Die Düngeverordnung als Chance

Hier möchte ich an zwei Beispielen zeigen, wie die neue Düngeverordnung in Deutschland dazu führen kann, dass die Menge und Qualität der Ernten und vor allem auch die Einkommen und das Ansehen  der Landwirte gesteigert werden können, während die Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft in einem von dem meisten heute nicht für möglich gehaltenen Ausmaß verringert werden kann.

Ein Milchviehbetrieb in Australien

Bei dem Betrieb handelt es sich um die ca. 120 ha große, ca. 300 bis 350 Milchkühe haltende Farm von Andrew und Linda Whiting in Simpson, im australischen Bundesstaat Victoria.

Das Beispiel kannte ich schon aus dem alten und auch aus der neuen, 2019 fertiggestellten Version der Onlinekurse der amerikanischen Mikrobiologin Elaine Ingham  (( Zu diesen Kursen hatte ich bereits einiges geschrieben. Bei der Recherche für  und dem Schreiben von www.freizahn.de/2018/06/quorum-sensing-und-komposttees/ hatte ich ein Sonderangebot des Kurspaketes entdeckt, dass ich kurzentschlossen gekauft habe. Zu den Kursen habe ich dann noch www.freizahn.de/2018/06/erster-eindruck-von-elaine-inghams-kursen/ und www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/  geschrieben. Im November 2018 habe ich mich dann auch für das “Consultant Training Programm” ( https://www.soilfoodweb.com/training-program/ ) eingeschrieben.  Mein Enthusiasmus in dieser Richtung hat sich dann aber zunehmend gelegt. Die Landwirte müssen wohl erst wirtschaftlich wirklich weitgehend ruiniert werden, bevor sie für eine Umstellung auf gewinnbringendere, weniger umwelt- und klimaschädliche und auch für Qualität der Produkte bessere Methoden gewonnen werden können. Die neue Düngeverordung ist so gesehen ein guter Schritt in die richtige Richtung.   ))

In der neuen Kursversion ( www.soilfoodweb.com/foundation-courses-2/ ), wird das Beispiel der Farm der Whitings in Kapitel 5, Lektion 25 des Grundkurses behandelt. Neben dem Beispiel des Michviehbetriebes wird dort übrigens auch ein mindestens so interessantes Beispiel eines sehr großen, Weintrauben anbauenden Betriebes in Australien besprochen, nach dessen Vorbild man meines Erachtens auch die Qualität und die Erträge  im deutschen Weinbau ganz erheblich steigern und zugleich die Umwelt- und Klimabelastung durch den Weinbau erheblich reduzieren könnte.  Hier möchte ich mich aber nur auf das Beispiel des Milchviehbetriebes beschränken:

Es handelt sich um die Farm von Linda und Andrew Whiting. Da die Kurse von Elaine Ingham – auch wenn sie ohne Zweifel ihren Preis  wert sind – ziemlich teuer sind und weil man um Lektion 25 überhaupt ansehen zu können erst alle vorherigen Lektionen mit Erfolg absolviert haben muss, habe ich im Internet auch nach weiteren Links zu dem Beispiel der Farm der Whitings gesucht, um den Lesern dieses Artikels die Möglichkeit zu geben, sich schneller und kostengünstiger zu informieren. Hier die Quellen die ich gefunden habe:

Die Daten der verschiedenen Quellen stimmen teilweise nicht genau überein. Die Tendenz ist aber bei allen Quellen gleich. Für die Relevanz des Beispiels für die sich durch die neue Düngeverordnung offenbar häufig in ihrer Existenz bedroht fühlenden Landwirte in Deutschland  sind die Unstimmigkeiten der jeweiligen Zahlen unerheblich. In den Zweifelsfällen verwende ich die für das Beispiel ungünstigeren Zahlen.

Ausgangslage bei Versuchsbeginn

Betriebsart und Größe: Milchviehbetrieb mit ca. 120 Hektar  und ca. 300 Kühen.  Eine Bewässerung der Nutzflächen, wie sie wegen der Trockenheit im Sommer eigentlich anfangs sinnvoll gewesen wäre,  wurde aus wirtschaftlichen Gründen nicht durchgeführt.

Die Probleme der Farm waren:

  • Ausufernde Kosten für Düngemittel, aber die Bodenfruchtbarkeit war dennoch nicht gut genug. Die Weiden trockneten in der Mitte des Sommers aus. Erstaunlich ist dabei, dass die Farm pro Jahr eine Niederschlagsmenge von ca. 760 mm hat.
  • Große Probleme mit Insekten bei der Luzerne. Deshalb wurden regelmäßig Insektizide eingesetzt.
  • Wenn die Kühe auf die Weide kamen rissen sie beim Grasen das Gras mit den Wurzeln aus. Als Folge davon entwickelten sich große blanke Flächen. Es mussten jedes Jahr Wiesen neu eingesät werden, was 20.000 $ pro Jahr   (( Die Angaben sind hier unterschiedlich. Dr. Elaine Ingham spricht von 20.000 $ pro Jahr pro Weide. In dem Prospekt Compost for dairies
    – a case study from Whitings, Simpson, Vic,  steht dagegen, dass ursprünglich insgesamt 27.000 $ pro Jahr für die Neueinsaat von Weiden ausgegeben wurden, und dass diese Kosten im zweiten Jahr des Versuchs um 20.000 $, auf nur noch 7.000 $ reduziert werden konnten. Nach dem dritten Jahr konnte auf die Neueinsaat vollständig verzichtet werden. Zu bemerken ist dazu aber auch, dass im ersten Jahr (2010) zunächst nur ein Drittel der Fläche auf die Düngung mit Kompost umgestellt wurde. )) kostete.
  • Der Klee und Luzernen in den Weiden selbst war schon lange verschwunden. Sie hatten keine nennenswerte Stickstoffixierung durch Pflanzen und waren daher von chemischen Düngern abhängig.
  • Der Betriebsgewinn war schlecht. Die Tiere waren krank und das Farmerehepaar war desillusioniert im Bezug auf die Landwirtschaft.
  • Die Farm hatte keinen Plan zum Management der Abfälle (Gülle usw.).  Ein solcher Plan war bis dahin nicht erforderlich. Die Farm hatte ihre Gülle, wie es bis dahin üblich und empfohlen worden war,  in insgesamt drei Güllelagunen, also flache Teiche, abgeleitet. Von diesen Güllelagunen wurde  Ammoniak frei gesetzt und leewärts hat es sehr gestunken. Es gab natürlich auch viele Fliegen und mit diesen das Problem der Verbreitung von Krankheiten.  Das Problem, dass die Farm nun endgültig in den Konkurs zu treiben drohte war, dass diese Praxis der Gülleentsorgung verboten wurde und dass plötzlich sehr hohe Strafen drohten.

Nach dem Vortrag von Dr. Elaine Ingham waren die wegen des Gülleproblems drohenden, sehr hohen Strafzahlungen der eigentliche Anlass für die Teilnahme am Versuch zur Güllekompostierung. In dem Prospekt, der eine Werbung für Kompostdüngung ist, ist es aber so dargestellt, als sei die Notwendigkeit der regelmäßigen, sehr teuren Neueinsaat der Grund gewesen, um von Kunstdünger auf Kompostdüngung umzustellen.  Entscheidend mit Blick auf die Situation in Deutschland sind hier aber die Resultate, die mit der Kompostierung der Gülle erzielt werden konnten.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde von der etwas 170 km westlich von Melbourn in Australien angesiedelten Firma “Camperdown Compost Company – Biological Farming Products” von  Tony Evans und Nick Routson durchgeführt. Die Firma hat damals offenbar eng mit der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham zusammengearbeitet.

Die Gülle,  wurde getrocknet und als der bei der Kompostierung benötigte, hochstickstoffhaltige Anteil verwendet. Die ebenfalls benötigten holzhaltigen und grünen Bestandteile wurden durch Holzschnitzel, Pappe und Altpapier bzw. durch Grüngut, und verdorbenes, altes Heu geliefert. Dazu ist zu erwähnen, dass die Farmer dort verpflichtet sind, die Straßen- und Wegränder zu mähen. Im Wesentlichen waren die für die Kompostierung benötigten Grundstoffe Abfallprodukte der Farm.

Die Kompostfirma hat das kompostierbare Material in Reihen aufgeschichtet und dann bei Bedarf mit ihrem Kompostwender gewendet.

Aufgabe des Farmers war, die Temperaturen des Kompostes zu messen und die Kompostreihen je nach Wetter abzudecken, um ein Austrocknen oder eine zu hohe Feuchte zu verhindern.

Aufgabe des Farmers war auch die Verteilung des fertigen Kompostes auf den Nutzflächen. Dabei wurden ca. 3 Tonnen pro Hektar ausgebracht. Während das Ausbringen von Gülle heute sehr teure, sehr spezielle Güllefässer und dazu auch entsprechend schwere und teuere Traktoren erfordert, ist für das Ausbringen von Kompost ein ziemlich einfacher, relativ schwacher und preiswerter Traktor mit einem einfachen, klassischen Düngerstreuer völlig ausreichend.

Resultate

  • Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate. Die Wasserinfiltration der Böden wurde sofort besser. Abfließendes Oberflächenwasser und Bodenerosion hörten auf. Damit blieben auch die Nährstoffe an Ort und Stelle. Das Bodenprofil war auch während des trocken Sommers feucht. Wie schon erwähnt, hat die Farm eine jährliche Niederschlagsmenge von ca. 790 mm. Wenn es gelingt das Regenwasser in den Böden des Landwirtes zu speichern, anstatt es abfließen zu lassen, dann haben die Nutzpflanzen auch in heißen Sommern genug Wasser zum Wachsen. Siehe dazu auch meinen Artikel Dürreschäden sind vermeidbar , Mal wieder Hochwasser und Natürliche Null Budget Landwirtschaft.
  • Verdrängung der Unkräuter. Unkräuter wurden fast vollständig durch Klee, Kräuter und bessere Grasarten ersetzt, die die Tiere gerne fressen. Obwohl der Farmer keinen Klee gesät hatte und obwohl der Farmer, seit er die Farm übernommen hatte,  kein nennenswertes Kleevorkommen auf seinen Weiden gesehen hatte, war schon im Frühjahr der ersten Saison (20.12.2010 (Südhalbkugel, entspricht 20. Juni auf der Nordhalbkugel) sehr viel weißer Klee zu sehen. Ein interessanter Aspekt dabei war, dass der Landwirtschaftsberater des Farmers angesichts des Klees meinte, der Klee sei für die Tiere schädlich, weil er Blähungen und Verdauungsprobleme verursachen würde.  Der Farmer hat solche Probleme aber nicht beobachtet. Dr. Elaine Inghams Erklärung für dieses Problem: Wenn Klee wächst und dabei überschüssiges, durch Stickstoffdünger ausgebrachtes  Nitrat aufnimmt wird dieses im Pflanzengewebe gespeichert. Wenn die Tiere das fressen, können sie Blähungen und die anderen von dem Landwirtschaftsberater befürchteten Probleme kommen. Wenn man aber das Bodenleben regeneriert, indem man die geeigneten Organismen hinzufügt, statt anorganische Dünger zu verwenden, dann gibt es diese Probleme nicht mehr. Die Kleepflanzen hatten hier zwar sehr viele, sehr eindrucksvolle Stickstoffknöllchen an den Wurzeln entwickelt, aber die im oberirdischen Pflanzengewebe vorhandene Stickstoffkonzentration ist bei diesem natürlichen Ablauf offenbar so niedrig, dass die Tiere sie gut vertragen.
  • Dichte, intakte Pflanzendecke. Blanke Flächen gab es nicht mehr.  Das ist neben er Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate ein wichtiger Aspekt für wirklichen Klimaschutz. Siehe dazu meinen Artikel Wärmestrahlung, Wasser und Treibhauseffekt.
  • Einsparung der Neueinsaat. Die Weiden mussten nicht mehr neu eingesät werden, weil die Tieren das Gras nicht mehr mit den Wurzeln ausrissen.  Alleine damit konnten vom zweiten Jahr an 20.000 Dollar und danach 27.000 Dollar pro Jahr eingespart werden. Vor der Umstellung reichten die Wurzeln nur 7,5 bis 10 cm tief. Nach der Umstellung auf Kompostdüngung reichten die Wurzeln dagegen bereits in der erste Saison 120 bis 180 cm tief.
  • Insektizide nicht mehr nötig. Schädliche Insekten waren unbedeutend, so dass auf Insektizide verzichtet werden konnte. Im Frühjahr kamen zunächst noch einige Pflanzenkrankheiten vor, weshalb man anfangs erneut Komposttee applizierte.
  • Reduzierung der Stickstoffanwendung. Laut Dr. Elaine Ingham wurde der Verbrauch von Stickstoffdünger im ersten Jahr halbiert, was die Betriebskosten der Farm um 100.000 Dollar senkte. Im zweiten Jahr wurde Stickstoffdünger für  weitere 50.000 Dollar eingespart und  ab dem dritten Jahr wurde kein Stickstoffdünger mehr verwendet. Insgesamt wäre 200.000 Dollar pro Jahr gespart worden. Hintergrund für den allmählichen Übergang sei gewesen, dass man unsicher gewesen sei und nicht sofort die gesamte Fläche habe umstellen wollen.  In der im Internet verfügbaren Broschüre der Farm ist nur von jährlichen Einsparungen für Stickstoffdünger in Höhe von 80.000 bis 100.000 Dollar die Rede. Die genauen Zahlen sind somit nicht ganz sicher. Eine mögliche Ursache für die Differenz könnte die betriebstwirtschaftliche Betrachtung sein: Wenn die Kompostierung der Gülle mit allen Aufwendungen die dazu nötig sind, z. B. 100.000 bis 120.000 Dollar kostet,  während man durch die Kompostierung 200.000 Dollar an Mineraldünger einspart, dann spart man netto 80.000 bis 100.000 Dollar. Für die hier mit Blick auf die neue deutsche Düngeverordnung relevante Tendenz und den Gesamterfolg des Versuchs sind diese Unterschiede ohnehin unbedeutend.
  • Das Gülleproblem wurde gelöst. Aus dem Abfallprodukt Gülle wurde eine wertvolles Produkt.
  • Die Fruchtbarkeit der Kühe verbesserte sich signifikant.
  • Höhere Weideleistung und Vergrößerung des Tierbestandes. Der Tierbestand konnte in den letzte zwei Jahren [des dreijährigen Versuchs(?)] um 15 % gesteigert werden. In der Broschüre über die Farm der Whitings steht, dass der Tierbestand von 300 auf 350 Kühe gesteigert werden konnte. Die Tendenz war also genau das Gegenteil von dem, was in Deutschland im allgemeinen für den Fall einer Umstellung auf “Öko” oder “Bio”-Landbau behauptet und als Argument für höhere Subventionen und Lebensmittelpreis behauptet wird. Statt nur einmal pro Saison, konnten die Weiden bis zu 7 mal beweidet werden. Dadurch hat die Farm zusätzliche Möglichkeiten, selbst Futter für den Winter zu ernten und es konnte Geld für den Ankauf von Heu gespart werden. Während in Deutschland oft das Argument vorgebracht wird, dass “Biobauern” weniger ernten als konventionelle Bauern und das “Biobauern” daher höhere Subventionen bräuchten, konnte hier das Gegenteil gezeigt werden. Durch die Umstellung auf echte Biolandwirtschaft konnte die Ernte erheblich gesteigert werden. Dazu passt auch die Tabelle über die Ernteerträge von Gabe Browns intelligent biologisch bewirtschafteter Farm im vergleich zu dem meist konventionell wirtschaftenden Durchschnittsbetrieben seines Landkreises in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung. Während ich z.B. heute auf einer Seite der AfD gelesen habe, dass nach Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung in Deutschland kein Brotweizen mehr angebaut werden könnte, erzielt Gabe Browns seit Jahren mit seinem keinen Kunstdünger mehr verwendenden Betrieb  satte 59 % über dem Durchschnitt seiner Gegend liegende Weizenerträge. Sein Haferertrag liegt sogar 81 % über dem Durchschnitt und bei der Gerste kommt er immer noch auf 50 % mehr.
  • Gesündere Tiere, geringere Tierarztkosten. Die Einsparungen bei den Tierarztkosten waren laut Dr. Elaine Ingham höher als die Kosten für die Produktion des Kompostes.
  • Mehr Mykorrhizapilze. Mykorrhizapilze nahmen in drei Jahren von 4 % vor Versuchsbeginn auf 87 %  zu.
  • Höhere Nährstoffdichte. Der Brix-Wert, ein Maß für die Nährstoffdichte des Planzensaftes, stieg von 1 -bis 2 auf 11 bis 13. Der amerikanischen Agrarwissenschaftler und Landwirt Dr. Allen Williams erwähnt in einem seiner Vorträge,  dass Pflanzenkrankheiten bei einem Brix-Wert ab ca. 12 praktisch nicht mehr vorkommen. Das passt zu dem, was Frau Dr. Ingham in ihrem Kurs zum Thema Pflanzenkrankheiten sagt, nämlich dass gesunde Pflanzen vollständig mit einer Schicht   Mikroorganismen bedeckt sind, die die Pflanze gegen Krankheitskeime schützen. Man kann sich vorstellen, dass die eine solche Schutzschicht ausmachenden Organismen von der Pflanze ernährt werden müssen und dass dies z.B. bei Gräsern bei einem Brixwert von 12 und mehr ausreichend gut funktioniert. Interessant ist hier auch, was Dr. Allen Williams über den Zusammenhang von höheren Brix-Werten auf die Entwicklung der Größe der Trophäen des Wildes und über die Gewichtszunahme bei Weiderindern gesagt hat. Siehe dazu auch meinen Artikel Mögliche Erträge im Biolandbau.

Schweine als Kompostwender?

Mit Blick auf die neue Düngeverordnung ist auch die extrem preiswerte, ressourcenschonende und Gestank vermeidende Offenstallhaltung und Kompostierung kombinierende Methode des amerikanischen Biobauern Joel Salatin interessant.

In Amerikas innovativster Ökobauer hatte ich auf die Farm der Salatins hingewiesen und einige Zahlen dazu genannt. Von Joel Salatin habe ich mir vor ein paar Jahren den Kurs Salatinsemester gekauft und ich habe mir damals alle DVDs davon angesehen.

Die Salatins bauen ihre Rinderställe aus billigen Rundhölzern. Es handelt sich um Tiefställe,  bei denen die Kompostierung von Dung und Urin zum größten Teil direkt im Stall abläuft, weil die Salatins neben einer geschickten Einstreumethode auch Schweine als Kompostwender einsetzen. Der in der Landwirtschaft oft übliche Gestank und die Freisetzung von Ammoniak wird dabei vermieden.  Einer von Joel Salatins Merksätzen ist, dass gute Landwirtschaft nicht stinkt. Damit der Stall nicht stinkt, müssen ausreichende Mengen holzhaltige Materialien (Holzschnitzel, Erdnussschalen usw.) eingestreut. Die Raufen für das Futter sind übrigens einfach höhenverstellbar.

Damit die Schweine nach der Stallsaison der Kühe, die Einstreu gut umwühlen, wird zusätzlich zur Einstreu auch Mais gestreut und damit in der Einstreu eingelagert.

Vielleicht könnte man das Verfahren der Salatins mit Blick auf eine energieärmere Zukunft so weiterentwickeln, dass man Schweine gezielt als Kompostwender einsetzen kann.

Eine bei der Jagd häufig zum Anlocken von Wildschweinen angewendete Methode ist z. B. dass man mit einer angespitzten Eisenstange Löcher in den Boden stanzt und dann Mais in diese Löcher füllt. Die Schweine wühlen dann den Boden auf. Anderseits erwähnt Elaine Ingham in ihren neuen Kursen eine Weiterentwicklung bei der Kompostierung: Man kann die Belüftung und Temperaturregelung des Kompostes fördern ,indem man Löcher in den Kompost stanzt. Der ganze Komplex wäre Stoff für ein sehr sinnvolles Forschungsprogramm.

Ein Trick bei diesem Verfahren von Joel Salatin ist, dass die Stallperiode bei den Salatins im Vergleich zum amerikanischen Durchschnitt nur relativ kurz ist, so dass der Mais nicht verdirbt und für die Schweine attraktiv bleibt. Wie man die Zeit der Stallhaltung verkürzen oder sogar auch vollständig vermeiden und damit sehr viel Geld, Arbeit, Stress und Energie sparen kann zeigt der Agrarwissenschaftler und Landwirt Jim Gerrish in seinem Buch Kick the Hay Habbit und in verschiedenen Vorträgen. Zu Jim Gerrish habe ich gerade zufällig auch den folgenden Link gefunden, der zu einigen interessanten Artikeln von ihm führt:  onpasture.com/author/jim-gerrish/

In Deutschland bemüht sich offenbar der Scheuerhof bei Wittlich um die Umsetzung dieser Konzepte, wie ich deren Artikel und Video “Hohes Gras mitten Winter” ( www.permakultur-scheuerhof.de/hohes-gras-mitten-im-winter/ ) entnehme. Auch da fragt man sich, warum die Universitäten und Landwirtschaftsschulen das nicht alles schon seit Jahrzehnten kennen, perfekt optimiert haben und den angehenden Landwirte zeigen – zumal eben diese Methoden auch der Schlüssel zu einem wirklich sinnvollen Umwelt und Klimaschutz sind.

Kompost ist nicht gleich Kompost

Falls jemand z. B. wegen des oben geschilderten Beispiels von diesem australischen Milchviehbetrieb nun einfach so und gleich in größerem Stil seine Gülle verkompostieren und mit dem Kompost seine Wiesen und Felder düngen möchte, wird dies wahrscheinlich mit herben Enttäuschungen und Fehlschlägen enden, was der Sache schaden wird.

Bei der Vorbereitung des Versuchs mit dem Rasen und Garten des Hauses in Boston, den ich in In Dürreschäden sind vermeidbar erwähnt habe, war die Beschaffung von geeignetem Kompost ein großes Problem, obwohl man wegen der kleinen Versuchsfläche nur eine geringe Menge benötigte.  Man hatte zunächst Kompostproben von über 100 kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen  untersucht. Keine einzige dieser Proben entsprach den Mindestanforderungen. Erst bei einer weiteren Suche bei anderen Kompostherstellern in der weiteren Umgebung konnte man schließlich Kompost bekommen, der zwar auch nicht gut, aber doch wenigstens ausreichend war.

Die Firma Camperdown Compost, die den Versuch auf der Farm der Whitings durchgeführt hat, hatte schon vorher gelernt und trainiert, wie man mit den lokal bei den Farmern in der Umgebung vorhandenen Materialien wirklich guten, biologisch aktiven und an die Bedürfnisse angepassten Kompost machen kann.

Eine bemerkenswerte Entwicklung in Elaine Inghams Kursen ist, dass in den alten, etwa um 2012 erstellen Kursen allgemein von “Kompost” und “Kompost Tee” die Rede war. Inzwischen hat sie  den Begriff BioComplete™ als Markenzeichen registrieren lassen, was man mit “biologisch vollständig” übersetzen kann. Guter Kompost nun nicht mehr Kompost sondern , übersetzt, “biologisch vollständiger Zusatz” und Kompostee ist nun ein “biologisch vollständiges Inokkulum”.

Das Ziel der Kompostierung

Entsorgung von organischen Abfällen

Das übliche Ziel der Kompostierung ist die Beseitigung biologischer Abfälle bzw. die Reduzierung von deren Volumen mit Hilfe von Mikroorganismen.

Produktion maßgeschneiderter, lebendiger Dünger

Das Ziel der Kompostierung im Sinne von Dr. Elaine Inghams Firma und deren Fortbildungen ist dagegen die gezielte Vermehrung der für ein definiertes Ziel benötigten Mikroorganismen.

Ein noch wenig bekanntes Konzept dahinter ist, dass es eine Sukzessionsfolge der Pflanzen gibt, vom blanken Boden, über Unkräuter, Gemüse und Kräuter über verschieden Gräser, Sträucher, Büsche, Weinpflanzen bis hin zum alten, ausgewachsenen Wald. Zu mit einem Mikroskop quantitativ und qualitativ hinreichend genau feststellbare mikrobiologische Zusammensetzung  der zu den jeweiligen Pflanzen gehörenden Böden verändert sich nach einem klaren Muster.  Eine Folge ist z. B., dass Unkräuter in einem für Getreide, Kartoffeln oder auch Weidegras mikrobiologisch optimal eingestellten Boden zurückgedrängt werden und kein Problem mehr darstellen.

Die konventionelle Landwirtschaft, und in den meisten Fällen auch der sogenannte Ökolandbau, verhindert systematisch mit hohem Aufwand an Energie, Geld, Gülle, Mist und oft auch mit Giften, dass sich die für die vorgesehenen Nutzpflanze optimale mikrobiologische Zusammensetzung des Bodenlebens einstellt.

Durch eine entsprechende Analyse der zu verbessernden Böden und durch eine daran angepasste Kompostierung und Qualitätskontrolle kann man sehr schnell die mikrobiologischen Zusammensetzung des Bodenlebens für die jeweils vorgesehenen Nutzpflanzen optimieren. Das Ganze ist eine Mischung aus Wissenschaft, Handwerk und praktischer Kunst, die meines Wissens bisher kaum bekannt ist und die nirgendwo in Deutschland gelehrt wird, obwohl eine weite Verbreitung des entsprechenden Wissens und Könnens für den Klimaschutz und den Umweltschutz wirklich wichtig wäre.

Fazit mit Blick auf die neue Düngeverordnung

Die Proteste, Klagen und Demonstrationen der Bauern zur neuen Düngeverordnung sind eigentlich unbegründet. Das Problem der Bauern ist, dass es auch in der Landwirtschaft schwarze Schwäne gibt, von denen die meisten derzeit noch glauben, es gäbe sie nicht.

Ich habe hier und überhaupt in verschiedenen Artikeln auf freizahn.de versucht, diese schwarzen Schwäne der Landwirtschaft zu zeigen und dabei zugleich auch zu zeigen wo weitere Informationen zu finden sind.

Meines Erachtens ist die neue Düngeverordung eine großartige Chance für die Bauern, um die von dem Geologieprofessor David Montgomery in seinem vor Landwirten gehaltenen Vortrag, auf Youtube verfügbaren Vortrag  Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life beschriebenen vierte Revolution der Landwirtschaft in Angriff zu nehmen und das Leben wieder zurück in die Böden zu bringen. Das Geniale aus Sicht der Landwirte – sobald sie es sehen und verstehen – ist dabei, dass sie damit nicht nur die Vorgaben der Düngeverordnung ganz locker und kostengünstig erfüllen, sondern zugleich auch ihre Erträge steigern und die Betriebskosten erheblich senken können.

Zu den positiven Effekten der Düngeverordnung für die Bevölkerung würde dann auch eine Verbesserung der Gesundheit durch die Verbesserung der Qualität der Ernährung gehören (siehe dazu u.a. auch meine Artikel Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. WeltkriegGesund abnehmen auch ohne Sport und Hunger und Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion ). Auch würde die Düngeverordnung so in einem bisher nicht für möglich gehaltenem Ausmaß zur Verbesserung des Katastrophen- und Hochwasserschutzes beitragen ( siehe dazu u.a. Mal wieder Hochwasser  und Gedanken zum Film Bauer unser ). Nicht zuletzt kann die neue Düngeverordnung so zu einer sehr wirksamen  und kostengünstigen Maßnahme gegen die Klimaerwärmung und deren auch für die Landwirte teure Folgen werden (siehe dazu u.a. meine Artikel Klimaschutz durch Landwirtschaft, Die Angst vor dem Klimawandel sinnvoll nutzen und Zum Thema CO2 und Klima).

Ich hoffe gezeigt zu haben, wie man durch  Informationen und Wissen auch aus einer scheinbar aussichtslosen, verzweifelten Lage, wie z. B. der, in der sich viele Bauern durch die Düngeverordnung derzeit wähnen, herauskommen und dabei auch vorher nicht für möglich gehaltene Vorteile bewirken kann.

Kelberg, den 1. Februar 2020

Christoph Becker




Anmerkungen zu einer grünen Wahlkampfveranstaltung für Landwirte

Am Freitag den 3. Mai 2019 habe ich die von den Grünen im Rahmen des Gemeinde- und Europawahlkampfes organisierte Vortragsveranstaltung in Kelberg-Rothenbach mit dem Titel Modellregion „Ökologische Landwirtschaft Kelberg“ besucht.

Einleitung

Das mit der Modellregion “Ökologische Landwirtschaft” war und ist nur eine Vision des Ortsvorsitzenden der Kelberger Grünen, Herrn Peter Kühbach.

Die bemerkenswerterweise mit einem richtig dicken BMW (700er?) angereiste grüne Funktionärin und Ministerin, Frau Ulrike Höfken, ist studierte Landwirtin (  de.wikipedia.org/wiki/Ulrike_Höfken ).

Regino Esch ist Berufslandwirt ( www.bioland.de/ueber-uns/hof/hof-steinrausch-gbr.html )

Der Landrat des Vulkaneifelkreises war anwesend. Ansonsten waren insbesondere wohl auch eine ganze Reihe Landwirte zu dem Vortragsabend  gekommen.

Was mir bei dieser Veranstaltung und der anschließenden Diskussion auffiel und weshalb ich hier schreibe:

Wichtige Fakten und Zusammenhänge sind offensichtlich noch nicht bekannt – auch wenn sie im Internet, unter anderem auch auf meinem Blog www.freizahn.de, längst veröffentlicht und auch auf Deutsch erklärt wurden. Ich will daher hier versuchen, einzelne Fragen und Meinungen, die ich bei der Veranstaltung gehört habe, zu kommentieren und anschließend eine Übersicht mit Informationsquellen zu bieten, mit deren Hilfe Landwirte sich weitergehend informieren können.

Nährstoffbilanz der Böden

Es war allgemeiner Konsens,  dass die per Ernte oder Bodenerosion entfernten Nährstoffe dem Boden wieder von außerhalb zugeführt werden müssen. Wenn man keinen Mineraldünger verwenden könne, müsse man halt Mist oder z.B. auch Gülle von woanders holen und auf das Land bringen. Auch die Ministerin hat dieser Sichtweise der Landwirte nicht widersprochen.

Die Realität ist aber eine andere, wie ich schon in www.freizahn.de/2018/07/wieviel-naehrstoffe-sind-wirklich-im-boden/ und www.freizahn.de/2018/07/sind-fruchtfolgen-notwendig/ zu zeigen versucht habe.

Das Problem der Bauern ist, dass sie mit ihrer Wirtschaftsweise, mit ihren Düngern, ihrer Bodenbearbeitung und auch mit ihrem Grünlandmanagement die Möglichkeit einer optimalen Nutzung des Bodenlebens ungenutzt lassen und das Bodenleben reduzieren. Statt jenes Drittel der von den Pflanzen per Photosynthese in Kohlenstoffverbindungen umgesetzten Energie zu nutzen, das die Pflanzen so oder so, als energiehaltige Exsudate  über die Wurzeln an den Boden abgeben zu nutzen, um die Nährstoffversorgung der Pflanzen via Bodenleben zu optimieren, lassen sie diese Energie ungenutzt verpuffen und düngen lieber mit viel Geld und Maschineneinsatz ihr Land – oder sie dezimieren das Bodenleben mit Hilfe teurer Maschinen und fossiler Energie, statt es zu nutzen, um die Bilanzen ihrer Betriebe zu  verbessern.

Zwischenfrüchte und Untersaaten

Als ein Landwirt, der kein Vieh mehr hatte, und nur noch Feldfrüchte anbaute fragte, wie denn jemand wie er auf “bio” umstellen könnte, sagte der Landesvorsitzende von Bioland, dann müsse er halt auch Kleegras (für Stickstoff) anbauen. Auch die Erinnerung an die 3-Felderwirtschaft früherer Zeiten schwirrte dann durch den Raum. Von der studierten Landwirtin und grünen Ministerin kam dazu nichts. Auch hier hätte ich von einem Biobauernverbandschef, von einer Landwirtschaftsministerin und auch von den anderen anwesenden Landwirten mehr erwartet.

Was mir dazu durch den Kopf ging, war  jedenfalls, dass dieser Landwirt vielleicht einmal auf www.freizahn.de lesen oder mich fragen sollte. Ich dachte dabei auch an den Farmer Dave Brandt aus Ohio auf den ich www.freizahn.de/2018/08/beispiele-fuer-erfolgreiche-zwischenfruchtnutzung/ hingewiesen hatte und der ganz ohne Viehhaltung gute Erträge erzielt und seine Böden sehr verbessert hat.  Ich dachte natürlich auch an Gabe Brown, auf den ich an vielen Stellen hingewiesen haben.

Was ich diesem Landwirt raten würde, ginge jedenfalls sehr weit über “auch mal Kleegras” verwenden hinaus. Nach einer Analyse des Istzustandes, zu der unter anderem auch die mikrobiologische Untersuchung von Bodenproben mit dem Mikroskop und deren Auswertung gehören sollte, würde man mit sehr vielfältigen Zwischenfrucht- und Untersaatmischungen experimentieren. Gabe Brown experimentiert z.B. mit ca. 15 verschieden Sorten pro Feld und Jahr, und mit dem Gesamtbetrieb sogar mit über 70 Sorten.

Dazu würde ich nach Wegen suchen, wie ich die mit dem Mikroskop erkannten Defizite beheben könnte.  Dazu könnte dann z.B. eine Kombination aus einer Zusammenarbeit mit einem Schäfer oder einem Weiderrinder haltenden Betrieb und einer gezielten Produktion und Anwendung von Kompost und Komposttees gehören.

Besser als Verbieten wäre zeigen wie es besser geht

Neben mir saß offenbar ein  Bilderbuch-Grüner, also so einer von der Verbotspartei “Die Grünen”. Als über das Thema Gülle und das Ausbringen von aus den Niederlanden und Niedersachsen mit Tanklastwagen kommenden Gülle auf den Wiesen und Feldern der Eifel diskutiert wurde, meinte mein Tischnachbar, das sollte die Ministerin doch einfach verbieten können/müssen.

Mein Gedanke dazu war, dass man besser daran täte, den Landwirten zu zeigen, dass und wie sie ohne diese Gülleimporte mit ihrem Land durch wirklich ökologische, die Möglichkeiten der Natur nutzende Landwirtschaft, mehr verdienen können.

Die Landwirte haben erhebliche wirtschaftliche Zwänge und sie haben oft wohl auch einfach nicht die Zeit und das Handwerkzeug, um sich umfassend global zu informieren. Das Landwirtschaftsministerium könnte und sollte auf Landesebene die Qualität der landwirtschaftlichen Beratung verbessern. Die Landesregierung könnte und sollte z.B. von Industrie und deren Lobby unabhängige Musterbetriebe  haben und den Landwirten zeigen, wie wirklich ökologische und zugleich auch ökonomisch interessante und überlebensfähige Landwirtschaft geht.

Vielleicht kann dieser Artikel mit der hieran anschließenden Auflistung von Artikeln auf www.freizahn.de einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Informationslage der Landwirte leisten.

Artikel zum Thema auf www.freizahn.de

Im folgenden haben ich versucht, die für Landwirte möglicherweise interessanten Artikel meiner Webseite aufzulisten. Der Übersichtlichkeit halber habe ich versucht, nach Themen zusammenzufassen, auch wenn die beste Zuordnung oft unklar ist.

Wirtschaftliche und allgemeine Aspekte
  1. www.freizahn.de/2018/01/informationen-zu-moeglichkeiten-der-ertragssteigerung-in-der-landwirtschaft/
  2. www.freizahn.de/2018/07/moegliche-ertraege-im-biolandbau/
  3. www.freizahn.de/2017/06/funktioniert-das-auch-fuer-milch-und-kleinbauern/
  4. www.freizahn.de/2018/05/intensive-landwirtschaft/
  5. www.freizahn.de/2018/07/sind-fruchtfolgen-notwendig/
  6. www.freizahn.de/2018/07/wieviel-naehrstoffe-sind-wirklich-im-boden/
  7. www.freizahn.de/2016/09/unoekologischer-oekologischer-landbau/
Weidewirtschaft
  1. www.freizahn.de/2016/08/ganzheitliches-weidemanagement/
  2. www.freizahn.de/2016/09/was-wuerde-der-alte-deutsche-weidepapst-sagen/
  3. www.freizahn.de/2018/05/wieviele-koppeln-braucht-der-bauer/
  4. www.freizahn.de/2017/06/abschlussvortrag-der-grassfed-exchange-2016/
  5. www.freizahn.de/2016/09/die-grassfed-exchange/
  6. www.freizahn.de/2017/04/weidemanagement-und-rohmilch-als-duenger-und-bodenverbesserer/
  7. www.freizahn.de/2018/05/die-gallagher-zaunspinnen/
  8. www.freizahn.de/2017/01/der-rundballenabwickleranhaenger/
Zwischenfruchtanbau
  1. www.freizahn.de/2018/08/beispiele-fuer-erfolgreiche-zwischenfruchtnutzung/
Ernährung, schadet Fleisch dem Klima?
  1. www.freizahn.de/2018/08/fakten-zu-methan-und-rinderhaltung/
  2. www.freizahn.de/2017/06/eine-klimafreundliche-rindfleischproduktion/
  3. www.freizahn.de/2017/06/naehrstoffgehalt-der-lebensmittel-sinkt-seit-dem-2-weltkrieg/
  4. www.freizahn.de/2018/09/infos-und-gedanken-zur-fleischdiaet/
  5. www.freizahn.de/2019/01/gesund-abnehmen-auch-ohne-sport-und-hunger/
Klima, Wasserhaushalt, Hochwasser, Dürreprävention
  1. www.freizahn.de/2018/11/wirksamer-klimaschutz-ist-gemeinde-und-laendersache/
  2. www.freizahn.de/2018/05/mal-wieder-hochwasser/
  3. www.freizahn.de/2017/05/bodenerosion-durch-starkregen-in-weinbergen/
  4. www.freizahn.de/2017/05/starkregen-und-sturzfluten/
  5. www.freizahn.de/2018/06/duerreschaeden-sind-vermeidbar/
  6. www.freizahn.de/2015/03/restaurierende-landwirtschaft/
  7. www.freizahn.de/2015/05/das-keyline-konzept/
  8. www.freizahn.de/2016/09/optimierung-im-getreideanbau-und-hochwasserschutz-durch-integration-der-mutterkuhhaltung/
  9. www.freizahn.de/2015/07/bodenerosion-in-maisfeldern/
  10. www.freizahn.de/2019/06/die-angst-vor-dem-klimawandel-sinnvoll-nutzen/
  11. www.freizahn.de/2019/07/zum-thema-co2-und-klima/
  12. www.freizahn.de/2019/09/klimaschutz-durch-landwirtschaft/
  13. www.freizahn.de/2019/12/natuerliche-null-budget-landwirtschaft/
  14. www.freizahn.de/2020/01/waermestrahlung-wasser-und-treibhauseffekt/
  15. www.freizahn.de/2020/02/die-duengeverordnung-als-chance/
Bodengesundheit, Bodenmikrobiologie
  1. www.freizahn.de/2017/06/koennen-wir-wirklich-unsere-boeden-regenerieren/
  2. www.freizahn.de/2018/06/quorum-sensing-und-komposttees/
  3. www.freizahn.de/2018/06/erster-eindruck-von-elaine-inghams-kursen/
  4. www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/
  5. www.freizahn.de/2017/06/pflanzenwurzeln/
  6. www.freizahn.de/2017/06/gleicher-boden-verschiedenes-management/
  7. www.freizahn.de/2015/03/nachhaltige-bodenverbesserung/
Geschichte und Sonstiges
  1. www.freizahn.de/2018/02/alte-landwirtschaftsfilme-lektionen-fuer-die-zukunft/
  2. www.freizahn.de/2018/09/von-simbabwe-lernen/
  3. www.freizahn.de/2017/05/gedanken-zum-film-bauer-unser/
  4. www.freizahn.de/2017/04/die-symbiose-von-bauern-und-kriegern/
  5. www.freizahn.de/2017/04/die-torheit-der-pfluegenden-und-die-geschichte/
  6. www.freizahn.de/2016/03/amerikas-innovativster-oekobauer/
  7. www.freizahn.de/2015/11/weltbevoelkerung-wasser-wintergemuese/
  8. www.freizahn.de/2015/08/landwirtschaft-im-wandel/
  9. www.freizahn.de/2015/04/weltweite-verschlechterung-der-bodenqualitaet/

Andere deutschsprachige Internetseiten auf die ich hinweisen möchte sind

Kelberg, den 5. Mai 2019

Christoph Becker




Infos und Gedanken zur Fleischdiät

Eine ausschließlich aus Fleisch, Wasser und etwas Salz bestehende Diät ist wider Erwarten, entgegen der landläufigen Expertenmeinungen nicht nur möglich, sondern sie ist zumindest in manchen Fällen sogar ein sehr wirksames Heilmittel bei schweren Autoimmunerkrankungen, sowie bei Depressionen, Angstzuständen, Diabetes und sogar bei Parodontose und Schnarchen. Vor allem kann man mit einer reinen Fleischdiät offenbar auch gut abnehmen und zugleich die körperliche und intellektuelle Fitness steigern, mit allen Vorteilen die dies u.a. für die Gesundheit und und die Lebensqualität hat. 

Das Interview von Joe Rogan mit Dr. Jordan Peterson

Der laut New York Times vom 25. Januar 2018 als derzeit einflussreichster,  öffentlich auftretender Intellektueller geltende kanadische Psychiater und Prof. Dr. Jordan Peterson, überraschte mich mit  einer am 2.7.2018 veröffentlichten Aussage, dass er sich seit über 2 Monaten nur noch von Fleisch ernähre. Er fügt in dem Interview dann noch hinzu, dass er außerdem seit ungefähr einem Jahr, nur von Fleisch und etwas Grünem, sowie seit ca. 2 Jahren von einen kohlenhydratarmen Diät lebe.

Hier der Link auf das inzwischen über 290-tausend mal aufgerufene Interview auf Youtube: Jordan Peterson – The Carnivore Diet Changed My Life! – Joe Rogan Podcast

Peterson hat mit der Diät gut abgenommen und seine Gesundheit drastisch verbessert.

Der treibende Hintergrund für Petersons Diätversuche und den Verzicht auf Grünzeug waren die Erfahrungen seiner Tochter, die an einer schweren Autoimmunkrankheit litt. Schwerpunkt war Arthritis. Petersons Tochter Mikhaila hatte 40 betroffene Gelenke und sie hat mit 15 bzw. 16 Jahren ein künstliches Hüftgelenk und einen künstlichen Fußknöchel bekommen. Sie sei faktisch zwei Jahre auf 2 gebrochenen Beinen herum gehumpelt und das sei nur ein kleiner Teil ihrer gesundheitlichen Problemen gewesen. Seine Tochter sei nun gesund und habe ein Baby. Alle Symptome ihrer Autoimmunkrankheiten seinen verschwunden. Einziges Gesundheitsproblem sei derzeit, dass der künstlichen Fußknöchel ersetzt werden müsse, ansonsten strotze sie nun vor Gesundheit.

Ein anderes Problem seiner Tochter Mikhaila seien ernste Depressionen gewesen wegen denen sie mindestens alle 6 Stunden Ritalin habe nehmen müssen. Depressionen und Autoimmunkrankheiten seien in seiner Familie ein häufig vorkommendes Problem.

Petersons Frau hatte seit langem den Verdacht, dass ein Ernährungsproblem die Ursache sein könnte. Seine Tochter hatte als Kind, wenn sie Organgen oder Erdbeeren gegessen hat, juckende Hautrötungen (Rash). Später,  als sich bei seiner Tochter die Arthritis entwickelte, habe diese einen Schub bekommen, wenn sie Orangen gegessen habe.

Vor fünf Jahren, bei der Examensvorbereitung an der Universität, habe seine Tochter ernste Hautproblemen bekommen. Stress sei eine Möglichkeit gewesen, aber ihr sei auch aufgefallen dass sie zugleich ihre Ernährung mehr auf Butterbrote und Teilchen (Bagels) umgestellt habe. Sie habe daher zunächst auf eine glutenfreie Diät umgestellt. Das habe einen bemerkenswerten Effekt gehabt. Dann habe sie ihre Diät radikal auf nur noch Huhn und Brokkoli  umgestellt.  Daraufhin hätten ihre Symptome eins nach dem anderen nachgelassen. Sie habe auch länger wach sein können und schließlich seien ihre Depressionen verschwunden.

Peterson habe seit seinen 13. Lebensjahr selber an Depressionen gelitten. Diese seien sehr schwer gewesen und er habe sie auf vielfache Weisen behandelt. Teilweise sei die Behandlung ziemlich erfolgreich gewesen. Aber es sei ein ständiger Kampf gewesen. Sein Vater und der Vater seines Vaters hätten ebenfalls an diesen Depressionen gelitten. Seine Frau habe Autoimunprobleme.

Was Petersons Tochter dazu gebracht habe, von Brokkoli und Huhn ganz auf Fleisch um zu stellen?

Seine Tochter habe weiter experimentiert und die Folgen von Diätveränderungen beobachtet.  Sie habe zwei Jahre gebraucht um herauszufinden, dass sie nur Rindfleisch und Grünzeug essen könne und dann habe sich schließlich herausgefunden, dass sie am besten nur Rindfleisch essen sollte.

Vor zwei Jahren habe seine Tochter ihn überredet es auch mit dieser Diät (zunächst nur Grünes und Rindfleisch) zu versuchen. Er habe zwar keine Arthritis gehabt, aber doch viele ihrer anderen Probleme.  Er habe Sodbrennen gehabt und er habe ziemlich viel geschnarcht. Er habe in der ersten Woche aufgehört zu schnarchen. Er sei nun morgens richtig wach geworden, was vorher nie der Fall gewesen sei und habe gleich einen klaren Kopf gehabt. Früher habe er eine Stunde gebraucht um wach zu werden.

Er habe 96 kg gewogen, bei einer Größe von 1,86 m.

Dann habe er im ersten Monat mit der neuen Diät 3,5 kg abgenommen. Dabei habe er davor ein ganzes Jahr eine zuckerfreie Diät gehabt und nicht abgenommen.

Er habe nun 7 Monate hintereinander jeden Monat 3,5 kg abgenommen. Er sei wieder auf das Gewicht gekommen, das er mit 26 gehabt habe. Seine Schuppenflechte sei verschwunden. Auch habe er Glaskörpertrübungen in seinem rechten Auge gehabt, die verschwunden seien. Er habe aber weiter Probleme mit Depressionen bzw. Gemütstörungen gehabt. Diese seien nach der Änderung der Diät sogar nicht mehr so zu regulieren gewesen wie vorher.  Es sei ihm physisch immer besser gegangen, aber psychisch habe er weiter zum Teil heftige Probleme gehabt.

Seine Tochter habe ihm dann geraten kein Grünzeug mehr zu essen. Er habe erst nicht gewollt. Er habe Gurken, Salat, Brokoli, Huhn und Rindfleisch gegessen und nun solle er nur noch Fleisch essen?  Sie habe gemeint er solle es einen Monat lang versuchen. Er habe es versucht.

Nach einer Woche seien seine morgendlichen psychischen Probleme um 25 % geringer gewesen. Nach zwei Wochen um 75 %.  Es sei ihm jeden Tag besser gegangen und es gehe im jetzt wahrscheinlich besser als jemals zuvor. Dabei habe er seit über einem Jahr keine Antidepressiva mehr genommen und er wiege nun 73,5 kg.  Seine Muskulatur nehme zu. Er treibe etwas Sport, aber nicht viel.  Er schlafe nun nachts 6 Stunden und sei dann gleich richtig wach. Wenn er Nickerchen von einer viertel Stunde halte sei er gleich wach, während er früher eine Stunde gebraucht habe, um richtig wach zu werden.

Das coolste aber sei, dass er seit seinem 25. Lebensjahr Parodontose (gum disease)  gehabt habe.  Er habe deswegen kleinere chirurgischen Eingriffe (seiner Beschreibung nach wohl geschlossene Parodontosbehandlungen ) über sich ergehen lassen, um die Parodontose in Schach zu halten. Nun aber sei sie verschwunden, wie ihm sein Zahnarzt bei der letzten Untersuchung erklärt habe. Er habe keine Entzündung des Zahnfleischs mehr. Die Zahnfleischentzündungen seien aber mit Herzkrankheiten assoziiert. Daraus sei zu folgern, dass systemisch Entzündungen durch diese Diät verschwinden.

Er habe über 22,5 kg abgenommen, es sei nicht mehr annähernd so hungrig wie er es zu sein pflegte. Sein Appetit sei wahrscheinlich um 70 % gesunken. Er habe keine Blutzuckerregulierungsprobleme bekommen, er benötige wesentlich weniger Schlaf und er wird morgens gut wach. Es hat keine Angstgefühle und keine Depressionen mehr. Er hat keine Schuppenflechte mehr. An den Seiten seiner Beine hatte er früher ein Taubheitsgefühl, was er jetzt nicht mehr hat.  Intellektuell ist er derzeit sicherlich in seiner bestmöglichen Form. Er ist körperlich stärker und kann besser schwimmen und seine Parodontose ist verschwunden.

Er nimmt keine Vitamine oder andere Nahrungsergänzungsmittel. Er isst nur Rindfleisch mit Salz und trinkt dazu Wasser.

Als der Interviewer meint, dass er viel Gemüse esse und keine Gesundheitsprobleme habe, antwortet Peterson, dass er niemandem seine Diät empfehle.  Aber auf seine Tourneen kämen viele, viele Menschen zu ihm, die sagen würden, dass sie den Blog seiner Tochter verfolgen würden und z.B. 45 kg abgenommen hätten, oder einer 90 kg in 6 Monaten, oder neulich eine 70 jährige Frau, die in einem Monat 6,8 kg abgenommen hätte.

Es sei etwas falsch mit unserer Ernährung. Wir würden viel zu viele Kohlenhydrate essen.  Aber, er sei kein Ernährungsexperte.

Was Peterson und auch seine Tochter bemerkt hätten ist, dass sie bis zu einem Monat ernste Probleme haben, wenn sie in bestimmter Richtung von der Diät abweichen. Z.B. hätte er durch Sulfide enthaltenden Apfelmost lange anhaltenden Probleme bekommen.

Peterson sagt er verstehe die Zusammenhänge nicht gut. Sie seien ihm mysteriös. Aber als seine Tochter klein war und Arthritis entwickelt habe, habe er die wissenschaftliche Literatur darüber durchsucht. Das einzig sichere Ergebnis sei gewesen, dass Arthritis bei Patienten, die fasten verschwinde. Aber wenn sie wieder essen würden käme die Arthritis zurück. Das lasse den Schluss zu, dass die Diät eine Rolle spiele, da unwahrscheinlich sei, dass die Patienten auf alle Nahrungsmittel gleich reagieren.  Aber es könnte sein, dass manche Patienten auf fast alles negativ reagieren. Zwischen “alles” und “fast alles” sei der Unterschied aber sehr groß.

Eine spekulative These für die nun relativ großen Probleme, die Peterson nun bei kleinen Abweichungen von seiner Diät hat, ist, dass Fett nicht nur als Energiespeicher, sondern auch als Puffer für toxische Nahrungsbestandteile diene. Da er  nun kaum noch Fett habe, fehle dieser Puffer. Diese Annahme sei aber wissenschaftlich nicht gesichert.

Wie wohl ein Blogbeitrag von Petersons Tochter zeigt, hat ein Arzt erfolgreich eine Diabetis vom Typ 1 mit einer Fleischdiät behandelt. Typ 1 ist die schon früh auftretende, tägliche Insulinspritzung erfordernde Diabetes, was den Erfolg der Diät besonders eindrucksvoll macht.

Peterson ist sich des anekdotischen Charakters seiner Erfahrung und auch anderer Berichte zu dieser Diät bewusst. Aber er sieht auch die grundsätzlichen Schwierigkeiten aller medizinischen Studien über Diäten, Nahrungsmittel und deren Wirkung.  Man kann z.B. keine wissenschaftlich wirklich zuverlässigen Studien über die Wirkung von Fleisch in der Ernährung durchführen, weil man unmöglich alle Faktoren kontrollieren kann. Leute die Fleisch essen, essen z.B. in der Regel auch noch viele andere Sachen. Aus den üblichen korrelierenden Studien über Ernährungsgewohnheiten könne man daher z.B. nicht auf die Wirkung der Fleischdiät schließen. Oder anders ausgedrückt, die üblichen Schlussfolgerungen der Ernährungsberater sind wissenschaftlich betrachtet auch nicht so gut gesichert wie allgemein angenommen und geglaubt wird.

Als es darum geht, ob Peterson mit dieser einseitigen Fleischdiät vielleicht nicht doch Mangelerscheinungen bekommen könnte, wendet er ein, dass es Beispiele für das Funktionieren dieser Diät geben: Die Eskimos. Die Diät der Massai wäre einigen  Modifikationen im Wesentlichen auch eine Fleischdiät. Zum Thema Massai-Diät findet sich einiges in deutscher Sprache per Google.

Auf Reisen nimmt Peterson Beef Jerky, ein amerikanisches Trockenfleisch mit und nutzt wenn möglich Unterkünfte, wo er kochen kann. Sein Beef Jerky macht er sich selber: Er hat einen Rindfleischdehydrierer und salzt das Fleisch lediglich.

Ob Peterson die Diät für immer fortsetzen möchte? Das möchte er nicht wirklich. Aber Änderungen wird er nur sehr, sehr, sehr, sehr vorsichtig vornehmen. Nächstens möchte er mit Pilzen experimentieren.

Sowohl Joe Rogan, der Interviewer, als auch Jordan Peterson halten es für selbstverständlich, dass diese Fleischdiät nicht für alle gut ist. Was für den einen gesund ist, kann für andere krank machend und schädlich sein. Jordan Peterson, seiner Frau und seiner Tochter hat diese Fleischdiät aber sehr geholfen. Die Tochter sei nun gesund und brauche und keine Medikamente, dabei habe sie viele zum Teil sehr heftige Medikamente wie Methotrexat, Enbel und Ritalin nehmen müssen, die zum Teil sehr negative Nebenwirkungen verursacht hätten.

Joe Rogans Interview mit Mikhaila Peterson

Hier ein Link auf ein am 30. August 2018 veröffentlichtes Interview mit der Tochter von Jordan Peterson, ebenfalls mit Joe Rogans als Interviewer:

Joe Rogan – Carnivore Diet Fixed Mikhaila Peterson’s Arthritis

Mikhaila Peterson erzählt in diesem Interview, wie sie mit Diäten experimentiert hat und wie sie allmählich zu ihrer heutigen Fleischdiät gefunden hat.

Der Blog Don’t Eat That von Mikhaila Peterson: mikhailapeterson.com

Weitere Interviews von Joe Rogan zur Fleischdiät

Fleischdiät auf bei Biohackers Lab

Eine Suche mit “biohackers lab carnivore diet” auf youtube führt zu einer Reihe von interessanten Interviews und Berichten von einem Selbstversuch.

Ich habe mir zunächst das Interview mit Kelly Hogan angesehen. Kelly Hogan war mit 117 kg sehr übergewichtig und sie hatte jede Menge Gesundheitsproblem. Sie berichtet, wie sie über Versuche mit verschiedenen Diäten schließlich zur Fleischdiät kam und damit dann gesund wurde, insgesamt 59 kg abgenommen und drei gesunde Kinder bekommen hat.

Auf Biohackerslab.com finden sich einige interessante Intverviews und Anleitungen zum Thema Fleischdiät:

Beeindruckt hat mich zunächst das Interview mit

https://www.biohackerslab.com/all-meat-diet-plan/

https://www.biohackerslab.com/carnivore-training-system-review/

Dr. Georgia Ede

Georgia Ede ist  Ärztin und Psychiater. Sie betreibt die Internetseite www.diagnosisdiet.com .  Georgia Ede ist vor allem interessant, weil sie Studien und  “Experten” mit wissenschaftlichen Argumenten demontiert, die behaupten, dass Fleisch der Gesundheit schade.  Aufmerksam geworden war ich durch ihren Vortrag Vortrag WHO Says Meat Causes Cancer? by Georgia Ede,

Ihr neuster Artikel, vom 5. September 2018,  Latest Low-Carb Study: All Politics, No Science demontiert die am 1. September 2018 veröffentlichte Studie Dietary carbohydrate intake and mortality: a prospective cohort study and meta-analysis und zeigt, das diese Studie, die Angst vor Fleischkonsum machen soll,  unwissenschaftlich ist und eher ein Beispiel für politisch korrekte Propaganda ist.

Nachtrag: Sehr interessant von Georgia Ede ist auch der Vertrag “Our Descent into Madness – Modern Diets and the Global Mental Health Crisis” (dt. Unser Abstieg in den Wahnsinn – Moderne Ernährung un die globale Krise der geistigen Gesundheit”). Eine Version des Vortrags ist jetzt auch mit deutschen Untertiteln auf youtube verfügbar: https://youtu.be/TXlVfwJ6RQU

Eskimos und Wikinger auf Grönland

Jared Diamond beschreibt in einem Kapitel seines Buches  Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen die Besiedlung und das Ende der Besiedlung  Grönlands durch die Wikinger. Danach hatte ich in Erinnerung, dass die Wikinger u.a. durch die für die Landwirtschaft ungünstigen Folgen der kleinen Eiszeit zeitweise offenbar ziemlich extrem unter Hunger gelitten haben und aus Grönland verschwunden sind,  während die nur Fleisch und Fisch essenden Eskimos sich halten konnten. Auf  de.wikipedia.org/wiki/Grænlendingar habe ich dazu gerade auch noch den Wikipedia-Artikel zu den Wikingern auf Grönland gelesen. Die Realität ist auch hier wohl etwas komplex und nur teilweise bekannt. Vor allem haben die Wikinger auf Grönland sich demnach auch in den Zeiten, als ihre Landwirtschaft noch funktionierte hauptsächlich von Fleisch und tierischen Produkten ernährt. Getreide und Brot waren demnach auf Grönland Luxusgüter, die wenn überhaupt nur für besonders Wohlhabende verfügbar waren. Die Wikingersiedlungen bestanden aber etwa 500 Jahre. Der Verweis auf die Thule-Kultur, die die Wikinger verdrängt hat, oder von der die Wikinger, wie Jared Diamond meint, halt nicht genug gelernt haben, um zu überleben, führt zu de.wikipedia.org/wiki/Inuit-Kultur#Thule-Kultur_(1000_bis_1800). Nicht nur im Bezug auf die Ernährung interessantes Zitat aus diesem Artikel in die Inuit:

Diese Großfamilien setzten sich ihrerseits aus den eigentlichen, Großeltern, Eltern und Kinder umfassenden Familien zusammen. Eine derart solidargemeinschaftliche Gesellschaftsstruktur, die den einzelnen Familien autarkes Handeln zubilligte, trug in Zeiten verminderten Nahrungsangebots wesentlich dazu bei, die Überlebenschancen zu erhöhen. Sie versetzte die Inuit in die Lage, Land- und Meeressäugetiere, Vögel und Fische aller Größen zu erlegen – von der 20 Kilogramm schweren Robbe bis zum 50 Tonnen wiegenden Grönlandwal, vom Niederwild bis zum Eis- und Grizzlybären.

Die Jagdbeute lieferte eine ausgewogene Ernährung ……

Dagegen spielten pflanzliche Rohstoffe nur eine untergeordnete Rolle

Wir sehen und finden, was wir glauben

Bevor ich zur Darstellung der Fleischdiät im deutschen Fernsehen und in anderen deutschen Medien komme, erscheint es sinnvoll auf ein grundlegendes Problem der Wissenschaft und des Journalismus hinzuweisen: Wissenschaft und “Experten” sind NICHT so objektiv, wie viele glauben. Der Moralpsychologe Jonathan Haidt zeigt in seinem Buch The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion nicht nur, warum Linke und Rechte vieles derart unterschiedlich sehen. Er zeigt vielmehr auch, dass die Ergebnisse und Auswertung von wissenschaftlichen Studien durch die persönlichen Überzeugungen und den Glauben der Wissenschaftler beeinflusst werden. Im Grunde versucht jeder, mehr oder weniger unbewusst zu sehen und zu beweisen, was er/sie glaubt und sehen möchte. In der Wissenschaft und auch beim Journalismus kann man z.B. durch die Art der Fragestellung die Ergebnisse beeinflussen. Wenn man das weiß, kann man versuchen, dieses Wahrnehmungsproblem zu berücksichtigen. Die Frage ist dann aber auch noch, warum jemand wozu motiviert ist. Journalisten und Wissenschaftler, die eine Familie zu versorgen oder auch nur einen gewissen Lebensstandard erhalten oder erreichen wollen, sind halt oft auch von “äußeren Umständen” abhängig, die ein Bekanntwerden bestimmter Wahrheiten verhindern möchten. Sie müssen berichten und “beweisen”, was politisch korrekt ist, und sie müssen lächerlich machen und abwerten, was ihren Auftraggebern nicht passt. Sie sind Söldner, nach dem Motto “wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe”.

Ein kluge, resiliente, krisenfeste und überlebensfähige Gesellschaft wird genügend Freiräume und Möglichkeiten schaffen und erhalten, um auch politisch unkorrekte Meinungen und Entdeckungen zuzulassen und neutral zu untersuchen und zu diskutieren und sie wird sich dann an den Fakten orientieren.

Die Fleischdiät in deutschen Fernsehen

Was gehen unsere Volkserzieher vom deutschen “Qualitätsfernsehen”,  mit diesem neuen, politisch völlig unkorrekten, so gar nicht zur links-grünen Ideologie passenden Trend um?

Seit 13. September 2019 gibt es dazu auf Pro7 einen Beitrag: www.prosieben.de/tv/galileo/videos/287-fleisch-diaet-kann-das-wirklich-gesund-sein-clip

Bemerkenswert ist, dass Pro7 verschweigt, dass dieser Shawn mit vollem Namen Dr. Shawn Baker heißt, von Beruf selbst Arzt ist und sich nach seiner Karriere als Chirurg und leitender Orthopäde bei der amerikanischen Luftwaffe, intensiv mit dem Thema Ernährung befasst hat. Insofern ist der Beitrag auf Pro7 auch ein Lehrstück für die “Qualität”, bzw. für die Informationsverkürzung und die Manipulationsversuche des deutschen Fernsehens im Sinne der politischen Korrektheit. Wie der Fall von Jordan Petersons durch die Fleischdiät offenbar geheilte Parodontitis zeigt, kann die Fleischdiät auch chronische Entzündungsprobleme beheben und damit im Gegensatz zur Meinung von Pro7/Galileo für das Herz-Kreislaufsystem durchaus vorteilhaft sein.

Dr. Shawn Baker – Webseiten und Interview

Zu dem im Beitrag von Pro7/Galileo vorgestellten “Shawn” hier etwas weitergehende Daten:

Seine Webseiten:

In der Beschreibung zu seinem voraussichtlich Ende Februar 2019 in den USA  erscheinendem Buch The Carnivore Diet heißt es auf Amazon.de u.a.:

Shawn Baker ist zeit seines Lebens ein Multisport-Spitzensportler. Er ist auch Doktor der Medizin und hat als Truppenarzt der amerikanischen Luftwaffe in Afghanistan gedient, wo er als Chirurg für Kriegsverletzungen und als Cheforthopäde eingesetzt war.  Sein Schwerpunkt in den letzten Jahren war die Nutzung der Ernährung als Werkzeug für die Gesundheit, Leistung und das allgemeine Wohlbefinden.

Interviews mit Dr. Shawn Baker über die Fleischdiät

Auf Youtube hat Shawn Baker einen eigenen Videokanal:   www.youtube.com/channel/UC5apkKkeZQXRSDbqSalG8CQ  mit  über 100 Videoclips.

Erschütternd und wichtig ist hier insbesondere auch seine Erklärung zu seiner Karriere und Approbation als Arzt:

Andere deutsche Internetquellen

Abgesehen vom oben erwähnten Fernsehclip fand ich insbesondere die folgenden beiden Quellen:

  • Auf DocCheck vom 16.8.2018:  Die „Fleisch-Diät“: Unsinn oder Well Done?  Für ein Ärzte-Portal ziemlich schwach. Das Resüme “wer sich vernünftig ernährt und regelmäßig ernährt braucht keine riskanten Experimente” ist gleich mehrfach unpassend. Die Beispiele der Petersons und anderer Anhänger der Fleischdiät zeigen doch gerade, dass “vernünftige Ernährung” eben durchaus auch eine reine Fleischdiät sein kann und dass manchmal nur mit riskanten Experimenten herausgefunden werden kann, was tatsächlich im aktuellen Fall eine vernünftige Ernährung ist. Die befragte Ernährungswissenschaftlerin bleibt allgemein und hat sich mit der Fleischdiät wohl nicht wirklich befasst. Schließlich hätte ich hier, auch den Hinweis erwartet, dass es durchaus historische Beispiele wie die Eskimos gibt, die zeigen, dass solche Fleischdiäten tatsächlich auch über lange Zeit funktionieren.
  • Auf http://www.homeopathy.at, von Dr. Helmut Retzek, vom 27. 7. 2018: Disruptive Innovation: Carnivorismus als Gesundheitsprinzip? Diesen Artikel fand ich ganz gut. Der Autor hat sich umfassend informiert und ist neuen Wegen und Entdeckungen gegenüber aufgeschlossen und versucht, diese und deren Hintergründe zu verstehen und zu erklären. Zum einen findet man hier auch eine deutsche Zusammenfassung eines Interviews mit Mikhaela Peterson und zum anderen werden auch mögliche Hintergründe für die Erfolge der Fleischdiät erklärt.

Sonstige englischsprachige Blogs und Webseiten

Eine gute Nachricht für das Klima, die Böden und das Gesundheitswesen

Die Fleischdiät scheint wirklich zu funktionieren und in vielen Fällen einen Versuch wert zu sein. Besonders interessant finde ich, dass damit sonst nur schwer oder nicht heilbare Autoimunkrankheiten sowie Schnarchen, Parodontose und Glaskörpertrübungen geheilt werden können (was auf keinen Fall bedeutet, dass eine Fleischdiät die einzig mögliche Therapie ist).  Autoimmunkrankheiten sind nicht nur Arthritis, sondern zumindest einige Formen von Asthma, schwere Parodontose bei Jugendlichen und  Kollagenosen.  Die Fleischdiät kann somit eine sehr hochwertige und zugleich ziemlich preiswerte Medizin sein.

Da man mit der Fleischdiät auch gut abnehmen kann, können damit viele durch Übergewicht verursachte Krankheiten vermieden oder geheilt werden.

Damit die Fleischdiät funktioniert und weder der Gesundheit noch der Umwelt schadet, sollte man sich aber Gedanken über die Methode und Qualität der Fleischproduktion machen.

Noch etwas unter dem Eindruck der riesigen gepflügten oder geeggten, oft staubender Getreidefelder, die ich Anfang September auf meiner Reise nach Lettland und Litauen und vorher auch in Deutschland gesehen habe, und auch unter dem Eindruck, was ich davor gerade über die die Zusammenhänge von Wasserhaushalt und Klimaerwärmung gelernt habe, sehe ich die Fleischdiät als große Chance zur Verbesserung der Böden und des Klimas.

Intensive, intelligent gemanagte Weidehaltung von Rinder und anderen Wiederkäuern habe ich in Deutschland und anderen Teilen Europas bisher noch nicht bewusst gesehen, obwohl ich danach gesucht habe.

Ich für meinen Teil würde so eine Diät nur machen wollen, wenn ich dafür Fleisch von Rindern bekommen kann, die ausschließlich mit Hilfe intelligent und adaptiv gemanagter Weidehaltung gefüttert wurden. Fleisch von mit Kraftfutter gefütterten Rindern würde ich für reine Fleischdiät nicht haben wollen. Ebenso würde ich kein Fleisch von Rindern wollen, die irgendwelche Medikamente bekommen haben.

Die Amerikaner nennen das Rindfleisch, das ich für eine solche Diät nur akzeptieren würde “Grass finished beef”.  Derart produziertes Rindfleisch ist in hohem Maße klimafreundlich und für die Entwicklung und Erhaltung der Bodenqualität vorteilhaft.

In diesem Zusammenhang wichtige Artikel auf freizahn.de sind z.B.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal den TED-Talk von Allan Savory mit deutschen Untertiteln einbinden:

Speziell zum Klima möchte ich hier auf den Artikel WASSER: DAS FEHLENDE PUZZLESTÜCK ZUR LÖSUNG DES KLIMAWANDELS? hinweisen. Weitere Informationen in Englischer Sprache finden sich insbesondere auf www.rainforclimate.com/en/science-behind  sowie in den Präsentation des australischen Mikrobiologen und Klimatologen Walter Jehne. Zu letzterem auf Youtube mit “Walter Jehne” suchen. Interessant ist hier dann vielleicht auch mein Artikel

Letzterer zeigt an einem praktischen Beispiel, wie mit Hilfe von Rindern auf einfache und sehr wirtschaftliche Weise die Wasserspeicherkapazität, die Sequestrierung von Kohlenstoff und die Artenvielfalt und zugleich auch die Fleischproduktion auf bisher meist nicht für möglich gehaltene Weise gesteigert werden kann.

Mit Hilfe von intelligent eingesetzten Rinderherden kann man jedenfalls die Landwirtschaft, einschließlich Getreideanbau, sehr viel klimafreundlicher und nachhaltiger machen als bisher.  Man kann damit die kleinen Wasserkreisläufe restaurieren, man kann damit die Klimaerwärmung stoppen, man kann damit die Menge und Qualität des verfügbaren Trinkwassers steigern und man kann damit sogar politische und militärische Konflikte verhindern oder dämpfen.

Fazit

Die offensichtlichen Erfolge und Vorteile der Fleischdiät, nicht nur zum Abnehmen, sondern auch als Mittel zur Heilung und Vorbeugung verschiedener, zum Teil sehr schwerer, beeinträchtigender Krankheiten, aber auch als Lifestyle, passen ideal zu den Vorteilen, die eine intelligente, gut gemanagte Haltung von Rindern und Schafen für das Klima hat.

Für diejenigen, die das alles für Unsinn halten, möchte ich zum Schluss auf meine Artikel  Sichtweisen und Paradigmenwechsel und Verfälschung der Wahrnehmung durch Gruppenzwang hinweisen.

Was ich selber mache

Nachdem ich mit dem Artikel soweit fertig war, habe ich mir auf Youtube den Vortrag GFE 2016 – Dr. Joseph Mercola “A Healthy Society” angehört, etwas dazu recherchiert und mir dann zunächst die Bücher Gesunde Fette – Der optimale Kraftstoff für Ihren Körper (Orginaltitel: Fat for Fuel) von Joseph Mercola und Böses Gemüse – Wie gesunde Nahrungsmittel uns krank machen. Lektine – die versteckte Gefahr im Essen  (Orginaltitel: The Plant Paradox) Steven R. Gundry bestellt. Mercola und Gundry sind beide sehr erfahrene Ärzte die, einen besonderen Schwerpunkt auf die Ernährung legen. Ich bin gespannt. In seinem Vortrag bei der GFE 2016 hatte Mercola auch drauf hingewiesen und einige Literatur präsentiert (( Tripping Over the Truth: How the Metabolic Theory of Cancer is Overturning One of Medicine’s Most Entrenched Paradigms von Travis Christofferson und Cancer as a Metabolic Disease: On the Origin, Management, and Prevention of Cancer von Thomas Seyfried.  Mit den Namen “Travis Christofferson” und “Thomas Seyfried” findet man auf Youtube einiges )) , wonach die Ursache von Krebs nicht, wie allgemein angenommen durch genetische Defekte, sondern als Folge von Stoffwechselproblemen entsteht. Ganz zu Anfang brachte er zudem ein Beispiel über die Ernährung von Kühen (er sprach schließlich vor Rinderhaltern): Gras fressende Kühe könnten 35 bis 40 Jahre alt werden. Mit Getreide gefütterte aber nur ca. 8 Jahre. Der zentrale physiologische Unterschied in der Ernährung:  Die nur Gras fressenden Rinder leben faktisch von einer sehr fettreichen Diät, da das Gras im Pansen durch Bakterien vor allem in Fette umgewandelt würde. In der Tat fressen Wiederkäuer nur auf den ersten Blick Pflanzen. Genauer betrachtet fressen sie Bakterien, die sie in ihrem Pansen mit Pflanzen füttern und züchten, und die sie dann in ihren anderen Mägen verspeisen.  Die mit Getreide gefütterten Rinder leben dagegen von einer sehr kohlenhydratreichen Diät. Wenn man länger leben und gesund bleiben wolle, solle man von den Kühen lernen und eine kohlenhydratarme, fettreiche Diät bevorzugen.

Eine reine Fleischdiät ist eine kohlenhydatfreie Diät – im Englischen wird sie daher oft auch als Zerocarb-Diet bezeichnet. Gesund bleibt oder wird man damit auch nur, wenn man genügend tierisches Fett isst, wie vor allem auch Kelly Hogan in ihrem Interview auf Biohackers-Lab.com erklärt.

Jedenfalls warte ich nun erst einmal auf die beiden oben erwähnten Bücher von Mercola und Gundry und sehe mir deren Argumentation und  Diätvorschläge an. Dann entscheide ich mich für eine Diät, wobei ich mir durchaus eine nur aus Fleisch, Fisch und Eiern bestehenden Diät vorstellen kann. Schon jetzt ist sehr sicher, dass mein bisher sehr niedriger Fleischkonsum sehr drastisch steigen wird, während mein bisher sehr hoher Konsum an Getreide und Getreideprodukten drastisch schrumpfen wird. Wegen des Klimas habe ich dabei ein sehr gutes Gewissen und das, weil ich mich gut informiert habe.

Kelberg, den 21. September 2018

Christoph Becker

Nachträge

Nachtrag vom 23.9.2019

Anfang Januar 2019 habe ich unter dem Titel Gesund abnehmen – auch ohne Sport und Hunger eine Fortsetzung und Erweiterung von Infos- und Gedanken zur Fleischdiät veröffentlicht.

Inzwischen habe u.a. auch das Buch “The Fat of the Land” von Vilhjalmur Stefansson,  vollständig gelesen und ich habe mir den größten Teil der Vorträge des Kurspaketes  Professional Training in LCHF/Ketogenic Nutrition & Treatment angehört und die zugehörigen Anlagen durchgelesen. Meine Vorräte an Müsli und Biobrotgetreide habe ich seit fast einem Jahr nicht mehr angerührt und werde sie wohl den Hühnern meines Bruders verfüttern.

Mein Verbrauch an Fleisch ist mit wahrscheinlich ca. 140  kg pro Jahr heute mehr als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt, der bei nur 60 kg pro Person und Jahr liegt. Früher habe ich dagegen eher selten Fleisch gegessen. Mein Verbrauch an Eiern ist mit mehr als 1460 Stück pro Jahr mehr als 6 mal höher als der Bundesdurchschnitt von 235 Eiern pro Person und Jahr. Früher habe ich in einer Woche wohl eher weniger Eier gegessen als heute an einem Tag. Butter, Käse und Haselnüsse brauch ich wohl auch weit mehr als der Durchschnitt. Daber ist mein gesamter Verbrauch an Getreideprodukten heute in einem ganzen Jahr wohl geringer als früher in 3 Tagen bis maximal einer Woche.  Manchmal gehen wir halt doch noch auswärts essen und es gab im Sommer bei Ausflügen auch mal ein Eis oder ein Stück Kuchen. Aber diese Kohlenhydratexzesse früherer Jahre gibt es nicht mehr.

Bringt es was für die Gesundheit? Ich denke ja. Im Juli habe ich wegen der Bundeswehr bei einem Kardiologen ein Leistungs-EKG machen müssen. Dabei  war meine Kraft und Kondition wohl erstaunlich gut. Der Widerstand des Ergometers musste jedenfalls ziemlich weit hochgedreht werden, damit ich überhaupt ausreichend belastet wurde. Meine Frau war kürzlich bei ihrem Lungenfacharzt und der meinte ob sie eine Frischzellenkur gemacht hätte. Ihr Lungenleistung habe sich seit dem letzten Besuch vor einem Jahr auf 137 % verbessert.

Einige meiner Patienten, die das Prinzip der kohlenhydratharmen Ernährung verstanden haben, haben auch sehr gut abgenommen und fühlen sich besser.

Prof. Peer Ederers Artikel “Populäre Fleischirrtümer”

Wie ich etwas verspätet, am 20.2.2020 gesehen habe hat Prof. Dr. Peer Ederer auf achgut.de im August 2019 eine fünfteilige Artikelserie mit dem Titel “Populäre Fleischirrtümer veröffentlicht, die ich sehr gut finde, auch wenn ich in einigen Punkten anderer Meinung bin: www.achgut.com/artikel/populaere_fleischirrtuemer_1_falschalarm_krebs 

Nachtrag 29.06.2022
Barry Gove, Für welcher Ernährung wir designed sind.

Homo Carnivorus What We Are Designed to Eat ( https://youtu.be/qn5zdWucv6I ) Sehr interessant fand ich auch sein  Buch “Trick and Treat: how ‘healthy eating’ is making us ill”

Tim Noakes, Urspünge der menschelichen Diät

 

 

 




Von Simbabwe lernen

Vor dem Hintergrund der Dürre und der daraus resultierenden Probleme der Bauern in Deutschland und dem Rest Europas im Sommer 2018 ist eine bereits 2014 vom Savory Institut auf Youtube eingestellte  kleine Doku interessant, in der es um landwirtschaftliche Projekte des  simbabwischen Ministeriums für Frauen, Gender und Gemeinschaft geht.

Titel und Link der Doku:  Holistic Management In Zimbabwe, Ministry of Women’s Affairsyoutu.be/WAN_pD7c6h8 )

Besonders interessant für deutsche Maisbauern dürfte es ab Minute 10:00 werden. Dort wird eine Fläche mit konventionell angebautem Mais mit einer Fläche verglichen, die mit Hilfe einer Rinderherde nach der Methode von Allan Savorys ganzheitlichem Weidemanagement vorbereitet wurde. Der Mais auf der mit der Rinderherde vorbereiteten Fläche ist drastisch kräftiger. Das folgende Bild zeigt in der linken unteren Ecke den konventionell angebauten Mais und rechts den Mais auf der mit einer Rinderherde vorbereiteten Fläche:

Quelle: https://youtu.be/WAN_pD7c6h8 . Links, vorne unten konventionell angebauter Mais. Die Fläche für den kräftigeren Mais rechts und hinten wurde nach dem Prinzip des von Allan Savory entwickelten Ganzheitlichen Weidemanagements mit Hilfe einer Rinderherde vorbereitet.

Ab 10:39 erklärt Häuptling Mutekedza aus dem Chikomba-Bezirk, dass sie nicht mehr pflügen würden, weil die Rinderherde alles nötige für die Bauern getan hätte. Er würde auch keinen Mineraldünger mehr verwenden.  Die Rinder hätten schon gedüngt und er müsse nur noch den Samen in den Boden bringen.

Danach sagt ein jüngerer Simbabwer “Der wichtigste Punkt für gesundes Land ist Bedeckung, Bodenbedeckung durch lebende Pflanzen. Dadurch bekommt man automatisch auch wasserführende, fließende Flüsse“. Wobei fließendes Wasser gezeigt wird.

Vorher, etwa ab Minute 9 wird erklärt, dass die Frauen des Dorfes wo der Versuch stattfand, ihre Rinder zu einer gemeinsamen großen Herde zusammengebracht hätten. Damit könnten sie schnell und effizient das “Animal impacting Program” auf ihren Feldern  durchführen. Das “Animal impacting Progam” würde extrem fruchtbare Felder für all jenen Gemeinden schaffen, die die Prinzipien dieses Programms anwenden.

Was mit diesem Programm gemeint ist, habe ich insbesondere mit meinen Artikeln Ganzheitliches Weidemanagement und Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung zu zeigen versucht.

Niederschläge und Dürren im Chikomba-Bezirk

Es gibt im Internet eine Diplomarbeit mit dem Titel Zimbabwe’s Drought Conundrum: vulnerability and coping in Buhera and Chikomba districts (dt. Simbabwes großes Dürreproblem: Verwundbarkeit und Bewältigung in den Buhera und Chikomba Bezirken). Auf Seite 5 dieser Masterarbeit findet man eine Karte von Simbabwe, in der die Bezirke und die landwirtschaftliche Kategorisierung von Simbabwe eingezeichnet sind. Der Chikomba-Bezirk, aus dem die Bilder in der Doku stammen gehört zur Kategorie 3. Auf Seite 6 findet man dazu u.a. folgende Erläuterung:

  • Niederschlag: 650 and 800 mm pro Jahr
  • gelegentlich schwere Stürme, jedoch typischerweise Trockenperioden in der Mitte der Saison
  • Semiintensive Landwirtschaft
  • Am besten geeignet für Viehzucht und den Anbau von Futterpflanzen
  • 39 % der 7,3 Millionen Hektar sind Gemeindeland
  • Die Gesamtheit von Chikomba und der nördliche Teil von Buhera fallen in diese Kategorie
Wie der Abschnitt 3.2.5, Recalled Drought Years, über Dürrejahre zeigt, kommt es etwa alle 10 Jahre zu einer größeren Dürre.   Manche der Befragten hätten geantwortet, dass seit der Jahrtausendwende jedes Jahr die Ernten sehr niedrig gewesen seien. Präzise Wetteraufzeichnungen scheint es in Simbabwe nicht zu geben.
Wie Abschnitt 3.2.7, Effects of Drought, über die Auswirkungen der Dürren, zeigt, sind die Dürren dort durchaus so, dass sie die Gesundheit und Lebenserwartung der Menschen erheblich beeinträchtigen.
Es ist also so, dass dieses Chikomba-Distrikt  durchaus ähnliche Niederschlagsmengen wie Deutschland zu verzeichnen hat, während dort Dürren wie die in Deutschland im Jahr 2018 alle paar Jahre vorkommen. Vor diesem Hintergrund könnte es für die deutsche Landwirtschaft in der Tat sinnvoll sein, die in der Doku über das Projekt des simbabwischen Ministeriums für Frauen, Gender und Soziales  gezeigten Erfahrungen zu analysieren und zu nutzen.

 

Blicke auf die deutschen Felder und Wiesen

Blicke auf die deutschen Felder und auch Weiden, insbesondere auch im  Sommer und Spätsommer 2018, und die Klagen der Landwirte, sind vor diesem Hintergrund schon ziemlich frustrierend.  Diese modernen Weidetechniken von Allan Savory, Gabe Brown, Colin Seis usw. sind zwar durchweg von weißen Männern entwickelt worden, aber dass ein schwarzfrikanisches Ministerium für Frauen, Gender und Gemeinschaft dazu auch noch noch in Simbabwe und dann auch noch unter der Regierung des späten Robert Mugabe, in der Anwendung schon 2014 soviel weiter und fortschrittlicher war, als die deutsche Landwirtschaft und ihre Hochschulen auch Jahre später, ist schon erschütternd.

Zur Ehrenrettung der deutschen Bauern möchte ich aber auch erwähnen, dass ich diese Doku aus Simbabwe nur gefunden habe, weil mir ein deutscher Landwirt einen Link auf das am 17.08.2018 veröffentlichte, derzeit wohl neueste Interview mit Allan Savory gemailt hat:  Using Grassfed Animals for Desert Greening (Success Story) –  Allan Savory ( youtu.be/vHv9x2vlFOs ).  Youtube hatte mir beim Ansehen dieses Interviews auch die Doku aus Simbabwe vorgeschlagen.

Allan Savory sagt in dem Interview übrigens, dass die Landwirtschaft heute die seines Erachtens zerstörerischste Industrie aller Zeiten sei. Dabei kann man sicher sein, dass ihm als ehemaligem Offizier auch die Rüstungsindustrie und die Todesfabriken der jüngeren deutschen Geschichte bekannt sind. Wie ich in Gedanken zum Film “Bauer unser” geschrieben habe, sehe ich das mit der modernen Landwirtschaft aber ähnlich wie Allan Savory:

Während ich den Film sah, drängte sich mir daher immer wieder der folgende Gedanke auf: “Die Menschen in Europa bauen sich ihr eigenes Vernichtungslager.”  Die bereiten eine Massenvernichtung der Mitglieder ihrer eigenen Zivilisation vor, verglichen mit der die Verbrechen der Nazis sich wie ein zwar extrem schreckliches, aber mit Blick auf die Zahl der Toten am Ende wohl ziemlich harmloses Vorspiel ausnehmen werden

Was kann man tun?

Mein Vorschlag für Deutschland wäre, dass man in diesem Herbst (2018) auf verschiedenen Versuchsflächen möglichst vielfältige Zwischenfrüchte sät und dass man dann vielleicht im Winter eine Beweidung wie auf den Bildern in dem Artikel Intensive Landwirtschaft?  durchführt. Zusätzlich könnte/sollte man dann im Frühjahr bei manchen Flächen kurz vor der Aussaat und bei anderen vielleicht einige Tage nach der Aussaat, Rinderherden mit großer Tierdichte langsam über die Felder treiben, bzw. jeweils einen Tag oder ein paar Stunden auf einer Fläche weiden lassen.  Mein Vorschlag wäre auch mit verschieden Methoden zu säen: Auf einigen Flächen mit einer Direktsaat-Sämaschine, auf anderen klassisch von Hand und auf wieder anderen mit einer mit Druckluft betriebenen Maschine, wie sie z.B.  Dave Brandt einsetzt (siehe Beispiele für erfolgreiche Zwischenfruchtnutzung ).

Vor der Zusammenstellung der  Zwischenfrüchte würde man am Besten auch  die Bodenverdichtung messen. Dank der so gewonnen Daten könnte man auf Flächen mit Verdichtungsproblemen mit Pionierpflanzen und “Presslufthammer”-Pflanzen experimentieren, wie Walter Jehne im Fragen und Antworten-Teil seines Vortrag Scratching the Surface: Soil biology in agriculture, March 2017  ( youtu.be/Tawz44oO-6s ), auf die Frage, “Was sind ihre Gedanken zur mechanischen Tiefenlockerung (deep ripping), um eine vorteilhafte Umgebung für das Bodenleben zu schaffen?” es als energie- und kostensparende Alternative empfiehlt.

Selbstverständlich würde man vernünftigerweise auch andere Parameter, wie z.B. die Versickerungsrate von Wasser und den Kohlenstoffgehalt der Böden messen. Letzteres in verschiedenen Tiefen.

Ferner würde man sinnvollerweise den Zustand des Bodenleben nach der Methode von Dr. Elaine Ingham feststellen und dokumentieren. Dazu würde man sinnvollerweise auch Versuche durchführen um das Bodenleben per Kompost, Komposttee und Quorum Sensing gezielt zu optimieren. Dazu würde man bei manchen Versuchsflächen die Rinderherden über strategisch geschickt geschaffene Korridore treiben, in denen mit dem Mikroskop überprüfte, sehr vorteilhaftes Bodenleben enthaltender Kompost, Walderde usw. verteilt wurde, so dass die Rinder mit ihren Klauen die Bakterien, Pilze, Nematoden und Protozoen aufnehmen und verteilen.  Auf diese Weise könnte man lernen und üben, die mikrobielle Vielfalt der Weiden und Felder kostengünstig zu optimieren.

Schließlich könnte man z.B. die folgenden Webseiten ins Deutsche übersetzen

Dazu könnte man Filme wie die der Soil Carbon Cowbow Serie und verschiedene Vorträge und Präsentationen, wie z.B. die von Ray Archuletta, Gabe Brown, Joel Salatin, Walter Jehne und vielen anderen deutsch übersetzen und synchronisieren.

Im Vergleich zu den landwirtschaftlichen Projekten des  Ministeriums für Frauen, Gender und Gemeinschaft in Simbabwe sollte man in Deutschland jedenfalls doch noch einiges mehr und besser machen können.

Jedenfalls ist es schon erstaunlich, dass diese einfachen Bauern und das Frauenministerium im scheinbar unterentwickelten Simbabwe 2014 bereits wesentlich fortschrittlicher, klimafreundlicher und zukunftsfähiger waren, als die Masse der deutschen Landwirtschaft im Sommer 2018. Diese Schande ist noch größer als das Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im Sommer 2018.

Kelberg, den 2. September 2018

Christoph Becker

 

 




Fakten zu Methan und Rinderhaltung

Anlass für diesen Artikel ist die Antwort des australischen Klimatologen und Mikrobiologen Walter Jehne auf die Zwischenfrage eines Zuhörers in dem für die Klimadiskussion auch sonst revolutionärem Vortrag The Soil Carbon Sponge, Climate Solutions and Healthy Water Cycles (dt.: Der Mutterboden-Kohlenstoffschwamm, Klimalösungen und gesunde  Wasserzyklen) vom 26. April 2018.

Neutralisierung des Methans durch OH-Radikale

Ab Position 1:12:50 erklärt Walter Jehne zunächst, warum Wiederkäuer eine geniale Erfindung der Natur sind, die sich über 50 Millionen Jahren zusammen mit den Graslandschaften entwickelt haben, und die verhindern, dass diese zu Wüsten werden. Unterstellt wird dabei selbstverständlich, dass die Beweidung gut gemanagt wird. In der freien Natur haben früher im Rudel jagende Raubtiere für dieses Management gesorgt. Heute können und müssen das Menschen machen. Siehe dazu u.a. meine Artikel Ganzheitliches Weidemanagement und Abschlussvortrag der Grass Fedexchange 2016.

Bei Position 1:15:40 von Walter Jehnes Vortrag stellte ein Zuhörer die Frage, wie das denn mit dem Methan sei.

Die Antwort von Walter Jehne:

Aus [dank gut gemanagter Beweidung mit Rindern] gesunden Weiden steigt Wasserdampf auf.  Wenn Sonnenstrahlen auf Wasserdampf treffen, werden Wassermoleküle dissoziiert und es entstehen hochreaktive OH-Ionen bzw.  OH-Radikale (statt OH kann man auch Hydroxyl sagen) . Diese reagieren mit dem Methan. Über einige Zwischenschritte entsteht dann aus dem Methan Wasser und Kohlendioxid. Die Menge der über einer gesunden Weide entstehenden OH-Radikale sei 100 mal größer als das, was zur Neutralisierung der von den Rindern verursachten Methan-Emission erforderlich sei. Mit anderen Worten, bei einer dank gutem Weidemanagement gesunden Weide wird nicht nur das von den Rindern emittierte Methan neutralisiert, sondern es werden zusätzlich jede Menge überschüssige OH-Radikale produziert. Um zu verstehen, wozu das gut sein kann ist es nützlich, sich etwas mehr mit der Chemie der Troposphäre zu befassen.

Mehr zum Thema OH-Radikale und Methankreislauf

Bei der Recherche zum Thema OH-Radikale und Methan habe ich schließlich den Artikel Methan and Carbon Monoxide in the Troposphere  von Loïc Jounot gefunden.  Das mit den OH-Radikalen in den unteren Luftschichten und der Neutralisation des Methans wird dort wesentlich umfassender dargestellt. Was Walter Jehne diesbezüglich gesagt hat, ist zwar etwas einfach und verkürzt, aber grundsätzlich richtig. Wie der Artikel von Loïc Jounot  erklärt, ist es darüber hinaus sogar so, dass die OH-Radiale ganz generell als “Müllschlucker” oder “Aasgeier” der Atmosphäre funktionieren und eben nicht nur Methan, sondern auch andere giftige oder schädliche Stoffe wie z.B. Kohlenmonoxid und Schwefelwasserstoff neutralisieren.  Da über dem aus einer gesunden Weide aufsteigendem Wasserdampf per Photodissoziation mehr als 100 mal so viele Hydroxylradikale entstehen, wie zur Neutralisation der von den Rindern verursachten Methanemissionen nötig sind,  entstehen also auch weitere Kapazitäten zur Reinigung der Luft von weiteren giftigen Gasen.

Gut gemanagte Rinderherden sind aber nur ein Werkzeug  von vielen. Die allgemeinere Feststellung ist, dass gesunde lokale Wasserkreisläufe und Vegetation generell dazu beitragen, dass in der Luft vorhandenes Methan und andere giftige Gase neutralisiert werden.

Das Absorbtionsspektrum von Methan und Wasser

Eine andere interessante Entdeckung bei meiner Recherche zum Thema Methan ist der Artikel Methane: The Irrelevant Greenhouse Gas. Wie dort gezeigt und erklärt wird, fallen die Absorbtionspitzen von Methan in die vom Wasser abgedeckten Bereiche:

Quelle: https://wattsupwiththat.com/2014/04/11/methane-the-irrelevant-greenhouse-gas/

Weil Wassermoleküle in der Atmosphäre sehr viel häufiger vorkommen als Methanmoleküle, wird die Strahlung mit der hier relevanten Wellenlänge in erster Linie Wassermoleküle und kaum Methanmoleküle treffen.

Methanotophische Bakterien

Wie schon ein meiner Übersetzung Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion? von der australischen Bodenwissenschaftlerin Christine Jones erklärt, gibt es zudem im Boden methanotrophische Bakterien, die Methan als einzige Energiequelle nutzen und die damit ebenfalls Methan abbauen. Diese sind aber, wie Walter Jehne sich ausdrückt, nur das Sahnehäubchen auf dem dem Kuchen.

Historische Veränderungen des Methangehaltes

Wie Walter Jehne erklärt, lag der Methangehalt in der Atmosphäre in den letzten mehr als 10 Millionen Jahren bei ca. 700 ppm.  In dieser Zeit haben sich die Wiederkäuer auf der Erde massiv vermehrt. Man denke an die Bisonherden in Nordamerika und die großen Herden in Afrika. Trotzdem ist der Methangehalt in der Atmosphäre über diese lange Zeit ziemlich gleich geblieben. In jüngerer Zeit aber, sei der Methangehalt auf 1700 ppm gestiegen. Ursache dafür sei der wirtschaftliche Zusammenbruch der UdSSR unter Jelzin gewesen, der dazu geführt habe, dass die russischen Öl- und Gasförderanlagen 10 Jahre lang nicht gewartet worden seien.

Inzwischen sei der Methangehalt auf 2300 ppm gestiegen, was aber von Ort zu Ort unterschiedlich sei. Als Ursache nennt er, dass einige Nationen nun durch Fracking neue Quellen fossiler Energieträger erschließen, wodurch große Mengen Methan freigesetzt würden. Siehe dazu auch den Artikel Eingeständnis zwecks Image-Politur: Erdgas-Industrie gelobt Besserung von Christfried Lenz auf pv-Magazin vom 27. November 2018.

Zur Überprüfung der von Walter Jehne genannten Daten habe ich auf en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_methane nachgesehen und übernehme von dort die folgenden beiden Grafiken:

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_methane
Methankonzentration in der Luft in den letzten 800.000 Jahren

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_methane

Die Argumentation des Bauernverbandes

Schließlich habe ich wissen wollen, was der Bauernverband zum Thema Methan zu sagen hat. Gefunden habe ich die Seite www.bauernverband.de/faktencheck-methanemissionen .

Was soll man dazu sagen? Dieser Artikel hier könnte jedenfalls auch für Vertreter des Bauernverbandes interessant sein. Wenn die Kühe in Deutschland keine Klimakiller sein sollen, dann wird man, auch wenn das Methan kein Problem ist, notwendigerweise die Tierhaltung und das Weidemanagement optimieren müssen. Auf www.freizahn.de finden sich dazu inzwischen eine ganze Mengen Anregungen. Ich denke z.B. an

Meine obigen Artikel zielen nur ziemlich eng begrenzt auf praktische Aspekte. Um den größeren Rahmen in Sachen Klimaschutz zu verstehen und die Politik des Bauernverbandes besser zu optimieren, könnte es hilfreich sein, wenn man sich auch beim Bauernverband z.B. die folgenden Vorträge und Webinare ansehen würde:

Das Rain For Climate Webinar und das Buch von Kravčík et. al. erklärt letztlich auch, was sich warum in der deutschen Landwirtschaft ändern muss, und warum die deutsche Landwirtschaft am Klimawandel und auch an der Dürres des Sommers 2018, sehr wohl mit schuld ist. Zugleich eröffnen sich damit für die Landwirte und den Bauernverband aber auch phantastische Möglichkeiten um das Risiko und die Intensität von Dürren, Hitzewellen und anderen extremen Wetterlagen zur reduzieren und gleichzeitig die Betriebsergebnisse und auch das Image der Landwirtschaft zu verbessern.

Was ich zum Faktencheck des Bauernverbandes noch anmerken möchte ist, dass  man Mist und Gülle nicht nur aus Gründen des Umwelt- und Wasserschutzes ganz sicher nicht einfach so auf die Felder und Wiesen aufbringen sollte, wie ich das auch 2018 immer noch gesehen (und gerochen) habe. Vielmehr kann und sollte man Mist und Gülle fachgerecht  aerob kompostieren. Einer der wesentlichen Vorteile davon wäre, dass der Stickstoff und die anderen Nährstoffe, vor allem in Bakterien und Pilzen gespeichert wird, die ihrerseits in Aggregaten gebunden sind, was Nährstoffverluste und Gewässerbelastungen verhindert. Die Nährstoffe lässt man dann von Protozoen und von Bakterien und Pilze fressenden Nematoden freisetzen. Ammoniakemissionen kann man per Kompostierung ebenfalls vermeiden.

Zum Schluss eine Anmerkung zu dem folgenden Argument des Bauernverbandes, das ich auf dessen Faktencheck-Methanemissionen-Seite:

Dennoch ist eine reine Grasfütterung keine Lösung, um die Treibhausgase der Rinderhaltung zu reduzieren: Dadurch sänke die Milchleistung einer Kuh. Um gleich viel Milch zu erzeugen, müssten Landwirte mehr melken und mit einer Vergrößerung des Milchviehbestandes würden mehr Treibhausgase ausgestoßen.

Diese Meinung des Bauernverbandes ist nicht haltbar, bzw. sie verrät lediglich einen beträchtlichen Informationsbedarf, insbesondere in den Bereichen Bodengesundheit, Bodenmikrobilologie und Weidemanagement. Man kann, wie die Ausführungen des amerikanischen Landwirtschaftsberaters, Agrarwissenschaftlers und Farmers Dr. Allen Williams zeigen, die Nährstoffgehalte und und die Vielfalt der Weiden sehr drastisch steigern und damit Leistungen erzielen, die mit denen von Kraftfutter verwendenden Betrieben locker vergleichbar sind.  Dabei sind dann aber die Kosten geringer und die Betriebsergebnisse besser als bei der Zufütterung von Kraftfutter. D.h., faktisch sind das Gras und die Kräuter einer gut gemanagten Weide mit hoher Pflanzenvielfalt und hohen Brix-Werten von der Natur mit Hilfe des Wissens und der Intelligenz des Landwirtes optimiertes Kraftfutter. Ich möchte dazu hier noch einmal auf meine Artikel Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 und auf die in Mögliche Erträge im Biolandbau erwähnte Korrelation von Brix-Werten und der Trophäenstärke von Weiswedelhirschen hinweisen. In seinem Vortrag zum Abschluss der Grassfed Exchange 2016 hat Dr. Allen Williams geschildert, wie er zusammen mit einem Kollegen den heruntergewirtschaften, ausgelaugten Boden einer 400 ha Farm mit minimalem Aufwand optimiert und dabei insbesondere auch den Brix-Wert ganz erheblich, von anfangs 2 % auf Durchschnittlich 15 bis 20 % gesteigert hat. Dabei gelang es, die Futterpflanzenvielfalt OHNE, dass man etwas gesät hätte, nur durch Aktivierung der latenten Samenbank des Bodens, von anfangs 3 – 4 auf erstaunliche 43 Arten zu steigern.  Ich denke dagegen verblasst jede Alpenmilchkuhwerbung. Auch mit noch so teuren Kraftfuttergaben wird man die mit einer solchen Nährstoffdichte und Nährstoffvielfalt mögliche Tiergesundheit und Tierleistung kaum erreichen können. Die Betriebsgewinne der Bauern kann man dabei ganz erheblich steigern. Ich verweise hier als kleines Beispiel auf das mit Bildern und Videosequenzen gemischte Interview mit der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham auf Vimeo.  Wir Frau Ingham anmerkt, hat die Beauftragung des Kompostierungsunternehmens die Bauern weniger gekostet als sie alleine schon an Tierarztkosten einsparen konnten:  From Bankrupt Dairy Farm to Profit: How Compost Saved a Dairy Farm 200K Per Year (dt.: Vom bankrotten Milchviehbetrieb zum Profit: Wie Kompost einem Milchviehbetrieb 200.000 [Dollar] pro Jahr gespart hat ). Man hat dort faktisch die Methan- und Ammoniakemissionen durch die Gülle und andere Umweltprobleme der Rinderhaltung massiv reduziert, die Betriebskosten reduziert und  die Betriebsergebnisse prächtig gesteigert.

Andere Effekte

Wenn man versteht, dass Rinderhaltung bei adaptivem und zugleich intensivem Weidemanagement eben keine Gefahr für das Klima, sondern im Gegenteil ein unverzichtbarer Baustein einer Strategie zur Verminderung extremer Wetterereignisse und Klimaerwärmung ist, dann kann hilft das auch bei der Lösung anderer Probleme:

  • Verbesserung der Trinkwasserversorgung und des Gewässerschutzes sowie des Umweltschutzes. Siehe hierzu insbesondere auch die Auflistung überraschender Vorteile von intelligentem Weidemanagement auf der Seite www.pastureproject.org: Surprising Benefits of Livestock Rotation für Landwirte, Gesellschaft und Umwelt.
  • Politische Entspannung und Befriedung im Nahen Osten, in Afrika, Teilen Europas und in Asien.

Kelberg, den 27. August 2018

Christoph Becker

Nachträge

Prof. Dr. Peer Ederer – Milch und Klima

20.2.2020: Einen sehr interessanten, kurzen Film zum Thema und dazu auch jede Menge Erklärungen und Links von Prof. Dr. Peer Ederer findet man auch der Webseite www.milchundklima.de.

Studie zu prähistorischen Methanfreisetzungen

22.2.2020: rt.com veröffentlichte am 21.2.2020 den Artikel Doomsday prophecies of ancient methane being released as temperatures rise are WRONG, say scientists. Man hat demnach Eisbohrkerne für die Zeit vor 15.000 bis 8.000 Jahren analysiert, in der es zu einer schnelle Klimaerwärmung und damit sehr wahrscheinlich auch zur Freisetzung sehr großer Mengen Methan, etwa beim Auftauen von Sümpfen und auch durch die Auflösung weiter südlich gelegener Methanhydratvorkommen in den Ozeanen gekommen sein dürfte. Das Erstaunliche ist, dass sich die Methankonzentration in der Luft damals kaum verändert hat. Daraus kann abgeleitet werden, dass verschiedene natürliche Prozesse das freigesetzte Methan bereits unter Wasser, im Boden und in Bodennähe neutralisiert oder in CO2 umgewandelt haben.

Dazu ist zu bedenken, dass Methan eine Energiequelle ist, wenn man den Sauerstoff zur Verfügung hat, der für eine Umwandlung des Methans in in das weniger Energie enthaltende CO2 zur Verfügung hat.

Der Anstieg des den Treibhauseffekt der Atmosphäre vergrößernden Methankonzentration in der Luft geht daher wohl fast ausschließlich auf menschliche Aktivitäten und dabei insbesondere die Produktion und Verwendung von Erdgas und NICHT auf die Haltung von Wiederkäuern zurück.

Das passt zu den von Prof. Ederer in dem im Nachtrag vom 20.2.2020 verlinkten Film. Die dort gezeigten Satellitenaufnahmen zeigen global sehr unterschiedlichen Methankonzentrationen. Die Methankonzentration in der Atmosphäre ist demnach in den Gebieten in denen besonders viele Rinder auf der Weide gehalten werden eher niedrig.

 




Dürreschäden sind vermeidbar

Der folgende Artikel war zunächst Teil eines Artikels über eine sich anbahnende Revolution in der Landwirtschaft. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit und wegen neuer Meldungen über massive Ernteausfälle durch Dürreschäden, nun also ein eigener Artikel über Dürreschäden und über Beispiele, die zeigen, dass die Schäden, über die die Landwirte nun klagen, locker vermeidbar waren und sind.

Mein aktueller Hintergrund beim Schreiben dieses Artikels ist,  dass ich mir inzwischen die Videos aller 45 Lektionen des Online-Kurs-Paketes von Dr. Elaine Ingham  angesehen habe. Das Kurspaket hatte ich mir beim Verfassen meines Artikels Quorum Sensing und Komposttees geleistet, wie ich dort schon geschrieben habe.

Wegen der vielen Meldungen über aktuelle Dürreschäden, habe ich mir ausserdem die Präsentation ‘Digging deeper’ soil biology forum – Dr Christine Jones auf Youtube noch einmal angesehen.

Aktuelle Berichte über Dürreschäden in Europa

Hier zunächst einige Links zur Dürre-Empfindlichkeit unserer hochtechnisierten, im Artikel von Novo so sehr als fortschrittlich gepriesenen modernen Landwirtschaft:

Eine Übersicht über Dürreereignisse in Deutschland seit 2014 gibt der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung.

Beispiele möglicher Dürreresistenz

Australien im 19. Jahrhundert

Zunächst einige geradezu unglaubliche Beobachtungen  aus der Präsentation ‘Digging deeper’ soil biology forum’ – Dr Christine Jones .  Sie zitiert dort George Augustus Robinson, der bei seiner Reise nach Viktoria Australien, in den Jahren 1841/1842, ein umfangreiches Tagebuch geführt hat. Darin schrieb er im Februar 1842, also im australischen Hochsommer, der dem August auf der Nordhalbkugel entspricht:

  • Üppiges Gras
  • Teppiche farbenprächtiger Wildblumen
  • Tiefer, weicher Boden … Konnte leicht einen Stock 60 cm tief in den Boden stecken
  • Immer noch grün, nach 90 Tagen ohne Regen und Temperaturen um 37 bis 38 °C
  • Es gab reichlich Wild und jede Menge Wasser.

Dr. Christine Jones zeigt dann auch das folgende Gemälde einer australischen Landschaft, aus dem Jahre 1858:

Quelle: Präsentation “‘Digging deeper’ soil biology forum – Dr Christine Jones”: https://youtu.be/EKHchVlwNRg?t=3m44s

Wie sie sagt, ist diese Gegend heute ziemlich lebensfeindlich und es wäre nicht mehr möglich, dort ohne die Hilfen und Lieferungen der Industriegesellschaft zu überleben.

Ein Rasen in Oregon

Das folgende Bild zeigt Dr. Elaine Ingham in der 6. Vorlesung ihres Komposttee-Onlinekurses. Ich habe es hier aber aus dem Youtubevideo Quiz Time with Dr Elaine Ingham: Which has compost tea? übernommen:

Quelle: Youtube: Quiz Time with Dr Elaine Ingham: Which has compost tea? https://www.youtube.com/watch?v=c5j4WIupz7s

Im Juni war ein Eimer Komposttee auf den Rasen geschüttet worden. Der Rasen habe dabei überall gleich grün ausgesehen. Danach habe es ab Anfang Juli nicht mehr geregnet. Die Aufnahme wurde im September, also nach mindestens 2 Monaten Trockenheit, gemacht.

Ein Rasen in Boston

In der 4. Lektion des Life in the Soil Grundkurses berichtet Dr. Elaine Ingham von einem Versuch in einem Wohnviertel Bostons. Dort hatte man Rasen und Pflanzen nach entsprechender Analyse des Bodens mit professionell hergestellten und analysiertem Komposttee behandelt.  Der Sommer war sehr trocken und es war verboten, den Rasen und Garten zu bewässern. Die Rasen der Nachbarn waren wie das folgende Bild zeigt alle vertrocknet. Das Haus mit dem Versuchsgelände ist mit einem gelben Kreis markiert. Man beachte den grünen Rasen vor diesem Gebäude. Wie Frau Ingham erzählt,  hat die Polizei den Rasen nachts überwacht, weil man wegen des saftigen Grüns  der Meinung war, dass der Rasen nachts heimlich bewässert würde, obwohl das Bewässern von Rasenflächen und Gärten damals wegen der Wasserknappheit verboten war.

Quelle: https://environmentcelebration.com/products/life-in-the-soil-class/ 4. Lektion.

Nachtrag: Habe mir die 4. Lektion inzwischen zum zweiten Mal angehört, um das Quiz zu absolvieren. Die Geschichte mit dem Rasen und dem Garten bei diesem Haus in Boston war schon deutlich komplexer und länger. Das von Frau Ingham beratene Firmentrio hat von Oktober bis Juni mehrere Anläufe mit Kompost und Komposttees benötigt. Ein großes Problem bestand zunächst darin, überhaupt Kompost in der benötigten Qualität zu bekommen. Man habe die Angebote von  über 100 Kompostierern in den Neuenglandstaaten überprüft. Keiner der kommunalen Kompostierer habe auch nur annähernd akzeptablen Kompost liefern können.   Schließlich habe man aber eine Firma gefunden, die zumindest ausreichend guten Kompost liefern konnte. Die Qualität sei aber immer noch so schlecht gewesen, dass man im nächsten Frühjahr weitere Versuche benötigt habe. Auch die Versuche Komposttee herzustellen seien erst sehr unbefriedigend gewesen, weil die Konstruktion des Gerätes mangelhaft gewesen sei. Mit weiteren Beratungen und verschiedenen Verbesserungen habe man dann aber im Juni schließlich die angestrebte Qualität und Zusammensetzung des Bodenlebens erreicht. Diese Geschichte zeigt auch, dass es einfach so mit Rezepten und praktischem Tun nicht funktioniert.

Die Singing Frogs Farm

Paul Kaiser von der Singing Frogs Farm, ca. 80 km nördlich von San Francisco, liefert in  seiner Präsentation2014 bei der Quivira Conference einige Beispiele von seinem Betrieb.

Wie er etwa ab Minute 41 berichtet, haben die Kaisers ihr Gemüse anfangs, als sie noch konventionell gearbeitet haben, jeden zweiten Tag 3 bis 4 Stunden mit einem Dripline-System bewässert (Tröpfchenbewässerung über Schläuche). Heute, dank besserer Bodenbiologie und pfluglosem Anbau, bewässern sie ihr Gemüse nur noch 1 Stunde alle 5 bis 7 Tage.  Das folgende Bild mit dem Lama und den Ziegen zeigt einen Weg auf der Singing Frogs Farm. Die Aufnahme wurde im September 2014 gemacht, nachdem es seit April – also gut 5 Monate, nicht mehr geregnet hatte.

Quelle: Präsentation “2014 Quivira Conference, Paul Kaiser”: https://youtu.be/ukFpwvlkqUY Gras auf einem Weg auf der Singing Frogs Farm im September, nachdem es den ganzen Sommer, von Anfang April an,  nicht mehr geregnet hatte.

Über Paul Kaiser und die Singing Frogs Farm hatte ich schon öfter etwas geschrieben und ich habe diese Farm im November 2015 besichtigt, nachdem ich vorher an einem 3-tägigen Workshop bei John Jeavons teil genommen hatte.

Auf der Internetplatform Netzfrauen.de findet sich unter dem Titel Der mit der Dürre tanzt – Das wird BayerMonsanto nicht gefallen eine deutsche Übersetzung des ziemlich langen Artikels  The Drought Fighter aus dem Craftsmanship-Magazin.

Allan Savorys TED-Talk ‘Die Wüste begrünen’

Auf diesen TED-Talk hatte ich u.a. schon in meinem Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität hingewiesen und ihn dort auch eingebunden.

Die Herde von Ian Gerrish in der  Dürre  von  2012

Unter dem Titel Maintaining a Healthy Water Cycle (dt. Einen gesunden Wasserkreislauf erhalten) hat das Iowa-Beef-Center auf Youtube schon im am 14.10.2015 eine nur 12 Minuten und 20 Sekunden dauernde Präsentation von Jim Gerrish veröffentlicht, die bisher nur 710 mal aufgerufen wurde.

Nachdem Jim Gerrish die Grundlagen erklärt und schon einige Beispiele gezeigt hat, schildert er ab Minute 9 auf das Beispiel seines ältesten Sohnes Ian Gerrish, der bei der großen Dürre im Sommer 2012 eine Mutterkuhherde im US-Bundesstaat Missouri gemanagt hat. Ian Gerrish hatte 1416 ha Land zur Verfügung. Bei seiner Herde handelte es sich um 1300 erwachsene Tiere. 600 davon waren Fleischkühe, dazu hatte er 700 Färsen für die Milchviehhaltung und trocken stehende Kühe.  Das war mehr als das Doppelte der in der Gegend dort normalen Besatzdichte. Die nächstgelegene Wetterstation war die in West Plains. 2012 war das trockenste Jahr in den 140 Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen in West Plains.

Ian Gerrish hatte sich mit seinem Vater beraten und trieb die Tiere alle 2-3 Stunden auf eine neue Koppel. Die Färsen für die Milchviehaltung und die trockenstehenden Kühe wurden dabei in einer separaten, weniger aggressiv eingesetzten Herde zusammengefasst. Die Fleischkühe wurden am Tag ca. 6 mal auf eine neue Koppel getrieben. Die Tiere fraßen viel, aber es wurde bei dieser ultrahohen Tierdichte auch viel niedergetrampelt. Die Folge war, dass kaum blanker Boden sichtbar war. Vielmehr war der Boden gut mit Pflanzenmaterial bedeckt. Um den 1. August gab es 40 Liter Regen pro qm. Bei Ian Gerish fing das Gras darauf hin wieder an gut zu wachsen. Die Ian Gerrishs Nachbarn dagegen haben von Juni 2012 bis Juni 2013 Heu gefüttert und ihre Rinder jeweils auf der ganzen Fläche laufen gelassen.

Ian Gerrish hat die Herde dann um 20 %, auf ca. 1050 Tiere reduziert und er hat genug Gras für den Winter stehen gelassen, so dass er seine Herde nach diesem trockensten Sommer seit 140 Jahren OHNE Heu oder Silo zu zu füttern über den Winter bringen konnte, während die anderen in der selben Gegend sich gezwungen sahen, 12 Monate lang ununterbrochen Heu zu füttern.

Jim Gerrish erwähnt dieses Beispiel, um zu zeigen welchen Unterschied kluges Management machen kann.

Joel Salatins Farm in der Dürre von 2012

Ich erinnerte mich an eine Anekdote, die Joel Salatin von der Polyface-Farm in einem seiner Vorträge auf den DVDs des Salatin-Semesters erzählt:

Einer seiner Nachbarn hatte Besuch aus einem entfernteren Teil der USA. Dieser Besuch kam zu den Salatins auf den Hof, um in deren Hofladen etwas zu kaufen.  Der Besucher habe gesagt, er sei nun hunderte von Meilen in diese Gegend gefahren. Überall auf dem Weg und auch in der Nachbarschaft habe er die Folgen der Dürre gesehen, aber auf der Polyfacefarm der Salatins seien die Wiesen grün. Wie sei das möglich. Joel Salatin habe geantwortet, das komme daher, dass es auf der Polyfacefarm mehr regne. Er solle seinen Nachbarn fragen, der würde ihm das sicher auch sagen.

Später sei dieser Besucher noch einmal gekommen und Joel Salatin habe ihn gefragt, was der Nachbar denn als Ursache für die grüneren Wiesen der Polyface-Farm angegeben habe. “Dass es auf der Polyface-Farm mehr regne”, habe der Besucher gesagt.

Vor diesem Hintergrund habe ich im Internet mit “Polyface Farm drought” gesucht. Gefunden habe ich u.a. den Artikel
Saving our Farms after the Drought, der am 27.09.2012, also vor dem Hintergrund der Dürre von 2012, veröffentlicht worden ist.

Wie Joel Salatin demnach am 8. September 2012 vor einer Besuchergruppe gesagt und erläutert hat, ist seine Farm dürreresistent. Der Grund sei wohl überlegtes Design und Management.  Das zu wird in dem Artikel ein Bild von einer Weide der Polyface-Farm gezeigt. In dem Kommentar zu diesem Bild heißt es “Es gibt auf der Polyface Farm wenig Anzeichen für eine Dürre. Wälder halten die Feuchtigkeit und die Kühe grasen in der Natur.

Warum klagen dann europäischen Landwirte?

Die Klagen der Landwirte über Dürreschäden in Europa, wo die Temperaturen niedriger und die niederschlagslosen Zeiten wesentlich kürzer sind, zeigen, dass die angewendeten landwirtschaftlichen Methoden, trotz der hohen Ausgaben für Maschinen und Agarchemikalien offenbar für das heutige Klima nicht mehr geeignet sind.  Wie die obigen Beispiele zeigen, gibt es bessere  Methoden, die zudem für die Landwirte kostengünstiger sind als die heute meist angewendeten Methoden.

Die Dürreschäden der europäischen Landwirte sind jedenfalls vermeidbar. Zugleich könnten die Ernten und die Betriebsüberschüsse der Landwirte sehr viel besser sein als sie es heute sind.

Bei einer Umstellung der Landwirtschaft gäbe aber vor allem in Deutschland auch große Verlierer: Bayer/Monsanto, und auch große Teile der des Gesundheitswesens und viele Arzneimittelhersteller (zu denen Bayer ebenfalls gehört) würden drastische “Ernteausfälle” zu beklagen haben.

Dieselben landwirtschaftlichen Methoden und Fehler, die zu den  Dürreschäden führen, verursachen bei Starkregenereignissen Hochwasserschäden und Erosionsschäden. Siehe dazu u.a. meinen Artikel Mal wieder Hochwasser.

Kelberg, den 28.06.2018

Christoph Becker




Quorum Sensing und Komposttees

Quorum Sensing und Quorum Quenching sind ziemlich neue Konzepte der Mikrobiologie. Es geht im Wesentlichen darum,  dass man mit Hilfe chemischer Botenstoffe das Verhalten von Bakterien steuern kann. In der Landwirtschaft und im Gartenbau können damit kostengünstig sehr erstaunliche Effekte und Ertragssteigerungen erzielt werden.  Möglicherweise ist der Effekt des Quorum Sensing – und dessen Reduzierung durch Quorum Quenching – einer der naturwissenschaftliche Hintergründe für die Wirkung von  Komposttees und anderen, auf den ersten Blick eher esoterisch erscheinenden, biologischen und biodynamischen Präparate.

Was ist Quorum Sensing?

Erstmals auf den Begriff des Quorum Sensing aufmerksam geworden bin ich durch den Abschlussvortrag der Grasfed-Exchange 2016, von Dr. Allen Williams. Dr. Williams erwähnte in seinem Vortrag, dass neben einer adaptiven Beweidung mit hoher Tierdichte und langen Ruhezeiten, sowie der Beweidung ausgebreiteter Heuballen im  ersten Winter, auch “strategisches, bakterielles Quorum Sensing” eingesetzt worden sei.

In seiner Präsentation Grazing for Soil Health bei der 2. Southern Soil Health Conference von Green Cover Seeds, ab Position 36:10 erwähnt er Quorum Sensing kurz. In seiner Präsentation Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands, am Folgetag, bei der selben Veranstaltung, geht Dr. Williams ab Position 51:45 näher auf das Thema  Quorum Sensing und Quorum Quenching ein.

Bemerkenswert ist zunächst, dass Williams grundsätzlich das Ziel hat, von außen zugeführte Mittel nur als Kickstarter zu verwenden und dann durch intelligentes Weidemanagement überflüssig zu machen. In diesem Sinne dienen Quorum Sensing oder Komposttees nicht als Dünger,  sondern eher wie eine bewusst herbeigeführte Infektion oder Impfung.

Williams sieht Quorum Sensing als eines der effizientesten Systeme, die die Natur entwickelt hat.

Ich übersetze hier den Text der Folie, die er bei Position 54:36 zeigt:

Quorum Sensing und Quorum Quenching
  • Quorum Sensing ist eine von Zelle zu Zelle erfolgende Kommunikation, die die  Bodenbakterien in die Lage versetzt,  die gemeinsame Kontrolle genetischer Funktionen zu ermöglichen, zwecks Anpassung an die Umwelt in der sie leben. Dies hilft dabei, nützliche Bodenbakterien wieder zu beleben.
  • Quorum Quenching ist eine Strategie, die Bakterien nutzen, um Signale von konkurrierenden Bakterien zu unterbrechen. Insbesondere um die Auswirkung krankmachender Bakterien zu reduzieren. Mutterboden versucht von Natur aus, im Gleichgewicht oder “gesund” zu sein. Quorum Sensing und Quorum Quenching kommen in der Realität gleichzeitig vor.
  • Parallelen werden in allen lebenden Systemen gefunden.
  • Konkurrierende und Kooperative Kommunikation kann zwischen Gruppen von Bakterien oder zwischen Bakterien und Wirtskörpern vorkommen.
  • Bakterien setzen im extrazellulären Medium verschiedene Typen von Molekülen frei, die man Induzierer nennt. Diese Moleküle sind die Mediatoren des Quorum Sensing.
  • Diese kommunizierenden Moleküle werden in die Zellen aufgenommen und aktivieren spezielle Gengruppen, wie zum Beispiel die für die Virulenz, die Tüchtigkeit,  den Ruhezustand  usw. zuständigen.

Dr. Williams kann als Berater per Quorum Sensing maßgeschneiderte Lösungen für seine Kunden zusammenstellen.

Ein Versuch auf 1000 ha Mais in Illinois

Bei 55:13 zeigt Williams Fotos, auf denen man Bodenproben mit vielen Regenwürmern und Wurmlöchern sieht. Die Fotos sind in einem Betrieb in Illinois aufgenommen, bei dem er auf den Maisfeldern Rinder, Zwischenfrüchte und Untersaaten (covercrops) und Quorum Sensing eingesetzt hat. Auf mehr als 1000 ha Mais konnte dort kein Gebiet gefunden werden, in dem es keine Regenwürmer und Wurmausscheidungen gab.

Von diesem Betrieb zeigt er an Position 56:45 folgende Daten:

  • 2014 Daten beim Start der Saison (vor Testbeginn)
  • pH-Wert des Bodens 6,5
  • Organische Masse 2,4 %
  • Kationenaustauschkapazität 10,3 %
  • Nährstoffgehalte des Bodens: P = 162 kg/ha, K = 282 kg/ha, Ca = 3662 kg/ha, Mg = 199 kg/ha
  • 2015 Daten (Ende der Saison, August)
  • pH-Wert des Bodens 7,3
  • Organische Masse 3,5 %
  • Kationenaustauschkapazität 15,8 %
  • Nährstoffgehalte des Bodens: P = 213 kg/ha, K = 636 kg/ha, Ca = 5992 kg/ha, Mg = 454 kg/ha

Die Messungen für die rechte Spalte wurden direkt nach der Ernte, im August 2015, durchgeführt. Im Testjahr wurde 55 % weniger Stickstoffdünger aufgebracht als in den Jahren davor. Obwohl kein Kalk aufgebracht wurde, war der Kalziumgehalt nun 2330 kg/ha höher und auch der pH-Wert war von 6,5 auf 7,3 gestiegen.  Auch die für Pflanzen verfügbaren Mengen an Phosphor, Kalium und Magnesium sind deutlich gestiegen.  Und das alles, obwohl die Messung direkt nach der Ernte erfolgte und obwohl 55 % weniger Stickstoffdünger als in den Vorjahren verwendet wurde. Dabei war der Ertrag an Mais dann auch noch um ca. 160 kg/ha höher. Nach der klassischen Vorstellung des Nährstoffkreislaufes und des Nutzens der Düngung mit Stickstoff, hätten alle Werte nach der Ernte geringer als bei Versuchsbeginn sein müssen.

Die Farm war offensichtlich die von Kevin Delap in Broughton, Illinois. Im Internet gibt es dazu auch den Artikel www.marketwired.com/press-release/despite-severe-drought-farmer-says-crop-produced-due-to-sumagrow-microbial-product-1695264.htm .  Demnach lief der Versuch sogar zur Zeit einer der schlimmsten Trockenperioden der letzten 50 Jahren, in der die Nachbarfarmen nur wenig oder nichts geerntet haben. Von Kevin Delap gibt es auf dem Youtube-Kanal der Firma SumaGrow einen 5-teiligen Vortrag: Auf Youtube mit “sumagrow delap” suchen.

Minnesota Kartoffelversuch
  • Westen von Minnesota
  • Kartoffeln vom Typ Russet
  • Durchschnittliche Produktion = 4035 – 4820 kg/ha
  • Durchschnittliche Produktionskosten = 6 bis 700 $ pro Zentner
  • Durchschnittliche Produktionskosten pro ha = $4084 – $4950
  • Aufgebrachte Menge Quorum Sensing: ca. 9,3 Liter/ha nach dem Hervortreten (wohl Sichtbarwerden der Pflanzen)

Es wurde konventionelle Düngung mit dem Einsatz von Quorum Sensing verglichen.

Ergebnisse des Minnesota Kartoffelversuchs
Boden Boden Boden Boden Planzen Kartoffeln
Messung Dichte Temperatur pH Feuchte Brix Brix
konvent. 8,81 23°C 6,70 46,25 5,63 4,69
Quorum Sensing 7,69 22,7°C 7,00 50,00 10,19 7,31

Der Brixwert ist ein mit einem Refraktometer gemessener Wert, der dem gesamten Nährstoffgehalt entspricht. Bei den mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten Flächen wurden also bei den Pflanzen und bei den Kartoffeln wesentlich höhere Nährstoffgehalte gemessen.

Die Ernte bei der konventionellen Düngung war 5314 kg/ha. Bei der mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten  Fläche wurden 6277 kg/ha geerntet. Es wurde ein Mehrertrag von ca. $ 1708 pro ha erzielt. Die Mikrobielle Aktivität war bei der mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten Fläche signifikant höher.

Missisippi Gewichtszunahmeversuch mit Weiderindern
  • Versuchsgruppen:
    • Kontrollgruppe: 60 Einheiten Stickstoff/acre
    • QS1: 50 % N-Dünger + 2,75 L/ha Quorum-Sensing
    • QS2: kein Dünger, nur Quorum Sensing
  • 1,2 bis 1,6 ha große Koppeln mit ca. 5 Tieren pro ha
  • Die Kälber wurden nach Zufallsprinzip ausgewählt und auf die Flächen verteilt
  • 75 Tage Weideversuch
  • Mehrjährige Warmsaisongräser

Einige Versuchergebnisse

Mississippi Weiderindergewichtszunahmeversuch
Versuchstyp Anz. Start [kg] Ende [kg] Zunahme kg / Tag Brix % Bodentemp °C
Kontrollgrp. 8 236 273 0,485 3,1 26,9
QS1 8 237 291 0,712 7,8 22,3
QS2 8 235 316 1,075 8,8 22,0

Vor dem Versuchsbeginn wurde ein Brixwert von 2,8 % gemessen.

Die Bodentemperaturen sind der Mittelwert über den Versuchszeitraum. Man beachte, dass die Veränderung bei QS1 und QS2 niedrigeren Bodentemperaturen. Die Ursache ist die dichtere Vegetation, die mehr Schatten spendet und die Feuchtigkeit besser hält.

Wie man sieht, war die Gewichtszunahme in der Gruppe QS1, mit der auf 50 % reduzierten Stickstoffdüngung, deutlich größer als in Kontrollgruppe. In der Gruppe QS2, in der vollständig auf den Stickstoffdünger verzichtet und nur das Quorum Sensing Produkt angwendet wurde, waren die Gewichtszunahme und der Brixwert am größten.

In Dollar gerechnet war der Ertrag in der Gruppe QS1 um 43 %  höher als in der Kontrollgruppe ($389 statt $272). In der Gruppe QS2 war der Ertrag in Dollar um 115 % höher als in der Kontrollgruppe ($587 statt $272).  Ein Grund für den höheren Gewinn waren wohl die vergleichsweise niedrigen Kosten für das Quorum Sensing Produkt und die durch dessen Verwendung möglichen Einsparungen an Stickstoffdünger.

Die Kosten für das maßgeschneiderte Quorum Sensing Produkt liegen laut Dr. Williams typisch bei 40 bis 50 US-Dollar/ha.  Bei Böden mit sehr geringem Anteilen an organischem Material können die Kosten bis 75 US-Dollar/ha betragen.

Bilder weiterer Versuche

Im Folgenden zwei Bilder aus der Präsentation Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands, von Dr. Williams, die den Unterschied zwischen mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten  Zwischensaaten und der jeweiligen, nicht behandelten Kontrollgruppe zeigen,

Quelle: Präsentation “Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands” von Dr. Allen Williams, bei der 2. Southern Soil Health Conference der Firma Green Cover Crops, https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Quelle: Präsentation “Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands” von Dr. Allen Williams, bei der 2. Southern Soil Health Conference der Firma Green Cover Crops, https://youtu.be/M19zkebz_Zk 

Die Firma Sumagrow

Dr. Allen Williams hat in den oben erwähnten Präsentationen nicht erwähnt, von welcher Firma er diese Quorum Sensing Produkte bezieht. Mit etwas Suchen habe ich herausgefunden, dass es die Firma Sumagrow ist. Die Internetadresse der Firma ist www.sumagrow.com.

SumaGow ist offensichtlich eine mittelständische Firma in Hattiesburg, im US-Bundesstaat Mississippi. Auf der Internetseite scheint sich in den letzten Jahren nicht mehr sehr viel getan zu haben. Die Hauptaktivitäten waren wohl von etwa 2011 bis 2016.

Wenn man auf Youtube mit “Sumagrow” sucht, findet man einige Interviews und Vorträge. Teilweise auch mit Dr. Allen Williams.

Der Youtube-Kanal von SumaGrow ist: www.youtube.com/channel/UCLl1AC1ZmtlolXHpvVYyOvw

Besonders nachdenklich stimmend fand ich dort den 5-teiligen Vortrag von Louis Elwell, dem leitenden Manager von Sumagrow: How to Grow with Earthcare Sumagrow Sustainable Agriculture Problems and Solutions – Part 1Part 2 , Part 3 , Part 4 , Part 5. Als Manager von SumaGrow will Louis Elwell natürlich den Verkauf der Produkte fördern. Aber insgesamt ist seine Darstellung der Situation, Wirkung und absehbaren Katastrophe der konventionellen Landwirtschaft auch aus meiner Sicht zutreffend.

Was ist SumaGrow?

Ich übersetze hier etwas von den Internetpräsentationen der Firma

Aus der Info der Facebook-Seite der Firma ( www.facebook.com/pg/SumaGrowBSEI ):

SumaGrow ist eine Mischung aus sich ergänzenden, nützlichen Mikroorganismen und flüssigen Huminen. Es ist ein aktiver Bestandteil in verschiedenen Produkten für die Landwirtschaft.

Auf der Unterseite “Why SumaGrow?” der Webseite ( www.sumagrow.com ) steht:

SumaGrow®  ist eine Auszeichnungen gewinnende Kombination sorgfältig ausgewählter Mikroorganismen die nachgewiesener Maßen die Bildung von reichem, fruchtbaren Boden fördern und die mit den Pflanzen zusammenarbeiten und die diese dann wenn es nötig ist, mit den Nährstoffen versorgen, die die Pflanzen brauchen.

Auf der Unterseite “The Science” schreibt die Firma:

Die mikrobielle Mischung von SumaGrow®  ist in einem organischen Huminsäureträger gelöst.

weiter steht dort:

Die mikrobielle Rezeptur von SumaGrow®  stellt die Bodengesundheit und Fruchtbarkeit auf verschiedene Weisen wieder hier:

  1. Biologische Stickstofffixierung – 95-99 Prozent des Stickstoffes im Boden ist ein einer organischen Form vorhanden, die nicht so ohne weiteres für die Aufnahme durch die Pflanzen geeignet ist. SumaGrow® schließt im Boden gebundenen Stickstoff auf und wandelt Stickstoff aus der Luft um, so dass er von den Pflanzen verwendet werden kann.
  2. Lösung von Phosphor – SumaGrow® löst den gebundenen Phosphor und verwandelt ihn in eine von den Pflanzen nutzbare Form.
  3. Mobilisierung und Mineralisierung von verfügbaren Pflanzennährstoffen – Es ist reicht nicht aus, dass der Boden ein bestimmtes Element enthält. Was zählt ist dessen Verfügbarkeit für die Pflanzen. Die Mobilisierung und Mineralisierung von Pflanzennährstoffen, wie Phosphor, Magnesium und Kalzium in eine für die Aufnahme durch die Pflanzen geeignete Form ist eine vitale Aufgabe der Mikroorganismen und der Huminsäure, in den SumaGrow® enthaltenden Produkten.
  4. Saprophytische Kompetenz – Produkte die SumaGrow® enthalten haben eine hohe saprophytische Kompetenz. Diese hilft den Mikroben beim Wettbewerb mit Eingeborenen Mikroben und erlaubt ihnen ihre beabsichtigten, vorteilhaften Funktionen aus zu erfüllen.
  5. pH-Wert – SumaGrow® fördert unter extremen Umweltbedingungen das Erreichen eines optimalen pH-Wertes.

Komposttees

Eine deutsche Quelle zum Thema Kompostee

Weil ich im Juni 2017 die Handreichung zum Vortrag von  Dr. Christine Jones beim 5. Bodenfruchtbarkeitssymposium ins Deutsche übersetzt hatte, hatte ich am Vorabend dieser Veranstaltung unter anderem Gelegenheit, mich etwas mit Frau Dr. Ingrid Hörner zu unterhalten bzw.  von ihr etwas zum Thema Komposttee zu zu hören. Frau Dr. Hörner ist, wie ich nun herausgefunden habe die Verfasserin von www.kompost-tee.de/wp-content/uploads/2013/06/Komposttee-Gärtner-6.pdf.  Es schien mir damals, als würde dieses Thema in der Regel nicht ernst genommen und mir war die Vorstellung, dass diese Komposttees wirklich wirken ebenfalls etwas suspekt.

Vor dem Hintergrund der oben zitierten Präsentationen von Dr. Allen Williams und der dadurch motivierten Beschäftigung mit dem Thema Quorum Sensing, sehe ich das nun anders.

Wenn man sich die Bilder im Abschnitt “eigene Erfahrungen” in der Komposttee-Anleitung von Frau Dr. Hörner ansieht und die Herstellungsweise des Komposttees bedenkt, dann drängt sich mir zumindest der Eindruck auf, dass diese Komposttees möglicherweise eine einfache Do-It-Yourself-Variante der von SumanGrow genutzten Effekte sind.

Die Tatsache, dass die Firma SumaGrow offenbar in der Lage ist, maßgeschneiderte, individuelle Produkte für das Quorum Sensing zu liefern, deutet darauf hin, dass man es hier,  mit einem ziemlich komplexen, gründliches Studium und viel Erfahrung erfordernden Gebiet zu tun hat und dass es nicht die eine beste Lösung gibt, sondern dass immer nur eine in dem betreffenden Fall nach Sichtung der Gegebenheiten und Abwägung aller Vor- und Nachteile beste Lösung gibt.

Vor diesem Hintergrund habe ich etwas mehr recherchiert und nach einer Möglichkeit gesucht, wie man professionell und wissenschaftlich gut fundiert für individuelle lokale Gegebenheiten optimale Entsprechungen zu den Produkten von SumaGrow finden und produzieren könnte.

Dr. Elaine Ingham – auf Youtube, Webseite und Kurse

Auf der schon länger nicht mehr bearbeiteten deutschen Webseite  www.kompost-tee.de habe ich in dem Artikel Kompost-Tee selber herstellen  einen Hinweis auf Elaine R. Ingham gefunden, die ein schon 2005 in der 5. Auflage erschienenes Komposttee-Brau-Manual veröffentlicht hat. D.h., voriges Jahr hatte mich schon einmal jemand auf Frau Ingham hingewiesen, aber mich hatte das noch nicht besonders interessiert.

Auf Youtube habe ich mir nun den Vortrag vollständig angesehen, den Frau Ingham am 25. Januar 2015 bei der Oxford Real Farming Conference gehalten hat. Dazu zunächst eine praktische Entdeckung: Es gibt auf Youtube zwei Versionen dieses Vortages, wobei die wesentlich bessere, überarbeitete, d.h., mit den Bildern versehene Version bisher eher selten aufgerufen wurde:

  1. The Roots of Your Profits – Dr Elaine Ingham, Soil Microbiologist, Founder of Soil Foodweb Inc,  Diese von Oxford Real Farming am 25.01.2015 hochgeladene Version ist OHNE die Dias und hatte am 8. Juni 2018 immerhin 93808 Aufrufe und 1103 Likes bei 16 Dislikes. Diese Version ist wegen der fehlenden Bilder NICHT empfehlenswert. Stattdessen sollte man sich die bisher weniger beachtete Version mit den Bildern ansehen:
  2. The Roots of your Profits – Dr Elaine Ingham. Diese von einem Bruno L. Soto am 28.06.2017 hochgeladene Version hatte am 8.6.2018 nur 1421 Aufrufe bei 25 Likes und 0 Dislikes. In dieser Version sind die Dias von Frau Ingham integriert und das dann auch noch in guter Qualität. Vernünftigerweise wird man sich also diese bisher offenbar wenig beachtete Version ansehen. Das Englisch von Frau Ingham ist sehr gut verständlich.

Die Webseiten von Dr. Elaine Ingham:

Im April 2018 hat sich Manfred Eidelloth die Mühe gemacht, einen Vortrag von Elaine Ingham ins Deutsche zu übersetzen:  www.regenerative-landwirtschaft.net/downloadseite/Elaine_Ingham-Einblick_ins_Bodenleben.pdf

Die Preise für die Onlinekurse fand ich zunächst ziemlich hoch.  Auf der Seite  environmentcelebration.com/education/classes-overview/ fand ich aber den Hinweis, dass bis Ende Juni 2018 ein Rabatt von 50 % gewährt wird. Daraufhin habe ich mir spontan für 2191 Euro das komplette,  normal 4988 Dollar kostende Kurspaket gekauft. (( Inzwischen habe ich auf selbstvers.org einen Forumsbeitrag zu Elaine Ingham vom 10. Juni 2017 gefunden, dem zur Folge die Kurse damals noch drastisch günstiger waren oder noch sind?  Man kann die Kurse dort bestellen und bekommt angeblich einen Downloadlink. Meines Erachtens ist das aber ein Betrugsversuch oder eine drastisch abgespeckte, illegale Version, die nur die mp3 und pdf-Dateien enthält, Die Videos der Orginalkurse auf environmentcelebration.com sind NICHT herunterladbar und dir Kurse bestehen bei weitem nicht nur aus einfachen Downloads.  )) Man muss den Kurs in maximal 364 Tagen vollständig durcharbeiten. Wenn man alle Prüfungen mit mindestens 90 % der Punktzahl besteht, dann kann man für weitere 2100 Dollar an einem weiteren Programm teilnehmen, mit dem man Certified Soil Life Consultant werden. Die Prüfungen müssen dabei alle beim ersten Versuch bestanden werden, d.h., es gibt keine Wiederholungsmöglichkeit. Dazu kommen normal noch die Kosten für Bücher und für mindestens ein Mikroskop. D.h., selber habe ein ziemlich hochwertiges und vielseitiges Mikroskop (Auf- und Durchlicht, Phasenkontrast, Dunkelfeld und polarisiertes Licht).

Rinderherden und strategisches Quorum Sensing

In seinem in Der Abschlussvortrag der Grasfed-Exchange 2016 zusammengefassten Vortrag erwähnt Dr. Allen Williams, dass abgesehen von “Ballenweiden” im ersten Winter (( Er lässt dazu schon im Sommer oder Herbst, wenn die Weiden noch gut befahrbar sind, schachbrettartig im Abstand von ca. 10 m Heuballen auf den Weiden liegen oder verteilen. Per einfachem Elektrozaun werden dann hohe Tierdichten ermöglicht. “Verlust” durch Trampeln, den die meisten als Gegenargument anführen, sieht er nicht, weil er das, was andere als Verlust ansehen, als wertvolles Futter für die Bodenorganismen betrachtet, die ihm helfen, den künftigen Ertrag der Weide zu steigern )) und adaptivem Beweiden mit hoher Tierdichte auch  “strategisches Quorum Sensing” eingesetzt worden sei. 

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Wenn man Rinder mit hoher Tierdichte, womit ca. 10 bis 80 kg Lebendgewicht pro qm Weidefläche gemeint ist, auf einer Weide hat, dann wird viel zertrampelt. Die von dem hohen Bodendruck der Tiere nieder getretenen getretenen Pflanzen werden zu Futter und Schattenspendern für Mikroorganismen und Kleintiere. John Jeavons erwähnt in seinem Buch How to Grow More Vegetables  (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land with Less Water Than You Can Imagine und in seinem Kurs, dass man ca. 70 % der gesamten Photosyntheseleistung zur Produktion von Kompostpflanzen bzw. zur Herstellung von Kompost verwenden sollte. Das verbessert den Boden. Gute Ernten nährstoffreicher Nahrungsmittel sollte man eher als Nebenwirkung und nicht als das Hauptziel sehen. Eine kurze Beweidung mit hoher Tierdichte und anschließende, lange Ruhezeiten sorgt faktisch dafür, dass man faktisch einen großen Teil der Pflanzen lokal kompostiert. Der Dung und der Urin der Tiere dient zusätzlich als Dünger und Futter für Bakterien. Im Dung sind auch Bakterien enthalten.

Mikroorganismen, Komposttee, oder was auch immer  auf Weidefläche verteilt wird, wird teilweise auch in den Boden gedrückt teilweise auch  von den Tieren verteilt. Die Tiere versorgen dabei durch das Zertrampeln und Düngen dafür, dass die Mikroorganismen, wo immer sie sind, Nahrung, Schatten und einen engen Kontakt zum Boden bekommen. Der Schatten ermöglicht auch niedrigere Bodentemperaturen, was im Sommer dem Bodenleben zu gute kommt. Die Bodendeckung bremst zudem Regentropfen und verhindert Erosionsschäden.

Verkrustete Bodenoberflächen werden durch den hohen Bodendruck der Tiere aufgebrochen. Organisches Material und Mikroorganismen werden dabei in den Boden gedrückt.

Man kann sich vorstellen, dass man vor diesem Hintergrund nicht die gesamte Fläche gleichmäßig besprühen muss, sondern sich darauf beschränken kann Komposttees oder auch Produkte wie die von SumaGrow, stategisch gezielt an bestimmten Stellen auszubringen. Die intensive Beweidungsform sorgt für die Verteilung, Verpflegung und Vermehrung der Mikroorganismen und eben auch für die Verteilung von Botenstoffen.

Strategisch kann hier aber auch bedeuten, dass man gezielt das Bodenleben analysiert und auf den dabei gewonnenen Informationen aufbauend das SumaGrow oder den Komposttee zusammenstellt.

Fazit

Rückblickend war dieser Artikel am Ende eher eine intellektuelle Wanderung und Entdeckungstour, bei der ich am Ende das komplette Kurspaket auf environmentcelebration.com  für die Hälfte des normalen Preises gekauft habe – was zu weiteren Entdeckungen und Einsichten zu führen verspricht.

Was ich über die Wirkungen und Möglichkeiten der Mikrobiologie in der Landwirtschaft und im Gartenbau bei den Recherchen für diesen Artikel gefunden und gelernt habe, hat mich sehr erstaunt.

Wirklich moderne Landwirtschaft kann offenbar weitgehend ohne die bei der Herstellung sehr viel fossile Energieträger kostenden, die  Umwelt und das Grundwasser belastenden Stickstoffdünger betrieben werden. Sie kann dabei mehr leisten und vor allem auch höhere Gewinne erwirtschaften als die konventionelle, auf Stickstoffdünger, Pestizide und Insektizide angewiesene, umweltschädliche und teilweise unerträgliche Bodenerosionen und Hochwasser verursachende konventionelle Landwirtschaft.

Wirklich moderne Landwirtschaft kann offenbar mit Hilfe solider Kenntnisse und intelligenter Nutzung der Mikrobiologie die Nahrungsmittelsicherheit, die Nahrungsmittelqualität und auch die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Landwirte sehr verbessern. Sie kann außerdem das Konfliktpotential und die Gefahr von humanitären und militärischen Katastrophen in vielen Ländern und Regionen reduzieren.

Kelberg, den 9. Juni 2018

Christoph Becker




Die Gallagher Zaunspinnen

Die Gallagher  Zaunspinnen sind  geniale, Arbeitszeit sparende Hilfsmittel, wenn man adaptives, gemanagtes Beweiden in der Praxis anwenden möchte.

Den praktischen Einsatz  der im englischen Sprachraum als Tumble Wheels bekannten Zaunspinnen der Firma Gallagher kann man in folgenden Youtubevideos sehen.

Bei der Suche nach Videos zu den Gallagher Tumble Wheels bzw. Zaunspinnen habe ich auch den Videoclip FenceBoss Electric Windup by Munro gefunden, der vor allem eine sehr effizienten Technik zum Auf- und Abwickeln von Elektrozaunlitze für größere Weiden zeigt.

Deutschsprachige Bezugsquellen für diese Gallagher Tumble Wheels findet man, wenn man mit “Gallagher Zaunspinnen” googelt.

Gefunden habe ich dabei auch die folgenden deutschen Beschreibungen:

Der Preis der Zaunspinnen mit knapp 80 Euro pro Stück oder ab etwas über 340 Euro für 5 Stück ziemlich hoch. Ob sich das lohnt ist auch eine Frage der Arbeitskosten.

Schließlich kommt es auch darauf an was für Weiden man hat. Bäume oder Sträucher können unter Umständen das Versetzen des Zaunes bei Verwendung diese Zaunspinnen behindern. Sumpfstellen können wie in einem der oben verlinkten Videos erwähnt zum Steckenbleiben der Stäbe führen.

Wenn man große flachen Wiesen in kleinen schmalen Portionen nutzen will könnte das System sehr nützlich und effizient sein.

Einige Artikel meiner Webseite zu Beweidungssystemen, für die diese Zaunspinnen oder Tumble Wheels eine wichtige Hilfe sein könnten:

Kelberg, den 14. Mai 2018

Christoph Becker




Intensive Landwirtschaft?

Ist das, was man heute in Deutschland als moderne,  “intensive Landwirtschaft” bezeichnet, wirklich modern und intensiv? Am Beispiel eines Maisfeldes möchte ich hier erklären, warum dies nicht der Fall ist und ich möchte zugleich an einem anderen Maisfeld zeigen, was heute wirklich intensive, moderne Landwirtschaft ist.

Was heute als “intensive Landwirtschaft” gilt

Anlass zu diesem Artikel ist, dass ich heute Vormittag an einer vom NABU organisierten Wanderung teilgenommen habe. Als wir an einem großen Maisfeld vorbeikamen waren,  kam die Rede auf die intensive Landwirtschaft und deren für die Natur nachteilige  Folgen, wobei dieses Feld als Beispiel diente. Das Feld wird vom selben Landwirt auf dieselbe Weise bewirtschaftet, wie das Feld, das ich Pfingsten 2015 bereits für meinen Artikel Bodenerosion in Maisfeldern photographiert hatte. Einer der Teilnehmer der NABU-Wanderung berichtete, das Feld sei mit Gülle aus den Niederlanden gedüngt worden (( Siehe dazu z.B. SWR: Importe aus den Niederlanden in die Eifel – Das Geschäft mit der Gülle.)).  Ich verwende hier das Bild aus diesem älteren Artikel, weil der Stand der Vegetation ungefähr gleich ist.

Maisfeld. An Pfingsten 2015 im Landkreis Vulkaneifel.

So oder ähnlich sehen in Deutschland heute viele Felder im April und Mai aus. Für mich ist das keine “intensive Landwirtschaft”, sondern ein  Beispiel für das Versagen der Agrarpolitik und der Ausbildung der Landwirte.

Warum?

  1. Ein Starkregenereignis würde die Erosionsschäden verursachen, die ich  in Bodenerosion in Maisfeldern mit Bildern eines Beispieles aus dem Burgenland gezeigt habe,  oder wie sie die Bilder in Bodenerosion durch Starkregen in Weinbergen zeigen. Der Mutterboden würde weggewaschen.
  2. Ein Bauer ist zunächst  jemand, der per Photosynthese Sonnenenergie einsammelt und in Biomasse speichert. Darüber hinaus ist ein Bauer jemand, der in Biomasse gespeicherte Energie in andere Biomassen oder in andere Energieformen umwandelt.  Blanker Boden, also nicht von lebendem Blattgrün bedeckter Boden, wo immer man ihn auf Feldern oder Wiesen sieht, ist daher ein Zeichen dafür, dass der Bauer die betreffenden Flächen warum auch immer, nicht  zur Photosynthese nutzt. Beim obigen Feld und bei vielen, vielen anderen Feldern in Deutschland beträgt der für die Photosynthese nicht verfügbare Anteil der Nutzfläche für viele Wochen und Monate im Jahr mehr als 90 und oft sogar 100 % . Das senkt die Erträge und die Bodenqualität und es fördert die Bodenerosion. Siehe dazu auch meine Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität und Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte. Aus ersterem hier noch einmal die dort gezeigte Weltkarte. Man beachte, dass es in dieser Weltkarte keine Kategorie für Bodenverbesserung gibt und dass die Gebiete, in denen die Bodenqualität stabil ist, hauptsächlich jene sind, in denen wegen des Klimas kein oder kaum Landwirtschaft betrieben wird.

    Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4

Zwei Beispiele wirklich intensiver Landwirtschaft

Ich möchte hier an zwei Beispielen zeigen, wie ich mir wirklich intensive, hochmoderne Landwirtschaft vorstelle. Beide Beispiele sind übrigens aus Betrieben die

  • keine staatliche Förderung erhalten
  • trotzdem gut oder sogar sehr gut Geld verdienen (während viele andere Bauern trotz staatlicher Förderung klagen, aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben oder sogar Selbstmord begehen)
  • nur wenig oder fast keine Maschinen einsetzen
  • keinen Kunstdünger verwenden
  • keine Pestizide verwenden
  • keine oder nur noch sehr wenig Herbizide verwenden
  • nicht pflügen oder umgraben
Browns Farm

Gabe Browns Farm ist ein Großbetrieb mit über 2000 ha, von denen über 800 ha auch als Ackerland genutzt werden. Ich habe Gabe Brown und seine Farm bereits in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung und in verschiedenen anderen Artikeln erwähnt. Im Folgenden geht es um das Beispiel eines Maisfeldes von Gabe Brown:

Der Landwirt und Agrarwissenschaftler Dr. Allen Williams zeigte in seiner Präsentation Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands, bei der zweiten Southern Soil Health Conference (https://youtu.be/M19zkebz_Zk), unter anderem die folgenden Bilder von einem Feld von Gabe Brown. Man beachte den Baum hinten links im Bild:

Winterweide auf Gabe Browns Farm.
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Winterweide auf Gabe Browns Farm.
Millet = Hirse: Anteil roher Proteine = 9 %, Anteil der gesamten verdaubaren Nährstoffe (TDN) = 50 %
Sorghum/Sudangras: Anteil roher Proteine = 12 %, Anteil der gesamten verdaubaren Nährstoffe (TDN) = 72 %
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Winterweide auf Gabe Browns Farm.
Rauhaarige Wicke: Anteil roher Proteine = 18 %, Anteil der gesamten verdaubaren Nährstoffe (TDN) = 70 %
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Winterweide auf Gabe Browns Farm.
Rettich: Anteil roher Proteine = 14 %, Anteil der gesamten verdaubaren Nährstoffe (TDN) = 70 %
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Mais im Sommer nach der Winterbeweidung (Gabe Brown pflügt nicht, sondern sät per Direktsaat.)
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Der Boden auf Gabe Browns Feld Lebendiger Mutterboden.

Gabe Browns Farm.
Vor Leben vibrierender Boden. Im August, bei 35 °C, wurden bei jedem Spatenstich bei allen Proben Regenwürmer gefunden.
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Der Boden auf dem Feld von Gabe Browns konventionelle wirtschaftendem Nachbarn: Toter Mutterboden.

Auf dem Feld eines direkten Nachbarn von Gabe Browns Farm.
Toter Boden. Keine Würmer im Boden und kein sichtbare Leben auf dem Boden (Heuschrecken, Käfer usw.)
Quelle: Allen Williams | Day 2 | 2nd Annual SSHC ( Presentation’s Title: Economic Benefits of Livestock Integration Into Croplands ) https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Vorteile von Gabe Browns Wirtschaftsweise:

  • Die auf die Felder treffende Sonnenenergie wird optimal genutzt. Man bedenke dabei, dass die Sonnenenergie in der Landwirtschaft nicht nur für das Wachstum der Wirtschaftspflanzen, sondern vor allem auch für die Ernährung von Mikroorganismen, Kleinlebewesen und Pilzen im Boden nötig ist. Diese werden nicht nur durch Rest abgestorbener Pflanzen versorgt, sondern vor allem auch durch Kohlenhydrate, die von den Wurzeln lebender Pflanzen abgegeben werden. Diese Mikroorganismen, Kleinlebewesen und Pilze wiederum arbeiten für die Bauern, indem sie für die Pflanzen nicht direkt zugängliche Nährstoffe aus dem Boden lösen, transportieren und für die Pflanzen verwertbar machen. Sie helfen auch die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen und die Wasserspeicherkapazität des Bodens zu verbessern. Das alles  spart dem Bauern der sich auch um das Bodenleben kümmert, Kunstdünger und andere Agrarchemikalien. Auch Dürreschäden und andere Schäden durch Pflanzenkrankheiten und Schädlinge können so verringert werden.
  • Weil die Rinder bei Gabe Brown auf den mit vielfältigen Zwischenfruchtmischungen und Untersaaten eingesäten Feldern im Winter eine nahrhafte Weide haben, spart er Kosten für Heu und Silo, während gleichzeitig die Felder ganz ohne Maschineneinsatz, direkt von den Tieren gedüngt werden.
  • Durch die Integration von Weidetieren in den Anbau von Ackerfrüchten werden durch die Fleischproduktion, bzw. über den Verkauf der Tiere zusätzliche Einnahmen generiert.
  • Die Produktionskosten im Getreideanbau sind bei Gabe Brown wesentlich geringer als bei vielen anderen, konventionell wirtschaftenden Landwirten. Er erzielt daher noch Gewinne bei Marktpreisen, bei denen andere längst Verlust machen. Zu den Wirtschaftsdaten hat Gabe Brown vor allem auch in seiner Präsentation anlässlich des Feldtages auf Dave Brandts Farm, im Frühjahr 2017, einige Zahlen genannt: 2017 Dave Brandt Field Day – Gabe Brown

In Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung hatte ich schon auf Gabe Browns Farm und seine Methoden hingewiesen. Dort finden sich auch verschiedene Daten zu Browns Betrieb. Die folgende Tabelle habe ich hier aus diesem Artikel übernommen:

Getreideerträge von Browns Farm im Vergleich
Ertrag auf Bowns Ranch [Bushel] Durschnittsertrag  im Landkreis (County) [Bushel] Browns Ranch über dem  Durchschnitt
Mais 127 98

30 %

Sommer Weizen 62 39 59 %
Hafer 112 62 81 %
Gerste 72 48 50 %

Obwohl Brown keinen Kunstdünger, keine Fungizide, keine Pestizide und nur noch sehr wenig bis selten Herbizide einsetzt, ist sein Maisertrag 30 % höher als beim Durchschnitt seines Landkreises. Man beachte hier, dass Browns Betrieb kontinentales Klima mit relativ wenig Niederschlägen und extrem kalten Wintern hat.

Zusätzlich zu den Kosteneinsparungen (Künstdünger, andere Agrarchemikalien, Diesel und Maschinenverschleiß für das Pflügen und Eggen) verdient Gabe Brown noch gutes Geld mit dem Verkauf von hochwertigem Rindfleisch. Wie er an einer Stelle in einem Vortrag gesagt hat, hat sich außerdem der Wildbestand auf seinem Betriebsgelände gefühlt mindestens verhundertfacht.

Die Bodenqualität auf Browns Farm ist heute sehr viel besser als bei den Betrieben seiner Nachbarn. Gegenüber dem konventionellen Biobauern in seiner Nachbarschaft ist der Unterschied erstaunlicher Weise besonders krass, wie der in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung gezeigte Betriebsvergleich zeigt. Aus diesem Artikel kopiere ich hier noch den Abschnitt über die Wasserinfiltrationsrate:

Entwicklung der Wasserinfiltrationsrate auf Browns Farm

Als Gabe Brown und seine Frau die Farm 1991 von seinen Schwiegereltern gekauft haben, hat man Bodenproben genommen und auch gemessen, wie schnell Wasser im Boden versickert. Damals betrug die Wasserinfiltrationsrate 1/2 Zoll, das sind 12,5 mm pro Stunde, oder 12,5 Liter Wasser pro qm und Stunde.

2015 betrug die Infiltratioinsgeschwindigkeit 15 Zoll pro Stunde ( 38,1 cm bzw. 381 Liter Wasser pro qm und Stunde).  Die Position  in dem anfangs eingebunden Vortag, DCED – 2016 Gabe Brown – What is Soil Health? von Gabe Brown ist  [1:01:23].  Die Wasserinfiltrationsrate hat sich also in ca. 25 Jahren  um das 30-Fache verbessert.  Einige Sekunden später in dem Vortrag zeigt er, wie die Infiltration gemessen wird und wie rasant ein Zoll Wasser, also 25 Liter pro Quadratmeter, versickern. Bei seinem Boden dauert das heute nur noch 9 Sekunden. Zwei Zoll, also insgesamt 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, versickert in nur 16 Sekunden. Demnach würde ein Sturzregen von 50 Litern in nur 25 Sekunden problemlos aufgenommen. Die bei den Browns auch auf den Getreidefeldern vorhandene Deckung des Bodens mit organischem Material würde den Aufschlag der Regentropfen zudem dämpfen. Die Fließgewässer in der Umgebung würden weder durch eine plötzlich abfließende Wassermenge noch durch damit weg gespülte Nährstoffe belastet.

Für die Ranch der Browns ist dabei von besonderer Wichtigkeit, dass der durchschnittliche Niederschlag nur ca. 400 mm pro Jahr beträgt. Durch die gute Bodenqualität wird so gut wie immer der gesamte Niederschlag auf dem Boden der Ranch gehalten, was Verluste durch Dürreschäden reduziert.

Die Singing Frogs Farm

Die Singing Frogs Farm ist ein Kleinbetrieb einer deutschstämmigen Familie bei Sebastopol, nördlich von San Francisco. Die Familie Paul und Elizabeth Kaiser,  haben ca. 4,5 ha, von denen sie nur etwa 1,4 ha bewirtschaften. Damit beschäftigen sie 4 Vollzeitangestellte und erwirtschaften einen ziemlich extremen Umsatz. Ich habe diese Farm im November 2015 besichtigt und auch schon mehrfach etwas darüber geschrieben. Ein umfassender, ins Deutsche übersetzter  Artikel für diese kleine Hochleistungsfarm ist Der mit der Dürre tanzt. Zu den erstaunlichen Daten dieser kleinen Farm gehört auch, dass sie sich die Singvogelpopulation nach Meinung des dort Nistkästen aufhängenden Vogelwartes verdreifacht hat.

Ein englischer Sprache auf Youtube verfügbar und sehr empfehlenswert sind mindestens die beiden folgenden Präsentationen:

Eine Suche mit “Singing Frogs Farm Kaiser” listet außerdem einige Interviews und andere Beiträge.

Die Singing Frogs Farm ist, genauso wie Gabe Browns Farm, ein ohne Subventionen auskommender wirklich intensive, hochmoderne Landwirtschaft betreibender und dabei ökologisch UND ökonomisch arbeitender Betrieb.

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Kelberg, den 13. Mai 2018

Christoph Becker

 

 

 




Wieviele Koppeln braucht der Bauer?

Eine der vielen Präsentationen zum Thema Landwirtschaft und Weidewirtschaft, die ich mir in der letzten Zeit angesehen habe, war Managing Grazing to Regenerate the Soil and Farm  (dt.: Die Beweidung managen, um die Böden und den Bauernhof zu regenerieren) von Prof. Dr. Richard Teague.   

Dr. Richard Teague ist Professor am Vernon Research and Extension Center (Texas A&M AgriLife Research). Sein Fachgebiet umfasst die Themen  Biodiverstität, Ökologie, Ökosystem, Umwelt, Graslandwissenschaft,  Weidewirtschaft und Regeneration von  Weidegründen sowie den Wasserhaushalt.  Auf Professor Richard Teague war ich aufmerksam geworden, weil Dr. Allen Williams unter anderem in seinen Präsentationen

aus offenbar sehr interessanten, praxisnahen  Studien von Prof. Richard Teague zitiert oder diese als Quellen angegeben hatte.

Aus der oben verlinkten Präsentation von Prof. Teague bei der von der Firma Green Cover Seeds organisierten, vierten jährlichen Southern Soil Health Conference möchte ich hier nur das Bild an Position 58:42 wiedergeben und den Text dort übersetzen:

Quelle: Richard Teague | 4th Annual SSHC, https://youtu.be/JX-bhRkVRzQ

Deutsche Übersetzung:

Was wir von Ranchern gelernt haben ….

  • Man benötigt ein Minimum von 10 Koppeln, wenn man nur mit dem Überweiden aufhören möchte
  • Landwirte mit 8 oder weniger Koppeln können kein Rotationsweiden praktizieren, sie praktizieren vielmehr rotierendes Überweiden
  • Um eine ordentliche Leistung der Tiere zu unterstützen, braucht man mindestens 14 bis 16 Koppeln
  • Für eine schnellst mögliche Verbesserung des Weidelandes  braucht man 30 oder mehr Koppeln.
  • Die größte Reduzierung der Arbeitsbelastung und die die größten Verbesserungen wurden erzielt, wenn man mehr als 50 Koppeln hatte

Walt Davis, Dave Pratt, Ranch Managment Berater

Bei den genannten Koppelzahlen handelt es sich selbstverständlich um die Anzahl Koppeln pro Herde. Bei einem Betrieb mit zwei oder drei Herden sind also zwei oder dreimal so viele Koppeln nötig. Bei 50 Koppeln könnte man die Tiere 50 Tage lang jeden Tag auf einer anderen Koppel weiden lassen, bis man sie wieder auf die erste Koppel lassen müsste.

Eine Suche mit “Walt Davis Ranch” lieferte u.a.:

Zu Dave Pratt fand ich unter anderem:

Die oben verlinkte Präsentation von Prof. Richard Teague enthält natürlich noch sehr, sehr viel mehr, meines Erachtens sehr bemerkenswerte, durch Forschung und Praxis gestützte Informationen zum Thema Die Beweidung managen, um die Böden und den Bauernhof zu regenerieren.  Die Zahl der Koppeln, die ein erfolgreicher, wirklich nachhaltig wirtschaftender Landwirt mindestens haben sollte, ist nur ein Faktor von vielen. Es geht mir hier nur darum, für Laien, Bürokraten und vor allem auch für Landwirte, anhand dieses einen Faktors sichtbar zu machen, dass hier in Deutschland einiges offensichtlich falsch läuft und nicht funktionieren kann.

Zu zeigen, wie es besser oder gar richtig im Sinne von optimal zu machen ist, wäre ein sehr komplexer, sehr viel Literaturstudium, praktische Versuche und Möglichkeiten erfordernder Prozess, zu dem mir die zeitlichen und materiellen Ressourcen fehlen.

Neulich hat mir ein kleiner Biobauer zornig geschrieben, ich solle in Sachen Landwirtschaft gefälligst die Klappe halten und mich mit der Zahnmedizin und Zahntechnik begnügen. Daher möchte ich hier  auf die Präsentation Thinking for a Change des Farmers Steve Tucker aus Nebraska hinweisen. Steve Tucker hat  seine Präsentation bei der zweiten jährlichen Southern Soil Health Conference gehalten und ich habe sie mir vor kurzem, auf der Reise zu einer sehr interessanten, ebenfalls sehr revolutionären Fortbildung zum Thema zahnärztlich/implantologische  Chirurgie, Zahnersatz und Zahntechnik bei Sofortimplantaten, angesehen. Steve Tucker ging es bei seiner  Präsentation vor allem darum, Landwirte angesichts der Revolution, die sich gerade im Bereich der Landwirtschaft vollzieht, zu mehr Offenheit gegenüber neuen Ideen und Veränderungen zu motivieren. Die folgende Bemerkung, die er gegen Ende seiner Präsentation zeigt, hat es mir dabei besonders angetan:

Quelle: Steve Tucker | 2nd Annual SSHC, https://youtu.be/B0fJcCAr9FY

Auf Deutsch:

Habe nie Angst etwas Neues auszuprobieren.

Erinnere Dich:

Die Arche Noah wurde von Amateuren gebaut.

Die Titanic wurde von Fachleuten gebaut.

Anonymus

Kelberg, den 1. Mai 2018

Christoph Becker




Informationen zu Möglichkeiten der Ertragssteigerung in der Landwirtschaft

Hier möchte ich zunächst auf  einige Informationsquellen zum Thema Weidewirtschaft hinweisen, bzw. Links angeben, die ich  in den letzten Tagen neu dazu  gefunden habe:

Webinar mir Dr. Allan Williams über die Kombination von Rinderherden, Zwischenfrüchten und Marktfrüchten

Das Webinar mit Dr. Allen Williams Cattle, Cover Crops, Hope – a Pasture Project and Practical Farmers of Iowa Webinar. Es ist der  Dr. Allan Williams aus meinem Artikel Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016. In dem Webinar zeigt Williams unter anderem die Zahlen eines realen Betriebes, der mit Hilfe einer geschickten Kombination der Nutzung von Zwischenfrüchten (Cover Crops) und Rindern einen zusätzlichen Nettoertrag in Form von Einsparung für Düngemittel und in Form von Fleischproduktion, von insgesamt über 350 Dollar pro Hektar erzielt hat.

In dem Webinar werden weitere Informationsquellen angegeben:

Die sehr sehenswerte Carbon Cowboy Serie auf Vimeo:

Die Internetseite  http://pastureproject.org. Dort gibt es jede Menge Information zum Thema Weidewirtschaft.  Einige Beispiele:

Über Pastureproject.org fand ich auch http://www.wallacecenter.org/pastureproject , wo sich unter anderem der Artikel Adaptiv High Stock Density Grazing von Dr. Allan Williams findet.

Die latente Samenbank in den Wiesen und Weiden

Aufmerksame Leser von meinem Blogbeitrag Abschlußvortrag der Grassfed Exchange 2016 werden sich gefragt haben, wie es möglich war, dass die Zahl der Futterpflanzen “einfach so”, also ohne das Kaufen und ausbringen von Saatgut, in nur vier Weidesaisonen von 3 – 4 Futterplanzenarten auf 43 Arten steigen konnte. Allan Williams erwähnt in dem oben verlinkten Webinar die “latente Samenbank”, die durch die Wirkung einer hohen Tierdichte in Kombination mit anschließenden langen Ruhephasen genutzt werden kann. Dazu habe ich in dem in dem 3. Teil des Grazing Curriculums , Folie 4, folgendes gefunden:

Die latente Samenbank ist buchstäblich eine historische Bank mit Samen, die bereits natürlich in unserem Boden existieren. Samen im Boden können für hunderte von Jahren ruhen und sie können unter bestimmten, ihre Ruhe störenden Umständen zurück zum Leben erweckt werden.  Der Gebrauch von Feuer oder die Einwirkung von Vieherden, die mit ihren Hufen oder Klauen die  Bodenoberfläche stören, kombiniert mit anschließender Ruhe, sind übliche Methoden um auf  die Samenbank zu zu greifen.

Links:

Mir hat gerade vor einigen Tagen noch ein Bauer und Jäger erzählt, dass er sich Samen für seinen Wildacker kaufen will. Wenn er seine Rinder mit hoher Tierdichte, als mit vielleicht nur 10 oder weniger Quadratmeter pro Rind im nächsten Sommer jeweils nur kurze  Zeit auf seinem Wildacker weiden und dabei die Tiere hastig  30 % vielleicht 30 % der Pflanzen fressen und den Rest zertrampeln läßt und wenn er dann einige Monate wartet bevor die Tiere wieder auf das jeweilige Stück kommen, dann würde er damit diese latente Samendatenbank öfnen und würde staunen, was darin alles enthalten ist.  Dass selben könnte er auch mit seinen anderen Weiden machen und damit sein gesamtes Weideland kostengünstig in einen attraktiven Wildacker verwandeln und gleichzeitig die Qualität seiner Weiden und seines Jagdreviers steigern.

Agroforstwirtschaft in Europa

 

Weitere Informationen zur Landwirtschaft: Durch die Suche nach Vorträgen von Paul Kaiser von der Singing Frogs Farm, bin ich über dessen Vortrag bei der Quivira Conference 2014 ( 2014 Quivira Conference, Paul Kaiser) auf eben diese Konferenzen aufmerksam geworden. Damit fand ich auf Youtube unter anderem 2014 Quivira Conference (Back to the future), Dr. Christian Dupraz, einen sehr interessanten Vortrag über Agroforstwirtschaft und aktuelle Forschungen in Frankreich. Von Dr. Christian Dupraz findet sich dann auch der folgende, gut 12 Minütige Präsentation auf Youtube: Combining agricultural, forestry, and climate change agendas in Europe – Christian Dupraz. Einige Fakten die mir in Erinnerung blieben: Bis 2001 hat die EU den Bauern die Subventionen gestrichen, wenn sie es gewagt haben, auch nur einen Baum auf ihre Wiesen oder Felder zu pflanzen. Inzwischen haben die Bürokraten offenbar etwas dazu gelernt. Die Kombination aus Bäumen und Feldern oder Wiesen steigert nicht nicht nur die Widerstandsfähigkeit gegen Dürren und Hitzesch äden, sondern sie steigert auch die gesamte Photosyntheseleistung pro Hektar um ca. 40 Prozent gegenüber nur landwirtschaftlicher oder nur forstwirtschaftlicher Nutzung. Durch den Vortrag von Christian Dupraz fand ich www.agroforst.org , die Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Agroforst Deutschland. Dort findet sich z.B. auch die Internetadresse www.agroforst-info.de, wo man weitere Informationen in deutscher Sprache findet.

Wie man Insekten und Singvogelpupulationen steigert und dabei als Landwirt gut verdient

Der oben schon erwähnte Vortrag 2014 Quivira Conference, Paul Kaiser  von Paul Kaiser zeigt übrigens unter anderem, dass und wie man z.B. die Insekten- und Singvogelpopulationen  als Nebenprodukt einer intelligenten, extrem produktiven Landwirtschaft drastisch steigern kann. Die Kaisers machen pro Hektar ca. 50 mal soviel Umsatz wie eine durchschnittliche kalifornische Gemüsefarm und immer noch 4 bis 5 mal soviel Umsatz wie die besten kalifornischen Weinbauern, und dass obwohl bei ihnen der letzte Frost oft im Juni und der erste Frost oft schon früh im September ist. Sie ernten trotzdem 3 bis 7 mal im Jahr, und können als einziger Betriebe ihres Landkreises das ganze Jahr durch frische Waren aus eigener Produktion  liefern, während die anderen in der Gegend nur ein bis maximal zwei Ernten im Jahr einfahren können. Dabei kommen die Kaisers fast ohne Maschinen aus. Paul Kaiser weist auch darauf hin, dass die Verstärkung der Population der Wildbienen, die durch seine Wirtschaftsweise ermöglicht wurde, zu einer erheblichen Leistungssteigerung der von den Imkern gehaltenen zahmen Bienen führt. Die Wildbienen sind also aus Sicht des Imkers keine Konkurrenz der Bienen sondern eher ein Turbo.

Energie und den Stress für Heu und Silo sparen

Hier möchte ich auf etwas hinweisen, das es, soweit ich es beobachtet habe, hier in Deutschland so gut wie nicht gibt:

Man muss kein oder so gut wie kein Heu oder Silo machen, wenn man die Weiden intelligent managt.

Vorträge sehr erfahrener Landwirte und Agrarwissenschaftler,  und Literatur dazu:

Ein Buch dazu: Kick the Hay Habbit: A Practical Guide to Year round Grazing. Das Buch gibt es auch als Hörbuch.

Mit Blick auf die Entwicklung am Energiemarkt (Grafiken zum Thema Öl , Blut für Öl und Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters , Der Aufziehenden Sturm am Ölhimmel) und mit Blick auf die Zukunft sollte/würde man vernünftiger Weise alles tun, um schnellstmöglich zu lernen diese Methoden an zu wenden. Wenn man das nicht tut, wird die Heuernte in Zukunft zum Alptraum, wenn all die schweren Traktoren und Maschinen mangels Diesel und Ersatzteilen  als Folge eines Krieges oder einer schweren Wirtschaftskrise nicht mehr funktionieren.  Davon abgesehen, sollte man annehmen, dass es auch angesichts der Klimaschutzziele eigentlich selbstverständlich sein sollte, solche Möglichkeiten, wie die vollständige oder weitgehende Einsparung der Heu- und Siloernte zu erkunden und anwenden zu lernen. Aber das würde ja das Wirtschaftswachstum senken und das geht gar nicht.

Fachinformationen und Saatgut

Auf der Internetseite der Firma Deutsche Saatveredelung habe ich eine ganz Menge zum Thema Zwischenfrüchte und Saatgut gefunden. Hier der Link: www.dsv-saaten.de.

Bountifull Gardens, der Saatgutladen von John Jeavons, der ein sehr umfassendes Angebot hatte, hat seinen Betrieb 2017 offenbar eingestellt. Auf der Webseite www.bountifulgardens.org finden sich nun aber viele Adressen der ehemaligen Lieferanten, wo man noch Saatgut beziehen kann.

Wildschadensverhütung und Wildbestandsverbesserung

Ein Argument für gut gemanagte, nahrhafte und vielfältige Winterweiden und auch generell für die Verbesserung der biologischen Vielfalt durch Zwischenfrüchte und durch das Beweiden mit hoher Tierdichte ist, dass damit z.B. Rehwild und Rotwild das ganze Jahr über attraktivere Nahrungsquellen außerhalb des Waldes bekäme.  Das würde den Wildbestand steigern, auch indem aus Nachbarrevieren kapitales Wild angelockt wird. Man könnte so dem Wild auch attraktive Alternativen zum Verbiss von Bäumen und zum Schälen von Bäumen geben, was dann trotz höherer Wilddichte die Wildschäden reduzieren würde. Auch wäre die Jagd vielleicht einfacher.

Möglichkeiten zur Optimierung des Kartoffelanbaus?

Eine Frage, die sich mir aufdrängt ist, ob bzw. wie man

  • verschiedene Effekte und Phänomene etwa des Erfolges von Paul Kaisers Singing Frogs Farm,
  • der von Allan Williams und anderen propagierten, kombinierten Nutzung von Rindern und Zwischenfrüchten für den Anbau von Marktfrüchten wie Getreide (Row Crops) und
  • der von Christian Dupraz in den oben verlinkten Vorträgen geschilderten Möglichkeiten und Vorteile der Agroforstwirtschaft

für eine Optimierung (Leistungssteierung, Einsparung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln sowie zur Reduzierung der Schäden durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten) des Kartoffelanbaus nutzen kann.

Sicherheitspolitische Wirkung der  Weidewirtschaft

Ich möchte hier aus der Zusammenfassung des 22. Kapitels, Animal Impact – A tool for for Regenerating Soils and Shaping Landscapes (dt.: Einwirkung von Tieren – Ein Werkzeug zur Regenerierung von Böden und zur Gestalltung von Landschaften)  von Allan Savory’ Buch Holistic Management: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment, 3. Auflage,  zitieren, das ich seit einiger Zeit nebenher lese. Mit “animal Impact” meint Allan Savory die Wirkung einer dichtgedrängten Herde. Bei einer hohen Tierdichte müssen die Tiere relativ schnell weiter ziehen, zertrampeln viel und brechen durch den hohen Bodendruck ihrer Hufe bzw. Klauen die harte Bodenkruste. Was an Pflanzen von den durchziehenden Tieren nicht hastig gefressen wird, wird zertrampelt und auf oder in den Boden gedrückt, so dass es Schatten und Nahrung für Mikroorganismen, Kleinlebewesen und Pilze im Boden liefert und den Wasserhaushalt verbessert. Wenn das Land sich danach viele Wochen und Monate erholen kann, ist die Wirkung verblüffend. In Gebieten mit gut über das Jahr gleichmäßig verteilten Niederschlägen, kann man damit zumindest die Artenvielfalt extrem steigern, den Wasserhaushalt verbessern und die Ausbreitung von Sträuchern und Wäldern verhindern. In Gegenden mit langen Trockenperioden ist dies kurzzeitige Beweiden mit sehr hoher Tierdichte letztlich die einzige wirklich effiziente und wirtschaftliche Möglichkeit, große Flächen Land vor der Verwüstung zu bewahren oder sogar wieder fruchtbar zu machen. Das zu wissen und zu nutzen,  oder eben auch nicht zu wissen, zu ignorieren und nicht zu nutzen hat extreme  politische, wirtschaftliche und letztlich auch militärische Wirkungen. Siehe dazu auch meine Artikel Operation TrojaWasserwirtschaft als Ursache des Syrienkrieges und Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.

Hier dazu nun das Zitat von S. 234 aus Allan Savory’ Buch Holistic Management: A Commonsense Revolution to Restore Our Environment, 3. Auflage :

Diejenigen, die weiter gegen Vieherden sind – und das sind viele, einschließlich Wissenschaftler, Umweltschutzgruppen, Vegetarier, Regierungen und internationale Entwicklungshilfeagenturen – ignorieren weiterhin die Tatsache, dass es keine technische Möglichkeit gibt und dass weder die Nutzung von Feuer, noch das Ruhen lassen des Landes, gleichzeitig die Leute ernähren und das Problem der Wüstenausbreitung effektiv angehen kann, das in den Weidegebieten der Welt vorkommt.  Die unruhigste und gewalttätigste Region der Erde, die sich von Nordafrika über den Mittleren Osten bis hoch nach China erstreckt, besteht aus zu Wüste werdenden Weidegebieten. Fünfundneunzig Prozent dieser Weidegebiete ist nicht für den Anbau von Ackerfrüchten geeignet. Diese Flächen können die Menschen nur durch Tierherden ernähren, die für die Regeneration der Weidegebiete essentiell sind.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal an den mit deutschen Untertiteln versehenen TED-Talk Die Wüste begrünen und den Klimawandel umkehren  von Allan Savory hinweisen.  Eine Suche mit  “Allan Savory” und auch mit “Tony Lovell”  führt zu weiteren, allerdings nur englischsprachigen, Vorträgen, die durchweg sehr eindrucksvolle Leistungen und Möglichkeiten in Trockengebieten zeigen. Wenn man diese Möglichkeiten des Landmanagements mit Hilfe von Rindern und Schafen in Afrika, im Nahen Osten und in Asien mehr bekannt machen und fördern würde, dann könnte man vielleicht die von diesen Gebieten auch für Deutschland und Europa ausgehende Kriegs- und Terrorismusgefahr und die Fluchtursachen dort reduzieren.

Würde das aber überhaupt jemand wollen? Man könnte mit diesen und anderen landwirtschaftlichen Methoden schließlich auch die Nettoeinkommen der deutschen Bauern steigern, die biologische Diversität und die Trinkwasserqualität verbessern, die Wildschäden in den Wäldern senken, die Umwelt schonen und wirklich effizient etwas zum Klimaschutz beitragen – aber man tut es nicht.

Bücher

Wenn es um Informationsquellen geht, sind Bücher und Vorträge auf DVDs zu erwähnen. Mein Buchführungprogramm zeigt mir, dass ich in den letzten Jahren über 4000 € im Bereich Landwirtschaft und Gartenbau für Bücher ausgegeben habe – im Grunde einfach so, weil mich die Suche nach einer Antwort auf die Frage gereizt hat, wie man die Bevölkerung in Deutschland und in anderen Ländern in Zukunft eigentlich ernähren will, wenn das Öl und andere Rohstoffe knapper werden oder/und wenn die vielleicht durch den Verbrauch der fossilen Energieträger verursachten Umweltprobleme und deren politische, soziale und militärische Folgen den weiteren Verbrauch drosseln. Viele Hinweise finden sich in den vielen auch unten verlinkten Artikeln. Die von Greg Judy, Joel Salatin und Jim Gerrish waren natürlich dabei. Besonders an dieser Stelle erwähnen möchte ich hier, zum Thema Weidewirtschaft Grass Productivity: An Introduction to Rational Grazing von Andre Voisin.  Das ist wohl wirklich der Klassiker zur Optimierung der Weidewirtschaft und Allan Savory, Joel Salatin und andere erwähnen es als wichtige Grundlage und Ausgangspunkt. Die 1958 erschienen deutsche Ausgabe ist leider nicht mehr zu bekommen. Die französische Ausgabe gibt es noch.

Ein anderer Klassiker, mit dem ich immer noch beschäftigt bin und für dessen Lektüre ich mir extra einen Tablet gekauft und zusätzlich zur Printausgabe noch die Kindle-Ausgabe gekauft habe, ist The Nature and Properties of Soils, Global Edition, von Raymond R. Weil und Nyle C. Brady. Dieses, 2016 in der 15. Auflage erschienene Buch ist wohl die beste Grundlage, wenn es um das Verständnis des Bodenlebens und der Mutterböden geht. Wenn dieses über 1100 Seiten dicke Werk zu komplex ist, und vor allem auch als Einführung oder Lehrbuch für Landwirte, ist das von mir schon in Nachhaltige Bodenverbesserung vorgestellte, und in der pdf-Version kostenlos herunterladbare Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Management [dt.: Böden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges  Bodenmangement] von Fred Magdoff und Harald van Es vielleicht nützlich.

Andere Artikel meiner Webseite zu diesen Themen:

Nicht direkt, aber vielleicht hier und da doch indirekt zum Thema gehörend:

und vielleicht auch, weil es zum Hintergrund für die weitere Entwicklung in der Landwirtschaft gehört:

und einige andere

Tschüss Landwirtschaft?

Gute Antworten zu den Fragen, die ich im Bereich Landwirtschaft und Gartenbau hatte, habe ich inzwischen gefunden bzw. ich weiß jetzt wo ich weiterführend nachlesen und suchen könnte. Aber ich kann damit nichts verdienen, weil ich kein Land habe. Diejenigen,  die es interessieren sollte, weil sie das Land haben und/oder bewirtschaften, interessiert es wohl eher nicht.

In den letzten drei Jahren habe ich aber auch revolutionäre, geniale, bisher in Deutschland nur wenig bekannte Möglichkeiten und Methoden in der zahnärztlichen Chirurgie und Implantologie kennen und allmählich beherrschen gelernt. Diese und vor allem auch die Weiterentwicklung und Optimierung der zugehörigen Zahntechnik und Prothetik, ist der Bereich, um den ich mich jetzt als Zahnarzt und Ingenieur vorrangig kümmern möchte.

Die Beschäftigung mit der Landwirtschaft hat mir aber zumindest ein Sparziel gezeigt, das als Motivation für meine Arbeit als Zahnarzt sehr hilfreich sein kann.

Nachtrag einiger deutscher Links:

Kelberg, den 17. Januar 2018

Christoph Becker

 




Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016

Die Grassfed Exchange (GFE)  ist eine gemeinnützige Organisation ehrenamtlicher Rancher und Unterstützer, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Wissen und Informationen über regenerative Weidetierhaltung zu vermitteln und auszutauschen.

Im Folgenden möchte ich den Abschlussvortrag der jährlichen Fortbildungsveranstaltung der GFE im Jahre 2016 von Dr. Allen Williams, in der Form einer überarbeiteten und mit den meisten beim Vortrag verwendeten Bildern und ins Deutsche übersetzten Folien versehenen Mitschrift wiedergeben.

Die jeweils passende Position der auf Youtube verfügbaren Version wird in [mm:ss] wiedergegeben.

Hauptsächlich zeigt der  Vortrag, was mit intelligenter Weidewirtschaft heute möglich ist. Das Hauptbeispiel ist dabei eine im Jahre 2010 erworbene Farm mit vorher durch Monokulturen völlig abgelandwirtschaftetem Boden. Dr. Williams hatte diese Farm zusammen mit einem Kollegen erworben, um einen vom 1. Tag an dokumentierten Versuch zur Landregeneration durchzuführen. Der Vortrag dokumentiert hauptsächlich den Verlauf und auch das beeindruckende Ergebnis des Versuches.  Durch geschicktes Weidemanagement, mit einer Mutterkuhherde als wichtigstem Werkzeug und mit sehr geringem Maschineneinsatz wurde eine verblüffende Verbesserung des Bodens, des Ertrages, der Pflanzenwelt, des Wildbestandes, des Wasserhaushaltes und des Starkregenschutzes, der Bienenfreundlichkeit erzielt UND eine Sequestrierung von über  250 Tonnen CO2  pro Hektar  in nur 5 Jahren erreicht.

Gegen Ende wird noch kurz ein anderes Beispiel mit der in nur einem Jahr möglichen Verbesserung gezeigt. Am Schluss wird dann ein Vergleich der Böden der Farm des im Hauptteil des Vortrages geschilderten Versuches mit zwei seit über 30 bzw. über 50 Jahren konventionell bewirtschafteten Betrieben gezeigt, wobei Bodenproben mit 90 cm Tiefe in 6 Schichten untersucht wurden. Damit wird dann auch die Tiefenwirkung der Weidemethode und das Potential von intelligent gemanagten Rinderherden als Werkzeug zur Kohlendioxidsequestrierung erkennbar.

Der Originalvortrag:  GFE 2016 – Dr. Allen Williams “Growing Soil the Southern Way”

Nach einer kurzen  Einleitung  ab [1:24]  erzählt Dr. Williams kurz die Geschichte der Westwärtswanderung der europäischen Siedler.  Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg hatte die Regierung Gesetze erlassen, um die Besiedlung des Landes westlich des Mississippi rechtlich zu erleichtern. Ein Grund für die Massenmigration nach Westen war, dass man in den paar Jahrhunderten  seit dem Beginn der Besiedlung Nordamerikas, östlich des Mississippi die einst fruchtbaren Böden durch landwirtschaftliche Nutzung,  insbesondere auch mit Monokulturen  abgelandwirtschaftet hatte. In den Präriegebieten westlich des Mississippi fanden die Siedler ein sagenhaft dynamisches, fruchtbares Gebiet mit vielfältigen und komplexen Leben vor. Davon abgesehen, dass sie keine Düngemittel hatten, konnten sie in den ersten Jahren auch ohne Dünger, Kalk, Pestizide, Herbizide, Fungizide und allem, was man sonst heute als zur Landwirtschaft gehörend betrachtet, sehr gute Ernten erzielen. Aber nach nur wenigen Jahren der Bearbeitung des Mutterbodens mit dem Pflug, in einer Zeitspanne von nur 50-60 Jahren, hat man es geschafft, das vorher über Jahrtausende stabile Ökosystem und die Fruchtbarkeit seiner Böden zu ruinieren und die große amerikanische Staubschüssel (Dust Bowel) zu verursachen.
Die Ursache dieser Schäden war nicht irgendein Phänomen eines Klimawandels, sondern die landwirtschaftliche Nutzung.(( siehe auch „Plowman’s Folly“ (dt: Die Torheit des Plügenden) von Edward H. Faulkner, das ich in Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte vorgestellt hatte.)) Wenige Jahrzehnte reichten also aus, um sehr fruchtbare Mutterböden zu zerstören. Dr. Williams gute Nachricht zum Abschluss der Konferenz: Man kann diesen Prozess umkehren und man kann das sehr viel schneller als man bisher gedacht hat.

[5:08]

Die Methode, die und deren Wirksamkeit er dann vorstellt, bezeichnet er als adaptives Beweiden mit vielen Koppeln und hoher bis sehr hoher Tierdichte. Bei richtiger Nutzung sei dies ein absolut erstaunliches Werkzeug. Dabei weist er darauf hin, dass das Wort “adaptiv” von zentraler Bedeutung ist. Wenn man irgendetwas nehme und daraus ein starres System mache, dann würde man genau in diesem Moment einen entscheidenden Fehler machen, für den man nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte bezahlen werde. Es dreht sich also alles um Anpassungsfähigkeit und darum, dass man in hohem Maße in der Lage ist, zu beobachten und zu verstehen, was in der Natur vor sich geht und darauf entsprechend zu reagieren. Dr. Williams hat zu diesem Aspekt im Januar 2016, in der Zeitschrift Graze den online verfügbaren Artikel Shake up your grazing! – The ‘principle of disruption can keep your pastures improving (dt. Mische deine Beweidung auf! – Das Prinzip der Diskontinuität kann dafür sorgen, dass sich Deine Weiden weiter verbessern) veröffentlicht.

[6:32]

Fallstudie Missisippi Farm

[6:38] Dr. Williams und sein Kollege, die beide schon seit vielen Jahren überall in Nordamerika als Berater tätig waren, hatten nach einer Möglichkeit gesucht, einen Fall vom ersten Tag an umfassend wissenschaftlich zu dokumentieren. Zu diesem Zweck haben sie im Herbst 2010 eine Farm im Nordosten des Bundesstaates Mississippi gekauft. Die Farm hat eine Größe von ziemlich genau 1000 Acres, das sind ca. 404 ha. [7:07,8]

Das Land in dieser Gegend wurde seit etwa 150 Jahren landwirtschaftlich genutzt, wobei insbesondere Baumwollmonokulturen üblich waren. Der Zustand des Bodens der Farm war sehr schlecht. Hier die Daten:

  • Organische Masse im Mutterboden – 1,3 % bis 1,6 %
  • Wasserinfiltrationsrate – <  12,7 mm / Stunde
  • Pflanzen Brixwert – 2 %
  • Hauptfutter Pflanzenarten – 3-4
  • Besatzdichte –  ca. 1 Großvieheinheit / 2,4 ha

Die Messung der organischen Masse im Mutterboden wurde an verschiedenen Stellen des Geländes durchgeführt und das Ergebnis schwankte zwischen 1,3 % und 1,6 %. [8:12,5] Die Wasserinfiltrationsrate betrug weniger als einen halben Zoll pro Stunde (= 12,7 mm pro Stunde = 12,7 Liter/qm/h). Bei Regenschauern lief also so gut wie alles Wasser ab und der Boden sah schlammig aus. Der Brixwert der Pflanzen((Man kann diesen mit einem Refraktometer ziemlich leicht und preiswert selbst messen. Beim Kauf achte man auf den Messbereich. Ein Instrument mit 0 bis 30 % ist für Gras, Gemüse und Obst passend)) betrug etwa 2 %, was zu wenig ist, um ohne massive Zufütterung irgend eine Gewichtszunahme oder Leistung bei Rindern zu erzielen. Sie ließen Mitarbeiter des NRCS des Bundesstaates Mississippi kommen. Diese zählten auf der Farm nur 3 bis 4 Hauptfutter-Pflanzenarten. Die Besatzdichte (Stocking Rate)  betrug etwa sechs Acres pro AU ((Animal Unit = amerikanischen Großvieheinheit = 1 Kuh von 453 kg plus Kalb)) , das sind etwa eine Großvieheinheit auf 2,4 ha. In Mississippi ist dies ein sehr schlechter Wert. [9:20]

Implementierte Strategie
  • Ballen-Weiden im 1. Winter
  • Hohe Besatzdichte je aktueller Koppel / Kurze Beweidungsdauer
  • Lange Ruheperioden
  • Strategische Einsatz von mikrobiellem Quorum Sensing

Da sie die Farmen im Herbst gekauft hatten, hatten sie kein Futter. Deshalb haben sie im ersten Winter Ballen-Weiden, also das Füttern mit Heuballen auf der Weide, angewendet. Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Der Rundballen-Abwickel-Anhänger. Sie haben das hauptsächlich getan, um organisches Material auf den Boden zu bekommen und um das Bodenleben etwas zu stimulieren (Alternativ hätten sie das Land einfach weiter brach liegen lassen können). In der ersten Weidesaison haben sie dann mit hoher Tierdichte, kurzer Beweidungs- und anschließenden langen Ruhezeiten beweidet. Außerdem haben sie mikrobielle Stimulation mithilfe von Quorum sensing (( Darüber,  wie Ouorum sensing in der Landwirtschaft praktisch durchgeführt wird, habe ich bisher (11.6.2017,) noch nichts gefunden )) strategisch eingesetzt.

Zustand in der 1. Weidesaison

[9:57] Dies ist das erste Frühjahr. Die Gruppe der Kühe, die damals eingesetzt wurden ist dieselbe, die heute noch da ist. Es wurden keine Kühe weggenommen. Seit der Aufnahme des Betriebes im Jahre 2010 wurden nur Rinder hinzugefügt. Die Kühe waren nicht gewohnt, das zu fressen, was sie auf diesen Bildern fressen. sie waren nicht darauf trainiert, es zu fressen. Sie waren sehr viel bessere Weiden gewöhnt. Außerdem waren sie tragend und auf dem Weg, in jenem Frühjahr zu kalben. Was man auf den Bildern sieht ist, dass die Kühe Felder voll mit Unkraut abweiden. Die Umwelt in Mississippi ist für das Wachstum von Unkräutern und Büschen sehr gut geeignet. [11:25]

Und so sahen die Koppeln aus, nachdem die Tiere sie verlassen hatten:Indem man eine wettbewerbsorientierte Umgebung für die Rinder geschaffen hatte, um ihr Weideverhalten damit zu verändern, wurden sie in der Tat sehr wettbewerbsorientiert und lernten sehr schnell, Unkräuter zu fressen – wenn sie überleben wollten. Auf dem Bild sieht man Halme und Stängel von zwei Unkrautarten, bei denen die Rinder alle Blätter abgefressen haben. Dr. Williams hatte viele Nachbarn, die ihm sagten, dass diese Rinder vor Hunger sterben würden, und was sie (er uns ein Kollege) wohl tun würden, wenn die Tiere kalben und die Kälber säugen würden.
Was sie aber feststellten war, dass die Tiere, obwohl sie die Kälber säugten, sogar an Gewicht zunahmen und dass die körperliche Kondition der Tiere besser wurde. Sie führten Pflanzengewebeuntersuchungen und viele Brixwert Messungen durch und stellten fest, dass die Pflanzen sehr nährstoffhaltig waren. Wie erklärte sich das? Die Unkräuter hatten sehr viel tiefere Wurzeln als die Monokulturen, die vorher dort angebaut wurden. Die Monokulturen hatten die oberste Bodenschicht ausgelaugt, aber darunter lag ein reicher Schatz an Mineralien, den die Monokulturen nicht erreichen konnten. Nach dem Verschwinden der als Monokultur angebauten Nutzpflanzen füllten die Unkräuter die Lücke und holten mit ihren tief in den Boden reichenden Wurzeln die Mineralien, die dort unten noch immer existierten, nach oben.

Zustand in der 2. Weidesaison

Dies ist der Zustand in der zweiten Weidesaison [13:26]:

Es sind noch immer viele Unkräuter vorhanden. Aber sehr viel mehr Futterpflanzen die ins Spiel kamen. Es gab keine mechanische Intervention, keine chemische Intervention und es wurden auch keine Futterpflanzen gepflanzt. Alles, was man hier sieht, wurde durch die Samenbank und die Stimulation erzielt, die man durch das attraktive Beweiden mit hoher Besatzdichte hatte. Das Ballen-Weiden im ersten Winter dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben.

Zustand in der 3. und 4. Weidesaison

Dies ist das 3. Jahr [14:10]:Und das ist das Land im 4. Jahr:

Man kann wieder sehen, dass mit sehr geringem Aufwand und dem Einsatz der Mutterkuhherde als dem hauptsächlichen Werkzeug in jedem weiteren Jahr neues, besseres und sehr viel produktiveres Wachstum erzielt werden konnte. [14:53]

Das Ergebnis am Ende des 4. Jahres

Hier ist das Ergebnis am Ende dieser Periode

Fortschritt

  • organisches Material im Mutterboden – 5,2 % bis 5,6 %
  • Futterpflanzenarten – 43, einschließlich der ursprünglichen.
  • Brixwert der Pflanzen – Durchschnitt 15 – 22 %
  • Wasserinfiltration – mehr als 25,4 cm/h (254 L/qm/h)
  • Besatzdichte – 1 Großvieheinheit / 0,61 ha = ca 1,64 GVE / ha
  • signifikante Zunahme bei Regenwürmern, im Boden lebenden Insekten, bestäubenden Insekten und Wildtieren

Der Gehalt an organischem Material im Boden stieg von 1,3-1,6 % am Anfang auf einen Mittelwert von 5,2-5,6 %. Für die Ermittlung der Futterpflanzenarten wurde wieder das Personal des NRCS um Hilfe gebeten. Hier war ein Anstieg von 3-4 auf nun 43 Arten zu verzeichnen, worunter viele einheimische Arten waren. Noch wichtiger war das der Brixwert der Pflanzen von einem Mittelwert von 2 % auf ein Mittelwert von 15-22 % angestiegen war. Das alleine erhöhte die Leistung der Tiere signifikant. Das Schöne an der Sache war, dass die Tiere durch den mit dem höheren Brixwert einhergehende höheren Nährstoffgehalt nicht nur individuell eine höhere Leistung zeigten, sondern insgesamt auch weniger Bisse an Trockenmasse beim Wiederkäuen verarbeiten mussten, um dieselbe Nährstoffmenge zu verarbeiten.
Die Wasserinfiltrationsrate stieg von weniger als 12,7 l/Quadratmeter und Stunde auf mehr als 254 l/Quadratmeter und Stunde. Damit konnte nun der allergrößte Teil des Regens auf dem Grundstück gehalten werden, während der Niederschlag anfangs Weg floss. Die Besatzdichte stieg um das Vierfache, von 6 Acres / AU auf 1,5 Acres / AU (ca. 2,4 ha / GVE auf 0,6 ha / GVE oder eben 0,4 GVE / ha auf 1,6 GVE /ha). Damit wäre dieser Versuch in Deutschland auf staatlich subventionierten Flächen NICHT bis zum Ende durchführbar gewesen, da hier derzeit nur maximal 1,2 GVE/ha erlaubt sind.
Zusätzlich wurde eine erhebliche Zunahme an Regenwürmern, im Boden lebenden Insekten, Blüten besteuernden Insekten und Wildtieren registriert. All das explodierte regelrecht als Folge der Verbesserung des Bodens und der Pflanzenvielfalt und Komplexität. [16:43.7]Dr. Williams bestätigt hier noch einmal, was Ray Archuletta und Dr. Fred Provenza in ihren Vorträgen bei der GFE 2016 gesagt haben, nämlich, dass er und sein Kollege auch festgestellt haben und bestätigen können, dass Pflanzenvielfalt und Komplexität der Schlüssel für die Leistung der Tiere, die Gesundheit der Tiere und alles andere sei.[17:26.4]

Wenn man Vielfalt und Komplexität über der Erdoberfläche hat, dann hat man sie auch unter der Erdoberfläche. Warum ist das wichtig?

Wo lebt und funktioniert die Mehrheit der Mikroorganismen im Mutterboden?

Sie leben und funktionieren in der Wurzelzone, also da wo die Wurzeln wachsen. Wo keine Wurzeln wachsen, da wachsen auch keine oder fast keine Bakterien.

Pflanzenvielfalt ist für eine gute Weide typisch

Hier ist die gewünschte Mischung, die ein Ziel des Managements ist.  Auf jeder Weide  wollen wir statt Monokulturen eine Mischung aus Leguminosen,  Kräutern und Gräsern [18:09]. So soll eine Weide aussehen:

Wenn man eine solche Mischung erreichen will heißt das, dass man keine Herbizide anwenden darf und einige Dinge nicht tun kann, die als typisches Management betrachtet werden.

Auf jeder Weide sollte man eine Vielzahl verschiedener Gräser, verschiedener Leguminosen und verschiedener Kräuter finden können. Das schafft eine gedeihliche Umgebung und dies sorgt nicht nur für die primären Nährstoffe, sondern auch für die kritischen sekundären Nährstoffbestandteile. Das gestattet es den Tieren, die Auswahl zu treffen, die sie benötigen, um sich selbst zu heilen und um Leistung zu erbringen.
[18:58]

Viehtränken

Etwas anderes, was sie auch machten war, dass sie die Rinder aus den Teichen und Seen heraushielten. Sie bauten dazu Rampen, sodass die Tiere Zugang zum Wasser hatten. Sie legten Geo-Textil-Matten aus und darüber legten sie Steine um einen festen Untergrund zu haben. Um die Tränken herum grenzten sie diese mit Zaunpfählen und Elektrozaun-Kunststofflitze, wie auf dem Bild zu sehen ist ab, sodass die Tiere zwar trinken, aber nicht weiter in die Teiche hineingehen und sie verschlammen konnten. Sie legten außerdem Leitungen von den Erhebungen hinunter, sodass nur durch die Schwerkraft Wasser zu Trögen fließen konnte. Dadurch konnten sie die Zahl der Tränken wesentlich steigern, und damit das Land zu Beweidung besser in Koppeln unterteilen.[19:37]

Vorratsweiden für die Winterfütterung

Sie lagerten (engl. stockpiled) sowohl wärmeliebende als auch kälteliebende mehrjährige Pflanzen ohne zu mähen. Sowohl die wärmeliebenden als auch die kälteliebenden, der gelagerten Pflanzen wurden während der Wintermonate abgeweidet. Das folgende Bild zeigt eine Mutterkuhherde im Januar 2016 auf dem Weg zu einer frischen Vorratsweide bei der es sich in diesem Fall um mehrjährige, wärmeliebende Pflanzen handelte [19:53.4]:

Zu dem Thema Vorratsweide gibt es insbesondere von Jim Gerrish das Buch Kick the Hay Habbit. Auch findet man zu diesem Thema auf Youtube einige Vorträge. Diese Verfahren dürfte auch in Deutschland funktionieren. Es erfordert habe einige Planung. Es ist eine Möglichkeit, insbesondere den Maschineneinsatz und die Treibstoffverbrauch massiv zu senken.

Technische Ausrüstung/Maschineneinsatz

Das folgende Bild zeigt die Zaunbauausrüstung. Dieser Polaris Ranger (ein UTV) ist (abgesehen von  Elektrozaungeräten und Zäunen) die einzige Maschine, die täglich genutzt wurde. Darüber hinaus wurde weder ein Traktor noch ein LKW oder eine andere große Maschine für diesen über 400 ha großen Betrieb täglich genutzt.[20:04]. Der Betrieb ist daher auch auf diese Weise  sehr effizient und kostengünstig:

Eine weitere Farm

[20:28] Das folgende Beispiel soll dazu dienen zu zeigen, welcher Fortschritt hier in nur einem einzigen Jahr gemacht wurde.

Pompey’s Rest Farm

  • Vom Mutterbodenzerstörer zum Mutterbodenaufbauer
  • Präsentation Dez. 2015, National Grazing Lands Coalition (früher Grazing Lands Conservation Initiative (GLCI))
  • zeigt was in nur einem Jahr erreicht werden konnte.

Don Jackson, ein Kunde von Dr. Williams, dessen Farm im Norden von South Carolina liegt, hatte bei der Konferenz der National Grazing Lands Coalition im Dezember 2015 in Texas, den folgenden Fall in seiner Präsentation Vom Mutterbodenzerstörer zum Mutterbodenaufbauer gezeigt [21:07]:

Er ist auf dieser Farm aufgewachsen, er ist in seinen Sechzigern, und er hat gesagt, so wie auf dem Bild oben habe es immer ausgesehen. Sie haben das Land immer kontinuierlich beweidet, das heißt, die Tiere waren das ganze Jahr über auf ein und derselben großen Fläche. Sie haben im Winter immer sehr viel Heu gefüttert. In vielen Jahren, wenn sie einen trockenen Sommer hatten, haben Sie schon im August oder September angefangen Heu zu füttern. Also so haben die Weiden ausgesehen. Man sah oxidierte Kuhfladen, die auf dem Boden gefallen sind und die dann eine großartige Umwelt für das Wachstum aller möglichen Unkräuter gebildet haben. Aber nach nur einer einzigen Saison mit adaptiver Beweidung, ohne dass die Größe der Herde vermindert wurde, hat man die auf dem folgenden Bild gezeigte Verbesserung gesehen. Alles, was man getan hat war, das Beweidungssystem zu verändern und alles, was man dazu benutzt hat, war einfacher Elektrozaun mit Kunststofflitze und schnell in den Boden eintretbaren Elektrozaunpfählen. Hier ist das Resultat:

Don Jackson erzählte Dr. Allen Williams, dass er in mehr als 50 Jahren die er auf dieser Farm gelebt habe nie so viel Gras gesehen habe, wie nach dieser einen Weidesaison mit adaptiver Beweidung. Und nun fängt er an, die Herde zu vergrößern.

Eine Weidemangementsoftware

Dies ist eines der Werkzeuge, das sie bei der Betreuung ihrer Kunden benutzen:

[22:39]

Spielen die  Weidestrategie und Methodologie eine Rolle?

Sie haben im Herbst 2014 drei benachbarte Farmen in Mississippi untersucht. Sie nahmen die eingangs beschriebene, im Herbst 2010 erworbene Farm, wo Adaptives Beweiden für nur 5 Jahre angewendet wurde.  Ich komme von Herbst 2010 bis Herbst 2014 nur auf 4 Jahre. Irgendwo liegt ein Versehen vor, was hier aber nicht wirklich relevant ist. Williams betont dann aber noch einmal, dass es “nur” 5 Jahre waren.

Die zweite Farm, deren Böden überprüft wurden, hatte langsames Rotieren angewendet. D.h., dort wurden die Tiere alle 2 bis 3 Wochen auf eine andere Weide getrieben. Dies wurde dort seit über 50 Jahren so gemacht.

Die dritte Farm, deren Böden überprüft wurden,  hatte seit 30 Jahren kontinuierliches Beweiden angewendet. Dort waren die Tiere also das ganze Jahr über auf einer einzigen großen Weide gehalten.

Alle drei Farmen hatten einen sehr ähnlichen Bodentyp und lagen in derselben Gegend.

Daten über den Kohlenstoffgehalt des Bodens

  • Herbst 2014
  • Farmbeschreibungen
    • (ABhB) Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte seit 5 Jahren
    • Konventionelles Weidemanagment auf hohem Niveau, seit über 50 Jahren (alle 2 – 3 Wochen eine andere Koppel).
    • Konventionelles Weidemanagment auf niedrigem Niveau, seit über 30 Jahren (nur eine einzige Koppel das ganze Jahr über).
    • Gleicher Bodentyp und gleich Gegend für alle 3 Farmen.

Vorgehen bei der Prüfung:

  • Sie gruben auf jeder Farm an zufällig ausgewählten Stellen mit der selben Topographie Löcher.
  • Jedes Loch war 3 Fuß tief und 3 Fuß im Quadrat (= 91,4 cm)
  • Bodenproben alle 6 Zoll ( = 15,2 cm), was 6 Ebenen ergab
  • Wurzelwachstum und Struktur wurden notiert
  • Bodenleben, Textur und Aggregierung wurden notiert

Kohlenstoffgehalt im Boden, in Prozent

Tiefenzonen in cm Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte Konventionele Beweidung m. Wechsel alle 2 bis 3 Wochen Konventionelle Beweidung, immer gleicher Weide
0-15 4,67 1,64 1,36
15-30 4,00 1,88 1,37
30-45 2,95 1,03 0,40
45-60 2,04 1,02 0,54
60-75 1,71 0,38 0,40
75-90 1,42 0,41 0,34

Man beachte, dass hier die relative Abweichung innerhalb einer Ebene im Bereich von 30 bis 60 cm Tiefe besonders hoch ist. In 30 bis 45 cm Tiefe bringt das Adaptive Beweiden hier gegenüber dem Wechsel alle 2 bis 3 Wochen eine Steigerung von über 280 %. Gegenüber der ganzjährigen, konventionellen Beweidung betrug die Steigerung in dieser Tiefe sogar über 700 %. Vergleiche diese mit dem in meinem Blogbeitrag Gleicher Boden, verschiedenes Management, wo ein Beispiel aus Australien gezeigt wurde. Allerdings beziehen sich die Zahlen auf der Tabelle oben nur auf den Kohlenstoffgehalt. Der Gehalt an organischem Material ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

Organisches Material  im Boden, in Prozent

Tiefenzonen in cm Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte Konventionele Beweidung m. Wechsel alle 2 bis 3 Wochen Konventionelle Beweidung, immer gleicher Weide
0-15 4,26 3,28 2,72
15-30 3,22 3,76 2,74
30-45 3,10 2,06 0,80
45-60 2,98 2,04 1,08
60-75 2,80 0,76 0,80
75-90 1,98 0,82 0,68

Schließlich die Fähigkeit Kohlenstoff im Boden einzulagern.

Fähigkeit Kohlenstoff im Boden zu speichern

 Farm Beschreibung  Kohlenstoff (Tonnen / qm) Kohlenstoff (Tonnen/ha)  Kohlenstoff (Tonnen C02 Äquivalent)
 Adaptives Beweiden m. hoher Besatzdichte, seit 5 Jahren  12,49  126,9  465,3
 Konventionell, Wechsel alle 2 – 3 Wochen, seit > 50 Jahren  7,09  70,09  257,0
 Konventionell, immer gleiche Weide, seit > 30 Jahren  5,47 54,7  200,6

Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte brachte demnach einen Unterschied von ca 208  bzw. 264 Tonnen Kohlendioxid, die pro Hektar nach nur 5 Jahren mehr an CO2 im Boden eingelagert waren.  Dabei ist allerdings die Anfangssituation nicht gemessen worden. Diese war aber sehr schlecht. Wenn man davon ausgeht, dass die Anfangssituation dem Zustand auf der Vergleichsfarm mit kontinuierlicher Beweidung entsprochen hat, dann hätten 5 Jahre adaptives Beweiden mit hoher Tierdichte eine Kohlendioxidsequestrierung von 265 Tonnen pro Hektar gebracht, was ungefähr soviel ist, wie 25 Einwohner Deutschlands zusammen in einem Jahr an Kohlendioxid ausstoßen. Angesichts der ca. 400 ha Gesamtgröße der Farm, hat dieses Experiment mit sehr geringem technischen und energetischem Aufwand die Sequestrierung von mehr als einhunderttausend Tonnen CO2 realisiert. Die positive Wirkung auf die Umwelt war aber noch viel größer, weil die bei einer weiteren Nutzung als Monokultur anfallenden  Nitrate (Trinkwasser!) und Stickoxide (Treibhausgas!) vermieden wurden. Außerdem leistet die Farm durch die drastisch gesteigerte Versickerungsrate nun einen Beitrag zum Starkregenschutz und Hochwasserschutz:  Wenn zum Beispiel bei einem Starkregenereignis auf der Gesamtfläche von 400 ha die Versickerungsrate um 25 Liter pro qm überschritten würde, aber nun wegen der größeren Versickerungsrate aufgefangen werden, dann wären das z.B. 100 Tsd. Qubikmeter Wasser. Wasser, das nun keine Bodenerosion mehr verursachen und keine Feuerwehreinsätze auslösen würde, sondern das nun für Trockenperioden gespeichert und sinnvoll genutzt würde. Über größere Flächen kann so etwas das lokale Klima und die lokalen Niederschlagsmengen insgesamt positiv beeinflussen. Wasser, das nicht gleich wieder zurück in das Meer fließt, sondern das lokal im Land gespeichert bleibt, kann auch dort wieder verdunsten und so lokal zu Taubildung, Wolkenbildung und Niederschlägen beitragen. Bei gleicher Niederschlagsmenge muss dann weniger vom weiter entfernten Meer herantransportiert werden. Wenn vom Meer her gleichbleibend viel Niederschlag kommt, erhöht dieser lokale Effekt die Gesamtniederschlagsmenge. Vor diesen Hintergründen wird Allan Savorys Konzept, das er in seinem TED-Talk Die Wüste begrünen und den Klimawandel umkehren  vorgestellt hat  und von dem  ich hier die Seite mit dem deutschen Transkript verlinkt habe, verständlicher.

Andere Nebeneffekte der oben beschriebenen Möglichkeit der Regeneration der Böden und des Weidelandes durch intelligentes Weidemanagment sind  der höhere jagdliche Nutzwert und der höhere Nutzwert als Bienenweide.

Kelberg, den 11. Juni 2017

Christoph Becker




Die Grassfed Exchange

Die Grassfed Exchange  ist eine  gemeinnützige Organisation von ehrenamtlich mitarbeitenden Ranchern und Unterstützern der Weidewirtschaft. Ihrem Missionstatement zur Folge  ist sie  faktisch ein Verein zur Verbreitung und Verbesserung der Prinzipien und Methoden der regenerativen Landwirtschaft.   In jedem Fall aber ist sie eine Quelle erstklassiger, hochaktueller Vorträge und Informationen zu Themen wie Bodengesundheit, Gründlandbewirtschaftung,  Zwischenfrucht- bzw. Deckfruchtanbau,  Kohlenstoffsquestrierung, Ernährung und vielem mehr.

Hier das Missionstatement:

Wir glauben, dass regenerative Landwirtschaft eine sonnenlicht-betriebene Zukunft mit gesunden, prosperierenden Familien, blühenden Gemeinschaften, tiefem Mutterboden, sauberem und reichlich vorhandenem Wasser und einer kräftig gedeihenden Biodiversität schaffen kann.  Unsere Mission ist es Rancher, Farmer, Gemeinschaften und Regierungen in die Lage zu versetzen diese Zukunft mit Absicht, Eleganz und Geschwindigkeit über Wasserscheiden und Kontinente hinweg zu schaffen, durch:

  • Katalysieren  des  Austauschs von Wissen, Ideen, Strategien ,  Tiergenetik, Produkten und  Dienstleistungen  die  den  transformierenden Einfluss der  Weideindustrie  ausweiten
  • Verbinden der viehhaltenden Generationen damit sie zusammen lernen und die Nachfolge regeln können.
  • Fördern von weitverbreitetem Monitoring um Rückmeldungen für Landmanager, Gemeinschaften und die Welt insgesamt zu erhalten.

Unter https://grassfedexchange.com/videos  findet man derzeit (22. September 2016)  insgesamt technisch gut gemacht 15 Videos, die man auch auf Youtube findet wenn man dort mit “GFE 2016” sucht.  Diese  Videos wurden offenbar  erst im August  2016 hochgeladen wurden. Kurbeschreibungen  der Vortragenden: https://grassfedexchange.com/speakers

Dazu gehören Vorträge wie

Insgesamt eine exzellente, sehr aktuelle Informationsquelle.

Vorträge älterer Veranstaltungen der Grassfed Exchange findet man auf Youtube wenn man mit “Gassfed Exchange” sucht.

Kelberg, den 22. September 2016

Christoph Becker