Blut für Öl

Der hier übersetzte,  1993 in der Januar-Februar Ausgabe der Zeitschrift Command erschienene Artikel Blood for Oil: The Quest for Fuel in World War II (dt.: Blut für Öl: Die Suche nach Treibstoff im 2. Weltkrieg) von Michael Antonucci betrachtet den 2. Weltkrieg vor allem als einen Krieg um Öl und und als einen Krieg dessen Verlauf und Ausgang sich im Wesentlichen auch durch Ölmangel erklären lässt.  Eine mit Blick auf die Gegenwart und Zukunft denkwürdige und lehrreiche Geschichte, die leider wenig bekannt ist.

Blut für Öl: Die Suche nach Treibstoff im 2. Weltkrieg

Der legendäre deutsche Feldmarschall Erwin Rommel schrieb einmal: „Die Schlacht ist von den Quartiermeistern ausgefochten und entschieden, bevor das Schießen beginnt.“

Die Studenten der Militärgeschichte neigen dazu, die Bedeutung der Logistik zu beteuern, während sie es bevorzugen über Panzer und Artillerie, Massen und Manöver,  Angriffe und Gegenangriffe zu lesen. Die Gründe für diese Neigung sind leicht zu verstehen. Es gibt keine offensichtlichen Dramen bei der Untersuchung der Nachschublinien und es ist leichter und einfacher zu glauben, dass Kriege immer auf den Schlachtfeldern gewonnen werden.

Zum Beispiel wurden Millionen Seiten über die Taktiken und Strategien des Zweiten Weltkrieges geschrieben, aber relativ wenig darüber, wie nahezu jede wichtige Entscheidung in diesem Konflikt durch den Bedarf eines Grundstoffes beeinflusst wurde, ohne den keine moderne Armee funktionieren kann – Öl.

Feldmarschall Erwin Rommel

Die Führer aller am 2. Weltkrieg beteiligten Nationen waren sich bewusst, wie essenziell die Ölversorgung für ihre Kriegspläne war. Die Bedeutung des Öls war während des 1. Weltkrieges offensichtlich geworden. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Armeen wurde die Notwendigkeit einer sicheren Treibstoff- und Schmierstoffversorgung eine unerlässliche Bedingung für militärische Operationen. Der französische Diplomat Henri Berenger hatte recht, als er bereits 1921 erklärte, dass im nächsten Krieg: “Der, der das Öl besitzt, die Welt besitzt, weil er mittels Schweröl die See beherrscht, die Luft mittels ultra-raffinierter Treibstoffe und das Land mittels Dieselöl und Petroleum.

Eine Untersuchung der Versuche der Kriegsparteien die Ölversorgung für ihre Länder während des Zweiten Weltkrieges zu sichern, sowohl auf dem europäischen als auch im pazifischen Kriegsschauplatz, erklärt nicht nur viele ansonsten mysteriöse Ereignisse, sondern enthält ebenfalls wichtige Lektionen über potentielle zukünftige Konflikte.

Der europäische Kriegsschauplatz: Indikatoren der Vorkriegszeit

„Um zu kämpfen, müssen wir Öl für unsere Maschine haben.” – Adolf Hitler

Bei all seinen Fehlern als Militärstratege muss man Adolf Hitler zugute halten, dass er ein genauso gutes Verständnis der wirtschaftlichen Grundlagen groß angelegter militärischer Operationen hatte wie alle anderen im Oberkommando der Nazis. Bei seiner Machtergreifung 1933 begann er unmittelbar mit der Suche nach Methoden zur Steigerung der Entdeckung und Förderung von Öl.

Zwischen 1933 und 1939 verdreifachte sich die deutsche Ölproduktion nahezu auf 4,5 Millionen Barrel pro Jahr. Wie die meisten Länder in Westeuropa verfügte Deutschland über reiche Kohlevorkommen, aber nur über wenig Öl. Unter Hitlers Befehlen begannen deutsche Ingenieure daran zu arbeiten, synthetischen Treibstoff, hauptsächlich aus Kohle und Braunkohle, in nie dagewesene Geschwindigkeit herzustellen. 1941 erreichte die Produktion synthetischen Treibstoffes ein Niveau von 31 Millionen Barrel pro Jahr. Ein Sparprogramm war lange vor Beginn des Krieges eingeführt worden und aus der Sowjetunion und Rumänien gekauftes Öl war für zukünftige Verwendungen eingelagert worden.

Trotz all dieser Maßnahmen war in Europa einfach nicht genug Öl verfügbar, um die großen Anforderungen zu befriedigen, die eine mechanisierte Truppe im Dienst eines Landes mit expansionistischen Zielen hatte. Eine Panzerdivision verbrauchte typischerweise über 2300 Liter Treibstoff (19 Barrel) pro Kilometer. Trotz der drakonischen Maßnahmen, die die Wehrmacht ergriff, wurde daher schnell klar, dass die für die Deutschen optimalen Taktiken modifiziert werden mussten, um im Rahmen der verfügbaren Ressourcen funktionieren zu können.  Das hat so viel wie jeder andere praktische oder theoretische Faktor zur Konzeption und Praxis des Blitzkrieges beigetragen.

In der Tat ist es wirklich schwierig die Lücke, zu überschätzen, die zwischen dem Treibstoffbedarf der deutschen Streitkräfte und der tatsächlichen Versorgung bestand. Die Bilder von Panzern,  die durch Polen, die Beneluxstaaten und Frankreich rollten, sind in unser Bewusstsein als charakteristisch für eine neue Art der Kriegsführung eingegraben, die Nazideutschland erfunden hat. Es wird leicht vergessen, dass diese Panzer nur einen kleinen Teil der gesamten Streitmacht ausmachten und dass die deutsche Armee weit davon entfernt war, voll mechanisiert zu sein.

Obwohl es von Feldzug zu Feldzug und von Einheit zu Einheit variierte, wurde während des ganzen Krieges 70 % des deutschen Nachschubs mit Zugpferden transportiert. Jede Infanteriedivision verfügte über 5375 Pferde. Im Verlauf des Krieges wurde die Versorgung mit Treibstoff sogar noch kritischer und Pferde wurden für die deutschen Kriegsanstrengungen eher noch wichtiger.

Selbst mit ihren vollständig motorisierten Speerspitzenkräften konnten die Deutschen keinen langen mobilen Krieg wagen. Deutschland benötigte mehr Öl als es hatte, um sowohl seine Industrie als auch seine Kriegsmaschine an der Front zu betreiben. Daher wurde auch auf dem strategischen Niveau die Notwendigkeit die Mutter der Erfindung – der Blitzkrieg wurde als die Lösung gesehen, mit der man Gegner entscheidend besiegen konnte, bevor die eigenen Treibstoffvorräte zur Neige gingen.

1938 verwirklichte Hitler den Anschluss von Österreich mit zwei mobilen Divisionen: Die zweite Panzerdivision aus Würzburg und die SS-Division Leibstandarte aus Berlin. Beide Einheiten sollten triumphal durch Österreich nach Wien fahren. Ein böses Vorzeichen von dem, was kommen sollte passierte auf halbem Wege, als beiden Marschkolonnen das Benzin ausging. Nur verzweifelte Anrufe bei an der Route gelegenen zivilen Tankstellen verhinderten, was andernfalls für das Regime ein Public Relations Desaster geworden wäre.

Öl Kommandos

Noch bevor das eigentliche Schießen begann, war dem deutschen Oberkommando daher klar, dass das Erobern von Land nicht ausreichen würde, um den Krieg zu gewinnen. Die Ölversorgung der neu eroberten Gebiete musste für die Verwendung durch die Deutschen beschlagnahmt werden. Die intakte Eroberung feindlicher Ölfelder wurde eine vorrangige (und oft übermenschliche) Aufgabe bei all ihren Invasionen. Es konnte erwartet werden, dass der Gegner sie entschieden verteidigt und versuchen würde sie zu zerstören, wenn er zum Rückzug gezwungen würde.

Es würde ein geschulte Gruppe von Ingenieuren und Technikern erfordern, um kriegszerstörte Ölfelder oder Raffinerien instand zu setzen. Die Wirtschaftsabteilung des Oberkommandos des Heeres bereitete solche Eventualitäten vor, indem es Major Erich Will beauftragte, eine Einheit mit “Ölkommandos” zu bilden, deren Auftrag darin bestehen würde, die technische Besetzung und Reparatur von eroberten Öl-Einrichtungen des Gegners durchzuführen.

Der erste Test der Ölkommandos kam im Polenfeldzug. Ein ziviles Team von 50 Spezialisten für Ölsuche und Ölförderung begleitete das XXII. Korps bei seinem schnellen Vorstoß durch den Südosten Polens, mit dem Ziel, die Ölfelder und Raffinerien in Galizien zu besetzen. Der Blitzkrieg begann am 1. September 1939 und am nächsten Tag war bereits einer Panzerdivision des XIX Korps zeitweise einmal der Treibstoff ausgegangen, weil man nicht genug Lastkraftwagen hatte, um den Treibstoff nach vorne zu bringen.

Das Ölkommando sah sich ebenfalls Schwierigkeiten ausgesetzt. Sie erreichten die Außenbezirke der galizischen Ölfelder am 15. September und richteten ein Büro in Jaslo ein. Aber zu der Zeit als das XXII. Korps sich voraus Richtung Winniki bewegte, hatten die Sowjets die Szene betreten und besetzten die Ölfelder vor ihnen. Deutschland konnte schließlich nur 30 % von Polens Ölfeldern erobern und musste mit Stalin über den jährlichen Verkauf von einer Ölmenge verhandeln, die den anderen 70 % entsprach.

Dennoch war Hitler von den Anstrengungen seiner Ölkommandos genügend angetan, um deren Anzahl zu vergrößern. Er schuf die „technische Ölbrigade” unter Generalmajor Erich Homburg. In ihrer Spitzenzeit bestand die Brigade aus fast 15.000 Mann, aber kleinere Gruppen (Kommandos genannt, oder Abteilungen) wurden für spezielle Aufgaben ins Feld geschickt.

Der Krieg im Westen, 1940-41

Von einem nur den Treibstoff betrachtenden Standpunkt aus muss der Fall Frankreichs für die Deutschen als der größte Sieg des ganzen Krieges betrachtet werden. D. h. zum ersten und einzigen Mal beendete Hitler einen Feldzug mit mehr Öl als er bei dessen Beginn hatte.

Die deutsche Armee und Luftwaffe hatte aus dem Polenfeldzug genug gelernt, um für den Krieg im Westen bedeutende Reserven aufzubauen. Als dieser Blitzkrieg vorbei war, hatte die Wehrmacht mehr als 20 Millionen Barrel Öl von den Franzosen, Belgiern und Niederländern erbeutet. Da die Invasoren nur 12 Millionen Barrel während des gesamten Feldzuges verbraucht hatten, repräsentierten die Eroberungen einen Nettogewinn von 8 Millionen Barrel. (Zum Vergleich und um zu zeigen, wie prekär die deutsche Situation blieb: die USA produzierten 1940 im Durchschnitt 4 Millionen Barrel pro Tag.)

Während des Feldzuges wurden die Ölkommandos eingesetzt, um die französischen Ölquellen bei Pechelbronn im Elsass zu besetzen. Am 21. Juni, mit der Hilfe französischer Kollaborateure, gelang ihnen, dies ohne einen Schuss abzugeben. Die französischen Einheiten, die den Auftrag hatten, die technischen Anlagen zu zerstören, waren vollständig erfolglos. Die Ölkommandos konnten nicht nur die 5,7 Millionen Liter Petroleum in den Vorratstanks dort bekommen sondern auch noch die Produktion innerhalb weniger Monate zurück auf die volle Kapazität bringen.

Dieselbe Operation erzielte einen zusätzlichen Bonus in Form von Wirtschaftsspionage. Die Spezialisten der technischen Ölbrigade waren in der Lage, die französischen Akten auszuwerten und an Daten über Ölgeschäfte und geologische Untersuchungen in den anderen Ländern Europas zu gelangen. Die Akten über die Sowjetunion waren von speziellem Interesse. Sie wurden zusammen gepackt und nach Berlin geschickt.

Währenddessen half Öl ebenfalls, die Luftschlacht um England zu entscheiden. Die Royal Air Force, die Zugang zu Amerikas Öl hatte, war in der Lage, Flugzeugbenzin mit 100 Oktan in ihren Jagdflugzeugen vom Typ Spitfire und Hurrican einzusetzen. Das verbesserte die Leistung der Maschinen und erlaubte schnellere Starts, kurzzeitig höhere Geschwindigkeiten und höre Nutzlasten.

Die Deutschen mussten Quantität vor Qualität wählen. Weil die Produktion von Flugzeugbenzin mit höherer Oktanzahl notwendigerweise niedrigere Produktionsmengen bedeutet hätte, entschied sich das Oberkommando der Luftwaffe, seine Flugzeuge mit Flugbenzin von 87 Oktan fliegen zu lassen. Die resultierenden Nachteile wirkten sich am stärksten in einer verringerten Einsatzdauer aus. Mit reduzierter Maschinenleistung konnten die deutschen Maschinen nur 15-20 Minuten im britischen Luftraum verbleiben, wenn sie genug Treibstoff für den Rückflug haben wollten. Wenn man bedenkt, wie knapp die Luftschlacht um England ausging, dann hätte jede Verbesserung der Leistung der Luftwaffe sich als für einen anderen Ausgang der Schlacht entscheidend erweisen können.

Ein Paradox entsteht

Anfang 1941, mit der Aufstellung des Afrikakorps, um die Italiener von einer Niederlage in Nordafrika zu retten, geschah nun das erste Paradox von vielen, die die Nazis bei der Suche nach Öl trafen. Während sie Territorium für Territorium eroberten, sammelten sie mehr Öl, aber sie übernahmen auch die Verantwortung für den Ölbedarf der neuen Eroberungen. Da jeder eroberte Staat ein Netto-Ölimporteur war, wurde für Hitler die Lücke zwischen Ölversorgung und Ölnachfrage immer größer, obwohl seine Nation scheinbar den Krieg gewann. Nirgendwo war das Dilemma offensichtlicher als im Mittelmeerraum.

Roy Grinnells Bild zeigt Maschinen vom Typ B-24 beim Bombardieren der deutschen Ölraffinerie in Ploesti, Rumänien

Als verbündeter der Deutschen im Öl-Krieg war das faschistische Italien mehr eine Behinderung als eine Hilfe. 1939 importierte Italien 92 % seines Öls. ( Das viele Öl in ihrer Kolonie Libyen, lag ironischerweise nur ein wenig zu tief, um mit den damaligen Methoden entdeckt zu werden.) Als die Deutschen in  Nordafrika eintrafen, um dort zu kämpfen, mussten sie außerdem die Aufgabe übernehmen, die italienischen Streitkräfte mit Treibstoff zu versorgen.

Rommel bewirkte Wunder mit dem wenigen Treibstoff, der an dem britischen Marine- und Luftwaffenstützpunkt Malta vorbei kam, und mit den Treibstoffvorräten des Gegners, die er erbeuten konnte, aber kein Kommandeur litt mehr unter den Unsicherheiten der Treibstoffversorgung als er. Bereits im Juni 1941 schrieb Rommel „wir wissen, dass unsere Bewegungen mehr durch unsere Tankanzeigen entschieden werden als durch taktische Erfordernisse.”

Er wurde außerdem mit einem anderen Paradox konfrontiert. Wegen der großen Entfernungen in der nordafrikanischen Wüste stellte er manchmal fest, dass er nicht genug Treibstoff für seine Tanklaster hatte. Es gab Fälle, in denen die Hälfte des der Division zugeteilten Treibstoffes für den Transport der anderen Hälfte an die Front verbraucht wurde. LKWs fuhren nach vorne, nur um herauszufinden, dass sie nicht genug Benzin für die Rückfahrt hatten.

Öl und Barbarossa

Ende 1940 stand Hitler überall in Westeuropa, wo nur noch Großbritannien seinen Forderungen aktiv Widerstand leistete. Die Gründe für seinen Angriff auf die Sowjetunion werden noch immer von den Gelehrten diskutiert, aber Bedenken wegen der Ölversorgung spielten bei dieser Entscheidung zumindest teilweise eine Rolle.

Die Sowjets hatten Hitler über viereinhalb Millionen Barrel Öl geliefert, bevor er seine Armeen in Richtung Osten zur Operation Barbarossa schickte. Die Sowjetunion war zu dieser Zeit der zweitgrößte Ölproduzent der Welt. Trotz strikter Rationierung musste sie Öl aus den USA importieren, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Mit Blick auf die Sicherung einer besseren Ölversorgung für sich selbst hatte Stalin Hitler zur Einwilligung in seine territorialen Ansprüche in Rumänien gezwungen. Das war jedoch ein schlecht bedachter Schachzug, weil er die Sowjetunion dazu verdammte, von den Deutschen angegriffen zu werden.

Das meiste von Hitlers Rohöl kam von den rumänischen Feldern bei Ploesti, und Stalins Landnahme an dieser Nation brachte die Rote Armee ungemütlich nah an Deutschlands kritische Versorgungslinien. Es war an diesem Punkt, an dem Hitler seine Nation irreversibel zu einer Invasion verpflichtete.

In einem Verhör nach dem Krieg hat Hans Kolbe, ein amerikanischer Spion im deutschen Außenministerium in Berlin diese Einschätzung geäußert: „die deutsche Notwendigkeit sowjetisches Öl zu erhalten, wurde als der Hauptgrund für den Angriff angesehen. Da die sowjetischen Lieferungen unzureichend waren, um den deutschen Bedarf zu decken, um den Krieg [im Westen] zu Ende zu bringen, schien die einzige Zuflucht die Besetzung und Ausbeutung der sowjetischen Ölquellen durch die Deutschen zu sein.“

Natürlich hatte Hitler sowohl politische als auch militärische Ziele bei seiner Invasion, nämlich die Zerstörung des sowjetischen Regimes und der Roten Armee. Als der Angriff begann, kamen diese Ziele in Konflikt mit dem Bedarf an Öl. In seiner Weisung vom 21. August 1941 zeigte Hitler klar, was er als das kritische Ziel der Invasion betrachtete: „Das wichtigste Ziel, das vor dem Einsetzen des Winters erreicht werden muss, ist nicht die Eroberung Moskaus, sondern die Besetzung der Krim und der Industrie- und Kohleregion des Donez, und das Abschneiden der russischen Ölversorgung vom Kaukasusgebiet.”

Das letztere Gebiet war dasjenige, von dem 84 % des Öls flossen, das die gesamte Sowjetunion produzierte. Erstaunliche 72 % wurden alleine in der Gegend um Baku gefördert. Der Rest von kleineren Komplexen bei Maikop und Grozny. Während des zweiten Jahres des Feldzuges im Osten wurden diese Felder das Hauptziel der deutschen Armee und der stark vergrößerten technischen Ölbrigade.

Das war noch nicht die Grenze von Hitlers Ambitionen. Wenn er den Krieg an der Ostfront gewonnen hätte, dann wäre seine nächste große Operation zweifellos ein auf das Öl des mittleren Ostens zielender Zangenangriff vom Kaukasus und vom Balkan aus gewesen, wobei man sich dann mit dem durch Palästina vorrückenden Afrika Koprs verbunden hätte. Es war ein grandioses Schema, aber wenn die Sowjets von ihrer Ölversorgung abgeschnitten worden wären,  hätte es wohl gelingen können. Glücklicherweise kam das nächste Rohöl Paradox der Achsenmächte ins Spiel, bevor Hitler so einen weiteren Zug machen konnte.

Der 42er Feldzug zum Kaukasus

Die Erbeutung der Ölfelder des Kaukasus würde den Verbrauch der gesamten deutschen Ölreserven erfordern. Die deutschen Planer der Operation kamen zu dem Schluss, dass selbst bei den optimistischsten Prognosen nur für 60 Tage Treibstoff für einen mit aller Kraft vorgetragener, tiefer in die Sowjetunion reichenden Feldzug vorhanden waren. Wie bei den früheren Feldzügen gegen Polen und den Westen musste die Operation 1942 den Sieg mit einem Blitzkrieg bringen, andernfalls würde der Kriegszug an Ölmangel scheitern und möglicherweise zur Niederlage führen. Hitler nahm das Spiel an.

Armeegruppe A, wurde im Juli 1942 zusammen mit 6000 Angehörigen der technischen Ölbrigade halsbrecherisch Richtung Baku geschickt. Armeegruppe B wurde vorgesehen, um die Flanke beim Überqueren des Flusses Don zu schützen und um die Stadt Stalingrad einzunehmen (oder um zumindest so zu tun als ob).

Die Vorzeichen waren vom ersten Moment an nicht gut. Anders als bei früheren Situationen im Westen, erwies sich die Erbeutung von sowjetischem Treibstoff für die Panzer als nutzlos, weil die Kommunisten ihre Panzer mit Diesel betrieben, während die deutschen Maschinen mit normalem Benzin liefen. Aus diesem Grund musste Baku nicht nur schnell erbeutet werden, sondern die Anlagen dort mussten ebenfalls schnell in Betrieb genommen werden, damit die Wehrmacht nicht wegen Treibstoffmangel liegen blieb.

Im frühen Herbst war Maikop in den Händen der Deutschen und im Dezember floss, trotz der entschiedenen Anstrengungen sowjetischer Partisanen und Saboteure, von dort wieder Öl.  Aber die Armeegruppe A erreichte niemals Grozny oder Baku. Hitler verlor sein materielles Ziel aus den Augen und konzentrierte sich auf eines von nur symbolischer Bedeutung – Stalingrad. Er transferierte acht Divisionen von Armeegruppe A nach B womit deren Stoßkraft geschwächt wurde. Gruppe A war nicht in der Lage, in die Berge vorzudringen. Noch konnte sie dem sowjetischen Gegenangriff standhalten, als dieser einsetzte und Maikop musste am 18. Januar 1943 aufgegeben werden.

Ein Feldzug, von dem angenommen wurde, dass er nur Wochen dauern würde, hatte sich über Monate hingezogen, dann Jahre. Gut die Hälfte der deutschen Ölreserven wurde für die Ostfront verwendet. Beim Beginn des Vorstoßes 1942 hatte Hitler gesagt: „wenn ich das Öl von Maikop und Grozny nicht bekomme, dann muss ich den Krieg beenden.“ Er hätte sich in seinen eigenen Rat halten sollen.

Die Alliierten schlagen zurück

Die Alliierten waren sich der Macht der Ölwaffe voll bewusst. Sie hielten ein wachsames Auge auf die deutsche Ölproduktion und schicken sogar Expertenteams, um das Motoröl abgeschossener Flugzeuge der deutschen Luftwaffe zu untersuchen und die Qualität von deren Schmierstoffen zu bestimmen. Sie waren zudem in der glücklichen Lage, einen großen Prozentsatz der bekannten Ölreserven der Welt in Amerika, Russland und dem mittleren Osten zu kontrollieren. Jedoch litten selbst sie unter Knappheit, hauptsächlich wegen vernichtender U-Boot-Angriffe auf alliierte Tanker.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1944, nachdem die vorrückende Rote Armee Ploesti und seine Ölfelder vom Dritten Reich zurückerobert hatte, wurden Hitlers Streitkräfte nahezu vollständig von der Produktion synthetischer Treibstoffe abhängig. Die Anlagen zur synthetischen Treibstoffherstellung wurden Hauptziele alliierter Bombenangriffe.

B-17 Fliegenden Festungen nahmen im Mai 1944 an den Angriffen auf die Treibstoffanlagen teil

Zwischen Mai und September 1944 reduzierten alliierte Bombenangriffe die synthetische Treibstoffproduktion Deutschlands um 85 %. Bei einem einzigen Angriff, am 12. Mai, griffen 935 Bomber vom Typ fliegende Festung und Liberator die Ölproduktionsstätten in Zwickau, Leuna, Brux, Lutzendorf und Bohlen an. Jede Anlage wurde zumindest beschädigt und die Hälfte von ihnen wurde abgeschaltet. Albert Speer, Hitlers Minister für Bewaffnung und Munition sagte: „an diesem Tag wurde der technologische Krieg entschieden.“

Trotz der Tatsache, dass Deutschland während des Jahres 1944 Rekordmengen an Waffen produzierte, gab es nicht genug Treibstoff oder Schmierstoffe, um all diese neuen Maschinen einzusetzen. Speer stellte fest: „der Verlust des Treibstoffes hatte …….  einen entscheidenderen Effekt auf den Verlauf des Krieges als die Schwierigkeiten bei der Bewaffnung und Kommunikation.“ Bis kurz vor dem Tag der deutschen Kapitulation war Deutschland durch den Treibstoffmangel auf ein vorindustrielles Niveau reduziert worden.

Zum Beispiel war die Produktion von Flugzeugbenzin um 95 % reduziert, was nur noch ein anderes Öl-Paradox kreierte. Ohne Benzin konnten die Jagdflugzeuge nicht fliegen, um die Anlagen zur Ölproduktion zu schützen, was noch mehr zerstörte Raffinerien und damit noch weniger Treibstoff bedeutete. Um Treibstoff für die Bewegung der Flugzeuge am Boden zu sparen, wurden diese von Kuh- und Pferdegespannen zur Startbahn gezogen.

Speer sah das Unvermeidbare, als er eine Kolonne von 150 Lastkraftwagen der zehnten deutschen Armee sah, von denen jeder von vier Ochsen gezogen wurde. Selbst viele der berühmten V1 und V2 Raketen mussten mit pferdegezogenen Wagen zu ihrer Startposition gezogen werden.

Die Wichtigkeit von Öl wurde nie besser demonstriert, als bei der letzten Schlacht um Berlin. Während dieses erbitterten Kampfes standen sprichwörtlich tausende deutscher Panzer, Flugzeuge und Kanonen in nahegelegenen Lagerhäusern untätig herum, weil es an Treibstoff und Schmierstoffen für ihren Einsatz mangelte.

Angesichts von alledem ist es angemessen, dass Hitlers Körper nach seinem Selbstmord mit Benzin getränkt und verbrannt wurde. Das war das finale, ironische Paradox.

Der Kriegsschauplatz im Pazifik

„Gott war auf der Seite der Nation, die das Öl hatte.“ Prof. Wakimura, kaiserliche Universität Tokio.

Von Berlin aus gesehen auf der anderen Seite der Welt, begann ein anderer Partner der Achsenmächte um des Öl willens einen Krieg mit den Vereinigten Staaten. Die imperialen Ambitionen Japans waren mit seiner Abhängigkeit von amerikanischen Öllieferungen in Konflikt geraten.

Politische Entscheidungsträger in Amerika sperrten sich dagegen weiterhin, Treibstoff an die Japaner zu verkaufen und es damit der kaiserlichen Armee zu ermöglichen, rücksichtslos über das asiatische Festland zu stürmen. Jedoch blieb Amerika eine Zeit lang vorsichtig. Eine in der Vorkriegszeit angefertigte Analyse der amerikanischen Marine stellte fest: „Ein [Öl] Embargo würde wahrscheinlich zu einem baldigen Angriff Japans auf Malaysia und niederländisch Ostindien führen und würde wahrscheinlich die Vereinigten Staaten bald in einen Krieg im Pazifik verwickeln.“

Die Japaner lagerten so viel kalifornisches und mexikanisches Erdöl wie möglich. Sie boten sogar unverblümt an, ein potenziell ölreiches Gebiet Mexikos zu kaufen.

Der Drang nach Öl führte Japan zum ersten Öl Paradox des Krieges im Pazifik. Die Japaner, die ein Ölembargo der USA fürchteten, versuchten ihre Ölquellen zu diversifizieren, indem sie die Kontrolle über Öl produzierende Gebiete erlangten, aber es war genau diese Politik, die zu dem Embargo führte.

Wie die Deutschen, waren sich auch die Japaner ihrer Verwundbarkeit im Bezug auf die Ölversorgung bewusst. Admiral Isoroku Yamamoto, der Architekt des Angriffs auf Pearl Harbor, war so besorgt über den Ölmangel seiner Nation, dass er zu einem Zeitpunkt persönlich Experimente eines “Wissenschaftlers” gesponsert hat, der behauptete  an einer Methode zu arbeiten, mit der man Wasser in Öl verwandeln kann.

Als das Ölembargo gegen Japan im Oktober 1941 in Kraft trat, war den US-amerikanischen Militärplanern klar, dass ein Krieg im Pazifik unvermeidbar geworden war. Abgehörter und entschlüsselter Funkverkehr brachte die Amerikaner jedoch dazu zu glauben, dass die Japaner geradewegs die Ölquellen in Indonesien und Malaysia angreifen würden. Die Felder in Ostindien lieferten 170.000 Barrel Rohöl pro Tag und waren nur schwach verteidigt. Die Vorstellung, dass die Japaner zuerst einen Hauptangriff durchführen würden, um die amerikanische Marine außer Gefecht zu setzen, kam den meisten Analysten nicht in den Sinn.

Bei all ihrer Voreingenommenheit im Bezug auf das Öl übersahen die Japaner seine Bedeutung in der einen Schlacht, in der es einen entscheidenden Einfluss auf den ganzen Krieg hätte haben können – bei Pearl Harbor selbst. Fixiert auf die amerikanischen Kriegsschiffe und Hafenanlagen, dachten die Planer niemals daran, die Vorratstanks anzugreifen, in denen der Treibstoff für die gesamte US-amerikanische Pazifikflotte lagerte.

Als ihre Flugzeuge nach der zweiten Angriffswelle zu den japanischen Flugzeugträgern zurückgekehrt waren, versuchten einige der Piloten Admiral Nagano davon zu überzeugen, eine dritte Angriffswelle gegen die Instandsetzungs- und Ölanlagen fliegen zu lassen. Aber der Admiral, der zeitweise die Durchführbarkeit der gesamten Operation bezweifelt hatte, war ungewillt das Risiko eines weiteren Angriffs einzugehen. Er sammelte seine Gewinne und fuhr nach Hause; das war ein schwerer Fehler.

Jeder Tropfen Öl auf Oahu  war von Kalifornien dorthin transportiert worden. Admiral Chester Nimitz, der spätere Chef der Pazifikflotte, erinnerte sich: „Das gesamte Öl der Flotte war während des Angriffs auf Pearl Harbor in oberirdischen Tanks. Wir hatten ungefähr viereinhalb Millionen Barrel Öl dort und alles davon war für Geschosse im Kaliber .50 (= 12,7 mm) verwundbar. Wenn die Japaner dieses Öl zerstört hätten, hätte dies den Krieg um zwei weitere Jahre verlängert.”

Admiral Husband E. Kimmel, der nach dem Angriff  seines Kommandos bei der Pazifikflotte enthoben wurde, stimmte zu: “Hätten die Japaner das Öl zerstört, das zu diesem Zeitpunkt vollständig oberirdisch gelagert wurde… Hätte dies den Rückzug der Flotte zur amerikanischen Westküste erzwungen, weil es nirgendwo sonst da draußen Öl gab, um die Flotte weiter zu betreiben.”

Mit der dann von Kalifornien aus operierenden Pazifikflotte hätte es im nächsten Frühjahr keine Schlacht bei den Midwayinseln gegeben und der ganze Komplex des Krieges im Pazifik wäre ein anderer gewesen.

So wie es war, hatten die Japaner im Pazifik für eine kurze Zeit die Oberhand und griffen sich das meiste Öl Ostindiens, obwohl die Alliierten versuchten, die Anlagen dort zu zerstören. Zeitweise erreichte die kaiserliche Marine und Armee was Hitler nie gelang – Öl-Unabhängigkeit.

Dann wurden sie mit einem anderen Problem konfrontiert, das ihren Besitz der Ölfelder bedeutungslos machte – das zweite Öl Paradox des Krieges im Pazifik. Die Japaner hatten zu wenig Tankschiffe, um das benötigte Öl zu ihren Industrieanlagen auf den Heimatsinseln und zu den vielen, über das riesige Reich verteilten Außenposten, zu bringen. Sie waren zunehmend nicht in der Lage, die Tanker, die sie hatten, gegen die von den Alliierten mit U-Booten, Überwasserschiffen und Flugzeugen ausgeführten Angriffe zu schützen. Das Öl musste tausende Meilen von den Ölfeldern von Balikpapan auf Borneo zu den Heimatshäfen in Japan transportiert werden. Die Alliierten lagen auf der ganzen Strecke auf der Lauer.

Sofort nach der Übernahme des Kommandos über die Pazifikflotte vereinbarte Admiral Nimitz mit Admiral Ernes King, dem Chef der Marineoperationen, dass “das Hauptziel der alliierten Streitkräfte die Sicherung ihrer eigenen Versorgungslinien sei und dass man dann westwärts vorzustoßen würde um die Basen einzunehmen, von denen aus Japans unverzichtbare ‘Öl-Linie’ blockiert werden könnte.”

Eine der wichtigsten Schiffsversenkungen des Krieges geschah als das US-amerikanische U-Boot Grenadier die Tiyo Moru im Sommer 1942 versenkte. Über 1000 japanische Ölexperten und Techniker waren an Bord, mit dem Ziel in Ostindien die Ölproduktion anzukurbeln. Insgesamt 780 von ihnen kamen bei dem Angriff um. Bis zum Ende des Krieges waren 110 japanische Tanker das Opfer amerikanischer U-Boote geworden und teilten das Schicksal der Taiyo Maru auf dem Boden des pazifischen Ozeans.

Die Schutzmaßnahmen, die die Japaner ergriffen, erwiesen sich als wenig hilfreich. US-amerikanische Analysten hatten den Verschlüsselungscode der japanischen Marine geknackt und waren vollständig über die Fahrpläne und Ladungen der Tanker informiert. Die kaiserliche Marine reagierte langsam. Die Etablierung von Konvois zum Schutz der kostbaren Tanker erfolgte erst 1943.

Bald spürte die kaiserliche Marine selbst die Treibstoffknappheit. Übungsfahrten wurden verkürzt und dann eingestellt. Strategische Entscheidungen wurden eher aufgrund von Treibstoff-Erfordernissen als aus politischen oder militärischen Gründen getroffen. Zum Beispiel unternahm die japanische Flotte wegen ihres zu geringen Treibstoffvorrats im Mariannen-Feldzug von 1944 keinen Versuch, das Vorrücken der Amerikaner zu behindern. Die Japaner waren gewillt alles zu riskieren, um die Philippinen zu verteidigen, weil diese Inseln sehr wichtig für die Verteidigung der langen kaiserlichen Schifffahrtslinien von Borneo und Sumatra nach Tokio waren. Aber beim Leyte Golf, wo General MacArthurs Invasionstruppe noch durch einen Gegenangriff verwundbar war, drehte die japanische zweite Flotte unter Admiral Kurita nur 40 Meilen vom Strand entfernt ab und fuhr zurück, weil der Admiral meinte, er hätte zu wenig Treibstoff, um einen Angriff zu riskieren.

Bei der großen alliierten Gegenoffensive im Pazifik gab es keine halben Sachen. General Curtis LeMay setzte das gesamte in Guam stationierte 315. Bombergeschwader ein, um die japanischen Treibstoffanlagen anzugreifen. Am Ende des Krieges war Japans Raffinerieproduktion auf 6 % der Normalleisutng gefallen und die Zivilisten in der Heimat waren zu solchen Dingen gezwungen wie dem Versuch, Treibstoff aus Kiefernwurzeln zu brauen.

Die Vergeblichkeit dieses Versuchs war selbst in japanischen Regierungsberichten dieser Zeit offensichtlich, die offen legten, dass das gesetzte Ziel von 1200 Barrel Kiefernwurzel-Treibstoff pro Tag die Vollzeitbeschäftigung von 1,25 Millionen Arbeitern erfordern würde. Nebenbei bemerkt, der Kiefernwurzel Treibstoff verklebte die Maschinen nach nur kurzer Laufzeit irreparabel.

Die traurigste Facette der pazifischen Ölsituation ist, wie auch immer, dass der Einsatz der Kamikaze-Selbstmordflugzeuge als eine Methode zur Treibstoffeinsparung entwickelt wurde. Während Japan zu wenig Flugbenzin hatte, hatte es einen Überfluss an Piloten. In der Theorie würden drei Selbstmordflugzeuge ausreichen,  um ein amerikanisches Kriegsschiff zu versenken, während ein konventioneller Angriff zwischen 15 und 20 japanische Kampfbomber benötigte, um die Aufgabe zu erfüllen. Noch mehr Benzin wurde gespart, weil diese drei Piloten keinen Treibstoff für den Rückflug zur Basis benötigten.

Einige Historiker, die in der konventionellen Analyse der militärischen Zwangslage der Japaner gefangen sind, haben vorgeschlagen, sie hätten ihre See- und Luftstreitkräfte zurück in das Heimatsgebiet verlegen sollen, anstatt Menschen und Material für Kämpfe in weit entfernten Gebieten einzusetzen. Das Verständnis der Ölsituation wischt diese Spekulationen jedoch weg. Ein Flugzeugträger in Okinawa oder in der Bucht von Tokio nützt nichts, wenn der einzige für ihn erhältliche Treibstoff in Sumatra ist. Daher ist das finale Öl-Paradox des Krieges im Pazifik:  Genau zu dem Zeitpunkt, als die kaiserliche Flotte benötigt wurde, um alliierte Angriffe abzuwehren, war sie gezwungen, sich in der Nähe von Treibstoffquellen zu verteilen.

Eine angemessene Nachbemerkung zu Japans abgewehrten Drang nach Öl gab es kurz nach seiner Kapitulation, als eine Abteilung US-amerikanischer Seeleute los zog, um General Hideki Tojo wegen Kriegsverbrechen festzunehmen. Er versuchte Selbstmord zu begehen und es dauerte 2 Stunden, einen Krankenwagen mit genug Benzin zu finden, um ihn in ein Krankenhaus zu bringen. Thomas Moorer, der später Chef der Marineoperationen wurde, war Zeuge der Szene und er reflektierte: „verliere niemals einen Krieg, und der Weg einen Krieg zu verlieren, ist kein Öl mehr zu haben.”

Fazit

“Der Krieg wurde mit Maschinen und Oktan entschieden.” – Joseph Stalin

“In erster Linie bestimmte Petroleum jede Bewegung.” – Winston Churchill

Mit 50 Jahren und einer Million Seiten Analysen zwischen uns und den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges ist es leicht, die damals gelernten Lektionen zu vergessen. Heute, mit Streitkräften, die wirklich und voll mechanisiert sind, sind die Nationen der Welt mehr als jemals zuvor von sicheren Ölversorgungslinien abhängig, um die Einsatzfähigkeit ihrer bewaffneten Kräfte zu erhalten. Wir würden gut daran tun, daran zu denken, dass die Panzer und Kriegsschiffe und die beste Technologie, die man mit Geld kaufen kann, nichts weiter als einladende Ziele sind, wenn man sie nicht bewegen kann. Und Öl ist noch immer die einzige Substanz, mit der man sie bewegen kann.

Ende der Übersetzung des Artikels von Michael Antonucci

Übersetzung von Christoph Becker, Kelberg, den 10. September 2017.

Nachbemerkung zur Übersetzung

Gefunden hatte ich den oben übersetzten Artikel durch eine google-Suche, die mich zuerst zu www.sunray22b.net/why_germany_really_lost_ww_ii.htm, wo auch auf das Buch Supplying War: Logistics From Wallenstein To Patton von Martin van Creveld hingewiesen wurde.  Das Buch habe ich noch nicht. Es ist zu vermuten, dass van Creveld auch das Thema Öl behandelt hat und dass er insgesamt wie bei ihm üblich auch reichlich Quellenangaben gemacht hat.

Dass ich den Artikel ausgerechnet am 9./10. September 2017 übersetzt habe war in sofern passend, als der 10.9.2017 der Tag des Offenen Denkmals war, der 2017 dem Thema “Macht und Pracht” gewidmet ist. Die Macht und Pracht der westlichen Industriegesellschaften beruht auf der Verfügbarkeit sich zunehmend erschöpfender, und zudem größten Teils in fremden Ländern liegenden Ölvorräte.  Wesentliche Aspekte des Schicksals Deutschlands und Japans im 2. Weltkrieg, wie den Kollaps durch Energiemangel, wird man wohl unvermeidbar in den nächsten Jahren bis maximal ein bis zwei Jahrzehnten auch in Deutschland und Westeuropa beobachten können.

Weder der Regierung noch der Masse der Bevölkerung scheint der gravierende Unterschied zwischen Energie und Technologie klar zu sein. Unklar ist den meisten auch, dass man nicht einfach Energie braucht, sondern sehr hochwertige, konzentrierte Energie, die dazu dann auch noch transportabel gespeichert und kontrolliert und bedarfsgerecht genutzt werden kann.

Im Folgenden noch einige andere in diesem Zusammen vielleicht interessante Artikel meiner Webseite:




Ölfunde, Ölverbrauch und Wirtschaft

Chris Martenson hat mit seinem Artikel  The Looming Energy Shock – The next oil crisis will arrive in 3 years or less (dt. Der sich abzeichnende Energieschock – Die nächste Ölkrise wird in 3 oder weniger Jahren kommen) vom 30. Juni 2017 auf einige Entwicklungen hingewiesen, die auch für Deutschland von besonderem Interesse sind.

Zunächst möchte ich dazu hier noch einmal auf die Entwicklung des Mineralölverbrauchs und des Anteils des Mineralöls am gesamten Primärenergieverbrauch in Deutschland hinweisen: Energietrend in Deutschland seit 1990 . Der absolute Mineralölverbrauch Deutschlands ist demnach von 1990 bis 2016, also in 26 Jahren, von 5.228 PJ auf 4550 PJ gefallen. Das ist, bezogen auf 1990, nur ein Rückgang  von 12,97 % in mehr als einem viertel Jahrhundert oder eben knapp ein halbes Prozent pro Jahr. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nach 1990 ein großer Teil energieintensiver Produktionen, insbesondere in ehemalige Ostblockländer und nach Asien ausgelagert wurde, so dass der tatsächliche, globale  Mineralölverbrauch der Bevölkerung der BRD möglicherweise sogar gestiegen ist. Deutschland deckt seinen Mineralölbedarf fast ausschließlich mit Importen.

Entdeckung neuer konventioneller Ölvorkommen

Vor diesem Hintergrund nun einige Grafiken und Fakten aus dem eingangs erwähnten und verlinkten Artikel von Chris Martenson. Die rote Linie in der folgenden Grafik zeigt die Entwicklung der Entdeckung neuer Ölquellen. Wenn man den aktuellen Verbrauch durch die Entdeckung neuer Ölquellen ausgleichen wollte, dann müßte man im Durchschnitt mehr als 25 Milliarden Barrel pro Jahr neu entdecken. Die oberste horizontale Linie in der Grafik entspricht 25 Milliarden Barrel und wurde im gesamten in der Grafik gezeigten Bereich kein einziges Mal erreicht. Die blauen Balken stehen für “Sanctioned by Year”, was man als “pro Jahr zur Erschließung genehmigt” übersetzen kann.

Quelle ist der Artikel Global oil discoveries and new projects fell to historic lows in 2016 der Internationalen Energieargentur (IEA), vom 17.  April 2017. Zitate aus diesem Artikel der IEA:

Die Ölentdeckungen sanken 2016 auf 2,4 Milliarden Barrel, verglichen mit 9 Milliarden Barrel pro Jahr in den letzten 15 Jahren. Inzwischen ist die Menge konventioneller Reserven, deren Erschließung genehmigt wurde, auf 4,7 Milliarden Barrel gefallen. Das sind 30 % weniger als im Vorjahr, während die Zahl der Projekte, die eine endgültige Finanzierungszusage erhielten, den niedrigsten Stand seit 1940 erreichte.

und

Die konventionelle Ölproduktion von 69 Millionen Barrel pro Tag repräsentiert den bei weitem größten Anteil der globalen Ölproduktion von 85 Millionen Barrel pro Tag. Dazu kommen 6,5 Millionen Barrel aus Flüssigkeiten, die in den amerikanischen Schieferölgebieten produziert werden. Bei dem Rest handelt es sich um andere Erdgasflüssigkeiten und unkonventionelle Quellen wie Teersande und schweres Öl.

Das oft als Rettung gepriesene, durch Fracking geförderte amerikanische Schieferöl trägt also weniger als ein Zehntel der Menge der konventionellen Ölförderung bei. Das ist mehr als nichts, aber nicht genug.

An dieser Stelle habe ich etwas gerechnet:

Wenn man “nur” 69 Millionen Öl Barrel pro Tag benötigt, dann sind dass 69 * 365 / 1000 = 25,18 Milliarden Barrel pro Jahr. Das heißt: 2016 entsprach die Entdeckung neuer konventioneller Ölvorkommen weniger als einem Zehntel des Verbrauchs – oder dem Verbrauch von weniger als 35 Tagen.

Aber auch mit dem Mittelwert der letzten 15 Jahren, der laut IEA bei 9 Milliarden Barrel pro Jahr lag, wurde pro Jahr nur noch soviel konventionelles Öl neu entdeckt wie die Welt heute in ca. 130 Tagen benötigt. Es wurde mehr als dreimal soviel konventionelles Öl verbraucht wie neu entdeckt wurde.

Die folgende Grafik zeigt die Entdeckung konventioneller Ölfelder in Milliarden Barrel pro Jahr seit 1950.

Quelle: https://www.bloomberg.com/news/articles/2017-01-10/oil-discoveries-seen-recovering-after-crashing-to-65-year-low

Chris Martenson hat die Daten für die obige Grafik analysiert, indem er 3-Jahreszeiträume verglichen hat. Das Ergebnis war, dass der Zeitraum letzten 3 Jahre der schlechteste aller 3-Jahrszeiträume war. Nach Meinung von Chris Martenson wird es entweder in den nächsten 3 Jahren einen Energiepreisschock geben, weil zuwenig Öl am Markt erhältlich ist ODER die Wirtschaft schrumpft, so dass die Nachfrage nach Öl geringer als das schrumpfende Angebot bleibt. In diesem Fall würde der Ölpreis weiter niedrig bleiben.

Beispiele  “riesiger Ölfunde”

Vor dem Hintergrund der der oben erwähnten Berechnung des aktuellen Verbrauchs von weltweit über 25 Milliarden Barrel pro Jahr bzw. 69 Millionen Barrel pro Tag an konventionellem Öl  habe  ich etwas in den deutschen Medien recherchiert:

  • Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 10.3.2017: USA: Riesiges Ölvorkommen in Alaska entdeckt. Menge: 1,2 Milliarden Barrel, also soviel wie die Welt in nur 17,4 Tagen verbraucht. Dazu heißt es dann auch noch, dass es der für die USA größte Fund an konventionellem Öl seit 30 Jahren sei.
  • N-TV am 16.11.2016: 20 Milliarden Barrel Schiefer-Öl – USA melden größten Ölfund ihrer Geschichte. Wenn das konventionelles Öl wäre, würde es für immerhin für gut 9 1/2 Monate  reichen, wobei aber zu bedenken ist, dass die Erschließung und die Förderung von solchem Schieferöl sehr viel mehr Energie und auch Geld kostet als die von konventionellem Öl. Die Qualität der Journalisten offenbart folgendes Zitat aus dieser Meldung: “Beim gegenwärtigen Ölpreis von rund 45 Dollar pro Barrel wären die neu entdeckten Reserven rund 900 Milliarden Dollar auf dem Markt wert.” Die haben also einfach die mögliche Fördermenge mit dem aktuellen Ölpreis multipliziert. In der Realität errechnet sich der Wert einer Ölquelle aber aus Gesamter Fördermenge x Ölpreis MINUS Kosten für Entdeckung, Erschließung und Förderung. Der energetische Wert errechnet sich entsprechend: Geförderte Energiemenge abzüglich Energieaufwand für Entdeckung, Erschließung und Förderung.
  • Wirtschaftswoche vom 13. April 2012: Ende des Höhenflugs beim Ölpreis möglich. Die Prognose war richtig. Interessant ist hier das folgende Zitat: “In den amerikanischen, kanadischen und grönländischen Teilen der Arktis und tief unter dem Meer vor der Küste Brasiliens vermuten Experten mehr als 100 Milliarden Barrel. Vor allem vor der Küste Brasiliens haben Forscher in den vergangenen Jahren riesige Tiefsee-Ölfelder entdeckt; der staatliche Förderkonzern Petrobras hat bereits mit der Ausbeutung begonnen”. Das wären immerhin rund 4 Jahre wenn man an die 69 Millionen Barrel konventionelles Öl pro Tag denkt, oder es wären 3,2 Jahre wenn man den täglichen Gesamtverbrauch von 85 Millionen Barrel decken möchte. Shell hat die Bohrungen in der Arktis im September 2015 gestoppt, weil sie zu teuer und zu schwierig sind:  Spiegel-Online vom 28.09.2015:  Mangels Erfolg – Shell stoppt umstrittenes Arktis-Projekt. Zu Petrobas und dem Öl vor der Küste Brasiliens meldete Focus.de am 22.10.2015:
    Öl-Riese Petrobras – Milliarden in Gefahr! Hier droht die größte Anleihenpleite aller Zeiten.

Investitionen der Ölindustrie

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der weltweiten Investitionen der Öl- und Gas fördernden Industrie von 2000 bis 2016:

Quelle: http://energyfuse.org/oil-gas-industry-dealing-unprecedented-decline-investment/

Wegen der gesunkenen Ölpreise sind die Investitionen in den Jahren 2015 und 2016 massiv eingebrochen. Davor hatten sich die Investitionen von 2000 bis 2014 mehr als vervierfacht. Man beachte dazu die weiter oben befindlichen Grafiken, die die Entwicklung der Entdeckung neuer konventioneller Ölvorkommen zeigen.

Zusammenhang von Energieverbrauch und Wirtschaftswachstum

Die folgende Grafik zeigt den engen Zusammenhang zwischen globalem Bruttosozialprodukt (= Gross Domestic Product = GDP) und globalem Energieverbrauch seit 1969. Wirtschaftswachstum bei sinkendem oder auch nur bei gleichbleibendem Energieverbrauch ist bis auf weiteres eine Illusion. In der Realität bedeutet Wirtschaftswachstum zwingend eine Steigerung des Energieverbrauchs:

(Quelle)

Die folgende Grafik zeigt wie das Wachstum des Globalen Bruttosozialproduktes (GDP) mit dem Öl- und Energieverbrauch verknüpft ist.

(Quelle)

Vor diesen Hintergründen und den Klimaproblemen möchte ich  auf die Rede von Frau Merkel am 2. Tag der Münchener Sicherheitskonferenz hinweisen ab Minute 19:30 . Demnach möchte sie also auch in Afrika den Energieverbrauch und damit natürlich auch den Mineralölverbrauch in Zukunft massiv steigern, um die Fluchtursachen zu beseitigen. Tatsächlich könnte das mit den Fluchtursachen auf diese Weise gelingen, aber nicht so wie die deutsche Bundeskanzlerin und ihre Berater sich das vorstellen, sondern eher indem damit der Zusammenbruch der deutschen Industriegesellschaft beschleunigt wird, was dann in der Tat die Fluchtursache Nr. 1, nämlich den realtiven Wohlstand der BRD und den deutschen Sozialstaat per Energiemangel noch etwas schneller beseitigt, als das ohnehin geschehen wird.

Die folgende Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen globalem Energieverbrauch und der Größe der Weltbevölkerung:

(Quelle)

Wie soll/wird das weitergehen? Die fossilen Energieträger, die das Bevölkerungswachstum erst ermöglicht haben, sind endlich und sie können und sollten mit Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz nicht vollständig aufgebraucht werden. Auch kann ein großer Teil der Vorräte nur gefördert werden, wenn man bereit ist, für die Erschließung und Förderung mehr Energie und Kapital aufzuwenden als die Förderung einbringt (( Siehe auch meinen Artikel über die Studie der Hill’s Group: Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters. )). Deutschland wird jedenfalls seine Leistungsfähigkeit verlieren, weil deren Grundlage insbesondere auch die Verfügbarkeit großer Mengen billiger fossiler Energie und da vor allem auch großer Mengen Erdöl ist. Ohne genug billiges Erdöl werden das Transportwesen, die Landwirtschaft, die Industrie,   die “erneuerbaren” Energieträger und damit dann auch der Sozialstaat und die die staatliche Ordnung und Verwaltung nicht mehr funktionieren ((Der Sozialstaat und auch die Solidarität in der Bevölkerung insgesamt wird aber unter anderen auch durch die  Masseneinwanderung zerstört: Das Migrationsproblem: Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung. )).

Verschiedene, die Verfügbarkeit großer Mengen an billigem Öl und anderen fossilen Energieträgern voraussetzende Paradigmen werden in den nächsten Jahren ausgewechselt werden müssen. Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Landhunger, in dem ich hauptsächlich große Teile von William G. Sumners Essay Earth Hunger übersetzt habe.

Ein vor diesem Hintergrund sehr empfehlenswertes Buch zum Thema Paradigmenwechsel ist Die Stuktur wissenschaftlicher Revolutionen von Thomas Kuhn. Als kleine Einführung zum Thema Paradigmen siehe auch meinen Artikel Sichtweisen und Paradigmenwechsel.

An dieser Stelle sind auch die Essays The Mores of the Present and the Future (dt.: Die Sitten und Gebräuche der Gegenwart und Zukunft), Religion and the Mores (dt.: Religion und die Sitten und Gebräuche)  und Witchcraft (dt. Hexerei) des Soziologen William Graham Sumner sehr interessant, weil diese eine Ahnung davon geben, wie sich Sitten und Gebräuche und auch die Religionen an sich ändernde Umstände anpassen und verändern. Das Essay Witchcraft ist dabei interessant, weil es einen Eindruck davon gibt, wie Verfolgungen von Minderheiten möglich und vielleicht auch vermeidbar sind. In Sumner – “War and other Essays” habe ich verschiedene Downloadmöglichkeiten für diese, wie ich meine gerade auch heute, nach über100 Jahren noch wichtigen Essays gelistet.

Komplexität und Energieaufwand

Wenn Energie knapper wird, kann es hilfreich sein, den Zusammenhang von Komplexität, Organisationsgröße und Energieaufwand verstehen zu lernen: Je komplexer eine Organisation oder ein Staat wird, desto mehr Energie ist für die Instandhaltung nötig.

Wenn Energie knapper wird, wird man komplexe Staatenbünde und auch große Staaten und Verwaltungsstrukturen möglichst geplant und kontrolliert auflösen.  Zu diesem Thema empfiehlt sich die Lektüre des von mir übersetzten Interviews mit Prof. Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften und vielleicht auch die Lektüre der beiden dort verlinkten Bücher. Eine sehr sichere Prognose für die nächsten Jahre und Jahrzehnte ist daher, dass unter anderem die EU zerfallen wird. Voraussichtlich werden selbst ethnisch nicht (mehr) homogene Staaten wie die USA, Großbritannien, Belgien und Deutschland zerfallen. Der Grund ist,  dass grosse und ethnisch und kulturell nicht homogene Gebilde einen hohen zusätzlichen Aufwand für Verwaltung und innere Sicherheit in Form von Energie und Kapital erfordern, für den sie in Zeiten knapper werdender Energie irgendwann nicht mehr gnügend Gegenleistung erbringen. Wie und warum sind überhaupt monoethnische, monokulturelle Gesellschaften entstanden? Wieweit spielten Energie- und Ressourcenknappheit und damit auch Effizienz eine Rolle? Entwicklung des Menschen und seiner Organisationsformen bei Energie- und Ressourcenmangel? Was die meisten heute kennen, ist nur der historisch abnorme Sonderfall “Entwicklung und Verhalten des Menschen bei sicherem Frieden und Überfluß an Ressourcen und hochwertiger, billiger Energie”.

Ein modernes Mittelalter als Zukunft?

Reduzierung der Komplexität der Staatenbünde und Staaten wegen Energiemangel bedeutet auch, dass wirtschaftliche Aktivitäten (Lebensmittelproduktion und Handwerk)  wieder zunehmend lokaler werden.  Das Leben im Mittelalter kann man auch als eine durch Energiemangel, oder durch das Fehlen fossiler Energieträger erzwungene, energiesparende  Lebensform sehen – womit es nicht nur Geschichte, sondern auch ein Hinweis auf die Zukunft sein kann. Wenn wir wegen Mangel an Energie zu einer Art Mittelalter zurück müßten, was könnten und sollten wir aus unserer heutigen Welt an Wissen und Können mitnehmen? Was sollte man lernen und erforschen, solange man noch die Energie und die Mittel hat, die wir heute noch haben?  Welche medizinischen, technischen, landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Verfahren und Bereiche würde man mit dem heutigen Wissen und Können wie optimieren wollen, wenn man wüßte, dass die Zukunft wegen zunehmender Energieknappheit eine Rückkehr in ein noch optimierbares “Mittelalter” bringt?

Kelberg, 4. Juli 2017

Christoph Becker




Nate Hagens im April 2017

Nate Hagens hat am 23. April 2017 eine überarbeitete Version seines Vortrages gehalten, die seit 2. Mai per Youtube verfügbar ist. Über die Jahre habe ich schon verschiedene Versionen von Nate Hagens Präsentation gesehen und fand sie auch dieses Mal  wieder sehr gut und die Zeit wert.

Mein Vorschlag wäre, dass unser öffentlich rechtliches Fernsehen u.a. diese Präsentation und die zugehörigen Folien deutsch synchronisiert und hin und wieder zur besten Sendezeit zeigt.

Kelberg, den 15. Juli 2017

Christoph Becker




Energietrend in Deutschland seit 1990

Wie hat sich der Primärenergieverbrauch in Deutschland seit 1990 entwickelt und welche weitere Entwicklung ist zu erwarten?

Primäerenergieverbrauch von 1990 bis 2016

Eine Suche mit “primärenergieverbrauch deutschland” führte zu den beiden folgenden Grafiken,  die die Entwicklung von 1990 bis 2016 zeigen.  Durch anklicken wird die jeweilige Grafik in voller Auflösung angezeigt.

und

Den Grafiken entnehme ich  für die letzten 26 Jahre, also für einen Zeitspanne von gut  einem viertel Jahrhundert, die folgende Entwicklung:

  1. Der Anteil des Mineralöls ist von 35,1 % auf 34,0 % gesunken, also nur um 1,1 Prozent.
  2. Der Anteil der fossilen Energieträger insgesamt ist von 87,6 % auf 80,2 % gesunken. Trotz all der vielen in den letzten 26 Jahren installierten Solarpanele, Windkraftanlagen und Biogasanlagen kommen immer noch mehr als 8 von 10 Energieeinheiten aus dem unterirdischen Wald (( Rolf-Peter Sieferle: Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution )) der nicht nachwächst und in dem man die großen, leicht zu erreichenden und qualitativ besten Gebiete schon weitgehend abgeholzt hat.
  3. Der Anteil der Erneuerbaren ist von 1,3 % auf 12,6 % gestiegen.
  4. Wenn 1990 als 100 % gesetzt wird, ist der jährliche Gesamtverbrauch trotz aller Sparmaßnahmen in diesen 26 Jahren nur 10,21 % gesunken, wobei die obere der beiden Grafiken zeigt, dass er seit 2015, wohl auch wegen der Aufnahme der Flüchtlingen, sogar wieder steigt. Im Durchschnitt, bezogen auf 1990, betrug die Energieeinsparung nur knapp 0,4 % pro Jahr. Nachtrag: Wie in den Kommentaren bemerkt wurde, ist dabei die Auslagerung der Produktion von energieintensiven Produkten wie Stahl usw. nach China, Indien usw.  im Rahmen der Globalisierung nicht berücksichtigt worden. Wenn man diese hinzurechnet hat möglicherweise überhaupt keine Einergieeinsparung stattgefunden.

Entwicklung der Primärenergieproduktion in Deutschland

Zur Entwicklung der Primäenergieproduktion in Deutschland schreibt das Umweltbundesamt, dass diese seit 1990 um ca. 40 Prozent gesunken sei und heute nur noch ungefähr ein Drittel des Gesamten Primärenergieverbrauchs deckt. Dazu findet sich dort folgende Grafik:

Die Farben entsprechen denen in den beiden anderen Grafiken. Die Steinkohleförderung in Deutschland wird am 31.Dezember 2018 mit der Schließung  der Zeche, Prosper-Haniel, in  Bottrop vollständig eingestellt. Mineralöl, das immer noch 34 % des gesamten Primärenergiebedarfs deckt und ohne das weder Solarpanele noch moderne Windkraftanlagen hergestellt, aufgestellt und gewartet werden können, gibt es in Deutschland so gut wie nicht. Mineralölprodukte sind insbesondere für den Luftverkehr, für den Transport mit Schiffen und Lastkraftwagen sehr weitgehend unersetzlich. Siehe dazu auch von Alice Friedemann, der Betreiberin des Blogs http://energyskeptic.com, dass Buch   When Trucks Stop Running: Energy and the Future of Transportation (dt. Wenn die Lastkraftwagen nicht mehr fahren: Energie und die Zukunft des Transportwesens). Elektrisch betriebene schwere Lastkraftwagen und Traktoren wird es voraussichtlich nicht geben.  Seefahrt und Binnenschifffahrt war und ist auch ohne fossile Energieträger möglich, nur eben nicht mit der Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit, den Frachtmengen und den niedrigen Frachtkosten von heute.

Zum Thema Mineralöl gibt es  für Deutschland  noch zwei sehr schlechte Nachrichten:

Wie die in Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters vorgestellte Studie der Hill’s Group anhand es ETP-Models ( ETP = Engery Total Production) zeigt, wird der Energieaufwand für die Herstellung von Erdöl irgendwann zwischen 2025 bis 2030 im globalen Durchschnitt den Energieinhalt des geförderten Öls übersteigen. Man kann und wird dann zwar weiter Öl fördern, denn es gibt noch sehr große Mengen, ABER man wird damit dann faktisch keine Energie mehr gewinnen. Die Ölförderung die lange Zeit der wichtigste Energiequelle für die Industriegesellschaften war, wird dann zum Energieverbraucher.

Die zweite schlechte Nachricht  zum Öl ist das Export Land Model des texanischen Geologen Jeffrey Brown, dass auf der Kombination der folgenden beiden Phänomene beruht:

  • Der Eigenverbrauch Erdöl exportierender Länder steigt mit der Zeit, bedingt durch die Zunahme des durch die Ölexporte ermöglichten Wohlstandes und durch die Zunahme des für die Ölförderung nötigen Energieaufwandes.
  • Die Förderleistung der Erdöl exportierenden Länder entwickelt sich ähnlich wie die einzelner Ölfelder: Sie steigt zunächst, erreicht einen Gipfelwert und sinkt dann allmählich. Dazu kommen dann noch Effekte wie der mit der Erschöpfung des Ölfeldes steigende Wassergehalt der zu einem steigenden Aufwand bei der Weiterverarbeitung führt.
  • Die Menge des von einem Erdölexportierenden Land für den Weltmarkt zur Verfügung gestellten Öls ist die Ölmenge, die nach Deckung des Eigenverbrauchs übrig bleibt. Diese Menge schrumpft nach dem Überschreiten des Fördermaximums wesentlich schneller als die Gesamtfördermenge.

Ein Effekt, auf den den Jeffrey Brown zusätzlich hinweist, ist die rasante Zunahme der Ölimporte von China und Indien. Wie er in   in einem Interview mit Chris Martenson  im September 2015 erläutert hat,  werden China und Indien etwa um das Jahr 2032 theoretisch 100 % des auf dem Weltmarkt verfügbaren Erdöls für sich benötigen, wenn man die Entwicklung der für den Export verfügbaren Exportmengen und die Entwicklung der Ölimporte miteinander in Beziehung setzt.

Zur Lage am Ölmarkt im Frühjahr 2017 siehe meinen Artikel  Lage und Perspektive am Ölmarkt im Frühjahr 2017.

Auf meiner Webseite hatte ich außerdem  schon in Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten und in 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030?

darauf hingewiesen, dass die deutsche Energiewende scheitern wird.

Dazu passt auch der Vortrag Energiewende ins Nichts von Hans-Werner Sinn, vom 16. Dezember 2013.

Zu einer ähnlichen Ansicht ist übrigens auch Bill Gates gekommen, nachdem er alle Bücher des in Energiefragen als sehr qualifiziert geltenden kanadischen Professors Vaclav Smil gelesen hat: Bill Gates, Vaclav Smil und mehr.

Gates meint, dass in großen Stückzahlen billig zu bauende Atomkraftwerke letztlich die einzige Möglichkeit sind unser durch die Nutzung fossiler Energieträger möglich gewordenes Technik-Schlaraffenland zu erhalten. Die Webseite seines Reaktorprojektes ist http://terrapower.com/.

Vielleicht hat Gates Erfolg. Am Wahrscheinlichsten ist aber dass er mit diesem Projekt zumindest nicht den Erfolg  haben wird der nötig wäre. Wie Vaclav Smil unter anderem in seinem Vortrag “Energy Revolution? More like a Crawl” erklärt, dauert die Umstellung auf eine andere Energieart erfahrungsgemäß einige Jahrzehnte. Die unsere moderne Gesellschaften ermöglichenden, großen Erfindungen in der Energietechnik seien zudem fast alle schon im 19. Jahrhundert gemacht worden und damit über 100 Jahre alt. Der Fortschritt im Energiesektor ist ziemlich gering. In Großen und Ganzen ist Technologie nur ein Mittel um die vorhandenen Energiereserven immer schneller auf zu brauchen und für die Realisierung mehr oder weniger sinnvoller Spielereien, für Komplexitätssteigerungen, für Nahrungsmittelproduktion und damit auch für eine Vergrößerung der Weltbevölkerung zu nutzen.

Deutschland und auch der Rest Europas wird aller Voraussicht nach nicht mehr die Zeit und die Mittel für eine Umstellung der Energieerzeugung haben. Es wird Heulen und Zähneklappern sein.

Die erneuerbaren Energien nützen zu wenig bis  nichts. Wir haben in den letzten 26 Jahren das Land wirtschaftlich bis heute – wenn man die Subventionen vom Ertrag abzieht – meist unsinnigen Windkraftwerken und Solarpanelen voll gestellt, die wir zudem nur nutzen können, weil und so lange wir genug bezahlbare fossile Energieträger und da vor allem auch Öl zur Herstellung von Treibstoff, haben.  Trotzdem ist die Primärenergieproduktion um rund 40 Prozent gesunken. Wir müssen heute rund 2/3 unserer Energie aus dem Ausland importieren. Wir hängen damit von der Stabilität von politisch potentiell eher instabilen Ländern ab, die teilweise unsere Kultur zutiefst verachten – oder eben auch von einer Weltmacht die  sogar unserer militärischer Gegner werden könnte, an deren Grenzen wir Soldaten aufmarschieren lassen und die wir allen Ernstes mit wirtschaftlichen Sanktionen beeindrucken wollen.

25. Mai 2016

Christoph Becker




Lage und Perspektive am Ölmarkt im Frühjahr 2017

Der folgende Text ist im Wesentlichen eine  Zusammenfassung eines  Interviews von Chris Martenson  mit dem texanischen Erdölspezialisten Art Berman.  Das Interview fand am 2. Mai statt und wurde am 7. Mai veröffentlicht. Der volle Titel lautet Art Berman: Don’t Get Used To Today’s Low Oil Prices – They’re a temporary anomaly. Higher prices are ahead. (dt.: Art Berman: Gewöhnen Sie sich nicht an die heutigen niedrigen Ölpreise – Sie sind eine vorübergehende Anomalie).

Chris Martenson ist der Initiator und zusammen mit Adam Taggert der Betreiber der Internetseite www.peakprosperity.com. Insbesondere hat er auch den sehr informativen und gut gemachten Crash-Course erstellt, dessen ältere aus dem Jahre 2008 stammende Version auch Deutsch synchronisiert frei verfügbar ist.
Art Berman ist ein geologischer Berater mit fast 40 Jahren Erfahrung in der Exploration und Produktion von Erdöl. Darin sind 20 Jahre bei Amoco, die heute als BP  bekannt sind, enthalten. Er hat in den letzten fünf Jahren mehr als 100 Artikel über Geologie, Technologie und die Erdöl-Industrie veröffentlicht. Er hat alleine mehr als 20 Artikel und Berichte über die amerikanischen Schiefer-Gasfelder veröffentlicht.

Chris Martenson meint zunächst, dass er den Eindruck habe, dass die USA und wahrscheinlich die Welt die Situation im Ölgeschäft nicht mehr im Blick hat, außer dass jeder zu glauben scheine, dass Öl im Überschuss angeboten würde, dass die Kosten der Ölförderung fallen, dass es reichlich Öl gäbe und dass wir einfach mehr Öl finden können, sobald wir den Bedarf dazu haben. Seine erste Frage an Art Berman, ist ob da etwas Wahres dran sei.

Berman meint dazu, selbst die verrücktesten Sachen, die wir glauben hätten eine ihnen zugrunde liegende Wahrheit, andernfalls könnten sie nicht bestehen bleiben. Die Idee vom Öl im Überfluss sei jedenfalls nicht vollständig verrückt. Wenn der Preis hoch genug sei, könne man Öl an vielen abartigen und sehr teuren Plätzen finden. Das Öl und das Erdags würde uns nicht ausgehen. Das Problem, das wir jetzt seit 20 Jahren hätten sei aber, dass das billige Öl und Gas auszugehen scheine. Das sei der Hintergrund für das Schieferöl (Fracking) und die Ölbohrungen in sehr tiefem Wasser auf See, die die Ölindustrie in den letzten 20 Jahren dominiert hätten. Man könne schon immer mehr Öl und Gas finden. Die Frage sei nur, was es kostet. Das sei ein Problem, über das wir nicht wirklich viel reden wollten.
Weiter meint Berman sei die verbreitete Vorstellung, dass Technologie uns immer irgendwie retten werde, ein Problem. Das ginge weit über das Thema Öl,  Gas und Energie hinaus. Aber, in seinem Arbeitsgebiet, nämlich Gas und Öl sei diese falsche Auffassung über Technologie sicher vorherrschend. Die Leute würden den Unterschied zwischen Technologie und Energie nicht sehen. Energie sei nicht Technologie. Technologie produziere keine Energie. Technologie sei einfach nur ein Weg, um Energie oder Ressourcen in Arbeit umzuwandeln. Man könne die Technologie verbessern, aber das würde die vorhandenen Ressourcen nicht etwa schonen, sondern nur die Geschwindigkeit von deren Ausbeutung steigern.

In der Tat ist es so, dass Vorräte an Kohle, Eröl und Erdgas in der Steinzeit und im Mittelalter gleich geblieben sind. Erst mit der Verbesserung der Technologie ist der Verbrauch gestiegen und sind die Vorräte geschrumpft. Je schneller und je weiter sich die Technologie entwickelt hat, desto mehr.

Eine Verbesserung der Technologie kann die Ausbeute von fossilen Brennstofflagern zwar schon etwas verbessern, aber insgesamt beschleunigt sie nur deren Erschöpfung. Die Verbesserung der Ausbeute ist erstaunlich gering.

Chris Martenson  hat eine Datenanalyse der globalen Entdeckung von Öl durchgeführt, bei der er Zeiträume von jeweils drei Jahren untersucht hat. Obwohl seine Datenbasis bis in die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts zurückreicht, waren die Jahre 2014,15 und 16 der Dreijahreszeitraum, in dem am wenigsten Öl neu entdeckt wurde. Er fragte Art Berman nach einer Erklärung und warum das bedenklich sei.

Art Bermans Antwort besteht aus zwei Teilen.
Erstens, die Größe der entdeckten Ölfelder ist in den letzten 40-50 Jahren geschrumpft. Dieser schon lange bestehende Trend war die Ursache dafür, dass man sich Bereichen wie Bohrungen in ultratiefem Wasser, der Verwertung von Teersanden und den mit Fracking zu erschließenden Schieferöllagern zugewendet hat. Die Ölfirmen, vor allem die großen, öffentlich an der Börse gehandelten Ölfirmen, hatten lange Zeit ein Problem die Reserven zu ersetzen, die sie verbraucht haben. Zumindest auf dem Papier waren die Schieferölvorkommen in dieser Hinsicht eine Entlastung. Sie können nun zumindest auf dem Papier wieder Reserven hinzufügen, während sie das davor nicht mehr in ausreichendem Maße konnten.

Der zweite Teil der Antwort ist, dass dass man auf kurze Sicht zu wenig investiert. Der Ölpreis lag einige Jahre bei rund 100 $, um eine glatte Zahl zu nennen, und jetzt liege er bei 45-50 $ und jeder spare. Die Firmen müssten jetzt an allem sparen. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen gebe man nur noch Geld für Sachen aus, die schnell viel einbringen. Die Wahrheit über alle größeren Entdeckungen der letzten 30,40, 50 Jahre war aber, dass sie in schwierig zu erschließenden, sehr viel Geld kostenden Gebieten lagen und es dauerte manchmal Jahrzehnte von der Entdeckung bis zur ersten Produktion. Die Wirtschaftlichkeit der Investitionen war also schlecht.
Aus dieser Sicht sind die Schieferöl-Felder eine gute Sache. Man könne für eine begrenzte Menge Geld ein paar Löcher bohren, die im Vergleich zu Ölbohrungen auf hoher See relativ preiswert sind und vergleichsweise schnell Einnahmen erwirtschaften. Aus diesem Grund sei der Schwerpunkt von den großen Projekten, die viele, viele Jahre an vorausgehende Investitionen benötigen,  bevor sie etwas einbringen, hin zu den relativ schnell und für relativ wenig Geld zu erschließenden Vorkommen gewandert. Man könne diese Schieferöl-Quellen ziemlich schnell starten, stoppen und dabei ziemlich schnell etwas herausbekommen. Das sei gut für die Firmen, weil es für sie besser als alles andere funktioniere, aber für die langfristige Versorgung sei das nicht wirklich gut. Wir würden einfach nicht mehr in die großen Sachen investieren. Das sei die einfache Antwort.

Chris Martenson meint dazu, dass es nicht nur die großen Sachen sind, in die nicht mehr investiert werde, sondern auch einige der schwierigen Gebiete, wie in-fill-Drilling, EOR (end of oil recovery), Dampfinjektion und dergleichen. Viele Investitionen seien gestoppt worden und ja, die neuen Investments würden in Schieferöl-Projekte mit schnellem Kapitalertrag fließen. Aber es seien die alten konventionellen Ölfelder gewesen, diese Felder “wo man nur einen Strohhalm in den Boden stecken” und dann jahrzehntelang Öl fördern konnte, auf denen wir die Wirtschaft unserer gesamten Industriegesellschaft aufgebaut hätten. Die großen Ölfelder seien für die Mineralölwirtschaft so etwas wie die Grundlastkraftwerke bei der Elektrizitätsversorgung. Dass in diese nun nicht mehr investiert werde, sehe er als großes Problem.

Ad Berman meint, das sei richtig, aber für den Rückgang der Investitionen in große Ölfelder gebe es einen Grund. Das läge nicht daran, dass diese von Seiten der Ölindustrie ignoriert würden oder dass man dumm sei, sondern es läge daran, dass man die großen Ölfelder schon alle gefunden habe. Die großen, guten, leicht zu erschließenden Ölfelder habe man schon vor Jahrzehnten gefunden. Man wisse einfach nicht, wo man weitere Ölfelder der Saudi-Arabien-, Prodhoe-Bay- und Cantarel-Klasse  finden könne. Wenn es sie irgendwo geben sollte, dann wüsste man nicht, wo sie sind und die Technologie, die wir haben würde uns nicht erlauben, sie zu sehen. Die Grundlast-Ölfelder würden also schwinden. Man müsse durch mit andere Quellen ersetzen oder man hätte bald gar kein Öl mehr.

Chris Martenson fragt dann, wie es denn aussehen würde, wenn man die aktuellen, rund 90 Millionen Barrel pro Tag, der Einfachheit halber auf 100 Millionen Barrel aufgerundet und dann annimmt, dass man die etwa 5 % Förderrückgang der konventionellen Ölfelder, die dann ca. 5 Millionen Barrel pro Tag und Jahr betragen würden, durch Schieferöl ersetzen wolle.

Ad Berman erklärt daraufhin, dass die amerikanische Schieferöl Produktion derzeit bei vier bis viereinhalb Millionen Barrel pro Tag liegt, aber dass man wegen der schnellen Erschöpfung von deren Bohrlöchern ständig neue Bohrungen durchführen müsse, um wenigstens den Stand zu halten. Nüchtern betrachtet sei es zumindest mit dem amerikanischen Schieferöl nicht möglich, die benötigten 5 Millionen Barrel pro Tag jedes Jahr zusätzlich zu erschließen. Es sei also zwar schön, das Schieferöl gefunden zu haben, es sei besser als nichts. Man könne vielleicht für einige Jahre noch 1 Million Barrel pro Tag zusätzlich produzieren, aber das ging dann auch vorbei. Das Schieferöl sei nicht die Antwort auf die Frage, wie wir die 5 Millionen Barrel pro Tag ersetzen können,  die wir jedes Jahr  durch die Erschöpfung der großen alten Ölfelder verlieren.

Chris Martenson meint vor diesem Hintergrund, dass die Ölpreise wieder steigen müssen.  Wir wüssten schließlich,  dass mit  ultratiefen  Bohrungen auf See noch mehr Öl zu finden ist,  aber um dies erschließen und fördern zu können, bräuchte man halt einen sehr viel höheren Ölpreis als man ihn heute hat.

Art Berman meint, das sei schon richtig und stellt die rhetorische Frage, wie hoch dieser Preis sei.  Er erwähnt, dass gerade erst jemand von BP  bei einer Konferenz über offshore-Technologie in Houston gemeint habe, dass BP zwar bei Förderungen in tiefem Wasser Kosten von 40 $ pro Barrel habe, aber bei einem Preis von weniger als 50 $ würden BP nicht bohren. Berman erklärt dann, was in den Förderkosten alles nicht enthalten ist, nämlich zum Beispiel die Kosten für die Entdeckung und Erforschung des Ölfeldes, die Kosten für den Bau der Bohrplattformen und der Förderplattformen,  die Kosten für Pipelines  und noch einiges andere.  Mit den 40 $ Förderkosten seien lediglich die Kosten für das reine Fördern und die Steuern für das geförderte Öl gedeckt. Vor diesem Hintergrund hält er selbst 70 $ pro Barrel für die Ölförderung in tiefem Wasser auf hoher See für ein sehr optimistisches Szenario.
Man muss also damit rechnen, dass die Zahlen über scheinbar niedrige Förderkosten, von denen man gelegentlich in der Zeitung oder im Internet liest, faktisch geschönt sind und nicht annähernd dem entsprechen, was eine Ölfirma im Mittel bekommen muss wenn sie keine Verluste machen will.

Chris Martenson erwähnt dann, dass die amerikanische Schieferöl-Industrie etwa 350 Milliarden $ Schulden hat und rechnet überschlägig vor, dass die dazu bei 35 $ pro Fass 10 Milliarden Fass fördern müssten um nur ihre Schulden zu bedienen. Dabei wären dann Zinsen, Löhne, Energiekosten, Ersatzteile,  Verbrauchsmaterialien, und Abschreibungen auf Maschinen, Dividenden, sowie Umweltschäden und Schäden der Infrastruktur (Straßen, Brücken usw.) nicht berücksichtigt. Nicht berücksichtigt wären dann auch die Kosten für neue Bohrungen, die in der Realität nötig sind, um das in den Schieferölfeldern meist sehr schnelle Nachlassen der Förderleistung der einzelnen Ölquellen auszugleichen.
Bei einer Förderung von 5 Millionen Fass pro Tag,  was wie oben erwähnt schon sehr optimistisch wäre, würden man bei 35 $ pro Fass 2000 Tage oder knapp fünfeinhalb Jahre fördern müssen, um nur die reinen Schulden ohne Zinsen und Bankgebühren bedienen zu können.

Art Berman erklärt dann noch, dass die in den Medien oft euphorisch technologischen Fortschritten zugeschriebenen Senkungen der Förderkosten nur zu schätzungsweise 10 % tatsächlich auf technologischen Fortschritten beruhen, während sie zu rund 90 % durch Abschreibungen, also durch Buchhaltungstricks, und durch ruinöse Preisnachlässe der Servicefirmen zustande kommen.  Die Servicefirmen, die die Öl Bohrungen und das Fracking durchführen, hätten innerhalb von zwei Jahren teilweise Preisnachlässe von 40 % hinnehmen müssen. Davon abgesehen erfassen diese Förderkosten, wie oben schon erwähnt, viele für die Unternehmen insgesamt anfallenden Kosten nicht,  ebenso wie auch  die für die Öffentlichkeit anfallenden Kosten durch Umweltschäden und Infrastrukturschäden nicht erfasst werden.

Die Diskussion dreht sich dann darum, dass die in den Medien als Rettung gefeierte Technologie bei den Ölfeldern in erster Linie eine Beschleunigung von deren Ausbeutung bedeutet und nur in geringem Maße ein Steigerung der insgesamt für das jeweilige Feld möglichen Förderung bringe.

Berman erwähnt dann, dass er kürzlich eine Studie über das Bakken-Feld in North Dakota veröffentlicht habe, in der er zu seiner eigenen Überraschung festgestellt habe, dass die Erschöpfungsphase im Bakken-Feld bereits begonnen habe. Das Ölfeld würde sicher noch lange Zeit Öl liefern, aber eine Produktionssteigerung sei wohl nicht mehr möglich. Auch habe der Wassergehalt des im Bakkenfeld geförderten Öls stark zugenommen, was die Produktionskosten in die Höhe treibe. Der Wassergehalt sei überhaupt ein Problem. Es ginge nicht um ein wenig Wasser, sondern um Milliarden Barrel Wasser, die mit dem Öl zusammen gefördert werden und die von dem Öl getrennt werden müssten. In dem Permian Basin Feld, dass viel jünger als das Bakken-Feld sein, betrage der Wassergehalt des geförderten Öl/Wassergemisches  bereits 80 bis 85 Prozent.

Diese 80 % Wassergehalt erstaunen Chris Martenson. Berman führt dazu dann weiter aus, dass die Schieferöl-Geschichte also zwei dunkle Seiten habe. Die eine Seite sei, dass all die großartige Technologie eigentlich nur dazu führe, dass man diese Ölvorräte schneller verbraucht als man es ohne diese Technologie tun würde. Die andere dunkle Seite bestehe darin, dass es halt eine unkonventionelle Ölquelle sei. Das heißt, das Öl habe anders als in konventionellen Ölquellen keine Möglichkeit, sich langsam von dem Wasser zu trennen (weil die Dichte von Öl geringer ist als die von Wasser). Damit komme ein Punkt wo die Förderung des Wassers mehr kostet als das gefördert Öl wert ist.

Chris Martenson erwähnt dazu dann, dass die Bohrlöcher im Bakken-Feld im Mittel über 3000 Meter tief sind.

Berman erklärt dann, dass das Öl/Wassergemisch beim Fracking  aus dieser Tiefe nicht gepumpt werden könne. Vielmehr nutze man das ebenfalls im Schiefergestein enthaltene und mit dem Frackingprozess frei werdende Gas, um das Öl und das Wasser an die Erdoberfläche zu drücken. Was er im Bakken-Feld gesehen habe, sei aber, dass die Gasproduktion sinke und dass damit die Energie zur Förderung des Öl/Wassergemisches nachlasse.

Chris Martenson fasst es dann wie folgt zusammen: Die Förderungen in den Schieferöl-Feldern, also das Fracking, seien bewundernswert, aber sie seien wie Berman es früher einmal gesagt habe, Abschiedsparties. Sie würden an einem gewissen Punkt auslaufen. Wo man sich bei dieser Geschichte denn derzeit befinde?

Berman meint daraufhin, nun, das stimme. Man habe weltweit über 150 Jahre historische Erfahrung mit der Förderung von Öl und Gas. Man kenne die Gesetze der Physik und diese würden auch für die Schieferölfelder gelten. Er habe noch nicht gesehen, dass die Gesetze der Physik für unkonventionelle Ölfelder ausgesetzt würden. Auch die unkonventionellen Ölfelder hätten halt einen Lebenszyklus und würden wie alle natürlichen Systeme altern.

Man könne natürlich immer noch mehr Öl fördern, die Frage sei nur, was das kosten würde und ob man bereit und in der Lage sei den nötigen Preis zu zahlen. Man werde den Energieverbrauch senken müssen. Es werde einen  Tag der Abrechnung geben, der nicht mehr all zu viele Jahre entfernt sei. Niemand wisse, wie viele Jahre es noch seien, aber  man werde ganz sicher keine 40 oder 50 Jahr mit Öl für 40, 50 oder 60 Dollar pro Barrel haben. Wobei er sich frage, was das bedeute.

Chris Martenson meint dann, dass man davon eine Ahnung bekommen habe, als der Ölpreis im Sommer 2008 auf 147 Dollar gestiegen sei und als es dann zur Finanzkrise gekommen sei. Damals habe es die 100-prozentigen Ölimporteure Griechenland, Portugal und Italien übel erwischt. Jetzt hätten wir 250 Billionen Schulden in den Büchern und eine sehr viel andere Landschaft. Wenn Berman frage, was wir zu zahlen bereit seien frage er, was wir angesichts der gesamten wirtschaftlichen Lage zu zahlen in der Lage seien. Er befragt Berman dann zur OPEC.

Berman meint, die OPEC sei wie eine unglückliche Familie mit armen und reichen Mitgliedern. Sie sei aber keinesfalls irrelevant. Die von der OPEC zusammen mit den Nicht-OPEC-Mitgliedern Russland und Mexiko vereinbarte Fördermengenbegrenzung von 1,8 Millionen Barrel täglich werde sich auswirken. Die weltweiten Lagerbestände seien allerdings sehr groß, weil es wegen der niedrigen Preise für viele attraktiver gewesen sei, Öl mit Aussicht auf steigende Preise einzulagern, als es zu verkaufen. Es würde daher seiner Meinung nach mindestens 6 Monate bis 1 Jahr dauern, bis die Preise kräftig anziehen. Es gäbe allerdings viele Unbekannte. So sei nicht klar, ob und wie weit die verschiedenen OPEC-Länder sich an die Fördermengenbegrenzung halten. Auch sei es derzeit so, dass man in den USA die bis heute schnellste Zunahme von Ölbohreinrichtungen seit dem Beginn von deren Zählung beobachte. Der Ölmarkt reagiere sehr langsam, wie ein Supertanker. Er, Berman, hoffe, dass man in einem Jahr einen Ölpreis erreiche, der zu weiteren Investitionen ermuntere und so spätere Ölpreisschocks dämpfe.  Das bringe einen aber zu der Frage, was die globale Wirtschaft sich zu leisten in der Lage ist. Kann die globale Wirtscchaft einen Ölpreis von 70 $ pro Barrel verkraften? Das sei eine andere Frage und er habe diesbezüglich ernste Zweifel.

Chris Martenson erwidert dann, dass wir es hier mit vielen bewegenden Teilen zu tun hätten, aber Öl sei das Leben spendende Blut aller wirtschaftlichen Aktivitäten. Wir wüssten, dass China heute der größte Ölimporteur der Welt sei und dass dessen Ölverbrauch weiter steige. Der Eigenverbrauch der OPEC-Länder steige ebenfalls. Er sei noch stets der Idee verbunden,  dass wir auf einen plötzlichen Lagewechsel zusteuern: Nämlich dass wir feststellen, dass die Welt nicht mit Öl überversorgt ist, sondern dass wir es zumindest im Bezug auf den Export von Öl mit einer unterversorgten Welt zu tun haben. Die Amerikaner sollten auch daran erinnert werden, dass die USA im Bezug auf Öl keineswegs energieunabhängig seien. Die USA würden ziemlich viel, nämlich täglich, je nach Woche, Monat und Jahreszeit 6 bis 8 Millionen Barrel Öl importieren. Sie seien damit noch immer ein großer Ölimporteuer. China würde aufholen, Indien würde aufholen, jeder würde Öl brauchen und das Öl, das wir in den Jahren 2014 bis 2016 nicht gefunden hätten, würde sich in der Zukunft auswirken. Die Leute sollten diesen Dingen jedenfalls Aufmerksamkeit zollen. Dies sei eine der größten Geschichten unserer Zeit und es sei schwer, Voraussagen zu machen, weil es viele bewegende Teile gebe. Jedenfalls sei es faszinierend.

Dem schließe ich mich an.

Die Webseite von Art Berman ist: www.artberman.com

Die Webseite von Chris Martenson ist: peakprosperity.com

Hier noch einmal die Adresse zu der neuen, bisher leider nur auf Englisch verfügbaren Version seines Crash-Course: www.peakprosperity.com/crashcourse

und hier die Adresse auf die deutsche Version, von Chris Martensons erster Version des Crash-Course aus dem Jahre 2008: www.peakprosperity.com/crashcourse/deutsch

Diesen Beitrag sehe ich auch als Ergänzung zu meinem Beitrag Gedanken über den Film Bauer Unser, da die moderne Landwirtschaft ohne Mineralölprodukte derzeit nicht mehr funktionieren würde. Mit “food calorie fossil energie” fand ich per google z.B. :

www.ecoliteracy.org/article/fossil-food-consuming-our-future und blogs.scientificamerican.com/plugged-in/10-calories-in-1-calorie-out-the-energy-we-spend-on-food/

Danach müssen heute in den USA für jede in Nahrungsmitteln enthalten Kalorie 10 Kalorien an fossilen Energieträgern aufgewendet werden.

Ein anderer Aspekt ist die Abhängigkeit Deutschlands vom dem auf dem Weltmarkt verfügbaren Erdöl. Außerdem hängt der Wohlstand Deutschlands sehr davon ab, was in anderen Ländern und auch in Deutschland nach der Bezahlung der Energiekosten noch an Geld etwa zum Kauf deutscher Autos und Maschinen übrig bleibt. Ein sehr guter Artikel ist Gail Tverbergs Artikel  Why We Should Be Concerned About Low Oil Prices (dt.: Warum wir wegen niedriger Ölpreise besorgt sein sollten) vom 5. Mai 2017.  Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters, über die Studie der Hill’s Group und  Energie und Geld könnten hier ebenfalls als interessant sein.

Kelberg, den 16. Mai 2017

Christoph Becker




EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress

Alice Friedemann hat am 10. März 2017 auf ihrem Internetblog www.energyskeptic.com mit einer Zusammenfassung auf den Bericht der gemeinsamen Anhörung verschiedener Ausschüsse des amerikanischen Kongresses, vom 13. Mai 2015  mit dem Thema Die EMP-Bedrohung: Der Stand der Vorbereitung für die Bedrohung durch ein elektromagnetisches Impulsereignis (EMP) aufmerksam gemacht.

Der Link auf die Zusammenfassung von Frau Friedemann:  The electromagnetic pulse EMP Threat. May 13, 2015 House of Representatives hearing  (Frau Friedemann ist ein Schreibfehler passiert. In ihrer Überschrift und Linkadresse steht 2005. Der Termin war aber am 13. Mai 2015).

Offener Brief an Präsident Obama wegen EMP-Risiko , in dem eine Reihe von Sicherheitsexperten auf das EMP-Risiko hingewiesen hatte und den ich für meine Webseite übersetzt hatte, datierte auf den 14. Mai 2015, also einen Tag nach der Anhörung vor den Ausschüssen des Kongresses.

Das insgesamt 94-seitige Original des offiziellen Berichtes zu der Anhörung gibt es als pdf-Datei zum Download:

https://oversight.house.gov/wp-content/uploads/2016/04/5-13-15-The-EMP-Threat.-The-State-of-Preparedness-Against-the-Threat-of-an-Electromagnetic-Pulse-EMP-Event.pdf

Ich habe mir das Dokument etwas angesehen.

Zu der gemeinsamen Anhörung der Ausschüsse als Zeugen geladen waren:

  • George Baker, Professor Emeritus, James Madison University, CEO of Baycor
  • Dr. Peter Vincent Pry, Executive Director, Task Force on National and Homeland Security
  • Mr. Mike Caruso, Director of Government and Specialty Business Development ETS-Lindgren

Wesentliche Information:

Mit einem EMP-Ereignis ist nach wie vor zu rechnen. Die USA sind weiterhin so gut wie nicht auf die Gefahr vorbereitet, obwohl

  • obwohl eine Vorbereitung möglich und bezahlbar wäre,
  • obwohl ein EMP-Ereignis das Ende der USA als zivilisierte Gesellschaft und Staat bedeuten könnte,
  • obwohl als Folge eines EMP-Ereignises, je nach Schätzung,  5 bis 9 von 10 Amerikanern binnen eines Jahres durch Hunger, Krankheit und sozialen Kollaps umkommen würden,
  • obwohl verschiedene potentielle Gegner der USA, wie Russland, China, Nord Korea und Iran EMP-Angriffe als Teil ihrer Militärdoktrin  betrachten, planen und vorbereiten.

Wie Alice Friedemann in ihrem am 9. März 2017 veröffentlichten Artikel  The Devil’s Scenario – near miss at Fukushima is a warning for U.S. (dt. Das Szenarium des Teufels – das in Fukushima knapp verfehlt wurde ist eine Warnung für die USA) schreibt, würde ein EMP-Ereignis, das durch einen starken Sonnensturm oder durch Atomwaffen verursacht wird, zumindest in den USA  voraussichtlich zur Kernschmelze in Kernkraftwerken und auch zu große Mengen Radioaktivität freisetzenden Bränden in Brennelementelagern führen. Die Japaner haben in Fukushima demnach noch Glück gehabt. Es hat nicht viel gefehlt und die Katastrophe wäre noch wesentlich schlimmer geworden.

Weitere Aspekte, die mir bei diesem Thema eingefallen sind, Umweltschäden, die nach einer für Monate, Jahre oder für immer nicht mehr reparierbaren Zerstörung der Stromversorgung oder auch durch einen anderweitig ausgelösten gesellschaftlichen Kollaps auftreten würden:

  • Gefahrguttransporte, auf den Strassen, Schienen und Wasserstrassen würden unkontrolliert liegen bleiben, teilweise verunglücken und könnten zumindest nicht mehr entladen werden. Dadurch würde es überall im Land zu Umweltschäden kommen. Teilweise würde es sofort oder kurzfristig zu Schäden kommen, teilweise würde es aber vielleicht Jahre, Jahrzehnte oder noch länger dauern, bis Tanks und Behälter undicht werden und die Gefahrgüter in die Umwelt gelangen.
  • Gefahrgüter in Industriebetrieben, Tankstellen und auch in Privathaushalten könnten nicht mehr weiter verarbeitet oder umweltverträglich entsorgt werden. Dazu kämen Millionen Kraftfahrzeuge und Maschinen, und die in diesen vorhandenen Öl und andere Chemikalien. Auch hier würde die Freisetzung in die Umwelt mal schnell und mal langsam, mal bald und mal später erfolgen.
  • Windkraftanlagen: Es gab in den letzter Zeit über umgestürzte Windräder. Beispiel von Spiegel-Online: Vier Fälle binnen vier WochenExperten suchen nach Ursachen für Windrad-Crashs.
    Ursache war offensichtlich ein fehlerhaft arbeitender Regler für die Verstellung der Rotorblätter. Die Rotorblätter werden normalerweise bei zu starkem Wind, bzw. bei Sturm so eingestellt, dass ihr Windwiderstand minimal ist. Wenn das, wie bei den umgestürzten Windturbinen nicht funktioniert wird die Konstruktion bei Sturm überlastet und das Windkraftwerk stürzt um. Man stelle sich nun vor, dass in Deutschland und seinen Nachbarländern die Stromversorgung  durch ein großes EMP-Ereignis getroffen wird während ein schwacher, aber für die Windkraftwerke ausreichender Wind aus der Hauptsturmrichtung weht. Die Rotoblätter würden dann die für eine Sturm ungünstigste Stellung haben und sie würden diese beibehalten. Nach einem Ausfall der  Stromversorgung wäre es nämlich nicht mehr möglich die Rotorblätter die für Stürme optimale Stellung zu bringen. Als Folge davon würden bei den nächsten kräftigen Stürmen jede Menge Windkraftanlagen wegen Überlastung der Konstruktion umstürzen. Windkraftanlagen die umstürzen, aber auch solche die nicht umstürzen, sondern die einfach nur wegen eines Zusammenbruchs der Gesellschaft nicht mehr gewartet und abgebaut werden können, würden die Umwelt verseuchen. Pro Windkraftanlage rechnet man mit bis zu 700 Liter Getriebeöl, 200 kg Hydrauliköl und bis zu 200 kg Schmierstoffe. Dazu kommen ca. 1000 Liter Transformatorenöl pro Transformator (Quelle: http://www.lfu.bayern.de/boden/bodenschutztage/doc/15.pdf
  • Ein großes EMP-Ereignis würde das Ruhrgebiet  aber möglicherweise auch andere ehemalige Bergbaugebiete z.B. im Saarland, weitgehend unbewohnbar machen (Die Zukunft des Ruhrgebietes). Außerdem würden Schleusen und Sieltore nicht mehr funktionieren, was z.B. an der Nordseeküste zu Überflutungen führen würde.
  • Reparaturen an Fluss- und Seedeichen wäre nicht mehr oder nur noch in sehr geringem Umfang möglich. Es würde daher zu zusätzlichen Überflutungen kommen.
  • In der Luft befindliche Flugzeuge würden voraussichtlich alle oder fast alle abstürzen, was Brände und zusätzliche Umweltschäden auslösen würde.

Alles in Allem würde die land- und forstwirtschaftlich  nutzbare Fläche durch ein großes EMP-Ereignis reduziert.

Ein großes EMP-Ereignis würde in Deutschland nicht nur die verheerendste Hungersnot der europäischen Geschichte und einen völligen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung und der Zivilisation auslösen, sondern es würden teilweise sofort, teilweise im Laufe von Tagen, Monaten, Jahren und Jahrzehnten  Umweltschäden ausgelöst die mehr oder weniger große Teile Deutschlands unbewohnbar machen würden. Welche Gebiete wie sehr und wie lange unbewohnbar würden, würde dabei auch von Zufällen abhängen und wäre nur teilweise voraussehbar.

Unsachen von EMP-Ereignissen

Ein EMP-Ereignis kann als Naturkatastrophe in Form eines schweren Sonnensturms kommen. Solche schweren Sonnenstürme haben die Erde in den Jahren  1859 und 1921 getroffen. 2012 hat ein Sonnensturm wie der von 1859 die Umlaufbahn der Erde, aber nicht die Erde selbst getroffen. Man rechnet damit dass solche Sonnenstürme etwa alle 100 bis 150 Jahre die Erde treffen. Ein Sonnensturm wie der im Jahre 1921 würde nach einer Schätzung der amerikanischen Akademie der Wissenschaften heute einen  Schaden von 1 bis 2 Billionen Dollar verursachen und man würde  4 bis 10 Jahre für die Erholung von den folgen des Sturms benötigen. Der Sonnensturm im Jahre 1859 war wohl noch deutlich stärker als der von 1921.

EMP-Ereignisse können auch  mit verschiedenen konventionellen Systemen und mit Atomwaffen ausgelöst werden. Am gefährlichsten ist ein EMP-Ereignis das mit Atomwaffen ausgelöst wird. Dazu sind neben Russland und China auch Länder wie Nord Korea und Pakistan in der Lage. Das Auslösen von EMP-Ereignissen als Teil eines Modernen Blitzkrieges gehört heute zur Militärdoktrin verschiedener Länder.  Dazu ein Zitat aus dem mündlichen Vortrages von Dr. Peter Pry vor den vereinigten Untersuchungsausschüssen:

Zitat Peter Pry:

Zuerst, denke ich, müssen wir verstehen, dass die Bedrohung nicht nur rein theoretisch ist, es ist vielmehr eine reale Bedrohung.
In den Militärdoktrinen Russlands, Chinas, Nordkoreas und Irans plant man einen nuklearen EMP-Angriff gegen die vereinigten Staaten. Wir haben gesehen dass Nordkorea und Iran dies üben, einschließlich des Startens von  ballistischer Raketen von Frachtschiffen auf hoher See. Das gibt ihnen die Möglichkeit eines anonymen EMP-Angriffs. Während der Atomkrise, die wir mit Nordkorea im Jahre 2013 hatten – es war die schlimmste Atomkrise die wir je mit Kim Jong Un hatten –  drohte er während des Nachspiels des dritten illegalen Atomtests, einen Atomwaffenangriff mit Raketen gegen die USA durch zu führen.
In der Mitte der Krise brachte Nordkorea einen Satelliten in eine Umlaufbahn über den Südpol, der das Territorium der USA in einer für einen EMP-Angriff optimalen Höhe und Richtung überquerte, sodass er unsere nationale Raketenabwehr umgehen konnte, und auch so, dass er, wenn er ein Atomsprengkopf wäre, die 48 zusammenhängenden Bundesstaaten der USA mit einem EMP-Feld hätte bestreichen können, was katastrophale Konsequenzen gehabt hätte. Das war der KSM 3 Satellit; der überfliegt uns noch immer, er ist noch immer in seiner Umlaufbahn und überfliegt uns regelmäßig.
Eine andere Sache die verstanden werden muss ist, dass EMP ein Teil, ein größerer Teil, ihrer militärischen Doktrin ist die sie als Revolution in militärischen Dingen betrachten. Dabei handelt es sich im wesentlichen um eine kombinierte militärische Operation mit Cyber-Attacken, physischer Sabotage, konventionellen EMP Waffen und atomaren EMP Waffen als dem entscheidendsten Instrument. Alle würden zusammen und koordiniert in einer neuen Art von Blitzkrieg eingesetzt. Erwarten Sie einen Krieg der im Cyberspace geführt wird um eine Zivilisation auf die Knie zu zwingen. Damit könnte ein gescheiterter Staat wie der Iran  oder Nordkorea theoretisch eine hochentwickelte Gesellschaft wie die unsere zerstören und besiegen.

Dr. Pry erwähnt dann auch, dass die Terrorgruppe Al Qaida im Jemen die gesamte Stromversorgung lahm gelegt und damit den Jemen, also einen ganzen Staat, so destabilisiert habe, dass er damit für die USA als Verbündeter verloren ging. Auch hätten Terroristen in Pakistan 80 % des Stromnetzes abgeschaltet und der Iran habe so etwas mit der Türkei gemacht. Angriffe auf die Stromversorgung gehören jedenfalls zum Repertoire islamistischer Terroristen und Staaten und sie nutzen dieses Mittel als Waffe wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen. In dem Bericht wird auch wieder erwähnt, dass eine EMP-Angriff auf die USA voraussichtlich zwischen 50 und 90 Prozent der Bevölkerung binnen eines Jahre das Leben kosten würde. Dem Bericht ist aber auch zu entnehmen, dass es durchaus möglich und bezahlbar wäre, die Gesellschaft und die technische Infrastruktur auf EMP-Ereignisse vor zu bereiten. Frau Friedemann erwähnt in ihrem Artikel, dass sie bei EMP-Treffen in Großbritannien gewesen sei. Die Briten würden tatsächlich ihr Stromnetz gegen EMP-Angriffe schützen.

In Deutschland würde ein EMP-Ereignis locker 6  bis 12 mal soviele Opfer kosten wie der Holocaust.  Vor diesem Hintergrund wäre es angesichts der anstehenden Wahlen interessant zu wissen, was die im Bundestag vertretenen Parteien und da insbesondere die Regierung Merkel bisher getan haben um eine solche Katastrophe zu verhindern, und was die zur Wahl antretenden Politiker und Parteien tun würden, wenn sie gewählt würden. Wenn es unseren “demokratischen” Politikern und Gutmenschen schon nicht mehr um die Interessen und die Zukunft des deutschen Volkes geht und manche Gutmenschen, wie diese “Bomber-Harris-Do-It-Again-Typen”  den Deutschland sowieso den Untergang wünschen, so wäre es doch zumindest aus Verantwortungsgefühl für die Millionen “Schutzsuchenden” und Ausländer, die man zur Zerstörung des deutschen Sozialstaates ins Land gelockt hat (Buchbesprechung auf philosophia-perennis.com: Sturmreif – Wie die Masseneinwanderung unseren Sozialstaat zerstört), notwendig sich um das EMP-Risiko zu kümmern.  Ein großes EMP-Ereignis würde jedenfalls auch die meisten von “Frau Merkels Gästen” vernichten und es wäre für die Ausländer in Deutschland im Allgemeinen sehr viel schlimmer als eine Bundestagswahl, bei der die NPD zusammen mit der AfD und den Republikanern eine satte 2/3 Mehrheit gewinnen würde. Ein solches Wahlergebnis ist extrem unwahrscheinlich – aber dass so ein EMP-Ereignis irgendwann in den nächsten Jahren Deutschland und Europa trifft ist ziemlich sicher. Zumindest sollte man angesichts der extremen Folgen besser so tun als sei es sicher.

Alice Friedemann hat auf ihrer Internetseite am 7. März 2017 einen Artikel mit dem Titel After a collapse will people grow their own food or plunder others? (dt.: Werden die Leute nach einem Kollaps ihre eignen Nahrungsmittel anbauen oder andere plündern?) veröffentlicht. Darin weißt sie auf einen Blogbeitrag eines anonymem, wahrscheinlich niederländischen Autors hin, der den Webblog thesenecaeffect.wordpress.com betreibt. Am 3. März 2016 wurde dort ein Artikel mit der Überschrift The Neopaleolithic: Hunter-Gatherers of the 21st century (dt.: Die Neuen Altsteinzeitlichen: Jäger und Sammler des 21. Jahrhunderts) veröffentlicht. Nach einer längeren Beschreibung der Gründe der Fragilität der Nahrungsmittelproduktion kommt der Autor zu dem Schluss, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass die Menschen nach einem Kollaps der Industriegesellschaft selber ihre Nahrungsmittel als Bauern und Gärtner anbauen. Wahrscheinlicher sei, dass plündernde Banden das Land durchstreifen und dass Lebensmittel durch Diebstahl und Raub den Besitzer wechseln, so dass es keinen Sinn mache Lebensmittel an zu bauen. Wenn durch Plünderung keine Nahrungsmittel mehr zu bekommen seien, würde die Überlebenden sich durch das Sammeln von essbaren Pflanzen und durch Jagd zu ernähren suchen – die Überlebenden der Industriegesellschaften würden damit auf das Niveau der frühen Steinzeit zurück fallen und wieder Jäger und Sammler werden. Meines Erachtens wird es dann mangels Wild und Haustieren aber auch zu Kannibalismus kommen. In One Second After: Die Welt ohne Strom lässt der Autor William R. Forstchen unter anderem  eine gut organisierte, schwer bewaffnete Bande von Kannibalen brandschatzend, mordend, vergewaltigend und folternd durchs Land ziehen und die kleine Stadt Blackmountain bedrohen. Die von einem alten Oberst geführte Bürgerwehr leistet erbitterten Widerstand und vernichtet dann schließlich diese Bande. In der deutschen Wirklichkeit nach einem EMP-Ereignis würde solchen Banden wohl eher nichts entgegen zu setzen sein – und deshalb macht es in Deutschland auch keine Sinn per Landwirtschaft und Gartenbau zu versuchen lokal nachhaltig Nahrungsmittel zu produzieren.

Wollen die Deutschen und ihre Politiker und Parteien, dass das so bleibt?

Angesichts der anstehenden Wahlen stellt sich die Frage, ob man die wirklich großen Probleme und Gefahren unserer Zeit einfach weiter verdrängen will, oder ob es nicht doch hier und da Politiker und vielleicht sogar Parteien gibt, die vernünftig sind und die rationale, erwachsene Diskussionen führen und Lösungen bieten können.

Hier noch die  Link auf den englischsprachigen  Trailer des Romans One Second After auf Youtube und auf den deutsch synchronisierten Fernsehfilm Die EMP-Bombe –  Impuls zum Blackout. In weitere Literatur zum Thema EMP finden sich weitere Links.

Kelberg, den 11. März 2017

Christoph Becker




Größter Ölfund in den USA seit 30 Jahren reicht global kaum für zwei Wochen

Der Focus meldete am 9. März 2017 mit der  Überschrift 1,2 Milliarden Barrel Riesiger Ölfund vor der Küste Alaskas.  Es handele sich um den größten Ölfund auf amerikanischem Boden seit 30 Jahre. Ich habe kurz recherchiert und nachgerechnet: Meine google-Suche mit “weltölverbrauch pro tag” führte u.a. zu Ölverbrauch weltweit täglich von 1980 bis 2030 (in Millionen Barrel)

Für 2015 wird dort ein täglicher Ölverbrauch von 88 Millionen Barrel angegeben. Für 2030 werden 105 Millionen Barrel geschätzt.

Eine Milliarde hat  1000 Millionen. 1,2 Milliarden Barrel sind also 1200 Millionen. Damit sieht man auch ohne Rechner, dass man bei einem globalen Ölverbrauch von 100 Millionen Barrel pro Tag mit diesem  “riesigen” Ölfund, der “der größte auf amerikanischem Boden seit 30 Jahren” ist,  also gerade mal für 12 weitere Tage Öl gefunden hat.

Mit Taschenrechner oder Smartphone und dem Verbrauch von 2015, also mit 1200 / 88 erhalte ich 13,64 Tage, also knapp zwei Wochen.

Ein einziges Jahr hat aber 52 Wochen. Das der Weltölverbrauch des Jahres 2015 entsprach 26 solcher “riesigen” Ölfelder”. Bezogen auf die Schätzung für 2030, also für 105 Millionen Barrel pro Tag, würde man knapp 32 solcher “riesigen” Ölfelder” benötigen, wie man in den USA nach 30 Jahren nun ein einziges gefunden hat.

Ein wirklich riesiges Ölfeld ist das Ghawar-Ölfeld in Saudi Arabien.

Zitat aus dem Wikipediaeintrag dieses 1948/49 entdeckten Ölfeldes:

Erste Schätzungen gingen davon aus, dass Ghawar insgesamt 170 Milliarden Barrel Öl enthält und etwa 60 Milliarden förderbar sind. Folgende Schätzungen über die förderbare Menge an Erdöl in Ghawar variierten zwischen 70 und 170 Gigabarrel. Saudi Aramco gab bekannt, dass in Ghawar bis April 2010 bereits 65 Milliarden Barrel Öl gefördert worden seien.[1] Gleichzeitig gab man bekannt, dass ursprünglich über 100 Milliarden Barrel an förderbaren Reserven in dem Feld enthalten gewesen seien.

Das Ghawar-Feld war ursprünglich also über 100 mal größer als das nun vom Focus gemeldete “riesige” Ölfeld.

Das vom Focus nun gemeldete Ölfeld soll ab 2021, also nach immerhin noch rund 4 Jahren wohl nicht ganz billiger Vorbereitung, 120.000 Barrel pro Tag liefern. Das Ghawar-Feld liefert ungefähr 5 Millionen Barrel pro Tag. Das ist mehr als das 41-fache dessen was dieses “riesige” neue Ölfeld in Zukunft voraussichtlich liefern kann.

Eine Frage die beim Lesen (und Schreiben!) von Berichten über die  Entdeckung und Erschließung neuer Ölvorkommen heute auch gestellt werden sollte ist die nach dem voraussichtlichen Netto-Energie-Ertrag und auch nach dem Netto-Öl-Ertrag.

Das so euphorisch vom Focus und anderen Quellen als “riesiges” neues Ölfeld gemeldete Feld liegt  “vor der Küste Alaskas”. Das heißt es liegt, im krassen Gegensatz etwa zum Ghawar-Feld,

  • im Salzwasser. Das heißt man muss korrosionsbeständigere, teurere Materialien verwenden. Teuerer heißt hier auch dass die Herstellung der Materialien und das Finden der Rohstoffe für diese Materialien mehr Energie und auch mehr Öl kostet.
  • unter Wasser. Das heißt, man muss sehr viel teurere Ausrüstung einsetzen. Mit Solarstrom und Windstrom, aber auch mit Kohle oder Erdgas, wird man dieses Ölfeld eher nicht erschließen und betreiben können. Vielmehr wird man jede Menge Diesel, Schweröl und andere Mineralölprodukte für die Erschließung des Ölfeldes und auch für die Förderung benötigen. Der Aufwand für Umweltschutzmaßnahmen und auch der Aufwand bei Unfällen wird in hohem Maße   Mineralölprodukte erfordern als z.B. bei einem Ölfeld in der Wüste von Saudi Arabien.
  • vor Alaska .  Das heißt, das Ölfeld liegt im hohen Norden und es liegt abseits. Kälte, Eis, Schnee und generell schlechtes Wetter, sowie lange Transportwege werden zusätzliche Energie und auch zusätzliches Öl kosten.

Wie die Ausführungen zum Ghawar-Feld auf Wikipedia zeigen, ist bei Schätzungen über die gefundene Ölmenge dann auch zwischen insgesamt in dem Ölfeld vorhandener und der insgesamt mit vertretbarem Aufwand förderbaren Ölmenge zu unterscheiden. Dabei ist dann noch zu beachten. Zum Beispiel pumpt man zunehmend Wasser in sich erschöpfende die Ölfelder, wodurch der Wassergehalt des geförderten Öls immer höher wird. Der Wassergehalt des geförderten Öls steigt damit ebenfalls, was auch den Energieaufwand für die Abscheidung des Wassers aus dem Öl steigert. In der in Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters erwähnten Studie der Hills Gruppe ist die Zunahme des Wassergehaltes und der dadurch notwendige Aufwand ein wesentlicher Punkt. Ein Ölfeld wird demnach heute in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen  aufgegeben,  wenn in dem geförderten “Öl” 40 mal soviel Wasser wie Öl enthalten ist.

Alles in allem ist der Artikel des Focus über diesen neuen, “riesigen” Ölfund also eher sehr beunruhigend.

Kelberg den 9.  und 10. März 2017

Christoph Becker

 

 

 

 

 




In der Folge der industriellen Zivilisation

Zur Einstimmung auf John Michael Greers brutal nüchterne und ernüchternde Analyse der Gegenwart und Zukunft unserer industriellen Zivilisation ist es vielleicht hilfreich, sich erst einmal das weltweit oft als Abschiedslied gesungene  Auld Lang Syne und dessen deutsche VersionNehmt Abschied Brüder ungewiss ist alle Wiederkehr, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer … Die Sonne sinkt es steigt die Nacht, vergangen ist der Tag und leis erwacht ….” anzuhören. Im englischsprachigem Raum singt man es auch zum Jahreswechsel um der Toten des vergangenen Jahres zu gedenken.

Wie John Michael Greer in seinem im Sommer 2016 erschienen Buch Dark Age America – Climate Change, Cultural Collapse and the Hard Future ahead (dt. Dunkles Zeitalter Amerika – Klimawandel, kultureller Kollaps und die Harte Zukunft voraus) schreibt, und wie ich meine überzeugend erklärt, sind wir bereits voll dabei,  Abschied von der industriellen Zivilisation, mit all ihren Träumen, Ansprüchen und lieb gewonnenen Gewohnheiten und Gewissheiten zu nehmen oder besser gesagt nehmen zu müssen. Die Öffnung der Grenzen durch die deutsche Bundeskanzlerin im Herbst 2015 und die Übergriffe auf der Domplatte zu Silvester 2015 waren, wenn ich es mir nun vor dem Hintergrund von Greers Ausführungen sehe, klare Zeichen des beginnenden Zerfalls und Abstiegs unserer Zivilisation. Das heißt, eigentlich beginnt der Zerfallsprozess schon in den 70er Jahren als Jean Raspail sein “Heerlager der Heiligen” veröffentlichte.

Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin am 17. Februar 2017 anlässlich der Münchener Sicherheitskonferenz, mehr als 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Grenzen des Wachstums von Meadows et. al und mehr als 35 Jahre nach der Veröffentlichung von Cattons Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, und fast 60 Jahre nach Admiral Hyman Rickovers brühmter Energie-Rede (Der Link zeigt auf eine deutsche Übersetzung!) war Merkels Rede insbesondere auch ab Position [19:30] von geradezu unerträglicher Ahnungslosigkeit geprägt.  Es ist nicht nur in Wirklichkeit so, dass multilaterale Institutionen und Verträge wegen ihrer hohen Komplexitätskosten zunehmend an Bedeutung verlieren. Es ist vielmehr auch so, dass es völlig blauäugig und ausgeschlossen ist, dass Afrika, wie Frau Merkel sich das wünscht, eine ähnliche wirtschaftliche Entwicklung wie Südostasien nimmt. Am Anfang ihrer Rede, ca. ab Postion [2:15] erwähnt sie die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes der letzten 25 Jahre. Nach Frau Merkel hat es sich seitdem weltweit und in den USA verdreifacht, in der EU hat es sich “nur” verdoppelt und in China, dessen Wirtschaftswachstum Frau, wie sie am Ende der Rede erklärt, wohl auch gerne in Afrika sehen würde, hat es sich sage und schreibe verachtundzwanzigfacht. China hat damit übrigens seinen Anteil am globalen BIP auf 15 % gesteigert. Wenn die ganze Welt ihr BIP in den nächsten 25 Jahren nur verdoppelt und China das seine “nur” noch einmal um das 13-fache steigert, dann hätte China in 25 Jahren einen Anteil am BIP der Welt von 97,5 %. Für den Rest der Welt blieben dann also nur noch klitzekleine 2,5 % Anteil am weltweiten BIP. Wenn die Welt ihr BIP auf dem heutigen Stand hält und China das seine in den nächsten 25 Jahren “nur” versechsfacht, dann hätte China einen Anteil am globalen BIP von 90 %. Lächerliche 10 % blieben dann noch für die westlichen Industriegesellschaften, den Orient, Indien und Merkels Traum vom neuen China in Afrika. Von so schwierigen Sachen wie Umweltschutz, Klimawandel, Erschöpfung der Rohstofflager und sinkendem Nettoenergieertrag Förderung fossiler Energieträger und dem auch bei sinkender und schwieriger werdender Förderung und steigenden Eigenverbrauch  Energieexportländer, reden wir hier noch gar nicht.

Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin in München unterstreicht jedenfalls die Richtigkeit John Michael Greers Analyse.

Im Wesentlichen möchte ich mich hier nun darauf beschränken, von Greers Buch den Umschlagtext, das Inhaltsverzeichnis, das ganze erste Kapitel und den Schluss des zweiten Kapitels zu übersetzen. In den restlichen Kapiteln diskutiert Greer unter anderem auch die Sinnhaftigkeit von Vermögensanlagen in Gold und Silber in Krisenzeiten und das schon heute in großem Umfang zu beobachtende, für Gesellschaften im Niedergang typische Sinken des Ansehens der Eliten und der mit diesen verbundenen Bereiche und Institutionen, heute der Wissenschaft, der Medizin, der Presse und anderer Institutionen. Am Schluss regt er dann zum Nachdenken darüber an, was eine in ein dunkles Zeitalter versinkende Zivilisation vielleicht noch tun kann, um einen möglichst großen Teil ihres Schatzes an teuer erworbenem Wissen, Können und Erfahrung an die irgendwann in ein paar Jahrhunderten vielleicht aus ihren Ruinen entstehende nächste Zivilisation weiterzugeben.

Ich hoffe, dass diese Kostprobe vielleicht dazu führt, dass sich ein deutscher Verleger findet, der dieses meines Erachtens auch für Deutschland und Europa wichtige Buch möglichst bald in deutscher Sprache erscheinen lässt. Wie würde die Bundestagswahl im September ausgehen, wenn ein paar Millionen Deutsche und auch einige Politiker dieses Buch rechtzeitig genug vor der Wahl lesen könnten und würden?

Konfrontation mit dem unvermeidbaren Kollaps

…. mutig, überlegt, zeitgerecht und gut recherchiert … dieses intelligent argumentierte, zum Nachdenken anregende und wichtige Werk wird ihre Art und Weise zu denken in Frage stellen und sie dazu anstoßen sinnvolle, vorbereitende Aktionen zu unternehmen.

Dave Pollard, Autor, How to Save the World

Greer demonstriert das ökologischer, politischer und wirtschaftlicher und technologischer Niedergang nicht nur unvermeidbar ist, sondern bereits gut unterwegs ist. Wie der Untergang sich entfaltet und ob irgendwelche Angehörige unserer Spezies überleben, könnte gut davon bestimmt werden, welche Entscheidungen wir jetzt treffen.

Carolyn Baker, PhD, Autor, Love in the Age of Ecological Apocalypse und Collapsing Consciously.

John Michael Greer argumentiert, dass sich die Tür zu einer nachhaltigen Zukunft nach Jahrzehnten verpasster Möglichkeiten geschlossen hat und dass die Zukunft, der wir nun entgegensehen eine Zukunft ist, in der die Zivilisation der Industriegesellschaften zerfallen und mit unkontrolliertem Klimawandel und Ressourcenerschöpfung konfrontiert werden wird.

Wie wird die Welt aussehen, wenn all diese Veränderungen ihren Lauf genommen haben? Greer versucht diese Frage mit einiger Genauigkeit zu beantworten, denn Zivilisationen pflegen in bemerkenswert ähnlicher Weise zu kollabieren.

Dark Age Amerika versucht dann die Geschichte des Kollapses im Voraus aufzuzeichnen, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie die nächsten 500 Jahre aussehen werden, wenn die Globalisierung endet und die nordamerikanische Zivilisation das Ende ihres Lebenszyklus erreicht und die Stufen des Abstiegs und Untergangs betritt.

Auf viele Arten ist dies John Michael Greers kompromisslosestes Werk, obwohl es sehr wohl Anlass zur Hoffnung bietet. Zu wissen, wohin wir kollektiv unterwegs sind ist ein entscheidender Schritt, um konstruktiv auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und zu tun was wir können, um für unsere Nachkommen das Beste aus der Welt zu machen, die wir ihnen hinterlassen.

„….. selbst wenn man im Bezug auf die Zukunft anderer Meinung ist als Greer, wird man sehr viel aus seiner Untersuchung der relevanten Vergangenheit der Menschheit lernen.“

Richard Heinberg, Autor von Das Ende des Wachstums

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John Michael Greer, Historiker von Ideen und einer der einflussreichsten Autoren, die die Zukunft der Industriegesellschaft untersuchen, schreibt den viel zitierten Blog „The Archdruid Report“ und hat mehr als dreißig Bücher veröffentlicht. …… Er lebt in Cumberland, einer alten Fabrikstadt in den Appalachen, im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts, mit seiner Frau Sarah

Inhaltsverzeichnis:

Titel Seite
1.  Die Folge der industriellen Zivilisation ((Anm d. Übersetz.: eine vollständige deutsche Übersetzung dieses Kapitels findet sich unterhalb dieser Übersetzung des Inhaltsverzeichnisses)) 1
2. Das ökologische Nachspiel ((Anm d. Übersetz.: eine deutsche Übersetzung des Schlusses dieses Kapitels findet sich als Zitat sich „linksliberale Kampfkraftphantasien“ und noch einmal weiter unten, nach der Übersetzung des 1. Kapitels)) 15
3. Demographische Konsequenzen 39
4. Der politische Zusammenbruch 59
5. Der wirtschaftliche Kollaps 91
6. Der Selbstmord der Wissenschaften 123
7. Die Abenddämmerung der Technologie 149
8. Die Auflösung der Kultur 177
9. Die Straße zu einer Renaissance 199
Schlußnote 227
Bibliographie 231
Index 239
Über den Autor 247
Eine Bemerkung über den Verlag 248

Anmerkung zur nun folgenden, weiteren Übersetzung: Um die Orientierung im Text beim Lesen zu erleichtern, habe ich im Folgenden ungefähr analog zu den Buchseiten Trennzeilen mit der Seitenzahl eingefügt. Wenn in einem Absatz hätte getrennt werden müssen, dann habe ich die Trennlinie mit der Seitenzahl möglichst erst nach dem Absatz platziert. Fußnote und zugehörige Einträge im Literaturverzeichnis habe ich jeweils zusammengefasst und die Bücher wo möglich auf Amazon.de verlinkt.

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1. Kapitel

Die Folge der industriellen Zivilisation

Seit mehr als vier Jahrzehnten warnen Wissenschaftler vor den unvermeidbaren Konsequenzen, die es hat, wenn man versucht endloses Wachstum auf einem endlichen Planeten zu realisieren. ((Die Literatur über dieses Thema ist immens. Siehe Meadows et al 1973 (Die Grenzen des Wachstums) und Catton 1980 (Overshoot: The Ecological Basis for Revolutionary Change) wegen guter Übersichten)) Seit dieser Zeit – während die Grenzen des Wachstums mehr und mehr klar  am Horizont unserer Zukunft sichtbar wurden, hat sich ein bemerkenswertes Paradox entfaltet. Je näher wir diesen Grenzen kommen, je mehr sie unser tägliches Leben beeinflussen, und je klarer unsere gegenwärtige Flugbahn auf die Ziegelmauer einer schwierigen Zukunft zielt, desto weniger können sich scheinbar die meisten Leute in der Industriegesellschaft irgend eine Alternative dazu vorstellen, die existierende Ordnung der Dinge weiterzuführen bis die Räder abfallen.

Das ist in vielen Ecken der aktivistischen Community genauso wie in den unrenoviertesten Vorstandsetagen. Für zu viele der heutigen Umweltaktivisten ist erneuerbare Energie nicht etwas, das sie selbst produzieren sollten, es sei denn sie sind reich genug, sich die Fotovoltaiksysteme auf dem Dach zu leisten, die das neueste Statussymbol in den vor städtischen Wohngebieten an beiden Küsten geworden sind ((gemeint ist die Ost- und Westküste der USA, wo sich die Zentren der Links-liberalen Gesellschaft befinden, die bei der Letzten Präsidentschaftswahl mehrheitlich Hillary Clinton gewählt haben.)). Sie, also die Energie, ist sicher nicht etwas das sie konservieren, also bewahren und sparen sollten. Vielmehr ist sie etwas, wovon man erwartet dass Versorgungsunternehmen und Regierung es so schnell wie möglich produzieren, sodass die Amerikaner weiterhin dreimal so viel Energie pro Kopf verbrauchen können wie ein durchschnittlicher Europäer und 20 mal so viel wie ein durchschnittlicher Chinese.

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Diese Art Enthusiasmus für den Wandel, der in der Aktivisten Community zum Vorschein kommt, konzentriert sich im Großen und Ganzen auf Welt verändernde Ereignisse der einen oder anderen Art. Wie es nun mal so ist, haben wir gerade jetzt einen ernsthaften Mangel an Welt verändernden Ereignissen. Dafür gibt es gute Gründe, genauso wie es genauso starke, wenn auch nicht genauso gute, Gründe dafür gibt, dass so viele Leute all ihre Hoffnungen auf ein Welt verändernde Ereignis der einen oder anderen Art heften. Therapeuten pflegen darauf hinzuweisen, dass man, wenn man immer das tut, was man immer getan hat, man immer das Ergebnis bekommt, das man immer bekommen hat und schließlich ist es ein Truismus (=Binsenwahrheit) geworden (obwohl es ebenso eine Wahrheit ist), dass immer dasselbe zu tun und andere Resultate zu erwarten eine brauchbare Definition für Verrücktheit ist.

Der Versuch einen Weg zu finden, um dieser harten aber unentrinnbaren Logik auszuweichen ist die Kraft, die die prophetische Hysterie über 2012 angetrieben hat und die mehr im allgemeinen zu Weltende-Wahnvorstellungen führt: wenn einen die Aussicht, die eigene Art zu leben zu ändern, in Angst und Schrecken versetzt, aber der Gedanke an die Konsequenzen der aktuellen Art zu leben, einen genauso in Angst und Schrecken versetzt, dann sind Tagträume,  in denen eine von außen kommende Kraft kommt und alles für einen verändert eine bequeme Möglichkeit, um eigenes Nachdenken über die Zukunft, die man für sich selbst macht zu vermeiden. ((Endnote: John Michael Geer: Apocalypse Not, 2011)) unglücklicherweise ist diese Art des Tagträumens sehr viel üblicher geworden als jene Art konstruktiver Taten, die tatsächlich einen Unterschied machen könnten.

Diese harte Tatsache garantiert ziemlich sicher eine Zukunft, die nach fast allen vorstellbaren Definitionen wesentlich schlimmer ist als die Gegenwart. Die Schwierigkeit hier ist, dass der Glaube an die Aussicht auf eine bessere Zukunft so tief in allen von uns verankert ist, dass der Versuch dagegen zu argumentieren ein wenig so ist als ob  man einem mittelalterlichen Bauern erzählen würde, dass der Himmel mit all seinen Heiligen und Engeln nicht mehr da ist. Die Hoffnung, dass morgen besser als heute sein wird oder sein kann oder zumindest sein sollte ist in der kollektiven Vorstellung von der modernen Welt fest verdrahtet. Hinter diesem Glauben liegt das immense Beharrungsvermögen von 300 Jahren industrieller Expansion, die den billig erreichbaren Anteil der fossilen Brennstoffreserven der Erde für einen kurzen Zeitabschnitt des Überflusses verwertet haben, der so extrem ist, dass Müllsammler im heutigen Amerika Zugriff auf Dinge haben, die vor dem Beginn der  industriellen Revolution nicht einmal Kaiser bekommen konnten.

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Dieses Zeitalter der Extravaganzen hat die Art, wie Leute heute über nahezu alle Dinge denken, gründlich gewandelt – in den Begriffen der Realität des menschlichen Lebens vor und nach unserem Zeitalter dürfte „verzerrt“ ein besseres Wort als „gewandelt“ sein. Insbesondere hat es uns blind gemacht für die ökologischen Realitäten, die den fundamentalen Kontext für unser Leben liefern. Es hat zum Beispiel fast alle von uns dazu gebracht, zu denken, dass unbegrenztes exponentielles Wachstum möglich, normal und gut ist. So kommt es, dass selbst trotz der desaströsen Konsequenzen unbegrenzten exponentiellen Wachstums,  deren Meldung in unsere Gesellschaft eine nach der anderen einschlägt, wie die Wellen, die eine Sandburg treffen, die große Mehrheit der Menschen heute noch immer ihre Vision von der Zukunft auf der Fantasie aufbaut, dass Probleme, die vom Wachstum verursacht wurden durch noch mehr Wachstum gelöst werden können ((Annm. d. Übers.: Siehe dazu die Rede der deutschen Bundeskanzlerin am 17. Febr. 2017 auf der Sicherheitspolitischen Konferenz in München. Insbesondere ab [19:30], wo sie sich für Afrika ein ähnliches Wachstum wie das der Schwellen- und Industrieländer in Asien wünscht, bzw. verdeutlicht, dass sie das allen Ernstes für wünschenswert und möglich hält. Tatsächlich kann man und wird man wohl am Ende das Flüchtlingsproblem leicht lösen, indem man Europas “Werte” und/oder Europas Wohlstand mehr oder weniger weit in Richtung dunkles Zeitalter verändert. Ansonsten, ist das ein Beispiel dafür, wie man den Zivilisationsverlust reduzieren kann. Anschließend kann man höchstens noch den Afrikanern Wissen liefern, wie es z.B. John Jeavons und Allan Savory bzw. wie die auf diese zurückgehenden Organisationen www.g-biack.org in Kenia und Savory Institute es getan haben und tun)).

Das verzerrte Denken, das wir von drei Jahrhunderten nicht nachhaltigem Wachstum geerbt haben, kommt selbst bei jenen mit voller Kraft zum Tragen, die denken dass sie dagegen an arbeiten. Aktivisten des gesamten politischen Spektrums haben rhetorisch seit Generationen über die Schrecken gepredigt, die die Zukunft auf Lager hat, sicher, aber sie bieten immer einen Ausweg – die Adoption der Agenda für die sie werben – und die führt geradewegs zu einem strahlenden neuen Morgen, in dem die harten Grenzen der Gegenwart irgendwie nicht länger zu existieren scheinen. (Entferne die abgegriffene Wendung „der einzige Weg zur Rettung einer besseren Zukunft aus den Klauen des drohenden Desasters“ aus der Rhetorik der heutigen Aktivisten zu diesem Zweck, und man stellt in den meisten Fällen fest, dass nur sehr wenig übrig bleibt.)

Jedoch, die strahlende neue Zukunft, die uns allen versprochen wurde, wird nicht kommen. Das ist die schlechte Nachricht, die uns von der sich entfaltenden Kollision zwischen der Industriegesellschaft und den nicht nachgebenden Grenzen der Biosphäre des Planeten übermittelt wird. Peak Oil, globale Erwärmung, und all die anderen Krisen, die überall auf der Welt zusammenkommen, sind alle Manifestation einer einzigen grundlegenden Ursache: der Unmöglichkeit unbegrenzten Wachstums auf einem begrenzten Planeten. Sie sind Warnsignale, die uns sagen, dass wir in den Bereich vollen Überschwingens (engl.Overshoot) gekommen sind – der Zustand mit dem Ökologen vertraut sind, in dem eine

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Spezies, die sie stützende Ressourcenbasis überlastet ((Endnote: William Catton, The Ecological Basis of Revolutionary Change,  1980, Seite 126 – 142)) – und sie sagen uns ebenfalls, dass das Wachstum nicht einfach aufhört; es wird sich umkehren, und diese Umkehr wird sich fortsetzen bis unsere Population, Ressourcenverbrauch, und Abfallproduktion auf ein Niveau gefallen, sind das nachhaltig über eine lange Zeit von dem beschädigten Ökosystem des Planeten getragen werden kann.

Das bittere Ergebnis könnte vielleicht verhindert worden sein, wenn wir kollektiv entscheidende Maßnahmen getroffen hätten, bevor wir in den Bereich des Überschießens gekommen sind. Wir haben es nicht getan und zum jetzigen Zeitpunkt ist das Fenster der Möglichkeit fest verschlossen. Nahezu alle Vorschläge, die momentan zur Debatte gestellt werden, um mit den Symptomen des globalen Überschießens fertig zu werden, gehen stillschweigend oder ausdrücklich davon aus, dass dies nicht der Fall ist und dass wir noch so viel Zeit haben, wie wir benötigen. Solche Vorschläge sind verschwendeter Atem und wenn irgendwelche von ihnen umgesetzt werden – und einige von ihnen werden sehr wahrscheinlich umgesetzt, wenn die heutige Selbstgefälligkeit der morgigen heftigen Panik weicht – so werden die Ressourcen, die dafür aufgewendet werden, ebenso verschwendet werden.

Daher denke ich, dass es Zeit ist, ein anderes und mehr herausforderndes Projekt zu verfolgen. Wir könnten eine bessere Zukunft gehabt haben, wenn wir die rechten Dinge getan hätten, als noch genug Zeit war, aber wir haben es nicht getan. Welche Art Zukunft können wir vor diesem Hintergrund erwarten?

In den Geschichtswissenschaften gibt es für diese Art Zukunft einen Standardausdruck. Der Ausdruck heißt „dunkles Zeitalter“.

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Diese Bezeichnung stammt tatsächlich aus einer Zeit, die vor jener Zeitperiode lag, für die dieser Begriff heute meistens verwendet wird. Marcus Terentius Varro (*116 v.Chr +27 v. Chr), der für den gebildetsten römischen Gelehrten seiner Zeit gehalten wurde, teilte die Geschichte, die ihm bekannt war in drei Zeitalter: ein Zeitalter der Geschichte, für das es schriftliche Berichte gibt; vor diesem, ein Zeitalter der Fabeln, aus dem mündliche Überlieferungen überlebt haben; und vor diesem, ein dunkles Zeitalter, über das niemand irgendetwas weiß. ((Endnote: Censorinus, The Natal Day, trans. William Maude (New York: Cambridge Encyclopedia Company, 1900, Seite 30, der Link zielt auf eine kostenlose pdf-Datei von google books)) Das ist eine einfache, aber überraschend nützliche Unterteilung. Selbst in jenen dunklen Zeitaltern, in denen Lesen und Schreiben als lebendige Tradition überlebten, sind die Berichte extrem spärlich und wenig hilfreich, und wenn die Aufzeichnungen wieder beginnen, sind sie für eine ziemlich lange Zeit danach mit Fabeln und Legenden überzogen. In einem dunklen Zeitalter zerreißt der Faden der kollektiven Erinnerung und der kulturellen Kontinuität, die Enden sind verloren und ein neuer Faden muss gesponnen werden, aus was auch immer an Rohmaterial gerade zur Hand ist.

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Dunkle Zeitalter dieser Art sind ein wiederkehrendes Phänomen in der Geschichte der Menschheit. Der Prozess, durch den sie entstehen hat einen bemerkenswerten Grad der Ähnlichkeit, selbst wenn die Zivilisationen, die ihnen vorausgehen sich in jeder denkbaren Weise unterscheiden. Der Historiker Arnold Toynbee, dessen mächtiges zwölfbändiges Werk Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen die umfassendste Studie historischer Zyklen bleibt, die jemals geschrieben wurde, hat diese merkwürdige Parallelität im Detail untersucht. ((Toynbee, A Study of History,Vol. 6: The Disintregrations of Civilisations, Continued (London: Oxford University Press 1939, S. 321 – 326 )) bei ihrem Aufstieg, stellte er fest, neigt jede Zivilisation dazu, sich nicht nur von ihren Nachbarn, sondern von allen anderen Zivilisationen der gesamten Geschichte zu unterscheiden. Ihre politischen und religiösen Institutionen, ihre Künste und Architektur und all die anderen Details ihres täglichen Lebens nehmen eine bestimmte Formen an, sodass wenn sie sich ihrer Blütezeit nähert, selbst der kürzeste Blick auf eine ihrer Kreationen oft ausreicht, um ihre Quelle zu identifizieren.

Wenn die Blütezeit vorbei ist und der lange Weg des Abstiegs beginnt, dann wechselt das Muster der Unterschiedlichkeit zurück, zuerst langsam und dann mit zunehmender Geschwindigkeit. Eine merkwürdige Art der Vermischung findet statt: sich eindeutig von allen anderen Kulturen unterscheidende Eigenschaften gehen verloren und allgemein übliche Muster entstehen an ihrer Stelle. Das passiert nicht alles auf einmal, und verschiedene kulturelle Formen verlieren ihre besonderen, sie von anderen unterscheidenden Formen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber je tiefer auf der Flugbahn des Abstiegs und Falls eine Zivilisation sinkt, desto mehr entspricht sie anderen im Abstieg begriffenen Zivilisationen. Zu der Zeit, in der diese Flugbahn den Boden erreicht, ist die Übereinstimmung total; man vergleiche eine Postkollapsgesellschaft mit einer anderen – die Gesellschaften des poströmischen Europas, zum Beispiel mit der des postmykenischen Griechenlands – und es kann schwer sein zu glauben, dass derart ähnliche Gesellschaften eines dunklen Zeitalters aus den Trümmern so unterschiedlicher Zivilisationen hervorgegangen sind.

Es ist interessant zu spekulieren, warum diese Rückentwicklung zum Mittelwert eine so regelmäßige Erscheinung in der Abenddämmerung und dem Nachspiel so vieler Zivilisationen ist. Darüber hinaus hat das wiederkehrende Muster des Niedergangs und Falls eine andere Implikation – oder wenn man so will, eine andere Anwendung.

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Die moderne Industriegesellschaft, speziell aber nicht nur hier in Nordamerika, zeigt alle der üblichen Symptome einer Zivilisation auf ihrem Weg zum Komposthaufen der Geschichte. Wenn wir, wie die Evidenz nahelegt, auf dem bekannten Weg des Abstiegs und Falls gestartet sind, dann sollte es möglich sein, die Standardeigenschaften des Abstiegs detailliert aufzuzeichnen und ein ziemlich genaues Gefühl für die Zukunft zu bekommen, die vor uns liegt.

Zur Erinnerung, der Teil der Geschichte, der im Voraus erraten werden kann, bezieht sich auf breite Trends und allgemeine Muster, nicht aber auf die spezifischen Vorfälle, die einen so großen Teil der Geschichte, wie sie geschieht, ausmachen. Wie genau sich die auf das späte industrielle Amerika einwirkenden Druckkräfte, in der täglichen Realität der Politik der Wirtschaft und der Gesellschaft auswirken, wird durch das übliche Zusammenspiel von individuellen Entscheidungen und purem, dummen Glück bestimmt. Nachdem das gesagt ist, sind die breiten Trends und die allgemeinen Muster für sich betrachtet es schon wert, genauer betrachtet zu werden. Einige Dinge, die so erscheinen als würden sie in das Reich des nicht Vorhersagbaren gehören – zum Beispiel die politische und militärische Dynamik von Grenzregionen, die Beziehungen innerhalb der politischen Klasse des Imperiums, die zunehmend entrechteten unteren Klassen, und die Menschen außerhalb der Grenzen – folgen in einem historischen Fall nach dem anderen vorhersagbaren Mustern, und es deutet alles darauf hin, dass dies auch dieses Mal so ist.

Was ich faktisch behaupte ist, dass es auf eine sehr reale Weise möglich ist, die großen Linien der Geschichte Nordamerikas für die nächsten 500 Jahre oder so im Voraus zu zeichnen. Das ist eine sehr weitgehende Behauptung und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die unmittelbare Antwort zumindest eines Teils meiner Leser darin bestehen wird, diese Möglichkeit rundweg zurückzuweisen. Ich möchte diejenigen, die so reagieren ermutigen, zu versuchen eine aufgeschlossene Haltung zu bewahren.

Diese Behauptung unterstellt, dass die Lektionen der Vergangenheit tatsächlich einige Bedeutung für unsere Zukunft haben. Das ist heutzutage ein kontroverser Vorschlag, aber meiner Ansicht nach sagt diese Strittigkeit mehr über die populären Idiotien unserer Zeit aus als über die realen Fakten. Die Menschen im heutigen Amerika sind dazu übergegangen, Gedankenstopper zu verwenden wie „Aber dieses Mal ist es anders!“ Um sich davor zu schützen, irgendetwas aus der Geschichte zu lernen – eine Gewohnheit, die zweifellos Wunder für ihren heutigen Seelenfrieden bewirkt, obwohl sie ihnen ziemlich gut einen Zusammenstoß, mit dem Gesicht zuerst, mit der Ziegelwand der Miseren und des Versagens garantiert, nicht viel weiter auf ihrem Weg auf der Straße der Zeit.

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Unter den Ressourcen, die ich zu nutzen gedenke, um die Geschichte der nächsten fünf Jahrhunderte herauszufinden, ist der aktuelle Stand der Kunst in den Umweltwissenschaften, und das beinhaltet den sehr substantiellen Umfang der Evidenz und Forschung zu von Menschen verursachten klimatischen Veränderungen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass einige Leute dies als strittig ansehen und dass selbstverständlich einige sehr reiche Unternehmensinteressen eine Menge Geld investiert haben, um die Leute davon zu überzeugen, dass es kontrovers ist. Aber ich habe sehr umfassend zu allen Seiten dieses Themas gelesen und die Argumente, die dafür sprechen, anthropogene Klimaveränderungen ernst zunehmen, beeindrucken mich besonders. Ich habe dennoch nicht vor, die Sache hier zu debattieren – es gibt viele Foren dafür. Während ich beabsichtige die derzeitigen modellbasierten Schätzungen des Klimawandels und des Anstiegs des Meeresspiegels mit der Evidenz der Paleoklimatologie aufzulockern, werden diejenigen, die darauf bestehen, dass es nichts ausmacht die Atmosphäre als großen Abwasserkanal für klimaschädliche Gase zu benutzen, nicht mit allem glücklich sein, was ich zu sagen habe.

Ich beabsichtige ebenfalls den Abstieg und Fall der industriellen Zivilisation zu diskutieren, ohne zu versuchen, die härteren Dimensionen dieses Prozesses zu beschönigen. Das wird noch eine andere Garnitur Federn durcheinanderbringen. Diejenigen, die die Nachrichten verfolgen, werden zweifellos bemerkt haben, wie verzweifelt versucht wird darauf zu bestehen, dass es nicht so schlimm sein wird, wirklich nicht sein wird. Ich meine diese Versuche, die sich zu zeigen beginnen, wenn immer ein offenes Gespräch über die Zukunft durch den Nebel der kollektiven Mythologie dringt, den unsere Gesellschaft nutzt, um die Konsequenzen ihrer eigenen Aktionen nicht zu sehen. Diejenigen, die es wagen solche Wörter wie „Niedergang“ oder „dunkles Zeitalter“ zu benutzen, können darauf rechnen von Kritiken beansprucht zu werden, die ernsthaft darauf bestehen, dass eine solche Sprache zu negativ ist, dass wir selbstverständlich eine Veränderung hin zu einer anderen Art Gesellschaft entgegensehen, aber dass man dies nicht in so entmutigenden Begriffen beschreiben sollte, usw.. Und dann folgt das ganze Vokabular des obligatorischen Optimismus der unter den Privilegierten dieser Tage so in Mode ist.

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Diese Art zu reden mag bequem sein, aber sie ist nicht nützlich. Der Fall einer Zivilisation ist keine erfreuliche Aussicht – und das ist es worüber wir selbstverständlich sprechen: der Abstieg und Fall der industriellen Zivilisation, der lange Weg durch ein dunkles Zeitalter, und die ersten Regungen der nachfolgenden Gesellschaften die auf unseren Ruinen aufbauen werden. So endet der Lebenszyklus einer Zivilisation, und das ist auch die Art wie unsere gerade jetzt endet.

Was das in der Praxis bedeutet ist, dass die gewohnten Annahmen der Leute in den Industriegesellschaften über die Zukunft in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten auf dem Kopf stehen werden. Die meiste Rhetorik, die heutzutage zur Unterstützung von diesem oder jenem, oder eine andere Große Wende, die uns von den Konsequenzen unserer eigenen Taten retten wird, nimmt als Tatsache an, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten – oder, der Himmel hilf, in der ganzen industrialisierten Welt – sich gemeinsam um einige allgemein akzeptierte Garnituren von Werten und einige akzeptierte Aktionspläne versammeln kann und wird, um die industrielle Zivilisation vor der zunehmenden Spirale der sie umgebenden Krisen zu retten. Meine Leser dürften zur Kenntnis genommen haben, dass die Dinge sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen scheinen, und die Geschichte legt nahe, dass sie damit ziemlich richtig liegen.

Zu den Standardphänomenen des Abstiegs und Falls gehört in der Tat das Zerbrechen des kollektiven Konsenses, der einer aufstrebenden Gesellschaft die Fähigkeit gibt, gemeinsam zu handeln und vieles von allem zu erreichen. Die Spaltung zwischen der politischen Klasse und dem Rest der Bevölkerung – man kann sicherlich die einen „das eine Prozent“ und anderen „die neunundneunzig Prozent“ nennen – ist einfach die am meisten sichtbare der Bruchlinien, die durch jede absteigende Zivilisation gehen, und die sie in einen Flickenteppich abweichender Fragmente verwandeln, die konkurrierende Ideale und Agenden verfolgen. Dieser Prozess hat auch einen vorhersagbaren Endpunkt: während das zunehmend groteske Fehlverhalten der politischen Klasse dazu führt, dass diese jeden Respekt und jede Loyalität verlieren, die sie einstmals beim Rest der Gesellschaft genoss, und während die Massen sich ihres Vertrauen in die politischen Institutionen ihrer Gesellschaft entledigen, füllen charismatische Führer von außerhalb der politischen Klasse das Vakuum. Gewalt wird der normale Vermittler der Macht, und die Herrschaft des Rechts wird eine höfliche Fiktion, wenn sie nicht einfach vollständig abgeschafft wird.

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Die ökonomische Sphäre einer Gesellschaft im Niedergang ist aus verschiedenen Gründen einer parallel verlaufenden Zersplitterung unterworfen. In Zeiten wirtschaftlicher Expansion wirft die Arbeit der arbeitenden Klasse genug Profit ab um die Kosten eines mehr oder weniger komplexen Überbaus zu decken, egal ob dieser Überbau aus den Pharaonen und Priestern des alten Ägyptens oder den Bürokraten und Investmentbankern des späten industriellen Amerikas besteht. Wenn das Wachstum durch Kontraktion abgelöst wird, dann erzielt die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nicht mehr den Profit den sie einst erzielte, aber die Mitglieder der politischen Klasse, deren Macht und Wohlstand von dem Überbau abhängt, sind vorhersagbar nicht gewillt ihren privilegierten Status zu verlieren und sie haben die Macht sich selbst auf Kosten aller anderen zu versorgen. Das zuverlässige Resultat ist ein Schrumpfen der produktiven wirtschaftlichen Aktivität, was eine im Abstieg begriffene Zivilisation von einer sie durchschüttelnd Finanzkrise zur nächsten bringt und schließlich ihre Fähigkeit zerstört, selbst die notwendigsten Güter und Dienstleistungen zu produzieren.

Als Reaktion darauf beginnen die Menschen sich aus dem wirtschaftlichen Hauptkreislauf insgesamt aus zu klinken, weil weil es weniger fruchtlos ist an den wirtschaftlichen Rändern mühsam sein Dasein zu Fristen als in einem System zu überleben, das zunehmend gegen sie manipuliert wird. Steigende Steuern, abnehmende öffentliche Dienstleistungen und systematische Privatisierung öffentlicher Güter durch die Reichen, wetteifern darum mehr und mehr Menschen gegenüber der etablierten Ordnung zu entfremden. Die Entwertung des Geldsystems, in einem Versuch die abnehmenden Steuereinnahmen auszugleichen, führt dazu, dass mehr und mehr wirtschaftliche Aktivitäten durch ohne Geld auskommende Formen des Austauschs ersetzt werden. Während das Geldsystem versagt werden im Gegenzug große Wirtschaftsaktivitäten unmöglich; die Wirtschaft zersplittert und vereinfacht sich bis zur einfachen wirtschaftlichen Subsystemen mit lokalen Ressourcen, die gelegentlich durch Plünderungen angereichert werden. Das wird die einzige überlebende Form der wirtschaftlichen Aktivität.

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Zusammengenommen schicken diese Muster der politischen Fragmentierung und des wirtschaftlichen Zerfalls die politische Klasse einer versagenden Zivilisation mit den Füßen zuerst auf eine Reise durch die Ausgangstüren der Geschichte. Die einzigen Fähigkeiten die ihre Mitglieder im Großen und Ganzen haben, sind jene die nötig sind um komplexe politische und wirtschaftliche Hebel ihrer Gesellschaft zu manipulieren, und ihre Macht hängt vollständig von der aktiven Loyalität ihrer Untergebenen ab, die ganze Kommandokette hinunter, und vom passiven Gehorsam des Rests der Gesellschaft. Der Kollaps der politischen Institutionen nimmt der politischen Klasse jeden Legitimitätsanspruch; der Zusammenbruch des Wirtschaftssystems begrenzt ihre Fähigkeit die Loyalität jener zu kaufen, die sie nicht länger inspirieren können; der Zusammenbruch der Hebel der Kontrolle nimmt ihren Mitgliedern die einzige tatsächliche Macht die sie hatten; und das ist der Punkt, wenn sie sich in die Lage versetzt sehen, um Anhänger zu konkurrieren, mit den charismatischen Führern die gerade von den niedrigeren Rängen der Gesellschaft aufsteigen. Sehr viel öfter als nicht kommt das Endspiel dann, wenn die politische Klasse versucht die aufsteigenden Führer der Entrechteten an zu heuern um mit diesen eine Quelle der Kraft zu haben um den Rest der Bevölkerung kontrollieren zu können. Die politische Klasse findet dann auf die harte Tour heraus, dass die wirklich Machthabenden diejenigen sind, die Waffen tragen und nicht diejenigen die denken dass sie die Befehle geben.

Die Implosion der politischen Klasse hat Auswirkungen die deutlich über einen einfachen Personalwechsel in den oberen Schichten der Gesellschaft hinausgehen. Die zuvor erwähnte politische und soziale Zersplitterung wirkt sich genauso kraftvoll auf die weniger greifbaren Dimensionen des menschlichen Lebens aus – seine Ideen und Ideale, seine Glaubensinhalte, Werte und kulturellen Praktiken. Wenn eine Gesellschaft in die Phase des Abstiegs kippt, dann werden ihre Bildungsinstitutionen und ihre kulturellen Institutionen, ihre Künste, Literatur Wissenschaften, Philosophien und Religionen alle mit der politischen Klasse identifiziert; das ist kein Zufall da die politische Klasse generell alles versucht um diese Dinge zu nutzen um ihrem eigenen Verlust an Autorität und Einfluss aufzuhalten. Für jene außerhalb der politischen Klasse wiederum wird die Hochkultur der Zivilisation befremdlich und gehasst, und wenn die politische Klasse zugrunde geht, dann gehen die kulturellen Ressourcen, die diese sich zu Diensten gemacht hat, mit ihr zugrunde.

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Einige dieser Ressourcen werden von Subkulturen für ihre eigenen Zwecke ausgeschlachtet, sowie christliche Mönche und Nonnen Teile der klassischen griechischen und römischen Philosophie und Wissenschaft für die größere Verherrlichung Gottes genutzt haben. Das ist nicht garantiert, obwohl, wenn es geschieht, dann nimmt und wählt die ausschlachtende Mannschaft entsprechend ihren eigenen Überlegungen – das Überleben der klassischen griechischen Astronomie im frühen mittelalterlichen Westen geschah zum Beispiel einfach deshalb, weil die Kirche wissen musste wie man das Datum von Ostern berechnet. Wo solche Motive nicht existieren können die Verluste total sein: von dem immensen Korpus der römischen Musik ist das einzige was überlebt hat ein Fragment einer Melodie die zu spielen 25 Sekunden dauert. Auch gibt es historische Beispiele in denen selbst der einfache Trick des Lesens und Schreibens während der Implosion einer Zivilisation verloren ging und Jahrhunderte später von irgendwo anders importiert werden musste.

All diese Transformationen beeinflussen die menschliche Ökologie einer fallenden Zivilisation – das heißt, die grundlegenden Beziehungen mit der natürlichen Welt von der jede menschliche Gesellschaft in ihrem täglichen Leben abhängt. Die meisten Zivilisationen wissen sehr genau was man tun muss um die oberste Mutterbodenschicht zu erhalten, um Bewässerungssysteme funktionsfähig zu erhalten, um Ernten einzubringen, und all die anderen Details der menschlichen Interaktion mit der Umwelt auf einer stabilen Basis. Das Problem ist immer die erforderlichen Kosten aufzubringen wenn das Wirtschaftswachstum beendet ist und eine Schrumpfung der Wirtschaft einsetzt, und die Fähigkeit der Zentralregierung ihre Verordnungen durchzusetzen, sich auflöst. Die Gewohnheit, den Überbau auf Kosten von allem anderen zu versorgen, beeinträchtigt die Umwelt genauso kraftvoll wie die arbeitende Klasse: genauso wie die Löhne auf Hungerniveau fallen und weiter fallen, werden Kosten gekürzt, für notwendige Investitionen in Infrastruktur, für Brachperioden die man zur Regeneration des Bodens beim Fruchtwechsel benötigt, und für die anderen Aufwendungen die ein landwirtschaftliches System nachhaltig machen.

Als ein Resultat wird Mutterboden weggewaschen, landwirtschaftliches Hinterland verkommt zu Wüsten und Sümpfen, vitale Infrastruktur kollabiert durch schädliche Vernachlässigung, und die Fähigkeit des Landes menschliches Leben zu unterstützen beginnt den stufenweisen Abstieg der das Endstadium des Niedergangs charakterisiert – und so, im Gegenzug, geht es mit der Bevölkerung, weil die Zahl der Menschen in der letzten Analyse eine abhängige Variable sind, und keine unabhängige. Bevölkerungen wachsen oder schrumpfen nicht einfach weil die Leute an einem Tag beschließen mehr oder weniger Babys zu haben; sie sind durch ökologische Grenzen begrenzt. In einer expandierenden Zivilisation nimmt die Bevölkerung zu weil ihr Wohlstand und ihre Ressourcenbasis zunehmen, weil die Leute es sich leisten können mehr Kinder zu haben und weil Jahr für Jahr mehr der geborenen Kinder in Ernährung und grundlegende Gesundheit Pflege erhalten die es ihnen ermöglicht bis zu dem Alter zu überleben indem sie selbst Kinder bekommen können. Wenn das Wachstum dem Niedergang weicht, dann wächst die Bevölkerung typischerweise noch eine weitere Generation oder so wegen des schieren demographischen Momentes, und dann beginnt sie zu fallen.

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Die Konsequenzen können in der Geschichte jeder kollabierenden Zivilisation verfolgt werden. Während die ländliche Wirtschaft als Folge des landwirtschaftlichen Versagens aufbauend auf den allgemeineren wirtschaftlichen Abstieg implodiert, konzentriert sich eine zunehmender Anteil der Bevölkerung in den städtischen Elendsbezirken. Während die Maßnahmen zur öffentlichen Gesundheit zusammenbrechen werden diese Slums zu Brutstätten für Infektionskrankheiten. Epidemien sind daher eine übliches Merkmal in der Geschichte absteigender Zivilisationen. Natürlich sind Krieg und Hungersnöte ebenfalls signifikante Faktoren; aber einen noch größeren Tribut beansprucht der ständige Anstieg der Todesrate, der durch Armut, Mangelernährung, Zusammendrängung und Stress verursacht wird. Wenn die Sterberate die Geburtenzahl übersteigt, dann kommt die Gesellschaft in eine Phase des Bevölkerungsrückgangs, der leicht einige Jahrhunderte andauern kann. Es ist alles andere als ungewöhnlich, dass die Bevölkerung in einem Gebiet, in der auf eine Zivilisation folgenden Zeit auf weniger als zehnt Prozent der Größe zur Zeit der Blütezeit vor dem Kollaps zurückgeht.

Man rechne diese Muster zusammen, folge ihnen über die üblichen ein bis drei Jahrhunderte der Abwärtsspirale und man hat das Standardbild einer Gesellschaft in einem dunklen Zeitalter: eine größtenteils verwüstete ländliche Gegend mit kleinen verstreuten Dörfern wo selbst versorgende Bauern die verarmt sind und nicht lesen und schreiben können, kämpfen um die Fruchtbarkeit zurück in den ausgelaugten Mutterboden zu bringen. Ihre Regierung besteht aus der persönlichen Machtausübung lokaler Kriegsherren, die im Tausch für den Schutz vor Plünderern ihren Teil der jährlichen Ernte fordern,  und die eine raue Rechtsprechung im Schatten jedes passenden Baumes anwenden. Ihre Literatur besteht aus Gedichten, liebevoll erinnert und gesungen zu den Klängen eines einfachen Saiteninstruments, die die großen Taten der charismatischen Führer eines verschwundenen Zeitalters erinnern, und diese selben Gedichte beinhalten alles was sie über ihre Geschichte wissen. Ihr Gesundheitswesen besteht aus Kräutern, ein wenig rauer Chirurgie und Zaubersprüchen die sie schlau zwecks Ausbeutung des Placeboeffektes nutzen. Ihre Wissenschaft – nun ich überlasse das der Fantasie der Leser.

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Und das Erbe der Vergangenheit? Hier ist etwas von dem was ein anonymer Dichter in einem dunklen Zeitalter über die vorherige Zivilisation zu sagen hatte:

Strahlend waren damals die Hallen, der Badehäuser viele,

Hoch die Giebel, laut das freudige Geschrei,

Viele die Methallen voll Köstlichkeiten

Bis ein mächtiges Schicksal alles umwarf.

Groß war das Schlachten, die Seuchenzeit kam,

Der Tod nahm fort all diese Helden.

Zerbrochen sind ihre Befestigungsmauern, gefallen ihre Hallen,

Die Stadt ist zerfallen; die die sie erbauten fielen auf die Erde.

Daher zerfallen diese Plätze,

Und Dachziegel fallen von diesem steinernen Torbogen.

Fans der angelsächsischen Dichtung werden dies als eine Passage aus “The Ruin” erkennen. Wenn die Prozesse der Geschichte ihren normalem Muster folgen, dann werden sie in vier- bis fünfhundert Jahren von jetzt an gerechnet Gedichte wie dieses über die Ruinen unserer Städte singen. Wie wir dorthin gelangen und was wahrscheinlich auf diesem Weg passieren wird ist das Thema dieses Buches.

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Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, dass Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so dass sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Deutsche Übersetzung von

Christoph Becker (www.freizahn.de) im Februar 2017




Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten

Auf ihrer Internetseite Ourfiniteworld.com hat Gail Tverberg am 30. Jan. 2017 den sehr lesenswerten Artikel The “Wind and Solar Will Save Us” Delusion (dt. Die “Wind- und Sonnenenergie rettet uns” Illusion) veröffentlicht. Einen Teil des Fazits möchte ich hier übersetzen. Die  Reden der deutschen Bundeskanzlerin und auch des britischen Außenministers bei der Sicherheitskonferenz in München am 17.2.2017 zeigten, dass die Probleme und Gefahren im Energiebereich sowohl bei der Bundesregierung als auch bei der britischen Regierung unbekannt sind oder verdrängt werden.Hier zunächst ein Auszug aus dem Fazit von Frau Tverbergs Artikel:

Die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs zu vollständig erneuerbaren Systemen erscheint aus Gründen, die ich oben erläutert habe praktisch unmöglich. Ich habe viele andere Aspekte in früheren Posts erläutert:

Das Thema scheint nicht zu verschwinden, weil es attraktiv ist eine „Lösung“ für etwas zu haben, was eine Zwangslage zu sein scheint für die es keine Lösung gibt. Auf eine Weise sind Windenergie und Sonnenenergie hochpreisige Placebos. Wenn wir diese der Wirtschaft geben, werden die Leute zumindest denken, dass wir das Problem angehen, und dass unser Klimaproblem vielleicht ein wenig besser wird.

Meiner Meinung nach ist es  an der Zeit, sich von dem Glauben zu verabschieden, dass alles was sich „erneuerbar“ nennt hilfreich für das System ist. Wir haben nun reale Informationen darüber wie teuer Wind- und Solarenergie sind wenn man die indirekten Kosten mit berücksichtigt. Unglücklicherweise sind hohe Kosten in der realen Welt ultimativ ein  Spielverderber, weil die Löhne nicht gleichzeitig steigen. Wir müssen verstehen, wo wir wirklich sind,  wir sind nicht in einer Märchenwelt  die, von Politikern produziert wird, die möchten, dass wir glauben, dass die Situation unter Kontrolle ist.

Mit anderen Worten, die deutsche “Energiewende”, bzw.  der Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik in Deutschland sind nichts weiter als extrem teure Placebos, mit denen man zwar dumme, uninformierte Wähler täuschen und gewinnen kann, aber deren Einsatz die Situation nur verschlimmert, weil kostbare Zeit und Ressourcen vergeudet werden.

Die Konsequenzen für den Wohlstand und auch für die nachhaltig mögliche Bevölkerungsgröße Deutschlands dürften ziemlich gravierend sein.

Amüsiert hat mich vor diesem Hintergrund die Rede von Frau Merkel bei der Sicherheitspolitischen Konferenz 2017 in München:  Münchner Sicherheitskonferenz: Rede von Angela Merkel am 18.02.2017  ( der Link wurde am 14.6.17 erneuert weil der alte Linke nicht mehr funktionierte. Bei einer Kontrolle des Links am 24.12.2019 habe ich bemerkt, dass auch dieser neue Link nicht mehr funktioniert. Dafür habe ich nun auf der Seite des Bundeskanzleramtes den Redetext gefunden: www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/rede-von-bundeskanzlerin-merkel-zur-53-muenchner-sicherheitskonferenz-am-18-februar-2017-234640. )

Diese Frau hat ein Physikstudium abgeschlossen, war u.a. 4  Jahre lang Umweltministerin der BRD und ist nun schon seit mehr als 11 Jahren deutsche Bundeskanzlerin. In München hat sie nun gesagt, dass sie zur Vorbereitung ihrer Rede die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes der Welt und einiger Staaten nachgeschlagen hat (Position/Minute 2:20).  Das BIP der Welt hat sich demnach in den 25 Jahren von 1990 bis 2015 verdreifacht. Das der USA hat sich ebenfalls verdreifacht (wohl der Lebensstandard dort seit ca. 1970 für große Teile der Bevölkerung fällt und obwohl dort die Infrastruktur zerfällt, was zur Wahl Donald Trumps geführt hat.) Das BIP der EU-28 hat sich laut Merkel  verdoppelt und das Chinas habe sich verachtundzwanzigfacht. Chinas Anteil am BIP der Welt ist dabei auf 15% gestiegen. Es sollte auch einer deutschen Bundeskanzlerin klar sein, dass die Erhaltung und auch die Steigerung des Wirtschaftswachstums in diesen Größenordnungen nur durch die sehr massive Nutzung fossiler Energieträger und die damit einhergehenden Umweltbelastungen möglich war und ist. Die Welt ist aber nur endlich. Weder die fossilen Energieträger noch die anderen nicht erneuerbaren Rohstoffe wachsen nach. Es ist vielmehr so, dass die Entdeckung und Förderung immer schwieriger wird (Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters).

Ab etwa Minute 19:30, als sie über Afrika redet, zeigt sie – wie schon bei ihrer Flüchtlingspolitik – dass sie den Ernst der Lage wirklich nicht begriffen hat. Frau Merkel meint jedenfalls, man könne auch in Afrika für Aufschwung und Wirtschaftswachstum “ähnlich wie in den aufstrebenden asiatischen Staaten” sorgen und damit die Fluchtursachen bekämpfen.

Dass dazu die  Ressourcen fehlen, scheint ihr nicht klar zu sein. Was die Fluchtursachen am Ende aber tatsächlich erfolgreich bekämpfen und die Richtung der Fluchtbewegungen sogar umkehren wird,  wird der Absturz Deutschlands und Europas sein. Dazu dürfte dann das Versagen der Regierung Merkel mehr oder weniger kräftig beigetragen haben.

Die Afrikaner und auch die Araber  wollen nach Deutschland und Europa, weil sie glauben und hoffen, dass es hier neben kostenlosen Smartphones, Taschengeld und was ein “Flüchtling” hier sonst noch so alles bekommt, ganz selbstverständlich auch angenehm beheizte Unterkünfte und genug zu essen gibt. Ohne billige fossile Energieträger wird es aber in Deutschland in Zukunft weder genug beheizte Unterkünfte noch genug zu essen geben. Und wenn das in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft so ist – z.B. weil ein Crash des Finanzsystems die für Deutschland wichtigen Energieimporte stoppt, dann werden sich viele nach dem schönen warmen Afrika sehnen. Auch werden dann voraussichtlich viele heute, weil sie noch genug zu Essen, Smartphones, Autos und beheizte Wohnungen haben,   sehr friedliche und die neueren westlichen Werte noch beachtende Deutsche und andere weiße Europäer wieder auf die alten westlichen Werte der Völkerwanderungszeit und der Wikingerzeit umschalten. Hunger ist, wie Pitirim A. Sorokin in Hunger as a Factor in Human Affairs schreibt ein Mittel, das die in Zeiten des Überflusses herrschenden Gesetze und Werte  aufhebt.

Man sollte Frau Merkel und ihre Leute für ein paar  Wochen in ein Kloster schicken und sie dort in aller Ruhe mindestens die folgenden Bücher lesen und diskutieren lassen:

Von Greer, Catton und Tainter gibt es ins Deutsche übersetzte Interviews auf meiner Webseite, die für jene, die kein Englisch können zumindest ein wenig eine Vorstellung von den Überlegungen dieser Leute geben:

Kelberg, den 19. Februar 2017

Christoph Becker




Linksliberale Kampfkraftphantasien

Der Artikel Westliches Verteidigungsbündnis:Braucht Europa die Amerikaner noch? von Chri­s‍toph von Marschall und Markus Grabitz in der ZEIT vom 15. Februar 2017, läßt mich einmal mehr über die Weltsicht der ZEIT staunen und er ließ sich nicht verlinken. Ursprünglich stammt der Artikel aber aus dem Tagesspiegel: Westliches Verteidigungsbündnis – Steht die Nato vor dem Aus?, wo er sich verlinken läßt.

Zitat:

Die baltischen Staaten, Polen oder Ungarn wären nicht in der Lage, sich mit ihren nationalen Armeen gegen einen russischen Angriff zu verteidigen. Auch die Bundeswehr würde das in der heutigen Form nicht schaffen. Die deutsche Wirtschaftskraft ist freilich drei Mal so groß wie die russische. Im Extremfall könnte Deutschland sich ein Militär lei­s‍ten, das dem russischen ebenbürtig oder sogar überlegen ist. Das wäre allerdings um ein Vielfaches teurer als die heutigen Verteidigungsausgaben. Die kollektive Verteidigung in der Nato bringt nicht nur mehr Sicherheit. Sie spart auch Geld. Alle Nato-Staaten zusammen sind Rußland nach der Wirtschaftskraft mehr als das 25-Fache überlegen. Im Grunde glaubt kein Militärexperte, daß Putin es wagen würde, sich mit der Nato anzulegen. Dieses Kalkül gilt freilich unter der Bedingung, daß die Allianz ihre Bündnisgarantie glaubwürdig macht: Bei einem Angriff auf ein Mitglied würde die Nato dieses Land mit ihrer geballten Kraft verteidigen.

Als möglicher Angreifer kommen für die ZEIT und unser dahinter stehendes linksliberales Establishment offenbar nur die Russen in Frage. Auch ist für diese Herrschaften Kampfkraft und damit auch Verteidigungsfähigkeit offenbar etwas, was man sich einfach so für Geld  in Form von Waffen kaufen kann wie ein paar neue Schuhe oder ein Auto.

China, die Türkei und überhaupt die islamischen Staaten kommen für als potentielle Angreifer überhaupt nicht vor, obwohl gerade diese – im krassen Gegensatz zu Russland – die demographischen,  ökologischen und auch ideologisch/weltanschaulichen Antriebe für eine Angriffskrieg haben (siehe u.a. Operation Troja, General Chi Haotians gespen­s‍tische Reden und Neues aus dem Nahen und Fernen Osten.).

Welchen Nutzen sollte ein gegen Europa geführter Angriffskrieg für die Russen haben? Die Russen haben reichlich brauchbares Land und sie haben reichlich Roh­s‍toffe, während ihre Bevölkerungsdichte und die demographische Entwicklung eher gegen die Planung von Angriffskriegen spricht. Für Russland ist ein Krieg nur als Verteidigungskrieg sinnvoll – wobei ich die Besetzung der schon seit Jahrhunderten zu Russland gehörenden Krim eindeutig nicht als Angriff sondern als völlig legitime Verteidigung russischer Interessen (Sicherung von Russlands einzigem eisfreien Seehafen) ansehe. Selbst die dezente Einmischung in der eher von Russen bewohnten Ostukraine ist meine Erachtens keine russische Aggression, sondern eine legitime Verteidigung der Interessen russischer Volksangehöriger.

Jedenfalls werden die Russen ganz sicher nicht in We­s‍teuropa einmarschieren – es seiden im Rahmen einer Wiederholung der Zeit nach 1812 oder nach 1942, also eher zur Verteidigung der Interessen europäischer Völker und zu Befreiung Europas von  Diktatoren, Tyrannen und Eroberern. D.h., ich sehe Russland heute als denn in einem richtigen Krieg vielleicht wichtig­s‍ten potentiellen Bündnispartner der Völker Europas. Russland dürfte, genauso wie Israel (unsere zweite Lebensversicherung neben Russland), sehr gründlich dagegen sein, dass Europa wirklich islamisiert und zu einer Provinz eines neuen Osmanischen oder Arabischen Reiches wird. In dem Roman The Price of Peace von Albert Clark, einem ehemaligen Oberstleutnant der USAF,  greifen vereinte, mit China verbündete Arabische Streitkräfte übrigens Europa ziemlich erfolgreich an und können nur mit ziemlich extremen Anstrengungen und unter großen Verlusten zurückgeschlagen werden, nachdem ein großer Teil Europas verwüstet ist. In dem selben Roman wird auch die Kombination eines EMP-Angriffs mit der gezielten Verteilung von Handfeuerwaffen durch den Gegner an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen geschildert. Das passiert zwar nur im Roman, aber es sind auch die Ideen eines Berufssoldaten.

Die potentiellen Feinde und Angreifer Europas dürften eher aus den Heimatländern von “Merkels Gä­s‍ten”, also aus Nordafrika, dem arabischen Raum, der Türkei, Afghani­s‍tan und Paki­s‍tan kommen, weil dort wirklich der nötige Bevölkerungsdruck mit dem nötigen ökologischen Druck und einer aggressiven Ideologie die für einen Angriffskrieg nötige Mischung bildet. Zumindest für die Komponente des Angreifers. Die für einen Krieg nötige Komponente des Angegriffenen bildet die mentale, psychische und demographische Schwäche Europas, kombiniert mit den  Einwanderern und “Flüchtlingen” aus den Ländern der potentiellen Angreifer und kombiniert mit ökologische-klimatisch für diese Länder und Völker sehr attraktiven, eroberungsfähigem und eroberungswürdigem Land in Europa.

Zur Schwäche Europas und auch der USA siehe z.B. die diesbezüglichen Ausführungen Martin van Creveld: Nur noch Schmusekatzen und sein 2016 erschienenes Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West. Zum Kriegführen braucht man jedenfalls noch sehr viel mehr als nur Waffen und Geld. Natürlich braucht man auch Waffen, Geld, genug Roh­s‍toffe und vorläufig auch noch bezahlbare, also billige, hochwertige Energie, insbesondere in Form fossiler Energieträger.

ABER, man braucht auch Männer die zum einen intelligent und gut ausgebildet genug sind die verfügbaren Waffen und Mittel effizient und entschlossen zu nutzen und die ebenfalls bereit sind dazu auch ihre Gesundheit und ihr Leben für die Kriegsziele der eigenen Seite zu riskieren. Aber haben wir die? Was ist mit den Muslimen in den verschiedenen europäischen Armeen? Was ist mit all den Männern die die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen im Grunde nicht akzeptieren und die eher darauf warten und hoffen, daß unsere moderne westliche Gesellschaft mit ihren unseeligen “westlichen Werten” zerfällt und aufgelöst wird? Die werden doch bei einem Krieg alle eher nicht ihr Leben und ihre Gesundheit für die Verteidigung Europas oder Merkeldeutschlands risikeren.

Warum haben bei den Übergriffen auf der Kölner Domplatte an Silve­s‍ter 2015 die deutschen Männer nicht einfach die Täter verprügelt, sondern eher so reagiert, daß die Tätergruppen sich zu Silve­s‍ter 2016 wieder frohgemut auf den Weg nach Köln gemacht haben? Wie soll das erst mal werden wenn die die Angreifer richtig bewaffnet sind, jeden Wider­s‍tand mit Waffengewalt brechen und wider­s‍tand lei­s‍tenden deutsche Männer nicht mehr einfach nur auslachen und verhöhnen, sondern zur Abschreckung aufknüpfen, kreuzigen oder durch die Straßen schleifen?

Warum sollte ein gut ausgebildeter deutscher Mann heute noch Leben und Gesundheit zur Verteidigung Deutschlands und Europas risikieren? Die be­s‍te Verteidigung für den einzelnen ist vielleicht sich schon mal einen Gebet­s‍teppich und Koran zu kaufen und im Ernstfall dreist auf Mohamedaner zu machen und den anzubieten den Angreifern mit Know How zu helfen?

Während ich das so schreiben, fällt mir ein, daß ich da noch ein anderes neues Buch von Martin van Creveld habe, daß ich vielleicht nicht nur ich doch mal bald lesen sollte: Kriegs-Kultur: Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte. Van Creveld hatte zudem auch das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Lei­s‍tung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 geschrieben, dem ich meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen gewidmet hatte.

Unsere Bundeswehr ist wohl eher nicht mehr mit der Wehrmacht zu vergleichen.  Alleine schon die Art und Weise wie die Bundeswehr Personal sucht läßt tief blicken. Ich denke dabei an Louis Trenkers Buch Sperrfort Rocco Alta – Der heroische Kampf um das Panzerwek Verle, wo er von dem gestriegelten, den Anforderungen der Friedenszeit optimal angepassten Fe­s‍tungskommandanten berichtet, der dann gleich bei der er­s‍ten richtigen Beschießung die Nerven verliert. Ganz anders dagegen die richtigen Helden, die heute sinniger Weise meist verpönt und verachtet werden, oder die be­s‍tenfalls als arme irre von der damaligen Obrigkeit Verführte gelten.  Das er­s‍te Buch, daß ich mir als Junge von meinen Taschengeld gekauft habe war übrigens Mit Schwertern und Brillanten. Die Träger der höch­s‍ten deutschen Tapferkeitsauszeichnung. Was waren das noch für Zeiten und für eine jugendliche Naivität! Alleine die Verachtung die einigen diesen großen deutschen Helden von unserer heutigen Gesellschaft entgegengebracht wurde und wird, die Umbenennung von Kasernen inbegriffen, ist Grund genug dieses deutsche Volk und seine heutigen Werte zu verachten und im Ernstfall nicht zu verteidigen – egal wie viele und wie teuere Waffen die Regierung nun zu kaufen gedenkt.

Zuerst sollten mal den alten Helden wieder Denkmäler gesetzt und Straßen und Plätze nach ihnen benannt werden, während die Denkmäler für Desserteure geschleift werden. Aber das würde nicht reichen.

Eine der wichtig­s‍ten Lehren die die 68 und die von ihnen verführte BRD erfolgreich vermittelt haben ist, daß die Deutschen ihre Helden nicht ehren sondern verachten. Dabei man bedenken, daß all die hoch ausgezeichneten Helden der Nazizeit im Sinne der damals geltenden politischen Korrektheit richtig gehandelt haben und nachher sehen und sich vorhalten lassen mußten, daß falsch war. Wer heute die “westlichen Werte” und den Rest der heutigen politischen Korrektheit des We­s‍tens verteidigt wird nach einem verlorenen Krieg dasselbe oder schlimmeres erleben.

Selbst ohne einen verlorenen Krieg, einfach so nach dem zu erwartenden Lauf der Dinge, wird man jene die unsere heutige Gesellschaft verteidigen übrigens verachten und verfluchen. Ich zitiere dazu aus John Michael Greers 2016 erschienen Buch Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead, 2. Kapitel (The Ecological Aftermath), Schluß:

Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, daß Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so daß sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Eine der wesentlichen Botschaften der deutschen “Willkommenskultur” ist übrigens, daß die Deutschen unserer Tage alles tun möchten um künftigen Generationen als möglichst Böse und verfluchenswert zu erscheinen. Wenn es anders wäre, würde man z.B. ein Wirklich grüne Asyl- und Einwanderungsrecht einführen und alles tun um den direkten und indirekten ökologischen Fußabdruck Deutschlands zu minimieren, während man den noch vorhanden Reichtum Deutschlands verwenden würde um Wissen, Techniken und Methoden zu entwickeln, weiter zuentwicklen und zu verbreiten, die das inzwischen nicht mehr zu vermeidende dunkle Zeitalter, dass auf die westlichen Industriestaaten zukommt etwas weniger dunkel werden zu lassen, es vielleicht doch hier und da für die kommenden Generationen angenehmer und erträglicher zu machen, und es vielleicht auch etwas zu verkürzen.

In Sachen Verteidigungsfähigkeit würde man, wenn man sie wirklich ernsthaft verbessern wollte, die folgenden Punkte realisieren:

  • Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dazu Förderung und Bildung starker Reservi­s‍tenverbände, etwa in Anlehnung an das frühere Konzept der Landwehr und die Schweizer Armee. Man sollte bedenken, daß die elektrische und elektronische Infrastruktur und damit zu einem Großen Teil auch die technischen Sy­s‍teme von Polizei und Bundeswehr im Ernstfall möglicherweise schon in den er­s‍ten Minuten ausgeschaltet werden. Siehe dazu z.B. Weitere Literatur zum Thema EMP und Offener Brief an Präsident Obama. Auch sollte man damit rechnen, daß große Teile der europäischen Streitkräfte als Folge der unseeligen Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte  im Kriegsfall die Seite wechseln oder zumindest durch Sabotage und Verrat geschwächt oder ausgeschaltet werden.
  • Man müßte sich mit Leuten wie Martin van Creveld zusammensetzen und sich gut überlegen, wie man Heldentum und andere wichtige Aspekte der nicht technischen, nicht käuflichen, aber dennoch wichtigen psychischen Kampfkraft wieder verbessern kann.
  • Um­s‍tellung und Optimierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus. Ich verweise dazu zum Beispiel auf die folgenden Artikel meiner Webseite: Re­s‍taurierende LandwirtschaftOptimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung, Was würde der alte deutsche Weidepapst sagenGanzheitliches Weidemanagement,  Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse und Amerikas innovativ­s‍ter Ökobauer.
  • Man sollte sich darüber Gedanken machen wie die Bevölkerung im Ernstfall mit Wärme versorgt werden kann, und wie man die Wälder gegen den zu erwartenden Raubbau geschützt werden können, der dazu führen könnte, daß Deutschland in kurzer Zeit weitgehend unbewohnbar wird. Zum Bespiel war in der Eifel trotz vielfach geringerer Bevölkerungsdichte vor 200 Jahren ungefähr die Hälfte der Landfläche nur noch Heide. Nur noch 10 Prozent der Fläche war Wald. Heute ist trotz vielfach größerer Bevölkerung, dank der Verfügbarkeit der fossilen Brenn­s‍toffe, die Waldfläche in der Eifel viermal höher und der Holzbe­s‍tand ist dank der, durch die Nutzung der fossilen Brenn­s‍toffe möglichen,  zurückhaltenden Entnahme sogar zehnmal so groß wie vor 200 Jahren. Wenn diese Zahlen und Probleme nicht bewußt sind und der Staat ohne jede Vorbereitung der Bevölkerung kollabiert sinkt nicht nur die in Bevölkerungsdichte in kurzer Zeit auf unter 10 % des heutigen Wertes, sondern es werden auch die Wälder und mit ihnen der Brenn­s‍toff und vor allem der Bauholzbe­s‍tand vernichtet. Man bedenke auch, daß die heute nach modernen Vorschriften isolierten und ausgerü­s‍teten Häuser nach einem Kollaps der Industriegesellschaft und der Strom- und Ersatzteilversorgung oft auch nicht mehr beheizt und repariert werden können.

Die Russen könnten so gesehen Europa wohl auch besiegen indem sie die Energieexporte nach Europa ein­s‍tellen und einige wenige Knotenpunkte der europäischen Gas- und Ölversorgung bombardieren. Mehr Waffen würden den Europäern dagegen nicht helfen. China könnte vielleicht von ihm gelieferte elektronische Geräte und Schaltkreise mit Internetanschluß durch möglicherweise eingebaute, geheime Hintertüren abschalten. Rußland, China und auch Paki­s‍tan und Indien könnten einen “annonymen” EMP-Angriff auf Europa und die USA durchführen. Vergeltung dagegen könnte sich in der Praxis als unmöglich oder wegen der Folgen als nicht wünschenswert erweisen. Verschiedene Staaten könnten zusätzliche zu all diesen Möglichkeiten in größerem Umfang leichte Waffen nach Deutschland und Europa schmuggeln und im Ernstfall gezielt verteilen lassen um das Chaos das sie anderweitig herbeiführen zu maximieren. Man stelle sich z.B. vor, daß das die deutschen Ballungszentren nicht mehr mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden können, während die Kommunikationsmittel und ein Großteil der Fahrzeuge von Polizei und Militär ausgefallen sind, während anderseits sich überall im Land falsch deklarierte Container mit illegalen, leichten Handfeuerwaffen und zugehöriger Munition befinden, die nun von Schläfern gezielt verteilt werden. Was nützen dann ein paar Milliarden Extraausgaben für neue Panzer, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge?

Insgesamt dürfte die Verteidigungspolitik in Zeiten des Niedergangs der Industriegesellschaften sehr schwierig werden.

Die Vorstellung beim Tagesspiegel und der Zeit, dass man sich Kampfkraft einfach kaufen kann und dass diese letztlich eine Funktion des Bruttosozialprodukte ist finde ich jedenfalls ziemlich irre und weltfremd.  Nicht nur weil das Bruttosozialprodukt des Westens zu einem sehr großen Teil aus zunehmend irren Komplexitätskosten besteht, die die Kraft des Westens eher schwächen und mit denen er sich am Ende eher selber besiegen als stärken wird (siehe Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps Komplexer Gesellschaften). Vielleicht sollte man sich bei der Zeit und beim Spiegel auch einmal die Zusammenhänge zwischen Geld und Energie ansehen.  Auf eine Auflistung für Beispiele von Bruttosozialprodukt, und damit nach Meinung von ZEIT und Tagesspiegel potentiell die Kampfkraft steigernden Maßnahmen kann ziemlich schnell politisch sehr unkorrekt werden. Die Ausgaben für eine Umstellung auf gendergerechte Toiletten und die Gehälter für Professoren für Genderforschung, für schwangerentaugliche Schützenpanzer und all die Kosten und Nebenkosten,  bis hin zu den Überstunden und zusätzlichen Dienstfahrten von Polizisten für “Merkels Gäste”,  steigern alle das Bruttosozialprodukt. Ebenso die Wahl des Bundespräsidenten, für dessen über 1000 nach Berlin gereiste Wähler ja wohl auch Spesen und Benzinverbrauch angefallen sind, obwohl die eigentliche Wahl nur ein Gekungel von ein paar Parteivorsitzenden war. Wie das alles die grundsätzliche Fähigkeit von Staaten zur Führung ganz realer Kriege steigern soll ist mir ein Rätsel.

Sun Tzu sagte, Krieg ist der Weg zum Untergang und zum Überleben eines Staates. Man ist besorgt wenn Leute sich ohne gründliches Nachdenken über den Krieg auf ihn einlassen.

Kelberg, den 15. Februar 2017

Chri­s‍toph Becker




Weltbevölkerung, Flugzeuge, Schiffe und die chinesische Schubkarre

Hier möchte ich zunächst einige Videos vorstellen, die das Wachstum der Weltbevölkerung über die Jahrtausende, und dann die Intensität des globalen Schiffs- und den Luftverkehrs visualisieren, bevor ich unter anderem zur einfachen, aber faszinierenden chinesischen Schubkarre komme, die den Europäern das Leben im Mittelalter sehr erleichtert hätte, wenn sie sie gekannt hätten.

Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Weltbevölkerung  zwei reale Geschichten aus dem Tierreich über Antworten der Natur auf überschießende Populationen:

  • Die Geschichte der Rentiere auf der St. Matthew Inselin dem verlinkten, auch deutschsprachigen Cartoon dargestellt ist.
  • Die Geschichte der Kaninchen in einem Jagdrevier irgendwo in Deutschland, die mir ein alter Jäger erzählt hat: Er war viele Jahre jedes Jahr zu einer Treibjagd auf Kaninchen eingeladen worden, bei der immer sehr viele Kaninchen geschossen wurden. In einem Jahr fiel diese Treibjagd wegen einer Erkrankung des Jagdpächters aus. Im Jahr darauf gab es nicht etwa mehr Kaninchen, sondern es gab überhaupt keine Kaninchen mehr in diesem Revier. Der Grund war, dass die Kaninchenpopulation wegen des Ausbleibens der Jagd zunächst stark zugenommen hatte. Das bereitete den Boden für die Ausbreitung der für Kaninchen tödlichen Myxomatose (Kaninchenpest), an der dann der Gesamte Bestand zu Grunde ging.

Im Folgenden zwei Videos zum Luftverkehr an einem Tag in Europa. Man bedenke beim Ansehen, dass ALLE diese Flugzeuge mit in der Regel aus Erdöl hergestelltem Treibstoff betrieben werden. Bei der  Förderung von Erdöl wird in den nächsten 10 bis maximal 14 Jahren der Punkt überschritten, ab dem die Ölförderung mehr Energie kostet als in dem geförderten Öl enthalten ist ( Stichwort Hills Studie, siehe meinen Artikel Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters ). Die Ölindustrie hat schon heute große Wirtschaftliche Problem, wie die Entwicklung der Gewinne und der Verschuldung der Firma Exxon zeigen. Doch nun die faszinierende Visualisierung des Luftverkehrs über Europa:

Hier nun eine interaktive Weltkarte des Schiffsverkehrs. Man kann u.a. mit der Maus den Kartenausschnitt verändern und man kann einen Film ablaufen lassen. Jeder der Punkte stellt ein Handelsschiff dar, das zu dem angegebenen Zeitpunkt an dem durch den Punkt Ort unterwegs war. Alle diese Schiffe werden mit nicht erneuerbaren fossilen Brennstoffen betrieben und sie sind alle aus Stahl und anderen Industrieprodukten gebaut, für deren Herstellung und Verarbeitung hochwertige fossile Energieträger notwendig sind.

Created by London-based data visualisation studio Kiln and the UCL Energy Institute

 

Der sehr interessante Blogbeitrag EROEI Calculations for Solar PV Are Misleading  (dt.: Die Berechnung des Nettenergieertrages von Solarstromanlagen ist irreführend) von Gail Tverberg, vom 21.12.2016, verwies unter anderem auf die für mich neue und wie ich finde sehr interessante Geschichte der chinesischen Schubkarren, die sich sehr wesentlichen von den europäischen Schubkarren unterschieden haben. Der Artikel  How to Downsize a Transport Network: The Chinese Wheelbarrow  (dt.: Wie man ein Transportnetzwerk zurückstufen kann: Die chinesische Schubkarre) zeigt das Konstruktionsprinzip der chinesischen Schubkarren, die sich insbesondere durch ein großes, in der Mitte gelegenen Rad auszeichneten. Die chinesischen  Schubkarren konnten problemlos 3 bis 6 mal soviel Last transportieren wie die europäischen Schubkarren und es gab zur Leistungssteigerung des Transportes sogar Segel. Wie der Artikel beschreibt, wurden diese Schubkarren zum wichtigsten Landtransportmittel in China, nachdem dort im die Erhaltung der Straßen vom 2. Jahrhundert n. Chr. an nicht mehr in der vorher üblichen Qualität möglich war. D.h., es gab damals in China, ähnlich wie in Europa mit dem Ende des römischen Reiches, eine Zurückentwicklung der Zivilisation. Mit diesen genialen chinesischen Schubkarren reichten nun schmälere, leichter instand zu haltende Straßen und Wege.

Wie der Artikel erläutert, könnten diese chinesischen Schubkarren auch im Europa der Zukunft eine wichtige Rolle spielen, weil die heute üblichen Asphaltstraßen nach dem Kollaps der europäischen Zivilisation viel schneller verfallen und ihre Nutzbarkeit für zwei und vierrädrige Fahrzeuge verlieren werden als die Römerstrassen nach dem Untergang des römischen Reiches.

Die Idee für das Einbinden der Youtube-Videos über das Wachstum der Weltbevölkerung und des Luft- und Seeverkehrs habe ich aus Chris Martensons sehr lesenswerten Blogbeitrag zum Jahreswechsel,  As We Enter 2017, Keep The Big Picture In Mind – The new era of adjustment has only just begun.

Ein anderer, sehr interessanter, aber 17 Seiten langer Blogbeitrag zum Jahreswechsel, den ich heute gelesen habe, ist James Howard Kunstlers FORECAST 2017: THE WHEELS FINALLY COME OFF.

Kunstlers Prognose fand ich insbesondere deshalb sehr lesenswert, weil er auch eine Reihe historische Aspekte für meine Begriffe gut beschreibt. Seine Prognose ist immer etwas düster.

Ebenfalls sehr interessant fand ich heute den auch als Präsentation herunterladbaren Artikel The Energy Problem behind Trump’s Election (dt.: Das Energieproblem hinter Trumps Wahl) von Gail Tverberg, auf den der immer wieder interessante deutsche Blog limitstogrowth.de hingewiesen hatte.

Kelberg, den 2.  Januar 2016

Christoph Becker




Sicherheitspolitische Hintergründe im Fall des Aixtron-Verkaufs

Warum hat die Bundesregierung auf Druck der USA den Verkauf des deutschen Maschinenbauers Aixtron an die Chinesen gestoppt? Die FAZ hatte in einem Kommentar vom 4.12.2016, mit dem Titel Kommentar Was hat Obama denn da gemacht?, gezeigt, dass ihr der Grund schleierhaft sei. Ein Leserkommentar zu diesem Kommentar ließ mich aufhorchen und etwas recherchieren:

Hier der Leserkommentar:

Das Veto der USA ist absolut berechtigt
GUIDO DUELLI  2  (GUDOLI) – 04.12.2016 18:50

China greift hier erneut (!) mit vedeckt operierenden Staatsfonds nach deutscher Hochtechnologie für militärische Zwecke. Technisch gesehen gibt es einen Zusammenhang zwischen besonderen Eigenschaften der Galliumarsenid-Technologie mit dem sog. elektromagnetischen Puls bei Kernwaffenexplosionen. Weiterer Ausführungen bedarf es hier nicht; es liegt jedenfalls auch im deutschen strategischen Interesse, die chinesische Übernahme zu verhindern. Das Veto der USA hat insofern (an dieser Stelle) nichts mit wirtschaftspolitischen, sondern alleine mit sicherheitspolitischen Erwägungen zu tun; die Bedenken der Amerikaner, die auch die deutschen sein sollten, sind dabei absolut berechtigt.
Daraufhin habe ich zunächst recherchiert was Aixtron ist:
Die Firma ist also unter anderem auf die Herstellung von Anlagen zur Herstellung von Galliumarsenid (GaAs) Halbleitern spezialisiert.
Dann habe ich auf google mit “GaAS EMP” gesucht. An erster Stelle erschien dabei die Adresse https://books.google.de/books?isbn=1317961560 mit einem Auszug aus dem Buch The East Asian Computer Chip War von Ming-Cin Monique Chu. Die Autorin ist eine offenbar aus Taiwan stammende, an der Universität Southhampton lehrende Professorin: http://warcrimesandempire.com/wp-content/uploads/2015/02/Participant-Biographies-in-Toshiba-Cambridge-January-2015-Conference.pdf
Auf Seite 47, des Buches  The East Asian Computer Chip War , wird unter der Überschrift Semiconductor-targeted information warfare: EMP-Strikes erklärt welche Gefahren durch einen EMP-Angriff auf elektronische Schaltkreise ausgehen, und wie eine davon abhängige Gesellschaft getroffen werden kann. Es wir auch erklärt, dass die üblichen, auf Silikon-Basis hergestellten Schaltkreise besonders betroffen sind und dass auf GaAS-Basis hergestellte Chips – wie man sie mit den Maschinen von Aixtron herstellen kann – zehnmal unempfindlicher für solche Angriffe sind.
Angenommen China gelingt es dank der Technologie von Aixtron seine wichtigsten elektronischen Systeme mit GaAs-Basierten Chips auszustatten, und die Amerikaner und Europäer haben das nicht oder nicht im gleichen Maße getan, dann könnte China einen EMP-Angriff durchführen und damit die USA und Europa in die Knie zwingen, während es einen entsprechenden Vergeltungsangriff gut überstehen kann.
Zum Thema EMP-Angriff siehe auch meine Artikel:

Das ganze sollte man auch vor dem Hintergrund sehen, dass man zumindest in den USA davon ausgeht, dass es in den nächsten Jahren mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit zu einem 3. Weltkrieg kommt, in dem China zusammen mit den sunnitisch-islamischen Staaten (Saudi-Arabien, Nordafrika, Türkei, Pakistan) gegen eine Allianz des Westens mit Russland, Japan, Indien und dem Iran kommen wird. Siehe dazu meine Artikel

Wenn man dazu meine beiden folgenden Artikel nimmt:

  • Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters, über die thermodynamische Analyse der Ölförderung und die daraus folgende Einsicht, dass irgendwann zwischen 2025 und 2030 der Punkt überschritten wird, ab dem die Ölförderung mehr Energie verschlingt als in dem geförderten Öl enthalten ist, und
  • 100 Prozent Erneuerbare Energie bis 2030? wonach es als sicher gelten kann, dass eine Umstellung auf erneuerbare Energien, so wie sich Politik und Bevölkerung das heute vorstellen ausgeschlossen ist.

dann kann man kann man als ziemlich sicher ansehen, dass der 3. Weltkrieg irgendwann vor 2025 stattfinden wird. Das heißt, man kann sich zumindest so sicher sein, dass man angesichts der voraussichtlichen Folgen eines solchen Krieges alles tun sollte um so schnell wie möglich alles zu tun um eben diese Folgen zu minimieren.

Falls es nach dem Krieg überhaupt noch Überlebende in Deutschland gibt, die Zeit und Gelegenheit zum Nachdenken über die Geschichte der Bundesrepublik haben, werden diese dann wohl verbittert feststellen, dass insbesondere auch die  CDU/CSU, aber auch alle anderen im Bundestag sitzenden Parteien, unter der Führung von Frau Angela Merkel so ziemlich alles getan oder auch unterlassen haben was möglich und nötig war, um die Zahl der Toten, das Grauen und das Elend in Deutschland und Europa zu maximieren.

Die Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik wird dabei nur als einer der kleineren Fehler gesehen werden, auch wenn deren Folgen alleine schon extrem schrecklich zu werden versprechen. Immerhin sind die meisten “Flüchtlinge” Männer im wehrfähigen Alter aus meist genau jenen Ländern die im Falle eines Krieges unsere Gegner sein werden.  Die Geschichte vom Trojanischen Pferd ist niedlich im Vergleich zu dem was Deutschland und Europa sich diesbezüglich in ihrer Überheblichkeit geleistet haben.

Als den größten Fehler wird man aber die Landwirtschaftspolitik erkennen, als deren Folge einige zig Millionen Menschen allein in Deutschland direkt oder indirekt an Hunger sterben werden, und wegen deren Mängel die in Zukunft mögliche Bevölkerungsdichte in Deutschland sehr, sehr weit unter der heutigen Bevölkerungsdichte liegen wird.  Alles was ich bisher von deutschen Landwirten zu diesem Problemen an Antworten bekommen habe war nicht überzeugend.

Der nächst größte Fehler wird die Sicherheitspolitik sein, die es insbesondere versäumt hat eine funktionierende Landes- und Territorialverteidigung auf zu bauen.

Aber dafür hat man in allen möglichen anderen Bereichen der Gesellschaft viel Geld und Energie für “Verbesserungen” ausgegeben, die dann im Ernstfall die Lage ebenfalls verschlechtern.

Jedenfalls scheinen die Chinesen aktiv daran zu arbeiten einen EMP-Angriff selber überstehen und vielleicht auch ausführen zu können, und die deutsche Bundesregierung wollte ihnen dabei helfen. Sie konnte nur durch ein Eingreifen der Amerikaner gehindert werden. Das oben erwähnte Buch  The East Asian Computer Chip War zeigt aber auch noch andere Möglichkeiten, mit denen China u.a. Deutschland kollabieren lassen kann.

Kelberg, den 4. Dezember 2016

Christoph Becker




100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030?

Die lokal  in der Vulkaneifel  an alle Haushalte verteilte Zeitschrift Orange7   berichtet  in ihrer Ausgabe vom November 2016 in einem Artikel über Windkraft, daß der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun  die Energiewende für unbedingt notwendig hält UND, daß er die Zielsetzung habe, die Verbandsgemeinde Daun bis  2030 zu 100 % mit regenerative Energie zu versorgen.   Ist diese Zielsetzung  realistisch und wie könnte dieses Ziel tatsächlich erreicht werden?

Gedankenexperiment zur Energieversorgung

Stellen wir uns die Verbandsgemeinde Daun im Jahre 2030 vor und nehmen wir an, daß alles nach dem Plan des Verbandsbürgermeister lief und man glaubt, die Verbandsgemeinde würde   tatsächlich zu 100 % mit erneuerbarer Energie versorgt.  Dazu  ziehen  wir in Gedanken um die Verbandsgemeinde eine Energiegrenze, durch die nur die Energie von Wind, Sonne,  Wasserkraft und  Geothermie frei strömen dürfen, soweit sie mit Anlagen innerhalb der Verbandsgemeinde der Natur entnommen werden.

Alles was darüber hinaus an  Energie   über Stromleitungen,  Rohre  oder Verkehrslinien   in irgendeiner Energieform oder  Leistungen und an Gütern in die Verbandsgemeinde importiert wird, muß voll mit Energielieferungen aus der Verbandsgemeinde kompensiert werden. Dabei ist aber nicht nur der Energieinhalt  in Joule oder Kalorien, sondern auch die für die Herstellung insgesamt aufgewendete Energie, wie die Qualität und Nutzbarkeit der Energie zu beachten. Defizite in der Nutzbarkeit müssen so kompensiert werden, daß durch vorhandene technische Möglichkeiten eine Umwandlung in für die Importe notwendigen höherwertigen Energien erfolgen kann, anderenfalls muß der Import unterbleiben, weil die Verbandsgemeinde sonst nicht hundert Prozent auf regenerative Energie umgestellt wäre.

Was bedeutet das?

Wenn die Verbandsgemeinde z.B. ein Kilogramm Stahl, ein elektronisches Bauteil, ein Werkzeug, ein Sonnenpaneel, eine Windkraftturbine   oder einen Liter Diesel importiert, dann importiert sie Güter für deren Herstellung die in der Verbandsgemeinde produzierte, unzuverlässige Wind- und Sonnenenergie unbrauchbar ist. Bei Treibstoffen wie z.B. Diesel oder bei der Bereitstellung von zuverlässigem, von Wetter und Tageszeit unabhängig nach belieben lieferbarem Strom, wie er z.B. im Gesundheitswesen, in der Industrie aber auch für Internetserver, Computer in der Verwaltung und für Beleuchtungszwecke mehr oder weniger zwingend nötig ist, importiert die Verbandsgemeinde Energie die sehr viel höherwertiger ist als die von ihr mit Windkraftwerken oder Solarstrom lieferbare, schwankende Elektrizität. Die Verbandsgemeinde müßte diese Unterschiede im Wert kompensieren oder wenn aus aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen  nicht möglich ist, auf die Lieferungen verzichten, andernfalls wäre sie nicht hundert Prozent auf regenerative Energie umgestellt. Eine Kompensation  könnte z.B. erfolgen, indem die Verbandsgemeinde in ausreichender Menge eigene Pumpspeicherkraftwerke bauen läßt. Deren Bau wäre aber auch sehr energieintensiv, der Betrieb würde Energieverluste mit sich bringen und die Haltbarkeit solcher Pumpspeicherkraftwerke ist nur begrenzt. Die dazu nötige Energie müßte natürlich von den regenerativen Energiequellen der Verbandsgemeinde zusätzlich aufgebracht werden.  D.h. es wären viele Tausend Tonnen Zement, Stahl, Kies und  jede Mengen Erdarbeiten  nötig, die  alle eher nicht mit unzuverlässiger elektrischer Energie von Windkraftanlagen und Sonnenpaneelen hergestellt bzw. durchgeführt werden können, sondern die große Mengen hochwertigen Diesel, Erdgas und zuverlässig verfügbaren Strom erfordern.

Kraftstoffe und andere Mineralölprodukte könnte man chemisch aus in der Verbandsgemeinde anzubauender Biomasse produzieren. Dazu ist dann noch gleich zu bedenken, daß heute mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung überhaupt nur ernährt werden können, weil per Haber-Bosch-Verfahren mit Hilfe von Erdgas Stickstoffdünger hergestellt werden kann. Außerdem haben amerikanisch Untersuchungen zum Erntefaktor (EROEI = Energy on Energy Invested) gezeigt, daß für die Herstellung von Kraftstoff aus Biomassen ungefähr genau soviel Energie aufgewendet werden muß, wie dieser Kraftstoff am Ende enthält.  Diesel mit Diesel produzieren ist ein Nullsummenspiel. Man müßte schon auf Muskelkraft zurückgreifen, vorausgesetzt, daß die Nahrung oder das Futter produziert werden können, ohne daß man dafür Diesel, Stickstoffdünger usw. verbraucht. Derzeit ist das nicht möglich, auch wäre die Produktion  garantiert völlig unzureichend. Selbstverständlich müßte die Verbandsgemeinde auch alle für importierten Stickstoffdünger und sonstige von der Landwirtschaft und Industrie benötigen Materialien, die für die Herstellung nötige Energie irgendwie erzeugen und nicht nur in der der nötigen Menge, sondern auch in der nötigen Qualität und Gleichmäßigkeit liefern.

Selbstverständlich muß die Energieproduktion der Verbandsgemeinde auch die Energieschuld tilgen, die mit der Planung, Herstellung, Aufstellung und dem Betrieb, sowie mit dem späteren Rückbau der Anlagen zur Erzeugung  “erneuerbarer” Energie entstanden ist, entsteht und in Zukunft entstehen wird. Auch Energieinvestitionen in Leitungsnetze und Energiespeicher aller Art müssen berücksichtigt werden, sofern diese innerhalb der Verbandsgemeinde oder im Zusammenhang mit importierten Leistungen und Gütern genutzt wurden. Bei alledem ist auch immer die Energiequalität zu berücksichtigen und ggf. durch zusätzliche Energielieferungen zu kompensieren, oder der Import muß unterbleiben.

Man stelle sich vor, die Verbandsgemeinde muß auch all die Energie für die Herstellung des Zementes und des Stahls für die Fundamente der Windkraftanlagen liefern. Dazu alle Energie für den Wegebau, den Straßenbau und für die Herstellung der dafür Nötigen Materialien und Maschinen liefern. Dazu alle Energie für den Straßen, Schienen, See und Luftverkehr der durch die Verbandsgemeinde, deren Bewohner und Industriebetrieb nötige wird. Ebenso alle Energie für den Tourismus die von diesem innerhalb der Verbandsgemeinde verbraucht wird. Dann hätten wir noch die Kaserne, das Krankenhaus und die Straßenbeleuchtung. Alles müßte, ebenso wie  die Anlagen und Leitungssystem der  Energieerzeugung  betrieben und gewartet ,  ab und zu repariert ,   renoviert und irgendwann auch  entsorgt und erneuert werden.  Fast überall  ist das heute nur  mit  aus fossilen Energieträgern hergestellten Produkten  möglich. Wo  Elektrizität verwendet werden kann oder verwendet werden muß,  ist es in der Regel notwendig , daß der Strom dann fließt wenn am ihn gerade braucht. Man stelle sich vor das Finanzamt und das Krankenhaus ist wegen Windstille oft Tage und Wochenlang geschlossen und Operationen  im Krankenhaus  müssen  wegen  Bewölkung oder  nachlassendem Wind unterbrochen  oder  abgesagt werden.   Die Verbandsgemeinde muß alle diese Probleme, wenn sie  ab 2030 hundert Prozent  mit regenerativer Energie arbeiten will, bis dahin lösen.

Dann haben wir noch das Problem, daß heute in den westlichen Industriestaaten für jeden in den Nahrungsmitteln enthaltene Kalorie 10 bis 20 Kalorien an fossilen Brennstoffen aufgewendet werden müssen. Für die von außerhalb unserer Energiegrenze in die Verbandsgemeinde importierte Nahrung der Bürger der Verbandsgemeinde Daun dürfte das dann aber 2030 nicht mehr gelten.   Die Nahrung müßte wieder wie in alten Zeiten ganz ohne fossile Energieträger erzeugt und auch aufbereitet und an die Endverbraucher verteilt werden, oder es müßten entsprechende, kompensierende Energielieferungen erfolgen. Mittagessen kochen oder Backen ginge dann aber auch nur bei Sonnenschein oder ausreichend Wind, oder mit Biogas oder mit Strom der durch das oben geforderte Pumpspeicherkraftwerk stabilisiert wird. Biogas? Da muß erst einmal der Energieaufwand für die Herstellung und den Betrieb der Anlagen, der gesamte Energieaufwand für den Maisanbau mit alle seinen Details und Aspekten als Energie per Biogas gewonnen werden.  Was macht man dabei aber mit dem vielen Diesel der für Biogasproduktion verbraucht wird? Was liefert man den Herstellern der Maschinen und der für den Bau der Maschinen verwendeten Materialien zum  Ausgleich für Energie? Die brauchen alle sehr hochwertige, jederzeit verfügbare und regelbare Energie und nicht unzuverlässig verfügbaren Strom.

Die Bevölkerungsdichte ist heute viele Male größer als früher. Mit früher meine ich die Zeit vor der Industriellen Revolution, als die Orte der heutigen Verbandsgemeinde Daun noch alle zu hundert Prozent mit regenerativer Energie versorgt wurden. Der Lebensstandard war damals trotz viel  geringeren Bevölkerungsdichte viel niedriger als heute und trotzdem kam es immer wieder zu Hungersnöten. Eine der schlimmsten war übrigens die vor genau 200 Jahren, im Herbst/Winter 1816/1817. Aber auch vor fast 100 Jahren, im Winter 1917/1918, als die Bevölkerungsdichte in Deutschland nur halb so hoch war wie heute, und als man  schon eine  relativ moderne Industrie hatte,  haben die Leute gehungert.

Der Anstieg der  Bevölkerungsdichte und  des   Wohlstandes, sowie die technischen Entwicklungen der letzten 200 Jahre waren nur möglich, weil man reichlich billige fossile Brennstoffe gefunden und genutzt hat. Wind, Sonne, Wasserkraft und Biomassen hatte man damals auch. Daß man damit heute mehr machen kann als früher liegt daran, daß man heute (noch!!) genug billige fossile Energie hat. Ohne eine sehr komplexe, extrem von Diesel, Kerosin, Benzin, Erdgas und Kohle abhängige Industriegesellschaft  können die modernen Windkraftanlagen und auch die Sonnenpaneele und Biogasanlagen  weder gebaut noch betrieben noch  rückgebaut werden.

Wer hier von Elektroautos fabuliert möge sich  das Buch When Trucks Stop Running: Energy and the Future of Transportation von Alice Friedmann lesen. Es gibt auch zwei Interviews mit ihr:

In diesem Buch gibt es auch ein Kapitel zum EROI, in dem eine sehr umfassende Untersuchung der Solarstromproduktion im zum Vergleich zur Verbandsgemeinde Daun sehr sonnenreichen Spanien erwähnt wird. Der EROI, also das Verhältnis von erzeugter Energie zu aufgewendeter Energie wird dort für Spanien mit 2,45 angegeben. Für den Betrieb einer zivilisierten, hochkomplexen Gesellschaft wie der unseren wird ein EROI von 20 oder mehr benötigt.  Es wird dann auch noch erwähnt, daß eine spätere Untersuchung in Spanien sogar einen negativen  Nutzungsfaktor ergeben habe.  Daß heißt, daß  die Erzeugung von Solarstrom selbst in Spanien  unrentabel ist  und möglicher  Weise sogar mehr Energie kostet als  erzeugt wird.   In der Verbandsgemeinde Daun werden die Werte wesentlich schlechter sein. Auf der Internetseite von Frau Friedemann gibt es einen Aritikel zu diesem Thema: Tilting at Windmills, Spain’s disastrous attempt to replace fossil fuels with Solar Photovoltaics

Fazit der Interviews mit Frau Friedemann und auch des Buches ist, daß eine Umstellung des Transportwesens auf regenerative Energien  mit sehr extremen  Veränderungen und Einschränkungen verbunden sein wird. Es ist ausgeschlossen schwere Lastkraftwagen, Baumaschinen, Traktoren und Mähdrescher usw. wirtschaftlich irgendwie  sinnvoll  mit Batterien oder Stromkabeln zu betreiben. Selbst wenn man es könnte, könnte man den benötigten Strom kaum mit regenerativen Energien erzeugen.

Es  ist daher eine sehr gefährliche Illusion zu glauben,  man könnte  den heutigen,  Lebensstandard, die heutige Lebensqualität und die heutige Bevölkerungsdichte in  Deutschland oder  auch nur in der Verbandsgemeinde Daun, halten und dabei   in nur 13 Jahren zu hundert Prozent auf regenerative Energie umstellen. Das  heißt, man kann ganz sicher zu  hundert Prozent auf  regenerative Energie umstellen,   und man wird das auch  tun. Aber für diese Umstellung gilt ziemlich sicher der berühmte Satz aus Winston Churchills Rede im Mai 1940. “Alles was ich zu bieten habe sind Blut, Schweiß, Mühsal und Tränen”.
Die Illusion des Glaubens an die deutsche Energiewende ist gefährlich, weil damit unnötig Zeit und auch Geld und Ressourcen verloren gehen.
Die Zeit wird vielleicht schon sehr bald fehlen. Wenn die Studie der Hills Gruppe, zutrifft, die ich in meinem Artikel Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters vorgestellt habe, dann wird bei der Förderung von Erdöl irgendwann zwischen 2025 und spätestens 2030 ein Punkt überschritten, ab dem die Förderung  mehr Energie erfordert als in dem geförderten Öl enthalten ist.  Eine hochkomplexe Industriegesellschaft benötigt aber im Mittel mindestens einen Ertrag der Energieproduktion, der zwanzig mal höher als der für die Energieförderung nötige Aufwand ist.
Wie ich in meinem Artikel  Kriegsängste, Energiepreise, Nationalismus und mehr im Oktober 2016 erläutert habe,  könnte die Versorgung mit fossilen Energien aber schon in den nächsten Jahren  aus verschiedenen Gründen kollabieren.  Dann wäre ein weiterer Ausbau der regenerativen Energien nicht mehr möglich und die bestehenden Anlagen würden voraussichtlich  schneller als gedacht unbrauchbar. Sie würden dann als Denkmäler des Größenwahns, der Naivität und des blinden Fortschrittsglauben der deutschen Bevölkerung und ihrer Politiker die Eifel schmücken.   Siehe auch meinen Artikel Nach dem Fortschritt.
Auch wenn man dank der noch vorhandenen und noch bezahlbaren fossilen Energien genügend regenerative Energiequellen installiert, wird man diese auf Dauer, wegen der  drohenden Verknappung fossiler Energieträger , irgendwann nicht mehr weiter betreiben und dann auch nicht mehr zurückbauen und durch neue Anlagen  ersetzen können,

Es ist ausgeschlossen den heutigen Lebensstandard mit erneuerbaren Energien zu halten

Es ist jedenfalls ausgeschlossen den heutigen materiellen Lebensstandard mit einer “Energiewende” bzw. nur mit erneuerbaren Energien zu erhalten. Das heißt aber nicht, daß die Menschen nach einer echten Energiewende zwingend unglücklicher und unzufriedener sein müßten.  Es gibt Studien, die zeigen, daß Glück und Zufriedenheit nur bis zu einem gewissen Grad vom Wohlstand abhängen. Gute Anregungen liefert z.B. Nate Hagens in seinen Vorträgen. Dazu auf Youtube.com  mit “Nate Hagens” suchen.

Die “erneuerbaren Energien” , wie sie die Windkraftwerke und die Stromerzeugung mit Solarpaneelen, aber auch die Biogasanlagen liefern, erfordern das Vorhandensein von  genug bezahlbaren fossilen Energieträgern.

Man stelle sich nur vor, daß ein Lager einer dieser großen Windturbinen schadhaft ist und ausgetauscht werden muß. Man benötigt dazu einen großen Kran und Lastkraftwagen, die alle mit Diesel betrieben werden. Auch für die ganz normale Wartung oder, wie ich es beobachte habe, für einen neuen Anstrich einer Windkraftanlage, werden mit Benzin oder Diesel betriebene Fahrzeuge benötigt. Davon abgesehen sind für die Herstellung der Schmierstoffe, Farben usw. fossile Energieträger wie Öl oder Gas nötig.

Die Verbandsgemeinde Daun könnte, obwohl sie eine sehr ländliche Gemeinde ist, voraussichtlich noch nicht einmal die heute notwendig Energie für die Produktion, Aufbereitung, Verpackung, Lieferung und Verteilung der Lebensmittel aufbringen, die ihre Bevölkerung heute benötigt. Bis 2030 sind es nur noch 13 Jahre. Das dürfte kaum noch ausreichen um z.B. die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion umzustellen. Die in den nächsten Jahren zu erwartenden Turbulenzen und Entwicklungen dürften zudem dafür sorgen, daß es nicht mehr möglich ist große Projekte zu realisieren.

Hundertprozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien war früher normal

Eine hundert prozentige Versorgung mit erneuerbaren Energien  ist möglich, wie die Geschichte auch in den  Gemeinden der Verbandsgemeinde Daun  in den  letzten Jahrtausenden und Jahrhunderten  gezeigt hat.  Die historischen Daten zeigen aber auch eine drastisch geringere Bevölkerungsdichte und einen drastisch geringeren Lebensstandard.

Echte Energiewende extrem unwahrscheinlich

Eine Energiewende ist wirklich notwendig und unvermeidlich. Im derzeit extrem unwahrscheinlichen Idealfall wird man das heute verfügbare Wissen nutzen um die Landwirtschaft und Wirtschaft so umzustellen, daß möglichst alle wirklich lebensnotwendigen Güter wieder lokal hergestellt werden können.

Am Wahrscheinlichsten sind Fehlinvestitionen und eine unfreiwillige Energiewende per Katastrophe

Der derzeit wahrscheinlichste Fall ist, daß der naive Glaube an den technisch/wissenschaftliche Fortschritts zu massiven Fehlinvestitionen führt. Die derzeit  geplanten und schon aufgestellten großen Windkraftanlagen sind meines Erachtens solche Fehlinvestitionen.

Die  eigentliche Energiewende wird dann ungeplant und brutal auf  katastrophale Weise durch den Zusammenbruch unserer Industriegesellschaft kommen. Diese unfreiwillige, durch einen Kollaps unserer Gesellschaft  erzwungene Energiewende, hätte den Vorteil, daß der heutige Lebensstandard damit am längsten, nämlich bis zum  Beginn des bitteren Endes, maximal gehalten werden kann. Der Preis wird zunächst ein teils durch Hunger, teils durch Gewalt erzwungener Tod eines möglicherweise sehr großen Teils der Bevölkerung sein. Darüber hinaus wird der Preis auch darin bestehen, daß der Lebensstandard der Überlebenden sehr viel niedriger sein wird, als er es wäre wenn man den Weg ins Mittelalter, oder besser in die Zukunft, wie sie notwendiger Weise sein wird, also die tatsächlich hundert prozentige Umstellung  auf regenerative Energien, rechtzeitig geplant, vorbereitet und kontrolliert antreten würde.

Krieg und Gewaltverbrechen als Energiequelle

Ein Problem einer Umstellung auf regenerative Energien ist dann noch das Thema Sicherheit. Insbesondere der amerikanische Archäologe Joseph Tainter hat sehr guter erklärt, daß und wie die Römer zusätzlich zu den regenerativen Energien den Krieg, bzw. die Plünderung und Versklavung anderer Völker als Energiequelle zum Aufbau und zur Erhaltung   ihrer Hochkultur genutzt haben. Das weströmische Reich ging unter, als diese zusätzliche Energiequelle aus verschiedenen Gründen immer ineffizienter wurde. Das Oströmische Reich konnte länger überleben, weil es sich reformiert und die Kosten seiner Komplexität drastisch reduziert hat. Siehe dazu meine Übersetzung des Interviews mit Tainter: Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter, sowie meinen Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.

Auch nach der Römerzeit wurden Raub, Krieg, Plünderungen und Versklavung bzw. Leibeigenschaft, als zusätzliche Energiequelle genutzt um den Lebensstandard, etwa von Wikingern, Raubrittern und Adel zu Lasten von deren Opfern bzw. Leibeigenen steigern. Das Prinzip ist, daß Gewalt Gold wert  ist,  und auch als  zusätzliche Energiequelle dienen kann.  Siehe dazu meinen Artikel  mit der Übersetzung eines  Textes von Jack Donovan: Gewalt ist Gold  wert.

Ich denke, daß es wichtig ist dies im Rahmen einer Diskussion über eine Energiewende  zu erwähnen. Der Frieden  und Wohlstand in Europa nach dem  2. Weltkrieg, war letztlich die Folge einer Kombination aus reichlich vorhandener billiger fossiler Energie und   der in den beiden Weltkriegen gewonnenen Einsicht in die furchtbaren Möglichkeiten  der  Nutzung eben dieser  hochwertigen fossilen Energieträger für die Kriegsführung.  D.h.,  durch die reichlich vorhandenen  fossilen Energieträger wurde der  Frieden  attraktiver und  gleichzeitig der Krieg   abschreckender.  Eine Energiewende, weg von den fossilen Energieträgern wird diese Entwicklung umkehren: Der Krieg und andere Formen organisierter Gewalt   verlieren ihre  Schrecken, weil die Energie, die die Angegriffenen  für ihre Verteidigung und Vergeltung aufwenden können knapper wird.  Schließlich werden Krieg und Plünderungen wieder, wie in der Römerzeit,  in der Wikingerzeit und in der Zeit der Raubritter, als zusätzliche Energiequelle attraktiv. Es empfiehlt sich diesen Aspekt einer wirklichen Energiewende zu bedenken und zu berücksichtigen.

Fazit

Die eingangs gestellte Frage, ob die Zielsetzung einer hundert prozentige Versorgung der Verbandsgemeinde Daun mit regenerativer Energie bis 2030 realistisch und möglich ist kann man   ganz klar mit ja beantworten. Aber das sieht dann sehr viel anders aus, als man derzeit glaubt und hofft. Eine sehr eindrucksvolle Beschreibung eines wirklich möglichen Szenarios bietet der Roman One Second After: Die Welt ohne Strom, von William Forstchen. Bei dieser Simulation in Romanform, sterben in den USA binnen eines Jahres je nach Gegend zwischen 50 und fast 100 % der Bevölkerung als Folge einer schlagartigen, landesweiten  Zerstörung der Stromversorgung und der Elektronik durch drei in sehr großer Höhe über den USA gezündete Atomwaffen.  Es sind auch andere, weniger krasse   Formen einer unfreiwilligen Energiewende denkbar, die aber alle auch einen sehr hohen Preis fordern würden.

Eine freiwillige Umstellung auf hundert Prozent regenerative Energien wäre theoretisch möglich und auch höchst vernünftig, dürfte aber praktisch, so wie ich die Bevölkerung einschätze, nicht machbar sein. Bestenfalls könnten Vorbereitungen für eine solche Umstellung getroffen werden.  Insbesondere  empfiehlt es sich Experimente und Beispielprojekte durchzuführen  und  die Bevölkerung    dabei durch  Fortbildungsangebote   allmählich auf  die  letztlich unausweichliche Zukunft vorzubereiten.

Das was man derzeit  als Umstellung auf hundert Prozent regenerative Energie für die Verbandsgemeinde Daun anstrebt,  ist eine Mogelpackung, weil das Treibstoffproblem, die  Wertigkeit der verschieden Energieformen und  die  für die Herstellung und  Lieferung  der   in die  Verbandsgemeinde importierten  Güter und Leistungen benötigte Energie und deren Wertigkeit nicht  berücksichtigt wird.

Wenn man alle derzeit für die “Energiewende”, erforderlichen Energieaufwendungen vollständig erfaßt,  ist die derzeitige “Energiewende” möglicherweise sogar eine Energiesenke.  D.h. sie kostet dann nicht nur viel Geld und Umwelt, sondern sie kostet dann auch mehr Energie als sie einbringt.

Ich haben den Eindruck, daß die extreme Energiedichte und Qualität der fossilen Brennstoffe und da insbesondere des Erdöls in ihrer Bedeutung von vielen nicht richtig verstanden werden. Eine Energiewende weg von diesen hochwertigen Energieträgern, hin zurück zu den Energieträgern des Mittelalters, und nichts anderes ist  die deutsche Energiewende,  kann und wird nicht so ablaufen wie sich das die Herren Bürgermeister und die Masse der Bevölkerung  vorstellen und erträumen.  Dem Mittelalter haben wir eine ganze Menge Wissen voraus. Aber dafür haben wir eine um ein Vielfaches höhere Bevölkerungsdichte und wir haben ein extrem fragiles und komplexes System, mit einer extrem industrialisierten und von fossilen Energieträgern, Chemieprodukten und im Vergleich zum Mittelalter von extrem langen Transportwegen abhängige Nahrungsmittelproduktion und Versorgung. Alleine die notwendige Umstellung der Landwirtschaft würde mindestens 5 bis 10 Jahre, möglicherweise aber sogar noch  länger  benötigen – sofern man überhaupt weiß wie die Umstellung durchgeführt werden kann.

Die Errichtung der Windkraftanlagen in der Eifel ist jedenfalls nur eine unsinnige bis gefährliche Geld, Zeit und Ressourcenverschwendung.

Eine Energiewende,  also ein  Verzicht auf  fossile Energieträger ist zwingende notwendig. Wenn sie nicht freiwillig und kontrolliert erfolgt, wird sie unfreiwillig und chaotischen erfolgen.

Eine vernünftige Energiewende betrifft zunächst die Landwirtschaft. Man müßte die Böden verbessern und lernen nachhaltig und ohne Kunstdünger, Pestizide usw. mit möglichst minimalem mechanischen Aufwand in der lokalen Landwirtschaft sehr hohe Erträge zu erzielen und alles an Nahrungsmitteln zu produzieren was für die Ernährung, aber auch für die  Herstellung der  Kleidung   der lokalen Bevölkerung notwendig ist. Es müßten zumindest einige Musterbetriebe aufgebaut werden, die das nötige  Wissen, Saatgut  usw. finden und an die lokalen Gegebenheiten anpassen und weiterentwickeln. Landwirte, Hobbygärtner, Schulkinder und Bevölkerung müßten dort sehen und lernen können, wie in Zukunft lokal die nötigen Nahrungsmittel, Kleidung und Gegenstände des täglichen Bedarfs lokal produziert werden können.

Soweit Sonnen- und  Windenergie oder auch Biomassen für die Energieerzeugung genutzt werden, sollte dies durch einfache Techniken erfolgen die auch ohne fossile Energieträger  genutzt werden können.   Man könnte z.B. durchaus mit Hilfe von allen Möglichkeiten der Ingenieurwissenschaften optimierte Windkraftwerke entwickeln, die lokal auch noch 1000 Jahre nach dem Ende der Verfügbarkeit fossiler  Energieträger und  auch nach dem Ende  unserer heutigen Industriegesellschaft  lokal nachgebaut und  betrieben werden können.

Man müßte generell das Wissen und das Können unserer Zeit nutzen, um damit  Methoden  und Techniken zu entwickeln mit denen auch lange nach dem Ende unserer Industriegesellschaft, auch wenn es keine bezahlbaren fossilen Energieträger und keinen damit betriebenen Welthandel mehr gibt,  nachhaltig  und mit möglichst geringem Aufwand Nahrungsmittel, Energie und was die Menschen zum Leben benötigen produzieren kann. Dafür sollte man die Zeit nutzen und Geld ausgeben, und nicht für  diese  gigantischen Windkraftwerke und Solarstromfarmen.

Wir haben phantastische Möglichkeiten in der Landwirtschaft, im Gartenbau und im Handwerk  Wissen und Können für postindustrielle, postfossile Zeitalter zu  sammeln, weiterzuentwickeln, an die  lokalen Verhältnisse anzupassen und  weiter zu geben.     In der Eifel, also auch in der Verbandsgemeinde Daun, könnten dann in Zukunft sehr viel mehr Menschen leben als im Mittelalter und sie könnten auch  besser und länger leben. Wenn man weiter wie bisher plant und vorgeht, werden aber in Zukunft eher sehr viel weniger Menschen eher noch armseliger und schlechter als im Mittelalter hier leben können.

Die Ruinen der schon vorhandenen und noch geplanten großen Windkraftwerke  werden aber aller Voraussicht nach nur den  Zorn und den Spott künftiger Generationen provozieren.

Kelberg, den 5. November 2016

Christoph Becker