Karl Marx und die Energiesklaven

Anläßlich des 200. Geburtstages von Karl Marx, am 5. Mai 2018, wurde viel über Marx geschrieben und in Trier hat man nun eine von den Chinesen gespendete,  große Statue von ihm aufgestellt. Ein Aspekt, der bei der Diskussion über Marx und sein Andenken, soweit ich feststellen konnte, nicht gesehen wird, ist die Entwicklung der Kosten von Energieleistungen und die davon abhängige Beschäftigung von “Energiesklaven” (de.wikipedia.org/wiki/Energiesklave).Die folgende Grafik zeigt den Anteil des Aufwandes für die Energieproduktion am Bruttosozialprodukt Englands von 1500 bis 2000.  In den jungen Jahren von Karl Marx stieg dieser Anteil in England einige Zeit noch einmal an. Er schwankte dann einige Jahre stärker und sank  seit etwa 1850 bis  2000 immer weiter.

Nicht häusliche Energieaufwendungen, relativ zum Bruttosozialprodukt, in England von 1500 bis 2000.
Quelle: Kapitel 4, “Depletion vs. innovation The fundamental question of sustainability” von Joseph A. Tainter, Deborah Strumsky, Temis G. Taylor, Michelle Arnold, and José Lobo in
Physical Limits to Economic Growth: Perspectives of Economic, Social, and Complexity Science (Routledge Studies in Ecological Economics) (S. 71).

Quelle: http://www.ipp.mpg.de/ippcms/de/pr/veranstaltungen/oeffentlich/archiv/prometheus/doc2000/bartels.pdf

Um eine Vorstellung von der weiteren Entwicklung und der heutigen Situation in Relation zur Zeit von Karl Marx zu geben, habe ich hier die Grafik 7.13 aus der 2018 erschienenen,  2. Auflage von Energy and and the Wealth of Nations – An Introduction to Biophysical Economics von Charles A.S. Hall und Kent Klitgaard eingefügt:

Bild 7.13, Seite 179, aus “Energy and the Wealth of Nations”, 2. Auflg., von Charles Hall und Kent Klitgaard.
Prinzipielle Sicht der Relation des wirtschaftlichen Konzeptes von Hall und Klitgaard und der Hubbert Kurve für den gesamten Ölverbrauch. Die meisten wirtschaftswissenschaftlichen Konzepte wurden während einer Periode steigender Energienutzung entwickelt. Sie könnten in der aktuellen Zeit des Peak Oil (schwankender Energieverbrauch im Bereich des Maximums der Kurve) Probleme mit der Erklärung der wirtschaftlichen Ereignisse haben. Wie werden sie sich in der Zeit zurückgehender Energieverfügbarkeit bewähren?

Der Wirtschaftswissenschaftler William Stanley Jeavons hatte im 19. Jahrhundert die Wichtigkeit und auch die Endlichkeit der Kohlevorkommen erkannt und dazu einiges geschrieben. Auf englischen Seite von Wikipedia fand ich dazu z.B. den Artikel The Coal Question, über das 1865 erschienene Buch The Coal Question; An Inquiry Concerning the Progress of the Nation, and the Probable Exhaustion of Our Coal Mines von William Stanley Jeavons.

Mir ist nicht klar, ob Marx diese Zusammenhänge und auch das Konzept des “Energiesklaven” bewusst waren und ob und wenn ja, wie er sie verarbeitet hat.

Eine sehr gute, deutschsprachige Darstellung zum Thema Energie und Energiesklaven sind die folgenden, kurzen Lektionen  von Chris Martensons Crash Course:

Mein persönlicher Versuch war, in Über den Finanz-Tsunami  zu zeigen, wie wichtig hochwertige Energie ist und wie mit ihrer Hilfe die Produktivität gesteigert wird – oder eben auch, wie ihr Schwinden sich wirtschaftlich auswirken könnte. Die vielleicht eindrucksvollste Darstellung über die Bedeutung des Öls und der fossilen Energieträger habe ich mit der leider nur englischsprachigen Animation Losing our Energy Slaves von Dr. Jack Alpert gesehen.

Alpert geht davon aus, dass nur 600 Millionen Menschen auf der Erde leben können, wenn die fossilen Energieträger in Laufe dieses Jahrhunderts allmählich ausfallen.

Die Beobachtungen und Schriften von Karl Marx und auch das Denkmal von Karl Marx in Trier sollte man jedenfalls auch in dem Kontext des Phänomens der  “Energiesklaven” sehen.

Wer befinden uns nun, wie die Grafik aus  Energy and and the Wealth of Nations – An Introduction to Biophysical Economics  zeigt, in einer Zeit des Umbruchs, in der die Energie wieder teurer und knapper wird.  Man könnte auch sagen, wir sind als Gesellschaft wieder auf dem Weg zurück in die Zeit vor der industriellen Revolution. Die Frage ist, was wir auf diesem Weg zurück ins  Mittelalter mitnehmen, wie wir diesen Weg und das neue Mittelalter gestalten können, oder ober wir vielleicht gewaltsam in ein neues dunkles Zeitalter befördert werden, wie es John Michael Greer in dem in In der Folge der industriellen Zivilisation vorgestellten und teilweise übersetzen Buch beschreibt. Wir werden jedenfalls mehr oder weniger schnell unsere “Energiesklaven” verlieren. Deutschland ist dabei ein Land, das praktisch alle seine Bodenschätze, die bei Beginn der Industriellen Revolution noch vorhanden waren, verbraucht hat. Dabei hat sich die Bevölkerungsgröße und die Bevölkerungsdichte vervielfacht, während die verfügbare Landfläche durch Kriege, Umweltschäden und Bebauung geschrumpft ist. Die Ernährung und die Versorgung mit Wärme im Winter, sind ebenso wie die medizinische Versorgung und der Sozialstaat nur noch mit Hilfe intensiver Nutzung importierter fossiler Energieträger möglich, wobei das Schrumpfen der Importmöglichkeiten in den nächsten Jahren absehbar ist.

Zur zu erwartenden Entwicklung im Bereich der fossilen Energieträger siehe auch meine Artikel:

Die “Energiewende” wird aller Voraussicht nach misslingen. Mindestens aber wird sie zu einer extremen, von der Mehrheit der Politiker und Wähler nicht erwarteten Verarmung der Bevölkerung führen. Zu erwarten ist dabei, selbst dann, wenn es keinen Krieg oder/und Bürgerkrieg geben sollte, eine massive Schrumpfung der Bevölkerung, wobei sich die in US-Militärwerbung: BRD verliert fast 50 Millionen Einwohner bis 2025  vorgestellte Prognose der Deagel-Liste für Deutschland vielleicht, wenn man weiter wie bisher die Gefahren ignoriert,  sogar als zu optimistisch erweisen könnte.

Der Nationalsozialismus als warnender Vorbote

Raub, Plünderung oder Überfallen anderer Länder und das Versklaven und Plündern anderer Völker, damit auch Krieg, war für die nur oder hauptsächlich von Sonnen-  und Windenergie abhängigen Gesellschaften früherer Zeiten die oft einzige und attraktivste Methode zur Steigerung und Erhaltung des Wohlstandes, bzw. zur Beschaffung zusätzlicher Energie und “Energiesklaven”.

Eine andere Möglichkeit,  den Wohlstand einer Gesellschaft in Zeiten knapper Energie zu steigern oder zu stabilisieren war ohne Zweifel die Reduzierung oder Begrenzung der gesellschaftlichen Komplexitätskosten durch Bildung monoethnischer, monokultureller Gesellschaften.

Die Nationalsozialisten in Deutschland und auch das imperialistische Japan haben diese klassischen Methoden der Steigerung und Stabilisierung des Wohlstandes entschlossen angewendet. Sie sind dabei nur gescheitert, weil ihre Gegner die gigantischen Ölvorkommen der USA nutzen konnten (siehe Blut für Öl). Die heutige Ächtung und Verurteilung der Versuche der Nazis und des imperialistischen Japans, den Wohlstand ihrer Bevölkerung zu steigern oder zu stabilisieren machte und macht Sinn, wenn und solange es genug Energie und Rohstoffe für alle gibt – wie die UN-Menschenrechtscharta das suggeriert und wie man es bei deren Verfassung wohl auch allgemein glaubte.

Lassen wir den ideologischen Schnörkel einfach weg und betrachten das Deutschland der Nazis aus Sicht der Entwicklung im Sektor “Energiesklaven”. Auf diese Weise können wir erkennen, dass in diesem Jahrhundert wahrscheinlich alle Industriegesellschaften, und nicht nur diese, in die Versuchung kommen werden, die Methoden und Problemlösungen der Nationalsozialisten neu zu erfinden und anzuwenden.

Die Kohleförderung in England hatte 1913 ihr Maximum (= englischer Peak Coal) erreicht, was sich auch auf den Friedensvertrag von Versailles ausgewirkt haben dürfte. In Deutschland ist die Situation nicht ganz so klar:

Die Kohleproduktion ist im 1. Weltkrieg und kurz danach eingebrochen. Ab etwa 1925 stieg sie wieder, um dann wieder im Rahmen der Weltwirtschaftskrise und noch einmal gegen Ende des 2. Weltkrieges einzubrechen. Aus aus der Sicht der deutschen Bevölkerung gesehen kommt hier aber folgendes hinzu:

Der verlorene 1. Weltkrieg und der daraus resultierenden Vertrag von Versailles mit seinen Folgen bewirkten faktisch eine Steigerung der Energieproduktionskosten.

Das heißt, man musste zur Energieproduktion (Kohleproduktion, sowie Land- und Forstwirtschaft) zusätzlich zu der für die Produktion ohnehin nötigen Energie nun auch noch die Energielieferungen abzweigen, die durch das Verlieren des 1. Weltkrieges nötig wurden. Die für die Erzeugung und Erhaltung von Wohlstand verfügbare Nettoenergie der deutschen Bevölkerung wurde entsprechend vermindert. Der Effekt war dem sehr ähnlich, was Deutschland und allen anderen Ländern  West- und Nordeuropas, aber auch China, Indien, Japan und den USA in den nächsten Jahren und Jahrzehnten  erfahren werden.

Hitler und seine Nazis befanden sich also in Sachen Energieknappheit in einer Situation, die derjenigen sehr ähnlich ist, die die meisten Staaten der Welt  in den 20er und 30er Jahren des 21. Jahrhunderts erleben werden. Wir können damit das 3. Reich als ein Experiment betrachten, mit dem Problemlösungen für eine im 21. Jahrhundert häufig anzutreffende Situation durchgespielt wurden.

Hitlers Methoden und Problemlösungsversuche sind bekannt. Dass Hitler keinen Erfolg hatte, lag daran, dass seine Gegner noch über reichlich sehr hochwertige Energie verfügten UND es lag natürlich auch daran, dass viele seiner Gegner sehr entschlossen und tapfer gekämpft haben.

Wenn Hitlers Gegner die relative Einsatzfähigkeit und Kampfkraft der heutigen Bundeswehr und anderer westeuropäischer Nato-Staaten gehabt hätten, hätte Hitler gewonnen. Wenn Hitlers Gegner ähnlich unter Energieknappheit gelitten hätten wie die Streitkräfte und die Wirtschaft Deutschlands, dann hätte Hitler den Krieg auch gewonnen.

Gründe für Hitlers anfängliche Erfolge waren auch seine Erfolge im Umgang mit den Komplexitätskosten. Hitler konnte unter anderem viele Auflagen des Versailler Vertrages aufheben und damit die verfügbare Nettoenergie der Deutschen steigern. Heute könnten EU-Staaten z.B. die EU verlassen und sich damit die mit der EU-Mitgliedschaft verbundenen Komplexitätskosten sparen. Mit der Mitgliedsschaft in anderen internationalen Organisationen könnte ähnlich verfahren werden.

Innerhalb der Staaten und Streitkräfte könnte man von der Wehrmacht lernen, wie Martin van Creveld gezeigt hat (siehe Von der Wehrmacht lernen).

Das heißt, die EU und viele andere internationale Organisationen und Institutionen werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten  zwangsläufig verschwinden, weil sich die Einsicht durchsetzen wird, dass die Energie, die die Aufrechterhaltung dieser Institutionen nötig ist besser anderweitig verwendet wird. Die Frage ist nicht dass, sondern wie diese Institutionen aufgelöst werden.

Ich denke, dass die “Kampf gegen Rechts”-Kämpfer und die Vertreter der politischen Korrektheit sich dieser Zusammenhänge und damit auch der tatsächlich in diesem Jahrhundert drohenden Gefahren nicht bewusst sind. Man würde gut daran tun, rechtzeitig die unvermeidbaren Entwicklungen zu erkennen und über zivilisierte und erträgliche Wege und Möglichkeiten zu diskutieren.

Fazit

Karl Marx, den Kommunismus und auch den Nationalsozialismus sollte man vielleicht auch einmal aus der Sicht der Entwicklung der Verfügbarkeit von “Energiesklaven” sehen. Zur Zeit von Karl Marx war diese Entwicklung unstetig und zeitweise auch negativ, insgesamt war sie etwa ab 1860 positiv. Heute ist diese Entwicklung wieder unstetig und es ist absehbar, dass die Verfügbarkeit von Energiesklaven in Zukunft stetig abnehmen wird.

Der Nationalsozialismus war vor allem auch eine Antwort auf die durch das Verlieren des 1. Weltkrieges und Peak Coal ausgelöste Schrumpfung der Zahl der für die Deutschen verfügbaren “Energiesklaven”. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Härte alle Industriestaaten in eine ähnliche oder schlimmere Situation bringen als diejenige, die Hitler an die Macht gebracht hat.

Als Abschluss möchte ich hier auf zwei sehr aktuelle, aber leider nur englischsprachige Informationsquellen hinweisen, die großen Realismus mit vorsichtigem Optimismus verbinden. Wenn man all die Beteuerungen mit Blick auf das 3. Reich (“nie wieder”, “Kampf gegen Rechts” usw.) wirklich ernst nehmen will, könnte es hilfreich sein, sich mit diesen Informationen zu befassen und eine ernstere, realistischere Diskussion anzustreben. Der Glaube an Die Götter des technischen Fortschritts führt nämlich in die Irre, weil der Fortschritt eine auf Dauer stetige Zunahme der Verfügbarkeit hochwertiger Energie bei gleichzeitig sinkenden Preisen für die Energiedienstleistungen voraussetzt, die es voraussichtlich nicht mehr geben wird – es sei den Bill Gates gelingt das Vorhaben mit den Thoriumreaktoren (siehe Bill Gates, Vaclav Smil und mehr). Hier also die zwei Informationsquellen:

Nate Hagens hat diesen Vortrag an einer amerikanischen Universität gehalten. In den letzten Tagen habe ich allerdings auch zwei erschütternde deutschsprachige Artikel über den Niedergang der amerikanischen Universitäten gelesen, was die Hoffnungen dämpft:

  • Der ultimative Idiotentest vom 5. Mai 2018, auf Luisman’s Blog.
  • US-Bildungssystem und westliche Zivilisation gerade im Zusammenbruch? vom 4. Mai 2018 auf Hadmut Danisch Ansichten eines Informatikers. Danach sind  31 % der amerikanischen College-Absolventen (also der Bachelors) nicht in der Lage, “ein komplexes Buch zu lesen und zu verstehen” und 40 % der Studenten hätten im ganzen Studium eigentlich nichts gelernt. Viele haben sogar Probleme, Zeitungsartikel zu lesen und zu verstehen, oder Preise für Lebensmittel im Supermarkt zusammenzurechnen.

Nate Hagens spricht geschickt auf die psychologischen Hintergründe und Veränderungsmöglichkeiten an. Sein roter Faden  dabei ist dieses Mal die Botschaft, dass die Welt nicht schwarz oder weiß ist, sondern das die Realität sich irgendwo zwischen diesen Extremen abspielt und zugleich von vielen Faktoren abhängig ist. Dazu versucht er 40 kontinuierliche Spektren zu präsentieren und jeweils kurz zu erklären.  In einer Welt, die sich auf Situationen zu bewegt, in denen der Geist und die Lösungsansätze der Nazis in vielen Völkern und Gesellschaften auf die eine oder andere Weise große Zustimmung finden können, könnte es hilfreich sein, wenn man unter anderem auch die Präsentationen von Nate Hagens mehr beachten und diskutieren würde als das bisher der Fall ist.

Kelberg, den 12. Mai 2018

Christoph Becker




Die EDEKA Weihnachtswerbung

Die Reaktion der Leiterin der Landeszentrale  für politische Bildung in Hamburg, auf den eigentlich gut gemachten  EDEKA-Werbeclip zur Vorweihnachtszeit  2016 ist auf den ersten Blick, aus der Sicht eines Bürgers und Steuerzahlers, deprimierend, aber dank der vielen lustigen Kommentare dazu dann doch auch wieder erheiternd.

Hier zunächst der EDEKA-Weihnachtsclip. Man beachte die Autokennzeichen. Für mich, wie wohl auch für die Hersteller des Werbeclips sind die Autokennzeichen nur visuelle Verstärker des von der der Sprecherin gesagten. Die Sprecherin und fiktive Mutter und Hausfrau verwendet ständig, im Zusammenhang mit den Weihnachtsvorbereitungen, das Wort “muss”. Die wesentliche Aussage des Clips ist mit dem Wort “soll” verbunden. Sie weiß bei alle den vielen “muss”  nämlich, dass sie sich Zeit für ihre Kinder und Familie nehmen “sollte”, statt zu tun was sie tun “muss”. Der Clip entspricht durchaus meiner eigenen Erinnerung an die Vorweihnachtszeit in meinem Elternhaus. Der Hashtag bzw. Titel des Films heißt auch #Zeitschenken.

Diese offenbar wahnsinnige Chefin der Hamburger Zentrale für politische Bildung konnte diese einfache, naheliegende, dem realen Leben entsprechende, wohl nicht nur mich mit einer gewissen Trauer an die eigene Kindheit und Jugend erinnernde Botschaft des Werbeclips, nicht erkennen und hält den neuen EDEKA-Werbeclip offenbar allen Ernstes für eine von versteckten Nazi-Symbolen strotzende rechtsradikale Werbung.

Hier nun der Clip und darunter einige Links zu Artikeln zu diesem Clip. Man beachte auch die vielen oft sehr lustigen Leser-Kommentare unter den jeweiligen Artikeln.

Zu zur Symbolik der Autokennzeichen

Um die Autokennzeichen zu erkennen kann es sinnvoll sein den Clip in HD mit maximaler Auflösung und im Vollbildmodus anzusehen.

In Filmposition [0:06] bis [0:7] ist kurz ein Volvo mit Kennzeichen MU-SS 420 zu sehen. SS ist als eine der in Deutschland verboten Buchstabenkombinationen . Es handelt sich also ganz sicher um ein Phantasiekennzeichen, wie man mit etwas googeln herausfindet. Nur ein extrem krankes für Führungspositionen nicht geeignetes Gehirn, das nicht [mehr] ausreichend gute Symbole mit Hilfe des Kontextes erkennen und einordnen kann, wird hier an  Naziwerbung und Hitlers Geburtstag denken. Normale, gesunde deutsche Gehirne von deutschen Muttersprachlern werden hier unbewusst   das Wort “muss” von müssen in Kombination mit dem Datum von Heiligabend registrieren, weil   24 auf  Deutsch    “vier – und – zwanzig” gesprochen und gehört wird. Der Volvo könnte hier noch als Symbol für Sicherheit, Geborgenheit und Familienfahrzeug gesehen werden. Er ist zugleich ein nordisches (schwedisches) Fahrzeug, was bei dem einen oder anderen lange gemütliche Winterabende und vielleicht auch das Wort “hugelig” assoziiert, mit dem die skandinavisch-germanischen Sprachen Gemütlichkeit und sich ins besondere auch zuhause in Gesellschaft von Familie und Freunden wohlfühlen verbinden.

Bei Clipposition [0:33] ist ganz kurz das Auto das noch neue Winterreifen bekommen soll von hinten zu sehen. Es hat das Kennzeichen SO – LL 3849, was ich aber überhaupt nur durch Umschalten höchste Bildqualität und Vollbildmodus, und durch Anhalten des Films erkennen konnte. Bei normalem ansehen des Clips konnte ich dieses Kennzeichen nicht erkennen.  Auch in diesem Kennzeichen ist aber vielleicht tatsächlich absichtlich eine Botschaft für der Unterbewußtsein versteckt. Nämlich das Wort “soll” im Sinne von sollte und sollen, kombiniert mit Zahlen die das Unbewußte mit Familie, älter werden, Kinder aus dem Haus und vielleicht auch Tod und “dann ist es zu spät” verbinden kann.

Zum Thema Fernsehwerbung empfiehlt sich an dieser Stelle das Interview mit dem ehemaligen Werbefachmann Jerry Mander, das ich in der Liste der Interviews in meinem  Beitrag  Der Film What a Way to Go verlinkt habe. Mander hat das auch ins Deutsche übersetzte, schon 1979 erschienen Buch  Schafft das Fernsehen ab. Eine Streitschrift gegen das Leben aus zweiter Hand geschrieben. Ich habe dieses Buch noch nicht gelesen, aber jetzt, anlässlich dieses  Artikels,  habe ich es mir gerade zumindest schon einmal bestellt.

Andere Kommentar zum EDEKA-Weihnachtswerbeclip 2016

Die Leserkommentare unter den ersten drei der oben aufgezählten Quellen fand ich teilweise sehr lustig. Insgesamt finde ich es aber sehr erschütternd und deprimierend, dass eine Landeszentrale für politische Bildung von einer derart wahnhaften Frau geleitet wird, die  die oft etwas traurige Problematik, die  gerade mit der Vorweihnachtszeit in Deutschland verbunden ist, nicht zu kennen scheint, und die stattdessen einfach nur noch überall Nazis und Nazisymbole sieht, die nüchtern betrachtet in der Realität völlig irrelevant sind.

Von einer Landeszentrale für politische Bildung und deren Leiterin  würde ich statt der mit dieser Kritik an der EDEKA-Weihnachtswerbung öffentlich gezeigten Verrücktheiten und Wahnvorstellung erwarten, dass sie sich damit beschäftigt, die wirklichen Bedrohungen unserer Zeit auch für Schüler und “einfache” Bürger, Politiker und Journalisten verständlich darzustellen.

Ich denke da z.B. an den  Freihandelstrugschluss, den John M. Greer in seinem sinniger Weise ebenfalls am 23.11.2016, veröffentlichten exzellenten Essay The Free Trad Fallacy erläutert hat. Am selben Tag hat übrigens die deutsche Bundeskanzler einmal mehr den üblichen Stuss vom Freihandel und der Globalisierung verbreitet und damit gezeigt, dass sie schlicht und ergreifend als Kanzlerin “eines so reichen Landes wie Deutschlands” nicht geeignet ist: Merkel im Bundestag„Offenheit bringt uns mehr Sicherheit als Abschottung“, Artikel in der FAZ (online) vom 23. 11.2016.

Bei Aufgaben für eine Landeszentrale für politische Bildung denke ich auch an John Ralston Sauls Buch, das 2005 mit dem Titel  The Collapse of Globalism: And the Rebirth of Nationalism     (dt. Der Kollaps der Globalisierung: Und die Wiedergeburt des Nationalismus) erschienen ist, das ich in Das Ende der Globalisierung vorgestellt hatte. Der Bildungsbedarf ist gerade in Hamburg wirklich sehr groß, wenn man an die dort beheimateten Wochenzeitungen denkt, die immer noch in der Märchenwelt der Globalisten gefangen sind und die von “Globalisierungsängsten” fabulieren und sich für rational halten, während die Realität wohl doch eine sehr andere ist. Die rationalen Argumente und die harten Fakten zeigen klar, dass die Globalisten eher eine irre fundamentalistische Sekte sind, die sehr extreme Schäden angerichtet haben. Eine Landeszentrale für politische Bildung hätte z.B. schon seit über 10 Jahren die Bevölkerung darüber aufklären können, dass das Geschwätz von den angeblichen Vorzügen des  Freihandels und der Globalisierung aus einer ganzen Reihe von rationalen Gründen ziemlich irre ist.

Faschismus

Eine Landeszentrale für wirklich politische Bildung würde zum Thema “Faschismus” vielleicht z.B. auch einmal mit dem Begriff “fascism” auf John Michael Greers Blog  thearchdruidreport.blogspot.comm  und auf TheBurningPlatform.com suchen, und mit dem was man dort findet zur EU und BRD passende Broschüren und Lehrmaterialien erstellen. Aber das trauen die sich nicht, weil der Faschismus längst wieder da ist und den von den Landezentralen für politische Bildung betriebenen “Kampf gegen Rechts” nur als Ablenkung von den wirklichen Faschisten  betreibt. Ich zitiere hier zunächst die ersten Absätze des ersten Artikels den ich mit der Suche nach “fascism” auf TheBurningPlatform.com gefunden habe:

Fascism: A Bipartisan Affliction (dt.: Faschismus: Eine Parteiübergreifende Heimsuchung) von Ron Paul, vom 14. Juni 2016:

Wenn die Neokonservativen und Progressiven wirklich verstehen würden was Faschismus ist, würden sie aufhören dieses Wort als Schimpfwort zu benutzen. Der Grund ist, dass beide Gruppen, ebenso wie die meisten Politiker und Kommentatoren sich faschistische Ideen und Politiken zu eigen machen.

Die den Faschismus auszeichnende Charakteristik ist, dass es sich um eine “gemischte Ökonomie” handelt.  Anders als Sozialisten und Kommunisten, die versuchen das private Geschäft abzuschaffen kämpfen die Faschisten dafür die Geschäftswelt in privaten Händen zu lassen. Stattdessen benutzen die Faschisten Vorschriften, Mandate und Steuern um die Geschäftswelt zu kontrollieren und die Wirtschaft zu betreiben und zu ruinieren. Ein faschistisches System ist eines, wo private Geschäfte Politikern und Bürokraten dienen, statt den Konsumenten zu dienen. Passt die moderne amerikanische Wirtschaft nicht zu dieser Definition des Faschismus?

Faschismus nützt den großen Unternehmen, die es sich, anders als ihre kleineren Konkurrenten, leisten können den Verordnungen der Regierung zu folgen. Große Unternehmen die mehr politischen Einfluss haben als Unternehmer und kleine Betriebe, profitieren außerdem  signifikant (besser) von öffentlichen Subventionen. Um ihre Macht zu erhalten finanzieren die großen Unternehmen den “tiefen Staat” (“deep state) – das Netzwerk aus Lobbyisten, Journalisten, Denkfabriken, Bürokraten und Parlamentsmitarbeitern, die hinter den Kulissen arbeiten um die Regierung zu formen.

John M. Greer hat sich im Februar 2014 umfassend in drei langen Artikeln mit dem Thema Faschismus befasst. Danach sind Faschismus, Faschist und Nazi zunächst einfach nur Schimpfwörter die von Leuten verwendet werden, die einfach nur ihr Missfallen ausdrücken wollen, und die dabei keine Ahnung davon haben was mit diesen Worten wirklich gemeint ist.

In dem ersten Teil,  Fascism and the Future, Part One: Up From Newspeak erklärt Greer auch, dass faktisch alle westlichen Staaten nach dem 2. Weltkrieg die für den Erfolg der NSDAP entscheidenden Elemente der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik übernommen haben. Zitat:

Die Nationen des Westens, die den Nationalsozialismus in Deutschland besiegt haben, haben prompt die wichtigsten Elemente seiner Wirtschaftspolitik übernommen, die die Hauptquelle seiner Anziehungskraft für die Massen war, um jedem Versuch vorzubeugen, dass er sich in der Nachkriegszeit wiederbelebt. Genau genommen, in Sinne der Bedeutung des Wortes Nationalsozialismus vor dem zweiten Weltkrieg, ist der Nationalsozialismus heute eine der zwei Standardversionen der politischen Ökonomie. Die andere ist der Liberalismus. Und es ist eine andere Ironie der Geschichte, dass in den Vereinigten Staaten die Partei die das Wort “liberal” am meisten hasst ein perfektes Sinnbild einer liberalen Partei ist, in dem Sinne wie der Begriff “liberale Partei” damals verstanden wurde. (( Interessant ist hier vielleicht auch, dass Deutschland damit dann,  wie  Greer  in seinem Buch  “Decline and Fall”  argumentiert,  nach dem zweiten Weltkrieg faktisch doch noch den Krieg in Europa mit Hilfe der EU gewonnen hat. Siehe Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann ))

D.h., der Westen hat von den Nazis wichtige Teile des Wirtschaftsmodells übernommen (und Deutschland hat jede Menge Gesetze der Nazis übernommen), aber eine Autokennzeichen ” MU-SS 420″ in einem Werbclipp in dem das Wort “muss” sehr wesentlich ist und ständig wiederholt wird, versetzt die Leiterin einer Landeszentrale für politische Bildung in helle Aufregung, weil sich jemand dadurch an die SS und den Führergeburtstag erinnert fühlen könnte.

Greer schreibt dann, dass und wie das Bild des Faschismus nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurde – und er schreibt was das für Konsequenzen haben kann. Ich zitiere dazu letzten Absatz seines ersten Artikels über den Faschismus, vom Februar 2014:

Die Nachteile dieser Verzerrung sind nicht auf eine Unfähigkeit zum historischen Verstehen begrenzt. Wenn eine richtige faschistische Bewegung, entsprechend dem Standard des Faschismus wie er wirklich war, im heutigen Amerika erscheinen würde, dann ist es eine sichere Wette, das niemand außer einigen Historikern diese Bewegung als das erkennen würde was sie ist. Was noch dazu kommt ist, dass es eine ebenso sichere Wette ist, dass viele jener Leute die denken dass sie gegen Faschismus sind – selbst, oder sogar besonders jene die glauben dass sie etwas erreichen in dem sie irgendwo “Faschismus” (in D wohl auch “Nazi)  auf eine Betonwand sprühen – die ersten wären, die in so einer Bewegung jubeln und hinter deren Fahnen Aufstellung nehmen. Wie und warum das passieren könnte wird der Gegenstand der nächsten zwei Artikel Artikel sein.

Was mich bei alledem am meisten beunruhigt, ist dass der zweite Weltkrieg gerade aus Sicht der Nazis in erster Linie auch ein Ressourcenkrieg war, und dass – wie Christian Gerlach gezeigt hat – der eigentlich Hauptantrieb der Vernichtungspolitik der Nazis wohl die Angst vor der Wiederholung einer das System destabilisierenden Hungersnot wie jener des ersten Weltkrieges war. Im ersten Weltkrieg sind in Deutschland nur ca. 800 Tausend Menschen an Unterernährung gestorben.  Dazu kamen noch 350 Tsd. Tote durch die Spanische Grippe, von denen man annimmt, dass sie teilweise auch eine Folge der Schwächung durch den Hunger waren. Wenn es heute in Zusammenhang mit einem Krieg zu einer Hungersnot kommt, könnten leicht 50 bis 70 Millionen Menschen in Deutschland in relative kurzer Zeit  an Unterernährung und deren Folgen sterben. Ein sehr wesentlicher Grund wäre dann der reale “Faschismus”, dessen Folge die Industrialisierung der Landwirtschaft und deren totale Abhängigkeit von Industrieprodukten ist.

Aber auch ganz ohne Krieg, bringt die Zukunft Probleme durch die der Wohlstand, die innere Sicherheit und auch die Ernährung der Bevölkerung in Deutschland sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit rapide verschlechtern werden. Nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern wohl in den nächsten 5 bis 10 Jahren. Aber die Chefin einer Landeszentrale für politische Bildung hat nichts Besseres zu tun, als vom Kontext her vernünftig und gut ausgewählte, harmlose Autokennzeichen in einem wirklich sehr gut gemachten Werbespott als unterschwellige Nazi-Propaganda zu erkennen und anzuprangern.

Wer ernsthaft etwas gegen eine Wiederholung der schrecklichen Seite des Nationalsozialismus tun wollte, würde eine realistische Energiepolitik betreiben und zuerst und vor allem die Nahrungsmittelversorgung, die Nahrungsmittelproduktion und die Bodenqualität mit Blick auf die Zeit nach dem Öl und auch auf die vorher zu erwartenden Krisen und Kriege optimieren.

Ich habe einige Landwirte gefragt, wie sie in einer Zukunft  ohne Diesel und ohne von Importen aus fernen Ländern abhängige, eine funktionierende hochkomplexe Infrastruktur erfordernde, Industrieproduktion, genug Nahrungsmittel für die Versorgung der Bevölkerung produzieren könnten. Immerhin sei die Bevölkerungsdichte heute um ein Vielfaches höher als vor der industriellen Revolution. Die Antwort ist dass sie es nicht wissen.    Was wird hier los sein, wenn nur noch ein Bruchteil des erforderlichen Tagesbedarfs an Lebensmitteln verfügbar ist?

Die EDEKA-Weihnachtswerbung 2016 sollte man im Übrigen auch von dem Hintergrund und in der Tradition der Edeka-Weihnachtswerbung 2015 sehen:

Kelberg, den 2. Dezember 2016

Christoph Becker