Die Klimaschlittenfahrt

Angeregt durch John Michael Greers Essay “Riding the Climate Toboggan” (dt. Die Klima-Rodelschlittenfahrt)  vom 6.9.2023, habe ich einiges zur Klimageschichte der Erde recherchiert und gelernt, was vor dem Hintergrund der Klimapolitik und der Angst vor einem Klimawandel von Interesse ist.

John Michael Greers Essay zur Klimadebatte

John Michael Greer hat in seinem Essay “Riding the Climate Toboggan” (dt. Die Klima-Rodelschlittenfahrt)  vom 6.9.2023  unter anderem auf das Phänomen des global gleichmäßigen Klimas in prähistorischen Zeiten (engl.: equable climate) hingewiesen und er hat dazu auch auf eine diesem Phänomen gewidmente Webseite der Harvard-Universität hingewiesen.  Greers Essay habe ich übersetzt und als pdf-Datei hochgeladen: www.freizahn.de/wp-content/uploads/2023/09/Die-Klima-Rodelschlittenfahrt.pdf  .

Die Grabungen im Eckfelder Maar in der Eifel

Das Essay von John M. Greer hat mich an Berichte über die Ausgrabungen am Eckfelder Maar und an die zugehörige Ausstellung im Maarmuseum in Manderscheid erinnert. Ich habe das Maarmuseum aus diesem Grund noch einmal besucht.

Hier die Links:

Zitate von der Webseite des Maarmuseums in Manderscheid:

Im Eozän, der Zeit vor 55 bis 34 Millionen Jahren, herrschte auf der Erde ein Klima, das Züge des von vielen für die Zukunft vorausgesagten “Treibhausklimas” trug.

Die Einflüsse des Menschen auf die künftige Entwicklung des Klimas und die Dynamik von Ökosystemen sind nur dann realistisch abzuschätzen, wenn deren erdgeschichtliche Entwicklung bekannt ist. Das Zeitfenster des Eozän – das ist das Erdzeitalter, das 55 bis 33 Millionen Jahre zurückliegt – ist dabei von herausragendem Interesse. Denn zu dieser Zeit herrschte letztmalig global ein weitgehend gleichmäßig warmes Klima, das Züge des von vielen für die Zukunft erwarteten “Treibhausklimas” trug. Zudem begann damals die explosive Entwicklung der Blütenpflanzen und Säugetiere.

Bei dem Besuch des Maarmuseums habe ich auch die folgende, aus den Funden zur Vegetationsgeschichte an anderen Stellen abgeleitete Grafik zur Entwicklung der Mittleren Temperatur in der Eifel fotographiert:

Fotographiert im Maar-Museum Manderscheid, am 10.9.2023. In der Jungsteinzeit und Bronzezeit war es demnach hier in der Eifel  wesentlich wärmer als heute. Anderseits war Deutschland damals im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens “klimaneutral”. Autos, Kohlekraftwerke usw. gab es überhaupt nicht.

Die Funde in den Sedimentschichten des Eckfelder Maares sind sehr viel älter, sie betreffen die Flora und Fauna in der Eifel vor ca.  45 bis 44 Millionen Jahren. Bis zur Verlandung sind wahrscheinlich ca. 250 Tsd. Jahre vergangen. Gefunden wurden  Palmen, Bienen, eine große Pflanzenvielfalt, Nagetiere, ein Vorläufer unserer heutigen Pferde, Halbaffen vor allem auch Krokodile. Krokodile benötigen ein Klima, bei dem die Temperatur selbst im kältesten Monat nicht unter 10 Grad Celsius sinkt. Es gab damals hier in der Eifel also weder Schnee noch Frost. Die Funde von Halbaffen zeigen, dass das Klima auch für Menschen gut erträglich gewesen wäre.

Ein Buch eines Greenpeace Mitbegründers

Der sehr vernunft- und wissenschaftsorientierte,  Umweltaktivist und Mitbegründer von  Greenpeace, Dr. Patrick Moore hat in seinem Buch Fake Invisible Catastrophes and Threats of Doom (dt.: Eingebildete unsichtbare Katastrophen und Untergangsdrohungen )  unter anderem ein längeres Kapitel zum Thema CO2 und Erderwärmung (Climate of Fear and Guilt , dt. Klima der Angst und Schuldgefühle), in dem er die aktuelle Klimapolitik und die Verteufelung von CO2-Emissionen zerlegt. Das Fazit von Dr. Moore zum Thema CO2 ist, dass eine Steigerung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre mehr Vorteile als Nachteile hat.  

Unter anderem erwähnt er dort auch, wie schon John M. Greer in dem oben erwähnten Essay, dass bei einer Klimaerwärmung lediglich das Klima in den höheren Breiten milder und damit angenehmer und Energiekostensparender wird, während es in der Region um den Äquator ungefähr gleich bleibt.

Von Patrick Moore findet man auf den verschiedenen Videoportalen wie youtube.com, odysee.com, rumble.com und brighteon.com auch interessante Vorträge und Interviews.

Artikel zum Eozän auf der Webseite Eike

Auf der weiteren Suche zum Thema Klimaerwärmung, CO2, Eozän habe ich schließlich auch einige sehr interessante, lesenswerte  Artikel und ein Interview auf der  Webseite eike-klima-energie.eu gefunden:

Kann es durch extreme Hitze in manchen Gebieten der Erde für die Menschen zu heiß werden?

Zitat:

Unsere entfernten Vorfahren, die ersten Primaten, entwickelten sich vor etwa 56 Millionen Jahren während einer der wärmsten Zeiten im Känozoikum. Dies war das Paläozän-Eozän-Thermalmaximum (PETM), als es global im Durchschnitt möglicherweise zehn Grad wärmer war als heute. Damals entwickelten sich die Primaten nicht nur, sondern sie gediehen auch. Fossilien zufolge verbreiteten sie sich rasch über die ganze Welt, und dass es uns heute noch gibt, ist ein Beweis für ihren Erfolg. Säugetierfossilien, vielleicht sogar Primatenfossilien, finden sich im Abschnitt Polecat Bench in Wyoming und in PETM-Abschnitten in Europa. Es liegt auf der Hand, dass die tropischen Temperaturen während des PETM nicht viel anders gewesen sein können als heute.

Meridionale Strömung, die fundamentalste aller Klima-Variablen

Zitat:

Zusammenfassung der Daten

Die globale durchschnittliche Temperatur der Erde schwankt jedes Jahr um 3,8 °C. Die Höchsttemperatur ist im Juli, die Tiefsttemperatur im Januar. Daher ist es schwierig, die Warnungen des IPCC vor einer Erwärmung um zwei Grad in den nächsten 100 Jahren ernst zu nehmen.

Die Tropen der Erde erhalten viel mehr Sonnenenergie, als sie in den Weltraum abstrahlen können. Dadurch werden viele ausgeklügelte natürliche Prozesse in Gang gesetzt, um die Energie in Richtung der Pole zu lenken, wo der Netto-Energiefluss in den Weltraum erfolgt. Veränderungen in diesem Energiefluss können zu Klimaveränderungen führen.

Geologen haben ein Verfahren entwickelt, die sich der Klimagürtel von Wladimir Köppen bedient, um die vergangenen globalen Durchschnittstemperaturen zu rekonstruieren. Die Rekonstruktionen haben eine sehr geringe zeitliche Auflösung und bestimmen nur eine globale durchschnittliche Temperatur alle fünf Millionen Jahre, aber das Verfahren ist vernünftig. Unser heutiges Klima ist in der Erdgeschichte ungewöhnlich kalt, kälter als 90 % der letzten 540 Millionen Jahre. Die Temperaturen in den Tropen schwanken nicht sehr stark, die globale Erwärmung oder Abkühlung findet hauptsächlich in den mittleren und hohen Breitengraden statt.

Die Stürme nehmen in Perioden mit einem größeren Temperaturgefälle in der Breite zu, da der größte Teil der überschüssigen tropischen Energie aus den Tropen in Stürmen transportiert wird. Da die globale Erwärmung den Gradienten verringert, sind weniger Stürme zu erwarten.

Die Sonnenaktivität beeinflusst das Klima der Erde, aber die Korrelation ändert sich mit der Zeit. Manchmal ist sie positiv, d. h. die Erde erwärmt sich mit zunehmender Sonnenaktivität, und manchmal kühlt sich die Erde mit zunehmender Sonnenaktivität ab. Die Wechsel scheinen alle 80-120 Jahre zu erfolgen. Die Änderungen der Klima/Solar-Korrelation deuten darauf hin, dass der solare Einfluss auf das Klima nicht direkt auf Änderungen der Sonneneinstrahlung zurückzuführen ist, wie der IPCC vorschlägt, sondern auf solarinduzierte Änderungen großer atmosphärischer Prozesse, die vernachlässigt werden.

Die Sommertemperaturen in der Arktis ändern sich kaum, wahrscheinlich weil jede Zunahme des meridionalen Transports einfach mehr Polareis zum Schmelzen bringt. Die Wintertemperaturen ändern sich, da zusätzliche Energie, die in die Arktis transportiert wird, die Oberfläche erwärmt. Wenn im Sommer aufgrund des verstärkten meridionalen Transports zusätzliches Eis schmilzt, führt das erneute Gefrieren des Eises im Winter dazu, dass die freigesetzte latente Wärme in den Weltraum gestrahlt wird.

Zusammenfassung der Probleme der Klimamodelle

….

Diese Modelle können nicht erklären, warum die Häufigkeit der kalten Winter in den mittleren Breiten der nördlichen Hemisphäre zugenommen hat. Sie können die warmen Bedingungen des frühen Eozäns nicht simulieren, ohne unrealistische CO2-Werte und eine hohe CO2-Empfindlichkeit des Klimas zu verwenden.

Sie können nicht erklären, warum die Artenvielfalt, insbesondere die der Säugetiere, im frühen Eozän zunahm, als die globalen Temperaturen zehn Grad höher lagen. Sie können nicht erklären, warum es keine Erwärmung der Arktis gab, als die globale Erwärmung zwischen 1980 und 1997 ihren Höhepunkt erreichte, während sie nach 1997, als sich die Erwärmung verlangsamte, zunahm.

 

Mein Fazit

Das Klima hat sich immer wieder geändert und es war gerade auch in vorindustriellen Zeiten, als alle fossilen Energieträger noch in der Erde lagen, oft wesentlich wärmer als heute.

Eine Klimaerwärmung würde das Klima in der Region um den Äquator nicht wesentlich verändern. Wohl aber würden bei einer globalen Klimaerwärmung die Winter in den höheren Breiten milder. Das ist aber genau das, was wir angesichts der zur Neige gehenden Vorräte wirtschaftlich nutzbarer fossiler Energie und anderer Bodenschätze unbedingt bräuchten.

Auch würde eine weitere Steigerung der CO2-Konzentration das Wachstums der Pflanzen verbessern, was dann zur Verbesserung des lokalen Klimas beitragen könnte, weil man damit die Wasserspeicherkapazität der Böden verbessern kann.  Siehe dazu u.a. meine verschiedenen Artikel am Ende von Anmerkungen zu einer grünen Wahlkampfveranstaltung für Landwirte und da insbesondere meine Artikel

Das Argument, dass ein durch mehr CO2 in der Lauft angetriebenes, schnelleres Pflanzenwachstum zu nährstoffärmeren Pflanzen führen würde ist vor diesem Hintergrund Unsinn. Wenn man die Böden richtig bewirtschaftet (wie es z.B. Dr. Christine Jones und Dr. Elaine Ingham gezeigt haben) hat man fast überall auf der Welt genügend Nährstoffe verfügbar.

Das eigentliche Problem unserer Gesellschaft ist nicht der Klimawandel, sondern das Schrumpfen der wirtschaftlich noch nutzbaren fossilen Energiequellen, für die es sehr wahrscheinlich keinen ausreichenden Ersatz geben wird. Siehe dazu z.B. meine Artikel Zum Thema CO2-BepreisungDer aufziehenden Sturm am Ölhimmel und Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten. Durch die hysterische, bei nüchterner Betrachtung ungerechtfertigte Angst vor einer Klimaerwärmung verschwendet man unnötig knappe Ressourcen.

Jedenfalls ist eine Klimaerwärmung und auch eine Zunahme des CO2-Gehaltes der Atmosphäre nichts, was man fürchten sollte. Das Leben wird auch im Falle einer Klimaerwärmung weiter gehen und es wird auch auch im Gebiet des heutigen Deutschlands weiter Menschen geben.

Man könnte aber einige Unfälle und üble Verletzungen im Verlauf der “Klimarodellschlittenfahrt” vermeiden. Wenn die Ressourcen knapper werden, dann sollte man vernünftigerweise versuchen, die Komplexität der Gesellschaft wo immer möglich zur reduzieren, um den einen “Kollaps durch Komplexität” vermeiden. Siehe dazu z.B. Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter  und  Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen. Stattdessen wird durch die Angst vor dem Klimawandel die Komplexität der Gesellschaft weiter gesteigert (Heizungsgesetz, CO2-Abgaben usw.), was den Kollaps letztlich beschleunigt. Ein Kollaps ist übrigens eine ungewollte, unkontrollierte, massive Reduzierung der Komplexität der Gesellschaft. Will man das wirklich?

John M. Greers Bild einer einer  “Klimarodelschlittenfahrt”  scheint mir als Bild jedenfalls sehr passend.

Kelberg, den 12. November 2023

Christoph Becker




Ukrainekrieg, Energie und neue Weltordnung

Gail Tverberg hat auf ihrem Blog Ourfiniteworld.com am 2. März 2022 einen sehr bemerkenswerten Artikel zu den energie- und wirtschaftspolitischen Hintergründen des Ukrainekrieges veröffentlicht, den ich hier übersetzt habe.

Titel und Link des Originals: Russia’s attack on Ukraine represents a demand for a new world order

Sehr interessant sind auch die Kommentare zu diesem Artikel.

Im Anschluß an die Übersetzung füge ich eine Liste mit Artikel auf Freizahn.de und LimitsToGrowth.de an, die zu dem Artikel von Gail Tverberg passen.

Beginn der Übersetzung:

Russlands Angriff auf die Ukraine ist eine Forderung nach einer neuen Weltordnung

Geschrieben am 2. März 2022 von Gail Tverberg

Russlands Angriff auf die Ukraine steht für die Forderung nach einer neuen Weltordnung, die langfristig höhere Preise für fossile Brennstoffe, insbesondere für Öl, zur Folge haben wird. Eine solche Wirtschaft würde sich wahrscheinlich auf Russland und China konzentrieren. Die übrige Weltwirtschaft, soweit sie weiterhin Bestand haben wird, wird weitgehend ohne fossile Brennstoffe auskommen müssen, abgesehen von den fossilen Brennstoffen, die die Länder weiterhin für sich selbst produzieren. Die Bevölkerung und der Lebensstandard werden in den meisten Teilen der Welt sinken.

Wenn sich eine auf Russland und China zentrierte Wirtschaft entwickeln kann, wird der US-Dollar nicht mehr die Weltreservewährung sein. Der Handel wird in der Währung des neuen Russland-China-Blocks abgewickelt. Außerhalb dieses Blocks werden die lokalen Währungen eine dominierende Rolle spielen. Die meisten der heutigen Schulden werden letztendlich nicht mehr bedient werden können; soweit diese Schulden ersetzt werden, werden sie durch Schulden in lokalen Währungen ersetzt werden.

Meiner Meinung nach besteht das eigentliche Problem darin, dass der Pro-Kopf-Energieverbrauch weltweit zurückgeht. Der Energieverbrauch ist für die Herstellung von Waren und Dienstleistungen unerlässlich.

Abbildung 1. Für die Umwandlung von Rohstoffen (d. h. Ressourcen) in Fertigerzeugnisse wird Energie in unterschiedlicher Form eingesetzt.

Das Schrumpfen der pro Person zur Verfügung stehenden Energiemenge bedeutet, dass im Durchschnitt immer weniger Fertigwaren und Dienstleistungen für jede Person produziert werden können. Einige Länder schneiden besser als der Durchschnitt ab, andere wiederum schlechter. Mit den niedrigen Preisen für fossile Brennstoffe hat Russland überdurchschnittlich schlecht abgeschnitten; es will die Situation mit langfristig höheren Energiepreisen verbessern. Wenn Russland damit beginnen kann, seine Energieexporte nach China zu verlagern, kann es sich die neue russisch-chinesische Wirtschaft mit begrenzter Unterstützung durch den Rest der Welt vielleicht leisten, Russland die hohen Preise für fossile Brennstoffe zu zahlen, die Russland zur Aufrechterhaltung seiner Wirtschaft benötigt.

In diesem Beitrag werde ich versuchen zu erklären, was meiner Meinung nach geschieht.

[1] Es hat den Anschein, dass Russland nun befürchtet, kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen, der sich nicht allzu sehr vom Zusammenbruch der Zentralregierung der Sowjetunion im Jahr 1991 unterscheidet. Ein solcher Zusammenbruch würde zu einem enormen Rückgang des Lebensstandards in Russland führen, selbst gegenüber dem heutigen relativ niedrigen Niveau.

Ein Blick zurück auf den Energieverbrauch der Sowjetunion zeigt ein seltsames Muster. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Energieverbrauch der Sowjetunion rapide an. Das Land wurde zu einem militärischen Konkurrenten der USA, während sein Energieverbrauch in der Zeit von 1965 bis 1985 anstieg. Vor dem Zusammenbruch der Zentralregierung im Jahr 1991 stagnierte der Energieverbrauch. In der Tat hat der Energieverbrauch nie wieder das Niveau der späten 1980er Jahre erreicht.

Abbildung 2. Energieverbrauch der ehemaligen Sowjetunion (FSU, eng. Former Soviet Union) nach Brennstoffen, basierend auf Daten des Statistical Review of World Energy 2018 von BP.

[2] Der Grund für den Zusammenbruch von 1991 scheint derselbe zu sein, der auch hinter der derzeitigen Angst Russlands vor einem Zusammenbruch steht: die anhaltend niedrigen Ölpreise.

Ein Blick zurück auf die inflationsbereinigten Ölpreise zeigt, dass diesem Einbruch eine lange Phase niedriger Preise vorausging. Diese niedrigen Preise waren in vielerlei Hinsicht schädlich. Sie reduzierten die Mittel für Reinvestitionen, was zum Zusammenbruch der Ölversorgung führte. Sie verringerten die für die Lohnzahlung verfügbaren Mittel. Sie verringerten auch die Steuereinnahmen, die die Sowjetunion erzielen konnte.

Abbildung 3. Ölproduktion und -preis der ehemaligen Sowjetunion (FSU), basierend auf dem Statistical Review of World Energy 2015 von BP.

Ich glaube, dass diese chronisch niedrigen Ölpreise letztlich die oberste Schicht der Regierung der Sowjetunion zu Fall brachten. Das liegt an der Physik der Situation. Es braucht Energie, um die Dienstleistungen der obersten Regierungsebene zu erbringen. Da die Gesamtenergiemenge, die durch das System erworben werden konnte, aufgrund der niedrigen Exportpreise sank, wurde es unmöglich, dieses hohe Niveau an staatlichen Dienstleistungen zu unterstützen. Diese oberste Ebene war weniger wichtig als die unteren Regierungsebenen und fiel daher weg.

In jüngster Zeit gab es auch eine lange Phase niedriger Preise, etwa seit 2013:

Abbildung 4. Inflationsbereinigte Brent-Ölpreise in 2020$, basierend auf Daten der US Energy Information Administration.

Wenn es nicht gelingt, dieses Muster niedriger Preise schnell umzukehren, könnte Russland als politische Einheit zusammenbrechen. Die Exporte aller Waren, die es jetzt produziert, würden wahrscheinlich zurückgehen.

[3] Während die Ölpreise von “Angebot und Nachfrage” abhängen, ist die Nachfrage in der Praxis stark von den Zinssätzen und der Verschuldung abhängig. Je höher der Verschuldungsgrad und je niedriger der Zinssatz, desto höher kann der Ölpreis steigen.

Ein Blick auf Abbildung 4 zeigt, dass die inflationsbereinigten Ölpreise vor dem Platzen der US-Subprime-Immobilienblase im Jahr 2008 auf 157 US-Dollar pro Barrel steigen konnten, angepasst an das Preisniveau von 2020. Als die Schuldenblase platzte  fielen die inflationsbereinigten Ölpreise auf 49 Dollar pro Barrel. An diesem Tiefpunkt (und entsprechend niedrigen Preisen für viele andere Rohstoffe) begannen die USA ihr Programm der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE), um die Zinssätze zu senken.

Nach zwei Jahren QE lagen die Ölpreise inflationsbereinigt wieder über 140 Dollar pro Barrel, begannen aber bald wieder zu fallen. Als die Ölpreise auf 120 Dollar pro Barrel fielen, begannen die Ölgesellschaften zu klagen, dass die Preise zu niedrig seien, um alle ihre Bedürfnisse zu befriedigen, einschließlich der Notwendigkeit, in immer weniger produktiven Gebieten zu bohren. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Zinssätze so niedrig sind, wie sie nur sein können. Die kurzfristigen Zinssätze liegen nahe Null, was dem Stand der späten 1930er Jahre entspricht.

Abbildung 5. 3-Monats- und 10-Jahres-Zinssätze der US-Staatsanleihen bis zum 28. Februar 2022. Grafik von FRED der St. Louis Federal Reserve.

Auch die Höhe der Guthaben auf den Giro- und Sparkonten der Bürger ist außerordentlich hoch. Dies ist zum Teil auf die Verfügbarkeit von Schulden zu diesen niedrigen Zinssätzen zurückzuführen.

Abbildung 6. M2 Reale (inflationsbereinigte) Geldmenge in der Grafik von FRED der St. Louis Federal Reserve.

So wurden die Ölpreise schon vor dem Einmarsch in der Ukraine durch niedrige Zinsen und eine großzügige Verschuldung so weit wie möglich in die Höhe getrieben. Mit all diesen Impulsen lagen die Brent-Spot-Ölpreise im Januar 2022 bei durchschnittlich 86,51 $. Selbst jetzt, wo der russische Angriff auf die Ukraine für Unruhe sorgt, liegen die Ölpreise unter der 120-Dollar-Schwelle, die die Erzeuger anscheinend brauchen. Dieses Preisthema, zusammen mit den entsprechenden Niedrigpreisen für Erdgas und Kohle, ist das Problem, das Russland beschäftigt.

Die Preise für Importkohle und Erdgas sind in den letzten Monaten sehr stark angestiegen, aber niemand erwartet, dass diese hohen Preise von Dauer sind. Zum einen sind sie zu hoch, damit die europäischen Hersteller, die importierte Kohle oder Erdgas verwenden, im Geschäft bleiben können. Hersteller, die Stickstoffdünger mit Erdgas herstellen, stellen beispielsweise fest, dass der Preis für den so hergestellten Dünger für die Landwirte viel zu hoch ist. Zum anderen ist der Strom, der durch die Verbrennung von hochpreisigem Erdgas oder Kohle erzeugt wird, für die europäischen Haushalte in der Regel zu teuer.

[4] Das Grundproblem, das sich hinter den niedrigen Ölpreisen der letzten Zeit verbirgt, ist die Tatsache, dass sich die Verbraucher die Waren und Dienstleistungen nicht leisten können, die mit den hohen Ölpreisen produziert werden, die Produzenten wie Russland benötigen, um die Förderung aufrechtzuerhalten, um ausreichend hohe Löhne zu zahlen und um angemessene Reinvestitionen zu tätigen.

Als der Ölpreis vor 1970 sehr niedrig war (siehe Abbildung 3), war es für die Verbraucher relativ einfach, sich mit Öl hergestellte Waren und Dienstleistungen zu leisten. Zu dieser Zeit wuchs die Weltwirtschaft rasch, und viele Menschen konnten sich den Kauf von Autos und die für deren Betrieb erforderlichen Erdölprodukte leisten.

Als die Kosten für die Ölförderung aufgrund der zunehmenden Erschöpfung zu steigen begannen, wurde es immer schwieriger, die Preise zu halten:

  1. Hoch genug für die Ölproduzenten, wie z.B. Russland, und
  2. niedrig genug, um den Verbrauchern erschwingliche Waren anzubieten, wie es vor 1970 möglich war.

Um das zunehmend schwierige Problem zu verbergen, die Preise sowohl hoch genug für die Produzenten als auch niedrig genug für die Verbraucher zu halten, haben die Zentralbanken die Zinssätze gesenkt und die Verwendung von mehr Schulden gefördert. Der Gedanke dahinter ist, dass der Kauf eines verbrauchsarmen Fahrzeugs zu einem ausreichend niedrigen Zinssatz und mit einer ausreichend langen Laufzeit das Fahrzeug erschwinglicher machen könnte. Auch die Zinssätze für Hypothekenkredite sind auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. All dies und die Tatsache, dass Schulden zur Finanzierung neuer Fabriken und Bergwerke verwendet werden, führt zu der in Abbildung 4 dargestellten Beziehung zwischen den Ölpreisen und der Verfügbarkeit von Schulden in Verbindung mit den Zinssätzen.

[5] Niemand weiß genau, wie viel Erdöl, Kohle und Erdgas gefördert werden können, denn die Menge, die gefördert werden kann, hängt davon ab, wie hoch der Preisanstieg sein darf, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.

Wenn die Preise für diese fossilen Brennstoffe sehr hoch ansteigen können (z. B. 300 Dollar pro Barrel Öl und entsprechend hohe Preise für andere fossile Brennstoffe), können riesige Mengen fossiler Brennstoffe gefördert werden. Umgekehrt, wenn sich die Energiepreise nicht sehr lange über dem Gegenwert von 80 Dollar pro Barrel Öl halten können, ohne dass es zu einer ernsthaften Rezession kommt, dann sind wir vielleicht schon sehr nahe am Ende der Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen. Es ist zu erwarten, dass sowohl die Öl- und Gasproduzenten als auch die Kohleproduzenten ihr Geschäft aufgeben werden, weil die Preise keinen ausreichenden Spielraum für die erforderlichen Investitionen in neue Felder lassen, um die Erschöpfung der bestehenden Felder auszugleichen. Auch die erneuerbaren Energien werden ins Stocken geraten, denn sowohl für den Bau als auch für die Wartung der erneuerbaren Energien werden fossile Brennstoffe benötigt.

Die Menge an Ressourcen jeglicher Art (fossile Brennstoffe und Mineralien wie Lithium, Uran, Kupfer und Zink), die abgebaut werden kann, hängt davon ab, wie viel Erschöpfung die Wirtschaft verkraften kann. Die Erschöpfung jeder Ressource bedeutet, dass ein größerer Aufwand (mehr Arbeitskräfte, mehr Maschinen, mehr Energieprodukte) erforderlich ist, um eine bestimmte Menge der jeweiligen Ressource zu gewinnen. Es liegt auf der Hand, dass nicht die gesamte Wirtschaft auf die Gewinnung von fossilen Brennstoffen und Bodenschätzen umgestellt werden kann. So werden beispielsweise einige Arbeitskräfte und Ressourcen für den Anbau und den Transport von Lebensmitteln benötigt. Dies setzt eine Grenze dafür, wie viel Erschöpfung toleriert werden kann.

Was Russland (wie auch alle anderen Ölproduzenten) gerne hätte, ist eine Möglichkeit, den erträglichen Ölpreis deutlich nach oben zu treiben, zum Beispiel auf 150 Dollar pro Barrel, damit mehr Öl gefördert werden kann. Es besteht die Hoffnung, dass eine auf Russland und China ausgerichtete Wirtschaft dazu in der Lage sein könnte. Im Idealfall würde auch der tolerierbare Höchstpreis für Kohle und Erdgas steigen.

[6] Vor allem Europa kann sich hohe Ölpreise nicht leisten. Eine baldige Erhöhung der Zinssätze wird das Problem noch verschärfen. China scheint als Wirtschaftspartner eindeutige Vorteile zu haben.

Europa hat bereits Schwierigkeiten, sehr hohe Preise für importiertes Erdgas und Kohle zu verkraften. Steigende Ölpreise werden den Druck noch verstärken. Die Zentralbanken planen eine Anhebung der Zinssätze. Diese höheren Zinssätze verteuern die Kreditrückzahlungen. Diese höheren Zinssätze werden die europäische Wirtschaft tendenziell weiter in die Rezession treiben.

Angesichts der Probleme mit Europa als Energieimporteur scheint China ein besserer Kunde zu sein, der vielleicht höhere Preise tolerieren kann. Zum einen ist China bei der Nutzung von Energieprodukten effizienter als Europa. So werden zum Beispiel viele Häuser in der südlichen Hälfte Chinas im Winter nicht beheizt. Stattdessen ziehen sich die Menschen im Winter in ihren Häusern warm an. Außerdem werden Haushalte und Unternehmen in Nordchina manchmal mit Abwärme aus nahe gelegenen Kohlekraftwerken beheizt. Dies ist ein sehr effizienter Ansatz zum Heizen.

China verwendet in seinem Energiemix auch mehr Kohle als Europa. In der Vergangenheit war Kohle viel preiswerter als Öl. Was wir brauchen, ist ein niedriger Durchschnittspreis für Energie. In einer Wirtschaft, deren Energiemix überwiegend aus Kohle besteht, kann eine geringe Menge an hochpreisigem Öl toleriert werden. Wenn man alle Kosten zusammenrechnet, sind Wind- und Solarenergie sehr teure Energiequellen, was zu den Problemen Europas beiträgt.

In den letzten Jahren ist der Verbrauch von Energieprodukten in China sehr schnell gestiegen. Vielleicht kann China nach Ansicht Russlands die hochpreisigen fossilen Brennstoffe besser nutzen als andere Teile der Welt.

Abbildung 7. Pro-Kopf-Energieverbrauch für die Welt, den asiatisch-pazifischen Raum und China auf der Grundlage von Daten aus dem Statistical Review of World Energy 2021 von BP.

[7] Russland hat erkannt, dass der Rest der Welt völlig abhängig von seinen Exporten fossiler Brennstoffe ist. Aufgrund dieser Abhängigkeit sowie der physikalisch begründeten Verbindung zwischen der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Herstellung von Fertigwaren und Dienstleistungen hat Russland großen Einfluss auf die Weltwirtschaft.

Die Weltwirtschaft hätte seit einer Rede von Konteradmiral Hyman Rickover im Jahr 1957 über die Bedeutung fossiler Brennstoffe und über die Wahrscheinlichkeit von deren Erschöpfung in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts, informiert sein müssen. In seiner Rede sagte Rickover,

Wir leben in einer Zeit, die Historiker eines Tages als das Zeitalter der fossilen Brennstoffe bezeichnen werden. Ein hoher Energieverbrauch geht mit einem hohen Lebensstandard einher. . . Eine Verringerung des Pro-Kopf-Energieverbrauchs hat in der Vergangenheit immer zu einem Rückgang der Zivilisation und einem Rückfall in eine primitivere Lebensweise geführt.

Die aktuellen Schätzungen der Reserven fossiler Brennstoffe variieren in erstaunlichem Maße.  Dies liegt zum Teil daran, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen, wenn die Kosten für die Gewinnung außer Acht gelassen werden oder wenn bei der Berechnung, wie lange die Reserven noch reichen, das Bevölkerungswachstum nicht berücksichtigt wird; oder, was ebenso wichtig ist, der erhöhte Brennstoffverbrauch, der für die Verarbeitung von minderwertigen Erzen oder Ersatzmetallen erforderlich ist, wird nicht genügend berücksichtigt. Wir nähern uns rasch dem Zeitpunkt, an dem die besseren Metalle erschöpft sein werden und wir gezwungen sein werden, auf minderwertige Erze auszuweichen, die in den meisten Fällen einen höheren Energieaufwand pro Metalleinheit erfordern.

…. Wir nähern uns rasch dem Zeitpunkt, an dem die besseren Erzlagerstätten erschöpft sein werden und wir gezwungen sein werden, auf minderwertige Erze auszuweichen, die in den meisten Fällen einen höheren Energieaufwand pro Metalleinheit erfordern.

Ich schlage vor, dass dies ein guter Zeitpunkt ist, um nüchtern über unsere Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen nachzudenken – denjenigen, die das Zeitalter der fossilen Brennstoffe ausklingen lassen werden. Unsere größte Verantwortung als Eltern und als Bürger besteht darin, Amerikas Jugendlichen die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen [einschließlich der Energieproblematik in einer Welt mit endlichen Ressourcen].

Viele Menschen würden heute zu dem Schluss kommen, dass die führenden Politiker der Welt ihr Bestes getan haben, um diesen Rat zu ignorieren. Das wahrscheinliche Problem mit den fossilen Brennstoffen wurde hinter der phantasievollen, aber falschen Darstellung versteckt, dass unser größtes Problem der Klimawandel ist, der in erster Linie durch die Förderung fossiler Brennstoffe verursacht wird und voraussichtlich bis mindestens 2100 andauern wird, wenn keine positiven Schritte unternommen werden, um diese Förderung einzudämmen.

Nach dieser falschen Darstellung braucht die Welt nur auf Wind- und Sonnenenergie umzusteigen, um ihren Energiebedarf zu decken. Wie ich in meinem jüngsten Beitrag mit dem Titel Limits to Green Energy Are Becoming Much Clearer (dt.: Die Grenzen der grünen Energie werden immer deutlicher) dargelegt habe, ist diese Erfolgsgeschichte völlig falsch. Stattdessen scheinen wir aufgrund der chronisch niedrigen Preise in naher Zukunft an die Grenzen der Verfügbarkeit von Energie zu stoßen. Wind- und Sonnenenergie tragen nur wenig dazu bei, weil man sich nicht auf sie verlassen kann, wenn sie gebraucht werden. Außerdem sind die verfügbaren Mengen an Wind- und Sonnenenergie viel zu gering, um fossile Brennstoffe zu ersetzen.

Nur wenigen Menschen in Amerika und Europa ist bewusst, dass die Weltwirtschaft vollständig von Russlands Exporten von Öl, Kohle und Erdgas abhängig ist. Diese Abhängigkeit lässt sich in vielerlei Hinsicht erkennen. Im Jahr 2020 kamen beispielsweise 41 % der weltweiten Erdgasexporte aus Russland. Erdgas ist für den Ausgleich von Strom aus Wind- und Sonnenenergie besonders wichtig.

Nordamerika hat in der Vergangenheit nur eine sehr geringe Rolle bei den Erdgasexporten gespielt; es ist fraglich, ob Nordamerika seine gesamte Erdgasproduktion in Zukunft steigern kann, da es bei der Förderung von Erdöl und dem damit verbundenen Erdgas aus Schieferformationen zu Erschöpfungsproblemen kommt. Kontinuierlich hohe Ölpreise sind notwendig, um eine Ausweitung der Produktion außerhalb der Sweet Spots zu rechtfertigen. Wenn die Bohrunternehmen die langfristigen Aussichten für die Ölpreise als zu niedrig einschätzen, wird das damit verbundene Erdgas nicht gefördert werden.

Abbildung 8. Erdgasexporte nach Teilen der Welt, wobei nur Exporte außerhalb einer bestimmten Region berücksichtigt werden. Auf der Grundlage von Daten aus dem Statistical Review of World Energy 2021 von BP.

Europa ist besonders stark von Erdgasimporten abhängig (Abbildung 9). Seine Erdgaseinfuhren übersteigen die Ausfuhren Russlands und der ihm angeschlossenen Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (in den Abbildungen 8 und 9 als Russia+ bezeichnet).

Abbildung 9. Erdgaseinfuhren nach Teilen der Welt, wobei nur Ausfuhren außerhalb einer bestimmten Region berücksichtigt werden. Auf der Grundlage von Daten aus dem Statistical Review of World Energy 2021 von BP.

Ohne die Erdgasexporte Russlands und der mit ihm eng verbundenen Länder gibt es keine Möglichkeit, den Rest der Welt mit ausreichenden Erdgasexporten zu versorgen.

Dieselkraftstoff, der durch die Raffination von Erdöl gewonnen wird, ist ein weiteres Energieprodukt, das vor allem in Europa sehr knapp ist. Dieselkraftstoff wird für den Antrieb von Lastkraftwagen und landwirtschaftlichen Traktoren sowie für viele europäische Autos verwendet. Einem Bericht von Argus Media zufolge entfallen auf russische Lieferungen 50 bis 60 % der europäischen Seeimporte von Diesel und anderem Gasöl, d. h. 4 bis 6 Millionen Tonnen Kraftstoff pro Monat. Es wäre wahrscheinlich unmöglich, diese Importe durch Lieferungen aus anderen Ländern zu ersetzen, ohne die Preise für diese importierten Brennstoffe auf ein viel höheres Niveau als heute zu treiben. Selbst dann würden die außereuropäischen Länder mit einer unzureichenden Dieselversorgung dastehen.

[8] Der Angriff Russlands auf die Ukraine scheint aus vielen Gründen erfolgt zu sein.

Russland war eindeutig frustriert über die derzeitige Situation, da die NATO in der Ukraine selbst (Anm. Übers.: um Objektivität bemühte deutschsprachige Quellen insbesondere auch auf anti-spiegel.ru)  immer stärker auftritt, obwohl die Ukraine selbst kein NATO-Mitglied ist. Russland ist sich auch bewusst, dass es in gewissem Sinne weit mehr Macht über die Weltwirtschaft hat, als den meisten Menschen bewusst ist, da die Weltwirtschaft vollständig von Russlands Exporten fossiler Brennstoffe abhängig ist (Abschnitt 7). Sanktionen gegen Russland werden wahrscheinlich den Ländern, die sie verhängen, genauso viel oder mehr schaden als Russland.

Es gab auch einige spezifisch ukrainische Bedenken, die zu dem Angriff auf die Ukraine führten. Es gab seit langem Konflikte über Erdgaspipelines. Hat die Ukraine zu viel Erdgas als Transitgebühr entnommen? Hat sie die korrekte Gebühr für das verbrauchte Erdgas bezahlt? Auch scheint die Ukraine im Laufe der Jahre einige russischsprachige Ukrainer schlecht behandelt zu haben.

Russland ist zunehmend frustriert über den geringen Anteil an der weltweiten Produktion von Waren und Dienstleistungen, den es erhält. So wie das Wirtschaftssystem heute funktioniert, scheinen diejenigen, die “Dienstleistungen” erbringen, einen unverhältnismäßig hohen Anteil an der weltweiten Produktion von Waren und Dienstleistungen zu erhalten. Für den großen Reichtum, den Russland mit seinem Abbau von Mineralien aller Art, einschließlich fossiler Brennstoffe, für die ganze Welt erbringt, hat es keinen angemessenen Ausgleich erhalten.

Im Laufe der Jahre war Russlands große Stärke sein Militär. Vielleicht wäre die Ukraine kein zu großes Land, um es zu bekämpfen. Russland könnte in der Lage sein, einige seiner Irritationen bezüglich der Ukraine zu eliminieren. Gleichzeitig könnte sie Änderungen vornehmen, die dazu beitragen würden, die chronisch niedrigen Preise für fossile Brennstoffe zu erhöhen. Die Sanktionen, die andere Länder verhängen würden, würden die erforderlichen Änderungen tendenziell schneller vorantreiben.

Wenn die Sanktionen Russland wirklich zu Fall bringen, würde das Ergebnis die gesamte Weltwirtschaft in den Zusammenbruch treiben, da der Rest der Welt extrem von Russlands Exporten fossiler Brennstoffe abhängig ist. In Abbildung 1 besagen die Gesetze der Physik, dass es eine proportionale Reaktion auf die Menge an “abgeführter” Energie gibt; wenn ein größerer Output an Gütern und Dienstleistungen gewünscht wird, ist ein höherer Energieeinsatz erforderlich. Effizienzsteigerungen können in gewissem Maße helfen, aber die Einsparungen werden in der Regel durch den höheren Energiebedarf des komplexeren Systems, das zur Erzielung dieser Einsparungen erforderlich ist, wieder ausgeglichen.

Wenn die Energiepreise nicht hoch genug steigen, werden wir irgendwie mit sehr wenig oder sogar ohne fossile Brennstoffe auskommen müssen. Es ist zweifelhaft, dass die erneuerbaren Energien sehr lange halten werden, da sie für ihre Wartung und Reparatur auf fossile Brennstoffe angewiesen sind.

[9] Wenn höhere Energiepreise nicht erreicht werden können, besteht eine große Chance, dass sich die Weltordnung in Richtung eines Zusammenbruchs der Weltwirtschaft verändert.

Wir leben heute in einer Welt, in der die Energieressourcen pro Kopf der Bevölkerung abnehmen. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir die Grenzen der fossilen Brennstoffe und anderer Mineralien, die wir fördern können, erreichen, es sei denn, wir finden einen Weg, die Wirtschaft dazu zu bringen, höhere Preise zu tolerieren.

Die Gefahr, auf die wir zusteuern, besteht darin, dass die obersten Ebenen der Regierungen überall auf der Welt entweder zusammenbrechen oder von ihren unzufriedenen Bürgern gestürzt werden. Die geringeren verfügbaren Energiemengen werden die Regierungen in diese Richtung drängen. Gleichzeitig werden Programme wie die staatlich finanzierten Renten- und Arbeitslosenversicherungen verschwinden. Es ist wahrscheinlich, dass die Stromversorgung unregelmäßig wird und dann ganz ausfällt. Der internationale Handel wird schrumpfen, die Wirtschaften werden viel lokaler werden.

Wir wurden gewarnt, dass wir jetzt in eine Zeit mit ernsten Energieproblemen kommen würden. Das erste Mal geschah dies in der in Abschnitt 7 besprochenen Rickover-Rede von 1957. Die zweite Warnung stammte aus dem Buch “Die Grenzen des Wachstums” [Link engl. pdf-Datei] von Donella Meadows und anderen aus dem Jahr 1972, in dem ein Computermodell zur Lösung des Problems der Grenzen einer endlichen Welt vorgestellt wurde. Die Invasion in der Ukraine könnte ein Vorstoß in Richtung ernsthafterer Energieprobleme sein, die vor allem dadurch entstehen, dass andere Länder Russland bestrafen wollen. Nur wenige werden erkennen, dass die Bestrafung Russlands ein gefährlicher Weg ist; eine ernsthafte Sorge ist, dass die heutige Wirtschaft ohne Russlands Exporte fossiler Brennstoffe nicht in ihrer jetzigen Form fortbestehen kann.

Ende der Übersetzung

Einige der zu obiger Übersetzung passenden Artikel auf Freizahn.de und LimitsToGrowth.de



Die Düngeverordnung als Chance

Hier möchte ich an zwei Beispielen zeigen, wie die neue Düngeverordnung in Deutschland dazu führen kann, dass die Menge und Qualität der Ernten und vor allem auch die Einkommen und das Ansehen  der Landwirte gesteigert werden können, während die Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft in einem von dem meisten heute nicht für möglich gehaltenen Ausmaß verringert werden kann.

Ein Milchviehbetrieb in Australien

Bei dem Betrieb handelt es sich um die ca. 120 ha große, ca. 300 bis 350 Milchkühe haltende Farm von Andrew und Linda Whiting in Simpson, im australischen Bundesstaat Victoria.

Das Beispiel kannte ich schon aus dem alten und auch aus der neuen, 2019 fertiggestellten Version der Onlinekurse der amerikanischen Mikrobiologin Elaine Ingham  (( Zu diesen Kursen hatte ich bereits einiges geschrieben. Bei der Recherche für  und dem Schreiben von www.freizahn.de/2018/06/quorum-sensing-und-komposttees/ hatte ich ein Sonderangebot des Kurspaketes entdeckt, dass ich kurzentschlossen gekauft habe. Zu den Kursen habe ich dann noch www.freizahn.de/2018/06/erster-eindruck-von-elaine-inghams-kursen/ und www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/  geschrieben. Im November 2018 habe ich mich dann auch für das “Consultant Training Programm” ( https://www.soilfoodweb.com/training-program/ ) eingeschrieben.  Mein Enthusiasmus in dieser Richtung hat sich dann aber zunehmend gelegt. Die Landwirte müssen wohl erst wirtschaftlich wirklich weitgehend ruiniert werden, bevor sie für eine Umstellung auf gewinnbringendere, weniger umwelt- und klimaschädliche und auch für Qualität der Produkte bessere Methoden gewonnen werden können. Die neue Düngeverordung ist so gesehen ein guter Schritt in die richtige Richtung.   ))

In der neuen Kursversion ( www.soilfoodweb.com/foundation-courses-2/ ), wird das Beispiel der Farm der Whitings in Kapitel 5, Lektion 25 des Grundkurses behandelt. Neben dem Beispiel des Michviehbetriebes wird dort übrigens auch ein mindestens so interessantes Beispiel eines sehr großen, Weintrauben anbauenden Betriebes in Australien besprochen, nach dessen Vorbild man meines Erachtens auch die Qualität und die Erträge  im deutschen Weinbau ganz erheblich steigern und zugleich die Umwelt- und Klimabelastung durch den Weinbau erheblich reduzieren könnte.  Hier möchte ich mich aber nur auf das Beispiel des Milchviehbetriebes beschränken:

Es handelt sich um die Farm von Linda und Andrew Whiting. Da die Kurse von Elaine Ingham – auch wenn sie ohne Zweifel ihren Preis  wert sind – ziemlich teuer sind und weil man um Lektion 25 überhaupt ansehen zu können erst alle vorherigen Lektionen mit Erfolg absolviert haben muss, habe ich im Internet auch nach weiteren Links zu dem Beispiel der Farm der Whitings gesucht, um den Lesern dieses Artikels die Möglichkeit zu geben, sich schneller und kostengünstiger zu informieren. Hier die Quellen die ich gefunden habe:

Die Daten der verschiedenen Quellen stimmen teilweise nicht genau überein. Die Tendenz ist aber bei allen Quellen gleich. Für die Relevanz des Beispiels für die sich durch die neue Düngeverordnung offenbar häufig in ihrer Existenz bedroht fühlenden Landwirte in Deutschland  sind die Unstimmigkeiten der jeweiligen Zahlen unerheblich. In den Zweifelsfällen verwende ich die für das Beispiel ungünstigeren Zahlen.

Ausgangslage bei Versuchsbeginn

Betriebsart und Größe: Milchviehbetrieb mit ca. 120 Hektar  und ca. 300 Kühen.  Eine Bewässerung der Nutzflächen, wie sie wegen der Trockenheit im Sommer eigentlich anfangs sinnvoll gewesen wäre,  wurde aus wirtschaftlichen Gründen nicht durchgeführt.

Die Probleme der Farm waren:

  • Ausufernde Kosten für Düngemittel, aber die Bodenfruchtbarkeit war dennoch nicht gut genug. Die Weiden trockneten in der Mitte des Sommers aus. Erstaunlich ist dabei, dass die Farm pro Jahr eine Niederschlagsmenge von ca. 760 mm hat.
  • Große Probleme mit Insekten bei der Luzerne. Deshalb wurden regelmäßig Insektizide eingesetzt.
  • Wenn die Kühe auf die Weide kamen rissen sie beim Grasen das Gras mit den Wurzeln aus. Als Folge davon entwickelten sich große blanke Flächen. Es mussten jedes Jahr Wiesen neu eingesät werden, was 20.000 $ pro Jahr   (( Die Angaben sind hier unterschiedlich. Dr. Elaine Ingham spricht von 20.000 $ pro Jahr pro Weide. In dem Prospekt Compost for dairies
    – a case study from Whitings, Simpson, Vic,  steht dagegen, dass ursprünglich insgesamt 27.000 $ pro Jahr für die Neueinsaat von Weiden ausgegeben wurden, und dass diese Kosten im zweiten Jahr des Versuchs um 20.000 $, auf nur noch 7.000 $ reduziert werden konnten. Nach dem dritten Jahr konnte auf die Neueinsaat vollständig verzichtet werden. Zu bemerken ist dazu aber auch, dass im ersten Jahr (2010) zunächst nur ein Drittel der Fläche auf die Düngung mit Kompost umgestellt wurde. )) kostete.
  • Der Klee und Luzernen in den Weiden selbst war schon lange verschwunden. Sie hatten keine nennenswerte Stickstoffixierung durch Pflanzen und waren daher von chemischen Düngern abhängig.
  • Der Betriebsgewinn war schlecht. Die Tiere waren krank und das Farmerehepaar war desillusioniert im Bezug auf die Landwirtschaft.
  • Die Farm hatte keinen Plan zum Management der Abfälle (Gülle usw.).  Ein solcher Plan war bis dahin nicht erforderlich. Die Farm hatte ihre Gülle, wie es bis dahin üblich und empfohlen worden war,  in insgesamt drei Güllelagunen, also flache Teiche, abgeleitet. Von diesen Güllelagunen wurde  Ammoniak frei gesetzt und leewärts hat es sehr gestunken. Es gab natürlich auch viele Fliegen und mit diesen das Problem der Verbreitung von Krankheiten.  Das Problem, dass die Farm nun endgültig in den Konkurs zu treiben drohte war, dass diese Praxis der Gülleentsorgung verboten wurde und dass plötzlich sehr hohe Strafen drohten.

Nach dem Vortrag von Dr. Elaine Ingham waren die wegen des Gülleproblems drohenden, sehr hohen Strafzahlungen der eigentliche Anlass für die Teilnahme am Versuch zur Güllekompostierung. In dem Prospekt, der eine Werbung für Kompostdüngung ist, ist es aber so dargestellt, als sei die Notwendigkeit der regelmäßigen, sehr teuren Neueinsaat der Grund gewesen, um von Kunstdünger auf Kompostdüngung umzustellen.  Entscheidend mit Blick auf die Situation in Deutschland sind hier aber die Resultate, die mit der Kompostierung der Gülle erzielt werden konnten.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde von der etwas 170 km westlich von Melbourn in Australien angesiedelten Firma “Camperdown Compost Company – Biological Farming Products” von  Tony Evans und Nick Routson durchgeführt. Die Firma hat damals offenbar eng mit der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham zusammengearbeitet.

Die Gülle,  wurde getrocknet und als der bei der Kompostierung benötigte, hochstickstoffhaltige Anteil verwendet. Die ebenfalls benötigten holzhaltigen und grünen Bestandteile wurden durch Holzschnitzel, Pappe und Altpapier bzw. durch Grüngut, und verdorbenes, altes Heu geliefert. Dazu ist zu erwähnen, dass die Farmer dort verpflichtet sind, die Straßen- und Wegränder zu mähen. Im Wesentlichen waren die für die Kompostierung benötigten Grundstoffe Abfallprodukte der Farm.

Die Kompostfirma hat das kompostierbare Material in Reihen aufgeschichtet und dann bei Bedarf mit ihrem Kompostwender gewendet.

Aufgabe des Farmers war, die Temperaturen des Kompostes zu messen und die Kompostreihen je nach Wetter abzudecken, um ein Austrocknen oder eine zu hohe Feuchte zu verhindern.

Aufgabe des Farmers war auch die Verteilung des fertigen Kompostes auf den Nutzflächen. Dabei wurden ca. 3 Tonnen pro Hektar ausgebracht. Während das Ausbringen von Gülle heute sehr teure, sehr spezielle Güllefässer und dazu auch entsprechend schwere und teuere Traktoren erfordert, ist für das Ausbringen von Kompost ein ziemlich einfacher, relativ schwacher und preiswerter Traktor mit einem einfachen, klassischen Düngerstreuer völlig ausreichend.

Resultate

  • Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate. Die Wasserinfiltration der Böden wurde sofort besser. Abfließendes Oberflächenwasser und Bodenerosion hörten auf. Damit blieben auch die Nährstoffe an Ort und Stelle. Das Bodenprofil war auch während des trocken Sommers feucht. Wie schon erwähnt, hat die Farm eine jährliche Niederschlagsmenge von ca. 790 mm. Wenn es gelingt das Regenwasser in den Böden des Landwirtes zu speichern, anstatt es abfließen zu lassen, dann haben die Nutzpflanzen auch in heißen Sommern genug Wasser zum Wachsen. Siehe dazu auch meinen Artikel Dürreschäden sind vermeidbar , Mal wieder Hochwasser und Natürliche Null Budget Landwirtschaft.
  • Verdrängung der Unkräuter. Unkräuter wurden fast vollständig durch Klee, Kräuter und bessere Grasarten ersetzt, die die Tiere gerne fressen. Obwohl der Farmer keinen Klee gesät hatte und obwohl der Farmer, seit er die Farm übernommen hatte,  kein nennenswertes Kleevorkommen auf seinen Weiden gesehen hatte, war schon im Frühjahr der ersten Saison (20.12.2010 (Südhalbkugel, entspricht 20. Juni auf der Nordhalbkugel) sehr viel weißer Klee zu sehen. Ein interessanter Aspekt dabei war, dass der Landwirtschaftsberater des Farmers angesichts des Klees meinte, der Klee sei für die Tiere schädlich, weil er Blähungen und Verdauungsprobleme verursachen würde.  Der Farmer hat solche Probleme aber nicht beobachtet. Dr. Elaine Inghams Erklärung für dieses Problem: Wenn Klee wächst und dabei überschüssiges, durch Stickstoffdünger ausgebrachtes  Nitrat aufnimmt wird dieses im Pflanzengewebe gespeichert. Wenn die Tiere das fressen, können sie Blähungen und die anderen von dem Landwirtschaftsberater befürchteten Probleme kommen. Wenn man aber das Bodenleben regeneriert, indem man die geeigneten Organismen hinzufügt, statt anorganische Dünger zu verwenden, dann gibt es diese Probleme nicht mehr. Die Kleepflanzen hatten hier zwar sehr viele, sehr eindrucksvolle Stickstoffknöllchen an den Wurzeln entwickelt, aber die im oberirdischen Pflanzengewebe vorhandene Stickstoffkonzentration ist bei diesem natürlichen Ablauf offenbar so niedrig, dass die Tiere sie gut vertragen.
  • Dichte, intakte Pflanzendecke. Blanke Flächen gab es nicht mehr.  Das ist neben er Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate ein wichtiger Aspekt für wirklichen Klimaschutz. Siehe dazu meinen Artikel Wärmestrahlung, Wasser und Treibhauseffekt.
  • Einsparung der Neueinsaat. Die Weiden mussten nicht mehr neu eingesät werden, weil die Tieren das Gras nicht mehr mit den Wurzeln ausrissen.  Alleine damit konnten vom zweiten Jahr an 20.000 Dollar und danach 27.000 Dollar pro Jahr eingespart werden. Vor der Umstellung reichten die Wurzeln nur 7,5 bis 10 cm tief. Nach der Umstellung auf Kompostdüngung reichten die Wurzeln dagegen bereits in der erste Saison 120 bis 180 cm tief.
  • Insektizide nicht mehr nötig. Schädliche Insekten waren unbedeutend, so dass auf Insektizide verzichtet werden konnte. Im Frühjahr kamen zunächst noch einige Pflanzenkrankheiten vor, weshalb man anfangs erneut Komposttee applizierte.
  • Reduzierung der Stickstoffanwendung. Laut Dr. Elaine Ingham wurde der Verbrauch von Stickstoffdünger im ersten Jahr halbiert, was die Betriebskosten der Farm um 100.000 Dollar senkte. Im zweiten Jahr wurde Stickstoffdünger für  weitere 50.000 Dollar eingespart und  ab dem dritten Jahr wurde kein Stickstoffdünger mehr verwendet. Insgesamt wäre 200.000 Dollar pro Jahr gespart worden. Hintergrund für den allmählichen Übergang sei gewesen, dass man unsicher gewesen sei und nicht sofort die gesamte Fläche habe umstellen wollen.  In der im Internet verfügbaren Broschüre der Farm ist nur von jährlichen Einsparungen für Stickstoffdünger in Höhe von 80.000 bis 100.000 Dollar die Rede. Die genauen Zahlen sind somit nicht ganz sicher. Eine mögliche Ursache für die Differenz könnte die betriebstwirtschaftliche Betrachtung sein: Wenn die Kompostierung der Gülle mit allen Aufwendungen die dazu nötig sind, z. B. 100.000 bis 120.000 Dollar kostet,  während man durch die Kompostierung 200.000 Dollar an Mineraldünger einspart, dann spart man netto 80.000 bis 100.000 Dollar. Für die hier mit Blick auf die neue deutsche Düngeverordnung relevante Tendenz und den Gesamterfolg des Versuchs sind diese Unterschiede ohnehin unbedeutend.
  • Das Gülleproblem wurde gelöst. Aus dem Abfallprodukt Gülle wurde eine wertvolles Produkt.
  • Die Fruchtbarkeit der Kühe verbesserte sich signifikant.
  • Höhere Weideleistung und Vergrößerung des Tierbestandes. Der Tierbestand konnte in den letzte zwei Jahren [des dreijährigen Versuchs(?)] um 15 % gesteigert werden. In der Broschüre über die Farm der Whitings steht, dass der Tierbestand von 300 auf 350 Kühe gesteigert werden konnte. Die Tendenz war also genau das Gegenteil von dem, was in Deutschland im allgemeinen für den Fall einer Umstellung auf “Öko” oder “Bio”-Landbau behauptet und als Argument für höhere Subventionen und Lebensmittelpreis behauptet wird. Statt nur einmal pro Saison, konnten die Weiden bis zu 7 mal beweidet werden. Dadurch hat die Farm zusätzliche Möglichkeiten, selbst Futter für den Winter zu ernten und es konnte Geld für den Ankauf von Heu gespart werden. Während in Deutschland oft das Argument vorgebracht wird, dass “Biobauern” weniger ernten als konventionelle Bauern und das “Biobauern” daher höhere Subventionen bräuchten, konnte hier das Gegenteil gezeigt werden. Durch die Umstellung auf echte Biolandwirtschaft konnte die Ernte erheblich gesteigert werden. Dazu passt auch die Tabelle über die Ernteerträge von Gabe Browns intelligent biologisch bewirtschafteter Farm im vergleich zu dem meist konventionell wirtschaftenden Durchschnittsbetrieben seines Landkreises in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung. Während ich z.B. heute auf einer Seite der AfD gelesen habe, dass nach Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung in Deutschland kein Brotweizen mehr angebaut werden könnte, erzielt Gabe Browns seit Jahren mit seinem keinen Kunstdünger mehr verwendenden Betrieb  satte 59 % über dem Durchschnitt seiner Gegend liegende Weizenerträge. Sein Haferertrag liegt sogar 81 % über dem Durchschnitt und bei der Gerste kommt er immer noch auf 50 % mehr.
  • Gesündere Tiere, geringere Tierarztkosten. Die Einsparungen bei den Tierarztkosten waren laut Dr. Elaine Ingham höher als die Kosten für die Produktion des Kompostes.
  • Mehr Mykorrhizapilze. Mykorrhizapilze nahmen in drei Jahren von 4 % vor Versuchsbeginn auf 87 %  zu.
  • Höhere Nährstoffdichte. Der Brix-Wert, ein Maß für die Nährstoffdichte des Planzensaftes, stieg von 1 -bis 2 auf 11 bis 13. Der amerikanischen Agrarwissenschaftler und Landwirt Dr. Allen Williams erwähnt in einem seiner Vorträge,  dass Pflanzenkrankheiten bei einem Brix-Wert ab ca. 12 praktisch nicht mehr vorkommen. Das passt zu dem, was Frau Dr. Ingham in ihrem Kurs zum Thema Pflanzenkrankheiten sagt, nämlich dass gesunde Pflanzen vollständig mit einer Schicht   Mikroorganismen bedeckt sind, die die Pflanze gegen Krankheitskeime schützen. Man kann sich vorstellen, dass die eine solche Schutzschicht ausmachenden Organismen von der Pflanze ernährt werden müssen und dass dies z.B. bei Gräsern bei einem Brixwert von 12 und mehr ausreichend gut funktioniert. Interessant ist hier auch, was Dr. Allen Williams über den Zusammenhang von höheren Brix-Werten auf die Entwicklung der Größe der Trophäen des Wildes und über die Gewichtszunahme bei Weiderindern gesagt hat. Siehe dazu auch meinen Artikel Mögliche Erträge im Biolandbau.

Schweine als Kompostwender?

Mit Blick auf die neue Düngeverordnung ist auch die extrem preiswerte, ressourcenschonende und Gestank vermeidende Offenstallhaltung und Kompostierung kombinierende Methode des amerikanischen Biobauern Joel Salatin interessant.

In Amerikas innovativster Ökobauer hatte ich auf die Farm der Salatins hingewiesen und einige Zahlen dazu genannt. Von Joel Salatin habe ich mir vor ein paar Jahren den Kurs Salatinsemester gekauft und ich habe mir damals alle DVDs davon angesehen.

Die Salatins bauen ihre Rinderställe aus billigen Rundhölzern. Es handelt sich um Tiefställe,  bei denen die Kompostierung von Dung und Urin zum größten Teil direkt im Stall abläuft, weil die Salatins neben einer geschickten Einstreumethode auch Schweine als Kompostwender einsetzen. Der in der Landwirtschaft oft übliche Gestank und die Freisetzung von Ammoniak wird dabei vermieden.  Einer von Joel Salatins Merksätzen ist, dass gute Landwirtschaft nicht stinkt. Damit der Stall nicht stinkt, müssen ausreichende Mengen holzhaltige Materialien (Holzschnitzel, Erdnussschalen usw.) eingestreut. Die Raufen für das Futter sind übrigens einfach höhenverstellbar.

Damit die Schweine nach der Stallsaison der Kühe, die Einstreu gut umwühlen, wird zusätzlich zur Einstreu auch Mais gestreut und damit in der Einstreu eingelagert.

Vielleicht könnte man das Verfahren der Salatins mit Blick auf eine energieärmere Zukunft so weiterentwickeln, dass man Schweine gezielt als Kompostwender einsetzen kann.

Eine bei der Jagd häufig zum Anlocken von Wildschweinen angewendete Methode ist z. B. dass man mit einer angespitzten Eisenstange Löcher in den Boden stanzt und dann Mais in diese Löcher füllt. Die Schweine wühlen dann den Boden auf. Anderseits erwähnt Elaine Ingham in ihren neuen Kursen eine Weiterentwicklung bei der Kompostierung: Man kann die Belüftung und Temperaturregelung des Kompostes fördern ,indem man Löcher in den Kompost stanzt. Der ganze Komplex wäre Stoff für ein sehr sinnvolles Forschungsprogramm.

Ein Trick bei diesem Verfahren von Joel Salatin ist, dass die Stallperiode bei den Salatins im Vergleich zum amerikanischen Durchschnitt nur relativ kurz ist, so dass der Mais nicht verdirbt und für die Schweine attraktiv bleibt. Wie man die Zeit der Stallhaltung verkürzen oder sogar auch vollständig vermeiden und damit sehr viel Geld, Arbeit, Stress und Energie sparen kann zeigt der Agrarwissenschaftler und Landwirt Jim Gerrish in seinem Buch Kick the Hay Habbit und in verschiedenen Vorträgen. Zu Jim Gerrish habe ich gerade zufällig auch den folgenden Link gefunden, der zu einigen interessanten Artikeln von ihm führt:  onpasture.com/author/jim-gerrish/

In Deutschland bemüht sich offenbar der Scheuerhof bei Wittlich um die Umsetzung dieser Konzepte, wie ich deren Artikel und Video “Hohes Gras mitten Winter” ( www.permakultur-scheuerhof.de/hohes-gras-mitten-im-winter/ ) entnehme. Auch da fragt man sich, warum die Universitäten und Landwirtschaftsschulen das nicht alles schon seit Jahrzehnten kennen, perfekt optimiert haben und den angehenden Landwirte zeigen – zumal eben diese Methoden auch der Schlüssel zu einem wirklich sinnvollen Umwelt und Klimaschutz sind.

Kompost ist nicht gleich Kompost

Falls jemand z. B. wegen des oben geschilderten Beispiels von diesem australischen Milchviehbetrieb nun einfach so und gleich in größerem Stil seine Gülle verkompostieren und mit dem Kompost seine Wiesen und Felder düngen möchte, wird dies wahrscheinlich mit herben Enttäuschungen und Fehlschlägen enden, was der Sache schaden wird.

Bei der Vorbereitung des Versuchs mit dem Rasen und Garten des Hauses in Boston, den ich in In Dürreschäden sind vermeidbar erwähnt habe, war die Beschaffung von geeignetem Kompost ein großes Problem, obwohl man wegen der kleinen Versuchsfläche nur eine geringe Menge benötigte.  Man hatte zunächst Kompostproben von über 100 kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen  untersucht. Keine einzige dieser Proben entsprach den Mindestanforderungen. Erst bei einer weiteren Suche bei anderen Kompostherstellern in der weiteren Umgebung konnte man schließlich Kompost bekommen, der zwar auch nicht gut, aber doch wenigstens ausreichend war.

Die Firma Camperdown Compost, die den Versuch auf der Farm der Whitings durchgeführt hat, hatte schon vorher gelernt und trainiert, wie man mit den lokal bei den Farmern in der Umgebung vorhandenen Materialien wirklich guten, biologisch aktiven und an die Bedürfnisse angepassten Kompost machen kann.

Eine bemerkenswerte Entwicklung in Elaine Inghams Kursen ist, dass in den alten, etwa um 2012 erstellen Kursen allgemein von “Kompost” und “Kompost Tee” die Rede war. Inzwischen hat sie  den Begriff BioComplete™ als Markenzeichen registrieren lassen, was man mit “biologisch vollständig” übersetzen kann. Guter Kompost nun nicht mehr Kompost sondern , übersetzt, “biologisch vollständiger Zusatz” und Kompostee ist nun ein “biologisch vollständiges Inokkulum”.

Das Ziel der Kompostierung

Entsorgung von organischen Abfällen

Das übliche Ziel der Kompostierung ist die Beseitigung biologischer Abfälle bzw. die Reduzierung von deren Volumen mit Hilfe von Mikroorganismen.

Produktion maßgeschneiderter, lebendiger Dünger

Das Ziel der Kompostierung im Sinne von Dr. Elaine Inghams Firma und deren Fortbildungen ist dagegen die gezielte Vermehrung der für ein definiertes Ziel benötigten Mikroorganismen.

Ein noch wenig bekanntes Konzept dahinter ist, dass es eine Sukzessionsfolge der Pflanzen gibt, vom blanken Boden, über Unkräuter, Gemüse und Kräuter über verschieden Gräser, Sträucher, Büsche, Weinpflanzen bis hin zum alten, ausgewachsenen Wald. Zu mit einem Mikroskop quantitativ und qualitativ hinreichend genau feststellbare mikrobiologische Zusammensetzung  der zu den jeweiligen Pflanzen gehörenden Böden verändert sich nach einem klaren Muster.  Eine Folge ist z. B., dass Unkräuter in einem für Getreide, Kartoffeln oder auch Weidegras mikrobiologisch optimal eingestellten Boden zurückgedrängt werden und kein Problem mehr darstellen.

Die konventionelle Landwirtschaft, und in den meisten Fällen auch der sogenannte Ökolandbau, verhindert systematisch mit hohem Aufwand an Energie, Geld, Gülle, Mist und oft auch mit Giften, dass sich die für die vorgesehenen Nutzpflanze optimale mikrobiologische Zusammensetzung des Bodenlebens einstellt.

Durch eine entsprechende Analyse der zu verbessernden Böden und durch eine daran angepasste Kompostierung und Qualitätskontrolle kann man sehr schnell die mikrobiologischen Zusammensetzung des Bodenlebens für die jeweils vorgesehenen Nutzpflanzen optimieren. Das Ganze ist eine Mischung aus Wissenschaft, Handwerk und praktischer Kunst, die meines Wissens bisher kaum bekannt ist und die nirgendwo in Deutschland gelehrt wird, obwohl eine weite Verbreitung des entsprechenden Wissens und Könnens für den Klimaschutz und den Umweltschutz wirklich wichtig wäre.

Fazit mit Blick auf die neue Düngeverordnung

Die Proteste, Klagen und Demonstrationen der Bauern zur neuen Düngeverordnung sind eigentlich unbegründet. Das Problem der Bauern ist, dass es auch in der Landwirtschaft schwarze Schwäne gibt, von denen die meisten derzeit noch glauben, es gäbe sie nicht.

Ich habe hier und überhaupt in verschiedenen Artikeln auf freizahn.de versucht, diese schwarzen Schwäne der Landwirtschaft zu zeigen und dabei zugleich auch zu zeigen wo weitere Informationen zu finden sind.

Meines Erachtens ist die neue Düngeverordung eine großartige Chance für die Bauern, um die von dem Geologieprofessor David Montgomery in seinem vor Landwirten gehaltenen Vortrag, auf Youtube verfügbaren Vortrag  Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life beschriebenen vierte Revolution der Landwirtschaft in Angriff zu nehmen und das Leben wieder zurück in die Böden zu bringen. Das Geniale aus Sicht der Landwirte – sobald sie es sehen und verstehen – ist dabei, dass sie damit nicht nur die Vorgaben der Düngeverordnung ganz locker und kostengünstig erfüllen, sondern zugleich auch ihre Erträge steigern und die Betriebskosten erheblich senken können.

Zu den positiven Effekten der Düngeverordnung für die Bevölkerung würde dann auch eine Verbesserung der Gesundheit durch die Verbesserung der Qualität der Ernährung gehören (siehe dazu u.a. auch meine Artikel Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. WeltkriegGesund abnehmen auch ohne Sport und Hunger und Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion ). Auch würde die Düngeverordnung so in einem bisher nicht für möglich gehaltenem Ausmaß zur Verbesserung des Katastrophen- und Hochwasserschutzes beitragen ( siehe dazu u.a. Mal wieder Hochwasser  und Gedanken zum Film Bauer unser ). Nicht zuletzt kann die neue Düngeverordnung so zu einer sehr wirksamen  und kostengünstigen Maßnahme gegen die Klimaerwärmung und deren auch für die Landwirte teure Folgen werden (siehe dazu u.a. meine Artikel Klimaschutz durch Landwirtschaft, Die Angst vor dem Klimawandel sinnvoll nutzen und Zum Thema CO2 und Klima).

Ich hoffe gezeigt zu haben, wie man durch  Informationen und Wissen auch aus einer scheinbar aussichtslosen, verzweifelten Lage, wie z. B. der, in der sich viele Bauern durch die Düngeverordnung derzeit wähnen, herauskommen und dabei auch vorher nicht für möglich gehaltene Vorteile bewirken kann.

Kelberg, den 1. Februar 2020

Christoph Becker




Wärmestrahlung, Wasser und Treibhauseffekt

Der Treibhauseffekt betrifft nur Sonnenenergie, die als Wärmestrahlung von der Erde reflektiert wird. Diese Wärmestrahlung steigt nach dem Gesetz von Stefan-Boltzmann mit der 4. Potenz der absoluten  Oberflächentemperatur.   Was bedeutet das in der Praxis und wie kann man dies für den Klimaschutz nutzen?

Vorbemerkung

Hauptquelle für Zahlen und Anlass für diesen Artikel waren verschiedene seit August 2019 gehaltene und damit sehr aktuelle Vorträge des Australischen Mikrobiologen Walter Jehne, die ich im Folgenden  aufliste und verlinke. Walter Jehne hatte ich auch schon in früheren Artikeln erwähnt. Auf ihn aufmerksam gemacht hatte mich übrigens bereits 2018 ein deutscher Diplomlandwirt aus Mecklenburg-Vorpommern.

  • Walter Jehne: Cooling the Climate Mess ( https://youtu.be/lFViQlZF88c ). Dieser Vortrag wurde in der öffentlichen Bibliothek von Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts, einem Vorort von Boston, gehalten und am 30.8.2019 auf Youtube verfügbar gemacht.
  • Walter Jehne talk on Regenerative Agriculture at NITI Aayog, New Delhi ( https://youtu.be/mUmxY0xCsZM ). NITI bedeute National Institute for Transforming India. Es handelt sich um eine Organisation der Regierung Indiens. Dieser Vortrag wurde am 29.11.2019 auf Youtube verfügbar gemacht.
  • Regenerative Agriculture – Cooling The Earth Naturally And Reversing Climate Change – Walter Jehne ( https://youtu.be/fv2iArZ1cfM ). Dieser Vortrag wurde im Rahmen einer Veranstaltung der AP ZBNF gehalten und am 23.11.2019 live übertragen und auf Youtube verfügbar gemacht. AP ZBNF ist die Organisation zur Förderung des Zero Budget Natural Farmings des Indischen Bundesstaates Andhra Pradesh. Siehe dazu auch meinen Blogartikel Natürliche-Null-Budget-Landwirtschaft.

Zahlenwerte habe ich in vielen Fällen aus diesen Vorträgen von Walter Jehne übernommen.

Was ist der Treibhauseffekt?

Die kurzwellige Sonnenstrahlung kann die Atmosphäre bei klarem Himmel weitestgehend durchdringen.

Beim Auftreffen der Sonnenstrahlung wird ein Teil der Sonnenstrahlung wieder als kurzwellige Strahlung reflektiert und verlässt die Erde so ungehindert wie sie gekommen ist.

Wenn die Erde ein perfekter Spiegel wäre

Wenn die Erdoberfläche ein perfekter Spiegel wäre und wenn die Luft sauber und frei von Wasser wäre, dann würde die gesamte Sonnenstrahlung unverändert zurück ins Weltall reflektiert. Auf der Erde wäre es dann extrem kalt.

Wenn die Erde ein perfekter schwarzer Körper wäre

Wenn die Erde ein perfekter schwarzer Körper wäre, dann würde die gesamte einfallende kurzwellige Sonnenstrahlung von der Erdoberfläche resorbiert. Die Energie der kurzwelligen Sonnenstrahlung würde aber nicht einfach verschwinden, sondern sie würde in Wärmeenergie umgewandelt. Die Erdoberfläche würde sich aufheizen. Je wärmer die Erdoberfläche würde, desto mehr Wärmestrahlung würde sie dann als langwellige Wärmestrahlung oder oder Infrarotstrahlung in Richtung Weltall abstrahlen.

Das Gesetz von Stefan-Boltzmann

Das nach den  Physikern Josef Stefan und Ludwig Boltzmann benannte physikalische Gesetz besagt:

Jeder Körper, dessen Temperatur über dem absoluten Nullpunkt liegt, gibt Wärmestrahlung an seine Umgebung ab. Ein Schwarzer Körper ist ein idealisierter Körper, der alle auf ihn treffende Strahlung vollständig absorbieren kann (Absorptionsgrad = 1).

Es wird mit der Formel beschrieben.

Die Hochzahl 4 bedeutet, dass die Temperatur 4 mal mit sich selbst multipliziert wird.  Was das ganz konkret bedeutet, habe ich weiter unten an praktischen Beispielen mit tatsächlich gemessenen Werten nachgerechnet und gezeigt.

Treibhauseffekt als Wärmestrahlungsbremse

Der Treibhauseffekt beschreibt nun das Phänomen, dass Wasserdampf, CO2 und Methan und andere Treibhausgase in der Atmosphäre die Abstrahlung der Wärme in Richtung Weltall behindern. Ohne den Treibhauseffekt wäre es auf der Erde 33 °C kälter als es heute mit Treibhauseffekt ist. Alles Wasser, auch das der Ozeane wäre gefroren und Leben auf der Erde wäre unmöglich. Wie bei allem im Leben und in der Medizin, kommt es aber auch beim Treibhauseffekt auf die Dosis an. Um wie viel ist der Treibhauseffekt nun aber zu groß und wie groß ist der Anteil des CO2 und wie groß der der anderen Treibhausgase am gesamten Treibhauseffekt?

Die Anteile der Treibhausgase am Treibhauseffekt

CO2  hat 11 % Anteil am Treibhauseffekt und  4 % Anteil an der globalen Wärmedynamik. Dazu sollte man bedenken, dass die CO2-Konzentration in prähistorischen Zeiten bei ca. 185 und knapp 300 ppm geschwankt hat. Heute, als Folge der Nutzung fossiler Energieträger und als Folge der Land- und Forstwirtschaft, liegt sie bei ca. 413 ppm (siehe auch meinen Artikel Zum Thema CO2 und Klima).

Der Anteil des Wasserdampfes am Treibhauseffekt liegt bei über 80 %.  Der Anteil des Wassers an der globalen Wärmedynamik liegt sogar bei 95 %.

Auf Methan und andere Treibhausgase entfällt der kleine Rest.

Die Realität ruiniert jedes CO2-Sparkonzept

Wenn man die CO2-Emissionen tatsächlich auf Null reduzieren könnte und würde, würde das die Wärmebilanz der Erde  nicht verändern. Die Klimaerwärmung ginge einfach weiter.

Selbst wenn man die CO2-Emissionen negativ machen würde, was man insbesondere mit Hilfe der Landwirtschaft tatsächlich kann und aus einer ganzen Reihe von Gründen auch unbedingt tun sollte, wie ich u.a. in Klimaschutz durch Landwirtschaft und in Die Angst vor dem Klimawandel sinnvoll nutzen gezeigt habe, dann würde sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und damit auch der Treibhauseffekt des CO2 wegen der Pufferwirkung der Ozeane nur sehr langsam verändern.

Ein sehr interessantes Argument gegen Versuche, die CO2-Emissionen zu reduzieren ist übrigens die Spieltheorie, wie Prof. Dr. Christian Rieck in Warum CO2 sparen das Gegenteil bewirkt (soziales Dilemma Spieltheorie), einem Beitrag vom 31.12.2019, auf Youtube erklärt.

Die Strahlungsbilanz der Erde

Die die Erde treffende Sonnenstrahlung hat eine Energie von 342 W/m² . Die die Erde verlassende Strahlung hat heute eine Energie von 339 W/m². Der Unterschied beträgt 3 W/m², was deutlich unter 1 % ist. Dieser kleine Unterschied verursacht die Klimaerwärmung.

Um vor Überschwang zu warnen und Irrtümern vorzubeugen: Diese Werte beziehen sich, wenn ich es richtig  verstehe, notwendigerweise auf die gesamte Strahlung und nicht nur auf die Wärmestrahlung. Die ursprüngliche Überschrift dieses Abschnitts lautete “Die Wärmebilanz der Erde”, aber dann habe ich mir überlegt, dass dies einen falschen Eindruck vermittelt.

Die Wärmestrahlung ist nur der langwellige, infrarote Teil der gesamten Strahlung. Aber auch der Treibhauseffekt wirkt sich nur bei der langwelligen, infraroten Wärmestrahlung aus. Wenn man die Klimaerwärmung reduzieren oder umkehren will, kann man versuchen den Treibhauseffekt reduzieren, indem man die CO2-Konzentration reduziert. Das ist aber nur eine und dazu auch noch eine extrem teure und aus verschiedenen Gründen ziemlich unwirksame Methode.

Eine andere, voraussichtlich sehr schnell wirkende Methode wäre die Reduzierung der Wärmestrahlung im Allgemeinen. Mehr Vegetation bedeutet zwar automatisch auch weniger Wärmestrahlung an der Erdoberfläche . Diese Möglichkeit zu untersuchen ist das Hauptziel dieses Artikels.

In diesen Abschnitt, Strahlungsbilanz der Erde, gehört auch noch (wenn ich das richtig verstanden habe, global betrachtet), dass die verbliebene Vegetation 85 W/m2 bzw. ca. 24 % der Strahlungsenergie der Sonne per Transpiration zurück ins Weltall transportiert. Eine Steigerung dieses Effektes der Vegetation um weniger als 4 % würde demnach bereits genügen, um die Klimaerwärmung zu stoppen.

Die Optimierung der Strahlungsbilanz der Erde

Die zu beantwortende Frage lautet, wie kann man die Strahlungsbilanz der Erde so optimieren, dass Energie der einfallenden Strahlung wieder der Energie der die Erde verlassenden Strahlung entspricht?

Der Treibhauseffekt wirkt sich nur auf die langwellige Infrarot- oder Wärmestrahlung aus. Die Beeinflussung des Treibhauseffektes durch eine Reduzierung der CO2-Emissionen wird nicht reichen und sie ist in der Praxis auch gar nicht möglich. Ein mutwillig zu Klimaschutzzwecken provozierter Kollaps der Weltwirtschaft oder ein 3. Weltkrieg, würde die CO2-Emissionen radikal und extrem schnell reduzieren und die Klimaerwärmung stoppen. ABER, die Ursache für das Stoppen oder die Umkehr der Klimaerwärmung wäre eher nicht die bewirkte Reduzierung der CO2-Emissionen.

Die Klimaerwärmung würde vielmehr beendet, weil der Anteil der den Treibhauseffekt auslösenden Wärmestrahlung der Erdoberfläche in der Strahlungsbilanz der Erde reduziert würde. Die Erde würde grüner, der Kohlenstoffgehalt und damit auch die Wasserspeicherkapazität der Böden würden wieder zunehmen. Das alles würde die Oberflächentemperatur der Erde senken. Die Wärmestrahlung würde sinken. Ein größerer Teil der Sonnenenergie würde wieder als kurzwelliges Licht zurück ins Weltall gestrahlt. Zusätzlich würde ein sehr viel größerer Teil der auf der Erdoberfläche in langwellige Wärmestrahlung umgewandelten Sonnenstrahlung lokal bei der Transpiration der Pflanzen und durch die dann auch bei wolkenlosem Himmel länger feuchten Böden in Wasserdampf verwandelt. Die dabei benötigte Verdampfungswärme würde mit dem Wasserdampf wie mit einem Fahrstuhl aufsteigen und in großer Höhe beim Kondensieren des Wasserdampfes wieder freigesetzt, um dann von dort, wo die Luft dünner und damit auch die Wirkung des CO2 geringer ist, als Wärmestrahlung ins Weltall abgegeben zu werden.

Meines Erachtens kann man die für das Klima zweifellos sehr positiven Effekte eines Zusammenbruchs der Weltwirtschaft oder eines 3. Weltkrieges auch ganz friedlich, sehr kostengünstig, und sogar wesentlich schneller und besser mit den lokal verfügbaren Mitteln bewirken.

Zahlen zur Oberflächentemperatur und Wärmestrahlung

Zu den jeweiligen Temperaturen habe ich mit der Formel des Stefan-Boltzmann Gesetzes die Wärmestrahlung berechnet, wobei ich die Wärmestrahlung für die niedrigere oder die Umgebungstemperatur gleich 1 gesetzt habe.

Asphalt

Zitat aus Zitat aus www.medpets.de/hunde-und-warme-sommertage-8-tipps:

“Asphalt beispielsweise erwärmt sich in der Sonne bei einer Außentemperatur von 25 °C auf bis zu 50 °C. Bei Sommerhitze mit über 30 °C kann Asphalt selbst eine Temperatur von 60 °C erreichen. “

Veränderung der Wärmestrahlung des Asphaltes bei einer

  • Temperatursteigerung von 25 °C auf 50 °C : +38 %
  • Temperatursteigerung von 30 °C auf 60 °C : +45,9 %

Man könnte, wenn es regnet, das Wasser zumindest teilweise auffangen und wenn dann die Sonne scheint und der Asphalt heiß wird, könnte man das Wasser auf den Asphalt sprühen oder laufen lassen. Dort würde es verdampfen und die Aufnahme der Verdampfungswärme würde den Asphalt kühlen. Die Wärmestrahlung an der Erdoberfläche würde entsprechend geringer. Die Wärme würde dann in großer Höhe wieder abgegeben, wenn das Wasser dort wieder kondensiert. Das in der Höhe kondensierte Wasser wird dann dann auch wieder relativ ortsnah als Regen fallen. Man kann dieses ganz allgemein für bebaute Flächen anwenden. Es könnte sinnvoll sein, auf der Ebene der Gemeinden, Landkreise und Länder über diese Möglichkeit etwas gegen die Klimaerwärmung zu tun, nachzudenken.

Vergleich von blankem Boden und Zwischenfrucht

Der bei an regenerativer Landwirtschaft sehr bekannte Farmer Gabe Brown aus dem US-Bundesstaat Nord Dakota zeigt in seinem Vortrag  Treating the Farm as an Ecosystem, Part 1, The 5 Tenets of Soil Health (https://youtu.be/uUmIdq0D6-A) bei Position 1:30:00 ein Beispiel: Es war ein Tag mit gut 90°F, das sind über 32,2 °C. Er zeigt dazu auf einem Bild die Messung der Bodentemperatur mit zwei Einstichthermometer, auf der einen Seite  wurden 87,6 °F = 30,89 °C in einem von Pflanzen bedeckten Stück Boden gemessen.  Auf der anderen Bildseite wurden auf einem Stück blankem Boden 107,4 °F = 41,89 °C gemessen.

Die von der Erdoberfläche emittierte Wärmestrahlung ist nach dieser Messung auf dem nicht von Pflanzen bedeckten Boden 15,3 % höher als auf dem von Pflanzen bedeckten Stück.

Allerdings wurde bei der Messung wohl ein systematischer Messfehler gemacht, wie der Artikel Surface Temperatur Measurments of Bare Soils von M. Fuchs und C.B. Tanner im Journal of Applied Meteorology vom April 1968 zeigt. Eine präzise Messung der Temperatur der Oberfläche landwirtschaftlicher Flächen ist schwieriger als es scheint. Die tatsächliche Temperatur war vor allem bei auf dem Stück unbedeckten Boden sehr wahrscheinlich höher als die  von Gabe Brown gemessene Temperatur. Für eine präzise Messung der für die Wärmeabstrahlung maßgeblichen Oberflächentemperatur von Böden, sollte die Bedeckung der Sonde höchstens ca. 1 mm betragen. Besser ist es, die Temperatur mit einem präzisen Infrarotthermometer zu messen. Ein Einstichthermometer liefert bei einem von der Sonne bestrahlten Boden systematisch eine unter der tatsächlichen Oberflächentememperatur liegende Temperatur.

Nach Art der Vegetation unterschiedliche Temperaturen

Der auf www.nature.com am 19.9.2016 veröffentlichte Artikel Soil surface temperatures reveal moderation of the urban heat island effect by trees and shrubs von J. L. Edmondson, I. Stott, Z. G. Davies, K. J. Gaston & J. R. Leake . Dieser Artikel zeigt, dass vor allem größere Vegetation (Bäume und Sträucher) im Sommer die Oberflächentemperatur besser senken als kleine Vegetation (Kräuter).  Ich zitiere und übersetze hier aus der Zusammenfassung dieser vor allem auch für Städte und Gemeinden interessanten Studie:

In einer mittelgroßen Stadt im Vereinigten Königreich wurden an 100 Stellen Temperaturlogger auf der Oberfläche begrünter Flächen angebracht – unterteilt nach Nähe zum Stadtzentrum, Vegetationsbedeckung und Landnutzung. Die mittlere tägliche Oberlächentemperatur, gemessen über 11 Monate stieg um 0,6 °C von den Außenbezirken der Stadt zum Zentrum hin. Bäume und Sträucher auf öffentlichen (non-domestic) Grünflächen reduzierten die  mittlere maximale, tägliche Oberflächentemperatur der Böden im Sommer um 5,7 °C im Vergleich zu krautähnlicher Vegetation. Im Winter waren die Böden bei den Bäumen und Sträuchern aber geringfügig höher. Bäume in privaten Gärten, die in der Regel kleiner sind, waren bei der Reduzierung der sommerlichen Oberflächentemperatur weniger effektiv.

Ein Versuch in Weinbergen

Der Agricultural Water Management 116:128–141 · January 2013 veröffentlichte Artikel Using soil surface temperature to assess soil evaporation in a drip irrigated vineyard von Belinda Kerridge,  John – Hornbuckle, Evan Christen und  R.D.  Faulkner enthält einige für das Verständnis von effektiven Antworten auf die Klimaerwärmung wichtige Hinweise:

Man kann die Verdampfung der Feuchtigkeit der Böden messen, indem man die tägliche Schwankung  Oberflächentemperatur misst.

Die folgende Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen der Veränderung der mit einem Infrarotthermometer gemessenen Bodentemperatur in Relation zur Luftemperatur, in Abhängigkeit von der von der Bodenfeuchte abhängigen Verdampfung:

Quelle: Agricultural Water Management 116:128–141 · January 2013 veröffentlichte Artikel Using soil surface temperature to assess soil evaporation in a drip irrigated vineyard von Belinda Kerridge,  John – Hornbuckle, Evan Christen und  R.D.  Faulkner

Zu den gemessenen Oberflächentemperaturen hier eine Übersetzung aus der Zusammenfassung der Studie:

Die Oberflächentemperatur des Bodens wurde in einem mit Tröpfchen bewässerten (drip irrigated) Weinberg mit Infrarotsensoren gemessen, die auf einem Quad montiert waren. Es wurde an verschiedenen Tagen in der Saison 2009 – 2010 gemessen (offenbar auf der Südhalbkugel, nämlich in Australien). Die Oberflächentemperatur in den Weingärten schwankte von 4,6 °C bis 65,5 °C unter dem Rebstock und von 6,8 ° C bis 75,6 °C in der Mitte der Reihe. Die Differenz zwischen den täglichen Minima und Maxima der Oberflächentemperatur des Bodens schwankte zwischen 20,2 und 59,7 °C in Bereich zwischen den Reihen und zwischen 13,6 °C bis 36,4 °C unter den Weinpflanzen.

Wenn man annimmt, dass die maximalen und minimalen  Oberflächentemperaturen des Bodens unter dem Rebstock und zwischen den Reihen jeweils zur selben Zeit gemessen wurden, dann ergeben sich folgende Unterschiede in der Wärmestrahlung zwischen dem Boden unter der Weinpflanze und zwischen den Pflanzen:

  • 13,6 °C unter der Weinpflanze zu 20,2 °C dazwischen:  9,5 %  mehr Wärmestrahlung bei fehlender Vegetation.
  • 36,4 °C unter dem Rebstock zu 59,7 °C dazwischen: 33,7 % mehr Wärmestrahlung bei fehlender Vegetation.

Der Artikel enthält eine ganze Reihe sicher sehr interessante Literaturhinweise, denen ich hier aber aus Zeitmangel und weil ich hier keine Unibibliothek zur Verfügung habe, nicht nachgehen kann.

Die soweit wesentliche Information reicht für diesen Artikel aber aus:

  1. Mit Vegetation kann die Bodenoberflächentemperatur und damit die Wärmestrahlung erheblich gesenkt werden.
  2. Bodenfeuchte führt zu bei Sonnenenstrahlung wesentlich geringeren Bodenoberflächentemparaturen und damit auch zu einer wesentlich niedrigeren Wärmestrahlung.

Zur Erinnerung. Erst die Wärmestrahlung der Böden führt dazu, dass der Treibhauseffekt zu einer Klimaerwärmung führen kann. Wenn die Erdoberfläche weniger Wärme abstrahlt, weil sie durch die Verdampfung von Wasser oder durch die Bedeckung mit Pflanzen gekühlt wird, dann sinkt der Effekt des Treibhauseffektes und damit auch der Beitrag zur Klimaerwärmung entsprechend.

Wenn man die Niederschläge lokal zurückhält, indem man wie Walter Jehne sich ausdrückt die Böden mit entsprechenden Methoden der Land- und Forstwirtschaft zum wasserspeichernden “Boden-Kohlenstoff-Schwamm” macht, dann kann man wenn die Sonne scheint, das Land und damit auch das Klima effektiv kühlen.

Regen vertreibende Hochdruckgebiete vermeiden

Ein wichtiger Effekt zu hohen Bodenoberflächentemperaturen ist, dass sich dadurch die Luft ausdehnt und dass damit der Luftdruck steigt. Wenn ganze Landstriche, Länder oder sogar Kontinente im Mittel zu hohe Bodenoberflächentemperaturen haben, entstehen Hochdruckgebiete. Die heiße Luft vom Land strömt dann durch den höheren Luftdruck in Richtung Ozeane, wo sie deren Wasser erwärmt und dort zusätzliche Energie zuführt, die dann z.B. Tropenstürme aufladen. Wenn stattdessen die Oberflächentemperatur über dem Land dank Verdunstung und Vegetation relativ niedrig ist, dann können sich leichter Druckgefälle aufbauen, die Regenwolken vom Meer zum Land transportieren.

Fazit

Das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sehr  reale Problem der Klimaerwärmung der zunehmenden Extremwetterlagen kann mit dem von dem Medien und der Politik favorisiertem Mittel der Reduzierung der CO2-Emissionen nicht wirksam angegangen werden. Vielmehr wird die aktuelle Klimapolitik Deutschland und Europa absehbar und völlig unnötig in eine wirtschaftliche und damit wohl auch soziale und humanitäre Katastrophe stürzen (siehe dazu auch meinen Artikel Zum Thema CO2-Bepreisung.

Darüber hinaus braucht man keine internationalen Verträge, Konferenzen für den Klimaschutz, sondern man kann sehr effektiv und kostengünstig auf lokaler und nationaler Ebene etwas gegen die Klimaerwärmung tun. Siehe dazu auch schon meinen Artikel Wirksamer Klimaschutz ist Gemeinde- und Ländersache  und die dort verlinkten Artikel, Interviews und Vorträge.

Das was ich hier in Deutschland im 2019 in Sache Klimaschutz erlebt habe ist deprimierend. Ob sich 2020 etwas bessert bleibt abzuwarten. Die Mittel und Möglichkeiten sind jedenfalls vorhanden.

Kelberg, den 1.1.2020

Christoph Becker




Natürliche-Null-Budget-Landwirtschaft

In Indien hat man ein als “Zero Budget Natural Farming” (ZBNF) bezeichnetes Konzept entwickelt, das nun auch im großen Stil mit staatlicher Unterstützung umgesetzt wird.  Im Gegensatz zur “ökologischen” oder auch “biodynamischen Landwirtschaft” benötigen die Bauern dabei keine externen Zusätze, während nicht nur die Ernteerträge und auch die betriebswirtschaftlichen Resultate besser als bei konventioneller Bewirtschaftung sind. Faktisch handelt es sich um ein praktisches Beispiel für die Nutzung moderner bodenmikrobiolgischer Prinzipien.

Die Entwicklung dieses Systems ist aus deutscher Sicht aus verschiedenen Gründen interessant:

  • Wirtschaftliche Bedeutung für Investoren, Aktionäre und den Industriestandort Deutschland: Die Erfolge und Ergebnisse dieses Systems könnten zum Niedergang der deutschen Chemieindustrie führen: Man vergleiche und betrachte dazu z.B. das Interview mit dem jetzt bei BAYER als Chef-Lobbyist arbeitenden ehemaligen grünen Bundestagsabgeordneten Matthias Berninger auf der Webseite des Handelsblattes vom 22.12.2019: Bayers neuer Lobbychef: „Glyphosat ist gut fürs Klima“ Der ehemalige Grünen-Politiker über die Zukunft des Unkrautvernichters, den Umgang des Konzerns mit Kritikern und die Folgen der Ausbeutung des Planeten.  Indien und auch viele andere Länder könnten mit Hilfe des ZBNF die Nachfrage nach Produkten der Firma BAYER reduzieren. Auch hier frage ich mich, wie schon in Hat Monsanto BAYER abgezockt?, wie weit das Wissen um diese Entwicklung ursächlich für den Verkauf von Monsanto an BAYER war. Auch die Herstellung von Maschinen für die GPS-gesteuerte Präzisionslandwirtschaft, die derzeit als Landwirtschaft der Zukunft gehyped wird,  könnten ebenfalls betroffen werden.
  • Ökologischer und wirtschaftlicher als “ökologische Landwirtschaft”: Wie Subhash Palekar,  indischer Entwickler der ZBNF-Methode und selbst studierter und praktischer Landwirt, schreibt, ist diese Methode auch ökologischer und vor allem auch wirtschaftlicher als die übliche “ökologische” oder sogar als die “biodynamische” Landwirtschaft.
  • Ernährungssicherheit: Diese indische ZBNF-Methode demonstriert, wie die Ernährungssicherheit eines Landes auch nach einem völligen Zusammenbruch des Welthandels, der Finanzsysteme oder der technischen Infrastruktur aufrecht erhalten werden kann.
  • Geeignet für das postfossile, postindustrielle Zeitalter: Ich denke hier an das in In der Folge der industriellen Zivilisation vorgestellte Buch von John Michael Greer. Die ZBNF-Methode könnte verhindern, dass es nicht ganz so schlimm kommt, bzw. dass das nächste dunkle Zeitalter nicht ganz so dunkel wird wie  Greer es kommen sieht. Ich zitiere hier aus meiner Übersetzung eines Abschnitts seines Buches: Man rechne diese Muster zusammen, folge ihnen über die üblichen ein bis drei Jahrhunderte der Abwärtsspirale und man hat das Standardbild einer Gesellschaft in einem dunklen Zeitalter: eine größtenteils verwüstete ländliche Gegend mit kleinen verstreuten Dörfern, wo selbst versorgende Bauern, die verarmt sind und nicht lesen und schreiben können, kämpfen, um die Fruchtbarkeit zurück in den ausgelaugten Mutterboden zu bringen. Ihre Regierung besteht aus der persönlichen Machtausübung lokaler Kriegsherren, die im Tausch für den Schutz vor Plünderern ihren Teil der jährlichen Ernte fordern und die eine raue Rechtsprechung im Schatten jedes passenden Baumes anwenden. Ihre Literatur besteht aus Gedichten, liebevoll erinnert und gesungen zu den Klängen eines einfachen Saiteninstruments, die die großen Taten der charismatischen Führer eines verschwundenen Zeitalters erinnern, und dieselben Gedichte beinhalten alles, was sie über ihre Geschichte wissen. Ihr Gesundheitswesen besteht aus Kräutern, ein wenig rauer Chirurgie und Zaubersprüchen, die sie schlau zwecks Ausbeutung des Placeboeffektes nutzen. Ihre Wissenschaft – nun ich überlasse das der Fantasie der Leser.
  • Eine für zunehmend von Dürren geplagte deutsche Landwirte wichtige Entwicklung: Die Inder haben mit dem “Pre Monsoon Dry Sowing” im Rahmen des ZBNF ein möglicherweise bahnbrechendes Verfahren entwickelt, um  einerseits die für Pflanzen normalerweise nicht zugängliche Wasservorkommen in den Böden mit Hilfe von Bodenpilzen zu nutzen und um anderseits, zum Teil wahrscheinlich ebenfalls mit Hilfe von Mikroorganismen, auch die Luftfeuchte als Wasserquelle zur Produktion von Biomasse zu nutzen. Die Nutzung dieser Effekte könnte für von Dürren geplagte deutsche Landwirte interessant sein.

Quellen zum Thema “Zero Budget Natural Farming”:

  1. Auf der Webseite des deutschen Entwicklungshilfevereins SANKRANTI e.V. findet sich der Artikel Die Zero Budget Natural Farming Methode.
  2. Ein anderer deutschsprachiger Artikel für diese Methode, vom 10.11.2019: www.dandc.eu/de/article/warum-die-landesregierung-des-suedindischen-bundesstaats-andhra-pradesh-bio-landwirtschaft
  3. Die Webseite von Subhash Palekar, dem  Entwicklers der Methode: www.palekarzerobudgetspiritualfarming.org Wie Herr Palekar auf seiner Webseite erklärt, ist das Zero Budged Natural Farming ein völlig anderer Ansatz als der der üblichen “ökologischen” oder “biodynamischen” Landwirtschaft. Die Kosten sind sehr viel niedriger, während die Erträge höher als bei diesen “biologischen” und auch bei der üblichen chemisch-konventionellen Landwirtschaft sind.
  4. apzbnf.in , die offizielle Webseite der indischen Provinz Andhra Pradesh für das Zero Budget Natual Farming Programm.
  5. apzbnf.in/wp-content/uploads/2018/10/20th-sept-zbnf-concept-note-2.pdf
  6. cdn.cseindia.org/userfiles/vijay-kumar.pdf  . Eine 45-seitige, englischsprachige Präsentation mit vielen Bildern und Grafiken. Bei einer Folie handelt es sich sogar um eine Grafik aus einem Vortrag von Dr. Elaine Ingham.
  7. www.facebook.com/APZBNF

Wenn man Zeit und Interesse hat, findet man mit “ZBNF” auf Youtube und per Google noch viel mehr.

Das Grundprinzip

Im Wesentlichen ist die von Subhash Palekar entwickelte Methode eine durch Versuch und Irrtum mit einfachen Mitteln entwickelte, an die lokalen Gegebenheiten angepasste und in Rezeptform gebrachte Anwendung dessen, was z.B. auch die amerikanische Bodenmikrobiologin Dr. Elaine Ingham (www.soilfoodweb.com), empfiehlt und was auch Landwirte wie Gabe Brown, Colin Seis und viele andere jeweils auf ihre Weise praktisch umsetzen bzw. empfehlen.

Die Inder haben allerdings auch ein System entwickelt, mit dem sie im großen Stil Landwirte für die Anwendung dieser revolutionären Methode schulen und betreuen.

Besonders interessant finde ich an der Ausführung von Subhash Palekar, dass er den Dung und Urin lokaler Kühe nutze und dass der Dung und Urin europäischer Kühe (Holsteiner) bei ihm nicht hilfreich waren. Offenbar kommt es darauf an, dass die Tiere deren Dung und Urin man nutzt, ein für die lokale Pflanzenwelt und Böden passendes Mikrobiom haben. Diese Beobachtung von Subhash Palekar könnte zumindest teilweise erklären, warum das unter anderem von Allan Savory  und anderen propagierte System der Bodenverbesserung mit Hilfe von Rinderherden vielleicht nicht immer so wie erwartet funktioniert.

Pre Monsoon Dry Seed Cropping

Auf das Phänomen des “Pre Monsoon Dry Seed Cropping”, wie auch auf das ZBNF, bin ich durch Vorträge von Walter Jehne aufmerksam geworden, die er im November 2019 in Indien gehalten hat. Ab Position [32:20] in Walter Jehne talk on Regenerative Agriculture at NITI Aayog, New Delhi ( https://youtu.be/mUmxY0xCsZM ) erklärt er die Methode des Pre Monsoon Dry Seed Croppings: Man hat vor dem Einsetzen des Monsuns, in einer Dürreperiode im Mai, speziell mit Mikroorganismen beschichtetes Saatgut ausgesät. Ende Juli hatte man 40 mm Regen und Ende September hatte man noch einmal 60 mm Regen. Das Verblüffende war, dass trotz der geringen Regenmenge eine Deckfruchtmischung  gewachsen ist, die 2 m hoch wurde und die eine Biomasse von 12 bis 15 Tonnen pro Hektar hatte.

Nun wisse man aber, dass pro Gramm Biomasse ca. 1 kg Wasser erforderlich ist. Bei 12 Tonnen Biomasse wären das 12.000 Tonnen Wasser pro Hektar. Die 100 mm Niederschlag, die man nur hatte, entsprechen aber nur 1000 Tonnen. Es muss also also ca 12 mal soviel Wasser verbraucht worden sein, wie man durch den Niederschlag  bekommen hat. Die Forschung zu diesem Thema sei noch in Fluss.  Man glaube aber, dass Folgende:

  1. Pflanzen können das Wasser zwischen den Bodenpartikeln nur bis zum “Welkpunkt” (engl. Wiltingpoint) nutzen.  Jenseits des Welkpunktes ist aber immer noch sehr viel Wasser an den Bodenpartikeln gebunden. Das heißt es gibt Wasserfilme, auf den Bodenpartikeln, die wegen der hohen Oberflächenspannung von den Pflanzen nicht direkt genutzt werden können. Man nimmt an, dass durch durch die mikrobielle Beschichtung des Saatgutes z.B. Bodenpilze (Mykorizen) vorhanden waren, die dieses für die Pflanzen nicht erreichbare Wasser nutzen konnten und die dieses dann  an die Pflanzen geliefert haben. Das Saatgut konnte dadurch keimen und Schösslinge bilden.
  2. Die gekeimten Pflänzchen konnten dann vermutlich die “Wasserströme in der Luft”, das sind die für die nächtliche Taubildung ursächliche Luftfeuchte für das weitere Wachstum nutzen. Laut Walter Jehne können Pflanzen dadurch ein Niederschlagäquivalent von 1 bis 2 mm pro Tag nutzen.

Dies würde wäre auch eine Erklärung für einige Beispiele aus Dr. Elaine Inghams Kurs, von denen ich in meinem Blogartikel Dürreschäden sind vermeidbar, Bilder gezeigt habe.

Die oben erwähnten 12 bis 15 Tonnen pro Hektar entsprechen übrigens 1,2 bis 1,5 kg Biomasse pro Quadratmeter, was ich mir bei bis zu 2 m Pflanzenhöhe als doch ziemlich spärlichen Bewuchs vorstelle. Allerdings ging es hier um Zwischenfruchtanbau in der niederschlagärmsten Provinz Indiens (an der Ostküste des auf der Nordhalbkugel gelegenen Subkontinents).

Auf Youtube habe ich einen knapp 6 Minuten dauernden Film mit englischen Untertiteln gefunden: ZBNF II Pre-monsoon Sowing II Drought Mitigation II Anantapuramu II A.P. (https://youtu.be/OXrv0ceUXq8). Der Film enthält Interviews mit indischen Bauern und Landwirtschaftsberatern. Dabei werden Bilder gezeigt und das System etwas erklärt. Aus diesen Erklärungen entnehme ich, dass man auch davon ausgeht, dass wahrscheinlich insbesondere auch die Mikroorganismen oder der von diesen produzierte Kohlenstoff im Boden dafür sorgen, dass in der Luft befindlicher Wasserdampf oder nachts der Tau aufgefangen und für die Pflanzen verfügbar gemacht werden.

Auf jeden Fall ist dieses Phänomen von großer wirtschaftlicher Bedeutung und es ist, wie Walter Jehne erklärt, notwendig und sinnvoll, die Ursachen und Zusammenhänge systematisch und besser zu erforschen, so dass diese Phänomene besser gezielt genutzt werden können.

Im Internet gefunden habe ich zu diesem Thema noch einen israelischen Blogartikel: blogs.timesofisrael.com/indias-andhra-pradesh-creates-history-with-dry-sowing-in-desertification-region/. Zumindest in dem von Wasserknappheit sehr geplagten Israel wird man sich demnach wohl auch mit dem Thema beschäftigen.

Zu der  von den Indern genutzten Methode der gezielten Beschichtung von Saatgut mit Mikroorganismen siehe auch den Abschnitt den “Ein Getreideversuch in der Ukraine”, von dem ich in www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/#ein_getreideversuch_in_der_ukraine  einige Daten erwähnt habe. Dieses Verfahren würde sicher wohl auch in Deutschland funktionieren und sich als sehr nützlich erweisen, wenn man es denn nutzen und mit Blick auf die lokalen Gegebenheiten optimieren würde.

Kelberg, den 30.12. 2019

Christoph Becker




Klimaschutz durch Landwirtschaft

Im Juli 2019 habe ich für die Vierteljahreszeitschrift Tumult einen Artikel mit dem Titel KLIMASCHUTZ DURCH LANDWIRTSCHAFT – Ein Gegenentwurf zur grünen CO2-Globaldoktrin geschrieben.  Hier möchte ich nun die pdf-Version des Anfang September in der gedruckten Ausgabe von Tumult erschienenen Artikels verfügbar machen. Auch habe ich inzwischen einiges dazu gelernt und möchte hier daher einige Nachbemerkungen machen.

pdf-Version von Klimaschutz durch Landwirtschaft

Hier zunächst der Link auf die pdf-Datei meines in Tumult erschienenen Artikels: CB_2019-07-22_Tumult-KlimaschutzLandw.pdf

Nachträge, am 20.9.2019:

Klimaneutral durch Mikrobiologie in nur 3 Jahren

In der dem Thema Kohlenstoffkreislauf und Klimadebatte gewidmeten 14. Lektion ihres neuen Grundkurses über das Bodenleben (www.soilfoodweb.com/courses-and-training ) geht Frau Dr. Elaine Ingham unter anderem auf die Möglichkeiten der Kohlenstoffsequestrierung in land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden ein. Ihr Fazit: Die Klimawissenschaften operieren mit falschen Daten über die Möglichkeiten der Land- und Forstwirtschaft. Die “sogenannten Wissenschaftler” hätten offensichtlich die neuere Literatur nicht gelesen und würden die  Öffentlichkeit und die Politik  falsch informieren und damit zu falschen Schlussfolgerungen und tragischen Fehlentscheidungen verleiten.

Wenn man heute weltweit damit anfangen würde, das Bodenleben zu optimieren, dann könnte die Wirtschaft bei gleichbleibenden CO2-Emissionen in nur 3 Jahren CO2-neutral sein. Man könnte dann sogar die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wieder z.B. auf  350 ppm senken.  Man sollte aber vorsichtig sein und nicht übertreiben, denn man könnte die CO2-Konzentration auch zu weit absenken.

In den letzten Tagen bin ich dann zufällig auch noch auf eine weitergeleitete E-Mail der australischen Bodenmikrobiologin Dr. Christine Jones aus dem Sommer 2017 gestoßen, in der diese vorrechnet, dass Deutschland ohne weiteres seine CO2-Emissionen mit Hilfe der Landwirtschaft als Kohlenstoff im Boden einlagern könnte.  Die Webseite von Frau Dr. Christine Jones ist http://www.amazingcarbon.com/ . Aktuell ist diese Seite nicht erreichbar. Über das Internetarchiv “WayBackMachine” (https://web.archive.org/web/*/https://www.amazingcarbon.com) kann man aber weiter darauf zugreifen. Ich hatte im Sommer 2017 den Handout für einen Vortrag von Dr. Christine Jones ins Deutsche übersetzt.  Die Übersetzung habe ich jetzt auch als pdf-Datei hochgeladen, weil er ebenfalls für das Thema Klimaschutz durch Landwirtschaft relevant ist: JonesChr-5PrinciplesOfSoilHealth-deutsch-2017-06-19b.pdf.

Treihausgaseinsparungen in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft könnte nicht nur sehr große Mengen CO2 aus der Luft entnehmen und als Kohlenstoff im Boden einlagern. Es könnten vielmehr auch die bisher von der Landwirtschaft verursachten Treibhausgasemissionen in sehr großem Umfang reduziert werden.

Lachgas, Ammoniak, Methan und einige andere, zum Teil sehr übel riechende Gase entstehen bei anaeroben mikrobiologischen Prozessen. Wenn das Bodenleben intakt ist und  wenn man organische Abfallprodukte und auch Mist und Gülle mit ausreichender Luftzufuhr verkompostiert, dann ist CO2 das einzige Gas, das die Bakterien und Pilze produzieren. Erst die Zersetzung in einem zu sauerstoffarmen Milieu führt zur Produktion von Lachgas, Ammoniak, Methan usw.. Lachgas ist dabei ein 298 mal so wirksames Treibhausgas wie CO2.

Durch ein gesundes, für die anzubauenden Wirtschaftspflanzen optimiertes Bodenleben kann man auf Düngemittel, Pestizide und Fungizide verzichten. Die mit der Produktion und Anwendung dieser Agrarchemikalien verbundenen Treibhausgasemissionen und sonstigen Umweltbelastungen kann man damit vermeiden.

Die Ursache für den Erfolg der Grünen Revolution und für scheinbare Notwendigkeit von Mineraldüngern und anderen Agrarchemikalien ist die Störung oder Zerstörung des Bodenlebens z.B. durch Bodenbearbeitung, durch die Verdichtung der Böden und durch das Aufbringen von Chemikalien und auch von nicht verkompostiertem Mist.

Ein sehr wichtiger Aspekt ist auch die Beachtung der Veränderung des Bodenlebens bei der Sukzession der Pflanzen. Die Landwirte optimieren ihre Böden mit der Bodenbearbeitung und auch mit anderen, das Bodenleben beeinträchtigenden oder zerstörenden Maßnahmen immer wieder für Unkräuter, die sie dann mit teuren Chemikalien oder im Biolandbau mit weiterer Bodenbearbeitung zu bekämpfen suchen. Wenn man stattdessen die Bodenmikrobiologie gezielt für die geplanten Nutzpflanzen optimiert, dann entziehen die Nutzpflanzen über bestimmte Bodenpilze dem Unkraut  Nährstoffe und das Unkraut führt nur noch ein kümmerliches Dasein.

Auch ist es so, dass gesunde Pflanzen, die von einem gesunden Bodenleben unterstützt werden, weitestgehend immun gegen Pflanzenkrankheiten  sind, was dem Bauern auch wieder jede Menge Geld sparen kann.  In Übergangsphasen kann man nachhelfen, indem man Pflanzen mit wässrigen Lösungen einsprüht, in denen die benötigten Mikroorganismen enthalten sind.

Die 5. Agrarrevolution nach Prof. David Montgomery

In seinem Vortrag  Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life erklärt Prof. David Montgomery zunächst, wie Bodenerosion und die Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzflächen durch  landwirtschaftliche Nutzung zum  Untergang früherer Zivilisationen beigetragen hat. Wie er zeigt, korrelierte die Lebensdauer von Zivilisationen mit etwa 1000 Jahren ziemlich gut mit der Zeit, die zum Abtrag des Mutterbodens per Bodenerosion durch landwirtschaftliche Nutzung gemessen wurde.

Die moderne konventionelle Landwirtschaft zerstört die Böden besonders schnell und sie macht das weltweit. Wenn man dagegen nichts unternimmt, wird das in einigen Jahrzehnten unsere Zivilisation zerstören.

Als Folge seiner deprimierenden Studien und Einsichten zum Thema Bodenerosion hat sich Prof. David  Montgomery schließlich auch mit der Frage beschäftigt, ob und wie man zerstörte Böden reparieren kann. Auch hat er Landwirte besucht, die ihre Böden in einem guten Zustand halten und die Bodenerosionen verhindern. Über einige der Betriebe und über die Methoden dieser Landwirte, wie z.B. Gabe Brown, Dave Brandt und Joel Salatin,  hatte ich auf freizahn.de schon geschrieben.

Besonders interessant an dem Vortrag von Prof. David Montgomery fand ich, dass er zu dem Schluss kommt, dass wir es hier mit einer fünften landwirtschaftlichen Revolution zu tun haben.

Die erste landwirtschaftliche Revolution war demnach, dass man überhaupt angefangen hat Landwirtschaft zu betreiben, indem man z.B. Getreide gesät und geerntet hat.

Die zweite landwirtschaftliche Revolution war, dass man sich um das Land gekümmert und  Brachzeiten und Fruchtfolgen angewendet  hat.

Die dritte landwirtschaftliche Revolution war die Mechanisierung der Landwirtschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Das war der Einsatz von modernen Wendepflügen, Traktoren, Sämaschinen, Bindern, Mähdreschern usw.

Die vierte landwirtschaftliche Revolution war der Einsatz von  Mineraldüngern, Pestiziden und anderen Agrarchemikalien, sowie der Einsatz von genmanipulierten Pflanzen.

Die fünfte landwirtschaftliche Revolution ist, dass man lernt, das Bodenleben in seiner ganzen Komplexität gezielt zu restaurieren, zu erhalten und zu nutzen.

Sinkende Luftfeuchte kompensiert Wachstumszunahme

Wie der Artikel Increased atmospheric vapor pressure deficit reduces global vegetation growth zeigt, beobachtet man seit einiger Zeit ein Sinken der Luftfeuchte. Dies kompensiert offenbar die Zunahme der Photosynthese, die durch die steigenden CO2-Konzentration zu erwarten wäre. Das war angesichts der intensiven Bodenbearbeitung und der oft über Monate nicht oder kaum vorhandenen Abdeckung der Böden mit Pflanzen zu erwarten. Dazu beitragen dürfte auch der geringe, bzw. der gesunkene Kohlenstoffgehalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber auch die Versiegelung der Flächen durch Bauwerke und Straßen dürfte zur Reduzierung der Luftfeuchte beitragen.

Zu Suche nach Lösungen für das Problem der sinkenden Luftfeuchte möchte ich hier einmal mehr auf folgende Seiten hinweisen:

Das Sinken der Luftfeuchte kann man jedenfalls stoppen und wieder rückgängig machen. Eine Regeneration und Optimierung des Bodenlebens und die Steigerung des Kohlenstoffgehaltes der Böden wäre auch dabei eine große Hilfe.

Kelberg, den 20. September 2019

Christoph Becker

Nachtrag am 21.09.2019

Daten aus Dr. Elaine Inghams Kurs

Wie schon erwähnt hat enthält der Grundkurs (Soilfoodweb Foundation Class) der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham eine Lektion über den Kohlenstoffkreislauf, in dem das Thema CO2 und Klima behandelt wird. Ich übersetzte hier einige Daten aus den zugehörigen Folien, da diese im wesentlichen auch meine Argumention unterstützen:

  • Die vorindustrielle CO2-Konzentration betrug ca. 280 ppm. 2018 war dieser Wert auf ca. 410 ppm gestiegen., was ca. 3000 Milliarden Tonnen CO2 entspricht. Das ist ein Anstieg von 900 Milliarden Tonnen oder von 42 %.
  • Die gegenwärtigen Treibhausgasemissionen betragen ca. 18 Milliarden Tonnen jährlich (netto, bei Berücksichtigung der natürlichen Resorbtionsfaktoren).
  • Um von 410 ppm (der aktuelle Wert) auf das als “sicher” angenommene Niveau von 350 ppm zu kommen müssten wir ca. 60 pmm oder ca. 450 Milliarden Tonnen zuzügliche der jährlichen Emissionen von 18 Milliarden Tonnen sequestrieren.

Ist das realisierbar?

…..

Wieviel Kohlenstoff in der Atmosphäre kommt weltweit aus den Böden?

  • Die Schätzungen stark. Eine konservative Schätzung ist, dass in den letzten 12.000 Jahren, seit dem Übergang vom Normandenleben zur Sesshaftigkeit und zur Kultivierung der Böden 133 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus den Böden in die Atmosphäre entwichen sind.
  • Die derzeit in den Mutterböden gespeicherte Kohlenstoffmenge beträge ca. 2500 Milliarden Tonnen.
  • Also ist es möglich, dass wir mindestens ca. 133 Milliarden Tonnen in diesen relativ großen Kohlenstoffpool transferieren können. Dies würde eine Zunahme des Kohlenstoffpools der Mutterböden von nur 5,2 % bedeuten.
  • Können wir die 450 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Böden bringen, und damit  die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf das als “sicher” erachtete Niveau von 350 ppm senken? Das wären ca. 18 % der Kohlenstoffpool der Böden.

………………

Mit welcher Rate können wir Kohlenstoff in die Böden pumpen?

  • Die Menschheit bewirtschaftet weltweit ca. 5 Milliarden Hektar.
  • Wir sind derzeit fähig bis zu ca. 10 Tonnen pro Hektar und Jahr zu squesterieren (Dr. Richard Teague) [Während es vielleicht nicht realistisch erscheint, dass wir das heute auf allen Flächen erreichen können, könnte es in, sagen wir 10 bis 15, mit weiteren Investition in die Forschung möglich sein dies überall zu erreichen.]
  • Das entspricht ca. 50 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr
  • Die globalen Nettoemissionen betragen ca. 18 Milliarden Tonnen pro Jahr.
  • Damit bleiben ca. 30 Milliarden Tonnen pro Jahr an zusätzlich möglicher Kohlenstoffsequestrierung übrig, mit denen wir an einer Umkehr des Klimawandels arbeiten können. Um 450 Milliarden Tonnen zusätzlich, über laufenden Emissionen hinaus zu sequestrieren und damit die CO2-Konzentration wieder auf ein “sicheres” Niveau von 350 ppm ab zu senken, würde man ca. 15 Jahre brauchen, wenn man annimmt, dass man ab morgen alle landwirtschaftlichen Nutzflächen dieser Welt transformiert und enstprechend bewirtschaftet. Wenn man dazu auch noch die Reduktion der Emissionen rechnet werden die Aussichten etwas optimistischer.

Schlussfolgerung: Die Sequestrierung von Kohlenstoff in den landwirtschaftlichen Nutzflächen kann SEHR WIRKUNGSVOLL sein!

 




Zum Thema CO2 und Klima

Die Beschäftigung mit dem Thema CO2 hat mich viele Fakten, Grafiken und Zusammenhänge finden lassen, die für die Klimadiskussion wichtig sein könnten.

CO2 in der Erdgeschichte

Am Anfang der Erdgeschichte, vor 4,5 Milliarden Jahren, betrug der CO2-Gehalt in der Luft ca. 95 % und der Luftdruck war sehr viel höher als heute. Die Sonne war ca. 5 % kleiner und die Sonnenstrahlung war ca. 30 % schwächer. Ohne den Treibhauseffekt des extremen CO2-Gehaltes wäre die Erde eine Eiskugel gewesen (( Vier Milliarden Jahre Klimageschichte im Überblick von W. Oschmann: www.dwd.de/DE/leistungen/klimastatusbericht/publikationen/ksb2003_pdf/01_2003.pdf )) .  Dank des Treibhauseffektes konnte so aber die die Photosynthese enstehen. Als Folge davon haben sich die Sauerstoff verbrauchenden und dabei wieder CO2 erzeugenden Lebewesen entwickelt. Die aus den Produkten der Photosynthese wieder CO2 erzeugenden Lebewesen,  bilden gemeinsam mit der Photosynthese der Pflanzen ein Regelsystem, das den CO2-Gehalt der Luft an Veränderungen der Sonnenstrahlungen und andere Veränderungen der Umwelt anpassen kann.

Bild1, Quelle: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlendioxid_in_der_Erdgeschichte

In den ersten 2 Milliarden Jahren, bis zur Entstehung der Photosynthese,  wurde die CO2-Gehalt durch anorganische Verwitterungsprozesse reduziert. Der Anfangs extrem niedrige Sauerstoffgehalt stieg erst durch die Photosynthese.

Das Karbonzeitalter, dem wir einen großen Teil der Kohlevorkommen zu verdanken haben, begann vor knapp 360 Millionen Jahren. Wie man der kleinen Grafik oben entnehmen kann, betrug der CO2-Gehalt bei Beginn des Karbonzeitalters ca. 9 %, was 90.000 ppm, bzw. dem 2180-fachen der heutigen CO2-Gehalt entsprochen haben würde. Dem Text zu Bild 1 zur Folge lag der CO2-Gehalt vor 500 bis 400 Millionen Jahren aber nur bei 4000 bis 6000 ppm ( wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlendioxid_in_der_Erdgeschichte), was aber auch mehr als das 10-fache des heutigen Wertes ist. Zahlenangaben über Zustände vor derart lange zurückliegenden Zeiten sind indirekt ermittelt und sehr unzuverlässig. Es reicht, sich zu merken, dass die CO2-Konzentration viele Male höher war als heute und dass man keine genauen Zahlen hat.

Bemerkenswert ist auch, dass der CO2-Gehalt über die letzten 500 Millionen Jahre in der Tendenz immer weiter gefallen ist, aber dass es dabei Zeiten mit starken Abweichungen gab. Am Auffallendsten ist der rapide Absturz des CO2-Gehaltes im Karbonzeitalter. Der CO2-Gehalt bleibt dann einige Zeit sehr niedrig, um dann wieder ziemlich schnell zu steigen. Warum war das so? Zu Beginn des Karbonzeitalters gab es für die Natur noch keine Möglichkeit, das Lignin der Pflanzen abzubauen. Im Gegensatz zu heute konnte Holz damals noch nicht verrotten. Mit der Entwicklung der Pilze hat die Natur dann ihren CO2-Regler verbessert. Mit den Pilzen war es schließlich möglich, Holz auch in feuchter Umgebung wieder in CO2 und Energie zu verwandeln.  Vorher, ohne die Pilze, ging das nur durch Feuer.

Vor 250 bis 100 Millionen Jahren, in der Zeit der Dinosaurier, lag der CO2-Gehalt der Luft bei deutlich über 1000 ppm.

Bild 2 zeigt die CO2-Gehalte in der Erdneuzeit ( Känozoikum ).

Bild 2, Quelle: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlendioxid_in_der_Erdgeschichte

Zeitweise ist der CO2-Gehalt in dieser Zeit  um über 500 ppm, auf mehr als 1500 ppm gestiegen, um dann wieder zu fallen. Seit rund 40 Millionen Jahren schwankt die CO2-Regelung der Erde nur noch wenig. Die Konstruktion des CO2-Reglers scheint ziemlich gut ausgereift zu sein.

Das hier für die heutige Klimadiskussion Wesentliche ist,  dass der CO2-Gehalt früher drastisch höher war als heute und dass es sich bei der Regelung des CO2-Gehaltes um ein Wechselspiel handelt. Auf der einen Seite ist die Photosynthese, die  CO2 aus der Luft entfernt und in Sauerstoff und energiereiche Kohlenstoffverbindungen verwandelt. Auf der anderen Seite verwandeln das Feuer und das Leben beide in energiereiche Kohlenstoffverbindungen und Sauerstoff wieder zurück in CO2.

Bild 3 zeigt Temperatur und CO2-Gehalt

Bild 3, Quelle: http://www.biocab.org/carbon_dioxide_geological_timescale.html

Wenn die Daten von Bild 3 stimmen, dann ist der Zusammenhang zwischen CO2-Gehalt und Temperatur keineswegs so klar und schlicht, wie in der heutigen Klimadebatte behauptet wird. Das beweist aber nicht, dass es den Treibhauseffekt nicht gibt oder dass er sich in der heutigen Situation nicht auswirkt.

Wahrscheinlich ist, dass die Temperatur auf der Erde sowohl durch den Treibhauseffekt als durch Veränderungen der Strahlungsintensität der Sonne, unabhängig voneinander  beeinflusst wird und dass es sowohl für Veränderungen der Temperatur als auch für Veränderungen des CO2-Gehaltes noch andere Faktoren gibt.

Das Klima vor 100 Millionen Jahren

Dazu zitiere ich hier aus Vier Millarden Jahre Klimageschichte im Überblick von W. Oschmann , Seite 15:

Das warme Mesozoikum (270 bis 35 Millionen Jahre)

Vom ausgehenden Paläozoikum bis in das frühe Tertiär herrschte auf der Erde ein
Klima ohne großflächige Vereisungen. Mit der Entwicklung der Landtierwelt (Amphibien, Reptilien, Insekten usw.) im ausgehenden Paläozoikum übernahmen heterotrophe Organismen eine wichtige Rolle beim Recycling des organischen Materials und
somit als CO2-Produzenten. ….

Vor etwa 100 Millionen Jahren erreichte diese Warmperiode ihren Höhepunkt mit ungewöhnlich hohen Temperaturen im tiefen Ozean von 14 bis 16 °C (Crowley & North 1991; Frakes et al. 1992). Etwa zu dieser Zeit setzten sich neue Phytoplanktontypen im Ozean durch und auf dem Festland
wurden die Blütenpflanzen dominant. Der Anteil der Biosphäre erhöhte sich damit
noch einmal auf Kosten des atmosphärischen CO2-Anteils.

Die fünfte Vereisungsphase (35 Millionen Jahre bis heute)
Die letzte große Eiszeitperiode begann vor etwa 35 Millionen Jahren mit der Vereisung der Antarktis, die sich seit dieser Zeit als isolierter, relativ kleiner Kontinent in
zentraler Südpolposition befindet. Sie wird durch eine ringförmige Wind- und Wasserzirkulation vom Austausch mit den wärmeren, niederen Breiten abgeschirmt. Dadurch
kühlte das Wasser um die Antarktis ab und sank in die Tiefen der Ozeane. Durch diesen Prozess sind die Weltmeere heute 12 bis 14° kälter als vor 70 Millionen Jahren.
Seit etwa 3 Millionen Jahren ist auch die Nordpolarregion permanent vereist. Seit etwa einer Million Jahre gab es 10 Phasen ausgedehnter Kontinentvereisung auf der
Nordhemisphäre. Die Eisschilde von mehreren Kilometer Dicke reichten in Nordamerika bis zu den Großen Seen und von Skandinavien bis nach Mitteleuropa. Auch unser heutiges Klima gehört zu dieser Eiszeit, auch wenn wir gegenwärtig in einer eher
wärmeren Zwischenphase leben (Wolfe 1978; Douglas & Woodruff 1981, Berner
1991, 1997; Crowley & North 1991; Frakes et al. 1992).
Die Ursache dieser jüngsten Eiszeit liegt in der Entstehung neuer Phytoplanktonorganismen, die heute die marine Primärproduktion bestimmen, und vor allem im Aufkommen der Blütenpflanzen vor etwa 100 Millionen Jahren, die den biogenen Kohlenstoffanteil nochmals auf Kosten des atmosphärischen CO2 erhöhten (Abb. 8 und 9).
Obwohl die Sonnenenergie auch in den letzten 100 Millionen Jahren weiterhin leicht
zugenommen hat, konnte dadurch das CO2-Defizit nicht ausgeglichen werden.

Es war ganz früher kälter als heute. Aber es war auch sehr lange Zeit viel wärmer als heute.  Das Leben auf der Erde hat sich auch bei wesentlich höheren Temperaturen prächtig entwickelt. Zur Zeit der Dinosaurier war die CO2-Gehalt in der Atmosphäre einige hundert Prozent höher als heute.

CO2 in den letzten 800.000 Jahren

In Eisbohrkernen in der Antarktis kann man das Alter der eingeschlossenen Luftbläschen und deren CO2-Gehalt messen. Für mindestens 800.000 Jahre kann man damit den CO2-Gehalt in der Lauft ziemlich gut nachweisen. Bild 4 zeigt die Daten des Vostok-Eisbohrkerns für 400 Tsd. Jahre.

Bild 4, Quelle: https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/graphics/vostok.co2.gif , CO2-Gehalt der eingeschlossenen Luft in Eis. Das Alter wird in kiloJahren angegeben. 100 bedeutet also vor 100.000 Jahren.

Auf der Seite cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/ findet man weitere Daten und Grafiken.

Auffallend ist, dass der CO2-Gehalt in den letzten 800 Tsd. Jahren nur zwischen ca. 185 ppm und knapp 300 ppm lag. Heute beträgt er  ca. 413 ppm.

Das Klima in den letzten 11.000 Jahren

Die Welt titelte am 25.7.2019:  WISSENSCHAFT – SCHWEIZER STUDIE „Diese globale Erwärmung ist beispiellos“.   Die Studie hat aber nur die letzten 2000 Jahre betrachtet.

Die Grafik in Bild 5 zeigt die Temperaturen auf der Nordhalbkugel in den letzten 11.000 Jahren. Bei diesen Daten ahnt man, warum die von der Welt erwähnte neue Studie nur die letzten 2000 Jahre betrachtet hat. Was nicht in das politisch korrekte Bild passt, wird nicht berichtet und von “wissenschaftlichen” Studien  schon gleich bei der Fragestellung ausgeblendet:

Bild 5. Quelle: http://lv-twk.oekosys.tu-berlin.de//project/lv-twk/002-holozaene-optima-und-pessima.htm . Temperaturen auf der nördlichen Halbkugel in den letzten 11000 Jahren

Von ca. 5500 v. Chr. bis ca. 4500 v. Chr. und von ca. 2800 v. Chr. bis ca. 2000 v. Chr war es wärmer als heute.

Der CO2-Gehalt in den letzten 1000 Jahren

Bild 6 zeigt die CO2-Gehalte der Luft, in der Zeit von 1000 bis 2000.  Die Daten wurden durch die Analyse der eingeschlossenen Luft des “Law Dome” Eisbohrkerns in der Antarktis gemessen:

Bild 6 Quelle: https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/graphics/lawdome.smooth75.gif . CO2-Gehalt in der eingeschlossenen Luft im “Law Dome” Eiskern, geglättete Kurve, vom Jahr 1000 bis 2000
Erweitert um die historischen Ereignisse.

Vom Jahr 1000 bis 1200 steigt der CO2-Gehalt. In Europa war das “dunkle Zeitalter” nach dem Untergang des Römischen Reiches beendet. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland hatte im 7. Jahrhundert einen Tiefststand erreicht. Damals war mindestens 90 % der Fläche Deutschlands mit Wald bedeckt.  Danach nahm die Bevölkerung wieder zu und es wurden immer größere Flächen entwaldet.  ( Markus Dotterweich, Die Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Bodenzerstörung in Mitteleuropa. ( www.academia.edu/3573180/Die_Wechselwirkungen_zwischen_Landnutzung_und_Bodenzerstörung_in_Mitteleuropa ) ). Es war aber auch relativ warm. Wenn die Temperatur der Ozeane steigt, nimmt die Löslichkeit des CO2 im Seewasser ab und es wird CO2-freisetzt. In der Folge steigt der CO2-Gehalt der Luft.

Die Bevölkerung Deutschlands ernährte sich damals übrigens fast nur noch von Getreide, das nach heutigen Begriffen “biologisch angebaut” wurde. Bis auf die Oberschicht waren die Deutschen damals meist Veganer oder zumindest Vegetarier.

In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erreichte die Waldfläche in Deutschland mit ca. 20 % ihr historisches Minimum. Es war ein Deutschland, dessen Wirtschaft vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben wurde und dessen Bevölkerung fast fleischfrei lebte.  Obwohl die Bevölkerungsdichte sehr viel kleiner war als heute, gingen die “erneuerbaren Energien”  zur Neige.

Der Anstieg des CO2-Gehaltes stoppt um 1200. Ab etwa 1200 begann in Asien der Mongolensturm. Man kann annehmen, dass in den betroffenen Gebieten viele Bauern durch die Kriegshandlungen ausfielen und dass viele Felder unbestellt blieben und verwilderten, wodurch die Wasserhaushalte und die Photosyntheseleistung sich wieder verbesserten.

Mit zunehmender Ausdehnung und Festigung des Mongolenreiches kann man aber auch annehmen, dass in den eroberten Gebieten Ruhe einkehrte und die Landwirtschaft wieder aufgenommen wurde, während zugleich große Mengen Holz verbraucht wurden. Beides wird die CO2-Emissionen wieder gesteigert haben. Für einen hohen Holzverbrauch sprechen z. B. die Berichte  zu den den beiden mongolischen Angriffen auf Japan und der Bericht von der Seeschlacht bei Yamen, die als eine größten der Geschichte gilt.

In Europa wurde das Wetter am Anfang des 14. Jahrhunderts schlechter. Im Juli 1342 kam es mit der Magdalenenflut zu der bis heute wahrscheinlich mit Abstand schlimmsten Hochwasserkatastrophe Deutschlands. Von 1348 bis 1350 wütete die Beulenpest in Deutschland.   Sowohl die Magdalenenflut, als auch die nur wenige Jahre später folgende Pest haben die Bevölkerungsdichte und damit auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen reduziert.  Nach 1350 verdreifachte sich der Waldanteil in Deutschland (Markus Dotterweich in  www.academia.edu/3582973/Jahrtausendflut_1342 ).  Wegen der gesunkenen Bevölkerungsdichte nahm auch die Viehhaltung und der Fleischverzehr zu. Auch wenn das Weidemanagement unbefriedigend gewesen sein dürfte, war die Photosyntheseleistung und die Wasseraufnahmekapazität der Wiesen und Weiden sicher besser als die von Ackerland. Auch dadurch wurde der Luft mehr CO2 entnommen.

Das Sinken des CO2-Gehaltes in der Zeit von 1550 bis 1590 erklärt sich durch den Zusammenbruch der Landwirtschaft betreibenden Indianerzivilisationen in Mittel- und Südamerika ( www.heise.de/tp/features/Das-Anthropozaen-beginnt-mit-der-Eroberung-Amerikas-4305153.html ). Der Bevölkerungsrückgang in Südamerika dürfte ca. 50 Millionen Menschen betragen haben. Sehr große Flächen Ackerland fielen brach und wucherten zu.

Ab  1750 steigt der CO2-Gehalt dann.  In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwa um 1840 wird der Anstieg des CO2-Gehaltes jedoch für einige Jahre nahezu beendet. Ursache könnte die Wirtschaftskrise von 1837 gewesen sein, die eine der schlimmsten in der Geschichte der USA war, aber die auch andere Teile der Welt einbezog und sich bis in die 1840er Jahre hinzog. In England nannte man die 1840er Jahre “die hungrigen Vierziger” und in den USA waren Kinder, die 10 bis 15 Jahre vor und nach dieser Zeit geboren wurden 5 cm größer als Kinder, die in der Krisenzeit geboren wurden. Die Nahrungsproduktion und damit die landwirtschaftliche Nutzung des Landes war in diesen Krisenzeiten offenbar geringer. Die Vegetation konnte sich erholen und wieder mehr CO2 aus der Luft entnehmen und im Boden einlagern, während der Verbrauch an Holz und Brennstoffen deutlich niedriger gewesen sein dürfte.

Bild 6 zeigt eine ebenfalls mit den Daten des Law Dome Eisbohrkerns erstellte, feiner aufgelöste Grafik für die Zeit von 1830 bis 1980:

Bild 7, Quelle: https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/graphics/lawdome.smooth20.gif . CO2-Gehalt der eingeschlossenen Luft im “Law Dome” Eisbohrkern, von 1830 bis 1980, geglättete Kurve
Ergänzt um die Markierung der Wirtschaftskrisen

In der feiner aufgelösten Grafik in Bild 7 hat die Wirtschaftskrise ab 1837, sogar für einen leichten Rückgang des CO2-Gehaltes bewirkt.

Zur Abflachung des Anstiegs der CO2-Gehaltes um 1880 passt eine früher auch als “Große Depression” bekannte Weltwirtschaftskrise in der  Zeit von 1873 bis 1896.

Die Weltwirtschaftskrise, die im Herbst 1929 begann, ist ebenfalls gut zu erkennen. In den USA dauerte diese Krise, anders als in Deutschland, bis in den 2. Weltkrieg.  Vollbeschäftigung wurde in den USA erst wieder ab 1941 erreicht. Ein für die Landnutzung wichtiges Ereignis in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Staub- und Sandstürme im mittleren Westen, die als “Dust Bowel” oder “amerikanische Staubschüssel” bekannt sind.

Jedem Sinken der Zunahme des CO2-Gehaltes in den letzten 1000 Jahren lassen sich tragische Ursachen zuordnen. In den besseren Fällen waren es nur schwere Wirtschaftskrisen. In den schlimmeren Fällen waren es Kriege, Seuchen und gesellschaftlicher Kollaps. Neben der Reduzierung des Holzeinschlags und des Brennstoffverbrauchs dürfte jeweils auch die Reduzierung der landwirtschaftlichen Nutzung die CO2-Emissionen gesenkt haben.

Die Ursachen für den Anstieg der CO2-Emissionen ab dem Jahr 1000 und auch ab 1750 bis 1850 sind sehr wahrscheinlich vor allem forstwirtschaftliche Eingriffe und die Methoden der nach heutigen Begriffen “biologischen” oder “ökologischen” Landwirtschaft der damaligen Zeit, die aber in Wirklichkeit auch nicht biologiefreundlich und ökologisch war. Fossile Energieträger wurden erst ab ca. 1850 in größerem Maßstab verwendet, wie Bild 8  zeigt:

Bild 8. Quelle: https://ourworldindata.org/fossil-fuels. Weltweiter Verbrauch an fossiler Energie seit 1800

Im Jahr 1860 ist mit der HMS Warrior  das erste Kriegsschiff mit vollständig aus Metall gebautem Rumpf vom Stapel gelaufen.  Bis dahin waren nur einzelne Bauteile und Beschläge der Kriegsschiffe aus Metall. Das erste Handelsschiff mit vollständig aus Metall gebautem Rumpf war die 1843 vom Stapel gelaufene Great Britain.  In den  Seeschlachten der napoleonischen Kriege, im Krim-Krieg von 1853 bis 1856 und und auch bei der  Expansion des britischen Weltreiches bis 1850 kamen nur weitgehend aus Holz gebaute Schiffe zum Einsatz.

Die Eifel war, als sie 1816 zu Preußen kam, weitestgehend entwaldet und zur Hälfte Heide.  Grund war hier vor allem die Eisenindustrie, für die sehr viel Holzkohle benötigt wurde. Die Erträge der Bauern waren sehr gering.

Die landwirtschaftliche Nutzung in Nordamerika hatte bis zum amerikanischen Bürgerkrieg, 1861-1865, das anfangs sehr fruchtbare Land östlich des Mississippi weitgehend ruiniert. Dies war einer der Gründe für die nach dem Bürgerkrieg erfolgende, schnelle Expansion nach Westen,  wie Dr. Allen Williams in seinem Vortrag “Building Soil the Southern Way” erzählt, dem ich meine Blogartikel Der Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 gewidmet habe.

Natürlich könnte auch ein Ansteigen der Meerestemperatur etwas zum Anstieg des CO2-Gehaltes beigetragen haben.  Die Landwirtschaft und der steigenden Holzverbrauch dürften aber die Hauptgründe für den Anstieg des CO2-Gehaltes gewesen sein. Besonders wichtig erscheint mir die schnelle Reaktion des CO2-Gehaltes auf Wirtschaftskrisen und Katastrophen.

Im Vergleich zu den warmen Perioden in früheren Zeiten haben die Menschen die Photosyntheseleistung der Natur reduziert, indem sie Wälder abgeholzt und Prärien und Wälder in Ackerland verwandelt haben. Gleichzeitig wurde damit die Menge des in den Böden und in den Wäldern gebundenen Kohlenstoffs reduziert. In den Prärieböden soll der Kohlenstoffgehalt früher ca. 8 % betragen haben, bei oft mehreren Meter dicken Mutterbodenschichten. Wenn der Kohlenstoffgehalt sinkt, dann sinkt auch die Wasserspeicherkapazität der Böden. Es wird weniger Wasser für Niederschlagsfreie Zeiten zurück gehalten. Weil für die Photosynthese auch Wasser benötigt wird, sinkt die Photosyntheseleistung. Wenn Äcker umgepflügt werden, oder wenn Weiden durch schlechtes Management überweidet werden, dann laufen die Kohlenstoff abbauenden und dabei CO2 produzierenden Prozesse zunächst weiter. Aber es werden mangels Photosynthese keine energiehaltigen Kohlenstoffverbindungen mehr nachgeliefert. Die Folge ist, dass der Kohlenstoffgehalt des Bodens sinkt, wodurch dann auch wieder die mögliche Photosyntheseleistung sinkt.

Kohlenstoffinventar und Kohlenstoffflüsse der Erde

Aus dem Buch Carbon Caputure and Storage von Sephen A. Rackley habe ich die Grafik in Bild 9 übernommen und übersetzt. Die Werte sind Gt-C. Das C steht für Kohlenstoff. Gt =  Gigatonnen =  Milliarden Tonnen. Die Massen beziehen sich auf Kohlenstoff. Danach werden also pro Jahr 9 Milliarden Tonnen Kohlenstoff als CO2 emittiert, 9 x 3,67 = 33 Gt CO2 entsprechen.

Bild 9, Die Grafik ist aus dem Buch “Carbon Capture and Storage” von Stephen A. Rackley, 2. Auflg. 2017, Seite 5 entnommen und ins Deutsche übertragen. Die Daten Schätzungen für 2015. Die Stoffflüsse sind in kursiver Schrift angegeben. Die Zahlen sind Gigatonnen Kohlenstoff. Bei denn Stoffflüssen pro Jahr. Die Zahl für die Lithosphäre sind 50 Millionen Gigatonnen.

Die Angaben über die Summe der bisherigen Emissionen durch das Verbrennen fossiler Energieträger schwanken.

Auf S. 3 seines Buche schreibt Rackley, dass man den bisherigen Verbrauch seit 1750 auf 400 Gt-C schätzt, während in der selben Zeit  160 Gt-C aus den Böden freigesetzt worden seien. In Kapitel 21, Storage in terestrial ecosystems, nennt er etwas andere Zahlen: Seit 1850 seien 150 Gt-C durch “Veränderungen der Landnutzung” freigesetzt worden, während  in der selben Zeit 275 Gt-C durch das Verbrennen fossiler Energieträger freigesetzt worden seien.

Man kann jedenfalls sehen, dass die bisher von den Menschen verbrannte Menge an fossilen Energieträgern nur einem kleinen Teil der insgesamt vorhandenen Menge an fossilen Energieträgern entspricht. 

Für jene, die nun frohlocken und meinen, dann hätten wir ja noch für viele Jahrhunderte Öl, Kohle und Gas möchte ich darauf hinweisen, dass fossile Energieträger als Energieträger nur dann und nur solange Sinn manchen, wie die Förderung weniger Energie kostet als sie einbringt. Beim Öl wird voraussichtlich im globalen Mittel schon zwischen 2025 und 2030 der Punkt überschritten, von dem an die Ölförderung mehr Energie kostet als sie einbringt. Es gibt dann noch weiter sehr viel Öl in der Erde und man kann einen Teil davon z.B. noch als Grundstoff für die Chemische Industrie oder für militärische und andere Zwecke fördern, aber als Energiequelle ist Öl dann keine Hilfe mehr. Siehe dazu auch meinen Artikel Erschöpfung: Das Schicksal des Ölzeitalters. Auch weist vieles darauf hin, dass der zunehmende Aufwand für die Förderung in vielen Bereichen der Wirtschaft schon seit längerem für Schwierigkeiten sorgt, wie ich unter anderem in Über Zinsen, Energiepreise und Altersvorsorge und in Über Rückzüge zu zeigen versucht habe. Die deutsche Klimadiskussion wird so gesehen von der Illusion getrieben, dass man weiter unbegrenzt fossile Energieträger zu bezahlbaren Preisen bekommen kann.

An der obigen Grafik über den Kohlenstoffinventar fand ich insbesondere auch folgenden Zahlen interessant:

  •  Die Ozeane enthalten ca. 45 mal soviel Kohlenstoff wie die Atmosphäre. Netto fließen derzeit pro Jahr ca. 3 Gt-C von der Luft in die Ozeane. Das entspricht ungefähr 1/3 der jährlichen CO2-Emissionen, die beim Verbrennen von fossilen Energieträgern entstehen. Die Ozeane sind damit ein sehr großer Pufferspeicher. Der CO2-Fluss kann sich umkehren, wenn die Ozeane wärmer werden, weil dann die Wasserlöslichkeit von CO2 geringer wird.
  • Die extreme Kohlenstoffmenge in der Lithosphäre zeigt, dass die abiotische Theorie über die Entstehung von Erdöl zumindest teilweise richtig sein könnte. Mit Blick auf die ferne Zukunft wäre das sicher erfreulich. Darauf aufmerksam gemacht hatte mich der zum Thema Klima insgesamt sehr interessante Film The Uncertainy Has Setted  (Version mit deutschen Untertiteln, Deutscher Titel Der Bauer und sein Klima) von Marijn Poels, in dem der Regisseur seine Links geprägte Sichtweise bei seiner Suche nach Antworten zunehmend in Frage stellt. Ein anderer guter Film in diesem Zusammenhang ist End of Landschaft von Jörg Rehmann.
  • Per Photosynthese werden durch die Vegetation an Land 123 Gt-C  aus der Luft entfernt und 120 Gt-C wieder als CO2 an die Luft abgegeben.  Für eine “klimaneutrale” Weltwirtschaft in Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens müsste also man nur 9 Gt-C zusätzlich aus der Atmosphäre zu entnehmen und im Boden einlagern.  Das sollte ohne weiteres machbar sein.

Die Wirkung der Ozeane

Bild 10 ist aus dem Buch “Carbon Capture and Storage” von Stephen A. Rackley, 2. Auflg. 2017, Seite 10. Es zeigt das Ergebnis einer Simulation, bei der 100 Jahre lang jedes Jahr 6 Gt-C in die Luft abgegeben wurden. Davor und danach waren die Emissionen null.

Bild 10 Quelle: Buch “Carbon Capture and Storage” von Stephen A. Rackley, 2. Aufl., S. 9.
Einfaches Modell der Aufnahme atmophärischer CO2-Emissionen durch die Ozeane

Wie man sieht, dämpfen die Ozeane die Veränderung des CO2-Gehaltes in der Luft und nehmen erhebliche Mengen CO2 auf. 700 Jahre nach dem Ende der Emissionen wären nur noch ca. 25 % der gesamten Emissionen in der Atmosphäre. Der Rest wäre von den Ozeanen aufgenommen worden.

Was bei dieser Simulation nicht berücksichtigt wurde, ist die Wirkung von Temperaturveränderungen. Wenn die Ozeane kälter werden, nehmen sie mehr CO2 auf. Wenn sie wärmer werden sinkt die Löslichkeit und sie geben CO2 ab. Dieser Effekt erklärt das von der AfD und einigen Wissenschaftlern angeführte Phänomen, dass die Erhöhung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre in der Vergangenheit regelmäßig erst ca. 800 bis 1000 Jahre NACH einer Erhöhung der Temperatur folgte.

Das Azolla-Ereignis

Interessant ist hier vielleicht auch das Azolla-Ereignis: de.wikipedia.org/wiki/Azolla-Ereignis  und theazollafoundation.org.  Azolla ist ein Süßwasser-Schwimmfarn, dessen massenhafte Vermehrung in der arktischen See vor knapp 50 Millionen Jahren erheblich zur Abkühlung per CO2-Sequestrierung beigetragen haben soll. Die Arktis war damals weitgehend von den Ozeanen abgeschlossen und eisfrei. Das Wasser war zumindest in den oberen Schichten ausreichend salzfrei. Das Azolla-Ereignis ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Photosynthese ein geeignetes Mittel ist, um große Mengen CO2 aus der Atmosphäre zu entnehmen. Zum Azolla-Ereignis siehe auch weiter oben in Bild 2  und 3, das Sinken des CO2-Gehaltes vor ca. 50 Millionen Jahren.

Die Keeling-Kurve

Seit 1958 wurde systematisch der CO2-Gehalt in der Luft gemessen. Die Messwerte werden werden in der nach Charles Keeling benannten Keeling-Kurve abgebildet.

Bild 11 Quelle: https://scripps.ucsd.edu/programs/keelingcurve/pdf-downloads/

Die jährliche Zunahme des mittleren CO2-Gehaltes ist seit Beginn der Messungen im Jahre 1958 deutlich gestiegen.  Auf www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/gr.html findet sich eine Tabelle und eine grafische Darstellung, welche die jährliche Zunahme zeigen.

Der Blogartikel Klimawandel, Kohlenstoffdioxid und die Keeling-Kurve von Florian Freistetter hat mich auf den folgenden kleinen Youtube-Film aufmerksam gemacht  Time history of atmospheric carbon dioxide, by CIRES & NOAA ( youtu.be/UatUDnFmNTY )

Die regelmäßigen jährlichen Schwankungen.

Bild 12 https://scripps.ucsd.edu/programs/keelingcurve/pdf-downloads/

Weil die Landfläche mit Vegetation auf der Nordhalbkugel größer sind als auf der Südhalbkugel, wird in den Monaten März bis Juli, also im Frühling und Sommer, auf der Nordhalbkugel, deutlich mehr CO2 aus der Luft entnommen und per Photosynthese in organische Masse umgewandelt als im Frühjahr und Sommer der Südhalbkugel. In den Monaten August bis Februar wird dann auf der Nordhalbkugel deutlich mehr organisches Material zu CO2 oxidiert als in den entsprechenden Monaten auf der Südhalbkugel. Man kann also aus den jährlichen Schwankungen NICHT auf die Menge der jedes Jahr global per Photosynthese aus der Atmosphäre entnommenen Menge CO2 schließen, sondern nur auf den Unterschied zwischen Nord und Südhalbkugel, wobei die Vegetation in den äquatorfernen Breitengraden sich stärker auswirkt.

Diese durch die Unterschiede von Nord- und Südhalbkugel verursachte jährliche Schwankung der Keeling-Kurve macht je nach geographischer Breite 3 bis 20 ppm aus. Sie ist wesentlich größer als die jährliche Zunahme des CO2-Gehaltes. Auch das zeigt, dass die durch das Verbrennen fossiler Energieträge freigesetzten CO2-Mengen in Relation zur gesamten Photosyntheseleistung der Welt klein ist.

Die saisonale Schwankung hat seit 1960 auf Hawaii um 20 % und in der Arktis um 40 % zugenommen hat ( www.nature.com/articles/382146a0 ). Durch die Auswertung von Satellitendaten konnte man feststellen, dass von 1982 bis 2009 die Blattfläche auf 25 bis 50 % der mit Vegetation bedeckten Fläche deutlich zugenommen hat, während sie nur auf 4% der Fläche abgenommen hat ( www.nature.com/articles/nclimate3004 und climate.nasa.gov/news/2436/co2-is-making-earth-greenerfor-now/). In einem Artikel aus dem Jahr 2016(!)  ( www.researchgate.net/publication/291346720_Enhanced_seasonal_CO2_exchange_caused_by_amplified_plant_productivity_in_northern_ecosystems ), der sich mit den zunehmenden saisonalen Schwankungen der CO2-Gehalt befasst, wird darauf hingewiesen, dass die aktuellen Klimamodelle regelmäßig den Trend der Zunahme der Größe der jährlichen Schwankungen unterschätzen und dass man daher annehmen muss, dass diese Modelle wesentliche Prozesse nicht oder falsch abbilden. Die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre per Photosynthese durch Pflanzen habe sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel mehr verstärkt als die CO2 freisetzenden Prozesse der Natur.

Eine Studie mit dem Titel Atmospheric evidence for a global secular increase in carbon isotopic discrimination of land photosynthesis ( www.pnas.org/content/early/2017/09/05/1619240114.full ) hat gezeigt, dass Klimawandel und steigender CO2-Gehalt dazu geführt haben, dass Photosynthese der Pflanzen sich in den letzten 40 Jahren optimiert hat, so dass Pflanzen das verfügbare Wasser besser zum Wachsen nutzen.

Es deutet also einiges auf einen  Regelmechanismus der Natur hin, den die Menschen beschädigt haben, indem sie die Photosyntheseleistung durch das Abholzen von Wäldern, durch das Versiegeln von Oberflächen und durch bestimmte Methoden bei der Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen reduziert haben. Der Regler funktioniert im Prinzip noch immer, aber die Menschen haben seine Stellkraft massiv reduziert. Aufgabe aktiven Klimaschutzes müsste es sein, die Stellkraft dieses Reglers zu steigern, indem man die Photosyntheseleistung wieder verbessert.

Verzögerter Anstieg des CO2-Gehaltes

In AfD Pressekonferenz. Themen: Klimawandel, CO2-Steuer, Kohleausstieg, Kernenergie u.m. 25.07.2019 ( https://youtu.be/B0uw9LM1_v0 ) begründet der AfD-Sprecher Kasten Hilse die Zweifel der AfD am Einfluß des CO2 auf das Klima mit dem Argument, dass sicher nachgewiesen sei, dass der CO2-Gehalt früher erst 800 bis 1000 Jahre NACH einer Temperatursteigerung gestiegen sei. Die Quelle für dieses Argument ist offensichtlich seriös. Die Begründung ist auch gut: Wenn die Temperatur steigt, erwärmen sich langsam auch die Ozeane. Durch die steigende Wassertemperatur sinkt die Wasserlöslichkeit des CO2 und die Ozeane geben damit CO2 an die Atmosphäre ab. Das ist seriös und korrekt argumentiert. Bei ansonsten stabilen und gesunden Ökosystemen ist das früher sicher so gewesen.  Die Ursache der Temperatursteigerung war dann, wie die AfD richtig annimmt, eine Zunahme der Sonnenstrahlung.

Aber ist das eine zuverlässige Aussage für die heutige Situation?

Den Treibhauseffekt des CO2 gibt es offenbar schon, wie die erdgeschichtlichen Veränderungen zeigen. Mit seiner Hilfe kann man jedenfalls erklären, warum es heute auf der Erden kälter ist als in verschiedenen anderen Zeiten der Erdgeschichte, obwohl die Sonnenstrahlung seit dem Beginn der Erdgeschichte vor  4,5 Milliarden Jahren um ca. 30 % zugenommen hat (was ich den Astronomen und Kernphysikern, die das ausgerechnet und Anhand der Beobachtung anderer Sterne ermittelt haben, jetzt einfach mal glaube).

Unser Problem ist jetzt auch nicht, dass die Temperatur gestiegen ist und dass wir wissen wollen, wie und wann sich deshalb der CO2-Gehalt verändert.

Unser Problem ist, dass der CO2-Gehalt, bis auf einige  kleine Unterbrechungen durch schwere Wirtschaftskrisen, seit 1750 steigt, und dass er jetzt um über 30 % höher ist als jemals seit mindestens  800.000 Jahren. Dabei wissen wir sehr sicher, dass der CO2-Gehalt durch menschliche Eingriffe in die Natur gestiegen ist.

Wie sich das wirklich auf das Klima auswirkt wissen wir nicht. Schließlich könnte die Sonne ihre Strahlungsaktivität verändern. Die Klimasimulationen sind fehlerhaft, wie ich z.B. mit der oben erwähnten Studie über zunehmende jährliche Schwankung des CO2-Gehaltes gezeigt habe. Die Pannen und Verzögerungen beim Bau des Berliner Flughafens, die häufigen Verspätungen der Bahn, verschiedene Flugzeugabstürze und viele andere Beispiele sollten eigentlich gut genug zeigen, dass und warum komplexe Systeme regelmäßig anders reagieren als es mit Hilfe von Simulationen vorhergesagt wurde.

Wir können also nicht sicher wissen, was die Steigerung des CO2-Gehaltes in unserem speziellen Fall bewirkt. Wir wissen aber, was die der Zunahme des CO2-Gehaltes zu Grunde liegenden Prozesse für Schäden angerichtet haben, wie zum Beispiel die folgende Weltkarte über die weltweite Verschlechterung der Bodenqualität zeigt:

Bild 13, Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4

Wir wissen auch, dass es in vielen Teilen der Welt zunehmend Probleme wegen sinkender Grundwasserspiegel und Dürren gibt. Wir wissen sehr sicher, dass die lokalen Wasserhaushalte durch die Versiegelung der Böden und durch die Methoden der Landwirtschaft verschlechtert wurden.

Wir wissen, dass in der Landwirtschaft, so wie diese heute betrieben wird, sehr große Mengen fossile Energieträger und andere Rohstoffe verbraucht werden, und dass damit hohe Kosten und auch Umweltschäden verursacht werden, während die Nährstoffgehalte seit dem 2. Weltkrieg sinken ( Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg ). Wir wissen, dass die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung im Falle eines großen Krieges oder anderer Katastrophen vollständig zusammenbrechen wird, und dass  dabei wahrscheinlich mehr als 90 % der Bevölkerung verhungern werden und dass ein nicht geringer Teil des überlebenden Restes zu Kannibalen werden wird.

Wir wissen jedenfalls mehr als genug, um zu sehen, dass es vernünftig wäre, eben die Maßnahmen zu ergreifen, die notwendig sind, um den Anstieg des CO2-Gehalt zu stoppen und ihn wieder auf unter 300 ppm zu senken, indem wir die Photosyntheseleistung der Erde und die damit mögliche Einlagerung von Kohlenstoff in den Böden wieder verbessern.

Das Potential der Landwirtschaft

In der Einführung von Dr. Elaine Inghams neuem Grundkurs (www.soilfoodweb.de) habe ich neulich die erstaunliche Feststellung gelesen, dass man das Klimaproblem mit Hilfe der Bodenmikrobiologie in nur 5 Jahren beheben könnte.

Wahrscheinlich bezieht sich Frau Dr. Ingham  dabei auf die Präsentation des Mikrobiologen Dr. David C. Johnson, die sie in der ersten Lektion ihres neuen Grundkurses als weiterführende Lektüre empfiehlt. Die Präsentation steht kostenlos im Internet: https://d28lcup14p4e72.cloudfront.net/233103/4204167/10.1.1.735.4098.pdf .  Präsentation enthält einige für Landwirte besonders wichtige Folien, die zeigen warum die Landwirte soviel Chemie brauchen und so über so hohe Kosten klagen, und was sie ändern müssten.

Auf Seite 24 der Präsentation wird eine Tabelle gezeigt, die das Dilemma der Landwirtschaft verdeutlicht:

Das Verhältnis von Pilzen zu Bakterien ist entschieden zu niedrig. Üblich ist heute ein Verhältnis  0,01 bis 0,1. Das ist bestenfalls für den Anbau von Unkraut gut geeignet. Der Zielwert für den Anbau von Getreide und späten Gräsern liegt bei einem Verhältnis von 1,0, also bei dem 10 bis 100-fachen dessen was in der Landwirtschaft üblich  ist. Das heißt, die Landwirte haben in der Regel  Verhältnisse, wie sie in der Natur bei blanken Böden oder bei Böden, auf denen Unkraut besonders gut wächst, vorkommen. Statt für die sich in der Natur bei getreideähnlichen Pflanzen einstellenden mikrobiologischen Verhältnisse zu sorgen, setzt man auf Bodenbearbeitung oder/und Agrarchemikalien, die das Problem scheinbar beheben, aber die das Entstehen geeigneter mikrobiologischer Verhältnisse weiter verhindern.

Für Gemüse würde ein Pilze/Bakterien-Verhältnis von  0,75 ausreichen. Für  Sträucher, Büsche und Wein bräuchte man ein Verhältnis von 2,0 bis 5,0.  Laubwälder brauchen  5,0 bis 100. Nadelbäume und alte, ausgewachsene Wälder bräuchten 100 bis 1000.

Bild 14 zeigt einige Versuchsergebnisse, die wohl die allermeisten Bauern nicht erwartet hätten. Untersucht wurde die Korrelation zwischen Pflanzenwachstum und Stickstoff, Kalium (engl: Potassium), Phosphor und organischem Material im Boden. Bei keinem der vier korrelierte das Pflanzenwachstum mit der Menge.

Bild 14 Quelle https://d28lcup14p4e72.cloudfront.net/233103/4204167/10.1.1.735.4098.pdf

Ganz anders sah es bei dem Verhältnis von Pilzen (Fungi) zu Bakterien aus, wie Bild 15 zeigt. Hier korrelierte das Pflanzenwachstum sehr klar:

Bild 15 Quelle: https://d28lcup14p4e72.cloudfront.net/233103/4204167/10.1.1.735.4098.pdf

Die für den Klimaschutz interessante Photosyntheseleistung hängt also eher nicht von den energieaufwendig produzierten und ausgebrachten, Mineraldüngern und auch nicht von der organischen Masse ab, sondern vom Verhältnis Bodenpilze zu Bakterien.

Der Hintergrund dazu ist, das die Pflanzen 5 bis 21 % ihrer Photosyntheseleistung als energiereiche Exsudate über die Wurzeln abgeben. So wie Landwirtschaft heute meist betrieben wird – und auch so wie sie früher meist betrieben wurde -,  finden sich im Boden oft nur Bakterien, die diese Exsudate zu CO2 verwandeln und ansonsten nicht viel nützen.

In einem gesunden Ökosystem, oder eben auch in einem mikrobiologisch gut auf die anzubauenden Nutzpflanzen eingestellten Boden, gibt es aber ein intaktes Netzwerk von Bodenmikroorganismen und es gibt genug Bodenpilze. Die Bakterien und Bodenpilze werden dann von den Pflanzen über die Exsudate mit Energie versorgt.  Diese Energie wird nun aber sinnvoll genutzt, indem damit aus dem organischen und aus dem anorganischen Material des umgebenden Bodens Nährstoffe von den Bakterien und vor allem auch von den Pilzen herausgelöst werden, die für die Pflanze nicht zugänglich sind. Die Pflanzen brauchen nämlich Nährstoffe in wasserlöslicher Form. Die Bakterien und Pilze nehmen die Nährstoffe, die sie mit Hilfe der von der Pflanze gelieferten Energie gelöst haben auf. Dann kommen andere Mikroorganismen ins Spiel, die einen Teil der Bakterien und Pilze fressen. Diese anderen Mikroorganismen scheiden dann die von der Pflanze benötigten Nährstoffe in wasserlöslicher Form aus. Die Pflanze nimmt die Nährstoffe auf und kann nun besser wachsen und noch mehr Photosyntheseleistung erbringen und damit auch noch mehr Energie als Exsudate über die Wurzeln absondern, womit noch mehr Pilze und Bakterien ernährt werden, usw.

Bauern, die dieses System zu nutzen wissen, haben also an den Wurzeln ihrer Pflanzen kleine Agrarchemiefabriken, die umweltfreundlich und kostenlos mit Sonnenenergie arbeiten.

Wie in der zweiten Lektion des neuen Grundkurses von Frau Dr. Ingham gezeigt wird, gibt dabei noch weitere interessante Extras:

Die gemessene Menge verfügbarer Nährstoffe in wasserlöslicher Form ist in gesunden, maximal produktiven Ökosystemen sehr viel geringer als die von der Agrarwissenschaft empfohlenen Mindestmengen. Offensichtlich ist es so, dass die Mikroorganismen in einem gesunden Boden fast Just in Time produzieren. Der Vorteil ist, dass auch bei starkem Regen kaum Nährstoffe weggespült werden.

Ein anderer Punkt ist, dass mineralische Dünger durchweg Salze sind, die Wasser anlagern, das dann für die Pflanzen und Mikroorganismen nicht mehr verfügbar ist. Bei einem gesunden Boden, in dem die Bakterien und Pilze für die Produktion und Bereitstellung der Nährstoffe sorgen, entfällt diese Bindung des je nach Niederschlagsmenge vielleicht knappen Wassers. Auch ist es so, dass in gesunden Böden der Kohlenstoffgehalt steigt, und damit wird, wenn mal regnet, mehr Wasser  im Boden gespeichert.

Wie der australische Bodenmikrobiologe Dr. Walter Jehne in seinem sehr guten Vortrag The Soil Carbon Sponge, Climate Solutions and Healthy Water Cycles ( youtu.be/123y7jDdbfY ) erklärt, sorgen die Kohlenstoffatome im Boden auch dafür, dass die Oberfläche für Produktion von Nährstoffen und für die Einlagerung Wasser vergrößert werden.

Die australische Bodenwissenschaftlerin Dr. Christine Jones erklärt in Quorum Sensing In The Soil Microbiome ( youtu.be/K8_i1EzR5U8 ) wie die Photosyntheseleistung durch eine Kombination vieler Pflanzen insbesondere auch bei ungünstiger Witterung extrem gesteigert werden kann. Offensichtlich fördern verschiedenen Pflanzen verschiedene Bakterien und Pilze. Man kann sich vorstellen, dass die kleinen, sonnenenergiebetriebenen Düngmittelfabriken an den Wurzeln der Pflanze unterschiedlich spezialisiert sind, und dass es einen Handel mit  Nährstoffen gibt, der insgesamt zu wesentlich höheren Photosyntheseleistungen führt.

Aus dem der oben erwähnten Präsentation von Dr. David C. Johnson möchte ich zum Abschluss mit Bild 16 eine Folie zeigen mit der er die unterschiedlichen Größenordungen der langfristig möglichen Kohlenstoffeinlagerung im Boden dargestellt hat. Die ersten drei kleinen Säulen von links nach rechts zeigen die Werte, die bei verschiedenen konventionellen, aber immer noch aktuellen Systemen gemessen wurden. Die dort gemessenen Werte lagen bei 0,2 bis 0,7 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und Jahr. Um auf diese Weise die beim Einsatz der fossilen Energieträger jährlich freigesetzten CO2-Mengen wieder aus der Atmosphäre zu entnehmen und im Boden einzulagern würde man zwischen 694% und 2430 % des global verfügbaren Ackerlandes benötigen. Die Landwirtschaft könnte damit keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Ganz anders sieht es aber mit dem von Dr. Johnson und auch von Dr. Ingham propagierten BEAM und Advanced BEAM-Konzept aus. BEMA steht dabei für Biological Enhanced Agricultural Management, auf Deutsch vielleicht Biologisch verbessertes Agrarmanagement. Mit dem ursprünglichen BEAM-System würden 45 % der weltweiten Ackerfläche ausreichen, um die durch die Verwendung von fossilen Energieträgern enstehenden anthropogenen CO2-Emissionen im Boden als Kohlenstoff ein zu lagern. Mit dem weiterentwickelten BEAM-System würden sogar nur 25 % der weltweiten Ackerfläche reichen.

Bild 16 Quelle https://d28lcup14p4e72.cloudfront.net/233103/4204167/10.1.1.735.4098.pdf

Die Kosten werden dabei auf 17 bis 22 US-Dollar pro Tonne CO2 geschätzt. Dabei hätte man aber dann auch noch einige angenehme Nebeneffekte:

  • die angebauten Nahrungsmittel wären sehr viel gesünder, weil nährstoffreicher
  • die Erträge der der Landwirte wären höher. Dr. Elaine Ingham wirbt auf www.soilfoodweg.com damit, dass sie Betriebe mit insgesamt über 2 Millionen Hektar beraten habe, und dass eine Kostenreduktion von 50 % und Ertragssteigerungen von 300 % möglich seien.
  • das Grundwasser würde besser, da keine Pestizide, Fungizide und nach einer Übergangszeit auch keine Mineraldünger mehr benötigt würden.
  • die Hochwasserrisiken würden geringer, weil die Wasseraufnahmekapazität der Böden höher würde. Damit würde auch das Dürrerisiko geringer.
  • lokal würde das Klima ausgeglichener und feuchter. Siehe dazu auch die Webseite www.rainforclimate.com und meinen Artikel Wirksamer Klimaschutz ist Gemeinde- und Ländersache., wo ich insbesondere auch einiges von Prof. Wilhelm Ripl zum Thema lokaler Wasserhaushalt und Klima zusammengestellt habe.
  • Man könnte auf die für die Wirtschaft und für den Wohlstand der Bevölkerung verheerend wirkende CO2-Besteuerung verzichten und man könnte aufhören, die “Energiewende” als Versuch zur Einsparung von CO2-Emissionen zu verkaufen.

Schlußfolgerung

Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ist heute über 30 % höher als jemals zuvor in den letzten 800.000 Jahre. Es gibt gute Argumente dafür, dass es den Treibhauseffekt wirklich gibt und dass man die Steigerung der CO2-Gehalt als ernstes Problem sehen sollte.

Das Klima sollte aber bessern nicht über die Reduzierung der CO2-Emissionen, sondern über die Vegetation beeinflusst werden.  Die Vegetation ist das Werkzeug der Wahl zur Umwandlung von CO2 in Kohlenstoff, der dann auf verschiedene Weise im Boden eingelagert werden kann.  Die Vegetation und die dann steigenden Kohlenstoffgehalte der Böden sorgen dabei ebenfalls für die Verbesserung der Wasserretention. Das Wasser kühlt dann wenn es verdunstet und transportiert die Verdunstungswärme in die Höhe, wo es sie beim Kondensieren wieder abgibt. Beobachten kann man diesen Effekt an heißen Tagen vor allem Laubwäldern in Bachtälern. Das Wasser ist zugleich einer der unerlässlichen Grundstoffe für die Photosynthese.

Leben und  Photosynthese gehören  zusammen. Die Pflanzen produzieren aus Sonnenenergie, CO2 und Wasser energiehaltige Kohlenstoffverbindungen und Sauerstoff. Sauerstoff ist das Abgas der Pflanzen.

Die Pflanzen brauchen Lebenwesen, welche die von den Pflanzen hergestellten energiehaltigen Kohlenstoffverbindungen mit dem Sauerstoff der Luft wieder zu CO2 verbrennen und damit Arbeit, Wärme und eben auch Gedanken, Wissen und Leben produzieren.

Der Mensch ist ein Tier, das auch Werkzeuge nutzt und das mit Hilfe des Feuers auch gelernt hat, die von den Pflanzen produzierten, energiereichen Kohlenstoffverbindungen gezielt zu Verbrennen und damit Wärme, mechanische Arbeit und schließlich sogar elektrischen Strom zu produzieren. Der Mensch ist ein Teil der Natur und damit auch der Regelung des CO2-Gehaltes. Die CO2-Emissionen einfach nur reduzieren zu wollen ist lebensfeindlich und nicht sinnvoll.  Der Mensch ist Teil des Wechselspiels von CO2 verbrauchender Photosynthese und CO2 freisetzendem Leben.

Aufgabe des Menschen ist es, die Fehler, die er bei der Nutzung der fossilen Energieträger und in der Landwirtschaft gemacht hat, zu erkennen und zu korrigieren. Der Mensch kann heute, mit dem was er weiß – und indem er die fossilen Energieträger intelligent nutzt -, der Natur helfen die Photosyntheseleistung zu steigern und so die bei der Nutzung der fossilen Energieträger entstehenden CO2-Mengen wieder aus der Atmosphäre zu entnehmen und im Boden einzulagern. Der Mensch kann damit sogar den CO2-Gehalt wieder auf das bewährte Niveau der letzten 800.000 Jahre absenken.

Die heute von vielen geforderte schnelle Reduzierung der CO2-Emissionen der Wirtschaft wäre ein für die Wirtschaft und auch für die Freiheit sehr tödliches Programm. Sie wäre auch völlig sinnlos, weil alleine China und Indien zusammen über 30 % der weltweiten CO2-Emissionen verursachen. Wie die Neubauten und Planungen von Kohlekraftwerken in diesen Ländern zeigen, glauben die Führungen dieser Länder nicht an die Treihausgasthese des IPCC und der Klimaaktivisten. Die TAZ  berichtete am 23.1.2019 unter dem Titel Kohlekraftwerke weltweit im Bau China investiert enorm in die Kohle, dass sich weltweit Kohlekraftwerke mit 399 Gigawatt in Bau befänden, während Deutschland nur 150 Kohlekraftwerke mit insgesamt 45 Gigawatt hat, die es maximal abschalten kann.

Wenn die Deutschen  lernen und zeigen würden, dass und wie man mit Hilfe der Landwirtschaft die CO2-Emissionen gewinnbringend kompensieren kann, dann würden das vielleicht auch die Chinesen und die Inder gerne nachmachen.

Die Atommächte China und Indien werden sich nicht von den Deutschen davon abhalten lassen, weiter Strom mit Kohle zu erzeugen. Beide Länder haben aber  sehr ernste Probleme mit ihren lokalen Wasserhaushalten, die geringer würden, wenn sie sehen und lernen würden, wie man mit Hilfe der Landwirtschaft das beim Verbrennen von fossilen Energieträgern erzeugte CO2 wieder aus der Atmosphäre entnehmen und im Boden einlagern kann.

Andere Artikel auf www.freizahn.de, die zu diesem Thema passen sind insbesondere

Kelberg, den 30. Juli 2019

Christoph Becker

PS. 3.8.2019: Die Daten für die obige Grafik stammen wohl aus einen Eisbohrkern auf Grönland und angeblich ist es dort heute sehr viel wärmer als jemals zu vor. Zunächst kann ist heute gegenüber Daten und Studien von “Wissenschaftlern”, die die politisch korrekte, offizielle Meinung bestätigen allergrößte Vorsicht angeraten.  Ich hatte mich zu nächst nur auf die obige Grafik beschränkt, weil sie leicht verständlich und kompakt die Tatsache zeigt, das es in den letzten 11.000 Jahren länger Zeit deutlich wärmer war als heute. Zuerst darauf aufmerksam geworden war ich vor einigen Jahren durch einen Museemusbesuch. Demnach war es in der Jungsteinzeit und der der Bronzezeit in Deutschland zeitweise deutlich wärmer als heute. Festgestellt hatte man das, wenn ich mich recht erinnere, insbesondere auch durch die Analyse von Seesedimenten. Bei solchen Untersuchungen kann man z.B. anhand von Pollen auf die Vegetation und damit auf die Klima schließen.

Ein weiterer Hinweis auf im Vergleich zu heute höhere Temperaturen hatte ich für China in Kapitel 16,“The Communism behind Environmentalism”, in dem aus dem Chinesischen ins Englische Übersetzten und von den Auslandschinesen der EpocheTimes veröffentlichten Buch “How the Specter of Communism is Ruling our World” gefunden. Ich übersetzte den Abschnitt hier ins Deutsche:

Vor mehr als 3000 Jahren, in der Zeit von Chinas  Schang Dynastie, war die zentrale Ebene (Teil von Chinas Nordebene) eine subtropische Landschaft. Die Menschen jagten Elefanten, was mehrfach in den Orakleknochen-Skripten jener Zeit erwähnt wird. Die geschätzten Durchschnittstemperaturen waren 2 °C höher als heute.  In  der Zeit der Tang Dynastie (626–907), gab es eine andere warme Periode. Im kaiserlichen Garten  von Chang’an, im heutigen Nordwesten Chinas, wuchsen  Zitrusfrüchte.

Dieses aus dem Chinesischen übersetzte Buch über die Erscheinungsformen  des Kommunismus in unserer Zeit, ist überhaupt sehr empfehlenswert. Die auf den ersten Blick widersprüchliche Politik der Grünen und auch der Regierung Merkel wird damit verständlich.

Zum Thema mittelalterliche Warmzeit habe ich insbesondere auch den Artikel Beispiellose Erwärmung oder beispiellose Datenmanipulation? auf www.science-skeptical.de gefunden, der zu dem passt, was auch in dem oben erwähnten Kapitel über den Kommunismus hinter dem Umweltismus steht. Das ganze passt auch zum negativen Bild der modernen Universitäten, wie es z.B. Camille Paglia: in  ‘Universities Are an Absolute Wreck Right Now’ zeichnet.




CO2 – Ein größeres Bild

Die öffentliche Diskussion über „Klimawandel“ und „Energiewende“ in Deutschland erweckt den Eindruck, dass es vor allem darauf ankomme, die bei der Nutzung fossiler Energieträger entstehenden CO2-Emissionen zu vermeiden und weniger Fleisch zu essen. Beides ist bei genauem Hinsehen eine populistische Vereinfachung, die der Komplexität des eigentlichen Problems nicht gerecht wird und die zu tragischen Fehlentscheidungen führt.

Die CO2-Konzentration in 800.000 Jahren

Die Betrachtung der historischen Daten zeigt, dass die CO2-Konzentration in der Luft heute, mit heute über 413 ppm ( www.co2.earth ) in der Tat deutlich höher ist als jemals zuvor in den letzten 800 Tsd. Jahren ( cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/vostok.html ). Die folgende Grafik zeigt die CO2-Konzentration in den Lufteinschlüssen der letzten 400.000 Jahre die beim  Vostok-Eisbohrkern gemessen wurde.

Quelle: https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/graphics/vostok.co2.gif , CO2-Konzentration der eingeschlossenen Luft in Eis. Das Alter wird in kiloJahren angegeben. 100 bedeutet also vor 100.000 Jahren.

Auf der Internetseite cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/ice_core_co2.html finden sich auch Grafiken für einen anderen Eisbohrkern mit Daten über 800.000 Jahre, die ebenfalls zeigen, dass die CO2-Konzentration die Marke von 300 ppm nie überschritten hat.

Auffällig ist, dass die CO2-Konzentration in den Warmzeiten immer wieder Werte von ca. 290 ppm erreicht hat, während sie in den Eiszeiten immer wieder auf etwas unter 190 ppm gefallen ist. Das erscheint widersprüchlich, weil die Vegetation in den Eiszeiten spärlicher war.

Der Einfluss der Ozeane und der Temperatur

Der Grund für die niedrigen CO2-Werte während der Eiszeiten ist, dass in kaltem Wasser mehr CO2 gelöst werden kann als in warmem Wasser (Tabelle der Wasserlöslichkeit von CO2 ).

Man geht davon aus, dass derzeit in den Weltmeeren 39.000 Gigatonnen Kohlenstoff gespeichert sind ( Rackley, Stephen A. (2010), “Ocean Storage”, Carbon Capture and Storage, Elsevier, pp. 267–286)  und dass durch die Nutzung fossiler Energieträger heute jährlich etwa 10 Gigatonnen Kohlenstoff emittiert werden, von denen ca. 2,4 Gigatonnen von den Ozeanen aufgenommen werden . Durch die Nutzung fossiler Energieträger wurden von 1751 bis heute ca. 337 Gigatonnen emittiert ( https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/emis/tre_glob.html ). Die Menge des in den Ozeanen gelösten CO2 beträgt also das 3900-fache von dem, was heute pro Jahr von der Menschheit emittiert wird und sie entspricht dem 115-fachen der insgesamt seit 1751 durch die Verwendung fossiler Energieträger emittierten Kohlenstoffmenge.

Die globalen CO2-Emissionen betrugen 1960 nur knapp ein Drittel und 1910 sogar nur etwa ein Zehntel des heutigen Wertes (www.volker-quaschning.de/datserv/CO2/index.php ).

Was bringt eine Reduzierung der CO2-Emissionen?

Wenn der Treibhauseffekt wirklich, wie behauptet schon wirkt, dann würde die heute im Westen propagierte Reduzierung der CO2-Emissionen nicht mehr den von den Klimaaktivisten behaupteten Effekt haben. Das Problem wäre dann nämlich, dass die Ozeane noch Jahre, Jahrzehnte oder vielleicht auch Jahrhunderte lang weiter CO2 freisetzen, was  den Treibhauseffekt weiter verstärken und zu einer weiteren Erwärmung führen würde.

So wie es zunächst aussieht, hätte man dann einen sich für lange Zeit selbst verstärkenden Regelkreis.

Was die CO2-Konzentration dann – wenn man die Biologie und die Erdgeschichte außen vor lässt – dann nur noch reduzieren würde, wäre eine Reduzierung der Sonnenstrahlung, bzw. der Beginn einer neuen Eiszeit. Tatsächlich gibt es Überlegungen Sonneneinstrahlung mit technischen Hilfsmitteln zu reduzieren, wie eine Suche mit dem Stichwort “Geoengineering” zeigt.

CO2 in der Erdgeschichte

Wie hoch war die CO2-Konzentration im Verlauf der gesamten Erdgeschichte?

Wie die beiden folgenden Grafiken zeigen, war die CO2-Konzentration in der Luft im Lauf der Erdgeschichte drastisch höher als heute. Heute sind wir bei 413 ppm, aber 1 % sind 10.000 ppm. Eine CO2-Konzentration von “nur” 1 % ist gut das 25-fache der heutigen CO2-Konzentration.

Quelle: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlendioxid_in_der_Erdgeschichte

Quelle: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlendioxid_in_der_Erdgeschichte

Wie hat die Natur es geschafft, diese zeitweise im Vergleich zu heute gigantischen CO2-Mengen aus der Atmosphäre zu entfernen? Was kann man daraus für die heutige Situation lernen?

Aber früher war es doch schon häufiger viel wärmer als heute?

Beim Besuch des Pfahlbaumuseums in Unteruhldingen am Bodensee (www.pfahlbauten.de ) habe ich vor einigen Jahren gelernt, dass es in der Zeit dieser Pfahlbausiedlung am Bodensee deutlich wärmer war als heute. Dazu habe ich nun die folgende Grafik (Bild 1) gefunden:

Quelle: http://lv-twk.oekosys.tu-berlin.de//project/lv-twk/002-holozaene-optima-und-pessima.htm . Temperaturen auf der nördlichen Halbkugel in den letzten 11000 Jahren

Wie die auch dazu die passenden Daten des Vostok Eisbohrkerns (cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/vostok.html) zeigen,  war die CO2-Konzentration in der Luft auch in den letzten 11000 Jahren, genauso wie in den letzten 400.000 Jahren immer niedriger als 300 ppm.  In der Zeit der beiden Klimaoptima vor 8000 bis ca. 6500 und von vor knapp 5000 bis vor ca. 4000 Jahren war es nun aber deutlich wärmer als heute. Auch haben diese Zeiten mit relativ höheren Temperaturen wesentlich länger angedauert als unser weniger als 300 Jahre altes Industriezeitalter. Was hat die Ozeane damals daran gehindert, als Folge der der gestiegenen Temperatur und der damit sinkenden CO2-Löslichkeit, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre extrem zu steigern? Kann es sein, dass die Aktivitäten der Menschheit einen Regelmechanismus beschädigt haben, der für die Regelung der CO2-Konzentration und der Wärmebilanz der Erde wichtig ist?

Da es damals keinen Treibhauseffekt durch das Verbrennen fossiler Energieträger gab, kann man als Ursache für die damaligen Warmzeiten eine Verstärkung der Sonnenstrahlung annehmen. Was würde heute passieren, wenn die Sonne wieder ihre Aktivität so steigern würde wie damals? Wie würde man dem gegensteuern wollen, wenn das Senken der CO2-Emissionen alles ist, was wir haben?

Was war bei den früheren Warmzeiten anders? Was hat die CO2-Konzentration begrenzt? Was haben die Menschen an der Klimaregelung der Erde beschädigt und wie kann man diesen Regler wieder reparieren?

Die CO2-Kurve passt nur teilweise zur Nutzung fossiler Energieträger

Die folgende Grafik zeigt den globalen Verbrauch fossiler Energieträger von 1800 bis 2017.

Quelle: https://ourworldindata.org/fossil-fuels. Weltweiter Verbrauch an fossiler Energie seit 1800

Wie man sieht, war der Verbrauch fossiler Energieträger bis 1850 vernachlässigbar klein und erst ab 1950 steigt er wirklich rasant an. Wenn die Verbrennung fossiler Energieträger und damit vielleicht auch der deutsche “Kohleausstieg” und ein Umstieg auf teure Elektroautos  so wichtig wären, wie heute allgemein dargestellt, dann sollte man erwarten, dass die CO2-Konzentration in der Luft auch erst seit 1850 etwa begonnen hat und ab 1950 steil angestiegen ist.

Die nächste Grafik zeigt nun die CO2-Konzentrationen in der Luft, in der Zeit von 1000 bis 2000,  die durch die Analyse der eingeschlossenen Luft des “Law Dome” Eisbohrkerns in der Antarktis gemessen wurde:

Quelle: https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/graphics/lawdome.smooth75.gif . CO2-Gehalt in der eingeschlossenen Luft im “Law Dome” Eiskern, geglättete Kurve, vom Jahr 1000 bis 2000

Auffallend ist an der Kurve insbesondere:

  1. Von Jahr 1000 bis 1200 steigt die CO2-Konzentration. Um 1000 war das “dunkle Zeitalter” nach dem Untergang des Römischen Reiches zunehmend beendet. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland hatte im 7. Jahrhundert einen Tiefststand erreicht und war fast 90 % mit Wald bedeckt . ( Markus Dotterweich, Die Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Bodenzerstörung in Mitteleuropa. ( www.academia.edu/3573180/Die_Wechselwirkungen_zwischen_Landnutzung_und_Bodenzerstörung_in_Mitteleuropa ) ) Danach stieg die Bevölkerungsdichte und die Wälder gingen massiv zurück. Die Bevölkerung ernährte sich übrigens zunehmend nur noch von Getreide. Ab dem Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Wetter schlechter. Im Juli 1342 kam mit der Magdalenenflut die wohl bis heute mit Abstand schlimmste Hochwasserkatastrophe Deutschlands. Von 1348 bis 1350 wütete die Beulenpest in Deutschland.  Nach 1350 verdreifachte sich der Waldanteil in Deutschland (Markus Dotterweich in  www.academia.edu/3582973/Jahrtausendflut_1342 ) .
  2. Das Sinken der CO2-Konzentration in der Zeit von 1550 bis 1590 erklärt sich durch den Zusammenbruch der Landwirtschaft betreibenden Indianerzivilisationen in Mittel- und Südamerika ( www.heise.de/tp/features/Das-Anthropozaen-beginnt-mit-der-Eroberung-Amerikas-4305153.html ). Massenmorde, Genozide, Seuchen und der Zusammenbruch von Zivilisationen können also die CO2-Konzentration in der Atmosphäre senken. Bei der von den Indianern aufgegebenen Landwirtschaft handelte es sich dabei nur um eine für heutige Maßstäbe kleine und dazu voll „ökologische“(!) Landwirtschaft. Auch der Bevölkerungsrückgang war mit nur ca. 50 Millionen Menschen relativ gering.
  3. Mit Blick auf die weiter oben gezeigte Grafik mit der Entwicklung des globalen Verbrauchs fossiler Energieträger finde ich besonders interessant, dass der Anstieg der CO2-Konzentration bereits um ca. 1750 beginnt. Das kleine Plateau am Anfang des 19. Jahrhunderts dürfte seine Ursache in der Wirtschaftskrise von 1837 haben.

Quelle: https://cdiac.ess-dive.lbl.gov/trends/co2/graphics/lawdome.smooth20.gif . CO2-Konzentration der eingeschlossenen Luft im “Law Dome” Eisbohrkern, von 1830 bis 1980, geglättete Kurve. Die feiner auflösende, auf die Zeit von 1830 bis 1980 begrenzte Darstellung der “Law Dome” zeigt einen Rückgang der CO2-Konzentration um 1840, der mit der Wirtschaftskrise von 1837 zusammenhängen könnte, die eine der größten in der Geschichte der USA war (de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftskrise_von_1837 ) und die erst 1843 überwunden werden konnte.

Ab ca. 1930 findet sich eine ähnliche Delle. Die Ursache dürfte die Weltwirtschaftskrise ( de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise ) gewesen sein. Dazu ist zu bedenken, dass diese Krise in Deutschland relativ schnell, nämlich bis ca. 1936, überwunden werden konnte, während die Vollbeschäftigung in den USA Vollbeschäftigung erst  im 2. Weltkrieg, 1941, wieder erreicht werden konnte.

Die Überschreitung der 300 ppm Marke

Wie die zu den Grafiken gehörenden Daten (cdiac.ess-dive.lbl.gov/ftp/trends/co2/lawdome.combined.dat) zeigen, wurde die Grenze von 300 ppm CO2 bereits 1929 überschritten, nachdem dieser Wert zumindest in den letzten 800.000 Jahren nicht überschritten worden war, obwohl es in dieser Zeit häufiger wärmer war als heute. Der Verbrauch fossiler Energie war aber bis ungefähr 1950 eher gering. Wie gering im Vergleich zu heute der Verbrauch fossiler Energie selbst noch im Deutschland des 2. Weltkrieges war, zeigt meine Übersetzung Blut für Öl ( www.freizahn.de/2017/09/blut-fuer-oel/).  Die deutschen Streitkräfte im 2. Weltkrieg waren noch sehr viel weniger motorisiert und drastisch mehr auf Pferde und am Ende sogar auf Ochsen als Zugtiere angewiesen, als man vor dem Hintergrund der üblichen Klischees glaubt.

Saisonale Schwankungen der Keeling-Kurve

Seit 1958 wurde systematisch die CO2-Konzentration in der Luft gemessen. Die Messwerte werden werden in der nach Charles Keeling benannten Keeling-Kurve abgebildet ( de.wikipedia.org/wiki/Keeling-Kurve ).

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Keeling-Kurve

Die Kurve und die Entwicklung der Daten seit 1958 zeigen einige sehr interessante Details.

Die regelmäßigen jährlichen Schwankungen.

Weil auf der Nordhalbkugel mehr Vegetation ist als auf der Südhalbkugel, wird in den Monaten März bis Juli, also im Frühling und Sommer, auf der Nordhalbkugel, deutlich mehr CO2 aus der Luft entnommen und per Photosynthese in organische Masse umgewandelt als im Frühjahr und Sommer der Südhalbkugel. In den Monaten August bis Februar wird dann auf der Nordhalbkugel deutlich mehr organisches Material zu CO2 oxidiert als in den entsprechenden Monaten auf der Südhalbkugel. Man kann also aus den jährlichen Schwankungen NICHT auf die Menge der jedes Jahr global per Photosynthese aus der Atmosphäre entnommenen Menge CO2 schließen, sondern nur auf den Unterschied zwischen Nord und Südhalbkugel, wobei die Vegetation in den äquatorfernen Breitengraden sich stärker auswirkt.

Diese durch die Unterschiede von Nord- und Südhalbkugel verursachte jährliche Schwankung der Keeling-Kurve macht je nach geographischer Breite 3 bis 20 ppm aus. Sie ist wesentlich größer als die jährliche Zunahme der CO2-Konzentration.

Die jährliche Zunahme der mittleren CO2-Konzentration ist deutlich gestiegen. Sie betrug von 1959 bis 1969 Mittel 0,86 ppm/Jahr, und von 2000 bis 2010 im Mittel 2 ppm/Jahr ( de.wikipedia.org/wiki/Keeling-Kurve ). Auf www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/gr.html findet sich eine Tabelle und eine grafische Darstellung welche die jährliche Zunahme zeigen.

Die saisonale Schwankung hat seit 1960 auf Hawaii um 20 % und in der Arktis um 40 % zugenommen hat ( www.nature.com/articles/382146a0 ). Durch die Auswertung von Satellitendaten konnte man feststellen, dass von 1982 bis 2009 die Blattfläche auf 25 bis 50 % der mit Vegetation bedeckten Fläche deutlich zugenommen hat, während sie nur auf 4% der Fläche abgenommen hat ( www.nature.com/articles/nclimate3004 und climate.nasa.gov/news/2436/co2-is-making-earth-greenerfor-now/). In einem Artikel aus dem Jahr 2016(!)  ( www.researchgate.net/publication/291346720_Enhanced_seasonal_CO2_exchange_caused_by_amplified_plant_productivity_in_northern_ecosystems ), der sich mit den zunehmenden saisonalen Schwankungen der CO2-Konzentration befasst, wird darauf hingewiesen, dass die aktuellen Klimamodelle regelmäßig den Trend der Zunahme der Größe der jährlichen Schwankungen unterschätzen und dass man daher annehmen muss, dass diese Modelle wesentliche Prozesse nicht oder falsch abbilden. Die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre per Photosynthese durch Pflanzen habe sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel mehr verstärkt als die CO2 freisetzenden Prozesse der Natur.

Was ist heute anders als vor 8000 Jahren?

Der australische Bodenmikrobiologe und Klimaforscher Walter Jehne weist in seinem für das Finden wirksamer Antworten zur Klimapolitik richtungweisenden Vortrag, The Soil Carbon Sponge, Climate Solutions and Healthy Water Cycles (dt.: Der Mutterboden als Kohlenstoffschwamm, Klimalösungen und gesunde Wasserkreisläufe ) ( https://youtu.be/123y7jDdbfY ) darauf hin, dass die Menschheit seit der letzten Eiszeit über 6 Milliarden Hektar Wald gerodet hat. Von dieser Flächen ist heute viel Land versiegelt oder durch Bodenerosion und Wüstenbildung unbrauchbar geworden. Damit ist viel Photosynthesekapazität verloren gegangen.

Die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtete in ihrer Ausgabe vom 12. Juli 2019 auf Seite 22 über eine unlängst in Science veröffentlichte Studie unter der Führung von Jean-Francois Bastin, zu der man mit “Jean-Francois Bastin Bäume” auch viele deutschsprachige Meldungen findet. Danach hat man herausgefunden, dass 0,9 Milliarden Hektar weltweit aufgeforstet werden könnten und dass damit ca. 200 Milliarden Tonnen, bzw. ca. 2/3 des bisher weltweit durch den Verbrauch fossiler Energieträger emittierten Kohlenstoffs aus der Atmosphäre entnommen und gebunden werden könnten.  Das Potential der Bäume sei viel größer als bisher angenommen. Wie der entsprechende Artikel auf Spiegel-Online ( https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/waelder-koennten-zwei-drittel-der-menschengemachten-co2-belastung-ausgleichen-a-1275799.html ) zu bedenken gibt, würde es allerdings 60 Jahre dauern, bis die volle Kapazität von über 200 Milliarden Tonnen ausgeschöpft ist. Die Studie ist kostenpflichtig weshalb ich nur die Zusammenfassung gelesen habe (science.sciencemag.org/content/365/6448/76 ). Hauptvorteil der Studie scheint zu sein, dass sie den Banken, Globalisten und der Industrie gefällt, weil sie damit wieder Chancen für globale Geschäfte und Verträge wittern. Es gibt aber sehr viel effizientere und schneller wirkende Möglichkeiten, doch dazu unten mehr. Auch ist die Frage, ob den Autoren der Studie klar ist, dass bei weitem nicht nur das Holz der Bäume für die Bindung von Kohlenstoff wichtig ist, sondern auch der für ausgewachsene, gesunde Wälder mit bis zu 90 % der Masse der Biomasse des Bodenleben sehr hohe Anteil an Bodenpilzen, die winzige Röhrchen aus fast reinem Kohlenstoff bauen und sozusagen als Skelette hinterlassen.  Der Grund, warum ich diese sehr aktuelle Studie an dieser Stelle erwähne ist, dass sie die Rolle der von Walter Jehne erwähnten, von der Menschheit gerodeten über 6 Milliarden Hektar Wald für die Funktion der natürlichen Regelung der CO2-Konzentration unterstreicht.

Zur Beantwortung der Frage, was heute anders ist, gehört auch das Folgende:

Die moderne Landwirtschaft zerstört mit einem großen Aufwand mit schweren Maschinen, Bodenbearbeitung und oft auch mit Agrarchemikalien das Bodenleben und damit auch die Fähigkeit der Böden, Kohlenstoff zu speichern. Das heißt, die Pflanzen geben ca. ein Drittel der per Photosynthese gewonnenen Energie über die Wurzeln als energiehaltige Exudate im Boden, und zu einem kleinen teil auch an der restlichen Pflanzenoberfläche ab. In einem gesunden Ökosystem werden mit diesen Exudaten Bakterien und Pilze mit Energie versorgt. Dies Bakterien und Pilze besitzen die Fähigkeit, aus den umgebenden Bodenmineralien die für die Pflanzen unzugänglichen Mineralien und Nährstoffe herauszulösen. In einem gesunden Ökosystem gibt es dann Nematoden, Amöben und andere kleine Organismen, die einen Teil der Bakterien und Pilze fressen und dann die darin gespeicherten Nährstoffe und Mineralien in der von den Pflanzen benötigten, wasserlöslichen Form ausscheiden. Das ganze System nennt man auf Englisch “Soil Food Web”, dt. vielleicht Mutterboden-Nahrungsnetzwerk. ). Mit  Bodenbearbeitung, Mineraldünger, Pestiziden, Fungiziden und Herbiziden zerstören oder stören die Landwirte, mit einem hohen Aufwand an Geld und Arbeit, diese bei guter Pflege und gutem Management kostenlos und umweltfreundlich für sie arbeitende, per Photosynthese klimafreundlich angetriebene  Düngemittel- und Chemiefabrik im Boden. Die oberhalb der Erde von den Pflanzen abgegebenen, energiehaltigen Exudate vorsorgen eine die Pflanzen vor Krankheitserregern schützende Schicht von Mikroorganismen. Landwirte die das geschickt nutzen und fördern, sparen sich damit heute die üblichen, teuren und gesundheitlich bedenklichen Mittel der Chemieindustrie.  Eine Folge ist, dass die Böden heute fast überall schlechter werden, wie die folgenden Karte zeigt:

Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4

Man beachte, dass es nur die Kategorien “stark verschlechterte Böden”, “Verschlechterte Böden”, “Stabile Böden” und “Ohne Vegetation” gibt. Es gibt keine Kategorie “Besser werdende, zunehmend Kohlenstoff speichernde Böden”.  Man beachte auch, dass  die Böden in Europa sich nach dieser Karte fast überall verschlechtert oder sogar sehr verschlechtert haben.

In dem Vortrag  „Building Soil the Southern Way“, den Dr. Allen Williams, zum Abschluss der Grassfed Exchange 2016 gehalten hat ( www.freizahn.de/2017/06/abschlussvortrag-der-grassfed-exchange-2016 ) erzählt Williams, einer der Gründe für die Expansion der USA nach Westen, nach dem Bürgerkrieg ( 1861 – 1861 ), habe darin bestanden, dass die Gebiete östlich des Mississippi, nach 100 und mehr Jahren landwirtschaftlicher Nutzung durch europäische Siedler weitestgehend unbrauchbar geworden seien (engl.: had been farmed out). In den Präriegebieten westlich des Mississippi sei das Land damals, nach 1865, sehr fruchtbar gewesen. Man habe weder Dünger, noch Pestizide gebraucht (und gehabt) und die Ernten seien dennoch sehr gut gewesen. Aber nach nur 50 bis 60 Jahren habe man die „American Dust Bowel“, (dt. Amerikanische Staubschüssel) ( de.wikipedia.org/wiki/Dust_Bowl ) geschaffen. Man habe in nur 50 bis 60 Jahren ein seit Jahrtausenden stabiles, von Leben vibrierendes, sehr produktives, sehr fruchtbares Ökosystem in eine Staubschüssel verwandelt. Man benötigte also nicht viel Zeit, um aus einem Paradies eine Wüste zu machen. Die Ursache sei weder die Natur, noch „globale Klimaerwärmung“ sondern die Art, wie man das Land bewirtschaftet habe.

Der deutsche Geologe Dr. Markus Dotterweich gibt in seinem Artikel The history of human-induced soil erosion: Geomorphic legacies, early descriptions
and research, and the development of soil conservation—A global synopsis ( Dt.: Die Geschichte von Menschen verursachte Bodenerosion: Geomorphische Altlasten, frühe Beschreibungen und Forschungen, und die Entwicklung der Bodenkonservierung – Eine globale Synopsis)(http://www.lisa.u-pec.fr/~rajot/Markus%20Dotterweich_Erosion_interaction%20human_2013.pdf  ) eine Übersicht über durch die Landwirtschaft und das Abholzen von Wäldern weltweit von der Steinzeit bis zur Neuzeit verursachte Schäden.

Ein Suche zur Geschichte des Waldes hier in der Eifel fand ich den Artikel  Fichtenbestand im Münsterwald als Beispiel preußischer Aufforstung (  www.kuladig.de/Objektansicht/O-102936-20140909-3 ), aus dem ich hier einen Abschnitt zitiere:

Im 18. Jahrhundert war die Fläche des deutschen Waldes auf ein Minimum zurückgegangen. Die Menschen nutzten hauptsächlich Holz als Brennmaterial und als Baustoff, es war somit der bedeutendste Rohstoff einer vorindustriellen Gesellschaft. ….. Als Folge drohte die komplette Entwaldung Deutschlands (und auch Europas, denn auf dem Rest des Kontinents herrschten ähnliche Umstände). Die Eifel, einst ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet, hatte sich nahezu zu einer einzigen Heidefläche entwickelt.

Die Antwort, was in der Warmzeit von  8000 bis 6500 Jahren und davor anders war als heute ist, dass die globale Photosynthesekapazität der Vegetation sehr viel höher war als heute. Es gab sehr viel mehr Wälder mit gesunden Böden, mit hohen Anteilen an besonders stark Kohlenstoff bindenden Bodenpilzen und mit draus folgend hohen Kohlenstoffgehalten. Die großen natürlichen Weideflächen, wie etwa die amerikanische Prärie, wurden damals mit eben der Methode beweidet, mit deren Nachahmung man heute sehr erfolgreich und schnell große Mengen Kohlenstoff im Boden einlagern und zugleich die Wasserrückhaltefähigkeit, das lokale Klima, die Bodenfruchtbarkeit und die Artenvielfalt stark verbessern kann. Wie das gehen kann und welche Erfolge damit möglich sind, habe ich in Ganzheitliches Weidemanagement ( www.freizahn.de/2016/08/ganzheitliches-weidemanagement/ ) beschrieben.

Was heute anders ist, ist dass die Menschen die natürliche Regelung der CO2-Konzentration durch die Art der Landnutzung schwer beschädigt haben, während sie gleichzeitig durch die Nutzung fossiler Energieträger die CO2-Emissionen sehr gesteigert haben.

Was heute aber auch anders als früher ist, ist, dass das Wissen und die Möglichkeiten in der Landwirtschaft einschließlich der Viehhaltung und der Bodenmikrobiologie heute eine systematische Regeneration und Verbesserung der Böden ermöglichen. Es ist damit  heute möglich, mit Hilfe der Landwirtschaft, die vor allem durch die Landnutzung verursachte Beschädigung  des die CO2-Konzentration in der Atmosphäre begrenzenden Regelmechanismusses zu reparieren.

Mit Blick auf die Klimadiskussion und auch auf die sich abzeichnende Ressourcenverknappung ergeben sich noch weitere Vorteile: Die Herstellung und die Verwendung der künstlichen Dünger und der Agrarchemikalien erfordert einen hohen Verbrauch an fossilen Energieträgern, und sie führt über die damit verbundenen CO2-Emissionen hinaus zur Emission weiterer Treibhausgase, wie z.B. Lachgas. Diesen Aufwand und diese Emissionen könnte man weitestgehend vermeiden, wenn man diesen CO2-Regelmechanismus mit Hilfe einer Reform der Landwirtschaft, bzw. mit einer entsprechenden Schulung und Motivation der Landwirte reparieren würde. Ein sehr wichtiger, weiterer Nebeneffekte wären die Verbesserung der Wasserhaushalte und die Vermeidung von Dürreschäden, Hochwasserschäden und Bodenerosion.

Das Beste aber ist, dass man schnell, lokal und ohne aufwendige internationale Verträge und Konferenzen effektiv das Klima verbessern könnte.

Einige weiterführende Artikel zum auf meinem Blog www.freizahn.de:

Grundlegend überarbeitete und korrigierte Version

Kelberg, den den 11. Juli 2019

Christoph Becker

 




Die Angst vor dem Klimawandel sinnvoll nutzen

Der Glaube an den Klimawandel und dessen angebliche Hauptursachen, die sogenannten Treibhausgase, ist dabei, den Wohlstand und die Überlebenschancen der westlichen Industriegesellschaften in einer ohnehin schwierigen und gefährlichen Zeit unnötig zu verringern. Wie könnte man den Schaden begrenzen und die von diesem Glauben freigesetzten Kräfte produktiv zur Verbesserung der Zukunftschancen nutzen?

Vorbemerkung

Es ist hier völlig egal, ob es überhaupt einen Klimawandel gibt oder/und ob die von Menschen verursachten CO2-Emissionen überhaupt eine Rolle spielen.

Wichtig ist, dass die Politik und große Teile der Bevölkerung die CO2-Emissionen für gefährlich halten und dass die beabsichtigten Gegenmaßnahmen sich unnötig auf Produktivität und damit auch auf den Wohlstand der Gesellschaft auswirken, wie ich in Zum Thema CO2-Bepreisung zu erklären versucht habe.

Die Angst vor den CO2-Emissionen sinnvoll nutzen

Man könnte, um es vorwegzunehmen, jährlich die gesamten CO2-Emissionen der BRD  im Jahre 2017, nämlich 907 Millionen Tonnen, auf der in Deutschland verfügbaren landwirtschaftlichen Nutzfläche (182.178 qkm) durch intelligentes Landmanagement, einlagern. Man müsste dazu ca. 50 Tonnen CO2, bzw. 13,6 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr aus der Atmosphäre entnehmen und im Boden einlagern.

Der  in der Landwirtschaft nachgewiesene, mögliche Spitzenwert liegt heute wesentlich höher.

Dass dies so ist, wusste ich schon länger und habe es auch schon wiederholt auf www. freizahn.de beschrieben.

In der ersten Lektion des neuen Grundkurses von Dr. Elaine Ingham, (www.soilfoodweb.com/courses-and-training) wird als Referenz und weitere Lektüre die folgende Quelle empfohlen:
Dr. David C. Johnson: Soil Microbes: Their Powerful Influence in Agroecosystems, New Mexico State
University, Institute for Sustainable Agricultural Research (ISAR), at
https://d28lcup14p4e72.cloudfront.net/233103/4204167/10.1.1.735.4098.pdf .

Nach der Lektüre dieses Dokuments habe ich mir auf Youtube auch so ziemlich alles von diesem Dr. David C. Johnson angesehen.

Eines der für Landwirte fachlich extrem interessanten Details ist, dass die Produktion von Biomasse, also das Pflanzenwachstum, NICHT mit der Menge N, P, K und auch nicht mit der organischen Masse korreliert, sondern mit dem Verhältnis von Bodenpilzen zu Bakterien (Fungi/Bacteria). Die Bodenpilze und auch die ebenfalls wichtigen Bakterien reduziert und zerstört man aber durch die übliche Bodenbearbeitung sowie auch durch den Einsatz von Mineraldünger und anderen Agrarchemikalien.

Das Wichtigste für den Klimaschutz, egal ob man nun dran glaubt oder nicht, ist meines Erachtens die folgende Grafik über die Kohlenstoffspeicherung auf  der Farm von Gabe Brown:

Quelle: SOLUTIONS BENEATH OUR FEET – David C Johnson’s presentation part 1 ( https://youtu.be/XlB4QSEMzdg )

Danach können durch intelligentes Management bis zu 24,5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Boden sequestriert werden. Das entspricht  gut 89 Tonnen CO2-Squestrierung pro Hektar. Wenn man diesen Wert auf der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschland erreichen würde, dann würde man ca. 1,6 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und im Boden in Form von Kohlenstoff einlagern. Die jährlichen CO2-Emissionen Deutschlands betrugen 2017  etwa 907 Millionen Tonnen. Bei optimalem Landmanagement und Nutzung der gesamten landwirtschaftlichen Fläche könnte Deutschland also ungefähr das 1,7-fache seiner CO2-Emissionen des Jahres 2017  im Boden speichern. Deutschland wäre dann dank  intelligenter, gut gemanagter Landwirtschaft trotz seiner hohen KFZ-Dichte und trotz seiner Kohle und Braunkohlekraftwerke eine CO2-Senke. Die deutsche Realität sieht derzeit allerdings anders aus. Die Landwirtschaft selbst dürfte insgesamt eher eine CO2-Quelle sein. Eine Einlagerung von CO2 im Boden findet eher nicht statt, weil grundlegende Prinzipien und Einsichten nicht genutzt werden.

Den Betrieb von Gabe Brown, zu dem die oben gezeigte Grafik gehört, ist ein Großbetrieb auf den ich schon in  Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung und Mögliche Erträge im Biolandbau hingewiesen hatte. Ich hatte dort auch einige Daten zu diesem Betrieb aufgelistet.

Auf ein anderes wichtiges Beispiel aus der Praxis habe ich in meinem Artikel Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016  hinweisen. Dort hatte ich von einem Versuch berichtet, bei dem mit minimalem Aufwand auf ca. 400 ha, in ca. 5 Jahren 208  bzw. 264 Tonnen CO2 pro Hektar im Boden eingelagert wurden. Das wären 41 bis 52 Tonnen CO2 pro Jahr.  Wenn man in der deutschen Landwirtschaft   ca. 50 Tonnen pro Hektar und Jahr einlagern würde, dann könnte man, wie oben schon erwähnt, die deutschen Kohlekraftwerke, die Braunkohlekraftwerke, das gesamte Verkehrswesen und die Heizung der Häuser so wie im Jahr 2017 weiter mit fossilen Energieträgern betreiben und hätte trotzdem eine CO2-neutrale Wirtschaft.

Wenn man bedenkt, dass stattdessen in Deutschland alleine 124 Euro/Tonne an  CO2-Vermeidungskosten für die Windenergie und und bei  Solaranlagen sogar 846 Euro/Tonne ausgegeben werden (( https://www.ffe.de/themen-und-methoden/ressourcen-und-klimaschutz/70-co2-vermeidungskosten-erneuerbarer-energietechnologien )) ….  Also irgendwie haben dieser  Rezo Ja lol ey mit seiner “Zerstörung der CDU” und Dr. Markus Krall in Megacrash voraus: Banksystem 2020 am Stress-to-Break Punkt ( youtu.be/dku7LfketuQ ) mit Blick auf die Qualität unserer Volksparteien schon recht.

Aber auch die Grünen sind kein bisschen besser. Siehe dazu auch meinen Artikel Anmerkungen zu einer grünen Wahlkampfveranstaltung für Landwirte.

Zu erwähnen wäre dann noch, dass bei dem im  Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016  vorgestellten Versuch die Wasseraufnahmerate von 12,7  Liter pro Stunde auf über 254 Liter pro Stunde gesteigert wurde, was eine enorme Verminderung des Hochwasserrisikos bei gleichzeitiger Verbesserung der Dürreresistenz und des lokalen Wasserhaushaltes bedeutet hat. Der Betrieb von Gabe Brown hat ähnliche Verbesserungen erreicht, wie ich schon in Starkregen und Sturzfluten geschrieben habe.  Zitat von dort über die Farm von Gabe Brown:

Er erwähnt dann, dass 1991, als er den Betrieb  übernommen habe, eine Wasserinfiltrationsrate von 1/2 Zoll pro Stunde, das sind 12,5 Liter pro Quadratmeter und Stunde, gemessen wurden. 2016 wurden 8 Zoll, das entspricht 203 Liter pro Quadratmeter und Stunde, gemessen. Einen Starkregen mit 8 Zoll pro Stunde habe er noch nicht erlebt.

Durch die höhere Wasserspeicherkapazität können auch lokale Temperaturschwankungen im Sinne von www.rainforclimate.com ausgeglichen werden. Das heißt, Regenwasser fließt selbst bei Starkregenereignissen nicht mehr ab, sondern wird im Gelände gespeichert. Wenn dann wieder die Sonne scheint, verdunstet dieses Wasser. Das entzieht der Umgebung Wärme. Der Wasserdampf steigt in die Höhe, wo er kondensiert und dabei die beim Verdampfen aufgenommene Wärme wieder abgibt. Vor allem dann, wenn man im Boden genug Bakterien hat, die die Tropfenbildung verbessern, fällt er dann oft wieder lokal als Regen auf die Erde und erhöht so die Niederschlagsmenge.

Man hat so einen Wärmefahrstuhl, der das Klima in Bodennähe abkühlt und angenehmer macht, während man gleichzeitig die Niederschlagsmenge steigert. Das wiederum steigert auch die Fruchtbarkeit des Bodens, was wiederum die Aufnahme von Kohlendioxid und die Einlagerung von Kohlenstoff im Boden  steigert.

Die bei der Fotosynthese gewonnene Energie wird im Übrigen zu ca. 1/3 als Zuckerverbindung über die Wurzeln der Pflanzen im Boden abgeben. Diese durch Photosynthese gewonnene Energie wird in der konventionellen Landwirtschaft nur mangelhaft oder nicht genutzt.

In einer optimalen, nachhaltigen, die Möglichkeiten der Natur nutzenden  Landwirtschaft, wird diese Energie aber als Energiequelle für Bakterien und Bodenpilze genutzt, die damit dann auch die von den Pflanzen benötigten Nährstoffe – die konventionelle Bauern teuer zukaufen – aus den mineralischen Bodenbestandteilen herauslösen.

Wenn diese Bakterien und Pilze dann teilweise von Amöben, Nematoden und anderen Mikroorganismen gefressen werden, werden die in den Bakterien und Pilzen gespeicherten Nährstoffe in einer für die Pflanzen brauchbaren Form freigesetzt. Auf diese Weise kann ein das Bodenleben und die Natur geschickt nutzender Landwirt auf Mineraldünger verzichten und trotzdem sehr gute Ernten erzielen.

Anzumerken ist auch noch, dass die Pflanzenvielfalt in beiden Beispielen drastisch zu genommen hat. Die Vergrößerung der Pflanzenvielfalt ist auch eine der grundlegenden Voraussetzungen für das Gelingen.  Auch die Vielfalt und Masse der Insekten und der Wildbestand haben zugenommen. Gabe Brown erwähnt an einer Stelle, dass er den Wildbestand am Anfang leider nicht gemessen habe, aber gefühlt sei er um das hundertfache gestiegen.

In  SOLUTIONS BENEATH OUR FEET, Panel Discussion – Part 2 ( youtu.be/nvtT39J59fo ) war der Konsens der Experten aus Wissenschaft und Praxis, dass die Sequestrierung von  Kohlenstoff mit Hilfe von Pflanzen im Prinzip unbegrenzt ist. Die Schichten eingelagerten Kohlenstoffs können immer dicker werden, was durch die teilweise sehr großen Mutterbodenschichten in den Präriegebieten bewiesen ist.

Insbesondere die australische Bodenmikrobiologin Dr. Christine Jones weist darauf hin, dass die Nährstoffgehalte der Lebensmittel seit dem 2. Weltkrieg erheblich gesunken seien (Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg). Die Vermutung, dass eine Zunahme der Erträge über einen Verdünnungseffekt  das Sinken der Nährstoffgehalte verursacht habe, sei nicht zutreffend. Die Nährstoffgehalte sind bei Landwirten und Gärtnern, die auf Böden mit gesundem Bodenleben  gleich große oder größere Erträge erzielen, als heute bei konventioneller Bewirtschaftung üblich sind, ähnlich hoch wie früher. Das passt auch zu dem, was ich in den Kursen von Dr. Elaine Ingham gelernt habe, nämlich dass die Pflanzen bei einem gesunden Bodenleben alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge erhalten. Was für Nährstoffmangel sorgt, ist die Reduzierung oder Zerstörung des Bodenlebens.

Die durch ein gesundes Bodenleben wieder erreichbaren, höheren Nährstoffgehalte würden voraussichtlich die Kosten im Gesundheitswesen erheblich senken.

In einer zynischen, auf Wirtschaftswachstum um jeden Preis fixierten Gesellschaft ist das alles sicher eher schädlich und unattraktiv.  Ich möchte aber zu bedenken geben, dass die deutsche Wirtschaft schon heute die typischen Symptome zu hoher Produktionskosten der Energie zeigt, nämlich zunehmende Einkommensungleichheit, sinkende Produktivität und sinkende Reallöhne vor allem in den mittleren und unteren Lohngruppen.

Wie die durch “Energiewende”, bzw. durch den “Klimaschutz” schon erfolgten und weiter zu erwartenden Verteuerungen der Energie wirken, habe ich unter anderem in Zum Thema CO2-Bepreisung zu zeigen versucht.  Wenn die Analysen von Dr. Markus Krall zutreffen, dann wird die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft ohnehin schon in weniger als 2 Jahren in eine schwere Krise geraten (siehe Megacrash voraus: Banksystem 2020 am Stress-to-Break Punkt  ( youtu.be/dku7LfketuQ )).

In dem das Klimathema behandelnden und auch Kritiker der CO2-These zu Wort kommen lassenden, niederländisch-deutsch-englischen Film The Uncertainty Has Settled (youtu.be/GuoxLggqI_g ) mit deutschen Untertiteln, von  Marijn Poels , den ich mir neulich angesehen habe, gibt der alte Niederländer, mit dem sich der Regisseur unterhält, zu bedenken, dass Deutschland heute 70 % der benötigten Nahrungsmittel importiert. Er erzählt dann auch, wie die deutschen Städter in der Notzeit nach dem 2. Weltkrieg auf dem Land bei den Bauern Wertsachen gegen Nahrungsmittel getauscht hätten. Er berichtet u.a. von einer Frau, die einem Bauern eine Halskette für einen Sack Kartoffeln angeboten habe. Der Bauer habe ihr aber nur einen halben Sack für die Kette geben wollen und sie sei in ihrer Not darauf eingegangen. Einige Jahre später habe der Bauer für die  Halskette von einem Juwelier 800.000 DM bekommen. Heute aber hätten die Bauern in Deutschland in einer Notzeit in der Regel keine Nahrungsmittel mehr an zu bieten, während die Lebensmittelgeschäfte oft schon nach einem Tag nicht mehr genug Lebensmittel hätten, wenn der Nachschub ausfalle. Dafür würden in Deutschland jetzt 140 ha Ackerland für eine einzige Biogasanlage verbraucht, und Deutschland habe über 8000 solcher Anlagen.

Auf den Film The Uncertainty Has Settled  hatte mich übrigens Jörg Rehmann, der Produzent des ebenfalls sehr beeindruckenden Films End of Landschaft – Wie Deutschland das Gesicht verliert, aufmerksam gemacht, nachdem ich ihm wegen seines Films geschrieben hatte. End of Landschaft – Wie Deutschland das Gesicht verliert zeigt sehr gut die bitteren Folgen  und den Wahnsinn der “Energiewende”. Es ist schon ziemlich unerträglich, wenn man vor diesem Hintergrund bedenkt, wie einfach, preiswert und vorteilhaft man im Grunde durch eine Optimierung der Landwirtschaft sehr viel mehr hätte erreichen können.

Völlig unabhängig davon, was die Zukunft wirklich bringt, wäre es jedenfalls in hohem Maße vernünftig und wünschenswert, die vorgeschlagenen Maßnahmen zur C02-Sequesterierung und zur Verbesserung der Bodenqualität, des Hochwasserschutzes und der Biodiversität möglichst zügig zumindest in Beispielbetrieben umzusetzen und vor dem Hintergrund der lokalen Gegebenheiten zu optimieren.

Kelberg, den 11. Juni 2019

Christoph Becker

 




Zum Thema CO2-Bepreisung

Auf der Webseite der FAZ fand ich am 5.5.2019 den Kommentar KAMPF GEGEN CO2-AUSSTOSS: Die Zeit des „Dagegen“ ist vorbei von Konrad Schuller. Danach sind sich alle etablierten Parteien nun darüber einig, dass CO2-Ausstoß entweder durch eine CO2-Steuer oder durch CO2-Zertifikate zusätzlich belastet werden soll.  Ich möchte hier daher auf ein Problem und auf Zusammenhänge aufmerksam machen, die unsere “Eliten” offenbar übersehen:

Wirkung des Energiepreises beim Kühemelken

Die folgenden beiden Grafiken über den Energieeinsatz und die Auswirkung von Energiepreissteigerungen beim Melken von Kühen hat Nate Hagens in verschiedenen seiner Vorträge verwendet. Sie zeigen auf einfache, (hoffentlich) verständliche Weise, was passiert, wenn man den Preis der Energie erhöht.  In beiden Grafiken werden die folgenden drei Melkverfahren verglichen:

  1. Melken von Hand.  Der Melker generiert eine Kaufkraft von 5 US-Dollar pro Stunde. Er benötigt 30 Minuten pro Kuh. Die dabei vom Melker in Form von Muskelarbeit aufgewendete mechanische Energie wurde bei diesem Beispiel gleich 1 gesetzt.
  2. Melken mit halbautomatischem Melkstand: Der Melker generiert  ca. 18 US-Dollar Kaufkraft pro Stunde.  Der mechanische Energieaufwand ist 180 mal so groß wie beim Melken von Hand.
  3. Melken  mit vollautomatischem Melkstand: Der Melker generiert mit 25 Dollar fünf mal soviel Kaufkraft wie beim Melken von Hand.  Pro Kuh sind nur noch 1 bis 3 Minuten menschliche Arbeitszeit nötig. Der mechanische Energieaufwand ist aber 400 mal so groß wie beim Melken von Hand sowie mehr als doppelt so groß wie beim Melken mit einer einfacheren, halbautomatischen Melkanlage.

Quelle: Nate Hagens, Earth-week speaker series at UW-Stevens Point 2016. “A Guide to Being Human in the 21st Century”, ( https://youtu.be/-EMlDuNH59c ) Pos: 11:25. Die für das Melken von Hand benötigte mechanische Energie wurde mit dem Faktor 1 angesetzt. Beim maschinellen Melken wurde 180, bzw. 400 mal soviel mechanischer Energie benötigt wie beim Melken von Hand.

Bei der generierten Kaufkraft handelt es sich um den Betrag, aus dem sich der Lohn des Arbeiters und der Gewinn des Unternehmers zusammensetzen. Wenn man große Mengen sehr billiger Energie zur Verfügung hat, dann kann man damit also, durch Einsatz von Maschinen, die Produktion eines Arbeiters vervielfachen.

Was passiert, wenn der Energiepreis steigt?

Die nächste Grafik zeigt, was in dem oben beschriebenen Beispiel mit den drei Melkverfahren aus betriebswirtschaftlicher Sicht passiert, wenn der Energiepreis steigt.

Quelle: Nate Hagens: Earth-week speaker series at UW-Stevens Point 2016. “A Guide to Being Human in the 21st Century” ( https://youtu.be/-EMlDuNH59c ) Pos 13:20

Wenn sich der Energiepreis von 5 US-Dollar Cent / KWh auf 10 Cent verdoppelt oder auf 15 Cent verdreifacht, bleibt der wirtschaftliche Ertrag des Melkens von Hand weiterhin  bei 5 Dollar pro Stunde.

Eine Verdopplung des Energiepreises auf 10 Cent / KWh senkt den Ertrag der halbautomatischen Anlage etwas. Bei der Anlage, mit der bei dem niedrigen Energiepreis von 5 Cent, der mit 25 Dollar höchste Ertrag pro Stunde  erzielt wurde, wird nun aber nur noch ein Ertrag von ca. 4 Dollar pro Stunde erzielt. Die Verdoppelung des Energiepreises führt in diesem Beispiel also bereits dazu, dass die teure vollautomatische Melkanlage für den Melker und den Unternehmer zusammen weniger einbringt als das keine Investitionen in Maschinen kostende Melken von Hand.

Die Verdreifachung des Energiepreises, auf für heutige deutsche Verhältnisse noch immer sehr günstige 15 Cent / KWh führt in diesem Beispiel dazu, dass das Melken mit der energieaufwendigen, vollautomatischen Maschine pro Stunden einen Verlust von c.a 17 Dollar verursacht.

Dieses Beispiel mit den drei Methoden des  Kühemelkens kann man auch ganz allgemein auf die Wirtschaft anwenden, um zu verstehen und abschätzen zu lernen, wie sich Energiepreisveränderungen auswirken.

Wie Nate Hagens erwähnt, werden heute weltweit ca. 99,5 % aller Arbeit durch externe, meist fossile Energieträger erledigt. Auf das Konto menschlicher Muskelkraft geht nach Hagens nur mickriges halbes Prozent. Vor diesem Hintergrund ist es sehr sinnvoll über die möglichen Auswirkungen von Energiepreissteigerungen auf die Wirtschaftsleistung und auch auf die Entwicklung des Wohlstandes und des sozialen Friedens gründlich nach zu denken und die mutwillige Herbeiführung von Preissteigerungen am Energiemarkt sorgfältig ab zu wägen.

Energiepreis und Einkommensungleichheit

Wie man an dem obigen Beispiel mit den drei Methoden des Kühemelkens sehen kann, wirken sich Steigerungen des Energiepreises sehr unterschiedlich aus.

Es gibt viele Tätigkeiten, wie z.B. die eines Arztes, Ingenieurs, Rechtsanwaltes, Geschäftsmannes,  Bankiers oder Politikers, die vergleichsweise nur sehr wenig externe Energie benötigen. Ganz allgemein kann man sagen, dass bei Tätigkeiten, die besondere Begabungen oder schwierige und lange Ausbildungen erfordern, der Anteil der aktuellen Energiekosten sehr gering sein. Auf die Einkommen aus diesen Tätigkeiten werden Energiepreissteigerungen sich daher zunächst nicht oder nur sehr unwesentlich bemerkbar machen. Es kann sogar sein, dass bestimmte durch besonderes Wissen und Können definierten Tätigkeiten die Einkommen bei steigenden Energiepreisen besonders schnell ansteigen. Die allgemeinen Folgen steigender Energiepreise können nämlich den Wert von bestimmtem Wissen und Können steigern, wenn damit die Folgen der allgemeinen Produktivitätsrückgänge kompensiert oder gedämpft werden können – oder wenn die Produktivität trotz steigender Energiekosten durch intelligente Problemlösungen hier und da sogar verbessert werden kann.

Die durch steigende Energiepreise zunächst nicht betroffenen oder sogar besser gestellten Berufe und Personen werden aber irgendwann dann doch negativ von den Energiepreissteigerungen getroffen. Wenn die Energiepreise steigen und dadurch die Kaufkraft der Massen sinkt, sinkt nämlich auch die Nachfrage und es kommt schließlich auch zu sozialen Unruhen oder auch zu Krieg.

Historische Entwicklungen

Pro-Kopf-Einkommen von 1800 bis 2015

Die folgenden Grafik zeigt die Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens in den USA von 1800 bis 2015.

Quelle: Vortrag von Nate Hagens: WEP2018 TV: Energy, Money and Technology – From the Lens of the Superorganism ( https://youtu.be/2DpfsqjQbP0 )

Wie in der Grafik angegeben, stieg das Pro-Kopf-Einkommen in dieser Zeit in den USA um das 24,6-fache. Das globale Pro-Kopf-Einkommen stieg in dieser Zeit um das 13,7-fache. Das Pro-Kopf-Einkommen in den USA war 2015 sogar 49 mal höher als globale Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 1800.

Relativer Aufwand der Energieproduktion

Die folgende Grafik hatte ich schon mehrfach an anderer Stelle verwendet. Sie zeigt den relativen Anteil des Aufwandes für die Energieproduktion am Bruttosozialprodukt Englands von 1500 bis 2000. England war die erste Industriemacht. Abgesehen von der enormen Steigerung der Produktivität im Energiesektor im 16. Jahrhundert und den teilweise heftigen kurzzeitigen Schwankungen fällt auf, dass der Anteil des Aufwandes für die Energieproduktion in England von ca. 1840 an ziemlich gleichmäßig bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von zuerst noch gut 20 % auf deutlich unter 5 % gefallen ist.

Nicht häusliche Energieaufwendungen, relativ zum Bruttosozialprodukt, in England von 1500 bis 2000.
Quelle: Kapitel 4, “Depletion vs. innovation The fundamental question of sustainability” von Joseph A. Tainter, Deborah Strumsky, Temis G. Taylor, Michelle Arnold, and José Lobo in
Physical Limits to Economic Growth: Perspectives of Economic, Social, and Complexity Science (Routledge Studies in Ecological Economics) (S. 71).

Energie und globales Wirtschaftswachstum

Die folgenden Grafik von Gail Tverberg (ourfiniteworld.com) zeigt den klaren Zusammenhang zwischen globalem Bruttosozialprodukt und Energieverbrauch.

Wenn man in Deutschland und einigen anderen Staaten zu anderen Ergebnissen kommt, dann liegt das vielleicht auch daran, dass energieintensive Produktionen in andere Länder verlagert worden sind. Das Beispiel mit den drei Melkverfahren ist auch hier wieder  für das Verständnis wichtig: Durch Auslagerung einer Produktion in ein Land mit geringeren Arbeitskosten kann man zunächst trotz steigender Energiekosten noch Gewinne machen. Problematisch wird das, wenn die durch die Auslagerung entstehenden Transportkosten durch weitere Energiepreissteigerungen und Umweltschutzauflagen weiter steigen oder wenn die für den Transport notwendigen Treibstoffe knapper werden.

Die auf den ersten Blick vielleicht nicht nachvollziehbare Diskussion um die Dieselfahrverbote in Deutschland macht schon Sinn, wenn man bedenkt, dass es in Wirklichkeit wohl darum geht, dass die Grundstoffe für die Herstellung von Diesel und dem damit verwandten Kerosin, für die Luftfahrt  allmählich knapp werden (Diesel und Fracking ). Auch wird die Seeschifffahrt ab  2020 wegen neuer Umweltschutzauflagen vermehrt besseren Dieseltreibstoff nachfragen und jeden Fall erheblich mehr für Treibstoff ausgeben müssen ( Wie die neuen Kraftstoffregularien die gesamte Schifffahrt verändern ). Energiepreissteigerungen werden damit auch aus dieser Richtung Druck die Wirtschaft ausüben und den Wohlstand und damit auch den Energieverbrauch der Massen reduzieren.

Europas schrumpfende Energieproduktion

Quelle: https://ourfiniteworld.com/2019/04/30/the-climate-change-story-is-half-true/

Die obige Grafik zeigt die Energieproduktion und den Energieverbrauch in der EU. Wie man sieht, kann die europäische Energieproduktion kaum die Hälfte des Energieverbrauchs decken. Der Rest muss importiert werden. Dabei kann man als sicher ansehen, dass es sich bei allen Energieimporten um fossile Energieträger handelt. Atomkraft (hellblau) und “andere erneuerbare”, also hauptsächlich Wind- und Solarstrom, decken nur einen kleinen Teil des Gesamtverbrauchs. In Deutschland soll der Anteil des  Atomstroms bald gegen null gehen. Auch zeigt die Grafik,, dass die Produktion fossiler Energieträger in Europa seit ca. 20 Jahren sinkt.

Falls sich ein Leser nun fragt, was angesichts der in der EU sinkenden Energieproduktion mit der Energieproduktion in den für die EU relevanten Lieferländern tut, empfehle ich die leider nur in Englischer Sprache erschienene Analyse von Michael Dittmar,  die ich in Der aufziehende Sturm am Ölhimmel vorgestellt habe. Daraus hier noch einmal einige Grafiken:

Zunächst die voraussichtliche Entwicklung der Ölversorgung Europas bis 2035:

Teil 2 – Figur 6: Die gesamten Öläquivalente der Produktion, des Verbrauchs und der Importe für Westeuropa. Die modellierte Produktion folgt den Annahmen dieser Analyse und dem Szenario der “Neuen Politik” (NP) des IEA Welt Engerie Ausblicks 2016 (WEO 2016). Sie ist durch die gepunktete Linien für 2015 to 2035 dargestellt.

Dazu aus meinem Artikel über Dr. Dittmars Analyse: Das zu erwartende Hauptproblem Europas ist neben der geringen und dazu auch noch sinkenden Eigenproduktion das voraussichtlich schnelle Sinken der aus Russland, Westsibirien, Kasachstan und Aserbaidschan kommenden Importe.  Ein Ausweichen auf Importe aus anderen Regionen wird in der Praxis so gut wie nicht möglich sein, wie die anderen Grafiken zeigen. Zunächst nun aber die Grafik für die für Europa und vor allem Deutschlands Öllieferanten besonders wichtigen Staaten der ehemaligen UdSSR.

Und hier die Grafik über Russland und die anderen wichtigsten Lieferländer Deutschlands:

Figure 3: Combined oil equivalent production, consumption and exports from three FSU countries,
Russia, Kazakhstan and Azerbaijan. Their modelled production, consumption and exports following
the assumptions from the present analysis, and from the New policies (NP) scenario given in the IEA
World Energy Outlook 2016 (WEO 2016 [10]), are indicated once again by dotted and dashed lines
respectively from 2015 to 2035.
become negligible around 2030. Can W
Die Russen und die anderen Länder im Osten werden ihre Ölexporte nach Deutschland und in den Rest der EU drosseln müssen, weil die Liefermengen ihrer Ölfelder nachlassen, während zugleich der Energieverbrauch für die Energieproduktion und auch für die von dieser zu versorgende Heimische Wirtschaft wachsen wird.

Was bringen zusätzliche Abgaben auf CO2?

Zusätzliche Abgaben auf  CO2-Emissionen bedeuten zunächst, dass die Energie verteuert wird, ohne dass die Energieproduzenten damit höhere Preise erzielen. So gesehen wirken zusätzliche Abgaben auf  die CO2-Emissionen wie eine zusätzliche Verteuerung der Förderung von Gas, Öl und Kohle.

Da die fossilen Energieträger aber den mit sehr weitem Abstand größten Teil des gesamten Energieverbrauchs ausmachen, werden zusätzliche Abgaben auf CO2-Emissionen die Produktivität und den Wohlstand reduzieren, wie ich das mit dem Beispiel vom Kühemelken zu erklären versucht habe.

Wenn man die über die zusätzlichen CO2-Abgaben generierten Einnahmen an die ärmeren Teile der Bevölkerung verteilt, wird das diesen nichts nützen, weil vorher das Angebot an Waren und Dienstleistungen und auch die Produktivität gerade auch dieser Teile der Bevölkerung durch die zusätzlichen CO2-Abgaben reduziert wurde. Man betrachte auch dazu das Beispiel mit den drei Methoden des Kühemelkens.

Steigerung der Komplexität durch CO2-Bepreisung

Eine Bepreisung der CO2-Emissionen führt zu einer Steigerung der Komplexität und damit auch der Komplexitätskosten der Gesellschaft. Zu diesem Thema siehe Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen und Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter. Kann und will man sich das wirklich leisten, angesichts der in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts insbesondere auch aus deutscher und westeuropäischer Sicht zu erwartenden Veränderungen am Energiemarkt?

China und Indien, die Elefanten im Energieraum

Beim Thema CO2-Emissionen sollte man insbesondere auch an China und Indien denken. Auf Achgut.com ist dazu heute, am 11.5.2019,  eine sehr interessanter Artikel von Heinz Horeis erschienen: Die Halluzination vom Klima-Verbündeten China.

Zusammenfassung

Wirtschaftsleistung und Energieverbrauch sind in der Praxis, wenn man die Weltwirtschaft als Ganzes betrachtet, linear von einander abhängig. Der Energieverbrauch steigt und fällt ziemlich linear mit der Wirtschaftsleistung.

Wenn man konkrete Einzelfälle, wie die drei verschiedenen Systeme zum Kühemelken betrachtet, dann kann das Verhältnis von Geld und Energie für Überraschungen sorgen: Der Einsatz eines Melkautomaten, der 400 mal soviel mechanische Energie verbraucht wie das Melken von Hand führt bei einem bestimmten, niedrigen Energiepreis von 5 Cent /KWh  im obigen Beispiel  “nur” zu einer Verfünffachung des Ertrages. Bei einer Verdoppelung des Energiepreises auf 10 Cent ist der Ertrag des Melkens mit dieser teuren Maschine aber bereits geringer als beim keine Investitionen erfordernden Melken von Hand. Bei einer Verdreifachung des Energiepreises auf, für heutige deutsche Verhältnisse immer noch niedrige, 15 Cent / KWh ist der teure Melkautomat des obigen Beispiels nur noch Schrott, weil sein Betrieb pro Stunde mehr Verlust verursacht, wie beim Melken von Hand in 3 Stunden an Ertrag erwirtschaftet werden kann.

Die zur Zeit in Deutschland diskutierte  CO2-Bepreisung und auch die von der “Energiewende” verursachten Energiepreissteigerungen werden ähnlich wirken wie eine Energiepreissteigerung in dem Beispiel mit den drei Melkmethoden: Sie senken die Produktivität der Wirtschaft und damit auch die Kaufkraft der Bevölkerung. Eine Umverteilung der Einnahmen aus einer CO2-Bepreisung kann diesen Effekt nicht verhindern.

Die in den nächsten 10 bis 15 Jahren zu erwartenden Entwicklungen am Energiemarkt werden voraussichtlich zu einer massiven Schrumpfung der Wirtschaft in Deutschland und auch in den meisten anderen EU-Staaten führen. Dabei werden auch die CO2-Emissionen entsprechend sinken.  Die politische Diskussion würde sich besser auf die Suche nach Lösungen der wirklichen Probleme fokussieren, anstatt zum Beispiel mit einer CO2-Bepreisung die Zukunftschancen Deutschlands und Europas weiter zu ruinieren.

Auf www.freizahn.de kann man es übrigens auch eine ganze Reihe Problemlösungen zum Thema Klimaschutz finden. Als Einstieg könnte Wirksamer Klimaschutz ist Gemeinde- und Ländersache oder auch Anmerkungen zu einer grünen Wahlkampfveranstaltung für Landwirte dienen.

Kelberg, den 11. Mai 2019

Christoph Becker




Über Zinsen, Energiepreise und Altersvorsorge

Im Folgenden möchte ich versuchen, die Verbindung von Geld, Zinsen und Energiepreisen und Wohlstand zu erläutern.

Vorbemerkung

Letzter Anstoß für diesen Artikel war, die Lektüre des am 27.04.2019 auf Telepolis erschienenen Artikels Die Umverteilung von Arm nach Reich durch Zinsen von  Jörg Gastmann und der ersten 115 Kommentare dazu. Dabei war mir aufgefallen, dass  niemand auf den für das Verständnis der Zinsen wichtigen Zusammenhang von Geld, Zinsen, Produktivität und Energie hingewiesen hatte. Nate Hagens Feststellung, dass unsere Gesellschaft “Energieblind” ist, traf offenbar auf den Autor und auf alle Kommentatoren zu.

Ein Interview mit dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble in der Reservistenzeitschrift Loyal und auch die aktuelle Werbung der Parteien für die Wahl des Europaparlamentes zeigen ebenfalls, dass  die Zusammenhänge von Energie, Wirtschaft, Produktivität und auch Komplexität weder gesehen, noch berücksichtigt  werden.

Ebenfalls erstaunt hatten mich viele Reaktionen auf die Studie über die CO2-Bilanz von Elektroautos im Vergleich zu Dieselautos,  von  Christoph Buchal und Hans-Werner Sinn.  Dazu hier ein Link auf Prof. Sinns Webseite www.hanswernersinn.de/de/elektroautos-was-zeigt-die-co2-bilanz-faz-26042019, wo Hans-Werner Sinn auf die Kritik eingeht und wo er auch einen Link auf die Studie angibt.

Die Feststellung, dass Elektroautos entschieden umweltschädlicher sind und bei Betrachtung des gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge eine höhere CO2-Belastung darstellen als Benzin oder Dieselfahrzeuge, sollte eigentlich selbstverständlich sein, da der sehr viel höhere Gesamtpreis der Elektroautos automatisch auch eine zumindest auf globaler Ebene höhere Umweltbelastung und einen auf globaler Ebene höheren CO2-Ausstoß bedeutet. Was  wirklich gegen Dieselfahrzeuge spricht ist der Umstand, dass Diesel zunehmend knapper werden dürfte. Darauf hatte ich bereits in Diesel und Fracking hingewiesen, und Prof.  Tad Patzek hat dies auch in seinem sehr lesenswerten Artikel A Requiem for the Beautiful Earth  (dt.: Eine Totenmesse für die wunderschöne Erde) erklärt.  Man möchte die für die Dieselproduktion notwendigen Rohölbestandteile lieber für das Transportwesen (LKW, Eisenbahn, Schifffahrt und vor allem auch für die Luftfahrt), für das Militär und für die Landwirtschaft reservieren und verwenden und versucht daher, die Wähler mit Fakenews über angebliche Unweltschädlichkeit und Gesundheitsschädlichkeit von Diesel-PKWs zu manipulieren – wohl, weil man sich nicht traut, die Wahrheit zu sagen.

Ein für diesen Artikel ebenfalls wichtiger Anstoß war die Lektüre von ourfiniteworld.com/2019/04/09/the-true-feasibility-of-moving-away-from-fossil-fuels/ von Gail Tverberg und einiger der Kommentare dazu. Diesen Artikel von Gail Tverberg habe ich mir sogar zweimal durchgelesen, und ich möchte in einem eigenen Abschnitt weiter unten auch die wesentlichen Punkte daraus zusammenfassen,  die nicht direkt zum Thema Energie und Zinsen gehören. Ebenfalls wichtig war sicherlich, dass ich mir im Rahmen meiner Suche nach einer Perspektive für die Baltischen Staaten kürzlich die gesamte Video-Serie zu Nate Hagens Reality 101-Kurs an der Universität von Minnesota angesehen habe.   Hier die Links auf die Playlisten auf dem zugehörigen Youtubekanal :

Wenn ich Lehrer, Schuldirektor oder Kultusminister wäre, würden die Schüler sich freitags mal diese Videos ansehen und diskutieren müssen, anstatt zu demonstrieren. Daneben würden sie sich natürlich auch meine Artikel Warum Bald Krieg?Wirksamer Klimaschutz ist Gemeinde- und Ländersache, sowie Über Rückzüge und die dort verlinkten Beiträge ansehen und diskutieren müssen. Ich denke, danach wären sie ganz gut aufgestellt und könnten und würden vielleicht wirklich etwas Sinnvolles für die Rettung ihrer Zukunft tun. Aber nun zurück zu meinem Versuch, die Zusammenhänge von Geld, Zinsen und Energiepreisen möglichst verständlich darzustellen.

Was ist Geld?

Geld ist nur ein Symbol, mit dem die künftige Lieferung von Ergebnissen menschlicher Arbeit versprochen wird. Wenn eine Bank einfach Geld aus dem Nichts schafft, dann ist das akzeptabel und sogar unbedingt wünschenswert, wenn parallel zur Geldproduktion auch ein entsprechendes Wachstum des Angebotes an Waren und Dienstleistungen erfolgt. Ein solches Wachstum an Waren und Dienstleistungen ist zwingend an die Verfügbarkeit von ausreichend vielen und zugleich bezahlbaren Ressourcen gekoppelt. Die mit sehr weitem Abstand wichtigste Ressource ist dabei Energie. Wenn billige und zugleich sehr hochwertige Energie in großen Mengen zur Verfügung steht, dann kann damit die Produktivität der menschlichen Arbeit sehr drastisch gesteigert werden.  Ein Mensch kann also mit Hilfe billiger und zugleich sehr hochwertiger Energie sehr viel mehr Produkte menschlicher Arbeit liefern als ohne diese Energie. Ein gutes Beispiel dafür ist das Spektrum und die Bewertung der Arbeit von Frauen: Durch die Verfügbarkeit sehr großer Mengen billiger fossiler Energie haben sich die Möglichkeiten und Rechte der Frauen massiv verändert. Billige Energie hat Fortschritte in Forschung und Medizin ermöglicht, mit der die Kindersterblichkeit und damit auch die notwendige Geburtenrate gesenkt und die Lebenserwartung der Frauen massiv gesteigert werden konnte. Weiterhin wurde der Wert von Muskelkraft abgewertet und Frauen können heute, dank billiger Energie und der damit möglichen Technik, wie z.B. Servolenkungen und Hydraulik, auch fast alle Aufgaben im Transportwesen, in der Landwirtschaft und sogar beim Militär übernehmen. Dank billiger fossiler Energie kann die Gesellschaft Frauen als gleichberechtigt betrachten und sie kann sogar in vielen Bereichen Frauen gleiche Löhne zahlen wie Männern. Durch die Hilfe billiger, nach wie vor meist  fossiler Energie kann auch eine kleine, relativ sehr schwache Frau heute genauso viel leisten wie ein sehr viel stärkerer Mann und sie kann vor allem auch sehr, sehr viel mehr pro Zeiteinheit leisten, als ein Mann im vorindustriellen Zeitalter. Wie Gail Tverberg in ihrem Artikel schreibt, wird sich das in Zukunft wieder ändern, wenn die pro Kopf verfügbare Menge an hochwertiger, bezahlbarer Energie schrumpft.

Die Verfügbarkeit billiger und zugleich hochwertiger, meist fossiler Energie ermöglicht auch, dass heute nur noch ca. 2 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiten. Die auf der Seite Jahrhundertvergleich des deutschen Bauernverbandes dargestellte Entwicklung wurde im Wesentlichen durch große Mengen billige fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas ermöglicht. Alice Friedemann hat zum Thema Landwirtschaft am 27. April 2019 mit Replacing diesel tractors with horses or oxen – what will that be like?  einen sehr interessante Artikel veröffentlicht, in dem sie Berechnungen von Vaclav Smil wiedergibt. Demnach kann man für einen Bauern eine Stundenleistung von ca. 80 W ansetzen. Für ein Pferd ca. 500 W bis 850 W. Im Europa des 19. Jahrhunderts hatte ein Landwirt mit seinen Zugtieren etwa das 15-fache seiner eigenen Leistung zur Verfügung. In den USA um 1890, wo man zum Teil sehr große Gespanne eingesetzt hat, betrug die Leistung der Zugtiere pro Landwirt das  100-fache der Leistung des Landwirtes, was also ca. 8 KW wären. Dafür mussten damals in den USA  rund 25 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Versorgung der Zug- und Reittiere verwendet werden. Mit dem Einsatz der neuen, mit Diesel angetriebenen Maschinen konnte man also 25 % der Fläche, bzw. ein Drittel mehr Fläche als vorher, für die Produktion nutzen. Der Diesel, als das Futter für den Ersatz der Zugtiere, kam dann aus den unterirdischen Wäldern, die vor einigen hundert Millionen Jahren gewachsen sind.

Ich sehe das mit den Zugtieren aber nicht so dramatisch, weil man Landwirtschaft  nachhaltiger und energiesparender als früher üblich betreiben kann, wenn man statt Getreide anzubauen mehr auf Weidetiere setzt und zugleich das nötige Wissen und Können für eine weitgehend ohne Heu- und Silo auskommende Winterfütterung entwickelt, wie es Jim Gerrish z.B. in Kick the Hay Habit erklärt.

Was sind dann Zinsen?

Wenn Geld ein Versprechen auf die Lieferung von Produkten menschlicher Arbeit ist, dann bedeuten Zinsen, dass man davon ausgeht, dass man in Zukunft voraussichtlich mehr Produkte menschlicher Arbeit liefern kann und wird, wenn man die heute schon verfügbaren Produkte menschlicher Arbeit sinnvoll nutzt.

Wie viel Produkte menschlicher Arbeit ein Mensch oder eine Gesellschaft liefern kann, hängt nun aber von der verfügbaren Energie ab, wie die  folgende Grafik zeigt. Danach korreliert das globale Bruttosozialprodukt linear mit dem globalen Energieverbrauch. Wenn mehr produziert wird, wird auch mehr Energie verbraucht.

Quelle: Gail Tverberg, https://ourfiniteworld.com/2017/10/18/the-approaching-us-energy-economic-crisis/

Zum globalen Energiemix siehe en.wikipedia.org/wiki/Energy_mix  zum deutschen Energiemix hatte ich in Grafiken zum Thema Öl schon einige Grafiken des Umweltbundesamtes verwendet, von denen  ich hier noch einmal die über die Entwicklung des deutschen Primärenergieverbrauchs einbinde. Grau, Braun, Blau und Geld symbolisieren fossile Energieträger. Beim Gesamtverbrauch ist noch zu berücksichtigen, dass Deutschland seit 1990 große Teile energieintensiver Produktionen in anderen Länder ausgelagert hat. Insgesamt dürfte der von “denen, die in Deutschland leben” global verursachte Energie- und Umweltverbrauch verbrauch heute sehr viel größer sein als 1990.

Primärenergieverbrauch Deutschlands. Quelle Umweltbundesamt

Die folgenden beiden Grafiken zeigen, dass die globale Ölproduktion von 1960 bis etwa 1972 stark gestiegen ist. Ab etwa 1972 ist sie nur noch wenig gestiegen und seit etwa 2004 ist sie fast gleichbleibend. Die zweite Grafik zeigt das Ansteigen der Investitionen in der Ölindustrie seit etwa 2000. 2015 brachen die Investitionen wegen des sinkenden Ölpreises massiv ein.

Quelle: http://energyfuse.org/oil-gas-industry-dealing-unprecedented-decline-investment/

Wenn die Bereitstellung von Energie aufwendiger wird und immer mehr Geld und Ressourcen bindet, dann sinkt die für den Erhalt oder die Vergrößerung des Wohlstandes verfügbare Energie.

Weil Geld ein Versprechen auf die Lieferung menschlicher Arbeit ist UND weil die von einer Person oder Gesellschaft lieferbare menschliche Arbeit ganz entscheidend vom Preis, der verfügbaren Menge und der Qualität der Energie abhängt, setzen Zinsen voraus, dass in Zukunft mehr und nicht weniger Energie als jetzt zur Verfügung steht. Dabei sollte man den Energieaufwand für die Produktion und Bereitstellung der Energie nicht einbeziehen. Das oft gehörte Argument, die “erneuerbaren Energien” würden insgesamt für zusätzliche Arbeitsplätze sorgen ist ziemlich naiv und verkennt, dass der Fortschritt und die Zunahme des Wohlstandes der letzten 250 Jahre vor allem eben auch darin bestand, dass ein immer geringerer Anteil der gesamten Wirtschaft mit der Energieproduktion selbst beschäftigt war. Die folgende Grafik, die ich schon in Karl Marx und die Energiesklaven verwendet hatte, zeigt, dass in England um 1500 zwischen 80 % und fast 100 % des gesamten Wirtschaftslebens der Energieproduktion gewidmet war. Damals wurden in England übrigens fast nur erneuerbare Energien eingesetzt. Auf fossile Energieträger ist man nur deshalb umgestiegen, weil die verfügbare Menge erneuerbarer Energie für die wachsende Bevölkerung zu klein war, obwohl die Bevölkerungsgröße damals sehr viel geringer war als heute.

Nicht häusliche Energieaufwendungen, relativ zum Bruttosozialprodukt, in England von 1500 bis 2000.
Quelle: Kapitel 4, “Depletion vs. innovation The fundamental question of sustainability” von Joseph A. Tainter, Deborah Strumsky, Temis G. Taylor, Michelle Arnold, and José Lobo in
Physical Limits to Economic Growth: Perspectives of Economic, Social, and Complexity Science (Routledge Studies in Ecological Economics) (S. 71).

Zinsen sind indirekt auch ein Ausdruck des Glaubens, dass man in Zukunft mehr Produkte menschlicher Arbeit haben wird als jetzt. Weil dazu die Produktivität der einzelnen Menschen, Betriebe und Volkswirtschaften steigen muss, müssen diese in Zukunft auch mehr billige und zugleich hochwertige Energie benötigen als jetzt. Man bedenke dazu, dass Produktivitätsfortschritte wie “Industrie 4.0”, G5 und selbstfahrende Autos durchweg Steigerungen des Energiebedarfs bedeuten. Für die Deckung dieses Energiebedarfes steht dabei aber nur die Energie zur Verfügung, die nach Abzug der für die Energieproduktion und Verteilung benötigten Energie noch übrigbleibt.

Warum die Zinsen sinken und die Verschuldung zunimmt

Gail Tverberg vertritt in ihrem Artikel The true feasibility of moving away from fossil fuels die Meinung, dass die Zinsen immer weiter sinken und die Verschuldung immer weiter steigen muss, um eine ausreichende Energie- und da vor allem auch Ölproduktion aufrecht zu erhalten. Die Argumentation ist, dass die Preise für fossile Energieträger wegen der zunehmenden schwieriger werdenden Gewinnung steigen müssen. Weil steigende höhere Energiepreise bei konstanten Zinsen die Produktion letztlich drosseln und zu einem negativen Wirtschaftswachstum führen würden, müsse man die Zinsen immer weiter senken. Durch die sinkenden Zinsen und die damit mögliche Steigerung der Verschuldung, würden zusätzliche Investitionen ermöglicht, was die Nachfrage nach fossilen Energieträger stabilisiere oder sogar steigere, womit die Energieproduzenten die immer höheren Preise erzielen können, die sie benötigen, um die immer schwieriger und teurer werdende Energieproduktion aufrechtzuerhalten.  Tatsächlich sind die Zinsen seit ca. 1980 immer weiter gefallen.

Quelle: https://ourfiniteworld.com/2019/04/09/the-true-feasibility-of-moving-away-from-fossil-fuels/

Das Problem sei nun, dass die Zinsen praktisch Null erreicht haben und damit eigentlich nicht weiter fallen können. Wenn die Zinsen aber nicht weiter fallen könnten, dann würden jedoch die notwendigen Preissteigerungen für Öl und andere fossile Energieträger nicht mehr durchgesetzt werden können. Die Folge wäre ein allmählicher Kollaps der Produktion fossiler Energieträger – also eigentlich das, was Greta Thumberg und die anderen freitags demonstrierenden Schüler sich so sehr wünschen. Dieser Kollaps wäre aber nach aller historischen Erfahrung ziemlich unattraktiv.

Meines Erachtens ist z.B. auch Hitlers Weg zur Macht letztlich zuerst und vor allem eine Folge der durch den verlorenen 1. Weltkrieg und den draus resultierenden Versailler Vertrag verursachten Rückgang der für die Deutschen pro Kopf noch verfügbaren Energie. Die Ziele der deutschen Nationalsozialisten und Adolf Hitler kann man vor diesem Hintergrund auch als Versuch verstehen, die den Deutschen pro Kopf zur Verfügung stehenden Menge an billiger, hochwertiger Energie und an anderen Ressourcen auf Kosten anderer Völker und Nationen zu steigern. Siehe dazu auch Blut für Öl. Mich zumindest stimmte es sehr nachdenklich, dass die mit dem “Kampf gegen Rechts” Beschäftigten, die Lösung des Problems heute ausgerechnet darin sehen, dass man die pro Kopf verfügbaren Ressourcen in Deutschland und Europa massiv durch Zuwanderung, durch Missbrauch des Asylrechtes und durch “Umweltschutz” und durch eine immer weitere Steigerung der Komplexitätskosten reduziert.

Wenn die Überlegungen von Gail Tverberg richtig sind, dann ist der Kollaps der westlichen Industriestaaten wegen der nicht mehr weiter senkbaren Zinsen in erschreckend naher Zukunft zu erwarten. Das passt übrigens zu den Ausführungen von Markus Krall, der den Finanzkollaps für etwa 2020 voraussagt (siehe dazu meinen Artikel Was Markus Kralls Sichtweise fehlt).

Überlegungen zur Einführung negativer Zinsen

Um den 11. Februar 2019 herum gab es verschiedene Artikel mit Überlegungen, wie man negative Zinsen in der Praxis auch ohne Abschaffung des Bargeldes realisieren könnte. Dazu hier zwei Beispiele, die ich per google gefunden habe:

Die Artikel sind vom 12. bzw. vom 11. Februar 2019.

Meine Frage zu solchen Überlegungen ist, warum die Menschen überhaupt noch etwas tun sollen. Warum noch arbeiten und sich anstrengen? Es wird keine Altersvorsorge mehr geben können. Jedes Sparen und Vorsorgen ist sinnlos. Geldvermögen werden wie Schnee im Frühjahr dahinschmelzen.  Weil die Ursache sinkender Zinsen letztlich die wegen der faktisch steigenden Energiekosten sinkende Produktivität ist, werden auch Aktien und andere Kapitalanlagen keine Alternative sein. Der Zusammenbruch unserer Wirtschaft wird  sehr wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte der 20er Jahre erfolgen. Die Zahlen der Prognosen der Deagel-Liste lassen ahnen, was dann passiert. Siehe auch meinen Artikel Updates der Deagel-Liste.

Möglich Auswege

Wie Gail Tverberg ausgeführt hat, müsste man die Zinsen weiter senken, um Investitionen anzuregen und die Verschuldung weiter ansteigen zu lassen, um damit die Nachfrage nach fossilen Energieträgern zu stimulieren, um damit die notwendigen Steigerungen der Energiepreise durchsetzen zu können, die die  Energieproduzenten benötigen, um die nötigen Investitionen zu tätigen. Es geht danach also auch darum, die Zinsen zu senken, um ein Überangebot von Öl und anderen fossilen Energieträgern zu verhindern.

Ein Überangebot verhindern und die Preise steigen lassen, kann man aber auch, indem man Ölproduzenten durch Sanktionen vom Markt ausschließt, wie Donald Trump das jetzt mit dem Iran und Venezuela versucht. Auch könnte man Aufstände und Bürgerkriege in Öl produzierenden Staaten verursachen oder man könnte versuchen, Kriege zwischen Öl-Produzenten auszulösen. Eine Blockade von Handelswegen, wie etwa die Schließung der Straße von Hormus, wäre ebenfalls ein Mittel, um die Ölpreise zu steigern.

Für das Klima, bzw. im Sinne einer Reduzierung der globalen Kohlendioxidemissionen und Umweltverschmutzung wäre das im Übrigen auch eine gute Sache, weil durch die steigenden Öl-Preise immer mehr Volkswirtschaften kollabieren werden.

Wie Gail Tverberg durchblicken lässt, ist aber auch mit größeren Kriegen um Ressourcen zu rechnen. Man beachte dazu insbesondere auch die neue Strategie der der USA, die sich offenbar aktiv auf einen großen Krieg mit China vorbereiten:

Ein großer Krieg zwischen den US und China wird die globalen Kohlendioxidemissionen und den Ressourcenverbrauch voraussichtlich massiv senken und er würde sicher auch den deutschen Kohleausstieg extrem beschleunigen.  Deutschland würde dann voraussichtlich fast nur noch mit “erneuerbaren” Energien betrieben.  Die deutsche Energiewende würde zwar nicht so erfolgen wie Angela Merkel und ihre Bewunderer sich das vorgestellt und gewünscht haben, aber sie würde sehr gründlich durchgeführt werden. Allerdings befürchte ich, dass dann die deutschen Wälder so schnell und so rabiat verheizt werden, dass sie sich nicht mehr regenerieren können und dass Deutschland zu einer nur noch sehr dünn besiedelten, kargen Gestrüpp- und Heidelandschaft wird. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte werden aber vermutlich wieder neue Wälder entstehen und das Land wird sich erholen.

Wenn es so kommt, dann liegt es aber nur teilweise an den Entscheidungen in anderen Staaten.  Die Hauptursache wären die Versäumnisse und das Versagen auf allen Ebenen der deutschen Politik. Wenn den Bürgern und Parteien solche Aussichten nicht zusagen, könnte es hilfreich sein, sich rechtzeitig um sinnvolle, akzeptablere Problemlösungen zu bemühen.

Die Rolle der Komplexitätskosten

Zum Thema Geld und Zinsen gehören auch die Komplexitätskosten.

Steigende Komplexitätskosten reduzieren bei gleichbleibendem Energieangebot die noch für Forschung, Entwicklung und Produktion verfügbare Energie. Sie sind eine zusätzliche Belastung.

Gail Tverberg weist in  ihrem Artikel The true feasibility of moving away from fossil fuels darauf hin, dass bei schrumpfendem Energieangebot zuerst die oberen Organisationsebenen zerfallen und verschwinden. Als Beispiel erwähnt sie die Auflösung die UdSSR. In Europa ist eine Auflösung der EU und auf Dauer sicher auch die Auflösung von großen Staaten wie der BRD zu erwarten.

Vor diesem Hintergrund finde ich die Werbung der Parteien, wie der CDU, SPD und Grünen im Europawahlkampf schon sehr erstaunlich.

Die EU-Mitgliedschaft ist für die einzelnen Länder nur dann ein Vorteil wenn

  • das jeweilige Land netto in hohem Maße Energie von der EU geschenkt bekommt. Das mag teilweise z.B. für die baltischen Länder und Polen zutreffen. Diese Länder tun aber gut daran, die EU sehr genau zu beobachten und die Vor- und Nachteile der EU-Mitgliedschaft immer wieder neu kaltblütig abzuwägen.  Wenn man genau hinsieht, schadet die EU diesen kleinen Ländern wohl mehr als sie nützt. Siehe dazu auch meine Artikel Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann, Leopold Kohr – Leben nach menschlichem MaßWarum kleiner oft besser ist , Das Ende der Globalisierung.
  • das Land eine den anderen Ländern überlegene Industrie hat. Das trifft hauptsächlich für Deutschland zu. Die Deutschen werden allerdings einen sehr extremen Preis für ihren “Sieg” in Europa zahlen: Die Ersparnisse und Guthaben der Deutschen werden am Ende nichts mehr wert sein. Die Griechen, Italiener, Spanier und Franzosen werden ihre Schulden nie zurückzahlen können, eben weil ihnen dazu die notwendige,  billige Energie immer mehr fehlen wird.  Das deutsche Geschäftsmodell mit Europa hätte nur funktioniert, wenn man immer mehr, immer billigere und zugleich immer bessere Energiequellen gefunden hätte und wenn die Umwelt die Nutzung dieser Quellen nahezu unendlich lange wegstecken könnte. Für die kleinen Leute in Deutschland, also für die Durchschnittswähler und auch für die Umwelt war und ist die EU-Mitgliedschaft Deutschlands kein Gewinn, sondern ein großer Schaden und Nachteil.

Zum Thema Komplexität siehe auch meine Übersetzung Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter und meine Blogpost Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.

Was ist mit der Altersvorsorge?

Nachdem ich mit diesem Artikel schon fertig zu sein sein glaubte, habe ich etwas mehr über den Vorschlag eines deutschen Bürgerfonds gelesen, den das Ifo-Institute im April 2019 vorgestellt hat (( http://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/presse/Pressemitteilungen/Pressemitteilungen-Archiv/2019/Q2/pm_20190423-Buergerfond.html )). Man kann den Vorschlag als pdf-Datei herunterladen: Link pdf-Datei ifo-Bürgerfonds.  Ich staune, wie  die Ökonomen beim ifo-Institut planen und argumentieren. Die Argumentation für den Bürgerfonds ist, dass man die bisher sehr gute Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik nutzen sollte, um günstige Kredite aufzunehmen, die man einem deutschen Staatsfonds zur Verfügung stellt. Dieser Staatsfonds soll dann mit dem geliehenen Geld am globalen Kapitalmarkt Renditen erwirtschaften, die höher sind als die Kreditzinsen, die die BRD bezahlt. Mit dem so erwirtschafteten Gewinn will man die Renten der Deutschen aufbessern. Dabei plant man allen Ernstes bis 2080. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellten, dass Deutschland das Jahr 2030 intakt erreicht. Warum nicht? Siehe die Grafiken und Erklärungen in

Bis 2030 ist der mögliche Ertrag des vom Ifo-Institut vorgeschlagenen Bürgerfonds für die Bürger minimal. Lediglich die damit befassten Banken und Wirtschaftsfachleute würden gut daran verdienen. So gesehen ist der Bürgerfonds also nur eine weitere sinnlose Geldverschwendung.

Aber die Idee, dass der Staat Schulden macht, um in die Altersversorgung der Bürger zu investieren finde ich schon gut. Ich möchte hier dazu einige Vorschläge machen, wie man sinnvoll Geld ausgeben könnte:

  • Hybride Haselnußsträucher züchten und pflanzen. Siehe dazu das Buch Growing Hybrid Hazelnuts: The New Resilient Crop for a Changing Climate von Philiph Rutter und Susan Wiegrefe, sowie was man auf Youtube den Vortrag Philip Rutter: Understanding Multi-Species, Multi-Generational Breeding
  • Systematische Anwendung, Förderung und Optimierung von ganzheitlichem Weidemanagement. Ich hatte dazu verschiedene Artikel geschrieben. Hier nur drei Beispiele: Ganzheitliches Weidemanagement, Was würde der alte deutsche Weidepapst sagen und Fakten zu Methan und Rinderhaltung. Fleisch von gesunden nur auf der Weide gehaltenen Rindern und Eier von Hühnern, die nach den Rindern die Weide nutzen ist wohl eine der besten Investitionen in die Gesundheit der Bevölkerung (siehe dazu z.B. Gesund abnehmen – auch ohne Sport und Hunger). Wenn das Weidemanagement gut ist,  ist das auch ideal für den Klimaschutz, womit ich beim nächsten Punkt wäre:
  • Lokale Maßnahmen zur Restauration der lokalen Wasserkreisläufe. Neben Weidemanagement und einem intelligenten Zwischenfruchtanbau (z.B. wie von Gabe Brown in Intensive Landwirtschaft?) sind dazu auch viele andere Maßnahmen denkbar. Siehe www.rainforclimate.com und  auch meine Artikel Warum bald Krieg? und Wirksamer Klimaschutz ist Gemeinde und Ländersache.
  • Systematische Forschung und Entwicklung einer weitestgehend ohne Heu, Silo und natürlich auch ohne Kraftfutter auskommenden Weidewirtschaft. Ich verweise dazu auf das Buch Kick the Hay Habit von Jim Gerrish und entsprechende Vorträge auf Youtube.
  • Systematische, von der Industrie unabhängige Forschung zum Thema Chlordioxid (CDL oder CDS)  und DMSO. Man suche damit einmal auf Youtube und Amazon und staune.   Man könnte damit offenbar ganz erheblich Kosten und auch unnötige Nebenwirkungen und Ausfälle im Gesundheitswesen sparen.  Man bräuchte aber mehr wirklich industrieunabhängige, seriöse und neutrale Forschung und Studien. Ein unabhängiger, am Interesse der Bevölkerung orientierter Bürgerfonds könnte das leisten.
  • Herstellung und Einlagern von Pemmikan. Diese Reise- und Notverpflegung der Indianer ist bei guter Herstellung offenbar bis über 20 Jahre auch ohne Kühlung haltbar und sie ist als vollwertige Nahrung erprobt. Man könnte damit eine lokal gut verteilte, nationale Nahrungsreserve aufbauen. Alleine das könnte in vielleicht gar nicht so sehr ferner Zukunft, locker etlichen Millionen Menschen das Leben retten, und es könnte auch bürgerkriegsähnliche Unruhen und Gewaltverbrechen bei einem Ausfall der Nahrungsversorgung verhindern.
  • Einlagerung von Wasserfiltern zu Umkehrosmose, mit denen im Krisenfall Trinkwasser produziert werden kann.

Die Liste ist bei weitem nicht vollständig. Aber das wären schon mal einige wirklich sinnvolle Investitionen in die Zukunft, die letztlich auch einer sinnvolle Altersvorsorge darstellen würden.

An dieser Stelle möchte ich auch ganz besonders auf die folgenden Kapitel aus dem im Internet als pdf-Datei frei verfügbaren Buch The Fat of the Land von Vilhjalmur Stefansson ( highsteaks.com/the-fat-of-the-land-not-by-bread-alone-vilhjalmur-stefansson.pdf ):

  • The Blackleg in Shakespear’s Time (dt. Skorbut in der Zeit Shakespears)
  • The Blackleg in Our Time (dt. Skorbut in unserer Zeit)
  • And Visit Your Dentist Twice A Year (dt. Und besuche Deinen Zahnarzt zweimal im Jahr)

Die Geschichte über Skorbut, und wie die Ignoranz oder/und Unwissenheit der Ärzte vom Mittelalter bis hin zum tragischen Ende der Expedition von Robert Falcon Scott zum Südpol völlig unnötig und vermeidbar Tod und Elend verursacht hat, ist schon erschütternd und auch für unsere Zeit und für die Zukunft eine lehrreiche Warnung. Barry Groves Buch Trick and Treat: How Healthy Eating is Making Us Ill und verschiedene Bücher von Tim Noakes zeigen, dass die Gefahren, die von der Medizin ausgehen heute noch immer ähnlich sind und dass Ratschläge zum Thema Ernährung auch heute noch oft ähnlich gefährlich sind wie im 18. und 19. Jahrhundert, als man z.B. Skorbut mit Gesellschaftsspielen und guter Laune, oder mit unwirksamem, weil zu altem Zitronensaft  vorbeugen wollte – während wirklich wirksame Mittel wie frisches Fleisch und frischer Fisch oft reichlich vorhanden waren, aber auch durch Unkenntnis nicht genutzt wurden.

Es macht heute keinen Sinn mehr, Geld am Kapitalmarkt längerfristig anzulegen, weil die realen Zinsen, also die Summe aus Zinsen und Inflation zunehmend negativ sein werden. Die Geldanlage am Kapitalmarkt erfordert ein Ansteigen der realen Wirtschaftsleistung. Das erfordert zwangsläufig immer mehr bezahlbare und zugleich hochwertige Energie. Dabei ist letztlich nur die Energie interessant, die nach Abzug der für die Energieproduktion selbst nötigen Energie noch übrig bleibt. Eine Energieproduktion, die selbst genauso viel  oder mehr Energie verbraucht als sie produziert, ist wirtschaftlich wertlos oder ein Energieverbrauch, den man sich höchstens aus militärischen oder religiösen Gründen wird leisten wollen, etwa weil eine bestimmte Energieform produziert wird, die man, koste es was es wolle, haben zu müssen glaubt.

Kapitalanlagen und der Aufbau von Altersversorgungen erfordern auch eine langfristige Rechtssicherheit und allgemeine Sicherheit. Rechtssicherheit und allgemeine Sicherheit wiederum erfordern Komplexität und Komplexität kostet Energie. Wenn die Energie knapper oder teuer wird, wird daher letztlich auch die Rechtssicherheit und die allgemeine Sicherheit geringer werden – vor allem wenn die Bevölkerung und ihre Vertreter die entsprechenden Trends lange genug ignorieren.

Schlußbemerkung

Die Zinsen müssten weiter sinken, damit die Verschuldung, die Investitionen und der Konsum und damit auch der Energieverbrauch weiter steigen können, so dass die von den Energieproduzenten benötigten, immer höheren Preise erzielt werden können.

Die Energiepreise lassen sich aber auch durch Sanktionen gegen einzelne Energieproduzenten oder auch durch Bürgerkriege und Kriege steigern.

Die Zinsen werden zumindest in den Gebieten mit “starken” Währungen, voraussichtlich nie mehr für längere Zeit wirklich steigen können, weil die Quellen der fossilen Energieträger immer weiter an Qualität verlieren und die Energiegewinnung immer kostspieliger wird. Eine Ausnahme sind wirtschaftlich schwächelnde energieimportierende Länder wie die Türkei (aktuelle 24 % Zinsen), die Zinsen sind in diesen Fällen aber nur eine Risikoprämie, die signalisiert, dass die betreffende Volkswirtschaft schneller als andere Volkswirtschaften kollabieren wird.

Die selben Probleme der Energieproduktion, die für niedrige Zinsen sorgen, werden auch die Komplexität der Gesellschaft reduzieren. Zu den ersten Opfern der Komplexitätsreduzierung werden große, überstaatliche Organisationen wie die EU und die UNO gehören. Große Staaten wie Deutschland werden aber voraussichtlich ebenfalls wieder zerfallen, weil ihre Komplexität Energiemengen erfordert, die man zunehmend ebenfalls nicht mehr haben wird. Deutschland und auch die EU sind schließlich Konstrukte, die ihre Entstehung vor allem der Verfügbarkeit großer Mengen fossiler Energie verdankt haben. Sie sind Konstrukte, mit denen sich diese Energie besser nutzen ließ. Mit der schwindenden Verfügbarkeit billiger Energie schrumpft auch der Sinn und Nutzen dieser großen, komplexen Institutionen.

Darüber hinaus werden viele der vermeintlichen “unumkehrbaren” gesellschaftlichen und politischen Errungenschaften der letzten 250 Jahre, die letztlich nur eine Folge der Verfügbarkeit billiger und zugleich sehr hochwertiger fossiler Energie waren und sind, wieder verschwinden.

Aus der Geschichte des 3. Reiches zu lernen und sie nicht wiederholen zu wollen könnte auch heißen, dass man der Realität ins Auge sieht, nach guten Lösungen sucht und davon absieht, sich starrsinnig mit aller Gewalt gegen das Unvermeidliche zu wehren. In den letzten Tagen gab es auch einige Artikel, wonach die Hälfte aller Opfer der Politik Hitlers im letzten Jahr seiner Regierung zu verzeichnen waren (z.B. Welt.de vom 29.4.2019:  Jedes zweite deutsche Opfer starb in Hitlers letztem Jahr). Faktisch verloren war der Krieg sogar schon gut 2 1/2 Jahre vorher, nämlich im Spätsommer 1942, als die Eroberung der sowjetischen Ölfelder definitiv gescheitert war. Hitlers Krieg war zuerst und vor allem ein Krieg um Öl und andere Ressourcen. Hitlers Aufstieg war meines Erachtens eine Folge der durch den verlorenen 1. Weltkrieg und den daraus resultierenden  Versailler Vertrag, verursachten Reduzierung der pro Kopf für die Deutschen noch verfügbaren Menge an Energie und sonstigen Ressourcen.  Die Geschichte wiederholt sich nicht.  Deutschland ist heute militärisch extrem schwach und wehrlos, während es anderseits noch sehr wohlhabend ist (also eigentlich ein optimales Opfer für rabiate Plünderer und Banditen). Aber es gibt da noch andere Länder, die besser bewaffnet und auch mental zum Einsatz von Gewalt und zum Plündern bereit sind, die Verknappung der bezahlbaren Energie und Rohstoffe ist zudem ein globales Problem, das jetzt auch Atommächte betrifft. Auch wird es eine Zeit des Überflusses, wie nach dem 2. Weltkrieg, nicht mehr geben, weil die großen, billig liefernden konventionellen Ölfelder alle bekannt und schon ziemlich erschöpft sind. Wind und Photovoltaik auf denen die Hoffnungen ruhen sind von der Verfügbarkeit billiger fossiler Energieträger abhängig. Man kann mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen keine moderne Gesellschaft betreiben, siehe dazu auch Einige Fakten zu Energiewende und Klimaschutz und Gail Tverbergs oben schon erwähnten Artikel The true feasibility of moving away from fossil fuels.

Schließlich habe ich als Alternative zu dem vom Ifo-Institut vorgeschlagenen Bürgerfonds Alternative Investitionen vorgeschlagen, mit denen die Zukunft besser abgesichert werden könnte.

Die bisher üblichen Vorstellungen zur Geldanlage und Alterssicherung gehen stillschweigend davon aus, dass ganz selbstverständlich immer genug billige und zugleich hochwertige Energie zur Verfügung steht, um die Produktivität nicht nur zu erhalten, sondern sogar zu steigern. Niedrige Zinsen werden oft nur als ein vorübergehendes Phänomen gesehen. Die bittere Realität ist aber, dass die aus der Summe von Zinsen und Inflation bestehenden  realen Zinsen in Zukunft immer weiter negativ sein müssen,

  • um die  Energieproduktion aufrecht erhalten zu können
  • um  das Sinken der Produktivität zu kompensieren, zu dem es unter anderem durch die steigenden Energiepreise kommt. Wenn sich die Qualität der Energieversorgung verschlechtert, etwa durch eine abnehmende Stabilität der Stromnetze oder durch Lieferausfälle, reduziert auch das die Produktivität und die realen müssen Zinsen werden auch dadurch weiter sinken.

Ich hoffe diese Zusammenhänge ausreichend verständlich erklärt zu haben und ich hoffe auch gezeigt zu haben, dass durch diese Entwicklung eben nicht  das Ende aller Möglichkeiten einer vernünftiger Kapitalanlage und Altersvorsorge erreicht ist, wie die meisten im ersten Moment vielleicht annehmen.

Kelberg, den 2. Mai 2019

Nachträge

3. Mai 2019:

Auf Youtube ist am 29. April ein neuer  Vortrag von Nate Hagens erschienen: youtu.be/oVdGqKMBcHw

Bei der FAZ fragt man sich am 3.5.2019: Die Windkraft ist in großer Not – Die Bundesregierung fördert die Windenergie mit Milliarden Euro. Trotzdem gehen viele Unternehmen pleite. Wie kann das sein?

Welt.de titelte am 3.5.2019:  Deutschlands Bedarf an Reserve-Kraftwerken verdoppelt sich [bis zum Winter 2022/2023!] und vermittelt damit eine Ahnung davon wie die Kosten der Energieversorgung steigen und wie damit die für andere Bereiche verfügbaren Mittel in den nächsten Jahren in Deutschland schrumpfen werden, während zugleich nicht einmal mehr sicher ist, ob die Stabilität der Stromversorgung wirklich  erhalten werden kann.

Eine Fundgrube zum Thema Versorgungssicherheit und den Kosten und Problemen der Energiewende ist www.saurugg.net/tag/versorgungssicherheit

Gail Tverberg hat am 30.4.2019 mit The climate change story is half true ( dt. Die Klimawandelgeschichte ist zur Hälfte wahr) einen neuen Artikel veröffentlicht. Unter [6] schreibt sie dort, ich übersetze:

Die Europäische Union ist ein Beispiel eine Hauptgebietes,  das damit kämpft, dass fast all seine Hauptenergieversorgungen schrumpfen. In der Praxis ist es so, dass die Energiepreise nicht hoch genug steigen und dass die Technologie nicht genug hilft, die benötigten Energiemengen zu liefern.

Dazu zeigt sie folgende Grafik:

Quelle: https://ourfiniteworld.com/2019/04/30/the-climate-change-story-is-half-true/

Die europäische Energieproduktion sinkt seit etwa 2005, nachdem sie seit ca. 1985 ungefähr gleich geblieben war. Der Verbrauch steigt seit 2013 sogar wieder. Wind und Sonnenenergie (Orange = Other Renew) machen kaum mehr aus als der Verbrauchsanstieg seit 2013. Das Wachstum bei Wind- und Sonnenenergie kann insbesondere auch den Rückgang bei den fossilen Energieträgern nicht annähernd ersetzen. Dazu kommt, dass die Herstellung, Installation, Wartung und Entsorgung der “Erneuerbaren” global, also mit Blick auf die für das Klima als relevant angenommene CO2-Bilanz, den Verbrauch einer erhebliche Mengen fossiler Energie erfordern.

Zuletzt geändert am 3. Mai 2019

Christoph Becker




Über Rückzüge

Weil es bei einer sicherheitspolitischen Fortbildung sehr empfohlen wurde, habe ich mir dann doch die Rede angehört, die die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel 2019 in München gehalten hat. Danach, und auch schon davor, habe ich mir aber noch mehr angehört und durchgelesen, was manch einem beim Verständnis der Sicherheitspolitik helfen könnte.

Merkels Rede am 16.02.2019 in München

Hier zunächst der Link auf die Rede von Frau Merkel:

Rede der Kanzlerin: Merkel live auf der Münchner Sicherheitskonferenz ( youtu.be/QkKaVFD-5i4 )

Der Text ist auf der Seite des Bundeskanzleramts verfügbar: www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/rede-von-bundeskanzlerin-merkel-zur-55-muenchner-sicherheitskonferenz-am-16-februar-2019-in-muenchen-1580936

Mein Eindruck ist, dass Frau Merkel sehr wesentliche Entwicklungen und Fakten nicht berücksichtigt. Die von ihr wieder einmal favorisierte Form internationaler Zusammenarbeit und Kooperation ist an Bedingungen geknüpft, die zunehmend nicht mehr gegeben sind: Win-Win-Geschäfte, wie Frau Merkel sie machen möchte und empfiehlt, funktionieren nur dann und nur solange, wie für alle mehr als genug da ist. Ich verweise dazu auf das meines Erachtens sehr grundlegende Essay Earth Hunger, des Soziologen William Graham Sumner, das ich in Landhunger zu einem großen Teil übersetzt habe.

Um es sehr vereinfacht darzustellen: Wenn Frau Merkel mit zwei hungrigen Kannibalen in einem gut gefüllten Supermarkt eingeschlossen ist, dann hat sie gute Chancen, mit diesen Win-Win-Geschäfte zu machen. Wenn sie sich aber mit denselben zwei hungrigen Kannibalen in einem ansonsten leeren Käfig wiederfindet, dann wird es sehr klar Verlierer und Gewinner geben. 

In einer Welt mit knappen oder gar schrumpfenden Ressourcen gibt es jedenfalls zwangsläufig Verlierer und Gewinner. Wenn die potentiellen, als Beute betrachteten Staaten oder Staatengemeinschaften leicht zu erobern und zu unterwerfen sind, oder sich sogar überhaupt nicht mehr verteidigen können oder wollen, dann kann ein Krieg sehr vernünftig und rentabel sein. Das gilt insbesondere auch dann, wenn die potentiellen Angreifer zu Hause von wirtschaftlichen, ökologischen, politischen und demographischen  Problemen getrieben und von religiösen Motivationsmöglichkeiten unterstützt werden. Hierzu passende Artikel meines Blogs:

Wichtigste Aufgabe der Bündnis- und Verteidigungspolitik und auch des Katastrophenschutzes in Friedenszeiten ist es, bei potentiellen  Eroberern und Erpressern den Eindruck zu erwecken, dass sich ein Angriff nicht lohn, bzw., dass der Preis eines Krieges inakzeptabel hoch wäre.  Wer den Frieden erhalten will oder wer in einem nicht zu verhindernden Krieg zu den Gewinnern gehören und seine Vorstellungen vom Frieden durchsetzen will, der muss bereit und in der Lage sein, zu kämpfen und einseitige Geschäfte zu machen. Der Goldstandard sind dabei nicht irgendwelche Regeln und Gesetze, sondern die Fähigkeit und Bereitschaft zur Gewaltanwendung. Jack Donovan hat das sehr gut in Violence is Golden ausgedrückt, das ich in Gewalt ist Gold wert übersetzt habe. Das gilt auch heute. Der Frieden und die relative Gewaltfreiheit in Europa seit 1945 war nur möglich, weil die USA als wichtigste Schutzmacht und die europäischen Staaten selbst auch nach innen und außen glaubhaft machen konnten, dass sie die Fähigkeit zu extremem Gewalteinsatz besitzen und dass sie auch bereit sind extreme Gewalt anzuwenden, um Recht und Ordnung nach innen und außen zu verteidigen und durchzusetzen.

Die Rede des US-Vizepräsidenten Mike Pence

Gleich nach der Rede von Angela Merkel habe ich mir auch die Rede des US-Vizepräsidenten Mike Pence im Original angehört: #MSC2019: US Vice President Pence rebukes European leaders for stance on Iran, Venezuela ( youtu.be/xM7fQptU1Go ) Es gibt auch eine Version mit deutscher Übersetzung:  Münchner Sicherheitskonferenz – Rede von US-Vizepräsident Pence am 16.02.19 ( youtu.be/zoGI7jMwNk0 ) Aus der Sicht des amerikanischen Vizepräsidenten sieht die Welt doch sehr anders aus, als aus der Sicht der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bemerkenswert fanden nicht nur ich, sondern auch viele Amerikaner, das Schweigen bei der Übermittlung der Grußbotschaft von  US-Präsident Donald Trump:

Ob die USA wirklich so stark und gut aufgestellt sind, wie der amerikanische Vizepräsident Pence es darstellt, bezweifle ich allerdings. Weiter unten im Text führe ich dazu verschiedene amerikanische Quellen, zum Teil mit Zitaten, an.

Die Infragestellung der NATO durch Amerikaner

US-Präsident Donald Trump

Mit “trump nato obsolete” findet man verschiedene Artikel. Zum Beispiel Handelsblatt 16.1.2017: Trump droht deutschen Autobauern mit Strafzöllen  (Seite 3 von 3): Trump nennt Nato obsolet. Aus offensichtlich politischen Gründen hat er die dann zwar auch widerrufen. Aber …. 

Harry J. Kazianis auf Fox News

Auf der Internetseite von Fox News, erschien am  10. Juli 2018 ein Kommentar von Harry J. Kazianis, mit dem Titel  Trump is right — NATO is obsolete, and he’s delivering that message loud and clear. (dt.: Trump hat recht – Die Nato ist obsolet, und er äußert diese Nachricht laut und klar). Kazians ist Direktor für koreanische Studien am Zentrum für die nationalen Interessen.

Christian Whiton von Nationalinterest.org

Am 7. Juli 2018 erschien auf NationalInterest.org der Artikel NATO Is Obsolete – “Europe is prosperous and treats America like a patsy. Let it stand on its own.”  (dt.: Die NATO ist veraltet – “Europa wohlhabend und behandelt Amerika wie ein Trottel. Lasst sie alleine für sich einstehen.) von Christian Whiton. Pünktlich zur Münchener Sicherheitskonferenz 2019, am 12. Februar 2019, erschien in diesem Sinne, ebenfalls von Christian Whiton, wieder auf Nationalinterest.org der Artikel Dump NATO and Defend New Europe – There is little evidence that NATO members have started taking their obligations seriously. (dt. Entsorgt die NATO und verteidigt das Neue Europa – Es gibt wenig Beweise dafür, dass die NATO-Mitglieder ihre Verpflichtungen ernst nehmen). Am 18. Februar 2019 widmete die deutschsprachige Abteilung von RussiaToday diesem Thema einen  Artikel: Europa – Ex-Berater des US-Außenministeriums findet Westeuropäer “dekadent” und “verlogen” und am 22. Februar 2019 versuchte man bei Spiegel Online Plus diesem Thema Kunden für einen Bezahlartikel zu finden: Neue Sicherheitsstrategie für Europa – Ein Plan für die Nato.

John Michael Greer zur Sicherheitspolitik der USA

Ich übersetze hier zunächst den Abschnitt  An End to Empire aus  dem Artikel The Alt-Right, the Ctrl-Left, and the Esc-Center von John Michael Greer, vom 4. Juli 2018:

Ein Ende des Imperiums. Die Vereinigten Staaten sind nicht dazu verpflichtet, der Weltpolizist oder gar der Kerkermeister der Welt zu sei. Wir [die Amerikaner] verschwenden gegenwärtig jedes Jahr Milliarden mit der Unterhaltung von Militärstützpunkten in weltweit mehr als hundert Ländern, während unsere heimische Infrastruktur wegen jahrzehntelanger, bösartiger Vernachlässigung kollabiert. Die meisten Länder mit Imperien – und ja, lasst uns zu uns selbst ehrlich sein, das ist es was wir haben – enden indem sie wirtschaftlich kollabieren wenn die Kosten der Erhaltung des Imperiums angefangen haben, die Vorteile zu übersteigen. Wir sind diesem Punkt gefährlich nahe und wir sollten dem Beispiel Britanniens folgen und uns von unserem globalen Imperium trennen, bevor es uns mit sich in die Tiefe reißt. Ja, das bedeutet, dass unsere Verbündeten in Übersee selbst für die Kosten ihrer Verteidigung werden bezahlen müssen oder dass sie untergehen werden. Sie können frei zu wählen, ob sie die eine oder die andere Möglichkeit wünschen.

Das mit diesen Verbündeten, die sich gefälligst selbst um ihre Verteidigung kümmern, oder, wenn sie das nicht wollen, halt untergehen sollten, sind selbstverständlich vor allem die EU-Staaten und da ganz sicher auch Deutschland gemeint.

John Michael Greer zum selben Thema in seinem Artikel  The Dark Places of the Future, vom 26.12.2018, in seinem Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr 2018:

  • Trumps Entscheidung, die amerikanischen Truppen aus Syrien nach Hause zu holen und mit einen ernsthaften Rückzug aus Afghanistan zu beginnen war so überfällig wie notwendig. Die Vorherrschaft der USA schwindet dahin und eine der wesentlichen Aufgaben amerikanischer Staatskunst besteht darin, nicht tragbare Verpflichtungen überall auf der Welt zu reduzieren, Eurasien und Afrika ihre Angelegenheiten selbst in Ordnung bringen zu lassen und nachhaltigere Beziehungen mit den Nationen in der Nachbarschaft der USA zu etablieren. Ein Ende des militärischen Abenteuers der USA im Nahen Osten und verbesserte Beziehungen mit Mexiko sind wichtige Schritte auf diesem Weg. Es ist ein Verdienst von Trumps Regierung, dass 2018 verschiedene Schritte in Richtung auf diese beiden Ziele unternommen wurden, aber es müssen noch viele weitere folgen. Es ist derzeit unmöglich zu sagen, was 2019 passieren wird. Je früher es passiert, je weniger traumatisch wird der Übergang zu einem postimperialen Amerika sein.

Zu John M. Greer hatte ich insbesondere auch folgende Blogposts auf freizahn.de:

Die Murmeltier-Show nach Chris Martenson

Chris Martenson hat am 22. Februar auf Peakprosperity.com einen mit dem Titel We’re Living In ‘The Groundhog Show’ In which our leaders make the same mistakes over & over ( dt.: Wir leben in einer ‘Murmeltiershow’, in der unsere Führer die selben Fehler immer und immer wieder machen).  Den Titel hat er aus einer Kombination des Filmes “Und täglich grüßt das Murmeltier” ( de.wikipedia.org/wiki/Und_täglich_grüßt_das_Murmeltier )und dem Film Die Truman Show ( de.wikipedia.org/wiki/Die_Truman_Show ) gebildet. In Und täglich grüßt das Murmeltier ist die Hauptperson dazu verdammt, täglich aufs Neue denselben Tag, nämlich den 2. Februar, zu erleben.  In der Truman Show lebt die Hauptperson in einer vollständig irrealen, künstlichen Welt. Die Proteste der Gelbwesten  in Frankreich und die Art, wie die Regierung Macron damit umgeht, ist ein Hinweis darauf, dass die “Eliten” im Westen, und da ganz besonders im “westlichen” EU-Europa, allmählich die Kontrolle verlieren. Die Wahl Donald Trumps und der Brexit sind weitere Hinweise.  Was die gemeinsame Ursache ist, zeigen insbesondere auch die neusten Artikel von Gail Tverberg auf ourfiniteworld.com:

Militärische Studien zum Thema Ölverknappung

Alice Friedemann,  hat auf ihrem Blog am energyskeptic.com , am  11. Februar 2019, einen Beitrag mit dem Titel The U.S. Military on Peak Oil and Climate Change einer Studie des amerikanischen Militärs aus dem Jahre 2009 gewidmet. Ihre Begründung: Sie finde, dass das Militär von allen Teilen der Regierung im Bezug auf die Auswirkungen von Peak Oil und dem Klimawandel am realistischsten sei. Möglicherweise durch dieses damalige Papier der amerikanischen Streitkräfte inspiriert, hat übrigens auch die deutsche Bundeswehr 2011 eine Studie mit dem Titel “Peak Oil – Sicherheitspolitisch Implikationen knapper Ressourcen” angefertigt. 

Neues zu Peak Oil und Peak Coal von Gail Tverberg

Die ersten drei von Gail Tverberg auf ourfiniteworld.com im Jahr 2019 veröffentlichten Artikel sind alle sehr lesenswert, weshalb ich sie hier alle verlinkt aufliste:

Wie Gail Tverberg zeigt, wurde der Gipfel der globalen Öl- und Kohleförderung wahrscheinlich schon überschritten. Ein Problem, dass man bisher meist übersehen hat ist, dass Energie volkswirtschaftlich eben nicht wie eine normale Ware behandelt werden sollte. Wenn normale Waren knapper werden, dann steigt deren Preis und “der Markt” findet in der Regel Ersatzlösungen – die in der Regel mit einem höheren Energieverbrauch verbunden sind. Wenn Energie knapper wird, weil der Energieaufwand für die Förderung bzw. Produktion immer größer wird, dann können die Energiepreise zunehmend nicht mehr in dem Maße steigen, wie die steigenden Förderkosten es erfordern würden. Der Grund dafür ist, dass sich dann nämlich immer mehr Menschen Energie und und die damit hergestellten Produkte nicht mehr leisten können.

Die Verfügbarkeit billiger und zugleich sehr hochwertiger Energie ist nämlich die entscheidende Grundlage für die menschliche Produktivität.

Wenn die Energiepreise steigen, dann können für immer mehr  Arbeitsplätze keine ausreichenden Reallöhne erwirtschaftet werden. Damit können sich aber auch immer mehr Menschen Energie und die damit hergestellten Produkte nicht mehr leisten. Man kann das eine Zeitlang mit Hilfe niedriger oder sogar negativer Zinsen durch Schulden und Subventionen verschleiern.  Damit werden allerdings Schuldenberge angehäuft, die letztlich nur durch Enteignung oder – was faktisch dasselbe ist – durch negative Zinsen, Inflation oder eben durch einen Kollaps der Wirtschaft getilgt werden können. Das wiederum ist eine Aussicht, die letztlich jedes Wirtschaften lähmt.

Was sind Zinsen?

Zinsen sind ein Ausdruck der Erwartung, dass mit den aufgenommen Schulden mehr als die Summe aus Schulden und Zinsen erwirtschaftet werden kann. Damit überhaupt etwas erwirtschaftet werden kann, ist aber Energie notwendig, die so preiswert und hochwertig ist, dass damit entsprechend produktiv gearbeitet werden kann. Wenn immer mehr Energie für die Energieproduktion selbst aufgewendet werden muss, dann beleibt immer weniger für andere Bereiche übrig. Die Produktivität sinkt, die Wirtschaft schrumpft und die Zinsen sinken zuerst auf 0 %, um dann schließlich negativ zu werden. 0 % Zinsen heißt, dass Produktivitätssteigerungen nicht mehr möglich sind. Negative Zinsen bedeuten, dass die Produktivität und der Wohlstand schrumpfen. Der Basiszinssatz in Deutschland ist seit 2013 negativ (de.wikipedia.org/wiki/Basiszinssatz ).  Das heißt, der Finanzmarkt erwartet, aller Propaganda zum Trotz, faktisch ein Sinken der Produktivität und damit auch des Wohlstandes.

Zum Thema Zinsen siehe auch meinen Artikel www.freizahn.de/2019/05/ueber-zinsen-energiepreise-und-altersvorsorge/

Die deutsche Abstiegsgesellschaft

Die folgenden Grafiken aus dem insgesamt sehr interessanten Vortrag Die Abstiegsgesellschaft ( youtu.be/35yZGdbHl0I ) von Prof. Dr. Oliver Nachtwey zeigen, dass auch Deutschland mit den Verpflichtungen und den daraus resultierenden Komplexitätskosten, die es eingegangen ist, zunehmend überfordert ist. Auch in Deutschland wirkt sich die nachlassende Verfügbarkeit billiger und zugleich hochwertiger Energie längst aus. Angela Merkels “Wir schaffen das” und die deutsche Einwanderungspolitik sind vor diesem Hintergrund entweder extrem böswillig oder sie sind eine Trotzreaktion, womit man sich und der Welt etwas vormachen und die bittere Wirklichkeit verhöhnen will. 

Die folgende Grafik zeigt die Zeit der 60er Jahre, als die Energie noch billig war. Die Produktivität und die Nettoreallöhne stiegen demnach in den zehn Jahren von 1960 bis 1969 annähernd parallel um ca. 47 Prozent.


Quelle: Die Abstiegsgesellschaft | Oliver Nachtwey | SWR Tele-Akademie ( https://youtu.be/35yZGdbHl0I )

 

Die nächste Grafik zeigt die Entwicklung der Produktivität und der Reallöhne in den 20 Jahren 1970 bis 1991. Die Produktivität stieg in diesen nun 20 Jahren nur noch um 49 % und die Nettoreallöhne stiegen sogar nur noch um 24,4 %. Man beachte dazu auch, dass 1973 die erste Ölkrise war.

Quelle: Die Abstiegsgesellschaft | Oliver Nachtwey | SWR Tele-Akademie ( https://youtu.be/35yZGdbHl0I )

Die nächste Grafik zeigt die 20 Jahre von 1991  bis 2011. Die Produktivität stieg in dieser Zeit nur noch insgesamt  20,6 %, während die Nettoreallöhne nun sogar gesunken sind.

Quelle: Die Abstiegsgesellschaft | Oliver Nachtwey | SWR Tele-Akademie ( https://youtu.be/35yZGdbHl0I )

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Bruttolohnquote, also des Anteils der Löhne und Gehälter am Bruttoinlandsprodukt. Die Ursache für den Sprung zwischen der grünen und der blauen Kurve ist eine Umstellung des Berechnungsverfahrens. Insgesamt kann man sehen, dass der Anteil der Löhne an der gesamten Wirtschaftsleistung von 1950 bis etwa 1980 gestiegen ist. Seitdem fällt dieser Anteil.

Quelle: Die Abstiegsgesellschaft | Oliver Nachtwey | SWR Tele-Akademie ( https://youtu.be/35yZGdbHl0I )

Drei Faktoren, die Prof. Nachtwey nicht erwähnt, die aber meines Erachtens bei der von den Grafiken gezeigten Entwicklung und auch mit Blick auf die Zukunft eine wichtige Rolle spielen:

  1. Die seit  der Ölkrise von 1973 steigenden die Energiepreise bzw. der Aufwand für die Produktion der Energie.  Dazu möchte ich hier auf meinen Artikel Grafiken zum Thema Öl hinweisen. Die Verfügbarkeit billiger und zugleich sehr hochwertiger Energie ist vor allem für die Produktivität gering und mittelmäßig qualifizierter Arbeiter und Angestellter extrem wichtig.  Wenn die Energie teurerer oder knapper wird, dann sinkt die Produktivität, eben weil damit eine der wichtigsten Grundlagen der Produktivität schrumpft (Siehe dazu auch meinen Artikel Alternative Ölpreismechanik). Zunächst am meisten betroffen sind dabei geringer Qualifizierte. Die Einkommens- und Vermögensunterschiede wachsen, wenn die Energie und andere für die Produktivität wichtige Ressourcen knapper und teurer werden. Das Extrem alter Zeiten sieht man, wenn man den extremen Luxus der Schlösser, etwa aus der Zeit Ludwig des XIV oder der russischen Zaren betrachtet und diesen dann  in Freilichtmuseen mit den Behausungen der einfachen Menschen jener Zeiten vergleicht.
  2. Die Komplexitätskosten. Wenn die Komplexität der Gesellschaft steigt, dann steigen zunächst auch die Produktivität und die Reallöhne. Die Erträge der Komplexität werden aber zunehmend geringer und es wird schließlich der Punkt erreicht, von dem an die Komplexität mehr kostet als sie nützt. Von diesem Punkt an sinken die Reallöhne. Zum Thema Komplexität siehe u.a. auch  Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter und Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.  Auch die Zuwanderung und die Aufnahme von Asylanten, die Einführung des Euro und die Mitgliedschaft Deutschlands in der EU, sowie viele Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte sind letztlich Steigerungen der Komplexität, die Kosten verursachen. Ein gutes Beispiel, sehr aktuelles Beispiel ist  die Denkschrift SOS Notruf aus allen Krankenhäusern an die Politik der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Was mich seinerzeit an der Arbeit von Joseph Tainter am meisten überrascht hat war, dass auch Forschung und Entwicklung zunehmend ineffizienter und kostspieliger werden und schließlich den Punkt erreichen, an dem die dafür aufgewendeten Kosten den Ertrag übersteigen.  Forschung und Entwicklung sind von diesem Punkt an sinnlos. Es ist einer der großen Irrtümer der Bevölkerung und auch der politischen Führung in Deutschland, dass man aus den Komplexitätsgewinnen und den Erträgen von Forschung und Entwicklung in früheren Zeiten ableitet, dass diese in Zukunft weiter ähnliche Erträge bringen.  Das Vertrauen in die Fähigkeit, Schulden aufzunehmen und Verpflichtungen einzugehen beruht sehr wesentlich auf dieser falschen Grundannahme. Siehe dazu auch www.freizahn.de/2014/10/dem-energiedilemma-auf-den-grund-gegangen/#technologischer_optimismus
  3. Die Kosten für die Energiewende und den Umweltschutz sind letztlich auch Komplexitätskosten. Sie sind zumindest indirekt auch Teil der Energiekosten und sie wirken sich damit negativ auf die gesamtgesellschaftliche Produktivität und damit auch auf die Reallöhne aus. Vor diese Hintergrund verstehe ich nicht, dass viele es als positiv ansehen, dass z.B. durch die “Energiewende” oder den Umweltschutz zusätzlich Arbeitsplätze geschaffen werden.  Maximale Beschäftigung im Energiesektor hatte man in Europa vor dem Beginn der industriellen Revolution, wie die folgende Grafik zeigt, die ich bereits in Karl Marx und die Energiesklaven eingebunden hatte:

Nicht häusliche Energieaufwendungen, relativ zum Bruttosozialprodukt, in England von 1500 bis 2000.
Quelle: Kapitel 4, “Depletion vs. innovation The fundamental question of sustainability” von Joseph A. Tainter, Deborah Strumsky, Temis G. Taylor, Michelle Arnold, and José Lobo in
Physical Limits to Economic Growth: Perspectives of Economic, Social, and Complexity Science (Routledge Studies in Ecological Economics) (S. 71).

Diese Kurve wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wieder mehr oder weniger schnell und weit ansteigen. Das heißt, der Anteil der nicht häuslichen Energieaufwendungen am Bruttosozialprodukt wird wieder ansteigen, womit man sich eben nicht in eine rosige Zukunft, sondern letztlich zurück zu der Armut der Massen im Mittelalters begibt. Wie weit und wie schnell dieser Anteil der nicht-häuslichen Energieaufwendungen steigt, wird davon abhängen, wie klug und ab wann man mit welcher Intensität die Herausforderungen der Zukunft angeht. Das seit dem Ende des Mittelalter angesammelte Wissen in der Landwirtschaft, der Medizin, der Zahnmedizin und in vielen anderen Bereichen könnte grundsätzlich auch in Zeiten mit mit relativ wenig Energie und Rohstoffen eine ziemlich hohe Lebensqualität ermöglichen. Die Gefahr ist meines Erachtens aber sehr real, dass die Chancen die man hier hat weitgehend ungenutzt bleiben. 

Klimaschutz durch schrumpfende Wirtschaft

Gail Tverberg schreibt in ihrem Artikel Have We Already Passed World Peak Oil and World Peak Coal? vom 22. Februar 2019:

“Klimawandel ist unser größtes Problem” ist die Folge schlechter Wirtschaftsmodellierung.

Wenn eine Person ernsthaft glaubt, dass die Energiepreise für immer steigen können und steigen werden, dann ist es eine einfache Schlussfolgerung, dass alle fossilen Brennstoffe die wir in der Erdkruste entdecken können, schließlich auch gefördert werden können.  Es gibt dann keine Grenzen außer den durch den Klimawandel entstehenden.

Wenn wir allerdings wirklich hier und da an Preisgrenzen stoßen, dann wird die Situation wahrscheinlich entschieden anders. Diese Preisgrenzen werden zu einem sehr baldigen Rückgang der Energieversorgung führen, über den wir im wesentlichen keine Kontrolle haben. Finanzsysteme werden wahrscheinlich kollabieren; der internationale Handel wir drastisch schrumpfen; die Weltbevölkerung wird wahrscheinlich fallen. Die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre werden sich beizeiten an diese sich radikal verändernde Welt anpassen.

Ich habe früher gezeigt (in How the Peak Oil story could be “close,” but not quite right), dass die Modelle, die man verwendet um “zu beweisen”, dass Wind und Sonne für das System hilfreich sein können, in hohem Maße deren Nutzen überschätzen. Ein Resultat ist, dass wir nicht wirklich den Beweis haben, dass  Wind und Sonne überhaupt für das System hilfreich sind.

Daraus folgt, dass wir tatsächlich zwei falsche Modelle haben, die zusammenwirken ,um die Illusion zu ermöglichen, dass wir ein großes Problem haben, das lösbar ist, wenn wir uns nur genug anstrengen. Die Physik hat jedoch unsere Anstrengungen gedeckelt. Die Physik des Systems lässt das System kollabieren, bevor die Politiker auch nur hoffen können, eine kleine Reparatur durchführen zu können.

Verschiedene Theorien für allgemeine “Verblödung”

Zu meinem Erstaunen habe ich inzwischen eine ganze Reihe von Gründen dafür gefunden, warum unsere Gesellschaft tatsächlich regelrecht den Verstand verliert (oder schon verloren hat?) und die anstehenden Probleme nicht mehr lösen kann. Mir fehlt die Zeit, all diesen Theorien nachzugehen. Ich liste sie daher hier zum Teil nur einfach auf:

“Verblödung” durch falsche Ernährung 

Prof. Tim Noakes erwähnt an einer Stelle, dass das Gehirn mit zunehmendem Alter immer schlechter Glucose als Energieträger verwenden kann. Das sei wahrscheinlich ein Grund für Alzheimer. Ketone, die bei einer vorwiegend aus Fleisch und tierischen Fetten bestehenden Ernährung als Energieträger dienen, sind demnach für das Gehirn im Alter weiter gut nutzbar. 

Interessant sind hier auch die beide folgenden Vorträge:

Zusammenfassend kann man als sicher ansehen, dass der Mensch mit den Affen gemeinsame, vegetarisch lebende Vorfahren hat. Der Mensch ist die Entwicklungslinie, die dann wegen eines Klimawandels von den Bäumen gestiegen und in die Savanne gewandert ist. Das Gras in den Savannen konnten und können  Menschen nicht direkt als Nahrung nutzen. Der Mensch hat dann aber eine geniale Lösung gefunden:

Der Mensch hat die Aufgabe des Verdauens von Gras in Tiere ausgelagert, die das können. Vor allem die Wiederkäuer mit ihrem Pansen, aber auch die Pferde mit ihrem sehr langen Dickdarm, haben das Gras verdaut und der Mensch hat sich darauf spezialisiert, diese Tiere zu jagen. Das heißt, auch die Wiederkäuer und die Pferde können das Gras nur mit Hilfe von Bakterien nutzen, aber sie haben dazu auch die nötige anatomische Vorrichtung (Pansen bei Wiederkäuern, sehr langer Dickdarm bei Pferden). Nur so war es möglich, die für den Menschen typische Kombination von sehr großem, sehr viel Energie benötigendem, Gehirn und vergleichsweise sehr kleinem Verdauungssystem zu entwickeln. Das heißt, der Mensch braucht sehr hochwertige, nährstoffhaltige und energiedichte Nahrung, wie sie am besten Fleisch und tierische Fette liefern. Der Mensch ist ein Tier, das zwar von Pflanzenfressern abstammt, aber das sich dann über rund 2 Millionen Jahre zum Fleischfresser entwickelt hat, dessen Verdauungssystem offenbar dem von Hunden ähnlicher ist als dem von typischen Pflanzenfressern. Das Fehlen von Reißzähnen war für den Menschen kein Problem, weil er Hände und das relativ große Gehirn hat. Wie Vilhjalmur Stefansson in The Fat of the Land beschreibt, war es unter Eskimos und anderen Eingeborenenvölkern üblich, das Fleisch zwischen die Zähne zu nehmen und zugleich mit den Händen zu halten und dann mit einem Messer oder einer Steinklinge den Bissen abzuschneiden. Stefansson hatte Anfang des 20. Jahrhunderts, als Wissenschaftler ca. 11 Jahre bei den Eskimos gelebt und sich in dieser Zeit, wie die Eskimos nur von Fleisch, tierischem Fett und Fisch ernährt. 1927/28 hat er ein ganzes Jahr an einem gut gesicherten medizinischen Experiment in New York teilgenommen, bei dem er und ein Kollege sich nur von Fleisch und tierischem Fett ernährt haben. In The Fat of the Land beschreibt er u.a. auch dieses Experiment. Man kann das Buch über Amazon oder auch im Internet als kostenlos verfügbare pdf-Datei bekommen.

Eine Rückkehr zur vegetarischer oder gar veganer Kost ist jedenfalls ein Rückschritt und ein Versuch, die Evolution des Menschen wieder mehr in Richtung  Affen zu wenden. Tatsächlich ist das Gehirnvolumen der Menschen seit Einführung des Ackerbaus vor gut 10.000 Jahren allmählich wieder geschrumpft. 

“Verblödung” durch Fernsehen und digitale Medien

Das ist die These von Prof. Manfred Spitzer. Ich habe ihn erstmals bei einem Festvortrag bei einer Fortbildung meiner Zahnärztekammer erlebt. Ich erinnere mich noch gut, wie er meinte, dass wir hier in Deutschland aufpassen müssten, dass wir nicht in einigen Jahren die T-Shirts für die Chinesen nähen (weil wir, bzw. unser Nachwuchs zu sehr verblödet sind.).

Wenn man mit “Manfred Spitzer” auf Youtube oder auch bei Amanzon.de sucht, findet man sehr viel. Einige Beispiele:

Prof. Spitzers derzeit neustes  Buch hat den Titel: Die Smartphone-Epidemie: Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft

Ich habe mir vor einigen Jahren eine ganze Reihe von Vorträgen von ihm angehört.

Prof. Gerald Hüthers Beispiel mit der unterschiedlichen Hirngröße von Hauseseln und Wildeseln wollte ich zunächst als weitere  Methode zur “Verblödung” listen. Ich denke aber ich sollte einfach nur hier auf einen Vortrag von Prof. Hüther hinweisen, in dem er das Beispiel verarbeitet hat:  rainbop.blogspot.com/2010/06/dr-gerald-huther-begeistern-statt.html . Zumindest teilweise überschneiden sich die Thesen von Prof. Spitzer und Prof. Hüther. 

“Verblödung” durch Elektromagnetische Felder?

Diese These hat mich überhaupt erst auf die Idee gebracht, dass es im Grunde wohl eine ganze Reihe von Thesen und Theorien über Ursachen gesellschaftlicher “Verblödung” gibt, und dass ich mir diese vielleicht doch einmal auflisten sollte.

Hier der Artikel der mich auf diese Idee gebracht hat: Gesellschaftlicher Zusammenbruch bis 2025 durch die Folgen von 5G, Mobilfunk, WLAN & Co.? auf limitstogrowth.de . Mit diesem Thema habe ich mich bisher nicht weiter befasst und ich kann und will mir daher kein Urteil darüber erlauben – außer, dass es offensichtlich viele und zum Teil vielleicht unbekannte Möglichkeiten gibt, die Leistungsfähigkeit der Gehirne zu vermindern.

“Verblödung” und Verrücktheit ist aber nichts Neues

Zur Naturgeschichte der menschlichen Unvernunft

Zunächst hatte ich vor einiger Zeit in insgesamt drei Blogbeiträge und auf das Buch Der Mensch – das riskierte Wesen: Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft von Prof.  Irenäus Eibl-Eibesfeldt hingewiesen und dort insgesamt auch vier Kapitel aus diesem leider vergriffenen und zu wenig beachteten Buch als pdf-Datei eingestellt. Hier die vier Blogbeiträge:

Der Todestrieb in der Geschichte

Von Markus Krall habe ich neulich ein Interview und einen Vortrag gehört, in dem er auf das Buch Der Todestrieb in der Geschichte: Erscheinungsformen des Sozialismus von  Igor R. Schafarewitsch eingeht. Ich habe es vor einigen Jahrzehnten gelesen. 

  • Der Todestrieb in der Geschichte – Dr. Markus Krall im Interview ( youtu.be/DZfglOunaQ4 )
  • Markus Krall: Der Todestrieb des Sozialismus – Das Beispiel der Frankfurter Schule ef-Konferenz 2019 – Postsozialismus ( youtu.be/SHTVpYhUlzQ )

Meines Erachtens ist dieser Todestrieb auch eine Form von Wahnsinn. Er ist aber, wie die Beispiele von Igor Schafarewitsch zeigen,  nichts Neues, sondern es hat ihn zumindest in den letzten Jahrtausenden immer wieder gegeben. Vielleicht hängt diese Form von Wahnsinn aber auch mit der Ernährung zusammen.

Thilo Sarrazins Thesen

Wie  Thilo Sarrazin in seinen laut Angela Merkel “nicht hilfreichen”  Buch Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen zu zeigen versucht hat, gibt es noch weitere, sehr effiziente  Möglichkeiten, um eine systematisch “Verblödung” der Gesellschaft zu bewirken.  Ich möchte dazu auf die Grafiken in Weltkarten zu Intelligenz und Bildung und auf das Buch A Farewell to Alms: A Brief Economic History of the World von Gregory Clark hinweisen, auf das ich durch Thilo Sarrazin aufmerksam geworden war. Wie Gregory Clark anhand der Analyse von Testamenten in Englischen Archiven nachweisen konnte, haben wohlhabende, erfolgreiche Menschen in England  und wahrscheinlich auch in Deutschland und anderen Teilen Europas zumindest etwa 1000 Jahre lang, sehr viel mehr Kinder bis ins Erwachsenenalter durchbringen können als arme Leute. Das Ergebnis war ein rigoroser Ausleseprozess, der bis weit ins 19 Jahrhundert die Gescheiteren und Tüchtigeren aus der Sicht der Evolution klar bevorzugt hat. Vor dem Hintergrund meiner Beschäftigung mit dem Thema Fleischdiät ( siehe Gesund abnehmen – auch ohne Sport und Hunger) ist das leichter verständlich. Wer mehr Geld hatte, um Frau und Kinder gut mit Fleisch, tierischen Fetten und Milchprodukten zu ernähren, der hatte mit seiner Familie entscheidende gesundheitliche Vorteile gegenüber armen, sich dazu wohl auch noch einseitig und knapp mit pflanzlichen Nahrungsmitteln ernährende Zeitgenossen. 

Weitere Hinweise auf Wahnsinn in der Geschichte

Eine sehr umfassende historische Untersuchung ist wohl Extraordinary Popular Delusions And The Madness Of Crowds
von Charles MacKay. Dieses 1841 erschienen Buch gibt es im Internet kostenlos als pdf-Datei: vantagepointtrading.com/wp-content/uploads/2010/05/Charles_Mackay-Extraordinary_Popular_Delusions_and_the_Madness_of_Crowds.pdf

Es gibt dazu auch eine eigene Seite auf Wikipedia: en.wikipedia.org/wiki/Extraordinary_Popular_Delusions_and_the_Madness_of_Crowds

Offensichtlich wurde das Buch auch ins Deutsche übersetzt Zeichen und Wunder: Aus den Annalen des Wahns.

Der Hexenwahn in Europa, der NationalSOZIALISMUS  und der DDR-SOZIALISMUS, sind bekanntere Beispiele. Zum Hexenwahn hat auch William G. Sumner ein interessantes Essay in der Sammlung and other Essays”. Links und eine pdf-Version dazu in www.freizahn.de/2016/05/sumner-war-and-other-essays/  

Eine wichtiges Fazit Sumners in diesem Essay ist, dass solche Phänomene wieder kommen werden, wenn das Land und die Ressourcen wieder knapper werden. Vor allem von Seiten der der Sozialisten seien neue Erscheinungsformen des Hexenwahns in Zukunft zu erwarten. 

Das Problem der Komplexitätskosten

Multilaterale Verträge und Organisationen, aber auch Recht und Ordnung ganz allgemein, sind immer auch Komplexitätssteigerungen, deren Einführung und Erhaltung Energie und andere  Ressourcen kosten. Wenn mehr als genug Energie und andere Ressourcen verfügbar sind, dann können solche Komplexitätskostensteigerungen den allgemeinen Wohlstand steigern. Wenn aber die Energie und andere Ressourcen knapp werden und damit eben nicht mehr für alle und alles reichen, dann muss man abwägen. Die Reduzierung der Komplexitätskosten kann dann den Wohlstand der eigenen Klientel steigern. Das ist das, was die Regierung Donald Trumps durchaus erfolgreich versucht. Zum Thema Komplexitätskosten einige Links:

Man beachte dazu Donald Trumps wiederholte Hinweise zu den von seiner Regierung erzielten Komplexitätskosteneinsparungen. Man beachte dazu ebenfalls Trumps Direktive (Executive Order) 13771 vom 30. Januar 2017: en.wikipedia.org/wiki/Executive_Order_13771. Donald Trump hat damit festgelegt, dass für jede neue Verordnung zwei alte Verordnungen gestrichen werden müssen. Auch dürfen neue Verordnung vor diesem Hintergrund nichts kosten, wenn man die Einsparungen durch gestrichene Verordnungen berücksichtigt. Wenn das nicht möglich ist, müssen weitere alte Verordnungen gestrichen werden. Donald Trump scheint die Warnung Joseph Tainters verstanden zu haben und er beherzigt sie. Dieses Verständnis der von steigenden Komplexitätskosten ausgehenden Gefahren beeinflusst zweifellos auch die Handels-, Außen- und Sicherheitspolitik Donald Trumps. 

Typisch für die Regierungszeit und die Ziele von Angela Merkel, und auch für die von Ihr und den “demokratischen Parteien” immer wieder gelobte und befürwortete EU, war und ist dagegen die weitere Steigerung der Komplexitätskosten, obwohl der Punkt von dem an mehr Komplexität mehr kostet als sie nützt in Deutschland schon lange überschritten sein dürfte. Hier stellt sich übrigens auch die Frage, wie weit die Europäer ihre Streitkräfte nicht nur kaputt gespart, sondern auch kaputt reformiert, kaputt bürokratisiert und durch Komplexitätkostensteigerungen geschwächt  haben.  Interessant vor diesem Hintergrund könnte das Vorbild der Wehrmacht sein, wie ich Von der Wehrmacht lernen zu erklären versucht habe. Es ist nicht ohne Ironie, dass ausgerechnet unter der Regierung Merkel besonders intensiv versucht wurde, die Wehrmacht zu diskreditieren und eben nicht mehr als Vorbild für die Bundeswehr gelten zu lassen. 

Die globale Lage

Die folgenden Grafiken zeigen und erklären die globale Lage und die Aussichten unserer Zeit ziemlich gut.

Bild 7.13, Seite 179, aus “Energy and the Wealth of Nations”, 2. Auflg., von Charles Hall und Kent Klitgaard.
Prinzipielle Sicht der Relation des Wirtschaftlichen Konzeptes von Hall und Klitgaard und der Hubbert Kurve für den gesamten Ölverbrauch. Die meisten wirtschaftswissenschaftlichen Konzepte wurden während einer Periode steigender Energienutzung entwickelt. Sie könnten in der aktuellen Zeit des Peak Oil (schwankender Energieverbrauch im Bereich des Maximums der Kurve) Probleme mit der Erklärung der wirtschaftlichen Ereignisse haben. Wie werden sie sich in der Zeit zurückgehender Energieverfügbarkeit bewähren?

Die obige Grafik ist sehr beschönigend, wie Gail Tverberg in ihrem schon weiter oben erwähnten Artikel How the Peak Oil story could be “close,” but not quite right von 30. Januar 2019 erklärt: Die Förderung der noch verbliebenen Energie kostet zunehmend mehr Energie. Dadurch geht die mit der Energieförderung produzierte, überschüssige Energie, mit all die nicht mit der Energieproduktion selbst betriebenen Teile der Wirtschaft betrieben werden, überproportional schnell zurück. Der Kurvenverlauf entspricht daher in der Realität eher der “Seneca Klippe”. Seneca wird der Ausspruch zugeschrieben, das Zuwächse langsam erfolgen, aber dass der Ruin sehr schnell geschehe.

Quelle: https://ourfiniteworld.com/2019/01/30/how-the-peak-oil-story-could-be-close-but-not-quite-right/ . Gail Tverberg hat die Grafik aus Ugo Bradis Artikel https://cassandralegacy.blogspot.com/2011/08/seneca-effect-origins-of-collapse.html

Wie Gail Tverberg erklärt, ist ein wichtiger Grund für einen schnellen Rückgang der für den Wohlstand essentiellen überschüssigen Energie der Energieproduktion auch darin zu sehen, dass immer mehr Menschen sich die Energie und die damit produzierten Güter und Dienstleistungen nicht mehr leisten können. Das drückt die Nachfrage nach Energie und führt dazu, dass die Energie für diejenigen, die sie sich noch leisten können erstaunlich wenig kostet. Das wiederum führt dazu, dass die Energieproduzenten Verluste machen und schließlich bankrott gehen.  Das Thema hatte ich schon mehrfach. Siehe z.B. www.freizahn.de/2017/09/grafiken-zum-thema-oel/ In  2019: World Economy Is Reaching Growth Limits; Expect Low Oil Prices, Financial Turbulence  von 9. Januar 2019, zeigt Gail Tverberg die folgende, von ihr mit einer Zeitlinie für 2010 ergänzte Grafik:

https://ourfiniteworld.com/2019/01/09/2019-world-economy-is-reaching-growth-limits-expect-low-oil-prices-financial-turbulence/ Gail Tverberg hat, wie sie schreibt, in dieser aus dem Buch “Grenzen des Wachstums” stammenden Grafik die Linie für 2019 eher an der Lage der Weltwirschaft orientiert als an der Zeitskala des Buches.

Ich hatte diese Grafik, ohne die Jahreslinie, schon in GORDISCHER KNOTEN 2.0 verwendet. Man darf annehmen, dass Donald Trump, als Präsident der USA, mit all ihren vielen Geheimdiensten, schon ziemlich gut über die zu erwartenden Entwicklungen und Gefahren informiert ist, und dass er das für sein Land beste zu erreichen versucht.

Nassim Taleb über Donald Trump

In dem Interview What People Are Not Getting about Trump (dt. Was die Leute an Trump nicht begreifen) ( youtu.be/kKW0LbeiWio ), vom 18. Mai 2017 bei Bloomberg, hat Nassim Taleb einige sehr interessante Erklärungen zum Thema Donald Trump geliefert:

Während viele Trump im Weißen Haus als schweren Unfall (Train wreck) sehen, sieht Taleb das nicht so. Er sieht auch nicht, dass Donald Trump sich besonders von anderen Politikern unterscheidet – außer durch seine Sprache, und vielleicht auch in der Art und Weise, wie er Dinge auf eine beschleunigte Art tue.

Warum sieht Taleb das so?  Man müsse bedenken, dass Donald Trump ein Zeitgenosse sei, der nie einen Vorgesetzten oder eine Aufsicht gehabt habe, woran er sich habe anpassen müssen. Trump wisse daher, wie er Dinge so ausdrücken müsse, dass eine ihn beaufsichtigende Person es verstehe. Man müsse daher übersetzen, was er sage und sich sich vor allem darauf konzentrieren was er tut.

Warum Trump den FBI-Direktor gefeuert habe? Vielleicht weil Trump nicht mit den Russen zusammen gearbeitet habe.

Die Leute würde oft denken, Trump sei ein Idiot und nicht intelligent. Wenn das so währe, würde Trump aber nicht US-Präsident geworden sein. Man müsse im Bezug auf Trump die Nachrichten vergessen und Trump einfach als Trump sehen. Man müsse sehen was Trump wirklich tut.

Nach über 30 Jahren Verkomplizierung der Steuergesetze sei Trump gekommen, um sie zu vereinfachen.  Die Steuergesetzgebung sei wie ein bösartiger Krebs geworden. Da habe es jemanden gebraucht, der komme und die Sache aggressiv angehe und zurechtstutze.

Dann sei Obamacare, die Gesundheitsreform von Obama, eine Katastrophe. Man müsse diese Reform durch etwas Rationaleres ersetzen – wie Trump es versuche.

Der wirklich schwere Unfall, (the real train wreck) sei die Globalisierung, die zu seiner sehr schädlichen Monokultur führe. Trump sei aber nicht gegen die Globalisierung. Es ginge ihm nur darum, deren Auswüchse zu beseitigen und das System in den Punkten zu reparieren, die nicht nachhaltig seien.

Ein weiterer Punkt sei, dass wir ein Problem mit einer Pseudoelite hätten, das vor allem in den letzten 10 Jahren besonders zugenommen habe. Diese Pseudexperten, die er auch schon in Der Schwarze Schwan beschrieben habe (siehe auch Was ist ein intellektueller YET Idiot nach Taleb?) . Man müsse diese Leute, diese Pseudoexperten, die auf einer Kokosnußinsel keine Kokosnuss finden würden, auch wenn sie ein Diplom einer ehrwürdigen Universität hätten,  durch Leute ersetzen, die wirklich praktisch etwas täten, und Trump mache das. 

Taleb befürchtet allerdings, dass Trump vielleicht nicht (ausreichend) liefern kann. 

Ein Problem sei, dass Obama bei seinem Amtsantritt den Markt bei einem Tiefpunkt angetroffen habe, als es nur aufwärts gehen konnte. Trump habe dagegen den Markt bei einem sehr hohen Stand angetroffen, was für ihn gefährlich sei, wenn er damit nicht richtig umgehe. 

Historische Rückzüge

Es kann hilfreich sein sich Erzählungen oder die Geschichte von gelungenen und auch von erzwungenen, katastrophal verlaufenden Rückzügen bewusst zu machen.

Troja und die Rückfahrt des Odysseus

Der Bericht von der Eroberung Trojas und der Rückreise des Odysseus ist wohl eine Mischung aus Sage, Erzählung und, wie die Ausgrabungen Schliemanns gezeigt haben, vielleicht zum Teil auch von realer Geschichte.

Nach zehn Jahren vergeblichem Krieg kommt Odysseus auf die geniale Idee einen Rückzug vorzutäuschen und den Verteidigern Trojas als “Geschenk” das berühmte trojanische Pferd zurückzulassen. Bemerkenswert dabei ist auch, dass der trojanische Priester  Laokoon die Kriegslist erkannt hatte und dass er und die Seherin Kassandra die Trojaner vergeblich gewarnt hatten. In China, Troja und Laokoon war ich im Abschnitt Paranoia oder Kassandra und Laokoonetwas auf diese Geschichte eingegangen.

Die lange Heimreise des Odysseus ist, von der der deutsche Begriff Odyssee abgeleitet ist, kann man vielleicht auch als einen langen, lehrreichen und abenteuerlichen Rückzug auf die Ausgangsposition verstehen.   

Das weströmische Reich

Das weströmische Reich ist das große historische Beispiel eines letztlich katastrophal gescheiterten Rückzuges. Wie Joseph Tainter erklärt, bestand die wichtigste, den Wohlstand ermöglichenden Energiequelle des römischen Reiches darin, dass die Römer dank ihres überlegenen Militärs andere Völker angegriffen, unterworfen, geplündert und versklavt haben. Die Überlegenheit des römischen Reiches war zunächst auch in der Komplexität des Militärs und des Reiches begründet. Mit der Zeit wurden aber die Energiequellen schlechter: Die mit den damaligen Mitteln gut erreichbaren, mit hohem Gewinn unterwerfbaren Völker wurden immer knapper. Die Wege wurden länger und beschwerlicher und damit wurde auch der Energieaufwand zum Erreichen neuer Opfer höher, sodass die Nettoausbeute neuer Eroberungen schrumpfte. Auch trafen die Römer zunehmend auf Völker, die sich gut zu wehren wussten oder/und bei denen nur wenig zu holen war.

Gleichzeitig stiegen, wegen der zunehmenden Entfernungen und der zunehmenden Größe der Verschlechterung der Qualität der Energiequellen auch die Komplexität und damit auch die Komplexitätskosten des römischen Reiches. Wie Tainter erklärt, ist das weströmische Reich dann vor allem unter der Last der zunehmenden Komplexitätskosten kollabiert. 

Das oströmische Reich

Das oströmische oder byzantinische Reich ist, wie Joseph Tainter zeigt, das große und bisher vielleicht einzige  historische Beispiel für eine Gesellschaft, die einen Kollaps durch steigenden Komplexitätskosten verhindert hat, indem sich ihre Komplexitätskosten radikal und zugleich doch kontrolliert und planmäßig reduziert hat. Im Abschnitt Das byzantinisch oder oströmische Reich, von Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen war ich etwas darauf eingegangen.

Zu Joseph Tainter habe ich ein Interview übersetzt: Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter. Mit “Joseph Tainter” findet man auch auf Youtube einiges.

Die Inkas und die Indianer

Das Schicksal der Inkas und der Indianer ist vor allem auch mit Blick auf die Politik Angela Merkels, ihr Faible für “Win-Win-Geschäfte” und die deutsche Willkommenskultur, aber auch mit Blick auf das Thema CO2-Emissionen und Klimaschutz sehr  interessant und lehrreich.

Die Siedlungsversuche der Wikinger unter Leif Erikson in Nordamerika sind fehlgeschlagen und blieben für die Indianer folgenlos, weil die Indianer den Fremden aus Europa zu feindlich gesinnt waren und sich rechtzeitig gegen die Eindringlinge gewehrt haben.

Als die Europäer unter Christoph Kolumbus, Hernán Cortés, Francisco Pizarro und anderen kamen, haben die Indianer die Europäer teilweise willkommen geheißen und mit ihnen zusammengearbeitet oder auch versucht, sie für eigene politische Ziele zu nutzen. Dazu hier als Beispiel ein Zitat aus de.wikipedia.org/wiki/Inka#Untergang:

Im April 1532 landete Francisco Pizarro an der peruanischen Küste und marschierte unter Beobachtung durch Inka-Kundschafter tief ins Innere des Inkareiches ein. Bereits einige Jahre zuvor wurden die Inka von, für sie neuartigen Krankheiten (Pocken und Masern) heimgesucht, die sich über Mittelamerika nach Süden ausgebreitet hatten und tödlich verliefen. Pizarro fand ein Reich vor, das in einen Bruderkrieg zwischen den Brüdern Atahualpa und Huáscar verstrickt war. Die schnelle Expansion der Inka und deren Zwangsregime mit Deportationen hatten eine enorme Unzufriedenheit unter den unterworfenen Völkern hervorgerufen, die zur Instabilität des Reiches beitrug, und zu Aufständen der Völker, die nun eine Chance zur Befreiung erkannten, was Pizarro systematisch nutzte.

Atahualpa unterschätzte bei der Ankunft der Spanier die von ihnen ausgehende Gefahr. Am 14. November 1532 wurden sie von Atahualpa in Cajamarca, das weiträumig von ca. 40.000 Inkasoldaten gesichert war, freundlich zu Verhandlungen empfangen. Der Inka erschien mit etwa 8000 Bewaffneten zur Verhandlung und ließ, im Bewusstsein seiner riesigen Übermacht am Platz und ringsum, auf Wunsch von Pizarro die Waffen ablegen. Dies nutzten Pizarro sowie seine 159 Gefährten für einen Hinterhalt und nahmen Atahualpa gefangen, schlugen die unbewaffnete Armee der Inka vernichtend (Schlacht von Cajamarca) und metzelten neben dem indigenen Adel auch viele Generäle der Inka nieder. Die Inka waren mit europäischer Waffentechnik und Taktik nicht vertraut, was den spanischen Eroberern einen doppelten Vorteil bot. Den Feuerwaffen, Rüstungen und Blankwaffen aus Stahl sowie den laut Berichten drei Kanonen hatten sie mit ihrer früh-bronzezeitlichen Bewaffnung, Rüstungen aus Leder und Baumwolle, Bögen, Wurfspeeren, Lanzen, hölzernen maqana (beidseitig geschärften Schwertern aus Palmholz), sternbesetzten Streitkeulen, Äxten aus Kupfer und warak’a (Stein- und Pfeilschleudern an drei Schnüren) nichts Adäquates entgegenzusetzen. Zwar verfügten sie über das Lasso und die liwi (boleadora) – Riemen mit eingeknoteten Steinen, die geworfen werden und sich um die Beine von Mensch und Tier schlingen, so dass sie stürzen – aber sie kannten weder Pferde, auf denen die Angreifer ritten und die ihnen Angst einflößten, noch Kampfhunde, von denen die Spanier zahlreiche mitgeführt haben sollen.

Atahualpa wollte sich gegen einen 50 Quadratmeter großen Raum voller Gold und Silber freikaufen. Dazu wurden alle Tempel und Schatzkammern des Reiches geplündert. Lamakarawanen trafen aus allen Reichsteilen ein und lieferten vielfach die Kultgegenstände ganzer Stämme und Orte ab, die heute auf einen Wert zwischen 25 und 45 Millionen Euro geschätzt werden. Um den Gold- und Silberschmuck der Inka einzuschmelzen, brannten die Schmelzöfen 34 Tage lang. Die Spanier raubten von den Inka ca. 180.000 Kilogramm Gold sowie ca. 16 Millionen Kilogramm Silber. Obwohl Atahualpa in der Hand der Spanier war, hatte er noch immer Befehlsgewalt und gab den Befehl, seinen Bruder zu töten,[56] der in Cuzco gefangen war, auch aus Sorge, er könne gegen ihn mit den Spaniern konspirieren. Atahualpa wurde anschließend in einem Schauprozess aufgrund einer fingierten Anklage auf Vielweiberei, Brudermord und Götzenanbetung von Diego de Almagro, der sich und seinen 150 Kumpanen so einen Anteil an der Beute sicherte, zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Pizarro unterzeichnete das von vornherein feststehende Urteil.[57][58] Weil Atahualpa seine eigene „Unsterblichkeit“ als Mumie sichern wollte, ließ er eine Taufe über sich ergehen und wurde statt durch Verbrennen am 26. Juli 1533 durch Erdrosselung mit der Garrotte, der spanischen Würgeschlinge, hingerichtet. Der Widerstand der Inka nahm daraufhin stetig ab. Die früher von den Inka unterworfenen Stämme schlugen sich auf die Seite der Eroberer, in der Hoffnung, dadurch ihre Unabhängigkeit zu erreichen. Am 15. November 1533 erreichte Pizarro die Hauptstadt Cuzco, die er ohne nennenswerten Widerstand einnehmen konnte.

Der Inkakönig hätte mit den europäischen Eindringlichen ziemlich leicht fertig werden und sie vernichten können, wenn er rechtzeitig und entschieden und überlegt genug gehandelt hätte. Aber er hat stattdessen abgewartet und dann versucht die Europäer für seine Zwecke zu nutzen. Auch hat er ernsthaft geglaubt, mit den Europäern Win-Win-Geschäfte machen zu können. Wenn ich an Frau Merkel und ihre Politik denke, dann drängt sich mir immer wieder das Beispiel der Inkas und anderer untergegangener Indianerstämme auf.

Der Klimaschutzaspekt des Untergangs der Indianer

Am 25. Januar 2019 wurde die Studie Earth system impacts of the European arrival and Great Dying in the Americas after 1492 ( dt.: Einfluß der Ankunft der Europäer und des Massensterbens in den Amerikas nach 1492 auf das System der Erde) im Internet veröffentlicht.

Zwei deutschsprachige Artikel die sich darauf beziehen:

Selbst mit der im Vergleich zu heute sehr geringen Bevölkerungsdichte und des ebenfalls im Vergleich zu heute sehr geringen Ressourcenverbrauch im Amerika des Mittelalters hat das Massensterben der Indianer und der Untergang von deren Zivilisation zu einer merklichen Abkühlung des Weltklimas und zu einer deutlichen Senkung der CO2-Konzentration in der Luft geführt.

Zu fragen ist dabei allerdings, wie weit der Einfluss auf das Klima eben nicht einfach nur durch die Reduzierung des CO2-Anteils in der Luft, sondern durch eine Restauration der lokalen Wasserhaushalte erfolgt ist. Siehe dazu insbesondere auch die Ausführungen von Prof. Ripl in meinem Artikel Klimaschutz ist Gemeinde und Ländersache, sowie den Abschnitt Die Restauration der lokalen Wasserkreisläufe ist besser in Warum bald Krieg?.

Vernichtungskriege und die wirtschaftliche Abschaltung ganzer Länder und Zivilisationen sind ganz klar eine sehr reale Option, um das Klima zu beeinflussen. Meines Erachtens könnte man aber durch eine intelligente Nutzung des vorhandenen Wissens über eine Restauration der lokalen Wasserkreisläufe das sehr viel Klima schneller und besser beeinflussen. Es ist zu hoffen, dass genug Leute an den entscheidenden Stellen das rechtzeitig verstehen und ermöglichen.

Der erste und der zweite Weltkrieg

Der erste und der zweite Weltkriege sind Beispiele der furchtbaren Folgen einer Politik des “weiter wie bisher”. Sie sind Beispiele dafür was passiert, wenn die entscheidenden Akteure verbissen objektiv Unmögliches versuchen und sich an Anspruchsdenken und Erwartungshaltungen hingeben für die die physikalischen Grundlagen nicht mehr gegeben sind. In beiden Weltkrieg gab es Punkte, von denen an für alle Beteiligten ein geordneter Rückzug die mit sehr weitem Abstand beste Lösung gewesen wäre.

Im ersten Weltkrieg war diese Zeitpunkt wohl schon zum Jahresende 1914 erreicht, als die Fronten im Grabenkrieg erstarrt waren. 

Im zweiten Weltkrieg, bei dem es auf deutscher Seite vor allem, ganz im Stil des alten Roms, um die Gewinnung von Energiequellen und Ressourcen durch Eroberung ging, war der Punkt zum Rückzug spätestens im Herbst 1942, also noch vor dem Ende der 6. Armee bei Stalingrad, erreicht, als endgültig klar war, dass Deutschland weder die sowjetischen Ölfelder noch die Vorherrschaft im Mittelmeer und die Ölfelder im Orient gewinnen konnte.

Die Masse des Elendes und der Verluste sind in beiden  Weltkriegen nach diesen Wendepunkten entstanden. Vermutlich waren in beiden Kriegen alle Seiten nicht dazu in der Lage, einen letztlich für alle fairen Verständigungsfrieden zu schließen, wie man es nach den napoleonischen Kriegen unter Leitung von  Metternich und Castlereagh auf dem Wiener Kongress versucht und auch erreicht hat. Wie auch immer. Es könnte hilfreich sein, am Beispiel der beiden Weltkriege zu lernen und zu zeigen, dass ein Festhalten an unhaltbaren Ansprüchen und Bedingungen letztlich für alle Beteiligten wirklich sehr schreckliche Folgen haben kann.

Auf ein Phänomen auf deutscher Seite war in de Weltkriegen auch der Glaube an Rettung und Sieg durch technisch/wissenschaftlichen Fortschritt. Der technisch/wissenschaftliche Fortschritt war durchaus da. Aber es fehlte auf deutscher Seite in beiden Kriegen an Energie und anderen Ressourcen, und auch an der nötigen Zeit, um die Möglichkeiten des technisch/wissenschaftlichen zu nutzen. Im ersten Weltkrieg hat es, trotz der damals im Vergleich zu heute viel geringeren Bevölkerungsdichte nicht einmal mehr für eine ausreichende Ernährung der Bevölkerung gereicht, was schließlich in Deutschland, aber auch in Russland, ein wichtiger Anlass zur Revolution war. Siehe dazu auch Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg und Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte.

Das britische Empire und der Brexit

Wie John Michael Greer in einem der oben übersetzten Zitate zeigt, haben es die Briten geschafft, ihr nicht mehr rentables, nicht mehr zu erhaltendes Weltreich ziemlich elegant und vorbildlich aufzugeben und sich aus der Rolle der Weltmacht zurückzuziehen.

Die Brexit ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Briten vielleicht schon, weit mehr als beispielsweise die Deutschen, ein Gespür dafür haben, dass es manchmal  an der Zeit ist, sich freiwillig und kontrolliert von ausufernder, unrentabel werdender Komplexität zu trennen.

Die Sowjetunion unter Gorbatschow

Viele Russen und auch russische Präsident Wladimir Putin bedauern den von Michael Gorbatschow eingeleiteten Untergang der Sowjetunion.  Der Untergang der Sowjetunion ist in der Tat ein Rückzug, der nur teilweise gelungen ist. Es war ein radikaler, von der Staatsführung bewusst eingeleiteter Abbau untragbar gewordener Komplexität. Es kam zum Kollaps der Wirtschaft, und die Lebenserwartung und der Lebensstandart der Bevölkerung ist zunächst deutlich gesunken. Es ist sicher vieles für die Russen schlecht gelaufen, und es ist gut möglich, dass den Russen mit einem Präsidenten wie Wladimir Putin oder Donald Trump  damals vieles erspart worden wäre. Jedenfalls ist der Zusammenbruch der UdSSR ein Beispiel für eine umfassende Reduzierung unhaltbar gewordener Komplexität. Der russisch-amerikanische Autor und Bloger Dmitry Orlov hat sich u.a. in seinen Bücher  Reinventing Collapse: The Soviet Experience and American Prospects und The Five Stages of Collapse: Survivors’ Toolkit damit befasst, welche Lehren für westliche Staaten und deren Bürger aus dem Kollaps der Sowjetunion gezogen werden können.

Der Kollaps der DDR ist hier nicht besonders lehrreich, weil dieser durch die damals noch reiche BRD abgefedert wurde. Wenn die BRD und die EU kollabieren, wird es keine reichen Retter geben. Es wird vielmehr, anders als für Deutschland nach dem Ende des 2. Weltkrieges, nicht einmal mehr genug Energie und andere Ressourcen geben, die man in großem Umfang zu vorteilhaften Konditionen gegen die Produkte, die man mit pfiffigen Ideen, Fleiß und technisch/wissenschaftlicher Kompetenz herstellen kann, tauschen kann.

Es braucht einen Rückzug der Erwartungen

Letztlich wird es, wie Nate Hagens in seinen Vorträgen erklärt, zu einer Reduzierung der Erwartungen kommen müssen. Das Problem der westlichen Gesellschaft, aber auch in anderen Teilen der Welt sind zu hohe, mit den noch verfügbaren Ressourcen nicht mehr realisierbare Erwartungen. Einzelne Länder können und werden zunehmend versuchen, durch verschiedene Formen der Kriegsführung die zur Erfüllung der Erwartungen ihrer Bevölkerungen nötige Menge und Qualität der Ressourcen und da vor allem der Energiequellen zu vergrößern oder wenigstens zu erhalten. Eine erfolgreiche, rationale Sicherheitspolitik wird sich darauf einstellen und versuchen, militärische Lösungen zur Vergrößerung der Ressourcenbasis unattraktiv zu machen.  Zugleich wird sie aber auch ganz im Sinne von Nate Hagens Vorträgen versuchen, die Erwartungen der eigenen Bevölkerung und der Bevölkerungen potentieller Gegner so zu reduzieren, dass dabei keine oder nur geringe Lebensqualitätsverluste entstehen. Es ist sogar durchaus denkbar, dass die Lebensqualität, etwa in Form der Gesundheit, trotz sinkend Ressourcenverfügbarkeit gesteigert werden kann. Zu Nate Hagen siehe auch meine Artikel 

Das Prinzip der Affenfalle beschreibt ganz gut, was in beiden Weltkriegen die größten Schäden verursacht hat und es beschreibt auch das zentrale Problem unserer Zeit. Es beschreibt die Weigerung, erreichtes loszulassen und einen kontrollierten Rückzug anzutreten. Es beschreibt die Unfähigkeit, durch intelligentes Handeln katastrophale Schäden zu vermeiden und damit neue, ohne diesen Rückzug nicht mögliche Gewinne und Vorteile zu ermöglichen. 

Mystische Hilfsmittel beim Rückzug

Bei allem Nutzen kaltblütiger, nüchterner Analysen gibt es auch noch eine andere Seite des Lebens. 

Für manche Deutsche und Deutschland kann hier vielleicht ganz besonders das kleine Buch Der Eremit: Erlebnisse in der Schule der Weissen Bruderschaft im Himalaya hilfreich sein. Verlinkt habe ich das Angebot des Buches bei Amazon.de. Es gibt im Internet aber auch einige Artikel und eine kostenlose Downloadmöglichkeit dazu die ich hier aufliste:

Ich denke, dass man die Geschichte nicht einfach so glauben, sondern symbolisch sehen und verstehen sollte.

John Michael Greer versucht unter anderem mit seinem neuen Internetblog www.ecosophia.net auch mystisch-religiöse und philosophische Hilfsmittel für den Rückzug aus dem von fossilen Energieträgern abhängigen Industriezeitalter zu finden und zu zeigen. 

Schlussbemerkung

Meines Erachtens hat Donald Trump zumindest das Komplexitätsproblem erkannt, während z.B. Angela Merkel und Emanuel Macron sich dessen überhaupt nicht bewusst zu sein scheinen und weiter das Heil in einer Maximierung der Komplexitätskosten suchen.

Donald Trump hat auch eine sehr praktische, unternehmerische Einstellung gegenüber dem amerikanischen Empire. Er ist Präsident geworden, weil das amerikanische Weltreich sich für immer mehr Amerikaner nicht mehr rechnet und zunehmend zu einer Belastung wird. Es könnte sehr hilfreich sein, wenn man das in Europa möglichst bald versteht.

Schließlich ist es so, wie Gail Tverberg gut erklärt, dass sich das Problem mit dem CO2-Ausstoß wohl auf eine für die meisten unerwartete Weise zügig  von selber erledigen wird. Der Grund ist, dass die Fähigkeit Energie und mit Energie hergestellte Waren und Dienstleistungen zu bezahlen sehr viel schneller schrumpfen wird, als die fossilen Energievorräte. Es kommt darauf an  zu verstehen, dass  die Produktivität menschlicher Arbeit extrem von der Qualität und dem Preis der Energie abhängt, die nach dem Energieaufwand für die Energieproduktion selbst noch übrig bleibt.

Intelligenz, Fleiß, Disziplin und gute Ausbildung sind zusätzlich zur Energie zweifellos auch notwendig, aber zum einen schrumpfen diese trotz Zuwanderung  und zum Anderen können sie den Energiebedarf nicht kompensieren, wenn nicht zugleich auch die Erwartungen an den materiellen Wohlstand reduziert werden. Wohlstand und Lebensqualität sind aber nicht nur vom materiellen Wohlstand abhängig. Zum Beispiel sind im Bereich Gesundheit, vor allem auch in der Zahnmedizin, sehr große Einsparungen bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität möglich, wenn man das vorhandene Wissen intelligent und zielstrebig zur Steigerung der Lebensqualität der Bevölkerung und nicht mehr vorrangig zur Steigerung des Wirtschaftswachstums, der Komplexitätskosten und damit auch zur Steigerung der Umweltbelastung und des Energieverbrauchs nutzen würde. Die Zahnmedizin, das Gesundheitswesen insgesamt und, wie ich in verschiedenen Artikeln zu zeigen versucht habe, auch die Landwirtschaft, könnten beeindruckende Beispiele für die Lebensqualität sogar steigernde Rückzüge werden. Auch in der Sicherheitspolitik bieten sich Möglichkeiten an, um mit weniger Komplexität und weniger Kosten einen größeren Nutzen zu erzielen.  

Die Proteste der Gelbwesten in Frankreich, aber auch der Ausgang der Brexit-Abstimmung, das Sinken der Reallöhne in Deutschland und die Umstände die zur Wahl Donald Trumps geführt haben, sind Hinweise dafür, dass die Produktivität der Energieerzeugung tatsächlich längst schrumpft.

Um dem Titel “Über Rückzüge” besser gerecht zu werden müsste ich hier noch sehr viel mehr recherchieren und schreiben. Aber wenn ich das weiter versuchen würde, würde ich nicht fertig, weil meine Praxis und mit dieser auch die Komplexität unserer Gesellschaft mir dazu nicht genug Zeit lassen. 

 Man beachte zu diesen Themen auch meine Artikel

sowie den Internetblog LimitstoGrowth.de von HC Fricke.

Kelberg, den 2. März 2019

Christoph Becker




Wirksamer Klimaschutz ist Gemeinde- und Ländersache

Der Artikel  KlimawandelDie Sintflut kommt, von Tobias Haberkorn vom 4.11.2018 auf www.zeit.de reizt zu einer Antwort. Je mehr ich mich mit dem Thema “Ursachen des Klimawandels” beschäftige, desto mehr habe ich den Eindruck, dass es sich bei der heute vorherrschenden Meinung, die CO2 und Methan als die Hauptursache sieht, um gefährlichen Unsinn handelt – der mich aus verschiedenen Gründen an die Rassenlehre der Nazis erinnert. 

Dass und wie der aktuelle Glaube an die Gefährlichkeit der Treibhausgase CO2 und Methan für Deutschland und andere westliche Industriestaaten zu einer Megakatastrophe führen kann, habe ich in Warum bald Krieg? zu zeigen versucht.

Aufbauend darauf habe ich nach überzeugenden deutschsprachigen Quellen gesucht, die die von den C02- und Methanemissionen ausgehenden Auswirkungen auf das Klima und die zunehmenden Extremwetterlagen relativieren und die einen Paradigmenwechsel ermöglichen können.

Wenn die Treibhausgase CO2 und Methan in Wirklichkeit nur eine sehr geringe Auswirkung auf das Klima haben, dann sind  alle Maßnahmen zur Reduzierung der C02- und Methanemissionen vergleichsweise unwichtig. Vor allem aber kann es dann auch sein, dass Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen  vielleicht wirklich notwendige und effektive Maßnahmen zur Reduzierung von Klimaerwärmung und Extremwetterlagen behindern oder unmöglich machen. Vor allem dann, wenn man die faktische Zerstörung westlicher Industriegesellschaften als ultimative Maßnahme zum schnellen und drastischen Reduzieren der globalen Treibhausgasemissionen in Erwägung zieht,  macht es aus westlicher Sicht auch wirtschaftlich Sinn, zu zeigen, dass die Treibhausgase C02 und Methan ziemlich unwichtig sind, und dass insbesondere die Regeneration der lokalen Wasserkreisläufe die anzustrebende Problemlösung wäre.

Hier nun, was ich gefunden habe:

Das Klimamemorandum von Ripl und Scheer

Prof. Dr. Wilhelm Ripl und Dr. Hermann Scheer haben bereits 2007 ein Klimamemorandum veröffentlicht, das ziemlich gut erklärt, wie es zu den Extremwetterlagen und “Klimawandel” kommt, und wie man effizient und kostengünstig lokal gegensteuern kann. Der Link:  www.aquaterra-berlin.de/images/stories/klimamemorandum/ripl-scheer_2007-11-15_memorandum-klimawandel_.pdf

Der Vortrag von und Interviews mit Prof. Ripl

  • Der Vortrag Minimierung der Klimaänderung, vergessene Bedeutung des Wasserhaushalts aus dem Jahr 2014 kann auf DVD oder bei Vimeo als Leihfilm oder Download erworben werden. Ich habe mir den Film bei Vimeo gekauft, vollständig angesehen und finde, dass es sich gelohnt hat.  Die ersten gute 11 Minuten kann man auch kostenlos auf Youtube ansehen ( youtu.be/E0KFKLjUbcM ).  Die Seite des Vortrages bei Vimeo: vimeo.com/ondemand/klimaschutz/163536481. Vielleicht sollte man erst das Klimamemorandum lesen und sich die kostenlos verfügbaren Interviews ansehen, bevor man den Film des Vortrages kauft.
  • Klimawandel und Wasserkreisläufe ☆ Prof. Wilhelm Ripl, bei cropfm . Ein Interview als Podcast auf Youtube: youtu.be/CKRnin3560A
  • Prof. Dr. Wilhelm Ripl übt Kritik am Co2-Klimamodell.  Interview auf Youtube: youtu.be/r4EuTC1M3P0
  • Prof. Dr. Wilhelm Ripl……..Warum haben Grosskraftwerke keine Zukunft ? Interview auf Youtube:  youtu.be/KfDHPDo0tIw
  • Prof. Dr. Wilhelm Ripl……”Ohne dezentrale Abwasserwirtschaft keine Nachhaltigkeit”. Interview auf Youtube:  youtu.be/hsowLIie4SU
  • Ozon, RBB, 2007: Prof. Dr. Wilhelm Ripl über Wasserhaushalt und Klima.  Eine gut gemachte Kombination aus Interview und kleiner Doku: youtu.be/mkENDJ0gfjo
  • Begegnung mit Wilhelm Ripl: Wasser, Weltklima und Globale Dörfer Interview auf Youtube: youtu.be/W-q6Lt_pLQw

Ralph Netzker

Auch Ralph Netzker ist Maschinenbauingenieur und betreibt die Internetseite www.dosisnet.de .

Dort finden sich zwei interessante Artikel zum Thema CO2:

Es gibt von Ralph Netzker auch einen Vortrag mit dem Titel Die Erfindung der Klimakatastrophe.  Ein erster Teil ist auf Youtube kostenlos verfügbar: youtu.be/MFneohFLciY.  Den vollständigen Vortrag kann man auf Vimeo kaufen oder kostenpflichtig leihen. Auch diesen Film habe ich mir gekauft und angesehen. Auch dieser Film lohnt sich.

Etablierte Klimaforschung ist Pseudowissenschaft! – Interview mit Prof. Dr. Gerhard Gerlich († 2014)

Link auf Youtube youtu.be/SnHUQ_wVEzA

Prof. Horst-Joachim Lüdecke: Ursachen von rezenten Klimaänderungen – Welche Rolle spielt das CO2

Klar wird auch hier, dass C02 auf keinen Fall die Rolle spielt, die ihm in der Öffentlichkeit und von der Politik zugeschrieben wird. Link auf Youtube: youtu.be/Wf3ae85ZZis

Von Prof. Lüdecke gibt es auf Youtube noch mehr Vorträge. Ich habe mir bisher aber nur diesen angehört.

RT Deutsch Exklusiv zum Klimawandel: Prof. Dr. Kirstein “CO2 ist harmlos”

Auf Youtube youtu.be/hPVT7iihMTs

Ein besonders interessantes, sehr empfehlenswertes Interview.

Von Prof. Kirstein gibt es auf Youtube auch verschiedene längere Vorträge, von denen ich mir aus Zeitmangel aber noch keine angehört habe.

Mein Fazit

Die Behauptung, dass CO2 für das Klima gefährlich ist, ist gefährlicher Blödsinn. Drastisch wichtiger, als sich über eine Reduzierung der Emissionen von CO2 und Methan Gedanken zu machen und dafür Geld auszugeben ist, die Rolle des Wassers besser verstehen zu lernen und die kleinen, lokalen Wasserkreisläufe zu regenerieren. Dazu braucht man keine internationalen Klimakonferenzen, keine internationalen Abkommen, keinen Zertifikathandel und auch keine EU, sondern gescheite, gut informierte und entschlossene Gemeinderäte, Bürgermeister, Landräte und Landesregierungen.

Praktische Beispiele finden sich unter anderen in meinen Blogartikeln Dürreschäden sind vermeidbar und Mal wieder Hochwasser und in den dort verlinkten weiteren Artikeln.

Kelberg, den 9. November 2018

Christoph Becker