Freiheit und das Streben nach Macht

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Freiheit und das Streben nach Macht ist der Titel des 10. Kapitels des Buches Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, aus dem Jahre 1988(!), das ich hier, anläßlich des 3. Oktobers 2015, als pdf-Datei einstelle. Das 11. Kapitel desselben Buches habe ich bereits unter dem Titel Zuviel des Guten eingestellt.

Hier der Link auf die pdf-Datei mit dem 10. Kapitel, „Freiheit und das Streben nach Macht“, aus dem Buch Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft: Kapitel 11, Freiheit und das Streben nach Macht, S.155 – 176.

Das Kapitel ist in die folgenden Unterabschnitte aufgeteilt:

  1. Rationale und soziale Freiheit
  2. Freiheit und Dominanz
  3. Rangordnung
  4. Problematische Auswirkungen des Rangstrebens
  5. Gehorsamsbereitschaft

Es sind die Abschnitte Problematische Auswirkungen des Rangstrebens und  Gehorsamsbereitschaft, die mich bewogen haben das 10. Kapitel dieses, noch vor der Wiedervereinigung erschienenen und leider viel zu wenig beachteten Buches,  am 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung zu scannen und als herunterladbare pdf-Datei einzustellen1 . Eibl-Eibesfeldts Ausführungen über Mängel der Qualifikation politischer Führer und auch über die oft sehr schlechte Qualität der von der Poltitik beauftragten “Experten” fand ich besonders gut. Aber auch die anderen Aspekte finde ich sehr gut erklärt. Das Versagen der deutschen Politik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch das Versagen der deutschen Politik seit der Wiedervereinigung werden damit verständlicher.

Als ich heute morgen zu meiner Praxis ging, um das Kapitel einzuscannen und diesen Artikel zu schreiben, waren auf dem Marktplatz einige  “Flüchtlinge” mit ihren Kindern, die nun meines Erachtens den ohnehin unvermeidbaren Niedergang unserer modernen Industriegesellschaft und unseres Sozialstaates sehr beschleunigen werden.  Dass dies nicht nur meine Meinung ist, stand letzte Woche im Gemeindeblättchen meines Ortes. Zitat:

Deutsches Rotes Kreuz Vulkaneifel

Ganz oft hört man: Die Flüchtlinge bedrohen den Wohlstand unserer Gemeinde. Oder: Dann finde ich keinen Kita-Plaztz mehr für mein Kind. Die Menschen fühlen große Unsicherheit und versuchen Erklärungen zu finden. Woher kommt die Angst? Wie gehe ich mit Veränderungen im Leben um? Was kann ich tun?

Mit unserem Gesprächskreis wollen wir neue Denkweisen eröffnen. Der Gesprächskreis steht unter dem Motto: Neue Wege gehen, die ausgetretenen Pfade verlassen, nicht dass wir auf einmal stecken bleiben. Der Dauner Gesprächskreis “Meine Seele darf sprechen” …..

 

Schade. Ich habe das leider ein paar Tage zu spät gelesen. Ich hätte mir die Leute mit ihren Sorgen gerne einmal angehört.  Die Sorgen der Leute sind jedenfalls nur zu  berechtigt.  Eine google-Suche mit “gesamtkosten pro flüchtling” ließ mich eine Kostenaufstellung auf www.pi-news.net eine Kostenaufstellung mit dem bezeichnenden Titel Asylbewerber kosten 24000 Euro pro Jahr, finden.

Nicht eingerechnet sind dabei mit Sicherheit die:

Für die verängstigten Bürger die das DRK mit seinem Gesprächskreis ansprechen will, hätte ich darüber hinaus zwei sehr empfehlenswerte Reden von Manfred Kleine-Hartlage, die ich in den letzten Tagen gehört habe:


 

Dann habe ich mir am 3. Oktober,  das Interview des britischen Journalisten, Autors und Betreibers der Webseite Legalise-Freedom.com, Greg Moffitt, mit dem amerikanischen Schriftsteller und Blogger John Michael Greer über Greers neues Buch  After Progress: Reason and Religion at the End of the Industrial Age (dt. Nach dem Fortschritt: Vernunft und Religion am Ende des Industristriezeitalters. Nachtrag: zu diesem Buch habe, nach Abschluss der Lektüre, am 13. Okt. 2015 den Blogbeitrag Nach dem Fortschritt verfasst. ) angehört, weil ich denke, dass soetwas auch zu einem deutschen Nationalfeiertag im Jahre 2015 gehört:

In vielen Punkten entspricht dieses Interview dem Interview von Chris Martenson mit John Michael Greer, das ich für meine Webseite übersetzt hatte.

Die Scherzfrage, “Wie heißt ein Wirtschaftswissenschaftler der eine Prognose macht?” Antwort “Falsch oder Unzutreffend” (auf Englisch Wrong), kommt auch hier vor.

Meine von Faulheit geprägte Hoffnung, mir mit dem Anhören des Interviews die Lektüre des Buches ersparen zu können wurde nicht erfüllt. Das Buch ist schon auf den ersten Seiten ein absoluter Knüller und Sprengstoff, etwa indem Greer sich mit Friedrich Nietzsche  und dem christlichen Glaubensfundament der westlichen Gesellschaften beschäftigt, von dem wir längst den alles haltenden Grundstein, nämlich den Glauben an Gott entfernt haben. Wenn ich das so sehe könnte unsere irre Asylpolitik ein verzweifelter Versuch vor den Folgen unseres Glaubensverlustes zu fliehen: Nämlich vor der Einsicht, dass wir keine vernünftige Begründung für moralisches und Verhalten und Ethik mehr haben, weil wir, wie Nietzsche es ausgedrückt hat, Gott getötet haben und damit unsere Kosten/Nutzenrechungen verändert hat. Ethik und Moral die dem Einzelnen im Hier und Jetzt keine klaren Vorteile bringen sind nun nichts mehr wert. Der Staat und die Gesellschaft können, werden und müssen versuchen den Verlust an Glauben durch Gewalt und eine funktionierende Polizei und Justiz zu ersetzen, aber das kann und wird auf Dauer nicht gelingen weil, wie der Soziologe William Catton in seinem Buch Bottleneck: Humanity’s Impending Impasse (dt. : Genetischer Flaschenhals: Die in Sicht kommende Strassensperre der Menschheit) schreibt, die zunehmende Spezialisierung der Menschen nicht nur die Effizienz und Fähigkeiten steigert sondern auch immer neue Betrugsmöglichkeit eröffnet. Wie auch immer Greers Buch werde ich also lesen müssen, weil es wichtige Details erörtert. Aus seinem Webblog www.thearchdruidreport.blogspot.de weiß ich aber auch, dass Greer für die Zeit nach dem Zusammenbruch unserer Industriegesellschaft eine Wiedererstarken der Religion voraussieht – aber leider auch einen Zusammenbruch des Glaubens an die Wissenschaft.

Doch zurück zu Greers Interview mit Greg Moffit:

Ein wesentlicher Punkt Greers ist, dass der Glaube an den Fortschritt eine weit verbreitete, ziemlich fundamentalistische Religion oder Ersatzreligion der westlichen Industriegesellschaften ist.

Beim Glauben an den Fortschritt handle sich um eine Religion bzw. um religiöse Gewissheiten, weil die harten Fakten der Realität eine andere Sprache sprechen.

Ein Beispiel ist auch auch hier das Thema Fracking, Teersande und Energiegewinnung, bei dem Politiker, Journalisten und Bevölkerung offenbar nicht, oder noch nicht, sehen, dass es hier eher nicht mehr um eine reale, längerfristige Energieversorgung sondern eher um eine Finanzblase geht. Keines der mit Facking befaßten Unternehmen habe mit der damit ermöglichten Öl- und Gasförderung  Gewinne gemacht. Gewinne würden höchsten mit dem Verkauf von Anteilen gemacht. Die per Fracking erschlossenen Quellen würden, anders als klassische Öl- und Gasquellen rasant an Förderkapazität verlieren.

Das Problem, dass die Generation der geburtenstarken Jahrgänge und die 68er ihre Ideale verkauft haben und dass man all die vielen guten Ansätze und Möglichkeiten, die man in den 70er Jahren noch hatte, um die Industriegesellschaften vorsichtig auf eine Zeit nach dem Öl vorzubereiten und einen sanften Übergang hin zu bekommen vertan und verraten hat.

Es sei einmalig, dass eine Generation, eben die der geburtenstarken Jahrgänge und der 68er, mehr oder weniger bewusst, die Zukunft ihrer Kinder und Enkel zerstört und verheizt habe, um sich selber ein schönes Leben zu machen. Eine Einstellung sei z.B. dass man vor den üblen Folgen der aktuellen Politik die Augen mit dem Argument verschließe, dann wenn alles Zusammenbreche und der Preis für die derzeitige Politik und Lebensweise zu bezahlen sei, sei man ja schon tot, das würde man ja nicht mehr selber erleben.

Ich denke DAS ist ein Phänomen, das auch einige Aspekte der Politik in Deutschland in den letzten 25 Jahren, aber vor allem auch in den letzten Monaten verständlicher macht.

Das ist dann wieder ein Punkt, wo das mit diesem Artikel als Download verfügbar gemachte 10. Kapitel aus Prof. Eibl-Eibefeldts Buch Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft zum Tragen kommt.  Das Problem der oft völlig mangelhaften Qualifikation und Auswahl von politischen Führungspersonal, das Eibl-Eibesfeldt behandelt,  und auch über die von ihm angedeuteten Gesetze, sollte man diskutieren.

Ein Aspekt von Eibl-Eibesfeldts Ausführungen ist auch, dass die insbesondere auch von der deutschen Politik in den letzten Jahrzehnten forcierte Tendenz zu immer größeren politischen Einheiten (EU, “eine Welt”) die Wahrscheinlichkeit für Machtmissbrauch und Verbrechen vergrößert. Mich ließ dass an Leopold Kohr denken. Ich schließe diesen Beitrag zum 3. Oktober 2015, dem 25. Jahretag der Deutschen Einheit, indem ich den Film Leben nach menschlichem Mass über Leopold Kohr einbinde:

 

Mein Fazit: Ein Nationalfeiertag, wie der “Tag der deutschen Einheit”, den ich letzte Woche noch für nutzlos gehalten hatte, bringt also  schon etwas, wenn man ihn zum Nachdenken und Lernen nutzt. Mein anderes Werk am 3. Oktober 2015, mit Blick auf Deutschland, war die vorher schon von mir an anderer Stelle skizzierte und begründete Operation Troja zu überarbeiten und in einen eigenen Artikel zu verwandeln.

Kelberg, den 3. Oktober 2015

Christoph Becker


  1. Der Verlag bietet das Buch offenbar nicht mehr an, aber es gibt derzeit bei www.amazon.de und www.booklooker.de insgesamt noch ca. 100, meist gebrauchte Exemplare dieses Buches. Ich hoffe, dass es wieder mehr nachgefragt wird und dass irgend ein Verlag es wieder anbieten wird. 

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