Von der Wehrmacht lernen

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Meine Auffassung von Vielfalt, Weltoffenheit und Multikulti im positiven Sinne ist, dass man immer daran interessiert ist, von anderen Kulturen zu lernen – auch dann wenn es sich um die Kultur vergangener, berüchtigter Organisationen, wie der deutschen Wehrmacht handelt.   Die selbe Auffassung hatte wohl auch der Jerusalemer Professor für Militärgeschichte, Martin van Creveld als er  der Frage nachging, warum die Kampfkraft der deutschen Wehrmacht pro Mann gerechnet der der US-Army weit überlegen war.  Zum Ergebnis seiner Untersuchungen gehört das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945.  Es könnte für Bewältigung von Problemen in der Zukunft, und da nicht nur für Streitkräfte sondern auch für zivile Organisationen hilfreich sein.

Das Buch wartete schon länger darauf, gelesen zu werden. Spontan hervorgeholt und dann fasziniert und zügig gelesen habe ich es nach einer Unterhaltung mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, die sich alle darüber beklagten, dass sie – genau wie ich auch – von einer oft unsinnigen und realitätsfremden Gesetzgebung unnötig und unsinnig bei ihrer Arbeit behindert und tyrannisiert werden, weil, um es mit Szu Tzus Ausführungen zur Angriffsstrategie zu sagen, der Gesetzgeber und Regierung sich in Angelegenheiten einmischen, von denen sie nicht genug verstehen.

Der andere Hintergrund war, dass ich gerade das Buch The Collapse of Complex Societies von Joseph Tainter gelesen hatte , in dem dieser die These vertritt, dass komplexe Gesellschaften die Tendenz haben immer komplexer zu werden und dass die zunehmenden Kosten dieser Komplexität schließlich zum Zusammenbruch der Gesellschaft führen. Das Buch von Joseph Tainter kann auch hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Van Crevelds Buch „Kampfkraft“ war eigentlich eine Studie, die er als Militärhistoriker für das amerikanische Verteidigungsministerium angefertigt hatte, weil dieses nach dem verlorenen Vietnamkrieg nach Verbesserungsmöglichkeiten suchte. Unter Militärs und Militärhistorikern war und ist man sich dabei offenbar darüber bewusst, dass die deutsche Wehrmacht im 2. Weltkrieg an Kampfkraft allen anderen Streitkräften weit überlegen war. Man wusste, dass die Deutschen ihren Gegnern pro Mann systematisch wesentlich höhere Verluste zugefügt hatten als sie selber hatten. Bei gleicher Anzahl und vergleichbarer Ausrüstung waren die deutschen Streitkräfte in der Regel siegreich. Teilweise haben die deutschen Streitkräfte auch mit zahlen- und materialmäßig weit unterlegen Kräften klar gewonnen. Bestes Beispiel ist der rasante Sieg im Westen, im Mai 1940. Der Sieg über Deutschland war trotz der miserablen Versorgungslage und trotz der für die Deutschen oft sehr nachteiligen Einmischung Hitlers in die Kriegsführung nur unter hohen Verlusten und mit enormer zahlen- und materialmäßigen Überlegenheit der Alliierten möglich.

Die Frage ist warum? Van Creveld geht zunächst der Frage nach, ob die Deutschen vielleicht von Natur aus einen im Vergleich zu den Amerikanern besonders kriegerischen und gewalttätigen Nationalcharakter haben Das erstaunliche Ergebnis der zitierten Untersuchungen ist, dass die Amerikaner auf jeden Fall sehr gutes Soldatenmaterial hatten und dass man aus den vorhandenen, vergleichenden Untersuchungen nicht den Schluss ziehen kann, dass die Deutschen von Natur aus besonders gute Soldaten sind. Es war auch so, dass nur ein eher kleiner Teil der deutschen Streitkräfte fanatische Nazis waren.

Die offensichtlichen Unterschiede in der Kampfkraft der Streitkräfte müssen also eher in organisatorischen Gründen und in der Qualität der inneren Führung gelegen haben – also im Bereich der Software bzw. den weichen Werten.

Van Creveld hat eine große Bandbreite von Aspekten untersucht.

Zunächst hatten das Militär und vor allem auch die Offiziere in Deutschland vor 1945 im Vergleich zu den USA einen sehr viel höheren sozialen Status. Die Anziehungskraft des Militärs und vor allem der Offizierslaufbahn war für fähige junge Männer in Deutschland größer. Wer nun glaubt, man hätte Offiziere damals nach Schulnoten ausgesucht, irrt.  Aufmüpfigkeit und selbst die Wiederholung von Schuljahren waren bei der Auswahl von Offiziersanwärtern positiv und wichtiger als gute Schulnoten und Angepasstheit. Ein interessanter Punkt, vor dem Hintergrund unserer auf Anpassung, Artigkeit und gute Noten getrimmten Bildungslandschaft

Das Ziel der deutschen Streitkräfte war – ganz entgegen den heutigen Klischees – auch in neuen Situationen und unter Stess möglichst selbstständig, eigenverantwortlich und entschieden handelnde Offiziere und Soldaten zu haben. Man war sich darüber im Klaren, dass die Situationen im Krieg sich so schnell und so unvorhersehbar ändern können, dass für das Informieren und Konsultieren von höheren Vorgesetzten oft keine Zeit war. Die Soldaten und Offiziere waren dazu angehalten und dafür ausgebildet, von ihrem Vorgesetzten einfach nur Aufträge zu bekommen und diese dann zu erfüllen, indem sie selbstständig, konsequent und kreativ kämpften, improvisierten und sich flexibel auf die jeweilige Situation einstellten. Die Amerikaner und auch andere Streitkräfte hatten wesentlich unflexiblere, starrere Führungssysteme mit detaillierteren vorschreibenden Befehlen. Bemerkenswerter Weise sind die großen deutschen Niederlagen oft darauf zurückzuführen gewesen, dass sich die oberste Führung nicht an dieses deutsche Erfolgsrezept gehalten und stattdessen den Generälen ins Handwerk gepfuscht hat.

Weitere Vorteile der Wehrmacht gegenüber ihren amerikanischen Gegnern waren eine sehr schlanke, minimalistische Bürokratie, eine bessere Urlaubsregelung, eine intelligentere Besoldung, ein wesentlich motivierenderes System zu Auszeichnung hervorragender soldatischer Leistungen,  eine wesentlich bessere Methode zum Auffüllen der personellen Kriegsverluste, Berücksichtigung landsmannschaftlicher und lokaler persönlicher Bindungen der Soldaten bei der Aufstellung von Kampftruppen. Ausserdem wurden bei der Wehrmacht die besten Offiziere eher an der Front eingesetzt, während sie bei den Amerikanern eher  weit weg von der Front verwendet wurden.

Die Wehrmacht war hochgradig darauf konzentriert, effizient und erfolgreich zu kämpfen und vorzugehen. Die Amerikaner haben mehr Gewicht auf Logistik, Nachschub und Bürokratie gelegt. Die Wehrmacht hat interessanter Weise wesentlich mehr Rücksicht auf menschliche Bedürfnisse und die Unterstützung der Psyche der Soldaten gelegt. Nicht aus Gutmenschelei, sondern weil man effiziente Soldaten wollte. Die Wehrmacht hatte wesentlich weniger Ausfälle durch psychische und psychiatrische Probleme als die amerikanische Armee und sie hatte trotz der oft katastrophal schlechten Gesamtlage und Unterlegenheit relativ weniger Deserteure.

Das Buch handelt zwar von einer längst vergangenen Zeit und es zeigt die Überlegenheit einer Streitmacht, die dann doch auf extreme Weise einen Krieg verloren und sich bei vielen wegen der Verbrechen, die sie gedeckt und teilweise auch begangen hat, einen sehr schlechten Ruf hat. Das sollte uns aber gerade heute nicht daran hindern, kaltblütig und nüchtern die Erfahrung und das Wissen zu nutzen, welche die überlegene Kampfkraft der deutschen Streitkräfte im 2. Weltkrieg ermöglicht haben.

Wenn man, wie die Amerikaner im 2. Weltkrieg, und auch wie die Nato in Afghanistan, eine phantastische Materialüberlegenheit und dazu eine insgesamt extreme zahlenmäßige Überlegenheit hat, ist das vielleicht nicht so wichtig. In einer Zeit des Überflusses und der Sicherheit kann man sich eine aufgeblähte, unsinnige Bürokratie, weltfremde Gesetze und auch schwache Streitkräfte leisten.  Aber die Zeiten ändern sich zwangsläufig.

Vor dem Hintergrund von Joesph Tainters Buch über die Ursachen des Zusammenbruchs komplexer Gesellschaft und auch vor dem Hintergrund, dass wir dabei sind die Kosten der Komplexität unserer Gesellschaft über das Maß des Verträglichen und Tragbaren hinaus zu steigern, enthält van Crevelds Analyse der Hintergründe der Kampfkraft der deutschen Streitkräfte im 2. Weltkrieg viel Nützliches für unsere heutige Gesellschaft.

Vor allem die schlanke Bürokratie und die effiziente, den Verantwortlichen „an der Front“ ziemlich viel Freiraum lassende, auf unnötige Gängelung durch all zu detaillierte, weltfremde Vorschriften verzichtende Auftragstaktik haben es mir angetan. Als Zahnarzt denke ich dabei sehnsüchtig an Dänemark und Norwegen, wo man alle Gebührenpostionen einer Praxis bequem auf ein bis zwei DIN-A4-Seiten wiedergeben kann, während man in Deutschland etliche tausend Seiten an Loseblattsammlung mit Paragraphen, Gebührenpostionen und Begründungen benötigt. Ich habe in meiner Praxis zwei teure Nachschlagwerk-Abos und ein Abo für ein Preiskalkulationsprogramm und habe viel Geld und Zeit für zahnmedizinisch völlig sinnfreie Fortbildungen in Sachen Abrechung für mich und mein Personal benötigt. In Deutschland verdienen eine ganze Menge Leute viel Geld mit unserem zwar extrem komplexen aber im Grunde, im Sinne des zahnärztlichen Auftrages, völlig überflüssigen und für die Gesundheit der Patienten oft sogar schädlichen Abrechnungswesen. Vergleichende Analyse der Probleme und Eigenheiten der amerikanischen Armee und der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg, könnte aber nicht nur für das zahnärztliche Abrechnungswesen, sondern auch für viele andere zivile Bereiche wichtige Anregungen zum Nachdenken und hoffentlich auch zur Beseitigung unsinniger Komplexität geben. Ganz allgemeingültig könnte dies ein Anlass sein, die zunehmende Gängelung von Fachleuten, Ärzten, Zahnärzten und Beamten aller Fachrichtungen durch immer mehr, oft unsinnige, realitätsfremde und die Gesellschaft zunehmend wirtschaftlich überlastende Gesetze zu reduzieren.

Ein anderer Punkt ist, dass sowohl die deutschen als auch die amerikanischen Streitkräfte vor und im zweiten Weltkrieg rasant ihren Umfang vergrößern mussten. Etwas ähnliches könnte uns in Zukunft wieder passieren. Es könnte sein, dass wir z.B. wie von John Xenakis auf in seinem Internetblog www.generationaldynamics.com kürzlich wieder geschrieben1 ,2 ,3 , in den nächsten Jahren in einen dritten Weltkrieg verwickelt werden, bei dem wir uns auf der Seite der USA, Russlands, Irans und Indiens, der vereinten Macht von China und den sunnitischen Staaten, vielleicht sogar einschließlich der Türkei, gegenüber sehen. Es könnte sein, dass wir extrem schnell aufrüsten müssen, und dass wir nicht mehr die Zeit, das Geld und die materiellen Ressourcen haben um eine hochtechnisierte, automatisierte Militärmaschine aufzubauen. Es könnte sein, dass wir in eine ähnlich verzweifelte Situation wie die Wehrmacht kommen könnten, wo wir materielle Schwächen, Ressourcenmangel und zahlenmäßige Unterlegenheit durch gute Organisation und innere Führung ausgleichen müssen, wenn wir nicht z.B. vor einen uns zahlenmäßig weit überlegenen, von China unterstützten Kalifat kapitulieren wollen. Van Crevelds Buch „Kampfkraft“ könnte auch dabei von unschätzbarem Wert sein, weil es helfen könnte Fehler zu vermeiden und die Erfolgschancen zu verbessern.

Man muss aber bedenken, dass der selbe Martin van Creveld der Bundeswehr und den westlichen Streitkräften sehr aktuell ein verheerendes Zeugnis ausgestellt hat und sie für nicht mehr kriegstauglich hält. Siehe dazu z.B. ´den Artikels von Martin van Crefeld in der Jungen Freiheit vom 15.08.2014 der die westlichen Streitkräfte als Schmusekatzen bezeichnet.

Kelberg, den 24.10.2014

Christoph Becker


  1. Bei seiner globalen Risikoanalyse hat Xenakis das Konfliktrisiko für Europa im Oktober 2014 erstmals von “niedriges Risiko” auf “hohes Risiko” verändert  

  2. Xenakis hat dies z.B. in seinem allgemein mehr auf die politischen Auswirkungen von Ebola bezogenen Beitrag vom 19.10.2014 wiederholt. Zitat:  Ich habe seit Jahren über den kommenden Weltkrieg der Zivilisationen geschrieben, in dem Indien, Russland und der Iran unsere Verbündeten gegen China, Pakistan und die sunnitischen Muslime sein werden. Jetzt müssen wir den „Ebola-Faktor“ hinzufügen, der alles andere was auf der Welt geschieht beeinflußt. Ausbrüche von Ebola werden mehr Gebiete der Welt destabilisieren, zu mehr Kriegen führend, und Kriegsgebiete werden die idealen Gebiete für weitere Ausbrüche und die weitere Ausbreitung von Ebola sein.  

  3. siehe auch meine Beiträge: Pulverfass Saudi-Arabien , Scholl-Latours neustes Buch und die allgemeine Berichterstattung über die mehr oder weniger offen Unterstützung des Islamischen Staates durch die Türkei, sowie Gunnar Heinsohns Buch Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen.  Es ist jedenfalls durchaus wahrscheinlich, dass wir uns (hoffentlich erst) in einigen Jahren einem unter anderem einer die  arabischen Halbinsel, die Türkei, den Islamischen Staat und die Atommacht Pakistan umfassenden Sunnitischen Block, der zudem mit China verbündet sein könnte, gegenüber stehen. Meine  Blogbeiträge zum Thema EMP könnten dann auch relevant werden.   

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sh
sh
2. November 2014 2:40

Guten Abend Herr Becker,

durch Zufall bin ich auf Ihren Blog gestoßen und ich finde ihn sehr interessant! Als ich Ihre Beschreibung über Sie selbst und über Ihren Zahnarztberuf gelesen hatte, musste ich wirklich laut lachen… eine schöne Form von Eigenironie!

Kurz zu dem Thema der Wehrmacht:
Die Wehrmacht hatte viele Modelle der Reichswehr übernommen. Insofern ist die Wehrmacht schon Wirkung und nicht Ursache dieser modernen Personalführungsmethoden. Zum Beispiel ist das “Assessment Center” erstmalig in der Reichswehr eingesetzt worden. Für die damalige Zeit (verglichen mit den Briten zBsp) ein Unding… aber Erfolgreich.
Auch die Kostenrechnung, wie wir sie heute kennen, erlebte einen enormen Schub 1916 und verfeinerte sich in den frühen 40ern. Warum? Klar, der Mangel an Ressourcen zwang zu effizienten und effektiven Lösungen. Steht uns mit der Energieerzeugung auch bald ins Haus…

Das waren nur mal so ein paar kleine Hinweise (wussten Sie wahrscheinlich schon). Viel Erfolg weiterhin und Respekt für diesen wirklich interessanten Blog.

Grüße!

N.N.
N.N.
21. April 2016 10:36

Guten Tag Herr Becker!
Ich verstehe nicht, warum sich die USA mit Rußland gegen China und die sunnitischen Stämme verbünden sollen. Dieses Szenario dürfte meiner Meinung nach erst eintreten, wenn es den USA gelingt, Rußland zu unterwerfen, worauf China vielleicht keine andere Wahl mehr hätte, als sich Verbündete unter den sunnitischen Stämmen zu suchen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß die Chinesen diese Option erst ganz zum Schluß in Betracht ziehen und hoffe, daß sich stattdessen Rußland und China einigen, um dem Angriff der USA zu widerstehen.

3Westbach51
3Westbach51
22. April 2016 11:35
Reply to  N.N.

Hallo N.N.
Die USA und auch Westeuropa sind mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur meines Erachtens militärisch und auch wirtschaftlich nur noch Kolosse auf tönernen Füßen. Das Militär der USA und des Rests vom Westen ist durch eine Mischung aus Komplexitätskosten, Dummheit, Feminismus, Korruption, politischer Korrektheit und noch einigen anderen Faktoren mehr, bestenfalls noch für Kriege gegen zahlenmäßig und materiell extrem unterlegene Gegner geeignet.
Ohne Unterstützung der Russen, oder gar gegen die Russen, werden die USA jeden richtigen Krieg mit China haushoch verlieren. Deutschland und der Rest Europas werden einen Krieg mit den sunnitischen Staaten (zudem es aus ökologischen und demographischen Gründen unweigerlich kommen wird) nur halbwegs überleben, wenn die Russen und konventionell auch die Polen auf der Seite des Westens kämpfen.
Meinen Blog http://www.freizahn.de habe ich mit Bedacht mit der Übersetzung eines Artikels über Roscoe Bartlett begonnen ( http://www.freizahn.de/2014/08/der-abgeordnete-der-vom-netz-ging/ . Dass dieser Dr. Bartlett mit all seinem Wissen und seinem Geld nach 20 Jahren als insbesondere auch mit Sicherheitspolitik und Energiepolitik befasster Abgeordneter irgendwo in den Bergen von West Virginia für seine Familie von der öffentlichen Stromversorgung und Infrastruktur unabhängige Nahrungsmittelversorgung und Unterkünfte gebaut hat, anstatt seine alten Tage auf Kreuzfahrtschiffen oder auf Golfplätzen zu verbringen, sollte zu denken geben. Bartlett wusste und weiß, wie “man” den Westen mit minimalen Aufwand in die Knie zwingen, technologisch ins Mittelalter zurückversetzen und dabei natürlich auch die ökologische Tagkraft, also die maximal mögliche Bevölkerungsdichte, wieder auf das Niveau des Mittelalters absenken kann, und er hat mit seinen zahlreichen Aktivitäten dafür gesorgt, zumindest einige in der Sicherheitsbranche und auch sonst wissen. Vieles von dem was auf meiner Webseite unter der Kategorie EMP zu finden ist, letztlich zumindest indirekt ganz oder teilweisen dem Wirken von Roscoe Bartlett zu verdanken.
Ein anderer Aspekt meiner Webseite war und ist übrigens die Landwirtschaft, die ich als die größte Sicherheitslücke der USA und auch Westeuropas sehe. Ein annonymer EMP-Angriff, wie ihn neben China auch eine Koalition der sunnitischen Staaten durchführen könnte, würde ebenso wie ein umfassender konventioneller Angriff auf unsere technische Infrastruktur, derzeit vermutlich ca. 90% der Bevölkerung der USA und Westeuropas binnen eines Jahres durch Hunger und dessen soziologische und medizinische Nebenwirkungen vernichten.
Neben den Romanen, der Videodokumentation und der sonstigen Literatur zum Thema EMP, die ich in der betreffenden Kategorie erwähnt habe, ist zur Einschätzung der Sicherheitslage des Westens auch das Interview

von Chris Martenson mit John Michael Greer interessant. Insbesondere ab ca. Minute 41. Siehe auch meinen Blogbeitrag

    Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann

, bzw. die beiden dort kurz vorgestellten Bücher “Decline and Fall: The End of Empire and the Future of Democracy in 21th Century America” und “The Twilghts Last Geleaming“. Ihr Kommentar und meine Antwort läßt mich auch an eine Fernsehdiskussion mit Peter Scholl-Latour, Alice Schwarzer und anderen über den Islam denken. Herr Scholl-Latour bemerkte dort an einer Stelle, die die anderen in der Talkrunde offenbar noch in der Zeit von Rudyard Kipling leben würden, die militärischen Kraftverhältnisse hätten sich seit dem doch sehr gewandelt.

China und auch die sunnitischen Staaten werden sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gezwungen sehen neuen Lebensraum zu erobern, weil ihr angestammter Lebensraum ruiniert ist und im Fall der sunnitischen Staaten auch, weil die dank der Ölfunde und der modernen Medizin und Landwirtschaft eine extreme Bevölkerungsexplosion realisiert haben, während sie gleichzeitig die Qualität ihres Lebensraums verschlechtert haben.
Der Angriff auf Europa findet im Übrigen wohl längst statt, wie ich in

angedacht habe. Die “Flüchtlinge” und “Einwanderer” sind meines Erachtens Aspekte einer neuen Form der Kriegsführung, der die Europäer und auch die Amerikaner bisher nicht gewachsen sind – und in dem es den Feinden des Westens gelungen ist große Teile der westlichen Bevölkerung und nahezu die gesamte “Elite” des Westens mit rührseeligen Geschichten und Bildern geschickt zu hypnotisieren und zu instrumentalisieren.
Ich sehe dabei allerdings mit spöttischem Zynismus, dass die Russen und auch die Polen das Spiel nicht mitspielen werden und notfalls eher Deutschland und Österreich in für viele Jahre unbewohnbares Schlachtfeld verwandeln, als dass sie es in den Hände von Türken, Arabern und anderen Sunniten fallen lassen.
Und dann ist da immer noch das Problem mit China und Indien. Beide haben Atomwaffen und brauchbare Trägersysteme, beide haben extrem große Bevölkerungen, extreme ökologische Probleme und einen steigenden, in unserer endlichen Welt nicht mehr zu befriedigenden Ressourcenbedarf. Letzteres weil und solange sie der vom Westen Jahrzehntelang geförderten Utopie nach streben, dass alle Menschen dieser Welt eine hohen westlichen Lebensstil erreichen können, wenn sie sich nur genug anstrengen (oder in westliche Sozialsysteme einwandern). Zu diesen asiatischen Großmächten weiß ich noch viel zu wenig. Ich habe immer noch das Buch

von Pankaj Mishra als zu lesen da liegen, von dem ich mir etwas mehr Einsicht und Verständnis für diese Asiaten und auf für die Muslime verspreche.

Nero
Nero
25. April 2016 0:01

Hallo Herr Becker!

Eine Frage: warum schreiben Sie nur von den Sunniten?

Die Schiiten und deren Hausmacht der Iran versucht genauso in das schwache Europa einzudringen wie alle anderen auch.
Als Jugoslawien zerfallen ist, waren die Ersten die das Machtvakuum ausgenutzt haben Schiiten. Iranische Spezialeinheiten haben auf dem muslimischen Boden des Balkans operiert.
Da dort aber die Türkei besonders aktiv war und die Türken mehrheitlich alevitisch (eine sunnitische Strömung) sind, hat das sofort eine Gegenbewegung des sunnitischen Islam gegeben. Die sich dann letztendlich auch durchsetzen konnte.

Die Schiiten haben im Gegensatz dazu einen anderen Erfolg zu verzeichnen: Sie konnten eine Landverbindung vom Iran über den Irak zum Libanon und Palästina herstellen. Dadurch fühlt sich Israel bedroht. Zur Info: die Libanesen (Palästinenser werden in DEU zu den Libanesen gezählt, da DEU Palästina nicht als Staat anerkannt hat) und Iraker in Deutschland haben eine über 90%ige Sozialquote und sind mit Masse Schiiten. Von der Hisbollah will ich gar nicht anfangen.

Ich habe auch sehr persönliche Erfahrungen mit Schiiten gemacht. Zugegeben, sie sind wesentlich angenehmer im Umgang aber das sollte uns nicht täuschen.
Vielleicht wird man uns sogar die rettende Hand aus dieser Richtung anbieten um gegen die Sunniten etwas unternehmen zu können. Kann durchaus sein. Allerdings wollen die ja dann auch ihren Lohn haben.
Es gab auch schon Terroranschläge in Europa die durch Schiiten begangen worden sind. Wieder mal in Frankreich weil sie Israel im Kampf gegen den Libanon unterstützen.

Ich fasse den Islam mal so zusammen wie ich es von einem anderen Moslem gelesen hatte, der mir erklären wollte wie es sich mit den internen Streitigkeiten des Islam verhält:

Ich gegen meinen Bruder, meine Brüder und ich gegen unseren Vater, unsere Familie gegen den Clan, unser Clan gegen den Staat und wir alle zusammen gegen die Ungläubigen.

Nero
Nero
1. Mai 2016 2:27

Nachtrag zum Thema Schiiten (off topic):

Hier ein Link zur Rede eines Iraners im Deutschen Bundestag.
https://www.youtube.com/watch?v=hj_7dZO3pSs

Sparen Sie sich die Zeit. Er ist ein Schuldkulttreiber, der uns moralisch niedermachen will. In den freiwerdenden Raum, setzt er geschickt fremde, undeutsche, uneuropäische, unchristliche Interessen.

In den letzten Monaten habe ich eine Wandlung durchgemacht. Ich glaube nicht, dass es ehrliche Alliierte außerhalb unserer Schicksalsgemeinschaft gibt.
Die Schicksalsgemeinschaft ist natürlich größer als Deutschland und die Deutschen. Viel mehr sind davon betroffen. Andere können und wollen uns nicht verstehen.
Da die (((anderen))) Völker wesentlich instinktsicherer sind, müssen wir davon ausgehen, dass sie Schwächen eher bemerken und sie dann ausnutzen werden.

————————————

Mit fällt folgendes häufiger auf (nicht speziell Sie):
Man fokussiert sich sehr auf den Islam, dann kommen welche und sagen: nein, nein, das sind die Sunniten. Der Nächste: nein, nein, das sind die Wahhabiten, die Saudis sind es… usw…
Also irgendwie wird die Menge immer kleiner. Bloß nicht verallgemeinern. Schon mal aufgefallen, dass es bis jetzt noch keinen Terroranschlag in Israel, seitens des IS gegeben hat?
Also wir müssen aufpassen, dass wir nicht benutzt werden um dann die Drecksarbeit für eine bestimmte Gruppe von Menschen zu erledigen. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass diese Katastrophe ein Unfall oder auf die Dummheit der Politiker zurückzuführen ist. Siehe dieser komplett wahnsinnige Türkei Deal. Der Verrat ist mit einem weichgekochten Gehirn nicht mehr zu erklären.
Auch rührselige Geschichten können so eine Form von Dummheit nicht produzieren.
Das ist Vorsatz. Und zwar mitten aus der “westlichen” Welt heraus.

3Westbach51
3Westbach51
1. Mai 2016 17:24
Reply to  Nero

Zuerst zum Thema Schiiten vs. Sunniten. Ich bin froh, dass es Differenzen zwischen den verschiedenen islamisichen Fraktionen gibt und hoffe, dass diese Differenzen helfen können die Schwächen der europäischen Sicherheitspolitik hinreichend zu kompensieren. In dem Roman “The Price of Peace” von Albert Clark (war Oberstlt. der USAF) wird der Angriff der Muslime auf Europa übrigens von Teheran aus orchestriert und der in diesem Roman eigentlich amerikatreue Herrscher von Saudi Arabien wird vom Iran bei einem Staatsbesuch gefangen genommen und zur Komplizenschaft bei dem Europa zu einem großen Teil verwüstenden Krieg gezwungen.
Die Sunniten sind die größere Fraktion, sie haben via Pakistan Zugriff auf Atomwaffen und sie haben, von Pakistan über die Arabische Halbinsel bis Nordafrika, soweit ich weiß den größten demographischen und ökologischen Druck.

Ich persönlich bin aus verschiedenen Gründen derzeit sehr pessimistisch was Deutschland als Ganzes angeht. Vor zwei Wochen habe ich mir das von Dimitri Orlov sehr gepriesene und verlegte Buch 150-Strong: A Pathway to a Different Future zum größten Teil gelesen. Die Idee dahinter ist, dass man zusehen sollte sich auf eine Gruppe von bis zu ca. 150 Personen zu konzentrieren. Also ungefähr die Größe eines kleinen Dorfes, für die Menschen im Laufe der Evolution optimiert wurden. Das passt, wenn ich mich recht erinnere, auch zu dem was Irenäus Eibl-Eibesfeldt z.B. in seinem Kapitel über die Macht schreibt, dass ich in http://www.freizahn.de/2015/10/freiheit-und-das-streben-nach-macht/ auch als pdf-Datei hochgeladen und verlinkt habe.
Deutschland und die anderen westeuropäischen Staaten zerfallen wohl derzeit, weil die mehrheitlich in freier und geheimer Wahl wieder und wieder gewählten “Eliten” so handeln wie sie nun mal handeln zu müssen glauben. Immerhin haben bei den letzten Landtagswahlen im März noch fast 80 % letztlich die irre Politik unserer “Eliten” faktisch gut geheißen.
Heute morgen habe ich die ersten 4 Kapitel von The Collapse of Globalism gelesen. Auf John Ralston Saul aufmerksam geworden war ich weil Allan Savory in seinem Vortrag Holistic Management auf Youtube wärmstens die Lektüre von Sauls The Unconscious Civilization empfohlen hatte. Sauls Buch über den Kollaps der Globalisierung ist jedenfalls faszinierend und hilft auch dabei die Denkblockaden und Wahrnehmungsmängel unserer “Eliten” besser zu verstehen. Faktisch putzt er unsere Kanzlerin und deren Mitstreiter und Bewunderer mit ihrer angeblichen “Alternativlosigkeit” sehr geistreich und heftig herunter.

Ein zu hebender Schatz in Sachen Verständnis der Verrücktheit und Fehler der Politik unserer Regierungsparteien sind sicher auch die Essays von William Graham Sumner, von denen ich noch lange nicht alle gelesen und mit “Earth-Hunger” erst eines auf meiner Webseite vorgestellt und teilweise übersetzt habe. Wie der englische Wikipedia-Eintrag über Sumner zeigt, war er als Soziologe, Intellektueller und Konservativer ein Schwergewicht das so leicht nicht zu übertreffen ist.

Bei allem Pessimismus sage ich mir aber auch immer wieder, dass letztlich alle mit Wasser kochen und dass man die Zukunft nicht wirklich voraussehen und planen kann, so dass auch die Deutschen und die anderen westeuropäischen Völker sehr wohl noch Chanen haben. Auf jeden Fall kann man die eigenen Flexibiliät bzw. Resilienz untersuchen und versuchen sie zu verbessern. Wenn und soweit der Staat versagt kann man zumindest auf lokaler Ebene versuchen die Resilienz zu verbessern und wenn das da wo man gerade wohnt nicht geht, weil die Bevölkerung zu naiv und zu träge ist, dann kann man versuchen eine neue Heimat zu finden, sofern man genug an Wissen und Können dorthin mitbringen kann, um sich in seiner neuen Heimat nützlich und unentbehrlich zu machen und um für die Bevölkerung dort keine Last, sondern eine wirkliche Bereicherung zu sein.

Teide
Teide
25. März 2018 15:36

Sehr geehrter Herr Becker,

meine allergrößte Hochachtung. Was für eine Website, ich versinke in den Artikeln. Man muß sich förmlich zwingen die Seite zu Ende zu lesen und nicht den zahlreichen links zu folgen.

Zum Thema „von der Wehrmacht lernen“

Vollkommen richtig, Auftragstaktik vor Befehlstaktik und eine hohe Effizienz waren die Erfolgsfaktoren. Auch was die Behandlung der Soldaten angeht.

Ehemalige Wehrmachtssoldaten (die ich kenne) haben alle den Krieg gehasst aber über die Wehrmacht kein schlechtes Wort gesagt. Es waren auch zwei dabei die schwerverletzt aus Stalingrad ausgeflogen wurden. Hart aber fair.

Die Bücher von van Creveld habe ich hier liegen. Zufällig, noch ungelesen, muß ich dringend nachholen.

Zum Thema „Troja“

Ihre Weitsicht ist beeindruckend. Sie haben die Artikel ja schon Anfang 2016 geschrieben. Ich bin sicher das Sie recht haben. Wir haben jetzt 2018 und die Zeitungen schreiben von weiteren 750 Millionen Afrikanern die nach Europa wollen.

Wenn das auch nur im Ansatz so kommt braucht es keinen EMP und keine Bewaffnung. Dann geht das Morden (meinetwegen auch „nur“ sterben, die Komplexität kommt ja noch dazu) auch so los.

Ich bin mir auch sicher das die Osteuropäer (allen voran die Russen) es nicht zulassen werden das Deutschland oder sogar ganz Europa in die Hände des Islams fällt. Ob Sie uns aber helfen oder es dabei belassen Europa mittels Atombomben zu „verglasen“, da bin ich mir NICHT sicher.

Waldmeister
Waldmeister
7. Mai 2018 14:55

Zwecks Offizierslaufbahn:
damals war es für Männer mit höherer Bildung (Ingenieure etc) in Deutschland eine moralische Pflicht den Reserveoffizier zu machen, bevor man ins normale Berufsleben eingetreten ist. Dementsprechend stand eine gute Anzahl von Offizieren mit praktischer Lebenserfahrung (und geübten Führungsqualitäten, die brauchte der Ingenieur auf der Baustelle wie auch der Handwerksmeister in seiner Werkstatt) zur Verfügung. Man sollte mal das Durchschnittsalter von Unteroffizieren bzw niederen Offizieren und deren Herkunft aus dem Zivilleben sowie zivile Vorbildung bei Wehrmacht und Army vergleichen.
Während in West Point eher der siebzehnjährige Frischling, frisch von der Schule vorherrschte, so war der Kandidat an den Kriegsschulen eher ein Zeitfreiwilliger und hatte entweder schon eine zivile Ausbildung hinter sich oder hatte noch vor, eine zu machen. Sie sahen sich eher in der Tradition des Einjährig-Freiwilligen.
Noch etwas: In Deutschland galt die zweijährige Wehrpflicht. In der Zeit wurden auch die Mannschaften sehr gut ausgebildet. In den USA gab es die Wehrpflicht erst ab 1940 oder etwas später und teilweise tüchtige Spannungen unter den Mannschaften, weil sich die Freiwilligen für etwas besseres hielten als die mit Status “drafted”.