Nate Hagens im April 2017

Nate Hagens hat am 23. April 2017 eine überarbeitete Version seines Vortrages gehalten, die seit 2. Mai per Youtube verfügbar ist. Über die Jahre habe ich schon verschiedene Versionen von Nate Hagens Präsentation gesehen und fand sie auch dieses Mal  wieder sehr gut und die Zeit wert.

Mein Vorschlag wäre, dass unser öffentlich rechtliches Fernsehen u.a. diese Präsentation und die zugehörigen Folien deutsch synchronisiert und hin und wieder zur besten Sendezeit zeigt.

Kelberg, den 15. Juli 2017

Christoph Becker




Über den Klimaschutz

Wegen der Kritik an den USA, im Zusammenhang mit deren  Ausstieg  aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und vor dem Hintergrund der in der Landwirtschaft möglichen Kohlenstoffsequestrierung, hatte ich etwas zum Thema  “CO2-Ausstoß pro Kopf”  und zu der Selbstverpflichtung der USA wegen des Klimaschutzabkommens  recherchiert. Die Ergebnisse fand ich überraschend und sie erinnerten mich schließlich an Mark Twains Satans Briefe von der Erde:

Zunächst fand ich mit www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/klimaschutz_in_zahlen_bf.pdf eine  Broschüre des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), der ich  die beiden folgenden Grafiken entnommen habe:

Die Masse der Reduzierung erfolgte in den Jahren 1990 – 2000. Die Ursache dafür könnte die Verlagerung von Produktionen in ehemalige Ostblockstaaten und nach Asien gewesen sein. Von 2005, als  Frau Merkel Kanzlerin wurde, bis 2013, also noch bevor “wir” unter der Führung von Frau Merkel mit dem Massenimport von Flüchtlingen so richtig begonnen hatten, ist diesen Grafiken zur Folge der CO2-Ausstoss der Deutschen pro Kopf nur von 12,1 auf 11,8 Tonnen gefallen. Das sind nur 0,3 Tonnen, was bezogen auf den Ausstoß von pro Kopf 15,7 Tonnen im Jahre 1990 nur gut 1,91 % in  2013 – 2005 = 8 Jahren ist. Das sind pro Jahr weniger als 0,24 %. Von 2011 an bis 2013 ist nach der obigen Grafik der CO2-Ausstoß aber sogar jedes Jahr gestiegen, wobei der gesamte Anstieg in dieser Zeit 0,3 Tonnen pro Kopf und Jahr betrug. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung und auch der Energieverbrauch durch die Aufnahme der “Flüchtlinge”.

Auf der Suche nach Daten zu den Gesamtemmissionen der BRD fand ich in auf der Seite des Umweltbundesamtes: www.umweltbundesamt.de/daten/klimawandel/treibhausgas-emissionen-in-deutschland

Daraus habe ich die beiden folgenden Grafiken und die darunter verlinkte Tabelle entnommen:

Die dazu gehörige Tabelle mit den Zahlen als Pdf-Dokument mit den Zahlen: 8_tab_thg-emi-kat_2017-03-17_0

Die USA hatten sich im Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet, bezogen auf 2005, ihre Treibhausgasemmisionen bis 2025 um 26 – 28 Prozent zu reduzieren (http://blogs.ei.columbia.edu/2015/12/11/what-is-the-u-s-commitment-in-paris/ ).  Wie sieht es mit Deutschland vor diesem Hintergrund nach den Daten des Umweltbundesamtes aus? Bezogen auf den Wert von 2005, hat Deutschland bis 2015, also in 10 Jahren, in denen Frau Merkel Kanzlerin war UND ab eben dem Jahr, das für die USA als Referenz dienen sollte, von 991.993 Tonnen auf 901.932 Tonnen reduziert. Das sind 9,073 Prozent.  Wenn ich mir diese Zahlen und die obigen Grafiken und die darin erkennbaren Trends ansehe, ist es meines Erachtens ausgeschlossen, dass die BRD  ihre selbst gesteckten Ziele ohne Krieg oder allgemeinen Kollaps der Wirtschaft erreicht. Ist Donald Trump vor diesem Hintergrund nicht ehrlicher und überzeugender als Frau Merkel und die anderen Europäer, indem er einfach das Abkommen gekündigt hat?

Die klimaschädlichen Emissionen der deutschen Landwirtschaft

Das Interessanteste an der oben verlinkten Tabelle ist vielleicht, dass darin die Emissionen der Landwirtschaft gesondert aufgeführt werden. Der Anteil der deutschen Landwirtschaft an der Gesamtemission ist, demnach in der Regierungszeit von Frau Merkel, also seit 2005, von 6,4 % auf 7, 4 % gestiegen. Wenn man das seit Jahren bekannte Wissen, auf das ich in Artikeln wie Können wir wirklich unsere Böden regenerieren? und Funktioniert das auch für Milch- und Kleinbauern?  und den dort verlinkten weiterführenden Artikeln hingewiesen habe, genutzt hätte, dann würde die Landwirtschaft im Mittel keine klimaschädliche Gas emittieren, sondern sie würde stattdessen große Mengen im Boden einlagern. Bei über 16 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und insgesamt über die Jahre nur 100 Tonnen CO2 -Sequestrierung pro Hektar hätte man sogar in den letzten Jahren1,6 Milliarden Tonnen, also mehr als den 1,6-fachen Jahresausstoß im Boden versenken und dabei gleichzeitig die Bodenqualität und viele andere wichtige Parameter stark verbessern können. Die deutsche Landwirtschaft hätte dann in den letzten Jahren mehr als das 24-fache der Menge, die sie stattdessen 2015 an Treihausgasen freigesetzt hat, im Boden versenkt! In dem in Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 gezeigten Versuch wurden mit geringem Aufwand in nur 5 Jahren sogar mehr als 250 Tonnen pro Hektar im Boden eingelagert, also mehr als das 2,5 fache von 100 Tonnen. Das ist aber noch nicht alles, was man zur “Qualität” der Umwelt und Klimapolitik von Frau Merkel und den an ihrer Regierung beteiligten Parteien wissen und bedenken sollte.

Bis 2020 will Frau Merkel eine Million Elektroautos auf die Strassen bringen. Am 15. Juni 2017 erschien dazu auf Focus.de der Artikel Schwedische Studie rechnet vor: CO2-Bilanz eines Elektroautos ist ein Desaster. Aber brauchte man dazu überhaupt eine Studie? Da Geld in der realen Welt sehr viel mit Energie zu tun hat bzw. faktisch ein Versprechen auf die Lieferung von Energie ist ( Energie und Geld ), wobei Energie weltweit zu rund 80 % fossile Energie ist, mit deren Nutzung die Freisetzung von CO2 verbunden ist, konnte und kann sich jeder leicht ausrechnen, dass die Umwelt und CO2-Bilanz von Elektroautos alleine schon wegen der hohen Preise in Kombination mit der nur begrenzten Batteriehaltbarkeit bei genauem Hinsehen verheerend schlecht ist. Dabei ist zu bedenken, dass Investitionen zwar mit Versprechen auf die Zukunft bezahlt werden,  aber zugleich mit den realen Mitteln und eben auch mit realer Nutzung der aktuell verfügbaren Energien und Ressourcen realisiert werden. Die heute produzierten Elektroautos und deren Batterien verpesten die Umwelt also hauptsächlich jetzt, VOR ihrer Auslieferung und sie tun das auch dann, wenn sie durch Unfälle oder andere Gründe nie die Fahrleistung erzielen, ab der sie klimapolitisch betrachtet überhaupt erst interessant werden könnte.

Flüchtlinge und deren Fluchtursachen.

Ich habe  aus der Liste der Länder nach CO2-Emission Deutschland und eine Reihe von Länder, aus denen  hauptsächlich Zuwanderer und Flüchtlinge nach Deutschland kommen in einer Tabelle aufgelistet und dazu den Faktor berechnet, um den die Wanderung nach Deutschland den CO2-Ausstoß und damit auch die Klimaschädlichkeit jedes Flüchtlings und Zuwanderers im Durchschnitt  steigert:

Land CO2-Ausstoß/Kopf und Tonne im Jahr Vielfaches des deutschen pro Kopfausstoßes
Deutschland 9,4 1
Türkei 4,07 2,3
Syrien 3,03 3,1
Afghanistan 0,26 31,15
Somalia 0,07 134
Äthiopien 0,08 117
Albanien 1,34 7
Nigeria 0,50 18,8
Iran 0,93 10,1
Irak 3,47 2,7
Pakistan 0,94 10
Rumänien 4,38 2,14
Indien 1,64 5,7

Was Deutschland als Ziel von “Flüchtlingen” und Zuwanderern aus (momentan noch) ärmeren Ländern so interessant macht, ist faktisch nur der angenehme Effekt des im Vergleich zu den Herkunftsländern drastisch höheren CO2-Ausstoßes pro Kopf. Das heißt faktisch, die “fliehen” und bitten um “Asyl”, weil sie in Deutschland drastisch mehr die Umwelt belasten können als in ihren Heimatländern. Es geht darum, dass in Deutschland einige zig Milliarden, trotz “Energiewende” weiterhin hauptsächlich mit Hilfe fossiler Energieträger hergestellte und betriebene, die Umwelt verpestenden, klimaschädliche Gase produzierenden Energiesklaven pro Einwohner bereitstehen und die Bevölkerung verwöhnen.

An dieser Stelle hatte ich mir die schon in Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten verlinkte Rede von Frau Merkel bei der Münchener Sicherheitskonferenz, am 18. Februar 2017 noch einmal angehört. Dieser Blogbeitrag hier würde entschieden zu lang und den Rahmen sprengen, wenn ich meine Anmerkungen über die vielen Irrtümer der Bundeskanzlern aufzählen und begründen würde.

Stattdessen möchte ich hier auf meine Blogbeiträge

hinweisen.

Moderner Ablasshandel?

Ich verstehe die “Flüchtlinge” sehr gut. Ich würde an deren Stelle genauso handeln. Mir fehlt nur jedes Verständnis für das Verhalten der Deutschen und der anderen europäischen Länder, die bereitwillig “Flüchtlinge” aufnehmen. Vielleicht handelt es sich hier aber um eine Art modernen Ablasshandel: Die meisten heute lebenden, erwachsenen Europäer dürften zumindest unbewusst wissen, dass ihre Lebensweise aus Sicht künftiger Generationen extrem  böse und frevelhaft war und ist, wie in einem Auszug aus John M. Greers Buch Dark Age America, den ich für meinem Blogbeitrag  In der Folge der industriellen Zivilisation übersetzt habe erklärt ist. Das scheinheilge Gutsein, das “politisch korrekt sein”, der “Kampf gegen Rechts“, der faktisch nichts anderes als ein fanatischer, perverser Kampf gegen die Interessen und die Zukunft der Kinder und Enkel des eignen Volkes ist,  all dass kann man als ziemlich abartigen, verachtenswürdigen modernen Ablasshandel betrachten, der dem Ablasshandel im Deutschland Martin Luthers in nichts nachsteht – und der die Seelen der an ihm als Kunden und Anbieter Beteiligten ebenso wenig retten wird wie jener Ablasshandel vor 500 Jahren.

Angst vor der eigenen Unfähigkeit?

Bei den “Eliten” Europas kommt vielleicht auch noch dazu, dass die beiden Weltkriege und deren Vorgeschichte das Vertrauen der europäischen Eliten in ihre Fähigkeiten und in die Qualität ihres Weltverständnisses weitgehend zerstört haben. Wenn man die Zeit von 1910 bis nach dem 2. Weltkrieg nimmt, dann sind eigentlich alle “Eliten” der größeren europäischen Staaten auf ziemlich schreckliche und tragische Weisen  gescheitert. Und jetzt haben die Nachfolger im Amt Angst und klammern sich an internationale Organisationen wie die EU, den IWF, die NATO usw. und wollen die Verantwortung  für ihre Völker abwälzen. Vielleicht ist DAS auch eine Erklärung für den Mulitikultiwahn: Sündenböcke schaffen und  die Grundlagen für das Scheitern der eigenen National- und Sozialstaaten als  “gut”, “fortschrittlich” oder gar “alternativlos” getarnt etablieren, um so die Verantwortung vor der Geschichte abzuwälzen.

Will Deutschland überhaupt Klimaschutz?

Insgesamt sieht es für mich so aus, dass Deutschland unter der Führung von Frau Merkel weder wirklich bereit noch in der Lage ist, einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase zu leisten. Es ist vielmehr so, dass gerade Deutschland seine Möglichkeiten zu positiven Beiträgen nicht nutzt und sich stattdessen in Deutschland, in Europa und auch  in Afrika und Asien erfolgreich große Mühe gibt, den Klimawandel weiter zu beschleunigen.

Was wir an sinnvollem tun könnten tun wir nicht

D.h., wenn wir den Menschen in Afrika und im Nahen Osten wirklich helfen wollten oder würden, dann würden wir ihnen zeigen und helfen wie sie ihr Land wieder in fruchtbares Weide- und Ackerland und in fruchtbare Gärten verwandeln und sich selbst ernähren können.  Während Deutschland aber zig Milliarden für seine idiotische, klimaschädliche, pseudohumane  “Flüchtlingspolitik” verpulvert, fand ich auf www.growbiointensive.org, auf www.g-biack.org und auf www.savory.global,  der Webseite des Savory Institutes Spendenaufrufe. Warum wohl? Diese drei Adressen stehen – im krassen Gegensatz zum deutschen Asylwahnsinn – wirklich für effizienten Klimaschutz, Umweltschutz und auch für wirklich effiziente Möglichkeiten Deutschlands und Europas den Menschen in Afrika und im Orient zu helfen. Aber damit würde die deutsche Industrie und das deutsche Großkapital kein Geld verdienen.

Zeit für Satans Berichte über Europa

Ich finde es wird, Zeit Mark Twains großartige Idee fortzuführen und dem Teufel hin und wieder über die Schulter zu schauen, wenn er wieder Briefe von der Erde schreibt.  Es ist eine großartige Zeit für satanische Betrachtungen und Bemerkungen über Deutschland und Europa. Zumindest aus der Sicht des Teufels ist die deutsche Realität und die Politik von Frau Merkel, ebenso wie das übliche Wahlverhalten der Bevölkerung sehr erfreulich und  erfolgversprechend.

Kelberg, den 15. Juni 2017

Christoph Becker

 




Funktioniert das auch für Milch- und Kleinbauern?

Sind die Möglichkeiten zur Bodenregeneration, die ich u.a. mit Können wir wirklich unsere Böden regenerieren? gezeigt habe, auch für Milchbauern, für Kleinbauern und für Gärtner anwendbar? Die Antwort ist ein klares JA.

Milchproduktion

Für den deutschsprachigen Raum gibt es im Internet verschiedene Versionen der Kurzfassung von Wirtschaftlichkeit einer Milchviehfütterung ohne oder mit wenig Kraftfutter. Die weitere Suche führte dann zu www.landforscher.de, einer Vereinigung unabhängiger Beratungsbüros für die Landwirtschaft. Dort finden sich auch ein Link für die Langversion auf dem Server von www.kasseler-institut.org (Menüpunkt Arbeitsergebnisse) und verschiedene andere Artikel. Es gibt jedenfalls im deutschsprachigen und europäischen Raum Beispiele für ohne Kraftfutter wirtschaftlich arbeitende kommerzielle Milchviehbetriebe.

In der amerikanischen Literatur finden sich verschiedene Hinweise darauf, dass sich Milchvieh Fütterung nur mit Gras rentieren kann. ABER, wie z.B. der Artikel  The similarities of grassfed beef and dairy (dt. Die Ähnlichkeiten der Rindfleischproduktion per Grasfütterung und der Milchproduktion per Grasfütterung) von Dr. Allen Williams ahnen lässt, gibt es eine ganze Reihe  Details, wie z.B. die Auswahl und Zucht geeigneter Kühe, deren Nichtbeachtung den Erfolg einer ohne Kraftfutter auskommenden Milchproduktion vermindern oder auch verhindern können. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Anwendung der Prinzipien zur Bodenregeneration und zur Leistungssteigerung des Weidelandes, wie sie z.B. im Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 gezeigt wurden, auch bei der Milchproduktion in Deutschland und Europa wirtschaftlich sinnvoll sein kann.

Kleinbauern

Das bekannteste und extremste Beispiel ist hier wahrscheinlich die Singing Frogs Farm. Diese verfügt etwas über  8 Acre (ca 3,2 ha) , von denen nur etwa 3 Acre (ca. 1,2 ha) bewirtschaftet werden. Der Umsatz beträgt mehr als 100.000 USD pro Acre, das sind rund 250 Tsd US-Dollar pro Hektar. Auf die Singing Frogs Farm hatte ich schon mehrfach hingewiesen und ich habe sie im Herbst 2015 auch einmal selbst besucht und mir die Prinzipien und Produktionsweise zeigen und erklären lassen. In deutscher Sprache gibt es als Übersicht neuerdings unter dem Titel Der mit der Dürre tanzt die Übersetzung des Artikels The Drought Fighter aus Craftsmanship.

Hier wäre es sicherlich sinnvoll, die verschiedenen auf Youtube verfügbaren Vorträge von Elizabeth und Paul Kaiser über ihre Farm zu einem Artikel oder nach Bereichen wie Biologische Grundlagen, praktische Anwendung und Methode und wirtschaftliche Aspekte aufgeteilten Artikeln zusammenzufassen. Ich habe damit angefangen, aber mir fehlt momentan die Zeit, dieses Projekt fertigzustellen.

Ein bemerkenswerter Punkt im Bezug auf die Singing Frogs Farm ist noch, dass sie im Frühjahr mit ungewöhnlich späten und im Herbst ungewöhnliche frühen Frösten fertig werden muss. Dazu kommen oft lange Trockenperioden, denen dann wieder extreme Starkregen folgen können.   Paul Kaiser berichtet z.B. in einem seiner Vorträge von einem Starkregenereignis, dass nach einer mehrere Monate dauernden Dürre bei einem Biobauern in seiner Nachbarschaft die gesamte Ernte vernichtet hat, während die Singing Frogs Farm keinerlei Schäden hatte.

Man kann jedenfalls sicher sagen, dass man keinen mehrere hundert oder gar tausende Hektar großen Betrieb benötigt, sondern das man mit der Beachtung der biologischen Prinzipien auch  auf kleinen Flächen extreme Leistungen erzielen und auch gute wirtschaftliche Erfolge haben kann. Die Singing Frogs Farm ist insbesondere als Vorbild für die Gemüseproduktion in der Nähe größerer Ortschaften und Städte sehr gut geeignet.

Gärten

Wenn es um die Anwendung dieser biologischen Prinzipien auf kleinen Flächen geht, ist der Biointensive Gartenbau nach John Jeavons sicher ein Klassiker. Eine gute Einführung ist sein Buch How to grow more Vegetables and …. Auch gibt es etliche Vorträge auf Vimeo und Youtube, sowie jede Menge weitere Literatur auf der Internetseite seines Saatgutladens www.bountifulgardens.org. Dort finden sich auch Bücher von Autoren wie Eliot Coleman, Carol Deppe, Mark Shepard usw..

Das “Farmershandbook” von John Jeavons, eine 22-seitige  Einleitung, gibt es auch auf Deutsch:  www.growbiointensive.org/PDF/FarmersHandbookGerman_LowRes.pdf

Eine Restauration der Böden durch Beachtung und Anwendung der biologischen Prinzipien ist jedenfalls bei allen Betriebsgrößen, vom kleinen Garten bis zu den extremen Großbetrieben möglich und sinnvoll.

Dieser Blogbeitrag ist als Ergänzung zu Können wir wirklich unsere Böden regenerieren? und den dort verlinkten weiteren Artikeln gedacht.

Kelberg den 13. Juni 2017

Christoph Becker




Können wir wirklich unsere Böden regenerieren?

Im Januar 2017 erschien in der Zeitschrift Graze der im Folgenden ins Deutsche übersetzte  Artikel des amerikanischen Farmers Gabe Brown, mit dem Titel Can we really regenerate our soils? (dt.: Können wir wirklich unsere Böden regenerieren?) und dem Untertitel This grazing and cover crop system is producing some impressive numbers (dt.: Dieses Weide- und Zwischenfruchtsystem produziert einige eindrucksvolle Zahlen).Link auf den Originalartikel: www.grazeonline.com/canweregeneratesoils

*********   Beginn der Übersetzung   *********

Telefongespräche, E-Mails und selbst einige altmodische Briefe – alle sagen dasselbe. Wenn ich auf der Reise bin und Präsentationen bei Konferenzen und Workshops durchführe, dann kommt immer wieder diese Behauptung vor.

Wenn ich nur einen Dollar für die Anzahl der Gelegenheiten hätte, bei denen mir die Menschen gesagt haben, „Gabe, du verstehst einfach nicht dass unsere Böden nicht so sind wie deine.“ Ich habe gelernt geduldig zuzuhören (o. k. manchmal nicht so geduldig) während mir die Leute all die Gründe erzählen, warum meine Böden produktiv sind und ihre nicht.

Wenn Sie fertig sind, dann frage ich sie welche Vorstellungen sie davon haben, wie ihr Land, aussah bevor die Europäer es besiedelten. Nun daraufhin begengnet mir gewöhnlich ein verwunderter Blick.

Mein Punkt ist dies: wie kann es sein, dass diese Ländereien einst gesunde, funktionierende Ökosysteme waren? Was änderte sich zwischen damals und jetzt? Könnte es sein, dass wir der Grund dafür sind, dass unser Land nicht mehr so produktiv ist wie es einstmals war? Könnte es sein, dass wir der Grund dafür sind das unsere Böden nicht mehr ordentlich funktionieren?

Wir haben auf unserer Ranch viele Besucher, mehr als 2100 alleine im letzten Sommer. Ich denke die meisten kommen, weil sie ein Wundermittel wünschen. Was wir Ihnen zeigen, ist einfach nur wie sie die Prinzipien der Natur zu ihrem Vorteil nutzen können.

Ich möchte zum Beispiel die Unterschiede zwischen dem Boden auf unserer Ranch und dem benachbarter Betriebe zeigen. Alle haben denselben Bodentyp.

Die folgende Tabelle zeigt die Resultate für vier Betriebe in meiner Nachbarschaft. Der als “Bio” (engl. “organic”) bezeichnete, ist genau das – ein Biobetrieb mit großer Vielfalt des Erntesystems. Der Betreiber baut Frühjahrsweizen, Gerste, Hafer, Mais, Sonnenblumen, Erbsen, Sojabohnen, trockene essbare Bohnen und Luzerne an. Natürliche, organische Dünger werden verwendet. Auf diesem Ackerland ist keine Tierhaltung integriert.

Betriebsart N kg/ha P kg/ha (ppm) K kg/hg (ppm)  WEOC
Biobetrieb 2 175 (9) 106 (14) 233
keine Bodenbearbeitung, geringe Vielfalt 30 273 (14) 152 (19) 239
keine Bodenbearbeitung, mittlere Vielfalt, viel Synthetik 41 242(12) 223 (28) 262
keine Bodenbearbeitung, große Vielfalt, kein Dünger, keine Synthetik, Viehhaltung integriert 314 1126 (56) 1967 (250) 1095

Anmerkung:Gabe Brown, dessen Ranch in der unteren Zeile gezeigt wird, stellte einen Bodentest aus dem Jahr 2007 für seine Ranch zur Verfügung der folgende Resultate zeigte: N – 11,2 kg/ha. In den oberen 61 cm; P (Olsen Test) – 6 ppm; K – 303 ppm. Gabe sagt das er auf seiner eigenen Ranch seit 2007 keinen Dünger benutzt. Die ppm sind eine Gaze Umrechnung (mit mithilfe von Gene Schriefer, Universität Wisconsin – Ausseninstitut) von den Original lbs. Daten, die im Bodentest aufgelistet werden.

Im “keine Bodenbearbeitung, geringe Diversität” -Betrieb pflanzt der Betreiber nur Flachs und Frühjahrsweizen in einer Fruchtfolge. Wasserfreies Ammoniak (= Stickstoffdünger) wird verwendet und auf dem Land wird kein Vieh gehalten. Die Ernteerträge liegen über dem Durchschnitt der Gegend.

Die dritte Zeile ist „keine Bodenbearbeitung, mittlere Diversität, viel synthetischer“ Dünger. Diese Farm baut Mais, Gerste, Sonnenblumen, Frühjahrsweizen und Sojabohnen an. Sie arbeitet seit fast 20 Jahren ohne Bodenbearbeitung. Die Erträge sind hoch, aber es werden große Mengen Kunstdünger verwendet, um diese Erträge zu erzielen. Außerdem werden Fungizide, Pestizide und Zusätze angewendet. Rinder dürfen auf dieser Farm nicht grasen.

Brown’s Ranch ist der vierte der aufgeführten Betriebe. Wir haben seit 1993 keine Bodenbearbeitung durchgeführt. Wir bauen folgende Marktfrüchte an: Mais, Frühjahrsweizen, Gerste, Hafer, Erbsen, Getreideroggen, Winter Triticale und haarige Wicke. Alle Felder haben jährlich eine Zwischenfrucht (engl. cover crop, daher auch als Deckfrucht zu übersetzen) – entweder vor während oder nach der für den Verkauf bestimmten Anbaufrucht.

Wir haben seit 2007 keinen Kunstdünger verwendet und wir verwenden keinen anderen gekauften Dünger, Komposttee oder Bodenzusätze. Wir machen eine kleine Menge Kompost, der für unsere Gärten verwendet wird.

Viehhaltung ist in unser Ackerland voll integriert. Mutter Kuh/Kalb Paare, Stocker (junge Rinder oder Bullenkälber, die man dazu kauft, um die Weide besser zu nutzen), Rinder und Bullen für die Grasmast, Schafe, Schweine, Legehennen und Bienen – alle sind überall auf der Ranch integriert.

Nun betrachte man die Bodentests. Diese Tests wurden von Dr. Rick Haney vom USDA Agricultural Research Service in Temple, Texas, durchgeführt. Die ersten drei Spalten zeigen die Menge Stickstoff, Phosphor und Kalium in Kilogramm pro ha (Anm.: umgerechnet aus lbs / acre, Umrechnungsfaktor = 0,453 * 2,47 = 1,1189).

Die letzte Spalte zeigt den Wasser extrahierbaren organischen Kohlenstoffgehalt (Water Extractable Organic Carbon = WEOC), in Teilen pro Million. WEOC ist das Nahrungsmittel, das die Bodenorganismen essen. Wenn man einen Boden mit hohem WEOC hat, hat er die Fähigkeit, eine große Menge Nährstoffe in Umlauf zu halten.

Man beachte wie, viel mehr Nährstoffe meine Böden im Umlauf haben.

Jahrelang wurde mir gesagt, dass mein System zusammenbrechen würde, weil mir der Phosphor, das Kalium und andere Nährstoffe ausgehen würden. Ich wusste, dass das nicht passieren würde, weil ich wusste wie der Boden funktioniert. Ich regenerierte meine Böden, indem ich mich einfach nach den Prinzipien der Natur richtete.

Ich finde es sehr interessant, dass die Unterschiede zwischen den Resultaten der ersten drei Farmen sehr gering sind. Man sieht, diese Farmen beachten diese Prinzipien nicht. Sie behandeln ihre Farmen nicht als Ökosysteme.

Das wunderbare an diesen Prinzipien ist, dass sie überall in der Welt funktionieren, wo es eine produzierende Landwirtschaft gibt.

Kürzlich kam ich von einer Reise nach Australien zurück, wo ich das Glück hatte, Zeit mit Collin Seis auf seiner Ranch in Neusüdwales zu verbringen. Collin hat die Kunst des “pasture cropping”   perfektioniert – die darin besteht einjährige Pflanzen in mehrjährige Weiden zu säen.

Meiner Meinung nach ist dies das ultimative System. Seine sehr vielfältigen (50-60 Arten), wärmeliebenden, mit  mehrjährigen Pflanzen bewachsenen Weiden (warm season pastures) werden während der Wachstumsperiode mit Schaafen beweidet. Wenn die wärmeliebenden Arten in die Winterruhe gehen, sät Collin bodenbearbeitungslos (mit einer Direktsaatsmaschine) eine Kälte liebende Marktfrucht oder eine Futterfrucht ein. Diese Kälte liebenden einjährigen Pflanzen wachsen und werden entweder abgeweidet oder als Getreide geerntet. Wenn es soweit ist, beginnen die wärmeliebenden, mehrjährigen Pflanzen aus ihrem Winterschlaf zu erwachen und bieten eine lebende Bedeckung.

Collins Böden reagierten in der Weise, dass die verfügbaren Nährstoffniveaus über die letzten 15 Jahre signifikant gestiegen sind. Diese Anstiege werden in der folgenden Tabelle gezeigt.

Kohlenstoff 200 % Silizium 116 %
Wasserspeicherkapzität 200 % + Stickstoff 103 %
Kalzium 234 % Phosphor 102 %
Magnesium 110 % Kalium 198 %
Zink 250 % Schwefel 92 %
Kupfer 185 % Eisen 87 %
Bor 150 %

Collins Resultate, genauso wie die meiner Ranch, sind einfach nur das Resultat der Beachtung der Prinzipien der Natur.

Man betrachte nun die folgenden Fotos. Was man sieht ist Sand. Aber warum sind die oberen 30 % des Bodens so dunkel? Die Antwort ist natürlich: Kohlenstoff!Aber wie kommt der Kohlenstoff dahin? Die Antwort darauf ist: durch Pflanzen. Lebende Pflanzen, um genau zu sein.

Pflanzen nehmen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf. Durch Fotosynthese wird dieses Kohlendioxid in flüssigen Kohlenstoff verwandelt, von dem ein Anteil als Wurzelexsudat in den Boden abgegeben wird. Ein Teil des flüssigen Kohlenstoffs wird in Kohlensäure umgewandelt. Die Kohlensäure löst Felsen auf und macht die darin enthaltenen Elemente verfügbar.

So funktioniert ein gesundes Bodenökosystem. Es ist egal, ob wir über Ackerland oder Weideland sprechen. Die Funktionen sind dieselben.

Collin und ich behandeln unsere Betriebe als die Ökosysteme, die sie sind. Wir streben danach, eine  möglichst große Vielfalt an Pflanzen, Insekten und anderen Tieren zu haben.

Man sieht, der Schlüssel zur Regeneration des Bodens ist Leben! Man lasse Pflanzen wachsen. Wenn man eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren hat, kann man seine Ressourcen regenerieren!

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Bis hier die Übersetzung von Grab Browns Artikel Can we really regenerate our soils?  in Graze, im Januar 2017.

Colin Seis ist der Farmer, dem die Hälfte der Wiese mit dem verblüffend verbesserten Mutterboden in Gleicher Boden, verschiedenes Management gehört.

Auf Gabe Brown und seine Farm hatte ich schon im September 2016 in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung hingewiesen.

Man beachte hier zu auch die Beispiele von Dr. Allen Williams in Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016.

Sowie insbesondere mit Blick auf die Nährstoffe auch Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg

Kelberg, den 12. Juni 2017

Christoph Becker

 




Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016

Die Grassfed Exchange (GFE)  ist eine gemeinnützige Organisation ehrenamtlicher Rancher und Unterstützer, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Wissen und Informationen über regenerative Weidetierhaltung zu vermitteln und auszutauschen.

Im Folgenden möchte ich den Abschlussvortrag der jährlichen Fortbildungsveranstaltung der GFE im Jahre 2016 von Dr. Allen Williams, in der Form einer überarbeiteten und mit den meisten beim Vortrag verwendeten Bildern und ins Deutsche übersetzten Folien versehenen Mitschrift wiedergeben.

Die jeweils passende Position der auf Youtube verfügbaren Version wird in [mm:ss] wiedergegeben.

Hauptsächlich zeigt der  Vortrag, was mit intelligenter Weidewirtschaft heute möglich ist. Das Hauptbeispiel ist dabei eine im Jahre 2010 erworbene Farm mit vorher durch Monokulturen völlig abgelandwirtschaftetem Boden. Dr. Williams hatte diese Farm zusammen mit einem Kollegen erworben, um einen vom 1. Tag an dokumentierten Versuch zur Landregeneration durchzuführen. Der Vortrag dokumentiert hauptsächlich den Verlauf und auch das beeindruckende Ergebnis des Versuches.  Durch geschicktes Weidemanagement, mit einer Mutterkuhherde als wichtigstem Werkzeug und mit sehr geringem Maschineneinsatz wurde eine verblüffende Verbesserung des Bodens, des Ertrages, der Pflanzenwelt, des Wildbestandes, des Wasserhaushaltes und des Starkregenschutzes, der Bienenfreundlichkeit erzielt UND eine Sequestrierung von über  250 Tonnen CO2  pro Hektar  in nur 5 Jahren erreicht.

Gegen Ende wird noch kurz ein anderes Beispiel mit der in nur einem Jahr möglichen Verbesserung gezeigt. Am Schluss wird dann ein Vergleich der Böden der Farm des im Hauptteil des Vortrages geschilderten Versuches mit zwei seit über 30 bzw. über 50 Jahren konventionell bewirtschafteten Betrieben gezeigt, wobei Bodenproben mit 90 cm Tiefe in 6 Schichten untersucht wurden. Damit wird dann auch die Tiefenwirkung der Weidemethode und das Potential von intelligent gemanagten Rinderherden als Werkzeug zur Kohlendioxidsequestrierung erkennbar.

Der Originalvortrag:  GFE 2016 – Dr. Allen Williams “Growing Soil the Southern Way”

Nach einer kurzen  Einleitung  ab [1:24]  erzählt Dr. Williams kurz die Geschichte der Westwärtswanderung der europäischen Siedler.  Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg hatte die Regierung Gesetze erlassen, um die Besiedlung des Landes westlich des Mississippi rechtlich zu erleichtern. Ein Grund für die Massenmigration nach Westen war, dass man in den paar Jahrhunderten  seit dem Beginn der Besiedlung Nordamerikas, östlich des Mississippi die einst fruchtbaren Böden durch landwirtschaftliche Nutzung,  insbesondere auch mit Monokulturen  abgelandwirtschaftet hatte. In den Präriegebieten westlich des Mississippi fanden die Siedler ein sagenhaft dynamisches, fruchtbares Gebiet mit vielfältigen und komplexen Leben vor. Davon abgesehen, dass sie keine Düngemittel hatten, konnten sie in den ersten Jahren auch ohne Dünger, Kalk, Pestizide, Herbizide, Fungizide und allem, was man sonst heute als zur Landwirtschaft gehörend betrachtet, sehr gute Ernten erzielen. Aber nach nur wenigen Jahren der Bearbeitung des Mutterbodens mit dem Pflug, in einer Zeitspanne von nur 50-60 Jahren, hat man es geschafft, das vorher über Jahrtausende stabile Ökosystem und die Fruchtbarkeit seiner Böden zu ruinieren und die große amerikanische Staubschüssel (Dust Bowel) zu verursachen.
Die Ursache dieser Schäden war nicht irgendein Phänomen eines Klimawandels, sondern die landwirtschaftliche Nutzung.(( siehe auch „Plowman’s Folly“ (dt: Die Torheit des Plügenden) von Edward H. Faulkner, das ich in Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte vorgestellt hatte.)) Wenige Jahrzehnte reichten also aus, um sehr fruchtbare Mutterböden zu zerstören. Dr. Williams gute Nachricht zum Abschluss der Konferenz: Man kann diesen Prozess umkehren und man kann das sehr viel schneller als man bisher gedacht hat.

[5:08]

Die Methode, die und deren Wirksamkeit er dann vorstellt, bezeichnet er als adaptives Beweiden mit vielen Koppeln und hoher bis sehr hoher Tierdichte. Bei richtiger Nutzung sei dies ein absolut erstaunliches Werkzeug. Dabei weist er darauf hin, dass das Wort “adaptiv” von zentraler Bedeutung ist. Wenn man irgendetwas nehme und daraus ein starres System mache, dann würde man genau in diesem Moment einen entscheidenden Fehler machen, für den man nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte bezahlen werde. Es dreht sich also alles um Anpassungsfähigkeit und darum, dass man in hohem Maße in der Lage ist, zu beobachten und zu verstehen, was in der Natur vor sich geht und darauf entsprechend zu reagieren. Dr. Williams hat zu diesem Aspekt im Januar 2016, in der Zeitschrift Graze den online verfügbaren Artikel Shake up your grazing! – The ‘principle of disruption can keep your pastures improving (dt. Mische deine Beweidung auf! – Das Prinzip der Diskontinuität kann dafür sorgen, dass sich Deine Weiden weiter verbessern) veröffentlicht.

[6:32]

Fallstudie Missisippi Farm

[6:38] Dr. Williams und sein Kollege, die beide schon seit vielen Jahren überall in Nordamerika als Berater tätig waren, hatten nach einer Möglichkeit gesucht, einen Fall vom ersten Tag an umfassend wissenschaftlich zu dokumentieren. Zu diesem Zweck haben sie im Herbst 2010 eine Farm im Nordosten des Bundesstaates Mississippi gekauft. Die Farm hat eine Größe von ziemlich genau 1000 Acres, das sind ca. 404 ha. [7:07,8]

Das Land in dieser Gegend wurde seit etwa 150 Jahren landwirtschaftlich genutzt, wobei insbesondere Baumwollmonokulturen üblich waren. Der Zustand des Bodens der Farm war sehr schlecht. Hier die Daten:

  • Organische Masse im Mutterboden – 1,3 % bis 1,6 %
  • Wasserinfiltrationsrate – <  12,7 mm / Stunde
  • Pflanzen Brixwert – 2 %
  • Hauptfutter Pflanzenarten – 3-4
  • Besatzdichte –  ca. 1 Großvieheinheit / 2,4 ha

Die Messung der organischen Masse im Mutterboden wurde an verschiedenen Stellen des Geländes durchgeführt und das Ergebnis schwankte zwischen 1,3 % und 1,6 %. [8:12,5] Die Wasserinfiltrationsrate betrug weniger als einen halben Zoll pro Stunde (= 12,7 mm pro Stunde = 12,7 Liter/qm/h). Bei Regenschauern lief also so gut wie alles Wasser ab und der Boden sah schlammig aus. Der Brixwert der Pflanzen((Man kann diesen mit einem Refraktometer ziemlich leicht und preiswert selbst messen. Beim Kauf achte man auf den Messbereich. Ein Instrument mit 0 bis 30 % ist für Gras, Gemüse und Obst passend)) betrug etwa 2 %, was zu wenig ist, um ohne massive Zufütterung irgend eine Gewichtszunahme oder Leistung bei Rindern zu erzielen. Sie ließen Mitarbeiter des NRCS des Bundesstaates Mississippi kommen. Diese zählten auf der Farm nur 3 bis 4 Hauptfutter-Pflanzenarten. Die Besatzdichte (Stocking Rate)  betrug etwa sechs Acres pro AU ((Animal Unit = amerikanischen Großvieheinheit = 1 Kuh von 453 kg plus Kalb)) , das sind etwa eine Großvieheinheit auf 2,4 ha. In Mississippi ist dies ein sehr schlechter Wert. [9:20]

Implementierte Strategie
  • Ballen-Weiden im 1. Winter
  • Hohe Besatzdichte je aktueller Koppel / Kurze Beweidungsdauer
  • Lange Ruheperioden
  • Strategische Einsatz von mikrobiellem Quorum Sensing

Da sie die Farmen im Herbst gekauft hatten, hatten sie kein Futter. Deshalb haben sie im ersten Winter Ballen-Weiden, also das Füttern mit Heuballen auf der Weide, angewendet. Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag Der Rundballen-Abwickel-Anhänger. Sie haben das hauptsächlich getan, um organisches Material auf den Boden zu bekommen und um das Bodenleben etwas zu stimulieren (Alternativ hätten sie das Land einfach weiter brach liegen lassen können). In der ersten Weidesaison haben sie dann mit hoher Tierdichte, kurzer Beweidungs- und anschließenden langen Ruhezeiten beweidet. Außerdem haben sie mikrobielle Stimulation mithilfe von Quorum sensing (( Darüber,  wie Ouorum sensing in der Landwirtschaft praktisch durchgeführt wird, habe ich bisher (11.6.2017,) noch nichts gefunden )) strategisch eingesetzt.

Zustand in der 1. Weidesaison

[9:57] Dies ist das erste Frühjahr. Die Gruppe der Kühe, die damals eingesetzt wurden ist dieselbe, die heute noch da ist. Es wurden keine Kühe weggenommen. Seit der Aufnahme des Betriebes im Jahre 2010 wurden nur Rinder hinzugefügt. Die Kühe waren nicht gewohnt, das zu fressen, was sie auf diesen Bildern fressen. sie waren nicht darauf trainiert, es zu fressen. Sie waren sehr viel bessere Weiden gewöhnt. Außerdem waren sie tragend und auf dem Weg, in jenem Frühjahr zu kalben. Was man auf den Bildern sieht ist, dass die Kühe Felder voll mit Unkraut abweiden. Die Umwelt in Mississippi ist für das Wachstum von Unkräutern und Büschen sehr gut geeignet. [11:25]

Und so sahen die Koppeln aus, nachdem die Tiere sie verlassen hatten:Indem man eine wettbewerbsorientierte Umgebung für die Rinder geschaffen hatte, um ihr Weideverhalten damit zu verändern, wurden sie in der Tat sehr wettbewerbsorientiert und lernten sehr schnell, Unkräuter zu fressen – wenn sie überleben wollten. Auf dem Bild sieht man Halme und Stängel von zwei Unkrautarten, bei denen die Rinder alle Blätter abgefressen haben. Dr. Williams hatte viele Nachbarn, die ihm sagten, dass diese Rinder vor Hunger sterben würden, und was sie (er uns ein Kollege) wohl tun würden, wenn die Tiere kalben und die Kälber säugen würden.
Was sie aber feststellten war, dass die Tiere, obwohl sie die Kälber säugten, sogar an Gewicht zunahmen und dass die körperliche Kondition der Tiere besser wurde. Sie führten Pflanzengewebeuntersuchungen und viele Brixwert Messungen durch und stellten fest, dass die Pflanzen sehr nährstoffhaltig waren. Wie erklärte sich das? Die Unkräuter hatten sehr viel tiefere Wurzeln als die Monokulturen, die vorher dort angebaut wurden. Die Monokulturen hatten die oberste Bodenschicht ausgelaugt, aber darunter lag ein reicher Schatz an Mineralien, den die Monokulturen nicht erreichen konnten. Nach dem Verschwinden der als Monokultur angebauten Nutzpflanzen füllten die Unkräuter die Lücke und holten mit ihren tief in den Boden reichenden Wurzeln die Mineralien, die dort unten noch immer existierten, nach oben.

Zustand in der 2. Weidesaison

Dies ist der Zustand in der zweiten Weidesaison [13:26]:

Es sind noch immer viele Unkräuter vorhanden. Aber sehr viel mehr Futterpflanzen die ins Spiel kamen. Es gab keine mechanische Intervention, keine chemische Intervention und es wurden auch keine Futterpflanzen gepflanzt. Alles, was man hier sieht, wurde durch die Samenbank und die Stimulation erzielt, die man durch das attraktive Beweiden mit hoher Besatzdichte hatte. Das Ballen-Weiden im ersten Winter dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben.

Zustand in der 3. und 4. Weidesaison

Dies ist das 3. Jahr [14:10]:Und das ist das Land im 4. Jahr:

Man kann wieder sehen, dass mit sehr geringem Aufwand und dem Einsatz der Mutterkuhherde als dem hauptsächlichen Werkzeug in jedem weiteren Jahr neues, besseres und sehr viel produktiveres Wachstum erzielt werden konnte. [14:53]

Das Ergebnis am Ende des 4. Jahres

Hier ist das Ergebnis am Ende dieser Periode

Fortschritt

  • organisches Material im Mutterboden – 5,2 % bis 5,6 %
  • Futterpflanzenarten – 43, einschließlich der ursprünglichen.
  • Brixwert der Pflanzen – Durchschnitt 15 – 22 %
  • Wasserinfiltration – mehr als 25,4 cm/h (254 L/qm/h)
  • Besatzdichte – 1 Großvieheinheit / 0,61 ha = ca 1,64 GVE / ha
  • signifikante Zunahme bei Regenwürmern, im Boden lebenden Insekten, bestäubenden Insekten und Wildtieren

Der Gehalt an organischem Material im Boden stieg von 1,3-1,6 % am Anfang auf einen Mittelwert von 5,2-5,6 %. Für die Ermittlung der Futterpflanzenarten wurde wieder das Personal des NRCS um Hilfe gebeten. Hier war ein Anstieg von 3-4 auf nun 43 Arten zu verzeichnen, worunter viele einheimische Arten waren. Noch wichtiger war das der Brixwert der Pflanzen von einem Mittelwert von 2 % auf ein Mittelwert von 15-22 % angestiegen war. Das alleine erhöhte die Leistung der Tiere signifikant. Das Schöne an der Sache war, dass die Tiere durch den mit dem höheren Brixwert einhergehende höheren Nährstoffgehalt nicht nur individuell eine höhere Leistung zeigten, sondern insgesamt auch weniger Bisse an Trockenmasse beim Wiederkäuen verarbeiten mussten, um dieselbe Nährstoffmenge zu verarbeiten.
Die Wasserinfiltrationsrate stieg von weniger als 12,7 l/Quadratmeter und Stunde auf mehr als 254 l/Quadratmeter und Stunde. Damit konnte nun der allergrößte Teil des Regens auf dem Grundstück gehalten werden, während der Niederschlag anfangs Weg floss. Die Besatzdichte stieg um das Vierfache, von 6 Acres / AU auf 1,5 Acres / AU (ca. 2,4 ha / GVE auf 0,6 ha / GVE oder eben 0,4 GVE / ha auf 1,6 GVE /ha). Damit wäre dieser Versuch in Deutschland auf staatlich subventionierten Flächen NICHT bis zum Ende durchführbar gewesen, da hier derzeit nur maximal 1,2 GVE/ha erlaubt sind.
Zusätzlich wurde eine erhebliche Zunahme an Regenwürmern, im Boden lebenden Insekten, Blüten besteuernden Insekten und Wildtieren registriert. All das explodierte regelrecht als Folge der Verbesserung des Bodens und der Pflanzenvielfalt und Komplexität. [16:43.7]Dr. Williams bestätigt hier noch einmal, was Ray Archuletta und Dr. Fred Provenza in ihren Vorträgen bei der GFE 2016 gesagt haben, nämlich, dass er und sein Kollege auch festgestellt haben und bestätigen können, dass Pflanzenvielfalt und Komplexität der Schlüssel für die Leistung der Tiere, die Gesundheit der Tiere und alles andere sei.[17:26.4]

Wenn man Vielfalt und Komplexität über der Erdoberfläche hat, dann hat man sie auch unter der Erdoberfläche. Warum ist das wichtig?

Wo lebt und funktioniert die Mehrheit der Mikroorganismen im Mutterboden?

Sie leben und funktionieren in der Wurzelzone, also da wo die Wurzeln wachsen. Wo keine Wurzeln wachsen, da wachsen auch keine oder fast keine Bakterien.

Pflanzenvielfalt ist für eine gute Weide typisch

Hier ist die gewünschte Mischung, die ein Ziel des Managements ist.  Auf jeder Weide  wollen wir statt Monokulturen eine Mischung aus Leguminosen,  Kräutern und Gräsern [18:09]. So soll eine Weide aussehen:

Wenn man eine solche Mischung erreichen will heißt das, dass man keine Herbizide anwenden darf und einige Dinge nicht tun kann, die als typisches Management betrachtet werden.

Auf jeder Weide sollte man eine Vielzahl verschiedener Gräser, verschiedener Leguminosen und verschiedener Kräuter finden können. Das schafft eine gedeihliche Umgebung und dies sorgt nicht nur für die primären Nährstoffe, sondern auch für die kritischen sekundären Nährstoffbestandteile. Das gestattet es den Tieren, die Auswahl zu treffen, die sie benötigen, um sich selbst zu heilen und um Leistung zu erbringen.
[18:58]

Viehtränken

Etwas anderes, was sie auch machten war, dass sie die Rinder aus den Teichen und Seen heraushielten. Sie bauten dazu Rampen, sodass die Tiere Zugang zum Wasser hatten. Sie legten Geo-Textil-Matten aus und darüber legten sie Steine um einen festen Untergrund zu haben. Um die Tränken herum grenzten sie diese mit Zaunpfählen und Elektrozaun-Kunststofflitze, wie auf dem Bild zu sehen ist ab, sodass die Tiere zwar trinken, aber nicht weiter in die Teiche hineingehen und sie verschlammen konnten. Sie legten außerdem Leitungen von den Erhebungen hinunter, sodass nur durch die Schwerkraft Wasser zu Trögen fließen konnte. Dadurch konnten sie die Zahl der Tränken wesentlich steigern, und damit das Land zu Beweidung besser in Koppeln unterteilen.[19:37]

Vorratsweiden für die Winterfütterung

Sie lagerten (engl. stockpiled) sowohl wärmeliebende als auch kälteliebende mehrjährige Pflanzen ohne zu mähen. Sowohl die wärmeliebenden als auch die kälteliebenden, der gelagerten Pflanzen wurden während der Wintermonate abgeweidet. Das folgende Bild zeigt eine Mutterkuhherde im Januar 2016 auf dem Weg zu einer frischen Vorratsweide bei der es sich in diesem Fall um mehrjährige, wärmeliebende Pflanzen handelte [19:53.4]:

Zu dem Thema Vorratsweide gibt es insbesondere von Jim Gerrish das Buch Kick the Hay Habbit. Auch findet man zu diesem Thema auf Youtube einige Vorträge. Diese Verfahren dürfte auch in Deutschland funktionieren. Es erfordert habe einige Planung. Es ist eine Möglichkeit, insbesondere den Maschineneinsatz und die Treibstoffverbrauch massiv zu senken.

Technische Ausrüstung/Maschineneinsatz

Das folgende Bild zeigt die Zaunbauausrüstung. Dieser Polaris Ranger (ein UTV) ist (abgesehen von  Elektrozaungeräten und Zäunen) die einzige Maschine, die täglich genutzt wurde. Darüber hinaus wurde weder ein Traktor noch ein LKW oder eine andere große Maschine für diesen über 400 ha großen Betrieb täglich genutzt.[20:04]. Der Betrieb ist daher auch auf diese Weise  sehr effizient und kostengünstig:

Eine weitere Farm

[20:28] Das folgende Beispiel soll dazu dienen zu zeigen, welcher Fortschritt hier in nur einem einzigen Jahr gemacht wurde.

Pompey’s Rest Farm

  • Vom Mutterbodenzerstörer zum Mutterbodenaufbauer
  • Präsentation Dez. 2015, National Grazing Lands Coalition (früher Grazing Lands Conservation Initiative (GLCI))
  • zeigt was in nur einem Jahr erreicht werden konnte.

Don Jackson, ein Kunde von Dr. Williams, dessen Farm im Norden von South Carolina liegt, hatte bei der Konferenz der National Grazing Lands Coalition im Dezember 2015 in Texas, den folgenden Fall in seiner Präsentation Vom Mutterbodenzerstörer zum Mutterbodenaufbauer gezeigt [21:07]:

Er ist auf dieser Farm aufgewachsen, er ist in seinen Sechzigern, und er hat gesagt, so wie auf dem Bild oben habe es immer ausgesehen. Sie haben das Land immer kontinuierlich beweidet, das heißt, die Tiere waren das ganze Jahr über auf ein und derselben großen Fläche. Sie haben im Winter immer sehr viel Heu gefüttert. In vielen Jahren, wenn sie einen trockenen Sommer hatten, haben Sie schon im August oder September angefangen Heu zu füttern. Also so haben die Weiden ausgesehen. Man sah oxidierte Kuhfladen, die auf dem Boden gefallen sind und die dann eine großartige Umwelt für das Wachstum aller möglichen Unkräuter gebildet haben. Aber nach nur einer einzigen Saison mit adaptiver Beweidung, ohne dass die Größe der Herde vermindert wurde, hat man die auf dem folgenden Bild gezeigte Verbesserung gesehen. Alles, was man getan hat war, das Beweidungssystem zu verändern und alles, was man dazu benutzt hat, war einfacher Elektrozaun mit Kunststofflitze und schnell in den Boden eintretbaren Elektrozaunpfählen. Hier ist das Resultat:

Don Jackson erzählte Dr. Allen Williams, dass er in mehr als 50 Jahren die er auf dieser Farm gelebt habe nie so viel Gras gesehen habe, wie nach dieser einen Weidesaison mit adaptiver Beweidung. Und nun fängt er an, die Herde zu vergrößern.

Eine Weidemangementsoftware

Dies ist eines der Werkzeuge, das sie bei der Betreuung ihrer Kunden benutzen:

[22:39]

Spielen die  Weidestrategie und Methodologie eine Rolle?

Sie haben im Herbst 2014 drei benachbarte Farmen in Mississippi untersucht. Sie nahmen die eingangs beschriebene, im Herbst 2010 erworbene Farm, wo Adaptives Beweiden für nur 5 Jahre angewendet wurde.  Ich komme von Herbst 2010 bis Herbst 2014 nur auf 4 Jahre. Irgendwo liegt ein Versehen vor, was hier aber nicht wirklich relevant ist. Williams betont dann aber noch einmal, dass es “nur” 5 Jahre waren.

Die zweite Farm, deren Böden überprüft wurden, hatte langsames Rotieren angewendet. D.h., dort wurden die Tiere alle 2 bis 3 Wochen auf eine andere Weide getrieben. Dies wurde dort seit über 50 Jahren so gemacht.

Die dritte Farm, deren Böden überprüft wurden,  hatte seit 30 Jahren kontinuierliches Beweiden angewendet. Dort waren die Tiere also das ganze Jahr über auf einer einzigen großen Weide gehalten.

Alle drei Farmen hatten einen sehr ähnlichen Bodentyp und lagen in derselben Gegend.

Daten über den Kohlenstoffgehalt des Bodens

  • Herbst 2014
  • Farmbeschreibungen
    • (ABhB) Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte seit 5 Jahren
    • Konventionelles Weidemanagment auf hohem Niveau, seit über 50 Jahren (alle 2 – 3 Wochen eine andere Koppel).
    • Konventionelles Weidemanagment auf niedrigem Niveau, seit über 30 Jahren (nur eine einzige Koppel das ganze Jahr über).
    • Gleicher Bodentyp und gleich Gegend für alle 3 Farmen.

Vorgehen bei der Prüfung:

  • Sie gruben auf jeder Farm an zufällig ausgewählten Stellen mit der selben Topographie Löcher.
  • Jedes Loch war 3 Fuß tief und 3 Fuß im Quadrat (= 91,4 cm)
  • Bodenproben alle 6 Zoll ( = 15,2 cm), was 6 Ebenen ergab
  • Wurzelwachstum und Struktur wurden notiert
  • Bodenleben, Textur und Aggregierung wurden notiert

Kohlenstoffgehalt im Boden, in Prozent

Tiefenzonen in cm Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte Konventionele Beweidung m. Wechsel alle 2 bis 3 Wochen Konventionelle Beweidung, immer gleicher Weide
0-15 4,67 1,64 1,36
15-30 4,00 1,88 1,37
30-45 2,95 1,03 0,40
45-60 2,04 1,02 0,54
60-75 1,71 0,38 0,40
75-90 1,42 0,41 0,34

Man beachte, dass hier die relative Abweichung innerhalb einer Ebene im Bereich von 30 bis 60 cm Tiefe besonders hoch ist. In 30 bis 45 cm Tiefe bringt das Adaptive Beweiden hier gegenüber dem Wechsel alle 2 bis 3 Wochen eine Steigerung von über 280 %. Gegenüber der ganzjährigen, konventionellen Beweidung betrug die Steigerung in dieser Tiefe sogar über 700 %. Vergleiche diese mit dem in meinem Blogbeitrag Gleicher Boden, verschiedenes Management, wo ein Beispiel aus Australien gezeigt wurde. Allerdings beziehen sich die Zahlen auf der Tabelle oben nur auf den Kohlenstoffgehalt. Der Gehalt an organischem Material ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben:

Organisches Material  im Boden, in Prozent

Tiefenzonen in cm Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte Konventionele Beweidung m. Wechsel alle 2 bis 3 Wochen Konventionelle Beweidung, immer gleicher Weide
0-15 4,26 3,28 2,72
15-30 3,22 3,76 2,74
30-45 3,10 2,06 0,80
45-60 2,98 2,04 1,08
60-75 2,80 0,76 0,80
75-90 1,98 0,82 0,68

Schließlich die Fähigkeit Kohlenstoff im Boden einzulagern.

Fähigkeit Kohlenstoff im Boden zu speichern

 Farm Beschreibung  Kohlenstoff (Tonnen / qm) Kohlenstoff (Tonnen/ha)  Kohlenstoff (Tonnen C02 Äquivalent)
 Adaptives Beweiden m. hoher Besatzdichte, seit 5 Jahren  12,49  126,9  465,3
 Konventionell, Wechsel alle 2 – 3 Wochen, seit > 50 Jahren  7,09  70,09  257,0
 Konventionell, immer gleiche Weide, seit > 30 Jahren  5,47 54,7  200,6

Adaptives Beweiden mit hoher Besatzdichte brachte demnach einen Unterschied von ca 208  bzw. 264 Tonnen Kohlendioxid, die pro Hektar nach nur 5 Jahren mehr an CO2 im Boden eingelagert waren.  Dabei ist allerdings die Anfangssituation nicht gemessen worden. Diese war aber sehr schlecht. Wenn man davon ausgeht, dass die Anfangssituation dem Zustand auf der Vergleichsfarm mit kontinuierlicher Beweidung entsprochen hat, dann hätten 5 Jahre adaptives Beweiden mit hoher Tierdichte eine Kohlendioxidsequestrierung von 265 Tonnen pro Hektar gebracht, was ungefähr soviel ist, wie 25 Einwohner Deutschlands zusammen in einem Jahr an Kohlendioxid ausstoßen. Angesichts der ca. 400 ha Gesamtgröße der Farm, hat dieses Experiment mit sehr geringem technischen und energetischem Aufwand die Sequestrierung von mehr als einhunderttausend Tonnen CO2 realisiert. Die positive Wirkung auf die Umwelt war aber noch viel größer, weil die bei einer weiteren Nutzung als Monokultur anfallenden  Nitrate (Trinkwasser!) und Stickoxide (Treibhausgas!) vermieden wurden. Außerdem leistet die Farm durch die drastisch gesteigerte Versickerungsrate nun einen Beitrag zum Starkregenschutz und Hochwasserschutz:  Wenn zum Beispiel bei einem Starkregenereignis auf der Gesamtfläche von 400 ha die Versickerungsrate um 25 Liter pro qm überschritten würde, aber nun wegen der größeren Versickerungsrate aufgefangen werden, dann wären das z.B. 100 Tsd. Qubikmeter Wasser. Wasser, das nun keine Bodenerosion mehr verursachen und keine Feuerwehreinsätze auslösen würde, sondern das nun für Trockenperioden gespeichert und sinnvoll genutzt würde. Über größere Flächen kann so etwas das lokale Klima und die lokalen Niederschlagsmengen insgesamt positiv beeinflussen. Wasser, das nicht gleich wieder zurück in das Meer fließt, sondern das lokal im Land gespeichert bleibt, kann auch dort wieder verdunsten und so lokal zu Taubildung, Wolkenbildung und Niederschlägen beitragen. Bei gleicher Niederschlagsmenge muss dann weniger vom weiter entfernten Meer herantransportiert werden. Wenn vom Meer her gleichbleibend viel Niederschlag kommt, erhöht dieser lokale Effekt die Gesamtniederschlagsmenge. Vor diesen Hintergründen wird Allan Savorys Konzept, das er in seinem TED-Talk Die Wüste begrünen und den Klimawandel umkehren  vorgestellt hat  und von dem  ich hier die Seite mit dem deutschen Transkript verlinkt habe, verständlicher.

Andere Nebeneffekte der oben beschriebenen Möglichkeit der Regeneration der Böden und des Weidelandes durch intelligentes Weidemanagment sind  der höhere jagdliche Nutzwert und der höhere Nutzwert als Bienenweide.

Kelberg, den 11. Juni 2017

Christoph Becker




Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion?

Der folgende Text ist eine Übersetzung des Artikels A carbon friendly beef enterprise – Is it possible? von eben jener Dr. Christine Jones, deren Vortrag ich in meinem Blogbeitrag Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg teils übersetzt, teils zusammengefasst hatte:

Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion – Ist das möglich?

Christine Jones, PhD

Gründerin von Amazing Garbon

www.amazingcarbon.com

Übersetzung ins Deutsche Christoph Becker, www.freizahn.de.

Titel des Originals: A carbon friendly beef enterprise – is it possible?

Link auf das Original: http://amazingcarbon.com/PDF/JONES-CarbonFriendlyBeef(27April10).pdf

Es gibt viele Missverständnisse im Bezug auf den Beitrag der Viehhaltung zum Klimawandel.

Die von den Vereinten Nationen herausgegebene Publikation, ‘Livestock’s Long Shadow‘ (dt. Der Lange Schatten der Viehaltung)(1), führte weltweit zu Aufrufen, den Fleischkonsum zu reduzieren, mit der Begründung, dass die Tierhaltung einen Hauptanteil an der Produktion von Treibhausgasen habe. Es wurden ebenfalls Bedenken geäußert, dass Fleischverbrauch einen nachteiligen Effekt auf die menschliche Gesundheit habe.

Die Realität ist, dass beide, der Treibhausgas-Fußabdruck und der gesundheitliche Einfluss des Rindfleisches auf die Ernährung dadurch bestimmt werden, wie es produziert wird.

Der Bericht der Vereinten Nationen (1) erweckt den Eindruck, dass Tierhaltung 18 % zum globalen Treibhausgas Ausstoß beiträgt – mehr als alle Transportsektoren der Welt zusammengenommen. Seitdem ist zur Kenntnis genommen worden, dass die Berechnungen sehr fehlerhaft waren (2, 3), was daran lag, dass man viele indirekte Faktoren, wie das Roden von Regenwald am Amazonas für die Getreide- und Weidegrasproduktion eingerechnet hatte.

Der Präsident und Vorstandsvorsitzende des American Meat Institue , J. Patrick Boyle, merkte an, dass nach Angaben der amerikanischen Umweltschutzbehörde die Tierhaltung nur 2,8 % zu den US-amerikanischen Treibhausgasemissionen des Jahres 2007 beigetragen habe, eine Zahl die seit 1990 relativ konstant geblieben ist (3).

In Australien wurde verbreitet die Vorstellung gefördert, dass Viehhaltung einen wesentlichen Beitrag zum Methangehalt der Atmosphäre beiträgt und dass der Methangehalt weltweit steigt. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Daten, die zeigen, dass der Methanausstoß von Wiederkäuern zunimmt. Tatsächlich scheint es, dass es keinen klaren Trend der Veränderung globaler Methananteile von irgendeiner Quelle, über die letzten Jahrzehnte gibt.

Die Zunahme der globalen Methananteile von 1930-1970 wurde von Emissionen verursacht, die bei der Produktion, Übertragung und Verteilung von Erdgas verursacht wurden (4). Die Verwendung von Erdgas verzehnfachte sich in den 1960er und 1970er Jahren. Die Quelle vieler Erdgasemissionen, wie Leckagen der transsibirischen Pipeline, haben sich seitdem verstärkt (4). Messungen über die letzten 25 Jahre zeigen, dass die Konzentrationen von in der Atmosphäre enthaltenem Methan gerade mal natürliche Variationen zeigt und keinen signifikanten Trend in irgendeine Richtung haben (Fig. 1)

Fig. 1. Variationen der jährlichen Veränderung der atmosphärischen Methankonzentration von 1983-2009, von Dlugokencky et al (2009). Messungen in Teilen pro Milliarde pro Jahr (5).

Es gibt keine wissenschaftliche Basis, um Wiederkäuer gezielt mit einer ‘Methansteuer’ zu belegen. Die Evolution des Pansens, als ein effizienter Weg zur Verdauung von Pflanzenmaterial geschah vor etwa 90 Millionen Jahren. Es erscheint außergewöhnlich unpassend, sich in diesen natürlichen Prozess einzumischen.

Wiederkäuer einschließlich Büffel, Ziegen, wilde Schafe, Kamele, Giraffen, Rentiere, Karibus, Antilopen und Bisons existierten vor der industriellen Revolution in einer größeren Anzahl als heute. Es hätten sich überwältigende Ansammlungen von Methan in der Atmosphäre gebildet, wenn nicht Quellen und Senken sie über die vergangenen Jahrtausende ausgeglichen hätten.

Neuere Untersuchungen von Professor Mark Adams, Dekan der agrarwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Sydney, hat herausgefunden, dass biologisch aktive Böden das Methan der von ihnen getragenen Rinder bei geringer Besatzdichte oxidieren(6). Die Ursache dafür ist die Aktivität methanotophischer Bakterien, die Methan als ihre einzige Energiequelle nutzen (7). Im Boden anwesende Methanotrophen wirken den Effekten von Methanogenen entgegen. Methanogene sind Bakterien, die Kohlenstoff und Wasserstoff kombinieren und damit die Azidose im Pansen reduzieren.

Von Tieren ausgestoßenes Methan hat einen sehr kurzen Zyklus, d. h., es wird im allgemeinen gerecyled, anstatt in obere Schichten der Atmosphäre zu entweichen. Bei Emissionen der Industrie ist es dagegen sehr viel wahrscheinlicher, dass sie in die Stratosphäre gelangen. Beim Wasserdampf sehen wir einen ähnlichen Trend. Der hat einen kurzen Zyklus, wenn er von Weiden abgegeben wird (viel davon kehrt über Nacht als Tau zurück), aber er hat  einen langen Zyklus (er steigt in die Stratosphäre auf), wenn er von blankem Boden verdampft oder von industriellen Quellen emitiert wird.

Zusätzlich enthüllt eine vollständige Lebenszyklusanalyse, dass richtig gemanagtes, wiederkehrend beweidetes mehrjähriges Weideland, in dem atmosphärischer Kohlenstoff im Boden als stabiler Humus eingelagert wird, dazu führt, dass mehr Kohlenstoff eingelagert als ausgestoßen wird, was leicht das vom Vieh produzierte Methan kompensiert.

Fig. 2. Der dunkelfarbige Kohlenstof,f der um die Wurzeln von mehrjährigem Gras herum eingelagert ist, kann in hellen Böden leicht beobachtet werden. (Foto Christine Jones)

Wenn der Treibhausgasfußabdruck von Treibstoff, Dünger, Herbiziden und Pestiziden eingerechnet wird, plus Bodenerosion, Verschlechterung der Wasserqualität und Emission von Kohlendioxid, Wasserdampf und Stickoxiden, dann sind konventionell produzierte Sojabohnen (oder andere Quellen nicht tierischen Eiweißes) weniger umweltfreundlich als gut gemanagtes Weidevieh. Tatsächlich sind angemessen beweidete, mehrjährige Weiden der schnellste und wirtschaftlichste Weg, Böden wieder herzustellen, die durch konventionelle jährliche Erntesysteme ruiniert wurden.

Je schneller die vollständig unlogischen ‘esse vegan’ und ‘natürliches Methan ist ein Problem’-Sachen aufgelöst werden, desto besser.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht alles Rindfleisch denselben Treibhausgasfußabdruck oder ‘Fußabdruck’ hat.

Die Menge der Energie, die für die Produktion eine Einheit Eiweiß benötigt. wird ist bei mit Getreide gemästeten Rindern ungefähr doppelt so groß wie bei auf der Weide mit Gras gemästeten (8). Das liegt am hohen Energieaufwand für düngemittelintensive Getreideproduktion, am Aufwand für den Transport der Futtermittel und für den Transport der Rinder zu den Mastställen.

Fig.3. durch Mästung mit Gras erzeugtes Rindfleisch erfordert nur halb so viel Energie für dieselbe Menge Eiweiß wie durch Mast mit Getreide erzeugtes Rindfleisch (8). (Foto Patrick Francis)

Die Lücke zwischen der Mast mit Gras und der mit Getreide vergrößert sich weiter wenn wir die CO2 Produktion in die Betrachtung einbeziehen. Gras gemästetes Rindvieh recycelt lediglich Kohlenstoff (2, 9), wie es alle Lebewesen tun, einschließlich Menschen. Es ist für ein Tier nicht möglich ‘neuen’ neuen Kohlenstoff zur Atmosphäre hinzuzufügen. CO2-Emissionen für Getreide gefüttertes Rindvieh können dagegen sehr hoch sein. Die Ursache hierfür sind die Nutzung fossiler Energieträger für die Produktion, Verteilung und Ausbringung synthetischer Düngemittel für die Getreideproduktion, Verlust von Kohlenstoff aus konventionell gemanagten Ackerböden und die Transporte.

Es gibt außerdem viele gute Gründe für die menschliche Gesundheit, um zu auf der Weide durch Mast mit Gras produziertem Rindfleisch zurückzukehren. Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren werden als ‘ essenzielle Fettsäuren’ betrachtet, weil sie vom Körper nicht produziert werden können. Es ist wichtig, dass diese Fettsäuren in ausgewogenem Maße konsumiert werden. Westliche Diäten sind reich an Getreide und/oder Pflanzenölen wie Sonnenblumenöl, Distelöl, Mais, Soja, Erdnuss – und Margarine und Salatsdressings aus diesen Ölen – die oft 10-20 mal mehr Omega-6 als Omega-3 enthalten. Das ist ein Trend, der mit einem erhöhten Risiko an Fettleibigkeit, Herzkrankheiten, Demenz, Depression, Lernschwierigkeiten, Autoimmunkrankheiten, Zuckerkrankheit, Leberschäden und Krebs (10, 11) in Verbindung gebracht wurde. Fette mit hohem Omega-6 können das Tumorwachstum fördern, während fette mit Omega-3 es blockieren können.

Die Omega-3-Fettsäure DHA kommt in bedeutendem Umfang in Gräsern vor. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Rindfleisch, das durch Mast mit Gras erzeugt wurde ein ausgeglicheneres Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 hat als durch die Mast mit Getreide produziertes Rindfleisch. Diese Entdeckung legt nahe, dass viele Bedenken im Bezug auf den Konsum von rotem Fleisch im Prinzip auf mit Getreide gemästetes Rindfleisch zurückzuführen sind. Zusätzlich zu einem ausgeglicheneren Verhältnis der Omegafettsäuren ist in durch  Mast mit Gras produziertem Rindfleisch  3 – 5 mal mehr konjugierte Linolsäuren (CLA) als in durch die Mast mit Getreide produziertem Rindfleisch enthalten. Bereits ein Anteil von nur 0,5 % CLA in der Nahrung hat einen starken, Krebs verhindernden Effekt gezeigt (12).

Das Verhältnis der Omegafettsäuren ist gut ausgeglichen in Butter, Sahne und Käse. Diese hochwertigen tierischen Fette sind unverzichtbar für unsere körperliches und geistiges Wohlbefinden. Das Gehirn besteht zum Beispiel hauptsächlich aus Fett. Diäten mit geringen Anteilen gesättigter Fette können zu Depressionen und anderen mentalen Störungen führen (10). Cholesterin obwohl, es kein Fett ist, sondern ein Sterin in tierischem Eiweiß, ist für die Funktion der Zellmembranen von vitaler Bedeutung. Neuere Studien haben niedrige Cholesterin Niveaus mit bestimmten Krankheiten und erhöhten Infektionsrisiken in Verbindung gebracht (10). Cholesterin ist ebenfalls wichtig für die in deaktivierung von Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Cadmium.

Schlussfolgerung

Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion ist mehr als nur möglich. Sie ist essenziell. Gut gemanagte Beweidung ist ein potentes Werkzeug zur Einlagerung von Kohlenstoff in den Boden, zur Deaktivierung von Methan, zur Verbesserung der Nährstoffzyklen, Verbesserung der Wasserrückhaltekapazität, Wiederherstellung der Biodiversität und sie hat eine wichtige Funktion für die Gesundheit und die Landschaft. Vor allem sind die Produzenten von Rindfleisch Nahrungsmittelproduzenten. Durch Mast mit Gras auf der Weide produziertes Rindfleisch ist ein gesundes, hoch mineralhaltiges Lebensmittel mit einer exzellenten Balance essenzieller Fettsäuren.

Angus Australien ist zur Einführung von Agnus Pure, auf der Weide  produziertem, hormonfreiem, antibiotikafreiem Qualitätsrindfleisch zu gratulieren. Es ist nicht nur klimafreundlich, sondern ebenfalls konsumentenfreundlich.

Literaturreferenzen

  1.  Food and Agriculture Organisation of the United Nations (2006). Livestock’s Long Shadow:Environmental Issues and Options. FAO, Rome http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.htm
  2. Nabhan, G., Blair, D. and Moroney, D. (2010). Ranching to produce Tacos Sin Carbon: the low carbon footprint of grass-fed beef and sheep production in the semi-arid west. The Quivira Coalition Journal, no. 35 February 2010.
  3. Lundeen, T. (2010). UN staff admits flaw in report on meat and climate change. Stock & Land, 2nd April, 2010
  4. Quirk T. W. (2010) Twentieth century sources of methane in the atmosphere. Energy and Environment, 21(3), pp. 251-256.
  5. Dlugokencky, E. J. et al. (2009). Observational constraints on recent increases in the atmospheric CH4 burden. Geophysical Research Letters 36, L18803, doi:10.1029/2009GL039780.
  6. Cawood, M. (2010). Error in Snowy soils carbon report. http://theland.farmonline.com.au/news/state/agribusiness-and-general/general/error-in-snowy-soilscarbon-report/1887462.aspx
  7. Dunfield, P. F. (2007). The soil methane sink. In D.S. Reay, C.N. Hewitt, K.A Smith and J. Grace, eds. Greenhouse Gas Sinks. pp. 152-170. Wallingford UK.
  8. Pimental, D. and Pimental, M. H. (2008). Food, Energy and Society. Third Edition. CRC Press, Boca Raton, Fl, USA: CRC Press/Taylor and Francis Group. ISBN 978-1-4200-4667-0.
  9. . Abend, L (2010). How Cows (Grass-Fed Only) Could Save the Planet. 25 January 2010 http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,1953692,00.html
  10. Simopoulos, A., P. and Robinson, J (1999). The Omega Diet. Harper Collins.
  11. McLagan, J. (2008). Fat: an appreciation of a misunderstood ingredient, with recipes. Ten Speed Press, California.
  12. Mercola (2010). The ominous beef cover up – the hidden truth behind the meat on your plate. http://articles.mercola.com/sites/articles/archive/2010/03/23/how-grassfed-cows-could-save-theplanet.aspx 23 March 2010.

Nachträge

Prof. Dr. Peer Ederer – Milch und Klima

Einen sehr interessanten, kurzen Film zum Thema und dazu auch jede Menge Erklärungen und Links von Prof. Dr. Peer Ederer fndet man auch der Webseite www.milchundklima.de.

 




Hintergründe von Vergewaltigungen

Im Zeit-Magazin erschien am 7. Juni 2017 unter dem Titel Wir müssen reden  – Warum tut ein Mann das? ein Interview mit dem Sexualforscher und Paartherapeuten Prof. Dr. Ulrich Clement über die psychologischen Hintergründe von Vergewaltigungen. Dazu möchte ich mir einige Fragen und Anmerkungen erlauben:

Ist den Teddybärchen-Werfern und “Refugee-Welcome-Schild-hoch-Haltern”, den SoldatendemütigerINNEN, den Quotenfrauen und denen FrauenquotenforderInnen klar, was sie getan haben und was sie tun?

Was sind das für Menschen, was für Bürger, Wähler und Politiker, die Millionen ungebildete junge Männer ins Land holen, die niemals eine Chance haben werden, sich ihre Männlichkeit anders als mit Hilfe von Gewalt, Terror und Kriminalität zu beweisen?

Was passiert in unserem Land, wenn die Polizei nicht mehr kommt, bzw. wenn die “strukturelle Einschränkung” im Homer-Dixonschen Würfel ( Dehumanisierung und Empathie ) gegen null geht, etwa weil ein EMP-Ereignis ( EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress ) oder der auch ohne Krieg voraussichtlich unvermeidliche Kollaps durch Komplexität kommt – von dem die Grenzöffnung im September 2015 nur ein kleiner Vorgeschmack und Vorläufer war?

Ist allen klar, dass die Rolle der Frauen und ihre angeblich vom Feminismus erkämpften Rechte letztlich nur das Resultat der Kombination einiger Faktoren war, von denen der wichtigste die zeitlich begrenzte, sich dem Ende zuneigenden Verfügbarkeit großer Mengen billiger fossiler Energieträger war und ist? (( Insbesondere wegen der anderen Faktoren siehe auch meinen Blogbeitrag Die Grundlagen der westlichen Werte , wegen den fossilen Energieträgern siehe z.B.  Energietrend in Deutschland seit 1990 , Die Illusion, dass Erneuerbare Energien uns retten und Erschöpfung – Das Ende des Ölzeitalters.))

Den Islam kann man vor dem Hintergrund der von Prof.  Clement erläuterten Motive für Vergewaltigungen auch als System zum Schutz der Männlichkeit schwacher, wenig leistungsfähiger oder leistungsunwilliger Männer – und damit auch als Schutz der Frauen vor Vergewaltigungen – sehen: Der Islam erspart den Männern zumindest auf den ersten Blick, jede Menge Anstrengungen zur Definition und Bestätigung ihrer Männlichkeit. Im Islam ist die Bestätigung der Männlichkeit im Wesentlichen bereits durch bei der Geburt festliegenden, äußeren biologischen  Unterschiede gesichert. Später reicht es dann sich einen Bart wachsen zu lassen und sich an die Scharia zu halten.

Der Westen war und ist da anders. Der Westen hat die Bestätigung der Männlichkeit wohl schon immer auch sehr an Taten und Leistungen geknüpft. Aber er hat bis vor nicht all zu langer Zeit den schwächeren oder mittelmäßigen Männern durchaus akzeptable Möglichkeiten zur Bestätigung ihrer Männlichkeit geboten. In letzter Zeit, das ist die Botschaft des Genderwahns, der Gleichstellungsbeauftragten und des Gleichheitswahns der Gesetzgeber, ist wird der Druck auf die Männer sogar noch größer und es ist zu erwarten, dass immer mehr Männer mit Rache- und Gewaltphantasien herumlaufen, weil es ihnen nicht mehr gelingt, ihre Männlichkeit zu bestätigen, bzw. weil die Gesellschaft ihnen diese Bestätigung verweigert.

Aber, Frau Merkel und ihre Gutmenschen scheinen das Problem erkannt zu haben und arbeiten hart an einer Lösung: Mit der durch die Masseneinwanderung und Grenzöffnung betriebene Islamisierung Deutschland und Europas und dem massenhaften Import junger, gewaltbereiter und zur Bestätigung ihrer Männlichkeit durch Leistung auf westliche Weise meist unfähiger Männer, mit der passenden islamischen Ideologie, schaffen wir Vorbilder und Rahmenbedingungen, die dann auch immer mehr Männern aus den europäischen Völkern die bequeme und gemütliche, männerfreundliche Ideologie aus dem Orient  erschließen.

Das ist natürlich etwas überspitzt und vereinfacht ausgedrückt.  Es ist aber schon so, dass eine Kultur im mittel- und längerfristigen Interesse der weniger leistungsfähigen Männer UND aller Frauen legale und allgemein akzeptierte Möglichkeiten und Institutionen haben sollte, die möglichst allen Männern eine Bestätigung der Männlichkeit und dazu gehört wie Prof. Clement in dem Interview erklärt, eine Abgrenzung von den Frauen, ermöglicht. Die Islamisierung Deutschlands und damit konsequenter Weise am Ende in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft auch die die Ersetzung des Grundgesetzes durch die Scharia und den Koran, ist sicher eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Das hätte für die Männer, aber auch für die Frauen durchaus Vorteile. Vielleicht ist Deutschland, ausgerechnet Dank seiner weiblichen PolitikerInnen, längst unumkehrbar auf diesem Weg. Dann sind die Gleichstellungsbeauftragten, Frauenquoten, Quotenfrauen und der Genderpolitik letztlich nur Provokationen, deren Aufgabe es ist, die Wut zu steigern und die Kulturrevolution hin zum Islam zu beschleunigen.

Es könnte Sinn machen, über diese Dinge nach zu denken.

Ein Aspekt der in Visualisierung von Europas Wertedifferenzen gezeigten Karten ist, dass die EU und da gerade auch die deutsche Bundesregierung, offensichtlich die Tendenz haben, Deutschland und die anderen Kernstaaten der EU hin in Richtung traditionelle Werte und Überlebenswerte zu verändern, wie sie in den islamischen und afrikanischen Ländern überwiegen.

Ist das wirklich allen klar? Sind sich alle der Konsequenzen bewusst? Ist das wirklich der Wille der Mehrheit? Noch können die WählerInnen den Kurs Deutschlands und Europas ändern.

Kelberg, den 8. Juni 2017

Christoph Becker

 




Visualisierung von Europas Wertedifferenzen

Im Folgenden habe ich den Blogbeitrag  Visualizing Values Mismatch in the European Union, (dt.: Visualisierung der Nichtübereinstimmung der Werte in der Europäischen Union), von Peter Turchin, vom 20 Juli 2016,  übersetzt. Turchin ist ein russisch-amerikanischer Professor an der Universität von Connecticut, USA. Seine Interesse gilt  vor allem der kulturellen Evolution und Cliodynamik.

Er hat unter anderem die folgenden Bücher geschrieben:

Ab hier die Übersetzung von Peter Turchins Blog-Artikel:

Visualisierung der Nichtübereinstimmung der Werte in der Europäischen Union

In meinem Blogbeitrag vom 1. Juli 2016, Brexit as Destructive Creation,(dt.: Der Brexit als zerstörerische Schöpfung) habe ich argumentiert, dass eine wesentliche Ursache für die europäische Dysfunktion in der Wahl zu sehen ist, die die europäischen Eliten getroffen haben, indem sie die Union zu schnell und zu weit ausgedehnt haben. Warum denke ich, dass dies ein Fehler war?

Wie ich bei vielen Gelegenheiten gesagt habe (in diesem Blog und in meinen anderen Schriften), ist es schwer Menschen dazu zu bringen zu kooperieren, insbesondere in großen sozialen Gruppen. Erfolgreiche Kooperation erfordert, dass die Leute gemeinsame Werte und Institutionen teilen. Werte sagen uns, warum wir zu kooperieren wünschen: was ist das öffentliche Gut, das wir gemeinsam herzustellen wünschen? Normen und Institutionen geben uns den Rahmen für die Organisation der Zusammenarbeit. Nicht zusammen passende [ d.h. nicht von allen akzeptierte] Werte und Institutionen können Bemühungen zur Kooperation zum Scheitern verurteilen, bevor diese auch nur eine Chance haben überhaupt zu beginnen.
Meiner Meinung nach ist die Erweiterung von den ursprünglich sechs Nationen (Benelux, Frankreich, Deutschland, und Italien – ich beziehe mich auf diese als die „Kern“ EU-Nationen) auf die gegenwärtig 28, ein ganz großer Fehler. Wir können die Datensammlung der World Value Survey (WVS) nutzen, um zu visualisieren wie groß dieser Fehler war.

WVS hat seit 1981 Daten über die Glaubensinhalte der Menschen in vielen Ländern gesammelt. Ein interessantes Resultat der Analyse dieser Daten war, dass ein großer Teil der Unterschiede zwischen den Bevölkerungen verschiedener Länder zweidimensional grafisch dargestellt werden kann: (1) traditionelle Werte zu weltlich-rationalen Werten (Traditional vs. Seculiar-Rational Values) und (2) Überlebenswerte zu Selbstentfaltung (Survival vs. Self-Expression Values). Wenn die Durchschnittswerte für jedes in der Probe enthaltene Land in einem zweidimensionalen Raum eingezeichnet werden, der durch diese zwei Achsen definiert ist, dann haben wir etwas was man Inglehart-Welzel-Kultur-Karte [Anm.: in dem verlinkten deutschen Wikipediaartikel findet man die ersten beiden Versionen dieser Karten mit deutscher Beschriftung ] nennt. Hier ist sie für die letzte (sechste) Befragung:

Quelle

Inglehart-Wetzel gruppiert kulturell ähnliche Länder in katholisches,  protestantisches, englischsprechendes Europa, usw.. [Anm.: In der obigen Karte als “Catholic Europe”, “Protestant Europe”, “English Speaking” …]

Mich interessiert es aber, diese Karte aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.  entsprechend habe ich alle Länder in Kategorien eingeordnet und diese  wie folgt farblich kodiert:

  • Kern (rot):  die ursprünglichen  sechs Länder die die Europäische  Wirtschafts  Gemeinschaft.
  • EU (braun):  die anderen 22 Mitglieder der Europäischen Union.
  • Europa (grün):  die zwei westeuropäischen Länder die nicht in der EU sind.
  •  Kandidaten (gelb):  gegenwärtige Kandidaten für die EU.
  •  Welt ( grau):  Der Rest der Welt ( ich habe Ländernamen weggelassen weil  diese die Infografik zu  unübersichtlich machen würden).

Anmerkung: der Grund, warum Italien (Italy*)  ein Sternchen bekommen hat ist, weil es aus irgendwelchen Gründen in der sechsten Welle [Anm.: WVS-Ausgabe] nicht enthalten ist, daher habe ich die Daten aus der fünften Ausgabe benutzt.

Das sieht dann folgendermaßen aus:

 

 

Das Muster ist eindrucksvoll, es erfordert kaum einen Kommentar, aber ich möchte es dennoch in Worte fassen.  Die ursprünglichen sechs (“Core”,  “Kern Europa”)   liegen sehr dicht beieinander.  Es gibt nur zwei andere Länder, die sehr dicht bei dieser Ansammlung liegen,  Österreich und die Schweiz.  Bemerkenswert ist, dass  die heutigen Gebiete dieser beiden Ländergruppen  innerhalb der Grenzen des karolingischen Reiches (siehe Is this the Beginning of the End for the European Union?) lagen.  Wie  es aussieht, hat der “Geist” des Reiches von Karl dem Großen  mehr Einfluss auf die heutigen kulturellen Werte als die späteren Unterscheidungsmerkmale wie Katholizismus und Protestantismus.

Die gegenwärtigen 28 Mitglieder der Europäischen Union bilden dagegen überhaupt keine  zusammen drängende Gruppierung.  Im Gegenteil, sie umfassen drei Viertel  der weltweiten Variationen der Werte. Nur die afrikanisch islamischen Länder und Mittelamerika befinden sich außerhalb der Ellipse die 28 EU-Mitglieder umfasst.

Ist es angesichts derart großer Verschiedenheit überraschend, dass die Europäische Union in ihrer heutigen Zusammensetzung eine nicht funktionierende Organisation ist?

Deutsche Übersetzung von Christoph Becker

Kelberg, den 8. Juni 2017




Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. Weltkrieg

Seit den 30er Jahren gibt es Messungen der Nährstoffgehalte vieler Lebensmittel, u.a. durch das britische Landwirtschaftsministerium, die eine erschreckende Tendenz zeigen und die viele Krankheiten und Beschwerden  zumindest teilweise erklären. Es gibt aber auch in der Praxis erprobte wissenschaftliche Erkenntnisse, mit denen dieser Trend umgekehrt werden kann und mit denen Landwirte und Gärtner sehr viel Geld sparen können.

Im Folgenden habe ich den für das Thema Nährstoffrückgang in Lebensmitteln, Ursachen, Gegenmaßnahmen und Düngemittel relevanten Teil des Vortrages der australischen Wissenschaftlerin Dr. Christine Jones, teilweise übersetzt und  teilweise zusammengefasst. Auch habe ich (fast)  alle mir relevant erscheinenden Folien übersetzt.

Die übersetzten Teile sind durch kursiv kenntlich gemacht.

Die Folien sind gerahmt und dadurch als solche erkennbar.

Der Vortrag wurde im Sommer 2015 im Rahmen der “Fuller Field School” gehalten. Auch die anderen Vorträge dort sind, finde ich sehr empfehlenswert. Frau Christine Jones wird von Gabe Brown,  in dessen Vortrag als eine überragende Kapazität in Sachen Bodengesundheit gelobt und empfohlen. Gabe Brown selbst dürfte einer der besten Farmer sein, wenn es um moderne, zukunftsorientierte und wirtschaftlich erfolgreiche Landwirtschaft in größerem Stil geht. Auf ihn und seine Farm hatte ich u.a. in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung und in Bodenerosion durch Starkregen in Weinbergen hingewiesen.

Ich denke, Gabe Browns Einschätzung und Empfehlung des Vortrages von Dr. Christine Jones kann man uneingeschränkt zustimmen. Ihre Webseite ist: www.amazingcarbon.com

Der Link auf das Original des Vortrages bei Vimeo:

Dr. Christine JonesPart 1_ “Soil Carbon_ the Mycorrhizal Connection.” 2015 Fuller Field School.

Ab hier zu dem Vortrag, wobei ich bei Minute 20 beginne. Was nicht eingerahmt oder kursiv ist, ist eine Zusammenfassung oder ein Kommentar von mir.

[20:07]

Bei der Landwirtschaft geht es hauptsächlich um

Lebensmittel.

Aber da läuft etwas fundamental falsch.

 

[20:10]

Der Nährwert der heutigen Lebensmittel ist niedriger als zu jedem anderen Zeitpunkt in der Geschichte.

 

[20:16,5]

Man müsste zweimal so viel Fleisch, 3 mal soviel Obst und 4 bis 5 mal soviel Gemüse essen, um dieselbe Menge Mineralien zu sich zu nehmen, wie in denselben Lebensmitteln im Jahre 1940 enthalten war.

Es gibt dazu eine ganze Menge Daten. Im Folgenden werden Daten aus dem Vereinigten Königreich gezeigt. Der Artikel, aus dem die Daten entnommen wurden, zeigt auch was diese Nährstoffe für die menschliche Gesundheit bedeuten.

[20:39]

Sinken der Mineralgehalte in Gemüsen von 1940 – 1991

Durchschnittswerte von 27 Gemüsesorten …

  • Kupfer (Cu)  minus 76 %
  • Kalzium (Ca)  minus  46 %
  • Eisen (Fe) minus 27 %
  • Magnesium (Mg) minus 24 %
  • Kalium (K) minus 16 %

Quelle: David Thomas ‘A study on the mineral depletion of the foods available to us as a nation over the period 1940 – 1991’. Nutrition and Health 2003; 17: 85 – 115

Der Artikel von David Thomas ist kostenlos als pdf-Datei verfügbar:

www.mineralresourcesint.co.uk/pdf/mineral_deplet.pdf

[23:13,9]

Sinken des Mineralgehaltes in Fleisch von 1940 – 1991

Mittelwert von 10 Sorten Fleisch

  • Kupfer (Cu) minus 24 %
  • Kalzium (Ca) minus 41 %
  • Eisen (Fe) minus 54 %
  • Magnesium (Mg) minus 10 %
  • Kalium (K) minus 16 %

Quelle: David Thomas ‘A study on the mineral depletion of the foods available to us as a nation over the period 1940 – 1991’. Nutrition and Health 2003; 17: 85 – 115

Suchen mit “Spurenelemente Mangel” und “Mineralstoffmangel” listen verschiedene Seiten mit Informationen zu Krankheiten und Beschwerden. Dabei ist zu bedenken, dass das Wissen in der Medizin auch heute zwar groß, aber dennoch unvollständig und hier und da sicher auch falsch ist. Als sicher ist aber davon auszugehen, dass die verschiedenen Spurenelemente und Mineralien für die Gesundheit  eine große Rolle spielen. Als sicher kann auch gelten, dass verschiedene Personen unterschiedlich empfindlich auf Mangelerscheinungen reagieren und dass Krankheiten und Beschwerden zugrunde liegende Mangelerscheinungen nicht immer (oder oft nicht?) als solche erkannt werden. Jedenfalls kann man als sicher ansehen, dass eine allgemeine Verschlechterung der der Nährstoffgehalte der Nahrung sich negativ auf die Gesundheit vieler Menschen auswirkt. Viele “unerklärliche” oder “zufällig” auftretende Krankheiten, Beschwerden und Mangelerscheinungen dürften vor diesem Hintergrund auf die Verschlechterung der Qualität der Lebensmittel zurückzuführen sein.

[23:52]

Doppelschlag

Rückgang des Nährstoffgehaltes ist mit einer Zunahme chemischer Rückstände verbunden ……

Sie berichtet dann von einer amerikanischen Studie mit Schulkindern, bei der man die Kinder eine Woche lang genau hat aufschreiben lassen, was sie gegessen haben. Am Ende der Woche hat man eine Blutprobe bei den Kindern entnommen. Die Kinder, die in dieser Woche das meiste Obst und das meiste Gemüse gegessen hatten, hatten die meisten chemischen Rückstände im Blut.

Der Apfel anstelle von Zuckerzeug in der Schulverpflegung ist damit für die allgemeine Gesundheit durchaus nicht so gut wie die meisten denken. An dieser Stelle muss ich allerdings an den Vortrag des damals führenden belgischen Toxikologen  denken, den dieser während meiner Studienzeit in Belgien über Lebensmittel gehalten hat. Aus diesem Vortrag habe ich hauptsächlich fogende Information mitgenommen:

  1. Äpfel, von denen man nicht ganz sicher weiß, ob sie mit irgendwelchen Chemikalien gespritzt wurden, sollte man unbedingt vor dem Verzehr schälen.
  2. Apfelsinen, die in Belgien auf den Markt kommen sind immer chemisch behandelt und sollten daher immer  geschält werden.
  3. Obst und Gemüse von “Biobauern” hatte  damals (ca 1981), warum auch immer, bei toxikologischen Untersuchungen in Belgien, oft keinesfalls besser abgeschnitten als solches aus dem Supermarkt.

[25:21]

Wie ist es möglich, dass wir in der “konventionellen Landwirtschaft” mehr und mehr chemische Dünger einsetzen und immer weniger Nährstoffe in unseren Lebensmitteln haben?

(Im Orginal heißt es “anlaysis fertilizer”. Das bezieht sich offenbar auf sogenannten NPK-Dünger. Wobei N für Stickstoff, P für Phosphat und K für Kalium steht.)

[25:39,5]

Die offizielle Erklärung ist der “Verdünnungseffekt”.

Das heißt, wenn der Ertrag (oder die Fruchtgröße) steigt, dann sinkt theoretisch der Mineralstoffanteil.

[26:15,8]

Aber wir sehen bei hoch ertragreichen Ernten in biologisch aktivem Boden  NICHT dieselben Rückgänge der Nährstoffgehalte.

Stattdessen sehen wir das Gegenteil.

Bei biologisch aktivem Böden findet man keinen Rückgang der Nährstoffinhalte und die Produkte schmecken phantastisch.

Damit hat John Denver mit seinem Loblied auf die im eigenen Garten selbst angebauten Tomaten,   Home Grown Tomatoes , wohl recht – sofern man die weiter unten erklärten Prinzipien beachtet.

[26:50,9]

Wissenschaftler haben ein Problem zu erklären, warum die Eiweißgehalte in Getreide fallen,  während sich die Menge des pro Flächeneinheit verbrauchten Stickstoffdüngers in den letzten Jahrzehnten vervielfacht hat ….

Es gibt Gebiete wo man, wenn man Weideland umpflügt und dort erst mal Getreide anbaut, Proteingehalte von 18 bis 19 % erzielt und dann, obwohl man sehr viel Stickstoffdünger einsetzt, große Schwierigkeit hat, einen Eiweißgehalt von mehr als 10 % zu erzielen.

Der Stickstoff kommt einfach nicht in die Pflanzen.

85 bis 90 % der Nährstoffe gelangen über Mikroorganismen, wie über eine Brücke, in die Wurzeln der Pflanzen.  Wenn diese Mikrobenbrücke nicht oder nicht in ausreichendem Maße gegeben ist,  dann können die im Boden vorhandenen Nährstoffe nicht in die Pflanzen gelangen.

[27:48,9]

…. und warum die Gehalte an Kalzium und Eisen in den Lebensmitteln deutlich gefallen sind – während diese Mineralien in den meisten Böden im Überfluss vorhanden sind, ( obwohl sie in der Abwesenheit mikrobieller Vermittler nicht zwingend verfügbar sind).

Bei dieser Gelegenheit erklärt sie, dass die Leute fast überall auf der Welt, wo sie hinkomme sagen würden, dass sie Kalk ausbringen müssten, weil das einen wichtigen Effekt auf das Wachstum der Pflanzen und die Bodengesundheit habe. In Wahrheit seien Kalzium und Eisen aber weltweit in fast allen Böden im Überfluss vorhanden.

Man könne sogar Kalzium-Mangel auf Böden feststellen, die sich aus Kalkstein gebildet haben, wenn der Boden nicht biologisch aktiv ist.

Kalkmangel sei also keine Frage des Vorhandenseins von Kalzium sondern eine Frage der biologischen Aktivtät.

[29:00,7]

Verdünnung und Erschöpfung sind NICHT der Grund.

Das Problem ist, dass die Pflanzen nicht länger in der Lage sind, die Mineralien und Spurenelemente, die sie benötigen aufzunehmen.

Warum ist das so??

Also Verdünnung ist nicht der Grund, Erschöpfung ist nicht der Grund. Es gibt reichlich Mineralien in ihrem Boden. Die Pflanzen sind nur nicht mehr in der Lage, diese aufzunehmen. Warum ist das so?

[29:20,7]

Um diese Frage zu beantworten müssen wir erst fragen …..

“was ist Mutterboden?”

Die offizielle Definition von Mutterboden lautet:

[29:31]

Was ist Mutterboden?

Mutterboden ist verwittertes Gestein (Sand, Lehm, Ton) das mit Pflanzenwurzeln in Kontakt war oder ist.

Also warum sind Pflanzenwurzeln wichtig?

[29:37,6]

Warum Pflanzenwurzeln?

[29:40]

Grüne Pflanzen nehmen Sonnenlicht und Kohlendioxid (CO2)  auf …

….. und verwandeln verwitterte Gesteinsmineralien in Mutterboden.

Wenn wir irgendwo auf der Welt sehen, dass es keine grünen Pflanzen gibt, dann ist es dort zu heiß, zu trocken, zu kalt oder zu was immer.

Es wird dann dort kein Mutterboden sein. Es wird irgend eine Art verwittertes Gesteinsmaterial dort sein.

Beispiele Sahara oder Gebirge oberhalb der Vegetationsgrenze.

Und man sieht diese ebenfalls in Landwirtschaftlichen Betrieben.

Wie viele Systeme auf der ganzen Welt haben Sommerbrache? Ich sehe immer noch Sommerbrache in einigen Teilen der USA und Kanadas. Noch immer ist der Boden den ganzen Sommer blank.

Denn wo es keine Pflanzen gibt, verschlechtert sich der Boden.

Auf der anderen Seite ist es so, dass je mehr Pflanzen wir haben und je länger wir Pflanzen haben, je mehr gesunden Boden können wir aufbauen. Es funktioniert in beide Richtungen. Sie nehmen die Pflanze heraus und verlieren Mutterboden. Sie nehmen Pflanzenvielfalt weg, der Boden verschlechtert sich. Sie tun mehr Pflanzen hinein, der Boden verbessert sich. Mehr Pflanzenvielfalt und längere Perioden mit Pflanzenbedeckung. Also das ist es, was grüne Pflanzen tun.

[31:01,8]

Fruchtbarer Boden ist ein Produkt aus Photosynthese und mikrobieller Aktivität (Resynthese)

Photosynthese alleine ist nicht genug.

[31:10,4]

Es ist die Photosynthese und nicht der Mutterboden, die die  Basis für die Pyramide des Lebens bildet

Die Photosynthese grüner Pflanzen, mit dem für deren Funktion benötigen Licht, Wasser und CO2 produziert die energiereichen Verbindungen, die an den Wurzeln an Mikroben abgeben werden, die Nährstoffe lösen und in eine zur Aufnahmen durch die Wurzeln der Pflanzen geeignete Form bringen. Wurzeln und Mikroorganismen bilden den Mutterboden.

Wenn man die Photosynthese halbiert, etwa in dem man den Boden während der Hälfte der Vegetationsperiode blank liegen lässt, dann halbiert sich auch die zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit verfügbare Leistung.

Das Wort Photosnysthese hat zwei Teile. Photo = Licht, und Synthese = Zusammensetzen. Grundsätzlich bedeutet das ‘Leben aus Licht machen’.

[32:08]

Photo: Licht

Synthese: zusammensetzen

Photosynsthese:

‘Leben aus Licht machen’

Ohne Leben kann man keinen guten aggregierten Boden haben.

Unglücherweise übersieht man das heutzutage. Vor 1940, als man mit den Aufzeichungen für diese Tabellen der Nährstoffgehalte der Lebenmittel begann, wurde die  Wichtigkeit des Bodenlebens klar erkannt.

Vor 1940, wurde die Wichtigkeit des Bodenlebens klar erkannt.

 

[32:28.9]

In den 1890er Jahren beschäftigten sich Wissenschaftler mit der Erforschung der Mycorrhiza (Pilzwurzeln) und frei lebender, Stickstoff fixierender Bakterien.

Weil das so lange her ist, fehlt es der [modernen] Literatur.

[32:48,3]

Diese Mikroorganismen sind beide pflanzenabhängig. In der Tat sind die meisten Mikroben im Mutterboden pflanzenabhängig. Sie bekommen ihre Nahrungsmittel von den Pflanzen.

 

[32:54,6]

“Es kann ohne Mutterboden kein Leben geben und keinen Mutterboden ohne Leben; sie haben sich zusammen entwickelt.” (Charles E. Kellogg, USDA Yearbook of Agriculture, 1938)

Kein Mutterboden ohne Leben. Ich denke das ist der wichtige Punkt.

Also, wir müssen soviel Leben wie möglich in den den Mutterboden bekommen. Und das schließt auch ein, dass wir unsere Grass fressenden Tiere dazu einsetzen. – worauf wir in den nächsten beiden Tagen näher eingehen.

[22:15,2]

Nach dem 2. Weltkrieg verließen wir uns auf Chemikalien und vergaßen, dass Mutterböden leben müssen, damit sie effektiv funktionieren können.

Nach dem 2. Weltkrieg verließen wir und auf Chemikalien und vergaßen, dass Mutterböden leben müssen, damit sie effektiv funktionieren können.

Daraus resultierte sehr vereinfacht das Schema, das man in vielen Lehrbüchern über Mütterböden sieht: Die Basis ist der Mutterboden, in dem Pflanzen wachsen von denen sich Tiere ernähren. (Folie der vereinfachten Pyramide an [33:35.4]

Das ist es, was man den Studenten an den Universitäten erzählt: ‘Man hat einen Boden und was immer das für eine Sorte ist, man hat ihn für immer, weil man Böden nicht verändern kann’.

Wie oft habe ich insbesondere von Boden-Physiologen gehört:  Dass der Boden durch den Typ bestimmt und dass man den nicht ändern kann, dass man die Bodenstruktur (Texture) nicht ändern kann – sagen sie, man kann den Bodenhorizont nicht ändern – sagen sie. Wir haben sehr, sehr schnelle Veränderungen in all diesen Punkten gesehen.

Weil wir dieses Konstrukt haben, gehen wir dann, wenn etwas nicht so funktioniert wie wir es gerne hätten, hin und fügen etwas [Dünger, Kalk, Herbizide, Pestizide] hinzu, um es zu reparieren.

[34:22,8]

Wenn Feldfrüchte und Weiden nicht die Leistung erbringen, die wir gerne hätten,

….. dann wünschen wir etwas hinzuzugeben, um den Mutterboden zu reparieren.

Also was tun wir?  Wir nehmen eine Bodenprobe und schicken sie in ein Labor. Da wird der Boden Chemikalien ausgesetzt, die er nie zuvor in seinem Leben gesehen hat. Und der ganze Bodentest hat nichts damit zu tun, wie der Mutterboden funktioniert. Und dann kommt dabei eine Zahl heraus, die sagt ‘Sie müssen soundsoviel Stickstoff oder soundsoviel Phosphor, oder Kalzium oder was auch immer ausbringen, damit Ihr Boden funktioniert.’ Aber die Chemikalien, die man für solche Tests benutzt, sind nicht die Chemikalien, die Pflanzen nutzen. Die Chemikalien, die wir benutzen, um aus dem Boden Mineralien zu extrahieren sind nicht die, die die Mikroben benutzen. Also welche Relevanz hat ein Bodentest zu irgend etwas, was biologisch in ihrem Mutterboden vor sich geht? Das kann nicht sehr viel sein. Der Bodentest wurde im Wesentlichen dazu entworfen, Ihnen etwas zu verkaufen. Und wenn sie das auf ihren Boden aufbringen, machen sie alles nur schlimmer.

[35:14.2]

Aber …..

85 – 90 %  der Nährstoffaufnahme der Pflanzen ist mikrobiell vermittelt.

Aber, was das Labor Ihnen nicht gesagt hat, ist dass 85 – 90 % der Nährstoffaufnahme des Bodens von Mikroben vermittelt wird. Mit anderen Worten, selbst wenn sie Sachen auf den Boden aufbringen, müssen die immer noch durch Mikroben gehen, damit die Pflanzen die aufnehmen können.

Wenn wir uns die zwei am häufigsten aufgebrachen Nährstoffe ansehen, über die wir morgen mehr sprechen können, …. das sind Stickstoff, von dem maximal 10 bis 40 % von dem, was Sie aufbringen von den Pflanzen aufgenommen wird. Mit anderen Worten, 60 bis 90 % werden nicht aufgenommen. 60 bis 90% des Stickstoffs, den Sie ausbringen wird nie von Pflanzen aufgenommen. Wo geht er hin? Er verflüchtigt sich oder er leckt durch ins Grundwasser oder fließt in ein Gewässer. Endet in einem Grundwasserleiter. An wie vielen Orten in den USA kann man heute das Wasser nicht mehr trinken? An einer wachsenden Anzahl Orten kann man das Wasser nicht mehr trinken, weil es wegen der Nitrate giftig ist, die durchgesickert sind.

Und wenn wir uns Phosphor ansehen, ist die Situation wahrscheinlich sogar noch schlimmer, was die von den Pflanzen aufgenommene Menge angeht. Maximal 10 bis 15 % des Phosphors, den man ausbringt wird im Jahr der Ausbringung aufgenommen.  Das bedeutet, dass zwischen 85 und 90 % nicht aufgenommen werden. Wo geht das hin? Wenn man Mutterboden durch Erosion verliert, landet das in den Flüssen und verursacht Algenblühen usw.. Aber selbst, wenn man keinen Boden durch Erosion verliert, wird er an die anderen Mineralien im Boden gebunden, weil Phosphor ein sehr reaktives Element ist. Er bleibt nicht einfach als Phosphor  im Boden. Manchmal ist er innerhalb von Stunden entweder als Kalziumphosphat, oder Aluminiumphosphat oder Eisenphosphat gebunden. Wenn er erst einmal in dieser Form gebunden ist, ist er für Pflanzen vollständig unverfügbar. Sie können ihn nicht zurück bekommen. Aber ist  etwas in dem Boden was diesen so gebundenen Phosphor zurückgewinnen kann? …. Phosphatase. Also Bakterien können Phosphor aus Kalziumposphat oder Eisenphosphat oder Aluminiumphosphat leicht gewinnen. Und raten Sie, was Bakterien ebenfalls tun können. Sie können Stickstoff binden. Es gibt tausende von Bakterien, die Stickstoff fixieren können.  ….

Nicht nur die mit Leguminosen verbundenen Bakterien können Stickstoff fixieren.  Diese kann man leicht im Labor züchten. Mit den heute verfügbaren, hochentwickelten biochemischen Techniken, mit denen man sehen kann, was im Boden ist, hat man herausgefunden, dass es tausende Bakterien gibt die Stickstoff fixieren können. Die meisten davon kann man nicht im Labor züchten und studieren, aber man kann sehen, dass sie die  DNA haben um Stickstoff zu fixieren.

Vorausgesetzt wir unterstützen die Photosynthese genug und sorgen für genug Pflanzenvielfalt, dann können die Pflanzen alles an Stickstoff und Phosphat aus dem Boden bekommen.

Die produktivsten Ökosysteme der Welt hatten niemanden, der dort Stickstoffdünger ausgebracht hat.

Zusammenfassung

Die Entwicklung der Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg ist ein ökologisches und gesundheitspolitisches Desaster. Die Vorstellung vom immer währenden Fortschritt und insbesondere auch vom angeblichen Fortschritt unsere Zivilisation seit 1940 ist damit im wichtigsten Bereich, nämlich der Nahrungsmittelversorgung, sehr grundlegend falsch.

Der Rückgang der Nährstoffgehalte der Lebensmittel und auch die Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Düngemittel (insbesondere Nitrate und Phosphate), Pestizide und Pflanzenschutzmittel seit 1945 waren und sind weitgehend vermeidbar.

Es ist grundsätzlich möglich, die Qualität und die Nährstoffgehalte der Lebensmittel binnen weniger Jahre wieder auf das Niveau von vor 1945 zu verbessern. Dabei können die Umweltbelastung durch Düngemittel, insbesondere auch die Entstehung klimaschädlicher Gase durch die Stickstoffdüngung weitgehend beseitigt werden.

Übersetzung/Zusammenfassung/Kommentar

P.S.: Man beachte auch den kurz vor diesem Artikel frei geschalteten Blogbeitrag Gleicher Boden, verschiedenes Management über ein praktische Beispiel aus dem 2. Teil der Präsentation von Frau Dr. Christine Jones.

Kelberg, den 6. Juni 2017

Christoph Becker

 




Pflanzenwurzeln

Hier möchte ich einige Bilder und Animationen zum Thema Pflanzenwurzeln aus verschiedenen Quellen zusammenfassen:

Pflanzenwurzeln verschiedener Präriepflanzen, um einen Eindruck von der Vielfalt der Wurzelformen zu vermitteln

Ein Bild kommunizierender Pilz-Wurzeln (Mykorrhiza). Durch diese Netzwerke können unterschiedliche Pflanzen und auch unterschiedliche Arten von Pflanzen Nährstoffe miteinader austauschen. Damit können unterschiedliche Spezialisierungen und auch lokale Standortvorteile einzelner Pflanzen und der diesen zugeordneten Mikroorganismen auch für andere Pflanze genutzt werden. Man kann sich vorstellen, dass es unter Pflanzen eine Art Tauschhandel mit Nährstoffen gibt. Man kann sich dazu auch vorstellen, dass man die zugehörigen Handelswege durch Bodenverarbeitung (immer wieder) zerstört und damit das Wachstum der Pflanzen und die Entfaltung und Nutzung des Leistungsfähigkeit des Ökosystems behindert.

Die folgende Aufnahme stammt ursprünglich von einer kanadischen Institution und wird oft im Zusammenhang mit gemanagten Weidesystemen gezeigt:

Die Aufnahme zeigt Graspflanzen, die regelmäßig auf eine bestimmte Länge zurückgeschnitten werden. Diesen Effekt hat man nicht nur, wenn man jede Woche seinen Rasen mäht, sondern vor allem auch, wenn man Rinder, Schafe usw. länger als 2 Tage auf der selben Weide lässt:  Die Tiere sind “Feinschmecker” und grasen regelmäßig die ihnen am besten schmeckenden Gräser erneut ab. Das hält nicht nur diese Gräser kurz, sondern es hält auch die Masse und Tiefe der Wurzeln klein. Zur Nutzung dieses Effektes siehe z.B. auch meinen Blogbeitrag Was würde der alte deutsche Weidepapst sagen und Ganzheitliches Weidemanagement. Diese Aufnahme hilft auch bei der Erklärung der in Gleicher Boden, verschiedenes Management gezeigten Unterschiede in der Qualität der Böden.

Hier nun zwei Links zu Animationen:

Eine deutschsprachige Animation des deutschen Agrarwissenschaftlers Dr. Thomas Fester (www.scivit.de):

Der Dschungel unter unseren Füßen – Fast Forward Science 2016

und hier eine Animation die Ray Achuletta (www.nrcs.usda.gov/wps/portal/nrcs/detailfull/national/soils/health)  bei einer Präsentation ( 2017 Soil Health Field Day – Ray Archuleta )

) im Frühjahr 2017 zeigte:

Slow Motion-Aufnahme vom Austreten von Wuzelexudat an einer Wurzelspitze

Nachtrag:

Unter Referenzen findet sich auf www.scivit.de u.a. auch

Kelberg, den 6. Juni 2017

Christoph Becker




Gleicher Boden, verschiedenes Management

Im Folgenden ein Beispiel der  Wirksamkeit von intelligentem Weide- und Bodenmagement, das insbesondere auch Landwirte und Gärtner interessieren dürfte, die schwere Lehm/Tonböden haben.

Gezeigt wird ein Beispiel aus der auf Vimeo verfügbaren Präsentation : Christine Jones, “Part 2: Pasture Cropping.” 2015 Fuller Field School., etwa ab Position [6:36].

Ein Bild aus diesem Beispiel findet man auch in dem Artikel Winona Case Study auf der Internetseite der in Neu-Süd-Wales in Australien liegenden Winona-Farm von Colin Seis.

Es handelt sich bei dem Beispiel um ein Stück Weideland, das der Farmer Harry Seis seinen Söhne vererbt hat. Die Söhne haben das Land durch den auf dem Bild sichtbaren Zaun getrennt. Harry Seis starb im Jahr 1999: www.myheritage.de/names/harry_seis. Der auf dem Bild links des Zaunes liegende, grünere Teil wurde von Colin Seis, dem Inhaber der Winona Farm bewirtschaftet. Dabei wurde das u.a. von André Voisin und Allan Savory entwickelte und propagierte Beweidungssystem (Managed Grassing, “Mobgrazing”, Rationale Grazing) angewendet. Außerdem wurde das von Colin Seis entwickelte “Pasture Cropping” angewendet. Dabei wird auf Weiden mit Sommergräsern im (australischen) Winter mit einer Direktsaatmaschine Getreide eingesät und später im (australischen) Frühjahr geerntet. Auf diese Weise werden die für die Verbessung der Böden wichtige Nutzung der Photosynthese und der Ertrag  maximiert.

Der Bruder von Colin Seis, der die auf dem Bild rechts von dem Zaun befindliche Weide bekommen hat, hat weiterhin so wie der Vater der beiden Brüder bewirtschaftet: Kontinuierliche Beweidung und jährliche Düngung mit der in dieser Gegend üblichen Menge  von über 100 kg/ha Kunstdünger.

Hier noch ein größeres Bild der von Colin Seis mit gemanagtem Beweiden und zeitweisem, per Direktsaat erfolgendem Getreidanbau  genutzten Weide. Man beachte, dass diese Weide seit der etwa 10 Jahre zuvor erfolgten Übernahme NICHT mehr gedüngt wurde. Man beachte auch im Hintergrund das Gras im  Wald:

Hier ein größeres Bild der “konventionell” durch den Bruder bewirtschaften Weide, die jährlich mit der üblichen Menge Kunstdünger gedüngt und kontinuierlich beweidet wurde:

Vergleichende Bodenprobe:

Zunächst wurde auf der rechten, weiterhin “konventionell” bewirtschafteten Weide ein 50 cm tiefes Loch gegraben:

Die dünne Mutterbodenschicht mit dem darunter liegenden Lehm/Tonboden erinnert sehr an den Boden auf dem Grundstück meiner Eltern. Verschiedene Landwirte in meiner Gegend, die ich auf die eine oder andere Methode und Einsicht auf meiner Webseite versucht habe aufmerksam zu machen, haben mit Hinweis auf eben diese Art Boden in unserer Gegend abgewunken und mir erklärt, dass das alles vielleicht anderswo (z.B. im Maifeld, “in Amerika” usw.) mit den dort guten Böden funktioniert, aber eben nicht in unserem, für seinem schlechten und unfruchtbaren Boden bekannten Teil der Eifel. Nun hier ist fast exakt dieser schlechte, unfruchtbare Boden und er wurde dazu auch noch seit Jahrzehnten zuerst von Harry Seis und dann von einem seiner Söhne regelmäßig gedüngt und auf die übliche Weise beweidet.

Und jetzt der Hammer:

Sehen wir uns die Bilder von der Grabung auf der anderen Seite des Zaunes an, wo Colin Seis einige Jahre mit gemanagtem Beweiden ((siehe dazu auch meine Blogartikel Ganzheitliches Weidemanagment  und Was würde der alte Deutsche Weidepapst sagen?, sowie Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung )) und zusätzlichem, pfluglosem Getreideanbau per Direktsaat bewirtschaftet hat:

Mutterboden bis in 50 cm Tiefe

Hier nun der Vergleich beider Böden. Zuerst ein Bild mit daneben einer Tabelle mit den Unterschieden im Kohlenstoffgehalt. Darunter sind vergleichende Bilder verschiedener Bodenschichten. Man hat dazu je eine Sektion der Böden genommen und diese nebeneinandergelegt und dies dann eine Kamerafahrt durchgeführt die ich hier zusätzlich verlinke : vimeo.com/150261321#t=534s . Hier nun die Bilder:

In dem Boden auf der rechten Seite wurde in der Tiefe keine Wurzeln und keiner Regenwürmer gefunden. Er war in der Tiefe faktisch tot. Auf der Linken Seit hat man es dagegen bis in 50 cm, wo die Grabung endete, mit Mutterboden zu tun, in dem Wurzeln und Regenwürmer gefunden wurde.

Hier noch einmal das Übersichtsbild mit den Prozentangaben:

Bemerkenswert ist, dass der Unterschied im Kohlenstoffgehalt in der Tiefe bis 40 cm ansteigt. In 30 bis 40 cm Tiefe beträgt er mehr als das vierfache. Eine Schlussfolgerung dieses Vergleichs ist, dass der Kohlenstoffgehalt hier NICHT durch auf der Oberfläche des Bodens aufgebrachtes Material gesteigert wurde, sondern durch die Wurzeln. Wenn man z.B. nur Mulch oder Kompost auf der Oberfläche aufgebracht hätte, und dies die direkte Ursache der Zunahme des Kohlenstoffgehaltes wäre, dann müsste der Unterschied im Kohlenstoffgehalt bei der Probe auf der Rechten Bildseite an der Oberfläche am größten sein und dann mit zunehmender Tiefe abnehmen. Der Unterschied nimmt aber stattdessen in der Tiefe von 20 bis 40 cm zu.

Schlußfolgerung

Auch sehr “schlechte” Ton- und Lehmböden haben das Potential, sehr gute Böden zu werden. Das deckt sich unter anderem mit der Feststellung des schon im 2. Weltkrieg erstmals  veröffentlichten Landwirtschaftsklassikers Plowman’s Folly von Edward Faulkner.

Der Unterschied zwischen guten und schlechten Böden in Gegenden mit “schlechten” Böden ist schon nach wenigen Jahren der Bewirtschaftung nur noch ein Maß für das Können und Wissen der die Böden bewirtschaftenden Landwirte.

Kunstdünger und andere chemische “Wundermittel” sind bei dem Versuch die Bodenqualität zu verbessern ein Hindernis. Ohne Kunstdünger und Chemikalien lassen sich eine bessere Bodenqualität und höhere Erträge erzielen.

Einige hier nicht mehr extra erwähnte zusätzliche Vorteile der so möglichen Verbesserung der Böden sind:

Kelberg, den 6. Juni 2017

Nachtrag 7. Juni 2017:

Per Privatmail kam die Kritik, dass hier nur eine Probe gezeigt wurde, was statistisch/wissenschaftlich zu wenig sei. Dazu Folgendes: Die Winona Farm von Colin Seis, zu der der Teil mit dem guten Boden gehört, ist nach seinen Worten die wahrscheinlich am meisten wissenschaftlich untersuchte Farm in Australien. Siehe auch www.pasturecropping.com/articles. In der Tat tauchen Beispiele von dieser Farm zum Thema Bodenverbesserung auch in anderen Zusammenhängen auf, die noch unglaublicher wirken. Darüber hinaus ist die Farm von Colin Seis kein Einzelfall. Mir fallen eine ganze Reihe Beispiele ein, die insgesamt auch statistisch und streng wissenschaftlich betrachtet überzeugend zeigen und auch erklären dass und warum das oben zu Demonstrationszwecken (und nicht so sehr zu Forschungszwecken!) gezeigte Beispiel mit den Bodenproben, die beide in der Nähe des nun die früher dem Vater von Colin Seis und seinem Bruder gehörende Wiese teilt, durchgeführt wurden, der Realität entspricht – vorausgesetzt es werden die für die Schaffung und Erhaltung gesunder, guter Böden wichtigen biologischen Prinzipien beachtet.

Christoph Becker




Mein Kommentar zu Trumps Rede vom 1. Juni 2017

Zur Rede von Donald Trump auf Youtube.com , in der er den Rücktritt vom Pariser Klimaschutzabkommen erklärt und begründet, habe ich folgenden Kommentar hinterlassen (deutsche Übersetzung weiter unten):

Donald Trump is right. The Americans can be very proud to have such a great president. The money from for the Green Funds would mostly be spend to corrupt institutions. It would be used to worsen green house gas emissions and resource depletion. What I think and hope, that President Donald Trump could and should do, is to use the knowledge from the those great American farmers one finds for example on youtube.com when searching for “gabe brown farm”, “singing frogs farm”, “John jeavons” , “joel salatin”, “ray archuleta soil health”, “dr. allen williams farm” and “morrison seeders”. With the knowledge of these great people, which America too can be very proud off to have, Donald Trump and the USA can and will trump by far what the Paris climate agreement pretended to do. Although this would cost the American taxpayers only very little or almost nothing, compared to that bad deal which Trump has canceled now. Further more President Trump could and would do Europe a great favor with this and with some luck it may even prevent the greatest famine and disaster Europe has ever seen in history.  

Good bless America.

Greetings from Germany

Christoph Becker

Auf Deutsch:

Donald Trump hat recht. Die Amerikaner können sehr stolz darauf sein, einen so großartigen Präsidenten zu haben. Das Geld, das durch das Klimaschutzabkommen eingesammelt werden sollte, würde hauptsächlich doch nur an korrupte Institutionen gegeben und dazu genutzt werden, den Ausstoß klimaschädlicher Gase und die Ressourcenerschöpfung zu verschlimmern. Was ich denke und hoffe, was Präsident Donald Trump tun könnte und sollte, ist das Wissen dieser großartigen amerikanischen Farmer zu nutzen, die man zum Beispiel auf  youtube.com findet, wenn man nach  “gabe brown farm”, “singing frogs farm”, “John jeavons” , “joel salatin”, “ray archuleta soil health”, “dr. allen williams farm” und “morrison seeders” sucht. Mit dem Wissen dieser großartigen Leute, auf die Amerika ebenfalls sehr stolz sein kann, können und werden Donald Trump und die USA die Ziele weit übertreffen, die das Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen vorgab. Obwohl dies die amerikanischen Steuerzahler nur sehr wenig bis so gut wie nichts im Vergleich zu dem schlechten Geschäft kosten würde, das Trump jetzt aufgekündigt hat, könnte und würde er Europa damit einen großen Gefallen tun und mit etwas Glück würde dies möglichweise Europa vor der größten Hungersnot und dem größten Desaster der Geschichte bewahren. 

Gott segne Amerika.

Grüße aus Deutschland

Christoph Becker