerade so als könne er fliegen oder sich in Luft auflösen.

Das Ziel dieses mysteriösen russischen Panzerfahrers ist es,  den Weißen Tiger unbedingt zu vernichten.

Die Sowjets lassen einen normalen T34 zu einem Spezialpanzer umbauen und stellen dafür die bestmögliche Panzerbesatzung zusammen. Die Leitung für dieses Unternehmen wird einem Major Fedotov von der  Gegenspionage übertragen.

Zum ersten Auftreten des weißen Tigers im Film kommt es, nachdem dieser 15 russische Panzer und Geschütze vernichtet hat und dann in einem Wald verschwunden ist, hinter dem nur Sumpf ist. In diesem Wald kann er aber trotz intensiver Suche nicht gefunden werden. Naydenov, unser russischer Panzerfahrer, ist sich aber sicher, dass der weiße Tiger ihnen auflauert und bittet einen zweiten T34 zu schicken, um den weißen Tiger herauszulocken, während er ihn mit dem Super-T34 auflauert. Tatsächlich kommt der weiße Tiger dann nachts bei Nebel und zerstört den als Lockvogel dienenden T34. Den dann eingreifenden Super-T34 manövriert er aus und gerät hinter diesen, um ihn aus nächster Nähe schwer zu beschädigen, aber erstaunlicher Weise nicht zu zerstören. Major Fedotov beobachtet das Ganze persönlich.

Der weiße Tiger verschwindet dann und seine Spuren enden am Sumpf, so dass einige Russen meinen, er sei im Sumpf versunken. Naydenov aber sagt, das sei nicht wahr. Der weiße Tiger bereite sich nur für eine Schlacht vor.

Die Rote Armee startet dann mit einer größeren Zahl Panzer eine Offensive über ein Gebiet, dass angeblich über 10 km frei von schweren deutschen Waffen ist. Wie man später im Film erfährt, war es an der Weichsel. Der Weiße Tiger taucht auf und zerstört die meisten der angreifenden sowjetische Panzer. Bei dieser Panzerschlacht wird das Grauen des Krieges sehr eindrucksvoll dargestellt, da viele Panzer in Brand geschossen werden und man immer wieder brennende Soldaten und auch verkohlte Leichen sieht.

Der Super-T34 wird bei diesem Gefecht nicht getroffen, sondern verfolgt den Weißen Tiger in ein zerfallenes Dorf. Die Szene ist  ähnlich wie bei einem Duell in einem Western. Der Super-T34 rollt langsam alles musternd und beobachtend durch das Dorf, zerstört  einen in einer Scheune versteckten Kampfpanzer IV, und sucht weiter. Schließlich stehen sich der Weiße Tiger und der Super-T34 gegenüber. Der Weiße Tiger erhält einen Treffer, durch den sich sein Turm verklemmt, auch ist Feuer auf ihm, aber er bleibt weiter manövrierfähig und zieht sich zurück.  Der Super-T34 versucht, ihn endgültig zu zerstören, aber bei diesem Versuch hat er einen Rohkrepierer, weil er vorher bei einem Fahrmanöver Dreck in das Kanonenrohr bekommen hat.

In der nächsten Szene besucht der Major Fedotov, der Führungsoffizier des Panzerfahrers, den kommandierenden General. Wie man erfährt, ist der weiße Tiger wieder spurlos verschwunden. Der General ist zwar Parteigenosse, glaubt aber an Gott und sagt er habe durch den Krieg gelernt an Gott und den Teufel zu glauben.  Die Erklärungen von Major Fedoto  über den mysteriösen Panzerfahrer hält er aber für eine Spinnerei und er schickt Fedotov  für 10 Tage in den Urlaub – danach meint er sei der Krieg angesichts der Vormarschgeschwindigkeit seiner Truppen aus.

Man erwartet nun vielleicht eine neue Panzerschlacht, aber stattdessen wird sehr detailliert die Szene der deutschen Kapitulation in Berlin Karlshorst gezeigt, wo am 9. Mai um 0:16 für die deutsche Seite für das Heer Generalfeldmarschall Keitel, für die Marine  Generaladmiral von Friedburg und für die Luftwaffe Generaloberst Stumpff die Kapitulation unterzeichnet haben.

Anschließend wird ein gemeinsames Essen dieser drei deutschen Offiziere gezeigt.  Stumpff meint, dass Essen sei aber wirklich gut, wo die Alliierten das wohl her hätten. Wahrscheinlich aus einem Restaurant, vermutlich aus “dem Schlemmer”, meint von Friedeburg. Wie sich dann zeigt war Keitel nie im Restaurant Schlemmer und kannte es auch nicht. Dann bringen russische Soldaten den Nachtisch. Keitel fragt was das ist. Von Friedeburg sagt, dass es frisch gefrostete Erdbeeren mit Sahne seien. Keitel, der immerhin Chef des Oberkommandos des Heeres war,  probiert eine Erdbeere, genießt sie offensichtlich  und sagt dann, “wissen Sie, ich habe gerade das erste Mal in meinem Leben frisch gefrostete Erdbeeren mit Sahne gegessen”.  Den beiden anderen, vor allem Stumpff, merkt man deutlich an, dass sie die Bitterkeit dieses Details erkennen: Dieser Generalfeldmarschall und Chef des Oberkommandos des Heeres hat gerade das erste Mal in seinem Leben frisch gefrorene Erdbeeren mit Sahne gegessen, nachdem er die Kapitulation des Heeres unterzeichnet hat. Und diese Erdbeeren mit Sahne wurden von sowjetischen Soldaten serviert.

Die nächste Szene zeigt eine große Gruppe deutscher Gefangener, die von sowjetischen Soldaten begleitet durch die Ruinen Berlins marschieren. Auch hier zeigt der Film wieder viele Details. Dieser Führungsoffizier Fedotov, der inzwischen Oberst ist, beobachtet nachdenklich den Zug der Gefangenen, während er in seinem Jeep am Rande der Strasse sitzt. Er fährt dann mit seinem Jeep aus der Stadt heraus und trifft dort den den mysteriösen Panzerfahrer Ivan Naydenov, der an der Technik seines Super-Panzers arbeitet und dort noch etwas verbessert hat, so als ging der Krieg weiter. Der Lade- und der Richtschütze sind weg, sie feiern den Sieg und besaufen sich. Aber für den mysteriösen Panzerfahrer ist der Krieg nicht aus. Er und Oberst Fedotov rauchen gemeinsam eine Zigarette. Er, der Panzerfahrer, habe den Weißen Tiger nicht vernichten können. Der Weiße Tiger werde warten, vielleicht 20, vielleicht 50, vielleicht 100 Jahre, aber er werde wiederkommen und dann werde er ihn vernichten. Der Panzerfahrer verschwindet wieder in seinem Panzer und sein Führungsoffizier, Oberst Fedotov, geht nachdenklich zu seinem Jeep zurück. Als er sich noch einmal umdreht  ist dort, wo gerade noch der Panzer mit dem mysteriösen Panzerfahrer war nur noch ein sich langsam auflösender Nebel zu sehen.  Der Oberst Fedotov sieht lange und sichtbar traurig und nachdenklich zu dem Nebel hinüber und dann hört man, während die Kamera noch auf den Nebel gerichtet ist eine Stimme, wobei ich, als ich den Film das erste Mal sah, zunächst dachte, es sei der Geist des Panzerfahrers, der da scheinbar aus dem Nichts zu dem Offizier spricht.

Wir kennen uns zu lange, zu gut, uns verbindet zu viel, deshalb möchte ich ihnen meine Gedanken nicht verheimlichen, der Krieg ist verloren, das weiß ich, er ist nicht einfach verloren, Europa ist zerstört

Die Kamera schwenkt dabei dann langsam über eine Reihe goldener weiblicher Aktreliefs und zeigt dann in einiger Entfernung in einem prunkvollen Saal  zwei Personen in Sesseln an einem Kaminfeuer sitzen, über dem und um das herum ein riesiges düsteres Wandgemälde zu sehen ist. Die Stimme fährt fort, während die Kamera erst noch einmal über eine weiteres weibliches Aktrelief schwenkt und dann näher heranzoomt

Aber können sie sich vorstellen, was morgen sein wird? Unglückliches Deutschland, das deutsche Volk wird als Sündenbock für alles herhalten müssen. Tausende Bücher werden geschrieben werden. Tausende, irrsinnige Dokumente werden gefunden werden. Man wird sich hunderte Erinnerungen ausdenken. Und wir, ich, und Deutschland, wir werden werden vor der Welt dastehen als beispiellose Ungeheurer des Menschengeschlechts, als Ausgeburten der Hölle.

Erst jetzt ist die Kamera so weit herangezoomt, dass man erkennen kann, dass da wohl Hitler spricht – obwohl das nicht sein, kann weil der zu diesem Zeitpunkt bekanntlich bereits schon seit einigen Tagen tot war.  Weil dieser Hitler nicht ganz so aussieht, wie ich es erwartet hätte und weil Hitler zum Zeitpunkt der Kapitulation schon tot war und ich ihn ganz sicher nicht in einem Schloßsaal gemütlich am Kaminfeuer vermutet habe, habe ich ihn erst nicht erkannt und die Szene hat mich etwas irritiert.

Etwas Nachdenken ergibt: Es ist  wohl der Geist Hitlers, den der  sowjetische Oberst Fedotov auf einmal sprechen hört und am Kaminfeuer in diesem pomösen Saal sitzen sieht – während er nachdenklich-traurig auf die Stelle blickt, wo gerade noch der Super-T34 und der von ihm betreute Panzerfahrer Ivan Naydenow war und sich in einen durchsichtigen Nebel aufgelöst hat . Der Hitler gegenübersitzende  nachdenklich, schweigend  zuhörende Mann ((erst als die den Film ein zweites Mal gesehen und das Profil aus der Ferne gesehen habe, war ich einigermaßen sicher, dass diese zweite Person sehr wahrscheinlich ein Mann ist. ))  trägt einen hellgrauen Nadelstreifenanzug und ein weißes Hemd. Die Kamera und die Beleuchtung sind so eingestellt, dass sein Gesicht im Dunkeln bleibt. Die mit neuen Kerzen versehen, sehr vielarmigen Leuchter zu beiden Seiten des Kaminfeuers  sind aus.  Die Szene ist düster. Wenn man darüber nachdenkt, könnte die Hitler gegenüber sitzende Person  das Gegenstück zu dem Panzergott sein, den der mysteriöse russische Panzerfahrer angebetet hat. Es könnte ein Kriegsgott oder ein nachdenklich-vornehmer Geist aus einem Reich zwischen Himmel und Hölle sein.  Es könnte der Geist des Weißen Tigers oder dessen Chef sein. Die Gedanken, die Hitlers weiter äußert, haben es in sich. Sie sind die Gedanken und die Rechtfertigung eines deutschen Gutmenschen, der gerade zugegeben hat, dass er klar sieht, dass er und sein Volk krachend gescheitert sind:

“Dabei haben wir nur den Mut aufgebracht, das zu verwirklichen, wovon Europa geträumt hat. Wir haben gesagt, wenn Ihr daran denkt, lasst uns das endlich machen. Das ist wie ein chirurgischer Eingriff. Erst tut es weh, aber dann gesundet der Organismus. Haben wir nicht etwa den Traum eines jeden europäischen Normalbürgers verwirklicht? War das nicht die Ursache unserer Siege? Wir wussten doch, dass sie das, wovon sie sogar Angst hatten, es ihren Frauen zu erzählen klar und offen verkündet haben, wie es sich für ein tapferes, monolithisches Volk gehört. Sie haben die Juden nie gemocht. Ihr Leben lang haben sie Russland, dieses dunkle, finstere Land im Osten gefürchtet, diesen wilden, Europa fremden Centauer. Ich habe einfach gesagt, lasst uns diese beiden Fragen lösen. Ein für allemal lösen. Haben wir irgend etwas Neues erfunden? Nein! Wir haben einfach Klarheit in jenen Fragen geschaffen, in denen ganz Europa Klarheit wollte. Das ist alles.

Dieser Hitlers erklärt also, dass er und Deutschland doch eigentlich nur mutig versucht haben, das zu realisieren, was alle normalen Europäer heimlich gewünscht haben. Wenn man die europäische Geschichte betrachtet, liegt in  diesen Ausführungen des Hitlers mehr als nur nein Körnchen Wahrheit. Was würden eigentlich die Geister von Frau Merkel,  Helmut Kohl, Jean-Claude Junker und anderen “guten” Europäern, angesichts des inzwischen absehbaren Untergangs Deutschlands und Europas in den 2020er Jahren sagen?  Doch die Gedanken, von denen Hitlers Geist seinem mysteriösen Gegenüber erzählt, gehen noch weiter:

So lange sich die Erde um die Sonne dreht, solange es Kälte und Hitze, Sturm und Sonnenlicht gibt, wird es auch Kampf geben. Auch Kampf zwischen den Menschen und den Völkern. Wenn die Menschen im Paradies leben würden, würden sie verfaulen. Das was die Menschheit geworden ist, ist sie durch Kampf geworden. Krieg ist eine natürliche, normale Angelegenheit. Krieg gibt es immer und überall. Er hat weder Anfang noch Ende. Krieg ist das Leben selbst. Krieg ist der Urzustand.”

Dazu fiel mir zunächst ein Abschnitt aus Jordan Petersons Vortrag  Biblical Series VIII: The Phenomenology of the Divine ein. Ab Position [30:15] kommt er dort auf Dostojewskis “Notes from the Unterground” (Aufzeichnungen aus dem Kellerloch) zu sprechen. Wie Dostojewski dort schreibt, seien Utopias für Menschen völlig unerträglich. Wenn Menschen nichts anderes zu tun hätten, als essen, trinken und sich um ihre Fortpflanzung zu kümmern, würden sie das System zerstören, so dass etwas unerwartetes, verrücktes passieren könne. Menschen,  so Peterson, wollten keinen utopischen Komfort und Sicherheit, sondern Abenteuer, Chaos und Unsicherheit. Wir seien NICHT für ein statische Utopia gemacht.

So gesehen, hat der Mensch eine Sehnsucht nach Krieg. Der Hitler in dem Film über den Weißen Tiger hat insofern also recht.

Ich möchte hier aber ein großes ABER hinzufügen, weil Hitler nur dann recht hat, wenn man die Definition dessen, was  Krieg ist weit über das hinaus ausdehnt, was die meisten unter Krieg verstehen.

Es ist zwar schon rund 40 Jahre her, aber ich erinnere mich noch gut an eine Stelle in Bertrand Russells Buch Eroberung des Glücks: Neue Wege zu einer besseren Lebensgestaltung , an der Russell schreibt, er habe nur zwei wirklich glückliche Menschen kennen gelernt: Seinen Gärtner, der immer auf der Jagd nach den Kaninchen gewesen sei und einen Wissenschaftler, der immer auf der Jagd nach neuen Erkenntnissen gewesen sei.

Ich selbst wollte eigentlich Berufsoffizier werden. Offizier in einem richtigen Krieg war  – zum Entsetzen meiner pazifistischen Eltern – das Beste und Höchste, was ich mir vorstellen konnte. Aber zum einen war ich für eine Offizierslaufbahn zu unsportlich und in der Schule bei langweiligen Routineaufgaben wie Vokabeln lernen zu schlecht, und zum anderen waren die Beförderungsaussichten in Friedenszeiten zu schlecht und der Frieden erschien mir viel zu sicher. Dann war da die Einsicht, dass ich in einem richtigen Krieg schon am Abend des ersten Tages tot oder schwer verwundet sein könnte und somit nichts mehr von dem Krieg hätte.  Krieg als Hobby und Freizeitbeschäftigung, ohne  die die Freude am Krieg beeinträchtigenden oder beendenden Gefahren richtiger Kriege, das war das Ziel.  Heute spielen die Jungs am Computer Krieg, aber das wäre auch nichts für mich, weil man davon nicht leben kann. Wie ich mir dann überlegt habe, spielen gescheite, vernünftige Männer auf sehr geschickte und gewinnbringende Weise Krieg als Ingenieure, Wissenschaftler, Unternehmer, Ärzte usw., indem sie Probleme lösen.  Ich bin dann erst Ingenieur geworden und nachdem mir schon in der praktischen Ausbildung klar wurde, dass mir das sehr schnell zu langweilig werden würde, bin ich Zahnarzt geworden: Söldner und Militärberater der Patienten im Krieg gegen Bakterien und Pioniersoldat. Das mit dem Militärberater war zwar immer wieder sehr reizvoll, war aber im Großen und Ganzen ein Fehlschlag: Auch wenn ich in vielen Fällen verblüffende Erfolge hatte und mein Know How sehr oft gratis angeboten habe, ist die Zahnarztdichte  in meiner Verbandsgemeinde in den letzten 28 Jahre nachdem ich hier angefangen habe, nicht etwa gesunken, sondern extrem gestiegen und es wird in diesem Sektor weiter kräftig investiert. Der Grund ist, dass der größte Teil der Bevölkerung  Niederlagen im Krieg gegen die Bakterien auf ihren Zähnen nach wie vor als Schicksal ansieht und Zahnärzte lieber eher als Löcher stopfende und Brücken bauende und  Pioniere sehen und teuer bezahlen möchte, als das Wissen moderner Zahnheilkunde zu nutzen und mit minimalem Aufwand die Gesundheit der eigenen Zähne zu erhalten. Eine kleine Pointe des Schicksals ist dabei, dass das, was ich als Wissen aus dem Ausland in diese Gegend mitgebracht habe, tatsächliche eine kulturelle und auch eine materielle Bereicherung hätte sein können. Man könnte sich hier heute, nach über 28 Jahren, schätzungsweise 9 von 10 für Zahnärzte und Zahntechniker auf gewendete Euro sparen und hätte trotzdem mehr Gesundheit und weniger Zahnschmerzen. Stattdessen gibt es hier in der Verbandsgemeinde schätzungsweise heute 9 bis 10 mal so viele zahnärztliche Behandlungsstühle wie vor 30 Jahren. Die Zahl der Zahnärzte hat sich auch vervielfacht. Man denkt besser nicht weiter über darüber nach. Aber hier gibt es auch Dörfer, wo 70 oder sogar über 90 % der Bevölkerung CDU und damit Merkel, Abtreibung, Homoehe, kulturelle Bereicherung durch Analphabeten, nicht nachhaltige, industrielle Landwirtschaft, die modernen Versionen von Noahs Fluch und dem Turmbau zu Babel  und offene Grenzen wählen. Aber in einem demokratischen Land gehört es dazu, den Willen der Mehrheit zu akzeptierren.

Das ist übrigens ein finsteres Vorzeichen. freizahn.de war wieder so ein Versuch von mir, bestmögliches Wissen und wirkliche kulturelle Bereicherungen aus aller Welt zusammenzutragen und den Leuten hier anzubieten. Nur ging es jetzt nicht mehr nur um die Gesundheit von Zähnen, sondern um das Leben der Menschen und ihrer Kinder und Kindeskinder und darum, dass die Leute hier auch in Zukunft etwas  Nahrhaftes essen haben.  Auch dieser Versuch ist gescheitert, das ist mir klar geworden. Aber Spaß gemacht hat es  trotzdem.

Als Brücken bauender Pionier in weißer Arztuniform habe ich aber dank neuer Implatattechniken auch meinen Spaß.  Selbst die Angst der Patienten ist ein Gegner, den zu besiegen interessant ist und  das Kriegerherz erfreut. Die Suche nach Problemlösungen, diese Jagd nach Antworten, die hinter immer neuen Horizonten versteckt waren,  ist sehr befriedigend, auch  wenn ausgerechnet die besten und menschlichsten Lösungen oft fast keiner nutze möchte.

Aber die Karawane zieht weiter. Meine neueste Vision ist ein neuer Russlandfeldzug, bei dem gescheite deutsche und russische Krieger sich nicht gegenseitig ruinieren und umbringen, sondern gemeinsam einen großen Krieg im Sinne von großer Problemlösung führen, um zumindest Russland die großen Probleme dieses Jahrhunderts gut überstehen zu lassen und ihm eine gute Zukunft auch in der Zeit nach dem Ende des billigen Öls zu ermöglichen. Es geht um einen großen Krieg, der in der Summe sehr viel mehr Leben schafft als er zerstört. Es geht darum, den Geist des Weißen Tigers und des mysteriösen russischen Panzerfahrers dazu zu bringen, sich nicht gegenseitig  zu zerstören, sondern dazu zu bringen, gemeinsam das Bodenleben, die Bodenqualität und die Erträge der Böden Russlands zu verbessern und von der Verfügbarkeit billiger fossiler Energieträger und anderer Industrieprodukte weitgehend unabhängig zu machen, so dass die russische Landwirtschaft auch dann noch üppige Erträge liefern und natürlich auch russische Soldaten gut ernähren kann, wenn in Deutschland und anderen Teilen Westeuropas die meisten Menschen an Hunger und seinen sozialen Nebenwirkungen sterben oder gestorben sind.

Ich weiß nicht ob sich die Gelegenheit ergibt, aber ich möchte hier auch nur zeigen, wie ein deutscher Junge, der einmal davon träumte wie der Weiße Tiger mit einem Panzern im Krieg durch Russland zu kämpfen, Wege gefunden hat, ganz anders und besser Krieg zu führen. Ich schreibe das, weil das Leben zwar schon, wie Hitler am Ende von White Tiger sagt, von Anfang bis Ende Krieg ist, aber der Krieg muss insgesamt nicht so ein furchtbares Gemetzel und Zerstörungswerk sein, wie der Film zeigt und wie die Leute denken. Der Krieg ist eben immer auch ein Werk des menschlichen Geistes, der versucht  Zerstörung und Gemetzel zu verhindern. Das höchste Ziel des Kriege ist, wie Sun Tzu in Angriffsstrategie nach Sun Tzu sagt, alles unter dem Himmel intakt zu erobern.

Gesund zu erhalten ist auch ein Kriegsziel – wobei es faktisch auf der Ebene von Zellen und Bakterien allerdings auch Vernichtung von Leben bedeutet. Gesund zu machen noch mehr.   Die weltweite Bodenerosion zu stoppen. Die Böden besser werden zu lassen und optimales Bodenleben in die oft toten landwirtschaftlichen Nutzflächen dieser Welt zu bringen, was auch den Wasserhaushalt und Kreislauf verbessern würde, wäre das derzeit höchste aller Kriegsziele. Da könnte ich mir sogar noch andere, die Wüsten begrünende Feldzüge in Afrika und im Orient vorstellen, wie es Allan Savorys TED-Talk zeigt, den ich schon in Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität eingebunden hatte.

Der Film mit dem Weißen Tiger und seinem russischen Gegenstück, dem Panzerfahrer Ivan Naydenow   mit seinem Super-T34, erinnern mich auch an Kaiser Barbarrossa im Kyffhäuser. Man könnte auch sagen, der Weiße Tiger war Barbarossa mit seinen Rittern, aber dann hat er nach der Schlacht an der Weichsel einige Untaten der Deutschen  gesehen, wegen denen er mit einer Mischung aus Trauer, Zorn und Fassungslosigkeit wieder in seinen Berg zurück gekehrt ist. Aber vielleicht kommt er wieder hervor. Ich kann mir vorstellen, dass der Mysteriöse Panzerfahrer Ivan Naydenow und der Geist des Weißen Tigers, oder eben auch der Geist des alten Friedenskaisers im Kyffhäuser, ganz friedlich und enthusiastisch gemeinsam Probleme lösen.

Jedenfalls muss Krieg nicht das sein, was sie meisten denken. Krieg ist letztlich der Kampf gegen Chaos, Zerfall und Tod. Krieg ist Kampf mit dem Ziel,  Leben zu erhalten und zu ermöglichen. Wenn es anders wäre, würde kein vernünftig regiertes Land dieser Erde Streitkräfte aufstellen und unterhalten.

Der bestmögliche Krieg ist ein Krieg, der mehr aufbaut als er zerstört. Auf großen Flächen das Bodenleben, die Böden und die Erträge zu verbessern und dabei möglichst wenig oder keine fossilen Energieträger und nicht erneuerbare Rohstoffe kann auch das höchste Ziel großer Krieger sein, auch wenn, wie Sun Tzu gesagt hat, der Edelmann das Schwert auch in Friedenszeiten an seiner Seite behält.

Falls jetzt jemand das Motto der Friedensbewegung  “Schwerter zu Pflugscharen” einfällt, habe ich da was zum Lesen und Nachdenken: Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte.  Pflugscharen können nämlich auf Dauer tödlicher sein als Schwerter.  Wie ich in Symbiose von Bauern und Kriegern zu zeigen versucht habe, sind Schwerter, bzw. Waffen und Soldaten, die glaubhaft mit deren Einsatz drohen, eine zwingende Voraussetzung für eine auf Dauer  funktionierende, rentable Landwirtschaft.

Kelberg, den 3. Oktober 2017

Christoph Becker