Kindersoldaten des IS in Aktion

Der Artikel You Need To Take A Closer Look At The Real “Refugees” Before You Denounce “Vetting” (dt. Sie sollten einen genaueren Blick auf die wirklichen “Flüchtlinge” werfen, bevor sie Sicherheitsüberprüfungen anprangern) auf TheBurningPlatform.com vom 3. Februar 2017 verlinkt einen  Artikel mit einem ziemlich krassen IS-Propagandafilm, den man sich meines Erachtens ansehen sollte, um die extreme Gefährlichkeit und die voraussichtlichen Folgen der deutschen Asylpolitik und des naiven Gutmenschentums besser begreifen zu können.

Doch zuerst ein Bild aus dem der letzten Wahlkampf für das Europaparlament in Deutschland, das auch schon zu den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht 2016 gepasst hat. Einige Tage später hatte die CDU dieses Plakat dann durch ein großes Plakat mit Frau Merkel ausgetauscht – so nach dem Motto “wenn Sie Sicherheit und einen stabilen Euro und eine gute Zukunft für sich und ihr Kind wollen, dann müssen sie Frau Merkel und die CDU wählen:

Ich übersetze nun zunächst den Text der weiter unten verlinkten amerikanischen Webseite zu dem eingangs erwähnten IS-Propagandavideo:

In einer kürzlich freigegebenen Videoproduktion des IS sieht man Kinder ein Haus freikämpfen, in dem sich Gefangene befinden. Die Gefangenen sind Trainingsziele.

Warnung: Wir werden es nicht zu einer Gewohnheit machen, IS-Propaganda zu posten. Jedoch, in diesem Fall sind wir gewillt eine Ausnahme zu machen – als eine brutale Erinnerung an die Feinde denen wir uns auf der ganzen Welt gegenüber sehen. Dies ist ihre graphische Inhaltswarnung.

Anm. d.Übersetzers: Ich möchte hinzufügen, dass dieser IS-Propaganda-Video nichts für schwache Nerven und nichts für Kinder unter 16 ist. Für gesunde deutsche und europäische Wähler aber könnte dieser Video eine sehr heilsame Schocktherapie sein, die sehr vielen Menschen das Leben retten könnte.

Sehen Sie sich genau an wie die Welt heute ist. Wir haben Kinder in den Straßen der Vereinigten Staaten, die Wutanfälle haben, weil sie glauben, dass die Politiker versagt haben. Vielleicht haben sie versagt. Sie haben darin versagt indem sie ihnen erlaubt haben zu glauben, sie würden in einer Welt mit eitel Sonnenschein und bunten Regenbogen leben.

Politik vollständig außer acht lassend, ist dieses Video ein Zurückschnappen zur Realität. Dies ist die reale Welt in der wir heute als Spezies leben. Erwachsene Männer trainieren Kinder, manche gerade mal 6 Jahre alt, so dass sie sich durch ein Haus wie Angehörige eine Kampfeinheit für den Häuserkampf bewegen und mit scharfer Munition schießen, und dabei reale menschliche Wesen töten.  Um dem ganzen ein Sahnehäubchen auf zu setzen nehmen sie dass auch noch als einigermaßen professionelle Videoproduktion auf und laden es ins Internet hoch um der Welt zu zeigen, dass ihre Kinder bereit sind für ihre Sache zu kämpfen. Ich sehe nicht dass die in Syrien für Frauen- und Kinderrechte marschieren.

Während Sie weinen und jammern und sich über soziale Angelegenheiten beschweren, die ein Streitpunkt in unserer Gesellschaft sind, werden Frauen und Kinder auf der ganzen Welt von Fanatikern vergewaltigt und ermordet. Werfen Sie einen Blick heraus aus Ihrem sicheren Ort und realisieren Sie sich, dass die Welt nicht der utopischer Ort sein kann, den Sie sich wünschen. Es ist nicht möglich. Sie wird es nie sein.

 Dies ist der Grund warum.

Und hier nun der Link auf  der Link auf TheBurningPlatform lautet: .  www.funker530.com/recent-propaganda-video/ .

https://www.funker530.com/recent-propaganda-video/

Und denken Sie daran.

  1. Die modernen Industriegesellschaften des Westens haben eine extrem verwundbare, in einem Weltkrieg möglicherweise schon in den ersten Minuten unbrauchbar werdende technische Infrastruktur, deren Zusammenbruch locker 9 von 10 Bewohner der betroffenen westlichen Industriestaaten binnen weniger Monate das Leben kosten wird, wie z.B. Simulationen von EMP-Angriffen zeigen (siehe u.a. Weitere Literatur zum Thema EMP)
  2. Die Nahrungsmittelproduktion und die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland und Europa ist nicht nachhaltig und sie ist extrem von der Verfügbarkeit von fossilen Energieträgern abhängig. Die letzte deutsche Zeche schließt aber 2018 und irgendwann zwischen 2025 und 2030 kommt der Moment von dem an – völlig unabhängig von der Größe der dann noch in der Erde schlummernden Vorräte – global im Mittel für die Entdeckung und Förderung von Erdöl mehr Energie aufgewendet werden muss als in dem dann geförderten Erdöl enthalten ist. (siehe Erschöpfung: Das Schicksal des Ölzeitalters). Die “erneuerbaren” Energien werden uns nicht retten, weil sie ohne fossile Energieträger weder produziert, noch installiert, noch gewartet noch ersetzt werden können (siehe z.B. 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030?).
  3. Unsere Streitkräfte, und auch die des gesamten Restes der westlichen Industriestaaten sind, wie der bekannte Militärhistoriker Martin van Creveld meines Erachtens völlig zur Recht meint, “nur noch Schmusekatzen“. Als der zugehörige Artikel in der Jungen Freiheit entstand war Martin van Creveld wohl gerade daran sein im Sommer 2016 auf Englisch erschienenes, sehr empfehlenswertes Buch Pussycats – Why the Rest keeps beeting the West (dt. Schmusekatzen: Warum der Rest ständig den Westen verpürgelt. zu schreiben. Aus dem Artikel über die Feminisierung der Streitkräfte des Westens ein Zitat von van Creveld: Abschließend sind noch zwei Punkte anzumerken: Zum einen haben, wie ihre zahlreichen Siege deutlich machen, die Taliban, ihre Waffenbrüder in anderen Ländern und die Gesellschaften außerhalb der westlichen Welt im allgemeinen gut erkannt, dass es nicht ratsam ist, dem Westen auf seinem selbstzerstörerischen Weg zu folgen. Zum anderen sind Gesellschaften, die ihre Kampfkraft verlieren, indem sie ihr Militär so behandeln wie der Westen, zum Untergang verurteilt. Früher oder später wird jemand mit einem scharfen Schwert daherkommen und ihnen den Kopf abschlagen.
    Wer Ohren hat der höre.

Und wer die Nerven hat sehe sich diesen Propaganda-Video des IS an und lese vielleicht dazu noch Romane wie One Second After: Die Welt ohne Strom von William R. Forstchen und The Price of Peace von Albert Clark, die man dann auch noch vor diesem ganz realen IS-Propaganda-Video und der Deutschen Asyl- und Zuwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte sehen sollte. The Price of Peace ist schon vor über 30 Jahren geschrieben, gibt aber eine Vorstellung davon, wie sich ein amerikanischer Berufssoldat (der Autor war Oberstleutnant der USAF, u.a. auch in Büchel in der Eifel), einen Krieg vorstellt, in uner anderem Europa vom Mittelmeer aus  von mit China verbündeten muslimischen Streitkräften angegriffen und sehr übel zugerichtet wird.

Am 31. Januar 2017 schrieb John Xenakis auf seinem Blog ( http://www.generationaldynamics.com/pg/ww2010.weblog.htm#e170131 ) u.a.:

Wie ich viele Male geschrieben habe ist es ein Grundprinzip der generationsdynamischen Theorie, dass selbst in einer Diktatur die großen politischen Ereignisse durch die Masse der Bevölkerung und durch ganze Generationen und nicht durch Politiker bestimmt werden.

und

Die Generationsdynamik sagt voraus, dass in dem sich nähernden Weltkrieg des Zusammenpralls der Zivilisationen, China, Pakistan und die sunnitischen muslimischen Staaten (Anm. d. Übers.: das sind u.a. die Staaten Nordafrikas, die Türkei, Saudi Arabien, die Golf-Staaten und Afghanistan) auf der einen Seite sein werden, während die USA, Russland, Indien und der Iran auf der andren Seite sein werden.

Europa erwähnt er nicht. Aber Europa und die Nato werden sich aus so einem Krieg wohl kaum heraushalten können.

Wenn jemand das Thema Generationsdynamik leichtfertig abtut sollte er/sie vielleicht meinen Blogbeitrag Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik und die dort verlinkten weiterführenden Ausführungen lesen.  Als Ergänzung dazu empfiehlt sich z.B. der am 29.1.2017 in der ZEIT erschiene Artikel Alt-Right: Stephen Bannon bestimmt nun auch die US-Außenpolitik mit. Bei der ZEIT scheint man allerdings die Zusammenhänge und Hintergründe (noch) nicht verstanden zu haben.

Kelberg, den 3. Februar 2017

Christoph Becker




Trumps Sexskandal, Kissinger, Clinton, König David

Mit einigem Erstaunen habe ich den Versuch registriert, dem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump mit einem Video aus dem Jahre 2005 zu schaden, in dem ein heimlich mitgeschnittenes Interview zu hören ist indem Trump sich in einer Männerrunde mit einem sexuellem Abenteuer brüstet.

Hier zunächst das betreffende Video, in einer Version in dem Trumps Worte auch noch schriftlich eingeblendet werden:

“Donald Trump 2005 recording”|”tape”|”video”|”audio”|”lewd comments”|”Access Hollywood” Billy Bush

Wie deutlich zu vernehmen ist, sind die anwesenden anderen Herren amüsiert und äußern sich eher bewundernd und nicht etwa schockiert.  So wie ich den den Text verstehe, handelte es sich auch keineswegs um eine Vergewaltigung, sondern um eine offenbar auch für die Frau ziemlich heiße Affäre.

Henry Kissinger, Sex und Macht

Das wiederum erinnert mich an ein Zitat von Henry Kissinger, zu dem ich dann auch mit “kissinger power is the ultimate aphrodisiac” (dt. “Kissinger Macht ist das ultimative Aphrodisiakum“) gegoogelt habe. Ergebnisse z.B.:

https://en.wikiquote.org/wiki/Henry_Kissinger:

Power is the ultimate aphrodisiac.

  • As quoted in The New York Times (28 October 1973)
  • Lesser known variant: Power is the great aphrodisiac.
    • As quoted in The New York Times (19 January 1971)

Auch die anderen dort zu findenden Zitate Kissingers sind interessant.

Mit der oben angegebenen deutschen Übersetzung meiner ersten Google-Suche fand ich folgenden Artikel aus dem Stern: Henry Kissinger – “Macht ist ein starkes Aphrodisiakum”, vom 26. Mai 2003

Donald Trump hat letztlich nur mit seinen eigenen Worten und mit Schilderung eines praktischen Beispiels ziemlich plastisch Henry Kissingers Zitat bestätigt.

Bill Clintons Affären

Dann habe ich mit “Clinton Sex Affairs” gegoogelt.  Damit fand google “ungefähr” 24.600.000 , also vierundzwanzig-millionen-sechshunderttausend Seiten. Auf der englischen Wikipediaseite gibt es eine eigene Seite mit dem Titel  Bill Clinton sexual misconduct allegations, auf der die Fälle der Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens von Bill Clinton aufgelistet sind.  Bill Clinton ist bekanntlich sogar für eine zweite Amtsperiode zum Präsidenten gewählt worden.  Bill  Clinton würde, wenn Hillary Clinton die Wahl gewinnen würden, die Rolle des “Ersten Ehemanns” im Weißen Haus übernehmen. Wollen die Amerikaner das?

König David und seine Affäre mit Betseba

Die Bibel, 2. Buch Samuel, Kapitel 11, 2-5

Schließlich ist da dann auch noch die Bibel. Es wird zwar nicht berichtet ob David sich in einer Herrenrunde mit seiner Beziehung mit Batseba, der Frau des Uria gebrüstet hat, aber die Geschichte ist schon krass:

2 Und es begab sich, dass David um den Abend aufstand von seinem Lager und sich auf dem Dach des Königshauses erging; da sah er vom Dach aus eine Frau sich waschen; und die Frau war von sehr schöner Gestalt.
3 Und David sandte hin und ließ nach der Frau fragen und man sagte: Das ist doch Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Hetiters.
4 Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei; sie aber hatte sich gerade gereinigt von ihrer Unreinheit. Und sie kehrte in ihr Haus zurück.
5 Und die Frau ward schwanger und sandte hin und ließ David sagen: Ich bin schwanger geworden.

Die weitere Geschichte war, dass David dann Uria, den Mann der Betseba von der Front zurückbeordert hat und versucht hat ihn dazu zu bringen bei seiner Ehefrau Batseba zu schlafen, auf dass das Kind aus deren Affäre mit  David ein Kuckuckskind werde. Weil Soldaten aber während eines Feldzuges nach dem Gesetz des Moses offenbar nicht zu hause schlafen durften, hat sich Uria geweigert zu hause bei seiner Frau zu schlafen (und mit ihr hoffentlich Sex zu haben). Daraufhin hat David ihn dann wieder an die Front geschickt und dafür gesorgt, dass Uria so eingesetzt wurde, dass er im Kampf umkam.

Das aus der Affäre von David mit Betseba stammende Kind war der spätere König Salomon, unter dessen Herrschaft das Reich Israel sein größte Ausdehnung und Blüte erlebte. Dieser Salomon ist  einer der im 1. Kapitel des Neuen Testametes aufgelisteten Vorfahren von Jesus. Siehe dazu auch meinen Artikel  DER ANFANG DES NEUEN TESTAMENTES, wo ich die betreffende Bibelstelle aus drei Übersetzungen gegenüberstelle. Dort steht  ganz klar:

1 Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams ……

6 Isai zeugte den König David.
David zeugte Salomo mit der Frau des Uria……

Donald Trump ist bei weitem nicht so weit gegangen wie König David, dessen Affäre mit Betseba von Gott sogar damit geadelt wurde, dass daraus immerhin der König Salomon und mit diesem  ein Vorvater von Jesus hervorging.

Warum sollte Donald Trump wegen seiner  die Zustimmung und Bewunderung seiner damaligen Begleiter bewirkenden Äußerungen als Präsident ungeeigneter  sein, als seine Konkurrentin mit ihrem Bill Clinton,  dem zweimaligen Präsidenten, mit all seinen Affären, der bei einem Wahlsieg von ihr als der “Erste Ehemann der USA” die bisher der jeweiligen “First Lady” vorbehaltene Rolle übernehmen würde? Der Umstand, dass Frau Clinton vor diesem Hintergrund gemeint hat, Donald Trump dürfe wegen diesem vor über 10 Jahren heimlich gemachten Tonbandaufzeichungen kein Präsident werden, disqualifiziert meines Erachtens eher Frau Clinton für die Rolle einer Präsidentin.

Angesichts der innen- und außenpolitischen und wirtschaftlichen Situation der USA gäbe es für den Präsidedentschaftswahlkampf eigentlich sehr viel Wichtigeres als die Diskussion dieses Videos aus dem Jahre 2005.  Ich könnte mir z.B. auch gut vorstellen, dass der Sicherheit, der Lebensqualität  und Zukunft gerade auch der amerikanischen Frauen mit einer Wahl von Donald Trump sehr viel besser gedient würde als mit dem “weiter wie bisher”, das mit einer Wahl von Frau Clinton gewählt würde.

Kelberg den 8. Oktober 2016

Christoph Becker

 

 




Sumner – “War and other Essays”

Here I make the book “War and other Essays” from William Graham Sumner, available as one pdf-file per essay. The objective  is to make it easier  to read them on a smartphone or tablet.I have tried to process  the  pdf-Versions of the following  projects:

https://archive.org/details/warandotheressa00kellgoog

http://oll.libertyfund.org/titles/sumner-war-and-other-essays

The facsimile -pdf version of oll.libertyfund.org has by far the best quality (as of May 10th, 2016).  Probably they had a better printed copy. Because even this produced  many   recognition  errors,  I first checked the introduction and the first essay  manually, using FineReaders check-function.   The  small  pdf-text  files  resulted  from this effort.    Then I played more with FineReaders pdf-export options and found that   a resolution with 150dpi , a  reduction  of the color to black and wite, and ‘original picture over text’ resulted in the best compromise of file size, readability , ease of use and reliability on my smart phone.  If I would like to print out one or more of the essays I would use the pdf-files from archive.org or oll.libertyfund.org, which seem to have a resolution of 300 dpi.

The Numbers and Names of the chapters as well as the page numbers are taken from the table of contents of the original  book.

Chapter Page
Introduction  (pdf-text,  57 kb) ix
I. War (pdf-text, 107 kb or  pdf-150dpi, 678 kb 3
II. The Family and socialChange (pdf-text, 55 kb or pdf-150dpi, 339 kb) 43
III.The Status of Woman in Chaldea, Egypt, Judea and Greece to    the Time of    Christ (pdf-150dpi, 708 kb) 65
IV. Witchcraft (pdf-150dpi, 418 kb) 105
V. Religion and the Mores (pdf-150dpi, 311 kb) 129
VI. The Mores of the Present and Future (pdf-150dpi, 273 kb) 149
VII.  Sociology (pdf-150dpi, 470 kb) 167
VIII.   The Absurd Effort to Make the World Over (pdf-150dpi,283 kb) 195
IX.  State Interference (pdf-150dpi, 263 kb) 213
X.  Do We Want Industrial Peace? (pdf-150dpi, 267 kb) 229
XI.  On the Case of a Certain Man Who Is Never Thought of (pdf-150dpi) 247
XII.   The Case of the Forgotten Man Further Considered (pdf-150dpi) 257
XIII.    The Proposed Dual Organization of Mankind (pdf-150dpi, 174 kb) 271
XIV.   The Fallacy of Territorial Extension (pdf-150dpi, 154 kb) 285
XV.   The Conquest of the United States by Spain (pdf-150dpi, 686 kb) 297
XVI.   The Predominant Issue (pdf-150dpi, 276 kb ) 337
XVII.    Our Colleges before the Country (pdf-150dpi, 333 kb) 355
Bibliography (pdf-150dpi, 82 kb ) 375



Mein Ostern 2016

Ostern ist die Heldengeschichte und Siegesfeier der Christen, und es ist eine Erzählung, die wir auch für die irdische Zukunft  die wir   haben werden gut gebrauchen können.

Was unser Handeln bestimmt, sind eher mehr oder weniger vernünftige, sinnvolle und oft auch schädliche Erzählungen mit denen wir versuchen mit der Realität in ihrer ganzen Komplexität fertig zu werden. Die Wahrheit selbst kann der Mensch nicht kennen, weil sein Leben dafür zu kurz und sein Gehirn dafür selbst in den besten Fällen nicht ausreicht.   Es ist und bleibt so wie der  Sokrates zugeschriebene, Ausspruch “Ich weiß, dass ich nichts weiß”   erklärt.   Es ist auch so, dass wir , wie  ich mit einem Zitat   aus William Cattons Buch Overshoot, in meinem Beitrag über die Grundlagen der westlichen Werte ,  übersetzt habe:

Doktrinen können eine schreckliche Last sein, sagte Sumner, weil sie mit dem Prestige der Antiquität und Tradition der lebenden Generation die Kapazität zu einer unvoreingenommenen Sichtweise auf die Fakten nehmen können.

Als ich das übersetzt habe, hatte ich zunächst hauptsächlich an den Gutheitswahnsinn, der Deutschland in der Flüchtlingskrise erfasst hatte, gedacht, aber  dieses Zitat  kann und sollte auch bei Erzählungen und Predigten zu Ostern zur Vorsicht mahnen.

Nach dem Buch von Pfarrer Johannes Greber ,   ((  Das  Buch kann extrem hilfreich und gut sein, gerade auch für technisch-wissenschaftlich gut ausgebildete Menschen, die mit dem Glauben ein Problem haben,  aber das Buch kann naiven und leichtgläubigen Menschen auch sehr schaden. Manche haben richtig Angst vor diesem Buch   )) dass ich neben seiner Übersetzung des Neuen Testamentes und der Übersetzung der gesamten Bibel von Hermann Menge, in  Sachen Christentum  für die  entscheidende  Basis halte,  hat es mit  Ostern Folgendes  auf sich.  D.h., ich erzähle und kommentiere das Folgende aus dem Gedächtnis, ohne mir die Mühe zu machen im Detail nach Bibelstellen usw. zu suchen:

Vor der Materiellen Schöpfung, also vor dem Urknall, gab es bereits eine geistige, nicht materielle Welt.  In dieser geistigen Welt lebten außer  Gott, Christus und Satan,  der laut  Bibel auch einer  der großen Engel,  bzw. ein  Fürst  in dieser  geistigen Welt war,  auch die Geister der heute lebenden Menschen, Tiere und Pflanzen.

Machtgier, Intrigen, die Vorläufer  leicht verführbarer,  unvernünftiger Wähler und Mitläufer  gab es demnach auch damals schon.  Satan war mit seiner Rolle als nachgeordneter Fürst im Himmel jedenfalls nicht zufrieden und  hat dann mit  einem Teil der Engel, mit den Geistern  der  heutigen Menschen   usw.  einen Aufstand geplant,  um  zu mehr Macht zu bekommen.    Dieser Aufstand wurde von Christus und den weiterhin gottestreuen Teilen der himmlischen Streitkräfte niedergeschlagen. Satan oder Luzifer,  und die anderen am Aufstand beteiligten   Geister wurden dann auf Befehl Gottes aus dem Himmel geworfen und in die vollständige Finsternis des Nichts verbannt.

Es steht nicht bei Johannes Greber oder in der Bibel, aber dieser “Abfall von Gott”, der Hinauswurf aus dem Paradies oder wie immer man es nennen will, ist, man kann es drehen und wenden wie man will, auch ein Beweis dafür, dass es im Himmel oder Paradies auch früher schon Unzufriedenheit,  machtgeile Führer, Dummheit, dumme Mitläufer und Wähler, die sich mit ihrer Wahl selbst geschadet und sich vorher nicht  genug schlau gemacht  haben, usw. gegeben hat, und es wird diese auch in Zukunft geben. Wenn ich mir ansehe, wie unerträglich viele Politiker und Aktivisten in den letzten Jahren und Jahrzehnten unsere Gesellschaft umgestaltet und verunstaltet haben, weil die Mittel scheinbar unbegrenzt wie im Paradies waren, dann graust mir vor dem Paradies, wegen all der ….. (auf die Aufzählung verzichte ich, weil sie politisch unkorrekt wäre und weil jeder eine andere Liste von Personen und Gruppen hat, die  das Paradies zur Hölle machen würden, wenn er/sie ihnen dort begegnen würde.). Vor diesem Hintergrund möchte ich aber auf Mark Twains Version eines Paradieses hinweisen,  zu der man verschieden deutsche  Ausgaben findet, wenn man auf amazon.de mit “Kapitän Stormfield” sucht. Das ist ein vielfältiges, multikulturelles Paradies, in dem aber streng darauf geachtet wird, dass es eher keine multikulturellen Gesellschaften gibt, sondern das, wie in Leopold Kohrs und auch wie in Frank Salters Version von einer künftigen Organisation der Weltgesellschaft, eigene Staaten und definierte, von allen beachtete Grenzen dieser Staaten gibt.   Multikulti erlebt man dort nur auf Reisen, also  auf Besuch  und nicht durch Invasion  und Zwang, wie wir das heute in Deutschland  erleben. Zu Leopold Kohr gibt es auf Youtube auch die wie ich finde gute Dokumentation “Leben nach Mass”.

Doch zurück zur Schöpfungsgeschichte und deren Weg bis Ostern.

Luzifer, Satan, der Teufel oder wie immer man ihn nennen will, wurde also zusammen mit seiner Gefolgschaft und mit den von ihm verführten Menschen aus dem Paradies oder Himmel geworfen.

Die Gnade Gottes  bestand und besteht nun darin, ein materielles Universum schaffen zu schaffen,  in dem  sich  die gefallenen, also die aus dem Paradies oder Himmel geworfenen Geister, wieder besinnen, bewähren, langsam hocharbeiten und so irgendwann wieder in den Himmel kommen können. Dazu habe Gott gewisse Regeln festgelegt.

Zu diesen Regeln scheint zu gehören:

  1. Möglichkeit der Geburt bzw. Wiedergeburt in den Körpern materieller Lebewesen .   Das Wissen von vorigen irdischen oder auch geistigen Existenzen wird dabei mit der Geburt für die Dauer des irdischen Lebens gelöscht.  Das Tun und Lassen in diesem irdischen Leben wirkt sich aber  auf  das weitere Schicksal in der geistigen Welt und auch in weiteren irdischen Leben aus. Das ist ein interessanter Denkansatz, weil damit Ungerechtigkeiten in der Welt einerseits erklärt und anderseits aber auch reduziert werden können. Die eigene Familie und den eigenen Stammesverband überschreitendes Gutsein und Menschlichkeit, sind damit dann nicht mehr geradezu  zwingend eine Form von Wahnsinn, sondern können vernünftig und sinnvoll mit Blick auf weitere eigene Erdenleben sein. Betonung auf Können, denn dieses vermeindliche Gutsein kann auch die Zukunft künftiger Generationen und sogar der ganzen Menschheit ruinieren.
  2. Das Erkennen göttlicher Wahrheiten und Gesetze sowie das Erkennen der Existenz und des Willen Gottes ist begrenzt und unsicher – zumindest für Menschen die nachdenken.
  3. Eine Rückkehr der Gefallenen Geister zu Gott, ins Paradies, in den Himmel oder wie man es nennen möchte, war zunächst ausgeschlossen.  Nachdem der Zorn Gottes über den Aufstand sich gelegt hatte, hat ER dann aber wohl eine Prozedur ersonnen, die eine Rückkehr der gefallenen Geister möglich macht:  Wenn ein in den Körper eines Menschen geborener, an jenem Aufstand nicht beteiligter, also ein nach wie vor himmlischer Geist, es schaffen sollte, allen Verführungskünsten und Versuchen des Satans ihn dazu zu bringen auch noch von Gott abzufallen,  zu widerstehen, DANN würde Gott seine Armee in die Welt der Finsternis, also in die Hölle schicken, um mit Satan Krieg zu führen und ER würde sie diesen Krieg gewinnen lassen und Satan einen Friedensvertrag diktieren der wie folgt lautet: Satan darf zwar weiter versuchen, Menschen durch geschickte Verführung davon abzuhalten zu Gott zurückzukommen, aber er darf keine Gewalt mehr anwenden und muss sie ziehen lassen, wenn sie sich genug anstrengen. Der himmlische Geist, der heldenhaft und standhaft genug war, allen Verführungskünsten und Versuchen ihn als Menschen auch noch zum Abfall von Gott zu bewegen, war Jesus, der als Geist Christus, der erstgeborene Sohn  Gottes war. Dieser Christus sei im Übrigen auch schon zu Zeiten jenes Aufstandes im Himmel schon der nach Gott 2. Chef  im Himmel gewesen (und eben nicht selber Gott)  und er habe sich freiwillig für diese Mission auf der Erde gemeldet, die er dann im Körper von Jesus  bis zum Schluss erfolgreich durchgeführt habe.  Das Ende dieser Mission war der irdische Tod von Jesus am Kreuz, dessen an Karfreitag gedacht wird. Nach diesem irdischen Tod habe jener Geist, der im Körper von Jesus war, und der im Himmel der Juniorschef war und ist, an der Spitze der himmlischen Streitkräfte, wie von Gott vorgesehen, das Reich der Finsternis angegriffen   und den Satan und seine Gefolgschaft besiegt. Als Friedensbedingung musste Satan sich dazu verpflichten alle der einst von ihm verführten, gefallenen Geister, die sich genügend anstrengen und die dies wollen, ziehen und zu Gott, bzw. in den Himmel zurückkehren zu lassen.    Nur insofern hat Jesus-Christus die Menschen also von der Erbsünde befreit. Das heißt, bei der Erbsünde handelt es sich lediglich um eine Sünde aus uralten Zeiten, noch vor der Entstehung des materiellen Universums, die darin bestand, aus Dummheit, Übermut, Bosheit , Machtgier oder warum auch immer, mit  Satan gemeinsame Sache gemacht und bei dem Aufstand im Himmel mitgemacht zu haben. Jesus-Christus hat also nie die Menschen von den Sünden in ihrem aktuellen Leben befreit, weder von den Sünden die sie begangen haben, noch von denen die sie  gerade begehen oder in Zukunft begehen werden. Von diesen Sünden kann sich der Mensch nur durch Gute Taten und durch Schicksale in weiteren materiellen Leben auf der Erde oder auf anderen Planeten befreien.

Ostern ist vor diesem Hintergrund eine Siegesfeier, ein Akt der Heldenverehrung, und damit eher ein kriegerisches Freudenfest.  Ostern ist ein Fest, das den Menschen den Weg zu einem Leben in Frieden bei Gott ermöglicht. Aber nicht von ungefähr endet das Neue Testament mit der Offenbarung des Johannes, die auch Apokalypse genannt wird und in der Christus eröffnet, was auf der Erde und in der Schöpfung nach dem Willen Gottes an so gar nicht friedlichen Zeiten noch kommen muss.

Das Glaubenskonzept zum Verstehen der Bibel und des Christentums, das wir mit Johannes Greber bekommen, bietet eine Reihe Aspekte, die heute vielen nicht passen dürften:

Zum Thema Umwelt, Landwirtschaft, Ressourcenverbrauch und Multikulti  sagt uns  das  Christentum nach Johannes Greber, dass wir damit rechnen sollten, dass   Gottes Rache für unsere Taten  und Unterlassungen darin bestehen kann, dass wir nach unserem irdischen Tod wieder als Menschen zurück auf diese Erde müssen und so dann die Folgen unseres derzeitigen Tun und Nichttuns am eigenen Leib erfahren werden.   Sehr ärgerlich, wenn wir dann feststellen, das wir jetzt, hier und heute, und dann in früheren Leben, die Erde verseucht, die Rohstoffe unsinnig verbraucht, die Böden zerstört und auch sonst jede Menge Belastungen für künftige Generationen angehäuft haben.

Der Geist, der im Körper von Jesus auf dieser Welt gelebt habe, sei im übrigen auch jener Geist gewesen, der im Auftrag Gottes das israelische Volk in der Zeit des Alten Testamentes geführt habe und der damals auch zu Moses gesprochen und diesem jene Weisungen gegeben habe, von denen wir im Alten Testament lesen.

Das Alte Testament zeigt aber einen teilweise ziemlich krassen, rachsüchtigen und  gewalttätigen Gott. Dieser Gott des Alten Testamentes lässt nicht nur in der Geschichte von der Arche Noah fast die gesamte Menschheit  mutwillig umkommen.  ER vernichtet auch die Städte Sodom und Gomorrah und  ER befiehlt den Israeliten einige ziemlich barbarische Akte der Kriegsführung und ethnischen Säuberung ( es sind unter  anderem  einige Völkermorde, die von Moses als von Gott befohlen in Auftrag gegeben werden, und die dann von den Israeliten unter Josua zur Zufriedenheit Gottes ausgeführt wurden ).  Die Frage ist,  ob und wie man das mit dem Bild von einem  liebevollen,  fürsorglichen Gott  vereinbaren kann. Man kann, wie der Johannes Greber informierende Geist erklärt:

Das Auslöschen ganzer Völker und Bevölkerungsteile im  Alten Testament habe den Sinn gehabt die Juden vor einer Gefährdung ihres Glaubens durch den schlechten Einfluss von Nachbarvölkern und Minderheiten  zu schützen.   Was uns heute  als sehr krasses Verbrechen erscheint, waren so gesehen, aus der Sicht  von Gott und Christus dann  keine  Verbrechen, sondern  Maßnahmen zum Schutz  des Glaubens der Israeliten,  mit dessen Hilfe schließlich auch das Auftreten von Jesus und die Befreiung der Menschheit von der Erbsünde geplant gewesen sei.  Die bei den ethnischen Säuberungen und Katastrophen im Alten Testament getöteten Menschen hätten sich zudem in einer Umgebung befunden. in der sie keine Aussicht auf eine Verbesserung ihrer Ansichten  im Sinne Gottes gehabt hätten. Durch ihren irdischen Tod hätten aber die Möglichkeit bekommen, später in einer für ihr Seelenheil vorteilhafteren Umgebung wieder geboren zu werden. Diese Interpretation sollte totalitären Kräften und Mächten wo immer sie an der Macht sind, oder wo immer man sie fördert, zu denken geben.

Eine interessante Sichtweise auf eine mögliche göttliche Sicht ist auch Mark Twains Erzählung  Der Geheimnisvolle Fremde.

Johannes Greber  bringt zum Christentum übrigens auch noch eine andere Komponente ins Spiel, in der er zeigt, dass und wie Jesus den jüdischen Glauben um die Möglichkeit erweitert durch Definitionsmängel und sich ändernde Umstände für die Gläubigen unnötig schädlich werdende Doktrinen zu überwinden, aber das gehört nicht zu Ostern.

Zu Ostern gehört die Einsicht, dass es sich bei der Erbsünde von der uns Jesus mit seinem Tod und, als Christus ,  mit seinem Sieg über  die Hölle, befreit hat, lediglich um eine uralte Sünde handelt von der befreit worden zu sein lediglich bedeutet, dass wir grundsätzlich die Möglichkeit haben wieder in das Reich Gottes zurück zu gelangen. Grundsätzlich heißt hier, dass es möglich ist, aber dass es ziemlicher Anstrengung und möglicherweise auch noch vieler weiterer materieller Leben auf dieser Erde oder/und auf dem einen oder anderen Planeten irgendwo da draußen in den Weiten es Universums bedarf – wobei wie die Zahl dieser Leben und die Lebensqualität in diesen leben durch unsere Taten, Unterlassungen und Sünden in unserem jetzigen Leben beeinflussen.

Zu Ostern gehört auch, dass wir Jesus-Christus als strahlenden Helden und  Sieger  feiern, der zwischen  Karfreitag und Ostersonntagmorgen, als Oberkommandierender der himmlischen Streitkräfte  auch einen  für uns  bis heute wichtigen militärischen Sieg  über  die Hölle  errungen hat,  und eben nicht als die gefühlsdusselige,  schwächliche  Lusche, als die er uns von vielen Priestern erklärt wird.

Zu Ostern gehört vielleicht auch, dass wir uns mit der Welt wie sie ist, befassen und überlegen, was wir tun können und tun sollten.

Religion ist zumindest eine der Erzählungen, die  für unser Handeln wichtig ist.  Es reicht, solche Erzählungen für hinreichend wahr und praktisch nützlich zu halten, zumal die Realität sowieso etwas ist, was der Mensch angesichts der Kürze seines Lebens und der Begrenztheit des menschlichen Verstandes nie ganz verstehen kann.

Ich für meinen Teil habe mir Ostern 2016 unter anderem auch die Interviews von William Catton, Jerry Mander und Richard Manning, die ich  unten in meinem Beitrag über den in der Woche vor Ostern entdeckten und gesehen Film What a Way to Go: Live at the End of Empire,  je zweimal angehört habe (teilweise auf einer Nachtwanderung ). Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich zu allen drei Interviews ein deutsches Transkript verfassen. Sie sind jedenfalls alle drei, genauso wie der Film, sehr aktuell und wichtig, auch wenn sie schon gut 10 Jahre alt sind.

Ausserdem habe ich mir Ostern 2016 den Film Four Horsemen – Feature Documentary – Official Version angesehen, der eine gute Ergänzung und Bestätigung zu obigen Interviews und Film, sowie zu Nate Hagens Vortrag und zu Chris Martensons Crash Course ((  von der alten Version  von 2008  gibt es auch eine  deutschsprachige Ausgabe: www.peakprosperity.com/crashcourse/deutsch ausserdem gibt es auf Englisch eine 1-stündige Zusammenfassung der aktuellen Version: www.peakprosperity.com/crashcourse/accelerated )) ist.

Und dann habe ich mir einen Beitrag Nr 2 von Farmer TV über die Farm von Joel Salatin  und später auch den 3. Teil angesehen, womit wir, ebenso wie mit  dem Werk von John Jeavons und anderen  etwas haben, was sehr viele auch in Deutschland ganz konkret tun können, damit die Zukunft nicht ganz so schrecklich wird, wie sie es sein wird, wenn wir alle weiter nichts tun bzw. wenn wir alle weiter auf die nicht vorhandene Weisheit und Klugheit unserer Regierung und auf den Gott des technischen Fortschritts vertrauen, der  nüchtern betrachtet aber keine Rettung mehr bringen wird,  wie man auch meinen Artikeln  Nach dem Fortschritt und Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen ,  entnehmen kann.

Besonders Bemerkenswert an der Doku von Farmer TV über Joel Salatins Polyfacefarm  fand  ich, gerade auch vor dem Hintergrund der anderen Interviews,  dass  die Lobby der  industriellen Landwirtschaft über die Gesetzgebung offenbar  solche  nachhaltigen,  die  Ernährungssicherheit gerade auch in Katastrophenfällen und  bei Krieg verbessernde Initiativen wie die Polyfacefarm behindern.  Joel Salatin hat darüber auch ein Buch geschrieben:  Everything I Want to Do is Illegal: War Stories from the Local Food Front. Das erinnert an Sepp Holzer, der in seiner Autobiographie ähnliches bereichtet.

Osterabschluß

Nachdem ich den obigen Beitrag schon fertig hatte, habe ich mir abends noch  die Interviews mit  Daniel Quinn  und Paul Roberts angesehen, die ich am Ende meines Beitrages über den Film What a Way to Go: Life after the End of Empire verlinkt habe. Daneben, oder hauptsächlich habe in an dem ganzen Osterwochende programmiert, bzw. Fehler in meinem Praxisverwaltungsprogramm gesucht und gefunden und mich über die unnötige Komplexität unserers Gesundheitswesens geärgert. Das Programmieren tut aber gut. Es ist immer eine zwar extrem weltliche und sehr ernüchternde Beschäftigung, weil  diese Maschinen extrem genau auf das reagieren, was man  tut, bzw. ihnen eingibt, und sich einen Dreck darum schweren was der Programmierer wünscht oder  glaubt. Das führt dann zunächst immer wieder zu enttäuschenden Ergebnissen bzw. dazu, dass das Programm partout nicht tun will was man erwartet und was es soll – bis man genau genug hinsieht  und angemessen reagiert und handelt.  Es ist dieser Hintergrund, wegen dem ich mir oft  wünsche,  Lehrer,  Theologen, Sozialwissenschaftler , Politiker und Gutmenschen sollten  auch Programmiersprachen lernen und regelmäßig  konkrete Programmieraufgaben  lösen müssen. Der Mensch braucht Erzählungen, um mit der Realität fertig zu werden.  Er sollte aber auch, wenn möglich an kleinen Fehlern und harmlosen Mikrokatastrophen, wie man sie beim Programmieren, aber auch beim Sportlichen Schießen,  immer wieder erlebt, eher spielerisch lernen und üben ein Gefühl für mögliche und zu erwartende Diskrepanz zwischen Wahrnehmung, Wunschdenken und Realität zu bekommen und zu erhalten.

Abends spät habe ich mir dann noch zuerst den 3. Teil des zu einem Glas Wein den Film Der Choral von Leuthen angesehen.  Manches an dem Film, wie die Szene wo der Alte Fritz am Ende der Schlacht ohne Begleitung das Hauptquartier der Österreicher betritt ist  wohl nur ein Anekdote.  Aber insgesamt ist gerade auch dieser  Film und auch die reale Geschichte der Schlacht bei Leuthen, eine wichtige Erzählung der deutschen Geschichte, die auch für die Zukunft dieses Landes wertvoll sein  kann. Ich fand z.B. sehr schön, wie die Soldaten in der Ferne auf dem Marsch zur Schlacht “Großer Gott wir Loben Dich” singen  und der  König  einen seiner Offiziere fragt, was das soll.   Der Offizier bietet  an,  den Soldaten  zu befehlen mit den  Gesang auf zu hören.  Der Alte Fritz aber, der bekanntlich  eher ein Atheist war,  erwiderte   “nein,  tun sie das nicht, mit dem Terz   werde ich die Schlacht gewinnen”.     Die Situation Preußens und des Königs bei der Schlacht bei Leuthen war ziemlich schlecht. Die gegnerischen österreichischen  Truppen waren dreimal  stärker und besser versorgt.  Das Land war erschöpft, das Establishment ziemlich kriegsmüde. Und doch haben die Preußen unter Friedrich dem Großen gewonnen.  Wie man aus der Beschreibung der Schlacht ersieht, war aber auch, was im Film nicht zum Ausdruck kommt, das selbstständige  Nutzen guter Gelegenheiten durch einzelne, für den Ausgang der Schlacht  wichtig. Der Sieg war eine Folge des Zusammenwirkens von Wille, Glaube, Realitätssinn, Wagemut, Genialität, Entschlossenheit und selbständigem Denken und Handeln.  Alles in allem waren jedenfalls eine ganze Reihe von Gründen für den Sieg entscheidend.  Der abschließende Gesang der preußischen Truppen nach der Schlacht, bei dem der König an den Truppen vorbei reitet, war “Nun danket alle Gott“.

Kelberg, Ostermontag, den 28. März 2016 und den 29.März.2016

Christoph Becker




Deutsche Parteien – Vergangenheit und Zukunft

Auf dem Michael-Mannheimer-Blog findet sich am 16.1.2016 ein Artikel mit der Überschrift: Deutsche Parteien stehen bei ihrer EU-Euphorie in der Tradition Hitlers. De facto sind sie dessen ideologische Nachfolger.

Der, wie ich meine sehr lesenswerte Artikel von Michael Mannheimer sollte die bisherigen Wähler von CDU, SPD und Grünen, nachdenklich stimmen.

Als Schäuble Ende 2015 eine europäische Armee vorgeschlagen hat, kamen mir auch gleich Assoziationen von Napoleons Grande Armée, mit der er 1812 Russland überfallen hat, und von der Waffen-SS, die anders als die Wehrmacht, letztlich auch eine internationale, europäische Truppe war. Ich habe zu diesen beiden Beispielen für europäische Streitkräfte gerade einmal etwas gründlicher recherchiert und staune. Das Ausmaß der Internationalität dieser beiden Streitkräfte war mir so bisher nicht bewusst. Hier einige Links

Ausländische Freiwillige der Waffen-SS

Es gab sogar ein französische SS-Division, nämlich die 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“.

Es gab zwei  niederländische SS-Divisionen, nämlich die 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ und die  34. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Landstorm Nederland“.

Es gab eine belgisch-wallonische SS-Division, nämlich die 28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Wallonien“

Eine belgisch-flämische SS-Divisonen, nämlich die 27. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division „Langemarck“. Bei diesem Wikipedia-Artikel sind unten auf der Seite auch eine ganze Reihe anderer europäischer SS-Einheiten aufgeführt, es gab demnach z.B. eine ungarisch, lettische, estnische, galizische (= Ukrainische!), italienische, russische und eine weißrussische SS-Division.

Zur flämischen Waffen-SS siehe auch den Wikipedia-Artikel über die Flämische Legion.

Die andere große europäische Streitkraft, die auch  in einem Angriffskrieg von einem Diktator eingesetzt wurde, war Napoleons  Grande Armée:

Diese beiden großen historischen Beispiele für europäische Streitkräfte hatten gemeinsam, dass sie für Angriffskriege genutzt wurden, dass die Anführer die Lage falsch eingeschätzt haben und dass diese Streitkräfte und die europäischen Einigungsphantasien ihrer obersten Führer schrecklich gescheitert sind. Der Preis für die kleinen Leute, die gezwungenermaßen oder freiwillig bei diesen Unternehmen mitgemacht haben, war hoch und bitter.

Zum Thema Nazis und Muslimen: NS-Geschichte – Wie die Nazis den Islam vereinnahmen wollten.

Ein Problem, an dem die EU ebenso, wie ein mancher vielleicht heute vorschwebender europäisch-arabischer Superstaat ( Eurabien ), ganz grundsätzlich scheitern wird, bzw. würde, sind die steigenden Komplexitätskosten, die zusätzliche Energie kosten,  die zunehmend teurer und knapper werden wird. Siehe das von mir übersetzte Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften und den Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.

Jeremy Rifkin

Ein interessanter Ansatz, der dieses Dilemma auszuhebeln versucht, ist der von dem  “Zukunftsökonom” Jeremy Rifkin in dem Focus-Artikel über die dritte industrielle Revolution, vom 17.1.2016  geschilderte. Was diesen Artikel ganz besonders interessant macht ist der Umstand, dass Rifkin darin erzählt, dass Angela Merkel ihn gleich nach der Bundestagswahl 2005 eingeladen habe, weil sie nach Wegen gesucht habe, um mehr Jobs zu schaffen (schafft sie jetzt, indem sie uns diese “Bereicherungen” massenhaft ins Land holt, die immerhin Arbeit machen, weil sie mehr kosten als sie leisten ). Rifkin gibt an, auch Manager sowie die EU-Kommission und die chinesische Regierung zu beraten.

Mir selbst erschienen die Argumente und das Weltbild von Jeremy Rifkins in dem Focus-Artikel ziemlich weltfremd, um nicht zu sagen irre. Er sagte z.B., vom Focus unwidersprochen:

Die USA hängen dagegen immer noch an fossilen Brennstoffen. Das Fracking hat diesen Trend sogar verstärkt. Deutschland ist längst auf dem Weg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien. Das bedeutet null Grenzkosten – wie sollen die USA damit konkurrieren?

Das ist schlicht und ergreifend Blödsinn, wie die Fakten und Zahlen in meinem Artikel Energielage 2015/2016 zeigen. Deutschland hat 2015 gerade einmal 12,6 % seines Primärenergiebedarfs mit erneuerbaren Energien gedeckt.  Wie ich dargelegt habe müssen, um diese 12,6 % überhaupt erzeugen zu können, erhebliche Mengen nicht erneuerbare fossile Energien für die Entwicklung, Herstellung, den Transport, die Installation, den Betrieb und später für den Rückbau der Einrichtungen zur Gewinnung von erneuerbaren Energien aufgewendet werden. Außerdem ist der Primärenergieverbrauch in Deutschland in den 25 Jahren von 1990 bis 2015 nur um 7,8 %, also um 0,31 % pro Jahr zurückgegangen UND er steigt nun wieder dank der Flüchtlinge. Wenn vor diesem Hintergrund ein Berater der Bundeskanzlerin, des EU-Kommissionspräsidenten und der chinesischen Regierung behauptet, Deutschland sei längst auf dem Weg zu 100 % erneuerbaren Energien, dann ist das ein sehr beunruhigender Indikator für den von diesen Institutionen zu erwartenden Realitätssinn und damit auch für die Qualität von deren Politik.

Beim Lesen des Focus-Artikels habe ich mich auch gefragt, ob diesem Herrn Rifkin und dem Focus-Reporter eigentlich klar ist, dass diese schöne neue Welt der 3. industriellen Revolution extrem kollapsgefährtet ist – sei es durch per Atomwaffen ausgelöstem EMP-Effekt oder sei es durch extreme Sonnenstürme.  Außerdem finde ich dieses Null-Grenzkosten-Denken wie er es in dem Artikel dargestellt wird, ziemlich verrückt, weil es in der Praxis nicht funktioniert. Selbst die 3-D-Drucker der vermeintlichen 3. industriellen Revolution benötigen Strom, Ersatzteile und Rohstoffe.  Außerdem benötigen die Menschen weiterhin Nahrungsmittel. Die Produktion und Verteilung der Nahrungsmittel benötigen jede Menge irgendwie gearteter Leistungen, die ganz reale Energie, Arbeitsleistungen und Transportleistungen benötigen, deren Grenzkosten genau wie die der 3-D-Drucker sehr viel größer als  Null sind.
Auch sind die Grenzkosten der erneuerbaren Energien keineswegs null. Auch für erneuerbare Energien sind sehr erhebliche Investitions-, Betriebs und Rückbaukosten erforderlich, die teilweise zwingend mit nicht erneuerbaren fossilen Energieträgern bezahlt werden müssen – zumindest wenn man sie im industriellen Maßstab nutzt und nicht nur so wie im Mittelalter. Wenn man mehr Energie aus  erneuerbaren Energien verwenden möchte, muss man mehr Windkraftwerke und Photovoltaik-Anlagen bauen, mehr solche Anlagen instandhalten und reparieren und auch mehr solche Anlagen wieder zurückbauen. Die Kosten steigen also mit der Nachfrage.  In einer echten Null-Grenzkosten-Welt würde man ein einziges Windkraftwerk bauen und dieses würde dann jeden beliebigen Energiebedarf decken. Man könnte dann alle konventionellen Kraftwerke abschalten – und auch bei Windstille abgeschaltet lassen.  Natürlich funktioniert das nicht, wie die wachsende Zahl der Windkraftwerke und Photovoltaik Anlagen und der gleichzeitig nur sehr geringe Anteil dieser Anlagen an der Deckung des gesamten Primärenergiebedarfs zeigt.
In einer Null-Grenzkosten-3-D-Druckerwelt bräuchte man auch nur einen einzigen 3-D-Drucker für das ganze Land und dieser würde alles, einschließlich seiner Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien auf zauberhafte Weise aus Nichts herstellen. Tatsächlich braucht man aber mehrere 3-D-Drucker, wenn man mehr damit herstellen will usw.. Die 3-D-Drucker sind zwar faszinierend und können auch sehr nützlich bei der Herstellung von speziellen Teilen sein. Aber das macht noch keine industrielle Revolution und ist auch keine vernünftige Antwort auf Peak [cheap] Oil.

Zu Jeremy Rifkin habe ich dann noch etwas gegoogelt, um herauszufinden wie andere das mit Rifkins Null-Grenzkosten und der ihm vorschwebenden 3. industriellen Revolution sehen. Dabei habe ich unter anderem den Artikel Zero Marginal Thinking: Jeremy Rifkin gets it all wrong [dt.: Null Grenzen Denkten: Jeremy Rifkin versteht es alles falsch] von Eric Raymond, vom 3.4.2014 gefunden. Raymond ist einer der führenden Autoren und Entwickler der Open Source Szene. Raymond verreisst darin Rifikins Buch The Zero Marginal Cost Society [dt. Die Null Grenzkostengesellschaft]. Dieser Artikel ist übrigens auch für jene interessant und vielleicht ernüchternd, die von dem sogenannten Commons-Konzept  träumen.

James Howard Kunstler über Jeremy Rifkin in Piketty Dikitty Rikitty am 28.4.2014:

The techno-narcissist Jeremy Rifkins and Ray Kurzweils among us propound magical something-for-nothing workarounds for our predicament, but they are just blowing smoke up the collective fundament of a credulous ruling plutocracy. In fact, we’re faced with an unprecedented contraction of wealth, and a shocking loss of ability to produce new wealth. That‘s the real “game-changer,” not the delusions about shale oil and the robotic “industrial renaissance” and all the related fantasies circulating among a leadership that checked its brains at the Microsoft window.

Ein anderer irreführende Artikel des Focus, heute, am 17.1.2015, war Wegen des Iran-DealsÖlpreis im freien Fall: Benzin könnte bald nur noch einen Euro kosten. Ich habe mir gestern das schon im Nachtrag zu meinem Artikel Energielage 2015/2016 erwähnte Interview von Chris Martenson mit  Arthur Berman:  Why The Price Of Oil Must Rise – Why a supply shock is inevitable noch einmal angehört. Das Interview wäre als Lehrstück für Journalisten, die über Öl, Fracking usw. seriös berichten und nicht nur Werbebroschüren und Propaganda nachplappern wollen, gut geeignet. Davon abgesehen, es mag schon sein, dass der Ölpreis kurzzeitig noch weiter fällt. Aber Peak [cheap] Oil bleibt ein zentrales Problem, das dafür sorgen wird, dass die Zukunft der Menschen in den Industriestaaten nicht die sein wird, die diese sich in der Regel erhoffen und vorstellen.  Der Ölpreis wird sehr sicher steigen, weil der derzeitige Preis für viele Unternehmen nicht kostendeckend ist. Um die nötige Fördermenge zu erhalten, muss ständig neu nach Öl gesucht werden und es müssen ständig neue Brunnen gebohrt und mit der nötigen Infrastruktur für den Abtransport des Öls versehen werden, um das Nachlassen der Fördermenge der bestehenden Anlagen auszugleichen. Momentan passiert das alles nicht mehr in der nötigen Menge. Wenn der Ölpreis steigt, weil das Öl-Angebot wieder knapper wird, dann wird es einige Zeit dauern, bis wieder genug neue Brunnen liefern. Außerdem ist es schon ganz real so, dass es immer schwieriger und teurer wird, neue Ölvorkommen zu finden und zu nutzen.

Viele enthusiastisch als Rettung unseres ölabhängigen Lebensstils gefeierte Ölvorkommen sind im Übrigen nicht oder nur mit sehr hohen Kosten nutzbar zu machen.

Kelberg, den 17.1.2015 Christoph Becker




Flüchtlinge und Religion

Die Massenzuwanderung nach Europa, und insbesondere auch die Flüchtlingsströme des Jahres 2015 nach Deutschland, sind durchweg auf vielschichtige Weise durch Fehlinterpretationen der Religionen der Flüchtlinge und der Zielländer bedingt.

Die Religionen, um die es hier geht sind

  • Das Christentum und das Gebot Nächstenliebe, als Grundlage der westlichen Ethik und als Grundlage der Lehre der Amtskirchen. Hier haben wir es mit einer krassen Fehlinterpretation der Lehre Jesu und auch mit schwerwiegenden Fehlinterpretationen der Geschichte zu tun.
  • Die Religion des Fortschritts. Die Regierungen und Bevölkerungen der Zielländer und auch die Flüchtlinge sind Opfer eines blinden, wie ich meine dummen und durch die Fakten längst widerlegten, bei nüchternem Nachdenken unhaltbaren Glaubens an den dreifaltigen Gott des technisch/wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und ethisch-sozialen Fortschritts.
  • Der Islam. Der Islam, der von den Europäern falsch eingeschätzt wird und der zumindest einen Teil der sogenannten Flüchtlinge treibt.

Anfang

Das Christentum und sein Gebot der Nächstenliebe

Das Gebot der Nächstenliebe greift nicht gegenüber Angehörigen anderer Völker und damit auch nicht gegenüber Flüchtlingen. Man kann vor dem historischen Hintergrund des Neuen Testamentes sogar darüber streiten, ob das Gebot der Nächstenliebe innerhalb von großen und “bunt” gewordenen Nationalstaaten wie Deutschland gegenüber Angehörigen anderer Stämme, also z.B. für Bayern gegenüber Nord- oder Ostdeutschen, greift – sofern man sich überhaupt auf das Christentum berufen will.

Der Hintergrund der Bibel ist zunächst: Matth 15, 21-28:

Die Jesus und die kanaanäische Frau im Gebiet von Tyrus und Sidon

21 Jesus ging dann von dort weg und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurück.
22 Da kam eine kanaanäische Frau aus jenem Gebiet her und rief ihn laut an: »Erbarme dich meiner, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem bösen Geist schlimm geplagt!«
23 Er antwortete ihr aber kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm und baten ihn: »Fertige sie doch ab!A Sie schreit ja hinter uns her!«
A) A.Ü.: willfahre ihr doch!
24 Er aber antwortete: »Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Mt 10,6) gesandt.«
25 Sie aber kam, warf sich vor ihm nieder und bat: »Herr, hilf mir!«
26 Doch er erwiderte: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündlein hinzuwerfen.«
27 Darauf sagte sie: »O doch, Herr! Die Hündlein bekommen ja auch von den Brocken zu essen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.«
28 Da antwortete ihr Jesus: »O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du es wünschest!« Und ihre Tochter wurde von dieser Stunde an gesund.

Jesus hilft dieser nicht zum Volke Israel gehörenden Frau zwar, weil sie so quengelt, ABER, er sagt ganz klar, dass er nur zum Volke Israel geschickt wurde. Daraus kann man wiederum ableiten, dass das Gebot der Nächstenliebe, das er an anderen Stellen des Neuen Testamentes als das Wichtigste nach der Liebe zu Gott angibt, sich maximal auf  Angehörige des Volkes Israel untereinander bezieht, sofern es nicht sogar nur für die Jünger und deren Familienmitglieder untereinander gilt. Von einem Gebot, alle Menschen oder auch nur aus fremden Ländern kommende Menschen wie sich selbst zu lieben, kann jedenfalls keine Rede sein. Dazu passt auch die Bergpredigt, mit der ich mich zum 1. Advent 2014 mit einem eigenen Artikel befasst hatte. Wie ich in meinem Artikel Die Bergpredigt gezeigt hatte, ist Jesus nicht gekommen, das Alte Testament aufzuheben, sondern nur um es zu ergänzen. Die üblicherweise mit der Bergpredigt verbundene, Jesus untergeschobene Aufforderung zur Feindes- und damit eventuell auch Fremdenliebe, ist offenbar eine beim Abschreiben der Bibel durch Weglassung von Satzteilen verursachte Verfälschung der Worte Jesu.

Sehr gute Ausführungen zum Thema Fremde und Flüchtlinge aus der Sicht der Bibel und des Christentums sind die Predigten von Pastor Jakob Tscharntke, von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Rieflingen, vom 5. Oktober 2015 und vom 11. Oktober 2015, die beide als mp3-Datei im Internet verfügbar sind, und die ich im folgenden verlinkt habe:

Predigt vom 04.10.15 , Der Christ und der Fremde.

Predigt vom 11.10.15, Wie gehen wir als Christen mit der Zuwanderungsproblematik um?

Im Predigtarchiv der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Riedlingen können die Predigten auch in anderen Audioformaten und andere Predigten heruntergeladen werden.

Fehlinterpretation der Geschichte

Mir ist schon vor vielen Jahren aufgefallen, dass multikulturelle Staaten und Gesellschaften fast immer durch Streit,  finanzielle Probleme, Kriege, Bürgerkriege und oft auch durch Diktaturen auffallen. Das fing an mit einer Vielzahl befremdlicher Probleme in Belgien, in der Zeit als ich dort studiert habe (Affäre José Happart, dem Bürgermeister der zum flämischen Sprachgebiet gehörenden Gemeinde Voeren, der sich weigerte Flämisch zu lernen). Es ging weiter über die Geschichte vom Zerfall Jugoslawiens, des Völkermordes in Ruanda und reicht bis in die neuere Zeit zu den Informationen über Syrien, den Irak, Libyen, Süd-Afrika, Simbabwe und auch die USA, wo es überall Gegensätze zwischen Völkern, Volksgruppen und teilweise auch Rassen gibt. Dass ich mich mit meiner Wahrnehmung nicht getäuscht habe, zeigen unter anderem auch die Rede und das Interview von Frank Salter, die ich für meine Webseite übersetzt habe und im Folgenden verlinke:

Sinnvoll an dieser Stelle könnten auch die drei Kapitel aus dem Buch Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft von Prof. Irenäus Eibl-Eibesfeldt sein, die ich für meine Webseite kopiert habe:

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Die Religion des Fortschritts

Erst mit der Übersetzung des Gesprächs von Chris Martenson mit John M. Greer  Der Gott des technischen Fortschritts könnte sehr wohl tot sein – Aber die Gesellschaft will dies nicht in Erwägung ziehen und dann weiter mit der Lektüre des dort erwähnten Buches After Progress: Reason and Religion at the End of the Industrial Age ( dt.: Nach dem Fortschritt – Vernunft und Religion am Ende des Industriezeitalters),  von John M. Greer, dem ich inzwischen den Blogbeitrag Nach dem Fortschritt gewidmet habe,  habe ich einige Erklärungen zum Verhalten der Regierung, der Bevölkerung und jetzt auch der Flüchtlinge entdeckt, die ich hier kurz erläutern möchte.

Der Gott des Fortschritts lockt die Flüchtlinge nach Deutschland

Die deutsche  Regierung,  die meisten Politiker, die meisten Journalisten und der Teil der Bevölkerung, der die Flüchtlinge willkommen heißt, aber auch die Flüchtlinge selbst, sind einem naiven, uninformierten Glauben an den Gott des Fortschritts verfallen.

Leider ist dieser Glaube an den Fortschritt aus grundlegenden Gründen unberechtigt.

In meinem Blogbeitrag Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen, habe ich in dem Abschnitt Technologischer Optimismus erläutert, dass der technisch/wissenschaftliche Fortschritt unweigerlich immer geringer wird, weil die einfachen, preiswerten Erfindungen immer am Anfang gemacht werden und weil mit der Zeit die Komplexität und deren Kosten ansteigen und die Erträge von Wissenschaft und Forschung immer geringer werden. Mit der Zeit wird alleine schon wegen dieser Kosten-/Komplexitätsspirale jeder weitere technisch-wissenschaftliche Fortschritt unbezahlbar. Durch den nun erfolgenden, massenhaften Import von Analphabeten und von Menschen aus Kulturen, die selbst in den besten Zeiten des Industriezeitalters eher nichts zum technisch-wissenschaftlichen Fortschritt beigetragen haben, wird man das auch nicht ändern können.

Unserer Wirtschaft werden also zwangsläufig zunehmend die Ideen ausgehen.

Technisch-wissenschaftlicher Fortschritt erfordert aber nicht nur Ideen und Wissen, sondern zuerst und vor allem auch Energie. Der Wohlstand und Zivilisationsgrad einer Gesellschaft hängt nach Leslie Whites Gesetz  von deren Pro-Kopf Verbrauch an Energie ab. Jetzt wissen wir aber, dass die für Deutschland verfügbare Energiemenge in den nächsten Jahren aus verschiedenen Gründen  sinken wird. Wir könnten unseren Wohlstand und den Grad unserer Zivilisation, wenn überhaupt,  also nur dann halten, wenn wir die Bevölkerung reduzieren würden. Stattdessen lassen wir nun massenhaft Analphabeten und Leute aus gescheiterten Staaten und aus Kulturen, die uns technisch-wissenschaftlich weit unterlegen waren, zu uns kommen und heißen die auch noch willkommen.

Wenn unsere Regierung und unsere Journalisten nicht hauptsächlich vom IS, von Saudi Arabien oder von irgendwelchen anderen finsteren Mächten bezahlt werden, dann kann ich mir deren Meinung zur Flüchtlingskrise, Asylrecht und Einwanderung nur damit erklären, dass sie abergläubig und dem Götzen Fortschritt, verfallen sind.

Man kann es auch so formulieren, dass die Deutschen im ersten und im zweiten Weltkrieg mit der maßlosen Übertreibung bei der Ausübung der Zivilreligion des Nationalismus gescheitert sind, und dass sie jetzt genauso maßlos ihre mit ihrer neuen Zivilreligion des Grundgesetzes, des Gutseins und der Gerechtigkeit des Rechtsstaates übertreiben und auch damit krachend scheitern werden.

Die der Zivilreligion des Grundgesetzes überlagerte Zivilreligion ist der von John Michael Greer erläuterte Glaube an den den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt und an das ewige Wirtschaftswachstum. Der Soziologe und Ökologe William Catton bezeichnet diesen irrealen Fortschrittsglauben als Cargoismus oder modernen Cargo-Kult der Westlichen Industriegesellschaften, in Anlehnung an den im Pazifik bei manchen Eingeborenen beobachteten Cargo-Kult.

Ohne den naiven Glauben an den Fortschritt und die faktisch unendliche Verfügbarkeit billiger Energie würden keine Flüchtlinge nach Deutschland fliehen und würden die Deutschen und ihre Regierung die Flüchtlinge nicht akzeptieren.

Hier einige Links meiner Webseite, die den Glauben an den Fortschritt und damit die materiellen Grundlage der Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik der BRD hinterfragen;

Aber auch die Kosten der zunehmenden, durch die Flüchtlinge noch weiter gesteigerten  Komplexität unserer Gesellschaften werden zwangsläufig die Glaubwürdigkeit unserer Zivilreligion untergraben und deren Kollaps bewirken. Soweit das  Grundgesetz und der Rechtsstaat der Inhalt unserer Zivilreligion sind, wäre deren Untergang sehr bedauerlich. Trotzdem muss man damit nun rechnen. Dadurch, dass die maßlose, alle Grenzen der Vernunft sprengende Massenzuwanderung und die Flüchtlingsströme als letztlich auf das Grundgesetz und den Rechtsstaat zurückführbare Ereignisse wahrgenommen werden, droht nun dem Grundgesetz und dem Rechtsstaat der BRD, ebenso wie der EU die Gefahr, durch maßlose Übertreibung genauso in Verruf zu geraten wie der  Nationalismus.

Eine wichtige Anmerkung von John Michael Greer zur Zivilreligion in diesem Zusammenhang ist, dass Zivilreligionen, wie eben der Glaube an den Fortschritt und auch wie der Glaube an den Wert des deutschen Grundgesetzes und des deutschen Rechtsstaates ziemlich leicht und schnell zusammenbrechen wenn offensichtlich wird, dass das “Paradiesversprechen” dieser Zivilreligion nicht gehalten werden kann. Das heißt, eine Zivilreligion, wie hier der Glaube an das Grundgesetz und den Rechtsstaat oder wie der Glaube an den Fortschritt, oder früher der Nationalismus und der Kommunismus, verleitet die Menschen zunächst gerade auch dann dazu, maßlos in diese Zivilreligion zu investieren und ihr Opfer zu bringen, wenn ihre Grundlagen schwinden und sie nicht mehr liefern kann, was man sich von ihr versprochen hat. Nach diesem Überschießen der emotionalen und materiellen Investition in die Zivilreligion kommt dann aber relativ schnell, bei immer mehr Menschen die Einsicht, dass die so verehrte Zivilreligion ein schädlicher Aberglaube ist und dass sie mehr schadet als nützt.

Im Bezug auf den Gott des Fortschritts wäre das sicherlich sehr nützlich und könnte viele Schäden vermeiden. Indem aber unsere Regierung und unsere Verwaltungen die Flüchtlinge nutzen, um unseren Rechtsstaat und das Grundgesetz als für die deutschstämmige Bevölkerung zunehmend nutzlos bis schädlich und gefährlich erscheinen zu lassen, zerstören sie die Akzeptanz des Rechtsstaates, des Grundgesetzes und auch des Sozialstaates. Man sollte das bedenken. Mit meinem Vorschlag für ein wirklich grünes Asyl- und Einwanderungsrecht könnte man diese Zerstörung des Sozialstaates, des Rechtsstaates und des Grundgesetzes und auch der Institutionen unserer Demokratie vielleicht noch verhindern.

Eine interessante Frage ist nun, wie sich unsere Zivilreligionen (Gott des Fortschritts, Glauben an das Grundgesetz und den auf ihm beruhenden weltlichen Rechtsstaat) mit dem Glauben streng gläubiger Muslime vertragen sollen. Im Christentum gibt es immer noch die Aussagen Jesu “gib dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was IHM ist.” Wenn der Koran das nicht hat, oder wenn ein Muslim erkennt, dass die Deutschen im Grund tief religiöse Menschen sind, die faktisch die Götter des Grundgesetzes und des weltlichen Rechtsstaates und des technische-wissenschaftlichen Fortschritts anbeten, dann kann ein guter Muslim die Deutschen deshalb nur als Ungläubige betrachten und er kann und wird die Werte der BRD und Europas ganz sicher nicht übernehmen und sich nicht an diese Werte anpassen können und wollen, weil dies ein Götzendienst und damit Abfall vom einzig richtigen Glauben und eine Beleidigung Allahs, des einzigen Gottes wäre.

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Islam

Mit dem Islam habe ich mich selbst nur wenig befasst. Den Koran finde ich, im Gegensatz zur Bibel  ziemlich verwirrend.

Ich möchte hier nur einen kleinen, knapp 15-Minütigen Vortrag Das Dschihad-System von Manfred Kleine-Hartlage einbinden. Ich fand diesen Vortrag erschreckend.

Erst nachdem ich diesen Artikel hier schon fertiggestellt und freigeschaltet hatte, habe ich mir auf Youtube den im Folgenden eingebunden Vortrag mit Diskussion, mit dem Titel Zerstörung und Selbstzerstörung Europas, von Manfred Kleine-Hartlage bei der Konservativen Aktion Stuttgart, 10.Mai 2012, angehört. Der Vortrag, aber auch die Diskussionsbeiträge der Zuhörer sind sehr interessant. Mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben sind folgende Punkte:

  • Ziel der Linken ist offenbar die Zerstörung jeder Gesellschaft in der sie leben. Aber anderseits sind die Linken  die  Handlanger und Komplizen des Großkapitals und auch der Islamisten. In der Iranischen Revolution hätten zudem die Kommunisten  mit den Islamisten des Ajatolla Chomeini zusammen gearbeitet und diese unterstützt, aber dann, nach der Revolution, seien zehntausende Kommunisten in Iran hingerichtet worden. Kommunisten seien als Atheisten für die Islamisten sozusagen der letzte Dreck und weit weniger Wert als Christen, Juden und Gegenstände. Aber die Kommunisten und Linken würden das ignorieren.
  • Sozialdemokratische Partien  wollen Zuwanderung von unqualifizierten, auf Sozialleistungen angewiesene Menschen aus anderen Kulturen, eben weil diese Sozialleistungen brauchen und vorzugsweise sozialdemokratisch wählen. Das sie damit dem Großkapital dienen und die Sozialstaaten und damit am Ende auch die Hoffnung und die soziale Sicherheit ihrer eigentlichen, einheimischen Hauptwählergruppe  ruinieren, nehmen sie zynisch in Kauf.  Kleine-Hartlage beruft sich dabei auf die Aussagen  eines Beraters von Tony Blair. Schröder habe 2002 die Wahl nur gewonnen, weil die in Deutschland wahlberechtigten Türken fast alle für ihn gestimmt hätten.
  • Parteien wie CDU/CSU wollen Zuwanderung, weil sie im Interesse des Großkapitals ist (billige Arbeitskräfte, Lohnsteigerungen für Einheimische verhindern) und sie wollen Zuwanderung, weil sie glauben dafür von den Zuwanderern gewählt zu werden, was aber in allen westlichen Staaten systematisch fehlgeschlagen sei.
  • Demokratie in multikulturellen Gesellschaften funktioniert nicht. Aber Demokratie wird gar nicht wirklich gewollt. Ziel von Frau Merkel und den Leuten hinter ihr, aber wohl auch von SPD und den Grünen und dem Großkapital, ist es immer mehr Kompetenzen an supranationale Organisationen wie die EU, die Nato, die WTO und die UNO abzugeben und so die Demokratie auszuhebeln und die Bevölkerungen immer mehr einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen.
  • Von den Universitäten und auch von den  Akademien der Amtskirchen kann man offenbar kaum noch kritische Fragen und selbstständiges Denken erwarten.

Ich sehe hinter alledem aber mit einigem Spott und ganz gelassen, die Tatsache, dass die globale Industriegesellschaft an den ökologischen und geologischen  Grenzen dieser Welt, denen ich verschiedene Beiträge auf meiner Webseite gewidmet habe und  vermutlich auch am militärischen Widerstand Chinas zerschellen wird. Die umtriebigen Milliardäre des Westens und ihre Komplizen bei der SPD, den Linken, der CDU/CSU und den Grünen, haben keine Chance, wenn die Islamisten wirklich Europa übernehmen. Sie werden dann wohl genauso umgebracht wie die Kommunisten nach der islamistischen Religion im Iran. Und wenn dann Europa ruiniert und islamistisch geworden ist und die auch so gescheiten Eliten unserer Tage von ihren vermeindlichen islamistischen Verbündeten im Kampf gegen Rechts  ermordet worden sind, dann werden die Chinesen oder/und die Inder sich die technisch/wissenschaftlich und damit auch militärisch unterlegenen Muslime vorknöpfen.  Bei alledem frage ich mich, ob unsere Eliten, die Linken und auch diese Milliardäre, die glauben sie würden Weltpolitik machen, wirklich wissen, was sie tun und ob die die Zukunft wirklich wollen, die sie da gerade herbeiführen.

Doch hier nun der Vortrag mit Diskussion, mit dem Titel Zerstörung und Selbstzerstörung Europas, von Manfred Kleine-Hartlage bei der Konservativen Aktion Stuttgart, 10.Mai 2012von Kleine Hartlage:

Neulich hat mich jemand auf den unten stehenden, inzwischen über 500.000 mal aufgerufenen Kommentar des kandischen Journalisten Ezra Levant, mit dem Titel Erzwungene Nationale Psychotherapie? – Merkels Kommentar aus kanadischer Sicht aufmerksam gemacht, der auch zum Thema Deutschland und die Zuwanderung gehört:

Was ich dabei nicht verstehe ist, wie eine große Volkspartei wie die CDU/CSU diese Frau zur Bundeskanzlerin machen konnte und warum die CDU/CSU sie jetzt nicht einfach austauscht. D.h., ich verstehe das schon: Unsere politische Führung und auch das gesamte Führungspersonal der großen Volksparteien ist offenbar hauptsächlich darauf spezialisiert, Wähler und Parteimitglieder zu manipulieren, zu verführen und mit nichtssagenden Sprechblasen zu beruhigen.  In guten, ruhigen Zeiten, bei funktionierender Wirtschaft kann eine Gesellschaft sich so etwas vielleicht leisten. Aber jetzt und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ist eine Zeit, wo man richtige Männer bräuchte, die die Welt und andere Kulturen und die Geschichte tatsächlich kennen, die den Ernst der Lage erkennen und die vernünftig handeln und die nicht einfach nur  Sprechblasen absondern und Deutschland zum Schaden des deutschen Volkes, zum Schaden  Europas und auch zum Schaden der Welt und der Herkunftsländer der Flüchtlinge mit einer völlig verantwortungslosen Politik zerstören. D.h., ist das wirklich so? Ist es nicht eher so, dass Frau Merkel und die CDU/CSU einfach nur tiefgläubige Angehörige einer Zivilreligion sind, die auf Fehlinterpretationen des Christentums und auf groben Fehleinschätzungen des Islams beruht und deren materielle und ökologische Grundlagen teilweise schon weggebrochen sind und teilweise gerade und in den nächsten Jahren wegbrechen wird? Einer  einer Zivilreligionen also, die letztlich auf einer pervertierten Form des Christentums aufbaut und die willkürlich ist und keine vernünftige Grundlage  hat, weil, ohne aber, wie Nietzsche es klar erkannt hat, ihr Gott tot ist und weil sie damit keine glaubhafte Drohung eines übernatürlichen Gottes und eines jenseitigen Strafgerichtes zu bieten hat. Es ist damit eine irrationale, weltfremde Ethik und Zivilreligion, die nun Deutschland und Europa ins Verderben stürzt,  ahnungslos-naiv dem Islam ausliefert  und untergehen lässt..

Und was ist mit dem Grundgesetz und unserem Rechtsstaat? Im Grundgesetz ist zwar die Religionsfreiheit garantiert. Aber man kann davon ausgehen, dass die Autoren des Grundgesetzes dabei eher an verschiedene Formen des Christentums, an das Judentum und an Weltanschauungen wie die Anthroposophie gedacht haben, aber eben nicht an den Isalm mit der u.a. von Manfred Kleine-Hartlage in seinem Vortrag und in seinem Buch über das Dschihad-System geschilderten Problematik.   Aus der Sicht der Autoren des Grundgesetzes und vor allem auch aus der Sicht ihrer Zielsetzung, kann man die derzeitige Politik der etablierten Parteien daher durchaus als klar verfassungsfeindlich ansehen, weil sie dem deutschen Volk schaden und weil sie dem Ziel der Sicherung eines die grundlegenden Werte das Abendlandes und das Selbstbestimmungsrecht der Völker  wahrenden Friedens in Europa abträglich sind.

Klar ist jedenfalls, dass das Gebot der Nächstenliebe im Sinne des Christentums nicht gegenüber nichtdeutschen Muslimen und Flüchtlingen gilt, weil diese ganz klar NICHT unsere Nächsten sind.  Ja, es ist sogar so, dass das Gebot der Nächstenliebe und der gute Vorsatz human zu sein, uns eigentlich dazu verpflichtet, die Flüchtlinge und auch die Muslime unfreundlich zu behandeln, schlecht zu versorgen und schlecht unterzubringen, um sie dazu zu bewegen, unserer Land freiwillig möglichst bald zu verlassen und um zu den weiteren Zustrom von Flüchtlingen auch ohne Grenzzäune zu drosseln und möglichst ganz zu stoppen.

Eine Nächstenliebe einfach so, etwa im Sinne von Emanuel Kant ist zudem einfach nur dumm und verwerflich, wenn und sobald sie volkswirtschaftlich oder militärisch der eigenen Gruppe, aus Sicht des Grundgesetzes also dem deutschen Volk, bzw. der lokalen Bevölkerung, auf längere Sicht mehr schadet als sie nützt.

Wenn man unbedingt die ganze Menschheit und deren Zukunft im Sinn hat, dann ist es falsch in Deutschland nicht deutsche Flüchtlinge und nicht deutschstämmige Zuwanderer aufzunehmen oder zu dulden, weil wir damit:

Die Wirklichkeit ist jedenfalls sehr komplex und es ist so, wie der amerikanische  Soziologie und Ökologe William Catton unter anderem in seinem Buch Bottleneck: Humanity’s Impending Impasse geschrieben hat, dass man vieles tun wird, was die Situation und die Zukunft nicht wie beabsichtigt verbessern, sondern drastisch verschlimmern wird.  Der derzeitige Umgang mit der Flüchtlingskrise dürfte so ein Fall sein. Das Gute ist hier schlecht und böse, und das vermeinlich Böse und Schlechte wäre das Beste und das Gute, dass wir tun sollten und mit dem wir vielen Menschen das Leben retten und die Zukunft verbessern könnten.

Im Bezug auf den Islam könnte es sinnvoll sein z.B. durch Lektüre der Bücher von Manfred Kleine-Hartlage und Peter Scholl-Latour  mehr über den Islam zu lernen. Es könnte auch sinnvoll sein, mit dem Phänomen der Zivilreligionen und den mit ihnen verbunden Gefahren und Nebenwirkungen zu rechnen, diese zu untersuchen und darüber gründlich nachzudenken und zu diskutieren.

Eine der Einsichten zum Thema Zivilreligionen, die John Michael Greer in seinem Buch “After Progress” anführt ist, dass Zivilreligionen zwar einerseits Staat und Gesellschaft dazu veranlassen können, mit großer Kraft und unter vielen unnötigen Opfern unnötig lange und intensiv das Falsche zu tun. Aber Zivilreligionen  können auch sehr schnell untergehen, wenn sie die versprochene paradiesische Zukunft auf Erden nicht liefern können.

Kelberg, den 16.10.2015

Christoph Becker




Nach dem Fortschritt

Nach dem Fortschritt – Vernunft und Religion am Ende des Industriezeitalters lautet die deutsche Übersetzung des Titels eines 2015 erschienenen Buches  von John M. Greer, das ich gerade zu Ende gelesen habe und zu dem ich hier etwas schreiben möchte.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch das Gespräch von Chris Martenson mit  John M. Greer, das Martenson auf seiner Webseite www.peakprosperity.com unter dem Titel “John Michael Greer: The God Of Technological Progress May Well Be Dead“, veröffentlicht hatte, und das ich für meine Webseite übersetzt hatte: Der Gott des technischen Fortschritts könnte sehr wohl tot sein –  Aber die Gesellschaft will dies nicht in Erwägung ziehen.

Hier zunächst die Übersetzung des Umschlagtextes auf der Rückseite des Buches:

Umschlagtext der Rückseite

Fortschritt ist der Gott der modernen Welt.

Was passiert, wenn Gott tot ist?


Die Verehrung, die unsere Gesellschaft der Idee des Fortschritts erweist, stellt eine beeindruckende Hürde für die erfolgreiche Anpassung an das dar, was unsere von Klimawandel und zur Neige gehenden Ressourcen geprägte Zukunft auf Lager hat. John Michael Greer macht nicht nur diese Barriere ausfindig, sondern er sprengt und ebnet sie ein, indem er seinen charakteristischen, scharfen Verstand und sein umfassendes Wissen über Kulturgeschichte anwendet.

Richard Heinberg, Autor, Das Ende des Wachstums

….. eine exzellente Einführung in Greers einsichtsvolles Denken im großen Ganzen, fundiert in nur zu seltenen Kenntnissen der Geschichte, Ökologie und Ökonomie.

Rev. Michael Dowd, auther, Thank God for Evolution

FORTSCHRITT IST NICHT nur ein Ziel im Westen – er ist eine Religion. Unser Glaube an den Fortschritt treibt die weitverbreitete Beteuerung, dass Peak Oil und der Klimawandel nicht wirklich wichtig sind – schließlich würden unsere mit Laborkitteln gekleideten Hohepriester gewiss ein weiteres Wunder bewirken, das uns alle retten wird. Unglücklicherweise ist der Fortschritt, wie wir ihn gekannt haben, vollständig von der halsbrecherischen Ausbeutung von einer halben Milliarde Jahre Sonnenlicht abhängig, das in der Form von fossilen Brennstoffen eingelagert wurde. Während das Zeitalter billiger, im Überfluss vorhandener Energie sich seinem Ende nähert, stößt unserer blinder Glaube an exponentielles wirtschaftliches Wachstum hart gegen erbarmungslose Grenzen des Planeten.

NACH DEM FORTSCHRITT behandelt diesen sich abzeichnenden Paradigmenwechsel, indem es die Form der Geschichte aus einer Perspektive jenseits der kommenden Krise untersucht. Pflichtlektüre für jeden, der darauf bedacht ist, die Zukunft zu verstehen, in einer Zeit in der wir neuen Lebenssinn, Werte und  Hoffnung für die vor uns liegende Zeit suchen müssen.

…. ein zum Nachdenken anregendes Buch,  eine vorsichtig stimmende Geschichte über menschliche Illusionen über die Beherrschung der Natur und die wissenschaftliche Errettung von unserem exzessiven Verbrauch natürlicher Ressourcen, den wir auf unsere Gefahr ignorieren.

Paul Kivel, Autor, Living in the Shadow of the Cross

Buchbesprechung

Das Buch hat einschließlich Vorwort, Inhaltsverzeichnis, Bibliographie, Index und Kurzbiographie des Autors insgesamt 263 Seiten.

Es ist in 9 Kapitel unterteilt.

  1. Die Geräusche der Totengräber
  2. Die Form der Zeit
  3. Der Fels am Silvaplanersee
  4. Eine eigenartige Abwesenheit von Bauchknochen
  5. Der Gott mit dem verstellbaren Schraubenschlüssel
  6. Die andere Seite des Fortschritts
  7. Lebensretter für Meerjungfrauen
  8. Religiöses Wiederaufleben
  9. Am Ende eines Zeitalters

Das für mich nach dem ersten Lesen des gesamten Buches Wesentlichste:

Die Geschichte ist nicht linear, sondern zyklisch

Die Geschichte ist NICHT linear aufsteigend, aus irgend welchen dunklen Vorzeiten zu einer strahlenden, hochentwickelten und zivilisierten Gegenwart und einer gewiss noch weiterentwickelten Zukunft. Vielmehr ist die Geschichte zyklisch.  Unsere Zivilisation und Kultur ist nur eine von vielen. Mit den Zivilisationen ist das wie mit individuellen Menschen. Sie sind zwar unterschiedlich, aber das Leben der einzeln kann dennoch in typische Phasen wie Geburt, Kindheit, Jugend, Erwachsenenleben und Alter unterteilt werden. Auch gibt es bei aller individuellen und durch die Umwelt bedingten Verschiedenheit typische Muster für die verschiedenen Lebensphasen.  Greer bezieht sich dabei unter anderem auf Friedrich Nietzsche, auf Oswald Spenglers Werk Der Untergang des Abendlandes
und auf  Arnold J. Toynbees Werk Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen (d.h., tatsächlich bezieht Greer sich auf Toynbees insgesamt 12 Bände umfassendes englischsprachiges Werkt “A Study of History”).

Die Zeit kann verschiedene Formen haben

Zeit kann man so erleben, wir wir sie kennen oder bisher zu kennen glaubten: Fortschreitend, wobei die Dinge mit der Zeit besser werden.

In anderen Zeiten und in anderen Kulturen hatten bzw. können Menschen Zeit aber auch völlig anders wahrnehmen:

Der Ablauf der Zeit kann als stetige Verschlechterung erlebt werden. Das war z.B. in Kulturen, die ihre ökologischen Grundlagen zerstört hatten, in der Phase des Abstiegs so. Die Vergangenheit war dann ein Goldenes Zeitalter und von der Zukunft erwartete man nichts Gutes mehr, ähnlich wie ein alter Mensch, der zunehmend die Gebrechen des Alters an sich erlebt und weiter auf sich zukommen sieht und der von seiner Jugend träumt. Ein von Greer angeführtes Beispiel ist ein Zeitabschnitt im alten Griechenland, in dem man durch die Einführung von für das bergige Griechenland nicht geeignete Ackerbaumethoden aus dem Zweistromland starke Bodenerosionen und damit sowhl einen Niedergang der Landwirtschaft als auch des Wohlstandes verursacht hat.

Zeit kann für eine Gesellschaft in einem stabilen Umfeld auch etwas sein, was sich nicht ändert. Z.B. kann es für Eingeborene in einer stabilen Umwelt aus Erfahrung nützlich sein, auf Erfindungen und Verbesserungen zu verzichten und diese zu unterdrücken, weil Fortschritt die Stabilität der Umwelt gefährden und die Lebensgrundlage zerstören kann. Die Einführung neuer Jagdmethoden oder Waffen kann in solchen Fällen zwar kurzfristig höhere Jagderträge und höheres Wachstum bringen, längerfristig kann aber eben das zu einem Anwachsen der Bevölkerung bei gleichzeitigem Zusammenbruch des Wildbestandes und damit zum Untergang führen.  Es scheint tatsächlich Völker, wie die Aborigines in Australien zu geben odergegeben zu haben, die eine entsprechende Auffassung von der Form der Zeit in ihrer Kultur realisiert haben.

Freiheit und Evolution

Im 4. Kapitel, Eine eigenartige Abwesenheit von Bauchknochen, geht Greer auf die Erkenntnis ein, dass alle Wirbeltiere die Wirbelsäule da haben, wo wir sie auch haben, nämlich hinten,  bzw. oben im Bereich des Rückens und nicht etwa vorne/unten im Bauch. Ebenso haben alle Säugetiere genau vier Gliedmaßen und nicht sechs wie die Insekten. Der Grund ist, dass sich irgendwann früher in der Evolution  eine Version mit Wirbelsäule hinten/oben und mit vier Gliedmaßen durchgesetzt hat, auf der dann alle Wirbeltiere bzw. alle Säugetiere aufgebaut haben. Säugetiere mit sechs oder mehr Gliedmaßen sind heute ebenso unmöglich wie Wirbeltiere mit der Wirbelsäule unten/vorne im Bauch. Der Hintersinn dieser Betrachtung ist zu zeigen, dass bestimmte Dinge und Entwicklungen zwar rein theoretisch in der Phantasie möglich, aber in der Praxis durch den Verlauf der Evolution ausgeschlossen sind. Unsere Freiheit ist in diesem Sinne in der Praxis begrenzt, und wir sollten damit rechnen, dass dies auch für menschliche Gesellschaften und Kulturen gilt.

Erkennen von Mustern und Formen

Greer geht auch auf das Phänomen ein, dass scheinbar völlig verschieden Dinge ähnliche Muster und Formen haben können. Er bezieht sich dabei u.a. auf Goethe, der sich offenbar auch mit Naturkunde und Anatomie beschäftigt und über ähnliche Formen sinniert hat. Greer nennt diese Art zu denken morphologisches Denken. Mit “morphologisches Denken” findet man per Google verschiedene Artikel.

Greer geht darauf ein, weil dieses morphologische Denken uns dazu befähigt, Ähnlichkeiten von scheinbar völlig unterschiedlichen Kulturen und Zivilisationen zu erkennen und damit auch der Geschichte, Prognosen auch im Bezug auf unsere eigene Zivilisation und Kultur zu erstellen und vielleicht doch aus der Geschichte zu lernen. Die Historiker, die das mit ihren Werken versuchen sind z.B. Oswald Spenglers mit Der Untergang des Abendlandes
und auf  Arnold J. Toynbees mit Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen (d.h., tatsächlich bezieht Greer sich auf Toynbees insgesamt 12 Bände umfassendes englischsprachiges Werkt “A Study of History”).

Greer kommt dann zu einem sehr praktischen Beispiel aus seinem eigenen Leben. Es gab in den USA in den letzten 25 Jahren verschiedene Wirtschaftskrisen, bei denen vorher entstandene Finanzblasen geplatzt sind. Zur Zeit der ersten Finanzblase, Anfang der 90er Jahre hatte Greer gerade das Buch Der große Crash 1929: Ursachen, Verlauf, Folgen von John Kenneth Galbraith gelesen. Ihm ist aufgefallen, dass sich alle Finanzblasen und Wirtschaftskrisen, die er seit den frühen 90er Jahren erlebt hat, irgendwie gleichen und zudem,  dass sie auch der von Galbraith beschriebenen Wirtschaftskrise von 1929 ähneln. Was Greer dabei aufgefallen ist, ist dass seine Freunde und Bekannten jedes Mal behauptet haben, dass die gerade aktuelle Finanzblase ganz anders sei und dass man getrost investieren und damit viel Geld verdienen kann. Greer habe sich, mit Blick auf das, was er über die Finanzkrise von 1929 gelernt habe, aber jedes Mal zurückgehalten. Während seine Freunde und Bekannten, die gemeint haben dieses Mal sei alles ganz anders, beim Platzen jeder Finanzblase sehr viel Geld verloren haben, habe Greer sich dann bei der letzten Finanzkrise für sehr wenig Geld sein heutiges Haus kaufen können. Hintersinn dieser Argumentation ist, dass es uns mit der Zivilreligion des Fortschritts und mit dem Niedergang unserer Zivilisation ähnlich gehen könnte. Wir glauben  unser Fall sei ganz speziell  und wir vertun damit die Chance, aus der Geschichte zu lernen und die Schäden zu begrenzen.

Ein Zeitalter der Aufklärung hatten viele Zivilisationen

Wie Greer schreibt, ist ein Zeitalter der Aufklärung und des Infragestellen der Götter der theistischen Religionen aus der Frühzeit einer Kultur ein weit verbreitetes Phänomen. Das heißt, das Zeitalter der Aufklärung im Westen ist nichts Neues. Es hatte unter anderem Vorläufer in China, Indien, Ägypten, im alten Griechenland  und im römischen Reich.

Zivilreligionen

Religion ist nicht nur das, was die meisten denken. Also Glaube an übernatürliche Götter usw.. Es gibt vielmehr auch die sogenannten Zivil- oder Ersatzreligionen, die ohne übernatürliche Götter auskommen und deren Anhänger dennoch typische Verhaltensmuster von gläubigen, religiösen Menschen zeigen. Zu diesen Zivilreligionen gehören z.B. Nationalismus, Kommunismus, Atheismus und auch der in unserer Zeit sehr verbreitete Glaube an den Fortschritt.

Beim Glauben an den Fortschritt geht Greer von einem dreifaltigen Gott des Fortschritts aus, der aus den folgenden drei voneinander abhängigen Teilen besteht:

  1. ethisch-sozialer Fortschritt
  2. technisch-wissenschaftlicher Fortschritt
  3. Wirtschaftswachstum

Zivilreligionen entstehen, wenn eine Zivilisation erwachsen wird, als ob sie ihr Zeitalter der Aufklärung durchlebt und die theistischen Götter ihrer Kindheit und Jugend in Frage stellt. Die Zivilreligionen kommen ohne übernatürlichen Gott aus, aber sie bauen auf den verinnerlichten Werten der alten theistischen Religionen auf.

Unsere “westlichen Werte” und Verfassungen beruhen z.B. in wesentlichen Punkten auf dem Christentum, oder besser gesagt auf dem, was wir und unsere jüngeren Vorfahren für christlich hielten und halten.

Die Zivilreligionen haben aber, weil der übernatürliche Gott oder die übernatürlichen Götter tot ist bzw. tot sind,  kein übernatürliches Jenseits und keine Hölle in die jemand nach seinem Tod kommen könnte. Also versuchen sie, das Paradies auf Erden zu versprechen und zu realisieren. Zivilreligionen benötigen materielle Ressourcen und Infrastrukturen. Wenn diese wegfallen, zerfällt die Zivilreligion.

Zivilreligionen sind durch ihren Verzicht auf übernatürliche Gottheiten relativ leicht in Frage zu stellen und zu widerlegen, sobald ihre materiellen Grundlagen wegbrechen.

Zivilreligionen wirken anderseits als gesellschaftspolitische Massenträgheit: An einer Zivilreligion wird zunächst auch dann festgehalten, wenn  dies nüchtern betrachtet sinnlos oder sogar idiotisch und schädlich geworden ist, weil die Rahmenbedingungen sich geändert haben. Eine Zivilreligion kann also eine schnelle Anpassung an sich verändernde Situationen verhindern und damit die Zerstörung ihrer materiellen Grundlagen beschleunigen. Eine Zivilreligion kann schädliches Verhalten verlängern und verschlimmern. Das war in den durch die Zivilreligion des Nationalismus getriebenen Weltkriegen so, und das erleben wir gerade  in der sogenannten Flüchtlingskrise, die tatsächlich in erster Linie ein Versagen des deutschen Grundgesetzes und der sogenannten europäischen Werte und der auf diesen aufbauenden politischen Ordnung und Gesetzgebung ist. Die Zivilreligion der BRD und Europas verliert gerade ihren Sinn und ihre Berechtigung, so wie der Nationalismus in den Materialschlachten der Weltkrieg. Das Grundgesetz der BRD und die “westlichen Werte”  dienen nicht mehr den Interessen der deutschen Bevölkerung sondern schaden einem rasant zunehmenden Teil der Bevölkerung zunehmend. Ähnlich wie der ursprünglich einmal sehr nützliche und gut gemeinte Nationalismus die Opfer in den Weltkriegen sinnlos gesteigert hat, steigern nun das ursprünglich Grundgesetz sehr nützliche und gut gemeinte Grundgesetz mit seinen starren Regelungen im Bezug auf die Menschenwürde und das Asylrecht die Kosten und den Schaden in der Flüchtlingskrise, bis Deutschland und Europa wieder einmal ruiniert sind.

Die zentrale materielle Grundlage der heute vorherrschenden westlichen Zivilreligion des Fortschritts, ohne die die Flüchtlingsströme nach Europa auch nicht denkbar sind, sind die Verfügbarkeit großer Mengen, mit geringen Kosten erschließbarer fossiler Brennstoffe. Andere, nur endlich vorhandene Rohstoffe sind natürlich auch wichtig. Das Abschmelzen dieser materiellen Grundlage hat aber bereits begonnen.

Greer geht ausführlich darauf ein. Auf meiner Webseite hatte ich mit Beiträgen wie

ebenfalls ausführlich darauf hingewiesen, dass das Fundament des Fortschrittsglaubens (und damit auch die Geschäftsgrundlagen der gesamten derzeitigen Flüchtlingspolitik!!) bröckelt.

Mit dem Untergang einer Zivilreligion kann eine andere kommen oder es können verschiedene Zivilreligionen gleichzeitig existieren, wie ich oben schon angedeutet habe. Beispiele: Nationalismus und Kommunismus in Europa und der Glaube an den dreifaltigen Gott des Fortschritts. Oder eben wie jetzt, der Glauben an das heilige deutsche Grundgesetz, an seine Gebote des Asylrechts usw. um jeden Preis, und auch hier, wie schon in den Weltkriegen, auch wieder der  Glaube an den Gott des Fortschritts. Anders als in der Zeit bis etwa 1970 hat der Glaube an den Gott des Fortschritts, der die Grundlage fast aller anderen westlichen Zivilreligionen geworden ist, inzwischen aber seine Berechtigung verloren.

Nach dem Zerfall der Zivilreligionen kommt es wieder zum Erstarken theistischer Religionen, also solcher Religionen, die übernatürliche Götter verehren. Greer meint übrigens auch, dass der Nihilismus und  der Atheismus in einer solchen Situation bedeutungslos werden.

Nach Greer ist nicht absehbar, ob eine oder mehrere der schon vorhandenen theistischen Religionen gewinnen oder eine völlig neue. Sicher sei aber, dass die eine teure Infrastruktur benötigenden, etablierten Religionen (unsere Amtskirchen) mit dem wirtschaftlichen Kollaps der Gesellschaft ebenfalls verschwinden würden, weil sie ihre wirtschaftliche Grundlage verlieren.

 

Religionen sind von Antireligionen begleitet

Zu jeder Religion entwickelt sich in der Regel auch eine Antireligion, die das genaue Gegenteil darstellt.

Beispiele:

Die Antireligion des Christentums sind Satans- oder Teufelskulte

Die Antireligion der Zivilreligion des  Nationalismus ist der Internationalismus der Kommunisten, Linken und Grünen.

Die Antireligion der Zivilreligion des Fortschritts sind die Apokalyptiker. Die Apokalyptiker sind die, die glauben, dass man sich keine Sorgen machen müßte, weil sowieso alles total zusammenbricht und die Welt untergeht.

Fazit

Ein großartiges Buch. Schon beim ersten Lesen habe ich viel daraus gelernt. Greer liefert eine Skizze für die Entwicklung der Werte und Glaubenssysteme, die gerade auch in einer Zeit des Umbruchs und des Niedergangs der eigenen Zivilisation und der Werte und Glaubenssysteme dieser Zivilisation, wie wir sie gerade erleben, sehr hilfreich sein kann. Hilfreich auch deshalb, weil er Vertrauen und Hoffnung für eine Zukunft gibt, die aller Voraussicht nach weder den Erwartungen der Fortschrittsgläubigen, noch denen der Apokalyptiker ensprechen wird. Einer Zukunft, die wir sehr wohl aktiv vorbereiten, und intelligent verbessern, oder aber auch durch Dummheit und Ignoranz verschlechtern können.

Viele Phänomene, einschließlich der derzeitigen Flüchtlingskrise in Europa, sehe ich vor dem Hintergrund dieses Buches nun anders.

Es ist zu hoffen, dass sich bald ein deutscher Verlag findet, der eine deutsche Übersetzung von John Michaels Greers Buch “After Progress” herausbringt.

Wir sind dabei mit aller Kraft die  Situation in der wir uns befinden und unsere Zukunftsaussichten (ebenso wie die der meisten Flüchtlinge!) extrem zu verschlechtern, weil die zivilreligiösen Glaubensbekenntnisse unserer Politiker, Journalisten und großer Teile der Bevölkerung  nicht mehr zur veränderten und sich verändernden Realität passen. Greers Buch  kann helfen solche  Probleme zu erkennen und damit Schäden und Katastrophen zu reduzieren oder zu vermeiden.

Kelberg, den 13. Oktober 2015

Christoph Becker

 

 




Freiheit und das Streben nach Macht

Freiheit und das Streben nach Macht ist der Titel des 10. Kapitels des Buches Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, aus dem Jahre 1988(!), das ich hier, anläßlich des 3. Oktobers 2015, als pdf-Datei einstelle. Das 11. Kapitel desselben Buches habe ich bereits unter dem Titel Zuviel des Guten eingestellt.

Hier der Link auf die pdf-Datei mit dem 10. Kapitel, „Freiheit und das Streben nach Macht“, aus dem Buch Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft: Kapitel 11, Freiheit und das Streben nach Macht, S.155 – 176.

Das Kapitel ist in die folgenden Unterabschnitte aufgeteilt:

  1. Rationale und soziale Freiheit
  2. Freiheit und Dominanz
  3. Rangordnung
  4. Problematische Auswirkungen des Rangstrebens
  5. Gehorsamsbereitschaft

Es sind die Abschnitte Problematische Auswirkungen des Rangstrebens und  Gehorsamsbereitschaft, die mich bewogen haben das 10. Kapitel dieses, noch vor der Wiedervereinigung erschienenen und leider viel zu wenig beachteten Buches,  am 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung zu scannen und als herunterladbare pdf-Datei einzustellen (( Der Verlag bietet das Buch offenbar nicht mehr an, aber es gibt derzeit bei www.amazon.de und www.booklooker.de insgesamt noch ca. 100, meist gebrauchte Exemplare dieses Buches. Ich hoffe, dass es wieder mehr nachgefragt wird und dass irgend ein Verlag es wieder anbieten wird.)) . Eibl-Eibesfeldts Ausführungen über Mängel der Qualifikation politischer Führer und auch über die oft sehr schlechte Qualität der von der Poltitik beauftragten “Experten” fand ich besonders gut. Aber auch die anderen Aspekte finde ich sehr gut erklärt. Das Versagen der deutschen Politik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch das Versagen der deutschen Politik seit der Wiedervereinigung werden damit verständlicher.

Als ich heute morgen zu meiner Praxis ging, um das Kapitel einzuscannen und diesen Artikel zu schreiben, waren auf dem Marktplatz einige  “Flüchtlinge” mit ihren Kindern, die nun meines Erachtens den ohnehin unvermeidbaren Niedergang unserer modernen Industriegesellschaft und unseres Sozialstaates sehr beschleunigen werden.  Dass dies nicht nur meine Meinung ist, stand letzte Woche im Gemeindeblättchen meines Ortes. Zitat:

Deutsches Rotes Kreuz Vulkaneifel

Ganz oft hört man: Die Flüchtlinge bedrohen den Wohlstand unserer Gemeinde. Oder: Dann finde ich keinen Kita-Plaztz mehr für mein Kind. Die Menschen fühlen große Unsicherheit und versuchen Erklärungen zu finden. Woher kommt die Angst? Wie gehe ich mit Veränderungen im Leben um? Was kann ich tun?

Mit unserem Gesprächskreis wollen wir neue Denkweisen eröffnen. Der Gesprächskreis steht unter dem Motto: Neue Wege gehen, die ausgetretenen Pfade verlassen, nicht dass wir auf einmal stecken bleiben. Der Dauner Gesprächskreis “Meine Seele darf sprechen” …..

 

Schade. Ich habe das leider ein paar Tage zu spät gelesen. Ich hätte mir die Leute mit ihren Sorgen gerne einmal angehört.  Die Sorgen der Leute sind jedenfalls nur zu  berechtigt.  Eine google-Suche mit “gesamtkosten pro flüchtling” ließ mich eine Kostenaufstellung auf www.pi-news.net eine Kostenaufstellung mit dem bezeichnenden Titel Asylbewerber kosten 24000 Euro pro Jahr, finden.

Nicht eingerechnet sind dabei mit Sicherheit die:

Für die verängstigten Bürger die das DRK mit seinem Gesprächskreis ansprechen will, hätte ich darüber hinaus zwei sehr empfehlenswerte Reden von Manfred Kleine-Hartlage, die ich in den letzten Tagen gehört habe:


 

Dann habe ich mir am 3. Oktober,  das Interview des britischen Journalisten, Autors und Betreibers der Webseite Legalise-Freedom.com, Greg Moffitt, mit dem amerikanischen Schriftsteller und Blogger John Michael Greer über Greers neues Buch  After Progress: Reason and Religion at the End of the Industrial Age (dt. Nach dem Fortschritt: Vernunft und Religion am Ende des Industristriezeitalters. Nachtrag: zu diesem Buch habe, nach Abschluss der Lektüre, am 13. Okt. 2015 den Blogbeitrag Nach dem Fortschritt verfasst. ) angehört, weil ich denke, dass soetwas auch zu einem deutschen Nationalfeiertag im Jahre 2015 gehört:

In vielen Punkten entspricht dieses Interview dem Interview von Chris Martenson mit John Michael Greer, das ich für meine Webseite übersetzt hatte.

Die Scherzfrage, “Wie heißt ein Wirtschaftswissenschaftler der eine Prognose macht?” Antwort “Falsch oder Unzutreffend” (auf Englisch Wrong), kommt auch hier vor.

Meine von Faulheit geprägte Hoffnung, mir mit dem Anhören des Interviews die Lektüre des Buches ersparen zu können wurde nicht erfüllt. Das Buch ist schon auf den ersten Seiten ein absoluter Knüller und Sprengstoff, etwa indem Greer sich mit Friedrich Nietzsche  und dem christlichen Glaubensfundament der westlichen Gesellschaften beschäftigt, von dem wir längst den alles haltenden Grundstein, nämlich den Glauben an Gott entfernt haben. Wenn ich das so sehe könnte unsere irre Asylpolitik ein verzweifelter Versuch vor den Folgen unseres Glaubensverlustes zu fliehen: Nämlich vor der Einsicht, dass wir keine vernünftige Begründung für moralisches und Verhalten und Ethik mehr haben, weil wir, wie Nietzsche es ausgedrückt hat, Gott getötet haben und damit unsere Kosten/Nutzenrechungen verändert hat. Ethik und Moral die dem Einzelnen im Hier und Jetzt keine klaren Vorteile bringen sind nun nichts mehr wert. Der Staat und die Gesellschaft können, werden und müssen versuchen den Verlust an Glauben durch Gewalt und eine funktionierende Polizei und Justiz zu ersetzen, aber das kann und wird auf Dauer nicht gelingen weil, wie der Soziologe William Catton in seinem Buch Bottleneck: Humanity’s Impending Impasse (dt. : Genetischer Flaschenhals: Die in Sicht kommende Strassensperre der Menschheit) schreibt, die zunehmende Spezialisierung der Menschen nicht nur die Effizienz und Fähigkeiten steigert sondern auch immer neue Betrugsmöglichkeit eröffnet. Wie auch immer Greers Buch werde ich also lesen müssen, weil es wichtige Details erörtert. Aus seinem Webblog www.thearchdruidreport.blogspot.de weiß ich aber auch, dass Greer für die Zeit nach dem Zusammenbruch unserer Industriegesellschaft eine Wiedererstarken der Religion voraussieht – aber leider auch einen Zusammenbruch des Glaubens an die Wissenschaft.

Doch zurück zu Greers Interview mit Greg Moffit:

Ein wesentlicher Punkt Greers ist, dass der Glaube an den Fortschritt eine weit verbreitete, ziemlich fundamentalistische Religion oder Ersatzreligion der westlichen Industriegesellschaften ist.

Beim Glauben an den Fortschritt handle sich um eine Religion bzw. um religiöse Gewissheiten, weil die harten Fakten der Realität eine andere Sprache sprechen.

Ein Beispiel ist auch auch hier das Thema Fracking, Teersande und Energiegewinnung, bei dem Politiker, Journalisten und Bevölkerung offenbar nicht, oder noch nicht, sehen, dass es hier eher nicht mehr um eine reale, längerfristige Energieversorgung sondern eher um eine Finanzblase geht. Keines der mit Facking befaßten Unternehmen habe mit der damit ermöglichten Öl- und Gasförderung  Gewinne gemacht. Gewinne würden höchsten mit dem Verkauf von Anteilen gemacht. Die per Fracking erschlossenen Quellen würden, anders als klassische Öl- und Gasquellen rasant an Förderkapazität verlieren.

Das Problem, dass die Generation der geburtenstarken Jahrgänge und die 68er ihre Ideale verkauft haben und dass man all die vielen guten Ansätze und Möglichkeiten, die man in den 70er Jahren noch hatte, um die Industriegesellschaften vorsichtig auf eine Zeit nach dem Öl vorzubereiten und einen sanften Übergang hin zu bekommen vertan und verraten hat.

Es sei einmalig, dass eine Generation, eben die der geburtenstarken Jahrgänge und der 68er, mehr oder weniger bewusst, die Zukunft ihrer Kinder und Enkel zerstört und verheizt habe, um sich selber ein schönes Leben zu machen. Eine Einstellung sei z.B. dass man vor den üblen Folgen der aktuellen Politik die Augen mit dem Argument verschließe, dann wenn alles Zusammenbreche und der Preis für die derzeitige Politik und Lebensweise zu bezahlen sei, sei man ja schon tot, das würde man ja nicht mehr selber erleben.

Ich denke DAS ist ein Phänomen, das auch einige Aspekte der Politik in Deutschland in den letzten 25 Jahren, aber vor allem auch in den letzten Monaten verständlicher macht.

Das ist dann wieder ein Punkt, wo das mit diesem Artikel als Download verfügbar gemachte 10. Kapitel aus Prof. Eibl-Eibefeldts Buch Der Mensch das riskierte Wesen – Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft zum Tragen kommt.  Das Problem der oft völlig mangelhaften Qualifikation und Auswahl von politischen Führungspersonal, das Eibl-Eibesfeldt behandelt,  und auch über die von ihm angedeuteten Gesetze, sollte man diskutieren.

Ein Aspekt von Eibl-Eibesfeldts Ausführungen ist auch, dass die insbesondere auch von der deutschen Politik in den letzten Jahrzehnten forcierte Tendenz zu immer größeren politischen Einheiten (EU, “eine Welt”) die Wahrscheinlichkeit für Machtmissbrauch und Verbrechen vergrößert. Mich ließ dass an Leopold Kohr denken. Ich schließe diesen Beitrag zum 3. Oktober 2015, dem 25. Jahretag der Deutschen Einheit, indem ich den Film Leben nach menschlichem Mass über Leopold Kohr einbinde:

 

Mein Fazit: Ein Nationalfeiertag, wie der “Tag der deutschen Einheit”, den ich letzte Woche noch für nutzlos gehalten hatte, bringt also  schon etwas, wenn man ihn zum Nachdenken und Lernen nutzt. Mein anderes Werk am 3. Oktober 2015, mit Blick auf Deutschland, war die vorher schon von mir an anderer Stelle skizzierte und begründete Operation Troja zu überarbeiten und in einen eigenen Artikel zu verwandeln.

Kelberg, den 3. Oktober 2015

Christoph Becker




Der Gott des technischen Fortschritts könnte tot sein

Dieser Beitrag handelt insbesondere von den falschen, weil nicht zu den harten Fakten passenden Geschichten, die wir uns erzählen und die das Handeln und die Politik bestimmen. Der Beitrag ist die Übersetzung eines Gesprächs der amerikanischen Autoren und Blogger Chris Martenson und John Michael Greer vom 12. April 2015, das gerade auch durch die Flüchtlingskrise in Europa im Sommer 2015, aber auch sonst,  von sehr grundlegender Bedeutung ist.

Das Original der Diskussion ist auf Chris Martensons auch sonst sehr interessanten Webseite www.peakprosperity.com als mp3-Datei zum Hören und als auch als Transkript, also in schriftlicher Form verfügbar. Link auf das Original:  John Michael Greer: The God Of Technological Progress May Well Be Dead -But society is unwilling to consider that

Grundlage der folgenden Übersetzung war meist das amerikanische Transkript in Kombination mit der mp3-Datei.

Der Titel der Diskussion lautete übersetzt:

John Michael Greer: Der Gott des technischen Fortschritts könnte sehr wohl tot sein –
Aber die Gesellschaft will dies nicht in Erwägung ziehen.

Ab hier folgt nun also die Übersetzung des Vorwortes und der Diskussion:

Vorwort von Chris Martenson:

Wie wir häufig hier auf Peak Prosperity feststellen, sind die Geschichten, die wir glauben unermesslich wichtig. Die Geschichten, die uns leiten beeinflussen alles von unserem Glauben bis zu unseren Werten und zu unseren Handlungen.

Das ist der Grund, warum es so gefährlich ist, wenn sich eine Gesellschaft an einer Erzählung festklammert, die ihr nicht mehr gut dient, weil sie nicht mehr der Wirklichkeit entspricht.

In dieser Woche behandeln Chris und John Michael Greer den allgemeinen Glauben an den unerbittlichen technologischen Fortschritt, als ein Allheilmittel  für jede Zwangslage, der wir uns gegenüber sehen. In vieler Hinsicht ist dies die dominierende Religion des 21. Jahrhunderts geworden. Traurigerweise gibt es eine steigende Zahl von Bedrohungen, deretwegen ‘verbesserte’ Technologien tatsächlich die Risiken verschlimmern (insbesondere mit Blick auf zur Neige gehende kritische Rescourcen)  – aber die Gesellschaft weigert sich, das einzugestehen, weil es dem Technologien-als-Retter Mem zuwider läuft, auf das so viele ihre Hoffnungen setzen:

Das Problem entsteht, wenn Leute eine Weile in eine Reihe von Glaubenssätzen investiert haben, und diese dann aufhören zu funktionieren. Das ist die Situation, in der wir uns jetzt befinden. Vom Anfang der industriellen Revolution zu den 1970er Jahren, oder vielleicht ein wenig später,  hat die Erzählung des Fortschritts grundsätzlich funktioniert. Während dieser ganzen Zeit gab es eine stetige Steigerung der Verfügbarkeit von Pro-Kopf-Energie. Nach Whites Gesetz , das eines der Grundprinzipien der menschlichen Ökologie ist, ist Wirtschaftsentwicklung eine Funktion der pro Kopf verfügbaren Engergie. Während die Energiekurve anstieg und wir  in eine der Plätzchendosen des Planeten nach der anderen eingebrochen sind und den fossilen Kohlenstoff dort gestohlen haben, hat der Fortschritt tatsächlich stattgefunden.

Das Problem besteht darin, dass wir an die Grenzen der Rescourcenerschließung gestoßen sind. Die Kosten der Rescourcenerschließung haben angefangen zu steigen. Die Kosten der Reaktion auf die Nachteile des Verbrennens von all diesem Kohlenstoff, haben angefangen zu steigen und mit ihnen die von allem anderen. Auf einmal funktioniert es nicht mehr. Aber jeder ist emotional dem Mythos des Fortschritts verpflichtet. Der Fortschritt ist ein so großes Ziel, und es hat für uns eine derartige religiöse Qualität, dass er es ist, der uns retten wird.  Fortschritt verspricht uns dieses herrliche Star Trek-Schicksal das sich über die Milchstraße fortpflanzt, oder wie du es dir sonst vorstellst. Von diesen Glauben wieder los  zu lassen ist, als ob man  einen mittelalterlichen Bauern hat, der aufblickt und bemerkt, dass der Himmel mit Gott, den Heiligen und Engeln nicht mehr da ist. Die Leute geraten außer sich. Einer der üblichsten Wege, um in einer Situation wie dieser außer sich zu geraten ist,  sich an ein dysfunktionales Glaubenssystem zu klammern – an Glaubensinhalte, die nicht mehr funktionieren – immer fester, selbst wenn sie dich herunterziehen. Das ist es, was in der modernen Industriegesellschaft derzeit passiert. Die Menschen machen die Gefühle durch, die man bei einem Glaubenssystem erlebt, das aufgehört hat zu funktionieren, aber sie können sich selbst gegenüber nicht zugeben, dass es aufgehört hat zu funktionieren. Wenn das der Fall ist, dann ist Gott tot.

Ich denke, dass Leute verzweifelt aufhören wollen zu denken. Wenn sie denken, sind sie dabei zu bemerken, was geschieht. Sie sind dabei, die Lücke zwischen der Wirklichkeit zu bemerken, die sie erfahren und der Wirklichkeit, von der sie sich überzeugt haben, dass sie sie erfahren sollten. Jeder braucht diesen Fortschritt vorwärts und aufwärts, Blabla, Blabla, Blabla. O.k., für die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten, hat sich der Lebensstandard seit 1972 stetig vermindert. Es ist das Whites Gesetz: Wirtschaftsentwicklung ist eine Funktion der  Pro-Kopf-Energie der Bevölkerung. Wenn deine Energiegewinnung abnimmt, geht es deinem  Wohlstand ebenso.

Als ich jung war, konnte eine Arbeiterfamilie mit einem Einkommen ein Haus kaufen, konnte ein Auto besitzen, konnte öfters Urlaub machen, konnte all ihre Rechnungen bezahlen, und sich einen ziemlich guten Lebensstil leisten. In der heutigen Zeit kann eine Arbeiterfamilie mit einem Einkommen an vielen Orten nicht mehr vermeiden obdachlos zu werden. Das ist eine enorme Transformation, und jeder beteuert, dass sie nicht von Bedeutung ist. Fast jeder beteuert, dass es nicht von Bedeutung ist und wir noch in auf dem guten Weg sind.

Die Vereinigten Staaten können es sich nicht mehr leisten, ihr Straßensystem zu unterhalten. Bundes- und Kreisstraßenunterhaltungsbudgets wurden in vielen westlichen Bundesstaaten  zusammengestrichen, dass jetzt kompletten Sektionen des Straßensystems wieder auf Schotterstraßen umgestellt werden, weil man es sich nicht mehr leisten kann, instand zu halten. Unsere nationalen Brücken sind eine Schande. Sie brechen ein. Was ist geschehen? Wir konnten es uns bis zu einem bestimmten Zeitpunkt leisten, unsere Brücken instand zu halten. Was ist  geschehen? Niemand will darüber sprechen. Amerika ist im Niedergang begriffen. Es verfällt schnell, immer schneller, seit Jahrzehnten. Niemand will es zugeben. Wir ziehen unserem Kaiser immer ausgefeiltere imaginäre Kleider an.

Beginn des Transkripts

Chris Martenson: Willkommen in diesem Peak Prosperity Podcast. Ich bin Ihr Gastgeber Chris Martenson. Die Welt ist alles andere als eine ruhige Oase kontinuierlich steigender Aktienkurse. Trotz allem, was die Zentralbanken uns gerne glauben machen würden, alles was 2008 ein Dilemma war,  ist heute ein noch viel größeres Dilemma. Das größte Problem, dem wir nach meiner Bewertung gegenüberstehen, ist das:  Wir haben die falschen Geschichten in unseren Köpfen. Manchmal sind sie lächerlich realitätsfern,  z. B.  die Geschichte, dass mutiger amerikanischer Einfallsreichtum dabei ist, die USA zum nächsten Saudi-Arabien zu machen. Was diese Geschichte so eindrucksvoll falsch macht ist, dass selbst unter den rabiatesten Verfechtern dieser Geschichte keiner daran glaubt, dass die USA jemals wieder ein Netto-Exporteur von Erdöl werden kann.  Saudi-Arabien exportiert dagegen acht Millionen Barrel netto pro Tag. Es werden Äpfel und Birnen verglichen. Es gibt absolut keinen Vergleich zwischen den beiden Geschichten.  Wir müssen ein Back-up  machen  und kritisch abschätzen, wo wir uns befinden. Wirklich herausfinden, was die Wirklichkeit uns zu erzählen hat. Ich kann mir dazu keinen besseren vorstellen als John Michael Greer, den wir heute wieder in unserem Programm begrüßen.

John ist der Betreiber der Website The Arch Druid Report (dt. Der Bericht des Erzdruiden). Er ist ein “Muß man gelesen haben”. Ich lese ihn immer. Er schreibt über die Umwelterschöpfung und soziale Meinungsverschiedenheiten, aus einer wirklich nicht traditionellen und sehr beachtenswerten Perspektive. Er ist außerdem ein Mensch mit verschiedenen und komplexen Interessen. Er ist ein amerikanischer Autor, unabhängiger Gelehrter, Historiker von Ideen, Kulturkritiker, Neo-Druidenführer, Hermetiker, Umweltexperte, Blogger, Romanschriftsteller, Okkultist und Esoteriker. Er wohnt zurzeit in Cumberland, Maryland. Wer kann uns besser als er helfen, die Glaubenssysteme zu diskutieren, die wahrscheinlich dabei sind, uns zum Zusammenbruch unseres Weltreiches zu führen, wie etwa der weit verbreitete blinde Glaube, dass die Technologie mit einem Schlag unser ständig wachsendes Ungleichgewicht zwischen Energie und Umwelt  beheben wird.  Willkommen John. Ich freue mich wirklich auf die Diskussion mit dir.[0:02:25.4]

John: Danke. Es ist mir ein Vergnügen wieder hier zu sein.

Chris Martenson: Ich habe viele Gespräche mit Leuten. Unter den wachsamen Leuten haben sie dieses Gefühl, dass etwas falsch ist. Sie sagen, auch wenn sie es nicht genau benennen können, so hätten sie doch das Gefühl das etwas falsch läuft. Ist etwas falsch?

John: Oh ja. Es ist schwer, es auf den Punkt zu bringen. Im Gesamtüberblick  haben verschiedene Leute verschiedene gute Dinge, die gerade in ihrem persönlichen Bereich natürlich nach ihren individuellen Begriffen ablaufen. Aber im breiteren sozialen, politischen, wirtschaftlichen, ökologischen Sinn ist es schwer, irgendetwas zu finden, was jetzt gerade gut geht.

Chris Martenson: Ja, weißt du, hier ist eine Anekdote darüber. Ich las einen der entmutigensten Artikel, die ich in seit langem gelesen habe. Er sagt, dass es eine Klasse von Anlegern in China gibt, die seltene Tierteile kaufen, weil sie darauf setzen, dass jene Tiere aussterben werden. Dann würden natürlich Anlagen fantastische Zuwachsraten erleben. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als durch solch eine Geschichte deprimiert zu sein.

John: Es ist eine deprimierende Geschichte. Es ist eine sehr deprimierende Geschichte.

Chris Martenson: Das ist es, wo wir in dieser Erzählung sind. Es sind nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch China. Die Idee besteht darin, dass, wenn ich mit etwas Geld machen kann,  dann ist es ein gute Sache und daher werde ich es tun.[0:03:39.3]

John: Egal welche andere Folgen das hat, wenn ich Geld damit verdiene – genau.

Chris Martenson: Ja ist das alles. Eine andere, ziemlich deprimierende Geschichte war in Oklahoma. Sie sind von einem Durchschnitt von zwei Erdbeben pro Jahr ausgehend nun auf dem Weg zu 865 Erdbeben in diesem Jahr. Dieser Zuwachs ist größtenteils dort konzentriert, wo man die Frackingflüssigkeit in den Boden injiziert.

John: Ja.

Chris Martenson: Die Leute, deren Häuser zusammenfallen, sagen:  „wir würden gerne geschützt.  Sie, die Frackingunternehmen, sollten uns versichern müssen.“ Das Argument der Frackinggesellschaften ist: „Wenn wir euch versichern müssten, dann würden wir nicht im Stande sein, das Frackinggeschäft weiter zu betreiben. Deshalb ist es ausgeschlossen, solche Versicherungen abzuschließen. Wir werden das nicht tun. Wir können kein Geld mehr verdienen, wenn wir Erdbeben vorbeugen.“[0:03:39.3]

John: Natürlich haben sie Recht, Geld auf Kosten der Leute zu verdienen, deren Häuser zusammenfallen. Es wird irgendwie garantiert. Ich denke, wenn eine Gruppe Ausserirdischer von einem entfernten Planeten kommt und sagt, „wir wollen die Luft der gesamten Erde kaufen, und wir wollen euch dafür 100 Billiarden Dollars bezahlen“, dann würde es Leute geben die sagen würden,  “Klar, das können wir machen. Ich kann lernen, etwas anderes zu atmen.“

Chris Martenson: Du könntest Recht haben. Sie könnten sagen, dass „Ich dabei bin, in Tauchflaschen zu investieren. Das wird alles gut laufen.“

John: Siehst Du, es ist wirklich ziemlich bizarr. Worauf ich hinaus will ist, dass das Ganze sehr der Begegnug mit Leuten entspricht, die einem – ich benutze hier den abschätzigen Begriff “Kult” – angehören, der zu irgendeinem abartigen religiösen System gehört, das ungefähr 35 Grad von der Realität abweicht. Du versuchst mit ihnen über irgendetwas zu sprechen. Ziemlich bald bekommst du diesen unfokussierten Blick, und du bekommst diese Reihe von das Denken beendenden Klischees. „Unser heiliger Prophet ist… Es ist Gottes Gnade, dass das geschieht.“ Es ist unwichtig, worum es geht. Es kommt immer zu den Gedankenstoppern. Die Leute machen jetzt mit allem, was  mit Fortschritt, mit dem Wirtschaftswachstum, und mit der Technologie verbunden ist. Es sind genau wieder diese Denkblockaden und  der tausend Kilometer in die Ferne gerichtete Blick. Das ist einer der Gründe, warum mein letztes Buch behauptet, dass Glaube an den Fortschritt eine Ersatzreligion ist. Die Leute glauben buchstäblich auf dieselbe Art an den Fortschritt, wie mittelalterliche Bauern an Wunder, die Reliquien wie die Knochen von St. Ethelthryth bewirken, oder was man sonst anführen will.  Sie glauben unbedingt und implizit daran. Sie können nicht über den berühmten Tellerrand hinaus schauen.

Es führt sie in diesem Fall direkt zur zur Zerstörung. Das Verehren der Gebeine von St. Ethelthryth hat zumindest keinen besonderen Schaden verursacht. Es mag den Schwarzen Tod nicht abgewehrt haben, aber so etwas kommt vor. In diesem Fall haben wir, wie du angedeutet hast, eine Reihe von Erzählungen, die komplett von der wirklichen Welt losgelöst sind. Und doch hat sich jeder selbst davon überzeugt, dass das die wirkliche Welt ist. Wenn die Wirklichkeit an die Tür klopft, sagen sie tut mir leid, die Wirklichkeit  kann weggehen. Wir wissen, was wirklich ist. Der Fortschritt ist real. Der große Gott des Fortschritts wird uns alle retten.[0:06:45.8]

Chris Martenson: Für mich ist es offensichtlich, dass jede Technologie Vor- und Nachteile hat. Du bekommst etwas, und du verlierst etwas. Ob du dieses träge Gefühl für Zeit und  Raum verlierst, weil wir  jede Minute des Tages mit diesen schönen kleinen Smartphoneplanergeräten vollstopfen können, oder ob es der Verlust an sozialen Wechselwirkungen ist, die du erlebst, wenn du mit einem Menschen von Angesicht zu Angesicht verhandelst, oder das Wunder der Nahrungsmitteltechnologie, das ziemlich offensichtlich die  Ernährung unserer Bevölkerung vergiftet.

John: Ja, das machen wir. Oder wenn es darum geht, ein stabiles Klima und atembare Luft zu haben. Es gibt kleine Dinge wie Häuser, die nicht zusammen fallen. Es sind diese kleinen Dinge.

Chris Martenson: Ja, ob nun die wunder wirkenden Knochen der Heiligen waren oder ob es unser Mythos des Fortschritts ist, ist das nur der Fall, weil Menschen geneigt sind an Dinge zu glauben, die fundamental, offensichtlich, nachweisbar nicht wahr sind? Ist das ein Schicksal, mit dem wir uns  immer auseinandersetzen werden müssen?[0:07:53.9]

John: Gewiss, überzeugen sich Menschen unter bestimmten Umständen selbst  von Dingen, die nicht wahr sind. Wir wissen das. Nebenbei bemerkt, in Anbetracht des Placeboeffektes könnten die Knochen der Heiligen wirklich dann und wann ein Segen für einige Menschen gewesen sein – wer weiß.  Das hat in mancher Hinsicht wirklich funktioniert, obwohl es die Pest nicht fernhalten konnte. Das Problem tritt auf, wenn Menschen in eine Reihe von  Glaubensinhalten investiert haben, die eine Zeit lang nützlich waren, und die dann aufhören zu funktionieren. Das ist die Situation, in der wir und jetzt befinden. Im Wesentlichen, vom Anfang der Industriellen Revolution bis in die 1970er Jahre, oder vielleicht ein wenig länger, hat die Erzählung des Fortschritts funktioniert. Während dieser ganzen Zeit gab es eine stetige Zunahme der Verfügbarkeit von Pro-Kopf-Energie. Nach dem Gesetz von White, das eines der Grundprinzipien der menschlichen Ökologie ist, ist die Wirtschaftsentwicklung eine Funktion der Energie pro Kopf. Während die Energiekurve anstieg, und während wir in eine der Gebäckdosen des Planeten nach der anderen eingebrochen sind und die fossilen Energieträger gestohlen haben, hat es wirklich Fortschritt geschehen.

Das Problem ist, dass wir an die Grenzen der Rohstoffgewinnung gestoßen sind. Die Kosten der Rohstoffgewinnung haben angefangen zu  steigen. Die Kosten, die mit den Nachteilen des Verbrennens von all dem Kohlenstoff zu tun haben, und die von  allem anderen, haben angefangen zu steigen.  Auf einmal funktioniert es nicht mehr. Aber jeder ist emotional dem Mythen des Fortschritts verpflichtet. Das ist  so ein großes Ziel, und es hat solch eine religiöse Qualität für uns, dass es der Fortschritt ist,  uns retten wird. Der Fortschritt verspricht uns dieses herrliche Star-Treck-Schicksal, das wir uns über die Milchstraße ausbreiten, oder was du sonst willst. Um davon wieder abzulassen, kommt dem  Versuch gleich, einen mittelalterlichern Bauer zu veranlassen, aufzublicken und festzustellen, dass der Himmel mit Gott, den Heiligen und den Engeln nicht mehr da ist. Daher flippen die Leute aus. Eine der gewöhnlichsten Methoden des Außer-sich-Geratens in einer Situation wie dieser besteht darin,  sich immer fester an ein nicht funktionierendes, dysfunktionales Glaubenssystem – der Glaubensinhalte, die nicht mehr funktionieren – zu klammern, selbst wenn sie dich herunterziehen. Das ist es, was wir in den modernen Industriegesellschaften derzeit erleben. Die Leute geben sich einem Glaubenssystem hin, das aufgehört hatte zu funktionieren, aber sie können sich nichtselbst eingestehen lassen, dass es aufgehört hat zu funktionieren. Wenn das der Fall ist, dann ist Gott tot. Nietzsche steht dort und sagt  „hahaha“.

Chris Martenson: Weißt du, wie ich herausfinde, dass ich es mit einem Glaubenssystem zu tun habe? Ich erkenne es daran, dass ich eine emotionale Reaktion erhalte, wenn ich es in Frage stelle.

John: Bingo, ja.[0:10:24.3]

Chris Martenson: Ich erlebe das jedesmal. Adam und ich nennen es den iPhone-Moment. Wir singen unser Lied und führen unseren ganzen Tanz auf. Wir zeigen alle Daten. Wir sagen, seht, die Entdeckung von Öllagerstädten hat ihren Höhepunkt vor 50 Jahren erreicht.  Das ist einfach die Realität. Ratet, was irgendwann nach einem Höhepunkt der Entdeckung geschehen wird? Es wird einen Höhepunkt der Produktion geben. Leute werden unweigerlich nicht nur einmal, sondern noch mehrere Male, ihr Smartphone hoch halten, und sagen “geh, du vergisst diese hier”. Es ist ihr kleiner Fortschritt- Talisman. Wie kannst du bestreiten, dass wir Sprünge machen und Grenzen überwinden? Die Minute, in der ich das sage ist faszinierend. Technologie kann uns helfen, Energie effektiver und effizienter zu verwenden. Aber, was sie nicht kann, ist Energie zu schaffen. Ich spreche über eine Energiequelle. Sie sprechen darüber, wie wir sie benutzen. Das sind grundsätzliche Unterschiede. Ich habe sie schon verloren, wenn ich anfange zu reden.

John: Natürlich.

Chris Martenson:    Ich habe sie vor einigen Minuten in dieser Schmährede verloren.

John: Ja, und gerade das ist es. „Wie steht’s mit diesen iPhones?“ O.k., wie steht’s mit ihnen? Wir haben dieses komplizierte kleine Spielzeug. Es ist ein komplizierteres Spielzeug als die letzte Generation. Also, was? Das ist es, was ich meine, wenn ich diese Dinge Gedankenstopper nenne. Es sind Methoden, das Denken zu beenden. Ich denke, dass die Leute dringend aufhören wollen zu denken. Wenn sie denken, bemerken sie was passiert. Sie nehmen dann die Lücke zwischen der Wirklichkeit, die sie tatsächlich erfahren und der Wirklichkeit, die sie nach ihrer Überzeugung erleben sollten, wahr. Jeder braucht diesen Fortschritt, vorwärts und aufwärts, Blabla, Blabla, Blabla. O.k., für die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten, haben sich Lebensstandards seit 1972 verringert. Das ist trifft für die meisten Amerikaner zu.

Chris Martenson:    Übrigens das zufällig der Zeitpunkt, an dem der Energieverbrauch pro Kopf in diesem Land seinen höchsten Wert erreichte.[0:12:26.5]

John: Zufällig,  ja sicher.

Chris Martenson:    Ich will nur darauf hinweisen. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, aber ich sehe diese beiden Fakten zusammen.

John: Noch einmal, es ist White’s Gesetz. Wirtschaftsentwicklung ist eine Funktion der Energie pro Kopf. Wenn die Energiegewinnung abnimmt, nimmt auch der Wohlstand ab. Als ich jung war, spazierten die Dinosaurier gerade nicht mehr über die Erde, zumindest fühlt es sich manchmal so an. Als ich jung war, konnte eine Arbeiterfamilie mit einem Einkommen ein Haus kaufen, konnte ein Auto besitzen, konnte häufig Urlaub machen, konnte alle ihre Rechnungen pünktlich bezahlen, und hat einen ziemlich guten Lebensstil gehabt. Heutzutage kann eine Arbeiterfamilie mit einem Einkommen es an manchen Orten nicht vermeiden, obdachlos zu werden. Das ist eine riesige Veränderung, und jeder gibt vor, dass sie nicht von Bedeutung ist. Fast jeder gibt vor, dass es nicht von Bedeutung ist und wir noch auf dem richtigen Weg sind.

Die Vereinigten Staaten können sich nicht mehr leisten, ihr Straßensystem in Stand zu halten. Staats- und Kreisstraßeninstandhaltungsbudgets sind bis jetzt beschnitten worden, dass in vielen der westlichen Bundesstaaten ganzen Bereichen des Straßensystems erlaubt wird, wieder zu Schotter zurückzukehren, weil sich niemand mehr leisten kann, sie aufrechtzuerhalten. Unsere nationalen Brücken sind eine Schande. Sie fallen zusammen. Was ist geschehen? Wir konnten es uns leisten, unsere Brücken bis zu einen bestimmten Zeitpunkt  Instand zu halten. Was ist geschehen? Niemand will darüber sprechen. Amerika ist im Niedergang begriffen. Sein Niedergang war schnell, immer schneller, seit Jahrzehnten. Niemand will es zugeben. Wir kleiden unseren Kaiser mit immer ausgefeilterer  imaginärer Kleidung. Die meisten Menschen verwenden auch diesbezüglich  wieder Gedankenstopper, so dass sie nicht bemerken was wirklich geschieht.[0:14:11.8]
Chris Martenson: Es ist emotional schmerzhaft,  diese Dinge bemerken zu müssen.Die Demontage eines Glaubenssystems ist ein emotional schmerzhafter Prozess für Leute, denen anerzogen wurde, dass diese vermieden werden sollen. Ich habe nun einen Reifegrad erreicht, wo ich das verstehe. Es ist nicht möglich, emotionalen Schmerz zu vermeiden. Man kann ihn verdrängen und dann kommt er auf die unangenehmsten Weisen wieder hervor. Später, wenn du es am wenigsten erwartest oder willst, kommt er seitlich heraus. Schatten sind so ähnlich. Noch wichtiger ist aber, dass es eine wirklich aufregende und wertvolle Herausforderung ist, unseren emotionalen Reaktionen gegenüberzustehen und sie zu meistern. Wenn ich zurückgehe und alle die verschiedenen Kulturen und Generationen in früheren Zeiten betrachte, dann haben die Menschen das verstanden. Aber wir in diesem Land, in den Vereinigten Staaten insbesondere, wir sagen „hast du eine emotionale Reaktion? Wenn es dir zu viel ist, dann haben wir dafür ein Medikament.“ Auf die eine oder andere Art. Bist du zu manisch? Bist du zu depressiv? Ob du zu überdreht, oder zu demprimiert bist. Wir haben Medikamente für beides.

John: Egal was, alles nützt dann der pharmazeutischen Industrie.  The Onion, die an diesem Punkt mit Vollgas fahren mußte, um nicht von der Wirklichkeit eingeholt zu werden, es ist die – satirische Onion, hatte vor kurzem ein kleines Stück, in dem eine Studie veröffentlicht wurde, die bewiesen habe, dass Medikamente und Therapie gleich wirksam sind, wenn es darum geht mit Depressionen Geld zu verdienen.

[Gelächter]

Chris Martenson:    Bei jeder Schlagzeile die ich lesen werde, werde ich überprüfen müssen, dass es nicht The Onion  ist.

John: Ich weiß! Ich weiß(kenne).

Chris Martenson:    Sie haben harte Zeiten, um ihre Position zu halten.

John: Es beeindruckt mich, dass sie noch immer im Stande sind, Satire zu schreiben.[0:15:50.4]

Chris Martenson: Lass uns die technologische Blase auf eine sehr konkrete Weise platzen lassen. Lass uns über die Schieferölrevolution sprechen.

John: Oh, du meinst die Frackingblase. Ja, leg los.

Chris Martenson: Es ist die Frackingblase. Macht mich wahnsinnig, weil ich darüber im Wall Street Journal und der New York Times und Bloomberg lese. Ausgenommen Bloomberg hat eine oder zwei Seiten. Ich glaube, dass sie Vertragsjournalisten sind, die wirklich an den Rändern dieses Dings nippen. Allgemein folgen sie der Haupterzählung, die ist…

John: Natürlich tut sie das.

Chris Martenson:    … Schieferöl hat die Welt überschwemmt, und das ist eine dauerhafte Revolution.

John: Das wird dabei, aus genau demselben Grund lauter und lauter werden. Du wirst dich daran sehr gut erinnern. In den letzten Tagen der Immobilienblase ist die Rede über die endlos steigenden Immobilienpreise nur lauter geworden. Erinnerst du dich daran?

Chris Martenson:    Ja, das tue ich.

John: Erinnerst du dich an 2007 und 2008, gerade als der Kollaps passierte? Wir sind mit der Frackingblase gerade in diesem Wile E. Coyote Moment.
Chris Martenson: Ja, und lass uns Klartext reden. Der Grund warum es wild wird, besteht darin, dass es Leute gibt, die Produkte haben, die sie loswerden wollen.

John: Ja, sie müssen sie loswerden.

Chris Martenson:    Sie müssen sie in einigen unvorsichtigen Wertpapier Portefeuilles abladen.[0:17:05.5]

John: Ich habe das sofort verstanden. Zur Zeit sitzen die Banken auf zig Millionen von Dollar von fracking Krediten, die sie in Finanzpakete gepackt haben und die zu verkaufen ihnen Schwierigkeiten bereitet. Das stand vor ein paar Wochen im Wall Street Journal. Die Leute nehmen Abstand von diesen rauchenden Kratern, die bald hier auftauchen  werden. Sie schrecken zurück vor der Frackinggeschichte.  Dutzende von Fracking-Unternehmen haben entweder Bankrott erklärt oder beraten sich mit den Reorganisationsfachleuten und dergleichen. Es nimmt die Form eines Weltklasse-Spekulations-Crash an, aber jeder in den Mainstreammedien tut sein Bestes, um das nicht zu sagen. Aber wer willl die Kugel ins Rollen bringen?

Chris Martenson: Ich weiß. Hier ist, wie einfach es ist, die Sache in den Griff zu bekommen. Ich schaute auf Whiting Petroleum – einen der größten Betreiber, der 180.000 Barrel pro Tag aus dem Bakken Feld fördert. Sie haben mit Kodiak vor eineinhalb Jahren einen wirklich unglücklich getimten Kauf getätigt, mit dem sie eine Menge Schulden gemacht haben. Sie haben $ 5,3 Milliarden Schulden in den Büchern. Das hat mich fünf Minuten mit der Tabellenkalkulation gekostet. Ich habe gesagt, gut, 186.000 Barrel pro Tag. Gut, die Fördermenge wird in 3 Jahren um 85 % abnehmen. Es gibt einen Nachreifeprozess, also werde ich das etwas zurückdrehen. Lass uns also sagen, dass die Fördermenge in den nächsten 3 Jahren nur um 70 % zurückgeht. Hier ist der Durchschnittspreis von Öl. Hallo, die können die  $ 5,3 Milliarden selbst dann nicht zurückzahlen, wenn sie aufhören zu bohren.[0:18:31.1]

John: Ja, genau. Selbst wenn sie alle Tätigkeiten einstellen und nur noch verkaufen, haben sie keine Möglichkeit, jemals ihre Schulden zu tilgen. Ich kann eine Firma nach der anderen vergessen. Ich versuche, mich an eine zu erinnern, die ich gesehen habe.  Sie haben berichtet, dass sie in jedem einzelnen Jahr einen negativen Cash-Flow hatten, seit sie in das Frackinggeschäft eingestiegen sind. Sie haben Milliarden von Dollars ausgegeben und Millionen zurückbekommen. Sie gleichen den Unterschied mit Krediten aus. Wieder, es ist [wie] die Immobilienblase. Es ist [wie] die Blase der Technologieaktien. Das heißt es ist eine technologische Aktienblase. Ich meine, dass das immer wieder  Pets.com (( Pets.com , eine von 1998 bis 2000 existierende Firma war dank ihrer Werbung und Präsentation einer der bekanntesten Fälle einer systematisch Verlust machenden und dann natürlich gescheiterten Firmen der Dot.com-Blase. )) ist
Chris Martenson: Ja und ist hier, wie du erkennst, dass du dich im Spiel verspätest. Es ist, wenn sie anfangen, den Maßstock zu ändern.

John: Oh ja.

Chris Martenson: Vor ungefähr eineinhalb Jahr hat der EIA angefangen zu sagen „seht die Produktion pro Bohrausrüstung.“ Wer sorgt sich, wie produktiv eine Bohrausrüstung ist? Es sind die Bohrlöcher, die interessieren. Leute haben das verwechselt. Ich habe Leute sagen gehört, „meine Gott, wir bekommen 300 % mehr aus den Bohrlöchern, als wir es bisher gewohnt waren.“ Ich sage nein, dass tun wir nicht. Wir fördern aus jedem Brunnen genau dieselbe Menge, die wie bisher zu fördern gewohnt waren. Was das betrifft, hat sich nicht geändert. Das heißt, mit längeren, multilateralen Bohrungen, mit mehr Fackingstufen und dem Gebrauch von mehr Stützmaterial laden wir immer mehr unten in den Löchern ab, und wir bekommen etwa dieselbe Menge heraus. Das ist Geologische Fakten bekämpfende Technologie. Sie haben  sich derzeit selbst in einen Stillstand manövriert. Das ist die Wirklichkeit.[0:19:50.6]

John: Das ist die Wirklichkeit.

Chris Martenson:    Aber wieder ist der Blick getrübt.

John: Genau, aber wieder, wie du dich erinnern kannst, in den Tagen der Immobilienblase, habe ich in Ashland, Oregon gelebt, als die Immobilienblase im vollen Gang war. Es ist Art einer Yuppieenklave. Es gibt viele Leute mit einer ziemlichen Menge mehr Dollars als Verstand, wie meine Großeltern zu sagen pflegten. Es gab viele Leute, die tief in die Sorte Bodensatz fütternden New Age Zeugs versunken waren, wie “Das Geheimnis – Überzeuge dich selbst, dass du dazu bestimmt bist, reich zu werden und dass das Geld auf der Suche nach dir ist. Es ist diese Art des Denkens. Die Anzahl der Leute, die ich gekannt habe, die gerade über Immobilienpreise buchstäblich klinisch irrational waren. Die meinten, dass sie weiter steigen müßten. Du hast versucht, ihnen zu erzählen. Schaue auf diese… Nein, der leere Blick war war sofort da. Du kommst den Tausend Meilen Blick, und die Mantras kommen heraus. Zu einen gewissen Grad ist es die übliche Reaktion von Trotteln, die durch ihre eigene Habgier hereingefallen sind.


Ein Buch, das ich jedem empfehle, der versucht, in diesen Zeiten geistig gesund zu bleiben, ist John Kenneth Galbraith Der Große Unfall(Krach), 1929. Es ist das urkomischste Buch über ernste  Wirtschaftsgeschichte, das du jemals lesen wirst. Galbraith geht du durch die ganze Redekunst der Luftblase – das neue Wirtschaftszeitalter, das gedämmert hat, spazieren. Wie viele neue Wirtschaftszeitalter haben wir bis jetzt gehabt? Es ist immer dasselbe. Er geht wörtlich durch die ganze Redekunst und alle Weisen spazieren, mit denen Leute sich betrogen haben und dazu gebracht haben zu glauben, dass die Aktien 1929 für immer steigen könnten. Sobald du dem folgst, wirst du dieselbe Redekunst wieder und wieder sehen. Es ist überall in der ganzen Frackingblase so. Es hieß in der ganzen Frackingblase „Es ist ein neues Zeitalter für die amerikanische Energiewirtschaft.“ „Die alten Regeln gelten nicht mehr“, Blabla, Blabla, Blabla. Es ging vollständig so, bis zu der Erklärung,  dass die US-Erdölförderung ein dauerhaft hohes Plateau erreicht habe.[0:21:57.9]

Chris Martenson:    Es ist dieser berühmte Geologe, Irving Fisher.

John: Ja, genau.  Aber es ist immer dasselbe. Der einzige Unterschied besteht darin, um was es sich bei der Blase handelt. In diesem Fall geht es um das Fracking.  Ich denke, bei der Fracking-Geschichte geht es nicht um Energie. Es geht nicht um Erdöl. Es geht darum, wertlose Papiere an Trottel zu verkaufen.  Eine entsetzliche Menge Papiere ist an entsetzlich viele Dummköpfe verkauft worden.

Chris Martenson:  Ja, das ist absolut wahr. Darum geht es.  Ich habe gerade heute morgen darüber gelesen. Von diesem Stanford Professor, der sagte, dass es so aussieht als würden die Ölpreise 20 Jahre lang niedrig bleiben.  Er hat die Fracking Revolution zitiert. Ich bin ähnlich, er ist ein Professor von Stanford. Er sollte wissen, dass sogar die EIA (Energy Information Agency ###) sagt, dass die Schiefertonrevolution 2020 zu Ende ist, wenn  uns die möglichen Punkte für neue Bohrungen ausgehen und wir in eine Phase fortwährenden Nachlassens der Fördermenge eintreten. Das wird in nur fünf Jahren von heute an gerechnet sein. Ich frage mich, wo seine Berechnungen für die dann folgenden 15 Jahren hergekommen sind.[0:22:59.3]

John: Er ist ein Stanford-Professor von  was? Erinnerst du dich?

Chris Martenson:    Ich glaube, dass es eine Art   Wirtschaftswissenschaften ist, aber ich weiß es nicht.

John: Oh, das erklärt es. Das erklärt es. Weißt du, wie man einen Wirtschaftswissenschaftler nennt, der eine Vorhersage macht?

Chris Martenson:    Fehlanzeige?

John: Fehlanzeige, ja. [Gelächter] Es ist definitionsgemäß so. Wenn ein Wirtschaftswissenschaftler sagt, dass der Himmel blau ist, gehe ich hin und sehe nach.

Chris Martenson: Hier ist es allerdings so. Du kannst darauf schauen. Die Daten sind da. Du nimmst die Ölproduktion in der Welt, streichst die Vereinigten Staaten und streichst Kanada. Sie hat seit 2005 ein wenig nachgelassen. Und dass obwohl man dreieinhalb Billionen Dollar hineingesteckt hat, um sicherzustellen, dass die Produktion steigt und die Geologie wieder siegt. Ich beobachte das. Dann schweife ich umher und  schaue auf die Leute, die spanische 50-Jahres  Obligationen für 3,8 % gekauft haben. Ich denke nur weiter, wie lautet die Geschichte, die man sich selbst erzählen muss? Weißt du, ich mag diese an 3,8 %? Ich bin dabei, eine Handvoll dieser spanischen Obligationen hier zu kaufen. [Gelächter]  Es sind die 50 Jahre. Sie werden 2065 fällig. Kommt Leute, denkt das zu Ende. [0:24:00.4]

John: Nein, wir können das nicht zu Ende denken. Wenn wir das zu Ende denken, begreifen wir, dass wir derzeit bis zum Hals im Morast stecken (up to our eyeballs in alligators). Das ist eine der Versuchungen, die es für uns so verführerisch macht, alle Veränderungen zu ignorieren und zu beteuern, dass sich nichts verändert hat. Du musst dann nicht mit dem Stress zurechtkommen. Wie du sagst, früher oder später kannst du etwas unterdrücken, was zurückkommen wird. Es geht nur darum, dass Leute sehr gut darin sind zu sagen, „Ich möchte mich jetzt einfach nicht damit befassen.“ Unglücklicherweise werden sie sich damit am Ende viel stärker damit befassen müssen.

Was ich wirklich interessant finde, ist, dass du die Produktion ohne diese  Teersand und Schieferöl-Blasen erwähnt hast. Die Tendenz der Produktion ist seit 2005 fallend. Wie ich mich erinnere, hat kurz danach, ich meine es war 2006, der Verbrauch keineswegs stark abgenommen.  Aber er ist sicher in einigen Bereichen ziemlich kontinuielrich rückläufig. Ich denke, es war zum Beispiel der US-Benzinverbrauch, der seitdem ungleichmäßig heruntergeschraubt wurde. Eine Reihe anderer Energieverbrauchsmeßzahlen wurden ebenfalls heruntergeschraubt. Das ist entscheidend, weil einer  für die „bezweifelte“ Peak Oil Theorie zentralen Punkte ist, dass wenn man immer mehr Mittel und immer mehr wirklichen Reichtum in die Energiegewinnung steckt, dass man dann diese Mittel nicht mehr für andere Wirtschaftstätigkeiten verfügbar hat. Der gefürchtete Ausdruck „Nullsummenspiel“ fällt mir hier ein.

Während wir immer mehr unseres gesamten verfügbaren Reichtums für Gewinnung von Teer aus Teersanden, Öl aus Ölschiefern, Öl aus supertiefen Brunnen im Golf von Mexiko oder was immer man nimmt, aufwenden, ist die Tatsache, dass die Gewinnung von diesem Zeug wirklich teuer ist, ein guter Indikator für die Tatsache, dass damit ein immenser Ressourcenverbrauch verbunden ist. Diese Aufwendungen stehen nicht für andere wirtschaftliche Verwendungen zur Verfügung. Es ist ganz so, um es in Mikrowirtschaftsbegriffen zu erklären – dass man ein Produkt hat, das man verkauft, aber dass die Kosten, um dieses Produkt zu bekommen sich hochschrauben. Deine Gewinnspannen werden so reduziert und der Lebensstil wird reduziert. Meiner Ansicht nach ist das gerade die große Geschichte. In der Tat ist es so wie ich schon früher angemerkt habe, dass die USA sich ihr Straßensystem nicht mehr leisten kann.[0:26:41.2]

Chris Martenson:   Also wir haben die folgende Situation. Wir nehmen all diese extra Energieanstrengungen und Kapital oder wie immer man es messen will. Wir schütten es in diese unzähligen Bohrlöcher  im Boden von North Dakota und anderen Orten. Und dann drehen wir uns um und fragen „warum ist diese Brücke zusammengebrochen?“

John:  Warum ist die Brücke zusammengebrochen?  Genau.

Chris Martenson:  Das scheint so zusammenhanglos.

John: Solange  man nicht den ganzen Systemen denkt kann man mit der Heuchelei weitermachen. In ganzen Systemen zu denken ist heutzutage praktisch tabu. [0:27:26.0]

Chris Martenson: So ist es, weil es herausfordernd ist. Es ist wirklich herausfordernd. Und hier ist der Punkt  John. Ich kenne mehr und mehr Leute, die diesen 1000 Meter leeren Blick haben, aber die auch ein wenig “das Reh im Scheinwerferding”  haben.  Sie sind besorgt. Da ist nur dieses allgemeine Unwohlsein,  es ist spürbar. Ich weiß, das weil ich kürzlich in Peru und Mexiko Stadt Vorträge gehalten habe. In Lateinamerika  gibt es sehr verschiedene Diskussionsarten. Die wissen, dass Dinge schrecklich schief laufen können.

John:  Oh ja.

Chris Martenson:  Das ist es, warum man nach Peru geht. Da gibt es den Nuevo Sol,  der den alten Sol  ersetzen soll, der seinen Vorgänger ersetzt hat. Sie haben ein ganzes Bündel  von Währungskatastrophen und vollständigen Wirtschaftszusammenbrüchen erlebt.  Es gibt da kein  Überzeugen.  Man weiß, dass Führer  es manchmal übertreiben und dass die eigene Währung  missrät.   Man muss wieder neu anfangen.  Die haben das verstanden.

John:  Die haben das verstanden, richtig.  Die haben das verstanden, genau. Die klammern sich nicht an Trugbilder.[0:28:07.3]

Chris Martenson: Nein, daher hat man da eine ganz andere Diskussion. Ich habe das als sehr befreiend und erleichternd empfunden. Wenn ich insbesondere zurück in die Vereinigten Staaten komme, ist es als wenn wir eine Art Gedankenblase über die Dinge gestülpt hätten. Es ist sehr klar, dass es Themen gibt, über die nicht diskutiert werden darf,  weil Leute sich dabei unbehaglich fühlen. Das passiert ständig.

John: Was ich sagen will, da du  dieses Gefühl der Freiheit, der Befreiung erwähnt hast. Ich habe mit so vielen Menschen hier in Amerika gesprochen, die an dem Punkt angelangt sind, wo sie tatsächlich sagen „Moment mal! Etwas ist richtig verkehrt. Das funktioniert nicht.“ Sie sprechen darüber. Sie finden in  der Gemeinschaft Menschen, um mit ihnen darüber sprechen. Auf einmal ist  diese schreckliche Last von ihnen genommen. Das Land  schlittert immer noch den Abhang hinunter in den Komposthaufen der Geschichte. Alle Aspekte unserer misslichen Lage sind noch vorhanden, aber sie haben nicht mehr diese Last der Heuchelei. Es ist eine immense Befreiung.

Chris Martenson: Ja, wir haben einige Seminare gehalten. Eins fidet in drei Wochen in Rowe statt.  Adam, meine Frau Becca,  und ich tragen vor. Ehrlich, wir könnten das ganze Wochenende schlafengehen  und die Leute würden trotzdem eine  großartige  Versammlung  im Stil der alten Zeit in einer  vertraulichen Umgebung haben, einer natürlichen und schönen vertraulichen Umgebung, wo sie sich nur über diese Dinge unterhalten.

John:    Ja, es ist ein Ort, niemand zum Schweigen gebracht wird,  weil er sagt „es geht schrecklich schief,  Leute“[0:29:30.7]

Chris Martenson:   Genau, das ist so erleichternd. Ich stimme mit dir überein. Mehr und mehr  Menschen begreifen das. Ich habe gerade eine Präsentation für eine Klasse  in Berkeley  via Skype durchgeführt. Ich habe eine unten  in Charleston,  South Carolina  durchgeführt.  Die 20-jährigen sind wie „ Alter,   mach dir keinen Kopf,  zu erzählen wie vermurkst  es ist. Wir kennen diesen Stoff.”   Sie wissen es, sodass sich es eingrenzen kann. Ich denke, dass die Klasse Leute,  die am  borniertesten sind, im wesentlichen die Babyboomer sind.

John: Oh ja.

Chris Martenson:  Die sind diejenigen, die am meisten zu verlieren haben, wenn es schrecklich schief geht. Sie sind diejenigen,  die starr  und nicht in der Lage sind, die Dimensionen dieser Sache zu verstehen. Ich denke junge Leute, in meiner Einschätzung,  wachsen einfach damit auf. Oh ja, das die Welt in der wir leben.

John: Die Teens und  die  20- bis 30-Jährigen, mit denen ich gesprochen habe, gehören komplett dazu. Entweder fühlen sie sich obenauf  oder sie bemerken gar nichts.

Chris Martenson: Das stimmt.

John:  Entweder trifft das eine oder das andere zu.  Sie sind entweder an ihr i-Gehirn  gefesselt – ihre Ersatzmeinungen  und schlürfen nur an der Medienbrust.  Sie haben keine Ahnung. Oder sie wissen vollständig, was Sache ist und  haben keine Illusionen über die Situation.

Chris Martenson:  Richtig. [0:30:47.9]

John: Bei den geburtenstarken Jahrgängen (=Babyboomer) ist der Grund meines Erachtens teilweise der, dass sie am meisten zu verlieren haben.  Aber es gibt natürlich den anderen Faktor, über den ich geschrieben habe. Der besteht darin, dass die Generation der geburtenstarken Jahrgänge diejenige ist, die zu einer Zeit  in das öffentliche Leben eintrat, als Amerika sich von der Aussicht eines Übergangs in eine nachhaltige Zukunft abwendete. Furchtbar viele Babyboomer sind sich selbst untreu geworden (sold out). Ich meine die Hippiegeneration, die Leute, die gesagt haben sie würden niemals Straßenanzüge anziehen, sie würden Frieden, Liebe und Gemeinschaft leben. Das gibt Sonnenkollektoren, Windmühlen, geodätische Kuppeln auf dem Land. Jetzt auf einmal arbeiten sie  für Fortunte500 Konzerne, mit einem schönen kurzen Haarschnitt und einer Krawatte. Die Babyboomer waren allgemein ausgedrückt, eine der idealistischsten Generationen in Amerikas Geschichte. Sie waren ebenfalls eine der privilegiertesten und eine der am meisten von ihren eigenen Ansprüchen überzeugten. Sie haben immer und immer wieder die Konfrontation zwischen ihren Idealen und ihren Privilegien erlebt.

Immer und immer wieder mit gewissen Ausnahmen, gewissen noblen Ausnahmen. Immer und immer wieder haben die meisten von ihnen die Privilegien gewählt und die nächsten 10 Jahre lautstark darauf bestanden, dass sie nicht ihre Ideale verkauft haben. Man hat Situationen erlebt, wo Leute, die in den siebziger Jahren lautstarke Umweltschützer waren, jetzt den Zuhälter für die Atomindustrie machen. Sie können vielleicht nicht – wir müssen eine Zukunft mit genug Energie und Elektrizität haben, um unsere iPhones anzutreiben. Wenn das bedeutet, den Planeten mit Abfall zu beladen, der für die nächste viertel Million Jahre tödlich ist, hei, das ist toll, wir haben unsere iPhones bekommen. Diese Art des Verrats von Idealen, diese Art des sich drückens, des sich ausverkaufen, hinterläßt immense psychologische Narben. Ich denke wirklich, dass die moderne amerikanische Geschichte nicht verstanden werden kann, wenn man sich nicht daran erinnert  wie viele Leute jetzt entweder die Babyboomer-Generation sind oder in Machtpositionen sind. Sie sind es im wesentlichen, die derzeit das Land führen. Das sind die Leute, die sich am Ende der sechziger Jahre und dann wieder mit dem Kommen des Raegan-Zeitalters selbst untreu geworden sind, ihre eigenen Ideen verraten haben (sold out).

Chris Martenson: Ich bin nicht sicher,ob die Generation Y mehr zustande bringen würde, wenn wir sie zurück 30 oder 40 Jahre gesetzt hätten.

John: Sehr wahrscheinlich nicht. Sehr wahrscheinlich nicht, aber sie haben diese Umwandlung nicht durchgemacht. Ich sage nicht, dass die Babyboomer einzigartig schlecht sind. Ich sage, dass sie diejenigen waren, die in diese Situation manövriert wurden oder die sich selbst in diese Situation gebracht haben und sie haben es mit dem psychologischen Narbengewebe zu tun. Zu dieser Zeit, als die Generation Y´, oder wer auch immer vorbeikam, oder die so genannte größte Generation – hat es viele große Generationen gegeben. Es ergab sich, dass die Babyboomer es waren, die eine oder andere Wahl zu treffen. Wir wissen, welche Wahl sie getroffen haben. Ich denke das die psychologischen Narben, die daraus resultierten, momentan ein immenser, wenngleich nicht erwähnter  Faktor sind. [0:33:57.8]

Chris Martenson: Ja, ich meine, wir könnten es Schuld nennen. Aber für mich ist dieses sich ausverkaufen auf kurze Sicht leicht und bequem, aber der Integritätsverlust auf lange Sicht ist ein wirklicher Schlag.

John: Er ist riesig. Besonders in den Situationen, die wir im Laufe der letzten 40 bis 50 Jahre gesehen haben, sie haben immer wieder den Einsatz erhöhen müssen. Es war nie genug. Sie konnten das lange Haar und die Stirnbänder aufgeben. O.k. ist das eine  Sache. O.k. jetzt kandidiert Reagan für das Präsidentenamt. Bist du dabei aufzugeben, wenn es um die nachhaltige Energie geht? Bist du dabei, wenn es darum geht,  grüne Lebensstile aufzugeben? Ja, weil wir unsere Mittelstandarbeitsplätze wollen. Dann ist es etwas anderes. Dann ist es eine andere Sache. Dann ist es wieder eine andere Sache. Wenn du nur an irgendeinem Punkt sagst “nein ich mache das nicht”, stellt das alle deine  vorherigen Entscheidungen infrage. Wenn du einfach nur du weiter den Einsatz erhöhst, bist du jetzt da draußen mit Stuart Brand, und versuchst, genetisch veränderte Organismen und Kernkraft zu verkaufen, es ist nicht nur der eine Verrat. Es ist die ganze Folge, auf der Straße des Lebens, die mit guten Absichten gepflastert ist. Wohin das führt, weißt du. Ja das ist gerade jetzt ein gewaltiger Faktor in unserer kollektiven Psychologie.[0:35:11.4]

Chris Martenson: Dies vollkommen richtig. Das ist, es was ich sehe. Ich sehe uns in einer Erzählung  gefangen, die uns versagen lässt. Alles, was man tun muss ist die Zeitung zu öffnen und ein wenig neugierig  sein. Man kann all die Arten sehen, auf die  diese Erzählung uns versagen lässt. Es ist egal, ob es Bodenerosionen, Dürren, wo sie nicht zu sein pflegen, zu wenig Schnee, um   Hundeschlittenrennen zu fahren oder Rekorde brechende Schneemengen an anderen Orten  sind. In bezug auf die Umwelt wird es einfach nur unheimlich und ist aus dem Lot geraten.  Seit die Krise begann, hat die Welt hat zusätzliche 56 Billionen Dollar Schulden angehäuft. Vermutlich wäre es schön, wenn das zurück bezahlt werden könnte. All das ist auf dieser Vorstellung endlosen Wachstums gegründet. Dann ist da selbstverständlich vielleicht nicht die Energie, um endlos zu wachsen. Vielleicht ist es noch nicht einmal so viel länger. Wir tun all das in einem. Und wir haben dieses kollektive Leugnen, das ich gefühlsmäßig verstehe. Ich begreife das. Ich kann sogar Mitgefühl dafür haben, wenn ich mich selbst distanziere und darauf blicke. Was macht das deiner Meinung nach mit uns? Du hast großartige Arbeit darin geleistet, zu prognostizieren wie das ausgeht. Was ist die Art der Zukunft, die wir deiner Meinung nach angesichts von alledem erwarten können?[0:36:20.7]

John: Prognostizieren – Yogi Berra kommentierte, dass Voraussagen wirklich schwierig sind, insbesondere über die Zukunft. Mein Modell von jeher, und ich habe keine kürzliche Veränderung gesehen, ist das eines fraktalen Kollapses. Anstelle von entweder einem großen Knall – wir wachen alle in der Asche auf, diejenigen von uns die überhaupt aufwachen – oder dem gleichmäßigen, allmählichen Niedergang. Es ist eine Sache der gesamten Summe von Krisen und Katastrophen, von natürlichen und unnatürlichen Katastrophen, von wirtschaftlichen Abschwüngen, von wirtschaftlichen Kontraktionen, vom politischen Versagen und von Krieg. All dies wird beständig weiter zunehmen. Wann genau man selbst an der Reihe ist, um an diesem allgemeinen Prozess des Niedergangs auf eine bestimmte Weise teilzunehmen, wird in Abhängigkeit von Faktoren variieren, die vorauszusagen sehr schwierig ist. Es ereilt viele Menschen in diesem Augenblick. Ich meine, in diesem Augenblick hat ein Kollaps stattgefunden, wenn du in Griechenland lebst. Dein Lebensstandard ist dann bis auf den Fußboden gefallen. In diesem Augenblick, wenn du Kalifornien lebst, dann erlebst du die Umwandlung von Amerikas einst reichstem Bundesstaat in eine Kombination von Dust Bowl und Rust Belt  des 21. Jahrhunderts. (( faktisch also ein für die lokale Bevölkerung katastrophaler Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche und ein für die lokale Bevölkerung ebenfalls Wohlstandsvermindernder Niedergang der Industrie, ähnlich wie in den 70 Jahren in Deutschland im Ruhrgebiet ))

Dass Menschen ihren Job verlieren und nicht immer einen neuen bekommen, ist im Amerika dieser Tage zunehmend normal. Die Gesamt Zahl der Leute, die nicht als arbeitslos gemeldet werden, weil sie dauerhaft arbeitslos sind, schraubt sich einfach ständig weiter in die Höhe. So hat man diese bizarre Situation, in der die Leute heucheln können, dass die Geschäfte bestens laufen, dass die   Geschäfte wie  gewohnt   laufen. Wir sind auf dem Weg zu den Sternen. Das ist so, bis ihnen etwas passiert. Dann werden sie gewissermaßen aus dem Bild ausgeblendet. D.h., ich erwarte in der nahen Zukunft einige ziemlich große Schocks. Wenn die Fracking-Blase platzt, haben wir meiner Meinung nach zumindest hier in Amerika mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eine schwere Krise. Wahrscheinlich wird es weltweit eine große Finanzkrise. Ich habe Zahlen gesehen – ich weiß nicht, wie gut sie dokumentiert sind und was die ihnen zugrunde liegende Dokumentation ist – die zeigen dass die Gesamtsumme der zweifelhaften Kredite, die im Rahmen der Finanzierung der Fracking-Blase angesammelt wurden ungefähr doppelt so groß ist wie die bei der Finanzierung der Hypothekenblase. Das wird einige klaffende Löcher in einer Menge Bilanzen hinterlassen, wenn die Fracking-Blase platzt.
Wir betrachten eine schwere wirtschaftliche Krise in den USA, und wahrscheinlich darüber hinaus, in der sehr nahen Zukunft. Wir betrachten die Wahrscheinlichkeit großer Kriege. Wenn die augenblickliche Situation im Jemen weiter außer Kontrolle gerät, haben wir möglicherweise den 3. Weltkrieg im Nahen Osten, zwischen Sunniten und Schiiten. Das könnte ein vollständiges Blutbad werden. Das ist eine Sache von der ich denke, dass sie das Fracking wieder profitabel machen könnte. Wenn der persische Golf im Krieg brennt und die Leute sich gegenseitig die Ölförderungseeinrichtungen sprengen, wird das Öl knapp und die Preise werden wieder steigen. Wir könnten tatsächlich eine Chance haben das Fracking bis 2020 fortzusetzen. Das ist etwas, worauf deine Hörer ein Auge werfen sollten. Wenn das nicht passiert, ist es kompliziert.[0:39:37.2]
Wir betrachten eine Situation, in der die internationale Ordnung die nach dem Zweiten Weltkrieg installiert wurde Risse bekommt. Sie wird vollständig zerbrechen, wenn die Vereinigten Staaten ihre Position als Supermacht verlieren. Wer genau sie ersetzen wird, ist eine interessante Frage. Die Chinesen versuchen sicherlich, sich selbst in Position zu bringen. Es wird interessant sein zu sehen, wie sie mit ihrer sich abzeichnenden eigenen Wirtschaftskrise umgehen werden, ihrem gewaltigen Überhang an unbezahlbaren Schulden, usw.. Was ich für die Zukunft sehe und was ich die ganze Zeit gesehen habe ist eine Krise nach der anderen, eine Katastrophe nach der anderen, ein Krieg nach dem anderen und eine Rezession und Depression. O. k. lass uns das D-Word verwenden. Da ist eine Depression nach der anderen. Da ist ein Herunterschrauben während die Energieversorgung nachlässt. Während der Energieverbrauch pro Kopf sinkt, geht die wirtschaftliche Entwicklung zurück. Das ist eine der Sachen, die man nicht öffentlich aussprechen kann.[0:40:47.2]

Chris Martenson: Nein. Ich habe so ein Ding, das man iPhone nennt. Ich denke, du solltest das wissen.

John: Ja, und dieses iPhone wird unendliche Mengen Energie  produzieren.

Chris Martenson:  Ja [lacht]. Ich stimme mit deinem Hintergrundbild überein. Das, was ich sehe sind nur ständig steigende Zwänge, die entweder unsere besten Anstrengungen fordern oder die unsere schlechtesten Anstrengungen bringen und reifen lassen, was wir in dieser Beziehung gesät haben. Das ist ein bisschen wie die Lektüre von August 1914 über den Weg zum Ersten Weltkrieg. Es gab eine Menge Zwänge, einige versagende Reiche, einige buchstäbliche Inzucht der Führung,  und alle diese Sorte Dinge die im wesentlichen ein Zunderhaufen wurden.Ich sehe, dass die Welt zu diesem Zeitpunkt einer Menge von Zwängen ausgesetzt ist. Es ist mir bis heute ein Rätsel, was die USA in der Ukraine  vorhaben.

John: Das ist einfach verrückt.[0:41:43.4]

Chris Martenson: Wir schubsen den Bär. Das war eine meiner Ideen – ist dies ein Onion -Moment (also Satire)? Es stellte sich heraus, dass dies nicht der Fall ist. ABC berichtete, dass die Vereinigten Staaten eine Gruppe Fallschirmjäger in die Ukraine schicken, um die “Nationalgarde” zu trainieren. Wir schicken Sie dorthin, um mit dem Regiment Asow zu trainieren, welches eines der privatfinanzierten Bataillone ist, das dafür berühmt ist, die Insignien der Waffen-SS zu haben und alles davon zu machen.

John:  Ja, genau.

Chris Martenson: Wir machen das alles. Wir schicken Sie am 20. April. Ein wenig googeln enthüllte mir, dass es Hitlers Geburtstag ist.

John: Es ist sein Geburtstag, ja.

Chris Martenson: Denkt das irgendjemand im Pentagon zu Ende? Wenn ja, war das absichtlich? Es leuchtet mir nicht ein, wie man entweder derart ohne musikalisches Gehör oder derart offensichtlich sein kann. Ich weiß nicht, über welches der beiden Dinge ich mehr erzürnt sein soll.[0:42:31.8]

John: Es sei denn, dass sie hoffen Russland eine gewaltsame Antwort zu entlocken. Das ist es. Die Sache ist, dass die amerikanische Außenpolitik völlig verrückt war. Sabbernde Idiotie umschreibt es gerade noch. Strategie für Anfänger in den Nachwirkungen des Zusammenbruchs der Sowjetunion war, dass die USA ein absolutes strategisches Haupterfordernis hatten, was darin bestand sicherzustellen, dass Russland und China auf den entgegengesetzten Seiten irgendeiner Linie der Feindseligkeiten verblieben. D.h. sie auseinander zu treiben. Das vernünftigste wäre eine Art Marshallplan für Russland gewesen. Gründe eine amerikanisch-russische Allianz und benutze diese, um die wachsende Macht Chinas auszugleichen. Das wäre ein brillanter Schachzug gewesen. Es wäre sehr gescheit gewesen – es könnte das amerikanische Empire für ein weiteres Jahrhundert gerettet haben.
Alternativ hätten wir gehen und eine Allianz mit China schließen können. Wir hätten Nixons ursprüngliche Idee weiterverfolgen können. Es ist sehr klar, was Nixon versucht hat. Es ging darum zu versuchen, den größtmöglichen Keil zwischen die beiden großen kommunistischen Mächte zu treiben. Zu jener Zeit hatte er großartigen Erfolg. Was machen wir stattdessen? Wir haben unseren Weg verlassen, um die beiden anderen großen Atommächte in der Welt zu nehmen und in eine Allianz zu treiben. Um einen euroasiatischen Machtblock zu bilden, der mehr Ressourcen, mehr Menschen, mehr Waffen und im Augenblick auch eine bessere Technologie hat als wir. Wir haben unsere eigene Rachegöttin geschaffen. Wir tragen Tag für Tag mehr dazu bei. Ich habe keine Vorstellung, was in den Köpfen der Leute vorgeht, die denken dass sie amerikanische Außenpolitik betreiben. Seit 20 Jahren haben wir ein zutiefst selbst besiegendes und selbst zerstörendes Programm betrieben. Ich bin überzeugt, dass es zu einem Desaster für die Vereinigten Staaten führt.[0:44:25.3]

Chris Martenson: Ich denke es wird. Eine Sache über die ich gesprochen habe, dass vieles davon Wahrnehmung ist. Wahrnehmung bestimmt vieles im Leben. In den Vereinigten Staaten sagen die Leute, dass die Vereinigten Staaten die Reservewährung der Welt sind. Selbst verständlich ist sie dadurch gesichert, dass die USA das mächtigste Militär der Welt haben. Das ist die Wahrnehmung.

John: Das ist die Wahrnehmung.

Chris Martenson: Das stimmt nur, wenn wir diese Macht projizieren können. Und wie tun wir das? Wir tun das mit etwas, was Hochseemarine genannt wird. Wir haben all diese Schiffe da draußen. Etwas, was ich den Leuten beständig erzähle ist, dass man sich auf Live Leak informieren soll. Man muss sich diese Antischiffsraketen – die Acon800 (Anm. d. Übers.: Er meint wohl die P-800 Oniks ) und ähnliche Sachen, und die Sonnenbrenner, die die Russen haben, ansehen. Sie erzählen einem vollständig, dass eine Hochseemarine längst nicht mehr etwas Nützliches ist. Wir haben aber noch stets die Wahrnehmung, dass sie es ist.
Ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, aber ich liebe diesen Vorfall. Die USS Donald Cook fuhr vorletzten April in das Schwarze Meer, um den Russen eine Lektion zu erteilen. Dies ist einer von unseren – dies ist ein Zerstörer der Ägäisklasse. Er ist voll gepackt mit der brillantesten Elektronik der ganzen Welt. Dieses Ding hat 50 Flugabwehrraketen. Es ist wie seine eigene kleine Todesinsel. Die Russen schickten eine Suchoi SU-24, flogen über das Ding und störten jede Elektronik an Bord – sie schalteten sie einfach mit irgendeiner Technologie, die sie haben ab. Dann machten sie weiter und flogen vor und zurück eine Menge Scheinangriffe. Sie hätten das Schiff einfach ausgelöscht. Dies ist unser modernstes Schiff in der Welt. Es wurde durch ein einziges Kampfflugzeug erledigt und einfach abgeschaltet. Für mich war das ein großes Warnsignal. Ich hätte gedacht, dass unsere Reaktion darauf etwas von der Art gewesen wäre, dass wir gezeigt hätten, dass wir den Bär nicht wirklich reizen wollen. Wenn wir die Wahrnehmung dieses unbezwingbare Militär zu haben verlieren, verlieren wir eine Menge, möglicherweise auch den Reservewährungsstatus.[0:46:16.6]

John: Unter anderem, mein neuester Roman – ich habe 3 Romane veröffentlicht. Aber mein neuester Roman ist einer über die nahe Zukunft und hat den Titel Twilight’s Last Gleaming (dt.: Das letzte Strahlen der Dämmerung). Er konzentriert sich tatsächlich auf die Konsequenzen des Falles, dass die Vereinigten Staaten sich selbst in eine Situation bringen, in der sie tatsächlich eine ernste militärische Niederlage erleiden. Ja, die effektive Zerstörung einer Flugzeugträgergruppe ist ein zentraler Teil davon.
Hast du die Geschichte mitbekommen? Ich denke es war letztes Jahr. Die Chinesen haben ein U-Boot mitten in einer Übung der amerikanischen Marine auftauchen zu lassen.

Chris Martenson: Ja, sie tauchten auf und haben gewunken.


John: Sie tauchten auf. Sie haben gewunken. Sie tauchten ab. Niemand hat sie geortet. Sie hätten Torpedoangriffe gegen den Flugzeugträger und alles andere in Sichtweite durchführen können. Die Chinesen lassen eins nach dem anderen vom Stapel – sie lassen diese erstklassigen sehr leisen U-Boote vom Stapel. Sie lassen diese leichten Katamaran-Raketenschneelboote vom Stapel, die wie ich meine wahrscheinlich der Prototyp der Seestreitkräfte im Zeitalter der Marschflugkörper werden. Sie sind sehr klein. Sind verfügbar. Sie sind sehr schnell. Ihr Grundzweck ist, in die Reichweite zu kommen, um Marschflugkörper auf etwas abzufeuern. Aber wir sind noch immer auf unsere Flugzeugträger fixiert.
Die Sache ist, dass dies passiert. Du erwähntest 1914. In der Zeit vor  1914 war jeder in Britannien davon überzeugt, dass Britanniens Überleben von seinen Schlachtschiffen abhängt. Sie steckten Unsummen in den Bau und die Modernisierung ihrer Schlachtschiffflotte. Die Schlachtschiffe taten in dem Krieg absolut nichts. Es gab diese Skagerak-Schlacht, die völlig unentschieden verlief. Danach fuhr jedermanns Flotte einfach nach Hause und saß den Krieg aus. Dann im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges, taten die Briten genau dasselbe. Sie steckten all ihr Geld in Schlachtschiffe als intelligentes Geld in Flugzeugträger gesteckt wurde. Unter anderem ist das der Grund, warum Britannien die meisten seiner Besitzungen in Südostasien und Indonesien an die Japaner verlor. Die Briten hatten dort unten Schlachtschiffe und Kreuzer und die Japaner vernichteten sie einfach aus der Luft mit Bomben. Wir gehen mit unseren Flugzeugträger genau derselben Situation entgegen. An einem baldigen Zeitpunkt, ich weiß nicht, was bald hier ist, aber an einem Zeitpunkt werden die USA einen Flugzeugträgerverband in eine Situation schicken. Es wird ein Hagel von Raketen von der Küste her geben. Und das Zeitalter der Flugzeugträger wird beendet. Der Ruf der Unbesiegbarkeit, den die Vereinigten Staaten haben, wird ebenfalls beendet. Das sind die Dinge die zu skizzieren ich in meinem Roman, The Twilights Last Gleaming, versucht habe.[0:49:07.2]

Chris Martenson: Ich kann es kaum erwarten das zu lesen. Ich liebe es, Dinge so durch zu denken. Ich denke, wir müssen die Szenarien durchdenken. Aber es war immer vollständig offensichtlich für mich, seit ein altes Phantom A4 Flugzeug mit einer französischen Exocet Rakete die HMS Sheffield im Falklandkrieg versenkt hat. Wann war das – 1983 oder so?

John: Ja.

Chris Martenson: Ich meine, das hat mich vor einigen Jahrzehnten gelehrt, dass die Zeit der Schiffe vorbei ist. Es gibt noch stets die Wahrnehmung, dass die Vereinigten Staaten dieses sehr mächtige Militär haben. Das ist wahr. Aber es nur wahr, weil wir noch nicht gegen jemanden Krieg geführt haben, der weiß wie man Schiffe versenkt. Wir haben Noriega verhauen. Wir haben eine kleine Grenada Aktion durchgeführt. Wir haben eine kleine Saddam Aktion gemacht es ist wirklich, als ob eine Nationalmannschaft gegen 3 kleine Mannschaften der Kreisliga gespielt hat und entscheidet, dass sie nicht zu schlagen ist.

John: Ja, genau das ist es. Ich meine, wir schickten  unsere Bomber gegen die Serben und die Serben schossen eines unserer Tarnkappen-Flugzeuge ab. Erinnerst du dich daran?[0:50:05.3]

Chris Martenson:  Oh das stimmt, sie taten es. Sie taten es.

John: Die Überreste des Flugzeuges wurden dann schnell nach Russland verfrachtet. Plötzlich haben sie erstklassige Tarnkappenflugzeuge  und wir kommen mit der F35 nicht weiter. Wir könnten über diesen Hund eine lange Unterhaltung führen.

Chris Martenson:  Das ist nur ein eine Billion Dollar Programm, das nichts bewirkt.

John: Nein, es hat bei seiner Mission ausgezeichnete Leistungen vollbracht, die darin bestehen, den amerikanischen Staatshaushalt vollständig zu zerstören [Gelächter]. Es war als Geldvernichter enorm erfolgreich.

Chris Martenson:   Es hat den Staatshaushalt erfolgreich bombardiert.  Die Trefferrate betrug 100 Prozent.

John: Genau, es hat eine Trefferquote von 100 Prozent. Nur alles andere macht es nicht gut. Zudem denkt niemand sonst, dass es jemals einen heißen Krieg geben wird, wo die Vereinigten Staaten tatsächlich ernsthafte Flugzeuge losschicken müssen. Wenn das jemals passier,t stecken wir bis zum Hals im Morast, wie ich sagte.

Chris Martenson: Das ist es, was für mich rätselhaft ist. Ich sehe dies hauptsächlich vom Außenministerium und einem Haufen Neocons getrieben. Du siehst Victoria Nuland und verstehst, dass ihr Ehemann einer der Unterzeichner des Projektes für ein neues amerikanisches Jahrhundert ist, welches das Dokument ist, das es gerade magisch geschafft hat, ein anderes Pearl Harbor vorherzusagen, das die Vereinigten Staaten in einigen Jahren treffen wird und das uns für unsere Antwort im Nahen Osten wachrütteln  wird. Sie ist wirklich buchstäblich und figürlich im Bett mit den Neocons. Diese Leute ängstigen mich, weil ich denke dass sie nicht in der Realität geerdet sind. Ich frage mich, wo das Militär in dieser Sache ist? Sie müssen sich dieser Sachen bewusst sein. Sie sind in diesen Dingen ausgewogen.[0:51:43.4]

John: Das kommt darauf an. Es kommt darauf an mit wem du sprichst. Das US-Militär ist. Es gibt eine große Anzahl von Menschen. Viele der Leute in den oberen Rängen, speziell in Sachen wie Einkauf, schielen auf ihre 7-stelligen zivilen Verträge, die sie bekommen werden sobald sie ihre 20 Jahre beim Militär beendet haben. Die Sache ist, dass es beim US-Militär eine Menge Korruption gibt. Da ist viel Korruption. Ich weiß nicht ob du dem War Nerd folgst.

Chris Martenson: Nein.

John: Er ist ein Kolumnist. Ich habe den tatsächlichen Namen des Typen vergessen, aber er schreibt unter The War Nerd. Er ist sehr lesenswert. Er ist extrem gut informiert. Er hat ein Stück über die F35 geschrieben wo er argumentiert, dass damit die US-Luftwaffe nun den 1. Preis als korrupterer Zweig des US Militärs gewonnen hat. Jeder spielt irgendwie mit und besteht darauf, dass die F35 wirklich dieses wunderbare neue Flugzeug ist, obwohl sie nicht sicher fliegen kann und obwohl die Software, die sie tatsächlich befähigen soll ein Ziel zu treffen, noch nicht fertiggestellt ist.

Chris Martenson: Sie tut manchmal sogar keinen Sauerstoff in die Masken der Piloten. Sie hat ein paar Dinge am Laufen.

John: Ja. Ich denke, eines der Probleme hier ist das mit dieser Art von Geld und dieser Art von Kultur des „es spielt wirklich keine Rolle“. Die Leute, die ich im Militär kenne, die draußen an vorderster Front stehen, die Leute, die tatsächlich die Flugzeuge fliegen werden, die tatsächlich in Gefahr sind, das sind großartige Leute. Ich kenne eine ziemliche Anzahl von ihnen. Ich respektiere sie zutiefst. Es gab eine Bezeichnung in den Vietnam-Jahren, REMF – rear echolon  –   ich überlasse es dir selbst herauszufinden für was MF in der Soldatensprache stand. Das war, weil du Leute bekommst, die niemals den Kampf an der Front erleben. Sie sitzen hinter LSD – Large sealed Desk Commanders (dt: große, versiegelte Schreibtischkommandeure). Eine Menge Geld fließt durch ihre Hände. Es gibt eine Menge Gelegenheiten für Schiebereien und manche Leute nutzen Sie.
Du hast eine Situation, wo wir auf dem Papier das stärkste Militär der Welt haben. Wir haben sicher das teuerste Militär der Welt. Wir haben ein Militär das unglücklich von Schiebereien zerfressen ist, das zerfressen ist von Technologien, die nicht funktionieren und Strategien und großen strategischen Doktrinen, die erstellt worden um bevorzugte Technologien zu rechtfertigen und nicht weil sie tatsächlich von irgendwelchem Nutzen sein werden. Die Zentralität des Flugzeugträgers für die derzeitige amerikanische Luft- Seeschlacht. Ich denke, sie haben den Namen wieder geändert. Die derzeitige amerikanische strategische Doktrin verlässt sich jedoch noch immer auf die Flugzeugträger. Es ist nicht weil Flugzeugträger nützlich sind, sondern weil wir viel in sie investiert haben. Es ist weil es sehr prestigeträchtig ist, Kommandeur eines Flugzeugträgers zu sein. Alle die Leute, die eine persönliche oder emotionale Investitionen in die Flugzeugträger getätigt haben, kommen mit all diesen Szenarien, wo Flugzeugträger die Rettung sind. Es ist genau, wie mit ihren Äquivalenten in Britannien in den 1920ern, die mit all diesen Szenarien kamen, wo Schlachtschiffe Britannien retten würden.[0:55:06.1]

Chris Martenson: Es ist faszinierend mit diesem Grad der Wahnvorstellungen,  der da existiert. Es ist an jedem großen Wendepunkt so gewesen und aus verschiedenen Gruppen von Gründen. Das ist sehr interessant für mich. Es gibt Zeiten, wo ich unseren derzeitigen Zustand beklage. Es gibt andere Zeiten, weißt du, da finde ich, dass diese ehrlich gesagt eine der faszinierendsten Zeiten ist, in der man je leben konnte.

John:  Ja.

Chris Martenson: Es ist aus allen möglichen Gründen, aber nicht der geringste davon ist dieser, ist wenn ich denke – ein Typ unter dem ich lernte wie man handelt, half mir zu erkennen, was eine Blase wirklich ist. Er sagte, Blasen haben immer ein finales Platzen mit einer parabelförmigen Spitze. Das ist der letzte Akt. Du musst erkennen lernen, wenn du dich dem Ende von etwas näherst. Ich denke wir haben das letzte parabelförmigen Keuchen in Sachen Leugnung. Es erreicht gerade einen Fieberanfall.

John: Peak denial! (dt.Gipfel der Leugnung) Oh ich hoffe.

Chris Martenson: [0:56:04.0]
Die Kluft zwischen den Geschichten, die wir uns selbst erzählen und dem worüber die Realität uns zu informieren versucht, ist wirklich tief. Ich weiß nicht, wie die Leute mit der kognitiven Dissonanz  leben, sodass sie es nicht tun. Sie melden sich auf verschiedene Weise ab. Sie trinken zu viel.

John:  Genau.

Chris Martenson: Sie sehen zu viel Kardashians und andere Realityshows und Serien. Sie verbringen zu viel Zeit damit,  sich über Sportergebnisse Sorgen machen, Trivialitäten, oder was immer ihr Lieblingsding ist.

John: Genau. Ist dir aufgefallen? Ich weiß nicht, ob es da wo du lebst wahr ist. Überall, wo ich in den letzten paar Jahren gewesen bin, sind die Restaurants und Bars dazu übergegangen statt ein oder zwei  Bildschirmen nun fünf oder sechs Fernseher zu haben. Da ist buchstäblich keine Wand mehr, die kein Fernsehen hat, das zu einem spricht.

Chris Martenson: Ja.[0:56:44.0]

John: Das ist, denke ich, der beste Maßstab. Oh mein Gott, hilf mir aufhören zu denken. Hilf mir, nicht wahrzunehmen. Hilf mir die Realität in einem Chor von medialem Gebabbel zu ertränken, sodass ich nicht wahrnehmen, muss wie viel kognitiver Dissonanz ich ausgesetzt bin.

Chris Martenson: Manchmal sind sie auf verschiedene Sender eingestellt.

John: Ja, sie sind alle auf verschiedene Stationen eingestellt. Sie plaudern ständig. Das ist es oder sie sehen sich um. Das ist es, oder der lange stille Moment, vor dem jeder anfängt laut zu reden.

Chris Martenson: Weißt du, es war interessant, als ich unten in Peru war. Ich hatte zwei Ausflüge in zwei Restaurants nötig um herauszufinden, dass es da nirgendwo Bildschirme gibt.

John: Dort waren keine Bildschirme, ja.

Chris Martenson: Für sie wäre das ein kultureller Verstoß der schlimmsten Art, einen zu unterbrechen, wenn man mit anderen zusammen ist und eine tatsächliche Unterhaltung und Mahlzeit hat.

John: In den Vereinigten Staaten war das vor nicht so langer Zeit genauso. Ich sehe das als Evidenz dafür, wie gestresst wir sind.

Chris Martenson: Ja. Wenn ich irgendwelchen jungen Eltern einen Rat geben kann ist es dieser: haben Sie kein Fernsehen in ihrem Haus. Sie sind extrem hoch entwickelte Geräte, um Gedanken und Sehnsüchte zu formen. Sie operieren – sie benutzen das Modernste der neurolinguistischen Programmierung, die neuesten Einsichten im Bezug auf psychologische Dinge Farben, Töne, Muster, die Art wie Dinge aufgenommen werden, unterschwellig, was immer du willst. Es ist wirklich fortschrittlich, was sie tun, um abzulenken und Meinungen zu formen.[0:58:19.3]

John: Ich möchte das allgemeiner sagen. Ich denke das Nützlichste, was alle unsere Hörer tun können, ob sie nun junge Eltern sind oder nicht, ist ihre Fernseher loszuwerden. Wirf es einfach weg. Sie müssen nicht 4-6 Stunden in der Nacht mit  Sabberpfützen auf ihrem Schoß programmiert werden. Leute fragen mich ständig, wie ich Zeit finde, so viele Bücher zu schreiben, Musik zu spielen, lange Wanderungen zu unternehmen, dies zu tun und das zu tun und das andere zu tun. Meine Antwort ist sehr einfach. Ich habe keinen Fernseher. Ich habe in meinem Leben als Erwachsener keinen besessen. Ich habe tatsächlich Zeit, Dinge zu tun.

Chris Martenson: Ja.

John: Es ist wirklich so einfach. Werfen Sie Ihren Fernseher weg. Sie werden alle Zeit der Welt haben.

Chris Martenson: Es ist erstaunlich. Es ist das beste sich jemals getan habe. Wir haben über ein Jahrzehnt keins gehabt.

John: Ich bin erfreut das zu hören.

Chris Martenson: Es war großartig. Wir haben großartige Kinder die es zeigen.

John: Na, da haben wir es doch, ja.[0:59:05.0]

Chris Martenson: Ja. Ich beobachte dieses Niveau  der Raffiniertheit darin, wie Meme, Ideen und andere Dinge eingepflanzt und herausgebracht werden. Dann kauen die Leute sie mir gegenüber wieder. Sie sagen nein, es war Technologie, die das Schieferöl Gestein erschlossen hat. Nein, es war der Preis und der Preis wird es wieder verschließen. Du wirst sehen.

John: Ja, es war auf der einen Seite der Preis und spekulative Deillusionierung auf der anderen. Es ist sehr einfach.

Chris Martenson:   Es  ist einfach.

John: Die Tatsache ist, dass so viele der großen Fracking-Firmen im Verlauf der Blase niemals einen vierteljährlichen Gewinn ausgewiesen haben.

Chris Martenson:  Vielleicht, wenn sie nur schneller gebohrt hätten –

John: Ohne Zweifel [Gelächter].

Chris Martenson: Sie werden es über die Menge schaffen. Je schneller wir bohren, die mehr verlieren wir. Offensichtlich müssen wir daher mehr bohren. Ich weiß nicht, wie ich das sonst sagen soll.

John: Genau.

Chris Martenson: Dies war eine faszinierende Unterhaltung. Ich könnte mit dem Grundschleppnetz durch die Daten fischen, aber die Daten sind im Moment für den größten Teil irrelevant. Es geht wirklich um psychologische Dinge. Es hat mit Verneinung zu tun. Es hat mit der Unfähigkeit zu tun, Fakten zu akzeptieren. Es hat mit dem Wunsch zu tun, sich an Erzählungen zu klammern, die nicht funktionieren, aber das ist so viel einfacher, als mit einer eigenen hervorzukommen. Nebenbei bemerkt, gibt es in diesem Land eine Menge Programmierung, die die Leute überzeugt, dass es gewissermaßen unpassend ist über Dinge zu reden, solange diese nicht vom Staat vorab genehmigt wurden.

John: Ja, natürlich. [1:00:34.1]

Chris Martenson: Es ist bis zum heutigen Tage  unpassend, irgendetwas zu erwähnen, was mit Kennedy passiert sein könnte, auch wenn wenn man sieht, dass er auf dem Film direkt von vorne erschossen wurde. Das wird noch immer irgendwie etwas gereizt von den Leuten angesehen. Ich bin wie, Mann, es war vor 50 Jahren und es war auf dem Film. Was soll ich machen? Er wurde von vorne erschossen. Ich kann nichts daran ändern. Ich bin Wissenschaftler. Kraft ist gleich Masse mal Beschleunigung. Dennoch ist es noch immer nicht in Ordnung, darüber zu sprechen.

John: Es ist tatsächlich verstärkt so – dies traf mich zuerst mit den Veränderungen in den Medien seit dem die Berliner Mauer fiel. In diesem Moment oder einige Momente danach kam ich zu der Feststellung, dass alle diese Typen, die bisher für die Prawda und verschiedene andere kommunistische Organe Propaganda produziert haben, alle angefangen haben, bei den US-amerikanischen Medien zu arbeiten. Wenn du Faux-News oder einen der Pseudonachrichten Sender auf der anderen Seite des Spektrums siehst, es ist so propagandistisch. Da sind so viele Möglichkeiten, auf die unsere amerikanische Gesellschaft zunehmend eine nicht demokratische und eine autokratische Gesellschaft wird, in der du vorsichtig im Bezug auf das sein musst, was du sagst. Wir sprechen nicht darüber. Das ist eines dieser Dinge.[1:01:53.2]

Chris Martenson: Ja, wir können ewig darüber reden. Ich meine es gibt so viele Themen, die es nötig haben, geöffnet und diskutiert zu werden. Wir müssen das für ein anderes Mal zurückstellen, weil wir viel von deiner Zeit verbraucht haben. Ich will dies für unsere Hörer nicht zu lang werden lassen. Ich möchte diese Unterhaltung wirklich fortsetzen, weil wir noch über die Blackbox Wahlsituation zu sprechen haben. Wir haben noch zu sprechen – es gibt so viel da draußen.

John: Da ist eine Menge, worüber man sprechen kann. Es gibt sehr viele Themen.

Chris Martenson: Das ist es sicher. Und ich denke, dass es sehr interessant wird. Das ist meine persönliche Voraussage. Vermutlich, 2015-16, irgendwo in diesem Zeitraum, werden wir einen anderen dieser Fraktal-Sprünge hinunter auf die nächste Ebene machen.

John: Ich erwarte es. Ich wäre sehr überrascht, wenn wir ohne große Wirtschaftskrise das Ende dieses Jahres erreichen würden. Es kann passieren, aber ich wäre sehr überrascht.[1:02:43.4]

Chris Martenson: Ich bin irgendwo in der Zone hier. Sie haben mich mit ihren Geld-Druckanstrengungen bisher überrascht und auch damit, was zu erreichen sie in der Lage waren. Ich stimme zu. Wir sind nur einen kleinen Funken von einem Großbrand dieses Zunderhaufens entfernt.

John: Genau.

Chris Martenson: Nun, deine Internetseite: theachdruidreport.blogspot.com.

John: Das ist richtig.

Chris Martenson: Dein Buch heißt Twilight’s Last Gleaming.

John:  Es ist Twilight’s Last Gleaming.

Chris Martenson: Wie können die Leute es bekommen?


John: Man kann es bekommen – es ist überall erhältlich. Man kann es von der lokalen Buchhandlung oder von einer Buchhandlung im Internet bekommen. Es ist voll verfügbar. Das andere Buch, das ich erwähnte war das Sachbuch After Progress: Reason and Religion at the End of the Industrial Age
(dt: Nach dem Fortschritt: Vernunft und Religion am Ende des Industriezeitalters). Wir können darüber irgendwann sprechen.

Chris Martenson: Das ist faszinierend. Nach dem Fortschritt: Vernunft und Religion am Ende des Industriezeitalters. Solange die Leute nicht diesen leeren 1000 Meter Blick bekommen –

John: Oh, sie werden. Sie werden.

[Gelächter]

Chris Martenson: Wir werden dich zurück haben und wir werden darüber sprechen. Twilight’s Last Gleaming ist ein großartige Stelle um zu starten. Hierzu, die Wahrscheinlichkeit für eine Art Wettkampf ist nicht gering. Es ist eine hohe Chance. Ich denke, die Leute sollten sich bewusst sein, wie sich das entwickeln könnte. Es hört sich an,  als ob dein Buch ein guter Weg wäre, um das auszuprobieren. Danke dafür.

John:  Gern geschehen.

Chris Martenson:  In Ordnung, ganz vielen Dank für deine Zeit. Wir machen das bald wieder, hoffe ich.

John:  Ganz vielen Dank dafür, dass du mich in der Sendung hattest.

Die Internetseite des amerikanischen Originals des obigen Interviews ist:

https://peakprosperity.com/john-michael-greer-the-god-of-technological-progress-may-well-be-dead/

Übersetzung ins Deutsche:

Kelberg den 10.9.2015

Christoph Becker

 

 

 

 




Warum Religion?

In manchen Foren finden sich zu Artikeln über Religionen immer wieder üble Kommentare naiv-militanter-Atheisten, die der Theologe, Journalist und Autor Chris Hedges zusammenfassend in einer bemerkenswerten Rede über den neuen Atheismus, die Gottesdebatte, Wissenschaft, Religion und Selbsttäuschung  im Jahr 2008, als gefährliche,  “kulturelle, geschichtliche und linguistische Analphabeten und weltliche Spiegelbilder naiver religiöser Fundamentalisten” bezeichnet und in dieselbe Schublade wie die massenmörderischen Jakobiner der französischen Revolution und die großen massenmörderischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts gepackt hat.  Ich möchte hier  nicht nur auf diese Rede hinweisen, sondern vor allem auch  Gründe für die evolutionäre Ursache und für den praktischen Nutzen von Religion anführen und dann am Beispiel von Max Planck und dem 2. Hauptsatz der Wärmelehre zeigen, das Religion und Naturwissenschaft sich nicht ausschließen, sondern lediglich ergänzen.

 Religion bildet Sozialkapital und spart Kosten

Der amerikanische Moralpsychologe Jonathan Haidt erklärt den psychologischen Hintergrund der Religiosität recht gut in seinem Buch  The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion  (dt. etwa Der selbstgerechte Geist: Warum gute Menschen über Politik und Religion zerstritten sind)

Als schönes Beispiel für den praktischen Nutzen von Religion führt Haidt  in diesem Buch u.a. die Dominanz der Orthodoxen Juden im Diamanthandel an.   Die Dominanz der orthodoxen Juden im Diamanthandel erklärt er damit, dass diese sich untereinander aufgrund ihrer Religion und Gruppenzugehörigkeit vertrauen können. Das habe die Notwendigkeit teurer Sicherheitsmaßnahmen im Vergleich zu möglichen multikulturellen oder weniger offensichtlich streng religiösen Konkurrenten reduziert, so dass diese orthodoxen Juden gegenüber anderen einen immensen Wettbewerbsvorteil aufgrund ihrer Mischung aus Religion und Ethnie hatten.

Religiösität als evolutionärer Vorteil der Gruppenselektion

Haidt erklärt in seinem Buch, dass der Mensch wie er sagt nur zu 90 % Schimpanse, also Individualist und 10  % Schwarmtier (wie Armeisen oder Bienen) ist. Religion erklärt er, sei ein Teamsport und habe sich in der Evolution als vorteilhaft für die Überlebenschancen von Gruppen erwiesen.  Die Menschen können dadurch, grundsätzlich und damit eben auch  in bestimmten, für das Überleben der Gruppe entscheidenden Momenten über sich hinauswachsen und ihre egoistischen Eigeninteressen dem Gruppeninteresse unterordnen. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass naive Gutmenschen einen engen Zusammenhang zwischen Religion und Krieg erkennen. Wir sind halt alle auch das Ergebnis einer Evolution, in deren Verlauf die  Gruppen, Stämme und Völker, deren Mitglieder für Religion empfänglicher waren, eher zu den Siegern und Überlebenden  von Katastrophen und Kriegen gehört haben.

Haidt erklärt seine Sichtweise über den evolutionären Vorteil der Religion auch in dem folgenden, mit deutschen Untertiteln versehenen TED-Talk:

 

 

Religion und die für die Gesellschaft negativen Folgen beruflicher Spezialisierung

Der amerikanische Soziologe William Catton weist in seinem Buch Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse daraufhin, dass die berufliche Spezialisierung in den modernen Industriegesellschaften zwar einerseits zu extremen Leistungssteigerung geführt habe, ohne die die modernen Industriegesellschaften nicht denkbar wären, dass sie anderseits aber auch zu neuen Betrugsmöglichkeiten und zu einer inzwischen alle Gesellschaftsschichten und Berufe erfassenden allgemeinen, dehumanisierenden  “Taschendiebmentalität” geführt habe, was dazu beitrage, die Zukunftschancen und die Überlebensfähigkeit der Gesellschaften zu reduzieren. Es ist diese Taschendiebmentalität, bzw. eben auch das Fehlen einer allgemein akzeptierten Religion und Gläubigkeit, die zu immer mehr Misstrauen, Gesetzen und damit zu immer mehr Komplexität führt, die ihrerseits Kosten verursacht und die Gesellschaft unweigerlich zum Kollaps oder zu einem sehr schmerzhaften Sachrumpfprozess führt. Siehe dazu das von mir übersetzte Interview mit Joseph Tainter und meinen Artikel Dem Engergiedilemma auf den Grund gegangen, über das Buch Drilling Down: The Gulf Oil Debacle and Our Energy Dilemma von Joseph Tainter und Tadeusz (Tad) Patzek.  Catton zeigt ausserdem, dass die berufliche Spezialisierung zu einer Dehumanisierung des Menschen führe und bewirke, dass Mitmenschen immer mehr eben nicht mehr als Menschen, sondern nur noch als austauschbare  Objekte wahrgenommen werden. Eine weitere logische Folge und Steigerung ist dann, dass Menschen auch sich selbst oder andere als überflüssig wahrnehmen können und dass dies dann zu einer Ursache für Terrorismus und zu Massenmorden, wie denen im 20. Jahrhundert führen kann.

Chris Hedges sieht in seiner eingangs erwähnten Rede  eine klare Entwicklung von Teilen der Aufklärung im späten Mittelalter über die atheistischen Jakobiner und die ebenfalls durchweg atheistischen Massenmörder des 20. Jahrhunderts (Stalin, Mao, Pol Pot. ) ((  Hitler, bzw. die Nazis erwähnt Hedges nicht ausdrücklich. Sie sind aber auch  kein so ganz klarer Fall von Atheismus.  Vielleicht auch, weil die evangelischen Kirche auch damals ihr Fähnchen in den Wind der Politischen Korrektheit des Zeitgeistes gehängt hat. Anderseits sind die Nazis ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man diesen 10 % Schwarmtieranteil im Menschen mit einer politischen Pseudoreligion nutzen kann.  Religionen wie das Christentum haben anderseits, gerade auch in diesem Zusammenhang,  teilweise dämpfend und lindernd gewirkt. ))  zu den modernen neuen Atheisten.

Eine einheitliche Religion kann bei alledem, zumindest innerhalb einer Gruppe, mit gleicher Religion als Sicherung gegen Betrug und Verbrechen wirken, wie das oben angeführte Beispiel von den Orthodoxen Juden zeigt.  Man muss dabei bedenken, dass Spezialisten, wie z.B. Ärzte und Zahnärzte, Diamanthändler und viele andere nicht, kaum oder wenn dann überhaupt, nur mit immensem Aufwand wirklich sinnvoll kontrollierbar sind. Oft sind Kontrollen nur eine Illusion, vor allem dann, wenn der Durchschnitt einer Berufsgruppe sich entschließen sollte, seine durch die Spezialisierung gegebenen Möglichkeiten zum Vorteil seiner Mitglieder und zu Lasten der Bevölkerung zu nutzen. Religion kann in allen diesen Fällen eine kostengünstige Kontrolle ausüben, deren Reichweite sehr viel größer ist als jede Kontrolle durch Menschen und Gesetze. Schließlich gibt es das Problem des im Menschen lauernden Bösen, das der Schweizer Eugen Sorg in seinem Buch  Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist beschreibt. Religion kann grundsätzlich, weil sie nicht an das Funktionieren staatlicher Institutionen gebunden ist, den Anteil derjenigen, die sich an Gewalttaten bei einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung beteiligen reduzieren und vielleicht auch hier  Einzelpersonen und Gruppen zum Widerstand gegen Gewalt und Terror motivieren.

 Religion eher nicht Kriegsursache aber sie hilft Kriege zu gewinnen

Wie oben schon erwähnt, haben Religiosität und Religion in Kriegen einen die Kampfkraft steigernden Effekt.  Gute Beispiele sind die Erfolge und der  Glauben der Wikinger und die erstaunlichen, ohne die Religion undenkbaren resultierenden Erfolge der Islamisten etwa in Afghanistan.   Bei auch nur annähernd gleicher Bewaffnung wären die Soldaten der Nato in Afghanistan den Taliban hoffnungslos unterlegen gewesen, weil die Nato-Soldaten viel mehr an ihrem Leben hängen. Selbst mit all ihrer extremen materiellen Übermacht und trotz der langen Dauer des Krieges konnte die Nato keinen wirklichen Sieg erringen. Die Alternativen zu einen unendlichen Abnutzungskrieg waren nur vollständige Vernichtung der Bevölkerung Afghanistans oder Rückzug – oder Bekehrung der Afghanen zu Atheismus und westlichem Hedonismus.

Bei der Suche nach möglichst allgemeinen Ursachen für Kriege sollte man, wenn man an der Wahrheit und echten Problemlösungen interessiert ist, eher Ressourcenmangel und  Überbevölkerung, bzw. einen Überschuss an jungen Männern betrachten. Siehe dazu z.B. das Buch Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen von Gunnar Heinsohn.  Die folgenden Artikel  auf dieser Webseite könnten ebenfalls das Verständnis vor allem für künftige Kriegsursachen verbessern:

  1. Weltweite  Verschlechterung der Bodenqualität
  2.  Unsichtbare Nutzflächen
  3. Die Grenzen und das Ende des Wachstums
  4. Ökologischen Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton
Physik als Grund zur Religiösität?

Es häufen sich Bücher und Artikel von “Wissenschaftlern”,  die behaupten oder glauben machen wollen, dass Religion mit den Naturwissenschaften unvereinbar sei.

Hierzu möchte ich zunächst auf den hier verlinkten, von Max Planck im Mai 1937 im Baltikum gehaltenen Vortrag  Religion und Naturwissenschaft hinweisen. Max Planck dürfte jedem der heutigen religionsfeindlichen “Wissenschaftler” um einiges überlegen gewesen sein. Trotzdem war er ein tief religiöser Mensch und sah in der Wissenschaft eher einen Weg, um den Glauben an Gott zu bestätigen und zu bestärken. Dasselbe scheint für solche Größen wie Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz gegolten zu haben.

Für mich selbst ist der 2. Hauptsatz der Wärmelehre ein hinreichender Beweis dafür, dass das Weltall in letzter Konsequenz eine übernatürliche, göttliche Ursache hat und dass Atheisten einem naiven Aberglauben anhängen.  Das Problem mit dem Weltall und dem Ursprung des Universums ist nämlich, dass es ganz real, für uns jeden Tag sichtbar und fühlbar diesen Ursprung gegeben haben muss, obwohl das, nach allen was wir wissen, insbesondere wegen des 2. Hauptsatzes der Wärmelehre überhaupt hätte passieren können. Die Entstehung des Universums ist der einzige, sicher nachgewiesene Verstoß gegen den 2. Hauptsatz der Wärmelehre. Egal, mit welchen Gedankenknäuel ein Stephen Hawkins und andere es zu verbergen und zu leugnen versuchen, zu irgendeinem Zeitpunkt muss all diese gewaltige Energie, die am Anfang im Keim des Universum gesteckt hat “aus dem Nichts” entstanden sein. Das ist ein unvorstellbar krasser Verstoß gegen den zweiten Hauptsatz der Wärmelehre und setzt zwingend einen übernatürlichen und damit göttlichen Ursprung des Universums voraus. Wenn das nicht so wäre, könnte man Maschinen bauen, die aus dem Nichts hochwertige Energie erzeugen können. Es hat viele Versuche in dieser Richtung gegeben, aber alle sind misslungen. Siehe dazu den Wikipedia-Artikel über das Perpetum-Mobile.

Die Kraft, die aus dem Nichts das Universum geschaffen hat, war jedenfalls übernatürlicher Natur. Es war Gott.  Ob und wieweit dieser Gott sich für diesen vor dem Hintergrund des Weltalls extrem winzigen Planeten Erde interessiert, ist ein anderes Thema.

Noch ein anderes Thema ist, wieweit und in welchen Fällen religiöse Effekte, Erlebnisse und Vorstellungen auf Funktionen des  menschlichen Gehirns beruhen.

In jedem Fall aber sind Religion und Religiosität  Phänomene, die sich in der Evolution bewährt haben und die für den Fortbestand einer Gesellschaft vorteilhaft sind und die man pflegen und sicher nicht verachten sollte.   Dabei ist zu bedenken, dass wir die Nachfahren von Menschen sind, die jede Menge Hungersnöte und Kriege überlebt haben. Religion und Religiosität  waren und sind wertvolle Überlebenshilfen in schweren und gefährlichen Zeiten und sie sind selbst in satten Friedenszeiten auf Dauer, zumindest für Gruppen gemeinsamen Glaubens, aber oft auch für die diese umgebende, anders oder nicht gläubige Gesellschaft, ein Wettbewerbsvorteil oder zumindest wünschenswert, wie das Beispiel mit den jüdischen Diamanthändlern und auch Cattons Beobachtungen über die  heute allgemein verbreitete “Taschdiebmentalität” zeigt. Die Übel, die Atheisten der Religion zuschreiben, haben oft völlig andere Ursachen.

10. April 2015 Christoph Becker




Jesus, Krieg und Frieden

Seit einigen Jahren habe ich mir an Heiligabend meistens den Film “Merry Christmas” angesehen, der vom Kleinen Weihnachstfrieden , an der Westfront 1914 handelt, bei dem deutsche, britische und französische Soldaten an Heiligabend zum Entsetzen ihrer militärischen Führungen ihre Schützengräben verlassen und gemeinsam Weihnachten gefeiert haben.

In meinem Beitrag über die Bergpredigt, zum 1. Advent 2014,  hatte ich gezeigt, dass Jesus die für das weinerlich-feminine Gutmenschenchristentum des Westens fundamentalen Worte überhaupt nicht gesagt hat, bzw. nicht gesagt haben kann. Jesus hat auch nie den robust kriegerischen Gott des alten Testamentes und seine Vertreter angegriffen. Er hat dessen Taten und Worte nie verurteilt, sondern sich als mit diesem sehr verbunden und als mit IHM einer Meinung angesehen.

Jesus kam nicht nur um Frieden zu bringen, sondern auch Krieg

Für meinen  Blogbeitrag zum 4. Advent 2014 habe ich nun das Neue Testament,  in der Übersetzung der Heiligen Schrift von Hermann Menge, nach den Suchbegriffen “Schwert“, “Krieg” und “Frieden” durchsucht und über die Ergebnisse nachgedacht. Der Hintergrund hierfür war zunächst Matthäus 10, 34, wo Jesus sagt:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 34 »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert (= Krieg). 34 „Denket nicht, daß ich gekommen sei, um mit Gewalt Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um bloß Frieden zu bringen, sondern auch das Schwert.”

Wie die Übersetzung der Heiligen Schrift von Hermann Menge zeigt, ist mit Schwert hier ganz allgemein Krieg gemeint.  Das Wort Krieg kommt im Neuen Testament ansonsten  nur noch an zwei Stellen in der Offenbarung vor, nämlich Offb 12,17 und Offb 13,7:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
Offb 12,17
17 Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.
Offb 13,7
7 Und ihm wurde Macht gegeben, zu kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen.
(Kap 11,7; Dan 7,21)
Offb 12,17
17 Da geriet der Drache in Wut gegen das Weib und ging hin, um Krieg mit den übrigen ihres Samens (= ihren übrigen Angehörigen) zu führen, (nämlich mit denen) die Gottes Gebote beobachten (oder: befolgen) und das Zeugnis Jesu haben (oder: am Zeugnis Jesu festhalten).
Offb 13,7
7 Auch wurde ihm gestattet, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu besiegen; und Macht wurde ihm über alle Stämme und Völker, Sprachen und Völkerschaften verliehen.
Offb 12,1717 Da geriet der Drache über die Frau in Wut und machte sich daran, Krieg mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft zu führen, jener Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes hält und Zeugnis für Jesus ablegt. (Vergl.  1. Mo. 3,15)Offb 13,77 Auch wurde ihm die Möglichkeit gegeben, gegen die Gottesgläubigen den Kampf aufzunehmen und sie zu besiegen. Es wurde ihm Macht verliehen über alle Stämme und Völker, Sprachen und Nationen.

 

Der Chor der Engel:  Friede auf Erden, in den Herzen und auch da längst nicht für alle

Wie war das nun mit dem Chor der Engel, den die Hirten an Heiligabend vernommen haben? Die betreffende Bibelstelle ist Lukas 2, 13-14

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
(Luther übersetzte nach anderer Überlieferung: »… und den Menschen ein Wohlgefallen«).
13 Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott priesen mit den Worten:
14 »Ehre sei Gott in Himmelshöhen und Friede auf Erden in (oder: unter) den Menschen des (göttlichen) Wohlgefallens!«(A.Ü.: Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Heil auf Erden bei Menschen der Erwählung (oder: … Friede den Menschen, die guten Willens sind, oder: … bei Menschen, an denen er Wohlgefallen hat).
13 Plötzlich war bei diesem Engel eine große Menge Geister aus dem Jenseits, die Gott lobsangen mit den Worten: 14 „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf der Erde sei Friede in den Herzen der Menschen, die guten Willens sind.”

Die Übersetzung Luthers passt hier wieder nicht zur Realität, nämlich den realen Kriegen der letzten 2000 Jahre, und auch nicht zu den oben schon erwähnten Worten Jesu, nach der Bericht in Matthäus 10, 34.  Hermann Menge zeigt in den Anmerkungen den Interpretationsspielraum der von ihm genutzten Überlieferungen, und die Übersetzung von Johannes Greber ist auch hier wieder diejenige die mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar ist. Der Chor singt hier jedenfalls nur vom Frieden in den Herzen.  Auch hier gilt die Friedensbotschaft ganz klar nicht allen Menschen oder der Menschheit, sondern nur jenen die guten Willens sind. Immerhin bedeutet das aber, dass der verheißene seelische Friede nicht von der Willkür oder Laune Gottes abhängt, sondern vom guten Willen des einzelnen Menschen.  Eine die ganze Menschheit betreffende Liebe Gottes mag es geben, und Weihnachten kann man durchaus, auf sehr lange Sicht als Lichtblick für alle Menschen sehen, aber das ist dann fast genauso wie beim Islam. Überhaupt ist das Christentum dem Islam keineswegs unterlegen. Der Gott der Christen kann mit dem Allah der Muslime ganz locker mithalten, wenn es um Zorn, Kampfgeist und Machtanspruch geht.

Die Jünger Jesu waren teilweise bewaffet

Zunächst einige weitere Bibelstellen im Neuen Testament, die sich mit dem Suchbegriff “Schwert” finden.

Matthäus 26, 51-52

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.
52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.
(siehe 1.Mose 9,6)
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte?
(Kap 4,11)
54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?
51 Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
52 Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort (= in die Scheide)! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen!
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen (= Heerscharen; vgl. Mk 5,9) Engel zu Hilfe senden?
54 Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, daß es so geschehen muß?«
51 Einer von den Begleitern Jesu griff nach dem Schwerte, schlug damit nach dem Knecht des Hohepriesters und Hieb ihm das Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: „Stecke dein Schwert in die Scheide! denn wer das Schwert ergreift, soll durch das Schwert umkommen! 53 Oder meinst du, mein Vater würde mir nicht auf meine Bitte sofort mehr als zwölf Legionen Engel zur Hilfe senden? 54 Wie könnten dann aber die Aussprüche der Schrift in Erfüllung gehen, nach denen alles so kommen muß?”

Diese Szene spielt kurz vor dem Ende des Lebens Jesu, bei seiner Gefangennahme. Offenbar sind die Jünger bewaffnet und haben keine Hemmung im Beisein von Jesu von der Waffe Gebrauch zu machen. Jesus bezieht sich zwar zunächst auf 1. Mose 9,6, wo es um Mord und Totschlag geht,  aber dann fügt er bezeichnender Weise hinzu, dass auch ihm und Gott die Anwendung von Gewalt hier ohne weiteres möglich wäre, dass aber in diesem speziellen Fall davon abgesehen wird, damit  die von Gott durch die Propheten gemachten Ankündigungen aus dem Alten Testament in Erfüllung gehen können.

Bei Lukas 22, 36-38, erfahren wir, dass Jesus nach dem Abendmahl, also an Gründonnerstagabend, seine Jünger zum Kauf von Schwertern aufgefordert hat, und dass diese tatsächlich 2 Schwerter hatten.

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
36 Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert.
37 Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht (Jesaja 53,12): »Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet.
38 Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.
36 Er fuhr fort: »Jetzt aber – wer einen Beutel (mit Geld) hat, der nehme ihn mit sich, ebenso auch einen Ranzen, und wer nichts (derartiges) hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert!
(A.Ü: Wahrscheinlich ist zu lesen: Und wer kein Schwert hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich eins.)
37 Denn ich sage euch: Folgendes Schriftwort muß sich an mir erfüllen (Jes 53,12): ›Er ist unter die Gesetzlosen (= Verbrecher) gerechnet worden‹; denn in der Tat: das mir bestimmte Geschick kommt jetzt zum Abschluß.«
38 Da sagten sie: »Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter!« Er antwortete ihnen: »Das genügt.«
(A.Ü.: Genug davon! oder: Es ist gut so)
36 „Jetzt aber,” sagte er, „soll derjenige, der einen Beutel mit Geld hat, ihn mitnehmen und auch eine Reisetasche, und wer nichts besitzt, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert. 37 Denn ich sage euch, jetzt muß sich noch das Schriftwort erfüllen: “Er ist unter die Verbrecher gerechnet worden.“ Und wer dann hat mein Schicksal sein Ende erreicht.” — 38 „Herr,” erwiderten sie, „wir haben hier zwei Schwerter!” Er antwortete: „Es ist schon gut”

 

Hier nun Lukas 22,49-51, wo im Evangelium nach Lukas ein Schwert zum Einsatz kommt

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
49 Als aber, die um ihn waren, sahen, was geschehen würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
50 Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.
51 Da sprach Jesus: Lasst ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.
49 Als nun die Begleiter Jesu sahen, was da kommen würde, sagten sie: »Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?«,
50 und einer von ihnen schlug (wirklich) nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab.
51 Jesus aber antwortete: »Laßt ab! Bis hierher und nicht weiter!« Dann rührte er das Ohr an und heilte ihn.
49 Als die Begleiter Jesu erkannten, was vorging, fragten sie: „Herr, sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?” 50 Und einer von ihnen schlug auch wirklich drauflos und traf den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. 51 Jesus aber sagte zu ihnen: „Laßt es dabei bewenden!” Dann streckte er seine Hand nach dem Knechte aus, erfaßte ihn und heilte das Ohr wieder an.

 

Die selbe Szene im Evangelium nach Johannes, 18,11-12

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
 10 Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.
11 Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?
10 Da nun Simon Petrus ein Schwert bei sich hatte, zog er es heraus, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Knecht hieß Malchus.
11 Da sagte Jesus zu Petrus: »Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gereicht hat?«
10 Da zog Simon Petrus das Schwert, das er bei sich trug, und schlug damit nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Der Knecht hieß Malchus. 11 Da wandte sich Jesus an Petrus mit den Worten: „Stecke dein Schwert in die Scheide! Oder soll ich etwa nicht den Kelch trinken, den mein Vater mir gereicht hat?”

Nach dem Bericht der Evangelien nach Lukas und Johannes hat Jesus fehlt also in allen Übersetzungen der Ausspruch Jesu, wonach der Jünger das Schwert weg stecken soll weil derjenige durch das Schwert umkommen würde, der zu Schwert greift. Die Evangelien nach Matthäus, Lukas und Johannes erwähnen dagegen alle, dass die Begleitung von Jesus an diesem späten Zeitpunkt seiner Laufbahn bewaffnet und zum Einsatz der Waffen bereit war.  Die Geschichte mit dem abgeschlagenen Ohr kommt in allen drei Evangelien, in allen Übersetzungen vor.

Die Schwerter der apokalyptischen Reiter

Weitere Stellen zum Stichwort Schwert sind Offenbarung 6,4 und 6,8:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
Offb 6,4
4 Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.Offb 6,88 Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten amit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.
Offb 6,4
4 Da kam ein anderes Roß, ein feuerrotes, zum Vorschein; und dem auf ihm sitzenden (Reiter) wurde (die Macht) verliehen, den Frieden von der Erde wegzunehmen und (die Menschen dahin zu bringen), daß sie einander niedermetzelten; und es wurde ihm ein großes Schwert gereicht.
Offb 6,8
8 Da sah ich hin und erblickte ein fahles (= leichenfarbenes) Roß, und der auf ihm sitzende (Reiter), der hieß ›der Tod‹, und das Totenreich bildete sein Gefolge; und es wurde ihnen (oder: ihm) die Macht über den vierten Teil der Erde gegeben, die (Menschen) durch das Schwert und Hunger, durch Pest und durch die wilden Tiere der Erde zu Tode zu bringen.
Offb 6,4Da kam ein anderes Roß, ein feuerrotes, zum Vorschein. Auch darauf saß ein Reiter. Ihm wurde die Macht gegeben, den Frieden von der Erde wegzunehmen, damit die Menschen sich gegenseitig hinmordeten. Auch wurde ihm ein Schwert gereicht.Offb 6,8Da sah ich hin und erblickte ein fahles Roß. Darauf saß ein Reiter, der hieß „Tod”; und die Bewohner des Totenreiches waren in seinem Gefolge. Ihnen wurde die Macht gegeben, den vierten Teil der Erdbewohner zu töten durch das Schwert, durch Hunger, Pest und durch die wilden Tiere der Erde.

Es kann schon sein, dass dies alles zu einem größeren Plan gehört, und ich verstehe durchaus, wie das mit dem alle Menschen liebenden Gott gemeint ist.  Nur so wie unsere Kirchen es uns glauben machen wollen, in dem sie Gott und auch Jesus-Christus zu einer schwachen, weinerlich-femininen Lusche deklarieren, kann es nicht sein. Ich sehe sehr wohl und sehr klar, wie man all das Elend der Realität dieser Welt mit dem Bild eines alle Menschen  liebevollen Gottes in Einklang bringen zu kann.  Nur so wie unsere Kirchen es uns erzählen, kann es vor dem Hintergrund der Bibel auf die sie ihr Lehre angeblich aufbauen, nicht sein.

Jesu Drohungen gegen die Orte der Ungläubigen

Zum Bild von der weinerlich-feminin-machtlosen Lusche, die der Gott der Christen nach Meinung viele Theologen angeblich ist, passen auch NICHT die Worte Jesu bei der Aussendung der 72 Jünger in Lukas 10, 10-16

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
10 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, so geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht:
11 Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsre Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.
12 Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt.
( 1.Mose 19,1-29) 13 Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Denn wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche gesessen und Buße getan.
14 Doch es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen im Gericht als euch.
15 Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden.
16 Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.a
a) Mt 10,40; Joh 5,23
10 Wo ihr aber in einer Stadt einkehrt und man euch nicht aufnimmt, so geht auf ihre Straßen hinaus und sagt:
11 ›Sogar den Staub, der sich uns aus eurer Stadt an die Füße gehängt hat, wischen wir ab, damit er euch verbleibt, doch das sollt ihr wissen, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist!‹
12 Ich sage euch: Es wird Sodom an jenem Tage erträglicher ergehen als der betreffenden Stadt!
13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst, in Sack und Asche sitzend, Buße getan (oder: sich bekehrt; Mt 3,2).
14 Doch es wird Tyrus und Sidon beim Gericht erträglicher ergehen als euch.
15 Und du, Kapernaum, wirst doch nicht etwa bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zum Totenreich wirst du hinabgestoßen werden! (Jes 14,13-15)
16 Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.«
 10 Kommt ihr jedoch in eine Stadt, und man verweigert euch dort die Aufnahme, so geht vor die Stadt hinaus ins Freie und sprecht: 11 .Selbst den Staub eurer Stadt, der sich uns an die Füße gehängt hat, schütteln wir ab. Er soll euch verbleiben. Aber das Eine sollt ihr nie vergessen: Die Verbindung mit der Geisterwelt Gottes steht nahe bevor!’ 12 Glaubt mir, es wird an jenem Tage, an dem es sich um die Aufnahme in das Reich Gottes handelt, der Stadt Sodom erträglicher ergehen, als einer solchen Stadt. – 13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen, die in euren Mauern gewirkt wurden, sie hätten zum Zeichen ihrer Bekehrung längst in Sack und Asche dagesessen. 14 Darum wird es Tyrus und Sidon besser ergehen als euch. 15 Und du, Kapernaum – bist du nicht bis zum Himmel erhöht worden? Doch bis zur Tiefe der Hölle wirst du hinabgestoßen werden. – 16 Wer auf euch hört, der hört auf mich; wer euch von sich weist, der weist mich von sich. Wer aber auf mich hört, der hört auf den, der mich gesandt hat.“

Dieser Jesus der Bibel war offensichtlich nicht der Typ, der nachgibt, der, wenn ihm einer grundlos auf die eine Backe schlägt auch noch die die hin hält, und der alle Sünden vergibt.

Das Schwert des inneren Zwiespalts

Zum Schluss die ebenfalls mit dem Suchbegriff “Schwert” gefundene Geschichte mit dem alten Simon, bei der Taufe Jesu, in Lukas 2,25-35:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
25 Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm.
(1.Mose 49,18)
26 Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.
27 Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz,
28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
31 den du bereitet hast vor allen Völkern,
32 ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
(Jes 49,6)
33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde.
34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
(Kap 20,17-18; Apg 28,22; 1.Kor 1,23)
35 – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.
(Joh 19,25)
25 Und siehe, da lebte ein Mann in Jerusalem namens Simeon; dieser Mann war gerecht (= gesetzestreu) und gottesfürchtig; er wartete auf die Tröstung Israels, und heiliger Geist war auf ihm.
26 Vom heiligen Geist war ihm auch geoffenbart worden, er solle den Tod nicht eher sehen, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen hätte.
(oder: den vom Herrn gesandten Messias; vgl. Mt 1,16.)
27 So kam er denn damals, vom Geist getrieben, in den Tempel; und als die Eltern das Jesuskind hineinbrachten, um nach dem Brauch (oder: der Vorschrift) des Gesetzes mit ihm zu verfahren,
28 da nahm auch er es in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
29 »Herr, nun entläßt du deinen Knecht,
wie du ihm verheißen hast (vgl. V.26), im Frieden;
30 denn meine Augen haben dein Heil gesehen (Jes 40,5),
31 das du vor den Augen aller Völker (Jes 52,10) bereitet hast,
32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden (Jes 42,6; 49,6)
und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.«
33 Die beiden Eltern Jesu verwunderten sich über das, was da über das Kind gesagt wurde.
34 Simeon aber segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: »Wisse wohl: dieser ist vielen zum Fallen und (vielen) zum Aufstehen in Israel bestimmt und zu einem Zeichen, das Widerspruch erfährt –
(A.Ü.: Simeon wünschte ihnen dann Gottes Segen.)
35 und auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen –, auf daß aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.«
25 In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon – ein Mann ganz nach dem Herzen Gottes. Dieser wartete mit großer Sehnsucht auf einen Trost für Israel. Er stand unter der Leitung eines heiligen Geistes. 26 Von diesem heiligen Geist war ihm auch offenbart worden, daß er nicht eher sterben werde, bis er den Gesalbten des Herrn gesehen hätte. 27 Auf Antrieb dieses Geistes kam er in dem Augenblick in den Tempel, als die Eltern das Jesuskind hineinbrachten, um die Vorschriften des Gesetzes an ihm zu erfüllen. 28 Da nahm er es auf seine Arme und pries Gott mit den Worten: 29 „Nun rufst du, o Herr, deinen Knecht gemäß deinem Worte in Frieden ab. 30 Meine Augen haben ja dein Heil gesehen, 31 das du vor den Augen aller Völker bereitet hast 32 als ein Licht, das diejenigen an den Tag bringt und zur Herrlichkeit zurückführt, die zu deinem wahren Volke Israel gehören.” 33 Vater und Mutter des Kindes wunderten sich über die Worte, die sie soeben inbetreff ihres Kindes gehört hatten. 34 Simeon sprach ihnen seinen Segenswunsch aus und wandte sich dann an Maria, die Mutter des Kindes, mit den Worten: „Dieser ist dazu bestimmt, daß viele in Israel durch ihn zu Falle kommen und auch viele aufgerichtet werden. Denn die Art seines Auftretens wird auf Widerspruch stoßen. 35 Und das Schwert des inneren Zwiespaltes wird sogar deine eigene Seele durchbohren. So wird die wahre Gesinnung so vieler ans Tageslicht kommen.“

Ich verkneife mir hierzu einen Kommentar und möchte die gegenübergestellten Texte der Bibelübersetzungen für sich selbst sprechen lassen.

4. Advent 2014

Christoph Becker




Römer 13

Kapitel 13, Vers 1 bis 7 des Briefes des Paulus an die Römer ist in fast allen Übersetzungen der Bibel eine extreme Ungeheuerlichkeit.

Fast allen deutschsprachigen Übersetzungen der Bibel ist zu entnehmen, dass

  1.  JEDE Regierung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Gott eingesetzt ist, bzw. war, also auch die Hitlers, Stalins, Pol-Pots, der Islamische Staat und auch die ihrer jeweiligen Gegner, usw. . Es gibt, und gab in den letzten 2000 Jahren,  den meisten deutschsprachigen Bibelübersetzungen,  zur Folge, keine Regierung, die nicht von Gott eingesetzt war oder ist.
  2. Wer sich der staatlichen Gewalt widersetzt, der stellt sich gegen die Ordnung Gottes.  Damit war und ist jeder Widerstand gegen verbrecherische Regierungen nach dem Buchstaben eben dieser Bibelübersetzungen ein Verstoß gegen die Ordnung Gottes und wird auch dem göttlichen Gericht verfallen.
  3. Jede Regierung und ihre Vertreter in den letzten 2000 Jahren standen bzw. stehen demnach im Dienste Gottes und haben verlangt, bzw. verlangen ausschließlich, dass ihre Untertanen das Gute tun.
  4. Deshalb war und ist es notwendig, jeder Regierung der man als Christ gerade zufällig untertan ist, Gehorsam zu leisten und das nicht etwa nur aus Furcht vor der Strafe weltlicher Gerichte, sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb soll man auch steuern zahlen und die Finanzbeamten aller Regierungen seit 2000 Jahren handelten und handeln nur im Auftrag Gottes.

Wer diese Ungeheuerlichkeiten nicht glauben will, lese in seiner Bibel nach.  Römer 13, 1-8, der Einheitsübersetzung der katholischen Kirche  spricht sogar ausdrücklich von “staatlicher Ordnung” und  “staatlicher Gewalt.  Die meisten anderen Bibelübersetzung sprechen von “Obrigkeit”, lassen aber in den Kommentaren keinen Zweifel daran, dass auch sie die “staatliche Ordnung” bzw. die “staatliche Gewalt” meinen.

Hier nun wie schon in meinen Artikel über die Bergpredigt und in meinem Artikel über den Anfang des Neuen Testamentes, die Gegenüberstellung der Texte, von Römer 13, 1-8 in der Lutherbibel von 1984Römer 13, 1-8 in Der Heiligen Schrift in der Übersetzung von Hermann Menge, und der Übersetzung des Neuen Testamentes von Johannes Greber, jenem rebellischen katholischen Pastor aus dem Hunsrück.

Lutherbibel Hermann Menge Johannes Greber
1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet. 2 Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu. 3 Denn vor denen, die Gewalt haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr erhalten. 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. 7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt. 8 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 1 Jedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten (oder: den vorgesetzten Obrigkeiten) untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, ohne von Gott (bestellt zu sein), und wo immer eine besteht, ist sie von Gott verordnet. 2 Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der lehnt sich damit gegen Gottes Ordnung auf; und die sich auflehnen, werden sich selbst ein Strafurteil (= ihre gerechte Strafe) zuziehen. 3 Denn die obrigkeitlichen Personen sind nicht für die guten Taten (= für die, welche recht handeln) ein Schrecken, sondern für die bösen. Willst du also frei von Furcht vor der Obrigkeit sein, so tu das Gute: dann wirst du Anerkennung von ihr erhalten; 4 denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten (= zu deinem Besten). Tust du aber das Böse, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist ja Gottes Dienerin, eine Vergelterin zur Vollziehung des (göttlichen) Zornes (oder: Strafgerichts) an dem Übeltäter. 5 Darum muß man ihr untertan sein, und zwar nicht nur aus Furcht vor dem (göttlichen) Zorn, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb entrichtet ihr ja auch Steuern; denn sie (d.h. die Beamten) sind Gottes Dienstleute, die für eben diesen Zweck unablässig tätig sind. 7 Lasset allen zukommen, was ihr ihnen schuldig seid: die Steuer, wem die Steuer gebührt, den Zoll, wem der Zoll zukommt, die Furcht, wem die Furcht, und die Ehre, wem die Ehre gebührt. 8 Bleibt niemand etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt (Gal 5,14). 1 Allen Geistermächten, denen eure Leitung anvertraut ist, erweiset Gehorsam. Denn es gibt keine euch übergeordnete Geistermacht, die nicht von Gott herkäme. Und die, welche vorhanden sind, wurden von Gott bestimmt. 2 Wer sich also einer solchen Macht widersetzt, stellt sich dem Willen Gottes entgegen. Und die sich widersetzen, ziehen sich dadurch eine Strafe zu. 3 Diese Gebieter braucht man daher nicht zu fürchten, wenn man das Gute tut, sondern bloß dann, wenn man das Böse vollführt. Willst du also zu denen gehören, welche diese Macht nicht zu fürchten brauchen, so tue das Gute; dann wirst du Lob von ihr ernten. 4 Sie ist dir nämlich als Dienerin Gottes zur Vollbrin­gung des Guten zugeteilt. Tust du jedoch das Böse, dann hast du allen Grund zur Furcht. Sie trägt ja nicht umsonst das Strafschwert. Denn als Dienerin Gottes hat sie auch die Aufgabe, das Strafurteil bei dem zu vollstrecken, der das Böse tut. 5 Darum seid gehorsam, nicht bloß aus Furcht vor der Strafe, sondern weil euer eigenes Gewissen euch dazu antreibt. 6 Darum bringet auch gute Früchte zur Reife. Denn jene Mächte sind Beauftragte Gottes, die gerade zu diesem Zwecke bestän­dig bei euch ausharren. 7 Tuet ihnen allen gegenüber eure Schuldig­keit. Fordert der eine Opfer von euch, so bringet sie; fordert ein ande­rer die Ausführung eines guten Werkes, so führet es aus; flößt ein an­derer euch Furcht vor etwas ein, so fürchtet euch davor; zeigt einer euch etwas als wertvoll, so haltet es dafür; 8 ihr bleibt keinem gegen­über in der Erfüllung eurer Pflicht im Rückstand, sofern ihr das Gebot der gegenseitigen Liebe beobachtet. Denn wer seinen Mitmen­schen liebt, hat damit das ganze Gesetz erfüllt.

Bei Johannes Greber ist die “Obrigkeit” offenbar die Stimme des Gewissens, also das Ergebnis von verinnerlichten Moralvorstellungen, die insbesondere durch Gebet und vorsichtiges in sich Hineinhöhren als in der jeweiligen Situation von dem jeweiligen Gläubigen als gut und angemessen erkannt wird. In wieweit es dabei wirklich im Dienst Gottes stehende Geistermächte, bzw. Engel Gottes tatsächlich gibt oder nicht gibt ist an dieser Stelle ziemlich unwichtig.

Wichtig ist aber, dass insbesondere unsere beiden großen Amtskirchen mit ihren Übersetzungen nach den Buchstaben ihrer Bibeln blinden Gehorsam der Gläubigen gegenüber jeder noch so verbrecherischen und abartigen Regierung fordern.

Johannes Greber hat seine Übersetzung 1938 in den USA fertig gestellt. Wenn eigenes Nachdenken nicht gereicht hat, dann war damit doch spätestens seit den 50er Jahren unseren großen Amtskirchen bekannt, dass es für die Verse 1 – 8 des 13. Kapitels des Römerbriefes sehr wohl eine Interpretationsmöglichkeit gab, die mit dem gesunden Menschenverstand, dem Gebot der Nächstenliebe und der Bibel insgesamt vereinbar ist. Trotzdem ist die Übersetzung und Interpretation auch in den neueren  Bibelübersetzungen so wie oben dargestellt.

Die Übersetzung des Neuen Testamentes von Johannes Greber ist in diesem Punkt nach allem was ich herausfinden konnte die Einzige, die mit der Realität der Menschheitsgeschichte und mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar ist.  Die Übersetzung von Hermann Menge, aber auch die englische King James Bibel, lassen meines Erachtens sehr wohl eine Interpretation von Römer 13, 1-8, im Sinne der Übersetzung von Johannes Greber zu.  Dies kombiniert mit gesundem Menschenverstand und einem nüchternen Blick auf die Menschheitsgeschichte, legt nahe, dass der Apostel Paulus an dieser Stelle tatsächlich sinngemäß das gedacht und geschrieben hat, was Johannes Greber mit seiner Übersetzung zeigt.

3. Advent 2014

Christoph Becker

Nachtrag vom 23.12.2014:

Das 13. Kapitel des Römerbriefes enthält ab Vers 8 Ausführungen über die Nächstenliebe und anschließend über den Lebenswandel.  Nachdenken über die Nächstenliebe und auch über die Feindesliebe hat mich zu unerwarteten Ergebnissen geführt und erfordert einen eigenen Artikel.




Der Anfang des Neuen Testamentes

Das Neue Testament beginnt in fast allen Bibelübersetzungen, insbesondere auch in denen der evangelischen und katholischen Kirche faktisch damit, dass Gott ein Wunder gewirkt hat, um zu zeigen, dass er sein Wort NICHT hält.  Und das geht so …

Das Neue Testament beginnt mit dem Evangelium nach Matthäus. Dessen erstes Kapitel beginnt wie folgt ((zu den im Folgenden verwendeten Bibelübersetzung siehe meinen Beitrag Die Bergpredigt )) :

Lutherbibel Hermann Menge Johannes Greber
1 Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.
2 Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.
3 Juda zeugte Perez und Serach mit der Tamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram.
4 Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nachschon. Nachschon zeugte Salmon.
5 Salmon zeugte Boas mit der Rahab. Boas zeugte Obed mit der Rut. Obed zeugte Isai.
6 Isai zeugte den König David.
David zeugte Salomo mit der Frau des Uria……16 Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.
17 Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder. Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.
1 StammbaumA Jesu Christi, des Sohnes (= Nachkommen) Davids, des Sohnes (= Nachkommen) Abrahams:
A) W.: Buch des Geschlechts (oder: der Abstammung oder: des Ursprungs).
2 Abraham war der Vater Isaaks; Isaak der Vater Jakobs; Jakob der Vater Judas und seiner Brüder;
3 Juda war der Vater des Phares und des Zara, deren Mutter Thamar war; Phares war der Vater Esroms; Esrom der Vater Arams;
4 Aram der Vater Aminadabs; Aminadab der Vater Naassons; Naasson der Vater Salmons;
5 Salmon der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab war; Boas der Vater Obeds, dessen Mutter Ruth war; Obed war der Vater Isais (oder: Jesses);
6 Isai war der Vater des Königs David.
David war der Vater Salomos, dessen Mutter (Bathseba) die Frau Urias gewesen war;……16 Jakob der Vater Josephs, des Ehemannes der Maria, von welcher Jesus geboren ward, der da Christus (oder: der Messias, d.h. der Gesalbte) genannt wird.
17 Man sieht: von Abraham bis David sind es im ganzen vierzehn Geschlechter, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn Geschlechter, endlich von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus nochmals vierzehn Geschlechter.
1 Folgendes ist der Stammbaum Jesu, — des Messias, zum Beweis, daß er ein Nachkomme Davids und Abrahams ist. 2 Abraham war der Vater Isaaks, Isaak der Vater Jakobs, Jakob der Vater des Juda und seiner Brüder. 3 Juda war der Vater des Perez und des Serah; ihre Mutter hieß Thamar. Perez war der Vater Hezrons, Hezron der Vater Rams. 4 Ram war der Vater Aminadabs, Aminadab der Vater Nahsons, Nahson der Vater Salmons. 5 Salmon war der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab hieß. Boas war der Vater Jobeds; seine Mutter hieß Ruth. Jobed war der Vater des Isai. 6 Isai war der Vater des Königs David. David war der Vater des Salomo; die Mutter war die Frau des Uria. ……..16 Jakob war der Vater des Joseph; und Joseph war der Mann der Maria; aus seinem Samen gebar sie Jesus, den Messias. 17 Wie man sieht, hat der Stammbaum von Abraham bis David vierzehn Glieder, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn und von der babylonischen Gefangenschaft bis auf den Messias nochmals vierzehn.

Halten wir fest, in allen drei Übersetzungen beginnt das Neue Testament mehr oder weniger klar mit einem von Abraham bis Joseph reichenden Stammbaum.  Die Übersetzung von Johannes Greber ist die Einzige, die in Matthäus 1:16 klar sagt, dass Joseph der leibliche Vater von Jesus ist. Das würde dann auch mit dem Text alten Weihnachtsliedes Es ist ein Ros entsprungen  übereinstimmen, wo es heißt “von Jesse kam die Art“.  Wenn nun aber nicht Joseph, sondern der Heilige Geist, der leibliche Vater von Jesus gewesen wäre, dann hätte Gott bei der Zeugung von Jesus ein Wunder gewirkt, um damit sein Wort zu brechen und außerdem wäre dieser ganze Beginn des Neuen Testamentes völlig sinnlos und irreführend.  Wenn das Neue Testament schon damit anfängt, dass Gott sogar Wunder wirkt, um zu zeigen, dass ER lügt und sein Wort NICHT hält, dann kann man – wenn man nachdenkt – auch den ganzen Rest des Neuen Testamentes und das Christentum überhaupt vergessen.  Ich habe mit der Übersetzung von Johannes Greber allerdings eine elegante Antwort gefunden:

Lutherbibel Hermann Menge Johannes Greber
18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist.
19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.
21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14):
23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.
18 Mit der Geburt Jesu Christi aber verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, stellte es sich heraus, noch ehe sie zusammengekommen (= zusammengezogen) waren, daß sie vom heiligen Geist guter Hoffnung war.
19 Da faßte Joseph, ihr Verlobter, der ein rechtschaffenerA Mann war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, den Entschluß, sich ohne Aufsehen zu erregen von ihr loszusagen.
A) W.: gerechter = rechtbeschaffener (d.h. dem Gesetz und den Propheten treu ergebener), also sittenstrenger Mann.
20 Doch als er sich mit solchen Gedanken trug, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte zu ihm: »Joseph, Sohn (= Nachkomme) Davids, trage keinerlei Bedenken, Maria, deine Verlobte, als Ehefrau zu dir zu nehmen! Denn das von ihr zu erwartende Kind stammt vom heiligen Geist.
21 Sie wird Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen JesusA geben sollst; denn er ist es, der sein Volk von ihren Sünden erretten wird.« (Ps 130,8)
A) Jesus, hebr. Jeschua (ältere Form: Jehoschua = Josua), bedeutet »Gott ist Hilfe oder Rettung«, also = Gotthilf.
22 Dies alles ist aber geschehen, damit das Wort erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt (Jes 7,14):
23 »Siehe, die Jungfrau wird guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden, dem man den Namen Immanuel geben wird«, das heißt übersetzt: ›Mit uns ist Gott.‹ –
24 Als Joseph dann aus dem Schlaf erwacht war, tat er, wie der Engel des Herrn ihm geboten hatte: er nahm seine Verlobte (als Gattin) zu sich,
25 verkehrte aber nicht ehelich mit ihr, bis sie einen Sohn geboren hatte; dem gab er den Namen Jesus.
18 Die Menschwerdung des Messias hatte folgenden Verlauf.
Seine Mutter Maria war mit Joseph verlobt. Vor ihrer Heirat stellte es sich jedoch heraus, daß sie unter Mitwirkung eines heiligen Geistes in Hoffnung war. 19 Joseph war ein gottesfürchtiger Mann und wollte sie nicht der öffentlichen Schande preisgeben. Er entschloß sich daher, die Verlobung in aller Stille auszuheben. 20 Als er über die Ausführung seines Entschlusses nachdachte, gewahrte er im Zustand des Hellsehens einen Geisterboten des Herrn. Dieser sagte zu ihm. “Joseph, Sohn Davids, nimm ohne Bedenken Maria zur Frau! Denn die in ihr erfolgte Zeugung geschah unter Mitwirkung eines heiligen Geistes. 21 Doch der Sohn, den sie gebären wird, ist von deinem Samen; darum sollst du ihm auch den Namen geben und ihn ,Jesus’ (Erlöser) nennen. Denn er ist es, der sein Volk von der Sünde des Abfalls erlösen wird.”22 Dies alles ist geschehen, damit auch hier die Worte in Erfüllung gingen, die der Herr durch den Propheten Jesaja hatte verkünden lassen: ,,Siehe, die junge Frau wird in Hoffnung kommen und einen Sohn gebaren, den man ,Immanuel’ nennen wird,” was in der Übersetzung ,Gott mit uns’ bedeutet.
24 Als die Erscheinung vorüber war, führte Joseph den Auftrag aus, den ihm der Bote des Herrn überbracht hatte. Er nahm Maria
zur Frau. 25 Er hatte solange keinen Geschlechtsverkehr mit ihr, bis sie den ersten Sohn geboren hatte, der aus seinem Samen gezeugt worden war, und dem er den Namen „Jesus” gab.

Johannes Greber schreibt faktisch, dass die Zeugung von Jesus in der Weise geschah, dass Joseph dabei in Volltrance war.  Einfach ausgedrückt, der Heilige Geist, oder ein heiliger Geist, hat die Steuerung über den Körper von Joseph bei der Zeugung von Jesus übernommen. Ob so etwas tatsächlich möglich ist, sollte man erst einmal im Raum stehen lassen. Die Hypothese, dass es möglich ist macht hier jedenfalls Sinn: Bei normalem Geschlechtsverkehr mit Joseph wäre das erste Kind Marias mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % ein Mädchen geworden. Nehmen wir einfach an, dass, weil es ein Sohn werden sollte, der Heilige Geiste, oder ein mit den nötigen medizinisch-wissenschaftlichen Studienergebnissen und Beobachtungen bekannter heiliger Geist die Kontrolle über den Körper von Joseph und über das Timing übernommen hat, um präzise und sicher mit nur einem Anlauf garantiert einen Jungen zu zeugen.

Ich denke das wäre Wunder genug, UND es würde dem Anfang des Neuen Testamentes vernünftig und konsistent machen. Gott hätte sein Wort gehalten.

Interessant ist hier auch, dass ausgerechnet die Einheitsübersetzung der katholischen Kirche dem aufmerksamen Leser über die Fußnoten und Anmerkungen zu Matthäus 1:23 über zwei Ecken indirekt mitteilt, dass man “die Jungfrau” auch mit “die junge Frau” übersetzen kann.

Zu erwähnen ist hier auch, dass Johannes Greber vor seiner Übersetzung des Neuen Testamentes das Buch Der Verkehr mit der Geisterwelt geschrieben hat. Die Ursache waren einige unheimliche Erlebnisse in seiner Pfarrei in der Eifel, und die weiteren Untersuchungen die er daraufhin durchgeführt hat.  Das Buch Johannes Grebers ist mit Vorsicht zu genießen, wie unter anderem das von Prof. Werner Schiebeler verfasste Buch “Johannes Greber sein Leben und sein Werk” zeigt.  Um die Bibel besser –  oder überhaupt –  verstehen zu lernen ist Johannes Grebers Buch aber exzellent.

Ich bin mir keinesfalls siche,r was wirklich wahr ist.  Religion und auch die Kultivierung und Nutzung der paranormalen Effekte und Trancezustände die damit zusammenhängen, sind aber ganz sicher für die Überlebensfähigkeit von menschlichen Gesellschaften in schwierigen Zeiten ein entscheidender Vorteil.

2.  Advent 2014

Christoph Becker