Weltbevölkerung, Flugzeuge, Schiffe und die chinesische Schubkarre

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Hier möchte ich zunächst einige Videos vorstellen, die das Wachstum der Weltbevölkerung über die Jahrtausende, und dann die Intensität des globalen Schiffs- und den Luftverkehrs visualisieren, bevor ich unter anderem zur einfachen, aber faszinierenden chinesischen Schubkarre komme, die den Europäern das Leben im Mittelalter sehr erleichtert hätte, wenn sie sie gekannt hätten.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Weltbevölkerung  zwei reale Geschichten aus dem Tierreich über Antworten der Natur auf überschießende Populationen:

  • Die Geschichte der Rentiere auf der St. Matthew Inselin dem verlinkten, auch deutschsprachigen Cartoon dargestellt ist.
  • Die Geschichte der Kaninchen in einem Jagdrevier irgendwo in Deutschland, die mir ein alter Jäger erzählt hat: Er war viele Jahre jedes Jahr zu einer Treibjagd auf Kaninchen eingeladen worden, bei der immer sehr viele Kaninchen geschossen wurden. In einem Jahr fiel diese Treibjagd wegen einer Erkrankung des Jagdpächters aus. Im Jahr darauf gab es nicht etwa mehr Kaninchen, sondern es gab überhaupt keine Kaninchen mehr in diesem Revier. Der Grund war, dass die Kaninchenpopulation wegen des Ausbleibens der Jagd zunächst stark zugenommen hatte. Das bereitete den Boden für die Ausbreitung der für Kaninchen tödlichen Myxomatose (Kaninchenpest), an der dann der Gesamte Bestand zu Grunde ging.

Im Folgenden zwei Videos zum Luftverkehr an einem Tag in Europa. Man bedenke beim Ansehen, dass ALLE diese Flugzeuge mit in der Regel aus Erdöl hergestelltem Treibstoff betrieben werden. Bei der  Förderung von Erdöl wird in den nächsten 10 bis maximal 14 Jahren der Punkt überschritten, ab dem die Ölförderung mehr Energie kostet als in dem geförderten Öl enthalten ist ( Stichwort Hills Studie, siehe meinen Artikel Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters ). Die Ölindustrie hat schon heute große Wirtschaftliche Problem, wie die Entwicklung der Gewinne und der Verschuldung der Firma Exxon zeigen. Doch nun die faszinierende Visualisierung des Luftverkehrs über Europa:

Hier nun eine interaktive Weltkarte des Schiffsverkehrs. Man kann u.a. mit der Maus den Kartenausschnitt verändern und man kann einen Film ablaufen lassen. Jeder der Punkte stellt ein Handelsschiff dar, das zu dem angegebenen Zeitpunkt an dem durch den Punkt Ort unterwegs war. Alle diese Schiffe werden mit nicht erneuerbaren fossilen Brennstoffen betrieben und sie sind alle aus Stahl und anderen Industrieprodukten gebaut, für deren Herstellung und Verarbeitung hochwertige fossile Energieträger notwendig sind.

 

Der sehr interessante Blogbeitrag EROEI Calculations for Solar PV Are Misleading  (dt.: Die Berechnung des Nettenergieertrages von Solarstromanlagen ist irreführend) von Gail Tverberg, vom 21.12.2016, verwies unter anderem auf die für mich neue und wie ich finde sehr interessante Geschichte der chinesischen Schubkarren, die sich sehr wesentlichen von den europäischen Schubkarren unterschieden haben. Der Artikel  How to Downsize a Transport Network: The Chinese Wheelbarrow  (dt.: Wie man ein Transportnetzwerk zurückstufen kann: Die chinesische Schubkarre) zeigt das Konstruktionsprinzip der chinesischen Schubkarren, die sich insbesondere durch ein großes, in der Mitte gelegenen Rad auszeichneten. Die chinesischen  Schubkarren konnten problemlos 3 bis 6 mal soviel Last transportieren wie die europäischen Schubkarren und es gab zur Leistungssteigerung des Transportes sogar Segel. Wie der Artikel beschreibt, wurden diese Schubkarren zum wichtigsten Landtransportmittel in China, nachdem dort im die Erhaltung der Straßen vom 2. Jahrhundert n. Chr. an nicht mehr in der vorher üblichen Qualität möglich war. D.h., es gab damals in China, ähnlich wie in Europa mit dem Ende des römischen Reiches, eine Zurückentwicklung der Zivilisation. Mit diesen genialen chinesischen Schubkarren reichten nun schmälere, leichter instand zu haltende Straßen und Wege.

Wie der Artikel erläutert, könnten diese chinesischen Schubkarren auch im Europa der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, weil die heute üblichen Asphaltstraßen nach dem Kollaps der europäischen Zivilisation viel schneller verfallen und ihre Nutzbarkeit für zwei und vierrädrige Fahrzeuge verlieren werden als die Römerstrassen nach dem Untergang des römischen Reiches.

Die Idee für das Einbinden der Youtube-Videos über das Wachstum der Weltbevölkerung und des Luft- und Seeverkehrs habe ich aus Chris Martensons sehr lesenswerten Blogbeitrag zum Jahreswechsel,  As We Enter 2017, Keep The Big Picture In Mind – The new era of adjustment has only just begun.

Ein anderer, sehr interessanter, aber 17 Seiten langer Blogbeitrag zum Jahreswechsel, den ich heute gelesen habe, ist James Howard Kunstlers FORECAST 2017: THE WHEELS FINALLY COME OFF.

Kunstlers Prognose fand ich insbesondere deshalb sehr lesenswert, weil er auch eine Reihe historische Aspekte für meine Begriffe gut beschreibt. Seine Prognose ist immer etwas düster.

Ebenfalls sehr interessant fand ich heute den auch als Präsentation herunterladbaren Artikel The Energy Problem behind Trump’s Election (dt.: Das Energieproblem hinter Trumps Wahl) von Gail Tverberg, auf den der immer wieder interessante deutsche Blog limitstogrowth.de hingewiesen hatte.

Kelberg, den 2.  Januar 2016

Christoph Becker

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Grete
Grete
13. Januar 2017 23:30

Christoph,

http://peakoil.com/forums/the-etp-model-q-a-t70563-440.html (Page 19)
Compared to other nations China is using an immense about of energy to produce its GDP. As compared to other countries here is the short list of the additional energy it is using to produce $1 in GDP compared to other countries.

US………..230%
Germany…2376
Russia……1543
Japan……2504
Brazil…….4600

With the era of cheap energy coming to its conclusion, its fate is sealed.

Frage: Sind diese Zahlen reell? Besteht wirklich ein solch eklatanter Unterschied von Deutschland/Japan zu USA? Ca. 10 x so hoch?
Im Umkehrschluss bedeutet doch dies, dass bei Reduktion/ Wegfall von Energie sprich Import wir in Deutschland deutlich härter getroffen wären als in USA oder?

Vielen Dank auch für die Links bzgl.der Landwirtschaft in USA.
Insbesondere die Arbeit von Paul Kaiser/ Singing Frogs Farm ist bemerkenswert. In welchen Gebieten in Deutschland /Europa wäre so etwas auch annähernd möglich? Temperaturmäßig ist Carlifornia sicher im Vorteil.

3Westbach51
3Westbach51
14. Januar 2017 14:33
Reply to  Grete

@Grete,
stimmen die Zahlen? Zunächst ist der Kommentar aus dem das Zitat ursprünglich stammt von “shortonoil”. Das ist der Haupt Autor der Hill’s-Studie (siehe dazu http://www.freizahn.de/2016/10/erschoepfung-das-schicksal-des-oelzeitalters/ ). Der Kommentar enthält einige Flüchtigkeitsfehler (z.B. “China is using an immense about of energy”. Statt about sollte dort wohl amount stehen). Bei den Zahlen steht hinter der Zahl für die USA ein Prozentzeichen. Dass scheint in etwa zu stimmen. Ich habe mit google nach “gdp china usa energy 230” gesucht. Dabei fand dabei insbesondere Seite 7 aus dem Buch The New Economy of Oil: Impacts on Business, Geopolitics and Society von John V. Mitchell,Koji Morita,Norman Selle. Der Link auf die Seite ist hier. Die Zahlen für Deutschland, Russland, und Japan dürften, als Folge eines Schreibfehlers um den Faktor 10 zu hoch sein. Für Brazilien scheint mir 46% am wahrscheinlichsten. Hier die so korrigierte, gerundete Liste:
US………..230%
Germany…238%
Russia……154%
Japan……250%
Brazil…….46% oder doch 460%
Die wichtigsten Hintergründe:
1. Industriestaaten haben energieintensive Industrien (Stahlproduktion, Produktion anderer realer, materieller Güter) insbesondere nach China ausgelagert. In Deutschland und den USA wird oft nur zusammengebaut.
2. Das BSP in den USA, Deutschland und Japan besteht zu großen Teilen eben auch aus Verwaltungsakten, Finanzdienstleistungen usw.. Alleine für meine Praxis benötige ich z.B. jedes Jahr rund 1000 Euro für Nachschlagwerke und Softwarewartung um überhaupt mit den irren, eigentlich ziemlich idiotischen und sinnfreien bis kontraproduktiven Abrechnungsvorschriften fertig zu werden. China produziert dagegen vermutlich in viel höherem Maße sehr reale Güter wie eben z.B. Stahl und Zement, für deren Produktion viel Energie benötigt wird.
Brasilien? Die könnten tatsächlich 4,6 mal soviel pro Energieeinheit produzieren wie China. Wenn man einen großen Wald und große extensiv genutzte Weideflächen hat, kann man, wenn man sich nicht ganz dumm anstellt, damit ohne großen Energieaufwand große Werte in Form von Holz und Fleisch produzieren. Wenn man eine große, anspruchslose und ungebildete Bevölkerung hat, kann man diese zudem für Dienstleistungen und auch in der Landwirtschaft und anderswo relativ große Werte schaffen lassen, ohne dass man dazu besonders viel fossile Energieträger beanspruchen muss. Die ägyptischen Pyramiden wurden z.B. ohne fossile Energieträger und auch ohne Atomkraft, ohne Photovoltaik und ohne moderne Windturbinen gebaut.

Auswirkung eines Wegfalls oder einer erheblichen Reduzierung der Energieimporte für Deutschland?
Deutschland würde ziemlich schnell kollabieren. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist mit Hilfe der Energieimporte um Vielfaches gesteigert worden. Siehe dazu meine Artikel Unsichtbare Nutzflächen und Landhunger. Die erneuerbaren Energien werden Deutschland nicht retten können. Die Nahrungsmittel, die in Deutschland produziert werden und die importierten Nahrungsmittel sind fast alle extrem von der Verfügbarkeit billiger fossiler Energie abhängig.
Wenn man viel Glück und noch ein paar Jahre Zeit hätte, und wenn die Bevölkerung vernünftig wäre, könne man allerdings mit den Methoden von John Jeavons, Paul Kaiser, Gabe Brown, Joel Salatin und anderen wahrscheinlich zumindest ein paar zig Millionen Hungertote in D vermeiden. Man beachte vor diesem Hintergrund auch Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik.

Zur Farm der Kaisers.
Ist das Klima dort wirklich besser? Als ich Anfang November 2015 die Farm besichtigt habe, hatten die in der Nacht davor Frost gehabt, weshalb die Beete mit Folien abgedeckt waren. Außerdem hatte es eine ziemliche lange Dürreperiode gegeben.
Die Anwendung der Grundprinzipien, die die Kaisers und auch John Jeavons nutzen, würden meines auch überall in Deutschland zu drastisch höheren Erträgen führen. Dasselbe gilt auch für die Prinzipien, die Gabe Brown und Joel Salatin für ihre landwirtschaftlichen Betriebe nutzen. Gabe Brown hat, wenn ich mich recht erinnere in einem seiner Vorträge gemeint, er würde seine Farm darauf wetten, dass die von ihm erklärten Prinzipien fast überall auf der Welt funktionieren. Ausnahmen sind wohl nur extreme Wüsten wie die Sahara, die Gobi und die Eiswüsten in der Arktis und Antarktis.
Ich habe mir z.B. in 2016 zu verschiedenen Zeiten die Gemüsefelder eines Bio-Bauern in meinem Landkreis angesehen. Mein Fazit: Der mag zwar Landwirtschaftsmeister sein, und es sehr gut meinen und sehr viel Erfahrung haben, aber der Anblick der Felder deprimiert mich und macht mich fassungslos. Und das ist überall so, nicht nur im Gartenbau und ganz sicher nicht nur mit dem Betrieb dieses einen Bauern. Und wenn was sagt, dann heißt es die Böden und das Klima hier wären so schlecht.
Als ich mich Anfang 2015 für den Kurs bei John Jeavons angemeldet habe, habe ich auch Sepp Holzer und seine Bücher entdeckt. Im Mai 2015 war ich dann auch zusammen mit meiner Frau zu einem Seminar bei Sepp Holzer im Burgenland und wir haben dann auch noch an einer Führung auf dem jetzt von Sepp Holzers Sohn Andreas geführten Krameterhof teilgenommen. Die Lage und das Klima des Krameterhofes sind ziemlich extrem. Trotzdem hat der alte Holzer als Schuljunge z.B. erfolgreich Erdbeeren pflanzen und verkaufen können, weil er aufgepasst und das Phänomen des Mikroklimas geschickt genutzt hat. Das geschickte Spiel mit dem Mikroklima funktioniert letztlich überall. Auf dem Rückflug von der Reise nach Kalifornien hatte ich in dem Buch über das Wintergärntnern von Caleb Warnock gelesen, wie ich in Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse geschrieben habe. Wie Caleb beschreibt wurden früher in Europa die Städte wie Paris und London mit solchen einfachen Methoden mit Gemüse versorgt. Grundlage der Methode von John Jeavons ist eine Mischung aus den Methoden der französischen Gärtner jener Zeit und der Biodynamischen Landwirtschaft von Rudolf Steiner. Jeavons hat das was im brauchbar und sinnvoll erschien genommen und verbessert. Die Kaisers ihrerseits haben insbesondere auch von John Jeavons gelernt, auch wenn sie manches eben nicht so machen wie Jeavons es lehrt. Paul Kaiser meinte, dass Buch von Jeavon habe er mehrfach gelesen, aber er hatte wohl auch sehr, sehr viel andere Literatur ausgewertet.
Ein Prinzip ist aber immer wieder das Mikroklima, den Wasserhaushalt und das Potential des Bodenlebens verstehen und optimal nutzen zu lernen. Ein anderes Prinzip ist für die lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse optimierte Pflanzen zu züchten.

Mirko Eichhorn
Mirko Eichhorn
14. Januar 2017 7:04

Hallo Herr Becker,
vielen Dank für den interessanten Artikel. Das Sie das Thema Flug und Schiffssverkehr ansprechen hat mich sehr gefreut. Sind diese doch erhebliche Luftverpester. Seit einiger Zeit habe ich fest gestellt, daß der Flugverkehr über meiner Heimat, dem Erzgebirge, sehr stark zugenommen hat. Kein Tag an dem der Himmel nicht von den Abgasen der Flugzeuge verschleiert ist. Es ist der Verbrauch fossiler Brennstoffe einerseits aber andererseits rieselt und regnet der Dreck ja wieder auf uns runter. Gesund kann das nicht sein. Der Ausstoß an Abgasen soll ja bei Schiffen gigantisch sein.

Mit besten Grüßen
Mirko Eichhorn