Durch Zufall fand ich auf Youtube den Videokanal Jager Pro® , auf dem zwei ehemalige amerikanische Soldaten zeigen, wie sie mit moderner Technik in den USA hocheffizient Wildschweine fangen und jagen. Sie zeigen auch, wie sie bei Bedarf eine lokale Wildschweinpopulationen zu 100% erlegen können, was aus Gründen des Seuchenschutzes interessant sein kann. In Deutschland sind solche Methoden verboten und die meisten Jäger, die diese Form der Jagd sehen, dürften schockiert sein. Obwohl, mich erinnerten diese Jagdmethoden an ein Gemälde von einer kaiserlichen Jagd zur Zeit Kaiser Wilhelm II., das ich im Waldmuseum in Görde gesehen habe. Dort waren Netze so gespannt, dass das Wild von den Treibern auf den Stand des Kaisers zugetrieben wurde, wo dieser dann ein Massaker anrichten konnte.
Das, was diese ehemaligen Soldaten von Jager Pro® nach erfolgreichem Fang in ihren Fallen , oder auch nachts auf freiem Feld mit ihren modernen, halbautomatischen, mit Wärmebildzielfernrohren bestückten Gewehren tun, kann man ähnlich sehen. Tatsächlich handelt es sich bei Jager Pro® aber nicht um Jagd als gesellschaftliches Ereignis oder Freizeitbeschäftigung, sondern um eine Form professioneller Schädlingsbekämpfung. Die Fanggatter werden dabei elektronisch überwacht. Wenn Tiere im Fanggatter sind, wird ein Alarm zum Smartphone des Jägers geschickt. Der Jäger kann die Falle auch aus der Ferne und bei Nacht am Bildschirm beobachten und dann, wenn er es für angebracht hält, die Falle per Smartphone auslösen.
In JAGER PRO™ Hog Trapping (13)- 40/40 Strategy = 100% Success. wird ein besonders schwieriger Fall gezeigt, bei dem über 3 1/2 Monate eine aus verschiedenen Rotten bestehende Wildschweinpopulation von insgesamt 40 Tieren vollständig erlegt wird. Dieser Fall was besonders schwierig, weil die sehr lernfähigen Schweine auf dreifache Weise durch andere Jäger gelernt hatten:
- Es gab in der Gegend viele Jäger, die mit Hunden jagten.
- Es gab Jäger, die erwachsen Wildschweine an den Wochenenden an Kirrungen mit automatischen Fütterungen erlegt haben. Die Schweine lernten dadurch, Kirrungen als Gefahrengebiete zu assoziieren.
- Es gab in der Gegend viele klassische Lebendfangfallen. Mit diesen konnten nur einige junge Wildschweine gefangen werden. Die Schweine lernten damit aber, dass solche Fallen und Drahtgitter gemieden werden sollten.
Weil mich das Erlegen einer großen Zahl von Wildtieren in einem Gatter an das oben erwähnte Gemälde mit einer Jagdszene aus der Zeit Kaiser Wilhelm II. erinnerte, habe ich etwas zu den Jagdmethoden in der Kaiserzeit recherchiert und dabei die jagdhistorische Studie Zwei Kaiser, zwei Jäger, zwei Welten auf der Webseite http://www.jagdkultur.eu gefunden. In diesem Artikel werden die beiden deutschen Kaiser, Wilhelm I. und sein Enkel, Kaiser Wilhelm II. als Jäger und bezüglich ihrer Jagdausübung verglichen.
Solche Wildmassaker, wie auf dem Gemälde im Waldmuseum in Görde, nannte man also „eingestellte Jagd“. Bemerkenswert fand ich, dass der alte Kaiser Wilhelm I., solche Jagden eigentlich ablehnte, und dass ihm diese Art zu jagen widerstrebte, während sein Enkel, Kaiser Wilhelm II. , solche Jagden offenbar liebte, auch wenn er solche Jagden zumindest auf Rotwild in der Schorfheide, schließlich verbieten ließ.
Mögliche Relevanz der Jagdmethoden von Jager Pro® für Deutschland heute
Sollte die afrikanische Schweinepest auch in Deutschland auftreten, dann könnte es wegen der heute ziemlich hohen Schwarzwilddichte in ganz Deutschland, aus Gründen des Seuchenschutzes sehr sinnvoll und auch in kurzer Zeit möglich sein, mit den Jagd- und Fangmethoden von Jager Pro® weitgehend schwarzwildfreie Korridore zu schaffen und so die Ausbreitung der Seuche zu stoppen und so die verbleibenden Schwarzwildbestände zu erhalten und Gefahren und Verluste für die Halter von Hausschweinen zu vermeiden.
Es könnte auch sinnvoll sein, mithilfe solcher Jagdmethoden die Schwarzwildbestände und damit die Wildschweinedichte in Deutschland vorbeugend so zu reduzieren, dass eine Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest unwahrscheinlich wird.
Es ist zumindest beruhigend zu wissen, dass es im Notfall, wenn der Seuchenschutz und die Schadensbegrenzung für die Landwirtschaft es erfordern, derart effiziente Jagdmethoden gibt. Der Gesetzgeber und die Verwaltung müssten diese Art der Jagd dann aber zulassen.
Zu bedenken ist, dass bei dieser Art der Jagd mit Fallen, wie sie JagerPro praktizieren, der Stress der erlegten Tiere hoch ist, was die Fleischqualität beeinträchtigen dürfte. Anderseits gibt es bei dieser Art der Jagd keine angeschossenen Tiere die mit Jagdhunden gesucht werden müssen und die nicht immer oder erst nach einiger Zeit gefunden werden können.
Der Titel „Entfesselte Schwarzwildjagd“ meinte also eine Jagd, die von Gesetzen befreit ist, die, wie in Deutschland, die Effizienz und den Erfolg der Jagd behindern. Es gibt sicher gute Gründe solche Gesetze zu haben und die Effizienz und Erfolgsmöglichkeit der Jagd zu drosseln, aber solche Gesetze können eben auch schaden und das Gegenteil von dem bewirken was sie bewirken sollen:
Bei einer sehr hohen Wilddichte, wie man sie heute insbesondere auch wegen des Maisanbaus und der milderen Winter in Deutschland hat, kann eine zu starke Behinderung der Jagd durch den Gesetzgeber auch dazu führen, dass eine Seuche wie die afrikanische Schweinepest dazu führt, dass nahezu der gesamte Bestand der betroffenen Wildart vernichtet wird. Eine effiziente, von zu starken gesetzlichen Behinderungen befreite Jagd kann daher in bestimmten Fällen für eine Wildart als ganzes sogar überlebenswichtig sein.
Kelberg, den 6. Oktober 2016
Christoph Becker