Ja, Trump kann Außenpolitik

Gestern, Sonntag den 28. Mai 2017, hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, als Resultat von Donald Trumps erster Auslandsreise als US-Präsident verkündet, dass Europa nun  [sehr viel mehr als zuvor angenommen] auf sich gestellt sei usw.. Der Titel der Talkshow “Anne Will” war “Kann Trump Außenpolitik?”. Ich habe mir diese Show  ausnahmsweise angesehen.

Während der neue französische Präsident, Macron, gleich am ersten Wochentag seiner Amtszeit ins Ausland, nämlich nach Deutschland gereist ist, hat Donald Trump sich bis zum Antritt der ersten Auslandsreise bezeichnenderweise über 4 Monate Zeit gelassen und dann ist er eben nicht zuerst nach Europa gereist, um etwas von westlicher Wertegemeinschaft zu säuseln. Vielmehr ist Trump demonstrativ nach Saudi-Arabien gereist, das eher für die Verachtung westlicher Werte steht.

Saudi-Arabien wird von einem Königshaus regiert, das der auch für islamische Verhältnisse sehr extremen wahhabitischen Richtung anhängt, die eine Untergruppierung der sunnitischen Richtung des Islam ist. Die Suche nach “Menschenrechte  Saudi Arabien” führt zu einem Wikipediaeintrag über Menschenrecht in  Saudi Arabien, der erstaunliche Spitzenwerte nennt: Saudi steht an 163. von von 167 Stellen des Demokratieratings. Es kommt im Menschenrechterating auf die schlechteste von 7 möglichen Noten. In Saudi Arabien gilt selbstverständlich die Scharia, einschließlich öffentlichem Köpfe- und Händeabschlagen und allem was sonst noch dazu gehört. Daneben ist Saudi Arabien neben Russland noch immer der wichtigste Ölexporteur der Welt und es ist ein entschiedener Gegner des Irans, der mehrheitlich der Schiitischen Richtung des Islams angehört, die den Saudis ein Gräuel ist, obwohl es in Saudi Arabien auch eine Schiitische Minderheit von 10 bis 15 % ist, die vor allem im Osten des Landes lebt, wo sich auch die Erdöl-Industrie konzentriert.

Vor einigen Tagen, nach dem Anschlag in  Manchester, hatte ich mir beim Sport die  Talkshow CrossTalk des amerikansichen Journalisten Peter Lavelle auf Russia Today, angehört, in der ebenfalls die Reise Trumps und der Umstand, dass er zuerst nach Saudi Arabien gereist ist, besprochen wurde.

Die danach vielleicht wichtigsten Argumente für Saudi Arabien als erste Station der ersten Auslandsreise Trumps kamen bei Anne Will nicht vor (weshalb ich diesen Blogbeitrag schreibe):

  • Die Amerikaner spielen in Nahen Osten in gewisser Hinsicht ein doppeltes Spiel: Sie unterstützen im Irak und in gewisser Hinsicht auch in Syrien dem Iran zuneigende schiitische Sekten und Stämme. Faktisch handeln die USA dort also durchaus wie ein Verbündeter des Iran. Der Islamische Staat (IS) ist dagegen sunnitisch. Das Königshaus der  Saudis bekämpft den IS, aber die Bevölkerung Saudi Arabiens ist der islamischen Ideologie des IS durchaus zugeneigt. Den Saudis jede Menge Waffen verkaufen und ihnen damit zu schmeicheln, dass ihnen erstmals in der Geschichte die Ehre zuteil wird, die erste Station des ersten Staatsbesuch eines neuen US-Präsidenten zu sein, erscheint mir jedenfalls aussenpolitisch-diplomatisch sehr geschickt.
  • Die USA haben nach dem 2. Weltkrieg die Niederlage Hitlers analysiert und daraus bis heute wichtige Schlüsse gezogen, die ihre Außenpolitik seit dem 2. Weltkrieg wesentlich mitbestimmen: Hitler hat den 2. Weltkrieg [trotz der organisatorisch, technisch und qualitativ allen Gegnern überlegenen Wehrmacht]  hauptsächlich verloren, weil es ihm nicht gelungen ist, sich genug der für die moderne Kriegsführung auf Dauer unerlässlichen Erdölfelder zu sichern. Die Schlachten von El Alamein und Stalingrad seien insbesondere vor diesem Hintergrund wichtig gewesen. Mit diesen beiden Schlachten hat Hitler die Möglichkeit verloren, sich genügend Ölfelder zu sichern und damit, [und nicht wegen der Werte der Nazis], hat er den Krieg verloren. Die USA haben jedenfalls daraus gelernt, dass die Kontrolle des Nahen Ostens für sie als Militär- und Industriemacht von entscheidender Bedeutung ist.
  • Das Problem des “Youth Bulge“. Dieses Problem hat u.a. Gunnar Heinsohn hne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen beschrieben. Im Nahen Osten haben wir es heute mit einem sehr heftigen “Youth Bulge” zu tun. Eine Methode, um mit diesem Problem fertig zu werden besteht darin, die Leute mit sich bzw. mit ihren Nachbarn und Nachbarstämmen zu beschäftigen und Religiöse Meinungsverschiedenheiten zu nutzen, um sie so davon abzuhalten in andere Weltgegenden vor zu dringen. Die amerikanische Politik sollte man auch vor diesem Hintergrund sehen. Was bei CrossTalk allerdings nicht so offen gesagt wurde.

Was auch bei Crosstalk weder direkt noch indirekt zur Sprache kam, ist China und die Gefahr eines dritten Weltkrieges, bei dem Saudi-Arabien auf der Seite Chinas stehen könnte. Wie ich schon in Neil Howe über Steve Bannons Weltsicht, Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik und Neues vom Nahen und Fernen Osten geschrieben habe, gibt es eine Form der Geschichtsanalyse, der Donald Trumps Chefstratege, Steve Bannan, sogar einen Film gewidmet hat an dem auch John Xenakis mitgearbeitet hat und aus deren Sicht es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem 3. Weltkrieg kommen wird, bei dem Xenakis meint, China mit den überwiegend sunnitisch-isalmischen Staaten (Saudi Arabien, Pakistan, Türkei usw.) verbündet ist und gegen eine Allianz der USA mit ihren westlichen Anhängseln, Russland, Japan, Indien und Iran kämpfen wird.

Wenn man von dieser Aussicht ausgeht, und eben auch davon, dass die USA diesen Krieg wenn möglich gewinnen möchten, dann gibt es aus der Regierung Donald Trumps u.a. folgendes zu tun:

  • Militärausgaben steigern und die Kampfkraft der USA UND  ihrer potentiellen Verbündeten steigern. Dazu ist es insbesondere auch nötig, die europäischen “Nur noch Schmusekatzen” und Weicheier aufzurütteln. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens ein Feindbild ((z.B. “Russland”)aufbauen, an das sie sich zumindest noch erinnerin können, wenn sie für das Begreifen aktueller Feindbilder zu blauäugig sind.  Zweitens den Europäern notfalls eben auch mit “undiploamtischen” “Rüpeleien”  und Verachtung ausdrückenden Beleidigungen, wie eben auch der Auswahl von Saudi-Arabien, mit seinen negativen Spitzenwerten in Sachen “westliche Werte” des ersten Ziele des Staatsbesuches klar zu machen, dass die gute alte Zeit vorbei ist und dass sie sich nicht mehr auf die USA als Verbündeten verlassen können. Ziel Trumps war und ist offensichtlich, die Europäer aus ihrer Traumwelt zu reißen und sie dazu zu bringen,  die Qualität und Quantität ihrer sicherheitspolitischen Anstrengungen zu steigern.
  • Möglichen Verbündeten Chinas schmeicheln, ihnen jede Menge Waffen verkaufen. Einem potentiellen Gegner Waffen zu verkaufen ist dabei nur auf den ersten Blick kontraproduktiv. Schließlich verkauft man heute eher weniger einfache Gewehre und Kanonen, sondern meist hochkomplexe Systeme. Damit diese in einem Krieg funktionsfähig bleiben, braucht das Käuferland Ersatzteile, Spezialisten und enge Zusammenarbeit mit dem Hersteller. Denkbar und bei der Lieferung komplexer Waffensysteme an andere Staaten ist meines Erachtens außerdem selbstverständlich, dass  Trojaner eingebaut sind, mit deren Aktivierung man diese Waffensysteme zerstören oder unbrauchbar machen kann, wenn sie gegen die Streitkräfte des Lieferlandes eingesetzt werden sollten. Das ist übrigens ein Grund, warum eine eigene Rüstungsindustrie kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist, sofern ein Staat sie sich leisten kann und seine Freiheit behaupten will.

Alles in allem macht Donald Trump auf mich jedenfalls schon den Eindruck, dass er und seine Berater sehr geschickt und auch verantwortungsbewusst Aussen- und Sicherheitspolitik betreiben und sehr besonnen und überlegt handeln. Was mich erstaunt ist, dass die “Experten” in den deutschen Medien, wie z.B. auch in dieser “Anne Will”-Talkshow das nicht sehen.

Amtsenthebung Trumps?

In der “Anne Will”-Show war das zumindest allgemeines Wunschdenken, auch wenn einer die Hoffnungen dämpfend meinte, dass es in den über 200 Jahren amerikanischer Geschichte noch kein erfolgreiches Amtsenthebungsverfahren gegeben habe. Der einzige Fall, der Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, sei der von Richard Nixon gewesen, der der Amtsenthebung aber durch Rücktritt zuvor gekommen sei.

Wie Max Keiser in seinem  Keiser Report letzte Woche auf Russia Today gemeint hat, ist Donald Trump, entgegen den anderslautenden Behauptungen der meisten Medien, auch bei den Wirtschaftsbossen und dem Establishment nach seinen Informationen durchaus beliebt oder zumindest keinesfalls wirklich unbeliebt. Trumps “Jobs, Jobs, Jobs”, das auch hinter dem Waffendeal mit Saudi Arabien steht und seine Deregulierungsmaßnahmen, sind eben aus der Sicht nüchtern denkender amerikanischer Wirtschaftsbosse durchaus positiv zu sehen. Wie James Howard Kunstler letzte Woche in seinem Blogbeitrag No Exit gemeint hat, würde eine Amtsenthebung Trumps die USA in einen Bürgerkrieg stürzen. Und da wäre meines Erachtens dann die Frage, auf wessen Seite wie viel Polizei und Militär stehen würde. Immerhin sind die einfachen Soldaten und Polizisten meist aus dem einfachen Volk, das Trump gewählt hat. Auch sollte man sich an Trumps Rede zur Annahme der Wahl erinnern: Trump hat dort ganz besonders auch die Polizei gelobt. Außerdem hat er auf, wie ich meine sehr auffallende Weise erwähnt, dass unter seinen Unterstützern 200 Generäle und Admirale seien. Und dann ist da noch die brutale Realität der tatsächlichen Lage: Wer würde denn was wie wirklich besser machen können als Trump es macht und versucht? Trump hat die besten und professionellsten Berater, die man sich wünschen kann, wie auch die geniale Planung und Abfolge seiner ersten Auslandsreise gezeigt hat, die vermutlich auch dem alten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck aufrichtig gemeinte Worte des Respekts und der Hochachtung entlockt hätten.

Für Deutschland und Europa könnte es im Übrigen sinnvoll sein, sich inbesondere auch mit der energiepolitischen Perspektive und Realität zu befassen, auf die ich in

hinzuweisen versucht habe. Bei “Anne Will” hatte ich nicht den Eindruck, dass dort in der Runde irgendjemand diese Problematik und deren Tragweite versteht.

Dazu kommt dann noch der miserable Zustand der Bundeswehr (siehe z.B. Einige Probleme der Bundeswehr) und anderer europäischer Streitkräfte, die im Ernstfall technisch und psychisch beim heutigen Stand der Dinge voraussichtlich keinen nennenswerten Kampfwert mehr haben. Wie soll damit eine Verteidigung deutscher oder europäischer Interessen erfolgen können? In dem die Europäer zusammenrücken? 0  + 0 = 0 und 0,5 x 0,5 ergibt nicht etwa 1,0 sondern nur 0,25.

Europa muss aus seiner Schlaraffenlandtrance gerissen und fit für die Zukunft gemacht werden, oder es wird untergehen und dabei für die Amerikaner nur eine Belastung sein, die sie sich sich nicht mehr leisten können und wollen. Dabei müsste dann aber auch klar sein, dass wir uns am Ende des Industriezeitalters befinden und dass Europa, wie, James Howard Kunstler es neulich in einem Interview erklärt hat (Die große Schrumpfung), eigentlich am Ende ist und vor einer sehr massiven Schrumpfung steht. Die Frage, die zu diskutieren wäre ist eher nicht, ob Trump Außenpolitik oder gar Politik kann – er kann beides sehr gut – die Frage ist, ob und wenn ja, wie Deutschland und Europa bestmöglich auf die Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte vorbereitet werden können.

Kelberg, den 29. Mai 2017

Christoph Becker




Einige Probleme der Bundeswehr

In den Kommentaren zum Artikel Von der Leyen schickt Militärgeheimdienst gegen wütenden Bundeswehroffizier  von Florian Rötzer, auf Telepolis, fand sich ein sehr interessanter Bericht über die Qualität der Regierungsarbeit von Frau von der Leyen in ihrer Zeit als Familienministerin.

Es handelt sich um einen Link auf einen zwar etwas langen, aber vor dem Hintergrund der aktuellen Säuberung der Bundeswehr auch heute noch sehr aktuellen Bericht eines Informatikers über die Qualitäten der heutigen Verteidigungsministerin und ihren Gehilfinnen.

Der Artikel hat den Titel Wie die deutsche Internet-Kinderpornosperre zustande kam .

Hier einige  Zitate:

Im Sommer/Herbst 2008 kam dann die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen damit daher, daß sie das Internet als das Böse, das Schlechte und als Männerspielzeug identifiziert habe, und sie sich jetzt damit profilieren und verewigen wolle, diesen Sündenpfuhl auszutrocknen und die Familie wieder, naja, vielleicht so an ihrem Weltbild des häuslichen Musizierens auszurichten. Von der Öffentlichkeit wurde das bis dahin aber praktisch nicht wahrgenommen und auch so gut wie nicht darauf reagiert. In die Wahrnehmung und die ebenso heftige wie zutreffende Kritik einer breiten Öffentlichkeit kam die Sache erst im Frühjahr 2009, als man Gesetze ankündigte und plakativ Verträge mit den Providern schloß, die weder erfüllbar noch zur Erfüllung gedacht waren oder jemals erfüllt wurden, sondern deren Zweck darin bestand, Ursula von der Leyen und der Regierung das Gesicht und die Sache über den Hochpunkt des Interesses zu retten,

……

Ein drittes Problem war, daß das Ministerium, wie soll ich das jetzt formulieren, sehr „neo-industrie-feministisch” aufgestellt war. Es gibt so einen neuen Typ Karriere-Frau, den man schon äußerlich und am Auftreten erkennt. Teure Designer-Beton-Frisur, 40-60% zuviel Make-Up, immer derselbe Gesichtsausdruck, aggressive Gestik, Hosenanzug, den Blazer dabei meist eigentlich zu eng, weil’s figurbetont rüberkommen soll, hohe Absätze, Busines-Auftreten. Aggressive Sprechweise, rüpelhaftes Auftreten, muß die Nummer Eins spielen. Permanente Besserwisserei, sagt jedem, was er zu tun hat, hört aber niemandem zu. Kommunikation als Einbahnstraße. Hält die Frau für das überlegene Wesen und duldet Männer nur als niedere Gehilfen und Arbeiter. Ist fest davon überzeugt, daß sie allein schon als Frau und durch ihr hartes Auftreten einen Karriereanspruch hat, betrachtet es aber als Zeitverschwendung und Tätigkeit für Waschlappen, sich sachkundig zu machen. Hat damit Erfolg, ist unglaublich eingebildet, kommt sich ganz toll vor, hat aber eigentlich keine Ahnung wovon sie redet und merkt vor lauter Erfolgsbesoffenheit und Eigenbegeisterung nicht, wie lächerlich sie sich macht, weil sie den letzten Mist daherredet. Funktioniert meistens aber, weil sie ein Publikum um sich versammelt, das es überwiegend auch nicht merkt (oder sogar gut findet). Ursula von der Leyen ist ein Prachtexemplar dieser Gattung, aber ihre Mitarbeiterin, die diese Gruppe geleitet hat, war darin auch nicht schlecht. Man muss sich diese Art des Auftretens mal bewußt machen um zu verstehen, warum gerade aus von der Leyens Ecke die Forderung nach einer Frauenquote kommt. Das paßt ganz exakt zu der Sichtweise, daß Frausein, Businessfrisur, Hosenanzug und hartes Auftreten doch ausreichen müssen, um es ganz nach oben zu schaffen, in den Vorstand, ohne dabei irgendwelche hard-skills beherrschen zu müssen. Zuzugeben ist, daß man mit sowas durchaus Bundesministerin werden kann.

Und man merkt diesen Leuten dann auch sehr deutlich an, daß sie Männern permanent mißtrauen und verwerfliche Absichten unterstellen. Und daß sie nie gelernt haben, fachlich zuzuhören und Argumente zu verstehen und abzuwägen. Realität, Technik, Argumente kommen in deren Erlebniswelt nicht vor. Das ist alles so ein Ich will, der andere will nicht, also muß man ihn dazu bringen zu wollen. Das sind eben diese typischen Kompromiss- oder Durchsetzungstanten, die ein Problem niemals lösen, weil sie es nie als Problem auffassen, sondern nur als geringerwertige Meinung anderer. Und so sind von der Leyen & Co. an das Problem herangegangen. Die waren von vornherein davon fest und unverrückbar davon überzeugt, daß das gehen muß, weil erstens die Norweger sagten, daß es geht, weil es zweitens in ihrer Vorstellung vom DNS als Webseitenproxy plausibel war, und weil drittens sie als Frauen – die mit dem Familiensorgeprivileg-Joker der Super-Mutti – die Sperre wollten, aber alle Kritiker der Sperre männlich waren. Und wenn Männer sagen, daß etwas nicht geht, dann ist das immer gelogen und hat im besten Falle chauvinistischen Hintergrund, hier aber ganz sicher deshalb, weil die Männer sich die uneingeschränkte Pornoguckerei nicht nehmen lassen wollen.

………..

Dieser Sichtweise liegt ein ganz spezifisches Rollen- und Geschlechtsverhalten zugrunde: Sie wünscht – und sagt ja auch mehrfach, daß es „Ihr politischer Wille” sei, und die unteren Arbeiter und Dienstleister haben das gefälligst zu erfüllen und umzusetzen, ihren Wünschen nachzukommen. Daß dieses ganze Kinderpornotheater da im Ministerium von Frauen veranstaltet und von den Providern, die sie dazu zwingen wollte, nur Männer erschienen waren, störte von der Leyen kein bisschen. Während sie für Vorstände Frauenquoten fordert, findet sie es völlig normal und keiner weiteren Erwähnung wert, daß an der Erfüllung ihrer Wünsche, so wie das Implementieren von Pornosperren, nur Männer beteiligt wären. Es zeigte sich nämlich, daß die Frauen, die hier von Ministerium und BKA federführend waren, nicht die geringste Lust hatten, sich die Mühe zu machen, das Internet zu verstehen. Wenn es um Technik und die Implementierung geht, wird das durchaus als reine Männeraufgabe angesehen. Da will man keine Frauenquote. Ganz das Klischee, daß Frauen für das Wünschen und Bestimmen und die Männer für das Umsetzen, das Ausführen und die Sachkunde zuständig sind. Frau ist in keiner Weise gehalten sich zu überlegen, ob das, was sie wünscht, so überhaupt möglich ist.

Und natürlich bekam sie dabei Rückendeckung von ihren CDU-Kollegen, die zwar auch keinen blassen Schimmer hatten, wie das mit der Sperre oder überhaupt das Internet funktioniert, aber von vornherein proklamierten, daß die „argumentative Bringschuld bei den Kritikern” läge. Nun, diese argumentative Bringschuld hatte ich damals als der technisch Wortführende sogar erfüllt. Man war nur nicht willig, dem auch zuzuhören.

Zitatende.

Das passt zur G36 Geschichte. Dieses ab 1997 bei der Bundeswehr eingeführte Standardgewehr und vorher ja wohl auch von der Bundeswehr gründlich geprüfte und begutachtete Gewehr ab 2011, also nach 14 Jahren in Verruf geraten, weil es “nach einigen mehreren hundert Schuss” zu heiß würde und dann nicht mehr richtig treffen würde. Später hieß es dann schon, es würde auch nach 90 Schuss nicht mehr gut treffen. Für Frau von der Leyen war das seinerzeit Grund genug sich mit dem Hersteller anzulegen und zu behaupten, das Gewehr tauge nichts.  Doch was würde das in der Praxis bedeuten?

Es gibt für solche Gewehre zwei Möglichkeiten: Kurze Feuerstöße, die nur bei einem Sturmangriff, also im Laufen abgegeben werden, oder eben präzises Einzelfeuer. Beim Sturmangriff ist Präzision eh kein Thema. Also geht es nur um präzises Einzelfeuer. Stellen wir uns dazu vor, dass da zwei bis drei Soldaten in Deckung liegen und von Taliban oder Russen angegriffen werden. Unsere Soldaten schießen kaltblütig und präzise, denn sonst würde ein präzises Gewehr sowieso keinen Sinn machen. Wir haben also richtige Profis und da sitzt so gut wie jeder Schuss, zumal sie keinen Handwagen mit Munition hinter sich her ins Feld ziehen.  Wenn jeder “nur”   60 Schuss abgegeben hat, liegen da draußen also für jedes deutsche G36 mindestens 50 Tote oder verletzte Gegner.  Bei nur zwei deutschen Soldaten sind das dann 100 ausgefallene Gegner. Gibt es Situationen mit so vielen Gegnern überhaupt und wenn das so ist, dann sollten unsere Soldaten das vorher per Aufklärung herausgefunden haben und gleich Verstärkung, Maschinengewehre und vielleicht auch noch andere Waffen mitgenommen oder angefordert haben.

Wenn das wirklich soviel Gegner sind und da nach den ersten 60 Schuss pro Gewehr noch keine 50 ausgeschaltet sind, dann fehlt es unseren Soldaten an Nervenstärke und Ausbildung. Die Präzision des Gewehrs ist dann völlig egal.

Wenn unsere Soldaten tatsächlich einen Handwagen mit Munition hinter sich herziehen, bzw. mit einem Fahrzeug unterwegs sind, so dass sie es sich leisten können, hunderte von Schüssen abzugeben, bevor sie auf die Idee kommen, auch einmal genau zu zielen und zu treffen, dann können sie gerade bei dem leichten und preiswerten G36 gleich noch für jeden ein zweites Gewehr mitnehmen. Eins, um erst einmal ordentlich herumzuballern und Krach zu machen und das zweite für den Fall, dass sie nach ein paar hundert Schuss auch mal genau treffen wollen. Bei zwei Gewehren pro Soldat könnten sie dann außerdem immer eins abkühlen lassen, während das andere benutzt wird. Immerhin wird beim MG3 auch ein Reservelauf mitgeführt, weil der nach nur 150 Schuss zu heiß wird und gewechselt werden soll.

Das Fazit zum G36 war also, dass es im Einsatz keine Probleme mit dieser Waffe gibt, selbst wenn sie nur bei den ersten 30 Schuss ausreichend präzise schießt, geschweige denn bei 60 oder gar 90 Schuss. Der ganze Wirbel, den Frau von der Leyen wegen dem G36 veranstaltet, wäre also eigentlich nur ein Grund gewesen, diese Frau zu ersetzen und ihr Bild in den Kasernen abhängen zu lassen.

Sie ist aber Verteidigungsministerin geblieben, wie sie auch wegen der Kinderpornoseiten-Geschichte nicht gefeuert worden, sondern von der Familienministerin zur Verteidigungsministerin befördert worden ist.

Meines Erachtens ist die Aufgabe eines Verteidigungsministers eine glaubhafte  Vorbereitung der Streitkräfte auf den nächsten richtigen Krieg. Dabei sollte diese Vorbereitung so gut sein, dass sie potentielle Angreifer davon überzeugt, dass es besser ist, friedlich zu bleiben und nicht anzugreifen. Für den Fall, dass die Abschreckung nicht funktioniert,  hat der Verteidigungsminister dafür zu sorgen, dass die Streitkräfte den Gegner erfolgreich abwehren und zurückschlagen können, er hat dabei alles zu tun, um die Sach- und Personenschäden der eigenen Bevölkerung geringst möglich zu halten, wobei das Optimum, wie schon erwähnt, eine erfolgreiche Abschreckung und damit der Erhalt des Friedens ist.

Ein Verteidigungsminister, der seine Streitkräfte und deren Mitglieder zu Witzfiguren macht, der Kriegshelden des eigenen Volkes die Kriegshelden gebührende Ehre verweigert oder abspricht, weil diese das Pech hatten, dass die Ansichten der Regierung, für die sie gekämpft haben inzwischen nicht politisch korrekt sind, sollte von der Regierung abgesetzt werden, oder das Volk sollte die Regierung abwählen. Vor dem Hintergrund der Frage nach der richtigen politischen Gesinnung möchte ich hier nicht ohne diabolischen Spott auf meinen Artikel In der Folge der industriellen Zivilisation verweisen und daraus John M. Greer zitieren:

Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie [unsere Nachkommen] ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so dass sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil

Auch Frau von der Leyen und Angela Merkel werden jedenfalls von späteren Generationen verflucht und verachtet werden, da bin ich mir sehr sicher. Ein spezieller Grund werden dabei gerade im Bezug auf Frau von der Leyen und Frau Merkel aber auch die fehlende Kampfkraft der Bundeswehr und die daraus resultierenden Folgen sein, von denen z.B.  die beiden folgenden von Martin van Creveld eine Ahnung geben:

liest. Aber auch meine beiden kleinen Artikel

zeigen, dass mit  Frau Ursula von der Leyen das Phänomen auch die Bundeswehr voll erfasst hat, das die Kanadierin Karen Straughan  Femokalypse genannt hat und das in ihrem von mir übersetzten kleinen Vortrag beschrieben hat.

Was das im Ernstfall bedeuten wird, hat Martin van Creveld in den beiden oben erwähnten Bücher gut ziemlich deutlich gemacht.

Teil fünf seines Buches Kriegs-Kultur hat den Titel Kontraste und zeigt, was passiert wenn eine Armee keine Kriegskultur hat, sei es weil sie nie eine hatte, sei es weil sie sie verloren hat oder weil man sie ihr genommen hat.

Die Titel der vier Kapitel im Teil Kontraste sind:

  1. Die Wilde Horde. Das sind ziellos vergewaltigende, plündernde, folternde, brandschatzende und mordende Banden und bewaffnete Kräfte. Van Creveld bringt hier eine Reihe von Beispielen von römischen Sklavenaufständen über Bauernaufstände in Frankreich im Mittelalter bis zu den Gräueltaten im Jugoslawien-Krieg.
  2. Die seelenlose Maschine. Hier bringt van Creveld zwei Beispiele aus Deutschland: Die Entwicklung der preussischen Armee nach dem 7-jährigen Krieg, die zu ziemlich irren und hirnlosen Paraden und Ordnungs- und Putzexzessen führte, deren Folge die schändliche Niederlage gegen die Napoleonischen Streitkräfte in der Schlacht bei Jena und Auerstedt war, nach der dann auch noch bis auf die Festung Kolberg alle Festungen kampflos kapituliert haben. Zum Widerstand der Festung Kolberg siehe auch den Film Kolberg auf Youtube. Wie auch van Creveld scheibt, haben in Kolberg die Bürger den ursprünglichen Festungskommandanten zum Widerstand gegen die Franzosen gezwungen und an der Kapitulation gehindert. Danach hat dann, wie auch im Film, der spätere Generalfeldmarschall v. Geneisenau das Kommando übernommen. Das zweite Beispiel für das Militär als seelenlose Maschine ist bei van Creveld die Bundeswehr. Bei dieser sei abzuwarten wie der Verlust an Kriegskultur sich in einem richtigen Krieg auswirken wird. Der durch das femokalyptische Wüten von  Frau von der Leyen in im Mai 2017 angerichtete Schaden ist dabei noch nicht berücksichtigt.
  3. Männer ohne Rückgrat. Das sind Männer, die nicht kämpfen. Sie dessertieren, kapitulieren kampflos oder halten wie in der perversen Auslegung der Bergpredigt durch viele Christen uns sogar die andere Backe hin (siehe dazu aber meinen Artikel Die Bergpredigt, der dazu eine etwas andere Bibel und Interpretation zeigt). Van Creveld hat als Beispiel für diesen Typ Männer die Juden von der Zeit nach der Niederschlagung der jüdischen Aufstände durch die Römer bis in die Neuzeit genommen. Er zeigt dann aber auch, wie es gelang beim Aufbau der israelischen Streitkräfte den Juden wieder Kriegskultur zu geben, und auch wie diese dann in teilweise wieder degenerierte und zerfiel, so dass die Israelischen Streitkräfte im Sommer 2006 auf einmal große Schwierigkeiten im Kampf gegen die Hisbollah bekamen.
  4. Feminismus. Hier geht van Creveld auf die verheerende Wirkung ein, die Frauen auf die Kampfkraft und Kriegskultur haben können. Frau von der Leyens neueste Aktionen hat er hier noch nicht berücksichtigt. Historische Beispiele für die negative Auswirkung des Feminismus auf die Streitkräfte in richtig großen Kriegen gegen ebenbürtige Gegner gibt es noch nicht.  Aber die Indizien und Daten die man hat, geben Anlass zu großer Sorge. Es ist zu erwarten, dass der nächste große Krieg für den Westen zu einer militärischen Femokalypse wird, nach der die nächsten Jahrhunderte und Jahrtausende ganz besonders auch die Frauen kein Interesse mehr an Feminismus oder gar Gleichberechtigung beim Militär haben. Die Bundeswehr hat das Pech, alle Probleme auf einmal zu haben: Das der seelenlosen Maschine, das des Feminismus, und dazu noch eine ziemlich lange Liste weiterer Probleme und Schwächen.  Aber Frankreich ist auch nicht mehr viel besser, wie Georg Friedmans Interview auf Youtube zeigt, wonach z.B.  die Türkei heute Deutschland an einem Nachmittag und mit Frankreich in nur 2 Stunden miliärisch besiegen könnte und würde: G. Friedman: “Türkei besiegt Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich in einer Stunde”

In Operation Troja habe ich einmal über eine mögliche Variante eines realen Ernstfalls nachgedacht und mögliche Hintergründe zusammengestellt.   In EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress findet sich einiges zu der Frage, wie ein moderner Blitzkrieg aussehen könnte. Alles Bedrohungen, auf die Frau von der Leyen als Verteidigungsministerin, das Land hätte vorbereiten sollen.  Dazu hätte natürlich auch gehört, dass sie die Kriegskultur der Bundeswehr verbessert und z.B. auch eine entsprechende Ehrung der deutschen Kriegshelden und für eine ehrenvolle Würdigung der  einmal wirklich überragenden, eben auch von den Gegnern anerkannten Leistungen der Wehrmacht sorgt.

In Von der Wehrmacht lernen habe ich mit Blick auf die in den verschiedensten Bereichen explodierenden Komplexitätskoste einiges dazu geschrieben. Die Wehrmacht hatte jedenfalls, im krassen Gegensatz zu Frau von der Leyen ein ziemlich gutes Führungssystem und sie war auch sehr gut darin Ingeniösitätslücken (( sieh dazu Thomas Homer-Dixons Buch The Ingenuity Gap: How Can We Solve the Problems of the Future? (dt.: Die Ingeniösitätslücke: Wie können wir die Probleme der Zukunft lösen?)  )) zu vermindern und die Komplexiätskosten gering zu halten.

Ein Aspekt, an den ich beim Verfassen von  Von der Wehrmacht lernen  noch nicht gedacht habe ist, dass die Wehrmacht eben auch das große historische Beispiel dafür ist, dass Wunschdenken, technischer Fortschritt, der Glaube an den technischen Fortschritt, geniale Organisation, gute Ausbildung und Spitzenleistungen auf fast allen Gebieten am Ende doch ein furchtbares, totales  Scheitern wegen fehlender fossiler Energie und anderer Rohstoffe nicht verhindern konnte. Anders ausgedrückt, die Wehrmacht hat ein beeindruckendes Beispiel dafür geliefert, dass und wie eine Organisation oder Gesellschaft scheitern kann, wenn sie zu sehr an den Gott des Fortschritts glaubt, während ihr die fossilen Energieträger und anderen Rohstoffe und auch die Zeit fehlen, die sie zur Erreichung ihrer Ziele in der Realität nötig hätte.

Insofern ist die Wehrmacht und das Deutschland der Nazi-Zeit insgesamt durchaus eine schreckliche und zugleich warnende Vorschau auf das, was letztlich allen westlichen Industriestaaten, und da ganz besonders auch der BRD blüht, wenn sie zu lange an den Gott des Fortschritts glauben und die Grenzen ignorieren, die ihnen z.B. im Energiesektor gesetzt sind.

Große Leistungen, wie die der Helden der Wehrmacht, sollte man meines Erachtens ebenso wenig vergessen, wie große tragische Fehler, für die Wehrmacht eben auch steht.

Die Wehrmacht hat sich zum Werkzeug verantwortungsloser Politiker und der politischen Korrektheit jener Zeit machen lassen. Aber was würde Mark Twains Satan heute in einem Brief von der Erde an seinen Erzengelkollegen über die Bundeswehr berichten?

Der wichtigste Grund für die Niederlage der Wehrmacht war, wie schon erwähnt, der Mangel an fossilen Energieträgern und an anderen  Rohstoffen. Die meisten Verbrechen die heute der Wehrmacht zur Last gelegt werden wurden begangen, weil man zu sehr an den Gott des technischen Fortschritts und an eine Erlösung durch Wunderwaffen geglaubt hat. Diese Wunderwaffen hatte man durchaus. Man hatte aber nicht genug Treibstoff für die technisch überlegenen Panzer und Flugzeuge. Außerdem konnte  die Industrie nicht (mehr) genug von diesen modernen Waffen liefern. Das Scheitern der Wehrmacht an den Grenzen der Energie- und Rohstoffversorgung und an einem Zuwenig-zu-spät bei den technischen Lösungen ist etwas, was Deutschland z.B. mit der Energiewende passieren wird.

Siehe dazu z.B. den hervorragenden Vortrag Energiewende ins Nichts von Hans-Werner Sinn, vom 16. Dezember 2013, auf Youtube, und dazu dann auch

Es wird aber nicht nur an fossilen Energieträgern, sondern Dank sei Frauen wie Ursula von der Leyen, vielleicht auch  an der psychischer Energie bzw. Motivation der Männer zur Verteidigung und zum Erhalt dieser Gesellschaft  fehlen, wenn es darauf ankommt.

Wir haben zusätzlich gerade angesichts der gravierenden Mängel in der Ausrüstung der Bundeswehr und auch wegen deren fehlender oder beschädigten Kriegs-Kultur, eine Ingeniösitätslücke. Von der Wehrmacht könnte man auch lernen, wie man diese Lücke reduziert.

Nur, warum sollte ein Mann, der noch klar bei Verstand ist, überhaupt für ein Land wie Deutschland im Krieg auch nur eine Schramme riskieren? Michel Houellebecqs Vision in dem Roman Unterwerfung ist doch ganz nett und attraktiv für die Männer, Zitat aus der Buchkritik in DER SPIEGEL:

Am Ende – der Erzähler steht kurz vor dem Übertritt zum Islam – entdeckt er die Vorteile der Polygamie für seine Sexualität und stellt hinfort seinen verschleierten Kursteilnehmerinnen nach: “Die muslimischen Frauen waren hingebungsvoll, unterworfen – im Grunde genommen genügte das, um Vergnügen zu bescheren.”

Warum also im Krieg nicht einfach zur Gegenseite überlaufen oder, noch viel besser und gefahrloser, sich vorher absetzen und schadenfroh aus der Ferne den Untergang Merkeldeutschlands genießen? Merkeldeutschland ist ein Land, das seine Helden nicht ehrt, sondern verachtet und leugnet – einfach so, nur weil deren Regierung damals, aus heutiger Sicht politisch nicht korrekte Ansichten hatte. Dabei ist ziemlich sicher, dass die Ansichten der heutigen Politiker in einigen Jahrzehnten auch nicht mehr politisch korrekt sein werden. Man bedenke, dass Hitler und seine “Elite” schließlich auch meinte, dass das 3.  Reich 1000 Jahre halten würde und dass Honecker noch im Spätsommer 1989 meinte, die Mauer würde noch in 100 Jahren stehen. Und dann war doch alles anders und die Inhalte der politischen Korrektheit veränderten sich. Das sollten sich alle sehr gut merken. Alle Männer, die das Zeug zu Kriegshelden  haben, kommen auch in anderen Berufen und Ländern und Kulturen gut unter.

Ein schon etwas älterer, hier  passender Artikel auf meiner Webseite, ist Freiheit und das Streben nach Macht, mit einem Auszug des gleichnamigen Kapitels, aus dem Buch Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft von Irenäus Eibl-Eibesfeldt.

Kelberg, den 24. Mai 2017

Christoph Becker




Lage und Perspektive am Ölmarkt im Frühjahr 2017

Der folgende Text ist im Wesentlichen eine  Zusammenfassung eines  Interviews von Chris Martenson  mit dem texanischen Erdölspezialisten Art Berman.  Das Interview fand am 2. Mai statt und wurde am 7. Mai veröffentlicht. Der volle Titel lautet Art Berman: Don’t Get Used To Today’s Low Oil Prices – They’re a temporary anomaly. Higher prices are ahead. (dt.: Art Berman: Gewöhnen Sie sich nicht an die heutigen niedrigen Ölpreise – Sie sind eine vorübergehende Anomalie).

Chris Martenson ist der Initiator und zusammen mit Adam Taggert der Betreiber der Internetseite www.peakprosperity.com. Insbesondere hat er auch den sehr informativen und gut gemachten Crash-Course erstellt, dessen ältere aus dem Jahre 2008 stammende Version auch Deutsch synchronisiert frei verfügbar ist.
Art Berman ist ein geologischer Berater mit fast 40 Jahren Erfahrung in der Exploration und Produktion von Erdöl. Darin sind 20 Jahre bei Amoco, die heute als BP  bekannt sind, enthalten. Er hat in den letzten fünf Jahren mehr als 100 Artikel über Geologie, Technologie und die Erdöl-Industrie veröffentlicht. Er hat alleine mehr als 20 Artikel und Berichte über die amerikanischen Schiefer-Gasfelder veröffentlicht.

Chris Martenson meint zunächst, dass er den Eindruck habe, dass die USA und wahrscheinlich die Welt die Situation im Ölgeschäft nicht mehr im Blick hat, außer dass jeder zu glauben scheine, dass Öl im Überschuss angeboten würde, dass die Kosten der Ölförderung fallen, dass es reichlich Öl gäbe und dass wir einfach mehr Öl finden können, sobald wir den Bedarf dazu haben. Seine erste Frage an Art Berman, ist ob da etwas Wahres dran sei.

Berman meint dazu, selbst die verrücktesten Sachen, die wir glauben hätten eine ihnen zugrunde liegende Wahrheit, andernfalls könnten sie nicht bestehen bleiben. Die Idee vom Öl im Überfluss sei jedenfalls nicht vollständig verrückt. Wenn der Preis hoch genug sei, könne man Öl an vielen abartigen und sehr teuren Plätzen finden. Das Öl und das Erdags würde uns nicht ausgehen. Das Problem, das wir jetzt seit 20 Jahren hätten sei aber, dass das billige Öl und Gas auszugehen scheine. Das sei der Hintergrund für das Schieferöl (Fracking) und die Ölbohrungen in sehr tiefem Wasser auf See, die die Ölindustrie in den letzten 20 Jahren dominiert hätten. Man könne schon immer mehr Öl und Gas finden. Die Frage sei nur, was es kostet. Das sei ein Problem, über das wir nicht wirklich viel reden wollten.
Weiter meint Berman sei die verbreitete Vorstellung, dass Technologie uns immer irgendwie retten werde, ein Problem. Das ginge weit über das Thema Öl,  Gas und Energie hinaus. Aber, in seinem Arbeitsgebiet, nämlich Gas und Öl sei diese falsche Auffassung über Technologie sicher vorherrschend. Die Leute würden den Unterschied zwischen Technologie und Energie nicht sehen. Energie sei nicht Technologie. Technologie produziere keine Energie. Technologie sei einfach nur ein Weg, um Energie oder Ressourcen in Arbeit umzuwandeln. Man könne die Technologie verbessern, aber das würde die vorhandenen Ressourcen nicht etwa schonen, sondern nur die Geschwindigkeit von deren Ausbeutung steigern.

In der Tat ist es so, dass Vorräte an Kohle, Eröl und Erdgas in der Steinzeit und im Mittelalter gleich geblieben sind. Erst mit der Verbesserung der Technologie ist der Verbrauch gestiegen und sind die Vorräte geschrumpft. Je schneller und je weiter sich die Technologie entwickelt hat, desto mehr.

Eine Verbesserung der Technologie kann die Ausbeute von fossilen Brennstofflagern zwar schon etwas verbessern, aber insgesamt beschleunigt sie nur deren Erschöpfung. Die Verbesserung der Ausbeute ist erstaunlich gering.

Chris Martenson  hat eine Datenanalyse der globalen Entdeckung von Öl durchgeführt, bei der er Zeiträume von jeweils drei Jahren untersucht hat. Obwohl seine Datenbasis bis in die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts zurückreicht, waren die Jahre 2014,15 und 16 der Dreijahreszeitraum, in dem am wenigsten Öl neu entdeckt wurde. Er fragte Art Berman nach einer Erklärung und warum das bedenklich sei.

Art Bermans Antwort besteht aus zwei Teilen.
Erstens, die Größe der entdeckten Ölfelder ist in den letzten 40-50 Jahren geschrumpft. Dieser schon lange bestehende Trend war die Ursache dafür, dass man sich Bereichen wie Bohrungen in ultratiefem Wasser, der Verwertung von Teersanden und den mit Fracking zu erschließenden Schieferöllagern zugewendet hat. Die Ölfirmen, vor allem die großen, öffentlich an der Börse gehandelten Ölfirmen, hatten lange Zeit ein Problem die Reserven zu ersetzen, die sie verbraucht haben. Zumindest auf dem Papier waren die Schieferölvorkommen in dieser Hinsicht eine Entlastung. Sie können nun zumindest auf dem Papier wieder Reserven hinzufügen, während sie das davor nicht mehr in ausreichendem Maße konnten.

Der zweite Teil der Antwort ist, dass dass man auf kurze Sicht zu wenig investiert. Der Ölpreis lag einige Jahre bei rund 100 $, um eine glatte Zahl zu nennen, und jetzt liege er bei 45-50 $ und jeder spare. Die Firmen müssten jetzt an allem sparen. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen gebe man nur noch Geld für Sachen aus, die schnell viel einbringen. Die Wahrheit über alle größeren Entdeckungen der letzten 30,40, 50 Jahre war aber, dass sie in schwierig zu erschließenden, sehr viel Geld kostenden Gebieten lagen und es dauerte manchmal Jahrzehnte von der Entdeckung bis zur ersten Produktion. Die Wirtschaftlichkeit der Investitionen war also schlecht.
Aus dieser Sicht sind die Schieferöl-Felder eine gute Sache. Man könne für eine begrenzte Menge Geld ein paar Löcher bohren, die im Vergleich zu Ölbohrungen auf hoher See relativ preiswert sind und vergleichsweise schnell Einnahmen erwirtschaften. Aus diesem Grund sei der Schwerpunkt von den großen Projekten, die viele, viele Jahre an vorausgehende Investitionen benötigen,  bevor sie etwas einbringen, hin zu den relativ schnell und für relativ wenig Geld zu erschließenden Vorkommen gewandert. Man könne diese Schieferöl-Quellen ziemlich schnell starten, stoppen und dabei ziemlich schnell etwas herausbekommen. Das sei gut für die Firmen, weil es für sie besser als alles andere funktioniere, aber für die langfristige Versorgung sei das nicht wirklich gut. Wir würden einfach nicht mehr in die großen Sachen investieren. Das sei die einfache Antwort.

Chris Martenson meint dazu, dass es nicht nur die großen Sachen sind, in die nicht mehr investiert werde, sondern auch einige der schwierigen Gebiete, wie in-fill-Drilling, EOR (end of oil recovery), Dampfinjektion und dergleichen. Viele Investitionen seien gestoppt worden und ja, die neuen Investments würden in Schieferöl-Projekte mit schnellem Kapitalertrag fließen. Aber es seien die alten konventionellen Ölfelder gewesen, diese Felder “wo man nur einen Strohhalm in den Boden stecken” und dann jahrzehntelang Öl fördern konnte, auf denen wir die Wirtschaft unserer gesamten Industriegesellschaft aufgebaut hätten. Die großen Ölfelder seien für die Mineralölwirtschaft so etwas wie die Grundlastkraftwerke bei der Elektrizitätsversorgung. Dass in diese nun nicht mehr investiert werde, sehe er als großes Problem.

Ad Berman meint, das sei richtig, aber für den Rückgang der Investitionen in große Ölfelder gebe es einen Grund. Das läge nicht daran, dass diese von Seiten der Ölindustrie ignoriert würden oder dass man dumm sei, sondern es läge daran, dass man die großen Ölfelder schon alle gefunden habe. Die großen, guten, leicht zu erschließenden Ölfelder habe man schon vor Jahrzehnten gefunden. Man wisse einfach nicht, wo man weitere Ölfelder der Saudi-Arabien-, Prodhoe-Bay- und Cantarel-Klasse  finden könne. Wenn es sie irgendwo geben sollte, dann wüsste man nicht, wo sie sind und die Technologie, die wir haben würde uns nicht erlauben, sie zu sehen. Die Grundlast-Ölfelder würden also schwinden. Man müsse durch mit andere Quellen ersetzen oder man hätte bald gar kein Öl mehr.

Chris Martenson fragt dann, wie es denn aussehen würde, wenn man die aktuellen, rund 90 Millionen Barrel pro Tag, der Einfachheit halber auf 100 Millionen Barrel aufgerundet und dann annimmt, dass man die etwa 5 % Förderrückgang der konventionellen Ölfelder, die dann ca. 5 Millionen Barrel pro Tag und Jahr betragen würden, durch Schieferöl ersetzen wolle.

Ad Berman erklärt daraufhin, dass die amerikanische Schieferöl Produktion derzeit bei vier bis viereinhalb Millionen Barrel pro Tag liegt, aber dass man wegen der schnellen Erschöpfung von deren Bohrlöchern ständig neue Bohrungen durchführen müsse, um wenigstens den Stand zu halten. Nüchtern betrachtet sei es zumindest mit dem amerikanischen Schieferöl nicht möglich, die benötigten 5 Millionen Barrel pro Tag jedes Jahr zusätzlich zu erschließen. Es sei also zwar schön, das Schieferöl gefunden zu haben, es sei besser als nichts. Man könne vielleicht für einige Jahre noch 1 Million Barrel pro Tag zusätzlich produzieren, aber das ging dann auch vorbei. Das Schieferöl sei nicht die Antwort auf die Frage, wie wir die 5 Millionen Barrel pro Tag ersetzen können,  die wir jedes Jahr  durch die Erschöpfung der großen alten Ölfelder verlieren.

Chris Martenson meint vor diesem Hintergrund, dass die Ölpreise wieder steigen müssen.  Wir wüssten schließlich,  dass mit  ultratiefen  Bohrungen auf See noch mehr Öl zu finden ist,  aber um dies erschließen und fördern zu können, bräuchte man halt einen sehr viel höheren Ölpreis als man ihn heute hat.

Art Berman meint, das sei schon richtig und stellt die rhetorische Frage, wie hoch dieser Preis sei.  Er erwähnt, dass gerade erst jemand von BP  bei einer Konferenz über offshore-Technologie in Houston gemeint habe, dass BP zwar bei Förderungen in tiefem Wasser Kosten von 40 $ pro Barrel habe, aber bei einem Preis von weniger als 50 $ würden BP nicht bohren. Berman erklärt dann, was in den Förderkosten alles nicht enthalten ist, nämlich zum Beispiel die Kosten für die Entdeckung und Erforschung des Ölfeldes, die Kosten für den Bau der Bohrplattformen und der Förderplattformen,  die Kosten für Pipelines  und noch einiges andere.  Mit den 40 $ Förderkosten seien lediglich die Kosten für das reine Fördern und die Steuern für das geförderte Öl gedeckt. Vor diesem Hintergrund hält er selbst 70 $ pro Barrel für die Ölförderung in tiefem Wasser auf hoher See für ein sehr optimistisches Szenario.
Man muss also damit rechnen, dass die Zahlen über scheinbar niedrige Förderkosten, von denen man gelegentlich in der Zeitung oder im Internet liest, faktisch geschönt sind und nicht annähernd dem entsprechen, was eine Ölfirma im Mittel bekommen muss wenn sie keine Verluste machen will.

Chris Martenson erwähnt dann, dass die amerikanische Schieferöl-Industrie etwa 350 Milliarden $ Schulden hat und rechnet überschlägig vor, dass die dazu bei 35 $ pro Fass 10 Milliarden Fass fördern müssten um nur ihre Schulden zu bedienen. Dabei wären dann Zinsen, Löhne, Energiekosten, Ersatzteile,  Verbrauchsmaterialien, und Abschreibungen auf Maschinen, Dividenden, sowie Umweltschäden und Schäden der Infrastruktur (Straßen, Brücken usw.) nicht berücksichtigt. Nicht berücksichtigt wären dann auch die Kosten für neue Bohrungen, die in der Realität nötig sind, um das in den Schieferölfeldern meist sehr schnelle Nachlassen der Förderleistung der einzelnen Ölquellen auszugleichen.
Bei einer Förderung von 5 Millionen Fass pro Tag,  was wie oben erwähnt schon sehr optimistisch wäre, würden man bei 35 $ pro Fass 2000 Tage oder knapp fünfeinhalb Jahre fördern müssen, um nur die reinen Schulden ohne Zinsen und Bankgebühren bedienen zu können.

Art Berman erklärt dann noch, dass die in den Medien oft euphorisch technologischen Fortschritten zugeschriebenen Senkungen der Förderkosten nur zu schätzungsweise 10 % tatsächlich auf technologischen Fortschritten beruhen, während sie zu rund 90 % durch Abschreibungen, also durch Buchhaltungstricks, und durch ruinöse Preisnachlässe der Servicefirmen zustande kommen.  Die Servicefirmen, die die Öl Bohrungen und das Fracking durchführen, hätten innerhalb von zwei Jahren teilweise Preisnachlässe von 40 % hinnehmen müssen. Davon abgesehen erfassen diese Förderkosten, wie oben schon erwähnt, viele für die Unternehmen insgesamt anfallenden Kosten nicht,  ebenso wie auch  die für die Öffentlichkeit anfallenden Kosten durch Umweltschäden und Infrastrukturschäden nicht erfasst werden.

Die Diskussion dreht sich dann darum, dass die in den Medien als Rettung gefeierte Technologie bei den Ölfeldern in erster Linie eine Beschleunigung von deren Ausbeutung bedeutet und nur in geringem Maße ein Steigerung der insgesamt für das jeweilige Feld möglichen Förderung bringe.

Berman erwähnt dann, dass er kürzlich eine Studie über das Bakken-Feld in North Dakota veröffentlicht habe, in der er zu seiner eigenen Überraschung festgestellt habe, dass die Erschöpfungsphase im Bakken-Feld bereits begonnen habe. Das Ölfeld würde sicher noch lange Zeit Öl liefern, aber eine Produktionssteigerung sei wohl nicht mehr möglich. Auch habe der Wassergehalt des im Bakkenfeld geförderten Öls stark zugenommen, was die Produktionskosten in die Höhe treibe. Der Wassergehalt sei überhaupt ein Problem. Es ginge nicht um ein wenig Wasser, sondern um Milliarden Barrel Wasser, die mit dem Öl zusammen gefördert werden und die von dem Öl getrennt werden müssten. In dem Permian Basin Feld, dass viel jünger als das Bakken-Feld sein, betrage der Wassergehalt des geförderten Öl/Wassergemisches  bereits 80 bis 85 Prozent.

Diese 80 % Wassergehalt erstaunen Chris Martenson. Berman führt dazu dann weiter aus, dass die Schieferöl-Geschichte also zwei dunkle Seiten habe. Die eine Seite sei, dass all die großartige Technologie eigentlich nur dazu führe, dass man diese Ölvorräte schneller verbraucht als man es ohne diese Technologie tun würde. Die andere dunkle Seite bestehe darin, dass es halt eine unkonventionelle Ölquelle sei. Das heißt, das Öl habe anders als in konventionellen Ölquellen keine Möglichkeit, sich langsam von dem Wasser zu trennen (weil die Dichte von Öl geringer ist als die von Wasser). Damit komme ein Punkt wo die Förderung des Wassers mehr kostet als das gefördert Öl wert ist.

Chris Martenson erwähnt dazu dann, dass die Bohrlöcher im Bakken-Feld im Mittel über 3000 Meter tief sind.

Berman erklärt dann, dass das Öl/Wassergemisch beim Fracking  aus dieser Tiefe nicht gepumpt werden könne. Vielmehr nutze man das ebenfalls im Schiefergestein enthaltene und mit dem Frackingprozess frei werdende Gas, um das Öl und das Wasser an die Erdoberfläche zu drücken. Was er im Bakken-Feld gesehen habe, sei aber, dass die Gasproduktion sinke und dass damit die Energie zur Förderung des Öl/Wassergemisches nachlasse.

Chris Martenson fasst es dann wie folgt zusammen: Die Förderungen in den Schieferöl-Feldern, also das Fracking, seien bewundernswert, aber sie seien wie Berman es früher einmal gesagt habe, Abschiedsparties. Sie würden an einem gewissen Punkt auslaufen. Wo man sich bei dieser Geschichte denn derzeit befinde?

Berman meint daraufhin, nun, das stimme. Man habe weltweit über 150 Jahre historische Erfahrung mit der Förderung von Öl und Gas. Man kenne die Gesetze der Physik und diese würden auch für die Schieferölfelder gelten. Er habe noch nicht gesehen, dass die Gesetze der Physik für unkonventionelle Ölfelder ausgesetzt würden. Auch die unkonventionellen Ölfelder hätten halt einen Lebenszyklus und würden wie alle natürlichen Systeme altern.

Man könne natürlich immer noch mehr Öl fördern, die Frage sei nur, was das kosten würde und ob man bereit und in der Lage sei den nötigen Preis zu zahlen. Man werde den Energieverbrauch senken müssen. Es werde einen  Tag der Abrechnung geben, der nicht mehr all zu viele Jahre entfernt sei. Niemand wisse, wie viele Jahre es noch seien, aber  man werde ganz sicher keine 40 oder 50 Jahr mit Öl für 40, 50 oder 60 Dollar pro Barrel haben. Wobei er sich frage, was das bedeute.

Chris Martenson meint dann, dass man davon eine Ahnung bekommen habe, als der Ölpreis im Sommer 2008 auf 147 Dollar gestiegen sei und als es dann zur Finanzkrise gekommen sei. Damals habe es die 100-prozentigen Ölimporteure Griechenland, Portugal und Italien übel erwischt. Jetzt hätten wir 250 Billionen Schulden in den Büchern und eine sehr viel andere Landschaft. Wenn Berman frage, was wir zu zahlen bereit seien frage er, was wir angesichts der gesamten wirtschaftlichen Lage zu zahlen in der Lage seien. Er befragt Berman dann zur OPEC.

Berman meint, die OPEC sei wie eine unglückliche Familie mit armen und reichen Mitgliedern. Sie sei aber keinesfalls irrelevant. Die von der OPEC zusammen mit den Nicht-OPEC-Mitgliedern Russland und Mexiko vereinbarte Fördermengenbegrenzung von 1,8 Millionen Barrel täglich werde sich auswirken. Die weltweiten Lagerbestände seien allerdings sehr groß, weil es wegen der niedrigen Preise für viele attraktiver gewesen sei, Öl mit Aussicht auf steigende Preise einzulagern, als es zu verkaufen. Es würde daher seiner Meinung nach mindestens 6 Monate bis 1 Jahr dauern, bis die Preise kräftig anziehen. Es gäbe allerdings viele Unbekannte. So sei nicht klar, ob und wie weit die verschiedenen OPEC-Länder sich an die Fördermengenbegrenzung halten. Auch sei es derzeit so, dass man in den USA die bis heute schnellste Zunahme von Ölbohreinrichtungen seit dem Beginn von deren Zählung beobachte. Der Ölmarkt reagiere sehr langsam, wie ein Supertanker. Er, Berman, hoffe, dass man in einem Jahr einen Ölpreis erreiche, der zu weiteren Investitionen ermuntere und so spätere Ölpreisschocks dämpfe.  Das bringe einen aber zu der Frage, was die globale Wirtschaft sich zu leisten in der Lage ist. Kann die globale Wirtscchaft einen Ölpreis von 70 $ pro Barrel verkraften? Das sei eine andere Frage und er habe diesbezüglich ernste Zweifel.

Chris Martenson erwidert dann, dass wir es hier mit vielen bewegenden Teilen zu tun hätten, aber Öl sei das Leben spendende Blut aller wirtschaftlichen Aktivitäten. Wir wüssten, dass China heute der größte Ölimporteur der Welt sei und dass dessen Ölverbrauch weiter steige. Der Eigenverbrauch der OPEC-Länder steige ebenfalls. Er sei noch stets der Idee verbunden,  dass wir auf einen plötzlichen Lagewechsel zusteuern: Nämlich dass wir feststellen, dass die Welt nicht mit Öl überversorgt ist, sondern dass wir es zumindest im Bezug auf den Export von Öl mit einer unterversorgten Welt zu tun haben. Die Amerikaner sollten auch daran erinnert werden, dass die USA im Bezug auf Öl keineswegs energieunabhängig seien. Die USA würden ziemlich viel, nämlich täglich, je nach Woche, Monat und Jahreszeit 6 bis 8 Millionen Barrel Öl importieren. Sie seien damit noch immer ein großer Ölimporteuer. China würde aufholen, Indien würde aufholen, jeder würde Öl brauchen und das Öl, das wir in den Jahren 2014 bis 2016 nicht gefunden hätten, würde sich in der Zukunft auswirken. Die Leute sollten diesen Dingen jedenfalls Aufmerksamkeit zollen. Dies sei eine der größten Geschichten unserer Zeit und es sei schwer, Voraussagen zu machen, weil es viele bewegende Teile gebe. Jedenfalls sei es faszinierend.

Dem schließe ich mich an.

Die Webseite von Art Berman ist: www.artberman.com

Die Webseite von Chris Martenson ist: peakprosperity.com

Hier noch einmal die Adresse zu der neuen, bisher leider nur auf Englisch verfügbaren Version seines Crash-Course: www.peakprosperity.com/crashcourse

und hier die Adresse auf die deutsche Version, von Chris Martensons erster Version des Crash-Course aus dem Jahre 2008: www.peakprosperity.com/crashcourse/deutsch

Diesen Beitrag sehe ich auch als Ergänzung zu meinem Beitrag Gedanken über den Film Bauer Unser, da die moderne Landwirtschaft ohne Mineralölprodukte derzeit nicht mehr funktionieren würde. Mit “food calorie fossil energie” fand ich per google z.B. :

www.ecoliteracy.org/article/fossil-food-consuming-our-future und blogs.scientificamerican.com/plugged-in/10-calories-in-1-calorie-out-the-energy-we-spend-on-food/

Danach müssen heute in den USA für jede in Nahrungsmitteln enthalten Kalorie 10 Kalorien an fossilen Energieträgern aufgewendet werden.

Ein anderer Aspekt ist die Abhängigkeit Deutschlands vom dem auf dem Weltmarkt verfügbaren Erdöl. Außerdem hängt der Wohlstand Deutschlands sehr davon ab, was in anderen Ländern und auch in Deutschland nach der Bezahlung der Energiekosten noch an Geld etwa zum Kauf deutscher Autos und Maschinen übrig bleibt. Ein sehr guter Artikel ist Gail Tverbergs Artikel  Why We Should Be Concerned About Low Oil Prices (dt.: Warum wir wegen niedriger Ölpreise besorgt sein sollten) vom 5. Mai 2017.  Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters, über die Studie der Hill’s Group und  Energie und Geld könnten hier ebenfalls als interessant sein.

Kelberg, den 16. Mai 2017

Christoph Becker




Eigenschaften einfacher Maschinen und komplexer Systeme

Lange Zeit hat man “die Welt” (z.B. Gesellschaft, Wirtschaft, Ökosysteme) vorwiegend als zwar oft komplizierte, aber im Grunde doch “einfache”, auf Eingriffe proportional und berechenbar reagierende Maschine gesehen. Krasse Fehleinschätzungen und Überraschungen, die erst im Nachhinein erklärbar sind zeigen aber, dass man es in Wirklichkeit mit komplexen Systemen zu tun hat. Es kann sehr hilfreich sein, “einfache Maschinen” und komplexe Systeme voneinander unterscheiden zu können und deren grundlegende Eigenschaften zu kennen.

Grundlage und Ausgangspunkt für mich waren hier zunächst der Vortrag New Tools for Understandig a turbulent World (dt.: Neue Werkzeuge zum Verständnis einer turbulenten Welt) und das Kapitel Complexities (dt. Komplexitäten)  in dem BuchThe Ingenuity Gap: Facing the Economic, Environmental, and Other Challenges of an Increasingly Complex and Unpredictable World (dt.: Die Ingeniösitätslücke: Den Herausforderungen von unter anderem Wirtschaft und Umwelt in einer zunehmend komplexen und unvorhersehbaren Welt entgegensehen.) von Prof. Dr. Thomas Homer-Dixon.

Einfache Maschinen

Wenn Prof. Homer-Dixon seinen Studenten das Wesen einer einfachen Maschine erklären will,  bringt er eine alte mechanische Uhr mit zum Seminar. In seinem Buch über die Ingeniösitätslücke erzählt er dazu auch die Geschichte von seinem ersten Auto, einem Oldtimer, den er mit 16 von seinen Eltern bekommen hat und den er damals zerlegt, instandgesetzt und wieder zum Laufen gebracht hat. Den Studenten, denen er die Uhr mitgebracht hat sagt er, “seht, ich kann die Uhr in ihre Einzelteile zerlegen, ich kann die einzelnen Teile betrachten und ihre Funktion verstehen. Mit einem sehr präzisen Verständnis ihrer Funktion kann ich die Uhr wieder zusammenbauen und dann auch prüfen ob sie wieder richtig funktioniert. Man weiß dabei, was “richtig funktionieren” bei einer Uhr bedeutet und wenn sie nicht richtig funktioniert, kann man das in der Regel auf einen Schaden oder ein Problem im Bereich eines bestimmten Einzelteiles zurückführen. Verallgemeinernd leitet er daraus ab:

Wir nehmen in der Regel für EINFACHE MASCHINEN wie z.B. Uhren an:

  • Sie können zerlegt, analysiert und voll verstanden werden (Sie sind NICHT mehr als die Summe ihrer Teile).
  • Ursache und Wirkung sind proportional miteinander verknüpft => kleine Ursache/Veränderung ergibt kleine Wirkung, große Ursache oder große Veränderung ergibt große Veränderung. Man sagt der Zusammenhang von Ursache und Wirkung ist linear
  • Sie verhalten sich “normal” oder streben typischerweise einen Gleichgewichtszustand an.
  • Sie können gesteuert werden, weil ihr Verhalten vorhersagbar ist. Ihr Verhalten ist vorhersagbar. 

Gleichgewicht

Von dieser Vorstellung, es mit einer einfachen Maschine zu tun zu haben, arbeitet man fast überall in den Sozialwissenschaften und ganz besonders in den Wirtschaftswissenschaften. Dabei geht man auch von einem einfachen Gleichgewichtsmodell,  wie Prof. Homer-Dixon es mit dem nebenstehenden Bild symbolisiert, aus: Das System strebt einen stabilen Gleichgewichtszustand an, wie eine Kugel in einem halbkugelförmigen Gefäß. Das System ist verständlich und kontrollierbar. In der Wirklichkeit hat man es aber in der Regel mit komplexen Systemen, die sich anders verhalten und die damit für Überraschungen sorgen, wenn man glaubt, sie seien “einfache Maschinen”:

Komplexe Systeme

Komplexe System sind mehr als die Summe ihrer Teile (sie haben sich entwickelnde Eigenschaften. Die Gesamtheit der Einzelteile hat neue Eigenschaften, die keines der Einzelteile hat. Bezogen auf die einfache mechanische Uhr erklärt Homer-Dixon sei das so, als ob  die Uhr nach dem Anziehen der letzten Schraube auf einmal Beine hat und sprechen und laufen kann.

Die einzelnen Teile komplexer Systeme sind miteinander vernetzt und sie wirken aufeinander. Dabei kann es Synergien geben, d.h., bestimmte vernetzte Teile können sich gegenseitig ergänzen.

Es kann positive oder negative Rückkopplungen geben. Ein Element mit positiver Rückkopplung wirkt als Verstärker. Ein Element mit negativer Rückkopplung wirkt als Drossel oder Bremse. Das kennt man auch von technischen Reglern, bei denen es sich dennoch um “einfache Maschinen” handelt und deren Verhalten man präzise vorhersagen kann, weil ihnen andere Eigenschaften komplexer Systeme fehlen.

Eine kleine Ursache kann bei komplexen Systemen eine sehr große Wirkung haben. Anderseits können sehr große Einwirkungen auch keine oder nur sehr kleine Auswirkungen haben. Man nennt das nichtlineares Verhalten. Die Kombination aus Rückkopplungen, Vernetzung und Synergien kann zu sehr heftigem nichtlinerarem Verhalten führen.

Komplexe Systeme können einem Verhaltensmuster zu einem anderen umschalten. Komplexe Systeme können viele verschiedene Gleichgewichtszustände einnehmen, wie es die folgende Grafik aus Prof. Homer-Dixons Vortrag darzustellen versucht:

Komplexe Systeme sind opak bzw. undurchsichtig. Ein Beispiele für die Opazität bzw. Undurchsichtigkeit einer Maschine sind z.B. moderne Autos und Haushaltsmaschinen mit Baugruppen, die Mikrokontroler enthalten. Hier können normale Servicetechniker nur noch defekte Baugruppen durch Probieren oder Messen erkennen und austauschen. Sie können die genaue Funktionsweise der Baugruppen aber in der Regel nicht mehr verstehen und gezielte Reparaturen oder Änderungen der Software instandsetzen. Wenn eine Reparatur überhaupt noch möglich ist, benötigt man dafür in der Regel Spezialisten.

Komplexe Systeme können NICHT einfach gesteuert werden. Ihr Verhalten ist oft unberechenbar.

Die Teile komplexer Systeme können (zu) eng gekoppelt sein, was zu großen Schäden führen kann. Ein Beispiel ist eine große Anzahl Autos auf einer Autobahn, die mit hoher Geschwindigkeit dicht auffahren. Wenn plötzlich ein Fahrzeug wegen eines technischen Defektes oder durch ein Stück Wild gestoppt wird, dann kann es zu einer Massenkarambolage kommen. Die Koppelung der Fahrzeuge war dann zu eng. In der Wirtschaft kann ein ähnlicher Effekt durch Just-in-Time-Lieferungen in Kombination mit fehlender oder zu geringer Lagerhaltung entstehen. Vergrößerung der Sicherheitsabstände bei Autos auf der Autobahn und Vergrößerung der  Lagerbestände bei Handel und Industrie vermindert die Kopplung und das damit verbundene Risiko.

Wie die Beispiele der zu engen Kopplung von Einzelteilen zeigen, ist auch eine Steigerung der Geschwindigkeit eine mögliche Problemursache und Gefahrenquelle. Je schneller die Autos fahren und je kürzer die Just-in-Time-Lieferzeiten und je größer die Produktionsgeschwindigkeiten sind, je größer sind die potentiellen Schäden bei zu dicher Kopplung. Auch wird die Zeit und Möglichkeit, bei Gefahren oder Schäden gegenzusteuern durch die höhere Geschwindigkeit geringer.

Vorteile von Komplexität

  • Sie kann eine Quelle von Innovationen sein, weil sie die Möglichkeit zu neuen Kombinationen bietet.
  • Durch Diversität, verteilte Problemlösungen und Spezialisierung können Probleme besser oder überhaupt erst gelöst werden.
  • Komplexität ermöglicht anders nicht mögliche Organisationsgrößen, und eine Steigerung der militärischen Schlagkraft, was die Überlebenschance im Kampf um knappe, begrenzte Ressourcen steigert. Siehe dazu auf Youtube 10,000 years of war increased the size of human groups: an interview with Peter Turchin (dt.: 10.000 Jahre Krieg haben die Größe menschlicher Gruppen vergrößert: Ein Interview mit Peter Turchin)
  • Komplexität verbessert unsere Fähigkeit zu Anpassung an Veränderungen in unserer Umgebung.

Nachteile komplexer Systeme

  • Aufbau und Erhaltung von Komplexität kostet Energie und andere Ressourcen. In der Regel ist damit auch eine weitere Steigerung der Komplexität verbunden. Das führt letztlich zur Erschöpfung der Energie- und Ressourcenbasis und damit zum Kollaps komplexer Gesellschaften – es sei denn, man reduziert rechtzeitig und ganz bewusst die Komplexität und damit auch deren Kosten.  Siehe dazu z.B. Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter und Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.
  • Fragilität, Sprödigkeit oder Zerbrechlichkeit, auf Englisch “Brittleness”. Komplexe Systeme, wie z.B. unsere Industriegesellschaft sind, wenn man sie an der richtigen Stelle angreift, sehr zerbrechlich. Siehe dazu z.B. EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress. Ein anderes, sehr gutes Beispiel für ein komplexes System ist der menschliche Körper. Er ist extrem anpassungsfähig, widerstandsfähig und leistungsfähig. Aber ein winziges Ereignis an einer empfindlichen Stelle kann ihn schlagartig zerstören. Andere winzige Ereignisse, wie z.B. eine kleine Verletzung oder der Biss eines kleinen Insekts können unter bestimmen Umständen einen gesunden, starken Menschen schwer krank machen und ihn damit in einen anderen Gleichgewichtszustand bringen.
  • Komplexe Systeme sind undurchsichtig (opak)  und ihre Reaktion ist ungewiss. Sie können zu extremen Ereignissen führen. Es kann zu Systemumschaltungen kommen und auch zur Überlastung der Führung – besonders dann, wenn mehrere Störgrößen oder Störquellen gleichzeitig auf das System einwirken.

Wenn man die Nachteile komplexer Systeme bedenkt, dann sieht man, dass man Kriege auch gegen zunächst übermächtige Gegner gewinnen kann, wenn man diese geschickt zur Steigerung ihrer Komplexität veranlasst. Besonders hilfreich kann es dabei sein, wenn man die “Werte” und  “Doktrinen” des Gegners, und dessen Unfähigkeit oder Unwilligkeit diese an sich verändernde Realitäten anzupassen geschickt nutzt, um ihm eine Steigerung seiner Komplexität, mit allen damit für ihn verbundenen Nachteilen, zu verleiten.   Es ist politisch nicht korrekt praktische Beispiele zu erörtern, die zeigen, dass und wie und wo derartige Angriffe derzeit in Europa und im Westen insgesamt erfolgen.

Damit zum Abschluss ein Interview mit Prof. Peter Kruse, das man auf Youtube unter dem Titel Wie reagieren Menschen auf wachsende Komplexität? findet.

Zu diesem Interview und dem Rat von Prof. Kruse, gebe ich zu bedenken, dass Denkverbote, Sprechverbote, Tabus und Doktrinen in Deutschland, Europa und dem Rest des Westens Diskussionen und damit möglicherweise auch die Findung von brauchbaren Problemlösungen heute erschweren oder sogar vollständig unmöglich machen und damit durchaus zum Zusammenbruch unserer Gesellschaft führen können. Beim Thema Doktrinen denke ich an meine Übersetzung von William Graham Sumners schon über 100 Jahre altes Essay “Earth Hunger” (Landhunger) und an Die Grundlagen der westlichen Werte.

Kelberg, den 9. Mai 2017

Christoph Becker




Eine Diskussion der phantastischen Vier des Niedergangs

Am 25. März 2017 fand in Lancaster, Pennsylvania, USA, eine Podiumsdiskussion mit dem Titel Our Reality Is No Longer An Option: Why Our Way of Life Is Not Sustainable (dt. Unsere Realität ist nicht länger nur eine Option:  Warum unsere Lebensart nicht nachhaltig ist) statt . Ich habe mir die insgesamt 2 Stunden und 36 Minuten dauernde Diskussion inzwischen zweimal angehört und werde sie sicher noch einmal anhören, …

Hier zu nächst die Übersetzungen der Beschreibung der Diskussion auf Youtube und die Übersetzung einiger Kommentare auf Youtube:

Beschreibung auf Youtube:;

Dieses Spitzentreffen brachte eine bewundernswerte Diskussionsrunde zusammen. Sie bestand aus John Michael Greer, James Howard Kunstler, Chris Martenson, Frank Morris, und Dmitry Orlov. Die Diskussion umfasste Themen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, unserer Ernährung, Einwanderung, Arbeit, Armut, Minderheiten, Krieg, und viele mehr. …..

Der Kommentar auf Youtube, der mich zur Überschrift inspririerte

Oh ja, Die Fantastischen Vier (nur spaßeshalber) + Frank Morris, Neuzugang, mit einem Auftritt von KMO vom C-Realm podcast, alle zu Ihnen gebracht durch den CFPUB (Center for Progressive Urban Politics, (dt. etwa Zentrale für progressive städtische Politik). Diese sagenhafte Diskussion deckte die ganze Skala der Zwangslagen, die das moderne Amerika plagen, ab: fortschreitender Zerfall der politischen und physikalischen Infrastruktur, die Auswirkung der steigenden Verschuldung der Studenten, Einwanderungsschmerzen, zukünftige Herausforderungen für das wirtschaftliche und soziale System, politischer Kollaps, usw. Jeder Teilnehmer bot einige seiner erprobten und wahren argumentativen Standpunkte an (zum Beispiel, James Howard Kunstlers neuartiges and ziemlich nützliches Instrument der sogenannten “Psychologie der vorhergehenden Investitionen”); antwortete auf die Kritik der jeweils anderen, des Moderators und der Zuhörerschaft; lieferte ergreifende Vorhersagen der zukünftigen Realität, die auf die Einwohner Nordamerikas wartet, und das alles während der Humor beibehalten wurde, der es zu einem so großen Vergnügen macht, dieser Konversation zuzuhören. Wahrscheinlich eines der wichtigsten Videos, die YouTube.com seit der Finanzkrise von 2008 veröffentlicht hat. Es sollte nicht verpasst werden. Sehr zu empfehlen.

Die Diskussion ist insgesamt sehr umfassend und vielfältig, so dass ich es keine gute Idee finde, sie in einem Blogbeitrag nachzuerzählen.

Ich möchte nur einige wenige Aspekte heraus greifen.

Die Diskussion beginnt mit eine Analyse der Gründe für den Wahlsieg von Donald Trump. Greer hatte den Sieg Donald Trumps schon im Januar 2016 für den wahrscheinlichsten Wahlausgang gehalten (siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Donald Trump als Klassenkämpfer). Greer erklärt warum, und auch die anderen Diskussionsteilnehmer haben zu diesem Thema interessante Ansichten.  Erstaunlich fand ich dabei insbesondere, wie Orlov erklärt, dass und warum Trump im Grunde eine sehr pessimistische Sicht auf die USA pflegt,  wobei Trump aber jemand sei, der eher zerstören möchte, was nicht funktioniert und eher keine Ideen zum Aufbau von neuen Strukturen und Institution hat, die funktionieren.

Wichtige Aspekte der Diskussion, die ich nach zweimaligem Anhören in besonderer Erinnerung habe:

Klassenkampf

Klassenkampf: Die Klasse der Gehaltsempfänger (und der Reichen und Freiberufler) hat sich auf Kosten der Lohnempfänger bzw. der einfachen Arbeiter schamlos, insbesondere auch mit Hilfe von Zuwanderung und Globalisierung bereichert.

Geld, Kapital und Reichtum

Ein Teil der Diskussion befasst sich mit dem Umstand, dass Geld nichts weiter als ein Symbol und eine Rechnungseinheit ist, mit der man mache Dinge messen und berechnen kann. Geld ist kein Wert an sich. Kapital und Reichtum haben nicht zwingend etwas mit Geld zu tun. Eine Gesellschaft kann extrem viel Geld haben, aber es kann ihr an Reichtum und echtem Kapital fehlen.

Martenson zählte insgesamt 8 verschiedene Formen von Kapital auf, von denen Geld nur die achte ist. Andere sind z.B. Lebendes Kapital (Gesundheit, Artenreichtum usw.), Wissen, Sozialkapital, reale Energie und Rohstoffe.

Die USA haben heute auf dem Papier extrem hohe Geldwerte, aber das reale Kapital und der reale Reichtum sind drastisch geringer und sie schrumpfen. Man war sich darüber einig, dass die amerikanische Wirtschaft faktisch schrumpft und dass sie dies auch weiter tun wird. Die Zeit des Wirtschaftswachstums ist vorbei und es wird wegen der sich verschlechternden Nettoausbeute der Förderung  fossiler Energieträger auch nicht wiederkommen, es sei denn,  man würde – was so gut wie ausgeschlossen ist – eine Methode finden extrem billige, extrem leistungsfähige, umweltfreundliche  Batterien aus Materialien zu bauen, die faktisch unbegrenzt zur Verfügung stehen. Wenn man das würde, hätte man für einige Zeit Ruhe – bis einen die negativen Folgen dieser Erfindung einholen würden.

Einige Zitate und Informationen, teilweise nur sinngemäß:

  • An unbegrenztes Wachstum glauben nur Verrückte und Wirtschaftswissenschaftler. In der begrenzten, realen Welt in der wir nun einmal leben, ist das Wachstum begrenzt.
  • Ein großes Problem ist, dass es für unser Geldsystem, systembedingt, Wachstum oder Kollaps gibt. Für eine schrumpfende Wirtschaft ist das Geldsystem nicht ausgelegt.
  • Konstruktionen aus Stahlbeton haben systembedingt nur eine Lebensdauer von ca. 100 Jahren. Der Grund ist, dass eindringender Sauerstoff zu Rost führt, der zu einer Volumensvergrößerung führt, die zur Zerstörung des Betons führt. Jedenfalls sollte man bedenken, dass alle Stahlbetonkonstruktionen in diesem Zeitrahmen unbrauchbar werden und ggf. erneuert werden müssen, was entsprechende Mengen an Energie und Material erfordert, die man dann voraussichtlich nicht mehr haben wird.
  • Die meisten großen Erfindungen wurden in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts gemacht. Die Ausbeute an bahnbrechenden Erfindungen nimmt seitdem ab. (siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen).
  • Einwanderungspolitik sollte emotionslos diskutiert werden und sie sollte sich an den realen Interessen und Notwendigkeiten der eigenen, schrumpfenden und zugleich zunehmend automatisierten Wirtschaft orientieren. Man sollte bedenken, dass die USA, nach gut 70 Jahren ungebremster Einwanderung während des Aufbaus der amerikanischen Industrie, die Einwanderung 1923 radikal gedrosselt bis gestoppt haben, weil man allgemein der Ansicht war, dass man in Sachen Einwanderung eine Pause bräuchte. Die Argumente für die Einwanderung, die von den Linken und dem linken Establishment heute vorgebracht würden, seien kindisch-idiotisch oder scheinheilig egoistisch (mit dem Ziel die Arbeiterklasse zum Vorteil des gehobenen Mittelstandes und der Reichen weiter zu ruinieren). Orlov gab zu bedenken, dass Einwanderung auf Weisen reversibel und unkontrollierbar sein kann, an die man zunächst nicht denkt. So würden z.B. hochqualifizierte Ausländer in die USA kommen, um dort zu arbeiten, aber wenn sie Kinder bekämen oder und die Situation sich verschlechtere, würden sie das Land wieder verlassen – diese Leute würden die Identität ihrer Heimatländer oft behalten wollen und diese nicht aufgeben.  Wie die Diskussion auch zeigte, werden Amerikaner von Universitäten aus verschiedenen Gründen oft gegenüber Ausländern diskriminiert.
  • Ein Schrumpfen der Wirtschaft und des Wohlstandes muss nicht so schlimm sein wie viele denken. Wenn sich materielle Armut breit macht, passen sich zumindest die Überlebenden daran an.
  • Wir haben ein Glaubensproblem. Die Hauptreligion in den westlichen Industriestaaten ist nicht das Christentum, sondern der Glaube an den Gott des Fortschritts (siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Nach dem Fortschritt und meine Übersetzung des Interview von Chris Martenson mit John M. Greer mit dem Titel Der Gott des technischen Fortschritts könnte tot sein).
  • Menschen lernen zu 99 Prozent leider nur durch Schmerzen und Schäden und nur zu einem Prozent durch Einsicht.
  • Insbesondere, wenn man einfache Leute überzeugen möchte sollte man eine verständliche, einfache “30 Sekundenversion” seiner Überlegungen haben und diese geduldig von Zeit zu Zeit vorbringen.
  • Mit einer Revolution von oben oder mit einer klugen Politik sollte man besser nicht rechnen. Aussichtsreicher sei lokal, im Kleinen Veränderungen anzustreben. Das erinnert mich an das Interview mit Richard Heinberg zu dem Film What a Way to Go. Ich hatte zu diesem Film einen kleinen Blogbeitrag (Der Film What a Way To Go) verfasst und dort alle Interviews zu diesem Film verlinkt.

Mein Aufzählung ist sehr unvollständig und es lohnt sich meines Erachtens, diese Podiumsdiskussion selbst anzusehen und auch etwas in den Kommentaren zu dieser Diskussion auf Youtube zu lesen. Teilweise werden dort auch einzeln Punkte der Diskussion gezielt verlinkt und kommentiert.

Kelberg, den 8. April 2017

Christoph Becker

 




Die Große Schrumpfung – Interview mit J.H.Kunstler

Am 30. März 2017 erschien The Big Contraction – An Interview with James Howard Kunstler mit Erico Matias Tavares. Ich habe hier aus diesem Interview den Europa und den Nahen Osten betreffenden Teil übersetzt. Kunstlers Webseite ist www.kunstler.conm. Er ist unter anderem  Autor der Sachbücher The Long Emergency: Surviving the End of Oil, Climate Change, and Other Converging Catastrophes of the Twenty-First Century (dt.: Der Lange Notfall: Das Ende des Öls, des Klimawandels und der zusammentreffenden Katastrophen des 21. Jahrhunderts überleben) und Too Much Magic: Wishful Thinking, Technology, and the Fate of the Nation (dt.: Zu viel Magisches Denken: Wunschdenken, Technologie und das Schicksal der Nation), sowie der Romane der World Made By Hand Reihe.

Abkürzungen der Interviewpartner:

ET = Erico Matias Tavares

JHK = James Howard Kunstler

Ab hier nun die Übersetzung:

Kunstler: Das Leben ist tragisch. Wie ich zu Beginn des Interviews gesagt habe, können Gesellschaften ziemlich schlechte Entscheidungen treffen. …..

ET: Sie sprachen von  einem “Überschießen der Bevölkerung” [population overshoot] im Zusammenhang mit der Bevölkerungsexplosion in Afrika und im Mittlern Osten, von dem Sie behaupten, dass er angesichts der vorhandenen Ressourcen in diesen Regionen nicht nachhaltig sein kann. Was sagen Sie dazu?

JHK: Vieles von dieser Region ist wüstenartiges Ödland.  Die Bevölkerung der “Nationen” (Viele Grenzen sind willkürlich von den Siegern des ersten Weltkrieges gezogen)  in diesem Gebiet ist zahlenmäßig explodiert.  Die Region kann sich weder selber ernähren noch mit Wasser versorgen. Noch können Sie er explodierte Bevölkerung beschäftigen. Es ist ein reines Produkt des fossilen Pseudo-Fortschritts. Es ging auf diese Weise weniger als ein Jahrhundert und dann wird es vorbei sein. Momentan explodieren diese Bevölkerungen (besonders die jungen Männer) mit politischer Gewalt. Wir sehen bereits den umfassenden Zerfall ganzer Gesellschaften. Das wird sich beschleunigen.

ET: Die obige Grafik zeigt die Beschäftigung der Jugend (15-24 Jahre alt) pro Quartal in Prozent der selben Altersgruppe für ausgewählte Gruppen und Länder. Eine Schrumpfung ist hier ziemlich offensichtlich, besonders nach der Finanzkrise von 2008. Die Aussichten scheinen im Vergleich zu früheren Generationen nicht so rosig zu sein. Stimmen Sie zu?

JHK:Einige Dinge sind einfach selbsterklärend. Die Beziehungen zwischen Energieflüssen, Energiekosten, Kapitalbildung, und produktiven Unternehmen lösen sich auf, und damit die wirtschaftlichen Rollen die die Leute spielen, zum Beispiel Arbeitsplätze.
Das Resultat ist kein weiteres wirtschaftliches „Wachstum“ oder Ausweitung der produktiven Aktivitäten. Die „Tätigkeit“ hat sich hin zu finanziellen Betrügereien verlagert, die weil sie vollständig und seriös und nicht produktiv sind nur eine begrenzte Zeit andauern werden. Die Dynamik führt hier bereits zu politischen Unruhen, die schlimmer werden. Es kann wie ein historisches Erdbeben enden wie der Fall des römischen Reiches.
Ich habe vorausgesagt dass Japan die erste hochentwickelte Nation sein wird die zurück ins Mittelalter geht. Sie hatten in der vormodernen Edo-Periode eine liebenswerte Kultur hochentwickelter Kunstfertigkeit. Sie werden das Glück haben zu etwas wie diesem zurückkehren zu können. (Ich denke sie vermissen es, und dass die Modernität wie eine große Strafe für sie war.)

ET: Eine Region der entwickelten Welt die mit Sicherheit auf dem Weg zu einer großen Schrumpfung ist, ist Europa. Während es ein Kraftzentrum Lebensmittelproduktion ist, schwinden seine fossilen Brennstoffreserven schnell. In vielen Ländern altert die Population rapide und es sind nicht genug Babys da um die wachsenden Sozialleistungen zu bezahlen. Und um noch mehr angst machendes hinzuzufügen, werden diese massiven Flüchtlingsströme aus Afrika und dem mittleren Osten wahrscheinlich dort bleiben, was weitere soziale Spannungen und wahrscheinlich sogar Konflikte verursachen wird. Was denken Sie sich zu all diesem?

JHK: Es ist ziemlich klar dass auf Europa sehr harte Zeiten zukommen. Sie haben das ganze Ding mit den EU/EZB Schuldenspiel am Laufen gehalten und eine Zeit lang haben sie versucht ihre demographischen Probleme mit Einwanderung auszugleichen, aber das ist ebenfalls schrecklich außer Kontrolle geraten. Ich gehe soweit zu sagen, dass Westeuropa in einigen Jahren versuchen wird seine nicht angepasste muslimische Bevölkerung auszuweisen.  Es wird  wieder wie die Vertreibung der Mohren werden, nur viel weiter verbreitet und blutiger. [Kunstler meint die Reconquista]
Die Moderne, wie wir sie kennen, ist in Europa vorbei. Keine fossilen Brennstoffe mehr und keine neue Welt mehr in die man Bevölkerungsüberschüsse exportieren kann.  Die Europäer waren früher schon einmal in diesem Film vom dunklen Zeitalter.

Insbesondere zu Kunstlers letztem Satz hier siehe auch meine Übersetzung des Interviews mit dem Soziologen und Öklogen William Catton: Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton  und mein Übersetzung u.a. des ersten Kapitels aus John M. Greers Buch Dark Age Amerika: In der Folge der industriellen Zivilisation

Kelberg, den 4. April 2017

Christoph Becker




Türkischer Außenminister prophezeit Krieg in Europa

Die Wochenzeitung Junge Freiheit meldete auf ihrer Internetseite am 16. März 2017: Rede des Aussenministers – Türkei: Bald werden in Europa Heilige Kriege beginnen.  John Xenakis wiederholte und präzisierte  auf seinem Webblog www.generationaldynamics.com am 12. März 2017 anlässlich des Streits der Niederlande mit der Türkei seine Warnung vor einem 3. Weltkrieg:

Wie regelmäßige Leser wissen sagt Generational Dynamics voraus, dass in dem kommenden Weltkrieg des Zusammenstoßes der Kulturen China mit Pakistan und den Sunnitischen Ländern, einschließlich der Türkei verbündet sein wird. Der Westen wird währenddessen mit Indien, Russland und dem Iran verbündet sein. Eine sich wiederholenden Diskussion betrifft die Frage wie sich die europäischen Länder selbst aufstellen werden: Werden sie zu einer Einheit verbünden oder werden sie sich aufspalten und untereinander kämpfen wie in jedem anderen Krieg der Geschichte? Die andauernde Krise mit der Türkei könnte zur Klärung beitragen.

Siehe hier zu auch schon meine Blogbeiträge Neues aus dem Nahen und fernen Osten vom 7. März 2015 und Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik.

Zur Drohung der Türkei mit Heiligen Kriegen könnten auch Operation Troja und EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress hilfreich bzw. inspirierend sein.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Interview mit George Friedemann,  dem Chef von Stratfor, über die militärischen Fähigkeiten der Türkei. Danach könnte die Türkei Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich sogar binnen einer Stunde besiegen:

Eigentlich wäre es Zeit, dass die europäischen Völker mit Anleitung und Hilfe ihrer Berufsarmeen Milizverbände aufstellen und ihren Bürgern auf diese Weise die Möglichkeit geben sich zu bewaffnen und sich auf den Krieg vor zubereiten, der Dank unserer genialen Politiker und Gutmenschen das ganze Land erfassen wird.

Es wäre auch höchste Zeit, dass die Bürger, parallel zur Aufstellung von Milizverbänden, lernen und anfangen eine von der Industrie unabhängige lokale Lebensmittelproduktion auf zu bauen. Ebenso wäre es an der Zeit, dass alte Handwerke und Fertigkeiten wieder gelernt und verbreitet werden, damit die Leute nach einem Ausfall Chinas und des Welthandels  nicht nach kurzer Zeit barfuß und in Lumpen herumlaufen.

Es wäre Zeit, und es würde sehr viel mehr Menschen das Leben retten als in den Vernichtungslagern der Nazis umgekommen sind.  Aber man wird wohl eher nichts tun, weil man ja ein Berufsmilitär hat und weil Deutschland nur von Freunden umgeben ist, weil es schon über 70 Jahre keinen Krieg mehr gab und überhaupt ist Deutschland so gut geschützt und sicher  wie Frankreich 1940 hinter seinem damals hochmodernen und unüberwindlichen Festungssystem der Maginot-Linie.

Kelberg, den 16, März 2017

Christoph Becker




Donald Trumps Rede vor dem Kongress und die Lehren der Geschichte

Habe mir die Donald Trumps Rede vor dem Kongress, vom 28. Febr. 2017, vollständig angehört und die Links für deutsche und die englische Version der Rede und des Textes zusammengestellt und wundere mich, dass die deutschen “Qualitätsmedien” zwei sehr wesentlichen Punkte übersehen: 1.) Trump versucht die Komplexität und damit die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren. D.h. Trump oder/und seine Berater dürften die Ausführungen von Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften kennen und verstanden haben.  2.) Die wichtigste Lektion des Schicksals der Deutschen in beiden Weltkriegen: Das Ressourcenproblem

Der ursprüngliche Grund mir die Rede doch einmal selber vollständig anzuhören war der Artikel Trump lässt die Katze aus dem Sack – “Wir müssen wieder Kriege gewinnen.”, vom 5. März 2017, auf Heise-Telepolis. Zitat:

Jetzt ist allmählich glasklar, worauf der amerikanische Präsident zusteuert: Er will Krieg. Daran besteht nach seinen letzten Äußerungen zur Rolle der U.S.-Rüstung kaum noch ein Zweifel.

Trump will keinen Krieg, aber gerade deshalb bereitet er die USA auf einen großen Krieg vor.

Dass Trump Krieg will kann ich der Rede nicht entnehmen. Er geht zwar unter anderem auch auf die von ihm beantragte, in der Tat beeindruckende Steigerung des Verteidigungshaushaltes ein und sagt faktisch, dass es keine Alternative zu einem Sieg gebe, wenn die USA in einen Krieg verwickelt würden. Das kann man so als psychologische Kriegsvorbereitung und als Warnung möglicher Angreifer verstehen.

Bemerkenswert fand ich auch, dass die Amerikaner so eine Art Heldenkult betreiben und dass Trump mit großem Applaus der Abgeordneten die Gefallenen ehrt und ihrer gedenkt. Das ist für mich, noch mehr als die bloße Erhöhung des Verteidigungshaushaltes, eine Bestätigung dafür, dass man sehr real mit der Gefahr rechnet, dass es zu einem großen Krieg kommen kann. Auch hier haben wir es mit psychologischer Kriegsvorbereitung zu tun, was für eine große Professionalität von Präsident Trump und seinem Team spricht. Trump hebt sich damit mit seiner Rede als wohltuend realistisch und vernünftig  von den üblichen Politikern und Journalisten des Westens ab, für die es statt um reale Kampfkraft selbst beim Militär eher um Geld, Frauenquoten, irre politische Korrektheiten und im Grunde lächerliche Symbolpolitik geht ((siehe dazu z.B. auf meiner Webseite die Artikel Nur noch Schmusekatzen, Mit Frauen ins Manöver, sowie Martin van Crevelds im Sommer 2016 erschienenes Buch “Pusscats: Why the Rest keeps Beating the West, sowie George Friemans Kommentar über die relative Stärke des türkischen Militärs auf Youtube, die vielleicht auch ein Grund für die Unterwürfigkeit von Frau Merkel gegenüber Herrn Erdogan ist. Friedman hat in diesem Interview gemeint, die Türkei würde Deutschland  an einem Nachmittag besiegen und mit Frankreich in einer Stunde. Oder siehe den Kommentar von Johannes Meyer Bundeswehr – Nichts als Symbolpolitik, in der Jungen Freiheit vom 4. März 2017.))

Siehe hierzu aber auch meine folgende Beiträge:

sowie den  Artikel Militärausgaben China ist dem Westen auf den Fersen in der FAZ vom 4. März 2017 und das Interview auf Red Ice Radio mit Ron Asher: In the Jaws of the Draggon – How China is taking over New Zealand (dt.: Zwischen den Kiefern des Drachens – Wie China Neuseeland übernimmt.), veröffentlich von RedIce-Radia am 21.2.2017 und auf Youtube seit 1.3.2017.

Das Interview mit Ron Asher über das Vorgehen Chinas in Neuseeland und dem Rest der westlichen Welt ist schon unheimlich und bedrückend, die global sinkenden Ressourcen, von den Fischbeständen der Weltmeere bis zum Erdöl und den Erzen und die Grenzen der Umweltbelastbarkeit sieht. China will wohl auch nicht unbedingt Krieg – sie versuchen so handeln wie von Sun Tzu es in seinen Buch über die Kriegskunst vor über 2200 Jahren geschrieben hat: Zitat aus meinen Artikel Angriffsstrategie nach Sun Tzu:

1. Im Allgemeinen besteht die beste Politik im Krieg darin, einen intakten Staat zu erobern; ihn zu ruinieren ist schlechter.

….

10. Folglich unterwerfen diejenigen, die im Krieg erfahren sind, die Armee des Feinds ohne Kampf. Sie erobern seine Städte, ohne sie anzugreifen, und stürzen seinen Staat, ohne in die Länge gezogene Operationen. …….

11. Dein Ziel muss sein, Alles-unter-dem-Himmel intakt zu erobern. So werden deine Truppen nicht abgenutzt, und deine Gewinne werden vollständig sein. Das ist die Kunst der Strategie des Angriffs.

Immerhin ist der Verteidigungsminister der Regierung Trump, James N. Mattis, ein ehemaliger General der Marineinfanterie – einer Teilstreitkraft, in der der Sun Tzus Klassiker über die Kriegskunst zur Pflichtlektüre der Offiziere gehörte. Hier ein Interview wo Mattis auf die Frage was seine Leseliste anführt u.a. Sun Tzu und Clausewitz aufzählt: http://www.historynet.com/interview-with-general-james-mattis.htm. Welch ein Kontrastprogramm zu Deutschlands “Röschen”! Eine Suche mit google nach “von der Leyen sun tzu” ergab unter anderem  morbusignorantia.wordpress.com/2016/02/16/sun-tsu-die-kunst-des-krieges:

Zerstört mit allen Mitteln die Ausrüstungen, die Versorgung und die Ordnung der feindlichen Streitkräfte!

Berufsarmee, Schwule, Bundeswehrsoldatin, Tornado, G 36, Militärtechnik – das sind doch nur ein paar Begriffe, die bezeugen, welche Wehrbereitschaft unsere Armee hat – nämlich gar keine! Die könnte man auch im Notfall Gänseblümchen pflücken schicken! Für die von der Leyen würde das sicher ausreichend sein.

Zu Steve Bannon, dem Strategieberater von Donald Trump ist bekannt, dass The Art of War von Sun Tzu eines seiner Lieblingsbücher ist: //bigthink.com/robby-berman/presidential-advisor-steve-bannon-loves-the-art-of-war. Ein Artikel in der FAZ vom 6.2.2017, der diesen Umstand erwähnt, hatte dagegen einen ziemlich negativen Titel und Unterton: Trumps Chefstratege Die dunkle Seite der Macht.

Wenn man sich das oben erwähnte verlinkte Interview mit Ron Asher anhört, ist es verständlich, dass die Regierung Trump sich auf einen Krieg vorbereitet und ich finde es beruhigend, dass mit Donald Trump und seinem Team zumindest in der amerikanischen Führung wirklich gute Leute sind.

Damit kann man zumindest hoffen, dass diese Kriegsvorbereitung einen Krieg vielleicht doch noch verhindern und dass der Krieg wenn er wirklich nicht mehr vermieden werden kann bestmöglich geführt wird. Faktisch versucht die Regierung Trump jedenfalls den Preis eines Krieges aus der Sicht möglicher Angreifer ganz real so zu maximieren, dass Krieg sich nicht lohnt. So gesehen will Trump tatsächlich Frieden. Dieser Eindruck passt auch zum Rest von seiner Rede. Ein Krieg würde das meiste oder alles von dem zerstören, was er ansonsten aufbauen will, und überhaupt alles was er für wichtig und gut hält.

Zusätzlich zur Steigerung des Militärhaushaltes erwähnt Trump in seiner Rede auch, dass seine Regierung bereist sehr erhebliche Einsparungen durch das Neuverhandeln von Verträgen mit der Rüstungsindustrie erzielt habe und auch weiter zu erzielen gedenke.

Donald Trump als Komplexitätskostensenker

Was mich bei Trumps Rede am meistern erstaunt hat, und was ich bei deutschen Kommentaren über diese Rede, soweit ich sie gelesen habe, nicht erwähnt fand, ist sein konsequenter Versuch die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren.

In der Rede erwähnt er so z.B. dass er die Anweisung gegeben habe, dass für jede neue Vorschrift und für jedes neue Gesetz zwei Vorschriften oder Gesetze abgeschafft werden sollen.

Dieser Wille zur Reduzierung der Komplexitätskosten dürfte auch ein Grund für die Kündigung bzw. der Stopp multilateraler Handelsverträge wie TPP  bzw. TIPP sein. Ich erinnere mich an einen Artikel in einem lokalen Anzeigenblättchen hier in der Eifel, im Sommer 2016, wonach das TIPP-Abkommen sage und schreibe 18.000 Seiten umfasse, und das selbst Abgeordnete des deutschen Bundestages nur unter Aufsicht und nur ohne die Möglichkeit Kopien anzufertigen, darin lesen durften.  Trump hält sich mit solchen Ausgeburten des Wahnsinns der Globalisierung nicht lange auf, sondern besteht auf bilateralen Verträgen, also auf Verträgen die sein Land mit jeweils einem anderen Land abschließt. Solche Verträge kann man wesentlich einfacher aushandeln, lesen und überwachen und bei Bedarf auch ändern, als Verträge  die zwischen einer Vielzahl von Staaten gleichzeitig abgeschlossen werden. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass Donald Trump und/oder zumindest ein Teil seiner Berater Joseph Tainters Buch über den Kollaps komplexer Gesellschaften (siehe auch Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter) gelesen und verstanden zu haben und dass die Regierung Trump die Welt auch vor diesem Hintergrund sieht und versucht die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren. Das Donald Trump und seiner Berater vor diesem Hintergrund eine schlechte Meinung von der EU haben und keine gute Zukunft für die EU sehen ist klar. Die EU ist letztlich ein Projekt das faktisch die Komplexitätskosten in Europa steigert und die Flexibilität der Volkswirtschaften und der Demokratien in Europa reduziert. Ein gutes Beispiel ist der Euro. Vor dem Euro hatten die Länder Europas ein einfaches und effizientes System um die wirtschaftlichen Folgen unterschiedlicher Mentalitäten und  Kulturen durch Wechselkursanpassungen auszugleichen. Jetzt hat Europa mit dem Euro eine Hass und in vielen Teilen Europas Arbeitslosigkeit und Armut produzierde Währung. Siehe auch Die Eurozone wird zur Armut produzierenden Maschine.

In Donald Trumps  Rede vor dem Kongress passen dazu auch seine Ausführungen zu “Obamacare”, einem über 1000 Seiten umfassendem Gesetz, das offenbar zu katastrophalen Zuständen und Mißbrauch geführt hat.  Siehe z.B. James Howard Kunstlers Kommentar Potus at Sotus (dt.: Der Präsident der USA beim Höchsten Gericht der USA)  vom 3. März 2017, wonach eine Hüft-Operatioin in den US mal so eben 38 Tsd. Dollar kostet. Zum Vergleich, ein deutsches Krankenhaus bekommt von der Krankenkasse eine Pauschale von unter 7 Tsd. Euro!).

Ich bin auf Trumps Gesundheitsreform vor dem Hintergrund seines Vorhabens die Komplexität zu reduzieren sehr gespannt. Er will jedenfalls durch Wettbewerb die Preise drastisch senken, so dass sich alle Amerikaner medizinische Behandlungen leisten können.

Donald Trump und das Energieproblem.

Was ich an Donald Trumps Rede beunruhigend fand ist, dass er so tut, glauben macht, vielleicht auch tatsächlich glaubt, dass die Ressourcen  reichen “um Amerika wieder groß zu machen”.  Aber vielleicht ist er in dieser Frage auch einfach nur Politiker.  Es gibt Hinweise dazu, dass Trump und seinem Team, anders als den anderen Regierungen im  im Westen, der Ernst der Lage auch in diesem Punkt bekannt ist, auch wenn sie es in der Öffentlichkeit nicht sagen. Mir fällt dazu ein ehemaliger deutscher Botschafter ein, der in einem der deutschen Fernsehsender zu Wort kam, als ich nach der Amtseinführung Trumps kurz einmal sehe wollte was das deutsche Fernsehen bringt. Diesem Botschafter a.D. war aufgefallen, und er hielt es sichtlich für abartig und falsch, dass Donald Trump den Eindruck habe das nicht Genug für alle da sei und dass es folglich Gewinner und Verlierer geben müsse, wobei Trump offenbar alles tun wolle damit Amerika gewinnt.

Als ich nun, vor dem Hintergrund von Trumps Rede vor dem Kongress, zum Themenkomplex Energie, Komplexität  und Trump recherchiert habe, habe ich folgenden, schon am 17. November 2016 verfassten, auch als Powerpoint-Präsentation im pdf-Format verfügbaren Artikel von Gail Tverberg gefunden: The Energy Problem behind Trump’s Election (dt. Das Energieproblem hinter der Trumps Wahl). Frau Tverberg, der Joseph Tainters Konzept vom Kollaps komplexer Gesellschaften ebenso bekannt ist, wie die Energieprobleme unserer Zeit, hat die Situation meines Erachtens sehr gut erfasst und beschrieben.  Für Sie war schon am 17. November 2016 klar, dass Trump versuchen würde die Komplexitätskosten zu senken und den Kollaps der USA damit etwas hinauszuzögern. Für sie war auch  klar, dass Trump sieht, dass nicht genug für alle da ist, und dass er versuchen wird für sein Land auf Kosten anderer Länder möglichst viel von dem was noch übrig ist zu bekommen. Der Artikel bzw. die Präsentation von Frau Tverberg ist auch für Deutsche sehr informativ und lesenswert. Momentan fehlt mir leider die Zeit für eine deutsche Übersetzung.
Was mir zum Energieproblem bei der Rede von Donald Trump unmittelbar einfiel, war die Situation Deutschlands in beiden Weltkriegen. Deutschland war in beiden Kriegen technologisch, wissenschaftlich und auch organisatorisch Weltklasse.  Siehe auch meinen Artikel Von der Wehrmacht lernen, über Martin van Crevelds Buch Kampfkraft. Deutschland hat dennoch beide Weltkriege verloren, weil seine materiellen Ressourcen nicht gereicht haben. Es fehlten  im 1. Weltkrieg vor allem  Nahrungsmitteln und im 2. Weltkrieg fehlte vor allem Treibstoff. Die Deutschen hatten insbesondere im 2. Weltkrieg jede Menge wirklich geniale und extrem gute Waffensysteme. Aber die Ressourcen reichten nicht aus um die für den Krieg nötigen Waffen in ausreichenden Stückzahlen zu produzieren und der Treibstoff reichte oft nicht aus um die überlegene Qualität der trotz allen Schwierigkeiten produzierten und an die Front gebrachten Waffen auch nutzen zu können. Die Deutschen waren sehr gut ausgebildet und sehr gut motiviert. Der Wille zum Erfolg, der Glaube an den technischen Fortschritt und auch an den zivilisatorischen Fortschritt und an die eignen Werte waren vorbildlich.  Und doch haben die Deutschen beide Weltkriege verloren weil die Ressourcen nicht gereicht haben. Weil die Deutschen sich dieser Einsicht verweigert und immer weiter an den Sieg, und an Wunderwaffen, bzw. an den Gott des technischen Fortschritts glaubt haben, haben sie den Schaden des Krieges und ihrer Niederlage in beiden Weltkriegen sehr extrem gesteigert. Man stelle sich vor, Deutschland hätte 1914/15 im Winter, nach dem Beginn des Grabenkrieges im Westen und im 2. Weltkrieg nach der Niederlage in der Luftschlacht um England, spätestens aber nach den Niederlage bei El Alamein und Stalingrad kapituliert. Es hätte Millionen Tote und Verwundete weniger gegeben und sogar Auschwitz wäre wohl ein unbekannter Ort irgendwo in Polen geblieben ((siehe dazu Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg von Christian Gerlach)).

Ich fürchte, dass diese eigentlich wichtigste Lektion der beiden Weltkriege nicht verstanden und gelernt wurde, und dass die Geschichte sie deshalb wiederholen und  das Elend und der Schaden um ein vielfaches größer werden.

Diese wichtigst Lektion ist, dass man die Ressourcen kennen und bedenken sollte. Technische und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit, Bildung, perfekte Organisation, geniale Generäle und Politiker, die besten Ingenieure und Wissenschaftler, inbrünstiger Glaube an die eigene Sache und an den Gott des technischen Fortschritts nützen nichts wenn die Ressourcen zu gering sind. Es könnte gerade auch im 21. Jahrhundert helfen die Deutschen und ihr tragisches Schicksal in den beiden ersten Weltkriegen aus dieser Richtung zu betrachten.

Es ist sicher völlig inakzeptabel der chinesischen Führung die Welt zu überlassen und deren Vorgehen weiter zu akzeptieren. Donald Trump und seine Regierung handeln in dieser Hinsicht sicher bestmöglich.

Es ist aber ziemlich verrückt und wiederholt um ein Vielfaches verschlimmert die Tragik der deutschen Rolle in beiden Weltkriegen, wenn man die westlichen Industriegesellschaften in blindem Vertrauen auf den technischen Fortschritt, die Wissenschaft und die Überlegenheit der eigenen Ideologie ihren Weltkrieg gegen die Natur und Umwelt bis zum bitteren Ende weiter führen lässt.

Es wird keine funktionierende, den heutigen materiellen Lebensstandard und die heutige Bevölkerungsdichte in Deutschland und auch in den anderen Ländern Europas auch nur annähernd weiter ermöglichende “Energiewende” geben (siehe Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten). Wenn man die fossilen Energieträger weglässt wird man in Deutschland in den heutigen Grenzen die Bevölkerung wohl auf deutlich unter 20, wenn nicht sogar unter 10 Millionen Einwohner senken müssen. Über 100 bis 200 Jahre verteilt, wäre das zivilisiert machbar gewesen, wie z.B. John Michael Greer in Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead vorgerechnet hat. Stattdessen holen sich die Deutschen durch ihre, offenbar von unbegrenzten Ressourcen ausgehende,  überhebliche, Asyl- und Zuwanderungspolitik ihrer in freier und geheimer Wahl seit Jahrzehnten immer wieder gewählten Parteien und Regierungen immer mehr sozialen, ideologischen und ethnischen Sprengstoff ins Land und finden es auch noch gut, dass Deutschland im Jahre 2016 mit über 82 Millionen mehr Einwohner hatte als jemals zuvor in seiner Geschichte. Die erschreckenste Lektüre vor diesem Hintergrund war für mich Rolf Peter Sieferles Buch Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution, aus dem Jahre 1982 ((Die deutsche Ausgabe ist selten und teuer. Die englische Übersetzung gibt es dagegen kostenlos als pdf-Datei: http://www.environmentandsociety.org/mml/sieferle-rolf-peter-subterranean-forest-energy-systems-and-industrial-revolution)). Meine Interpretation daraus ist, dass Deutschland bereits im Jahre 1800, mit ca. 24 Millionen Einwohnern die aufkommende Kohlenutzung überbevölkert war. In der Eifel war z.B. nach Aussage eine Forstamtsleiters aus meiner Gegend in einer Lokalzeitung, vor etwa 200 Jahren, also um 1815 die Hälfte der Fläche nur noch Heide. Nur 10 % war Wald. Heute ist, dank fossiler Brennstoffe, trotz der um ein Vielfaches größeren Bevölkerung die Waldfläche viermal größer und der Holzbestand sogar 10 mal größer. Im neusten Eifeljahrbuch ist ein Bericht aus einen Eifeldorf im Jahre 1847, der Winter war damals sehr kalt und die Leute hatten ihre Holzration schon früh verbraucht. Die Folge war radikaler Holzdiebstahl im Wald, wodurch der Wald schwer beschädigt wurde. Heute würde nach einen Kollaps des Staates und der Versorgung mit Strom und fossilen Brennstoffen wie Öl, Kohle und Erdgas, von den Wälder hier voraussichtlich schon nach wenigen Wintern nichts mehr übrig sein. Man hätte dann auch kein Bauholz mehr und die mögliche Bevölkerungsdichte würde wohl noch weit unter die des Mittelalters fallen. D.h., das Lande würde ziemlich unbewohnbar. Der Weg dahin wäre ein Weg des Grauens. Das wäre dann der Preis für den fanatischen Glauben der Deutschen an den technischen Fortschritt, es wäre der Preis für diese neue alte Überheblichkeit der Deutschen, mit ihrem “wir schaffen das”, mit dem sich schon in  zwei Weltkriegen furchtbar gescheitert sind. Wie war das mit dem “nie wieder”? Ich sehe, dass die Deutschen, aber nicht nur die Deutschen, aus der Geschichte das wirklich Wesentliche nicht gelernt haben und dass die Geschichte sich deshalb wiederholen wird und dass die Tragik, bzw. der Preis, dabei noch einmal drastisch gesteigert wird.

Eine spannende Frage ist dabei für mich, ob und wie die Amerikaner unter Trump das Problem sehen und wie sie ggf. darauf reagieren. Die Probleme sind fast unlösbar, wenn man die Erwartungshaltung und das Anspruchsdenken und die Gewohnheiten der Bevölkerungen in den Verschiedenen Ländern, und die daraus resultierenden Zwänge und Gefahren mit berücksichtigt.

Kelberg, den 8. März 2017

Christoph Becker




Neil Howe über Steve Bannons Weltsicht

Deutsche Übersetzung des am 25. Februar 2017  auf The Burning Platform veröffentlichten Gastbeitrages “Woher hat Steve Bannon seine Weltsicht? Aus meinem Buch”. von Neil Howe. Der Originaltitel lautet Where did Steve Bannon get his worldview? From my book.

Vorab zur Übersetzung des Artikels von Neil Howe möchte ich anmerken, dass ich schon am 25. November 2016 in meinem Beitrag Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik auf den Film Generation Zero  und auf den offensichtlichen Einfluss des Buches “The Fourth Turning” von Howe und Strauss hingewiesen hatte.

Dem Optimismus von Neil Howe, den er in dem folgenden Artikel zum Ausdruck bringt, kann ich mich vor dem Hintergrund der anderen Artikel auf www.freizahn.de nicht so recht anschließen. D.h., ich sehe im Moment nicht, dass und wie die westlichen Industriestaaten angesichts ihrer verschiedenen Verwundbarkeiten und Schwächen einen Weltkrieg gewinnen könnten.  Auch sehe ich nicht, wo man nach 2030 noch die Energie für einen Wiederaufbau und für die Schaffung neuen Wohlstand hernehmen könnte. Trotzdem fände ich es gut und vernünftig, wenn man sich mit den Krisen- und Kriegsgefahren intensiv beschäftigen würde und wenn sich Deutschland und die anderen Länder Europas so gut es noch geht darauf vorbereiten würden.

Christoph Becker, Kelberg den 26. Febr. 2017

Ab hier nun die Übersetzung des Artikels von Neil Howe, ergänzt um einen kleinen Einschub mit drei Beispielen von Artikeln der deutschen Mainstreampresse zu diesem Thema.

Neil Howe ist zusammen mit William Strauss der Autor der Bücher Generations: The History of America’s Future, 1584 to 2069 (dt.: Generationen: Die Geschichte von Amerikas Zukunft, 1584 bis 2069), The Fourth Turning: What the Cycles of History Tell Us About America’s Next Rendezvous with Destiny (dt.: Die Vier Wendungen: Was die Zyklen der Geschichte uns über Amerikas nächstes Rendezvous mit dem Schicksal erzählen.) und Millennials Rising: The Next Great Generation: The Next Great Generation (dt.: Generation Y im Aufstieg: Die nächste große Generation).
Die Titelüberschriften in diesem Monat waren alarmierend. „Steve Bannons Besessenheit mit einer dunklen Geschichtstheorie sollte beunruhigend sein“ (Business Insider). „Steve Bannon glaubt dass die Apokalypse kommt und Krieg unvermeidlich ist“  (the Huffington Post). „Steve Bannon will den dritten Weltkrieg beginnen“ (the Nation).


Einschub zur deutschen Übersetzung.  Beispiele mit vergleichbaren Titeln aus deutschen Medien:

Ende des Einschubs.


Ein üblicher Faden in diesen Berichten ist, dass Präsident Trumps Chefstratege ein eifriger Leser ist und dass das Buch, das seine Weltsicht am meisten inspiriert hat “The Fourth Turning: An American Prophecy” ist.
Ich habe dieses Buch zusammen mit William Strauss 1997 geschrieben. Es ist wahr, dass Bannon von ihm begeistert  ist. 2010 veröffentlichte er eine Dokumentation, „Generation Zero“ der um unsere Theorie herum gebaut ist, dass die Geschichte in Amerika (und mit Erweiterungen, in den meisten anderen modernen Gesellschaften) sich nach einem wiederkehrenden Zyklus entfaltet, der aus vier Generationen langen Abschnitten besteht. Weil dieser Zyklus eine Zeit bürgerlicher und politischer Krisen – eine vierte Wendung (engl. Fourth Turning) in unserer Sprechweise – beinhaltet, war die Berichterstattung über das Buch absurd apokalyptisch.

Ich kenne Bannon nicht gut. Ich habe mit ihm über die Jahre bei verschiedenen Filmprojekten zusammengearbeitet, einschließlich „Generation Zero“. Ich war von seinem kulturellen Sachverstand und seiner kulturellen Klugheit beeindruckt. Ich war überrascht, als er die Führung von Breitbart übernahm und für die Sichtweisen warb, die von dieser Seite vertreten werden. Wie viele Leute, lernte ich erst über die alt-right (eine rechtsextreme Bewegung mit Verbindungen zu Breitbart und einem locker definierten weiß-nationalistischen Programm) durch die Mainstream-Medien. Strauss, der 2007 starb, und ich haben Bannon nie gesagt, was er sagen oder denken sollte. Aber wir haben ihn vielleicht mit der Einsicht versehen,  dass Populismus, Nationalismus und staatlicher Autoritarismus bald zunehmen würden, nicht nur in Amerika, sondern überall auf der Welt.

Weil wir nie versucht haben, ein politisches Manifest zu schreiben, waren wir von der Popularität überrascht, die das Buch unter gewissen Kreuzzüglern sowohl der Linken als auch der Rechten erfuhr. Als „The Fourth Turning” herauskam, waren unsere größten parteigebundenen Fans von der Partei der Demokraten, die in unserer Beschreibung einer aufkommenden “Millennial Generation” (ein Begriff, den wir definierten)  die Art  von gemeinschaftsgestimmten Optimisten, die Amerika zu den progressiven Idealen hinziehen würden. Jedoch hatten wir ebenfalls konservative Fans, die von einer anderen Lektion angezogen wurden: dass die neue Ära wahrscheinlich dazu führen würde, dass sich die Ökonomie des linken Flügels mit den sozialen Werten des rechten Flügels verbinden würde.

Abgesehen von der Ideologie, denke ich, dass es einen anderen Grund für das steigende Interesse an unserem Buch gibt. Wir weisen die tief verwurzelte Grundannahme der modernen Historiker des Westens zurück, nach der die gesellschaftliche Entwicklung entweder linear (kontinuierlicher Fortschritt oder Niedergang) oder chaotisch (zu komplex, um irgend eine Richtung erkennen zu können) verläuft. Stattdessen übernehmen wir die Einsicht nahezu aller traditionellen Gesellschaften: dass die gesellschaftliche Entwicklung ein sich wiederholende Zyklus ist, in dem Ereignisse nur in dem Maße eine Bedeutung bekommen, dass der Philosoph Mircea Eliade “Wiederaufführungen” (engl.: “reenactments”) nennt. Wenn man die unwesentlichen Unfälle und die Technologie weg denkt,  verbleiben  einem im zyklischen Betrachtungsraum nur eine begrenzte Anzahl gesellschaftlicher Modi, die in einer festen Reihenfolge wieder vorzukommen pflegen.

Entlang dieses Zyklus können wir vier “Wendungen” identifizieren, die jeweils ungefähr 20 Jahre, also  die Länge einer Generation,  dauern. Man stelle sich diese als wiederkehrende Jahreszeiten vor, beginnend mit dem Frühling und endend mit dem Winter. In jeder Wendung wird eine neue Generation geboren und jede ältere Generation altert in die nächste Lebensphase.

Der Zyklus beginnt mit der ersten Wendung, einem „Hoch“, das nach einer Krisenzeit kommt. In einem Hoch sind die Institutionen stark und der Individualismus ist schwach. Die Gesellschaft ist zuversichtlich im Bezug auf das Ziel, das sie kollektiv anstrebt, sie kann sich sogar durch die vorherrschende Konformität gedämpft fühlen. Viele heute lebende Amerikaner können sich an das Hoch nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern (post-World War II American High,  Begriff des Historikers William O’Neil), zusammenfallend mit den Präsidentschaften von Truman, Eisenhower und Kennedy. Frühere Beispiele sind das hoch nach dem Bürgerkrieg (post-Civil War Victorian High) mit industriellem Wachstum und stabilen Familien und das hoch nach der Staatsgründung (post-Constitution High) mit Demokratischen Republikanismus und einer Ära guter Gefühle.

Die zweite Wendung ist eine “Erweckung”, in der Institutionen im Namen höherer Prinzipien und tieferer Werte angegriffen werden. Gerade dann, wenn die Gesellschaft den Höhepunkt des öffentlichen Fortschritts erreicht, werden die Menschen plötzlich all der sozialen und gesellschaftlichen Disziplinen müde und möchten ein Gefühl der persönlichen Authentizität wieder erlangen. Erlösung durch Glaube, nicht durch Arbeit, ist der Schlachtruf der Jugend. Eine solche Ära war die Bewusstseinsrevolution der späten 1960er und 1970er Jahre. Einige Historiker nennen diese Amerikas vierte oder fünfte große Erweckung, abhängig davon, ob sie mit der Zählung im 17. Jahrhundert mit John Winthrop oder im 18. Jahrhundert mit Jonathan Edwards beginnen.

Die dritte Wendung ist ein „Aus-den-Fugen-geraten” (engl. unravling), in vieler Hinsicht das Gegenteil des Hochs. Institutionen sind schwach und genießen kein Vertrauen, während der Individualismus stark ist und blüht. Die Dekaden der dritten Wendung waren die 1990er, die 1920er und die 1850er Jahre, in denen Zynismus, schlechte Manieren und eine schwache staatliche Autorität notorisch waren. Der Regierungsapparat schrumpft typischerweise und spekulative Manien,  wenn sie vorkommen, sind wahnsinnig.

Schließlich kommt die vierte Wendung, die eine Krisenperiode ist. Das ist, wenn unserer institutionelles Leben von Grund auf rekonstruiert wird – was immer als Antwort auf eine Bedrohung erfolgt, von der man den Eindruck hat, dass sie das Überleben der Nation grundsätzlich infrage stellt. Wenn die Geschichte keine derartige Bedrohung produziert, werden die Führer der vierten Wendung unentdeckt eine finden – oder sogar eine fabrizieren – um die kollektive Aktionsbereitschaft herzustellen. Bürgerliche Autorität wird wiederbelebt und Einzelpersonen und Gruppen beginnen in einer größeren Gemeinschaft mit anzupacken. Wenn diese prometheischen (himmelstürmend, an Kraft und Gewalt alles übertreffend) Ausbrüche bürgerlicher Anstrengung sich wieder auflösen, dann erneuern die vierten Wendungen die nationale Identität und definieren diese neu. Die Jahre 1945 1865 und 1794 schlossen alle eine Ära ab, in der sich neue „Gründungsmomente“ der amerikanischen Geschichte konstituierten.

Gerade so wie eine zweite Wendung unsere innere Welt (der Werte Kultur und Religion) neu formt, so formt eine vierte Wendung unsere äußere Welt (der Politik, Wirtschaft und des Empires).

In unserem Paradigma kann man vorausschauen und andeuten, dass die kommende Zeitperiode – sagen wir eine bestimmte Dekade – in ihrer essenziellen menschlichen Dynamik einer Zeitperiode in der Vergangenheit ähneln wird. In „The Fourth Turning” haben wir vorausgesagt, dass beginnend um 2005, Amerika wahrscheinlich eine „Große  Abwertung“ in den Finanzmärkten erleben wird, ein Katalysator, der Amerikas Eintritt in eine Ära markieren wird, deren erste Dekade wahrscheinlich Parallelen zu den 1930er Jahren haben wird.

Wenn wir über die Dekade reflektieren, die wir gerade durchlebt haben, können wir wahrscheinlich darin übereinstimmen, dass der Vergleich mit den 1930er Jahren zutrifft. In der Wirtschaft entfalteten sich beide Dekaden im Schatten einer globalen Finanzkrise und sie waren durch ein langsames und enttäuschendes wirtschaftliches Wachstum und chronische Unterbeschäftigung der Arbeitskräfte und des Kapitals charakterisiert. Beide sahen schwache Investitionen, Deflationsängste, wachsende Ungleichheit und die Unfähigkeit der Zentralbanker den Konsum wieder zu entfachen.

In der Geopolitik waren wir weltweit Zeugen eines Anstiegs von Isolationismus, Nationalismus und rechtem Populismus. Der Geostratege Ian Bremmer sagt dass wir nun in einer „G-Zero” Welt leben, in der jede Nation für sich selbst steht. Diese Geschichte ist wie ein Echo der1930er Jahre, die von einer schwindenden Autorität der großen macht Allianzen und einer neuen Bereitschaft autoritärer Regime zeugte, mit erschreckender Straflosigkeit zu agieren.

In den gesellschaftlichen Trends zeigen die beiden Dekaden ebenfalls Parallelen: sinkende Geburtenraten und sinkenden Eigenheimbesitz, den Anstieg von Mehrgenerationenhaushalten, die Ausbreitung von Lokalismus und der Identifikation mit Gemeinschaften, ein dramatischer Rückgang von Jugendgewalt (eine Tatsache die scheinbar den Präsidenten ausgelassen hat), und eine fade populäre Jugendkultur. Über allem registrieren wir weltweit bei den Wählern eine Sehnsucht nach Führern die eine größere Autorität zur Geltung bringen und die eher Taten als Geschäftigkeit liefern, eher Resultate als Abstraktionen.

Wir leben in einer zunehmend unbeständigen und ursprünglichen Ära, in der die Geschichte sich beschleunigt und die liberale Demokratie schwächer wird. Wie Vladimir Lenin schrieb, „in manchen Jahrzehnten passiert nichts; in manchen Wochen passieren Jahrzehnte”. Machen Sie sich bereit für die kreative Zerstörung öffentlicher Institutionen, etwas das jede Gesellschaft periodisch erfordert um auszusondern was obsolet, verknöchert und disfunktional ist – und um das Spielfeld des Wohlstandes und der macht fort von dem alten und zurück zu dem Jungen zu kippen. Wälder benötigen periodische Feuer; Flüsse benötigen periodische Fluten. Gesellschaften ebenso. Das ist der Preis den wir für ein goldenes Zeitalter bezahlen müssen.

Wenn wir die breiteren Rhythmen der Geschichte betrachten, haben wir Grund von diesen Trends ermutigt zu sein, nicht entmutigt. Die angloamerikanische Geschichte hat in den letzten paar Jahrhunderten in einem ziemlich regelmäßigen Zyklus gesellschaftliche Krisen erlebt, nämlich ungefähr alle 80-90 Jahre, oder grob gerechnet ein langes menschliches Lebensalter. Dieses Muster zeigt sich in den Intervallen die die koloniale Glorious Revolution, die amerikanische Revolution, den amerikanischen Bürgerkrieg, und die große Depression und den Zweiten Weltkrieg trennen. Schneller Vorlauf für die Länge eines langen menschlichen Lebens von 1930 an, und wir enden da wo wir heute sind.

Amerika betrat 2008 eine neue vierte Wendung. Sie wird wahrscheinlich bis um 2030 dauern. Unser Paradigma legt nahe dass die gegenwärtigen Trends sich bis zur Halbzeit verstärken werden.

Weitere widrige Ereignisse, vielleicht eine andere Finanzkrise oder ein großer bewaffneter Konflikt, wird die öffentliche Meinung wachrütteln und Führer dazu bringen entscheidender Aktionen zu unternehmen. Zunehmende Regionalismus und Nationalismus auf der ganzen Welt könnte zur Fragmentierung großer politischer Einheiten (vielleicht der Europäischen Union) und zum Ausbruch von Feindseligkeiten (vielleicht im südchinesischen Meer, der koreanischen Halbinsel, den baltischen Staaten oder dem persischen Golf) führen.

Trotz einer neuen Neigung zum Isolationismus könnten die USA sich selbst in einem Krieg wiederfinden. Ich hoffe gewiss nicht dass es Krieg gibt. Ich mache nur eine nüchterne Beobachtung: jeder totale Krieg in der Geschichte der USA fand während einer vierten Wendung statt, und noch hat sich keine vierte Wendung ohne Krieg entfaltet. Amerikas Ziele in so einem Krieg werden wahrscheinlich sehr breit definiert sein.

Am Ende der 2020er wird die Krise der vierten Wendung ihren Höhepunkt erreichen und sich einem Ende zu neigen. Abmachungen werden ausgehandelt werden, Verträge werden unterzeichnet werden, neue Grenzen werden gezogen werden, und vielleicht (wie in den späten 1940ern) wird eine haltbare neue Weltordnung kreiert. Vielleicht werden wir in den frühen 2030ern ebenso gut in Zeit einer  neuen ersten Wendung  eintreten:  junge Familien werden frohlocken, die Geburtenrate wird wieder steigen, wirtschaftliche Gleichheit wird steigen, eine neue Mittelklasse wird entstehen, öffentliche Investitionen werden zu der neuen Infrastruktur des 21. Jahrhunderts wachsen, und geordneter Wohlstand wird wieder beginnen.

In der ersten Wendung, potenziell dem nächsten amerikanischen Hoch, werden Millenials in die nationale Führung eintreten und ihren Optimismus, ihre Klugheit Qualifikation und Selbstvertrauen zur Schau stellen. Irgendwann in den späten 2030ern wird der erste der Millenials  ins Weiße Haus gewählt und dazu führen das von einem neuen Kamelott-Moment gesprochen wird. Last einige Jahre mehr vorbeigehen und diese Organisationsbesessenen Millenials werden mit einem passionierten und äußerst unerwarteten Angriff einer neuen jungen Generation konfrontiert.

Willkommen zur nächsten Erweckung. Der Kreislauf der Geschichte dreht sich unerbittlich weiter.

Neil Howe ist, zusammen mit William Strauss, der Autor von “Generations”, “The Fourth Turning” und “Millenials Rising”.

Deutsche Übersetzung von Christoph Becker, www.freizahn.de




In der Folge der industriellen Zivilisation

Zur Einstimmung auf John Michael Greers brutal nüchterne und ernüchternde Analyse der Gegenwart und Zukunft unserer industriellen Zivilisation ist es vielleicht hilfreich, sich erst einmal das weltweit oft als Abschiedslied gesungene  Auld Lang Syne und dessen deutsche VersionNehmt Abschied Brüder ungewiss ist alle Wiederkehr, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer … Die Sonne sinkt es steigt die Nacht, vergangen ist der Tag und leis erwacht ….” anzuhören. Im englischsprachigem Raum singt man es auch zum Jahreswechsel um der Toten des vergangenen Jahres zu gedenken.

Wie John Michael Greer in seinem im Sommer 2016 erschienen Buch Dark Age America – Climate Change, Cultural Collapse and the Hard Future ahead (dt. Dunkles Zeitalter Amerika – Klimawandel, kultureller Kollaps und die Harte Zukunft voraus) schreibt, und wie ich meine überzeugend erklärt, sind wir bereits voll dabei,  Abschied von der industriellen Zivilisation, mit all ihren Träumen, Ansprüchen und lieb gewonnenen Gewohnheiten und Gewissheiten zu nehmen oder besser gesagt nehmen zu müssen. Die Öffnung der Grenzen durch die deutsche Bundeskanzlerin im Herbst 2015 und die Übergriffe auf der Domplatte zu Silvester 2015 waren, wenn ich es mir nun vor dem Hintergrund von Greers Ausführungen sehe, klare Zeichen des beginnenden Zerfalls und Abstiegs unserer Zivilisation. Das heißt, eigentlich beginnt der Zerfallsprozess schon in den 70er Jahren als Jean Raspail sein “Heerlager der Heiligen” veröffentlichte.

Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin am 17. Februar 2017 anlässlich der Münchener Sicherheitskonferenz, mehr als 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Grenzen des Wachstums von Meadows et. al und mehr als 35 Jahre nach der Veröffentlichung von Cattons Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, und fast 60 Jahre nach Admiral Hyman Rickovers brühmter Energie-Rede (Der Link zeigt auf eine deutsche Übersetzung!) war Merkels Rede insbesondere auch ab Position [19:30] von geradezu unerträglicher Ahnungslosigkeit geprägt.  Es ist nicht nur in Wirklichkeit so, dass multilaterale Institutionen und Verträge wegen ihrer hohen Komplexitätskosten zunehmend an Bedeutung verlieren. Es ist vielmehr auch so, dass es völlig blauäugig und ausgeschlossen ist, dass Afrika, wie Frau Merkel sich das wünscht, eine ähnliche wirtschaftliche Entwicklung wie Südostasien nimmt. Am Anfang ihrer Rede, ca. ab Postion [2:15] erwähnt sie die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes der letzten 25 Jahre. Nach Frau Merkel hat es sich seitdem weltweit und in den USA verdreifacht, in der EU hat es sich “nur” verdoppelt und in China, dessen Wirtschaftswachstum Frau, wie sie am Ende der Rede erklärt, wohl auch gerne in Afrika sehen würde, hat es sich sage und schreibe verachtundzwanzigfacht. China hat damit übrigens seinen Anteil am globalen BIP auf 15 % gesteigert. Wenn die ganze Welt ihr BIP in den nächsten 25 Jahren nur verdoppelt und China das seine “nur” noch einmal um das 13-fache steigert, dann hätte China in 25 Jahren einen Anteil am BIP der Welt von 97,5 %. Für den Rest der Welt blieben dann also nur noch klitzekleine 2,5 % Anteil am weltweiten BIP. Wenn die Welt ihr BIP auf dem heutigen Stand hält und China das seine in den nächsten 25 Jahren “nur” versechsfacht, dann hätte China einen Anteil am globalen BIP von 90 %. Lächerliche 10 % blieben dann noch für die westlichen Industriegesellschaften, den Orient, Indien und Merkels Traum vom neuen China in Afrika. Von so schwierigen Sachen wie Umweltschutz, Klimawandel, Erschöpfung der Rohstofflager und sinkendem Nettoenergieertrag Förderung fossiler Energieträger und dem auch bei sinkender und schwieriger werdender Förderung und steigenden Eigenverbrauch  Energieexportländer, reden wir hier noch gar nicht.

Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin in München unterstreicht jedenfalls die Richtigkeit John Michael Greers Analyse.

Im Wesentlichen möchte ich mich hier nun darauf beschränken, von Greers Buch den Umschlagtext, das Inhaltsverzeichnis, das ganze erste Kapitel und den Schluss des zweiten Kapitels zu übersetzen. In den restlichen Kapiteln diskutiert Greer unter anderem auch die Sinnhaftigkeit von Vermögensanlagen in Gold und Silber in Krisenzeiten und das schon heute in großem Umfang zu beobachtende, für Gesellschaften im Niedergang typische Sinken des Ansehens der Eliten und der mit diesen verbundenen Bereiche und Institutionen, heute der Wissenschaft, der Medizin, der Presse und anderer Institutionen. Am Schluss regt er dann zum Nachdenken darüber an, was eine in ein dunkles Zeitalter versinkende Zivilisation vielleicht noch tun kann, um einen möglichst großen Teil ihres Schatzes an teuer erworbenem Wissen, Können und Erfahrung an die irgendwann in ein paar Jahrhunderten vielleicht aus ihren Ruinen entstehende nächste Zivilisation weiterzugeben.

Ich hoffe, dass diese Kostprobe vielleicht dazu führt, dass sich ein deutscher Verleger findet, der dieses meines Erachtens auch für Deutschland und Europa wichtige Buch möglichst bald in deutscher Sprache erscheinen lässt. Wie würde die Bundestagswahl im September ausgehen, wenn ein paar Millionen Deutsche und auch einige Politiker dieses Buch rechtzeitig genug vor der Wahl lesen könnten und würden?

Konfrontation mit dem unvermeidbaren Kollaps

…. mutig, überlegt, zeitgerecht und gut recherchiert … dieses intelligent argumentierte, zum Nachdenken anregende und wichtige Werk wird ihre Art und Weise zu denken in Frage stellen und sie dazu anstoßen sinnvolle, vorbereitende Aktionen zu unternehmen.

Dave Pollard, Autor, How to Save the World

Greer demonstriert das ökologischer, politischer und wirtschaftlicher und technologischer Niedergang nicht nur unvermeidbar ist, sondern bereits gut unterwegs ist. Wie der Untergang sich entfaltet und ob irgendwelche Angehörige unserer Spezies überleben, könnte gut davon bestimmt werden, welche Entscheidungen wir jetzt treffen.

Carolyn Baker, PhD, Autor, Love in the Age of Ecological Apocalypse und Collapsing Consciously.

John Michael Greer argumentiert, dass sich die Tür zu einer nachhaltigen Zukunft nach Jahrzehnten verpasster Möglichkeiten geschlossen hat und dass die Zukunft, der wir nun entgegensehen eine Zukunft ist, in der die Zivilisation der Industriegesellschaften zerfallen und mit unkontrolliertem Klimawandel und Ressourcenerschöpfung konfrontiert werden wird.

Wie wird die Welt aussehen, wenn all diese Veränderungen ihren Lauf genommen haben? Greer versucht diese Frage mit einiger Genauigkeit zu beantworten, denn Zivilisationen pflegen in bemerkenswert ähnlicher Weise zu kollabieren.

Dark Age Amerika versucht dann die Geschichte des Kollapses im Voraus aufzuzeichnen, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie die nächsten 500 Jahre aussehen werden, wenn die Globalisierung endet und die nordamerikanische Zivilisation das Ende ihres Lebenszyklus erreicht und die Stufen des Abstiegs und Untergangs betritt.

Auf viele Arten ist dies John Michael Greers kompromisslosestes Werk, obwohl es sehr wohl Anlass zur Hoffnung bietet. Zu wissen, wohin wir kollektiv unterwegs sind ist ein entscheidender Schritt, um konstruktiv auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und zu tun was wir können, um für unsere Nachkommen das Beste aus der Welt zu machen, die wir ihnen hinterlassen.

„….. selbst wenn man im Bezug auf die Zukunft anderer Meinung ist als Greer, wird man sehr viel aus seiner Untersuchung der relevanten Vergangenheit der Menschheit lernen.“

Richard Heinberg, Autor von Das Ende des Wachstums

*****

John Michael Greer, Historiker von Ideen und einer der einflussreichsten Autoren, die die Zukunft der Industriegesellschaft untersuchen, schreibt den viel zitierten Blog „The Archdruid Report“ und hat mehr als dreißig Bücher veröffentlicht. …… Er lebt in Cumberland, einer alten Fabrikstadt in den Appalachen, im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts, mit seiner Frau Sarah

Inhaltsverzeichnis:

Titel Seite
1.  Die Folge der industriellen Zivilisation ((Anm d. Übersetz.: eine vollständige deutsche Übersetzung dieses Kapitels findet sich unterhalb dieser Übersetzung des Inhaltsverzeichnisses)) 1
2. Das ökologische Nachspiel ((Anm d. Übersetz.: eine deutsche Übersetzung des Schlusses dieses Kapitels findet sich als Zitat sich „linksliberale Kampfkraftphantasien“ und noch einmal weiter unten, nach der Übersetzung des 1. Kapitels)) 15
3. Demographische Konsequenzen 39
4. Der politische Zusammenbruch 59
5. Der wirtschaftliche Kollaps 91
6. Der Selbstmord der Wissenschaften 123
7. Die Abenddämmerung der Technologie 149
8. Die Auflösung der Kultur 177
9. Die Straße zu einer Renaissance 199
Schlußnote 227
Bibliographie 231
Index 239
Über den Autor 247
Eine Bemerkung über den Verlag 248

Anmerkung zur nun folgenden, weiteren Übersetzung: Um die Orientierung im Text beim Lesen zu erleichtern, habe ich im Folgenden ungefähr analog zu den Buchseiten Trennzeilen mit der Seitenzahl eingefügt. Wenn in einem Absatz hätte getrennt werden müssen, dann habe ich die Trennlinie mit der Seitenzahl möglichst erst nach dem Absatz platziert. Fußnote und zugehörige Einträge im Literaturverzeichnis habe ich jeweils zusammengefasst und die Bücher wo möglich auf Amazon.de verlinkt.

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1. Kapitel

Die Folge der industriellen Zivilisation

Seit mehr als vier Jahrzehnten warnen Wissenschaftler vor den unvermeidbaren Konsequenzen, die es hat, wenn man versucht endloses Wachstum auf einem endlichen Planeten zu realisieren. ((Die Literatur über dieses Thema ist immens. Siehe Meadows et al 1973 (Die Grenzen des Wachstums) und Catton 1980 (Overshoot: The Ecological Basis for Revolutionary Change) wegen guter Übersichten)) Seit dieser Zeit – während die Grenzen des Wachstums mehr und mehr klar  am Horizont unserer Zukunft sichtbar wurden, hat sich ein bemerkenswertes Paradox entfaltet. Je näher wir diesen Grenzen kommen, je mehr sie unser tägliches Leben beeinflussen, und je klarer unsere gegenwärtige Flugbahn auf die Ziegelmauer einer schwierigen Zukunft zielt, desto weniger können sich scheinbar die meisten Leute in der Industriegesellschaft irgend eine Alternative dazu vorstellen, die existierende Ordnung der Dinge weiterzuführen bis die Räder abfallen.

Das ist in vielen Ecken der aktivistischen Community genauso wie in den unrenoviertesten Vorstandsetagen. Für zu viele der heutigen Umweltaktivisten ist erneuerbare Energie nicht etwas, das sie selbst produzieren sollten, es sei denn sie sind reich genug, sich die Fotovoltaiksysteme auf dem Dach zu leisten, die das neueste Statussymbol in den vor städtischen Wohngebieten an beiden Küsten geworden sind ((gemeint ist die Ost- und Westküste der USA, wo sich die Zentren der Links-liberalen Gesellschaft befinden, die bei der Letzten Präsidentschaftswahl mehrheitlich Hillary Clinton gewählt haben.)). Sie, also die Energie, ist sicher nicht etwas das sie konservieren, also bewahren und sparen sollten. Vielmehr ist sie etwas, wovon man erwartet dass Versorgungsunternehmen und Regierung es so schnell wie möglich produzieren, sodass die Amerikaner weiterhin dreimal so viel Energie pro Kopf verbrauchen können wie ein durchschnittlicher Europäer und 20 mal so viel wie ein durchschnittlicher Chinese.

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Diese Art Enthusiasmus für den Wandel, der in der Aktivisten Community zum Vorschein kommt, konzentriert sich im Großen und Ganzen auf Welt verändernde Ereignisse der einen oder anderen Art. Wie es nun mal so ist, haben wir gerade jetzt einen ernsthaften Mangel an Welt verändernden Ereignissen. Dafür gibt es gute Gründe, genauso wie es genauso starke, wenn auch nicht genauso gute, Gründe dafür gibt, dass so viele Leute all ihre Hoffnungen auf ein Welt verändernde Ereignis der einen oder anderen Art heften. Therapeuten pflegen darauf hinzuweisen, dass man, wenn man immer das tut, was man immer getan hat, man immer das Ergebnis bekommt, das man immer bekommen hat und schließlich ist es ein Truismus (=Binsenwahrheit) geworden (obwohl es ebenso eine Wahrheit ist), dass immer dasselbe zu tun und andere Resultate zu erwarten eine brauchbare Definition für Verrücktheit ist.

Der Versuch einen Weg zu finden, um dieser harten aber unentrinnbaren Logik auszuweichen ist die Kraft, die die prophetische Hysterie über 2012 angetrieben hat und die mehr im allgemeinen zu Weltende-Wahnvorstellungen führt: wenn einen die Aussicht, die eigene Art zu leben zu ändern, in Angst und Schrecken versetzt, aber der Gedanke an die Konsequenzen der aktuellen Art zu leben, einen genauso in Angst und Schrecken versetzt, dann sind Tagträume,  in denen eine von außen kommende Kraft kommt und alles für einen verändert eine bequeme Möglichkeit, um eigenes Nachdenken über die Zukunft, die man für sich selbst macht zu vermeiden. ((Endnote: John Michael Geer: Apocalypse Not, 2011)) unglücklicherweise ist diese Art des Tagträumens sehr viel üblicher geworden als jene Art konstruktiver Taten, die tatsächlich einen Unterschied machen könnten.

Diese harte Tatsache garantiert ziemlich sicher eine Zukunft, die nach fast allen vorstellbaren Definitionen wesentlich schlimmer ist als die Gegenwart. Die Schwierigkeit hier ist, dass der Glaube an die Aussicht auf eine bessere Zukunft so tief in allen von uns verankert ist, dass der Versuch dagegen zu argumentieren ein wenig so ist als ob  man einem mittelalterlichen Bauern erzählen würde, dass der Himmel mit all seinen Heiligen und Engeln nicht mehr da ist. Die Hoffnung, dass morgen besser als heute sein wird oder sein kann oder zumindest sein sollte ist in der kollektiven Vorstellung von der modernen Welt fest verdrahtet. Hinter diesem Glauben liegt das immense Beharrungsvermögen von 300 Jahren industrieller Expansion, die den billig erreichbaren Anteil der fossilen Brennstoffreserven der Erde für einen kurzen Zeitabschnitt des Überflusses verwertet haben, der so extrem ist, dass Müllsammler im heutigen Amerika Zugriff auf Dinge haben, die vor dem Beginn der  industriellen Revolution nicht einmal Kaiser bekommen konnten.

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Dieses Zeitalter der Extravaganzen hat die Art, wie Leute heute über nahezu alle Dinge denken, gründlich gewandelt – in den Begriffen der Realität des menschlichen Lebens vor und nach unserem Zeitalter dürfte „verzerrt“ ein besseres Wort als „gewandelt“ sein. Insbesondere hat es uns blind gemacht für die ökologischen Realitäten, die den fundamentalen Kontext für unser Leben liefern. Es hat zum Beispiel fast alle von uns dazu gebracht, zu denken, dass unbegrenztes exponentielles Wachstum möglich, normal und gut ist. So kommt es, dass selbst trotz der desaströsen Konsequenzen unbegrenzten exponentiellen Wachstums,  deren Meldung in unsere Gesellschaft eine nach der anderen einschlägt, wie die Wellen, die eine Sandburg treffen, die große Mehrheit der Menschen heute noch immer ihre Vision von der Zukunft auf der Fantasie aufbaut, dass Probleme, die vom Wachstum verursacht wurden durch noch mehr Wachstum gelöst werden können ((Annm. d. Übers.: Siehe dazu die Rede der deutschen Bundeskanzlerin am 17. Febr. 2017 auf der Sicherheitspolitischen Konferenz in München. Insbesondere ab [19:30], wo sie sich für Afrika ein ähnliches Wachstum wie das der Schwellen- und Industrieländer in Asien wünscht, bzw. verdeutlicht, dass sie das allen Ernstes für wünschenswert und möglich hält. Tatsächlich kann man und wird man wohl am Ende das Flüchtlingsproblem leicht lösen, indem man Europas “Werte” und/oder Europas Wohlstand mehr oder weniger weit in Richtung dunkles Zeitalter verändert. Ansonsten, ist das ein Beispiel dafür, wie man den Zivilisationsverlust reduzieren kann. Anschließend kann man höchstens noch den Afrikanern Wissen liefern, wie es z.B. John Jeavons und Allan Savory bzw. wie die auf diese zurückgehenden Organisationen www.g-biack.org in Kenia und Savory Institute es getan haben und tun)).

Das verzerrte Denken, das wir von drei Jahrhunderten nicht nachhaltigem Wachstum geerbt haben, kommt selbst bei jenen mit voller Kraft zum Tragen, die denken dass sie dagegen an arbeiten. Aktivisten des gesamten politischen Spektrums haben rhetorisch seit Generationen über die Schrecken gepredigt, die die Zukunft auf Lager hat, sicher, aber sie bieten immer einen Ausweg – die Adoption der Agenda für die sie werben – und die führt geradewegs zu einem strahlenden neuen Morgen, in dem die harten Grenzen der Gegenwart irgendwie nicht länger zu existieren scheinen. (Entferne die abgegriffene Wendung „der einzige Weg zur Rettung einer besseren Zukunft aus den Klauen des drohenden Desasters“ aus der Rhetorik der heutigen Aktivisten zu diesem Zweck, und man stellt in den meisten Fällen fest, dass nur sehr wenig übrig bleibt.)

Jedoch, die strahlende neue Zukunft, die uns allen versprochen wurde, wird nicht kommen. Das ist die schlechte Nachricht, die uns von der sich entfaltenden Kollision zwischen der Industriegesellschaft und den nicht nachgebenden Grenzen der Biosphäre des Planeten übermittelt wird. Peak Oil, globale Erwärmung, und all die anderen Krisen, die überall auf der Welt zusammenkommen, sind alle Manifestation einer einzigen grundlegenden Ursache: der Unmöglichkeit unbegrenzten Wachstums auf einem begrenzten Planeten. Sie sind Warnsignale, die uns sagen, dass wir in den Bereich vollen Überschwingens (engl.Overshoot) gekommen sind – der Zustand mit dem Ökologen vertraut sind, in dem eine

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Spezies, die sie stützende Ressourcenbasis überlastet ((Endnote: William Catton, The Ecological Basis of Revolutionary Change,  1980, Seite 126 – 142)) – und sie sagen uns ebenfalls, dass das Wachstum nicht einfach aufhört; es wird sich umkehren, und diese Umkehr wird sich fortsetzen bis unsere Population, Ressourcenverbrauch, und Abfallproduktion auf ein Niveau gefallen, sind das nachhaltig über eine lange Zeit von dem beschädigten Ökosystem des Planeten getragen werden kann.

Das bittere Ergebnis könnte vielleicht verhindert worden sein, wenn wir kollektiv entscheidende Maßnahmen getroffen hätten, bevor wir in den Bereich des Überschießens gekommen sind. Wir haben es nicht getan und zum jetzigen Zeitpunkt ist das Fenster der Möglichkeit fest verschlossen. Nahezu alle Vorschläge, die momentan zur Debatte gestellt werden, um mit den Symptomen des globalen Überschießens fertig zu werden, gehen stillschweigend oder ausdrücklich davon aus, dass dies nicht der Fall ist und dass wir noch so viel Zeit haben, wie wir benötigen. Solche Vorschläge sind verschwendeter Atem und wenn irgendwelche von ihnen umgesetzt werden – und einige von ihnen werden sehr wahrscheinlich umgesetzt, wenn die heutige Selbstgefälligkeit der morgigen heftigen Panik weicht – so werden die Ressourcen, die dafür aufgewendet werden, ebenso verschwendet werden.

Daher denke ich, dass es Zeit ist, ein anderes und mehr herausforderndes Projekt zu verfolgen. Wir könnten eine bessere Zukunft gehabt haben, wenn wir die rechten Dinge getan hätten, als noch genug Zeit war, aber wir haben es nicht getan. Welche Art Zukunft können wir vor diesem Hintergrund erwarten?

In den Geschichtswissenschaften gibt es für diese Art Zukunft einen Standardausdruck. Der Ausdruck heißt „dunkles Zeitalter“.

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Diese Bezeichnung stammt tatsächlich aus einer Zeit, die vor jener Zeitperiode lag, für die dieser Begriff heute meistens verwendet wird. Marcus Terentius Varro (*116 v.Chr +27 v. Chr), der für den gebildetsten römischen Gelehrten seiner Zeit gehalten wurde, teilte die Geschichte, die ihm bekannt war in drei Zeitalter: ein Zeitalter der Geschichte, für das es schriftliche Berichte gibt; vor diesem, ein Zeitalter der Fabeln, aus dem mündliche Überlieferungen überlebt haben; und vor diesem, ein dunkles Zeitalter, über das niemand irgendetwas weiß. ((Endnote: Censorinus, The Natal Day, trans. William Maude (New York: Cambridge Encyclopedia Company, 1900, Seite 30, der Link zielt auf eine kostenlose pdf-Datei von google books)) Das ist eine einfache, aber überraschend nützliche Unterteilung. Selbst in jenen dunklen Zeitaltern, in denen Lesen und Schreiben als lebendige Tradition überlebten, sind die Berichte extrem spärlich und wenig hilfreich, und wenn die Aufzeichnungen wieder beginnen, sind sie für eine ziemlich lange Zeit danach mit Fabeln und Legenden überzogen. In einem dunklen Zeitalter zerreißt der Faden der kollektiven Erinnerung und der kulturellen Kontinuität, die Enden sind verloren und ein neuer Faden muss gesponnen werden, aus was auch immer an Rohmaterial gerade zur Hand ist.

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Dunkle Zeitalter dieser Art sind ein wiederkehrendes Phänomen in der Geschichte der Menschheit. Der Prozess, durch den sie entstehen hat einen bemerkenswerten Grad der Ähnlichkeit, selbst wenn die Zivilisationen, die ihnen vorausgehen sich in jeder denkbaren Weise unterscheiden. Der Historiker Arnold Toynbee, dessen mächtiges zwölfbändiges Werk Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen die umfassendste Studie historischer Zyklen bleibt, die jemals geschrieben wurde, hat diese merkwürdige Parallelität im Detail untersucht. ((Toynbee, A Study of History,Vol. 6: The Disintregrations of Civilisations, Continued (London: Oxford University Press 1939, S. 321 – 326 )) bei ihrem Aufstieg, stellte er fest, neigt jede Zivilisation dazu, sich nicht nur von ihren Nachbarn, sondern von allen anderen Zivilisationen der gesamten Geschichte zu unterscheiden. Ihre politischen und religiösen Institutionen, ihre Künste und Architektur und all die anderen Details ihres täglichen Lebens nehmen eine bestimmte Formen an, sodass wenn sie sich ihrer Blütezeit nähert, selbst der kürzeste Blick auf eine ihrer Kreationen oft ausreicht, um ihre Quelle zu identifizieren.

Wenn die Blütezeit vorbei ist und der lange Weg des Abstiegs beginnt, dann wechselt das Muster der Unterschiedlichkeit zurück, zuerst langsam und dann mit zunehmender Geschwindigkeit. Eine merkwürdige Art der Vermischung findet statt: sich eindeutig von allen anderen Kulturen unterscheidende Eigenschaften gehen verloren und allgemein übliche Muster entstehen an ihrer Stelle. Das passiert nicht alles auf einmal, und verschiedene kulturelle Formen verlieren ihre besonderen, sie von anderen unterscheidenden Formen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber je tiefer auf der Flugbahn des Abstiegs und Falls eine Zivilisation sinkt, desto mehr entspricht sie anderen im Abstieg begriffenen Zivilisationen. Zu der Zeit, in der diese Flugbahn den Boden erreicht, ist die Übereinstimmung total; man vergleiche eine Postkollapsgesellschaft mit einer anderen – die Gesellschaften des poströmischen Europas, zum Beispiel mit der des postmykenischen Griechenlands – und es kann schwer sein zu glauben, dass derart ähnliche Gesellschaften eines dunklen Zeitalters aus den Trümmern so unterschiedlicher Zivilisationen hervorgegangen sind.

Es ist interessant zu spekulieren, warum diese Rückentwicklung zum Mittelwert eine so regelmäßige Erscheinung in der Abenddämmerung und dem Nachspiel so vieler Zivilisationen ist. Darüber hinaus hat das wiederkehrende Muster des Niedergangs und Falls eine andere Implikation – oder wenn man so will, eine andere Anwendung.

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Die moderne Industriegesellschaft, speziell aber nicht nur hier in Nordamerika, zeigt alle der üblichen Symptome einer Zivilisation auf ihrem Weg zum Komposthaufen der Geschichte. Wenn wir, wie die Evidenz nahelegt, auf dem bekannten Weg des Abstiegs und Falls gestartet sind, dann sollte es möglich sein, die Standardeigenschaften des Abstiegs detailliert aufzuzeichnen und ein ziemlich genaues Gefühl für die Zukunft zu bekommen, die vor uns liegt.

Zur Erinnerung, der Teil der Geschichte, der im Voraus erraten werden kann, bezieht sich auf breite Trends und allgemeine Muster, nicht aber auf die spezifischen Vorfälle, die einen so großen Teil der Geschichte, wie sie geschieht, ausmachen. Wie genau sich die auf das späte industrielle Amerika einwirkenden Druckkräfte, in der täglichen Realität der Politik der Wirtschaft und der Gesellschaft auswirken, wird durch das übliche Zusammenspiel von individuellen Entscheidungen und purem, dummen Glück bestimmt. Nachdem das gesagt ist, sind die breiten Trends und die allgemeinen Muster für sich betrachtet es schon wert, genauer betrachtet zu werden. Einige Dinge, die so erscheinen als würden sie in das Reich des nicht Vorhersagbaren gehören – zum Beispiel die politische und militärische Dynamik von Grenzregionen, die Beziehungen innerhalb der politischen Klasse des Imperiums, die zunehmend entrechteten unteren Klassen, und die Menschen außerhalb der Grenzen – folgen in einem historischen Fall nach dem anderen vorhersagbaren Mustern, und es deutet alles darauf hin, dass dies auch dieses Mal so ist.

Was ich faktisch behaupte ist, dass es auf eine sehr reale Weise möglich ist, die großen Linien der Geschichte Nordamerikas für die nächsten 500 Jahre oder so im Voraus zu zeichnen. Das ist eine sehr weitgehende Behauptung und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die unmittelbare Antwort zumindest eines Teils meiner Leser darin bestehen wird, diese Möglichkeit rundweg zurückzuweisen. Ich möchte diejenigen, die so reagieren ermutigen, zu versuchen eine aufgeschlossene Haltung zu bewahren.

Diese Behauptung unterstellt, dass die Lektionen der Vergangenheit tatsächlich einige Bedeutung für unsere Zukunft haben. Das ist heutzutage ein kontroverser Vorschlag, aber meiner Ansicht nach sagt diese Strittigkeit mehr über die populären Idiotien unserer Zeit aus als über die realen Fakten. Die Menschen im heutigen Amerika sind dazu übergegangen, Gedankenstopper zu verwenden wie „Aber dieses Mal ist es anders!“ Um sich davor zu schützen, irgendetwas aus der Geschichte zu lernen – eine Gewohnheit, die zweifellos Wunder für ihren heutigen Seelenfrieden bewirkt, obwohl sie ihnen ziemlich gut einen Zusammenstoß, mit dem Gesicht zuerst, mit der Ziegelwand der Miseren und des Versagens garantiert, nicht viel weiter auf ihrem Weg auf der Straße der Zeit.

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Unter den Ressourcen, die ich zu nutzen gedenke, um die Geschichte der nächsten fünf Jahrhunderte herauszufinden, ist der aktuelle Stand der Kunst in den Umweltwissenschaften, und das beinhaltet den sehr substantiellen Umfang der Evidenz und Forschung zu von Menschen verursachten klimatischen Veränderungen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass einige Leute dies als strittig ansehen und dass selbstverständlich einige sehr reiche Unternehmensinteressen eine Menge Geld investiert haben, um die Leute davon zu überzeugen, dass es kontrovers ist. Aber ich habe sehr umfassend zu allen Seiten dieses Themas gelesen und die Argumente, die dafür sprechen, anthropogene Klimaveränderungen ernst zunehmen, beeindrucken mich besonders. Ich habe dennoch nicht vor, die Sache hier zu debattieren – es gibt viele Foren dafür. Während ich beabsichtige die derzeitigen modellbasierten Schätzungen des Klimawandels und des Anstiegs des Meeresspiegels mit der Evidenz der Paleoklimatologie aufzulockern, werden diejenigen, die darauf bestehen, dass es nichts ausmacht die Atmosphäre als großen Abwasserkanal für klimaschädliche Gase zu benutzen, nicht mit allem glücklich sein, was ich zu sagen habe.

Ich beabsichtige ebenfalls den Abstieg und Fall der industriellen Zivilisation zu diskutieren, ohne zu versuchen, die härteren Dimensionen dieses Prozesses zu beschönigen. Das wird noch eine andere Garnitur Federn durcheinanderbringen. Diejenigen, die die Nachrichten verfolgen, werden zweifellos bemerkt haben, wie verzweifelt versucht wird darauf zu bestehen, dass es nicht so schlimm sein wird, wirklich nicht sein wird. Ich meine diese Versuche, die sich zu zeigen beginnen, wenn immer ein offenes Gespräch über die Zukunft durch den Nebel der kollektiven Mythologie dringt, den unsere Gesellschaft nutzt, um die Konsequenzen ihrer eigenen Aktionen nicht zu sehen. Diejenigen, die es wagen solche Wörter wie „Niedergang“ oder „dunkles Zeitalter“ zu benutzen, können darauf rechnen von Kritiken beansprucht zu werden, die ernsthaft darauf bestehen, dass eine solche Sprache zu negativ ist, dass wir selbstverständlich eine Veränderung hin zu einer anderen Art Gesellschaft entgegensehen, aber dass man dies nicht in so entmutigenden Begriffen beschreiben sollte, usw.. Und dann folgt das ganze Vokabular des obligatorischen Optimismus der unter den Privilegierten dieser Tage so in Mode ist.

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Diese Art zu reden mag bequem sein, aber sie ist nicht nützlich. Der Fall einer Zivilisation ist keine erfreuliche Aussicht – und das ist es worüber wir selbstverständlich sprechen: der Abstieg und Fall der industriellen Zivilisation, der lange Weg durch ein dunkles Zeitalter, und die ersten Regungen der nachfolgenden Gesellschaften die auf unseren Ruinen aufbauen werden. So endet der Lebenszyklus einer Zivilisation, und das ist auch die Art wie unsere gerade jetzt endet.

Was das in der Praxis bedeutet ist, dass die gewohnten Annahmen der Leute in den Industriegesellschaften über die Zukunft in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten auf dem Kopf stehen werden. Die meiste Rhetorik, die heutzutage zur Unterstützung von diesem oder jenem, oder eine andere Große Wende, die uns von den Konsequenzen unserer eigenen Taten retten wird, nimmt als Tatsache an, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten – oder, der Himmel hilf, in der ganzen industrialisierten Welt – sich gemeinsam um einige allgemein akzeptierte Garnituren von Werten und einige akzeptierte Aktionspläne versammeln kann und wird, um die industrielle Zivilisation vor der zunehmenden Spirale der sie umgebenden Krisen zu retten. Meine Leser dürften zur Kenntnis genommen haben, dass die Dinge sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen scheinen, und die Geschichte legt nahe, dass sie damit ziemlich richtig liegen.

Zu den Standardphänomenen des Abstiegs und Falls gehört in der Tat das Zerbrechen des kollektiven Konsenses, der einer aufstrebenden Gesellschaft die Fähigkeit gibt, gemeinsam zu handeln und vieles von allem zu erreichen. Die Spaltung zwischen der politischen Klasse und dem Rest der Bevölkerung – man kann sicherlich die einen „das eine Prozent“ und anderen „die neunundneunzig Prozent“ nennen – ist einfach die am meisten sichtbare der Bruchlinien, die durch jede absteigende Zivilisation gehen, und die sie in einen Flickenteppich abweichender Fragmente verwandeln, die konkurrierende Ideale und Agenden verfolgen. Dieser Prozess hat auch einen vorhersagbaren Endpunkt: während das zunehmend groteske Fehlverhalten der politischen Klasse dazu führt, dass diese jeden Respekt und jede Loyalität verlieren, die sie einstmals beim Rest der Gesellschaft genoss, und während die Massen sich ihres Vertrauen in die politischen Institutionen ihrer Gesellschaft entledigen, füllen charismatische Führer von außerhalb der politischen Klasse das Vakuum. Gewalt wird der normale Vermittler der Macht, und die Herrschaft des Rechts wird eine höfliche Fiktion, wenn sie nicht einfach vollständig abgeschafft wird.

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Die ökonomische Sphäre einer Gesellschaft im Niedergang ist aus verschiedenen Gründen einer parallel verlaufenden Zersplitterung unterworfen. In Zeiten wirtschaftlicher Expansion wirft die Arbeit der arbeitenden Klasse genug Profit ab um die Kosten eines mehr oder weniger komplexen Überbaus zu decken, egal ob dieser Überbau aus den Pharaonen und Priestern des alten Ägyptens oder den Bürokraten und Investmentbankern des späten industriellen Amerikas besteht. Wenn das Wachstum durch Kontraktion abgelöst wird, dann erzielt die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nicht mehr den Profit den sie einst erzielte, aber die Mitglieder der politischen Klasse, deren Macht und Wohlstand von dem Überbau abhängt, sind vorhersagbar nicht gewillt ihren privilegierten Status zu verlieren und sie haben die Macht sich selbst auf Kosten aller anderen zu versorgen. Das zuverlässige Resultat ist ein Schrumpfen der produktiven wirtschaftlichen Aktivität, was eine im Abstieg begriffene Zivilisation von einer sie durchschüttelnd Finanzkrise zur nächsten bringt und schließlich ihre Fähigkeit zerstört, selbst die notwendigsten Güter und Dienstleistungen zu produzieren.

Als Reaktion darauf beginnen die Menschen sich aus dem wirtschaftlichen Hauptkreislauf insgesamt aus zu klinken, weil weil es weniger fruchtlos ist an den wirtschaftlichen Rändern mühsam sein Dasein zu Fristen als in einem System zu überleben, das zunehmend gegen sie manipuliert wird. Steigende Steuern, abnehmende öffentliche Dienstleistungen und systematische Privatisierung öffentlicher Güter durch die Reichen, wetteifern darum mehr und mehr Menschen gegenüber der etablierten Ordnung zu entfremden. Die Entwertung des Geldsystems, in einem Versuch die abnehmenden Steuereinnahmen auszugleichen, führt dazu, dass mehr und mehr wirtschaftliche Aktivitäten durch ohne Geld auskommende Formen des Austauschs ersetzt werden. Während das Geldsystem versagt werden im Gegenzug große Wirtschaftsaktivitäten unmöglich; die Wirtschaft zersplittert und vereinfacht sich bis zur einfachen wirtschaftlichen Subsystemen mit lokalen Ressourcen, die gelegentlich durch Plünderungen angereichert werden. Das wird die einzige überlebende Form der wirtschaftlichen Aktivität.

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Zusammengenommen schicken diese Muster der politischen Fragmentierung und des wirtschaftlichen Zerfalls die politische Klasse einer versagenden Zivilisation mit den Füßen zuerst auf eine Reise durch die Ausgangstüren der Geschichte. Die einzigen Fähigkeiten die ihre Mitglieder im Großen und Ganzen haben, sind jene die nötig sind um komplexe politische und wirtschaftliche Hebel ihrer Gesellschaft zu manipulieren, und ihre Macht hängt vollständig von der aktiven Loyalität ihrer Untergebenen ab, die ganze Kommandokette hinunter, und vom passiven Gehorsam des Rests der Gesellschaft. Der Kollaps der politischen Institutionen nimmt der politischen Klasse jeden Legitimitätsanspruch; der Zusammenbruch des Wirtschaftssystems begrenzt ihre Fähigkeit die Loyalität jener zu kaufen, die sie nicht länger inspirieren können; der Zusammenbruch der Hebel der Kontrolle nimmt ihren Mitgliedern die einzige tatsächliche Macht die sie hatten; und das ist der Punkt, wenn sie sich in die Lage versetzt sehen, um Anhänger zu konkurrieren, mit den charismatischen Führern die gerade von den niedrigeren Rängen der Gesellschaft aufsteigen. Sehr viel öfter als nicht kommt das Endspiel dann, wenn die politische Klasse versucht die aufsteigenden Führer der Entrechteten an zu heuern um mit diesen eine Quelle der Kraft zu haben um den Rest der Bevölkerung kontrollieren zu können. Die politische Klasse findet dann auf die harte Tour heraus, dass die wirklich Machthabenden diejenigen sind, die Waffen tragen und nicht diejenigen die denken dass sie die Befehle geben.

Die Implosion der politischen Klasse hat Auswirkungen die deutlich über einen einfachen Personalwechsel in den oberen Schichten der Gesellschaft hinausgehen. Die zuvor erwähnte politische und soziale Zersplitterung wirkt sich genauso kraftvoll auf die weniger greifbaren Dimensionen des menschlichen Lebens aus – seine Ideen und Ideale, seine Glaubensinhalte, Werte und kulturellen Praktiken. Wenn eine Gesellschaft in die Phase des Abstiegs kippt, dann werden ihre Bildungsinstitutionen und ihre kulturellen Institutionen, ihre Künste, Literatur Wissenschaften, Philosophien und Religionen alle mit der politischen Klasse identifiziert; das ist kein Zufall da die politische Klasse generell alles versucht um diese Dinge zu nutzen um ihrem eigenen Verlust an Autorität und Einfluss aufzuhalten. Für jene außerhalb der politischen Klasse wiederum wird die Hochkultur der Zivilisation befremdlich und gehasst, und wenn die politische Klasse zugrunde geht, dann gehen die kulturellen Ressourcen, die diese sich zu Diensten gemacht hat, mit ihr zugrunde.

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Einige dieser Ressourcen werden von Subkulturen für ihre eigenen Zwecke ausgeschlachtet, sowie christliche Mönche und Nonnen Teile der klassischen griechischen und römischen Philosophie und Wissenschaft für die größere Verherrlichung Gottes genutzt haben. Das ist nicht garantiert, obwohl, wenn es geschieht, dann nimmt und wählt die ausschlachtende Mannschaft entsprechend ihren eigenen Überlegungen – das Überleben der klassischen griechischen Astronomie im frühen mittelalterlichen Westen geschah zum Beispiel einfach deshalb, weil die Kirche wissen musste wie man das Datum von Ostern berechnet. Wo solche Motive nicht existieren können die Verluste total sein: von dem immensen Korpus der römischen Musik ist das einzige was überlebt hat ein Fragment einer Melodie die zu spielen 25 Sekunden dauert. Auch gibt es historische Beispiele in denen selbst der einfache Trick des Lesens und Schreibens während der Implosion einer Zivilisation verloren ging und Jahrhunderte später von irgendwo anders importiert werden musste.

All diese Transformationen beeinflussen die menschliche Ökologie einer fallenden Zivilisation – das heißt, die grundlegenden Beziehungen mit der natürlichen Welt von der jede menschliche Gesellschaft in ihrem täglichen Leben abhängt. Die meisten Zivilisationen wissen sehr genau was man tun muss um die oberste Mutterbodenschicht zu erhalten, um Bewässerungssysteme funktionsfähig zu erhalten, um Ernten einzubringen, und all die anderen Details der menschlichen Interaktion mit der Umwelt auf einer stabilen Basis. Das Problem ist immer die erforderlichen Kosten aufzubringen wenn das Wirtschaftswachstum beendet ist und eine Schrumpfung der Wirtschaft einsetzt, und die Fähigkeit der Zentralregierung ihre Verordnungen durchzusetzen, sich auflöst. Die Gewohnheit, den Überbau auf Kosten von allem anderen zu versorgen, beeinträchtigt die Umwelt genauso kraftvoll wie die arbeitende Klasse: genauso wie die Löhne auf Hungerniveau fallen und weiter fallen, werden Kosten gekürzt, für notwendige Investitionen in Infrastruktur, für Brachperioden die man zur Regeneration des Bodens beim Fruchtwechsel benötigt, und für die anderen Aufwendungen die ein landwirtschaftliches System nachhaltig machen.

Als ein Resultat wird Mutterboden weggewaschen, landwirtschaftliches Hinterland verkommt zu Wüsten und Sümpfen, vitale Infrastruktur kollabiert durch schädliche Vernachlässigung, und die Fähigkeit des Landes menschliches Leben zu unterstützen beginnt den stufenweisen Abstieg der das Endstadium des Niedergangs charakterisiert – und so, im Gegenzug, geht es mit der Bevölkerung, weil die Zahl der Menschen in der letzten Analyse eine abhängige Variable sind, und keine unabhängige. Bevölkerungen wachsen oder schrumpfen nicht einfach weil die Leute an einem Tag beschließen mehr oder weniger Babys zu haben; sie sind durch ökologische Grenzen begrenzt. In einer expandierenden Zivilisation nimmt die Bevölkerung zu weil ihr Wohlstand und ihre Ressourcenbasis zunehmen, weil die Leute es sich leisten können mehr Kinder zu haben und weil Jahr für Jahr mehr der geborenen Kinder in Ernährung und grundlegende Gesundheit Pflege erhalten die es ihnen ermöglicht bis zu dem Alter zu überleben indem sie selbst Kinder bekommen können. Wenn das Wachstum dem Niedergang weicht, dann wächst die Bevölkerung typischerweise noch eine weitere Generation oder so wegen des schieren demographischen Momentes, und dann beginnt sie zu fallen.

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Die Konsequenzen können in der Geschichte jeder kollabierenden Zivilisation verfolgt werden. Während die ländliche Wirtschaft als Folge des landwirtschaftlichen Versagens aufbauend auf den allgemeineren wirtschaftlichen Abstieg implodiert, konzentriert sich eine zunehmender Anteil der Bevölkerung in den städtischen Elendsbezirken. Während die Maßnahmen zur öffentlichen Gesundheit zusammenbrechen werden diese Slums zu Brutstätten für Infektionskrankheiten. Epidemien sind daher eine übliches Merkmal in der Geschichte absteigender Zivilisationen. Natürlich sind Krieg und Hungersnöte ebenfalls signifikante Faktoren; aber einen noch größeren Tribut beansprucht der ständige Anstieg der Todesrate, der durch Armut, Mangelernährung, Zusammendrängung und Stress verursacht wird. Wenn die Sterberate die Geburtenzahl übersteigt, dann kommt die Gesellschaft in eine Phase des Bevölkerungsrückgangs, der leicht einige Jahrhunderte andauern kann. Es ist alles andere als ungewöhnlich, dass die Bevölkerung in einem Gebiet, in der auf eine Zivilisation folgenden Zeit auf weniger als zehnt Prozent der Größe zur Zeit der Blütezeit vor dem Kollaps zurückgeht.

Man rechne diese Muster zusammen, folge ihnen über die üblichen ein bis drei Jahrhunderte der Abwärtsspirale und man hat das Standardbild einer Gesellschaft in einem dunklen Zeitalter: eine größtenteils verwüstete ländliche Gegend mit kleinen verstreuten Dörfern wo selbst versorgende Bauern die verarmt sind und nicht lesen und schreiben können, kämpfen um die Fruchtbarkeit zurück in den ausgelaugten Mutterboden zu bringen. Ihre Regierung besteht aus der persönlichen Machtausübung lokaler Kriegsherren, die im Tausch für den Schutz vor Plünderern ihren Teil der jährlichen Ernte fordern,  und die eine raue Rechtsprechung im Schatten jedes passenden Baumes anwenden. Ihre Literatur besteht aus Gedichten, liebevoll erinnert und gesungen zu den Klängen eines einfachen Saiteninstruments, die die großen Taten der charismatischen Führer eines verschwundenen Zeitalters erinnern, und diese selben Gedichte beinhalten alles was sie über ihre Geschichte wissen. Ihr Gesundheitswesen besteht aus Kräutern, ein wenig rauer Chirurgie und Zaubersprüchen die sie schlau zwecks Ausbeutung des Placeboeffektes nutzen. Ihre Wissenschaft – nun ich überlasse das der Fantasie der Leser.

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Und das Erbe der Vergangenheit? Hier ist etwas von dem was ein anonymer Dichter in einem dunklen Zeitalter über die vorherige Zivilisation zu sagen hatte:

Strahlend waren damals die Hallen, der Badehäuser viele,

Hoch die Giebel, laut das freudige Geschrei,

Viele die Methallen voll Köstlichkeiten

Bis ein mächtiges Schicksal alles umwarf.

Groß war das Schlachten, die Seuchenzeit kam,

Der Tod nahm fort all diese Helden.

Zerbrochen sind ihre Befestigungsmauern, gefallen ihre Hallen,

Die Stadt ist zerfallen; die die sie erbauten fielen auf die Erde.

Daher zerfallen diese Plätze,

Und Dachziegel fallen von diesem steinernen Torbogen.

Fans der angelsächsischen Dichtung werden dies als eine Passage aus “The Ruin” erkennen. Wenn die Prozesse der Geschichte ihren normalem Muster folgen, dann werden sie in vier- bis fünfhundert Jahren von jetzt an gerechnet Gedichte wie dieses über die Ruinen unserer Städte singen. Wie wir dorthin gelangen und was wahrscheinlich auf diesem Weg passieren wird ist das Thema dieses Buches.

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Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, dass Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so dass sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Deutsche Übersetzung von

Christoph Becker (www.freizahn.de) im Februar 2017




Linksliberale Kampfkraftphantasien

Der Artikel Westliches Verteidigungsbündnis:Braucht Europa die Amerikaner noch? von Chri­s‍toph von Marschall und Markus Grabitz in der ZEIT vom 15. Februar 2017, läßt mich einmal mehr über die Weltsicht der ZEIT staunen und er ließ sich nicht verlinken. Ursprünglich stammt der Artikel aber aus dem Tagesspiegel: Westliches Verteidigungsbündnis – Steht die Nato vor dem Aus?, wo er sich verlinken läßt.

Zitat:

Die baltischen Staaten, Polen oder Ungarn wären nicht in der Lage, sich mit ihren nationalen Armeen gegen einen russischen Angriff zu verteidigen. Auch die Bundeswehr würde das in der heutigen Form nicht schaffen. Die deutsche Wirtschaftskraft ist freilich drei Mal so groß wie die russische. Im Extremfall könnte Deutschland sich ein Militär lei­s‍ten, das dem russischen ebenbürtig oder sogar überlegen ist. Das wäre allerdings um ein Vielfaches teurer als die heutigen Verteidigungsausgaben. Die kollektive Verteidigung in der Nato bringt nicht nur mehr Sicherheit. Sie spart auch Geld. Alle Nato-Staaten zusammen sind Rußland nach der Wirtschaftskraft mehr als das 25-Fache überlegen. Im Grunde glaubt kein Militärexperte, daß Putin es wagen würde, sich mit der Nato anzulegen. Dieses Kalkül gilt freilich unter der Bedingung, daß die Allianz ihre Bündnisgarantie glaubwürdig macht: Bei einem Angriff auf ein Mitglied würde die Nato dieses Land mit ihrer geballten Kraft verteidigen.

Als möglicher Angreifer kommen für die ZEIT und unser dahinter stehendes linksliberales Establishment offenbar nur die Russen in Frage. Auch ist für diese Herrschaften Kampfkraft und damit auch Verteidigungsfähigkeit offenbar etwas, was man sich einfach so für Geld  in Form von Waffen kaufen kann wie ein paar neue Schuhe oder ein Auto.

China, die Türkei und überhaupt die islamischen Staaten kommen für als potentielle Angreifer überhaupt nicht vor, obwohl gerade diese – im krassen Gegensatz zu Russland – die demographischen,  ökologischen und auch ideologisch/weltanschaulichen Antriebe für eine Angriffskrieg haben (siehe u.a. Operation Troja, General Chi Haotians gespen­s‍tische Reden und Neues aus dem Nahen und Fernen Osten.).

Welchen Nutzen sollte ein gegen Europa geführter Angriffskrieg für die Russen haben? Die Russen haben reichlich brauchbares Land und sie haben reichlich Roh­s‍toffe, während ihre Bevölkerungsdichte und die demographische Entwicklung eher gegen die Planung von Angriffskriegen spricht. Für Russland ist ein Krieg nur als Verteidigungskrieg sinnvoll – wobei ich die Besetzung der schon seit Jahrhunderten zu Russland gehörenden Krim eindeutig nicht als Angriff sondern als völlig legitime Verteidigung russischer Interessen (Sicherung von Russlands einzigem eisfreien Seehafen) ansehe. Selbst die dezente Einmischung in der eher von Russen bewohnten Ostukraine ist meine Erachtens keine russische Aggression, sondern eine legitime Verteidigung der Interessen russischer Volksangehöriger.

Jedenfalls werden die Russen ganz sicher nicht in We­s‍teuropa einmarschieren – es seiden im Rahmen einer Wiederholung der Zeit nach 1812 oder nach 1942, also eher zur Verteidigung der Interessen europäischer Völker und zu Befreiung Europas von  Diktatoren, Tyrannen und Eroberern. D.h., ich sehe Russland heute als denn in einem richtigen Krieg vielleicht wichtig­s‍ten potentiellen Bündnispartner der Völker Europas. Russland dürfte, genauso wie Israel (unsere zweite Lebensversicherung neben Russland), sehr gründlich dagegen sein, dass Europa wirklich islamisiert und zu einer Provinz eines neuen Osmanischen oder Arabischen Reiches wird. In dem Roman The Price of Peace von Albert Clark, einem ehemaligen Oberstleutnant der USAF,  greifen vereinte, mit China verbündete Arabische Streitkräfte übrigens Europa ziemlich erfolgreich an und können nur mit ziemlich extremen Anstrengungen und unter großen Verlusten zurückgeschlagen werden, nachdem ein großer Teil Europas verwüstet ist. In dem selben Roman wird auch die Kombination eines EMP-Angriffs mit der gezielten Verteilung von Handfeuerwaffen durch den Gegner an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen geschildert. Das passiert zwar nur im Roman, aber es sind auch die Ideen eines Berufssoldaten.

Die potentiellen Feinde und Angreifer Europas dürften eher aus den Heimatländern von “Merkels Gä­s‍ten”, also aus Nordafrika, dem arabischen Raum, der Türkei, Afghani­s‍tan und Paki­s‍tan kommen, weil dort wirklich der nötige Bevölkerungsdruck mit dem nötigen ökologischen Druck und einer aggressiven Ideologie die für einen Angriffskrieg nötige Mischung bildet. Zumindest für die Komponente des Angreifers. Die für einen Krieg nötige Komponente des Angegriffenen bildet die mentale, psychische und demographische Schwäche Europas, kombiniert mit den  Einwanderern und “Flüchtlingen” aus den Ländern der potentiellen Angreifer und kombiniert mit ökologische-klimatisch für diese Länder und Völker sehr attraktiven, eroberungsfähigem und eroberungswürdigem Land in Europa.

Zur Schwäche Europas und auch der USA siehe z.B. die diesbezüglichen Ausführungen Martin van Creveld: Nur noch Schmusekatzen und sein 2016 erschienenes Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West. Zum Kriegführen braucht man jedenfalls noch sehr viel mehr als nur Waffen und Geld. Natürlich braucht man auch Waffen, Geld, genug Roh­s‍toffe und vorläufig auch noch bezahlbare, also billige, hochwertige Energie, insbesondere in Form fossiler Energieträger.

ABER, man braucht auch Männer die zum einen intelligent und gut ausgebildet genug sind die verfügbaren Waffen und Mittel effizient und entschlossen zu nutzen und die ebenfalls bereit sind dazu auch ihre Gesundheit und ihr Leben für die Kriegsziele der eigenen Seite zu riskieren. Aber haben wir die? Was ist mit den Muslimen in den verschiedenen europäischen Armeen? Was ist mit all den Männern die die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen im Grunde nicht akzeptieren und die eher darauf warten und hoffen, daß unsere moderne westliche Gesellschaft mit ihren unseeligen “westlichen Werten” zerfällt und aufgelöst wird? Die werden doch bei einem Krieg alle eher nicht ihr Leben und ihre Gesundheit für die Verteidigung Europas oder Merkeldeutschlands risikeren.

Warum haben bei den Übergriffen auf der Kölner Domplatte an Silve­s‍ter 2015 die deutschen Männer nicht einfach die Täter verprügelt, sondern eher so reagiert, daß die Tätergruppen sich zu Silve­s‍ter 2016 wieder frohgemut auf den Weg nach Köln gemacht haben? Wie soll das erst mal werden wenn die die Angreifer richtig bewaffnet sind, jeden Wider­s‍tand mit Waffengewalt brechen und wider­s‍tand lei­s‍tenden deutsche Männer nicht mehr einfach nur auslachen und verhöhnen, sondern zur Abschreckung aufknüpfen, kreuzigen oder durch die Straßen schleifen?

Warum sollte ein gut ausgebildeter deutscher Mann heute noch Leben und Gesundheit zur Verteidigung Deutschlands und Europas risikieren? Die be­s‍te Verteidigung für den einzelnen ist vielleicht sich schon mal einen Gebet­s‍teppich und Koran zu kaufen und im Ernstfall dreist auf Mohamedaner zu machen und den anzubieten den Angreifern mit Know How zu helfen?

Während ich das so schreiben, fällt mir ein, daß ich da noch ein anderes neues Buch von Martin van Creveld habe, daß ich vielleicht nicht nur ich doch mal bald lesen sollte: Kriegs-Kultur: Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte. Van Creveld hatte zudem auch das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Lei­s‍tung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 geschrieben, dem ich meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen gewidmet hatte.

Unsere Bundeswehr ist wohl eher nicht mehr mit der Wehrmacht zu vergleichen.  Alleine schon die Art und Weise wie die Bundeswehr Personal sucht läßt tief blicken. Ich denke dabei an Louis Trenkers Buch Sperrfort Rocco Alta – Der heroische Kampf um das Panzerwek Verle, wo er von dem gestriegelten, den Anforderungen der Friedenszeit optimal angepassten Fe­s‍tungskommandanten berichtet, der dann gleich bei der er­s‍ten richtigen Beschießung die Nerven verliert. Ganz anders dagegen die richtigen Helden, die heute sinniger Weise meist verpönt und verachtet werden, oder die be­s‍tenfalls als arme irre von der damaligen Obrigkeit Verführte gelten.  Das er­s‍te Buch, daß ich mir als Junge von meinen Taschengeld gekauft habe war übrigens Mit Schwertern und Brillanten. Die Träger der höch­s‍ten deutschen Tapferkeitsauszeichnung. Was waren das noch für Zeiten und für eine jugendliche Naivität! Alleine die Verachtung die einigen diesen großen deutschen Helden von unserer heutigen Gesellschaft entgegengebracht wurde und wird, die Umbenennung von Kasernen inbegriffen, ist Grund genug dieses deutsche Volk und seine heutigen Werte zu verachten und im Ernstfall nicht zu verteidigen – egal wie viele und wie teuere Waffen die Regierung nun zu kaufen gedenkt.

Zuerst sollten mal den alten Helden wieder Denkmäler gesetzt und Straßen und Plätze nach ihnen benannt werden, während die Denkmäler für Desserteure geschleift werden. Aber das würde nicht reichen.

Eine der wichtig­s‍ten Lehren die die 68 und die von ihnen verführte BRD erfolgreich vermittelt haben ist, daß die Deutschen ihre Helden nicht ehren sondern verachten. Dabei man bedenken, daß all die hoch ausgezeichneten Helden der Nazizeit im Sinne der damals geltenden politischen Korrektheit richtig gehandelt haben und nachher sehen und sich vorhalten lassen mußten, daß falsch war. Wer heute die “westlichen Werte” und den Rest der heutigen politischen Korrektheit des We­s‍tens verteidigt wird nach einem verlorenen Krieg dasselbe oder schlimmeres erleben.

Selbst ohne einen verlorenen Krieg, einfach so nach dem zu erwartenden Lauf der Dinge, wird man jene die unsere heutige Gesellschaft verteidigen übrigens verachten und verfluchen. Ich zitiere dazu aus John Michael Greers 2016 erschienen Buch Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead, 2. Kapitel (The Ecological Aftermath), Schluß:

Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, daß Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so daß sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Eine der wesentlichen Botschaften der deutschen “Willkommenskultur” ist übrigens, daß die Deutschen unserer Tage alles tun möchten um künftigen Generationen als möglichst Böse und verfluchenswert zu erscheinen. Wenn es anders wäre, würde man z.B. ein Wirklich grüne Asyl- und Einwanderungsrecht einführen und alles tun um den direkten und indirekten ökologischen Fußabdruck Deutschlands zu minimieren, während man den noch vorhanden Reichtum Deutschlands verwenden würde um Wissen, Techniken und Methoden zu entwickeln, weiter zuentwicklen und zu verbreiten, die das inzwischen nicht mehr zu vermeidende dunkle Zeitalter, dass auf die westlichen Industriestaaten zukommt etwas weniger dunkel werden zu lassen, es vielleicht doch hier und da für die kommenden Generationen angenehmer und erträglicher zu machen, und es vielleicht auch etwas zu verkürzen.

In Sachen Verteidigungsfähigkeit würde man, wenn man sie wirklich ernsthaft verbessern wollte, die folgenden Punkte realisieren:

  • Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dazu Förderung und Bildung starker Reservi­s‍tenverbände, etwa in Anlehnung an das frühere Konzept der Landwehr und die Schweizer Armee. Man sollte bedenken, daß die elektrische und elektronische Infrastruktur und damit zu einem Großen Teil auch die technischen Sy­s‍teme von Polizei und Bundeswehr im Ernstfall möglicherweise schon in den er­s‍ten Minuten ausgeschaltet werden. Siehe dazu z.B. Weitere Literatur zum Thema EMP und Offener Brief an Präsident Obama. Auch sollte man damit rechnen, daß große Teile der europäischen Streitkräfte als Folge der unseeligen Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte  im Kriegsfall die Seite wechseln oder zumindest durch Sabotage und Verrat geschwächt oder ausgeschaltet werden.
  • Man müßte sich mit Leuten wie Martin van Creveld zusammensetzen und sich gut überlegen, wie man Heldentum und andere wichtige Aspekte der nicht technischen, nicht käuflichen, aber dennoch wichtigen psychischen Kampfkraft wieder verbessern kann.
  • Um­s‍tellung und Optimierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus. Ich verweise dazu zum Beispiel auf die folgenden Artikel meiner Webseite: Re­s‍taurierende LandwirtschaftOptimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung, Was würde der alte deutsche Weidepapst sagenGanzheitliches Weidemanagement,  Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse und Amerikas innovativ­s‍ter Ökobauer.
  • Man sollte sich darüber Gedanken machen wie die Bevölkerung im Ernstfall mit Wärme versorgt werden kann, und wie man die Wälder gegen den zu erwartenden Raubbau geschützt werden können, der dazu führen könnte, daß Deutschland in kurzer Zeit weitgehend unbewohnbar wird. Zum Bespiel war in der Eifel trotz vielfach geringerer Bevölkerungsdichte vor 200 Jahren ungefähr die Hälfte der Landfläche nur noch Heide. Nur noch 10 Prozent der Fläche war Wald. Heute ist trotz vielfach größerer Bevölkerung, dank der Verfügbarkeit der fossilen Brenn­s‍toffe, die Waldfläche in der Eifel viermal höher und der Holzbe­s‍tand ist dank der, durch die Nutzung der fossilen Brenn­s‍toffe möglichen,  zurückhaltenden Entnahme sogar zehnmal so groß wie vor 200 Jahren. Wenn diese Zahlen und Probleme nicht bewußt sind und der Staat ohne jede Vorbereitung der Bevölkerung kollabiert sinkt nicht nur die in Bevölkerungsdichte in kurzer Zeit auf unter 10 % des heutigen Wertes, sondern es werden auch die Wälder und mit ihnen der Brenn­s‍toff und vor allem der Bauholzbe­s‍tand vernichtet. Man bedenke auch, daß die heute nach modernen Vorschriften isolierten und ausgerü­s‍teten Häuser nach einem Kollaps der Industriegesellschaft und der Strom- und Ersatzteilversorgung oft auch nicht mehr beheizt und repariert werden können.

Die Russen könnten so gesehen Europa wohl auch besiegen indem sie die Energieexporte nach Europa ein­s‍tellen und einige wenige Knotenpunkte der europäischen Gas- und Ölversorgung bombardieren. Mehr Waffen würden den Europäern dagegen nicht helfen. China könnte vielleicht von ihm gelieferte elektronische Geräte und Schaltkreise mit Internetanschluß durch möglicherweise eingebaute, geheime Hintertüren abschalten. Rußland, China und auch Paki­s‍tan und Indien könnten einen “annonymen” EMP-Angriff auf Europa und die USA durchführen. Vergeltung dagegen könnte sich in der Praxis als unmöglich oder wegen der Folgen als nicht wünschenswert erweisen. Verschiedene Staaten könnten zusätzliche zu all diesen Möglichkeiten in größerem Umfang leichte Waffen nach Deutschland und Europa schmuggeln und im Ernstfall gezielt verteilen lassen um das Chaos das sie anderweitig herbeiführen zu maximieren. Man stelle sich z.B. vor, daß das die deutschen Ballungszentren nicht mehr mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden können, während die Kommunikationsmittel und ein Großteil der Fahrzeuge von Polizei und Militär ausgefallen sind, während anderseits sich überall im Land falsch deklarierte Container mit illegalen, leichten Handfeuerwaffen und zugehöriger Munition befinden, die nun von Schläfern gezielt verteilt werden. Was nützen dann ein paar Milliarden Extraausgaben für neue Panzer, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge?

Insgesamt dürfte die Verteidigungspolitik in Zeiten des Niedergangs der Industriegesellschaften sehr schwierig werden.

Die Vorstellung beim Tagesspiegel und der Zeit, dass man sich Kampfkraft einfach kaufen kann und dass diese letztlich eine Funktion des Bruttosozialprodukte ist finde ich jedenfalls ziemlich irre und weltfremd.  Nicht nur weil das Bruttosozialprodukt des Westens zu einem sehr großen Teil aus zunehmend irren Komplexitätskosten besteht, die die Kraft des Westens eher schwächen und mit denen er sich am Ende eher selber besiegen als stärken wird (siehe Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps Komplexer Gesellschaften). Vielleicht sollte man sich bei der Zeit und beim Spiegel auch einmal die Zusammenhänge zwischen Geld und Energie ansehen.  Auf eine Auflistung für Beispiele von Bruttosozialprodukt, und damit nach Meinung von ZEIT und Tagesspiegel potentiell die Kampfkraft steigernden Maßnahmen kann ziemlich schnell politisch sehr unkorrekt werden. Die Ausgaben für eine Umstellung auf gendergerechte Toiletten und die Gehälter für Professoren für Genderforschung, für schwangerentaugliche Schützenpanzer und all die Kosten und Nebenkosten,  bis hin zu den Überstunden und zusätzlichen Dienstfahrten von Polizisten für “Merkels Gäste”,  steigern alle das Bruttosozialprodukt. Ebenso die Wahl des Bundespräsidenten, für dessen über 1000 nach Berlin gereiste Wähler ja wohl auch Spesen und Benzinverbrauch angefallen sind, obwohl die eigentliche Wahl nur ein Gekungel von ein paar Parteivorsitzenden war. Wie das alles die grundsätzliche Fähigkeit von Staaten zur Führung ganz realer Kriege steigern soll ist mir ein Rätsel.

Sun Tzu sagte, Krieg ist der Weg zum Untergang und zum Überleben eines Staates. Man ist besorgt wenn Leute sich ohne gründliches Nachdenken über den Krieg auf ihn einlassen.

Kelberg, den 15. Februar 2017

Chri­s‍toph Becker




Die Besorgnis der Mainstreammedien über Steve Bannon

Inzwischen ist man auch in den Mainstreammedien darauf aufmerksam geworden, daß zum Weltbild von Steve Bannon, dem Strategiechef von US-Präsident Donald Trump, eben auch die Generationstheorie aus dem Buch The Fourth Turning: What the Cycles of History Tell Us About America’s Next Rendezvous with De­s‍tiny von William Strauß und Neil Howe gehört.

Ich hatte darauf schon in meinem Artikel Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik aufmerksam gemacht. In letzter Zeit ist zu diesem Aspekt von Steve Bannon unter anderem am 6.2.2017 in der FAZ  der Artikel Trumps Chefstratege – Die dunkle Seite der Macht erschienen.

John Xenakis hatte in seinem Blogbeitrag vom 9.2.2017 unter der Überschrift Mainstream media frets over Steve Bannon, the Fourth Turning, and Donald Trump auf entsprechende Artikel in amerikanischen Medien aufmerksam gemacht und dazu einen Kommentar geschrieben, den ich im folgenden übersetzen möchte. Xenakis hatte auch in Bannons Film Generation Zero mitgewirkt.

Mainstream Medien besorgt über Steve Bannon, The Fourth Turning und Donald Trump

Es ist überflüssig zu sagen daß ich [Anm. d. Ü: John Xenakis] fasziniert bin von dem plötzlichen Interesse der Mainstream Medien über Steve Bannon und The Fourth Turning. Ein Artikel über Steve Bannon in Time erwähnte The Fourth Turning.

Ein wichtigerer Artikel erschien diese Woche in der Form eines analytischen Artikels von Linette Lopez in Busineß Insider. Unglücklicherweise hat sie keine Ahnung davon worüber sie spricht und weiß absolut nichts über die Generationstheorie, obwohl sie denkt sie hätte es.

Ihre These ist das Steve Bannon diese Theorie benutzen möchte um einen Weltkrieg herbeizuführen. Das ist verrückt. Was die Generationstheorie tut, ist vorherzusagen daß ein Weltkrieg kommt, ob uns das paßt oder nicht, und uns nahelegt uns darauf vorzubereiten.

The Fourth Turning war das grundlegende Werk über der Generationstheorie. Es war eine brillante Arbeit als es von Neil Howe  und William Stauß  in den frühen neunziger Jahren geschrieben wurde, aber sie wendeten  sie nur auf die englische und amerikanische Geschichte seit der Zeit um 1400 an und ihrer Arbeit ist ziemlich veraltet.

2003 übernahm ich die weitere Entwicklung der Generationstheorie, korrigierte einige frühe Fehler, und erweiterte sie auf alle Länder und Orte zu allen  Zeiten der Geschichte. Ich startete die Internetseite http://GenerationalDynamics.com , die eine Plattform der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Generationstheorie gewesen ist. Es gibt  auf dieser Webseite nun fast 4000 Artikel die hunderte Analysen und Vorhersagen beinhalten, alle sind wahr geworden oder haben die Tendenz war zu werden. Nicht eine hat sich als falsch erwiesen. Keine Internetseite, Analytiker, Journalist oder Politiker hat auch nur annähernd den analytischen und vorhersagenden Erfolg vonGenerationalDynamics.com .

Es ist wahr daß die Generationstheorie einen Weltkrieg vorher sagt. Aber es  macht keinen Unterschied ob   Donald Trump oder Hillary Clinton die Präsidentschaftswahl gewonnen haben, weil kein Politiker  einen Weltkrieg weder verursachen noch verhindern kann.

Wie auch immer, um eine Analogie zu verwenden, wenn sie mit einem Schiff  auf See durch einen Sturm fahren, dann kann der Kapitän weder einen Sturm verursachen noch verhindern, aber wenn ein Sturm kommt, dann kann der eine Kapitän  beim Führen des Schiffes durch den Sturm einen besseren Job machen als ein anderer. Es wäre verrückt wenn der Schiffskapitän weiß, daß ein Sturm kommt aber es voll­s‍tändig ignoriert und keinerlei Vorbereitungen trifft.

 mein persönlicher Glauben ist, daß Amerika am be­s‍ten durch den kommenden Sturm von einem Präsident geführt wird der den Vorteil hat die Generationsdynamik zu ver­s‍tehen, weil das die einzige Methodologie ist die beschreibt was tatsächlich auf der Welt vor sich geht.

Daher ist der Grund daß Linette Lopez sich voll­s‍tändig irrt der, daß  sie  über keinerlei Ver­s‍tändnis  der Generationstheorie  verfügt. Sie hat keine Ahnung. Lopez Würde einem Schiffskapitän raten sich nicht auf einen Sturm vorzubereiten, selbst wenn die Wettervorhersage sagt das ein Sturm kommt. Sie denkt wir sollten einfach alle Pollyannas  sein  und beteuern das niemals etwas  SchlimmeL Linette Lopez  empfiehlt den Weg in ein totales Desa­s‍ter.

Ironischerweise hat Neil Howe  seine eigene Fourth Turning Theorie  fast voll­s‍tändig aufgegeben und unter­s‍tützt nun Ansichten die der von Linette Lopez  ähnlich sind.  Dies erklärt sich durch die Tatsache daß Howe die Demokraten unter­s‍tützt und   daher verpflichtet ist allem von Donald Trump zu widersprechen, selbst wenn es seine eigene Fourth Turning  Theorie ist. Dies ist nur eine der bizarren Drehungen die in unserer heutigen Welt üblich sind.

Die Generationsdynamik sagt das ein Weltkrieg kommt und daß kein Politiker ihn verursachen oder verhindern kann. Aber was Politiker tun können ist darauf vorzubereiten, und das ist es wovon wir hoffen können daß Steve Bannon  und Donald Trump es tun,  zum Vorteil von uns allen.

Warum könnte Generationstheorie Sinn machen?

Es werden innerhalb von Völkern bzw. Staaten Generationen betrachtet. Die Eindrücke von Großereignissen wie Kriege, Bürgerkriege, Wirtschaftszusammenbrüche, Hungersnöte und große Naturkatastrophen sind dann in der Tat für die Masse einer Generation ähnlich und ähnlich weit weg. Typische Reaktionen Generationen der Eltern und Großeltern ebenfalls ähnlich. Dasselbe gilt für die allgemeine Verfügbarkeit von Ressourcen.

Insofern ist die Vor­s‍tellung, daß ganze Generationen eines Volkes “typisch” in dem Sinne reagieren, wie Jahreszeiten den Verlauf eines Jahres prägen keineswegs abwegig, vor allem wenn man dabei bedenkt, daß die Jahreszeiten sich über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte keinesfalls perfekt sondern immer nur ungefähr gleichen. Die Jahreszeiten werden dabei auch von Zufällen und Extremereignissen ebenso wie von mehr oder weniger zyklischen, längerfri­s‍tigen Klimaveränderungen beeinflußt.

Vor vielen Jahren, bevor ich von dieser Generationstheorie gelesen hatte, habe ich in Henry Kissingers Buch Großmacht Diplomatie. Von der Staatskunst Castlereaghs und Metternichs die denkwürdige Fest­s‍tellung zum Ergebnis der Politik Castlereaghs und Metternichs gelesen,  daß die von diesen ausgehandelte Friedensordnung Europa bis auf kleine Zwischenfälle einen fast 100 Jährigen, von der Schlacht bei Waterloo im am 18. Juni 1815 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges am 1. August 1914 dauernden Frieden beschert habe. Der Frieden sei so stabil und dauerhaft gewesen, daß die Menschen das Gefühl für das Tragische verloren hätten, wodurch gerade auch diese Stabilität des Friedens eine der Ursachen für den 1. Weltkrieg geworden sei.

Die Argumentation der Generationstheorie ist ähnlich. Die Generation die einen wirklich exi­s‍tenzbedrohenden, totalen Krieg miterlebt habt tut über die Grenzen hinweg alles um eine Wiederholung zu verhindern. Irgendwann treten dann aber die letzten Krieg­s‍teilnehmer ab und die Menschen halten  – wie heute wieder in Europa – einen Krieg für ausgeschlossen, extrem unwahrscheinlich oder auch für durchaus führbar.

Daß dies heute im gesamten We­s‍ten so ist zeigt z.B.  Martin van Crevelds im Sommer 2016 erschiene Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West von Martin van Crefeld. Van Crefeld hatte als er wohl noch an diesem Buch schrieb einen Artikel in der Jungen Freiheit, wo er auf einen Teilaspekt einging. Siehe dazu meinen Blogbeitrag Nur noch Schmusekatzen.

Zu diesem zunehmenden Leichtsinn der “Eliten” und auch der Bevölkerung siehe auch den Offenen Brief offenen Brief amerikanischer Sicherheitsexperten an Präsident Obama, vom Mai 2015 erinnern,  in dem diese darauf hingewiesen hatten daß und wie die USA weiterhin durch das EMP Risiko bedroht sind. Zu den Unterzeichnern gehörte auch der ehemalige Abgeordnete Roscoe Bartlett, dem ich den er­s‍ten Beitrag meines Blogs gewidmet hatte: Der Abgeordnete der vom Netz ging. Bartlett war auch die treibende Kraft für die Einsetzung der EMP-Kommission und damit auch für deren Berichte und für einige weitere Warnungen und Dokumentationen zu denen sich Links in Weitere Literatur zum Thema EMP finden. Obwohl Bartlett ein Rechter war, hat er auch sehr früh das Thema Peak Oil aufgegriffen und dazu viele Male sehr beharrlich eine etwas ein­s‍tündige, auch heute noch sehr hörenswerte Rede vor dem Kongreß (Congreßman Roscoe Bartlett on Peak Oil) gehalten. Siehe auch CSPAN zu Roscoe Bartlett.

Bartlett hat an einer Stelle auch von einer Reise nach China berichtet, von der er den Eindruck mitgebracht habe, daß die Chinesen im Bezug auf die Zukunft völlig anderes planen und denken als die Amerikaner. Die Chinesen würden 100 Jahre vorausdenken und nicht wenige Monate oder Jahre. Er hat ferner darauf hingewiesen, daß China eine mächtige Hochseeflotte aufbaut und daß der Tag kommen werde, an dem China sagen wird, “Sorry, das Öl ist für uns”.

Faktisch zeigen die Einsichten und Reden von Roscoe Bartlett das Steve Bannon und John Xenakis mit hoher Wahrscheinlichkeit recht haben mit ihrer Einschätzung, daß ein 3. Weltkrieg unvermeidbar ist.

Zum Thema Öl fand ich in dem Wochenrückblick von www.limit­s‍togrowth.de für die Woche vom 17.1.2017 eine sehr bemerkenswerte neue Studie der HSCB-Bank: http://www.alternet.org/environment/economic-oil-crash-around-corner und hier der Link auf den Orginaltext: https://drive.google.com/file/d/0B9wSgViWVAfzUEgzMlBfR3UxNDg/view

Die wesentliche Aussage ist, daß der progno­s‍tizierte globale Ölverbrauch bis 2040 weiter steigen wird, während die neu gefundenen und erschlossenen Ölfelder immer kleiner werden und deren Liefermenge immer schneller abnimmt. Produktivitätsgewinne die man bei der Ölförderung in den letzten Jahren gemacht habe, und die viel gebracht hätten, bringen immer weniger und bieten daher keine Hoffnung. Dazu kommt ein, wegen der gesunkenen Ölpreise, sehr starker Rückgang der Inve­s‍tition in die Suche und Erschließung von neuen Ölfeldern in den letzten Jahren. Die Studie geht, soweit ich sie gelesen habe, nicht auf den steigenden Energieverbrauch der Ölproduktion selbst ein.

Krieg macht Sinn und der wird geführt werden, wenn der Preis der Fortsetzung des Friedens für eine Seite höher erscheint als der Preis eines Krieges. China braucht weder Europa noch die USA als Handelspartner. China hat mehr als genug Leute im Eigenen Land, die gerne mehr Wohl­s‍tand haben möchten und die die Regierung unter Druck setzen werden wenn sie nicht mehr Wohl­s‍tand bekommen. Europa und die USA waren für China als Quelle von Know How sicher sehr wichtig, aber die Zeit dürfte im wesentlichen vorbei sein. Es geht in Zukunft wohl eher um Roh­s‍toffe. Europa und die USA verbrauchen Roh­s‍toffe und bela­s‍ten auch die Umwelt. Wenn die Zivilisation in Europa und den USA mit erträglichem Aufwand abgeschaltet oder die Wirtschaft dort zum Zusammenbruch gebracht werden kann, bleiben insbesondere auch für China und die Befriedigung der Ansprüche und Träume seiner Bevölkerung mehr Roh­s‍toffe und mehr Umwelt. Dazu kommt, daß auch die Bevölkerung in China das Gefühl für die mögliche Tragik eines großen Krieges verloren haben dürfte.

Ich bin mir nicht sicher, ob Donald Trump und seinem Strategieberater Steve Bannon  klar ist, daß die  westlichen Industriegesellschaften wohl unweigerlich im Ab­s‍tieg begriffen sind und sich unaufhaltsam auf dem Weg in eine dunkles Zeitalter befinden. Für die Wirtschaftsprogramme von Donald Trump werden genauso die Ressourcen fehlen wie für den Erhalt des deutschen Sozial­s‍taates für einen dauerhaften den Erfolg der idiotische Asyl- und Zuwanderungspolitik Deutschlands und Europas. ABER, Donald Trump und sein Strategiechef Steve Bannon dürften trotzdem die mit sehr weitem Ab­s‍tand be­s‍te Wahl mit Blick auf das Kriegsrisiko sein. Mir hat die Wahl Donald Trumps und seine Ernennung von Steve Bannon jedenfalls Hoffnung im Bezug auf die Zukunft Europas gemacht. Nicht daß ich nun glaube, daß die Zukunft besonders rosig wird. Die Zukunft wird sicher ziemlich hart, aber Dank der Wahl Donald Trumps und der Ernennung von Steve Bannon zu seinem Strategiechef  kann das Schlimm­s‍te vielleicht doch verhindert werden.

Wegen Donald Trump und Steve Bannon sehe ich den Frieden jedenfalls sehr viel weniger gefährdet als durch Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Martin Schulz, Claude Junker usw..

Trump und Bannon werden alleine schon wegen des Risikos eines vermutlich schon in den er­s‍ten Minuten eines 3. Weltkrieges erfolgenden Angriffs auf die elektrische und elektronische Infrastruktur der USA und der anderen westlichen Industrie­s‍taaten sicher keinen Krieg anfangen wollen. Eine Zer­s‍törung der elektrischen und elektronischen Infrastruktur, wie er z.B. per EMP-Angriff mit geringem Aufwand möglich ist, würde die Wirtschaft in den USA und in Europa nachhaltig zer­s‍tören und voraussichtlich mehr als 9 von 10 Bewohner innerhalb weniger Monate durch Hunger, Krankheit und Gewalt töten. Es scheint das der We­s‍ten diesbezüglich sehr viel verwundbarer ist als Rußland und China.

Was von Trump und Bannon aber zu erwarten ist, ist daß sie die Gefahr eines Weltkrieges sehen und zumindest die Verteidigungsfähigkeit der USA und die amerikanische Bündnispolitik vor diesem Hintergrund optimieren.

Kelberg, den 12.2.2017

Chri­s‍toph Becker

 




Kindersoldaten des IS in Aktion

Der Artikel You Need To Take A Closer Look At The Real “Refugees” Before You Denounce “Vetting” (dt. Sie sollten einen genaueren Blick auf die wirklichen “Flüchtlinge” werfen, bevor sie Sicherheitsüberprüfungen anprangern) auf TheBurningPlatform.com vom 3. Februar 2017 verlinkt einen  Artikel mit einem ziemlich krassen IS-Propagandafilm, den man sich meines Erachtens ansehen sollte, um die extreme Gefährlichkeit und die voraussichtlichen Folgen der deutschen Asylpolitik und des naiven Gutmenschentums besser begreifen zu können.

Doch zuerst ein Bild aus dem der letzten Wahlkampf für das Europaparlament in Deutschland, das auch schon zu den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht 2016 gepasst hat. Einige Tage später hatte die CDU dieses Plakat dann durch ein großes Plakat mit Frau Merkel ausgetauscht – so nach dem Motto “wenn Sie Sicherheit und einen stabilen Euro und eine gute Zukunft für sich und ihr Kind wollen, dann müssen sie Frau Merkel und die CDU wählen:

Ich übersetze nun zunächst den Text der weiter unten verlinkten amerikanischen Webseite zu dem eingangs erwähnten IS-Propagandavideo:

In einer kürzlich freigegebenen Videoproduktion des IS sieht man Kinder ein Haus freikämpfen, in dem sich Gefangene befinden. Die Gefangenen sind Trainingsziele.

Warnung: Wir werden es nicht zu einer Gewohnheit machen, IS-Propaganda zu posten. Jedoch, in diesem Fall sind wir gewillt eine Ausnahme zu machen – als eine brutale Erinnerung an die Feinde denen wir uns auf der ganzen Welt gegenüber sehen. Dies ist ihre graphische Inhaltswarnung.

Anm. d.Übersetzers: Ich möchte hinzufügen, dass dieser IS-Propaganda-Video nichts für schwache Nerven und nichts für Kinder unter 16 ist. Für gesunde deutsche und europäische Wähler aber könnte dieser Video eine sehr heilsame Schocktherapie sein, die sehr vielen Menschen das Leben retten könnte.

Sehen Sie sich genau an wie die Welt heute ist. Wir haben Kinder in den Straßen der Vereinigten Staaten, die Wutanfälle haben, weil sie glauben, dass die Politiker versagt haben. Vielleicht haben sie versagt. Sie haben darin versagt indem sie ihnen erlaubt haben zu glauben, sie würden in einer Welt mit eitel Sonnenschein und bunten Regenbogen leben.

Politik vollständig außer acht lassend, ist dieses Video ein Zurückschnappen zur Realität. Dies ist die reale Welt in der wir heute als Spezies leben. Erwachsene Männer trainieren Kinder, manche gerade mal 6 Jahre alt, so dass sie sich durch ein Haus wie Angehörige eine Kampfeinheit für den Häuserkampf bewegen und mit scharfer Munition schießen, und dabei reale menschliche Wesen töten.  Um dem ganzen ein Sahnehäubchen auf zu setzen nehmen sie dass auch noch als einigermaßen professionelle Videoproduktion auf und laden es ins Internet hoch um der Welt zu zeigen, dass ihre Kinder bereit sind für ihre Sache zu kämpfen. Ich sehe nicht dass die in Syrien für Frauen- und Kinderrechte marschieren.

Während Sie weinen und jammern und sich über soziale Angelegenheiten beschweren, die ein Streitpunkt in unserer Gesellschaft sind, werden Frauen und Kinder auf der ganzen Welt von Fanatikern vergewaltigt und ermordet. Werfen Sie einen Blick heraus aus Ihrem sicheren Ort und realisieren Sie sich, dass die Welt nicht der utopischer Ort sein kann, den Sie sich wünschen. Es ist nicht möglich. Sie wird es nie sein.

 Dies ist der Grund warum.

Und hier nun der Link auf  der Link auf TheBurningPlatform lautet: .  www.funker530.com/recent-propaganda-video/ .

https://www.funker530.com/recent-propaganda-video/

Und denken Sie daran.

  1. Die modernen Industriegesellschaften des Westens haben eine extrem verwundbare, in einem Weltkrieg möglicherweise schon in den ersten Minuten unbrauchbar werdende technische Infrastruktur, deren Zusammenbruch locker 9 von 10 Bewohner der betroffenen westlichen Industriestaaten binnen weniger Monate das Leben kosten wird, wie z.B. Simulationen von EMP-Angriffen zeigen (siehe u.a. Weitere Literatur zum Thema EMP)
  2. Die Nahrungsmittelproduktion und die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland und Europa ist nicht nachhaltig und sie ist extrem von der Verfügbarkeit von fossilen Energieträgern abhängig. Die letzte deutsche Zeche schließt aber 2018 und irgendwann zwischen 2025 und 2030 kommt der Moment von dem an – völlig unabhängig von der Größe der dann noch in der Erde schlummernden Vorräte – global im Mittel für die Entdeckung und Förderung von Erdöl mehr Energie aufgewendet werden muss als in dem dann geförderten Erdöl enthalten ist. (siehe Erschöpfung: Das Schicksal des Ölzeitalters). Die “erneuerbaren” Energien werden uns nicht retten, weil sie ohne fossile Energieträger weder produziert, noch installiert, noch gewartet noch ersetzt werden können (siehe z.B. 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030?).
  3. Unsere Streitkräfte, und auch die des gesamten Restes der westlichen Industriestaaten sind, wie der bekannte Militärhistoriker Martin van Creveld meines Erachtens völlig zur Recht meint, “nur noch Schmusekatzen“. Als der zugehörige Artikel in der Jungen Freiheit entstand war Martin van Creveld wohl gerade daran sein im Sommer 2016 auf Englisch erschienenes, sehr empfehlenswertes Buch Pussycats – Why the Rest keeps beeting the West (dt. Schmusekatzen: Warum der Rest ständig den Westen verpürgelt. zu schreiben. Aus dem Artikel über die Feminisierung der Streitkräfte des Westens ein Zitat von van Creveld: Abschließend sind noch zwei Punkte anzumerken: Zum einen haben, wie ihre zahlreichen Siege deutlich machen, die Taliban, ihre Waffenbrüder in anderen Ländern und die Gesellschaften außerhalb der westlichen Welt im allgemeinen gut erkannt, dass es nicht ratsam ist, dem Westen auf seinem selbstzerstörerischen Weg zu folgen. Zum anderen sind Gesellschaften, die ihre Kampfkraft verlieren, indem sie ihr Militär so behandeln wie der Westen, zum Untergang verurteilt. Früher oder später wird jemand mit einem scharfen Schwert daherkommen und ihnen den Kopf abschlagen.
    Wer Ohren hat der höre.

Und wer die Nerven hat sehe sich diesen Propaganda-Video des IS an und lese vielleicht dazu noch Romane wie One Second After: Die Welt ohne Strom von William R. Forstchen und The Price of Peace von Albert Clark, die man dann auch noch vor diesem ganz realen IS-Propaganda-Video und der Deutschen Asyl- und Zuwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte sehen sollte. The Price of Peace ist schon vor über 30 Jahren geschrieben, gibt aber eine Vorstellung davon, wie sich ein amerikanischer Berufssoldat (der Autor war Oberstleutnant der USAF, u.a. auch in Büchel in der Eifel), einen Krieg vorstellt, in uner anderem Europa vom Mittelmeer aus  von mit China verbündeten muslimischen Streitkräften angegriffen und sehr übel zugerichtet wird.

Am 31. Januar 2017 schrieb John Xenakis auf seinem Blog ( http://www.generationaldynamics.com/pg/ww2010.weblog.htm#e170131 ) u.a.:

Wie ich viele Male geschrieben habe ist es ein Grundprinzip der generationsdynamischen Theorie, dass selbst in einer Diktatur die großen politischen Ereignisse durch die Masse der Bevölkerung und durch ganze Generationen und nicht durch Politiker bestimmt werden.

und

Die Generationsdynamik sagt voraus, dass in dem sich nähernden Weltkrieg des Zusammenpralls der Zivilisationen, China, Pakistan und die sunnitischen muslimischen Staaten (Anm. d. Übers.: das sind u.a. die Staaten Nordafrikas, die Türkei, Saudi Arabien, die Golf-Staaten und Afghanistan) auf der einen Seite sein werden, während die USA, Russland, Indien und der Iran auf der andren Seite sein werden.

Europa erwähnt er nicht. Aber Europa und die Nato werden sich aus so einem Krieg wohl kaum heraushalten können.

Wenn jemand das Thema Generationsdynamik leichtfertig abtut sollte er/sie vielleicht meinen Blogbeitrag Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik und die dort verlinkten weiterführenden Ausführungen lesen.  Als Ergänzung dazu empfiehlt sich z.B. der am 29.1.2017 in der ZEIT erschiene Artikel Alt-Right: Stephen Bannon bestimmt nun auch die US-Außenpolitik mit. Bei der ZEIT scheint man allerdings die Zusammenhänge und Hintergründe (noch) nicht verstanden zu haben.

Kelberg, den 3. Februar 2017

Christoph Becker