50 Jahre ohne Kunstdünger und sonstige Agrarchemie, 20.000 Dollar Umsatz pro Hektar und Jahr. Massive Bodenverbesserung und CO2-Einlagerung im Boden, 1000 Rinder, fast 1000 Schweine und über 27.000 Stück Geflügel auf einen funktionierenden Ökobauernhof der ohne Regierungssubventionen und Agraförderungsprogramme auskommt und profitabel arbeitet . Joe Salatin und ein seinen Betrieb dokumentierendes australisches Filmteam zeigen dass es geht und wie es geht.
Joel Salatin ist ein bemerkenswerter amerikanischer Farmer. Ein Leser meines Blogs hatte in einem Kommentar zu meinem Beitrag Kollaps als Chance, zwar bereits beiläufig Joel Salatin erwähnt, aber erst durch das Interview von Chris Martenson mit Joel Salatin, vom 13. März 2016, habe ich mich etwas genauer informiert. Zunächst hatte ich mir den in dem Interview erwähnten Film Polyfaces gekauft und angesehen. Hier der gut 9-Minütige Trailer mit deutschen Untertiteln:
Polyfaces trailer (German subtitles) from RegrariansMedia on Vimeo.
Hier die Übersetzung des Textes unter dem Trailer auf der About-Seite des Films:
“Während die Probleme der Welt mehr und mehr komplex werden, werden die Lösungen klar und einfach”
Eine australische Familie gab ihre Ersparnisse aus und reiste mehrfach in die USA um im Verlauf von vier Jahren die Art der Landwirtschaft zu dokumentieren, die helfen wird das Schicksal der Menschheit zu ändern!
Mitten im beeindruckenden Shenandoah Tal im nördlichen Virgina liegt die ‘Polyface Farm’ (wörtlich übersetzt der Vielgesichterbauernhof) die vom “innovativsten Bauern der Welt” (Zitat TIME-Magazin) geführt wird und die die keine Chemikalien verwendet und über 6000 Familien und viele Restaurants und Lebensmittelhändler im Umkreis von 3 Autostunden versorgt.
‘Polyfaces’ ist ein froher Film über die Verbindung von Land und Gemeinschaft. Er wurde in über 4 Jahren produziert und folgt den Salatins, einer 4 Generationen umfassenden Bauernfamilie die ‘alles anders machen als alle anderen’ , während sie Lebensmittel auf eine Weise produzieren die mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet. Dabei nutzen sie die symbiotischen Beziehungen von Tieren und ihren natürlichen Funktionen und hochwertige, nahrhafte Produkte herzustellen.
Wir zeigen wie sie ihre Landschaft, die lokale Wirtschaft, die Gesundheit ihrer Kunden und – am wichtigsten – ihre Böden regenerieren. Wir treffen verschiedene Charaktere und folgen ihren kraftvollen, persönlichen Reisen, während sie physisch und emotional von der Art der Landwirtschaft der Salatins profitieren. Dieses Modell wird überall im globalen Dorf nachgeahmt und zeigt das wir Qualität produzieren können ohne unseren Planeten auszulaugen.
Landwirtschaft ist die am meisten zerstörenden Industrie, aber sie muss das nicht sein. Dieses regenerierende Modell der Nahrungsmittelproduktion könnte genau das Ding sein was uns rettet!
Wir sind eine Familie die beschlossen hat die Zukunft der Menschheit an die erste Stelle zu setzen und auf zu passen und sich zu wundern. Wir haben zusammen unsere Talente eingesetzt und geschult um einen ausgewachsenen Film von hervorragender Qualität und Kraft zu schaffen – ein passender Beitrag zu der Zukunft von der wir wissen dass sie möglich ist.
Unsere Geschichte
Polyfaces. Ein Film zum Inspirieren und zum Schaffen von Veränderungen…
“Wenn jeder Landwirt in den Vereinigten Staaten dieses System anwenden würde, dann würden wir in weniger als 10 Jahren , DEN GESAMTEN KOHLENSTOFF im Boden binden, der seit dem Beginn des Industriezeitalters als CO2 in die Atmosphäre abgegeben wurde.…”
Joel Salatin, (2015), Polyfaces, the film.
Während die Probleme der Welt mehr und mehr kompliziert werden, werden die Lösungen klar und einfach. Eine australische Familie hat ihre gesamten Ersparnisse aufgewendet um in die USA zu reisen und einen Film über eine Art der Landwirtschaft zu machen, von der sie denken, dass sie helfen wird die Menschheit zu retten!
Lisa Heenan and Darren Doherty und ihre 3 Kinder haben die letzten 4 Jahre damit verbracht und all ihre für eine Aufbau einer nachhaltigen und regenerativen Farm gedachten Ersparnisse (über USD 150 Tsd.) ausgegeben um diesen visionären und inspirierenden Film zu machen.
Darren Doherty ist einer der führenden Spezialisten für regenerative Landwirtschaft und er hat in über 40 Ländern mit tausenden von landwirtschaftlichen Betrieben und Landwirten als Berater gearbeitet … alles mit dem einen Ziel …
Hoffen die große Veränderung in unserem globalen Dorf inspirieren.
Momentan in einer Berghütte in Afton, Virgina, sitzend, arbeiten Darren and Lisa hart um ernste Veränderungen in unserem Landwirtschaftssystem und in unserem lokalen Nahrungsmittelsystem herbei zu führen…
Wenn sie nach Australien zurückkehren, werden Lisa und Darren und ihre Familie illegal in Wohnwagen in dem Land leben, dass sie ihre Heimat nennen. Ihre Vermieter haben sie kürzlich darüber informiert, während sie in Übersee ‘Polyfaces’ bewerben und ihr 14-jähriger Sohn und ihre 22-jährige Tochter ihr zuhause zusammenpacken, während sie daran arbeiten das Landwirtschaftssystem der Welt zu verändern und eine bessere Zukunft für ihre Kinder und uns auf zu bauen …
Bitte nehmen Sie sich ein paar Minuten Ihres sehr geschäftigen Tages um den Trailer von Polyfaces an zu sehen. Er zeigt ein positive, funktionierende Beispiele einer Regenerativen Wirtschaft in AKTION die überall in unserem Globalen Dorf kopiert werden und werden können! Das zeigt wie wir ernsthafte Veränderungen durchführen können. Das ist es wie wir unsere Ökosphäre retten können.
Die Regierungen der Welt drehen nur Daumen während unsere Ökosysteme kollabieren …. Es ist an uns ernsthafte Veränderungen durch zu führen und den Katastrophen entgegen zu wirken die sich schnell nähern. Darren, Lisa und ihre Familie haben alles was sie haben aufgewendet um positive Veränderungen herbeizuführen und die Katastrophe abzuwenden, auf die wir uns zubewegen…
Wenn Sie dachten das die Lebensmittel AG was wichtig war ist dies der nächste Schritt.
Der Film-Trailer wurde in 15 Sprachen übersetzt, um dabei zu helfen Graswurzel-Veränderungen in unserem Globalen Ökosystem zu inspirieren. Mit den inspirieren der Graswurzeln von Leuten (oder Völkern) die helfen können Veränderungen herbeizuführen, hofft Polyfaces “den Kurs des Schiffes ändern zu können”… Es gibt noch stets viel Hoffnung.
‘Ich habe keine Zweifel dass ihr Film junge Menschen mit Optimismus erfüllt und ihr Verlangen in Landwirtschaft zu betreiben entzündet. Ich kann mir nicht vorstellen ihn im Alter von 20 Jahren gesehen haben könnte und mich dann nicht entschlossen haben würde das dies das ist was tun möchte.!’
Michael Pollan
“…POLYFACES. Es ist ein ehrgeiziges Projekt und wirklich inspirierend. Die Botschaft ist klar… regenerieren des Bodens ist das was die Welt retten wird. Lisa und Darren haben mit dem Film eine wunderbare Arbeit geleistet…”
Harvey Weinstein. The Weinstein Company
Durch den Gewinn des Festival Spirit Awards bei dem Weyauwega Internation Film Festival und durch den Erhalt des Preises des Landwirtschaftsministers beim Life Sciences Film Festival, hat Polyfaces gerade erst begonnen ein ernsthaften Schwung auf zubauen um Veränderungen herbei zu führen..
……
Bitte helfen sie bei dieser Mission von äußerster Wichtigkeit. Jedes kleine Wenig hilft. Teilen sie in ihren Netzwerken. Wohnen sie einer Vorführung bei. Erzählen Sie den Leuten die sie kennen wie wichtig dies ist. Helfen Sie uns das Wort zu verbreiten, dass es Hoffnung gibt. Es gibt eine bessere Zukunft die auf unsere Kinder wartet und auf die Generationen die nach uns kommen…. Es ist an uns die Veränderung zu machen.…
Danke und alles Beste,
Ihre & Wachsende,
Lisa Heenan Producer/Co-Director ‘Polyfaces’
Director Regrarians Ltd.
Also solche Einwanderer oder “Flüchtlinge”, wie die Macher dieses Films und ihre Familie, würde ich auch willkommen heißen und tatsächlich als “wirkliche kulturelle Bereicherung ” betrachten. DAS sind die Leute und Einwanderer die wir wirklich bräuchten.
Der Film Polyfaces ist wirklich die 16,23 Euro wert, die ich für den Onlinezugang bezahlt habe. Das finde ich auch Angesichts der kostenlos auf Youtube verfügbaren Videos.
Nachdem ich mir den Film Polyfaces angesehen habe, habe ich noch etwas nach Joel Salatin gegoogelt. Auf Youtube gibt es ebenfalls einiges von/mit ihm.
Von Joel Salatin habe ich mir außerdem gleich das Salatin Semester für US$ 284, inkl. Versandkosten, aber ohne MwSt, bestellt. Es enthält 18 Stunden Videos , 6 Stunden Audio und ein Buch.
Ein Beispiel der auf in dem Salatin-Semesterpaket enthaltenden Videos ist offenbar Joel Salatins Vortrag auf Youtube, der zeigt wie er auf ca. 8 ha schlechtem, gepachtetem Land 60 Tsd. Dollar netto im Jahr erwirtschaftet hat in dem das Land in 40 Abschnitte unterteilt und auf dem Land systematisch Schweine geweidet hat.
Das Weidesystem, dass die Salatins auf der Polyface-Farm anwenden ermöglicht angeblich 400 Kuhtage pro Acre gegenüber ca. 80 Kuhtagen pro Acre in konventionellen Betrieben mit vergleichbarer Lage (bezogen auf Hektar sind das 160 Kuhtage pro ha bzw. 32 Kuhtage pro ha). Salatin sagt, dass er mit seiner Art der Weidewirtschaft ca. 5 mal soviel Ertrag hat wie konventionelle Landwirte, und das obwohl er weder Kunstdünger noch Pestizide oder Herbizide benötigt. In über 50 Jahren die seine Familie diese 202 ha große Farm hat habe man keinen Sack Kunstdünger benötigt.
Zwar habe ich so gut wie kein Land, aber ich denke Joel Salatin hat recht, wenn er, genauso wie der Vater meiner Mutter, meint, dass das wichtigste Vermögen immer noch das ist was man zwischen den Ohren hat und überallhin mitnehmen kann.
Wenn unser System kollabiert und mir als Zahnarzt mangels Nachschub an High-Tech-Industrieprodukten und Strom nicht mehr viel anderes mehr bleibt als mit Hilfe von Hypnose Zähne zu ziehen und Leuten bei zu bringen wie man Karies und Parodontitis mit einfachen Mitteln vermeiden kann, dann kann es hilfreich sein rechtzeitig auch von einem Landwirt wie diesem Joel Salatin möglichst viel gelernt zu haben. Soweit ich das bisher beurteilen kann, nutzt der zwar auch gerne schwere Maschinen für die Landschaftsgestaltung und auch High-Tech-Elektrozäune, e-Mail, Internet, Traktor usw.. Aber ähnlich wie Sepp und Andreas Holzer, wie die Kaisers von der Singing-Frogs Farm , wie John Jeavons mit seinem Biointensiven Gartenbau und wie Mark Sheppard mit seiner New Forest Farm , könnten die Salatins auch nach einem Totalausfall unserer technischen Infrastruktur noch Nahrungsmittel produzieren und liefern. Und dazu liefern sie auch noch Qualitativ gute Nahrungsmittel. Außerdem arbeitet die Farm der Salatins auch jetzt schon wirtschaftlich.
Nicht zuletzt haben die Salatins offenbar ein Konzept mit dem man auch in Gegenden wie der Eifel in einer Zeit in der Kunstdünger und andere Industrieprodukte nicht mehr erhältlich sind , auch auf großen Flächen die Bodenfruchtbarkeit verbessern und erhalten und dauerhaft wirklich gute Erträge erzielen kann.
Wie der Film zeigt ist es allerdings sehr sinnvoll rechtzeitig, solange Diesel noch billig und schwere Baumaschinen noch verfügbar sind, gewisse Erdarbeiten zur Verbesserung des Wasserhaushaltes durch zu führen. Hier stimmen Sepp Holzer und Joel Salatin, soweit ich das bisher abschätzen kann, voll überein.
Hier noch ein Interview mit Joel Salatin
Bei Minute 5:00 wird er von der Interviewerin gefragt ob seine Farm profitabel ist und wie viele Familien davon leben können. Seine Antwort:
“Mein Gott, als wir 1961 auf die Farm gekommen sind konnte sie kaum das Einkommen einer Person erwirtschaften. Heute erwirtschaftet sie ein halbes Dutzend Einkommen mit 100 Acres (ca. 40 Hektar) offenem Land. Die durchschnittliche Farm in unser Gemeinde erwirtschaftet eine jährlichen Umsatz von ca. 625 Dollar pro Hektar, wir generieren 20.000 Dollar Umsatz pro Hektar und Jahr.”
Er erklärt dann auch wie sein Betrieb das schafft. Das Vorgehen ähnelt dem was auch Sepp Holzer vorschlägt, aber jeder Betrieb ist eben anders.
Vielleicht habe ich das mit der Größe der Polyface-Farm der Salatins oben falsch verstanden, oder er meint mit “open land” nur das Weideland. An anderer Stelle hat er von 500 Acres ( 202 Hektar) gesprochen. Diese Größe findet sich auch im englischen Wikipediaeintrag zur Polyface-Farm. Die in dem Interview von Salatin später erwähnten Stückzahlen von alleine 1000 Rindern und fast 1000 Schweinen und mehr als 27 Tsd. Stück Geflügel passen auch bei einer sehr hohen Produktivität eher nicht zu einem Betrieb mit nur 40 Hektar sondern wohl eher zu einem 200 Hektar-Betrieb. Aber selbst dann dürften diese Zahlen beträchtlich sein, wenn man dazu auch noch bedenkt, dass die Salatins schon seit 50 Jahren keinen Kunstdünger und keine andere Agrar-Chemie verwenden und auch kein Saatgut zukaufen.
Bei Minute 7:10 wird er gefragt ob sein System hochskaliert, also auf größere Betriebe angewendet werden kann, oder ob die industrielle Landwirtschaft die einzige Möglichkeit ist mit der man 7 Milliarden Menschen ernähren kann. Salatins Antwort:
“Unser System kann nicht nur hochskaliert werden. Es ist fazinierend, dass Sie diese Frage stellen, weil, wissen Sie, vor 20 Jahren haben die Leute gesagt, ‘Oh, dass ist sehr niedlich, aber wie kann man das hochskalieren?’ Heute, wo wir 1000 Stück Rindvieh haben, und fast 1000 Schweine und 25.000 Hühner, Hähnchen, …Fleischvögel, und 4000 Legehennen und tausende Truthühner, jetzt fragen die Leute wie man das herunterskalieren kann (also wie man dieses System auf kleinere Betriebe übertragen kann). Weil viele Leute die an dieser viele Tierarten umfassenden, lokal zentrierten, direktvermarktenden Landwirtschaft interessiert sind, eher von einer kleinen als von einer großen Betriebsgröße her kommen. Also wir sind keine kleine Farm. Ich meine wenn man das Land das wir gepachtet haben dazunimmt, sind wir ein Betrieb der 20 Leute Vollzeit beschäftigt. Also das ist kein kleines Unternehmen.”
Abschließend habe ich noch mit “Polyface farm funding” gegoogled, weil ich herausfinden wollte ob und wie die amerikanische Regierung die Polyface-Farm fördert oder bezuschußt. Auch was ich dabei fand ist bemerkenswert.
Ich übersetze dazu aus der Seite www.polyfacefarms.com/farm-tours/:
“Polyface ist ein funktionierender landwirtschaftlicher Betrieb, der keine Zuschüsse oder Fördermittel der Regierung erhält.”
Mit anderen Worten, wir könnten uns die EU-Agrarsubventionen und all die mit deren Verteilung beschäftigten Beamten, Angestellten und Lobbisten sparen, gleichzeitig die Ernährungssicherheit in Katastrophenfällen von derzeit nahezu nicht vorhanden auf sehr gut verbessern und dazu auch noch effizient etwas für den Klimaschutz tun, weil die sich verbessernde Bodenqualität in Deutschland und Europa mit einer massiven Steigerung der Kohlenstoffeinlagerung in den Böden führen würde. Die Qualität der Lebensmittel und der sonstige Umweltschutz würde durch den damit verbundene Verzicht auch Agrarchemikalien ebenfalls verbessert.
Kelberg, den 21. März 2016
Christoph Becker