China drosselt Lebensmittelimporte

Wie die Epoch Times am 30. Juni 2017 berichtete, wird China  ab 1. Oktober 2017  für alle Lebensmittelimporte amtliche chinesische Zertifikate verlangen, die von den Importeuren praktisch nicht beizubringen sind.  Das Thema wurde auch schon am 20. Dezember 2016 von Germany Trade and Invest behandelt.

Hier die Links auf beide Artikel:

Vermutet wird in den Artikeln, dass es China dabei vor allem um eine Abschottung des Marktes zum Schutz der eigenen Hersteller gehe.  Man kann das aber auch als Hinweis auf Kriegsvorbereitungen sehen.

Die Unabhängigkeit der Lebensmittelversorgung eines Staates von Importen ist eine der wichtigsten Grundlagen der Verteidigungsfähigkeit eines Staates.

Kelberg, den 11. Juli 2017

Christoph Becker




Über den Klimaschutz

Wegen der Kritik an den USA, im Zusammenhang mit deren  Ausstieg  aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und vor dem Hintergrund der in der Landwirtschaft möglichen Kohlenstoffsequestrierung, hatte ich etwas zum Thema  “CO2-Ausstoß pro Kopf”  und zu der Selbstverpflichtung der USA wegen des Klimaschutzabkommens  recherchiert. Die Ergebnisse fand ich überraschend und sie erinnerten mich schließlich an Mark Twains Satans Briefe von der Erde:

Zunächst fand ich mit www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_in_zahlen_bf.pdf eine  Broschüre des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), der ich  die beiden folgenden Grafiken entnommen habe:

Die Masse der Reduzierung erfolgte in den Jahren 1990 – 2000. Die Ursache dafür könnte die Verlagerung von Produktionen in ehemalige Ostblockstaaten und nach Asien gewesen sein. Von 2005, als  Frau Merkel Kanzlerin wurde, bis 2013, also noch bevor “wir” unter der Führung von Frau Merkel mit dem Massenimport von Flüchtlingen so richtig begonnen hatten, ist diesen Grafiken zur Folge der CO2-Ausstoss der Deutschen pro Kopf nur von 12,1 auf 11,8 Tonnen gefallen. Das sind nur 0,3 Tonnen, was bezogen auf den Ausstoß von pro Kopf 15,7 Tonnen im Jahre 1990 nur gut 1,91 % in  2013 – 2005 = 8 Jahren ist. Das sind pro Jahr weniger als 0,24 %. Von 2011 an bis 2013 ist nach der obigen Grafik der CO2-Ausstoß aber sogar jedes Jahr gestiegen, wobei der gesamte Anstieg in dieser Zeit 0,3 Tonnen pro Kopf und Jahr betrug. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung und auch der Energieverbrauch durch die Aufnahme der “Flüchtlinge”.

Auf der Suche nach Daten zu den Gesamtemmissionen der BRD fand ich in auf der Seite des Umweltbundesamtes: www.umweltbundesamt.de/daten/klimawandel/treibhausgas-emissionen-in-deutschland

Daraus habe ich die beiden folgenden Grafiken und die darunter verlinkte Tabelle entnommen:

Die dazu gehörige Tabelle mit den Zahlen als Pdf-Dokument mit den Zahlen: 8_tab_thg-emi-kat_2017-03-17_0

Die USA hatten sich im Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet, bezogen auf 2005, ihre Treibhausgasemmisionen bis 2025 um 26 – 28 Prozent zu reduzieren (http://blogs.ei.columbia.edu/2015/12/11/what-is-the-u-s-commitment-in-paris/ ).  Wie sieht es mit Deutschland vor diesem Hintergrund nach den Daten des Umweltbundesamtes aus? Bezogen auf den Wert von 2005, hat Deutschland bis 2015, also in 10 Jahren, in denen Frau Merkel Kanzlerin war UND ab eben dem Jahr, das für die USA als Referenz dienen sollte, von 991.993 Tonnen auf 901.932 Tonnen reduziert. Das sind 9,073 Prozent.  Wenn ich mir diese Zahlen und die obigen Grafiken und die darin erkennbaren Trends ansehe, ist es meines Erachtens ausgeschlossen, dass die BRD  ihre selbst gesteckten Ziele ohne Krieg oder allgemeinen Kollaps der Wirtschaft erreicht. Ist Donald Trump vor diesem Hintergrund nicht ehrlicher und überzeugender als Frau Merkel und die anderen Europäer, indem er einfach das Abkommen gekündigt hat?

Die klimaschädlichen Emissionen der deutschen Landwirtschaft

Das Interessanteste an der oben verlinkten Tabelle ist vielleicht, dass darin die Emissionen der Landwirtschaft gesondert aufgeführt werden. Der Anteil der deutschen Landwirtschaft an der Gesamtemission ist, demnach in der Regierungszeit von Frau Merkel, also seit 2005, von 6,4 % auf 7, 4 % gestiegen. Wenn man das seit Jahren bekannte Wissen, auf das ich in Artikeln wie Können wir wirklich unsere Böden regenerieren? und Funktioniert das auch für Milch- und Kleinbauern?  und den dort verlinkten weiterführenden Artikeln hingewiesen habe, genutzt hätte, dann würde die Landwirtschaft im Mittel keine klimaschädliche Gas emittieren, sondern sie würde stattdessen große Mengen im Boden einlagern. Bei über 16 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und insgesamt über die Jahre nur 100 Tonnen CO2 -Sequestrierung pro Hektar hätte man sogar in den letzten Jahren1,6 Milliarden Tonnen, also mehr als den 1,6-fachen Jahresausstoß im Boden versenken und dabei gleichzeitig die Bodenqualität und viele andere wichtige Parameter stark verbessern können. Die deutsche Landwirtschaft hätte dann in den letzten Jahren mehr als das 24-fache der Menge, die sie stattdessen 2015 an Treihausgasen freigesetzt hat, im Boden versenkt! In dem in Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 gezeigten Versuch wurden mit geringem Aufwand in nur 5 Jahren sogar mehr als 250 Tonnen pro Hektar im Boden eingelagert, also mehr als das 2,5 fache von 100 Tonnen. Das ist aber noch nicht alles, was man zur “Qualität” der Umwelt und Klimapolitik von Frau Merkel und den an ihrer Regierung beteiligten Parteien wissen und bedenken sollte.

Bis 2020 will Frau Merkel eine Million Elektroautos auf die Strassen bringen. Am 15. Juni 2017 erschien dazu auf Focus.de der Artikel Schwedische Studie rechnet vor: CO2-Bilanz eines Elektroautos ist ein Desaster. Aber brauchte man dazu überhaupt eine Studie? Da Geld in der realen Welt sehr viel mit Energie zu tun hat bzw. faktisch ein Versprechen auf die Lieferung von Energie ist ( Energie und Geld ), wobei Energie weltweit zu rund 80 % fossile Energie ist, mit deren Nutzung die Freisetzung von CO2 verbunden ist, konnte und kann sich jeder leicht ausrechnen, dass die Umwelt und CO2-Bilanz von Elektroautos alleine schon wegen der hohen Preise in Kombination mit der nur begrenzten Batteriehaltbarkeit bei genauem Hinsehen verheerend schlecht ist. Dabei ist zu bedenken, dass Investitionen zwar mit Versprechen auf die Zukunft bezahlt werden,  aber zugleich mit den realen Mitteln und eben auch mit realer Nutzung der aktuell verfügbaren Energien und Ressourcen realisiert werden. Die heute produzierten Elektroautos und deren Batterien verpesten die Umwelt also hauptsächlich jetzt, VOR ihrer Auslieferung und sie tun das auch dann, wenn sie durch Unfälle oder andere Gründe nie die Fahrleistung erzielen, ab der sie klimapolitisch betrachtet überhaupt erst interessant werden könnte.

Flüchtlinge und deren Fluchtursachen.

Ich habe  aus der Liste der Länder nach CO2-Emission Deutschland und eine Reihe von Länder, aus denen  hauptsächlich Zuwanderer und Flüchtlinge nach Deutschland kommen in einer Tabelle aufgelistet und dazu den Faktor berechnet, um den die Wanderung nach Deutschland den CO2-Ausstoß und damit auch die Klimaschädlichkeit jedes Flüchtlings und Zuwanderers im Durchschnitt  steigert:

Land CO2-Ausstoß/Kopf und Tonne im Jahr Vielfaches des deutschen pro Kopfausstoßes
Deutschland 9,4 1
Türkei 4,07 2,3
Syrien 3,03 3,1
Afghanistan 0,26 31,15
Somalia 0,07 134
Äthiopien 0,08 117
Albanien 1,34 7
Nigeria 0,50 18,8
Iran 0,93 10,1
Irak 3,47 2,7
Pakistan 0,94 10
Rumänien 4,38 2,14
Indien 1,64 5,7

Was Deutschland als Ziel von “Flüchtlingen” und Zuwanderern aus (momentan noch) ärmeren Ländern so interessant macht, ist faktisch nur der angenehme Effekt des im Vergleich zu den Herkunftsländern drastisch höheren CO2-Ausstoßes pro Kopf. Das heißt faktisch, die “fliehen” und bitten um “Asyl”, weil sie in Deutschland drastisch mehr die Umwelt belasten können als in ihren Heimatländern. Es geht darum, dass in Deutschland einige zig Milliarden, trotz “Energiewende” weiterhin hauptsächlich mit Hilfe fossiler Energieträger hergestellte und betriebene, die Umwelt verpestenden, klimaschädliche Gase produzierenden Energiesklaven pro Einwohner bereitstehen und die Bevölkerung verwöhnen.

An dieser Stelle hatte ich mir die schon in Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten verlinkte Rede von Frau Merkel bei der Münchener Sicherheitskonferenz, am 18. Februar 2017 noch einmal angehört. Dieser Blogbeitrag hier würde entschieden zu lang und den Rahmen sprengen, wenn ich meine Anmerkungen über die vielen Irrtümer der Bundeskanzlern aufzählen und begründen würde.

Stattdessen möchte ich hier auf meine Blogbeiträge

hinweisen.

Moderner Ablasshandel?

Ich verstehe die “Flüchtlinge” sehr gut. Ich würde an deren Stelle genauso handeln. Mir fehlt nur jedes Verständnis für das Verhalten der Deutschen und der anderen europäischen Länder, die bereitwillig “Flüchtlinge” aufnehmen. Vielleicht handelt es sich hier aber um eine Art modernen Ablasshandel: Die meisten heute lebenden, erwachsenen Europäer dürften zumindest unbewusst wissen, dass ihre Lebensweise aus Sicht künftiger Generationen extrem  böse und frevelhaft war und ist, wie in einem Auszug aus John M. Greers Buch Dark Age America, den ich für meinem Blogbeitrag  In der Folge der industriellen Zivilisation übersetzt habe erklärt ist. Das scheinheilge Gutsein, das “politisch korrekt sein”, der “Kampf gegen Rechts“, der faktisch nichts anderes als ein fanatischer, perverser Kampf gegen die Interessen und die Zukunft der Kinder und Enkel des eignen Volkes ist,  all dass kann man als ziemlich abartigen, verachtenswürdigen modernen Ablasshandel betrachten, der dem Ablasshandel im Deutschland Martin Luthers in nichts nachsteht – und der die Seelen der an ihm als Kunden und Anbieter Beteiligten ebenso wenig retten wird wie jener Ablasshandel vor 500 Jahren.

Angst vor der eigenen Unfähigkeit?

Bei den “Eliten” Europas kommt vielleicht auch noch dazu, dass die beiden Weltkriege und deren Vorgeschichte das Vertrauen der europäischen Eliten in ihre Fähigkeiten und in die Qualität ihres Weltverständnisses weitgehend zerstört haben. Wenn man die Zeit von 1910 bis nach dem 2. Weltkrieg nimmt, dann sind eigentlich alle “Eliten” der größeren europäischen Staaten auf ziemlich schreckliche und tragische Weisen  gescheitert. Und jetzt haben die Nachfolger im Amt Angst und klammern sich an internationale Organisationen wie die EU, den IWF, die NATO usw. und wollen die Verantwortung  für ihre Völker abwälzen. Vielleicht ist DAS auch eine Erklärung für den Mulitikultiwahn: Sündenböcke schaffen und  die Grundlagen für das Scheitern der eigenen National- und Sozialstaaten als  “gut”, “fortschrittlich” oder gar “alternativlos” getarnt etablieren, um so die Verantwortung vor der Geschichte abzuwälzen.

Will Deutschland überhaupt Klimaschutz?

Insgesamt sieht es für mich so aus, dass Deutschland unter der Führung von Frau Merkel weder wirklich bereit noch in der Lage ist, einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase zu leisten. Es ist vielmehr so, dass gerade Deutschland seine Möglichkeiten zu positiven Beiträgen nicht nutzt und sich stattdessen in Deutschland, in Europa und auch  in Afrika und Asien erfolgreich große Mühe gibt, den Klimawandel weiter zu beschleunigen.

Was wir an sinnvollem tun könnten tun wir nicht

D.h., wenn wir den Menschen in Afrika und im Nahen Osten wirklich helfen wollten oder würden, dann würden wir ihnen zeigen und helfen wie sie ihr Land wieder in fruchtbares Weide- und Ackerland und in fruchtbare Gärten verwandeln und sich selbst ernähren können.  Während Deutschland aber zig Milliarden für seine idiotische, klimaschädliche, pseudohumane  “Flüchtlingspolitik” verpulvert, fand ich auf www.growbiointensive.org, auf www.g-biack.org und auf www.savory.global,  der Webseite des Savory Institutes Spendenaufrufe. Warum wohl? Diese drei Adressen stehen – im krassen Gegensatz zum deutschen Asylwahnsinn – wirklich für effizienten Klimaschutz, Umweltschutz und auch für wirklich effiziente Möglichkeiten Deutschlands und Europas den Menschen in Afrika und im Orient zu helfen. Aber damit würde die deutsche Industrie und das deutsche Großkapital kein Geld verdienen.

Zeit für Satans Berichte über Europa

Ich finde es wird, Zeit Mark Twains großartige Idee fortzuführen und dem Teufel hin und wieder über die Schulter zu schauen, wenn er wieder Briefe von der Erde schreibt.  Es ist eine großartige Zeit für satanische Betrachtungen und Bemerkungen über Deutschland und Europa. Zumindest aus der Sicht des Teufels ist die deutsche Realität und die Politik von Frau Merkel, ebenso wie das übliche Wahlverhalten der Bevölkerung sehr erfreulich und  erfolgversprechend.

Kelberg, den 15. Juni 2017

Christoph Becker

 




Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016

Die Grassfed Exchange (GFE)  ist eine gemeinnützige Organisation ehrenamtlicher Rancher und Unterstützer, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Wissen und Informationen über regenerative Weidetierhaltung zu vermitteln und auszutauschen.

Im Folgenden möchte ich den Abschlussvortrag der jährlichen Fortbildungsveranstaltung der GFE im Jahre 2016 von Dr. Allen Williams, in der Form einer überarbeiteten und mit den meisten beim Vortrag verwendeten Bildern und ins Deutsche übersetzten Folien versehenen Mitschrift wiedergeben.

Die jeweils passende Position der auf Youtube verfügbaren Version wird in [mm:ss] wiedergegeben.

Hauptsächlich zeigt der  Vortrag, was mit intelligenter Weidewirtschaft heute möglich ist. Das Hauptbeispiel ist dabei eine im Jahre 2010 erworbene Farm mit vorher durch Monokulturen völlig abgelandwirtschaftetem Boden. Dr. Williams hatte diese Farm zusammen mit einem Kollegen erworben, um einen vom 1. Tag an dokumentierten Versuch zur Landregeneration durchzuführen. Der Vortrag dokumentiert hauptsächlich den Verlauf und auch das beeindruckende Ergebnis des Versuches.  Durch geschicktes Weidemanagement, mit einer Mutterkuhherde als wichtigstem Werkzeug und mit sehr geringem Maschineneinsatz wurde eine verblüffende Verbesserung des Bodens, des Ertrages, der Pflanzenwelt, des Wildbestandes, des Wasserhaushaltes und des Starkregenschutzes, der Bienenfreundlichkeit erzielt UND eine Sequestrierung von über  250 Tonnen CO2  pro Hektar  in nur 5 Jahren erreicht.

Gegen Ende wird noch kurz ein anderes Beispiel mit der in nur einem Jahr möglichen Verbesserung gezeigt. Am Schluss wird dann ein Vergleich der Böden der Farm des im Hauptteil des Vortrages geschilderten Versuches mit zwei seit über 30 bzw. über 50 Jahren konventionell bewirtschafteten Betrieben gezeigt, wobei Bodenproben mit 90 cm Tiefe in 6 Schichten untersucht wurden. Damit wird dann auch die Tiefenwirkung der Weidemethode und das Potential von intelligent gemanagten Rinderherden als Werkzeug zur Kohlendioxidsequestrierung erkennbar.

Der Originalvortrag:  GFE 2016 – Dr. Allen Williams “Growing Soil the Southern Way”

Nach einer kurzen  Einleitung  ab [1:24]  erzählt Dr. Williams kurz die Geschichte der Westwärtswanderung der europäischen Siedler.  Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg hatte die Regierung Gesetze erlassen, um die Besiedlung des Landes westlich des Mississippi rechtlich zu erleichtern. Ein Grund für die Massenmigration nach Westen war, dass man in den paar Jahrhunderten  seit dem Beginn der Besiedlung Nordamerikas, östlich des Mississippi die einst fruchtbaren Böden durch landwirtschaftliche Nutzung,  insbesondere auch mit Monokulturen  abgelandwirtschaftet hatte. In den Präriegebieten westlich des Mississippi fanden die Siedler ein sagenhaft dynamisches, fruchtbares Gebiet mit vielfältigen und komplexen Leben vor. Davon abgesehen, dass sie keine Düngemittel hatten, konnten sie in den ersten Jahren auch ohne Dünger, Kalk, Pestizide, Herbizide, Fungizide und allem, was man sonst heute als zur Landwirtschaft gehörend betrachtet, sehr gute Ernten erzielen. Aber nach nur wenigen Jahren der Bearbeitung des Mutterbodens mit dem Pflug, in einer Zeitspanne von nur 50-60 Jahren, hat man es geschafft, das vorher über Jahrtausende stabile Ökosystem und die Fruchtbarkeit seiner Böden zu ruinieren und die große amerikanische Staubschüssel (Dust Bowel) zu verursachen.
Die Ursache dieser Schäden war nicht irgendein Phänomen eines Klimawandels, sondern die landwirtschaftliche Nutzung.(( siehe auch „Plowman’s Folly“ (dt: Die Torheit des Plügenden) von Edward H. Faulkner, das ich in Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte vorgestellt hatte.)) Wenige Jahrzehnte reichten also aus, um sehr fruchtbare Mutterböden zu zerstören. Dr. Williams gute Nachricht zum Abschluss der Konferenz: Man kann diesen Prozess umkehren und man kann das sehr viel schneller als man bisher gedacht hat.

[5:08]

Die Methode, die und deren Wirksamkeit er dann vorstellt, bezeichnet er als adaptives Beweiden mit vielen Koppeln und hoher bis sehr hoher Tierdichte. Bei richtiger Nutzung sei dies ein absolut erstaunliches Werkzeug. Dabei weist er darauf hin, dass das Wort “adaptiv” von zentraler Bedeutung ist. Wenn man irgendetwas nehme und daraus ein starres System mache, dann würde man genau in diesem Moment einen entscheidenden Fehler machen, für den man nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte bezahlen werde. Es dreht sich also alles um Anpassungsfähigkeit und darum, dass man in hohem Maße in der Lage ist, zu beobachten und zu verstehen, was in der Natur vor sich geht und darauf entsprechend zu reagieren. Dr. Williams hat zu diesem Aspekt im Januar 2016, in der Zeitschrift Graze den online verfügbaren Artikel Shake up your grazing! – The ‘principle of disruption can keep your pastures improving (dt. Mische deine Beweidung auf! – Das Prinzip der Diskontinuität kann dafür sorgen, dass sich Deine Weiden weiter verbessern) veröffentlicht.

[6:32]

Fallstudie Missisippi Farm

[6:38] Dr. Williams und sein Kollege, die beide schon seit vielen Jahren überall in Nordamerika als Berater tätig waren, hatten nach einer Möglichkeit gesucht, einen Fall vom ersten Tag an umfassend wissenschaftlich zu dokumentieren. Zu diesem Zweck haben sie im Herbst 2010 eine Farm im Nordosten des Bundesstaates Mississippi gekauft. Die Farm hat eine Größe von ziemlich genau 1000 Acres, das sind ca. 404 ha. [7:07,8]

Das Land in dieser Gegend wurde seit etwa 150 Jahren landwirtschaftlich genutzt, wobei insbesondere Baumwollmonokulturen üblich waren. Der Zustand des Bodens der Farm war sehr schlecht. Hier die Daten:

  • Organische Masse im Mutterboden – 1,3 % bis 1,6 %
  • Wasserinfiltrationsrate – <  12,7 mm / Stunde
  • Pflanzen Brixwert – 2 %
  • Hauptfutter Pflanzenarten – 3-4
  • Besatzdichte –  ca. 1 Großvieheinheit / 2,4 ha

Die Messung der organischen Masse im Mutterboden wurde an verschiedenen Stellen des Geländes durchgeführt und das Ergebnis schwankte zwischen 1,3 % und 1,6 %. [8:12,5] Die Wasserinfiltrationsrate betrug weniger als einen halben Zoll pro Stunde (= 12,7 mm pro Stunde = 12,7 Liter/qm/h). Bei Regenschauern lief also so gut wie alles Wasser ab und der Boden sah schlammig aus. Der Brixwert der Pflanzen((Man kann diesen mit einem Refraktometer ziemlich leicht und preiswert selbst messen. Beim Kauf achte man auf den Messbereich. Ein Instrument mit 0 bis 30 % ist für Gras, Gemüse und Obst passend)) betrug etwa 2 %, was zu wenig ist, um ohne massive Zufütterung irgend eine Gewichtszunahme oder Leistung bei Rindern zu erzielen. Sie ließen Mitarbeiter des NRCS des Bundesstaates Mississippi kommen. Diese zählten auf der Farm nur 3 bis 4 Hauptfutter-Pflanzenarten. Die Besatzdichte (Stocking Rate)  betrug etwa sechs Acres pro AU ((Animal Unit = amerikanischen Großvieheinheit = 1 Kuh von 453 kg plus Kalb)) , das sind etwa eine Großvieheinheit auf 2,4 ha. In Mississippi ist dies ein sehr schlechter Wert. [9:20]

Implementierte Strategie
  • Ballen-Weiden im 1. Winter
  • Hohe Besatzdichte je aktueller Koppel / Kurze Beweidungsdauer
  • Lange Ruheperioden
  • Strategische Einsatz von mikrobiellem Quorum Sensing

Da sie die Farmen im Herbst gekauft hatten, hatten sie kein Futter. Deshalb haben sie im ersten Winter Ballen-Weiden, also das Füttern mit Heuballen auf der Weide, angewendet. Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Der Rundballen-Abwickel-Anhänger. Sie haben das hauptsächlich getan, um organisches Material auf den Boden zu bekommen und um das Bodenleben etwas zu stimulieren (Alternativ hätten sie das Land einfach weiter brach liegen lassen können). In der ersten Weidesaison haben sie dann mit hoher Tierdichte, kurzer Beweidungs- und anschließenden langen Ruhezeiten beweidet. Außerdem haben sie mikrobielle Stimulation mithilfe von Quorum sensing (( Darüber,  wie Ouorum sensing in der Landwirtschaft praktisch durchgeführt wird, habe ich bisher (11.6.2017,) noch nichts gefunden )) strategisch eingesetzt.

Zustand in der 1. Weidesaison

[9:57] Dies ist das erste Frühjahr. Die Gruppe der Kühe, die damals eingesetzt wurden ist dieselbe, die heute noch da ist. Es wurden keine Kühe weggenommen. Seit der Aufnahme des Betriebes im Jahre 2010 wurden nur Rinder hinzugefügt. Die Kühe waren nicht gewohnt, das zu fressen, was sie auf diesen Bildern fressen. sie waren nicht darauf trainiert, es zu fressen. Sie waren sehr viel bessere Weiden gewöhnt. Außerdem waren sie tragend und auf dem Weg, in jenem Frühjahr zu kalben. Was man auf den Bildern sieht ist, dass die Kühe Felder voll mit Unkraut abweiden. Die Umwelt in Mississippi ist für das Wachstum von Unkräutern und Büschen sehr gut geeignet. [11:25]

Und so sahen die Koppeln aus, nachdem die Tiere sie verlassen hatten:Indem man eine wettbewerbsorientierte Umgebung für die Rinder geschaffen hatte, um ihr Weideverhalten damit zu verändern, wurden sie in der Tat sehr wettbewerbsorientiert und lernten sehr schnell, Unkräuter zu fressen – wenn sie überleben wollten. Auf dem Bild sieht man Halme und Stängel von zwei Unkrautarten, bei denen die Rinder alle Blätter abgefressen haben. Dr. Williams hatte viele Nachbarn, die ihm sagten, dass diese Rinder vor Hunger sterben würden, und was sie (er uns ein Kollege) wohl tun würden, wenn die Tiere kalben und die Kälber säugen würden.
Was sie aber feststellten war, dass die Tiere, obwohl sie die Kälber säugten, sogar an Gewicht zunahmen und dass die körperliche Kondition der Tiere besser wurde. Sie führten Pflanzengewebeuntersuchungen und viele Brixwert Messungen durch und stellten fest, dass die Pflanzen sehr nährstoffhaltig waren. Wie erklärte sich das? Die Unkräuter hatten sehr viel tiefere Wurzeln als die Monokulturen, die vorher dort angebaut wurden. Die Monokulturen hatten die oberste Bodenschicht ausgelaugt, aber darunter lag ein reicher Schatz an Mineralien, den die Monokulturen nicht erreichen konnten. Nach dem Verschwinden der als Monokultur angebauten Nutzpflanzen füllten die Unkräuter die Lücke und holten mit ihren tief in den Boden reichenden Wurzeln die Mineralien, die dort unten noch immer existierten, nach oben.

Zustand in der 2. Weidesaison

Dies ist der Zustand in der zweiten Weidesaison [13:26]:

Es sind noch immer viele Unkräuter vorhanden. Aber sehr viel mehr Futterpflanzen die ins Spiel kamen. Es gab keine mechanische Intervention, keine chemische Intervention und es wurden auch keine Futterpflanzen gepflanzt. Alles, was man hier sieht, wurde durch die Samenbank und die Stimulation erzielt, die man durch das attraktive Beweiden mit hoher Besatzdichte hatte. Das Ballen-Weiden im ersten Winter dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben.

Zustand in der 3. und 4. Weidesaison

Dies ist das 3. Jahr [14:10]:Und das ist das Land im 4. Jahr:

Man kann wieder sehen, dass mit sehr geringem Aufwand und dem Einsatz der Mutterkuhherde als dem hauptsächlichen Werkzeug in jedem weiteren Jahr neues, besseres und sehr viel produktiveres Wachstum erzielt werden konnte. [14:53]

Das Ergebnis am Ende des 4. Jahres

Hier ist das Ergebnis am Ende dieser Periode

Fortschritt

  • organisches Material im Mutterboden – 5,2 % bis 5,6 %
  • Futterpflanzenarten – 43, einschließlich der ursprünglichen.
  • Brixwert der Pflanzen – Durchschnitt 15 – 22 %
  • Wasserinfiltration – mehr als 25,4 cm/h (254 L/qm/h)
  • Besatzdichte – 1 Großvieheinheit / 0,61 ha = ca 1,64 GVE / ha
  • signifikante Zunahme bei Regenwürmern, im Boden lebenden Insekten, bestäubenden Insekten und Wildtieren

Der Gehalt an organischem Material im Boden stieg von 1,3-1,6 % am Anfang auf einen Mittelwert von 5,2-5,6 %. Für die Ermittlung der Futterpflanzenarten wurde wieder das Personal des NRCS um Hilfe gebeten. Hier war ein Anstieg von 3-4 auf nun 43 Arten zu verzeichnen, worunter viele einheimische Arten waren. Noch wichtiger war das der Brixwert der Pflanzen von einem Mittelwert von 2 % auf ein Mittelwert von 15-22 % angestiegen war. Das alleine erhöhte die Leistung der Tiere signifikant. Das Schöne an der Sache war, dass die Tiere durch den mit dem höheren Brixwert einhergehende höheren Nährstoffgehalt nicht nur individuell eine höhere Leistung zeigten, sondern insgesamt auch weniger Bisse an Trockenmasse beim Wiederkäuen verarbeiten mussten, um dieselbe Nährstoffmenge zu verarbeiten.
Die Wasserinfiltrationsrate stieg von weniger als 12,7 l/Quadratmeter und Stunde auf mehr als 254 l/Quadratmeter und Stunde. Damit konnte nun der allergrößte Teil des Regens auf dem Grundstück gehalten werden, während der Niederschlag anfangs Weg floss. Die Besatzdichte stieg um das Vierfache, von 6 Acres / AU auf 1,5 Acres / AU (ca. 2,4 ha / GVE auf 0,6 ha / GVE oder eben 0,4 GVE / ha auf 1,6 GVE /ha). Damit wäre dieser Versuch in Deutschland auf staatlich subventionierten Flächen NICHT bis zum Ende durchführbar gewesen, da hier derzeit nur maximal 1,2 GVE/ha erlaubt sind.
Zusätzlich wurde eine erhebliche Zunahme an Regenwürmern, im Boden lebenden Insekten, Blüten besteuernden Insekten und Wildtieren registriert. All das explodierte regelrecht als Folge der Verbesserung des Bodens und der Pflanzenvielfalt und Komplexität. [16:43.7]Dr. Williams bestätigt hier noch einmal, was Ray Archuletta und Dr. Fred Provenza in ihren Vorträgen bei der GFE 2016 gesagt haben, nämlich, dass er und sein Kollege auch festgestellt haben und bestätigen können, dass Pflanzenvielfalt und Komplexität der Schlüssel für die Leistung der Tiere, die Gesundheit der Tiere und alles andere sei.[17:26.4]

Wenn man Vielfalt und Komplexität über der Erdoberfläche hat, dann hat man sie auch unter der Erdoberfläche. Warum ist das wichtig?

Wo lebt und funktioniert die Mehrheit der Mikroorganismen im Mutterboden?

Sie leben und funktionieren in der Wurzelzone, also da wo die Wurzeln wachsen. Wo keine Wurzeln wachsen, da wachsen auch keine oder fast keine Bakterien.

Pflanzenvielfalt ist für eine gute Weide typisch

Hier ist die gewünschte Mischung, die ein Ziel des Managements ist.  Auf jeder Weide  wollen wir statt Monokulturen eine Mischung aus Leguminosen,  Kräutern und Gräsern [18:09]. So soll eine Weide aussehen:

Wenn man eine solche Mischung erreichen will heißt das, dass man keine Herbizide anwenden darf und einige Dinge nicht tun kann, die als typisches Management betrachtet werden.

Auf jeder Weide sollte man eine Vielzahl verschiedener Gräser, verschiedener Leguminosen und verschiedener Kräuter finden können. Das schafft eine gedeihliche Umgebung und dies sorgt nicht nur für die primären Nährstoffe, sondern auch für die kritischen sekundären Nährstoffbestandteile. Das gestattet es den Tieren, die Auswahl zu treffen, die sie benötigen, um sich selbst zu heilen und um Leistung zu erbringen.
[18:58]

Viehtränken

Etwas anderes, was sie auch machten war, dass sie die Rinder aus den Teichen und Seen heraushielten. Sie bauten dazu Rampen, sodass die Tiere Zugang zum Wasser hatten. Sie legten Geo-Textil-Matten aus und darüber legten sie Steine um einen festen Untergrund zu haben. Um die Tränken herum grenzten sie diese mit Zaunpfählen und Elektrozaun-Kunststofflitze, wie auf dem Bild zu sehen ist ab, sodass die Tiere zwar trinken, aber nicht weiter in die Teiche hineingehen und sie verschlammen konnten. Sie legten außerdem Leitungen von den Erhebungen hinunter, sodass nur durch die Schwerkraft Wasser zu Trögen fließen konnte. Dadurch konnten sie die Zahl der Tränken wesentlich steigern, und damit das Land zu Beweidung besser in Koppeln unterteilen.[19:37]

Vorratsweiden für die Winterfütterung

Sie lagerten (engl. stockpiled) sowohl wärmeliebende als auch kälteliebende mehrjährige Pflanzen ohne zu mähen. Sowohl die wärmeliebenden als auch die kälteliebenden, der gelagerten Pflanzen wurden während der Wintermonate abgeweidet. Das folgende Bild zeigt eine Mutterkuhherde im Januar 2016 auf dem Weg zu einer frischen Vorratsweide bei der es sich in diesem Fall um mehrjährige, wärmeliebende Pflanzen handelte [19:53.4]:

Zu dem Thema Vorratsweide gibt es insbesondere von Jim Gerrish das Buch Kick the Hay Habbit. Auch findet man zu diesem Thema auf Youtube einige Vorträge. Diese Verfahren dürfte auch in Deutschland funktionieren. Es erfordert habe einige Planung. Es ist eine Möglichkeit, insbesondere den Maschineneinsatz und die Treibstoffverbrauch massiv zu senken.

Technische Ausrüstung/Maschineneinsatz

Das folgende Bild zeigt die Zaunbauausrüstung. Dieser Polaris Ranger (ein UTV) ist (abgesehen von  Elektrozaungeräten und Zäunen) die einzige Maschine, die täglich genutzt wurde. Darüber hinaus wurde weder ein Traktor noch ein LKW oder eine andere große Maschine für diesen über 400 ha großen Betrieb täglich genutzt.[20:04]. Der Betrieb ist daher auch auf diese Weise  sehr effizient und kostengünstig:

Eine weitere Farm

[20:28] Das folgende Beispiel soll dazu dienen zu zeigen, welcher Fortschritt hier in nur einem einzigen Jahr gemacht wurde.

Pompey’s Rest Farm

  • Vom Mutterbodenzerstörer zum Mutterbodenaufbauer
  • Präsentation Dez. 2015, National Grazing Lands Coalition (früher Grazing Lands Conservation Initiative (GLCI))
  • zeigt was in nur einem Jahr erreicht werden konnte.

Don Jackson, ein Kunde von Dr. Williams, dessen Farm im Norden von South Carolina liegt, hatte bei der Konferenz der National Grazing Lands Coalition im Dezember 2015 in Texas, den folgenden Fall in seiner Präsentation Vom Mutterbodenzerstörer zum Mutterbodenaufbauer gezeigt [21:07]:

Er ist auf dieser Farm aufgewachsen, er ist in seinen Sechzigern, und er hat gesagt, so wie auf dem Bild oben habe es immer ausgesehen. Sie haben das Land immer kontinuierlich beweidet, das heißt, die Tiere waren das ganze Jahr über auf ein und derselben großen Fläche. Sie haben im Winter immer sehr viel Heu gefüttert. In vielen Jahren, wenn sie einen trockenen Sommer hatten, haben Sie schon im August oder September angefangen Heu zu füttern. Also so haben die Weiden ausgesehen. Man sah oxidierte Kuhfladen, die auf dem Boden gefallen sind und die dann eine großartige Umwelt für das Wachstum aller möglichen Unkräuter gebildet haben. Aber nach nur einer einzigen Saison mit adaptiver Beweidung, ohne dass die Größe der Herde vermindert wurde, hat man die auf dem folgenden Bild gezeigte Verbesserung gesehen. Alles, was man getan hat war, das Beweidungssystem zu verändern und alles, was man dazu benutzt hat, war einfacher Elektrozaun mit Kunststofflitze und schnell in den Boden eintretbaren Elektrozaunpfählen. Hier ist das Resultat:

Don Jackson erzählte Dr. Allen Williams, dass er in mehr als 50 Jahren die er auf dieser Farm gelebt habe nie so viel Gras gesehen habe, wie nach dieser einen Weidesaison mit adaptiver Beweidung. Und nun fängt er an, die Herde zu vergrößern.

Eine Weidemangementsoftware

Dies ist eines der Werkzeuge, das sie bei der Betreuung ihrer Kunden benutzen:

[22:39]

Spielen die  Weidestrategie und Methodologie eine Rolle?

Sie haben im Herbst 2014 drei benachbarte Farmen in Mississippi untersucht. Sie nahmen die eingangs beschriebene, im Herbst 2010 erworbene Farm, wo Adaptives Beweiden für nur 5 Jahre angewendet wurde.  Ich komme von Herbst 2010 bis Herbst 2014 nur auf 4 Jahre. Irgendwo liegt ein Versehen vor, was hier aber nicht wirklich relevant ist. Williams betont dann aber noch einmal, dass es “nur” 5 Jahre waren.

Die zweite Farm, deren Böden überprüft wurden, hatte langsames Rotieren angewendet. D.h., dort wurden die Tiere alle 2 bis 3 Wochen auf eine andere Weide getrieben. Dies wurde dort seit über 50 Jahren so gemacht.

Die dritte Farm, deren Böden überprüft wurden,  hatte seit 30 Jahren kontinuierliches Beweiden angewendet. Dort waren die Tiere also das ganze Jahr über auf einer einzigen großen Weide gehalten.

Alle drei Farmen hatten einen sehr ähnlichen Bodentyp und lagen in derselben Gegend.

Daten über den Kohlenstoffgehalt des Bodens

  • Herbst 2014
  • Farmbeschreibungen
    • (ABhB) Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte seit 5 Jahren
    • Konventionelles Weidemanagment auf hohem Niveau, seit über 50 Jahren (alle 2 – 3 Wochen eine andere Koppel).
    • Konventionelles Weidemanagment auf niedrigem Niveau, seit über 30 Jahren (nur eine einzige Koppel das ganze Jahr über).
    • Gleicher Bodentyp und gleich Gegend für alle 3 Farmen.

Vorgehen bei der Prüfung:

  • Sie gruben auf jeder Farm an zufällig ausgewählten Stellen mit der selben Topographie Löcher.
  • Jedes Loch war 3 Fuß tief und 3 Fuß im Quadrat (= 91,4 cm)
  • Bodenproben alle 6 Zoll ( = 15,2 cm), was 6 Ebenen ergab
  • Wurzelwachstum und Struktur wurden notiert
  • Bodenleben, Textur und Aggregierung wurden notiert

Kohlenstoffgehalt im Boden, in Prozent

Tiefenzonen in cm Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte Konventionele Beweidung m. Wechsel alle 2 bis 3 Wochen Konventionelle Beweidung, immer gleicher Weide
0-15 4,67 1,64 1,36
15-30 4,00 1,88 1,37
30-45 2,95 1,03 0,40
45-60 2,04 1,02 0,54
60-75 1,71 0,38 0,40
75-90 1,42 0,41 0,34

Man beachte, dass hier die relative Abweichung innerhalb einer Ebene im Bereich von 30 bis 60 cm Tiefe besonders hoch ist. In 30 bis 45 cm Tiefe bringt das Adaptive Beweiden hier gegenüber dem Wechsel alle 2 bis 3 Wochen eine Steigerung von über 280 %. Gegenüber der ganzjährigen, konventionellen Beweidung betrug die Steigerung in dieser Tiefe sogar über 700 %. Vergleiche diese mit dem in meinem Blogbeitrag Gleicher Boden, verschiedenes Management, wo ein Beispiel aus Australien gezeigt wurde. Allerdings beziehen sich die Zahlen auf der Tabelle oben nur auf den Kohlenstoffgehalt. Der Gehalt an organischem Material ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

Organisches Material  im Boden, in Prozent

Tiefenzonen in cm Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte Konventionele Beweidung m. Wechsel alle 2 bis 3 Wochen Konventionelle Beweidung, immer gleicher Weide
0-15 4,26 3,28 2,72
15-30 3,22 3,76 2,74
30-45 3,10 2,06 0,80
45-60 2,98 2,04 1,08
60-75 2,80 0,76 0,80
75-90 1,98 0,82 0,68

Schließlich die Fähigkeit Kohlenstoff im Boden einzulagern.

Fähigkeit Kohlenstoff im Boden zu speichern

 Farm Beschreibung  Kohlenstoff (Tonnen / qm) Kohlenstoff (Tonnen/ha)  Kohlenstoff (Tonnen C02 Äquivalent)
 Adaptives Beweiden m. hoher Besatzdichte, seit 5 Jahren  12,49  126,9  465,3
 Konventionell, Wechsel alle 2 – 3 Wochen, seit > 50 Jahren  7,09  70,09  257,0
 Konventionell, immer gleiche Weide, seit > 30 Jahren  5,47 54,7  200,6

Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte brachte demnach einen Unterschied von ca 208  bzw. 264 Tonnen Kohlendioxid, die pro Hektar nach nur 5 Jahren mehr an CO2 im Boden eingelagert waren.  Dabei ist allerdings die Anfangssituation nicht gemessen worden. Diese war aber sehr schlecht. Wenn man davon ausgeht, dass die Anfangssituation dem Zustand auf der Vergleichsfarm mit kontinuierlicher Beweidung entsprochen hat, dann hätten 5 Jahre adaptives Beweiden mit hoher Tierdichte eine Kohlendioxidsequestrierung von 265 Tonnen pro Hektar gebracht, was ungefähr soviel ist, wie 25 Einwohner Deutschlands zusammen in einem Jahr an Kohlendioxid ausstoßen. Angesichts der ca. 400 ha Gesamtgröße der Farm, hat dieses Experiment mit sehr geringem technischen und energetischem Aufwand die Sequestrierung von mehr als einhunderttausend Tonnen CO2 realisiert. Die positive Wirkung auf die Umwelt war aber noch viel größer, weil die bei einer weiteren Nutzung als Monokultur anfallenden  Nitrate (Trinkwasser!) und Stickoxide (Treibhausgas!) vermieden wurden. Außerdem leistet die Farm durch die drastisch gesteigerte Versickerungsrate nun einen Beitrag zum Starkregenschutz und Hochwasserschutz:  Wenn zum Beispiel bei einem Starkregenereignis auf der Gesamtfläche von 400 ha die Versickerungsrate um 25 Liter pro qm überschritten würde, aber nun wegen der größeren Versickerungsrate aufgefangen werden, dann wären das z.B. 100 Tsd. Qubikmeter Wasser. Wasser, das nun keine Bodenerosion mehr verursachen und keine Feuerwehreinsätze auslösen würde, sondern das nun für Trockenperioden gespeichert und sinnvoll genutzt würde. Über größere Flächen kann so etwas das lokale Klima und die lokalen Niederschlagsmengen insgesamt positiv beeinflussen. Wasser, das nicht gleich wieder zurück in das Meer fließt, sondern das lokal im Land gespeichert bleibt, kann auch dort wieder verdunsten und so lokal zu Taubildung, Wolkenbildung und Niederschlägen beitragen. Bei gleicher Niederschlagsmenge muss dann weniger vom weiter entfernten Meer herantransportiert werden. Wenn vom Meer her gleichbleibend viel Niederschlag kommt, erhöht dieser lokale Effekt die Gesamtniederschlagsmenge. Vor diesen Hintergründen wird Allan Savorys Konzept, das er in seinem TED-Talk Die Wüste begrünen und den Klimawandel umkehren  vorgestellt hat  und von dem  ich hier die Seite mit dem deutschen Transkript verlinkt habe, verständlicher.

Andere Nebeneffekte der oben beschriebenen Möglichkeit der Regeneration der Böden und des Weidelandes durch intelligentes Weidemanagment sind  der höhere jagdliche Nutzwert und der höhere Nutzwert als Bienenweide.

Kelberg, den 11. Juni 2017

Christoph Becker




Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion?

Der folgende Text ist eine Übersetzung des Artikels A carbon friendly beef enterprise – Is it possible? von eben jener Dr. Christine Jones, deren Vortrag ich in meinem Blogbeitrag Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg teils übersetzt, teils zusammengefasst hatte:

Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion – Ist das möglich?

Christine Jones, PhD

Gründerin von Amazing Garbon

www.amazingcarbon.com

Übersetzung ins Deutsche Christoph Becker, www.freizahn.de.

Titel des Originals: A carbon friendly beef enterprise – is it possible?

Link auf das Original: http://amazingcarbon.com/PDF/JONES-CarbonFriendlyBeef(27April10).pdf

Es gibt viele Missverständnisse im Bezug auf den Beitrag der Viehhaltung zum Klimawandel.

Die von den Vereinten Nationen herausgegebene Publikation, ‘Livestock’s Long Shadow‘ (dt. Der Lange Schatten der Viehaltung)(1), führte weltweit zu Aufrufen, den Fleischkonsum zu reduzieren, mit der Begründung, dass die Tierhaltung einen Hauptanteil an der Produktion von Treibhausgasen habe. Es wurden ebenfalls Bedenken geäußert, dass Fleischverbrauch einen nachteiligen Effekt auf die menschliche Gesundheit habe.

Die Realität ist, dass beide, der Treibhausgas-Fußabdruck und der gesundheitliche Einfluss des Rindfleisches auf die Ernährung dadurch bestimmt werden, wie es produziert wird.

Der Bericht der Vereinten Nationen (1) erweckt den Eindruck, dass Tierhaltung 18 % zum globalen Treibhausgas Ausstoß beiträgt – mehr als alle Transportsektoren der Welt zusammengenommen. Seitdem ist zur Kenntnis genommen worden, dass die Berechnungen sehr fehlerhaft waren (2, 3), was daran lag, dass man viele indirekte Faktoren, wie das Roden von Regenwald am Amazonas für die Getreide- und Weidegrasproduktion eingerechnet hatte.

Der Präsident und Vorstandsvorsitzende des American Meat Institue , J. Patrick Boyle, merkte an, dass nach Angaben der amerikanischen Umweltschutzbehörde die Tierhaltung nur 2,8 % zu den US-amerikanischen Treibhausgasemissionen des Jahres 2007 beigetragen habe, eine Zahl die seit 1990 relativ konstant geblieben ist (3).

In Australien wurde verbreitet die Vorstellung gefördert, dass Viehhaltung einen wesentlichen Beitrag zum Methangehalt der Atmosphäre beiträgt und dass der Methangehalt weltweit steigt. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Daten, die zeigen, dass der Methanausstoß von Wiederkäuern zunimmt. Tatsächlich scheint es, dass es keinen klaren Trend der Veränderung globaler Methananteile von irgendeiner Quelle, über die letzten Jahrzehnte gibt.

Die Zunahme der globalen Methananteile von 1930-1970 wurde von Emissionen verursacht, die bei der Produktion, Übertragung und Verteilung von Erdgas verursacht wurden (4). Die Verwendung von Erdgas verzehnfachte sich in den 1960er und 1970er Jahren. Die Quelle vieler Erdgasemissionen, wie Leckagen der transsibirischen Pipeline, haben sich seitdem verstärkt (4). Messungen über die letzten 25 Jahre zeigen, dass die Konzentrationen von in der Atmosphäre enthaltenem Methan gerade mal natürliche Variationen zeigt und keinen signifikanten Trend in irgendeine Richtung haben (Fig. 1)

Fig. 1. Variationen der jährlichen Veränderung der atmosphärischen Methankonzentration von 1983-2009, von Dlugokencky et al (2009). Messungen in Teilen pro Milliarde pro Jahr (5).

Es gibt keine wissenschaftliche Basis, um Wiederkäuer gezielt mit einer ‘Methansteuer’ zu belegen. Die Evolution des Pansens, als ein effizienter Weg zur Verdauung von Pflanzenmaterial geschah vor etwa 90 Millionen Jahren. Es erscheint außergewöhnlich unpassend, sich in diesen natürlichen Prozess einzumischen.

Wiederkäuer einschließlich Büffel, Ziegen, wilde Schafe, Kamele, Giraffen, Rentiere, Karibus, Antilopen und Bisons existierten vor der industriellen Revolution in einer größeren Anzahl als heute. Es hätten sich überwältigende Ansammlungen von Methan in der Atmosphäre gebildet, wenn nicht Quellen und Senken sie über die vergangenen Jahrtausende ausgeglichen hätten.

Neuere Untersuchungen von Professor Mark Adams, Dekan der agrarwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Sydney, hat herausgefunden, dass biologisch aktive Böden das Methan der von ihnen getragenen Rinder bei geringer Besatzdichte oxidieren(6). Die Ursache dafür ist die Aktivität methanotophischer Bakterien, die Methan als ihre einzige Energiequelle nutzen (7). Im Boden anwesende Methanotrophen wirken den Effekten von Methanogenen entgegen. Methanogene sind Bakterien, die Kohlenstoff und Wasserstoff kombinieren und damit die Azidose im Pansen reduzieren.

Von Tieren ausgestoßenes Methan hat einen sehr kurzen Zyklus, d. h., es wird im allgemeinen gerecyled, anstatt in obere Schichten der Atmosphäre zu entweichen. Bei Emissionen der Industrie ist es dagegen sehr viel wahrscheinlicher, dass sie in die Stratosphäre gelangen. Beim Wasserdampf sehen wir einen ähnlichen Trend. Der hat einen kurzen Zyklus, wenn er von Weiden abgegeben wird (viel davon kehrt über Nacht als Tau zurück), aber er hat  einen langen Zyklus (er steigt in die Stratosphäre auf), wenn er von blankem Boden verdampft oder von industriellen Quellen emitiert wird.

Zusätzlich enthüllt eine vollständige Lebenszyklusanalyse, dass richtig gemanagtes, wiederkehrend beweidetes mehrjähriges Weideland, in dem atmosphärischer Kohlenstoff im Boden als stabiler Humus eingelagert wird, dazu führt, dass mehr Kohlenstoff eingelagert als ausgestoßen wird, was leicht das vom Vieh produzierte Methan kompensiert.

Fig. 2. Der dunkelfarbige Kohlenstof,f der um die Wurzeln von mehrjährigem Gras herum eingelagert ist, kann in hellen Böden leicht beobachtet werden. (Foto Christine Jones)

Wenn der Treibhausgasfußabdruck von Treibstoff, Dünger, Herbiziden und Pestiziden eingerechnet wird, plus Bodenerosion, Verschlechterung der Wasserqualität und Emission von Kohlendioxid, Wasserdampf und Stickoxiden, dann sind konventionell produzierte Sojabohnen (oder andere Quellen nicht tierischen Eiweißes) weniger umweltfreundlich als gut gemanagtes Weidevieh. Tatsächlich sind angemessen beweidete, mehrjährige Weiden der schnellste und wirtschaftlichste Weg, Böden wieder herzustellen, die durch konventionelle jährliche Erntesysteme ruiniert wurden.

Je schneller die vollständig unlogischen ‘esse vegan’ und ‘natürliches Methan ist ein Problem’-Sachen aufgelöst werden, desto besser.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht alles Rindfleisch denselben Treibhausgasfußabdruck oder ‘Fußabdruck’ hat.

Die Menge der Energie, die für die Produktion eine Einheit Eiweiß benötigt. wird ist bei mit Getreide gemästeten Rindern ungefähr doppelt so groß wie bei auf der Weide mit Gras gemästeten (8). Das liegt am hohen Energieaufwand für düngemittelintensive Getreideproduktion, am Aufwand für den Transport der Futtermittel und für den Transport der Rinder zu den Mastställen.

Fig.3. durch Mästung mit Gras erzeugtes Rindfleisch erfordert nur halb so viel Energie für dieselbe Menge Eiweiß wie durch Mast mit Getreide erzeugtes Rindfleisch (8). (Foto Patrick Francis)

Die Lücke zwischen der Mast mit Gras und der mit Getreide vergrößert sich weiter wenn wir die CO2 Produktion in die Betrachtung einbeziehen. Gras gemästetes Rindvieh recycelt lediglich Kohlenstoff (2, 9), wie es alle Lebewesen tun, einschließlich Menschen. Es ist für ein Tier nicht möglich ‘neuen’ neuen Kohlenstoff zur Atmosphäre hinzuzufügen. CO2-Emissionen für Getreide gefüttertes Rindvieh können dagegen sehr hoch sein. Die Ursache hierfür sind die Nutzung fossiler Energieträger für die Produktion, Verteilung und Ausbringung synthetischer Düngemittel für die Getreideproduktion, Verlust von Kohlenstoff aus konventionell gemanagten Ackerböden und die Transporte.

Es gibt außerdem viele gute Gründe für die menschliche Gesundheit, um zu auf der Weide durch Mast mit Gras produziertem Rindfleisch zurückzukehren. Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren werden als ‘ essenzielle Fettsäuren’ betrachtet, weil sie vom Körper nicht produziert werden können. Es ist wichtig, dass diese Fettsäuren in ausgewogenem Maße konsumiert werden. Westliche Diäten sind reich an Getreide und/oder Pflanzenölen wie Sonnenblumenöl, Distelöl, Mais, Soja, Erdnuss – und Margarine und Salatsdressings aus diesen Ölen – die oft 10-20 mal mehr Omega-6 als Omega-3 enthalten. Das ist ein Trend, der mit einem erhöhten Risiko an Fettleibigkeit, Herzkrankheiten, Demenz, Depression, Lernschwierigkeiten, Autoimmunkrankheiten, Zuckerkrankheit, Leberschäden und Krebs (10, 11) in Verbindung gebracht wurde. Fette mit hohem Omega-6 können das Tumorwachstum fördern, während fette mit Omega-3 es blockieren können.

Die Omega-3-Fettsäure DHA kommt in bedeutendem Umfang in Gräsern vor. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Rindfleisch, das durch Mast mit Gras erzeugt wurde ein ausgeglicheneres Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 hat als durch die Mast mit Getreide produziertes Rindfleisch. Diese Entdeckung legt nahe, dass viele Bedenken im Bezug auf den Konsum von rotem Fleisch im Prinzip auf mit Getreide gemästetes Rindfleisch zurückzuführen sind. Zusätzlich zu einem ausgeglicheneren Verhältnis der Omegafettsäuren ist in durch  Mast mit Gras produziertem Rindfleisch  3 – 5 mal mehr konjugierte Linolsäuren (CLA) als in durch die Mast mit Getreide produziertem Rindfleisch enthalten. Bereits ein Anteil von nur 0,5 % CLA in der Nahrung hat einen starken, Krebs verhindernden Effekt gezeigt (12).

Das Verhältnis der Omegafettsäuren ist gut ausgeglichen in Butter, Sahne und Käse. Diese hochwertigen tierischen Fette sind unverzichtbar für unsere körperliches und geistiges Wohlbefinden. Das Gehirn besteht zum Beispiel hauptsächlich aus Fett. Diäten mit geringen Anteilen gesättigter Fette können zu Depressionen und anderen mentalen Störungen führen (10). Cholesterin obwohl, es kein Fett ist, sondern ein Sterin in tierischem Eiweiß, ist für die Funktion der Zellmembranen von vitaler Bedeutung. Neuere Studien haben niedrige Cholesterin Niveaus mit bestimmten Krankheiten und erhöhten Infektionsrisiken in Verbindung gebracht (10). Cholesterin ist ebenfalls wichtig für die in deaktivierung von Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Cadmium.

Schlussfolgerung

Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion ist mehr als nur möglich. Sie ist essenziell. Gut gemanagte Beweidung ist ein potentes Werkzeug zur Einlagerung von Kohlenstoff in den Boden, zur Deaktivierung von Methan, zur Verbesserung der Nährstoffzyklen, Verbesserung der Wasserrückhaltekapazität, Wiederherstellung der Biodiversität und sie hat eine wichtige Funktion für die Gesundheit und die Landschaft. Vor allem sind die Produzenten von Rindfleisch Nahrungsmittelproduzenten. Durch Mast mit Gras auf der Weide produziertes Rindfleisch ist ein gesundes, hoch mineralhaltiges Lebensmittel mit einer exzellenten Balance essenzieller Fettsäuren.

Angus Australien ist zur Einführung von Agnus Pure, auf der Weide  produziertem, hormonfreiem, antibiotikafreiem Qualitätsrindfleisch zu gratulieren. Es ist nicht nur klimafreundlich, sondern ebenfalls konsumentenfreundlich.

Literaturreferenzen

  1.  Food and Agriculture Organisation of the United Nations (2006). Livestock’s Long Shadow:Environmental Issues and Options. FAO, Rome http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.htm
  2. Nabhan, G., Blair, D. and Moroney, D. (2010). Ranching to produce Tacos Sin Carbon: the low carbon footprint of grass-fed beef and sheep production in the semi-arid west. The Quivira Coalition Journal, no. 35 February 2010.
  3. Lundeen, T. (2010). UN staff admits flaw in report on meat and climate change. Stock & Land, 2nd April, 2010
  4. Quirk T. W. (2010) Twentieth century sources of methane in the atmosphere. Energy and Environment, 21(3), pp. 251-256.
  5. Dlugokencky, E. J. et al. (2009). Observational constraints on recent increases in the atmospheric CH4 burden. Geophysical Research Letters 36, L18803, doi:10.1029/2009GL039780.
  6. Cawood, M. (2010). Error in Snowy soils carbon report. http://theland.farmonline.com.au/news/state/agribusiness-and-general/general/error-in-snowy-soilscarbon-report/1887462.aspx
  7. Dunfield, P. F. (2007). The soil methane sink. In D.S. Reay, C.N. Hewitt, K.A Smith and J. Grace, eds. Greenhouse Gas Sinks. pp. 152-170. Wallingford UK.
  8. Pimental, D. and Pimental, M. H. (2008). Food, Energy and Society. Third Edition. CRC Press, Boca Raton, Fl, USA: CRC Press/Taylor and Francis Group. ISBN 978-1-4200-4667-0.
  9. . Abend, L (2010). How Cows (Grass-Fed Only) Could Save the Planet. 25 January 2010 http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,1953692,00.html
  10. Simopoulos, A., P. and Robinson, J (1999). The Omega Diet. Harper Collins.
  11. McLagan, J. (2008). Fat: an appreciation of a misunderstood ingredient, with recipes. Ten Speed Press, California.
  12. Mercola (2010). The ominous beef cover up – the hidden truth behind the meat on your plate. http://articles.mercola.com/sites/articles/archive/2010/03/23/how-grassfed-cows-could-save-theplanet.aspx 23 March 2010.

Nachträge

Prof. Dr. Peer Ederer – Milch und Klima

Einen sehr interessanten, kurzen Film zum Thema und dazu auch jede Menge Erklärungen und Links von Prof. Dr. Peer Ederer fndet man auch der Webseite www.milchundklima.de.

 




Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg

Seit den 30er Jahren gibt es Messungen der Nährstoffgehalte vieler Lebensmittel, u.a. durch das britische Landwirtschaftsministerium, die eine erschreckende Tendenz zeigen und die viele Krankheiten und Beschwerden  zumindest teilweise erklären. Es gibt aber auch in der Praxis erprobte wissenschaftliche Erkenntnisse, mit denen dieser Trend umgekehrt werden kann und mit denen Landwirte und Gärtner sehr viel Geld sparen können.

Im Folgenden habe ich den für das Thema Nährstoffrückgang in Lebensmitteln, Ursachen, Gegenmaßnahmen und Düngemittel relevanten Teil des Vortrages der australischen Wissenschaftlerin Dr. Christine Jones, teilweise übersetzt und  teilweise zusammengefasst. Auch habe ich (fast)  alle mir relevant erscheinenden Folien übersetzt.

Die übersetzten Teile sind durch kursiv kenntlich gemacht.

Die Folien sind gerahmt und dadurch als solche erkennbar.

Der Vortrag wurde im Sommer 2015 im Rahmen der “Fuller Field School” gehalten. Auch die anderen Vorträge dort sind, finde ich sehr empfehlenswert. Frau Christine Jones wird von Gabe Brown,  in dessen Vortrag als eine überragende Kapazität in Sachen Bodengesundheit gelobt und empfohlen. Gabe Brown selbst dürfte einer der besten Farmer sein, wenn es um moderne, zukunftsorientierte und wirtschaftlich erfolgreiche Landwirtschaft in größerem Stil geht. Auf ihn und seine Farm hatte ich u.a. in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung und in Bodenerosion durch Starkregen in Weinbergen hingewiesen.

Ich denke, Gabe Browns Einschätzung und Empfehlung des Vortrages von Dr. Christine Jones kann man uneingeschränkt zustimmen. Ihre Webseite ist: www.amazingcarbon.com

Der Link auf das Original des Vortrages bei Vimeo:

Dr. Christine JonesPart 1_ “Soil Carbon_ the Mycorrhizal Connection.” 2015 Fuller Field School.

Ab hier zu dem Vortrag, wobei ich bei Minute 20 beginne. Was nicht eingerahmt oder kursiv ist, ist eine Zusammenfassung oder ein Kommentar von mir.

[20:07]

Bei der Landwirtschaft geht es hauptsächlich um

Lebensmittel.

Aber da läuft etwas fundamental falsch.

 

[20:10]

Der Nährwert der heutigen Lebensmittel ist niedriger als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte.

 

[20:16,5]

Man müsste zweimal so viel Fleisch, 3 mal soviel Obst und 4 bis 5 mal soviel Gemüse essen, um dieselbe Menge Mineralien zu sich zu nehmen, wie in denselben Lebensmitteln im Jahre 1940 enthalten war.

Es gibt dazu eine ganze Menge Daten. Im Folgenden werden Daten aus dem Vereinigten Königreich gezeigt. Der Artikel, aus dem die Daten entnommen wurden, zeigt auch was diese Nährstoffe für die menschliche Gesundheit bedeuten.

[20:39]

Sinken der Mineralgehalte in Gemüsen von 1940 – 1991

Durchschnittswerte von 27 Gemüsesorten …

  • Kupfer (Cu)  minus 76 %
  • Kalzium (Ca)  minus  46 %
  • Eisen (Fe) minus 27 %
  • Magnesium (Mg) minus 24 %
  • Kalium (K) minus 16 %

Quelle: David Thomas ‘A study on the mineral depletion of the foods available to us as a nation over the period 1940 – 1991’. Nutrition and Health 2003; 17: 85 – 115

Der Artikel von David Thomas ist kostenlos als pdf-Datei verfügbar:

www.mineralresourcesint.co.uk/pdf/mineral_deplet.pdf

[23:13,9]

Sinken des Mineralgehaltes in Fleisch von 1940 – 1991

Mittelwert von 10 Sorten Fleisch

  • Kupfer (Cu) minus 24 %
  • Kalzium (Ca) minus 41 %
  • Eisen (Fe) minus 54 %
  • Magnesium (Mg) minus 10 %
  • Kalium (K) minus 16 %

Quelle: David Thomas ‘A study on the mineral depletion of the foods available to us as a nation over the period 1940 – 1991’. Nutrition and Health 2003; 17: 85 – 115

Suchen mit “Spurenelemente Mangel” und “Mineralstoffmangel” listen verschiedene Seiten mit Informationen zu Krankheiten und Beschwerden. Dabei ist zu bedenken, dass das Wissen in der Medizin auch heute zwar groß, aber dennoch unvollständig und hier und da sicher auch falsch ist. Als sicher ist aber davon auszugehen, dass die verschiedenen Spurenelemente und Mineralien für die Gesundheit  eine große Rolle spielen. Als sicher kann auch gelten, dass verschiedene Personen unterschiedlich empfindlich auf Mangelerscheinungen reagieren und dass Krankheiten und Beschwerden zugrunde liegende Mangelerscheinungen nicht immer (oder oft nicht?) als solche erkannt werden. Jedenfalls kann man als sicher ansehen, dass eine allgemeine Verschlechterung der der Nährstoffgehalte der Nahrung sich negativ auf die Gesundheit vieler Menschen auswirkt. Viele “unerklärliche” oder “zufällig” auftretende Krankheiten, Beschwerden und Mangelerscheinungen dürften vor diesem Hintergrund auf die Verschlechterung der Qualität der Lebensmittel zurückzuführen sein.

[23:52]

Doppelschlag

Rückgang des Nährstoffgehaltes ist mit einer Zunahme chemischer Rückstände verbunden ……

Sie berichtet dann von einer amerikanischen Studie mit Schulkindern, bei der man die Kinder eine Woche lang genau hat aufschreiben lassen, was sie gegessen haben. Am Ende der Woche hat man eine Blutprobe bei den Kindern entnommen. Die Kinder, die in dieser Woche das meiste Obst und das meiste Gemüse gegessen hatten, hatten die meisten chemischen Rückstände im Blut.

Der Apfel anstelle von Zuckerzeug in der Schulverpflegung ist damit für die allgemeine Gesundheit durchaus nicht so gut wie die meisten denken. An dieser Stelle muss ich allerdings an den Vortrag des damals führenden belgischen Toxikologen  denken, den dieser während meiner Studienzeit in Belgien über Lebensmittel gehalten hat. Aus diesem Vortrag habe ich hauptsächlich fogende Information mitgenommen:

  1. Äpfel, von denen man nicht ganz sicher weiß, ob sie mit irgendwelchen Chemikalien gespritzt wurden, sollte man unbedingt vor dem Verzehr schälen.
  2. Apfelsinen, die in Belgien auf den Markt kommen sind immer chemisch behandelt und sollten daher immer  geschält werden.
  3. Obst und Gemüse von “Biobauern” hatte  damals (ca 1981), warum auch immer, bei toxikologischen Untersuchungen in Belgien, oft keinesfalls besser abgeschnitten als solches aus dem Supermarkt.

[25:21]

Wie ist es möglich, dass wir in der “konventionellen Landwirtschaft” mehr und mehr chemische Dünger einsetzen und immer weniger Nährstoffe in unseren Lebensmitteln haben?

(Im Orginal heißt es “anlaysis fertilizer”. Das bezieht sich offenbar auf sogenannten NPK-Dünger. Wobei N für Stickstoff, P für Phosphat und K für Kalium steht.)

[25:39,5]

Die offizielle Erklärung ist der “Verdünnungseffekt”.

Das heißt, wenn der Ertrag (oder die Fruchtgröße) steigt, dann sinkt theoretisch der Mineralstoffanteil.

[26:15,8]

Aber wir sehen bei hoch ertragreichen Ernten in biologisch aktivem Boden  NICHT dieselben Rückgänge der Nährstoffgehalte.

Stattdessen sehen wir das Gegenteil.

Bei biologisch aktivem Böden findet man keinen Rückgang der Nährstoffinhalte und die Produkte schmecken phantastisch.

Damit hat John Denver mit seinem Loblied auf die im eigenen Garten selbst angebauten Tomaten,   Home Grown Tomatoes , wohl recht – sofern man die weiter unten erklärten Prinzipien beachtet.

[26:50,9]

Wissenschaftler haben ein Problem zu erklären, warum die Eiweißgehalte in Getreide fallen,  während sich die Menge des pro Flächeneinheit verbrauchten Stickstoffdüngers in den letzten Jahrzehnten vervielfacht hat ….

Es gibt Gebiete wo man, wenn man Weideland umpflügt und dort erst mal Getreide anbaut, Proteingehalte von 18 bis 19 % erzielt und dann, obwohl man sehr viel Stickstoffdünger einsetzt, große Schwierigkeit hat, einen Eiweißgehalt von mehr als 10 % zu erzielen.

Der Stickstoff kommt einfach nicht in die Pflanzen.

85 bis 90 % der Nährstoffe gelangen über Mikroorganismen, wie über eine Brücke, in die Wurzeln der Pflanzen.  Wenn diese Mikrobenbrücke nicht oder nicht in ausreichendem Maße gegeben ist,  dann können die im Boden vorhandenen Nährstoffe nicht in die Pflanzen gelangen.

[27:48,9]

…. und warum die Gehalte an Kalzium und Eisen in den Lebensmitteln deutlich gefallen sind – während diese Mineralien in den meisten Böden im Überfluss vorhanden sind, ( obwohl sie in der Abwesenheit mikrobieller Vermittler nicht zwingend verfügbar sind).

Bei dieser Gelegenheit erklärt sie, dass die Leute fast überall auf der Welt, wo sie hinkomme sagen würden, dass sie Kalk ausbringen müssten, weil das einen wichtigen Effekt auf das Wachstum der Pflanzen und die Bodengesundheit habe. In Wahrheit seien Kalzium und Eisen aber weltweit in fast allen Böden im Überfluss vorhanden.

Man könne sogar Kalzium-Mangel auf Böden feststellen, die sich aus Kalkstein gebildet haben, wenn der Boden nicht biologisch aktiv ist.

Kalkmangel sei also keine Frage des Vorhandenseins von Kalzium sondern eine Frage der biologischen Aktivtät.

[29:00,7]

Verdünnung und Erschöpfung sind NICHT der Grund.

Das Problem ist, dass die Pflanzen nicht länger in der Lage sind, die Mineralien und Spurenelemente, die sie benötigen aufzunehmen.

Warum ist das so??

Also Verdünnung ist nicht der Grund, Erschöpfung ist nicht der Grund. Es gibt reichlich Mineralien in ihrem Boden. Die Pflanzen sind nur nicht mehr in der Lage, diese aufzunehmen. Warum ist das so?

[29:20,7]

Um diese Frage zu beantworten müssen wir erst fragen …..

“was ist Mutterboden?”

Die offizielle Definition von Mutterboden lautet:

[29:31]

Was ist Mutterboden?

Mutterboden ist verwittertes Gestein (Sand, Lehm, Ton) das mit Pflanzenwurzeln in Kontakt war oder ist.

Also warum sind Pflanzenwurzeln wichtig?

[29:37,6]

Warum Pflanzenwurzeln?

[29:40]

Grüne Pflanzen nehmen Sonnenlicht und Kohlendioxid (CO2)  auf …

….. und verwandeln verwitterte Gesteinsmineralien in Mutterboden.

Wenn wir irgendwo auf der Welt sehen, dass es keine grünen Pflanzen gibt, dann ist es dort zu heiß, zu trocken, zu kalt oder zu was immer.

Es wird dann dort kein Mutterboden sein. Es wird irgend eine Art verwittertes Gesteinsmaterial dort sein.

Beispiele Sahara oder Gebirge oberhalb der Vegetationsgrenze.

Und man sieht diese ebenfalls in Landwirtschaftlichen Betrieben.

Wie viele Systeme auf der ganzen Welt haben Sommerbrache? Ich sehe immer noch Sommerbrache in einigen Teilen der USA und Kanadas. Noch immer ist der Boden den ganzen Sommer blank.

Denn wo es keine Pflanzen gibt, verschlechtert sich der Boden.

Auf der anderen Seite ist es so, dass je mehr Pflanzen wir haben und je länger wir Pflanzen haben, je mehr gesunden Boden können wir aufbauen. Es funktioniert in beide Richtungen. Sie nehmen die Pflanze heraus und verlieren Mutterboden. Sie nehmen Pflanzenvielfalt weg, der Boden verschlechtert sich. Sie tun mehr Pflanzen hinein, der Boden verbessert sich. Mehr Pflanzenvielfalt und längere Perioden mit Pflanzenbedeckung. Also das ist es, was grüne Pflanzen tun.

[31:01,8]

Fruchtbarer Boden ist ein Produkt aus Photosynthese und mikrobieller Aktivität (Resynthese)

Photosynthese alleine ist nicht genug.

[31:10,4]

Es ist die Photosynthese und nicht der Mutterboden, die die  Basis für die Pyramide des Lebens bildet

Die Photosynthese grüner Pflanzen, mit dem für deren Funktion benötigen Licht, Wasser und CO2 produziert die energiereichen Verbindungen, die an den Wurzeln an Mikroben abgeben werden, die Nährstoffe lösen und in eine zur Aufnahmen durch die Wurzeln der Pflanzen geeignete Form bringen. Wurzeln und Mikroorganismen bilden den Mutterboden.

Wenn man die Photosynthese halbiert, etwa in dem man den Boden während der Hälfte der Vegetationsperiode blank liegen lässt, dann halbiert sich auch die zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit verfügbare Leistung.

Das Wort Photosnysthese hat zwei Teile. Photo = Licht, und Synthese = Zusammensetzen. Grundsätzlich bedeutet das ‘Leben aus Licht machen’.

[32:08]

Photo: Licht

Synthese: zusammensetzen

Photosynsthese:

‘Leben aus Licht machen’

Ohne Leben kann man keinen guten aggregierten Boden haben.

Unglücherweise übersieht man das heutzutage. Vor 1940, als man mit den Aufzeichungen für diese Tabellen der Nährstoffgehalte der Lebenmittel begann, wurde die  Wichtigkeit des Bodenlebens klar erkannt.

Vor 1940, wurde die Wichtigkeit des Bodenlebens klar erkannt.

 

[32:28.9]

In den 1890er Jahren beschäftigten sich Wissenschaftler mit der Erforschung der Mycorrhiza (Pilzwurzeln) und frei lebender, Stickstoff fixierender Bakterien.

Weil das so lange her ist, fehlt es der [modernen] Literatur.

[32:48,3]

Diese Mikroorganismen sind beide pflanzenabhängig. In der Tat sind die meisten Mikroben im Mutterboden pflanzenabhängig. Sie bekommen ihre Nahrungsmittel von den Pflanzen.

 

[32:54,6]

“Es kann ohne Mutterboden kein Leben geben und keinen Mutterboden ohne Leben; sie haben sich zusammen entwickelt.” (Charles E. Kellogg, USDA Yearbook of Agriculture, 1938)

Kein Mutterboden ohne Leben. Ich denke das ist der wichtige Punkt.

Also, wir müssen soviel Leben wie möglich in den den Mutterboden bekommen. Und das schließt auch ein, dass wir unsere Grass fressenden Tiere dazu einsetzen. – worauf wir in den nächsten beiden Tagen näher eingehen.

[22:15,2]

Nach dem 2. Weltkrieg verließen wir uns auf Chemikalien und vergaßen, dass Mutterböden leben müssen, damit sie effektiv funktionieren können.

Nach dem 2. Weltkrieg verließen wir und auf Chemikalien und vergaßen, dass Mutterböden leben müssen, damit sie effektiv funktionieren können.

Daraus resultierte sehr vereinfacht das Schema, das man in vielen Lehrbüchern über Mütterböden sieht: Die Basis ist der Mutterboden, in dem Pflanzen wachsen von denen sich Tiere ernähren. (Folie der vereinfachten Pyramide an [33:35.4]

Das ist es, was man den Studenten an den Universitäten erzählt: ‘Man hat einen Boden und was immer das für eine Sorte ist, man hat ihn für immer, weil man Böden nicht verändern kann’.

Wie oft habe ich insbesondere von Boden-Physiologen gehört:  Dass der Boden durch den Typ bestimmt und dass man den nicht ändern kann, dass man die Bodenstruktur (Texture) nicht ändern kann – sagen sie, man kann den Bodenhorizont nicht ändern – sagen sie. Wir haben sehr, sehr schnelle Veränderungen in all diesen Punkten gesehen.

Weil wir dieses Konstrukt haben, gehen wir dann, wenn etwas nicht so funktioniert wie wir es gerne hätten, hin und fügen etwas [Dünger, Kalk, Herbizide, Pestizide] hinzu, um es zu reparieren.

[34:22,8]

Wenn Feldfrüchte und Weiden nicht die Leistung erbringen, die wir gerne hätten,

….. dann wünschen wir etwas hinzuzugeben, um den Mutterboden zu reparieren.

Also was tun wir?  Wir nehmen eine Bodenprobe und schicken sie in ein Labor. Da wird der Boden Chemikalien ausgesetzt, die er nie zuvor in seinem Leben gesehen hat. Und der ganze Bodentest hat nichts damit zu tun, wie der Mutterboden funktioniert. Und dann kommt dabei eine Zahl heraus, die sagt ‘Sie müssen soundsoviel Stickstoff oder soundsoviel Phosphor, oder Kalzium oder was auch immer ausbringen, damit Ihr Boden funktioniert.’ Aber die Chemikalien, die man für solche Tests benutzt, sind nicht die Chemikalien, die Pflanzen nutzen. Die Chemikalien, die wir benutzen, um aus dem Boden Mineralien zu extrahieren sind nicht die, die die Mikroben benutzen. Also welche Relevanz hat ein Bodentest zu irgend etwas, was biologisch in ihrem Mutterboden vor sich geht? Das kann nicht sehr viel sein. Der Bodentest wurde im Wesentlichen dazu entworfen, Ihnen etwas zu verkaufen. Und wenn sie das auf ihren Boden aufbringen, machen sie alles nur schlimmer.

[35:14.2]

Aber …..

85 – 90 %  der Nährstoffaufnahme der Pflanzen ist mikrobiell vermittelt.

Aber, was das Labor Ihnen nicht gesagt hat, ist dass 85 – 90 % der Nährstoffaufnahme des Bodens von Mikroben vermittelt wird. Mit anderen Worten, selbst wenn sie Sachen auf den Boden aufbringen, müssen die immer noch durch Mikroben gehen, damit die Pflanzen die aufnehmen können.

Wenn wir uns die zwei am häufigsten aufgebrachen Nährstoffe ansehen, über die wir morgen mehr sprechen können, …. das sind Stickstoff, von dem maximal 10 bis 40 % von dem, was Sie aufbringen von den Pflanzen aufgenommen wird. Mit anderen Worten, 60 bis 90 % werden nicht aufgenommen. 60 bis 90% des Stickstoffs, den Sie ausbringen wird nie von Pflanzen aufgenommen. Wo geht er hin? Er verflüchtigt sich oder er leckt durch ins Grundwasser oder fließt in ein Gewässer. Endet in einem Grundwasserleiter. An wie vielen Orten in den USA kann man heute das Wasser nicht mehr trinken? An einer wachsenden Anzahl Orten kann man das Wasser nicht mehr trinken, weil es wegen der Nitrate giftig ist, die durchgesickert sind.

Und wenn wir uns Phosphor ansehen, ist die Situation wahrscheinlich sogar noch schlimmer, was die von den Pflanzen aufgenommene Menge angeht. Maximal 10 bis 15 % des Phosphors, den man ausbringt wird im Jahr der Ausbringung aufgenommen.  Das bedeutet, dass zwischen 85 und 90 % nicht aufgenommen werden. Wo geht das hin? Wenn man Mutterboden durch Erosion verliert, landet das in den Flüssen und verursacht Algenblühen usw.. Aber selbst, wenn man keinen Boden durch Erosion verliert, wird er an die anderen Mineralien im Boden gebunden, weil Phosphor ein sehr reaktives Element ist. Er bleibt nicht einfach als Phosphor  im Boden. Manchmal ist er innerhalb von Stunden entweder als Kalziumphosphat, oder Aluminiumphosphat oder Eisenphosphat gebunden. Wenn er erst einmal in dieser Form gebunden ist, ist er für Pflanzen vollständig unverfügbar. Sie können ihn nicht zurück bekommen. Aber ist  etwas in dem Boden was diesen so gebundenen Phosphor zurückgewinnen kann? …. Phosphatase. Also Bakterien können Phosphor aus Kalziumposphat oder Eisenphosphat oder Aluminiumphosphat leicht gewinnen. Und raten Sie, was Bakterien ebenfalls tun können. Sie können Stickstoff binden. Es gibt tausende von Bakterien, die Stickstoff fixieren können.  ….

Nicht nur die mit Leguminosen verbundenen Bakterien können Stickstoff fixieren.  Diese kann man leicht im Labor züchten. Mit den heute verfügbaren, hochentwickelten biochemischen Techniken, mit denen man sehen kann, was im Boden ist, hat man herausgefunden, dass es tausende Bakterien gibt die Stickstoff fixieren können. Die meisten davon kann man nicht im Labor züchten und studieren, aber man kann sehen, dass sie die  DNA haben um Stickstoff zu fixieren.

Vorausgesetzt wir unterstützen die Photosynthese genug und sorgen für genug Pflanzenvielfalt, dann können die Pflanzen alles an Stickstoff und Phosphat aus dem Boden bekommen.

Die produktivsten Ökosysteme der Welt hatten niemanden, der dort Stickstoffdünger ausgebracht hat.

Zusammenfassung

Die Entwicklung der Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg ist ein ökologisches und gesundheitspolitisches Desaster. Die Vorstellung vom immer währenden Fortschritt und insbesondere auch vom angeblichen Fortschritt unsere Zivilisation seit 1940 ist damit im wichtigsten Bereich, nämlich der Nahrungsmittelversorgung, sehr grundlegend falsch.

Der Rückgang der Nährstoffgehalte der Lebensmittel und auch die Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Düngemittel (insbesondere Nitrate und Phosphate), Pestizide und Pflanzenschutzmittel seit 1945 waren und sind weitgehend vermeidbar.

Es ist grundsätzlich möglich, die Qualität und die Nährstoffgehalte der Lebensmittel binnen weniger Jahre wieder auf das Niveau von vor 1945 zu verbessern. Dabei können die Umweltbelastung durch Düngemittel, insbesondere auch die Entstehung klimaschädlicher Gase durch die Stickstoffdüngung weitgehend beseitigt werden.

Übersetzung/Zusammenfassung/Kommentar

P.S.: Man beachte auch den kurz vor diesem Artikel frei geschalteten Blogbeitrag Gleicher Boden, verschiedenes Management über ein praktische Beispiel aus dem 2. Teil der Präsentation von Frau Dr. Christine Jones.

Kelberg, den 6. Juni 2017

Christoph Becker

 




Gedanken zum Film Bauer Unser

Am 11. Mai 2017 habe ich mir den Film Bauer Unser (Link auf Trailer) angesehen. Für eine Diskussion nach dem Film war der auch im Film vorkommende, derzeitige agrarpolitische Sprecher der Grünen/EFA im EU-Parlament eingeladen.

Der Film zeigt verschiedene Formen der Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Vermarktung in Österreich. Dazu kommen Interviews, insbesondere mit Landwirten und Agrarpolitikern in Österreich aber auch auch EU-Ebene. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie die Mechanisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat und wie sie sich weiter entwickeln würde, wenn die in dem Film offenbar von allen völlig ignorierten Trends am Energiemarkt und in Bereich der Sicherheitspolitik nicht existent wären. Der Film – und auch die Diskussion, die ich nach dem Film erlebt habe – waren ein schönes Beispiel für den fanatisch-naiven Fortschrittsglauben der Bauern, der Agrarpolitiker und auch der Bevölkerung. (Zum Thema Fortschrittsglauben siehe Nach dem Fortschritt.)

Erstaunlich für mich war die Information, dass alleine in Frankreich jedes Jahr ca. 600 Bauern Selbstmord begehen. Die wirtschaftliche Lage, insbesondere auch der landwirtschaftlichen Großbetriebe scheint bedrückend zu sein. Gründe sind hohe Schulden und die Offenheit der Grenzen. Der wichtigste Hintergrund ist aber, dass die Bevölkerung und die Industrie die Kosten für Lebensmittel gering halten wollen, damit mehr Geld für Konsumgüter übrig ist. Der Inhaber eines hochmodernen Betriebes, der für 1300 Mastschweine ausgelegt ist,  sagte z.B., dass er pro Schwein einige Euro Verlust mache.

In dem Film werden auch Biobauern gezeigt. Auch hier ist die wirtschaftliche Lage teilweise so, dass ein Überleben nur mit staatlichen Subventionen möglich ist. Am Besten steht sich in dem Film noch ein kleiner Biobauer mit einem sehr vielseitigen Angebot, der offenbar keine Schulden hat. Hier hätte dem Film vielleicht der Hinweis darauf gut getan, dass die “früher” sehr vielseitigen landwirtschaftlichen Betriebe in Europa, in Flandern beginnend, sich als Folge eines Klimawandels  im frühen Mittelalter entwickelt haben, der damals in Form der kleinen Eiszeit für Missernten gesorgt hatte (Carol Deppe: The Resilient Gardener: Food Production and Self-reliance in Uncertain Times). Vorher war die Landwirtschaft in Europa offenbar sehr einseitig auf den Anbau von Getreide spezialisiert.) Jetzt stehen wir wieder am Anfang eines Klimawandels wie z.B. die Temperaturentwicklungen in Wie Unwahrscheinliches wahrscheinlich werden kann zeigen.

Aus dem Publikum, in dem relativ viele Landwirte aus der Eifel, also aus Deutschland, anwesend waren, kam kein Protest gegen diese Darstellung der Landwirtschaft und der wirtschaftlichen Lage.

Meine Hauptgedanken beim Ansehen von “Bauer Unser”

Der Film zeigt sehr gut die totale Abhängigkeit der Landwirtschaft in Österreich und wohl auch im Rest Europas von

  • der Verfügbarkeit von bezahlbarem Diesel und anderen aus Mineralöl und anderen fossilen Energieträgern hergestellten Produkten. Damit ist die Nahrungsmittelversorung indirekt vollständig von Importen aus zu großen Teilen politisch unzuverlässigen Gebieten abhängig. Außerdem hat die Abhängigkeit der Nahrungsmittelversorgung von nur endlich vorhandenen, immer schwieriger zu fördernden Rohstoffen extrem zu und nicht abgenommen.
  • einer funktionierenden technischen Infrastruktur.
  • von einem funktionierenden Welthandel.

Während ich den Film gesehen habe, drängte sich mir daher immer wieder der folgende Gedanke auf: “Die Menschen in Europa bauen sich ihr eigenes Vernichtungslager.”  Die bereiten eine Massenvernichtung der Mitglieder ihrer eigenen Zivilisation vor, verglichen mit der die Verbrechen der Nazis sich wie ein zwar extrem schreckliches, aber mit Blick auf die Zahl der Toten am Ende wohl ziemlich harmloses Vorspiel ausnehmen werden (( Der Soziologe und Ökologe William Catton hatte auf diesen Aspekt allerdings schon 1982 in seinem nach wie vor wichtigen Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change hingewiesen. Die deutsche Übersetzung eines Interviews mit Catton findet sich auf meiner Webseite: Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton. )).

Am nächsten Tag habe ich mir dann auch noch den Prospekt des betreffenden Kinos für den Monat Mai angesehen und dabei erstaunt registriert, dass die Betreiberin sogar dem links-alternativen Spektrum zuzuordnen ist, so ganz im Sinne von “nie wieder”, “Gegen das Vergessen” (des Holocausts) usw..

Wenn es mein Kino wäre, hätte ich auf die Diskussion nach “Bauer Unser” verzichtet und stattdessen direkt anschließend die Doku Der Impuls zum Blackout – Die EMP-Bombe gezeigt, die hin und wieder auch auf N24 gezeigt wird und auf die ich schon vor über zwei Jahren in Weitere Literatur zum Thema EMP verlinkt und eingebunden habe. Dazu hätte ich vielleicht einen Handzettel mit Links über Landwirtschaft, Gartenbau, Umwelt, EMP und Sicherheit von meiner Webseite www.freizahn.de verteilt, von denen ich hier eine Auswahl liste und verlinke:

Schließlich hätte ich darauf hingewiesen, dass ich den österreichischen Bergbauern Sepp Holzer bei einer Fortbildung 2015 im Burgenland habe sagen hören:

Es geht mir sehr gut. Für mich ist jeden Tag Sonntag, weil ich tue was mir Freude macht. Das einzige was mich ärgert ist, dass ich, wie ich ausgerechnet habe, rund 80 % Steuern bezahle.

Mit anderen Worten Holzer zahlt neben Mehrwertsteuer und anderen Steuern im Bereich Einkommensteuer den Spitzensatz und macht sich dabei über die Bauern lustig, die “kaum genug verdienen, um ihren Diesel zu bezahlen”. Sepp Holzer ist für gewöhnliche Bauern sicher kein gutes Beispiel, weil er sein Geld heute wohl hauptsächlich als Berater verdient. Anderseits war er immer ein sehr einfallsreicher und geniale Kopf, der mit seinem Krameterhof trotz dessen ungünstiger Lage ein ganzes Berufsleben als Bauer überlebt hat.

Als Ergänzung hätte ich dann auch auf Landwirte wie Gabe Brown (Browns Ranch), Greg Judy (Green Pastures Farm), Jim Gerrish (American Grazinglands ), Joe Salatin (Polyface Farms ), die Paul und Elizabeth Kaiser (Singing Frogs Farm),  Eliot Coleman und Barbara Damrosch (Four Season Farm) und Mark Shepard (derzeit Forest Agriculture Enterprises)  und deren Bücher und Vorträge hingewiesen. Alle diese gerade aufgeführten Bauern oder Gärtner kommen ganz oder fast ohne Subventionen aus, und sie können alle Beispiele dafür bieten, wie wirklich professionelle, nachhaltige, zukunftsorientierte und die Ernährungssicherheit der Bevölkerung gewährleistende Landwirtschaft funktionieren und auch wirtschaftlich rentabel sein kann.

Für die Kleingärtner, Kleinbauern und ganz besonders auch an Möglichkeiten der Verbesserung der Lage im Orient und in Afrika Interessierte, wäre dann hier auch noch auf John Jeavons und seinen Biointensiven Gartenbau hinzuweisen, zu dem neben den Büchern (vor allem sein Klassiker How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You imagine.), Vorträgen und Einführungsvideos insbesondere auch die Filme des Farmer-Seminars sehr wertvoll sind.

Vor dem Hintergrund von “Bauer  Unser”, in Kombination mit dem Thema Afrika, sind von diesen Filmen sind ganz besonders diejenigen über das G-BIAK-Projekt in Kenia von Interesse:

Bemerkenswert in dem Film und ganz besonders auch in der Diskussion nach dem Film fand ich die Naivität und teilweise auch Ratlosigkeit zur Frage “wie geht das mit der Landwirtschaft weiter”?  Nicht nur die großen und kleinen Bauern, sondern auch die Agrarpoltiker sehen die Welt offensichtlich als einfache und berechenbare Maschine im Sinne von Eigenschaften einfacher Maschinen und komplexer Systeme UND sie glauben alle im Grunde ganz fest an den technischen Fortschritt im Sinne von John M. Greers Nach dem Fortschritt. Dass Diesel und andere Mineralölprodukte vielleicht schon in wenigen Jahren nicht mehr bezahlbar oder sehr knapp werden könnten, scheint nicht vorstellbar zu sein.

Die extreme Verwundbarkeit der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelproduktion durch Kriege und  Naturkatastrophen  wird ebenfalls nicht wahrgenommen.

Die Notwendigkeit der Symbiose von Bauern und Kriegern ignoriert man und damit selbstverständlich auch die Gefahren, die von dem völligen Versagen bzw. der extremen Schwäche der europäischen Streitkräfte ausgehen. Siehe dazu Nur noch Schmusekatzen und die folgenden beiden, sehr lesenswerten Bücher des israelischen Militärhistorikers Martin van Creveld:  Kriegs-Kultur  – Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte  und Wir Weicheier – Warum wir uns nicht mehr wehren können und was dagegen zu tun ist  (Es handelt sich um eine Übersetzung des 2016 im Sommer auf Englisch erschienen Buches Pussycats – Why the Rest keeps beating the West and what can be done about it ).

Vor diesem Hintergrund hat die Landwirtschaft in Europa vorerst keine Zukunft mehr.

Unter der Voraussetzung, dass die Europäer und da insbesondere auch die Deutschen doch noch im Sinne von Martin van Creveld vernünftig werden und die sicherheitspolitischen Probleme meistern, könnten Landwirtschaft und Gartenbau in Deutschland und Europa vielleicht doch noch eine Zukunft haben. Die wäre dann aber wegen der Erschöpfung der Ölquellen (siehe u.a. Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters) im besten Fall eine kontrollierte, intelligente Rückkehr in eine Art modernisiertes Mittelalter. Das heißt,  wir könnten mit dem Wissen von Leuten wie John Jeavons, Gabe Brown, Greg Judy, Jim Gerrish, Eliot Coleman, Paul Kaiser und vielen, vielen anderen sehr viel effizienter, sehr viel mehr und sehr viel nachhaltiger Landwirtschaft und Gartenbau betreiben, als das früher im Mittelalter und auch in der Römerzeit möglich war.  Wir könnten damit vielleicht sogar einen relativ hohen Zivilisationsgrad und eine relativ große Bevölkerungsdichte erhalten oder nach einem Zusammenbruch unserer heutigen Zivilisation relativ zügig wieder erlangen.

Ich habe aber weder den Eindruck noch die Hoffnung, dass man dazu in Deutschland und Europa vernünftig genug sein wird. Der Film “Bauer Unser” und die nachfolgende Diskussion haben mich in dieser pessimistischen Einschätzung bestärkt.

Was kann man tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  1. Nichts tun, ignorieren und das Leben aus vollen Zügen genießen so lange es noch geht und dabei vielleicht auf “die da oben” schimpfen und als braver Gläubiger der allgegenwärtigen Religion des Fortschritts glauben, dass “die” (Wissenschaftler, Ingenieure usw. schon immer rechtzeitig eine Lösung finden). Der Glaube wird garantiert bitter enttäuscht, aber für ein paar fröhliche Henkersmahlzeiten reichen der Sozialstaat und die Ölvorräte noch. Der Kollaps kann durchaus noch ein, zwei oder auch 5 und vielleicht sogar noch 10 Jahre auf sich warten lassen.
  2. Auswandern, bzw. sich ein sicheres Plätzchen suchen, von dem aus man den Kollaps und Untergang Deutschlands und Europas einigermaßen ungestört aus der Ferne beobachten und das Leben weiter genießen kann. Das ist nicht jedermanns Sache und wenn mein kein “armer Syrer”, Afghane oder Afrikaner sondern ein weißer Mann ist, muss man schon einiges in die neue Heimat mitbringen, dass einen für die Menschen dort zu einer wirklichen Bereicherung macht.  Dazu ist längst nicht jeder in der Lage.
  3. Man kann hoffen, dass der Prozentsatz vernünftiger Mitmenschen lokal für lokale “Rettungsboots-Initiativen” ausreicht. Man kann z.B. lokal, auf Verbandsgemeinde oder Landkreisebene, z.B. mit Hinweis auf diesen Blogbeitrag hier schalten und eine lokale Initiative vorschlagen. Auch die Großbauern brauchen Ideen und sie brauchen im Ernstfall vor allem auch Krieger und wenn der Diesel knapp wird auch viele Hände. Insbesondere dann, wenn ich ein Großbauer wäre, würde ich z.B. nicht nur auf die Methoden von Gabe Brown, Greg Judy und Joel Salatin umstellen, vielleicht das Hauptliniensystem umsetzen und zudem viele Haselnusssträucher, Nussbäume und Obstbäume pflanzen . Ich würde vielmehr auch einen Teil meines Landes Familien aus meiner Gegend zur Verfügung stellen, damit diese dort krisensichere Gärten nach John Jeavons, Eliot Coleman, Paul Kaiser usw. anlegen. Als Pacht und Bedingung würde ich verlangen, dass zumindest die Männer Mitglieder in einem Schützenverein und im Reservistenverband werden und regelmäßig an Schießübungen und  Wehrübungen teilnehmen. Insbesondere denen, die das nicht können oder wollen und die aber trotzdem gerne mitmachen wollten, würde ich anbieten, dass sie alternativ alte Handwerke lernen und verbessern. Schließlich möchte man ja auch gerne Schuhe und etwas zum anziehen haben, wenn der Welthandel kollabiert.  Die Bevölkerung ist aber nicht von der Vernunft und Voraussicht der Bauern abhängig. Auch die Gemeinden haben zum Teil erhebliche Landflächen, die sie entsprechend nutzen und ihren Bürgern anbieten können, um die Sicherheit der lokalen Lebensmittelversorgung zu verbessern. Hier ist zu bedenken, dass man mindestens 5 bis 10 Jahre benötigt, um die Bodenqualität gründlich zu verbessern und eine lokale, resiliente Lebensmittelversorgung auf zu bauen. Mit viel Glück könnte die Zeit in Deutschland, Österreich usw. gerade noch ausreichen.

Kelberg, den 12. Mai 2017

Nachtrag am 17. Mai 2017: Meine inzwischen erstellten Artikel Elektroautos und fröhliches Autofahren und vor allem auch Lage und Perspektive am Ölmarkt im Frühjahr 2017 und die darin enthaltenen Links ergänzen das Lagebild zum Film “Bauer Unser”.

Christoph Becker




Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte

1943, als die Mordmaschinerie der Nazis insbesondere auch aus Furcht vor Engpässen in der Lebensmittelversorgung so richtig in Fahrt kam, erschien in den USA ein kleines Buch mit dem  Titel “Plowman’s Folly” (dt: Die Torheit des Plügenden) von Edward H. Faulkner, das bis heute oft nicht beachtete Einsichten vermittelte, die  den wichtigsten Antrieb für die Massenmorde der Nazis hätte verhindern können. Plowman’s Folly als eines der revolutionärsten Landwirtschaftsbücher gilt. Wenn man dieses kleine Buch, so wie ich es kürzlich getan habe, fast 74 Jahre nach der Veröffentlichung, im Frühjahr 2017,  vor dem Hintergrund der  gepflügten Felder in Deutschland liet und dabei auch an Christian Gerlachs  Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg aus dem Jahre 1998, oder Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg  aus dem Jahr 2001 denkt,  dann bleibt kaum noch Grund zur Hoffunng auf die Lernfähigkeit der Menschen in Deutschland und Europa.

Jedenfalls ist es wohl so, dass die Nazis, wie Christian Gerlach zeigt, die Massenmorde nach 1940 in erster Linie als eine Art Raubmord betrieben haben, bei dem es unter anderem darum ging, unnötige Esser zu  vernichten, um die Ernährungslage im Deutschen Reich zu verbessern, bzw. um eine Hungersnot und eine daraus resultierende Revolution, wie im ersten Weltkrieg, zu verhindern. Siehe auch meinen Blogbeitrag Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg. Gerlach verweist hier insbesondere auch auf den Staatssekretär Herbert Backe im Landwirtschaftsministerium und den Hungerplan der damaligen deutschen Regierung. Ich zitiere hier aus dem deutschen Wikipedia-Artikel  zum Hungerplan:

Am 14. Februar 1940 erklärte Herbert Backe, Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, es drohe der „Zusammenbruch der Ernährungswirtschaft im Laufe des zweiten Kriegsjahres, wie im Jahre 1918“.

Backe, der die Geschäftsgruppe Ernährung im Vierjahresplan leitete, war der Meinung, dass das deutsche Ernährungsproblem mit dem bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion gelöst werden könne. Da aber Berechnungen der Landwirtschaftsführung zeigten, dass größere Überschüsse in der Sowjetunion nicht vorhanden waren, wurde eine Strategie für die Behandlung der sowjetischen Bevölkerung entworfen, um ein Höchstmaß an Nahrungsmitteln aus dem Land zu pressen und gleichzeitig den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg im Osten voranzutreiben. Durch Abtrennen der Zuschussgebiete, insbesondere der großen Industriegebiete, von ihrer Ernährungsbasis sollten alleine an Getreide „Überschüsse“ in Höhe von 8,7 Millionen Tonnen für den deutschen Verbrauch erzielt werden. Nach Einschätzung des Historikers Christian Gerlach war die nationalsozialistische Wirtschaftsführung im Osten ein Instrument der Massenvernichtung.

…..

Sieben Wochen vor dem deutschen Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 hieß es in einer Aktennotiz über eine Besprechung von mehreren Staatssekretären und führenden Offizieren der Wehrmacht am 2. Mai 1941 zu den kriegswirtschaftlichen Konsequenzen des geplanten „Unternehmens Barbarossa“:

„1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wird.
2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.“

Vor diesem Hintergrund ist zu bedenken, dass Deutschland 1939 eine Bevölkerungsdichte von nur 139 Menschen pro Quadratkilometer hatte (Liste der Volkdzählungen) hatte, während es heute 230 Menschen pro Quadratkilometer sind, wobei zu bedenken ist, dass  inzwischen sehr viel Land durch Bebauung und industrielle Nutzung verbraucht wurde und für die land- und forstwirtschaftlicher Nutzung verloren ist.

1940 hatte man jedenfalls in Deutschland, vor dem historischen Hintergrund, trotz der im Vergleich zu heute geringen Bevölkerungsdichte, durchaus zu Recht die Sorge, dass Deutschland ausgehungert werden könnte, wenn nicht sehr krasse Gegenmaßnahmen ergriffen würden.

Was machen wir heute, wenn z.B. ein moderner Blitzkrieg die industrielle Landwirtschaft und die Möglichkeiten zur Einfuhr und Verteilung von Lebensmitteln zerstört, wie das z.B. Peter Pry im vor einem Untersuchungsausschuss im amerikanischen Kongress im Mai 2015 erklärt hat: EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress.

Mein Resümee aus der Lektüre von Faulkners Buch über die Torheit der Pflügenden ist, dass die von den Deutschen im Osten verübten Massenmorde weitgehend hätten vermieden werden können, wenn die deutsche Landwirtschaftspolitik und die Ausbildung der Bauern besser gewesen wäre.

Um so erschütternder finde ich, dass man heute, fast 74 Jahre später, mit drastisch höherer Bevölkerungsdichte in Deutschland noch immer ganz selbstverständlich im Frühjahr jede Menge gepflügte Felder sieht und damit zeigt, dass die Landwirtschaftspolitik in Deutschland und in der EU nach wie vor sehr zu wünschen übrig lässt.

Hier kurz etwas zu Faulkners Hintergrund und Versuchen.

Edward Faulkner (1886 – 1964) war auf einer Farm in den USA aufgewachsen. Sein Vater war ein sehr fortschrittlicher Landwirt. Faulkner hatte zunächst als staatlicher Landwirtschaftsberater gearbeitet. Später war er in der Wirtschaft tätig und hat dann um 1930 ein neues Haus mit ca. 185 qm Garten gekauft, wo er, weil er es so gewohnt war, Gemüse pflanzen wollte. Der Boden seines Gartens bestand aber, wie der zu spät bemerkt hat, aus Bauaushub in Form von Ton, und wäre, wie er schreibt, eher zur Ziegelproduktion als zum Gemüseanbau geeignet gewesen. Faulkner hat dann zunächst in seinem Garten,  auf den Erfahrungen auf der Farm seiner Eltern und seiner Tätigkeit als Landwirtschaftsberater aufbauend verschiedene Versuche zur Verbesserung der Bodenqualität unternommen. Nachdem er in seinem Garten den Boden gut verbessert und gute Ernten erzielt hat, hat er sich eine größere Fläche Land gepachtet um darauf in größerem Stil  seine im Kleinen erfolgreichen Experimente zu wiederholen und um damit die Richtigkeit seiner Thesen zu beweisen.

Das Ergebnis dieser Versuche, kombiniert mit einigem Literaturstudium, war dann das Buch Plowman’s Folly, auf Deutsch “Die Torheit des Pflügenden”. Mir waren verschiedene Hinweise auf dieses Buch und seine grundlegende Bedeutung begegnet.

Aus deutscher Sicht war die Lektüre auch deshalb interessant, weil Faulkner, als im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in den USA geborner und aufgewachsener Landwirt, die anfangs phantastische Fruchtbarkeit der neu für die Landwirtschaft erschlossenen Böden und deren dann rasante Verschlechterung teilweise selber miterlebt hat und teilweise aus den noch frischen historischen Berichten seiner Zeitgenossen kannte.  Im Gegensatz dazu kannten z.B. die Bauern in der Eifel in dieser Zeit nur seit Jahrhunderten von Menschen mit den in Europa üblichen Methoden genutzte und dabei übernutzte, oft sehr schlechte Böden.

Faulker hatte jedenfalls einen anderen Hintergrund als z.B. die Bauern in Deutschland, und er hatte mit seinem anfangs “eher für eine Ziegelfabrik” taugenden, extrem schlechten Boden seines Gartens eine Herausforderung, die krasser war als die der üblichen Böden in Deutschland.

Die Faulkners Problem lösende Einsicht, war letztlich, dass man möglichst viel organische Material in den Boden bringen muss und dass es Sinn macht einzig zu diesem Zweck Pflanzen anzubauen und diese dann in den Boden ein zu arbeiten. Dabei war es wichtig, die Pflanzen eben nicht wie beim Pflügen zu vergraben und mit Erde zu bedecken, sondern sie nieder zu drücken und z.B. mit einer Scheibenegge oder einem ähnlichem Instrument in die Bodenoberfläche zu drücken. Für seinen Garten hatte er sich dazu ein Werkzeug gebaut.  Für seine Felder hatte er eine Scheibenegge modifiziert.

Faulkner geht auf verschiedene Aspekte dieses Vorgehens ein und erklärt wie und warum durch den Verzicht auf das Umpflügen bzw. Umgraben und durch die stattdessen Erfolgende Einarbeitung organischen Materials in die Oberfläche, die Fruchtbarkeit und auch die Wasserspeicherkapazität des Boden massiv gesteigert,  Bodenerosion vermieden, und Schädlings- und Unkrautprobleme vermindert werden können.

Besonders bemerkenswert finde ich,  dass der Fortschritt im Sinne von Edward Faulkners in den letzten mehr als 70 Jahren nun gar nicht so sehr der Einsatz von Maschinen sondern die intelligente Nutzung von Rinden und anderen Wiederkäuern ist.  Siehe dazu meinen Blogbeitrag Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung.

Insbesondere Rinder machen mit ihren scharfen Klauen und ihrem hohen Bodendruck bei intelligentem Weidemanagement und hoher Dichte, im Grunde genau das, was die Scheibenegge bei Edward Faulkner macht: Bei hoher Weidedichte zertrampeln sie 50 bis 70 Prozent des Pflanzenmaterials und drücken dies in die Bodenoberfläche. Dazu düngen sie dann auch noch.

Bestimmte Prinzipien der Landbewirtschaftung wiederholen sich von Edward Faulkners Plowman’s Folly (hier auf eine kostenlose pdf-Version verlinkt), über Allan Savorys Weidewirtschaft (hier Link auf TED-Vortrag mit deutschen Untertiteln), Gabe Browns Komination aus Getreideanbau und Mutterkuhhaltung, und eben auch dem biointensiven Gartenbau nach John Jeavons den unglaublichen Ergebnissen der Singing Frogs Farm der Familie Kaiser:

  • Wurzeln als Futter für Bakterien und Kleinlebewesen im Boden verrotten lassen ist der beste Kompost.
  • Ein großer Teil des organischen Materials (Pflanzenreste!) wird NICHT abgeerntet sondern als Futter für Bakterien und Kleinlebewesen belassen.
  • Ein großer Teil des organischen Materials (Pflanzenreste!) wird bei Sonne als Schattenspender und bei Regen zum Abbremsen von Regentropfen verwendet. Damit wird der Boden vor dem Austrocknen geschützt und es wird die Verdichtung und Errosion des Bodens bei Regen vermieden.
  • Das Land wird faktisch optimal als Sonnenpaneel genutzt. D.h., Sonnenstrahlen werden möglichst optimal für die Photosynthese genutzt.

Man vergleiche das alles mit den oft wochen- und monatelang blank liegenden, umgepflügten Feldern. Dort kann der Boden austrocknen und wenn ein starker Regenschauer kommt wird der Boden weggewaschen, wie ich es in meinem Blogbeitrag Bodenerosion in Maisfeldern nach einem Unwetter im Burgenland mit Fotos dokumentiert habe. Dazu kommt, dass auf umgepflügten Feldern so gut wie keine Photosynthese möglich ist. Die Sonnenstrahlen werden also nicht genutzt oder schaden sogar, anstatt zur Produktion von Biomasse genutzt zu werden, die man zur Verbesserung der Böden braucht – und mit der man, wie Edward Faulkner gezeigt hat, selbst auf einem Boden der zunächst “eher als Ziegelfabrik taugt”,  nach einiger Zeit hohe Erträge erzielen kann.

Wenn man nun bedenkt, dass Hunger, wie der russisch-amerikanische Soziologe Pitirim A. Sorokin in Hunger As a Factor in Human Affairs erklärt, die Menschen alle Werte und Gesetze vergessen und die Menschen zu Bestien werden lässt, dann könnte man annehmen, dass gerade auch  vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte,  2017 in Deutschland unter anderem keine gepflügten Felder mehr zu sehen sind.  Ich habe aber 2017 in Deutschland jede Menge gepflügte Felder gesehen.

Kelberg, den 3. April 2017

Christoph Becker




Linksliberale Kampfkraftphantasien

Der Artikel Westliches Verteidigungsbündnis:Braucht Europa die Amerikaner noch? von Chri­s‍toph von Marschall und Markus Grabitz in der ZEIT vom 15. Februar 2017, läßt mich einmal mehr über die Weltsicht der ZEIT staunen und er ließ sich nicht verlinken. Ursprünglich stammt der Artikel aber aus dem Tagesspiegel: Westliches Verteidigungsbündnis – Steht die Nato vor dem Aus?, wo er sich verlinken läßt.

Zitat:

Die baltischen Staaten, Polen oder Ungarn wären nicht in der Lage, sich mit ihren nationalen Armeen gegen einen russischen Angriff zu verteidigen. Auch die Bundeswehr würde das in der heutigen Form nicht schaffen. Die deutsche Wirtschaftskraft ist freilich drei Mal so groß wie die russische. Im Extremfall könnte Deutschland sich ein Militär lei­s‍ten, das dem russischen ebenbürtig oder sogar überlegen ist. Das wäre allerdings um ein Vielfaches teurer als die heutigen Verteidigungsausgaben. Die kollektive Verteidigung in der Nato bringt nicht nur mehr Sicherheit. Sie spart auch Geld. Alle Nato-Staaten zusammen sind Rußland nach der Wirtschaftskraft mehr als das 25-Fache überlegen. Im Grunde glaubt kein Militärexperte, daß Putin es wagen würde, sich mit der Nato anzulegen. Dieses Kalkül gilt freilich unter der Bedingung, daß die Allianz ihre Bündnisgarantie glaubwürdig macht: Bei einem Angriff auf ein Mitglied würde die Nato dieses Land mit ihrer geballten Kraft verteidigen.

Als möglicher Angreifer kommen für die ZEIT und unser dahinter stehendes linksliberales Establishment offenbar nur die Russen in Frage. Auch ist für diese Herrschaften Kampfkraft und damit auch Verteidigungsfähigkeit offenbar etwas, was man sich einfach so für Geld  in Form von Waffen kaufen kann wie ein paar neue Schuhe oder ein Auto.

China, die Türkei und überhaupt die islamischen Staaten kommen für als potentielle Angreifer überhaupt nicht vor, obwohl gerade diese – im krassen Gegensatz zu Russland – die demographischen,  ökologischen und auch ideologisch/weltanschaulichen Antriebe für eine Angriffskrieg haben (siehe u.a. Operation Troja, General Chi Haotians gespen­s‍tische Reden und Neues aus dem Nahen und Fernen Osten.).

Welchen Nutzen sollte ein gegen Europa geführter Angriffskrieg für die Russen haben? Die Russen haben reichlich brauchbares Land und sie haben reichlich Roh­s‍toffe, während ihre Bevölkerungsdichte und die demographische Entwicklung eher gegen die Planung von Angriffskriegen spricht. Für Russland ist ein Krieg nur als Verteidigungskrieg sinnvoll – wobei ich die Besetzung der schon seit Jahrhunderten zu Russland gehörenden Krim eindeutig nicht als Angriff sondern als völlig legitime Verteidigung russischer Interessen (Sicherung von Russlands einzigem eisfreien Seehafen) ansehe. Selbst die dezente Einmischung in der eher von Russen bewohnten Ostukraine ist meine Erachtens keine russische Aggression, sondern eine legitime Verteidigung der Interessen russischer Volksangehöriger.

Jedenfalls werden die Russen ganz sicher nicht in We­s‍teuropa einmarschieren – es seiden im Rahmen einer Wiederholung der Zeit nach 1812 oder nach 1942, also eher zur Verteidigung der Interessen europäischer Völker und zu Befreiung Europas von  Diktatoren, Tyrannen und Eroberern. D.h., ich sehe Russland heute als denn in einem richtigen Krieg vielleicht wichtig­s‍ten potentiellen Bündnispartner der Völker Europas. Russland dürfte, genauso wie Israel (unsere zweite Lebensversicherung neben Russland), sehr gründlich dagegen sein, dass Europa wirklich islamisiert und zu einer Provinz eines neuen Osmanischen oder Arabischen Reiches wird. In dem Roman The Price of Peace von Albert Clark, einem ehemaligen Oberstleutnant der USAF,  greifen vereinte, mit China verbündete Arabische Streitkräfte übrigens Europa ziemlich erfolgreich an und können nur mit ziemlich extremen Anstrengungen und unter großen Verlusten zurückgeschlagen werden, nachdem ein großer Teil Europas verwüstet ist. In dem selben Roman wird auch die Kombination eines EMP-Angriffs mit der gezielten Verteilung von Handfeuerwaffen durch den Gegner an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen geschildert. Das passiert zwar nur im Roman, aber es sind auch die Ideen eines Berufssoldaten.

Die potentiellen Feinde und Angreifer Europas dürften eher aus den Heimatländern von “Merkels Gä­s‍ten”, also aus Nordafrika, dem arabischen Raum, der Türkei, Afghani­s‍tan und Paki­s‍tan kommen, weil dort wirklich der nötige Bevölkerungsdruck mit dem nötigen ökologischen Druck und einer aggressiven Ideologie die für einen Angriffskrieg nötige Mischung bildet. Zumindest für die Komponente des Angreifers. Die für einen Krieg nötige Komponente des Angegriffenen bildet die mentale, psychische und demographische Schwäche Europas, kombiniert mit den  Einwanderern und “Flüchtlingen” aus den Ländern der potentiellen Angreifer und kombiniert mit ökologische-klimatisch für diese Länder und Völker sehr attraktiven, eroberungsfähigem und eroberungswürdigem Land in Europa.

Zur Schwäche Europas und auch der USA siehe z.B. die diesbezüglichen Ausführungen Martin van Creveld: Nur noch Schmusekatzen und sein 2016 erschienenes Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West. Zum Kriegführen braucht man jedenfalls noch sehr viel mehr als nur Waffen und Geld. Natürlich braucht man auch Waffen, Geld, genug Roh­s‍toffe und vorläufig auch noch bezahlbare, also billige, hochwertige Energie, insbesondere in Form fossiler Energieträger.

ABER, man braucht auch Männer die zum einen intelligent und gut ausgebildet genug sind die verfügbaren Waffen und Mittel effizient und entschlossen zu nutzen und die ebenfalls bereit sind dazu auch ihre Gesundheit und ihr Leben für die Kriegsziele der eigenen Seite zu riskieren. Aber haben wir die? Was ist mit den Muslimen in den verschiedenen europäischen Armeen? Was ist mit all den Männern die die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen im Grunde nicht akzeptieren und die eher darauf warten und hoffen, daß unsere moderne westliche Gesellschaft mit ihren unseeligen “westlichen Werten” zerfällt und aufgelöst wird? Die werden doch bei einem Krieg alle eher nicht ihr Leben und ihre Gesundheit für die Verteidigung Europas oder Merkeldeutschlands risikeren.

Warum haben bei den Übergriffen auf der Kölner Domplatte an Silve­s‍ter 2015 die deutschen Männer nicht einfach die Täter verprügelt, sondern eher so reagiert, daß die Tätergruppen sich zu Silve­s‍ter 2016 wieder frohgemut auf den Weg nach Köln gemacht haben? Wie soll das erst mal werden wenn die die Angreifer richtig bewaffnet sind, jeden Wider­s‍tand mit Waffengewalt brechen und wider­s‍tand lei­s‍tenden deutsche Männer nicht mehr einfach nur auslachen und verhöhnen, sondern zur Abschreckung aufknüpfen, kreuzigen oder durch die Straßen schleifen?

Warum sollte ein gut ausgebildeter deutscher Mann heute noch Leben und Gesundheit zur Verteidigung Deutschlands und Europas risikieren? Die be­s‍te Verteidigung für den einzelnen ist vielleicht sich schon mal einen Gebet­s‍teppich und Koran zu kaufen und im Ernstfall dreist auf Mohamedaner zu machen und den anzubieten den Angreifern mit Know How zu helfen?

Während ich das so schreiben, fällt mir ein, daß ich da noch ein anderes neues Buch von Martin van Creveld habe, daß ich vielleicht nicht nur ich doch mal bald lesen sollte: Kriegs-Kultur: Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte. Van Creveld hatte zudem auch das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Lei­s‍tung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 geschrieben, dem ich meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen gewidmet hatte.

Unsere Bundeswehr ist wohl eher nicht mehr mit der Wehrmacht zu vergleichen.  Alleine schon die Art und Weise wie die Bundeswehr Personal sucht läßt tief blicken. Ich denke dabei an Louis Trenkers Buch Sperrfort Rocco Alta – Der heroische Kampf um das Panzerwek Verle, wo er von dem gestriegelten, den Anforderungen der Friedenszeit optimal angepassten Fe­s‍tungskommandanten berichtet, der dann gleich bei der er­s‍ten richtigen Beschießung die Nerven verliert. Ganz anders dagegen die richtigen Helden, die heute sinniger Weise meist verpönt und verachtet werden, oder die be­s‍tenfalls als arme irre von der damaligen Obrigkeit Verführte gelten.  Das er­s‍te Buch, daß ich mir als Junge von meinen Taschengeld gekauft habe war übrigens Mit Schwertern und Brillanten. Die Träger der höch­s‍ten deutschen Tapferkeitsauszeichnung. Was waren das noch für Zeiten und für eine jugendliche Naivität! Alleine die Verachtung die einigen diesen großen deutschen Helden von unserer heutigen Gesellschaft entgegengebracht wurde und wird, die Umbenennung von Kasernen inbegriffen, ist Grund genug dieses deutsche Volk und seine heutigen Werte zu verachten und im Ernstfall nicht zu verteidigen – egal wie viele und wie teuere Waffen die Regierung nun zu kaufen gedenkt.

Zuerst sollten mal den alten Helden wieder Denkmäler gesetzt und Straßen und Plätze nach ihnen benannt werden, während die Denkmäler für Desserteure geschleift werden. Aber das würde nicht reichen.

Eine der wichtig­s‍ten Lehren die die 68 und die von ihnen verführte BRD erfolgreich vermittelt haben ist, daß die Deutschen ihre Helden nicht ehren sondern verachten. Dabei man bedenken, daß all die hoch ausgezeichneten Helden der Nazizeit im Sinne der damals geltenden politischen Korrektheit richtig gehandelt haben und nachher sehen und sich vorhalten lassen mußten, daß falsch war. Wer heute die “westlichen Werte” und den Rest der heutigen politischen Korrektheit des We­s‍tens verteidigt wird nach einem verlorenen Krieg dasselbe oder schlimmeres erleben.

Selbst ohne einen verlorenen Krieg, einfach so nach dem zu erwartenden Lauf der Dinge, wird man jene die unsere heutige Gesellschaft verteidigen übrigens verachten und verfluchen. Ich zitiere dazu aus John Michael Greers 2016 erschienen Buch Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead, 2. Kapitel (The Ecological Aftermath), Schluß:

Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, daß Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so daß sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Eine der wesentlichen Botschaften der deutschen “Willkommenskultur” ist übrigens, daß die Deutschen unserer Tage alles tun möchten um künftigen Generationen als möglichst Böse und verfluchenswert zu erscheinen. Wenn es anders wäre, würde man z.B. ein Wirklich grüne Asyl- und Einwanderungsrecht einführen und alles tun um den direkten und indirekten ökologischen Fußabdruck Deutschlands zu minimieren, während man den noch vorhanden Reichtum Deutschlands verwenden würde um Wissen, Techniken und Methoden zu entwickeln, weiter zuentwicklen und zu verbreiten, die das inzwischen nicht mehr zu vermeidende dunkle Zeitalter, dass auf die westlichen Industriestaaten zukommt etwas weniger dunkel werden zu lassen, es vielleicht doch hier und da für die kommenden Generationen angenehmer und erträglicher zu machen, und es vielleicht auch etwas zu verkürzen.

In Sachen Verteidigungsfähigkeit würde man, wenn man sie wirklich ernsthaft verbessern wollte, die folgenden Punkte realisieren:

  • Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dazu Förderung und Bildung starker Reservi­s‍tenverbände, etwa in Anlehnung an das frühere Konzept der Landwehr und die Schweizer Armee. Man sollte bedenken, daß die elektrische und elektronische Infrastruktur und damit zu einem Großen Teil auch die technischen Sy­s‍teme von Polizei und Bundeswehr im Ernstfall möglicherweise schon in den er­s‍ten Minuten ausgeschaltet werden. Siehe dazu z.B. Weitere Literatur zum Thema EMP und Offener Brief an Präsident Obama. Auch sollte man damit rechnen, daß große Teile der europäischen Streitkräfte als Folge der unseeligen Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte  im Kriegsfall die Seite wechseln oder zumindest durch Sabotage und Verrat geschwächt oder ausgeschaltet werden.
  • Man müßte sich mit Leuten wie Martin van Creveld zusammensetzen und sich gut überlegen, wie man Heldentum und andere wichtige Aspekte der nicht technischen, nicht käuflichen, aber dennoch wichtigen psychischen Kampfkraft wieder verbessern kann.
  • Um­s‍tellung und Optimierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus. Ich verweise dazu zum Beispiel auf die folgenden Artikel meiner Webseite: Re­s‍taurierende LandwirtschaftOptimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung, Was würde der alte deutsche Weidepapst sagenGanzheitliches Weidemanagement,  Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse und Amerikas innovativ­s‍ter Ökobauer.
  • Man sollte sich darüber Gedanken machen wie die Bevölkerung im Ernstfall mit Wärme versorgt werden kann, und wie man die Wälder gegen den zu erwartenden Raubbau geschützt werden können, der dazu führen könnte, daß Deutschland in kurzer Zeit weitgehend unbewohnbar wird. Zum Bespiel war in der Eifel trotz vielfach geringerer Bevölkerungsdichte vor 200 Jahren ungefähr die Hälfte der Landfläche nur noch Heide. Nur noch 10 Prozent der Fläche war Wald. Heute ist trotz vielfach größerer Bevölkerung, dank der Verfügbarkeit der fossilen Brenn­s‍toffe, die Waldfläche in der Eifel viermal höher und der Holzbe­s‍tand ist dank der, durch die Nutzung der fossilen Brenn­s‍toffe möglichen,  zurückhaltenden Entnahme sogar zehnmal so groß wie vor 200 Jahren. Wenn diese Zahlen und Probleme nicht bewußt sind und der Staat ohne jede Vorbereitung der Bevölkerung kollabiert sinkt nicht nur die in Bevölkerungsdichte in kurzer Zeit auf unter 10 % des heutigen Wertes, sondern es werden auch die Wälder und mit ihnen der Brenn­s‍toff und vor allem der Bauholzbe­s‍tand vernichtet. Man bedenke auch, daß die heute nach modernen Vorschriften isolierten und ausgerü­s‍teten Häuser nach einem Kollaps der Industriegesellschaft und der Strom- und Ersatzteilversorgung oft auch nicht mehr beheizt und repariert werden können.

Die Russen könnten so gesehen Europa wohl auch besiegen indem sie die Energieexporte nach Europa ein­s‍tellen und einige wenige Knotenpunkte der europäischen Gas- und Ölversorgung bombardieren. Mehr Waffen würden den Europäern dagegen nicht helfen. China könnte vielleicht von ihm gelieferte elektronische Geräte und Schaltkreise mit Internetanschluß durch möglicherweise eingebaute, geheime Hintertüren abschalten. Rußland, China und auch Paki­s‍tan und Indien könnten einen “annonymen” EMP-Angriff auf Europa und die USA durchführen. Vergeltung dagegen könnte sich in der Praxis als unmöglich oder wegen der Folgen als nicht wünschenswert erweisen. Verschiedene Staaten könnten zusätzliche zu all diesen Möglichkeiten in größerem Umfang leichte Waffen nach Deutschland und Europa schmuggeln und im Ernstfall gezielt verteilen lassen um das Chaos das sie anderweitig herbeiführen zu maximieren. Man stelle sich z.B. vor, daß das die deutschen Ballungszentren nicht mehr mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden können, während die Kommunikationsmittel und ein Großteil der Fahrzeuge von Polizei und Militär ausgefallen sind, während anderseits sich überall im Land falsch deklarierte Container mit illegalen, leichten Handfeuerwaffen und zugehöriger Munition befinden, die nun von Schläfern gezielt verteilt werden. Was nützen dann ein paar Milliarden Extraausgaben für neue Panzer, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge?

Insgesamt dürfte die Verteidigungspolitik in Zeiten des Niedergangs der Industriegesellschaften sehr schwierig werden.

Die Vorstellung beim Tagesspiegel und der Zeit, dass man sich Kampfkraft einfach kaufen kann und dass diese letztlich eine Funktion des Bruttosozialprodukte ist finde ich jedenfalls ziemlich irre und weltfremd.  Nicht nur weil das Bruttosozialprodukt des Westens zu einem sehr großen Teil aus zunehmend irren Komplexitätskosten besteht, die die Kraft des Westens eher schwächen und mit denen er sich am Ende eher selber besiegen als stärken wird (siehe Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps Komplexer Gesellschaften). Vielleicht sollte man sich bei der Zeit und beim Spiegel auch einmal die Zusammenhänge zwischen Geld und Energie ansehen.  Auf eine Auflistung für Beispiele von Bruttosozialprodukt, und damit nach Meinung von ZEIT und Tagesspiegel potentiell die Kampfkraft steigernden Maßnahmen kann ziemlich schnell politisch sehr unkorrekt werden. Die Ausgaben für eine Umstellung auf gendergerechte Toiletten und die Gehälter für Professoren für Genderforschung, für schwangerentaugliche Schützenpanzer und all die Kosten und Nebenkosten,  bis hin zu den Überstunden und zusätzlichen Dienstfahrten von Polizisten für “Merkels Gäste”,  steigern alle das Bruttosozialprodukt. Ebenso die Wahl des Bundespräsidenten, für dessen über 1000 nach Berlin gereiste Wähler ja wohl auch Spesen und Benzinverbrauch angefallen sind, obwohl die eigentliche Wahl nur ein Gekungel von ein paar Parteivorsitzenden war. Wie das alles die grundsätzliche Fähigkeit von Staaten zur Führung ganz realer Kriege steigern soll ist mir ein Rätsel.

Sun Tzu sagte, Krieg ist der Weg zum Untergang und zum Überleben eines Staates. Man ist besorgt wenn Leute sich ohne gründliches Nachdenken über den Krieg auf ihn einlassen.

Kelberg, den 15. Februar 2017

Chri­s‍toph Becker




100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030?

Die lokal  in der Vulkaneifel  an alle Haushalte verteilte Zeitschrift Orange7   berichtet  in ihrer Ausgabe vom November 2016 in einem Artikel über Windkraft, daß der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun  die Energiewende für unbedingt notwendig hält UND, daß er die Zielsetzung habe, die Verbandsgemeinde Daun bis  2030 zu 100 % mit regenerative Energie zu versorgen.   Ist diese Zielsetzung  realistisch und wie könnte dieses Ziel tatsächlich erreicht werden?

Gedankenexperiment zur Energieversorgung

Stellen wir uns die Verbandsgemeinde Daun im Jahre 2030 vor und nehmen wir an, daß alles nach dem Plan des Verbandsbürgermeister lief und man glaubt, die Verbandsgemeinde würde   tatsächlich zu 100 % mit erneuerbarer Energie versorgt.  Dazu  ziehen  wir in Gedanken um die Verbandsgemeinde eine Energiegrenze, durch die nur die Energie von Wind, Sonne,  Wasserkraft und  Geothermie frei strömen dürfen, soweit sie mit Anlagen innerhalb der Verbandsgemeinde der Natur entnommen werden.

Alles was darüber hinaus an  Energie   über Stromleitungen,  Rohre  oder Verkehrslinien   in irgendeiner Energieform oder  Leistungen und an Gütern in die Verbandsgemeinde importiert wird, muß voll mit Energielieferungen aus der Verbandsgemeinde kompensiert werden. Dabei ist aber nicht nur der Energieinhalt  in Joule oder Kalorien, sondern auch die für die Herstellung insgesamt aufgewendete Energie, wie die Qualität und Nutzbarkeit der Energie zu beachten. Defizite in der Nutzbarkeit müssen so kompensiert werden, daß durch vorhandene technische Möglichkeiten eine Umwandlung in für die Importe notwendigen höherwertigen Energien erfolgen kann, anderenfalls muß der Import unterbleiben, weil die Verbandsgemeinde sonst nicht hundert Prozent auf regenerative Energie umgestellt wäre.

Was bedeutet das?

Wenn die Verbandsgemeinde z.B. ein Kilogramm Stahl, ein elektronisches Bauteil, ein Werkzeug, ein Sonnenpaneel, eine Windkraftturbine   oder einen Liter Diesel importiert, dann importiert sie Güter für deren Herstellung die in der Verbandsgemeinde produzierte, unzuverlässige Wind- und Sonnenenergie unbrauchbar ist. Bei Treibstoffen wie z.B. Diesel oder bei der Bereitstellung von zuverlässigem, von Wetter und Tageszeit unabhängig nach belieben lieferbarem Strom, wie er z.B. im Gesundheitswesen, in der Industrie aber auch für Internetserver, Computer in der Verwaltung und für Beleuchtungszwecke mehr oder weniger zwingend nötig ist, importiert die Verbandsgemeinde Energie die sehr viel höherwertiger ist als die von ihr mit Windkraftwerken oder Solarstrom lieferbare, schwankende Elektrizität. Die Verbandsgemeinde müßte diese Unterschiede im Wert kompensieren oder wenn aus aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen  nicht möglich ist, auf die Lieferungen verzichten, andernfalls wäre sie nicht hundert Prozent auf regenerative Energie umgestellt. Eine Kompensation  könnte z.B. erfolgen, indem die Verbandsgemeinde in ausreichender Menge eigene Pumpspeicherkraftwerke bauen läßt. Deren Bau wäre aber auch sehr energieintensiv, der Betrieb würde Energieverluste mit sich bringen und die Haltbarkeit solcher Pumpspeicherkraftwerke ist nur begrenzt. Die dazu nötige Energie müßte natürlich von den regenerativen Energiequellen der Verbandsgemeinde zusätzlich aufgebracht werden.  D.h. es wären viele Tausend Tonnen Zement, Stahl, Kies und  jede Mengen Erdarbeiten  nötig, die  alle eher nicht mit unzuverlässiger elektrischer Energie von Windkraftanlagen und Sonnenpaneelen hergestellt bzw. durchgeführt werden können, sondern die große Mengen hochwertigen Diesel, Erdgas und zuverlässig verfügbaren Strom erfordern.

Kraftstoffe und andere Mineralölprodukte könnte man chemisch aus in der Verbandsgemeinde anzubauender Biomasse produzieren. Dazu ist dann noch gleich zu bedenken, daß heute mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung überhaupt nur ernährt werden können, weil per Haber-Bosch-Verfahren mit Hilfe von Erdgas Stickstoffdünger hergestellt werden kann. Außerdem haben amerikanisch Untersuchungen zum Erntefaktor (EROEI = Energy on Energy Invested) gezeigt, daß für die Herstellung von Kraftstoff aus Biomassen ungefähr genau soviel Energie aufgewendet werden muß, wie dieser Kraftstoff am Ende enthält.  Diesel mit Diesel produzieren ist ein Nullsummenspiel. Man müßte schon auf Muskelkraft zurückgreifen, vorausgesetzt, daß die Nahrung oder das Futter produziert werden können, ohne daß man dafür Diesel, Stickstoffdünger usw. verbraucht. Derzeit ist das nicht möglich, auch wäre die Produktion  garantiert völlig unzureichend. Selbstverständlich müßte die Verbandsgemeinde auch alle für importierten Stickstoffdünger und sonstige von der Landwirtschaft und Industrie benötigen Materialien, die für die Herstellung nötige Energie irgendwie erzeugen und nicht nur in der der nötigen Menge, sondern auch in der nötigen Qualität und Gleichmäßigkeit liefern.

Selbstverständlich muß die Energieproduktion der Verbandsgemeinde auch die Energieschuld tilgen, die mit der Planung, Herstellung, Aufstellung und dem Betrieb, sowie mit dem späteren Rückbau der Anlagen zur Erzeugung  “erneuerbarer” Energie entstanden ist, entsteht und in Zukunft entstehen wird. Auch Energieinvestitionen in Leitungsnetze und Energiespeicher aller Art müssen berücksichtigt werden, sofern diese innerhalb der Verbandsgemeinde oder im Zusammenhang mit importierten Leistungen und Gütern genutzt wurden. Bei alledem ist auch immer die Energiequalität zu berücksichtigen und ggf. durch zusätzliche Energielieferungen zu kompensieren, oder der Import muß unterbleiben.

Man stelle sich vor, die Verbandsgemeinde muß auch all die Energie für die Herstellung des Zementes und des Stahls für die Fundamente der Windkraftanlagen liefern. Dazu alle Energie für den Wegebau, den Straßenbau und für die Herstellung der dafür Nötigen Materialien und Maschinen liefern. Dazu alle Energie für den Straßen, Schienen, See und Luftverkehr der durch die Verbandsgemeinde, deren Bewohner und Industriebetrieb nötige wird. Ebenso alle Energie für den Tourismus die von diesem innerhalb der Verbandsgemeinde verbraucht wird. Dann hätten wir noch die Kaserne, das Krankenhaus und die Straßenbeleuchtung. Alles müßte, ebenso wie  die Anlagen und Leitungssystem der  Energieerzeugung  betrieben und gewartet ,  ab und zu repariert ,   renoviert und irgendwann auch  entsorgt und erneuert werden.  Fast überall  ist das heute nur  mit  aus fossilen Energieträgern hergestellten Produkten  möglich. Wo  Elektrizität verwendet werden kann oder verwendet werden muß,  ist es in der Regel notwendig , daß der Strom dann fließt wenn am ihn gerade braucht. Man stelle sich vor das Finanzamt und das Krankenhaus ist wegen Windstille oft Tage und Wochenlang geschlossen und Operationen  im Krankenhaus  müssen  wegen  Bewölkung oder  nachlassendem Wind unterbrochen  oder  abgesagt werden.   Die Verbandsgemeinde muß alle diese Probleme, wenn sie  ab 2030 hundert Prozent  mit regenerativer Energie arbeiten will, bis dahin lösen.

Dann haben wir noch das Problem, daß heute in den westlichen Industriestaaten für jeden in den Nahrungsmitteln enthaltene Kalorie 10 bis 20 Kalorien an fossilen Brennstoffen aufgewendet werden müssen. Für die von außerhalb unserer Energiegrenze in die Verbandsgemeinde importierte Nahrung der Bürger der Verbandsgemeinde Daun dürfte das dann aber 2030 nicht mehr gelten.   Die Nahrung müßte wieder wie in alten Zeiten ganz ohne fossile Energieträger erzeugt und auch aufbereitet und an die Endverbraucher verteilt werden, oder es müßten entsprechende, kompensierende Energielieferungen erfolgen. Mittagessen kochen oder Backen ginge dann aber auch nur bei Sonnenschein oder ausreichend Wind, oder mit Biogas oder mit Strom der durch das oben geforderte Pumpspeicherkraftwerk stabilisiert wird. Biogas? Da muß erst einmal der Energieaufwand für die Herstellung und den Betrieb der Anlagen, der gesamte Energieaufwand für den Maisanbau mit alle seinen Details und Aspekten als Energie per Biogas gewonnen werden.  Was macht man dabei aber mit dem vielen Diesel der für Biogasproduktion verbraucht wird? Was liefert man den Herstellern der Maschinen und der für den Bau der Maschinen verwendeten Materialien zum  Ausgleich für Energie? Die brauchen alle sehr hochwertige, jederzeit verfügbare und regelbare Energie und nicht unzuverlässig verfügbaren Strom.

Die Bevölkerungsdichte ist heute viele Male größer als früher. Mit früher meine ich die Zeit vor der Industriellen Revolution, als die Orte der heutigen Verbandsgemeinde Daun noch alle zu hundert Prozent mit regenerativer Energie versorgt wurden. Der Lebensstandard war damals trotz viel  geringeren Bevölkerungsdichte viel niedriger als heute und trotzdem kam es immer wieder zu Hungersnöten. Eine der schlimmsten war übrigens die vor genau 200 Jahren, im Herbst/Winter 1816/1817. Aber auch vor fast 100 Jahren, im Winter 1917/1918, als die Bevölkerungsdichte in Deutschland nur halb so hoch war wie heute, und als man  schon eine  relativ moderne Industrie hatte,  haben die Leute gehungert.

Der Anstieg der  Bevölkerungsdichte und  des   Wohlstandes, sowie die technischen Entwicklungen der letzten 200 Jahre waren nur möglich, weil man reichlich billige fossile Brennstoffe gefunden und genutzt hat. Wind, Sonne, Wasserkraft und Biomassen hatte man damals auch. Daß man damit heute mehr machen kann als früher liegt daran, daß man heute (noch!!) genug billige fossile Energie hat. Ohne eine sehr komplexe, extrem von Diesel, Kerosin, Benzin, Erdgas und Kohle abhängige Industriegesellschaft  können die modernen Windkraftanlagen und auch die Sonnenpaneele und Biogasanlagen  weder gebaut noch betrieben noch  rückgebaut werden.

Wer hier von Elektroautos fabuliert möge sich  das Buch When Trucks Stop Running: Energy and the Future of Transportation von Alice Friedmann lesen. Es gibt auch zwei Interviews mit ihr:

In diesem Buch gibt es auch ein Kapitel zum EROI, in dem eine sehr umfassende Untersuchung der Solarstromproduktion im zum Vergleich zur Verbandsgemeinde Daun sehr sonnenreichen Spanien erwähnt wird. Der EROI, also das Verhältnis von erzeugter Energie zu aufgewendeter Energie wird dort für Spanien mit 2,45 angegeben. Für den Betrieb einer zivilisierten, hochkomplexen Gesellschaft wie der unseren wird ein EROI von 20 oder mehr benötigt.  Es wird dann auch noch erwähnt, daß eine spätere Untersuchung in Spanien sogar einen negativen  Nutzungsfaktor ergeben habe.  Daß heißt, daß  die Erzeugung von Solarstrom selbst in Spanien  unrentabel ist  und möglicher  Weise sogar mehr Energie kostet als  erzeugt wird.   In der Verbandsgemeinde Daun werden die Werte wesentlich schlechter sein. Auf der Internetseite von Frau Friedemann gibt es einen Aritikel zu diesem Thema: Tilting at Windmills, Spain’s disastrous attempt to replace fossil fuels with Solar Photovoltaics

Fazit der Interviews mit Frau Friedemann und auch des Buches ist, daß eine Umstellung des Transportwesens auf regenerative Energien  mit sehr extremen  Veränderungen und Einschränkungen verbunden sein wird. Es ist ausgeschlossen schwere Lastkraftwagen, Baumaschinen, Traktoren und Mähdrescher usw. wirtschaftlich irgendwie  sinnvoll  mit Batterien oder Stromkabeln zu betreiben. Selbst wenn man es könnte, könnte man den benötigten Strom kaum mit regenerativen Energien erzeugen.

Es  ist daher eine sehr gefährliche Illusion zu glauben,  man könnte  den heutigen,  Lebensstandard, die heutige Lebensqualität und die heutige Bevölkerungsdichte in  Deutschland oder  auch nur in der Verbandsgemeinde Daun, halten und dabei   in nur 13 Jahren zu hundert Prozent auf regenerative Energie umstellen. Das  heißt, man kann ganz sicher zu  hundert Prozent auf  regenerative Energie umstellen,   und man wird das auch  tun. Aber für diese Umstellung gilt ziemlich sicher der berühmte Satz aus Winston Churchills Rede im Mai 1940. “Alles was ich zu bieten habe sind Blut, Schweiß, Mühsal und Tränen”.
Die Illusion des Glaubens an die deutsche Energiewende ist gefährlich, weil damit unnötig Zeit und auch Geld und Ressourcen verloren gehen.
Die Zeit wird vielleicht schon sehr bald fehlen. Wenn die Studie der Hills Gruppe, zutrifft, die ich in meinem Artikel Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters vorgestellt habe, dann wird bei der Förderung von Erdöl irgendwann zwischen 2025 und spätestens 2030 ein Punkt überschritten, ab dem die Förderung  mehr Energie erfordert als in dem geförderten Öl enthalten ist.  Eine hochkomplexe Industriegesellschaft benötigt aber im Mittel mindestens einen Ertrag der Energieproduktion, der zwanzig mal höher als der für die Energieförderung nötige Aufwand ist.
Wie ich in meinem Artikel  Kriegsängste, Energiepreise, Nationalismus und mehr im Oktober 2016 erläutert habe,  könnte die Versorgung mit fossilen Energien aber schon in den nächsten Jahren  aus verschiedenen Gründen kollabieren.  Dann wäre ein weiterer Ausbau der regenerativen Energien nicht mehr möglich und die bestehenden Anlagen würden voraussichtlich  schneller als gedacht unbrauchbar. Sie würden dann als Denkmäler des Größenwahns, der Naivität und des blinden Fortschrittsglauben der deutschen Bevölkerung und ihrer Politiker die Eifel schmücken.   Siehe auch meinen Artikel Nach dem Fortschritt.
Auch wenn man dank der noch vorhandenen und noch bezahlbaren fossilen Energien genügend regenerative Energiequellen installiert, wird man diese auf Dauer, wegen der  drohenden Verknappung fossiler Energieträger , irgendwann nicht mehr weiter betreiben und dann auch nicht mehr zurückbauen und durch neue Anlagen  ersetzen können,

Es ist ausgeschlossen den heutigen Lebensstandard mit erneuerbaren Energien zu halten

Es ist jedenfalls ausgeschlossen den heutigen materiellen Lebensstandard mit einer “Energiewende” bzw. nur mit erneuerbaren Energien zu erhalten. Das heißt aber nicht, daß die Menschen nach einer echten Energiewende zwingend unglücklicher und unzufriedener sein müßten.  Es gibt Studien, die zeigen, daß Glück und Zufriedenheit nur bis zu einem gewissen Grad vom Wohlstand abhängen. Gute Anregungen liefert z.B. Nate Hagens in seinen Vorträgen. Dazu auf Youtube.com  mit “Nate Hagens” suchen.

Die “erneuerbaren Energien” , wie sie die Windkraftwerke und die Stromerzeugung mit Solarpaneelen, aber auch die Biogasanlagen liefern, erfordern das Vorhandensein von  genug bezahlbaren fossilen Energieträgern.

Man stelle sich nur vor, daß ein Lager einer dieser großen Windturbinen schadhaft ist und ausgetauscht werden muß. Man benötigt dazu einen großen Kran und Lastkraftwagen, die alle mit Diesel betrieben werden. Auch für die ganz normale Wartung oder, wie ich es beobachte habe, für einen neuen Anstrich einer Windkraftanlage, werden mit Benzin oder Diesel betriebene Fahrzeuge benötigt. Davon abgesehen sind für die Herstellung der Schmierstoffe, Farben usw. fossile Energieträger wie Öl oder Gas nötig.

Die Verbandsgemeinde Daun könnte, obwohl sie eine sehr ländliche Gemeinde ist, voraussichtlich noch nicht einmal die heute notwendig Energie für die Produktion, Aufbereitung, Verpackung, Lieferung und Verteilung der Lebensmittel aufbringen, die ihre Bevölkerung heute benötigt. Bis 2030 sind es nur noch 13 Jahre. Das dürfte kaum noch ausreichen um z.B. die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion umzustellen. Die in den nächsten Jahren zu erwartenden Turbulenzen und Entwicklungen dürften zudem dafür sorgen, daß es nicht mehr möglich ist große Projekte zu realisieren.

Hundertprozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien war früher normal

Eine hundert prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien  ist möglich, wie die Geschichte auch in den  Gemeinden der Verbandsgemeinde Daun  in den  letzten Jahrtausenden und Jahrhunderten  gezeigt hat.  Die historischen Daten zeigen aber auch eine drastisch geringere Bevölkerungsdichte und einen drastisch geringeren Lebensstandard.

Echte Energiewende extrem unwahrscheinlich

Eine Energiewende ist wirklich notwendig und unvermeidlich. Im derzeit extrem unwahrscheinlichen Idealfall wird man das heute verfügbare Wissen nutzen um die Landwirtschaft und Wirtschaft so umzustellen, daß möglichst alle wirklich lebensnotwendigen Güter wieder lokal hergestellt werden können.

Am Wahrscheinlichsten sind Fehlinvestitionen und eine unfreiwillige Energiewende per Katastrophe

Der derzeit wahrscheinlichste Fall ist, daß der naive Glaube an den technisch/wissenschaftliche Fortschritts zu massiven Fehlinvestitionen führt. Die derzeit  geplanten und schon aufgestellten großen Windkraftanlagen sind meines Erachtens solche Fehlinvestitionen.

Die  eigentliche Energiewende wird dann ungeplant und brutal auf  katastrophale Weise durch den Zusammenbruch unserer Industriegesellschaft kommen. Diese unfreiwillige, durch einen Kollaps unserer Gesellschaft  erzwungene Energiewende, hätte den Vorteil, daß der heutige Lebensstandard damit am längsten, nämlich bis zum  Beginn des bitteren Endes, maximal gehalten werden kann. Der Preis wird zunächst ein teils durch Hunger, teils durch Gewalt erzwungener Tod eines möglicherweise sehr großen Teils der Bevölkerung sein. Darüber hinaus wird der Preis auch darin bestehen, daß der Lebensstandard der Überlebenden sehr viel niedriger sein wird, als er es wäre wenn man den Weg ins Mittelalter, oder besser in die Zukunft, wie sie notwendiger Weise sein wird, also die tatsächlich hundert prozentige Umstellung  auf regenerative Energien, rechtzeitig geplant, vorbereitet und kontrolliert antreten würde.

Krieg und Gewaltverbrechen als Energiequelle

Ein Problem einer Umstellung auf regenerative Energien ist dann noch das Thema Sicherheit. Insbesondere der amerikanische Archäologe Joseph Tainter hat sehr guter erklärt, daß und wie die Römer zusätzlich zu den regenerativen Energien den Krieg, bzw. die Plünderung und Versklavung anderer Völker als Energiequelle zum Aufbau und zur Erhaltung   ihrer Hochkultur genutzt haben. Das weströmische Reich ging unter, als diese zusätzliche Energiequelle aus verschiedenen Gründen immer ineffizienter wurde. Das Oströmische Reich konnte länger überleben, weil es sich reformiert und die Kosten seiner Komplexität drastisch reduziert hat. Siehe dazu meine Übersetzung des Interviews mit Tainter: Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter, sowie meinen Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.

Auch nach der Römerzeit wurden Raub, Krieg, Plünderungen und Versklavung bzw. Leibeigenschaft, als zusätzliche Energiequelle genutzt um den Lebensstandard, etwa von Wikingern, Raubrittern und Adel zu Lasten von deren Opfern bzw. Leibeigenen steigern. Das Prinzip ist, daß Gewalt Gold wert  ist,  und auch als  zusätzliche Energiequelle dienen kann.  Siehe dazu meinen Artikel  mit der Übersetzung eines  Textes von Jack Donovan: Gewalt ist Gold  wert.

Ich denke, daß es wichtig ist dies im Rahmen einer Diskussion über eine Energiewende  zu erwähnen. Der Frieden  und Wohlstand in Europa nach dem  2. Weltkrieg, war letztlich die Folge einer Kombination aus reichlich vorhandener billiger fossiler Energie und   der in den beiden Weltkriegen gewonnenen Einsicht in die furchtbaren Möglichkeiten  der  Nutzung eben dieser  hochwertigen fossilen Energieträger für die Kriegsführung.  D.h.,  durch die reichlich vorhandenen  fossilen Energieträger wurde der  Frieden  attraktiver und  gleichzeitig der Krieg   abschreckender.  Eine Energiewende, weg von den fossilen Energieträgern wird diese Entwicklung umkehren: Der Krieg und andere Formen organisierter Gewalt   verlieren ihre  Schrecken, weil die Energie, die die Angegriffenen  für ihre Verteidigung und Vergeltung aufwenden können knapper wird.  Schließlich werden Krieg und Plünderungen wieder, wie in der Römerzeit,  in der Wikingerzeit und in der Zeit der Raubritter, als zusätzliche Energiequelle attraktiv. Es empfiehlt sich diesen Aspekt einer wirklichen Energiewende zu bedenken und zu berücksichtigen.

Fazit

Die eingangs gestellte Frage, ob die Zielsetzung einer hundert prozentige Versorgung der Verbandsgemeinde Daun mit regenerativer Energie bis 2030 realistisch und möglich ist kann man   ganz klar mit ja beantworten. Aber das sieht dann sehr viel anders aus, als man derzeit glaubt und hofft. Eine sehr eindrucksvolle Beschreibung eines wirklich möglichen Szenarios bietet der Roman One Second After: Die Welt ohne Strom, von William Forstchen. Bei dieser Simulation in Romanform, sterben in den USA binnen eines Jahres je nach Gegend zwischen 50 und fast 100 % der Bevölkerung als Folge einer schlagartigen, landesweiten  Zerstörung der Stromversorgung und der Elektronik durch drei in sehr großer Höhe über den USA gezündete Atomwaffen.  Es sind auch andere, weniger krasse   Formen einer unfreiwilligen Energiewende denkbar, die aber alle auch einen sehr hohen Preis fordern würden.

Eine freiwillige Umstellung auf hundert Prozent regenerative Energien wäre theoretisch möglich und auch höchst vernünftig, dürfte aber praktisch, so wie ich die Bevölkerung einschätze, nicht machbar sein. Bestenfalls könnten Vorbereitungen für eine solche Umstellung getroffen werden.  Insbesondere  empfiehlt es sich Experimente und Beispielprojekte durchzuführen  und  die Bevölkerung    dabei durch  Fortbildungsangebote   allmählich auf  die  letztlich unausweichliche Zukunft vorzubereiten.

Das was man derzeit  als Umstellung auf hundert Prozent regenerative Energie für die Verbandsgemeinde Daun anstrebt,  ist eine Mogelpackung, weil das Treibstoffproblem, die  Wertigkeit der verschieden Energieformen und  die  für die Herstellung und  Lieferung  der   in die  Verbandsgemeinde importierten  Güter und Leistungen benötigte Energie und deren Wertigkeit nicht  berücksichtigt wird.

Wenn man alle derzeit für die “Energiewende”, erforderlichen Energieaufwendungen vollständig erfaßt,  ist die derzeitige “Energiewende” möglicherweise sogar eine Energiesenke.  D.h. sie kostet dann nicht nur viel Geld und Umwelt, sondern sie kostet dann auch mehr Energie als sie einbringt.

Ich haben den Eindruck, daß die extreme Energiedichte und Qualität der fossilen Brennstoffe und da insbesondere des Erdöls in ihrer Bedeutung von vielen nicht richtig verstanden werden. Eine Energiewende weg von diesen hochwertigen Energieträgern, hin zurück zu den Energieträgern des Mittelalters, und nichts anderes ist  die deutsche Energiewende,  kann und wird nicht so ablaufen wie sich das die Herren Bürgermeister und die Masse der Bevölkerung  vorstellen und erträumen.  Dem Mittelalter haben wir eine ganze Menge Wissen voraus. Aber dafür haben wir eine um ein Vielfaches höhere Bevölkerungsdichte und wir haben ein extrem fragiles und komplexes System, mit einer extrem industrialisierten und von fossilen Energieträgern, Chemieprodukten und im Vergleich zum Mittelalter von extrem langen Transportwegen abhängige Nahrungsmittelproduktion und Versorgung. Alleine die notwendige Umstellung der Landwirtschaft würde mindestens 5 bis 10 Jahre, möglicherweise aber sogar noch  länger  benötigen – sofern man überhaupt weiß wie die Umstellung durchgeführt werden kann.

Die Errichtung der Windkraftanlagen in der Eifel ist jedenfalls nur eine unsinnige bis gefährliche Geld, Zeit und Ressourcenverschwendung.

Eine Energiewende,  also ein  Verzicht auf  fossile Energieträger ist zwingende notwendig. Wenn sie nicht freiwillig und kontrolliert erfolgt, wird sie unfreiwillig und chaotischen erfolgen.

Eine vernünftige Energiewende betrifft zunächst die Landwirtschaft. Man müßte die Böden verbessern und lernen nachhaltig und ohne Kunstdünger, Pestizide usw. mit möglichst minimalem mechanischen Aufwand in der lokalen Landwirtschaft sehr hohe Erträge zu erzielen und alles an Nahrungsmitteln zu produzieren was für die Ernährung, aber auch für die  Herstellung der  Kleidung   der lokalen Bevölkerung notwendig ist. Es müßten zumindest einige Musterbetriebe aufgebaut werden, die das nötige  Wissen, Saatgut  usw. finden und an die lokalen Gegebenheiten anpassen und weiterentwickeln. Landwirte, Hobbygärtner, Schulkinder und Bevölkerung müßten dort sehen und lernen können, wie in Zukunft lokal die nötigen Nahrungsmittel, Kleidung und Gegenstände des täglichen Bedarfs lokal produziert werden können.

Soweit Sonnen- und  Windenergie oder auch Biomassen für die Energieerzeugung genutzt werden, sollte dies durch einfache Techniken erfolgen die auch ohne fossile Energieträger  genutzt werden können.   Man könnte z.B. durchaus mit Hilfe von allen Möglichkeiten der Ingenieurwissenschaften optimierte Windkraftwerke entwickeln, die lokal auch noch 1000 Jahre nach dem Ende der Verfügbarkeit fossiler  Energieträger und  auch nach dem Ende  unserer heutigen Industriegesellschaft  lokal nachgebaut und  betrieben werden können.

Man müßte generell das Wissen und das Können unserer Zeit nutzen, um damit  Methoden  und Techniken zu entwickeln mit denen auch lange nach dem Ende unserer Industriegesellschaft, auch wenn es keine bezahlbaren fossilen Energieträger und keinen damit betriebenen Welthandel mehr gibt,  nachhaltig  und mit möglichst geringem Aufwand Nahrungsmittel, Energie und was die Menschen zum Leben benötigen produzieren kann. Dafür sollte man die Zeit nutzen und Geld ausgeben, und nicht für  diese  gigantischen Windkraftwerke und Solarstromfarmen.

Wir haben phantastische Möglichkeiten in der Landwirtschaft, im Gartenbau und im Handwerk  Wissen und Können für postindustrielle, postfossile Zeitalter zu  sammeln, weiterzuentwickeln, an die  lokalen Verhältnisse anzupassen und  weiter zu geben.     In der Eifel, also auch in der Verbandsgemeinde Daun, könnten dann in Zukunft sehr viel mehr Menschen leben als im Mittelalter und sie könnten auch  besser und länger leben. Wenn man weiter wie bisher plant und vorgeht, werden aber in Zukunft eher sehr viel weniger Menschen eher noch armseliger und schlechter als im Mittelalter hier leben können.

Die Ruinen der schon vorhandenen und noch geplanten großen Windkraftwerke  werden aber aller Voraussicht nach nur den  Zorn und den Spott künftiger Generationen provozieren.

Kelberg, den 5. November 2016

Christoph Becker




Auf dem Weg zum großen Krieg?

Am Do., dem 6. Oktober 2016 abends habe ich in den Nachrichten auf RussiaToday einige sehr beunruhigende, schon ein wenig eine Gänsehaut  verursachende Kommentare und Sichtweisen amerikanischer Offizieller gehört und gesehen.  Heute, am 7. Oktober fanden sich auch in deutschen Medien entsprechende Meldungen – und ich habe noch etwas mehr gefunden.

Doch hier nun zunächst der Nachrichtenbeitrag von RussiaToday vom 6. 10.2016, in dem die Amerikaner meines Erachtens den Russen ziemlich unverblümt mit Krieg drohen und in dem der Chef der amerikanischen Armee sich für meinen Eindruck deutlich zu siegessicher und zu selbstbewusst gibt.

Dazu hier zunächst am 7.10.2016 auf dem deutschen Kanal von RussiaToday veröffentlichte russische Antwort: „Haben alle Maßnahmen ergriffen“ – Russland warnt „Hitzköpfe“ in den USA vor Angriffe auf Syrien.

(Nachtrag 8.10.16, vom deutschen Kanal von RussiaToday schon am 5.10.16 hochgeladen: Nach gescheitertem Friedensprozess: Eskaliert der Syrien-Krieg?  Demnach gibt es in der amerikanischen Führung unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen, sich dazu auch noch oft verändernden Meinungen.)

Auf Focus.de  dazu ebenfalls am 7.10.2016:  Angespannte SicherheitslageUS-Militärchefs prophezeien: “Der Dritte Weltkrieg wird extrem tödlich und schnell”.

Ebenfalls auf Focus am 6.10.2016 abends: Die Bedrohung des elektronischen ZeitaltersAnti-Viren-Guru McAfee warnt: Diese Waffe könnte 90 Prozent aller US-Amerikaner auslöschen.  Diese Meldung von McAfees Bedenken wegen eines EMP-Angriffs und seiner möglichen Folgen hat Focus fast identischen, schon ein Jahr früher, am 7.10.2016 gebracht.

Was mich nun wirklich beunruhigt ist, dass heute, am 7.10.2016 auch Chris Martenson auf peakprosterity.com einen Artikel mit dem Titel  Do We Really Want A War With Russia?  Because we’re in danger of getting exactly that  (dt.: Wollen wir wirklich Krieg mit Russland? Wir sind nämlich in Gefahr genau das zu bekommen) veröffentlicht.

Ich übersetze hier nur die ersten beiden Sätze seines Artikels:

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass sich die Dinge zwischen den USA und Russland verbessern, aber sie tun das nicht. Sie verschlechtern sich rasant.

Es passiert gerade viel, ich kann nur eine Zusammenfassung von einigen der interessanteren und beunruhigenderen Entwicklungen geben.

und die letzten beiden letzten Sätze seines Artikels:

Also, bedauernswerterweise, verfolgen sie die Aktionen der Deutschen und der Russischen Regierung und bereiten Sie sich selber auf einen Krieg vor. Während wir alle hoffen, dass dies auch vorbeigeht und kühlere Köpfe die Oberhand gewinnen, ist Hoffnung alleine eine schrecklich schlechte Strategie.

Was ich heute auch noch einmal gelesen habe, war der Artikel  Schutz vor einem EMP-Angriff von Florian Rötzer auf Telepolis, bei Heise.de.

Am 18. Mai 2016 gab es beim US-Senat eine Anhörung mit dem Titel: Assessing the Security of Critical Infrastructure: Threat, Vulnerabilities, and Solutions. Ich habe mir nicht die ganzen 2 Stunden und 21 Minuten dauernde Veranstaltung angehört, sondern nur einen Teil. Aber das reicht, um zu verstehen, dass die USA auf einen modernen Krieg mit einer Großmacht wie Russland, die in der ersten Runde, wenn es richtig zur Sache geht,  voraussichtlich die technische Infrastruktur des Gegners angreifen wird,  nicht wirklich vorbereitet sind.  Es darf angenommen werden, dass Deutschland erst recht nicht auf einen solchen Krieg, bei dem unter anderem sämtliche großen Transformatoren zerstört werden, so dass die Stromversorgung für Jahre ausfällt, und vermutlich nie mehr ganz hergestellt werden wird, vorbereitet ist.

Dazu passt auch der offene Brief amerikanischer Sicherheitsexperten an Präsident Obama, vom 14. Mai 2015, von dem ich eine Übersetzung angefertigt hatte:  OFFENER BRIEF AN OBAMA WEGEN EMP-RISIKO.

Zum Thema EMP siehe auch meinen schon etwas älteren Beitrag Weitere Literatur zum Thema EMP, in den auch eine Fernsehdokumentation eingebunden ist, die recht gut erklärt wie so ein Angriff aussehen könnte und warum er so gefährlich ist.

Man kann nur mit Chris Martenson hoffen, dass nüchterne, sich der Gefahr und der Risiken bewusste Leute durchsetzen. Weder die USA noch Deutschland und Europa sind für einen großen Krieg gerüstet.

Im Grunde haben die USA, aber auch Deutschland und der Rest Westeuropas den nächsten Krieg bisher zumindest schon im Voraus verloren und sind damit ein Beispiel dafür, wie Verteidigungspolitik eben nicht aussehen sollte.

Ein Angriffe  auf die Infrastruktur und Nahrungsmittelversorgung ist nicht nur heute die verwundbarste Stelle der westlichen Länder. Im Gallischen Krieg, vor über 2050 Jahren  haben die  Kelten unter  Vercingetorix  versucht durch Zerstörung von Nahrungsmittelvorräten und Versorgungsmöglichkeiten den Krieg zu gewinnen:

Nach dieser Niederlage entschloss sich Vercingetorix zur Taktik der Verbrannten Erde: Die Gallier zerstörten Siedlungen und Nahrungsvorräte, nur die gut befestigte Stadt Avaricum (Bourges) wurde verschont. Caesar belagerte die Stadt, Vercingetorix ließ sich mit seinen Truppen 20 Kilometer entfernt von Avaricum nieder. Caesars Heer litt unter Versorgungsproblemen, trotzdem errichteten die Legionen zahlreiche Belagerungswerke, mit deren Hilfe sie Avaricum an einem regnerischen Frühlingstag erstürmten. Nach Angaben Caesars überlebten die Erstürmung Avaricums 800 von 40.000 Einwohnern.

Und dann kam die letzte große Schlacht , die  von Alesia, die das  Schicksal  Galliens besiegelte:

Caesar ließ ein umfangreiches System von Wällen, Gräben und Palisaden um die Stadt errichten, das sowohl gegen eventuelle Ausbrüche aus der Stadt als auch gegen eine Entsatzarmee gerichtet war. Die absehbare Nahrungsmittelknappheit trieb Vercingetorix dazu, Frauen und Kinder aus der belagerten Festung auf die Römer zuzutreiben, die diese weder ernährten noch abziehen ließen. Da ihre Männer sie ebenfalls nicht wieder einließen, starben sie vor deren Augen den Hungertod. Als sich ein gallisches Entsatzheer der Stadt näherte, wagte Vercingetorix den Ausbruch, der an den Verteidigungsanlagen der Römer scheiterte.[13]

Angesichts der hohen Verluste vor den Verteidigungslinien der Römer riet Vercingetorix seinen Truppen angeblich, sich zu ergeben und ihn an den Sieger auszuliefern, um bessere Bedingungen zu erlangen.

Das war vor über 2050 Jahre. Was ist heute, wenn man Frankreich und Deutschland  den Strom abstellt oder/und auf die eine oder andere Weise den Nachschub für die Landwirtschaft unterbricht.

Vor knapp 100 Jahren, im 1. Weltkrieg hat es in Deutschland trotz der gegenüber heute um die Hälfte niedrigeren Bevölkerungsdichte eine Hungersnot  gegeben: Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg und Steckrübenwinter.  Insgesamt sollen im 1. Weltkrieg in Deutschland ca. 800.000 Menschen an Hunger und Unterernährung gestorben sind. Dabei war die Abhängigkeit der Landwirtschaft damals von Technik, Treibstoff, Strom, Ersatzteilen und Chemieprodukten auch von dazuzukaufendem Saatgut drastisch geringer als  heute. Die pro Kopf verfügbare landwirtschaftlich nutzbare Fläche war viel größer  und man hatte das Wissen und die Hilfsmittel um  mit den vorhanden Mitteln  Nahrungsmittel  zu produzieren. Würde es in nie dagewesenem Umfang an Mitteln und Wissen zu Nahrungsmittelproduktion fehlen, wenn die industrialisierte Landwirtschaft in Folge von direkten oder indirekten Kriegseinwirkungen ausfallen würde. Es würden sogar noch vorhandene Ernten auf den Feldern verderben und ein großer Teil der Tierbestände in den Massentierhaltungsbetrieben würde verenden und ungenießbar werden. Es  wäre  ein Elend,  ähnlich dem  von  damals vor 2050 Jahren ,  zwischen den  Fronten  vor Alesia.

Kelberg, den 7.10.2016

Christoph Becker




Die Grassfed Exchange

Die Grassfed Exchange  ist eine  gemeinnützige Organisation von ehrenamtlich mitarbeitenden Ranchern und Unterstützern der Weidewirtschaft. Ihrem Missionstatement zur Folge  ist sie  faktisch ein Verein zur Verbreitung und Verbesserung der Prinzipien und Methoden der regenerativen Landwirtschaft.   In jedem Fall aber ist sie eine Quelle erstklassiger, hochaktueller Vorträge und Informationen zu Themen wie Bodengesundheit, Gründlandbewirtschaftung,  Zwischenfrucht- bzw. Deckfruchtanbau,  Kohlenstoffsquestrierung, Ernährung und vielem mehr.

Hier das Missionstatement:

Wir glauben, dass regenerative Landwirtschaft eine sonnenlicht-betriebene Zukunft mit gesunden, prosperierenden Familien, blühenden Gemeinschaften, tiefem Mutterboden, sauberem und reichlich vorhandenem Wasser und einer kräftig gedeihenden Biodiversität schaffen kann.  Unsere Mission ist es Rancher, Farmer, Gemeinschaften und Regierungen in die Lage zu versetzen diese Zukunft mit Absicht, Eleganz und Geschwindigkeit über Wasserscheiden und Kontinente hinweg zu schaffen, durch:

  • Katalysieren  des  Austauschs von Wissen, Ideen, Strategien ,  Tiergenetik, Produkten und  Dienstleistungen  die  den  transformierenden Einfluss der  Weideindustrie  ausweiten
  • Verbinden der viehhaltenden Generationen damit sie zusammen lernen und die Nachfolge regeln können.
  • Fördern von weitverbreitetem Monitoring um Rückmeldungen für Landmanager, Gemeinschaften und die Welt insgesamt zu erhalten.

Unter https://grassfedexchange.com/videos  findet man derzeit (22. September 2016)  insgesamt technisch gut gemacht 15 Videos, die man auch auf Youtube findet wenn man dort mit “GFE 2016” sucht.  Diese  Videos wurden offenbar  erst im August  2016 hochgeladen wurden. Kurbeschreibungen  der Vortragenden: https://grassfedexchange.com/speakers

Dazu gehören Vorträge wie

Insgesamt eine exzellente, sehr aktuelle Informationsquelle.

Vorträge älterer Veranstaltungen der Grassfed Exchange findet man auf Youtube wenn man mit “Gassfed Exchange” sucht.

Kelberg, den 22. September 2016

Christoph Becker

 




Wasserwirtschaft als Ursache des Syrienkrieges

Bei der Recherche für meinen Artikel Ganzheitliches Weidemanagement,    bin ich auf den Artikel Das neue Wasser-Paradigma: Versickern, verdunsten, loslassen – nicht festhalten!  von Leila Dregger, vom  16. Juli 2016,  gestoßen.  Die Überschrift hat mich zuerst irritiert, weil es bei den Systemen von Allan Savory, Sepp Holzer, P.A. Yeomans und ähnlichen, sehr wohl darum geht, das Wasser schon irgendwie festzuhalten. Beim Lesen habe ich dann aber gesehen, dass die Autorin das mit dem Festhalten des Wassers etwas anders meinte, und eigentlich genau das an positiven Beispielen zeigt, was ich auch als solche sehe.

Ich widme dem Hinweis auf den oben verlinkten Artikel   über das Wasser einen eigenen Beitrag, weil darin ein Aspekt des Syrienkrieges und damit auch der Flüchtlingsprobleme gezeigt wird, den die meisten Politiker und Bürger vermutlich eher nicht kennen und sehen.

Kelberg, den 7. August 2016

Christoph Becker




Ganzheitliches Weidemanagement

Holistic grazing managment (dt. Ganzheitliches Weidemanagement) Mob-Grazing   und Rational Grazing meinen im Wesentlichen dasselbe.  Es handelt sich dabei  um  eine in Deutschland weitgehend unbekannte, hocheffiziente und ökologisch vorteilhafte, die Böden verbessernde und dem Klimaschutz dienende Weideform für Wiederkäuer. Keine der in Deutschland bekannten und angewendeten Nutzungsformen für Weiden  entspricht der Beschreibung dieser  Form des Weidemanagements .

Weil die Überschrift für diesen Artikel ursprünglich Das Mob-Weidessystem lauteten  sollte, habe  ich im Folgenden meist den von nordamerikanischen Landwirten verwendeten Ausdruck Mob Grazing oder des deutsche Übersetzung Mob-Weidesystem, verwendet. Das  nebenstehende Bild,MobGrazingBeispiel von der Webseite www.americangrazinglands.com    , ((  Nachtrag 12. Aug. 2016: Den auf der Webseite von AmericanGrazinglands angebotenen USB-Stick von Jim Gerrish und alle dort angebotene Literatur, soweit sie nicht auf dem USB-Stick ist, habe ich mir bestellt.  Nach einigem hin- und her  haben die jetzt herausgefunden, wie man nach Deutschland verschicken kann. Bezahlung geht jetzt einfach per PayPal. Das gesamte Paket kostet mich ziemlich genau 600 Euro zzgl. Zoll. Von Jim Gerrish gibt es aber auch schon auf Youtube eine ganze Reihe sehr interessanter Vorträge.  Ich denke,  die Unterlagen von Jim Gerrish sind eine gute Ergänzung  zu  Joel Salatins  Büchern und  dem  Salatin  Semester     ))  , vermittelt einen Eindruck von der für das Mob-grazing typischen, hohen Anzahl von Tieren pro Flächeneinheit.

Auf der Suche nach einer vielleicht schon existierenden, korrekten Übersetzung  für  den amerikanischen Ausdruck  Mob Grazing  (( Mob meint hier NICHT mobil, sondern “Mob” im Sinne von Zusammenrottung, Herde oder Gruppe )) bin ich zunächst auf den deutschen Ausdruck Portionsweide gestoßen.    Die Beschreibung auf Wikipedia und auf verschiedenen deutschsprachigen, die Weidewirtschaft betreffenden Internetseiten zeigt aber, dass  man in Deutschland mit  Portionsweide nur  einen Teilaspekt des Mob Grazing   meint und dass man dessen ökologischen Wert nicht zu kennen scheint. Auf der Webseite www.oekolandbau.de findet man auf deren Unterseite für die Weidesysteme für die Mutterkuhhaltung   sogar indirekt-offensichtlich den Hinweis, dass das Portions-Weidesystem für die Mutterkuhhaltung im ökologischen Landbau ungeeignet ist, während Mob-Grazing  aber die für den ökologischen Landbau das mit weitem Abstand beste Beweidungssystem sein dürfte – sofern man es versteht und zu nutzen lernt.

Zwei Filmtrailer über ein praktisches Beispiel

Hier zunächst zwei Trailer zum Film Polyfaces, der über die das Ganzheitliche Weidesystem (und dazu jede Menge Verstand, Geschick, Weltoffenheit und  Kreativität)  seit langem anwendende Polyface Farm handelt. Der erste Trailer ist nur 2:20 Minuten lang und in Englisch,  mit flotter Musik und dem unbescheidenen, selbstbewussten Statement  Joel Salatins  “Wenn jeder Landwirt in den Vereinigten Staaten dieses System  anwenden würde, dann würden wir in weniger als 10 Jahren  den gesamten Kohlenstoff, der seit dem Beginn der industriellen Revolution emittiert (=in die Luft geblasen) wurde,  sequestrieren (= im Boden einlagern).

Der folgende, zweite Trailer ist  9:38 Minuten lang und mit deutschen Untertiteln versehen:

Polyfaces trailer (German subtitles) from RegrariansMedia on Vimeo.

“Weidereste” – Verschwendung oder   Segen?

Die Art, wie das Wort “Weiderest” in den Ausführungen über die Weideformen auf Gruenland-Online.de , gerade auch bei der  Beschreibung des Portionsweidesystems benutzt wird, und googeln mit dem dem Wort “Weiderest” zeigen, dass man das Mob-Weidesystem  – von  sehr seltenen  Ausnahmen ((   die Bücher von Allan Savory  und  Joel Salatin werden  jedenfalls auch in Deutschland verkauft und gelesen )) abgesehen –  in Deutschland nicht benutzt, weil man dessen entscheidenden Vorteil   bisher weder kennt noch  sieht.

Der “Weiderest”, der dazu auch noch wegen der hohen Tierdichte, zertrampelt wird, ist nämlich der für den Erfolg des Ganzheitlichen Weidesystems entscheidendenste Punkt.

Um das verstehen zu können, hat es mir sehr geholfen, dass ich von John Jeavons das Buch How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops)  durchgelesen und bei ihm im Herbst 2015 ein 3-tägiges Seminar besucht hatte.  Es gibt nämlich ein Parallele zwischen der Growbiointensive-Methode von John Jeavons und dem Ganzheitlichen Weidesystem:

Bei der Growbiointensiv-Gartenbaumethode von John Jeavons wird empfohlen und als für den Erfolg unerlässlich angesehen, grundsätzlich 70 % der gesamten Photosynteseleistung (also der von den Pflanzen verwerteten Sonnenenergie) für die  Produktion von  kompostierbarem Material  vorzusehen.  Wenn man  mit der Growbiointensive-Methode neu  anfängt und  genug Zeit hat ,  sät und pflanzt man   zuerst sogar  ganz bewusst nur um damit kompostierbares Material zu erzeugen.   Hauptziel bei der Growbiointensive-Methode  ist es,  zuerst und vor allem die Bodenqualität zu verbessern und dazu den Humusgehalt und damit den Kohlenstoffgehalt des Bodens zu steigern. Ein weit überdurchschnittlich hoher Ertrag ist dabei,  im Gegensatz  zu allem was  ich vorher,  als jemand der vom 6. bis zum 17. Lebensjahr auf dem Land aufgewachsen ist,  nicht das erklärte Ziel . Ein hoher Ertrag ist nur eine gerne in Kauf genommene  Nebenwirkung. Tatsächlich war und ist die treibenden Fragestellung, mit der sich  John Jeavons seit 1973 beschäftigt hat, die Frage wie man auf der kleinstmöglichen Fläche nachhaltig alles was eine Person braucht anbauen kann. Eine wichtig Information aus dem Seminar von John Jeavons, und auch von der Besichtigung der Singing Frogs Farm, war dann noch, dass die besten Kompostierung darin besteht, dass man die Wurzeln der Pflanzen im Boden belässt, wo sie dann den Mikroorganismen und Kleinstlebewesen als Nahrung dienen.

Das  Mob-Grazing  ähnelt so gesehen, also im  Bezug auf  das  kompostierbare Material, sehr der  Growbiointensiv -Gartenbaumethode.  Der  “Weiderest” ,  ist hier kein  Verlust, den man leider in Kauf nehmen muss, sondern  ein ganz entscheidender Grund für den Erfolg .    Für die  bei deutschen Beschreibungen des  Portionsweidesystems  als Nachteil beschriebenen Trittschäden gilt ähnliches.   Die “Trittschäden” sind eher eine Art natürlicher Mulchmähereffekt. Der “Weiderest” von  50 und  mehr Prozent  , der  von den Tieren wegen der hohen Tierdichte dann auch noch zertrampelt wird, liefert beim Mob-Grazing eben jene Bodenbedeckung mit “totem” organischem Material, die die Feuchtigkeit im Boden hält und die Würmern, anderen Kleinstlebewesen und Mikroorganismen als Schutz und Nahrung dient – was diese dann mit der Produktion von Humus und dem Lösen von Mineralien quittierten, was dem Landwirt, bei richtigem Management, im Vergleich zu anderen Methoden weit überdurchschnittliche Erträge beschert.

Wilde Weide ohne wilde Raubtiere?

In dem Wikipedia-Artikel über die Weide (Grünland), gibt es aber auch einen Abschnitt “Wilde Weide”. Dieser zeigt, dass man in Deutschland zwar das erreichen möchte, was das Mob-Weidesystem bzw. Allan Savorys Holistic Management tatsächlich erreichen, aber dass man in Deutschland die für den Erfolg entscheidenden Punkte nicht erkannt hat und  ausdrücklich das vermeidet, was für das Erreichen des Ziels wichtig ist.

Eine Suche nach “Wilde Weide” mit google führte zu einer Seite der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, auf der eine 222 Seiten   umfassenden Broschüre mit dem Titel “Wilde Weide -Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung”  als pdf-Datei zum Download angeboten wird (ca. 300 MB Dateigröße!).   Dieser Broschüre ist zu entnehmen, dass man in Deutschland zwar  mit den System “Wilde Weide” versucht, den Effekt der großen Pflanzenfresser in der Natur wieder zu erzielen, aber dass man dabei eindeutig auf dem falschen Weg ist, weil man etwas sehr Grundlegendes nicht verstanden hat:

Die großen wiederkäuenden Pflanzenfresser dieser Erde sind Herdentiere, deren Verhalten und damit auch deren Effekt auf die Weiden, durch  das Vorhandensein  von Raubtieren geprägt war und ist:  Herdenbildung  war und ist eine Überlebensstrategie in der Wildnis,   wie man sie  in der amerikanischen Prärie in der Zeit der  großen Bisonherden  hatte und wie man sie heute noch in Afrika in der Serengeti hat.  Die Herden  bleiben  aus Furcht vor den Raubtieren dicht zusammen.  Die Folge ist:

  • eine extrem hohe Flächenbelastung (Tiere/Hektar)
  • die Flächenbelastung ist in der Natur nur kurze Zeit  hoch. Sie ist dann  wieder für viele Wochen, Monate oder Jahre so gut wie null.
  •   die Tiere müssen schnell und hastig fressen und haben keine Zeit für eine besonders wählerische Futterwahl.
  • die Tiere zertrampeln mit ihren Hufen, wegen des hohen Flächendrucks (Körpergewicht/Auftrittfläche der Hufe) und der Form der Hufe einen großen  Teil des Grases. Faktisch dienen die von den Hufen der Tiere zertretenen und teilweise in den Boden gepressten Grasreste als den Boden bedeckende Schicht, die dann noch mit dem Dung und Urin der Tiere angereichert wird. Dadurch werden der Boden und die Würmer sowie die Kleinstlebewesen vor  Sonneneinstrahlung und Austrocknung  geschützt und  sie werden mit Nahrung versorgt. Es kann Humus entstehen, der  das Wachstum fördert. Außerdem  sorgt die  Bedeckung des Bodens mit dem zertrampelten Gras dafür, dass die Regentropfen den Boden nicht beschädigen und dass der Regen besser auf dem Land gehalten wird.  Alles zusammen sorgt dafür, dass mehr Gras schneller und kräftiger nachwachsen kann.

Überweidung

Überweidung ist eine Funktion, die neben der Anzahl der Tiere pro Flächeneinheit und der Bodenqualität, bzw.  des Futterangebotes auch von der Zeit abhängt, die die Tiere auf einem bestimmten Stück Land bleiben.  Überweidung kommt erst zustande, wenn man zu viele Tiere  zu lange auf einer Fläche lässt.

Warum die “Wilde Weide” unnatürlich ist

Die in Deutschland als  “Naturschutz” angesehene “Wilde Weide” ist eher unnatürlich, weil die Flächen in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft ((ca. 230 Menschen pro Quadratkilometer, Tendenz dank Zuwanderung sogar weiter steigend.    )) viel zu klein sind, weil die Herdengrößen zu klein sind und weil die großen Raubtiere fehlen, die die Herden zusammenhalten.  Die  Tiere  werden bei der “Wilden Weide”, anders als in der ursprünglichen Natur, nicht  dazu gezwungen dicht gedrängt, hastig grasend weiter zu ziehen. Sie können vielmehr selektiv  die ihnen am besten schmeckenden Gräser und Pflanzen übermäßig häufig abfressen und diese damit zurückdrängen, während der einen Teil des Grases kompostierende, den bodenverbessernde, den Boden vor Austrocknung schützenden Effekt des flächendeckenden Zertrampelns des “Weiderestes”, den  diese  Herdentiere in der ursprünglichen Natur so wertvoll gemacht  hat – und  dem wir die fruchtbaren  Böden in den großen  Graslandschaften  verdanken – nicht mehr gegeben ist.

Wachstumskurve und Energiewirtschaft des  Grases

Wichtig für die Beurteilung eines Weidesystems sind auch die Wachstumskurve von Gras und die  Art wie  Gras  Energie speichert und  auf das Abweiden oder Abmähen reagiert:

Die folgende Grafik zeigt die Wachstumskurve von Gras nach den Experimenten von P. Lineham. Die Grafik habe ich  aus  dem Buch Gass Productivity –  An Introduction  to Rational Grazing , von André Voisin (1959),  S. 23 entnommen.  Es wurde das Nachwachsen des Grases, nach einem Schnitt gemessen. Wie man sieht betrug die Masse des nachwachsenden Grases in den ersten 10 Tagen nach dem Schnitt nur 698 kg pro Hektar. Vom 20. bis zum 30. Tag, also in auch nur 10 Tagen, betrug  der Zuwachs 6980 –  2900  =  4080 kg  pro Hektar, also das  5,84-fache des Zuwachses in den ersten 10 Tage.  Man stelle sich dazu vor,   dass bei einer Dauerweide die Kuh “nur” alle 10 Tage das Gras abfrisst.   Dabei ist dann noch nicht berücksichtigt, dass  das Gras  für  das erste Wachstum, in den Wurzeln  gespeicherte Energie verwendet, die sich erschöpft, wenn wegen zu schnellem Wiederabfressens nicht genug neu Energie  gespeichert  werden kann.

grassgrowth-Linehan

  • Die Wachstumskurve von Gras entspricht einer logistischen Funktion. Das Gras wächst zunächst nur langsam. Joel Salatin nennt das Gras in seinem weiter unten eingebundenen TEDx-Talk daher Diaper-Grass (dt. Windel-Gras oder vielleicht auch Kleinkindgras). Nach dieser Phase wächst das Gras schnell, nutzt die Sonnenenergie besonders gut und legt dabei auch Energiereserven in Form von Wurzeln an. Dann wird die  Wachstumskurve wieder flacher, das  Gras wird alt und das Wachstum endet, Salatin nennt das Gras in dieser Phase “Nursinghome Grass” (dt. Altersheimgras).
  • Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Masse des über der Erde befindlichen, sichtbaren Grasmenge und der in Form von Wurzeln unter der Erde befindlichen Menge organischen Materials.
  • Wenn Gras abgemäht wird, oder wenn ein Tier es abbeißt, dann bilden sich die Wurzeln zurück und es wird zuvor in den Wurzeln gespeicherte Energie für neues Wachstum verwendet. Die Wurzeln bilden sich dabei zurück und hinterlassen organisches Material im Boden, das von Mikroorganismen und Kleintieren zersetzt und in Humus verwandelt wird. Das Gras wächst dank der aus den Wurzeln abgezogenen Energie wieder relativ schnell nach, auch wenn ihm die Grünfläche  für die Photosynthese fehlt, die für die Deckung des für das Nachwachsen in dieser Zeit nötigen Energiebedarfs erforderlich wäre. Dank dieser Energiereserven aus den Wurzeln vergrößert das Gras seine grüne, für die Photosynthese und damit für die Energiegewinnung verfügbare Fläche und es kann weiter wachsen und zugleich wieder neue Wurzeln bilden und neue Energie in diesen speichern. Beim Mob-Weidesystem lässt man  man das Gras, wenn irgend möglich in Ruhe, bis es auf der Wachstumskurve wieder den oberen Teil erreicht hat und nur noch langsam oder nicht mehr wächst.  Bei der “Wilden Weide”, bei Ganzjahresweiden und überhaupt bei allen Weidesystemen, bei denen die Tiere länger als ein bis zwei Tage auf einem Abschnitt weiden können, werden die Tieren gut schmeckende Gräser oft zu schnell erneut abbeissen und die Gräser verlieren damit die in ihren Wurzeln gespeicherte Energie. Sie bekommen nicht mehr die Zeit, um genug neue Energie zu speichern. Auch bleibt das Gras dann im durch langsames  Wachstum gekennzeichnten  “diaper grass” bzw. “Windelstadium”. Er kann die Phase des schnellsten Wachstums und der größten Energiegewinnung und Energiespeicherung nicht mehr durchlaufen. Anderseits können sich Unkräuter und Gräser, die die Tiere weniger oder nicht mögen dann besser ausbreiten und vermehren, weil die Tiere diese wegen der zu geringen Flächenbelastung meiden. Die Qualität der Weide verschlechtert sich damit.

 Mob-Weidesystem bildet die Natur nach

Beim Mob-Weidesystem ersetzt das Wissen und der Verstand des Landwirtes, kombiniert mit den Möglichkeiten  moderner, elektrischer Zaunsysteme , die Wirkung der Raubtiere.   Intelligente Planung und  teilweise auch der Einsatz von Tabellenkalkulationen ersetzen  oder kompensieren beim Mob-Weidesystem den Umstand, dass man in dichtbesiedelten Kulturlandschaften eben nicht mehr solche riesigen Flächen wie in der Serengeti oder in der Nordamerikanischen Prärie zur Zeit der großen Bisonherden hat, in denen die Tiere grasend in großen Herden, von Raubtieren zusammengehalten und von Hunger getrieben,  ständig weiterziehen können. Beim Mob-Weidesystem wird also mit sehr preiswerter moderner Weidezauntechnik  und dem Wissen, der Intelligenz, der Erfahrung und  dem Geschick des Landwirtes   eben der Effekt der großen Pflanzenfresser erfolgreich nachgeahmt, den man in Deutschland mit der “Wild Weide” gerne nachahmen würde. Folglich ist das Mob-Weidesystem gerade auch für Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete  (Flora, Fauna, Habitat-Gebiete),  soweit diese in einer ursprünglichen Naturlandschaft zum Durchzugsgebiet großer Pflanzenfresser gehören würden, bzw. wo man heute das System der “Wilden Weide” anwendet.

Bei wirklich  ganzheitlichem Weidesystem auch andere Wiederkäuer, Schweine und Geflügel

Bei einem wirklich ganzheitlichem Weidesystem wird man auch, wie auf der Polyface-Farm,  Schafe oder  Ziegen,  Schweine und  Geflügel  einsetzen.

Die Salatins setzen auf der Polyface Farm z.B. Schweine, Hühner, Truthühner und Kaninchen ein. Die Hühner haben dabei den besonderen Vorteil, dass sie die Kuhfladen breit kratzen und darin vorhandene Fliegenlarven fressen.

In seinem Salatin Semester ( 12 DVDs mit ca. 18 Stunden Vortrag und ein Buch) beschreibt geht Joel Salatin auch auf diese Möglichkeiten und in dem Buch werden viele weitere Literaturquellen angegeben.

Mark Shepards Buch Restoration Agriculture: Real-World Permaculture for Farmers  und die zugehörige DVD mit dem Titel Restoration Agriculture in Practice – Video Tour & Instructions, die ich in meinem Artikel Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte, zeigen verschiedene weiter Gründe und Möglichkeiten. Z.B. verwendet Mark Shepard Schweine auch deshalb, weil sie sich an seinen Obstbäumen scheuern und damit den Ungezieferbefall vermindern. Kühe wiederum machen sich bei Shepard auch damit nützlich, dass sie tiefhängende Zweige von den Obstbäumen abfressen, was bei ihm ebenfalls Ungezieferbefall vermindert.

Mark Shepard wendet soweit ich mich erinnere, nicht ausdrücklich das Mob-Grazing an.  Sein Schwerpunkt ist eher eine enorme Vielfalt und das Zusammenspiel von Tieren, Büschen und Bäumen. Seine Farm heißt aus gutem Grund “New Forest Farm”, also “Neuer Waldbauernhof”,  und sein derzeitiges Geschäft scheint hauptsächlich der Verkauf von Bäumen und Sträuchern zu sein.

Insbesondere  Shepards DVD ist aber gerade auch mit Blick auf die Pflege und Nutzung von FFH-Gebieten in Deutschland sehr interessant, weil er zeigt, wie er durch die Nutzung von P.A. Yeomans Key-Line-System bzw. das Hauptliniensystem faktisch jede Menge Feuchtgebiete angelegt hat damit und durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern nicht nur den Wasserhaushalt verbessert, sondern auch die Artenvielfalt der auf seiner Farm wild lebenden Tiere enorm gesteigert hat.

Bodenqualitätsverbesserung und Klimaschutz

Die Bodenqualität, die sich derzeit, gerade auch als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung, weltweit verschlechtert, kann durch das  Mob-Weidesystem erheblich verbessert werden.  Zur Verschlechterung der Bodenqualität siehe dazu auch die Weltkarte in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.

Mit der Verbesserung der Bodenqualität wird auch wieder Kohlenstoff im Boden eingelagert und damit Kohlendioxid aus der Luft entfernt. Die Polyface Farm der Salatins hat in den letzten 50 Jahren angeblich pro Jahr ca. 5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Boden eingelagert. In 50 Jahren wären das 250 Tonnen. Ein Kilogramm Kohlenstoff entspricht  3,66 kg  Kohlendioxid (( Atommasse von C = 12, Atommasse von Sauerstoff = 16, Kohlendioxid = CO2.   Molekülmasse  von  CO2  =  12 +  2×16  =  44.     Verhältnis zu Kohlenstoff = 44/12 = 3,66.)) Daraus folgt: Wenn man eine Tonne Kohlenstoff per Photosynthese im Boden einlagert, dann entzieht man der Luft  3,66 Tonnen Kohlendioxid. Wenn ein  Auto, das 100 g CO2 pro km erzeugt, dann haben die Salatins, in erster Linie auch durch die Anwendung des Mob-Weidesystems, pro Hektar und Jahr den CO2-Ausstoss von 183 Tausend Autokilometern wieder im Boden eingelagert, und das als Nebeneffekt der Produktion von gesunden Nahrungsmitteln.    Bei einem Auto mit einem CO2-Ausstoß von 150 g/km wären es immer noch 120.000 km PRO Jahr und Hektar.

Zum Thema Kohlenstoff im Boden erwähnte John Jeavons in seinem Vortrag zur MOSES-Conference 2015, dass der Kohlenstoffgehalt 1973, als er mit dem Gartenbau angefangen habe, im Durchschnitt bei 2 % gelegen habe. Jetzt, 2015, liege er bei nur noch 1,2% . Ich nehme an, dass er damit den mittleren Kohlenstoffgehalt der Landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit meinte. Das wäre ein Rückgang von 40 % in nur etwas mehr als drei Jahrzehnten.

Wirklich klar und sicher sind die Daten für den Kohlenstoffgehalt der Böden der Welt aber nicht:

  • Global soil carbon: new study highlights need for better understanding
  • www.carbon-biodiversity.net/ Diese offenbar vom deutschen Bundesministerium für Umwelt usw. geförderte Seite zeigt komischerweise bei den Detailkarten nur solche für einige Länder der 3. Welt, aber nichts für Deutschland und Europa. Deutschland und Europa kann man nur in der Weltkarte finden, die man dort herunterladen kann.
  • Die 203 Seiten lange Publikation des Umweltbundesamtes, aus dem Jahre 2008, mit dem Titel Humusversorgung von Böden in Deutschland, die als pdf-Datei frei verfügbar ist,  verspricht interessant zu sein.  Ich habe  das Dokument etwas quer gelesen. Im Detail ist wie immer alles ziemlich kompliziert. Leider fehlt mir momentan die Zeit, das  Dokument  ganz zu lesen. Jedenfalls besteht von staatlicher Seite schon ein grundsätzliches Interesse möglichst viel Kohlenstoff im Boden einzulagern und auch die Böden zu verbessern.    Man müsste in der Praxis konkret versuchen und nachmessen, was zum Beispiel mit dem Mob-Weidesystem und auch mit dem System von John Jeavons auf verschiedenen Flächen in Deutschland wirklich möglich ist.

Im selben Vortrag weist Jeavons auch darauf hin, dass die Verluste an Mutterboden weltweit so groß sind, dass von 2015 an gerechnet in nur 39 Jahren kein Mutterboden zur Nahrungsmittelproduktion mehr vorhanden wäre. Auch würde nicht nur die konventionelle Landwirtschaft, sondern auch ein großer Teil des Ökolandbaus – so begrüßenswert er auch sei – derzeit pro Kilogramm erzeugter Nahrungsmittel einige Kilogramm Mutterboden verbrauchen.   Sowohl der biointensive Gartenbau nach John Jeavons als auch das Mob-Grazing bzw. Holistic Management stoppen den Mutterbodenverlust und erzeugen sogar neuen Mutterboden. John Jeavons Methode  macht das relativ arbeitsaufwendig auf kleinen Gartenflächen, das Mob-Grazing bzw. Holistic Management  bzw. Rational Grazing, kann es mit Hilfe von Wiederkäuern wie Kühen und Schafen, mit geringem Energieaufwand im großen Stil auf großen Flächen.

Distickstoffoxid-Emmission

Dank der Verbesserung der Bodenqualität hat die Polyface Farm eine etwa 4 mal höhere Flächenleistung als konventionelle Betriebe in der Nachbarschaft, aber sie hat anderseits seit der Übernahme durch die Salatins im Jahre 1960 keinen Kunstdünger verbraucht und damit  keine oder  zumindest  eine sehr viel geringere Distickstoffoxid-Emmission ( Distickstoffoxid = N2O = Lachgas). Das Umweltbundesamt empfiehlt dringend, mit Blick auf den Klimawandel, die Lachgasemission in der Landwirtschaft zu reduzieren. Das Mob-Weidesystem, eventuell kombiniert mit anderen z.B. auf der Polyface-Farm erfolgreich erprobten Methoden und für den Gartenbau auch in Kombination mit der Methode von John Jeavons, bieten die Möglichkeit dazu.

Methanemission

Zur Methanemission durch die Rinderhaltung hat Joel Salatin in einer Antwort auf einen Artikel in der New York Times,    “The Myth of Sustainable Meat,”  (dt.: Der Mythos der nachhaltigen Fleischproduktion), geschrieben ( Joel Salatin responds to New York Times’ ‘Myth of Sustainable Meat’), dass Methan auch dann frei kommt, wenn man die Pflanzen einfach nur verrotten und nicht von Tieren fressen lassen würde. Wenn man die Methanemissionen vollständig eliminieren wolle, müsse man alle Feuchtgebiete und Moore dieser Welt trocken legen. 95% aller Methanemissionen der Welt  würden von Feuchtgebieten und Sümpfen verursacht . Tiere würden  nur einen vernachlässigbar kleinen  Anteil haben.   (( In dem Buch “When the Rivers Run Dry: Water–The Defining Crisis of the Twenty-first Century” von Fred Pearce (es gibt auch eine deutsche Ausgabe, mit dem Titel Wenn die Flüsse versiegen, die aber teurer ist), wird ein Wasserkraftwerk am Amanzonas erwähnt, durch dessen Bau nun soviel Methan abgeschieden wird, das dieses Wasserkraftwerk wesentlich klimaschädlicher ist als es ein mit fossilen Brennstoffen betriebenes Kraftwerk derselben Leistung wäre )) In der Tat müsste man die Methan-Emission global betrachten und sich überlegen, was denn wirklich passieren würde, wenn man die Gräser weltweit einfach verrotten lassen würde, anstatt sie abzuweiden. Immerhin wäre es dann nicht mehr möglich, die Tiere zur Verbesserung der Bodenqualität und damit zur Einlagerung von Kohlenstoff zu verwenden. Wir brauchen die Wiederkäuer, wie weiter oben dargelegt, um die Böden und den Wasserhaushalt mit ökologisch und ökonomisch vertretbarem Aufwand zu verbessern.  Siehe dazu auch die weiter unten eingebundenen TED-Vorträge.

Mob-Grazing auf deutschsprachigen Internetseiten

Mit der Beschränkung der  google-Suche nach  “mob grazing” auf die Sprache Deutsch und das Land Deutschland fand ich nur die folgenden zwei deutschsprachigen Artikel:

Bei Suchen zum Thema Rinderhaltung und Weidewirtschaft fand ich auch eine Masterarbeit die 2014 an der Universität Hohenheim eingereicht worden war: Mutterkuhhaltung in Deutschland – Status quo und Zukunftsperspektiven im europäischen Kontext.  Ich konnte in dieser Diplomarbeit keinen Hinweis darauf finden, dass in  Deutschland das Mob-Weidesystem oder etwas vergleichbares genutzt wird.

TED-Vorträge

Hier zunächst ein TED-Vortrag von Allan Savory, mit deutschen Untertiteln (ich hatte den schon in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität eingebunden):

Von Veganern und “etablierten Wissenschaftlern” gab und gibt es zum Teil heftige Kritik an Savory, aber Kritik dieser Art gab es in der Vergangenheit auch für viele andere Entwicklungen, die sich schließlich durchsetzt haben. Ich denke, man sollte sich davon nicht beirren lassen, zumal man heute bei “etablierten Wissenschaftlern” immer damit rechen sollte, dass diese die Interessen irgendwelcher Konzerne oder Interessengruppen vertreten.   Und solche Interessen stehen hier in wirklich sehr großen Umfang auf dem Spiel. Auch ist es so, dass wissenschaftliche Forschungsergebnisse auch unbewusst dadurch beeinflusst werden, was die jeweiligen Wissenschaftler glauben. Nach meinen Recherchen gibt mehr als genug überzeugende, praktische Beispiele die zeigen, dass  das  die Methode von Allan Savory  funktioniert.

Außerdem ist  es zwar so,  dass Allan Savory sein System offenbar ziemlich unabhängig entwickelt hat, aber wie er in seiner Rede Holistic Managment sagt, hat der französische  Biochemiker, Landwirt und Autor  André Voisin

lange vor ihm in seinem Buch Productivité de l’herbe,   (amerikanische Ausgabe: Grass Productivity  , deutsche Ausgabe, 1958, Die Produktivität der Weide ) all das erklärt und beschrieben, was er auch herausgefunden hat. Während Allan Savory mehr aus Mitteleuropäischer Sicht mit den sehr trockenen Gebieten in Afrika vertraut ist und seine Methode dort entwickelt hat, war André Voisin  mehr mit den Verhältnissen in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz vertraut.    Voisin, der offenbar  auch gut Deutsch  sprach, war übrigens sogar  mit den Verhältnissen auf dem Versuchsgut Rengen in der Eifel, das zur  Universität Bonn gehörte, gut vertraut.  Er  bezieht sich in seinem Buch über  die Produktivität der Weide (ich habe nur die amerikanische Ausgabe gelesen)  öfters auf die Arbeit von Prof.  Ernst Klapp. So gesehen haben dann auch teilweise in der Eifel, auf der Domäne Rengen durchgeführte Forschungsarbeiten zu Voisins Buch und dann zum Erfolg der Polyface Farm beigetragen. Diese Anmerkung für jene, die meinen ich würde immer zu sehr im Ausland und da vor allem im aussereuropäischen Ausland nach Ideen und Methoden Ausschau halten  und  die  Deutschen  nicht genug würdigen.

Der Vater von Joel Salatin, der die Polyfacefarm der Salatins  1960 begründet hat,  hat  Voisins Bücher gelesen und das scheint einer der Gründe für den Erfolg der Polyfacefarm gewesen zu sein.

Hier der TEDx-Vortrag Cows, Carbon and Climatebei dem Joel Salatin das Mob Grazing, wie ich meine recht gut, erklärt.

Ein kritischer Artikel zum Mob-Weidesystem

Ein kritischer, aber nicht ablehnender Beitrag zum Mob-Weidesystem ist  A Skeptical Look at Mob Grazing von Chris Helzer. Im Wesentlichen geht es darin darum, dass man auch beim Mob-Weidesystem übertreiben und damit auch den Boden zerstören kann.   Aus den Ausführungen von Allan Savory kann man zwar entnehmen, dass es sich um ein in Afrika schon nach kurzer Einweisung im Grunde auch von Analphabeten realisierbares System handelt. In den gemäßigten Klimazonen scheint es aber schwieriger zu sein, wie das teilweise ziemlich umfassenden  Ausbildungsmaterial  und die Literatur  zeigen. Immerhin wollen die Tiere an 365 Tagen im Jahr  genug zu fressen haben, während das Gras übers Jahr gesehen unterschiedlich schnell wächst, genug Erholungszeit benötigt und die Tiere die Grasnarbe auch nicht zerstören sollen. Auch ist das Wetter jedes Jahr etwas anders.

Treibhausgase und Landwirtschaft

Ein ganz hervorragender Vortrag zum Thema  Treibhausgase und Mob-Weidesystem, aber auch  zu  typisch menschlichen  Verhaltensweisen im Bezug auf Probleme und den Klimawandel, ist der TEDxDubbo-Vortrag Soil carbon — Putting carbon back where it belongs — In the Earth des Australiers Tony Lovell:

An dieser Stelle möchte ich auch auf den Artikel Could carbon farming help reverse climate change?  hinweisen.

Klimawandel und der Beitrag der Landwirtschaft

Eine gute Übersicht,  auch über  die  verschiedenen per Landwirtschaft möglichen Methoden zur Einlagerung von Kohlenstoff im Boden   gibt die Präsentation    Climate Change and the Contribution of Agriculture von Peter Bane,   zu einem Vortrag, den er   2015 gehalten hat. Wie man den von Bane gezeigten Daten entnehmen kann, könnte die Landwirtschaft durchaus die weltweite Treibhausgasemission sogar voll kompensieren, anstatt diese, wie das heute der Fall ist, sogar noch zu verstärken. Zu den im Vortrag von Peter Bane angeführten Möglichkeiten und Methoden zur Kohlenstoffeinlagerung in der Erde und damit zum Klimaschutz, gehören neben der Anwendung des Mob-Weidesystems auch das Key-Line-System, dem ich  den Artikel   Das Hauptlinien-System gewidmet hatte, und auch darauf aufbauenden Form der Landwirtschaft, die   Mark Shepard in seinem Buch und seiner DVD beschreibt, und die ich in meinem Artikel  Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte. Ein hier zu erwähnender Punkt ist der sogenannte Yeomanspflug.  Dabei handelt es sich faktisch um einen Tiefenkultivator, der den Boden sehr tief aufreißt. Ich habe kritische Stimmen gefunden, die meinen, dass dieses Gerät nichts bringt. Mark Shepard zeigt aber z.B. in seiner DVD so ein Gerät und wie er es eingesetzt hat, und er erklärt dabei, dass er früher den Zinken mit seinem 35 PS Traktor kaum ziehen konnte und bei jeder Furche den Zinken mit einer Schaufel von Lehm habe befreien müssen. In letzter Zeit, nach einigen Jahren, aber sei der Boden bis ca. 90 cm tief so locker, dass er so vom Zinken abfalle.   Der  ursprüngliche Grund  diesen Tiefenkultivator überhaupt ein zu setzen, war für Shepard, dass er damit die Wurzeln  von Bäumen und Sträuchern , die er  parallel zu den  nach dem Key-Line-System angelegten Gräben  gepflanzt hat, daran hindern wollte in  seine Felder zu wachsen.   Es macht Sinn,  sich das auf seiner DVD anzusehen.

Klimaschutz, Katastrophenschutz und Gesundheitsschutz

Das geniale an all diesen Maßnahmen zur Kohlenstoffeinlagerung im Boden und damit auch zum Klimaschutz ist, dass es sich gleichzeitig um Maßnahmen handelt, die die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in Kriegs- und Krisenzeiten verbessern, die die Bodenqualität und damit  die Bodenfruchtbarkeit steigern und die die Landwirtschaft befähigen können, auch in einer Zeit in der fossile Brennstoffe und die damit hergestellten Düngemittel, Pestizide und Herbizide zu teuer oder nicht mehr erhältlich sind, weiter Nahrungsmittel zu produzieren. Außerdem haben alle diese  Methoden als willkommene Nebenwirkungen die lokale Produktion von gesunden Lebensmitteln, die Verbesserung des Wasserhaushaltes und die Verbesserung der biologischen Vielfalt.

Wichtig ist es,  möglichst frühzeitig mit der praktischen Umsetzung und der Anpassung an die lokalen Verhältnisse zu beginnen.   Gerade auch die intelligente die Nutzung der heute noch recht preiswerten fossilen Energieträger wäre wichtig.

Bei alledem sollte man bedenken, dass es leider massive Interessenkonflikte gibt.

Bei allem Verständnis für die Interessen der verschiedenen Lobbygruppen sollte man aber bedenken, dass eine krisenfeste, lokale und auch nachhaltige Nahrungsmittelversorgung eine Frage von Leben und Tod ist. Das Mob-Weidesystem beruht zwar auch auf dem Einsatz moderner Technik, etwa in Form von Weidezaungeräten und leichten geländegängigen Fahrzeugen, aber  bei diesem System kann die Technik für die Nahrungsmittelproduktion im  Notfall  problemlos durch dann mehr als genug verfügbare Hilfskräfte ersetzt werden, die heute ihren Lebensunterhalt als Sachbearbeiter mit irgendwelchen im Ernstfall verzichtbaren Bürojobs verdienen.  Es gibt beim Mob-Weidesystem, ebenso wie bei der Growbiointensive-Methode von John Jeavons nichts, was zwingend die fragile technische Infrastruktur   unserer Gesellschaft benötigt. Das ist in der konventionellen Landwirtschaft anders. In der konventionellen Landwirtschaft würden im Ernstfall viele Betriebe ohne Nachschub und  Strom vollständig unbrauchbar und nutzlos.

Der  ganz besondere Reiz des  Mob-Weidesystems besteht meines Erachtens darin, dass man damit mit sehr geringen Aufwand und zugleich gewinnbringend,  klimaschützend und den  Zielen des Naturschutzes dienend,  die Bodenqualität  so verbessern kann, dass man im Ernstfall Flächen hat, die ohne lange Vorbereitung in fruchtbare Gärten umgewandelt werden können, in denen mit der Methode von John Jeavons Gemüse und kalorienhaltige Lebensmittel produziert werden können. Außerdem kann man mit diesem Weidesystem Lebensmittelvorräte bilden, die nicht schlecht werden, sondern die sich erneuern und Überschüsse produzieren und die dazu auch noch gesund und wohlschmeckend sind.

Kelberg, den 7. August 2016

Christoph Becker