Die Torheit der Pflügenden und die Geschichte

1943, als die Mordmaschinerie der Nazis insbesondere auch aus Furcht vor Engpässen in der Lebensmittelversorgung so richtig in Fahrt kam, erschien in den USA ein kleines Buch mit dem  Titel “Plowman’s Folly” (dt: Die Torheit des Plügenden) von Edward H. Faulkner, das bis heute oft nicht beachtete Einsichten vermittelte, die  den wichtigsten Antrieb für die Massenmorde der Nazis hätte verhindern können. Plowman’s Folly als eines der revolutionärsten Landwirtschaftsbücher gilt. Wenn man dieses kleine Buch, so wie ich es kürzlich getan habe, fast 74 Jahre nach der Veröffentlichung, im Frühjahr 2017,  vor dem Hintergrund der  gepflügten Felder in Deutschland liet und dabei auch an Christian Gerlachs  Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg aus dem Jahre 1998, oder Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg  aus dem Jahr 2001 denkt,  dann bleibt kaum noch Grund zur Hoffunng auf die Lernfähigkeit der Menschen in Deutschland und Europa.

Jedenfalls ist es wohl so, dass die Nazis, wie Christian Gerlach zeigt, die Massenmorde nach 1940 in erster Linie als eine Art Raubmord betrieben haben, bei dem es unter anderem darum ging, unnötige Esser zu  vernichten, um die Ernährungslage im Deutschen Reich zu verbessern, bzw. um eine Hungersnot und eine daraus resultierende Revolution, wie im ersten Weltkrieg, zu verhindern. Siehe auch meinen Blogbeitrag Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg. Gerlach verweist hier insbesondere auch auf den Staatssekretär Herbert Backe im Landwirtschaftsministerium und den Hungerplan der damaligen deutschen Regierung. Ich zitiere hier aus dem deutschen Wikipedia-Artikel  zum Hungerplan:

Am 14. Februar 1940 erklärte Herbert Backe, Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, es drohe der „Zusammenbruch der Ernährungswirtschaft im Laufe des zweiten Kriegsjahres, wie im Jahre 1918“.

Backe, der die Geschäftsgruppe Ernährung im Vierjahresplan leitete, war der Meinung, dass das deutsche Ernährungsproblem mit dem bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion gelöst werden könne. Da aber Berechnungen der Landwirtschaftsführung zeigten, dass größere Überschüsse in der Sowjetunion nicht vorhanden waren, wurde eine Strategie für die Behandlung der sowjetischen Bevölkerung entworfen, um ein Höchstmaß an Nahrungsmitteln aus dem Land zu pressen und gleichzeitig den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg im Osten voranzutreiben. Durch Abtrennen der Zuschussgebiete, insbesondere der großen Industriegebiete, von ihrer Ernährungsbasis sollten alleine an Getreide „Überschüsse“ in Höhe von 8,7 Millionen Tonnen für den deutschen Verbrauch erzielt werden. Nach Einschätzung des Historikers Christian Gerlach war die nationalsozialistische Wirtschaftsführung im Osten ein Instrument der Massenvernichtung.

…..

Sieben Wochen vor dem deutschen Überfall auf die UdSSR am 22. Juni 1941 hieß es in einer Aktennotiz über eine Besprechung von mehreren Staatssekretären und führenden Offizieren der Wehrmacht am 2. Mai 1941 zu den kriegswirtschaftlichen Konsequenzen des geplanten „Unternehmens Barbarossa“:

„1.) Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wird.
2.) Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird.“

Vor diesem Hintergrund ist zu bedenken, dass Deutschland 1939 eine Bevölkerungsdichte von nur 139 Menschen pro Quadratkilometer hatte (Liste der Volkdzählungen) hatte, während es heute 230 Menschen pro Quadratkilometer sind, wobei zu bedenken ist, dass  inzwischen sehr viel Land durch Bebauung und industrielle Nutzung verbraucht wurde und für die land- und forstwirtschaftlicher Nutzung verloren ist.

1940 hatte man jedenfalls in Deutschland, vor dem historischen Hintergrund, trotz der im Vergleich zu heute geringen Bevölkerungsdichte, durchaus zu Recht die Sorge, dass Deutschland ausgehungert werden könnte, wenn nicht sehr krasse Gegenmaßnahmen ergriffen würden.

Was machen wir heute, wenn z.B. ein moderner Blitzkrieg die industrielle Landwirtschaft und die Möglichkeiten zur Einfuhr und Verteilung von Lebensmitteln zerstört, wie das z.B. Peter Pry im vor einem Untersuchungsausschuss im amerikanischen Kongress im Mai 2015 erklärt hat: EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress.

Mein Resümee aus der Lektüre von Faulkners Buch über die Torheit der Pflügenden ist, dass die von den Deutschen im Osten verübten Massenmorde weitgehend hätten vermieden werden können, wenn die deutsche Landwirtschaftspolitik und die Ausbildung der Bauern besser gewesen wäre.

Um so erschütternder finde ich, dass man heute, fast 74 Jahre später, mit drastisch höherer Bevölkerungsdichte in Deutschland noch immer ganz selbstverständlich im Frühjahr jede Menge gepflügte Felder sieht und damit zeigt, dass die Landwirtschaftspolitik in Deutschland und in der EU nach wie vor sehr zu wünschen übrig lässt.

Hier kurz etwas zu Faulkners Hintergrund und Versuchen.

Edward Faulkner (1886 – 1964) war auf einer Farm in den USA aufgewachsen. Sein Vater war ein sehr fortschrittlicher Landwirt. Faulkner hatte zunächst als staatlicher Landwirtschaftsberater gearbeitet. Später war er in der Wirtschaft tätig und hat dann um 1930 ein neues Haus mit ca. 185 qm Garten gekauft, wo er, weil er es so gewohnt war, Gemüse pflanzen wollte. Der Boden seines Gartens bestand aber, wie der zu spät bemerkt hat, aus Bauaushub in Form von Ton, und wäre, wie er schreibt, eher zur Ziegelproduktion als zum Gemüseanbau geeignet gewesen. Faulkner hat dann zunächst in seinem Garten,  auf den Erfahrungen auf der Farm seiner Eltern und seiner Tätigkeit als Landwirtschaftsberater aufbauend verschiedene Versuche zur Verbesserung der Bodenqualität unternommen. Nachdem er in seinem Garten den Boden gut verbessert und gute Ernten erzielt hat, hat er sich eine größere Fläche Land gepachtet um darauf in größerem Stil  seine im Kleinen erfolgreichen Experimente zu wiederholen und um damit die Richtigkeit seiner Thesen zu beweisen.

Das Ergebnis dieser Versuche, kombiniert mit einigem Literaturstudium, war dann das Buch Plowman’s Folly, auf Deutsch “Die Torheit des Pflügenden”. Mir waren verschiedene Hinweise auf dieses Buch und seine grundlegende Bedeutung begegnet.

Aus deutscher Sicht war die Lektüre auch deshalb interessant, weil Faulkner, als im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in den USA geborner und aufgewachsener Landwirt, die anfangs phantastische Fruchtbarkeit der neu für die Landwirtschaft erschlossenen Böden und deren dann rasante Verschlechterung teilweise selber miterlebt hat und teilweise aus den noch frischen historischen Berichten seiner Zeitgenossen kannte.  Im Gegensatz dazu kannten z.B. die Bauern in der Eifel in dieser Zeit nur seit Jahrhunderten von Menschen mit den in Europa üblichen Methoden genutzte und dabei übernutzte, oft sehr schlechte Böden.

Faulker hatte jedenfalls einen anderen Hintergrund als z.B. die Bauern in Deutschland, und er hatte mit seinem anfangs “eher für eine Ziegelfabrik” taugenden, extrem schlechten Boden seines Gartens eine Herausforderung, die krasser war als die der üblichen Böden in Deutschland.

Die Faulkners Problem lösende Einsicht, war letztlich, dass man möglichst viel organische Material in den Boden bringen muss und dass es Sinn macht einzig zu diesem Zweck Pflanzen anzubauen und diese dann in den Boden ein zu arbeiten. Dabei war es wichtig, die Pflanzen eben nicht wie beim Pflügen zu vergraben und mit Erde zu bedecken, sondern sie nieder zu drücken und z.B. mit einer Scheibenegge oder einem ähnlichem Instrument in die Bodenoberfläche zu drücken. Für seinen Garten hatte er sich dazu ein Werkzeug gebaut.  Für seine Felder hatte er eine Scheibenegge modifiziert.

Faulkner geht auf verschiedene Aspekte dieses Vorgehens ein und erklärt wie und warum durch den Verzicht auf das Umpflügen bzw. Umgraben und durch die stattdessen Erfolgende Einarbeitung organischen Materials in die Oberfläche, die Fruchtbarkeit und auch die Wasserspeicherkapazität des Boden massiv gesteigert,  Bodenerosion vermieden, und Schädlings- und Unkrautprobleme vermindert werden können.

Besonders bemerkenswert finde ich,  dass der Fortschritt im Sinne von Edward Faulkners in den letzten mehr als 70 Jahren nun gar nicht so sehr der Einsatz von Maschinen sondern die intelligente Nutzung von Rinden und anderen Wiederkäuern ist.  Siehe dazu meinen Blogbeitrag Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung.

Insbesondere Rinder machen mit ihren scharfen Klauen und ihrem hohen Bodendruck bei intelligentem Weidemanagement und hoher Dichte, im Grunde genau das, was die Scheibenegge bei Edward Faulkner macht: Bei hoher Weidedichte zertrampeln sie 50 bis 70 Prozent des Pflanzenmaterials und drücken dies in die Bodenoberfläche. Dazu düngen sie dann auch noch.

Bestimmte Prinzipien der Landbewirtschaftung wiederholen sich von Edward Faulkners Plowman’s Folly (hier auf eine kostenlose pdf-Version verlinkt), über Allan Savorys Weidewirtschaft (hier Link auf TED-Vortrag mit deutschen Untertiteln), Gabe Browns Komination aus Getreideanbau und Mutterkuhhaltung, und eben auch dem biointensiven Gartenbau nach John Jeavons den unglaublichen Ergebnissen der Singing Frogs Farm der Familie Kaiser:

  • Wurzeln als Futter für Bakterien und Kleinlebewesen im Boden verrotten lassen ist der beste Kompost.
  • Ein großer Teil des organischen Materials (Pflanzenreste!) wird NICHT abgeerntet sondern als Futter für Bakterien und Kleinlebewesen belassen.
  • Ein großer Teil des organischen Materials (Pflanzenreste!) wird bei Sonne als Schattenspender und bei Regen zum Abbremsen von Regentropfen verwendet. Damit wird der Boden vor dem Austrocknen geschützt und es wird die Verdichtung und Errosion des Bodens bei Regen vermieden.
  • Das Land wird faktisch optimal als Sonnenpaneel genutzt. D.h., Sonnenstrahlen werden möglichst optimal für die Photosynthese genutzt.

Man vergleiche das alles mit den oft wochen- und monatelang blank liegenden, umgepflügten Feldern. Dort kann der Boden austrocknen und wenn ein starker Regenschauer kommt wird der Boden weggewaschen, wie ich es in meinem Blogbeitrag Bodenerosion in Maisfeldern nach einem Unwetter im Burgenland mit Fotos dokumentiert habe. Dazu kommt, dass auf umgepflügten Feldern so gut wie keine Photosynthese möglich ist. Die Sonnenstrahlen werden also nicht genutzt oder schaden sogar, anstatt zur Produktion von Biomasse genutzt zu werden, die man zur Verbesserung der Böden braucht – und mit der man, wie Edward Faulkner gezeigt hat, selbst auf einem Boden der zunächst “eher als Ziegelfabrik taugt”,  nach einiger Zeit hohe Erträge erzielen kann.

Wenn man nun bedenkt, dass Hunger, wie der russisch-amerikanische Soziologe Pitirim A. Sorokin in Hunger As a Factor in Human Affairs erklärt, die Menschen alle Werte und Gesetze vergessen und die Menschen zu Bestien werden lässt, dann könnte man annehmen, dass gerade auch  vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte,  2017 in Deutschland unter anderem keine gepflügten Felder mehr zu sehen sind.  Ich habe aber 2017 in Deutschland jede Menge gepflügte Felder gesehen.

Kelberg, den 3. April 2017

Christoph Becker




Türkischer Außenminister prophezeit Krieg in Europa

Die Wochenzeitung Junge Freiheit meldete auf ihrer Internetseite am 16. März 2017: Rede des Aussenministers – Türkei: Bald werden in Europa Heilige Kriege beginnen.  John Xenakis wiederholte und präzisierte  auf seinem Webblog www.generationaldynamics.com am 12. März 2017 anlässlich des Streits der Niederlande mit der Türkei seine Warnung vor einem 3. Weltkrieg:

Wie regelmäßige Leser wissen sagt Generational Dynamics voraus, dass in dem kommenden Weltkrieg des Zusammenstoßes der Kulturen China mit Pakistan und den Sunnitischen Ländern, einschließlich der Türkei verbündet sein wird. Der Westen wird währenddessen mit Indien, Russland und dem Iran verbündet sein. Eine sich wiederholenden Diskussion betrifft die Frage wie sich die europäischen Länder selbst aufstellen werden: Werden sie zu einer Einheit verbünden oder werden sie sich aufspalten und untereinander kämpfen wie in jedem anderen Krieg der Geschichte? Die andauernde Krise mit der Türkei könnte zur Klärung beitragen.

Siehe hier zu auch schon meine Blogbeiträge Neues aus dem Nahen und fernen Osten vom 7. März 2015 und Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik.

Zur Drohung der Türkei mit Heiligen Kriegen könnten auch Operation Troja und EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress hilfreich bzw. inspirierend sein.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Interview mit George Friedemann,  dem Chef von Stratfor, über die militärischen Fähigkeiten der Türkei. Danach könnte die Türkei Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich sogar binnen einer Stunde besiegen:

Eigentlich wäre es Zeit, dass die europäischen Völker mit Anleitung und Hilfe ihrer Berufsarmeen Milizverbände aufstellen und ihren Bürgern auf diese Weise die Möglichkeit geben sich zu bewaffnen und sich auf den Krieg vor zubereiten, der Dank unserer genialen Politiker und Gutmenschen das ganze Land erfassen wird.

Es wäre auch höchste Zeit, dass die Bürger, parallel zur Aufstellung von Milizverbänden, lernen und anfangen eine von der Industrie unabhängige lokale Lebensmittelproduktion auf zu bauen. Ebenso wäre es an der Zeit, dass alte Handwerke und Fertigkeiten wieder gelernt und verbreitet werden, damit die Leute nach einem Ausfall Chinas und des Welthandels  nicht nach kurzer Zeit barfuß und in Lumpen herumlaufen.

Es wäre Zeit, und es würde sehr viel mehr Menschen das Leben retten als in den Vernichtungslagern der Nazis umgekommen sind.  Aber man wird wohl eher nichts tun, weil man ja ein Berufsmilitär hat und weil Deutschland nur von Freunden umgeben ist, weil es schon über 70 Jahre keinen Krieg mehr gab und überhaupt ist Deutschland so gut geschützt und sicher  wie Frankreich 1940 hinter seinem damals hochmodernen und unüberwindlichen Festungssystem der Maginot-Linie.

Kelberg, den 16, März 2017

Christoph Becker




Radioaktives für Gesundheit, Schönheit und Potenz

Indem man auf Google mit “radioaktive Zahnpasta”, “radioaktive Zäpfchen”,  “radioaktive Kondome”, “radioaktive Schokolade”  oder  “röntgen Schuhgeschäft” sucht, findet man mit Blick auf den Fortschrittsglauben einige denkwürdige und zur Vorsicht mahnende Beispiele.

Unter anderem findet dann, dass eine Berliner Firma von 1940 bis 1945 tatsächlich mit Doramat, eine radioaktive  Zahnpasta angeboten und als besonders gut für Zähne und Zahnfleisch beworben hat:

Zitat (Quelle: http://www.mta-r.de/blog/doramad-zahncreme-fuer-strahlend-weisse-zaehne/)

“Doramad” – die radioactive Zahncreme (ca. 1940-1945) Was heutzutage undenkbar ist und sehr naiv anmutet , gab es in den Jahren 1940 bis 1945 wirklich. Doramad – die Zahncreme, die 1940 in Deutschland auf den Markt kam, enthielt Thorium-X – eine Mischung aus Thorium und anderen radioaktiven Substanzen. Die damals neuartige Zahncreme  versprach “strahlend” weiße Zähne und Bakterienabtötung durch radioaktive Strahlung. Sie zählte damals als Meilenstein technischer Errungenschaften und wurde mit den Slogans: Biologisch wirksam  –  Reinigend  –  Keimtötend  –  Erfrischend – “Strahlend”  als „Wunderheilmittel“ angepriesen.

In den Werbebroschüren, die damals den Tageszeitungen beigelegt wurden hieß es unter anderem:  “Die unendlich kleinen Strahlenteilchen prallen auf das Zahnfleisch und massieren es.”  Ein Bestellschein für eine kostenlose Probe war beigelegt, damit sich auch ein jeder von den hervorragenden Eigenschaften des neuartigen Produktes selbst überzeugen könne.

Der Focus hatt dem

Es gab u.a. auch radioaktive Schokolade, radioaktiven Zwieback und radioaktive Zäpfchen:

In diese Kategorie des Fortschrittsglaubens gehört auch das Fluoroskop, das früher in Schuhgeschäften üblich war, und das vor dem Hintergrund der heutigen Röntgenverordnung ziemlich irre erscheint. Dazu ein Link auf einen Artikel vom 12. Januar 2017 auf  SHOEPASSION.com: Schön verstrahlt, aber passgenau – das Fluoroskop. Zitat:

In der Zeit von 1920 bis 1960 kam kein gehobenes Schuhgeschäft ohne ein Fluoroskop aus, in Europa besser bekannt als „Pedoskop“. Mithilfe der Schuh-Röntgen-Apparate überprüften Verkäufer die Passgenauigkeit der Schuhe und erbrachten den bildlichen Beweis, wie der Fuß im Schuh saß. Vor allem Kinderfüße kamen in den zweifelhaften Röntgen-Genuss, um den Nachwuchs nicht etwa in zu enge Fußbekleidung zu zwängen.

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Findige PR-Experten inszenierten das Pedoskop sogar als Garant für die eigene Fußgesundheit – immerhin überführte der Schuhdurchleuchtungsapparat schlecht sitzendes Schuhwerk mit einem bildlichen Beweis. Obwohl Fachleuten zu dieser Zeit längst bekannt war, dass man für die Ermittlung der idealen Passform keinen Röntgenapparat benötigte, sondern lediglich ein Längenmaß und die Einschätzung des Kunden, appellierten ausgeklügelte Werbemaßnahmen an die Angst der Kundschaft vor irreparablen Schäden der Füße. In Zeiten der Depression konzentrierte sich die Verkaufsstrategie dagegen mehr auf die finanziellen Vorteile. Gut sitzende Schuhe wurden nun als Langzeitinvestition vermarktet, die angeblich nur mithilfe der Röntgenapparate identifiziert werden konnten. So kam es, dass zwischen 1920 und 1930 rund 10.000 Fluoroskope in US-amerikanischen Schuhläden im Einsatz waren, für Deutschland sind indes keine genauen Zahlen bekannt.

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Erst als englische Studien 1949 den unwiderlegbaren Beweis erbrachten, dass die Fluoroskope genug radioaktive Strahlung erzeugten, um schwere Schädigungen und tödliche Krebserkrankungen auszulösen, erlosch nach und nach das grünlich-schimmernde Licht in den Schuhgeschäften. Während die USA bereits in den 50er Jahren die Pedoskope aus ihren Schuhgeschäften verbannten, trennten sich deutsche Schuhverkäufer erst Anfang der 70er Jahre von den gesundheitsschädigenden Fuß-Röntgenapparaten. Heute ist bekannt, dass die Strahlenbelastung durch ein Pedoskop rund das 20-fache einer modernen Thorax-Aufnahme betrug.

Was wird man in einigen Jahrzehnten von diesem und jenem halten, was man heute für besonders fortschrittlich und zeitgemäß hält???

Kelberg, den 15. März 2017
Christoph Becker




EMP-Bedrohung – Anhörung im US-Kongress

Alice Friedemann hat am 10. März 2017 auf ihrem Internetblog www.energyskeptic.com mit einer Zusammenfassung auf den Bericht der gemeinsamen Anhörung verschiedener Ausschüsse des amerikanischen Kongresses, vom 13. Mai 2015  mit dem Thema Die EMP-Bedrohung: Der Stand der Vorbereitung für die Bedrohung durch ein elektromagnetisches Impulsereignis (EMP) aufmerksam gemacht.

Der Link auf die Zusammenfassung von Frau Friedemann:  The electromagnetic pulse EMP Threat. May 13, 2015 House of Representatives hearing  (Frau Friedemann ist ein Schreibfehler passiert. In ihrer Überschrift und Linkadresse steht 2005. Der Termin war aber am 13. Mai 2015).

Offener Brief an Präsident Obama wegen EMP-Risiko , in dem eine Reihe von Sicherheitsexperten auf das EMP-Risiko hingewiesen hatte und den ich für meine Webseite übersetzt hatte, datierte auf den 14. Mai 2015, also einen Tag nach der Anhörung vor den Ausschüssen des Kongresses.

Das insgesamt 94-seitige Original des offiziellen Berichtes zu der Anhörung gibt es als pdf-Datei zum Download:

https://oversight.house.gov/wp-content/uploads/2016/04/5-13-15-The-EMP-Threat.-The-State-of-Preparedness-Against-the-Threat-of-an-Electromagnetic-Pulse-EMP-Event.pdf

Ich habe mir das Dokument etwas angesehen.

Zu der gemeinsamen Anhörung der Ausschüsse als Zeugen geladen waren:

  • George Baker, Professor Emeritus, James Madison University, CEO of Baycor
  • Dr. Peter Vincent Pry, Executive Director, Task Force on National and Homeland Security
  • Mr. Mike Caruso, Director of Government and Specialty Business Development ETS-Lindgren

Wesentliche Information:

Mit einem EMP-Ereignis ist nach wie vor zu rechnen. Die USA sind weiterhin so gut wie nicht auf die Gefahr vorbereitet, obwohl

  • obwohl eine Vorbereitung möglich und bezahlbar wäre,
  • obwohl ein EMP-Ereignis das Ende der USA als zivilisierte Gesellschaft und Staat bedeuten könnte,
  • obwohl als Folge eines EMP-Ereignises, je nach Schätzung,  5 bis 9 von 10 Amerikanern binnen eines Jahres durch Hunger, Krankheit und sozialen Kollaps umkommen würden,
  • obwohl verschiedene potentielle Gegner der USA, wie Russland, China, Nord Korea und Iran EMP-Angriffe als Teil ihrer Militärdoktrin  betrachten, planen und vorbereiten.

Wie Alice Friedemann in ihrem am 9. März 2017 veröffentlichten Artikel  The Devil’s Scenario – near miss at Fukushima is a warning for U.S. (dt. Das Szenarium des Teufels – das in Fukushima knapp verfehlt wurde ist eine Warnung für die USA) schreibt, würde ein EMP-Ereignis, das durch einen starken Sonnensturm oder durch Atomwaffen verursacht wird, zumindest in den USA  voraussichtlich zur Kernschmelze in Kernkraftwerken und auch zu große Mengen Radioaktivität freisetzenden Bränden in Brennelementelagern führen. Die Japaner haben in Fukushima demnach noch Glück gehabt. Es hat nicht viel gefehlt und die Katastrophe wäre noch wesentlich schlimmer geworden.

Weitere Aspekte, die mir bei diesem Thema eingefallen sind, Umweltschäden, die nach einer für Monate, Jahre oder für immer nicht mehr reparierbaren Zerstörung der Stromversorgung oder auch durch einen anderweitig ausgelösten gesellschaftlichen Kollaps auftreten würden:

  • Gefahrguttransporte, auf den Strassen, Schienen und Wasserstrassen würden unkontrolliert liegen bleiben, teilweise verunglücken und könnten zumindest nicht mehr entladen werden. Dadurch würde es überall im Land zu Umweltschäden kommen. Teilweise würde es sofort oder kurzfristig zu Schäden kommen, teilweise würde es aber vielleicht Jahre, Jahrzehnte oder noch länger dauern, bis Tanks und Behälter undicht werden und die Gefahrgüter in die Umwelt gelangen.
  • Gefahrgüter in Industriebetrieben, Tankstellen und auch in Privathaushalten könnten nicht mehr weiter verarbeitet oder umweltverträglich entsorgt werden. Dazu kämen Millionen Kraftfahrzeuge und Maschinen, und die in diesen vorhandenen Öl und andere Chemikalien. Auch hier würde die Freisetzung in die Umwelt mal schnell und mal langsam, mal bald und mal später erfolgen.
  • Windkraftanlagen: Es gab in den letzter Zeit über umgestürzte Windräder. Beispiel von Spiegel-Online: Vier Fälle binnen vier WochenExperten suchen nach Ursachen für Windrad-Crashs.
    Ursache war offensichtlich ein fehlerhaft arbeitender Regler für die Verstellung der Rotorblätter. Die Rotorblätter werden normalerweise bei zu starkem Wind, bzw. bei Sturm so eingestellt, dass ihr Windwiderstand minimal ist. Wenn das, wie bei den umgestürzten Windturbinen nicht funktioniert wird die Konstruktion bei Sturm überlastet und das Windkraftwerk stürzt um. Man stelle sich nun vor, dass in Deutschland und seinen Nachbarländern die Stromversorgung  durch ein großes EMP-Ereignis getroffen wird während ein schwacher, aber für die Windkraftwerke ausreichender Wind aus der Hauptsturmrichtung weht. Die Rotoblätter würden dann die für eine Sturm ungünstigste Stellung haben und sie würden diese beibehalten. Nach einem Ausfall der  Stromversorgung wäre es nämlich nicht mehr möglich die Rotorblätter die für Stürme optimale Stellung zu bringen. Als Folge davon würden bei den nächsten kräftigen Stürmen jede Menge Windkraftanlagen wegen Überlastung der Konstruktion umstürzen. Windkraftanlagen die umstürzen, aber auch solche die nicht umstürzen, sondern die einfach nur wegen eines Zusammenbruchs der Gesellschaft nicht mehr gewartet und abgebaut werden können, würden die Umwelt verseuchen. Pro Windkraftanlage rechnet man mit bis zu 700 Liter Getriebeöl, 200 kg Hydrauliköl und bis zu 200 kg Schmierstoffe. Dazu kommen ca. 1000 Liter Transformatorenöl pro Transformator (Quelle: http://www.lfu.bayern.de/boden/bodenschutztage/doc/15.pdf
  • Ein großes EMP-Ereignis würde das Ruhrgebiet  aber möglicherweise auch andere ehemalige Bergbaugebiete z.B. im Saarland, weitgehend unbewohnbar machen (Die Zukunft des Ruhrgebietes). Außerdem würden Schleusen und Sieltore nicht mehr funktionieren, was z.B. an der Nordseeküste zu Überflutungen führen würde.
  • Reparaturen an Fluss- und Seedeichen wäre nicht mehr oder nur noch in sehr geringem Umfang möglich. Es würde daher zu zusätzlichen Überflutungen kommen.
  • In der Luft befindliche Flugzeuge würden voraussichtlich alle oder fast alle abstürzen, was Brände und zusätzliche Umweltschäden auslösen würde.

Alles in Allem würde die land- und forstwirtschaftlich  nutzbare Fläche durch ein großes EMP-Ereignis reduziert.

Ein großes EMP-Ereignis würde in Deutschland nicht nur die verheerendste Hungersnot der europäischen Geschichte und einen völligen Zusammenbruch der staatlichen Ordnung und der Zivilisation auslösen, sondern es würden teilweise sofort, teilweise im Laufe von Tagen, Monaten, Jahren und Jahrzehnten  Umweltschäden ausgelöst die mehr oder weniger große Teile Deutschlands unbewohnbar machen würden. Welche Gebiete wie sehr und wie lange unbewohnbar würden, würde dabei auch von Zufällen abhängen und wäre nur teilweise voraussehbar.

Unsachen von EMP-Ereignissen

Ein EMP-Ereignis kann als Naturkatastrophe in Form eines schweren Sonnensturms kommen. Solche schweren Sonnenstürme haben die Erde in den Jahren  1859 und 1921 getroffen. 2012 hat ein Sonnensturm wie der von 1859 die Umlaufbahn der Erde, aber nicht die Erde selbst getroffen. Man rechnet damit dass solche Sonnenstürme etwa alle 100 bis 150 Jahre die Erde treffen. Ein Sonnensturm wie der im Jahre 1921 würde nach einer Schätzung der amerikanischen Akademie der Wissenschaften heute einen  Schaden von 1 bis 2 Billionen Dollar verursachen und man würde  4 bis 10 Jahre für die Erholung von den folgen des Sturms benötigen. Der Sonnensturm im Jahre 1859 war wohl noch deutlich stärker als der von 1921.

EMP-Ereignisse können auch  mit verschiedenen konventionellen Systemen und mit Atomwaffen ausgelöst werden. Am gefährlichsten ist ein EMP-Ereignis das mit Atomwaffen ausgelöst wird. Dazu sind neben Russland und China auch Länder wie Nord Korea und Pakistan in der Lage. Das Auslösen von EMP-Ereignissen als Teil eines Modernen Blitzkrieges gehört heute zur Militärdoktrin verschiedener Länder.  Dazu ein Zitat aus dem mündlichen Vortrages von Dr. Peter Pry vor den vereinigten Untersuchungsausschüssen:

Zitat Peter Pry:

Zuerst, denke ich, müssen wir verstehen, dass die Bedrohung nicht nur rein theoretisch ist, es ist vielmehr eine reale Bedrohung.
In den Militärdoktrinen Russlands, Chinas, Nordkoreas und Irans plant man einen nuklearen EMP-Angriff gegen die vereinigten Staaten. Wir haben gesehen dass Nordkorea und Iran dies üben, einschließlich des Startens von  ballistischer Raketen von Frachtschiffen auf hoher See. Das gibt ihnen die Möglichkeit eines anonymen EMP-Angriffs. Während der Atomkrise, die wir mit Nordkorea im Jahre 2013 hatten – es war die schlimmste Atomkrise die wir je mit Kim Jong Un hatten –  drohte er während des Nachspiels des dritten illegalen Atomtests, einen Atomwaffenangriff mit Raketen gegen die USA durch zu führen.
In der Mitte der Krise brachte Nordkorea einen Satelliten in eine Umlaufbahn über den Südpol, der das Territorium der USA in einer für einen EMP-Angriff optimalen Höhe und Richtung überquerte, sodass er unsere nationale Raketenabwehr umgehen konnte, und auch so, dass er, wenn er ein Atomsprengkopf wäre, die 48 zusammenhängenden Bundesstaaten der USA mit einem EMP-Feld hätte bestreichen können, was katastrophale Konsequenzen gehabt hätte. Das war der KSM 3 Satellit; der überfliegt uns noch immer, er ist noch immer in seiner Umlaufbahn und überfliegt uns regelmäßig.
Eine andere Sache die verstanden werden muss ist, dass EMP ein Teil, ein größerer Teil, ihrer militärischen Doktrin ist die sie als Revolution in militärischen Dingen betrachten. Dabei handelt es sich im wesentlichen um eine kombinierte militärische Operation mit Cyber-Attacken, physischer Sabotage, konventionellen EMP Waffen und atomaren EMP Waffen als dem entscheidendsten Instrument. Alle würden zusammen und koordiniert in einer neuen Art von Blitzkrieg eingesetzt. Erwarten Sie einen Krieg der im Cyberspace geführt wird um eine Zivilisation auf die Knie zu zwingen. Damit könnte ein gescheiterter Staat wie der Iran  oder Nordkorea theoretisch eine hochentwickelte Gesellschaft wie die unsere zerstören und besiegen.

Dr. Pry erwähnt dann auch, dass die Terrorgruppe Al Qaida im Jemen die gesamte Stromversorgung lahm gelegt und damit den Jemen, also einen ganzen Staat, so destabilisiert habe, dass er damit für die USA als Verbündeter verloren ging. Auch hätten Terroristen in Pakistan 80 % des Stromnetzes abgeschaltet und der Iran habe so etwas mit der Türkei gemacht. Angriffe auf die Stromversorgung gehören jedenfalls zum Repertoire islamistischer Terroristen und Staaten und sie nutzen dieses Mittel als Waffe wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen. In dem Bericht wird auch wieder erwähnt, dass eine EMP-Angriff auf die USA voraussichtlich zwischen 50 und 90 Prozent der Bevölkerung binnen eines Jahre das Leben kosten würde. Dem Bericht ist aber auch zu entnehmen, dass es durchaus möglich und bezahlbar wäre, die Gesellschaft und die technische Infrastruktur auf EMP-Ereignisse vor zu bereiten. Frau Friedemann erwähnt in ihrem Artikel, dass sie bei EMP-Treffen in Großbritannien gewesen sei. Die Briten würden tatsächlich ihr Stromnetz gegen EMP-Angriffe schützen.

In Deutschland würde ein EMP-Ereignis locker 6  bis 12 mal soviele Opfer kosten wie der Holocaust.  Vor diesem Hintergrund wäre es angesichts der anstehenden Wahlen interessant zu wissen, was die im Bundestag vertretenen Parteien und da insbesondere die Regierung Merkel bisher getan haben um eine solche Katastrophe zu verhindern, und was die zur Wahl antretenden Politiker und Parteien tun würden, wenn sie gewählt würden. Wenn es unseren “demokratischen” Politikern und Gutmenschen schon nicht mehr um die Interessen und die Zukunft des deutschen Volkes geht und manche Gutmenschen, wie diese “Bomber-Harris-Do-It-Again-Typen”  den Deutschland sowieso den Untergang wünschen, so wäre es doch zumindest aus Verantwortungsgefühl für die Millionen “Schutzsuchenden” und Ausländer, die man zur Zerstörung des deutschen Sozialstaates ins Land gelockt hat (Buchbesprechung auf philosophia-perennis.com: Sturmreif – Wie die Masseneinwanderung unseren Sozialstaat zerstört), notwendig sich um das EMP-Risiko zu kümmern.  Ein großes EMP-Ereignis würde jedenfalls auch die meisten von “Frau Merkels Gästen” vernichten und es wäre für die Ausländer in Deutschland im Allgemeinen sehr viel schlimmer als eine Bundestagswahl, bei der die NPD zusammen mit der AfD und den Republikanern eine satte 2/3 Mehrheit gewinnen würde. Ein solches Wahlergebnis ist extrem unwahrscheinlich – aber dass so ein EMP-Ereignis irgendwann in den nächsten Jahren Deutschland und Europa trifft ist ziemlich sicher. Zumindest sollte man angesichts der extremen Folgen besser so tun als sei es sicher.

Alice Friedemann hat auf ihrer Internetseite am 7. März 2017 einen Artikel mit dem Titel After a collapse will people grow their own food or plunder others? (dt.: Werden die Leute nach einem Kollaps ihre eignen Nahrungsmittel anbauen oder andere plündern?) veröffentlicht. Darin weißt sie auf einen Blogbeitrag eines anonymem, wahrscheinlich niederländischen Autors hin, der den Webblog thesenecaeffect.wordpress.com betreibt. Am 3. März 2016 wurde dort ein Artikel mit der Überschrift The Neopaleolithic: Hunter-Gatherers of the 21st century (dt.: Die Neuen Altsteinzeitlichen: Jäger und Sammler des 21. Jahrhunderts) veröffentlicht. Nach einer längeren Beschreibung der Gründe der Fragilität der Nahrungsmittelproduktion kommt der Autor zu dem Schluss, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass die Menschen nach einem Kollaps der Industriegesellschaft selber ihre Nahrungsmittel als Bauern und Gärtner anbauen. Wahrscheinlicher sei, dass plündernde Banden das Land durchstreifen und dass Lebensmittel durch Diebstahl und Raub den Besitzer wechseln, so dass es keinen Sinn mache Lebensmittel an zu bauen. Wenn durch Plünderung keine Nahrungsmittel mehr zu bekommen seien, würde die Überlebenden sich durch das Sammeln von essbaren Pflanzen und durch Jagd zu ernähren suchen – die Überlebenden der Industriegesellschaften würden damit auf das Niveau der frühen Steinzeit zurück fallen und wieder Jäger und Sammler werden. Meines Erachtens wird es dann mangels Wild und Haustieren aber auch zu Kannibalismus kommen. In One Second After: Die Welt ohne Strom lässt der Autor William R. Forstchen unter anderem  eine gut organisierte, schwer bewaffnete Bande von Kannibalen brandschatzend, mordend, vergewaltigend und folternd durchs Land ziehen und die kleine Stadt Blackmountain bedrohen. Die von einem alten Oberst geführte Bürgerwehr leistet erbitterten Widerstand und vernichtet dann schließlich diese Bande. In der deutschen Wirklichkeit nach einem EMP-Ereignis würde solchen Banden wohl eher nichts entgegen zu setzen sein – und deshalb macht es in Deutschland auch keine Sinn per Landwirtschaft und Gartenbau zu versuchen lokal nachhaltig Nahrungsmittel zu produzieren.

Wollen die Deutschen und ihre Politiker und Parteien, dass das so bleibt?

Angesichts der anstehenden Wahlen stellt sich die Frage, ob man die wirklich großen Probleme und Gefahren unserer Zeit einfach weiter verdrängen will, oder ob es nicht doch hier und da Politiker und vielleicht sogar Parteien gibt, die vernünftig sind und die rationale, erwachsene Diskussionen führen und Lösungen bieten können.

Hier noch die  Link auf den englischsprachigen  Trailer des Romans One Second After auf Youtube und auf den deutsch synchronisierten Fernsehfilm Die EMP-Bombe –  Impuls zum Blackout. In weitere Literatur zum Thema EMP finden sich weitere Links.

Kelberg, den 11. März 2017

Christoph Becker




Größter Ölfund in den USA seit 30 Jahren reicht global kaum für zwei Wochen

Der Focus meldete am 9. März 2017 mit der  Überschrift 1,2 Milliarden Barrel Riesiger Ölfund vor der Küste Alaskas.  Es handele sich um den größten Ölfund auf amerikanischem Boden seit 30 Jahre. Ich habe kurz recherchiert und nachgerechnet: Meine google-Suche mit “weltölverbrauch pro tag” führte u.a. zu Ölverbrauch weltweit täglich von 1980 bis 2030 (in Millionen Barrel)

Für 2015 wird dort ein täglicher Ölverbrauch von 88 Millionen Barrel angegeben. Für 2030 werden 105 Millionen Barrel geschätzt.

Eine Milliarde hat  1000 Millionen. 1,2 Milliarden Barrel sind also 1200 Millionen. Damit sieht man auch ohne Rechner, dass man bei einem globalen Ölverbrauch von 100 Millionen Barrel pro Tag mit diesem  “riesigen” Ölfund, der “der größte auf amerikanischem Boden seit 30 Jahren” ist,  also gerade mal für 12 weitere Tage Öl gefunden hat.

Mit Taschenrechner oder Smartphone und dem Verbrauch von 2015, also mit 1200 / 88 erhalte ich 13,64 Tage, also knapp zwei Wochen.

Ein einziges Jahr hat aber 52 Wochen. Das der Weltölverbrauch des Jahres 2015 entsprach 26 solcher “riesigen” Ölfelder”. Bezogen auf die Schätzung für 2030, also für 105 Millionen Barrel pro Tag, würde man knapp 32 solcher “riesigen” Ölfelder” benötigen, wie man in den USA nach 30 Jahren nun ein einziges gefunden hat.

Ein wirklich riesiges Ölfeld ist das Ghawar-Ölfeld in Saudi Arabien.

Zitat aus dem Wikipediaeintrag dieses 1948/49 entdeckten Ölfeldes:

Erste Schätzungen gingen davon aus, dass Ghawar insgesamt 170 Milliarden Barrel Öl enthält und etwa 60 Milliarden förderbar sind. Folgende Schätzungen über die förderbare Menge an Erdöl in Ghawar variierten zwischen 70 und 170 Gigabarrel. Saudi Aramco gab bekannt, dass in Ghawar bis April 2010 bereits 65 Milliarden Barrel Öl gefördert worden seien.[1] Gleichzeitig gab man bekannt, dass ursprünglich über 100 Milliarden Barrel an förderbaren Reserven in dem Feld enthalten gewesen seien.

Das Ghawar-Feld war ursprünglich also über 100 mal größer als das nun vom Focus gemeldete “riesige” Ölfeld.

Das vom Focus nun gemeldete Ölfeld soll ab 2021, also nach immerhin noch rund 4 Jahren wohl nicht ganz billiger Vorbereitung, 120.000 Barrel pro Tag liefern. Das Ghawar-Feld liefert ungefähr 5 Millionen Barrel pro Tag. Das ist mehr als das 41-fache dessen was dieses “riesige” neue Ölfeld in Zukunft voraussichtlich liefern kann.

Eine Frage die beim Lesen (und Schreiben!) von Berichten über die  Entdeckung und Erschließung neuer Ölvorkommen heute auch gestellt werden sollte ist die nach dem voraussichtlichen Netto-Energie-Ertrag und auch nach dem Netto-Öl-Ertrag.

Das so euphorisch vom Focus und anderen Quellen als “riesiges” neues Ölfeld gemeldete Feld liegt  “vor der Küste Alaskas”. Das heißt es liegt, im krassen Gegensatz etwa zum Ghawar-Feld,

  • im Salzwasser. Das heißt man muss korrosionsbeständigere, teurere Materialien verwenden. Teuerer heißt hier auch dass die Herstellung der Materialien und das Finden der Rohstoffe für diese Materialien mehr Energie und auch mehr Öl kostet.
  • unter Wasser. Das heißt, man muss sehr viel teurere Ausrüstung einsetzen. Mit Solarstrom und Windstrom, aber auch mit Kohle oder Erdgas, wird man dieses Ölfeld eher nicht erschließen und betreiben können. Vielmehr wird man jede Menge Diesel, Schweröl und andere Mineralölprodukte für die Erschließung des Ölfeldes und auch für die Förderung benötigen. Der Aufwand für Umweltschutzmaßnahmen und auch der Aufwand bei Unfällen wird in hohem Maße   Mineralölprodukte erfordern als z.B. bei einem Ölfeld in der Wüste von Saudi Arabien.
  • vor Alaska .  Das heißt, das Ölfeld liegt im hohen Norden und es liegt abseits. Kälte, Eis, Schnee und generell schlechtes Wetter, sowie lange Transportwege werden zusätzliche Energie und auch zusätzliches Öl kosten.

Wie die Ausführungen zum Ghawar-Feld auf Wikipedia zeigen, ist bei Schätzungen über die gefundene Ölmenge dann auch zwischen insgesamt in dem Ölfeld vorhandener und der insgesamt mit vertretbarem Aufwand förderbaren Ölmenge zu unterscheiden. Dabei ist dann noch zu beachten. Zum Beispiel pumpt man zunehmend Wasser in sich erschöpfende die Ölfelder, wodurch der Wassergehalt des geförderten Öls immer höher wird. Der Wassergehalt des geförderten Öls steigt damit ebenfalls, was auch den Energieaufwand für die Abscheidung des Wassers aus dem Öl steigert. In der in Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters erwähnten Studie der Hills Gruppe ist die Zunahme des Wassergehaltes und der dadurch notwendige Aufwand ein wesentlicher Punkt. Ein Ölfeld wird demnach heute in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen  aufgegeben,  wenn in dem geförderten “Öl” 40 mal soviel Wasser wie Öl enthalten ist.

Alles in allem ist der Artikel des Focus über diesen neuen, “riesigen” Ölfund also eher sehr beunruhigend.

Kelberg den 9.  und 10. März 2017

Christoph Becker

 

 

 

 

 




Donald Trumps Rede vor dem Kongress und die Lehren der Geschichte

Habe mir die Donald Trumps Rede vor dem Kongress, vom 28. Febr. 2017, vollständig angehört und die Links für deutsche und die englische Version der Rede und des Textes zusammengestellt und wundere mich, dass die deutschen “Qualitätsmedien” zwei sehr wesentlichen Punkte übersehen: 1.) Trump versucht die Komplexität und damit die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren. D.h. Trump oder/und seine Berater dürften die Ausführungen von Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften kennen und verstanden haben.  2.) Die wichtigste Lektion des Schicksals der Deutschen in beiden Weltkriegen: Das Ressourcenproblem

Der ursprüngliche Grund mir die Rede doch einmal selber vollständig anzuhören war der Artikel Trump lässt die Katze aus dem Sack – “Wir müssen wieder Kriege gewinnen.”, vom 5. März 2017, auf Heise-Telepolis. Zitat:

Jetzt ist allmählich glasklar, worauf der amerikanische Präsident zusteuert: Er will Krieg. Daran besteht nach seinen letzten Äußerungen zur Rolle der U.S.-Rüstung kaum noch ein Zweifel.

Trump will keinen Krieg, aber gerade deshalb bereitet er die USA auf einen großen Krieg vor.

Dass Trump Krieg will kann ich der Rede nicht entnehmen. Er geht zwar unter anderem auch auf die von ihm beantragte, in der Tat beeindruckende Steigerung des Verteidigungshaushaltes ein und sagt faktisch, dass es keine Alternative zu einem Sieg gebe, wenn die USA in einen Krieg verwickelt würden. Das kann man so als psychologische Kriegsvorbereitung und als Warnung möglicher Angreifer verstehen.

Bemerkenswert fand ich auch, dass die Amerikaner so eine Art Heldenkult betreiben und dass Trump mit großem Applaus der Abgeordneten die Gefallenen ehrt und ihrer gedenkt. Das ist für mich, noch mehr als die bloße Erhöhung des Verteidigungshaushaltes, eine Bestätigung dafür, dass man sehr real mit der Gefahr rechnet, dass es zu einem großen Krieg kommen kann. Auch hier haben wir es mit psychologischer Kriegsvorbereitung zu tun, was für eine große Professionalität von Präsident Trump und seinem Team spricht. Trump hebt sich damit mit seiner Rede als wohltuend realistisch und vernünftig  von den üblichen Politikern und Journalisten des Westens ab, für die es statt um reale Kampfkraft selbst beim Militär eher um Geld, Frauenquoten, irre politische Korrektheiten und im Grunde lächerliche Symbolpolitik geht ((siehe dazu z.B. auf meiner Webseite die Artikel Nur noch Schmusekatzen, Mit Frauen ins Manöver, sowie Martin van Crevelds im Sommer 2016 erschienenes Buch “Pusscats: Why the Rest keeps Beating the West, sowie George Friemans Kommentar über die relative Stärke des türkischen Militärs auf Youtube, die vielleicht auch ein Grund für die Unterwürfigkeit von Frau Merkel gegenüber Herrn Erdogan ist. Friedman hat in diesem Interview gemeint, die Türkei würde Deutschland  an einem Nachmittag besiegen und mit Frankreich in einer Stunde. Oder siehe den Kommentar von Johannes Meyer Bundeswehr – Nichts als Symbolpolitik, in der Jungen Freiheit vom 4. März 2017.))

Siehe hierzu aber auch meine folgende Beiträge:

sowie den  Artikel Militärausgaben China ist dem Westen auf den Fersen in der FAZ vom 4. März 2017 und das Interview auf Red Ice Radio mit Ron Asher: In the Jaws of the Draggon – How China is taking over New Zealand (dt.: Zwischen den Kiefern des Drachens – Wie China Neuseeland übernimmt.), veröffentlich von RedIce-Radia am 21.2.2017 und auf Youtube seit 1.3.2017.

Das Interview mit Ron Asher über das Vorgehen Chinas in Neuseeland und dem Rest der westlichen Welt ist schon unheimlich und bedrückend, die global sinkenden Ressourcen, von den Fischbeständen der Weltmeere bis zum Erdöl und den Erzen und die Grenzen der Umweltbelastbarkeit sieht. China will wohl auch nicht unbedingt Krieg – sie versuchen so handeln wie von Sun Tzu es in seinen Buch über die Kriegskunst vor über 2200 Jahren geschrieben hat: Zitat aus meinen Artikel Angriffsstrategie nach Sun Tzu:

1. Im Allgemeinen besteht die beste Politik im Krieg darin, einen intakten Staat zu erobern; ihn zu ruinieren ist schlechter.

….

10. Folglich unterwerfen diejenigen, die im Krieg erfahren sind, die Armee des Feinds ohne Kampf. Sie erobern seine Städte, ohne sie anzugreifen, und stürzen seinen Staat, ohne in die Länge gezogene Operationen. …….

11. Dein Ziel muss sein, Alles-unter-dem-Himmel intakt zu erobern. So werden deine Truppen nicht abgenutzt, und deine Gewinne werden vollständig sein. Das ist die Kunst der Strategie des Angriffs.

Immerhin ist der Verteidigungsminister der Regierung Trump, James N. Mattis, ein ehemaliger General der Marineinfanterie – einer Teilstreitkraft, in der der Sun Tzus Klassiker über die Kriegskunst zur Pflichtlektüre der Offiziere gehörte. Hier ein Interview wo Mattis auf die Frage was seine Leseliste anführt u.a. Sun Tzu und Clausewitz aufzählt: http://www.historynet.com/interview-with-general-james-mattis.htm. Welch ein Kontrastprogramm zu Deutschlands “Röschen”! Eine Suche mit google nach “von der Leyen sun tzu” ergab unter anderem  morbusignorantia.wordpress.com/2016/02/16/sun-tsu-die-kunst-des-krieges:

Zerstört mit allen Mitteln die Ausrüstungen, die Versorgung und die Ordnung der feindlichen Streitkräfte!

Berufsarmee, Schwule, Bundeswehrsoldatin, Tornado, G 36, Militärtechnik – das sind doch nur ein paar Begriffe, die bezeugen, welche Wehrbereitschaft unsere Armee hat – nämlich gar keine! Die könnte man auch im Notfall Gänseblümchen pflücken schicken! Für die von der Leyen würde das sicher ausreichend sein.

Zu Steve Bannon, dem Strategieberater von Donald Trump ist bekannt, dass The Art of War von Sun Tzu eines seiner Lieblingsbücher ist: //bigthink.com/robby-berman/presidential-advisor-steve-bannon-loves-the-art-of-war. Ein Artikel in der FAZ vom 6.2.2017, der diesen Umstand erwähnt, hatte dagegen einen ziemlich negativen Titel und Unterton: Trumps Chefstratege Die dunkle Seite der Macht.

Wenn man sich das oben erwähnte verlinkte Interview mit Ron Asher anhört, ist es verständlich, dass die Regierung Trump sich auf einen Krieg vorbereitet und ich finde es beruhigend, dass mit Donald Trump und seinem Team zumindest in der amerikanischen Führung wirklich gute Leute sind.

Damit kann man zumindest hoffen, dass diese Kriegsvorbereitung einen Krieg vielleicht doch noch verhindern und dass der Krieg wenn er wirklich nicht mehr vermieden werden kann bestmöglich geführt wird. Faktisch versucht die Regierung Trump jedenfalls den Preis eines Krieges aus der Sicht möglicher Angreifer ganz real so zu maximieren, dass Krieg sich nicht lohnt. So gesehen will Trump tatsächlich Frieden. Dieser Eindruck passt auch zum Rest von seiner Rede. Ein Krieg würde das meiste oder alles von dem zerstören, was er ansonsten aufbauen will, und überhaupt alles was er für wichtig und gut hält.

Zusätzlich zur Steigerung des Militärhaushaltes erwähnt Trump in seiner Rede auch, dass seine Regierung bereist sehr erhebliche Einsparungen durch das Neuverhandeln von Verträgen mit der Rüstungsindustrie erzielt habe und auch weiter zu erzielen gedenke.

Donald Trump als Komplexitätskostensenker

Was mich bei Trumps Rede am meistern erstaunt hat, und was ich bei deutschen Kommentaren über diese Rede, soweit ich sie gelesen habe, nicht erwähnt fand, ist sein konsequenter Versuch die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren.

In der Rede erwähnt er so z.B. dass er die Anweisung gegeben habe, dass für jede neue Vorschrift und für jedes neue Gesetz zwei Vorschriften oder Gesetze abgeschafft werden sollen.

Dieser Wille zur Reduzierung der Komplexitätskosten dürfte auch ein Grund für die Kündigung bzw. der Stopp multilateraler Handelsverträge wie TPP  bzw. TIPP sein. Ich erinnere mich an einen Artikel in einem lokalen Anzeigenblättchen hier in der Eifel, im Sommer 2016, wonach das TIPP-Abkommen sage und schreibe 18.000 Seiten umfasse, und das selbst Abgeordnete des deutschen Bundestages nur unter Aufsicht und nur ohne die Möglichkeit Kopien anzufertigen, darin lesen durften.  Trump hält sich mit solchen Ausgeburten des Wahnsinns der Globalisierung nicht lange auf, sondern besteht auf bilateralen Verträgen, also auf Verträgen die sein Land mit jeweils einem anderen Land abschließt. Solche Verträge kann man wesentlich einfacher aushandeln, lesen und überwachen und bei Bedarf auch ändern, als Verträge  die zwischen einer Vielzahl von Staaten gleichzeitig abgeschlossen werden. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass Donald Trump und/oder zumindest ein Teil seiner Berater Joseph Tainters Buch über den Kollaps komplexer Gesellschaften (siehe auch Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter) gelesen und verstanden zu haben und dass die Regierung Trump die Welt auch vor diesem Hintergrund sieht und versucht die Komplexitätskosten der USA zu reduzieren. Das Donald Trump und seiner Berater vor diesem Hintergrund eine schlechte Meinung von der EU haben und keine gute Zukunft für die EU sehen ist klar. Die EU ist letztlich ein Projekt das faktisch die Komplexitätskosten in Europa steigert und die Flexibilität der Volkswirtschaften und der Demokratien in Europa reduziert. Ein gutes Beispiel ist der Euro. Vor dem Euro hatten die Länder Europas ein einfaches und effizientes System um die wirtschaftlichen Folgen unterschiedlicher Mentalitäten und  Kulturen durch Wechselkursanpassungen auszugleichen. Jetzt hat Europa mit dem Euro eine Hass und in vielen Teilen Europas Arbeitslosigkeit und Armut produzierde Währung. Siehe auch Die Eurozone wird zur Armut produzierenden Maschine.

In Donald Trumps  Rede vor dem Kongress passen dazu auch seine Ausführungen zu “Obamacare”, einem über 1000 Seiten umfassendem Gesetz, das offenbar zu katastrophalen Zuständen und Mißbrauch geführt hat.  Siehe z.B. James Howard Kunstlers Kommentar Potus at Sotus (dt.: Der Präsident der USA beim Höchsten Gericht der USA)  vom 3. März 2017, wonach eine Hüft-Operatioin in den US mal so eben 38 Tsd. Dollar kostet. Zum Vergleich, ein deutsches Krankenhaus bekommt von der Krankenkasse eine Pauschale von unter 7 Tsd. Euro!).

Ich bin auf Trumps Gesundheitsreform vor dem Hintergrund seines Vorhabens die Komplexität zu reduzieren sehr gespannt. Er will jedenfalls durch Wettbewerb die Preise drastisch senken, so dass sich alle Amerikaner medizinische Behandlungen leisten können.

Donald Trump und das Energieproblem.

Was ich an Donald Trumps Rede beunruhigend fand ist, dass er so tut, glauben macht, vielleicht auch tatsächlich glaubt, dass die Ressourcen  reichen “um Amerika wieder groß zu machen”.  Aber vielleicht ist er in dieser Frage auch einfach nur Politiker.  Es gibt Hinweise dazu, dass Trump und seinem Team, anders als den anderen Regierungen im  im Westen, der Ernst der Lage auch in diesem Punkt bekannt ist, auch wenn sie es in der Öffentlichkeit nicht sagen. Mir fällt dazu ein ehemaliger deutscher Botschafter ein, der in einem der deutschen Fernsehsender zu Wort kam, als ich nach der Amtseinführung Trumps kurz einmal sehe wollte was das deutsche Fernsehen bringt. Diesem Botschafter a.D. war aufgefallen, und er hielt es sichtlich für abartig und falsch, dass Donald Trump den Eindruck habe das nicht Genug für alle da sei und dass es folglich Gewinner und Verlierer geben müsse, wobei Trump offenbar alles tun wolle damit Amerika gewinnt.

Als ich nun, vor dem Hintergrund von Trumps Rede vor dem Kongress, zum Themenkomplex Energie, Komplexität  und Trump recherchiert habe, habe ich folgenden, schon am 17. November 2016 verfassten, auch als Powerpoint-Präsentation im pdf-Format verfügbaren Artikel von Gail Tverberg gefunden: The Energy Problem behind Trump’s Election (dt. Das Energieproblem hinter der Trumps Wahl). Frau Tverberg, der Joseph Tainters Konzept vom Kollaps komplexer Gesellschaften ebenso bekannt ist, wie die Energieprobleme unserer Zeit, hat die Situation meines Erachtens sehr gut erfasst und beschrieben.  Für Sie war schon am 17. November 2016 klar, dass Trump versuchen würde die Komplexitätskosten zu senken und den Kollaps der USA damit etwas hinauszuzögern. Für sie war auch  klar, dass Trump sieht, dass nicht genug für alle da ist, und dass er versuchen wird für sein Land auf Kosten anderer Länder möglichst viel von dem was noch übrig ist zu bekommen. Der Artikel bzw. die Präsentation von Frau Tverberg ist auch für Deutsche sehr informativ und lesenswert. Momentan fehlt mir leider die Zeit für eine deutsche Übersetzung.
Was mir zum Energieproblem bei der Rede von Donald Trump unmittelbar einfiel, war die Situation Deutschlands in beiden Weltkriegen. Deutschland war in beiden Kriegen technologisch, wissenschaftlich und auch organisatorisch Weltklasse.  Siehe auch meinen Artikel Von der Wehrmacht lernen, über Martin van Crevelds Buch Kampfkraft. Deutschland hat dennoch beide Weltkriege verloren, weil seine materiellen Ressourcen nicht gereicht haben. Es fehlten  im 1. Weltkrieg vor allem  Nahrungsmitteln und im 2. Weltkrieg fehlte vor allem Treibstoff. Die Deutschen hatten insbesondere im 2. Weltkrieg jede Menge wirklich geniale und extrem gute Waffensysteme. Aber die Ressourcen reichten nicht aus um die für den Krieg nötigen Waffen in ausreichenden Stückzahlen zu produzieren und der Treibstoff reichte oft nicht aus um die überlegene Qualität der trotz allen Schwierigkeiten produzierten und an die Front gebrachten Waffen auch nutzen zu können. Die Deutschen waren sehr gut ausgebildet und sehr gut motiviert. Der Wille zum Erfolg, der Glaube an den technischen Fortschritt und auch an den zivilisatorischen Fortschritt und an die eignen Werte waren vorbildlich.  Und doch haben die Deutschen beide Weltkriege verloren weil die Ressourcen nicht gereicht haben. Weil die Deutschen sich dieser Einsicht verweigert und immer weiter an den Sieg, und an Wunderwaffen, bzw. an den Gott des technischen Fortschritts glaubt haben, haben sie den Schaden des Krieges und ihrer Niederlage in beiden Weltkriegen sehr extrem gesteigert. Man stelle sich vor, Deutschland hätte 1914/15 im Winter, nach dem Beginn des Grabenkrieges im Westen und im 2. Weltkrieg nach der Niederlage in der Luftschlacht um England, spätestens aber nach den Niederlage bei El Alamein und Stalingrad kapituliert. Es hätte Millionen Tote und Verwundete weniger gegeben und sogar Auschwitz wäre wohl ein unbekannter Ort irgendwo in Polen geblieben ((siehe dazu Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg von Christian Gerlach)).

Ich fürchte, dass diese eigentlich wichtigste Lektion der beiden Weltkriege nicht verstanden und gelernt wurde, und dass die Geschichte sie deshalb wiederholen und  das Elend und der Schaden um ein vielfaches größer werden.

Diese wichtigst Lektion ist, dass man die Ressourcen kennen und bedenken sollte. Technische und wissenschaftliche Leistungsfähigkeit, Bildung, perfekte Organisation, geniale Generäle und Politiker, die besten Ingenieure und Wissenschaftler, inbrünstiger Glaube an die eigene Sache und an den Gott des technischen Fortschritts nützen nichts wenn die Ressourcen zu gering sind. Es könnte gerade auch im 21. Jahrhundert helfen die Deutschen und ihr tragisches Schicksal in den beiden ersten Weltkriegen aus dieser Richtung zu betrachten.

Es ist sicher völlig inakzeptabel der chinesischen Führung die Welt zu überlassen und deren Vorgehen weiter zu akzeptieren. Donald Trump und seine Regierung handeln in dieser Hinsicht sicher bestmöglich.

Es ist aber ziemlich verrückt und wiederholt um ein Vielfaches verschlimmert die Tragik der deutschen Rolle in beiden Weltkriegen, wenn man die westlichen Industriegesellschaften in blindem Vertrauen auf den technischen Fortschritt, die Wissenschaft und die Überlegenheit der eigenen Ideologie ihren Weltkrieg gegen die Natur und Umwelt bis zum bitteren Ende weiter führen lässt.

Es wird keine funktionierende, den heutigen materiellen Lebensstandard und die heutige Bevölkerungsdichte in Deutschland und auch in den anderen Ländern Europas auch nur annähernd weiter ermöglichende “Energiewende” geben (siehe Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten). Wenn man die fossilen Energieträger weglässt wird man in Deutschland in den heutigen Grenzen die Bevölkerung wohl auf deutlich unter 20, wenn nicht sogar unter 10 Millionen Einwohner senken müssen. Über 100 bis 200 Jahre verteilt, wäre das zivilisiert machbar gewesen, wie z.B. John Michael Greer in Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead vorgerechnet hat. Stattdessen holen sich die Deutschen durch ihre, offenbar von unbegrenzten Ressourcen ausgehende,  überhebliche, Asyl- und Zuwanderungspolitik ihrer in freier und geheimer Wahl seit Jahrzehnten immer wieder gewählten Parteien und Regierungen immer mehr sozialen, ideologischen und ethnischen Sprengstoff ins Land und finden es auch noch gut, dass Deutschland im Jahre 2016 mit über 82 Millionen mehr Einwohner hatte als jemals zuvor in seiner Geschichte. Die erschreckenste Lektüre vor diesem Hintergrund war für mich Rolf Peter Sieferles Buch Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution, aus dem Jahre 1982 ((Die deutsche Ausgabe ist selten und teuer. Die englische Übersetzung gibt es dagegen kostenlos als pdf-Datei: http://www.environmentandsociety.org/mml/sieferle-rolf-peter-subterranean-forest-energy-systems-and-industrial-revolution)). Meine Interpretation daraus ist, dass Deutschland bereits im Jahre 1800, mit ca. 24 Millionen Einwohnern die aufkommende Kohlenutzung überbevölkert war. In der Eifel war z.B. nach Aussage eine Forstamtsleiters aus meiner Gegend in einer Lokalzeitung, vor etwa 200 Jahren, also um 1815 die Hälfte der Fläche nur noch Heide. Nur 10 % war Wald. Heute ist, dank fossiler Brennstoffe, trotz der um ein Vielfaches größeren Bevölkerung die Waldfläche viermal größer und der Holzbestand sogar 10 mal größer. Im neusten Eifeljahrbuch ist ein Bericht aus einen Eifeldorf im Jahre 1847, der Winter war damals sehr kalt und die Leute hatten ihre Holzration schon früh verbraucht. Die Folge war radikaler Holzdiebstahl im Wald, wodurch der Wald schwer beschädigt wurde. Heute würde nach einen Kollaps des Staates und der Versorgung mit Strom und fossilen Brennstoffen wie Öl, Kohle und Erdgas, von den Wälder hier voraussichtlich schon nach wenigen Wintern nichts mehr übrig sein. Man hätte dann auch kein Bauholz mehr und die mögliche Bevölkerungsdichte würde wohl noch weit unter die des Mittelalters fallen. D.h., das Lande würde ziemlich unbewohnbar. Der Weg dahin wäre ein Weg des Grauens. Das wäre dann der Preis für den fanatischen Glauben der Deutschen an den technischen Fortschritt, es wäre der Preis für diese neue alte Überheblichkeit der Deutschen, mit ihrem “wir schaffen das”, mit dem sich schon in  zwei Weltkriegen furchtbar gescheitert sind. Wie war das mit dem “nie wieder”? Ich sehe, dass die Deutschen, aber nicht nur die Deutschen, aus der Geschichte das wirklich Wesentliche nicht gelernt haben und dass die Geschichte sich deshalb wiederholen wird und dass die Tragik, bzw. der Preis, dabei noch einmal drastisch gesteigert wird.

Eine spannende Frage ist dabei für mich, ob und wie die Amerikaner unter Trump das Problem sehen und wie sie ggf. darauf reagieren. Die Probleme sind fast unlösbar, wenn man die Erwartungshaltung und das Anspruchsdenken und die Gewohnheiten der Bevölkerungen in den Verschiedenen Ländern, und die daraus resultierenden Zwänge und Gefahren mit berücksichtigt.

Kelberg, den 8. März 2017

Christoph Becker




Die Zukunft des Ruhrgebietes

Ohne genügend Strom und ohne Ersatzteile für den Betrieb moderner Pumpen, die große Wassermengen aus großen Tiefen abpumpen, wird das Ruhrgebiet zur Seenplatte UND das Grundwasser im Ruhrgebiet wird versalzen, vergiftet und ungenießbar. Nach einem Kollaps der Industriegesellschaft, beim Beginn eines neuen dunklen Zeitalters, also in der Folge der industriellen Zivilisation wird das Ruhrgebiet , das heute  mit 5,1 Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum Deutschlands und der fünftgrößte Europas ist,  voraussichtlich weitgehend unbewohnbar. Warum das im Detail so ist kann man in dem Artikel Steinkohlebergbau – Pumpen für die Ewigkeit auf Spektrum.de, vom 4. Februar 2014, von Roland Knauer, nachlesen.

Ein Problem ist, dass die Oberfläche sich um bis zu 25 Meter abgesenkt hat. Damit haben sich aber auch Bachläufe und Flußbetten abgesenkt, wodurch sie Senken gebildet haben, die voll Wasser laufen wenn man dieses nicht abpumpt. Auch ist das Land neben dem Rhein abgesunken und muss nun durch Deiche gegen Überflutung geschützt werden. Diese Deiche halten nicht ewig und sie erfordern energieaufwendige Instandhaltungs- und ggf. auch Reparaturmaßnahmen.

Aus verschiedenen Gründen muss außerdem dauerhaft Wasser aus großer Tiefe abgepumpt werden, weil sonst das Grundwasser versalzt und durch Metallverbindungen verseucht und  weil sich sonst weitere Bergschäden bilden.

Ein anderes Problem ist, dass man in stillgelegten Bergwerken des Ruhrgebietes über 700.000 Tonnen Giftmüll eingelagert hat, wie man in dem am 28. Juli 2013 auf welt.de erschienen Artikel Ruhrgebiet Tickende Zeitbomben in stillgelegten Zechen von Johannes Nitschmann nachlesen kann.

Google fand mit  “ruhrgebiet wasser abpumpen” auch  Warum das Ruhrgebiet ohne Pumpen eine Seenplatte wäre von Thomas Mader, in Der Westen. Zitat:

Das Ruhrgebiet ist geborgtes Land. Der Bergbau hat es tiefergelegt, stellenweise um über 20 Meter. Bis unter den Grundwasserspiegel. Fast ein Fünftel der Region (in den Grenzen des Regionalverbands Ruhr) stünde unter Wasser, wenn nicht gepumpt würde – vor allem das Kernrevier, wo auch die meisten Menschen wohnen.

Aus diesem Artikel habe ich die folgende Karte mit den Gebieten des Ruhrgebietes die nach einiger Zeit unter Wasser stehen würden, wenn man das Abpumpen einstellen würde.

In dem Artikel von Thomas Mader  findet sich zudem eine Antwort auf die Frage wie schnell das Ruhrgebiet nach einem Ausfall der Pumpen absaufen würde: Man hätte in der Regel schon Tage bis Wochen und teilweise auch Jahre Zeit. Es kommt aber auch auf die Regenfälle an.

Wenn man eine deutsches Äquivalent zu James Howard Kunstlers World Made by Hand Romanen schreiben wollte, um das Leben und Sterben in dem Gebiet, das heute noch Deutschland ist, irgendwann in der gar nicht so fernen Zukunft, zu beschreiben, müsste man, um ein möglichst realistische Bild zu vermitteln, das Absaufen und Versumpfen  des Ruhrgebietes ebenso berücksichtigen, wie den Umstand, dass das Wasser dort ziemlich giftig wäre.

Das Ruhrgebiet wird in einigen Jahrzehnten jedenfalls mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit eine für Menschen unbewohnbare, krank machende Ruinen- und Seenlandschaft sein. Was für Geschichten werden sich die Leute dann im Bezug auf das Ruhrgebiet und seine Geschichte erzählen?

(Nachtrag 20. Juli 2017) Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der Roman Kupfer ist auch eine Farbe von F.S. Herzen diese Thematik des Ruhrgebietes ganz gut im Romanform verarbeitet hat.

Kelberg, den 8. März 2017

Christoph Becker




Was ist ein Intellectual Yet Idiot (IYI) nach Taleb?

Auf der Suche nach der Definition des Begriffes ‘Intellektuell Yet Idiot’ (IYI), der mir erstmals im Rahmen von J.H. Kunstlers Blogbeitrag A Hole in the Head (dt. Ein Loch im Kopf), am 27. Februar 2017, begegnet ist,  habe ich im Internet einen Auszug aus Nassim Nicholas Talebs  für Oktober 2017 angekündigten Buch Skin in the Game: The Thrills and Logic of Risk Taking (dt: Haut im Spiel: Der Reiz und die Logik des Eingehens von Risiken), mit der Überschrift The  Intellectual-Yet-Idiot (IYI) (dt.:  Der Intellektuelle-dennoch-Idiot (IdI)) gefunden, auf den dieser Begriff zurückgeht. Das von Taleb beschriebene Phänomen ist ein auch in Deutschland und in der EU verbreitetes Problem, weshalb ich eine deutsche Übersetzung angefertigt habe. Die Diskussion über dieses Phänomens, seines psychologischen Hintergrundes und seiner Auswirkungen in Deutschland und Europa wäre hier zu umfangreich und ist daher mindestens einen weiteren, eigenen  Blogbeitrag wert, weshalb ich mich in diesem Beitrag hier auf die Übersetzung beschränkt habe.

Ein ausführliches Interview des deutschsprachigen Schweizer Rundfunks im Rahmen von dessen Sendereihe Sternstunden der Philosophie, mit Herrn Taleb, hatte ich in meinem Blogbeitrag Truthahn, schwarzer Schwan, Drachenkönig und Phönix eingebunden.

Die Adresse der Internetseite von Herrn Taleb lautet: http://fooledbyrandomness.com/. Er hat dort  eine eigene Seite für sein neues Buch Skin in the Game, wo man zur Zeit (3. März 2017) einige Kapitel vorab lesen und kommentieren kann: http://fooledbyrandomness.com/SITG.html

Hier nun meine vollständige Übersetzung von  Nassim Nicholas Talebs  englischsprachiger Definition  des Intellektuellen-dennoch-Idioten , vom 16. September 2016, einschließlich Talebs Nachbemerkungen, von denen er eine nach der Wahl  Donald Trumps   hinzugefügt hat. Viel Spaß und bitte beachten, dass es sich hier um eine Mischung von Satire und Realitätsbeschreibung handelt.

Der Intellektuelle-dennoch-Idiot (IdI)

Was wir weltweit von Indien bis zum vereinigten Königreich bis zu den USA gesehen haben, ist eine Rebellion gegen die inneren Kreise der no-skin-in-the-game, also der die eigene Haut nicht risikierenden, politikmachenden Schreiberlinge und  Insiderjournalisten, diese Klasse paternalistischer halbintellektueller Experten mit etwas Ivy League ((Gruppe von acht Universitäten: Brown, Columbia, Cornell, Dartmouth, Harvard, Princeton, Pennsylvania und Yale. Die acht Ivy-League-Universitäten werden als einige der prestigeträchtigsten Universitäten der Welt angesehen )),  Oxford Cambridge, oder ähnlicher markengetriebener  Bildung, die dem Rest von uns erzählen 1) was wir tun sollen 2)  was wir essen sollen 3)  wie wir sprechen sollen 4)  wie wir denken sollen … und 5)  wen wir wählen sollen.

Aber das Problem ist das des Einäugigen, der dem Blinden folgt: diese selbstbeschreibenden Mitglieder der „Intelligenzija“ können keine Kokosnuss auf der Kokosnussinsel finden, was bedeutet, dass sie nicht intelligent genug sind, um Intelligenz zu definieren und daher in Zirkelschlüsse verfallen – ihre Hauptfertigkeit besteht in der Fähigkeit Examen zu bestehen, bei denen die Fragen von Leuten wie ihresgleichen gestellt werden. Mit psychologischen Studien, die weniger als 40 % replizieren,   Ernährungsratschlägen, die nach 30 Jahren Fettphobie in ihr Gegenteil umgewandelt werden, makroökonomischen Analysen, die schlechter funktionieren als Astrologie, die Ernennung von Bernanke, der im Bezug auf Risiken weniger als ahnungslos war, und pharmazeutische Versuche, die bestenfalls in einem Drittel der Fälle replizieren, sind die Leute perfekt berechtigt, sich auf ihren eigenen ererbten Instinkt zu verlassen und auf ihre Großmütter zu hören (oder auf Montaigne und solches gefiltertes klassisches Wissen), die eine bessere Erfolgsgeschichte haben als diese politikmachenden Trottel.

In der Tat kann man sehen, dass diese akademischen Bürokraten, die sich berechtigt fühlen unsere Leben zu steuern, nicht einmal gründlich sind, weder im Umgang mit medizinischer Statistik noch wenn sie Politik machen. Sie können Wissenschaft nicht von Szientismus ((Anm. d. Übers.: das Englische Wort ist ‘scientism’. Der  deutsche Wikipediaeintrag zu Szientismus scheint mir zu positiv.  Taleb meint wohl den bornierten ‘scientism’, den Austin L. Huges, Prof. f. biologische Wissenschaften an der Universitität South Carolina, im Herbst 2012 in seinem Artikel The Folly of Scientism  veröffentlicht hat.  Zitat aus dem Fazit von Huges, zusammenfassend:

Im Gegensatz zur rationalen Vernunft ist die Charakteristik des Aberglaubens das sture Bestehen darauf, dass etwas  – ein Fetisch, ein Amulett, ein Haufen Tarotkarten – Kräfte hat, die durch keine Evidenz unterstützt werden. Aus dieser Perspektive scheint der Szientismus  soviel mit dem Aberglauben gemeinsam zu haben, wie er mit korrekt durchgeführter wissenschaftlicher Forschung gemeinsam hat. Szientismus behauptet, dass die Wissenschaft bereits Fragen gelöst hat, die von Natur aus jenseits ihrer Fähigkeit eine Antwort zu finden, liegen. 

Von allen Ticks und Eigenheiten in der langen Geschichte menschlicher Leichtgläubigkeit ist der Szientismus unter den gefährlicheren, sowohl weil er behauptet, etwas sehr viel anderes zu sein als  er wirklich ist, als auch weil er eine weit verbreitete unkritische Anhängerschaft gefunden hat. Weiteres Bestehen auf der universellen Kompetenz der Wissenschaft wird nur dazu dienen, die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft insgesamt zu unterminieren.  )) unterscheiden – faktisch sieht Szientismus in ihren bildorientierten Geistern  mehr wie Wissenschaft aus als die reale Wissenschaft. (Zum Beispiel ist es trivial, das Folgende zu zeigen: Vieles von dem, was die Cass-Sunstein-Richard-Thaler-Typen – diejenigen, die uns zu bestimmten Verhaltensweisen  bringen wollen  (engl. nudge, siehe dazu den Wikipediaeintrag zu “nudge”: https://de.wikipedia.org/wiki/Nudge)  – vieles von dem, was sie als “rational” oder “irrational” klassifizieren (oder einige Kategorien, die Abweichungen von einem erwünschten oder vorgeschriebenen Protokoll indizieren) hat seine Ursache in deren Missverständnis der Wahrscheinlichkeitstheorie und in kosmetischer Benutzung von Modellen der ersten Ordnung.) Sie sind ebenfalls anfällig dafür, das Ganze für eine lineare Ansammlung seiner Komponenten zu halten, wie wir in dem Kapitel über die Ausdehnung der Minderheitenregel sehen werden.

Der Intellektuelle-dennoch-Idiot ist ein Produkt der Modernität. Daher hat sich sein Auftreten seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts beschleunigt, um sein lokales Maximum heute zu erreichen, zusammen mit einer breiten Kategorie von Menschen “ohne-Haut-im-Spiel”, die in viele Bereiche des Lebens eingedrungen sind. Warum? Ganz einfach, weil die Rolle der Regierung in den meisten Ländern das fünf- bis zehnfache dessen ist, was sie vor hundert Jahren war (Ausgedrückt in Prozent des Bruttoinlandsproduktes). Der Intellektuelle-dennoch-Idiot scheint allgegenwärtig in unserem Leben zu sein, aber es ist nur eine kleine Minderheit und man sieht ihn selten außerhalb spezieller Outlets, Denkfabriken, Medien und Universitäten – die meisten Leute haben anständige Jobs und es gibt nicht viele offene Stellen für Intellektuelle-Trotzdem-Idioten.

Man hüte sich vor Halbgebildeten, die meinen sie wären Gebildete. Sie  schaffen es von Natur aus nicht, Trugschlüsse zu erkennen.

Der IdI pathologisiert andere, weil sie Dinge tun, die er nicht versteht ohne sich jemals zu realisieren, dass es sein Verständnis ist, das begrenzt sein könnte. Er denkt, Leute sollten nach ihren besten Interessen handeln und er kennt ihre Interessen, besonders wenn sie “red Necks”((amerikanische Arbeiterklasse oder in Deutschland auch das Pack)) sind oder Engländer, die die Vokale nicht klar aussprechen und für den Brexit gestimmt haben. Wenn einfache Leute etwas tun, was für sie Sinn macht, aber nicht für ihn, dann benutzt der IdI den Begriff „ungebildet“. Was wir generell als Teilnahme am politischen Prozess bezeichnen, das unterscheidet er in zwei bestimmte Begriffe „Demokratie“ wenn es dem IdI passt, und „Populismus“ wenn die einfachen Leute es wagen, auf eine Weise zu wählen, die seinen Vorlieben nicht entspricht. Während reiche Leute an “ein Dollar, eine Stimme glauben”, mehr humanistischere an “ein Mann eine Stimme”, Monsanto an “ein Lobbyist eine Stimme”, glaubt der IdI an “ein Ivy League Diplom eine Stimme”, mit einigen Äquivalenten für ausländische Eliteschulen und Doktortitel soweit diese im Club gebraucht werden.

Mehr gesellschaftlich, der IdI  abonniert The New Yorker. Er flucht nie auf Twitter. Er spricht über „Rassengleichheit“ und „wirtschaftliche Gleichheit“ aber er geht nie aus, um mit einem Taxifahrer, der einer Minderheit angehört zu trinken (noch einmal, keine echte Haut im Spiel als Konzept ist für den IdI fremd). Die IdIs im vereinigten Königreich haben eine Tour mit Tony Blair genommen. Der moderne IdI hat mehr als einem TEDx Talk persönlich beigewohnt oder mehr als zwei TED Talks auf YouTube gesehen. Er stimmte nur für Hillary Monsanto-Malmaison, ((Malmaison heißt schlechtes Haus, siehe aber auch https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Malmaison))  weil sie wählbar scheint und einige solcher Zirkelschlussüberlegungen, aber er hält jeden für geistig krank, der nicht genauso wählt wie er.

Der IdI hat ein Exemplar der ersten gebundenen Ausgabe von Der schwarze Schwan in seinem Bücherregal, aber verwechselt Abwesenheit von Evidenz mit Evidenz für Abwesenheit. Er glaubt dass genmanipulierte Organismen “Wissenschaft” sind, und dass die „Technologie“ sich nicht von konventioneller Zucht unterscheidet, was an seiner Bereitschaft liegt, Wissenschaft mit Szientismus zu verwechseln.

Typischerweise versteht der IdI  die Logik der ersten Ordnung richtig, nicht aber die Auswirkungen der zweiten oder einer höheren Ordnung,  was ihn für komplexe Bereiche völlig inkompetent macht.  Im Komfort seines Vorstadthauses mit Garage für zwei Autos hat er die “Beseitigung” von Gaddafi empfohlen, weil dieser ein “Diktator” war,  wobei er nicht realisiert hat, dass Beseitigungen Konsequenzen haben (man erinnere sich dass er keine  Haut im Spiel hat und nicht für die Resultate bezahlt).

Der IdI  hat sich historisch geirrt im Bezug auf den  Stalinismus, Maoismus,  genmanipulierte Organismen, Irak, Libyen, Syrien, Lobotomien, Stadtplanung, Diäten mit wenig Kohlenhydraten, Fettsäuren, Freudianismus,  Portfoliotheorie, lineare Regression, Gaussianismus, Salafismus, dynamisch-stochastischer Gleichgewichtsmodelierung, Wohnprojekten, Selbstsüchtigen Genen, Wahlvorhersagemodellen, Bernie Madoff (bevor er hochging) und p-Werten. Aber er ist überzeugt, dass seine gegenwärtige Position richtig ist.

Der IdI  ist Mitglied in einem Club um Reiseprivilegien zu bekommen; wenn er Sozialwissenschaftler ist, benutzt er Statistiken ohne zu wissen, wie sie abgeleitet wurden (Wie Steven Pinker und Psycholophaster  im allgemeinen) ; wenn er im vereinigten Königreich ist, besucht der Literaturfestivals;  er trinkt roten  Wein zu Steak (niemals Weißen); er glaubte, dass Fett schädlich war und hat seine Meinung diesbezüglich nun in das Gegenteil verwandelt; er nimmt Statin,  (Cholesterinsynthesehemmer) weil sein Arzt ihm gesagt hat er soll es tun, es gelingt ihm nicht  Ergodizität zu verstehen und wenn sie ihm erklärt wird, vergisst er es wenig später; er benutzt keine Jiddischen Wörter, selbst wenn er es ernst meint; er studiert Grammatik, bevor er eine Sprache lernt; er hat einen Cousin, der mit jemandem arbeitet, der die Königin kennt; er hat nie Frederic Dart, Libanius Antiochus, Michael Oakshot, John Gray, Aminanus Marcellinus, Ibn Battuta, Saadiah Gaon oder Joseph De Maistre gelesen; er hat sich nie zusammen mit Russen  besoffen; er hat sich nie bis zu dem Punkt betrunken wo man anfängt, Gläser zu zerbrechen (oder, vorzugsweise, Stühle); erkennt nicht einmal den Unterschied zwischen Hecate und Hecuba (was auf Brooklynesisch “kann Sch…e nicht von Schuhcreme unterscheiden” heißt); er weiß nicht was der Unterschied zwischen “pseudointellektuell” und “intellektuell”   in der Abwesenheit von eigener Haut im Spiel ist; er hat Quantenmechanik in den letzten fünf Jahren mindestens zweimal in Konversationen gebraucht, die nichts mit Physik zu tun haben.

Er weiß zu jeder Zeit was seine Worte oder Aktionen für seine Reputation tun.

Aber es gibt ein sehr viel einfacheres Erkennungszeichen: Er macht nicht einmal Gewichtheben.

Postscript
Aus den Reaktionen zu diesem Stück habe ich entdeckt, dass der IdI,  wenn er liest, Schwierigkeiten damit hat, zwischen Satire und buchstäblich zu unterscheiden.

PostPostscript
Der IdI denkt, dass diese Kritik der IdIs  “jedermann ist ein Idiot”  bedeutet. Er realisiert dabei nicht,  dass seine Gruppe, wie wir gesagt haben, eine winzige Minderheit ist – aber sie mögen es nicht,  wenn ihr Gefühl der Berechtigung angegriffen wird.  Obwohl sie den Rest der Menschen als minderwertig behandeln, mögen sie es nicht, wenn der Wasserschlauch in die entgegengesetzte Richtung gedreht wird ( was die Franzosen arroseur arrosé nennen). ( zum Beispiel, Richard Thaler, Partner des gefährlichen GMO-Advokaten Übernudger Cass Sunstein,  interpretierte dieses Stück in dem er sagte “es gibt nicht viele Nichtidioten die nicht Taleb heißen”, wobei er nicht realisierte, dass Leute wie er weniger als ein Prozent oder sogar nur 0,1 Prozent der Bevölkerung ausmachen )

Post-Post Postscript
(geschrieben nach der Überraschungswahl 2016, das Kapitel oben wurde mehrere Monate vor diesem Ereignis geschrieben worden). Die Wahl Trumps war so absurd für sie und passte in einem so hohen Maße nicht in ihr Weltbild, dass es ihnen nicht gelang, in ihren Lehrbüchern Anweisungen zu finden, wie sie darauf reagieren sollten. Es war genau wie bei “Mit versteckter Kamera”. Man stelle sich den typischen Ausdruck von jemandes Gesicht vor, mit dem sie einen Schabernack getrieben haben, wenn die Person nicht weiß, wie sie reagieren soll.

Oder, noch interessanter, man stelle sich den Ausdruck und die Reaktion von jemandem vor, der dachte, dass er glücklich verheiratet sei und außerplanmäßig nach Hause kommt und seine Frau im Bett mit einem in (sehr großen) Türsteher kreischen hört.

So ziemlich alles was Vorhersager, Untervorhersager, Supervorhersager, politische “Wissenschaftler”, Psychologen, Intellektuelle, Wahlkämpfer, “Berater”, Big Data Wissenschaftler wussten, wurde schlagartig als Falschmeldung vorgeführt. So wurde mein boshafter Traum jemandem eine Ratte ins Hemd zu setzen ( wie ich es in Der Schwarze Schwan ausgedrückt habe) plötzlich wahr.

Anmerkung: dieses Stück kann von jedermann reproduziert übersetzt und publiziert werden, vorausgesetzt es wird es in seiner Gesamtheit und es wird erwähnt dass es aus Skin in the Game entnommen wurde.

Publikationen, die meine Arbeiten nicht ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung publizieren dürfen: Huffington Post (alle Sprachen).

Deutsche Übersetzung:

Kelberg, den 2. März 2017

Christoph Becker, www.freizahn.de

 




Neil Howe über Steve Bannons Weltsicht

Deutsche Übersetzung des am 25. Februar 2017  auf The Burning Platform veröffentlichten Gastbeitrages “Woher hat Steve Bannon seine Weltsicht? Aus meinem Buch”. von Neil Howe. Der Originaltitel lautet Where did Steve Bannon get his worldview? From my book.

Vorab zur Übersetzung des Artikels von Neil Howe möchte ich anmerken, dass ich schon am 25. November 2016 in meinem Beitrag Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik auf den Film Generation Zero  und auf den offensichtlichen Einfluss des Buches “The Fourth Turning” von Howe und Strauss hingewiesen hatte.

Dem Optimismus von Neil Howe, den er in dem folgenden Artikel zum Ausdruck bringt, kann ich mich vor dem Hintergrund der anderen Artikel auf www.freizahn.de nicht so recht anschließen. D.h., ich sehe im Moment nicht, dass und wie die westlichen Industriestaaten angesichts ihrer verschiedenen Verwundbarkeiten und Schwächen einen Weltkrieg gewinnen könnten.  Auch sehe ich nicht, wo man nach 2030 noch die Energie für einen Wiederaufbau und für die Schaffung neuen Wohlstand hernehmen könnte. Trotzdem fände ich es gut und vernünftig, wenn man sich mit den Krisen- und Kriegsgefahren intensiv beschäftigen würde und wenn sich Deutschland und die anderen Länder Europas so gut es noch geht darauf vorbereiten würden.

Christoph Becker, Kelberg den 26. Febr. 2017

Ab hier nun die Übersetzung des Artikels von Neil Howe, ergänzt um einen kleinen Einschub mit drei Beispielen von Artikeln der deutschen Mainstreampresse zu diesem Thema.

Neil Howe ist zusammen mit William Strauss der Autor der Bücher Generations: The History of America’s Future, 1584 to 2069 (dt.: Generationen: Die Geschichte von Amerikas Zukunft, 1584 bis 2069), The Fourth Turning: What the Cycles of History Tell Us About America’s Next Rendezvous with Destiny (dt.: Die Vier Wendungen: Was die Zyklen der Geschichte uns über Amerikas nächstes Rendezvous mit dem Schicksal erzählen.) und Millennials Rising: The Next Great Generation: The Next Great Generation (dt.: Generation Y im Aufstieg: Die nächste große Generation).
Die Titelüberschriften in diesem Monat waren alarmierend. „Steve Bannons Besessenheit mit einer dunklen Geschichtstheorie sollte beunruhigend sein“ (Business Insider). „Steve Bannon glaubt dass die Apokalypse kommt und Krieg unvermeidlich ist“  (the Huffington Post). „Steve Bannon will den dritten Weltkrieg beginnen“ (the Nation).


Einschub zur deutschen Übersetzung.  Beispiele mit vergleichbaren Titeln aus deutschen Medien:

Ende des Einschubs.


Ein üblicher Faden in diesen Berichten ist, dass Präsident Trumps Chefstratege ein eifriger Leser ist und dass das Buch, das seine Weltsicht am meisten inspiriert hat “The Fourth Turning: An American Prophecy” ist.
Ich habe dieses Buch zusammen mit William Strauss 1997 geschrieben. Es ist wahr, dass Bannon von ihm begeistert  ist. 2010 veröffentlichte er eine Dokumentation, „Generation Zero“ der um unsere Theorie herum gebaut ist, dass die Geschichte in Amerika (und mit Erweiterungen, in den meisten anderen modernen Gesellschaften) sich nach einem wiederkehrenden Zyklus entfaltet, der aus vier Generationen langen Abschnitten besteht. Weil dieser Zyklus eine Zeit bürgerlicher und politischer Krisen – eine vierte Wendung (engl. Fourth Turning) in unserer Sprechweise – beinhaltet, war die Berichterstattung über das Buch absurd apokalyptisch.

Ich kenne Bannon nicht gut. Ich habe mit ihm über die Jahre bei verschiedenen Filmprojekten zusammengearbeitet, einschließlich „Generation Zero“. Ich war von seinem kulturellen Sachverstand und seiner kulturellen Klugheit beeindruckt. Ich war überrascht, als er die Führung von Breitbart übernahm und für die Sichtweisen warb, die von dieser Seite vertreten werden. Wie viele Leute, lernte ich erst über die alt-right (eine rechtsextreme Bewegung mit Verbindungen zu Breitbart und einem locker definierten weiß-nationalistischen Programm) durch die Mainstream-Medien. Strauss, der 2007 starb, und ich haben Bannon nie gesagt, was er sagen oder denken sollte. Aber wir haben ihn vielleicht mit der Einsicht versehen,  dass Populismus, Nationalismus und staatlicher Autoritarismus bald zunehmen würden, nicht nur in Amerika, sondern überall auf der Welt.

Weil wir nie versucht haben, ein politisches Manifest zu schreiben, waren wir von der Popularität überrascht, die das Buch unter gewissen Kreuzzüglern sowohl der Linken als auch der Rechten erfuhr. Als „The Fourth Turning” herauskam, waren unsere größten parteigebundenen Fans von der Partei der Demokraten, die in unserer Beschreibung einer aufkommenden “Millennial Generation” (ein Begriff, den wir definierten)  die Art  von gemeinschaftsgestimmten Optimisten, die Amerika zu den progressiven Idealen hinziehen würden. Jedoch hatten wir ebenfalls konservative Fans, die von einer anderen Lektion angezogen wurden: dass die neue Ära wahrscheinlich dazu führen würde, dass sich die Ökonomie des linken Flügels mit den sozialen Werten des rechten Flügels verbinden würde.

Abgesehen von der Ideologie, denke ich, dass es einen anderen Grund für das steigende Interesse an unserem Buch gibt. Wir weisen die tief verwurzelte Grundannahme der modernen Historiker des Westens zurück, nach der die gesellschaftliche Entwicklung entweder linear (kontinuierlicher Fortschritt oder Niedergang) oder chaotisch (zu komplex, um irgend eine Richtung erkennen zu können) verläuft. Stattdessen übernehmen wir die Einsicht nahezu aller traditionellen Gesellschaften: dass die gesellschaftliche Entwicklung ein sich wiederholende Zyklus ist, in dem Ereignisse nur in dem Maße eine Bedeutung bekommen, dass der Philosoph Mircea Eliade “Wiederaufführungen” (engl.: “reenactments”) nennt. Wenn man die unwesentlichen Unfälle und die Technologie weg denkt,  verbleiben  einem im zyklischen Betrachtungsraum nur eine begrenzte Anzahl gesellschaftlicher Modi, die in einer festen Reihenfolge wieder vorzukommen pflegen.

Entlang dieses Zyklus können wir vier “Wendungen” identifizieren, die jeweils ungefähr 20 Jahre, also  die Länge einer Generation,  dauern. Man stelle sich diese als wiederkehrende Jahreszeiten vor, beginnend mit dem Frühling und endend mit dem Winter. In jeder Wendung wird eine neue Generation geboren und jede ältere Generation altert in die nächste Lebensphase.

Der Zyklus beginnt mit der ersten Wendung, einem „Hoch“, das nach einer Krisenzeit kommt. In einem Hoch sind die Institutionen stark und der Individualismus ist schwach. Die Gesellschaft ist zuversichtlich im Bezug auf das Ziel, das sie kollektiv anstrebt, sie kann sich sogar durch die vorherrschende Konformität gedämpft fühlen. Viele heute lebende Amerikaner können sich an das Hoch nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern (post-World War II American High,  Begriff des Historikers William O’Neil), zusammenfallend mit den Präsidentschaften von Truman, Eisenhower und Kennedy. Frühere Beispiele sind das hoch nach dem Bürgerkrieg (post-Civil War Victorian High) mit industriellem Wachstum und stabilen Familien und das hoch nach der Staatsgründung (post-Constitution High) mit Demokratischen Republikanismus und einer Ära guter Gefühle.

Die zweite Wendung ist eine “Erweckung”, in der Institutionen im Namen höherer Prinzipien und tieferer Werte angegriffen werden. Gerade dann, wenn die Gesellschaft den Höhepunkt des öffentlichen Fortschritts erreicht, werden die Menschen plötzlich all der sozialen und gesellschaftlichen Disziplinen müde und möchten ein Gefühl der persönlichen Authentizität wieder erlangen. Erlösung durch Glaube, nicht durch Arbeit, ist der Schlachtruf der Jugend. Eine solche Ära war die Bewusstseinsrevolution der späten 1960er und 1970er Jahre. Einige Historiker nennen diese Amerikas vierte oder fünfte große Erweckung, abhängig davon, ob sie mit der Zählung im 17. Jahrhundert mit John Winthrop oder im 18. Jahrhundert mit Jonathan Edwards beginnen.

Die dritte Wendung ist ein „Aus-den-Fugen-geraten” (engl. unravling), in vieler Hinsicht das Gegenteil des Hochs. Institutionen sind schwach und genießen kein Vertrauen, während der Individualismus stark ist und blüht. Die Dekaden der dritten Wendung waren die 1990er, die 1920er und die 1850er Jahre, in denen Zynismus, schlechte Manieren und eine schwache staatliche Autorität notorisch waren. Der Regierungsapparat schrumpft typischerweise und spekulative Manien,  wenn sie vorkommen, sind wahnsinnig.

Schließlich kommt die vierte Wendung, die eine Krisenperiode ist. Das ist, wenn unserer institutionelles Leben von Grund auf rekonstruiert wird – was immer als Antwort auf eine Bedrohung erfolgt, von der man den Eindruck hat, dass sie das Überleben der Nation grundsätzlich infrage stellt. Wenn die Geschichte keine derartige Bedrohung produziert, werden die Führer der vierten Wendung unentdeckt eine finden – oder sogar eine fabrizieren – um die kollektive Aktionsbereitschaft herzustellen. Bürgerliche Autorität wird wiederbelebt und Einzelpersonen und Gruppen beginnen in einer größeren Gemeinschaft mit anzupacken. Wenn diese prometheischen (himmelstürmend, an Kraft und Gewalt alles übertreffend) Ausbrüche bürgerlicher Anstrengung sich wieder auflösen, dann erneuern die vierten Wendungen die nationale Identität und definieren diese neu. Die Jahre 1945 1865 und 1794 schlossen alle eine Ära ab, in der sich neue „Gründungsmomente“ der amerikanischen Geschichte konstituierten.

Gerade so wie eine zweite Wendung unsere innere Welt (der Werte Kultur und Religion) neu formt, so formt eine vierte Wendung unsere äußere Welt (der Politik, Wirtschaft und des Empires).

In unserem Paradigma kann man vorausschauen und andeuten, dass die kommende Zeitperiode – sagen wir eine bestimmte Dekade – in ihrer essenziellen menschlichen Dynamik einer Zeitperiode in der Vergangenheit ähneln wird. In „The Fourth Turning” haben wir vorausgesagt, dass beginnend um 2005, Amerika wahrscheinlich eine „Große  Abwertung“ in den Finanzmärkten erleben wird, ein Katalysator, der Amerikas Eintritt in eine Ära markieren wird, deren erste Dekade wahrscheinlich Parallelen zu den 1930er Jahren haben wird.

Wenn wir über die Dekade reflektieren, die wir gerade durchlebt haben, können wir wahrscheinlich darin übereinstimmen, dass der Vergleich mit den 1930er Jahren zutrifft. In der Wirtschaft entfalteten sich beide Dekaden im Schatten einer globalen Finanzkrise und sie waren durch ein langsames und enttäuschendes wirtschaftliches Wachstum und chronische Unterbeschäftigung der Arbeitskräfte und des Kapitals charakterisiert. Beide sahen schwache Investitionen, Deflationsängste, wachsende Ungleichheit und die Unfähigkeit der Zentralbanker den Konsum wieder zu entfachen.

In der Geopolitik waren wir weltweit Zeugen eines Anstiegs von Isolationismus, Nationalismus und rechtem Populismus. Der Geostratege Ian Bremmer sagt dass wir nun in einer „G-Zero” Welt leben, in der jede Nation für sich selbst steht. Diese Geschichte ist wie ein Echo der1930er Jahre, die von einer schwindenden Autorität der großen macht Allianzen und einer neuen Bereitschaft autoritärer Regime zeugte, mit erschreckender Straflosigkeit zu agieren.

In den gesellschaftlichen Trends zeigen die beiden Dekaden ebenfalls Parallelen: sinkende Geburtenraten und sinkenden Eigenheimbesitz, den Anstieg von Mehrgenerationenhaushalten, die Ausbreitung von Lokalismus und der Identifikation mit Gemeinschaften, ein dramatischer Rückgang von Jugendgewalt (eine Tatsache die scheinbar den Präsidenten ausgelassen hat), und eine fade populäre Jugendkultur. Über allem registrieren wir weltweit bei den Wählern eine Sehnsucht nach Führern die eine größere Autorität zur Geltung bringen und die eher Taten als Geschäftigkeit liefern, eher Resultate als Abstraktionen.

Wir leben in einer zunehmend unbeständigen und ursprünglichen Ära, in der die Geschichte sich beschleunigt und die liberale Demokratie schwächer wird. Wie Vladimir Lenin schrieb, „in manchen Jahrzehnten passiert nichts; in manchen Wochen passieren Jahrzehnte”. Machen Sie sich bereit für die kreative Zerstörung öffentlicher Institutionen, etwas das jede Gesellschaft periodisch erfordert um auszusondern was obsolet, verknöchert und disfunktional ist – und um das Spielfeld des Wohlstandes und der macht fort von dem alten und zurück zu dem Jungen zu kippen. Wälder benötigen periodische Feuer; Flüsse benötigen periodische Fluten. Gesellschaften ebenso. Das ist der Preis den wir für ein goldenes Zeitalter bezahlen müssen.

Wenn wir die breiteren Rhythmen der Geschichte betrachten, haben wir Grund von diesen Trends ermutigt zu sein, nicht entmutigt. Die angloamerikanische Geschichte hat in den letzten paar Jahrhunderten in einem ziemlich regelmäßigen Zyklus gesellschaftliche Krisen erlebt, nämlich ungefähr alle 80-90 Jahre, oder grob gerechnet ein langes menschliches Lebensalter. Dieses Muster zeigt sich in den Intervallen die die koloniale Glorious Revolution, die amerikanische Revolution, den amerikanischen Bürgerkrieg, und die große Depression und den Zweiten Weltkrieg trennen. Schneller Vorlauf für die Länge eines langen menschlichen Lebens von 1930 an, und wir enden da wo wir heute sind.

Amerika betrat 2008 eine neue vierte Wendung. Sie wird wahrscheinlich bis um 2030 dauern. Unser Paradigma legt nahe dass die gegenwärtigen Trends sich bis zur Halbzeit verstärken werden.

Weitere widrige Ereignisse, vielleicht eine andere Finanzkrise oder ein großer bewaffneter Konflikt, wird die öffentliche Meinung wachrütteln und Führer dazu bringen entscheidender Aktionen zu unternehmen. Zunehmende Regionalismus und Nationalismus auf der ganzen Welt könnte zur Fragmentierung großer politischer Einheiten (vielleicht der Europäischen Union) und zum Ausbruch von Feindseligkeiten (vielleicht im südchinesischen Meer, der koreanischen Halbinsel, den baltischen Staaten oder dem persischen Golf) führen.

Trotz einer neuen Neigung zum Isolationismus könnten die USA sich selbst in einem Krieg wiederfinden. Ich hoffe gewiss nicht dass es Krieg gibt. Ich mache nur eine nüchterne Beobachtung: jeder totale Krieg in der Geschichte der USA fand während einer vierten Wendung statt, und noch hat sich keine vierte Wendung ohne Krieg entfaltet. Amerikas Ziele in so einem Krieg werden wahrscheinlich sehr breit definiert sein.

Am Ende der 2020er wird die Krise der vierten Wendung ihren Höhepunkt erreichen und sich einem Ende zu neigen. Abmachungen werden ausgehandelt werden, Verträge werden unterzeichnet werden, neue Grenzen werden gezogen werden, und vielleicht (wie in den späten 1940ern) wird eine haltbare neue Weltordnung kreiert. Vielleicht werden wir in den frühen 2030ern ebenso gut in Zeit einer  neuen ersten Wendung  eintreten:  junge Familien werden frohlocken, die Geburtenrate wird wieder steigen, wirtschaftliche Gleichheit wird steigen, eine neue Mittelklasse wird entstehen, öffentliche Investitionen werden zu der neuen Infrastruktur des 21. Jahrhunderts wachsen, und geordneter Wohlstand wird wieder beginnen.

In der ersten Wendung, potenziell dem nächsten amerikanischen Hoch, werden Millenials in die nationale Führung eintreten und ihren Optimismus, ihre Klugheit Qualifikation und Selbstvertrauen zur Schau stellen. Irgendwann in den späten 2030ern wird der erste der Millenials  ins Weiße Haus gewählt und dazu führen das von einem neuen Kamelott-Moment gesprochen wird. Last einige Jahre mehr vorbeigehen und diese Organisationsbesessenen Millenials werden mit einem passionierten und äußerst unerwarteten Angriff einer neuen jungen Generation konfrontiert.

Willkommen zur nächsten Erweckung. Der Kreislauf der Geschichte dreht sich unerbittlich weiter.

Neil Howe ist, zusammen mit William Strauss, der Autor von “Generations”, “The Fourth Turning” und “Millenials Rising”.

Deutsche Übersetzung von Christoph Becker, www.freizahn.de




Das kaputte Bildungswesen

In dem folgenden Beitrag möchte ich zwei Arten von Qualitätsmängeln des Bildungswesens zusammen führen. Zunächst ist da der feurige Redebeitrag des britischen Politiker Nigel Farage, den dieser am  21. Februar 2017 bei einer Veranstaltung des Hillsdale College in den USA geliefert hat und in dem er den Linksliberalen, die das Bildungswesen dominieren bescheinigt, dass sie im Sinne der klassischen Definition die illiberalsten Menschen seien, die er je gesehen oder getroffen habe,  während er den jungen antifaschistischen und “liberalen” Demonstranten bescheinigt, dass sie selbst die Faschisten unserer Zeit geworden seien.Hier die Übersetzung des Redebeitrages von Nigel Farge:

Was ich sehe ist ein wenig sehr beängstigend, was mit vielen von unseren jungen Leuten passiert.
Unser Bildungsestablishment – und ich sage unseres, weil ich denke, dass es uns beide betrifft (seine amerikanischen Zuhörer und Großbritannien).
Unser Bildungsestablishment von den Schulen über die Oberschulen bis zu den Universitäten ist vollständig von den Links-Liberalen gekapert, die tatsächlich nach der klassischen Definition des Oxford-Wörterbuch der Englischen Sprache  die iliberalsten Menschen sind, die ich in meinem Leben gesehen oder getroffen habe.
Und sie haben unsere jungen Leuten dahingehend gezüchtet, dass diese nicht nur zur Übernahme einer bestimmten Meinung indoktriniert wurden, sondern auch dazu, zu denken, dass eine andere Meinung nicht akzeptabel ist, dass gegen sie protestiert werden sollte und sogar dass sie verboten sollte.
Es ist grauenhaft, grauenhaft. Da sind tausende Menschen heute Nacht auf den Straßen Londons, die sogar dagegen demonstrieren, dass Präsident Donald J. Trump das Vereinigte Königreich besucht.
Die Mitglieder der jungen  Generation, die Wörter wie ‘Faschist’ schreit,  sind tatsächlich  selbst die Faschisten geworden.

Hier das Original auf Youtube:

Es ist aber nicht nur Nigel Farage, der einen antiliberalen, faschistischen maoistisch-bornierten Geist in den Bildungseinrichtungen am Werk sieht.

Hier z.B. ein Link auf ein Interview von J.H. Kunstler mit Prof. David Collum von der Cornell University. An der Cornell-Universität scheint es um die freie Rede noch nicht ganz so schlimm bestellt zu sein. Aber insgesamt hat Farage im Bezug auf viele Universitäten wohl leider recht: J.H. Kunstler im Gespräch mit Prof. David Collum

Erstaunt hat mich auch, dass in Deutschland wieder Bücher wegen ihres politisch nicht korrekten Inhaltes vernichtet werden:  Wording – Die Bücherschnüffler. Wo ist da der Unterschied zu den Nazis? Außer, dass die Nazis die Bücher auf öffentlichen Plätzen theatralisch in Erinnerung an die mittelalterlichen Scheiterhaufen im Feuer verbrannt haben, während man das jetzt eher heimlich, still und leise per Reißwolf erledigt und die Reste als Altpapier recycelt?

Zitat von J. H. Kunstler aus einem Interview von Chris Martenson und Kunstler vom 15. August 2016 ( https://www.peakprosperity.com/podcast/100707/james-howard-kunstler-racketeering-ruining-us ):

Kunstler: Ich bin sehr besorgt über dieses neue Aufkommen von Maoismus an den Universitäten. Die ganze Idee, dass es in Ordnung ist, die Freiheit der Rede abzuschaffen und die despotische Natur der Art von Fake-Intellektualismus, die gerade jetzt aus den Universitäten in unsere Kultur kommt, ist meines Erachtens sehr gefährlich und man sollte das meiner Meinung nach ablehnen.

Chris Martenson: Nun es ist nicht leicht, dagegen anzugehen, weil dabei Begeisterung (ein leichter Rausch) im Spiel ist.

James Howard Kunstler:  Reputationen werden zerstört. Karrieren werden zerstört. Ich denke, Du und ich haben Glück, weil wir nicht an einer Oberschule oder Hochschule lehren. Wir sind nicht von Arbeitsplätzen an Oberschulen oder Hochschulen abhängig. Wir haben keine Sorgen, unsere Festanstellung zu verlieren. Aber es gibt eine große Zahl Menschen, die betroffen sind, und das hat in den letzten Jahren einen  schrecklichen Effekt auf das intellektuelle Leben des Landes gehabt. Zu einem gewissen Grade zerstört es dies. Daher sollten wir gegen diese Bewegung Widerstand leisten. Wir sollten uns hinter das Recht der Freien Rede stellen und verstehen, dass es in Ordnung ist, über Dinge zu sprechen,  bei denen es uns ungemütlich wird. Ich denke, eine der Parolen der Zeitperiode in die wir kommen ist, “werde gelassen wenn es ungemütlich wird” (get comfortable with being uncomfortable).

Wir haben es also an den Schulen und Hochschulen im “freien Westen” inzwischen mit Tendenzen und Praktiken zu tun, die denen der Nazis und der DDR verdächtig ähnlich geworden sind.

Vielleicht sollte man daran erinnern, dass Meinungsfreiheit und freier intellektueller Diskurs kein Luxus sind, sondern dass es dabei darum geht, die menschlichen Schwächen, Wahrnehmungsfehler und Denkfehler auszugleichen. Auch da ist die Rede der deutschen Bundeskanzlerin vom 17. Februar 2017 beim Sicherheitspoltischen Forum in München wieder sehr hilfreich. Ungefähr ab Position [6:45] erklärt sie faktisch, dass es um die weise Voraussicht der deutschen und europäischen Eliten  sehr schlecht bestellt ist.

Meinungs- und Redefreiheit ist jedenfalls eine Sicherung gegen Wahrnehmungs- und Denkfehler. Mich erinnert das an einen Störfall im Kernkraftwerk Brunsbüttel, von dem ich als Student gelernt hatte: Weil es immer wieder zu einem die Ruhe der Verantwortlichen  störenden Fehlalarm gekommen war, hatte jemand einen Alarm für das Kühlwassersystem einfach abgeklemmt. Dann ist wohl tatsächlich ein Teil des Kühlwassersystems ausgefallen und es kam zu dem Störfalls von 1978, bei dem dann zum Glück noch wenigstens die Vollabschaltung funktionierte und eine Kernschmelze verhindert hat.

Als ich als junger Schiffsoffizier meine erste Stelle angetreten habe, war ich gleich mit mehreren Fällen konfrontiert, wo vorsätzlich “um Ruhe zu haben”, oder als Folge von Unaufmerksamkeit, für die Sicherheit wichtige Einrichtungen nicht mehr funktionierten.

Zensur, ein Kult der Politischen Korrektheit,  Denkverbote, Manipulation und Unterdrückung von Nachrichten, genauso wie Parteiverbote und auch Behinderungen von unbequemen Parteien wie der AfD und der NPD, sind auf gesellschaftlicher Ebene ähnlich wie das Abschalten von Alarmen und Sicherheitseinrichtungen bei Schiffsmaschinenanlagen und Kernkraftwerken. Der vorläufige Gewinn an Ruhe und Bequemlichkeit wird mit dem absehbaren Eintreten von kostspieligen Schäden und manchmal auch mit Totalverlusten erkauft.

Zur Überschrift “Das kaputte Bildungswesen” gehören aber auch die folgenden Berichte über die “Qualität” unseres Links-Liberalen Bildungswesens, auf die ich durch einen Kommentar aufmerksam wurde:

https://lilohenner.wordpress.com/2017/01/12/sw-15-sprachbarrieren/

Sehr interessant sind dort auch die Kommentare. In diese fanden  sich  die beiden folgenden Links:

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/bildung-jeder-vierte-berliner-grundschueler-versteht-einfache-saetze-nicht-25698960

und

http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/lehrerin-spricht-ueber-missstaende-in-deutscher-bildung-14871446.html

Was soll man dazu sagen? Vielleicht dass man an dieser Entwicklung sehen kann, dass Links-Liberal im modernen Sinne eine gefährliche Geisteskrankheit ist, die zu all den Problemen, die unsere Gesellschaft sowieso schon hat und bekommt noch hinzukommt.

Es gibt dazu  ein Buch und ein Interview eines erfahrenen Psychiaters:

Hier der Linke auf die Webseite  www.libertymind.com des Autors von The Liberal Mind: The Psychological Causes of Political Madness (dt.: Der Links-Liberale Geist: Die Psychologischen Ursachen Politischer Verrücktheit). Die Amerikaner verstehen unter “Liberal” im heutigen Sinne faktisch alle Parteien und Strömungen die Hillary Clinton gut finden. In Deutschland sind das z.B. alle heute im Bundestag vertretenen Parteien.  Das Interview mit Dr. Lyle Rossiter, dem Autor des Buches auf Youtube: The Liberal Mind – Why Liberals Act & Think The Way They Do – Lyle Rossiter – theDove.us

Im Grunde geht es darum, dass die Linken ernste Problem in der Kindheit hatten. Die Familien haben nicht funktioniert. Deshalb haben sie kein Vertrauen in die Familien. Sie sehen den Staat als Familienersatz und wollen, dass dieser alles reglementiert. Sie wollen die Menschen bevormunden. Das funktioniert aber in der Realität nicht wirklich. Ein anderes linkes Phänomen ist, dass sie, wenn etwas nicht funktioniert regelmäßig glauben, dann müsste einfach nur der Einsatz erhöht werden.

Eine andere Sichtweise ist die in dem  Buch The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion (dt. Der Selbstgerechte Geist: Warum gute Menschen über Politik und Religion zerstritten sind) von Jonathan Haidt. Haidt schreibt das nicht so, aber er zeigt, dass er mit seinen Forschungsarbeiten als Moralpsychologe herausgefunden hat, dass Menschen  5 bis 6 moralische “Geschmacksrichtungen” haben, die im Laufe der Evolution alle nützlich und berechtigt waren. Bei Rechten bzw. Konservativen sind diese ziemlich gleichmäßig ausgeprägt. Bei Linken sind zwei dieser Geschmacksrichtungen vorherrschend und die anderen sind mehr oder weniger verkümmert. Haidt sieht das nicht als krankhaft, sondern stellt es einfach nur fest und erklärt damit Meinungs- und Kulturunterschiede.

Auf der Internetseite www.theemotionmachine.com/6-moral-taste-buds-that-shape-our-morality findet sich eine Erklärung, so dass man nicht gleich das Buch kaufen und ganz lesen muss.

Hier die Liste der Geschmacksrichtungen übersetzt:

Positiv negativer Gegensatz
Sorgen, Pflegen (care) verletzen
Fairness, Gerechtigkeit Täuschen, Betrügen
Loyalität Verrat
Autorität Unterwerfung
Heiligkeit, Reinheit (Sanctity) Zerfall, Abbau
Freiheit Unterdrückung

Nebenstehend die Grafik aus dem Artikel  Jonathan Haidt and the Moral Matrix: Breaking Out of Our Righteous Minds von Samuel McNerney. Die Grafik findet sich auch in dem Buch. Wie man sieht sind Care und Fairness bei sehr Linken Personen sehr eindeutig übergewichtet, während andere moralische Geschmacksrichtungen von diesen Personen zurückgewiesen werden. Gerade diese anderen Funktionen dürften aber für das Überleben und den Erfolg größerer Gruppen vorteilhaft und wichtig gewesen sein. Dabei kann man sich vorstellen, dass Klima und Umwelt unterschiedliche Mischungen gefördert haben, was dann entsprechend in den resultierenden Kulturen und Ethnien verinnerlicht wurde.

Der Überfluss an billiger Energie im Westen und die daraus resultierende Industriegesellschaft mit ihrem scheinbar unbegrenztem materiellen Überfluss, die moderne Medizin und Hygiene und die zeitweise extreme militärtechnische Überlegenheit der westlichen Industriestaaten, haben sich dann wohl auch auf die Gewichtung der verschiedenen moralischen Aspekte ausgewirkt und der für die Linken typischen Zusammensetzung die Zustimmung der Mehrheit gegeben. Die daraus resultierende Beschädigung des Bildungswesen, sowie die Denkverbote und die Tabus der Politischen Korrektheit werden aber die Wirkung alle der anderen globalen und lokalen Probleme (Energie, Umwelt, Klima, Demographie usw.) verschärfen und das Finden von Lösungen verhindern.

Zur Frage ob Links eine Krankheit ist, bzw. zur Frage, wie es um den Realitätssinn der heute vorherrschenden Linken bestellt is,t gehören auch die Ausführungen von Manfred Kleine-Hartlage . Hier die Links bei Youtube auf zwei seiner Vorträge:

Kelberg, den 24. Februar 2017

Christoph Becker

 

 

 

 

 




In der Folge der industriellen Zivilisation

Zur Einstimmung auf John Michael Greers brutal nüchterne und ernüchternde Analyse der Gegenwart und Zukunft unserer industriellen Zivilisation ist es vielleicht hilfreich, sich erst einmal das weltweit oft als Abschiedslied gesungene  Auld Lang Syne und dessen deutsche VersionNehmt Abschied Brüder ungewiss ist alle Wiederkehr, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer … Die Sonne sinkt es steigt die Nacht, vergangen ist der Tag und leis erwacht ….” anzuhören. Im englischsprachigem Raum singt man es auch zum Jahreswechsel um der Toten des vergangenen Jahres zu gedenken.

Wie John Michael Greer in seinem im Sommer 2016 erschienen Buch Dark Age America – Climate Change, Cultural Collapse and the Hard Future ahead (dt. Dunkles Zeitalter Amerika – Klimawandel, kultureller Kollaps und die Harte Zukunft voraus) schreibt, und wie ich meine überzeugend erklärt, sind wir bereits voll dabei,  Abschied von der industriellen Zivilisation, mit all ihren Träumen, Ansprüchen und lieb gewonnenen Gewohnheiten und Gewissheiten zu nehmen oder besser gesagt nehmen zu müssen. Die Öffnung der Grenzen durch die deutsche Bundeskanzlerin im Herbst 2015 und die Übergriffe auf der Domplatte zu Silvester 2015 waren, wenn ich es mir nun vor dem Hintergrund von Greers Ausführungen sehe, klare Zeichen des beginnenden Zerfalls und Abstiegs unserer Zivilisation. Das heißt, eigentlich beginnt der Zerfallsprozess schon in den 70er Jahren als Jean Raspail sein “Heerlager der Heiligen” veröffentlichte.

Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin am 17. Februar 2017 anlässlich der Münchener Sicherheitskonferenz, mehr als 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Grenzen des Wachstums von Meadows et. al und mehr als 35 Jahre nach der Veröffentlichung von Cattons Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, und fast 60 Jahre nach Admiral Hyman Rickovers brühmter Energie-Rede (Der Link zeigt auf eine deutsche Übersetzung!) war Merkels Rede insbesondere auch ab Position [19:30] von geradezu unerträglicher Ahnungslosigkeit geprägt.  Es ist nicht nur in Wirklichkeit so, dass multilaterale Institutionen und Verträge wegen ihrer hohen Komplexitätskosten zunehmend an Bedeutung verlieren. Es ist vielmehr auch so, dass es völlig blauäugig und ausgeschlossen ist, dass Afrika, wie Frau Merkel sich das wünscht, eine ähnliche wirtschaftliche Entwicklung wie Südostasien nimmt. Am Anfang ihrer Rede, ca. ab Postion [2:15] erwähnt sie die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes der letzten 25 Jahre. Nach Frau Merkel hat es sich seitdem weltweit und in den USA verdreifacht, in der EU hat es sich “nur” verdoppelt und in China, dessen Wirtschaftswachstum Frau, wie sie am Ende der Rede erklärt, wohl auch gerne in Afrika sehen würde, hat es sich sage und schreibe verachtundzwanzigfacht. China hat damit übrigens seinen Anteil am globalen BIP auf 15 % gesteigert. Wenn die ganze Welt ihr BIP in den nächsten 25 Jahren nur verdoppelt und China das seine “nur” noch einmal um das 13-fache steigert, dann hätte China in 25 Jahren einen Anteil am BIP der Welt von 97,5 %. Für den Rest der Welt blieben dann also nur noch klitzekleine 2,5 % Anteil am weltweiten BIP. Wenn die Welt ihr BIP auf dem heutigen Stand hält und China das seine in den nächsten 25 Jahren “nur” versechsfacht, dann hätte China einen Anteil am globalen BIP von 90 %. Lächerliche 10 % blieben dann noch für die westlichen Industriegesellschaften, den Orient, Indien und Merkels Traum vom neuen China in Afrika. Von so schwierigen Sachen wie Umweltschutz, Klimawandel, Erschöpfung der Rohstofflager und sinkendem Nettoenergieertrag Förderung fossiler Energieträger und dem auch bei sinkender und schwieriger werdender Förderung und steigenden Eigenverbrauch  Energieexportländer, reden wir hier noch gar nicht.

Die Rede der deutschen Bundeskanzlerin in München unterstreicht jedenfalls die Richtigkeit John Michael Greers Analyse.

Im Wesentlichen möchte ich mich hier nun darauf beschränken, von Greers Buch den Umschlagtext, das Inhaltsverzeichnis, das ganze erste Kapitel und den Schluss des zweiten Kapitels zu übersetzen. In den restlichen Kapiteln diskutiert Greer unter anderem auch die Sinnhaftigkeit von Vermögensanlagen in Gold und Silber in Krisenzeiten und das schon heute in großem Umfang zu beobachtende, für Gesellschaften im Niedergang typische Sinken des Ansehens der Eliten und der mit diesen verbundenen Bereiche und Institutionen, heute der Wissenschaft, der Medizin, der Presse und anderer Institutionen. Am Schluss regt er dann zum Nachdenken darüber an, was eine in ein dunkles Zeitalter versinkende Zivilisation vielleicht noch tun kann, um einen möglichst großen Teil ihres Schatzes an teuer erworbenem Wissen, Können und Erfahrung an die irgendwann in ein paar Jahrhunderten vielleicht aus ihren Ruinen entstehende nächste Zivilisation weiterzugeben.

Ich hoffe, dass diese Kostprobe vielleicht dazu führt, dass sich ein deutscher Verleger findet, der dieses meines Erachtens auch für Deutschland und Europa wichtige Buch möglichst bald in deutscher Sprache erscheinen lässt. Wie würde die Bundestagswahl im September ausgehen, wenn ein paar Millionen Deutsche und auch einige Politiker dieses Buch rechtzeitig genug vor der Wahl lesen könnten und würden?

Konfrontation mit dem unvermeidbaren Kollaps

…. mutig, überlegt, zeitgerecht und gut recherchiert … dieses intelligent argumentierte, zum Nachdenken anregende und wichtige Werk wird ihre Art und Weise zu denken in Frage stellen und sie dazu anstoßen sinnvolle, vorbereitende Aktionen zu unternehmen.

Dave Pollard, Autor, How to Save the World

Greer demonstriert das ökologischer, politischer und wirtschaftlicher und technologischer Niedergang nicht nur unvermeidbar ist, sondern bereits gut unterwegs ist. Wie der Untergang sich entfaltet und ob irgendwelche Angehörige unserer Spezies überleben, könnte gut davon bestimmt werden, welche Entscheidungen wir jetzt treffen.

Carolyn Baker, PhD, Autor, Love in the Age of Ecological Apocalypse und Collapsing Consciously.

John Michael Greer argumentiert, dass sich die Tür zu einer nachhaltigen Zukunft nach Jahrzehnten verpasster Möglichkeiten geschlossen hat und dass die Zukunft, der wir nun entgegensehen eine Zukunft ist, in der die Zivilisation der Industriegesellschaften zerfallen und mit unkontrolliertem Klimawandel und Ressourcenerschöpfung konfrontiert werden wird.

Wie wird die Welt aussehen, wenn all diese Veränderungen ihren Lauf genommen haben? Greer versucht diese Frage mit einiger Genauigkeit zu beantworten, denn Zivilisationen pflegen in bemerkenswert ähnlicher Weise zu kollabieren.

Dark Age Amerika versucht dann die Geschichte des Kollapses im Voraus aufzuzeichnen, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie die nächsten 500 Jahre aussehen werden, wenn die Globalisierung endet und die nordamerikanische Zivilisation das Ende ihres Lebenszyklus erreicht und die Stufen des Abstiegs und Untergangs betritt.

Auf viele Arten ist dies John Michael Greers kompromisslosestes Werk, obwohl es sehr wohl Anlass zur Hoffnung bietet. Zu wissen, wohin wir kollektiv unterwegs sind ist ein entscheidender Schritt, um konstruktiv auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und zu tun was wir können, um für unsere Nachkommen das Beste aus der Welt zu machen, die wir ihnen hinterlassen.

„….. selbst wenn man im Bezug auf die Zukunft anderer Meinung ist als Greer, wird man sehr viel aus seiner Untersuchung der relevanten Vergangenheit der Menschheit lernen.“

Richard Heinberg, Autor von Das Ende des Wachstums

*****

John Michael Greer, Historiker von Ideen und einer der einflussreichsten Autoren, die die Zukunft der Industriegesellschaft untersuchen, schreibt den viel zitierten Blog „The Archdruid Report“ und hat mehr als dreißig Bücher veröffentlicht. …… Er lebt in Cumberland, einer alten Fabrikstadt in den Appalachen, im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts, mit seiner Frau Sarah

Inhaltsverzeichnis:

Titel Seite
1.  Die Folge der industriellen Zivilisation ((Anm d. Übersetz.: eine vollständige deutsche Übersetzung dieses Kapitels findet sich unterhalb dieser Übersetzung des Inhaltsverzeichnisses)) 1
2. Das ökologische Nachspiel ((Anm d. Übersetz.: eine deutsche Übersetzung des Schlusses dieses Kapitels findet sich als Zitat sich „linksliberale Kampfkraftphantasien“ und noch einmal weiter unten, nach der Übersetzung des 1. Kapitels)) 15
3. Demographische Konsequenzen 39
4. Der politische Zusammenbruch 59
5. Der wirtschaftliche Kollaps 91
6. Der Selbstmord der Wissenschaften 123
7. Die Abenddämmerung der Technologie 149
8. Die Auflösung der Kultur 177
9. Die Straße zu einer Renaissance 199
Schlußnote 227
Bibliographie 231
Index 239
Über den Autor 247
Eine Bemerkung über den Verlag 248

Anmerkung zur nun folgenden, weiteren Übersetzung: Um die Orientierung im Text beim Lesen zu erleichtern, habe ich im Folgenden ungefähr analog zu den Buchseiten Trennzeilen mit der Seitenzahl eingefügt. Wenn in einem Absatz hätte getrennt werden müssen, dann habe ich die Trennlinie mit der Seitenzahl möglichst erst nach dem Absatz platziert. Fußnote und zugehörige Einträge im Literaturverzeichnis habe ich jeweils zusammengefasst und die Bücher wo möglich auf Amazon.de verlinkt.

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1. Kapitel

Die Folge der industriellen Zivilisation

Seit mehr als vier Jahrzehnten warnen Wissenschaftler vor den unvermeidbaren Konsequenzen, die es hat, wenn man versucht endloses Wachstum auf einem endlichen Planeten zu realisieren. ((Die Literatur über dieses Thema ist immens. Siehe Meadows et al 1973 (Die Grenzen des Wachstums) und Catton 1980 (Overshoot: The Ecological Basis for Revolutionary Change) wegen guter Übersichten)) Seit dieser Zeit – während die Grenzen des Wachstums mehr und mehr klar  am Horizont unserer Zukunft sichtbar wurden, hat sich ein bemerkenswertes Paradox entfaltet. Je näher wir diesen Grenzen kommen, je mehr sie unser tägliches Leben beeinflussen, und je klarer unsere gegenwärtige Flugbahn auf die Ziegelmauer einer schwierigen Zukunft zielt, desto weniger können sich scheinbar die meisten Leute in der Industriegesellschaft irgend eine Alternative dazu vorstellen, die existierende Ordnung der Dinge weiterzuführen bis die Räder abfallen.

Das ist in vielen Ecken der aktivistischen Community genauso wie in den unrenoviertesten Vorstandsetagen. Für zu viele der heutigen Umweltaktivisten ist erneuerbare Energie nicht etwas, das sie selbst produzieren sollten, es sei denn sie sind reich genug, sich die Fotovoltaiksysteme auf dem Dach zu leisten, die das neueste Statussymbol in den vor städtischen Wohngebieten an beiden Küsten geworden sind ((gemeint ist die Ost- und Westküste der USA, wo sich die Zentren der Links-liberalen Gesellschaft befinden, die bei der Letzten Präsidentschaftswahl mehrheitlich Hillary Clinton gewählt haben.)). Sie, also die Energie, ist sicher nicht etwas das sie konservieren, also bewahren und sparen sollten. Vielmehr ist sie etwas, wovon man erwartet dass Versorgungsunternehmen und Regierung es so schnell wie möglich produzieren, sodass die Amerikaner weiterhin dreimal so viel Energie pro Kopf verbrauchen können wie ein durchschnittlicher Europäer und 20 mal so viel wie ein durchschnittlicher Chinese.

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Diese Art Enthusiasmus für den Wandel, der in der Aktivisten Community zum Vorschein kommt, konzentriert sich im Großen und Ganzen auf Welt verändernde Ereignisse der einen oder anderen Art. Wie es nun mal so ist, haben wir gerade jetzt einen ernsthaften Mangel an Welt verändernden Ereignissen. Dafür gibt es gute Gründe, genauso wie es genauso starke, wenn auch nicht genauso gute, Gründe dafür gibt, dass so viele Leute all ihre Hoffnungen auf ein Welt verändernde Ereignis der einen oder anderen Art heften. Therapeuten pflegen darauf hinzuweisen, dass man, wenn man immer das tut, was man immer getan hat, man immer das Ergebnis bekommt, das man immer bekommen hat und schließlich ist es ein Truismus (=Binsenwahrheit) geworden (obwohl es ebenso eine Wahrheit ist), dass immer dasselbe zu tun und andere Resultate zu erwarten eine brauchbare Definition für Verrücktheit ist.

Der Versuch einen Weg zu finden, um dieser harten aber unentrinnbaren Logik auszuweichen ist die Kraft, die die prophetische Hysterie über 2012 angetrieben hat und die mehr im allgemeinen zu Weltende-Wahnvorstellungen führt: wenn einen die Aussicht, die eigene Art zu leben zu ändern, in Angst und Schrecken versetzt, aber der Gedanke an die Konsequenzen der aktuellen Art zu leben, einen genauso in Angst und Schrecken versetzt, dann sind Tagträume,  in denen eine von außen kommende Kraft kommt und alles für einen verändert eine bequeme Möglichkeit, um eigenes Nachdenken über die Zukunft, die man für sich selbst macht zu vermeiden. ((Endnote: John Michael Geer: Apocalypse Not, 2011)) unglücklicherweise ist diese Art des Tagträumens sehr viel üblicher geworden als jene Art konstruktiver Taten, die tatsächlich einen Unterschied machen könnten.

Diese harte Tatsache garantiert ziemlich sicher eine Zukunft, die nach fast allen vorstellbaren Definitionen wesentlich schlimmer ist als die Gegenwart. Die Schwierigkeit hier ist, dass der Glaube an die Aussicht auf eine bessere Zukunft so tief in allen von uns verankert ist, dass der Versuch dagegen zu argumentieren ein wenig so ist als ob  man einem mittelalterlichen Bauern erzählen würde, dass der Himmel mit all seinen Heiligen und Engeln nicht mehr da ist. Die Hoffnung, dass morgen besser als heute sein wird oder sein kann oder zumindest sein sollte ist in der kollektiven Vorstellung von der modernen Welt fest verdrahtet. Hinter diesem Glauben liegt das immense Beharrungsvermögen von 300 Jahren industrieller Expansion, die den billig erreichbaren Anteil der fossilen Brennstoffreserven der Erde für einen kurzen Zeitabschnitt des Überflusses verwertet haben, der so extrem ist, dass Müllsammler im heutigen Amerika Zugriff auf Dinge haben, die vor dem Beginn der  industriellen Revolution nicht einmal Kaiser bekommen konnten.

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Dieses Zeitalter der Extravaganzen hat die Art, wie Leute heute über nahezu alle Dinge denken, gründlich gewandelt – in den Begriffen der Realität des menschlichen Lebens vor und nach unserem Zeitalter dürfte „verzerrt“ ein besseres Wort als „gewandelt“ sein. Insbesondere hat es uns blind gemacht für die ökologischen Realitäten, die den fundamentalen Kontext für unser Leben liefern. Es hat zum Beispiel fast alle von uns dazu gebracht, zu denken, dass unbegrenztes exponentielles Wachstum möglich, normal und gut ist. So kommt es, dass selbst trotz der desaströsen Konsequenzen unbegrenzten exponentiellen Wachstums,  deren Meldung in unsere Gesellschaft eine nach der anderen einschlägt, wie die Wellen, die eine Sandburg treffen, die große Mehrheit der Menschen heute noch immer ihre Vision von der Zukunft auf der Fantasie aufbaut, dass Probleme, die vom Wachstum verursacht wurden durch noch mehr Wachstum gelöst werden können ((Annm. d. Übers.: Siehe dazu die Rede der deutschen Bundeskanzlerin am 17. Febr. 2017 auf der Sicherheitspolitischen Konferenz in München. Insbesondere ab [19:30], wo sie sich für Afrika ein ähnliches Wachstum wie das der Schwellen- und Industrieländer in Asien wünscht, bzw. verdeutlicht, dass sie das allen Ernstes für wünschenswert und möglich hält. Tatsächlich kann man und wird man wohl am Ende das Flüchtlingsproblem leicht lösen, indem man Europas “Werte” und/oder Europas Wohlstand mehr oder weniger weit in Richtung dunkles Zeitalter verändert. Ansonsten, ist das ein Beispiel dafür, wie man den Zivilisationsverlust reduzieren kann. Anschließend kann man höchstens noch den Afrikanern Wissen liefern, wie es z.B. John Jeavons und Allan Savory bzw. wie die auf diese zurückgehenden Organisationen www.g-biack.org in Kenia und Savory Institute es getan haben und tun)).

Das verzerrte Denken, das wir von drei Jahrhunderten nicht nachhaltigem Wachstum geerbt haben, kommt selbst bei jenen mit voller Kraft zum Tragen, die denken dass sie dagegen an arbeiten. Aktivisten des gesamten politischen Spektrums haben rhetorisch seit Generationen über die Schrecken gepredigt, die die Zukunft auf Lager hat, sicher, aber sie bieten immer einen Ausweg – die Adoption der Agenda für die sie werben – und die führt geradewegs zu einem strahlenden neuen Morgen, in dem die harten Grenzen der Gegenwart irgendwie nicht länger zu existieren scheinen. (Entferne die abgegriffene Wendung „der einzige Weg zur Rettung einer besseren Zukunft aus den Klauen des drohenden Desasters“ aus der Rhetorik der heutigen Aktivisten zu diesem Zweck, und man stellt in den meisten Fällen fest, dass nur sehr wenig übrig bleibt.)

Jedoch, die strahlende neue Zukunft, die uns allen versprochen wurde, wird nicht kommen. Das ist die schlechte Nachricht, die uns von der sich entfaltenden Kollision zwischen der Industriegesellschaft und den nicht nachgebenden Grenzen der Biosphäre des Planeten übermittelt wird. Peak Oil, globale Erwärmung, und all die anderen Krisen, die überall auf der Welt zusammenkommen, sind alle Manifestation einer einzigen grundlegenden Ursache: der Unmöglichkeit unbegrenzten Wachstums auf einem begrenzten Planeten. Sie sind Warnsignale, die uns sagen, dass wir in den Bereich vollen Überschwingens (engl.Overshoot) gekommen sind – der Zustand mit dem Ökologen vertraut sind, in dem eine

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Spezies, die sie stützende Ressourcenbasis überlastet ((Endnote: William Catton, The Ecological Basis of Revolutionary Change,  1980, Seite 126 – 142)) – und sie sagen uns ebenfalls, dass das Wachstum nicht einfach aufhört; es wird sich umkehren, und diese Umkehr wird sich fortsetzen bis unsere Population, Ressourcenverbrauch, und Abfallproduktion auf ein Niveau gefallen, sind das nachhaltig über eine lange Zeit von dem beschädigten Ökosystem des Planeten getragen werden kann.

Das bittere Ergebnis könnte vielleicht verhindert worden sein, wenn wir kollektiv entscheidende Maßnahmen getroffen hätten, bevor wir in den Bereich des Überschießens gekommen sind. Wir haben es nicht getan und zum jetzigen Zeitpunkt ist das Fenster der Möglichkeit fest verschlossen. Nahezu alle Vorschläge, die momentan zur Debatte gestellt werden, um mit den Symptomen des globalen Überschießens fertig zu werden, gehen stillschweigend oder ausdrücklich davon aus, dass dies nicht der Fall ist und dass wir noch so viel Zeit haben, wie wir benötigen. Solche Vorschläge sind verschwendeter Atem und wenn irgendwelche von ihnen umgesetzt werden – und einige von ihnen werden sehr wahrscheinlich umgesetzt, wenn die heutige Selbstgefälligkeit der morgigen heftigen Panik weicht – so werden die Ressourcen, die dafür aufgewendet werden, ebenso verschwendet werden.

Daher denke ich, dass es Zeit ist, ein anderes und mehr herausforderndes Projekt zu verfolgen. Wir könnten eine bessere Zukunft gehabt haben, wenn wir die rechten Dinge getan hätten, als noch genug Zeit war, aber wir haben es nicht getan. Welche Art Zukunft können wir vor diesem Hintergrund erwarten?

In den Geschichtswissenschaften gibt es für diese Art Zukunft einen Standardausdruck. Der Ausdruck heißt „dunkles Zeitalter“.

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Diese Bezeichnung stammt tatsächlich aus einer Zeit, die vor jener Zeitperiode lag, für die dieser Begriff heute meistens verwendet wird. Marcus Terentius Varro (*116 v.Chr +27 v. Chr), der für den gebildetsten römischen Gelehrten seiner Zeit gehalten wurde, teilte die Geschichte, die ihm bekannt war in drei Zeitalter: ein Zeitalter der Geschichte, für das es schriftliche Berichte gibt; vor diesem, ein Zeitalter der Fabeln, aus dem mündliche Überlieferungen überlebt haben; und vor diesem, ein dunkles Zeitalter, über das niemand irgendetwas weiß. ((Endnote: Censorinus, The Natal Day, trans. William Maude (New York: Cambridge Encyclopedia Company, 1900, Seite 30, der Link zielt auf eine kostenlose pdf-Datei von google books)) Das ist eine einfache, aber überraschend nützliche Unterteilung. Selbst in jenen dunklen Zeitaltern, in denen Lesen und Schreiben als lebendige Tradition überlebten, sind die Berichte extrem spärlich und wenig hilfreich, und wenn die Aufzeichnungen wieder beginnen, sind sie für eine ziemlich lange Zeit danach mit Fabeln und Legenden überzogen. In einem dunklen Zeitalter zerreißt der Faden der kollektiven Erinnerung und der kulturellen Kontinuität, die Enden sind verloren und ein neuer Faden muss gesponnen werden, aus was auch immer an Rohmaterial gerade zur Hand ist.

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Dunkle Zeitalter dieser Art sind ein wiederkehrendes Phänomen in der Geschichte der Menschheit. Der Prozess, durch den sie entstehen hat einen bemerkenswerten Grad der Ähnlichkeit, selbst wenn die Zivilisationen, die ihnen vorausgehen sich in jeder denkbaren Weise unterscheiden. Der Historiker Arnold Toynbee, dessen mächtiges zwölfbändiges Werk Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen die umfassendste Studie historischer Zyklen bleibt, die jemals geschrieben wurde, hat diese merkwürdige Parallelität im Detail untersucht. ((Toynbee, A Study of History,Vol. 6: The Disintregrations of Civilisations, Continued (London: Oxford University Press 1939, S. 321 – 326 )) bei ihrem Aufstieg, stellte er fest, neigt jede Zivilisation dazu, sich nicht nur von ihren Nachbarn, sondern von allen anderen Zivilisationen der gesamten Geschichte zu unterscheiden. Ihre politischen und religiösen Institutionen, ihre Künste und Architektur und all die anderen Details ihres täglichen Lebens nehmen eine bestimmte Formen an, sodass wenn sie sich ihrer Blütezeit nähert, selbst der kürzeste Blick auf eine ihrer Kreationen oft ausreicht, um ihre Quelle zu identifizieren.

Wenn die Blütezeit vorbei ist und der lange Weg des Abstiegs beginnt, dann wechselt das Muster der Unterschiedlichkeit zurück, zuerst langsam und dann mit zunehmender Geschwindigkeit. Eine merkwürdige Art der Vermischung findet statt: sich eindeutig von allen anderen Kulturen unterscheidende Eigenschaften gehen verloren und allgemein übliche Muster entstehen an ihrer Stelle. Das passiert nicht alles auf einmal, und verschiedene kulturelle Formen verlieren ihre besonderen, sie von anderen unterscheidenden Formen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber je tiefer auf der Flugbahn des Abstiegs und Falls eine Zivilisation sinkt, desto mehr entspricht sie anderen im Abstieg begriffenen Zivilisationen. Zu der Zeit, in der diese Flugbahn den Boden erreicht, ist die Übereinstimmung total; man vergleiche eine Postkollapsgesellschaft mit einer anderen – die Gesellschaften des poströmischen Europas, zum Beispiel mit der des postmykenischen Griechenlands – und es kann schwer sein zu glauben, dass derart ähnliche Gesellschaften eines dunklen Zeitalters aus den Trümmern so unterschiedlicher Zivilisationen hervorgegangen sind.

Es ist interessant zu spekulieren, warum diese Rückentwicklung zum Mittelwert eine so regelmäßige Erscheinung in der Abenddämmerung und dem Nachspiel so vieler Zivilisationen ist. Darüber hinaus hat das wiederkehrende Muster des Niedergangs und Falls eine andere Implikation – oder wenn man so will, eine andere Anwendung.

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Die moderne Industriegesellschaft, speziell aber nicht nur hier in Nordamerika, zeigt alle der üblichen Symptome einer Zivilisation auf ihrem Weg zum Komposthaufen der Geschichte. Wenn wir, wie die Evidenz nahelegt, auf dem bekannten Weg des Abstiegs und Falls gestartet sind, dann sollte es möglich sein, die Standardeigenschaften des Abstiegs detailliert aufzuzeichnen und ein ziemlich genaues Gefühl für die Zukunft zu bekommen, die vor uns liegt.

Zur Erinnerung, der Teil der Geschichte, der im Voraus erraten werden kann, bezieht sich auf breite Trends und allgemeine Muster, nicht aber auf die spezifischen Vorfälle, die einen so großen Teil der Geschichte, wie sie geschieht, ausmachen. Wie genau sich die auf das späte industrielle Amerika einwirkenden Druckkräfte, in der täglichen Realität der Politik der Wirtschaft und der Gesellschaft auswirken, wird durch das übliche Zusammenspiel von individuellen Entscheidungen und purem, dummen Glück bestimmt. Nachdem das gesagt ist, sind die breiten Trends und die allgemeinen Muster für sich betrachtet es schon wert, genauer betrachtet zu werden. Einige Dinge, die so erscheinen als würden sie in das Reich des nicht Vorhersagbaren gehören – zum Beispiel die politische und militärische Dynamik von Grenzregionen, die Beziehungen innerhalb der politischen Klasse des Imperiums, die zunehmend entrechteten unteren Klassen, und die Menschen außerhalb der Grenzen – folgen in einem historischen Fall nach dem anderen vorhersagbaren Mustern, und es deutet alles darauf hin, dass dies auch dieses Mal so ist.

Was ich faktisch behaupte ist, dass es auf eine sehr reale Weise möglich ist, die großen Linien der Geschichte Nordamerikas für die nächsten 500 Jahre oder so im Voraus zu zeichnen. Das ist eine sehr weitgehende Behauptung und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die unmittelbare Antwort zumindest eines Teils meiner Leser darin bestehen wird, diese Möglichkeit rundweg zurückzuweisen. Ich möchte diejenigen, die so reagieren ermutigen, zu versuchen eine aufgeschlossene Haltung zu bewahren.

Diese Behauptung unterstellt, dass die Lektionen der Vergangenheit tatsächlich einige Bedeutung für unsere Zukunft haben. Das ist heutzutage ein kontroverser Vorschlag, aber meiner Ansicht nach sagt diese Strittigkeit mehr über die populären Idiotien unserer Zeit aus als über die realen Fakten. Die Menschen im heutigen Amerika sind dazu übergegangen, Gedankenstopper zu verwenden wie „Aber dieses Mal ist es anders!“ Um sich davor zu schützen, irgendetwas aus der Geschichte zu lernen – eine Gewohnheit, die zweifellos Wunder für ihren heutigen Seelenfrieden bewirkt, obwohl sie ihnen ziemlich gut einen Zusammenstoß, mit dem Gesicht zuerst, mit der Ziegelwand der Miseren und des Versagens garantiert, nicht viel weiter auf ihrem Weg auf der Straße der Zeit.

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Unter den Ressourcen, die ich zu nutzen gedenke, um die Geschichte der nächsten fünf Jahrhunderte herauszufinden, ist der aktuelle Stand der Kunst in den Umweltwissenschaften, und das beinhaltet den sehr substantiellen Umfang der Evidenz und Forschung zu von Menschen verursachten klimatischen Veränderungen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass einige Leute dies als strittig ansehen und dass selbstverständlich einige sehr reiche Unternehmensinteressen eine Menge Geld investiert haben, um die Leute davon zu überzeugen, dass es kontrovers ist. Aber ich habe sehr umfassend zu allen Seiten dieses Themas gelesen und die Argumente, die dafür sprechen, anthropogene Klimaveränderungen ernst zunehmen, beeindrucken mich besonders. Ich habe dennoch nicht vor, die Sache hier zu debattieren – es gibt viele Foren dafür. Während ich beabsichtige die derzeitigen modellbasierten Schätzungen des Klimawandels und des Anstiegs des Meeresspiegels mit der Evidenz der Paleoklimatologie aufzulockern, werden diejenigen, die darauf bestehen, dass es nichts ausmacht die Atmosphäre als großen Abwasserkanal für klimaschädliche Gase zu benutzen, nicht mit allem glücklich sein, was ich zu sagen habe.

Ich beabsichtige ebenfalls den Abstieg und Fall der industriellen Zivilisation zu diskutieren, ohne zu versuchen, die härteren Dimensionen dieses Prozesses zu beschönigen. Das wird noch eine andere Garnitur Federn durcheinanderbringen. Diejenigen, die die Nachrichten verfolgen, werden zweifellos bemerkt haben, wie verzweifelt versucht wird darauf zu bestehen, dass es nicht so schlimm sein wird, wirklich nicht sein wird. Ich meine diese Versuche, die sich zu zeigen beginnen, wenn immer ein offenes Gespräch über die Zukunft durch den Nebel der kollektiven Mythologie dringt, den unsere Gesellschaft nutzt, um die Konsequenzen ihrer eigenen Aktionen nicht zu sehen. Diejenigen, die es wagen solche Wörter wie „Niedergang“ oder „dunkles Zeitalter“ zu benutzen, können darauf rechnen von Kritiken beansprucht zu werden, die ernsthaft darauf bestehen, dass eine solche Sprache zu negativ ist, dass wir selbstverständlich eine Veränderung hin zu einer anderen Art Gesellschaft entgegensehen, aber dass man dies nicht in so entmutigenden Begriffen beschreiben sollte, usw.. Und dann folgt das ganze Vokabular des obligatorischen Optimismus der unter den Privilegierten dieser Tage so in Mode ist.

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Diese Art zu reden mag bequem sein, aber sie ist nicht nützlich. Der Fall einer Zivilisation ist keine erfreuliche Aussicht – und das ist es worüber wir selbstverständlich sprechen: der Abstieg und Fall der industriellen Zivilisation, der lange Weg durch ein dunkles Zeitalter, und die ersten Regungen der nachfolgenden Gesellschaften die auf unseren Ruinen aufbauen werden. So endet der Lebenszyklus einer Zivilisation, und das ist auch die Art wie unsere gerade jetzt endet.

Was das in der Praxis bedeutet ist, dass die gewohnten Annahmen der Leute in den Industriegesellschaften über die Zukunft in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten auf dem Kopf stehen werden. Die meiste Rhetorik, die heutzutage zur Unterstützung von diesem oder jenem, oder eine andere Große Wende, die uns von den Konsequenzen unserer eigenen Taten retten wird, nimmt als Tatsache an, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten – oder, der Himmel hilf, in der ganzen industrialisierten Welt – sich gemeinsam um einige allgemein akzeptierte Garnituren von Werten und einige akzeptierte Aktionspläne versammeln kann und wird, um die industrielle Zivilisation vor der zunehmenden Spirale der sie umgebenden Krisen zu retten. Meine Leser dürften zur Kenntnis genommen haben, dass die Dinge sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen scheinen, und die Geschichte legt nahe, dass sie damit ziemlich richtig liegen.

Zu den Standardphänomenen des Abstiegs und Falls gehört in der Tat das Zerbrechen des kollektiven Konsenses, der einer aufstrebenden Gesellschaft die Fähigkeit gibt, gemeinsam zu handeln und vieles von allem zu erreichen. Die Spaltung zwischen der politischen Klasse und dem Rest der Bevölkerung – man kann sicherlich die einen „das eine Prozent“ und anderen „die neunundneunzig Prozent“ nennen – ist einfach die am meisten sichtbare der Bruchlinien, die durch jede absteigende Zivilisation gehen, und die sie in einen Flickenteppich abweichender Fragmente verwandeln, die konkurrierende Ideale und Agenden verfolgen. Dieser Prozess hat auch einen vorhersagbaren Endpunkt: während das zunehmend groteske Fehlverhalten der politischen Klasse dazu führt, dass diese jeden Respekt und jede Loyalität verlieren, die sie einstmals beim Rest der Gesellschaft genoss, und während die Massen sich ihres Vertrauen in die politischen Institutionen ihrer Gesellschaft entledigen, füllen charismatische Führer von außerhalb der politischen Klasse das Vakuum. Gewalt wird der normale Vermittler der Macht, und die Herrschaft des Rechts wird eine höfliche Fiktion, wenn sie nicht einfach vollständig abgeschafft wird.

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Die ökonomische Sphäre einer Gesellschaft im Niedergang ist aus verschiedenen Gründen einer parallel verlaufenden Zersplitterung unterworfen. In Zeiten wirtschaftlicher Expansion wirft die Arbeit der arbeitenden Klasse genug Profit ab um die Kosten eines mehr oder weniger komplexen Überbaus zu decken, egal ob dieser Überbau aus den Pharaonen und Priestern des alten Ägyptens oder den Bürokraten und Investmentbankern des späten industriellen Amerikas besteht. Wenn das Wachstum durch Kontraktion abgelöst wird, dann erzielt die Produktion von Gütern und Dienstleistungen nicht mehr den Profit den sie einst erzielte, aber die Mitglieder der politischen Klasse, deren Macht und Wohlstand von dem Überbau abhängt, sind vorhersagbar nicht gewillt ihren privilegierten Status zu verlieren und sie haben die Macht sich selbst auf Kosten aller anderen zu versorgen. Das zuverlässige Resultat ist ein Schrumpfen der produktiven wirtschaftlichen Aktivität, was eine im Abstieg begriffene Zivilisation von einer sie durchschüttelnd Finanzkrise zur nächsten bringt und schließlich ihre Fähigkeit zerstört, selbst die notwendigsten Güter und Dienstleistungen zu produzieren.

Als Reaktion darauf beginnen die Menschen sich aus dem wirtschaftlichen Hauptkreislauf insgesamt aus zu klinken, weil weil es weniger fruchtlos ist an den wirtschaftlichen Rändern mühsam sein Dasein zu Fristen als in einem System zu überleben, das zunehmend gegen sie manipuliert wird. Steigende Steuern, abnehmende öffentliche Dienstleistungen und systematische Privatisierung öffentlicher Güter durch die Reichen, wetteifern darum mehr und mehr Menschen gegenüber der etablierten Ordnung zu entfremden. Die Entwertung des Geldsystems, in einem Versuch die abnehmenden Steuereinnahmen auszugleichen, führt dazu, dass mehr und mehr wirtschaftliche Aktivitäten durch ohne Geld auskommende Formen des Austauschs ersetzt werden. Während das Geldsystem versagt werden im Gegenzug große Wirtschaftsaktivitäten unmöglich; die Wirtschaft zersplittert und vereinfacht sich bis zur einfachen wirtschaftlichen Subsystemen mit lokalen Ressourcen, die gelegentlich durch Plünderungen angereichert werden. Das wird die einzige überlebende Form der wirtschaftlichen Aktivität.

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Zusammengenommen schicken diese Muster der politischen Fragmentierung und des wirtschaftlichen Zerfalls die politische Klasse einer versagenden Zivilisation mit den Füßen zuerst auf eine Reise durch die Ausgangstüren der Geschichte. Die einzigen Fähigkeiten die ihre Mitglieder im Großen und Ganzen haben, sind jene die nötig sind um komplexe politische und wirtschaftliche Hebel ihrer Gesellschaft zu manipulieren, und ihre Macht hängt vollständig von der aktiven Loyalität ihrer Untergebenen ab, die ganze Kommandokette hinunter, und vom passiven Gehorsam des Rests der Gesellschaft. Der Kollaps der politischen Institutionen nimmt der politischen Klasse jeden Legitimitätsanspruch; der Zusammenbruch des Wirtschaftssystems begrenzt ihre Fähigkeit die Loyalität jener zu kaufen, die sie nicht länger inspirieren können; der Zusammenbruch der Hebel der Kontrolle nimmt ihren Mitgliedern die einzige tatsächliche Macht die sie hatten; und das ist der Punkt, wenn sie sich in die Lage versetzt sehen, um Anhänger zu konkurrieren, mit den charismatischen Führern die gerade von den niedrigeren Rängen der Gesellschaft aufsteigen. Sehr viel öfter als nicht kommt das Endspiel dann, wenn die politische Klasse versucht die aufsteigenden Führer der Entrechteten an zu heuern um mit diesen eine Quelle der Kraft zu haben um den Rest der Bevölkerung kontrollieren zu können. Die politische Klasse findet dann auf die harte Tour heraus, dass die wirklich Machthabenden diejenigen sind, die Waffen tragen und nicht diejenigen die denken dass sie die Befehle geben.

Die Implosion der politischen Klasse hat Auswirkungen die deutlich über einen einfachen Personalwechsel in den oberen Schichten der Gesellschaft hinausgehen. Die zuvor erwähnte politische und soziale Zersplitterung wirkt sich genauso kraftvoll auf die weniger greifbaren Dimensionen des menschlichen Lebens aus – seine Ideen und Ideale, seine Glaubensinhalte, Werte und kulturellen Praktiken. Wenn eine Gesellschaft in die Phase des Abstiegs kippt, dann werden ihre Bildungsinstitutionen und ihre kulturellen Institutionen, ihre Künste, Literatur Wissenschaften, Philosophien und Religionen alle mit der politischen Klasse identifiziert; das ist kein Zufall da die politische Klasse generell alles versucht um diese Dinge zu nutzen um ihrem eigenen Verlust an Autorität und Einfluss aufzuhalten. Für jene außerhalb der politischen Klasse wiederum wird die Hochkultur der Zivilisation befremdlich und gehasst, und wenn die politische Klasse zugrunde geht, dann gehen die kulturellen Ressourcen, die diese sich zu Diensten gemacht hat, mit ihr zugrunde.

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Einige dieser Ressourcen werden von Subkulturen für ihre eigenen Zwecke ausgeschlachtet, sowie christliche Mönche und Nonnen Teile der klassischen griechischen und römischen Philosophie und Wissenschaft für die größere Verherrlichung Gottes genutzt haben. Das ist nicht garantiert, obwohl, wenn es geschieht, dann nimmt und wählt die ausschlachtende Mannschaft entsprechend ihren eigenen Überlegungen – das Überleben der klassischen griechischen Astronomie im frühen mittelalterlichen Westen geschah zum Beispiel einfach deshalb, weil die Kirche wissen musste wie man das Datum von Ostern berechnet. Wo solche Motive nicht existieren können die Verluste total sein: von dem immensen Korpus der römischen Musik ist das einzige was überlebt hat ein Fragment einer Melodie die zu spielen 25 Sekunden dauert. Auch gibt es historische Beispiele in denen selbst der einfache Trick des Lesens und Schreibens während der Implosion einer Zivilisation verloren ging und Jahrhunderte später von irgendwo anders importiert werden musste.

All diese Transformationen beeinflussen die menschliche Ökologie einer fallenden Zivilisation – das heißt, die grundlegenden Beziehungen mit der natürlichen Welt von der jede menschliche Gesellschaft in ihrem täglichen Leben abhängt. Die meisten Zivilisationen wissen sehr genau was man tun muss um die oberste Mutterbodenschicht zu erhalten, um Bewässerungssysteme funktionsfähig zu erhalten, um Ernten einzubringen, und all die anderen Details der menschlichen Interaktion mit der Umwelt auf einer stabilen Basis. Das Problem ist immer die erforderlichen Kosten aufzubringen wenn das Wirtschaftswachstum beendet ist und eine Schrumpfung der Wirtschaft einsetzt, und die Fähigkeit der Zentralregierung ihre Verordnungen durchzusetzen, sich auflöst. Die Gewohnheit, den Überbau auf Kosten von allem anderen zu versorgen, beeinträchtigt die Umwelt genauso kraftvoll wie die arbeitende Klasse: genauso wie die Löhne auf Hungerniveau fallen und weiter fallen, werden Kosten gekürzt, für notwendige Investitionen in Infrastruktur, für Brachperioden die man zur Regeneration des Bodens beim Fruchtwechsel benötigt, und für die anderen Aufwendungen die ein landwirtschaftliches System nachhaltig machen.

Als ein Resultat wird Mutterboden weggewaschen, landwirtschaftliches Hinterland verkommt zu Wüsten und Sümpfen, vitale Infrastruktur kollabiert durch schädliche Vernachlässigung, und die Fähigkeit des Landes menschliches Leben zu unterstützen beginnt den stufenweisen Abstieg der das Endstadium des Niedergangs charakterisiert – und so, im Gegenzug, geht es mit der Bevölkerung, weil die Zahl der Menschen in der letzten Analyse eine abhängige Variable sind, und keine unabhängige. Bevölkerungen wachsen oder schrumpfen nicht einfach weil die Leute an einem Tag beschließen mehr oder weniger Babys zu haben; sie sind durch ökologische Grenzen begrenzt. In einer expandierenden Zivilisation nimmt die Bevölkerung zu weil ihr Wohlstand und ihre Ressourcenbasis zunehmen, weil die Leute es sich leisten können mehr Kinder zu haben und weil Jahr für Jahr mehr der geborenen Kinder in Ernährung und grundlegende Gesundheit Pflege erhalten die es ihnen ermöglicht bis zu dem Alter zu überleben indem sie selbst Kinder bekommen können. Wenn das Wachstum dem Niedergang weicht, dann wächst die Bevölkerung typischerweise noch eine weitere Generation oder so wegen des schieren demographischen Momentes, und dann beginnt sie zu fallen.

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Die Konsequenzen können in der Geschichte jeder kollabierenden Zivilisation verfolgt werden. Während die ländliche Wirtschaft als Folge des landwirtschaftlichen Versagens aufbauend auf den allgemeineren wirtschaftlichen Abstieg implodiert, konzentriert sich eine zunehmender Anteil der Bevölkerung in den städtischen Elendsbezirken. Während die Maßnahmen zur öffentlichen Gesundheit zusammenbrechen werden diese Slums zu Brutstätten für Infektionskrankheiten. Epidemien sind daher eine übliches Merkmal in der Geschichte absteigender Zivilisationen. Natürlich sind Krieg und Hungersnöte ebenfalls signifikante Faktoren; aber einen noch größeren Tribut beansprucht der ständige Anstieg der Todesrate, der durch Armut, Mangelernährung, Zusammendrängung und Stress verursacht wird. Wenn die Sterberate die Geburtenzahl übersteigt, dann kommt die Gesellschaft in eine Phase des Bevölkerungsrückgangs, der leicht einige Jahrhunderte andauern kann. Es ist alles andere als ungewöhnlich, dass die Bevölkerung in einem Gebiet, in der auf eine Zivilisation folgenden Zeit auf weniger als zehnt Prozent der Größe zur Zeit der Blütezeit vor dem Kollaps zurückgeht.

Man rechne diese Muster zusammen, folge ihnen über die üblichen ein bis drei Jahrhunderte der Abwärtsspirale und man hat das Standardbild einer Gesellschaft in einem dunklen Zeitalter: eine größtenteils verwüstete ländliche Gegend mit kleinen verstreuten Dörfern wo selbst versorgende Bauern die verarmt sind und nicht lesen und schreiben können, kämpfen um die Fruchtbarkeit zurück in den ausgelaugten Mutterboden zu bringen. Ihre Regierung besteht aus der persönlichen Machtausübung lokaler Kriegsherren, die im Tausch für den Schutz vor Plünderern ihren Teil der jährlichen Ernte fordern,  und die eine raue Rechtsprechung im Schatten jedes passenden Baumes anwenden. Ihre Literatur besteht aus Gedichten, liebevoll erinnert und gesungen zu den Klängen eines einfachen Saiteninstruments, die die großen Taten der charismatischen Führer eines verschwundenen Zeitalters erinnern, und diese selben Gedichte beinhalten alles was sie über ihre Geschichte wissen. Ihr Gesundheitswesen besteht aus Kräutern, ein wenig rauer Chirurgie und Zaubersprüchen die sie schlau zwecks Ausbeutung des Placeboeffektes nutzen. Ihre Wissenschaft – nun ich überlasse das der Fantasie der Leser.

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Und das Erbe der Vergangenheit? Hier ist etwas von dem was ein anonymer Dichter in einem dunklen Zeitalter über die vorherige Zivilisation zu sagen hatte:

Strahlend waren damals die Hallen, der Badehäuser viele,

Hoch die Giebel, laut das freudige Geschrei,

Viele die Methallen voll Köstlichkeiten

Bis ein mächtiges Schicksal alles umwarf.

Groß war das Schlachten, die Seuchenzeit kam,

Der Tod nahm fort all diese Helden.

Zerbrochen sind ihre Befestigungsmauern, gefallen ihre Hallen,

Die Stadt ist zerfallen; die die sie erbauten fielen auf die Erde.

Daher zerfallen diese Plätze,

Und Dachziegel fallen von diesem steinernen Torbogen.

Fans der angelsächsischen Dichtung werden dies als eine Passage aus “The Ruin” erkennen. Wenn die Prozesse der Geschichte ihren normalem Muster folgen, dann werden sie in vier- bis fünfhundert Jahren von jetzt an gerechnet Gedichte wie dieses über die Ruinen unserer Städte singen. Wie wir dorthin gelangen und was wahrscheinlich auf diesem Weg passieren wird ist das Thema dieses Buches.

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Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, dass Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so dass sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Deutsche Übersetzung von

Christoph Becker (www.freizahn.de) im Februar 2017




Die Illusion, dass erneuerbare Energien uns retten

Auf ihrer Internetseite Ourfiniteworld.com hat Gail Tverberg am 30. Jan. 2017 den sehr lesenswerten Artikel The “Wind and Solar Will Save Us” Delusion (dt. Die “Wind- und Sonnenenergie rettet uns” Illusion) veröffentlicht. Einen Teil des Fazits möchte ich hier übersetzen. Die  Reden der deutschen Bundeskanzlerin und auch des britischen Außenministers bei der Sicherheitskonferenz in München am 17.2.2017 zeigten, dass die Probleme und Gefahren im Energiebereich sowohl bei der Bundesregierung als auch bei der britischen Regierung unbekannt sind oder verdrängt werden.Hier zunächst ein Auszug aus dem Fazit von Frau Tverbergs Artikel:

Die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs zu vollständig erneuerbaren Systemen erscheint aus Gründen, die ich oben erläutert habe praktisch unmöglich. Ich habe viele andere Aspekte in früheren Posts erläutert:

Das Thema scheint nicht zu verschwinden, weil es attraktiv ist eine „Lösung“ für etwas zu haben, was eine Zwangslage zu sein scheint für die es keine Lösung gibt. Auf eine Weise sind Windenergie und Sonnenenergie hochpreisige Placebos. Wenn wir diese der Wirtschaft geben, werden die Leute zumindest denken, dass wir das Problem angehen, und dass unser Klimaproblem vielleicht ein wenig besser wird.

Meiner Meinung nach ist es  an der Zeit, sich von dem Glauben zu verabschieden, dass alles was sich „erneuerbar“ nennt hilfreich für das System ist. Wir haben nun reale Informationen darüber wie teuer Wind- und Solarenergie sind wenn man die indirekten Kosten mit berücksichtigt. Unglücklicherweise sind hohe Kosten in der realen Welt ultimativ ein  Spielverderber, weil die Löhne nicht gleichzeitig steigen. Wir müssen verstehen, wo wir wirklich sind,  wir sind nicht in einer Märchenwelt  die, von Politikern produziert wird, die möchten, dass wir glauben, dass die Situation unter Kontrolle ist.

Mit anderen Worten, die deutsche “Energiewende”, bzw.  der Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik in Deutschland sind nichts weiter als extrem teure Placebos, mit denen man zwar dumme, uninformierte Wähler täuschen und gewinnen kann, aber deren Einsatz die Situation nur verschlimmert, weil kostbare Zeit und Ressourcen vergeudet werden.

Die Konsequenzen für den Wohlstand und auch für die nachhaltig mögliche Bevölkerungsgröße Deutschlands dürften ziemlich gravierend sein.

Amüsiert hat mich vor diesem Hintergrund die Rede von Frau Merkel bei der Sicherheitspolitischen Konferenz 2017 in München:  Münchner Sicherheitskonferenz: Rede von Angela Merkel am 18.02.2017  ( der Link wurde am 14.6.17 erneuert weil der alte Linke nicht mehr funktionierte. Bei einer Kontrolle des Links am 24.12.2019 habe ich bemerkt, dass auch dieser neue Link nicht mehr funktioniert. Dafür habe ich nun auf der Seite des Bundeskanzleramtes den Redetext gefunden: www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/rede-von-bundeskanzlerin-merkel-zur-53-muenchner-sicherheitskonferenz-am-18-februar-2017-234640. )

Diese Frau hat ein Physikstudium abgeschlossen, war u.a. 4  Jahre lang Umweltministerin der BRD und ist nun schon seit mehr als 11 Jahren deutsche Bundeskanzlerin. In München hat sie nun gesagt, dass sie zur Vorbereitung ihrer Rede die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes der Welt und einiger Staaten nachgeschlagen hat (Position/Minute 2:20).  Das BIP der Welt hat sich demnach in den 25 Jahren von 1990 bis 2015 verdreifacht. Das der USA hat sich ebenfalls verdreifacht (wohl der Lebensstandard dort seit ca. 1970 für große Teile der Bevölkerung fällt und obwohl dort die Infrastruktur zerfällt, was zur Wahl Donald Trumps geführt hat.) Das BIP der EU-28 hat sich laut Merkel  verdoppelt und das Chinas habe sich verachtundzwanzigfacht. Chinas Anteil am BIP der Welt ist dabei auf 15% gestiegen. Es sollte auch einer deutschen Bundeskanzlerin klar sein, dass die Erhaltung und auch die Steigerung des Wirtschaftswachstums in diesen Größenordnungen nur durch die sehr massive Nutzung fossiler Energieträger und die damit einhergehenden Umweltbelastungen möglich war und ist. Die Welt ist aber nur endlich. Weder die fossilen Energieträger noch die anderen nicht erneuerbaren Rohstoffe wachsen nach. Es ist vielmehr so, dass die Entdeckung und Förderung immer schwieriger wird (Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters).

Ab etwa Minute 19:30, als sie über Afrika redet, zeigt sie – wie schon bei ihrer Flüchtlingspolitik – dass sie den Ernst der Lage wirklich nicht begriffen hat. Frau Merkel meint jedenfalls, man könne auch in Afrika für Aufschwung und Wirtschaftswachstum “ähnlich wie in den aufstrebenden asiatischen Staaten” sorgen und damit die Fluchtursachen bekämpfen.

Dass dazu die  Ressourcen fehlen, scheint ihr nicht klar zu sein. Was die Fluchtursachen am Ende aber tatsächlich erfolgreich bekämpfen und die Richtung der Fluchtbewegungen sogar umkehren wird,  wird der Absturz Deutschlands und Europas sein. Dazu dürfte dann das Versagen der Regierung Merkel mehr oder weniger kräftig beigetragen haben.

Die Afrikaner und auch die Araber  wollen nach Deutschland und Europa, weil sie glauben und hoffen, dass es hier neben kostenlosen Smartphones, Taschengeld und was ein “Flüchtling” hier sonst noch so alles bekommt, ganz selbstverständlich auch angenehm beheizte Unterkünfte und genug zu essen gibt. Ohne billige fossile Energieträger wird es aber in Deutschland in Zukunft weder genug beheizte Unterkünfte noch genug zu essen geben. Und wenn das in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft so ist – z.B. weil ein Crash des Finanzsystems die für Deutschland wichtigen Energieimporte stoppt, dann werden sich viele nach dem schönen warmen Afrika sehnen. Auch werden dann voraussichtlich viele heute, weil sie noch genug zu Essen, Smartphones, Autos und beheizte Wohnungen haben,   sehr friedliche und die neueren westlichen Werte noch beachtende Deutsche und andere weiße Europäer wieder auf die alten westlichen Werte der Völkerwanderungszeit und der Wikingerzeit umschalten. Hunger ist, wie Pitirim A. Sorokin in Hunger as a Factor in Human Affairs schreibt ein Mittel, das die in Zeiten des Überflusses herrschenden Gesetze und Werte  aufhebt.

Man sollte Frau Merkel und ihre Leute für ein paar  Wochen in ein Kloster schicken und sie dort in aller Ruhe mindestens die folgenden Bücher lesen und diskutieren lassen:

Von Greer, Catton und Tainter gibt es ins Deutsche übersetzte Interviews auf meiner Webseite, die für jene, die kein Englisch können zumindest ein wenig eine Vorstellung von den Überlegungen dieser Leute geben:

Kelberg, den 19. Februar 2017

Christoph Becker




Linksliberale Kampfkraftphantasien

Der Artikel Westliches Verteidigungsbündnis:Braucht Europa die Amerikaner noch? von Chri­s‍toph von Marschall und Markus Grabitz in der ZEIT vom 15. Februar 2017, läßt mich einmal mehr über die Weltsicht der ZEIT staunen und er ließ sich nicht verlinken. Ursprünglich stammt der Artikel aber aus dem Tagesspiegel: Westliches Verteidigungsbündnis – Steht die Nato vor dem Aus?, wo er sich verlinken läßt.

Zitat:

Die baltischen Staaten, Polen oder Ungarn wären nicht in der Lage, sich mit ihren nationalen Armeen gegen einen russischen Angriff zu verteidigen. Auch die Bundeswehr würde das in der heutigen Form nicht schaffen. Die deutsche Wirtschaftskraft ist freilich drei Mal so groß wie die russische. Im Extremfall könnte Deutschland sich ein Militär lei­s‍ten, das dem russischen ebenbürtig oder sogar überlegen ist. Das wäre allerdings um ein Vielfaches teurer als die heutigen Verteidigungsausgaben. Die kollektive Verteidigung in der Nato bringt nicht nur mehr Sicherheit. Sie spart auch Geld. Alle Nato-Staaten zusammen sind Rußland nach der Wirtschaftskraft mehr als das 25-Fache überlegen. Im Grunde glaubt kein Militärexperte, daß Putin es wagen würde, sich mit der Nato anzulegen. Dieses Kalkül gilt freilich unter der Bedingung, daß die Allianz ihre Bündnisgarantie glaubwürdig macht: Bei einem Angriff auf ein Mitglied würde die Nato dieses Land mit ihrer geballten Kraft verteidigen.

Als möglicher Angreifer kommen für die ZEIT und unser dahinter stehendes linksliberales Establishment offenbar nur die Russen in Frage. Auch ist für diese Herrschaften Kampfkraft und damit auch Verteidigungsfähigkeit offenbar etwas, was man sich einfach so für Geld  in Form von Waffen kaufen kann wie ein paar neue Schuhe oder ein Auto.

China, die Türkei und überhaupt die islamischen Staaten kommen für als potentielle Angreifer überhaupt nicht vor, obwohl gerade diese – im krassen Gegensatz zu Russland – die demographischen,  ökologischen und auch ideologisch/weltanschaulichen Antriebe für eine Angriffskrieg haben (siehe u.a. Operation Troja, General Chi Haotians gespen­s‍tische Reden und Neues aus dem Nahen und Fernen Osten.).

Welchen Nutzen sollte ein gegen Europa geführter Angriffskrieg für die Russen haben? Die Russen haben reichlich brauchbares Land und sie haben reichlich Roh­s‍toffe, während ihre Bevölkerungsdichte und die demographische Entwicklung eher gegen die Planung von Angriffskriegen spricht. Für Russland ist ein Krieg nur als Verteidigungskrieg sinnvoll – wobei ich die Besetzung der schon seit Jahrhunderten zu Russland gehörenden Krim eindeutig nicht als Angriff sondern als völlig legitime Verteidigung russischer Interessen (Sicherung von Russlands einzigem eisfreien Seehafen) ansehe. Selbst die dezente Einmischung in der eher von Russen bewohnten Ostukraine ist meine Erachtens keine russische Aggression, sondern eine legitime Verteidigung der Interessen russischer Volksangehöriger.

Jedenfalls werden die Russen ganz sicher nicht in We­s‍teuropa einmarschieren – es seiden im Rahmen einer Wiederholung der Zeit nach 1812 oder nach 1942, also eher zur Verteidigung der Interessen europäischer Völker und zu Befreiung Europas von  Diktatoren, Tyrannen und Eroberern. D.h., ich sehe Russland heute als denn in einem richtigen Krieg vielleicht wichtig­s‍ten potentiellen Bündnispartner der Völker Europas. Russland dürfte, genauso wie Israel (unsere zweite Lebensversicherung neben Russland), sehr gründlich dagegen sein, dass Europa wirklich islamisiert und zu einer Provinz eines neuen Osmanischen oder Arabischen Reiches wird. In dem Roman The Price of Peace von Albert Clark, einem ehemaligen Oberstleutnant der USAF,  greifen vereinte, mit China verbündete Arabische Streitkräfte übrigens Europa ziemlich erfolgreich an und können nur mit ziemlich extremen Anstrengungen und unter großen Verlusten zurückgeschlagen werden, nachdem ein großer Teil Europas verwüstet ist. In dem selben Roman wird auch die Kombination eines EMP-Angriffs mit der gezielten Verteilung von Handfeuerwaffen durch den Gegner an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen geschildert. Das passiert zwar nur im Roman, aber es sind auch die Ideen eines Berufssoldaten.

Die potentiellen Feinde und Angreifer Europas dürften eher aus den Heimatländern von “Merkels Gä­s‍ten”, also aus Nordafrika, dem arabischen Raum, der Türkei, Afghani­s‍tan und Paki­s‍tan kommen, weil dort wirklich der nötige Bevölkerungsdruck mit dem nötigen ökologischen Druck und einer aggressiven Ideologie die für einen Angriffskrieg nötige Mischung bildet. Zumindest für die Komponente des Angreifers. Die für einen Krieg nötige Komponente des Angegriffenen bildet die mentale, psychische und demographische Schwäche Europas, kombiniert mit den  Einwanderern und “Flüchtlingen” aus den Ländern der potentiellen Angreifer und kombiniert mit ökologische-klimatisch für diese Länder und Völker sehr attraktiven, eroberungsfähigem und eroberungswürdigem Land in Europa.

Zur Schwäche Europas und auch der USA siehe z.B. die diesbezüglichen Ausführungen Martin van Creveld: Nur noch Schmusekatzen und sein 2016 erschienenes Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West. Zum Kriegführen braucht man jedenfalls noch sehr viel mehr als nur Waffen und Geld. Natürlich braucht man auch Waffen, Geld, genug Roh­s‍toffe und vorläufig auch noch bezahlbare, also billige, hochwertige Energie, insbesondere in Form fossiler Energieträger.

ABER, man braucht auch Männer die zum einen intelligent und gut ausgebildet genug sind die verfügbaren Waffen und Mittel effizient und entschlossen zu nutzen und die ebenfalls bereit sind dazu auch ihre Gesundheit und ihr Leben für die Kriegsziele der eigenen Seite zu riskieren. Aber haben wir die? Was ist mit den Muslimen in den verschiedenen europäischen Armeen? Was ist mit all den Männern die die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen im Grunde nicht akzeptieren und die eher darauf warten und hoffen, daß unsere moderne westliche Gesellschaft mit ihren unseeligen “westlichen Werten” zerfällt und aufgelöst wird? Die werden doch bei einem Krieg alle eher nicht ihr Leben und ihre Gesundheit für die Verteidigung Europas oder Merkeldeutschlands risikeren.

Warum haben bei den Übergriffen auf der Kölner Domplatte an Silve­s‍ter 2015 die deutschen Männer nicht einfach die Täter verprügelt, sondern eher so reagiert, daß die Tätergruppen sich zu Silve­s‍ter 2016 wieder frohgemut auf den Weg nach Köln gemacht haben? Wie soll das erst mal werden wenn die die Angreifer richtig bewaffnet sind, jeden Wider­s‍tand mit Waffengewalt brechen und wider­s‍tand lei­s‍tenden deutsche Männer nicht mehr einfach nur auslachen und verhöhnen, sondern zur Abschreckung aufknüpfen, kreuzigen oder durch die Straßen schleifen?

Warum sollte ein gut ausgebildeter deutscher Mann heute noch Leben und Gesundheit zur Verteidigung Deutschlands und Europas risikieren? Die be­s‍te Verteidigung für den einzelnen ist vielleicht sich schon mal einen Gebet­s‍teppich und Koran zu kaufen und im Ernstfall dreist auf Mohamedaner zu machen und den anzubieten den Angreifern mit Know How zu helfen?

Während ich das so schreiben, fällt mir ein, daß ich da noch ein anderes neues Buch von Martin van Creveld habe, daß ich vielleicht nicht nur ich doch mal bald lesen sollte: Kriegs-Kultur: Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte. Van Creveld hatte zudem auch das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Lei­s‍tung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 geschrieben, dem ich meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen gewidmet hatte.

Unsere Bundeswehr ist wohl eher nicht mehr mit der Wehrmacht zu vergleichen.  Alleine schon die Art und Weise wie die Bundeswehr Personal sucht läßt tief blicken. Ich denke dabei an Louis Trenkers Buch Sperrfort Rocco Alta – Der heroische Kampf um das Panzerwek Verle, wo er von dem gestriegelten, den Anforderungen der Friedenszeit optimal angepassten Fe­s‍tungskommandanten berichtet, der dann gleich bei der er­s‍ten richtigen Beschießung die Nerven verliert. Ganz anders dagegen die richtigen Helden, die heute sinniger Weise meist verpönt und verachtet werden, oder die be­s‍tenfalls als arme irre von der damaligen Obrigkeit Verführte gelten.  Das er­s‍te Buch, daß ich mir als Junge von meinen Taschengeld gekauft habe war übrigens Mit Schwertern und Brillanten. Die Träger der höch­s‍ten deutschen Tapferkeitsauszeichnung. Was waren das noch für Zeiten und für eine jugendliche Naivität! Alleine die Verachtung die einigen diesen großen deutschen Helden von unserer heutigen Gesellschaft entgegengebracht wurde und wird, die Umbenennung von Kasernen inbegriffen, ist Grund genug dieses deutsche Volk und seine heutigen Werte zu verachten und im Ernstfall nicht zu verteidigen – egal wie viele und wie teuere Waffen die Regierung nun zu kaufen gedenkt.

Zuerst sollten mal den alten Helden wieder Denkmäler gesetzt und Straßen und Plätze nach ihnen benannt werden, während die Denkmäler für Desserteure geschleift werden. Aber das würde nicht reichen.

Eine der wichtig­s‍ten Lehren die die 68 und die von ihnen verführte BRD erfolgreich vermittelt haben ist, daß die Deutschen ihre Helden nicht ehren sondern verachten. Dabei man bedenken, daß all die hoch ausgezeichneten Helden der Nazizeit im Sinne der damals geltenden politischen Korrektheit richtig gehandelt haben und nachher sehen und sich vorhalten lassen mußten, daß falsch war. Wer heute die “westlichen Werte” und den Rest der heutigen politischen Korrektheit des We­s‍tens verteidigt wird nach einem verlorenen Krieg dasselbe oder schlimmeres erleben.

Selbst ohne einen verlorenen Krieg, einfach so nach dem zu erwartenden Lauf der Dinge, wird man jene die unsere heutige Gesellschaft verteidigen übrigens verachten und verfluchen. Ich zitiere dazu aus John Michael Greers 2016 erschienen Buch Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead, 2. Kapitel (The Ecological Aftermath), Schluß:

Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, daß Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so daß sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Eine der wesentlichen Botschaften der deutschen “Willkommenskultur” ist übrigens, daß die Deutschen unserer Tage alles tun möchten um künftigen Generationen als möglichst Böse und verfluchenswert zu erscheinen. Wenn es anders wäre, würde man z.B. ein Wirklich grüne Asyl- und Einwanderungsrecht einführen und alles tun um den direkten und indirekten ökologischen Fußabdruck Deutschlands zu minimieren, während man den noch vorhanden Reichtum Deutschlands verwenden würde um Wissen, Techniken und Methoden zu entwickeln, weiter zuentwicklen und zu verbreiten, die das inzwischen nicht mehr zu vermeidende dunkle Zeitalter, dass auf die westlichen Industriestaaten zukommt etwas weniger dunkel werden zu lassen, es vielleicht doch hier und da für die kommenden Generationen angenehmer und erträglicher zu machen, und es vielleicht auch etwas zu verkürzen.

In Sachen Verteidigungsfähigkeit würde man, wenn man sie wirklich ernsthaft verbessern wollte, die folgenden Punkte realisieren:

  • Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dazu Förderung und Bildung starker Reservi­s‍tenverbände, etwa in Anlehnung an das frühere Konzept der Landwehr und die Schweizer Armee. Man sollte bedenken, daß die elektrische und elektronische Infrastruktur und damit zu einem Großen Teil auch die technischen Sy­s‍teme von Polizei und Bundeswehr im Ernstfall möglicherweise schon in den er­s‍ten Minuten ausgeschaltet werden. Siehe dazu z.B. Weitere Literatur zum Thema EMP und Offener Brief an Präsident Obama. Auch sollte man damit rechnen, daß große Teile der europäischen Streitkräfte als Folge der unseeligen Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte  im Kriegsfall die Seite wechseln oder zumindest durch Sabotage und Verrat geschwächt oder ausgeschaltet werden.
  • Man müßte sich mit Leuten wie Martin van Creveld zusammensetzen und sich gut überlegen, wie man Heldentum und andere wichtige Aspekte der nicht technischen, nicht käuflichen, aber dennoch wichtigen psychischen Kampfkraft wieder verbessern kann.
  • Um­s‍tellung und Optimierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus. Ich verweise dazu zum Beispiel auf die folgenden Artikel meiner Webseite: Re­s‍taurierende LandwirtschaftOptimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung, Was würde der alte deutsche Weidepapst sagenGanzheitliches Weidemanagement,  Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse und Amerikas innovativ­s‍ter Ökobauer.
  • Man sollte sich darüber Gedanken machen wie die Bevölkerung im Ernstfall mit Wärme versorgt werden kann, und wie man die Wälder gegen den zu erwartenden Raubbau geschützt werden können, der dazu führen könnte, daß Deutschland in kurzer Zeit weitgehend unbewohnbar wird. Zum Bespiel war in der Eifel trotz vielfach geringerer Bevölkerungsdichte vor 200 Jahren ungefähr die Hälfte der Landfläche nur noch Heide. Nur noch 10 Prozent der Fläche war Wald. Heute ist trotz vielfach größerer Bevölkerung, dank der Verfügbarkeit der fossilen Brenn­s‍toffe, die Waldfläche in der Eifel viermal höher und der Holzbe­s‍tand ist dank der, durch die Nutzung der fossilen Brenn­s‍toffe möglichen,  zurückhaltenden Entnahme sogar zehnmal so groß wie vor 200 Jahren. Wenn diese Zahlen und Probleme nicht bewußt sind und der Staat ohne jede Vorbereitung der Bevölkerung kollabiert sinkt nicht nur die in Bevölkerungsdichte in kurzer Zeit auf unter 10 % des heutigen Wertes, sondern es werden auch die Wälder und mit ihnen der Brenn­s‍toff und vor allem der Bauholzbe­s‍tand vernichtet. Man bedenke auch, daß die heute nach modernen Vorschriften isolierten und ausgerü­s‍teten Häuser nach einem Kollaps der Industriegesellschaft und der Strom- und Ersatzteilversorgung oft auch nicht mehr beheizt und repariert werden können.

Die Russen könnten so gesehen Europa wohl auch besiegen indem sie die Energieexporte nach Europa ein­s‍tellen und einige wenige Knotenpunkte der europäischen Gas- und Ölversorgung bombardieren. Mehr Waffen würden den Europäern dagegen nicht helfen. China könnte vielleicht von ihm gelieferte elektronische Geräte und Schaltkreise mit Internetanschluß durch möglicherweise eingebaute, geheime Hintertüren abschalten. Rußland, China und auch Paki­s‍tan und Indien könnten einen “annonymen” EMP-Angriff auf Europa und die USA durchführen. Vergeltung dagegen könnte sich in der Praxis als unmöglich oder wegen der Folgen als nicht wünschenswert erweisen. Verschiedene Staaten könnten zusätzliche zu all diesen Möglichkeiten in größerem Umfang leichte Waffen nach Deutschland und Europa schmuggeln und im Ernstfall gezielt verteilen lassen um das Chaos das sie anderweitig herbeiführen zu maximieren. Man stelle sich z.B. vor, daß das die deutschen Ballungszentren nicht mehr mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden können, während die Kommunikationsmittel und ein Großteil der Fahrzeuge von Polizei und Militär ausgefallen sind, während anderseits sich überall im Land falsch deklarierte Container mit illegalen, leichten Handfeuerwaffen und zugehöriger Munition befinden, die nun von Schläfern gezielt verteilt werden. Was nützen dann ein paar Milliarden Extraausgaben für neue Panzer, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge?

Insgesamt dürfte die Verteidigungspolitik in Zeiten des Niedergangs der Industriegesellschaften sehr schwierig werden.

Die Vorstellung beim Tagesspiegel und der Zeit, dass man sich Kampfkraft einfach kaufen kann und dass diese letztlich eine Funktion des Bruttosozialprodukte ist finde ich jedenfalls ziemlich irre und weltfremd.  Nicht nur weil das Bruttosozialprodukt des Westens zu einem sehr großen Teil aus zunehmend irren Komplexitätskosten besteht, die die Kraft des Westens eher schwächen und mit denen er sich am Ende eher selber besiegen als stärken wird (siehe Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps Komplexer Gesellschaften). Vielleicht sollte man sich bei der Zeit und beim Spiegel auch einmal die Zusammenhänge zwischen Geld und Energie ansehen.  Auf eine Auflistung für Beispiele von Bruttosozialprodukt, und damit nach Meinung von ZEIT und Tagesspiegel potentiell die Kampfkraft steigernden Maßnahmen kann ziemlich schnell politisch sehr unkorrekt werden. Die Ausgaben für eine Umstellung auf gendergerechte Toiletten und die Gehälter für Professoren für Genderforschung, für schwangerentaugliche Schützenpanzer und all die Kosten und Nebenkosten,  bis hin zu den Überstunden und zusätzlichen Dienstfahrten von Polizisten für “Merkels Gäste”,  steigern alle das Bruttosozialprodukt. Ebenso die Wahl des Bundespräsidenten, für dessen über 1000 nach Berlin gereiste Wähler ja wohl auch Spesen und Benzinverbrauch angefallen sind, obwohl die eigentliche Wahl nur ein Gekungel von ein paar Parteivorsitzenden war. Wie das alles die grundsätzliche Fähigkeit von Staaten zur Führung ganz realer Kriege steigern soll ist mir ein Rätsel.

Sun Tzu sagte, Krieg ist der Weg zum Untergang und zum Überleben eines Staates. Man ist besorgt wenn Leute sich ohne gründliches Nachdenken über den Krieg auf ihn einlassen.

Kelberg, den 15. Februar 2017

Chri­s‍toph Becker