Gedanken zum Film Bauer Unser

Lesedauer 8 Minuten
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Am 11. Mai 2017 habe ich mir den Film Bauer Unser (Link auf Trailer) angesehen. Für eine Diskussion nach dem Film war der auch im Film vorkommende, derzeitige agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA im EU-Parlament eingeladen.

Der Film zeigt verschiedene Formen der Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Vermarktung in Österreich. Dazu kommen Interviews, insbesondere mit Landwirten und Agrarpolitikern in Österreich aber auch auch EU-Ebene. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie die Mechanisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat und wie sie sich weiter entwickeln würde, wenn die in dem Film offenbar von allen völlig ignorierten Trends am Energiemarkt und in Bereich der Sicherheitspolitik nicht existent wären. Der Film – und auch die Diskussion, die ich nach dem Film erlebt habe – waren ein schönes Beispiel für den fanatisch-naiven Fortschrittsglauben der Bauern, der Agrarpolitiker und auch der Bevölkerung. (Zum Thema Fortschrittsglauben siehe Nach dem Fortschritt.)

Erstaunlich für mich war die Information, dass alleine in Frankreich jedes Jahr ca. 600 Bauern Selbstmord begehen. Die wirtschaftliche Lage, insbesondere auch der landwirtschaftlichen Großbetriebe scheint bedrückend zu sein. Gründe sind hohe Schulden und die Offenheit der Grenzen. Der wichtigste Hintergrund ist aber, dass die Bevölkerung und die Industrie die Kosten für Lebensmittel gering halten wollen, damit mehr Geld für Konsumgüter übrig ist. Der Inhaber eines hochmodernen Betriebes, der für 1300 Mastschweine ausgelegt ist,  sagte z.B., dass er pro Schwein einige Euro Verlust mache.

In dem Film werden auch Biobauern gezeigt. Auch hier ist die wirtschaftliche Lage teilweise so, dass ein Überleben nur mit staatlichen Subventionen möglich ist. Am Besten steht sich in dem Film noch ein kleiner Biobauer mit einem sehr vielseitigen Angebot, der offenbar keine Schulden hat. Hier hätte dem Film vielleicht der Hinweis darauf gut getan, dass die “früher” sehr vielseitigen landwirtschaftlichen Betriebe in Europa, in Flandern beginnend, sich als Folge eines Klimawandels  im frühen Mittelalter entwickelt haben, der damals in Form der kleinen Eiszeit für Missernten gesorgt hatte (Carol Deppe: The Resilient Gardener: Food Production and Self-reliance in Uncertain Times). Vorher war die Landwirtschaft in Europa offenbar sehr einseitig auf den Anbau von Getreide spezialisiert.) Jetzt stehen wir wieder am Anfang eines Klimawandels wie z.B. die Temperaturentwicklungen in Wie Unwahrscheinliches wahrscheinlich werden kann zeigen.

Aus dem Publikum, in dem relativ viele Landwirte aus der Eifel, also aus Deutschland, anwesend waren, kam kein Protest gegen diese Darstellung der Landwirtschaft und der wirtschaftlichen Lage.

Meine Hauptgedanken beim Ansehen von “Bauer Unser”

Der Film zeigt sehr gut die totale Abhängigkeit der Landwirtschaft in Österreich und wohl auch im Rest Europas von

  • der Verfügbarkeit von bezahlbarem Diesel und anderen aus Mineralöl und anderen fossilen Energieträgern hergestellten Produkten. Damit ist die Nahrungsmittelversorung indirekt vollständig von Importen aus zu großen Teilen politisch unzuverlässigen Gebieten abhängig. Außerdem hat die Abhängigkeit der Nahrungsmittelversorgung von nur endlich vorhandenen, immer schwieriger zu fördernden Rohstoffen extrem zu und nicht abgenommen.
  • einer funktionierenden technischen Infrastruktur.
  • von einem funktionierenden Welthandel.

Während ich den Film gesehen habe, drängte sich mir daher immer wieder der folgende Gedanke auf: “Die Menschen in Europa bauen sich ihr eigenes Vernichtungslager.”  Die bereiten eine Massenvernichtung der Mitglieder ihrer eigenen Zivilisation vor, verglichen mit der die Verbrechen der Nazis sich wie ein zwar extrem schreckliches, aber mit Blick auf die Zahl der Toten am Ende wohl ziemlich harmloses Vorspiel ausnehmen werden1.

Am nächsten Tag habe ich mir dann auch noch den Prospekt des betreffenden Kinos für den Monat Mai angesehen und dabei erstaunt registriert, dass die Betreiberin sogar dem links-alternativen Spektrum zuzuordnen ist, so ganz im Sinne von “nie wieder”, “Gegen das Vergessen” (des Holocausts) usw..

Wenn es mein Kino wäre, hätte ich auf die Diskussion nach “Bauer Unser” verzichtet und stattdessen direkt anschließend die Doku Der Impuls zum Blackout – Die EMP-Bombe gezeigt, die hin und wieder auch auf N24 gezeigt wird und auf die ich schon vor über zwei Jahren in Weitere Literatur zum Thema EMP verlinkt und eingebunden habe. Dazu hätte ich vielleicht einen Handzettel mit Links über Landwirtschaft, Gartenbau, Umwelt, EMP und Sicherheit von meiner Webseite www.freizahn.de verteilt, von denen ich hier eine Auswahl liste und verlinke:

Schließlich hätte ich darauf hingewiesen, dass ich den österreichischen Bergbauern Sepp Holzer bei einer Fortbildung 2015 im Burgenland habe sagen hören:

Es geht mir sehr gut. Für mich ist jeden Tag Sonntag, weil ich tue was mir Freude macht. Das einzige was mich ärgert ist, dass ich, wie ich ausgerechnet habe, rund 80 % Steuern bezahle.

Mit anderen Worten Holzer zahlt neben Mehrwertsteuer und anderen Steuern im Bereich Einkommensteuer den Spitzensatz und macht sich dabei über die Bauern lustig, die “kaum genug verdienen, um ihren Diesel zu bezahlen”. Sepp Holzer ist für gewöhnliche Bauern sicher kein gutes Beispiel, weil er sein Geld heute wohl hauptsächlich als Berater verdient. Anderseits war er immer ein sehr einfallsreicher und geniale Kopf, der mit seinem Krameterhof trotz dessen ungünstiger Lage ein ganzes Berufsleben als Bauer überlebt hat.

Als Ergänzung hätte ich dann auch auf Landwirte wie Gabe Brown (Browns Ranch), Greg Judy (Green Pastures Farm), Jim Gerrish (American Grazinglands ), Joe Salatin (Polyface Farms ), die Paul und Elizabeth Kaiser (Singing Frogs Farm),  Eliot Coleman und Barbara Damrosch (Four Season Farm) und Mark Shepard (derzeit Forest Agriculture Enterprises)  und deren Bücher und Vorträge hingewiesen. Alle diese gerade aufgeführten Bauern oder Gärtner kommen ganz oder fast ohne Subventionen aus, und sie können alle Beispiele dafür bieten, wie wirklich professionelle, nachhaltige, zukunftsorientierte und die Ernährungssicherheit der Bevölkerung gewährleistende Landwirtschaft funktionieren und auch wirtschaftlich rentabel sein kann.

Für die Kleingärtner, Kleinbauern und ganz besonders auch an Möglichkeiten der Verbesserung der Lage im Orient und in Afrika Interessierte, wäre dann hier auch noch auf John Jeavons und seinen Biointensiven Gartenbau hinzuweisen, zu dem neben den Büchern (vor allem sein Klassiker How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You imagine.), Vorträgen und Einführungsvideos insbesondere auch die Filme des Farmer-Seminars sehr wertvoll sind.

Vor dem Hintergrund von “Bauer  Unser”, in Kombination mit dem Thema Afrika, sind von diesen Filmen sind ganz besonders diejenigen über das G-BIAK-Projekt in Kenia von Interesse:

Bemerkenswert in dem Film und ganz besonders auch in der Diskussion nach dem Film fand ich die Naivität und teilweise auch Ratlosigkeit zur Frage “wie geht das mit der Landwirtschaft weiter”?  Nicht nur die großen und kleinen Bauern, sondern auch die Agrarpoltiker sehen die Welt offensichtlich als einfache und berechenbare Maschine im Sinne von Eigenschaften einfacher Maschinen und komplexer Systeme UND sie glauben alle im Grunde ganz fest an den technischen Fortschritt im Sinne von John M. Greers Nach dem Fortschritt. Dass Diesel und andere Mineralölprodukte vielleicht schon in wenigen Jahren nicht mehr bezahlbar oder sehr knapp werden könnten, scheint nicht vorstellbar zu sein.

Die extreme Verwundbarkeit der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelproduktion durch Kriege und  Naturkatastrophen  wird ebenfalls nicht wahrgenommen.

Die Notwendigkeit der Symbiose von Bauern und Kriegern ignoriert man und damit selbstverständlich auch die Gefahren, die von dem völligen Versagen bzw. der extremen Schwäche der europäischen Streitkräfte ausgehen. Siehe dazu Nur noch Schmusekatzen und die folgenden beiden, sehr lesenswerten Bücher des israelischen Militärhistorikers Martin van Creveld:  Kriegs-Kultur  – Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte  und Wir Weicheier – Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist  (Es handelt sich um eine Übersetzung des 2016 im Sommer auf Englisch erschienen Buches Pussycats – Why the Rest keeps beating the West and what can be done about it ).

Vor diesem Hintergrund hat die Landwirtschaft in Europa vorerst keine Zukunft mehr.

Unter der Voraussetzung, dass die Europäer und da insbesondere auch die Deutschen doch noch im Sinne von Martin van Creveld vernünftig werden und die sicherheitspolitischen Probleme meistern, könnten Landwirtschaft und Gartenbau in Deutschland und Europa vielleicht doch noch eine Zukunft haben. Die wäre dann aber wegen der Erschöpfung der Ölquellen (siehe u.a. Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters) im besten Fall eine kontrollierte, intelligente Rückkehr in eine Art modernisiertes Mittelalter. Das heißt,  wir könnten mit dem Wissen von Leuten wie John Jeavons, Gabe Brown, Greg Judy, Jim Gerrish, Eliot Coleman, Paul Kaiser und vielen, vielen anderen sehr viel effizienter, sehr viel mehr und sehr viel nachhaltiger Landwirtschaft und Gartenbau betreiben, als das früher im Mittelalter und auch in der Römerzeit möglich war.  Wir könnten damit vielleicht sogar einen relativ hohen Zivilisationsgrad und eine relativ große Bevölkerungsdichte erhalten oder nach einem Zusammenbruch unserer heutigen Zivilisation relativ zügig wieder erlangen.

Ich habe aber weder den Eindruck noch die Hoffnung, dass man dazu in Deutschland und Europa vernünftig genug sein wird. Der Film “Bauer Unser” und die nachfolgende Diskussion haben mich in dieser pessimistischen Einschätzung bestärkt.

Was kann man tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  1. Nichts tun, ignorieren und das Leben aus vollen Zügen genießen so lange es noch geht und dabei vielleicht auf “die da oben” schimpfen und als braver Gläubiger der allgegenwärtigen Religion des Fortschritts glauben, dass “die” (Wissenschaftler, Ingenieure usw. schon immer rechtzeitig eine Lösung finden). Der Glaube wird garantiert bitter enttäuscht, aber für ein paar fröhliche Henkersmahlzeiten reichen der Sozialstaat und die Ölvorräte noch. Der Kollaps kann durchaus noch ein, zwei oder auch 5 und vielleicht sogar noch 10 Jahre auf sich warten lassen.
  2. Auswandern, bzw. sich ein sicheres Plätzchen suchen, von dem aus man den Kollaps und Untergang Deutschlands und Europas einigermaßen ungestört aus der Ferne beobachten und das Leben weiter genießen kann. Das ist nicht jedermanns Sache und wenn mein kein “armer Syrer”, Afghane oder Afrikaner sondern ein weißer Mann ist, muss man schon einiges in die neue Heimat mitbringen, dass einen für die Menschen dort zu einer wirklichen Bereicherung macht.  Dazu ist längst nicht jeder in der Lage.
  3. Man kann hoffen, dass der Prozentsatz vernünftiger Mitmenschen lokal für lokale “Rettungsboots-Initiativen” ausreicht. Man kann z.B. lokal, auf Verbandsgemeinde oder Landkreisebene, z.B. mit Hinweis auf diesen Blogbeitrag hier schalten und eine lokale Initiative vorschlagen. Auch die Großbauern brauchen Ideen und sie brauchen im Ernstfall vor allem auch Krieger und wenn der Diesel knapp wird auch viele Hände. Insbesondere dann, wenn ich ein Großbauer wäre, würde ich z.B. nicht nur auf die Methoden von Gabe Brown, Greg Judy und Joel Salatin umstellen, vielleicht das Hauptliniensystem umsetzen und zudem viele Haselnusssträucher, Nussbäume und Obstbäume pflanzen . Ich würde vielmehr auch einen Teil meines Landes Familien aus meiner Gegend zur Verfügung stellen, damit diese dort krisensichere Gärten nach John Jeavons, Eliot Coleman, Paul Kaiser usw. anlegen. Als Pacht und Bedingung würde ich verlangen, dass zumindest die Männer Mitglieder in einem Schützenverein und im Reservistenverband werden und regelmäßig an Schießübungen und  Wehrübungen teilnehmen. Insbesondere denen, die das nicht können oder wollen und die aber trotzdem gerne mitmachen wollten, würde ich anbieten, dass sie alternativ alte Handwerke lernen und verbessern. Schließlich möchte man ja auch gerne Schuhe und etwas zum anziehen haben, wenn der Welthandel kollabiert.  Die Bevölkerung ist aber nicht von der Vernunft und Voraussicht der Bauern abhängig. Auch die Gemeinden haben zum Teil erhebliche Landflächen, die sie entsprechend nutzen und ihren Bürgern anbieten können, um die Sicherheit der lokalen Lebensmittelversorgung zu verbessern. Hier ist zu bedenken, dass man mindestens 5 bis 10 Jahre benötigt, um die Bodenqualität gründlich zu verbessern und eine lokale, resiliente Lebensmittelversorgung auf zu bauen. Mit viel Glück könnte die Zeit in Deutschland, Österreich usw. gerade noch ausreichen.

Kelberg, den 12. Mai 2017

Nachtrag am 17. Mai 2017: Meine inzwischen erstellten Artikel Elektroautos und fröhliches Autofahren und vor allem auch Lage und Perspektive am Ölmarkt im Frühjahr 2017 und die darin enthaltenen Links ergänzen das Lagebild zum Film “Bauer Unser”.

Christoph Becker


  1. Der Soziologe und Ökologe William Catton hatte auf diesen Aspekt allerdings schon 1982 in seinem nach wie vor wichtigen Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change hingewiesen. Die deutsche Übersetzung eines Interviews mit Catton findet sich auf meiner Webseite: Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton.  

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Grete
Grete
12. Dezember 2017 21:04

Why Are America’s Farmers Killing Themselves in Record Numbers?
http://economichardship.org/archive//aj6a6qeq43573b3m7jg070ppbqq74j
Ein erschütternder Bericht über Farmer in USA.
Beschrieben wird der immer größer werdende finanzielle Druck durch aufgenommene Kredite und Kosten und der gleichzeitige Preisverfall bei den erzeugten Lebensmitteln.
“Since 2013, net farm income for US farmers has declined 50%. Median farm income for 2017 is projected to be negative $1,325. And without parity in place (essentially a minimum price floor for farm products), most commodity prices remain below the cost of production.”
Das ist das Medianeinkommen, es gibt viele reiche aber noch viel mehr arme Farmer.
Viele Farmer scheitern daran und eine erschreckend hohe Anzahl nehmen sich das Leben. Weltweit.
Erschreckend, wie wir uns unsere Basis abgraben und es ist kein Thema in der Öffentlichkeit. Supermarkt hat ja offen.

Beim Öl passiert letzendlich dasselbe- immer größerer Aufwand (finanziell und technisch) und Preisverfall beim Ölpreis.
Deflation voraus. Auch wenn es in manchen Bereichen aktuell anders aussieht.

3Westbach51
3Westbach51
15. Dezember 2017 16:55
Reply to  Grete

Der Artikel über die wirtschaftliche Situation und die hohe Selbstmordrate der Farmer und Rancher in den USA ließ mich an den Vortrag von Ray Archuletta anläßlich des Bodengesundheitstages 2017 auf Dave Brandts Farm denken (https://youtu.be/a5qQatQQ3-0). Am Anfang, etwa ab Minute 3, erzählt er von einer Frau, die voriges Jahr nach einem seiner Vorträge mit Tränen in den Augen zu ihm gekommen sei und gesagt habe, dass sie mit einem von 4 Brüdern verheiratet sei, die zusammen ca. 10.000 Hektar bewirtschaften. Sie müsse auswärts arbeiten gehen um die Krankenversicherung bezahlen zu können. Sie hätten offenbar alles falsch gemacht und sie zählte dann einiges auf. Wenn sie aus dem Fenster sehe, würden vor dem Haus lauter rote Maschinen stehen. Archuletta erwähnt dann auch, dass die offiziellen Daten zur amerikanischen Selbstmordstatistik die Farmer und Rancher als die Berufsgruppe mit der höchsten Selbstmordrate ausweisen.
ABER. Die aktuellen Aufrufzahlen bei Youtube für die Präsentation dieses Bodengesundheitstages auf Dave Brandts Farm, im April 2017, zeigen heute, am 15. Dezember 2017 für Archulettas Vortrag 9420, für Gabe Browns Vortrag ( https://youtu.be/UEOVLpZrvvU) 9077 Aufrufe, für den von Buz Kloot (https://youtu.be/SDJgP2xGq90) 5424 Aufrufe und für den Vortrag von Rich Haney (https://youtu.be/Loba5Bawbf8) 5057 Aufrufe. Ich selber habe mir alle diese Präsentationen mindestens zweimal angesehen. Einmal im Mai oder Juni und einmal am Abend nach dem Bodentag 2017 der http://www.ig-gesunder-boden.de am 22.11. in Barbing bei Regensburg, bzw. auf der Rückreise von diesem. D.h., einige Aufrufe kann man schon mal abziehen, weil sie auf das Konto eines Zahnarztes aus der Eifel gehen – dabei geht es gerade auch bei diesen vier Vorträgen darum, wie Landwirte ihre Kosten senken und ihre Erträge steigern können. Als Ray Archuletta am Anfang seines Vortrages die Zuhörer fragt, wer aus dem Umkreis von 5 Meilen (8 km) von Dave Brandts Farm sei hört man Gelächter, es war wohl keiner da. Von den Bauern aus meinen Landkreis und selbst aus der ganzen Eifel war wahrscheinlich kein einziger bei diesem Bodentag in Barbing und die Präsentationen von dem Bodengesundheitstag auf Dave Brandts Farm oder ähnliches hat sehr sicher auch niemand hier angesehen. Dafür habe ich aber am 25. November morgens meine Praxis geschlossen (nach dem ich in der Woche schon Montag bis Mittwoch wegen dem Bodentag in Barbing geschlossen hatte) um die Delegiertenversammlung der Bauern meines Landkreises zu besuchen und mir dort einen Vortrag eines Staatssekretärs aus dem von den Grünen geführten Landesumweltministerium an zu hören und um mir anzuhören was die Bauern so bewegt. Abgesehen davon, das der Kollaps durch Komplexität ( http://www.freizahn.de/2014/11/kollaps-komplexer-gesellschaften-interview-joesph-tainter/ ) auch in der Landwirtschaft droht, konnte der Staatssekretär unwidersprochen feststellen, dass Schweineställe und andere Tierhaltung zwingend stinken (was einfach nicht wahr ist, siehe https://salatinsemester.com), und die Bauern …..
Auf einer anderen, dieses mal zahnärztlichen Fortbildungsreise, habe ich auf dem Hinweg in dem Buch Holistic Management: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment von Allan Savory gelesen. Auf S. 169 zitiert Savory dort Wendell Berry aus Meeting the Expectations of the Land: Essays in Sustainable Agriculture and Stewardship: Berry habe geschrieben, dass ein ganze Generation von Landwirten dazu erzogen worden sei ihre Köpfe für die Werbung der Produkte anderer (mit den Emblemen und Aufschriften auf ihren Mützen) zu benutzen und die Berater der staatlichen landwirtschaftlichen Dienstleistungszentren an zu rufen und sich sagen zu lassen, was sie tun sollen. Während diese Dienstleistungszentren eine ganze Generation von Beratern eingestellt hätten, deren universitäre Ausbildung darin bestanden habe ihnen bei zu bringen wie sie etwas tun sollten und nicht wie man denkt. Das Problem sei nicht nur auf die Landwirtschaft beschränkt; sondern sei zunehmend in allen Bereichen verbreitet.

Gabe Brown bringt in seinem Vortrag ein Zitat von Don Campbell (holisticmanagement.org/certified-educators/don-campbell/ ): Wenn du etwas ein wenig verändern möchtest, dann musst du die Art und Weise verändern, wie du etwas tust. Wenn du etwas viel verändern willst, dann musst du die Art und Weise verändern mit der du die Sache siehst. Mit anderen Worten, für große Veränderungen braucht man Paradigmenwechsel. Siehe dazu auch http://www.freizahn.de/2016/04/sichtweisen-und-paradigmenwechsel/.
Ray Archuletta hat in seinem Vortag auch ein interessantes Zitat von Alvin Toffler:
Die Analphabeten des 21. Jahrhunderts werden nicht jene sein, die nicht lesen und schreiben können, sondern jene die nicht lernen, ungelernt machen und wieder lernen können.

Die Bauern haben eigentlich sehr gute Möglichkeiten und Chancen. Aber sie sehen sie nicht. Die geben lieber sagenhafte 100.000 Euro oder mehr alleine für ein neues High-Tech-Güllfass oder über 60.000 Euro für eine von der EU-Bürokratie geforderte Umrüstung ihres Schweinestalls von 20 mm Spaltenboden auf 18 mm Spaltenboden oder für andere verzichtbare technische Spielereien aus und klagen, dass sie kein Geld verdienen, als sich hin zu setzen und zu lernen und nachzudenken, oder/und sich vielleicht mit anderen zusammen ein paar gescheite, grundlegende Präsentationen, wie die von Joel Salatin, Gabe Brown, Christine Jones, Kristine Nicols, Paul Kaiser, Jim Gerrish und anderen anzusehen und zu diskutieren.

Kate
Kate
15. Dezember 2017 22:13

Auch zu diesem Thema aber positives: “A growing number of young Americans are leaving desk jobs to farm” https://www.newsmax.com/us/farming-agriculture-millennials-usda/2017/11/23/id/827881/

Vermutlich läuft da gerade ein Transformationsprozess, der auch bald Deutschland erreichen wird.

3Westbach51
3Westbach51
16. Dezember 2017 12:37
Reply to  Kate

Dazu ein Buch, das ich gestern zufällig bei Amazon gesehen habe. Ist im August 2017 erschienen:
Das neue Dorf: Vielfalt leben, lokal produzieren, mit Natur und Nachbarn kooperieren von Ralf Otterpohl.
Wenn ich jünger wäre und in D bleiben wollte, würde ich heute vermutlich auch so etwas wie die Singing Frogs Farm der Kaisers aufbauen.