Ganzheitliches Weidemanagement

Lesedauer 17 Minuten
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Holistic grazing managment (dt. Ganzheitliches Weidemanagement) Mob-Grazing   und Rational Grazing meinen im Wesentlichen dasselbe.  Es handelt sich dabei  um  eine in Deutschland weitgehend unbekannte, hocheffiziente und ökologisch vorteilhafte, die Böden verbessernde und dem Klimaschutz dienende Weideform für Wiederkäuer. Keine der in Deutschland bekannten und angewendeten Nutzungsformen für Weiden  entspricht der Beschreibung dieser  Form des Weidemanagements .

Weil die Überschrift für diesen Artikel ursprünglich Das Mob-Weidessystem lauteten  sollte, habe  ich im Folgenden meist den von nordamerikanischen Landwirten verwendeten Ausdruck Mob Grazing oder des deutsche Übersetzung Mob-Weidesystem, verwendet. Das  nebenstehende Bild,MobGrazingBeispiel von der Webseite www.americangrazinglands.com    ,1  , vermittelt einen Eindruck von der für das Mob-grazing typischen, hohen Anzahl von Tieren pro Flächeneinheit.

Auf der Suche nach einer vielleicht schon existierenden, korrekten Übersetzung  für  den amerikanischen Ausdruck  Mob Grazing 2 bin ich zunächst auf den deutschen Ausdruck Portionsweide gestoßen.    Die Beschreibung auf Wikipedia und auf verschiedenen deutschsprachigen, die Weidewirtschaft betreffenden Internetseiten zeigt aber, dass  man in Deutschland mit  Portionsweide nur  einen Teilaspekt des Mob Grazing   meint und dass man dessen ökologischen Wert nicht zu kennen scheint. Auf der Webseite www.oekolandbau.de findet man auf deren Unterseite für die Weidesysteme für die Mutterkuhhaltung   sogar indirekt-offensichtlich den Hinweis, dass das Portions-Weidesystem für die Mutterkuhhaltung im ökologischen Landbau ungeeignet ist, während Mob-Grazing  aber die für den ökologischen Landbau das mit weitem Abstand beste Beweidungssystem sein dürfte – sofern man es versteht und zu nutzen lernt.

Zwei Filmtrailer über ein praktisches Beispiel

Hier zunächst zwei Trailer zum Film Polyfaces, der über die das Ganzheitliche Weidesystem (und dazu jede Menge Verstand, Geschick, Weltoffenheit und  Kreativität)  seit langem anwendende Polyface Farm handelt. Der erste Trailer ist nur 2:20 Minuten lang und in Englisch,  mit flotter Musik und dem unbescheidenen, selbstbewussten Statement  Joel Salatins  “Wenn jeder Landwirt in den Vereinigten Staaten dieses System  anwenden würde, dann würden wir in weniger als 10 Jahren  den gesamten Kohlenstoff, der seit dem Beginn der industriellen Revolution emittiert (=in die Luft geblasen) wurde,  sequestrieren (= im Boden einlagern).

Der folgende, zweite Trailer ist  9:38 Minuten lang und mit deutschen Untertiteln versehen:

Polyfaces trailer (German subtitles) from RegrariansMedia on Vimeo.

“Weidereste” – Verschwendung oder   Segen?

Die Art, wie das Wort “Weiderest” in den Ausführungen über die Weideformen auf Gruenland-Online.de , gerade auch bei der  Beschreibung des Portionsweidesystems benutzt wird, und googeln mit dem dem Wort “Weiderest” zeigen, dass man das Mob-Weidesystem  – von  sehr seltenen  Ausnahmen3 abgesehen –  in Deutschland nicht benutzt, weil man dessen entscheidenden Vorteil   bisher weder kennt noch  sieht.

Der “Weiderest”, der dazu auch noch wegen der hohen Tierdichte, zertrampelt wird, ist nämlich der für den Erfolg des Ganzheitlichen Weidesystems entscheidendenste Punkt.

Um das verstehen zu können, hat es mir sehr geholfen, dass ich von John Jeavons das Buch How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops)  durchgelesen und bei ihm im Herbst 2015 ein 3-tägiges Seminar besucht hatte.  Es gibt nämlich ein Parallele zwischen der Growbiointensive-Methode von John Jeavons und dem Ganzheitlichen Weidesystem:

Bei der Growbiointensiv-Gartenbaumethode von John Jeavons wird empfohlen und als für den Erfolg unerlässlich angesehen, grundsätzlich 70 % der gesamten Photosynteseleistung (also der von den Pflanzen verwerteten Sonnenenergie) für die  Produktion von  kompostierbarem Material  vorzusehen.  Wenn man  mit der Growbiointensive-Methode neu  anfängt und  genug Zeit hat ,  sät und pflanzt man   zuerst sogar  ganz bewusst nur um damit kompostierbares Material zu erzeugen.   Hauptziel bei der Growbiointensive-Methode  ist es,  zuerst und vor allem die Bodenqualität zu verbessern und dazu den Humusgehalt und damit den Kohlenstoffgehalt des Bodens zu steigern. Ein weit überdurchschnittlich hoher Ertrag ist dabei,  im Gegensatz  zu allem was  ich vorher,  als jemand der vom 6. bis zum 17. Lebensjahr auf dem Land aufgewachsen ist,  nicht das erklärte Ziel . Ein hoher Ertrag ist nur eine gerne in Kauf genommene  Nebenwirkung. Tatsächlich war und ist die treibenden Fragestellung, mit der sich  John Jeavons seit 1973 beschäftigt hat, die Frage wie man auf der kleinstmöglichen Fläche nachhaltig alles was eine Person braucht anbauen kann. Eine wichtig Information aus dem Seminar von John Jeavons, und auch von der Besichtigung der Singing Frogs Farm, war dann noch, dass die besten Kompostierung darin besteht, dass man die Wurzeln der Pflanzen im Boden belässt, wo sie dann den Mikroorganismen und Kleinstlebewesen als Nahrung dienen.

Das  Mob-Grazing  ähnelt so gesehen, also im  Bezug auf  das  kompostierbare Material, sehr der  Growbiointensiv -Gartenbaumethode.  Der  “Weiderest” ,  ist hier kein  Verlust, den man leider in Kauf nehmen muss, sondern  ein ganz entscheidender Grund für den Erfolg .    Für die  bei deutschen Beschreibungen des  Portionsweidesystems  als Nachteil beschriebenen Trittschäden gilt ähnliches.   Die “Trittschäden” sind eher eine Art natürlicher Mulchmähereffekt. Der “Weiderest” von  50 und  mehr Prozent  , der  von den Tieren wegen der hohen Tierdichte dann auch noch zertrampelt wird, liefert beim Mob-Grazing eben jene Bodenbedeckung mit “totem” organischem Material, die die Feuchtigkeit im Boden hält und die Würmern, anderen Kleinstlebewesen und Mikroorganismen als Schutz und Nahrung dient – was diese dann mit der Produktion von Humus und dem Lösen von Mineralien quittierten, was dem Landwirt, bei richtigem Management, im Vergleich zu anderen Methoden weit überdurchschnittliche Erträge beschert.

Wilde Weide ohne wilde Raubtiere?

In dem Wikipedia-Artikel über die Weide (Grünland), gibt es aber auch einen Abschnitt “Wilde Weide”. Dieser zeigt, dass man in Deutschland zwar das erreichen möchte, was das Mob-Weidesystem bzw. Allan Savorys Holistic Management tatsächlich erreichen, aber dass man in Deutschland die für den Erfolg entscheidenden Punkte nicht erkannt hat und  ausdrücklich das vermeidet, was für das Erreichen des Ziels wichtig ist.

Eine Suche nach “Wilde Weide” mit google führte zu einer Seite der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, auf der eine 222 Seiten   umfassenden Broschüre mit dem Titel “Wilde Weide -Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung”  als pdf-Datei zum Download angeboten wird (ca. 300 MB Dateigröße!).   Dieser Broschüre ist zu entnehmen, dass man in Deutschland zwar  mit den System “Wilde Weide” versucht, den Effekt der großen Pflanzenfresser in der Natur wieder zu erzielen, aber dass man dabei eindeutig auf dem falschen Weg ist, weil man etwas sehr Grundlegendes nicht verstanden hat:

Die großen wiederkäuenden Pflanzenfresser dieser Erde sind Herdentiere, deren Verhalten und damit auch deren Effekt auf die Weiden, durch  das Vorhandensein  von Raubtieren geprägt war und ist:  Herdenbildung  war und ist eine Überlebensstrategie in der Wildnis,   wie man sie  in der amerikanischen Prärie in der Zeit der  großen Bisonherden  hatte und wie man sie heute noch in Afrika in der Serengeti hat.  Die Herden  bleiben  aus Furcht vor den Raubtieren dicht zusammen.  Die Folge ist:

  • eine extrem hohe Flächenbelastung (Tiere/Hektar)
  • die Flächenbelastung ist in der Natur nur kurze Zeit  hoch. Sie ist dann  wieder für viele Wochen, Monate oder Jahre so gut wie null.
  •   die Tiere müssen schnell und hastig fressen und haben keine Zeit für eine besonders wählerische Futterwahl.
  • die Tiere zertrampeln mit ihren Hufen, wegen des hohen Flächendrucks (Körpergewicht/Auftrittfläche der Hufe) und der Form der Hufe einen großen  Teil des Grases. Faktisch dienen die von den Hufen der Tiere zertretenen und teilweise in den Boden gepressten Grasreste als den Boden bedeckende Schicht, die dann noch mit dem Dung und Urin der Tiere angereichert wird. Dadurch werden der Boden und die Würmer sowie die Kleinstlebewesen vor  Sonneneinstrahlung und Austrocknung  geschützt und  sie werden mit Nahrung versorgt. Es kann Humus entstehen, der  das Wachstum fördert. Außerdem  sorgt die  Bedeckung des Bodens mit dem zertrampelten Gras dafür, dass die Regentropfen den Boden nicht beschädigen und dass der Regen besser auf dem Land gehalten wird.  Alles zusammen sorgt dafür, dass mehr Gras schneller und kräftiger nachwachsen kann.

Überweidung

Überweidung ist eine Funktion, die neben der Anzahl der Tiere pro Flächeneinheit und der Bodenqualität, bzw.  des Futterangebotes auch von der Zeit abhängt, die die Tiere auf einem bestimmten Stück Land bleiben.  Überweidung kommt erst zustande, wenn man zu viele Tiere  zu lange auf einer Fläche lässt.

Warum die “Wilde Weide” unnatürlich ist

Die in Deutschland als  “Naturschutz” angesehene “Wilde Weide” ist eher unnatürlich, weil die Flächen in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft4 viel zu klein sind, weil die Herdengrößen zu klein sind und weil die großen Raubtiere fehlen, die die Herden zusammenhalten.  Die  Tiere  werden bei der “Wilden Weide”, anders als in der ursprünglichen Natur, nicht  dazu gezwungen dicht gedrängt, hastig grasend weiter zu ziehen. Sie können vielmehr selektiv  die ihnen am besten schmeckenden Gräser und Pflanzen übermäßig häufig abfressen und diese damit zurückdrängen, während der einen Teil des Grases kompostierende, den bodenverbessernde, den Boden vor Austrocknung schützenden Effekt des flächendeckenden Zertrampelns des “Weiderestes”, den  diese  Herdentiere in der ursprünglichen Natur so wertvoll gemacht  hat – und  dem wir die fruchtbaren  Böden in den großen  Graslandschaften  verdanken – nicht mehr gegeben ist.

Wachstumskurve und Energiewirtschaft des  Grases

Wichtig für die Beurteilung eines Weidesystems sind auch die Wachstumskurve von Gras und die  Art wie  Gras  Energie speichert und  auf das Abweiden oder Abmähen reagiert:

Die folgende Grafik zeigt die Wachstumskurve von Gras nach den Experimenten von P. Lineham. Die Grafik habe ich  aus  dem Buch Gass Productivity –  An Introduction  to Rational Grazing , von André Voisin (1959),  S. 23 entnommen.  Es wurde das Nachwachsen des Grases, nach einem Schnitt gemessen. Wie man sieht betrug die Masse des nachwachsenden Grases in den ersten 10 Tagen nach dem Schnitt nur 698 kg pro Hektar. Vom 20. bis zum 30. Tag, also in auch nur 10 Tagen, betrug  der Zuwachs 6980 –  2900  =  4080 kg  pro Hektar, also das  5,84-fache des Zuwachses in den ersten 10 Tage.  Man stelle sich dazu vor,   dass bei einer Dauerweide die Kuh “nur” alle 10 Tage das Gras abfrisst.   Dabei ist dann noch nicht berücksichtigt, dass  das Gras  für  das erste Wachstum, in den Wurzeln  gespeicherte Energie verwendet, die sich erschöpft, wenn wegen zu schnellem Wiederabfressens nicht genug neu Energie  gespeichert  werden kann.

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  • Die Wachstumskurve von Gras entspricht einer logistischen Funktion. Das Gras wächst zunächst nur langsam. Joel Salatin nennt das Gras in seinem weiter unten eingebundenen TEDx-Talk daher Diaper-Grass (dt. Windel-Gras oder vielleicht auch Kleinkindgras). Nach dieser Phase wächst das Gras schnell, nutzt die Sonnenenergie besonders gut und legt dabei auch Energiereserven in Form von Wurzeln an. Dann wird die  Wachstumskurve wieder flacher, das  Gras wird alt und das Wachstum endet, Salatin nennt das Gras in dieser Phase “Nursinghome Grass” (dt. Altersheimgras).
  • Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Masse des über der Erde befindlichen, sichtbaren Grasmenge und der in Form von Wurzeln unter der Erde befindlichen Menge organischen Materials.
  • Wenn Gras abgemäht wird, oder wenn ein Tier es abbeißt, dann bilden sich die Wurzeln zurück und es wird zuvor in den Wurzeln gespeicherte Energie für neues Wachstum verwendet. Die Wurzeln bilden sich dabei zurück und hinterlassen organisches Material im Boden, das von Mikroorganismen und Kleintieren zersetzt und in Humus verwandelt wird. Das Gras wächst dank der aus den Wurzeln abgezogenen Energie wieder relativ schnell nach, auch wenn ihm die Grünfläche  für die Photosynthese fehlt, die für die Deckung des für das Nachwachsen in dieser Zeit nötigen Energiebedarfs erforderlich wäre. Dank dieser Energiereserven aus den Wurzeln vergrößert das Gras seine grüne, für die Photosynthese und damit für die Energiegewinnung verfügbare Fläche und es kann weiter wachsen und zugleich wieder neue Wurzeln bilden und neue Energie in diesen speichern. Beim Mob-Weidesystem lässt man  man das Gras, wenn irgend möglich in Ruhe, bis es auf der Wachstumskurve wieder den oberen Teil erreicht hat und nur noch langsam oder nicht mehr wächst.  Bei der “Wilden Weide”, bei Ganzjahresweiden und überhaupt bei allen Weidesystemen, bei denen die Tiere länger als ein bis zwei Tage auf einem Abschnitt weiden können, werden die Tieren gut schmeckende Gräser oft zu schnell erneut abbeissen und die Gräser verlieren damit die in ihren Wurzeln gespeicherte Energie. Sie bekommen nicht mehr die Zeit, um genug neue Energie zu speichern. Auch bleibt das Gras dann im durch langsames  Wachstum gekennzeichnten  “diaper grass” bzw. “Windelstadium”. Er kann die Phase des schnellsten Wachstums und der größten Energiegewinnung und Energiespeicherung nicht mehr durchlaufen. Anderseits können sich Unkräuter und Gräser, die die Tiere weniger oder nicht mögen dann besser ausbreiten und vermehren, weil die Tiere diese wegen der zu geringen Flächenbelastung meiden. Die Qualität der Weide verschlechtert sich damit.

 Mob-Weidesystem bildet die Natur nach

Beim Mob-Weidesystem ersetzt das Wissen und der Verstand des Landwirtes, kombiniert mit den Möglichkeiten  moderner, elektrischer Zaunsysteme , die Wirkung der Raubtiere.   Intelligente Planung und  teilweise auch der Einsatz von Tabellenkalkulationen ersetzen  oder kompensieren beim Mob-Weidesystem den Umstand, dass man in dichtbesiedelten Kulturlandschaften eben nicht mehr solche riesigen Flächen wie in der Serengeti oder in der Nordamerikanischen Prärie zur Zeit der großen Bisonherden hat, in denen die Tiere grasend in großen Herden, von Raubtieren zusammengehalten und von Hunger getrieben,  ständig weiterziehen können. Beim Mob-Weidesystem wird also mit sehr preiswerter moderner Weidezauntechnik  und dem Wissen, der Intelligenz, der Erfahrung und  dem Geschick des Landwirtes   eben der Effekt der großen Pflanzenfresser erfolgreich nachgeahmt, den man in Deutschland mit der “Wild Weide” gerne nachahmen würde. Folglich ist das Mob-Weidesystem gerade auch für Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete  (Flora, Fauna, Habitat-Gebiete),  soweit diese in einer ursprünglichen Naturlandschaft zum Durchzugsgebiet großer Pflanzenfresser gehören würden, bzw. wo man heute das System der “Wilden Weide” anwendet.

Bei wirklich  ganzheitlichem Weidesystem auch andere Wiederkäuer, Schweine und Geflügel

Bei einem wirklich ganzheitlichem Weidesystem wird man auch, wie auf der Polyface-Farm,  Schafe oder  Ziegen,  Schweine und  Geflügel  einsetzen.

Die Salatins setzen auf der Polyface Farm z.B. Schweine, Hühner, Truthühner und Kaninchen ein. Die Hühner haben dabei den besonderen Vorteil, dass sie die Kuhfladen breit kratzen und darin vorhandene Fliegenlarven fressen.

In seinem Salatin Semester ( 12 DVDs mit ca. 18 Stunden Vortrag und ein Buch) beschreibt geht Joel Salatin auch auf diese Möglichkeiten und in dem Buch werden viele weitere Literaturquellen angegeben.

Mark Shepards Buch Restoration Agriculture: Real-World Permaculture for Farmers  und die zugehörige DVD mit dem Titel Restoration Agriculture in Practice – Video Tour & Instructions, die ich in meinem Artikel Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte, zeigen verschiedene weiter Gründe und Möglichkeiten. Z.B. verwendet Mark Shepard Schweine auch deshalb, weil sie sich an seinen Obstbäumen scheuern und damit den Ungezieferbefall vermindern. Kühe wiederum machen sich bei Shepard auch damit nützlich, dass sie tiefhängende Zweige von den Obstbäumen abfressen, was bei ihm ebenfalls Ungezieferbefall vermindert.

Mark Shepard wendet soweit ich mich erinnere, nicht ausdrücklich das Mob-Grazing an.  Sein Schwerpunkt ist eher eine enorme Vielfalt und das Zusammenspiel von Tieren, Büschen und Bäumen. Seine Farm heißt aus gutem Grund “New Forest Farm”, also “Neuer Waldbauernhof”,  und sein derzeitiges Geschäft scheint hauptsächlich der Verkauf von Bäumen und Sträuchern zu sein.

Insbesondere  Shepards DVD ist aber gerade auch mit Blick auf die Pflege und Nutzung von FFH-Gebieten in Deutschland sehr interessant, weil er zeigt, wie er durch die Nutzung von P.A. Yeomans Key-Line-System bzw. das Hauptliniensystem faktisch jede Menge Feuchtgebiete angelegt hat damit und durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern nicht nur den Wasserhaushalt verbessert, sondern auch die Artenvielfalt der auf seiner Farm wild lebenden Tiere enorm gesteigert hat.

Bodenqualitätsverbesserung und Klimaschutz

Die Bodenqualität, die sich derzeit, gerade auch als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung, weltweit verschlechtert, kann durch das  Mob-Weidesystem erheblich verbessert werden.  Zur Verschlechterung der Bodenqualität siehe dazu auch die Weltkarte in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.

Mit der Verbesserung der Bodenqualität wird auch wieder Kohlenstoff im Boden eingelagert und damit Kohlendioxid aus der Luft entfernt. Die Polyface Farm der Salatins hat in den letzten 50 Jahren angeblich pro Jahr ca. 5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Boden eingelagert. In 50 Jahren wären das 250 Tonnen. Ein Kilogramm Kohlenstoff entspricht  3,66 kg  Kohlendioxid5 Daraus folgt: Wenn man eine Tonne Kohlenstoff per Photosynthese im Boden einlagert, dann entzieht man der Luft  3,66 Tonnen Kohlendioxid. Wenn ein  Auto, das 100 g CO2 pro km erzeugt, dann haben die Salatins, in erster Linie auch durch die Anwendung des Mob-Weidesystems, pro Hektar und Jahr den CO2-Ausstoss von 183 Tausend Autokilometern wieder im Boden eingelagert, und das als Nebeneffekt der Produktion von gesunden Nahrungsmitteln.    Bei einem Auto mit einem CO2-Ausstoß von 150 g/km wären es immer noch 120.000 km PRO Jahr und Hektar.

Zum Thema Kohlenstoff im Boden erwähnte John Jeavons in seinem Vortrag zur MOSES-Conference 2015, dass der Kohlenstoffgehalt 1973, als er mit dem Gartenbau angefangen habe, im Durchschnitt bei 2 % gelegen habe. Jetzt, 2015, liege er bei nur noch 1,2% . Ich nehme an, dass er damit den mittleren Kohlenstoffgehalt der Landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit meinte. Das wäre ein Rückgang von 40 % in nur etwas mehr als drei Jahrzehnten.

Wirklich klar und sicher sind die Daten für den Kohlenstoffgehalt der Böden der Welt aber nicht:

  • Global soil carbon: new study highlights need for better understanding
  • www.carbon-biodiversity.net/ Diese offenbar vom deutschen Bundesministerium für Umwelt usw. geförderte Seite zeigt komischerweise bei den Detailkarten nur solche für einige Länder der 3. Welt, aber nichts für Deutschland und Europa. Deutschland und Europa kann man nur in der Weltkarte finden, die man dort herunterladen kann.
  • Die 203 Seiten lange Publikation des Umweltbundesamtes, aus dem Jahre 2008, mit dem Titel Humusversorgung von Böden in Deutschland, die als pdf-Datei frei verfügbar ist,  verspricht interessant zu sein.  Ich habe  das Dokument etwas quer gelesen. Im Detail ist wie immer alles ziemlich kompliziert. Leider fehlt mir momentan die Zeit, das  Dokument  ganz zu lesen. Jedenfalls besteht von staatlicher Seite schon ein grundsätzliches Interesse möglichst viel Kohlenstoff im Boden einzulagern und auch die Böden zu verbessern.    Man müsste in der Praxis konkret versuchen und nachmessen, was zum Beispiel mit dem Mob-Weidesystem und auch mit dem System von John Jeavons auf verschiedenen Flächen in Deutschland wirklich möglich ist.

Im selben Vortrag weist Jeavons auch darauf hin, dass die Verluste an Mutterboden weltweit so groß sind, dass von 2015 an gerechnet in nur 39 Jahren kein Mutterboden zur Nahrungsmittelproduktion mehr vorhanden wäre. Auch würde nicht nur die konventionelle Landwirtschaft, sondern auch ein großer Teil des Ökolandbaus – so begrüßenswert er auch sei – derzeit pro Kilogramm erzeugter Nahrungsmittel einige Kilogramm Mutterboden verbrauchen.   Sowohl der biointensive Gartenbau nach John Jeavons als auch das Mob-Grazing bzw. Holistic Management stoppen den Mutterbodenverlust und erzeugen sogar neuen Mutterboden. John Jeavons Methode  macht das relativ arbeitsaufwendig auf kleinen Gartenflächen, das Mob-Grazing bzw. Holistic Management  bzw. Rational Grazing, kann es mit Hilfe von Wiederkäuern wie Kühen und Schafen, mit geringem Energieaufwand im großen Stil auf großen Flächen.

Distickstoffoxid-Emmission

Dank der Verbesserung der Bodenqualität hat die Polyface Farm eine etwa 4 mal höhere Flächenleistung als konventionelle Betriebe in der Nachbarschaft, aber sie hat anderseits seit der Übernahme durch die Salatins im Jahre 1960 keinen Kunstdünger verbraucht und damit  keine oder  zumindest  eine sehr viel geringere Distickstoffoxid-Emmission ( Distickstoffoxid = N2O = Lachgas). Das Umweltbundesamt empfiehlt dringend, mit Blick auf den Klimawandel, die Lachgasemission in der Landwirtschaft zu reduzieren. Das Mob-Weidesystem, eventuell kombiniert mit anderen z.B. auf der Polyface-Farm erfolgreich erprobten Methoden und für den Gartenbau auch in Kombination mit der Methode von John Jeavons, bieten die Möglichkeit dazu.

Methanemission

Zur Methanemission durch die Rinderhaltung hat Joel Salatin in einer Antwort auf einen Artikel in der New York Times,    “The Myth of Sustainable Meat,”  (dt.: Der Mythos der nachhaltigen Fleischproduktion), geschrieben ( Joel Salatin responds to New York Times’ ‘Myth of Sustainable Meat’), dass Methan auch dann frei kommt, wenn man die Pflanzen einfach nur verrotten und nicht von Tieren fressen lassen würde. Wenn man die Methanemissionen vollständig eliminieren wolle, müsse man alle Feuchtgebiete und Moore dieser Welt trocken legen. 95% aller Methanemissionen der Welt  würden von Feuchtgebieten und Sümpfen verursacht . Tiere würden  nur einen vernachlässigbar kleinen  Anteil haben.   6 In der Tat müsste man die Methan-Emission global betrachten und sich überlegen, was denn wirklich passieren würde, wenn man die Gräser weltweit einfach verrotten lassen würde, anstatt sie abzuweiden. Immerhin wäre es dann nicht mehr möglich, die Tiere zur Verbesserung der Bodenqualität und damit zur Einlagerung von Kohlenstoff zu verwenden. Wir brauchen die Wiederkäuer, wie weiter oben dargelegt, um die Böden und den Wasserhaushalt mit ökologisch und ökonomisch vertretbarem Aufwand zu verbessern.  Siehe dazu auch die weiter unten eingebundenen TED-Vorträge.

Mob-Grazing auf deutschsprachigen Internetseiten

Mit der Beschränkung der  google-Suche nach  “mob grazing” auf die Sprache Deutsch und das Land Deutschland fand ich nur die folgenden zwei deutschsprachigen Artikel:

Bei Suchen zum Thema Rinderhaltung und Weidewirtschaft fand ich auch eine Masterarbeit die 2014 an der Universität Hohenheim eingereicht worden war: Mutterkuhhaltung in Deutschland – Status quo und Zukunftsperspektiven im europäischen Kontext.  Ich konnte in dieser Diplomarbeit keinen Hinweis darauf finden, dass in  Deutschland das Mob-Weidesystem oder etwas vergleichbares genutzt wird.

TED-Vorträge

Hier zunächst ein TED-Vortrag von Allan Savory, mit deutschen Untertiteln (ich hatte den schon in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität eingebunden):

Von Veganern und “etablierten Wissenschaftlern” gab und gibt es zum Teil heftige Kritik an Savory, aber Kritik dieser Art gab es in der Vergangenheit auch für viele andere Entwicklungen, die sich schließlich durchsetzt haben. Ich denke, man sollte sich davon nicht beirren lassen, zumal man heute bei “etablierten Wissenschaftlern” immer damit rechen sollte, dass diese die Interessen irgendwelcher Konzerne oder Interessengruppen vertreten.   Und solche Interessen stehen hier in wirklich sehr großen Umfang auf dem Spiel. Auch ist es so, dass wissenschaftliche Forschungsergebnisse auch unbewusst dadurch beeinflusst werden, was die jeweiligen Wissenschaftler glauben. Nach meinen Recherchen gibt mehr als genug überzeugende, praktische Beispiele die zeigen, dass  das  die Methode von Allan Savory  funktioniert.

Außerdem ist  es zwar so,  dass Allan Savory sein System offenbar ziemlich unabhängig entwickelt hat, aber wie er in seiner Rede Holistic Managment sagt, hat der französische  Biochemiker, Landwirt und Autor  André Voisin

lange vor ihm in seinem Buch Productivité de l’herbe,   (amerikanische Ausgabe: Grass Productivity  , deutsche Ausgabe, 1958, Die Produktivität der Weide ) all das erklärt und beschrieben, was er auch herausgefunden hat. Während Allan Savory mehr aus Mitteleuropäischer Sicht mit den sehr trockenen Gebieten in Afrika vertraut ist und seine Methode dort entwickelt hat, war André Voisin  mehr mit den Verhältnissen in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz vertraut.    Voisin, der offenbar  auch gut Deutsch  sprach, war übrigens sogar  mit den Verhältnissen auf dem Versuchsgut Rengen in der Eifel, das zur  Universität Bonn gehörte, gut vertraut.  Er  bezieht sich in seinem Buch über  die Produktivität der Weide (ich habe nur die amerikanische Ausgabe gelesen)  öfters auf die Arbeit von Prof.  Ernst Klapp. So gesehen haben dann auch teilweise in der Eifel, auf der Domäne Rengen durchgeführte Forschungsarbeiten zu Voisins Buch und dann zum Erfolg der Polyface Farm beigetragen. Diese Anmerkung für jene, die meinen ich würde immer zu sehr im Ausland und da vor allem im aussereuropäischen Ausland nach Ideen und Methoden Ausschau halten  und  die  Deutschen  nicht genug würdigen.

Der Vater von Joel Salatin, der die Polyfacefarm der Salatins  1960 begründet hat,  hat  Voisins Bücher gelesen und das scheint einer der Gründe für den Erfolg der Polyfacefarm gewesen zu sein.

Hier der TEDx-Vortrag Cows, Carbon and Climatebei dem Joel Salatin das Mob Grazing, wie ich meine recht gut, erklärt.

Ein kritischer Artikel zum Mob-Weidesystem

Ein kritischer, aber nicht ablehnender Beitrag zum Mob-Weidesystem ist  A Skeptical Look at Mob Grazing von Chris Helzer. Im Wesentlichen geht es darin darum, dass man auch beim Mob-Weidesystem übertreiben und damit auch den Boden zerstören kann.   Aus den Ausführungen von Allan Savory kann man zwar entnehmen, dass es sich um ein in Afrika schon nach kurzer Einweisung im Grunde auch von Analphabeten realisierbares System handelt. In den gemäßigten Klimazonen scheint es aber schwieriger zu sein, wie das teilweise ziemlich umfassenden  Ausbildungsmaterial  und die Literatur  zeigen. Immerhin wollen die Tiere an 365 Tagen im Jahr  genug zu fressen haben, während das Gras übers Jahr gesehen unterschiedlich schnell wächst, genug Erholungszeit benötigt und die Tiere die Grasnarbe auch nicht zerstören sollen. Auch ist das Wetter jedes Jahr etwas anders.

Treibhausgase und Landwirtschaft

Ein ganz hervorragender Vortrag zum Thema  Treibhausgase und Mob-Weidesystem, aber auch  zu  typisch menschlichen  Verhaltensweisen im Bezug auf Probleme und den Klimawandel, ist der TEDxDubbo-Vortrag Soil carbon — Putting carbon back where it belongs — In the Earth des Australiers Tony Lovell:

An dieser Stelle möchte ich auch auf den Artikel Could carbon farming help reverse climate change?  hinweisen.

Klimawandel und der Beitrag der Landwirtschaft

Eine gute Übersicht,  auch über  die  verschiedenen per Landwirtschaft möglichen Methoden zur Einlagerung von Kohlenstoff im Boden   gibt die Präsentation    Climate Change and the Contribution of Agriculture von Peter Bane,   zu einem Vortrag, den er   2015 gehalten hat. Wie man den von Bane gezeigten Daten entnehmen kann, könnte die Landwirtschaft durchaus die weltweite Treibhausgasemission sogar voll kompensieren, anstatt diese, wie das heute der Fall ist, sogar noch zu verstärken. Zu den im Vortrag von Peter Bane angeführten Möglichkeiten und Methoden zur Kohlenstoffeinlagerung in der Erde und damit zum Klimaschutz, gehören neben der Anwendung des Mob-Weidesystems auch das Key-Line-System, dem ich  den Artikel   Das Hauptlinien-System gewidmet hatte, und auch darauf aufbauenden Form der Landwirtschaft, die   Mark Shepard in seinem Buch und seiner DVD beschreibt, und die ich in meinem Artikel  Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte. Ein hier zu erwähnender Punkt ist der sogenannte Yeomanspflug.  Dabei handelt es sich faktisch um einen Tiefenkultivator, der den Boden sehr tief aufreißt. Ich habe kritische Stimmen gefunden, die meinen, dass dieses Gerät nichts bringt. Mark Shepard zeigt aber z.B. in seiner DVD so ein Gerät und wie er es eingesetzt hat, und er erklärt dabei, dass er früher den Zinken mit seinem 35 PS Traktor kaum ziehen konnte und bei jeder Furche den Zinken mit einer Schaufel von Lehm habe befreien müssen. In letzter Zeit, nach einigen Jahren, aber sei der Boden bis ca. 90 cm tief so locker, dass er so vom Zinken abfalle.   Der  ursprüngliche Grund  diesen Tiefenkultivator überhaupt ein zu setzen, war für Shepard, dass er damit die Wurzeln  von Bäumen und Sträuchern , die er  parallel zu den  nach dem Key-Line-System angelegten Gräben  gepflanzt hat, daran hindern wollte in  seine Felder zu wachsen.   Es macht Sinn,  sich das auf seiner DVD anzusehen.

Klimaschutz, Katastrophenschutz und Gesundheitsschutz

Das geniale an all diesen Maßnahmen zur Kohlenstoffeinlagerung im Boden und damit auch zum Klimaschutz ist, dass es sich gleichzeitig um Maßnahmen handelt, die die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in Kriegs- und Krisenzeiten verbessern, die die Bodenqualität und damit  die Bodenfruchtbarkeit steigern und die die Landwirtschaft befähigen können, auch in einer Zeit in der fossile Brennstoffe und die damit hergestellten Düngemittel, Pestizide und Herbizide zu teuer oder nicht mehr erhältlich sind, weiter Nahrungsmittel zu produzieren. Außerdem haben alle diese  Methoden als willkommene Nebenwirkungen die lokale Produktion von gesunden Lebensmitteln, die Verbesserung des Wasserhaushaltes und die Verbesserung der biologischen Vielfalt.

Wichtig ist es,  möglichst frühzeitig mit der praktischen Umsetzung und der Anpassung an die lokalen Verhältnisse zu beginnen.   Gerade auch die intelligente die Nutzung der heute noch recht preiswerten fossilen Energieträger wäre wichtig.

Bei alledem sollte man bedenken, dass es leider massive Interessenkonflikte gibt.

Bei allem Verständnis für die Interessen der verschiedenen Lobbygruppen sollte man aber bedenken, dass eine krisenfeste, lokale und auch nachhaltige Nahrungsmittelversorgung eine Frage von Leben und Tod ist. Das Mob-Weidesystem beruht zwar auch auf dem Einsatz moderner Technik, etwa in Form von Weidezaungeräten und leichten geländegängigen Fahrzeugen, aber  bei diesem System kann die Technik für die Nahrungsmittelproduktion im  Notfall  problemlos durch dann mehr als genug verfügbare Hilfskräfte ersetzt werden, die heute ihren Lebensunterhalt als Sachbearbeiter mit irgendwelchen im Ernstfall verzichtbaren Bürojobs verdienen.  Es gibt beim Mob-Weidesystem, ebenso wie bei der Growbiointensive-Methode von John Jeavons nichts, was zwingend die fragile technische Infrastruktur   unserer Gesellschaft benötigt. Das ist in der konventionellen Landwirtschaft anders. In der konventionellen Landwirtschaft würden im Ernstfall viele Betriebe ohne Nachschub und  Strom vollständig unbrauchbar und nutzlos.

Der  ganz besondere Reiz des  Mob-Weidesystems besteht meines Erachtens darin, dass man damit mit sehr geringen Aufwand und zugleich gewinnbringend,  klimaschützend und den  Zielen des Naturschutzes dienend,  die Bodenqualität  so verbessern kann, dass man im Ernstfall Flächen hat, die ohne lange Vorbereitung in fruchtbare Gärten umgewandelt werden können, in denen mit der Methode von John Jeavons Gemüse und kalorienhaltige Lebensmittel produziert werden können. Außerdem kann man mit diesem Weidesystem Lebensmittelvorräte bilden, die nicht schlecht werden, sondern die sich erneuern und Überschüsse produzieren und die dazu auch noch gesund und wohlschmeckend sind.

Kelberg, den 7. August 2016

Christoph Becker


  1.   Nachtrag 12. Aug. 2016: Den auf der Webseite von AmericanGrazinglands angebotenen USB-Stick von Jim Gerrish und alle dort angebotene Literatur, soweit sie nicht auf dem USB-Stick ist, habe ich mir bestellt.  Nach einigem hin- und her  haben die jetzt herausgefunden, wie man nach Deutschland verschicken kann. Bezahlung geht jetzt einfach per PayPal. Das gesamte Paket kostet mich ziemlich genau 600 Euro zzgl. Zoll. Von Jim Gerrish gibt es aber auch schon auf Youtube eine ganze Reihe sehr interessanter Vorträge.  Ich denke,  die Unterlagen von Jim Gerrish sind eine gute Ergänzung  zu  Joel Salatins  Büchern und  dem  Salatin  Semester      

  2. Mob meint hier NICHT mobil, sondern “Mob” im Sinne von Zusammenrottung, Herde oder Gruppe  

  3.    die Bücher von Allan Savory  und  Joel Salatin werden  jedenfalls auch in Deutschland verkauft und gelesen  

  4. ca. 230 Menschen pro Quadratkilometer, Tendenz dank Zuwanderung sogar weiter steigend.     

  5. Atommasse von C = 12, Atommasse von Sauerstoff = 16, Kohlendioxid = CO2.   Molekülmasse  von  CO2  =  12 +  2×16  =  44.     Verhältnis zu Kohlenstoff = 44/12 = 3,66. 

  6. In dem Buch “When the Rivers Run Dry: Water–The Defining Crisis of the Twenty-first Century” von Fred Pearce (es gibt auch eine deutsche Ausgabe, mit dem Titel Wenn die Flüsse versiegen, die aber teurer ist), wird ein Wasserkraftwerk am Amanzonas erwähnt, durch dessen Bau nun soviel Methan abgeschieden wird, das dieses Wasserkraftwerk wesentlich klimaschädlicher ist als es ein mit fossilen Brennstoffen betriebenes Kraftwerk derselben Leistung wäre  

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3Westbach51
3Westbach51
8. August 2016 9:30

Zwei Links, die zeigen wie dieses ganzheitliche Weidemanagement alias Mob-Grazing wirkt:
1. “Soil Life Exploding At Judy Farms” (dt. Bodenlebenexplosion auf den Judy Farmen (Judy von Greg Judy): http://www.greenpasturesfarm.net/blog.php?entryID=2683

2. Der Vortrag “Maintaining a Healthy Water Cycle” (dt. Einen gesunden Wasserkreislauf unterhalten” von Jim Gerrish, auf Youtube: https://youtu.be/0034tDDuAzo
Neben den Vergleichsbildern und Erläuterungen sind insbesondere auch sein Bericht und seine Bilder über die Farm seines Sohnes bemerkenswert, der dank Mob-Grazing seinen 1400 Hektar Betrieb 2012 gut durch die damals in diesem Gebiet schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor 140 Jahren bringen konnte.
Die Filme des Iowa Beef Centers auf Youtube sind überhaupt eine interessante Informationsquelle:
https://www.youtube.com/user/iowabeefcenter

Florian
9. September 2016 15:07

Danke für diesen gut recherchierten Artikel!

Kleiner Erfahrungsbercht: Knapp sieben Jahre lebte ich auf einem kleinen (Hobby) Hof in Niederbayern mit kleiner Schafherde. Die ersten Jahre etwa 7 – 10 Tiere mit Unterernährung trotz Zukauf von Heu. Die letzten Jahre mit “rotational intense grazing” aka “mob stocking” um die 20 Tiere auf der gleichen Fläche – inspiriert durch Alan Savory, Joel Salatin, Gabe Brown, et al. und dem erwähnten Buch “Productivité de l’herbe”. Der Unterschied war wie Tag und Nacht! Nicht nur wurden viel mehr Tiere richtig gut satt und sahen viel gesünder aus, sondern das Land ist (im wahrsten Sinne des Wortes) aufgeblüht. Kräftige üppige dichte Wiesen mit so hoher Stammdichte, dass man mit den Fingern gar nicht mehr zur Grasnarbe durchkommt. Gefühlt fünf mal so viel Photosynthese (Biomassezuwachs). Auch die Artenvielfalt nahm enorm zu und ich hatte den Eindruck, dass auch die Schafe (nach kurzer Umgewöhnungsphase) den neuen Rythmus und die Abwechslung zu schätzen lernten. Jeden Tag eine frische Wiese mit voller Auswahl an gesunder Pflanzenvielfalt.

Irgendwo las ich von 30-facher(?) Kohlenstoffsequestrieung im Boden, weil Gräser bis zu fünf mal so viel Biomasse unter der Erde als Wurzel-Reserve speichern, wovon bei jedem Mob-Besuch, ein großer Teil “freigegeben” wird, der die Bodenmikrobiologie nährt, die widerum Nährstoffe für den schnellen Nachwuchs bereitstellt. Die anaerobe Verdauung in Wiederkäuermägen findet ohne Sauerstoff statt, so dass (im gGegensatz zu aerober Kompost/Verottung) kein CO2 oxidiert und so ein viel höherer Teil der (Kolenhydrat) Biomasse über Mist zu Erde wird. Mir erscheint 30-fache Kohlenstoffsequestrierung durchaus plausibel, aber ich erinnere mich nicht mehr, woher ich diese Zahl hab :/ Weiß Jmd von Studien, die etwas in der Art “belegen”?

Auf jeden Fall waren die positiven Effekte sooo deutlich, dass (auch ohne wissenschaftlicher Messung), die Vorteile für Ökologie und Ökonomie nicht zu übersehen waren…

Seit dieser Erfahrung bin ich überzeugter Anhänger, die ko-evolutionäre Symbiose zwischen Wiederkäuer und Gräser, auf diese Weise zu imitieren (biomimicry) und suche nach Gleichgesinnten in Deutschland 🙂 Besonders spannend erscheint mir der Ansatz von Gabe Brown, Feldfrüchte/Ackerbau mit mob grazing auf der selben Fläche zu integrieren. Bei Gräsern wachsen neue Zellen von unten nach – sie sind also von der Evolution dafür geschaffen, abgefressen zu werden. So wie Tiere Gräser brauchen um gesund zu sein, so brauchen Gräser auch Tiere um gesund zu sein und ihr volles Potential zu entfalten. Da Getreidesorten auch nur (domestizierte) Grashalme sind, erklärt das die hohen Erträge, die Gabe Brown erzielt, seit er Rinderherden auf dem Getreideacker einsetzt.

Es gibt genug gut belegte Praxis Anwendung von mob grazing – vielleicht wirkungsvollstes Werkzeuge für Klimastabilisierung, Ernährungssouveränität und fossile Rohstoffunabhängigkeit? Warum ist mob grazing noch immer so unbekannt? Weiß Jmd von in Deutschland praktizierenden “mob stocking” Höfen?
Wo bleibt das grass-roots-movement?

3Westbach51
3Westbach51
9. September 2016 21:13
Reply to  Florian

Danke für den Kommentar und den Hinweis auf Gabe Brown.
Von Gabe Brown hatte ich schon etwas gelesen und hatte mir auch schon etwas angehört, aber jetzt, motiviert durch den Kommentar, habe ich mich noch einmal genauer und umfassender mit Gabe Brown befasst. Das Resultat ist mein Artikel: Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung

Stephan
Stephan
20. März 2018 19:29
Reply to  Florian

Hallo Florian,

Du suchst Gleichgesinnte. Ich auch. Habe soeben meine Akkreditierung zur Lehre des Holistic Managements vom Savory Institut erhalten. Bin wohl der erste in DE (;-). Gerne können wir uns hierzu austauschen.

Stephan

Hubertus Steinmair
9. Juni 2020 15:23
Reply to  Stephan

Hallo Stefan,
wie versuche heuer das erste Mal meine Tiere aus der Alm alle paar Tage umzutreiben.
ich wäre über jede Unterstützung zu diesem Thema erfreut.
Hoffe auf eine Unterstützung auch wenn ich in Südtirol zu Hause bin 😉
MfG aus den Südtiroler Bergen
Hubertus Steinmair

3Westbach51
3Westbach51
9. Juni 2020 18:10

@Hubertus Steinmair,
praktische Anregungen in deutscher Sprache und auch eine dazu gehöreige Disukussionsgruppe auf bietet das Webinar von Viviane Theby und Karl Reisner vom Scheuerhof bei Wittlich: in der Eifel:
https://www.permakultur-scheuerhof.de/das-ganzheitliche-weidemanagement-online/
und
https://www.permakultur-scheuerhof.de/ganzheitliches-management/
MfG
Christoph Becker

3Westbach51
3Westbach51
26. Oktober 2017 20:11

Der obige Artikel über das Weidemanagment ist in dem Artikel BESSERE WEIDEQUALITÄT DURCH INTENSIVE ABER KURZE BEWEIDUNG? auf der Webseite http://www.Offenstallkonzepte.com verlinkt. Die Webseite http://www.Offenstallkonzepte.com befasst sich mit Themen der Pferdehaltung.
Das Thema Pferdehaltung wird in Zukunft voraussichtlich wieder große Bedeutung erlangen, wenn der momentan noch weit verbreitete Glaube an die Elektromobilität zerbricht (siehe z.B. https://www.freizahn.de/2016/11/100-prozent-erneuerbare-energie-bis-2030/ und http://limitstogrowth.de/2017/07/16/e-pkw-mobilitaet-die-fehlentwicklung-und-politische-doppelzuengigkeit/ sowie https://www.freizahn.de/2017/05/elektroautos-und-froehliches-autofahren/ ).
Wie man in meiner Übersetzung Blut für Öl, zur Rolle des Öls im 2. Weltkrieg, sehen kann, waren Pferde für die Wehrmacht im 2. Weltkrieg sehr viel wichtiger als man gemeinhin annimmt. Jede Division hatte demnach 5000 Pferde und gegen Ende des Krieges wurde die Pferde wegen des Treibstoffmangels, trotz der das Gegenteil suggerierenden, rasanten technischen Entwicklung, für die Deutschen immer wichtiger. Sogar die deutsche Luftwaffe hat demnach auf den Flugplätzen am Ende Pferde oder Kühe als Zugtiere eingesetzt um Treibstoffe bei der Bewegung der Flugzeuge am Boden ein zu sparen.
In Zukunftsromanen wie James Howard Kunstlers World Made by Hand ( https://en.wikipedia.org/wiki/World_Made_By_Hand )und in Drew Millers Roman Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse sind Pferde als Reit- und Zugtiere wieder sehr wesentlich. In Rohan Nation reitet mit AR15 Gewehren bewaffnete amerikanische Kavallerie zu Angriff gegen chinesische Invasoren, während der Erzähler darüber sinniert, wie gut es doch wäre die Regierung die nukleare Artillerie nicht abgeschafft hätte. In World Made By Hand sind Pferde für Reisen über Land, als Zugtiere für Landtransporte, für die Landwirtschaft, und auch für Polizeiaktionen, unerlässlich, weil Diesel und Benzin ebenso wie Strom zu einem selten Luxusgut geworden sind.
Eine Optimierung der Stallhaltung und auch des Weidemanagements für Pferde kann vor dem Hintergrund der Möglichkeit solcher Zukunftsszenarien sehr nützlich sein.

Grete
Grete
26. Oktober 2017 21:58
Reply to  3Westbach51

Hallo Christoph,

ich bewundere Deine intensive Suche nach Lösungen und diese erinnern mich sehr an die Erzählungen meines Vaters. und seiner Kindheit und Jugend.
Doch nachdem ich im BR den Film “More than honey” http://www.ardmediathek.de/tv/DoX-Der-Dokumentarfilm-im-BR/More-than-Honey-Bitterer-Honig/BR-Fernsehen/Video?bcastId=24831852&documentId=46549732

und den von H.C.Fricke empfohlenen Film “Resonance”
https://hcfricke.com/2017/10/13/filmtip-resonance-beings-of-frequency-ueber-emf-mobilfunk-krebs-chronobiologie-melatonin-und-die-schumann-resonanz/

mir angeschaut habe habe ich so meine Zweifel ob das einen Sinn macht.
Zum einen dass Bienen wahre Kommunikationskünstler sind und super organisiert sind, wunderbare Bilder im Film.
Aber auch dass z.B. die Bauern in China ihre Apfelbäume von Hand bestäuben mangels Bienen, in Amerika die Bienenvölker quartalsweise quer durchs Land gefahren werden wegen der gigantischen Monokultur, hier den Mandelbäumen.
Und im Film Resonance die Gefahr der künstlichen elektromagnetischen Felder und die Gefahren der Umwelt. Die Störung der natürlichen Schumann Frequenz der Erde und des Menschen und der daraus folgenden Konsequenzen wie gesundheitliche Beeinträchtungen bis hin zu Krebs. Und dass durch die Wellen Vögel und Bienen den Plan verlieren.

Was mich wirklich erschüttert dass so gut wie keiner in meinem Umfeld mehr in der Lage ist, das grosse Bild zu sehen und die daraus folgenden Konsequenzen zu ziehen.
Sei es Gesundheit, Energie, Migranten, Islam, Verschuldung, Geldsystem, Landwirtschaft, es interessiert einfach nicht.

Und wenn man sich dem entsprechend wappnet z.b. bei Ernährung / Transport, dann wenn es wirklich eng wird, entweder durch den Machtapparat oder durch pure Gewalt seiner Umgebung um seine Arbeit gebracht wird.
Was wir bräuchten wäre ein Konsenz über die wesentlichen Aufgaben in der Zukunft, wenigstens im kleineren Kreis.
Meiner Meinung nach haben 99% keine Vorstellung davon was uns die nächsten Jahre blüht.
Spannend bleibt die Frage wie schnell oder langsam der Abstieg sein wird. Noch wird psychologiscgh dagegengehalten, die meisten wähnen sich noch in Sicherheit.
Ich weiss es geht schon viele Jahre abwärts aber imer noch auf hohem Niveau.

3Westbach51
3Westbach51
28. Oktober 2017 7:17
Reply to  Grete

Hallo Grete,
ja, den Film “More Than Honey” fand ich auch sehr denkwürdig und gut. Ein Imker (mein Bruder) hatte ihn mir vor einiger Zeit sehr empfohlen.
Den anderen Film muss ich mir noch ansehen.
Die Natur wird das mit den Bienen und Menschen aber notfalls schon auf ihre eigene, brutale Weise regeln. Als Reaktion auf Deinen Kommentar hatte ich spontan mit “eifel eiszeit vegetation” auf google gesucht und dabei den folgenden kleinen Artikel gefunden, der “Bild der Wissenschaft” gefunden: http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/1034081/ . Auch ohne Menschen gab es demnach z.B. auch hier in der Eifel sehr krasse und zum Teil dabei auch sehr schnelle Veränderungen des Klimas und der Temperatur, wobei solche Katastrophen wie der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans noch nicht einmal berücksichtigt ist. Die meisten Maare hier in der Eifel sind zudem Explosionskrater die durch unterirdische Wasserdampfexpolsionen entstanden sind. D.h., Magma hat unterirdische Wasservorkommen erhitzt damit den Druck für diese gigantischen “Dampfkesselexplosionen” ausgelöst, im Vergleich zu denen die hier in den Wälder teilweise noch zu sehenden Granat- oder Bombentrichter aus dem 2. Weltkrieg geradezu mikroskopisch klein und niedlich wirken.

Meiner Meinung nach haben 99% keine Vorstellung davon was uns die nächsten Jahre blüht.
Spannend bleibt die Frage wie schnell oder langsam der Abstieg sein wird. Noch wird psychologisch dagegengehalten, die meisten wähnen sich noch in Sicherheit.
Ich weiss es geht schon viele Jahre abwärts aber immer noch auf hohem Niveau.

Es ist halt wie bei

  • Dem Untergang der Titanic: Siehe dazu das Zitat von dessen Kapitän Edward John Smith, “In meiner ganzen Berufserfahrung habe ich kein einziges Mal ein Schiff in Seenot gesehen. In all meinen Jahren auf See bin ich niemals schiffbrüchig gewesen, und niemals war ich in einer Situation, die drohte in irgendeiner Art von Desaster zu enden.” Smith war ein sehr erfahrener Kapitän und die Erbauer der “unsinkbaren” Titanic waren sehr erfahrene und gescheite Schiffbauer.
  • wie beim Ausbruch des 1. Weltkrieges: Die Soldaten sind geradezu freudig in den Krieg gezogen, der eher für ein Abentheuer nach langer, ätzender Friedenszeit in einer im Übrigen sehr globalisierten Welt, gesehen wurde. Man dachte der Krieg wäre bis Weihnachten 1914 vorbei. Dabei war die Wirkung moderner Maschinengewehre, Schnellfeuerkanonen, Stacheldrahtverhaue und Schützengräben sehr wohl bekannt oder konnte zumindest ähnlich leicht simuliert und vorausgesehen werden wie z.B. die Wirkung der EU und des Euros (siehe dazu Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann und Der Turmbau zu Babel), oder eben wie nun Peak Oil und das absehbare Scheitern des Traums von der Elektromobilität.
  • Am 10.10.2017, in seinem Gespräch mit Tim Jackson (u.a. dem Autor von Wohlstand ohne Wachstum – das Update: Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft, das Buch habe auf Grund des Interviews gestern gekauft, aber noch nicht gelesen), dass auf https://www.peakprosperity.com/podcast/113350/tim-jackson-high-price-growth frei verfügbar ist, hat Chris Martenson gemeint, seine “Bierdeckel-Berechnung” zeigt ihm, dass es im Zeitraum 2018 bis 2020 eine heftige Wirtschaftskrise geben werde, wobei er sich alleine auf die 1,2 Billionen Dollar Investitionen stütze, die in der Ölindustrie in den letzten Jahren hätten investiert werden müssen und die sonst zu erwartenden Produktionsrückgänge zumindest auszugleichen, aber die wegen des zu niedrigen Ölpreises nicht investiert wurden. In https://www.freizahn.de/2017/07/oelfunde-oelverbrauch-und-wirtschaft/ hatte ich die entsprechenden Daten und Grafiken, die die Grundlage von Chris Martensons Einschätzung sind schon erwähnt.

    Was mich wirklich erschüttert ist, dass so gut wie keiner in meinem Umfeld mehr in der Lage ist, das grosse Bild zu sehen und die daraus folgenden Konsequenzen zu ziehen.
    Sei es Gesundheit, Energie, Migranten, Islam, Verschuldung, Geldsystem, Landwirtschaft, es interessiert einfach nicht.

    Das geht mir auch so. Ich habe es mir im vergangenen Sommer sogar über 800 Euro für eine Anzeige in verschiedenen lokalen Anzeigenblättchen kosten lassen um anlässlich meiner langen Sommerpause (von Mai bis Anfang Oktober) auf meinen dazu absichtlich mit jede Menge Linke gespickten Blogbeitrag “Gedanken zum Film Bauer unser” hin zu weisen. Die Resonanz war/ist so gut wie null und meine Konsequenz daraus war “Mein Brief an Putin” und der Blogbeitrag Strategie des Austauschs und dass ich nun mit Assimil – Russisch ohne Mühe (welch eine Untertreibung des Titels!) mühsam Russisch lerne. Der Blick auf die Felder und Weiden hier in der Eifel erschüttert mich ebenfalls jedes mal wenn ich über Land fahre. Aber auch die Nutzung Wälder. Die Leute geben sich wirklich die größte Mühe die spätestens in den 30er Jahre dieses Jahrhunderts global und ganz sicher auch lokal hier in Deutschland und Europa zu erwartenden Hungersnöte und das dadurch zu erwartenden große Massensterben zu maximieren. Ertragen kann man das aber ganz gut mit Mark Twains zynisch-spöttischen Geschichte “Der Geheimnisvolle Fremde” (Original “The Mysterious Stranger”).

    Eine großartige, sehr hilfreiche Sache im letzten Sommer waren auch die Vorträge von Jordan Peterson über die Bibel. Die Biblischen Geschichten, gerade auch im Alten Testament, sind offenbar nicht die historischen Berichte für die sie oft nur gehalten werden, sondern zeitlose archetypische Geschichten, die gerade auch in unserer Zeit von Bedeutung sind. Es lohnt sich daher gerade auch heute sich mit diesen Geschichten zu befassen.

    gv
    gv
    22. März 2018 13:56
    Reply to  3Westbach51

    offenstallkonzepte.com, weil offenstallkonzepte.de gibt es nicht.

    3Westbach51
    3Westbach51
    22. März 2018 16:24
    Reply to  gv

    Danke für den den Hinweis. Habe offenstallkonzepte.de in offenstallkonzepte.com geändert.

    holger
    holger
    12. Juli 2018 13:57

    Gibt es deutsche Artikel wie der genaue Ablauf ist?
    Wieviel m2 pro Tier werden den Tieren bei so einer Weide gegeben? Wie oft wird um geweidet?
    Wie pflegt man den Weidezaun (Den muss man ja schließlich regelmäßig frei mähen und reparieren) ?
    Wie macht man es auf Flächen, die für das Winterfutter gemäht werden?

    3Westbach51
    3Westbach51
    12. Juli 2018 18:23
    Reply to  holger

    Gibt es deutsche Artikel wie der genaue Ablauf ist?

    Vieles was die Amerikaner und auch Allan Savory und sein Institut heute macht baut auf den Arbeiten von André Voisin auf. Die deutschen Übersetzungen von Voisins Büchern sind zwar vergriffen, aber es gibt eine gescannte Versionen zum Download im Internet bei folgendem Forenbeitrag:
    https://www.regenerative-landwirtschaft.net/viewtopic.php?f=17&t=83
    Ich würde erst diese Bücher lesen. Zusätzlich vielleicht noch von Prof. Ernst Klapp das Buch “Wiesen und Weiden”. Siehe dazu meinen Blogartikel https://www.freizahn.de/2016/09/was-wuerde-der-alte-deutsche-weidepapst-sagen/ . Prof. Ernst Klapp und Andre Voisin waren befreundet. Klapp war für mich voralle auch interessant, weil das Versuchsgut Rengen, dessen Leiter er war, in Sichtweite des Hauses meiner Eltern und auch an meinen Schulweg lag.
    Das Forum https://www.regenerative-landwirtschaft.net/ ist überhaupt eine gute, deutschsprachige Anlaufstelle. Der Forenbetreiber, Manfred Eidelloth hat, auch einen kleinen Betrieb mit Mutterkuhherde und ist sehr engagiert ( http://www.weidewelt-frankenwald.de/eidelloth.htm ).

    Wieviel m2 pro Tier werden den Tieren bei so einer Weide gegeben? Wie oft wird um geweidet?

    Es gibt keine festes Schema. Dr. Allen Williams nennt das System daher auch “Adaptives Beweiden mit (teilweise) hoher Dichte”. Es werden teilweise mehr als einen Millionen Pfund pro acre erreicht, das sind ca. 110 kg Lebendgewicht pro Quadratmeter. Oft aber auch nur ein Zehntel oder ein Zwanzigstel. Es kommt darauf an, was man unter welchen Umständen warum erreichen will.

    Wie pflegt man den Weidezaun (Den muss man ja schließlich regelmäßig frei mähen und reparieren) ?

    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind zumindest einige neue Weidezaungeräte so ausgelegt, dass sie das Gras das den Zaun berührt einfach verbrennen. Es handelt sich dabei um Weidezaungeräte mit geringem Innenwiderstand. D.h., die können relativ hohen Strömen fließen lassen, die aber dank moderner Elektronik nur sehr kurze Zeit fließen. Die alten Weidezaungeräte haben sehr hohe Innenwiderstände, wodurch die Spannung schnell einbricht, wenn z.B. etwas Gras den Draht berührt. Das Freischneiden des Zaunes ist bei den Geräten mit geringem Innenwiderstand offenbar eher nicht nötig. Es gibt auf Englisch zum Thema elektrischer Weidezaun einige gute Anleitungen, z.B. von Jim Gerrish (http://www.americangrazinglands.com/books ). Sehr ist sicher auch http://pastureproject.org/resources-2/ .
    Was ich an Anleitungen zum Thema moderner elektrischer Weidezaun gelesen habe, beschreibt allerdings Erdungen, die sehr weit über das hinaus gehen, was ich hier in der Eifel bis heute nur gesehen habe. D.h., eine rostiges Stück Moniereisen vielleicht 20 cm in den Boden stecken und dran den Erdungsdraht irgendwie befestigen, oder auch der Halter des Weidezaungerätes, sind z.B. keine akzeptable Erdung für gute Weidezaungeräte.
    Hier einige Beispiele zur Erdung:
    https://www.stafix.com/en-us/helpful-information/grounding-your-energizer
    Zitat:

    The number of ground rods required depends on the type of energizer you’re using to power the fence and the soil conductivity. It is recommended that you consult your user manual or your local Stafix dealer for the correct number of ground rods to suit your specific location.1. Space the required number of 6′ (2 m) ground rods at least 10 ft (3 m) apart. If using a betonite salt ground system, space the ground rods at least 33′ (10 m) apart.
    2. Ensure that the ground rods protrude out of the soil by 4″ (10 cm) so they can be easily connected
    3. Connect the ground rods in a series using joint clamps and insulated cable* in one continuous length without joins.

    Zum Thema Winterfutter siehe auch verschiedene Videos auf Youtube zum Thema “Winter grazing” und die Vorträge und das Buch “Kick the Hay Habbit” von Jim Gerrish. Ansonsten würde ich auch dazu in dem Forum https://www.regenerative-landwirtschaft.net suchen und fragen.

    Enrico
    Enrico
    4. September 2018 8:26

    Vielen Dank für die gute Recherche.
    Es ist wirklich spannend und ein deutscher Leitfaden wäre wirklich sehr inspirierend.
    Da muss, denke ich jeder experimentieren.
    Wir haben ca. 5000m2 zur Verfügung.
    Verstehe ich es richtig, dass ich diese Fläche in ca. 40-50 Teile? Und nach 45 Tagen wieder am Anfang bin? Da muss man sicher gut planen,….
    Das würde ich mir der gern mal in der Praxis ansehen. Danke für die Infos!

    3Westbach51
    3Westbach51
    4. September 2018 18:15
    Reply to  Enrico

    @Enrico,
    interessant sind hier vielleicht auch die Artikel:
    https://www.freizahn.de/2016/09/was-wuerde-der-alte-deutsche-weidepapst-sagen/
    und
    https://www.freizahn.de/2018/05/wieviele-koppeln-braucht-der-bauer/
    sowie das Forum https://www.regenerative-landwirtschaft.net

    Bei nur 5000 qm würde ich mir Schafe halten und mit Knotengitterzaun einzäunen.
    Es reicht zudem sicher nicht einfach starr ein System durch zu ziehen.

    Manuel Winter
    Manuel Winter
    7. September 2018 19:21

    Auf der Homepage des Bio Institutes Raumberg-Gumpenstein (Österreich) gibt es meine Artikel aus der Zeitschrift “Landwirt” zum Downloaden.
    Hier der Link dazu: https://www.raumberg-gumpenstein.at/cm4/de/forschung/forschungsbereiche/bio-landwirtschaft-und-biodiversitder-nutztiere/pflanze/biogruenland/weideinfos-gruenland/332-fors-bio-landwirtschaft-und-biodiversit/pflanze/gruenland/weideinfos.html?layout=blog&start=65
    einfach runterscrollen dann erscheint schon der Titel Mob Grazing und Batt Latches die für diese Weidestrategie sehr von Nutzen sein können.

    3Westbach51
    3Westbach51
    7. September 2018 21:02
    Reply to  Manuel Winter

    Danke für den Link.
    Gibt es die Bachelorarbeit schon im Internet?
    Diese Zaunöffner kannte ich schon. Wenn ich Rinder zu weiden hätte, würde ich mir u.a. solche Zaunöffner selber bauen. Für die ingenieurmäßige Hightech-Lösung würde ich einen Mikrocontroler verwenden, der mir z.B. kleine Rudermaschine aus dem Modellbau antreibt, die einen Splint zieht und damit den Zaun öffnet. Obwohl, bei aller Freude an solchen Bastelgelegenheiten, würde ich aber in diesem Fall in der Praxis vielleicht doch eher auf einfache, robuste Low-Tech-Lösungen setzen. Hier ein Beispiel auf Youtube, dass ich weiterentwickeln würde:
    “Low-Tech Automatic Electric Spring Gate Latch Demonstration” ( https://youtu.be/pQg4V0tJicw )
    Mit diesem Prinzip könnte man sich auch ziemlich einfach, z.B. aus einer Mause- oder Rattenfalle einen Zaunöffner bauen. Das Wasser könnte in einem Behälter unter dem Schalter gesammelt und somit wiederverwendet werden. Nach diesem Prinzip sind jedenfalls eine ganze Reihe von einfachen mechanischen Zaunöffnern denkbar. Man müsste etwas “spielen” und hätte so ziemlich schnell eine sehr einfache und robuste Vorrichtung für ein ausreichend genaues, zeitversetzes Öffnen von Elektrozäunen.

    Bernhard Schmid
    29. September 2019 13:23

    Hallo,
    habe eine kleine Herde mit 7 Pferden und möchte die bisherige Beweidung in Richtung „Mob Grazing“ verändern, ohne aber den Bewegungsdrang der Pferde einschränken zu müssen.
    Bin im Berggebiet auf 900 m mit ca. 1800mm Jahresniederschlag und einer Vegetationsdauer von Ende April bis Anfang November.
    Hat jemand Erfahrung mit „Mob Grazing „ für Pferde?
    Viele Grüße Bernhard

    3Westbach51
    3Westbach51
    29. September 2019 14:17

    @Bernhard Schmidt,
    ein Konzept dazu ist hier https://www.offenstallkonzepte.com/kurze-beweidung/ . Die Autorin und sicher auch viele der Leser dort dürften wohl inzwischen einige Erfahrung mit dem Thema haben.
    Mein Bruder hat seine Kühe im letzten Sommer erstmals mit diesem Weidemanagement gehalten. Das Prinzip war, dass ein Verbindungsweg zwischen den wechselnden Koppeln und dem Platz mit Stall/Unterstand/Tränke vorgesehen war, auf dem die Tiere jederzeit hin und her laufen konnten. Pferde könnten sich auf so einem Weg auch jederzeit schnell bewegen. Wenn man genug zusammehängendes Land hat kann man auch einen Rundweg einrichten, auf dem sich die Pferde austoben können und von dem aus sie jeden Tage auf ein anderes Stück frische Weide gelangen können.