Die Düngeverordnung als Chance

Hier möchte ich an zwei Beispielen zeigen, wie die neue Düngeverordnung in Deutschland dazu führen kann, dass die Menge und Qualität der Ernten und vor allem auch die Einkommen und das Ansehen  der Landwirte gesteigert werden können, während die Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft in einem von dem meisten heute nicht für möglich gehaltenen Ausmaß verringert werden kann.

Ein Milchviehbetrieb in Australien

Bei dem Betrieb handelt es sich um die ca. 120 ha große, ca. 300 bis 350 Milchkühe haltende Farm von Andrew und Linda Whiting in Simpson, im australischen Bundesstaat Victoria.

Das Beispiel kannte ich schon aus dem alten und auch aus der neuen, 2019 fertiggestellten Version der Onlinekurse der amerikanischen Mikrobiologin Elaine Ingham  (( Zu diesen Kursen hatte ich bereits einiges geschrieben. Bei der Recherche für  und dem Schreiben von www.freizahn.de/2018/06/quorum-sensing-und-komposttees/ hatte ich ein Sonderangebot des Kurspaketes entdeckt, dass ich kurzentschlossen gekauft habe. Zu den Kursen habe ich dann noch www.freizahn.de/2018/06/erster-eindruck-von-elaine-inghams-kursen/ und www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/  geschrieben. Im November 2018 habe ich mich dann auch für das “Consultant Training Programm” ( https://www.soilfoodweb.com/training-program/ ) eingeschrieben.  Mein Enthusiasmus in dieser Richtung hat sich dann aber zunehmend gelegt. Die Landwirte müssen wohl erst wirtschaftlich wirklich weitgehend ruiniert werden, bevor sie für eine Umstellung auf gewinnbringendere, weniger umwelt- und klimaschädliche und auch für Qualität der Produkte bessere Methoden gewonnen werden können. Die neue Düngeverordung ist so gesehen ein guter Schritt in die richtige Richtung.   ))

In der neuen Kursversion ( www.soilfoodweb.com/foundation-courses-2/ ), wird das Beispiel der Farm der Whitings in Kapitel 5, Lektion 25 des Grundkurses behandelt. Neben dem Beispiel des Michviehbetriebes wird dort übrigens auch ein mindestens so interessantes Beispiel eines sehr großen, Weintrauben anbauenden Betriebes in Australien besprochen, nach dessen Vorbild man meines Erachtens auch die Qualität und die Erträge  im deutschen Weinbau ganz erheblich steigern und zugleich die Umwelt- und Klimabelastung durch den Weinbau erheblich reduzieren könnte.  Hier möchte ich mich aber nur auf das Beispiel des Milchviehbetriebes beschränken:

Es handelt sich um die Farm von Linda und Andrew Whiting. Da die Kurse von Elaine Ingham – auch wenn sie ohne Zweifel ihren Preis  wert sind – ziemlich teuer sind und weil man um Lektion 25 überhaupt ansehen zu können erst alle vorherigen Lektionen mit Erfolg absolviert haben muss, habe ich im Internet auch nach weiteren Links zu dem Beispiel der Farm der Whitings gesucht, um den Lesern dieses Artikels die Möglichkeit zu geben, sich schneller und kostengünstiger zu informieren. Hier die Quellen die ich gefunden habe:

Die Daten der verschiedenen Quellen stimmen teilweise nicht genau überein. Die Tendenz ist aber bei allen Quellen gleich. Für die Relevanz des Beispiels für die sich durch die neue Düngeverordnung offenbar häufig in ihrer Existenz bedroht fühlenden Landwirte in Deutschland  sind die Unstimmigkeiten der jeweiligen Zahlen unerheblich. In den Zweifelsfällen verwende ich die für das Beispiel ungünstigeren Zahlen.

Ausgangslage bei Versuchsbeginn

Betriebsart und Größe: Milchviehbetrieb mit ca. 120 Hektar  und ca. 300 Kühen.  Eine Bewässerung der Nutzflächen, wie sie wegen der Trockenheit im Sommer eigentlich anfangs sinnvoll gewesen wäre,  wurde aus wirtschaftlichen Gründen nicht durchgeführt.

Die Probleme der Farm waren:

  • Ausufernde Kosten für Düngemittel, aber die Bodenfruchtbarkeit war dennoch nicht gut genug. Die Weiden trockneten in der Mitte des Sommers aus. Erstaunlich ist dabei, dass die Farm pro Jahr eine Niederschlagsmenge von ca. 760 mm hat.
  • Große Probleme mit Insekten bei der Luzerne. Deshalb wurden regelmäßig Insektizide eingesetzt.
  • Wenn die Kühe auf die Weide kamen rissen sie beim Grasen das Gras mit den Wurzeln aus. Als Folge davon entwickelten sich große blanke Flächen. Es mussten jedes Jahr Wiesen neu eingesät werden, was 20.000 $ pro Jahr   (( Die Angaben sind hier unterschiedlich. Dr. Elaine Ingham spricht von 20.000 $ pro Jahr pro Weide. In dem Prospekt Compost for dairies
    – a case study from Whitings, Simpson, Vic,  steht dagegen, dass ursprünglich insgesamt 27.000 $ pro Jahr für die Neueinsaat von Weiden ausgegeben wurden, und dass diese Kosten im zweiten Jahr des Versuchs um 20.000 $, auf nur noch 7.000 $ reduziert werden konnten. Nach dem dritten Jahr konnte auf die Neueinsaat vollständig verzichtet werden. Zu bemerken ist dazu aber auch, dass im ersten Jahr (2010) zunächst nur ein Drittel der Fläche auf die Düngung mit Kompost umgestellt wurde. )) kostete.
  • Der Klee und Luzernen in den Weiden selbst war schon lange verschwunden. Sie hatten keine nennenswerte Stickstoffixierung durch Pflanzen und waren daher von chemischen Düngern abhängig.
  • Der Betriebsgewinn war schlecht. Die Tiere waren krank und das Farmerehepaar war desillusioniert im Bezug auf die Landwirtschaft.
  • Die Farm hatte keinen Plan zum Management der Abfälle (Gülle usw.).  Ein solcher Plan war bis dahin nicht erforderlich. Die Farm hatte ihre Gülle, wie es bis dahin üblich und empfohlen worden war,  in insgesamt drei Güllelagunen, also flache Teiche, abgeleitet. Von diesen Güllelagunen wurde  Ammoniak frei gesetzt und leewärts hat es sehr gestunken. Es gab natürlich auch viele Fliegen und mit diesen das Problem der Verbreitung von Krankheiten.  Das Problem, dass die Farm nun endgültig in den Konkurs zu treiben drohte war, dass diese Praxis der Gülleentsorgung verboten wurde und dass plötzlich sehr hohe Strafen drohten.

Nach dem Vortrag von Dr. Elaine Ingham waren die wegen des Gülleproblems drohenden, sehr hohen Strafzahlungen der eigentliche Anlass für die Teilnahme am Versuch zur Güllekompostierung. In dem Prospekt, der eine Werbung für Kompostdüngung ist, ist es aber so dargestellt, als sei die Notwendigkeit der regelmäßigen, sehr teuren Neueinsaat der Grund gewesen, um von Kunstdünger auf Kompostdüngung umzustellen.  Entscheidend mit Blick auf die Situation in Deutschland sind hier aber die Resultate, die mit der Kompostierung der Gülle erzielt werden konnten.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde von der etwas 170 km westlich von Melbourn in Australien angesiedelten Firma “Camperdown Compost Company – Biological Farming Products” von  Tony Evans und Nick Routson durchgeführt. Die Firma hat damals offenbar eng mit der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham zusammengearbeitet.

Die Gülle,  wurde getrocknet und als der bei der Kompostierung benötigte, hochstickstoffhaltige Anteil verwendet. Die ebenfalls benötigten holzhaltigen und grünen Bestandteile wurden durch Holzschnitzel, Pappe und Altpapier bzw. durch Grüngut, und verdorbenes, altes Heu geliefert. Dazu ist zu erwähnen, dass die Farmer dort verpflichtet sind, die Straßen- und Wegränder zu mähen. Im Wesentlichen waren die für die Kompostierung benötigten Grundstoffe Abfallprodukte der Farm.

Die Kompostfirma hat das kompostierbare Material in Reihen aufgeschichtet und dann bei Bedarf mit ihrem Kompostwender gewendet.

Aufgabe des Farmers war, die Temperaturen des Kompostes zu messen und die Kompostreihen je nach Wetter abzudecken, um ein Austrocknen oder eine zu hohe Feuchte zu verhindern.

Aufgabe des Farmers war auch die Verteilung des fertigen Kompostes auf den Nutzflächen. Dabei wurden ca. 3 Tonnen pro Hektar ausgebracht. Während das Ausbringen von Gülle heute sehr teure, sehr spezielle Güllefässer und dazu auch entsprechend schwere und teuere Traktoren erfordert, ist für das Ausbringen von Kompost ein ziemlich einfacher, relativ schwacher und preiswerter Traktor mit einem einfachen, klassischen Düngerstreuer völlig ausreichend.

Resultate

  • Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate. Die Wasserinfiltration der Böden wurde sofort besser. Abfließendes Oberflächenwasser und Bodenerosion hörten auf. Damit blieben auch die Nährstoffe an Ort und Stelle. Das Bodenprofil war auch während des trocken Sommers feucht. Wie schon erwähnt, hat die Farm eine jährliche Niederschlagsmenge von ca. 790 mm. Wenn es gelingt das Regenwasser in den Böden des Landwirtes zu speichern, anstatt es abfließen zu lassen, dann haben die Nutzpflanzen auch in heißen Sommern genug Wasser zum Wachsen. Siehe dazu auch meinen Artikel Dürreschäden sind vermeidbar , Mal wieder Hochwasser und Natürliche Null Budget Landwirtschaft.
  • Verdrängung der Unkräuter. Unkräuter wurden fast vollständig durch Klee, Kräuter und bessere Grasarten ersetzt, die die Tiere gerne fressen. Obwohl der Farmer keinen Klee gesät hatte und obwohl der Farmer, seit er die Farm übernommen hatte,  kein nennenswertes Kleevorkommen auf seinen Weiden gesehen hatte, war schon im Frühjahr der ersten Saison (20.12.2010 (Südhalbkugel, entspricht 20. Juni auf der Nordhalbkugel) sehr viel weißer Klee zu sehen. Ein interessanter Aspekt dabei war, dass der Landwirtschaftsberater des Farmers angesichts des Klees meinte, der Klee sei für die Tiere schädlich, weil er Blähungen und Verdauungsprobleme verursachen würde.  Der Farmer hat solche Probleme aber nicht beobachtet. Dr. Elaine Inghams Erklärung für dieses Problem: Wenn Klee wächst und dabei überschüssiges, durch Stickstoffdünger ausgebrachtes  Nitrat aufnimmt wird dieses im Pflanzengewebe gespeichert. Wenn die Tiere das fressen, können sie Blähungen und die anderen von dem Landwirtschaftsberater befürchteten Probleme kommen. Wenn man aber das Bodenleben regeneriert, indem man die geeigneten Organismen hinzufügt, statt anorganische Dünger zu verwenden, dann gibt es diese Probleme nicht mehr. Die Kleepflanzen hatten hier zwar sehr viele, sehr eindrucksvolle Stickstoffknöllchen an den Wurzeln entwickelt, aber die im oberirdischen Pflanzengewebe vorhandene Stickstoffkonzentration ist bei diesem natürlichen Ablauf offenbar so niedrig, dass die Tiere sie gut vertragen.
  • Dichte, intakte Pflanzendecke. Blanke Flächen gab es nicht mehr.  Das ist neben er Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate ein wichtiger Aspekt für wirklichen Klimaschutz. Siehe dazu meinen Artikel Wärmestrahlung, Wasser und Treibhauseffekt.
  • Einsparung der Neueinsaat. Die Weiden mussten nicht mehr neu eingesät werden, weil die Tieren das Gras nicht mehr mit den Wurzeln ausrissen.  Alleine damit konnten vom zweiten Jahr an 20.000 Dollar und danach 27.000 Dollar pro Jahr eingespart werden. Vor der Umstellung reichten die Wurzeln nur 7,5 bis 10 cm tief. Nach der Umstellung auf Kompostdüngung reichten die Wurzeln dagegen bereits in der erste Saison 120 bis 180 cm tief.
  • Insektizide nicht mehr nötig. Schädliche Insekten waren unbedeutend, so dass auf Insektizide verzichtet werden konnte. Im Frühjahr kamen zunächst noch einige Pflanzenkrankheiten vor, weshalb man anfangs erneut Komposttee applizierte.
  • Reduzierung der Stickstoffanwendung. Laut Dr. Elaine Ingham wurde der Verbrauch von Stickstoffdünger im ersten Jahr halbiert, was die Betriebskosten der Farm um 100.000 Dollar senkte. Im zweiten Jahr wurde Stickstoffdünger für  weitere 50.000 Dollar eingespart und  ab dem dritten Jahr wurde kein Stickstoffdünger mehr verwendet. Insgesamt wäre 200.000 Dollar pro Jahr gespart worden. Hintergrund für den allmählichen Übergang sei gewesen, dass man unsicher gewesen sei und nicht sofort die gesamte Fläche habe umstellen wollen.  In der im Internet verfügbaren Broschüre der Farm ist nur von jährlichen Einsparungen für Stickstoffdünger in Höhe von 80.000 bis 100.000 Dollar die Rede. Die genauen Zahlen sind somit nicht ganz sicher. Eine mögliche Ursache für die Differenz könnte die betriebstwirtschaftliche Betrachtung sein: Wenn die Kompostierung der Gülle mit allen Aufwendungen die dazu nötig sind, z. B. 100.000 bis 120.000 Dollar kostet,  während man durch die Kompostierung 200.000 Dollar an Mineraldünger einspart, dann spart man netto 80.000 bis 100.000 Dollar. Für die hier mit Blick auf die neue deutsche Düngeverordnung relevante Tendenz und den Gesamterfolg des Versuchs sind diese Unterschiede ohnehin unbedeutend.
  • Das Gülleproblem wurde gelöst. Aus dem Abfallprodukt Gülle wurde eine wertvolles Produkt.
  • Die Fruchtbarkeit der Kühe verbesserte sich signifikant.
  • Höhere Weideleistung und Vergrößerung des Tierbestandes. Der Tierbestand konnte in den letzte zwei Jahren [des dreijährigen Versuchs(?)] um 15 % gesteigert werden. In der Broschüre über die Farm der Whitings steht, dass der Tierbestand von 300 auf 350 Kühe gesteigert werden konnte. Die Tendenz war also genau das Gegenteil von dem, was in Deutschland im allgemeinen für den Fall einer Umstellung auf “Öko” oder “Bio”-Landbau behauptet und als Argument für höhere Subventionen und Lebensmittelpreis behauptet wird. Statt nur einmal pro Saison, konnten die Weiden bis zu 7 mal beweidet werden. Dadurch hat die Farm zusätzliche Möglichkeiten, selbst Futter für den Winter zu ernten und es konnte Geld für den Ankauf von Heu gespart werden. Während in Deutschland oft das Argument vorgebracht wird, dass “Biobauern” weniger ernten als konventionelle Bauern und das “Biobauern” daher höhere Subventionen bräuchten, konnte hier das Gegenteil gezeigt werden. Durch die Umstellung auf echte Biolandwirtschaft konnte die Ernte erheblich gesteigert werden. Dazu passt auch die Tabelle über die Ernteerträge von Gabe Browns intelligent biologisch bewirtschafteter Farm im vergleich zu dem meist konventionell wirtschaftenden Durchschnittsbetrieben seines Landkreises in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung. Während ich z.B. heute auf einer Seite der AfD gelesen habe, dass nach Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung in Deutschland kein Brotweizen mehr angebaut werden könnte, erzielt Gabe Browns seit Jahren mit seinem keinen Kunstdünger mehr verwendenden Betrieb  satte 59 % über dem Durchschnitt seiner Gegend liegende Weizenerträge. Sein Haferertrag liegt sogar 81 % über dem Durchschnitt und bei der Gerste kommt er immer noch auf 50 % mehr.
  • Gesündere Tiere, geringere Tierarztkosten. Die Einsparungen bei den Tierarztkosten waren laut Dr. Elaine Ingham höher als die Kosten für die Produktion des Kompostes.
  • Mehr Mykorrhizapilze. Mykorrhizapilze nahmen in drei Jahren von 4 % vor Versuchsbeginn auf 87 %  zu.
  • Höhere Nährstoffdichte. Der Brix-Wert, ein Maß für die Nährstoffdichte des Planzensaftes, stieg von 1 -bis 2 auf 11 bis 13. Der amerikanischen Agrarwissenschaftler und Landwirt Dr. Allen Williams erwähnt in einem seiner Vorträge,  dass Pflanzenkrankheiten bei einem Brix-Wert ab ca. 12 praktisch nicht mehr vorkommen. Das passt zu dem, was Frau Dr. Ingham in ihrem Kurs zum Thema Pflanzenkrankheiten sagt, nämlich dass gesunde Pflanzen vollständig mit einer Schicht   Mikroorganismen bedeckt sind, die die Pflanze gegen Krankheitskeime schützen. Man kann sich vorstellen, dass die eine solche Schutzschicht ausmachenden Organismen von der Pflanze ernährt werden müssen und dass dies z.B. bei Gräsern bei einem Brixwert von 12 und mehr ausreichend gut funktioniert. Interessant ist hier auch, was Dr. Allen Williams über den Zusammenhang von höheren Brix-Werten auf die Entwicklung der Größe der Trophäen des Wildes und über die Gewichtszunahme bei Weiderindern gesagt hat. Siehe dazu auch meinen Artikel Mögliche Erträge im Biolandbau.

Schweine als Kompostwender?

Mit Blick auf die neue Düngeverordnung ist auch die extrem preiswerte, ressourcenschonende und Gestank vermeidende Offenstallhaltung und Kompostierung kombinierende Methode des amerikanischen Biobauern Joel Salatin interessant.

In Amerikas innovativster Ökobauer hatte ich auf die Farm der Salatins hingewiesen und einige Zahlen dazu genannt. Von Joel Salatin habe ich mir vor ein paar Jahren den Kurs Salatinsemester gekauft und ich habe mir damals alle DVDs davon angesehen.

Die Salatins bauen ihre Rinderställe aus billigen Rundhölzern. Es handelt sich um Tiefställe,  bei denen die Kompostierung von Dung und Urin zum größten Teil direkt im Stall abläuft, weil die Salatins neben einer geschickten Einstreumethode auch Schweine als Kompostwender einsetzen. Der in der Landwirtschaft oft übliche Gestank und die Freisetzung von Ammoniak wird dabei vermieden.  Einer von Joel Salatins Merksätzen ist, dass gute Landwirtschaft nicht stinkt. Damit der Stall nicht stinkt, müssen ausreichende Mengen holzhaltige Materialien (Holzschnitzel, Erdnussschalen usw.) eingestreut. Die Raufen für das Futter sind übrigens einfach höhenverstellbar.

Damit die Schweine nach der Stallsaison der Kühe, die Einstreu gut umwühlen, wird zusätzlich zur Einstreu auch Mais gestreut und damit in der Einstreu eingelagert.

Vielleicht könnte man das Verfahren der Salatins mit Blick auf eine energieärmere Zukunft so weiterentwickeln, dass man Schweine gezielt als Kompostwender einsetzen kann.

Eine bei der Jagd häufig zum Anlocken von Wildschweinen angewendete Methode ist z. B. dass man mit einer angespitzten Eisenstange Löcher in den Boden stanzt und dann Mais in diese Löcher füllt. Die Schweine wühlen dann den Boden auf. Anderseits erwähnt Elaine Ingham in ihren neuen Kursen eine Weiterentwicklung bei der Kompostierung: Man kann die Belüftung und Temperaturregelung des Kompostes fördern ,indem man Löcher in den Kompost stanzt. Der ganze Komplex wäre Stoff für ein sehr sinnvolles Forschungsprogramm.

Ein Trick bei diesem Verfahren von Joel Salatin ist, dass die Stallperiode bei den Salatins im Vergleich zum amerikanischen Durchschnitt nur relativ kurz ist, so dass der Mais nicht verdirbt und für die Schweine attraktiv bleibt. Wie man die Zeit der Stallhaltung verkürzen oder sogar auch vollständig vermeiden und damit sehr viel Geld, Arbeit, Stress und Energie sparen kann zeigt der Agrarwissenschaftler und Landwirt Jim Gerrish in seinem Buch Kick the Hay Habbit und in verschiedenen Vorträgen. Zu Jim Gerrish habe ich gerade zufällig auch den folgenden Link gefunden, der zu einigen interessanten Artikeln von ihm führt:  onpasture.com/author/jim-gerrish/

In Deutschland bemüht sich offenbar der Scheuerhof bei Wittlich um die Umsetzung dieser Konzepte, wie ich deren Artikel und Video “Hohes Gras mitten Winter” ( www.permakultur-scheuerhof.de/hohes-gras-mitten-im-winter/ ) entnehme. Auch da fragt man sich, warum die Universitäten und Landwirtschaftsschulen das nicht alles schon seit Jahrzehnten kennen, perfekt optimiert haben und den angehenden Landwirte zeigen – zumal eben diese Methoden auch der Schlüssel zu einem wirklich sinnvollen Umwelt und Klimaschutz sind.

Kompost ist nicht gleich Kompost

Falls jemand z. B. wegen des oben geschilderten Beispiels von diesem australischen Milchviehbetrieb nun einfach so und gleich in größerem Stil seine Gülle verkompostieren und mit dem Kompost seine Wiesen und Felder düngen möchte, wird dies wahrscheinlich mit herben Enttäuschungen und Fehlschlägen enden, was der Sache schaden wird.

Bei der Vorbereitung des Versuchs mit dem Rasen und Garten des Hauses in Boston, den ich in In Dürreschäden sind vermeidbar erwähnt habe, war die Beschaffung von geeignetem Kompost ein großes Problem, obwohl man wegen der kleinen Versuchsfläche nur eine geringe Menge benötigte.  Man hatte zunächst Kompostproben von über 100 kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen  untersucht. Keine einzige dieser Proben entsprach den Mindestanforderungen. Erst bei einer weiteren Suche bei anderen Kompostherstellern in der weiteren Umgebung konnte man schließlich Kompost bekommen, der zwar auch nicht gut, aber doch wenigstens ausreichend war.

Die Firma Camperdown Compost, die den Versuch auf der Farm der Whitings durchgeführt hat, hatte schon vorher gelernt und trainiert, wie man mit den lokal bei den Farmern in der Umgebung vorhandenen Materialien wirklich guten, biologisch aktiven und an die Bedürfnisse angepassten Kompost machen kann.

Eine bemerkenswerte Entwicklung in Elaine Inghams Kursen ist, dass in den alten, etwa um 2012 erstellen Kursen allgemein von “Kompost” und “Kompost Tee” die Rede war. Inzwischen hat sie  den Begriff BioComplete™ als Markenzeichen registrieren lassen, was man mit “biologisch vollständig” übersetzen kann. Guter Kompost nun nicht mehr Kompost sondern , übersetzt, “biologisch vollständiger Zusatz” und Kompostee ist nun ein “biologisch vollständiges Inokkulum”.

Das Ziel der Kompostierung

Entsorgung von organischen Abfällen

Das übliche Ziel der Kompostierung ist die Beseitigung biologischer Abfälle bzw. die Reduzierung von deren Volumen mit Hilfe von Mikroorganismen.

Produktion maßgeschneiderter, lebendiger Dünger

Das Ziel der Kompostierung im Sinne von Dr. Elaine Inghams Firma und deren Fortbildungen ist dagegen die gezielte Vermehrung der für ein definiertes Ziel benötigten Mikroorganismen.

Ein noch wenig bekanntes Konzept dahinter ist, dass es eine Sukzessionsfolge der Pflanzen gibt, vom blanken Boden, über Unkräuter, Gemüse und Kräuter über verschieden Gräser, Sträucher, Büsche, Weinpflanzen bis hin zum alten, ausgewachsenen Wald. Zu mit einem Mikroskop quantitativ und qualitativ hinreichend genau feststellbare mikrobiologische Zusammensetzung  der zu den jeweiligen Pflanzen gehörenden Böden verändert sich nach einem klaren Muster.  Eine Folge ist z. B., dass Unkräuter in einem für Getreide, Kartoffeln oder auch Weidegras mikrobiologisch optimal eingestellten Boden zurückgedrängt werden und kein Problem mehr darstellen.

Die konventionelle Landwirtschaft, und in den meisten Fällen auch der sogenannte Ökolandbau, verhindert systematisch mit hohem Aufwand an Energie, Geld, Gülle, Mist und oft auch mit Giften, dass sich die für die vorgesehenen Nutzpflanze optimale mikrobiologische Zusammensetzung des Bodenlebens einstellt.

Durch eine entsprechende Analyse der zu verbessernden Böden und durch eine daran angepasste Kompostierung und Qualitätskontrolle kann man sehr schnell die mikrobiologischen Zusammensetzung des Bodenlebens für die jeweils vorgesehenen Nutzpflanzen optimieren. Das Ganze ist eine Mischung aus Wissenschaft, Handwerk und praktischer Kunst, die meines Wissens bisher kaum bekannt ist und die nirgendwo in Deutschland gelehrt wird, obwohl eine weite Verbreitung des entsprechenden Wissens und Könnens für den Klimaschutz und den Umweltschutz wirklich wichtig wäre.

Fazit mit Blick auf die neue Düngeverordnung

Die Proteste, Klagen und Demonstrationen der Bauern zur neuen Düngeverordnung sind eigentlich unbegründet. Das Problem der Bauern ist, dass es auch in der Landwirtschaft schwarze Schwäne gibt, von denen die meisten derzeit noch glauben, es gäbe sie nicht.

Ich habe hier und überhaupt in verschiedenen Artikeln auf freizahn.de versucht, diese schwarzen Schwäne der Landwirtschaft zu zeigen und dabei zugleich auch zu zeigen wo weitere Informationen zu finden sind.

Meines Erachtens ist die neue Düngeverordung eine großartige Chance für die Bauern, um die von dem Geologieprofessor David Montgomery in seinem vor Landwirten gehaltenen Vortrag, auf Youtube verfügbaren Vortrag  Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life beschriebenen vierte Revolution der Landwirtschaft in Angriff zu nehmen und das Leben wieder zurück in die Böden zu bringen. Das Geniale aus Sicht der Landwirte – sobald sie es sehen und verstehen – ist dabei, dass sie damit nicht nur die Vorgaben der Düngeverordnung ganz locker und kostengünstig erfüllen, sondern zugleich auch ihre Erträge steigern und die Betriebskosten erheblich senken können.

Zu den positiven Effekten der Düngeverordnung für die Bevölkerung würde dann auch eine Verbesserung der Gesundheit durch die Verbesserung der Qualität der Ernährung gehören (siehe dazu u.a. auch meine Artikel Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. WeltkriegGesund abnehmen auch ohne Sport und Hunger und Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion ). Auch würde die Düngeverordnung so in einem bisher nicht für möglich gehaltenem Ausmaß zur Verbesserung des Katastrophen- und Hochwasserschutzes beitragen ( siehe dazu u.a. Mal wieder Hochwasser  und Gedanken zum Film Bauer unser ). Nicht zuletzt kann die neue Düngeverordnung so zu einer sehr wirksamen  und kostengünstigen Maßnahme gegen die Klimaerwärmung und deren auch für die Landwirte teure Folgen werden (siehe dazu u.a. meine Artikel Klimaschutz durch Landwirtschaft, Die Angst vor dem Klimawandel sinnvoll nutzen und Zum Thema CO2 und Klima).

Ich hoffe gezeigt zu haben, wie man durch  Informationen und Wissen auch aus einer scheinbar aussichtslosen, verzweifelten Lage, wie z. B. der, in der sich viele Bauern durch die Düngeverordnung derzeit wähnen, herauskommen und dabei auch vorher nicht für möglich gehaltene Vorteile bewirken kann.

Kelberg, den 1. Februar 2020

Christoph Becker




Natürliche-Null-Budget-Landwirtschaft

In Indien hat man ein als “Zero Budget Natural Farming” (ZBNF) bezeichnetes Konzept entwickelt, das nun auch im großen Stil mit staatlicher Unterstützung umgesetzt wird.  Im Gegensatz zur “ökologischen” oder auch “biodynamischen Landwirtschaft” benötigen die Bauern dabei keine externen Zusätze, während nicht nur die Ernteerträge und auch die betriebswirtschaftlichen Resultate besser als bei konventioneller Bewirtschaftung sind. Faktisch handelt es sich um ein praktisches Beispiel für die Nutzung moderner bodenmikrobiolgischer Prinzipien.

Die Entwicklung dieses Systems ist aus deutscher Sicht aus verschiedenen Gründen interessant:

  • Wirtschaftliche Bedeutung für Investoren, Aktionäre und den Industriestandort Deutschland: Die Erfolge und Ergebnisse dieses Systems könnten zum Niedergang der deutschen Chemieindustrie führen: Man vergleiche und betrachte dazu z.B. das Interview mit dem jetzt bei BAYER als Chef-Lobbyist arbeitenden ehemaligen grünen Bundestagsabgeordneten Matthias Berninger auf der Webseite des Handelsblattes vom 22.12.2019: Bayers neuer Lobbychef: „Glyphosat ist gut fürs Klima“ Der ehemalige Grünen-Politiker über die Zukunft des Unkrautvernichters, den Umgang des Konzerns mit Kritikern und die Folgen der Ausbeutung des Planeten.  Indien und auch viele andere Länder könnten mit Hilfe des ZBNF die Nachfrage nach Produkten der Firma BAYER reduzieren. Auch hier frage ich mich, wie schon in Hat Monsanto BAYER abgezockt?, wie weit das Wissen um diese Entwicklung ursächlich für den Verkauf von Monsanto an BAYER war. Auch die Herstellung von Maschinen für die GPS-gesteuerte Präzisionslandwirtschaft, die derzeit als Landwirtschaft der Zukunft gehyped wird,  könnten ebenfalls betroffen werden.
  • Ökologischer und wirtschaftlicher als “ökologische Landwirtschaft”: Wie Subhash Palekar,  indischer Entwickler der ZBNF-Methode und selbst studierter und praktischer Landwirt, schreibt, ist diese Methode auch ökologischer und vor allem auch wirtschaftlicher als die übliche “ökologische” oder sogar als die “biodynamische” Landwirtschaft.
  • Ernährungssicherheit: Diese indische ZBNF-Methode demonstriert, wie die Ernährungssicherheit eines Landes auch nach einem völligen Zusammenbruch des Welthandels, der Finanzsysteme oder der technischen Infrastruktur aufrecht erhalten werden kann.
  • Geeignet für das postfossile, postindustrielle Zeitalter: Ich denke hier an das in In der Folge der industriellen Zivilisation vorgestellte Buch von John Michael Greer. Die ZBNF-Methode könnte verhindern, dass es nicht ganz so schlimm kommt, bzw. dass das nächste dunkle Zeitalter nicht ganz so dunkel wird wie  Greer es kommen sieht. Ich zitiere hier aus meiner Übersetzung eines Abschnitts seines Buches: Man rechne diese Muster zusammen, folge ihnen über die üblichen ein bis drei Jahrhunderte der Abwärtsspirale und man hat das Standardbild einer Gesellschaft in einem dunklen Zeitalter: eine größtenteils verwüstete ländliche Gegend mit kleinen verstreuten Dörfern, wo selbst versorgende Bauern, die verarmt sind und nicht lesen und schreiben können, kämpfen, um die Fruchtbarkeit zurück in den ausgelaugten Mutterboden zu bringen. Ihre Regierung besteht aus der persönlichen Machtausübung lokaler Kriegsherren, die im Tausch für den Schutz vor Plünderern ihren Teil der jährlichen Ernte fordern und die eine raue Rechtsprechung im Schatten jedes passenden Baumes anwenden. Ihre Literatur besteht aus Gedichten, liebevoll erinnert und gesungen zu den Klängen eines einfachen Saiteninstruments, die die großen Taten der charismatischen Führer eines verschwundenen Zeitalters erinnern, und dieselben Gedichte beinhalten alles, was sie über ihre Geschichte wissen. Ihr Gesundheitswesen besteht aus Kräutern, ein wenig rauer Chirurgie und Zaubersprüchen, die sie schlau zwecks Ausbeutung des Placeboeffektes nutzen. Ihre Wissenschaft – nun ich überlasse das der Fantasie der Leser.
  • Eine für zunehmend von Dürren geplagte deutsche Landwirte wichtige Entwicklung: Die Inder haben mit dem “Pre Monsoon Dry Sowing” im Rahmen des ZBNF ein möglicherweise bahnbrechendes Verfahren entwickelt, um  einerseits die für Pflanzen normalerweise nicht zugängliche Wasservorkommen in den Böden mit Hilfe von Bodenpilzen zu nutzen und um anderseits, zum Teil wahrscheinlich ebenfalls mit Hilfe von Mikroorganismen, auch die Luftfeuchte als Wasserquelle zur Produktion von Biomasse zu nutzen. Die Nutzung dieser Effekte könnte für von Dürren geplagte deutsche Landwirte interessant sein.

Quellen zum Thema “Zero Budget Natural Farming”:

  1. Auf der Webseite des deutschen Entwicklungshilfevereins SANKRANTI e.V. findet sich der Artikel Die Zero Budget Natural Farming Methode.
  2. Ein anderer deutschsprachiger Artikel für diese Methode, vom 10.11.2019: www.dandc.eu/de/article/warum-die-landesregierung-des-suedindischen-bundesstaats-andhra-pradesh-bio-landwirtschaft
  3. Die Webseite von Subhash Palekar, dem  Entwicklers der Methode: www.palekarzerobudgetspiritualfarming.org Wie Herr Palekar auf seiner Webseite erklärt, ist das Zero Budged Natural Farming ein völlig anderer Ansatz als der der üblichen “ökologischen” oder “biodynamischen” Landwirtschaft. Die Kosten sind sehr viel niedriger, während die Erträge höher als bei diesen “biologischen” und auch bei der üblichen chemisch-konventionellen Landwirtschaft sind.
  4. apzbnf.in , die offizielle Webseite der indischen Provinz Andhra Pradesh für das Zero Budget Natual Farming Programm.
  5. apzbnf.in/wp-content/uploads/2018/10/20th-sept-zbnf-concept-note-2.pdf
  6. cdn.cseindia.org/userfiles/vijay-kumar.pdf  . Eine 45-seitige, englischsprachige Präsentation mit vielen Bildern und Grafiken. Bei einer Folie handelt es sich sogar um eine Grafik aus einem Vortrag von Dr. Elaine Ingham.
  7. www.facebook.com/APZBNF

Wenn man Zeit und Interesse hat, findet man mit “ZBNF” auf Youtube und per Google noch viel mehr.

Das Grundprinzip

Im Wesentlichen ist die von Subhash Palekar entwickelte Methode eine durch Versuch und Irrtum mit einfachen Mitteln entwickelte, an die lokalen Gegebenheiten angepasste und in Rezeptform gebrachte Anwendung dessen, was z.B. auch die amerikanische Bodenmikrobiologin Dr. Elaine Ingham (www.soilfoodweb.com), empfiehlt und was auch Landwirte wie Gabe Brown, Colin Seis und viele andere jeweils auf ihre Weise praktisch umsetzen bzw. empfehlen.

Die Inder haben allerdings auch ein System entwickelt, mit dem sie im großen Stil Landwirte für die Anwendung dieser revolutionären Methode schulen und betreuen.

Besonders interessant finde ich an der Ausführung von Subhash Palekar, dass er den Dung und Urin lokaler Kühe nutze und dass der Dung und Urin europäischer Kühe (Holsteiner) bei ihm nicht hilfreich waren. Offenbar kommt es darauf an, dass die Tiere deren Dung und Urin man nutzt, ein für die lokale Pflanzenwelt und Böden passendes Mikrobiom haben. Diese Beobachtung von Subhash Palekar könnte zumindest teilweise erklären, warum das unter anderem von Allan Savory  und anderen propagierte System der Bodenverbesserung mit Hilfe von Rinderherden vielleicht nicht immer so wie erwartet funktioniert.

Pre Monsoon Dry Seed Cropping

Auf das Phänomen des “Pre Monsoon Dry Seed Cropping”, wie auch auf das ZBNF, bin ich durch Vorträge von Walter Jehne aufmerksam geworden, die er im November 2019 in Indien gehalten hat. Ab Position [32:20] in Walter Jehne talk on Regenerative Agriculture at NITI Aayog, New Delhi ( https://youtu.be/mUmxY0xCsZM ) erklärt er die Methode des Pre Monsoon Dry Seed Croppings: Man hat vor dem Einsetzen des Monsuns, in einer Dürreperiode im Mai, speziell mit Mikroorganismen beschichtetes Saatgut ausgesät. Ende Juli hatte man 40 mm Regen und Ende September hatte man noch einmal 60 mm Regen. Das Verblüffende war, dass trotz der geringen Regenmenge eine Deckfruchtmischung  gewachsen ist, die 2 m hoch wurde und die eine Biomasse von 12 bis 15 Tonnen pro Hektar hatte.

Nun wisse man aber, dass pro Gramm Biomasse ca. 1 kg Wasser erforderlich ist. Bei 12 Tonnen Biomasse wären das 12.000 Tonnen Wasser pro Hektar. Die 100 mm Niederschlag, die man nur hatte, entsprechen aber nur 1000 Tonnen. Es muss also also ca 12 mal soviel Wasser verbraucht worden sein, wie man durch den Niederschlag  bekommen hat. Die Forschung zu diesem Thema sei noch in Fluss.  Man glaube aber, dass Folgende:

  1. Pflanzen können das Wasser zwischen den Bodenpartikeln nur bis zum “Welkpunkt” (engl. Wiltingpoint) nutzen.  Jenseits des Welkpunktes ist aber immer noch sehr viel Wasser an den Bodenpartikeln gebunden. Das heißt es gibt Wasserfilme, auf den Bodenpartikeln, die wegen der hohen Oberflächenspannung von den Pflanzen nicht direkt genutzt werden können. Man nimmt an, dass durch durch die mikrobielle Beschichtung des Saatgutes z.B. Bodenpilze (Mykorizen) vorhanden waren, die dieses für die Pflanzen nicht erreichbare Wasser nutzen konnten und die dieses dann  an die Pflanzen geliefert haben. Das Saatgut konnte dadurch keimen und Schösslinge bilden.
  2. Die gekeimten Pflänzchen konnten dann vermutlich die “Wasserströme in der Luft”, das sind die für die nächtliche Taubildung ursächliche Luftfeuchte für das weitere Wachstum nutzen. Laut Walter Jehne können Pflanzen dadurch ein Niederschlagäquivalent von 1 bis 2 mm pro Tag nutzen.

Dies würde wäre auch eine Erklärung für einige Beispiele aus Dr. Elaine Inghams Kurs, von denen ich in meinem Blogartikel Dürreschäden sind vermeidbar, Bilder gezeigt habe.

Die oben erwähnten 12 bis 15 Tonnen pro Hektar entsprechen übrigens 1,2 bis 1,5 kg Biomasse pro Quadratmeter, was ich mir bei bis zu 2 m Pflanzenhöhe als doch ziemlich spärlichen Bewuchs vorstelle. Allerdings ging es hier um Zwischenfruchtanbau in der niederschlagärmsten Provinz Indiens (an der Ostküste des auf der Nordhalbkugel gelegenen Subkontinents).

Auf Youtube habe ich einen knapp 6 Minuten dauernden Film mit englischen Untertiteln gefunden: ZBNF II Pre-monsoon Sowing II Drought Mitigation II Anantapuramu II A.P. (https://youtu.be/OXrv0ceUXq8). Der Film enthält Interviews mit indischen Bauern und Landwirtschaftsberatern. Dabei werden Bilder gezeigt und das System etwas erklärt. Aus diesen Erklärungen entnehme ich, dass man auch davon ausgeht, dass wahrscheinlich insbesondere auch die Mikroorganismen oder der von diesen produzierte Kohlenstoff im Boden dafür sorgen, dass in der Luft befindlicher Wasserdampf oder nachts der Tau aufgefangen und für die Pflanzen verfügbar gemacht werden.

Auf jeden Fall ist dieses Phänomen von großer wirtschaftlicher Bedeutung und es ist, wie Walter Jehne erklärt, notwendig und sinnvoll, die Ursachen und Zusammenhänge systematisch und besser zu erforschen, so dass diese Phänomene besser gezielt genutzt werden können.

Im Internet gefunden habe ich zu diesem Thema noch einen israelischen Blogartikel: blogs.timesofisrael.com/indias-andhra-pradesh-creates-history-with-dry-sowing-in-desertification-region/. Zumindest in dem von Wasserknappheit sehr geplagten Israel wird man sich demnach wohl auch mit dem Thema beschäftigen.

Zu der  von den Indern genutzten Methode der gezielten Beschichtung von Saatgut mit Mikroorganismen siehe auch den Abschnitt den “Ein Getreideversuch in der Ukraine”, von dem ich in www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/#ein_getreideversuch_in_der_ukraine  einige Daten erwähnt habe. Dieses Verfahren würde sicher wohl auch in Deutschland funktionieren und sich als sehr nützlich erweisen, wenn man es denn nutzen und mit Blick auf die lokalen Gegebenheiten optimieren würde.

Kelberg, den 30.12. 2019

Christoph Becker




Klimaschutz durch Landwirtschaft

Im Juli 2019 habe ich für die Vierteljahreszeitschrift Tumult einen Artikel mit dem Titel KLIMASCHUTZ DURCH LANDWIRTSCHAFT – Ein Gegenentwurf zur grünen CO2-Globaldoktrin geschrieben.  Hier möchte ich nun die pdf-Version des Anfang September in der gedruckten Ausgabe von Tumult erschienenen Artikels verfügbar machen. Auch habe ich inzwischen einiges dazu gelernt und möchte hier daher einige Nachbemerkungen machen.

pdf-Version von Klimaschutz durch Landwirtschaft

Hier zunächst der Link auf die pdf-Datei meines in Tumult erschienenen Artikels: CB_2019-07-22_Tumult-KlimaschutzLandw.pdf

Nachträge, am 20.9.2019:

Klimaneutral durch Mikrobiologie in nur 3 Jahren

In der dem Thema Kohlenstoffkreislauf und Klimadebatte gewidmeten 14. Lektion ihres neuen Grundkurses über das Bodenleben (www.soilfoodweb.com/courses-and-training ) geht Frau Dr. Elaine Ingham unter anderem auf die Möglichkeiten der Kohlenstoffsequestrierung in land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden ein. Ihr Fazit: Die Klimawissenschaften operieren mit falschen Daten über die Möglichkeiten der Land- und Forstwirtschaft. Die “sogenannten Wissenschaftler” hätten offensichtlich die neuere Literatur nicht gelesen und würden die  Öffentlichkeit und die Politik  falsch informieren und damit zu falschen Schlussfolgerungen und tragischen Fehlentscheidungen verleiten.

Wenn man heute weltweit damit anfangen würde, das Bodenleben zu optimieren, dann könnte die Wirtschaft bei gleichbleibenden CO2-Emissionen in nur 3 Jahren CO2-neutral sein. Man könnte dann sogar die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wieder z.B. auf  350 ppm senken.  Man sollte aber vorsichtig sein und nicht übertreiben, denn man könnte die CO2-Konzentration auch zu weit absenken.

In den letzten Tagen bin ich dann zufällig auch noch auf eine weitergeleitete E-Mail der australischen Bodenmikrobiologin Dr. Christine Jones aus dem Sommer 2017 gestoßen, in der diese vorrechnet, dass Deutschland ohne weiteres seine CO2-Emissionen mit Hilfe der Landwirtschaft als Kohlenstoff im Boden einlagern könnte.  Die Webseite von Frau Dr. Christine Jones ist http://www.amazingcarbon.com/ . Aktuell ist diese Seite nicht erreichbar. Über das Internetarchiv “WayBackMachine” (https://web.archive.org/web/*/https://www.amazingcarbon.com) kann man aber weiter darauf zugreifen. Ich hatte im Sommer 2017 den Handout für einen Vortrag von Dr. Christine Jones ins Deutsche übersetzt.  Die Übersetzung habe ich jetzt auch als pdf-Datei hochgeladen, weil er ebenfalls für das Thema Klimaschutz durch Landwirtschaft relevant ist: JonesChr-5PrinciplesOfSoilHealth-deutsch-2017-06-19b.pdf.

Treihausgaseinsparungen in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft könnte nicht nur sehr große Mengen CO2 aus der Luft entnehmen und als Kohlenstoff im Boden einlagern. Es könnten vielmehr auch die bisher von der Landwirtschaft verursachten Treibhausgasemissionen in sehr großem Umfang reduziert werden.

Lachgas, Ammoniak, Methan und einige andere, zum Teil sehr übel riechende Gase entstehen bei anaeroben mikrobiologischen Prozessen. Wenn das Bodenleben intakt ist und  wenn man organische Abfallprodukte und auch Mist und Gülle mit ausreichender Luftzufuhr verkompostiert, dann ist CO2 das einzige Gas, das die Bakterien und Pilze produzieren. Erst die Zersetzung in einem zu sauerstoffarmen Milieu führt zur Produktion von Lachgas, Ammoniak, Methan usw.. Lachgas ist dabei ein 298 mal so wirksames Treibhausgas wie CO2.

Durch ein gesundes, für die anzubauenden Wirtschaftspflanzen optimiertes Bodenleben kann man auf Düngemittel, Pestizide und Fungizide verzichten. Die mit der Produktion und Anwendung dieser Agrarchemikalien verbundenen Treibhausgasemissionen und sonstigen Umweltbelastungen kann man damit vermeiden.

Die Ursache für den Erfolg der Grünen Revolution und für scheinbare Notwendigkeit von Mineraldüngern und anderen Agrarchemikalien ist die Störung oder Zerstörung des Bodenlebens z.B. durch Bodenbearbeitung, durch die Verdichtung der Böden und durch das Aufbringen von Chemikalien und auch von nicht verkompostiertem Mist.

Ein sehr wichtiger Aspekt ist auch die Beachtung der Veränderung des Bodenlebens bei der Sukzession der Pflanzen. Die Landwirte optimieren ihre Böden mit der Bodenbearbeitung und auch mit anderen, das Bodenleben beeinträchtigenden oder zerstörenden Maßnahmen immer wieder für Unkräuter, die sie dann mit teuren Chemikalien oder im Biolandbau mit weiterer Bodenbearbeitung zu bekämpfen suchen. Wenn man stattdessen die Bodenmikrobiologie gezielt für die geplanten Nutzpflanzen optimiert, dann entziehen die Nutzpflanzen über bestimmte Bodenpilze dem Unkraut  Nährstoffe und das Unkraut führt nur noch ein kümmerliches Dasein.

Auch ist es so, dass gesunde Pflanzen, die von einem gesunden Bodenleben unterstützt werden, weitestgehend immun gegen Pflanzenkrankheiten  sind, was dem Bauern auch wieder jede Menge Geld sparen kann.  In Übergangsphasen kann man nachhelfen, indem man Pflanzen mit wässrigen Lösungen einsprüht, in denen die benötigten Mikroorganismen enthalten sind.

Die 5. Agrarrevolution nach Prof. David Montgomery

In seinem Vortrag  Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life erklärt Prof. David Montgomery zunächst, wie Bodenerosion und die Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzflächen durch  landwirtschaftliche Nutzung zum  Untergang früherer Zivilisationen beigetragen hat. Wie er zeigt, korrelierte die Lebensdauer von Zivilisationen mit etwa 1000 Jahren ziemlich gut mit der Zeit, die zum Abtrag des Mutterbodens per Bodenerosion durch landwirtschaftliche Nutzung gemessen wurde.

Die moderne konventionelle Landwirtschaft zerstört die Böden besonders schnell und sie macht das weltweit. Wenn man dagegen nichts unternimmt, wird das in einigen Jahrzehnten unsere Zivilisation zerstören.

Als Folge seiner deprimierenden Studien und Einsichten zum Thema Bodenerosion hat sich Prof. David  Montgomery schließlich auch mit der Frage beschäftigt, ob und wie man zerstörte Böden reparieren kann. Auch hat er Landwirte besucht, die ihre Böden in einem guten Zustand halten und die Bodenerosionen verhindern. Über einige der Betriebe und über die Methoden dieser Landwirte, wie z.B. Gabe Brown, Dave Brandt und Joel Salatin,  hatte ich auf freizahn.de schon geschrieben.

Besonders interessant an dem Vortrag von Prof. David Montgomery fand ich, dass er zu dem Schluss kommt, dass wir es hier mit einer fünften landwirtschaftlichen Revolution zu tun haben.

Die erste landwirtschaftliche Revolution war demnach, dass man überhaupt angefangen hat Landwirtschaft zu betreiben, indem man z.B. Getreide gesät und geerntet hat.

Die zweite landwirtschaftliche Revolution war, dass man sich um das Land gekümmert und  Brachzeiten und Fruchtfolgen angewendet  hat.

Die dritte landwirtschaftliche Revolution war die Mechanisierung der Landwirtschaft im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Das war der Einsatz von modernen Wendepflügen, Traktoren, Sämaschinen, Bindern, Mähdreschern usw.

Die vierte landwirtschaftliche Revolution war der Einsatz von  Mineraldüngern, Pestiziden und anderen Agrarchemikalien, sowie der Einsatz von genmanipulierten Pflanzen.

Die fünfte landwirtschaftliche Revolution ist, dass man lernt, das Bodenleben in seiner ganzen Komplexität gezielt zu restaurieren, zu erhalten und zu nutzen.

Sinkende Luftfeuchte kompensiert Wachstumszunahme

Wie der Artikel Increased atmospheric vapor pressure deficit reduces global vegetation growth zeigt, beobachtet man seit einiger Zeit ein Sinken der Luftfeuchte. Dies kompensiert offenbar die Zunahme der Photosynthese, die durch die steigenden CO2-Konzentration zu erwarten wäre. Das war angesichts der intensiven Bodenbearbeitung und der oft über Monate nicht oder kaum vorhandenen Abdeckung der Böden mit Pflanzen zu erwarten. Dazu beitragen dürfte auch der geringe, bzw. der gesunkene Kohlenstoffgehalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber auch die Versiegelung der Flächen durch Bauwerke und Straßen dürfte zur Reduzierung der Luftfeuchte beitragen.

Zu Suche nach Lösungen für das Problem der sinkenden Luftfeuchte möchte ich hier einmal mehr auf folgende Seiten hinweisen:

Das Sinken der Luftfeuchte kann man jedenfalls stoppen und wieder rückgängig machen. Eine Regeneration und Optimierung des Bodenlebens und die Steigerung des Kohlenstoffgehaltes der Böden wäre auch dabei eine große Hilfe.

Kelberg, den 20. September 2019

Christoph Becker

Nachtrag am 21.09.2019

Daten aus Dr. Elaine Inghams Kurs

Wie schon erwähnt hat enthält der Grundkurs (Soilfoodweb Foundation Class) der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham eine Lektion über den Kohlenstoffkreislauf, in dem das Thema CO2 und Klima behandelt wird. Ich übersetzte hier einige Daten aus den zugehörigen Folien, da diese im wesentlichen auch meine Argumention unterstützen:

  • Die vorindustrielle CO2-Konzentration betrug ca. 280 ppm. 2018 war dieser Wert auf ca. 410 ppm gestiegen., was ca. 3000 Milliarden Tonnen CO2 entspricht. Das ist ein Anstieg von 900 Milliarden Tonnen oder von 42 %.
  • Die gegenwärtigen Treibhausgasemissionen betragen ca. 18 Milliarden Tonnen jährlich (netto, bei Berücksichtigung der natürlichen Resorbtionsfaktoren).
  • Um von 410 ppm (der aktuelle Wert) auf das als “sicher” angenommene Niveau von 350 ppm zu kommen müssten wir ca. 60 pmm oder ca. 450 Milliarden Tonnen zuzügliche der jährlichen Emissionen von 18 Milliarden Tonnen sequestrieren.

Ist das realisierbar?

…..

Wieviel Kohlenstoff in der Atmosphäre kommt weltweit aus den Böden?

  • Die Schätzungen stark. Eine konservative Schätzung ist, dass in den letzten 12.000 Jahren, seit dem Übergang vom Normandenleben zur Sesshaftigkeit und zur Kultivierung der Böden 133 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus den Böden in die Atmosphäre entwichen sind.
  • Die derzeit in den Mutterböden gespeicherte Kohlenstoffmenge beträge ca. 2500 Milliarden Tonnen.
  • Also ist es möglich, dass wir mindestens ca. 133 Milliarden Tonnen in diesen relativ großen Kohlenstoffpool transferieren können. Dies würde eine Zunahme des Kohlenstoffpools der Mutterböden von nur 5,2 % bedeuten.
  • Können wir die 450 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Böden bringen, und damit  die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf das als “sicher” erachtete Niveau von 350 ppm senken? Das wären ca. 18 % der Kohlenstoffpool der Böden.

………………

Mit welcher Rate können wir Kohlenstoff in die Böden pumpen?

  • Die Menschheit bewirtschaftet weltweit ca. 5 Milliarden Hektar.
  • Wir sind derzeit fähig bis zu ca. 10 Tonnen pro Hektar und Jahr zu squesterieren (Dr. Richard Teague) [Während es vielleicht nicht realistisch erscheint, dass wir das heute auf allen Flächen erreichen können, könnte es in, sagen wir 10 bis 15, mit weiteren Investition in die Forschung möglich sein dies überall zu erreichen.]
  • Das entspricht ca. 50 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr
  • Die globalen Nettoemissionen betragen ca. 18 Milliarden Tonnen pro Jahr.
  • Damit bleiben ca. 30 Milliarden Tonnen pro Jahr an zusätzlich möglicher Kohlenstoffsequestrierung übrig, mit denen wir an einer Umkehr des Klimawandels arbeiten können. Um 450 Milliarden Tonnen zusätzlich, über laufenden Emissionen hinaus zu sequestrieren und damit die CO2-Konzentration wieder auf ein “sicheres” Niveau von 350 ppm ab zu senken, würde man ca. 15 Jahre brauchen, wenn man annimmt, dass man ab morgen alle landwirtschaftlichen Nutzflächen dieser Welt transformiert und enstprechend bewirtschaftet. Wenn man dazu auch noch die Reduktion der Emissionen rechnet werden die Aussichten etwas optimistischer.

Schlussfolgerung: Die Sequestrierung von Kohlenstoff in den landwirtschaftlichen Nutzflächen kann SEHR WIRKUNGSVOLL sein!

 




Anmerkungen zu einer grünen Wahlkampfveranstaltung für Landwirte

Am Freitag den 3. Mai 2019 habe ich die von den Grünen im Rahmen des Gemeinde- und Europawahlkampfes organisierte Vortragsveranstaltung in Kelberg-Rothenbach mit dem Titel Modellregion „Ökologische Landwirtschaft Kelberg“ besucht.

Einleitung

Das mit der Modellregion “Ökologische Landwirtschaft” war und ist nur eine Vision des Ortsvorsitzenden der Kelberger Grünen, Herrn Peter Kühbach.

Die bemerkenswerterweise mit einem richtig dicken BMW (700er?) angereiste grüne Funktionärin und Ministerin, Frau Ulrike Höfken, ist studierte Landwirtin (  de.wikipedia.org/wiki/Ulrike_Höfken ).

Regino Esch ist Berufslandwirt ( www.bioland.de/ueber-uns/hof/hof-steinrausch-gbr.html )

Der Landrat des Vulkaneifelkreises war anwesend. Ansonsten waren insbesondere wohl auch eine ganze Reihe Landwirte zu dem Vortragsabend  gekommen.

Was mir bei dieser Veranstaltung und der anschließenden Diskussion auffiel und weshalb ich hier schreibe:

Wichtige Fakten und Zusammenhänge sind offensichtlich noch nicht bekannt – auch wenn sie im Internet, unter anderem auch auf meinem Blog www.freizahn.de, längst veröffentlicht und auch auf Deutsch erklärt wurden. Ich will daher hier versuchen, einzelne Fragen und Meinungen, die ich bei der Veranstaltung gehört habe, zu kommentieren und anschließend eine Übersicht mit Informationsquellen zu bieten, mit deren Hilfe Landwirte sich weitergehend informieren können.

Nährstoffbilanz der Böden

Es war allgemeiner Konsens,  dass die per Ernte oder Bodenerosion entfernten Nährstoffe dem Boden wieder von außerhalb zugeführt werden müssen. Wenn man keinen Mineraldünger verwenden könne, müsse man halt Mist oder z.B. auch Gülle von woanders holen und auf das Land bringen. Auch die Ministerin hat dieser Sichtweise der Landwirte nicht widersprochen.

Die Realität ist aber eine andere, wie ich schon in www.freizahn.de/2018/07/wieviel-naehrstoffe-sind-wirklich-im-boden/ und www.freizahn.de/2018/07/sind-fruchtfolgen-notwendig/ zu zeigen versucht habe.

Das Problem der Bauern ist, dass sie mit ihrer Wirtschaftsweise, mit ihren Düngern, ihrer Bodenbearbeitung und auch mit ihrem Grünlandmanagement die Möglichkeit einer optimalen Nutzung des Bodenlebens ungenutzt lassen und das Bodenleben reduzieren. Statt jenes Drittel der von den Pflanzen per Photosynthese in Kohlenstoffverbindungen umgesetzten Energie zu nutzen, das die Pflanzen so oder so, als energiehaltige Exsudate  über die Wurzeln an den Boden abgeben zu nutzen, um die Nährstoffversorgung der Pflanzen via Bodenleben zu optimieren, lassen sie diese Energie ungenutzt verpuffen und düngen lieber mit viel Geld und Maschineneinsatz ihr Land – oder sie dezimieren das Bodenleben mit Hilfe teurer Maschinen und fossiler Energie, statt es zu nutzen, um die Bilanzen ihrer Betriebe zu  verbessern.

Zwischenfrüchte und Untersaaten

Als ein Landwirt, der kein Vieh mehr hatte, und nur noch Feldfrüchte anbaute fragte, wie denn jemand wie er auf “bio” umstellen könnte, sagte der Landesvorsitzende von Bioland, dann müsse er halt auch Kleegras (für Stickstoff) anbauen. Auch die Erinnerung an die 3-Felderwirtschaft früherer Zeiten schwirrte dann durch den Raum. Von der studierten Landwirtin und grünen Ministerin kam dazu nichts. Auch hier hätte ich von einem Biobauernverbandschef, von einer Landwirtschaftsministerin und auch von den anderen anwesenden Landwirten mehr erwartet.

Was mir dazu durch den Kopf ging, war  jedenfalls, dass dieser Landwirt vielleicht einmal auf www.freizahn.de lesen oder mich fragen sollte. Ich dachte dabei auch an den Farmer Dave Brandt aus Ohio auf den ich www.freizahn.de/2018/08/beispiele-fuer-erfolgreiche-zwischenfruchtnutzung/ hingewiesen hatte und der ganz ohne Viehhaltung gute Erträge erzielt und seine Böden sehr verbessert hat.  Ich dachte natürlich auch an Gabe Brown, auf den ich an vielen Stellen hingewiesen haben.

Was ich diesem Landwirt raten würde, ginge jedenfalls sehr weit über “auch mal Kleegras” verwenden hinaus. Nach einer Analyse des Istzustandes, zu der unter anderem auch die mikrobiologische Untersuchung von Bodenproben mit dem Mikroskop und deren Auswertung gehören sollte, würde man mit sehr vielfältigen Zwischenfrucht- und Untersaatmischungen experimentieren. Gabe Brown experimentiert z.B. mit ca. 15 verschieden Sorten pro Feld und Jahr, und mit dem Gesamtbetrieb sogar mit über 70 Sorten.

Dazu würde ich nach Wegen suchen, wie ich die mit dem Mikroskop erkannten Defizite beheben könnte.  Dazu könnte dann z.B. eine Kombination aus einer Zusammenarbeit mit einem Schäfer oder einem Weiderrinder haltenden Betrieb und einer gezielten Produktion und Anwendung von Kompost und Komposttees gehören.

Besser als Verbieten wäre zeigen wie es besser geht

Neben mir saß offenbar ein  Bilderbuch-Grüner, also so einer von der Verbotspartei “Die Grünen”. Als über das Thema Gülle und das Ausbringen von aus den Niederlanden und Niedersachsen mit Tanklastwagen kommenden Gülle auf den Wiesen und Feldern der Eifel diskutiert wurde, meinte mein Tischnachbar, das sollte die Ministerin doch einfach verbieten können/müssen.

Mein Gedanke dazu war, dass man besser daran täte, den Landwirten zu zeigen, dass und wie sie ohne diese Gülleimporte mit ihrem Land durch wirklich ökologische, die Möglichkeiten der Natur nutzende Landwirtschaft, mehr verdienen können.

Die Landwirte haben erhebliche wirtschaftliche Zwänge und sie haben oft wohl auch einfach nicht die Zeit und das Handwerkzeug, um sich umfassend global zu informieren. Das Landwirtschaftsministerium könnte und sollte auf Landesebene die Qualität der landwirtschaftlichen Beratung verbessern. Die Landesregierung könnte und sollte z.B. von Industrie und deren Lobby unabhängige Musterbetriebe  haben und den Landwirten zeigen, wie wirklich ökologische und zugleich auch ökonomisch interessante und überlebensfähige Landwirtschaft geht.

Vielleicht kann dieser Artikel mit der hieran anschließenden Auflistung von Artikeln auf www.freizahn.de einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Informationslage der Landwirte leisten.

Artikel zum Thema auf www.freizahn.de

Im folgenden haben ich versucht, die für Landwirte möglicherweise interessanten Artikel meiner Webseite aufzulisten. Der Übersichtlichkeit halber habe ich versucht, nach Themen zusammenzufassen, auch wenn die beste Zuordnung oft unklar ist.

Wirtschaftliche und allgemeine Aspekte
  1. www.freizahn.de/2018/01/informationen-zu-moeglichkeiten-der-ertragssteigerung-in-der-landwirtschaft/
  2. www.freizahn.de/2018/07/moegliche-ertraege-im-biolandbau/
  3. www.freizahn.de/2017/06/funktioniert-das-auch-fuer-milch-und-kleinbauern/
  4. www.freizahn.de/2018/05/intensive-landwirtschaft/
  5. www.freizahn.de/2018/07/sind-fruchtfolgen-notwendig/
  6. www.freizahn.de/2018/07/wieviel-naehrstoffe-sind-wirklich-im-boden/
  7. www.freizahn.de/2016/09/unoekologischer-oekologischer-landbau/
Weidewirtschaft
  1. www.freizahn.de/2016/08/ganzheitliches-weidemanagement/
  2. www.freizahn.de/2016/09/was-wuerde-der-alte-deutsche-weidepapst-sagen/
  3. www.freizahn.de/2018/05/wieviele-koppeln-braucht-der-bauer/
  4. www.freizahn.de/2017/06/abschlussvortrag-der-grassfed-exchange-2016/
  5. www.freizahn.de/2016/09/die-grassfed-exchange/
  6. www.freizahn.de/2017/04/weidemanagement-und-rohmilch-als-duenger-und-bodenverbesserer/
  7. www.freizahn.de/2018/05/die-gallagher-zaunspinnen/
  8. www.freizahn.de/2017/01/der-rundballenabwickleranhaenger/
Zwischenfruchtanbau
  1. www.freizahn.de/2018/08/beispiele-fuer-erfolgreiche-zwischenfruchtnutzung/
Ernährung, schadet Fleisch dem Klima?
  1. www.freizahn.de/2018/08/fakten-zu-methan-und-rinderhaltung/
  2. www.freizahn.de/2017/06/eine-klimafreundliche-rindfleischproduktion/
  3. www.freizahn.de/2017/06/naehrstoffgehalt-der-lebensmittel-sinkt-seit-dem-2-weltkrieg/
  4. www.freizahn.de/2018/09/infos-und-gedanken-zur-fleischdiaet/
  5. www.freizahn.de/2019/01/gesund-abnehmen-auch-ohne-sport-und-hunger/
Klima, Wasserhaushalt, Hochwasser, Dürreprävention
  1. www.freizahn.de/2018/11/wirksamer-klimaschutz-ist-gemeinde-und-laendersache/
  2. www.freizahn.de/2018/05/mal-wieder-hochwasser/
  3. www.freizahn.de/2017/05/bodenerosion-durch-starkregen-in-weinbergen/
  4. www.freizahn.de/2017/05/starkregen-und-sturzfluten/
  5. www.freizahn.de/2018/06/duerreschaeden-sind-vermeidbar/
  6. www.freizahn.de/2015/03/restaurierende-landwirtschaft/
  7. www.freizahn.de/2015/05/das-keyline-konzept/
  8. www.freizahn.de/2016/09/optimierung-im-getreideanbau-und-hochwasserschutz-durch-integration-der-mutterkuhhaltung/
  9. www.freizahn.de/2015/07/bodenerosion-in-maisfeldern/
  10. www.freizahn.de/2019/06/die-angst-vor-dem-klimawandel-sinnvoll-nutzen/
  11. www.freizahn.de/2019/07/zum-thema-co2-und-klima/
  12. www.freizahn.de/2019/09/klimaschutz-durch-landwirtschaft/
  13. www.freizahn.de/2019/12/natuerliche-null-budget-landwirtschaft/
  14. www.freizahn.de/2020/01/waermestrahlung-wasser-und-treibhauseffekt/
  15. www.freizahn.de/2020/02/die-duengeverordnung-als-chance/
Bodengesundheit, Bodenmikrobiologie
  1. www.freizahn.de/2017/06/koennen-wir-wirklich-unsere-boeden-regenerieren/
  2. www.freizahn.de/2018/06/quorum-sensing-und-komposttees/
  3. www.freizahn.de/2018/06/erster-eindruck-von-elaine-inghams-kursen/
  4. www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/
  5. www.freizahn.de/2017/06/pflanzenwurzeln/
  6. www.freizahn.de/2017/06/gleicher-boden-verschiedenes-management/
  7. www.freizahn.de/2015/03/nachhaltige-bodenverbesserung/
Geschichte und Sonstiges
  1. www.freizahn.de/2018/02/alte-landwirtschaftsfilme-lektionen-fuer-die-zukunft/
  2. www.freizahn.de/2018/09/von-simbabwe-lernen/
  3. www.freizahn.de/2017/05/gedanken-zum-film-bauer-unser/
  4. www.freizahn.de/2017/04/die-symbiose-von-bauern-und-kriegern/
  5. www.freizahn.de/2017/04/die-torheit-der-pfluegenden-und-die-geschichte/
  6. www.freizahn.de/2016/03/amerikas-innovativster-oekobauer/
  7. www.freizahn.de/2015/11/weltbevoelkerung-wasser-wintergemuese/
  8. www.freizahn.de/2015/08/landwirtschaft-im-wandel/
  9. www.freizahn.de/2015/04/weltweite-verschlechterung-der-bodenqualitaet/

Andere deutschsprachige Internetseiten auf die ich hinweisen möchte sind

Kelberg, den 5. Mai 2019

Christoph Becker




Infos und Gedanken zur Fleischdiät

Eine ausschließlich aus Fleisch, Wasser und etwas Salz bestehende Diät ist wider Erwarten, entgegen der landläufigen Expertenmeinungen nicht nur möglich, sondern sie ist zumindest in manchen Fällen sogar ein sehr wirksames Heilmittel bei schweren Autoimmunerkrankungen, sowie bei Depressionen, Angstzuständen, Diabetes und sogar bei Parodontose und Schnarchen. Vor allem kann man mit einer reinen Fleischdiät offenbar auch gut abnehmen und zugleich die körperliche und intellektuelle Fitness steigern, mit allen Vorteilen die dies u.a. für die Gesundheit und und die Lebensqualität hat. 

Das Interview von Joe Rogan mit Dr. Jordan Peterson

Der laut New York Times vom 25. Januar 2018 als derzeit einflussreichster,  öffentlich auftretender Intellektueller geltende kanadische Psychiater und Prof. Dr. Jordan Peterson, überraschte mich mit  einer am 2.7.2018 veröffentlichten Aussage, dass er sich seit über 2 Monaten nur noch von Fleisch ernähre. Er fügt in dem Interview dann noch hinzu, dass er außerdem seit ungefähr einem Jahr, nur von Fleisch und etwas Grünem, sowie seit ca. 2 Jahren von einen kohlenhydratarmen Diät lebe.

Hier der Link auf das inzwischen über 290-tausend mal aufgerufene Interview auf Youtube: Jordan Peterson – The Carnivore Diet Changed My Life! – Joe Rogan Podcast

Peterson hat mit der Diät gut abgenommen und seine Gesundheit drastisch verbessert.

Der treibende Hintergrund für Petersons Diätversuche und den Verzicht auf Grünzeug waren die Erfahrungen seiner Tochter, die an einer schweren Autoimmunkrankheit litt. Schwerpunkt war Arthritis. Petersons Tochter Mikhaila hatte 40 betroffene Gelenke und sie hat mit 15 bzw. 16 Jahren ein künstliches Hüftgelenk und einen künstlichen Fußknöchel bekommen. Sie sei faktisch zwei Jahre auf 2 gebrochenen Beinen herum gehumpelt und das sei nur ein kleiner Teil ihrer gesundheitlichen Problemen gewesen. Seine Tochter sei nun gesund und habe ein Baby. Alle Symptome ihrer Autoimmunkrankheiten seinen verschwunden. Einziges Gesundheitsproblem sei derzeit, dass der künstlichen Fußknöchel ersetzt werden müsse, ansonsten strotze sie nun vor Gesundheit.

Ein anderes Problem seiner Tochter Mikhaila seien ernste Depressionen gewesen wegen denen sie mindestens alle 6 Stunden Ritalin habe nehmen müssen. Depressionen und Autoimmunkrankheiten seien in seiner Familie ein häufig vorkommendes Problem.

Petersons Frau hatte seit langem den Verdacht, dass ein Ernährungsproblem die Ursache sein könnte. Seine Tochter hatte als Kind, wenn sie Organgen oder Erdbeeren gegessen hat, juckende Hautrötungen (Rash). Später,  als sich bei seiner Tochter die Arthritis entwickelte, habe diese einen Schub bekommen, wenn sie Orangen gegessen habe.

Vor fünf Jahren, bei der Examensvorbereitung an der Universität, habe seine Tochter ernste Hautproblemen bekommen. Stress sei eine Möglichkeit gewesen, aber ihr sei auch aufgefallen dass sie zugleich ihre Ernährung mehr auf Butterbrote und Teilchen (Bagels) umgestellt habe. Sie habe daher zunächst auf eine glutenfreie Diät umgestellt. Das habe einen bemerkenswerten Effekt gehabt. Dann habe sie ihre Diät radikal auf nur noch Huhn und Brokkoli  umgestellt.  Daraufhin hätten ihre Symptome eins nach dem anderen nachgelassen. Sie habe auch länger wach sein können und schließlich seien ihre Depressionen verschwunden.

Peterson habe seit seinen 13. Lebensjahr selber an Depressionen gelitten. Diese seien sehr schwer gewesen und er habe sie auf vielfache Weisen behandelt. Teilweise sei die Behandlung ziemlich erfolgreich gewesen. Aber es sei ein ständiger Kampf gewesen. Sein Vater und der Vater seines Vaters hätten ebenfalls an diesen Depressionen gelitten. Seine Frau habe Autoimunprobleme.

Was Petersons Tochter dazu gebracht habe, von Brokkoli und Huhn ganz auf Fleisch um zu stellen?

Seine Tochter habe weiter experimentiert und die Folgen von Diätveränderungen beobachtet.  Sie habe zwei Jahre gebraucht um herauszufinden, dass sie nur Rindfleisch und Grünzeug essen könne und dann habe sich schließlich herausgefunden, dass sie am besten nur Rindfleisch essen sollte.

Vor zwei Jahren habe seine Tochter ihn überredet es auch mit dieser Diät (zunächst nur Grünes und Rindfleisch) zu versuchen. Er habe zwar keine Arthritis gehabt, aber doch viele ihrer anderen Probleme.  Er habe Sodbrennen gehabt und er habe ziemlich viel geschnarcht. Er habe in der ersten Woche aufgehört zu schnarchen. Er sei nun morgens richtig wach geworden, was vorher nie der Fall gewesen sei und habe gleich einen klaren Kopf gehabt. Früher habe er eine Stunde gebraucht um wach zu werden.

Er habe 96 kg gewogen, bei einer Größe von 1,86 m.

Dann habe er im ersten Monat mit der neuen Diät 3,5 kg abgenommen. Dabei habe er davor ein ganzes Jahr eine zuckerfreie Diät gehabt und nicht abgenommen.

Er habe nun 7 Monate hintereinander jeden Monat 3,5 kg abgenommen. Er sei wieder auf das Gewicht gekommen, das er mit 26 gehabt habe. Seine Schuppenflechte sei verschwunden. Auch habe er Glaskörpertrübungen in seinem rechten Auge gehabt, die verschwunden seien. Er habe aber weiter Probleme mit Depressionen bzw. Gemütstörungen gehabt. Diese seien nach der Änderung der Diät sogar nicht mehr so zu regulieren gewesen wie vorher.  Es sei ihm physisch immer besser gegangen, aber psychisch habe er weiter zum Teil heftige Probleme gehabt.

Seine Tochter habe ihm dann geraten kein Grünzeug mehr zu essen. Er habe erst nicht gewollt. Er habe Gurken, Salat, Brokoli, Huhn und Rindfleisch gegessen und nun solle er nur noch Fleisch essen?  Sie habe gemeint er solle es einen Monat lang versuchen. Er habe es versucht.

Nach einer Woche seien seine morgendlichen psychischen Probleme um 25 % geringer gewesen. Nach zwei Wochen um 75 %.  Es sei ihm jeden Tag besser gegangen und es gehe im jetzt wahrscheinlich besser als jemals zuvor. Dabei habe er seit über einem Jahr keine Antidepressiva mehr genommen und er wiege nun 73,5 kg.  Seine Muskulatur nehme zu. Er treibe etwas Sport, aber nicht viel.  Er schlafe nun nachts 6 Stunden und sei dann gleich richtig wach. Wenn er Nickerchen von einer viertel Stunde halte sei er gleich wach, während er früher eine Stunde gebraucht habe, um richtig wach zu werden.

Das coolste aber sei, dass er seit seinem 25. Lebensjahr Parodontose (gum disease)  gehabt habe.  Er habe deswegen kleinere chirurgischen Eingriffe (seiner Beschreibung nach wohl geschlossene Parodontosbehandlungen ) über sich ergehen lassen, um die Parodontose in Schach zu halten. Nun aber sei sie verschwunden, wie ihm sein Zahnarzt bei der letzten Untersuchung erklärt habe. Er habe keine Entzündung des Zahnfleischs mehr. Die Zahnfleischentzündungen seien aber mit Herzkrankheiten assoziiert. Daraus sei zu folgern, dass systemisch Entzündungen durch diese Diät verschwinden.

Er habe über 22,5 kg abgenommen, es sei nicht mehr annähernd so hungrig wie er es zu sein pflegte. Sein Appetit sei wahrscheinlich um 70 % gesunken. Er habe keine Blutzuckerregulierungsprobleme bekommen, er benötige wesentlich weniger Schlaf und er wird morgens gut wach. Es hat keine Angstgefühle und keine Depressionen mehr. Er hat keine Schuppenflechte mehr. An den Seiten seiner Beine hatte er früher ein Taubheitsgefühl, was er jetzt nicht mehr hat.  Intellektuell ist er derzeit sicherlich in seiner bestmöglichen Form. Er ist körperlich stärker und kann besser schwimmen und seine Parodontose ist verschwunden.

Er nimmt keine Vitamine oder andere Nahrungsergänzungsmittel. Er isst nur Rindfleisch mit Salz und trinkt dazu Wasser.

Als der Interviewer meint, dass er viel Gemüse esse und keine Gesundheitsprobleme habe, antwortet Peterson, dass er niemandem seine Diät empfehle.  Aber auf seine Tourneen kämen viele, viele Menschen zu ihm, die sagen würden, dass sie den Blog seiner Tochter verfolgen würden und z.B. 45 kg abgenommen hätten, oder einer 90 kg in 6 Monaten, oder neulich eine 70 jährige Frau, die in einem Monat 6,8 kg abgenommen hätte.

Es sei etwas falsch mit unserer Ernährung. Wir würden viel zu viele Kohlenhydrate essen.  Aber, er sei kein Ernährungsexperte.

Was Peterson und auch seine Tochter bemerkt hätten ist, dass sie bis zu einem Monat ernste Probleme haben, wenn sie in bestimmter Richtung von der Diät abweichen. Z.B. hätte er durch Sulfide enthaltenden Apfelmost lange anhaltenden Probleme bekommen.

Peterson sagt er verstehe die Zusammenhänge nicht gut. Sie seien ihm mysteriös. Aber als seine Tochter klein war und Arthritis entwickelt habe, habe er die wissenschaftliche Literatur darüber durchsucht. Das einzig sichere Ergebnis sei gewesen, dass Arthritis bei Patienten, die fasten verschwinde. Aber wenn sie wieder essen würden käme die Arthritis zurück. Das lasse den Schluss zu, dass die Diät eine Rolle spiele, da unwahrscheinlich sei, dass die Patienten auf alle Nahrungsmittel gleich reagieren.  Aber es könnte sein, dass manche Patienten auf fast alles negativ reagieren. Zwischen “alles” und “fast alles” sei der Unterschied aber sehr groß.

Eine spekulative These für die nun relativ großen Probleme, die Peterson nun bei kleinen Abweichungen von seiner Diät hat, ist, dass Fett nicht nur als Energiespeicher, sondern auch als Puffer für toxische Nahrungsbestandteile diene. Da er  nun kaum noch Fett habe, fehle dieser Puffer. Diese Annahme sei aber wissenschaftlich nicht gesichert.

Wie wohl ein Blogbeitrag von Petersons Tochter zeigt, hat ein Arzt erfolgreich eine Diabetis vom Typ 1 mit einer Fleischdiät behandelt. Typ 1 ist die schon früh auftretende, tägliche Insulinspritzung erfordernde Diabetes, was den Erfolg der Diät besonders eindrucksvoll macht.

Peterson ist sich des anekdotischen Charakters seiner Erfahrung und auch anderer Berichte zu dieser Diät bewusst. Aber er sieht auch die grundsätzlichen Schwierigkeiten aller medizinischen Studien über Diäten, Nahrungsmittel und deren Wirkung.  Man kann z.B. keine wissenschaftlich wirklich zuverlässigen Studien über die Wirkung von Fleisch in der Ernährung durchführen, weil man unmöglich alle Faktoren kontrollieren kann. Leute die Fleisch essen, essen z.B. in der Regel auch noch viele andere Sachen. Aus den üblichen korrelierenden Studien über Ernährungsgewohnheiten könne man daher z.B. nicht auf die Wirkung der Fleischdiät schließen. Oder anders ausgedrückt, die üblichen Schlussfolgerungen der Ernährungsberater sind wissenschaftlich betrachtet auch nicht so gut gesichert wie allgemein angenommen und geglaubt wird.

Als es darum geht, ob Peterson mit dieser einseitigen Fleischdiät vielleicht nicht doch Mangelerscheinungen bekommen könnte, wendet er ein, dass es Beispiele für das Funktionieren dieser Diät geben: Die Eskimos. Die Diät der Massai wäre einigen  Modifikationen im Wesentlichen auch eine Fleischdiät. Zum Thema Massai-Diät findet sich einiges in deutscher Sprache per Google.

Auf Reisen nimmt Peterson Beef Jerky, ein amerikanisches Trockenfleisch mit und nutzt wenn möglich Unterkünfte, wo er kochen kann. Sein Beef Jerky macht er sich selber: Er hat einen Rindfleischdehydrierer und salzt das Fleisch lediglich.

Ob Peterson die Diät für immer fortsetzen möchte? Das möchte er nicht wirklich. Aber Änderungen wird er nur sehr, sehr, sehr, sehr vorsichtig vornehmen. Nächstens möchte er mit Pilzen experimentieren.

Sowohl Joe Rogan, der Interviewer, als auch Jordan Peterson halten es für selbstverständlich, dass diese Fleischdiät nicht für alle gut ist. Was für den einen gesund ist, kann für andere krank machend und schädlich sein. Jordan Peterson, seiner Frau und seiner Tochter hat diese Fleischdiät aber sehr geholfen. Die Tochter sei nun gesund und brauche und keine Medikamente, dabei habe sie viele zum Teil sehr heftige Medikamente wie Methotrexat, Enbel und Ritalin nehmen müssen, die zum Teil sehr negative Nebenwirkungen verursacht hätten.

Joe Rogans Interview mit Mikhaila Peterson

Hier ein Link auf ein am 30. August 2018 veröffentlichtes Interview mit der Tochter von Jordan Peterson, ebenfalls mit Joe Rogans als Interviewer:

Joe Rogan – Carnivore Diet Fixed Mikhaila Peterson’s Arthritis

Mikhaila Peterson erzählt in diesem Interview, wie sie mit Diäten experimentiert hat und wie sie allmählich zu ihrer heutigen Fleischdiät gefunden hat.

Der Blog Don’t Eat That von Mikhaila Peterson: mikhailapeterson.com

Weitere Interviews von Joe Rogan zur Fleischdiät

Fleischdiät auf bei Biohackers Lab

Eine Suche mit “biohackers lab carnivore diet” auf youtube führt zu einer Reihe von interessanten Interviews und Berichten von einem Selbstversuch.

Ich habe mir zunächst das Interview mit Kelly Hogan angesehen. Kelly Hogan war mit 117 kg sehr übergewichtig und sie hatte jede Menge Gesundheitsproblem. Sie berichtet, wie sie über Versuche mit verschiedenen Diäten schließlich zur Fleischdiät kam und damit dann gesund wurde, insgesamt 59 kg abgenommen und drei gesunde Kinder bekommen hat.

Auf Biohackerslab.com finden sich einige interessante Intverviews und Anleitungen zum Thema Fleischdiät:

Beeindruckt hat mich zunächst das Interview mit

https://www.biohackerslab.com/all-meat-diet-plan/

https://www.biohackerslab.com/carnivore-training-system-review/

Dr. Georgia Ede

Georgia Ede ist  Ärztin und Psychiater. Sie betreibt die Internetseite www.diagnosisdiet.com .  Georgia Ede ist vor allem interessant, weil sie Studien und  “Experten” mit wissenschaftlichen Argumenten demontiert, die behaupten, dass Fleisch der Gesundheit schade.  Aufmerksam geworden war ich durch ihren Vortrag Vortrag WHO Says Meat Causes Cancer? by Georgia Ede,

Ihr neuster Artikel, vom 5. September 2018,  Latest Low-Carb Study: All Politics, No Science demontiert die am 1. September 2018 veröffentlichte Studie Dietary carbohydrate intake and mortality: a prospective cohort study and meta-analysis und zeigt, das diese Studie, die Angst vor Fleischkonsum machen soll,  unwissenschaftlich ist und eher ein Beispiel für politisch korrekte Propaganda ist.

Nachtrag: Sehr interessant von Georgia Ede ist auch der Vertrag “Our Descent into Madness – Modern Diets and the Global Mental Health Crisis” (dt. Unser Abstieg in den Wahnsinn – Moderne Ernährung un die globale Krise der geistigen Gesundheit”). Eine Version des Vortrags ist jetzt auch mit deutschen Untertiteln auf youtube verfügbar: https://youtu.be/TXlVfwJ6RQU

Eskimos und Wikinger auf Grönland

Jared Diamond beschreibt in einem Kapitel seines Buches  Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen die Besiedlung und das Ende der Besiedlung  Grönlands durch die Wikinger. Danach hatte ich in Erinnerung, dass die Wikinger u.a. durch die für die Landwirtschaft ungünstigen Folgen der kleinen Eiszeit zeitweise offenbar ziemlich extrem unter Hunger gelitten haben und aus Grönland verschwunden sind,  während die nur Fleisch und Fisch essenden Eskimos sich halten konnten. Auf  de.wikipedia.org/wiki/Grænlendingar habe ich dazu gerade auch noch den Wikipedia-Artikel zu den Wikingern auf Grönland gelesen. Die Realität ist auch hier wohl etwas komplex und nur teilweise bekannt. Vor allem haben die Wikinger auf Grönland sich demnach auch in den Zeiten, als ihre Landwirtschaft noch funktionierte hauptsächlich von Fleisch und tierischen Produkten ernährt. Getreide und Brot waren demnach auf Grönland Luxusgüter, die wenn überhaupt nur für besonders Wohlhabende verfügbar waren. Die Wikingersiedlungen bestanden aber etwa 500 Jahre. Der Verweis auf die Thule-Kultur, die die Wikinger verdrängt hat, oder von der die Wikinger, wie Jared Diamond meint, halt nicht genug gelernt haben, um zu überleben, führt zu de.wikipedia.org/wiki/Inuit-Kultur#Thule-Kultur_(1000_bis_1800). Nicht nur im Bezug auf die Ernährung interessantes Zitat aus diesem Artikel in die Inuit:

Diese Großfamilien setzten sich ihrerseits aus den eigentlichen, Großeltern, Eltern und Kinder umfassenden Familien zusammen. Eine derart solidargemeinschaftliche Gesellschaftsstruktur, die den einzelnen Familien autarkes Handeln zubilligte, trug in Zeiten verminderten Nahrungsangebots wesentlich dazu bei, die Überlebenschancen zu erhöhen. Sie versetzte die Inuit in die Lage, Land- und Meeressäugetiere, Vögel und Fische aller Größen zu erlegen – von der 20 Kilogramm schweren Robbe bis zum 50 Tonnen wiegenden Grönlandwal, vom Niederwild bis zum Eis- und Grizzlybären.

Die Jagdbeute lieferte eine ausgewogene Ernährung ……

Dagegen spielten pflanzliche Rohstoffe nur eine untergeordnete Rolle

Wir sehen und finden, was wir glauben

Bevor ich zur Darstellung der Fleischdiät im deutschen Fernsehen und in anderen deutschen Medien komme, erscheint es sinnvoll auf ein grundlegendes Problem der Wissenschaft und des Journalismus hinzuweisen: Wissenschaft und “Experten” sind NICHT so objektiv, wie viele glauben. Der Moralpsychologe Jonathan Haidt zeigt in seinem Buch The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion nicht nur, warum Linke und Rechte vieles derart unterschiedlich sehen. Er zeigt vielmehr auch, dass die Ergebnisse und Auswertung von wissenschaftlichen Studien durch die persönlichen Überzeugungen und den Glauben der Wissenschaftler beeinflusst werden. Im Grunde versucht jeder, mehr oder weniger unbewusst zu sehen und zu beweisen, was er/sie glaubt und sehen möchte. In der Wissenschaft und auch beim Journalismus kann man z.B. durch die Art der Fragestellung die Ergebnisse beeinflussen. Wenn man das weiß, kann man versuchen, dieses Wahrnehmungsproblem zu berücksichtigen. Die Frage ist dann aber auch noch, warum jemand wozu motiviert ist. Journalisten und Wissenschaftler, die eine Familie zu versorgen oder auch nur einen gewissen Lebensstandard erhalten oder erreichen wollen, sind halt oft auch von “äußeren Umständen” abhängig, die ein Bekanntwerden bestimmter Wahrheiten verhindern möchten. Sie müssen berichten und “beweisen”, was politisch korrekt ist, und sie müssen lächerlich machen und abwerten, was ihren Auftraggebern nicht passt. Sie sind Söldner, nach dem Motto “wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe”.

Ein kluge, resiliente, krisenfeste und überlebensfähige Gesellschaft wird genügend Freiräume und Möglichkeiten schaffen und erhalten, um auch politisch unkorrekte Meinungen und Entdeckungen zuzulassen und neutral zu untersuchen und zu diskutieren und sie wird sich dann an den Fakten orientieren.

Die Fleischdiät in deutschen Fernsehen

Was gehen unsere Volkserzieher vom deutschen “Qualitätsfernsehen”,  mit diesem neuen, politisch völlig unkorrekten, so gar nicht zur links-grünen Ideologie passenden Trend um?

Seit 13. September 2019 gibt es dazu auf Pro7 einen Beitrag: www.prosieben.de/tv/galileo/videos/287-fleisch-diaet-kann-das-wirklich-gesund-sein-clip

Bemerkenswert ist, dass Pro7 verschweigt, dass dieser Shawn mit vollem Namen Dr. Shawn Baker heißt, von Beruf selbst Arzt ist und sich nach seiner Karriere als Chirurg und leitender Orthopäde bei der amerikanischen Luftwaffe, intensiv mit dem Thema Ernährung befasst hat. Insofern ist der Beitrag auf Pro7 auch ein Lehrstück für die “Qualität”, bzw. für die Informationsverkürzung und die Manipulationsversuche des deutschen Fernsehens im Sinne der politischen Korrektheit. Wie der Fall von Jordan Petersons durch die Fleischdiät offenbar geheilte Parodontitis zeigt, kann die Fleischdiät auch chronische Entzündungsprobleme beheben und damit im Gegensatz zur Meinung von Pro7/Galileo für das Herz-Kreislaufsystem durchaus vorteilhaft sein.

Dr. Shawn Baker – Webseiten und Interview

Zu dem im Beitrag von Pro7/Galileo vorgestellten “Shawn” hier etwas weitergehende Daten:

Seine Webseiten:

In der Beschreibung zu seinem voraussichtlich Ende Februar 2019 in den USA  erscheinendem Buch The Carnivore Diet heißt es auf Amazon.de u.a.:

Shawn Baker ist zeit seines Lebens ein Multisport-Spitzensportler. Er ist auch Doktor der Medizin und hat als Truppenarzt der amerikanischen Luftwaffe in Afghanistan gedient, wo er als Chirurg für Kriegsverletzungen und als Cheforthopäde eingesetzt war.  Sein Schwerpunkt in den letzten Jahren war die Nutzung der Ernährung als Werkzeug für die Gesundheit, Leistung und das allgemeine Wohlbefinden.

Interviews mit Dr. Shawn Baker über die Fleischdiät

Auf Youtube hat Shawn Baker einen eigenen Videokanal:   www.youtube.com/channel/UC5apkKkeZQXRSDbqSalG8CQ  mit  über 100 Videoclips.

Erschütternd und wichtig ist hier insbesondere auch seine Erklärung zu seiner Karriere und Approbation als Arzt:

Andere deutsche Internetquellen

Abgesehen vom oben erwähnten Fernsehclip fand ich insbesondere die folgenden beiden Quellen:

  • Auf DocCheck vom 16.8.2018:  Die „Fleisch-Diät“: Unsinn oder Well Done?  Für ein Ärzte-Portal ziemlich schwach. Das Resüme “wer sich vernünftig ernährt und regelmäßig ernährt braucht keine riskanten Experimente” ist gleich mehrfach unpassend. Die Beispiele der Petersons und anderer Anhänger der Fleischdiät zeigen doch gerade, dass “vernünftige Ernährung” eben durchaus auch eine reine Fleischdiät sein kann und dass manchmal nur mit riskanten Experimenten herausgefunden werden kann, was tatsächlich im aktuellen Fall eine vernünftige Ernährung ist. Die befragte Ernährungswissenschaftlerin bleibt allgemein und hat sich mit der Fleischdiät wohl nicht wirklich befasst. Schließlich hätte ich hier, auch den Hinweis erwartet, dass es durchaus historische Beispiele wie die Eskimos gibt, die zeigen, dass solche Fleischdiäten tatsächlich auch über lange Zeit funktionieren.
  • Auf http://www.homeopathy.at, von Dr. Helmut Retzek, vom 27. 7. 2018: Disruptive Innovation: Carnivorismus als Gesundheitsprinzip? Diesen Artikel fand ich ganz gut. Der Autor hat sich umfassend informiert und ist neuen Wegen und Entdeckungen gegenüber aufgeschlossen und versucht, diese und deren Hintergründe zu verstehen und zu erklären. Zum einen findet man hier auch eine deutsche Zusammenfassung eines Interviews mit Mikhaela Peterson und zum anderen werden auch mögliche Hintergründe für die Erfolge der Fleischdiät erklärt.

Sonstige englischsprachige Blogs und Webseiten

Eine gute Nachricht für das Klima, die Böden und das Gesundheitswesen

Die Fleischdiät scheint wirklich zu funktionieren und in vielen Fällen einen Versuch wert zu sein. Besonders interessant finde ich, dass damit sonst nur schwer oder nicht heilbare Autoimunkrankheiten sowie Schnarchen, Parodontose und Glaskörpertrübungen geheilt werden können (was auf keinen Fall bedeutet, dass eine Fleischdiät die einzig mögliche Therapie ist).  Autoimmunkrankheiten sind nicht nur Arthritis, sondern zumindest einige Formen von Asthma, schwere Parodontose bei Jugendlichen und  Kollagenosen.  Die Fleischdiät kann somit eine sehr hochwertige und zugleich ziemlich preiswerte Medizin sein.

Da man mit der Fleischdiät auch gut abnehmen kann, können damit viele durch Übergewicht verursachte Krankheiten vermieden oder geheilt werden.

Damit die Fleischdiät funktioniert und weder der Gesundheit noch der Umwelt schadet, sollte man sich aber Gedanken über die Methode und Qualität der Fleischproduktion machen.

Noch etwas unter dem Eindruck der riesigen gepflügten oder geeggten, oft staubender Getreidefelder, die ich Anfang September auf meiner Reise nach Lettland und Litauen und vorher auch in Deutschland gesehen habe, und auch unter dem Eindruck, was ich davor gerade über die die Zusammenhänge von Wasserhaushalt und Klimaerwärmung gelernt habe, sehe ich die Fleischdiät als große Chance zur Verbesserung der Böden und des Klimas.

Intensive, intelligent gemanagte Weidehaltung von Rinder und anderen Wiederkäuern habe ich in Deutschland und anderen Teilen Europas bisher noch nicht bewusst gesehen, obwohl ich danach gesucht habe.

Ich für meinen Teil würde so eine Diät nur machen wollen, wenn ich dafür Fleisch von Rindern bekommen kann, die ausschließlich mit Hilfe intelligent und adaptiv gemanagter Weidehaltung gefüttert wurden. Fleisch von mit Kraftfutter gefütterten Rindern würde ich für reine Fleischdiät nicht haben wollen. Ebenso würde ich kein Fleisch von Rindern wollen, die irgendwelche Medikamente bekommen haben.

Die Amerikaner nennen das Rindfleisch, das ich für eine solche Diät nur akzeptieren würde “Grass finished beef”.  Derart produziertes Rindfleisch ist in hohem Maße klimafreundlich und für die Entwicklung und Erhaltung der Bodenqualität vorteilhaft.

In diesem Zusammenhang wichtige Artikel auf freizahn.de sind z.B.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal den TED-Talk von Allan Savory mit deutschen Untertiteln einbinden:

Speziell zum Klima möchte ich hier auf den Artikel WASSER: DAS FEHLENDE PUZZLESTÜCK ZUR LÖSUNG DES KLIMAWANDELS? hinweisen. Weitere Informationen in Englischer Sprache finden sich insbesondere auf www.rainforclimate.com/en/science-behind  sowie in den Präsentation des australischen Mikrobiologen und Klimatologen Walter Jehne. Zu letzterem auf Youtube mit “Walter Jehne” suchen. Interessant ist hier dann vielleicht auch mein Artikel

Letzterer zeigt an einem praktischen Beispiel, wie mit Hilfe von Rindern auf einfache und sehr wirtschaftliche Weise die Wasserspeicherkapazität, die Sequestrierung von Kohlenstoff und die Artenvielfalt und zugleich auch die Fleischproduktion auf bisher meist nicht für möglich gehaltene Weise gesteigert werden kann.

Mit Hilfe von intelligent eingesetzten Rinderherden kann man jedenfalls die Landwirtschaft, einschließlich Getreideanbau, sehr viel klimafreundlicher und nachhaltiger machen als bisher.  Man kann damit die kleinen Wasserkreisläufe restaurieren, man kann damit die Klimaerwärmung stoppen, man kann damit die Menge und Qualität des verfügbaren Trinkwassers steigern und man kann damit sogar politische und militärische Konflikte verhindern oder dämpfen.

Fazit

Die offensichtlichen Erfolge und Vorteile der Fleischdiät, nicht nur zum Abnehmen, sondern auch als Mittel zur Heilung und Vorbeugung verschiedener, zum Teil sehr schwerer, beeinträchtigender Krankheiten, aber auch als Lifestyle, passen ideal zu den Vorteilen, die eine intelligente, gut gemanagte Haltung von Rindern und Schafen für das Klima hat.

Für diejenigen, die das alles für Unsinn halten, möchte ich zum Schluss auf meine Artikel  Sichtweisen und Paradigmenwechsel und Verfälschung der Wahrnehmung durch Gruppenzwang hinweisen.

Was ich selber mache

Nachdem ich mit dem Artikel soweit fertig war, habe ich mir auf Youtube den Vortrag GFE 2016 – Dr. Joseph Mercola “A Healthy Society” angehört, etwas dazu recherchiert und mir dann zunächst die Bücher Gesunde Fette – Der optimale Kraftstoff für Ihren Körper (Orginaltitel: Fat for Fuel) von Joseph Mercola und Böses Gemüse – Wie gesunde Nahrungsmittel uns krank machen. Lektine – die versteckte Gefahr im Essen  (Orginaltitel: The Plant Paradox) Steven R. Gundry bestellt. Mercola und Gundry sind beide sehr erfahrene Ärzte die, einen besonderen Schwerpunkt auf die Ernährung legen. Ich bin gespannt. In seinem Vortrag bei der GFE 2016 hatte Mercola auch drauf hingewiesen und einige Literatur präsentiert (( Tripping Over the Truth: How the Metabolic Theory of Cancer is Overturning One of Medicine’s Most Entrenched Paradigms von Travis Christofferson und Cancer as a Metabolic Disease: On the Origin, Management, and Prevention of Cancer von Thomas Seyfried.  Mit den Namen “Travis Christofferson” und “Thomas Seyfried” findet man auf Youtube einiges )) , wonach die Ursache von Krebs nicht, wie allgemein angenommen durch genetische Defekte, sondern als Folge von Stoffwechselproblemen entsteht. Ganz zu Anfang brachte er zudem ein Beispiel über die Ernährung von Kühen (er sprach schließlich vor Rinderhaltern): Gras fressende Kühe könnten 35 bis 40 Jahre alt werden. Mit Getreide gefütterte aber nur ca. 8 Jahre. Der zentrale physiologische Unterschied in der Ernährung:  Die nur Gras fressenden Rinder leben faktisch von einer sehr fettreichen Diät, da das Gras im Pansen durch Bakterien vor allem in Fette umgewandelt würde. In der Tat fressen Wiederkäuer nur auf den ersten Blick Pflanzen. Genauer betrachtet fressen sie Bakterien, die sie in ihrem Pansen mit Pflanzen füttern und züchten, und die sie dann in ihren anderen Mägen verspeisen.  Die mit Getreide gefütterten Rinder leben dagegen von einer sehr kohlenhydratreichen Diät. Wenn man länger leben und gesund bleiben wolle, solle man von den Kühen lernen und eine kohlenhydratarme, fettreiche Diät bevorzugen.

Eine reine Fleischdiät ist eine kohlenhydatfreie Diät – im Englischen wird sie daher oft auch als Zerocarb-Diet bezeichnet. Gesund bleibt oder wird man damit auch nur, wenn man genügend tierisches Fett isst, wie vor allem auch Kelly Hogan in ihrem Interview auf Biohackers-Lab.com erklärt.

Jedenfalls warte ich nun erst einmal auf die beiden oben erwähnten Bücher von Mercola und Gundry und sehe mir deren Argumentation und  Diätvorschläge an. Dann entscheide ich mich für eine Diät, wobei ich mir durchaus eine nur aus Fleisch, Fisch und Eiern bestehenden Diät vorstellen kann. Schon jetzt ist sehr sicher, dass mein bisher sehr niedriger Fleischkonsum sehr drastisch steigen wird, während mein bisher sehr hoher Konsum an Getreide und Getreideprodukten drastisch schrumpfen wird. Wegen des Klimas habe ich dabei ein sehr gutes Gewissen und das, weil ich mich gut informiert habe.

Kelberg, den 21. September 2018

Christoph Becker

Nachträge

Nachtrag vom 23.9.2019

Anfang Januar 2019 habe ich unter dem Titel Gesund abnehmen – auch ohne Sport und Hunger eine Fortsetzung und Erweiterung von Infos- und Gedanken zur Fleischdiät veröffentlicht.

Inzwischen habe u.a. auch das Buch “The Fat of the Land” von Vilhjalmur Stefansson,  vollständig gelesen und ich habe mir den größten Teil der Vorträge des Kurspaketes  Professional Training in LCHF/Ketogenic Nutrition & Treatment angehört und die zugehörigen Anlagen durchgelesen. Meine Vorräte an Müsli und Biobrotgetreide habe ich seit fast einem Jahr nicht mehr angerührt und werde sie wohl den Hühnern meines Bruders verfüttern.

Mein Verbrauch an Fleisch ist mit wahrscheinlich ca. 140  kg pro Jahr heute mehr als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt, der bei nur 60 kg pro Person und Jahr liegt. Früher habe ich dagegen eher selten Fleisch gegessen. Mein Verbrauch an Eiern ist mit mehr als 1460 Stück pro Jahr mehr als 6 mal höher als der Bundesdurchschnitt von 235 Eiern pro Person und Jahr. Früher habe ich in einer Woche wohl eher weniger Eier gegessen als heute an einem Tag. Butter, Käse und Haselnüsse brauch ich wohl auch weit mehr als der Durchschnitt. Daber ist mein gesamter Verbrauch an Getreideprodukten heute in einem ganzen Jahr wohl geringer als früher in 3 Tagen bis maximal einer Woche.  Manchmal gehen wir halt doch noch auswärts essen und es gab im Sommer bei Ausflügen auch mal ein Eis oder ein Stück Kuchen. Aber diese Kohlenhydratexzesse früherer Jahre gibt es nicht mehr.

Bringt es was für die Gesundheit? Ich denke ja. Im Juli habe ich wegen der Bundeswehr bei einem Kardiologen ein Leistungs-EKG machen müssen. Dabei  war meine Kraft und Kondition wohl erstaunlich gut. Der Widerstand des Ergometers musste jedenfalls ziemlich weit hochgedreht werden, damit ich überhaupt ausreichend belastet wurde. Meine Frau war kürzlich bei ihrem Lungenfacharzt und der meinte ob sie eine Frischzellenkur gemacht hätte. Ihr Lungenleistung habe sich seit dem letzten Besuch vor einem Jahr auf 137 % verbessert.

Einige meiner Patienten, die das Prinzip der kohlenhydratharmen Ernährung verstanden haben, haben auch sehr gut abgenommen und fühlen sich besser.

Prof. Peer Ederers Artikel “Populäre Fleischirrtümer”

Wie ich etwas verspätet, am 20.2.2020 gesehen habe hat Prof. Dr. Peer Ederer auf achgut.de im August 2019 eine fünfteilige Artikelserie mit dem Titel “Populäre Fleischirrtümer veröffentlicht, die ich sehr gut finde, auch wenn ich in einigen Punkten anderer Meinung bin: www.achgut.com/artikel/populaere_fleischirrtuemer_1_falschalarm_krebs 

Nachtrag 29.06.2022
Barry Gove, Für welcher Ernährung wir designed sind.

Homo Carnivorus What We Are Designed to Eat ( https://youtu.be/qn5zdWucv6I ) Sehr interessant fand ich auch sein  Buch “Trick and Treat: how ‘healthy eating’ is making us ill”

Tim Noakes, Urspünge der menschelichen Diät

 

 

 




Von Simbabwe lernen

Vor dem Hintergrund der Dürre und der daraus resultierenden Probleme der Bauern in Deutschland und dem Rest Europas im Sommer 2018 ist eine bereits 2014 vom Savory Institut auf Youtube eingestellte  kleine Doku interessant, in der es um landwirtschaftliche Projekte des  simbabwischen Ministeriums für Frauen, Gender und Gemeinschaft geht.

Titel und Link der Doku:  Holistic Management In Zimbabwe, Ministry of Women’s Affairsyoutu.be/WAN_pD7c6h8 )

Besonders interessant für deutsche Maisbauern dürfte es ab Minute 10:00 werden. Dort wird eine Fläche mit konventionell angebautem Mais mit einer Fläche verglichen, die mit Hilfe einer Rinderherde nach der Methode von Allan Savorys ganzheitlichem Weidemanagement vorbereitet wurde. Der Mais auf der mit der Rinderherde vorbereiteten Fläche ist drastisch kräftiger. Das folgende Bild zeigt in der linken unteren Ecke den konventionell angebauten Mais und rechts den Mais auf der mit einer Rinderherde vorbereiteten Fläche:

Quelle: https://youtu.be/WAN_pD7c6h8 . Links, vorne unten konventionell angebauter Mais. Die Fläche für den kräftigeren Mais rechts und hinten wurde nach dem Prinzip des von Allan Savory entwickelten Ganzheitlichen Weidemanagements mit Hilfe einer Rinderherde vorbereitet.

Ab 10:39 erklärt Häuptling Mutekedza aus dem Chikomba-Bezirk, dass sie nicht mehr pflügen würden, weil die Rinderherde alles nötige für die Bauern getan hätte. Er würde auch keinen Mineraldünger mehr verwenden.  Die Rinder hätten schon gedüngt und er müsse nur noch den Samen in den Boden bringen.

Danach sagt ein jüngerer Simbabwer “Der wichtigste Punkt für gesundes Land ist Bedeckung, Bodenbedeckung durch lebende Pflanzen. Dadurch bekommt man automatisch auch wasserführende, fließende Flüsse“. Wobei fließendes Wasser gezeigt wird.

Vorher, etwa ab Minute 9 wird erklärt, dass die Frauen des Dorfes wo der Versuch stattfand, ihre Rinder zu einer gemeinsamen großen Herde zusammengebracht hätten. Damit könnten sie schnell und effizient das “Animal impacting Program” auf ihren Feldern  durchführen. Das “Animal impacting Progam” würde extrem fruchtbare Felder für all jenen Gemeinden schaffen, die die Prinzipien dieses Programms anwenden.

Was mit diesem Programm gemeint ist, habe ich insbesondere mit meinen Artikeln Ganzheitliches Weidemanagement und Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung zu zeigen versucht.

Niederschläge und Dürren im Chikomba-Bezirk

Es gibt im Internet eine Diplomarbeit mit dem Titel Zimbabwe’s Drought Conundrum: vulnerability and coping in Buhera and Chikomba districts (dt. Simbabwes großes Dürreproblem: Verwundbarkeit und Bewältigung in den Buhera und Chikomba Bezirken). Auf Seite 5 dieser Masterarbeit findet man eine Karte von Simbabwe, in der die Bezirke und die landwirtschaftliche Kategorisierung von Simbabwe eingezeichnet sind. Der Chikomba-Bezirk, aus dem die Bilder in der Doku stammen gehört zur Kategorie 3. Auf Seite 6 findet man dazu u.a. folgende Erläuterung:

  • Niederschlag: 650 and 800 mm pro Jahr
  • gelegentlich schwere Stürme, jedoch typischerweise Trockenperioden in der Mitte der Saison
  • Semiintensive Landwirtschaft
  • Am besten geeignet für Viehzucht und den Anbau von Futterpflanzen
  • 39 % der 7,3 Millionen Hektar sind Gemeindeland
  • Die Gesamtheit von Chikomba und der nördliche Teil von Buhera fallen in diese Kategorie
Wie der Abschnitt 3.2.5, Recalled Drought Years, über Dürrejahre zeigt, kommt es etwa alle 10 Jahre zu einer größeren Dürre.   Manche der Befragten hätten geantwortet, dass seit der Jahrtausendwende jedes Jahr die Ernten sehr niedrig gewesen seien. Präzise Wetteraufzeichnungen scheint es in Simbabwe nicht zu geben.
Wie Abschnitt 3.2.7, Effects of Drought, über die Auswirkungen der Dürren, zeigt, sind die Dürren dort durchaus so, dass sie die Gesundheit und Lebenserwartung der Menschen erheblich beeinträchtigen.
Es ist also so, dass dieses Chikomba-Distrikt  durchaus ähnliche Niederschlagsmengen wie Deutschland zu verzeichnen hat, während dort Dürren wie die in Deutschland im Jahr 2018 alle paar Jahre vorkommen. Vor diesem Hintergrund könnte es für die deutsche Landwirtschaft in der Tat sinnvoll sein, die in der Doku über das Projekt des simbabwischen Ministeriums für Frauen, Gender und Soziales  gezeigten Erfahrungen zu analysieren und zu nutzen.

 

Blicke auf die deutschen Felder und Wiesen

Blicke auf die deutschen Felder und auch Weiden, insbesondere auch im  Sommer und Spätsommer 2018, und die Klagen der Landwirte, sind vor diesem Hintergrund schon ziemlich frustrierend.  Diese modernen Weidetechniken von Allan Savory, Gabe Brown, Colin Seis usw. sind zwar durchweg von weißen Männern entwickelt worden, aber dass ein schwarzfrikanisches Ministerium für Frauen, Gender und Gemeinschaft dazu auch noch noch in Simbabwe und dann auch noch unter der Regierung des späten Robert Mugabe, in der Anwendung schon 2014 soviel weiter und fortschrittlicher war, als die deutsche Landwirtschaft und ihre Hochschulen auch Jahre später, ist schon erschütternd.

Zur Ehrenrettung der deutschen Bauern möchte ich aber auch erwähnen, dass ich diese Doku aus Simbabwe nur gefunden habe, weil mir ein deutscher Landwirt einen Link auf das am 17.08.2018 veröffentlichte, derzeit wohl neueste Interview mit Allan Savory gemailt hat:  Using Grassfed Animals for Desert Greening (Success Story) –  Allan Savory ( youtu.be/vHv9x2vlFOs ).  Youtube hatte mir beim Ansehen dieses Interviews auch die Doku aus Simbabwe vorgeschlagen.

Allan Savory sagt in dem Interview übrigens, dass die Landwirtschaft heute die seines Erachtens zerstörerischste Industrie aller Zeiten sei. Dabei kann man sicher sein, dass ihm als ehemaligem Offizier auch die Rüstungsindustrie und die Todesfabriken der jüngeren deutschen Geschichte bekannt sind. Wie ich in Gedanken zum Film “Bauer unser” geschrieben habe, sehe ich das mit der modernen Landwirtschaft aber ähnlich wie Allan Savory:

Während ich den Film sah, drängte sich mir daher immer wieder der folgende Gedanke auf: “Die Menschen in Europa bauen sich ihr eigenes Vernichtungslager.”  Die bereiten eine Massenvernichtung der Mitglieder ihrer eigenen Zivilisation vor, verglichen mit der die Verbrechen der Nazis sich wie ein zwar extrem schreckliches, aber mit Blick auf die Zahl der Toten am Ende wohl ziemlich harmloses Vorspiel ausnehmen werden

Was kann man tun?

Mein Vorschlag für Deutschland wäre, dass man in diesem Herbst (2018) auf verschiedenen Versuchsflächen möglichst vielfältige Zwischenfrüchte sät und dass man dann vielleicht im Winter eine Beweidung wie auf den Bildern in dem Artikel Intensive Landwirtschaft?  durchführt. Zusätzlich könnte/sollte man dann im Frühjahr bei manchen Flächen kurz vor der Aussaat und bei anderen vielleicht einige Tage nach der Aussaat, Rinderherden mit großer Tierdichte langsam über die Felder treiben, bzw. jeweils einen Tag oder ein paar Stunden auf einer Fläche weiden lassen.  Mein Vorschlag wäre auch mit verschieden Methoden zu säen: Auf einigen Flächen mit einer Direktsaat-Sämaschine, auf anderen klassisch von Hand und auf wieder anderen mit einer mit Druckluft betriebenen Maschine, wie sie z.B.  Dave Brandt einsetzt (siehe Beispiele für erfolgreiche Zwischenfruchtnutzung ).

Vor der Zusammenstellung der  Zwischenfrüchte würde man am Besten auch  die Bodenverdichtung messen. Dank der so gewonnen Daten könnte man auf Flächen mit Verdichtungsproblemen mit Pionierpflanzen und “Presslufthammer”-Pflanzen experimentieren, wie Walter Jehne im Fragen und Antworten-Teil seines Vortrag Scratching the Surface: Soil biology in agriculture, March 2017  ( youtu.be/Tawz44oO-6s ), auf die Frage, “Was sind ihre Gedanken zur mechanischen Tiefenlockerung (deep ripping), um eine vorteilhafte Umgebung für das Bodenleben zu schaffen?” es als energie- und kostensparende Alternative empfiehlt.

Selbstverständlich würde man vernünftigerweise auch andere Parameter, wie z.B. die Versickerungsrate von Wasser und den Kohlenstoffgehalt der Böden messen. Letzteres in verschiedenen Tiefen.

Ferner würde man sinnvollerweise den Zustand des Bodenleben nach der Methode von Dr. Elaine Ingham feststellen und dokumentieren. Dazu würde man sinnvollerweise auch Versuche durchführen um das Bodenleben per Kompost, Komposttee und Quorum Sensing gezielt zu optimieren. Dazu würde man bei manchen Versuchsflächen die Rinderherden über strategisch geschickt geschaffene Korridore treiben, in denen mit dem Mikroskop überprüfte, sehr vorteilhaftes Bodenleben enthaltender Kompost, Walderde usw. verteilt wurde, so dass die Rinder mit ihren Klauen die Bakterien, Pilze, Nematoden und Protozoen aufnehmen und verteilen.  Auf diese Weise könnte man lernen und üben, die mikrobielle Vielfalt der Weiden und Felder kostengünstig zu optimieren.

Schließlich könnte man z.B. die folgenden Webseiten ins Deutsche übersetzen

Dazu könnte man Filme wie die der Soil Carbon Cowbow Serie und verschiedene Vorträge und Präsentationen, wie z.B. die von Ray Archuletta, Gabe Brown, Joel Salatin, Walter Jehne und vielen anderen deutsch übersetzen und synchronisieren.

Im Vergleich zu den landwirtschaftlichen Projekten des  Ministeriums für Frauen, Gender und Gemeinschaft in Simbabwe sollte man in Deutschland jedenfalls doch noch einiges mehr und besser machen können.

Jedenfalls ist es schon erstaunlich, dass diese einfachen Bauern und das Frauenministerium im scheinbar unterentwickelten Simbabwe 2014 bereits wesentlich fortschrittlicher, klimafreundlicher und zukunftsfähiger waren, als die Masse der deutschen Landwirtschaft im Sommer 2018. Diese Schande ist noch größer als das Ausscheiden der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im Sommer 2018.

Kelberg, den 2. September 2018

Christoph Becker

 

 




Fakten zu Methan und Rinderhaltung

Anlass für diesen Artikel ist die Antwort des australischen Klimatologen und Mikrobiologen Walter Jehne auf die Zwischenfrage eines Zuhörers in dem für die Klimadiskussion auch sonst revolutionärem Vortrag The Soil Carbon Sponge, Climate Solutions and Healthy Water Cycles (dt.: Der Mutterboden-Kohlenstoffschwamm, Klimalösungen und gesunde  Wasserzyklen) vom 26. April 2018.

Neutralisierung des Methans durch OH-Radikale

Ab Position 1:12:50 erklärt Walter Jehne zunächst, warum Wiederkäuer eine geniale Erfindung der Natur sind, die sich über 50 Millionen Jahren zusammen mit den Graslandschaften entwickelt haben, und die verhindern, dass diese zu Wüsten werden. Unterstellt wird dabei selbstverständlich, dass die Beweidung gut gemanagt wird. In der freien Natur haben früher im Rudel jagende Raubtiere für dieses Management gesorgt. Heute können und müssen das Menschen machen. Siehe dazu u.a. meine Artikel Ganzheitliches Weidemanagement und Abschlussvortrag der Grass Fedexchange 2016.

Bei Position 1:15:40 von Walter Jehnes Vortrag stellte ein Zuhörer die Frage, wie das denn mit dem Methan sei.

Die Antwort von Walter Jehne:

Aus [dank gut gemanagter Beweidung mit Rindern] gesunden Weiden steigt Wasserdampf auf.  Wenn Sonnenstrahlen auf Wasserdampf treffen, werden Wassermoleküle dissoziiert und es entstehen hochreaktive OH-Ionen bzw.  OH-Radikale (statt OH kann man auch Hydroxyl sagen) . Diese reagieren mit dem Methan. Über einige Zwischenschritte entsteht dann aus dem Methan Wasser und Kohlendioxid. Die Menge der über einer gesunden Weide entstehenden OH-Radikale sei 100 mal größer als das, was zur Neutralisierung der von den Rindern verursachten Methan-Emission erforderlich sei. Mit anderen Worten, bei einer dank gutem Weidemanagement gesunden Weide wird nicht nur das von den Rindern emittierte Methan neutralisiert, sondern es werden zusätzlich jede Menge überschüssige OH-Radikale produziert. Um zu verstehen, wozu das gut sein kann ist es nützlich, sich etwas mehr mit der Chemie der Troposphäre zu befassen.

Mehr zum Thema OH-Radikale und Methankreislauf

Bei der Recherche zum Thema OH-Radikale und Methan habe ich schließlich den Artikel Methan and Carbon Monoxide in the Troposphere  von Loïc Jounot gefunden.  Das mit den OH-Radikalen in den unteren Luftschichten und der Neutralisation des Methans wird dort wesentlich umfassender dargestellt. Was Walter Jehne diesbezüglich gesagt hat, ist zwar etwas einfach und verkürzt, aber grundsätzlich richtig. Wie der Artikel von Loïc Jounot  erklärt, ist es darüber hinaus sogar so, dass die OH-Radiale ganz generell als “Müllschlucker” oder “Aasgeier” der Atmosphäre funktionieren und eben nicht nur Methan, sondern auch andere giftige oder schädliche Stoffe wie z.B. Kohlenmonoxid und Schwefelwasserstoff neutralisieren.  Da über dem aus einer gesunden Weide aufsteigendem Wasserdampf per Photodissoziation mehr als 100 mal so viele Hydroxylradikale entstehen, wie zur Neutralisation der von den Rindern verursachten Methanemissionen nötig sind,  entstehen also auch weitere Kapazitäten zur Reinigung der Luft von weiteren giftigen Gasen.

Gut gemanagte Rinderherden sind aber nur ein Werkzeug  von vielen. Die allgemeinere Feststellung ist, dass gesunde lokale Wasserkreisläufe und Vegetation generell dazu beitragen, dass in der Luft vorhandenes Methan und andere giftige Gase neutralisiert werden.

Das Absorbtionsspektrum von Methan und Wasser

Eine andere interessante Entdeckung bei meiner Recherche zum Thema Methan ist der Artikel Methane: The Irrelevant Greenhouse Gas. Wie dort gezeigt und erklärt wird, fallen die Absorbtionspitzen von Methan in die vom Wasser abgedeckten Bereiche:

Quelle: https://wattsupwiththat.com/2014/04/11/methane-the-irrelevant-greenhouse-gas/

Weil Wassermoleküle in der Atmosphäre sehr viel häufiger vorkommen als Methanmoleküle, wird die Strahlung mit der hier relevanten Wellenlänge in erster Linie Wassermoleküle und kaum Methanmoleküle treffen.

Methanotophische Bakterien

Wie schon ein meiner Übersetzung Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion? von der australischen Bodenwissenschaftlerin Christine Jones erklärt, gibt es zudem im Boden methanotrophische Bakterien, die Methan als einzige Energiequelle nutzen und die damit ebenfalls Methan abbauen. Diese sind aber, wie Walter Jehne sich ausdrückt, nur das Sahnehäubchen auf dem dem Kuchen.

Historische Veränderungen des Methangehaltes

Wie Walter Jehne erklärt, lag der Methangehalt in der Atmosphäre in den letzten mehr als 10 Millionen Jahren bei ca. 700 ppm.  In dieser Zeit haben sich die Wiederkäuer auf der Erde massiv vermehrt. Man denke an die Bisonherden in Nordamerika und die großen Herden in Afrika. Trotzdem ist der Methangehalt in der Atmosphäre über diese lange Zeit ziemlich gleich geblieben. In jüngerer Zeit aber, sei der Methangehalt auf 1700 ppm gestiegen. Ursache dafür sei der wirtschaftliche Zusammenbruch der UdSSR unter Jelzin gewesen, der dazu geführt habe, dass die russischen Öl- und Gasförderanlagen 10 Jahre lang nicht gewartet worden seien.

Inzwischen sei der Methangehalt auf 2300 ppm gestiegen, was aber von Ort zu Ort unterschiedlich sei. Als Ursache nennt er, dass einige Nationen nun durch Fracking neue Quellen fossiler Energieträger erschließen, wodurch große Mengen Methan freigesetzt würden. Siehe dazu auch den Artikel Eingeständnis zwecks Image-Politur: Erdgas-Industrie gelobt Besserung von Christfried Lenz auf pv-Magazin vom 27. November 2018.

Zur Überprüfung der von Walter Jehne genannten Daten habe ich auf en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_methane nachgesehen und übernehme von dort die folgenden beiden Grafiken:

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_methane
Methankonzentration in der Luft in den letzten 800.000 Jahren

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Atmospheric_methane

Die Argumentation des Bauernverbandes

Schließlich habe ich wissen wollen, was der Bauernverband zum Thema Methan zu sagen hat. Gefunden habe ich die Seite www.bauernverband.de/faktencheck-methanemissionen .

Was soll man dazu sagen? Dieser Artikel hier könnte jedenfalls auch für Vertreter des Bauernverbandes interessant sein. Wenn die Kühe in Deutschland keine Klimakiller sein sollen, dann wird man, auch wenn das Methan kein Problem ist, notwendigerweise die Tierhaltung und das Weidemanagement optimieren müssen. Auf www.freizahn.de finden sich dazu inzwischen eine ganze Mengen Anregungen. Ich denke z.B. an

Meine obigen Artikel zielen nur ziemlich eng begrenzt auf praktische Aspekte. Um den größeren Rahmen in Sachen Klimaschutz zu verstehen und die Politik des Bauernverbandes besser zu optimieren, könnte es hilfreich sein, wenn man sich auch beim Bauernverband z.B. die folgenden Vorträge und Webinare ansehen würde:

Das Rain For Climate Webinar und das Buch von Kravčík et. al. erklärt letztlich auch, was sich warum in der deutschen Landwirtschaft ändern muss, und warum die deutsche Landwirtschaft am Klimawandel und auch an der Dürres des Sommers 2018, sehr wohl mit schuld ist. Zugleich eröffnen sich damit für die Landwirte und den Bauernverband aber auch phantastische Möglichkeiten um das Risiko und die Intensität von Dürren, Hitzewellen und anderen extremen Wetterlagen zur reduzieren und gleichzeitig die Betriebsergebnisse und auch das Image der Landwirtschaft zu verbessern.

Was ich zum Faktencheck des Bauernverbandes noch anmerken möchte ist, dass  man Mist und Gülle nicht nur aus Gründen des Umwelt- und Wasserschutzes ganz sicher nicht einfach so auf die Felder und Wiesen aufbringen sollte, wie ich das auch 2018 immer noch gesehen (und gerochen) habe. Vielmehr kann und sollte man Mist und Gülle fachgerecht  aerob kompostieren. Einer der wesentlichen Vorteile davon wäre, dass der Stickstoff und die anderen Nährstoffe, vor allem in Bakterien und Pilzen gespeichert wird, die ihrerseits in Aggregaten gebunden sind, was Nährstoffverluste und Gewässerbelastungen verhindert. Die Nährstoffe lässt man dann von Protozoen und von Bakterien und Pilze fressenden Nematoden freisetzen. Ammoniakemissionen kann man per Kompostierung ebenfalls vermeiden.

Zum Schluss eine Anmerkung zu dem folgenden Argument des Bauernverbandes, das ich auf dessen Faktencheck-Methanemissionen-Seite:

Dennoch ist eine reine Grasfütterung keine Lösung, um die Treibhausgase der Rinderhaltung zu reduzieren: Dadurch sänke die Milchleistung einer Kuh. Um gleich viel Milch zu erzeugen, müssten Landwirte mehr melken und mit einer Vergrößerung des Milchviehbestandes würden mehr Treibhausgase ausgestoßen.

Diese Meinung des Bauernverbandes ist nicht haltbar, bzw. sie verrät lediglich einen beträchtlichen Informationsbedarf, insbesondere in den Bereichen Bodengesundheit, Bodenmikrobilologie und Weidemanagement. Man kann, wie die Ausführungen des amerikanischen Landwirtschaftsberaters, Agrarwissenschaftlers und Farmers Dr. Allen Williams zeigen, die Nährstoffgehalte und und die Vielfalt der Weiden sehr drastisch steigern und damit Leistungen erzielen, die mit denen von Kraftfutter verwendenden Betrieben locker vergleichbar sind.  Dabei sind dann aber die Kosten geringer und die Betriebsergebnisse besser als bei der Zufütterung von Kraftfutter. D.h., faktisch sind das Gras und die Kräuter einer gut gemanagten Weide mit hoher Pflanzenvielfalt und hohen Brix-Werten von der Natur mit Hilfe des Wissens und der Intelligenz des Landwirtes optimiertes Kraftfutter. Ich möchte dazu hier noch einmal auf meine Artikel Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 und auf die in Mögliche Erträge im Biolandbau erwähnte Korrelation von Brix-Werten und der Trophäenstärke von Weiswedelhirschen hinweisen. In seinem Vortrag zum Abschluss der Grassfed Exchange 2016 hat Dr. Allen Williams geschildert, wie er zusammen mit einem Kollegen den heruntergewirtschaften, ausgelaugten Boden einer 400 ha Farm mit minimalem Aufwand optimiert und dabei insbesondere auch den Brix-Wert ganz erheblich, von anfangs 2 % auf Durchschnittlich 15 bis 20 % gesteigert hat. Dabei gelang es, die Futterpflanzenvielfalt OHNE, dass man etwas gesät hätte, nur durch Aktivierung der latenten Samenbank des Bodens, von anfangs 3 – 4 auf erstaunliche 43 Arten zu steigern.  Ich denke dagegen verblasst jede Alpenmilchkuhwerbung. Auch mit noch so teuren Kraftfuttergaben wird man die mit einer solchen Nährstoffdichte und Nährstoffvielfalt mögliche Tiergesundheit und Tierleistung kaum erreichen können. Die Betriebsgewinne der Bauern kann man dabei ganz erheblich steigern. Ich verweise hier als kleines Beispiel auf das mit Bildern und Videosequenzen gemischte Interview mit der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham auf Vimeo.  Wir Frau Ingham anmerkt, hat die Beauftragung des Kompostierungsunternehmens die Bauern weniger gekostet als sie alleine schon an Tierarztkosten einsparen konnten:  From Bankrupt Dairy Farm to Profit: How Compost Saved a Dairy Farm 200K Per Year (dt.: Vom bankrotten Milchviehbetrieb zum Profit: Wie Kompost einem Milchviehbetrieb 200.000 [Dollar] pro Jahr gespart hat ). Man hat dort faktisch die Methan- und Ammoniakemissionen durch die Gülle und andere Umweltprobleme der Rinderhaltung massiv reduziert, die Betriebskosten reduziert und  die Betriebsergebnisse prächtig gesteigert.

Andere Effekte

Wenn man versteht, dass Rinderhaltung bei adaptivem und zugleich intensivem Weidemanagement eben keine Gefahr für das Klima, sondern im Gegenteil ein unverzichtbarer Baustein einer Strategie zur Verminderung extremer Wetterereignisse und Klimaerwärmung ist, dann kann hilft das auch bei der Lösung anderer Probleme:

  • Verbesserung der Trinkwasserversorgung und des Gewässerschutzes sowie des Umweltschutzes. Siehe hierzu insbesondere auch die Auflistung überraschender Vorteile von intelligentem Weidemanagement auf der Seite www.pastureproject.org: Surprising Benefits of Livestock Rotation für Landwirte, Gesellschaft und Umwelt.
  • Politische Entspannung und Befriedung im Nahen Osten, in Afrika, Teilen Europas und in Asien.

Kelberg, den 27. August 2018

Christoph Becker

Nachträge

Prof. Dr. Peer Ederer – Milch und Klima

20.2.2020: Einen sehr interessanten, kurzen Film zum Thema und dazu auch jede Menge Erklärungen und Links von Prof. Dr. Peer Ederer findet man auch der Webseite www.milchundklima.de.

Studie zu prähistorischen Methanfreisetzungen

22.2.2020: rt.com veröffentlichte am 21.2.2020 den Artikel Doomsday prophecies of ancient methane being released as temperatures rise are WRONG, say scientists. Man hat demnach Eisbohrkerne für die Zeit vor 15.000 bis 8.000 Jahren analysiert, in der es zu einer schnelle Klimaerwärmung und damit sehr wahrscheinlich auch zur Freisetzung sehr großer Mengen Methan, etwa beim Auftauen von Sümpfen und auch durch die Auflösung weiter südlich gelegener Methanhydratvorkommen in den Ozeanen gekommen sein dürfte. Das Erstaunliche ist, dass sich die Methankonzentration in der Luft damals kaum verändert hat. Daraus kann abgeleitet werden, dass verschiedene natürliche Prozesse das freigesetzte Methan bereits unter Wasser, im Boden und in Bodennähe neutralisiert oder in CO2 umgewandelt haben.

Dazu ist zu bedenken, dass Methan eine Energiequelle ist, wenn man den Sauerstoff zur Verfügung hat, der für eine Umwandlung des Methans in in das weniger Energie enthaltende CO2 zur Verfügung hat.

Der Anstieg des den Treibhauseffekt der Atmosphäre vergrößernden Methankonzentration in der Luft geht daher wohl fast ausschließlich auf menschliche Aktivitäten und dabei insbesondere die Produktion und Verwendung von Erdgas und NICHT auf die Haltung von Wiederkäuern zurück.

Das passt zu den von Prof. Ederer in dem im Nachtrag vom 20.2.2020 verlinkten Film. Die dort gezeigten Satellitenaufnahmen zeigen global sehr unterschiedlichen Methankonzentrationen. Die Methankonzentration in der Atmosphäre ist demnach in den Gebieten in denen besonders viele Rinder auf der Weide gehalten werden eher niedrig.

 




Beispiele für erfolgreiche Zwischenfruchtnutzung

Hiermit möchte ich auf die Methoden und Vorträge des seit 1971 pfluglos arbeitenden amerikanischen Farmers Dave Brandt hinweisen.Manfred Eidelloth, der auch die Internetseite www.regenerative-landwirtschaft.net betreibt, hat einen von Dave Brandt am 17. März 2016 in Danville, Pennsylvania gehaltenen Vortrag ins Deutsche übersetzt:

www.regenerative-landwirtschaft.net/downloadseite/David_Brandt-Im_Abbild_der_Natur.pdf

Ich kann mir vorstellen, dass diese Übersetzung vor allem für konventionelle Landwirte sehr inspirierend und hilfreich sein kann.

Weitere Vorträge von Dave Brandt findet man, wenn man mit “Dave Brandt” oder “David Brandt” auf Youtube sucht.

Kelberg, den 24.08.2018

Christoph Becker




Weiterer Bericht von Elaine Inghams Kursen

Inzwischen habe ich die Tests von allen  vier Teilen von Dr. Elaine Inghams Kurspaket erfolgreich abgeschlossen, aber das ist nur eine Zwischenstation.  

Wie schwierig waren die Tests?

Ich habe den Kurs am 9.6.2018 gekauft und am 26.7.2018 den letzten der insgesamt 49 Tests bestanden. Der Onlinekurs ist nach dem Kauf für 365 Tage zugänglich. Beim Abschluss der Tests des  letzten Kursteils hatte ich noch 318 Tage Restverfügbarkeit. Ich habe also 47 Tage benötigt.

Die Tests, die am Ende jeder Lektion zu absolvieren sind, bestehen aus 8 bis 24 Fragen, die meist nur mit  ja oder nein zu beantworten sind. Lediglich im Mikroskopkurs wird die Frage bei einigen Tests durch ein Bild ergänzt und man hat eine Liste von Antworten, in der man die bestmögliche Antwort auswählen soll. Einige Fragen sind sehr einfach, aber manche Fragen fand ich ziemlich schwierig. Bei den Tests hat man beliebig viel Zeit.

Meine Testergebnisse:

Life in the Soil Class 96,62 %
Compost Class 96,33 %
Compost Tea Class 91,13 %
Microscope Class 96,72 %

Das Webinararchiv

Die Webinare aus dem Webinararchiv entdecke ich erst jetzt mehr und mehr,  nachdem ich die Tests schon alle bestanden habe. In  diesen Webinaren wurden Fragen von Kursteilnehmern beantwortet und weitere Hinweise und Erklärungen geliefert. Wenn ich mir im Vorfeld die Zeit genommen hätte, diese Webinare an zu sehen, hätte ich bei den Tests etwas weniger Fehler gemacht und noch besser abgeschlossen.

Das Archiv aller 4 Kurse enthält derzeit insgesamt 48 Webinare, die jeweils  ca. 1 bis 2 Stunden dauern. Das Aufrufen dieser Webinare war für mich zunächst technisch meist nicht ganz einfach bis unmöglich, was aber auch an meinem Opera-Browser lag.  46 der 48 Webinare müssen mit einem Passwort geöffnet werden. Firefox kommt mit diesen 46 mit Passwort gesicherten Webinaren derzeit gut zurecht.

Weil in den Webinaren selbst keine Bilder gezeigt, sondern höchstens auf Bilder verwiesen wird, erstelle ich mir nun mit Hilfe des  SoundTap Streaming Audio-Recoders mp3-Dateien, die ich mir dann auch auf mein Smartphone und mein Tablett kopieren und damit dann z.B. auch beim Sport anhören kann. Neben SoundTrap hatte ich auch noch MaxRecoder ausprobiert, aber SoundTrap von NHC fand ich einfacher.

Der Firefox-Browser setzt mir zudem inzwischen automatisch das Passwort für die einzelnen Webinare, nachdem ich ihm ausnahmsweise für diesen Fall erlaubt habe das Passwort zu speichern.

Mit dem Programm WavePad Audio-Editor, ebenfalls von NHC, kann man verschiedene mp3-Dateien aneinander hängen, was bei mir bisher bei einem Webinar (Compost Tea   Class Webinar 5) nötig war. Mit dem WavePad Audio Editor kann man außerdem das störende Netzbrummen in den Webinaraufnahmen beseitigen und  kann die die Größe der mp3-Dateien erheblich reduzieren, indem man die Samplingrate z.B. auf 44 Tsd/Sek reduziert.

Die Praxis –  vom IdI oder IYI zur Metis

Wenn man es einfach nur bei der Theorie belassen würde, würde man man vielleicht am Ende glauben können, man wüsste alles, aber dann wäre man nur ein Intellektueller-dennoch-Idiot (IdI), bzw. ein Intellektuell-Yet-Idiot (IYI) nach Nassim Nicholas Taleb.

Der Begriff der Metis ist mir Seeing like a State (( Das Buch ist im Internet kostenlos als pdf-Datei verfügbar: z.B. von libcom.org/files/Seeing%20Like%20a%20State%20-%20James%20C.%20Scott.pdf )) von James C. Scott begegnet. In Kapitel 9, Thin Simplifications and
Practical Knowledge: Metis.  Metis kommt aus der griechischen Mythologie (de.wikipedia.org/wiki/Metis_(Mythologie). So wie ich James C. Scott verstanden habe, meint er damit die komplexe Mischung aus Theorie und Praxis, die wirkliche Meister verinnerlicht haben und die man als Schüler oder Student nicht einfach nur aus den Büchern lernen kann.  Ich habe das Thema in den letzten Jahren zuerst in der Zahntechnik und dann in den letzten zwei Jahren in der  zahnärztlichen Implantologie praktisch erfahren.  Es geht um die Verbindung von Theorie und Praxis die zur Metis führt. Was auch dazu passt ist der Spruch “When the student is ready, the teacher comes”, auf deutsch, “Wenn der Student bereit ist, kommt der Lehrer”.

Das ist wohl auch der Hintergrund des oft behaupteten oder auch wahrgenommenen Gegensatzes von “Theoretikern” und “Praktikern”. Für mich sind “Praktiker” z.B.  jene Bauern, von denen ich weiß, dass sie  im Juli 2018,  angefangen haben, ihren Kühen wegen der Dürre Heu zu zu füttern, obwohl ihr Land Ende Mai von eben jenem Starkregenereignis betroffen war, das mich zum Schreiben von Mal wieder Hochwasser veranlasst hatte.  Welch ein krasser Gegensatz zur intelligenten Verbindung von Theorie und Praxis zur Metis und Meisterschaft, wie ich sie am Beispiel des Sohnes von  Jim Gerrish in Dürreschäden sind vermeidbar  gezeigt habe! Der Sohn von Jim Gerrish hatte im Sommer 2012,  im US-Bundesstaat Missouri, in der größten Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 140 Jahren, eine Herde von 1300 Rindern gemanagt. Er hat weder im Sommer 2012, noch im Winter 2012/2013 Heu zugefüttert. Trotzdem hat er  80 % seiner Herde in den folgenden Sommer gebracht. Seine Nachbarn sahen sich dagegen gezwungen von Juni 2012 bis Juni 2013, also ein ganze Jahr lang, Heu zu zu füttern.

Ein Getreideversuch in der Ukraine

Ein anderes Beispiel, das den Wert einer intelligenten Kombination von Theorie und Praxis zu Metis zeigt  ist der Getreideversuch in der Ukraine, von dem Elaine Ingham in Lektion 15 des Life in the Soil Grundkurses berichtet. Die Geschichte dieses Versuches  ist aber zugleich auch ein Beispiel dafür, wie man trotzdem in der Praxis an unvorhergesehenen Problemen aus ganz anderen Fachbereichen scheitern kann.

Eine vedischen Gruppe wollte in der Ukraine nachhaltige  Landwirtschaft betreiben. Die Gruppe hatte 50.000 ha gepachtet. In den zwei Jahre vor der Zusammenarbeit mit Dr. Elaine Ingham hatte die Gruppe mit Hilfe von Biobauern erfolglos versucht, etwas anzubauen. Daraufhin hatte man Dr. Elaine Ingham gefragt, was man tun könne. Die Antwort war, man müsse Kompost herstellen. Dazu wurde ein Kompostwender und ein Wasserwagen angeschafft. Der Kompostwender passte aber zunächst nicht  zu dem vorhandenen Traktor, so dass man mit dem Kompostieren erst ziemlich spät beginnen konnte. Als man dann soweit war, dass man den Kompost hätte wenden können, war in der Nacht davor der Traktor gestohlen worden. Man habe verschiedene Probleme dieser Art gehabt und konnte daher nicht die Menge Kompost produzieren, die man für die Erzielung optimaler Ergebnisse hätte produzieren müssen. Dennoch gelang es schließlich, auf dem größten Teil der Fläche Saatgut auszubringen, das mit einem biologisch sehr guten Komposttee behandelt worden war.

Weil man wegen der vielen organisatorischen Probleme nicht genug Kompost zum Verteilen hatte, hat man also für den größten Teil der Fläche nur die eine Minimallösung realisieren können, nämlich nur das Saatgut mit einem guten Komposttee zu behandeln. Die folgende Tabelle habe ich einem Dia aus dem Kurs entnommen, sie zeigt das Ergebnis im Vergleich mit der konventionellen Methode.

Versuch in der Ukraine, 2009, Gerste
Kontrollgruppe, konventioneller Anbau Mit Kompostextrakt behandeltes Saatgut
Unkräuter/qm 40 – 44 12 – 15
Schösslinge/Pflanze 1,6  2,8
Körner pro Ähre 30 36
Körner pro Saatkorn 48 100,8
Höhe der Pflanzen 1 m 1,25 m
Bodenverdichtungmessung mit  150 PSI (10,34 bar) in cm Tiefe 4,5 cm 15 – 24 cm
Wurzellänge in cm 3 cm 6 -10 cm

Auf ca. 15 % der Fläche, auf der das mit Komposttee behandelte Saatgut ausgebracht worden war, hat man nach dem Beginn des Wachstums eine Kompostteeaplikation durchgeführt.  Für mehr hatte man wegen der verschiedenen organisatorischen Probleme  nicht genug Kompost. Dort wo dieser Kompostee ausgebracht worden war, hatte man sogar 5 bis 6 Schösslinge pro Saatkorn. Das waren dann also 180 bis 216 Körner pro Saatkorn.

Auf einer sehr kleinen Fläche hat man eine zweite Kompostteeaplikation durchführen können. Auf dieser Fläche erreichte man 10 bis 12 Schösslinge mit jeweils 36 Körnern pro Saatkorn. Das wären dann 360 bis 432 -Körner pro Saatkorn, was gegenüber der Kontrollgruppe eine Ertragssteigerung von 750 bis 900 Prozent war. Nicht schlecht, für einen “Dünger”, den der Bauer preiswert selber herstellen kann und der zugleich faktisch auch noch als Pestizid und Herbizid wirkt.

Neben Gerste wurde auch Hafer und Weizen ähnlich erfolgreich angebaut.

Nach der Ernte wurde dann das zum Transport bereit stehende Getreide nachts gestohlen.  Biologisch/Agrarwissenschaftlich war die Anwendung der Prinzipien von Dr. Elaine Ingham also trotz aller organisatorischen Mängel sehr erfolgreich. Das Unternehmen war am Ende aber dennoch pleite weil man versäumt hatte, das gesellschaftliche Umfeld zu berücksichtigen und bewaffnete Wachen zur Sicherung der Maschinen und schließlich auch der Ernte auf zu stellen. Vor diesem Hintergrund möchte ich auf meine Artikel  Die Symbiose von Bauern und Kriegern ,  Gewalt ist Gold wert und als Als Ungedienter Reservist werden hinweisen.

Zu meinen eigenen praktischen Versuchen und Erfahrungen mit dem Mikroskop, mit der mikroskopischen Analyse von Bodenproben und auch mit meinen ersten thermischen Kompost und Wurmkompost könnte ich hier auch eine Menge schreiben. Aber ich bin da noch in einer Lernphase und es ist mir ehrlich gesagt zu aufwendig, die ganzen Überlegungen, Rechercheergebnisse und Erfahrungen zu beschreiben.

Obwohl, ein paar Stichpunkte sollte ich doch erwähnen

Mikroskopreinigung und Augenprobleme

Mikroskopreinigung. Mein Mikroskop ist 24 Jahre als und Elaine Ingham meint, man müsste ein Mikroskop alle paar Jahre von Fachleuten reinigen lassen, was aber leicht einige hundert Dollar kosten könne. Mein Mikroskop ist über 24 Jahre alt und hatte eine Reinigung nötig. Ich habe dazu recherchiert und die von der Firma Carl Zeiss herausgegebene  Broschüre Das saubere Mikroskop von Dr. Michael Zöffel gefunden. Mein Mikroskop habe ich dann selber gereinigt und das Ergebnis ist zumindest zufriedenstellend. Was mich jetzt noch stört ist vor allem ein blinder Fleck auf der Netzhaut meines linken Auges und das Phänomen der Glaskörperflocken.  Beides fällt mir normal im Leben nicht auf. Vielleicht sollte ich  eine gute Videokamera mit HD-Qualität auf dem Mikroskop montieren und das Bild auf einem Bildschirm in Echtzeit und nicht mehr durch die Okulare zu betrachten.  Dann könnte ich auch leichter Bilder von dem, was ich sehe archivieren.

Mikroskop-Links im Internet

Deutsche Links zum Thema Mikroskop und Mikroskop einstellen:

Über diese Foren findet man auch Anbieter von hochwertigen gebrauchten Mikroskopen und von Werkstätten für Mikroskope. Ich denke da an den Forenbeitrag Mikroskop-Links vom Fachmann.

Penetrometer

Zu Bodenanalysen gehört auch ein Penetrometer, um die Bodenverdichtung und deren Veränderung zu messen. Das Preiswerteste das ich finden konnte, und das ich mir nun bestellt habe, ist das bei www.technikscheune.de/ackerbau-und-technik/bodenanalyse/penetrometer-zur-bodendichtebestimmung.html

Man beachte, dass manche vermeintlich preiswerten Angebote mit den kleinen Zusatz “zzgl. MwSt” versehen sind, weil sie sich an gewerbliche Kunden mit USt-Nr. wenden.

Temperaturmessung in Komposten

Für kleine Komposte mit rund einem Meter Durchmesser bzw Höhe gibt es  ziemlich preiswerte “Kompostthermometer” für unter 20 Euro pro Stück. Für größere Komposte findet man z.B. Angebote für  “Mietenthermeter” oder “Heuthermometer”. Ich habe mir die 1 m lange Sonde Edelstahlsonde mit Thermoelement von Typ K bei shop.stepsystems.de/de/Einstich-Mieten-Thermometer/Mieten-Thermometer bestellt. Den Temperatur-Datenlogger von denen braucht man nicht. Thermoelemente vom Typ K können mit vorhandenen Datenloggern oder sehr viel preiswerteren Thermometern mit Typ K Anschluss verwendet werden.

Die mit Abstand preiswerteste Ausrüstung zum Temperaturmessen im Kompost dürfte das “Thermometer 52” sein, das ich gerade bei Reichelt.de für nur 10,40 Euro gefunden habe. Es hat eine Anzeige von 0 – 120 °C, mit 52 mm Durchmesser. Der Messfühler ist an einem 1,5 m langen Kabel befestigt. Dazu muss man sich nur noch ein passendes 1 bis 1,4 m langes Edelstahlrohr im Internet suchen, und schon kann man sich schnell und einfach ein brauchbares Thermometer bauen. Die Spitze zum Verschluss des Edelstahlrohres am Ende mit dem Fühler würde ich mir vielleicht im Praxislabor gießen.  Man kann sie aber genauso gut auch drehen, einfach eine Schraube aus rostfreiem Material vorne in das Rohr einkleben und Spitz schleifen – vermutlich ist diese Lösung mit der Schraube die beste. Oben, als Handgriff lässt sich auch leicht etwas finden/basteln.

Kompostbehälter oder Kompostsilo

Ich habe mir eine 50-m Rolle 1,3 m hohen, extra starken Wildschutzzaun bestellt. Bei mehr als einem Komposthaufen lohnt sich das auch finanziell gegenüber Fertigteilen. Vor allem aber hat man den Vorteil, dass man so die Höhe und den Durchmesser selbst bestimmen und ggf. auch leicht anpassen kann. Wenn man einen thermischen Kompost haben will, ist das Verhältnis von Oberfläche zum Volumen interessant. Extremwertbetrachtung: Ein Kompost von 1 cm Durchmesser und 1 m Höhe kann in der Mitte nicht warm werden. Ich werde mich daher zunächst mit einem runden, zylinderförmigen Kompost von 1,3 m Durchmesser und 1,3 m Höhe versuchen, weil das für mich vielleicht der beste Kompromiss auch Körpergröße und Kraft einerseits und der Größe des ausreichend warm werdendem Kompostkerns sein könnte.

Ich hatte mich auch schon nach Kompostwendern umgesehen, aber so eine manueller Kompost hat theoretisch einen qualitativen Vorteil gegenüber einem mit einer der üblichen Maschinen gewendeten. Der Grund dafür ist, dass man bei manuellem Wenden die größeren und empfindlicheren Mikroorganismen (Fungi, Protozoen und Nematoden) vielleicht weniger beschädigt und dezimiert. Genau diese fehlen aber eher als die bei üblichen maschinellen Kompostwendern bevorzugten Bakterien.  Ein guter, geschickt gewendeter manueller Kompost dürfte daher die Referenz  sein, mit deren Hilfe man die Wirkung von Kompostwendern einschätzen und vielleicht auch in Zukunft bessere Kompostwender konstruieren kann.

Bodenproben sammeln und aufbereiten

Die kleine Behälterchen zum Mischen der Bodenproben  mit Wasser sind in Deutschland als “Zentrifugenröhrchen” mit 15 ml und 50 ml im Handel. Elaine Ingham benutzt die mit 15 ml. Zuerst hatte ich solche mit 50 ml gekauft, weil ich die mit 15 ml nicht gesehen hatte. Die 50 ml Röhrchen kann man auf jedenfall mit der Spülmaschine wieder aufbereiten. Von den 15 ml Röhrchen habe ich jetzt auch 500 St.  bestellt ( http://www.suedlabor.de/art/41-109 ).

Ein Apfelkernentferner mit 2,5 cm Durchmesser?

Elaine Ingham sagt, und im Script von Lektion 1 der Mikroskopklasse steht auch klar, man solle 1. einen Apfelkernentferner (Apple corer) zum Sammeln der Proben verwenden UND die Probe sollte einen Durchmesser von 1 Zoll (25,4 mm) haben UND 3 Zoll (ca. 7,5 cm) entnommen werden. Ich habe zwei verschiedene Apfelkernentferner (Edeka und Hit-Markt) gekauft. Beide sind deutlich kleiner. Der beste und größte ist der von Edeka, der auf einen Durchmesser von ca. 20 mm kommt.

Welche Tütchen?

Als Tütchen für unterwegs finde ich die verschließbaren Gefrierbeutelchen von Edeka an besten, aber Butterbrottüten sind billiger und funktionieren auch. Zum Beschriften braucht man einen wasserfesten Folienstift und eine kleine Platte als Unterlage. Für diese relativ teuren Folienstifte gibt es Nachfülltanks.

Welche Plastikpipette und Tropfengröße?

Ich habe “Pasteur-Pipetten” mit 1,0 ml gekauft (www.laborshop24.de/pasteurpipette-1-ml-138-mm-graduiert-unsteril-ve-500-stueck.html).  Dabei hat mich bisher immer gewundert, dass die Tropfen bei mir offenbar so groß sind, dass bei den von Elaine Ingham empfohlenen Deckgläschen von 18×18 mm immer einiges unter dem Deckgläschen herauskommt, so dass die Messung nicht wirklich genau sein kann. Jetzt, während ich das hier schreibe und dazu noch einmal recherchiere, sehe ich, dass es sehr unterschiedliche Tropfengrößen gibt. Die Tropfengröße für die von mir gekauften Pipetten wird mit 40 µl angegeben. Andere Pipetten von  Laboshop24 haben 33 µl (z.B. www.laborshop24.de/pasteurpipette-1-ml-150-mm-graduiert-unsteril-ve-500-stueck.html ) oder auch 45 µl (z.B. www.laborshop24.de/pasteurpipette-1-5-ml-230-mm-ungraduiert-unsteril-ve-400-stueck.html ) . Ein Deckgläschen von 18×18 mm hat 324 qmm. Ein Deckglas von 20×20 hat 400 qmm und eins von 22×22 hat 484 qmm. Wenn man bei 18×18 mm mit einem Tropfen von 33 µl hin kommt, dann entspricht das bei 40 µl Tropfengröße einem Deckglas von 392qmm bzw. von 19,82×19,82 mm.  Also fast einem Deckglas von 20×20 mm. Wenn die Tropfengröße 45 µl statt 33 µl beträgt, dann wären ein Deckglas mit  441 qmm gleichwertig. Das wären 21×21  mm. Was steht nun in Elaine Inghams Exceltabelle? 20 Tropfen/ml, also einfach nur die übliche Faustformel. 1 ml = 1000 µl. 1000 µl / 20  = 50 µl pro Tropfen. Das ist sogar noch mehr. Gibt es Pipetten mit so großen Tropfen?Ja, nämlich z.B. diese  www.laborshop24.de/pasteurpipette-10-ml-170-mm-ungraduiert-unsteril-ve-200-stueck.html. Die hat sogar 56 µl pro Tropfen.

Und was messe ich nun bei meinen Pipetten mit normalem Kelberger Leitungswasser? 40 Tropfen ergaben 1,4 ml, was 35 µl pro Tropfen wären. Dabei könnte ein kleiner Messfehler vorliegen. Ich müsste eigentlich mit viel mehr Tropfen messen und den Versuch mehrfach wiederholen, um einigermaßen sicher zu sein. Was ich hier jetzt auch noch nicht bedacht habe, ist der mögliche Einfluss von Veränderungen der Oberflächenspannungen und der mögliche Einfluss eben jener Beimischungen von Bakterien, Fungi, Protozoa, Nematoden, organischem Pflanzenmaterial und Mineralien, um deren Sichtung es bei der ganzen Geschichte ja geht.

Habe nun per Google  nach Tropfen und Drop gesucht. Nach  en.wikipedia.org/wiki/Drop_(unit)  gibt es in der Medizin Infusions Bestecke die 10, 15, 20 oder 60 Tropfen pro ml liefern.  Dort steht auch: “The volume of a drop is not well defined: it depends on the device and technique used to produce the drop, on the strength of the gravitational field, and on the viscosity, density and the surface tension of the liquid.”

In de.wikipedia.org/wiki/Tropfen steht: “Die tatsächliche Größe eines sich ablösenden Tropfens hängt (s. o.) stark von der Grenzflächenspannung zwischen Kanüle und Flüssigkeit (herabgesetzt z. B. durch Tenside), von der Kohäsion der Flüssigkeit (z. B. Geliermittel) sowie von der Form der Öffnung während einer Dosierung und von der Adhäsion des Tropfens an das Material der Spitze des Dosierungsgeräts ab.

Bei einer realen Bodenprobe ist die Spitze der Pipette mit auf der Lösung schwimmendem organischem Material und mit Mikroorganismen verschmutzt. Durch die Öffnung tritt beim Drücken auf die Pipette das mit der Bodenprobe “verunreinigte” Wasser. Mein Fazit:  Die Annahme, dass 20 Tropfen einem ml entsprechen, ist falsch. Man muss messen, wie viele es wirklich sind und man muss sich das gesamte System, in dem man die Tropfengröße zur Bestimmung eines Messergebnisses verwendet genau ansehen und herausfinden, wie sich eine abweichende Tropfengröße auf das Gesamtergebnis auswirkt.

Eine andere Größe ist hier noch der Abstand des Deckgläschens vom Objektträger. Bei einer Bodenprobe wird dieser möglicherweise z.B. auch durch die Größe des größten in dem Tropfen enthaltenen  Partikels bestimmt und er könnte dadurch sogar ungleichmäßig sein. Auch die mögliche Auswirkung davon auf das Endergebnis der Analyse sollte man prüfen und ggf. beachten.

Auch vor diesen Hintergründen bin ich sehr auf die Webinare zum Mikroskopkurs gespannt, die ich mir nun, wie oben geschildert, als mp3-Datei gespeichert aber noch nicht angehört habe.

Dies als kleines Beispiel für die Überraschungen, die das wirkliche Leben zumindest für mich immer wieder bereit hält, wenn ich genauer hinsehe. Sind solche kleinen Details relevant? Grundsätzlich ja, denn das Prinzip ist hier, dass man ein oder zwei Tropfen pro Bodenprobe analysiert und daraus dann hochrechnet. Auch geht es darum, durch wiederholte Analysen die Veränderung des Bodenlebens und die Auswirkung von Maßnahmen zu dokumentieren. Dazu sollte man die Fehlermöglichkeiten kennen.

Weitere Literatur?

Auf environmentcelebration.com/knowledge/books/ werden einige Bücher angeboten. Das Buch Compost Tea Quality: Light Microscope Methods und das Mikroben-Poster mit dem zugehörigen Manual  habe ich mir dort gekauft. Das Buch Gardening with Nature, das dort als E-Book 24,95 Dollar kostet, gibt es bei Amazon.de für 19,61 Euro als gedruckte Version.

Schön bebildert, gut erklärend geschrieben und  daher auch zum Verbessern der einschlägigen Englischkenntnisse gut brauchbar sind die drei Bücher von Jeff Lowenfels: Teaming with Microbes, Teaming with Fungi und Teaming with Nutrients. Die Zielgruppe in den USA sind wohl Hobby-Gärtner, die wissenschaftliche Grundlagen für biologischen Gartenbau auf verständliche Weise erklärt bekommen haben wollen.  Elaine Ingham hat das Vorwort zu Teaming with Microbes geschrieben und Jeff Lowenfels erklärt seinerseits, wie die Kurse von Elaine Ingham seine Sichtweise verändert haben.

Wenn man auf Amazon.de mit “soil microbiology” sucht, werden 721 Ergebnisse angezeigt.  Google findet mit dem selben Begriff ungefähr 32.600.000 Fundstellen. Mit “soil ecology” liefert google ungefähr  74.400.000 Fundstellen und Amazon.de “mehr als 3000” Ergebnisse. Eine ziemlich überwältigende, angesichts der Kürze des Lebens deprimierende  Menge. An erster Stelle wird dabei bei Amazon.de das Buch Fundamentals of Soil Ecology von David C. Coleman gezeigt. Es ist im November 2017 in 3., vollständig überarbeiteter Auflage erschienen. Dieser David Coleman scheint einer der prägenden Wissenschaftler im Hintergrund zu sein. Google liefert mit “david coleman soil ecology” immerhin 630.000 Ergebenisse. “elaine ingham david coleman” ergibt 351.000 Ergebnisse. “david coleman soil food web” ergibt 2.420.000 Ergebnisse und “elaine ingham soil food web” liefert 61.100 Ergebnisse.  Vor diesem Hintergrund habe ich mir die neueste Ausgabe des Buches von David Coleman als ergänzendes und weiterführendes Lehrbuch bestellt. Das Buch ist mit 72,99 für ein Taschenbuch ziemlich teuer, aber es ist eine wertvolle Ergänzung und Erweiterung zu Elaine Inghams Kurspaket. In dem trotz relativ kleiner Schrift 45-seitigen Literaturverzeichnis wird Elaine Ingham fünfmal als erste Autorin erwähnt. Das Buch enthält unter anderem auch verschieden Anleitungen zur Analyse des Bodenlebens. Diese unterscheiden sich sich aber zum Teil sehr deutlich von den Methoden, die Elaine Ingham in ihren Kursen zeigt. Das Ziel ist aber vielleicht anders. David Coleman schreibt wohl eher für Studenten und Wissenschaftler, während das Ziel von Elaine Ingham eher darin besteht, eine praktische, preiswerte, schnell und mit einfachen Mitteln durchführbare Analysemethode  zu vermitteln. Die Analyse mit dem Mikroskop ist dabei nur Teil eines Konzeptes zur schnellen, preiswerten und sehr gezielten mikrobiologischen Optimierung der Böden für die vorgesehenen Wirtschaftspflanzen. Dazu kommt dann noch die Optimierung der mikrobiologischen Schutzschichten auf den Blättern und Stengeln bzw. Stämmen der Nutzpflanzen. Elaine Inghams Methode ist sicher das, was man zuerst und vor allem braucht, um effizient und wirtschaftlich Landwirtschaft und Gartenbau zu betreiben. Die von ihr gebrachten praktischen Beispiele, wie z.B. der oben schilderte Versuch in der Ukraine sind sehr beeindruckend und rechtfertigen das Erlernen und Anwenden der in ihren Kursen vermittelten Methoden.  Das Buch von David Coleman und auch die darin vorgeschlagenen und erläuterten Analysemethoden finde ich aber trotzdem interessant und wichtig. Wozu, das wird sich im Laufe der Zeit zeigen.  Coleman zeigt jedenfalls wie man verschiedene Aspekte des Bodenlebens messen kann, die mit der von Elaine Ingham vermittelten Methode nicht oder nicht so gut erfasst werden können.

Fazit

Die Reise  geht jedenfalls weiter. Obwohl ich die Tests alle sehr gut bestanden habe, ist der Kurs noch längst nicht vorbei. Überhaupt sieht man das Kurspaket am Besten nur als Kickstarter oder als Initialzündung für einen ziemlich umfassenden, Praxis und Theorie verbindenden Lernprozess. Meine Antwort auf die Frage, ob sich der Aufwand gelohnt hat ist ein klares Ja, auch wenn ich momentan noch keinen wirtschaftlichen Vorteil davon habe. Es ist aber eine Bildungsreise auf der man schließlich ein  Know How erwirbt, mit dem man z.B., wie bei diesem Versuch in der Ukraine, den Ertrag auch großer Flächen von einer Saison auf die nächste um ein Vielfaches steigern kann. Selbst für die Sanierung und Instandhaltung von Sportrasenflächen  und Golfplätzen ist es eine gute Methode. Hier in Rheinland-Pfalz ließe sich damit der Ertrag und die Qualität des angebauten Weines steigern, während die Betriebskosten der Winzer gesenkt werden  könnten. Selbst für die Volksgesundheit und auch für die Jagd große Vorteile zu erzielen, weil die Nährstoffgehalte sich verbessern würden, was die Gesundheit der Bevölkerung und die Trophäen des Wildes verbessern würde.

Meine vorherigen Artikel zu diesen Kursen

Wie und warum es dazu kam, dass ich mir diese Kurse geleistet habe, habe ich in Quorum Sensing und Komposttees beschrieben.

Meine ersten Eindrücke zu den Kursen habe ich in Erster Eindruck von Elaine Inghams Kursen beschrieben.

Kelberg, den 5. August 2018

Christoph Becker

 

 

 




Sind Fruchtfolgen notwendig?

Wieder einmal eine Provokation von Dr. Elaine Ingham. In Lektion 8. der Life in the Soil Class erklärt sie, dass und warum  Fruchtfolgen, ebenso wie Pestizide und Fungizide, nicht nötig sind,  wenn die Mikrobiologie gut ist. 

Warum Fruchtfolgen?

Neulich hat mir noch ein konventioneller Bauer erklärt, dass und warum Fruchtfolgen und sogar Brachzeiten wichtig und gut wären. Tatsächlich hatte ich so etwas auch einmal in der Schule in Geschichte gelernt. Stichwort Dreifelderwirtschaft (de.wikipedia.org/wiki/Dreifelderwirtschaft).

Bei einer Suche mit  “ökologischer landbau fruchtfolge” zeigte mir Google unter anderem die folgenden Fundstellen:

Warum Fruchtfolgen nicht nötig sind

Pflanzenkrankheiten

Gesunde Pflanzen sind vollständig, von den Wurzeln bis zur obersten Blattspitze mit einem Film aus für die Pflanze vorteilhaften Bakterien, Fungi, Protozoen und Nematoden bedeckt.  Die Pflanze versorgt diese insbesondere mit zuckerhaltigen Exsudaten. Diese Schicht aus Mikroorganismen verhindert, dass Krankheitserreger mit der Pflanzenoberfläche in Kontakt kommen, die die Exsudate nutzen und z.B. in die Pflanze eindringen können. Wenn sich diese Schicht aus für die Pflanzen vorteilhaften Mikroorganismen nicht oder nur unvollständig bilden kann, oder wenn der Bauer diese Schicht mit seinen teuren Spritzmitteln zur Freude der Agrarchemieproduzenten zerstört, DANN fällt sozusagen das Immunsystem der Pflanzen aus und man versucht dann, in der Praxis üblicherweise mit immer mehr und immer teureren Spritzmitteln oder/und mit Fruchtfolgen und Brachzeiten die Schädlinge und Krankheiten in den Griff zu bekommen.

Wenn die Pflanzen diese Schutzschicht haben, werden Pflanzenkrankheiten in der Regel ausreichend unterdrückt und kurz gehalten, so dass sie keinen nennenswerten Schaden verursachen können. Pflanzenkrankheiten fallen damit als Begründung für Fruchtfolgen und Brachzeiten weg.

Nährstoffe

Eine offenbar verbreitete Vorstellung ist, dass Pflanzen den Boden auslaugen bzw. ihm Nährstoffe entziehen und dass er sich immer wieder “erholen” müsse.

Zumindest dann, wenn das Bodenleben gesund und umfangreich ist, sind die Nährstoffe kein Problem. Um die Wurzeln herum befindet sich im Idealfall eine Schicht aus Bakterien und Fungi, die alle Nährstoffe, die sich auf dem Weg zur Pflanze befinden, fressen und NICHT freigeben. Das heißt, vor allem zum Stickstoff hat man das gut untersucht. Was die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt, könnte zart besaitete Veganer und Vegetarier beunruhigen:

Die Pflanzen füttern also mit ihren zuckerhaltigen Exsudaten Bakterien und Fungi. Diese nehmen aus der Umgebung an Stickstoff auf, was sie bekommen können und sie produzieren Enzyme, mit deren Hilfe sie ihnen und den Pflanzen fehlende Nährstoffe aus dem umgebenden Gestein, Sand usw. lösen. Das Entscheidende ist nun, dass die Bakterien und Fungi von kleinen Raubtieren, nämlich von Bakterien und Fungi fressenden Nematoden und Protozoen gefressen werden. Diese kleinen Raubtiere scheiden dann die in den Bakterien und Fungi vorhandenen Nährstoffe in einer für die Aufnahme durch die Pflanzen geeigneten Form aus. Wenn die Bauern und Gärtner das Bodenleben nicht durch Bodenbearbeitung, Chemikalien, Bodenverdichtung und zu große Mengen anorganischer Dünger zerstören, dann produziert dieses genug Nährstoffe für die Pflanzen.  Der Grenzwert für anorganische Salze (wie z.B. Mineraldünger), bis zu dem es keine Problem gibt, liegt bei ca. 110 kg / ha.

Bodenstruktur

Insbesondere durch die Fungi, aber auch durch Würmer und Arthopoden bekommt und erhält der Boden eine gute Bodenstruktur.

Tonböden und das Calcium/Magnesium-Verhältnis

Eine gewisse Ausnahme sind schwere Tonböden (Heavy Clay), bei denen das Verhältnis von Calcium und Magnesium je nach Boden bei 5 bis 7 zu 1 liegen muss, damit der Aufbau einer guten Bodenstruktur möglich ist. In diesem Bereich flockt der Tonboden aus und wird damit für Bakterien und Fungi besiedelbar. Wenn zu wenig Calcium vorhanden ist, sind die Tonpartikel dicht gepackt und es ist keine Platz für Bakterien, Fungi und Luft.

Wer nun schwere Tonböden hat und gleich Calcium kaufen und streuen möchte, sollte sich erst das folgende Experiment von Dr.  Elaine Ingham ansehen:

Quelle: Dr. Elaine Ingham, Life in the Soil Class ( https://environmentcelebration.com/education/life-in-the-soil-class/ ) Lektion 7

In den Zylindern war ein steriles Sand-Lehmgemisch. Die kleinen weißen Rechtecke oben auf den Zylinder stellen Tütchen mit je 300 mg Calcium dar (Austerschalenmehl).  Darüber wurde eine bei allen 4 Zylindern gleich große Menge Wasser gegossen und es wurde gemessen, wie viel Calcium in dem unten aus den Zylindern herauskommenden Wasser enthalten war.

Die Ergebnisse:

  1. Nur steriles Sand-Lehmgemisch: Es wurde kein Calcium zurück gehalten. 100 % werden bei sterilem Boden weggeschwemmt.
  2. Das sterile Sand-Lehmgemisch wurde mit 5 % zuvor in einem Autoklaven sterilisierter, organischer Masse vermischt. 98 % des Calciums wurde weggeschwemmt.
  3. Das sterile Sand-Lehmgemisch wurde mit Bakterien infiziert, und diese wurden im Boden gut vermehrt. Nun wurden “nur” noch 95 % des Calciums weggeschwemmt.
  4. Das sterile Sand-Lehmgemisch wurde mit Fungi infiziert und diese wurden gut vermehrt. Nun wurde die gesamte Calcium-Menge im Boden zurück behalten.

Was lernen wir daraus?

Es ist ziemlich sinnlos, Calcium zur Verbesserung schwerer Tonböden auszubringen, wenn man keine oder zu wenige Fungi im Boden hat. Der kluge Gärtner oder Bauer sieht und zählt also erst einmal mit einem Mikroskop nach, was in seinem Boden so alles lebt, oder er beauftragt jemanden, der das für ihn tut. Dann wird er die Population der Fungi gezielt vermehren. Dazu braucht man entsprechenden Kompost oder Komposttee,  aber eben nicht irgend einen, sondern einen, der genug Fungi hat – was wieder mit einem Mikroskop zu kontrollieren und nachzuweisen ist. Damit die Fungi sich ordentlich vermehren, müssen sie natürlich auch das richtige Futter vorfinden und gut behandelt werden. Wenn die Ansiedlung einer genügend großen Menge Fungi gelingt, reicht das vielleicht schon, denn die Bakterien und Fungi lösen eben auch Calcium aus den mineralischen Bestandteilen des Bodens. Wenn dieses Calcium nun nicht mehr weggeschwemmt wird, weil man nun genug Fungi im Boden hat, dann wird der schwere Tonboden auch schön ausflocken, ohne dass man Calcium kauft und streut.

Wer bei schweren Tonböden  Fungizide einsetzt, hat keine Chance, weil dann selbst das, was an Calcium im Boden ist, ausgewaschen wird.

Kelberg, den 6. Juli 2018

Christoph Becker

 

 

 

 

 

 

 

 




Erster Eindruck von Elaine Inghams Kursen

Wie ich in Quorum Sensing und Komposttees geschildert habe, habe ich mir am 9.6.2018 spontan das Online-Kurs-Paket von Dr. Elaine Ingham geleistet.  Inzwischen habe ich alle Videos aller Vorlesungen mindestens einmal angesehen und ich habe jetzt auch den Test für die erste Lektion absolviert (und  mit 100 % Richtigen bestanden).

Erster Eindruck der Tests

Der Test der ersten Lektion war ein Multiple-Choice-Test mit 21 Fragen. Es war immer nur eine von zwei Möglichkeiten richtig. Also ja/nein. Die Test sind zeitlich unbegrenzt. Man kann den Test unterbrechen und man kann nebenher z.B. mit der Suchfunktion von Adobe Acrobat im Transkript der Lektion suchen. Man kann auch per google recherchieren wenn man sich nicht sicher ist.

Man muss natürlich sehr sorgfältig sein und gut auf passen und die Fragestellung im Detail beachten.

Man kann die Fragen beliebig oft und lange immer wieder durchgehen (ich habe erst alles beantwortet und bin dann noch einmal Frage für Frage alles durchgegangen um insbesondere Flüchtigkeitsfehler aus zu schließen).

Wenn man mit dem Test fertig ist, muss man das über das Anklicken einer Schaltfläche (“Finish Quiz”) signalisieren. Man bekommt dann binnen weniger Sekunden das Ergebnis angezeigt. Eine Wiederholung des Test ist dann nicht mehr möglich.

An dem Test der nächsten Lektion kann man nur teilnehmen wenn man den der aktuellen Lektion abgeschlossen hat.

Falls man nach Abschluss aller Kursteile an der Zertifizierung als Bodenberater teilnehmen will, muss man bei den Tests im Mittel mindestens 90 % erreichen.

In der Anleitung zu den Tests steht auch:

Our goal is for students to learn the material in a way where students think beyond the classes themselves and integrate information in ways Dr. Ingham might not have done so in the classes directly. Please remember quizzes are cumulative and our expectation is that you build culumative knowledge. Your job is to take the information we give you and think beyond it. Your welcome to use Google if you need to.

Insgesamt ist das Kurspaket anspruchsvoll. Ich war erstmals wirklich froh über mein für Zahnärzte eigentlich viel zu gründliches und zu umfassendes  Grundstudium in anorganischer und organischer Chemie, Biochemie, Biologie und Mikrobiologie an der Universität Antwerpen (damals R.U.C.A.).

Ich kann mir heute nicht gut vorstellen, ob und wenn ja wie gut ich den Kurs von Elaine Ingham verstehen und folgen könnte, wenn ich heute auf dem Niveau wäre, auf dem ich z.B. nach dem Abschluss der Fachoberschule oder auch der Fachhochschule war.

Wer immer sich für diese schon etwas teuren Kurse von Elaine Ingham interessiert, wird vernünftiger Weise erst die auf Youtube frei verfügbaren Präsentationen und die Kursbeschreibungen von Elaine Ingham sorgfältig ansehen.

Mein Gesamteindruck von dem Kurspaket ist, dass es sich zumindest für mich auf jeden Fall lohnt und seinen Preis wert ist. D.h., ich hatte es mit 50 % Nachlass zum Aktionspreis bekommen, was 2191 Euro waren. Es werden wohl öfters Aktionspreise angeboten. Es kann sinnvoll sein dazu auf der Übersichtsseite nach zu sehen: environmentcelebration.com/education/classes-overview/.

Für mich als Zahnarzt ist es eine Umkehr dessen was ich bisher gewohnt bin. Statt Mikroorganismen zu vernichten und ihnen das Leben schwer oder unmöglich zu machen, geht es nun darum die Zusammenhänge zu verstehen um dann gezielt mit Hilfe von Kompost und Komposttee Pflanzen und Boden mit Mikroorganismen zu infizieren. Die Betonung liegt auf “gezielt”. Damit das mit dem Zielen und Treffen wirklich zuverlässig funktioniert, lernt man mit einem Lichtmikroskop Bodenproben zu untersuchen und die Untersuchungsergebnisse zu interpretieren.

Ein wenig erinnert mich das an meine Zeit als Ingenieurassistent und später als Schiffsingenieur.  Der Boden und das darin enthaltene Bodennahrungsnetzwerk,  ist ebenfalls ein faszinierendes, sehr komplexes System, das es zu verstehen, mit Hilfe von Messinstrumenten zu beurteilen, in stand zu halten und ggf. zu reparieren gilt.

Der praktisch wirtschaftliche Nutzen?

Die Grüne Revolution hat nur funktioniert, weil das Bodenleben bereits vorher durch die Methoden der konventionellen Landwirtschaft massiv geschädigt war.

Grundsätzlich sind, wie Frau Ingham erklärt, weltweit im Grundgestein, im Sand, im Ton und im Lehm des lokalen Standortes alle für das Wachstum der Pflanzen notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge enthalten. Das Problem ist nur, dass die Nährstoffe in der Regel nicht in der von den Pflanzen benötigten  wasserlöslichen Form vorhanden sind. Damit genug Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar werden, braucht man daher zunächst eine große Diversität und Menge aerober Bakterien und Fungi, die die Nährstoffe aus dem mineralischen Boden herauslösen können.  Damit diese Bakterien und Fungi überhaupt funktionieren können brauchen sie Energie. Diese Energie wird per Photosynthese von den Pflanzen gewonnen. Die Pflanzen geben einen großen Teil der durch Photosynthese gewonnen Energie in Form von organischem Kohlenstoff ab und ernähren damit die Bakterien und Fungi die dann die Nährstoffe aus dem Boden lösen. Die Energie wird von den Plfanzen in Form von Kohlenstoffketten, Zuckern, oder, wie Christine Jones es in “Liquid Carbon Pathway” ausdrückt “flüssigem Kohlenstoff”) abgegeben. Nur zum Teil liefern die Pflanzen den Bakterien und Fungi auch Energie auf dem Umweg über Pflanzenabfällen.

Die Bakterien sorgen auch noch dafür, dass sich sogenannte Aggregate bilden. D.h., die Bakterien sondern ein Art Klebstoff ab, mit dem sich feine mineralische Bodenpartikel zu größeren Klümpchen verbinden. Die Fungi geben dem ganzen Struktur.

Die aus dem Boden gelösten Nährstoffe, die nun in den Bakterien und Fungi stecken sind für die Pflanzen nun aber noch immer nicht nutzbar. Um auf natürliche Weise an für die Pflanzen nutzbare Nährstoffe zu kommen braucht man Bakterien und Fungi fressende Protozoa und Nematoden. Erst die Ausscheidungen dieser Protozoa und Nematoden haben die von den Pflanzen benötigte wasserlösliche Form.

Dadurch, dass die von Bakterien und Fungi aus den mineralischen Bodenbestandteilen, oder soweit vorhanden auch auch aus organischen Abfällen gewonnen Nährstoffe in Bakterien und Fungi gespeichert sind, sind sie vor Wegschwemmen geschützt und bleiben dem Bauern auch bei einem starkem Regen erhalten.

Damit die Bakterien und Fungi fressenden Protozoa und Nematoden nicht überhand nehmen und die Nährstoffe gewinnenden Bakterien und Fungi zu sehr  dezimieren, braucht man Nematoden, Artropoden und Würmer, die die Bakterien und Fungi fressenden Protozoa und Nematoden fressen. Damit auch auf dieser Ebene ein Gleichgewicht geschaffen wird, braucht es noch höherer Tiere und schließlich den Menschen.

Das folgend Bild zeigt dieses ganze Bodenfutternetzwerk schematisch:

Das Boden-Nahrungs-Netzwerk. Diese Grafik ist aus dem Kursmaterial der ersten Lektion von Dr. Elaine Inghams “Life in the Soil”-Kurses: https://environmentcelebration.com/products/life-in-the-soil-class/ . Die Grafik wird aber auch frei verfügbaren Vorträgen auf Youtube gezeigt (z.B. https://youtu.be/PMikVOrE7LI?t=16m35s ).

Der praktisch wirtschaftliche Nutzen den ich in alledem sehe ist, dass man hier das geistige Rüstzeug erwirbt, mit dem man im Grunde überall auf der Welt die Kosten der Landwirte senken und die Betriebsergebnisse drastisch verbessern kann. Ich denke da z.B. an die großen Düngemittelberge und die riesigen gepflügten Felder, die ich im Frühjahr bei meiner Reise durch Lettland gesehen habe. Elaine Ingham erwähnt zudem verschiedene praktische Beispiele. In einem Fall in Australien konnten z.B. die Betriebskosten von Milchviehbetrieben um jeweils ca. 200.000 Dollar pro Betrieb gesenkt und die Betriebe rentabel gemacht werden. Bei einem Versuch auf einem Milchviehbetrieb in Neuseeland konnte man hohe Tierarztkosten und den Mineraldünger einsparen und dabei die Milchproduktion steigern.

Sauerstoff im Boden

Was mir bisher auch nicht oder nicht richtig klar war, ist, dass die für die Gesundheit der Pflanzen und für ein gesundes Bodenleben nötigen Organismen Sauerstoff benötigen. Die für die Bodenfruchtbarkeit guten Mikroorganismen sind sogenannte Aerober, d.h., Sauerstoff benötigend Organismen.  Damit genug Sauerstoff in den Boden gelangen kann müssen irgend wie Kanälchen, Tunnel, Spalte usw. geschaffen werden. Hier wird auch verständlich, warum die Bodenverdichtung durch schwere Maschinen ein Problem ist. Anderseits sind alle Tierchen und Tiere die irgendwie dafür sorgen, dass Luft in den Boden gelangen kann hilfreich (solange sie nicht überhand nehmen).

Was man bei dem Kurs auch lernt, ist die auf Sauerstoffmangel hinweisenden Veränderungen mit Hilfe des Mikroskops zu erkennen.

Dünger können natürliche Nährstoffproduktion abschalten

Chemische Dünger, aber auch Pestizide, Fungizide und  Herbizide können die natürliche Nährstoffproduktion ganz oder teilweise abschalten. Der Bauer gibt dann also zur Freude der Mitarbeiter und Aktionäre von BAYER viel Geld aus um seinen eigene Gelddruckmaschine zu ruinieren.

Warum hat die Grüne Revolution funktioniert?

Die Grüne Revolution hat funktioniert, weil das oben kurz erklärte und gezeigte Bodenfutternetzwerk durch die Bodenbarbeitung regelmäßig  zerstört wurde.

Anstelle der natürlichen Nährstoffgewinnung hat man bei der “Grünen Revolution” von den Pflanzen benötigte, wichtige Nährstoffe in Form von wasserlöslichen, also für die Pflanzen verfügbaren, anorganischen Verbindungen zugefügt. Ein Problem dabei ist neben dem Preis für die Chemikalien und ihre Ausbringung, das begrenzte Nährstoffspektrum, dass der Bauer oder Gärtner seinen Pflanzen zur Freude der Chemieindustrie als Ersatz für die Nährstoffe liefert, deren natürliche Verfügbarmachung er zur Freude der Landmaschinenindustrie für viel Geld und mit viel Arbeit und Energieverbrauch regelmäßig ruiniert, indem er die Bodenstruktur stört und zum Teil auch indem er die Böden verdichtet.

Dr. Elaine Ingham erklärt dazu, dass man zur Zeit ihrer Kindheit noch glaubte,  dass die Pflanzen nur drei essentielle Nährstoffe bräuchten, nämlich Stickstoff, Phosphor und Kali ( daher der Begriff NPK-Dünger). Im Laufe der Zeit wie die Zahl der als für die Pflanzen  notwendig angesehenen Nährstoffe immer größer. Heute ist man bei  42 verschiedenen essentiellen Nährstoffen angelangt. Dazu nennt sie dann noch ein von den meisten nicht vermutetes chemisches Element, nämlich Arsen. Das Arsen ein tödliches Gift sein kann ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist,  dass Arsen zugleich auch ein essentieller Nährstoff ist, ohne den unsere Nerven nicht funktionieren würden. Die Menge entscheidet darüber ob etwas zum Erhalt der Gesundheit notwendig oder sogar eine wichtige Medizin ist, oder ob es ein tödliches Gift ist.

Warum die Nährstoffgehalte seit dem 2. Weltkrieg sinken

An dieser Stelle wird nun verständlicher, dass und warum die Nährstoffgehalte der Lebensmittel seit dem 2. Weltkrieg sinken,  wie ich in Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg gezeigt habe:

Die Bauern und Gärtner üben sich fleißig in der Torheit der Pflügenden (siehe dazu auch meinen Artikel Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte) und stören oder zerstören damit viel Geld und Fleiß zur Freude der Chemieindustrie die natürliche Nährstoffproduktion im Boden, die die Natur eigentlich als als kostenlose Dienstleistung anbietet. Da die Bauern und Gärtner aber ganz sicher nicht alle benötigten essentiellen Nährstoffe in den nötigen Mengen als Dünger ausbringen, fehlen den Pflanzen und damit auch denen die Pflanzen verzehrenden Tieren und Menschen wichtige Nährstoffe.

Das Fehlen wichtiger Nährstoffe  macht dann die Pflanzen und auch die die Pflanzen verzehrenden Tiere und die Menschen  anfällig für Krankheiten, was aber zumindest gut für das Geschäft der chemischen Industrie und für das Wirtschaftswachstum ist.

Warum Biobauern oft geringere Erträge haben

Die Erklärung für das Funktionieren der grünen Revolution erklärt zugleich auch warum Biobauern oft ziemlich geringe Erträge und schlechte Böden haben: Sie investieren viel in Bodenbearbeitung und stören damit das Bodenleben, und damit eben auch die natürliche Verfügbarmachung von Nährstoffen.

Sehr krass zeigte sich das in dem Vergleich der Böden, den ich in bereits in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung im Abschnitt Vergleich der Bodenproben von 4 benachbarten Betrieben gezeigt und erklärt hatte. Hier nur die Tabelle:

Management Vergleich

Managementmethode N P K OC
“Ökologisch” wirtschaftender Betrieb,  hohe Diversität, intensive Bodenbearbeitung 2 156 95 233
No Till, geringe Diversität 27 244 136 239
No Till, mittlere Diversität, viel Chemie (sythetische Dünger usw.) 37 217 199 262
Browns Ranch: No Till, große Diversität, keine Chemie,  Integration  von Tierhaltung 281 1006 1749 1095

N = Stickstoff, P = Phosphor, K = Kalium, OC = Organic Carbon

Fazit

  1. Ich finde den Kurs von Dr. Elaine Ingham ist wirklich sehr empfehlenswert und sein Geld wert.
  2. Weltweit sind überall genug Nährstoffe im Boden vorhanden um Pflanzen wachsen zu lassen. Das Problem ist nur, dass sie für die Pflanzen nicht verfügbar sind. Damit die Pflanzen an die in der Natur genug vorhandenen Nährstoffe gelangen könnten sind mehrere Zwischenschritte eines komplexen Bodenlebens  erforderlich.
  3. Die Grüne Revolution hat nur funktioniert, weil die Landwirte und Gärtner die natürliche Nährstoffgewinnung schon vorher per Bodenbearbeitung gestört oder zerstört haben. Das erklärt auch die geringen Erträge und die schlechte Bodenqualität konventioneller Biobauern.
  4. Man kann lernen das Bodenleben mit ziemlich einfachen und preiswerten Methoden gezielt zu analysieren, zu reparieren und zu optimieren.

Für die deutsche Industrie und Wirtschaft sind das alles sehr schlechte Nachrichten. Für die Welt, für die Gesundheit, für die Wasserqualität, die Lebensqualität und auch für die Überlebenschancen bei und nach dem Ende der Verfügbarkeit billiger fossiler Energieträger sind das sehr gute Nachrichten.

Kelberg, den 30.06.2018

Christoph Becker




Dürreschäden sind vermeidbar

Der folgende Artikel war zunächst Teil eines Artikels über eine sich anbahnende Revolution in der Landwirtschaft. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit und wegen neuer Meldungen über massive Ernteausfälle durch Dürreschäden, nun also ein eigener Artikel über Dürreschäden und über Beispiele, die zeigen, dass die Schäden, über die die Landwirte nun klagen, locker vermeidbar waren und sind.

Mein aktueller Hintergrund beim Schreiben dieses Artikels ist,  dass ich mir inzwischen die Videos aller 45 Lektionen des Online-Kurs-Paketes von Dr. Elaine Ingham  angesehen habe. Das Kurspaket hatte ich mir beim Verfassen meines Artikels Quorum Sensing und Komposttees geleistet, wie ich dort schon geschrieben habe.

Wegen der vielen Meldungen über aktuelle Dürreschäden, habe ich mir ausserdem die Präsentation ‘Digging deeper’ soil biology forum – Dr Christine Jones auf Youtube noch einmal angesehen.

Aktuelle Berichte über Dürreschäden in Europa

Hier zunächst einige Links zur Dürre-Empfindlichkeit unserer hochtechnisierten, im Artikel von Novo so sehr als fortschrittlich gepriesenen modernen Landwirtschaft:

Eine Übersicht über Dürreereignisse in Deutschland seit 2014 gibt der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung.

Beispiele möglicher Dürreresistenz

Australien im 19. Jahrhundert

Zunächst einige geradezu unglaubliche Beobachtungen  aus der Präsentation ‘Digging deeper’ soil biology forum’ – Dr Christine Jones .  Sie zitiert dort George Augustus Robinson, der bei seiner Reise nach Viktoria Australien, in den Jahren 1841/1842, ein umfangreiches Tagebuch geführt hat. Darin schrieb er im Februar 1842, also im australischen Hochsommer, der dem August auf der Nordhalbkugel entspricht:

  • Üppiges Gras
  • Teppiche farbenprächtiger Wildblumen
  • Tiefer, weicher Boden … Konnte leicht einen Stock 60 cm tief in den Boden stecken
  • Immer noch grün, nach 90 Tagen ohne Regen und Temperaturen um 37 bis 38 °C
  • Es gab reichlich Wild und jede Menge Wasser.

Dr. Christine Jones zeigt dann auch das folgende Gemälde einer australischen Landschaft, aus dem Jahre 1858:

Quelle: Präsentation “‘Digging deeper’ soil biology forum – Dr Christine Jones”: https://youtu.be/EKHchVlwNRg?t=3m44s

Wie sie sagt, ist diese Gegend heute ziemlich lebensfeindlich und es wäre nicht mehr möglich, dort ohne die Hilfen und Lieferungen der Industriegesellschaft zu überleben.

Ein Rasen in Oregon

Das folgende Bild zeigt Dr. Elaine Ingham in der 6. Vorlesung ihres Komposttee-Onlinekurses. Ich habe es hier aber aus dem Youtubevideo Quiz Time with Dr Elaine Ingham: Which has compost tea? übernommen:

Quelle: Youtube: Quiz Time with Dr Elaine Ingham: Which has compost tea? https://www.youtube.com/watch?v=c5j4WIupz7s

Im Juni war ein Eimer Komposttee auf den Rasen geschüttet worden. Der Rasen habe dabei überall gleich grün ausgesehen. Danach habe es ab Anfang Juli nicht mehr geregnet. Die Aufnahme wurde im September, also nach mindestens 2 Monaten Trockenheit, gemacht.

Ein Rasen in Boston

In der 4. Lektion des Life in the Soil Grundkurses berichtet Dr. Elaine Ingham von einem Versuch in einem Wohnviertel Bostons. Dort hatte man Rasen und Pflanzen nach entsprechender Analyse des Bodens mit professionell hergestellten und analysiertem Komposttee behandelt.  Der Sommer war sehr trocken und es war verboten, den Rasen und Garten zu bewässern. Die Rasen der Nachbarn waren wie das folgende Bild zeigt alle vertrocknet. Das Haus mit dem Versuchsgelände ist mit einem gelben Kreis markiert. Man beachte den grünen Rasen vor diesem Gebäude. Wie Frau Ingham erzählt,  hat die Polizei den Rasen nachts überwacht, weil man wegen des saftigen Grüns  der Meinung war, dass der Rasen nachts heimlich bewässert würde, obwohl das Bewässern von Rasenflächen und Gärten damals wegen der Wasserknappheit verboten war.

Quelle: https://environmentcelebration.com/products/life-in-the-soil-class/ 4. Lektion.

Nachtrag: Habe mir die 4. Lektion inzwischen zum zweiten Mal angehört, um das Quiz zu absolvieren. Die Geschichte mit dem Rasen und dem Garten bei diesem Haus in Boston war schon deutlich komplexer und länger. Das von Frau Ingham beratene Firmentrio hat von Oktober bis Juni mehrere Anläufe mit Kompost und Komposttees benötigt. Ein großes Problem bestand zunächst darin, überhaupt Kompost in der benötigten Qualität zu bekommen. Man habe die Angebote von  über 100 Kompostierern in den Neuenglandstaaten überprüft. Keiner der kommunalen Kompostierer habe auch nur annähernd akzeptablen Kompost liefern können.   Schließlich habe man aber eine Firma gefunden, die zumindest ausreichend guten Kompost liefern konnte. Die Qualität sei aber immer noch so schlecht gewesen, dass man im nächsten Frühjahr weitere Versuche benötigt habe. Auch die Versuche Komposttee herzustellen seien erst sehr unbefriedigend gewesen, weil die Konstruktion des Gerätes mangelhaft gewesen sei. Mit weiteren Beratungen und verschiedenen Verbesserungen habe man dann aber im Juni schließlich die angestrebte Qualität und Zusammensetzung des Bodenlebens erreicht. Diese Geschichte zeigt auch, dass es einfach so mit Rezepten und praktischem Tun nicht funktioniert.

Die Singing Frogs Farm

Paul Kaiser von der Singing Frogs Farm, ca. 80 km nördlich von San Francisco, liefert in  seiner Präsentation2014 bei der Quivira Conference einige Beispiele von seinem Betrieb.

Wie er etwa ab Minute 41 berichtet, haben die Kaisers ihr Gemüse anfangs, als sie noch konventionell gearbeitet haben, jeden zweiten Tag 3 bis 4 Stunden mit einem Dripline-System bewässert (Tröpfchenbewässerung über Schläuche). Heute, dank besserer Bodenbiologie und pfluglosem Anbau, bewässern sie ihr Gemüse nur noch 1 Stunde alle 5 bis 7 Tage.  Das folgende Bild mit dem Lama und den Ziegen zeigt einen Weg auf der Singing Frogs Farm. Die Aufnahme wurde im September 2014 gemacht, nachdem es seit April – also gut 5 Monate, nicht mehr geregnet hatte.

Quelle: Präsentation “2014 Quivira Conference, Paul Kaiser”: https://youtu.be/ukFpwvlkqUY Gras auf einem Weg auf der Singing Frogs Farm im September, nachdem es den ganzen Sommer, von Anfang April an,  nicht mehr geregnet hatte.

Über Paul Kaiser und die Singing Frogs Farm hatte ich schon öfter etwas geschrieben und ich habe diese Farm im November 2015 besichtigt, nachdem ich vorher an einem 3-tägigen Workshop bei John Jeavons teil genommen hatte.

Auf der Internetplatform Netzfrauen.de findet sich unter dem Titel Der mit der Dürre tanzt – Das wird BayerMonsanto nicht gefallen eine deutsche Übersetzung des ziemlich langen Artikels  The Drought Fighter aus dem Craftsmanship-Magazin.

Allan Savorys TED-Talk ‘Die Wüste begrünen’

Auf diesen TED-Talk hatte ich u.a. schon in meinem Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität hingewiesen und ihn dort auch eingebunden.

Die Herde von Ian Gerrish in der  Dürre  von  2012

Unter dem Titel Maintaining a Healthy Water Cycle (dt. Einen gesunden Wasserkreislauf erhalten) hat das Iowa-Beef-Center auf Youtube schon im am 14.10.2015 eine nur 12 Minuten und 20 Sekunden dauernde Präsentation von Jim Gerrish veröffentlicht, die bisher nur 710 mal aufgerufen wurde.

Nachdem Jim Gerrish die Grundlagen erklärt und schon einige Beispiele gezeigt hat, schildert er ab Minute 9 auf das Beispiel seines ältesten Sohnes Ian Gerrish, der bei der großen Dürre im Sommer 2012 eine Mutterkuhherde im US-Bundesstaat Missouri gemanagt hat. Ian Gerrish hatte 1416 ha Land zur Verfügung. Bei seiner Herde handelte es sich um 1300 erwachsene Tiere. 600 davon waren Fleischkühe, dazu hatte er 700 Färsen für die Milchviehhaltung und trocken stehende Kühe.  Das war mehr als das Doppelte der in der Gegend dort normalen Besatzdichte. Die nächstgelegene Wetterstation war die in West Plains. 2012 war das trockenste Jahr in den 140 Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen in West Plains.

Ian Gerrish hatte sich mit seinem Vater beraten und trieb die Tiere alle 2-3 Stunden auf eine neue Koppel. Die Färsen für die Milchviehaltung und die trockenstehenden Kühe wurden dabei in einer separaten, weniger aggressiv eingesetzten Herde zusammengefasst. Die Fleischkühe wurden am Tag ca. 6 mal auf eine neue Koppel getrieben. Die Tiere fraßen viel, aber es wurde bei dieser ultrahohen Tierdichte auch viel niedergetrampelt. Die Folge war, dass kaum blanker Boden sichtbar war. Vielmehr war der Boden gut mit Pflanzenmaterial bedeckt. Um den 1. August gab es 40 Liter Regen pro qm. Bei Ian Gerish fing das Gras darauf hin wieder an gut zu wachsen. Die Ian Gerrishs Nachbarn dagegen haben von Juni 2012 bis Juni 2013 Heu gefüttert und ihre Rinder jeweils auf der ganzen Fläche laufen gelassen.

Ian Gerrish hat die Herde dann um 20 %, auf ca. 1050 Tiere reduziert und er hat genug Gras für den Winter stehen gelassen, so dass er seine Herde nach diesem trockensten Sommer seit 140 Jahren OHNE Heu oder Silo zu zu füttern über den Winter bringen konnte, während die anderen in der selben Gegend sich gezwungen sahen, 12 Monate lang ununterbrochen Heu zu füttern.

Jim Gerrish erwähnt dieses Beispiel, um zu zeigen welchen Unterschied kluges Management machen kann.

Joel Salatins Farm in der Dürre von 2012

Ich erinnerte mich an eine Anekdote, die Joel Salatin von der Polyface-Farm in einem seiner Vorträge auf den DVDs des Salatin-Semesters erzählt:

Einer seiner Nachbarn hatte Besuch aus einem entfernteren Teil der USA. Dieser Besuch kam zu den Salatins auf den Hof, um in deren Hofladen etwas zu kaufen.  Der Besucher habe gesagt, er sei nun hunderte von Meilen in diese Gegend gefahren. Überall auf dem Weg und auch in der Nachbarschaft habe er die Folgen der Dürre gesehen, aber auf der Polyfacefarm der Salatins seien die Wiesen grün. Wie sei das möglich. Joel Salatin habe geantwortet, das komme daher, dass es auf der Polyfacefarm mehr regne. Er solle seinen Nachbarn fragen, der würde ihm das sicher auch sagen.

Später sei dieser Besucher noch einmal gekommen und Joel Salatin habe ihn gefragt, was der Nachbar denn als Ursache für die grüneren Wiesen der Polyface-Farm angegeben habe. “Dass es auf der Polyface-Farm mehr regne”, habe der Besucher gesagt.

Vor diesem Hintergrund habe ich im Internet mit “Polyface Farm drought” gesucht. Gefunden habe ich u.a. den Artikel
Saving our Farms after the Drought, der am 27.09.2012, also vor dem Hintergrund der Dürre von 2012, veröffentlicht worden ist.

Wie Joel Salatin demnach am 8. September 2012 vor einer Besuchergruppe gesagt und erläutert hat, ist seine Farm dürreresistent. Der Grund sei wohl überlegtes Design und Management.  Das zu wird in dem Artikel ein Bild von einer Weide der Polyface-Farm gezeigt. In dem Kommentar zu diesem Bild heißt es “Es gibt auf der Polyface Farm wenig Anzeichen für eine Dürre. Wälder halten die Feuchtigkeit und die Kühe grasen in der Natur.

Warum klagen dann europäischen Landwirte?

Die Klagen der Landwirte über Dürreschäden in Europa, wo die Temperaturen niedriger und die niederschlagslosen Zeiten wesentlich kürzer sind, zeigen, dass die angewendeten landwirtschaftlichen Methoden, trotz der hohen Ausgaben für Maschinen und Agarchemikalien offenbar für das heutige Klima nicht mehr geeignet sind.  Wie die obigen Beispiele zeigen, gibt es bessere  Methoden, die zudem für die Landwirte kostengünstiger sind als die heute meist angewendeten Methoden.

Die Dürreschäden der europäischen Landwirte sind jedenfalls vermeidbar. Zugleich könnten die Ernten und die Betriebsüberschüsse der Landwirte sehr viel besser sein als sie es heute sind.

Bei einer Umstellung der Landwirtschaft gäbe aber vor allem in Deutschland auch große Verlierer: Bayer/Monsanto, und auch große Teile der des Gesundheitswesens und viele Arzneimittelhersteller (zu denen Bayer ebenfalls gehört) würden drastische “Ernteausfälle” zu beklagen haben.

Dieselben landwirtschaftlichen Methoden und Fehler, die zu den  Dürreschäden führen, verursachen bei Starkregenereignissen Hochwasserschäden und Erosionsschäden. Siehe dazu u.a. meinen Artikel Mal wieder Hochwasser.

Kelberg, den 28.06.2018

Christoph Becker




Quorum Sensing und Komposttees

Quorum Sensing und Quorum Quenching sind ziemlich neue Konzepte der Mikrobiologie. Es geht im Wesentlichen darum,  dass man mit Hilfe chemischer Botenstoffe das Verhalten von Bakterien steuern kann. In der Landwirtschaft und im Gartenbau können damit kostengünstig sehr erstaunliche Effekte und Ertragssteigerungen erzielt werden.  Möglicherweise ist der Effekt des Quorum Sensing – und dessen Reduzierung durch Quorum Quenching – einer der naturwissenschaftliche Hintergründe für die Wirkung von  Komposttees und anderen, auf den ersten Blick eher esoterisch erscheinenden, biologischen und biodynamischen Präparate.

Was ist Quorum Sensing?

Erstmals auf den Begriff des Quorum Sensing aufmerksam geworden bin ich durch den Abschlussvortrag der Grasfed-Exchange 2016, von Dr. Allen Williams. Dr. Williams erwähnte in seinem Vortrag, dass neben einer adaptiven Beweidung mit hoher Tierdichte und langen Ruhezeiten, sowie der Beweidung ausgebreiteter Heuballen im  ersten Winter, auch “strategisches, bakterielles Quorum Sensing” eingesetzt worden sei.

In seiner Präsentation Grazing for Soil Health bei der 2. Southern Soil Health Conference von Green Cover Seeds, ab Position 36:10 erwähnt er Quorum Sensing kurz. In seiner Präsentation Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands, am Folgetag, bei der selben Veranstaltung, geht Dr. Williams ab Position 51:45 näher auf das Thema  Quorum Sensing und Quorum Quenching ein.

Bemerkenswert ist zunächst, dass Williams grundsätzlich das Ziel hat, von außen zugeführte Mittel nur als Kickstarter zu verwenden und dann durch intelligentes Weidemanagement überflüssig zu machen. In diesem Sinne dienen Quorum Sensing oder Komposttees nicht als Dünger,  sondern eher wie eine bewusst herbeigeführte Infektion oder Impfung.

Williams sieht Quorum Sensing als eines der effizientesten Systeme, die die Natur entwickelt hat.

Ich übersetze hier den Text der Folie, die er bei Position 54:36 zeigt:

Quorum Sensing und Quorum Quenching
  • Quorum Sensing ist eine von Zelle zu Zelle erfolgende Kommunikation, die die  Bodenbakterien in die Lage versetzt,  die gemeinsame Kontrolle genetischer Funktionen zu ermöglichen, zwecks Anpassung an die Umwelt in der sie leben. Dies hilft dabei, nützliche Bodenbakterien wieder zu beleben.
  • Quorum Quenching ist eine Strategie, die Bakterien nutzen, um Signale von konkurrierenden Bakterien zu unterbrechen. Insbesondere um die Auswirkung krankmachender Bakterien zu reduzieren. Mutterboden versucht von Natur aus, im Gleichgewicht oder “gesund” zu sein. Quorum Sensing und Quorum Quenching kommen in der Realität gleichzeitig vor.
  • Parallelen werden in allen lebenden Systemen gefunden.
  • Konkurrierende und Kooperative Kommunikation kann zwischen Gruppen von Bakterien oder zwischen Bakterien und Wirtskörpern vorkommen.
  • Bakterien setzen im extrazellulären Medium verschiedene Typen von Molekülen frei, die man Induzierer nennt. Diese Moleküle sind die Mediatoren des Quorum Sensing.
  • Diese kommunizierenden Moleküle werden in die Zellen aufgenommen und aktivieren spezielle Gengruppen, wie zum Beispiel die für die Virulenz, die Tüchtigkeit,  den Ruhezustand  usw. zuständigen.

Dr. Williams kann als Berater per Quorum Sensing maßgeschneiderte Lösungen für seine Kunden zusammenstellen.

Ein Versuch auf 1000 ha Mais in Illinois

Bei 55:13 zeigt Williams Fotos, auf denen man Bodenproben mit vielen Regenwürmern und Wurmlöchern sieht. Die Fotos sind in einem Betrieb in Illinois aufgenommen, bei dem er auf den Maisfeldern Rinder, Zwischenfrüchte und Untersaaten (covercrops) und Quorum Sensing eingesetzt hat. Auf mehr als 1000 ha Mais konnte dort kein Gebiet gefunden werden, in dem es keine Regenwürmer und Wurmausscheidungen gab.

Von diesem Betrieb zeigt er an Position 56:45 folgende Daten:

  • 2014 Daten beim Start der Saison (vor Testbeginn)
  • pH-Wert des Bodens 6,5
  • Organische Masse 2,4 %
  • Kationenaustauschkapazität 10,3 %
  • Nährstoffgehalte des Bodens: P = 162 kg/ha, K = 282 kg/ha, Ca = 3662 kg/ha, Mg = 199 kg/ha
  • 2015 Daten (Ende der Saison, August)
  • pH-Wert des Bodens 7,3
  • Organische Masse 3,5 %
  • Kationenaustauschkapazität 15,8 %
  • Nährstoffgehalte des Bodens: P = 213 kg/ha, K = 636 kg/ha, Ca = 5992 kg/ha, Mg = 454 kg/ha

Die Messungen für die rechte Spalte wurden direkt nach der Ernte, im August 2015, durchgeführt. Im Testjahr wurde 55 % weniger Stickstoffdünger aufgebracht als in den Jahren davor. Obwohl kein Kalk aufgebracht wurde, war der Kalziumgehalt nun 2330 kg/ha höher und auch der pH-Wert war von 6,5 auf 7,3 gestiegen.  Auch die für Pflanzen verfügbaren Mengen an Phosphor, Kalium und Magnesium sind deutlich gestiegen.  Und das alles, obwohl die Messung direkt nach der Ernte erfolgte und obwohl 55 % weniger Stickstoffdünger als in den Vorjahren verwendet wurde. Dabei war der Ertrag an Mais dann auch noch um ca. 160 kg/ha höher. Nach der klassischen Vorstellung des Nährstoffkreislaufes und des Nutzens der Düngung mit Stickstoff, hätten alle Werte nach der Ernte geringer als bei Versuchsbeginn sein müssen.

Die Farm war offensichtlich die von Kevin Delap in Broughton, Illinois. Im Internet gibt es dazu auch den Artikel www.marketwired.com/press-release/despite-severe-drought-farmer-says-crop-produced-due-to-sumagrow-microbial-product-1695264.htm .  Demnach lief der Versuch sogar zur Zeit einer der schlimmsten Trockenperioden der letzten 50 Jahren, in der die Nachbarfarmen nur wenig oder nichts geerntet haben. Von Kevin Delap gibt es auf dem Youtube-Kanal der Firma SumaGrow einen 5-teiligen Vortrag: Auf Youtube mit “sumagrow delap” suchen.

Minnesota Kartoffelversuch
  • Westen von Minnesota
  • Kartoffeln vom Typ Russet
  • Durchschnittliche Produktion = 4035 – 4820 kg/ha
  • Durchschnittliche Produktionskosten = 6 bis 700 $ pro Zentner
  • Durchschnittliche Produktionskosten pro ha = $4084 – $4950
  • Aufgebrachte Menge Quorum Sensing: ca. 9,3 Liter/ha nach dem Hervortreten (wohl Sichtbarwerden der Pflanzen)

Es wurde konventionelle Düngung mit dem Einsatz von Quorum Sensing verglichen.

Ergebnisse des Minnesota Kartoffelversuchs
Boden Boden Boden Boden Planzen Kartoffeln
Messung Dichte Temperatur pH Feuchte Brix Brix
konvent. 8,81 23°C 6,70 46,25 5,63 4,69
Quorum Sensing 7,69 22,7°C 7,00 50,00 10,19 7,31

Der Brixwert ist ein mit einem Refraktometer gemessener Wert, der dem gesamten Nährstoffgehalt entspricht. Bei den mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten Flächen wurden also bei den Pflanzen und bei den Kartoffeln wesentlich höhere Nährstoffgehalte gemessen.

Die Ernte bei der konventionellen Düngung war 5314 kg/ha. Bei der mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten  Fläche wurden 6277 kg/ha geerntet. Es wurde ein Mehrertrag von ca. $ 1708 pro ha erzielt. Die Mikrobielle Aktivität war bei der mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten Fläche signifikant höher.

Missisippi Gewichtszunahmeversuch mit Weiderindern
  • Versuchsgruppen:
    • Kontrollgruppe: 60 Einheiten Stickstoff/acre
    • QS1: 50 % N-Dünger + 2,75 L/ha Quorum-Sensing
    • QS2: kein Dünger, nur Quorum Sensing
  • 1,2 bis 1,6 ha große Koppeln mit ca. 5 Tieren pro ha
  • Die Kälber wurden nach Zufallsprinzip ausgewählt und auf die Flächen verteilt
  • 75 Tage Weideversuch
  • Mehrjährige Warmsaisongräser

Einige Versuchergebnisse

Mississippi Weiderindergewichtszunahmeversuch
Versuchstyp Anz. Start [kg] Ende [kg] Zunahme kg / Tag Brix % Bodentemp °C
Kontrollgrp. 8 236 273 0,485 3,1 26,9
QS1 8 237 291 0,712 7,8 22,3
QS2 8 235 316 1,075 8,8 22,0

Vor dem Versuchsbeginn wurde ein Brixwert von 2,8 % gemessen.

Die Bodentemperaturen sind der Mittelwert über den Versuchszeitraum. Man beachte, dass die Veränderung bei QS1 und QS2 niedrigeren Bodentemperaturen. Die Ursache ist die dichtere Vegetation, die mehr Schatten spendet und die Feuchtigkeit besser hält.

Wie man sieht, war die Gewichtszunahme in der Gruppe QS1, mit der auf 50 % reduzierten Stickstoffdüngung, deutlich größer als in Kontrollgruppe. In der Gruppe QS2, in der vollständig auf den Stickstoffdünger verzichtet und nur das Quorum Sensing Produkt angwendet wurde, waren die Gewichtszunahme und der Brixwert am größten.

In Dollar gerechnet war der Ertrag in der Gruppe QS1 um 43 %  höher als in der Kontrollgruppe ($389 statt $272). In der Gruppe QS2 war der Ertrag in Dollar um 115 % höher als in der Kontrollgruppe ($587 statt $272).  Ein Grund für den höheren Gewinn waren wohl die vergleichsweise niedrigen Kosten für das Quorum Sensing Produkt und die durch dessen Verwendung möglichen Einsparungen an Stickstoffdünger.

Die Kosten für das maßgeschneiderte Quorum Sensing Produkt liegen laut Dr. Williams typisch bei 40 bis 50 US-Dollar/ha.  Bei Böden mit sehr geringem Anteilen an organischem Material können die Kosten bis 75 US-Dollar/ha betragen.

Bilder weiterer Versuche

Im Folgenden zwei Bilder aus der Präsentation Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands, von Dr. Williams, die den Unterschied zwischen mit dem Quorum Sensing Produkt behandelten  Zwischensaaten und der jeweiligen, nicht behandelten Kontrollgruppe zeigen,

Quelle: Präsentation “Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands” von Dr. Allen Williams, bei der 2. Southern Soil Health Conference der Firma Green Cover Crops, https://youtu.be/M19zkebz_Zk

Quelle: Präsentation “Economic Benefits of Livestock Integration into Croplands” von Dr. Allen Williams, bei der 2. Southern Soil Health Conference der Firma Green Cover Crops, https://youtu.be/M19zkebz_Zk 

Die Firma Sumagrow

Dr. Allen Williams hat in den oben erwähnten Präsentationen nicht erwähnt, von welcher Firma er diese Quorum Sensing Produkte bezieht. Mit etwas Suchen habe ich herausgefunden, dass es die Firma Sumagrow ist. Die Internetadresse der Firma ist www.sumagrow.com.

SumaGow ist offensichtlich eine mittelständische Firma in Hattiesburg, im US-Bundesstaat Mississippi. Auf der Internetseite scheint sich in den letzten Jahren nicht mehr sehr viel getan zu haben. Die Hauptaktivitäten waren wohl von etwa 2011 bis 2016.

Wenn man auf Youtube mit “Sumagrow” sucht, findet man einige Interviews und Vorträge. Teilweise auch mit Dr. Allen Williams.

Der Youtube-Kanal von SumaGrow ist: www.youtube.com/channel/UCLl1AC1ZmtlolXHpvVYyOvw

Besonders nachdenklich stimmend fand ich dort den 5-teiligen Vortrag von Louis Elwell, dem leitenden Manager von Sumagrow: How to Grow with Earthcare Sumagrow Sustainable Agriculture Problems and Solutions – Part 1Part 2 , Part 3 , Part 4 , Part 5. Als Manager von SumaGrow will Louis Elwell natürlich den Verkauf der Produkte fördern. Aber insgesamt ist seine Darstellung der Situation, Wirkung und absehbaren Katastrophe der konventionellen Landwirtschaft auch aus meiner Sicht zutreffend.

Was ist SumaGrow?

Ich übersetze hier etwas von den Internetpräsentationen der Firma

Aus der Info der Facebook-Seite der Firma ( www.facebook.com/pg/SumaGrowBSEI ):

SumaGrow ist eine Mischung aus sich ergänzenden, nützlichen Mikroorganismen und flüssigen Huminen. Es ist ein aktiver Bestandteil in verschiedenen Produkten für die Landwirtschaft.

Auf der Unterseite “Why SumaGrow?” der Webseite ( www.sumagrow.com ) steht:

SumaGrow®  ist eine Auszeichnungen gewinnende Kombination sorgfältig ausgewählter Mikroorganismen die nachgewiesener Maßen die Bildung von reichem, fruchtbaren Boden fördern und die mit den Pflanzen zusammenarbeiten und die diese dann wenn es nötig ist, mit den Nährstoffen versorgen, die die Pflanzen brauchen.

Auf der Unterseite “The Science” schreibt die Firma:

Die mikrobielle Mischung von SumaGrow®  ist in einem organischen Huminsäureträger gelöst.

weiter steht dort:

Die mikrobielle Rezeptur von SumaGrow®  stellt die Bodengesundheit und Fruchtbarkeit auf verschiedene Weisen wieder hier:

  1. Biologische Stickstofffixierung – 95-99 Prozent des Stickstoffes im Boden ist ein einer organischen Form vorhanden, die nicht so ohne weiteres für die Aufnahme durch die Pflanzen geeignet ist. SumaGrow® schließt im Boden gebundenen Stickstoff auf und wandelt Stickstoff aus der Luft um, so dass er von den Pflanzen verwendet werden kann.
  2. Lösung von Phosphor – SumaGrow® löst den gebundenen Phosphor und verwandelt ihn in eine von den Pflanzen nutzbare Form.
  3. Mobilisierung und Mineralisierung von verfügbaren Pflanzennährstoffen – Es ist reicht nicht aus, dass der Boden ein bestimmtes Element enthält. Was zählt ist dessen Verfügbarkeit für die Pflanzen. Die Mobilisierung und Mineralisierung von Pflanzennährstoffen, wie Phosphor, Magnesium und Kalzium in eine für die Aufnahme durch die Pflanzen geeignete Form ist eine vitale Aufgabe der Mikroorganismen und der Huminsäure, in den SumaGrow® enthaltenden Produkten.
  4. Saprophytische Kompetenz – Produkte die SumaGrow® enthalten haben eine hohe saprophytische Kompetenz. Diese hilft den Mikroben beim Wettbewerb mit Eingeborenen Mikroben und erlaubt ihnen ihre beabsichtigten, vorteilhaften Funktionen aus zu erfüllen.
  5. pH-Wert – SumaGrow® fördert unter extremen Umweltbedingungen das Erreichen eines optimalen pH-Wertes.

Komposttees

Eine deutsche Quelle zum Thema Kompostee

Weil ich im Juni 2017 die Handreichung zum Vortrag von  Dr. Christine Jones beim 5. Bodenfruchtbarkeitssymposium ins Deutsche übersetzt hatte, hatte ich am Vorabend dieser Veranstaltung unter anderem Gelegenheit, mich etwas mit Frau Dr. Ingrid Hörner zu unterhalten bzw.  von ihr etwas zum Thema Komposttee zu zu hören. Frau Dr. Hörner ist, wie ich nun herausgefunden habe die Verfasserin von www.kompost-tee.de/wp-content/uploads/2013/06/Komposttee-Gärtner-6.pdf.  Es schien mir damals, als würde dieses Thema in der Regel nicht ernst genommen und mir war die Vorstellung, dass diese Komposttees wirklich wirken ebenfalls etwas suspekt.

Vor dem Hintergrund der oben zitierten Präsentationen von Dr. Allen Williams und der dadurch motivierten Beschäftigung mit dem Thema Quorum Sensing, sehe ich das nun anders.

Wenn man sich die Bilder im Abschnitt “eigene Erfahrungen” in der Komposttee-Anleitung von Frau Dr. Hörner ansieht und die Herstellungsweise des Komposttees bedenkt, dann drängt sich mir zumindest der Eindruck auf, dass diese Komposttees möglicherweise eine einfache Do-It-Yourself-Variante der von SumanGrow genutzten Effekte sind.

Die Tatsache, dass die Firma SumaGrow offenbar in der Lage ist, maßgeschneiderte, individuelle Produkte für das Quorum Sensing zu liefern, deutet darauf hin, dass man es hier,  mit einem ziemlich komplexen, gründliches Studium und viel Erfahrung erfordernden Gebiet zu tun hat und dass es nicht die eine beste Lösung gibt, sondern dass immer nur eine in dem betreffenden Fall nach Sichtung der Gegebenheiten und Abwägung aller Vor- und Nachteile beste Lösung gibt.

Vor diesem Hintergrund habe ich etwas mehr recherchiert und nach einer Möglichkeit gesucht, wie man professionell und wissenschaftlich gut fundiert für individuelle lokale Gegebenheiten optimale Entsprechungen zu den Produkten von SumaGrow finden und produzieren könnte.

Dr. Elaine Ingham – auf Youtube, Webseite und Kurse

Auf der schon länger nicht mehr bearbeiteten deutschen Webseite  www.kompost-tee.de habe ich in dem Artikel Kompost-Tee selber herstellen  einen Hinweis auf Elaine R. Ingham gefunden, die ein schon 2005 in der 5. Auflage erschienenes Komposttee-Brau-Manual veröffentlicht hat. D.h., voriges Jahr hatte mich schon einmal jemand auf Frau Ingham hingewiesen, aber mich hatte das noch nicht besonders interessiert.

Auf Youtube habe ich mir nun den Vortrag vollständig angesehen, den Frau Ingham am 25. Januar 2015 bei der Oxford Real Farming Conference gehalten hat. Dazu zunächst eine praktische Entdeckung: Es gibt auf Youtube zwei Versionen dieses Vortages, wobei die wesentlich bessere, überarbeitete, d.h., mit den Bildern versehene Version bisher eher selten aufgerufen wurde:

  1. The Roots of Your Profits – Dr Elaine Ingham, Soil Microbiologist, Founder of Soil Foodweb Inc,  Diese von Oxford Real Farming am 25.01.2015 hochgeladene Version ist OHNE die Dias und hatte am 8. Juni 2018 immerhin 93808 Aufrufe und 1103 Likes bei 16 Dislikes. Diese Version ist wegen der fehlenden Bilder NICHT empfehlenswert. Stattdessen sollte man sich die bisher weniger beachtete Version mit den Bildern ansehen:
  2. The Roots of your Profits – Dr Elaine Ingham. Diese von einem Bruno L. Soto am 28.06.2017 hochgeladene Version hatte am 8.6.2018 nur 1421 Aufrufe bei 25 Likes und 0 Dislikes. In dieser Version sind die Dias von Frau Ingham integriert und das dann auch noch in guter Qualität. Vernünftigerweise wird man sich also diese bisher offenbar wenig beachtete Version ansehen. Das Englisch von Frau Ingham ist sehr gut verständlich.

Die Webseiten von Dr. Elaine Ingham:

Im April 2018 hat sich Manfred Eidelloth die Mühe gemacht, einen Vortrag von Elaine Ingham ins Deutsche zu übersetzen:  www.regenerative-landwirtschaft.net/downloadseite/Elaine_Ingham-Einblick_ins_Bodenleben.pdf

Die Preise für die Onlinekurse fand ich zunächst ziemlich hoch.  Auf der Seite  environmentcelebration.com/education/classes-overview/ fand ich aber den Hinweis, dass bis Ende Juni 2018 ein Rabatt von 50 % gewährt wird. Daraufhin habe ich mir spontan für 2191 Euro das komplette,  normal 4988 Dollar kostende Kurspaket gekauft. (( Inzwischen habe ich auf selbstvers.org einen Forumsbeitrag zu Elaine Ingham vom 10. Juni 2017 gefunden, dem zur Folge die Kurse damals noch drastisch günstiger waren oder noch sind?  Man kann die Kurse dort bestellen und bekommt angeblich einen Downloadlink. Meines Erachtens ist das aber ein Betrugsversuch oder eine drastisch abgespeckte, illegale Version, die nur die mp3 und pdf-Dateien enthält, Die Videos der Orginalkurse auf environmentcelebration.com sind NICHT herunterladbar und dir Kurse bestehen bei weitem nicht nur aus einfachen Downloads.  )) Man muss den Kurs in maximal 364 Tagen vollständig durcharbeiten. Wenn man alle Prüfungen mit mindestens 90 % der Punktzahl besteht, dann kann man für weitere 2100 Dollar an einem weiteren Programm teilnehmen, mit dem man Certified Soil Life Consultant werden. Die Prüfungen müssen dabei alle beim ersten Versuch bestanden werden, d.h., es gibt keine Wiederholungsmöglichkeit. Dazu kommen normal noch die Kosten für Bücher und für mindestens ein Mikroskop. D.h., selber habe ein ziemlich hochwertiges und vielseitiges Mikroskop (Auf- und Durchlicht, Phasenkontrast, Dunkelfeld und polarisiertes Licht).

Rinderherden und strategisches Quorum Sensing

In seinem in Der Abschlussvortrag der Grasfed-Exchange 2016 zusammengefassten Vortrag erwähnt Dr. Allen Williams, dass abgesehen von “Ballenweiden” im ersten Winter (( Er lässt dazu schon im Sommer oder Herbst, wenn die Weiden noch gut befahrbar sind, schachbrettartig im Abstand von ca. 10 m Heuballen auf den Weiden liegen oder verteilen. Per einfachem Elektrozaun werden dann hohe Tierdichten ermöglicht. “Verlust” durch Trampeln, den die meisten als Gegenargument anführen, sieht er nicht, weil er das, was andere als Verlust ansehen, als wertvolles Futter für die Bodenorganismen betrachtet, die ihm helfen, den künftigen Ertrag der Weide zu steigern )) und adaptivem Beweiden mit hoher Tierdichte auch  “strategisches Quorum Sensing” eingesetzt worden sei. 

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Wenn man Rinder mit hoher Tierdichte, womit ca. 10 bis 80 kg Lebendgewicht pro qm Weidefläche gemeint ist, auf einer Weide hat, dann wird viel zertrampelt. Die von dem hohen Bodendruck der Tiere nieder getretenen getretenen Pflanzen werden zu Futter und Schattenspendern für Mikroorganismen und Kleintiere. John Jeavons erwähnt in seinem Buch How to Grow More Vegetables  (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land with Less Water Than You Can Imagine und in seinem Kurs, dass man ca. 70 % der gesamten Photosyntheseleistung zur Produktion von Kompostpflanzen bzw. zur Herstellung von Kompost verwenden sollte. Das verbessert den Boden. Gute Ernten nährstoffreicher Nahrungsmittel sollte man eher als Nebenwirkung und nicht als das Hauptziel sehen. Eine kurze Beweidung mit hoher Tierdichte und anschließende, lange Ruhezeiten sorgt faktisch dafür, dass man faktisch einen großen Teil der Pflanzen lokal kompostiert. Der Dung und der Urin der Tiere dient zusätzlich als Dünger und Futter für Bakterien. Im Dung sind auch Bakterien enthalten.

Mikroorganismen, Komposttee, oder was auch immer  auf Weidefläche verteilt wird, wird teilweise auch in den Boden gedrückt teilweise auch  von den Tieren verteilt. Die Tiere versorgen dabei durch das Zertrampeln und Düngen dafür, dass die Mikroorganismen, wo immer sie sind, Nahrung, Schatten und einen engen Kontakt zum Boden bekommen. Der Schatten ermöglicht auch niedrigere Bodentemperaturen, was im Sommer dem Bodenleben zu gute kommt. Die Bodendeckung bremst zudem Regentropfen und verhindert Erosionsschäden.

Verkrustete Bodenoberflächen werden durch den hohen Bodendruck der Tiere aufgebrochen. Organisches Material und Mikroorganismen werden dabei in den Boden gedrückt.

Man kann sich vorstellen, dass man vor diesem Hintergrund nicht die gesamte Fläche gleichmäßig besprühen muss, sondern sich darauf beschränken kann Komposttees oder auch Produkte wie die von SumaGrow, stategisch gezielt an bestimmten Stellen auszubringen. Die intensive Beweidungsform sorgt für die Verteilung, Verpflegung und Vermehrung der Mikroorganismen und eben auch für die Verteilung von Botenstoffen.

Strategisch kann hier aber auch bedeuten, dass man gezielt das Bodenleben analysiert und auf den dabei gewonnenen Informationen aufbauend das SumaGrow oder den Komposttee zusammenstellt.

Fazit

Rückblickend war dieser Artikel am Ende eher eine intellektuelle Wanderung und Entdeckungstour, bei der ich am Ende das komplette Kurspaket auf environmentcelebration.com  für die Hälfte des normalen Preises gekauft habe – was zu weiteren Entdeckungen und Einsichten zu führen verspricht.

Was ich über die Wirkungen und Möglichkeiten der Mikrobiologie in der Landwirtschaft und im Gartenbau bei den Recherchen für diesen Artikel gefunden und gelernt habe, hat mich sehr erstaunt.

Wirklich moderne Landwirtschaft kann offenbar weitgehend ohne die bei der Herstellung sehr viel fossile Energieträger kostenden, die  Umwelt und das Grundwasser belastenden Stickstoffdünger betrieben werden. Sie kann dabei mehr leisten und vor allem auch höhere Gewinne erwirtschaften als die konventionelle, auf Stickstoffdünger, Pestizide und Insektizide angewiesene, umweltschädliche und teilweise unerträgliche Bodenerosionen und Hochwasser verursachende konventionelle Landwirtschaft.

Wirklich moderne Landwirtschaft kann offenbar mit Hilfe solider Kenntnisse und intelligenter Nutzung der Mikrobiologie die Nahrungsmittelsicherheit, die Nahrungsmittelqualität und auch die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Landwirte sehr verbessern. Sie kann außerdem das Konfliktpotential und die Gefahr von humanitären und militärischen Katastrophen in vielen Ländern und Regionen reduzieren.

Kelberg, den 9. Juni 2018

Christoph Becker