Pepe Escobar: Wie der Westen geschlagen wurde

Übersetzung des am 18.1.2024 auf Sputnik International veröffentlichten Artikels “Pepe Escobar: How the West Was Defeated” über Emmanuel Todds neues Buch La Défaite de L’Occident (“Die Niederlage des Westens”).

Link auf das Original: sputnikglobe.com/20240118/how-the-west-was-defeated-1116245840.html

Beginn der Übersetzung (mit Hilfe von deepl, überarbeitet):

Emmanuel Todd, Historiker, Demograf, Anthropologe, Soziologe und politischer Analyst, gehört zu einer aussterbenden Art: Er ist einer der wenigen verbliebenen Vertreter der französischen Intelligenzia der alten Schule – ein Erbe von Leuten wie Braudel, Sartre, Deleuze und Foucault, die die jungen Generationen des Kalten Krieges vom Westen bis zum Osten faszinierten.

Das erste, was sein neuestes Buch La Défaite de L’Occident (“Die Niederlage des Westens”) betrifft, ist das kleine Wunder, dass es letzte Woche in Frankreich veröffentlicht wurde, und zwar genau in der NATO-Sphäre: eine Handgranate von einem unabhängigen Denker, die auf Fakten und überprüften Daten beruht und die ganze Russophobie, die um die “Aggression” von “Zar” Putin herum aufgebaut wurde, in die Luft jagt.

Zumindest einige Teile der streng oligarchisch kontrollierten Konzernmedien in Frankreich konnten Todd dieses Mal aus mehreren Gründen einfach nicht ignorieren. Vor allem, weil er der erste westliche Intellektuelle war, der bereits 1976 in seinem Buch “La Chute Finale” den Untergang der UdSSR vorhersagte, wobei er sich auf die sowjetische Kindersterblichkeit stützte.

Ein weiterer wichtiger Grund war sein 2002 erschienenes Buch Apres L’Empire, eine Art Vorschau auf den Niedergang und Fall des Imperiums, das einige Monate vor Shock & Awe im Irak veröffentlicht wurde.

In seinem letzten Buch (“Ich habe den Kreis geschlossen”) geht Todd nun aufs Ganze und schildert minutiös die Niederlage nicht nur der USA, sondern des gesamten Westens – wobei sich seine Recherchen auf den Krieg in der Ukraine konzentrieren.

In Anbetracht des toxischen NATO-Umfelds, in dem Russophobie und Abschaffungskultur ( Cancel Culture ) vorherrschen und jede Abweichung strafbar ist, hat Todd sehr darauf geachtet, den aktuellen Prozess nicht als russischen Sieg in der Ukraine darzustellen (obwohl dies in allem, was er beschreibt, impliziert ist, von verschiedenen Indikatoren für sozialen Frieden bis hin zur allgemeinen Stabilität des “Putin-Systems”, das “ein Produkt der Geschichte Russlands und nicht das Werk eines einzelnen Mannes” ist).

Vielmehr konzentriert er sich auf die Hauptgründe, die zum Untergang des Westens geführt haben. Dazu gehören: das Ende des Nationalstaats, die Deindustrialisierung (was das Defizit der NATO bei der Waffenproduktion für die Ukraine erklärt), der “Nullpunkt” der religiösen Matrix des Westens, der Protestantismus, der starke Anstieg der Sterblichkeitsrate in den USA (viel höher als in Russland), zusammen mit Selbstmorden und Tötungsdelikten, und die Vorherrschaft eines imperialen Nihilismus, der sich in der Besessenheit von ” Ewigen Kriegen” ausdrückt.

Der Zusammenbruch des Protestantismus

Todd analysiert methodisch, der Reihe nach, Russland, die Ukraine, Osteuropa, Deutschland, Großbritannien, Skandinavien und schließlich das Empire. Konzentrieren wir uns auf die 12 größten Hits seiner bemerkenswerten Arbeit.

1. Zu Beginn der militärischen Sonderoperation ( = des Ukrainekriegs ) im Februar 2022 betrug das kombinierte BIP von Russland und Weißrussland nur 3,3 % des kombinierten Westens (in diesem Fall die NATO-Sphäre plus Japan und Südkorea). Todd ist erstaunt, dass diese 3,3 %, mehr Waffen produzieren können als der gesamte westliche Koloss, und dass sie damit nicht nur den Krieg gewinnen, sondern auch die vorherrschenden Vorstellungen der “neoliberalen politischen Ökonomie” (BIP-Raten) zunichte machen.

2. Die “ideologische Einsamkeit” und der “ideologische Narzissmus” des Westens, der nicht in der Lage ist zu verstehen, dass “die gesamte muslimische Welt Russland eher als Partner denn als Gegner zu sehen scheint”.

3. Todd verschmäht den Begriff der “Weberschen Staaten” – was eine köstliche Kompatibilität der Visionen von Putin und dem US-Realpolitiker John Mearsheimer heraufbeschwört. Weil sie gezwungen sind, in einem Umfeld zu überleben, in dem nur Machtbeziehungen zählen, handeln die Staaten jetzt als “Hobbessche Agenten”. Und damit sind wir bei der russischen Vorstellung von einem Nationalstaat, die sich auf “Souveränität” konzentriert: die Fähigkeit eines Staates, seine Innen- und Außenpolitik unabhängig und ohne jegliche Einmischung von außen zu bestimmen.

4. Die schrittweise Implosion der WASP-Kultur,  (die “seit den 1960er Jahren” zu “einem Imperium ohne Zentrum und Projekt, einem im Wesentlichen militärischen Organismus, der von einer Gruppe ohne Kultur (im anthropologischen Sinne) geleitet wird”, führte. So definiert Todd die amerikanischen Neocons.

5. Die USA als “post-imperiales” Gebilde: nur noch eine Hülle aus Militärmaschinen, die einer intelligenzgesteuerten Kultur beraubt sind, was zu einer “akzentuierten militärischen Expansion in einer Phase der massiven Schrumpfung ihrer industriellen Basis” führt. Wie Todd betont, ist “moderner Krieg ohne Industrie ein Oxymoron“.

6. Die demografische Falle: Todd zeigt, wie die Strategen in Washington “vergaßen, dass ein Staat, dessen Bevölkerung ein hohes Bildungs- und Technologieniveau hat, auch wenn es abnimmt, seine militärische Macht nicht verliert”. Das ist genau der Fall von Russland während der Putin-Jahre.

7. Hier erreichen wir den Kern von Todds Argumentation: seine post-Max-Weber-Neuinterpretation von Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, veröffentlicht vor etwas mehr als einem Jahrhundert, 1904/1905: “Wenn der Protestantismus die Matrix für den Aufstieg des Westens war, dann ist sein Tod heute die Ursache für den Zerfall und die Niederlage.”

Todd legt klar dar, wie die englische “Glorreiche Revolution” von 1688, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 und die französische Revolution von 1789 die wahren Pfeiler des liberalen Westens waren. Folglich ist ein erweiterter “Westen” historisch gesehen nicht “liberal”, weil er auch den “italienischen Faschismus, den deutschen Nazismus und den japanischen Militarismus” hervorgebracht hat.

Zusammenfassend zeigt Todd, wie der Protestantismus den von ihm kontrollierten Bevölkerungen die allgemeine Alphabetisierung auferlegte, “weil alle Gläubigen direkten Zugang zur Heiligen Schrift haben müssen. Eine gebildete Bevölkerung ist zu wirtschaftlicher und technologischer Entwicklung fähig. Die protestantische Religion modellierte zufällig eine überlegene, effiziente Arbeiterschaft”. Und in diesem Sinne stand Deutschland “im Zentrum der westlichen Entwicklung”,  auch wenn die industrielle Revolution in England stattfand.

Todds zentrale Formulierung ist unumstritten: “Der entscheidende Faktor für den Aufstieg des Westens war das Festhalten des Protestantismus an der Alphabetisierung.”

Darüber hinaus ist der Protestantismus, wie Todd betont, in zweifacher Hinsicht das Herzstück der Geschichte des Westens: durch den erzieherischen und wirtschaftlichen Antrieb – wobei die Angst vor der Verdammnis und das Bedürfnis, sich von Gott auserwählt zu fühlen, eine Arbeitsethik und eine starke, kollektive Moral hervorbringen – und durch die Vorstellung, dass die Menschen ungleich sind (man erinnere sich an die Bürde des weißen Mannes).

Der Zusammenbruch des Protestantismus konnte nicht umhin, die Arbeitsethik zugunsten der Massengier zu zerstören: das ist der Neoliberalismus.

Transgenderismus und der Kult der Fälschung

8. Todds scharfe Kritik am Geist von 1968 wäre ein ganzes neues Buch wert. Er verweist auf “eine der großen Illusionen der 1960er Jahre – zwischen der angloamerikanischen sexuellen Revolution und dem Mai 68 in Frankreich”: “zu glauben, dass das Individuum größer sein würde, wenn es sich vom Kollektiv befreit”. Das führte zu einem unvermeidlichen Debakel: “Jetzt, wo wir massenhaft von metaphysischen Überzeugungen befreit sind, von grundlegenden und abgeleiteten, kommunistischen, sozialistischen oder nationalistischen, leben wir die Erfahrung der Leere.” Und so sind wir “eine Schar mimetischer (=nachahmender) Zwerge geworden, die es nicht wagen, selbst zu denken – aber sich als ebenso intolerant erweisen wie die Gläubigen vergangener Zeiten.”

9. Todds kurze Analyse der tieferen Bedeutung des Transgenderismus zerstört die “Church of Woke” vollständig – von New York bis in die EU-Sphäre – und wird serienweise Wutanfälle hervorrufen. Er zeigt, wie Transgenderismus “eine der Flaggen dieses Nihilismus ist, der den Westen jetzt bestimmt, dieser Drang, nicht nur Dinge und Menschen zu zerstören, sondern auch die Realität.”

Und es gibt einen zusätzlichen analytischen Bonus: “Die Transgender-Ideologie besagt, dass ein Mann zu einer Frau und eine Frau zu einem Mann werden kann. Dies ist eine falsche Behauptung und in diesem Sinne nahe am theoretischen Kern des westlichen Nihilismus”. Es wird noch schlimmer, wenn es um die geopolitischen Verzweigungen geht. Todd stellt eine spielerische mentale und soziale Verbindung zwischen diesem Kult der Fälschung und dem wackeligen Verhalten des Hegemons in den internationalen Beziehungen her. Beispiel: Das iranische Nuklearabkommen unter Obama wird unter Trump zu einem Hardcore-Sanktionsregime. Todd: “Die amerikanische Außenpolitik ist auf ihre Weise geschlechtsneutral.”

10. Europas “assistierter Selbstmord”. Todd erinnert uns daran, dass Europa anfangs ein deutsch-französisches Paar war. Nach der Finanzkrise 2007/2008 wurde daraus “eine patriarchalische Ehe, in der Deutschland als dominanter Ehepartner nicht mehr auf seine Partnerin hört”. Die EU gab den Anspruch auf, die Interessen Europas zu verteidigen, indem sie sich von der Energieversorgung und dem Handel mit ihrem Partner Russland abschnitt und sich selbst mit Sanktionen belegte. Todd stellt richtig fest, dass die Achse Paris-Berlin durch die Achse London-Warschau-Kiew ersetzt wurde: Das war “das Ende Europas als eigenständiger geopolitischer Akteur”. Und das geschah nur 20 Jahre nach dem gemeinsamen Widerstand von Frankreich und Deutschland gegen den Neokonservativen Krieg gegen den Irak.

11. Todd definiert die NATO korrekt, indem er in “ihr Unbewusstes” eintaucht: “Wir stellen fest, dass ihr militärischer, ideologischer und psychologischer Mechanismus nicht existiert, um Westeuropa zu schützen, sondern um es zu kontrollieren.”

12. In Übereinstimmung mit mehreren Analysten in Russland, China, Iran und unter den Unabhängigen in Europa ist sich Todd sicher, dass die seit den 1990er Jahren bestehende Besessenheit der USA, Deutschland von Russland abzuschneiden, zum Scheitern verurteilt ist: “Früher oder später werden sie zusammenarbeiten, da “ihre wirtschaftlichen Spezialisierungen sie als komplementär definieren”. Die Niederlage in der Ukraine wird den Weg ebnen, da eine “Gravitationskraft” Deutschland und Russland wechselseitig verführt.

Davor und im Gegensatz zu praktisch allen westlichen “Analysten” in der Mainstream-Sphäre der NATO versteht Todd, dass Moskau gegen die gesamte NATO und nicht nur gegen die Ukraine gewinnen wird, indem es von einem Zeitfenster profitiert, das Putin für Anfang 2022 ausgemacht hat. Todd setzt auf ein Zeitfenster von 5 Jahren, d.h. ein Endspiel bis 2027. Aufschlussreich ist der Vergleich mit Verteidigungsminister Schoigu, der letztes Jahr zu Protokoll gab, dass die Militärische Sonderoperation [= der Ukrainekrieg] bis 2025 beendet sein wird.

Unabhängig von der Frist ist in all dem ein totaler russischer Sieg enthalten, bei dem der Sieger alle Bedingungen diktiert. Keine Verhandlungen, kein Waffenstillstand, kein eingefrorener Konflikt – so wie es der Hegemon jetzt verzweifelt anstrebt.

Davos inszeniert den Triumph des Westens

Todds großes Verdienst ist es, das falsche Bewusstsein der westlichen Gesellschaft mit Hilfe von Geschichte und Anthropologie auf den Teppich zu bringen. Indem er sich beispielsweise auf die Untersuchung ganz bestimmter Familienstrukturen in Europa konzentriert, gelingt es ihm, die Realität auf eine Weise zu erklären, die den gehirngewaschenen kollektiven Massen des Westens, die im Turbo-Neoliberalismus verharren, völlig entgeht.

Es versteht sich von selbst, dass Todds realitätsbezogenes Buch bei den Davoser Eliten keinen Anklang finden wird. Was diese Woche in Davos passiert ist, war ungemein aufschlussreich. Alles liegt offen auf dem Tisch.

Von den üblichen Verdächtigen – der giftigen EU-Medusa von der Leyen, dem kriegstreiberischen NATO-Chef Stoltenberg, BlackRock, JP Morgan und anderen Bonzen, die ihrem verschwitzten Sweatshirt-Spielzeug aus Kiew die Hand schütteln – ist die Botschaft vom “Triumph des Westens” monolithisch.

Krieg ist Frieden. Die Ukraine verliert nicht (Hervorhebung von mir) und Russland gewinnt nicht. Wenn Sie mit uns nicht einverstanden sind – bei irgendetwas – werden Sie wegen “Hassrede” zensiert. Wir wollen die Neue Weltordnung – was auch immer ihr niederen Bauern denkt – und wir wollen sie jetzt.

Und wenn alles scheitert, kommt eine vorgefertigtes Krankheit X, um Sie zu holen.

Ende der Übersetzung.

Kelberg, den 26.01.2024

Christoph Becker




Was der Abschied von den fossilen Energieträgern bedeutet

Gail Tverberg hat am 15.12.2023 mit “Ten Things that Change without Fossil Fuels” einen wie ich meine sehr realistischen Artikel zum Thema “Abschied von den fossilen Brennstoffen” geschrieben, den ich im Folgenden übersetzt habe.

Übersetzung des Artikels von Gail Tverberg

Link auf das Original: https://ourfiniteworld.com/2023/12/15/ten-things-that-change-without-fossil-fuels/

Gail Tverberg ist eine amerikanische Versicherungsmathematikerin, die sich seit Jahren sehr mit den Themen Energie und Rohstoffe befasst hat. Sie hat dazu auf ihrem Blog ourfiniteworld.com sehr viele Artikel geschrieben,  die in der Regel sehr viel kommentiert werden. In der Vergangenheit habe ich schon einige Artikel von ihr übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Zehn Dinge, die sich ohne fossile Brennstoffe ändern

Veröffentlicht am 15. Dezember 2023 von Gail Tverberg

Der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zur Verhinderung des Klimawandels ist heute ein beliebtes Thema. So ziemlich das gleiche Ergebnis tritt ein, wenn uns die fossilen Brennstoffe ausgehen: Wir verlieren fossile Brennstoffe, aber nur, weil wir sie nicht mehr fördern können. Praktisch niemand sagt uns jedoch, in welchem Maße das derzeitige System von fossilen Brennstoffen abhängig ist.

Die Wirtschaft ist außerordentlich abhängig von fossilen Brennstoffen. Wenn nicht genügend fossile Brennstoffe zur Verfügung stehen, wird es wahrscheinlich zu Kämpfen um das, was verfügbar ist, kommen. Einige Länder werden wahrscheinlich weit mehr als ihren gerechten Anteil bekommen, während der Rest der Weltbevölkerung nur noch sehr wenig oder gar keine fossilen Brennstoffe mehr zur Verfügung haben wird.

Wenn der völlige oder fast völlige Verzicht auf fossile Brennstoffe für einen Teil der Weltbevölkerung ein Risiko darstellt, könnte es nützlich sein, über einige der Dinge nachzudenken, die schief gehen könnten. Im Folgenden finden Sie einige meiner Ideen zu den Dingen, die sich in einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe verändern, meist zum Schlechteren.

[1] Banken, wie wir sie kennen, werden wahrscheinlich scheitern.

Bevor die Banken in Gebieten, in denen es praktisch keine fossilen Brennstoffe gibt, zusammenbrechen, werden wir meiner Einschätzung nach generell eine Hyperinflation erleben. Die Regierungen werden die Geldmenge stark erhöhen in dem vergeblichen Versuch, die Menschen glauben zu machen, dass mehr Waren und Dienstleistungen produziert werden. Diese Methode wird angewandt werden, weil die Menschen mehr Geld mit der Möglichkeit gleichsetzen, mehr Waren und Dienstleistungen zu kaufen. Leider wird es ohne fossile Brennstoffe sehr schwierig sein, sehr viele Waren zu produzieren.

Mehr Geld führt einfach zu mehr Inflation, weil für den Betrieb von Maschinen aller Art zur Herstellung von Waren physische Ressourcen, einschließlich der entsprechenden Energiearten, benötigt werden. Die Herstellung von Dienstleistungen erfordert ebenfalls Energie aus fossilen Brennstoffen, aber im Allgemeinen in geringerem Umfang als die Herstellung von Waren. Eine Schere zum Haareschneiden beispielsweise wird mit fossiler Energie hergestellt. Die Person, die die Haare schneidet, muss bezahlt werden; ihr Lohn muss hoch genug sein, um die energiebedingten Kosten wie den Kauf und die Zubereitung von Lebensmitteln zu decken. Der Laden, in dem das Haareschneiden durchgeführt wird, muss auch für die fossile Energie bezahlen, die für Wärme und Licht benötigt wird, sofern diese Energie überhaupt verfügbar ist.

Die Banken werden zusammenbrechen, weil ein zu großer Teil der Schulden nicht mit Zinsen zurückgezahlt werden kann. Ein Teil des Problems wird darin bestehen, dass die Löhne zwar steigen werden, die Preise für Waren und Dienstleistungen aber noch schneller steigen werden, so dass die Waren unerschwinglich werden. Ein weiterer Teil des Problems besteht darin, dass die Dienstleistungswirtschaften, wie die der USA und der Eurozone, unverhältnismäßig stark von einer rückläufigen Wirtschaft betroffen sein werden. In einer solchen Wirtschaft werden sich die Menschen weniger oft die Haare schneiden lassen. Stattdessen werden sie ihr Geld für das Nötigste ausgeben, einschließlich Lebensmittel, Wasser und Kochzubehör. Dienstleistungsunternehmen wie Friseursalons und Restaurants werden aus Mangel an Kunden schließen, was zu Zahlungsausfällen führen wird.

[2] Die heutigen Regierungen werden scheitern.

Wenn die Banken scheitern, werden auch die heutigen Regierungen scheitern. Zum Teil werden sie an den Versuchen scheitern, die Banken zu retten. Ein weiteres Problem werden sinkende Steuereinnahmen sein, weil weniger Waren und Dienstleistungen produziert werden. Die Finanzierung der Rentenprogramme wird immer schwieriger werden. All diese Probleme werden zu einer zunehmend kontroversen Politik führen. In einigen Fällen werden sich die Zentralregierungen auflösen und die Bundesstaaten und andere kleinere Einheiten, wie die heutigen Provinzen, auf sich allein gestellt zurücklassen.

Zwischenstaatliche Organisationen, wie die Vereinten Nationen und die NATO, werden immer weniger Gehör finden, bevor sie schließlich scheitern. Es wird für sie immer schwieriger werden, ausreichende Finanzmittel von den Mitgliedstaaten zu erhalten.

Diktaturen mit Führern, die absolute Macht ausüben, und Aristokratien, die von Führern mit erblichen Rechten regiert werden, sind die Regierungsformen mit dem geringsten Energiebedarf. Diese werden ohne fossile Brennstoffe wahrscheinlich häufiger werden.

[3] Fast alle heutigen Unternehmen werden scheitern.

Fossile Brennstoffe sind für alle Arten von Unternehmen unerlässlich. Sie werden bei der Gewinnung von Rohstoffen und beim Transport von Waren eingesetzt. Wir verwenden fossile Brennstoffe, um Straßen zu befestigen und fast alle heutigen Gebäude zu bauen. Ohne fossile Brennstoffe werden selbst einfache Reparaturen an der bestehenden Infrastruktur unmöglich. Ohne ausreichende fossile Brennstoffe laufen vor allem internationale Unternehmen Gefahr, in kleinere Einheiten zu zerfallen. Sie werden es unmöglich finden, in Teilen der Welt zu operieren, in denen es praktisch keine fossilen Brennstoffe gibt.

Fossile Brennstoffe werden sogar bei der Herstellung von Solarzellen, Windturbinen und Ersatzteilen für Elektrofahrzeuge verwendet. Von Solar- und Windenergie als “erneuerbaren Energien” zu sprechen, ist in hohem Maße irreführend. Bestenfalls kann man sie als “Verlängerer” der fossilen Brennstoffe bezeichnen. Sie können vielleicht das Problem eines geringen Angebots an fossilen Brennstoffen lösen, aber sie sind bei weitem kein adäquater Ersatz.

[4] Die Stromnetze und das Internet werden verschwinden.

Fossile Brennstoffe sind für den Betrieb des Stromübertragungsnetzes wichtig. Für die Wiederherstellung heruntergefallener Stromleitungen nach Stürmen werden zum Beispiel fossile Brennstoffe benötigt. Der Anschluss von Solarzellen oder Windturbinen an das Stromnetz erfordert fossile Brennstoffe. Haussolaranlagen können so lange betrieben werden, bis ihre Wechselrichter ausfallen. Sobald die Wechselrichter ausfallen, ist ihr Nutzen stark beeinträchtigt. Für die Herstellung neuer Wechselrichter werden fossile Brennstoffe benötigt.

Fossile Brennstoffe sind auch für die Aufrechterhaltung aller Teile des Internetsystems wichtig. Außerdem ist es ohne das Stromnetz unmöglich, Computer für die Verbindung mit dem Internet zu nutzen.

[5] Der internationale Handel wird stark zurückgehen.

In dieser Zeit des Jahres erinnern sich viele von uns an die Geschichte von den drei Königen aus dem Morgenland, die das Jesuskind mit wertvollen Geschenken besuchen. Wir erinnern uns auch an die Geschichten in der Bibel über Paulus, der in ferne Länder reiste. Aus diesen und vielen anderen Beispielen wissen wir, dass internationaler Handel und Reisen auch ohne fossile Brennstoffe möglich sind.

Das Problem ist, dass einige Teile der Welt ohne fossile Brennstoffe nur noch sehr wenig als Gegenleistung für Waren anbieten können, die mit fossilen Brennstoffen hergestellt wurden. Länder mit fossilen Brennstoffen werden schnell herausfinden, dass Staatsschulden von Ländern ohne fossile Brennstoffe nicht viel wert sind, wenn es um die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen geht. Infolgedessen wird sich der Handel auf die verfügbaren Exporte beschränken. Für Teile der Welt, die ohne fossile Brennstoffe auskommen, wird der Export von Waren wahrscheinlich sehr begrenzt sein.

[6] Die Landwirtschaft wird sehr viel weniger effizient sein.

Die heutige Landwirtschaft ist durch den Einsatz großer mechanischer Geräte, die in der Regel mit Dieselkraftstoff betrieben werden, und einer Vielzahl von Chemikalien wie Herbiziden, Insektiziden und Düngemitteln unglaublich effizient geworden. Darüber hinaus werden mit fossilen Brennstoffen hergestellte Zäune und Netze verwendet, um unerwünschte tierische Schädlinge fernzuhalten. In einigen Fällen werden Gewächshäuser verwendet, um ein kontrolliertes Klima für Pflanzen zu schaffen. Mit Hilfe fossiler Brennstoffe wird spezielles Hybridsaatgut entwickelt, das Eigenschaften hervorhebt, die die Landwirte für wünschenswert halten. All diese “Hilfsmittel” werden in Zukunft verschwinden.

Ohne diese Hilfen wird die Landwirtschaft viel weniger effizient sein. Abbildung 1 zeigt, dass selbst bei einem geringen Rückgang der Nutzung fossiler Brennstoffe im Jahr 2020 der Anteil der Landwirtschaft an der Beschäftigung zunimmt.

Abbildung 1. Weltweite Beschäftigung in der Landwirtschaft in Prozent der Gesamtbeschäftigung, wie von der Weltbank zusammengestellt.

Die Beschäftigung in der Landwirtschaft ist wichtig. Diese Arbeitskräfte wurden nicht entlassen, auch wenn Beschäftigte im Tourismus und in der Bekleidungsindustrie ihren Arbeitsplatz verloren, so dass der Anteil der landwirtschaftlichen Arbeitsplätze an der Gesamtbeschäftigung stieg.

[7] Der künftige Arbeitskräftebedarf wird wahrscheinlich überproportional im Agrarsektor liegen.

Die Menschen müssen essen. Selbst wenn die Wirtschaft sehr ineffizient arbeitet, werden die Menschen Nahrung brauchen. Es ist zu erwarten, dass der Anteil der Menschen, die in der Landwirtschaft (einschließlich Jagen und Sammeln) tätig sind, beträchtlich steigen wird.

Manche Menschen hoffen, dass eine Umstellung auf Permakultur das Problem der Abhängigkeit der Landwirtschaft von fossilen Brennstoffen lösen wird. Ich sehe in der Permakultur eher eine Verlängerung der fossilen Brennstoffe als eine Lösung, um ohne fossile Brennstoffe auszukommen, denn sie setzt die Verwendung vieler auf fossilen Brennstoffen basierender Geräte voraus, wie z. B. moderne Zäune und die heutigen Werkzeuge. Außerdem löst die Permakultur das Problem der Ineffizienz bestenfalls teilweise, da sie eine große Menge an praktischer Arbeit erfordert.

Abbildung 2. Vergleich der Beschäftigung in der Landwirtschaft in den USA, als Anteil an der Gesamtbeschäftigung, mit einer vergleichbaren Relation für die am wenigsten entwickelten Länder der UN, basierend auf den Daten der Weltbank.

Heute besteht eine große Kluft zwischen dem Anteil der Beschäftigung in der Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten und in der gleichen Statistik für die UN-Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder. Die meisten dieser Länder befinden sich in Afrika südlich der Sahara. Sie verbrauchen sehr wenig fossile Brennstoffe.

In den USA lag der Anteil der Beschäftigung in der Landwirtschaft zuletzt bei etwa 1,7 %. In dem Teil Europas, der den Euro verwendet, lag der Anteil der Beschäftigung in der Landwirtschaft in letzter Zeit im Durchschnitt bei 3,0 %. Sowohl in den USA als auch in Europa wäre ein enormer Wandel in der Beschäftigung erforderlich, um den Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtbeschäftigung auf 70 % (wie Anfang der 90er Jahre in der am wenigsten entwickelten Gruppe der Vereinten Nationen) oder sogar auf 55 % (wie in letzter Zeit in derselben Gruppe) zu erhöhen.

[8] Das Heizen von Häusern wird zu einem Luxusgut, das nur den Wohlhabenden vorbehalten ist.

Ohne fossile Brennstoffe wird Holz wegen seines Heizwertes sehr gefragt sein. Holz wird zum Kochen von Lebensmitteln benötigt werden; es ist sehr schwierig, sich ausschließlich von Rohkost zu ernähren ( Link auf Catching Fire: How Cooking Made Us Human von Richard Wrangham). Holz wird auch für die Herstellung von Holzkohle gefragt sein, die wiederum zum Schmelzen bestimmter Metalle verwendet werden kann. Angesichts dieser Nachfrage nach Holz wird die Abholzung der Wälder in vielen Teilen der Welt wahrscheinlich zu einem großen Problem werden. Holz wird im Allgemeinen recht teuer sein, da die Kosten für die Ernte und den Transport über weite Entfernungen ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe beträchtlich sind.

Menschen, die in dünn besiedelten Waldgebieten leben, können vielleicht ihr eigenes Holz für die Hausheizung sammeln. Für andere Menschen wird das Heizen zu Hause wahrscheinlich zu einem Luxus, den sich nur die sehr Reichen leisten können.

[9] Alleinleben wird der Vergangenheit angehören.

Ohne genügend Wärme und mit kaum genügend Holz zum Kochen werden sich die Menschen (und ihre Tiere) noch mehr zusammendrängen müssen. Mehrgenerationenhäuser, die über einem Platz für die Haltung von Nutztieren gebaut werden, könnten wieder populär werden. Es wird effizienter sein, für große Gruppen zu kochen als für jeweils eine Person. Menschen in kalten Gegenden werden sich in Betten zusammenkuscheln, um sich warm zu halten. Oder sie kuscheln sich mit ihren Hunden zusammen, wie in dem Sprichwort “Three Dog Night” (dt. “Drei Hundenacht”), das eine Nacht meint, die so kalt ist, dass man drei Hunde braucht, um eine Person warm zu halten.

Selbst in den warmen Teilen der Welt werden die Menschen in Gruppen zusammenleben, weil die Führung eines Haushalts für eine einzelne Person einfach zu teuer wird. Lebensmittel und Brennstoff zum Kochen werden einen großen Teil des Familieneinkommens verschlingen. Für andere Ausgaben wird wenig übrig bleiben.

[10] Regierungen und ihre Gesetze werden an Bedeutung verlieren. Stattdessen werden neue Traditionen und neue Religionen eine größere Rolle bei der Aufrechterhaltung der Ordnung spielen.

Die Regierungen haben Dutzende von Versprechungen gemacht, aber ohne ein wachsendes Angebot an fossilen Brennstoffen (oder einen adäquaten Ersatz) werden sie diese nicht einhalten können. Die Renten werden wegfallen. Die Regierungen werden wahrscheinlich nicht mehr in der Lage sein, Eigentumsrechte durchzusetzen. Ohne einen guten Ersatz für fossile Brennstoffe sind Massenunruhen wahrscheinlich.

Die Menschen sehnen sich nach Ordnung. Ohne Ordnung ist es unmöglich, Geschäfte zu machen. Aus jüngster Erfahrung wissen wir, dass “Nachhaltigkeitsgruppen”, die von Menschen mit einem gemeinsamen Interesse an Nachhaltigkeit gebildet werden, nicht gut genug funktionieren, um für Ordnung zu sorgen. Sie neigen dazu, sich aufzulösen, sobald Hindernisse auftauchen.

Was in der Vergangenheit offenbar funktioniert hat, um für Ordnung zu sorgen, ist eine Kombination aus Traditionen und Religionen. In einer sich wandelnden Welt werden sich wahrscheinlich sowohl die Traditionen als auch die Religionen ändern müssen. In dem Buch Communities that Abide von Dmitry Orlov et al. weisen die Autoren darauf hin, dass ein starker (nicht gewählter) Führer und gemeinsame religiöse Überzeugungen den Zusammenhalt einer Gruppe fördern. Es ist sogar hilfreich, wenn die Gruppe ein wenig verfolgt wird. Der Kampf für eine gemeinsame Sache ist Teil dessen, was die Gruppe zusammenhält.

Die Zehn Gebote in der Bibel werden in einer Weise ausgelegt, die stark darauf hindeutet, dass es sich um Regeln für das Verhalten innerhalb der Gruppe und nicht für das Verhalten im Allgemeinen handelt. Zum Beispiel gilt “Du sollst nicht töten” für andere Mitglieder der Gruppe; Kriege gegen andere Gruppen wurden sehr wohl erwartet. In diesen Kriegen wurde die Tötung von Mitgliedern einer anderen Gruppe erwartet. Dies scheint die Tötung von Mitgliedern der Hamas durch Israel heute zu erlauben. Da es nicht genügend fossile Brennstoffe gibt, werden die Kämpfe immer häufiger.

Fazit

Meiner Meinung nach steht die Welt heute vor einem Problem, mit dem auch kleinere Volkswirtschaften in der Vergangenheit immer wieder konfrontiert waren: Die Bevölkerung ist zu groß für die Ressourcenbasis der Wirtschaft geworden, zu der jetzt auch die fossilen Brennstoffe gehören. Die heutigen Staats- und Regierungschefs formulieren das Problem so, dass sie sich freiwillig von fossilen Brennstoffen abwenden, um den Klimawandel zu verhindern, damit die Situation weniger beängstigend klingt.

Meines Erachtens muss die Welt ihren Verbrauch an fossilen Brennstoffen reduzieren, denn letztlich bestimmen die Gesetze der Physik die Verkaufspreise für fossile Brennstoffe. Wir fördern zuerst die kostengünstig zu produzierenden fossilen Brennstoffe. Das Problem ist, dass die Verkaufspreise für fossile Brennstoffe nicht beliebig hoch ansteigen können. Die Preise müssen beides sein:

  • Hoch genug, damit die Produzenten einen Gewinn erzielen können, wobei Mittel für Reinvestitionen und angemessene Steuern für ihre Regierungen übrig bleiben.
  • Niedrig genug, damit die Verbraucher es sich leisten können, Lebensmittel und andere Konsumgüter zu kaufen, die mit diesen fossilen Brennstoffen hergestellt wurden.

Wenn wir davon ausgehen, dass alle fossilen Brennstoffe, die sich unter der Erde zu befinden scheinen, tatsächlich abgebaut werden können, könnte der Klimawandel durch ihre Verbrennung tatsächlich ein Problem darstellen. Aber es ist schwer vorstellbar, dass sie wirklich abgebaut werden können, wenn man die Frage der Bezahlbarkeit bedenkt. Die Politiker werden die Preise niedrig halten, um die Wähler dazu zu bringen, für sie zu stimmen, wenn sonst nichts [dagegen spricht].

Die Forscher haben fleißig nach Lösungen gesucht, aber bisher mit wenig Erfolg. Jede vermeintliche Lösung erfordert einen erheblichen Einsatz von fossilen Brennstoffen. Wir müssen also darüber nachdenken, was passieren könnte, wenn wir gezwungen sind, ohne fossile Brennstoffe und ohne einen angemessenen Ersatz auszukommen.

Ende der Übersetzung.

Nachbemerkung des Übersetzers

Zum Thema Energie und Arbeitsproduktivität möchte ich hier insbesondere auf das Beispiel mit den drei verschieden Energieintensiven Methoden des Kühemelkens in Zum Thema CO2-Bepreisung hinweisen. Wie man dort sehen kann, schrumpft die Produktivität energieintensiver Methoden bei steigenden Energiepreisen rasant.

Weil Deutschland so gut wie keine eigenen Rohstoffe mehr hat und z.B. im Vergleich zu Indien relativ weit im Norden liegt, können die Deutschen nur hoffen, dass das Klima wirklich wärmer wird und dass die Winter in der höheren Breiten milder werden, weil damit der Energieaufwand wegen der Winter reduziert und zugleich die Wachstumstperiode der Pflanzen verlängert werden kann. Dass man in Deutschland einen großen Aufwand treibt um eine Klimaerwärmung zu verhindern ist vor dem Hintergrund des Endes des wirtschaftlich nutzbaren fossilen Energiequellen sehr unvernünftig. Klimaerwärmung bedeutet nämlich nur, dass das Klima in den höheren Breiten ausgelichener und dem Klima am Äquator etwas ähnlicher wird. Das Klima am Äquator wird sich dagegen bei einer “globalen Erwärmung” NICHT wesentlich ändern.  Siehe dazu auch meinen Artikel Die Klimaschlittenfahrt.

Was man angesichts des Versiegens der wirtschaftlich nutzbaren fossilen Energiequellen tun könnte wäre

Es gibt natürlich auch noch einige anderem Möglichkeiten. Für den Bereich Medizin könnten z.B. meine Artikel Mehrzweckwaffe gegen Viren und Bakterien sowie Das Universelle Gegenmittel inspirierend sein.

Im Zeitalter fossiler Brennstoffe ist auch sehr viel zeitloses, über dieses Zeitalter hinaus wichtiges und wertvolles Wissen gewonnen worden. Das kann man sammeln, ordnen und nutzen lernen. Wenn man das gut macht, kann man den Lebensstandard, die Lebensqualität und die Gesundheit in der Zeit nach dem Ende der Verfügbarkeit billiger fossiler Energieträger sehr verbessern.

Die Erschöpfung der wirtschaftlichen noch nutzbaren fossilen Energiequellen ist nicht auf zu halten. Man kann aber die Geschwindigkeit und die Höhe der Kollateralschäden auf dem Weg in das postfossile Zeitalter durchaus noch sehr positiv beeinflussen und man kann auch das dann noch hier in Deutschland und Europa mögliche zivilisatorische Niveau auf verschiedene Weise positiv beeinflussen.

Das aktuelle Wichtigste wäre aus deutscher Sicht ein politischer Seitenwechsel, ähnlich wie bei der Konvention von Tauroggen, bei der am 30.12.1812 der preußische General York faktisch aus dem Zwangsbündnis Preußens mit Napoleon ausgetreten ist. Gut ein Jahr später, am 1.1,.1813 hat das eben diesem General York unterstellte preußische  Armeekorps  dann mit Hilfe russischere Pioniertruppen bei Kaub den Rhein überquert. Yorks Armeekorps war damals eines von 4 Korps der schlesischen Armee, die von dem preußischen Marschall Blücher geführt wurde. Die anderen Korps dieser Armee, die ebenfalls Anfang Januar 1813 den Rhein überquert haben, waren  russische Korps. Der Krieg in dem diese schlesische Armee mit ihren preußischen und russischen Truppen 1813/1814 kämpfte war Teil der deutschen Befreiungskriege. Russland war somit 1812/1813 ebenso wie 1941/1945  ganz entscheidend an der Befreiung Deutschlands beteiligt.

Wenn Deutschland heute noch eine Zukunft haben und das Ende der Verfügbarkeit fossiler Energieträger mit alle seinen Folgen hinauszögern will, dann wird man in Deutschland an die Geschichte der Konvention von Tauroggen anknüpfen müssen. Wenn man das, wie derzeit leider zu erwarten, nicht tun wird, dann wird die von Gail Tverberg beschriebene Entwicklung beschleunigt und verschlimmert.  Eine Ironie der Geschichte wird dann sein, dass eben nicht die AfD sondern die Folgen der Politik von Grünen, SPD, FDP und CDU/CSU   sehr, sehr viele Zugewanderte dazu bringen wird Deutschland wieder zu verlassen. Und dass dann nicht weil sie, wie von den bösen Rechten geplant dafür belohnt werden, sondern weil sie aus Angst vor Hunger, Kälte und Not fliehen. Man bedenke dazu, dass  Deutschland bis zum Beginn der Nutzung billiger fossiler Energie ein Auswanderland war. Das heißt,  früher sind Deutsche nach Amerika, nach Russland und auf den Balkan ausgewandert, weil in dem damals, in der Zeit vor der Nutzung fossiler Energieträger, noch drastisch dünner besiedelten  Deutschland Hunger, Elend und Not das Leben schwer und oft unerträglich gemacht haben.

Hier in der Eifel gibt es eine kleine Kapelle und eine Infotafel die daran erinnert, dass dort noch vor 170 Jahren ein  Dorf war, das verschwunden ist weil seine Bewohner alle ausgewandert sind weil sie so arm waren und hier in Deutschland keine Zukunft mehr sahen: Zur Geschichte des untergegangenen Dorfes Allscheid.

Kelberg den 25.1.2024

Christoph Becker

Nachträge

  • www.anti-spiegel.ru/2024/die-gasknappheit-in-europa-duerfte-sich-verschaerfen/
  • tkp.at/2024/01/27/warum-die-energiewende-zurueck-ins-mittelalter-fuehrt/
  • www.artberman.com/blog/draining-america-first-the-beginning-of-the-end-for-shale-gas/  Zitat “Die Schiefergasvorkommen [der USA] sehen allmählich wie ein Friedhof aus. Die einstigen Weltklasselagerstätten Barnett und Fayetteville werden in den USA nicht mehr als Schiefergasvorkommen bezeichnet. Utica scheint auf den gleichen Zombie-Status zuzusteuern.Diese Studie deutet darauf hin, dass die Erwartungen an die künftige Schiefergasproduktion in den USA möglicherweise zu hoch sind und die Reserven zu hoch angesetzt sind. Die geplante Steigerung der Exporte um 15 Mrd. Kubikmeter pro Tag wird das künftige Angebot ernsthaft unter Druck setzen, unabhängig davon, ob die Produktion bereits zurückgegangen ist oder nicht.

    In einem kürzlich erschienenen Beitrag habe ich darauf hingewiesen, dass die Signale für die Zukunft der Tight Oil-Produktion gelb, wenn nicht sogar rot blinken. Jetzt scheint es, als gäbe es ähnliche Gefahrenzeichen für Schiefergasvorkommen.

    Ich hoffe, dass das US-Energieministerium seine Einschätzung der künftigen Gasversorgung überprüft und aktualisiert, bevor es weitere Exportanträge genehmigt. Amerika zuerst auszutrocknen ist eine schreckliche Idee.”

     

    Faktisch können und sollten sich die USA  die Steigerung der Flüssiggas-Exporte nach Europa nicht mehr leisten.




Die Wirtschaftssanktionen sind Geschenke für Putin und Xi

Die Wirtschaftssanktionen wirken anders als deren Befürworter im Westen gedacht und gehofft haben.  Eigentlich ist das schon lange bekannt, wie ich www.freizahn.de/2017/10/wem-wirtschaftssanktionen-nuetzen/  erklärt habe. Trotzdem erscheint es wegen der aktuellen Entwicklungen sinnvoll, sich noch einmal mit dem Thema zu beschäftigen.

Was mich in letzter Zeit zum Thema Sanktionen besonders erstaunt und zu diesem Blogartikel motiviert hat war der Umstand, dass  Bundeskanzler Scholz und der französische Präsident Macron darüber erstaunt waren, dass Putin sich überhaupt nicht über die Wirtschaftssanktionen beschwert hat (www.bild.de/politik/inland/politik-inland/ukraine-krieg-was-scholz-nach-seinem-putin-telefonat-besonders-quaelte-85191144.bild.html ). Ich denke, dass Putin, der selbst promovierter Wirtschaftswissenschaftler ist,  seinerseits sehr erstaunt darüber war, dass man im Westen tatsächlich einfältig genug war, sich durch die russische Militäraktion in der Ukraine zu weiteren wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland provozieren zu lassen.

Warum?

John Michael Greer hatte vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass es im amerikanischen Bürgerkrieg vor allem auch darum ging, dass die Südstaaten Freihandel wollten, weil sie einerseits mit ihrer Baumwollproduktion ein insbesondere von Großbritannien begehrtes Exportprodukt hatten, während sie für die Erlöse möglichst günstig Industrieprodukte von Großbritannien, der damals führenden Industriemacht, kaufen wollten.

Die Nordstaaten dagegen hatten eine noch junge, aufstrebende Industrie, die auf dem freien Weltmarkt noch nicht mit den Produkten der britischen Industrie mithalten konnten.  Die Nordstaaten hatten daher ein Interesse daran, dass die Südstaaten  statt der besseren oder/und preiswerteren britischen Industrieprodukte teurere oder/und schlechtere Produkte der sich noch in Entwicklung befindlichen Industrie der Nordstaaten kaufen und so den Aufbau der Industrie der Nordstaaten fördern. Die Nordstaaten brauchten also zum Schutz ihrer Wirtschaft praktisch Schutzzölle oder andere Formen von Einfuhrbeschränkungen für europäische Industrieprodukte.

In der EU war es etwas anders. Die deutsche Industrie war der Industrie in Frankreich, Italien, Griechenland usw. überlegen.  Durch einen “gemeinsamen Markt”, bzw. durch die Beseitigung von nationalen, die nationale Industrie schützenden  Handelshemmnissen und durch eine Wechselkursenkung zum Schutz schwacher nationaler Wirtschaftsräume unmöglich machende, gemeinsame, EU-weite Währung hat Deutschland versucht, die Produktivitätsvorteile seiner eigenen Industrie zu nutzen, um die Entwicklung der Konkurrenz der deutschen Industrie in anderen EU-Staaten zu behindern und um die EU zu dominieren. Siehe dazu auch meinen Blogartikel Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann.

Das Prinzip ist also:

  1. wenn man selber eine starke, überlegene, produktivere Industrie als die anderen hat, dann macht es Sinn, sich für Freihandel einzusetzen und die anderen dazu zu überreden, sich an einem gemeinsamen Markt und an einer gemeinsamen Währung zu beteiligen. Dass man damit Ungleichgewichte produziert, die letztlich zu Aufständen, Bürgerkriegen und Zusammenbruch führen können, ist ein längerfristiges Risiko. Aber zunächst kann man so die Überlegenheit der eigenen Industrie ausbauen, die Wirtschaft in den anderen Ländern schwach halten und die anderen Länder dazu bringen, sich zu überschulden.
  2. wenn man selbst eine schwache, sich noch entwickelnde Wirtschaft hat, dann sollte man versuchen, diese mit Schutzzöllen und anderen Handelshemmnissen vor der noch überlegenen ausländischen Konkurrenz zu schützen. Wenn man das aus irgendwelchen politischen Gründen nicht kann, dann kann man alternativ versuchen, wichtige Lieferländer zu Sanktionen gegen das eigene Land zu provozieren, vor allem wenn damit auch noch andere wichtige Ziele erreicht werden können.

Die Sanktionen des Westens gegen Russland haben aber noch  weitere, aus Sicht des Kremls sehr positive, Wirkungen:

  1. Die Sanktionen  waren auch eine im Sinne von Putin wirksame Strafaktion gegen reiche Russen, die ihr Geld lieber im Ausland als in Russland angelegt und investiert haben.  Dank der Sanktionen werden die reichen Russen  ihr Geld in Zukunft  lieber in Russland und eher nicht mehr im westlichen Ausland anlegen und ausgeben.
  2. Die Sanktionen und auch die sehr wahrscheinlich von Verbündeten Deutschlands (USA(?!?) durchgeführte Sprengung der Nord Stream Pipeline reduzieren die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und anderer EU-Staaten auf dem Weltmarkt. Das stärkt relativ auch die Stellung der russischen Wirtschaft auf den Weltmärkten.  Noch wichtiger dürfte aber sein, dass die Wirtschaftssanktionen und die Sprengung der Pipelines indirekt die militärischen Fähigkeiten der europäischen NATO-Länder reduzieren. Je teurer die Energie in Deutschland und in anderen NATO-Ländern im Vergleich zu Russland ist, und je mehr damit deren Produktivität und Konkurrenzfähigkeit sinkt, desto weniger können sie für ihr Militär ausgeben. Zur Auswirkung von Energiepreissteigerungen auf die Produktivität (und damit auch auf den Wohlstand und auf die Fähigkeit in Militär zu investieren) siehe meinen Artikel   Zum Thema CO2-Bepreisung.
  3. Die Wirtschaftssanktionen und die steigenden Energiepreise können zur gesellschaftlichen Destabilisierung und Verarmung der EU- und NATO-Staaten betragen. Damit wird die NATO  geschwächt, was unter anderem dazu betragen kann, dass der Krieg in der Ukraine zu Gunsten Russlands entschieden wird.
  4. Die westlichen Sanktionen gegen Russland führen über die Deindustrialisierung Deutschlands und anderer EU-Staaten schließlich dazu, dass Unternehmen und Fachkräfte abwandern. Momentan oder zumindest vordergründig profitieren davon vor allem die USA. Wegen verschiedener Probleme der USA könnte aber gerade Russland  zu einem der wichtigsten Auswanderungsziele deutscher Unternehmen und Fachkräfte werden. Russland hat diesbezüglich eine lange Tradition.
  5. Durch die antirussischen Wirtschaftssanktionen und den vom Westen unterstützten Krieg in der Ukraine wurde ganz allgemein den Reichen dieser Welt gezeigt, dass Geldanlagen im Westen unsicher sind und dass anderseits aber auch die Zeit der Überlegenheit der westlichen Militärtechnik und Rüstungsindustrie zu Ende ist. Die Sanktionen und der Krieg dürften der Umsetzung von Putins Vision einer Multipolaren Weltordnung sehr dienlich sein. Gleichzeitig tragen die Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland dazu bei, den Dollar und auch den Euro als Handels- und Reservewährung zurückzudrängen. Das könnte für die USA ähnlich wie ein verlorener Krieg wirken und sehr zur Schwächung des Westens beitragen.

Wahrscheinlich sehen gescheite Leute im Kreml in den vom Westen gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktion sogar noch weitere Vorteile.

Erstaunlich ist bei alledem eigentlich nur, dass die hoch bezahlten Politiker und Spitzenbeamten der Bundesrepublik und der EU überhaupt diese Sanktionen gegen Russland initiiert und dann auch noch immer mehr erweitert haben. Man könnte meinen, sie würden heimlich im Dienste Russlands arbeiten.

Jedenfalls sind die antirussischen Sanktionen der deutschen Bundesregierung und der EU nicht mit einer rationalen, an den Interessen Deutschlands und er der anderen EU-Staaten orientierten Politik zu erklären, während sie aber durchaus den Interessen Russlands dienen. Nur warum unterstützt dann die Mehrheit der Politiker und der Wähler in Deutschland diese Sanktionen?

Die Sanktionen gegen Russland werden jedenfalls auf längere Sicht tatsächlich den Krieg in der Ukraine entscheiden und beenden – nur eben eher zu Gunsten Russlands und damit nicht so wie man sich das im Westen gedacht hat.

Das Beispiel der chinesischen Halbleiterindustrie

Auf ein  für den Westen erschreckendes und ernüchterndes Beispiel für die Wirkung von Wirtschaftssanktionen wird von Alex Christoferou in dessen Videokommentar “Oil price cap failure. Huawei chip shocks west. Blinken gifts $1B to Kiev. Russia trolls UK MoD. ” vom Mittwoch den 6.9.2023 hingewiesen. Man hatte gedacht, dass China durch die westlichen Sanktionen bei der Chipproduktion auf dem Stand der 28nm Technologie verharren würde. Der in dem neuen Huawei Mate 60 und Mate 60 Pro Mobiltelefonen verbaute, in China entwickelte und produzierte Chip wird aber in großen Stückzahlen in 7nm Technik gefertigt. China hat damit seinen technologischen Rückstand sehr viel schneller aufgeholt als man im Westen gedacht hat.  Man befürchtet, dass China in der Halbleiterproduktion in ein bis zwei Jahren auch den aktuellen westlichen Stand erreicht. Natürlich können und werden die Chinesen ihren technologischen Fortschritt nicht nur zur Produktion von Chips für Mobiltelefonen, sondern auch für die Produktion von Chips für Waschmaschinen, Werkzeugmaschinen, Industrieanlagen, Autos, Raketen, Panzer, Kampfflugzeugen usw. nutzen.

Eine für China vorteilhafte und für den Westen nachteilige Wirkung der Sanktionen ist dabei auch, dass Entwickler und Hersteller in Zukunft nicht nur wegen der niedrigeren Preise lieber chinesische Chips verbauen werden, sondern auch weil das Beispiel der Sanktionen gegen Russland und China gezeigt hat, dass die zukünftige Produktion und die Ersatzteilversorgung bei der Verwendung westlicher Technologien unsicher ist, weil sie durch Sanktionen unterbrochen werden könnte. Die Sanktionen gegen Russland und China werden daher dafür sorgen, dass westliche Produkte außerhalb des Westens, weltweit wo immer möglich verdrängt werden.

Insgesamt beschleunigen die vom Westen gegen Russland und China verhängten Wirtschaftssanktionen den Untergang des Abendlandes während sie zugleich Putins Vision einer multipolaren Weltordnung unterstützen.

Mich erinnert das alles an den Song “Father and Son” von Cat Stevens:

I was once like you are now, and I know that it’s not easyTo be calm when you’ve found something going onBut take your time, think a lotWhy, think of everything you’ve gotFor you will still be here tomorrow, but your dreams may not
und es erinnert mich auch den dänischen Film über den deutsch-dänischen Krieg und die Schlacht an den Düppelner-Schanzen (Battle of Dybbøl 1864 [EN SUB] ). Gegen Ende des Films wird erklärt, dass die dänische Dänische Regierung nach der von Dänemark verlorenen Schlacht bei den Düppelner Schanzen die militärische Lage verkannt und den in London ausgehandelten Friedensvorschlag zurückgewiesen hat. Als Folge davon überquerten die Preußen dann am 29.6.1864 den Alsensund und es kam zur Schlacht von Alsen, bei der Dänemark ca. 3000 Soldaten verlor.  Die Lage Dänemarks wurde daraufhin derart hoffnungslos, dass Dänemark nun einen sehr viel härteren als den zu vor in London ausgehandelten Frieden akzeptieren musste. Für Dänemark war  das, wie der Film erklärt, eine totale Niederlage und der Abstieg zum Kleinstaat.

Kelberg, den 9.9.2023

Christoph Becker




Die Deindustrialisierung Deutschlands hat begonnen

 Ich habe hier eine am 3. Juli 2023 unter dem Titel The deindustrialization of Germany has begun (dt.: Die Deindstrialsierung Deutschlands hat begonnen) veröffentlichte, gut 19 Minuten dauernde Diskussion von Alex Christoferou und Alexander Mercouris auf The Duran übersetzt und ich habe diese durch einige weiterführende Links und Anmerkungen ergänzt.

Die Diskussion auf The Duran

Titel des Originals:  The deindustrialization of Germany has begun

Links auf das Original:

Alex Christoforou: [00:00:00] Also gut, Alexander, lass uns über die Deindustrialisierung Deutschlands sprechen, ein Begriff, den wir, glaube ich, geprägt haben. Ich glaube, das waren wir.

Alexander Mercouris: [00:00:12] Ja, ich glaube, das haben wir.

Alex Christoforou: [00:00:12] Von Deutschland? [00:00] Ja. Vor über einem Jahr haben wir angefangen, darüber zu reden. Und tatsächlich, jetzt ist es soweit. Es sieht so aus, als ob wir am Anfang vom Ende der einst großartigen [00:00:30] Produktionswirtschaft angekommen sind. Der Grund dafür ist, glaube ich, ein Bericht der Financial Times über die Kapitalflucht, die in Deutschland stattfindet. So gut wie niemand will mehr in Deutschland investieren. Das ist ganz einfach.

Alexander Mercouris: [00:00:49] Auf jeden Fall. Nun, ich kann nur sagen, dass das erstaunlich ist. Das ist eine unglaubliche Situation. Kapitalflucht aus Deutschland. Wann hat es das zuletzt gegeben? Ich meine, Deutschland ist [00:01:00] der Ort, zu dem das Kapital geht. Es ist nicht die Art von Ort, wo das Kapital abwandert. Kapitalflucht aus Deutschland ist ein fast unerhörtes Konzept. Ich meine, soweit ich mich erinnern kann, muss man bis zur Krise der 1920er und 30er Jahre zurückgehen, um so etwas zu erleben. Ich meine, Deutschland war schon immer ein guter Ort für Investitionen. Es war schon immer ein guter Ort, um Geschäfte zu machen. Es mag in mancher Hinsicht sehr reguliert sein, aber die Dinge sind sehr geordnet, sehr strukturiert, sehr gut organisiert. Weißt du, wenn ich mit [00:01:30] Geschäftsleuten spreche. Sie werden dir immer sagen, dass es schon immer eine gute Idee war, ein Unternehmen in Deutschland zu gründen. Nun, das ist jetzt vorbei, wie es scheint. Es scheint auch, dass viele der Leute, die jetzt ihr Geld aus Deutschland abziehen, Deutsche sind, insbesondere Industrielle, die Industriekonzerne in Deutschland. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zukunft der Großindustrie in Deutschland, der großen Fertigungsindustrien in Deutschland, [00:02:00] nicht gut ist. Und es ist nicht schwer zu verstehen, warum. Ich meine, sie haben den Zugang zum Gas verloren, zu billigem russischen Gas. Ihre Aussichten, ihre sehr erfolgreichen Wirtschaftsbeziehungen mit China fortzusetzen, werden nun zunehmend in Frage gestellt. Die deutsche Regierung selbst findet es extrem schwierig, mit den ständig wachsenden finanziellen Anforderungen Schritt zu halten [00:02:30]. Denk daran, dass Deutschland durch seine Verfassung gezwungen ist, nur ein sehr, sehr geringes Defizit zu haben, und dass es sein Haushaltsdefizit relativ schnell wieder in einen Überschuss umwandeln muss. Das schränkt den finanzpolitischen Handlungsspielraum Deutschlands ein. Das Land hat auch nicht viel geldpolitischen Spielraum, denn natürlich wird die deutsche Geldpolitik jetzt von der Europäischen Zentralbank betrieben, [00:03:00] die zwar ihren Sitz in Frankfurt hat, aber die für die Eurozone und nicht nur für Deutschland zuständig ist.

Ich denke, die Lage wird sehr schwierig, und natürlich wird es in Deutschland schwierig. Es wird in der gesamten Eurozone schwierig. Was die Situation in Deutschland jetzt besonders schwierig macht, ist, dass wir auch einen [00:03:30] weltweiten Rückgang der Produktion erleben. Ich meine, die Produktion in Europa schrumpft jetzt. In China sehen wir auch eine Schrumpfung, oder zumindest läuft es auch dort nicht gut. Die Daten zum verarbeitenden Gewerbe in China waren schwach. Die Zahlen aus den Vereinigten Staaten haben viel Verwirrung gestiftet. Es gibt Hinweise darauf, dass die Beschäftigungszahlen in den Vereinigten Staaten falsch sind. Ich denke, dass viele Leute das erwartet haben und glauben, dass es [00:04:00] Anzeichen dafür gibt, dass die Produktionstätigkeit in den Vereinigten Staaten wieder etwas aufflackert. Aber ich habe gesehen, dass Peter Schiff sagt, dass dies nur die Folge der Versuche ist, die Militärproduktion zu erhöhen, um Aufträge für die Ukraine zu erfüllen. Das ist also alles, was offenbar vor sich geht. Ich meine, ich bin mir da nicht sicher, aber in den USA sieht es auch nicht sehr gut aus. Natürlich sehen wir auch, dass trotz der wiederholten Kürzungen der Ölproduktion durch die [00:04:30] OPEC-Plus die Ölpreise nicht steigen können. Ich muss sagen, es sieht für mich immer mehr so aus, als ob wir auf eine sehr, sehr große Rezession zusteuern, eine globale Rezession, in der Tat. Und wenn Deutschland, das mit all diesen speziellen Problemen bereits ein Ausreißer ist, mit einer globalen Rezession konfrontiert wird, die vor allem [00:05:00] das verarbeitende Gewerbe treffen wird, dann wird das natürlich den ganzen Prozess, über den wir gerade gesprochen haben, in Gang setzen. Eine weitere Spirale nach unten.

Alex Christoforou: [00:05:08] Richtig. Du denkst also, dass die Ursache für diese Flucht nicht so sehr mit Russland und der Ukraine zu tun hat, sondern eher mit den globalen Aussichten

Alexander Mercouris: [00:05:21] Nein, ich denke, das hängt alles miteinander zusammen. Ich denke, dass die Ukraine-Krise, [00:05:30] die Russland-Krise und der Sanktionskrieg die Probleme, die nach der Pandemie und nach all den langen Jahren der hohen Liquidität im Geldsystem ohnehin aufgetreten wären, massiv verschärft haben. Und natürlich die massiven Mehrausgaben, die die Regierung Biden in ihrem ersten Jahr getätigt hat. Aber all das [00:06:00] hätte sich in Grenzen halten lassen. Aber natürlich die Auslösung eines globalen Wirtschaftskriegs, der sich übrigens weiter verschärft, ein globaler Wirtschaftskrieg, in dem überall Sanktionen verhängt und Menschen mit Sanktionen an allen möglichen Orten bedroht werden, bringt das Welthandelssystem völlig durcheinander und führt, wie wir in vielen Sendungen besprochen haben, zu einem Zusammenbruch der Dollar-Dominanz. Ich denke, das führt zu [00:06:30] Zukunftszweifeln in der ganzen Welt, weshalb wir einen allgemeinen weltweiten Rückgang der Produktion beobachten, außer paradoxerweise in Russland, das hier einen Ausreißer darstellt. Aber ich denke, dass Deutschland, wenn man so will, an der Spitze dieser Entwicklung steht, denn was Deutschland mit den russischen Sanktionen und der Politik, die es [00:07:00] betrieben hat, und einigen seiner innenpolitischen Maßnahmen wie der Abschaltung seiner Atomkraftwerke und all dem Rest. Ich denke, das hat dieser ganzen Sache eine massive zusätzliche Wendung gegeben, die besonders Deutschland betrifft.

Wie ich schon sagte, besteht die Gefahr, dass man in eine Schleife gerät. Deutschlands Handlungen haben Deutschland also nach unten gezogen. Deutschlands Handlungen in Verbindung mit allen anderen Staaten, den westlichen Staaten, tragen [00:07:30] zu einer weltweiten Rezession bei. Und diese Rezession wird dann auf Deutschland zurückwirken und es noch weiter und schneller nach unten ziehen. Man sieht also, wie so etwas passieren kann. Weißt du, eine Sache kommt zu der anderen. Nebenbei bemerkt ist es immer noch Zeit, den Kurs zu ändern, aber die Zeit läuft schnell ab.

Und ich würde sagen, du hast absolut Recht. Wir haben diesen Satz (mit der Deindustrialisierung) letztes Jahr geprägt, aber ich bin überrascht, wie schnell sich die Ereignisse jetzt [00:08:00] abspielen.

Alex Christoforou: [00:08:01] Ja. Und das Ziel ist nicht, das Problem zu beheben. Es geht sogar in die entgegengesetzte Richtung. Das kann man am 11. Sanktionspaket sehen, das zeigt, dass die EU-Führung völlig außer Kontrolle ist. Zwei Deutsche sind in dieser Führung, Ursula von der Leyen und Olaf Scholz. Wenn man Olaf Scholz als EU-Führer betrachtet – Deutschland ist der EU-Führer.

Alexander Mercouris: [00:08:26] Oh, absolut.

Alex Christoforou: [00:08:27] Wir haben also zwei Deutsche, die nicht nur [00:08:30] ihr Land zerstören, sondern auch die Europäische Union und die Welt in eine globale Rezession treiben, die im Wesentlichen die Welt außerhalb des kollektiven Westens dazu zwingt, die kollektiven westlichen Strukturen zu verlassen .[undeutlich].. BRICs, die SCO und BRICs Bank und all diese Dinge. Ja, das ist eine Katastrophe, aber niemand ist bereit, diese Leute zu entfernen, damit man [00:09:00] die Dinge wieder auf Kurs bringen könnte. Niemand.

Alexander Mercouris: [00:09:02] Nein, niemand tut das. Du hast es perfekt zusammengefasst. Ich meine, du hast eine absolut korrekte Zusammenfassung dessen geliefert, was passiert. Aber in einem politischen System, wie wir es jetzt im Westen haben, in dem Optionen und Alternativen blockiert sind, ist es unglaublich schwierig, den Kurs zu ändern. Und das ist das Problem, das wir sehen. Es gibt Zeit und Raum, in dem das möglich ist. Eine Wende wäre möglich, wenn [00:09:30] wir einen neuen Bundeskanzler in Deutschland hätten, der andere Prioritäten hätte und sofort sagen würde: “Das ist weit genug gegangen, wir müssen zum Telefon greifen und mit den Russen reden, versuchen zu klären, was wir mit Nord Stream machen können, alle Sanktionen beiseite legen, eine vernünftige Verhandlungslösung für die Ukraine aushandeln, nach einer Sicherheitsstruktur suchen, einer neuen Sicherheitsstruktur in Europa. All diese Dinge. Übrigens, früher wäre das alles nicht so [00:10:00] schwierig gewesen. Ich meine, ein Willy Brandt hätte es tun können. Ein Helmut Schmidt hätte es in einer anderen Weise tun können, aber auch ein Konrad Adenauer hätte es tun können. Aber nichts davon passiert jetzt, weil die politischen Systeme, natürlich nicht nur in Deutschland, sondern so ziemlich überall, außer vielleicht in den Vereinigten Staaten, die Art von Debatten [nicht] zulassen, die diese Art von Veränderung [00:10:30] möglich machen. Die einzige Möglichkeit, wie es dazu kommen könnte, wäre, dass das politische System komplett umkippt, zum Beispiel durch einen Sieg der AfD in Deutschland, was etwas wahrscheinlicher wird, obwohl es immer noch sehr unwahrscheinlich ist, dass es in der näheren Zukunft passiert. Eine Frage ist außerdem, ob die AfD im Moment überhaupt in der Lage wäre, in Deutschland eine Regierung zu bilden. [00:11:00] Und natürlich ist da auch noch die Frage von Marine Le Pen. Wenn es nicht zu einem sofortigen Zusammenbruch in Frankreich kommt, dann kann sie frühestens 2027 Präsidentin werden, und das ist noch sehr weit weg. Allerdings gab es in den britischen Medien heute Artikel, die darauf hindeuten, dass es zu einem baldigen Zusammenbruch in Frankreich kommen könnte.

Alex Christoforou: [00:11:22] Ja. Weißt du, eine andere Sache, die wir gesagt haben, als dieser ganze Konflikt begann, war, dass der Zweck [00:11:30] des Konflikts tatsächlich darin besteht, Russland draußen zu halten, die USA drinnen zu halten – das NATO-Mantra, die USA drinnen zu halten und Deutschland zu zerstören.

Ich denke auch, das klar wird, dass ein anderer Teil des Konfliktes darin besteht, dass der kollektive Westen es scheinbar in Ordnung findet dass die Ukraine zerstört wird. Ich denke es wird nun ebenfalls klar, dass das was sie in der der Ukraine jetzt sehen, nicht gewinnbar ist. Daher ist der Wechsel der Politik nun dahingehend, dass wir was auch immer die Russen von der Ukraine wegnehmen, nennen wir es Neurussland, besser zerstören und dass wir nicht versuchen, es zu erhalten oder dass wir versuchen, diese Sache zu gewinnen.

Also, ich meine, sie zerstören definitiv Deutschland. Sie zerstören die Ukraine. Sie [00:12:30] halten die USA in Europa, was nicht gut für die Amerikaner ist. Es klingt, als wäre das eine gute Sache, wenn die Amerikaner sagen: Ja, wir haben jetzt Europa. Großartig. Nein, nein. Das Letzte, was man sich wünscht, ist eine dysfunktionale Europäische Union. Ich meine, das ist keine gute Sache für die Vereinigten Staaten von Amerika. Aber das ist es, was sie jetzt bekommen. Sie besitzen Europa. Ihnen gehört, was von der Ukraine übrig ist. Und die 150 oder 300 Milliarden, [00:13:00] welche Zahl man auch immer nehmen will, von allem, was sie in die Ukraine gesteckt haben – eine Katastrophe.

Alexander Mercouris: [00:13:05] Nun, auf jeden Fall. Ich meine, ein zerrüttetes Europa ist absolut nichts, was die Vereinigten Staaten wollen sollten. Ich meine, das wäre sogar eine komplette Umkehrung der US-Politik. Es gab einmal eine Zeit, in der die USA von ganz anderen Leuten geführt wurden, von Leuten wie George Marshall, Dwight Eisenhower, John Kennedy, die daran glaubten, Europa aufzubauen und nicht zu zerstören. Und, weißt du, das [00:13:30] schuf eine große Periode des Wohlstands und der Prosperität, die den Wohlstand in den Vereinigten Staaten erhöhte. Ein zerrüttetes Europa wird für die Vereinigten Staaten eine Last und keine Stütze sein. Es wird sie nach unten ziehen. Und natürlich, wenn es politisch immer instabiler wird, was es mit der Zeit zwangsläufig wird, dann käme zu den wirtschaftlichen Problemen noch eine Reihe weiterer hinzu. Das ist also eine völlig falsch verstandene, fehlgeleitete [00:14:00] Politik. Aber ich stimme dem zu, was du sagst. Und ich stimme zu, dass dies so funktioniert, wie es sich vielleicht einige Leute erhofft haben, auch wenn sie Amerika ein vergiftetes Geschenk machen. Aber ich möchte auch sagen, dass ich froh bin, dass du die Ukraine angesprochen hast. Ich bin sicher, du hast diese Umfrage dieses Instituts in Kiew gesehen. Es ist wichtig zu betonen, dass dies eine ukrainische Umfrage ist. Man hat in der ganzen Ukraine [00:14:30] eine Umfrage durchgeführt. Ob die Leute jemanden kennen, der im Laufe des Konflikts getötet oder verwundet wurde. Die Zahlen sind erschreckend. Sie sind von etwa 9 % der Befragten im Herbst auf, ich glaube, 78 % angestiegen. Ich meine, es sieht wirklich so aus, als ob die Ukraine dabei ist, völlig zerstört zu werden. Dabei sollte dieser ganze Konflikt [00:15:00] eigentlich dazu dienen, die Ukraine zu erhalten. Er bewirkt genau das Gegenteil.

Alex Christoforou: [00:15:07] Das ist es nicht. Wir wissen es. Nun, wir haben es von Anfang an gesagt. Ja, ich weiß. Das ist es, was sie den Leuten verkauft haben. Weißt du, Tucker Carlson hat neulich seinen Monolog auf Twitter gehalten und das Gleiche gesagt. Sie haben dem amerikanischen Volk verkauft, dass es bei diesem ganzen Konflikt um die ukrainische Demokratie und die Bewahrung der ukrainischen Demokratie und all diese Dinge geht, und dann hat er festgestellt, dass Selenskyj die Wahlen abgesagt hat. [00:15:30] Offensichtlich geht es also nicht um Demokratie, aber es ging immer um einen Regimewechsel in Russland. Das haben wir letztes Wochenende mit der ganzen Prigoschin-Sache gesehen. Wir werden das nicht noch einmal thematisieren. Aber wie begeistert waren sie von der Aussicht auf eine Art Regimewechsel, denn darum ging es bei dieser ganzen Sache. Regimewechsel in Russland und dann Plünderung und Ausbeutung aller russischen Ressourcen. Und dann, wenn sie mit der Plünderung und Ausbeutung aller russischen Ressourcen fertig sind, [00:16:00] zerlegen sie Russland in 100 verschiedene Mikrostaaten, genau wie sie es mit dem Balkan gemacht haben. Ja, sie nehmen den Plan, den sie auf dem Balkan aufgestellt haben und übertragen ihn auf Russland. Dabei ist er auf ganzer Linie gescheitert. Sie sollten diese Sache in Ordnung bringen. Es ist ganz einfach. Du und ich, wir könnten Europa in Ordnung bringen. Ganz einfach. Stoppt das Geld für die Ukraine, stoppt die Waffen [00:16:30] für die Ukraine, zwingt Selenskyj, zwingt ihn. Innerhalb von 24 Stunden wird er gezwungen sein, Putin anzurufen und zu sagen: Putin, bitte, bitte lass mich nach Moskau kommen und mich mit dir treffen. Das ist das eine, was man tun muss. Und dann entlässt man van der Leyen, man entlässt Scholz, man entlässt die Grünen, man entledigt sich all dieser Leute. Das ist alles, was man tun muss. Von der Leyen und die Scholz-Grüne-Regierung müssen weg, und die Dinge werden anfangen, sich in die richtige Richtung zu bewegen.

Alexander Mercouris: [00:17:00] Absolut.

Alex Christoforou: [00:17:01] Ich übertreibe ein bisschen, aber.

Alexander Mercouris: [00:17:04] Nein, das tust du nicht.

Alex Christoforou: [00:17:04] Du verstehst was ich meine.

Alexander Mercouris: [00:17:05] Du übertreibst überhaupt nicht. Ich kann nur sagen, wenn man all diese Dinge tut und wie du gesagt hast, bleibt das im Bereich des politisch Möglichen oder dessen, was früher einmal politisch möglich war. Ich meine, weißt du, wenn wir einen JFK (John F. Kennedy) im Weißen Haus hätten, wäre es machbar. Ich meine, es wäre absolut machbar.

Alex Christoforou: [00:17:25] Wir haben einen RFK Jr. (Robert F. Kennedy Jr.).

Alexander Mercouris: [00:17:26] Nun, vielleicht. Wir werden sehen, vielleicht. Aber wenn [00:17:30] man so jemanden hätte und ein politisches System, das ihn unterstützt, wie wir es einst hatten, dann wäre so etwas möglich. Ich meine, man erinnere sich: Richard Nixon ist nach Peking gereist. Ich meine, das war eine mindestens ebenso große politische Kehrtwende wie die, von der du sprichst. Aber ich möchte noch etwas anderes sagen. Wenn wir all diese Dinge tun würden, all die Dinge, die du gesagt hast. Dann würde sich die Weltwirtschaft sofort wieder erholen. Wir würden sehen, dass aus dem derzeitigen Abwärtssog [00:18:00] eine Welle des Vertrauens entstehen würde. Die Menschen würden anfangen, Geld auszugeben, zu investieren und Unternehmen zu gründen. Und wenn man versuchen würde, den Geldüberhang zu beseitigen, der durch das Jahrzehnt von QE (Quantitative Easing) und die überhöhten Staatsausgaben entstanden ist, die wir ebenfalls gesehen haben. Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Geld aufzusammeln. Es ist nicht so herausfordernd oder [00:18:30] so schwierig, wie die Leute denken. Die gesamte Weltwirtschaft könnte unglaublich schnell ihre Richtung ändern, so wie es nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 1980er Jahren der Fall war. 

Alex Christoforou: [00:18:40] Ja, ich stimme zu. Ich stimme zu. Die Dinge würden sich sehr, sehr schnell ändern. Aber wir bewegen uns in die komplett entgegengesetzte Richtung. 

Alexander Mercouris: [00:18:49] Ganz genau. Wir verstärken die Positionen, die die Dinge noch schlimmer machen. 

Alex Christoforou: [00:18:56] Ja. Also gut. Wir werden es an dieser Stelle beenden.

Der Umfang der Kapitalflucht

125 Milliarden Euro entsprechen 125.000 Millionen. Das ist so als hätten 125.000 Bürger reiche Bürger jeweils eine ganze Million Euro ins Ausland transferiert um das Geld dort zu investieren.

Deutschsprachige  Artikel zur Kapitalfluchtmeldung

  1. https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/kapitalflucht-aus-deutschland-investoren-verlassen-das-land-und-wetten-auf-die-naechste-euro-krise-li.363821
  2. https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/703788/Institut-der-deutschen-Wirtschaft-Investoren-fluechten-aus-Deutschland
  3. https://www.telepolis.de/features/Kapitalabfluss-auf-Rekordniveau-Standort-Deutschland-wird-unattraktiv-9204852.html

Das zu wenig beachtete Energieproblem

In einem Punkt kann ich Alexander Mercourius und Alex Christoferou nicht zu zustimmen:

Einen großen Aufschwung kann es meines Erachtens nicht mehr geben, weil die Kosten für die Produktionskosten für die fossilen Energieträger aus Sicht der westlichen Staaten inzwischen zu hoch sind. Energie ist nicht irgend ein Rohstoff, sondern es ist das wichtigste Betriebsmittel menschlicher Gesellschaften. Fossile Energie ist dabei nach wie vor die mit sehr weitem Abstand beste und wichtigste Energiequellen. Man kann die fossile Energie in der Praxis nicht ersetzen. Die “erneuerbaren Energien” sind letztlich nur Spielereien, die man sich überhaupt nur leisten kann, weil und solange man genug billige fossile Energie hat. Ausnahme sind die Techniken und Methoden, mit denen man Wind, Sonne und Wasserkraft vor Beginn des Industriezeitalters genutzt hat: Die klappernde Mühle am rauschenden Bach, die hölzernen Windmühlen, die man früher in den Niederlanden, in Flandern und in Norddeutschland verwendet hat sowie Segelschiffe.

Alle modernen Formen der Nutzung “erneuerbarer Energien” erfordern dagegen große Mengen ausreichend billiger fossiler Energie. Dazu einige Beispiele: Die Bergwerke und Tagebaue für die Erzgewinnung (siehe z.B. Monster Truck: größter Muldenkipper der Welt – Welt der Wunder https://youtu.be/MB6DeGV7TWo)

Es geht über die Straßenbaumaschinen, Schwertransporter und Kräne und andere fast immer mit Diesel getriebene Fahrzeuge für die Montage, Instandhaltung, Reparatur und Demontage von Windkraftanlagen.  Andere Beispiele sind Zementfabriken und Stahlfabriken, ohne deren Produkte man weder moderne Wasserkraftanalgen noch noch moderne Windkraftanlagen bauen kann.

Ich denke dabei z.B. an eine Schautafel an der Olef-Talsperre in der Eifel (https://de.wikipedia.org/wiki/Oleftalsperre ), die 1954 – 1959 gebaut wurde und die dann 1962–1965 und 1982–1986 aufwendig verstärkt bzw. repariert werden mußte. Oder ich denke an den Bauern, den ich hier in der Eifel dabei beobachtet habe, wie er mit einem mit Diesel angetriebenen Traktor mit Anhänger zu einem in einem Getreidefeld stehenden Windkraftwerk fuhr, um dort dann die zu dem Windkraftwerk gehörtende Grasfläche mit einem Benzin getriebenen Aufsitzrasenmäher zu mähen.

Ein anderer grüner Wahnsinn sind die die so gut wie immer leeren, über 10 Tonnen schweren, dieselgetriebenen Omnibusse, die hier in der Eifel nun seit einigen Jahren an 7 Tagen in der Woche alle 2 Stunden fahren und völlig unnötig die Luft verpesten und kostbares fossile Energie verschwenden, weil irgend welche völlig praxisfernen rot-grünen Verkehrsplaner das für eine gute Idee halten.

Der Ukrainekrieg ist natürlich das Sahnehäubchen rot-grün-westlicher Umwelt-, Energie, Menschlichkeit und Friedenspolitik.

Einen sehr guter Kommentar von Douglas MacGregor (Politikwissenschaftler, Oberst a.D. der US-Army, spricht Deutsch und war lange in Deutschland, war von US-Präsident Donald Trump als amerikansicher Botschafter in Deutschland vorgesehen) zum Sinn und Ziel des Ukrainekrieges, den ich heute auf de.rt.com gefunden habe: Worum es im Ukraine-Krieg wirklich geht: BlackRock-Eliten und Petrodollar stehen vor dem Aus.

Ziel des Ukrainekrieges, war also, genauso wie bei Hitlers Angriff auf die UdSSR, letztlich der Zugriff auf die russischen Rohstoffe (siehe meine Übersetzung Blut für Öl) . Wie neulich auf dem Telegramkanal von Alina Lipp zu erfahren war, waren die Vorkommen fossiler Energie im Donbas-Gebiet auch der Grund dafür, warum die Ukraine und der Westen Zugriff auf diese Gebiete behalten bzw. haben wollten:

  1. https://t.me/neuesausrussland/15024
  2. https://t.me/neuesausrussland/15026
  3. https://t.me/neuesausrussland/15028

Es ist schon megakrass und unerträglich, dass eine von den deutschen Grünen gestellte Aussenministerin sich vor diesen Hintergründen dafür einsetzt, die offenbar gegen die Interessen der Bevölkerung und Umwelt in der Ukraine agierende Regierung mit deutschen Geschützen, Panzern, Munition und massiver Finanz- und Militärhilfe zu versorgen, anstatt im Sinne des deutschen Grundgesetzes und im Sinne der Tradition bismarckscher Aussenpolitik, die Interessen aller Seiten zu erkunden und so weit wie irgendmöglich zu beachten, um so auch optimal die Interessen Deutschlands zu vetreten.

Damit bin ich etwas vom Thema abgekommen. Das Zentrale Problem ist nämlich die zunehmende Erschöpfung der fossilen Energiequellen kombiniert mit der Unmöglichkeit diese zu ersetzen.

Dazu habe ich auf hier auf freizahn.de in der Vergangenheit eine eine ganze Menge zusammengetragen. Hier einige Beispiele, zusätzlich zu dem oben schon verlinkten Blut für Öl:

  • Erschöpfung: Das Schicksal des Ölzeitalters. Hier geht es im Wesentlichen darum, dass der Energieaufwand für die Produktion von Öl immer weiter steigt. Man kann Anhand der historischen Entwicklung des Ölpreises, kombiniert mit dem Energieinhalt von einem Fass Erdöl zeigen, dass die Ölförderung irgendwann zwischen 2025 und 2032 im globalen Mittel unrentabel wird. Man wird von da im Durchschnitt mehr Energie für die Ölförderung aufwenden müssen als mit der Förderung gewonnen wird. Die Ölförderung ist dann im globalen Mittel keine Energiequelle mehr. Einzelne Ölfelder werden natürlich auch danach noch wirtschaftlich nutzbar sein, aber dennoch wird die geopolitische und wirtschaftliche Auswirkung wahrscheinlich ziemlich  gravierend sein.
  • Der aufziehende Sturm am Ölhimmel. In der dort zitierten Studie wird gezeigt, dass die Entwicklung der Ölförderung in Russland und in anderen Staaten der ehemaligen Sowjetuntion und die Entwicklung von deren Eigenverbrauch in den nächsten Jahren dazu führen werden, dass diese Länder kein Öl mehr haben werden, das sie in die EU exportieren können.
  • Zum Thema CO2-Bepreisung. Unter anderem wird dort an einem praktischen Beispiel gezeigt, wie sehr die Rentabilität leistungsstarker moderner Maschinen und Produktionsprozesse von der Entwicklung des Energiepreises abhängt.

Vor dem Hintergrund der absehbaren Entwicklung am Energiemarkt glaube ich nicht, dass es noch einmal einen Wirtschaftsaufschwung wie nach 1945 geben kann.

Man könnte allerdings die Höhe der Verluste und die Geschwindigkeit des Absturzes Deutschlands und der deutschen Wirtschaft ganz erheblich reduzieren, wenn man den Krieg in der Ukraine beenden, mit Russland so gut es noch geht verhandeln und eine kluge Realpolitik betreiben würde.

Das Problem mit der Pandemie

Was Alexander Mercouris und Alex Christoferou auch nicht beachten, sind die Folgen des Umgangs mit der Coronapandemie:

Dank der Massenimpfungen ist die Pandemie noch NICHT beendet. Vielmehr ist es nach Dr. Geert Vanden Bossches sehr gut begründeter, finsterer Prognose weiterhin sehr wahrscheinlich, dass es zu verheerenden, die Staaten mit hohen Impfquoten wirtschaftlich und gesellschaftlich in die Knie zwingenden Mutationen kommen wird. Siehe dazu z.B. auch Warum die Pandemie nicht vorbei ist und Corona Orkanwarnung Teil 4. Man bedenke, dass unter anderem nicht nur fast alle Ärzte und Mitarbeiter im Gesundheitswesen, sondern auch die Streitkräfte der NATO fast vollständig geimpft sind.

Auch war und ist diese Massenimpfung und der Umgang mit der Pandemie dem Vertrauen in die staatlichen und wissenschaftlichen Institutionen der westlichen Gesellschaften nicht gerade förderlich.

Man stelle sich einmal vor, dass Dr. Vanden Bossche Recht behält UND dass es in der russischen Fühung genug gescheite und verantwortungsbewußte Leute gibt, die das Problem und die Gefahr verstanden haben und die stillschweigend die sehr wohl möglichen Gegenmaßnahmen zum Schutz der eigenen Bevölkerung und der eigenen Streitkräfte vorbereitet haben.

Vielleicht ist das auch einer der  Gründe, warum das russische Militär nach Möglichkeit defensiv agiert. Die Führung im Kreml kennt und versteht mit Sicherheit die Energieprobleme Europas und der USA und sie ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Bezug auf die Folgen der Massenimpfungen gegen Covid informiert.

Wenn das Kapital flieht, fliehen auch Fachkräfte

Der Vater meiner Mutter hatte aus den Weltkriegen und den Inflationen, die er erlebt hatte den Schluß gezogen, dass das sicherste und beste Kapital nicht Geld, Gold oder Land ist, sondern das was man im Kopf hat, bzw. das was gelernt hat und kann.

John Michael Greer hatte in einem Interview gemeint, wenn die apokalyptischen Reiter kämen, dann solle man ihnen Bier anbieten (können).

Nun wird in den deutschen Artikeln über die Kapitalflucht angegeben, dass einer der Gründe der Fachkräftemangel in Deutschland sei. Das stimmt sicher mit Blick auf den Mangel an echten Fachkräften in der Bundesregierung und in anderen Institutionen.

Aber wenn die Milliardäre und Millionäre ihr Kapital ins Ausland bringen, weil sie in Deutschland keine Zukunft mehr sehen, dann werden auch viele der wirklichen Fachkräfte Deutschlands gehen, zumal diese ihr wichtigstes Kapital sehr einfach mitnehmen können, da sie es als Wissen und Können in ihrem Kopf haben.

Zugleich werden von den wirklichen Fachkräften im Ausland, die für Deutschland tatsächlich eine Bereicherung wären, kaum noch welche nach Deutschland kommen wollen.

Die Konvention von Tauroggen

Mit Blick auf die Entwicklung im Energiesektor glaube ich nicht, dass man den Absturz und die Deindustrialisierung Deutschlands verhindern kann.

Ich bin mir aber sehr, sehr sicher, dass man das  Ausmaß und die Geschwindigkeit des Niedergangs stark reduzieren könnten,  wenn sich wider Erwarten im Bundestag eine vernünftige, an echter Realpolitik und an Frieden und Guten Beziehungen zu Russland interessierte Mehrheit finden würde.

Ich möchte dazu an die Konvention von Tauroggen erinnern, mit der Preussen am 31.12.1812, nach der Niederlage von Napoleons Großer Armee in Russland, faktisch die Seite gewechselt hat. Einige Links zur Konvention von Tauroggen:

Meine Schlußfolgerung

Die massive Kapitalflucht von sage und schreibe ca. 125.000 Millionen in nur einem einzigen Jahr, zeigt dass es auch unter den Reichen und Superreichen in Deutschland viele gibt, die in Deutschland keine Zukunft mehr sehen und die kein Vertrauen in die  Politik der derzeitigen der Bundesregierung haben.

Die Zukunft sieht wegen der absehbaren Entwicklung am Energiemarkt und wegen der absehbaren Niederlage der Ukraine und des Westens im Krieg gegen Russland ziemlich schlecht aus.

Deutschland kann und sollte sich in dieser Situation keinen Krieg gegen Russland leisten, sondern zu einer rationalen Aussen- und Sicherheitspolitik zurückkehren.

Bei Beginn des durch die Nutzung der fossilen Energie möglich gewordenen Industriezeitalters hat Deutschland durch die Konvention von Tauroggen und durch die daraus folgenden Freiheitskriege gegen die damalige westliche Vormacht seine Situation verbessert.

Jetzt, gegen Ende des Industriezeitalters ist Deutschland wieder auf Seiten der aktuellen westlichen Vormacht in einem Krieg gegen Russland verwickelt, den Russland genauso wie den von 1812 gewinnen wird.  Vor diesem Hintergrund und der oben übersetzten Diskussion von Alexander Mercouris und Alex Christoforou könnte es hilfreich sein, sich mit dem Geist der Konvention von Tauroggen zu beschäftigen und in diesem Sinne einen Frieden und gute Beziehungen mit Russland anzustreben.

Kapitalflucht aus Deutschland und die Deindustrialisierung Deutschlands könnte man damit zumindest stark bremsen.

Kelberg, den 7. Juli 2023

Christoph Becker

Nachträge




Zur Nord Stream-Sprengung

Ich habe hier James H. Kunstlers Blogbetrag vom 3.10.2022 übersetzt, weil dieser zum Verständnis der Hintergründe und Folgen des Anschlages auf die Nordstream-Pipelines hochinteressant ist.  Demnach gibt es inzwischen Indizien dafür, dass ein aus den USA kommendes, über der Ostsee aufgetanktes U-Bootjagdflugzeug vom Typ P8 Poseidon der US-Navy die Pipelines mit U-Boot-Jagdtorpedos zerstört hat.

Link auf das Original: https://kunstler.com/clusterfuck-nation/developing-developments/

Beginn der Übersetzung

Aktuelle Entwicklungen

“Joe Biden” verarscht die westliche Zivilisation. Er kann sich selbst nicht helfen. Seine Helfer können ihm nicht helfen. Wer wird uns helfen?

Eine Botschaft in einem Glückskeks von Panda Take-out erinnert uns daran: “Der Dildo der Konsequenz ist selten geölt.” Bitte wenden Sie diese alte Weisheit auf “Joe Bidens” Sabotage der Erdgaspipelines Nord Stream 1 und 2 an. Staatssekretär Antony Blinken bezeichnete die Tat als “enorme Chance”, den Energieverbrauch in Euroland zu senken und die bisherige Abhängigkeit von erschwinglicher russischer Energie auf ruinös teures amerikanisches Flüssigerdgas (LNG) zu verlagern – ein angeblicher Segen für die US-Produzenten. Glück für uns und sie!

Lassen Sie uns ein paar technische Dinge über Erdgas klären. Gaspipelines ermöglichen die Versorgung mit billigem Gas, ohne dass kostspielige Transportvorgänge erforderlich sind. Die Ströme verlaufen kontinuierlich vom Produzenten zum Kunden. LNG erfordert die Komprimierung des Gases bei extrem niedrigen Temperaturen und den Bau von kostspieligen LNG-Tankschiffen, um das Gas während des Transports kalt und komprimiert zu halten. Jeder Tankwagen kann nur eine bestimmte Menge Gas transportieren, und der Fluss ist nicht kontinuierlich. An jedem Ende der energieaufwendigen Reise befindet sich ein kostspieliges LNG-Terminal zum Be- und Entladen des Gases. Unterm Strich: Die Kunden in Euroland können sich das US-LNG nicht leisten, obwohl sie es vorerst gut und hart bekommen werden, um den ersten Winter einer dauerhaften Depression zu überstehen, die sich eher wie der Vorhof eines neuen dunklen Zeitalters anfühlen wird. Denken Sie auch daran, dass amerikanisches Schiefergas eine endliche Ressource ist, dass wir selbst viel davon brauchen und dass die am frühesten erschlossenen Schiefergasfelder in den USA eines nach dem anderen ausfallen.

Minister Blinken tut so, als ob die tödliche Lage Europas problemlos in eine neue “grüne, erneuerbare” Ordnung der Dinge sowie in einen stabilen und ausgewogenen neuen Kalten Krieg zwischen der US-geführten NATO und Russland übergehen wird, wie in den 1950er Jahren. Minister Blinken ist natürlich völlig verrückt. Deutschlands Industrie wird nun zusammenbrechen, die Euro-Währung wird mit ihr zusammenbrechen, und der Wechselkurs zu den Dollars, die Euroland kaufen muss, um US-LNG zu kaufen, wird es weiter in den Ruin treiben. Sie wird wahrscheinlich auch die Europäische Union sprengen, die vor allem ein Handelsgerüst ist. Mit der sinkenden Industrieproduktion sinkt auch der Handel, und die fadenscheinigen Kooperationsvereinbarungen zwischen den Nationen verwandeln sich in einen verzweifelten Wettbewerb, während jede Nation in Euroland um ihr Überleben kämpft.

Vergessen wir nicht, warum “Joe Biden” die Nord Stream in die Luft gesprengt hat: um jede Möglichkeit auszuschließen, dass sich Deutschland aus den US-Sanktionen gegen Russland herauswinden kann. Unmittelbar vor dem Streik bei Nord Stream kam es in mehreren deutschen Städten zu Protesten, da die Bevölkerung bereits unter der Einstellung der russischen Gaslieferungen und den steigenden Preisen für dringend benötigtes Gas litt. Wenn die USA tatenlos zusahen, während Deutschland einen separaten Frieden mit Russland schloss, wie würde sich das auf das Engagement der NATO-Länder in dem von den USA provozierten Konflikt zwischen der Ukraine und Russland auswirken? Wie viel Bargeld würde Euroland weiterhin an Herrn Selenskyjs dubiose Geldwäsche-Operation auszahlen?

Was kein Regierungsvertreter zugeben kann – nicht einmal in den Euroland-Opferstaaten dieser unglaublichen Dummheit – ist, dass die Zerstörung der Nord-Streams durch die USA ein kriegerischer Akt gegen unsere eigenen Verbündeten war. Der Blogger, der sich selbst als “Monkey Werx” bezeichnet und sich durch die Verfolgung der weltweiten militärischen Flugbewegungen einen Namen gemacht hat, gibt übrigens einen umfassenden Überblick darüber, wie genau die Mission durchgeführt wurde. Ich werde ihn zusammenfassen, aber Sie können seinen vollständigen Bericht selbst lesen (www.monkeywerxus.com/blog/the-nord-stream-2-pipeline-sabotage).

MW berichtet, dass in der Nacht zum 26. September ein P8 Poseidon U-Boot-Jagdflugzeug der Marine aus den USA in die Ostsee geflogen ist. Es landete nicht im Vereinigten Königreich, um aufzutanken, um so Komplikationen bei der Verfolgung zu vermeiden, sondern traf über Grudziadz (Polen) auf ein US-amerikanisches Luftbetankungsflugzeug vom Typ Bart-12, mit dem es mehr als eine Stunde lang verbunden war. Die P8 war mit luftgestützten Torpedos des Typs Mk54 ausgerüstet. Nach dem Abdocken von der Bart-12-Tankanlage folgte die P8 einer Route nach Westen entlang der Nord-Stream-Pipelines, sank auf die Höhe für den Bombenabwurf und warf ihre Waffen ab. Kabumm. Voll aufgetankt flog die P8 dann direkt zurück in die USA. Als Russland einige Tage später vor den Vereinten Nationen die Frage nach der Verantwortung der USA für das Nord-Stream-Projekt stellte, weigerten sich die US-Vertreter, die Frage mit Ja oder Nein zu beantworten. Niedlich.

Die Fragen drängen sich also auf: Wie viele Tage noch, bis Deutschland und der Rest von Euroland zu begreifen beginnen, dass sie von Amerika in ein Szenario des wirtschaftlichen Zusammenbruchs hineingezogen wurden? (Wie viele Tage noch, bis ein Team kompetenter Fachleute Klaus Schwab und seine Kollegen irgendwo in der Schweiz zur Strecke bringt?) Wann wird sich das europäische Volk gegen seine idiotischen Regierungschefs wenden und sie aus dem Amt jagen? Wann werden alle (außer dem psychotischen Polen) aus dem Ukraine-Kreuzzug der USA aussteigen? Ich kann Ihnen sagen, dass das alles verdammt bald beginnen wird. Und wenn das der Fall ist, wird das das Ende des NATO-Bündnisses bedeuten.

In der Zwischenzeit lässt die von den USA geführte Propagandakampagne Russland gegen eine wütende und triumphierende ukrainische Armee völlig auf verlorenem Posten stehen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Russland hat im vergangenen Monat einige taktische Rückzüge unternommen, um eine endgültige systematische und methodische Zerschlagung der verbliebenen ukrainischen Armee vorzubereiten. Russland bringt Iskander-Hyperschallraketen mit, die nicht unbedingt nuklear bewaffnet sein müssen, und wird reguläre russische Streitkräfte aufstellen, um die Freiwilligen der Donbass-Miliz zu ersetzen, die die Hauptlast an der dünn verteidigten Linie getragen haben, die zu dem viel diskutierten taktischen Rückzug um die Charkow-Isium-Lyman-Front führte. Der russische Verhandlungstisch ist offen für Geschäfte. Wenn die Ukraine sich nicht meldet, muss sie sich entscheiden, welche Art von Rumpfstaat sie werden will – ein nur halbherziger landwirtschaftlicher Hinterhof oder ein völlig abgehalfterter gescheiterter Staat.

Währenddessen versinkt Westeuropa in Kälte und Dunkelheit, und die USA folgen nicht weit dahinter. Was steht als Nächstes hier im Heimatland an? Wie wäre es mit einer Treibstoffkrise im Lkw-Verkehr? Kerosin wird immer knapper – in der Lagerstätte des Hudson Valley in Albany gibt es zum Beispiel keins mehr. Die Kraftstoffmischung für den Wintertransport besteht zu 70 % aus Diesel und zu 30 % aus Kerosin, das hinzugefügt wird, um den Kraftstoff leichter zu machen und ihn bei Frost flüssig zu halten. Diese Verknappung deutet auf einen Zusammenbruch der Versorgung mit so ziemlich allem hin, insbesondere aber mit Lebensmitteln. Klingt nicht besonders weihnachtstauglich. “Joe Biden” und Co. sind dabei, die USA auf nahezu jeder Ebene zu zerstören. Fünfunddreißig Tage bis zu den Zwischenwahlen. Schicken wir also noch ein paar Milliarden Dollar in die saugende Brustwunde, die die Ukraine ist.

Ende der Übersetzung




Zum Ukrainekrieg Teil 2

Als zweiten Teil zum Thema Ukrainekrieg habe ich das fast zweistündige Interview des norwegischen Politikwissenschaftlers Glenn Diesen mit Alexander Mercouris und Scott Ritter übersetzt.  Wenn man den Ukrainekrieg und die daraus gerade auch für Deutschland und Europa folgenden wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen verstehen lernen möchte, ist dieses Interview vielleicht das Beste, was es derzeit gibt.

Anmerkung zum Interview

Wegen der Länge des Interviews habe ich  es zur Verbesserung der Orientierung durch Zwischenüberschriften unterteilt. Die Zwischenüberschriften können durch das automatisch erstellte Inhaltsverzeichnis direkt durch Anklicken angesteuert werden. Außerdem habe ich Zeitmarken im Abstand von 30 Sekunden eingebunden und die Texte von Alexander Mercouris mit und von Scott Ritter jeweils in einem hellen Farbton hinterlegt.

Was dem Interview und der darin beschriebenen Lage meines Erachtens hinzuzufügen ist, ist dass die weitere Entwicklung auch stark von dem durch die Massenimpfungen beeinflussten Zusammenspiel der weiteren Entwicklung der Coronaviren und der Immunsysteme der Geimpften und der Ungeimpften abhängen könnte.  Das heißt, wenn sich Dr. Vanden Bossches Prognose zur weiteren Entwicklung der Pandemie im Wesentlichen als richtig herausstellen sollte, dann wird alleine das bereits ausreichen, die hochgeimpften Streitkräfte der NATO-Staaten und die Wirtschaft im Westen  kollabieren lassen. Die große Frage ist dann, wie weit auch Russland und China ebenfalls betroffen sein werden und wer wie schnell und wie gut die sehr wohl vorhandenen, bekannten und erprobten Gegenmittel einsetzen wird (Als Beispiele siehe z.B. meine Übersetzungen in Dr. Chettys Covid-Behandlung Teil 8 und Dr. Manuel Aparico in der StewPeters Show sowie Wirksame Coronaprävention). In jedem Fall stellt sich dann aber auch die Frage, was passiert, wenn deutlich wird, dass einige Atommächten die wirtschaftliche und personelle Grundlage zur weiteren Erhaltung ihrer nuklearen Waffensysteme verloren geht.

Links auf das Original des Interviews:

Übersetzung des Interviews

Einleitung/Begrüßung

GlennDiesen: [00:00:04] Willkommen, alle zusammen. Heute ist der 19. August 2022. Mein Name ist Glenn Diesen. Ich bin Professor an der Universität von Südostnorwegen, und bei mir ist der immer ausgezeichnete Alexander Mercouris von The Duran. Und zu guter Letzt haben wir Scott Ritter, einen ehemaligen Geheimdienstoffizier des US Marine Corps, Militärexperte, Geheimdienstexperte und natürlich auch [00:00:30] ein amerikanischer Patriot. Viele kennen Scott Ritter wahrscheinlich als UN-Waffeninspektor, der die Abrüstung von Massenvernichtungswaffen beaufsichtigt hat. Und ich nehme an, Sie behaupteten öffentlich vor dem Krieg, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen besaß. Und, na ja, wenn man auf Sie gehört hätte, dann wären wohl viele Menschenleben verschont worden. Und ich glaube auch, dass viele Leben verschont worden wären, wenn unsere Politiker auf Sie gehört hätten, was die aktuelle Krise in der Ukraine [00:01:00] angeht, ein Krieg, der scheinbar sehr leicht hätte vermieden werden können. Also, Scott Ritter, das ist ein echtes Vergnügen.

ScottRitter: [00:01:09] Nun, vielen Dank für die Einladung. Alexander, es ist toll, dich wiederzusehen.

AlexanderMercouris: [00:01:13] Ja, ganz meinerseits.

Wie ist es um das russische Militär bestellt?

GlennDiesen: [00:01:17] Also. Ja, lassen Sie uns einfach loslegen, denke ich. Nun, ich dachte an das Narrativ des Westens bezüglich dieses Krieges in der Ukraine. Er wechselt weiterhin von ungebremstem Optimismus zu mehr [00:01:30] Pessimismus, der jetzt eingesetzt zu haben scheint. Aber die große Frage ist wohl, wie es um das russische Militär bestellt ist? Weil wir immer wieder sagen, es ist übermächtig, es ist nur ein korrupter Flop. Aber wenn Russland ein so starkes Militär hat, fragen sich viele Menschen, warum? Warum ist es den Russen nicht gelungen, die Ukrainer zu besiegen?

 ScottRitter: [00:01:53] An wenn ist diese Frage gerichtet?

 GlennDiesen: [00:01:55] Es tut mir leid. An Sie Scott.

Auch die Russen sind normale Menschen 

ScottRitter: [00:01:57] Okay, schauen Sie. Lassen Sie uns [00:02:00] beginnen, indem wir einfach eine Tatsache festhalten. Der Russe ist nicht drei Meter groß. Der russische Soldat ist kein Übermensch. Sie sind in der Lage, Fehler zu machen. Sie haben Fehler gemacht. Sie werden auch weiterhin Fehler machen. So ist es nun einmal.

Also diese Vorstellung, dass Russland eine perfekte Kriegsmaschine ist, die nichts falsch machen kann. [00:02:30] Und warum in aller Welt haben sie diesen Krieg nicht schon gewonnen? Was für eine Absurdität.

Die Ukraine war bei Kriegsbeginn sehr stark

Die Ukraine begann diesen Konflikt mit dem zweitgrößten Militär in Europa nach der Türkei. Es war eines der am besten ausgebildeten Militärs in Europa, eines der am besten ausgerüsteten Militärs in Europa, eines der am besten geführten Militärs in Europa. Und wegen des anhaltenden Konflikts in der Ostukraine war es eine der kampferfahrensten [00:03:00] Armeen in Europa. Lassen Sie es mich anders formulieren. Wenn die ukrainische Armee gegen die deutsche Armee gekämpft hätte, hätte sie die Deutschen vernichtet. Die ukrainische Armee hätte die polnische Armee vernichtet. Die ukrainische Armee hätte die rumänische Armee, die französische Armee und die italienische Armee vernichtend geschlagen. So gut waren und sind die Ukrainer, sehr professionell, [00:03:30] sehr gut ausgebildet, sehr motiviert, nebenbei bemerkt. Die Vorstellung, dass Russland in die Ukraine einmarschieren und diese sehr fähigen Streitkräfte einfach beiseite fegen würde, ist also absurd. Und wir haben gesehen, dass Russland diesen Konflikt mit einem Aktionsplan ausgelöst hat, der meiner Meinung nach die Fähigkeiten der Ukraine unterschätzt hat.

Wir haben gesehen, wie Russland fliegende [00:04:00] Kolonnen nach vorne schickte, ohne sich um die Sicherheit der Flanken und der Rückseite zu kümmern. Und den Ukrainern gelang es, viele dieser Kolonnen in einen Hinterhalt zu locken und den Russen schwere Verluste zuzufügen. Das ist nur eine Feststellung von Tatsachen.

Russland hat ein sehr professionelles Militär

Aber was Russland hat, ist ein sehr gut ausgebildetes Militär, das über eine sehr, sehr kompetente Doktrin verfügt, die von einigen der am besten ausgebildeten Offiziere, dem [00:04:30] am besten ausgebildeten Offizierskorps der Welt, angeführt wird, von Leuten, die die Kunst des Krieges verstehen, und ein Militär, das zunehmend professioneller geworden ist, weg von diesem auf Wehrpflichtigen basierenden Militär, das vielleicht in den frühen 2000er Jahren bis vielleicht 2008 dominierte.

Der fünftägige Krieg mit Georgien war ein großer Weckruf für die Russen bezüglich der Unzulänglichkeiten ihrer Ausbildung, ihrer Ausrüstung und ihrer Doktrin. Was wir also [00:05:00] haben, ist ein russisches Militär, das weiß, was es tut. Und das größte Zeichen eines Profis ist die Fähigkeit, sich unter widrigen Umständen gut anzupassen. Die Russen gingen mit einer bestimmten Vorgehensweise in den Kampf und merkten schnell, dass sie sich anpassen mussten, dass die Ukrainer sehr kompetent waren und dass Russland seine Methodik ändern musste. [00:05:30] Und das taten sie, indem sie sich auf das Hauptproblem konzentrierten, mit dem sie konfrontiert waren, nämlich die stark verschanzten ukrainischen Streitkräfte, die die Ostukraine verteidigten, die Gebiete im Donbass, die in den letzten acht Jahren unter ukrainischer Kontrolle waren. Und ich muss betonen, dass sie stark verschanzt sind. Das ukrainische Militär hat sich in einigen der umfangreichsten [00:06:00] Schützengrabenanlagen verschanzt, die es seit dem Ersten Weltkrieg gegeben hat, mit Stahlbetonblöcken, Sie wissen schon, Bunkern, Stellungen. Wenn man eine Stellung angreift, wird man von einer anderen aus getroffen. Ihre Artillerie hat jeden Quadratzentimeter registriert, so dass, wenn die Russen auf ein bestimmtes Stück Boden kommen, die Ukrainer bereits eine Lösung für den Beschuss gefunden haben. Und wenn sie Artillerie zur Verfügung haben, sind sie in der Lage, diese [00:06:30] Stück mit der Artillerie zu beschießen.

Es handelt sich also um ein außerordentlich schwieriges militärisches Problem. Und den Russen ist es gelungen, einen, wie ich sagen würde, perfekten Sturm an militärischen Fähigkeiten zu entwickeln, um dieses Problem zu lösen. Sie haben ihre überwältigende Überlegenheit, ich würde sogar sagen, ihre Vorherrschaft bei der Artillerie, voll ausgenutzt, um eine Konfliktmethodik [00:07:00] zu entwickeln, die sich auf die Ausführung der Mission ohne zeitliche Beschränkung konzentriert. Und das ist in der Militärgeschichte so ziemlich einzigartig. Fast immer, wenn ein Krieg geführt wird, stehen die militärischen Befehlshaber unter Zeitdruck. Um eine Mission zu erfüllen, muss man den Hügel 861 bis 1500 Uhr am dritten Tag einnehmen. Und so werden Leben geopfert, um dieses Ziel rechtzeitig zu erreichen. [00:07:30] Die Russen haben den Kalender aus der Gleichung entfernt. Sie kümmern sich nicht um die Zeit. Alles, was ihnen wichtig ist, ist das Erreichen des Ziels, nämlich den Ukrainern ein Maximum an Verlusten zuzufügen, bei einem Minimum an Verlusten auf Seiten Russlands. Und sie haben sich eine Vorgehensweise ausgedacht, die genau das bewirkt. Sie bahnen sich ihren Weg durch die Ostukraine und verursachen dabei [00:08:00] eine nie gekannte Zahl von Opfern.

Verblüffende Zahlenverhältnisse

Normalerweise strebt ein Angreifer im Krieg einen zahlenmäßigen Vorteil von 3 zu 1 gegenüber dem Verteidiger an. Auf jeden einzelnen Ukrainer, der sich eingegraben hat, sollten also drei Russen kommen. Und führt man diesen Angriff durch, und das Verhältnis der Verluste beträgt ungefähr 1 zu 1. Ich meine, historisch gesehen, einige der größten Schlachten, die in der modernen Geschichte geschlagen wurden, im Zweiten Weltkrieg usw., haben ein Verhältnis von [00:08:30] eins zu 1,2 zu 1,4, was bedeutet, dass 100.000 der einen Seite gegen 100.000 der anderen Seite kämpfen, es wird eine Schlacht geben und schließlich wird es so weit sein, dass etwa 80.000 auf der einen Seite übrig bleiben und etwa 60.000 auf der anderen. Man erkennt die Überlegenheit die von einer Seite erreicht wurde. Die andere Seite beginnt sich zurückzuziehen oder zu kapitulieren. Die Russen erreichen im Moment eine Verlustquote – ich will nicht lachen, denn es ist Krieg und Menschen sterben. Und ich weiß nicht, [00:09:00] ich will das nicht verharmlosen -, aber ich muss sagen, als Militär muss man sagen, dass es in militärischen Belangen unerhört ist, gegen einen derartig eingegrabenen Feind in die Offensive zu gehen und dabei Opferzahlen von zehn, 15, 20, manchmal 30 zu 1 zu erreichen. Und ich denke, dass die Menschen im Westen zunehmend anfangen, dies zu sehen. Viele westliche Militärbeobachter beobachteten die Russen in der Anfangsphase und waren ein wenig enttäuscht, weil wir alle mit der operativen Bewegungskriegsführung [00:09:30] aufgewachsen waren, mit dieser Panzertruppe in Brigade- oder Divisionsgröße, die die Linie durchbrechen und in den hinteren Bereich vorstoßen, mit großen, beindruckenden Pfeilen [auf den militärischen Lagekarten]. Und als die Russen das nicht taten, sagten wir alle: Oh, die sind überbewertet. Sie sind nicht so gut man dachte. Und jetzt rekalibrieren wir im Grunde genommen und sagen: Diese Jungs sind wirklich gut, wirklich gut, sie sind fantastisch. Ich würde nicht gegen sie antreten wollen, denn diese Jungs haben [00:10:00] die Kunst des Krieges gemeistert, bei der sie alle ihre Stärken maximiert und gleichzeitig jede Schwäche des Feindes ausgenutzt haben.

Der Horror des modernen Krieges

Anekdotisch hören wir die Ukrainer sagen, “wir gehen an die Front und sind bereit, gegen die Russen zu kämpfen. Wir sind bereit. Wir sind vorbereitet. Wir kommen an die. Front, und wir verbringen die nächsten Tage damit, von der Artillerie unter Beschuss genommen zu werden. Wir verlieren 50, 60 % unserer Truppen, also ziehen sie uns ab. Und wir haben nie einen Russen gesehen.”. Wie demoralisierend ist es, wenn ein Feind [00:10:30] in den Nahkampf gehen will, wenn man an die Front geht, schreckliche Verluste erleidet und den Feind nie gesehen hat. Das ist die Realität des Krieges. Und wenn man sie dann zu Gesicht bekommt, ist man in der Regel schon pulverisiert worden. Und jetzt kommen diese gut ausgebildeten leichten Infanteriekräfte, unterstützt von Panzern, in die Gräben und graben dich mit Bajonetten, Granaten und Gewehrfeuer aus. Und es ist ein sauberer [00:11:00] Durchmarsch. Die Russen schlagen sich also auf dem Schlachtfeld fantastisch, aber die Uhr ist ihnen egal. Sie kümmern sich nicht um den Kalender. Sie werden ihre Missionen so erfüllen, dass die ukrainischen Verluste maximiert und die eigenen minimiert werden. Und damit möchte ich abschließen.

Verlustzahlen

Wissen Sie, es gibt einige Dokumente, die aus dem Verteidigungsministerium, dem ukrainischen Verteidigungsministerium, durchgesickert sind, aus denen hervorgeht, dass die ukrainischen Streitkräfte bis Ende Juni, Anfang Juli [00:11:30] 191.000 Verluste erlitten haben, 191.000. Das ist nur die Armee, die Luftwaffe, der Grenzschutz und andere Kräfte sind nicht mitgerechnet. Wenn man alle mit einbezieht, beläuft sich die Gesamtzahl der Verluste auf etwa 250.000 Tote und Verwundete. Das ist eine Zahl, die ich schon seit einiger Zeit in den Raum werfe, wobei ich nicht behaupten will, dass ich Gottes Geschenk für irgendetwas bin. Das bin ich nicht. Aber ich habe den Krieg studiert und ich war lange genug im Krieg, so dass ich in der Lage bin, das, was man militärische [00:12:00] Mathematik nennt, in meinem Kopf zu machen. Ich kann mir eine Reihe von Streitkräften ansehen. Ich kann mir die verfügbare Feuerkraft, die verfügbare Doktrin und das Gelände ansehen und meine Augen vier- oder fünfmal schließen, während der Algorithmus in meinem Kopf abläuft. Und sie sagen, dass dies das erwartete Ergebnis zu diesen Kosten ist. Und als ich mir anschaute, was in der Ostukraine vor sich ging, sagte ich, dass die Ukraine bis zum Sommer dieses Jahres eine Viertelmillion Opfer zu beklagen haben würde. Und es hat sich herausgestellt, dass das genau das ist, was sie [00:12:30] erlitten haben. Also, das sind keine Toten. Es ist eine Viertelmillion Verluste. Aber von dieser Viertelmillion sind zwischen 70 und 80.000 im Kampf gefallen. Das ist eine ganze Menge. Das ist ziemlich viel. Das heißt nicht, dass die Russen keine Verluste erlitten haben. Sie haben Verlust. Wenn ich meine militärischen Berechnungen durchsehe, schätze ich, dass die Gesamtverluste der Alliierten für die Russen bei etwa 15.000 Toten liegen. (Wie Scott Ritter weiter unten erwähnt entfallen davon nur ca. 5.000 Tote auf die russischen Streitkräfte. Der Rest entfällt auf die mit Russland verbündeten Milizen der beiden Donbass-Republiken) Und wir haben es wahrscheinlich mit 25.000 bis 30.000, vielleicht sogar bis zu 40.000 Verwundeten zu tun. Also [00:13:00] 55.000 russische Verluste (also Tote und Verwundete) insgesamt. Die meisten dieser Opfer gab es zu Beginn des Konflikts, während die Ukrainer immer mehr Opfer zu beklagen hatten als die Russen.  Aber wenn man es grafisch darstellt, sieht man, dass die Russen hier [zeigt mit der Hand ein hohes Niveau] mit Verlusten beginnen, und dann sinken ihre Opferzahlen auf ein gleichbleibend niedriges Niveau, sie sinken so weit gegen Null, wie es heutzutage möglich ist. Die ukrainischen Verluste waren immer höher, aber, aber sie haben dass anfängliche Niveau verlassen, sind gestiegen und steigen jetzt steil an [er zeigt die Veränderungen mit den Händen an]. Und selbst [00:13:30] wenn diese Zahlen darauf hindeuten, dass die Ukrainer den Russen große Verluste zugefügt haben, ist das heute nicht [mehr] der Fall. Die Grafik würde heute zeigen, dass die ukrainischen Verluste in die Höhe schießen und dass die russischen Verluste auf einem niedrigen Niveau stagnieren. Der Krieg wird sich für die Ukrainer nur noch schlimmer entwickeln.

Wenn ein Krieg verloren ist, ist er nicht unbedingt vorbei

Also, wissen Sie, im Juli, August [00:14:00] 1943 gab es in der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs eine große Schlacht namens Kursk. Als die Schlacht zu Ende war, gab es wohl auf beiden Seiten keinen Militärexperten, weder auf der deutschen noch auf der sowjetischen Seite, der nicht erkannt hätte, dass Deutschland den Krieg verloren hatte. Er war zu Ende. Das war, sagen wir, im Juli, August 1943. Dennoch dauerte der Krieg noch fast zwei Jahre.

Auch wenn der Krieg verloren war, bedeutete dies nicht, dass der Krieg vorbei war. [00:14:30] Die Ukraine hat diesen Krieg im Mai verloren. Sie verlor ihn, als Mariupol fiel, denn als Mariupol fiel, hatten die Russen die Formel perfektioniert, die auf dem Schlachtfeld wiederholbar ist, und es gibt nichts, was dieses Ergebnis ändern würde. Keine noch so große militärische Hilfe des Westens, keine noch so große Mobilisierung der Ukrainer würde etwas an diesem Ergebnis ändern. Es gibt noch [00:15:00] viele Kämpfe zu bestehen. Es werden noch viele Ukrainer getötet werden, es wird noch viel Territorium erobert werden. Und es werden leider auch noch viele Russen getötet und verwundet werden. Ich will nicht behaupten, dass der Krieg zu Ende ist, aber er ist gelaufen. Russland hat gewonnen, und daran wird sich nichts mehr ändern.

Verhängnisvolle Intervention des Westens

GlennDiesen: [00:15:20] Aber entschuldigen Sie, ich habe mich nur gefragt, wie Sie das Gefühl haben, dass der Krieg in diese neue Phase eintritt, denn wie Sie eingangs erwähnten, stürmte Russland [00:15:30] irgendwie unvorsichtig auf Kiew zu, wissen Sie, mit diesen sehr dünnen, langen Nachschublinien, was sie sehr verwundbar machte. Es scheint mir aber, dass Boris Johnson während der ukrainischen und russischen Friedensverhandlungen Kiew einen Besuch abstattete und ihnen praktisch mitteilte, dass das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten die Ukraine mit allen Waffen versorgen würden, die sie brauchen würde, wenn sie nur von diesem Friedensabkommen, von diesem, nun ja, Verhandlungstisch [00:16:00] mit den Russen weggingen. Ich denke, dass dies aus unserer Sicht den Krieg verändert hat, denn bis dahin sah es so aus, als ob die Russen den Schaden für die Ukraine so niedrig wie möglich halten wollten. Doch danach schien der Krieg zu einem Abnutzungskrieg zu werden, in dem das gegnerische Militär effektiv vernichtet wurde. Aber wie gesagt, das geht jetzt schon seit ein paar Monaten so. Aber es scheint, dass wir jetzt zu diesem Stadium kommen, wo die ukrainische Armee [00:16:30] zusammenzubrechen scheint, denn gerade in den letzten zwei oder drei Wochen sehen wir Abschnitte an der Hauptfrontlinie und nördlich von Donezk Stadt, also und auch im Westen, das sind Vuhledar und Marjinka, Pisky, Awdijiwk und jetzt auch Bachmut, die zu fallen scheinen. Dies waren die Hauptverteidigungslinien. Es ist als ob der Krieg in eine neue Phase eingetreten wäre, vom Zermürbungsprozess mehr hin zu territorialen Übernahmen. Was meinen [00:17:00] Sie beide?

 ScottRitter: [00:17:02] Nun, Alex, ich habe lange genug gesprochen, also können Sie das übernehmen.

 AlexanderMercouris: [00:17:06] Lassen Sie mich zuerst ein paar Anmerkungen zu dem machen, was Sie gesagt haben, Scott, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich möchte nur sagen, dass ich glaube, dass die von Ihnen erwähnten Opferzahlen in etwa richtig sind. Und Sie sagten, dass die Ukraine die westlichen Armeen geschlagen hätte, nur die westeuropäischen Armeen. Die britische Armee, die britische Landarmee, zählt, glaube ich, etwa 80.000 Mann. Also [00:17:30] wir reden hier von 190.000 ukrainischen Opfern bis Juni. Das ist, man kann es sich ausrechnen, viel mehr als die britischen Landstreitkräfte. Und ich habe tatsächlich gehört, dass man das in Großbritannien sagt. Sie sagten, dass die Ukrainer, schon bevor die Zahlen des ukrainischen Militärs durchgesickert sind, dass die Ukrainer mehr Männer verloren haben, als [00:18:00] die britische Armee in einem Krieg einsetzen könnte.

Umkehr der Verhältnisse im Abnutzungskrieg

Zu dem Punkt das sich der Abnutzungskrieg hier zum Nachteil des des Verteidiger entwickelt – ein Abnutzungskrieg sollte eigentlich zu Gunsten der Verteidigung funktionieren. Zumindest scheint das jeder in London anzunehmen. Ich kann mich an diese Zeit des wilden Optimismus im April erinnern. [00:18:30] Sie sagten sich, na ja, wissen Sie, sie haben Kiew nicht bekommen. Sie werden im Donbass angreifen. Der Donbass wird genau so stark verteidigt, wie Sie gesagt haben. Die Russen werden nicht in der Lage sein, diese Verteidigungsstellung zu durchbrechen, weil die Ukrainer so gut verschanzt sind. Das ukrainische Militär ist, wie sich herausstellte, sehr stark. Ich glaube übrigens, dass dies ein Faktor ist, den die Leute unterschätzt hatten. Ich habe ihn sicherlich unterschätzt. Ich glaube, das ist übrigens auch ein Grund, warum es überhaupt zum Krieg kam, denn die Russen waren zweifellos [00:19:00] zunehmend besorgt über diese militärische Aufrüstung in der Ukraine, und sie waren darüber sehr beunruhigt. Aber abgesehen davon war man in London und wahrscheinlich auch in Washington sehr optimistisch und sagte sich: Die Russen werden einen Zermürbungskrieg nicht gewinnen können. Die Zahlen sind zu sehr gegen sie gerichtet. Aber wie man nun gesehen hat, kehrt sich die Zermürbung um. Es sind die Ukrainer, die unter der Zermürbung leiden, nicht die Russen. [00:19:30] Ich glaube, es gibt ein stilles, wachsendes Entsetzen über das schiere Ausmaß dieses Artilleriekrieges, den zumindest das britische Militär nicht wirklich verstanden hat, von dem es bis zu diesem Zeitpunkt keine wirkliche Vorstellung hatte. Ich sage es oft und ich sage es wieder, Ich habe keinen militärischen Hintergrund, keinen wie auch immer gearteten. Ich war nie in einer Armee. Ich habe nie in Uniform gedient. Ich kannte Offiziere, militärische [00:20:00] Offiziere, aber, nochmals, ich habe mich nie für militärische Angelegenheiten interessiert.

Russlands logistische und industrielle Leistung

Ich kenne mich etwas, sehr gut mit Logistik aus, und die schiere logistische Leistung, all diese Artillerie in Bewegung zu setzen, sie mit Munition zu versorgen, sie Tag für Tag, Woche für Woche in dieser Größenordnung zu versorgen und all diese Raketen abzufeuern, ist einfach unglaublich. Es ist atemberaubend. Es ist ein unglaublicher [00:20:30] industrieller Aufwand. Es ist ein gewaltiger organisatorischer Aufwand. Es ist ein Aufwand, zu dem wir zumindest hier in Großbritannien, das kann ich definitiv sagen, nicht mehr fähig sind. Ich denke, wenn die Vereinigten Staaten all ihre Ressourcen dafür einsetzen würden, könnten sie es schaffen. Aber kein europäisches Land könnte das allein oder auch nur gemeinsam. Wir haben gesehen, dass die Munitionsvorräte [00:21:00] im Westen, die Vorräte, alle erschöpft sind. Im Juli hat Europa alle Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt, weil wir diese Art von Krieg einfach nicht mehr durchhalten können. Es ist ein Zermürbungskrieg, der sich nicht nur gegen die Ukraine richtet. Unglaublich. Und das ist etwas, das niemand erwartet hat. Er richtet sich auch gegen uns, und damit meine ich die Streitkräfte in Europa [00:21:30], und darauf haben wir keine Antwort. Ich wollte also nur diese Beobachtungen machen, die auf den Dingen aufbauen, die Scott sagt. Wenn Scott etwas davon beanstanden möchte, dann wird er das natürlich tun.

Auf dem Weg zur Entmilitarisierung der NATO

GlennDiesen: [00:21:45] Letzter Punkt. Ich erinnere mich an den tschetschenischen Führer Kadyrow. Er sagte, dass sie nach der Entmilitarisierung der Ukraine auch die NATO entmilitarisieren werden. Ich dachte, wissen Sie, er neigt zu einer etwas bombastischen Sprache, aber da ist etwas dran. Ich meine, wir haben europaweit agiert. unsere [00:22:00] militärischen Lagerbestände abgebaut und alles verfrachtet. Und wir sehen jetzt, dass die Zahlen zurückgehen, nicht unbedingt wegen unserer Politik, sondern weil wir die Mittel nicht mehr haben. Und selbst wenn wir sie hätten, scheinen wir einfach nicht in der Lage zu sein, die Waffen so schnell liefern zu können wie die Ukrainer sie verlieren. Es scheint also eine verlorene Schlacht zu sein. Aber wie gesagt, das ist der Grund, warum es so frustrierend ist, dass es [00:22:30] weitergeht. Wir setzen den Krieg fort, obwohl, Scott sagte, dass der Krieg verloren ist auch wenn er noch nicht beendet ist. Es fühlt sich an, als hätten wir diesen Punkt [ab dem der Krieg verloren ist] schon lange hinter uns gelassen haben. Und doch kämpfen wir weiter.

AlexanderMercouris: [00:22:48] Ich möchte nur ein paar Dinge sagen. Ein paar schnelle Dinge. Zunächst einmal schäme ich mich zutiefst für die Rolle, die mein Land im März gespielt hat, als es eine vielversprechende Möglichkeit für [00:23:00] eine Verhandlungslösung für diesen Krieg zunichte gemacht hat. Zweifellos werden wir noch mehr dazu sagen. Aber ich bin zutiefst bestürzt über diese Sache. Aber um auf die Punkte zurückzukommen, die Sie vorhin angesprochen haben, Glenn, Ihre Frage über die Tatsache, dass der Krieg die Richtung zu ändern scheint, werde ich Scott in Bezug auf das Militär überlassen, aber ich habe auch das Gefühl, dass die Zermürbung jetzt den Punkt erreicht, an dem man über den Horizont hinweg sehen kann, dass die Zermürbung ihren Effekt haben wird.

Ukraine dem Weg zum wirtschaftliche Kollaps

[00:23:30] Kein Militär kann den Schaden verkraften, den die Ukraine Tag für Tag, Woche für Woche erleidet. Keine Gesellschaft kann das. Es mehren sich die Hinweise, dass auch in der Ukraine die wirtschaftlichen Spannungen zunehmen. Es gibt klare Anzeichen dafür, dass sich dort eine Inflationskrise anbahnt. Wir haben Kommentare von Wirtschaftswissenschaftlern wie Ken Rogoff, der übrigens ein sehr bekannter [00:24:00] Harvard-Ökonom ist. Sie sagen der Ukraine, dass man die Ausgaben nicht in dem Maße aufrechterhalten kann. Man kann nicht so viel Geld drucken, um die Kriegsausgaben zu decken, wie man es derzeit tut. Wenn man das tut, wird man mit ernsthaften Inflationsproblemen konfrontiert werden.

Der Gouverneur der ukrainischen Zentralbank hat sich jetzt geäußert und genau dasselbe gesagt. Er sagte, dass die Regierung in Kiew ihre Ausgaben kürzen muss. Wie [00:24:30] kann eine Regierung, die sich mitten im Krieg befindet, ihre Ausgaben kürzen? Ich meine, das ist unmöglich. Was von ihnen verlangt wird, lässt nur einen logischen Weg zu: Friedensverhandlungen. Genau aber dazu scheint die Regierung in Kiew strukturell nicht in der Lage zu sein.

Ich habe also das Gefühl, dass wir wahrscheinlich in den nächsten [00:25:00] Wochen bis Monaten an den Punkt kommen, an dem die Zermürbung ihre Wirkung zeigt und dieser Krieg sich seinem Ende nähert. Ich denke, ich habe Recht, wenn ich sage, dass dies sicherlich der Fall ist, nebenbei bemerkt, ich meine – wie Sie wahrscheinlich alle wissen, bin ich Jurist – juristische Kämpfe, Rechtsstreitigkeiten können manchmal eine zermürbende Qualität haben. Was dabei manchmal passiert, und ich vermute, dass das auch im Krieg der Fall ist, ist, dass eine Seite irgendwann erschöpft ist und der Zusammenbruch plötzlich kommt.

Vorstoß der Russen bis zum Dnjepr absehbar

Ich frage mich, ob wir so etwas auch in der Ukraine erleben könnten. Wenn ich von einem plötzlichen Zusammenbruch spreche, dann meine ich nicht einen totalen Zusammenbruch auf der ganzen Linie, aber wir könnten zum Beispiel im Donbass, in der Ostukraine und [00:26:00] in der Ukraine ziemlich dramatische Entwicklungen erleben. Es gibt alle möglichen Leute, die an der Front sind. Russland, aber auch die Ukraine, haben übrigens einige erstaunliche Kriegsreporter. Sehr tapfere Leute.

Im Grunde genommen scheinen sie alle zu sagen, dass, sobald die Verteidigungslinien im Donbass durchbrochen sind, die einzige verbleibende Verteidigungslinie der Fluss Dnjepr ist, und dass es [dazwischen] dann wirklich nichts mehr gibt. Es [00:26:30] gäbe dann nichts mehr, was einem russischen Vormarsch zum Dnjepr im Wege stünde. Wenn aber die Russen bis zum Dnjepr vorstoßen dann ist die Ukraine im Wesentlichen zwei Teile zerschnitten. Den Krieg fort zu führen wird dann, zumindest so weit ich das sehe, sehr, sehr problematisch. Sie stellen also die Frage, wohin sich dieser Krieg entwickelt und in welche Richtung er geht? Ich hoffe, ich habe gerade meine [00:27:00] eigenen Gedanken dazu deutlich gemacht.

Scotts Geschichte von der Artillerie der US-Marines

ScottRitter: [00:27:04] Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Alexander hat gerade alles meisterhaft beantwortet. Es gibt nichts mehr zu besprechen. Nein, ich stimme 100% zu. Wenn Sie mir erlauben, dass ich mir ein bisschen Geschichtenerzählen gönne. Aber es hat etwas mit dem hier zu tun. Als ich bei der Artillerie war, ich war in einem Artilleriebataillon, als ich zum ersten Mal zum Marine Corps kam, als einfacher Leutnant. Und ich hatte die Dreistigkeit [00:27:30] als ich vor meinen kommandierenden Offizier gerufen wurde, sagte er, was ist die Rolle eines Nachrichtenoffiziers? Er hatte gerade die beiden Jungs vor mir gefeuert. Ich antwortete: Der Nachrichtendienst steuert die Operationen. Ohne mich könnt ihr gar nichts machen. Er fragte: Glauben Sie das wirklich? Ich sagte: Ja, Sir, das tue ich. Er sagte: Gut. Sie sind für den jährlichen Ausbildungsplan verantwortlich. Dem Leutnant wurde die Verantwortung für die Erstellung des jährlichen Ausbildungsplans für das größte Artilleriebataillon der freien Welt übertragen, [00:28:00] das fünfte Bataillon der elften Marines, das aus fünf schießenden Batterien besteht. Ich sagte: “Okay, das mache ich.”.

Aber als ich dazukam, war die Art und Weise, wie wir die Artillerie betrieben, die des Zweiten Weltkriegs, mit Artilleriebataillonen zur direkten Unterstützung, die mit der Front zusammenarbeiteten und die für Feuerunterstützung bis zur Divisionsebene sorgten. Aber es war sehr linear. Als [00:28:30] ich mir die sowjetischen Fähigkeiten anschaute, weil wir für den Kampf gegen die Sowjets trainierten, sagte ich, dass wir schon am dritten Tag verlieren würden. Wenn wir das versuchen, wenn wir versuchen, mit den Sowjets auf Augenhöhe zu sein, dann werden wir verlieren. Und das war zu einer Zeit, als das Marine Corps sich für die Manöverkriegsführung entschied. Indem ich einige dieser Prinzipien adaptierte, entwickelte ich einen jährlichen Trainingsplan, der viel Manövrieren, viel Dispersion, konzentriertes [00:29:00] Feuer und mobile Anti-Batterien-Fähigkeiten beinhaltete. Die Idee war, Raum zu tauschen, Raum zu schaffen und den Feind zu stören, bis man einen entscheidenden Punkt erreicht, an dem man ihn treffen kann. Und dafür haben wir trainiert, ich meine, ich war zweieinhalb Jahre lang dort. Eines der interessanten Dinge, von denen Sie sprachen, ist die Logistik, diese neue Art des Krieges. Das Marine Corps trainierte damals so wie es kämpfte, das heißt, wir übten nur mit scharfer Munition. Ich bin 29 Jahre alt, aus Kalifornien und in der [00:29:30] Wüste, und die Munitionsausgaben gingen durch die Decke, und das Hauptquartier des Marine Corps kam zu mir und sagte, das könne man nicht rechtfertigen. Ich musste wieder einen Bericht schreiben. Nun, als Oberleutnant musste ich erklären, dass wir so trainieren mussten, weil wir sonst den Krieg verlieren würden. Ich konnte sie überzeugen. Was ich damit sagen will, ist, dass die Munitionsverbrauchsraten durch die Decke gingen, und trotzdem hatten wir, als wir den Krieg durchspielten, irgendwann einfach nicht mehr genug, egal wie gut [00:30:00] wir waren. Selbst wenn wir alles richtig gemacht haben, selbst wenn wir die perfekte Zeit für ein Manöver genutzt haben, um uns einen Vorteil zu verschaffen, usw. Irgendwann würden unsere fünf Batterien zermürbt werden, ohne dass die Artilleriekapazitäten der [sowjetischen] Streitkräfte nennenswert geschwächt würden. Sie würden uns überwältigen und wir müssten am Ende Atomwaffen einsetzen. Egal, was wir also taten, wir mussten am Ende immer Atomwaffen einsetzen. Und das war das United States Marine Corps.

Ich will nicht [00:30:30] zu sehr prahlen, aber es gab niemanden, der besser war als wir. Und es wird auch nie jemanden geben, der besser ist als wir. Wir waren die ultimativen Kämpfer. Und ich bin mir sicher, dass die Marines heute dasselbe empfinden: Sie haben sich voll und ganz der Kriegskunst verschrieben. Und es war dennoch nicht gut genug. Es war nicht gut genug. Und jetzt haben wir die Ukrainer, die nicht annähernd so gut sind wie die Marines. Sie sind professionell, aber ich kann Ihnen garantieren, dass ihr Militär nie auf dem Niveau trainiert hat, das wir in den 1980er Jahren in Bezug auf Live-Feuer-Manöver ständig im Feld trainiert haben. [Wahrscheinlich ist eine Kombination aus ständigem Stellungswechsel und Schießen mit scharfer Munition gemeint]. Und [00:31:00] jetzt treten sie gegen die Russen an, die ebenfalls nicht so gut ausgebildet waren wie wir. Aber die Russen haben das gemeistert. Und Sie haben recht, logistisch gesehen ist das kein Zufall.

Die Russen haben noch lange genug Munition

Was ist hier los? Wissen Sie, die Russen sind nicht mit dem Gedanken in diesen Krieg gegangen, dass sie ihn in drei Monaten gewinnen werden. Daher haben sie all diese Munition gehortet. Die Russen haben das schon seit Jahren geplant. Seit Jahren haben sie ihre Mittel [00:31:30] für die Beschaffung von Munition aufgestockt. Sie haben nicht nur Artilleriemunition gehortet, sondern auch Präzisionsmunition, Klibr-Raketen, Onyx-Raketen. Diese Dinge sind ihnen noch nicht ausgegangen. Wie Alex weiß hieß es schon im April, “ihnen werden die Kalibr-Raketen ausgehen werden. Sie haben nicht ….”.

 AlexanderMercouris: [00:31:50] Der Daily Telegraph sagte uns im März, dass dies in zwei Wochen der Fall sein würde.

 ScottRitter: [00:31:55] Das ist nicht passiert. Sie haben weiter alles was sie brauchen. Sie greifen dich an und es wird niemals enden.

Noch mal zur angekündigten Entmilitarisierung der NATO

Sie [00:32:00] haben die NATO angesprochen und es gibt eine Ankündigung, dass sie die NATO entmilitarisieren werden. Denken Sie darüber nach. Es ist nicht nur, dass sie … Alexander, Sie wissen, wir reden über 191.000, ich schätze eher 250.000 an Verlusten, das ist mehr als das Doppelte der britischen Armee. Die Zahl der toten Ukrainer entspricht genau der Größe der britischen Armee. Die Russen haben also so viele Ukrainer getötet, wie es [00:32:30] in der britischen Soldaten Armee gibt. Und das ist etwas, worüber man mal kurz nachdenken sollte. Entmilitarisierung der NATO. Die NATO hat sich, um die Ukrainer zu versorgen, selbst ausgeweidet. Das liefert den ersten Teil dieser Ankündigung.

Lassen Sie uns das genauer analysieren. Das bedeutet, dass Russland, bevor wir darüber sprechen, was die NATO der Ukraine zur Verfügung gestellt hat, das gesamte Arsenal der zweitgrößten Armee Europas, das [00:33:00] bestehende Arsenal, die Tausende von Panzern, die Tausende von Artilleriegeschützen, die Hunderte von Flugzeugen, die die Ukraine vor der Öffnung ihrer Kasernen und Arsenale durch die NATO besaß, besiegt, zerstört, vernichtet hat. Das ist an sich schon erstaunlich, denn die Menge an Ausrüstung, die Russland zerstört hat, wenn man sie mit dem vergleicht, was die NATO in ihren Arsenalen hat, bedeutet, dass sie in der Lage sind, das, was die NATO hatte, vollständig [00:33:30] zu zerstören. Aber jetzt hat sich die NATO selbst ausgeweidet, indem sie der ukrainischen Armee erhebliche Mengen an Ausrüstung gegeben hat, die von den Russen zerstört wurde. Es ist also nicht so, dass sich das ukrainische Militär mit all dieser neuen NATO-Ausrüstung erfolgreich neu aufgestellt hat, um größer, besser und besser zu werden. Sie werden immer noch zerschlagen. Die Ausrüstung wird zerstört.

Russland hat den Krieg militärisch zweimal gewonnen

Russland hat den Krieg also zweimal gewonnen. Sie besiegten das ukrainische Militär, wie es [00:34:00] ursprünglich organisiert und ausgerüstet war, und sie besiegten das neue ukrainische Militär, das von nun von der NATO mit all dieser Ausrüstung der NATO ausgestattet wurde. Einige NATO-Staaten haben die Bereitstellung von Ausrüstungsgegenständen ganz eingestellt, weil sie nichts mehr zur Verfügung stellen können, es sei denn, sie wollen ihre Fähigkeiten auf Null reduzieren. Russland hat also die NATO demilitarisiert. Tatsache ist, dass Russland in der Lage sein wird, die derzeitige Artillerierate von 60.000  [00:34:30] bis 70000 Schuss pro Tag aufrechtzuerhalten – ein kurzer Hinweis auf den Golfkrieg, in dem ich 1991 gegen den Irak kämpfte, die Vereinigten Staaten feuerten während der Bodenkampfphase im gesamten Golfkrieg 60.000 Schuss [Artilleriemunition] ab. Die Russen verbrauchen das an einem Tag. Lassen Sie uns also kurz darüber nachdenken, bevor wir zum nächsten Punkt übergehen.

Aufrüstung ist kein Computerspiel sondern kostet Zeit

Die NATO – lassen Sie mich das einwerfen. Man baut eine Armee nicht über Nacht auf. Und [00:35:00] Alexander, Sie haben das angedeutet. Sie sprachen von der Fähigkeit, Munition usw. zu produzieren. Selbst, wenn NATO auf magische Weise 200 Milliarden Euro produzieren würde. Sie können das nicht, aber nehmen wir an die haben magische Euros. Dies ist kein Kriegsspiel, kein Computerspiel, bei dem wir rekrutieren, genügend Ressourcen anhäufen und auf den Knopf klicken und sagen “Oh, sehen Sie, wir haben genug Ressourcen angesammelt, wir bauen Panzer, wir bauen Panzer. Wir bauen Flugzeuge. Wir bauen Artillerie.” Nein, die industrielle [00:35:30] Basis ist [in der Realität] nicht in der Lage, das zu tun.

Die industrielle Basis arbeitet auf der Grundlage eines zeitlichen Budgets, d.h. der Gesetzgeber genehmigt eine bestimmte Menge an Munition, die im Laufe der Zeit produziert werden soll. Die industrielle Basis stellt sich darauf ein und tut dies, wenn es nicht zu einer totalen Mobilisierung, einer totalen Umwandlung der industriellen Basis kommt, ist das alles, was man tun kann. Diese Umstellung braucht Zeit. Sie geschieht nicht über Nacht. Europa ist nicht in der Lage, ein Arsenal zu produzieren, das [00:36:00] mit dem russischen Militär mithalten kann. Sie werden die Briten abhängen. Ich glaube, es wurde viel darüber geredet, dass sie [die Briten] in zwei Wochen keine Munition mehr haben würden. Nein, die Munition wird ihnen vor Ablauf von zwei Wochen ausgehen, denn das setzt zunächst einmal voraus, dass Großbritannien in der Lage ist, mit einer bestimmten Anzahl von Truppen über einen Zeitraum von zwei Wochen eine bestimmte Feuerrate aufrechtzuerhalten. Sie würden Ihre gesamte Armee in weniger als dieser Zeit verlieren. Sie würden also keine Truppen mehr haben, die Munition verbrauchen könnte, die Munitionsdepots würden zerstört werden. Die Logistik würde zerstört werden. Die Russen werden [00:36:30] Sie auf dem gesamten Spektrum des Schlachtfelds dominieren. Und das gilt für die gesamte NATO, sogar für die Vereinigten Staaten. Uns gehen die HIMARS-Raketen aus. Wissen Sie, das HIMARS ist angeblich diese magische Waffe, die wir entwickelt haben, und mit der wir dem russischen Militär das Genick brechen können. Nun, das ist wunderbar in einer perfekten Welt, aber wir haben keine HIMARS-Munition mehr. Wir haben sie alle den Ukrainern gegeben, und sie wurden alle in die Luft gesprengt. Also, ja, die NATO ist entmilitarisiert worden, und wenn dieser Krieg zu Ende ist, und er wird zu Ende gehen, werden wir [00:37:00] ein russisches Militär sehen, das die Kunst des Krieges perfektioniert hat, was nicht nur beinhaltet, wie man den Feind an der Front tötet, sondern auch, wie man das logistisch aufrechterhält, wie man das macht und wächst. Und sie werden es mit einer NATO zu tun haben, die sich selbst entkernt hat, die keine Nachhaltigkeit hat und der es immer noch an einem Militär mangelt, das in der Lage ist, die Art von Krieg zu führen, die Russland jetzt führt.

Wie wird sich der Krieg in der Ukraine ändern?

Wird sich der Krieg ändern? Ja. Wenn sie die Verteidigungsanlagen [bei Donezk] durchbrechen, wird sich das Wesen des Krieges ändern. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber [00:37:30] ich würde jeden davor warnen, an einen dramatischen Ausbruch zu denken. Und der Grund, warum ich das sage, ist, dass die Operation Bagration im Sommer 1944 stattgefunden hat. Die Zerstörung der Heeresgruppe Mitte, einer der schrecklichsten Zusammenbrüche des militärischen Zusammenhalts in der modernen Geschichte, bei dem die deutsche Heeresgruppe Mitte im Wesentlichen von den Sowjets überwältigt wurde [00:38:00]. Und plötzlich sieht man die großen Pfeile [auf den militärischen Lagekarten], die vorwärts gehen, und auf dem Papier sieht es wirklich, wirklich gut aus. Große Pfeile. Aber weißt du, was mit diesen großen Pfeilen einherging? Große Verluste. Riesige Verluste. Große Pfeile gibt es nicht umsonst. Große Pfeile sind teuer. Und ich glaube nicht, dass die Russen bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Auch wenn sich die Gelegenheit für einige große Pfeile bietet, denke ich, dass die Russen [00:38:30] versuchen werden, ihren Zermürbungskrieg anzupassen, den sie bisher geführt haben. Wahrscheinlich mit einem höheren Operationstempo, aber sie werden versuchen, den Ukrainern immer wieder die Gelegenheit zu geben, eine Pause einzulegen, sich zu konsolidieren, und dann werden die Russen ebenfalls eine Pause einlegen, sie niedermahlen und dann zur nächsten Pause übergehen. Ich denke also, dass wir anstelle dieses stetigen Zermahlens einige Sprünge nach vorne sehen werden, Sprünge nach vorne, Sprünge nach vorne, [00:39:00] Sprünge nach vorne. Aber ich glaube nicht, dass wir die großen Pfeile sehen werden, denn große Pfeile bringen große Verluste mit sich. Und eines der Dinge, die die Russen offenbar für sich entdeckt haben, ist die Minimierung von Verlusten. Dies ist immer noch eine militärische Spezialoperation. Sie haben nicht mobilisiert. Sie haben immer noch mit den Einschränkungen eines Militärs in Friedenszeiten zu tun. Sie sind also nicht darauf vorbereitet, die Verluste hinzunehmen, die mit großen, weitreichenden Offensivoperationen einhergehen. Und ich erwähne das, weil egal [00:39:30] was mit den Ukrainern passiert, wenn sie zusammenbrechen und zerbröckeln, genau wie die deutsche Armee im Zweiten Weltkrieg. Die Deutschen waren immer noch in der Lage, sich auf der Stelle zu drehen und die Sowjets zu schlagen, wenn diese einen Fehler machten. Die Ukrainer sind immer noch in der Lage, auf der Stelle zu drehen und den Russen ins Gesicht zu schlagen, wenn der Russen ihnen die Chance dazu geben. Das ist also die Gefahr großer, den Gegner besiegender militärischer Offensiven [engl.: big air war], denn wenn man sie beginnt und einen kompetenten Gegner hat, kann er immer noch Schaden anrichten. Und ich glaube nicht, dass die Russen [00:40:00] den Ukrainern eine Gelegenheit geben wollen, Schaden anzurichten. Letztendlich wird dieser Krieg aber zu einem Krieg der Gebietseroberung werden, sobald die Verteidigungsanlagen aufgerollt sind.

[Anmerkung. Auf dem Military Summary Chanel wurde am Freitag den 26.8.2022, also eine Woche nach der hier übersetzten Diskussion erklärt, dass die Russen in der ablaufenden Woche in der Gegend bei Donezk und an den meisten anderen Stellen keine Gebietsgewinne mehr zu verzeichnen hatten weil sie sich auf eine neue Taktik verlegt haben: Sie beschießen und dezimieren damit ukrainische Einheiten aus sicherer Entfernung so lange mit ihrer Artillerie, bis die Ukrainer die dezimierten Einheiten gegen frische Einheiten auswechseln. Dann dezimieren die Russen diese frischen Einheiten. Erst wenn die Russen sicher sind das die Ukraine eine Stellung wirklich kampflos aufgegeben hat rücken sie vor. Offenbar gelingt es den Russen so den ukrainischen Streitkräften hohe Verlust zu zu fügen und deren Einheiten zu zermürben, ohne dass es auf russischer Seite Verluste gibt.]

Wie die Ukraine ihr Recht verlor über ethnische Russen zu regieren

Die Russen haben deutlich gemacht, dass sich die Natur des Konflikts geändert hat, weil die Ukraine im April nicht bereit war, sich auf verantwortungsvolle Verhandlungen einzulassen. Und um es grob zu vereinfachen, hat die Ukraine das Recht verloren, über einen ethnischen [00:40:30] Russen zu herrschen. Ich denke, das ist so einfach, wie ich es ausdrücken kann. Russland wird den Ukrainern nie wieder die Möglichkeit geben, ethnische Russen so zu terrorisieren, zu ermorden, zu vergewaltigen, wie sie es in der Vergangenheit getan haben. Die vom ukrainischen Parlament verabschiedeten Gesetze zum Verbot der russischen Sprache und zur Ächtung der russischen Kultur sind Gesetze, die, wenn man die Augen schließt und das Wort “Russisch” durch “Jude” ersetzt, in ihrer Auslöschung eines Volkes, einer Kultur, einer Rasse an Nazi-Deutschland erinnern. [00:41:00] Egal, was passiert, die Ukraine hat in den Köpfen der Russen, glaube ich, jedes Mitspracherecht verloren, wenn es darum geht, einen ethnischen Russen zu regieren. Sie werden also Charkow verlieren, sie werden Dnipropetrowsk verlieren, sie werden Nikolajew verlieren, sie werden Odessa verlieren. Und ich denke, wir werden die Schaffung von Neurussland erleben, das sich von Transnistrien bis nach Charkow erstreckt. Das wird für immer Russland sein. Die Militäroperation wird, sobald sie die Verteidigung aufrollen und den Donbass [00:41:30] zurückerobern, zu einem Krieg der Gebietseroberung werden, in dem die Russen ein bestimmtes territoriales Ziel definieren und es dann erreichen werden. Konsolidieren, vollenden, konsolidieren, vollenden mit dem Ziel, ihre Ziele mit minimalen Verlusten zu erreichen. Das ist der einzige Punkt, der meiner Meinung nach berücksichtigt werden muss. Die Russen werden keine großen Spiele spielen, weil Russland politisch nicht bereit ist, große Verluste hinzunehmen, aber sie werden diesen Krieg gewinnen.

Wird Russland Wehrpflichtige mobilisieren?

 GlennDiesen: [00:42:00] Der Punkt, den ich Sie fragen wollte, weil Sie erwähnt haben, dass Russland nicht über dieses Format einer speziellen Militäroperation hinausgegangen ist, dass es Spekulationen bezüglich der Mobilisierung gibt, weil es danach aussieht, dass es nächsten Monat diese Volksabstimmungen durchführen wird, mit denen Cherson und Saporischschja an Russland angeschlossen werden. [00:42:30] Wäre es nicht so, dass das damit das rechtliche Problem, des Einsatzes russische Truppen in fremden Ländern überwunden würde? Mit anderen Worten, dies würde es Russland ermöglichen, auch viele Wehrpflichtige zu entsenden und viele dieser Truppen freizusetzen? Oder ist das etwas, das nicht durch das Gesetz eingeschränkt ist, sondern dass sie lediglich nicht unbedingt tun wollen, um die Verluste gering zu halten?

AlexanderMercouris: [00:43:00] Ich glaube nicht, dass sie Wehrpflichtige in diesen Krieg schicken werden. Ich glaube nicht, dass dies überhaupt Teil der Agenda ist. Ich denke, was sie tun werden, ist Folgendes. Sie werden genau das tun, was Scott gesagt hat. Sie werden damit beginnen, diese Gebiete in die Russische Föderation einzugliedern. Und das wird rechtliche Auswirkungen haben, denn sobald diese Gebiete Teil der Russischen Föderation sind, werden Angriffe auf sie zu Angriffen auf die Russische Föderation. Angriffe auf sie werden Teil von Angriffen auf Russland selbst.

Aber ich glaube, dass [00:43:30] wir zwei Dinge erleben werden. Erstens denke ich, dass die Russen anfangen werden, in diesen Gebieten zu rekrutieren. Das tun sie ja bereits. Es gibt auch schon Berichte, die durchgesickert sind. Es ist nicht ganz klar, aber anscheinend wird bereits eine Odessa-Brigade gebildet, und es werden noch mehr solcher Einheiten entstehen, nicht als Miliz, aber sie werden vermutlich Teil der regulären russischen Armee sein.

Aber mit diesen Gebieten [00:44:00] erhalten die Russen einen Reservepool von Menschen, die von Ukrainern regiert wurden, die Gründe haben, den Ukrainern nicht freundlich gesinnt zu sein, weil sie diskriminiert wurden. Das ist übrigens etwas, was die Menschen im Westen einfach nicht akzeptieren wollen. Ich meine, man akzeptiert im Westen einfach nicht, dass es diese sehr stark diskriminierende Politik gegenüber Russen gibt. Aber sie ist eine Tatsache, und sie [00:44:30] wird eine Wirkung haben. Die Menschen werden bereit sein, sich zu melden, zu kämpfen, ihr Land zu verteidigen und in die russische Armee einzutreten, um das zu tun. Es gibt auch Gerüchte, und ich betone Gerüchte, aber sie sind so weit verbreitet, dass ich mir sicher bin, dass etwas dran ist, dass alle möglichen Freiwilligenbrigaden – mit anderen Worten, Reservisten – in Russland rekrutiert werden [00:45:00], um im wesentlichen Infanteriepersonal aufzubauen. Ich glaube, das ist das einzige, was den Russen in diesem Krieg gefehlt hat ist Infanterie. Scott weiß mehr darüber als ich. Sie werden nach und nach mehr Infanterie aufstellen, durch all diese Freiwilligen, durch die Tatsache, wie ich schon sagte, dass sie in der Lage sein werden, Personal in diesen bestimmten Regionen zu rekrutieren, und das [00:45:30] wird, denke ich, mit der Zeit das Gleichgewicht noch mehr beeinflussen.

Ich meine, ich habe das Gefühl, dass die Ukraine, wenn wir uns die Situation, sagen wir, im März, als die Schlacht im Donbass begann, anschauen, zu diesem Zeitpunkt einen sehr, sehr großen Vorteil bei den Infanteriekräften hatte. Ich vermute, dass sich dieser Vorsprung durch all diese Verluste verringert hat. Mit den [00:46:00] russischen Verstärkungen, die jetzt ins Spiel kommen, wird sich dieser Vorteil noch weiter verringern. Sie sehen also eine ausgeglichene Tendenz. Zumindest ist das meine Meinung. Aber ich glaube nicht, dass sie Wehrpflichtige hineinschicken werden. Ich denke, dass das russische Militär auf einer gewissen Ebene von einem Kriegskonzept [00:46:30] abrücken will, bei dem der Krieg mit Wehrpflichtigen geführt wird. Ich glaube, Wehrpflichtige werden eher als Arbeitskräftereserven gesehen, denn als Leute, die man in die Schlacht an die Front schickt. Ich persönlich glaube also nicht, dass sie noch Wehrpflichtige in die Schlacht schicken werden.

 ScottRitter: [00:46:51] Ich stimme zu. Ich möchte das nur noch einmal betonen.

Russlands Abschied von den  Wehrpflichtigen

Die Russen haben sich bereits von den Wehrpflichtigen verabschiedet. Wissen Sie [00:47:00], schauen Sie sich die jüngste Erhebung an, um es mal so zu sagen. Ich habe die Zahl vergessen. Ich glaube, die Gesamtzahl für dieses Jahr war 260.000, ungefähr die Hälfte davon wird alle sechs Monate eingezogen. Es gibt zwei Zyklen. Und die Russen haben sich daran gehalten. Es gab keine massive Ausweitung der Rekrutierung. Sie rekrutierten im Grunde nur so viele Wehrpflichtige, wie sie in Friedenszeiten für ihre militärischen Verpflichtungen benötigten. Es ist das gleiche Niveau [00:47:30] der Rekrutierung, das vor der speziellen Militäroperation stattfand.

Und wie Alexander schon sagte, und das ist etwas, das 2008 während des kurzen Krieges mit den Georgiern aufkam. Die georgische Infanterie war von den Marines ausgebildet worden. Wie gesagt, ich bin kein großer Fan davon das die NATO-Ausbildung in Georgien oder in der Ukraine ausbildet. Aber hey, die Marines, die sind professionell und bilden diese Truppen sehr gut aus. Und die Russen [00:48:00] haben nach dem Krieg gesagt, dass sie noch nie gesehen haben, dass leichte Infanterie auf diese Weise operiert. Sie waren zehnmal besser als die Russen. Ihr Feuermanöver, ihre Führung und Kontrolle, die Art und Weise, wie ihre Truppen miteinander kooperieren. Die Russen sagten, diese Jungs seien fantastisch. Es war nur so, dass die Russen Panzer und Artillerie mitbringen konnten, gegen die die Infanterie keine Chance hatte. Aber Junge, konnten diese Georgier kämpfen.

Da haben die Russen gesagt, na ja, wenn die Georgier das so machen, was ist, wenn wir jemals gegen den [00:48:30] großen Hund antreten müssen? Wir haben gerade gegen einen Chihuahua gekämpft.  Wir haben gewonnen, aber er hat uns geschlagen. Was, wenn wir gegen den Rottweiler da drüben antreten müssen? Wie werden wir mit ihm fertig? Und so fingen sie an, sich zu verändern. Eines der Dinge, die sie getan haben, ist, dass, wenn man die Qualität der Ausrüstung ändert, wenn man die Fähigkeiten der Kommunikation ändert, wenn man die Taktik und die Operation, die Doktrin ändert, man das Niveau der militärischen Fähigkeiten erhöht, die erforderlich sind, um das zu erreichen, so dass man [00:49:00] es nicht mit einer Wehrpflichtigen Armee erreichen kann. Einer der Gründe, warum die Sowjets die Masse so eingesetzt haben, ist, dass das Konzept der Masse gut zu ihrem Wehrpflichtigen-Militär passte. Sie waren in der Lage, eine große Anzahl von Menschen zu rekrutieren, sie mit einer großen Anzahl von Geräten auszustatten, die sehr einfache Aufgaben auf massive Weise erledigen und einen Feind überwältigen konnten. So kämpfen die Russen heute nicht mehr. Sie sind sehr hoch entwickelt. [00:49:30] Sie brauchen sehr professionelle Truppen, Truppen, die in der Lage sind, das Konzept der Befehlshaber zu verstehen . Diese Vorstellung, dass der russische Soldat nur ein dummer kleiner Roboter ist, dem gesagt wurde, er solle etwas tun und der es blindlings ausführt, das ist vorbei. Der russische Soldat ist ein denkender Profi, der die Absicht eines Befehlshabers erfährt und dann auf der Grundlage der Realität vor Ort Wege findet, diese Absicht zu verwirklichen.  Das ist ein Berufssoldat. 70% des russischen Militärs besteht aus so genannten Vertragssoldaten [00:50:00] die im Grunde genommen Berufssoldaten sind. Und diese Zahl wird noch steigen. Ich glaube, das Ziel der Russen ist es, die Zahl der Wehrpflichtigen so weit wie möglich zu reduzieren.

Die anfängliche Antikriegsstimmung in Russland

Und wie Alexander schon sagte, einer der Gründe, warum sie nicht eingezogen werden müssen, ist, dass, als dieser Krieg begann, ich wiederhole mich, und ich zögere immer, mich auf anekdotische Informationen zu verlassen, aber ich glaube, dass es in Russland ein erhebliches Anti-Kriegsgefühl [00:50:30] gab, und dass viele, viele, viele Russen nicht für diesen Konflikt waren. Sie haben die Notwendigkeit eines Angriffs auf ein anderes slawisches Land nicht verstanden. Es gibt große familiäre Wurzeln, wissen Sie, Beziehungen. Wenn man einen Russen kratzt, bekommt man eine ukrainische Großmutter, wenn man einen Ukrainer kratzt, bekommt man einen russischen Onkel. Ich meine, so ist das nun einmal. Und so gab es eine Menge Unmut. Die russische Regierung hatte keine gute Arbeit geleistet, um der Bevölkerung diesen Konflikt zu erklären. Ich glaube also, dass es hier [00:51:00] ein Problem gab, und das ist einer der Gründe, warum die russische Regierung zögert, zu mobilisieren, denn eine Mobilisierung in einer Bevölkerung, die nicht bereit ist, mobilisiert zu werden, könnte zu katastrophalen Folgen führen.

Warum die Stimmung in Russland kippte

Aber im Laufe der Zeit hat das russische Volk es selbst herausgefunden. Wie Alexander sagte, wir im Westen verstehen es nicht. Sie verstehen es in Russland. Sie wissen genau, was vor sich geht.  Sie verstehen den Hass, den abgrundtiefen Hass, den die Ukrainer gegenüber den Russen empfinden, die sie als Orks bezeichnen. Ich meine, das [00:51:30] ist der übelste Rassismus, den man sich vorstellen kann. Und dann dreht man diesen Hass um. Dieser Hass existiert in der breiten ukrainischen Bevölkerung. Ich glaube, viele Russen waren schockiert darüber, wie groß die Ressentiments unter den einfachen Ukrainern waren. Ich spreche nicht von den Nazis. Ich spreche vom Durchschnittsukrainer, vom Groll gegenüber Moskau. Die Ressentiments gegenüber den Russen. Und dann kommt noch dieser ukrainische Nationalismus hinzu, dieses abscheuliche Konzept der rassischen Vorherrschaft, das [00:52:00] Polen, Russen und Juden als Untermenschen behandelt. Das ist keine Theorie. Wir wissen, dass sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und im Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg Hunderttausende von ihnen abgeschlachtet haben. Es ist also nicht hypothetisch. Es ist real. Das ist die Ukraine. Das ist das wahre Gesicht des ukrainischen Nationalismus. Und ich glaube, die Russen haben endlich begriffen: Wow, das ist ernst. Wir lassen uns auf diesen Krieg ein.

Druck der Bevölkerung auf die russische Regierung

Nun, es gibt zwei Dinge, die mit der Zustimmung zu tun haben: Wir unterstützen diesen Krieg. Aber dann wenden sie sich an die Regierung und sagen, ihr solltet besser gewinnen, und zwar entscheidend. [00:52:30] Sie lassen sich nicht auf den Krieg ein, um dann eine halbe Sache zu machen. Deshalb sage ich, wenn alle von Verhandlungen reden: Es wird keine Verhandlungen geben, es wird eine bedingungslose Kapitulation geben, aber es wird keine Verhandlungen geben. Es wird keine Bedingungen geben.

Die Ukrainer kommen an den Tisch und sagen, wir sind bis zum Stillstand gefeuert, wir akzeptieren eure Bedingungen. Die Russen werden im Grunde nur sagen, “wie viel von eurem erbärmlichen kleinen Land wollt ihr noch unter eurer erbärmlichen Herrschaft haben? Wir werden diktieren, dass ihr keine Stimme habt. Ihr habt kein Mitspracherecht. Was wir entscheiden, ist das, was ihr bekommen werdet.”. [00:53:00]

Ich glaube, ein Grund, warum die Russen diese harte Position einnehmen müssen, ist, dass die russische Bevölkerung es verlangt, dass sie es fordert, aufgrund der Opfer, die gebracht wurden, aufgrund dessen, was in Russland emotional passiert ist, um sich in diesen Konflikt einzukaufen, und dieses Einkaufen bringt eine Welle von Patriotismus mit sich.

Rekrutierungsprobleme der USA

Wissen Sie, im Moment hat die US-Armee ein Rekrutierungsproblem. Wir können die fette woke Bevölkerung nicht dazu motivieren, sich freiwillig zum Militärdienst [00:53:30] zu melden. Die Leute sagen einfach, wir wollen das nicht. Nicht nur das, die Leute wollen es nicht. Die Nation schafft es nicht einmal mehr genug Leute herzuvorbringen, die überhaupt die Mindestanforderungen für den Militärdienst zu erfüllen. Kinder wachsen nicht mehr mit dem Wunsch auf, Soldat zu werden oder zur Marine zu gehen. Ich meine, ich bin damit aufgewachsen, dass mein Vater bei der Air Force war. Alles, was ich wollte, war, dem Militär beizutreten. Und ich habe trainiert, ich habe Sport getrieben und war oft im Team, körperlich fit. Alle meine Mitschüler [00:54:00] wollten körperlich fit sein, und viele von uns wollten zum Militär. Das wollten wir tun, um unserem Land zu dienen. Das Konzept der Nation zu dienen ist nicht mehr so weit verbreitet wie früher, und ich glaube, [auch] Russland ist in dieses Malaise gefallen – aber nicht jetzt.

Viele Freiwillige in Russland

[Einschub: Im Military Summary Chanel am Fr. 26.8.2022 wurde berichtet und erklärt dass und warum Russland nun den Personalbestand seiner Streitkräfte um 140.000 erhöht hat. Es geht wohl darum dass sich viele freiwillig zu den Streitkräften melden und dass man dies in der Finanzplanung berücksichtigt indem man die offizielle Sollstärke der Streitkräfte entsprechend erhöht.]

Es gibt Russen, die dienen wollen, und es gibt viele Freiwillige. Und es gibt zwei Arten von Truppen, die für die Russen kämpfen. Es gibt die professionellen Truppen, die Fallschirmjäger, die Marines, die gepanzerten Einheiten und natürlich die Infanterieeinheiten. Aber [00:54:30] dann gibt es noch das, was man die Nationalgarde nennt, die russische Nationalgarde. Dafür war das Innenministerium zuständig, es sind die Streitkräfte des Innenministeriums, in beträchtlicher Zahl. Sie wurden in die sogenannte russische  Nationalgarde umgewandelt.

Die russische Nationalgarde stellt neue Bataillone, neue Truppenverbände auf, alles Freiwillige. Die Tschetschenen haben eine Ausbildungsakademie, die Tausende von Freiwilligen ausbildet, die nach sehr hohen Standards geschult werden und entweder in [00:55:00] Ersatzeinheiten oder in tatsächlich funktionierenden Einheiten organisiert und entsandt werden. Diese Ausbildung findet wieder unter den Freiwilligen aus den besetzten Gebieten statt.

Ich weiß nicht, ob das ein politisch korrekter Begriff ist, aber die ehemaligen ukrainischen Gebiete von Cherson haben eine Bevölkerung, die groß genug ist, um die Odessa-Brigade zu bilden. Es wird eine Karkow-Brigade gebildet, und ich denke, dass diese gut ausgebildeten, motivierten leichten [00:55:30] Infanterieeinheiten gebildet werden, die man heranziehen wird, wenn es zu einigen sehr schweren Kämpfen kommt.

Noch einmal zu den Opferzahlen der russischen Seite

Um noch einmal auf die Opferzahlen zurückzukommen. Sagen wir, die Russen hatten zehn oder 15.000 Tote zu beklagen. Das ist meine grobe Schätzung. Etwa 5000, vielleicht 6000 sind reguläre russische Streitkräfte. Der Rest sind Milizionäre der Donezker Volksmiliz und der Lugansker Volksmiliz. Sie tragen die Hauptlast der Verluste, weil sie die Hauptlast der schweren Kämpfe tragen. Das ist gewollt, denn [00:56:00] das ist die Befreiung von Lugansk, das ist die Befreiung von Donezk, wo die Russen ihnen die Führung bei der Räumung der Schützengräben usw. überlassen. Die Russen werden sie unterstützen, falls und wenn es nötig ist.

Aber ich denke, wenn wir uns zum Beispiel die Schlacht um Odessa ansehen, wird man sehen, dass die führenden Truppen bei der Räumung von Odessa die der Odessa-Brigade sein werden. Sie werden von russischen Marines, von russischen Fallschirmjägern, von tschetschenischen Spetsnaz oder tschetschenischen Spezialkräften unterstützt. Aber die Jungs, die das tun werden [00:56:30], die Grabenkämpfe, die Grabensäuberung, das wird die Odessa-Brigade sein, und sie werden den Großteil der Verluste erleiden.

Dasselbe gilt für die Brigade Charkow, wenn Sie in Charkow einmarschieren. Und das ist die russische Absicht. Diejenigen, die ein persönliches Interesse an der Befreiung des Gebiets haben, werden die Kämpfe führen. Die Leute, die den Donbass befreien, sind die Milizen der Donbass-Republiken, und sie erleiden die schwersten Verluste, und die Leute, die befreien werden, sobald der Donbass befreit ist und man in diese anderen Gebiete vordringt, werden meiner Meinung nach leichte Infanterieeinheiten sein, die aus diesen Gebieten rekrutiert werden, unterstützt von patriotischen, motivierten Einheiten. Das russische Militär, die Profis werden da sein, aber sie werden eher eine unterstützende Rolle spielen oder sie werden ihre Fähigkeiten auf strategisch wichtige Punkte konzentrieren, wo man diese Professionalität braucht, aber Russland muss nicht mobilisieren und will nicht mobilisieren. Und damit möchte ich es bewenden lassen.

Mobilisierung wäre eine Niederlage Russlands

Wissen Sie, als Israel [00:57:30] 2006 gegen die Hisbollah kämpfte, hat die Hisbollah, wenn man sich die Statistiken ansieht, mehr Männer verloren. Sie haben mehr Ausrüstung verloren. Die Hisbollah hat diesen Krieg dennoch haushoch gewonnen. Und warum? Sie haben den Krieg gewonnen, weil sie nicht verloren haben.  Der israelische Sieg war überhaupt kein Sieg. Er war eher peinlich. Es war eine Demütigung. Und obwohl die israelische Armee nicht besiegt wurde, weil sie nicht gewonnen hat, hat sie verloren. Eine Mobilisierung [00:58:00] seitens Russlands ist eine Niederlage. Es ist eine strategische Niederlage. Russland wird also nicht mobilisieren, denn das bedeutet, dass es verloren hat. Alles, was den Ukrainern das Gefühl gibt, dass sie die Russen gezwungen haben, strategisch von ihrem Masterplan abzurücken, ist ein Sieg für die Ukraine, und es ist etwas, worauf die Ukrainer aufbauen können und wofür sie internationale Unterstützung bekommen. Eine russische Mobilisierung wäre also eine Niederlage für Russland und ein Sieg für die Ukraine. [00:58:30] Und ich glaube nicht, dass die Russen in nächster Zeit mobilisieren werden. Sie brauchen es nicht. Sie wollen es auch nicht. Und noch einmal, wenn sie es tun, ist es eine politische Niederlage für sie.

GlennDiesen: [00:58:40] Ich erwarten nicht, dass sie die Wehrpflichtigen an die Front schicken. Es wäre sehr unpopulär, wenn diese Leute in Särgen nach Hause kämen. Das würde die Unterstützung für den Krieg stark verringern. Ich habe eher an die Leute im Hintergrund gedacht, an die Gebiete, die bereits eingenommen wurden, die jetzt so sind, dass man die Berufssoldaten eher an die [00:59:00] Front schicken kann und natürlich die Rotation verbessert hat und sicherstellt, dass sie zwischen den Vorstößen genug Erholung bekommen.

Katastrophale Fehler des Westens

Wie der Westen die Stimmung in Russland kippte

Aber ich denke, das Problem oder einer der größten Fehler, den der Westen gemacht hat, war, dass er im Wesentlichen mit allen Russen in den Krieg gezogen ist. Denn ich stimme dem zu, was Scott gesagt hat. Als der Krieg im Februar begann, fühlten sich viele Russen wirklich schlecht und sehr unsicher in Bezug auf diesen Krieg. Sie waren sehr gespalten. Nicht viele [00:59:30] Menschen fühlten sich wohl dabei, in einen Krieg mit einem immer noch slawischen Land, der Ukraine, zu ziehen.

Aber ich denke, der beste Weg für den Kreml, alle auf seine Seite zu ziehen, war, als die Amerikaner sagten: “Unser Ziel in diesem Krieg ist nicht nur die Verteidigung der Ukraine, wir wollen Russland dauerhaft schwächen. Wir werden dafür sorgen, dass sie nie wieder eine Offensive starten oder in den Krieg ziehen können.” Das war eine Art offene Kriegserklärung, die andeutete, [01:00:00] selbst wenn man noch in Russland und gegen den Krieg ist, wenn man um sein eigenes Überleben kämpft, dann geht es nicht nur um diesen Krieg. Man sieht, dass es im Wesentlichen so ist wie der Kreml gesagt hat. Dies ist ein Stellvertreterkrieg. Die Vereinigten Staaten sind hinter Russland her. Das ist es, was sie in der Ukraine getan haben. Und ich glaube, das ist bei vielen Russen angekommen. Ich denke also, dass Washington in dieser Sache einen großen Fehler gemacht hat, aber nicht nur die USA, sondern auch die Europäer. Ich [01:00:30] und Alexander haben vorhin darüber gesprochen, wie die Russen jetzt behandelt werden.

Wir haben immer gesagt, dass es in Europa seit Jahrhunderten eine sehr starke Russophobie gibt, aber wir hatten immer diese Art von liberalem Schleier. Wissen Sie, wir haben so getan, als ob wir die Russen wirklich lieben würden und dass wir nur ihre Führer hassen. Aber jetzt, mit diesem Konflikt, hat sich die Stimmung einfach geändert. Jetzt tut niemand mehr so, als ob. Es ist ziemlich abscheulich. Wir wollen keine Russen bei den Olympischen Spielen. Wir wollen keine [01:01:00] Russen auf Tennisplätzen sehen. Wir spielen kein Schach mit ihnen. Sie dürfen nicht als Touristen in unser Land kommen. Im Grunde genommen sind die Russen unser Feind. Das ist jetzt die Sprache. Ich denke also, ja, sogar Astovich in der Ukraine hat erkannt, dass es vielleicht ein paar freundliche Pro-Ukrainer in Weißrussland oder Russland gibt, aber das würde alle verscheuchen. So kennt Astovich die Leute. Also, ich denke das war für [01:01:30] das Pentagon ein großer, großer Fehler, obwohl.

 AlexanderMercouris: [01:01:34] Es war ein katastrophaler Fehler. Es war ein absolut katastrophaler Fehler. Ich muss übrigens sagen, dass ich das Gefühl habe, dass wir diesen Fehler in Europa in größerem Ausmaß begangen haben die Vereinigten Staaten.

Wenn man zu Beginn dieses Krieges etwas tun wollte, das garantiert die russische Unterstützung hinter [01:02:00] der russischen Regierung festigen würde, dann waren all die Dinge, die in den ersten Wochen im Westen, insbesondere in Europa, von der Europäischen Union, von den europäischen Regierungen getan wurden, auf dieses Ziel hin berechnet.

Ich meine, die eine Sache, von der ich zufällig weiß, dass sie die Gefühle vieler Menschen in Russland herauskristallisiert hat, war das weltweite Flugverbot, die Vorstellung, dass Russen nicht länger in der Lage sein würden [01:02:30], auf die Art und Weise nach Europa zu fliegen, wie sie es bisher konnten? Sie wissen schon, der Versuch, Aeroflot sozusagen auszuschließen. Dies vermittelte den Eindruck, dass Russen in Europa nicht erwünscht sind.

Dabei ist Russland eine viel kultiviertere Gesellschaft, als viele Menschen im Westen glauben. Die Russen sind viel besser informiert als viele Menschen im Westen meinen. Sie sind viel gebildeter. Sie [01:03:00] haben das alles gesehen. Sie sahen die westlichen Führer so, wie sie über Russland sprachen. Sie sahen all diese Dinge über das Verbot von Tschaikowsky und den Rauswurf von Dostojewski aus den Kursen, was übrigens wahr ist. Solche Dinge sind tatsächlich passiert. Sie sind mit der Art von Dingen vertraut, die die Medien im Westen verbreiten.

Und sie sagten sich, wissen Sie, Putin hat diese weitschweifige, unzusammenhängende Rede zu Beginn dieses Krieges gehalten. Aber [01:03:30] er hat Recht. Er hat absolut Recht. Diese Menschen sind von Grund auf feindlich gesinnt, nicht nur ihm gegenüber, sondern auch uns gegenüber. Es handelt sich also um eine existenzielle Frage. Und wir haben diese außergewöhnliche Konsolidierung der russischen Gesellschaft gesehen, die stattgefunden hat.

Unterschätzung der russischen Wirtschaft

Und noch etwas ist passiert, nämlich dass der Westen, und ganz besonders die Europäer, aber ich denke auch hier in den Vereinigten Staaten, die Ausgereiftheit (engl. sophistication) der russischen Wirtschaft ernsthaft unterschätzt haben [01:04:00]. Ich glaube, sie haben sich selbst eingeredet, dass es sich um eine Tankstelle handelt, die sich als Land ausgibt, dass sie nicht in der Lage sind, die Dinge zu regeln, dass sie nicht in der Lage sind, die Dinge zusammenzufügen. Und ich glaube, sie haben wirklich geglaubt, wenn man diese Sanktionen verhängen würde, könnten die Menschen in Russland nicht mehr bei Harrods einkaufen gehen und [01:04:30] die Oligarchen wären sauer auf Putin. Die Wirtschaft würde zusammenbrechen, es gäbe eine Hyperinflation, und das gesamte politische System in Moskau würde wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Und tatsächlich haben alle Maßnahmen, die sie ergriffen haben, das Gegenteil von dem bewirkt, was sie beabsichtigt haben. Am Ende haben sie die russische Gesellschaft hinter Putin konsolidiert.

Bestätigung der  eurasischen Ausrichtung Russlands

Und das ist [01:05:00] etwas, von dem ich weiß, Glenn, dass Sie ausführlich darüber geschrieben haben: Die Bestätigung der eurasischen Wahl in Russland. Es gab diese Spannung, eine historische Spannung in Russland zwischen dem Westen, den Leuten, die dem Westen zugeneigt sind, die sagten, Russland sollte sich wirklich vollständig in den Westen integrieren, und anderen, die sagten, na ja, wir sind etwas anders geografisch positioniert. Wir müssen die Dinge vielleicht etwas breiter angehen. [01:05:30]

Es gab Leute, die über das größere Eurasien-Projekt gesprochen haben. Es gab all diese Dinge. Nun, dies ist ein entscheidender und schlüssiger Schritt innerhalb Russlands, der diese Diskussionen beendet. Es gibt diese Entscheidung, und ich denke, dass sie in der gesamten russischen Gesellschaft breite Unterstützung findet, sich nach Osten zu orientieren. Zumindest im Moment ist eine Beziehung zum Westen einfach unmöglich. Bauen wir [01:06:00] unsere Wirtschaft auf, bauen wir die russische Gesellschaft auf, so gut wir können. Und dann, wenn man sich schließlich mit Europa einigen kann, was irgendwann unweigerlich der Fall sein wird, tun wir es nicht aus einer Position der Verhandlung und Diskussion heraus, sondern aus einer Position viel größerer Stärke und viel größerer Autorität als der, die wir bisher hatten. Es sind nicht nur die politischen Entscheidungsträger in [01:06:30] Moskau, die jetzt auf diese Weise sprechen. Ich habe angefangen zu sehen, dass Russen, ich kenne Leute, die in diesem Sinne unpolitisch sind, anfangen, auf diese Weise zu reden, während sie das bisher nie getan haben.

Wie der Westen Putins größte Schwäche ignorierte

 ScottRitter: [01:06:48] Sehen Sie, es gibt das alte Sprichwort, Alexander und Glenn. Ich bin mir sicher, dass ihr damit vertraut seid. Ihr wisst, dass Demokratien keine Demokratien bekämpfen. Und das liegt nicht daran, dass sie alle demokratisch abstimmen. [01:07:00] Es liegt daran, dass Demokratien dazu neigen, sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren und nicht auf das Militär. Eine Demokratie, die mit einer benachbarten Demokratie zusammenarbeitet, hat also tiefe wirtschaftliche Bindungen, die es unmöglich machen, sie zu bekämpfen. Man will sie nicht bekämpfen, denn sie sind ein Teil von einem selbst. Man ist mit ihnen verwoben. Sie sind mit einem verwoben.

Einer der fatalen Fehler des Westens besteht darin, [daraus resultierenden] die Schwächen Putins nicht anzuerkennen. [01:07:30] Ich meine, wir reden jetzt alle über Putins Stärken und Putin ist heute stärker, und es tut mir leid, ich entschuldige mich, Russland ist stärker. Ich möchte nicht eine Nation mit 130 oder 140 Millionen Menschen in eine Person verwandeln, so wie es hier im Westen immer gemacht wird. Aber Russland ist ein Land, das von einem Führer namens Wladimir Putin geleitet wird. Er ist ein Präsident. Aber er ist gewählt. Ich weiß, dass es keine starke, lebendige russische Opposition gibt. Welche [01:08:00] russische Opposition auch immer versucht hat zu existieren, sie wurde durch das Geld westlicher Geheimdienste korrumpiert, die versuchen, die russische Demokratie zu untergraben, indem sie sie mit Leuten wie Nawalny und anderen infiltrieren. Aber Putin kann immer noch eine Wahl verlieren. Wir sollten diese Realität nicht vergessen. Aber am Ende des Tages, wenn die Russen zur Wahl gehen und gegen Wladimir Putin stimmen, wird er nicht Präsident sein. Dies ist keine absolute Diktatur. Und [01:08:30] Putin weiß das und seine politische Partei weiß das. Eine der großen Schwachstellen in Russland war die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Russland und dem Westen. Diese Interdependenz kann auf zwei Weisen gesehen werden. Wir sagen drei. Die eine besteht aus zwei Untergruppen. Die eine sind die Oligarchen.

Sie  nahmen eine enorme Menge an russischem Reichtum, brachten ihn [01:09:00] aus Russland heraus und nutzten diesen Reichtum dann, um diesen Brückeneffekt zwischen der russischen Wirtschaft und der westlichen Wirtschaft zu schaffen. Sie hatten sehr viel Einfluss. Putin mochte diesen Einfluss nicht. Ich meine, Putin hat immer gegen Oligarchen gewettert, aber sie waren da. Und das viele Geld machte sie zu groß, um zu scheitern (to big to fail). Er konnte es sich nicht leisten, sie zu Fall zu bringen, weil der Schock für die russische Wirtschaft zu groß gewesen wäre, als dass Putin das politisch hätte überleben können. [01:09:30] Wenn Putin also versucht hätte, die Oligarchenklasse zu beseitigen, hätte er die politischen Auswirkungen bei den Wahlen zu spüren bekommen. Die andere ist die alltägliche Arbeiterklasse. Putin gewinnt Wahlen mit 54 bis 64 %. Ich meine, Diktatoren gewinnen mit etwa 99 %. Er ist also kein echter Diktator. Es gibt hier ein Element der Demokratie. Es gibt diese 30, 40 % der Russen, die sagen, dass sie Putin vielleicht doch nicht so sehr mögen, wie alle denken. Und von diesen 30 gibt es diesen [01:10:00] Prozentsatz, der unpolitisch ist. Sie wählen Putin nicht, weil sie ihn mögen, sondern weil er den Status quo ante der wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Westen aufrechterhält. Das ist ihre Lebensgrundlage. Damit können sie ihre Familien ernähren, ihre Kinder einkleiden, ein Dach über dem Kopf haben, und das ist es, worin sie investiert haben. Sie haben nicht in den großen Schwenk nach Osten investiert. Sie haben in eine wirtschaftliche Beziehung mit London, mit Paris, mit [01:10:30] New York investiert. Und wenn Putin das tun würde, wovon er weiß, dass er tun muss, um Russland stark zu machen, nämlich die strategische Scheidung mit dem Westen, dann würde sich dieser Prozentsatz, 20, 30 %, was auch immer, in den Umfragen gegen ihn wenden, er würde abgewählt werden. Putins Schwachpunkt war also die Oligarchenklasse und die Mittelschicht, die in den Westen integriert war.

Eine verpasste Chance des Westens

Wenn ich ein Stratege im Weißen Haus gewesen wäre, [01:11:00] würde ich gesagt haben, wir müssen ein schrittweises System von gezielten Sanktionen entwickeln, die sich ausschließlich darauf konzentrieren, die Oligarchen und die Mittelschicht gegen Putin wegen des Ukraine-Konflikts aufzubringen, denn es gibt bereits eine große Anzahl von Russen, die über diesen Konflikt nicht glücklich sind. Wenn wir die Sanktionen allmählich so anpassen, dass das Leben unangenehm, nicht schrecklich, aber unangenehm wird, [01:11:30] dann werden die Leute sagen: Ich mag es nicht, von diesem Krieg belästigt zu werden. Und es hätte eine durchschlagende Ablehnung von Putins Krieg geben können. So hätte man den Kampf geführt, wenn man ihn im Westen richtig verkauft hätte, an eine russische Bevölkerung, die vielleicht geneigt wäre, das zu akzeptieren, weil ihr Leben unbequem ist. Das haben wir aber nicht getan. Wir haben Putin stattdessen den größtmöglichen Gefallen. Schocktherapie. Sehen Sie, [01:12:00] Putin konnte die große Scheidung nicht durchführen. Wir haben es für ihn getan. Wir haben es ihm so leicht gemacht. Wir haben gesagt: BUMM, es wird keine wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Westen geben. Und die russische Mittelschicht sagte: “Was soll’s!” Und ja, anfangs hätte man sagen können, “wir geben dir die Schuld, Wladimir Putin”. Aber dann mussten sie sich umdrehen und sagen, was unsere Freunde im Westen …… Es gibt nicht einmal eine helfende Hand. Es gibt keine Sympathie. Moment mal, sollten sich diese Sanktionen nicht gegen ihn richten? Aber Sie greifen mich an. Ihr nehmt mir die Möglichkeit, meine Familie zu ernähren, [01:12:30] die Möglichkeit, ein Dach über meinem Haus zu haben. Sie haben mich angegriffen. Ich dachte, wir wären Freunde. Der Westen war nie dein Freund. Das war ein großer Weckruf.

Und dann die Oligarchen. Wie viel wirtschaftlichen Druck kann man auf Wladimir Putin ausüben, wenn der Westen einem alles Geld wegnimmt und man kein Druckmittel mehr hat? Das Einzige, was sie hatten, war ihr Reichtum, den sie hier und da ein- und ausgeben konnten und nie so weit wie … Wir haben alles genommen. Als dies geschah, sagte Putin, Sie erinnern sich an die Rede, Alexander. Ich kann ihn nicht zitieren, aber im Grunde heißt es [01:13:00]: “Verpisst euch. Ihr wollt in Europa leben? Leben geht doch nach Europa, kommt nicht nach Hause. Ihr seid hier nicht willkommen.”

Der Westen hat Putin den größtmöglichen Gefallen getan

Der Westen hat Wladimir Putin den größtmöglichen Gefallen getan, denn wir haben den Schwenk nach Osten in kurzer Zeit politisch möglich gemacht. Wir haben ihn ermächtigt, dies zu tun. Wir haben dafür gesorgt, dass er in Russland auf keinen Widerstand stoßen würde, weil wir den Russen keine Alternative geboten haben.  Sie haben keine. Es gibt viele Russen, die sich vielleicht nicht nach Osten orientieren wollten. [01:13:30] Vielleicht mochten sie ihre iPhones. Sie wollen nicht das Huawei-Handy kaufen. Vielleicht ist die Irritation dieser Russen sehr oberflächlich. Es geht um Markennamen und solche Dinge.

Aber am Ende des Tages geht es darum, Essen auf den Tisch zu bringen, ein Dach über dem Kopf, Kleidung für ihre Kinder. Sie haben eine wirtschaftliche Zukunft, die nicht mehr an den Westen gebunden ist. Der war von Anfang an nie ein Freund Russlands. Wir haben Russland nur zum wirtschaftlichen [01:14:00] Vorteil benutzt. Als es darauf ankam, als es für uns an der Zeit war, aufzustehen und zu sagen: Hey, wir wollen dem russischen Volk nicht schaden, wir sind gegen den Krieg in der Ukraine, aber wir wollen dem russischen Volk nicht schaden, haben wir das nicht gesagt.

Was wir gesagt haben, ist: Stoppt den Krieg in der Ukraine. Wir müssen das russische Volk vernichten. Wir müssen das russische Volk ausnehmen. Wir müssen das russische Volk zermalmen. Das ist eine der größten Lektionen, die das russische Volk meiner Meinung nach gelernt hat: dass der Westen Russland nicht würdig ist. Deshalb wird Russland [01:14:30] nie wieder versuchen das wiedergutzumachen. Wissen Sie, die Annäherung an den Westen, die mit Peter dem Großen begann, das Fenster zum Westen und all das, das ist vorbei, diese Tür ist geschlossen.

Das heißt aber nicht, dass es eine riesige Mauer geben wird. Sie wissen, dies ist kein “Game of Thrones” mit einer riesigen Eiswand, die den Nordflügel von den wilden Ländern trennt. Es wird Beziehungen geben. Irgendwann werden der Westen und Russland wieder lernen, friedlich zu koexistieren, aber es wird nie wieder [01:15:00] als Partner oder Freunde sein. Ich denke, es wird einfach wie bei Völkern sein, die von der Geschichte gezwungen sind, nebeneinander zu leben. Lassen Sie uns also einen Weg finden, dies friedlich zu tun.

Aber die Vorstellung einer großen russischen Freundschaft mit dem Westen ist meiner Meinung nach für lange Zeit vorbei. Russland hat einen Schwenk nach Asien vollzogen. Das Land hat sich darauf festgelegt. Seine Wirtschaft wird darauf ausgerichtet. Und die Zukunft Russlands wird davon bestimmt werden. Und das liegt allein am Westen. Der Westen, hat hier einer [01:15:30] der größten Fehler gemacht. Der Westen hat große militärische Fehler gemacht, über die wir bereits gesprochen haben. Aber der wirtschaftliche Fehler und der politische Fehler, der damit verbunden ist, ist von größerer Bedeutung, denn dieser Krieg wird enden. Was wir getan haben, garantiert, dass dies nach dem Krieg geschehen wird. Wir werden nicht die Kontrolle darüber haben. Man sehe sich an wie es uns schwächt. Man sehe sich an wie die Scheidung von Russland den Westen schwächt. Man sehe sich an wie geschwächt Europa heute ist. Man sehe sich an wie geschwächt die Vereinigten Staaten sind. Früher [01:16:00] waren die G-7, die sieben mächtigsten Industrienationen der Welt, ein Musterbeispiel für wirtschaftliche Stärke. Heute sind die G7 ein Witz, wenn man sie z.B. mit den BRICS vergleicht. Die Leute sagen, na ja, dann gehen wir zu den G 20, ziehen die G 7 von den G 20 ab, und was kommt dabei heraus? Oh, BRICS. Und wer hat die Kontrolle über BRICS? Es sind nicht die Vereinigten Staaten, es sind Russland und China. Dieser wirtschaftliche Sieg geht also ganz, ganz klar an Russlands. Und noch einmal, die Geringschätzung, die wir Russland entgegenbrachten, und ich hatte diesen Kampf mit Berufskollegen [01:16:30], die sich auf Energie konzentrieren, die absolute Verachtung, die sie für Russland hatten, für das russische politische System, für die russische Wirtschaft. Alle glaubten, dass Russland die Sanktionen nicht überleben würde, dass der russische Energiemarkt nicht ausgereift sei. Ich bitte Sie, Leute. Die Russen haben bewiesen, dass sie viel weiter entwickelt sind als so ziemlich jeder andere auf der Welt.

Die Demütigung des Westens in Arabien

Der ultimative Ausdruck des russischen Entwicklungsstandes war, als Biden [01:17:00] letzten Monat nach Saudi-Arabien reiste und auf den Knien kroch, um sich mit dem BS (Bin Salman) anzufreunden, einem Mann, den er einen Paria nannte. Er werde niemals mit diesem Mann verhandeln. Wir werden sie gesellschaftlich isolieren. Und weil man Saudi-Arabien braucht, um die Ölproduktion zu steigern, ist er, Joe Biden, zu ihm gekrochen, hat sich selbst entwürdigt, hat sein Land entwürdigt, hat alles entwürdigt, wofür er stand, und hat nichts bekommen, denn was hat Saudi-Arabien ihm gesagt? Wir werden vielleicht ein bisschen mehr Öl fördern, aber diese Entscheidung wird nicht zwischen Ihnen und mir getroffen. Diese Entscheidung wird [01:17:30] im August getroffen werden, wenn die OPEC plus zusammenkommt. Wer ist das “plus”? Russland. Raten Sie mal, wer die endgültige Entscheidung darüber traf, wie viel Öl gefördert werden sollte, um den wirtschaftlichen Schaden für Russland zu mindern: diese Tankstelle [Ex-US-Präsident Obamas spöttische Bezeichnung für Russland]. Aber diese Tankstelle entpuppte sich als ein weitaus raffinierterer globaler Geschäftsmann, als man ihm je zugetraut hätte.

Die Russen waren über ihren eigenen Erfolg erstaunt

 AlexanderMercouris: [01:17:50] In der Tat. Darf ich noch hinzufügen, Scott, dass die Russen selbst über ihren eigenen Erfolg erstaunt waren. [01:18:00] Sogar Putin hat das. Aber das ist außerhalb unseres Bereichs, schätze ich, denn ich weiß nicht, was Putin selbst denkt. Aber ich denke, eines der anderen Dinge, die als Ergebnis der Sanktionen passiert sind, während ich all dem, was Sie gesagt haben, zustimme, bin ich übrigens völlig einverstanden mit der Tatsache, dass es viel effektiver gewesen wäre, den Leuten unbequeme Umstände zu bereiten.

Aber eines der anderen Dinge, die Russland an den Westen gebunden oder eher den Bruch verhindert hat war die Tatsache, die die Russen, insbesondere nach der Zeit der späten Sowjetära [01:18:30] in hohem Masse das Gefühlt hatten, das sie nicht so gut wie der Westen sind. Sie dachten, “wissen, dass wir die Dinge nicht so gut machen können wie der Westen. Wenn der Westen wirklich hart gegen uns vorgeht, dann wird alles auseinanderfallen. Alles wird zusammenbrechen, so wie es Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre geschah und wie es 1998 wieder geschah und wie es 2008 fast geschah. Wir müssen immer einen Weg finden, um uns gut zu verstehen, vor allem mit den Amerikanern, denn das ist das einzige wirkliche Spiel in der Stadt und wir können uns selbst nicht [01:19:00] vertrauen.”.. Und jetzt sehen Sie, was passiert. Wir verhängen all diese Sanktionen. Wir verhängen das absolute Extrem an Sanktionen. Und zum eigenen Erstaunen der Russen funktioniert ihre Wirtschaft weiterhin. Das Fleisch steht noch immer auf dem Tisch, das Dach ist noch immer über dem Haus, die Stromversorgung funktioniert noch, das Gas ist noch da, die Geschäfte sind noch immer voll. Die Preise fallen derzeit sogar. Das war also sehr aufschlussreich und natürlich [01:19:30] alles in allem: Erfolg im Krieg, Erfolg in der Wirtschaft. Man wird eine sehr große Veränderung in Russland erleben. Es wird einen enormen Anstieg des russischen Selbstbewusstseins geben, wie man ihn seit den 1960er Jahren nicht mehr erlebt hat. Ich meine, Russland hat seinen Glauben an sich selbst schon vor langer Zeit verloren. Aber wie ich schon sagte, wird es [01:20:00] anfangen, ihn auf eine Art und Weise wiederzuerlangen, wie wir es im Westen seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr gesehen haben.

Russland hat seine Lebenskraft wiedergefunden

 ScottRitter: [01:20:07] Ich stimme mit Ihnen überein. Lassen Sie mich nur schnell hinzufügen, es ist, als hätte Russland sein Mojo (Lebenskraft) gefunden. Mojo, wie hieß der Film? Austin Power. Wissen Sie, sie haben ihr Mojo zurück, Baby. Und es ist echt. Ich meine, Sie haben Recht. Ich hoffe, dass ich niemanden in Russland beleidige, aber es gab immer ein Gefühl [01:20:30] von russischem Nationalstolz, von russischen Errungenschaften. Aber am Ende des Tages gab es ein Gefühl der russischen Unterlegenheit, dass Russland einfach nicht so gut war wie der Westen, dass Russland den Westen brauchte, um wie ein großer Bruder zu sein. Und Sie haben zu 100 % Recht.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand im Moment nach dem Westen schaut. In der Tat, was jetzt passiert ist, ist, dass die Wolle von den Augen abgezogen wurde und die Menschen mit einer größeren Klarheit auf den Westen schauen, als sie es zuvor getan haben. Ich meine, jeder wusste schon immer, dass der Westen rassistische Probleme hat, dass wir wirtschaftliche Ungleichheiten haben, [01:21:00] dass es in Amerika Obdachlose gibt usw. Aber das wurde immer beiseite geschoben, ähnlich wie das amerikanische Volk das beiseite geschoben hat, unter der Prämisse: Ja, aber Amerika ist die größte Macht der Welt. Wir sind die leuchtende Stadt auf dem Hügel. Wir können alles besser machen als andere. Es stellt sich heraus, dass wir das vielleicht nicht können. Und vielleicht lernen die Russen gerade, dass sie nicht nur gut sind, sondern richtig gut. Sie sind fähig. In vielen Fällen sind sie besser als der Westen.

Ein gefährlicher Punkt in der Weltgeschichte

Ich denke also, dass diese Vorstellung von der russischen Unterlegenheit [01:21:30] weggefegt worden ist. Und jetzt kommt der springende Punkt, denn das könnte sehr gefährlich sein. Es könnte ein sehr gefährlicher Moment in der Weltgeschichte sein, wenn Russland so programmiert wäre wie die Vereinigten Staaten, wenn dies die Luft des Kalten Krieges wäre, ein Nullsummenspiel, bei dem jeder Verlust für dich ein Sieg für mich ist, deshalb werde ich deine Verluste vergrößern und meine Siege maximieren. Die Welt könnte sich dann auf dem Weg in eine sehr schlechte Zeit befinden [01:22:00].

Auf dem Weg zum Multilateralismus

Zum Glück für die Welt ist die russische Führung weitaus reifer und erfahrener als jede Führung im Westen. Ich meine, man kann keine der europäischen Nationen als kultiviert oder reif bezeichnen, wenn man ihr Verhalten gegenüber Russland in Bezug auf die Sanktionen und das Militär betrachtet. Dies sind die Handlungen von irrationalen Kindern. Die Russen hingegen haben [01:22:30] eine sehr reife Führung, eine sehr zielgerichtete Führung. Und sie konzentrieren sich auf das Konzept des Multilateralismus. Sie benutzen dieses Wort nicht einfach nur, um damit politisch zu punkten. Sie meinen es ernst. Sie glauben es. Und das russische Außenministerium.

Schauen Sie sich nur Sergej Lawrow an, einen Mann, den ich nicht wie einen Fanclub anhimmeln will, Sie wissen schon. Aber hey, Hut ab vor diesem Mann. Er ist verdammt gut als Außenminister. Er ist klug. [01:23:00] Ich wünschte nur, er wäre 20 Jahre jünger, denn die Welt könnte Sergej Lawrow in einer Position gebrauchen, in der er die Dinge auf dem Weg dorthin beeinflussen kann. Er wird älter. Hoffentlich ziehen die Russen die nächste Generation von Sergey Lawrows auf.

Aber dieser Mann ging nach Afrika, führte ein diplomatisches Duell mit Tony Blinken [derzeitiger Außenminister der USA] und dominierte. Ich meine, der Eindruck, den Russland nach diesem Besuch machte, war der einer Nation, die wirklich befreundet sein wollte. Mit Menschen auf eine kollaborative [01:23:30] Art und Weise zu arbeiten. Um alle Probleme zu bewältigen, die damit verbunden sind. Tony Blinken wurde von der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, auf einer Parallelreise begleitet. Ich glaube, das ist ihr Name ist, sie kam nach Uganda, nachdem Lawrow Uganda verlassen hatte. Als Lawrow in Uganda war, Hände schüttelte, sich mit dem ugandischen Präsidenten anfreundete, ging der US-Botschafter dorthin und sagte: “Hey, ihr könnt russische Lebensmittel kaufen, ihr könnt russischen [01:24:00] Dünger kaufen, wenn ihr wollt, aber wenn ihr russische Energie kauft, wenn ihr Dinge kauft, die sanktioniert sind, wird es Konsequenzen für euch geben, und die Afrikaner sagen, ihr könnt nicht mehr so mit uns reden. Und wissen Sie, wer das gesagt hat? Die südafrikanische Außenministerin, die sagte, “Ich werde nicht hier sitzen und zulassen, dass Sie uns schikanieren (engl. bully, auch mit einschüchtern, bedrängen zu übersetzen). Sie, Tony, haben es nicht getan, aber Ihr Botschafter hat ganz Afrika schikaniert, und ganz Europa kommt hierher und denkt, es tue, was Sie wollen, indem es uns schikaniert. Wir lassen uns nicht mehr schikanieren [01:24:30]. Russland nutzt diese wachsende Spaltung und Irritation in der Welt der Welt, ist bereit für das Ende der amerikanischen Hegemonie und ist bereit, in eine multilaterale Welt einzutreten und sie vertrauen Russland. Ich denke also, wir sehen, und das ist etwas, was amerikanische geopolitische Analysten übersehen, dass wir eine Zeit erleben, in der den Möglichkeiten [01:25:00] auch Fähigkeiten und, was noch wichtiger ist, Absichten gegenüberstehen.

Der Chance für den Multilateralismus steht ein wieder erstarktes Russland gegenüber, das in der Lage ist, diese Bemühungen anzuführen, und zwar in der festen Absicht, dies ehrlich zu tun. Russland spielt keine auf Regeln basierenden internationalen Ordnungsspiele. Russland spielt das Spiel der internationalen Ordnung auf der Grundlage von Gesetzen. Das gilt auch für China. Und ich denke, wir werden erleben, dass sich die Welt um Russland und [01:25:30] China scharen wird, nicht um Amerika zu ersetzen, denn das wäre falsch. Das hieße, ein schlechtes System, das von Amerikanern betrieben wird, in ein schlechtes System zu verwandeln, das von Chinesen und Russen betrieben wird. Sondern das die Russen und die Chinesen es nutzen um allen die Möglichkeit zu geben, sich zu erheben. Das wird kein leichtes Unterfangen sein. Es wird nicht perfekt sein. Es wird Konflikte geben. Das ist einfach die menschliche Natur. Aber ich glaube, wir stehen vor einem dieser großen Momente in der Geschichte, in dem ein System durch ein anderes ersetzt wird [01:26:00] und Russland wird eine Führungsrolle übernehmen, weil es sich selbst ermächtigt hat. Russland glaubt an sich selbst. Ich glaube nicht, dass Russland dies vor zehn Jahren hätte tun können. Ich glaube nicht, dass Russland die Weltbühne mit dem nötigen Selbstvertrauen hätte betreten können, um die Welt gegen die Vereinigten Staaten anzuführen. Aber im Moment haben sie das Selbstvertrauen, sie haben die Absicht, sie haben die Fähigkeit, und sie haben, was noch wichtiger ist, eine Welt, die bereit ist, ihre Führung zu akzeptieren, weil die Welt einfach die Nase voll hat. Ich meine, was dieser südafrikanische Außenministerin [01:26:30] zu Tony Blinken gesagt hat, wird, glaube ich, vom Rest der Welt immer und immer wieder wiederholt werden. Sie haben nicht mehr das Recht, uns zu belehren. Sie haben kein Recht, uns zu belehren.

 GlennDiesen: [01:26:41] Ich denke, das ist ein wichtiger Hinweis auf die Schwierigkeiten, die die Vereinigten Staaten jetzt haben, sich anzupassen, denn in der unipolaren Ordnung war es möglich, Druck auszuüben, jemanden zu schikanieren, Sanktionen zu verhängen, bis er sich beugt und tut, was man ihm sagt.

Wie der Westen sich mit den Sanktionen ruiniert

Aber in der multipolaren Ordnung ist es etwas anders, weil man mit den Sanktionen die Märkte [01:27:00] einfach anderen überlässt, und auch mit diesem Druck und Mobbing, wie Sie sagten, können die Afrikaner einfach sagen, na ja, wir gehen einfach zu den Chinesen oder den Russen oder, Sie wissen schon, zu jemandem, der uns keine Ultimaten stellt. Ich denke, das ist auch der Grund, warum die Sanktionen gegen Russland so ein großes Problem darstellen, denn es zeigt, dass wir, wie Scott schon sagte, nicht zu schätzen wissen, was diese gegenseitige Abhängigkeit bedeutet und wie sie uns zugute gekommen ist. Schließlich nutzen Länder diese asymmetrische wirtschaftliche [01:27:30] Interdependenz oft zu ihrem eigenen Vorteil aus, das ist klar. Aber Russland war immer mehr vom Westen abhängig als der Westen von Russland. Wir sind also seit 30 Jahren davon besessen, dass wir zu sehr von russischer Energie abhängig sind, aber sie haben unsere Banken, unsere Währung, unsere Transportkorridore, unsere Technologien, unsere Industrien, einfach alles genutzt. Und jetzt, mit diesen Sanktionen, wird plötzlich alles gekappt. Und nicht nur die Russen, sondern durch die Beschlagnahmung aller Gelder der russischen Zentralbank [01:28:00] und die Unterbrechung der Versorgung mit Schlüsseltechnologien. Jetzt sagt natürlich ein ehemaliger NATO-Generalsekretär, oh, wir können vielleicht die Ostsee für die Russen abriegeln, jetzt, wo wir Finnland und Schweden haben. Wir werden also ihre Nachschubwege abschneiden. Ich meine, es sind nicht nur die Russen, die jetzt denken, dass sie sich jetzt nicht mehr auf die westlichen Industrien, ihre Technologien, Transportkorridore [01:28:30] oder Finanzinstrumente verlassen können. Auch der Rest der Welt nimmt das zur Kenntnis. Sie sind entsetzt darüber, wissen Sie. Ich weise immer wieder darauf hin, dass wir im Westen dies oft als ein Zeichen der Tugend der Sanktionen sehen, aber das der Rest der Welt anfängt an, uns als Schurken zu sehen, weil wir all diese Regeln, die wir vorher hatten, wenn es darum ging, Gelder von Zentralbanken zu beschlagnahmen und …. gebrochen haben. Das Vertrauen ist weg. Und gleichzeitig ist Russland vielleicht [01:29:00] nicht der große wirtschaftliche Ersatz für die Vereinigten Staaten, aber Sie haben China. Ich denke also, dass wenn wir all diese Sanktionen sehen. Wenn sie einen Zweck hätten, könnten sie gerechtfertigt sein. Aber diese Märkte sind für immer verschwunden. Wir behaupten immer wieder, dass wir Russland in den letzten 30 Jahren einen Gefallen getan haben, indem wir es einbezogen haben. Aber in Wirklichkeit haben wir mit Russland Handel getrieben, sie haben billiges Gas, [01:29:30] Öl und Metalle exportiert und damit unsere Industrie wettbewerbsfähig gehalten. Und wir können alle unsere Technologien für Industriegüter an die Russen verkaufen. Dieser riesige Markt, all die billige Energie und die Metalle gehen jetzt nach Asien und der riesige Markt, an den man verkaufen kann, ist auch weg. Sie werden sich nicht mehr auf Lieferketten mit dem Westen verlassen, genau wie die Chinesen es nicht tun. Es handelt sich also um eine dauerhafte Trennung, die unsere Wettbewerbsfähigkeit untergraben wird und untergraben hat. Es gab diese Woche ein [01:30:00] lustiges Beispiel mit der Slowakei. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie es gelesen haben. Wollen bei den Sanktionen ziemlich hat sein und wollen kein russisches Gas mehr kaufen. Die Energiepreise sind daher so hoch gestiegen, dass sie es sich nicht mehr leisten können, ihr eigenes Aluminium herzustellen. Also müssen sie jetzt Aluminium aus Russland importieren. Das kann man sich einfach nicht ausdenken. Einfach eine schrecklicher Kreislauf von Sanktionen. Es gibt da kein strategisches Denken. Ich habe den Eindruck ist es ist einfach nur emotional. Wir sind wütend. Das fühlt sich gut und tugendhaft an. Aber [01:30:30] es gibt einfach keinen Zweck dahinter. Es gibt keinen Plan. Es gibt niemanden, der hinter dem Steuer sitzt. Es ist ziemlich schockierend zu sehen, wie sich all diese Dinge abspielen.

 AlexanderMercouris: [01:30:41] Es ist absolut schockierend. Ich möchte nur sagen, dass ich mich an die Vereinigten Staaten erinnern kann. Ich meine, ich, ich sollte meine Geschichte, meinen Hintergrund erzählen. Ich war jemand, der eine enorme Bewunderung für die Vereinigten Staaten hatte. Das habe ich immer noch. Das habe ich absolut. Ich habe eine enorme sentimentale Bindung an die Vereinigten [01:31:00] Staaten, an die amerikanische Verfassung, an das amerikanische politische System, wie ich es mir vorstelle, an die amerikanische Kultur. Und ich erinnere mich an die alten Vereinigten Staaten, eine riesige industrielle Organisationsmacht. Sie haben diese Dinge verstanden. Sie haben all die Zusammenhänge verstanden. Vor 50, 60, 70 Jahren hätten sie diese Fehler nicht gemacht. Sie hätten das nicht getan, denn wie sich herausgestellt hat, sind wir davon ausgegangen, dass die Russen [01:31:30] wirtschaftlich von uns abhängig sind, und haben nie bedacht, in welchem Ausmaß wir von ihnen abhängig geworden sind.

Wir sind davon ausgegangen, dass die Russen auf unsere Hochtechnologie nicht verzichten können, und wir haben nicht erkannt, dass wir ihr Gas, ihren Weizen, ihren chemischen Dünger, ihr Öl, ihre Kohle, ihr Aluminium, ihre seltenen Erden brauchen, dass sie in Wirklichkeit [01:32:00] völlig in unser Wirtschaftssystem eingebettet sind. Und das große Problem ist natürlich, dass, wenn es um Hochtechnologie und dergleichen geht, die Auswirkungen einer Hochtechnologiebeschränkung langfristig sind, während die Auswirkungen des Abschneidens von lebenswichtigen Rohstoffen und Gütern unmittelbar sind. Außerdem verfügen die Russen über ein hohes Maß an Wissenschaft und Organisation. Sie können wahrscheinlich zu einem großen Teil [01:32:30] die technologischen Einschränkungen, die wir ihnen auferlegen, abmildern. Und natürlich gibt es jetzt eine andere Welt jenseits von Europa, jenseits der Vereinigten Staaten. Die Zeiten, in denen Technologie und Wissenschaft eine Sache des Westens waren und niemand sonst sie betrieb, sind vorbei. Auch das haben wir nicht verstanden. Aber sie können es wahrscheinlich im Laufe der Zeit herausfinden, und sie haben die Zeit und den Raum in Russland, um es zu tun. Sie können Flugzeuge bauen, sie können Autos bauen. Ein Land, das Raketen startet, [01:33:00] Dinge in den Weltraum schickt. Sie können vieles selbst tun, was wir uns einreden, dass sie es nicht können, aber sie können es tun und sie können andere finden, die ihnen helfen. Sie werden Menschen in China finden. Sie finden Menschen in Korea, sie finden Menschen in Malaysia, in Singapur, an allen möglichen Orten.

Aber wie sich herausstellt, können wir Öl, Gas, Kohle, Lebensmittel und all diese Dinge nicht einfach ersetzen, denn [01:33:30] das geht nicht und man braucht sie sofort. Deshalb befinden wir uns derzeit in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage. Wenn Sie also in diese beiden Hauptstädte reisen – ich lebe in London, ich habe Freunde in Moskau -, dann schauen Sie sich diese beiden Hauptstädte an, in London steigen die Preise unaufhörlich. Lebensmittel werden immer teurer. Energieprodukte werden immer teurer. Die Lebenshaltungskosten steigen. Während ich zu Ihnen spreche, ist das gesamte Londoner [01:34:00] U-Bahn-System geschlossen, weil die Arbeiter streiken, weil sie nicht über die Runden kommen können. Wir haben Probleme, die sich überall wiederholen, die sich durch die britische Wirtschaft und die deutsche Wirtschaft ziehen. In Russland hingegen sinken die Lebensmittelpreise. Die Energiekosten sinken, weil sie diese [01:34:30] Dinge, die essentiell sind und die wir nicht haben, in Hülle und Fülle haben. Wir haben nie verstanden, und ich habe es, um ehrlich zu sein, selbst nicht verstanden, in welchem Ausmaß der Wohlstand, den wir im Westen seit den 1980er Jahren erreicht haben, der Rückgang der Inflation, den wir seit den 1980er Jahren erreicht haben, von dieser enormen Bereitstellung [01:35:00] russischer natürlicher Ressourcen abhing, von Rohstoffen, die nach dem Kalten Krieg verfügbar wurden und die wir uns jetzt in einem außergewöhnlichen Anfall von Wahnsinn selbst verwehrt haben. Wir haben es also nicht nur geschafft, all die anderen Dinge zu tun, die Scott erwähnte, sondern wir haben es auch geschafft, einen enormen wirtschaftlichen Schaden anzurichten. Und wie Sie richtig sagen, Glenn, wenn all diese Dinge so bleiben [01:35:30], wird es strukturell werden, denn ja, die Wirtschaft passt sich an. Wir werden Alternativen zum russischen Gas finden. Wir werden mehr Flüssigerdgas-Tankstellen bauen. Wir importieren es aus Katar oder aus den Vereinigten Staaten oder von wo auch immer.  Aber es wird viel teurer sein als das Pipelinegas, das wir bisher aus Russland bezogen haben, weil es in der Natur des Systems liegt. Pipeline-Gas wird immer [01:36:00] billiger sein als zum Beispiel LNG. Wir verweigern uns beispielsweise den Zugang zu Sonnenblumenöl aus Russland. Ja, wir können es von woanders her bekommen, aber es muss weiter her kommen. Es wird per Schiff kommen müssen, anstatt schneller aus Russland transportiert zu werden. Wir werden all diese Probleme haben, und sie werden sich kumulieren und zu Dauerproblemen werden. In einer Zeit, in der wir bereits [01:36:30] mit großen wirtschaftlichen, kommerziellen und industriellen Herausforderungen durch asiatische Konkurrenten konfrontiert sind, ist das sehr, sehr schlecht für uns. Nun ist es in Europa besonders schlimm, weil wir in Europa naturgemäß arm an Ressourcen sind. Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor sehr reich an Ressourcen. Sie ist weitgehend autark. Die USA können das überstehen, aber in Europa haben wir uns selbst immensen und [01:37:00] dauerhaften Schaden zugefügt. Und ich stimme Ihnen vollkommen zu, Glenn. Warum sollten die Russen uns von jetzt an Gas verkaufen wollen? Ich meine, all diese Pipelines, die aus russischer Sicht gebaut wurden, haben nichts als Probleme mit sich gebracht. Wir haben sie missbraucht. Wir haben ihr Unternehmen Gazprom belästigt. Wir haben rechtliche Schritte gegen sie eingeleitet. Wir haben einen Artikel nach dem anderen darüber veröffentlicht. Wir haben sie mit dem Preis unter Druck gesetzt. Wir haben das eine oder andere getan. Vertrauen [01:37:30] ist ein wesentlicher Bestandteil einer Geschäftsbeziehung, und das ist weg. Selbst wenn wir den Russen sagen würden, dass diese Sanktionen ein schrecklicher Fehler waren, den wir rückgängig möchten. Es wird keine Rückkehr zum Status quo ante sein, weil die Russen uns nicht mehr vertrauen. Sie werden ihre Pipelines nach Asien bauen. Sie werden dort ihre Verbindungen ausbauen, um [01:38:00] ihr Öl an Indien und China zu verkaufen. Sie werden die wirtschaftlichen Verbindungen mit Asien ausbauen. Und das wird für uns in Europa auf Dauer eine sehr, sehr schlechte Nachricht sein. Ich glaube nicht, dass wir das verstanden haben. Und übrigens, und das ist nur eine Kleinigkeit am Ende, ich habe über die industrielle Natur der Kriegsführung und die Logistik gesprochen, was mich übrigens erstaunt hat. Aber angesichts der Tatsache, dass wir unsere industriellen und verarbeitenden [01:38:30] Grundlagen im Westen erschöpft haben, schauen Sie sich an, wo die verarbeitende Industrie jetzt steht. Der überwiegende Teil davon ist in Asien, und zwar in außerordentlichem Maße in China. Wenn die Russen 70.000 Schuss Artilleriemunition pro Tag abfeuern können, Tag für Tag, Woche für Woche, was können dann die Chinesen tun? Deren industrielle [01:39:00] Basis ist um ein Vielfaches größer als alles, was Russland hat. Ich denke, das ist etwas, worüber wir auch nachdenken müssen.

Das Totalversagen der europäischen Diplomatie

 GlennDiesen: [01:39:09] Zusammenfassend kann man feststellen, dass Russland den Krieg gewinnt. Die Wirtschaftssanktionen sind auf verheerende Weise nach hinten losgegangen. Wir sind nicht in der Lage, den Rest der Welt gegen Russland zu mobilisieren, wir können niemanden mit ins Boot holen. Trotz alledem. Es gibt keine Gespräche. Es gibt keine, verhandeln ist ein Schimpfwort geworden. Von [01:39:30] Diplomatie ist nirgends etwas zu finden. Und das ist überraschend, denn man sollte meinen, dass wir in einer solchen Situation etwas auf den Tisch legen könnten wie: Okay, wir gehen auf das ein, was Russland seit 30 Jahren gefordert hat, nämlich keinen NATO Expansionismus mehr. Wenn wir das bei den Verhandlungen in der Ukraine oder bei anderen Gelegenheiten nutzen könnten, wäre das eine gute Idee. Aber nichts, nichts liegt auf dem Tisch, auch wenn es jetzt nichts weiter bringt, wir setzen uns nicht einmal zusammen und reden. Das ist für mich einfach der [01:40:00] unterste Tiefpunkt der Staatskunst. Es ist schwer zu glauben, dass wir hier sind.

 ScottRitter: [01:40:07] Ja. Wissen Sie, das ist das ewige Problem. Ich habe es in dieser Diskussion und auch in anderen gesagt: Eines Tages wird dieser Krieg zu Ende sein. Ich meine, das ist einfach unvermeidlich. Dieser Krieg wird nicht ewig dauern. Es wird vorbei sein, ob es nun eine Frage von wenigen oder von vielen Monaten [01:40:30] er wird zu Ende gehen. Eine reife Nation, eine kultivierte Nation, eine verantwortungsbewusste Nation muss nach einem diplomatischen Ausweg aus dem Konflikt suchen. Wissen Sie, ich glaube, wenn es in Europa dieses Gefühl der Reife gäbe, würden die Leute ihren Chefs sagen: Hey, wir haben in der Ukraine verloren, wir haben die Ukraine verloren.

Wir werden in der Ukraine nicht gewinnen. Wenn wir weiterhin [01:41:00] alles auf die Ukraine setzen, werden wir für die Verhandlungen, die nach dem Konflikt geführt werden müssen, nichts mehr auf dem Tisch haben. Erinnern Sie sich daran, dass diesem Krieg Russlands Forderungen nach einem neuen europäischen Sicherheitsrahmen vorausgegangen sind. Nun, Russland hatte zwei Vertragsentwürfe vorgelegt, die der Westen abgelehnt hat. Als die Russen sie im Dezember letzten Jahres vorlegten, sagten viele Leute: Oh, welche Dreistigkeit [01:41:30] von Russland. Wie können sie es wagen zu glauben, sie könnten dem Westen diese Bedingungen diktieren?

Russland hat keine Bedingungen diktiert. Russland hat nur auf die Tatsache hingewiesen, dass es so sein muss. Russlands Hand ist durch den Sieg über die Ukraine nachweislich stärker geworden, und jeder verantwortungsbewusste, reife, adäquate geopolitische Stratege oder Analyst würde erkennen, dass Russland zunehmend in die Lage versetzt wird, die Bedingungen der Nachkriegsbeziehungen in einer Art und Weise zu diktieren, die Russland in jeder Hinsicht begünstigt, wenn wir nicht versuchen, [01:42:00] ein Akteur bei der Festlegung des Weges aus dem Krieg zu werden. Und das ist eine sehr gefährliche Situation, denn egal was passiert, am Ende des Tages ist die NATO immer noch ein nukleares Unternehmen, und ein Konflikt, ein militärischer Konflikt zwischen Russland und der NATO wird Atomwaffen ins Spiel bringen. Verzweifelte Menschen tun verzweifelte Dinge [01:42:30] und die NATO wird immer mehr zu einer verzweifelten Organisation. Um diese Verzweiflung zu mindern, wäre es also sehr verantwortungsbewusst von der NATO, zum jetzigen Zeitpunkt zu versuchen, den Schaden, der der Ukraine zugefügt wird, zu mindern, indem man versucht, diesen Krieg eher früher als später zu beenden und so viel von der Ukraine zu erhalten, wie man kann, nicht [01:43:00] weil man sie gegen Russland einsetzen will, sondern weil man das dem ukrainischen Volk schuldet. Mein Gott, wir sitzen hier mit diesem “Wir unterstützen die Ukraine”. Wir unterstützen die Ukraine nicht. Wir zerstören die Ukraine. Wir nehmen die Ukraine aus. Wir verwüsten die Ukraine. Wir müssen die Ukraine hassen. Wenn ich Ukrainer wäre, würde ich erkennen, dass die Ukrainer vom Westen verraten wurden. “Strebt den Beitritt zur NATO an” ist eine Selbstmordpille, eine Einwegmission. Man hätte das nie tun dürfen. Und jetzt, wo man es getan hat, obliegt es dem Westen zu sagen, okay, wir haben einen Fehler gemacht, lasst uns den Schaden [01:43:30] abmildern.

Notwendigkeit neuer Abrüstungsverträge

Aber was muss jetzt geschehen? Es muss eine Diskussion über die nukleare Abrüstung in Europa geben, über den INF-Vertrag, den die Vereinigten Staaten übrigens unter falschem Vorwand überstürzt aufgekündigt haben, indem sie eine russische Rakete geschaffen haben, die nicht gegen den Vertrag verstößt. Selbst wenn die Russen sie rausgebracht und gesagt haben: Hey, ich bin nur ein einfacher Marine, aber ich habe genug Raketeninspektionen gemacht, um zu wissen, dass, wenn ich mir [01: 44:00] eine Rakete anschaue und der Booster ist derselbe und der Booster ist derselbe, das heißt, es ist dieselbe Menge an Treibstoff. Und wenn man sich die Lenksektion und einen etwas größeren Gefechtskopf ansieht, wird die Rakete mit einer größeren Lenksektion nicht weiter fliegen als die Rakete mit demselben Booster und einem kleineren Kopf. Und dennoch versuchen wir so zu tun, als ob diese neue Rakete, die die Russen bauen, weiter reicht als die, die sie gebaut haben. Nein, das ist absurd.

Wir haben den INF-Vertrag verletzt, indem wir Aegis-Ashore-Systeme in Polen und Rumänien aufgestellt haben, die Mark 41, die mit [01:44:30] einem Knopfdruck vom Abfeuern von Abfangraketen auf das Abfeuern von bodengestützten Marschflugkörpern umgeschaltet werden können. Wir sagten: Oh, das würden wir nie tun. Einen Monat, nachdem wir den Vertrag verlassen hatten haben wir genau dieses System getestet. Jetzt geht es um den Einsatz einer neuen Rakete, Dark Eagle, einer Hypergeschwindigkeitsrakete. Wir haben eine Artilleriebrigade aus dem Kalten Krieg aktiviert, um sie damit auszustatten.

Damit muss jetzt Schluss sein, und Europa muss die Kontrolle über seine Sicherheit übernehmen und Druck auf die Vereinigten Staaten ausüben, damit sie [01:45:00] ernsthafte Verhandlungen mit Russland über die Wiederaufnahme des INF-Vertrages aufnehmen, auch wenn China nicht Teil dieser Verhandlungen ist. Es geht um die europäische Sicherheit.

Es geht nicht um die Beziehungen zwischen Amerika und China. Europa muss dies in die Hand nehmen. Europa muss auch Druck auf die Vereinigten Staaten ausüben, den Vertrag über den Schutz vor ballistischen Flugkörpern wieder in Kraft zu setzen, und sich von der dummen Vorstellung zu befreien, Raketen abschießen zu können und einen Raketenschild zu errichten. Das funktioniert nicht. Israels Iron Dome funktioniert gegen grobe [01:45:30] Hamas-Raketen, Flaschenraketen, die von der Hamas abgefeuert werden. Die Hisbollah wird den Eisernen Dom durchdringen wie ein heißes Messer die Butter. Der Iran würde sie ausweiden. Es ist ein falsches Gefühl der Sicherheit. Das kann man strategisch nicht nachbilden. Warum also überhaupt versuchen.

Schafft das System zur Abwehr ballistischer Raketen ab. Und damit machen Sie sich jetzt frei für eine stärkere strategische Rüstungsreduzierung, um diesen wahnsinnigen Wettlauf zur Modernisierung der schrecklichsten [01:46:00] Waffen der Welt zu stoppen. Russland hat bereits eine Modernisierungsrunde hinter sich. Sie haben die Sarmat-Rakete, sie haben die Avantgarde, sie haben andere. Die Vereinigten Staaten sprechen über den Einsatz der Sentinel-Rakete, des B 21 Raider-Bombers und der U-Boote der Columbia-Klasse. Hört auf, Billionen von Dollar für die nukleare Abrüstung auszugeben
Aufrüstung, für den Bau von Waffen, die man logischerweise niemals einsetzen kann, weil in dem Moment, in dem man sie einsetzt, die Welt untergeht. Und schließlich, sobald man [01:46:30] damit beginnt, die nukleare Bedrohung zu reduzieren, wäre Europa sehr klug – und das ist, wissen Sie … wenn ich ein Verhandlungsführer der US-Regierung wäre, würde ich das nicht laut aussprechen.

Aber hier ist die Quintessenz. Russland wird aus diesem Ukraine-Konflikt mit einer militärischen Überlegenheit gegenüber dem Westen hervorgehen, so wie der Westen am Ende des Kalten Krieges eine Überlegenheit gegenüber Russland hatte. Was wir heute in Europa mehr denn je brauchen, ist ein neuer [01:47:00] Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, der genau das schafft, was Russland gefordert hat: einen Stabilitätspuffer zwischen der NATO und Russland. Das bedeutet nicht, dass die NATO aufgelöst wird. Es bedeutet nur, dass die Infrastruktur der NATO auf die Linien von 1997 zurückgeführt wird. Und wenn man es in den Kontext eines Vertrages stellt, dann muss dieses wunderbare, riesige, mächtige russische Militär, das sie in der Ukraine zusammengezogen haben, auf eine gleichwertige Entfernung zurückgezogen werden. Sie brauchen Inspektoren [01:47:30], die die Überwachung übernehmen. Sie müssen das Militärische in den Beziehungen zwischen Russland und Europa zurückdrängen. Dies ist die Ausfahrt aus dem Krieg, die absolut notwendig ist, wenn man Frieden und Stabilität bewahren will. Und nur so wird Europa die nötige Luft holen können, um sich wirtschaftlich zu erholen. Glauben Sie wirklich, dass die Deutschen in der Lage sein werden, die 100 Milliarden Euro aufzubringen, die Scholz für den Wiederaufbau der deutschen Armee bereitstellen will? Nein. Die deutsche [01:48:00] Wirtschaft kollabiert. Glauben Sie, dass Europa wirklich diese 300.000 Mann starke schnelle Eingreiftruppe aufbauen wird, die laut Stoltenberg die Zukunft sein soll? Nicht einmal annähernd. Sie kollabieren. Europa kann sich das nicht leisten. Und wenn sich Europa weiterhin in einen offenen wirtschaftlichen und quasi militärischen Konflikt mit Russland verstrickt, wird es nur noch mehr zusammenbrechen. Rüstungskontrolle ist der Weg in die Zukunft. Europa könnte ein Ergebnis diktieren, das besser für Europa ist, [01:48:30] nicht perfekt, aber besser für Europa, indem es bereit ist, an dieser Front mit den Russen zusammenzuarbeiten. Und das wird es auch.

Sie haben es angesprochen, Alexander, es wird viel dazu beitragen, dass ein Gefühl des Vertrauens zwischen den Nationen wieder aufleben kann. Im Moment gibt es kein Vertrauen zwischen den Nationen, aber wir müssen das tun, denn sonst wird Russland diesen Krieg beenden und dann dem Westen seinen Willen aufzwingen. Wir sprechen [01:49:00] über ein Europa, das grundlegend kaputt ist. Europa wird nicht in der Lage sein, die Herausforderung anzunehmen, und die Vereinigten Staaten werden mit ihrer eigenen Implosion konfrontiert sein, die gerade jetzt stattfindet, wirtschaftlich und politisch. Die Vereinigten Staaten sind im Moment eine sehr kranke Nation und werden noch kränker werden, wenn wir gezwungen sind, uns mit einem zusammengebrochenen Europa und einem wieder erstarkten Russland und übrigens auch mit einem China auseinanderzusetzen, das ebenfalls sprunghaft wächst. Verleihen Sie also Stabilität, indem Sie [01:49:30] stabil handeln. Rüstungskontrolle ist die Zukunft.

 AlexanderMercouris: [01:49:33] Ja. Scott, was Sie sagen, ist absolut richtig. Und ich kann nur sagen, das ist es, wovon Glenn gesprochen hat. Der Zusammenbruch der Staatskunst. Die Tragödie ist, wer hat die Diplomatie erfunden? Woher kommt der Begriff der Diplomatie? Sie wissen schon, die ganze Sprache der Diplomatie, Botschafter, all das, Sie wissen schon, Botschaften, all dies. Das ist europäisch. Es waren die Europäer, die die moderne Diplomatie erfunden haben. Tun sie etwas? Natürlich [01:50:00] tun sie nichts. Sie tun absolut nichts. Und, wissen Sie, wir alle drei können uns an die Friedensbewegungen in Europa erinnern, die ein äußerst nützlicher und wichtiger Teil der europäischen politischen Landschaft waren. Wo sind sie? Was ist geschehen? Wer sorgt sich noch um einen Atomkrieg? Wer macht sich noch Sorgen um Atomwaffen? Sie sprachen von Dark Eagle. Ich habe von dem Dark Eagle gehört, Glenn, wir alle drei. Wissen [01:50:30] die Menschen auf den Straßen in Europa überhaupt von diesem System, das in das Herz Europas gebracht werden soll? Nun, wir müssen in Europa eine gewisse politische Fähigkeit wiederentdecken, denn sonst driften wir in Konfrontationen ab, die uns nur enormen Schaden zufügen. Wie soll das gehen, angesichts [01:51:00] der Wüste, die die politische Landschaft in Europa im Moment darstellt. Das kann ich nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht. Aber alles, was ich sagen kann, ist, dass ich noch nie eine Periode in der Geschichte erlebt habe, in der die europäische Führung so schlecht, so bankrott und so moralisch inkompetent war, wie die, die wir heute erleben. Und ich denke an die Möglichkeiten, die es vor 30 Jahren gab, als [01:51:30] der Kalte Krieg zu Ende ging, und daran, wie diese von den Vereinigten Staaten und auch von Europa zu einem großen Teil weggeworfen wurden. Und wenn ich zu viel darüber nachdenke, macht mich das sehr verbittert.

GlennDiesen: [01:51:48] Nun, ich bin mir nicht sicher.

AlexanderMercouris: [01:51:55] Mm hmm. Nun, ich meine, was ich sagen will, ist dies. Lassen Sie uns einfach dort enden. Ich [01:52:00] meine, es ist erstaunlich. Wissen Sie, es gibt diese wunderbare Redewendung, die übrigens historisch gesehen wahr ist, dass die Zeit den Mann oder die Frau hervorbringt. Wissen Sie, es kann gut sein, dass dies die Krise ist, die Europa braucht. Vielleicht brauchen wir diese Krise, um uns selbst aus unserer Selbstgefälligkeit herauszuschütteln, die wir in diesem Kokon aus Selbstgefälligkeit, Arroganz und Dummheit um uns herum aufgebaut haben. Wenn die Leute, ich meine, wie [01:52:30] ich sagte, wir sprechen über die Streiks und solche Dinge. Ich meine, wir haben eine Wiederbelebung der Gewerkschaften erlebt, zum Beispiel in Großbritannien, wo die Gewerkschaften tot waren, aber plötzlich erwachen sie wieder zum Leben. Und es könnte sehr gut sein, dass als Folge dieser Krise Menschen, Kräfte, politische Kräfte in Europa wieder auftauchen, die die Dinge wieder in Gang bringen und umkehren werden. Das Potenzial dazu ist vorhanden. Wissen Sie, die heutige Führung [01:53:00] ist furchtbar. Sie ist schrecklich. …..

 ScottRitter: [01:53:13] Es gibt den amerikanischen Philosophen George Santayana, und er wird immer wieder zitiert. Diejenigen, die die Lehren aus der Geschichte nicht ziehen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen. Der Gedanke dabei ist, dass die Geschichte aus aufeinander folgenden [01:53:30] Beispielen des Scheiterns besteht. Aber es gibt diese lichten Momente in der Geschichte, in denen sich Erfolge einstellen. Einer der größten Erfolge war der 1987 unterzeichnete und 1988 in Kraft getretene Vertrag über nukleare Mittelstreckenwaffen, der einen Rüstungswettlauf umkehrte, der im Begriff war, Europa und damit die Welt zu zerstören. Auf amerikanischer Seite war der Mann, der das möglich gemacht hat, ein [01:54:00] Schauspieler, ein Mann, der von der politischen Elite der Demokratischen Partei verachtet wurde. Selbst die Republikaner betrachteten ihn als eine Art Außenseiter. Dieser quasi konservative Leinwandstar, ein einfacher Mann, der das Schlimmste aus der amerikanischen Politik gemacht hat, indem er das sowjetische Problem grob vereinfacht hat, das böse Imperium, usw., usw.. Und er hat uns aus dem Abgrund geführt. Er hat uns [01:54:30] aus der Dunkelheit herausgeführt. Er unterzeichnete einen Vertrag, von dem niemand dachte, dass er jemals unterzeichnet werden könnte, und leitete damit einen Prozess der Verbesserung der Beziehungen ein. Leider war es ein sehr enges Zeitfenster. Und George Herbert Walker Bush war nicht in der Lage, die Aufgabe zu Ende zu führen. Es kam spät in Reagans Amtszeit, aber aus einer höchst unwahrscheinlichen Quelle tauchte eine Führungspersönlichkeit auf, die uns aus dieser Dunkelheit herausführte. Und wenn wir an die 1980er Jahre denken, dann vergessen die Leute [01:55:00], dass die Vereinigten Staaten in den 1980er Jahren in Afghanistan einen Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion führten, in den wir Milliarden von Dollar gesteckt haben, nur um sowjetische Soldaten zu töten. Das erinnert mich ein wenig an das, was gerade in der Ukraine passiert. Die Menschen vergessen, dass wir an der Verhängung von Sanktionen gegen russisches Gas beteiligt waren und Druck auf Europa ausgeübt haben, kein russisches Gas mehr zu kaufen. Und wir haben die russische Energie herausgegriffen und versucht, sie zu isolieren. Wir haben sogar ein Gerät eingebaut das künstlich den Messwert des Drucks einer [01:55:30] einer Explosion erzeugte. Wir haben die russische Energieinfrastruktur innerhalb Russlands physisch zerstört. Das wird heute nicht passieren. Im Moment ist die Verhaftung von Brittney Griner das große Thema, Wow, verhaftet. Arthur Nicholson wurde 1985 von einem sowjetischen Sergeanten in Ludwiglust, Ostdeutschland, erschossen. Ich meine, wir haben uns damals gegenseitig umgebracht. Wir stationierten Atomwaffen und sprachen nicht nur darüber. Wir haben die Pershing 2 nach [01:56:00] Europa geschickt, um die SS 20 zu bekämpfen. Europa stand bis zu einem gewissen Grad vor der nuklearen Auslöschung. Das ist nicht einmal annähernd das, was Ihnen heute bevorsteht. Und doch führte uns ein Mann hinaus. Ronald Wilson Reagan. Ich weiß, dass die Leute sagen werden, er sei ein schrecklicher Präsident gewesen. Schrecklich, ich werde das nicht diskutieren. Was ich sagen will: Er hat die Welt gerettet. Er hat die Welt gerettet. Und so schlimm die Dinge heute auch sind, vielleicht wird es keine amerikanische Führung sein, denn ich weiß nicht, wo die herkommen sollte. Ich weiß nicht einmal, wie diese beiden Wörter heute auf demselben Stück [01:56:30] Papier stehen können. Aber vielleicht wird Europa aus dieser totalen Katastrophe, mit der es heute konfrontiert ist, liefern. Vielleicht bekommt Europa einen Führer, der diesen Namen auch verdient. Nicht diese, nicht Stoltenberg, nicht Macron, nicht Scholtz, nicht diese Witzfiguren. Aber es wird jemand auftauchen, der sagt, dass wir uns wie rational denkende, liebende und fürsorgliche Menschen verhalten müssen. Und wenn man all diese Wörter zusammennimmt und sie zu [01:57:00] einer Person kombiniert, dann sind diese Dinge, über die wir sprechen, logisch. Ich meine, es ist ja nicht so, dass Glenn, Alexander und ich hier sitzen und versuchen, eine phantasievolle Welt zu malen. Es ist logisch zu sagen, dass wir danach streben sollten, keine Atomwaffen zu haben. Es ist logisch das zu sagen. Ich werde es dabei belassen, denn ich befinde mich gerade in einem Debattierwettbewerb mit meinen Hunden. Aber ich denke, ich habe meinen Standpunkt dargelegt, dass es möglich ist, sich eine Welt vorzustellen, in der eine Führungspersönlichkeit auftauchen kann, die [01:57:30] uns aus den Schwierigkeiten herausführt.

GlennDiesen: [01:57:36] Ich stimme zu. Nun, mit dieser viel positiveren Anmerkung können wir die Sache abschließen. So. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Scott, dass Sie sich zwei Stunden Zeit genommen haben, und natürlich auch bei Ihnen, Alexander, es war mir ein Vergnügen, und ja, ich hoffe, dass ich bald wieder mit Ihnen beiden sprechen kann.

ScottRitter: [01:58:00] Vielen Dank [01:58:00], dass Sie mich eingeladen haben. Ich danke Ihnen. Schön, dass Sie da sind.

 AlexanderMercouris: [01:58:03] Schön, Sie zu sehen. Und Glenn, ich danke Ihnen vielmals.

 ScottRitter: [01:58:06] Vielen Dank, Glenn.

Ende der Übersetzung.

 




Zum Ukrainekrieg Teil 1

In meiner von dem ehemaligen Brigadegeneral der US-Marines, Samuel B. Griffith ins Englische übersetzten Ausgabe des chinesischen Klassikers der Kriegskunst, Sun Tzu The Art of War, geht es auch darum, dass man den Gegner und sich selber kennen und verstehen sollte. Wer die Möglichkeiten und Fähigkeiten der eigenen Seite und dann auch noch den Gegner falsch einschätzt ist chancenlos.

Nachdem ich schon im Juni mit www.freizahn.de/2022/06/links-zur-ukrainekrise/  auf einige Quellen hingewiesen hatte, die eine von der westlichen Propaganda abweichendes Bild vom Ukrainekonflikt zeichnen, habe ich nun einen Artikel entdeckt der  in der Ausgabe August 2022, der “Marine Corps Gazette”, einer Zeitschrift der Marine Corps Association (https://mca-marines.org ) veröffentlicht wurde und den ich hier übersetzt habe, zumal die im Internet zu findende, abfotografierte Version recht schwierig zu lesen war.

Ich hoffe die folgende Übersetzung trägt etwas zum besseren Verständnis des Vorgehens und der Professionalität des russischen Militärs bei.

Beginn der Übersetzung

Die russische Invasion der Ukraine

Maneuverist Paper Nr. 22: Teil II: Der mentale und moralische Bereich

von Marinus

Betrachtet man die Operationen der russischen Bodentruppen in der Ukraine im Jahr 2022 als rein physikalische Phänomene, ergibt sich ein rätselhaftes Bild. Im Norden der Ukraine eroberten russische Bataillonsgruppen ein großes Gebiet, unternahmen aber keine Versuche, die vorübergehende Besetzung in einen dauerhaften Besitz umzuwandeln. Nachdem sie fünf Wochen in dieser Region verbracht hatten, verließen sie sie so schnell, wie sie gekommen waren. Im Süden führte der ähnlich rasche Einmarsch der russischen Bodentruppen zur Errichtung russischer Garnisonen und zur Gründung russischer politischer, wirtschaftlicher und kultureller Einrichtungen. Auf dem dritten Kriegsschauplatz kam es nur selten zu schnellen Bewegungen, wie sie die russischen Operationen an der Nord- und Südfront kennzeichneten. Stattdessen führten russische Verbände in der Ostukraine artillerieintensive Angriffe durch, um relativ kleine Geländeabschnitte zu erobern.
Eine Möglichkeit, ein wenig Licht in dieses Rätsel zu bringen, besteht darin, die russischen Operationen an jeder der drei Hauptfronten des Krieges als eigenständige Kampagne zu betrachten. Eine weitere Erhellung ergibt sich aus der Erkenntnis, dass jede dieser Kampagnen einem Modell folgte, das schon seit langem zum russischen Operationsrepertoire gehörte. Ein solches Schema erklärt jedoch nicht, warum die russische Führung bestimmte Modelle auf bestimmte Operationen anwandte. Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine Untersuchung der psychologischen und moralischen Zielsetzungen, denen jede dieser drei Kampagnen diente.

Militärische Streifzüge im Norden

Amerikanische Marines verwenden seit langem den Begriff “Raid”, um ein Unternehmen zu beschreiben, bei dem sich eine kleine Truppe schnell an einen bestimmten Ort begibt, eine diskrete Mission erfüllt und sich so schnell wie möglich zurückzieht.1 Für russische Soldaten hat der sprachliche Cousin dieses Wortes (Reyd) jedoch eine etwas andere Bedeutung.

Während die Bewegung des Teams, das einen Überfall durchführt, nur ein Mittel ist, um bestimmte Punkte auf der Karte zu erreichen, hat die Bewegung der häufig größeren Truppen, die einen ‘Reyd’ durchführen, erhebliche operative Auswirkungen. Das heißt, dass sie auf ihrem Weg über verschiedene Autobahnen und Nebenstraßen die gegnerischen Befehlshaber verwirren, die gegnerische Logistik stören und den gegnerischen Regierungen die Legitimität entziehen, die sich aus der unangefochtenen Kontrolle über ihr eigenes Gebiet ergibt. Während jede Phase eines heutigen amerikanischen Überfalls notwendigerweise einem detaillierten Skript folgt, ist ein ‘Reyd’ ein offeneres Unternehmen, das angepasst werden kann, um neue Chancen zu nutzen, neue Gefahren zu vermeiden oder neuen Zwecken zu dienen. Der Begriff ‘Reyd’ fand im späten 19. Jahrhundert Eingang in das russische Militärlexikon, und zwar durch Theoretiker, denen die Ähnlichkeiten zwischen den unabhängigen Kavallerieoperationen des amerikanischen Bürgerkriegs und der bereits etablierten russischen Praxis auffielen, mobile Kolonnen, oft bestehend aus Kosaken, auf ausgedehnte Exkursionen durch das feindliche Territorium zu schicken.2 Ein frühes Beispiel für solche Exkursionen sind die Erfolge der von Alexander Tschernyschew geführten Kavalleriekolonne während der Napoleonischen Kriege.

Im September 1813 durchquerte diese Truppe von etwa 2300 Reitern und zwei leichten Feldgeschützen das feindliche Gebiet auf einer Strecke von 640 km (400 Meilen). In der Mitte dieses kühnen Unterfangens besetzte diese Kolonne zwei Tage lang die Stadt Kassel, die damals die Hauptstadt eines der Satellitenstaaten des französischen Kaiserreichs war. Aus Angst vor einer Wiederholung dieser peinlichen Situation ließ Napoleon zwei Armeekorps zur Garnison von Dresden abkommandieren, dem damaligen Regierungssitz eines weiteren seiner Dependenzen.3 Als Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig auf die vereinten Streitkräfte seiner Feinde traf, war seine ohnehin zahlenmäßig unterlegene Grande Armée daher viel kleiner, als sie es sonst gewesen wäre.

Im Jahr 2022 unternahmen die vielen taktischen Bataillonsgruppen, die in den ersten Tagen der russischen Invasion tief in die Nordukraine vorrückten, keinen Versuch, die Besetzung Leipzigs nachzuvollziehen. Vielmehr umgingen sie alle größeren Städte, die auf ihrem Weg lagen, und in den seltenen Fällen, in denen sie sich in einer kleineren Stadt befanden, dauerte die Besetzung selten länger als ein paar Stunden. Dennoch erzeugten die schnell vorrückenden russischen Kolonnen in weitaus größerem Umfang einen ähnlichen Effekt wie bei Tschernyschews Überfall von 1813. Das heißt, sie überzeugten die Ukrainer davon, ihre Hauptfeldarmee, die damals in der Donbass-Region kämpfte, zu schwächen, um die Verteidigung der entfernten Städte zu verstärken.

Schnelle Besetzung im Süden

Die russischen Operationen im Gebiet zwischen der südlichen Küste der Ukraine und dem Fluss Dnjepr ähnelten in Bezug auf Geschwindigkeit und zurückgelegte Entfernung den Angriffen im Norden. Sie unterschieden sich jedoch in Bezug auf den Umgang mit den Städten. Während die russischen Kolonnen auf beiden Seiten von Kiew große städtische Gebiete nach Möglichkeit mieden, nahmen ihre Kollegen im Süden vergleichbare Städte dauerhaft in Besitz. In einigen Fällen, wie z. B. bei dem Manöver “Schiff gegen Ziel” (ship-to-objective maneuver), das im Asowschen Meer begann und in Melitopol endete, fand die Eroberung von Städten bereits in den ersten Tagen der russischen Invasion statt. In anderen Gebieten, wie z. B. in der Stadt Skadovsk, warteten die Russen mehrere Wochen, bevor sie Gebiete einnahmen und die örtlichen Verteidigungskräfte angriffen, die sie bei ihrem ersten Vorstoß ignoriert hatten.

Unmittelbar nach ihrer Ankunft verfolgten die russischen Kommandeure, die das Kommando über die städtischen Gebiete im Süden übernahmen, dieselbe Politik wie ihre Kollegen im Norden. Das heißt, sie erlaubten den lokalen Vertretern des ukrainischen Staates, ihre Aufgaben zu erfüllen und in vielen Fällen weiterhin die Flagge ihres Landes an öffentlichen Gebäuden zu hissen.4 Es dauerte jedoch nicht lange, bis russische Beamte die Kontrolle über die lokale Regierung übernahmen, die Flaggen an den Gebäuden ersetzten und die Ersetzung ukrainischer Institutionen, ob Banken oder Mobilfunkunternehmen, durch russische in die Wege leiteten.5

 Wie das Modell des ‘Reyd’ war auch das Paradigma von Feldzügen, die eine schnelle militärische Besetzung mit einer tiefgreifenden politischen Umgestaltung verbanden, schon seit geraumer Zeit Teil der russischen Militärkultur.

So konnten die russischen Befehlshaber bei der Erläuterung des Konzepts für die Operationen an der Südfront auf eine Reihe ähnlicher Unternehmungen verweisen, die der sowjetische Staat in den vier Jahrzehnten nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens im Jahr 1939 durchgeführt hatte. (Dazu gehörten die Eroberung der Länder Estland, Lettland und Litauen im Jahr 1940, die Unterdrückung der reformistischen Regierungen in Ungarn und der Tschechoslowakei während des Kalten Krieges und die Invasion in Afghanistan im Jahr 1979.)6

Während einige russische Verbände im Süden die Kontrolle über die eroberten Gebiete festigten, führten andere Angriffe in der Nähe der Stadt Mykolaiv durch. Wie ihre größeren Pendants an der Nordfront ermutigten sie die ukrainische Führung, Kräfte für die Verteidigung der Städte einzusetzen, die andernfalls im Kampf um die Donbass-Region hätten eingesetzt werden können. (In diesem Fall handelte es sich um die Häfen von Mykolaiv und Odessa.) Gleichzeitig entstand durch die Angriffe im nördlichen Teil der Südfront ein breites “Niemandsland” zwischen den von den russischen Streitkräften besetzten Gebieten und den Gebieten, die vollständig unter der Kontrolle der ukrainischen Regierung standen.

Stalingrad im Osten

Bei den russischen Operationen im Norden und Süden der Ukraine wurde nur sehr wenig Feldartillerie eingesetzt. Dies war teilweise eine Frage der Logistik. (Unabhängig davon, ob sie im Norden Raubzüge durchführten oder den Süden schnell besetzten, fehlten den russischen Kolonnen die Mittel, um eine große Anzahl von Granaten und Raketen zum Einsatz zu bringen.) Das Fehlen von Kanonen in diesen Feldzügen hatte jedoch mehr mit den Zielen als mit den Mitteln zu tun. Die russische Zurückhaltung bei der Bombardierung des Nordens rührte von dem Wunsch her, die örtliche Bevölkerung nicht zu verärgern, die aus sprachlichen und ethnischen Gründen fast ausschließlich den ukrainischen Staat unterstützte.

Im Süden diente die russische Politik, den Einsatz von Feldartillerie zu vermeiden, ebenfalls dem politischen Zweck, Leben und Eigentum von Gemeinden zu schützen, in denen sich viele Menschen als “russisch” identifizierten und viele weitere Russisch als Muttersprache sprachen.

 Im Osten jedoch führten die Russen Bombardierungen durch, die in Bezug auf Dauer und Intensität mit den großen Artilleriekämpfen der Weltkriege des zwanzigsten Jahrhunderts vergleichbar waren. Diese Bombardierungen, die durch kurze, sichere und außerordentlich redundante Versorgungslinien ermöglicht wurden, dienten drei Zwecken. Erstens schlossen sie die ukrainischen Truppen in ihren Befestigungen ein und nahmen ihnen die Möglichkeit, etwas anderes zu tun, als an Ort und Stelle zu bleiben. Zweitens forderten sie eine große Zahl von Opfern, sei es physisch oder durch die psychologischen Auswirkungen des Eingesperrtseins, der Impotenz, und der Nähe einer großen Zahl die Erde erschütternder Explosionen. Drittens führte das Bombardement einer bestimmten Festung, wenn es über einen ausreichenden Zeitraum, der oft in Wochen gemessen wurde, durchgeführt wurde, ausnahmslos entweder zum Rückzug der Verteidiger oder zu ihrer Kapitulation.

Das Ausmaß der russischen Bombardierungen im Osten der Ukraine lässt sich erahnen, wenn man den Kampf um die Stadt Popasna (18. März bis 7. Mai 2022) mit der Schlacht von Iwo Jima (19. Februar bis 26. März 1945) vergleicht. Auf Iwo Jima kämpften die amerikanischen Marines fünf Wochen lang, um die Verteidiger eines acht Quadratmeilen großen, geschickt befestigten Geländes zu vernichten. In Popasna bombardierten russische Kanoniere acht Wochen lang Grabensysteme, die in die Bergrücken und Schluchten eines vergleichbaren Gebiets gebaut waren, bevor die ukrainische Führung beschloss, ihre Truppen aus der Stadt zurückzuziehen.

Die Eroberung von Gelände durch die Artillerie wiederum trug zur Schaffung von Umzingelungen bei, die die Russen “Kessel” (kotly) nennen. Wie so vieles in der russischen Militärtheorie beruht auch dieses Konzept auf einer Idee, die der deutschen Tradition der Manöverkriegsführung entlehnt ist: dem “Schlachtkessel”. Während die Deutschen jedoch bestrebt waren, ihre Kessel so schnell wie möglich zu schaffen und auszunutzen, konnten die russischen Kessel entweder schnell und überraschend oder langsam und scheinbar unausweichlich sein. Bei den erfolgreichen sowjetischen Offensiven des Zweiten Weltkriegs, die beispielsweise zur Vernichtung der deutschen 6. Armee in Stalingrad führten, wurden beide Arten von Kesseln in großem Umfang eingesetzt.

Die Befreiung von dem Wunsch, so schnell wie möglich Kessel zu errichten, befreite die in der Ostukraine kämpfenden Russen von der Notwendigkeit, ein bestimmtes Stück Land zu halten. So zogen die Russen angesichts eines entschlossenen ukrainischen Angriffs häufig ihre Panzer- und Infanterieeinheiten aus dem umkämpften Gelände zurück. Auf diese Weise verringerten sie zum einen die Gefahr für ihre eigenen Truppen, zum anderen schufen sie Situationen, in denen die ukrainischen Angreifer ohne Schutz mit russischen Granaten und Raketen konfrontiert waren, wenn auch nur kurz. Anders ausgedrückt: Die Russen betrachteten solche “Zugabebombardements” nicht nur als akzeptablen Einsatz von Geschützen, sondern auch als Gelegenheit, zusätzliche Verluste zu verursachen und gleichzeitig “auffälligen Verbrauch” von Artilleriemunition zu betreiben.

Im Frühjahr 1917 wendeten die deutschen Truppen an der Westfront eine vergleichbare Taktik an, um Situationen zu schaffen, in denen die französischen Truppen, die an den hinteren Hängen der kürzlich eroberten Bergkämme vorrückten, im offenen Gelände vom Feuer der Feldartillerie und der Maschinengewehre überrascht wurden. Diese Erfahrung wirkte sich derart auf die französische Moral aus, dass sich die Infanteristen von fünfzig französischen Divisionen an einer “kollektiven Disziplinlosigkeit” beteiligten, deren Motto lautete. “Wir halten stand, aber wir weigern uns, anzugreifen. “7 (Im Mai 2022 tauchten im Internet mehrere Videos auf, in denen Personen, die sich als ukrainische Soldaten ausgaben, die in der Donbass-Region kämpften, erklärten, sie seien zwar bereit, ihre Stellungen zu verteidigen, hätten aber beschlossen, jeden Befehl zu missachten, der sie zum Vorrücken auffordere).

Auflösung des Paradoxons

In den Anfängen der Debatte über die Manöverkriegsführung stellten die Manöveristen ihre bevorzugte Philosophie oft als das logische Gegenteil der “Feuerkraft/Abnutzungskriegsführung” dar. Noch 2013 nutzten die anonymen Autoren der “Attritionist Letters” (Attrition = Abnutzung) diese Dichotomie als Rahmen für ihre Kritik an Praktiken, die dem Geist der Manöverkriegsführung widersprechen. In den russischen Feldzügen in der Ukraine ergänzten sich jedoch eine Reihe von Operationen, die hauptsächlich aus Bewegung bestanden, mit einer hauptsächlich aus Kanonaden bestehenden Operation.

Eine Möglichkeit, dieses scheinbare Paradoxon aufzulösen, besteht darin, die Angriffe der ersten fünf Kriegswochen als eine große Täuschung zu bezeichnen, die zwar wenig direkte Zerstörung bewirkte, aber die anschließende Zermürbung der ukrainischen Streitkräfte ermöglichte. Insbesondere verzögerte die Bedrohung durch die Angriffe die Verlegung der ukrainischen Streitkräfte auf den Hauptkriegsschauplatz, bis die Russen ihre Artillerieeinheiten in Position gebracht, das Transportnetz gesichert und die Munitionsvorräte angelegt hatten, die für eine lange Serie großer Bombardierungen benötigt wurden. Diese Verzögerung sorgte auch dafür, dass, als die Ukrainer zusätzliche Verbände in die Donbass-Region verlegten, die Verlegung dieser Truppen und der für ihre Versorgung erforderliche Nachschub erheblich schwieriger wurde, durch die Zerstörungen die inzwischen im Bereich des ukrainischen Eisenbahnnetzwerkes durch Lenkraketen mit großer Reichweite angerichtet worden waren. Mit anderen Worten: Die Russen führten einen kurzen Manöverfeldzug im Norden durch, um die Voraussetzungen für einen längeren und letztlich wichtigeren Zermürbungsfeldzug im Osten zu schaffen.

Der krasse Gegensatz zwischen den Arten der Kriegsführung der russischen Streitkräfte in verschiedenen Teilen der Ukraine unterstrich die Botschaft, die den russischen Informationsoperationen zugrunde liegt. Von Anfang an bestand die russische Propaganda darauf, dass die “spezielle Militäroperation” in der Ukraine drei Zielen diente: dem Schutz der beiden prorussischen Protostaaten, der “Entmilitarisierung” und der “Entnazifizierung”. Für alle drei Ziele mussten den ukrainischen Verbänden die im Donbass kämpften schwere Verluste zugefügt werden. Keines der Ziele hing jedoch von der Besetzung von Teilen der Ukraine ab, in denen die überwiegende Mehrheit der Menschen die ukrainische Sprache sprach, sich zu einer ukrainischen ethnischen Identität bekannte und den ukrainischen Staat unterstützte.  In der Tat hätte die anhaltende Besetzung solcher Orte durch russische Streitkräfte hätte die Behauptung gestützt, dass Russland versucht, die gesamte Ukraine zu erobern.

Der russische Feldzug im Süden diente direkten politischen Zwecken.  Das heißt, er diente dazu, Gebiete, die von einer großen Anzahl ethnischer Russen bewohnt wurden, in die “russische Welt” einzugliedern.  Gleichzeitig erhöhte die schnelle Besetzung von Städten wie Cherson und Melitopol die Täuschungskraft der im Norden durchgeführten Operationen, indem sie die Möglichkeit nahelegte, dass die Kolonnen auf beiden Seiten von Kiew versuchen könnten, dasselbe mit Städten wie Tschernihiw und Schytomyr zu tun.  Ebenso ließen die Angriffe nördlich von Cherson die Möglichkeit aufkommen, dass die Russen versuchen könnten, weitere Städte zu besetzen, von denen Odessa die wichtigste war.8

Lenkraketen

Das russische Programm der Lenkwaffenangriffe, das parallel zu den drei Bodenkampagnen durchgeführt wurde, hatte eine Reihe von moralischen Auswirkungen, die für die russischen Kriegsanstrengungen günstig waren. Die wichtigsten davon resultierten aus der Vermeidung von Kollateralschäden, die nicht nur auf die außerordentliche Präzision der eingesetzten Waffen, sondern auch auf die umsichtige Auswahl der Ziele zurückzuführen waren. So fiel es Russlands Gegnern schwer, Angriffe auf Treibstoff- und Munitionsdepots, die sich notwendigerweise in einiger Entfernung von Orten befanden, an denen Zivilisten lebten und arbeiteten, als etwas anderes als Angriffe auf militärische Einrichtungen zu bezeichnen.

Ebenso hätten die russischen Anstrengungen den ukrainischen Eisenbahnverkehrs auch Angriffe auf die Kraftwerke umfassen können, die sowohl die Zivilbevölkerung als auch die Züge mit Strom versorgen. Solche Angriffe hätten jedoch viele Menschenleben unter den Beschäftigten dieser Anlagen gekostet und auch viel Leid in den Orten verursacht, dann ohne Strom gewesen wären. Stattdessen entschieden sich die Russen, ihre Raketen auf Traktionsunterwerke zu richten, d.h. auf die entfernt gelegenen Transformatoren, die den Strom aus dem allgemeinen Netz in die Form umwandeln, mit der die Züge fahren.9

Es gab jedoch Zeiten, in denen Raketenangriffe auf Einrichtungen mit “doppeltem Verwendungszweck” den Eindruck erweckten, dass die Russen in Wirklichkeit rein zivile Einrichtungen ins Visier genommen hatten. Das ungeheuerlichste Beispiel für einen solchen Fehler war der Angriff auf den Hauptfernsehturm in Kiew am 1. März 2022. Unabhängig davon, ob an der russischen Behauptung, der Turm sei für militärische Zwecke genutzt worden, etwas Wahres dran war oder nicht, trug der Angriff auf ein ikonisches Bauwerk, das lange Zeit mit einem rein zivilen Zweck in Verbindung gebracht worden war, viel dazu bei, die Vorteile zu schmälern, die sich aus der allgemeinen russischen Politik ergaben, Raketenangriffe auf offensichtliche militärische Ziele zu beschränken.10

 Die Herausforderung

Die drei Bodenkampagnen, die die Russen 2022 in der Ukraine durchführten, entsprachen weitgehend den traditionellen Modellen. Gleichzeitig wurde mit dem Programm der Raketenangriffe eine geradezu revolutionäre Fähigkeit genutzt.

 Ob neu oder alt, diese Komponenten wurden jedoch in einer Weise eingesetzt, die ein tiefes Verständnis für alle drei Bereiche, in denen Kriege geführt werden, zeigt. Das heißt, die Russen vergaßen selten, dass der Krieg nicht nur ein physischer Kampf ist, sondern auch ein geistiger Wettstreit und eine moralische Auseinandersetzung.

Die russische Invasion in der Ukraine könnte den Beginn eines neuen Kalten Krieges markieren, eines “langen Zwielichtkampfes”, vergleichbar mit dem, der mit dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums vor mehr als drei Jahrzehnten endete. Wenn das der Fall ist, dann werden wir es mit einem Gegner zu tun haben, der zwar viel Wertvolles aus der sowjetischen Militärtradition schöpft, sich aber sowohl von der Brutalität, die dem Erbe Lenins innewohnt, als auch von den Scheuklappen, die der Marxismus auferlegte, befreit hat. Was noch schlimmer wäre, wir könnten uns im Kampf gegen Jünger von John R. Boyd wiederfinden.

Anmerkungen

  1.  Headquaters Marine Corps, MCWP 3-43. I. Raid Operations, (Washington, DC: 1993)
  2. Für die Übernahme des Konzepts des “Überfalls”(engl. Raid) durch die russische Armee des späten neunzehnten Jahrhunderts siehe Karl Kraft von Hohenlohe-Ingelfingen (Neville Lloyd Walford, Übersetzer), Letters on Cavalr, (London: E. Scanford, 1893); und Frederick Chenevix Trench, Cavalry in Modern Wars. (London: Keegan, Paul, Tranch and Company, 1884).
  3. Ein kurzer Bericht über die von Alexander Tschernyschew geführte Reyde findet sich in Michael Adams, Napoleon and Russia, (London: Bloomsbury, 2006).
  4. John Reed und Polina Ivanova, “Residents of Ukraine’s Fallen Cities Regroup under Russian Occupation”, The Financial Times, (März 2022), abrufbar unter https://www.ft.com
  5. Adam Tayloer, “Shift to Ruble in Kherson Fuels Concerns about Russia’s Aims in Occupied Region”, The Washington Post, (Mai 2022), abrufbar unter https://www.washingtonpost.com
  6. David M. Glantz, “Excerpts on Soviet 1938-40 Operations from The History of Warfare, Military Art and Military Science, a 1977 Textbook of the Military Academy of the General Staff of the USSR Armed Forces, The Journal of Slavic Military Studies, (Milton Park: Routledge, März 1993)
  7. Das klassische Werk über die französischen Meutereien von 1917 ist Richard M. Watt, Dare Call it Treason, (New York, NY: Simon and Schuster1963). Michael Schwirts, “Anxiety Grows in Odessa as Russians Advance in Southern Ukraine”, The New York Times, (März 2022), verfügbar unter https://www.nytimes.com
  8. Staff, “Russia Bombs Five Railway Stations in Centraland Western Ukraine”, The Guardian, (April 2022), verfügbar unter https://www.the- guardian.com.
  9. Ein Beispiel für die vielen Berichte, in denen der Angriff auf den Fernsehturm am 1. März 2022 als Angriff auf eine zivile Infrastruktur bezeichnet wurde, ist Abaraham Mashie, “US Air Force Discusses Tactics with Ukrainian Air Force as Russian Advance Stalls”, Air Force Magazine, (März 2022), abrufbar unter https://www.airforcemag.com

 Ende der Übersetzung

 Nachtrag:

Wie ich nun gesehen habe, ist am 20.8.2022 auf de.rt.com ein Meinungsartikel zu dem oben übersetzten Artikel erschienen: https://de.rt.com/meinung/146285-geistiges-ringen-moralisches-argument-us-ueber-russischen-einsatz-ukraine/




Links zur Ukrainekrise

Im Folgenden habe ich einige Links zusammengestellt, die ich bei dem Versuch mir ein realistisches Bild in Sachen Ukrainekrieg zu machen, gefunden habe. Ich kann mir vorstellen, dass diese Liste meiner Links auch für andere interessant sein könnte.

Englischsprachige Quellen zur Ukrainekrise:

Einige Namen von denen jemand in einem Kommentar ebenfalls meinte, dass sie als alternative Nachrichtenquelle empfehlenswert sind.

Eva Bartlett,  Vanessa Beeley, The Grayzone, Redacted

Deutschsprachige Quellen (auch) zur Ukrainekrise:

RussiaToday und andere Webseiten wieder erreichen

Weil rt.com über meine DSL-Anschlüsse auf einmal nicht mehr erreichbar war habe ich etwas recherchiert. Bei meinen DSL-Anschlüssen habe ich in der Fritzbox die Adressen der  DNS-Server angepasst.  Bei einem Anschluss habe ich damit aber teilweise die Internetverbindung zeitweise vollständig lahm gelegt und zweitweise war sie unzuverlässig. Man muss also etwas recherchieren und probieren.

Ich kopiere hier aber auch den Artikel In eigener Sache: RT DE weiterhin über Alternativen zu erreichen, vom 25.5.2022, weil dieser noch verschiedene andere Möglichkeiten aufzeigt:

Liebe Leser,

die Dienste von RT DE sind im Netz derzeit ständigen Angriffen ausgesetzt. Ziel ist, die Seiten zu blockieren und uns als alternative Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Wir arbeiten weiter unermüdlich daran, den (technischen) Zugang zu unseren Artikeln zu ermöglichen, um Ihnen Sichtweisen jenseits des Mainstreams anzubieten.

Über die jeweils aktuellen Wege zu uns halten wir Sie gern per E-Mail über unseren Newsletter auf dem Laufenden. Dafür können Sie sich oben rechts auf unserer Homepage eintragen. Alle Dienste sollten auch problemlos über den Tor-Browser erreichbar sein. Im Moment erreichen Sie aber auch ohne diesen Browser für anonymes Surfen RT DE wie folgt:

Um die Sperre zu umgehen, können Sie grundsätzlich Folgendes verwenden:

  1. DNS-Sperren umgehen (Anleitung im Video)
  2. VPN
  3. Tor-Browser
  4. die folgenden Mirrors:

https://test.rtde.tech

https://meinungsfreiheit.rtde.life

https://pressefreiheit.rtde.tech

https://gegenzensur.rtde.world

https://fromrussiawithlove.rtde.world

https://freeassange.rtde.me

Android App:

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.rt.mobile.english&hl=en&gl=US

https://cdn.rt.com/app/rtnews.apk

RT DE im Yandex Messenger:

https://yandex.ru/chat/#/join/80aee2cd-c3d7-4006-adb8-10fb02a83ceb

RT DE auf Odysee:

https://odysee.com/@RTDE:e

RT DE auf VK:

https://vk.com/rt_de

Tor-Browser:

https://www.torproject.org/de/download/

DNS-Sperren im Browser umgehen

Es ist ebenfalls möglich, die DNS-Sperren in ihrem Browser ohne VPN zu umgehen.

In Chrome sind hierzu folgende Schritte notwendig:

1. Öffnen Sie Ihren Chrome-Browser.

2. Gehen Sie zu Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Sicherheit.

3. Scrollen Sie nach unten, bis Sie den Abschnitt ‘Erweitert’ finden.

4. Darunter finden Sie ‘Sichere DNS verwenden’.

5. Standardmäßig ist diese Option auf “Mit Ihrem aktuellen Dienstanbieter” eingestellt.

6. Klicken Sie auf die Option “Mit” darunter.

7. Im Menü darunter finden Sie eine Liste der verfügbaren DNS, wählen Sie Cloudfare (1.1.1.1) bzw. Cloudfare (default) aus.

In Firefox können sie die DNS auf ähnliche Weise ändern:

1. Öffnen Sie Ihren Firefox-Browser und wählen Sie ‘Einstellungen’.

2. Führen Sie im daraufhin geöffneten Dialogfeld einen Bildlauf nach unten zu ‘DNS über HTTPS aktivieren’ durch.

3. Klicken Sie unter ‘DNS über HTTPS aktivieren’ auf die Dropdown-Liste ‘Anbieter verwenden’, um den Anbieter Cloudfare (default) auszuwählen.

4. Klicken Sie auf OK, um Ihre Änderungen zu speichern und das Fenster zu schließen.

In Opera gehen Sie wie folgt vor:

1. Klicken Sie auf das Opera-Symbol, um das Menü des Browsers zu öffnen.

2. Wählen Sie Einstellungen aus dem Menü. Wenn Sie Alt + P drücken, werden die Einstellungen direkt geöffnet.

3. Klicken Sie in den Einstellungen auf der linken Seite auf Erweitert > Browser.

4. Scrollen Sie auf der rechten Seite nach unten zum Abschnitt ‘System’.

5. Aktivieren Sie die Option ‘DNS-over-HTTPS’ anstelle der ‘DNS-Einstellungen des Systems’.

6. Wählen Sie den Anbieter Cloudfare (default) aus.

Einige Schritte lassen sich auch abkürzen, wenn Sie in der Suchfunktion Ihrer Browsereinstellungen nach ‘DNS’ suchen und den Anbieter wie oben beschrieben ändern.

Bleiben Sie uns gewogen!

Ihre RT DE-Redaktion

Nachträge

Eine von Putin im Juni 2023 gezeigte Doku

Der russische Präsident Putin hat im Rahmen des Petersburger Wirtschaftsforums im Juni 2023 eine kleine Doku über Verbrechen der ukrainischen Nazis vorführen lassen. Eine deutsch vertonte Version der Szene mit Putin und der Doku findet sich hier: https://t.me/Ubersicht_Ukraine_Kanal/29372 . Ich denke man sollte wissen, dass die Russen diese Geschichte offenbar kennen und nicht vergessen haben.

Youtubekanal Gegenpol. Durch den Telegramkanal von Scott Ritter bin ich auf den Youtubekanal Gegenpol aufmerksam geworden, der als Motto “Nachrichtenmagazin abseits vom Mainstream” hat.

 




Das Ende des europäischen Zeitalters

John Michael Greer hat am 6.  April 2022 auf ecosophia.net de in folgenden übersetzten Artikel über das Ende des europäschen Zeitalters veröffentlicht, in dem er die russische Militäraktion in der Ukraine in einem großen historischen und geopolitischen Rahmen einordnet.

Titel des Originals:  The End of the European Age

Link auf das Original: www.ecosophia.net/the-end-of-the-european-age/

Das Ende des europäischen Zeitalters

6. April 2022 von John Michael Greer

Alles in allem ist dies ein guter Zeitpunkt, um über das geopolitische Gesamtbild zu sprechen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist der russisch-ukrainische Krieg noch im Gange. Der Angriff auf Kiew scheint auf Eis gelegt worden zu sein, damit sich die Russen darauf konzentrieren können, die ukrainischen Verteidiger aus der Donbass-Region zu vertreiben, während im Süden des Landes, wo die russischen Streitkräfte entlang beider Ufer des Dnjepr nach Norden vorstoßen, heftige Kämpfe toben. Nach einem Monat harter Kämpfe hat Russland fast dreißig Prozent des ukrainischen Territoriums erobert und zeigt keine Anzeichen für einen Rückzug, während die Sanktionen der USA und ihrer Klientenstaaten in Europa und im westlichen Pazifik die russische Regierung nicht von ihrem Kurs abbringen konnten.

Inzwischen sind die Auswirkungen dieser Sanktionen weltweit zu einem massiven wirtschaftlichen Faktor geworden, und es ist keineswegs sicher, dass Russland dadurch etwas verloren hat. Indien, die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, hat gerade Vorkehrungen getroffen, um den Handel mit Russland außerhalb des SWIFT-Interbankensystems in Rupien und Rubel statt in US-Dollar abzuwickeln. China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, verfügt bereits über ein solches System. Die Verknappung von Dieselkraftstoff und einem halben Dutzend anderer aus Russland stammender Rohstoffe löst in verschiedenen Teilen der Welt Wirtschaftskrisen aus, während das Gespenst einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit immer ernster wird – die Ukraine ist der drittgrößte Weizenexporteur der Welt, während Russland in dieser Kategorie an erster Stelle steht und außerdem einen Großteil der Düngemittel weltweit liefert. Sowohl die USA als auch Großbritannien haben ihre strategischen Erdölreserven angezapft, um die Ölpreise niedrig zu halten, aber es bleibt abzuwarten, ob dies mehr als eine Notlösung sein wird.

Im Moment ist es üblich, diese Ereignisse als vorübergehendes Hindernis auf dem Weg zu einer Zukunft des “weiter wie bisher” (“business as usual”) zu betrachten oder sie auf die vermeintliche persönliche Abscheulichkeit des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu schieben. Solche Ausreden sind ebenso einfach wie hoffnungslos falsch. Sie verraten unter anderem eine verblüffende Unkenntnis der Geschichte, denn es ist nicht das erste Mal, dass eine Ära der wirtschaftlichen Globalisierung unter dem Druck der Geopolitik zerbrochen ist. Mehrere nachdenkliche Autoren haben bereits die Parallelen zwischen der gegenwärtigen Krise und dem Zusammenbruch der viktorianischen Wirtschaftsglobalisierung vor einem Jahrhundert festgestellt.

Der Vergleich ist treffend. Wie John Maynard Keynes 1913 in seinem zu Recht berühmten Werk “The Economic Consequences of the Peace” (Die wirtschaftlichen Folgen des Friedens) feststellte, konnte ein wohlhabender Engländer, der beim Frühstück die “Times” vor sich liegen hatte, genauso frei Vermögenswerte rund um den Globus kaufen und verkaufen wie sein Pendant in den Vereinigten Staaten im Jahr 2013. Das Pfund Sterling war damals die unverzichtbare Weltwährung; das weltweite Telegrafennetz der viktorianischen Ära erfüllte die Rolle des Internets, indem es Kauf- und Verkaufsaufträge mit Lichtgeschwindigkeit über Meere und Kontinente hinweg verschickte. Freihandelsabkommen, die weitaus unflexibler waren als die heutigen Beispiele, beseitigten Hindernisse für Investitionen und Ausbeutung. Die britische Armee und Marine, unterstützt durch modernste Militärtechnologie, bildeten den Rückhalt für all dies. Die einzige Wolke am Horizont war die aufstrebende Macht Deutschlands, das nicht bereit war, sich mit einem Status zweiter Klasse in einer Welt zu begnügen, die in erster Linie für Großbritanniens Bequemlichkeit und Profit bestimmt war.

Dann kam das Jahr 1914, ein Terrorist erschoss den österreichischen Thronfolger, und nach und nach zogen die meisten europäischen Staaten in den Krieg. Der freie Handel konnte nicht überleben, als die Geopolitik in den Mittelpunkt rückte: Jede kämpfende Nation musste Devisenkontrollen einführen, um zu verhindern, dass dringend benötigte Gelder in neutrale Länder flossen, und die neutralen Länder reagierten entsprechend, während Sanktionen und Gegensanktionen zwischen den konkurrierenden Allianzen das Vertrauen zerstörten, das den globalen Handel erst möglich gemacht hatte. Als der Krieg schließlich 1918 zu Ende ging, war die Weltwirtschaft des viktorianischen Zeitalters irreparabel zerrüttet. Die Versuche, in den 1920er Jahren einen gewissen Anschein davon wiederherzustellen, trugen dazu bei, die Voraussetzungen für die globale Wirtschaftskatastrophe von 1929 zu schaffen. Nach der Weltwirtschaftskrise war der Freihandel in den Köpfen der meisten Menschen völlig diskreditiert, und es dauerte fünfzig Jahre, bis die Vereinigten Staaten sich daran machten, die imperiale Strategie Großbritanniens zu ihrem eigenen Vorteil zu kopieren, was zu unserer heutigen Situation führte.

Im Jahr 1913 war Großbritannien das reichste und mächtigste Land der Welt. 1918 war Großbritannien ein halb zerschlagener wirtschaftlicher Sanierungsfall, so kurz vor dem Bankrott, dass es nie in der Lage war, seine Schulden aus dem Ersten Weltkrieg an die Vereinigten Staaten zu begleichen, und so knapp bei Kasse, dass die britische Regierung, als Irland sich gegen die britische Herrschaft auflehnte, einknickte und seine älteste und am gründlichsten ausgeplünderte Kolonie losließ. Es dauerte nur vier Jahrzehnte nach 1914, bis der Rest des britischen Imperiums zusammenbrach und Großbritannien von seinem früheren Status als globale Hypermacht auf die schmachvolle Rolle eines US-Klientenstaates zurückfiel, der hauptsächlich durch Geldwäscheoperationen in der Londoner City am Leben gehalten wird. Das ist es, was mit Nationen passiert, die zu sehr vom wirtschaftlichen Globalismus abhängig werden.

Könnte etwas Ähnliches mit den Vereinigten Staaten geschehen? Natürlich könnte es das. Glaubwürdigen Schätzungen zufolge ziehen die Vereinigten Staaten derzeit jährlich etwa 1 Billion US-Dollar an unverdientem Reichtum aus der Rolle des Dollars als Weltreservewährung und als Medium für große Handelsgeschäfte. Das gibt der US-Regierung die Möglichkeit, Billionen von Dollar, die sie nicht hat, für internationale Abenteurer und inländische Prestigeprojekte zur Wählerbeeinflussung (pork-barrel projects) auszugeben. Wenn das wegfällt – wenn die US-Regierung keine Schulden mehr machen kann und ihre Ausgaben aus ihrem eigenen Einkommen bezahlen muss – wird der größte Teil der Fassade des amerikanischen Wohlstands zusammenbrechen, den kolossalen Wohlfahrtsprogrammen für Unternehmen, die das Großkapital in diesem Land unterstützen, wird das Geld ausgehen, und die globale Vorherrschaft der USA wird der Vergangenheit angehören.

Möglicherweise erleben wir gerade jetzt die ersten Runden dieses Übergangs. Wenn Sie hier in den Vereinigten Staaten einen Lebensmittelladen besuchen, sind die Preissteigerungen bei vielen Produkten von Woche zu Woche weitaus höher als die offizielle (und stark geschönte) Inflationsrate. Wenn Sie dort sind, achten Sie darauf, wie viele Regale leer sind oder wie viele Produkte darauf verteilt wurden, um den Mangel zu kaschieren – so wie es in den Ostblockländern geschah, bevor sie zusammenbrachen. Die vom Dollar abhängige (und dominierte) Weltwirtschaft verliert gerade ihre Räder und die Folgen werden eine drastische Umverteilung des Reichtums zwischen den Nationen und zwischen den Klassen innerhalb der Nationen sein. Der wohlhabende Engländer, den sich Keynes 1913 an seinem Frühstückstisch vorstellte, war 1933 viel weniger wohlhabend, und 1953 war er noch viel weniger wohlhabend.

All dies ist es wert, beobachtet zu werden, vor allem, aber nicht nur für diejenigen unter uns, die in den Vereinigten Staaten leben. Wie ich bereits erwähnt habe, wird das Thema allmählich auch in den Randgruppen diskutiert, wo man heutzutage über unerwünschte Realitäten spricht. Ich möchte jedoch einen Schritt weiter zurückgehen und das Geschehen im kalten Licht einer breiteren historischen Entwicklung betrachten.

Ich habe das britische Weltreich bereits einige Absätze zuvor erwähnt. Im Jahr 1500 wäre die Idee eines britischen Weltreichs absurd gewesen, wenn überhaupt jemand an so etwas gedacht hätte. Im Jahr 1500 stellten sich die Menschen, die Europa überhaupt Beachtung schenkten, Europa als einen trostlosen, feuchten, gebirgigen Subkontinent vor, der an das westliche Ende Asiens geklebt war und von einer Reihe kleiner Nationen bewohnt wurde, die sich vor allem durch ihre seltsamen religiösen Überzeugungen und ihre Neigung zu mörderischen internen Kriegen (“internecine warfare”) auszeichneten. Wie es seit der Antike der Fall war, befand sich Europa am Rande der zivilisierten Welt: einem Gürtel großer imperialer Nationen, der sich über das südliche Ende Asiens, den Nahen Osten und Westafrika erstreckte.

 Westafrika hatte schon vor Europa Städte und war ein wichtiges Zentrum städtischer, gebildeter Zivilisationen, als der größte Teil Europas noch von ungebildeten germanischen Stämmen bewohnt war, die glaubten, dass die römischen Ruinen von Riesen erbaut worden sein müssten. Um 1500 wurde Westafrika vom Songhai-Reich beherrscht, einem ausgedehnten politischen Gebilde, das den größten Teil der westlichen Ausbuchtung Afrikas südlich der Sahara beherrschte und sich von den großen Städten Timbuktu und Gao bis zum Atlantik erstreckte. Bis 1591, als das Songhai-Reich nach einer katastrophalen Niederlage in einem Krieg mit Marokko auseinanderbrach, war es größer, reicher und militärisch mächtiger als jede andere Nation in Europa. Die Tatsache, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, wahrscheinlich noch nie davon gehört haben, sagt einiges über die im Wesentlichen engstirnige Natur der modernen westlichen Bildung aus).

Das Chinesische Reich, das Mogulreich in Indien, das Persische Reich, das Osmanische Reich und das Songhai-Reich: Diese und ein paar Dutzend kleinere Nationen, die an ihren Flanken verstreut lagen, von Japan im fernen Osten bis zum Wolof-Königreich im fernen Westen, bildeten die zivilisierte Welt. Europa befand sich an der Peripherie, und die schlauen Leute – wenn sie Wetten abgeschlossen hätten – wären wahrscheinlich davon ausgegangen, dass die zänkischen kleinen Staaten bald vom aufstrebenden Osmanischen Reich verschluckt werden würden. Und fast wäre es auch so gekommen: Hätten die europäischen Streitkräfte die Seeschlacht von Lepanto 1571 nicht gewonnen und den beiden osmanischen Belagerungen Wiens 1526 und 1683 nicht standgehalten, wäre wahrscheinlich ein viel größerer Teil Europas, wenn nicht sogar ganz Europa, von den Türken erobert worden.

Es gehört jedoch zu den Gemeinplätzen der Geschichte, dass die Völker an der Peripherie Neuerungen einführen, während die Völker im Zentrum dieselben Bewegungen wiederholen. Genau das hat Europa getan. Die Europäer haben weder das Schießpulver noch die Kanonen noch die Hochseesegelschiffe erfunden – die Chinesen hatten all diese Technologien Jahrhunderte, bevor sie nach Europa gelangten -, aber als diese Technologien erst einmal da waren, trieben die kriegerischen europäischen Länder sie weiter voran, als irgendjemand sonst es je getan hatte. Um 1500 liefen aus allen Häfen der europäischen Atlantikküste große Schiffe aus, die in der Lage waren, Ozeane zu überqueren, und die mit Kanonen bewaffnet waren, die allem anderen auf See überlegen waren.

Zunächst stand der Handel auf der Tagesordnung – der Handel mit Indien und China, um Zugang zu asiatischen Luxusprodukten zu erhalten, ohne die exorbitanten Aufschläge der türkischen und arabischen Zwischenhändler zahlen zu müssen -, doch die Entdeckung Amerikas änderte alles, vor allem, nachdem die Krankheiten der Alten Welt 95 % der einheimischen Bevölkerung der Neuen Welt ausgerottet und das Feld für die europäische Kolonisierung und Besiedlung weit offen gelassen hatten. Es dauerte weniger als zwei Jahrhunderte, bis Europa dem Planeten eine neue Wirtschaftsstruktur aufzwang: Die europäischen Seestreitkräfte und Handelsflotten monopolisierten den internationalen Handel, und die europäischen Kolonien in der Neuen Welt, die hauptsächlich von aus Afrika importierten Sklaven bewirtschaftet wurden und die phantastisch lukrative Tabak- und Zuckerernten erzielten, die weltweit verkauft wurden. Den Handelsflotten folgten europäische Armeen, die in der spektakulärsten Eroberungsorgie der Geschichte den größten Teil des Planeten eroberten.

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Ära des Abschlachtens und Plünderns sind für unseren heutigen Zweck von Bedeutung. Im Jahr 1600 war Indien die reichste Nation der Welt. Im Jahr 1900 war es eine der Ärmsten. Das war kein Zufall. Es geschah, weil die britische Herrschaft Indien bis auf die Grundmauern ausplünderte und den Erlös nach Hause schickte. Der erstaunliche Reichtum, der Großbritanniens weltweite Militärpräsenz finanzierte und London mit so viel monumentaler Architektur überzog, stammt aus der rücksichtslosen Ausbeutung Indiens und Dutzender anderer Länder. Das Gleiche gilt für die meisten anderen europäischen Länder und Hauptstädte. Wenn heutzutage über die unterentwickelten Länder der Welt gesprochen wird, wird meist vermieden, zuzugeben, dass die Armut in der Dritten Welt durch die europäische Enteignung jedes Stücks beweglichen Reichtums, das nicht niet- und nagelfest war, verursacht wurde.

Jetzt geht es um die Nachwirkungen. 1947 zwang Indien ein bankrottes und angeschlagenes Großbritannien, ihm die Unabhängigkeit zu gewähren. 1949 stürzte China eine schwache nationalistische Regierung, die von westlichen Mächten abhängig war. 1979 wurde der Iran – so wird Persien heute genannt – einen amerikanischen Marionetten-Schah los. Der Türkei ist es gelungen, nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches durch Frankreich und Großbritannien im Jahr 1918 eine prekäre Unabhängigkeit zu bewahren, und sie ist auf dem besten Weg, ihre historische Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum wiederzuerlangen. Westafrika ist immer noch ein hoffnungsloser Fall, aber das liegt vor allem daran, dass die französischen und amerikanischen Truppen dafür sorgen, dass es so bleibt. (Das Letzte, was man in der NATO wollte, war, dass nach der Ölkrise der 1970er Jahre eine weitere ölreiche Region expansive Vorstellungen von ihrer Fähigkeit zu internationalem Einfluss bekam, so wie es die Staaten des Persischen Golfs taten).

Das heißt, die zivilisierte Welt erholt sich von den Auswirkungen der vorübergehenden Herrschaft Europas.

Die Folgen lassen sich in wirtschaftlicher Hinsicht leicht nachvollziehen. Wie bereits erwähnt, ist China selbst unter Berücksichtigung der Verzerrungen durch die stark aufgeblähten Finanzsektoren in Europa und den Vereinigten Staaten heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Indien ist die fünftgrößte und die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt. Der Iran leidet immer noch unter harten Sanktionen, hat sich aber zu einer regionalen Wirtschaftsmacht mit einem boomenden Industriesektor entwickelt. Sobald die Sanktionen, die ihn binden, fallen – und sie fallen -, ist zu erwarten, dass er zu einer wichtigen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kraft wird. Der Rest des alten Gürtels der zivilisierten Nationen, westlich der iranischen Grenze bis zur Atlantikküste Westafrikas, hinkt noch ein wenig hinterher, aber geben Sie ihm noch hundert Jahre, und die natürlichen wirtschaftlichen Vorteile des alten zivilisierten Gürtels werden sich wahrscheinlich durchsetzen.

Und Europa? Verknöchert, umständlich (fussy), anspruchsvoll (entiteled), sich an die schäbige Würde eines Zeitalters des Imperiums klammernd, das im Rückspiegel der Geschichte verblasst, und niedergedrückt von einer demografischen Schrumpfung, die sich seit einem Jahrhundert beschleunigt, ist Europa die Vergangenheit, nicht die Zukunft. William Butler Yeats sah es ein Jahrhundert im Voraus: “Welche Zwietracht wird Europa in jene künstliche Einheit treiben – nur trockene oder trocknende Stöcke können zu einem Bündel geschnürt werden -, das die Dekadenz jeder Zivilisation ist?” Die Europäische Union hat seine Prophezeiung buchstabengetreu erfüllt und ist dabei, Yeats’ großen historischen Zyklus zu vollenden, indem sie in eine endgültige Zusammenhanglosigkeit versinkt, aus der zu gegebener Zeit etwas völlig Neues – und für die konventionelle Weisheit des heutigen Europas völlig Inakzeptables – hervorgehen wird.

Tolkien, der wohl größte Meister der mythischen Erzählung des 20. Jahrhunderts, hat ein schönes Gedicht mit dem Titel “The Hoard” (Der Hort) verfasst, das sich auf uralte Erkenntnisse über den Zyklus des Aufstiegs und Niedergangs von Imperien und Zivilisationen stützt. Er folgt einem prächtigen Schatz von einem Besitzer zum anderen, vom Zwerg zum Drachen zum Menschenkönig, und trägt den Fluch des Verfalls und des Untergangs mit sich. Der Schatz ist, wie Tolkien sehr wohl wusste, die Havarena, der Schatz der Souveränität aus der archaischen indoeuropäischen Überlieferung; es ist das Gold des Rheins – in der ursprünglichen Abfolge der Ereignisse vielleicht der Hort eines reichen Römers -, das dazu beitrug, mörderische Fehden im nachrömischen Rheinland anzutreiben, das den größten aller Zyklen der deutschen und nordischen Sage inspirierte und das zentrale Thema für das letzte wirklich große Werk der westlichen Oper, Richard Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen, lieferte. Tolkiens Worte sind ein schönes Epitaph für Europa in seiner Dekadenz:

Die Schwerter seiner Vasallen waren stumpf vor Rost,
sein Ruhm gefallen, seine Herrschaft ungerecht,
seine Hallen hohl und seine Gemächer kalt,
aber König war er aus Elfengold.

Das ist der Fluch der Macht.  Jede Nation, wie jede Generation, geht von einer Jugend voller Ideale und großer Hoffnungen in ein Alter über, das durch die exakten mathematischen Konsequenzen ihres Handelns bestimmt wird. Der alte Gürtel der Hochkulturen hatte seine eigenen Lasten und seine eigene Dekadenz zu tragen, und er hat dafür bezahlt. Nun, da er wieder zu Kräften gekommen ist, steigt er, während die Rechnung für das europäische Zeitalter der Herrschaft geduldig von Vater Zeit beglichen wird, und zwar vollständig. Es sollte nicht überraschen, dass die Nationen, die die Welt in der vorindustriellen Ära beherrschten, in der Endphase des Industriezeitalters erneut die Welt beherrschen werden.

Dies ist schließlich der breitere Kontext, in dem der russisch-ukrainische Krieg und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Erschütterungen zu verstehen sind. Die große geopolitische Frage zu Beginn des 21. Jahrhunderts lautete, ob sich Russland mit seinen immensen Ressourcen an fossilen Brennstoffen, Mineralien und landwirtschaftlichen Rohstoffen mit Europa oder dem aufstrebenden Asien verbünden würde. Es wäre für Europa und die Vereinigten Staaten ein Leichtes gewesen, Russland in eine gesamteuropäische Struktur von Bündnissen und Wirtschaftsbeziehungen einzubinden. Alles, was dazu nötig gewesen wäre, ist eine vernünftige Berücksichtigung der russischen Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit und die Bereitschaft, langfristige Ziele über kurzfristige Gewinnsucht zu stellen. Die europäischen und amerikanischen Politiker haben sich als zu unfähig erwiesen, diese einfachen Schritte zu vollziehen, so dass sich die Frage nun erledigt hat: Russland wendet sich nach Osten und gibt seine Rohstoffbasis und seine politische Unterstützung an China, Indien und den Iran ab. Das hätte nicht passieren müssen, aber jetzt ist es zu spät, das zu ändern.

Und die Vereinigten Staaten? Wir haben das getan, was Randmächte in Zeiten des Niedergangs oft tun, wenn das imperiale Zentrum zu schrumpfen beginnt. Wir schnappten uns 1945 die Zügel des Imperiums, als Großbritannien zu schwach war, um sie länger zu halten, und versuchten, dasselbe Spielchen auch für uns zu nutzen. Alles in allem hat es nicht sehr gut funktioniert. Jetzt sind wir in dieselbe Falle getappt wie Großbritannien 1914: tödlich überengagiert in einem unbezahlbaren globalen Imperium, hoffnungslos abhängig von einer Weltwirtschaft, die aus allen Nähten platzt, und unfähig zu erkennen, dass sich die Welt verändert hat. Die nächsten Jahrzehnte werden ein harter Weg für uns sein.

Allerdings geht das europäische Zeitalter zu Ende, nicht das amerikanische. Das amerikanische Zeitalter hat noch nicht begonnen. Die Vereinigten Staaten sind heutzutage ein Dritte-Welt-Land, das durch ein Kapitel historischer Unfälle in eine vorübergehende Position als globaler Hegemon katapultiert wurde. Ihre europäisch geprägten Eliten sind, wie in der Dritten Welt üblich, eine kleine Minderheit, die eine schwache, vorübergehende Herrschaft über unruhige Massen ausübt, die ihre Ideale und Interessen nicht teilen und ihre potenzielle Macht zu spüren beginnen. Amerika ist noch jung und schwanger mit der Zukunft; in Jahrhunderten, lange nachdem das europäische Furnier abgeworfen wurde, wird es etwas völlig Neues hervorbringen, das für die konventionelle Weisheit des heutigen Europas unannehmbar, ja völlig unverständlich sein wird.

Aber natürlich wird es diese konventionelle Weisheit bis dahin nicht mehr geben. Wenn die Geschichte ihrem gewohnten Lauf folgt, wird zu dem Zeitpunkt, an dem die künftige Hochkultur des östlichen Nordamerikas zu entstehen beginnt, das Zeitalter der europäischen Weltherrschaft eine ferne Erinnerung sein, und Europa selbst wird viele Jahrhunderte in seinem vorimperialen Zustand verbracht haben: eine zersplitterte, verarmte, kriegerische Region am fernen Rand der zivilisierten Welt. Seine Völker und Kulturen haben mit denen, die heute dort leben, nicht mehr viel gemeinsam. Fast alle Völker des römischen Europas starben in der nachrömischen Ära aus, überschwemmt von Massenmigrationen aus anderen Ländern. Zu Beginn des gemeinsamen Zeitalters lebten die Vorfahren der heutigen Spanier in der Ukraine und die Vorfahren der heutigen Ungarn lebten näher an China als an Ungarn. Genauso könnten in einem Jahrtausend viele der in Europa lebenden Menschen ihre Vorfahren in den heutigen Nahen Osten oder nach Afrika südlich der Sahara zurückverfolgen, und die historischen Nationen Europas werden in Vergessenheit geraten, ausgelöscht von den Fluten der Migration und Eroberung, die neue Grenzen und neue Gemeinwesen schaffen.

Die Geschichte nimmt keine Rücksicht auf Menschen, und sie geht besonders hart mit denen um, die meinen, dass ihr Anspruchsdenken im großen Ganzen zählt. Das sollte man im Hinterkopf behalten, denn wir bewegen uns auf eine Ära heftiger Veränderungen zu, deren Folgen die meisten Menschen noch gar nicht abschätzen können. In den kommenden Monaten werden wir mehr darüber und über die Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten, sprechen.

Ende der Übersetzung




Dem Selbstmord Europas zusehen

Zusätzlich zu der sich als Folge der “Impfungen” gegen Covid abzeichnenden Katastrophe begehen die EU-Staaten nun auch wirtschaftlichen und energiepolitischen Selbstmord.  Die russische Denkfabrik Valdai-Diskussions-Club, hat am 5. April 2022 eine Expertendiskussion mit dem Thema Gas gegen Rubel: Kaufen Sie es wenn Sie es können, veranstaltet zu der am 7. April 2022 auf TheCradle.co und TheSaker.is ein Kommentar von Pepe Escobar erschienen ist, den ich hier übersetzt habe.

Die Diskussion im Valdai-Forum wurde auf Russisch geführt und simultan ins Englische übersetzt (Link auf die englische Version). Soweit die Vortragenden Englisch gesprochen haben, wurde simultan ins Russische übersetzt. Ich erwähne das, weil diese Diskussion vor allem auch für die Zukunftsplanung von Russlanddeutschen, die kein oder nur wenig Englisch können, hochinteressant sein dürfte.  Für Leser, die zwar gut Russisch aber nur wenig oder kein Englisch verstehen, verlinke ich die russischsprachige Version hier: Газ за рубли: купи, если сможешь. Дискуссия. Vor allem auch die im Kommentar von Pepe Escobar nur sehr leichte gestreiften Ausführungen von Alexander Losev, Generaldirektor, Sputnik Asset Management, Mitglied des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik (SVOP), dessen Vortrag bei Minute 8:00 mit allgemeinen Bemerkungen für das Thema Energie beginnt, sind sehr empfehlenswert wenn man die Zukunftsaussichten der BRD und der EU abschätzen möchte.

Links auf das englische Original von Pete Escobars Artikel:

Beginn der Übersetzung:

Lehnen Sie sich zurück und sehen Sie zu, wie Europa Selbstmord begeht

Wenn es das Ziel der USA ist, Russlands Wirtschaft durch Sanktionen und Isolation zu zerstören, warum befindet sich Europa dann im freien Fall?

Von Pepe Escobar 07. April 2022

Der Wettbewerb Washingtons mit der aufstrebenden Macht Russland ist so hart, dass es bereit ist, Europa zu opfern. Photo Credit: The Cradle. Link auf den Originalartikel https://thecradle.co/Article/columns/8853

Das atemberaubende Spektakel der Europäischen Union (EU), die in Zeitlupe Harakiri begeht, ist etwas für die Ewigkeit. Wie ein billiges Kurosawa-Remake handelt der Film in Wirklichkeit von der von den USA betriebenen Zerschlagung der EU, einschließlich der Umleitung einiger wichtiger russischer Rohstoffexporte in die USA auf Kosten der Europäer.

Es ist hilfreich, eine strategisch gut platzierte Schauspielerin der 5. Kolonne zu haben – in diesem Fall die erstaunlich inkompetente Leiterin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen – mit ihrer lautstarken Ankündigung eines erdrückenden neuen Sanktionspakets: Russische Schiffe dürfen nicht mehr in EU-Häfen einlaufen; Straßentransportunternehmen aus Russland und Weißrussland dürfen nicht mehr in die EU einreisen; keine Kohleimporte mehr (über 4,4 Milliarden Euro pro Jahr).

In der Praxis bedeutet das, dass Washington seine wohlhabendsten westlichen Klienten/Lakaien ausschaltet. Russland ist natürlich zu mächtig, um es direkt militärisch herauszufordern, und die USA benötigen dringend einige seiner wichtigsten Exportgüter, insbesondere Mineralien. Deshalb werden die Amerikaner die EU dazu drängen, immer höhere Sanktionen zu verhängen, die ihre Volkswirtschaften mutwillig zum Einsturz bringen und es den USA ermöglichen, sich alles unter den Nagel zu reißen.

Ein Hinweis auf die kommenden katastrophalen wirtschaftlichen Folgen, die die Europäer in ihrem täglichen Leben spüren (nicht aber die reichsten fünf Prozent): Die Inflation frisst Gehälter und Ersparnisse auf; die Energierechnungen des nächsten Winters sind ein gemeiner Tiefschlag; Produkte verschwinden aus den Supermärkten; Urlaubsbuchungen sind fast eingefroren. Frankreichs kleiner König Emmanuel Macron – der vielleicht eine böse Wahlüberraschung erlebt – hat sogar angekündigt: “Lebensmittelmarken wie im Zweiten Weltkrieg sind möglich.”

Wir haben es in Deutschland mit dem wiederkehrenden Gespenst der Weimarer Hyperinflation zu tun. Der Präsident von BlackRock, Rob Kapito, sagte in Texas: “Zum ersten Mal wird diese Generation in ein Geschäft gehen und nicht bekommen können, was sie will.” Die afrikanischen Landwirte können sich in diesem Jahr überhaupt keinen Dünger leisten, was die landwirtschaftliche Produktion um eine Menge reduziert, mit der 100 Millionen Menschen ernährt werden könnten.

Zoltan Poszar, ehemaliger Guru der New Yorker Fed und des US-Finanzministeriums und jetziger Großwesir der Credit Suisse, betont immer wieder, dass Rohstoffreserven – und hier ist Russland konkurrenzlos – ein wesentliches Merkmal dessen sein werden, was er als Bretton Woods III bezeichnet (obwohl das, was von Russland, China, dem Iran und der Eurasischen Wirtschaftsunion geplant wird, ein Post-Bretton Woods ist).

Poszar merkt an, dass Kriege historisch gesehen von demjenigen gewonnen werden, der über mehr Nahrungsmittel und Energievorräte verfügt – früher, um Pferde und Soldaten zu versorgen, heute, um Soldaten zu ernähren und Panzer und Kampfflugzeuge zu betanken. China hat im Übrigen große Vorräte an praktisch allem angehäuft.

Poszar stellt fest, dass unser gegenwärtiges Bretton-Woods-II-System einen deflationären Impuls (Globalisierung, offener Handel, Just-in-time-Lieferketten) hat, während Bretton Woods III einen inflationären Impuls (De-Globalisierung, Autarkie, Horten von Rohstoffen) von Lieferketten und zusätzlichen Militärausgaben liefern wird, um das zu schützen, was vom Überseehandel übrig bleiben wird.

Die Auswirkungen sind natürlich überwältigend. Bedenklich ist, dass dieser Zustand sogar zum Dritten Weltkrieg führen kann.

Rubelgas oder amerikanisches LNG?

Der russische runde Tisch Valdai Club hat eine wichtige Expertendiskussion (Link auf engl. Version) über das geführt, was wir bei The Cradle als Rublegas (Link auf engl. Artikel von Pepe Escobar) definiert haben – der wahre geoökonomische Spielveränderer im Herzen der Post-Petrodollar-Ära. Alexander Losev, Mitglied des Russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, erläuterte die Konturen des großen Bildes. Aber es war an Alexey Gromov, dem leitenden Energiedirektor des Instituts für Energie und Finanzen, sich mit entscheidenden Details zu befassen.

Bislang verkaufte Russland jährlich 155 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa. Die EU verspricht rhetorisch, bis 2027 darauf zu verzichten und den Verbrauch von russischem Gas bis Ende 2022 um 100 Milliarden Kubikmeter zu reduzieren. Gromov fragte nach dem “Wie” und bemerkte, dass “kein Experte eine Antwort darauf hat“. Der Großteil des russischen Erdgases wird über Pipelines transportiert. Dies kann nicht einfach durch verflüssigtes Erdgas (LNG) ersetzt werden.

Die lächerliche europäische Antwort lautet: “Fangen Sie an zu sparen”, d. h. “bereiten Sie sich darauf vor, dass es Ihnen schlechter geht” und “senken Sie die Temperatur in den Haushalten.” Gromov stellte fest, dass in Russland “22 bis 25 Grad im Winter die Norm sind. Europa propagiert 16 Grad als ‘gesund’ und das Tragen von Pullovern in der Nacht”.

Die EU wird nicht in der Lage sein, das von ihr benötigte Gas aus Norwegen oder Algerien (das die Deckung des Binnenverbrauchs bevorzugt) zu beziehen. Aserbaidschan wäre in der Lage, bestenfalls 10 Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu liefern, aber “das wird noch 2 bis 3 Jahre dauern”.

Gromov betonte, dass es “heute keinen Überschuss auf dem Markt für LNG aus den USA und Katar gibt” und dass die Preise für asiatische Kunden immer höher sind. Das Fazit ist, dass Europa bis Ende 2022 nicht in der Lage sein wird, seine Käufe aus Russland erheblich zu reduzieren: “Sie könnten maximal 50 Milliarden Kubikmeter einsparen.” Und die Preise auf dem Spotmarkt werden höher sein – mindestens 1.300 Dollar pro 1000 Kubikmeter.

Eine wichtige Entwicklung ist, dass “Russland die logistischen Lieferketten nach Asien bereits verändert hat”. Das gelte auch für Gas und Öl:  “Man kann Sanktionen verhängen, wenn es einen Überschuss auf dem Markt gibt. Jetzt fehlt es aber an mindestens 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag. Wir werden unsere Lieferungen nach Asien schicken – mit einem Rabatt. Schon jetzt zahlt Asien einen Aufschlag von 3 bis 5 Dollar pro Barrel Öl.”

Zum Thema Öltransporte äußerte sich Gromov auch zu dem wichtigen Thema der Versicherung: “Die Versicherungsprämien sind höher. Vor der Ukraine basierte alles auf dem Free on Board (FOB)-System. Jetzt sagen die Käufer: “Wir wollen nicht das Risiko eingehen, Ihre Ladung in unsere Häfen zu bringen”. Daher wenden sie das CIF-System (Cost, Insurance and Freight) an, bei dem der Verkäufer die Fracht versichern und transportieren muss. Das wirkt sich natürlich auf die Einnahmen aus.”

Eine absolute Schlüsselfrage für Russland ist, wie der Übergang zu China als wichtigstem Gaskunden gelingen kann. Es geht um Power of Siberia 2, eine neue, 2600 km lange Pipeline, die ihren Ursprung in den russischen Gasfeldern Bovanenkovo und Kharasavey in Yamal, im Nordwesten Sibiriens, hat und erst 2024 ihre volle Kapazität erreichen wird. Und zuerst muss die Verbindungsleitung durch die Mongolei gebaut werden – “wir brauchen 3 Jahre für den Bau dieser Pipeline” -, so dass alles erst gegen 2025 fertig sein wird.

“Was die Jamal-Pipeline betrifft, so geht der größte Teil des Gases nach Asien. Wenn die Europäer nicht mehr kaufen, können wir umlenken.” Und dann ist da noch das Projekt Arctic LNG 2 – das noch größer ist als Yamal: “Die erste Phase sollte bald fertig sein, sie ist zu 80 Prozent fertig.” Ein zusätzliches Problem könnten die gegenüber Russland “unfreundlichen” Länder in Asien darstellen: Japan und Südkorea. Die in Russland produzierte LNG-Infrastruktur hängt immer noch von ausländischen Technologien ab.

Das veranlasst Gromov zu der Feststellung, dass “das Modell der mobilisierungsbasierten Wirtschaft nicht so gut ist”. Aber das ist es, womit Russland zumindest kurz- bis mittelfristig zurechtkommen muss.

Positiv ist, dass das neue Paradigma “mehr Zusammenarbeit innerhalb der BRICS (die aufstrebenden Volkswirtschaften Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas, die sich seit 2009 jährlich treffen)”, den Ausbau des Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridors (INSTC) und mehr Interaktion und Integration mit “Pakistan, Indien, Afghanistan und dem Iran” ermöglichen wird.

Lediglich im Hinblick auf den Iran und Russland sind Tauschgeschäfte im Kaspischen Meer bereits in Arbeit, da der Iran mehr produziert, als er benötigt, und die Zusammenarbeit mit Russland im Rahmen ihrer verstärkten strategischen Partnerschaft ausbauen will.

Hyperschall-Geo-Ökonomie

Es war die Aufgabe des chinesischen Energieexperten Fu Chengyu, kurz und bündig zu erklären, warum das Bestreben der EU, russisches Gas durch amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, ein Hirngespinst ist. Im Wesentlichen ist das US-Angebot “zu begrenzt und zu kostspielig”.

Fu Chengyu zeigte, warum es ein langwieriger, komplizierter Prozess ist, der von vier Verträgen abhängt: zwischen dem Gasentwickler und dem LNG-Unternehmen, zwischen dem LNG-Unternehmen und dem Käuferunternehmen, zwischen dem LNG-Käufer und dem Frachtunternehmen (das die Schiffe baut) und zwischen dem Käufer und dem Endverbraucher.

“Jeder Vertrag”, betonte er, “braucht eine lange Zeit bis zur Fertigstellung. Ohne all diese unterzeichneten Verträge wird keine Partei investieren – weder in die Infrastruktur noch in die Erschließung von Gasfeldern. Die tatsächliche Lieferung von amerikanischem LNG nach Europa setzt also voraus, dass alle diese miteinander verbundenen Ressourcen verfügbar sind – und wie ein Uhrwerk funktionieren.”

Das Urteil von Fu Chengyu ist eindeutig: Die Besessenheit der EU, das russische Gas loszuwerden, wird “Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum und eine Rezession nach sich ziehen. Sie bedrängen ihr eigenes Volk – und die Welt. Im Energiesektor werden wir alle geschädigt werden”.

Es war recht aufschlussreich, die bevorstehenden geoökonomischen Turbulenzen – die Besessenheit der EU, russisches Gas zu umgehen, und das Aufkommen des Rublegases – den wahren Gründen für die Operation Z in der Ukraine gegenüberzustellen, die von den westlichen Medien und Analysten völlig verschwiegen werden.

Ein alter Profi des US-Deep-State, der inzwischen im Ruhestand ist und mit den inneren Abläufen der alten OSS, dem Vorläufer der CIA, bis hin zum heutigen Neocon-Wahn bestens vertraut ist, lieferte einige ernüchternde Erkenntnisse:

“Bei der ganzen Ukraine-Frage geht es um Hyperschallraketen, die Moskau in weniger als vier Minuten erreichen können. Die USA wollen sie dort, in Polen, Rumänien, den baltischen Staaten, Schweden und Finnland. Dies ist ein direkter Verstoß gegen die Vereinbarungen von 1991, dass die NATO nicht nach Osteuropa expandieren wird. Die USA verfügen derzeit noch nicht über Hyperschallraketen, werden dies aber in ein oder zwei Jahren tun. Dies ist eine existenzielle Bedrohung für Russland. Also mussten sie in die Ukraine gehen, um das zu verhindern. Als nächstes werden Polen und Rumänien an der Reihe sein, wo Trägersysteme in Rumänien installiert worden sind und in Polen noch installiert werden.”

Aus einer völlig anderen geopolitischen Perspektive ist es sehr aufschlussreich, dass sich seine Analyse mit den geoökonomischen Überlegungen von Zoltan Poszar deckt: “Die USA und die NATO sind äußerst kriegslüstern. Dies stellt eine echte Gefahr für Russland dar. Die Vorstellung, dass ein Atomkrieg undenkbar ist, ist ein Mythos. Wenn man die Brandbomben auf Tokio mit  Hiroshima und Nagasaki vergleicht, starben in Tokio mehr Menschen als in Hiroshima und Nagasaki. Diese Städte wurden wiederaufgebaut. Die Strahlung verschwindet und das Leben kann wieder beginnen. Der Unterschied zwischen Brandbomben und Atombomben ist nur die Effizienz. Die Provokationen der NATO sind so extrem, dass Russland seine Atomraketen in Alarmbereitschaft versetzen musste. Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit. Aber die USA haben es ignoriert.”

Ende der Übersetzung

Siehe dazu unter anderem auch meine Blogbeiträge:

 




Ukrainekrieg, Energie und neue Weltordnung

Gail Tverberg hat auf ihrem Blog Ourfiniteworld.com am 2. März 2022 einen sehr bemerkenswerten Artikel zu den energie- und wirtschaftspolitischen Hintergründen des Ukrainekrieges veröffentlicht, den ich hier übersetzt habe.

Titel und Link des Originals: Russia’s attack on Ukraine represents a demand for a new world order

Sehr interessant sind auch die Kommentare zu diesem Artikel.

Im Anschluß an die Übersetzung füge ich eine Liste mit Artikel auf Freizahn.de und LimitsToGrowth.de an, die zu dem Artikel von Gail Tverberg passen.

Beginn der Übersetzung:

Russlands Angriff auf die Ukraine ist eine Forderung nach einer neuen Weltordnung

Geschrieben am 2. März 2022 von Gail Tverberg

Russlands Angriff auf die Ukraine steht für die Forderung nach einer neuen Weltordnung, die langfristig höhere Preise für fossile Brennstoffe, insbesondere für Öl, zur Folge haben wird. Eine solche Wirtschaft würde sich wahrscheinlich auf Russland und China konzentrieren. Die übrige Weltwirtschaft, soweit sie weiterhin Bestand haben wird, wird weitgehend ohne fossile Brennstoffe auskommen müssen, abgesehen von den fossilen Brennstoffen, die die Länder weiterhin für sich selbst produzieren. Die Bevölkerung und der Lebensstandard werden in den meisten Teilen der Welt sinken.

Wenn sich eine auf Russland und China zentrierte Wirtschaft entwickeln kann, wird der US-Dollar nicht mehr die Weltreservewährung sein. Der Handel wird in der Währung des neuen Russland-China-Blocks abgewickelt. Außerhalb dieses Blocks werden die lokalen Währungen eine dominierende Rolle spielen. Die meisten der heutigen Schulden werden letztendlich nicht mehr bedient werden können; soweit diese Schulden ersetzt werden, werden sie durch Schulden in lokalen Währungen ersetzt werden.

Meiner Meinung nach besteht das eigentliche Problem darin, dass der Pro-Kopf-Energieverbrauch weltweit zurückgeht. Der Energieverbrauch ist für die Herstellung von Waren und Dienstleistungen unerlässlich.

Abbildung 1. Für die Umwandlung von Rohstoffen (d. h. Ressourcen) in Fertigerzeugnisse wird Energie in unterschiedlicher Form eingesetzt.

Das Schrumpfen der pro Person zur Verfügung stehenden Energiemenge bedeutet, dass im Durchschnitt immer weniger Fertigwaren und Dienstleistungen für jede Person produziert werden können. Einige Länder schneiden besser als der Durchschnitt ab, andere wiederum schlechter. Mit den niedrigen Preisen für fossile Brennstoffe hat Russland überdurchschnittlich schlecht abgeschnitten; es will die Situation mit langfristig höheren Energiepreisen verbessern. Wenn Russland damit beginnen kann, seine Energieexporte nach China zu verlagern, kann es sich die neue russisch-chinesische Wirtschaft mit begrenzter Unterstützung durch den Rest der Welt vielleicht leisten, Russland die hohen Preise für fossile Brennstoffe zu zahlen, die Russland zur Aufrechterhaltung seiner Wirtschaft benötigt.

In diesem Beitrag werde ich versuchen zu erklären, was meiner Meinung nach geschieht.

[1] Es hat den Anschein, dass Russland nun befürchtet, kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen, der sich nicht allzu sehr vom Zusammenbruch der Zentralregierung der Sowjetunion im Jahr 1991 unterscheidet. Ein solcher Zusammenbruch würde zu einem enormen Rückgang des Lebensstandards in Russland führen, selbst gegenüber dem heutigen relativ niedrigen Niveau.

Ein Blick zurück auf den Energieverbrauch der Sowjetunion zeigt ein seltsames Muster. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Energieverbrauch der Sowjetunion rapide an. Das Land wurde zu einem militärischen Konkurrenten der USA, während sein Energieverbrauch in der Zeit von 1965 bis 1985 anstieg. Vor dem Zusammenbruch der Zentralregierung im Jahr 1991 stagnierte der Energieverbrauch. In der Tat hat der Energieverbrauch nie wieder das Niveau der späten 1980er Jahre erreicht.

Abbildung 2. Energieverbrauch der ehemaligen Sowjetunion (FSU, eng. Former Soviet Union) nach Brennstoffen, basierend auf Daten des Statistical Review of World Energy 2018 von BP.

[2] Der Grund für den Zusammenbruch von 1991 scheint derselbe zu sein, der auch hinter der derzeitigen Angst Russlands vor einem Zusammenbruch steht: die anhaltend niedrigen Ölpreise.

Ein Blick zurück auf die inflationsbereinigten Ölpreise zeigt, dass diesem Einbruch eine lange Phase niedriger Preise vorausging. Diese niedrigen Preise waren in vielerlei Hinsicht schädlich. Sie reduzierten die Mittel für Reinvestitionen, was zum Zusammenbruch der Ölversorgung führte. Sie verringerten die für die Lohnzahlung verfügbaren Mittel. Sie verringerten auch die Steuereinnahmen, die die Sowjetunion erzielen konnte.

Abbildung 3. Ölproduktion und -preis der ehemaligen Sowjetunion (FSU), basierend auf dem Statistical Review of World Energy 2015 von BP.

Ich glaube, dass diese chronisch niedrigen Ölpreise letztlich die oberste Schicht der Regierung der Sowjetunion zu Fall brachten. Das liegt an der Physik der Situation. Es braucht Energie, um die Dienstleistungen der obersten Regierungsebene zu erbringen. Da die Gesamtenergiemenge, die durch das System erworben werden konnte, aufgrund der niedrigen Exportpreise sank, wurde es unmöglich, dieses hohe Niveau an staatlichen Dienstleistungen zu unterstützen. Diese oberste Ebene war weniger wichtig als die unteren Regierungsebenen und fiel daher weg.

In jüngster Zeit gab es auch eine lange Phase niedriger Preise, etwa seit 2013:

Abbildung 4. Inflationsbereinigte Brent-Ölpreise in 2020$, basierend auf Daten der US Energy Information Administration.

Wenn es nicht gelingt, dieses Muster niedriger Preise schnell umzukehren, könnte Russland als politische Einheit zusammenbrechen. Die Exporte aller Waren, die es jetzt produziert, würden wahrscheinlich zurückgehen.

[3] Während die Ölpreise von “Angebot und Nachfrage” abhängen, ist die Nachfrage in der Praxis stark von den Zinssätzen und der Verschuldung abhängig. Je höher der Verschuldungsgrad und je niedriger der Zinssatz, desto höher kann der Ölpreis steigen.

Ein Blick auf Abbildung 4 zeigt, dass die inflationsbereinigten Ölpreise vor dem Platzen der US-Subprime-Immobilienblase im Jahr 2008 auf 157 US-Dollar pro Barrel steigen konnten, angepasst an das Preisniveau von 2020. Als die Schuldenblase platzte  fielen die inflationsbereinigten Ölpreise auf 49 Dollar pro Barrel. An diesem Tiefpunkt (und entsprechend niedrigen Preisen für viele andere Rohstoffe) begannen die USA ihr Programm der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE), um die Zinssätze zu senken.

Nach zwei Jahren QE lagen die Ölpreise inflationsbereinigt wieder über 140 Dollar pro Barrel, begannen aber bald wieder zu fallen. Als die Ölpreise auf 120 Dollar pro Barrel fielen, begannen die Ölgesellschaften zu klagen, dass die Preise zu niedrig seien, um alle ihre Bedürfnisse zu befriedigen, einschließlich der Notwendigkeit, in immer weniger produktiven Gebieten zu bohren. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Zinssätze so niedrig sind, wie sie nur sein können. Die kurzfristigen Zinssätze liegen nahe Null, was dem Stand der späten 1930er Jahre entspricht.

Abbildung 5. 3-Monats- und 10-Jahres-Zinssätze der US-Staatsanleihen bis zum 28. Februar 2022. Grafik von FRED der St. Louis Federal Reserve.

Auch die Höhe der Guthaben auf den Giro- und Sparkonten der Bürger ist außerordentlich hoch. Dies ist zum Teil auf die Verfügbarkeit von Schulden zu diesen niedrigen Zinssätzen zurückzuführen.

Abbildung 6. M2 Reale (inflationsbereinigte) Geldmenge in der Grafik von FRED der St. Louis Federal Reserve.

So wurden die Ölpreise schon vor dem Einmarsch in der Ukraine durch niedrige Zinsen und eine großzügige Verschuldung so weit wie möglich in die Höhe getrieben. Mit all diesen Impulsen lagen die Brent-Spot-Ölpreise im Januar 2022 bei durchschnittlich 86,51 $. Selbst jetzt, wo der russische Angriff auf die Ukraine für Unruhe sorgt, liegen die Ölpreise unter der 120-Dollar-Schwelle, die die Erzeuger anscheinend brauchen. Dieses Preisthema, zusammen mit den entsprechenden Niedrigpreisen für Erdgas und Kohle, ist das Problem, das Russland beschäftigt.

Die Preise für Importkohle und Erdgas sind in den letzten Monaten sehr stark angestiegen, aber niemand erwartet, dass diese hohen Preise von Dauer sind. Zum einen sind sie zu hoch, damit die europäischen Hersteller, die importierte Kohle oder Erdgas verwenden, im Geschäft bleiben können. Hersteller, die Stickstoffdünger mit Erdgas herstellen, stellen beispielsweise fest, dass der Preis für den so hergestellten Dünger für die Landwirte viel zu hoch ist. Zum anderen ist der Strom, der durch die Verbrennung von hochpreisigem Erdgas oder Kohle erzeugt wird, für die europäischen Haushalte in der Regel zu teuer.

[4] Das Grundproblem, das sich hinter den niedrigen Ölpreisen der letzten Zeit verbirgt, ist die Tatsache, dass sich die Verbraucher die Waren und Dienstleistungen nicht leisten können, die mit den hohen Ölpreisen produziert werden, die Produzenten wie Russland benötigen, um die Förderung aufrechtzuerhalten, um ausreichend hohe Löhne zu zahlen und um angemessene Reinvestitionen zu tätigen.

Als der Ölpreis vor 1970 sehr niedrig war (siehe Abbildung 3), war es für die Verbraucher relativ einfach, sich mit Öl hergestellte Waren und Dienstleistungen zu leisten. Zu dieser Zeit wuchs die Weltwirtschaft rasch, und viele Menschen konnten sich den Kauf von Autos und die für deren Betrieb erforderlichen Erdölprodukte leisten.

Als die Kosten für die Ölförderung aufgrund der zunehmenden Erschöpfung zu steigen begannen, wurde es immer schwieriger, die Preise zu halten:

  1. Hoch genug für die Ölproduzenten, wie z.B. Russland, und
  2. niedrig genug, um den Verbrauchern erschwingliche Waren anzubieten, wie es vor 1970 möglich war.

Um das zunehmend schwierige Problem zu verbergen, die Preise sowohl hoch genug für die Produzenten als auch niedrig genug für die Verbraucher zu halten, haben die Zentralbanken die Zinssätze gesenkt und die Verwendung von mehr Schulden gefördert. Der Gedanke dahinter ist, dass der Kauf eines verbrauchsarmen Fahrzeugs zu einem ausreichend niedrigen Zinssatz und mit einer ausreichend langen Laufzeit das Fahrzeug erschwinglicher machen könnte. Auch die Zinssätze für Hypothekenkredite sind auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. All dies und die Tatsache, dass Schulden zur Finanzierung neuer Fabriken und Bergwerke verwendet werden, führt zu der in Abbildung 4 dargestellten Beziehung zwischen den Ölpreisen und der Verfügbarkeit von Schulden in Verbindung mit den Zinssätzen.

[5] Niemand weiß genau, wie viel Erdöl, Kohle und Erdgas gefördert werden können, denn die Menge, die gefördert werden kann, hängt davon ab, wie hoch der Preisanstieg sein darf, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.

Wenn die Preise für diese fossilen Brennstoffe sehr hoch ansteigen können (z. B. 300 Dollar pro Barrel Öl und entsprechend hohe Preise für andere fossile Brennstoffe), können riesige Mengen fossiler Brennstoffe gefördert werden. Umgekehrt, wenn sich die Energiepreise nicht sehr lange über dem Gegenwert von 80 Dollar pro Barrel Öl halten können, ohne dass es zu einer ernsthaften Rezession kommt, dann sind wir vielleicht schon sehr nahe am Ende der Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen. Es ist zu erwarten, dass sowohl die Öl- und Gasproduzenten als auch die Kohleproduzenten ihr Geschäft aufgeben werden, weil die Preise keinen ausreichenden Spielraum für die erforderlichen Investitionen in neue Felder lassen, um die Erschöpfung der bestehenden Felder auszugleichen. Auch die erneuerbaren Energien werden ins Stocken geraten, denn sowohl für den Bau als auch für die Wartung der erneuerbaren Energien werden fossile Brennstoffe benötigt.

Die Menge an Ressourcen jeglicher Art (fossile Brennstoffe und Mineralien wie Lithium, Uran, Kupfer und Zink), die abgebaut werden kann, hängt davon ab, wie viel Erschöpfung die Wirtschaft verkraften kann. Die Erschöpfung jeder Ressource bedeutet, dass ein größerer Aufwand (mehr Arbeitskräfte, mehr Maschinen, mehr Energieprodukte) erforderlich ist, um eine bestimmte Menge der jeweiligen Ressource zu gewinnen. Es liegt auf der Hand, dass nicht die gesamte Wirtschaft auf die Gewinnung von fossilen Brennstoffen und Bodenschätzen umgestellt werden kann. So werden beispielsweise einige Arbeitskräfte und Ressourcen für den Anbau und den Transport von Lebensmitteln benötigt. Dies setzt eine Grenze dafür, wie viel Erschöpfung toleriert werden kann.

Was Russland (wie auch alle anderen Ölproduzenten) gerne hätte, ist eine Möglichkeit, den erträglichen Ölpreis deutlich nach oben zu treiben, zum Beispiel auf 150 Dollar pro Barrel, damit mehr Öl gefördert werden kann. Es besteht die Hoffnung, dass eine auf Russland und China ausgerichtete Wirtschaft dazu in der Lage sein könnte. Im Idealfall würde auch der tolerierbare Höchstpreis für Kohle und Erdgas steigen.

[6] Vor allem Europa kann sich hohe Ölpreise nicht leisten. Eine baldige Erhöhung der Zinssätze wird das Problem noch verschärfen. China scheint als Wirtschaftspartner eindeutige Vorteile zu haben.

Europa hat bereits Schwierigkeiten, sehr hohe Preise für importiertes Erdgas und Kohle zu verkraften. Steigende Ölpreise werden den Druck noch verstärken. Die Zentralbanken planen eine Anhebung der Zinssätze. Diese höheren Zinssätze verteuern die Kreditrückzahlungen. Diese höheren Zinssätze werden die europäische Wirtschaft tendenziell weiter in die Rezession treiben.

Angesichts der Probleme mit Europa als Energieimporteur scheint China ein besserer Kunde zu sein, der vielleicht höhere Preise tolerieren kann. Zum einen ist China bei der Nutzung von Energieprodukten effizienter als Europa. So werden zum Beispiel viele Häuser in der südlichen Hälfte Chinas im Winter nicht beheizt. Stattdessen ziehen sich die Menschen im Winter in ihren Häusern warm an. Außerdem werden Haushalte und Unternehmen in Nordchina manchmal mit Abwärme aus nahe gelegenen Kohlekraftwerken beheizt. Dies ist ein sehr effizienter Ansatz zum Heizen.

China verwendet in seinem Energiemix auch mehr Kohle als Europa. In der Vergangenheit war Kohle viel preiswerter als Öl. Was wir brauchen, ist ein niedriger Durchschnittspreis für Energie. In einer Wirtschaft, deren Energiemix überwiegend aus Kohle besteht, kann eine geringe Menge an hochpreisigem Öl toleriert werden. Wenn man alle Kosten zusammenrechnet, sind Wind- und Solarenergie sehr teure Energiequellen, was zu den Problemen Europas beiträgt.

In den letzten Jahren ist der Verbrauch von Energieprodukten in China sehr schnell gestiegen. Vielleicht kann China nach Ansicht Russlands die hochpreisigen fossilen Brennstoffe besser nutzen als andere Teile der Welt.

Abbildung 7. Pro-Kopf-Energieverbrauch für die Welt, den asiatisch-pazifischen Raum und China auf der Grundlage von Daten aus dem Statistical Review of World Energy 2021 von BP.

[7] Russland hat erkannt, dass der Rest der Welt völlig abhängig von seinen Exporten fossiler Brennstoffe ist. Aufgrund dieser Abhängigkeit sowie der physikalisch begründeten Verbindung zwischen der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Herstellung von Fertigwaren und Dienstleistungen hat Russland großen Einfluss auf die Weltwirtschaft.

Die Weltwirtschaft hätte seit einer Rede von Konteradmiral Hyman Rickover im Jahr 1957 über die Bedeutung fossiler Brennstoffe und über die Wahrscheinlichkeit von deren Erschöpfung in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts, informiert sein müssen. In seiner Rede sagte Rickover,

Wir leben in einer Zeit, die Historiker eines Tages als das Zeitalter der fossilen Brennstoffe bezeichnen werden. Ein hoher Energieverbrauch geht mit einem hohen Lebensstandard einher. . . Eine Verringerung des Pro-Kopf-Energieverbrauchs hat in der Vergangenheit immer zu einem Rückgang der Zivilisation und einem Rückfall in eine primitivere Lebensweise geführt.

Die aktuellen Schätzungen der Reserven fossiler Brennstoffe variieren in erstaunlichem Maße.  Dies liegt zum Teil daran, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen, wenn die Kosten für die Gewinnung außer Acht gelassen werden oder wenn bei der Berechnung, wie lange die Reserven noch reichen, das Bevölkerungswachstum nicht berücksichtigt wird; oder, was ebenso wichtig ist, der erhöhte Brennstoffverbrauch, der für die Verarbeitung von minderwertigen Erzen oder Ersatzmetallen erforderlich ist, wird nicht genügend berücksichtigt. Wir nähern uns rasch dem Zeitpunkt, an dem die besseren Metalle erschöpft sein werden und wir gezwungen sein werden, auf minderwertige Erze auszuweichen, die in den meisten Fällen einen höheren Energieaufwand pro Metalleinheit erfordern.

…. Wir nähern uns rasch dem Zeitpunkt, an dem die besseren Erzlagerstätten erschöpft sein werden und wir gezwungen sein werden, auf minderwertige Erze auszuweichen, die in den meisten Fällen einen höheren Energieaufwand pro Metalleinheit erfordern.

Ich schlage vor, dass dies ein guter Zeitpunkt ist, um nüchtern über unsere Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen nachzudenken – denjenigen, die das Zeitalter der fossilen Brennstoffe ausklingen lassen werden. Unsere größte Verantwortung als Eltern und als Bürger besteht darin, Amerikas Jugendlichen die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen [einschließlich der Energieproblematik in einer Welt mit endlichen Ressourcen].

Viele Menschen würden heute zu dem Schluss kommen, dass die führenden Politiker der Welt ihr Bestes getan haben, um diesen Rat zu ignorieren. Das wahrscheinliche Problem mit den fossilen Brennstoffen wurde hinter der phantasievollen, aber falschen Darstellung versteckt, dass unser größtes Problem der Klimawandel ist, der in erster Linie durch die Förderung fossiler Brennstoffe verursacht wird und voraussichtlich bis mindestens 2100 andauern wird, wenn keine positiven Schritte unternommen werden, um diese Förderung einzudämmen.

Nach dieser falschen Darstellung braucht die Welt nur auf Wind- und Sonnenenergie umzusteigen, um ihren Energiebedarf zu decken. Wie ich in meinem jüngsten Beitrag mit dem Titel Limits to Green Energy Are Becoming Much Clearer (dt.: Die Grenzen der grünen Energie werden immer deutlicher) dargelegt habe, ist diese Erfolgsgeschichte völlig falsch. Stattdessen scheinen wir aufgrund der chronisch niedrigen Preise in naher Zukunft an die Grenzen der Verfügbarkeit von Energie zu stoßen. Wind- und Sonnenenergie tragen nur wenig dazu bei, weil man sich nicht auf sie verlassen kann, wenn sie gebraucht werden. Außerdem sind die verfügbaren Mengen an Wind- und Sonnenenergie viel zu gering, um fossile Brennstoffe zu ersetzen.

Nur wenigen Menschen in Amerika und Europa ist bewusst, dass die Weltwirtschaft vollständig von Russlands Exporten von Öl, Kohle und Erdgas abhängig ist. Diese Abhängigkeit lässt sich in vielerlei Hinsicht erkennen. Im Jahr 2020 kamen beispielsweise 41 % der weltweiten Erdgasexporte aus Russland. Erdgas ist für den Ausgleich von Strom aus Wind- und Sonnenenergie besonders wichtig.

Nordamerika hat in der Vergangenheit nur eine sehr geringe Rolle bei den Erdgasexporten gespielt; es ist fraglich, ob Nordamerika seine gesamte Erdgasproduktion in Zukunft steigern kann, da es bei der Förderung von Erdöl und dem damit verbundenen Erdgas aus Schieferformationen zu Erschöpfungsproblemen kommt. Kontinuierlich hohe Ölpreise sind notwendig, um eine Ausweitung der Produktion außerhalb der Sweet Spots zu rechtfertigen. Wenn die Bohrunternehmen die langfristigen Aussichten für die Ölpreise als zu niedrig einschätzen, wird das damit verbundene Erdgas nicht gefördert werden.

Abbildung 8. Erdgasexporte nach Teilen der Welt, wobei nur Exporte außerhalb einer bestimmten Region berücksichtigt werden. Auf der Grundlage von Daten aus dem Statistical Review of World Energy 2021 von BP.

Europa ist besonders stark von Erdgasimporten abhängig (Abbildung 9). Seine Erdgaseinfuhren übersteigen die Ausfuhren Russlands und der ihm angeschlossenen Länder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (in den Abbildungen 8 und 9 als Russia+ bezeichnet).

Abbildung 9. Erdgaseinfuhren nach Teilen der Welt, wobei nur Ausfuhren außerhalb einer bestimmten Region berücksichtigt werden. Auf der Grundlage von Daten aus dem Statistical Review of World Energy 2021 von BP.

Ohne die Erdgasexporte Russlands und der mit ihm eng verbundenen Länder gibt es keine Möglichkeit, den Rest der Welt mit ausreichenden Erdgasexporten zu versorgen.

Dieselkraftstoff, der durch die Raffination von Erdöl gewonnen wird, ist ein weiteres Energieprodukt, das vor allem in Europa sehr knapp ist. Dieselkraftstoff wird für den Antrieb von Lastkraftwagen und landwirtschaftlichen Traktoren sowie für viele europäische Autos verwendet. Einem Bericht von Argus Media zufolge entfallen auf russische Lieferungen 50 bis 60 % der europäischen Seeimporte von Diesel und anderem Gasöl, d. h. 4 bis 6 Millionen Tonnen Kraftstoff pro Monat. Es wäre wahrscheinlich unmöglich, diese Importe durch Lieferungen aus anderen Ländern zu ersetzen, ohne die Preise für diese importierten Brennstoffe auf ein viel höheres Niveau als heute zu treiben. Selbst dann würden die außereuropäischen Länder mit einer unzureichenden Dieselversorgung dastehen.

[8] Der Angriff Russlands auf die Ukraine scheint aus vielen Gründen erfolgt zu sein.

Russland war eindeutig frustriert über die derzeitige Situation, da die NATO in der Ukraine selbst (Anm. Übers.: um Objektivität bemühte deutschsprachige Quellen insbesondere auch auf anti-spiegel.ru)  immer stärker auftritt, obwohl die Ukraine selbst kein NATO-Mitglied ist. Russland ist sich auch bewusst, dass es in gewissem Sinne weit mehr Macht über die Weltwirtschaft hat, als den meisten Menschen bewusst ist, da die Weltwirtschaft vollständig von Russlands Exporten fossiler Brennstoffe abhängig ist (Abschnitt 7). Sanktionen gegen Russland werden wahrscheinlich den Ländern, die sie verhängen, genauso viel oder mehr schaden als Russland.

Es gab auch einige spezifisch ukrainische Bedenken, die zu dem Angriff auf die Ukraine führten. Es gab seit langem Konflikte über Erdgaspipelines. Hat die Ukraine zu viel Erdgas als Transitgebühr entnommen? Hat sie die korrekte Gebühr für das verbrauchte Erdgas bezahlt? Auch scheint die Ukraine im Laufe der Jahre einige russischsprachige Ukrainer schlecht behandelt zu haben.

Russland ist zunehmend frustriert über den geringen Anteil an der weltweiten Produktion von Waren und Dienstleistungen, den es erhält. So wie das Wirtschaftssystem heute funktioniert, scheinen diejenigen, die “Dienstleistungen” erbringen, einen unverhältnismäßig hohen Anteil an der weltweiten Produktion von Waren und Dienstleistungen zu erhalten. Für den großen Reichtum, den Russland mit seinem Abbau von Mineralien aller Art, einschließlich fossiler Brennstoffe, für die ganze Welt erbringt, hat es keinen angemessenen Ausgleich erhalten.

Im Laufe der Jahre war Russlands große Stärke sein Militär. Vielleicht wäre die Ukraine kein zu großes Land, um es zu bekämpfen. Russland könnte in der Lage sein, einige seiner Irritationen bezüglich der Ukraine zu eliminieren. Gleichzeitig könnte sie Änderungen vornehmen, die dazu beitragen würden, die chronisch niedrigen Preise für fossile Brennstoffe zu erhöhen. Die Sanktionen, die andere Länder verhängen würden, würden die erforderlichen Änderungen tendenziell schneller vorantreiben.

Wenn die Sanktionen Russland wirklich zu Fall bringen, würde das Ergebnis die gesamte Weltwirtschaft in den Zusammenbruch treiben, da der Rest der Welt extrem von Russlands Exporten fossiler Brennstoffe abhängig ist. In Abbildung 1 besagen die Gesetze der Physik, dass es eine proportionale Reaktion auf die Menge an “abgeführter” Energie gibt; wenn ein größerer Output an Gütern und Dienstleistungen gewünscht wird, ist ein höherer Energieeinsatz erforderlich. Effizienzsteigerungen können in gewissem Maße helfen, aber die Einsparungen werden in der Regel durch den höheren Energiebedarf des komplexeren Systems, das zur Erzielung dieser Einsparungen erforderlich ist, wieder ausgeglichen.

Wenn die Energiepreise nicht hoch genug steigen, werden wir irgendwie mit sehr wenig oder sogar ohne fossile Brennstoffe auskommen müssen. Es ist zweifelhaft, dass die erneuerbaren Energien sehr lange halten werden, da sie für ihre Wartung und Reparatur auf fossile Brennstoffe angewiesen sind.

[9] Wenn höhere Energiepreise nicht erreicht werden können, besteht eine große Chance, dass sich die Weltordnung in Richtung eines Zusammenbruchs der Weltwirtschaft verändert.

Wir leben heute in einer Welt, in der die Energieressourcen pro Kopf der Bevölkerung abnehmen. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir die Grenzen der fossilen Brennstoffe und anderer Mineralien, die wir fördern können, erreichen, es sei denn, wir finden einen Weg, die Wirtschaft dazu zu bringen, höhere Preise zu tolerieren.

Die Gefahr, auf die wir zusteuern, besteht darin, dass die obersten Ebenen der Regierungen überall auf der Welt entweder zusammenbrechen oder von ihren unzufriedenen Bürgern gestürzt werden. Die geringeren verfügbaren Energiemengen werden die Regierungen in diese Richtung drängen. Gleichzeitig werden Programme wie die staatlich finanzierten Renten- und Arbeitslosenversicherungen verschwinden. Es ist wahrscheinlich, dass die Stromversorgung unregelmäßig wird und dann ganz ausfällt. Der internationale Handel wird schrumpfen, die Wirtschaften werden viel lokaler werden.

Wir wurden gewarnt, dass wir jetzt in eine Zeit mit ernsten Energieproblemen kommen würden. Das erste Mal geschah dies in der in Abschnitt 7 besprochenen Rickover-Rede von 1957. Die zweite Warnung stammte aus dem Buch “Die Grenzen des Wachstums” [Link engl. pdf-Datei] von Donella Meadows und anderen aus dem Jahr 1972, in dem ein Computermodell zur Lösung des Problems der Grenzen einer endlichen Welt vorgestellt wurde. Die Invasion in der Ukraine könnte ein Vorstoß in Richtung ernsthafterer Energieprobleme sein, die vor allem dadurch entstehen, dass andere Länder Russland bestrafen wollen. Nur wenige werden erkennen, dass die Bestrafung Russlands ein gefährlicher Weg ist; eine ernsthafte Sorge ist, dass die heutige Wirtschaft ohne Russlands Exporte fossiler Brennstoffe nicht in ihrer jetzigen Form fortbestehen kann.

Ende der Übersetzung

Einige der zu obiger Übersetzung passenden Artikel auf Freizahn.de und LimitsToGrowth.de



Jetzt nicht hinsehen

James Howard Kunstler hatte in einem “Clusterfuck Nation – Blog” am 28. Februar 2022 einen Kommentar zum Zerfall der USA und dem wohl als Ablenkung vom Impfdesaster vom Westen provozierten Ukrainekrieg einen Artikel mit dem Titel Don’t Look Now veröffentlicht, den ich hier übersetzt habe:

Jetzt nicht hinsehen

Die Ukraine ist ein überschaubares, lokal begrenztes Problem in einem weit entfernten Teil der Welt, und Russland wird es in den Griff bekommen. Die amerikanische Vertrauenskrise in das eigene Betriebssystem ist etwas anderes.

Wollten “Joe Bidens” Betreuer tatsächlich den Dritten Weltkrieg anzetteln? Sie sind dieselbe Truppe, die die russische Verschwörungshysterie von 2016-19 inszeniert hat, dann Covid-19 – und die noch tödlichere Massen-“Impf”-Reaktion darauf lanciert hat und nun Russland erfolgreich dazu gebracht hat, die internationale Drehscheibe für Gaunerei und Betrug, bekannt als Ukraine, zu säubern. Eines steht als Tatsache fest: Die Familie von “Joe Biden” hat eine Menge Geld aus diesem Gaunerwagen erhalten, und diese “Betreuer” haben das geschickt vor einer offiziellen Untersuchung geschützt. Was bedeutet das für den so genannten Präsidenten der USA in der aktuellen Krise?

Die spärlichen Nachrichten aus der Ukraine sind so sehr von Propaganda durchsetzt, dass es unmöglich ist, in den ersten Tagen der russischen Invasion genau zu wissen, was dort vor sich geht. Einige interessierte Kreise meinen, dass Russland von einem ukrainischen Widerstand in den Hintern getreten wird. Gemäßigtere Berichte deuten darauf hin, dass die russischen Streitkräfte methodisch vorgehen, um die mageren militärischen Mittel der Ukraine zu beschlagnahmen und zu neutralisieren. Offenbar halten die Ukraine und Russland heute an der weißrussischen Grenze ein diplomatisches Gespräch ab. Sie könnten das als “Friedensgespräche” bezeichnen, aber wer weiß? Es gibt keine wirklich funktionierenden internationalen Nachrichtenagenturen mehr.

Die derzeitige, von der CIA genehmigte Erzählung will Sie glauben machen, dass Wladimir Putin die alte Sowjetunion wieder aufbauen will und als nächstes die baltischen Staaten erobern wird: Estland, Lettland, Litauen. Ich bezweifle dies, da alle diese Länder eine eigene, Russland gegenüber ausgesprochen feindliche Kultur haben und zu Sowjetzeiten hohe Subventionen aus Moskau benötigten. Die Ukraine wird für Russland in Zukunft sicherlich eine genügend große Belastung darstellen.

Eine alternative Erzählung zur Panikmache der CIA würde der Ockamschen Regel folgen, wonach die einfachste Erklärung wahrscheinlich die Wahrheit ist – nämlich, dass es keine andere Möglichkeit gab, den Beschuss und die Mörserangriffe der Ukraine auf die russischstämmige Bevölkerung im Donbass zu stoppen, die übrigens mit von den USA gelieferten Waffen durchgeführt wurden. Und es gab keine andere Möglichkeit, die USA von der Idee abzubringen, dass die Ukraine der NATO beitreten und damit zu einer Raketenabschussbasis an Russlands Grenze werden sollte.

Die westliche Zivilisation hat sich bisher ins eigene Fleisch geschnitten (engl.: cut off its nose to spite its face). Ein Nebenschauplatz des von der CIA genehmigten Narrativs ist, dass der Westen als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Ukraine die russische Exportwirtschaft ausschalten sollte. Natürlich wissen die EU-Mitglieder, dass sie auf russisches Öl und Erdgas nicht verzichten können, es sei denn, sie wollen im Dunkeln kalte Bratwurst und Nudeln essen. Aber diese Realität hat die USA nicht davon abgehalten, sich dafür einzusetzen. Ebenso wird der Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Geldtransfersystem nur zu einem Chaos im Welthandel und im internationalen Bankwesen führen – aber Chaos ist das, was man bekommt, wenn “Joe Bidens” Partei des Chaos das Sagen hat.

Das sind die Leute, die seit 2016 unermüdlich daran arbeiten, Amerika in den Wahnsinn zu treiben, und jetzt krönen sie ihren “Hattrick” der Hirnfickerei mit dem Gespenst des Dritten Weltkriegs. Man beachte, wie nahtlos ihre konstruierte Psychose der Massenbildung von Trump/Russland zu Covid-19 und nun der Drohung, wegen der Ukraine einen Atomkrieg zu führen, überging. Meine Theorie zu diesem Fall lautet wie folgt: Amerikas Deep State hat Russland in der Ukraine provoziert, um seine eigenen massiven Verbrechen gegen amerikanische Bürger zu vertuschen, die nun kurz davor stehen, vollständig aufgedeckt zu werden.

Das Timing in Bezug auf die Ukraine hätte nicht glücklicher sein können. Amerika – ja die ganze Welt – ist auf die offensichtliche Tatsache aufmerksam geworden, dass die Massenimpfung viele Menschen vorzeitig tötet. Die Nachrichten kommen nicht von der öffentlichen Gesundheitsbürokratie, sondern von so unerwarteten Quellen wie Versicherungsmathematikern, die die vierteljährlichen Sterbeziffern zusammenstellen, und von Bestattern, die ungewöhnliche morbide Merkwürdigkeiten bei den Leichen beobachten, die sie für die Bestattung vorbereiten. Dies geschieht zur gleichen Zeit wie Berichte, wonach die CDC absichtlich die Statistiken über Todesfälle und Gesundheitsschäden bei Covid-19 gefälscht hat, sowohl für die Krankheit selbst als auch für die mRNA-“Impfstoffe”. Auch die FDA ist in die Genehmigung gefälschter “Impfstoff”-Studiendaten verwickelt. Ein Ergebnis all dessen ist der Absturz der Aktien von Moderna und Pfizer, da die Genies an der Wall Street das Gebirge der Rechtsstreitigkeiten, das sich in der Ferne abzeichnet, erkennen.

Aber sie müssen wissen – und Hunderte von ernannten und gewählten Beamten müssen wissen -, dass die Auswirkungen von Covid-19 nicht bei bloßen Zivilklagen aufhören, sondern sich auf Strafsachen von höchster Tragweite erstrecken: vorsätzlicher Massenmord, der in vielen Ländern bis in die höchsten Ebenen der Beamtenschaft reicht. Bis heute werben die CDC und die staatlichen Gesundheitsämter für “Impfstoffe”, obwohl sich die Beweise häufen, dass die Impfungen Organschäden verursachen und das Immunsystem in einem Ausmaß beeinträchtigen, das astronomisch höher ist als bei allen früheren Impfstoffen. Sie müssen wissen, dass die offizielle Standardbehandlung mit Remdesivir und Intubation mit überwältigender Wahrscheinlichkeit zum Tod stationärer Patienten führt. Sie müssen wissen, dass frühe Behandlungsprotokolle mit billigen Off-Label-Medikamenten hochwirksam waren und dass das Verbot einer frühen Behandlung – um die Notfallgenehmigung für tödliche “Impfstoffe” aufrechtzuerhalten – einem Massenmord gleichkam.

Es wird immer schwieriger werden, den weit verbreiteten vorzeitigen Tod zu ignorieren, wenn die “Impfstoffe” ihren teuflischen Hoodoo auf die aufgeputschte Bevölkerung ausüben, und selbst die verstocktesten “Impfstoff”-Freunde werden solche Wellen kognitiver Dissonanz ertragen müssen, dass die Köpfe explodieren werden. Die Invasion in der Ukraine war also das beste Mittel, um all das zu vertuschen, und je länger die US-Regierung dieses Monster füttern und am Laufen halten kann, desto mehr kann sie den Fokus von den monumentalen Betrügereien und Morden ablenken, die sie begangen hat und für die sie strafrechtlich verantwortlich sein wird.

Zweitrangig zu all dem ist natürlich das sich abzeichnende Bild der allgegenwärtigen Korruption und des Verbrechens unter den Agenturen mit den drei Buchstaben, die der Sonderberater John Durham bereit ist, dem Müllcontainerfeuer institutionellen Versagens zuzuführen, zu dem die US-Politik geworden ist. Die Ukraine ist ein überschaubares, lokal begrenztes Problem in einem weit entfernten Teil der Welt, und Russland wird es in den Griff bekommen. Die amerikanische Vertrauenskrise in das eigene Betriebssystem ist etwas anderes.




Interview mit Dr. Lee Merritt

Wie könnte man die Coronaviren und mRNA-Impfstoffe als Waffe in einer neuen Form der Kriegsführung  nutzen? Wie könnte man solche Angriffe abwehren? Warum sind diese mRNA-Impfstoffe gefährlich und was bedeutet das für die Ärzte? Das sind Fragen, auf die Dr. Lee Merritt in dem Interview eingeht, das ich im Folgenden vollständig übersetzt habe.

Quellen des Interviews:

Das Interview wurde am 15. Januar 2021 aufgezeichnet und es ist auf verschiedenen alternativen Videoplattformen zu finden. Hier einige Beispiele:

  1. www.brighteon.com/cfcb1575-2b9c-432f-83ff-4929f393b189
  2. www.brighteon.com/2125bda0-13de-42a5-ae9f-30fe2e991f7b
  3. www.bitchute.com/video/VJVaOxbcCo4V/
  4. odysee.com/@LeMaquis:4/Dr-Lee-Merritt-Interview-VF:6

Das Interview ist auch auf ihrer Webseite drleemerritt.com unter dem Titel Bio-Warfare and Weaponizin of Medicine Amid Covid zu finden.

Meine deutsche Übersetzung des Interviews

Interviewer [00:01]: Sie sind nicht allein und heute haben wir einen ganz besonderen Gast bei uns. Ihr Name ist Dr. Lee Merritt und sie hat eine Biografie, ich könnte eine ganze halbe Stunde mit ihrer Biografie verbringen, aber ich gehe sie ganz schnell durch. Sie begann ihre medizinische Laufbahn im Alter von vier Jahren mit Hausbesuchen bei ihrem Vater und ist lebenslanges Mitglied der Alpha Omega Alpha Honor Medical Society. Sie ist die ehemalige Präsidentin der amerikanischen Vereinigung von Ärzten und Chirurgen ( aapsonline.org ), was eine ganz wunderbare Gruppe von Ärzten ist. Sie ist ein ehemaliges Vorstandsmitglied der Arizona Medical Association und ihr Lebenslauf ist einfach unglaublich, klassisch ausgebildete Ärztin, erhielt ihren medizinischen Abschluss von der University of Rochester School of Medicine and Dentistry. Sie war 27 Jahre lang orthopädische Wirbelsäulenchirurgin, studierte Biowaffen, machte ihr Praktikum am National Naval Medical Center in Bethesda, Maryland, in der Inneren Medizin und dann absoliverte sie die Facharztausbildung in orthopädischer Chirurgie am San Diego Naval Medical Center und war 10 Jahre lang als Militärchirurgin überall im Einsatz. Sie wurde mit dem Louis-Goldstein-Förderpreis für Wirbelsäulenchirurgie ausgezeichnet, als einzige Frau, die diesen Preis je erhalten hat. Und einfach eine unglaubliche Biografie, sie war Rednerin bei den Ärzten für Katastrophenvorsorge, eine wunderbare Konferenz, falls Sie damit nicht vertraut sind, und sie ist so etwas wie eine Freidenkerin. Also, Dr. Merritt, vielen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben, heute bei uns zu sein.

Dr. Merritt [01:25]: Vielen Dank, es war eine aufregende Woche. Ich war vorher in Washington, DC,

Interviewer [01:30]: Ich wette, das war aufregend. Erzählen Sie uns also ein wenig über Ihre Gedanken zu diesem COVID und dazu, dass es wie eine perfekte Ausrede erscheint, um uns unsere Rechte zu nehmen, unsere Geschäfte zu schließen, unsere Wirtschaft zu zerstören und unsere persönliche körperliche Integrität außer Kraft zu setzen. Jetzt sagen sie, hey, wir werden Pflichtimpfungen haben, was sind Ihre Gedanken zu diesem COVID? Rechtfertigt das Virus wirklich das Ausmaß an Hysterie, das wir gesehen haben, und die massive Ausweitung der Regierungsmacht, die wir gesehen haben?

Dr. Merritt [02:00]: Nun, die einfache Antwort ist nein, das tut es nicht, und, wissen Sie, als ich im August meinen Vortrag bei den Ärzten für Katastrophenvorsorge gehalten habe, lautete der Name des Vortrags SARS, COVID und der Aufstieg der medizinischen Technokratie (( Dieser bisher leider nur auf Englisch verfügbare, sehr sehenswerte Vortrag hatte den Titel “SARS-CoV2 and the Rise of Medical Technocracy. Lee Merritt, M.D.“. Man findet ihn z.B. hier verfügbar: https://odysee.com/@Square_Hole_Brigade:2/SARS-CoV2-Rise-of-Medical-Technocracy-Lee-Merritt-MD:b )). Nun, ich war gebeten worden, einen Vortrag zu halten, und ich hatte schon Jahre vorher eine Idee, buchstäblich, ich hatte in den letzten Jahren angefangen, über einen Vortrag vor Ihnen nachzudenken, weil ich regelmäßig zu den Treffen gehe, und der Gegenstand meines Vortrags war der Einsatz der Medizin als Waffe. Das Problem ist, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich tatsächlich bereit war, den Vortrag zu halten, die Dinge so schnell ändern musste, weil sie es taten, sie taten irgendwie das, was ich dachte, wissen Sie, und ich glaube wirklich, dass wir im Krieg sind. Wir befinden uns in einem unkonventionellen, uneingeschränkten Krieg, von dem die chinesischen Generäle schon vor 30 Jahren gesprochen haben, und ich sage nicht, dass das nur aus China kommt, aber das ist die naheliegende militärische Ausprägung davon. Und mein Gedanke, bevor das alles passiert ist, als ich nur theoretisch darüber nachgedacht habe, war, wissen Sie, die Kriegsführung hat sich im Laufe der Zeit verändert, wir haben angefangen, uns gegenseitig mit Keulen niederzuschlagen.

Und dann ging es in die Materialschlachten. Und dann gingen wir, wissen Sie, wir als Amerikaner, wir waren sozusagen die Pioniere des Guerillakrieges, die hinter Bäumen versteckt schossen, während die Briten dachten, das sei unsportlich. Und so weiter und so fort, aber zu unseren Lebzeiten wird das, was ich militärisch nenne, Konflikt 4.0, und ich habe mir das ausgedacht, bevor ich überhaupt gehört habe, dass die Leute jetzt von Kriegsführung der fünften Generation sprechen, aber das ist wirklich das, worüber wir reden. 4.0 war, als wir gegen, sagen wir, ISIS oder Al-Qaida kämpften, und man wusste vielleicht wer der Feind war. Im Sinne der Genfer Konvention erschienen sie wie ein stehendes Heer, sie hatten Uniformen, sie hatten Training, sie benutzten, Sie wissen schon, Gruppentaktiken und so weiter, aber man war sich wirklich nicht 100% sicher, wer der Feind war, weil man nicht wusste, wer sie finanzierte. Wer schickte ihnen welche Waffen, wer machte wirklich das Training, so dass eine glaubhafte Bestreitbarkeit (= funktionierende Unsichtbarmachung der eigentlichen Angreifer im Hintergrund) gegeben war, aber was, wenn man einen Schritt weiter gehen könnte? Also, was ich so nenne, und was, wie ich gelernt habe, andere Leute tatsächlich Kriegsführung 5.0 nennen: Was wäre, wenn man eine Waffe hätte, die so gut getarnt ist, dass man nicht nur nicht weiß, wer der Feind ist, sondern dass man nicht einmal weiß, dass man angegriffen wird? Es sieht also aus wie ein natürliches Ergignis, okay, und das ist meiner Meinung nach genau das, womit wir es hier zu tun haben, diese Art von Szenario.

Also, was sie getan haben, und das ist, noch einmal, meine Überlegung dazu, ich habe das nirgendwo gelesen, aber ich weiß ungefähr, wie diese Sache zustande gekommen ist. Eines der Dinge, die ich gelernt habe, und ich habe tatsächlich etwas daraus gelernt, ich habe das herausgefunden. Aber dann wurde ich von einem taiwanesischen Ingenieur in einem Flugzeug, in dem ich eines Abends saß, bestätigt. Er sagte, dass man in Taiwan den Meldungen der Kommunistischen Partei Chinas nicht glaubt. Der Grund, warum Taiwan von diesem Virus nicht schwer getroffen wurden, sei dass sie die die Propaganda und Nachrichten Kommunistischen Partei Chinas nicht glauben. Sie haben eine ganze Abteilung, die die sozialen Medien in China durchleuchtet, und wenn sie sehen, dass etwas zensiert wird, fangen sie an zu glauben, dass das die Wahrheit sein muss. Das ist etwas, das wir heute hier in Amerika zu würdigen beginnen sollten. Aber ich werde Ihnen sagen, dass ich schon früh im Februar glaubte, dass es sich um eine biologisch manipulierte Biowaffe handelte, denn in der Minute, in der irgendjemand mit Daten auftauchte, die darauf hindeuteten, wurde das zensiert. Sie wissen schon, das alte Diktum der Militärpiloten, dass man sich über dem Ziel befindet wenn man mit Flak beschossen wird. Also, ich glaube das. Wir haben keine Zeit, darauf einzugehen, aber ich denke, es gibt eine Fülle von Beweisen, die zeigen, dass das Coronavirus ein natürlich vorkommendes, sehr gutartiges Virus ist, das den meisten Menschen nicht einmal eine Erkältung, sondern höchstens eine Erkältung beschert, richtig? Es tötet Sie nicht, macht Sie nicht sehr krank, aber was sie getan haben, ist, dass es das Übertragungsgerät ist.

Bedenken Sie also, wie es vor Jahren war, als wir in das Atomzeitalter kamen, wir konnten Atomwaffen nicht einfach verteilen, wir mussten sie über den japanischen Städten von Hiroshima Nagasaki abwerfen. Wir mussten sie also in einem Flugzeug mitnehmen. Aber jetzt ist der schwierige Teil die Lenkrakete, die Lenkraketentechnologie. Bei den Biowaffen hatten wir im Laufe der Jahre eine Menge Biowaffen, und die eine, um die ich mir große Sorgen gemacht habe, waren die Pocken, aber die meisten dieser Biowaffen waren entweder schwer zu verteilen oder es gab eine Behandlung für die damit verursachte Kankheit. Das Hauptproblem hier ist aber die Verteilung der Krankheitsereger im Zielgebiet. Denken Sie an die Anthrax-Sache, die in den Umschlägen an den Kongress geschickt wurde. Es ist schwer, Anthrax zu verteilen, es könnte für einige Leute tödlich sein, aber es ist schwer zu verteilen. Also, machen wir eine Rakete, und die Rakete ist das Coronavirus, das ein enorm hoch übertragbares Virus mit sehr kleinen Partikeln ist, das man nicht wegmaskieren kann, egal wie die Propaganda ist, man kann sich nicht hinter einem kleinen Plastikschirm verstecken, der die Unternehmen zu viel Geld kostet. Es ist einfach unglaublich übertragbar, aber es ist sehr gutartig.

Nun fügen Sie dazu im Grunde den Sprengkopf hinzu, wobei der Sprengkopf ein kleines Protein ist, das sie angeheftet haben, das sich an Ihren H2-Pfad anhängt, und Menschen haben diese H2-Pfade, das ist soweit genetisch bedingt. Und wenn Sie an diesem Haken dieses, wie sie es nennen, Spike-Protein anbringen, dann gelangt es in diese H2-Leitbahnen, die sich in Ihrem Herzen, in Ihrer Lunge, in Ihrem Hoden, in Ihrem Gehirn befinden, und das kann Sie töten. Ich meine, dass das Virus absichtlich freigesetzt wurde, aber man kann weder beweisen, dass es versehentlich freigesetzt wurde, noch dass es absichtlich freigesetzt wurde. Aber was auch immer passiert ist, als es zum ersten Mal herauskam, war es meiner Meinung nach, wie bei vielen Viren, schlimmer, die erste Generation war tödlicher. Also, als es freigesetzt wurde hat es viele Menschen getötet, es hat viele Menschen in Wuhan getötet, es hat Menschen in der Lombardei getötet. Ich sage den Leuten, wisst ihr, es gibt ein Problem, wenn Ärzte sterben. Und in der Lombardei sind Ärzte und Krankenschwestern gestorben. Wenn wir uns nicht selbst retten können, sind wir in Schwierigkeiten. Das ist die Zeit, in der man in den Keller geht. Es hilft zwar, in den Keller zu gehen, aber man kann dann nicht rausgehen, um ein Bier zu trinken oder um Lebensmittel einkaufen zu gehen. Das ist nur das Ausschalten von Geschäften oder wirtschaftliche Kriegsführung, aber echte Isolation, wie gegen Pocken funktioniert.

Was auch immer, es zuerst heraus, von der Lombardei nach New York ging war wahrscheinlich das Virus der ersten Generation, und es tötete anfangs eine Menge Leute, aber wie die meisten Viren, fast alle Viren, die ich kenne, werden sie schwächer, wenn sie auf den menschlichen Wirt übergehen, das ist einfach ein adaptiver Vorteil. Wenn Sie der Napoleon der Viren sind und die Welt übernehmen wollen, dann wollen Sie nicht jeden Wirt töten, dem Sie begegnen; denn Sie werden sich dann nicht ausbreiten. Was Sie also tun, ist, dass Sie weniger tödlich und mehr übertragbar werden, und das ist es, was dieses Virus mit der Zeit getan hat. Das ist meine Überzeugung bezüglich des großen Ganzen hier. Aber was passiert ist, ist, dass sobald das Ding herauskam, es sehr einfach wurde, auf Dinge aufzuspringen (piggyback). Und wie ich schon sagte, wenn dies eine geplante Freisetzung war, dann reden wir über geplante Kriegsführung. Wenn es eine versehentliche Freisetzung war, dann reden wir über Kriegsführung, die huckepack auf diese versehentliche Freisetzung aufgesetzt wurde, denn was sie getan haben, ist, dass sie es benutzt haben, um Angst zu erzeugen. Und Angst ist ein unglaublicher psychologischer Manipulator von Bevölkerungen. Wie Sie schon sagten, haben sie unsere Wirtschaft zu Fall gebracht, und sie bringen unsere Generation von Kindern mit diesen dummen Masken zu Fall.

Sie schaden uns auf alle möglichen Arten und es ist derzeit eine PSYOP (NATO-Sprachgebrauch für eine Aktion der psychologischen Kriegsführung). Und hier ist die andere Sache, die wir gelernt haben, und ich glaube nicht wirklich, dass sie [der Gegner] das erwartet haben, nämlich dass wir Ärzte wie ich [lesen und dazu lernen], ich meine, wir hatten nichts zu tun, wir waren stillgelegt. Wir sitzen zu Hause, und was machen wir, unsere Reaktion ist, zu studieren und wir haben viele Dinge gelernt. Tatsächlich fand ich heraus, dass wir eine Behandlung für Viren hatten, die wahrscheinlich bis in die späten 1970er Jahre zurückging. Ich schloss also 1980 mein Medizinstudium ab. Ich bin also ein alter Hase, aber mein Sohn hat erst vor kurzem seinen Abschluss gemacht, und er ist Allgemeinchirurg. Ich fragte ihn, hast du in deiner ganzen medizinischen Ausbildung, in der Assistenzeit, jemals gehört, dass wir Viren mit Bio behandeln können, mit diesen antimikrobiellen Mitteln, und was könnten diese antimikrobiellen Mittel sein? Nein, wir haben nie etwas davon gehört. Ich rief meinen Freund in Florida an, der seit 40 Jahren Professor für Innere Medizin ist, ein richtiger Mediziner, und sagte: “Hast du schon einmal gehört, dass man Viren mit einer Art antimikrobiellem Mittel behandeln kann? Nein, das hat er nie gehört. Also das ist die größte Lüge. Ich habe versucht, eine Publikation mit diesem Titel zu veröffentlichen, aber sie zwangen mich, den Titel in etwas zu ändern, an das ich mich nicht mehr erinnern kann, aber es geht um die Tatsache, dass sie uns 40 Jahre lang über diese Behandlungmöglichkeit belogen haben.

Also, hier ist das große Bild, wenn man einen Virus wie diesen herausbringt, braucht man keine Impfstoffe. Warum haben wir Impfstoffe? Wir haben Impfstoffe, weil wir keine Behandlung für Pocken hatten, wir hatten keine Behandlung und es war eine sehr tödliche Krankheit. Deshalb war es sinnvoll, einen Impfstoff zu haben. Wir hatten anfangs keine Behandlung für Polio, also war es sinnvoll, einen Impfstoff zu haben. Aber das hier!? Auch ohne etwas zu tun, hat man bei dieser Krankheit eine 99,991%ige Überlebenschance (( Bezogen auf die gesamte Menschheit. detailierte Zahlen und auch Zahlen für einzelne Länder zeigt sie in ihrem oben verlinkten Vortrag )) und die letzte Virensaison, ich nenne es mal Virensaison, denn es ist wirklich nicht mehr nur eine Grippesaison. Aber wissen Sie, in der letzten Wintersaison, das war unsere schreckliche Saison, einschließlich New York, und alledem, war das die Gesamtüberlebensrate in der Welt, im Gegensatz zu einer Standard-Virus-Grippe-Saison, mit 99,992%. Sie werden den großen Unterschied sehen. Also, erstens ist es nicht so tödlich und zweitens haben wir tatsächlich eine Behandlung dafür, die extrem gut funktioniert – trotz all der Propaganda und den Versuchen, die medizinische Literatur zu fälschen, die sie erwischt haben, und den Versuchen, einfach alles abzutun, womit sie nicht einverstanden sind. Wir haben eine Behandlung dafür und sie funktioniert wirklich. Also warum unterschlagen sie die Behandlungsmöglichkeiten? Nun, ich kann mir zwei Gründe vorstellen. Das eine ist, dass ihre 69-Milliarden-Dollar-Impfstoffindustrie auf Null geht, wenn man eine wirksame Behandlung für all diese viralen, durch die Luft übertragenen Krankheiten hat, richtig? Also, Mumps, Masern, blah, blah, blah, es könnte bei all diesen helfen, wir wissen es noch nicht ganz, weil sie…

Interviewer [11:23]: Um das klarzustellen, Sie sprechen von Dingen wie Chloroquin und Hydroxychloroquin.

Dr. Merritt  [11:27]: Und Ivermectin, wahrscheinlich gibt es auch noch andere. Diese werden lysosomotrope Wirkstoffe genannt. Ich kann Ihnen sagen, dass einer meiner Freunde mich angerufen hat, er ist ein Anästhesist der ursprünglich in Indien ausgebildet wurde und er war so begeistert. Er rief mich mitten in der Nacht an. Als wir zum ersten Mal davon hörten, bevor Trump das sagte. Ich dachte zuerst, dass man uns nicht zustimmen wollten, weil der orangefarbene Mann schlecht ist, weil, sie wollten das alles was Trump sagt, schlecht ist. Es war schlimm, aber wir wussten es tatsächlich schon vorher. Und es ist viel größer als alles, was mit Trump zu tun hat. Also er rief mich an und sagte, ich glaube, ich weiß, wie diese Dinge funktionieren. Er hat nämlich sein altes Lehrbuch für Infektionskrankheiten und Biochemie aus Indien herausgeholt und hat es herausgefunden. Ich sagte, okay, so funktioniert es, wir sollten in der Lage sein, andere Medikamente zu finden.

Und dann fand ich den Begriff lysosomotrope Agenzien, und ich fing an, danach zu suchen, und es stellte sich heraus, dass es eine Reihe von ihnen gibt, aber das Entscheidende ist, warum will man nicht dass es bekannt wird? Naja, die 69 Milliarden Dollar schwere Impfstoffindustrie geht dann auf Null, aber noch mehr als das, wenn wir uns derzeit in einem mit biologischen-Waffen geführten Krieg befinden, als Teil dieser multidimensionalen Kriegsführung, wenn man eine Behandlung in der Gesäßtasche hat, können sie einen nicht mit Impfstoffen terrorisieren, ich meine, mit Viren. Und das ist wichtig, denn selbst wenn die Art und Weise, wie sie dieses Experiment gemacht haben, es ist wirklich kein Impfstoff, aber was auch immer dieses Ding ist, das sie den Pfizer-Impfstoff und den Moderna-Impfstoff nennen, dieses mRNA-Ding, es verhindert nach ihrer eigenen Aussage nicht die Übertragung, okay, und selbst wenn es das täte, ist es so geschaffen, dass es auf den Sprengkopfteil dieses Deals wirkt, das Spike-Protein. Also nächstes Jahr, diese Jungs und diese Bio-Waffen …., das ist eines der anderen Dinge, die ich traurigerweise gelernt habe, dass sie diese Bio-Waffenleute im ganzen Land sind, und dass wir sie buchstäblich finanziert haben. Wir haben sie buchstäblich finanziert, denken Sie darüber nach, wir haben einen Virologen der PLA finanziert, um zu uns zu kommen und in unserem Armeelabor für Biowaffen zu arbeiten, das ist der Gipfel des Wahnsinns oder des Verrats.

Interviewer [13:22]: Die PLA ist die Volksbefreiungsarmee Chinas, für die Leute da draußen, die damit nicht vertraut sind.

Dr. Merritt [13:28]: Übrigens war es unter der Clinton-Administration völlig illegal, ausländische Studenten aus nicht verbündeten Ländern zu haben. Wenn man also aus dem Iran oder einem anderen Land kam, das nicht zu unseren Verbündeten gehörte, konnte man nicht einmal in einem Biologielabor arbeiten, das mit harmloseren Krankheitserregern arbeitete, die als Biowaffe verwendet werden könnten. Wir sind also plötzlich von dieser Haltung unter der Clinton-Administration dazu übergegangen, unter der Obama-Administration tatsächlich Virologen der chinesischen kommunistischen PLA zu finanzieren, damit sie in unserem Biowaffenlabor arbeiten. Das ist absoluter Irrsinn. Aber ich habe herausgefunden, dass es diese Typen gibt, wir haben mehr B-Waffenspezialisten als ich erwartet habe. Ich wusste, dass die Sowjets welche hatten, aber mir war nicht klar, wie viele es generell auf der Welt gibt. Also nun bekommen sie mit dem Coronvirus eine weitere Kleinigkeit um weiter zum machen. Nun habe sie die Raketentechnologie bekommen und können darauf anbringen, was sie wollen. Und jedes Jahr müsste man einen anderen Impfstoff haben.

Also glauben Sie nicht, dass, selbst wenn sie an Impfstoffe glauben, dass diese Art von Impfstoff funktionieren wird – was ich nicht tue. Selbst wenn Sie an Impfstoffe glauben, ist das keine dauerhafte Lösung. Viren sind überall um uns herum, sie sind Teil der Natur. Wir haben Jahrtausende lang mit ihnen gelebt. Wenn wir das alles überleben, werden wir hoffentlich noch ein paar Jahrtausende mit ihnen leben. Aber wissen Sie, wir müssen eine Lösung haben, die ohne irgendeinen Impfstoff auskommt. Wir haben diese Lösungen, wir haben die Behandlungsmöglichkeiten und wir haben die Prävention. Also, Hydroxychloroquin und Chloroquin sind nicht nur gut für die Behandlung, sondern auch für die Vorbeugung, und außerdem kann man sein eigenes Immunsystem durch Nahrungsergänzungsmittel verbessern. Leute, die große Pharmaindustrie will nicht, dass man das tut, aber es ist keine Frage. Als ich zu Hause saß und irgendwie wütend wurde und auf den Computer schaute und immer wieder gegen den Bildschirm trat, sagte ich: Weißt du, für all die Milliarden Dollar, die wir der CDC zahlen, warum untersuchen sie nicht die Leute, die wirklich krank werden und sterben? Denn wenn Sie feststellen, dass es eine bimodale Verteilung gab, es gab Leute denen das Virus nichts anhaben konnte, die von dieser Sache wegegangen sind.

Die meisten Menschen, über 90 Prozent, werden nie wirklich krank davon, sie werden ein bisschen krank, oder sie bekommen eine grippeähnliche Sache, aber sie gehen davon weg und dann gibt es einen sehr kleinen Prozentsatz von Menschen, die auf der Intensivstation liegen und sterben, wer sind diese Menschen? Nun, die CDC hat für all das Geld nie genauer hingeschaut, oder sie haben es uns nicht gesagt, aber die Indonesier haben es getan und sie haben hingeschaut, und sie haben es herausgefunden was der mit weitem Abstand wichtigste Faktor war. Sie haben nach vielen Parametern gesucht. Aber das Wichtigste, das Größte ist, wie hoch der Vitamin-D-Spiegel war. Wenn er über 30 [ng/ml] lag, war die Chance, auf die Intensivstation zu kommen, geringer als 4 % der Kranken im Krankenhaus, also sehr viel weniger, wenn man es auf die ganze Bevölkerung bezieht. Das Wichtigste, was die Leute tun können, ist also, ihren Vitamin-D-Spiegel zu erhöhen, und die Sonne tut es nicht [ausreichend]. Das ist also meine große Gesamtbetrachtung dieser Sache, und ich denke, sie ist Teil eines Takedowns von Amerika.

Interviewer [16:04]: Das ist absolut faszinierend. Dr. Merrit, wissen Sie, was merkwürdig ist, ohne ein Mediziner zu sein, ohne die ganze Literatur gelesen zu haben, kam ich zu ähnlichen Schlussfolgerungen, nur aus dem, was ich aus der Presse entnehmen konnte. Also möchte ich diese Impfstoffe ein wenig genauer unter die Lupe nehmen. Wissen Sie, es ist ein heißes Thema gerade gestern, heute ist Donnerstag der 14. oder der 15. Januar. Und ja, gerade gestern, am 14. veröffentlichte Biden einen Tweet, dass er sicherstellen wird, dass jeder Amerikaner diesen Impfstoff bekommt. Wie, oh, haben Sie irgendwelche Bedenken bezüglich der Sicherheit des Impfstoffs und ich meine, wenn Sie praktizieren würden, würden Sie Ihren Patienten empfehlen sich damit impfen zu lassen? In welche Fällen würden Sie es tun? Hängt es von ihrem Risikoprofil ab? Was denken Sie?

Dr. Merritt [16:51]: Ich habe viele Bedenken, nicht zuletzt wegen der Integrität und der moralischen Verdorbenheit der Ärzteschaft, denn wir zwingen niemanden zu einer medizinischen Behandlung. Ganz gleich, wie man es betrachtet, eine Impfung jeglicher Art, sei es mit einem Grippeimpfstoff, oder mit diesem hier, ist eine medizinische Behandlung. Niemand sollte dazu genötigt oder gezwungen werden. Und übrigens, das ist das, wofür wir nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland die Ärzte gehängt haben, wegen diesem Prinzip, für die Verletzung dieses Prinzips, und das sollten wir nicht tun. Aber die medizinische Sache, die Sicherheitssache ist Folgendes. Also, ich sage den Leuten immer, wissen Sie, ich werde Ihnen nicht sagen, ob Sie sich impfen lassen sollen oder nicht, Sie müssen Ihre Entscheidung treffen, aber es sollte Ihnen erlaubt sein, eine informierte Entscheidung zu treffen. Und wo das so schlimm wird, ist, dass man, wenn man die Packungsbeilage für einen Impfstoff auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht, dafür gesperrt werden kann.

Lassen Sie uns also im Hinterkopf behalten, dass wir hier keine informierte Zustimmung bekommen, auch wenn wir denken, dass wir das tun, wir tun es nicht. Wenn man sich also die Geschichte dieser Impfstoffe ansieht, nur ganz kurz, das sind keine. Das sind experimentellen Biologika, ich mag sie nicht einmal Impfstoffe nennen, denn klassischerweise funktioniert ein Impfstoff so: Man züchtet eine Menge des Krankheitserregers. Sagen wir also, es sind Masern, man züchtet die Masern in Veteraneneiern, und dann nimmt man einen Teil davon und macht ihn schwächer, man schwächt ihn ab, man macht ihn schwächer. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Und dann injiziert man es den Menschen und ihr eigenes Immunsystem sieht diesen geschwächten Erreger, und dann reagieren sie gerade so viel darauf, dass es sich in ihr immunologisches Gedächtnis einprägt, und dann, wenn sie ihm das nächste Mal ausgesetzt sind, merken sie es, und theoretisch können sie besser darauf reagieren. Das ist, was Ihr echter Körper tut, wenn er krank wird. Sie sind nur ohne dieses ganze Impfzeugs. Wenn Sie an einem Virus erkranken, bekommen Sie meistens eine perfekte lebenslange Immunität und es ist alles in Ordnung. Aber wie unterscheidet sich das von diesen neuen, experimentellen Methoden? Nun, da ist das anders. Sie geben Ihnen keinen Krankheitserreger oder ein Stück eines Krankheitserregers oder ein kleines Stück mit einem Adjuvanz, das ist eine Chemikalie, die Ihr Immunsystem mehr reagieren lässt.

Was sie stattdessen tun, ist eine Programmierung der mRNA. Und mRNA ist ein kleines Stück davon, wie DNA, aber es ist die Boten-RNA, es ist das, was Proteine im Körper macht. Es ist wie ein Computerchip [sie meint wohl eine SD-Karte oder eine USB-Stick] , den man in einen 3D-Drucker steckt, und dann sagt man ihm, was er machen soll, und er druckt es aus, richtig, das haben wir in der Technik, und das ist das biologische Äquivalent, ich mache etwas mRNA und es weist Ihren Körper an, bestimmte Dinge zu produzieren. Nun, in diesem Fall haben sie ein Stück dieser mRNA hergestellt, um in jeder Zelle Ihres Körpers dieses Spike-Protein zu erzeugen, oder zumindest einen Teil davon, und mit diesem Spike-Protein erzeugen Sie tatsächlich das Pathogen in Ihrem Körper. Also, wissen Sie, an dieser Stelle wird es ein wenig unklar, wie viel von diesem Spike-Protein tatsächlich gebildet wird, und ich weiß nicht, wie man das herausfinden kann. Ich kann es nicht finden, aber ich bin sicher, jemand weiß es. Was passiert ist das Problem. Ich will Ihnen sagen, was in den Tierstudien passiert ist. Es gab vier verschiedene Impfstoffe und drei verschiedene Tierstudien, die ich kenne, bei Frettchen und bei Katzen. Katzen haben eine natürliche Sache mit dem Coronavirus. Es sind also Katzen und Frettchen und ich glaube, noch etwas anderes. Sie haben nach SARS angefangen. Sie haben Katzen untersucht und dann nach MERS alle Coronavirus-Erreger, die tödlicher sind, und nach MERS haben sie es bei Frettchen und etwas anderem versucht.

Und was passierte, war, dass alle Tiere starben. Das war nicht subtil, okay, aber sie starben nicht an dem Impfstoff, sondern das, woran sie starben, wurde Immunverstärkung oder Antikörper-induzierte Verstärkung oder Antikörper-abhängige Verstärkung genannt, man nennt es jetzt ADE, aber früher nannte man es Immunverstärkung, und das ist es, was passiert. Sie stellen also die RNA her und Sie bereiten sich damit vor, Sie bekommen den Impfstoff und es geht Ihnen gut. In Ordnung, jetzt fordern Sie das Tier mit dem Virus heraus, gegen das Sie immunisiert sein sollen. Als sie also diese Katzen mit SARS herausforderten, passierte Folgendes: Anstatt das Virus abzutöten oder zu schwächen, ging diese stilisierte Immunreaktion, die sie in Ihr System eingebaut haben, los und umhüllte das Virus. Das Virus kam also in den Körper der Katze wie ein trojanisches Pferd, das vom eigenen Immunsystem der Katze nicht gesehen wurde. Und dann vermehrte es sich ohne jede Abwehrreaktion und tötete die Katze mit einer überwältigenden Sepsis und Herzversagen. Und das passierte auch bei den Frettchen, und jedes Mal, wenn sie das versucht haben.

Und deshalb möchte ich darauf hinweisen, dass wir für diese Art von Virus noch nie eine Tierstudie erfolgreich durchgeführt haben. Wir haben das noch nie bei Menschen gemacht, zumindest haben wir es nicht getan. Vielleicht haben es die Chinesen getan, und ich werde in einer Sekunde darüber sprechen. Jedenfalls haben wir nicht wirklich eine Erfolgsbilanz. Dieser Impfstoff wurde in den Verteilungszentren ausgeliefert, noch bevor die FDA die Freigabe des Impfstoffs in Aussicht stellte. Verstehen Sie, was ich meine? Es wurde zur Verteilung rausgeschickt. Ich weiß, dass es in Nebraska schon Tage vor der FDA-Zulassung im Vertriebszentrum war. Was? Ich meine, ich habe so etwas noch nie gesehen und die längste Zeit, die sie die Leute nach der Impfung wirklich nachverfolgt haben, waren zwei Monate. Nun, sehen Sie, das ist nicht genug Zeit, um zu wissen, dass wir dieses Problem der Antikörpererhöhung nicht haben werden, und ich werde diesen militärischen Gesichtspunkt anführen. Das ist eine perfekte binäre Waffe, es gibt keine Möglichkeit, dass ich genau weiß, worauf diese mRNA programmiert ist und Sie auch nicht und die meisten Ärzte auch nicht. Die Ärzte können diese Daten nicht bekommen. Diejenigen die es wissen sind die Jungs an der Spitze dieses Projekts, okay?

Sie wissen es, aber wir wissen es nicht, sie sagen, es liegt am Spike-Protein, aber wie beweisen wir es? Wir wissen es nicht. Also wenn ich China wäre und unser Militär ausschalten wollte, dann wäre das einfach. Ich mache folgendes, wir haben es gesehen, ich mache etwas, das ich an dieses Coronavirus anhängen könnte, wie das Spike-Protein oder etwas anderes, ein anderes Protein. Und ich mache einfach eine mRNA dazu, von der ich aber weiß, dass sie in der Natur nicht existiert, so dass niemand an dem Impfstoff sterben wird. Und dann, zwei Jahre später, setzte ich das frei, was auch immer es ist, das ich gemacht habe, Sie sehen, was ich sage, das Gegenstück, und es bewirkt, dass wir durch Immunstärkung sterben. Es ist also ein verzögerter Tod, das ist es, was binäre Gifte sind, sie sind verzögert, ich gebe Ihnen Teil eins, und dann kann ich weggehen, und dann kommen Sie versehentlich in Kontakt mit Teil zwei und sterben, und Sie können es nicht zurückverfolgen.

Interviewer [23:06]: Und das ist kein hypothetisches Thema. Es gab ein Leck von Mitgliedern der kommunistischen chinesischen Partei aus Shanghai. Hunderte von ihnen arbeiteten bei Pfizer und AstraZeneca und GlaxoSmithKline, den Firmen, die diese Impfstoffe herstellen. Das ist absolut erschreckend.

Dr. Merritt [23:24](lacht): Also vertrauen wir darauf, dass sie in unserem besten Interesse handeln.

Interviewer [23:30]: Wie geht es weiter, Dr. Merritt, in den wenigen Minuten, die uns noch bleiben? Was sind Ihre Bedenken in Bezug auf das, was am Horizont auftaucht? Ich habe mit Ärzten gesprochen, die sagten, dass wir vielleicht auf COVID 2021 zugehen, Sie wissen schon, irgendeine Variante davon. Sie haben davon gesprochen, dass diese Mutation des Coronavirus jetzt 70-mal virulenter sein soll. Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet; ich weiß nicht, wie man das messen kann.

Dr. Merritt [23:51]: Ich kann Ihnen sagen, dass das tatsächlich die Mutation aus Großbritannien ist, machen Sie sich darüber keine Sorgen. Das ist nur Kleingeld. Was sie sagen, ist, dass es übertragbarer ist, das ist so, als würde ich sagen, ich fuhr 95 auf der Autobahn, aber jetzt fahre ich 97, wissen Sie, machen Sie sich keine Sorgen über die Übertragbarkeit. Wir kümmern uns nicht darum. Das ist schon so übertragbar, das nicht das Problem ist wenn es etwas schlimmer wird. Die Letalität ist das, worüber man sich Sorgen macht. Und darüber reden wir nicht. Jetzt könnten sie mit etwas anderem herauskommen. Aber noch einmal, wenn Sie mit etwas herauskommen, das auf diesen durch die Luft übertragenen Viren basiert, wie Corona, haben wir eine Behandlung, nämlich das Hydroxychloroquin [in Kombination mit Zink] oder das Ivermectin. Warum geben sie sich also so viel Mühe? Also, was wir tun müssen, ist, dass wir unsere Welt von den bösen Buben der Virologie zurückerobern müssen, indem wir einen Vorrat an Ivermectin-Hydroxychloroquin zur Verfügung haben. Und merken sie jetzt, zwei Hydroxychloroquin-Fabriken sind abgebrannt, und sie sagen, oh nein, das waren keine Hydroxychloroquin-Fabriken, sondern sie haben die Grundstoffe für Hydroxychloroquin hergestellt.

Also wissen Sie, Sie werden auf Schritt und Tritt belogen, aber was wir tun müssen, ist, dass wir aufstehen müssen. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass Gouverneur Ricketts in Nebraska einer der fünf Gouverneure ist, die Hydroxychloroquin in keiner Weise einschränken, weder in der Form noch in der Art. Jeder muss seinen Gouverneur auffordern, dieses Zeug nicht mehr zu unterschreiben, das von den medizinischen Universitäten zu uns gebracht wird. Sie werden alle von Fauci und dem NIH bezahlt, lassen Sie uns darüber hinwegkommen und geben Sie Ihren Leuten die Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen. Das ist so, als würde man sagen, okay, es kommen Raketen auf uns zu, aber man darf keine Sandsäcke bauen, man darf keinen Keller haben, man darf keinen Luftschutzkeller haben. Nein, das ist nicht richtig, Sie sollten in der Lage sein, eine Verteidigung zu haben, Ärzte sollten sich der Verteidigung bewusst sein, wir müssen aufhören, über die Möglichkeiten der Verteidigung zu lügen und wir müssen den Leuten sagen, es gibt fünf oder sechs Dinge, ich habe ein kleines COVID-Kit, in meiner Praxis, es ist NAC, Vitamin C, Vitamin D, Zink, Selen und Quercetin, sechs Dinge, und wenn Sie das tun, können Sie Ihre Immunantwort und Ihre eigene Fähigkeit, dies abzuwehren, verbessern und werden nicht schrecklich krank. Es ist möglich, dass sie in der Zukunft mit gefährlicheren Dingen daherkommen, und dann brauchen wir mehr als das. Deshalb müssen wir pumpen, wir müssen die Wahrheit an die Öffentlichkeit bringen, die Leute müssen die Nachricht verbreiten, dass es eine Behandlung gibt, und dass die Patienten sie bekommen, was traurig ist, denn die Patienten haben Angst, ins Krankenhaus zu gehen, weil sie wissen, dass sie nicht die richtige Behandlung bekommen.

Das ist traurig. Ärzte, aber ich möchte den Ärzten gegenüber nur eines sagen: Ich verstehe es, wenn Sie in der Ausbildung sind und sich nicht äußern können, dann stecken Sie fest. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf.Ich tadle alle oben, dass die Leute, die das Geld von Fauci nehmen, die Leute, die das Geld von den NIH nehmen, die bereit sind, dieses Geld zu nehmen und Remdesivir zu pushen und Leute zu töten, nicht weil sie sie unbedingt mit Remdesivir töten, aber sie töten sie, indem sie eine funktionierenden, frühzeitige ambulante Behandlung unterlassen. Und die Ärzte darunter, die nicht mehr in der Ausbildung sind, die müssen hier eine moralische Entscheidung treffen. Denn wir können  und sollten die Menschen in den Pflegeheimen prophylaktisch behandeln. Wir könnten für 5 Dollar pro Woche Leben retten, wir könnten eine Menge dieser alten Menschen retten, aber sie wollen nicht, denn sie werden als nicht beitragend zur Gesellschaft angesehen. Das ist der Weg den die Nazis gingen, mit diesen Menschen, die nicht wert sind, zu leben .

Wir müssen darüber hinwegkommen, denn für die Ärzte, die die Entscheidung treffen still zu sein, weil sie eine Hypothek haben, weil sie zwei Kinder haben und weil sie ihr Universitätsgehalt nicht verlieren wollen, es ist an der Zeit, ihre Position zu überdenken. Ich denke, das muss jeder in der medizinischen Gemeinschaft tun; wir müssen hier Stellung beziehen und ehrlich sein. Die Informationen sind da, sagen Sie mir nicht, dass es keine Beweise gibt. Man belügt Sie über die Beweise. Wenn Sie sich im Internet wirklich Mühe geben, können Sie die Beweise finden, und wenn nicht, können Sie Americas Frontline DoctorsAFLDS.com , gehen, Sie können zur Association of American Physicians and Surgeons.org gehen, und viele andere Organisationen melden sich jetzt zu Wort.

Interviewer [27:50]: Ausgezeichnet, Dr. Merritt, das ist das letzte, was ich Sie fragen wollte, irgendwelche abschließenden Websites, die die Leute besuchen sollten, die Amerikanische Vereinigung von Ärzten und Chirurgen (AAPSOnline.org) , die eine phänomenale Gruppe ist, die Frontline Ärzte, irgendwelche anderen Gruppen und irgendwelche Abschiedsworte der Weisheit für uns, Dr. Merritt?

Dr. Merritt [28:04]: Nun, es gibt die Barrington-Erklärung (GBDeclaration.org) und, ich meine, es gibt einfach so viel darüber, wenn man einfach auf alternative Seiten geht. SOTT.net hat viele gute Artikel. Ich würde sagen, wenn Sie jetzt aus der Pandemie aussteigen wollen, ist es wirklich einfach. Schalten Sie Ihren Fernseher aus, nehmen Sie Ihre Maske ab, eröffnen Ihr Geschäft wieder und leben Ihr Leben. Umarmen Sie Ihre Verwandten,  besuchen Sie Ihre alten Verwandten, und feiern Sie Nachbarschaftsfeste. Denn lassen Sie mich Ihnen sagen, wir können nicht in einem Keller leben, auch wenn Sie denken, dass Masken funktionieren, tun Sie das Ihren Kindern nicht an. Wie viele Jahrzehnte wollen Sie von nun an jeden Winter, jedes Jahr mit einer Maske leben? Nein, das mache ich nicht. Das funktioniert nicht.

Interviewer [28:42
Nun, Dr. Merritt, vielen Dank, dass Sie sich etwas Zeit für uns genommen haben. Danke, dass Sie Ihre unglaublichen Einsichten mit uns teilen. Leute, sowie Dr. Lee Merritt, bitte teilen Sie dieses Video, Sie wissen genau so gut wie ich, dass es wahrscheinlich nicht sehr lange auf YouTube oder auf Facebook zu sehen sein wird. Also Leute, holt euch das raus, schickt es an eure Freunde, an eure Verwandten, an eure Mailingliste, teilt es auf alternativen Social-Media-Plattformen, diese Informationen sind absolut kritisch, die Leben der Leute stehen auf dem Spiel, unsere Freiheit kann auf dem Spiel stehen. Helfen Sie also mit, diese Informationen zu verbreiten. Besuchen Sie diese Websites und teilen Sie es mit jedem, den Sie kennen. Dr. Merritt, ich danke Ihnen noch einmal, Leute, danke fürs Zuschauen und Gott segne Sie alle.

Ende des Interviews

In die Liste der möglichen Gegenmittel  gehört meines Erachtens auch wässrige Chlordioxidlösung. Siehe dazu insbesondere auch meine Artikel

Sowie die Webseite comusav.de mit den Vorträgen der erste deutschsprachigen Comusav-Konferenz vom 28.2.2021.

Kelberg, den 14. März 2021

Christoph Becker