Die Ratten verlassen das Schiff

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Die in den letzten Jahren als Rettung von unseren Energieproblemen gefeierte Weiterentwicklung des Frackings war wohl nicht das was man meinte. Einige der ganz großen Investoren steigen jedenfalls aus. Auch am amerikanischen Immobilienmarkt ziehen wieder dunkle Wolken auf.Tom Lewis veröffentlichte am 6. September 2014, auf seiner Internetseite The Daily Impact – Chronicling the Crash of the Industrial Age [Der tägliche Einschlag – Erstellen einer Chronik vom  Absturz des Industriezeitalters] einen interessanten Artikel mit der Überschrift „Rats starts to leave the Fracking Ship“ [Ratten beginnen das Fracking-Schiff zu verlassen] . Demnach hält  Andrew John Hall, einer der großen Investoren und ein sehr erfolgreicher Spekulant und Vermögensverwalter im Ölgeschäft, nicht mehr viel vom Fracking, unter anderem weil es zu teuer ist, weil die damit erschlossenen Ölquellen ziemlich schnell versiegen, und weil die besten Stellen schon ausgebeutet sind.  Die Mineralölkonzerne Shell und BP sind zudem bereits aus dem Fracking-Geschäft ausgestiegen bzw. bereiten den Ausstieg offenbar vor.

Nachdenklich stimmt auch der Artikel Former BP chief warns on Russia sanctions [Ehemaliger BP-Chef warnt vor Sanktionen gegen Russland] in der Financial Times vom 14.9.2014.  Der Artikel erklärt, dass der Ölpreis angesichts der aktuellen Krisen längst um über die Hälfte höher wäre als er es tatsächlich ist, wenn die in den USA derzeit nicht so viel Öl durch die Fracking-Methode gefördert würde.  Dazu ein Zitat aus dem Artikel:

„Die Welt wiegt sich wegen dem was in den USA passiert in einem falschen Sicherheitsgefühl“ sagte Herr Hayward [früherer BP-Chef] in einem Interview mit der Financial Times, und bezieht sich dabei auf den Schieferölboom, der die amerikanischen Rohölproduktion seit 2008 um 60% gesteigert hat. Aber, fragte er: „Wenn die US-amerikanische Förderung ihren Gipfel erreicht, wo wird dann die neue Förderung herkommen?“

Es erscheint daher  sinnvoll sich darauf ein zu stellen, dass die von der Frackingeuphorie verursachte Investitionsblase in den nächsten Monaten, oder im nächsten Jahr platzt. Die Sanktionen gegen Russland könnten die Entwicklung beschleunigen und die Folgen erheblich verschlimmern.

Parallel dazu droht weiteres Ungemach im Immobiliensektor der USA, der neben den damals sehr hohen Ölpreisen schon für die Finanzkrise im Jahre 2008 mitverantwortlich war.

Die amerikanische Regierung hat die Lösung der Hypothekenkreis teilweise nur auf 2015 verschoben, indem sie die Tilgung der Hypotheken per Gesetz für einige Jahre ausgesetzt hat. Auch hat man zur Schonung der Hausbesitzer teilweise die Zinsen reduziert. Beides Regelungen zum Schutz der hochverschuldeten Hausbesitzer laufen aus. Viele Hausbesitzer müssen ab nächstem Jahr anfangen ihre Hypotheken zu tilgen, und nicht nur Zinsen zu bezahlen. Außerdem werden die Zinsen steigen wo durch ein Programm der Regierung die Zinsen zum Schutz der Hausbesitzer sehr niedrig gehalten wurden. Die Einkommenssituation vieler betroffener Hausbesitzer hat sich aber trotz aller Versuche zur Konjunkturbelebung nicht verbessert.

Aber das ist noch nicht alles. Während man die Finanzkrise vor allem damit verursacht hat, dass man massenweise Hypotheken an nicht oder wenig zahlungsfähige Hausbesitzer vergeben hat, um diese unsicheren Hypotheken dann zu Bündeln und Anteile an diesen Bündeln mit satten Gewinnen an naive Investoren aus Europa und anderswo zu verkaufen, hat man nun ein sehr ähnliches Geschäftsmodell entwickelt: Man bündelt Häuser die angeblich vermietet sind oder sein sollten zu neuen Finanzprodukten und handelt mit Anteilen von diesen, obwohl die Mieteinnahmen und Renditen bei weitem nicht das sind was man verspricht. Siehe dazu von Tom Lewis, vom 15. Septemeber2014, den Artikel „Housing Bubble II Deja Vu, Again“ [Häuserblase 2, Déjà-vu, wieder]. Ein Déjà-vu ist eine Erinnerungstäuschung, bei der der Eindruck entsteht, gegenwärtig Erlebtes schon einmal erlebt zu haben.

Bei den großen Betrügereien und dem Platzen von Investitionsblasen in den USA werden auch sicher geglaubte Altersversorgungen von vielen Deutschen Anlegern und Versicherten leiden.

Vor diesem Hintergrund gibt es aus deutscher Sicht, in deutscher Sprache eine zwar bedrückende, aber doch auch sehr amüsante Sendung des Kabarettisten Volker Pispers, die gerade gestern, im Fernsehen zu sehen war: Volker Pispers, bis Neulich vom 14.9.2014. Herr Pispers hat das Problem der knapper und teuer werdenden Energie und Rohstoffe, mit allen Konsequenzen noch nicht einmal erkannt und eingerechnet, so dass die Zukunft noch bitterer zu werden droht als es seine ätzende Scherze und Analysen der bundesrepublikanischen Lage und Politik nahe legen. Aber alleine seine sehr wahre Beschreibung der Qualität, des Stils und der Kompetenz unserer Regierung und Kanzlerin ist köstlich und unbedingt sehens und hörenswert.

Christoph Becker, Kelberg, den 15. September 2014

 

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