Covid-Orkanwarnung Teil 4

Dr. Geert Vanden Bossche hat seine Prognose zum weiteren Verlauf der Coronapandemie in den letzten Wochen etwas angepasst und dies in einem Videoaufruf mit dem bezeichnenden Titel It is 5 past 12  (dt. “Es ist 5 nach 12”)  und einigen Interviews erläutert. Neu ist der Effekt der Refokussierung des Immunsystems, der die in “Covid-Orkanwarnung” Teil 1 bis 3 prognostizierte Entwicklung verzögert aber keinesfalls verhindert. Ich habe hier  Dr. Vanden Bossches Interview  vom 13.10.22 und seinen Artikel vom  28.10.22  übersetzt, und sein Interview vom 19.10.22, mit Auf1.tv, verlinkt. Abschließend habe ich noch eine Abschnitt über antivirale Mittel hinzugefügt.

Dr. Vanden Bossches Interview mit Auf1-TV

Dr. Geert Vanden Bossche  hat im Oktober 2022 ein Interview im Auf1.TV gegeben. Leider ist hier ein große Chance verpasst worden, indem man ihn in Englisch hat reden lassen und das Interview dann mit deutschen Untertiteln versehen hat. Dabei kann Dr. Vanden Bossche ziemlich gut Deutsch, zumal er seine vier Fachtierarztausbildungen und auch seine Habilitation in Deutschland durchgeführt hat und dann auch einige Jahre als Dozent in Deutschland gearbeitet hat.

Links:

Dr. Vanden Bossches Interview mit Dr. Paul Alexander

Hier habe ich das gut 30 Minuten lange Interview von Dr. Paul Alexander mit Dr. Geert Vanden Bossche übersetzt.

Dr. Alexander ist ein kanadischer Epidemiologe und Wissenschaftler, der u.a. von der Regierung Donald Trumps als wissenschaftlicher Berater in Sachen Coronapandemie zu Rate gezogen wurde.

Link auf das Original: www.voiceforscienceandsolidarity.org/videos-and-interviews/dr-vanden-bossche-and-dr-alexander-pfizers-failure-to-test-covid-vaccines-for-transmission

Beginn der Übersetzung;

DrAlexander: [00:00:00] Hallo, hier ist Dr. Paul Alexander, und wir schreiben den 13. Oktober 2022. Ich habe ein kurzes Gespräch mit Dr. Geert Vanden Bossche, und es dreht sich um ein paar Probleme. Das erste ist, dass vor kurzem, ich glaube gestern oder vorgestern, Vertreter von Pfizer vor dem Europäischen Parlament ausgesagt und eine schockierende Enthüllung gemacht haben, nämlich dass [00:00:30] Pfizer nicht getestet hat, ob der Impfstoff, der COVID-Impfstoff von Pfizer, die Übertragung des Coronavirus hätte verhindern können. Für mich, ich bin kein Immunologe oder Virologe wie Dr. Vanden Bossche, ich bin akademischer Wissenschaftler, Epidemiologe usw., ist das schon eine schockierende Enthüllung. Wie Sie wissen, war die Frage der Übertragung in [00:01:00] der allgemeinen Öffentlichkeit die Grundlage für Impfpflichten und dergleichen ist, in dem Sinne dass ich, wenn ich mich impfen lasse, einen gesellschaftlichen Nutzen erbringe und die größere Gesellschaft schütze. Aber wenn es so ist, wie wir heute wissen, dass der Impfstoff die Übertragung nicht verhindert, wenn Pfizer das wusste, dann hätte man das der Öffentlichkeit mitteilen müssen, denn die Politik wurde auf dieser Grundlage festgelegt. Das wirft also eine [00:01:30] Menge sehr ernster Fragen auf. Ich habe Dr. Vanden Bossche gefragt, ob er uns ein paar Minuten Zeit geben könnte, um seinen Standpunkt darzulegen und weitere Informationen mitzuteilen, die für unser weiteres Vorgehen hilfreich sein könnten. Ich danke Ihnen. Ich übergebe nun das Wort an Dr. Vanden Bossche. (Anmerk. d. Übers.: Ein sehr interessanter Artikel zu diesem Thema ist am 1.11.2022 mit der Überschrift Corona-Impfnutzen: Berset und BAG verbreiteten Unwahrheiten auf infosperber.ch erschienen. Darin enthalten ist auch folgendes Zitat einer Schlagzeile der Bildzeitung vom 27.2.2021: “Impfheld Ugur Sahin in Bild – Geimpfte sind nicht mehr ansteckend!” sowie eine Chronologie mit einer ganzen Reihe von Zitaten zur Frage ob Geimpfte andere anstecken können.)

DrVandenBossche: [00:01:45] Nun, vielen Dank, Paul. Wissen Sie, ich werde das jetzt aus einer wissenschaftlichen Perspektive darstellen, ohne es kompliziert zu machen. Natürlich wussten wir alle, dass der Schutz vor Infektionen nicht Teil des Endpunkts der klinischen Studien war [00:02:00]. Das ist die eine Sache. Überrascht es uns also, dass Pfizer nicht auf die Verhinderung der Übertragung getestet hat? Nun, ich persönlich bin nicht überrascht. Wir wissen heute, dass wir heute keinen [00:02:30] Impfstoff herstellen können der die Übertragung des Virus während einer Pandemie stoppen kann. Alle Impfstoffe, die wir herstellen, können die Infektion nur stoppen, wenn wir sie prophylaktisch einsetzen. Bei einem prophylaktischen Einsatz haben wir hohe Titer von Antikörpern, die bereits vollständig gebildet sind, bevor wir auf das Virus treffen. Dann kann das Virus von diesen Antikörpern vollständig neutralisiert werden, und wir können uns sogar vor einer Infektion schützen. Während einer Pandemie ist das nicht [00:03:00] möglich. Wir wissen dass es keinen Impfstoff gibt der das kann. Also muss man das nicht testen. Es gibt keinen Impfstoff der das kann, indem er Antikörper hervorruft, die auf ein Protein abzielen, das wie das Spikeprotein für die Ansteckungsfähigkeit verantwortlich ist. Keiner der heutigen Impfstoffe, auch kein Grippeimpfstoff, kann die Übertragung während einer Pandemie verhindern. Es gibt nur [00:03:30] eine Art von Immunität, die dies bewirken kann, und das ist die natürliche Immunität, die man erwirbt indem man sich während einer Pandemie mit dem Virus infiziert:

Zuallererst trainiert man seine angeborene Immunität, und bei manchen Menschen wird die angeborene Immunität sogar durchbrochen. Es werden Antikörper gebildet und es gibt ein Gedächtnis und diese Antikörper sind sehr gut an die Art des Virus und die Variante angepasst, mit der [00:04:00] man sich infiziert hat. Bei einer erneuten Infektion hat man also eine trainierte angeborene Immunität, die den Großteil des Virus beseitigt, und was dann noch übrig bleibt, wird von den Gedächtnis-B-Zellen neutralisiert, die neutralisierende Antikörper absondern. So erhält man eine sterilisierende Immunität, die man während einer Pandemie nur dank der natürlichen Immunität erhalten kann.

Wir wissen also, dass kein Impfstoff dies leisten kann. Wir wissen aber auch, dass Impfstoffe, die Antikörper gegen ein Protein bilden, das für die Ansteckung verantwortlich ist, einen Einfluss auf die Übertragungsrate haben werden. Ich sage nicht, dass man die Übertragung verhindern kann, aber wenn man Antikörper herstellt, die gegen das Protein gerichtet sind, das für die Infektiosität verantwortlich ist, wird man die Virusproduktion verringern, weil man das Eindringen des Virus [00:05:00] in die Zellen vermindert. Mit anderen Worten: Hätte Pfizer auf Übertragung getestet, hätte man herausgefunden, dass die Übertragungsrate nach der Massenimpfung gesunken wäre. Das ist auch das, was wir zu Beginn der Massenimpfkampagnen festgestellt haben, nämlich dass die Übertragungsrate zurückgegangen ist.

Man kann die Übertragung nicht verhindern, aber man kann sie vermindern. Aber jetzt kommt der entscheidende Punkt:. Für [00:05:30] mich geht die Diskussion weit über die Behauptung hinaus, dass Pfizer oder andere Impfstoffhersteller usw. die Menschen betrügen und nicht auf Übertragung getestet haben, und dass wir insbesondere den Ungeimpften gesagt haben, dass sie eine Quelle der Virusübertragung sind, und dass es all diese Maßnahmen gab. Nein. Der springende Punkt ist, dass ein Impfstoff, der die Übertragung verringert, der die Reproduktion des Virus [00:06:00] nicht verhindert, sondern nur reduziert, zu einer Immunflucht führen wird. Das Virus wird der Immunreaktion entkommen. Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt, den die Leute vergessen, ist, dass man, wenn man diese Art von Impfstoffen herstellt und sie während einer Pandemie einsetzt, die Menschen asymptomatisch macht, weil man sie vor Krankheiten schützt. Das bedeutet, dass [00:06:30] die Menschen nicht einmal wissen, dass sie infiziert sind. Auf diese Weise werden immer mehr Menschen unnötigerweise infiziert, sogar Menschen, die normalerweise Symptome entwickeln und isoliert werden würden usw., jetzt asymptomatisch sind und das Virus ausscheiden. Das führt dazu, dass sich die Infektionsrate zusätzlich erhöht. Wenn man also die Infektionsrate erhöht, besteht die Gefahr, dass Menschen, die bereits infiziert [00:07:00] waren und Antikörper gebildet haben, erneut infiziert werden.

Sie reinfizieren sich zu einem Zeitpunkt, zu dem sie noch dabei sind, ihre Antikörper zu bilden, sie sind also gerade dabei, ihre ersten Antikörper zu bilden, während sie wieder infiziert werden. Auch dies ist eine zusätzliche Quelle für Immunflucht, da diese Antikörper, die sich bereits in der Entwicklung befinden, noch nicht vollständig ausgereift sind und das Virus nicht vollständig eindämmen können. [00:07:30] Man bekommt also überall eine Immunflucht. Das ist etwas, das sehr, sehr bedrohlich ist, das sehr, sehr besorgniserregend ist. Natürlich kann ich die Industrie verstehen, wenn sie die Möglichkeit erhält, einen Impfstoff herzustellen. Erinnern Sie sich daran, dass es den Gesundheitsbehörden immer um die Reduzierung von Krankheiten und um die Verringerung der Hospitalisierungsrate [00:08:00] ging, das sie einen Zusammenbruch der Krankenhäuser befürchteten. Deshalb und weil sie nur an Hospitalisierungen und dergleichen interessiert waren, haben die Gesundheitsbehörden der Industrie die Aufgabe übertragen, einen Impfstoff herzustellen, der vor Krankheiten schützt. Ich würde sagen, der größte Feind der Pandemiebekämpfung und der Pandemievorbereitung ist dieses kurzfristige Denken dieser Gesundheitsbehörden, die dachten, okay, wenn wir einen Impfstoff haben, der die Krankheit reduzieren kann, [00:08:30] dann können wir damit eine Überlastung der Krankenhäuser vermeiden, wir müssen nicht meditieren, usw. Sie haben nicht daran gedacht, dass diese Massenimpfung durch die Mechanismen, die ich gerade erklärt habe, eine Immunflucht auslösen und letztlich zu viralen Varianten führen wird, die die Rate der Krankenhauseinweisungen dramatisch erhöhen wird.

Und das ist der Hauptgrund für diese Entwicklung. Also die Partei, die der [00:09:00] Industrie die Tür öffnet und ihr sagt, Leute, gebt uns einen Impfstoff, der schützt, der Krankenhausaufenthalte verhindert. Das ist die Partei, die für das Desaster verantwortlich zu machen ist, das sich gerade abspielt – für eine Katastrophe, die wir niemals erleben würden, wenn wir zugelassen hätten, dass sich die Pandemie auf natürliche Weise entwickelt, und wenn wir selbstverständlich die Erkrankten frühzeitig behandelt hätten. Eine natürliche Pandemie wird nämlich immer, ohne Ausnahme, durch oder aufgrund [00:09:30] der Herdenimmunität zur Entwicklung einer Art von Immunität führen, die sterilisierend wirkt und die Übertragungsrate schließlich so weit reduziert, dass selbst Menschen, die nicht immunisiert wurden, geschützt sind. Das ist also der Hauptgrund, der hinter all dem steckt, und zwar viel mehr als nur, dass die Menschen betrogen wurden und dass eine Reihe von Maßnahmen ergriffen wurden, die nicht notwendig waren. Es ist die Tatsache, dass die Umsetzung, [00:10:00] die Einführung dieses Impfstoffs durch verschiedene Mechanismen eine Immunflucht auslöst und dass dies katastrophale Folgen haben wird. Wir sehen das bereits. Zunächst gab es Durchbruchsinfektionen durch den Impfstoff. Jetzt treten immer mehr Krankheiten als Folge von Impfdurchbrüchen auf. Am Ende werden wir immer mehr Todesfälle aufgrund von Impfstoffdurchbrüchen erleben. Daran gibt es keinen Zweifel [00:10:30].

 DrAlexander: [00:10:32] Also gut. Ja, sehr gut, also wirklich und wahrhaftig, mein Standpunkt von Anfang an war, und es würde mich interessieren, Ihre Meinung zu hören: Ich schloss mich Leuten wie Atlas und Bhattacharya an, und was wir am Anfang sahen, war, dass wir diesen Impfstoff nicht brauchten, vor allem nicht in allen Altersgruppen, vielleicht hätten wir ihn für die Risikogruppen, die anfällig waren, die Grunderkrankungen hatten, immungeschwächte [00:11:00] Menschen, etc. gebrauchen können. Aber im Allgemeinen sollten wir die Vulnerablen in unserer Gesellschaft stark schützen, indem wir Möglichkeiten wie Vitamin D3, Chemoprophylaxe und frühzeitige Behandlung, wenn nötig, nutzen, aber den Rest der risikoarmen, gesunden Menschen in der Gesellschaft, die Säuglinge, Kinder, Teenager, jungen Menschen und Menschen mittleren Alters, die gesund sind, sollten wir in Ruhe lassen. Lassen Sie die Menschen auf natürliche und harmlose Weise mit den Krankheitserregern konfrontieren. Schieben Sie ihnen die Krankheitserreger nicht ins Gesicht, sondern lassen Sie sie ganz normal leben. [00:11:30] Treffen Sie vernünftige Vorsichtsmaßnahmen trefft, und lasst die Pandemie ganz natürlich ablaufen. Dann werden wir irgendwann einen endemischen Zustand erreichen, und wir werden eine Herdenimmunität erreichen. Dafür haben wir uns eingesetzt. Was ist Ihre Meinung als Fachmann? Ich halte Sie nämlich für den weltweit führenden Immunologen und Virologen. Was halten Sie von dieser Sichtweise?

DrVandenBossche: [00:11:54] Nun, das ist absolut richtig. Ich sage immer, dass man eine Pandemie nur zähmen kann, wenn man eine Herdenimmunität hat, und dass man eine Herdenimmunität nur erreichen kann, wenn man der Mehrheit der Bevölkerung erlaubt, eine natürliche Immunität zu erwerben. Diese natürliche Immunität wird dank der angeborenen Komponente des Immunsystems aufgebaut, die immer mehr trainiert wird. Dazu kommen die neutralisierenden Antikörper, die [00:12:30] gebildet werden. Die neutralisierenden Antikörper haben hier eine relativ einfache Aufgabe, denn wenn man erst einmal die Gedächtniszellen hat und sich wieder infiziert, wird der größte Teil der Viruslast bereits von der angeborenen, der trainierten angeborenen Immunität beseitigt. Es bleiben also wenige Viren übrig, um die sich die neutralisierenden Antikörper kümmern müssen. Das ist es, was es den Ungeimpften ermöglicht, eine sterilisierende [00:13:00] Immunität zu entwickeln. Das ist so wichtig. Ein weiteres Missverständnis ist, dass die Menschen, um Gottes willen, keine Angst vor der Krankheit haben sollten. Man muss Angst haben, schwer zu erkranken und zu sterben, aber nicht vor der Krankheit. Denn es gibt Menschen, die diese Pandemie überstanden haben, ohne überhaupt zu erkranken, und die auch nicht geimpft waren. Das liegt daran, dass sie eine angeborene Immunität ausgebildet haben, die die Viruslast so niedrig gehalten hat [00:13:30], dass das Virus die angeborene Immunität nicht durchbrechen konnte. Wenn die trainierte, angeborene Immunität durchbrochen wird, entwickelt das adaptive Immunsystem der betroffenen Personen Antikörper. Diese Personen werden dann durch eine Kombination aus der trainierten angeborenen Immunität und der adaptiven Immunität geschützt. Adaptive Immunität ist ein schönes Wort, denn die Antikörper sind dann an die neueste Variante angepasst, mit der sich diese Menschen infiziert haben. Beide Komponenten, das trainierte angeborene Immunsystem und das adaptive Immunsystem bilden gemeinsam eine sterilisierende Immunität. Das ist die natürliche Immunität. [00:14:00] Ohne diese kann man keine Herdenimmunität erreichen. Und ohne Herdenimmunität wird man eine Pandemie nie und nimmer in den Griff bekommen.

 Die richtige Entscheidung wäre also gewesen, der Pandemie ihren natürlichen Lauf zu lassen und die Menschen in einem frühen Stadium zu behandeln, denn damals war das Virus noch nicht so virulent und nicht so infektiös. Was wir jetzt sehen werden, ist viel, viel [00:14:30] dramatischer, was die Ansteckungsfähigkeit und sehr bald auch die Virulenz angeht. Eine frühzeitige Behandlung wäre also im Anfangsstadium der Pandemie äußerst wirksam gewesen und hat sich auch als extrem wirksam erwiesen. Und wir hätten diesen Menschen auch die Möglichkeit gegeben, sich zu erholen. Also auch, um bessere Antikörper zu bilden. Sie hätten dann nach ihrer Genesung zum Aufbau der Herdenimmunität beigetragen. Es besteht kein Zweifel, dass dies der einzige sinnvolle [00:15:00] Weg für die Bekämpfung einer Pandemie ist. Wenn man jedoch nur kurzfristig denkt und nur die Krankenhauseinweisungen von zwei Tagen betrachtet, dann wissen wir, dass das, was heute gilt, morgen während einer Pandemie aufgrund der Dynamik und der Kinetik nicht mehr gilt. Wenn man nur kurzfristig denkt, kann man sicher sein, dass dies eine völlig falsche Strategie ist, um langfristig Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern. Genau das [00:15:30] erleben wir leider schon jetzt und wir werden das in den kommenden Wochen und Monaten leider immer mehr sehen.

DrAlexander: [00:15:39] Nun ja, wissen Sie, Geert. Ich denke, ich habe vor allem in einigen Ihrer frühen Vorlesungen gelernt, ich habe viel von Ihnen gelernt, dass einer der schwerwiegenden Fehler darin besteht, dass diese Spezialisten, diese Leute beim CDC und NIH, FDA, WHO, die evolutionäre Dynamik zwischen dem Virus [00:16:00] und dem Wirt nicht erkannt haben. Die Wirtspopulation, die Immunantwort und wie sie sich gegenseitig beeinflussen und Veränderungen hervorrufen. Heute, Geert, geht es also darum, dass wir entweder das Impfprogramm einstellen, oder wir reduzieren den durch zirkulierende Viren verursachten Infektionsdruck. Was von beidem? Und wie? Wie könnten wir das Ihrer Meinung nach tun? Denn für mich sieht es nicht so aus, als würden man die Impfung stoppen.

DrVandenBossche: [00:16:26] Nun, wir sollten nicht naiv sein. [00:16:30] Man wird mit nicht damit aufhören. Letztendlich wird aber die Biologie gewinnen. Nicht die Technologie wird siegen, sondern die Biologie wird siegen. Das Virus wird ganz klar das Sagen haben. Das Verhalten des Virus wird letztendlich bestimmen, was die Menschheit zu tun hat. Unglücklicherweise muss ich dazu sagen, dass im Moment die Immunflucht ganz klar [00:17:00] selbsterhaltend ist. Das bedeutet, dass selbst wenn wir die Massenimpfkampagne jetzt stoppen und wenn wir die Auffrischungsimpfungen usw. nicht aktualisieren, die Situation mit den Varianten im Moment so ist, dass sie weiterhin die Immunflucht fördern. Das bedeutet also, dass selbst Durchbruchsinfektionen mit Omikron eine Art von Immunität hinterlassen, die die Ausbreitung anderer viraler Varianten fördert [00:17:30]. Die Pandemie ist also selbsterhaltend. Das ist das wirkliche Problem. Das war eines der Themen, die ich vor kurzem besprochen habe, diese Refokussierung des Immunsystems, die wiederum dazu führt, dass das noch mehr Öl ins Feuer gegossen wird, um dem Virus zu ermöglichen Immunfluchtvarianten [00:18:00] zu entwickeln. Diese verändern ihr Verhalten weiterhin: Zunächst hat das Virus eine Resistenz gegen die klassischen neutralisierenden Antikörper entwickelt, die gegen Epitope innerhalb der Rezeptorbindungsdomäne gebildet werden. Jetzt sehen wir eine zunehmende Resistenz gegen weniger stark neutralisierende Antikörper, und dann werden wir eine zunehmende Resistenz gegen [00:18:30] Antikörper sehen, die die Infektiosität des Virus verhindern oder behindern.

Es wird also immer weitergehen, bis es dem Virus schließlich gelingt, die allerletzte Hürde zu überwinden, die jetzt noch einen gewissen Schutz durch den Impfstoff bietet. Dieser Schutz ist aber nur von kurzer Dauer [00:19:00]. Dieser Schutz wird durch die infektionsverstärkenden Antikörper, die, wie ich bereits mehrfach erklärt habe, immer noch schwere Erkrankungen verhindern. Aber diese infektionsverstärkenden Antikörper haben kein Gedächtnis und das Virus arbeitet gerade daran, den schwere Erkrankungen verhindernden Effekt dieser Antikörper zu überwinden. Das ist im Grunde das, warum ich meine letzte Videobotschaft “fünf nach zwölf” genannt habe.  Wir haben eine [00:19:30] Situation geschaffen, in der all diese verschiedenen Immunfluchtvarianten von Omikron, sich jetzt selbst erhalten. Sie verstärken im Grunde die Immunflucht, indem sie eine Immunität hinterlassen, die eine weitere Immunflucht begünstigt, und die es damit dem Virus ermöglicht jegliche Restwirkung der durch den Impfstoff [00:20:00] induzierten Antikörper vollständig zu eliminieren.

DrAlexander: [00:20:02] Ihr letzter Videoaufruf, den ich mir angehört habe, finde ich sehr, sehr, sehr beängstigend. Es ist fast so, als ob die neue Omikron-Variante BA 5 in Kombination mit den Impfstoff-Antikörpern eine Art Rückkopplungsschleife oder einen Mechanismus erzeugt, der immer mehr infektiöse Varianten hervorbringt. Ich denke, nach Ihrer Warnung laufen wir [00:20:30] Gefahr, nicht nur eine infektiöse Variante zu erzeugen, sondern eine infektiöse Variante, die auch für die Menschheit tödlich sein kann.

DrVandenBossche: [00:20:40] Ja, natürlich ist das so. Ich habe schon vor einigen Monaten sogar auf molekularer Ebene beschrieben, wie dieser Prozess ablaufen wird. Ich habe mich mit meinem Zeitplan geirrt und ich habe inzwischen auch besser verstanden, wie dieser Mechanismus funktioniert. Was ich unterschätzt habe [00:21:00] Paul, war die Flexibilität, die Widerstandsfähigkeit des Immunsystems. Was wir jetzt sehen ist, dass das Immunsystem bis zu einem gewissen Grad durch diese Refokussierung in der Lage ist, eine Reihe von weiteren Epitopen des Virus zu nutzen, um dagegen gerichtete, neue, neutralisierende Antikörper zu bilden. Natürlich sind diese Antikörper suboptimal, aber sie können verzögern. Sie können das Fortschreiten [00:21:30] des Virus und die virale Immunflucht verzögern. Aber auch hier gilt: Wenn sie suboptimal sind, üben sie einen Immundruck auf das Virus aus. Die Immunflucht wird also weitergehen. Es ist also so, dass man zehn Meter vorrückt und fünf Meter zurückkommt und dann wieder 20 Meter vorrückt und fünf Meter zurückkommt. Es geht eben langsamer. Aber auf jeden Fall sehen wir jetzt schon mehr und mehr von Impfdurchbrüchen verursachte Erkrankungen. [00:22:00] Es besteht also bereits ein enormer Krankheitsdruck, und es besteht kein Zweifel daran, dass sich dieser sehr, sehr schnell weiterentwickeln wird. Deshalb ist das Wort, das immer wieder fällt, die Infektionsrate. Wir müssen die schädliche Immunreaktion verhindern, die wir jetzt bei den Geimpften beobachten. Wir müssen verhindern, dass diese Art von schädlicher Immunreaktion wieder abgerufen und ausgelöst wird.

Das kann man nur tun, wenn man [00:22:30] verhindert, dass sich die Geimpften erneut infizieren. Das bedeutet für mich, dass eine frühe Behandlung jetzt noch funktionieren kann, vielleicht auch noch nächste Woche, vielleicht nächsten Monat. Aber es wird eine Zeit kommen, in der das Virus den neutralisierenden Antikörpern widersteht und auch dem Druck des Immunsystems auf die Virulenz des Virus widersteht. Es gibt dann keine Immunität mehr. Meine Befürchtung [00:23:00] ist, dass dann auch eine frühe Behandlung vielleicht schon zu spät kommt. Das bedeutet also, dass ich den Menschen, die jetzt vollständig geimpft sind, dringend empfehle, Ivermectin, Hydroxychloroquin, antivirale Mittel einzunehmen, und dass sie vielleicht sogar prophylaktisch mit der Einnahme beginnen müssen, da sich die Dinge so schnell entwickeln können, dass wir zu spät kommen, wenn wir warten, bis sich Symptome entwickeln. Dies unterscheidet sich stark von der Situation zu Beginn der Pandemie, [00:23:30] als die frühe Behandlung genau zur richtigen Zeit erfolgte und absolut wirksam war. Auch hier geht es um die Dynamik – die Immunflucht. Es gibt keinen Faktor, schon gar nicht einen Impfstoff, schon gar nicht den aktualisierten Omikron-Impfstoff, der ein Entweichen des Virus verhindern kann. Das Einzige, was man in diesem Stadium tun kann, ist das zu tun, was die Herdenimmunität hätte tun sollen, nämlich die Übertragungsrate zu verringern. Wenn man keine Herdenimmunität hat die das erledigen kann, dann muss man [00:24:00] es mit antiviralen Mitteln tun. So einfach ist das. Das ist das Grundgesetz der Kontrolle einer viralen Pandemie.

DrAlexander: [00:24:07] Ja. Um den Infektionsdruck zu senken, schlagen Sie also vor – und ich stimme Ihnen voll und ganz zu -, dass die Gesellschaft einen sehr starken, aggressiven Vorstoß mit Chemoprophylaxe unternimmt, noch vor einer frühen Behandlung, denn für diese könnte es schon zu spät sein.

DrVandenBossche: [00:24:27] Das ist wirklich meine Befürchtung. Ich hasse [00:24:30] Angst machende Botschaften usw. und ich bin nicht auf Sensationen aus, aber was glauben Sie, warum riskieren Leute wie ich und andere Kopf und Kragen, indem wir schon seit fast zwei Jahren die Alarmglocke mit dem Aufruf läuten: Stoppt diese Massenimpfungen, denn wir werden sonst in eine Situation geraten, die wir nicht mehr kontrollieren können. Die einzige Waffe gegen dieses Virus ist [00:25:00] die fabelhafte Natur, das hoch entwickelte System, mit dem eine Bevölkerung während einer Pandemie eine natürliche Immunität aufbaut, die auf Bevölkerungsebene in eine Herdenimmunität umgesetzt wird. Auf diese Weise wird das Virus kontrolliert und gebändigt. Wir wissen, wenn wir dieses unglaublich schöne evolutionäre Zusammenspiel stören, werden wir [00:25:30] in einer Situation enden, in der dieses Gleichgewicht völlig gestört ist und wir die Kontrolle verlieren.

DrAlexander: [00:25:36] Ja. Also es wird Zeit. Wir sind immer unter Zeitdruck. Ich stimme Ihnen zu. Ich mag wirklich viele Dinge, die Sie sagen, weil sie sehr sinnvoll sind und die Punkte immer wieder miteinander verbinden. Es geht nicht darum, dass Sie Angst schüren wollen. Es ist absolut wichtig, dass Menschen wie Sie eine Stimme und eine Bühne bekommen. Deshalb komme ich immer wieder auf Sie zurück. Nun, wie möchten [00:26:00] Sie, wie könnten wir die heutige Sendung beenden? Ein paar kurze Zeilen, um das heutige Programm zu beenden.

DrVandenBossche: [00:26:06] Sie meinen meine Empfehlung?

DrAlexander: [00:26:08] Ja, und lassen Sie uns damit zum Ende kommen.

DrVandenBossche: [00:26:09] Nun, meine Empfehlung für die Ungeimpften ist sehr, sehr einfach. Die Ungeimpften müssen sicherstellen, dass sie ihre Immunität immer wieder auffrischen, solange die Evolution der Varianten andauert. Das bedeutet, dass sie den Virusvarianten immer wieder ausgesetzt sein müssen [00:26:30]. Sie sollten sich nicht isolieren, sie sollten den Kontakt mit Geimpften oder was auch immer nicht vermeiden. Sie müssen ihr Immunsystem immer wieder auf den neuesten Stand bringen, um gesund zu bleiben. Solange wir keine Herdenimmunität haben oder die Pandemie andauert, kann dies nur durch eine kontinuierliche Exposition geschehen. Für die Geimpften ist es sehr, sehr einfach. Was ich wirklich dringend empfehle, ist, diese die Entwicklung der Pandemie im Auge  zu behalten. Sehr, sehr bald [00:27:00] werden wir sehen, dass die Zahl der Krankenhausaufenthalte, und auch die relative Zahl der Krankenhausaufenthalte von Geimpften nicht mit SARS-CoV-2, sondern aufgrund von SARS-CoV-2 von COVID 19 in die Höhe schießen wird. Wenn das passiert, würde ich allen Geimpften in dem betreffenden Land empfehlen, prophylaktisch eines dieser antiviralen Medikamente einzunehmen. Diese Medikamente müssen billig sein, sie müssen sehr sicher und wirksam sein, [00:27:30] sie müssen weithin verfügbar sein, sie müssen erschwinglich sein, usw. Nun, wir kennen nur ein oder zwei, nämlich Ivermectin und Hydroxychloroquin. Das ist nicht mein Spezialgebiet, aber es ist ganz klar, dass dies die einzigen Kandidaten sind, die zu diesem Zeitpunkt prophylaktisch eingenommen werden sollten.

 DrAlexander: [00:27:45] Okay gut. Ich stimme voll und ganz zu und ein Prophylaxeprogramm scheint … 

DrVandenBossche: [00:27:50] Tut mir leid, Paul, und natürlich die Kinder, um Gottes willen. Wir dürfen die Kinder nicht anrühren. ….. Das ist so wichtig. [00:28:00] Entschuldigung, das hätte ich fast vergessen zu sagen, aber das ist eine sehr wichtige Komponente. Ja, natürlich.

DrAlexander: [00:28:05] Nun, ich meine, gut. Wissen Sie, nur um Sie vielleicht zu unterstützen, und mit dieser Aussage zu enden, vielen Dank, dass Sie uns daran erinnert haben, dass Kinder ein statistisches Null-Risiko mit sich bringen. Sogar Dr. Marty Makary vom Johns Hopkins. Ich meine, ich mag vieles, was er sagt. Ich bin mit einigen Dingen, die er sagt, nicht einverstanden, aber seine Gruppe hat sich alle Kinder in Amerika angesehen, die laut CDC aufgrund von COVID gestorben sind. Das Ergebnis war, [00:28:30] dass jedes Kind, eine schwerwiegende Grunderkrankung hatte, die nicht auf COVID zurückzuführen war. Alle betroffenen Kinder waren auch ohne Covid sehr krank. Was sie damit feststellten war, dass in den USA seit Beginn der Pandemie kein gesundes Kind aufgrund einer COVID-Infektion gestorben ist. Das ist ein sehr wichtiges Ergebnis.

DrVandenBossche: [00:28:55] Ja, absolut. Und wie gesagt, wir denken und argumentieren [00:29:00] immer auf zwei Ebenen: auf der Ebene der individuellen Gesundheit und auf der Ebene der Population. Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig diese Populationsebene ist. Kann uns immer noch, zusammen mit antiviralen Mitteln, helfen eine Art Herdenimmunität aufzubauen, weil sie alle notwendigen Mittel hat, um das auf perfekte Weise zu tun. Wie ich schon sagte, ich wiederhole mich nur: Herdenimmunität ist der einzige Weg [00:29:30], um die Übertragung zu vermindern und das Ende oder den Übergang der Pandemie in eine endemische Phase zu erreichen. Was wir im Moment sehen, hohe Infektionsraten, Resistenz gegen neutralisierende Antikörper und trotzdem Schutz vor Krankheit, ist eine sehr künstliche Situation, die nicht mehr lange anhalten wird. Das ist für mich 200%ig sicher, daran besteht kein Zweifel. 

DrAlexander: [00:29:57] Okay, gut. Also ich möchte nicht, dass es dieses Mal unterbrochen wird. Das hier war [00:30:00] ein ungeheuer wichtiges Video, und ich werde es teilen, sobald ich es hochgeladen habe und Ihnen eine Kopie schicken. Ich denke, dass dies eines unserer besten Videos ist, weil es sehr, sehr klar ist und Sie eine Menge wichtiger Botschaften vermitteln, und noch einmal, die Welt schuldet Ihnen allen Dank. Und ich möchte, dass die Menschen sich dieses Video anhören. Ich danke Ihnen, Sir.

 DrVandenBossche: [00:30:19] Gern geschehen. Bye bye.

Ende der Übersetzung

Dr. Vanden Bossches Artikel vom 28. Okt. 2022

Link auf das Original: www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/the-greatest-enemy-in-the-control-of-the-pandemic-is-the-immunological-ignorance-of-our-leading-scientific-public-health-and-regulatory-experts

Beginn der Übersetzung

28. Oktober 2022

Der größte Feind bei der Bekämpfung der Pandemie ist die immunologische Ignoranz unserer führenden Wissenschaftler, Gesundheitsexperten und Aufsichtsbehörden

Manchmal lese ich auch von Mainstream-Journalisten produzierte Artikel über Impfstoffe. Es ist interessant zu sehen, wie sie angesichts der anhaltenden Reihe enttäuschender Impfstoffexperimente am Menschen vorsichtig beginnen, ihre verbliebenen kritischen Denkfähigkeiten mit dem Mainstream-Narrativ abzugleichen, das ihre Ansichten so lange dominiert hat. Der kürzlich erschienene Artikel: ‘Covid-19 vaccines boost protection, but may not beat original formula against BA.4 and BA.5, early studies suggest’ (dt.: ‘Covid-19-Impfstoffe verbessern den Schutz, sind aber möglicherweise nicht besser als die ursprüngliche Formel gegen BA.4 und BA.5, wie frühe Studien zeigen’) ist ein solches wunderbares Beispiel. (https://edition.cnn.com/2022/10/26/health/updated-boosters-omicron-imprint/index.html)

Da ich die Wissenschaft viel besser beherrsche als die Sprache, werde ich wissenschaftlich fundierte Kritik an den großen Lücken in der immunologischen Interpretation der Daten der ersten bivalenten Booster-Studien üben. Ich werde meine Kommentare zu den zitierten Interpretationen führender Wissenschaftler und Experten teilen, verzichte jedoch auf die Nennung ihrer Namen, da ich nicht die Absicht habe, diese Personen lächerlich zu machen – ich möchte lediglich auf die immunologische Unkenntnis derjenigen hinweisen, die offiziell immer noch als anerkannte Meinungsführer und Entscheidungsträger auf diesem Gebiet bezeichnet werden. Ihre immunologische Ignoranz inspiriert nun zu weiteren Bemühungen, das Übel (Massenimpfung) mit noch mehr Übel (Massenimpfung mit aktualisierten Impfstoffen) zu bekämpfen – ein Rezept für eine Katastrophe, die die Pandemie mit Sicherheit auf die “harte” Art beenden wird. Die Natur wird sie schließlich lehren, wie die Immunologie funktioniert, aber leider nicht, bevor durch das Experiment der Massenimpfung massive Schäden entstanden sind. Bevor ich auf die spezifischen Äußerungen unserer führenden “Experten” eingehe, die in diesem Artikel zitiert werden, möchte ich mit einer verblüffenden Aussage des Journalisten beginnen, der eben diesen führenden “Experten” einen “Meisterkurs” in Immunologie erteilt:

“Die Hoffnung war jedoch, dass durch eine Optimierung der Impfstoffrezeptur, die auch die derzeit zirkulierenden Stämme der Omikron-Variante einschließt, die Immunität gegen diese Varianten erweitert und vielleicht ein besserer und länger anhaltender Schutz geboten werden könnte.”

Geert (G): Wie kann man Experimente am Menschen durchführen, die nur auf einer naiven “Hoffnung” basieren? Warum produzieren Wissenschaftler umfangreiche Daten über intensive (tiefe) Mutationsscans, ohne die immunologische Triebkraft hinter den Mustern der gemeldeten Mutationen zu untersuchen? Wenn sie dies täten, würden sie sofort erkennen, dass es eine Fülle wissenschaftlicher Argumente gibt, die all die Hoffnungen ersetzen könnten, die sie in die empirische Forschung am Menschen setzen. Die wissenschaftliche Evidenz zeigt eindeutig, dass kein einziger aktualisierter/angepasster Impfstoffbooster die vorübergehende Schutzwirkung der C-19-Impfstoffe auf der Basis von Wuhan-Hu S verbessern, sondern nur die Immunflucht beschleunigen wird.

Warum?

Inzwischen belegen unzählige Berichte über konvergente Mutationen in sich ständig weiterentwickelnden SARS-CoV-2(SC-2)-Varianten eindeutig, dass sowohl produktive Impfstoff-Durchbruchsinfektionen als auch mRNA-impfstoffbasierte Booster einen Immundruck auf konserviertere, immunsubdominante Spike (S)-assoziierte Epitope ausüben, indem sie unreife Gedächtnis-B-Zellen abrufen, die Antikörper mit niedriger Affinität produzieren. Natürlich führt der daraus resultierende suboptimale Druck, den diese Antikörper auf diese konservierteren antigenen Domänen ausüben, zu einer Immunflucht, zunächst weg von den abgerufenen breit neutralisierenden (d. h., varianten-unspezifischen) Antikörpern und anschließend weg von den allgemein (breit) infektionshemmenden Antikörpern. Dies ist auf die “Immunrefokussierung” zurückzuführen, ein Phänomen, das auftritt, wenn bereits vorhandene Antikörper mit geringer Affinität an ihre mit dem Erreger assoziierten Zielepitope binden (d. h. im Falle von SC-2 keine Virusneutralisierung ermöglichen): siehe Abbildung unten. Auf diese Weise können zuvor immundominante Epitope, die auf dem frei zirkulierenden Antigen (z. B. Spike-Protein im Falle von SC-2) exprimiert werden, vom Immunsystem des Wirts nicht mehr erkannt werden, während zuvor überflügelte antigene Determinanten, die im selben Antigen enthalten sind, aber auf infizierten oder transfizierten Zielzellen exprimiert werden, den Maskierungseffekt nutzen, um die entsprechenden zuvor geprimten Antikörper aufzurufen.

Das Vorhandensein von zuvor geprimten, nicht passenden (‘mismatching’) Antikörpern ist im Falle von Durchbruchsinfektionen ziemlich offensichtlich. Aber wie kommt es dazu im Falle von mRNA-Booster-Impfstoffen?

Es genügt zu verstehen, dass die Internalisierung des sekretierten, in vivo synthetisierten S-Proteins in Antigen-präsentierende Zellen (APC) kognitive und nicht-kognitive T-Hilfe für immundominante Epitope auf dem frei zirkulierenden S-Protein bzw. dem auf der Oberfläche der mRNA-transfizierten Zielzellen exprimierten S-Protein bietet. Die Antikörper gegen letztere haben daher eine viel geringere Affinität und werden bei der Verabreichung von Auffrischungsdosen des mRNA-Impfstoffs als erstes abgerufen. Da sie anschließend (mit geringer Affinität) an die immundominanten Determinanten auf dem frei zirkulierenden S-Protein binden (d. h., sobald letzteres von der mRNA-transfizierten Zelle freigesetzt wird), können die subdominanten antigenen Determinanten die immundominanten Epitope um die Unterstützung von Gedächtnis-T-Helferzellen (die infolge der Internalisierung des S-Proteins in APC abgerufen werden) verdrängen, um ihre entsprechenden, weitgehend crossfunktionalen Gedächtnis-B-Zellen abzurufen. Die neutralisierenden Anti-S-Antikörper, die als Ergebnis des ursprünglichen Wuhan-Hu-Spike-Gedächtnisses (d. h. der “versteckten” ursprünglichen antigenen Sünde) durch den mRNA-Impfstoff eingeprägt werden, haben eine niedrige Affinität und sind gegen konservierte, aber weniger immunogene S-assoziierte Domänen gerichtet. Eine wiederholte Auffrischung mit mRNA-basierten Impfstoffen wird das Immunsystem also lediglich dazu bringen, die “versteckte” antigene Sünde erneut zu begehen. Folglich werden die mRNA-Booster-Injektionen die Immunflucht beschleunigen, indem sie eine erneute Fokussierung des Immunsystems ermöglichen. Wie in der Abbildung unten dargestellt, löst die Refokussierung des Immunsystems anschließend die Auslösung von infektionshemmenden Antikörpern mit niedriger Affinität aus, die auf konserviertere Domänen abzielen. Also, unabhängig von der S-Version, die in den mRNA-Impfstoffen enthalten ist, erleichtern die mRNA-Auffrischungsimpfstoffdosen den humoralen Immundruck auf gemeinsame (d.h. variantenunspezifische) antigene Domänen, die zur viralen Neutralisierbarkeit und Infektiosität beitragen. Massive mRNA-Booster-Kampagnen werden daher die Immunflucht beschleunigen, lange bevor eine verstärkte Reifung der zurückgerufenen, schlecht gereiften Gedächtnis-B-Zellen in den Keimzentren stattfindet (wie ebenfalls in mehreren neueren Veröffentlichungen beschrieben).

Da mRNA-Booster (wie auch Impfstoff-Durchbruchsinfektionen) den Immundruck auf variantenunspezifische Domänen erleichtern, wird die Art der Immunflucht, die sie indirekt fördern, nicht mehr durch spezifische Merkmale der dominant zirkulierenden SC-2-Variante bestimmt.
Da die Refokussierung des Immunsystems die Immunantwort auf konservierte Bereiche mit sehr unterschiedlichen Antigeneigenschaften verlagert, ist es nicht verwunderlich, dass “Mutantenspotter” die Mutationen als Ausdruck einer “groß angelegten” Immunflucht betrachten.

Ende der Meisterklasse…

Es folgen die Interpretationen der Experten oder die zitierten Kommentare, gefolgt von meiner Kritik:

“Immunologen sagen, dass ein Impfstoff gegen zwei Stämme aufgrund eines Phänomens, das Immunprägung genannt wird, möglicherweise nicht besser ist als eine Impfung gegen einen einzigen Stamm.”

G: Diese Immunologen verwechseln “immunologische Prägung” oder “antigenische Sünde” mit “immunologischer Refokussierung”. Wenn die Immunprägung für die beobachtete Schutzwirkung verantwortlich wäre, würde man nach der Auffrischungsdosis einen verbesserten Schutz erwarten (auch wenn dieser nur von kurzer Dauer wäre). Dies ist nicht der Fall, da jeder neue zusätzliche Booster immer weniger wirksam ist.

“Wissenschaftler sagen, dass die Prägung die Bemühungen erschweren könnte, neuen Varianten des Coronavirus einen Schritt voraus zu sein, und dass sie die Entwicklung neuer Impfstofftechnologien zur Bekämpfung des Virus noch dringlicher macht”, oder: “Wir werden möglicherweise andere Arten von Impfstofftechnologien benötigen, wenn sich das Virus jemals so stark verändert, dass es unsere Immunität vollständig verdrängt”.

G: Diese Wissenschaftler scheinen nicht zu wissen, dass das Virus nur etwa 12 Stunden braucht, um eine neue Generation (und damit neue Immunfluchtvarianten aus denen es wählen kann) auf den Globus zu bringen. Was sind die neuen Technologien, auf die sie anspielen? Sie haben noch keinen wissenschaftlich fundierten Ansatz für einen universellen Impfstoff gegen Coronaviren (CoV) oder Sarbecoviren entwickelt. Ist es so schwer zu verstehen, dass die Durchführung von Massenimpfungen mit jeder Art von CoV-Impfstoffen während einer Pandemie eine Immunflucht verursachen wird? Adaptive Immuneffektorzellen (typischerweise jene auf denen der Schutz durch Impfstoffe aufbaut) brauchen Zeit, um zu reifen und um eine ausreichende Affinität zu erreichen, die eine optimale Neutralisierungskapazität ermöglicht. Vielleicht dachten sie dabei an eine “Schleimhaut-Immunisierung”? Allerdings wird letztere auch nicht das Problem der Immunflucht lösen, wenn sie während einer Pandemie durchgeführt wird.

“Als die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA Ende August die Notfallzulassung für die neuen bivalenten Covid-19-Impfstoffe von Pfizer und Moderna erteilte, stützte sie sich dabei auf Studien an Mäusen und auf frühere Humanstudien mit einer anderen Zwei-Stämme-Booster-Rezeptur. Über die Schutzwirkung der Impfungen bei Menschen war wenig bekannt; vollständige Daten aus klinischen Studien, in denen die BA.4- und BA.5-Bivalent-Impfstoffe an Menschen getestet wurden, sind noch nicht veröffentlicht worden. Die Modelldaten deuten jedoch darauf hin, dass durch die Auslieferung der Booster im September Zehntausende von Leben gerettet werden könnten….”

G: Es ist einfach unglaublich, dass sich Experten und Zulassungsbehörden weitgehend auf Daten von Mäusen stützen, um neue Experimente an Menschen mit einem weiteren mRNA-Impfstoff durchzuführen! Haben diejenigen, die seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet arbeiten, noch nicht gelernt, dass Mäuse lügen, insbesondere wenn es darum geht, Tiere mit einem immunologischen Hintergrund zu immunisieren, der nicht mit dem der menschlichen Zielpopulation vergleichbar ist? Und wann werden all diese Informatiker und Mathematiker endlich lernen, dass ein Modell nur so gut ist wie seine Annahmen? Da sie die Immunologie offensichtlich nicht verstehen, sind ihre Annahmen immer falsch, und das gilt auch für die Ergebnisse ihrer Modellierung.

Wir können nicht sagen, dass es in ein paar Monaten keinen Unterschied mehr geben wird”, sagte er. “Das werden wir erst wissen, wenn diese Personen über einen längeren Zeitraum beobachtet werden.”

“Die klinischen Studien, die von den Impfstoffherstellern Pfizer und Moderna durchgeführt werden, umfassen Hunderte von Personen, die die aktualisierten Auffrischungsimpfungen erhalten haben und über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet werden. Die Daten aus diesen Studien werden noch ausgewertet”.

G: Offensichtlich spielt dieser Wissenschaftler/Arzt auf die Reifung der ausgelösten Gedächtnis-B-Zellen an, von der inzwischen wiederholt berichtet wurde, dass sie die Folge von Durchbruchsinfektionen oder Auffrischungsimpfungen ist. Es ist jedoch überzeugend dokumentiert, dass dieser Reifungsprozess mehrere Monate (4-6 Monate) dauert, bevor eine vollständige Affinitätsreifung erreicht ist. Auch hier wartet das Virus nicht darauf, dass dies geschieht. Bis es soweit ist, hat das Virus längst weitere Operationen zur Flucht vor dem Immunsystem durchgeführt, vor allem, wenn der Druck des Immunsystems auf Populationsebene ausgeübt wird.

“…die Forscher fanden heraus, dass die neutralisierenden Antikörper nach beiden Impfungen auf etwa gleich hohe Werte anstiegen, was eine gute Nachricht ist”

G: Ach wirklich? Warum sollte dies eine gute Nachricht sein, wenn man weiß, dass die einzige Wirkung dieser Antikörper darin besteht, eine Refokussierung des Immunsystems zu bewirken, die eine groß angelegte Immunflucht auslöst? Wie oft muss ich noch darauf hinweisen, dass es eine Regel gibt, die in der Immunologie nicht gilt, nämlich dass mehr nicht immer besser ist (in der Tat ist  gewöhnlich das Gegenteil der Fall)

” Unglücklicherweise steigerte keiner der beiden die T-Zell-Antworten sehr stark, und wir glauben, dass T-Zell-Antworten zusätzlich zu den Antikörper-Antworten wichtig für den Schutz vor schweren Krankheiten sind”.

G: Einige Spitzenforscher predigen hartnäckig die Macht kreuzreaktiver T-Zellen bei der Kontrolle des Virus und der Eindämmung der Pandemie. Sie scheinen wenig Verständnis für die Pathobiologie und Immunologie zu haben, die bei akuten SELBSTBEGRENZENDEN Virusinfektionen eine Rolle spielen. Vielleicht sind einige von ihnen durch zu viel HIV-Impfstoffforschung verwirrt?

Ich zitiere hier noch einmal einige der vielen Artikel, die ich geschrieben habe, um die kritische Rolle der T-Zellen beim Schutz vor SC-2-Infektionen/Krankheiten zu widerlegen:

# Wenn Anti-S(pike)-Antikörper gegen Omikron die Erzählung nicht mehr aufrechterhalten können, warum nicht auf T-Zellen zurückgreifen?

https://www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/when-anti-s-pike-antibodies-against-omicron-can-no-longer-sustain-the-narrative-why-not-resort-to-t-cells

# Q&A #09: Erklären kreuzreaktive T-Zellen den milden Verlauf der Omikron-Infektion?

https://www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/q-a-09-do-cross-reactive-t-cells-explain-mild-course-of-omicron-infection

# An alle, die die Aufhebung der SARS-CoV-2-Infektion weiterhin auf bereits vorhandene kreuzreaktive T-Zellen und nicht auf die angeborene Immunität zurückführen. Der Teufel steckt im Detail der von Fachleuten überprüften Veröffentlichungen.

https://www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/to-those-who-continue-attribute-abrogation-sars-cov-2-infection-pre-existing-cross-reactive-t-cells-rather-innate-immunity-the-devil-is-the-detail

# Kreuzreaktive Gedächtnis-T-Zellen sind mit dem Schutz vor einer SARS-CoV-2-Infektion bei COVID-19-Kontakten verbunden (aber nicht dafür verantwortlich).

https://www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/cross-reactive-memory-t-cells-are-associated-with-but-not-responsible-for-protection-against-sars-cov-2-infection-in-covid-19-contacts

# “Killer”-Immunzellen erkennen immer noch die Omikron-Variante…. Ach wirklich?

https://www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/killer-immune-cells-still-recognize-omicron-variant-oh-really

“Ein Booster ist ein Booster, bis das Gegenteil bewiesen ist, und wir brauchen dringend mehr von ihnen in den USA.

G: Ja, und ein Impfstoff ist ein Impfstoff, bis das Gegenteil bewiesen ist, richtig?! Dieser Wissenschaftler/Arzt scheint ein Fanatiker des Konzepts zu sein: je mehr, desto besser (d. h. je höher die Antiköper-Titer und je mehr Booster, desto besser), ohne sich über den immunologischen Mechanismus, der durch die geboosterten Antikörper ausgelöst wird, und über deren längerfristige Auswirkungen zu informieren.

“Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich die Sorge nicht nachts wach hält, dass es eine gewisse Chance gibt, dass wir eine weitere Auffrischungsimpfung – zumindest für einen Teil der Bevölkerung, vielleicht für ältere Menschen – vor dem nächsten September, Oktober einsetzen müssen,”

G: Mir scheint, dass viele Vertreter der Regulierungsbehörden ihre schlaflosen Nächte besser damit verbringen sollten, die Teile des immunologischen Puzzles zusammenzusetzen (oder anderen zuzuhören?!), anstatt sich über ihre Unfähigkeit zu beschweren, die offensichtlichen Fragen zu beantworten, die sie nachts wach halten….

“Beide neuen Studien haben ihre Grenzen, aber ich denke, wenn man sie zusammennimmt, zeichnen sie ein ziemlich klares Bild, dass die antigene Prägung hier mit Sicherheit Probleme verursacht.” “Das ist auch der Grund, warum einige Grippestämme bestimmte Altersgruppen stärker treffen als andere. Wenn die Viren ihrer ersten Infektion oder dem ersten Impfstoff den sie bekommen haben ähnlicher sind, kann der Körper sie besser abwehren.”

“Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, den Impfstoff zu aktualisieren und nur die Komponenten gegen BA.4 und BA.5 einzubeziehen”, oder: “Für mich lautet die Botschaft: Wenn man den Schutz gegen Omikron verstärken und gewährleisten will, sollte man die ursprüngliche Variante aus dem Impfstoff herausnehmen.” Oder: “Das Einprägen (Imprinting) wird die Bemühungen, mit dem Virus Schritt zu halten, erschweren.

G: In Anbetracht der Tatsache, dass die “immunologische Prägung” oder “antigene Erbsünde” eines der ältesten und unwiderlegbaren Paradigmen in der Immunologie ist, warum wurde die ursprüngliche S-Version überhaupt in die bivalenten Booster-Rezepturen aufgenommen? Aber wie ich bereits erklärt habe, hätte es keinen Unterschied gemacht, da jede Version des mRNA-basierten S-Proteins eine Refokussierung des Immunsystems auf andere (d. h. subdominante) Epitope zur Folge hat. Immunrefokussierung impliziert Immunprägung (d. h. “versteckte” antigene Sünde), aber nicht umgekehrt.

“Es ist möglich, die Immunprägung zu durchbrechen. Bestimmte Arten von Impfstoffbestandteilen oder Adjuvantien – Dinge, die das Immunsystem wirklich aufwecken – können dies bewirken.”

G: Dieser Mensch hat einen wichtigen Grundsatz der Impfstoffkunde vergessen: Der Impfstoff ist nur so gut wie sein Antigen! Natürlich können Adjuvantien das Ausmaß und die Breite der Immunantwort erhöhen, aber dies wird keinen Einfluss auf das nicht-erkannte Th-abhängige Priming von wenig affinen Antikörpern gegen das Spike-Protein haben, da letzteres gegen membrangebundene Spike-Proteine gerichtet ist, welches de facto nicht in APC (antigenpräsentierenden Zellen) internalisiert ist, was eine conditio sine qua non für die Anwendung von Adjuvantien ist!

Schlussfolgerung:

Angesichts der tiefgreifenden immunologischen Inkompetenz unserer führenden Experten in Wissenschaft, Gesundheitswesen und Regulierungsbehörden kann man leicht vorhersagen, dass es viel mehr Pläne für Empirie und die Injektion weiterer experimenteller Rezepturen geben wird, als es klare Gehirne gibt. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass die Menschheit diese Pandemie noch nie unter Kontrolle hatte und dass dies umso weniger der Fall ist, je mehr sie ihre rationalen Experimente fortsetzt. Je mehr der Mensch die Pandemie durch wissenschaftlich irrationale Eingriffe in das Immunsystem herunterwirtschaftet, desto mehr (und desto schneller) entwickelt sich das Virus zu einer Lektion in Immunologie, die hoffentlich der nächsten Generation von Wissenschaftlern in Erinnerung bleiben wird. Die Geschichte wird jedoch nicht so milde sein wie ich mit den Zitaten derjenigen, die glaubten, aus unbedachten und gefährlichen Experimenten am Menschen zu lernen.

Abb.: Immunrefokussierung (IR) tritt auf, wenn bereits vorhandene Antikörper mit geringer Affinität an ihre Zielepitope binden (z. B. im Falle einer Impfstoff-Durchbruchskrankheit oder bei Impfstoffauffrischungen bei zuvor mit mRNA geimpften Personen). Die Maskierung der immundominanten S(pike)-assoziierten Epitope ermöglicht es den subdominanten Epitopen, die ersteren bei der Unterstützung durch Gedächtnis-T-Helferzellen zu verdrängen. Dies wird es den subdominanten S-assoziierten Epitopen ermöglichen, gegen diese Epitope gerichtete Antikörper mit niedriger Affinität aufzurufen. Indem sie suboptimalen Immundruck auf diese konservierteren antigenen Domänen ausüben, fördern die abgerufenen Antiköper eine groß angelegte Immunflucht. Letzteres führt zu einer natürlichen Selektion und dominanten Ausbreitung einer Vielzahl von gegen neutralisierende Antikörper resistenten, hochinfektiösen SC-2-Varianten, die dem Immunsystem entkommen.

Ende der Übersetzung

Zum Thema antivirale Mittel

Dr. Vanden Bossche kennt offenbar nur zwei brauchbare antivirale, nämlich Ivermectin und Hydroxchloroquine.

Zu diesen beiden Mitteln möchte ich hier aus meiner Übersetzung des Interviews von Dr. Philip McMillan mit Dr. Shankara Chetty in www.freizahn.de/2022/03/dr-chettys-covid-behandlung-teil-8/ zitieren:

Ich hatte einige Patienten, bei denen ich es ausprobiert habe, und einige, bei denen ich es nicht ausprobiert habe, damit ich [00:53:00] ein gutes Verständnis für die Wirksamkeit bekommen konnte. Wir nennen das eine Kontrollgruppe, auch wenn sie mit anderen Medikamenten behandelt wurden. Dort habe ich den Nutzen gesehen, aber Hydroxychloroquin ist nicht die Wunderwaffe, für die wir es gehalten haben. Ivermectin allein ist es auch nicht. Es wird keine Leben retten. Sie müssen ein umfassendes Verständnis davon haben, was Sie zu erreichen versuchen, damit Sie die richtige Behandlung in der richtigen Dosierung [00:53:30] zum richtigen Zeitpunkt einsetzen können.

Anderseits habe ich hier auf freizahn.de, im Februrar 2020 mit Mehrzweckwaffe gegen Viren und Bakterien beginnend eine ganze Reihe von Artikeln und Übersetzungen zu eben dem antiviralen Mittel veröffentlicht, dass ausserhalb der Medizin weltweit und auch in Deutschland z.B. in der Trinkwasseraufbeitung, in der Lebensmittelindustrie und auch in anderen Bereich  wohl mit sehr weitem Abstand am meisten als antivirales und antibakerielles Mittel verwendet wird und das sich inzwischen auch bei der Prävention und Behandlung von Coronavirusinfektionen sehr gut bewährt hat. Hier eine kleine Auswahl meiner weiteren Artikel zu diesem Mittel:

    1. Bahnbrechende Corona-Grundlagenforschung . Bei der darin vorgestellte Studie wurden Hühnerembryos mit Ausnahme der Kontrollgruppe mit einem abgeschwächten Corona-Lebendvirus für Geflügel  infiziert.  Bei zwei der so infizierten Versuchsgruppen wurden zusätzlich zu den Viren Chlordioxidlösung mit einer Konzentration von 30 bzw. 300 ppm gegeben. Bei zwei weiteren, nicht infizierten Gruppen wurden nur Chlordioxid mit 30 bzw. 300 ppm gegeben, um eine mögliche schädliche Wirkung von Chlordioxid zu erkennen. Die folgenden Graphik zeigt das Ergebnis. Wie man sieht führten die Viren normalerweise bei 80 % der damit infizierten Embryos zum Tod. Bei infizierten Embryos, die  mit Chlordioxid mit 30 ppm behandelt wurden , betrug die Sterblichkeit nur 20 %.  Bei nicht infizierten, aber trotzdem mit Chlordioxid 30 ppm behandelten Embyros war die Sterblichkeit genauso wie in der weder infizierten noch behandelten Kontrollgruppe 0 :
    2. Wirksame Coronaprävention .  Hier wurden 505 symptomatischen Covidpatienten in der selben Wohnung lebende Personen vorbeugend mit einer Chlordioxidlösung  mit einer Konzentration von 30 ppm  behandelt (1 Liter dieser Lösung über den Tag verteilt trinken). 91,5 % blieben vollständig symptomfrei. Bei 8,5 % traten 1 bis 2 Tage andauernde leichte Symptome auf. Bei Symptomen wurde die Dosis etwas erhöht. Schwere Erkrankung und Todesfälle konnten in genau 100 % der Fälle verhindert werden. Mein Artikel vom 1.1.2021  bezog sich auf vorläufige Daten einer laufenden Studie. Im August 2021 ist die eigentliche Studie mit 1163 Teilnehmern publiziert worden: www.researchgate.net/publication/353756595_A_Retrospective_Observational_Study_of_Chlorine_Dioxide_Effectiveness_to_Covid19-like_Symptoms_Prophylaxis_in_Relatives_Living_with_COVID19_Patients
    3. Dr. Manuel Aparico in der StewPeters Show .



Michael Hudson: Auswege

Ich habe hier den Artikel “Der Euro ohne die deutsche Industrie” von Prof. Michael Hudson, sowie das sich darauf beziehende Interview mit dem Titel “Den westlichen Rentiers (Kapitalrentnern) entkommen” von Pepe Escobar mit Prof. Hudson übersetzt.

Der Euro ohne die deutsche Industrie

Von Michael Hudson, Dienstag, 4. Oktober 2022

Links auf das englische Original: https://michael-hudson.com/2022/10/the-euro-without-german-industry/  und https://www.nakedcapitalism.com/2022/09/michael-hudson-on-the-euro-without-germany.html

Die Reaktion auf die Sabotage von drei der vier Nord Stream 1- und 2-Pipelines an vier Orten am Montag, den 26. September, konzentrierte sich auf Spekulationen über die Täter und die Frage, ob die NATO einen ernsthaften Versuch unternehmen wird, die Antwort zu finden. Doch statt Panik gab es einen großen Seufzer der diplomatischen Erleichterung, ja sogar Ruhe. Die Abschaltung dieser Pipelines beendet die Ungewissheit und die Sorgen der US/NATO-Diplomaten, die in der vergangenen Woche fast ein krisenhaftes Ausmaß erreichten, als in Deutschland große Demonstrationen stattfanden, bei denen die Beendigung der Sanktionen und die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zur Behebung der Energieknappheit gefordert wurden. 

Die deutsche Öffentlichkeit begann zu begreifen, was es bedeutet, wenn ihre Stahl-, Düngemittel-, Glas- und Toilettenpapierunternehmen geschlossen werden. Diese Unternehmen prognostizierten, dass sie ihr Geschäft ganz aufgeben – oder in die Vereinigten Staaten verlagern – müssen, wenn Deutschland die Handels- und Währungssanktionen gegen Russland nicht aufgibt und die Wiederaufnahme der russischen Gas- und Öleinfuhren zulässt, so dass vermutlich der astronomischen Preisanstieg um das Acht- bis Zehnfache rückgängig gemacht wird.

Allerdings hatte Victoria Nuland vom Außenministerium bereits im Januar erklärt, dass Nord Stream 2 so oder so nicht vorankommen wird”, wenn Russland auf die zunehmenden ukrainischen Angriffe auf die russischsprachigen östlichen Oblaste reagiert. Präsident Biden bekräftigte am 7. Februar das Beharren der USA und versprach, dass es “Nord Stream 2 nicht mehr geben wird. Wir werden dem ein Ende setzen. … Ich verspreche Ihnen, dass wir in der Lage sein werden, das zu tun.”

Die meisten Beobachter nahmen einfach an, dass diese Äußerungen die offensichtliche Tatsache widerspiegelten, dass deutsche Politiker voll und ganz in der Tasche der USA/NATO steckten. Die deutschen Politiker weigerten sich beharrlich, Nord Stream 2 zu genehmigen, und Kanada beschlagnahmte bald die Siemens-Turbinen, die für den Gastransport durch Nord Stream 1 benötigt werden. Damit schien die Sache erledigt zu sein, bis die deutsche Industrie – und eine wachsende Zahl von Wählern – schließlich zu berechnen begann, was eine Sperrung des russischen Gases für die deutschen Industrieunternehmen und damit für die Beschäftigung im Inland bedeuten würde.

Die Bereitschaft Deutschlands, sich selbst eine wirtschaftliche Depression zu verordnen, schwankte – allerdings nicht bei seinen Politikern oder der EU-Bürokratie. Wenn die politischen Entscheidungsträger die Interessen der deutschen Wirtschaft und den Lebensstandard an die erste Stelle setzen würden, dann würden die gemeinsamen Sanktionen der NATO und die Front des Neuen Kalten Krieges durchbrochen werden. Italien und Frankreich könnten folgen. Diese Aussicht machte es dringend erforderlich, die antirussischen Sanktionen aus den Händen der demokratischen Politik zu nehmen.

Obwohl es sich um einen Gewaltakt handelt, hat die Sabotage der Pipelines die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und der NATO wieder beruhigt. Es gibt keine Ungewissheit mehr darüber, ob sich Europa von der US-Diplomatie lösen kann, indem es den gegenseitigen Handel und die Investitionen mit Russland wieder aufnimmt. Die Gefahr, dass sich Europa von den Handels- und Finanzsanktionen der USA und der NATO gegen Russland löst, scheint auf absehbare Zeit gebannt zu sein. Russland hat bekannt gegeben, dass der Gasdruck in drei der vier Pipelines sinkt und dass das Eindringen von Salzwasser die Rohre irreversibel korrodieren wird. (Tagesspiegel, September 28.)

Wohin gehen der Euro und der Dollar von hier aus?

Wenn man sich ansieht, wie dies die Beziehung zwischen dem US-Dollar und dem Euro verändern wird, kann man verstehen, warum die scheinbar offensichtlichen Folgen eines Abbruchs der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, Italien und anderen europäischen Volkswirtschaften und Russland nicht offen diskutiert wurden. Die Lösung ist ein deutscher und sogar europaweiter Zusammenbruch der Wirtschaft. Das nächste Jahrzehnt wird eine Katastrophe sein. Es mag Vorwürfe über den Preis geben, der dafür gezahlt wurde, dass die europäische Handelsdiplomatie von der NATO diktiert wurde, aber Europa kann nichts dagegen tun. Niemand erwartet (noch), dass es der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit beitreten wird. Was erwartet wird, ist, dass ihr Lebensstandard sinkt.

Die Exporte der deutschen Industrie und die Anziehung ausländischer Investitionen waren wichtige Faktoren, die den Wechselkurs des Euro stützten. Für Deutschland bestand der große Reiz des Übergangs von der D-Mark zum Euro darin, zu vermeiden, dass sein Exportüberschuss den Wechselkurs der D-Mark in die Höhe treibt und deutsche Produkte auf den Weltmärkten auspreist. Die Erweiterung der Eurozone um Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und andere Länder mit Zahlungsbilanzdefiziten verhinderte einen Höhenflug des Euro. Das schützte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.

Nach seiner Einführung im Jahr 1999 zu einem Kurs von 1,12 USD sank der Euro bis Juli 2001 auf 0,85 USD, erholte sich jedoch und stieg im April 2008 sogar auf 1,58 USD. Seitdem ist der Kurs stetig gesunken, und seit Februar dieses Jahres haben die Sanktionen den Euro-Kurs unter die Parität zum Dollar gedrückt, bis auf 0,97 Dollar in dieser Woche.

Das größte Defizitproblem sind die steigenden Preise für importiertes Gas und Öl sowie für Produkte wie Aluminium und Düngemittel, deren Herstellung einen hohen Energieeinsatz erfordert. Und da der Wechselkurs des Euro gegenüber dem Dollar sinkt, steigen die Kosten für das Tragen der europäischen US-Dollar-Schulden – die normale Bedingung für Tochtergesellschaften multinationaler US-Unternehmen – und drücken die Gewinne.

Dies ist nicht die Art von Depression, bei der “automatische Stabilisatoren” wirken können, um das wirtschaftliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Energieabhängigkeit ist strukturell bedingt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Wirtschaftsregeln der Eurozone das Haushaltsdefizit auf nur 3 % des BIP begrenzen. Dies verhindert, dass die nationalen Regierungen die Wirtschaft durch Defizitausgaben stützen. Höhere Energie- und Lebensmittelpreise – und der Schuldendienst in Dollar – werden dazu führen, dass viel weniger Einkommen für Waren und Dienstleistungen zur Verfügung steht.

Pepe Escobar wies am 28. September darauf hin, dass “Deutschland vertraglich verpflichtet ist, bis 2030 mindestens 40 Milliarden Kubikmeter russisches Gas pro Jahr zu beziehen. … Gazprom hat einen gesetzlichen Anspruch darauf, auch ohne Gaslieferungen bezahlt zu werden. … Berlin bekommt nicht das ganze Gas, das es braucht, muss aber trotzdem zahlen.” Es ist mit einem langen Rechtsstreit zu rechnen, bevor das Geld den Besitzer wechselt. Und Deutschlands endgültige Zahlungsfähigkeit wird kontinuierlich schwächer werden.

Es mutet seltsam an, dass der US-Aktienmarkt am Mittwoch einen Anstieg von über 500 Punkten beim Dow Jones Industrial Average verzeichnete. Vielleicht hat das Plunge Protection Team eingegriffen, um zu versuchen, die Welt zu beruhigen und zu versichern, dass alles in Ordnung sein wird. Der Aktienmarkt gab diese Gewinne am Donnerstag jedoch größtenteils wieder ab, da die Realität nicht mehr beiseite geschoben werden konnte.Der Wettbewerb der deutschen Industrie mit den Vereinigten Staaten endet, was der US-Handelsbilanz zugute kommt.
Aber auf dem Kapitalkonto wird die Abwertung des Euro den Wert der US-Investitionen in Europa und den Dollarwert der Gewinne, die sie noch erzielen können, verringern, wenn die europäische Wirtschaft schrumpft. Die von den multinationalen US-Unternehmen gemeldeten weltweiten Gewinne werden sinken.

Die Auswirkungen der US-Sanktionen und der Neue Kalte Krieg außerhalb Europas

Die Fähigkeit vieler Länder, ihre Auslands- und Inlandsschulden zu begleichen, war bereits am Ende, bevor die antirussischen Sanktionen die weltweiten Energie- und Lebensmittelpreise in die Höhe trieben. Die sanktionsbedingten Preiserhöhungen wurden durch den steigenden Dollarkurs gegenüber fast allen Währungen verstärkt (ironischerweise mit Ausnahme des Rubels, dessen Kurs in die Höhe geschnellt ist, anstatt zu kollabieren, wie es die US-Strategen vergeblich zu erreichen versuchten). Die internationalen Rohstoffpreise werden nach wie vor hauptsächlich in Dollar angegeben, so dass die Aufwertung des Dollars die Importpreise für die meisten Länder weiter erhöht.

Der steigende Dollar erhöht auch die Kosten für die Bedienung von Auslandsschulden in Dollar in der Landeswährung. Viele Länder Europas und des Globalen Südens sind bereits an der Grenze ihrer Fähigkeit angelangt, ihre auf Dollar lautenden Schulden zu bedienen, und haben immer noch mit den Auswirkungen der Covid-Pandemie zu kämpfen. Jetzt, da die Sanktionen der USA und der NATO die Weltmarktpreise für Gas, Öl und Getreide in die Höhe getrieben haben und die Aufwertung des Dollars die Kosten für die Bedienung der auf Dollar lautenden Schulden in die Höhe treibt, können es sich diese Länder nicht leisten, die Energie und die Lebensmittel zu importieren, die sie zum Leben brauchen, wenn sie ihre Auslandsschulden bezahlen müssen. Irgendetwas muss geschehen.

Am Dienstag, den 27. September, vergoss US-Außenminister Antony Blinken Krokodilstränen und erklärte, ein Angriff auf russische Pipelines sei “in niemandes Interesse”. Aber wenn das wirklich der Fall wäre, hätte niemand die Gasleitungen angegriffen. Was Herr Blinken wirklich sagen wollte, war: “Fragen Sie nicht Cui bono.” Ich erwarte nicht, dass die Ermittler der NATO über die Beschuldigung der üblichen Verdächtigen hinausgehen, die von den US-Beamten automatisch verantwortlich gemacht werden. Die US-Strategen müssen einen Plan haben, wie sie weiter vorgehen wollen.

 Sie werden versuchen, eine neoliberalisierte Weltwirtschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Sie werden die übliche Masche für Länder anwenden, die ihre Auslandsschulden nicht bezahlen können: Der IWF wird ihnen das Geld leihen, um zu zahlen – unter der Bedingung, dass sie die Devisen für die Rückzahlung aufbringen, indem sie privatisieren, was von ihrem öffentlichen Eigentum, ihren natürlichen Ressourcen und anderen Vermögenswerten übrig ist, und sie an US-Finanzinvestoren und ihre Verbündeten verkaufen. Wird das funktionieren?

 Oder werden sich die Schuldnerländer zusammentun und Wege finden, um die Welt mit erschwinglichen Öl- und Gaspreisen, Düngemittelpreisen, Getreide- und anderen Lebensmittelpreisen, Metallen und Rohstoffen, die von Russland, China und ihren verbündeten eurasischen Nachbarn geliefert werden, wiederherzustellen, und zwar ohne US-amerikanische “Auflagen”, wie jene die den europäischen Wohlstand beendet haben?

Eine Alternative zu der von den USA entworfenen neoliberalen Ordnung ist die große Sorge der US-Strategen. Sie können das Problem nicht so einfach lösen wie die Sabotage von Nord Stream 1 und 2. Ihre Lösung wird wahrscheinlich der übliche US-Ansatz sein: militärische Intervention und neue farbige Revolutionen in der Hoffnung, die gleiche Macht über den Globalen Süden und Eurasien zu erlangen, die Amerikas Diplomatie über die NATO über Deutschland und andere europäische Länder ausgeübt hat.

Die Tatsache, dass die Erwartungen der USA an die Wirkung der antirussischen Sanktionen gegen Russland genau das Gegenteil von dem war, was tatsächlich eingetreten ist, lässt für die Zukunft der Welt hoffen. Die Ablehnung und sogar Verachtung von US-Diplomaten gegenüber anderen Ländern, die in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse handeln, hält es für Zeitverschwendung (und sogar für unpatriotisch), darüber nachzudenken, wie andere Länder ihre eigene Alternative zu den US-Plänen entwickeln könnten. Die Annahme, die diesem Tunnelblick der USA zugrunde liegt, ist, dass es keine Alternative gibt – und dass, wenn sie nicht über eine solche Perspektive nachdenken, sie undenkbar bleiben wird.

Wenn jedoch andere Länder nicht zusammenarbeiten, um eine Alternative zum IWF, zur Weltbank, zum Internationalen Gerichtshof, zur Welthandelsorganisation und zu den zahlreichen UN-Organisationen zu schaffen, die jetzt von US-Diplomaten und ihren Bevollmächtigten auf die USA/NATO ausgerichtet sind, wird sich die wirtschaftliche Strategie der finanziellen und militärischen Dominanz der USA in den kommenden Jahrzehnten so entfalten, wie es Washington geplant hat. Die Frage ist, ob diese Länder eine alternative neue Wirtschaftsordnung entwickeln können, um sich vor einem Schicksal zu schützen, wie es sich Europa in diesem Jahr für das nächste Jahrzehnt auferlegt hat.

Interview von Pepe Escobar mit Michale Hudson

Links auf das Original:

Die zwei Titel des Originals

Übersetzung des Titels auf der Webseite von Michael Hudson:

Dem westlichen Rentner/Pensionär entkommen

Übersetzung des Titels auf The Cradle:

Michael Hudson: Ein Fahrplan, um dem Würgegriff des Westens zu entkommen  – Der geoökonomische Weg weg von der neoliberalen Ordnung ist voller Gefahren, aber die Chancen für den Aufbau eines alternativen Systems sind ebenso vielversprechend wie dringend

Von Pepe Escobar 06. Oktober 2022

Beginn der Übersetzung des Interviews

Einleitung

Es ist unmöglich, die geoökonomischen Turbulenzen, die mit den “Geburtswehen” der multipolaren Welt einhergehen, ohne die Erkenntnisse von Professor Michael Hudson von der University of Missouri und Autor des bereits bahnbrechenden Buches The Destiny of Civilization (dt. Das Schicksal der Zivilisation) zu verstehen.

In seinem jüngsten Aufsatz geht Professor Hudson näher auf die selbstmörderische Wirtschafts- und Finanzpolitik Deutschlands und ihre Auswirkungen auf den bereits fallenden Euro ein – und deutet einige Möglichkeiten für eine schnelle Integration Eurasiens und des globalen Südens als Ganzes an, um den Würgegriff des Hegemons zu brechen.

Dies führte zu einer Reihe von E-Mail-Austauschen, insbesondere über die künftige Rolle des Yuan, zu denen Hudson anmerkte:

“Die Chinesen, mit denen ich seit Jahren spreche, haben nicht erwartet, dass der Dollar schwächer wird. Sie weinen nicht über seinen Aufstieg, aber sie sind besorgt über die Kapitalflucht aus China, da ich glaube, dass es nach dem Parteitag [der am 16. Oktober beginnt] ein hartes Durchgreifen gegen die Verfechter der freien Marktwirtschaft in Shanghai geben wird. Der Druck für die anstehenden Veränderungen hat sich seit langem aufgebaut. Der Reformgeist zur Eindämmung der ‘freien Märkte’ hat sich unter den Studenten schon vor über einem Jahrzehnt verbreitet, und sie sind in der Parteihierarchie aufgestiegen.”

In Bezug auf die zentrale Frage, ob Russland die Bezahlung von Energie in Rubel akzeptiert, sprach Hudson einen Punkt an, der außerhalb Russlands kaum beachtet wird: “Sie wollen nicht wirklich nur in Rubel bezahlt werden. Das ist das Einzige, was Russland nicht braucht, denn es kann sie einfach drucken. Es braucht nur Rubel, um seine internationalen Zahlungen auszugleichen und den Wechselkurs zu stabilisieren – nicht, um ihn in die Höhe zu treiben.”

Das bringt uns zu Abrechnungen in Yuan: “Eine Zahlung in Yuan ist wie eine Zahlung in Gold – ein internationales Gut, das jedes Land als eine nicht-fiat Währung begehrt, die einen Wert hat, wenn man sie verkauft (im Gegensatz zum Dollar, der jetzt einfach konfisziert oder schließlich aufgegeben werden kann). Was Russland wirklich braucht, sind wichtige Industriegüter wie Computerchips. Es könnte China bitten, diese mit dem von Russland bereitgestellten Yuan zu importieren”.

Keynes ist zurück

Nach unserem E-Mail-Austausch erklärte sich Professor Hudson freundlicherweise bereit, einige Fragen zu den äußerst komplexen geoökonomischen Prozessen in Eurasien ausführlich zu beantworten. Und los geht’s.

The Cradle: Die BRICS-Staaten prüfen die Einführung einer gemeinsamen Währung – einschließlich aller BRICS-Staaten und, wie wir erwarten, auch der erweiterten BRICS+. Wie könnte das praktisch umgesetzt werden? Es ist schwer vorstellbar, dass die brasilianische Zentralbank mit den Russen und der Volksbank von China harmoniert. Würde das nur Investitionen beinhalten – über die BRICS-Entwicklungsbank? Würde das auf Rohstoffen + Gold basieren? Wie passt der Yuan dazu? Basiert der BRICS-Ansatz auf den aktuellen Gesprächen der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) mit den Chinesen unter der Leitung von Sergey Glazyev? Hat das Gipfeltreffen in Samarkand die Verknüpfung von BRICS und SCO ( Shanghai Cooperation Organization ) praktisch vorangebracht?

Hudson: “Jede Idee einer gemeinsamen Währung muss mit einer Währungs-Swap-Vereinbarung zwischen den bestehenden Mitgliedsländern beginnen. Der Großteil des Handels wird in den eigenen Währungen abgewickelt. Um aber die unvermeidlichen Ungleichgewichte (Zahlungsbilanzüberschüsse und -defizite) auszugleichen, wird eine neue Zentralbank eine künstliche Währung geschaffen.

Dies mag oberflächlich betrachtet wie die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geschaffenen Sonderziehungsrechte (SZR) aussehen, die hauptsächlich zur Finanzierung des US-amerikanischen Defizits wegen des Militärs (engl. US deficit on military account) und des steigenden Schuldendienstes der Schuldner des Globalen Südens gegenüber den US-Kreditgebern dienen. Die Regelung wird jedoch eher dem von John Maynard Keynes 1944 vorgeschlagenen “Bancor” ähneln. Defizitländer könnten ein bestimmtes Kontingent an Bancors ziehen, deren Bewertung durch eine gemeinsame Auswahl von Preisen und Wechselkursen festgelegt würde. Die Bancors (und ihre eigene Währung) würden für die Bezahlung der Überschussländer verwendet werden.

Doch anders als das SZR-System des IWF wird das Ziel dieser neuen alternativen Zentralbank nicht einfach darin bestehen, die wirtschaftliche Polarisierung und Verschuldung zu subventionieren. Keynes schlug den Grundsatz vor, dass, wenn ein Land (er dachte damals an die Vereinigten Staaten) chronische Überschüsse erwirtschaftet, dies ein Zeichen für seinen Protektionismus oder seine Weigerung ist, eine gegenseitig belastbare Wirtschaft zu unterstützen, und dass seine Forderungen allmählich getilgt werden sollten, zusammen mit den Auslandsschulden der Länder, deren Wirtschaft nicht in der Lage war, ihre internationalen Zahlungen auszugleichen und ihre Währung zu stützen.

Die heute vorgeschlagenen Regelungen würden zwar die Kreditvergabe unter den Mitgliedsbanken unterstützen, aber nicht zur Förderung der Kapitalflucht (der Hauptverwendungszweck von IWF-Krediten, wenn wahrscheinlich “linke” Regierungen gewählt werden), und der IWF und die mit ihm verbundene Alternative zur Weltbank würden den Schuldnern keine Sparpläne und arbeitnehmerfeindliche Politik aufzwingen. Die Wirtschaftsdoktrin würde die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und lebensnotwendigen Gütern fördern und die Bildung von greifbarem landwirtschaftlichem und industriellem Kapital unterstützen, nicht die Finanzialisierung.

Es ist wahrscheinlich, dass Gold auch ein Element der internationalen Währungsreserven dieser Länder sein würde, einfach weil Gold ein Handelsgut ist, auf das sich die Welt schon seit Jahrhunderten als akzeptabel und politisch neutral geeinigt hat. Aber Gold wäre ein Mittel zur Begleichung von Zahlungsbilanzen und nicht zur Definition einer nationalen Währung. Diese Salden würden sich natürlich auch auf den Handel und die Investitionen mit westlichen Ländern erstrecken, die nicht Teil dieser Bank sind. Gold wäre ein akzeptables Mittel zur Begleichung westlicher Schulden gegenüber der neuen Bank mit eurasischem Zentrum. Dies würde sich als ein Zahlungsmittel erweisen, das die westlichen Länder nicht einfach ablehnen könnten – solange das Gold in den Händen der neuen Bankmitglieder bleibt und nicht mehr in New York oder London, wie es seit 1945 die gefährliche Praxis ist.

Bei einem Treffen zur Gründung einer solchen Bank wäre China in einer ähnlich dominanten Position wie die Vereinigten Staaten 1944 in Bretton Woods. Aber seine Arbeitsphilosophie wäre eine ganz andere. Ziel wäre es, die Volkswirtschaften der Bankmitglieder zu entwickeln, mit langfristigen Planungs- oder Handelsmustern, die für ihre Volkswirtschaften am geeignetsten erscheinen, um die Art von Abhängigkeitsverhältnissen und Privatisierungsübernahmen zu vermeiden, die die Politik des IWF und der Weltbank kennzeichnen.

Diese Entwicklungsziele würden eine Bodenreform, eine Umstrukturierung der Industrie und des Finanzwesens, eine Steuerreform sowie eine Reform des inländischen Banken- und Kreditwesens umfassen. Die Diskussionen auf den SCO-Treffen scheinen den Boden für eine allgemeine Interessenübereinstimmung bei der Schaffung von Reformen in diesem Sinne bereitet zu haben.”

Eurasien oder Pleite

The Cradle: Ist mittelfristig zu erwarten, dass die deutschen Industriellen angesichts der kommenden Verödung und ihres eigenen Untergangs massenhaft gegen die von der NATO verhängten Handels- und Finanzsanktionen gegen Russland aufbegehren und Berlin zwingen, Nord Stream 2 zu öffnen? Gazprom garantiert, dass die Pipeline wieder hergestellt werden kann. Dafür muss man nicht der SCO beitreten…

Hudson: “Es ist unwahrscheinlich, dass deutsche Industrielle handeln werden, um die Deindustrialisierung ihres Landes zu verhindern, angesichts des Würgegriffs der USA/NATO auf die Politik der Eurozone und der vergangenen 75 Jahre politischer Einmischung durch US-Beamte. Deutsche Firmenchefs werden eher versuchen, mit möglichst viel persönlichem und unternehmerischem Vermögen zu überleben, wenn Deutschland in ein wirtschaftliches Wrack vom Typ eines baltischen Staates verwandelt wird.

Es ist bereits die Rede davon, die Produktion – und das Management – in die Vereinigten Staaten zu verlagern, was Deutschland daran hindern wird, Energie, Metalle und andere wichtige Materialien von Lieferanten zu beziehen, die nicht von US-Interessen und ihren Verbündeten kontrolliert werden.

Die große Frage ist, ob deutsche Unternehmen in die neuen eurasischen Volkswirtschaften abwandern würden, deren industrielles Wachstum und Wohlstand das der Vereinigten Staaten weit in den Schatten stellen dürfte.

Natürlich sind die Nord Stream-Pipelines wiederherstellbar. Das ist genau der Grund, warum der politische Druck der USA durch Außenminister Blinken so stark war, dass Deutschland, Italien und andere europäische Länder ihre Wirtschaft vom Handel und von Investitionen mit Russland, dem Iran, China und anderen Ländern, deren Wachstum die USA zu stören versuchen, noch stärker isolieren.”

Wie man der  “Alternativlosigkeit” entkommen kann

The Cradle: Erreichen wir den Punkt, an dem die Hauptakteure des globalen Südens – mehr als 100 Nationen – endlich die Kurve kriegen und beschließen, alles zu tun, um die USA daran zu hindern, die künstliche neoliberale Weltwirtschaft in einem Zustand des ewigen Komas zu halten? Das bedeutet, dass die einzig mögliche Option, wie Sie dargelegt haben, darin besteht, eine parallele Weltwährung unter Umgehung des US-Dollars einzurichten – während die üblichen Verdächtigen bestenfalls den Gedanken an ein Bretton Woods III in die Welt setzen. Ist das Finanzcasino FIRE (Finanzen, Versicherungen, Immobilien (engl. Finance, Insurance, Real Estate)) allmächtig genug, um jede mögliche Konkurrenz zu zerschlagen? Sehen Sie neben den von BRICS/EAEU/SCO diskutierten Mechanismen weitere praktische Mechanismen vor? 

Hudson: “Vor ein oder zwei Jahren schien es, dass die Aufgabe, ein vollwertiges alternatives Weltwährungs-, Währungs-, Kredit- und Handelssystem zu entwerfen, so komplex ist, dass die Details kaum durchdacht werden können. Aber die US-Sanktionen haben sich als der notwendige Katalysator erwiesen, um solche Diskussionen pragmatisch dringend zu machen.

Die Konfiszierung der Goldreserven Venezuelas in London und seiner US-Investitionen, die Konfiszierung von 300 Milliarden Dollar der russischen Devisenreserven in den Vereinigten Staaten und Europa und die Drohung, dasselbe mit China und anderen Ländern zu tun, die sich der US-Außenpolitik widersetzen, haben die Entdollarisierung dringend notwendig gemacht. Ich habe die Logik in vielen Punkten erläutert, von meinem Valdai-Club-Artikel (mit Radhika Desai) bis hin zu meinem kürzlich erschienenen Buch The Destiny of Civilization, der Vorlesungsreihe, die ich für Hongkong und die Global University for Sustainability vorbereitet habe.

Das Halten von Wertpapieren, die auf Dollar lauten, und selbst das Halten von Gold oder Anlagen in den Vereinigten Staaten und Europa ist keine sichere Option mehr. Es ist klar, dass die Welt in zwei ganz unterschiedliche Arten von Volkswirtschaften zerfällt und dass die US-Diplomaten und ihre europäischen Satelliten bereit sind, die bestehende Wirtschaftsordnung zu zerstören, in der Hoffnung, dass sie durch die Schaffung einer disruptiven Krise den Sieg davontragen können.

Es ist auch klar, dass die Unterwerfung unter den IWF und seine Sparpläne wirtschaftlicher Selbstmord sind, und dass es selbstzerstörerisch ist, der Weltbank und ihrer neoliberalen Doktrin der internationalen Abhängigkeit zu folgen. Das Ergebnis war ein nicht zu begleichender Schuldenberg, der auf US-Dollar lautete. Diese Schulden können nicht bezahlt werden, ohne Kredite beim IWF aufzunehmen und die Bedingungen einer wirtschaftlichen Kapitulation vor den US-Privatisierern und Spekulanten zu akzeptieren.

Die einzige Alternative dazu, sich selbst wirtschaftliche Sparmaßnahmen aufzuerlegen, besteht darin, aus der Dollar-Falle mir ihrer von den USA geförderten “freie Marktwirtschaft” (Märkte ohne staatlichen Schutz und ohne die Fähigkeit der Regierung, die Umweltschäden der US-amerikanischen Ölkonzerne, Bergbauunternehmen und der damit verbundenen Abhängigkeit von Industrie und Nahrungsmitteln zu beheben) mit einem sauberen Schnitt auszusteigen.

Der Bruch wird schwierig sein, und die US-Diplomatie wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Schaffung einer widerstandsfähigeren Wirtschaftsordnung zu verhindern. Aber die US-Politik hat einen globalen Zustand der Abhängigkeit geschaffen, in dem es im wahrsten Sinne des Wortes keine andere Alternative gibt, als sich davon zu lösen.”

Deutscher NATO und EU-Austritt?

The Cradle: Wie bewerten Sie die Bestätigung von Gazprom, dass die Leitung B der Nord Stream 2 nicht vom Pipeline-Terror betroffen war? Damit ist Nord Stream 2 praktisch einsatzbereit – mit einer Pumpkapazität von 27,5 Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr, was der Hälfte der Gesamtkapazität der beschädigten Nord Stream entspricht. Deutschland ist also nicht dem Untergang geweiht. Damit wird ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen; eine Lösung wird von einer ernsthaften politischen Entscheidung der deutschen Regierung abhängen.   

Hudson: “Das ist der Knackpunkt: Russland wird sicher nicht noch einmal die Kosten tragen, nur damit die Pipeline gesprengt wird. Es wird auf Deutschland ankommen. Ich wette, das derzeitige Regime sagt “Nein”. Das dürfte für einen interessanten Aufstieg der alternativen Parteien sorgen.

Das eigentliche Problem besteht darin, dass die einzige Möglichkeit für Deutschland, den Handel mit Russland wiederherzustellen, darin besteht, aus der NATO auszutreten, da es sich bewusst ist, dass es das Hauptopfer des Krieges der NATO ist. Dies könnte nur gelingen, wenn es auf Italien und auch auf Griechenland übergreift (weil es seit Zypern nicht mehr vor der Türkei geschützt wird). Das sieht nach einem langen Kampf aus.

Vielleicht ist es für die deutsche Industrie einfacher, ihre Sachen zu packen und nach Russland zu ziehen, um bei der Modernisierung der Industrieproduktion zu helfen, insbesondere BASF für die Chemie, Siemens für den Maschinenbau usw. Wenn deutsche Unternehmen ihren Standort in die USA verlagern, um dort Gas zu beziehen, wird dies als Überfall der USA auf die deutsche Industrie empfunden, um deren Vorsprung für die USA zu erobern. Dennoch wird dies angesichts der postindustriellen Wirtschaft Amerikas nicht gelingen.

Die deutsche Industrie kann sich also nur nach Osten bewegen, wenn sie ihre eigene politische Partei als nationalistische Anti-NATO-Partei gründet. Die EU-Verfassung würde Deutschland zum Austritt aus der EU verpflichten, das sie die Interessen der NATO auf Bundesebene in den Vordergrund stellt. Das nächste Szenario ist die Diskussion über den Beitritt Deutschlands zur SCO. Lassen Sie uns Wetten darüber abschließen, wie lange das dauern wird.”

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die von The Cradle wider.

Ende der Übersetzung

Die Sanktionen des Westens sind großartig für Russland – Ein Interview von Jungewelt.de mit Michael Hudson

6.8.2022:  »Die Sanktionen des Westens sind großartig für Russland« Über den Krieg in der Ukraine, Interessen der Finanzoligarchie und China als Hauptrivalen der USA. Ein Gespräch mit Michael Hudson

Mit der Suchfunktion auf Jungewelt.de derzeit 68 Artikel, wenn  man dort mit “Michael Hudson” sucht. Viele Artikel befindenden sich allerdings hinter einer Bezahlschranke.

Strategie des Austauschs

Prof. Hudsons Überlegungen haben mich an meinen allerdings schon über 5 Jahre alten Artikel Strategie des Austauschs erinnert.

 




Zur Nord Stream-Sprengung

Ich habe hier James H. Kunstlers Blogbetrag vom 3.10.2022 übersetzt, weil dieser zum Verständnis der Hintergründe und Folgen des Anschlages auf die Nordstream-Pipelines hochinteressant ist.  Demnach gibt es inzwischen Indizien dafür, dass ein aus den USA kommendes, über der Ostsee aufgetanktes U-Bootjagdflugzeug vom Typ P8 Poseidon der US-Navy die Pipelines mit U-Boot-Jagdtorpedos zerstört hat.

Link auf das Original: https://kunstler.com/clusterfuck-nation/developing-developments/

Beginn der Übersetzung

Aktuelle Entwicklungen

“Joe Biden” verarscht die westliche Zivilisation. Er kann sich selbst nicht helfen. Seine Helfer können ihm nicht helfen. Wer wird uns helfen?

Eine Botschaft in einem Glückskeks von Panda Take-out erinnert uns daran: “Der Dildo der Konsequenz ist selten geölt.” Bitte wenden Sie diese alte Weisheit auf “Joe Bidens” Sabotage der Erdgaspipelines Nord Stream 1 und 2 an. Staatssekretär Antony Blinken bezeichnete die Tat als “enorme Chance”, den Energieverbrauch in Euroland zu senken und die bisherige Abhängigkeit von erschwinglicher russischer Energie auf ruinös teures amerikanisches Flüssigerdgas (LNG) zu verlagern – ein angeblicher Segen für die US-Produzenten. Glück für uns und sie!

Lassen Sie uns ein paar technische Dinge über Erdgas klären. Gaspipelines ermöglichen die Versorgung mit billigem Gas, ohne dass kostspielige Transportvorgänge erforderlich sind. Die Ströme verlaufen kontinuierlich vom Produzenten zum Kunden. LNG erfordert die Komprimierung des Gases bei extrem niedrigen Temperaturen und den Bau von kostspieligen LNG-Tankschiffen, um das Gas während des Transports kalt und komprimiert zu halten. Jeder Tankwagen kann nur eine bestimmte Menge Gas transportieren, und der Fluss ist nicht kontinuierlich. An jedem Ende der energieaufwendigen Reise befindet sich ein kostspieliges LNG-Terminal zum Be- und Entladen des Gases. Unterm Strich: Die Kunden in Euroland können sich das US-LNG nicht leisten, obwohl sie es vorerst gut und hart bekommen werden, um den ersten Winter einer dauerhaften Depression zu überstehen, die sich eher wie der Vorhof eines neuen dunklen Zeitalters anfühlen wird. Denken Sie auch daran, dass amerikanisches Schiefergas eine endliche Ressource ist, dass wir selbst viel davon brauchen und dass die am frühesten erschlossenen Schiefergasfelder in den USA eines nach dem anderen ausfallen.

Minister Blinken tut so, als ob die tödliche Lage Europas problemlos in eine neue “grüne, erneuerbare” Ordnung der Dinge sowie in einen stabilen und ausgewogenen neuen Kalten Krieg zwischen der US-geführten NATO und Russland übergehen wird, wie in den 1950er Jahren. Minister Blinken ist natürlich völlig verrückt. Deutschlands Industrie wird nun zusammenbrechen, die Euro-Währung wird mit ihr zusammenbrechen, und der Wechselkurs zu den Dollars, die Euroland kaufen muss, um US-LNG zu kaufen, wird es weiter in den Ruin treiben. Sie wird wahrscheinlich auch die Europäische Union sprengen, die vor allem ein Handelsgerüst ist. Mit der sinkenden Industrieproduktion sinkt auch der Handel, und die fadenscheinigen Kooperationsvereinbarungen zwischen den Nationen verwandeln sich in einen verzweifelten Wettbewerb, während jede Nation in Euroland um ihr Überleben kämpft.

Vergessen wir nicht, warum “Joe Biden” die Nord Stream in die Luft gesprengt hat: um jede Möglichkeit auszuschließen, dass sich Deutschland aus den US-Sanktionen gegen Russland herauswinden kann. Unmittelbar vor dem Streik bei Nord Stream kam es in mehreren deutschen Städten zu Protesten, da die Bevölkerung bereits unter der Einstellung der russischen Gaslieferungen und den steigenden Preisen für dringend benötigtes Gas litt. Wenn die USA tatenlos zusahen, während Deutschland einen separaten Frieden mit Russland schloss, wie würde sich das auf das Engagement der NATO-Länder in dem von den USA provozierten Konflikt zwischen der Ukraine und Russland auswirken? Wie viel Bargeld würde Euroland weiterhin an Herrn Selenskyjs dubiose Geldwäsche-Operation auszahlen?

Was kein Regierungsvertreter zugeben kann – nicht einmal in den Euroland-Opferstaaten dieser unglaublichen Dummheit – ist, dass die Zerstörung der Nord-Streams durch die USA ein kriegerischer Akt gegen unsere eigenen Verbündeten war. Der Blogger, der sich selbst als “Monkey Werx” bezeichnet und sich durch die Verfolgung der weltweiten militärischen Flugbewegungen einen Namen gemacht hat, gibt übrigens einen umfassenden Überblick darüber, wie genau die Mission durchgeführt wurde. Ich werde ihn zusammenfassen, aber Sie können seinen vollständigen Bericht selbst lesen (www.monkeywerxus.com/blog/the-nord-stream-2-pipeline-sabotage).

MW berichtet, dass in der Nacht zum 26. September ein P8 Poseidon U-Boot-Jagdflugzeug der Marine aus den USA in die Ostsee geflogen ist. Es landete nicht im Vereinigten Königreich, um aufzutanken, um so Komplikationen bei der Verfolgung zu vermeiden, sondern traf über Grudziadz (Polen) auf ein US-amerikanisches Luftbetankungsflugzeug vom Typ Bart-12, mit dem es mehr als eine Stunde lang verbunden war. Die P8 war mit luftgestützten Torpedos des Typs Mk54 ausgerüstet. Nach dem Abdocken von der Bart-12-Tankanlage folgte die P8 einer Route nach Westen entlang der Nord-Stream-Pipelines, sank auf die Höhe für den Bombenabwurf und warf ihre Waffen ab. Kabumm. Voll aufgetankt flog die P8 dann direkt zurück in die USA. Als Russland einige Tage später vor den Vereinten Nationen die Frage nach der Verantwortung der USA für das Nord-Stream-Projekt stellte, weigerten sich die US-Vertreter, die Frage mit Ja oder Nein zu beantworten. Niedlich.

Die Fragen drängen sich also auf: Wie viele Tage noch, bis Deutschland und der Rest von Euroland zu begreifen beginnen, dass sie von Amerika in ein Szenario des wirtschaftlichen Zusammenbruchs hineingezogen wurden? (Wie viele Tage noch, bis ein Team kompetenter Fachleute Klaus Schwab und seine Kollegen irgendwo in der Schweiz zur Strecke bringt?) Wann wird sich das europäische Volk gegen seine idiotischen Regierungschefs wenden und sie aus dem Amt jagen? Wann werden alle (außer dem psychotischen Polen) aus dem Ukraine-Kreuzzug der USA aussteigen? Ich kann Ihnen sagen, dass das alles verdammt bald beginnen wird. Und wenn das der Fall ist, wird das das Ende des NATO-Bündnisses bedeuten.

In der Zwischenzeit lässt die von den USA geführte Propagandakampagne Russland gegen eine wütende und triumphierende ukrainische Armee völlig auf verlorenem Posten stehen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Russland hat im vergangenen Monat einige taktische Rückzüge unternommen, um eine endgültige systematische und methodische Zerschlagung der verbliebenen ukrainischen Armee vorzubereiten. Russland bringt Iskander-Hyperschallraketen mit, die nicht unbedingt nuklear bewaffnet sein müssen, und wird reguläre russische Streitkräfte aufstellen, um die Freiwilligen der Donbass-Miliz zu ersetzen, die die Hauptlast an der dünn verteidigten Linie getragen haben, die zu dem viel diskutierten taktischen Rückzug um die Charkow-Isium-Lyman-Front führte. Der russische Verhandlungstisch ist offen für Geschäfte. Wenn die Ukraine sich nicht meldet, muss sie sich entscheiden, welche Art von Rumpfstaat sie werden will – ein nur halbherziger landwirtschaftlicher Hinterhof oder ein völlig abgehalfterter gescheiterter Staat.

Währenddessen versinkt Westeuropa in Kälte und Dunkelheit, und die USA folgen nicht weit dahinter. Was steht als Nächstes hier im Heimatland an? Wie wäre es mit einer Treibstoffkrise im Lkw-Verkehr? Kerosin wird immer knapper – in der Lagerstätte des Hudson Valley in Albany gibt es zum Beispiel keins mehr. Die Kraftstoffmischung für den Wintertransport besteht zu 70 % aus Diesel und zu 30 % aus Kerosin, das hinzugefügt wird, um den Kraftstoff leichter zu machen und ihn bei Frost flüssig zu halten. Diese Verknappung deutet auf einen Zusammenbruch der Versorgung mit so ziemlich allem hin, insbesondere aber mit Lebensmitteln. Klingt nicht besonders weihnachtstauglich. “Joe Biden” und Co. sind dabei, die USA auf nahezu jeder Ebene zu zerstören. Fünfunddreißig Tage bis zu den Zwischenwahlen. Schicken wir also noch ein paar Milliarden Dollar in die saugende Brustwunde, die die Ukraine ist.

Ende der Übersetzung




Zum Ukrainekrieg Teil 2

Als zweiten Teil zum Thema Ukrainekrieg habe ich das fast zweistündige Interview des norwegischen Politikwissenschaftlers Glenn Diesen mit Alexander Mercouris und Scott Ritter übersetzt.  Wenn man den Ukrainekrieg und die daraus gerade auch für Deutschland und Europa folgenden wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen verstehen lernen möchte, ist dieses Interview vielleicht das Beste, was es derzeit gibt.

Anmerkung zum Interview

Wegen der Länge des Interviews habe ich  es zur Verbesserung der Orientierung durch Zwischenüberschriften unterteilt. Die Zwischenüberschriften können durch das automatisch erstellte Inhaltsverzeichnis direkt durch Anklicken angesteuert werden. Außerdem habe ich Zeitmarken im Abstand von 30 Sekunden eingebunden und die Texte von Alexander Mercouris mit und von Scott Ritter jeweils in einem hellen Farbton hinterlegt.

Was dem Interview und der darin beschriebenen Lage meines Erachtens hinzuzufügen ist, ist dass die weitere Entwicklung auch stark von dem durch die Massenimpfungen beeinflussten Zusammenspiel der weiteren Entwicklung der Coronaviren und der Immunsysteme der Geimpften und der Ungeimpften abhängen könnte.  Das heißt, wenn sich Dr. Vanden Bossches Prognose zur weiteren Entwicklung der Pandemie im Wesentlichen als richtig herausstellen sollte, dann wird alleine das bereits ausreichen, die hochgeimpften Streitkräfte der NATO-Staaten und die Wirtschaft im Westen  kollabieren lassen. Die große Frage ist dann, wie weit auch Russland und China ebenfalls betroffen sein werden und wer wie schnell und wie gut die sehr wohl vorhandenen, bekannten und erprobten Gegenmittel einsetzen wird (Als Beispiele siehe z.B. meine Übersetzungen in Dr. Chettys Covid-Behandlung Teil 8 und Dr. Manuel Aparico in der StewPeters Show sowie Wirksame Coronaprävention). In jedem Fall stellt sich dann aber auch die Frage, was passiert, wenn deutlich wird, dass einige Atommächten die wirtschaftliche und personelle Grundlage zur weiteren Erhaltung ihrer nuklearen Waffensysteme verloren geht.

Links auf das Original des Interviews:

Übersetzung des Interviews

Einleitung/Begrüßung

GlennDiesen: [00:00:04] Willkommen, alle zusammen. Heute ist der 19. August 2022. Mein Name ist Glenn Diesen. Ich bin Professor an der Universität von Südostnorwegen, und bei mir ist der immer ausgezeichnete Alexander Mercouris von The Duran. Und zu guter Letzt haben wir Scott Ritter, einen ehemaligen Geheimdienstoffizier des US Marine Corps, Militärexperte, Geheimdienstexperte und natürlich auch [00:00:30] ein amerikanischer Patriot. Viele kennen Scott Ritter wahrscheinlich als UN-Waffeninspektor, der die Abrüstung von Massenvernichtungswaffen beaufsichtigt hat. Und ich nehme an, Sie behaupteten öffentlich vor dem Krieg, dass der Irak keine Massenvernichtungswaffen besaß. Und, na ja, wenn man auf Sie gehört hätte, dann wären wohl viele Menschenleben verschont worden. Und ich glaube auch, dass viele Leben verschont worden wären, wenn unsere Politiker auf Sie gehört hätten, was die aktuelle Krise in der Ukraine [00:01:00] angeht, ein Krieg, der scheinbar sehr leicht hätte vermieden werden können. Also, Scott Ritter, das ist ein echtes Vergnügen.

ScottRitter: [00:01:09] Nun, vielen Dank für die Einladung. Alexander, es ist toll, dich wiederzusehen.

AlexanderMercouris: [00:01:13] Ja, ganz meinerseits.

Wie ist es um das russische Militär bestellt?

GlennDiesen: [00:01:17] Also. Ja, lassen Sie uns einfach loslegen, denke ich. Nun, ich dachte an das Narrativ des Westens bezüglich dieses Krieges in der Ukraine. Er wechselt weiterhin von ungebremstem Optimismus zu mehr [00:01:30] Pessimismus, der jetzt eingesetzt zu haben scheint. Aber die große Frage ist wohl, wie es um das russische Militär bestellt ist? Weil wir immer wieder sagen, es ist übermächtig, es ist nur ein korrupter Flop. Aber wenn Russland ein so starkes Militär hat, fragen sich viele Menschen, warum? Warum ist es den Russen nicht gelungen, die Ukrainer zu besiegen?

 ScottRitter: [00:01:53] An wenn ist diese Frage gerichtet?

 GlennDiesen: [00:01:55] Es tut mir leid. An Sie Scott.

Auch die Russen sind normale Menschen 

ScottRitter: [00:01:57] Okay, schauen Sie. Lassen Sie uns [00:02:00] beginnen, indem wir einfach eine Tatsache festhalten. Der Russe ist nicht drei Meter groß. Der russische Soldat ist kein Übermensch. Sie sind in der Lage, Fehler zu machen. Sie haben Fehler gemacht. Sie werden auch weiterhin Fehler machen. So ist es nun einmal.

Also diese Vorstellung, dass Russland eine perfekte Kriegsmaschine ist, die nichts falsch machen kann. [00:02:30] Und warum in aller Welt haben sie diesen Krieg nicht schon gewonnen? Was für eine Absurdität.

Die Ukraine war bei Kriegsbeginn sehr stark

Die Ukraine begann diesen Konflikt mit dem zweitgrößten Militär in Europa nach der Türkei. Es war eines der am besten ausgebildeten Militärs in Europa, eines der am besten ausgerüsteten Militärs in Europa, eines der am besten geführten Militärs in Europa. Und wegen des anhaltenden Konflikts in der Ostukraine war es eine der kampferfahrensten [00:03:00] Armeen in Europa. Lassen Sie es mich anders formulieren. Wenn die ukrainische Armee gegen die deutsche Armee gekämpft hätte, hätte sie die Deutschen vernichtet. Die ukrainische Armee hätte die polnische Armee vernichtet. Die ukrainische Armee hätte die rumänische Armee, die französische Armee und die italienische Armee vernichtend geschlagen. So gut waren und sind die Ukrainer, sehr professionell, [00:03:30] sehr gut ausgebildet, sehr motiviert, nebenbei bemerkt. Die Vorstellung, dass Russland in die Ukraine einmarschieren und diese sehr fähigen Streitkräfte einfach beiseite fegen würde, ist also absurd. Und wir haben gesehen, dass Russland diesen Konflikt mit einem Aktionsplan ausgelöst hat, der meiner Meinung nach die Fähigkeiten der Ukraine unterschätzt hat.

Wir haben gesehen, wie Russland fliegende [00:04:00] Kolonnen nach vorne schickte, ohne sich um die Sicherheit der Flanken und der Rückseite zu kümmern. Und den Ukrainern gelang es, viele dieser Kolonnen in einen Hinterhalt zu locken und den Russen schwere Verluste zuzufügen. Das ist nur eine Feststellung von Tatsachen.

Russland hat ein sehr professionelles Militär

Aber was Russland hat, ist ein sehr gut ausgebildetes Militär, das über eine sehr, sehr kompetente Doktrin verfügt, die von einigen der am besten ausgebildeten Offiziere, dem [00:04:30] am besten ausgebildeten Offizierskorps der Welt, angeführt wird, von Leuten, die die Kunst des Krieges verstehen, und ein Militär, das zunehmend professioneller geworden ist, weg von diesem auf Wehrpflichtigen basierenden Militär, das vielleicht in den frühen 2000er Jahren bis vielleicht 2008 dominierte.

Der fünftägige Krieg mit Georgien war ein großer Weckruf für die Russen bezüglich der Unzulänglichkeiten ihrer Ausbildung, ihrer Ausrüstung und ihrer Doktrin. Was wir also [00:05:00] haben, ist ein russisches Militär, das weiß, was es tut. Und das größte Zeichen eines Profis ist die Fähigkeit, sich unter widrigen Umständen gut anzupassen. Die Russen gingen mit einer bestimmten Vorgehensweise in den Kampf und merkten schnell, dass sie sich anpassen mussten, dass die Ukrainer sehr kompetent waren und dass Russland seine Methodik ändern musste. [00:05:30] Und das taten sie, indem sie sich auf das Hauptproblem konzentrierten, mit dem sie konfrontiert waren, nämlich die stark verschanzten ukrainischen Streitkräfte, die die Ostukraine verteidigten, die Gebiete im Donbass, die in den letzten acht Jahren unter ukrainischer Kontrolle waren. Und ich muss betonen, dass sie stark verschanzt sind. Das ukrainische Militär hat sich in einigen der umfangreichsten [00:06:00] Schützengrabenanlagen verschanzt, die es seit dem Ersten Weltkrieg gegeben hat, mit Stahlbetonblöcken, Sie wissen schon, Bunkern, Stellungen. Wenn man eine Stellung angreift, wird man von einer anderen aus getroffen. Ihre Artillerie hat jeden Quadratzentimeter registriert, so dass, wenn die Russen auf ein bestimmtes Stück Boden kommen, die Ukrainer bereits eine Lösung für den Beschuss gefunden haben. Und wenn sie Artillerie zur Verfügung haben, sind sie in der Lage, diese [00:06:30] Stück mit der Artillerie zu beschießen.

Es handelt sich also um ein außerordentlich schwieriges militärisches Problem. Und den Russen ist es gelungen, einen, wie ich sagen würde, perfekten Sturm an militärischen Fähigkeiten zu entwickeln, um dieses Problem zu lösen. Sie haben ihre überwältigende Überlegenheit, ich würde sogar sagen, ihre Vorherrschaft bei der Artillerie, voll ausgenutzt, um eine Konfliktmethodik [00:07:00] zu entwickeln, die sich auf die Ausführung der Mission ohne zeitliche Beschränkung konzentriert. Und das ist in der Militärgeschichte so ziemlich einzigartig. Fast immer, wenn ein Krieg geführt wird, stehen die militärischen Befehlshaber unter Zeitdruck. Um eine Mission zu erfüllen, muss man den Hügel 861 bis 1500 Uhr am dritten Tag einnehmen. Und so werden Leben geopfert, um dieses Ziel rechtzeitig zu erreichen. [00:07:30] Die Russen haben den Kalender aus der Gleichung entfernt. Sie kümmern sich nicht um die Zeit. Alles, was ihnen wichtig ist, ist das Erreichen des Ziels, nämlich den Ukrainern ein Maximum an Verlusten zuzufügen, bei einem Minimum an Verlusten auf Seiten Russlands. Und sie haben sich eine Vorgehensweise ausgedacht, die genau das bewirkt. Sie bahnen sich ihren Weg durch die Ostukraine und verursachen dabei [00:08:00] eine nie gekannte Zahl von Opfern.

Verblüffende Zahlenverhältnisse

Normalerweise strebt ein Angreifer im Krieg einen zahlenmäßigen Vorteil von 3 zu 1 gegenüber dem Verteidiger an. Auf jeden einzelnen Ukrainer, der sich eingegraben hat, sollten also drei Russen kommen. Und führt man diesen Angriff durch, und das Verhältnis der Verluste beträgt ungefähr 1 zu 1. Ich meine, historisch gesehen, einige der größten Schlachten, die in der modernen Geschichte geschlagen wurden, im Zweiten Weltkrieg usw., haben ein Verhältnis von [00:08:30] eins zu 1,2 zu 1,4, was bedeutet, dass 100.000 der einen Seite gegen 100.000 der anderen Seite kämpfen, es wird eine Schlacht geben und schließlich wird es so weit sein, dass etwa 80.000 auf der einen Seite übrig bleiben und etwa 60.000 auf der anderen. Man erkennt die Überlegenheit die von einer Seite erreicht wurde. Die andere Seite beginnt sich zurückzuziehen oder zu kapitulieren. Die Russen erreichen im Moment eine Verlustquote – ich will nicht lachen, denn es ist Krieg und Menschen sterben. Und ich weiß nicht, [00:09:00] ich will das nicht verharmlosen -, aber ich muss sagen, als Militär muss man sagen, dass es in militärischen Belangen unerhört ist, gegen einen derartig eingegrabenen Feind in die Offensive zu gehen und dabei Opferzahlen von zehn, 15, 20, manchmal 30 zu 1 zu erreichen. Und ich denke, dass die Menschen im Westen zunehmend anfangen, dies zu sehen. Viele westliche Militärbeobachter beobachteten die Russen in der Anfangsphase und waren ein wenig enttäuscht, weil wir alle mit der operativen Bewegungskriegsführung [00:09:30] aufgewachsen waren, mit dieser Panzertruppe in Brigade- oder Divisionsgröße, die die Linie durchbrechen und in den hinteren Bereich vorstoßen, mit großen, beindruckenden Pfeilen [auf den militärischen Lagekarten]. Und als die Russen das nicht taten, sagten wir alle: Oh, die sind überbewertet. Sie sind nicht so gut man dachte. Und jetzt rekalibrieren wir im Grunde genommen und sagen: Diese Jungs sind wirklich gut, wirklich gut, sie sind fantastisch. Ich würde nicht gegen sie antreten wollen, denn diese Jungs haben [00:10:00] die Kunst des Krieges gemeistert, bei der sie alle ihre Stärken maximiert und gleichzeitig jede Schwäche des Feindes ausgenutzt haben.

Der Horror des modernen Krieges

Anekdotisch hören wir die Ukrainer sagen, “wir gehen an die Front und sind bereit, gegen die Russen zu kämpfen. Wir sind bereit. Wir sind vorbereitet. Wir kommen an die. Front, und wir verbringen die nächsten Tage damit, von der Artillerie unter Beschuss genommen zu werden. Wir verlieren 50, 60 % unserer Truppen, also ziehen sie uns ab. Und wir haben nie einen Russen gesehen.”. Wie demoralisierend ist es, wenn ein Feind [00:10:30] in den Nahkampf gehen will, wenn man an die Front geht, schreckliche Verluste erleidet und den Feind nie gesehen hat. Das ist die Realität des Krieges. Und wenn man sie dann zu Gesicht bekommt, ist man in der Regel schon pulverisiert worden. Und jetzt kommen diese gut ausgebildeten leichten Infanteriekräfte, unterstützt von Panzern, in die Gräben und graben dich mit Bajonetten, Granaten und Gewehrfeuer aus. Und es ist ein sauberer [00:11:00] Durchmarsch. Die Russen schlagen sich also auf dem Schlachtfeld fantastisch, aber die Uhr ist ihnen egal. Sie kümmern sich nicht um den Kalender. Sie werden ihre Missionen so erfüllen, dass die ukrainischen Verluste maximiert und die eigenen minimiert werden. Und damit möchte ich abschließen.

Verlustzahlen

Wissen Sie, es gibt einige Dokumente, die aus dem Verteidigungsministerium, dem ukrainischen Verteidigungsministerium, durchgesickert sind, aus denen hervorgeht, dass die ukrainischen Streitkräfte bis Ende Juni, Anfang Juli [00:11:30] 191.000 Verluste erlitten haben, 191.000. Das ist nur die Armee, die Luftwaffe, der Grenzschutz und andere Kräfte sind nicht mitgerechnet. Wenn man alle mit einbezieht, beläuft sich die Gesamtzahl der Verluste auf etwa 250.000 Tote und Verwundete. Das ist eine Zahl, die ich schon seit einiger Zeit in den Raum werfe, wobei ich nicht behaupten will, dass ich Gottes Geschenk für irgendetwas bin. Das bin ich nicht. Aber ich habe den Krieg studiert und ich war lange genug im Krieg, so dass ich in der Lage bin, das, was man militärische [00:12:00] Mathematik nennt, in meinem Kopf zu machen. Ich kann mir eine Reihe von Streitkräften ansehen. Ich kann mir die verfügbare Feuerkraft, die verfügbare Doktrin und das Gelände ansehen und meine Augen vier- oder fünfmal schließen, während der Algorithmus in meinem Kopf abläuft. Und sie sagen, dass dies das erwartete Ergebnis zu diesen Kosten ist. Und als ich mir anschaute, was in der Ostukraine vor sich ging, sagte ich, dass die Ukraine bis zum Sommer dieses Jahres eine Viertelmillion Opfer zu beklagen haben würde. Und es hat sich herausgestellt, dass das genau das ist, was sie [00:12:30] erlitten haben. Also, das sind keine Toten. Es ist eine Viertelmillion Verluste. Aber von dieser Viertelmillion sind zwischen 70 und 80.000 im Kampf gefallen. Das ist eine ganze Menge. Das ist ziemlich viel. Das heißt nicht, dass die Russen keine Verluste erlitten haben. Sie haben Verlust. Wenn ich meine militärischen Berechnungen durchsehe, schätze ich, dass die Gesamtverluste der Alliierten für die Russen bei etwa 15.000 Toten liegen. (Wie Scott Ritter weiter unten erwähnt entfallen davon nur ca. 5.000 Tote auf die russischen Streitkräfte. Der Rest entfällt auf die mit Russland verbündeten Milizen der beiden Donbass-Republiken) Und wir haben es wahrscheinlich mit 25.000 bis 30.000, vielleicht sogar bis zu 40.000 Verwundeten zu tun. Also [00:13:00] 55.000 russische Verluste (also Tote und Verwundete) insgesamt. Die meisten dieser Opfer gab es zu Beginn des Konflikts, während die Ukrainer immer mehr Opfer zu beklagen hatten als die Russen.  Aber wenn man es grafisch darstellt, sieht man, dass die Russen hier [zeigt mit der Hand ein hohes Niveau] mit Verlusten beginnen, und dann sinken ihre Opferzahlen auf ein gleichbleibend niedriges Niveau, sie sinken so weit gegen Null, wie es heutzutage möglich ist. Die ukrainischen Verluste waren immer höher, aber, aber sie haben dass anfängliche Niveau verlassen, sind gestiegen und steigen jetzt steil an [er zeigt die Veränderungen mit den Händen an]. Und selbst [00:13:30] wenn diese Zahlen darauf hindeuten, dass die Ukrainer den Russen große Verluste zugefügt haben, ist das heute nicht [mehr] der Fall. Die Grafik würde heute zeigen, dass die ukrainischen Verluste in die Höhe schießen und dass die russischen Verluste auf einem niedrigen Niveau stagnieren. Der Krieg wird sich für die Ukrainer nur noch schlimmer entwickeln.

Wenn ein Krieg verloren ist, ist er nicht unbedingt vorbei

Also, wissen Sie, im Juli, August [00:14:00] 1943 gab es in der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs eine große Schlacht namens Kursk. Als die Schlacht zu Ende war, gab es wohl auf beiden Seiten keinen Militärexperten, weder auf der deutschen noch auf der sowjetischen Seite, der nicht erkannt hätte, dass Deutschland den Krieg verloren hatte. Er war zu Ende. Das war, sagen wir, im Juli, August 1943. Dennoch dauerte der Krieg noch fast zwei Jahre.

Auch wenn der Krieg verloren war, bedeutete dies nicht, dass der Krieg vorbei war. [00:14:30] Die Ukraine hat diesen Krieg im Mai verloren. Sie verlor ihn, als Mariupol fiel, denn als Mariupol fiel, hatten die Russen die Formel perfektioniert, die auf dem Schlachtfeld wiederholbar ist, und es gibt nichts, was dieses Ergebnis ändern würde. Keine noch so große militärische Hilfe des Westens, keine noch so große Mobilisierung der Ukrainer würde etwas an diesem Ergebnis ändern. Es gibt noch [00:15:00] viele Kämpfe zu bestehen. Es werden noch viele Ukrainer getötet werden, es wird noch viel Territorium erobert werden. Und es werden leider auch noch viele Russen getötet und verwundet werden. Ich will nicht behaupten, dass der Krieg zu Ende ist, aber er ist gelaufen. Russland hat gewonnen, und daran wird sich nichts mehr ändern.

Verhängnisvolle Intervention des Westens

GlennDiesen: [00:15:20] Aber entschuldigen Sie, ich habe mich nur gefragt, wie Sie das Gefühl haben, dass der Krieg in diese neue Phase eintritt, denn wie Sie eingangs erwähnten, stürmte Russland [00:15:30] irgendwie unvorsichtig auf Kiew zu, wissen Sie, mit diesen sehr dünnen, langen Nachschublinien, was sie sehr verwundbar machte. Es scheint mir aber, dass Boris Johnson während der ukrainischen und russischen Friedensverhandlungen Kiew einen Besuch abstattete und ihnen praktisch mitteilte, dass das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten die Ukraine mit allen Waffen versorgen würden, die sie brauchen würde, wenn sie nur von diesem Friedensabkommen, von diesem, nun ja, Verhandlungstisch [00:16:00] mit den Russen weggingen. Ich denke, dass dies aus unserer Sicht den Krieg verändert hat, denn bis dahin sah es so aus, als ob die Russen den Schaden für die Ukraine so niedrig wie möglich halten wollten. Doch danach schien der Krieg zu einem Abnutzungskrieg zu werden, in dem das gegnerische Militär effektiv vernichtet wurde. Aber wie gesagt, das geht jetzt schon seit ein paar Monaten so. Aber es scheint, dass wir jetzt zu diesem Stadium kommen, wo die ukrainische Armee [00:16:30] zusammenzubrechen scheint, denn gerade in den letzten zwei oder drei Wochen sehen wir Abschnitte an der Hauptfrontlinie und nördlich von Donezk Stadt, also und auch im Westen, das sind Vuhledar und Marjinka, Pisky, Awdijiwk und jetzt auch Bachmut, die zu fallen scheinen. Dies waren die Hauptverteidigungslinien. Es ist als ob der Krieg in eine neue Phase eingetreten wäre, vom Zermürbungsprozess mehr hin zu territorialen Übernahmen. Was meinen [00:17:00] Sie beide?

 ScottRitter: [00:17:02] Nun, Alex, ich habe lange genug gesprochen, also können Sie das übernehmen.

 AlexanderMercouris: [00:17:06] Lassen Sie mich zuerst ein paar Anmerkungen zu dem machen, was Sie gesagt haben, Scott, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich möchte nur sagen, dass ich glaube, dass die von Ihnen erwähnten Opferzahlen in etwa richtig sind. Und Sie sagten, dass die Ukraine die westlichen Armeen geschlagen hätte, nur die westeuropäischen Armeen. Die britische Armee, die britische Landarmee, zählt, glaube ich, etwa 80.000 Mann. Also [00:17:30] wir reden hier von 190.000 ukrainischen Opfern bis Juni. Das ist, man kann es sich ausrechnen, viel mehr als die britischen Landstreitkräfte. Und ich habe tatsächlich gehört, dass man das in Großbritannien sagt. Sie sagten, dass die Ukrainer, schon bevor die Zahlen des ukrainischen Militärs durchgesickert sind, dass die Ukrainer mehr Männer verloren haben, als [00:18:00] die britische Armee in einem Krieg einsetzen könnte.

Umkehr der Verhältnisse im Abnutzungskrieg

Zu dem Punkt das sich der Abnutzungskrieg hier zum Nachteil des des Verteidiger entwickelt – ein Abnutzungskrieg sollte eigentlich zu Gunsten der Verteidigung funktionieren. Zumindest scheint das jeder in London anzunehmen. Ich kann mich an diese Zeit des wilden Optimismus im April erinnern. [00:18:30] Sie sagten sich, na ja, wissen Sie, sie haben Kiew nicht bekommen. Sie werden im Donbass angreifen. Der Donbass wird genau so stark verteidigt, wie Sie gesagt haben. Die Russen werden nicht in der Lage sein, diese Verteidigungsstellung zu durchbrechen, weil die Ukrainer so gut verschanzt sind. Das ukrainische Militär ist, wie sich herausstellte, sehr stark. Ich glaube übrigens, dass dies ein Faktor ist, den die Leute unterschätzt hatten. Ich habe ihn sicherlich unterschätzt. Ich glaube, das ist übrigens auch ein Grund, warum es überhaupt zum Krieg kam, denn die Russen waren zweifellos [00:19:00] zunehmend besorgt über diese militärische Aufrüstung in der Ukraine, und sie waren darüber sehr beunruhigt. Aber abgesehen davon war man in London und wahrscheinlich auch in Washington sehr optimistisch und sagte sich: Die Russen werden einen Zermürbungskrieg nicht gewinnen können. Die Zahlen sind zu sehr gegen sie gerichtet. Aber wie man nun gesehen hat, kehrt sich die Zermürbung um. Es sind die Ukrainer, die unter der Zermürbung leiden, nicht die Russen. [00:19:30] Ich glaube, es gibt ein stilles, wachsendes Entsetzen über das schiere Ausmaß dieses Artilleriekrieges, den zumindest das britische Militär nicht wirklich verstanden hat, von dem es bis zu diesem Zeitpunkt keine wirkliche Vorstellung hatte. Ich sage es oft und ich sage es wieder, Ich habe keinen militärischen Hintergrund, keinen wie auch immer gearteten. Ich war nie in einer Armee. Ich habe nie in Uniform gedient. Ich kannte Offiziere, militärische [00:20:00] Offiziere, aber, nochmals, ich habe mich nie für militärische Angelegenheiten interessiert.

Russlands logistische und industrielle Leistung

Ich kenne mich etwas, sehr gut mit Logistik aus, und die schiere logistische Leistung, all diese Artillerie in Bewegung zu setzen, sie mit Munition zu versorgen, sie Tag für Tag, Woche für Woche in dieser Größenordnung zu versorgen und all diese Raketen abzufeuern, ist einfach unglaublich. Es ist atemberaubend. Es ist ein unglaublicher [00:20:30] industrieller Aufwand. Es ist ein gewaltiger organisatorischer Aufwand. Es ist ein Aufwand, zu dem wir zumindest hier in Großbritannien, das kann ich definitiv sagen, nicht mehr fähig sind. Ich denke, wenn die Vereinigten Staaten all ihre Ressourcen dafür einsetzen würden, könnten sie es schaffen. Aber kein europäisches Land könnte das allein oder auch nur gemeinsam. Wir haben gesehen, dass die Munitionsvorräte [00:21:00] im Westen, die Vorräte, alle erschöpft sind. Im Juli hat Europa alle Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt, weil wir diese Art von Krieg einfach nicht mehr durchhalten können. Es ist ein Zermürbungskrieg, der sich nicht nur gegen die Ukraine richtet. Unglaublich. Und das ist etwas, das niemand erwartet hat. Er richtet sich auch gegen uns, und damit meine ich die Streitkräfte in Europa [00:21:30], und darauf haben wir keine Antwort. Ich wollte also nur diese Beobachtungen machen, die auf den Dingen aufbauen, die Scott sagt. Wenn Scott etwas davon beanstanden möchte, dann wird er das natürlich tun.

Auf dem Weg zur Entmilitarisierung der NATO

GlennDiesen: [00:21:45] Letzter Punkt. Ich erinnere mich an den tschetschenischen Führer Kadyrow. Er sagte, dass sie nach der Entmilitarisierung der Ukraine auch die NATO entmilitarisieren werden. Ich dachte, wissen Sie, er neigt zu einer etwas bombastischen Sprache, aber da ist etwas dran. Ich meine, wir haben europaweit agiert. unsere [00:22:00] militärischen Lagerbestände abgebaut und alles verfrachtet. Und wir sehen jetzt, dass die Zahlen zurückgehen, nicht unbedingt wegen unserer Politik, sondern weil wir die Mittel nicht mehr haben. Und selbst wenn wir sie hätten, scheinen wir einfach nicht in der Lage zu sein, die Waffen so schnell liefern zu können wie die Ukrainer sie verlieren. Es scheint also eine verlorene Schlacht zu sein. Aber wie gesagt, das ist der Grund, warum es so frustrierend ist, dass es [00:22:30] weitergeht. Wir setzen den Krieg fort, obwohl, Scott sagte, dass der Krieg verloren ist auch wenn er noch nicht beendet ist. Es fühlt sich an, als hätten wir diesen Punkt [ab dem der Krieg verloren ist] schon lange hinter uns gelassen haben. Und doch kämpfen wir weiter.

AlexanderMercouris: [00:22:48] Ich möchte nur ein paar Dinge sagen. Ein paar schnelle Dinge. Zunächst einmal schäme ich mich zutiefst für die Rolle, die mein Land im März gespielt hat, als es eine vielversprechende Möglichkeit für [00:23:00] eine Verhandlungslösung für diesen Krieg zunichte gemacht hat. Zweifellos werden wir noch mehr dazu sagen. Aber ich bin zutiefst bestürzt über diese Sache. Aber um auf die Punkte zurückzukommen, die Sie vorhin angesprochen haben, Glenn, Ihre Frage über die Tatsache, dass der Krieg die Richtung zu ändern scheint, werde ich Scott in Bezug auf das Militär überlassen, aber ich habe auch das Gefühl, dass die Zermürbung jetzt den Punkt erreicht, an dem man über den Horizont hinweg sehen kann, dass die Zermürbung ihren Effekt haben wird.

Ukraine dem Weg zum wirtschaftliche Kollaps

[00:23:30] Kein Militär kann den Schaden verkraften, den die Ukraine Tag für Tag, Woche für Woche erleidet. Keine Gesellschaft kann das. Es mehren sich die Hinweise, dass auch in der Ukraine die wirtschaftlichen Spannungen zunehmen. Es gibt klare Anzeichen dafür, dass sich dort eine Inflationskrise anbahnt. Wir haben Kommentare von Wirtschaftswissenschaftlern wie Ken Rogoff, der übrigens ein sehr bekannter [00:24:00] Harvard-Ökonom ist. Sie sagen der Ukraine, dass man die Ausgaben nicht in dem Maße aufrechterhalten kann. Man kann nicht so viel Geld drucken, um die Kriegsausgaben zu decken, wie man es derzeit tut. Wenn man das tut, wird man mit ernsthaften Inflationsproblemen konfrontiert werden.

Der Gouverneur der ukrainischen Zentralbank hat sich jetzt geäußert und genau dasselbe gesagt. Er sagte, dass die Regierung in Kiew ihre Ausgaben kürzen muss. Wie [00:24:30] kann eine Regierung, die sich mitten im Krieg befindet, ihre Ausgaben kürzen? Ich meine, das ist unmöglich. Was von ihnen verlangt wird, lässt nur einen logischen Weg zu: Friedensverhandlungen. Genau aber dazu scheint die Regierung in Kiew strukturell nicht in der Lage zu sein.

Ich habe also das Gefühl, dass wir wahrscheinlich in den nächsten [00:25:00] Wochen bis Monaten an den Punkt kommen, an dem die Zermürbung ihre Wirkung zeigt und dieser Krieg sich seinem Ende nähert. Ich denke, ich habe Recht, wenn ich sage, dass dies sicherlich der Fall ist, nebenbei bemerkt, ich meine – wie Sie wahrscheinlich alle wissen, bin ich Jurist – juristische Kämpfe, Rechtsstreitigkeiten können manchmal eine zermürbende Qualität haben. Was dabei manchmal passiert, und ich vermute, dass das auch im Krieg der Fall ist, ist, dass eine Seite irgendwann erschöpft ist und der Zusammenbruch plötzlich kommt.

Vorstoß der Russen bis zum Dnjepr absehbar

Ich frage mich, ob wir so etwas auch in der Ukraine erleben könnten. Wenn ich von einem plötzlichen Zusammenbruch spreche, dann meine ich nicht einen totalen Zusammenbruch auf der ganzen Linie, aber wir könnten zum Beispiel im Donbass, in der Ostukraine und [00:26:00] in der Ukraine ziemlich dramatische Entwicklungen erleben. Es gibt alle möglichen Leute, die an der Front sind. Russland, aber auch die Ukraine, haben übrigens einige erstaunliche Kriegsreporter. Sehr tapfere Leute.

Im Grunde genommen scheinen sie alle zu sagen, dass, sobald die Verteidigungslinien im Donbass durchbrochen sind, die einzige verbleibende Verteidigungslinie der Fluss Dnjepr ist, und dass es [dazwischen] dann wirklich nichts mehr gibt. Es [00:26:30] gäbe dann nichts mehr, was einem russischen Vormarsch zum Dnjepr im Wege stünde. Wenn aber die Russen bis zum Dnjepr vorstoßen dann ist die Ukraine im Wesentlichen zwei Teile zerschnitten. Den Krieg fort zu führen wird dann, zumindest so weit ich das sehe, sehr, sehr problematisch. Sie stellen also die Frage, wohin sich dieser Krieg entwickelt und in welche Richtung er geht? Ich hoffe, ich habe gerade meine [00:27:00] eigenen Gedanken dazu deutlich gemacht.

Scotts Geschichte von der Artillerie der US-Marines

ScottRitter: [00:27:04] Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. Alexander hat gerade alles meisterhaft beantwortet. Es gibt nichts mehr zu besprechen. Nein, ich stimme 100% zu. Wenn Sie mir erlauben, dass ich mir ein bisschen Geschichtenerzählen gönne. Aber es hat etwas mit dem hier zu tun. Als ich bei der Artillerie war, ich war in einem Artilleriebataillon, als ich zum ersten Mal zum Marine Corps kam, als einfacher Leutnant. Und ich hatte die Dreistigkeit [00:27:30] als ich vor meinen kommandierenden Offizier gerufen wurde, sagte er, was ist die Rolle eines Nachrichtenoffiziers? Er hatte gerade die beiden Jungs vor mir gefeuert. Ich antwortete: Der Nachrichtendienst steuert die Operationen. Ohne mich könnt ihr gar nichts machen. Er fragte: Glauben Sie das wirklich? Ich sagte: Ja, Sir, das tue ich. Er sagte: Gut. Sie sind für den jährlichen Ausbildungsplan verantwortlich. Dem Leutnant wurde die Verantwortung für die Erstellung des jährlichen Ausbildungsplans für das größte Artilleriebataillon der freien Welt übertragen, [00:28:00] das fünfte Bataillon der elften Marines, das aus fünf schießenden Batterien besteht. Ich sagte: “Okay, das mache ich.”.

Aber als ich dazukam, war die Art und Weise, wie wir die Artillerie betrieben, die des Zweiten Weltkriegs, mit Artilleriebataillonen zur direkten Unterstützung, die mit der Front zusammenarbeiteten und die für Feuerunterstützung bis zur Divisionsebene sorgten. Aber es war sehr linear. Als [00:28:30] ich mir die sowjetischen Fähigkeiten anschaute, weil wir für den Kampf gegen die Sowjets trainierten, sagte ich, dass wir schon am dritten Tag verlieren würden. Wenn wir das versuchen, wenn wir versuchen, mit den Sowjets auf Augenhöhe zu sein, dann werden wir verlieren. Und das war zu einer Zeit, als das Marine Corps sich für die Manöverkriegsführung entschied. Indem ich einige dieser Prinzipien adaptierte, entwickelte ich einen jährlichen Trainingsplan, der viel Manövrieren, viel Dispersion, konzentriertes [00:29:00] Feuer und mobile Anti-Batterien-Fähigkeiten beinhaltete. Die Idee war, Raum zu tauschen, Raum zu schaffen und den Feind zu stören, bis man einen entscheidenden Punkt erreicht, an dem man ihn treffen kann. Und dafür haben wir trainiert, ich meine, ich war zweieinhalb Jahre lang dort. Eines der interessanten Dinge, von denen Sie sprachen, ist die Logistik, diese neue Art des Krieges. Das Marine Corps trainierte damals so wie es kämpfte, das heißt, wir übten nur mit scharfer Munition. Ich bin 29 Jahre alt, aus Kalifornien und in der [00:29:30] Wüste, und die Munitionsausgaben gingen durch die Decke, und das Hauptquartier des Marine Corps kam zu mir und sagte, das könne man nicht rechtfertigen. Ich musste wieder einen Bericht schreiben. Nun, als Oberleutnant musste ich erklären, dass wir so trainieren mussten, weil wir sonst den Krieg verlieren würden. Ich konnte sie überzeugen. Was ich damit sagen will, ist, dass die Munitionsverbrauchsraten durch die Decke gingen, und trotzdem hatten wir, als wir den Krieg durchspielten, irgendwann einfach nicht mehr genug, egal wie gut [00:30:00] wir waren. Selbst wenn wir alles richtig gemacht haben, selbst wenn wir die perfekte Zeit für ein Manöver genutzt haben, um uns einen Vorteil zu verschaffen, usw. Irgendwann würden unsere fünf Batterien zermürbt werden, ohne dass die Artilleriekapazitäten der [sowjetischen] Streitkräfte nennenswert geschwächt würden. Sie würden uns überwältigen und wir müssten am Ende Atomwaffen einsetzen. Egal, was wir also taten, wir mussten am Ende immer Atomwaffen einsetzen. Und das war das United States Marine Corps.

Ich will nicht [00:30:30] zu sehr prahlen, aber es gab niemanden, der besser war als wir. Und es wird auch nie jemanden geben, der besser ist als wir. Wir waren die ultimativen Kämpfer. Und ich bin mir sicher, dass die Marines heute dasselbe empfinden: Sie haben sich voll und ganz der Kriegskunst verschrieben. Und es war dennoch nicht gut genug. Es war nicht gut genug. Und jetzt haben wir die Ukrainer, die nicht annähernd so gut sind wie die Marines. Sie sind professionell, aber ich kann Ihnen garantieren, dass ihr Militär nie auf dem Niveau trainiert hat, das wir in den 1980er Jahren in Bezug auf Live-Feuer-Manöver ständig im Feld trainiert haben. [Wahrscheinlich ist eine Kombination aus ständigem Stellungswechsel und Schießen mit scharfer Munition gemeint]. Und [00:31:00] jetzt treten sie gegen die Russen an, die ebenfalls nicht so gut ausgebildet waren wie wir. Aber die Russen haben das gemeistert. Und Sie haben recht, logistisch gesehen ist das kein Zufall.

Die Russen haben noch lange genug Munition

Was ist hier los? Wissen Sie, die Russen sind nicht mit dem Gedanken in diesen Krieg gegangen, dass sie ihn in drei Monaten gewinnen werden. Daher haben sie all diese Munition gehortet. Die Russen haben das schon seit Jahren geplant. Seit Jahren haben sie ihre Mittel [00:31:30] für die Beschaffung von Munition aufgestockt. Sie haben nicht nur Artilleriemunition gehortet, sondern auch Präzisionsmunition, Klibr-Raketen, Onyx-Raketen. Diese Dinge sind ihnen noch nicht ausgegangen. Wie Alex weiß hieß es schon im April, “ihnen werden die Kalibr-Raketen ausgehen werden. Sie haben nicht ….”.

 AlexanderMercouris: [00:31:50] Der Daily Telegraph sagte uns im März, dass dies in zwei Wochen der Fall sein würde.

 ScottRitter: [00:31:55] Das ist nicht passiert. Sie haben weiter alles was sie brauchen. Sie greifen dich an und es wird niemals enden.

Noch mal zur angekündigten Entmilitarisierung der NATO

Sie [00:32:00] haben die NATO angesprochen und es gibt eine Ankündigung, dass sie die NATO entmilitarisieren werden. Denken Sie darüber nach. Es ist nicht nur, dass sie … Alexander, Sie wissen, wir reden über 191.000, ich schätze eher 250.000 an Verlusten, das ist mehr als das Doppelte der britischen Armee. Die Zahl der toten Ukrainer entspricht genau der Größe der britischen Armee. Die Russen haben also so viele Ukrainer getötet, wie es [00:32:30] in der britischen Soldaten Armee gibt. Und das ist etwas, worüber man mal kurz nachdenken sollte. Entmilitarisierung der NATO. Die NATO hat sich, um die Ukrainer zu versorgen, selbst ausgeweidet. Das liefert den ersten Teil dieser Ankündigung.

Lassen Sie uns das genauer analysieren. Das bedeutet, dass Russland, bevor wir darüber sprechen, was die NATO der Ukraine zur Verfügung gestellt hat, das gesamte Arsenal der zweitgrößten Armee Europas, das [00:33:00] bestehende Arsenal, die Tausende von Panzern, die Tausende von Artilleriegeschützen, die Hunderte von Flugzeugen, die die Ukraine vor der Öffnung ihrer Kasernen und Arsenale durch die NATO besaß, besiegt, zerstört, vernichtet hat. Das ist an sich schon erstaunlich, denn die Menge an Ausrüstung, die Russland zerstört hat, wenn man sie mit dem vergleicht, was die NATO in ihren Arsenalen hat, bedeutet, dass sie in der Lage sind, das, was die NATO hatte, vollständig [00:33:30] zu zerstören. Aber jetzt hat sich die NATO selbst ausgeweidet, indem sie der ukrainischen Armee erhebliche Mengen an Ausrüstung gegeben hat, die von den Russen zerstört wurde. Es ist also nicht so, dass sich das ukrainische Militär mit all dieser neuen NATO-Ausrüstung erfolgreich neu aufgestellt hat, um größer, besser und besser zu werden. Sie werden immer noch zerschlagen. Die Ausrüstung wird zerstört.

Russland hat den Krieg militärisch zweimal gewonnen

Russland hat den Krieg also zweimal gewonnen. Sie besiegten das ukrainische Militär, wie es [00:34:00] ursprünglich organisiert und ausgerüstet war, und sie besiegten das neue ukrainische Militär, das von nun von der NATO mit all dieser Ausrüstung der NATO ausgestattet wurde. Einige NATO-Staaten haben die Bereitstellung von Ausrüstungsgegenständen ganz eingestellt, weil sie nichts mehr zur Verfügung stellen können, es sei denn, sie wollen ihre Fähigkeiten auf Null reduzieren. Russland hat also die NATO demilitarisiert. Tatsache ist, dass Russland in der Lage sein wird, die derzeitige Artillerierate von 60.000  [00:34:30] bis 70000 Schuss pro Tag aufrechtzuerhalten – ein kurzer Hinweis auf den Golfkrieg, in dem ich 1991 gegen den Irak kämpfte, die Vereinigten Staaten feuerten während der Bodenkampfphase im gesamten Golfkrieg 60.000 Schuss [Artilleriemunition] ab. Die Russen verbrauchen das an einem Tag. Lassen Sie uns also kurz darüber nachdenken, bevor wir zum nächsten Punkt übergehen.

Aufrüstung ist kein Computerspiel sondern kostet Zeit

Die NATO – lassen Sie mich das einwerfen. Man baut eine Armee nicht über Nacht auf. Und [00:35:00] Alexander, Sie haben das angedeutet. Sie sprachen von der Fähigkeit, Munition usw. zu produzieren. Selbst, wenn NATO auf magische Weise 200 Milliarden Euro produzieren würde. Sie können das nicht, aber nehmen wir an die haben magische Euros. Dies ist kein Kriegsspiel, kein Computerspiel, bei dem wir rekrutieren, genügend Ressourcen anhäufen und auf den Knopf klicken und sagen “Oh, sehen Sie, wir haben genug Ressourcen angesammelt, wir bauen Panzer, wir bauen Panzer. Wir bauen Flugzeuge. Wir bauen Artillerie.” Nein, die industrielle [00:35:30] Basis ist [in der Realität] nicht in der Lage, das zu tun.

Die industrielle Basis arbeitet auf der Grundlage eines zeitlichen Budgets, d.h. der Gesetzgeber genehmigt eine bestimmte Menge an Munition, die im Laufe der Zeit produziert werden soll. Die industrielle Basis stellt sich darauf ein und tut dies, wenn es nicht zu einer totalen Mobilisierung, einer totalen Umwandlung der industriellen Basis kommt, ist das alles, was man tun kann. Diese Umstellung braucht Zeit. Sie geschieht nicht über Nacht. Europa ist nicht in der Lage, ein Arsenal zu produzieren, das [00:36:00] mit dem russischen Militär mithalten kann. Sie werden die Briten abhängen. Ich glaube, es wurde viel darüber geredet, dass sie [die Briten] in zwei Wochen keine Munition mehr haben würden. Nein, die Munition wird ihnen vor Ablauf von zwei Wochen ausgehen, denn das setzt zunächst einmal voraus, dass Großbritannien in der Lage ist, mit einer bestimmten Anzahl von Truppen über einen Zeitraum von zwei Wochen eine bestimmte Feuerrate aufrechtzuerhalten. Sie würden Ihre gesamte Armee in weniger als dieser Zeit verlieren. Sie würden also keine Truppen mehr haben, die Munition verbrauchen könnte, die Munitionsdepots würden zerstört werden. Die Logistik würde zerstört werden. Die Russen werden [00:36:30] Sie auf dem gesamten Spektrum des Schlachtfelds dominieren. Und das gilt für die gesamte NATO, sogar für die Vereinigten Staaten. Uns gehen die HIMARS-Raketen aus. Wissen Sie, das HIMARS ist angeblich diese magische Waffe, die wir entwickelt haben, und mit der wir dem russischen Militär das Genick brechen können. Nun, das ist wunderbar in einer perfekten Welt, aber wir haben keine HIMARS-Munition mehr. Wir haben sie alle den Ukrainern gegeben, und sie wurden alle in die Luft gesprengt. Also, ja, die NATO ist entmilitarisiert worden, und wenn dieser Krieg zu Ende ist, und er wird zu Ende gehen, werden wir [00:37:00] ein russisches Militär sehen, das die Kunst des Krieges perfektioniert hat, was nicht nur beinhaltet, wie man den Feind an der Front tötet, sondern auch, wie man das logistisch aufrechterhält, wie man das macht und wächst. Und sie werden es mit einer NATO zu tun haben, die sich selbst entkernt hat, die keine Nachhaltigkeit hat und der es immer noch an einem Militär mangelt, das in der Lage ist, die Art von Krieg zu führen, die Russland jetzt führt.

Wie wird sich der Krieg in der Ukraine ändern?

Wird sich der Krieg ändern? Ja. Wenn sie die Verteidigungsanlagen [bei Donezk] durchbrechen, wird sich das Wesen des Krieges ändern. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber [00:37:30] ich würde jeden davor warnen, an einen dramatischen Ausbruch zu denken. Und der Grund, warum ich das sage, ist, dass die Operation Bagration im Sommer 1944 stattgefunden hat. Die Zerstörung der Heeresgruppe Mitte, einer der schrecklichsten Zusammenbrüche des militärischen Zusammenhalts in der modernen Geschichte, bei dem die deutsche Heeresgruppe Mitte im Wesentlichen von den Sowjets überwältigt wurde [00:38:00]. Und plötzlich sieht man die großen Pfeile [auf den militärischen Lagekarten], die vorwärts gehen, und auf dem Papier sieht es wirklich, wirklich gut aus. Große Pfeile. Aber weißt du, was mit diesen großen Pfeilen einherging? Große Verluste. Riesige Verluste. Große Pfeile gibt es nicht umsonst. Große Pfeile sind teuer. Und ich glaube nicht, dass die Russen bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Auch wenn sich die Gelegenheit für einige große Pfeile bietet, denke ich, dass die Russen [00:38:30] versuchen werden, ihren Zermürbungskrieg anzupassen, den sie bisher geführt haben. Wahrscheinlich mit einem höheren Operationstempo, aber sie werden versuchen, den Ukrainern immer wieder die Gelegenheit zu geben, eine Pause einzulegen, sich zu konsolidieren, und dann werden die Russen ebenfalls eine Pause einlegen, sie niedermahlen und dann zur nächsten Pause übergehen. Ich denke also, dass wir anstelle dieses stetigen Zermahlens einige Sprünge nach vorne sehen werden, Sprünge nach vorne, Sprünge nach vorne, [00:39:00] Sprünge nach vorne. Aber ich glaube nicht, dass wir die großen Pfeile sehen werden, denn große Pfeile bringen große Verluste mit sich. Und eines der Dinge, die die Russen offenbar für sich entdeckt haben, ist die Minimierung von Verlusten. Dies ist immer noch eine militärische Spezialoperation. Sie haben nicht mobilisiert. Sie haben immer noch mit den Einschränkungen eines Militärs in Friedenszeiten zu tun. Sie sind also nicht darauf vorbereitet, die Verluste hinzunehmen, die mit großen, weitreichenden Offensivoperationen einhergehen. Und ich erwähne das, weil egal [00:39:30] was mit den Ukrainern passiert, wenn sie zusammenbrechen und zerbröckeln, genau wie die deutsche Armee im Zweiten Weltkrieg. Die Deutschen waren immer noch in der Lage, sich auf der Stelle zu drehen und die Sowjets zu schlagen, wenn diese einen Fehler machten. Die Ukrainer sind immer noch in der Lage, auf der Stelle zu drehen und den Russen ins Gesicht zu schlagen, wenn der Russen ihnen die Chance dazu geben. Das ist also die Gefahr großer, den Gegner besiegender militärischer Offensiven [engl.: big air war], denn wenn man sie beginnt und einen kompetenten Gegner hat, kann er immer noch Schaden anrichten. Und ich glaube nicht, dass die Russen [00:40:00] den Ukrainern eine Gelegenheit geben wollen, Schaden anzurichten. Letztendlich wird dieser Krieg aber zu einem Krieg der Gebietseroberung werden, sobald die Verteidigungsanlagen aufgerollt sind.

[Anmerkung. Auf dem Military Summary Chanel wurde am Freitag den 26.8.2022, also eine Woche nach der hier übersetzten Diskussion erklärt, dass die Russen in der ablaufenden Woche in der Gegend bei Donezk und an den meisten anderen Stellen keine Gebietsgewinne mehr zu verzeichnen hatten weil sie sich auf eine neue Taktik verlegt haben: Sie beschießen und dezimieren damit ukrainische Einheiten aus sicherer Entfernung so lange mit ihrer Artillerie, bis die Ukrainer die dezimierten Einheiten gegen frische Einheiten auswechseln. Dann dezimieren die Russen diese frischen Einheiten. Erst wenn die Russen sicher sind das die Ukraine eine Stellung wirklich kampflos aufgegeben hat rücken sie vor. Offenbar gelingt es den Russen so den ukrainischen Streitkräften hohe Verlust zu zu fügen und deren Einheiten zu zermürben, ohne dass es auf russischer Seite Verluste gibt.]

Wie die Ukraine ihr Recht verlor über ethnische Russen zu regieren

Die Russen haben deutlich gemacht, dass sich die Natur des Konflikts geändert hat, weil die Ukraine im April nicht bereit war, sich auf verantwortungsvolle Verhandlungen einzulassen. Und um es grob zu vereinfachen, hat die Ukraine das Recht verloren, über einen ethnischen [00:40:30] Russen zu herrschen. Ich denke, das ist so einfach, wie ich es ausdrücken kann. Russland wird den Ukrainern nie wieder die Möglichkeit geben, ethnische Russen so zu terrorisieren, zu ermorden, zu vergewaltigen, wie sie es in der Vergangenheit getan haben. Die vom ukrainischen Parlament verabschiedeten Gesetze zum Verbot der russischen Sprache und zur Ächtung der russischen Kultur sind Gesetze, die, wenn man die Augen schließt und das Wort “Russisch” durch “Jude” ersetzt, in ihrer Auslöschung eines Volkes, einer Kultur, einer Rasse an Nazi-Deutschland erinnern. [00:41:00] Egal, was passiert, die Ukraine hat in den Köpfen der Russen, glaube ich, jedes Mitspracherecht verloren, wenn es darum geht, einen ethnischen Russen zu regieren. Sie werden also Charkow verlieren, sie werden Dnipropetrowsk verlieren, sie werden Nikolajew verlieren, sie werden Odessa verlieren. Und ich denke, wir werden die Schaffung von Neurussland erleben, das sich von Transnistrien bis nach Charkow erstreckt. Das wird für immer Russland sein. Die Militäroperation wird, sobald sie die Verteidigung aufrollen und den Donbass [00:41:30] zurückerobern, zu einem Krieg der Gebietseroberung werden, in dem die Russen ein bestimmtes territoriales Ziel definieren und es dann erreichen werden. Konsolidieren, vollenden, konsolidieren, vollenden mit dem Ziel, ihre Ziele mit minimalen Verlusten zu erreichen. Das ist der einzige Punkt, der meiner Meinung nach berücksichtigt werden muss. Die Russen werden keine großen Spiele spielen, weil Russland politisch nicht bereit ist, große Verluste hinzunehmen, aber sie werden diesen Krieg gewinnen.

Wird Russland Wehrpflichtige mobilisieren?

 GlennDiesen: [00:42:00] Der Punkt, den ich Sie fragen wollte, weil Sie erwähnt haben, dass Russland nicht über dieses Format einer speziellen Militäroperation hinausgegangen ist, dass es Spekulationen bezüglich der Mobilisierung gibt, weil es danach aussieht, dass es nächsten Monat diese Volksabstimmungen durchführen wird, mit denen Cherson und Saporischschja an Russland angeschlossen werden. [00:42:30] Wäre es nicht so, dass das damit das rechtliche Problem, des Einsatzes russische Truppen in fremden Ländern überwunden würde? Mit anderen Worten, dies würde es Russland ermöglichen, auch viele Wehrpflichtige zu entsenden und viele dieser Truppen freizusetzen? Oder ist das etwas, das nicht durch das Gesetz eingeschränkt ist, sondern dass sie lediglich nicht unbedingt tun wollen, um die Verluste gering zu halten?

AlexanderMercouris: [00:43:00] Ich glaube nicht, dass sie Wehrpflichtige in diesen Krieg schicken werden. Ich glaube nicht, dass dies überhaupt Teil der Agenda ist. Ich denke, was sie tun werden, ist Folgendes. Sie werden genau das tun, was Scott gesagt hat. Sie werden damit beginnen, diese Gebiete in die Russische Föderation einzugliedern. Und das wird rechtliche Auswirkungen haben, denn sobald diese Gebiete Teil der Russischen Föderation sind, werden Angriffe auf sie zu Angriffen auf die Russische Föderation. Angriffe auf sie werden Teil von Angriffen auf Russland selbst.

Aber ich glaube, dass [00:43:30] wir zwei Dinge erleben werden. Erstens denke ich, dass die Russen anfangen werden, in diesen Gebieten zu rekrutieren. Das tun sie ja bereits. Es gibt auch schon Berichte, die durchgesickert sind. Es ist nicht ganz klar, aber anscheinend wird bereits eine Odessa-Brigade gebildet, und es werden noch mehr solcher Einheiten entstehen, nicht als Miliz, aber sie werden vermutlich Teil der regulären russischen Armee sein.

Aber mit diesen Gebieten [00:44:00] erhalten die Russen einen Reservepool von Menschen, die von Ukrainern regiert wurden, die Gründe haben, den Ukrainern nicht freundlich gesinnt zu sein, weil sie diskriminiert wurden. Das ist übrigens etwas, was die Menschen im Westen einfach nicht akzeptieren wollen. Ich meine, man akzeptiert im Westen einfach nicht, dass es diese sehr stark diskriminierende Politik gegenüber Russen gibt. Aber sie ist eine Tatsache, und sie [00:44:30] wird eine Wirkung haben. Die Menschen werden bereit sein, sich zu melden, zu kämpfen, ihr Land zu verteidigen und in die russische Armee einzutreten, um das zu tun. Es gibt auch Gerüchte, und ich betone Gerüchte, aber sie sind so weit verbreitet, dass ich mir sicher bin, dass etwas dran ist, dass alle möglichen Freiwilligenbrigaden – mit anderen Worten, Reservisten – in Russland rekrutiert werden [00:45:00], um im wesentlichen Infanteriepersonal aufzubauen. Ich glaube, das ist das einzige, was den Russen in diesem Krieg gefehlt hat ist Infanterie. Scott weiß mehr darüber als ich. Sie werden nach und nach mehr Infanterie aufstellen, durch all diese Freiwilligen, durch die Tatsache, wie ich schon sagte, dass sie in der Lage sein werden, Personal in diesen bestimmten Regionen zu rekrutieren, und das [00:45:30] wird, denke ich, mit der Zeit das Gleichgewicht noch mehr beeinflussen.

Ich meine, ich habe das Gefühl, dass die Ukraine, wenn wir uns die Situation, sagen wir, im März, als die Schlacht im Donbass begann, anschauen, zu diesem Zeitpunkt einen sehr, sehr großen Vorteil bei den Infanteriekräften hatte. Ich vermute, dass sich dieser Vorsprung durch all diese Verluste verringert hat. Mit den [00:46:00] russischen Verstärkungen, die jetzt ins Spiel kommen, wird sich dieser Vorteil noch weiter verringern. Sie sehen also eine ausgeglichene Tendenz. Zumindest ist das meine Meinung. Aber ich glaube nicht, dass sie Wehrpflichtige hineinschicken werden. Ich denke, dass das russische Militär auf einer gewissen Ebene von einem Kriegskonzept [00:46:30] abrücken will, bei dem der Krieg mit Wehrpflichtigen geführt wird. Ich glaube, Wehrpflichtige werden eher als Arbeitskräftereserven gesehen, denn als Leute, die man in die Schlacht an die Front schickt. Ich persönlich glaube also nicht, dass sie noch Wehrpflichtige in die Schlacht schicken werden.

 ScottRitter: [00:46:51] Ich stimme zu. Ich möchte das nur noch einmal betonen.

Russlands Abschied von den  Wehrpflichtigen

Die Russen haben sich bereits von den Wehrpflichtigen verabschiedet. Wissen Sie [00:47:00], schauen Sie sich die jüngste Erhebung an, um es mal so zu sagen. Ich habe die Zahl vergessen. Ich glaube, die Gesamtzahl für dieses Jahr war 260.000, ungefähr die Hälfte davon wird alle sechs Monate eingezogen. Es gibt zwei Zyklen. Und die Russen haben sich daran gehalten. Es gab keine massive Ausweitung der Rekrutierung. Sie rekrutierten im Grunde nur so viele Wehrpflichtige, wie sie in Friedenszeiten für ihre militärischen Verpflichtungen benötigten. Es ist das gleiche Niveau [00:47:30] der Rekrutierung, das vor der speziellen Militäroperation stattfand.

Und wie Alexander schon sagte, und das ist etwas, das 2008 während des kurzen Krieges mit den Georgiern aufkam. Die georgische Infanterie war von den Marines ausgebildet worden. Wie gesagt, ich bin kein großer Fan davon das die NATO-Ausbildung in Georgien oder in der Ukraine ausbildet. Aber hey, die Marines, die sind professionell und bilden diese Truppen sehr gut aus. Und die Russen [00:48:00] haben nach dem Krieg gesagt, dass sie noch nie gesehen haben, dass leichte Infanterie auf diese Weise operiert. Sie waren zehnmal besser als die Russen. Ihr Feuermanöver, ihre Führung und Kontrolle, die Art und Weise, wie ihre Truppen miteinander kooperieren. Die Russen sagten, diese Jungs seien fantastisch. Es war nur so, dass die Russen Panzer und Artillerie mitbringen konnten, gegen die die Infanterie keine Chance hatte. Aber Junge, konnten diese Georgier kämpfen.

Da haben die Russen gesagt, na ja, wenn die Georgier das so machen, was ist, wenn wir jemals gegen den [00:48:30] großen Hund antreten müssen? Wir haben gerade gegen einen Chihuahua gekämpft.  Wir haben gewonnen, aber er hat uns geschlagen. Was, wenn wir gegen den Rottweiler da drüben antreten müssen? Wie werden wir mit ihm fertig? Und so fingen sie an, sich zu verändern. Eines der Dinge, die sie getan haben, ist, dass, wenn man die Qualität der Ausrüstung ändert, wenn man die Fähigkeiten der Kommunikation ändert, wenn man die Taktik und die Operation, die Doktrin ändert, man das Niveau der militärischen Fähigkeiten erhöht, die erforderlich sind, um das zu erreichen, so dass man [00:49:00] es nicht mit einer Wehrpflichtigen Armee erreichen kann. Einer der Gründe, warum die Sowjets die Masse so eingesetzt haben, ist, dass das Konzept der Masse gut zu ihrem Wehrpflichtigen-Militär passte. Sie waren in der Lage, eine große Anzahl von Menschen zu rekrutieren, sie mit einer großen Anzahl von Geräten auszustatten, die sehr einfache Aufgaben auf massive Weise erledigen und einen Feind überwältigen konnten. So kämpfen die Russen heute nicht mehr. Sie sind sehr hoch entwickelt. [00:49:30] Sie brauchen sehr professionelle Truppen, Truppen, die in der Lage sind, das Konzept der Befehlshaber zu verstehen . Diese Vorstellung, dass der russische Soldat nur ein dummer kleiner Roboter ist, dem gesagt wurde, er solle etwas tun und der es blindlings ausführt, das ist vorbei. Der russische Soldat ist ein denkender Profi, der die Absicht eines Befehlshabers erfährt und dann auf der Grundlage der Realität vor Ort Wege findet, diese Absicht zu verwirklichen.  Das ist ein Berufssoldat. 70% des russischen Militärs besteht aus so genannten Vertragssoldaten [00:50:00] die im Grunde genommen Berufssoldaten sind. Und diese Zahl wird noch steigen. Ich glaube, das Ziel der Russen ist es, die Zahl der Wehrpflichtigen so weit wie möglich zu reduzieren.

Die anfängliche Antikriegsstimmung in Russland

Und wie Alexander schon sagte, einer der Gründe, warum sie nicht eingezogen werden müssen, ist, dass, als dieser Krieg begann, ich wiederhole mich, und ich zögere immer, mich auf anekdotische Informationen zu verlassen, aber ich glaube, dass es in Russland ein erhebliches Anti-Kriegsgefühl [00:50:30] gab, und dass viele, viele, viele Russen nicht für diesen Konflikt waren. Sie haben die Notwendigkeit eines Angriffs auf ein anderes slawisches Land nicht verstanden. Es gibt große familiäre Wurzeln, wissen Sie, Beziehungen. Wenn man einen Russen kratzt, bekommt man eine ukrainische Großmutter, wenn man einen Ukrainer kratzt, bekommt man einen russischen Onkel. Ich meine, so ist das nun einmal. Und so gab es eine Menge Unmut. Die russische Regierung hatte keine gute Arbeit geleistet, um der Bevölkerung diesen Konflikt zu erklären. Ich glaube also, dass es hier [00:51:00] ein Problem gab, und das ist einer der Gründe, warum die russische Regierung zögert, zu mobilisieren, denn eine Mobilisierung in einer Bevölkerung, die nicht bereit ist, mobilisiert zu werden, könnte zu katastrophalen Folgen führen.

Warum die Stimmung in Russland kippte

Aber im Laufe der Zeit hat das russische Volk es selbst herausgefunden. Wie Alexander sagte, wir im Westen verstehen es nicht. Sie verstehen es in Russland. Sie wissen genau, was vor sich geht.  Sie verstehen den Hass, den abgrundtiefen Hass, den die Ukrainer gegenüber den Russen empfinden, die sie als Orks bezeichnen. Ich meine, das [00:51:30] ist der übelste Rassismus, den man sich vorstellen kann. Und dann dreht man diesen Hass um. Dieser Hass existiert in der breiten ukrainischen Bevölkerung. Ich glaube, viele Russen waren schockiert darüber, wie groß die Ressentiments unter den einfachen Ukrainern waren. Ich spreche nicht von den Nazis. Ich spreche vom Durchschnittsukrainer, vom Groll gegenüber Moskau. Die Ressentiments gegenüber den Russen. Und dann kommt noch dieser ukrainische Nationalismus hinzu, dieses abscheuliche Konzept der rassischen Vorherrschaft, das [00:52:00] Polen, Russen und Juden als Untermenschen behandelt. Das ist keine Theorie. Wir wissen, dass sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und im Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg Hunderttausende von ihnen abgeschlachtet haben. Es ist also nicht hypothetisch. Es ist real. Das ist die Ukraine. Das ist das wahre Gesicht des ukrainischen Nationalismus. Und ich glaube, die Russen haben endlich begriffen: Wow, das ist ernst. Wir lassen uns auf diesen Krieg ein.

Druck der Bevölkerung auf die russische Regierung

Nun, es gibt zwei Dinge, die mit der Zustimmung zu tun haben: Wir unterstützen diesen Krieg. Aber dann wenden sie sich an die Regierung und sagen, ihr solltet besser gewinnen, und zwar entscheidend. [00:52:30] Sie lassen sich nicht auf den Krieg ein, um dann eine halbe Sache zu machen. Deshalb sage ich, wenn alle von Verhandlungen reden: Es wird keine Verhandlungen geben, es wird eine bedingungslose Kapitulation geben, aber es wird keine Verhandlungen geben. Es wird keine Bedingungen geben.

Die Ukrainer kommen an den Tisch und sagen, wir sind bis zum Stillstand gefeuert, wir akzeptieren eure Bedingungen. Die Russen werden im Grunde nur sagen, “wie viel von eurem erbärmlichen kleinen Land wollt ihr noch unter eurer erbärmlichen Herrschaft haben? Wir werden diktieren, dass ihr keine Stimme habt. Ihr habt kein Mitspracherecht. Was wir entscheiden, ist das, was ihr bekommen werdet.”. [00:53:00]

Ich glaube, ein Grund, warum die Russen diese harte Position einnehmen müssen, ist, dass die russische Bevölkerung es verlangt, dass sie es fordert, aufgrund der Opfer, die gebracht wurden, aufgrund dessen, was in Russland emotional passiert ist, um sich in diesen Konflikt einzukaufen, und dieses Einkaufen bringt eine Welle von Patriotismus mit sich.

Rekrutierungsprobleme der USA

Wissen Sie, im Moment hat die US-Armee ein Rekrutierungsproblem. Wir können die fette woke Bevölkerung nicht dazu motivieren, sich freiwillig zum Militärdienst [00:53:30] zu melden. Die Leute sagen einfach, wir wollen das nicht. Nicht nur das, die Leute wollen es nicht. Die Nation schafft es nicht einmal mehr genug Leute herzuvorbringen, die überhaupt die Mindestanforderungen für den Militärdienst zu erfüllen. Kinder wachsen nicht mehr mit dem Wunsch auf, Soldat zu werden oder zur Marine zu gehen. Ich meine, ich bin damit aufgewachsen, dass mein Vater bei der Air Force war. Alles, was ich wollte, war, dem Militär beizutreten. Und ich habe trainiert, ich habe Sport getrieben und war oft im Team, körperlich fit. Alle meine Mitschüler [00:54:00] wollten körperlich fit sein, und viele von uns wollten zum Militär. Das wollten wir tun, um unserem Land zu dienen. Das Konzept der Nation zu dienen ist nicht mehr so weit verbreitet wie früher, und ich glaube, [auch] Russland ist in dieses Malaise gefallen – aber nicht jetzt.

Viele Freiwillige in Russland

[Einschub: Im Military Summary Chanel am Fr. 26.8.2022 wurde berichtet und erklärt dass und warum Russland nun den Personalbestand seiner Streitkräfte um 140.000 erhöht hat. Es geht wohl darum dass sich viele freiwillig zu den Streitkräften melden und dass man dies in der Finanzplanung berücksichtigt indem man die offizielle Sollstärke der Streitkräfte entsprechend erhöht.]

Es gibt Russen, die dienen wollen, und es gibt viele Freiwillige. Und es gibt zwei Arten von Truppen, die für die Russen kämpfen. Es gibt die professionellen Truppen, die Fallschirmjäger, die Marines, die gepanzerten Einheiten und natürlich die Infanterieeinheiten. Aber [00:54:30] dann gibt es noch das, was man die Nationalgarde nennt, die russische Nationalgarde. Dafür war das Innenministerium zuständig, es sind die Streitkräfte des Innenministeriums, in beträchtlicher Zahl. Sie wurden in die sogenannte russische  Nationalgarde umgewandelt.

Die russische Nationalgarde stellt neue Bataillone, neue Truppenverbände auf, alles Freiwillige. Die Tschetschenen haben eine Ausbildungsakademie, die Tausende von Freiwilligen ausbildet, die nach sehr hohen Standards geschult werden und entweder in [00:55:00] Ersatzeinheiten oder in tatsächlich funktionierenden Einheiten organisiert und entsandt werden. Diese Ausbildung findet wieder unter den Freiwilligen aus den besetzten Gebieten statt.

Ich weiß nicht, ob das ein politisch korrekter Begriff ist, aber die ehemaligen ukrainischen Gebiete von Cherson haben eine Bevölkerung, die groß genug ist, um die Odessa-Brigade zu bilden. Es wird eine Karkow-Brigade gebildet, und ich denke, dass diese gut ausgebildeten, motivierten leichten [00:55:30] Infanterieeinheiten gebildet werden, die man heranziehen wird, wenn es zu einigen sehr schweren Kämpfen kommt.

Noch einmal zu den Opferzahlen der russischen Seite

Um noch einmal auf die Opferzahlen zurückzukommen. Sagen wir, die Russen hatten zehn oder 15.000 Tote zu beklagen. Das ist meine grobe Schätzung. Etwa 5000, vielleicht 6000 sind reguläre russische Streitkräfte. Der Rest sind Milizionäre der Donezker Volksmiliz und der Lugansker Volksmiliz. Sie tragen die Hauptlast der Verluste, weil sie die Hauptlast der schweren Kämpfe tragen. Das ist gewollt, denn [00:56:00] das ist die Befreiung von Lugansk, das ist die Befreiung von Donezk, wo die Russen ihnen die Führung bei der Räumung der Schützengräben usw. überlassen. Die Russen werden sie unterstützen, falls und wenn es nötig ist.

Aber ich denke, wenn wir uns zum Beispiel die Schlacht um Odessa ansehen, wird man sehen, dass die führenden Truppen bei der Räumung von Odessa die der Odessa-Brigade sein werden. Sie werden von russischen Marines, von russischen Fallschirmjägern, von tschetschenischen Spetsnaz oder tschetschenischen Spezialkräften unterstützt. Aber die Jungs, die das tun werden [00:56:30], die Grabenkämpfe, die Grabensäuberung, das wird die Odessa-Brigade sein, und sie werden den Großteil der Verluste erleiden.

Dasselbe gilt für die Brigade Charkow, wenn Sie in Charkow einmarschieren. Und das ist die russische Absicht. Diejenigen, die ein persönliches Interesse an der Befreiung des Gebiets haben, werden die Kämpfe führen. Die Leute, die den Donbass befreien, sind die Milizen der Donbass-Republiken, und sie erleiden die schwersten Verluste, und die Leute, die befreien werden, sobald der Donbass befreit ist und man in diese anderen Gebiete vordringt, werden meiner Meinung nach leichte Infanterieeinheiten sein, die aus diesen Gebieten rekrutiert werden, unterstützt von patriotischen, motivierten Einheiten. Das russische Militär, die Profis werden da sein, aber sie werden eher eine unterstützende Rolle spielen oder sie werden ihre Fähigkeiten auf strategisch wichtige Punkte konzentrieren, wo man diese Professionalität braucht, aber Russland muss nicht mobilisieren und will nicht mobilisieren. Und damit möchte ich es bewenden lassen.

Mobilisierung wäre eine Niederlage Russlands

Wissen Sie, als Israel [00:57:30] 2006 gegen die Hisbollah kämpfte, hat die Hisbollah, wenn man sich die Statistiken ansieht, mehr Männer verloren. Sie haben mehr Ausrüstung verloren. Die Hisbollah hat diesen Krieg dennoch haushoch gewonnen. Und warum? Sie haben den Krieg gewonnen, weil sie nicht verloren haben.  Der israelische Sieg war überhaupt kein Sieg. Er war eher peinlich. Es war eine Demütigung. Und obwohl die israelische Armee nicht besiegt wurde, weil sie nicht gewonnen hat, hat sie verloren. Eine Mobilisierung [00:58:00] seitens Russlands ist eine Niederlage. Es ist eine strategische Niederlage. Russland wird also nicht mobilisieren, denn das bedeutet, dass es verloren hat. Alles, was den Ukrainern das Gefühl gibt, dass sie die Russen gezwungen haben, strategisch von ihrem Masterplan abzurücken, ist ein Sieg für die Ukraine, und es ist etwas, worauf die Ukrainer aufbauen können und wofür sie internationale Unterstützung bekommen. Eine russische Mobilisierung wäre also eine Niederlage für Russland und ein Sieg für die Ukraine. [00:58:30] Und ich glaube nicht, dass die Russen in nächster Zeit mobilisieren werden. Sie brauchen es nicht. Sie wollen es auch nicht. Und noch einmal, wenn sie es tun, ist es eine politische Niederlage für sie.

GlennDiesen: [00:58:40] Ich erwarten nicht, dass sie die Wehrpflichtigen an die Front schicken. Es wäre sehr unpopulär, wenn diese Leute in Särgen nach Hause kämen. Das würde die Unterstützung für den Krieg stark verringern. Ich habe eher an die Leute im Hintergrund gedacht, an die Gebiete, die bereits eingenommen wurden, die jetzt so sind, dass man die Berufssoldaten eher an die [00:59:00] Front schicken kann und natürlich die Rotation verbessert hat und sicherstellt, dass sie zwischen den Vorstößen genug Erholung bekommen.

Katastrophale Fehler des Westens

Wie der Westen die Stimmung in Russland kippte

Aber ich denke, das Problem oder einer der größten Fehler, den der Westen gemacht hat, war, dass er im Wesentlichen mit allen Russen in den Krieg gezogen ist. Denn ich stimme dem zu, was Scott gesagt hat. Als der Krieg im Februar begann, fühlten sich viele Russen wirklich schlecht und sehr unsicher in Bezug auf diesen Krieg. Sie waren sehr gespalten. Nicht viele [00:59:30] Menschen fühlten sich wohl dabei, in einen Krieg mit einem immer noch slawischen Land, der Ukraine, zu ziehen.

Aber ich denke, der beste Weg für den Kreml, alle auf seine Seite zu ziehen, war, als die Amerikaner sagten: “Unser Ziel in diesem Krieg ist nicht nur die Verteidigung der Ukraine, wir wollen Russland dauerhaft schwächen. Wir werden dafür sorgen, dass sie nie wieder eine Offensive starten oder in den Krieg ziehen können.” Das war eine Art offene Kriegserklärung, die andeutete, [01:00:00] selbst wenn man noch in Russland und gegen den Krieg ist, wenn man um sein eigenes Überleben kämpft, dann geht es nicht nur um diesen Krieg. Man sieht, dass es im Wesentlichen so ist wie der Kreml gesagt hat. Dies ist ein Stellvertreterkrieg. Die Vereinigten Staaten sind hinter Russland her. Das ist es, was sie in der Ukraine getan haben. Und ich glaube, das ist bei vielen Russen angekommen. Ich denke also, dass Washington in dieser Sache einen großen Fehler gemacht hat, aber nicht nur die USA, sondern auch die Europäer. Ich [01:00:30] und Alexander haben vorhin darüber gesprochen, wie die Russen jetzt behandelt werden.

Wir haben immer gesagt, dass es in Europa seit Jahrhunderten eine sehr starke Russophobie gibt, aber wir hatten immer diese Art von liberalem Schleier. Wissen Sie, wir haben so getan, als ob wir die Russen wirklich lieben würden und dass wir nur ihre Führer hassen. Aber jetzt, mit diesem Konflikt, hat sich die Stimmung einfach geändert. Jetzt tut niemand mehr so, als ob. Es ist ziemlich abscheulich. Wir wollen keine Russen bei den Olympischen Spielen. Wir wollen keine [01:01:00] Russen auf Tennisplätzen sehen. Wir spielen kein Schach mit ihnen. Sie dürfen nicht als Touristen in unser Land kommen. Im Grunde genommen sind die Russen unser Feind. Das ist jetzt die Sprache. Ich denke also, ja, sogar Astovich in der Ukraine hat erkannt, dass es vielleicht ein paar freundliche Pro-Ukrainer in Weißrussland oder Russland gibt, aber das würde alle verscheuchen. So kennt Astovich die Leute. Also, ich denke das war für [01:01:30] das Pentagon ein großer, großer Fehler, obwohl.

 AlexanderMercouris: [01:01:34] Es war ein katastrophaler Fehler. Es war ein absolut katastrophaler Fehler. Ich muss übrigens sagen, dass ich das Gefühl habe, dass wir diesen Fehler in Europa in größerem Ausmaß begangen haben die Vereinigten Staaten.

Wenn man zu Beginn dieses Krieges etwas tun wollte, das garantiert die russische Unterstützung hinter [01:02:00] der russischen Regierung festigen würde, dann waren all die Dinge, die in den ersten Wochen im Westen, insbesondere in Europa, von der Europäischen Union, von den europäischen Regierungen getan wurden, auf dieses Ziel hin berechnet.

Ich meine, die eine Sache, von der ich zufällig weiß, dass sie die Gefühle vieler Menschen in Russland herauskristallisiert hat, war das weltweite Flugverbot, die Vorstellung, dass Russen nicht länger in der Lage sein würden [01:02:30], auf die Art und Weise nach Europa zu fliegen, wie sie es bisher konnten? Sie wissen schon, der Versuch, Aeroflot sozusagen auszuschließen. Dies vermittelte den Eindruck, dass Russen in Europa nicht erwünscht sind.

Dabei ist Russland eine viel kultiviertere Gesellschaft, als viele Menschen im Westen glauben. Die Russen sind viel besser informiert als viele Menschen im Westen meinen. Sie sind viel gebildeter. Sie [01:03:00] haben das alles gesehen. Sie sahen die westlichen Führer so, wie sie über Russland sprachen. Sie sahen all diese Dinge über das Verbot von Tschaikowsky und den Rauswurf von Dostojewski aus den Kursen, was übrigens wahr ist. Solche Dinge sind tatsächlich passiert. Sie sind mit der Art von Dingen vertraut, die die Medien im Westen verbreiten.

Und sie sagten sich, wissen Sie, Putin hat diese weitschweifige, unzusammenhängende Rede zu Beginn dieses Krieges gehalten. Aber [01:03:30] er hat Recht. Er hat absolut Recht. Diese Menschen sind von Grund auf feindlich gesinnt, nicht nur ihm gegenüber, sondern auch uns gegenüber. Es handelt sich also um eine existenzielle Frage. Und wir haben diese außergewöhnliche Konsolidierung der russischen Gesellschaft gesehen, die stattgefunden hat.

Unterschätzung der russischen Wirtschaft

Und noch etwas ist passiert, nämlich dass der Westen, und ganz besonders die Europäer, aber ich denke auch hier in den Vereinigten Staaten, die Ausgereiftheit (engl. sophistication) der russischen Wirtschaft ernsthaft unterschätzt haben [01:04:00]. Ich glaube, sie haben sich selbst eingeredet, dass es sich um eine Tankstelle handelt, die sich als Land ausgibt, dass sie nicht in der Lage sind, die Dinge zu regeln, dass sie nicht in der Lage sind, die Dinge zusammenzufügen. Und ich glaube, sie haben wirklich geglaubt, wenn man diese Sanktionen verhängen würde, könnten die Menschen in Russland nicht mehr bei Harrods einkaufen gehen und [01:04:30] die Oligarchen wären sauer auf Putin. Die Wirtschaft würde zusammenbrechen, es gäbe eine Hyperinflation, und das gesamte politische System in Moskau würde wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Und tatsächlich haben alle Maßnahmen, die sie ergriffen haben, das Gegenteil von dem bewirkt, was sie beabsichtigt haben. Am Ende haben sie die russische Gesellschaft hinter Putin konsolidiert.

Bestätigung der  eurasischen Ausrichtung Russlands

Und das ist [01:05:00] etwas, von dem ich weiß, Glenn, dass Sie ausführlich darüber geschrieben haben: Die Bestätigung der eurasischen Wahl in Russland. Es gab diese Spannung, eine historische Spannung in Russland zwischen dem Westen, den Leuten, die dem Westen zugeneigt sind, die sagten, Russland sollte sich wirklich vollständig in den Westen integrieren, und anderen, die sagten, na ja, wir sind etwas anders geografisch positioniert. Wir müssen die Dinge vielleicht etwas breiter angehen. [01:05:30]

Es gab Leute, die über das größere Eurasien-Projekt gesprochen haben. Es gab all diese Dinge. Nun, dies ist ein entscheidender und schlüssiger Schritt innerhalb Russlands, der diese Diskussionen beendet. Es gibt diese Entscheidung, und ich denke, dass sie in der gesamten russischen Gesellschaft breite Unterstützung findet, sich nach Osten zu orientieren. Zumindest im Moment ist eine Beziehung zum Westen einfach unmöglich. Bauen wir [01:06:00] unsere Wirtschaft auf, bauen wir die russische Gesellschaft auf, so gut wir können. Und dann, wenn man sich schließlich mit Europa einigen kann, was irgendwann unweigerlich der Fall sein wird, tun wir es nicht aus einer Position der Verhandlung und Diskussion heraus, sondern aus einer Position viel größerer Stärke und viel größerer Autorität als der, die wir bisher hatten. Es sind nicht nur die politischen Entscheidungsträger in [01:06:30] Moskau, die jetzt auf diese Weise sprechen. Ich habe angefangen zu sehen, dass Russen, ich kenne Leute, die in diesem Sinne unpolitisch sind, anfangen, auf diese Weise zu reden, während sie das bisher nie getan haben.

Wie der Westen Putins größte Schwäche ignorierte

 ScottRitter: [01:06:48] Sehen Sie, es gibt das alte Sprichwort, Alexander und Glenn. Ich bin mir sicher, dass ihr damit vertraut seid. Ihr wisst, dass Demokratien keine Demokratien bekämpfen. Und das liegt nicht daran, dass sie alle demokratisch abstimmen. [01:07:00] Es liegt daran, dass Demokratien dazu neigen, sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren und nicht auf das Militär. Eine Demokratie, die mit einer benachbarten Demokratie zusammenarbeitet, hat also tiefe wirtschaftliche Bindungen, die es unmöglich machen, sie zu bekämpfen. Man will sie nicht bekämpfen, denn sie sind ein Teil von einem selbst. Man ist mit ihnen verwoben. Sie sind mit einem verwoben.

Einer der fatalen Fehler des Westens besteht darin, [daraus resultierenden] die Schwächen Putins nicht anzuerkennen. [01:07:30] Ich meine, wir reden jetzt alle über Putins Stärken und Putin ist heute stärker, und es tut mir leid, ich entschuldige mich, Russland ist stärker. Ich möchte nicht eine Nation mit 130 oder 140 Millionen Menschen in eine Person verwandeln, so wie es hier im Westen immer gemacht wird. Aber Russland ist ein Land, das von einem Führer namens Wladimir Putin geleitet wird. Er ist ein Präsident. Aber er ist gewählt. Ich weiß, dass es keine starke, lebendige russische Opposition gibt. Welche [01:08:00] russische Opposition auch immer versucht hat zu existieren, sie wurde durch das Geld westlicher Geheimdienste korrumpiert, die versuchen, die russische Demokratie zu untergraben, indem sie sie mit Leuten wie Nawalny und anderen infiltrieren. Aber Putin kann immer noch eine Wahl verlieren. Wir sollten diese Realität nicht vergessen. Aber am Ende des Tages, wenn die Russen zur Wahl gehen und gegen Wladimir Putin stimmen, wird er nicht Präsident sein. Dies ist keine absolute Diktatur. Und [01:08:30] Putin weiß das und seine politische Partei weiß das. Eine der großen Schwachstellen in Russland war die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Russland und dem Westen. Diese Interdependenz kann auf zwei Weisen gesehen werden. Wir sagen drei. Die eine besteht aus zwei Untergruppen. Die eine sind die Oligarchen.

Sie  nahmen eine enorme Menge an russischem Reichtum, brachten ihn [01:09:00] aus Russland heraus und nutzten diesen Reichtum dann, um diesen Brückeneffekt zwischen der russischen Wirtschaft und der westlichen Wirtschaft zu schaffen. Sie hatten sehr viel Einfluss. Putin mochte diesen Einfluss nicht. Ich meine, Putin hat immer gegen Oligarchen gewettert, aber sie waren da. Und das viele Geld machte sie zu groß, um zu scheitern (to big to fail). Er konnte es sich nicht leisten, sie zu Fall zu bringen, weil der Schock für die russische Wirtschaft zu groß gewesen wäre, als dass Putin das politisch hätte überleben können. [01:09:30] Wenn Putin also versucht hätte, die Oligarchenklasse zu beseitigen, hätte er die politischen Auswirkungen bei den Wahlen zu spüren bekommen. Die andere ist die alltägliche Arbeiterklasse. Putin gewinnt Wahlen mit 54 bis 64 %. Ich meine, Diktatoren gewinnen mit etwa 99 %. Er ist also kein echter Diktator. Es gibt hier ein Element der Demokratie. Es gibt diese 30, 40 % der Russen, die sagen, dass sie Putin vielleicht doch nicht so sehr mögen, wie alle denken. Und von diesen 30 gibt es diesen [01:10:00] Prozentsatz, der unpolitisch ist. Sie wählen Putin nicht, weil sie ihn mögen, sondern weil er den Status quo ante der wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Westen aufrechterhält. Das ist ihre Lebensgrundlage. Damit können sie ihre Familien ernähren, ihre Kinder einkleiden, ein Dach über dem Kopf haben, und das ist es, worin sie investiert haben. Sie haben nicht in den großen Schwenk nach Osten investiert. Sie haben in eine wirtschaftliche Beziehung mit London, mit Paris, mit [01:10:30] New York investiert. Und wenn Putin das tun würde, wovon er weiß, dass er tun muss, um Russland stark zu machen, nämlich die strategische Scheidung mit dem Westen, dann würde sich dieser Prozentsatz, 20, 30 %, was auch immer, in den Umfragen gegen ihn wenden, er würde abgewählt werden. Putins Schwachpunkt war also die Oligarchenklasse und die Mittelschicht, die in den Westen integriert war.

Eine verpasste Chance des Westens

Wenn ich ein Stratege im Weißen Haus gewesen wäre, [01:11:00] würde ich gesagt haben, wir müssen ein schrittweises System von gezielten Sanktionen entwickeln, die sich ausschließlich darauf konzentrieren, die Oligarchen und die Mittelschicht gegen Putin wegen des Ukraine-Konflikts aufzubringen, denn es gibt bereits eine große Anzahl von Russen, die über diesen Konflikt nicht glücklich sind. Wenn wir die Sanktionen allmählich so anpassen, dass das Leben unangenehm, nicht schrecklich, aber unangenehm wird, [01:11:30] dann werden die Leute sagen: Ich mag es nicht, von diesem Krieg belästigt zu werden. Und es hätte eine durchschlagende Ablehnung von Putins Krieg geben können. So hätte man den Kampf geführt, wenn man ihn im Westen richtig verkauft hätte, an eine russische Bevölkerung, die vielleicht geneigt wäre, das zu akzeptieren, weil ihr Leben unbequem ist. Das haben wir aber nicht getan. Wir haben Putin stattdessen den größtmöglichen Gefallen. Schocktherapie. Sehen Sie, [01:12:00] Putin konnte die große Scheidung nicht durchführen. Wir haben es für ihn getan. Wir haben es ihm so leicht gemacht. Wir haben gesagt: BUMM, es wird keine wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Westen geben. Und die russische Mittelschicht sagte: “Was soll’s!” Und ja, anfangs hätte man sagen können, “wir geben dir die Schuld, Wladimir Putin”. Aber dann mussten sie sich umdrehen und sagen, was unsere Freunde im Westen …… Es gibt nicht einmal eine helfende Hand. Es gibt keine Sympathie. Moment mal, sollten sich diese Sanktionen nicht gegen ihn richten? Aber Sie greifen mich an. Ihr nehmt mir die Möglichkeit, meine Familie zu ernähren, [01:12:30] die Möglichkeit, ein Dach über meinem Haus zu haben. Sie haben mich angegriffen. Ich dachte, wir wären Freunde. Der Westen war nie dein Freund. Das war ein großer Weckruf.

Und dann die Oligarchen. Wie viel wirtschaftlichen Druck kann man auf Wladimir Putin ausüben, wenn der Westen einem alles Geld wegnimmt und man kein Druckmittel mehr hat? Das Einzige, was sie hatten, war ihr Reichtum, den sie hier und da ein- und ausgeben konnten und nie so weit wie … Wir haben alles genommen. Als dies geschah, sagte Putin, Sie erinnern sich an die Rede, Alexander. Ich kann ihn nicht zitieren, aber im Grunde heißt es [01:13:00]: “Verpisst euch. Ihr wollt in Europa leben? Leben geht doch nach Europa, kommt nicht nach Hause. Ihr seid hier nicht willkommen.”

Der Westen hat Putin den größtmöglichen Gefallen getan

Der Westen hat Wladimir Putin den größtmöglichen Gefallen getan, denn wir haben den Schwenk nach Osten in kurzer Zeit politisch möglich gemacht. Wir haben ihn ermächtigt, dies zu tun. Wir haben dafür gesorgt, dass er in Russland auf keinen Widerstand stoßen würde, weil wir den Russen keine Alternative geboten haben.  Sie haben keine. Es gibt viele Russen, die sich vielleicht nicht nach Osten orientieren wollten. [01:13:30] Vielleicht mochten sie ihre iPhones. Sie wollen nicht das Huawei-Handy kaufen. Vielleicht ist die Irritation dieser Russen sehr oberflächlich. Es geht um Markennamen und solche Dinge.

Aber am Ende des Tages geht es darum, Essen auf den Tisch zu bringen, ein Dach über dem Kopf, Kleidung für ihre Kinder. Sie haben eine wirtschaftliche Zukunft, die nicht mehr an den Westen gebunden ist. Der war von Anfang an nie ein Freund Russlands. Wir haben Russland nur zum wirtschaftlichen [01:14:00] Vorteil benutzt. Als es darauf ankam, als es für uns an der Zeit war, aufzustehen und zu sagen: Hey, wir wollen dem russischen Volk nicht schaden, wir sind gegen den Krieg in der Ukraine, aber wir wollen dem russischen Volk nicht schaden, haben wir das nicht gesagt.

Was wir gesagt haben, ist: Stoppt den Krieg in der Ukraine. Wir müssen das russische Volk vernichten. Wir müssen das russische Volk ausnehmen. Wir müssen das russische Volk zermalmen. Das ist eine der größten Lektionen, die das russische Volk meiner Meinung nach gelernt hat: dass der Westen Russland nicht würdig ist. Deshalb wird Russland [01:14:30] nie wieder versuchen das wiedergutzumachen. Wissen Sie, die Annäherung an den Westen, die mit Peter dem Großen begann, das Fenster zum Westen und all das, das ist vorbei, diese Tür ist geschlossen.

Das heißt aber nicht, dass es eine riesige Mauer geben wird. Sie wissen, dies ist kein “Game of Thrones” mit einer riesigen Eiswand, die den Nordflügel von den wilden Ländern trennt. Es wird Beziehungen geben. Irgendwann werden der Westen und Russland wieder lernen, friedlich zu koexistieren, aber es wird nie wieder [01:15:00] als Partner oder Freunde sein. Ich denke, es wird einfach wie bei Völkern sein, die von der Geschichte gezwungen sind, nebeneinander zu leben. Lassen Sie uns also einen Weg finden, dies friedlich zu tun.

Aber die Vorstellung einer großen russischen Freundschaft mit dem Westen ist meiner Meinung nach für lange Zeit vorbei. Russland hat einen Schwenk nach Asien vollzogen. Das Land hat sich darauf festgelegt. Seine Wirtschaft wird darauf ausgerichtet. Und die Zukunft Russlands wird davon bestimmt werden. Und das liegt allein am Westen. Der Westen, hat hier einer [01:15:30] der größten Fehler gemacht. Der Westen hat große militärische Fehler gemacht, über die wir bereits gesprochen haben. Aber der wirtschaftliche Fehler und der politische Fehler, der damit verbunden ist, ist von größerer Bedeutung, denn dieser Krieg wird enden. Was wir getan haben, garantiert, dass dies nach dem Krieg geschehen wird. Wir werden nicht die Kontrolle darüber haben. Man sehe sich an wie es uns schwächt. Man sehe sich an wie die Scheidung von Russland den Westen schwächt. Man sehe sich an wie geschwächt Europa heute ist. Man sehe sich an wie geschwächt die Vereinigten Staaten sind. Früher [01:16:00] waren die G-7, die sieben mächtigsten Industrienationen der Welt, ein Musterbeispiel für wirtschaftliche Stärke. Heute sind die G7 ein Witz, wenn man sie z.B. mit den BRICS vergleicht. Die Leute sagen, na ja, dann gehen wir zu den G 20, ziehen die G 7 von den G 20 ab, und was kommt dabei heraus? Oh, BRICS. Und wer hat die Kontrolle über BRICS? Es sind nicht die Vereinigten Staaten, es sind Russland und China. Dieser wirtschaftliche Sieg geht also ganz, ganz klar an Russlands. Und noch einmal, die Geringschätzung, die wir Russland entgegenbrachten, und ich hatte diesen Kampf mit Berufskollegen [01:16:30], die sich auf Energie konzentrieren, die absolute Verachtung, die sie für Russland hatten, für das russische politische System, für die russische Wirtschaft. Alle glaubten, dass Russland die Sanktionen nicht überleben würde, dass der russische Energiemarkt nicht ausgereift sei. Ich bitte Sie, Leute. Die Russen haben bewiesen, dass sie viel weiter entwickelt sind als so ziemlich jeder andere auf der Welt.

Die Demütigung des Westens in Arabien

Der ultimative Ausdruck des russischen Entwicklungsstandes war, als Biden [01:17:00] letzten Monat nach Saudi-Arabien reiste und auf den Knien kroch, um sich mit dem BS (Bin Salman) anzufreunden, einem Mann, den er einen Paria nannte. Er werde niemals mit diesem Mann verhandeln. Wir werden sie gesellschaftlich isolieren. Und weil man Saudi-Arabien braucht, um die Ölproduktion zu steigern, ist er, Joe Biden, zu ihm gekrochen, hat sich selbst entwürdigt, hat sein Land entwürdigt, hat alles entwürdigt, wofür er stand, und hat nichts bekommen, denn was hat Saudi-Arabien ihm gesagt? Wir werden vielleicht ein bisschen mehr Öl fördern, aber diese Entscheidung wird nicht zwischen Ihnen und mir getroffen. Diese Entscheidung wird [01:17:30] im August getroffen werden, wenn die OPEC plus zusammenkommt. Wer ist das “plus”? Russland. Raten Sie mal, wer die endgültige Entscheidung darüber traf, wie viel Öl gefördert werden sollte, um den wirtschaftlichen Schaden für Russland zu mindern: diese Tankstelle [Ex-US-Präsident Obamas spöttische Bezeichnung für Russland]. Aber diese Tankstelle entpuppte sich als ein weitaus raffinierterer globaler Geschäftsmann, als man ihm je zugetraut hätte.

Die Russen waren über ihren eigenen Erfolg erstaunt

 AlexanderMercouris: [01:17:50] In der Tat. Darf ich noch hinzufügen, Scott, dass die Russen selbst über ihren eigenen Erfolg erstaunt waren. [01:18:00] Sogar Putin hat das. Aber das ist außerhalb unseres Bereichs, schätze ich, denn ich weiß nicht, was Putin selbst denkt. Aber ich denke, eines der anderen Dinge, die als Ergebnis der Sanktionen passiert sind, während ich all dem, was Sie gesagt haben, zustimme, bin ich übrigens völlig einverstanden mit der Tatsache, dass es viel effektiver gewesen wäre, den Leuten unbequeme Umstände zu bereiten.

Aber eines der anderen Dinge, die Russland an den Westen gebunden oder eher den Bruch verhindert hat war die Tatsache, die die Russen, insbesondere nach der Zeit der späten Sowjetära [01:18:30] in hohem Masse das Gefühlt hatten, das sie nicht so gut wie der Westen sind. Sie dachten, “wissen, dass wir die Dinge nicht so gut machen können wie der Westen. Wenn der Westen wirklich hart gegen uns vorgeht, dann wird alles auseinanderfallen. Alles wird zusammenbrechen, so wie es Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre geschah und wie es 1998 wieder geschah und wie es 2008 fast geschah. Wir müssen immer einen Weg finden, um uns gut zu verstehen, vor allem mit den Amerikanern, denn das ist das einzige wirkliche Spiel in der Stadt und wir können uns selbst nicht [01:19:00] vertrauen.”.. Und jetzt sehen Sie, was passiert. Wir verhängen all diese Sanktionen. Wir verhängen das absolute Extrem an Sanktionen. Und zum eigenen Erstaunen der Russen funktioniert ihre Wirtschaft weiterhin. Das Fleisch steht noch immer auf dem Tisch, das Dach ist noch immer über dem Haus, die Stromversorgung funktioniert noch, das Gas ist noch da, die Geschäfte sind noch immer voll. Die Preise fallen derzeit sogar. Das war also sehr aufschlussreich und natürlich [01:19:30] alles in allem: Erfolg im Krieg, Erfolg in der Wirtschaft. Man wird eine sehr große Veränderung in Russland erleben. Es wird einen enormen Anstieg des russischen Selbstbewusstseins geben, wie man ihn seit den 1960er Jahren nicht mehr erlebt hat. Ich meine, Russland hat seinen Glauben an sich selbst schon vor langer Zeit verloren. Aber wie ich schon sagte, wird es [01:20:00] anfangen, ihn auf eine Art und Weise wiederzuerlangen, wie wir es im Westen seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr gesehen haben.

Russland hat seine Lebenskraft wiedergefunden

 ScottRitter: [01:20:07] Ich stimme mit Ihnen überein. Lassen Sie mich nur schnell hinzufügen, es ist, als hätte Russland sein Mojo (Lebenskraft) gefunden. Mojo, wie hieß der Film? Austin Power. Wissen Sie, sie haben ihr Mojo zurück, Baby. Und es ist echt. Ich meine, Sie haben Recht. Ich hoffe, dass ich niemanden in Russland beleidige, aber es gab immer ein Gefühl [01:20:30] von russischem Nationalstolz, von russischen Errungenschaften. Aber am Ende des Tages gab es ein Gefühl der russischen Unterlegenheit, dass Russland einfach nicht so gut war wie der Westen, dass Russland den Westen brauchte, um wie ein großer Bruder zu sein. Und Sie haben zu 100 % Recht.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand im Moment nach dem Westen schaut. In der Tat, was jetzt passiert ist, ist, dass die Wolle von den Augen abgezogen wurde und die Menschen mit einer größeren Klarheit auf den Westen schauen, als sie es zuvor getan haben. Ich meine, jeder wusste schon immer, dass der Westen rassistische Probleme hat, dass wir wirtschaftliche Ungleichheiten haben, [01:21:00] dass es in Amerika Obdachlose gibt usw. Aber das wurde immer beiseite geschoben, ähnlich wie das amerikanische Volk das beiseite geschoben hat, unter der Prämisse: Ja, aber Amerika ist die größte Macht der Welt. Wir sind die leuchtende Stadt auf dem Hügel. Wir können alles besser machen als andere. Es stellt sich heraus, dass wir das vielleicht nicht können. Und vielleicht lernen die Russen gerade, dass sie nicht nur gut sind, sondern richtig gut. Sie sind fähig. In vielen Fällen sind sie besser als der Westen.

Ein gefährlicher Punkt in der Weltgeschichte

Ich denke also, dass diese Vorstellung von der russischen Unterlegenheit [01:21:30] weggefegt worden ist. Und jetzt kommt der springende Punkt, denn das könnte sehr gefährlich sein. Es könnte ein sehr gefährlicher Moment in der Weltgeschichte sein, wenn Russland so programmiert wäre wie die Vereinigten Staaten, wenn dies die Luft des Kalten Krieges wäre, ein Nullsummenspiel, bei dem jeder Verlust für dich ein Sieg für mich ist, deshalb werde ich deine Verluste vergrößern und meine Siege maximieren. Die Welt könnte sich dann auf dem Weg in eine sehr schlechte Zeit befinden [01:22:00].

Auf dem Weg zum Multilateralismus

Zum Glück für die Welt ist die russische Führung weitaus reifer und erfahrener als jede Führung im Westen. Ich meine, man kann keine der europäischen Nationen als kultiviert oder reif bezeichnen, wenn man ihr Verhalten gegenüber Russland in Bezug auf die Sanktionen und das Militär betrachtet. Dies sind die Handlungen von irrationalen Kindern. Die Russen hingegen haben [01:22:30] eine sehr reife Führung, eine sehr zielgerichtete Führung. Und sie konzentrieren sich auf das Konzept des Multilateralismus. Sie benutzen dieses Wort nicht einfach nur, um damit politisch zu punkten. Sie meinen es ernst. Sie glauben es. Und das russische Außenministerium.

Schauen Sie sich nur Sergej Lawrow an, einen Mann, den ich nicht wie einen Fanclub anhimmeln will, Sie wissen schon. Aber hey, Hut ab vor diesem Mann. Er ist verdammt gut als Außenminister. Er ist klug. [01:23:00] Ich wünschte nur, er wäre 20 Jahre jünger, denn die Welt könnte Sergej Lawrow in einer Position gebrauchen, in der er die Dinge auf dem Weg dorthin beeinflussen kann. Er wird älter. Hoffentlich ziehen die Russen die nächste Generation von Sergey Lawrows auf.

Aber dieser Mann ging nach Afrika, führte ein diplomatisches Duell mit Tony Blinken [derzeitiger Außenminister der USA] und dominierte. Ich meine, der Eindruck, den Russland nach diesem Besuch machte, war der einer Nation, die wirklich befreundet sein wollte. Mit Menschen auf eine kollaborative [01:23:30] Art und Weise zu arbeiten. Um alle Probleme zu bewältigen, die damit verbunden sind. Tony Blinken wurde von der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, auf einer Parallelreise begleitet. Ich glaube, das ist ihr Name ist, sie kam nach Uganda, nachdem Lawrow Uganda verlassen hatte. Als Lawrow in Uganda war, Hände schüttelte, sich mit dem ugandischen Präsidenten anfreundete, ging der US-Botschafter dorthin und sagte: “Hey, ihr könnt russische Lebensmittel kaufen, ihr könnt russischen [01:24:00] Dünger kaufen, wenn ihr wollt, aber wenn ihr russische Energie kauft, wenn ihr Dinge kauft, die sanktioniert sind, wird es Konsequenzen für euch geben, und die Afrikaner sagen, ihr könnt nicht mehr so mit uns reden. Und wissen Sie, wer das gesagt hat? Die südafrikanische Außenministerin, die sagte, “Ich werde nicht hier sitzen und zulassen, dass Sie uns schikanieren (engl. bully, auch mit einschüchtern, bedrängen zu übersetzen). Sie, Tony, haben es nicht getan, aber Ihr Botschafter hat ganz Afrika schikaniert, und ganz Europa kommt hierher und denkt, es tue, was Sie wollen, indem es uns schikaniert. Wir lassen uns nicht mehr schikanieren [01:24:30]. Russland nutzt diese wachsende Spaltung und Irritation in der Welt der Welt, ist bereit für das Ende der amerikanischen Hegemonie und ist bereit, in eine multilaterale Welt einzutreten und sie vertrauen Russland. Ich denke also, wir sehen, und das ist etwas, was amerikanische geopolitische Analysten übersehen, dass wir eine Zeit erleben, in der den Möglichkeiten [01:25:00] auch Fähigkeiten und, was noch wichtiger ist, Absichten gegenüberstehen.

Der Chance für den Multilateralismus steht ein wieder erstarktes Russland gegenüber, das in der Lage ist, diese Bemühungen anzuführen, und zwar in der festen Absicht, dies ehrlich zu tun. Russland spielt keine auf Regeln basierenden internationalen Ordnungsspiele. Russland spielt das Spiel der internationalen Ordnung auf der Grundlage von Gesetzen. Das gilt auch für China. Und ich denke, wir werden erleben, dass sich die Welt um Russland und [01:25:30] China scharen wird, nicht um Amerika zu ersetzen, denn das wäre falsch. Das hieße, ein schlechtes System, das von Amerikanern betrieben wird, in ein schlechtes System zu verwandeln, das von Chinesen und Russen betrieben wird. Sondern das die Russen und die Chinesen es nutzen um allen die Möglichkeit zu geben, sich zu erheben. Das wird kein leichtes Unterfangen sein. Es wird nicht perfekt sein. Es wird Konflikte geben. Das ist einfach die menschliche Natur. Aber ich glaube, wir stehen vor einem dieser großen Momente in der Geschichte, in dem ein System durch ein anderes ersetzt wird [01:26:00] und Russland wird eine Führungsrolle übernehmen, weil es sich selbst ermächtigt hat. Russland glaubt an sich selbst. Ich glaube nicht, dass Russland dies vor zehn Jahren hätte tun können. Ich glaube nicht, dass Russland die Weltbühne mit dem nötigen Selbstvertrauen hätte betreten können, um die Welt gegen die Vereinigten Staaten anzuführen. Aber im Moment haben sie das Selbstvertrauen, sie haben die Absicht, sie haben die Fähigkeit, und sie haben, was noch wichtiger ist, eine Welt, die bereit ist, ihre Führung zu akzeptieren, weil die Welt einfach die Nase voll hat. Ich meine, was dieser südafrikanische Außenministerin [01:26:30] zu Tony Blinken gesagt hat, wird, glaube ich, vom Rest der Welt immer und immer wieder wiederholt werden. Sie haben nicht mehr das Recht, uns zu belehren. Sie haben kein Recht, uns zu belehren.

 GlennDiesen: [01:26:41] Ich denke, das ist ein wichtiger Hinweis auf die Schwierigkeiten, die die Vereinigten Staaten jetzt haben, sich anzupassen, denn in der unipolaren Ordnung war es möglich, Druck auszuüben, jemanden zu schikanieren, Sanktionen zu verhängen, bis er sich beugt und tut, was man ihm sagt.

Wie der Westen sich mit den Sanktionen ruiniert

Aber in der multipolaren Ordnung ist es etwas anders, weil man mit den Sanktionen die Märkte [01:27:00] einfach anderen überlässt, und auch mit diesem Druck und Mobbing, wie Sie sagten, können die Afrikaner einfach sagen, na ja, wir gehen einfach zu den Chinesen oder den Russen oder, Sie wissen schon, zu jemandem, der uns keine Ultimaten stellt. Ich denke, das ist auch der Grund, warum die Sanktionen gegen Russland so ein großes Problem darstellen, denn es zeigt, dass wir, wie Scott schon sagte, nicht zu schätzen wissen, was diese gegenseitige Abhängigkeit bedeutet und wie sie uns zugute gekommen ist. Schließlich nutzen Länder diese asymmetrische wirtschaftliche [01:27:30] Interdependenz oft zu ihrem eigenen Vorteil aus, das ist klar. Aber Russland war immer mehr vom Westen abhängig als der Westen von Russland. Wir sind also seit 30 Jahren davon besessen, dass wir zu sehr von russischer Energie abhängig sind, aber sie haben unsere Banken, unsere Währung, unsere Transportkorridore, unsere Technologien, unsere Industrien, einfach alles genutzt. Und jetzt, mit diesen Sanktionen, wird plötzlich alles gekappt. Und nicht nur die Russen, sondern durch die Beschlagnahmung aller Gelder der russischen Zentralbank [01:28:00] und die Unterbrechung der Versorgung mit Schlüsseltechnologien. Jetzt sagt natürlich ein ehemaliger NATO-Generalsekretär, oh, wir können vielleicht die Ostsee für die Russen abriegeln, jetzt, wo wir Finnland und Schweden haben. Wir werden also ihre Nachschubwege abschneiden. Ich meine, es sind nicht nur die Russen, die jetzt denken, dass sie sich jetzt nicht mehr auf die westlichen Industrien, ihre Technologien, Transportkorridore [01:28:30] oder Finanzinstrumente verlassen können. Auch der Rest der Welt nimmt das zur Kenntnis. Sie sind entsetzt darüber, wissen Sie. Ich weise immer wieder darauf hin, dass wir im Westen dies oft als ein Zeichen der Tugend der Sanktionen sehen, aber das der Rest der Welt anfängt an, uns als Schurken zu sehen, weil wir all diese Regeln, die wir vorher hatten, wenn es darum ging, Gelder von Zentralbanken zu beschlagnahmen und …. gebrochen haben. Das Vertrauen ist weg. Und gleichzeitig ist Russland vielleicht [01:29:00] nicht der große wirtschaftliche Ersatz für die Vereinigten Staaten, aber Sie haben China. Ich denke also, dass wenn wir all diese Sanktionen sehen. Wenn sie einen Zweck hätten, könnten sie gerechtfertigt sein. Aber diese Märkte sind für immer verschwunden. Wir behaupten immer wieder, dass wir Russland in den letzten 30 Jahren einen Gefallen getan haben, indem wir es einbezogen haben. Aber in Wirklichkeit haben wir mit Russland Handel getrieben, sie haben billiges Gas, [01:29:30] Öl und Metalle exportiert und damit unsere Industrie wettbewerbsfähig gehalten. Und wir können alle unsere Technologien für Industriegüter an die Russen verkaufen. Dieser riesige Markt, all die billige Energie und die Metalle gehen jetzt nach Asien und der riesige Markt, an den man verkaufen kann, ist auch weg. Sie werden sich nicht mehr auf Lieferketten mit dem Westen verlassen, genau wie die Chinesen es nicht tun. Es handelt sich also um eine dauerhafte Trennung, die unsere Wettbewerbsfähigkeit untergraben wird und untergraben hat. Es gab diese Woche ein [01:30:00] lustiges Beispiel mit der Slowakei. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie es gelesen haben. Wollen bei den Sanktionen ziemlich hat sein und wollen kein russisches Gas mehr kaufen. Die Energiepreise sind daher so hoch gestiegen, dass sie es sich nicht mehr leisten können, ihr eigenes Aluminium herzustellen. Also müssen sie jetzt Aluminium aus Russland importieren. Das kann man sich einfach nicht ausdenken. Einfach eine schrecklicher Kreislauf von Sanktionen. Es gibt da kein strategisches Denken. Ich habe den Eindruck ist es ist einfach nur emotional. Wir sind wütend. Das fühlt sich gut und tugendhaft an. Aber [01:30:30] es gibt einfach keinen Zweck dahinter. Es gibt keinen Plan. Es gibt niemanden, der hinter dem Steuer sitzt. Es ist ziemlich schockierend zu sehen, wie sich all diese Dinge abspielen.

 AlexanderMercouris: [01:30:41] Es ist absolut schockierend. Ich möchte nur sagen, dass ich mich an die Vereinigten Staaten erinnern kann. Ich meine, ich, ich sollte meine Geschichte, meinen Hintergrund erzählen. Ich war jemand, der eine enorme Bewunderung für die Vereinigten Staaten hatte. Das habe ich immer noch. Das habe ich absolut. Ich habe eine enorme sentimentale Bindung an die Vereinigten [01:31:00] Staaten, an die amerikanische Verfassung, an das amerikanische politische System, wie ich es mir vorstelle, an die amerikanische Kultur. Und ich erinnere mich an die alten Vereinigten Staaten, eine riesige industrielle Organisationsmacht. Sie haben diese Dinge verstanden. Sie haben all die Zusammenhänge verstanden. Vor 50, 60, 70 Jahren hätten sie diese Fehler nicht gemacht. Sie hätten das nicht getan, denn wie sich herausgestellt hat, sind wir davon ausgegangen, dass die Russen [01:31:30] wirtschaftlich von uns abhängig sind, und haben nie bedacht, in welchem Ausmaß wir von ihnen abhängig geworden sind.

Wir sind davon ausgegangen, dass die Russen auf unsere Hochtechnologie nicht verzichten können, und wir haben nicht erkannt, dass wir ihr Gas, ihren Weizen, ihren chemischen Dünger, ihr Öl, ihre Kohle, ihr Aluminium, ihre seltenen Erden brauchen, dass sie in Wirklichkeit [01:32:00] völlig in unser Wirtschaftssystem eingebettet sind. Und das große Problem ist natürlich, dass, wenn es um Hochtechnologie und dergleichen geht, die Auswirkungen einer Hochtechnologiebeschränkung langfristig sind, während die Auswirkungen des Abschneidens von lebenswichtigen Rohstoffen und Gütern unmittelbar sind. Außerdem verfügen die Russen über ein hohes Maß an Wissenschaft und Organisation. Sie können wahrscheinlich zu einem großen Teil [01:32:30] die technologischen Einschränkungen, die wir ihnen auferlegen, abmildern. Und natürlich gibt es jetzt eine andere Welt jenseits von Europa, jenseits der Vereinigten Staaten. Die Zeiten, in denen Technologie und Wissenschaft eine Sache des Westens waren und niemand sonst sie betrieb, sind vorbei. Auch das haben wir nicht verstanden. Aber sie können es wahrscheinlich im Laufe der Zeit herausfinden, und sie haben die Zeit und den Raum in Russland, um es zu tun. Sie können Flugzeuge bauen, sie können Autos bauen. Ein Land, das Raketen startet, [01:33:00] Dinge in den Weltraum schickt. Sie können vieles selbst tun, was wir uns einreden, dass sie es nicht können, aber sie können es tun und sie können andere finden, die ihnen helfen. Sie werden Menschen in China finden. Sie finden Menschen in Korea, sie finden Menschen in Malaysia, in Singapur, an allen möglichen Orten.

Aber wie sich herausstellt, können wir Öl, Gas, Kohle, Lebensmittel und all diese Dinge nicht einfach ersetzen, denn [01:33:30] das geht nicht und man braucht sie sofort. Deshalb befinden wir uns derzeit in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Lage. Wenn Sie also in diese beiden Hauptstädte reisen – ich lebe in London, ich habe Freunde in Moskau -, dann schauen Sie sich diese beiden Hauptstädte an, in London steigen die Preise unaufhörlich. Lebensmittel werden immer teurer. Energieprodukte werden immer teurer. Die Lebenshaltungskosten steigen. Während ich zu Ihnen spreche, ist das gesamte Londoner [01:34:00] U-Bahn-System geschlossen, weil die Arbeiter streiken, weil sie nicht über die Runden kommen können. Wir haben Probleme, die sich überall wiederholen, die sich durch die britische Wirtschaft und die deutsche Wirtschaft ziehen. In Russland hingegen sinken die Lebensmittelpreise. Die Energiekosten sinken, weil sie diese [01:34:30] Dinge, die essentiell sind und die wir nicht haben, in Hülle und Fülle haben. Wir haben nie verstanden, und ich habe es, um ehrlich zu sein, selbst nicht verstanden, in welchem Ausmaß der Wohlstand, den wir im Westen seit den 1980er Jahren erreicht haben, der Rückgang der Inflation, den wir seit den 1980er Jahren erreicht haben, von dieser enormen Bereitstellung [01:35:00] russischer natürlicher Ressourcen abhing, von Rohstoffen, die nach dem Kalten Krieg verfügbar wurden und die wir uns jetzt in einem außergewöhnlichen Anfall von Wahnsinn selbst verwehrt haben. Wir haben es also nicht nur geschafft, all die anderen Dinge zu tun, die Scott erwähnte, sondern wir haben es auch geschafft, einen enormen wirtschaftlichen Schaden anzurichten. Und wie Sie richtig sagen, Glenn, wenn all diese Dinge so bleiben [01:35:30], wird es strukturell werden, denn ja, die Wirtschaft passt sich an. Wir werden Alternativen zum russischen Gas finden. Wir werden mehr Flüssigerdgas-Tankstellen bauen. Wir importieren es aus Katar oder aus den Vereinigten Staaten oder von wo auch immer.  Aber es wird viel teurer sein als das Pipelinegas, das wir bisher aus Russland bezogen haben, weil es in der Natur des Systems liegt. Pipeline-Gas wird immer [01:36:00] billiger sein als zum Beispiel LNG. Wir verweigern uns beispielsweise den Zugang zu Sonnenblumenöl aus Russland. Ja, wir können es von woanders her bekommen, aber es muss weiter her kommen. Es wird per Schiff kommen müssen, anstatt schneller aus Russland transportiert zu werden. Wir werden all diese Probleme haben, und sie werden sich kumulieren und zu Dauerproblemen werden. In einer Zeit, in der wir bereits [01:36:30] mit großen wirtschaftlichen, kommerziellen und industriellen Herausforderungen durch asiatische Konkurrenten konfrontiert sind, ist das sehr, sehr schlecht für uns. Nun ist es in Europa besonders schlimm, weil wir in Europa naturgemäß arm an Ressourcen sind. Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor sehr reich an Ressourcen. Sie ist weitgehend autark. Die USA können das überstehen, aber in Europa haben wir uns selbst immensen und [01:37:00] dauerhaften Schaden zugefügt. Und ich stimme Ihnen vollkommen zu, Glenn. Warum sollten die Russen uns von jetzt an Gas verkaufen wollen? Ich meine, all diese Pipelines, die aus russischer Sicht gebaut wurden, haben nichts als Probleme mit sich gebracht. Wir haben sie missbraucht. Wir haben ihr Unternehmen Gazprom belästigt. Wir haben rechtliche Schritte gegen sie eingeleitet. Wir haben einen Artikel nach dem anderen darüber veröffentlicht. Wir haben sie mit dem Preis unter Druck gesetzt. Wir haben das eine oder andere getan. Vertrauen [01:37:30] ist ein wesentlicher Bestandteil einer Geschäftsbeziehung, und das ist weg. Selbst wenn wir den Russen sagen würden, dass diese Sanktionen ein schrecklicher Fehler waren, den wir rückgängig möchten. Es wird keine Rückkehr zum Status quo ante sein, weil die Russen uns nicht mehr vertrauen. Sie werden ihre Pipelines nach Asien bauen. Sie werden dort ihre Verbindungen ausbauen, um [01:38:00] ihr Öl an Indien und China zu verkaufen. Sie werden die wirtschaftlichen Verbindungen mit Asien ausbauen. Und das wird für uns in Europa auf Dauer eine sehr, sehr schlechte Nachricht sein. Ich glaube nicht, dass wir das verstanden haben. Und übrigens, und das ist nur eine Kleinigkeit am Ende, ich habe über die industrielle Natur der Kriegsführung und die Logistik gesprochen, was mich übrigens erstaunt hat. Aber angesichts der Tatsache, dass wir unsere industriellen und verarbeitenden [01:38:30] Grundlagen im Westen erschöpft haben, schauen Sie sich an, wo die verarbeitende Industrie jetzt steht. Der überwiegende Teil davon ist in Asien, und zwar in außerordentlichem Maße in China. Wenn die Russen 70.000 Schuss Artilleriemunition pro Tag abfeuern können, Tag für Tag, Woche für Woche, was können dann die Chinesen tun? Deren industrielle [01:39:00] Basis ist um ein Vielfaches größer als alles, was Russland hat. Ich denke, das ist etwas, worüber wir auch nachdenken müssen.

Das Totalversagen der europäischen Diplomatie

 GlennDiesen: [01:39:09] Zusammenfassend kann man feststellen, dass Russland den Krieg gewinnt. Die Wirtschaftssanktionen sind auf verheerende Weise nach hinten losgegangen. Wir sind nicht in der Lage, den Rest der Welt gegen Russland zu mobilisieren, wir können niemanden mit ins Boot holen. Trotz alledem. Es gibt keine Gespräche. Es gibt keine, verhandeln ist ein Schimpfwort geworden. Von [01:39:30] Diplomatie ist nirgends etwas zu finden. Und das ist überraschend, denn man sollte meinen, dass wir in einer solchen Situation etwas auf den Tisch legen könnten wie: Okay, wir gehen auf das ein, was Russland seit 30 Jahren gefordert hat, nämlich keinen NATO Expansionismus mehr. Wenn wir das bei den Verhandlungen in der Ukraine oder bei anderen Gelegenheiten nutzen könnten, wäre das eine gute Idee. Aber nichts, nichts liegt auf dem Tisch, auch wenn es jetzt nichts weiter bringt, wir setzen uns nicht einmal zusammen und reden. Das ist für mich einfach der [01:40:00] unterste Tiefpunkt der Staatskunst. Es ist schwer zu glauben, dass wir hier sind.

 ScottRitter: [01:40:07] Ja. Wissen Sie, das ist das ewige Problem. Ich habe es in dieser Diskussion und auch in anderen gesagt: Eines Tages wird dieser Krieg zu Ende sein. Ich meine, das ist einfach unvermeidlich. Dieser Krieg wird nicht ewig dauern. Es wird vorbei sein, ob es nun eine Frage von wenigen oder von vielen Monaten [01:40:30] er wird zu Ende gehen. Eine reife Nation, eine kultivierte Nation, eine verantwortungsbewusste Nation muss nach einem diplomatischen Ausweg aus dem Konflikt suchen. Wissen Sie, ich glaube, wenn es in Europa dieses Gefühl der Reife gäbe, würden die Leute ihren Chefs sagen: Hey, wir haben in der Ukraine verloren, wir haben die Ukraine verloren.

Wir werden in der Ukraine nicht gewinnen. Wenn wir weiterhin [01:41:00] alles auf die Ukraine setzen, werden wir für die Verhandlungen, die nach dem Konflikt geführt werden müssen, nichts mehr auf dem Tisch haben. Erinnern Sie sich daran, dass diesem Krieg Russlands Forderungen nach einem neuen europäischen Sicherheitsrahmen vorausgegangen sind. Nun, Russland hatte zwei Vertragsentwürfe vorgelegt, die der Westen abgelehnt hat. Als die Russen sie im Dezember letzten Jahres vorlegten, sagten viele Leute: Oh, welche Dreistigkeit [01:41:30] von Russland. Wie können sie es wagen zu glauben, sie könnten dem Westen diese Bedingungen diktieren?

Russland hat keine Bedingungen diktiert. Russland hat nur auf die Tatsache hingewiesen, dass es so sein muss. Russlands Hand ist durch den Sieg über die Ukraine nachweislich stärker geworden, und jeder verantwortungsbewusste, reife, adäquate geopolitische Stratege oder Analyst würde erkennen, dass Russland zunehmend in die Lage versetzt wird, die Bedingungen der Nachkriegsbeziehungen in einer Art und Weise zu diktieren, die Russland in jeder Hinsicht begünstigt, wenn wir nicht versuchen, [01:42:00] ein Akteur bei der Festlegung des Weges aus dem Krieg zu werden. Und das ist eine sehr gefährliche Situation, denn egal was passiert, am Ende des Tages ist die NATO immer noch ein nukleares Unternehmen, und ein Konflikt, ein militärischer Konflikt zwischen Russland und der NATO wird Atomwaffen ins Spiel bringen. Verzweifelte Menschen tun verzweifelte Dinge [01:42:30] und die NATO wird immer mehr zu einer verzweifelten Organisation. Um diese Verzweiflung zu mindern, wäre es also sehr verantwortungsbewusst von der NATO, zum jetzigen Zeitpunkt zu versuchen, den Schaden, der der Ukraine zugefügt wird, zu mindern, indem man versucht, diesen Krieg eher früher als später zu beenden und so viel von der Ukraine zu erhalten, wie man kann, nicht [01:43:00] weil man sie gegen Russland einsetzen will, sondern weil man das dem ukrainischen Volk schuldet. Mein Gott, wir sitzen hier mit diesem “Wir unterstützen die Ukraine”. Wir unterstützen die Ukraine nicht. Wir zerstören die Ukraine. Wir nehmen die Ukraine aus. Wir verwüsten die Ukraine. Wir müssen die Ukraine hassen. Wenn ich Ukrainer wäre, würde ich erkennen, dass die Ukrainer vom Westen verraten wurden. “Strebt den Beitritt zur NATO an” ist eine Selbstmordpille, eine Einwegmission. Man hätte das nie tun dürfen. Und jetzt, wo man es getan hat, obliegt es dem Westen zu sagen, okay, wir haben einen Fehler gemacht, lasst uns den Schaden [01:43:30] abmildern.

Notwendigkeit neuer Abrüstungsverträge

Aber was muss jetzt geschehen? Es muss eine Diskussion über die nukleare Abrüstung in Europa geben, über den INF-Vertrag, den die Vereinigten Staaten übrigens unter falschem Vorwand überstürzt aufgekündigt haben, indem sie eine russische Rakete geschaffen haben, die nicht gegen den Vertrag verstößt. Selbst wenn die Russen sie rausgebracht und gesagt haben: Hey, ich bin nur ein einfacher Marine, aber ich habe genug Raketeninspektionen gemacht, um zu wissen, dass, wenn ich mir [01: 44:00] eine Rakete anschaue und der Booster ist derselbe und der Booster ist derselbe, das heißt, es ist dieselbe Menge an Treibstoff. Und wenn man sich die Lenksektion und einen etwas größeren Gefechtskopf ansieht, wird die Rakete mit einer größeren Lenksektion nicht weiter fliegen als die Rakete mit demselben Booster und einem kleineren Kopf. Und dennoch versuchen wir so zu tun, als ob diese neue Rakete, die die Russen bauen, weiter reicht als die, die sie gebaut haben. Nein, das ist absurd.

Wir haben den INF-Vertrag verletzt, indem wir Aegis-Ashore-Systeme in Polen und Rumänien aufgestellt haben, die Mark 41, die mit [01:44:30] einem Knopfdruck vom Abfeuern von Abfangraketen auf das Abfeuern von bodengestützten Marschflugkörpern umgeschaltet werden können. Wir sagten: Oh, das würden wir nie tun. Einen Monat, nachdem wir den Vertrag verlassen hatten haben wir genau dieses System getestet. Jetzt geht es um den Einsatz einer neuen Rakete, Dark Eagle, einer Hypergeschwindigkeitsrakete. Wir haben eine Artilleriebrigade aus dem Kalten Krieg aktiviert, um sie damit auszustatten.

Damit muss jetzt Schluss sein, und Europa muss die Kontrolle über seine Sicherheit übernehmen und Druck auf die Vereinigten Staaten ausüben, damit sie [01:45:00] ernsthafte Verhandlungen mit Russland über die Wiederaufnahme des INF-Vertrages aufnehmen, auch wenn China nicht Teil dieser Verhandlungen ist. Es geht um die europäische Sicherheit.

Es geht nicht um die Beziehungen zwischen Amerika und China. Europa muss dies in die Hand nehmen. Europa muss auch Druck auf die Vereinigten Staaten ausüben, den Vertrag über den Schutz vor ballistischen Flugkörpern wieder in Kraft zu setzen, und sich von der dummen Vorstellung zu befreien, Raketen abschießen zu können und einen Raketenschild zu errichten. Das funktioniert nicht. Israels Iron Dome funktioniert gegen grobe [01:45:30] Hamas-Raketen, Flaschenraketen, die von der Hamas abgefeuert werden. Die Hisbollah wird den Eisernen Dom durchdringen wie ein heißes Messer die Butter. Der Iran würde sie ausweiden. Es ist ein falsches Gefühl der Sicherheit. Das kann man strategisch nicht nachbilden. Warum also überhaupt versuchen.

Schafft das System zur Abwehr ballistischer Raketen ab. Und damit machen Sie sich jetzt frei für eine stärkere strategische Rüstungsreduzierung, um diesen wahnsinnigen Wettlauf zur Modernisierung der schrecklichsten [01:46:00] Waffen der Welt zu stoppen. Russland hat bereits eine Modernisierungsrunde hinter sich. Sie haben die Sarmat-Rakete, sie haben die Avantgarde, sie haben andere. Die Vereinigten Staaten sprechen über den Einsatz der Sentinel-Rakete, des B 21 Raider-Bombers und der U-Boote der Columbia-Klasse. Hört auf, Billionen von Dollar für die nukleare Abrüstung auszugeben
Aufrüstung, für den Bau von Waffen, die man logischerweise niemals einsetzen kann, weil in dem Moment, in dem man sie einsetzt, die Welt untergeht. Und schließlich, sobald man [01:46:30] damit beginnt, die nukleare Bedrohung zu reduzieren, wäre Europa sehr klug – und das ist, wissen Sie … wenn ich ein Verhandlungsführer der US-Regierung wäre, würde ich das nicht laut aussprechen.

Aber hier ist die Quintessenz. Russland wird aus diesem Ukraine-Konflikt mit einer militärischen Überlegenheit gegenüber dem Westen hervorgehen, so wie der Westen am Ende des Kalten Krieges eine Überlegenheit gegenüber Russland hatte. Was wir heute in Europa mehr denn je brauchen, ist ein neuer [01:47:00] Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa, der genau das schafft, was Russland gefordert hat: einen Stabilitätspuffer zwischen der NATO und Russland. Das bedeutet nicht, dass die NATO aufgelöst wird. Es bedeutet nur, dass die Infrastruktur der NATO auf die Linien von 1997 zurückgeführt wird. Und wenn man es in den Kontext eines Vertrages stellt, dann muss dieses wunderbare, riesige, mächtige russische Militär, das sie in der Ukraine zusammengezogen haben, auf eine gleichwertige Entfernung zurückgezogen werden. Sie brauchen Inspektoren [01:47:30], die die Überwachung übernehmen. Sie müssen das Militärische in den Beziehungen zwischen Russland und Europa zurückdrängen. Dies ist die Ausfahrt aus dem Krieg, die absolut notwendig ist, wenn man Frieden und Stabilität bewahren will. Und nur so wird Europa die nötige Luft holen können, um sich wirtschaftlich zu erholen. Glauben Sie wirklich, dass die Deutschen in der Lage sein werden, die 100 Milliarden Euro aufzubringen, die Scholz für den Wiederaufbau der deutschen Armee bereitstellen will? Nein. Die deutsche [01:48:00] Wirtschaft kollabiert. Glauben Sie, dass Europa wirklich diese 300.000 Mann starke schnelle Eingreiftruppe aufbauen wird, die laut Stoltenberg die Zukunft sein soll? Nicht einmal annähernd. Sie kollabieren. Europa kann sich das nicht leisten. Und wenn sich Europa weiterhin in einen offenen wirtschaftlichen und quasi militärischen Konflikt mit Russland verstrickt, wird es nur noch mehr zusammenbrechen. Rüstungskontrolle ist der Weg in die Zukunft. Europa könnte ein Ergebnis diktieren, das besser für Europa ist, [01:48:30] nicht perfekt, aber besser für Europa, indem es bereit ist, an dieser Front mit den Russen zusammenzuarbeiten. Und das wird es auch.

Sie haben es angesprochen, Alexander, es wird viel dazu beitragen, dass ein Gefühl des Vertrauens zwischen den Nationen wieder aufleben kann. Im Moment gibt es kein Vertrauen zwischen den Nationen, aber wir müssen das tun, denn sonst wird Russland diesen Krieg beenden und dann dem Westen seinen Willen aufzwingen. Wir sprechen [01:49:00] über ein Europa, das grundlegend kaputt ist. Europa wird nicht in der Lage sein, die Herausforderung anzunehmen, und die Vereinigten Staaten werden mit ihrer eigenen Implosion konfrontiert sein, die gerade jetzt stattfindet, wirtschaftlich und politisch. Die Vereinigten Staaten sind im Moment eine sehr kranke Nation und werden noch kränker werden, wenn wir gezwungen sind, uns mit einem zusammengebrochenen Europa und einem wieder erstarkten Russland und übrigens auch mit einem China auseinanderzusetzen, das ebenfalls sprunghaft wächst. Verleihen Sie also Stabilität, indem Sie [01:49:30] stabil handeln. Rüstungskontrolle ist die Zukunft.

 AlexanderMercouris: [01:49:33] Ja. Scott, was Sie sagen, ist absolut richtig. Und ich kann nur sagen, das ist es, wovon Glenn gesprochen hat. Der Zusammenbruch der Staatskunst. Die Tragödie ist, wer hat die Diplomatie erfunden? Woher kommt der Begriff der Diplomatie? Sie wissen schon, die ganze Sprache der Diplomatie, Botschafter, all das, Sie wissen schon, Botschaften, all dies. Das ist europäisch. Es waren die Europäer, die die moderne Diplomatie erfunden haben. Tun sie etwas? Natürlich [01:50:00] tun sie nichts. Sie tun absolut nichts. Und, wissen Sie, wir alle drei können uns an die Friedensbewegungen in Europa erinnern, die ein äußerst nützlicher und wichtiger Teil der europäischen politischen Landschaft waren. Wo sind sie? Was ist geschehen? Wer sorgt sich noch um einen Atomkrieg? Wer macht sich noch Sorgen um Atomwaffen? Sie sprachen von Dark Eagle. Ich habe von dem Dark Eagle gehört, Glenn, wir alle drei. Wissen [01:50:30] die Menschen auf den Straßen in Europa überhaupt von diesem System, das in das Herz Europas gebracht werden soll? Nun, wir müssen in Europa eine gewisse politische Fähigkeit wiederentdecken, denn sonst driften wir in Konfrontationen ab, die uns nur enormen Schaden zufügen. Wie soll das gehen, angesichts [01:51:00] der Wüste, die die politische Landschaft in Europa im Moment darstellt. Das kann ich nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht. Aber alles, was ich sagen kann, ist, dass ich noch nie eine Periode in der Geschichte erlebt habe, in der die europäische Führung so schlecht, so bankrott und so moralisch inkompetent war, wie die, die wir heute erleben. Und ich denke an die Möglichkeiten, die es vor 30 Jahren gab, als [01:51:30] der Kalte Krieg zu Ende ging, und daran, wie diese von den Vereinigten Staaten und auch von Europa zu einem großen Teil weggeworfen wurden. Und wenn ich zu viel darüber nachdenke, macht mich das sehr verbittert.

GlennDiesen: [01:51:48] Nun, ich bin mir nicht sicher.

AlexanderMercouris: [01:51:55] Mm hmm. Nun, ich meine, was ich sagen will, ist dies. Lassen Sie uns einfach dort enden. Ich [01:52:00] meine, es ist erstaunlich. Wissen Sie, es gibt diese wunderbare Redewendung, die übrigens historisch gesehen wahr ist, dass die Zeit den Mann oder die Frau hervorbringt. Wissen Sie, es kann gut sein, dass dies die Krise ist, die Europa braucht. Vielleicht brauchen wir diese Krise, um uns selbst aus unserer Selbstgefälligkeit herauszuschütteln, die wir in diesem Kokon aus Selbstgefälligkeit, Arroganz und Dummheit um uns herum aufgebaut haben. Wenn die Leute, ich meine, wie [01:52:30] ich sagte, wir sprechen über die Streiks und solche Dinge. Ich meine, wir haben eine Wiederbelebung der Gewerkschaften erlebt, zum Beispiel in Großbritannien, wo die Gewerkschaften tot waren, aber plötzlich erwachen sie wieder zum Leben. Und es könnte sehr gut sein, dass als Folge dieser Krise Menschen, Kräfte, politische Kräfte in Europa wieder auftauchen, die die Dinge wieder in Gang bringen und umkehren werden. Das Potenzial dazu ist vorhanden. Wissen Sie, die heutige Führung [01:53:00] ist furchtbar. Sie ist schrecklich. …..

 ScottRitter: [01:53:13] Es gibt den amerikanischen Philosophen George Santayana, und er wird immer wieder zitiert. Diejenigen, die die Lehren aus der Geschichte nicht ziehen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen. Der Gedanke dabei ist, dass die Geschichte aus aufeinander folgenden [01:53:30] Beispielen des Scheiterns besteht. Aber es gibt diese lichten Momente in der Geschichte, in denen sich Erfolge einstellen. Einer der größten Erfolge war der 1987 unterzeichnete und 1988 in Kraft getretene Vertrag über nukleare Mittelstreckenwaffen, der einen Rüstungswettlauf umkehrte, der im Begriff war, Europa und damit die Welt zu zerstören. Auf amerikanischer Seite war der Mann, der das möglich gemacht hat, ein [01:54:00] Schauspieler, ein Mann, der von der politischen Elite der Demokratischen Partei verachtet wurde. Selbst die Republikaner betrachteten ihn als eine Art Außenseiter. Dieser quasi konservative Leinwandstar, ein einfacher Mann, der das Schlimmste aus der amerikanischen Politik gemacht hat, indem er das sowjetische Problem grob vereinfacht hat, das böse Imperium, usw., usw.. Und er hat uns aus dem Abgrund geführt. Er hat uns [01:54:30] aus der Dunkelheit herausgeführt. Er unterzeichnete einen Vertrag, von dem niemand dachte, dass er jemals unterzeichnet werden könnte, und leitete damit einen Prozess der Verbesserung der Beziehungen ein. Leider war es ein sehr enges Zeitfenster. Und George Herbert Walker Bush war nicht in der Lage, die Aufgabe zu Ende zu führen. Es kam spät in Reagans Amtszeit, aber aus einer höchst unwahrscheinlichen Quelle tauchte eine Führungspersönlichkeit auf, die uns aus dieser Dunkelheit herausführte. Und wenn wir an die 1980er Jahre denken, dann vergessen die Leute [01:55:00], dass die Vereinigten Staaten in den 1980er Jahren in Afghanistan einen Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion führten, in den wir Milliarden von Dollar gesteckt haben, nur um sowjetische Soldaten zu töten. Das erinnert mich ein wenig an das, was gerade in der Ukraine passiert. Die Menschen vergessen, dass wir an der Verhängung von Sanktionen gegen russisches Gas beteiligt waren und Druck auf Europa ausgeübt haben, kein russisches Gas mehr zu kaufen. Und wir haben die russische Energie herausgegriffen und versucht, sie zu isolieren. Wir haben sogar ein Gerät eingebaut das künstlich den Messwert des Drucks einer [01:55:30] einer Explosion erzeugte. Wir haben die russische Energieinfrastruktur innerhalb Russlands physisch zerstört. Das wird heute nicht passieren. Im Moment ist die Verhaftung von Brittney Griner das große Thema, Wow, verhaftet. Arthur Nicholson wurde 1985 von einem sowjetischen Sergeanten in Ludwiglust, Ostdeutschland, erschossen. Ich meine, wir haben uns damals gegenseitig umgebracht. Wir stationierten Atomwaffen und sprachen nicht nur darüber. Wir haben die Pershing 2 nach [01:56:00] Europa geschickt, um die SS 20 zu bekämpfen. Europa stand bis zu einem gewissen Grad vor der nuklearen Auslöschung. Das ist nicht einmal annähernd das, was Ihnen heute bevorsteht. Und doch führte uns ein Mann hinaus. Ronald Wilson Reagan. Ich weiß, dass die Leute sagen werden, er sei ein schrecklicher Präsident gewesen. Schrecklich, ich werde das nicht diskutieren. Was ich sagen will: Er hat die Welt gerettet. Er hat die Welt gerettet. Und so schlimm die Dinge heute auch sind, vielleicht wird es keine amerikanische Führung sein, denn ich weiß nicht, wo die herkommen sollte. Ich weiß nicht einmal, wie diese beiden Wörter heute auf demselben Stück [01:56:30] Papier stehen können. Aber vielleicht wird Europa aus dieser totalen Katastrophe, mit der es heute konfrontiert ist, liefern. Vielleicht bekommt Europa einen Führer, der diesen Namen auch verdient. Nicht diese, nicht Stoltenberg, nicht Macron, nicht Scholtz, nicht diese Witzfiguren. Aber es wird jemand auftauchen, der sagt, dass wir uns wie rational denkende, liebende und fürsorgliche Menschen verhalten müssen. Und wenn man all diese Wörter zusammennimmt und sie zu [01:57:00] einer Person kombiniert, dann sind diese Dinge, über die wir sprechen, logisch. Ich meine, es ist ja nicht so, dass Glenn, Alexander und ich hier sitzen und versuchen, eine phantasievolle Welt zu malen. Es ist logisch zu sagen, dass wir danach streben sollten, keine Atomwaffen zu haben. Es ist logisch das zu sagen. Ich werde es dabei belassen, denn ich befinde mich gerade in einem Debattierwettbewerb mit meinen Hunden. Aber ich denke, ich habe meinen Standpunkt dargelegt, dass es möglich ist, sich eine Welt vorzustellen, in der eine Führungspersönlichkeit auftauchen kann, die [01:57:30] uns aus den Schwierigkeiten herausführt.

GlennDiesen: [01:57:36] Ich stimme zu. Nun, mit dieser viel positiveren Anmerkung können wir die Sache abschließen. So. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Scott, dass Sie sich zwei Stunden Zeit genommen haben, und natürlich auch bei Ihnen, Alexander, es war mir ein Vergnügen, und ja, ich hoffe, dass ich bald wieder mit Ihnen beiden sprechen kann.

ScottRitter: [01:58:00] Vielen Dank [01:58:00], dass Sie mich eingeladen haben. Ich danke Ihnen. Schön, dass Sie da sind.

 AlexanderMercouris: [01:58:03] Schön, Sie zu sehen. Und Glenn, ich danke Ihnen vielmals.

 ScottRitter: [01:58:06] Vielen Dank, Glenn.

Ende der Übersetzung.

 




Zum Ukrainekrieg Teil 1

In meiner von dem ehemaligen Brigadegeneral der US-Marines, Samuel B. Griffith ins Englische übersetzten Ausgabe des chinesischen Klassikers der Kriegskunst, Sun Tzu The Art of War, geht es auch darum, dass man den Gegner und sich selber kennen und verstehen sollte. Wer die Möglichkeiten und Fähigkeiten der eigenen Seite und dann auch noch den Gegner falsch einschätzt ist chancenlos.

Nachdem ich schon im Juni mit www.freizahn.de/2022/06/links-zur-ukrainekrise/  auf einige Quellen hingewiesen hatte, die eine von der westlichen Propaganda abweichendes Bild vom Ukrainekonflikt zeichnen, habe ich nun einen Artikel entdeckt der  in der Ausgabe August 2022, der “Marine Corps Gazette”, einer Zeitschrift der Marine Corps Association (https://mca-marines.org ) veröffentlicht wurde und den ich hier übersetzt habe, zumal die im Internet zu findende, abfotografierte Version recht schwierig zu lesen war.

Ich hoffe die folgende Übersetzung trägt etwas zum besseren Verständnis des Vorgehens und der Professionalität des russischen Militärs bei.

Beginn der Übersetzung

Die russische Invasion der Ukraine

Maneuverist Paper Nr. 22: Teil II: Der mentale und moralische Bereich

von Marinus

Betrachtet man die Operationen der russischen Bodentruppen in der Ukraine im Jahr 2022 als rein physikalische Phänomene, ergibt sich ein rätselhaftes Bild. Im Norden der Ukraine eroberten russische Bataillonsgruppen ein großes Gebiet, unternahmen aber keine Versuche, die vorübergehende Besetzung in einen dauerhaften Besitz umzuwandeln. Nachdem sie fünf Wochen in dieser Region verbracht hatten, verließen sie sie so schnell, wie sie gekommen waren. Im Süden führte der ähnlich rasche Einmarsch der russischen Bodentruppen zur Errichtung russischer Garnisonen und zur Gründung russischer politischer, wirtschaftlicher und kultureller Einrichtungen. Auf dem dritten Kriegsschauplatz kam es nur selten zu schnellen Bewegungen, wie sie die russischen Operationen an der Nord- und Südfront kennzeichneten. Stattdessen führten russische Verbände in der Ostukraine artillerieintensive Angriffe durch, um relativ kleine Geländeabschnitte zu erobern.
Eine Möglichkeit, ein wenig Licht in dieses Rätsel zu bringen, besteht darin, die russischen Operationen an jeder der drei Hauptfronten des Krieges als eigenständige Kampagne zu betrachten. Eine weitere Erhellung ergibt sich aus der Erkenntnis, dass jede dieser Kampagnen einem Modell folgte, das schon seit langem zum russischen Operationsrepertoire gehörte. Ein solches Schema erklärt jedoch nicht, warum die russische Führung bestimmte Modelle auf bestimmte Operationen anwandte. Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine Untersuchung der psychologischen und moralischen Zielsetzungen, denen jede dieser drei Kampagnen diente.

Militärische Streifzüge im Norden

Amerikanische Marines verwenden seit langem den Begriff “Raid”, um ein Unternehmen zu beschreiben, bei dem sich eine kleine Truppe schnell an einen bestimmten Ort begibt, eine diskrete Mission erfüllt und sich so schnell wie möglich zurückzieht.1 Für russische Soldaten hat der sprachliche Cousin dieses Wortes (Reyd) jedoch eine etwas andere Bedeutung.

Während die Bewegung des Teams, das einen Überfall durchführt, nur ein Mittel ist, um bestimmte Punkte auf der Karte zu erreichen, hat die Bewegung der häufig größeren Truppen, die einen ‘Reyd’ durchführen, erhebliche operative Auswirkungen. Das heißt, dass sie auf ihrem Weg über verschiedene Autobahnen und Nebenstraßen die gegnerischen Befehlshaber verwirren, die gegnerische Logistik stören und den gegnerischen Regierungen die Legitimität entziehen, die sich aus der unangefochtenen Kontrolle über ihr eigenes Gebiet ergibt. Während jede Phase eines heutigen amerikanischen Überfalls notwendigerweise einem detaillierten Skript folgt, ist ein ‘Reyd’ ein offeneres Unternehmen, das angepasst werden kann, um neue Chancen zu nutzen, neue Gefahren zu vermeiden oder neuen Zwecken zu dienen. Der Begriff ‘Reyd’ fand im späten 19. Jahrhundert Eingang in das russische Militärlexikon, und zwar durch Theoretiker, denen die Ähnlichkeiten zwischen den unabhängigen Kavallerieoperationen des amerikanischen Bürgerkriegs und der bereits etablierten russischen Praxis auffielen, mobile Kolonnen, oft bestehend aus Kosaken, auf ausgedehnte Exkursionen durch das feindliche Territorium zu schicken.2 Ein frühes Beispiel für solche Exkursionen sind die Erfolge der von Alexander Tschernyschew geführten Kavalleriekolonne während der Napoleonischen Kriege.

Im September 1813 durchquerte diese Truppe von etwa 2300 Reitern und zwei leichten Feldgeschützen das feindliche Gebiet auf einer Strecke von 640 km (400 Meilen). In der Mitte dieses kühnen Unterfangens besetzte diese Kolonne zwei Tage lang die Stadt Kassel, die damals die Hauptstadt eines der Satellitenstaaten des französischen Kaiserreichs war. Aus Angst vor einer Wiederholung dieser peinlichen Situation ließ Napoleon zwei Armeekorps zur Garnison von Dresden abkommandieren, dem damaligen Regierungssitz eines weiteren seiner Dependenzen.3 Als Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig auf die vereinten Streitkräfte seiner Feinde traf, war seine ohnehin zahlenmäßig unterlegene Grande Armée daher viel kleiner, als sie es sonst gewesen wäre.

Im Jahr 2022 unternahmen die vielen taktischen Bataillonsgruppen, die in den ersten Tagen der russischen Invasion tief in die Nordukraine vorrückten, keinen Versuch, die Besetzung Leipzigs nachzuvollziehen. Vielmehr umgingen sie alle größeren Städte, die auf ihrem Weg lagen, und in den seltenen Fällen, in denen sie sich in einer kleineren Stadt befanden, dauerte die Besetzung selten länger als ein paar Stunden. Dennoch erzeugten die schnell vorrückenden russischen Kolonnen in weitaus größerem Umfang einen ähnlichen Effekt wie bei Tschernyschews Überfall von 1813. Das heißt, sie überzeugten die Ukrainer davon, ihre Hauptfeldarmee, die damals in der Donbass-Region kämpfte, zu schwächen, um die Verteidigung der entfernten Städte zu verstärken.

Schnelle Besetzung im Süden

Die russischen Operationen im Gebiet zwischen der südlichen Küste der Ukraine und dem Fluss Dnjepr ähnelten in Bezug auf Geschwindigkeit und zurückgelegte Entfernung den Angriffen im Norden. Sie unterschieden sich jedoch in Bezug auf den Umgang mit den Städten. Während die russischen Kolonnen auf beiden Seiten von Kiew große städtische Gebiete nach Möglichkeit mieden, nahmen ihre Kollegen im Süden vergleichbare Städte dauerhaft in Besitz. In einigen Fällen, wie z. B. bei dem Manöver “Schiff gegen Ziel” (ship-to-objective maneuver), das im Asowschen Meer begann und in Melitopol endete, fand die Eroberung von Städten bereits in den ersten Tagen der russischen Invasion statt. In anderen Gebieten, wie z. B. in der Stadt Skadovsk, warteten die Russen mehrere Wochen, bevor sie Gebiete einnahmen und die örtlichen Verteidigungskräfte angriffen, die sie bei ihrem ersten Vorstoß ignoriert hatten.

Unmittelbar nach ihrer Ankunft verfolgten die russischen Kommandeure, die das Kommando über die städtischen Gebiete im Süden übernahmen, dieselbe Politik wie ihre Kollegen im Norden. Das heißt, sie erlaubten den lokalen Vertretern des ukrainischen Staates, ihre Aufgaben zu erfüllen und in vielen Fällen weiterhin die Flagge ihres Landes an öffentlichen Gebäuden zu hissen.4 Es dauerte jedoch nicht lange, bis russische Beamte die Kontrolle über die lokale Regierung übernahmen, die Flaggen an den Gebäuden ersetzten und die Ersetzung ukrainischer Institutionen, ob Banken oder Mobilfunkunternehmen, durch russische in die Wege leiteten.5

 Wie das Modell des ‘Reyd’ war auch das Paradigma von Feldzügen, die eine schnelle militärische Besetzung mit einer tiefgreifenden politischen Umgestaltung verbanden, schon seit geraumer Zeit Teil der russischen Militärkultur.

So konnten die russischen Befehlshaber bei der Erläuterung des Konzepts für die Operationen an der Südfront auf eine Reihe ähnlicher Unternehmungen verweisen, die der sowjetische Staat in den vier Jahrzehnten nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens im Jahr 1939 durchgeführt hatte. (Dazu gehörten die Eroberung der Länder Estland, Lettland und Litauen im Jahr 1940, die Unterdrückung der reformistischen Regierungen in Ungarn und der Tschechoslowakei während des Kalten Krieges und die Invasion in Afghanistan im Jahr 1979.)6

Während einige russische Verbände im Süden die Kontrolle über die eroberten Gebiete festigten, führten andere Angriffe in der Nähe der Stadt Mykolaiv durch. Wie ihre größeren Pendants an der Nordfront ermutigten sie die ukrainische Führung, Kräfte für die Verteidigung der Städte einzusetzen, die andernfalls im Kampf um die Donbass-Region hätten eingesetzt werden können. (In diesem Fall handelte es sich um die Häfen von Mykolaiv und Odessa.) Gleichzeitig entstand durch die Angriffe im nördlichen Teil der Südfront ein breites “Niemandsland” zwischen den von den russischen Streitkräften besetzten Gebieten und den Gebieten, die vollständig unter der Kontrolle der ukrainischen Regierung standen.

Stalingrad im Osten

Bei den russischen Operationen im Norden und Süden der Ukraine wurde nur sehr wenig Feldartillerie eingesetzt. Dies war teilweise eine Frage der Logistik. (Unabhängig davon, ob sie im Norden Raubzüge durchführten oder den Süden schnell besetzten, fehlten den russischen Kolonnen die Mittel, um eine große Anzahl von Granaten und Raketen zum Einsatz zu bringen.) Das Fehlen von Kanonen in diesen Feldzügen hatte jedoch mehr mit den Zielen als mit den Mitteln zu tun. Die russische Zurückhaltung bei der Bombardierung des Nordens rührte von dem Wunsch her, die örtliche Bevölkerung nicht zu verärgern, die aus sprachlichen und ethnischen Gründen fast ausschließlich den ukrainischen Staat unterstützte.

Im Süden diente die russische Politik, den Einsatz von Feldartillerie zu vermeiden, ebenfalls dem politischen Zweck, Leben und Eigentum von Gemeinden zu schützen, in denen sich viele Menschen als “russisch” identifizierten und viele weitere Russisch als Muttersprache sprachen.

 Im Osten jedoch führten die Russen Bombardierungen durch, die in Bezug auf Dauer und Intensität mit den großen Artilleriekämpfen der Weltkriege des zwanzigsten Jahrhunderts vergleichbar waren. Diese Bombardierungen, die durch kurze, sichere und außerordentlich redundante Versorgungslinien ermöglicht wurden, dienten drei Zwecken. Erstens schlossen sie die ukrainischen Truppen in ihren Befestigungen ein und nahmen ihnen die Möglichkeit, etwas anderes zu tun, als an Ort und Stelle zu bleiben. Zweitens forderten sie eine große Zahl von Opfern, sei es physisch oder durch die psychologischen Auswirkungen des Eingesperrtseins, der Impotenz, und der Nähe einer großen Zahl die Erde erschütternder Explosionen. Drittens führte das Bombardement einer bestimmten Festung, wenn es über einen ausreichenden Zeitraum, der oft in Wochen gemessen wurde, durchgeführt wurde, ausnahmslos entweder zum Rückzug der Verteidiger oder zu ihrer Kapitulation.

Das Ausmaß der russischen Bombardierungen im Osten der Ukraine lässt sich erahnen, wenn man den Kampf um die Stadt Popasna (18. März bis 7. Mai 2022) mit der Schlacht von Iwo Jima (19. Februar bis 26. März 1945) vergleicht. Auf Iwo Jima kämpften die amerikanischen Marines fünf Wochen lang, um die Verteidiger eines acht Quadratmeilen großen, geschickt befestigten Geländes zu vernichten. In Popasna bombardierten russische Kanoniere acht Wochen lang Grabensysteme, die in die Bergrücken und Schluchten eines vergleichbaren Gebiets gebaut waren, bevor die ukrainische Führung beschloss, ihre Truppen aus der Stadt zurückzuziehen.

Die Eroberung von Gelände durch die Artillerie wiederum trug zur Schaffung von Umzingelungen bei, die die Russen “Kessel” (kotly) nennen. Wie so vieles in der russischen Militärtheorie beruht auch dieses Konzept auf einer Idee, die der deutschen Tradition der Manöverkriegsführung entlehnt ist: dem “Schlachtkessel”. Während die Deutschen jedoch bestrebt waren, ihre Kessel so schnell wie möglich zu schaffen und auszunutzen, konnten die russischen Kessel entweder schnell und überraschend oder langsam und scheinbar unausweichlich sein. Bei den erfolgreichen sowjetischen Offensiven des Zweiten Weltkriegs, die beispielsweise zur Vernichtung der deutschen 6. Armee in Stalingrad führten, wurden beide Arten von Kesseln in großem Umfang eingesetzt.

Die Befreiung von dem Wunsch, so schnell wie möglich Kessel zu errichten, befreite die in der Ostukraine kämpfenden Russen von der Notwendigkeit, ein bestimmtes Stück Land zu halten. So zogen die Russen angesichts eines entschlossenen ukrainischen Angriffs häufig ihre Panzer- und Infanterieeinheiten aus dem umkämpften Gelände zurück. Auf diese Weise verringerten sie zum einen die Gefahr für ihre eigenen Truppen, zum anderen schufen sie Situationen, in denen die ukrainischen Angreifer ohne Schutz mit russischen Granaten und Raketen konfrontiert waren, wenn auch nur kurz. Anders ausgedrückt: Die Russen betrachteten solche “Zugabebombardements” nicht nur als akzeptablen Einsatz von Geschützen, sondern auch als Gelegenheit, zusätzliche Verluste zu verursachen und gleichzeitig “auffälligen Verbrauch” von Artilleriemunition zu betreiben.

Im Frühjahr 1917 wendeten die deutschen Truppen an der Westfront eine vergleichbare Taktik an, um Situationen zu schaffen, in denen die französischen Truppen, die an den hinteren Hängen der kürzlich eroberten Bergkämme vorrückten, im offenen Gelände vom Feuer der Feldartillerie und der Maschinengewehre überrascht wurden. Diese Erfahrung wirkte sich derart auf die französische Moral aus, dass sich die Infanteristen von fünfzig französischen Divisionen an einer “kollektiven Disziplinlosigkeit” beteiligten, deren Motto lautete. “Wir halten stand, aber wir weigern uns, anzugreifen. “7 (Im Mai 2022 tauchten im Internet mehrere Videos auf, in denen Personen, die sich als ukrainische Soldaten ausgaben, die in der Donbass-Region kämpften, erklärten, sie seien zwar bereit, ihre Stellungen zu verteidigen, hätten aber beschlossen, jeden Befehl zu missachten, der sie zum Vorrücken auffordere).

Auflösung des Paradoxons

In den Anfängen der Debatte über die Manöverkriegsführung stellten die Manöveristen ihre bevorzugte Philosophie oft als das logische Gegenteil der “Feuerkraft/Abnutzungskriegsführung” dar. Noch 2013 nutzten die anonymen Autoren der “Attritionist Letters” (Attrition = Abnutzung) diese Dichotomie als Rahmen für ihre Kritik an Praktiken, die dem Geist der Manöverkriegsführung widersprechen. In den russischen Feldzügen in der Ukraine ergänzten sich jedoch eine Reihe von Operationen, die hauptsächlich aus Bewegung bestanden, mit einer hauptsächlich aus Kanonaden bestehenden Operation.

Eine Möglichkeit, dieses scheinbare Paradoxon aufzulösen, besteht darin, die Angriffe der ersten fünf Kriegswochen als eine große Täuschung zu bezeichnen, die zwar wenig direkte Zerstörung bewirkte, aber die anschließende Zermürbung der ukrainischen Streitkräfte ermöglichte. Insbesondere verzögerte die Bedrohung durch die Angriffe die Verlegung der ukrainischen Streitkräfte auf den Hauptkriegsschauplatz, bis die Russen ihre Artillerieeinheiten in Position gebracht, das Transportnetz gesichert und die Munitionsvorräte angelegt hatten, die für eine lange Serie großer Bombardierungen benötigt wurden. Diese Verzögerung sorgte auch dafür, dass, als die Ukrainer zusätzliche Verbände in die Donbass-Region verlegten, die Verlegung dieser Truppen und der für ihre Versorgung erforderliche Nachschub erheblich schwieriger wurde, durch die Zerstörungen die inzwischen im Bereich des ukrainischen Eisenbahnnetzwerkes durch Lenkraketen mit großer Reichweite angerichtet worden waren. Mit anderen Worten: Die Russen führten einen kurzen Manöverfeldzug im Norden durch, um die Voraussetzungen für einen längeren und letztlich wichtigeren Zermürbungsfeldzug im Osten zu schaffen.

Der krasse Gegensatz zwischen den Arten der Kriegsführung der russischen Streitkräfte in verschiedenen Teilen der Ukraine unterstrich die Botschaft, die den russischen Informationsoperationen zugrunde liegt. Von Anfang an bestand die russische Propaganda darauf, dass die “spezielle Militäroperation” in der Ukraine drei Zielen diente: dem Schutz der beiden prorussischen Protostaaten, der “Entmilitarisierung” und der “Entnazifizierung”. Für alle drei Ziele mussten den ukrainischen Verbänden die im Donbass kämpften schwere Verluste zugefügt werden. Keines der Ziele hing jedoch von der Besetzung von Teilen der Ukraine ab, in denen die überwiegende Mehrheit der Menschen die ukrainische Sprache sprach, sich zu einer ukrainischen ethnischen Identität bekannte und den ukrainischen Staat unterstützte.  In der Tat hätte die anhaltende Besetzung solcher Orte durch russische Streitkräfte hätte die Behauptung gestützt, dass Russland versucht, die gesamte Ukraine zu erobern.

Der russische Feldzug im Süden diente direkten politischen Zwecken.  Das heißt, er diente dazu, Gebiete, die von einer großen Anzahl ethnischer Russen bewohnt wurden, in die “russische Welt” einzugliedern.  Gleichzeitig erhöhte die schnelle Besetzung von Städten wie Cherson und Melitopol die Täuschungskraft der im Norden durchgeführten Operationen, indem sie die Möglichkeit nahelegte, dass die Kolonnen auf beiden Seiten von Kiew versuchen könnten, dasselbe mit Städten wie Tschernihiw und Schytomyr zu tun.  Ebenso ließen die Angriffe nördlich von Cherson die Möglichkeit aufkommen, dass die Russen versuchen könnten, weitere Städte zu besetzen, von denen Odessa die wichtigste war.8

Lenkraketen

Das russische Programm der Lenkwaffenangriffe, das parallel zu den drei Bodenkampagnen durchgeführt wurde, hatte eine Reihe von moralischen Auswirkungen, die für die russischen Kriegsanstrengungen günstig waren. Die wichtigsten davon resultierten aus der Vermeidung von Kollateralschäden, die nicht nur auf die außerordentliche Präzision der eingesetzten Waffen, sondern auch auf die umsichtige Auswahl der Ziele zurückzuführen waren. So fiel es Russlands Gegnern schwer, Angriffe auf Treibstoff- und Munitionsdepots, die sich notwendigerweise in einiger Entfernung von Orten befanden, an denen Zivilisten lebten und arbeiteten, als etwas anderes als Angriffe auf militärische Einrichtungen zu bezeichnen.

Ebenso hätten die russischen Anstrengungen den ukrainischen Eisenbahnverkehrs auch Angriffe auf die Kraftwerke umfassen können, die sowohl die Zivilbevölkerung als auch die Züge mit Strom versorgen. Solche Angriffe hätten jedoch viele Menschenleben unter den Beschäftigten dieser Anlagen gekostet und auch viel Leid in den Orten verursacht, dann ohne Strom gewesen wären. Stattdessen entschieden sich die Russen, ihre Raketen auf Traktionsunterwerke zu richten, d.h. auf die entfernt gelegenen Transformatoren, die den Strom aus dem allgemeinen Netz in die Form umwandeln, mit der die Züge fahren.9

Es gab jedoch Zeiten, in denen Raketenangriffe auf Einrichtungen mit “doppeltem Verwendungszweck” den Eindruck erweckten, dass die Russen in Wirklichkeit rein zivile Einrichtungen ins Visier genommen hatten. Das ungeheuerlichste Beispiel für einen solchen Fehler war der Angriff auf den Hauptfernsehturm in Kiew am 1. März 2022. Unabhängig davon, ob an der russischen Behauptung, der Turm sei für militärische Zwecke genutzt worden, etwas Wahres dran war oder nicht, trug der Angriff auf ein ikonisches Bauwerk, das lange Zeit mit einem rein zivilen Zweck in Verbindung gebracht worden war, viel dazu bei, die Vorteile zu schmälern, die sich aus der allgemeinen russischen Politik ergaben, Raketenangriffe auf offensichtliche militärische Ziele zu beschränken.10

 Die Herausforderung

Die drei Bodenkampagnen, die die Russen 2022 in der Ukraine durchführten, entsprachen weitgehend den traditionellen Modellen. Gleichzeitig wurde mit dem Programm der Raketenangriffe eine geradezu revolutionäre Fähigkeit genutzt.

 Ob neu oder alt, diese Komponenten wurden jedoch in einer Weise eingesetzt, die ein tiefes Verständnis für alle drei Bereiche, in denen Kriege geführt werden, zeigt. Das heißt, die Russen vergaßen selten, dass der Krieg nicht nur ein physischer Kampf ist, sondern auch ein geistiger Wettstreit und eine moralische Auseinandersetzung.

Die russische Invasion in der Ukraine könnte den Beginn eines neuen Kalten Krieges markieren, eines “langen Zwielichtkampfes”, vergleichbar mit dem, der mit dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums vor mehr als drei Jahrzehnten endete. Wenn das der Fall ist, dann werden wir es mit einem Gegner zu tun haben, der zwar viel Wertvolles aus der sowjetischen Militärtradition schöpft, sich aber sowohl von der Brutalität, die dem Erbe Lenins innewohnt, als auch von den Scheuklappen, die der Marxismus auferlegte, befreit hat. Was noch schlimmer wäre, wir könnten uns im Kampf gegen Jünger von John R. Boyd wiederfinden.

Anmerkungen

  1.  Headquaters Marine Corps, MCWP 3-43. I. Raid Operations, (Washington, DC: 1993)
  2. Für die Übernahme des Konzepts des “Überfalls”(engl. Raid) durch die russische Armee des späten neunzehnten Jahrhunderts siehe Karl Kraft von Hohenlohe-Ingelfingen (Neville Lloyd Walford, Übersetzer), Letters on Cavalr, (London: E. Scanford, 1893); und Frederick Chenevix Trench, Cavalry in Modern Wars. (London: Keegan, Paul, Tranch and Company, 1884).
  3. Ein kurzer Bericht über die von Alexander Tschernyschew geführte Reyde findet sich in Michael Adams, Napoleon and Russia, (London: Bloomsbury, 2006).
  4. John Reed und Polina Ivanova, “Residents of Ukraine’s Fallen Cities Regroup under Russian Occupation”, The Financial Times, (März 2022), abrufbar unter https://www.ft.com
  5. Adam Tayloer, “Shift to Ruble in Kherson Fuels Concerns about Russia’s Aims in Occupied Region”, The Washington Post, (Mai 2022), abrufbar unter https://www.washingtonpost.com
  6. David M. Glantz, “Excerpts on Soviet 1938-40 Operations from The History of Warfare, Military Art and Military Science, a 1977 Textbook of the Military Academy of the General Staff of the USSR Armed Forces, The Journal of Slavic Military Studies, (Milton Park: Routledge, März 1993)
  7. Das klassische Werk über die französischen Meutereien von 1917 ist Richard M. Watt, Dare Call it Treason, (New York, NY: Simon and Schuster1963). Michael Schwirts, “Anxiety Grows in Odessa as Russians Advance in Southern Ukraine”, The New York Times, (März 2022), verfügbar unter https://www.nytimes.com
  8. Staff, “Russia Bombs Five Railway Stations in Centraland Western Ukraine”, The Guardian, (April 2022), verfügbar unter https://www.the- guardian.com.
  9. Ein Beispiel für die vielen Berichte, in denen der Angriff auf den Fernsehturm am 1. März 2022 als Angriff auf eine zivile Infrastruktur bezeichnet wurde, ist Abaraham Mashie, “US Air Force Discusses Tactics with Ukrainian Air Force as Russian Advance Stalls”, Air Force Magazine, (März 2022), abrufbar unter https://www.airforcemag.com

 Ende der Übersetzung

 Nachtrag:

Wie ich nun gesehen habe, ist am 20.8.2022 auf de.rt.com ein Meinungsartikel zu dem oben übersetzten Artikel erschienen: https://de.rt.com/meinung/146285-geistiges-ringen-moralisches-argument-us-ueber-russischen-einsatz-ukraine/




Der Große Aufguss, Teil drei: Unsicher und ineffektiv

Der dritte Teil von John Michaels Greers Artikelserie über den “Great Reset” behandelt im Wesentlichen das in der Geschichte wiederkehrende Phänomen des Elitenversagens und die Massenimpfung gegen Covid als aktuelles Beispiel. Titel des Originals: The Great Rehash, Part Three: Unsafe and Ineffective

Link auf das Original:www.ecosophia.net/the-great-rehash-part-three-unsafe-and-ineffective/

Beginn der Übersetzung:

Der Große Aufguss, Teil 3: Unsicher und ineffektiv

17. August 2022 John Michael Greer

In den ersten beiden Teilen dieser Folge von Beiträgen (1, 2) habe ich den Hintergrund des Great Reset umrissen, Klaus Schwabs langweilige (engl.: dreary) Aufbereitung der Weltrettungspläne des letzten halben Jahrhunderts oder so, und die Schaffung und Zerstörung der Georgia Guidestones als Objektiv benutzt, durch das man sehen kann, wie diese Pläne so zuverlässig mit dem Gesicht zuerst gegen die Ziegelmauer der Realität gelaufen sind. In diesem dritten Teil der Reihe möchte ich diese Phänomene in einen breiteren Kontext stellen.

Meine regelmäßigen Leser werden nicht überrascht sein, wenn sie hören, dass es historische Parallelen zu der Situation gibt, in der wir uns befinden, in der eine komplexe Gesellschaft von einer Kaste privilegierter Intellektueller geführt wird, die davon überzeugt sind, dass ihre Beherrschung abstrakter Begriffe sie in einzigartiger Weise qualifiziert, die Welt zu regieren. Das ist ein üblicher Zustand an einem bestimmten Punkt in der Geschichte von Zivilisationen. Meine regelmäßigen Leser werden auch nicht überrascht sein, wenn sie erfahren, dass der fragliche Punkt oft ungefähr der Punkt ist, an dem die erste Hälfte der altehrwürdigen Phrase “Niedergang und Fall” der zweiten Hälfte Platz macht.

So etwas kommt recht häufig vor, wenn ein Klerus die Kontrolle über eine Gesellschaft erlangt. Ein Klerus? Warum, ja. Für diejenigen unter meinen Lesern, die mit den weiteren Ufern des englischen Vokabulars nicht vertraut sind, ist ein Klerus (engl.: clerisy) eine Gruppe von Menschen, deren Anspruch auf Privilegien darin besteht, dass sie besser ausgebildet und daher, zumindest theoretisch, klüger sind als der Rest von uns.

Samuel Taylor Coleridge, der ein besserer Dichter als Philosoph und ein besserer Philosoph als politischer Theoretiker war, prägte das Wort im Jahr 1818. Er glaubte, dass die Menschheit, um zu gedeihen, die Führung einer säkularen Organisation von gut ausgebildeten Menschen braucht, die dem Pöbel sagen, was er denken soll. Als der germanophile Romantiker, der er war, übernahm Coleridge den deutschen Begriff klerisei für “Klerus” und setzte ihn ins Englische um. Er war seiner Zeit voraus; mehr als ein Jahrhundert verging, bevor ein mit fossilen Brennstoffen betriebener technologischer Aufschwung und die metastatische Ausbreitung des Universitätssystems nach dem Zweiten Weltkrieg die von ihm gewünschte Klerisei hervorbrachte und die Zügel der Macht vorübergehend in die Hände nahm. Zum Glück für Coleridges Seelenfrieden erlebte er nicht mehr, wie gründlich sie die Dinge in den Sand setzten.

Zugegeben, unser moderner Klerus hat zwei Nachteile, die die meisten Kleriker vergangener Zivilisationen nicht hatten. Zunächst einmal waren die meisten Kleriker in der Geschichte religiöser Natur, nicht weltlich, und widmeten einen Großteil ihrer Zeit und ihrer Bemühungen der Befriedigung der Götter und der Erlösung, anstatt sich um politische und wirtschaftliche Angelegenheiten zu kümmern. Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass religiöse Kleriker weniger ahnungslos sind als ihre säkularen Kollegen, aber ihre Aktivitäten sind weniger empirisch zu widerlegen. Ohne die Erfindung eines Soteriometers zur Messung des relativen Erlösungspotenzials verschiedener Dogmen wird in theologischen Kreisen immer viel leeres Geschwafel zu hören sein. Unser Klerus hat nicht so viel Glück; er behauptet, die Dinge hier unten auf der materiellen Ebene regeln zu können, wo die Ergebnisse seiner Politik nur allzu leicht beobachtet werden können.

Der zweite Schlag ist ein wenig subtiler. Die meisten weltlichen Kleriker der Vergangenheit waren durch und durch konservativ eingestellt. Das Standardbeispiel ist das chinesische Mandarinat, das die Angelegenheiten des chinesischen Reiches mehr als zweitausend Jahre lang mit akzeptablem Erfolg verwaltete. Sie taten dies, indem sie sich mit monomanischer Intensität an die Lehren des Konfuzius klammerten, der im archaischen China viele Jahrhunderte vor der Geburt des Mandarinats über Geschichte und öffentliche Angelegenheiten schrieb. Diese starre Fixierung auf die überholte Vergangenheit verschaffte den Mandarinen, wie sich herausstellte, einen bedeutenden Vorteil bei der Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten, den unsere moderne Klerikerschaft nicht hat.

Menschen sind nicht so kreativ, wie sie gerne glauben. Vor allem machen sie gerne immer wieder die gleichen Fehler. Je innovativer sie zu sein glauben, desto sicherer kann man sich sein, dass sie einen Fehler wiederholen, der schon grau vom Staub der Jahrhunderte war, als Konfuzius noch ein kleiner Junge war, der auf den Knien seiner Mutter hockte. Ein Student der konfuzianischen Klassiker tritt also in den öffentlichen Dienst mit einer guten allgemeinen Vorstellung davon ein, was in der Vergangenheit nicht funktioniert hat, und wenn man das weiß, hat man auch eine sehr gute Vorstellung davon, was in Zukunft nicht funktionieren wird. Auf diese Weise lassen sich erstaunlich viele offensichtliche, aber häufig wiederholte Fehler vermeiden.

Unserem modernen Klerus fehlt diese Quelle der Kraft. Da sie in dem Glauben erzogen wurden, dass die Welt sich weiterentwickelt und sie daher aus der Vergangenheit nichts mehr lernen können, verfallen sie unweigerlich in einen übergroßen Fehler nach dem anderen, weil sie sich für zu weise halten, um sich die Mühe zu machen, die offensichtlichen Lektionen der Geschichte zu lernen. Das Ergebnis war ein klägliches Scheitern nach dem anderen. Denken Sie einmal an das letzte Dreivierteljahrhundert zurück – den Zeitraum, in dem unser Klerus die Politiken gemacht hat, die von den Politikern umgesetzt werden und mit denen der Rest von uns zurechtkommen muss. Wie viele der großen Versprechungen dieser Zeit haben sich tatsächlich bewahrheitet, im Vergleich zu denen, die auf der Nase landeten? Wie viele der schrecklichen apokalyptischen Untergänge, die die Sprachrohre des Klerus so reißerisch vorhersagten, haben sich als völlig imaginär erwiesen?

Eine der Lehren aus der Geschichte ist wiederum, dass ein Klerus, der zu zuverlässig versagt, die Zügel der Macht verliert. In den Tagen des chinesischen Mandarinats wurde eine Clique von Regierungsbeamten, die zu sehr auf die Verfolgung einer gescheiterten Politik fixiert war, in der Regel durch das praktische Mittel der Enthauptung von der Macht entfernt: Entweder war der Kaiser der wiederholten Misserfolge überdrüssig und ließ seinen Henker die Angelegenheit erledigen, oder der Kaiser verlor den Thron und die Soldaten der neuen Dynastie erledigten dieselbe Aufgabe auf ihre eigene überschwängliche Art. Viele Kleriker endeten auf die gleiche Weise, mit oder ohne den aufwendigen Formalitäten einer Hinrichtung vor einem kaiserlichen Gericht; andere verloren ihre Macht auf weniger blutige Weise – aber sie wurden entfernt.

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass wir dem Punkt, an dem die derzeitige Manager-Klerikerriege in der westlichen Industriewelt ihre Macht verlieren wird, ziemlich nahe sein könnten.  Der Sturz eines Klerus, wie der jeder anderen sich selbst auswählenden und sich selbst fördernden Institution, folgt in der Regel auf einen Fehltritt, der so katastrophal, vermeidbar und offensichtlich selbstverschuldet ist, dass danach niemand mehr ernsthaft an die Anmaßungen der Leute glauben kann, die behaupten, alles zu wissen. In letzter Zeit gab es eine ganze Reihe solcher Fehltritte – wie viele offizielle Maßnahmen der letzten Zeit fallen Ihnen auf Anhieb ein, die tatsächlich die Ziele erreicht haben, die ihre Befürworter zu erreichen versprachen?.

Ja, ich spreche von den Covid-Impfstoffen.

Als Anfang 2020 ein weiteres neuartiges Coronavirus in China auftauchte, behaupteten das politische Establishment und die Medien der westlichen Industrieländer einmütig, dass es sich um eine schreckliche Bedrohung handele, die uns alle umbringen würde, wenn die Wunder der modernen Medizin sie nicht aufhalten würden. Als die Pharmaindustrie bereitwillig eine Reihe von Impfstoffen auf den Markt brachte – eigentlich waren es experimentelle Gentherapien, die nichts mit klassischen Impfstoffen zu tun hatten, aber das lassen wir mal beiseite -, bestanden das politische Establishment und die Konzernmedien in der gesamten westlichen Welt einhellig darauf, dass die Impfstoffe sicher und wirksam seien.

Es stellte sich heraus, dass Covid-19 für die meisten Menschen keine ernsthafte Bedrohung darstellte. Die Überlebensrate liegt bei 99,6 %, also in etwa so hoch wie bei einer durchschnittlichen schweren Grippe, und fast alle, die daran starben, waren entweder sehr alt oder immunsupprimiert – die Personengruppen, die in der Regel am meisten von einem neuen Atemwegsvirus bedroht sind. Wenn Sie jünger als 60 Jahre sind und sich einer einigermaßen guten Gesundheit erfreuen, ist Ihre Chance, an Covid zu sterben, also nicht viel schlechter als die, vom Blitz getroffen zu werden. Die meisten Menschen wissen das inzwischen. Meine eigene Erfahrung war ziemlich typisch: Ich habe mir Covid im April 2020 eingefangen und es mit Ruhe, Flüssigkeitszufuhr und alternativer Gesundheitsversorgung schnell überwunden. Ich hatte schon Erkältungen, die schlimmer waren. Ja, es gab einige Leute, die es viel schwerer hatten – das kommt hin und wieder vor, wenn ein neues Atemwegsvirus auftaucht. Für die große Mehrheit der Erkrankten war es jedoch eine ganz normale Krankheit.

Und dann sind da noch diese drei unangenehmen Worte “sicher und wirksam”. Die Covid-Impfstoffe waren beides nicht. Beginnen wir mit “sicher”. Hier ist eine praktische Tabelle mit der Anzahl der durch Impfungen verursachten Todesfälle, die dem offiziellen US-Regierungsprogramm gemeldet wurden, das die Nebenwirkungen von Impfstoffen verfolgt. Beachten Sie, wie die Sterblichkeitsrate im Jahr 2021 in die Höhe schoss, als die Covid-Impfstoffe auf den Markt kamen und Regierung und Medien gleichermaßen forderten und in einigen Fällen vorschrieben, dass sich jeder impfen lassen sollte. Kein anderer Impfstoff in der Geschichte hat eine derartig hohe Zahl von Todesfällen verursacht.

In den USA gemeldete Todesfälle aufgrund von Impfstoffnebenwirkungen, 1980 bis zum 29. Juli dieses Jahres.

Wenn Sie tiefer in die Daten eintauchen möchten, finden Sie auf dieser Seite Links zu mehr als 1250 von Experten geprüften Studien in wissenschaftlichen Zeitschriften, die schädliche oder tödliche Nebenwirkungen der Coronavirus-Impfstoffe dokumentieren. (Wenn Sie die Wissenschaft verfolgen wollen, ist das ein guter Anfang.) Nein, sie sind nicht alle selten – hier ist eine aktuelle Studie, die bei fast einem Drittel der Patienten, denen der Covid-Impfstoff gespritzt wurde, Herzschäden feststellte. Sie können hier und an vielen anderen Stellen herzzerreißende Geschichten von Menschen finden, die durch die Nebenwirkungen des Covid-Impfstoffs verkrüppelt wurden. Eine Sache, die in fast allen Berichten vorkommt, ist, dass die Opfer systematischer Verleumdung durch eine medizinische Industrie ausgesetzt waren, die, wie heutzutage üblich, ihre Gewinne und ihren Ruf über die Gesundheit und Sicherheit der Patienten stellt.

So viel zu “sicher”. Die “wirksame” Seite des Slogans ist auch nicht besser geworden. Die meisten Menschen haben inzwischen bemerkt, dass es die Menschen sind, die geimpft wurden, und nicht die, die die Impfung abgelehnt haben, die immer wieder Covid bekommen. Ein weiteres kurioses Detail – Sie können dies selbst im Internet nachlesen, wenn Sie möchten – ist, dass derzeit alle Länder der Welt, die stark von Covid betroffen sind, Länder sind, die sehr hohe Impfraten hatten. In Ländern, in denen der Impfstoff wenig Anklang fand, gibt es dagegen heute so gut wie keine Fälle. Neuseeland zum Beispiel hat eine der höchsten Covid-Impfraten der Welt, Haiti eine der niedrigsten. Raten Sie mal, in welchem dieser Länder eine schwere Covid-Epidemie wütet, während ich dies schreibe? Tipp: Es ist nicht Haiti.

Niemand weiß mit Sicherheit, warum Menschen, denen die experimentellen Gentherapien, die als “Covid-Impfstoffe” vermarktet werden, gespritzt wurden, anfälliger für Covid sind als ungeimpfte Personen. Der Grund dafür, dass dies niemand weiß, ist, dass die erforderlichen Tests nicht durchgeführt wurden. In den letzten Jahrzehnten wurden bereits andere Impfstoffe gegen Coronaviren entwickelt, von denen jedoch keiner die Langzeitversuche überstand, weil die Nebenwirkungen so gravierend waren. Es wurden auch andere mRNA-Produkte entwickelt, von denen jedoch aus demselben Grund keine Langzeitstudien durchgeführt wurden.  Pfizer, Moderna und andere haben dieses Problem mit den Covid-Impfstoffen umgangen, indem sie einfach keine Langzeittests durchgeführt haben – der Impfstoff von Pfizer beispielsweise wurde gerade einmal acht Wochen lang getestet, bevor er in den menschlichen Körper eingebracht wurde. All diese Behauptungen, dass die Covid-Impfstoffe so streng getestet wurden wie jedes andere Medikament auf dem Markt? Wenn die Hosen von Lügnern tatsächlich Feuer fangen würden, wären die Firmenvertreter, die diese Behauptungen verbreiteten, von der Taille abwärts zu verkohlten Stümpfen reduziert worden.

Natürlich kann man mit Fug und Recht behaupten, dass diese Art von eklatanter Unehrlichkeit und verwerflicher Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben in Unternehmenskreisen heutzutage gang und gäbe ist, insbesondere, aber nicht nur, in der Pharmaindustrie. Der Unterschied scheint diesmal ungefähr der zwischen dem vorletzten und dem letzten Strohhalm zu sein, der auf den Rücken des sprichwörtlichen Kamels gelegt wird. Wie sich herausstellt, kann man die Leute nur eine bestimmte Zeit lang täuschen, bevor sie anfangen, aufmerksam zu werden, miteinander zu reden und Notizen zu vergleichen. Wenn das passiert und Ihr Fehlverhalten genug Leute verletzt, können Sie viel mehr Ärger bekommen, als Sie erwarten.

Eines der Anzeichen dafür, dass dies gerade um uns herum geschieht, sind die zunehmend verzweifelten Ausbrüche, die in diesen Tagen von der medizinischen und pharmazeutischen Industrie ausgehen. Die Suche nach einem anderen Grund als Impfungen, warum junge geimpfte Menschen in noch nie dagewesener Zahl an Herzinfarkten sterben, hat so viele zweifelhafte Medienartikel hervorgebracht, dass es praktisch eine eigene Industrie ist. Die New York Times, seit über einem Jahrhundert das Sprachrohr der Privilegierten in diesem Land, bringt unterdessen klagende Artikel darüber, dass Eltern sich weigern, ihre Kinder impfen zu lassen, und was wir dagegen tun können. Pfizer hat sich in gewisser Weise mit einer Reihe von liebenswert unbeholfenen Memes an der Diskussion beteiligt. Eine zeigt eine Milchtüte mit der Aufschrift “Vertrauen in die Wissenschaft” anstelle des üblichen Fotos der vermissten Kinder. (Anm. d. Übers.: Wie eine Suche mit “missing child milk carton” auf Google zeigt, war es in den USA üblich, Bilder vermisster Kinder auf Milchtüten zu drucken).

Ähm, ich sage es Ihnen nur ungern, Pfizer, aber das Pferd hat den Stall schon so lange verlassen, dass es in einem anderen Staat Formulare für eine Adressänderung ausfüllt. Wenn Sie wollen, dass die Menschen der Wissenschaft vertrauen, wäre es hilfreich, wenn die Leute, die behaupten, für die Wissenschaft zu sprechen, nicht so viele Lügen erzählen würden. Wenn Sie sich für die Wissenschaft interessieren, finden Sie hier einen Artikel aus dem British Medical Journal – einer der angesehensten medizinischen Fachzeitschriften der Welt -, in dem in brutaler Weise dargelegt wird, wie die “evidenzbasierte Medizin” zu einer Fassade für unternehmerische Geschäftemacherei, institutionelle Korruption und völlig vermeidbare Verletzungen und Todesfälle geworden ist. Für die Millionen von Menschen, die durch ärztliche Kunstfehler, Nebenwirkungen von Medikamenten, nosokomiale Infektionen usw. geschädigt wurden, ist das alles keine Neuigkeit – aber hier wird es öffentlich diskutiert.

Die Frage ist, wie es weitergeht.

Das Dilemma, in dem sich der Klerus der modernen Industriewelt befindet, besteht darin, dass seine Mitglieder fast alles, was von ihrem ramponierten Ruf übrig geblieben ist, auf dieses Etikett “sicher und wirksam” gesetzt haben. Von Joe Biden an abwärts bestanden Regierungen, Wissenschaftler und die Medien darauf, dass die Impfstoffe die Menschen davor schützen würden, sich mit Covid-19 anzustecken oder es zu übertragen. Ja, sie haben sich geirrt, aber das ist nicht der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt ist, dass sie diese falsche Behauptung in absoluter Form aufgestellt haben, jeden verunglimpft und zensiert haben, der ihnen nicht zustimmte, versucht haben, die Impfstoffe jedem durch zweifelhafte gesetzliche Vorschriften aufzudrängen, und immer noch ihr Bestes tun, um Informationen zu unterdrücken, die zeigen, dass sie falsch lagen.

Stellen Sie sich dagegen eine alternative Zeitlinie vor, in der Regierungen, Wissenschaftler und Medien weniger diktatorisch und ehrlicher auf das Auftauchen von Covid-19 reagierten. Stellen Sie sich vor, Joe Biden und Co. würden sagen: “Soweit wir wissen, sind diese Impfstoffe die beste Option, die wir haben, aber wir werden die Fälle genau beobachten, um sicherzustellen, dass sie keine unangenehmen Nebenwirkungen haben.” Stellen Sie sich vor, die Medien und die medizinische Gemeinschaft würden den freien Austausch von Daten über alternative Behandlungsmethoden und mögliche Probleme fördern. Man stelle sich vor, der Klerus der industriellen Welt würde den Rest der Bevölkerung als Erwachsene behandeln, deren Rechte und Anliegen es verdienten, ernst genommen zu werden. Wäre dies geschehen, hätten die medizinische und pharmazeutische Industrie und die etablierte Ordnung der Industriegesellschaft die Krise mit neuem Respekt und Unterstützung der Bevölkerung überstanden, egal welche Wendungen die Geschichte genommen hätte.

Aber das war natürlich nicht der Fall. Es gibt viele Gründe, warum Joe Bidens Zustimmungswerte im Moment so miserabel sind. Ebenso gibt es viele Gründe, warum das Vertrauen in die Massenmedien und die anderen offiziellen Institutionen des öffentlichen Lebens in den USA ein Rekordtief nach dem anderen erreicht. Diese Institutionen und natürlich auch Biden selbst haben lange und hart daran gearbeitet, das Gefüge aus gegenseitigem Vertrauen und Respekt zu zerstören, das für das Funktionieren jeder Gesellschaft unerlässlich ist. Wie das Sprichwort schon sagt: Wenn man die Menschen oft genug belügt, glauben sie einem früher oder später kein Wort mehr – und diese alte Säge hat immer noch sehr scharfe Zähne.

Eines der Dinge, die mich an dieser Entwicklung interessieren, ist, dass sie ein sehr genaues Echo in der amerikanischen Geschichte hat. Vor zwei Jahrhunderten wurden Staats- und Bundesregierungen, die ausdrücklich dazu geschaffen worden waren, die Privilegien der Wohlhabenden gegenüber allen anderen zu bewahren, durch den Jacksonschen Populismus in ihren Grundfesten erschüttert. Gesetze, die das Wahlrecht auf Personen beschränkten, die einen bestimmten Wert an Eigentum besaßen, wurden in einem Staat nach dem anderen aufgehoben, ebenso wie andere Bastionen der Privilegien. Eine davon, und zwar eine der am meisten gehassten, war die rechtliche Struktur, die die ärztliche Tätigkeit in den Händen einer wohlhabenden und gebildeten Minderheit hielt.

Der Grund dafür, dass dies damals eine der meistgehassten Bastionen der Privilegien war, lag darin, dass die medizinische Versorgung so schlecht war. Die wissenschaftliche Medizin jener Zeit, die von allen angesehenen Autoritäten der damaligen Zeit unterstützt wurde, konzentrierte sich mit monomanischer Intensität auf Aderlass und Ausleitung, die im Großen und Ganzen mehr Menschen töteten als sie retteten. Außerdem verlangten die Ärzte horrende Preise für diese offiziell zugelassenen, aber unwirksamen Behandlungen. Es gab viele weniger schädliche, weniger kostspielige und wirksamere Therapien, aber wer versuchte, sie zu praktizieren, musste mit denselben Strafen rechnen, die man heute für die Ausübung der Medizin ohne Approbation bekommt.

Es beginnt die Jacksonianische Ära. Angesichts der Aussicht auf eine soziale Revolution erkannten die Eliten der neuen Republik, dass sie die Aufständischen freikaufen mussten, indem sie ihnen etwas von dem gaben, was sie wollten. Die damalige medizinische Industrie in die Pfanne zu hauen, war eine einfache Möglichkeit, dies zu tun. Die meisten Landesregierungen haben daher entweder die Anforderungen für eine medizinische Zulassung auf eine geringe Gebühr gesenkt oder die medizinische Zulassung ganz abgeschafft. Das Ergebnis war eine umfassende Verbesserung der Qualität der medizinischen Versorgung und ein schnelles Ende der “Bleed-and-Purge”-Schule der Gesundheitsversorgung. Sobald die ehemals zugelassenen Ärzte gezwungen waren, auf gleicher Augenhöhe mit Heilern zu konkurrieren, die andere Methoden anwendeten, wurde sehr schnell klar, wer die Quacksalber waren.

Ähnliche Szenen könnten sich in den kommenden Jahren leicht wiederholen. Viel zu viele Menschen glauben nicht mehr an das, was aus dem Munde von Vertretern der Medizin- und Pharmaindustrie kommt. Darüber hinaus hat eine große Zahl dieser Menschen sehr gute Gründe für ihr Misstrauen. Während sich der Widerstand der Bevölkerung gegen unser derzeitiges dysfunktionales Kleruswesen formiert, wäre es für die Eliten ein Leichtes, den Populisten ein paar Leckerbissen zum Kauen zu geben, um sich eine Atempause für ihr eigenes Fehlverhalten zu verschaffen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Amerikas öffentliche Schulen, die heutzutage sogar noch dysfunktionaler sind als unser medizinisches System, zu den Leckerbissen gehören werden, die man ihnen hinwirft, aber auch die gesetzlichen Privilegien, die die medizinische Industrie davon abhalten, sich der gesunden Disziplin des Marktes zu stellen, wären ein sehr befriedigendes Kauspielzeug. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Karrieren der Politiker und Bürokraten, die mit so viel Enthusiasmus die Agenda von Big Pharma dem Rest von uns aufgezwungen haben.

Die Frage ist, wie es danach weitergeht. Im letzten Teil dieser Reihe werde ich die Möglichkeiten skizzieren, die ich sehe.

Ende der Übersetzung

Links auf meine Übersetzungen  der  Teile dieser Serie von John Michael Greer:
  1.  www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-eins-die-besten-und-die-kluegsten/ Hauptthema hier ist Klaus Schwabs Buch “Covid-19: The Great Reset” (Titel der dt. Ausgabe: Covid-19: Der Große Umbruch)
  2. www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-zwei-die-kalten-augen-der-zukunft/ Hauptthema sind die Georgia Guide Stones und wie man voraussichtlich in späteren Zeiten auf unsere Zivilisation zurück blickt.
  3. www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-drei-unsicher-und-ineffektiv/ Hauptthema sind das Ende von “Eliten”  und die Covid-Impfungen.



Der Große Aufguss, Teil zwei: Die kalten Augen der Zukunft

Der zweite Teil von John Michaels Greers Artikelserie über den “Great Reset” handelt von den Georgia Guidestones, von deren Geschichte, von der damit verbundenen Absicht und auch davon, wie die Menschen späterer Kulturen über uns denken werden.Titel des Originals: The Great Rehash, Part Two: The Future’s Cold Eyes

Link auf das Original: www.ecosophia.net/the-great-rehash-part-two-the-futures-cold-eyes/

Beginn der Übersetzung:

Die große Neuauflage, Teil zwei: Die kalten Augen der Zukunft

3. August 2022

John Michael Greer

Vor zwei Wochen besprachen wir, wie sich regelmäßige Leser erinnern werden, The Great Reset von Klaus Schwab und Thierry Malleret, den Rest der wirklich ziemlich trostlosen Literatur über planetarische Predigten, in der dieser Band eine allzu vertraute Rolle spielt, und die gewöhnlich katastrophalen Folgen, die eintreten, wenn die ahnungslosen Reichen sich aufmachen, dem Rest von uns zu sagen, wie die Zukunft aussehen soll. Es mag wie ein großer Sprung von diesem Thema zu einer Sammlung von sechs bombenbeschädigten Granitplatten im ländlichen Nordosten Georgias erscheinen, aber die Verbindung ist da.

Die Georgia Guidestones, so der richtige Name der Platten, waren ein 1979 und 1980 auf einer Bergkuppe in der Nähe von Elberton, Georgia, errichtetes Denkmal, das im vergangenen Monat von Unbekannten gesprengt wurde. Sie wurden von einer anonymen Gruppe geplant und bezahlt, die über eine Person handelte, die sich R. C. Christian nannte, was wie er selbst zugab, ein Pseudonym war. Er erklärte den örtlichen Behörden und Unternehmen, dass er ein Bauwerk wollte, das eine drohende Katastrophe überstehen würde.

Auf seine Anweisung hin meißelte eine örtliche Firma die Steine aus dem reichlich vorhandenen Granit von Elbert County und errichtete das Bauwerk. Sie wies verschiedene astronomische Merkmale auf — ein in die zentrale Platte gebohrtes Loch, das zum Beispiel auf den Polarstern zeigte —, aber was die meiste Aufmerksamkeit auf die Guidestones gelenkt hat, sind die Inschriften in acht Sprachen auf den vier Hauptplatten. Sie verkünden die folgenden Gebote:

  1. Haltet die Menschheit unter 500.000.000 Menschen im ständigen Gleichgewicht mit der Natur.
  2. Leitet die Fortpflanzung klug — verbessert dabei Fitness und Vielfalt.
  3. Vereinigt die Menschheit mit einer lebendigen neuen Sprache.
  4. Beherrscht die Leidenschaft — den Glauben — die Tradition — und alle Dinge mit gemäßigter Vernunft.
  5. Schützt Menschen und Nationen mit fairen Gesetzen und gerechten Gerichten.
  6. Lasst alle Nationen sich intern regieren und äußere Streitigkeiten vor einem Weltgericht klären.
  7. Vermeidet unbedeutende Gesetze und nutzlose Beamte.
  8. Haltet persönliche Rechte und soziale Pflichten im Gleichgewicht.
  9. Schätze die Wahrheit — die Schönheit — die Liebe — sucht die Harmonie mit dem Unendlichen.
  10. Seit kein Krebsgeschwür auf der Erde — Lasst Raum für die Natur — Lasst Raum für die Natur.

Trotz der Bemühungen, das Projekt geheim zu halten, haben investigative Journalisten herausgefunden, dass die Hauptfigur bei der Errichtung der Guidestones ein Chirurg aus Iowa namens Herbert H. Kersten war. Kersten wurde 1920 geboren und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Fort Dodge, Illinois, wo er eine Familie gründete, in einer von seinem Vater gegründeten Klinik praktizierte, dem Rotary Club beitrat und in der Republikanischen Partei aktiv war. Er starb 2005 nach einem Kampf mit der Alzheimer-Krankheit. In seinem Nachruf im Des Moines Register wurde sein leidenschaftliches Interesse an Umwelt- und Weltbevölkerungsfragen hervorgehoben.

Diese Details sind jedoch erst nach Kerstens Tod bekannt geworden. Noch bevor die Guidestones aufgestellt wurden, erregte die Idee, dass unbekannte Personen ihre eigenen Gebote an die Zukunft weitergeben, große Aufmerksamkeit. Positiv ist, dass dadurch Touristen in einen Teil der Vereinigten Staaten kamen, der zusätzliche Einnahmen gut gebrauchen kann — im Durchschnitt etwa 20.000 Besucher pro Jahr. Auf der anderen Seite der Waage wurden die Guidestones schnell zum Mittelpunkt einer Flut von Verschwörungstheorien und fundamentalistischen christlichen Anprangerungen; einige Schriftsteller und Redner bezeichneten die Edikte auf den Steinen als “die zehn Gebote des Antichristen.”

Es ist wohl kaum meine Aufgabe, den Christen zu sagen, was sie über den Antichristen glauben sollen, aber ich muss zugeben, wenn der Antichrist persönlich auftauchen und einige Gebote verkünden würde, dann würde ich erwarten, dass er viel mehr für sexuelle Verderbtheit und die anderen sechs Todsünden eintritt und viel weniger für Wahrheit, Schönheit und Liebe. Die zehn Gebote auf den Guidestones klingen eher nach dem, was man von einem gebildeten Amerikaner des zwanzigsten Jahrhunderts erwarten würde, der sich über Überbevölkerung und Umweltprobleme aufregt — ein Mann also, der Herbert H. Kersten sehr ähnlich ist.

Es klingt insbesondere nicht nach etwas, das man in der Rosenkreuzer-Szene sehen würde. Das ist hier von Bedeutung, weil das von Kersten verwendete Pseudonym dem Namen von Christian Rosenkreutz (“Christian Rosycross”), dem legendären Gründer der Rosenkreuzer, sehr ähnlich sieht, der oft mit C.R.C. abgekürzt wird. Dieses Detail veranlasste eine Gruppe von Verschwörungstheoretikern zu der Behauptung, dass die Steine von bösen Rosenkreuzern zu einem unheilvollen Zweck errichtet worden seien. Zufälligerweise bin ich, wie viele amerikanische Okkultisten, in mehrere Rosenkreuzer-Orden eingeweiht worden und kenne die Literatur gut, und ich habe nirgendwo in der Rosenkreuzer-Literatur so etwas wie den Text der Guidestones gesehen. Ganz im Gegenteil: Hätten die Rosenkreuzer das Ding geschrieben, würde es sanft das Gebet, die Meditation und die Ehrfurcht vor dem Höchsten Wesen empfehlen, anstatt Predigten über Weltsprachen und Regierungsbeamte zu halten.

Dennoch bin ich nicht überrascht, dass die Guidestones die sofortige Feindseligkeit so vieler gewöhnlicher Amerikaner auf sich zogen und dass einer oder mehrere dieser Amerikaner ihre Feindseligkeit so weit trieben, dass sie eine Bombe zündeten. Werfen wir zunächst einen weiteren Blick auf die Gebote auf den Steinen, wobei wir eher den Kontext als den Inhalt im Auge behalten. Wer wird mit diesen Geboten angesprochen? Und wer spricht sie an?

Wenn Sie sich in der postapokalyptischen Science-Fiction des zwanzigsten Jahrhunderts auskennen, werden Sie keine Schwierigkeiten haben, diese Details herauszufinden. Einer der hartnäckigsten Tropen dieses Genres ist die Vorstellung, dass die Menschen in einem postkollapsen Amerika denken werden, dass ihre Vorfahren vor dem Kollaps Götter waren. In einem der ersten und größten Werke dieses Genres, der Kurzgeschichte “By The Waters of Babylon” (An den Wassern von Babylon) von Stephen Vincent Benét aus dem Jahr 1937, findet sich dieser Gedanke in vollem Umfang wieder. Darin macht sich ein kühner junger Mann, der Sohn eines Stammespriesters, auf den Weg den Hudson (“Ou-dis-son”) hinunter zum legendären Ort der Götter, der natürlich Manhattan ist.

Derselbe Kniff taucht mit trister Vorhersehbarkeit in vielen weniger kompetenten Beiträgen des Genres auf. Die brutalen, hautfarbenen Stammesvölker der amerikanischen Zukunft, so die Annahme, würden die Überreste moderner amerikanischer Wolkenkratzer betrachten, sich an Legenden von Flugzeugen und Autos erinnern und sich selbst davon überzeugen, dass nur Götter solch große Werke vollbringen konnten. Es ist ein interessantes Zeugnis für den kollektiven Egoismus unserer Zeit, und es offenbart auch eine peinliche Ignoranz gegenüber den gemeinsamen Themen der Kulturen dunkler Zeitalter.

Es ist ja durchaus üblich, dass Menschen, die inmitten der Ruinen einer untergegangenen Zivilisation leben, zu der Überzeugung gelangen, dass diese Ruinen — die viel größer sind als alles, was sie selbst hervorbringen können — von nicht-menschlichen Wesenheiten dorthin gebracht worden sein müssen. Es sind jedoch nicht die Götter, denen solche Taten zugeschrieben werden. Im angelsächsischen England zum Beispiel wurden die römischen Ruinen den Ettins oder Riesen, den Feinden der Götter, zugeschrieben. Im archaischen Griechenland ordneten die dorischen Stämme, die sich in den Ruinen der mykenischen Zivilisation niederließen, die großen Steinbauten, die sie um sich herum sahen, den Zyklopen zu, einäugigen Riesen, die ebenso mächtig wie bösartig waren. (Große antike Gebäude aus sehr großen Steinen werden immer noch “zyklopisch” genannt.)

Wenn Sie die Sprache der Mythologie verstehen, können Sie sehr schnell nachvollziehen, was hier gesagt wurde. Das Erzählen von Geschichten ist die älteste Technologie der Menschheit zum Speichern und Abrufen von Informationen, und es ist immer noch eine der effektivsten, da sie von unseren hominiden Vorfahren über Jahrtausende hinweg verfeinert wurde: Wenn man will, dass Wissen überlebt, muss man es in eine lebendige Geschichte voller farbenfroher Symbole und Begebenheiten verpacken, die man Kindern erzählt, wenn sie in einem Alter sind, in dem sie dasselbe unzählige Male hören wollen, und sie werden in der Lage sein, es ihren eigenen Enkeln Wort für Wort zu wiederholen, fast ein ganzes Leben lang. Die Anforderungen der Technologie führen zu gewissen Verzerrungen der Daten, aber die wichtigen Informationen kommen im Allgemeinen durch.

Was wollte eine sächsische Großmutter ihren Enkelkindern sagen, als sie ihnen lebhafte Geschichten über die schrecklichen Ettins erzählte, die in alten Zeiten mächtige Hallen aus Stein errichteten, bevor Thunor sie mit Blitzen erschlug? Ihre Botschaft war ebenso einfach wie wichtig: Es gab Menschen, die vor uns hier lebten, die mächtiger waren als wir heute und die böser waren. Sie waren die Feinde der Götter, und die Götter haben sie vernichtet. Lebt nicht so, wie sie es getan haben.

Es ist weitaus wahrscheinlicher, dass eine ähnliche Botschaft von unseren Nachkommen weitergegeben wird als die, welche sich die populäre Fiktion des letzten Jahrhunderts vorgestellt hat. Nehmen wir für einen Moment an, dass die moderne amerikanische Gesellschaft in den nächsten Jahrhunderten in den Ruin stürzt und damit dem üblichen Weg der Zivilisationen auf ihrem Weg zum Komposthaufen der Geschichte folgt. Nehmen wir an, der Niedergang hat die üblichen Auswirkungen: Die Bevölkerung sinkt auf etwa 5 % des Höchststandes vor dem Zusammenbruch, die meisten Technologie- und Informationsressourcen gehen verloren, Lese- und Schreibfähigkeit wird zu einer seltenen Fähigkeit, und ein langes und bitteres dunkles Zeitalter legt sich über das Land. Die Menschen dieser zukünftigen Zeit werden das Geschichtenerzählen auf dieselbe Art und Weise verwenden, wie es jede andere Analphabeten-Kultur getan hat — nach so vielen Generationen evolutionärer Selektion zu ihren Gunsten ist es jetzt offenbar fest in den menschlichen Gehirnen verankert. Welche Geschichten werden sie über uns erzählen?

Wenn Sie glauben, dass die Geschichten, um die es hier geht, dazu dienen, unser Ego zu stärken, wenn wir sie zufällig hören, dann irren Sie sich. Die Menschen dieses Zeitalters werden schließlich größtenteils (wie dunklen Zeitaltern üblich) von Landbewohnern abstammen, die weit entfernt von den Zentren der Macht und des Wohlstands leben, entweder in der imperialen Nation oder außerhalb ihrer Grenzen — Menschen, die nie die Chance hatten, zu vergessen, wie sie sich aus eigener Kraft ernähren und in schweren Zeiten über die Runden kommen können. Sie werden wenig Grund haben, sich an die guten Seiten des Industriezeitalters in seiner Blütezeit zu erinnern, und viel mehr Grund, sich an die schlechten zu erinnern. Also nein, sie werden sich nicht an uns als Götter erinnern. Sie werden uns als eine böse, mächtige, aber dem Untergang geweihte Rasse von Wesen in Erinnerung behalten, die die Götter beleidigt haben und die für ihre Sünden von einer zukünftigen Entsprechung der Donnerwaffe von Thunor vernichtet wurden.

Stellen Sie sich in diesem Zusammenhang eine alternative Zukunft vor, in der die Georgia Guidestones nicht durch eine Bombe zerstört wurden. Noch ein Jahrtausend später wird die Stätte des Denkmals von Kuhschädeln auf Pfählen umgeben sein, die vor dem schrecklichen spirituellen Übel warnen, das von diesem von den alten Riesen errichteten Ort ausgeht. Sprechen Sie mit dem Stammespriester in der blühenden kleinen Stadt, die dort steht, wo heute Elberton ist, und er wird Ihnen ernsthaft erklären, dass die Alten unheilvolle Worte auf die Seiten der Steine geschrieben haben, Worte, an deren Bedeutung sich niemand mehr erinnert. Schon der Blick auf die Worte birgt die Gefahr, verflucht zu werden; der Versuch, sie zu entziffern… Er schaudert sichtlich.

Tausend Jahre später, wenn ein neues Zeitalter der Vernunft an Kraft gewinnt — das ist schließlich ein gemeinsames Merkmal in der Geschichte jeder Zivilisation —, wird der leidenschaftlich vertretene Aberglaube des Stammespriesters nuancierteren und vernünftigeren Ansichten gewichen sein, aber dieser Wandel wird unseren Ruf nicht unbedingt verbessern. Stellen Sie sich zwei Gelehrte dieser zukünftigen Ära vor, die auf die Guidestones zugehen und sie betrachten. Alt-Englisch ist den Gelehrten dieser Zeit einigermaßen geläufig, und die beiden haben keine Schwierigkeiten, die Inschrift zu lesen. Der eine wendet sich dem anderen zu und sagt: “Das ist nicht gut für sie gelaufen, oder?” Der andere hebt eine Augenbraue und sagt: “Das erinnert mich an eines ihrer Sprichwörter: ‘Tu, was ich sage, nicht, was ich tue.'” Sie lachen beißend, und dann macht sich der eine an die Arbeit, die Ruine zu skizzieren, während der andere ein Stück weit weggeht und über die Landschaft und die Ironie der Geschichte nachdenkt.

Ich denke schon seit geraumer Zeit, dass der Grund, warum unsere Kultur so von Vorstellungen über eine bevorstehende Apokalypse fasziniert ist, darin liegt, dass so viele Menschen in unseren Eliteschichten bei dem Gedanken an Szenen wie die oben skizzierten entsetzt sind. Der chronologische Snobismus, der die Menschen heutzutage dazu verleitet, darauf zu bestehen, dass wir klüger sind als unsere Vorfahren, nur weil wir nach ihnen leben, hat einen Stachel im Hintern: Unsere Nachkommen könnten schließlich dieselbe Haltung uns gegenüber einnehmen. Der Gedanke, dass wir von den kalten Augen der Zukunft nach unseren Taten und nicht nach unseren selbstverliebten Selbstinszenierungen beurteilt werden könnten, ist eine bittere Pille, die wir schlucken müssen – nicht zuletzt, weil die Welt, die die industrielle Zivilisation der Zukunft hinterlässt, ein dampfendes Chaos ist, und wir von denen, die nach uns kommen, entsprechend beurteilt werden. Daher die Faszination der Behauptung, dass alle Menschen sterben werden und wir uns deshalb keine Sorgen machen müssen.

Auch die Georgia Guidestones sollten nicht von den Urteilen der Zukunft ausgenommen werden. Der Text auf den Steinen ist schließlich eine Zusammenfassung eines bestimmten Wertesystems, das von einem beträchtlichen Teil der amerikanischen Intelligenz im zwanzigsten Jahrhundert vertreten wurde. Wie viel genau haben diese Werte dazu beigetragen, uns von unserem selbstzerstörerischen Kurs abzuhalten? Im Übrigen sind wir müde geworden, weil wir wissen, dass eine Rhetorik, die Kerstens zehn postapokalyptischen Geboten nur allzu ähnlich ist, verwendet wurde und wird, um absurde Wohlstandskonzentrationen und brutalen Machtmissbrauch zu verteidigen. Das ist die Art von Rhetorik, die Klaus Schwab und seine Freunde von sich geben, wenn sie darauf bestehen, dass der Rest von uns Ungeziefer essen und im Dunkeln zittern muss, damit sie in gut geheizten Villen Filet Mignon essen und in Privatjets zu verschwenderischen Konferenzen fliegen können.

Damit sind wir wieder bei Schwabs Großer Neuauflage — das heißt, bei seinem Versuch, darauf zu bestehen, dass der Rest von uns ehrfürchtig den neuesten Ausbrüchen zerebraler Flatulenz zuhören muss, die von der aktuellen Iteration der “Besten und Klügsten” kommen. Schwab und seine absurd überbezahlten Kumpane wollen offensichtlich diejenigen sein, die Gebote auf steinernen Tafeln niederschreiben, während wir anderen die Rolle grunzender, primitiver Stammesangehöriger zugewiesen bekommen, die ehrfürchtig auf die von den Göttern geschriebenen Worte blicken. Ich bezweifle offen gesagt, dass sie in der Lage sind, zu erkennen, dass der Respekt, den sie von allen bekommen, die nicht auf Geld aus sind, am besten in imaginären Zahlen gemessen werden kann. Ich glaube nicht, dass es ihnen in ihren dunkelsten Träumen bewusst ist, wie sehr die meisten Menschen sie verachten.

Vor diesem Hintergrund überrascht es mich überhaupt nicht, dass die Guidestones bei so vielen einfachen Amerikanern auf Ablehnung stoßen. Diese zehn Regeln sind genau die Art von vagen Abstraktionen, mit denen eine Welle von inkompetenten Einmischungen in wirtschaftspolitische Angelegenheiten durch Intellektuelle, die keine Ahnung haben, was sie tun, gerechtfertigt wurde. Die “Besten und Klügsten” haben eine ganze Reihe solcher Slogans verwendet, um ihre Politik in Vietnam zu rechtfertigen, und der Club of Rome und das Weltwirtschaftsforum haben ihrerseits eine ähnliche Rhetorik an den Tag gelegt.

Ich denke, dass zu viele Amerikaner den Slogans auf den Georgia Guidestones begegnet sind und aus langer und müder Erfahrung den predigenden Ton und den leeren Inhalt erkannt haben, der normalerweise jede neue Runde von konzern-bürokratischen Versuchen begleitet, ihrem Leben und ihren Gemeinschaften die neuesten intellektuellen Moden aufzudrücken. Sie drückten diese Anerkennung in Sprachen aus, die die Eliten unserer Zeit nicht sprechen wollen — die Sprache der konservativen Religion einerseits und die Sprache der Verschwörungstheorie andererseits —, weil dies die Bosse und ihre Pressesprecher aus dem Gespräch heraushält. Die Tatsache, dass jemand bereit war, angesichts der gesetzlichen Strafen das Risiko einzugehen, die Guidestones in die Luft zu sprengen, ist ein deutliches Warnsignal dafür, dass die anhaltende Verarmung und Verelendung der einfachen Amerikaner durch das derzeitige System möglicherweise stärkere Rückwirkungen hat, als die Nutznießer dieses Systems wahrhaben wollen.

Abgesehen davon waren die Georgia Guidestones eine touristische Attraktion für einen Bezirk, der die Einnahmen braucht, und natürlich sprechen sie auch meine druidische Vorliebe für stehende Steine an. Für den Fall, dass dies jemand aus Elbert County, Georgia, liest, möchte ich vorschlagen, dass der Bezirk ernsthaft in Erwägung ziehen sollte, eine GoFundMe-Kampagne zum Wiederaufbau der Guidestones zu starten. Dieses Mal könnten sie jedoch die Bürger von Elbert County darüber abstimmen lassen, welche Worte sie auf den Granitplatten des neuen Denkmals eingraviert haben möchten.

Und wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, als erste Reaktion auf diesen Vorschlag irgendeine abfällige Bemerkung darüber machen wollen, was auf den Steinen landen wird, wenn das passiert, habe ich zwei Vorschläge für Sie. Die erste ist, dass Sie vielleicht Ihre Privilegien überprüfen und sich fragen sollten, warum es für Ihr Gefühlsleben so wichtig ist, sich den anständigen, hart arbeitenden Menschen in Elbert County überlegen zu fühlen. Zweitens: Wenn Sie den Gedanken nicht ertragen können, dass die Landwirte in Georgien die Möglichkeit haben, Vorschläge für die Zukunft zu machen, sollten Sie und Ihre Freunde vielleicht das Geld aufbringen und selbst eine Reihe von Guidestones aufstellen und darauf eingravieren, was Sie wollen. Schließlich haben Sie das gleiche Recht, sich mit der Zukunft zu befassen, wie die anderen auch: genauso viel und nicht mehr.

Ende der Übersetzung

Links auf meine Übersetzungen  der  Teile dieser Serie von John Michael Greer:
  1.  www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-eins-die-besten-und-die-kluegsten/ Hauptthema hier ist Klaus Schwabs Buch “Covid-19: The Great Reset” (Titel der dt. Ausgabe: Covid-19: Der Große Umbruch)
  2. www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-zwei-die-kalten-augen-der-zukunft/ Hauptthema sind die Georgia Guide Stones und wie man voraussichtlich in späteren Zeiten auf unsere Zivilisation zurück blickt.
  3. www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-drei-unsicher-und-ineffektiv/ Hauptthema sind das Ende von “Eliten” und die Covid-Impfungen.




Der Große Aufguss, Teil eins: Die Besten und die Klügsten

Nachdem John Michael Greer nun die ersten drei Teile seiner Serie  The Great Rehash (= Aufguss, hier im übertragenen Sinne: minderwertige Wiederholung oder Imitation von etwas bekanntem ) in Anspielung auf den “Great Reset” veröffentlicht hat, habe ich hier den ersten Teil übersetzt, in dem Greer auf Klaus Schwab und dessen Buch “Covid-19:  The Great Reset” eingeht.

Titel des Originals: The Great Rehash, Part One: The Best and the Brightest

Link auf das Original: https://www.ecosophia.net/the-great-rehash-part-one-the-best-and-the-brightest/

Beginn der Übersetzung

Der Große Aufguss, Teil eins: Die Besten und die Klügsten

20. Juli 2022 von John Michael Greer

Der Juli scheint eine gute Zeit für Explosionen zu sein, und das nicht nur beim Feuerwerk zum vierten Juli in den USA. In diesem Monat sprengte bereits eine Bombe ein umstrittenes Denkmal im ländlichen Georgia in die Luft, während auf der anderen Seite der Welt in Sri Lanka ein wütender Mob den Präsidentenpalast stürmte und den Präsidenten ins Exil trieb. Diese beiden Ereignisse haben mehr gemeinsam, als der erste Blick vermuten lässt. Ein langweiliges Buch in einem tristen blauen Einband, das auf dem Beistelltisch neben meinem Sofa liegt, wird helfen, die Verbindung zwischen ihnen zu erklären.

Das Buch heißt Covid-19: The Great Reset (Die deutschen Ausgabe hat eine schwarzen Einband und hat den Titel: Covid-19: Der Große Umbruch) von Klaus Schwab und Thierry Malleret. Es wurde 2020 von der Hauspresse von Schwabs Lieblingsorganisation, dem Weltwirtschaftsforum (WEF), veröffentlicht und erhielt das übliche Lob von den üblichen Experten im angeblich seriösen Teil der Konzernmedien. Etwas weniger häufig erregte es auch die Aufmerksamkeit von Verschwörungstheoretikern auf der ganzen Welt, die daraus das gleiche Heu machten, das sie vor zwei Jahrzehnten aus George Bushs unbedachter Bemerkung über eine “neue Weltordnung” machten. Wenn man heutzutage in vielen Kreisen vom “Great Reset” spricht, kann man mit der gleichen Reaktion rechnen, die man erwarten würde, wenn man in der afroamerikanischen Nachbarschaft über den Ku-Klux-Klan spricht.

Es gibt triftige Gründe für diese Reaktion, auch wenn diese nicht zu den Punkten gehören, die ein durchschnittlicher oder gewöhnlicher Verschwörungstheoretiker wahrscheinlich als erstes im Gespräch erwähnen wird. Auch diese Gründe bedürfen einer kleinen Erklärung. Um zu verstehen, warum ein so fades und inkonsequentes Buch wie Covid-19: The Great Reset den Ruf eines modernen Mein Kampf hat, ist es hilfreich, von einem anderen Punkt auszugehen: der einfachen Tatsache, dass das Buch verblüffend unoriginell ist.

Wahrscheinlich muss man in den 1970er Jahren gelebt haben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unbeirrbar Schwab und Malleret in einem ausgetretenen Pfad stapfen. Die Bücher seriöser Denker, die eine Vorlage für den Aufbau einer neuen und besseren Gesellschaft bieten wollten, standen damals in den Regalen, und an den Universitäten waren Kurse zu diesem Thema der letzte Schrei. Ein Beispiel aus meiner Sammlung soll Ihnen einen Eindruck vermitteln: Der Titel lautet Reordering the Planet: Constructing Alternative World Futures  (dt.: Neuordnung des Planeten: Konstruktion einer alternativen Zukunft der Welt) – keine falsche Bescheidenheit! – und die Autoren sind Louis René Beres und Harry R. Targ. Es wurde 1974 von Allyn and Bacon, einem der großen Lehrbuchverlage der damaligen Zeit, veröffentlicht. Eine Universitätsbuchhandlung verkaufte es für 4,95 Dollar, als es neu war (und das war damals eine ordentliche Summe für ein Buch); ich habe es vier Jahrzehnte später in einem Antiquariat für fünfzig Cent bekommen, was darauf schließen lässt, wie gut sich seine Schlussfolgerungen erhalten haben.

Ganze Wälder wurden abgeholzt, um die Regale der Buchhandlungen mit Bänden wie diesem zu füllen. Einer der Hauptverantwortlichen für die Überschwemmung war der berühmte Club of Rome, eine vom italienischen Automobilmagnaten Aurelio Peccei gegründete Organisation von Führungskräften, die alle Probleme der Welt lösen sollte. Die meisten Menschen kennen den Club of Rome heute nur noch wegen seiner ersten bedeutenden Veröffentlichung, Die Grenzen des Wachstums. Dabei handelte es sich um eine fähige Studie, die zeigte, dass industrielles Wachstum auf einem endlichen Planeten nicht unbegrenzt aufrechterhalten werden kann, weil die Kosten des Wachstums schließlich schneller steigen als der Nutzen, so dass das Wachstum schließlich dem Niedergang weichen muss. (Ja, das hat sie gezeigt. Es amüsiert mich immer wieder, dass so wenige der Leute, die über Die Grenzen des Wachstums gekreischt haben oder immer noch kreischen, auch nur die geringste Ahnung davon haben, was darin tatsächlich steht.)

Die mittlere Simulation der “Grenzen des Wachstums”. Sehen Sie irgendwelche plötzlichen apokalyptischen Zusammenbrüche? Nein, ich auch nicht. (Anm. d. Übers.: Eine  etwas unfangreichere, farbige Version dieser Grafik, in die Gail Tverberg ungefähr das Jahr 2019 markiert hat, hatte ich in https://www.freizahn.de/2019/03/ueber-rueckzuege/ verwendet.)

Was die meisten Menschen heutzutage offenbar nicht mehr wissen, ist, dass Die Grenzen des Wachstums das erste einer ganzen Reihe von Büchern war, die vom Club of Rome herausgegeben wurden:  Mankind at the Turning Point (1975), Reshaping the International Order (1976), Goals for Mankind (1977) und so weiter. Es handelte sich dabei nicht um seriöse Studien im Sinne von Die Grenzen des Wachstums – sie hatten nichts Originelles zu sagen und boten dabei weder Modelle noch Beweise an – und die meisten von ihnen ignorierten stillschweigend die harte Logik, die im Mittelpunkt dieser früheren Studie stand. Dennoch wurden sie alle von den üblichen Experten der angeblich seriösen Medien gelobt, und alle verschwanden spurlos. Der Club of Rome ist auch heute noch dabei; auf seiner Website wird derzeit ein neuer Band mit dem Titel Earth for All: A Survival Guide for Humanity (dt.: Erde für alle: Ein Überlebensleitfaden für die Menschheit) angekündigt.

Wenn Sie sich die Zeit nehmen, einen dieser Bände zu lesen, und dann Covid-19: The Great Reset in die Hand nehmen, werden Sie sofort die Identität von Stil und Inhalt erkennen. Die gesamte Literatur über planetarische Predigten, die wir hier erörtern, verwendet dieselben, sehr begrenzten Argumente und liefert dieselben, völlig vorhersehbaren Erklärungen. Sie alle gehen davon aus, dass die Welt aus dem einen oder anderen Grund in großen Schwierigkeiten steckt und die Menschheit an einem Wendepunkt steht. (Diese letzte Metapher ist in der Literatur so allgegenwärtig wie Ameisen bei einem Sommerpicknick; Jahr für Jahr steht der Wendepunkt übrigens mit epischer Unvermeidlichkeit kurz bevor). Wenn nicht bald die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, wird die Welt von einem schrecklichen Schicksal heimgesucht, und die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, besteht darin, einen großen Teil der unverdienten Macht an Ausschüsse von gut ausgebildeten und zertifizierten akademischen Experten zu übertragen, die mit Sicherheit alle unsere Probleme lösen und uns in eine aufregende neue Zukunft führen werden.

Diese Bücher sind so vorhersehbar wie Telefonbücher und wesentlich weniger unterhaltsam zu lesen. Sie sind allesamt im faden, unverdaulichen Prosastil der intellektuellen Berufsklasse verfasst und schlingern in der für diese Klasse üblichen anmutlosen Art durch ihre vorbereiteten Abläufe, als würde ein Nashorn versuchen, Ballett zu tanzen. Obwohl sie vorgeben, eine Vielzahl unterschiedlicher Probleme anzugehen, sind ihre Lösungsvorschläge alle ziemlich gleich: mehr Technologie, mehr Bürokratie, mehr zentralisierte Kontrolle und vor allem mehr Gehälter für mehr Experten. Das wiederum ist der Grund, warum ihre Vorschläge in den Vereinigten Staaten einerseits und im Rest der außereuropäischen Welt andererseits so zuverlässig ignoriert wurden.

Die Menschen in den Vereinigten Staaten ignorieren solche Vorschläge, weil wir dieses Experiment ausprobiert und festgestellt haben, wie schlecht es funktioniert hat. 1961 machte sich die neue Regierung von John F. Kennedy daran, die Außenpolitik der USA zu verbessern, indem sie das Außenministerium mit den “Besten und Klügsten” besetzte, was im damaligen Kontext eine Schar von Intellektuellen bedeutete, die frisch von den Universitäten der Ivy League kamen und die neuesten modischen Ideen auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen vertraten. Diese Experten führten die USA geradewegs in den Sumpf des Vietnamkriegs und belasteten das Militär mit einer Flut widersprüchlicher Forderungen, die einen Sieg unmöglich und einen Rückzug inakzeptabel machten.

Ein Jahrzehnt später wies der Journalist David Halberstam in seinem brillanten Buch The Best and the Brightest  (dt.: Die Besten und die Klügsten) mit feinem Sinn für Ironie darauf hin, dass das amerikanische Debakel in Vietnam nicht trotz, sondern wegen der intellektuellen Exzellenz und der akademischen Referenzen von JFKs “Senkrechtstartern” passierte. So wie ein theoretischer Physiker nicht die richtige Person ist, um Ihre Abflüsse zu reparieren – dafür brauchen Sie einen Klempner -, so ist ein Universitätsabsolvent mit einem Kopf voller Abstraktionen nicht die richtige Person, um sich mit den harten Realitäten der Außenpolitik zu befassen. Wie das Sprichwort sagt, gibt es in der Theorie keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, aber in der Praxis gibt es sehr wohl einen.

Diese Erkenntnis – dass Fachwissen zu seiner eigenen Nemesis wird – war die Einsicht, zu der die meisten gegenkulturellen Denker der 1960er und 1970er Jahre nie ganz gelangten, und ihr Fehlen trug wesentlich dazu bei, dass ihre Bewegung zur Bedeutungslosigkeit verdammt war. Ich denke dabei vor allem an zwei Autoren, die mich in meinen Teenager- und Zwanzigerjahren am stärksten beeinflusst haben: Theodore Roszak und William Irwin Thompson. Beide traten mit zwei Büchern auf den Plan, die die intellektuellen Grundlagen des Zeitalters in Frage stellten – Thompson mit At the Edge of History and Passages About Earth (dt.: Am Rande der Geschichte und Passagen über die Erde), Roszak mit The Making of a Counter Culture  (dt.: Die Entstehung der Gegenkultur)und dem magistralen Where The Wasteland End  (dt.: Wo das Ödland endet)-, und beide scheiterten danach, unfähig, über ihren selbstgewählten Status als die Schlaumeier im Raum hinauszukommen. Beide scheiterten daran, die zentrale Einsicht der griechischen Tragödie in der Praxis anzuwenden, obwohl sie sie in der Theorie begriffen hatten: die Identität von arete und hamartia, der höchsten Vortrefflichkeit und des fatalen Fehlers. Keiner von ihnen konnte sich eine Zukunft vorstellen, in der die industrielle Zivilisation und ihre gegenkulturellen Gegner gemeinsam untergehen würden, nicht trotz, sondern wegen ihrer Stärken.

Der größte Teil der Welt hat diese Einsicht im Laufe der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts auf unterschiedliche Weise gewonnen. In diesen Jahrzehnten strömte ein ständiger Strom von an Universitäten ausgebildeten Experten aus Europa und Amerika in die meisten nicht-industrialisierten Länder der Welt, ausgestattet mit kunstvollen Plänen, die den Lebensstandard anheben und westliche Werte verbreiten sollten. Diejenigen Pläne, die nicht gänzlich scheiterten – und viele von ihnen taten genau das -, entpuppten sich als Profitbringer für multinationale Unternehmen mit Sitz in Europa oder den Vereinigten Staaten, die ihre Gastländer mit himmelhohen Schulden und sehr oft auch mit anderen Kosten belasteten.

Die meisten Regierungen auf der ganzen Welt haben daher früher oder später gelernt, dass es die beste Strategie ist, zu lächeln und zu nicken, wenn ernsthafte junge Wissenschaftler mit Doktortitel aus Harvard oder Oxford kommen, und dann dafür zu sorgen, dass die eigene Regierung alles tut, um Sand ins Getriebe zu streuen, wohl wissend, dass die ernsthaften jungen Wissenschaftler irgendwann aufgeben und nach Hause gehen werden. Da die Wissenschaftler in der Regel von einem Industriestaat unterstützt wurden, zu dem man gute Beziehungen unterhalten musste, war es selten eine praktikable Strategie, sie aus dem Land zu werfen oder ihnen in den Rücken zu schießen und die Schuld für die Tötung auf Wilderer zu schieben, aber die Kosten, wenn man sie gewähren ließ, reichten im Allgemeinen von einer wirtschaftlichen und politischen Krise bis hin zum völligen Zusammenbruch des Landes.

Europa ist die einzige Ecke der Welt, die nicht mit den schlimmsten Aspekten der Nachteile von Expertise konfrontiert wurde. Wahrscheinlich ist dies der Grund dafür, dass Europa nach wie vor das bevorzugte Jagdrevier der aktuellen Generation der “Besten und Klügsten” ist. Der Club of Rome wäre wahrscheinlich schon vor langer Zeit verspottet worden, wenn es sich um den Club of Memphis, Mumbai oder Montevideo gehandelt hätte, und auch das Weltwirtschaftsforum von Klaus Schwab ist sehr darauf bedacht, seinen Sitz sicher in Europa zu halten. Seine jährlichen Partys in Davos ziehen zwar eine beträchtliche amerikanische Klientel an, aber die amerikanischen Reichen haben seit der Kolonialzeit einen peinlichen Minderwertigkeitskomplex gegenüber ihren europäischen Pendants, und sie freuen sich wahrscheinlich einfach darüber, mit den coolen Kids ins Clubhaus gelassen zu werden.

Daher wiederholen europäische Intellektuelle wie Klaus Schwab immer wieder dieselbe düstere Rhetorik und bringen dieselben abgedroschenen Pläne zur Neuordnung des Planeten hervor. Währenddessen tolerieren europäische Politiker das metastatische Wachstum der Europäischen Union, die genau die Art von sich ständig ausbreitendem bürokratischem Wust ist, der niemandem Rechenschaft schuldig ist und der die feuchten Träume von Möchtegern-Weltreformern bevölkert. Es ist nicht verwunderlich, dass die überprivilegierten Klassen hier in den Vereinigten Staaten sehnsüchtig über den Atlantik blicken, in der Hoffnung, dass auch sie eines Tages eine bürokratische Oligarchie errichten können, die demokratische Institutionen ignoriert und per Edikt regiert, so wie es die EU tut – und es ist auch nicht verwunderlich, dass Menschen, die diese Aussicht nicht so attraktiv finden, Klaus Schwab und seinen Great Reset zu einem bequemen Brennpunkt für ihren Zorn gemacht haben.

Zugegeben, Schwab ist ein leichtes Ziel. Er ist Professor mit Abschlüssen in Wirtschaftswissenschaften, technischem Management und öffentlicher Verwaltung und damit ein klassisches Beispiel für einen Intellektuellen, der sich hoffnungslos in einem Labyrinth abstrakter Tagträume verliert. Er ist auch der Gründer und geschäftsführende Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums und der Erfinder und Förderer des “Stakeholder-Kapitalismus”. Was, werden Sie sich fragen, ist “Stakeholder-Kapitalismus”? Es handelt sich um ein System, in dem die Unternehmen gezwungen sind, ihre Aktivitäten an eine Reihe von ideologischen Grundsätzen anzupassen, die von außen auferlegt werden, die nicht in Frage gestellt werden dürfen und die Vorrang vor so geringfügigen Fragen wie der Erzielung eines ausreichenden Gewinns haben, um im Geschäft zu bleiben. (Im Deutschland der 1930er Jahre wurde derselbe Gedanke als Gleichschaltung bezeichnet, wenngleich die betreffende Ideologie etwas anders gelagert war). An diesem Punkt hat Schwabs Spielerei große Überschneidungen mit der ESG-Mode (Environmental, Social and Governance, dt. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), die Unternehmen nach ihrer Konformität mit derselben Ideologie einstuft und versucht, Investitionsgelder in Unternehmen mit einem hohen ESG-Rating zu locken, unabhängig davon, ob sie Gewinne erzielen können.

Die Folgen einer solchen Denkweise sind nicht gut, und hier kommen wir nach Sri Lanka, wo die Regierung gerade Soldaten auf die Straße schickt, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Das sollte eigentlich nicht passieren. Im Jahr 2018 veröffentlichte der sri-lankische Premierminister Ranil Wickremesinghe einen Aufsatz auf der Website des Weltwirtschaftsforums, in dem er ankündigte, dass sein Land bis 2025 reich werden würde. Seine Strategie, um dieses Ziel zu erreichen, bestand darin, eine ganze Reihe von WEF-Diktaten zu befolgen, und er tat dies mit einem solchen Enthusiasmus, dass Sri Lanka ein nahezu perfektes ESG-Rating von 98 erhielt, das sogar das von Schweden übertraf.

Wie sich jedoch herausstellte, gilt der Spruch “get woke, go broke” (“werde ‘woke’, gehe pleite”) nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Länder. Die hochgelobten WEF-Programme haben die Wirtschaft Sri Lankas in den Ruin getrieben, den Agrarsektor des Landes zerstört, eine halbe Million Menschen in extreme Armut gestürzt und einen wütenden Mob durch die Türen des Präsidentenpalastes getrieben. Premierminister Wickremesinghe und Präsident Gotabaya Rajapaksa sind beide zurückgetreten, Rajapaksa ist aus dem Land geflohen. Der überschwängliche Aufsatz des ehemaligen Premierministers Wickremesinghe ist übrigens in den letzten Tagen plötzlich von der WEF-Website verschwunden.

(Dieselben WEF-Programme werden übrigens derzeit in den Niederlanden auf die Landwirtschaft angewandt, und die kanadische Regierung ist dabei, sie ebenfalls einzuführen. Vielleicht können der niederländische Premierminister Mark Rutte und der kanadische Premierminister Justin Trudeau anrufen und Rajapaksa bitten, für sie zu reservieren, wenn das Unvermeidliche geschieht).

Das heißt, es ist keine gute Idee, die Zukunft des eigenen Landes einer Gruppe selbsternannter Experten zu überlassen, die davon überzeugt sind, dass ihre Beherrschung von Abstraktionen sie unfehlbar macht. Ihre eigene Zukunft oder die Ihrer Familie denselben Experten zu überlassen, ist nicht besser. Was auch immer es wert ist, Covid-19: The Great Reset warnt eindringlich vor dieser Tatsache, da es mehrere weitreichende und zuversichtliche Vorhersagen macht, die bereits durch die Ereignisse widerlegt wurden. Schwab und Malleret betonten im Jahr 2020, dass die Inflation im Zuge von Covid-19 kein Problem darstellen würde. (Zugegeben, das taten auch alle anderen Verantwortlichen, was beweist, dass völlige wirtschaftliche Ahnungslosigkeit kein Hindernis für einen hohen Status ist.) Sie bestanden auch darauf, dass die Immobilienpreise fallen würden, sobald Covid aus dem Weg geräumt sei, und dass die Menschen durch die Pandemie so traumatisiert sein würden, dass sie bis in die ferne Zukunft auf Masken, soziale Distanzierung und den Rest des offiziell genehmigten Läusetheaters bestehen würden. Zwei Jahre später ist die Inflation außer Kontrolle, die Wohnkosten steigen in die Höhe, und abgesehen von einer Minderheit von Drama-Süchtigen wollen die meisten Menschen in der industriellen Welt nichts weiter, als Covid hinter sich zu lassen und wieder ein normales Leben zu führen. Das schafft nicht gerade Vertrauen in die anderen Behauptungen, die Schwab und Malleret zu bieten haben.

Die Dinge, die in Covid-19: The Great Reset weggelassen wurden sind in vielerlei Hinsicht noch aufschlussreicher als das, was hineingekommen ist. Schwab und Malleret beklagen beispielsweise, dass die von den Regierungen auferlegten Covid-19-Beschränkungen kleinen Unternehmen schaden, und geben freimütig zu, dass dies ein Problem ist, weil kleine Unternehmen weit mehr Arbeitsplätze schaffen als große Konzerne. Obwohl sie mit ihren Vorschlägen zu anderen Themen verschwenderisch sind, kamen sie irgendwie nicht dazu, Vorschläge zu machen, wie man kleinen Unternehmen helfen kann, mit den Auswirkungen umzugehen. Zwar loben Schwab und Malleret lautstark die Dienstleistungsarbeiter, deren Arbeit die privilegierten Klassen in ihren gemütlichen Heimarbeitsplätzen hält, aber das ist fast die einzige Aufmerksamkeit, die die arbeitenden Klassen in diesem Buch erhalten. Dass die arbeitenden Klassen eigene Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen haben könnten, die sich von denen unterscheiden, die von ihren soi-disant (= angeblich) Bessergestellten für sie gewählt werden – das dringt nie, aber auch gar nicht, durch den Erbsensuppennebel der Abstraktion.

Der Höhepunkt dieser Art von gewollter Blindheit gegenüber dem Offensichtlichen findet sich in dem Buch in der Erörterung der Depression als einer modernen Epidemie. Schwab und Malleret sind schnell bei der Hand, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass den Hunderten von Millionen depressiver Menschen in der Welt nach Covid psychosoziale Dienste zur Verfügung stehen – eine Einstellung, die sie zweifellos bei ihren Freunden und Mitaktionären in der Pharmaindustrie beliebt machen wird. In der Diskussion des Buches fehlt natürlich jegliches Gefühl dafür, dass die Epidemie der Depression eine tiefere Ursache haben könnte als vorübergehende, durch die Pandemie verursachte Unwägbarkeiten, geschweige denn, dass die Ursache vernünftig angegangen werden könnte.

Jeder, der einmal aus den sauerstoffarmen sozialen Blasen, in denen die Privilegierten ihre Zeit verbringen, herausgetreten ist, weiß, dass es in der Tat einen Grund gibt, warum so viele Menschen heutzutage so deprimiert sind. Wenn die Regierungspolitik, die von Intellektuellen wie Schwab und Malleret enthusiastisch unterstützt wird, ganze Bevölkerungsgruppen in Armut und Elend treibt, indem sie Arbeitsplätze abschafft und ins Ausland verlagert, Löhne und Sozialleistungen senkt und kleine Unternehmen durch bürokratische Überregulierung verdrängt, dann wird es sehr viele deprimierte Menschen geben – und das aus gutem Grund. Darauf zu bestehen, dass sie alle auf Antidepressiva gesetzt werden sollten, damit sie keine ehrliche Reaktion auf das empfinden, was ihnen angetan wurde, steht auf einer Stufe mit dem Verteilen von Pflastern an Menschen, die eine Amputation erlitten haben.

Wie die amerikanischen Soldaten in Vietnam wird also von den meisten Menschen in der heutigen Welt erwartet, dass sie sich durch einen Alptraum aus Elend und erzwungenem Scheitern quälen. Diese Erwartungen wurden ihnen auferlegt, weil so genannte Experten mit zu vielen Universitätsabschlüssen und zu wenig Kontakt zur realen Welt darauf bestanden, wie Robby Mook in Hillary Clintons zum Scheitern verurteilter Präsidentschaftskampagne, dass die offiziell anerkannten Modelle die gelebten Erfahrungen derjenigen widerlegten, die die Folgen tatsächlich aus nächster Nähe zu sehen bekommen. Das ging für Mook und seinen Arbeitgeber nicht gut aus; es geht für Wickremesinghe und Rajapaksa nicht gut aus; und alles in allem könnte es auch für Klaus Schwab nicht gut ausgehen, dessen Großer Aufguss einfach die gleichen, wiederholt gescheiterten Programme unter einem neuen Etikett auftischt. (Anm. d. Übersetzers: Deshalb wollte ich “rehash” zeitweise statt mit “Aufguss” auch mit “Abklatsch” oder mit “Neuauflage” übersetzen.)    

Das wiederum bringt uns zu den Georgia Guidestones – aber diese Diskussion wird auf einen späteren Beitrag warten müssen.

Ende der Übersetzung.

Links auf meine Übersetzungen  der  Teile dieser Serie von John Michael Greer:
  1.  www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-eins-die-besten-und-die-kluegsten/ Hauptthema hier ist Klaus Schwabs Buch “Covid-19: The Great Reset” (Titel der dt. Ausgabe: Covid-19: Der Große Umbruch)
  2. www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-zwei-die-kalten-augen-der-zukunft/ Hauptthema sind die Georgia Guide Stones und wie man voraussichtlich in späteren Zeiten auf unsere Zivilisation zurück blickt.
  3. www.freizahn.de/2022/08/der-grosse-aufguss-teil-drei-unsicher-und-ineffektiv/ Hauptthema sind das Ende von “Eliten” und die Covid-Impfungen.
Anmerkungen

Ich habe nun eine eigene Kategorie zu John Michael Greer angelegt:  www.freizahn.de/category/john-michael-geer/ .

Das Buch Covid-19: Der große Umbruch habe ich mir seiner Zeit gekauft und ich habe es etwas quer gelesen. Meines Erachtens werden von Klaus Schwab und damit wohl auch vom WEF ganz wesentliche Grundlagen und Probleme nicht beachtet.




Covid-Orkanwarnung Teil 3

Für den dritten Teil der dringenden Warnung vor dem nach Dr. Geert Vanden Bossche bereits in den Sommermonaten zu erwartenden Covid-Tsunami habe ich seine wissenschaftliche Ausarbeitung in der überarbeiteten Version vom 9. Mai 2022 und  das Interview von Maria Zeee mit Dr. Vanden Bossche, vom 19. Mai 2022 übersetzt.

Die ersten beiden Teile dieser Serie

  • Covid-Orkanwarnung enthält vor allem die Übersetzung des Interviews von Pierre Kiekens von Covexit.com mit Dr. Peter McCullough und Dr. Geert Vanden Bossche vom 16. März 2022
  • Covid-Orkanwarnung Teil 2 enthält das Interview von Dr. Philip McMillan von Vejon Health, vom 25. März 2022 mit Dr. Geert Vanden Bossche.

Dr. Vanden Bossches wissenschaftliche Artikel

Nachtrag 18.8.2022: Die Überschrift dieses Abschnitts habe ich in die Mehrzahl verändert (wissenschaftliche statt wissenschaftlicher) und ich Liste hier nun die Übersetzungen auf statt nur die Übersetzung des ersten Artikels der folgenden Liste zu erwähnen und zu velrinken.

  1. Link auf meine Übersetzung von Dr. Vanden Bossches wissenschaftliche in Original 46-seitigen Ausarbeitung über die wissenschaftlich-biologischen Hintergründe der bisherigen Entwicklung der Coronapandemie und der Folge der Coronaimpfungen zu erwartenden Folgen: https://www.freizahn.de/wp-content/uploads/2022/06/GVB-WissArtzurPandemieEvolution-DeutscheUebersetzungStand2022-06-05.pdf
  2. Link auf meine Übersetzung von Dr. Vanden Bossches am 11. Juli 2022 veröffentlichten, im Original 17-seitigen Artikel Epidemiologic ramifications and global health consequences of the C- 19 mass vaccination experiment, (dt. Epidemiologische Auswirkungen und globale gesundheitliche Folgen
    des C-19-Massenimpfexperiments ):  www.freizahn.de/wp-content/uploads/2022/08/GVB-EpidemiologischeUndGlobaleGesundheitlicheFolgenDesC19Massenimpfexperiments-V3.pdf

An dieser Stelle möchte ich auch auf den am 17.8.2022 auf trilesitenews.com veröffentlichten Artikel Novel bivalent C-19 vaccines: What does common immunological sense predict in regard to their impact on the C-19 pandemic? von Dr. Vanden Bossche hinweisen. Danach werden die neuen, vermeintlich besser an die neueren Varianten angepassten Impfstoffe die sich anbahnende Katastrophe nur noch verschlimmern.

Interview von Maria Zeee mit Dr. Vanden Bossche vom 18. Mai 2022

Links auf das englischsprachige Original:

Beginn der Übersetzung:

MariaZeee: [00:00:09] Heute Abend ist Dr. Geert Vanden Bossche live bei uns. Ich habe ihn wieder hier bei Zeee Media, weil er uns beim letzten Mal davor gewarnt hat, dass während einer Pandemie zu impfen, Mutationen verursacht und zu einem ständigen Zyklus von Varianten führt. Genau das scheint weltweit der Fall zu sein. Dr. [00:00:30] Vanden Bossche, vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind.

DrVandenBossche: [00:00:33] Ja, danke für die Einladung.

MariaZeee: [00:00:35] Sie hatten also recht. Das ist genau das, was wir sehen. Und während die meisten Leute auf die Mainstream-Medien schauen und sagen, dass das alles nur ein Hype ist, dachten wir Ihrer Meinung nach, dass Omikron die ganze Sache verlangsamen könnte und wir eine Chance hätten, eine Herdenimmunität zu erreichen. Aber das ist nicht der Fall, weil wir den Menschen so viele Impfstoffe gespritzt haben, nehme ich an.

DrVandenBossche: [00:00:59] Ja. Nun, lassen Sie mich zunächst eine Aussage korrigieren, denn das ist eine sehr heikle und sensible Aussage. Sagen Sie niemals, Maria, dass die Massenimpfkampagnen die Mutationen verursacht haben, denn das untergräbt die Glaubwürdigkeit dessen, was Leute wie ich und andere in Bezug auf die [00:01:30] Botschaft zu vermitteln versuchen.

Was also wirklich passiert, habe ich schon mehrfach erklärt.  Ich erkläre es hier noch einmal ganz kurz. Bei jedem Virus, das sich repliziert, kommt es zu Mutationen. Dieses Phänomen ist also nicht auf die Massenimpfung zurückzuführen. Durch die Massenimpfung wird sichergestellt, dass [00:02:00] das Virus eine Wahl zwischen all diesen Mutationen trifft, denn das Virus wird sich für die Mutationen und Varianten entscheiden, die in der Lage sind, den Immundruck zu überwinden, den wir durch die Massenimpfung auf das Virus ausüben.

Wenn wir die Menschen massiv mit einem Impfstoff impfen, der die Infektion und die Übertragung nicht verhindern kann, [00:02:30] kann das Virus sozusagen in seine Garage zurückkehren und sagen: Gut, ich werde mir eine der Mutanten aussuchen, die ich ohnehin produziere, und sehen, welche resistenter gegen den Immundruck ist, den die Bevölkerung auf mich, auf meinen Lebenszyklus ausübt. Und es wird diejenige Variante auswählen, die diesen enormen Immundruck [00:03:00], der von der Population ausgeübt wird, bis zu einem gewissen Grad überwinden kann. Sie erlangt also automatisch das, was wir in der Evolutionsbiologie einen Wettbewerbsvorteil, einen Fitnessvorteil nennen.

Diese Variante wird sich in dieser Umgebung besser vermehren können als die bisherigen Varianten. So kann man feststellen, dass einige dieser infektiöseren Varianten in der Bevölkerung dominant werden. Sie beginnen zu dominieren und verdrängen [00:03:30] die früheren Varianten, die mit diesem Immundruck nun sehr zu kämpfen haben. Und das liegt an der Massenimpfung, nicht an den Mutationen, nämlich an der Tatsache, dass einige dieser infektiöseren Mutationen, Varianten, sich durchsetzen und die bisherigen ersetzen.

MariaZeee: [00:03:50] Danke, dass Sie das klargestellt haben, Dr. Vanden Bossche, wir wissen das zu schätzen. Was geschah also mit Omikron? Wir dachten zunächst, dass wir eine Herdenimmunität erreichen könnten, weil Omikron mild war. Nach den Berichten des Mainstreams und der sogenannten Experten sehen wir nun aber eine potenziell höhere Übertragbarkeit. Könnten Sie für die Zuhörer aufschlüsseln [00:04:00] was genau hier passiert ist?

DrVandenBossche: [00:04:15] Was passiert, ist sehr eindeutig nicht die Entstehung einer Herdenimmunität. Lassen Sie es mich einfach erklären, denn diese Dinge sind komplex, daher ist es nicht so einfach, sie [00:04:30] aufzuschlüsseln. Aber jeder wird verstehen, dass diese Impfstoffe ursprünglich zum Schutz vor Krankheiten gedacht waren.

Wir wussten von Anfang an, dass sie nicht vor Infektionen schützen können, aber sie schützen vor Krankheiten. Bedenken Sie, dass dies auch der Endpunkt der klinischen Studien war. Diese Impfstoffe sollten also vor Krankheiten schützen, indem sie so genannte neutralisierende [00:05:00] Antikörper erzeugen. Diese neutralisierenden Antikörper schützen also sozusagen vor Krankheiten. Faktisch haben nun Stämme oder Varianten wie zum Beispiel Omikron den Effekt dieser neutralisierenden Antikörper überwunden.

Das bedeutet mit anderen Worten in [00:05:30] Laiensprache, dass das Virus jetzt gegen diese neutralisierenden Antikörper resistent geworden ist. Daraus haben wir gelernt, dass das Virus, wenn wir durch die Impfstoffe Antikörper erzeugen, die vor Krankheiten, aber nicht vor Infektionen schützen, sich weiter vermehren und Mutanten selektieren kann, Varianten, die in der Lage sind, [00:06:00] den Immundruck zu überwinden, den wir auf das Virus ausüben. Wir üben Druck aus, aber wir können das Virus nicht vernichten. Das Virus vermehrt sich weiter und kann zwischen Varianten wählen, die resistenter sind. Dies hat schließlich zur dominanten Ausbreitung einer Virusvariante geführt, einer Familie, sollte ich sagen, denn inzwischen gibt es mehrere verschiedene Omikron-Varianten und Untervarianten, die diesen Druck überwinden können.

Das bedeutet also [00:06:30], dass das Virus immer infektiöser geworden ist. Sobald es gegen die neutralisierenden Antikörper resistent wird, übernehmen die nichtneutralisierenden Antikörper. Lassen Sie mich das erklären. Die Impfstoffe induzieren also Antikörper gegen das Spike-Protein, und das Spike-Protein ist für die Infektiosität verantwortlich. Wir erzeugen also tatsächlich neutralisierende [00:07:00] Antikörper, die versuchen, die Infektiosität des Virus zu verringern. Das Virus überwindet dies durch die dominante Vermehrung von Varianten und irgendwann können die Antikörper, die bisher für die Neutralisierung des Virus verantwortlich waren, das Virus nicht mehr neutralisieren. Gleichzeitig erzeugen diese Impfstoffe aber auch andere Antikörper, die keine neutralisierenden Fähigkeiten haben. Wir nennen diese [00:07:30] nichtneutralisierende Antikörper.

Normalerweise, wenn die Impfstoffe Antikörper erzeugen, die eine starke neutralisierende Kapazität haben, können sich die nichtneutralisierenden Antikörper nicht an das Spike-Protein binden. Aber wenn die Antikörper, die das Virus zuvor neutralisiert haben, nicht mehr funktionieren, weil das Virus gegen diese neutralisierenden Antikörper resistent geworden ist und sie sich nicht mehr an das Spike-Protein binden können, dann [00:08:00] können sich im gleichen Moment die nichtneutralisierenden Antikörper binden. Es ist wichtig, das zu verstehen. Warum ich das sage? Ich sage das, um auf Ihre Frage zu antworten, denn die Wirkung der nichtneutralisierenden Antikörper ist die folgende. Zunächst einmal – das ist wichtig – erhöhen diese nichtneutralisierenden Antikörper durch ihre Bindung an das Virus die Infektiosität des Virus und das ist es, was gerade [00:08:30] passiert.

Omikron war bereits sehr infektiös, sozusagen die Resistenz gegen die neutralisierenden Antikörper, aber jetzt sehen wir Untervarianten von Omikron, die sogar noch ansteckender sind. Das bedeutet, dass diese neuen Varianten innerhalb der Omikron-Familie zur Produktion von nichtneutralisierenden Antikörper führen, die sich noch stärker an das Spike-Protein binden. [00:09:00] Und indem die Stärke der Bindung an das Spike-Protein zunimmt, erhöhen diese nichtneutralisierenden Antikörper die Infektiosität des Virus bei Menschen, die hauptsächlich auf solchen nichtneutralisierenden Antikörpern sitzen.

Das sind natürlich in erster Linie die Geimpften, weil deren Antikörper das Virus nicht mehr neutralisieren. Das ist auch der Grund [00:09:30], warum wir jetzt sehen, dass Geimpfte anfälliger für die Infektion sind, weil sie viele nichtneutralisierende Antikörper haben, die sich an das Virus binden. Durch diese Bindung wird das Virus bei diesen Menschen infektiöser und sie werden dadurch anfälliger für Infektionen. Und deshalb sehen wir jetzt, dass es innerhalb der Omikron-Familie Varianten gibt, die [00:10:00] noch infektiöser sind als die ursprüngliche Omikron-Variante. Sie werden sehen – das schönste Beispiel ist, glaube ich, Südafrika, wo man Wellen mit kurzen Intervallen gesehen hat, und wo man in einer Art Sequenz Varianten gesehen hat – BA4, BA5 – die [00:10:30] infektiöser als das ursprüngliche Omikron sind. Deshalb sehen wir, dass in hochgeimpften Populationen die Ansteckungsrate, die Infektiosität, immer noch ziemlich hoch ist, denn bedenken Sie, und das ist der zweite Punkt, den ich erklären werde, die überwiegende Mehrheit dieser Infektionen verläuft immer noch relativ mild, asymptomatisch oder leicht bis mittelschwer. Viele dieser Infektionen mit Omikron werden [00:11:00] jetzt einfach nicht mehr gemeldet, weil die Leute sie zu Hause auskurieren oder sie kaum Symptome haben usw.. Wir haben es also mit einer immensen Untererfassung zu tun.

Bevor ich zur zweiten wichtigen Sache komme, die die Leute verstehen müssen, möchte ich noch einmal wiederholen, dass das Virus, Omikron, gegen die neutralisierenden Antikörper resistent geworden ist, die zuvor, zumindest bis zu einem gewissen Grad, gegen Delta, Gamma, usw. funktionierten. Nicht zu 100%. Die Wirkung ließ nach, aber sie war [00:11:30] immer noch vorhanden. Nun ist die neutralisierende Kapazität der Seren von geimpften Personen so weit herabgesetzt, dass nun die nichtneutralisierenden Antikörper die Führung übernehmen und an die Spikes binden. Was ich damit sagen will, ist, dass diese Bindung das Virus nicht neutralisieren kann. Aber was dies bewirkt, ist, dass der Eintritt der Viruspartikel in die empfänglichen Zellen gefördert wird.

Das bedeutet faktisch, dass [00:12:00] die Ansteckungsfähigkeit des Virus gesteigert wird. Aus diesem Grund sind die Geimpften anfälliger für Infektionen. Einige der Geimpften infizieren sich, und einige Wochen später werden sie wieder infiziert. Ich weiß von Menschen, die vollständig geimpft waren, die fünf, sechs Infektionen mit leichten bis mittelschweren Symptomen innerhalb der letzten zwei, drei Monate hatten. 

MariaZeee: [00:12:25] Ich möchte Sie genau zu diesem Punkt befragen, denn es gibt Experten [00:12:30], die über ein impfstoffinduziertes Autoimmunschwächesyndrom gesprochen haben, nämlich dass das Immunsystem der Betroffenen geschwächt ist, und sie sagen, dass die Schwächung des Immunsystems als Ganzes die Ursache für die ständigen Reinfektionen ist. Wollen Sie damit sagen, dass das nicht der Fall ist?

DrVandenBossche: [00:12:48] Ich werde darauf zurückkommen, Maria. Ich habe mir eine Notiz gemacht, damit ich es nicht vergesse. Aber lassen Sie mich zuerst erklären, warum die Mehrzahl dieser Infektionen trotzdem [00:13:00] noch ziemlich mild oder moderat ist. Das ist wichtig, denn die Gesundheitsbehörden versuchen den Menschen weiszumachen, dass diese hohe Ansteckungsgefahr eine Herdenimmunität erzeugt. Und ich werde Ihnen sagen, dass das nicht der Fall ist. Ich werde darauf noch zu sprechen kommen, und zweitens, dass dies in der Tat fantastisch ist, weil es dies tut, ohne die Rate der Krankenhausaufenthalte und die Sterblichkeitsrate zu erhöhen. [00:13:30]

Wie kann man das also erklären? Nun, die Erklärung ist, dass genau die nichtneutralisierenden Antikörper, über die ich gesprochen habe, und die die Ansteckungsfähigkeit des Virus in den oberen Atemwegen erhöhen, auch für die Verringerung der Schwere der Krankheit in den entfernten Organen verantwortlich sind. Das sind [00:14:00] Organe, die nicht auf der Ebene der oberen Atemwege lokalisiert sind, sondern irgendwo anders in Ihrem Körper, zum Beispiel in den unteren Atemwegen. Es kann sich aber auch um die Leber oder andere Organe handeln. In diesen entfernten Organen, wie der Lunge und den unteren Atemwegen, dämpfen dieselben nichtneutralisierenden Antikörper, die die Infektiosität in den oberen Atemwegen erhöhen, die Symptome [00:14:30] und den Schweregrad der Erkrankung. Deshalb sehen wir, dass trotz der erhöhten Infektiosität, insbesondere bei den Geimpften, die Symptome immer noch ziemlich mild oder moderat sind.

Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass dies einfach auf die nichtneutralisierenden Antikörper zurückzuführen ist, die [00:15:00] in diesen weit entfernten Organen die Infektion der empfänglichen Zellen verhindern. Was ich damit sagen will, ist, dass dies mit dem Druck auf das Immunsystem zu tun hat. Diese nichtneutralisierenden Antikörper verhindern nun also eine schwere Erkrankung, ohne eine Infektion verhindern zu können, denn die Infektion wird einfach weitergehen.

Mit anderen Worten: In der ersten Phase der Pandemie hatten wir [00:15:30] Antikörper, die bis zu einem gewissen Grad vor der Krankheit schützten, aber die Infektion nicht verhindern konnten, so dass sich das Virus weiter vermehren konnte. Das Virus hat es also geschafft, dem zu widerstehen und den Druck des Immunsystems auf die Infektiosität zu überwinden. Aus diesem Grund haben wir eine dominante Ausbreitung von immer infektiöseren Varianten [00:16:00] gesehen. Zum jetzigen Zeitpunkt, mit Omikron, sind wir in einer Situation, in der wir feststellen, dass diese Impfstoffe immer noch vor schweren Krankheiten schützen. Nicht mehr gegen Krankheiten, sondern gegen schwere Krankheiten, und zwar nicht durch neutralisierende Antikörper, sondern durch nichtneutralisierende Antikörper.

Da diese nichtneutralisierenden Antikörper das Virus jedoch nicht daran hindern können, [00:16:30] sich zu vermehren und zu verbreiten, wird das Virus auch diesen Immundruck überwinden. Dieser Immundruck wird nicht mehr auf die Infektiosität ausgeübt, wie es ursprünglich durch die neutralisierenden Antikörper der Fall war. Diesmal  wirkt der Immundruck auf den Schweregrad der Krankheit, wir nennen das auf die Virulenz der Krankheit. Er wird von den [00:17:00] nichtneutralisierenden Antikörpern ausgeübt.

Man kann nur dann Druck ausüben, wenn sich sehr viele Menschen in einer solchen Situation befinden und einen Immundruck ausüben. Zum Beispiel, wenn man eine Massenimpfung durchführt, bedeutet dass, das  am Anfang sehr viele Menschen neutralisierende Antikörper haben werden. Diese Häufigkeit des Vorkommens einer ähnlichen Wirkung in der Bevölkerung ist es, was Druck auf das Virus ausübt.

Wenn man so weitermacht wie bisher, werden, weil das Virus gegen neutralisierende [00:17:30] Antikörper resistent geworden ist sehr viele Geimpfte auf nichtneutralisierenden Antikörpern sitzen, und deshalb einen Immundruck auf die virale Virulenz ausüben. Die nichtneutralisierenden Antikörper hindern das Virus daran, schwere Krankheiten und systemische Erkrankungen bei Geimpften zu verursachen. Das ist ebenfalls wichtig.

MariaZeee: [00:17:54] Was passiert dann mit den Menschen, die eine Injektion bekommen haben, im weiteren Verlauf?

DrVandenBossche: [00:17:58] Nun, was passiert dann? [00:18:00] Was passiert in diesem Augenblick? Maria, ich meine, das ist keine Raketenwissenschaft. Man weiß, dass Omikron im Umlauf ist, und es ist, wie ich schon sagte, sehr ansteckend, besonders für Geimpfte. Also Omikron boostert die Leute ständig. Die Menschen haben Angst davor, sich mit einem neuen Impfstoff, einem Omikron-Impfstoff usw., impfen zu lassen… Ich meine, das ist natürlich kein Geheimnis, dass sie jetzt schon [00:18:30] durch das zirkulierende Omikron eine zweite Massenimpfung bekommen.

Omikron ist in seiner Wirkung noch stärker als die Impfstoffe, die als Omikron-Impfstoffe vorbereitet werden. Warum werden diese Menschen geboostert? Es ist wichtig zu wissen, dass die nichtneutralisierenden Antikörper, über die ich gesprochen habe, gegen einen Teil des Spike-Proteins gerichtet sind, den wir als sehr konserviert bezeichnen. Er ist bei allen Varianten gleich, er wird von allen geteilt. Der Teil des Spikes, gegen den die nichtneutralisierenden Antikörper gerichtet sind, ist also im Wuhan-Stamm, der in den ursprünglichen Impfstoffen enthalten war derselbe wie in [00:19:30] in Gamma, Delta und Omikron.

Das bedeutet also, dass man nach der Injektion des Spike-Proteins des Wuhan-Stamms nun auch nichtneutralisierenden Antikörper hat, die sich auch bei allen anderen Varianten an das Spikeprotein binden und die dabei bei allen dieselbe konservierte Domäne erkennen, zum Beispiel also auch bei Omikron. Mit anderen Worten, wenn man Omikron ausgesetzt ist, [00:20:00] wird man die Antikörper verstärken, die gegen diesen sehr gut konservierten Teil des Spike-Proteins gerichtet sind, weil diese Antikörper bereits durch das Spike-Protein des Wuhan-Stammes, der im ursprünglichen Impfstoff enthalten war, hervorgerufen wurden.

Mit anderen Worten, wenn jetzt geimpfte Menschen auf Omikron treffen, dann werden sie ständig geboostert, weil, z.B. in unseren Ländern hier in Europa, alle Infektionsschutzmaßnahmen gelockert wurden, usw. Die Menschen haben viel Kontakt. Das Virus ist hochgradig infektiös, so dass die Menschen ständig geboostet werden. Dabei sind es im Wesentlichen die nichtneutralisierenden Antikörper, die geboostert werden, weil diese wiederum gegen eine Domäne gerichtet sind, die bei allen Varianten konserviert ist. Diese nichtneutralisierenden Antikörper wurden also bereits durch den ursprünglichen Wuhan-Stamm hervorgerufen. Nur haben sie sich am Anfang nicht an das Spike [00:21:00] Protein gebunden, weil das Virus noch nicht resistent gegen die neutralisierenden Antikörper war. Die neutralisierenden Antikörper hatten also sozusagen noch das Sagen und banden, so dass die nichtneutralisierenden Antikörper keinen Halt finden konnten. Diese Situation hat sich geändert.

Jetzt können die nichtneutralisierenden Antikörper binden. Sie wurden ursprünglich bereits vom Wuhanstamm initiiert. Omikron boostert diese also nur (regt zu erneuten Produktion dieser Antiköper an). Diese Menschen sitzen also ständig auf sehr hohen [00:21:30] Titern nichtneutralisierender Antikörper, die, um Ihre Frage zu beantworten, jene Antikörper sind, die jetzt dafür verantwortlich sind, dass ein enormer Immundruck auf die Virulenz des Virus ausgeübt wird, ohne dass sie in der Lage sind, das Virus daran zu hindern, sich zu vermehren und zu verbreiten.

Das ist eine sehr gefährliche Situation, denn die Lage ist natürlich sehr instabil. Warum? Weil wir [00:22:00] dem Virus die Möglichkeit lassen, sich weiter zu vermehren, und es daher in der Lage sein wird, wie schon zu Beginn, Mutanten und Varianten zu wählen, die in der Lage sind, den Druck zu überwinden, den eine Population, die geimpfte Population, jetzt auf die Virulenz des Virus ausübt. Und wenn das passiert, haben wir natürlich ein Virus, das nicht nur hoch infektiös ist, [00:22:30] sondern auch hoch virulent. Und das ist natürlich sehr, sehr problematisch.

 [00:22:30] Immunschwäche durch Impfung

Um nun auf Ihre Frage nach einer Immundepression oder Immunschwäche zu antworten: Wie bereits gesagt, werden diese nichtneutralisierenden Antikörper die angeborenen Antikörper bei der Bindung an das Spike verdrängen. Und sie werden dies im gleichen Ausmaß tun, wie es ursprünglich die neutralisierenden Antikörper getan haben, bevor es eine Resistenz des Virus gegen die neutralisierenden Antikörper gab [00:23:00]. Die angeborenen oder von Geburt an vorhandenen Antikörper sind vor allem bei Kleinkindern sehr reichlich vorhanden und sehr funktionell. Aus diesem Grund erkranken beispielsweise sehr kleine Kinder unter sechs Monaten nur äußerst selten an der Krankheit (Covid-19). Und einige von ihnen können sehr leicht [00:23:30] erkranken. Die Mutter wird es bemerken, anderen wird es nicht einmal auffallen. So sind sie durch ihre angeborenen Antikörper geschützt, was sehr, sehr gut ist. Aber wenn sie heranwachsen, müssen diese angeborenen Antikörper trainiert werden.

Das Training erfolgt durch den Kontakt mit allen möglichen Viren, die ziemlich harmlos sind, usw.. Das ist der Grund, warum z. B. Erwachsene und Jugendliche eine ausgebildete Immunität haben [00:24:00] und auch sehr gut gegen das Virus geschützt sind, sofern sie bei guter Gesundheit sind. Wenn man nicht bei guter Gesundheit ist, kann man zwar gut trainiert sein, aber man wird nicht in der Lage sein, die Vorteile seiner Ausbildung zu nutzen. Was ich damit sagen will, ist, dass man durch die Impfung dieser Menschen spezifische Antikörper hat, Anfangs neutralisierede, jetzt [00:24:30] die nichtneutralisierenden, die sich stark an das Spike binden, die stark an das Virus binden, und die die angeborenen Antikörper, die mit geringerer Affinität und geringerer Stärke an das Virus binden, daran hindern, sich zu binden.

Auf diese Weise entzieht man diesen Personen tatsächlich den Schutz. Warum? Weil sich die angeborenen Antikörper nicht mehr binden können. Und wie ich schon sagte, schützen sie bei den sehr, [00:25:00] sehr jungen Kinder vor allen möglichen Varianten. Bei älteren Menschen, nicht bei den sehr alten, nicht bei den Alten, aber bei älteren Altersgruppen wie Jugendlichen und Erwachsenen, werden sie ebenfalls schützen, weil sie durch die regelmäßige Exposition gegenüber allen Arten von äußeren Einflüssen, einschließlich Viren, trainiert wurden. Das wird also nicht mehr passieren, weil die spezifischen Antikörper sie [00:25:30] verdrängen werden. Die spezifischen Antikörper können das Virus aber nicht mehr mehr neutralisieren. Sie sind damit ziemlich nutzlos und verstärken nun sogar die Infektiosität des Virus.

Was wir also zuallererst sehen werden, daran besteht kein Zweifel, ist, dass wenn wir jetzt anfangen, auch unsere Kinder zu impfen, wir feststellen werden, dass wir sie zuallererst anfälliger für das Corona-Virus machen, für [00:26:00] SARS-CoV-2, aber nicht nur für SARS-CoV-2, weil wir die angeborenen Antikörper verdrängen. Da wir wissen, dass angeborene Antikörper vor allen Varianten schützen, schützen sie auch vor anderen Viren, die ähnliche Zuckermuster auf der Oberfläche haben, denn das ist es, was angeborene Antikörper tun. Sie erkennen nicht spezifisch das Spike-Protein, wie es die Impfantikörper tun, sondern sie erkennen die Zuckermuster [00:26:30] auf dem Virus. Und diese Muster sind bei mehreren verschiedenen Viren zu finden, nicht nur bei allen Varianten von SARS-CoV-2, sondern bei allen Coronaviren und sogar bei Influenzaviren und möglicherweise anderen Atemwegsviren.

Wenn wir also diese angeborenen Antikörper verdrängen, werden wir bei diesen Menschen, bei diesen Kindern, eine erhöhte Infektionsanfälligkeit feststellen, nicht nur [00:27:00] gegen SARS-CoV-2 und alle Varianten, sondern auch gegen andere Coronaviren und sogar Influenzaviren. Ich gehe also davon aus, dass wir, wenn wir mit diesen blutigen Massenimpfkampagnen weitermachen und jetzt auch Kinder usw. einbeziehen, parallel dazu auch eine erhöhte Anfälligkeit für eine Reihe anderer Infektionskrankheiten feststellen werden.

 MariaZeee: [00:27:26] Ich möchte Sie hier unterbrechen, Dr. Vanden Bossche, weil unsere leitenden [00:27:30] Gesundheitsbeamten in ganz Australien sagen, dass wir uns auf das vorbereiten müssen, was sie als Flurona bezeichnen, eine Kombination aus Grippe und Coronavirus. Und sie sagen, dass es hier und da noch viel schlimmer werden wird. Sie geben aber nicht zu, dass dies auf das zurückzuführen ist, was Sie sagen. Es gibt kein Eingeständnis, dass sie der Bevölkerung etwas angetan haben. Ich habe gerade gesehen, dass die FDA Auffrischungsimpfungen für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren genehmigt hat. Wir machen einfach weiter [00:28:00] mit dieser Massenimpfung, die genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie bewirken soll.

DrVandenBossche: [00:28:07] Ja, absolut. Und der Grund ist sehr einfach. Das liegt daran, dass diese Leute entweder nicht verstehen oder sich weigern zu verstehen, was wir die evolutionäre Fähigkeit des Virus nennen, auf den Immundruck zu reagieren, der durch die [00:28:30] massenhaft geimpfte Bevölkerung ausgeübt wird. Ein Immundruck, der nicht in der Lage ist, die Übertragungskette zu unterbrechen. Man überlässt es also dem Virus, in seine Garage zu gehen und zu schauen, ob es ein anderes Motorrad hat, das viel besser an diese raue Umgebung mit dem Immundruck, den die Bevölkerung ausübt, angepasst ist.

In der ersten Phase der Pandemie wurde dieser Druck auf die Infektiosität des Virus ausgeübt. [00:29:00] Es wurden also Mutanten ausgewählt, die diesen Druck auf die Infektiosität leicht überwinden konnten, indem sie infektiöser wurden. Der Druck, den wir jetzt ausüben, bezieht sich nicht mehr auf die Infektiosität, die bereits hoch ist, sondern auf die Virulenz des Virus, die durch mit Hilfe der nichtneutralisierenden Antikörper niedrig gehalten wird. Aber das Virus kann sich immer noch vermehren. Das bedeutet, dass es immer noch in seine Garage gehen kann, um zu sehen, ob es ein anderes Motorrad gibt, das [00:29:30] nicht nur infektiöser, sondern auch virulenter ist, um den Druck zu überwinden, der jetzt auf diese zweite Eigenschaft des Virus ausgeübt wird, nämlich die Virulenz des Virus.

[00:29:44] Herdenimmunität ist wegen zu hoher Impfquote unerreichbar geworden

MariaZeee: [00:29:44] Ich möchte Sie fragen, Dr. Vanden Bossche. Entschuldigung, bevor wir weitermachen. Das letzte Mal, als wir miteinander sprachen, sagten wir, dass wir die Möglichkeit einer natürlichen Herdenimmunität durch natürliche Immunität und all diese Dinge hatten. Ist diese Möglichkeit nun aufgrund der Menge der geimpften Menschen vollständig verschwunden?

DrVandenBossche: [00:30:00] Das [00:30:00] ist vorbei. Und das ist etwas, wo so viele Menschen falsch gelegen haben. Und ich muss sagen, für eine kurze Zeit dachte ich auch, das Omikron ein Chance zur Erreichung einer Herdenimunität bieten könnte. Es kann sein, dass unser Interview genau in dieser Zeit stattgefdunden hat. Aber denken Sie daran, Maria, man kann nur eine Herdenimmunität erreichen wenn man die Übertragung des Virus in der Bevölkerung und damit die Infektionsrate drastisch reduziert. [00:30:30] Zugleich ist es sehr grundlegendes Lehrbuchwissen und eine Faustregel, dass man eine Pandemie nur in den Griff bekommen kann, indem man eine Herdenimmunität aufbaut. Was ich damit sagen will, ist, dass die derzeitigen Massenimpfkampagnen genau das Gegenteil bewirken, weil sie die Selektion und Ausbreitung von immer mehr infektiösen Varianten vorantreiben, was die Infektionsrate in der Bevölkerung natürlich erhöht.[00:31:30]. Das ist genau das Gegenteil von dem, was von einer Herdenimmunität zu erwarten wäre.

Die Herdenimmunität sollte die Übertragungsrate in der Bevölkerung drastisch reduzieren. Das ist der einzige Weg, die Pandemie zu beenden. Außerdem ist dies die einzige Möglichkeit, die vulnerablen Gruppen zu schützen. Die vulnerablen Gruppen in unserer Bevölkerung, Menschen mit unterdrücktem Immunsystem, Menschen mit gealtertem Immunsystem, Menschen mit Komorbiditäten, [00:32:00] usw., sind geschützt wenn die Übertragungsrate sehr, sehr niedrig wird, denn dann wird die Wahrscheinlichkeit, dass diese Menschen mit einer Viruslast infiziert werden, die ausreichen würde, um sie wirklich krank zu machen, sehr, sehr gering. Das ist es, was die Herdenimmunität bewirkt. Indem man die Übertragungsrate drastisch reduziert, schützt man automatisch und indirekt die vulnerablen Menschen, die [00:32:30] nicht geimpft wurden, die aufgrund von Grunderkrankungen eine sehr schlechte Immunität haben, weil sie immunsupprimiert sind und Medikamente nehmen oder was auch immer. Und das ist nicht der Fall. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Omikron breitet sich aus. Führt das zu einer Herdenimmunität? Ganz und gar nicht. Es bewirkt genau das Gegenteil. Und sehen Sie, es gibt das ursprüngliche Omikron und BA1. Jetzt gibt es BA4, BA5, usw.. Sie zeichnen sich durch ein ansteckenderes [00:33:00] Verhalten aus. Ein infektiöseres Verhalten, das auf die Interaktion dieses Virus mit den infektionsverstärkenden Antikörpern zurückzuführen ist. Denken Sie an die nichtneutralisierenden Antikörper. Das treibt jetzt die Ansteckungsfähigkeit dieser Varianten voran, und das ist natürlich alles andere als eine Herdenimmunität. Wir sind also weit von einer Herdenimmunität entfernt. Wir sind weit, weit davon entfernt, [00:33:30] die Pandemiephase zu beenden. Ich verstehe das nicht. Ich verstehe nicht, dass jemand wie Fauci es wagt, in den USA zu sagen, Leute, wir stehen kurz vor dem Ende der Pandemiephase, wir gehen jetzt in die endemische Phase über.

Eine endemische Phase ist dann gegeben, wenn man eine Herdenimmunität erreicht und das Virus unter Kontrolle hat. Das Virus kann sich wegen [00:34:00] der Herdenimmunität nicht mehr so stark ausbreiten. Das ist sterilisierende Immunität, das heißt, das Virus wird eliminiert. Und das ist auf die natürliche Immunität zurückzuführen. Menschen, die ein natürliches Immunsystem haben, eine angeborene Immunität. Dies ist in älteren Altersgruppen nicht normal, da sie, wie ich schon sagte das Virus eliminiert, obwohl das Virus immer noch die angeborene Immunität durchbrechen kann. Ich will damit nicht sagen, dass jemand, der nicht geimpft ist, nicht leicht oder mittelschwer erkranken kann, aber wenn das passiert, wird diese [00:34:30] Person Antikörper entwickeln. Der Unterschied besteht also darin, dass diese Antikörper nun sehr gut zu der Variante passen, mit der sich diese Person infiziert hat, und daher viel besser geschützt sind als durch Impfantikörper, die gegen den Wuhan-Stamm gerichtet waren. Zum Beispiel ….

[00:34:50] Warum die Pandemie noch NICHT vorbei ist

 MariaZeee: [00:34:50] Ich habe ich habe eine Frage an dieser Stelle. Es gibt – wir haben erst kürzlich mit Dr. Robert Malone gesprochen – 17.000 Ärzte in Amerika [00:35:00] und diese kamen zu diesem Gipfel zusammen und sagten, nun, eigentlich weiß ich nicht ob sie alle aus den Vereinigten Staaten kamen. Verzeihen Sie mir das. Aber sie kamen zusammen und sagten, die Pandemie ist vorbei. Diese Krankheit ist beherrschbar. Wir können das schaffen. Mit einer frühzeitigen Behandlung sind wir in der Lage, dies zu bewältigen. Sie haben selbst gesagt, dass es sich um eine sehr milde Form handelt. Es ist etwas, das die meisten Leute zu Hause behandeln können. Müssen wir uns wirklich Sorgen machen? Kann sich nicht einfach jeder selbst zu Hause behandeln und wir wären [00:35:30] schon fertig damit?

DrVandenBossche: [00:35:32] Maria, die Antwort darauf ist ganz einfach. Warum müssen sich die Menschen Sorgen machen? Weil die Situation, mit der wir jetzt konfrontiert sind, nicht stabil ist. Es handelt sich nicht um ein stabiles Gleichgewicht. Ich gebe Ihnen also ein Beispiel. Zum Beispiel, eine natürliche Pandemie. Wir sprechen hier nicht von Impfungen. Eine natürliche Pandemie wie zum Beispiel die Spanische Grippe im Jahr 1918. Es gab [00:36:00] eine Reihe von Wellen, drei Wellen, und innerhalb von etwa einem Jahr, anderthalb Jahren, war die Herdenimmunität stark genug, um das Virus zu kontrollieren. Und dann hat man eine Art Gleichgewicht. Wenn die Wellen auftauchen ist kein Gleichgewicht da, es ist eine sehr instabile Situation. Aber dann gibt es eine starke Herdenimmunität in der Bevölkerung und man hat ein Gleichgewicht, in dem [00:36:30] das Virus unter Kontrolle ist. Es kann sich immer noch durch asymptomatische Menschen ein wenig ausbreiten. Aber da alle anderen Menschen immun sind, haben einige Menschen, sobald es auftaucht, eine trainierte angeborene Immunität. Sie werden es sofort unter Kontrolle haben und nicht einmal Symptome entwickeln. Andere Menschen haben Antikörper, weil sie die Krankheit schon einmal hatten und starke Antikörper entwickelt haben, die gegen diese Varianten gerichtet sind und die Krankheit kontrollieren.

Von Zeit zu Zeit kommt es also vor, dass die Immunität [00:37:00] in einem Teil der Bevölkerung ein wenig schwächer wird. Das Virus wird auftauchen. Das ist das, was man im schlimmsten Fall bekommen kann, eine kleine, kleine Epidemie, nicht eine Pandemie. Wie bei der Grippe, aber dann ist es sofort wieder unter Kontrolle. Das ist im Gleichgewicht. In der Situation, mit der wir jetzt konfrontiert sind, mit einer hohen Infektionsrate, kann das Virus die ganze Zeit in seine Garage gehen und sich etwas aussuchen, das besser geeignet ist, um zu überleben und [00:37:30] dem Immundruck, den wir ausüben, zu widerstehen. Das ist keine stabile Situation. Wir haben eine hohe Infektionsrate und den Druck auf die Virulenz. Wir hätten am Anfang die Lektion lernen sollen, denn am Anfang wussten wir, dass wir einen Impfstoff hatten, der [nur] gegen die Krankheit gerichtet war. Wir mussten auf die harte Tour lernen, dass das, was wir getan haben [00:38:00], einfach einen enormen Immundruck auf die Infektiosität des Virus ausübte. Und das Ergebnis war, dass jetzt eine hochinfektiöse Variante im Umlauf ist. Das Gleiche passiert jetzt gerade [mit der Virulenz]. Das sollten wir wissen.

MariaZeee: [00:38:15] Die Experten sollten das wissen, sie sollten wissen, was sie getan haben, und sie sollten das nicht weiter fördern.

DrVandenBossche: [00:38:23] Aber ich muss sagen, ich bin natürlich ein bisschen ein Außenseiter in dieser Sache, weil ich gewarnt habe, ich bin objektiv [00:38:30] und folge der Wissenschaft. Ich sage Ihnen, mit meinen Kenntnissen in Immunologie, Impfstoffkunde, Immunologie und Evolutionsbiologie habe ich die Leute gewarnt, und ich habe schon vor Monaten mehrere Beiträge geschrieben, die auf meiner Website zu finden sind. Leute, um Himmels willen, diese Pandemie ist noch nicht vorbei. Hört auf, es den Leuten zu erzählen es sei vorbei. Nicht die Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens, sondern auch die Interessenvertreter (Stakeholder) dieser Massenimpfkampagnen, [00:39:00] aber auch die Leute, die gegen die Impfung sind, die gegen die Kinder die Massenimpfung der Kinder sind, usw., und die jetzt fordern, dass wir unsere Freiheit zurückbekommen, usw., wofür ich natürlich auch eintrete. Aber sie können nicht sagen, dass die Pandemie vorbei ist, weil wir im Moment mit einer instabilen Situation konfrontiert sind, in der die Menschen selbstgefällig werden könnten, weil sie sagen, na ja, es ist relativ mild, es ist relativ moderat, wir können das [00:39:30] bewältigen. Ja, wir können das schaffen. Aber man muss wissen, dass sich diese Situation weiterentwickeln wird, weil kein stabiles Gleichgewicht erreicht wird. Ein stabiles Gleichgewicht kann nur erreicht werden, wenn man eine Herdenimmunität erreicht, die das Virus unter Kontrolle halten und verhindern kann, dass es mit einer hohen Rate übertragen wird, und daher verhindern kann, dass es in seine Garage geht und ein anderes Motorrad auswählt, [00:40:00] mit dem es den ganzen Immundruck, den wir ausüben überwinden kann. [Zu glauben, dass die Pandemie vorbei ist] ist natürlich, leider, ein großes Missverständnis.

[00:40:08] WHO-Pandemievertrag

 MariaZeee: [00:40:08] Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt, nämlich dem Pandemievertrag der WHO, Dr. Vanden Bossche. Das ist sehr alarmierend. Die ganze Welt spricht jetzt darüber. Zum Glück haben wir viel Lärm darum gemacht. Sie wollen die Weltgesundheitsorganisation, die die ganze Zeit über schlechte Arbeit geleistet hat, in die globale Gesundheitsverwaltung einbeziehen. Natürlich wollen sie [00:40:30] diese globale Steuerung des Gesundheitswesens einführen. Und ein Teil ihrer Lösung ist die Massenimpfung. Sie wollen die Sache noch weiter vorantreiben. Hier in Australien stehen in wenigen Tagen Wahlen an, bei denen die beiden großen Parteien sagen, dass sie alle dafür sind, sie wollen diese Massenimpfungen. Als ich Ihnen die Daten aus Australien schickte, sagten Sie, dass die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle immer noch recht niedrig sei. Ich erwarte, dass sich das ändern wird. Meine Sorge ist also, dass die WHO, die ganze Welt, ihre Hand [00:41:00] für diesen Vertrag, für diese weitere Massenimpfung heben wird, die uns nur in diesem ewigen Kreislauf dessen, worüber Sie sprechen, halten wird.

DrVandenBossche: [00:41:09] Ja. Nun, Maria, das wird kein ewiger Kreislauf sein. Bedenken Sie zwei Dinge. Natürlich, ist da der Vertrag der WHO, ich mache mir nicht zu viele Gedanken darüber, weil es eine Sache gibt, die die Leute vergessen. Wir reden die ganze Zeit [00:41:30] über Freiheit. Wir reden die ganze Zeit über Zwang, über inakzeptable, erschreckende Praktiken und über eine Art von Unterdrückung und Nötigung von Menschen. Aber letzten Endes ist dies nicht etwas, das von Menschenhand geformt wird. Es ist nicht wie ein Krieg, in dem Menschen das Sagen haben. Das ist [00:42:00] nicht wie eine neue Art von politischem System, wie Totalitarismus. Das ist alles von Menschenhand geformt. Die Menschen vergessen, dass es nur einen Organismus gibt, der für das Ganze verantwortlich ist, nämlich das Virus. Und wir haben dieses Virus wie die Hölle gejagt, und es ist dem Druck, den wir durch diese [00:42:30] Impfstoffe, durch diese dummen Massenimpfungen wie die Hölle auf es ausüben entkommen. Und das tut es auch jetzt. Bedenken Sie, dass es das sogar mit einem beschleunigten Tempo tut. Erinnern Sie sich, wir hatten uns gerade erst mit Delta vertraut gemacht, und Omikron tauchte bereits einige Wochen später auf. Und jetzt haben, was noch nie vorgekommen ist, innerhalb der Omikron-Familie bereits Untervarianten, die mehr und mehr [00:43:00] infektiös sind, BA.4, BA.5 …

MariaZeee: [00:43:02] New York City hat sich gerade in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

DrVandenBossche: [00:43:05] Ja, es entwickelt sich sogar exponentiell, und deshalb sage ich, dass diese Sache explodieren wird. Es wird kein immerwährender Zyklus sein. Die Leute sagen: Ja, und dann kommen sie nicht nur mit jährlichen Impfungen, sondern sogar mit zweimal im Jahr und dann vielleicht jeden dritten Monat und dann vielleicht in Kombination mit Grippe usw.. [00:43:30] Sie ignorieren völlig, willentlich oder nicht, ich weiß es nicht, die extreme Kraft der evolutionären Fähigkeit des Virus, all dem zu widerstehen und es komplett zu durchbrechen. Und genau davor habe ich gewarnt. Und leider ist es so, dass wir in diesen hochgeimpften Ländern keine massive antivirale Prophylaxe [00:44:00] durchführen. Das ist auf Bevölkerungsebene genau das Gleiche wie eine frühzeitige Behandlung auf individueller Ebene. Auf individueller Ebene sollte man so schnell wie möglich antivirale Mittel anwenden, wenn Menschen, besonders gefährdete Menschen, infiziert werden und erste Symptome der Krankheit bekommen. Auf Bevölkerungsebene müssen Sie dies in hoch geimpften Ländern tun, um die Infektionsrate [00:44:30] drastisch zu senken, weil die hohe Infektionsrate die nicht neutralisierenden Antikörper in den Menschen kontinuierlich erhöht und damit den Infektionsdruck, den diese nicht-neutralisierenden Antikörper jetzt auf die Virulenz ausüben, kontinuierlich erhöht. Der Infektionsdruck ist also unmittelbar mit dem Immundruck verbunden, und es gibt kein Gleichgewicht.

MariaZeee: [00:44:59] Ich muss etwas einwerfen, [00:45:00] Dr. Vanden Bossche, über den Vertrag, denn ich bin wirklich sehr besorgt darüber. Und der Grund, warum ich das sage, ist, dass Biden und alle anderen führenden Politiker der Welt gerade ihren eigenen COVID 19-Gipfel hatten. Sie sind zusammengekommen und haben ihre Absichten klar zum Ausdruck gebracht. Und sie sagten, dass sie alle diesem Vertrag beitreten wollen. Die Weltgesundheitsversammlung findet vom 22. bis 28. Mai statt, und jeder einzelne von ihnen sagte: Impfen, impfen, impfen. Sie sind alle auf diesen [00:45:30] Impfstoff-Zug aufgesprungen. Für mich sieht es so aus, als hätten sie keinen Plan, der Bevölkerung antivirale Mittel zur Verfügung zu stellen. Sie haben keinen Plan, um eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen. In der Tat haben sie es weltweit unterdrückt. Ihr einziger Gedanke, ihr einziger Gedankengang ist es, zu impfen. Und wir hören zu. Wir sind im Begriff, uns dieser globalen Gesundheitsregierung anzuschließen, die uns auf den falschen Weg führt.

DrVandenBossche: [00:45:58] Ja. Nun, was [00:46:00] ich damit sagen will, ist, dass sie in der Praxis nicht in der Lage sein werden, das umzusetzen, weil die Dinge so schnell und so dramatisch explodieren werden, dass uns nichts anderes übrig bleibt ….., und ich bin kein Untergangsprediger. Wissen Sie, ich habe eine 45-seitige wissenschaftliche Abhandlung darüber geschrieben, wie sich das Virus entwickelt und wie es selbst auf molekularer Ebene [00:46:30] den Druck, den wir ausüben, überwinden kann und wie es in der Lage sein wird, nicht nur hochinfektiös, sondern auch hochvirulent und sogar resistent gegen alle Arten von Impfstoffen zu sein. Die dumme Menschheit versucht also, die Natur zu beherrschen, obwohl sie weiß, dass es im Moment kein stabiles Gleichgewicht gibt. Dennoch sagen sie, wir werden [00:47:00] dieses Gleichgewicht durchsetzen. Wir werden dafür sorgen, dass wir dies kontrollieren können. Alles, was sie mit der Unterzeichnung dieses Abkommens, mit der Fortsetzung der Massenimpfungen usw. tun werden, ist, den Druck auf das Virus zu erhöhen. Aber ich sage, dieser Druck ist schon so enorm, so unglaublich hoch. Ich habe in diesem Artikel, den ich Ende März, Anfang April geschrieben habe und den ich gerade aktualisiert habe, prognostiziert, dass es in den nächsten zwei Monaten [00:47:30] zu einer Explosion in einem dieser hochgeimpften Länder kommen wird. Und dann wird es sehr, sehr schnell gehen.

Natürlich ist das, was Sie sagen, äußerst besorgniserregend. Aber was ich sage, ist, dass es eine andere Sache gibt, die noch besorgniserregender ist und die jetzt in einem viel, viel höheren Tempo voranschreitet, in einem viel höheren Tempo als all diese Diskussionen und all diese Verhandlungen und all diese Vorbereitungen [00:48:00] für diesen WHO-Vertrag, usw., usw. Ich meine, das ist dramatisch. Ich meine, ich habe nicht umsonst gewarnt. Ich meine, ich mag das nicht. Ich hasse das. Ich stehe überhaupt nicht auf Sensationen. Ich mag es nicht, in die Medien zu kommen, usw.. Aber nicht umsonst habe ich schon ganz am Anfang dieser Massenimpfkampagnen davor gewarnt, dass, wenn wir wirklich [00:48:30] alle Altersgruppen impfen würden, wir unweigerlich mit einer Katastrophe enden, in dem Sinne, dass das Virus sich dann anpasst, um den Immundruck zu überwinden, der von den Geimpften ausgeübt wird. Die Ungeimpften werden nicht darunter leiden. Ich meine, ich diskriminiere nicht. Mein Herz schlägt für all die Menschen, die stark geimpft wurden, weil ihre nicht neutralisierenden Antikörper die ganz Zeit ansteigen [00:49:00]. Sie üben diesen Druck auf das Virus aus. Das Virus wird sich auf eine Weise anpassen, die es ihm erlaubt, diesen Druck zu überwinden. Aber diesen Druck gibt es nur bei den Geimpften. Bei den Nichtgeimpften gibt es ihn nicht.

MariaZeee: [00:49:14] Wir befinden uns also wirklich in einer Pandemie der Geimpften, wenn man es so nennen kann.

DrVandenBossche: [00:49:20] Nun ja, aber ich möchte nicht stigmatisieren. Was ich damit sagen will, ist, dass wir allen helfen müssen. Deshalb setze ich mich für diese [00:49:30] allgemeinen antiviralen Kampagnen ein. Natürlich wird es diese nicht geben, da der politische Wille dazu fehlt. Aber ich sage nicht, dass die Nichtgeimpften glücklich sein werden, und dass ich selbst nicht geimpft und dass es mir daher egal egal ist. Nein, es ist mir alles andere als egal. Was auch immer wir tun, Maria, wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass, was auch immer wir über die Geimpften [00:50:00] und die Nichtgeimpften sagen, eines sicher ist, nämlich dass der Immunstatus der Geimpften sich von dem der Nichtgeimpften sehr, sehr stark unterscheidet, und genau das wird sich das Virus zunutze machen. Und deshalb wird das Szenario leider sehr unterschiedlich sein. Das Ergebnis ist bei den Geimpften ganz anders als bei [00:50:30] den Nichtgeimpften, das sehen wir schon ein bisschen.

Was auch immer die Leute über Krankenhausaufenthalte erzählen, es wären immer die Nichtgeimpften usw. Wir sehen das schon ein bisschen, aber es wird sich dramatisch ändern, und ich kann Ihnen sagen, dass es nur einen Parameter gibt, den Sie sich ansehen müssen, und deshalb habe ich Sie vor diesem Interview gefragt, wie die Situation in Australien ist. Es gibt nur einen Parameter, auf den Sie achten müssen, und das ist die Zahl der Krankenhausaufenthalte, die plötzlich in einem dieser hochgeimpften Länder, insbesondere in Ländern, die sehr aggressiv geimpft haben, durch die Decke gehen wird [00:51:00]. Wenn das passiert, wird unser Gesundheitssystem zusammenbrechen und dann herrscht natürlich Chaos. Wenn sie wollen, können sie dann weiter an ihrem WHO-Vertrag arbeiten. Aber das wird nicht passieren, glauben Sie mir. Ich meine das sehr, sehr ernst. Es ist natürlich dramatisch, [00:51:30], aber man kann nicht mit einem Gleichgewicht spielen, das sich über Millionen von Jahren durch die Evolution entwickelt hat. Ich schreibe gerade eine Arbeit über die Herdenimmunität, wie ausgeklügelt sie ist, wie sie von der Natur über Millionen von Jahren so fein abgestimmt worden ist. Und plötzlich werfen wir mit dieser Massenimpfung eine Bombe darauf. Der Mensch versucht das ganze Sache neu zu gestalten. Nun, jetzt wird das Virus [00:52:00] auf eine Art und Weise zurückschlagen, die sehr, sehr ernst und sehr substanziell sein wird.

[00:52:07] Die Zwickmühle der Mächtigen und das Fitness-Tal

MariaZeee: [00:52:07] Ich würde behaupten, dass sie [die Regierenden, die WHO und “die Wissenschaft”] das vielleicht wissen, Dr. Vanden Bossche.

DrVandenBossche: [00:52:11] Natürlich. Ja, natürlich.

MariaZeee: [00:52:12] Und das ist genau der Grund, warum sie dieses Abkommen vorantreiben, damit sie, wenn das passiert, eine noch größere Kontrolle ausüben und ihre Pharmazeutika durchsetzen können.

DrVandenBossche: [00:52:24] Natürlich, sie warnen bereits vor einer hohen [00:52:30] Erkrankungs- und sogar Sterblichkeitswelle. Zuerst hieß es, zumindest in Europa, ja, wahrscheinlich im Herbst. Jetzt sagen sie schon im Sommer. Und weil sie es sich nicht leisten können, ihr Gesicht zu verlieren, gibt es für sie keine Möglichkeit, einen Schritt zurück zu machen. Wenn einer von ihnen es auch nur wagt, einen Schritt zurückzutreten, wird man ihn auf der Straße lynchen. Sie können nicht mehr zurück. Sie haben es zu weit getrieben. [00:53:00] Sie ziehen es also vor, sich wie die Mafia zu verhalten, wo sie es vorziehen eher alle gemeinsam zu sterben, als dass jemand zugeben würde, einen Fehler gemacht zu haben und versuchen würde, es zu erklären. Es gibt also keinen Weg zurück für sie. Aber sie wissen natürlich, dass es eine riesige Welle geben wird, und um trotzdem ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren, sagen sie, man müssen weiter impfen, weil die Impfungen [00:53:30] verhindern, dass die Leute ins Krankenhaus kommen, und dass man so das Gesundheitssystem schützt. Sie wagen nicht anzuerkennen, dass die Situation völlig instabil ist. [Was wir im Bezug auf die Pandemie derzeit erleben] nennt man in der Evolutionsbiologie das Fitness-Tal. Sobald das Virus eine Mutante selektiert hat, die in der Lage ist, diesen ganzen Immundruck zu überwinden, braucht es [00:54:00] Zeit, um in der Population dominant zu werden. Es braucht Zeit, um fitter zu werden. Es braucht Zeit, um dieses Tal der Fitness zu durchqueren.

Was wir gerade erleben, ist die Ruhe vor dem Sturm. Ich meine, sie lesen sicherlich, was ich schreibe. Aber wenn ich lese, was Evolutions-Epidemiologen schreiben, und wenn man die Art von Daten sieht, die sie sammeln, dann ist es [00:54:30] sehr, sehr klar, dass sich das Virus jetzt zu dieser Art von Mutationen entwickelt. Es ist nur noch nicht offensichtlich. Die Politiker, die nichts von Biologie verstehen und nicht weiter als bis zu ihrer Nase schauen, sagen also: Ja, wo ist das Problem, Leute, lasst euch impfen, und lasst eure Kinder impfen, denn das rettet Leben. Es verhindert schwere Krankheiten, verhindert Krankenhausaufenthalte. Sie ignorieren [00:55:00], dass sich das Virus weiterentwickelt und nicht aufhören wird. Im Gegenteil, die Geschwindigkeit der Evolution wird sich noch dramatisch erhöhen. Sie haben gesehen, wie sich das Virus innerhalb der Omikron-Familie sehr, sehr schnell von Delta zu Omikron entwickelt hat, und jetzt hat die WHO sogar beschlossen, dass diese Untervarianten von Omikron ebenfalls als bedenkliche Varianten eingestuft werden. Es geht also [00:55:30] sehr, sehr, sehr, sehr schnell.

[00:55:31] Wie kann man sich persönlich schützen?

MariaZeee: [00:55:31] Was können die Menschen tun um sich selbst zu schützen? Wir sagen also, dass es den Ungeimpften angesichts der durch die Impfungen geschaffenen immunologischen Umweltbedingenen sehr viel besser gehen wird. Aber was können die Geimpften tun? Können sie ihr Immunsystem stärken? Können sie aufhören, sich impfen zu lassen?

DrVandenBossche: [00:55:51] Ja, selbstverständlich. Ich spreche gar nicht mehr darüber. Ich habe schon vor eineinhalb Jahren gesagt, dass die Impfungen [00:56:00] gestoppt werden müssen. Das Schlüsselwort, das magische Wort, für diese Leute ist lautet antivirale Mittel. Das ist das Einzige, was sie tun können, ist antivirale Mittel einzusetzen und damit eine frühzeitige Behandlung durch zuführen. Wenn Sie Leute wie Robert Malone, wie Peter McCullough hören, und auch Dr. Chetty, der ebenfalls fabelhafte Arbeit auf diesem Gebiet geleistet hat, ist das erste worüber sich alle einig sind und dem auch alle Virologen zustimmen würden, [00:56:30] dass man in der ersten Phase, bevor diese Entzündungskaskaden und dieser Zytokinsturm einsetzen, vor allem älteren Menschen, um Himmels willen, einen Zugang zu einer frühen Behandlung ermöglicht. Und diese frühe Behandlung besteht in erster Linie aus dem Einsatz antiviraler Mittel. Was ich damit sagen will, ist, dass wir das nicht nur auf individueller Ebene tun können, um [00:57:00] zu verhindern, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Im Interesse der öffentlichen Gesundheit müssen wir dies auch auf der Ebene der Bevölkerung tun. Statt dieser dummen Massenimpfkampagnen bräuchten wir also eine antivirale Massen-Chemoprophylaxe-Kampagne in hochgeimpften Ländern, um die Infektionsrate in der Bevölkerung drastisch zu senken, denn das ist es, was [00:57:30] die Herdenimmunität natürlicherweise und normalerweise tut. Und wir haben keine Herdenimmunität. Im Gegenteil, wir erhöhen die Infektionsrate und die Übertragungsrate in der Bevölkerung.

[Anm. d. Übersetzers: Das bei richtiger Anwendung mit weitem Abstand erstaunlichste und beste Mittel für eine sichere und wirksame antivirale Chemoprophylaxe ist meinen Recherchen zur Folge Chlordioxidlösung, die inzwischen auch sehr gut klinisch erprobt ist. Man findet dazu eine ganze Reihe Artikel auf freizahn.de. Einer guter Start ist https://www.freizahn.de/2021/09/chlordioxidupdates/ wo unter anderem alle meine Artikel zu diesem Thema aufgelistet sind und wo ich auch von Zeit zur Zeit Nachträge, wie jetzt den Hinweis auf die Paradigam-Konferenz hinzufüge. ]

MariaZeee: [00:57:41] Richtig. Wir brauchen also massenhaft antivirale Mittel. Und ich denke, Sie und viele, viele Experten auf der ganzen Welt fordern dies. Das tun Sie schon seit einiger Zeit. Wir brauchen ein frühzeitiges Eingreifen. Wir müssen die Menschen behandeln. Lassen Sie den Beginn der Infektion abwarten. Und wirklich, ich meine, noch einmal, ich muss fragen, ist es [00:58:00] so schlimm, wenn sich jeder einfach diese Omikron oder was auch immer Variante BA.4 oder 5 einfängt, es spielt keine Rolle. Es ist so mild. Aber Sie sagen, dass wir durch diese Massenimpfungen und deren Auswirkung auf die Immunsysteme die Möglichkeit zur Erlangung der Herdenimmunität verpasst haben. Die einzige Möglichkeit um dieses Problem zu beheben und doch noch eine Herdenimmunität zu erreichen, sind antivirale Mittel.

DrVandenBossche: [00:58:21]Nun, in der Tat, Maria, um es sehr einfach zu halten. Wenn man dies [00:58:30] tun würde, also die antiviralen Mittel massiv einsetzen würde, dann würde man mehr oder weniger zu einer Situation zurückkehren, die wir ganz am Anfang der Pandemie hatten, wo der Wuhan-Stamm im Vergleich zu Omikron eine sehr niedrige Infektionsrate hatte. Das ist es also, was solche massiven antiviralen Kampagnen bewirken könnten, nämlich die Rückkehr zu einer Situation, wie wir sie zu Beginn [00:59:00] der Pandemie hatten.

Wenn wir die Möglichkeit hätten, an den Anfang der Pandemie zurückzugehen, würden wir wahrscheinlich ganz anders handeln, und zwar in dem Sinne, dass wir in der Lage wären, die Pandemie unter Kontrolle zu halten, indem wir junge und gesunde Menschen einfach in Ruhe lassen und sie, warum auch nicht, die Krankheit bekommen, wenn nötig, leicht oder mittelschwer? Es gibt immer genetische Ausnahmen, aber in der Regel werden [00:59:30] gesunde junge Menschen, werden, solange, sie keine Komorbiditäten haben, keine prädisponierenden Faktoren wie Fettleibigkeit usw. aufweisen, Sport treiben usw. im schlimmsten Fall leicht bis mittelschwer erkranken. Aber es ist kein Problem ein paar Tage im Bett zu bleiben. Es ist die Angst, die die Menschen umbringt, weil sie denken: Oh, ich werde infiziert, ich bekomme Symptome, ich werde sterben. [01:00:00] Nein, es ist wie eine Grippe. Gesunde Menschen, junge, gesunde Menschen, sogar ältere Menschen bei guter Gesundheit und ohne prädisponierende Bedingungen, werden im schlimmsten leicht bis mittelschwer erkranken. Wenn man sie in Ruhe lässt, können sie sehr schnell eine Herdenimmunität aufbauen.

Und dann muss man natürlich die gefährdeten Menschen in den Altenheimen usw. schützen. Aber wenn die Herdenimmunität erst einmal da ist, [01:00:30] dank all der anderen Menschen, die mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, …. Ich sage nicht, dass es hohe Personendichten (overcrowding), überfüllte Räume und große Menschenmengen in geschlossenen Räumen, die nicht belüftet sind, usw. haben sollte, das wäre übertrieben, denn dann würde man einen hohen Infektionsdruck erzeugen, aber normale Kontakte, wenn man die Menschen in Ruhe lässt, werden eine Herdenimmunität erzeugen. Das wird Zeit brauchen. Es könnte sechs Monate dauern, vielleicht neun Monate. Aber wenn diese Herdenimmunität [01:01:00] erreicht ist, dann kann man auch die Schutzmaßnahmen für die vulnerablen Personen völlig lockern, weil die Übertragungsrate dann so niedrig ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass selbst gefährdete Personen eine Viruslast aufnehmen, die hoch genug ist, um sie schwer krank zu machen, sehr gering ist. Und das wäre die Situation, zu der wir bis zu einem gewissen Grad zurückkehren könnten, wenn wir wirklich massiv [01:01:30] in hochgeimpften Ländern diese antiviralen Kampagnen durchführen würden. Das wird aber nicht passieren, weil es natürlich immer noch einen enormen Widerstand noch zugunsten der Impfstoffe gibt.

Alles, was die Menschen tun können, ist auf individueller Ebene, und zwar vor allem diejenigen, die geimpft sind, und da ganz besonders diejenigen, die vollständig geimpft sind, ist sicherzustellen, dass sie Zugang zu diesen [01:02:00] antiviralen Medikamenten haben, und vor allem, dass sie diese einsetzen, sobald sich abzeichnet, dass die Hospitalisierungsraten steil ansteigen. Wenn man dann die Infektion bekommt, kann man ziemlich sicher sein, dass man es mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer dieser Mutanten zu tun hat, die ich vorhersage, die den [01:02:30] Druck, der jetzt auf der viralen Virulenz liegt, überwinden und die also hochinfektiös und hochvirulent sein werden. Es ist dann also ratsam, dies zu antizipieren und sofort diese antiviralen Mittel anzuwenden, auch wenn es sich nur um eine individuelle Behandlung handelt.
Vom Standpunkt der öffentlichen Gesundheit aus ist das keine ideale Situation. Von diesem Standpunkt aus wären antiviralen Massenkampagnen wünschenswerter. Aus Dummheit und Arroganz wird es diese [01:03:00] Kampagnen aber nicht geben, und deshalb müssen wir leider mit dem hohen Preis leben, den unsere Gesellschaft für diesen unglaublich dummen und kriminellen Eingriff in die menschliche Gesundheit auf der Ebene der Bevölkerung zahlen wird.

MariaZeee: [01:03:18] In Anbetracht dessen, was Sie gesagt haben, und für den Fall, dass dieses Pandemie-Abkommen zustande kommt – und es sieht so aus, als ob viele Länder mit an Bord sind und [01:03:30] auf Impfungen drängen – wenn das Abkommen zustande kommt, muss die Öffentlichkeit Ihrer Meinung nach wirklich Zugang zu antiviralen , zu frühzeitigem Eingreifen und zu Behandlungen fordern, von denen man weiß, dass sie sicher und wirksam sind und funktionieren, bevor ein globaler Impfschub kommt. Die Weltgesundheitsorganisation ist buchstäblich ein Impfstoffunternehmen. So will ich sie nennen. Sie kümmern sich nicht um die Gesundheit. Sonst würden sie der Öffentlichkeit die Informationen geben, die Sie gerade geben. Sie würden über Frühintervention sprechen. [01:04:00] Ich denke also, ich spreche zu all den Leuten, die das vor und nach dem 28. Mai beobachten werden, wenn das alles abgeschlossen ist und wir das Ergebnis sehen, obwohl wir uns so viel wie möglich dagegen wehren, wir schreiben den Politikern, die Politiker fangen an, sich auch in Australien zu äußern, Dr. Vanden Bossche, und ich bin so froh darüber. Aber wie dem auch sei, ich will damit sagen, dass wir uns für den Fall, dass dies erfolgreich ist und durchkommt, noch mehr für eine frühzeitige Behandlung einsetzen müssen. [01:04:30] Ich möchte nur klarstellen, dass Ihre neue Website VoiceforScienceandSolidarity.org heißt. Ist das korrekt?

DrVandenBossche: [01:04:37] Ja, das ist die Website. Und ja, wir haben absichtlich auch die Solidarität erwähnt, weil sie sehr, sehr wichtig werden wird. Wenn es erst einmal zu einer Situation kommt, in der das System komplett zusammenbricht, wird es [01:05:00] sehr, sehr wichtig sein, dass wir diese Solidarität haben. Die Leute denken immer, dass sie auf der Straße sterben werden, wenn sie zum Beispiel ihren Job verlieren oder nicht mehr zur Uni gehen können, weil es eine Impfpflicht usw. gibt. Ich meine, wenn es Solidarität gibt, gibt es nicht so etwas wie, du weißt schon, einfach zu sterben, weil du deinen Job verloren hast und kein Geld hast, um [01:05:30] Essen für dich und deine Kinder zu kaufen. Deshalb brauchen wir Solidarität, denn es ist sehr wichtig, dass die Menschen wissen, dass dies nicht lange anhalten wird. Das ist der andere Punkt, bei dem wir die evolutionäre Kapazität des Virus völlig unterschätzen.

Wenn es soweit ist, wenn diese riesige Welle kommt, und es könnte eine große Welle sein, wird sie nicht jahrelang anhalten. Das wird ziemlich dramatisch sein, [01:06:00] eine Menge Chaos verursachen, aber es wird nicht sehr lange dauern. Die Solidarität der Menschen ist also wichtig. Dinge miteinander zu teilen und auszutauschen wird die Wirtschaft vielleicht nicht dramatisch ankurbeln, aber es wird den Menschen mit Sicherheit helfen, diese sehr, sehr schwierige Periode zu überstehen, die uns bevorsteht, weil wir auf einen schlechten Ort zusteuern, und zwar aufgrund all der extremen Eingriffe, die auf Bevölkerungsebene von Leuten vorgenommen werden, die im Grunde genommen nichts von den Disziplinen verstehen, von denen ich spreche, und die das nur aus Panik tun oder aus der Tatsache heraus, dass sie keine andere Idee haben, wie sie die dramatischen Fehler, die sie gemacht haben, korrigieren könnten. Und sie wagen nicht einmal einen Schritt zurück [01:07:00], aus Angst, ihr Gesicht zu verlieren, und wegen der enormen Konsequenzen, die das haben könnte, denn das wird natürlich eine Reihe von Aktionen, potenziellen Aktionen von Leuten, nach sich ziehen. Sie haben also keine andere Wahl, als die Menschen weiterhin davon zu überzeugen, dass Massenimpfungen die einzige Lösung sind. Und denken Sie daran, am Anfang hieß es die Impung würde eine Herdenimmunität erzeugen und hieß es sie würde die [01:07:30] Übertragung immer noch verringern, und dann würde sie vor Krankheiten und all diesen Kriterien schützen. Wir haben sie verloren und sie haben die Messlatte [für das was die Impung angeblich nutzt] immer niedriger gelegt. Das Einzige, was jetzt noch einigermaßen übrig ist, ist der Schutz vor schweren Krankheiten. Verstehen die Menschen also nicht, dass sich auch dies ändern wird? Ich denke, dass viele der wichtigsten Meinungsführer – die natürlich alle in schwerwiegenden Interessenkonflikten stehen – dies erkannt haben. Deshalb warnen sie vor [01:08:00] einer schweren Welle im Sommer, im Herbst. Nun, in unserem Sommer, der in zwei Monaten sein wird, wir sind mitten im Sommer.

MariaZeee: [01:08:08] Was keinen Sinn macht. Richtig. Es macht keinen Sinn, dass wir im Sommer schwere Ausbrüche haben.

DrVandenBossche: [01:08:14] Nein, natürlich nicht. Nein, das ist, was ich sage. Und Maria, es gibt ein paar Elemente, mit denen die Leute verstehen können, warum die Art der Argumentation, die ich vorschlage und die ich mit ihnen teile, sehr logisch ist. Und es geht nicht um meine Person. Ich [01:08:30] ziehe es sogar vor ohne Video zu sprechen. Es geht nicht um mich. Es geht um meine Botschaft. Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass es ist sehr trocken ist, wir haben eine Dürre. Die Sonne scheint. Wir sind bereits im Sommer, es ist zwar Mai, aber es ist, als ob wir mitten im Juli wären oder so. Trotz alledem haben wir viele, viele, viele Infektionen. [01:09:00] Wie kann man das erklären? Während alle sagen, dass es für das Virus ungünstig ist, wenn es warm und trocken ist. Der Grund dafür ist, wie ich Ihnen bereits erklärt habe, dass die Infektiosität des Virus jetzt nicht mehr durch das Virus allein bestimmt wird, sondern durch die Kombination des Virus mit den nicht neutralisierenden Antikörpern, die das Virus infektiöser machen. Damit sind wir gerade dabei, die virale [01:09:30] Verbreitung von der Saisonalität abzukoppeln. Auf diese Weise werden wir die Inzidenz von Infektionen und Krankheiten vom Alter abkoppeln.

Normalerweise sagen wir, dass jüngere Menschen widerstandsfähiger sind, usw.. Das wird nicht mehr gelten. Wenn junge, gesunde und kräftige Menschen auf diesen hohen Titern nicht neutralisierender Antikörper in Kombination mit dem Virus sitzen, werden sie sich infizieren. Bisher schützt es noch [01:10:00] vor schweren Krankheiten, aber ich sagte ja, dass sich das ändern wird. Man sieht bereits, dass selbst junge Menschen, junge, kräftige Heranwachsende zum Beispiel, sich jetzt infizieren und wieder infizieren. Diese Massenimpfung und der Immundruck, der durch die neutralisierenden und jetzt auch durch die nicht neutralisierenden Antikörper erzeugt wird, hat also das Verhalten des Virus völlig verändert. Das ist etwas, das man unbedingt verstehen muss, denn nur wenn man [01:10:30] das versteht, sieht man, dass es mehr als an der Zeit ist, diesen völligen Wahnsinn zu beenden und auf eine intelligente, logische und wissenschaftlich begründete Art und Weise einzugreifen, und nicht auf die Art von Taktik, die diese Akteure jetzt spielen. Das sind nur Taktiken. Es gibt keine Strategie. Es gibt kein Ziel. Sie verstehen es nicht einmal. Sie wagen es nicht, vorherzusagen, was genau passiert. Die Leute sehen also schon, dass wir massive [01:11:00] Interventionen in einer ganzen Weltbevölkerung durchführen, ohne dass diejenigen, die das vorantreiben, irgendetwas von dem verstehen, was vor sich geht.

Und keine dieser Vorhersagen ist eingetreten. Im Gegenteil, sie mussten alles, was sie gesagt haben, revidieren. Ich meine, das ist ein Grund für ein hohes Maß an Misstrauen. Sie verstehen es also nicht. Wir können ihnen ganz sicher nicht trauen. Und leider wird den Menschen [01:11:30] eine sehr einfache Botschaft vermittelt: Kümmert euch nicht darum, haltet die Klappe, lasst euch impfen und lasst euer Kind impfen und alles wird gut. Denn seht es kontrolliert die reduziert die Krankenhausaufenthalte wegen schweren Erkrankungen, die Sterblichkeitsraten sind in Ordnung, das wird immer so bleiben und man braucht sich nicht darum zu kümmern. Andererseits wird eine schwere Welle in ein paar Monaten vorhergesagt. Es ist also völlig [01:12:00] unlogisch.

MariaZeee: [01:12:01] Und Dr. Vanden Bossche. Gates hat sich gerade geäußert und gesagt, dass wir, um sicher zu bleiben, weiterhin kontinuierlich geimpft werden müssen. Und er sagte sogar, alle sechs Monate. Er sagte dies auf CNN, das ist, was sie wissen. Diese Leute sind Impfstoff-Profiteure. Sie sind profitorientiert. Das ist alles, was sie tun.

DrVandenBossche: [01:12:24] Ich habe dies bei vielen Gelegenheiten wiederholt. Wie Sie wissen, habe ich [01:12:30] mit der Bill and Melinda Gates Foundation zusammengearbeitet. Ich hatte sogar die Gelegenheit, Bill Gates persönlich zu treffen, usw.. Ich war bis zu dem Moment, als er sagte, dass wir die Impfung fortsetzen müssen, die Sache, die Sie gerade zitieren, davon überzeugt, dass er seine Meinung revidieren würde, weil er sehr klug ist und diese Dinge studiert [01:13:00] und dass er anerkennen würde, dass wir einen völlig anderen Ansatz brauchen. Die Tatsache, dass er jetzt sagt, dass wir dies etwa alle sechs Monate wiederholen müssen, ist das erste Mal, seit ich Bill Gates kennen gelernt habe, dass sich die Tür für mich vollständig schließt. Er ist von den besten Beratern umgeben, die es je gegeben hat, von sehr klugen, sehr cleveren, sehr sachkundigen [01:13:30] Leuten, und dass er zu dieser Schlussfolgerung kommt, zeigt für mich ganz klar, was er im Sinn hat, und ich bin sehr enttäuscht, weil ich ihn ein bisschen als einen Menschen kennengelernt habe, der sich sehr für die Wissenschaft interessiert, der wissen und verstehen will, der sehr ehrgeizig ist. Und die Tatsache, dass er das sagt, zeigt deutlich, dass er leider sein Ego über alles andere stellt. Das heißt, ich bin [01:14:00] extrem enttäuscht. Ich hatte nicht erwartet, dass Bill so reagieren würde, sondern dass er einfach zugeben würde, dass Fehler gemacht wurden und dass wir uns völlig verändern und fast in die entgegengesetzte Richtung gehen müssen. Das ist also eine….

MariaZeee: [01:14:18] Sie sind ein sehr, sehr aufrichtiger Mensch, Dr. Vanden Bossche, denn viele von uns haben erwartet, dass er genau das tun würde.

DrVandenBossche: [01:14:27] Aber ich sage Ihnen eines, Maria, [01:14:30] was sehr wichtig ist und was Sie und Ihr Publikum wissen müssen, wenn Sie es nicht schon getan haben, müssen Sie MattiasDe Smet interviewen. [Anm. Übers.: Ich habe ein Interview von Dr. Chris Martenson mit Prof. Mattias Desmet übersetzt und verlinke diese Übersetzung hier: www.freizahn.de/2022/01/zur-psychologie-und-ideologie-hinter-covid/  ]

MariaZeee: [01:14:46] Das habe ich. Ich habe ihn nächsten Monat wieder. Ja.

DrVandenBossche: [01:14:49] Ja, okay. Denn was Mattias sagt  ist sehr, sehr wichtig. Wir können keinen Fortschritt machen, wenn wir selbst aggressiv [01:15:00] sind. Deshalb halte ich mich so gut wie möglich an die Wissenschaft. Ich weiß, dass es für die Menschen schwer zu verstehen ist, aber ich werde die Menschen nicht persönlich angreifen. Natürlich würde ich sagen, dass die WHO inkompetent ist. Ich würde sagen, dass ich sehr wütend auf die WHO bin, weil sie der Industrie die Tür öffnet. Und wenn man der Industrie die Tür öffnet, weiß man, dass die Aktionäre das Sagen haben. Sie kümmern sich nicht um deine Gesundheit. Sie interessieren sich für [01:15:30] ihr Geld. Das stimmt. Aber die WHO hat in einer Weise, die nicht gerechtfertigt war, den Pharmakonzernen die Tür geöffnet, damit sie einfach tun können, was sie wollen, und sogar die gesamte Haftung auf die Regierungen übertragen können usw. Aber wir müssen das Problem auf sehr diplomatische Weise angehen. Wie Mattias schon sagte, müssen wir weiterhin unsere Meinung kundtun, aber nicht auf eine sehr aggressive Art und Weise, denn [01:16:00] das wird nur Leute zum Zögern bringen, die bereit sind, über dieses Thema nachzudenken. Wenn man sehr aggressiv auf sie zugeht, werden sie sagen: “Oh, diese Typen, es scheint, als hätte er etwas zu verteidigen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er sich nicht stark oder im Recht fühlt mit dem, was er sagt, usw”. Und wir gehen zurück auf den Platz, wo wir uns sicher fühlen, bis hin zum Narrativ.

Also wir müssen den Leuten zeigen…. weil, wissen Sie, ich bin kein Heiliger, überhaupt nicht, [01:16:30] aber was ich auch mit Mattias besprochen habe. Das bringt das Beste in Menschen wie mir und vielen anderen hervor, die keine Heiligen sind, die auch Fehler machen und vielleicht Dinge tun, die nicht ganz fair waren oder was auch immer. Das bringt das Beste in uns selbst zum Vorschein, und wir müssen den Menschen zeigen, dass wir sehr, sehr ehrlich sind, dass dies wirklich unsere tiefsten [01:17:00] Gefühle für die Menschheit berührt, und dass wir alles tun werden, was wir können, und dass wir nicht aufgeben werden, unsere Stimme zu erheben und konstruktiv zu sein und unsere Stimme zu wiederholen und zu wiederholen. Denn wenn wir zur Aggression übergehen, und das ist es, was Mattias sagt, werden wir nur diese Tendenz, diesen Trend zum Totalitarismus und noch mehr Druck auf die Menschen und [01:17:30] mehr Zwang usw. beschleunigen. Deshalb müssen wir eine Strategie haben und sehr vorsichtig sein wird, wie wir unsere Meinung äußern und nicht zu sehr die Leute persönlich angreifen, denn das wird nicht helfen, leider. Wir müssen also sehr transparent und offen sein und unsere Integrität zeigen, damit die Leute, die vielleicht zögern und sagen, na ja, [01:18:00] ich bin mir nicht sicher, ob der Typ oder diese Typen Recht haben, aber zumindest vom Standpunkt der Menschlichkeit ist es interessant zuzuhören und es ist nicht verletzend, was du sagst.

MariaZeee: [01:18:15] Ja. Es geht also darum, die gemeinsame Basis mit den Menschen zu finden.

DrVandenBossche: [01:18:18] Mit Mattias.

MariaZeee: [01:18:18] Ich weiß. Ich werde ihn definitiv nächsten Monat für ein Interview haben. Ich freue mich schon darauf, denn das letzte Mal, als ich ihn hatte, sprach er über die Art und Weise, wie man die Massenbildung durchbrechen kann. Im Allgemeinen [01:18:30] gibt es einen Teil der Leute in der Mitte, die Mut bei denen finden, die sich weiterhin äußern. Und der Weg, den Marsch in den Totalitarismus zu stoppen ist, die Wahrheit zu sagen, denn es ist wie eine Hypnose und man muss diese Hypnose mit der Wahrheit brechen. Und genau das tun wir auch weiterhin. Ich möchte jeden ermutigen, das zu tun, vor allem im täglichen Umgang miteinander. Wir waren so lange von den Menschen von Angesicht zu Angesicht isoliert. Wenn Sie da draußen in der Gemeinschaft sind, ist das Ihre Gelegenheit, mit Menschen in Kontakt zu treten, Fragen zu stellen, bohrende Fragen zu stellen, diese gemeinsame Basis zu finden [01:19:00] und dann zu versuchen, von dort aus zu unterrichten. Und gehen Sie auf keinen Fall auf die, Sie wissen schon, die Interview-Seite meiner Website, wo ich einige der aggressiveren Leute drauf habe. Ja.

DrVandenBossche: [01:19:14] Aber wissen Sie, wir haben gelernt, ich war am Anfang auch aggressiver. Das ist ein Prozess, aus dem wir lernen. Es ist auch wichtig, zuzuhören, was andere Leute zu sagen haben. Und wir müssen [01:19:30] zu einer Mentalität kommen, bei der wir, auch wenn wir anderer Meinung sind, ihnen die Möglichkeit geben müssen, ihre Meinung zu sagen. Wir müssen auch unsere Meinung sagen, ohne unbedingt zu versuchen, den Leuten beizubringen, was sie tun sollen. Denn selbst wenn das richtig ist, hat es keinen positiven Einfluss darauf, wie sich diese Sache Bevölkerungsebene entwickelt. Deshalb mag ich [01:20:00] auch Mattias Rede, weil wir beide sehr besorgt darüber sind, was auf der Bevölkerungsebene passiert. Er von einem psychologischen Standpunkt aus und ich von einem biologischen Standpunkt aus. Wir sind Teil einer Population, wir sind ein Mitglied einer Population. Als Individuen können wir nichts tun. Als Individuen können wir nicht überleben. Deshalb müssen wir diesen Aspekt auf der Ebene der Bevölkerung berücksichtigen. Ich werde hier aufhören, Maria, danke.

MariaZeee: [01:20:26] Vielen Dank. Wir haben den Zeitrahmen überschritten, wir schätzen Ihre Zeit. [01:20:30] Dr. Vanden Bossche. Noch einmal die Internetseite voiceforscienceandsolidarity.org . Teilen Sie dieses Video, teilen Sie die Informationen, die Sie auf zeeemedia.com finden. Wir schätzen alle Ihre Einblicke, Ihre Forschung und Ihre Expertise. Dr. Vanden Bossche und Ihre Zeit. Wir danken Ihnen.

DrVandenBossche: [01:20:48] Ich danke Ihnen. Passen Sie gut auf sich auf. Bye bye.

 




Links zur Ukrainekrise

Im Folgenden habe ich einige Links zusammengestellt, die ich bei dem Versuch mir ein realistisches Bild in Sachen Ukrainekrieg zu machen, gefunden habe. Ich kann mir vorstellen, dass diese Liste meiner Links auch für andere interessant sein könnte.

Englischsprachige Quellen zur Ukrainekrise:

Einige Namen von denen jemand in einem Kommentar ebenfalls meinte, dass sie als alternative Nachrichtenquelle empfehlenswert sind.

Eva Bartlett,  Vanessa Beeley, The Grayzone, Redacted

Deutschsprachige Quellen (auch) zur Ukrainekrise:

RussiaToday und andere Webseiten wieder erreichen

Weil rt.com über meine DSL-Anschlüsse auf einmal nicht mehr erreichbar war habe ich etwas recherchiert. Bei meinen DSL-Anschlüssen habe ich in der Fritzbox die Adressen der  DNS-Server angepasst.  Bei einem Anschluss habe ich damit aber teilweise die Internetverbindung zeitweise vollständig lahm gelegt und zweitweise war sie unzuverlässig. Man muss also etwas recherchieren und probieren.

Ich kopiere hier aber auch den Artikel In eigener Sache: RT DE weiterhin über Alternativen zu erreichen, vom 25.5.2022, weil dieser noch verschiedene andere Möglichkeiten aufzeigt:

Liebe Leser,

die Dienste von RT DE sind im Netz derzeit ständigen Angriffen ausgesetzt. Ziel ist, die Seiten zu blockieren und uns als alternative Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Wir arbeiten weiter unermüdlich daran, den (technischen) Zugang zu unseren Artikeln zu ermöglichen, um Ihnen Sichtweisen jenseits des Mainstreams anzubieten.

Über die jeweils aktuellen Wege zu uns halten wir Sie gern per E-Mail über unseren Newsletter auf dem Laufenden. Dafür können Sie sich oben rechts auf unserer Homepage eintragen. Alle Dienste sollten auch problemlos über den Tor-Browser erreichbar sein. Im Moment erreichen Sie aber auch ohne diesen Browser für anonymes Surfen RT DE wie folgt:

Um die Sperre zu umgehen, können Sie grundsätzlich Folgendes verwenden:

  1. DNS-Sperren umgehen (Anleitung im Video)
  2. VPN
  3. Tor-Browser
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RT DE auf Odysee:

https://odysee.com/@RTDE:e

RT DE auf VK:

https://vk.com/rt_de

Tor-Browser:

https://www.torproject.org/de/download/

DNS-Sperren im Browser umgehen

Es ist ebenfalls möglich, die DNS-Sperren in ihrem Browser ohne VPN zu umgehen.

In Chrome sind hierzu folgende Schritte notwendig:

1. Öffnen Sie Ihren Chrome-Browser.

2. Gehen Sie zu Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Sicherheit.

3. Scrollen Sie nach unten, bis Sie den Abschnitt ‘Erweitert’ finden.

4. Darunter finden Sie ‘Sichere DNS verwenden’.

5. Standardmäßig ist diese Option auf “Mit Ihrem aktuellen Dienstanbieter” eingestellt.

6. Klicken Sie auf die Option “Mit” darunter.

7. Im Menü darunter finden Sie eine Liste der verfügbaren DNS, wählen Sie Cloudfare (1.1.1.1) bzw. Cloudfare (default) aus.

In Firefox können sie die DNS auf ähnliche Weise ändern:

1. Öffnen Sie Ihren Firefox-Browser und wählen Sie ‘Einstellungen’.

2. Führen Sie im daraufhin geöffneten Dialogfeld einen Bildlauf nach unten zu ‘DNS über HTTPS aktivieren’ durch.

3. Klicken Sie unter ‘DNS über HTTPS aktivieren’ auf die Dropdown-Liste ‘Anbieter verwenden’, um den Anbieter Cloudfare (default) auszuwählen.

4. Klicken Sie auf OK, um Ihre Änderungen zu speichern und das Fenster zu schließen.

In Opera gehen Sie wie folgt vor:

1. Klicken Sie auf das Opera-Symbol, um das Menü des Browsers zu öffnen.

2. Wählen Sie Einstellungen aus dem Menü. Wenn Sie Alt + P drücken, werden die Einstellungen direkt geöffnet.

3. Klicken Sie in den Einstellungen auf der linken Seite auf Erweitert > Browser.

4. Scrollen Sie auf der rechten Seite nach unten zum Abschnitt ‘System’.

5. Aktivieren Sie die Option ‘DNS-over-HTTPS’ anstelle der ‘DNS-Einstellungen des Systems’.

6. Wählen Sie den Anbieter Cloudfare (default) aus.

Einige Schritte lassen sich auch abkürzen, wenn Sie in der Suchfunktion Ihrer Browsereinstellungen nach ‘DNS’ suchen und den Anbieter wie oben beschrieben ändern.

Bleiben Sie uns gewogen!

Ihre RT DE-Redaktion

Nachträge

Eine von Putin im Juni 2023 gezeigte Doku

Der russische Präsident Putin hat im Rahmen des Petersburger Wirtschaftsforums im Juni 2023 eine kleine Doku über Verbrechen der ukrainischen Nazis vorführen lassen. Eine deutsch vertonte Version der Szene mit Putin und der Doku findet sich hier: https://t.me/Ubersicht_Ukraine_Kanal/29372 . Ich denke man sollte wissen, dass die Russen diese Geschichte offenbar kennen und nicht vergessen haben.

Youtubekanal Gegenpol. Durch den Telegramkanal von Scott Ritter bin ich auf den Youtubekanal Gegenpol aufmerksam geworden, der als Motto “Nachrichtenmagazin abseits vom Mainstream” hat.

 




Covid-Orkanwarnung Teil 2

Am 25.  März 2022, neun Tage nach dem in Covid-Orkanwarnung übersetzten Interview von Jean-Pierre Kiekens von CovExit.com mit Dr. Geert Vanden Bossche und Dr. Peter McCullough, hat Dr. Philip McMillan von Vejon-Health ein insgesamt gut 70 Minuten dauerndes Interview mit Dr. Vanden Bossche geführt. Dieses Interview habe ich nun auch übersetzt, weil dort für das Verständnis wichtiger Phänomene im Zusammenhang mit Omikron bedeutende Details besonders gut erklärt werden und die Warnung vor dem baldigen Auftreten einer neuen, für die Geimpften sehr gefährlichen Variante präzisiert wird.

Zusammenfassung

Evolutionsbiologische Grundlage

Die von vielen nicht verstandene, evolutionsbiologische Grundlage von Dr. Vanden Bossches Warnung vor einer Massenimpfung während einer Pandemie mit Impfstoffen, die eine Übertragung nicht verhindern können („undichte Impfstoffe“) ist die Theorie von Charles Darwin („Survival of the fittest. Auf Deutsch: Überleben/Auswahl der am besten an eine neue Situation Angepassten).

Bei der Coronapandemie führen die eingesetzten Impfstoffe daher zu immer ansteckenderen, gegen die impfstoffinduzierten Antikörper resistenten Immunfluchtvarianten. Mit Omikron hat man inzwischen das bisher ansteckenste Virus überhaupt gezüchtet. Siehe auch die Ausführungen von Dr. Robert Malone in www.freizahn.de/2021/12/covid-giganten-teil-2/

Warum Omikron bei Geimpften so infektiös ist

Ein Grund für die extreme Infektiosität ist, dass sich impfstoffinduzierte Antikörper,  die Omikron nicht mehr neutralisieren können, an das Spike-Protein des Virus anlagern. Das Spike-Protein kann verschiedene Formen annehmen. Durch die Anlagerung der das Virus nicht neutralisierenden Impfantikörper werden die Spike-Proteine in eine Form gebracht, die die Bindung an die ACE2-Rezeptoren der Zellwände stark verbessert. Die Omikron-Viren können die Zellen also mit Hilfe der nicht mehr neutralisierenden Impfantikörper besser infizieren. Zellen mit vielen ACE-2-Rezeptoren kommen vor allem in den oberen Atemwegen vor. Omikron kann daher besonders gut in die Zellen der oberen Atemwege eindringen. Dadurch ist es dort extrem infektiös. Man nennt diesen Effekt Antikörperverstärkte Infektiosität (Antibody-Dependent Enhancement of Infection bzw. ADEI ).

Was Geimpfte vor schweren Erkrankungen schützt

Die selben nicht neutralisierenden Antikörper, die für eine verstärkte Infektiosität der mit vielen ADE2-Rezeptoren versehenen Zellen im Bereich der oberen Atemwege sorgen, blockieren aber derzeit den zu schweren Krankheitsverläufen führenden Vorgang der Trans-Fusion, oder Syncytien-Bildung. Bei einer Trans-Fusion oder Syncytien-Bildung verschmelzen vom Virus befallene Zellen mit ADE2-Rezeptor mit Nachbarzellen. Damit können die Viren sich in einem Gewebe wie dem der unteren Atemwege ausbreiten, dessen Zellen nur wenige oder zum Teil auch gar keine ADE2-Rezeptoren haben.

Trotz der in den oberen Atemwegen durch die Impfantikörper verstärkten Infektiosität, sieht Dr. Vanden Bossche diese Blockade der Trans-Fusion durch die nicht neutralisierenden Impfantikörper in den unteren Atemwegen und in anderen wenige ADE2-Rezeptoren enthaltenden Bereichen als Immundruck, also als etwas, was die Vermehrung und Ausbreitung der Viren behindert.

Warum Geimpften die Viren nicht los werden

Ein anderer vor Dr. Vanden Bossche beschriebener Effekt ist, dass wohl ebenfalls als Folge der Anwesenheit nicht neutralisierender Impfantikörper, lebende Viren auf dentritischen Zellen in großer Zahl „geparkt“ oder „gelähmt“ werden, aber dort nicht vernichtet (=neutralisiert) werden können.

Im Gegensatz zu Ungeimpften können Geimpfte das Virus damit zumindest nicht mehr per Immunantwort los werden. Aufmerksame Leser meines Blogs wissen aber, dass es selbstverständlich ein sehr wirksames, sicheres und dazu auch noch sehr preiswertes Mittel gibt, um die Geimpften trotzdem von den Viren zu befreien.

Die große Gefahr für die Geimpften

Die Befürchtung ist nun, dass es in Gesellschaften mit hohen Impfquoten in nächster Zeit (er meint innerhalb von 2 Monaten ab 25. März, also noch im Mai), zu Mutationen kommt, die bei den gegen Covid-19 geimpften den in den unteren Atemwegen aufgebauten Immundruck umgehen, während sie gleichzeitig mindestens so infektiös sind wie die bisherigen Omikronvarianten. Das würde dann bei den Geimpften zu einem Tsunami schwerer und schwerster Erkrankungen führen. Bei vollständig Ungeimpften, gesunden Personen würden diese neuen Virusmutanten, sofern sie überhaupt Symptome verursachen, schlimmstenfalls zu leichten Erkankungen führen.

Andere in dem Interview angesprochene Punkte:

  • Eine Herdenimmunität ist in Gesellschaften mit hoher Impfquote NICHT mehr möglich, dieser Zug sei abgefahren.
  • Eine Herdenimmunität ist die einzige Möglichkeit, die Pandemie zu beenden.
  • Die Ungeimpften sind, dank des Trainings ihres angeborenen Immunsystem zunehmend besser geschützt, während die Geimpften, wie schon oben erklärt, durch die die Evolution des Virus immer stärker gefährdet werden.
  • Von Omikron verursachte schwere Kranheitsverläufe (Krankenhauseinweisungen und Todesfälle) bei Ungeimpften erklären sich damit, dass Omikron für Ungeimpfte faktisch ein abgeschwächter Lebendimpfstoff ist. Eine absolute Kontraindikation für den Einsatz solcher Lebendimpfstoffe sind Vorerkrankungen bzw. ein geschwächtes Immunsystem. Ungeimpfte die schwer an Omikron erkranken, sind somit Personen die nicht mit ein solchen Impfstoff geimpft werden dürften. Solche Patienten müssten durch geeignete Prophylaxe und Therapiemaßnahmen geschützt werden. Siehe dazu auch meine 9-teilige Serie über Dr. Chettys Behandlungsmethode ( www.freizahn.de/category/gesundheitswesen/shankara-chetty/ ) sowie das Interview mit Dr. Aparicio in www.freizahn.de/2021/02/ein-bemerkenswertes-arztinterview/ . Zur Wirkung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen bei vulnerablen Gruppen und zur Frage wie man damit auch umgehen könnte fand ich den in www.freizahn.de/2021/01/bahnbrechende-corona-grundlagenforschung/ geschilderten Versuch sehr informativ.
  • Wenn man wie bisher weitermacht (weiter Impfen usw.), dann wird das Virus den Infektionsdruck senken und damit die Pandemie beenden, indem es ein Massensterben unter den Geimpften auslöst.
  • Wenn man eine Katastrophe bzw. ein Massensterben unter den Geimpften verhindern will, dann muss man nach Meinung von Dr. Vanden Bossche die Impfungen vollständig stoppen UND für 6 bis 8 Wochen eine antivirale Chemoprophylaxe durchführen. In der Frage was das beste Mittel habe für eine solche antivirale Chemoprophylaxe gibt es verschiedene Meinungen. Ich empfehle zu diesem Thema als Einstieg meine Artikel www.freizahn.de/2021/01/wirksame-coronapraevention/ und www.freizahn.de/2020/02/mehrzweckwaffe-gegen-viren-und-bakterien/ . Auch wenn eine Herdenimmunität wegen der hohen Impfquoten nicht mehr erreichbar ist, so könnte man doch mit einer wirksamen antiviralen Chemoprophylaxe den Infektionsdruck (= die Virendichte) soweit senken, dass man in der Praxis einen ähnlichen Effekt wie mit einer Herdenimmunität erreichen könnte.

Übersetzung des Interviews

Links auf das Original:

Beginn der Übersetzung:

DrMcMillan: [00:01:14] Hallo zusammen. Hallo Geert. Nur zur Erinnerung für alle, die es noch nicht wussten: Geert hat sich intensiv mit der Untersuchung der Merkmale [00:01:30] der Pandemie befasst, und ich habe das große Privileg, mit ihm sprechen zu können. Viele wissen nicht, dass ich oft vor und nach der Live-Sendung mit den Experten spreche, und viele der Dinge, die sie vorher und nachher sagen, haben sie vielleicht nicht in der Live-Sendung gesagt. Dies war im vergangenen Jahr eine unglaubliche Lernerfahrung;  die Menge an Informationen, die weitergegeben wurde, war enorm. Es ist mir also [00:02:00] eine große Ehre, Geert heute wieder bei uns zu haben, und ich werde ihn gleich zu Wort kommen lassen. Also, Geert, wie geht es dir?

DrVandenBossche: [00:02:10] Nun, danke, Phillip. Nun, ehrlich gesagt, bin ich erschöpft. Ich bin sehr, sehr müde. Wissen Sie, wegen der ganzen Arbeit, die ich in den letzten Wochen geleistet habe. Aber ich habe Ihnen vor unserem Gespräch hier gesagt, dass ich [00:02:30] eine Art Abgabetermin habe, den ich noch an diesem Wochenende einhalten werde.

DrMcMillan: [00:02:37] Nun, bevor wir damit anfangen, Geert, können Sie sich kurz vorstellen für diejenigen, die vielleicht nicht wissen, wer Sie sind und was Sie gemacht haben? Wenn Sie sich also kurz vorstellen könnten, wäre ich Ihnen dankbar. [Anm. d. Übers.: Mein Übersetzung von Dr. Vanden Bossches beeindruckendem Lebenslauf findet sich hier.]

DrVandenBossche: [00:02:50] Nun, zunächst einmal, Phillip, danke, dass ich wieder dabei sein darf. Ich fasse mich ganz kurz. Mein Hintergrund ist die Veterinärmedizin [00:03:00], aber schon bald in meiner Karriere wechselte ich vom klinischen Bereich der Veterinärmedizin zur Immunologie, Molekularbiologie und Virologie, wobei ich mich vor allem auf menschliche Viren und menschliche Krankheiten konzentrierte. Ich habe auch an Universitäten in Deutschland gelehrt, zum Beispiel Zoonose, was für die aktuelle Krise sehr relevant ist, und Zoonosen oder Infektionskrankheiten, die von Tieren [00:03:30] auf Menschen übertragen werden können. Nach meiner akademischen Laufbahn habe ich in der Impfstoffindustrie gearbeitet, in drei großen Unternehmen, in denen ich auch in der frühen Entwicklung tätig war, also in der Forschungsabteilung sowie auch in der späteren Entwicklung, wo ich viel näher an Dingen wie Projektmanagement, Zulassungsangelegenheiten, auch Qualitätskontrolle usw. war. Und dann [00:04:00] habe ich auch einen Teil meiner Karriere, einen wesentlichen Teil sogar, für globale Gesundheitsorganisationen wie die Bill und Melinda Gates Foundation und auch die Global Alliance for Vaccines and Immunization in Genf gearbeitet, wo ich die Gelegenheit hatte, mich mit den großen Gesundheitsproblemen auf internationaler, globaler Ebene vertraut zu machen und Lösungen in Bezug auf mein Fachgebiet, die Impfstoffe, zu finden. Natürlich [00: 04:30] waren und sind Impfstoffe sehr, sehr wichtig wenn wir über die Bekämpfung von Krankheiten sprechen, die Millionen von Menschen betreffen, wie zum Beispiel die Pandemie. Ich habe dies sehr oft mit Beratungstätigkeiten für den Biotech-Sektor und natürlich auch für Impfstoffunternehmen und Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens kombiniert und tue dies immer noch. [00:05:00] In diesem, ich würde sagen, multidisziplinären Kontext hat die Pandemie sofort meine Aufmerksamkeit erregt, und ich habe mich eingehend mit der Entwicklungsdynamik dieser Pandemie befasst, denn von Anfang an war mir klar, dass, wenn es etwas gab, das wir nicht hätten tun sollen, es die Massenimpfung war. Ich meine eine Massenimpfung [00:05:30] während einer Pandemie mit Impfstoffen, die die Übertragung des Virus nicht verhindern können.

DrMcMillan: [00:05:42] Das führt mich direkt zu dieser wichtigen Frage, denn ich habe Sie im März 2021 interviewt, und was Sie da gesagt haben, wurde von den meisten Experten auf der ganzen Welt in Frage gestellt, und sie waren anderer Meinung als Sie. Sie sagten, nein, nein, [00:06:00] nein, es gibt keine Bedenken oder keine großen Bedenken, dass eine Massenimpfung dies bewirken könnte. Nun, wir haben eine Reihe von Varianten gesehen, aber der allgemeine Konsens der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist, dass dies größtenteils von den Ungeimpften verursacht wird, nicht von den Impfprogrammen. Was entgegnen Sie darauf?

DrVandenBossche: [00:06:29] Nun, ich würde diesen Leuten, in einfachen Worten, raten, die Theorie von Darwin zu lesen. Das ist eine der wichtigsten Theorien in der Biologie, und sie besagt in einfachen Worten, dass immer dann, wenn ein Organismus, insbesondere ein Mikroorganismus, mutieren kann und man Druck auf diesen Mikroorganismus ausübt [00:07:00]  – Es kann ein Immundruck sein. Es könnte eine andere Art von Druck sein. Alles, was das Virus nicht mag, was ihm das Leben schwer macht, was seine Replikation erschwert. Unter diesen Bedingungen kommt es immer zu einem Phänomen, das als natürliche Selektion bezeichnet wird, d. h. der Mikroorganismus [00:07:30] wird sich bestimmten Mutationen zuwenden, die ohnehin vorkommen, und er wird die Mutationen auswählen, die ihm helfen, das Hindernis zu überwinden, sei es ein Immundruck, sei es eine ungeeignete oder eine unzureichende Temperatur für die Replikation. Es könnte zum Beispiel auch ein sterischer Effekt sein. Es gibt viele, viele Mutationen, insbesondere bei diesen Coronaviren. Das [00:08:00] Virus kann bei Bedarf einfach die Art der Mutation auswählen, die es ihm ermöglicht, den Druck zu überwinden. Diese Mutante wird natürlich von dem profitieren, was man in der Evolutionsbiologie einen Wettbewerbsvorteil, einen Fitnessvorteil, nennt, und sie wird beginnen, in der Population zu dominieren. Sie ersetzt die vorherige Version [00:08:30] dieses Mikroorganismus. Legen wir dem Virus jetzt also ein Hindernis in den Weg? Das tun wir definitiv. Durch Massenimpfungen rüsten wir ganze Bevölkerungen mit einer Fülle von Antikörpern aus, die einen Immundruck auf die virale Infektiosität ausüben, ohne jedoch die Replikation des Virus verhindern zu können. [00:09:00] Das Virus kann sich also immer noch vermehren. Und wenn es sich vermehrt, wird es mutieren. Das Virus hat also eine große Auswahl an verschiedenen Mutationen, um die Mutationen zu finden, die es ihm ermöglichen, den Druck zu überwinden, den wir durch die Massenimpfung einer Bevölkerung während einer Pandemie ausgeübt haben. Die Menschen [ 00:09:30] brauchen Zeit um eine Antikörperreaktion aufzubauen. In einer Pandemie können sie während dieser Zeit mit dem Virus in Kontakt kommen. Weil wir während einer Pandemie impfen, wird der Geimpfte einem Virus ausgesetzt, während seine Immunantwort noch suboptimal ist. Wir geben den Geimpften nicht die Zeit, um eine vollwertige Immunantwort aufzubauen, denn [00:10:00] wenn man geimpft wird, bekommt man zum Beispiel die erste Spritze, und dann geht man raus in eine Umgebung, in der hochinfektiöse Varianten zirkulieren. Daher werden sich viele Menschen angesichts einer suboptimalen Immunreaktion anstecken. Das fördert das, was wir als Immunflucht (Immune Escape) bezeichnen. Das wird die Ausbreitung und Expansion der Varianten fördern, die diesen Immundruck [00:10:30] überwinden können.

DrMcMillan: [00:10:31] Ich möchte hier etwas mit Ihnen teilen, das ich in Bezug auf Omikron sehr, sehr interessant fand. Ausgehend von dem, was Sie sagen ist dies das Bild von Omikron. Es gibt für das Virus zwei Wege, um in die Zelle zukommen. Dies ist der schnelle Weg mit Tmprss2. Es bindet sich dort. Es bekommt die virale RNA hinein. Dies ist ein viel [00:11:00] langsamerer Weg, aber offensichtlich bei der Infektion viel effizienter. Omikron hat in erster Linie diesen Weg vollständig genutzt, wahrscheinlich den ursprünglichen BA1. Bei allen anderen Varianten verwenden wir diesen Weg. Ist dies ein Beispiel dafür? Wenn Sie sehen, dass ein Virus seinen Eintrittsmechanismus komplett verändert, ist das ein Muster, das durch den Druck des Immunsystems entsteht?

DrVandenBossche: [00:11:27] Ich werde natürlich Ihre Frage bezüglich des Eintrittsmechanismus beantworten, aber man muss immer an den Immundruck denken. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir eigentlich mit einem Ökosystem spielen, das aus einem sehr ausgewogenen, normalerweise natürlichen Gleichgewicht zwischen einem Virus und der viralen Infektiosität, einer Viruspopulation, und auf der anderen Seite dem Immunsystem einer [00:12:00] menschlichen Population besteht. Wenn das Virus also sein Verhalten ändert, müssen Sie immer davon ausgehen, dass es einen Grund dafür gibt. Warum? Es hat sich schön vermehrt, es hat sich gut ausgebreitet, und plötzlich ändert es sein Verhalten. Könnte es dafür einen Grund geben? Wie ich schon sagte, muss man sich zuerst fragen: Haben wir etwas verändert? Haben wir dem Virus [00:12:30] vielleicht das Leben schwer gemacht, indem wir z. B. den Immundruck erhöht haben usw.? Und wenn man das einmal erkannt hat, muss man natürlich die Verbindung herstellen zwischen der Frage, wie diese grundlegende Veränderung in der Umgebung des Virus zu einer Verhaltensänderung führen konnte, wie z. B. das Eindringen über einen anderen Weg. Was nun den [00:13:00] Eintrittsmechanismus für Omikron betrifft, müssen wir zwischen Zellen unterscheiden, die eine hohe Expression des ACE2-Rezeptors haben, wie in den oberen Atemwegen, und Zellen, die eine niedrige Expression von ACE2 haben, zum Beispiel in den unteren Atemwegen oder in anderen Organen, und in diesen Organen, in denen der ACE2-Rezeptor eine niedrige Expression hat, braucht man für das Virus [00:13:30] eine Hilfe.  Es muss einen anderen Mechanismus geben, der das Virus in eine Art Konformation bringt, die die Interaktion mit dem ACE2-Rezeptor fördert, denn der ACE2-Rezeptor wird auf diesen Zellen nur in sehr, sehr geringer Menge exprimiert. Auf der anderen Seite, wenn man eine Situation hat, in der das Virus viel [00:14:00] infektiöser gemacht wird, dann kann es diese Hilfsmechanismen auslassen, die ihm normalerweise helfen den ACE2-Rezeptor zu finden, damit es an die Zelle andocken und in sie eindringen kann. Mit anderen Worten, gibt es einen Mechanismus, der die inhärente Infektiosität des Virus drastisch erhöhen kann, so dass das Virus im Grunde [00:14:30] einfach sehr aggressiv in die Zellen eindringen kann, ohne irgendeine Art von normalem Hilfsmechanismus oder unterstützendem Mechanismus? Dies ist im Fall von Omikron höchstwahrscheinlich auf die so genannten nicht neutralisierenden Antikörper zurückzuführen. In der Literatur ist ausführlich dokumentiert, dass die Affinität der nicht neutralisierenden Antikörper für das Virus dramatisch zunimmt, wenn die neutralisierende Kapazität der [00:15:00] Impfantikörper abnimmt.  Was bedeutet das also? Man könnte sagen, na ja, nicht neutralisierende Antikörper heften sich an das Virus. Ja und? Nun, es gibt eine Reihe von Arbeiten, die zeigen, dass die Bindung von nicht neutralisierenden Antikörpern an das Virus die Affinität des Virus für den Rezeptor oder die Zielzelle dramatisch erhöhen kann [00:15:30]. Und es gibt sogar Veröffentlichungen, die dokumentieren, wie dies im Einzelnen auf molekularer Ebene abläuft. Man muss sich also nicht wundern, wenn das Virus plötzlich nicht neutralisierende Antikörper [00:16:00] nutzt, um eine höhere Affinität für die Zielzelle zu erlangen. Das wirkt sich sogar auf die Art und Weise aus, wie das Virus in die Zelle eindringen kann. Ein Mechanismus, der zum Beispiel nicht funktionieren würde, wenn man diese nicht neutralisierenden Antikörper nicht hätte oder wenn man eine geringe Expression des ACE2-Rezeptors hat, wie in den unteren Atemwegen, aber das ist [00:16:30] nicht der Ort, wo Omikron hinkommt, weil es …

DrMcMillan: [00:16:33] Halten Sie einfach kurz inne, denn ich wollte darauf hinweisen, dass einige dieser Konzepte in Bezug auf nicht neutralisierende und neutralisierende Antikörper recht komplex sind. Ich dachte, es wäre vielleicht hilfreich, wenn ich hier ein kurzes Bild zeige: Das ist das Virus, das sind die Spike-Proteine. Dies hier sind andere Proteine. Dies sind andere Proteine auf dem Virus. Wenn man [00:17:00] Antikörper produziert, binden sie an mehrere Teile des Spike-Proteins und der Oberfläche des Virus. In unserem Fall werden sie jedoch aufgrund des Impfstoffs nur an das Spike-Protein gebunden. Diese nicht neutralisierenden Antikörper binden sich also an die Seiten, aber nicht an das Virus, mit dem das Spike-Protein in die Zelle gelangt. Ist das richtig?

DrVandenBossche: [00:17:27] Nun, wie Sie schon sagten, Philip, [00:17:30] und das ist das Unglückliche daran, es ist alles sehr, sehr komplex. Lassen Sie mich versuchen, dies mit einfachen Worten zu erklären. In der Tat hat das Spike eine, wie wir es in einem komplizierten Wort nennen, sorry, konformative Dynamik. Das bedeutet, dass ein Teil des Spike-Proteins, nämlich der Teil, der an den ACE2-Rezeptor bindet, sich ständig bewegen kann. [00:18:00] Er kann verschiedene Positionen einnehmen. Er kann in einer Aufwärts- oder Abwärtsposition (up-position und down-position) sein. In der Aufwärtsposition ist die Domäne, die an den ACE2-Rezeptor bindet, sozusagen offen, sie ist vollständig verfügbar. In der Abwärtsposition ist sie geschlossen. Was bewirken die nicht neutralisierenden Antikörper also, um es ganz einfach auszudrücken? Sie binden sich so an das Spike-Protein [00:18:30], dass die rezeptorbindende Domäne in die Aufwärtsposition gezwungen wird, d. h. in die offene Position, die für die Bindung an den ACE2-Rezeptor leicht verfügbar ist. Das ist es, was die Infektiosität des Virus erhöht, wenn es von nicht neutralisierenden Antikörpern gebunden wird, was vor allem in hoch [00:19:00] geimpften Populationen der Fall ist, weil das Virus jetzt weitgehend resistent gegen die Impfstoffe geworden ist. Das bedeutet also, dass es eine geringe neutralisierende Kapazität und daher eine sehr große nicht neutralisierende Kapazität gibt. Die Bindung dieser nicht neutralisierenden Antikörper erhöht die Infektiosität des Virus, indem sie [00:19:30] die Bestätigung der Rezeptorbindungsdomäne verändert, die für den Eintritt des Virus in die Zelle über den ACE2-Rezeptor verantwortlich ist.

DrMcMillan: [00:19:44] Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass wir so viele Fälle von Omikron in geimpften Ländern sehen, während in schlecht geimpften Teilen der Welt wie Afrika und so weiter keine so hohen Zahlen zu verzeichnen sind [00:20:00]. In gewisser Weise macht es also Sinn, dass das, was wir tun die Effektivität des Virus bei der Infektion derjenigen steigert, die nicht neutralisierende Antikörper haben. Gibt es Forschungsergebnisse, die dies belegen?

DrVandenBossche: [00:20:19] Ja, natürlich. Ich habe Ihnen gerade vor der Sendung erzählt, Phillip, dass ich buchstäblich Tag und Nacht an einem Dokument [00:20:30] gearbeitet habe, das jetzt etwa 30, 35 Seiten umfasst, mit etwa 15 Kapiteln, die voll von begutachteten wissenschaftlichen Veröffentlichungen (peer reviewed science) sind. Die meisten davon dienen lediglich als Puzzlestücke zur Unterstützung der molekularen Erklärung für das, was gerade passiert. Es geht nicht mehr um Virologie, denn das Verhalten des Virus wird jetzt durch die Interaktion mit den Antikörpern bestimmt und zwar in dem Sinne, dass in einer Population, in der es keine nicht neutralisierenden Antikörper gibt, weil die Menschen nicht geimpft wurden oder die Impfraten zu niedrig sind, die [00:21:30] Infektiosität des Virus ganz anders sein wird, weil sich dort nicht im Überfluss nicht neutralisierende Antikörper an das Virus binden. Diese infektionsfördernden Antikörper sind inzwischen sehr gut dokumentiert. Es gibt Professoren, es gibt Wissenschaftler, die sich damit befassen und die natürlich eine Verbindung zur [00:22:00] antikörperabhängigen Verstärkung der Infektion herstellen. Wir sprechen jetzt nicht über Krankheiten. Antikörperabhängig. Warum? Weil die Infektionsverstärkung auf die Bindung mit nicht neutralisierenden Antikörpern zurückzuführen ist. Verstärkung wird dadurch verursacht, dass sich, wie ich schon sagte, nicht neutralisierende Antikörper die Rezeptorbindungsdomäne in eine Position zwingen, die extrem günstig ist, um ein sofortiges Eindringen des Virus über den ACE2-Rezeptor in die Zelle zu ermöglichen, was natürlich eine verstärkte Infektion [00:22:30] zur Folge hat, weil es einfach um die Infektion von Zellen geht. Es geht im Moment nicht darum, die Menschen noch kränker zu machen, denn wie wir wissen, bewirkt Omikron genau das Gegenteil. Und Philip, ich meine, in der Biologie gibt es selten Zufälle. Ich meine, was bei mir gleich zu Beginn [00:23:00], als ich von Omikron hörte, die Alarmglocken läuten ließ, und das wird für die Leute sehr leicht zu verstehen sein, war, dass es zwei Phänomene gab, die extrem auffällig waren. Einmal, dass Omikron offenbar extrem infektiös ist, denn wie Sie wissen, werden die Fallzahlen derzeit aus vielen, vielen Gründen weitgehend unterschätzt. Und gleichzeitig war dieses Virus im Allgemeinen außergewöhnlich mild, [00:23:30] sogar in einem Maße, dass wir davon sprachen, dass Omikron als abgeschwächter Lebendimpfstoff dienen könnte. Als dann diese beiden auffälligen Phänomene plötzlich in ein und demselben Viruskörper auftraten, dachte ich sofort: Das kann kein Zufall sein. Es muss einen Mechanismus geben, der diese beiden Phänotypen automatisch miteinander verbindet [00:24:00]: Sie werden infektiöser und weniger virulent. Und wenn das passiert, müssen Sie das verstehen. Wenn Sie das nicht verstehen, können Sie Ihre Bücher über die Pandemie schließen, denn es gibt nichts, was Sie verstehen werden, geschweige denn, dass Sie es vorhersagen können. Und die Erklärung ist ganz einfach: Die infektionsverstärkenden Antikörper, die [00:24:30] man bei Geimpften findet, die natürlich hohe Antikörpertiter haben, die aber das Virus nicht mehr neutralisieren, das sind die Menschen, die hohe Titer von infektionsverstärkenden Antikörpern haben. Dies wurde im Labor eindeutig nachgewiesen, indem Zellen verwendet wurden, die [00:25:00] den ACE2-Rezeptor exprimieren, wie Epithelzellen in den oberen Atemwegen im Vergleich zu den unteren Atemwegen. Man hat dies untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, und das ist wichtig, dass infektionsfördernde Antikörper in den unteren Atemwegen die Zell-zu-Zell-Fusion verhindern. [00:25:30] Sie verhindern also die Bildung von Synzytien. Die Bildung von Synzytien, und Sie werden feststellen, denn ich weiß, dass Sie sich viel mit Histopathologie beschäftigen und diese Dinge untersuchen, steht in direktem Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung. Es kommt also zur Verschmelzung von Zellen, zur Verschmelzung infizierter Zellen mit benachbarten, noch nicht infizierten Zellen und [00:26:00] zur Bildung dieser Synzytien, die durch die infektionsfördernden Antikörper gehemmt wird. Während diese Antikörper in den oberen Atemwegen die Infektion begünstigen, verhindern sie also in den unteren Atemwegen die so genannte Transfusion. Das ist die Verschmelzung einer infizierten Zelle mit einer anderen, nicht infizierten Zelle. [00:26:30] Das ist höchstwahrscheinlich die Erklärung dafür, warum ein und dieselbe Person extrem anfällig für Infektionen sein kann, während die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person eine schwere Krankheit bekommt, sehr, sehr gering ist.

DrMcMillan: [00:26:54] Das ist eine sehr wichtige Sache hier. Ja. Denn Sie bringen ein Argument vor, von dem einige Leute [00:27:00] sagen, dass dies die natürliche Evolution dieser Art von Virus ist, dass es mit der Zeit weniger virulent wird. Und genau das ist bei den meisten Viren der Fall. Und die Erklärung, die dafür angeführt wird, ist, dass genau das mit Omikron passiert. Sie wird einfach weniger virulent. Aber Sie weisen auf einen wichtigen Punkt hin: Normalerweise sehen wir diese sehr, sehr hohe Infektiosität nicht, das heißt, sie ist fast unglaublich [00:27:30] hoch. Ich glaube, sie ist fast so hoch wie bei Masern, was für ein Virus unglaublich ist.

DrVandenBossche: [00:27:36] Sie ist höher als bei Masern.

DrMcMillan: [00:27:38] Sie ist höher als bei Masern. Sie haben also recht, dass die Virulenz normalerweise geringer ist, aber das Virus ist normalerweise nicht so infektiös in Bezug auf das, was vor sich geht. Was bedeutet das also? Bevor ich Sie überhaupt frage, was das bedeutet, wie passt das zu [00:28:00] der Arbeit, die Sie in den letzten vier Wochen gemacht haben? Und damit jeder weiß, was Geert zuvor gesagt hat, war er im letzten Monat sehr ruhig, weil er extrem hart an einem detaillierten Papier gearbeitet hat, das 30 Seiten lang ist und alles erklärt, was wir sehen und, was noch wichtiger ist, was wir sehen werden. Wenn Sie uns also eine Liste der Überschriften in Ihres Dokumentes geben könnten [00:28:30].

DrVandenBossche: [00:28:34] Nun, es fängt damit an, Philip, dass man die kritischen Fragen stellt und die Analyse macht. Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Wenn man sich die aktuelle Pandemie anschaut, sieht man, dass wir immer noch hohe Infektionsraten haben, vor allem in hoch geimpften Ländern. [00:29:00] Wie Sie wissen und wie wir gerade besprochen haben, werden viele, viele Infektionsfälle nicht gemeldet, weil das Virus oder die Ursache der Krankheit relativ mild ist.  Die Leute fühlen sich nämlich einfach ein paar Tage lang unwohl. Sie gehen nicht einmal zum Arzt, geschweige denn ins [00:29:30] Krankenhaus, usw.. Es gibt auch viel weniger Tests und Nachforschungen usw.. Es gibt also eine enorme Untererfassung. Trotz dieser großen Untererfassung, wenn man sich die Kurven anschaut, Johns Hopkins usw., dann sieht man immer noch hohe Infektionsraten. Interessant ist auch, dass die Wellen, also die Abstände zwischen den Wellen, immer kürzer werden. [00:30:00] Wissen Sie, wir hatten hier in Belgien vor ein paar Monaten eine Welle, und jetzt haben wir schon die nächste usw. Was man auch sieht, ist, dass die Wellen nicht mehr mit auf die Basislinie zurückgehen.  Sie pendeln sich ein und erreichen dann ein Plateau, das immer noch weit über der Basislinie liegt, usw..  Daraus lässt sich schließen, dass der durch das Virus in der Bevölkerung hervorgerufene Infektionsdruck [00:30:30] natürlich immer noch relativ hoch ist. Das ist genau das Gegenteil von dem, was man erwarten würde, wenn die Impfstoffe funktionieren und zu einer Herdenimmunität führen würden, denn dann würde die Infektionsrate und die Übertragungsrate sinken, denn das ist die Definition der Herdenimmunität. Und dann sieht man diese hohe Infektionsrate in Kombination [00:31:00] mit einem sehr milden Verlauf der Krankheit. Zunächst einmal geht es also nur darum, Beobachtungen zu machen. Hey, Leute, das ist nicht das, was wir normalerweise während einer Pandemie sehen. Und dann wird sie auch noch verlängert. Ich meine, wie viele Wellen haben wir schon hinter uns? Ich meine, das ist viel, viel länger als eine natürliche Pandemie, zum Beispiel. Eine wichtige Frage ist natürlich, und ich lese wörtlich aus den verschiedenen [00:31:30] Kapiteln des Inhaltsverzeichnisses vor. Besteht beispielsweise ein kausaler Zusammenhang zwischen der erhöhten Anfälligkeit der Geimpften für Infektionen und ihrer verminderten Anfälligkeit für die Krankheit? Und so kommt man in eine Situation, in der man anfängt, sich die kritischen Fragen zu stellen: Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass [00:32:00] ein und derselbe Antikörpertyp, nämlich der infektionsverstärkende Antikörper, der inzwischen in der Literatur sehr gut dokumentiert ist, gleichzeitig für eine erhöhte Infektiosität und eine verminderte Virulenz verantwortlich sein kann. Wie ich bereits sagte, ist die Kombination dieser beiden phänotypischen Merkmale, nämlich erhöhte Infektiosität und geringere Virulenz, meines Erachtens [00:32:30] nicht einfach ein Zufall. Es sollte also eine molekulare Erklärung geben. Wir haben bereits die molekulare Erklärung für die erhöhte Ansteckungsfähigkeit, nämlich die nicht neutralisierenden Antikörper. Könnte diese molekulare Erklärung auch die verringerte Virulenz erklären? Und dann habe ich [00:33:00] mich mit diesen Arbeiten beschäftigt, die beschreiben, wie die Virulenz durch den Transfer von Viren, von bestimmten Zellen, bestimmt wird. Wir nennen sie dendritische Zellen, die das Virus in den oberen Atemwegen aufgenommen haben und dann das Virus transportieren. Dabei handelt es sich um eine Art Wanderung in die unteren Atemwege. Jetzt sitzt das Virus [00:33:30] auf einer Zelle, auf einer dendritischen Zelle, die das Virus nicht aufnimmt, weil die Zelle nicht permissiv, nicht empfänglich für die Infektion ist, aber sie trägt das Virus und trägt es in die unteren Atemwege. Das macht aber keinen Sinn, wenn dieses infektiöse Virus nicht auf anfällige Zellen in den unteren Atemwegen übertragen werden kann. Diese [00:34:00] Leute haben untersucht, wie diese Übertragung vonstatten geht. Sie nennen es Transinfektion. Es handelt sich um die Infektion mit einem Virus, das von einer Zelle getragen wird und auf eine andere Zelle übertragen wird, um diese dann zu infizieren. Und sie haben herausgefunden, dass genau diese Antikörper, die die Infektion der oberen Atemwege verstärken, für die Hemmung [00:34:30] dieses Phänomens, das als Transinfektion bezeichnet wird, verantwortlich sind. Damit haben Sie bereits die Erklärung, dass tatsächlich ein und derselbe Antikörper dies tut. Aber dann stellt man sich die Frage: Wird das das Ende sein? Denn was Sie jetzt zu dieser Geschichte hinzufügen, ist wichtiges Wissen. Wichtiges Wissen darüber, dass die Tatsache, dass Omikron [00:35:00] so mild ist, tatsächlich auch auf infektiösen Druck zurückzuführen ist. Der Infektionsdruck durch dieselben Antikörper, die die Infektion in den oberen Atemwegen verstärkt, hemmt die systemische Infektion und die schwere Erkrankung in den unteren Atemwegen. Wir erhalten also genügend Immundruck. Wir haben Immundruck, so dass das Virus nicht aufhören wird zu existieren.

DrMcMillan: [00:35:29] Eine Minute [00:35:30]…. Das ist einige schwergewichtige Sache, die Sie tun. Also lassen Sie mich nur sicherstellen, dass ich es verstanden habe und dass jeder andere es auch versteht. Also lassen Sie mich zusammenfassen. Sie sagen also, dass in den oberen Atemwegen, also in der Nase, wenn das Virus eindringt, weil es dort nicht neutralisierende Antikörper gibt, dies die Fähigkeit des Virus, die Nase zu infizieren, tatsächlich erhöht. Was dann passiert, ist, dass es sich nicht nur [00:36:00] über die Atmung in der Lunge ausbreitet, sondern dass auch die Immunzellen es in die Lunge bringen und die Infektion verstärken, aber die Virulenz reduzieren, so dass man keine schwere Krankheit bekommt. Ist das auch der Grund dafür, dass wir das höchst ungewöhnliche Muster sehen, dass die Krankheit zweimal durch die Welt geht. Nachdem Omikron sich bereits über die Welt verbreitet hat, [00:36:30] wie kann sich dann eine weitere Variante über die Welt verbreiten? Denn theoretisch sollten wir immun sein, wir sollten eine Herdenimmunität haben, auch wenn wir keine Impfimmunität haben. Ist dies ein Teil des Grundes? Sehen wir hier eine Art Kreisbewegung des Virus? Es infiziert, reinfiziert, reinfiziert, reinfiziert und geht immer wieder um die Welt.

DrVandenBossche: [00:36:55] Nun, es ist wichtig zu erkennen, [00:37:00] Philip, was mit diesen nicht neutralisierenden Antikörpern passiert. Ich nenne es Pseudoimmunität, wegen dem was sie tun. Sie sind in den oberen Atemwegen und manchen die Person anfälliger für Infektionen der oberen Atemwege. Und dann gibt es jede Menge Viruspartikel, [00:37:30] die jetzt zu einem großen Teil von dendritischen Zellen abgefangen werden. Das sind die Vehikel. Sie werden von diesen Zellen eingefangen. Es sind also diese Zellen, die in Kombination mit den neutralisierenden Antikörpern die Virulenz verhindern. Die Tatsache, dass das Virus abgeschwächt wird, hat also nichts [00:38:00] mit einer sterilisierenden Immunität zu tun. Das Virus ist noch vollständig infektiös, wenn es auf diesen dendritischen Zellen sitzt. Das hat man im Labor nachgewiesen. Es ist keine Neutralisierung des Virus möglich. Das Virus bleibt also vollständig infektiös. Aus diesem Grund handelt es sich bei der Transinfektion in den unteren Atemwegen um eine produktive Infektion. Das Virus ist nicht tot. Es ist infektiös. [00:38:30] Mit anderen Worten, man muss sich darüber im Klaren sein, dass tatsächlich eine Menge Viruspartikel eingefangen werden. Ich nenne dies eine Art Lähmung. Die Viren sind gelähmt, weil sie auf diesen dendritischen Zellen sitzen, die es in die Atemwege transportieren werden. Aber wissen Sie was? Die infektionsverstärkenden Antikörper verhindern die Transinfektion. [00:39:00] Sie sitzen also mit einer riesigen Menge an Viren, die einfach gelähmt sind, und die Tatsache, dass Sie eine leichte Krankheit bekommen, hat nichts mit einer tatsächlichen Immunität durch Neutralisierung zu tun. Es hat einfach damit zu tun, dass die falschen Antikörper das Virus daran hindern, in den unteren Atemwegen und in anderen Organen Schaden anzurichten, was erklärt, warum die Krankheit so mild verläuft. [00:39:30] Das ist auch der Grund, warum die Geimpften immer wieder neu infiziert werden können und auch werden, denn darum geht es. Ich mache starke Aussagen, aber die Leute können nachprüfen, was ich sage. Wenn ich Recht habe und ich weiß, dass ich Recht habe, dann wird das, was ich voraussage, auch eintreten. Und die Menschen sollten dem folgen, auch wenn sie die molekularen Details nicht verstehen. Was ich damit sagen will [00:40:00], ist, dass Menschen, die auf diesen nicht neutralisierenden Antikörpern sitzen, die übrigens ständig erhöht werden, weil das Virus mit hoher Geschwindigkeit zirkuliert, niemals in der Lage sein werden, das Virus wirklich zu beseitigen. Sie werden es einfach nur einpacken, sie werden es parken. Sie parken es auf den dendritischen Zellen und verhindern, dass es in der Lunge Schaden anrichtet. Aber wenn das Virus wieder auftaucht, dann ist es [00:40:30] wieder ansteckend. Es ist sogar noch infektiöser, weil sie in der Zwischenzeit geboostet wurden. Ihre nicht neutralisierenden Antikörpertiter sind höher geworden. Das Virus ist also noch infektiöser geworden. Es gibt also keinen Weg. Diese Milde hat also nichts, aber auch gar nichts mit normaler Immunität zu tun. Es geht nur darum, das Virus zu parken, zu verhindern, dass es virulent wird, aber trotzdem sehr, sehr anfällig [00:41:00] für eine Infektion zu bleiben, weil Ihr der Titer jedes Mal ansteigt, wenn Sie dem Virus ausgesetzt sind. Also, können Sie mir folgen?

DrMcMillan: [00:41:10] Ja. Ich verstehe, dass hier eine Frage aufgeworfen wird, die Susanna, glaube ich, gerade gestellt hat. Sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Personen infizieren sich mehrmals, ohne dass es zu einer schweren Erkrankung kommt. Gilt dieses Prinzip für beide Szenarien oder nur für die nicht neutralisierenden?

DrVandenBossche: [00:41:26] Nun, natürlich gibt es keine… Die Ungeimpften [00:41:30] , die per Definition keinen Impfstoff oder Antikörper haben – und wenn ich von Ungeimpften spreche, dann meine ich nicht die Leute, die eine Impfung bekommen haben, zwei Impfungen, aber nicht die dritte, usw., sondern ich meine Leute die keinen Impfstoff bekommen haben. Vielleicht eine einzige Spritze, die aber nicht angeschlangen hat, darüber kann man diskutieren, aber wenn ich von nicht geimpften Menschen spreche, dann meine ich Menschen, die den Impfstoff überhaupt nicht zu Gesicht bekommen haben. Diese Menschen, vorausgesetzt sie sind [00:42:00] bei guter Gesundheit, werden mit dem Virus mehr oder weniger so umgehen, wie sie es zu Beginn der Pandemie getan haben. Wie ging es ihnen damals? Sie erkrankten allenfalls leicht und das ist bis heute so. Viele nicht geimpfte Menschen infizieren sich auf asymptomatische Weise mit Omikron. Diese Menschen haben also nicht mit [00:42:30] all diesen Antikörperproblemen oder neutralisierendem versus nicht neutralisierendem usw. zu tun. Sie haben diese Impfstoff-Antikörper nicht. Man könnte sagen, sie haben sich infiziert. Sie haben sich infiziert und auch Antikörper bekommen. Das ist etwas sehr Wichtiges was man sich klarmachen muss, denn wenn die Impfstoffhersteller ihre Vergleiche anstellen, dann nehmen sie gültige Rekonvaleszenzseren und vergleichen diese mit impfstoffinduzierten [00:43:00] Antikörpern und sagen, oh, wissen Sie was, die Titer sind höher und die Kapazität ist besser, etc. Man muss sich immer ansehen, was im wirklichen Leben passiert. Wenn man eine rekonvaleszentes Serum bildet, wenn man natürliche Antikörper bildet, hat man einen Krankheitsprozess durchlaufen, auch wenn es sich nur um eine moderate Krankheit gehandelt. Das [00:43:30] bedeutet, dass man das Virus hat. Das bedeutet, dass das die angeborene Immunität durchbrochen hat. Das bedeutet, dass die angeborene Immunität eine Gelegenheit bekommen hat, trainiert zu werden, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Das ist etwas, was im Labor, wenn man die Impfantikörper und die natürlich gebildeten Antikörper testet, nicht berücksichtigt wird. Aber diese natürlich induzierten Antikörper stammen [00:44:00] von einer Person, die in der Lage war ihre angeborene Immunreaktion zu trainieren, um beim nächsten Mal in Bezug auf die angeborene Immunreaktion besser vorbereitet zu sein, das ist eine Sache. Der zweite Punkt ist, dass, wenn das Virus die angeborene Immunität durchbricht und diese Person Antikörper entwickelt, dass diese Antikörper perfekt mit dem Virus, mit der Variante oder mit einer Untervariante übereinstimmen, die [00:44:30] die Krankheit verursacht hat. Dies ist ein großer Unterschied zu den Impfantikörpern, die sehr unterschiedlich sind oder überhaupt nicht mit den zirkulierenden Varianten übereinstimmen. Die Antikörper, die von der erkrankten, nicht geimpften Person gebildet werden, die die Krankheit bekommen hat und Antikörper bildet, passen sehr gut zu der zirkulierenden Variante. Das [00:45:00] ist der Grund, warum die natürliche Immunität so stark ist. Es ist die Kombination aus der angeborenen Immunreaktion, die zunehmend trainiert wird, weil wir dem Virus ständig ausgesetzt sind [und dem erworbenen Immunsystem]. Es ist also eine Kombination aus einem trainierten, angeborenen Immunsystem, das potenziell nur dann, wenn es dem Virus gelingt, diese angeborene Immunität zu durchbrechen, ergänzt wird durch erworbene Antikörper, die die zirkulierende Variante sehr gut erkennen. [00:45:30] Es ist also ein völlig anderes System, und das unterscheidet sich sehr von dem, was man im Labor vergleicht. Also ja.

DrMcMillan: [00:45:38] Ich wollte Sie nur fragen, Geert, ob es klar ist, dass Sie sagen, dass es wahrscheinlich signifikante Unterschiede in den Ergebnissen zwischen geimpften und ungeimpften Menschen gibt. Damit widersprechen Sie [00:46:00] dem, was die Gesundheitsbehörden immer noch sagen, nämlich dass wir viel besser dastehen, wenn die Menschen geimpft und geboostet sind. Warum sollten man sich gegen die Empfehlungen der öffentlichen Gesundheit wenden? Weil es das ist, was uns immer noch gesagt wird.

DrVandenBossche: [00:46:21] Nun, warum sollte ich dagegen sein? Aus zwei Gründen. Erstens aus dem Blickwinkel der individuellen Gesundheit [00:46:30] und zweitens aus dem Blickwinkel der öffentlichen Gesundheit. Was ist der Unterschied? In dem Fall, den wir gerade besprochen haben, die Menschen, die nicht geimpft wurden, ich sagte, sie gehen mit dem Virus fast so um, wie sie ursprünglich mit dem Wuhan-Stamm umgegangen sind. Als Sie bei guter Gesundheit waren, entwickelten viele von Ihnen keine oder nur leichte Symptome. Das ist also vergleichbar mit dem [00:47:00] Ergebnis von jemandem, der zum Beispiel gegen Omikron geimpft ist.  Das Ergebnis ist von Tag zu Tag relativ ähnlich. Aber was ist der große Unterschied, Philip? Der große Unterschied ist, dass eine ungeimpfte Person die asymptomatisch oder symptomatisch infiziert wurde, letztendlich [00:47:30] sehr schnell das Virus eliminieren wird und auch nicht anfälliger für das Virus wird. Und diese Studien wurden in Fachzeitschriften mit Peer-Review veröffentlicht, die belegen, dass geimpfte Menschen anfälliger für Infektionen sind.  Wie ich bereits sagte, sie parken das Virus in sich, aber sie eliminieren [00:48:00] es nicht. Mit anderen Worten: Sie tragen nicht dazu bei, die Übertragung des Virus zu verringern. Das bedeutet, dass sich das Virus auch in einer stark geimpften Bevölkerung weiter ausbreiten kann. Es gibt keine Begrenzung. Es gibt bei diesen Menschen keinerlei Mechanismus, der irgendeine Art von sterilisierender Immunität mit sich bringt, die sehr, sehr unterschiedlich ist. Man könnte also sagen, es ist uns egal. Ich interessiere mich [00:48:30] für die Symptome. Was mich interessiert, Philip, sind die Auswirkungen auf die evolutionäre Dynamik des Virus. Wenn man weiterhin Druck auf das Immunsystem ausübt, ohne das Virus eindämmen zu können, wird man eine Immunflucht herbeiführen. Die nächste Immunflucht wird versuchen, der Hemmung der Virulenz zu entkommen, die jetzt gerade stattfindet. Wenn das geschieht, [00:49:00] werden wir auf diese Gesundheitsbehörden zurückkommen und hören, was sie über den erstaunlichen Anstieg der Zahl der Krankenhausaufenthalte, der schweren Erkrankungen und der Todesfälle sagen werden.

DrMcMillan: [00:49:18] Also, lassen Sie uns das ein bisschen aufschlüsseln, Geert. Ist das so, weil uns gesagt wird, dass die Impfstoffe vor schweren Krankheiten schützen, und das ist [00:49:30] das, was wir wollen. Deshalb geht die Infektion weiter. Die öffentliche Gesundheit sagt also, dass man trotz der zirkulierenden Infektion ein geringeres Risiko für eine schwere Erkrankung hat, wenn man geimpft ist. Und noch immer ist ein hoher Anteil der Menschen, die schwer erkranken und Komorbiditäten entwickeln können, nicht geimpft. Also wollen sie, dass sich diese Menschen impfen lassen. Wir sind hier bei einem Szenario angelangt, bei dem es fast [00:50:00] so aussieht, als ob Sie sagen würden, dass Sie selbst diesen Menschen mit hohem Risiko nicht empfehlen würden, sich impfen zu lassen. Die Älteren, wie in Hongkong, wo die Älteren viel stärker betroffen sind und im Krankenhaus landen. Was können wir aus dieser Perspektive tun, wenn wir das, was Sie gesagt haben, verstanden haben?

DrVandenBossche: [00:50:21] Nun, das war schon immer meine Aussage. Ich weiß, dass viele Leute gesagt haben, ja, lasst uns [00:50:30] diese Impfstoffe verwenden, nur die gefährdeten Menschen, usw…. Meine Aussage war immer und ist immer noch, dass niemand geimpft werden sollte. Wegen diesem dummen Vergleich von Geimpften und Ungeimpften, die ins Krankenhaus eingeliefert werden [00:51:00] gibt es große, große Störfaktoren (confounders). Lassen Sie mich nur eine Sache veranschaulichen. Omikron ist also im Umlauf, und es ist für die ungeimpften Gesunden, besonders für die Jüngeren, aber für alle gesunden Ungeimpften, die sich in guter Verfassung befinden, wie ein attenuierter Lebendimpfstoff.  [00:51:30] Also, Philip, gibt es eine Gegenindikation für die Verabreichung eines attenuierten Lebendimpfstoffs an Menschen? Gibt es eine Kontraindikation? Ja. Die Kontraindikation ist, dass man Menschen, die immunsupprimiert sind, keine attenuierten Lebendimpfstoffe verabreichen sollte.  Also [00:52:00] die Leute, die nicht geimpft sind und ins Krankenhaus kommen, sind diejenigen, die auf die eine oder andere Weise immunsupprimiert sind und den abgeschwächten Lebendimpfstoff bekommen haben, nämlich Omikron, der überall erhältlich ist. Alle anderen, die keine Grunderkrankung haben, sind nicht immunsupprimiert und haben den abgeschwächten Lebendimpfstoff, nämlich Omikron, erhalten. Es geht ihnen [00:52:30] sehr gut. Zumindest müssen sie nicht mehr ins Krankenhaus gehen. Die meisten dieser Menschen haben, wie ich gerade sagte, keine oder nur leichte Krankheitssymptome. Aber wenn sie eine asymptomatische Infektion oder eine leichte Infektion haben, bedeutet das, dass sie vor einem Krankenhausaufenthalt, vor einer schweren Erkrankung und vor dem Tod geschützt sind. All diese [00:53:00] Menschen, die ein ganz normales Leben führen, die nicht geimpft sind und natürlich ständig ihren abgeschwächten Lebendimpfstoff erhalten, weil sie dem Virus ausgesetzt sind, werden fast nie ins Krankenhaus eingeliefert, mit Ausnahme derer, die immunsupprimiert sind. Sie sehen also, auf welcher Art von Störfaktoren (confounders) diese Vergleiche beruhen. Und ich kann nur sagen und das ist der Hauptpunkt, mit dem [00:53:30] ich angefangen habe, als ich meinen ersten Aufruf gemacht habe. Das Hauptproblem. Man kann über Nebenwirkungen und über alles Mögliche reden. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, dass wir dieses Virus durch Massenimpfungen, durch das Boostern dieser Menschen, weiterhin massiv unter Immunitätsdruck setzen. Wenn es sich nicht um einen Impfstoff handelt, dann um das hochinfektiöse Omikron, das im Umlauf ist, und dem Virus wird mit Sicherheit [00:54:00] eine Immunflucht gelingen. Ich habe in der Arbeit, die ich verfasst habe, den molekularen Mechanismus dokumentiert, wie dies geschehen wird, wie es dem Immundruck entkommen wird. Es ist den neutralisierenden Antikörpern bereits entkommen. Ja. Denn Omikron ist gegen die neutralisierenden Antikörper resistent. Wir haben seine Infektiosität unter Druck gesetzt. Es ist dem entkommen, weil Omikron ansteckender ist. Und was ich Ihnen jetzt sagen will, ist, dass genau diese Antikörper, die bei den Geimpften nicht mehr wirken [00:54:30], jetzt verhindern, dass das Virus in den unteren Atemwegen virulent wird, und zwar dank dieser Antikörper. Diese Antikörper üben nun also einen Immundruck auf die virale Virulenz aus. Und wenn es diese Barriere durchbricht, was geschehen wird, wird ein Virus entstehen, das nicht nur gegen alle diese Impfstoffe resistent ist, sondern auch hochinfektiös und hochvirulent ist. Und in diesem [00:55:00] Moment, das kann ich Ihnen sagen, wird man keine Gesundheitsbehörde mehr sehen, die noch bereit ist zu diskutieren. Das ist die wahre Geschichte, Philip.

DrMcMillan: [00:55:11] Sie haben dieses Dokument fertiggestellt und werden dieses 30-seitige Dokument an die Weltgesundheitsorganisation schicken, an jedes öffentliche Gesundheitswesen auf der ganzen Welt, und ihnen sagen, hört zu, Leute, das ist ernst, ich habe [00:55:30] meine Hausaufgaben gemacht, ich habe es zwei Jahre lang studiert, ich habe mich jetzt einen Monat lang hingesetzt und ein 30-seitiges Dokument mit Peer-Review-Papieren zusammengestellt, um zu sagen: Wir müssen unsere Richtung ändern. Ist es das, was Sie ihnen sagen wollen? Wie lautet das Wort, das Sie ihnen sagen wollen? Jetzt Geert.

DrVandenBossche: [00:55:51] Nun, es ist sehr, sehr einfach. Der Grund, warum ich das mache, ist, Lösungen zu finden. [00:56:00] Ich glaube, die Leute beginnen zu verstehen, dass wir uns hier in einer Art Teufelskreis mit Schneeballeffekt befinden. Je mehr wir impfen und je mehr Omikron zirkuliert und die Menschen ansteckt, desto stärker wird der Immundruck. Man wird keine neutralisierende Antikörper haben, und das wird die Infektiosität des Virus verstärken. In meinem Aufruf geht es also darum, wie wir aktiv, [00:56:30] nicht passiv, vorgehen können. Passiv wäre, na ja, lassen wir das Virus machen, und schauen wir, was passiert. Wie können wir diesen Schneeballeffekt, diesen Teufelskreis, aktiv unterbrechen? Wie können wir das unterbrechen? Es ist sehr, sehr einfach. Das Problem ist natürlich die hohe Ansteckungsfähigkeit des Virus. Das ist es, was ich immer wieder sage, denn es ist die hohe Infektiosität, die die Menschen immer wieder [00:57:00] ansteckt, ihre Antikörpertiter erhöht, die nicht neutralisierend sind, weil das Virus gegen die Impfantikörper resistent ist, und das wird daher die Infektiosität weiter erhöhen. Was wir also tun sollten, was wir tun müssen, wenn es nicht schon zu spät ist, ist, diese Massenimpfkampagnen sofort durch Massenkampagnen zur antiviralen [00:57:30] Chemoprophylaxe zu ersetzen, zumindest in Ländern, die unter dem Problem leiden. Und das sind die Länder mit hohen Impfquoten. In hochgeimpften Ländern sollte also eine massive antivirale Prophylaxe durchgeführt werden, um den Infektionsdruck zu verringern, damit die Menschen nicht ständig geboostet werden und damit ihre nicht neutralisierenden Antikörpertiter nicht weiter ansteigen oder [00:58:00] auf einem sehr, sehr hohen Niveau gehalten werden. Das ist das Einzige, was meiner Meinung nach nützlich wäre, weil es keine Impfstoffe gibt, die die Übertragung von Viren wirklich verhindern können.

DrMcMillan: [00:58:16] Sie haben da einen wichtigen Punkt angesprochen, Geert, und ich denke, eine der Schwierigkeiten bei diesem Punkt ist, dass es sich um eine ausgedehnte Behandlung handeln müsste, denn Sie haben Recht, [00:58:30] das Virus zirkuliert so stark, dass es nicht in einer Woche wirken wird. Die Chemoprophylaxe kann bis zu sechs oder acht Wochen dauern und Millionen, ja Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt betreffen. Sie brauchen also etwas, das sehr billig und sehr effektiv ist und in kürzester Zeit in großem Maßstab eingesetzt werden kann. Ich werde jetzt das Wort sagen, das anscheinend niemand in der Politik mag. Aber ist dies nun ein Fall, in dem die Leute ihre Ansichten über Ivermectin, diesen Namen, der immer wieder auftaucht, herunterschlucken müssen [00:59:00]? Ist das ein Beispiel für ein Mittel, das den Immundruck verringern kann? Es ist billig und sicher genug, um über einen längeren Zeitraum verwendet zu werden.

DrVandenBossche: [00:59:21] Wir müssen also diesen Immundruck reduzieren, und das tun wir, indem wir die Infektionsrate senken. Also, Philip, [00:59:30] lassen Sie mich Ihnen eine sehr kurze Antwort geben. Meine Vorhersage ist, dass diejenigen, die bisher alles getan haben, um den Einsatz von Ivermectin zu verhindern, bald verzweifelt darauf drängen werden, dass Ivermectin weltweit eingesetzt wird. Erst wenn die Krankenhäuser [01:00:00] von schwer erkrankten Menschen überschwemmt werden und das Gesundheitssystem zusammenbricht, wird man wissen, dass die einzige Lösung antivirale Medikamente sind, und dass diese dann in großen Mengen benötigt werden. Sie werden benötigt, wissen Sie, zu einem erschwinglichen Preis. Und sie [01:00:30] können nicht ein zweites Mal das Risiko eingehen, dass sie eine massive Verabreichung eines Medikaments oder was auch immer vornehmen, das nicht sicher ist. Nun, Ivermectin hat den großen Vorteil, dass es alle diese Kriterien vereint. Und ich weiß nicht, was an Ivermectin falsch ist. Ich meine, es ist grundlos ein Tabu geworden. Und [01:01:00] wissen Sie, das ist mir egal, weil sie sowieso sagen, dass ich kein Wissenschaftler bin, weil ich einfach ein Tierarzt bin. Und das ist wahr. Ich habe ziemlich lange in der Pferdepraxis gearbeitet. Für Pferde ist das also eine sehr große Sache. Es passt alles gut zusammen. Vanden Bossche spricht natürlich über Ivermectin, weil er Tierarzt ist und sich auf Pferdemedizin und -chirurgie spezialisiert hat, und das [01:01:30] ist das, was der Faktenchecker gesagt hat. Aber sehr bald, sehr bald, werden sie ihre Meinung nicht revidieren, sondern sie werden gezwungen sein, es zu verwenden. Davon bin ich fest überzeugt, Philip. Ich bin wirklich davon überzeugt, dass genau das passieren wird, denn kein antivirales Mittel wird in dieser Menge in kurzer Zeit zu einem erschwinglichen Preis [01:02:00] und mit dem Wissen, dass es vollkommen sicher ist, verfügbar gemacht werden.

DrMcMillan: [01:02:04] Aber ja, das ist eine der Schwierigkeiten, denn selbst wenn man das eine oder andere antivirale Mittel an die Öffentlichkeit bringt, sind sie noch nicht in großem Maßstab getestet worden. Man hat also keine Ahnung, wie sie sich in Bezug auf die Sicherheit auswirken. Und es wäre nicht leichtfertig, aber sehr gefährlich, darauf zu wetten, dass sie sicher sind, um sie Milliarden von Menschen zu verabreichen, und es wäre [01:02:30] extrem teuer. Das ist der andere Teil der Sache. Ich meine, noch einmal, ich bin kein großer Anhänger von Ivermectin. Ich meine, ich habe seinen Einsatz auf der ganzen Welt beobachtet, und es scheint außerordentlich sicher zu sein und in einigen Fällen tatsächlich etwas zu bewirken. Ich kann nicht sagen, dass es ein Wundermittel ist, aber ich stimme Ihnen völlig zu, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt das ist, was ich einen Bunker nenne, in dem Sinne, dass es nichts zu verlieren gibt [01:03:00]. Bevor wir zum Schluss kommen, möchte ich Sie bitten, zu beschreiben, was passiert, wenn wir einfach so weitermachen. Wenn wir nichts tun und so weitermachen wie bisher, auch wenn klar ist, dass wir uns in gewissem Maße im Kreis drehen, was wird dann passieren?

DrVandenBossche: [01:03:27] Nun, das Ergebnis wird sein, daran gibt es keinen Zweifel [01:03:30], dass das Virus das Problem lösen wird. Das Virus wird den Immundruck senken, denn das ist es, was in der Natur passiert. Wir vergessen, dass es sich hier um ein Ökosystem handelt, das sich über Millionen von Jahren entwickelt hat, ein sehr empfindliches Gleichgewicht zwischen dem Virus und der Wirtspopulation, das es der Population [01:04:00] ermöglicht, zu gedeihen und sich gut zu entwickeln, und das auch dem Virus noch eine Chance gibt, sich zu vermehren und zu überleben. Wenn sich also diese Art von Virus oder dieses Ökosystem neu kalibriert und das nächste Gleichgewicht anstrebt, wird das nächste Gleichgewicht natürlich extrem [01:04:30] anders sein, denn in diesem normalen Gleichgewicht gibt es Endemizität und Herdenimmunität mit einem hohen Maß an sterilisierender Immunität gegenüber dem Virus. Das ist hier nicht der Fall. Aufgrund der ungezähmten Virulenz des Virus werde man also verlieren, das sage ich Ihnen wirklich voraus. Wenn wir nichts tun, werden wir [01:05:00] einen großen Teil der Bevölkerung verlieren, was dann natürlich automatisch den Infektionsdruck und den Immundruck senkt und diesem Ökosystem ermöglicht, sich wieder zu etablieren. Aber natürlich in sehr, sehr unterschiedlichem Ausmaß. Das Virus selbst wird seine Infektiosität nicht spontan verringern. Es gibt keinen Grund für das Virus, dies zu tun. Die andere Sache, die passieren kann oder passieren muss, [01:05:30] wenn das nicht passiert, um dieses Gleichgewicht wiederherzustellen, ist natürlich, auf die Wirtspopulation einzuwirken, was natürlich ein Szenario ist, das miserabel ist. Aber wie bei vielen Dingen im Leben kommt immer wieder die Geschichte vom ungläubigen Thomas zurück. Und erst wenn die Leute merken, dass meine Vorhersagen wahr werden, werden sie sagen: “Oh, ja, er hatte Recht. Aber dann wird es natürlich zu spät sein, weil die evolutionäre [01:06:00] Dynamik des Virus im Moment einfach fabelhaft ist. Es ist einfach enorm, wie sich das Virus im Moment entwickelt. Und ich prophezeie, ich wage es zu sagen, dass innerhalb der nächsten zwei Monate eine dieser virulenteren Varianten auftauchen wird. Es könnte sein, ich wäre nicht überrascht, wenn es morgen passieren würde. Das ist einer der Gründe, warum ich wie ein Besessener an diesem Papier gearbeitet habe, um es fertigzustellen, denn [01:06:30] meine Befürchtung war, dass es schon passieren würde, bevor ich es fertiggestellt habe. Und das wäre keine angenehme Situation.

DrMcMillan: [01:06:37] Ist es das, was Sie glauben, was wir in Hongkong sehen?

DrVandenBossche: [01:06:41] Ja, also, ich werde mich mal näher damit beschäftigen, was in Hongkong passiert, denn ich sollte mir mal anschauen, wie viele Menschen, wie hoch die Impfrate ist, usw.. Es ist sehr, sehr klar, Philip, dass dies nur in Bevölkerungsgruppen mit einer hohen Impfrate geschehen kann. Deshalb habe ich von [01:07:00] Anfang an gesagt, dass Afrika dieses Mal gewinnen wird, wenn es zumindest nicht so dumm ist, das zu imitieren, was wir in der westlichen Welt gemacht haben, nämlich die Massenimpfungen durchzuführen. Wenn sie damit aufhören, wenn sie ihre Bevölkerung nicht mehr als, ich weiß nicht, fünf oder 10 % impfen lassen, dann erreichen sie das einzige und wichtigste, was man braucht, um eine Pandemie einzudämmen, [01:07:30] nämlich die Herdenimmunität. Um Himmels willen, wir können keine Herdenimmunität mehr erreichen. Das Thema ist abgeschlossen.  Ich werde also prüfen, was genau dort passiert. Ich habe gehört, dass es natürlich einen Anstieg gibt, aber ich bin mir nicht genau sicher, welcher Teil der Bevölkerung geimpft wurde, denn in Bevölkerungen, die sich zum Beispiel an diese Maßnahmen zur Infektionsprävention [01:08:00] gehalten haben, wie in China, und die das Virus rausschmeißen, sobald sie einen Fall haben, und Quarantänen und Lockdowns durchführen usw., haben die Menschen natürlich nicht wirklich die Möglichkeit, diese angeborene Immunität zu trainieren, was auch ein Grund für hohe Infektionsraten sein könnte. Aber diese würden definitiv nicht dazu einem Infektionsdruck führen, wie ich sagen würde, dass das [01:08:30] Virus eliminiert wird. Sie können einen großen Verlust erleiden, weil sie in den letzten Monaten keine angeborene Immunität aufgebaut haben, so dass sie jetzt die volle Belastung durch das Virus erfahren. Aber dann werden sie natürlich auch anfangen, eine Herdenimmunität zu entwickeln. Das ist der Unterschied, denn nur die Herdenimmunität kann eine Pandemie beenden. Ohne Herdenimmunität kann keine Pandemie beendet werden.

DrMcMillan: [01:08:55] Ja, ich erinnere mich an etwas, das Sie am Anfang gesagt haben. Wahrscheinlich war es letztes Jahr, als [01:09:00] wir miteinander sprachen und Sie sagten, dass wir zu unseren Lebzeiten noch keine Pandemie erlebt haben. Und eine der großen Gefahren bestehe darin, dass wir durch den Versuch, Todesfälle zu verhindern, das Risiko erhöhen, weitere Todesfälle zu verursachen.

DrVandenBossche: [01:09:19] Auf jeden Fall. Wir hätten alle gesunden Menschen schulen sollen. Das heißt also, Hygiene [01:09:30] ist in der Tat wichtig. Überbelegung ist schädlich. Wir hätten das Immunsysteme trainieren sollen. Das steht am Anfang. Man hatte wenig Kontakt mit dem Virus, richtig? Man muß lernen mit dem Virus umzugehen und zunehmend damit fertig zu werden. Nach und nach, damit baut man eine trainierte Immunität auf. Das ist etwas, worauf die Menschen aufbauen können. Sie können es aushalten. Den Ungeimpften wird es zunehmend besser gehen. [01:10:00] Ihnen wird es während dieser Pandemie immer besser gehen. Im Gegensatz zu den Geimpften, schreiben Sie das auf. Wenn diese Menschen dann automatisch eine Herdenimmunität gemäß der Definition der Herdenimmunität aufbauen, werden sie die gefährdeten Menschen schützen. Denn die gefährdeten Personen sind dadurch geschützt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung dank der Herdenimmunität so gering geworden ist. Solange das nicht passiert ist, sollten wir natürlich die gefährdeten [01:10:30] Menschen schützen. Aber wir wissen, wie man das richtig macht. Über eine frühzeitige Behandlung zu sprechen, ist ein weiteres Tabu, usw. Das ist die Art und Weise, wie wir damit hätten umgehen sollen.  Aber stellen Sie sicher, dass der Großteil der Menschen, die eine Herdenimmunität erlangen oder erzeugen können, nicht geimpft wird, denn wenn sie geimpft werden, kann man per Definition keine Herdenimmunität mehr erzeugen. Ich habe heute versucht zu erklären, dass dies nur zu mehr Infektiosität führt. Sie parken dieses [01:11:00] Virus. Ich würde sagen, dass es sich nicht mehr um Virulenz handelt, aber das hat nichts mit Immunität zu tun, geschweige denn mit sterilisierender Immunität, die die Art von Immunität ist, die man braucht, um die Infektionsrate zu senken, um die Übertragungskette zu unterbrechen und die Pandemie zu beenden, dank der Herdenimmunität.

DrMcMillan: [01:11:21] Was für eine schöne, perfekte Art zu enden, Geert, wie immer. Sie waren immer sehr offen, [01:11:30] sehr wortgetreu. Manchmal sind einige der Dinge, die Sie sagen beunruhigend, vor allem in Bezug auf  das Nachdenken über Impfstoffe usw.. Aber Sie haben es auf den Punkt gebracht, und wenn es etwas gibt, was die Welt jetzt braucht, dann ist es Ehrlichkeit. Wir müssen in der Lage sein, dem ins Auge zu sehen, was vor uns liegt, und dürfen nicht so tun, als ob wir irgendwie jenseits davon wären. Ich denke, das ist das Gefährlichste, was passieren kann. Also [01:12:00] ich danke Ihnen nochmals, Geert, und ich weiß, dass meine Zuhörer das zu schätzen wissen, und ich hoffe, dass Sie alle seine Worte zu schätzen wissen werden. Halten Sie in den nächsten ein oder zwei Tagen Ausschau nach seinem Dokument. Er wird es weit und breit verbreiten und teilen Sie es mit so vielen Menschen, wie Sie können. Versuchen wir, Geert dieses Mal Gehör zu verschaffen und nicht wieder ein Jahr warten zu müssen. Ich freue mich, dass Sie da waren, Geert, und wünsche Ihnen einen schönen Abend.

DrVandenBossche: [01:12:26] Vielen Dank, Philip. Und danke, dass ich dabei sein durfte. Und danke, dass Sie uns geholfen haben, [01:12:30] den Text zu verbreiten, diesen Text, der so wichtig ist. Ich danke Ihnen.

Ende der Übersetzung

Der Link auf die in dem Interview erwähnte Ausarbeitung von Dr. Vanden Bossche ist www.voiceforscienceandsolidarity.org/scientific-blog/predictions-gvb-on-evolution-c-19-pandemic .  Das Datum der Veröffentlichung war der 30. März 2022.

Nachtrag 5. Juni 2022

Dr. Vanden Bossche am 9. Mai 2022 eine neuere Version von seinem Artikel veröffentlicht. Von dieser Version habe ich eine deutsche Übersetzung angefertigt und hochgeladen: www.freizahn.de/wp-content/uploads/2022/06/GVB-WissArtzurPandemieEvolution-DeutscheUebersetzungStand2022-06-05.pdf

 




Das Ende des europäischen Zeitalters

John Michael Greer hat am 6.  April 2022 auf ecosophia.net de in folgenden übersetzten Artikel über das Ende des europäschen Zeitalters veröffentlicht, in dem er die russische Militäraktion in der Ukraine in einem großen historischen und geopolitischen Rahmen einordnet.

Titel des Originals:  The End of the European Age

Link auf das Original: www.ecosophia.net/the-end-of-the-european-age/

Das Ende des europäischen Zeitalters

6. April 2022 von John Michael Greer

Alles in allem ist dies ein guter Zeitpunkt, um über das geopolitische Gesamtbild zu sprechen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist der russisch-ukrainische Krieg noch im Gange. Der Angriff auf Kiew scheint auf Eis gelegt worden zu sein, damit sich die Russen darauf konzentrieren können, die ukrainischen Verteidiger aus der Donbass-Region zu vertreiben, während im Süden des Landes, wo die russischen Streitkräfte entlang beider Ufer des Dnjepr nach Norden vorstoßen, heftige Kämpfe toben. Nach einem Monat harter Kämpfe hat Russland fast dreißig Prozent des ukrainischen Territoriums erobert und zeigt keine Anzeichen für einen Rückzug, während die Sanktionen der USA und ihrer Klientenstaaten in Europa und im westlichen Pazifik die russische Regierung nicht von ihrem Kurs abbringen konnten.

Inzwischen sind die Auswirkungen dieser Sanktionen weltweit zu einem massiven wirtschaftlichen Faktor geworden, und es ist keineswegs sicher, dass Russland dadurch etwas verloren hat. Indien, die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, hat gerade Vorkehrungen getroffen, um den Handel mit Russland außerhalb des SWIFT-Interbankensystems in Rupien und Rubel statt in US-Dollar abzuwickeln. China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, verfügt bereits über ein solches System. Die Verknappung von Dieselkraftstoff und einem halben Dutzend anderer aus Russland stammender Rohstoffe löst in verschiedenen Teilen der Welt Wirtschaftskrisen aus, während das Gespenst einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit immer ernster wird – die Ukraine ist der drittgrößte Weizenexporteur der Welt, während Russland in dieser Kategorie an erster Stelle steht und außerdem einen Großteil der Düngemittel weltweit liefert. Sowohl die USA als auch Großbritannien haben ihre strategischen Erdölreserven angezapft, um die Ölpreise niedrig zu halten, aber es bleibt abzuwarten, ob dies mehr als eine Notlösung sein wird.

Im Moment ist es üblich, diese Ereignisse als vorübergehendes Hindernis auf dem Weg zu einer Zukunft des “weiter wie bisher” (“business as usual”) zu betrachten oder sie auf die vermeintliche persönliche Abscheulichkeit des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu schieben. Solche Ausreden sind ebenso einfach wie hoffnungslos falsch. Sie verraten unter anderem eine verblüffende Unkenntnis der Geschichte, denn es ist nicht das erste Mal, dass eine Ära der wirtschaftlichen Globalisierung unter dem Druck der Geopolitik zerbrochen ist. Mehrere nachdenkliche Autoren haben bereits die Parallelen zwischen der gegenwärtigen Krise und dem Zusammenbruch der viktorianischen Wirtschaftsglobalisierung vor einem Jahrhundert festgestellt.

Der Vergleich ist treffend. Wie John Maynard Keynes 1913 in seinem zu Recht berühmten Werk “The Economic Consequences of the Peace” (Die wirtschaftlichen Folgen des Friedens) feststellte, konnte ein wohlhabender Engländer, der beim Frühstück die “Times” vor sich liegen hatte, genauso frei Vermögenswerte rund um den Globus kaufen und verkaufen wie sein Pendant in den Vereinigten Staaten im Jahr 2013. Das Pfund Sterling war damals die unverzichtbare Weltwährung; das weltweite Telegrafennetz der viktorianischen Ära erfüllte die Rolle des Internets, indem es Kauf- und Verkaufsaufträge mit Lichtgeschwindigkeit über Meere und Kontinente hinweg verschickte. Freihandelsabkommen, die weitaus unflexibler waren als die heutigen Beispiele, beseitigten Hindernisse für Investitionen und Ausbeutung. Die britische Armee und Marine, unterstützt durch modernste Militärtechnologie, bildeten den Rückhalt für all dies. Die einzige Wolke am Horizont war die aufstrebende Macht Deutschlands, das nicht bereit war, sich mit einem Status zweiter Klasse in einer Welt zu begnügen, die in erster Linie für Großbritanniens Bequemlichkeit und Profit bestimmt war.

Dann kam das Jahr 1914, ein Terrorist erschoss den österreichischen Thronfolger, und nach und nach zogen die meisten europäischen Staaten in den Krieg. Der freie Handel konnte nicht überleben, als die Geopolitik in den Mittelpunkt rückte: Jede kämpfende Nation musste Devisenkontrollen einführen, um zu verhindern, dass dringend benötigte Gelder in neutrale Länder flossen, und die neutralen Länder reagierten entsprechend, während Sanktionen und Gegensanktionen zwischen den konkurrierenden Allianzen das Vertrauen zerstörten, das den globalen Handel erst möglich gemacht hatte. Als der Krieg schließlich 1918 zu Ende ging, war die Weltwirtschaft des viktorianischen Zeitalters irreparabel zerrüttet. Die Versuche, in den 1920er Jahren einen gewissen Anschein davon wiederherzustellen, trugen dazu bei, die Voraussetzungen für die globale Wirtschaftskatastrophe von 1929 zu schaffen. Nach der Weltwirtschaftskrise war der Freihandel in den Köpfen der meisten Menschen völlig diskreditiert, und es dauerte fünfzig Jahre, bis die Vereinigten Staaten sich daran machten, die imperiale Strategie Großbritanniens zu ihrem eigenen Vorteil zu kopieren, was zu unserer heutigen Situation führte.

Im Jahr 1913 war Großbritannien das reichste und mächtigste Land der Welt. 1918 war Großbritannien ein halb zerschlagener wirtschaftlicher Sanierungsfall, so kurz vor dem Bankrott, dass es nie in der Lage war, seine Schulden aus dem Ersten Weltkrieg an die Vereinigten Staaten zu begleichen, und so knapp bei Kasse, dass die britische Regierung, als Irland sich gegen die britische Herrschaft auflehnte, einknickte und seine älteste und am gründlichsten ausgeplünderte Kolonie losließ. Es dauerte nur vier Jahrzehnte nach 1914, bis der Rest des britischen Imperiums zusammenbrach und Großbritannien von seinem früheren Status als globale Hypermacht auf die schmachvolle Rolle eines US-Klientenstaates zurückfiel, der hauptsächlich durch Geldwäscheoperationen in der Londoner City am Leben gehalten wird. Das ist es, was mit Nationen passiert, die zu sehr vom wirtschaftlichen Globalismus abhängig werden.

Könnte etwas Ähnliches mit den Vereinigten Staaten geschehen? Natürlich könnte es das. Glaubwürdigen Schätzungen zufolge ziehen die Vereinigten Staaten derzeit jährlich etwa 1 Billion US-Dollar an unverdientem Reichtum aus der Rolle des Dollars als Weltreservewährung und als Medium für große Handelsgeschäfte. Das gibt der US-Regierung die Möglichkeit, Billionen von Dollar, die sie nicht hat, für internationale Abenteurer und inländische Prestigeprojekte zur Wählerbeeinflussung (pork-barrel projects) auszugeben. Wenn das wegfällt – wenn die US-Regierung keine Schulden mehr machen kann und ihre Ausgaben aus ihrem eigenen Einkommen bezahlen muss – wird der größte Teil der Fassade des amerikanischen Wohlstands zusammenbrechen, den kolossalen Wohlfahrtsprogrammen für Unternehmen, die das Großkapital in diesem Land unterstützen, wird das Geld ausgehen, und die globale Vorherrschaft der USA wird der Vergangenheit angehören.

Möglicherweise erleben wir gerade jetzt die ersten Runden dieses Übergangs. Wenn Sie hier in den Vereinigten Staaten einen Lebensmittelladen besuchen, sind die Preissteigerungen bei vielen Produkten von Woche zu Woche weitaus höher als die offizielle (und stark geschönte) Inflationsrate. Wenn Sie dort sind, achten Sie darauf, wie viele Regale leer sind oder wie viele Produkte darauf verteilt wurden, um den Mangel zu kaschieren – so wie es in den Ostblockländern geschah, bevor sie zusammenbrachen. Die vom Dollar abhängige (und dominierte) Weltwirtschaft verliert gerade ihre Räder und die Folgen werden eine drastische Umverteilung des Reichtums zwischen den Nationen und zwischen den Klassen innerhalb der Nationen sein. Der wohlhabende Engländer, den sich Keynes 1913 an seinem Frühstückstisch vorstellte, war 1933 viel weniger wohlhabend, und 1953 war er noch viel weniger wohlhabend.

All dies ist es wert, beobachtet zu werden, vor allem, aber nicht nur für diejenigen unter uns, die in den Vereinigten Staaten leben. Wie ich bereits erwähnt habe, wird das Thema allmählich auch in den Randgruppen diskutiert, wo man heutzutage über unerwünschte Realitäten spricht. Ich möchte jedoch einen Schritt weiter zurückgehen und das Geschehen im kalten Licht einer breiteren historischen Entwicklung betrachten.

Ich habe das britische Weltreich bereits einige Absätze zuvor erwähnt. Im Jahr 1500 wäre die Idee eines britischen Weltreichs absurd gewesen, wenn überhaupt jemand an so etwas gedacht hätte. Im Jahr 1500 stellten sich die Menschen, die Europa überhaupt Beachtung schenkten, Europa als einen trostlosen, feuchten, gebirgigen Subkontinent vor, der an das westliche Ende Asiens geklebt war und von einer Reihe kleiner Nationen bewohnt wurde, die sich vor allem durch ihre seltsamen religiösen Überzeugungen und ihre Neigung zu mörderischen internen Kriegen (“internecine warfare”) auszeichneten. Wie es seit der Antike der Fall war, befand sich Europa am Rande der zivilisierten Welt: einem Gürtel großer imperialer Nationen, der sich über das südliche Ende Asiens, den Nahen Osten und Westafrika erstreckte.

 Westafrika hatte schon vor Europa Städte und war ein wichtiges Zentrum städtischer, gebildeter Zivilisationen, als der größte Teil Europas noch von ungebildeten germanischen Stämmen bewohnt war, die glaubten, dass die römischen Ruinen von Riesen erbaut worden sein müssten. Um 1500 wurde Westafrika vom Songhai-Reich beherrscht, einem ausgedehnten politischen Gebilde, das den größten Teil der westlichen Ausbuchtung Afrikas südlich der Sahara beherrschte und sich von den großen Städten Timbuktu und Gao bis zum Atlantik erstreckte. Bis 1591, als das Songhai-Reich nach einer katastrophalen Niederlage in einem Krieg mit Marokko auseinanderbrach, war es größer, reicher und militärisch mächtiger als jede andere Nation in Europa. Die Tatsache, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, wahrscheinlich noch nie davon gehört haben, sagt einiges über die im Wesentlichen engstirnige Natur der modernen westlichen Bildung aus).

Das Chinesische Reich, das Mogulreich in Indien, das Persische Reich, das Osmanische Reich und das Songhai-Reich: Diese und ein paar Dutzend kleinere Nationen, die an ihren Flanken verstreut lagen, von Japan im fernen Osten bis zum Wolof-Königreich im fernen Westen, bildeten die zivilisierte Welt. Europa befand sich an der Peripherie, und die schlauen Leute – wenn sie Wetten abgeschlossen hätten – wären wahrscheinlich davon ausgegangen, dass die zänkischen kleinen Staaten bald vom aufstrebenden Osmanischen Reich verschluckt werden würden. Und fast wäre es auch so gekommen: Hätten die europäischen Streitkräfte die Seeschlacht von Lepanto 1571 nicht gewonnen und den beiden osmanischen Belagerungen Wiens 1526 und 1683 nicht standgehalten, wäre wahrscheinlich ein viel größerer Teil Europas, wenn nicht sogar ganz Europa, von den Türken erobert worden.

Es gehört jedoch zu den Gemeinplätzen der Geschichte, dass die Völker an der Peripherie Neuerungen einführen, während die Völker im Zentrum dieselben Bewegungen wiederholen. Genau das hat Europa getan. Die Europäer haben weder das Schießpulver noch die Kanonen noch die Hochseesegelschiffe erfunden – die Chinesen hatten all diese Technologien Jahrhunderte, bevor sie nach Europa gelangten -, aber als diese Technologien erst einmal da waren, trieben die kriegerischen europäischen Länder sie weiter voran, als irgendjemand sonst es je getan hatte. Um 1500 liefen aus allen Häfen der europäischen Atlantikküste große Schiffe aus, die in der Lage waren, Ozeane zu überqueren, und die mit Kanonen bewaffnet waren, die allem anderen auf See überlegen waren.

Zunächst stand der Handel auf der Tagesordnung – der Handel mit Indien und China, um Zugang zu asiatischen Luxusprodukten zu erhalten, ohne die exorbitanten Aufschläge der türkischen und arabischen Zwischenhändler zahlen zu müssen -, doch die Entdeckung Amerikas änderte alles, vor allem, nachdem die Krankheiten der Alten Welt 95 % der einheimischen Bevölkerung der Neuen Welt ausgerottet und das Feld für die europäische Kolonisierung und Besiedlung weit offen gelassen hatten. Es dauerte weniger als zwei Jahrhunderte, bis Europa dem Planeten eine neue Wirtschaftsstruktur aufzwang: Die europäischen Seestreitkräfte und Handelsflotten monopolisierten den internationalen Handel, und die europäischen Kolonien in der Neuen Welt, die hauptsächlich von aus Afrika importierten Sklaven bewirtschaftet wurden und die phantastisch lukrative Tabak- und Zuckerernten erzielten, die weltweit verkauft wurden. Den Handelsflotten folgten europäische Armeen, die in der spektakulärsten Eroberungsorgie der Geschichte den größten Teil des Planeten eroberten.

Die wirtschaftlichen Folgen dieser Ära des Abschlachtens und Plünderns sind für unseren heutigen Zweck von Bedeutung. Im Jahr 1600 war Indien die reichste Nation der Welt. Im Jahr 1900 war es eine der Ärmsten. Das war kein Zufall. Es geschah, weil die britische Herrschaft Indien bis auf die Grundmauern ausplünderte und den Erlös nach Hause schickte. Der erstaunliche Reichtum, der Großbritanniens weltweite Militärpräsenz finanzierte und London mit so viel monumentaler Architektur überzog, stammt aus der rücksichtslosen Ausbeutung Indiens und Dutzender anderer Länder. Das Gleiche gilt für die meisten anderen europäischen Länder und Hauptstädte. Wenn heutzutage über die unterentwickelten Länder der Welt gesprochen wird, wird meist vermieden, zuzugeben, dass die Armut in der Dritten Welt durch die europäische Enteignung jedes Stücks beweglichen Reichtums, das nicht niet- und nagelfest war, verursacht wurde.

Jetzt geht es um die Nachwirkungen. 1947 zwang Indien ein bankrottes und angeschlagenes Großbritannien, ihm die Unabhängigkeit zu gewähren. 1949 stürzte China eine schwache nationalistische Regierung, die von westlichen Mächten abhängig war. 1979 wurde der Iran – so wird Persien heute genannt – einen amerikanischen Marionetten-Schah los. Der Türkei ist es gelungen, nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches durch Frankreich und Großbritannien im Jahr 1918 eine prekäre Unabhängigkeit zu bewahren, und sie ist auf dem besten Weg, ihre historische Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum wiederzuerlangen. Westafrika ist immer noch ein hoffnungsloser Fall, aber das liegt vor allem daran, dass die französischen und amerikanischen Truppen dafür sorgen, dass es so bleibt. (Das Letzte, was man in der NATO wollte, war, dass nach der Ölkrise der 1970er Jahre eine weitere ölreiche Region expansive Vorstellungen von ihrer Fähigkeit zu internationalem Einfluss bekam, so wie es die Staaten des Persischen Golfs taten).

Das heißt, die zivilisierte Welt erholt sich von den Auswirkungen der vorübergehenden Herrschaft Europas.

Die Folgen lassen sich in wirtschaftlicher Hinsicht leicht nachvollziehen. Wie bereits erwähnt, ist China selbst unter Berücksichtigung der Verzerrungen durch die stark aufgeblähten Finanzsektoren in Europa und den Vereinigten Staaten heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Indien ist die fünftgrößte und die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt. Der Iran leidet immer noch unter harten Sanktionen, hat sich aber zu einer regionalen Wirtschaftsmacht mit einem boomenden Industriesektor entwickelt. Sobald die Sanktionen, die ihn binden, fallen – und sie fallen -, ist zu erwarten, dass er zu einer wichtigen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kraft wird. Der Rest des alten Gürtels der zivilisierten Nationen, westlich der iranischen Grenze bis zur Atlantikküste Westafrikas, hinkt noch ein wenig hinterher, aber geben Sie ihm noch hundert Jahre, und die natürlichen wirtschaftlichen Vorteile des alten zivilisierten Gürtels werden sich wahrscheinlich durchsetzen.

Und Europa? Verknöchert, umständlich (fussy), anspruchsvoll (entiteled), sich an die schäbige Würde eines Zeitalters des Imperiums klammernd, das im Rückspiegel der Geschichte verblasst, und niedergedrückt von einer demografischen Schrumpfung, die sich seit einem Jahrhundert beschleunigt, ist Europa die Vergangenheit, nicht die Zukunft. William Butler Yeats sah es ein Jahrhundert im Voraus: “Welche Zwietracht wird Europa in jene künstliche Einheit treiben – nur trockene oder trocknende Stöcke können zu einem Bündel geschnürt werden -, das die Dekadenz jeder Zivilisation ist?” Die Europäische Union hat seine Prophezeiung buchstabengetreu erfüllt und ist dabei, Yeats’ großen historischen Zyklus zu vollenden, indem sie in eine endgültige Zusammenhanglosigkeit versinkt, aus der zu gegebener Zeit etwas völlig Neues – und für die konventionelle Weisheit des heutigen Europas völlig Inakzeptables – hervorgehen wird.

Tolkien, der wohl größte Meister der mythischen Erzählung des 20. Jahrhunderts, hat ein schönes Gedicht mit dem Titel “The Hoard” (Der Hort) verfasst, das sich auf uralte Erkenntnisse über den Zyklus des Aufstiegs und Niedergangs von Imperien und Zivilisationen stützt. Er folgt einem prächtigen Schatz von einem Besitzer zum anderen, vom Zwerg zum Drachen zum Menschenkönig, und trägt den Fluch des Verfalls und des Untergangs mit sich. Der Schatz ist, wie Tolkien sehr wohl wusste, die Havarena, der Schatz der Souveränität aus der archaischen indoeuropäischen Überlieferung; es ist das Gold des Rheins – in der ursprünglichen Abfolge der Ereignisse vielleicht der Hort eines reichen Römers -, das dazu beitrug, mörderische Fehden im nachrömischen Rheinland anzutreiben, das den größten aller Zyklen der deutschen und nordischen Sage inspirierte und das zentrale Thema für das letzte wirklich große Werk der westlichen Oper, Richard Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen, lieferte. Tolkiens Worte sind ein schönes Epitaph für Europa in seiner Dekadenz:

Die Schwerter seiner Vasallen waren stumpf vor Rost,
sein Ruhm gefallen, seine Herrschaft ungerecht,
seine Hallen hohl und seine Gemächer kalt,
aber König war er aus Elfengold.

Das ist der Fluch der Macht.  Jede Nation, wie jede Generation, geht von einer Jugend voller Ideale und großer Hoffnungen in ein Alter über, das durch die exakten mathematischen Konsequenzen ihres Handelns bestimmt wird. Der alte Gürtel der Hochkulturen hatte seine eigenen Lasten und seine eigene Dekadenz zu tragen, und er hat dafür bezahlt. Nun, da er wieder zu Kräften gekommen ist, steigt er, während die Rechnung für das europäische Zeitalter der Herrschaft geduldig von Vater Zeit beglichen wird, und zwar vollständig. Es sollte nicht überraschen, dass die Nationen, die die Welt in der vorindustriellen Ära beherrschten, in der Endphase des Industriezeitalters erneut die Welt beherrschen werden.

Dies ist schließlich der breitere Kontext, in dem der russisch-ukrainische Krieg und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Erschütterungen zu verstehen sind. Die große geopolitische Frage zu Beginn des 21. Jahrhunderts lautete, ob sich Russland mit seinen immensen Ressourcen an fossilen Brennstoffen, Mineralien und landwirtschaftlichen Rohstoffen mit Europa oder dem aufstrebenden Asien verbünden würde. Es wäre für Europa und die Vereinigten Staaten ein Leichtes gewesen, Russland in eine gesamteuropäische Struktur von Bündnissen und Wirtschaftsbeziehungen einzubinden. Alles, was dazu nötig gewesen wäre, ist eine vernünftige Berücksichtigung der russischen Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit und die Bereitschaft, langfristige Ziele über kurzfristige Gewinnsucht zu stellen. Die europäischen und amerikanischen Politiker haben sich als zu unfähig erwiesen, diese einfachen Schritte zu vollziehen, so dass sich die Frage nun erledigt hat: Russland wendet sich nach Osten und gibt seine Rohstoffbasis und seine politische Unterstützung an China, Indien und den Iran ab. Das hätte nicht passieren müssen, aber jetzt ist es zu spät, das zu ändern.

Und die Vereinigten Staaten? Wir haben das getan, was Randmächte in Zeiten des Niedergangs oft tun, wenn das imperiale Zentrum zu schrumpfen beginnt. Wir schnappten uns 1945 die Zügel des Imperiums, als Großbritannien zu schwach war, um sie länger zu halten, und versuchten, dasselbe Spielchen auch für uns zu nutzen. Alles in allem hat es nicht sehr gut funktioniert. Jetzt sind wir in dieselbe Falle getappt wie Großbritannien 1914: tödlich überengagiert in einem unbezahlbaren globalen Imperium, hoffnungslos abhängig von einer Weltwirtschaft, die aus allen Nähten platzt, und unfähig zu erkennen, dass sich die Welt verändert hat. Die nächsten Jahrzehnte werden ein harter Weg für uns sein.

Allerdings geht das europäische Zeitalter zu Ende, nicht das amerikanische. Das amerikanische Zeitalter hat noch nicht begonnen. Die Vereinigten Staaten sind heutzutage ein Dritte-Welt-Land, das durch ein Kapitel historischer Unfälle in eine vorübergehende Position als globaler Hegemon katapultiert wurde. Ihre europäisch geprägten Eliten sind, wie in der Dritten Welt üblich, eine kleine Minderheit, die eine schwache, vorübergehende Herrschaft über unruhige Massen ausübt, die ihre Ideale und Interessen nicht teilen und ihre potenzielle Macht zu spüren beginnen. Amerika ist noch jung und schwanger mit der Zukunft; in Jahrhunderten, lange nachdem das europäische Furnier abgeworfen wurde, wird es etwas völlig Neues hervorbringen, das für die konventionelle Weisheit des heutigen Europas unannehmbar, ja völlig unverständlich sein wird.

Aber natürlich wird es diese konventionelle Weisheit bis dahin nicht mehr geben. Wenn die Geschichte ihrem gewohnten Lauf folgt, wird zu dem Zeitpunkt, an dem die künftige Hochkultur des östlichen Nordamerikas zu entstehen beginnt, das Zeitalter der europäischen Weltherrschaft eine ferne Erinnerung sein, und Europa selbst wird viele Jahrhunderte in seinem vorimperialen Zustand verbracht haben: eine zersplitterte, verarmte, kriegerische Region am fernen Rand der zivilisierten Welt. Seine Völker und Kulturen haben mit denen, die heute dort leben, nicht mehr viel gemeinsam. Fast alle Völker des römischen Europas starben in der nachrömischen Ära aus, überschwemmt von Massenmigrationen aus anderen Ländern. Zu Beginn des gemeinsamen Zeitalters lebten die Vorfahren der heutigen Spanier in der Ukraine und die Vorfahren der heutigen Ungarn lebten näher an China als an Ungarn. Genauso könnten in einem Jahrtausend viele der in Europa lebenden Menschen ihre Vorfahren in den heutigen Nahen Osten oder nach Afrika südlich der Sahara zurückverfolgen, und die historischen Nationen Europas werden in Vergessenheit geraten, ausgelöscht von den Fluten der Migration und Eroberung, die neue Grenzen und neue Gemeinwesen schaffen.

Die Geschichte nimmt keine Rücksicht auf Menschen, und sie geht besonders hart mit denen um, die meinen, dass ihr Anspruchsdenken im großen Ganzen zählt. Das sollte man im Hinterkopf behalten, denn wir bewegen uns auf eine Ära heftiger Veränderungen zu, deren Folgen die meisten Menschen noch gar nicht abschätzen können. In den kommenden Monaten werden wir mehr darüber und über die Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten, sprechen.

Ende der Übersetzung




Dem Selbstmord Europas zusehen

Zusätzlich zu der sich als Folge der “Impfungen” gegen Covid abzeichnenden Katastrophe begehen die EU-Staaten nun auch wirtschaftlichen und energiepolitischen Selbstmord.  Die russische Denkfabrik Valdai-Diskussions-Club, hat am 5. April 2022 eine Expertendiskussion mit dem Thema Gas gegen Rubel: Kaufen Sie es wenn Sie es können, veranstaltet zu der am 7. April 2022 auf TheCradle.co und TheSaker.is ein Kommentar von Pepe Escobar erschienen ist, den ich hier übersetzt habe.

Die Diskussion im Valdai-Forum wurde auf Russisch geführt und simultan ins Englische übersetzt (Link auf die englische Version). Soweit die Vortragenden Englisch gesprochen haben, wurde simultan ins Russische übersetzt. Ich erwähne das, weil diese Diskussion vor allem auch für die Zukunftsplanung von Russlanddeutschen, die kein oder nur wenig Englisch können, hochinteressant sein dürfte.  Für Leser, die zwar gut Russisch aber nur wenig oder kein Englisch verstehen, verlinke ich die russischsprachige Version hier: Газ за рубли: купи, если сможешь. Дискуссия. Vor allem auch die im Kommentar von Pepe Escobar nur sehr leichte gestreiften Ausführungen von Alexander Losev, Generaldirektor, Sputnik Asset Management, Mitglied des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik (SVOP), dessen Vortrag bei Minute 8:00 mit allgemeinen Bemerkungen für das Thema Energie beginnt, sind sehr empfehlenswert wenn man die Zukunftsaussichten der BRD und der EU abschätzen möchte.

Links auf das englische Original von Pete Escobars Artikel:

Beginn der Übersetzung:

Lehnen Sie sich zurück und sehen Sie zu, wie Europa Selbstmord begeht

Wenn es das Ziel der USA ist, Russlands Wirtschaft durch Sanktionen und Isolation zu zerstören, warum befindet sich Europa dann im freien Fall?

Von Pepe Escobar 07. April 2022

Der Wettbewerb Washingtons mit der aufstrebenden Macht Russland ist so hart, dass es bereit ist, Europa zu opfern. Photo Credit: The Cradle. Link auf den Originalartikel https://thecradle.co/Article/columns/8853

Das atemberaubende Spektakel der Europäischen Union (EU), die in Zeitlupe Harakiri begeht, ist etwas für die Ewigkeit. Wie ein billiges Kurosawa-Remake handelt der Film in Wirklichkeit von der von den USA betriebenen Zerschlagung der EU, einschließlich der Umleitung einiger wichtiger russischer Rohstoffexporte in die USA auf Kosten der Europäer.

Es ist hilfreich, eine strategisch gut platzierte Schauspielerin der 5. Kolonne zu haben – in diesem Fall die erstaunlich inkompetente Leiterin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen – mit ihrer lautstarken Ankündigung eines erdrückenden neuen Sanktionspakets: Russische Schiffe dürfen nicht mehr in EU-Häfen einlaufen; Straßentransportunternehmen aus Russland und Weißrussland dürfen nicht mehr in die EU einreisen; keine Kohleimporte mehr (über 4,4 Milliarden Euro pro Jahr).

In der Praxis bedeutet das, dass Washington seine wohlhabendsten westlichen Klienten/Lakaien ausschaltet. Russland ist natürlich zu mächtig, um es direkt militärisch herauszufordern, und die USA benötigen dringend einige seiner wichtigsten Exportgüter, insbesondere Mineralien. Deshalb werden die Amerikaner die EU dazu drängen, immer höhere Sanktionen zu verhängen, die ihre Volkswirtschaften mutwillig zum Einsturz bringen und es den USA ermöglichen, sich alles unter den Nagel zu reißen.

Ein Hinweis auf die kommenden katastrophalen wirtschaftlichen Folgen, die die Europäer in ihrem täglichen Leben spüren (nicht aber die reichsten fünf Prozent): Die Inflation frisst Gehälter und Ersparnisse auf; die Energierechnungen des nächsten Winters sind ein gemeiner Tiefschlag; Produkte verschwinden aus den Supermärkten; Urlaubsbuchungen sind fast eingefroren. Frankreichs kleiner König Emmanuel Macron – der vielleicht eine böse Wahlüberraschung erlebt – hat sogar angekündigt: “Lebensmittelmarken wie im Zweiten Weltkrieg sind möglich.”

Wir haben es in Deutschland mit dem wiederkehrenden Gespenst der Weimarer Hyperinflation zu tun. Der Präsident von BlackRock, Rob Kapito, sagte in Texas: “Zum ersten Mal wird diese Generation in ein Geschäft gehen und nicht bekommen können, was sie will.” Die afrikanischen Landwirte können sich in diesem Jahr überhaupt keinen Dünger leisten, was die landwirtschaftliche Produktion um eine Menge reduziert, mit der 100 Millionen Menschen ernährt werden könnten.

Zoltan Poszar, ehemaliger Guru der New Yorker Fed und des US-Finanzministeriums und jetziger Großwesir der Credit Suisse, betont immer wieder, dass Rohstoffreserven – und hier ist Russland konkurrenzlos – ein wesentliches Merkmal dessen sein werden, was er als Bretton Woods III bezeichnet (obwohl das, was von Russland, China, dem Iran und der Eurasischen Wirtschaftsunion geplant wird, ein Post-Bretton Woods ist).

Poszar merkt an, dass Kriege historisch gesehen von demjenigen gewonnen werden, der über mehr Nahrungsmittel und Energievorräte verfügt – früher, um Pferde und Soldaten zu versorgen, heute, um Soldaten zu ernähren und Panzer und Kampfflugzeuge zu betanken. China hat im Übrigen große Vorräte an praktisch allem angehäuft.

Poszar stellt fest, dass unser gegenwärtiges Bretton-Woods-II-System einen deflationären Impuls (Globalisierung, offener Handel, Just-in-time-Lieferketten) hat, während Bretton Woods III einen inflationären Impuls (De-Globalisierung, Autarkie, Horten von Rohstoffen) von Lieferketten und zusätzlichen Militärausgaben liefern wird, um das zu schützen, was vom Überseehandel übrig bleiben wird.

Die Auswirkungen sind natürlich überwältigend. Bedenklich ist, dass dieser Zustand sogar zum Dritten Weltkrieg führen kann.

Rubelgas oder amerikanisches LNG?

Der russische runde Tisch Valdai Club hat eine wichtige Expertendiskussion (Link auf engl. Version) über das geführt, was wir bei The Cradle als Rublegas (Link auf engl. Artikel von Pepe Escobar) definiert haben – der wahre geoökonomische Spielveränderer im Herzen der Post-Petrodollar-Ära. Alexander Losev, Mitglied des Russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, erläuterte die Konturen des großen Bildes. Aber es war an Alexey Gromov, dem leitenden Energiedirektor des Instituts für Energie und Finanzen, sich mit entscheidenden Details zu befassen.

Bislang verkaufte Russland jährlich 155 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa. Die EU verspricht rhetorisch, bis 2027 darauf zu verzichten und den Verbrauch von russischem Gas bis Ende 2022 um 100 Milliarden Kubikmeter zu reduzieren. Gromov fragte nach dem “Wie” und bemerkte, dass “kein Experte eine Antwort darauf hat“. Der Großteil des russischen Erdgases wird über Pipelines transportiert. Dies kann nicht einfach durch verflüssigtes Erdgas (LNG) ersetzt werden.

Die lächerliche europäische Antwort lautet: “Fangen Sie an zu sparen”, d. h. “bereiten Sie sich darauf vor, dass es Ihnen schlechter geht” und “senken Sie die Temperatur in den Haushalten.” Gromov stellte fest, dass in Russland “22 bis 25 Grad im Winter die Norm sind. Europa propagiert 16 Grad als ‘gesund’ und das Tragen von Pullovern in der Nacht”.

Die EU wird nicht in der Lage sein, das von ihr benötigte Gas aus Norwegen oder Algerien (das die Deckung des Binnenverbrauchs bevorzugt) zu beziehen. Aserbaidschan wäre in der Lage, bestenfalls 10 Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu liefern, aber “das wird noch 2 bis 3 Jahre dauern”.

Gromov betonte, dass es “heute keinen Überschuss auf dem Markt für LNG aus den USA und Katar gibt” und dass die Preise für asiatische Kunden immer höher sind. Das Fazit ist, dass Europa bis Ende 2022 nicht in der Lage sein wird, seine Käufe aus Russland erheblich zu reduzieren: “Sie könnten maximal 50 Milliarden Kubikmeter einsparen.” Und die Preise auf dem Spotmarkt werden höher sein – mindestens 1.300 Dollar pro 1000 Kubikmeter.

Eine wichtige Entwicklung ist, dass “Russland die logistischen Lieferketten nach Asien bereits verändert hat”. Das gelte auch für Gas und Öl:  “Man kann Sanktionen verhängen, wenn es einen Überschuss auf dem Markt gibt. Jetzt fehlt es aber an mindestens 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag. Wir werden unsere Lieferungen nach Asien schicken – mit einem Rabatt. Schon jetzt zahlt Asien einen Aufschlag von 3 bis 5 Dollar pro Barrel Öl.”

Zum Thema Öltransporte äußerte sich Gromov auch zu dem wichtigen Thema der Versicherung: “Die Versicherungsprämien sind höher. Vor der Ukraine basierte alles auf dem Free on Board (FOB)-System. Jetzt sagen die Käufer: “Wir wollen nicht das Risiko eingehen, Ihre Ladung in unsere Häfen zu bringen”. Daher wenden sie das CIF-System (Cost, Insurance and Freight) an, bei dem der Verkäufer die Fracht versichern und transportieren muss. Das wirkt sich natürlich auf die Einnahmen aus.”

Eine absolute Schlüsselfrage für Russland ist, wie der Übergang zu China als wichtigstem Gaskunden gelingen kann. Es geht um Power of Siberia 2, eine neue, 2600 km lange Pipeline, die ihren Ursprung in den russischen Gasfeldern Bovanenkovo und Kharasavey in Yamal, im Nordwesten Sibiriens, hat und erst 2024 ihre volle Kapazität erreichen wird. Und zuerst muss die Verbindungsleitung durch die Mongolei gebaut werden – “wir brauchen 3 Jahre für den Bau dieser Pipeline” -, so dass alles erst gegen 2025 fertig sein wird.

“Was die Jamal-Pipeline betrifft, so geht der größte Teil des Gases nach Asien. Wenn die Europäer nicht mehr kaufen, können wir umlenken.” Und dann ist da noch das Projekt Arctic LNG 2 – das noch größer ist als Yamal: “Die erste Phase sollte bald fertig sein, sie ist zu 80 Prozent fertig.” Ein zusätzliches Problem könnten die gegenüber Russland “unfreundlichen” Länder in Asien darstellen: Japan und Südkorea. Die in Russland produzierte LNG-Infrastruktur hängt immer noch von ausländischen Technologien ab.

Das veranlasst Gromov zu der Feststellung, dass “das Modell der mobilisierungsbasierten Wirtschaft nicht so gut ist”. Aber das ist es, womit Russland zumindest kurz- bis mittelfristig zurechtkommen muss.

Positiv ist, dass das neue Paradigma “mehr Zusammenarbeit innerhalb der BRICS (die aufstrebenden Volkswirtschaften Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas, die sich seit 2009 jährlich treffen)”, den Ausbau des Internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridors (INSTC) und mehr Interaktion und Integration mit “Pakistan, Indien, Afghanistan und dem Iran” ermöglichen wird.

Lediglich im Hinblick auf den Iran und Russland sind Tauschgeschäfte im Kaspischen Meer bereits in Arbeit, da der Iran mehr produziert, als er benötigt, und die Zusammenarbeit mit Russland im Rahmen ihrer verstärkten strategischen Partnerschaft ausbauen will.

Hyperschall-Geo-Ökonomie

Es war die Aufgabe des chinesischen Energieexperten Fu Chengyu, kurz und bündig zu erklären, warum das Bestreben der EU, russisches Gas durch amerikanisches Flüssiggas zu ersetzen, ein Hirngespinst ist. Im Wesentlichen ist das US-Angebot “zu begrenzt und zu kostspielig”.

Fu Chengyu zeigte, warum es ein langwieriger, komplizierter Prozess ist, der von vier Verträgen abhängt: zwischen dem Gasentwickler und dem LNG-Unternehmen, zwischen dem LNG-Unternehmen und dem Käuferunternehmen, zwischen dem LNG-Käufer und dem Frachtunternehmen (das die Schiffe baut) und zwischen dem Käufer und dem Endverbraucher.

“Jeder Vertrag”, betonte er, “braucht eine lange Zeit bis zur Fertigstellung. Ohne all diese unterzeichneten Verträge wird keine Partei investieren – weder in die Infrastruktur noch in die Erschließung von Gasfeldern. Die tatsächliche Lieferung von amerikanischem LNG nach Europa setzt also voraus, dass alle diese miteinander verbundenen Ressourcen verfügbar sind – und wie ein Uhrwerk funktionieren.”

Das Urteil von Fu Chengyu ist eindeutig: Die Besessenheit der EU, das russische Gas loszuwerden, wird “Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum und eine Rezession nach sich ziehen. Sie bedrängen ihr eigenes Volk – und die Welt. Im Energiesektor werden wir alle geschädigt werden”.

Es war recht aufschlussreich, die bevorstehenden geoökonomischen Turbulenzen – die Besessenheit der EU, russisches Gas zu umgehen, und das Aufkommen des Rublegases – den wahren Gründen für die Operation Z in der Ukraine gegenüberzustellen, die von den westlichen Medien und Analysten völlig verschwiegen werden.

Ein alter Profi des US-Deep-State, der inzwischen im Ruhestand ist und mit den inneren Abläufen der alten OSS, dem Vorläufer der CIA, bis hin zum heutigen Neocon-Wahn bestens vertraut ist, lieferte einige ernüchternde Erkenntnisse:

“Bei der ganzen Ukraine-Frage geht es um Hyperschallraketen, die Moskau in weniger als vier Minuten erreichen können. Die USA wollen sie dort, in Polen, Rumänien, den baltischen Staaten, Schweden und Finnland. Dies ist ein direkter Verstoß gegen die Vereinbarungen von 1991, dass die NATO nicht nach Osteuropa expandieren wird. Die USA verfügen derzeit noch nicht über Hyperschallraketen, werden dies aber in ein oder zwei Jahren tun. Dies ist eine existenzielle Bedrohung für Russland. Also mussten sie in die Ukraine gehen, um das zu verhindern. Als nächstes werden Polen und Rumänien an der Reihe sein, wo Trägersysteme in Rumänien installiert worden sind und in Polen noch installiert werden.”

Aus einer völlig anderen geopolitischen Perspektive ist es sehr aufschlussreich, dass sich seine Analyse mit den geoökonomischen Überlegungen von Zoltan Poszar deckt: “Die USA und die NATO sind äußerst kriegslüstern. Dies stellt eine echte Gefahr für Russland dar. Die Vorstellung, dass ein Atomkrieg undenkbar ist, ist ein Mythos. Wenn man die Brandbomben auf Tokio mit  Hiroshima und Nagasaki vergleicht, starben in Tokio mehr Menschen als in Hiroshima und Nagasaki. Diese Städte wurden wiederaufgebaut. Die Strahlung verschwindet und das Leben kann wieder beginnen. Der Unterschied zwischen Brandbomben und Atombomben ist nur die Effizienz. Die Provokationen der NATO sind so extrem, dass Russland seine Atomraketen in Alarmbereitschaft versetzen musste. Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit. Aber die USA haben es ignoriert.”

Ende der Übersetzung

Siehe dazu unter anderem auch meine Blogbeiträge: