Operation Troja

Basierend auf frei zugänglichen Informationen aus Büchern und dem Internet habe ich mich in die Rolle eines  saudi-arabischen Generalstabsoffiziers, oder eines Strategen des IS versetzt und eine  Operation Troja zur Eroberung Europas begründet und entworfen.



Der Plan ist, in die Phasen bzw. Fälle Weiß, Grün, Gelb und Rot unterteilt.

  • Weiß ist die Planungsphase. Warum sollte oder muss Saudi-Arabien (oder ein anderer Staat des Orients oder Asiens) Europa angreifen und erobern wollen? Was ist der globale Hintergrund? Was sind die Schwächen Europas, durch deren Nutzung ein Angriff erfolgversprechend sein kann?
  • Grün ist die Phase der Massenmigration, die im Sommer und Herbst 2015 bereits auf vollen Touren läuft. Hier wird Europa mit unbewaffneten, als “Flüchtlinge”, “Schutzsuchende” usw. deklarierten, faktisch die Eitelkeit, die Menschenrechte und das Asylrecht der Europäer als Waffe nutzenden, potentiellen Kombattanten geflutet. Eines der Nebenziele dieser Phase ist ein Kollaps Europas und seiner Grenzschutz-, Zoll- und Polizeikräfte sowie die Schwächung der europäischen Streitkräfte durch Überlast bzw. durch Komplexität.
  • Gelb ist die Phase des Waffenschmuggels, der Aufklärung, Auskundschaftung und  der Detailplanung für die ersten Minuten und Stunden der Phase Rot
  • Rot ist die Phase des eigentlichen Kriegsbeginns. Genauer gesagt, ist es die Phase hundertfacher, synchroner Terroranschläge auf zentrale Teile der europäischen, insbesondere deutschen Knotenpunkte der technischen Infrastruktur. Ziel ist es, die Stromversorgung und möglichst auch die Telekommunikationsnetze in Deutschland und Europa großflächig und nachhaltig unbrauchbar zu machen um damit nicht nur die staatliche Verwaltung und die Sicherheitsorgane bis hin zum Kollaps zu überlasten, sondern vor allem auch die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zusammenbrechen zu lassen. Etwa gleichzeitig sollten vorher ins Land geschmuggelte illegale Waffen an die vorher nach Europa geströmten “Flüchtlinge” und die nicht europäisch stämmige Bevölkerung  verteilt werden. Ideal wäre es wenn die Zahl der “Flüchtlinge” so groß ist, dass die staatlichen Organe in Europa schon in der Phase Grün überfordert werden, und die “Flüchtlinge” auch dadurch möglichst unzufrieden und aggressiv werden.  Wenn dann vorher ins Land geschmuggelte und über all im Land verteilte und gelagerte Waffen vorzugsweise an die “Flüchtlinge” verteilt werden, könnte das zum perfekten Chaos führen.

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Fall Weiß:

Planungsphase und vor allem die Definition der Gründe und der Ziele einer Eroberung Europas. Hierhin gehören unter anderem auch die folgenden  Artikel auf www.freizahn.de:

Für Saudi-Arabien, aber auch für den IS und verschiedene weiter östlich liegende asiatische Mächte dürfte die Vorstellung, Europa mit seinen relativ fruchtbaren und relativ unverseuchten Böden und seinem niederschlagsreichen, milden Klima, zu erobern und die Bevölkerung dort auszutauschen sehr attraktiv sein – vorausgesetzt, es findet sich ein Weg, Europa möglichst intakt und mit akzeptablem Aufwand erobern. Sun Tzu läßt grüßen und wird dazu intensiv studiert worden sein:

Die Europäer, und vor allem auch Deutschland, sind nicht darauf vorbereitet, dass die Stromversorgung und die elektronischen Kommunikationsmittel durch einen EMP-Angriff oder durch konventionelle, koordinierte Terroranschläge großflächig und nachhaltig unbrauchbar gemacht werden.

Ich möchte hier auf ein “Experiment” hinweisen, zu dem eine Google-Suche  mit „california transformer shooting“ am 22.9.2015 immerhin 514.000 Treffer lieferte.  Mit „Kalifornien Transformator Scharfschützen“ erhielt man immerhin noch 2060 Treffer. Einer davon ist der Artikel False-Flag-Training: Innerhalb von nur 19 Minuten zerstörten Scharfschützen 17 Transformatoren in einem Umspannwerk in Kalifornien.

Auf der Englischen Wikipediaseite finden sich detaillierte Angaben zu diesem als Metcalf sniper attack bekannten Angriff. Demnach erfolgte dieser Angriff sogar nur mit AK47 Sturmgewehren, die nur relativ schwache Munition verschießen. Die Täter hatten zunächst Glasfaserkabel durchtrennt und dann eine Reihe Transformatoren so beschossen, dass ca. 197 Kubikmeter Kühlöl ausgelaufen sind. Die Transformatoren sind daraufhin zu heiß geworden und durchgebrannt.

Auf www.freizahn.de finden sich unter der Kategorie EMP eine ganze Reihe von Artikeln und Hinweise auf Simulationen, wie auch Romane, die das Thema eines großflächigen, andauernden  Ausfalls der Stromversorgung und das damit erzielbare Chaos und Massensterben schildern. Obwohl die Verwundbarkeit der westlichen Industriestaaten für entsprechende Angriffe seit langem bekannt ist, wurden und werden offenbar keine ausreichenden Gegenmaßnahmen ergriffen.

Ich verweise hier insbesondere auf die Artikel

Besonders interessant erscheint mir der Roman The Price of Peace, des ehemaligen Oberstleutnants der USAF. In diesem, auf einem Kriegsspiel aus der Zeit des ersten Irakkrieges abgeleiteten Roman kommt es nicht nur zu einem konventionellen Angriff vereinter islamischer Staaten auf Europa. Es kommt vielmehr auch zu einem EMP-Angriff auf die USA, der dort das Stromnetz und die elektronische Infrastruktur großflächig unbrauchbar macht. Das Interessanteste am Roman dieses Luftwaffenoffiziers ist die Annahme, dass die für Ausschaltung des amerikanischen Stromnetzes verantwortlichen Chinesen zugleich auch große Mengen Handfeuerwaffen in den amerikanischen Städten an besonders gewaltbereite Bevölkerungsteile verteilen lassen.  Das ist mit Blick auf Europa eine extrem gute Idee. Mit Ausnahme der Schweiz und Norwegens haben die Europäer kaum private Waffen, und die privaten Waffen, die sie haben, sind meist für Feuergefechte ungeeignet, weil es sich um harmlose Kleinkalibergewehre für Schützenfeste oder um Jagdwaffen handelt. Wenn man in einer solchen Landschaft große Mengen halb und vollautomatische Waffen an bestimmte, den Angreifern wohl gesonnene, besonders gewaltbereite Gruppen verteilt, während man gleichzeitig durch die Ausschaltung der Stromversorgung und damit auch der Lebensmittel- und der Trinkwasserversorgung für extremes Chaos und Massenfluchten aus den Städten sorgt, dann kann man die Europäer mit geringem Aufwand weitgehend vernichten. Das, was dann noch von Europa übrig bleibt, kann nach wenigen Monaten auch von Gruppen wie dem IS oder von eher kleinen konventionellen Streitkräften erfolgreich angegriffen und erobert werden.

Bemerkenswert ist übrigens auch der Roman Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse von dem Oberst d. Res der USAF, Drew Miller. In diesem Roman werden unter anderem, neben einem originellen EMP-Angriff mit einem umgebauten Verkehrsflugzeug auch B-Waffen-Angriffe, Angriffe mit Atomwaffen auf amerikanische Flottenverbände und ein chinesisch-amerikanischer Schlagabtausch mir klassischen atomaren Interkontinentalraketen geschildert. Die USA knicken bei letzterem übrigens recht bald ein, als die Chinesen anfangen nicht mehr nur militärische Ziele, sondern auch amerikanische Städte zu beschießen. Das ist, im Gegensatz zu der naiven Vorstellung vieler Atomwaffengegner realistisch und entspricht der historischen Erfahrung. Selbst die Nazis und die Japaner haben schließlich im 2. Weltkrieg eine Kapitulation und Niederlage der völligen Vernichtung vorgezogen. Warum sollten ausgerechnet die Amerikaner anders reagieren und den sicheren Untergang wählen, nur weil sie noch ein paar Atomraketen im Bunker haben?

Der Roman One Second After – Die Welt ohne Strom des Militärhistorikers William Forstchen ist ebenfalls sehr interessant. Er schildert das Leben und Sterben in einer amerikanischen Kleinstadt nach einem mit nur drei Atomsprengköpfen ausgeführten EMP-Angriff, der die Stromversorgung und Elektronik in allen kontinentalen Staaten der USA zerstört. Fortschen verarbeitet dabei historische Daten, die Untersuchungsergebnisse der EMP-Kommision  des amerikanischen Kongresses, und er hat sich mit einem Arzt, einem Apotheker, dem Polizeichef und dem Feuerwehrchef seines Ortes beraten und deren Erfahrung und Ideen ebenfalls in den Roman eingearbeitet. One Second After kann man daher als ziemlich realistische Simulation der Folgen einer nachhaltigen Unbrauchbarmachung der Stromversorgung und der elektronischen Kommunikationsmittel in einem modernen Industriestaat angesehen. Die US-Army kommt in diesem Roman erst genau ein Jahr nach dem Angriff mit einer ersten Hilfslieferung in die kleine Stadt Black Mountain in Nord Carolina, wo der Roman spielt. Der Kommandeur der Truppe bringt die ersten Nachrichten aus der Welt und erklärt, dass man schätzt, dass nur etwa 30 Millionen, also nur ca. 10 % der Amerikaner, den Angriff und die ihm folgende Hungersnot  und  die sie begleitenden Gewaltausbrüche überlebt haben. Wer den Angriff auf die USA durchgeführt habe, habe man nicht herausfinden können.

Was in Europa heute möglich ist, wenn man junge Männer mit halb- oder vollautomatischen Waffen auf die fast immer unbewaffnete Bevölkerung treffen, hat der Norweger A.B. Breivik eindrucksvoll demonstriert. Er hat nur mit einer Pistole und einem halbautomatischen Gewehr bewaffnet auf der Insel  Utøya in nur 90 Minuten 68 Menschen getötet. Man stelle sich nun vor, dass in einer Winternacht in der Morgendämmerung z.B. tausend Trupps von je 2 bis 3 Mann in Deutschland tausend Umspannstationen und andere wichtige Infrastrukturobjekte unter Feuer nehmen und binnen weniger Minuten nachhaltig zerstören – und dass in den Stunden und Tagen danach ein bis zwei Millionen ins Land geschmuggelte Waffen an “Flüchtlinge” verteilt werden, denen allen bald klar wird, dass die mit dem Stromnetz unter anderem auch die Lebensmittelversorgung völlig zusammenbrechen wird, während ebenfalls bald klar wird, dass Polizei und Streitkräfte mit der Situation völlig überfordert sind und faktisch kollabieren, sofern sie nicht sogar selber für sich und ihre Familien auf der Suche nach Essbarem plündern werden.

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Fall Grün

Fall Grün ist das, was gerade abläuft. Man schafft im Nahen Osten, in Afrika und wo immer sonst es geht, Krisenherde  und terrorisiert die Bevölkerung, etwa indem man dezent den IS, aber auch dessen Gegner finanziert, mit Waffen beliefert und Bürgerkriege anzettelt. Wenn man dies zumindest teilweise von den  Amis und Europäern erledigen und bezahlen lassen kann, ist das um so besser.  Gleichzeitig macht man Werbung für eine Flucht nach Europa. Dass die deutsche Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel und ihr Vize Gabriel und der deutsche Bundespräsident Gauck auf der Lohnliste irgendwelcher zwischen Arabien und Fernost heimischen Geheimdienste stehen, glaube ich nicht – ich vermute eher, dass sie tatsächlich so naiv sind,  wie es scheint. Siehe dazu auch meinen Artikel Sind unsere Eliten krank? Sehr lehrreich und interessant ist hier auch der Vortrag Warum ich kein Linker mehr bin, von Manfred Kleine-Hartlage.

Ich vermute einfach mal, dass ein oder mehrere nichtwestliche Staaten dezent nachhelfen, um nicht nur durch Terror, Landgrabbing usw. Fluchtursachen zu schaffen, sondern auch um Fluchtziele in Europa bekannt zu machen und um Möglichkeiten zur Flucht nach Europa zu schaffen.  Ziel der Operation Troja – Fall Grün ist jedenfalls, Europa mit großen Flüchtlingsströmen mürbe zu machen und es nach Möglichkeit  alleine schon damit zum Kollabieren zu bringen. Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Werk Professor Joseph Tainters. Ich habe für meine Webseite ein Interview mit Tainter übersetzt: Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter.  Mit Hilfe der  Flüchtlingsmassen kann man so einen Kollaps durch immer weiter steigende Komplexitätskosten schneller herbeiführen. D.h., Europa wird möglicherweise dank der Flüchtlingsströme auch dann kollabieren, wenn nicht mit Terrorangriffen und Waffenschmuggel nachgeholfen wird.

Außerdem binden diese Flüchtlingsmassen die Behörden und  insbesondere auch Polizei und Zoll in Europa, was man für den Schmuggel von Waffen nach Europa nutzen kann. Wenn man es sogar schafft, die Grenzkontrollen und die Flüchtlingsregistrierung in wichtigen Teilen Europas ganz zusammenbrechen zu lassen – wie neulich in Deutschland – dann kann man auch gut Soldaten von Spezialeinheiten in größerer Zahl nach Europa einschleusen, die man für den Fall Rot benötigt.

Ein erhebliches, durch die Massenzuwanderung und Flüchtlingswelle entstandenes Problem dürfte am Ende der Umstand sein, dass Hautfarbe und andere äußere ethnische Erkennungsmerkmale für die Freund-Feindkennung aus Sicht der weißen Europäer nicht mehr zur Verfügung stehen. Jetzt können z.B. orientalisch aussehenden Spione und Spezialeinheiten aus dem arabischen Raum, aus Afrika und aus Asien zur Aufklärung und Angriffsvorbereitung in Deutschland und dem Rest Europas einsickern und sich in kleinen Gruppen versammeln und beliebig im Land bewegen, ohne dass dies noch jemandem auffällt.

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Fall Gelb

Fall Gelb ist die Phase, in der man nach Möglichkeit einige Millionen Pistolen und Schnellfeuergewehre samt Munition, und vielleicht auch andere Waffen nach Europa schmuggelt und dort großflächig verteilt lagert. Zu Fall Gelb gehört auch die Analyse und Erkundung der technischen Infrastruktur Europas, so wie die konkrete Planung von deren Ausschaltung.

Ziel von Fall Gelb ist es, die letzten entscheidenden Vorkehrungen für die Bewaffnung der „Flüchtlinge“ und „Einwanderer“ und für die Ausschaltung der elektrischen und elektronischen Infrastruktur zu Beginn von Fall Rot zu treffen.

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Fall Rot

Fall Rot der Operation Troja würde nach meiner Vorstellung z.B. wie folgt ablaufen:

Als Flüchtlinge getarnt eingesickerte Spezialeinheiten eines fremden Staates, greifen europaweit, oder zumindest deutschlandweit zeitgleich eine große Anzahl von Umspannwerken und andere empfindliche Knotenpunkte der Stromversorung und der Tele-Kommunikation, sowie Rechenzentren und Internetknotenpunkte an. Man könnte stattdessen allerdings auch von einem U-Boot oder Frachtschiff aus eine Atomwaffe abfeuern und einige hundert Kilometer hoch über dem englischen Kanal oder der Südlichen Nordsee zünden. Das könnte aber, wie ein britischer Verteidigungsminister vor einiger Zeit auf einem der Electric Infrastructure Security Summits erklärt hat, einen atomaren Vergeltungsangriff Großbritanniens auslösen – vorausgesetzt natürlich, die Briten würden herausfinden wer ihnen mit einer Atombombe die Stromversorgung und Elektronik ruiniert hat.

Denkbar ist eventuell auch ein Hackerangriff.  Siehe meinen Beitrag American Blackout – Ein Film

Ziel der ersten Phase von Fall Rot der Operation Troja ist in jedem Fall der großflächige, möglichst europaweite Zusammenbruch der elektrischen und möglichst auch der elektronischen Infrastruktur.  Die beabsichtigte Folge ist insbesondere der Ausfall der Lebensmittelversorgung, großer Teile der Trinkwasserversorgung und der Treibstoffversorgung.
Unmittelbar vor dem Herbeiführen des Zusammenbruchs der Infrastruktur könnten SMS-Nachrichten Adressen von Waffenausgabestellen für bestimmte, vorher als „arme Flüchtlinge“ ins Land eingesickerte Krieger versendet werden. Außerdem könnten die vorher ins Land geschmuggelten und verteilten Waffen nun von den ebenfalls als „Flüchtlinge“ eingesickerten Spezialkräften an andere „Flüchtlinge“ und potentiell gewaltbereite, nichteuropäische  Bevölkerungsgruppen verteilt werden.

Alleine schon der Totalausfall der Lebenmittelversorgung wird als Motivation für die als „Flüchtlinge“,  „Zuwanderer“, „Asylanten“,  „Einwanderer“, „Hilfesuchende“ oder was auch immer ins Land gekommen sind, ausreichen.  Die meisten sind zudem, wie man sieht, junge Männer, die bis dahin, weil sie auch in Friedenszeiten keine Chance in Europa haben, die angebotenen Waffen und die Chancen des totalen Zuammenbruchs der Staatsgewalt gerne ergreifen und dann plündernd, mordend, folternd und vergewaltigend durch das Land ziehen werden. Was dann los sein wird, kann man sich insbesondere auch an Hand von Eugen Sorgs Sachbuch Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist und anhand von Jean Hatzfelds Zeit der Macheten: Gespräche mit den Tätern des Völkermordes in Ruanda und und Nur das nackte Leben: Berichte aus den Sümpfen Ruandas lebhaft vorstellen.

Wenige Monate später werden Deutschland und Europa dann so kaputt und entvölkert sein,  dass eine  nahezu kampflose Eroberung durch  reguläre Truppen auch für Staaten möglich ist,  von denen sich bisher niemand vorstellen konnte, dass sie es jemals wagen würden, Europa anzugreifen und von denen man nie gedacht hätte, dass sie Europa tatsächlich und dazu auch noch im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts erobern würden.

Kann man etwas tun? Ja, das kann man und das sollte man auch. Wenn unsere politische und militärische Führung auch nur einen Hauch von Verantwortungsbewußtsein und Pflichtbewußtsein hat, dann wird man einen Planungsstab bilden und schnellstmöglich zusammen mit den Streitkräften, den politisch Verantwortlichen, Katastrophenschutz, Landwirtschaftsministerien und anderen überlegen was vernünftiger Weise zu tun ist.

Sun Tzu, der über 2200 Jahre alte, noch heute weltweit gelesene  Klassiker der Kriegskunst schrieb im Kapitel “Die neun Variablen”: Es ist eine Doktrin des Krieges, NICHT anzunehmen das der Feind nicht kommen wird, sondern sich eher auf die eigenen Fähigkeit mit ihm fertig zu werden zu verlassen; nicht anzunnehmen, dass er nicht angreifen wird, sondern sich selbst unbesiegbar zu machen.

Von deutscher Seite gegen diese uralte Doktrin der Kriegskunst zu verstoßen, könnte bereits in den kommenden Monaten des Winters 2015/16 mehr Menschen in Mitteleuropa das Leben kosten als beide Weltkriege, einschließlich aller Verbrechen,  zusammen weltweit gekostet haben.

Weil die “Flüchtlinge” ja als Gäste kamen und willkommen geheißen wurden, möchte ich zur Warnung hier zum Schluß die schottische Ballade “The Massacre of Glencoe” mit Liedtext einbinden:

 

Paranoia? Die Geschichte mit den McDonalds ist wirklich geschehen. Und was ist mit dem Wild auf der Jagd? Das denkt meist auch an nichts böses wenn der Jäger es ins Fadenkreuz nimmt und abdrückt. Was ist mit dem Wild und den Mäusen, die in Fallen tappen? Die sie man fängt denken sie natürlich nicht, dass die Falle eine Falle ist und sie erkennen nicht, dass sie in eine Falle tappen. Ein Fuchs, der etwas paranoid, oder besser ausgedrückt vorsichtig und schlau ist und neun mal eine Falle oder einen Jäger vermutet und meidet, wo keine(r) ist, und der dann im zehnten Fall richtig liegt, der überlebt. Der scheinbar “realistische” Fuchs wird dagegen neun mal Glück haben und in seinem Realismus bestätigt sein, aber beim zehnten Mal ist er tot.

Wenn der Schaden im Schadensfall so extrem ist, wie er hier sein kann, dann gibt es meines Erachtens kein Paranoid, sondern nur vernünftige Vorsicht oder eben  bodenlosen, verantwortungslosen Leichtsinn.

Kelberg, den 3. Oktober 2015

Christoph Becker

 




Warum ich gegen weitere Windkraftanlagen bin

Hier möchte ich auf einen bisher nicht bedachten Aspekt der Windkraftanlagen aufmerksam machen, der zumindest aus der Sicht verantwortungsvoller, an die Zukunft denkender Menschen den Bau weiterer Windkraftanlagen in den meisten Fällen verbietet.

Auf die von der Initiative Sturm im Wald e.V. aufgelisteten, mit der Errichtung und Nutzung von Windkraftanlagen verbundenen Nachteile und Risiken will ich hier nicht weiter eingehen. Man kann diese auf deren Webseite und Facebookseite sowie und in deren Publikationen nachlesen.

Was mich beunruhigt und klar gegen den weiteren Ausbau der Windkraft gestimmt hat, ist folgende Überlegung:

Alle in den letzten Jahren errichteten und alle noch zu errichtenden Windkraftanlagen werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einer Zeit, wodurch auch immer, außer Betrieb gesetzt und baufällig, in der unsere Gesellschaft zerfallen oder durch einen Krieg zerstört sein wird und in der man finanziell und technisch nicht mehr in der Lage sein wird, die Windkraftanlagen ordnungsgemäß und umweltverträglich zurückzubauen. Zu den Details dazu siehe z.B. verschiedene  Beiträge auf meiner Webseite in den Kategorienen EMP und Katastrophenschutz: www.freizahn.de/category/emp/ und www.freizahn.de/category/katastrophenschutz/

Auch wenn dann 9 von 10 Menschen in diesem Land, wie etwa in dem Roman One Second After: Die Welt ohne Strom, an Hunger und Gewalt binnen weniger Monate verstorben sein sollten, wird das Leben aber weitergehen. Es werden also auch hier in der Eifel weiter Menschen und natürlich auch Tiere leben, und diese Windkraftanlagen werden dann als Ruinen und Denkmäler unserer heutigen Zivilisation weiter bestehen und langsam verfallen.

Nun werden diese Windkraftanlagen aber, wie die  von Sturm im Wald e.V. abgedruckte Karte und auch die Erfahrung zeigt, zumindest hier im Mittelgebirge selbstverständlich durchweg auf Anhöhen und damit auch im Einzugsgebiet von Quellen und Bächen errichtet. Alle heute in Betrieb befindlichen und alle in Zukunft noch gebauten Windkraftanlagen etwa hier in der Eifel, und in allen anderen Mittelgebirgen, werden also irgendwann in den nächsten Jahren oder in maximal ein bis zwei Jahrzehnten im Rahmen des Zusammenbruchs unserer Gesellschaft unbrauchbar, werden dann nicht mehr instand gehalten und werden unter Abgabe der in ihnen vorhandenen Schadstoffe und Gifte im Bereich von Quellen und Bächen über mehr oder weniger lange Zeiträume hin zerfallen.

Selbstverständlich werden die Windkraftanlagen dann auch hier und da unkontrolliert umfallen und dabei Menschen und Tiere verletzten. Auch werden hier und da Menschen versuchen, aus den Windkraftanlagen verwertbare Stoffe zu gewinnen – etwa so wie die die Müllhalden umgrabende und die verlassenen Häuser ausschlachtenden zwielichtigen Gestalten in James Howard Kunstlers Roman World Made by Hand, der das Leben in einer Kleinstadt im Nordosten der heutigen USA nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Industriegesellschaft, “irgendwann in der nahen Zukunft” schildert.

Sofern Menschen, die die Windkraftanlagen und die zugehörigen Transformatoren einst ausschlachten, werden diese Menschen aber eher nicht Umweltschutzauflagen beachtende Spezialisten mit moderner Technik und Großtechnik sein, sondern eher schlichte Kriminelle mit eher einfacher Technik, die nicht besonders weit voraus denken.

Es ist also damit zu rechnen, dass die Windkraftanlagen über Jahrzehnte, Jahrhunderte und vielleicht auch über Jahrtausende die Trinkwasser und Gewässerqualität negativ beeinflussen und dass sie damit für die Überlebenden des Zusammenbruchs unserer Zivilisation eine zusätzliche Gesundheitsgefahr sind.

Vor einiger Zeit habe ich beobachtet, wie eine erst einige Jahre alte Windkraftanlage mit großem Aufwand neu angestrichen wurden. so etwas wird es dann in Zukunft nicht mehr geben. Die alte Farbe wird abblättern, die Windkraftanlagen werden verrosten, Öl und Schmierstoffe werden austreten. Das ganze Material wird langsam zerfallen und an die Umwelt und damit auch an das Quellwasser, an die Gewässer und die Pflanzen in der Nähe der Anlagen abgegeben. Ich weiß nicht, was alles in solchen Anlagen verbaut ist. Es wird aber ganz sicher nicht nur reines Eisen und reines Kupfer sein. Es ist damit zu rechnen, dass viele Bestandteile einer Windkraftanlage gesundheitsschädlich sind und die Gewässer belasten. Wenn es anders wäre, und der langsame Zerfall der Windkraftanlagen für die Umwelt kein Problem wäre,  würde man sich das Geld für die Rückbaubürgschaften gespart haben.

Auf der einen Seite fordern die Grünen und der Staat, z.B. in dem neuen Jagdgesetz in NRW, und schon jetzt auch die Forstverwaltung bei Jagden in rheinlandpfälzischen Staatsforsten aus Gründen des Umweltschutzes die Verwendung von bleifreier Munition.  Auch darf auf Enten an Gewässern nicht mehr mit Bleischrot geschossen werden. Altöl und Müll im Wald, neben Windkraftanlagen zu entsorgen ist auch verboten. Außerdem gibt es für die Windkraftanlagen laut Sturm im Wald e.V. Rückbaubürgschaften, die natürlich nicht umsonst sind, und die man daher nur für nötig halten kann, weil die Windkraftanlagen eben nicht später einfach umweltneutral zerfallen, sondern vorsichtig, fachkundig und aufwendig zurückgebaut werden müssen wenn man Umweltschäden vermeiden will. Nach dem mit Sicherheit zu erwartenden, auf keinen Fall aber auszuschließenden Kollaps unserer Gesellschaft werden die Bürgschaften aber wertlos sein und es wird die Technologie, die Energie, das Fachwissen für einen sicheren Rückbau fehlen. Eine funktionierende staatliche Verwaltung die den Rückbau beaufsichtigt wird es dann auch nicht mehr geben.

Wenn es zu einem EMP-Großereignis kommen sollte, werden die modernen Windkraftanlagen im Übrigen nicht mehr zugebrauchen sein, da voraussichtlich sowohl die Steuerelektronik als auch die Transformatoren zerstört wären und wegen des Gesamtumfangs der Zerstörungen auch nicht mehr repariert werden könnten. Zur Aktualität und Realität dieses Risikos siehe auch den von mir übersetzten offenen Brief, den über 30 amerikanische Sicherheitsexperten und besorgte Amerikaner im Frühjahr 2015 an Präsident Obama geschrieben haben.

Dann ist doch eh alles vorbei?

Ich höre immer wieder das Argument,  bei einem Zusammenbruch unserer Zivilisation, sei es durch immer weiter zunehmende Komplexität oder durch EMP-Großereignisse oder durch Krieg, sei eh alles vorbei. Ich halte diese Art zu denken vor dem historischen Hintergrund für genauso falsch und gefährlich, wie die Annahmen, dass unsere Gesellschaft ewig fortbesteht und sich weiterentwickelt, oder dass der Frieden und die Renten auch weiter sicher sind.

Es gibt sehr gute Gründe, den völligen Zusammenbruch unserer Gesellschaft in den nächsten 5 bis 20 Jahren, spätestens aber in den nächsten 50 Jahren anzunehmen UND/ABER es gibt ebenso sehr gute Gründe es als sehr sicher anzunehmen, dass das Leben nach einem Zusammenbruch, EMP-Großereignis, oder/und Weltkrieg weitergeht und dass weiterhin auch in der Eifel und in den anderen deutschen Mittelgebirgen Menschen leben werden.  Wenn die heute hier Lebenden sich nicht ganz blöd anstellen werden, je nach dem, wie man sich auf die Zukunft vorbereitet, mehr oder wenige der heute hier Lebenden und auch viele von deren Nachkommen zu den Überlebenden zählen und damit auch von heutigen Fehlentscheidungen und Fehlplanungen etwa beim Ausbau der Windkraft betroffen sein.

Fazit

Dauerhaft, sauberes Wasser ist eine der wichtigsten Voraussetzung en für die Zukunft. Die schon bestehenden und die zusätzlich geplanten Windkraftanlagen machen, weil sie in den Mittelgebirgen durchweg in Höhenlagen und damit in Quellgebieten liegen, die künftige Erfüllung dieser Voraussetzung von dem weiteren Funktionieren unserer Gesellschaft, unserer Finanzsysteme, unserer technischen Infrastruktur abhängig und vom Fortbestand des Friedens abhängig , und das ist bodenlos leichtsinnig und verantwortungslos.  Aus diesem Grund sollte der Ausbau der Windkraft in den Mittelgebirgslagen gestoppt werden und für die bestehenden Anlagen sollten darüber nachgedacht werden, wie diese denn nach einem Kollaps unserer Gesellschaft gefahrlos  und umweltverträglich zurück gebaut werden können, bzw. was man tun kann damit dies möglich ist, oder ob man die schon bestehenden Anlagen vielleicht nicht doch besser vorzeitig auf umweltverträgliche Weise verschrottet.

Kelberg, den 23. August 2015

Christoph Becker




Landwirtschaft im Wandel

Mit dem Artikel Ernte okay, aber Preise im Keller – Die Bauern schlagen Alarm: Bis zu 25 [von 250] Betriebe in der Vulkaneifel stehen von dem Ruin hat der Daun-Gerolsteiner Wochenspiegel, vom 19. August auf einen Teil eines Problems der Landwirte aufmerksam gemacht, zu dem ich hier einige Beobachtungen, Gedanken und Lösungsvorschläge beisteuern möchte.

Warum werde ich bis auf weiteres weiter beim Discounter die Lebensmittel kaufen und dabei auf niedrige Preise achten? Nachdem ich mich den letzten Jahren und insbesondere in den letzten 12 Monaten auch mit dem Thema Landwirtschaft befasst habe, erfüllt es mich mit einer Mischung aus Trauer und Zorn, wenn ich mir die  Felder, Wiesen und Wälder hier in der Eifel ansehe. Die Landwirtschaft wie sie derzeit in der Eifel und andernorts in Deutschland und Europa meist betrieben wird ist meines Erachtens weder nachhaltig noch zukunftsfähig und es wird kostbare Zeit vertan, indem wie bisher weiter gemacht wird.

Meine zwei größten Fragen im Bezug auf die Landwirtschaft sind:

  1.  Was machen die Bauern und was nützen die noch, wenn die technische Infrastruktur in Deutschland und Europa schlagartig, also von einer Sekunde auf die andere, für Wochen, Monate, Jahre oder auch für immer, z.B. als Folge eines großen EMP-Ereignisses, eines Weltkriegs oder einer gigantischen Naturkatastrophe für immer zusammenbricht? (( zum Thema EMP habe ich auf meiner Webseite www.freizahn.de eine Menge Artikel und Informationen unter der Kategorie EMP ))
  2. Wie kann und soll die Landwirtschaft in der Eifel und anderswo in Deutschland weiter betrieben werden, wie können und sollen wie viele Menschen weiter ernährt werden, wenn unsere moderne Industriegesellschaft langsam, über Wochen, Monate und Jahre kollabiert? Meine Gegend hier in der Eifel war früher sehr arm. Die  Erträge der Landwirtschaft waren nur gering und reichten trotz der im Vergleich zu heute um ein Vielfaches kleineren Bevölkerung immer wieder nicht zu deren Ernährung aus, so dass es öfters zu Hungersnöten gekommen ist. Siehe z.B. den Bericht von Hans-Dieter Arntz Naturkatastrophen und Notstände in der Eifel aus dem Eifeljahrbuch 1986, den Herr Arnts  freundlicher Weise auf seiner Internetseite verfügbar gemacht hat, sowie das Buch  Notzeiten in der Eifel: Von der Hexenverfolgung bis zum Kriegsende an der Westfront von Hans P. Schiffer.  Mit der Technik und den Methoden des frühen 19. Jahrhunderts kann die heute viel größere Bevölkerung in der Eifel und anderswo in Deutschland nicht ernährt werden. Die heute üblichen Techniken und Methoden werden aber nach einem wie auch immer verursachten Kollaps des Welthandels und unserer Gesellschaft auch nicht mehr funktionieren. Wie ich in meinem Artikel Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg gezeigt habe, hat bei der im Vergleich zu heute eher kleinen Bevölkerungsdichte und der noch vergleichsweise sehr geringen Abhängigkeit von moderner Technik insbesondere auch die Blockade der Seewege zur Lebensmittelknappheit in Europa und zu einer Hungernot geführt.

Das erste, der schlagartige Kollaps der technischen Infrastruktur ist ziemlich  wahrscheinlich.  Siehe dazu verschiedene Artikel unter http://www.freizahn.de/category/emp/ .  Der zweite Fall, nämlich ein allmählicher Kollaps unserer modernen Industriegesellschaft ist so gut wie sicher.  Das einzige, was ihn verhindern könnte wäre ein schlagartiger Kollaps, nach dem nichts mehr bleibt was langsam kollabieren könnte, oder ziemlich extreme und schmerzhafte Reformen, die faktisch eine kontrollierte, bewusste Rückkehr ins Mittelalter bedeuten würden und politisch wohl kaum durchsetzbar wären. Allerdings geht der amerikanische Autor James Howard Kunstler  unter anderem in seinem Buch A History of the Future: A World Made By Hand Novel davon aus, dass die Deutschen vernünftig und diszipliniert genug sein werden, diesen Weg zu beschreiten.

Wer meint,  dass neue technische und wissenschaftliche Entwicklungen uns retten werden möge z.B. das von mir übersetzte Interview mit Prof. Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften lesen, oder meinen Artikel Dem Energiedilemma auf den den Grund gegangen.  Beide zeigen übrigens anhand der Reformen im Byzantinischen Reich, im 7. Jahrhundert, dass eine Gesellschaft nicht zwingend kollabieren muss, sondern dass zumindest in diesem einen Fall eine kontrollierte, massive Vereinfachung und Reduzierung der Komplexität und ihrer Kosten gelungen ist und dass die betreffende Gesellschaft damit einige Jahrhunderte weiter bestehen und zeitweise sogar expandieren konnte. Sehr nachdenklich stimmend ist auch die Diskussion von Chris Martenson mit John Michael Greer, vom 12.4.2015, die deren deutsch Übersetzung in Der Gott des technischen Fortschritts könnte tot sein zu finden ist. Eine Folge davon war für mich die Lektüre von Geers Buch After Progress, wozu ich dann Nach dem Fortschritt geschrieben habe. Der naive Aberglaube, dass Technik und Wissenschaft uns schon retten werden, ist auch in Deutschland verbreitet.

Auch das von mir ins Deutsche übersetzte Interview mit dem Soziologen und Ökologen William Catton, mit dem Titel Ökologisches Überschwingen  könnte hilfreich sein, ebenso wie der Artikel Die Grenzen und das Ende des Wachstums . Ferner zeigen meine Artikel Unsichtbare Nutzflächen und Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität, dass unsere Landwirtschaft nicht mehr unbegrenzt wie bisher weitermachen kann und wird.

Wir steuern jedenfalls als Gesellschaft auf sehr massive Probleme zu und wir haben sehr beträchtliche Sicherheitsrisiken,  bei deren Milderung oder Meisterung die Landwirtschaft eine ganz entscheidende, unverzichtbare Rolle spielen könnte.  Wenn die Bauern wie bisher weitermachen oder einfach aufgeben und ihr Land brach liegen lassen, oder/und das Land für industrielle Landwirtschaft genutzt wird, hat die Bevölkerung – einschließlich der Bauern und ihrer Familien! – so gut wie keine mittel- und langfristige Überlebenschance.

Die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bauern können eine Chance sein, und ich werde alleine schon deshalb bis auf weiteres weiter meine Lebensmittel beim Discounter kaufen und dabei auf die Preise achten, weil ich will, dass die Bauern vernünftig werden und die Landwirtschaft so umstellen, dass sie wirklich zukunftsfähig, katastrophensicher und nachhaltig wird. Das würden sie aber nicht, wenn sie mit ihren jetzigen Methoden genug verdienen würden. Ich möchte aber, dass die Bauern zuerst und vor  allem wirkliche Nahrungsmittelsicherheit entwickeln und produzieren.  Nahrungsmittelsicherheit sehe ich hier als eine Mischung aus materiellen Produkten, aus Landentwicklung, Bodenverbesserung und Dienstleistungen.  Ich denke, dass sowohl die Regierungen als auch die Bevölkerung bereit sind, die Landwirte anständig zu bezahlen, wenn diese nachvollziehbar Nahrungsmittelsicherheit produzieren. Vieles könnte und würde schon nach geltendem Recht subventioniert, wenn es nur richtig benannt und auch gemacht würde. Darüber hinaus könnte man weitere Wege der Finanzierung diskutieren und finden.

Meine Vorschläge

Zunächst schlage ich vor, dass interessierte Bauern, vielleicht gemeinsam mit Vertretern der Behörden und auch mit interessierten Bürgern des Landkreises regelmäßig treffen und Ideen austauschen und diskutieren. Der Bauernverband könnte dies organisieren.

Hier ist was ich selber tun würde, wenn ich Landwirt wäre und Land hätte:

Ich würde lesen und mich schlau machen – das heißt, ich selber habe mich schon schlau gemacht, wie man an meiner Webseite sieht, aber ich habe kein Land und mir fehlt auch das Geld und die Möglichkeit welches zu kaufen.  Meine Webseite, www.freizahn.de liefert bereits jede Menge Anregungen und Literaturquellen. Ich würde z.B. mein Land im Sinne von P.A. Yeomans Hauptlinien-System analysieren und dieses System umsetzen, um das Niederschlagswasser besser auf meinem Land zu halten und besser zu verteilen.

Bevor ich mit der Umsetzung anfangen würde, würde ich aber auch die Bücher

lesen und vielleicht auch so ein dreitägiges Seminar bei Sepp Holzer im Burgenland besuchen und den jetzt von seinem Sohn Andreas geführten Krameterhof besichtigen. D.h., ich würde das nicht tun, ich habe das längst, zusammen mit meiner Frau in Frühsommer dieses Jahres getan und habe dafür extra eine zusätzliche Woche meinem Personal Urlaub gegeben und meine Praxis für diese Zeit geschlossen, weil es mir das wert war. Ich  bereue nicht, es getan zu haben. Der alte Holzer ist schon ein Phänomen. Man bedenke, dass der 1962, mit 19 Jahren, den sehr ungünstig gelegenen Bergbauernhof seiner Eltern übernommen hat und dass ich ihn nun als 73-Jährigen erlebt habe, wie er meinte, für ihn hätte das Jahr an 365 Tagen im Jahr Sonntag, weil er macht, was ihm Freude macht. Das einzige, was ihm nicht gefalle seien die hohen Steuern. Er habe ausgerechnet, dass er jetzt insgesamt 82 % Steuern zahlt, wovon 50 % Einkommensteuer wären. Dabei bleibt ihm noch genug, um z.B auch einen neuen Land Rover Freelander zu fahren.  Welch krasser Gegensatz zu den Bauern in der Eifel, die trotz sehr viel besserem Land klagen und vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen. Bei dem alten Sepp Holzer kann man allerdings auch manches falsch verstehen, wenn man nicht aufpasst und die Zwischentöne überhört. Naive Leute, die zu faul oder nicht in der Lage  sind selber zu denken können Holzer missverstehen und bitter enttäuscht werden. Das Seminar bei Sepp Holzer lohnt sich aber meines Erachtens auf jeden Fall. Ich würde es mir auch ein zweites Mal anhören . Ein Teil ist übrigens, dass am dritten und letzten Tag die Teilnehmer ihre Projekte vorstellen können und dass Sepp Holzer dann dann dazu Tipps und Anregungen gibt.

Die Besichtigung des nun von Sepp Holzers Sohn geführten Krameterhofes war auch jeden Cent und jede Minute wert. Der junge Holzer hat zunächst einen guten Vortrag unter anderem über die Geschichte des Hofes gehalten, und auch darüber was man von der Besichtigung erwarten und mitnehmen kann und was nicht. Mitnehmen kann man Ideen und Anregungen. Fertige Rezepte sollte man nicht erwarten. Dass da auf einem Bergbauernhof über 30 Teiche mit insgesamt relativ wenig Wasser angelegt wurden und betrieben werden und dass man dort u.a. auch Krebse, Enzian und kleine robuste Rinder züchtet, gehörte auch dazu.  Ich habe z.B. gelernt wie man einen Vorratskeller so baut und belüftet, dass er trocken bleibt.

Aber es gibt nicht nur Yeomans und die Holzers.

Ich würde auch, d.h. hier ich habe auch, die folgenden Bücher gelesen und kann diese empfehlen:

  • Restoration Agriculture von Mark Shepard. Shepard hat u.a. Maschinenbau studiert und betreibt seit über 19 Jahren die New Forest Farm im US-Bundesstaat Wisconsin.  Es gibt auch eine DVD mit dem selben Titel wie das Buch. Ich kann das Buch und die DVD sehr empfehlen. Nach dem ich DVD gesehen hatte, habe ich für meine Webseite den Artikel Restaurierende Landwirtschaft verfasst. Von Shepard gibt es auch auf Youtube einige Beiträge.
  • Für mich sehr lehrreich war das Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Mangament (Deutsch: Mutterboden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges Mutterboden Management). Zu diesem Buch hatte ich den Artikel Nachhaltige Bodenverbesserung verfasst. Das Buch ist als pdf-Datei kostenlos herunterladbar.  Zumindest wenn man mehrere Exemplare kauft, ist auch die empfehlenswerte, weil leichter lesbare Printausgabe relativ günstig (ich habe noch ein paar Exemplare, falls es jemanden interessiert).
  • Der Klassiker der Agroforstwirtschaft auf den sich auch Mark Shepard bezieht ist wohl das erstmals 1928 erschienen Buch Tree Crops: A Permanent Agriculture  (deutsch etwa: Nahrungsmittel produzierende Bäume: Eine dauerhafte Landwirtschaft) von J. Russel Smith. Eine pdf-Datei mit einer Kopie der ersten Ausgabe ist im Internet kostenlos verfügbar.
  • How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You can imagine (deutsch: Wie man mehr Gemüse wachsen läßt (und Früchte, Nüsse, Beeren, Getreide und andere Nahrungsmittel)  als sie je für möglich hielten, auf weniger Land als Sie sich je vorstellen konnten) von John Jeavons. Ein Vortrag von John Jeavons auf Youtube und dann die Lektüre seines Buches war ein Auslöser meiner Erkundungsreise in Sachen Landwirtschaft und für die Entdeckung der oben erwähnten Bücher, und für viele andere die ich hier nicht erwähnt habe, teilweise auch weil ich sie mangels Zeit noch nicht gelesen habe. Soweit man aus Afrika, wie in dem Film “Zehn Milliarden”, sieht, dass man Leuten dort beigebracht hat wie sie vielfältige, produktive Gärten anlegen und sich gut damit ernähren können, könnte das auch auf die Arbeit von John Jeavons zurück gehen.

Bei John Jeavons habe ich das Seminar im November gebucht. Ob ich da einen Bauern oder Gärtner aus der Eifel treffe? (Nachtrag 12.4.2018: Ich war sogar der einzige Deutsche und auch der einzige Europäer bei diesem Seminar mit John Jeavons. Am Tag nach  diesem Seminar habe ich eine Betriebsführung auf der Singing Frogs Farm von Paul und Elizabeth Kaiser in Sebastopol gebucht. Da war ich sowieso der Einzige.)

Auf dem Weg vom Flughafen von San Francisco nach  Willits in Kalifornien, wo das Seminar mit John Jeavons stattfindet, liegt die Singing Frogs Farm von Paul und Elizabeth Kaiser.

Das Ehepaar Kaiser von der Singing Frogs Farm hat mit einfachen Methoden eine Mutterbodenstärke von ungefähr 1,2 m und dazu extreme Erträge erzielt. Ich habe dazu die ersten beiden Absätze aus dem Artikel The Drought Fighter – Could a controversial farmer in California have found the most effective way to grow food in a warming world?  [Deutsch:  Die Dürrebekämpfer – Kann ein umstrittener Bauer in Kalifornien die effektivste Methode gefunden haben um Nahrungsmittel in einer wärmer werdenden Welt anzubauen?]  von Todd Oppenheimer, aus dem Craftsmanship-Magazin vom 15. Januar 2015 übersetzt (( Nachtrag: Seit Mai 2017 gibt es eine vollständige deutsche Übersetzung dieses Artikels auf netzfrauen.org:  Der mit der Dürre tanzt.)):

Eines Nachmittags im letzten März, auf einer kleinen Gemüsefarm, die Paul Kaiser in einem besonders kühlen Tal in Sebastopol, Kalifornien betreibt, hat eine Gruppe von Landwirtschaftsspezialisten um eine ca. 1,20 m lange Stahlstange herumgestanden. Die Experten waren gekommen, um die Tiefe und Qualität der Krume von Kaiser zu prüfen, und einer von ihnen, eine alter Farmer namens Tom Willey, aus dem Kalifornischen Haupttal (Central Valley), hat sich über die Stahlstange gebeugt, um sie soweit er konnte in den Dreck zu stoßen. Auf einer typischen Farm kommt die Stang nach ca. 30 cm zu einem Halt, weil sie dann gegen den unfruchtbaren Unterboden stößt. Aber im Feld von Kaiser konnte die Stange mit der ganzen Länge in den Boden gleiten, und Willey ist fast gefallen. “Wow, es ist unglaublich”, hat er gesagt, und sich gefragt, ob er in ein Backenhörnchenloch gestoßen habe. Die ganze Gruppe ist in Lachen ausgebrochen. “Tue es wieder! Tue es wieder!” hat Jeff Mitchell, ein langjähriger Professor der Landwirtschaft an der Universität Kaliforniens in Davis, gesagt.

Die Gruppe hat die Übung, wieder und wieder wiederholt  – für die Fotos, und um sicherzustellen, dass Kaiser wirklich die verschiedenen Leistungen vollbracht hatte, über die er in diesen Tagen fast unaufhörlich spricht. Es ist nicht die leichteste Überzeugungsarbeit. Kaiser, ein überschwänglicher ehemaliger Holzbearbieter, der nur 40 Jahre alt ist, hat nur 3,2 Hektar, und erntet nur auf weniger als 1,2 Hektar. Dennoch sind seine Methoden an der vordersten Front einer Landwirtschaftsbewegung, die zumindest in den Vereinigten Staaten so neu ist, und die so für eine klimageänderte Welt mit sich verringernde Niederschlägen geschaffen ist, dass sie riesige Möglichkeiten öffnet. Man könnte diese Methodiken Nachhaltigkeit auf Steroiden nennen, weil sie erhebliche Gewinne erwirtschaften kann. Im letzten Jahr hat die Farm von Kaiser in Sonoma County mehr als 247.000  Dollar pro Hektar brutto verdient, was das 10-fache des durchschnittlichen Einkommens pro Hektar von vergleichbaren Farmen in Kalifornien ist. Das schließt die legendären Weingärten von Sonoma ein, die seit Jahrzehnten den Ertrag von Ackerland übertroffen haben, hauptsächlich weil Weintrauben heute viel einträglicher sind als Nahrungsmittel, zumindest bei der Bewirtschaftungsweise wie sie die meisten Bauern nutzen.

Das Interessanteste dabei ist, dass die Kaisers mit Methoden arbeiten, die ohne schwere Maschinen, ohne Kunstdünger, ohne Pestizide und ohne Hybridsaatgut auskommen.  Das ist also eine Methode mit der Landwirtschaft und Gartenbau auch in 20, 50 oder 200 Jahren in z.B. auch in der Eifel betrieben werden könnte, wenn Diesel, moderne Landmaschinen andere heute unverzichtbar und selbstverständlich erscheinende Produkte unserer Industriegesellschaft längst nur noch in wehmütigen Geschichten aus längst vergangenen Tagen vorkommen.  Dass man damit auch schon heute, in normalen Zeiten, mit Landwirtschaft und Gartenbau gewinnbringend arbeiten kann, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Ein anderer Nebeneffekt ist, dass man offenbar sehr hochwertigen Mutterboden produzieren kann.

Auch wenn die Eifel nicht Kalifornien ist, sollte man diese Dinge kennen und sehen was man davon lernen und davon für die eigene Umgebung wie anpassen und nutzen kann.

Es gibt meines Erachtens jedenfalls sehr gute Möglichkeiten und Wege die Landwirtschaft auch in der Eifel profitabler, katastrophensicherer, umweltfreundlicher, zukunftssicherer und nachhaltiger zu machen.

Fazit

Die Frage wie man in der Eifel auch nach einen völligen Zusammenbruch der Industriegesellschaft und der Versorgung mit Treibstoff, Strom, Kunstdüngern, Pestiziden, Hybridsaatgut, Medikamenten und Ersatzteilen dauerhaft sehr viel mehr Menschen mit der Landwirtschaft ernähren kann als vor der industriellen Revolution, ist für mich jedenfalls grundsätzlich geklärt.  Ich bin mir auch sicher, dass Regierung und Bevölkerung bereit sind, die Landwirte wirtschaftlich in der erforderlichen Weise zu unterstützen, wenn diese nachvollziehbar ihre Betriebe und ihre Bewirtschaftungsmethoden entsprechend optimieren und umgestalten.  Das Bewusstsein, dass ganz sicher Tage und auch Wochen, Monate und Jahre kommen werden, in denen die Discounter und auch staatliche Hilfsdienste nicht mehr funktionieren und keine Lebensmittel mehr liefern können fehlt sicherlich noch bei den meisten. Aber das kann und wird sich ändern. Es wäre grauenhaft, wenn sich dieses Bewusstsein erst ändert wenn die Leute tatsächlich nichts mehr zu essen haben.  Es wäre gut und sinnvoll, wenn die Bauern möglichst bald lernen, dass ein solcher Bewusstseinswandel  den Wert der lokalen Land- und Forstwirtschaft sehr steigert, wenn diese dann liefern kann.  Wenn die Bauern das rechtzeitig lernen und entsprechend handeln, dann haben sie mit etwas Glück noch genug Zeit, das Nötige zu tun und zu lernen – und sie können damit auch genug verdienen.

Die aktuelle Krisensituation der Bauern kann jedenfalls sowohl für die Bauern als auch für die Bevölkerung ein Segen sein und neue Chancen eröffnen.

Ich meine und hoffe, dass der obige Artikel dazu brauchbare Anregungen und Informationen liefert.

Kelberg den 20. August 2015

Am 12.4.2018 habe ich den obigen Artikel noch einmal gelesen und etwas nachgebessert:

Christoph Becker




Katastrophenschutzübung

Der Kreistag des Vulkaneifelkreises hatte in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) eine Risikoanalyse für einen kleinen Stromausfall durchgeführt, wie der “Daun-Gerolsteiner Wochenspiegel” vom 1. Juli 2015, in einem Artikel mit dem Titel Wenn Notstrom Mangelware wird,  und der SWR auf Seiner Landesschauseite vom 26.6.2015 unter dem Titel Horror-Szenario Stromausfall Vulkaneifelkreis sorgt vor berichteten.

Die gesetzten Randbedingungen waren recht einfach:

  • Temperaturen nur(!) um den Gefrierpunkt (Es kann in dieser Gegend im Winter auch -10° bis -15°  kalt werden, wobei dann jede Menge Heizungsanlagen und Wasserleitungen bei einem längeren Stromausfall durch Frostschäden beschädigt werden, wenn die Leitungen nach dem Stromausfall nicht  rechtzeitig entleert werden.)
  • Der hypothetische Stromausfall sei durch einen Blitz verursacht gewesen und betraf nur ein einziges Umspannwerk, so dass insgesamt nur etwa 8000 Einwohner in der kleinen Stadt Gerolstein und einigen angrenzenden Gemeinden keinen Strom hatten.
  • Der Stromausfall dauerte nur drei Tage.

Was man an Mängeln heraus fand, will ich hier nicht wiederholen. Es kann in den verlinkten Artikeln des Wochenspiegels und des SWR nachgelesen werden.

Den Verantwortlichen scheint klar zu sein, dass das simulierte Kataströphchen wirklich sehr winzig war und nur als erste kleine Übung betrachtet werden kann. Wie der Wochenspiegel schreibt, soll nun auch ein den ganzen Landkreis betreffender Stromausfall durchgespielt werden,  wobei als Vorbild der durch Eis und Schnee verursachte großflächige Stromausfall im Münsterland im Jahre 2005 zu dienen scheint.

Ich finde es gut, dass unser Kreistag und die Kreisverwaltung überhaupt etwas tun und sich mit den Risiken der Abhängigkeit der Bevölkerung von einer funktionierenden Stromversorgung befassen.

Dennoch möchte ich hier darauf hinweisen, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit Stromausfällen rechnen sollten, die nicht nur ganze Landkreise, sondern auch ganz Deutschland und ganz Europa betreffen und die nicht nur Tage oder Wochen, sondern viele Monate oder Jahre dauern können.

Wie der von mir ins Deutsche übersetzte offene Brief amerikanischer Sicherheitsexperten an US-Präsident Obama aus dem Mai 2015 zeigt, rechnet die NASA inzwischen damit, dass die Wahrscheinlichkeit für einen unsere Stromversorgung bei derzeitigen Stand der Dinge voraussichtlich vollständig und auf absehbare Zeit irreparabel  ruinierenden Sonnensturm 12 % pro Jahrzehnt beträgt. Das heißt, dann wäre nicht nur ein Umspannwerk, sondern es würden unter anderem vielleicht fast alle großen Transformatoren der Umspannwerke in Europa und Nordamerika zerstört. Diese Transformatoren haben in normalen Friedenszeiten eine Lieferzeit von über einem Jahr.

Mit der Wahrscheinlichkeit von  12% pro 10 Jahre schlägt also alleine schon die Sonne zu. Aber die ist derzeit vermutlich das kleinere Risiko. Die größte Gefahr ist ein großer Krieg, bei dem die europaweite, flächendeckende Zerstörung der Stromversorgung und der Elektronik durch einen sogenannten EMP-Angriff oder in einer Vorstufe vielleicht auch durch Hackerangriffe heute zum Eröffungsfeuerwerk gehören dürfte. Eine eindrucksvolle, wissenschaftlich gut fundierte Simulation eines EMP-Angriffs liefert z.B. in deutscher Sprache der Roman One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstchen. Siehe dazu insbesondere auch meine Blogbeiträge Eine Sekunde danach und Weitere Literatur zum Thema EMP, wo u.a. auch eine Fernsehdokumentation verlinkt ist. In “One Second After” werden die USA mit nur drei in sehr großer Höhe explodierenden Atomwaffen  so getroffen, dass die Stromversorgung und die Elektronik nahezu vollständig in den gesamten USA ausfallen. Der Roman erzählt die Geschichte der etwa 8000 Einwohner großen Kleinstadt Black Mountain im US-Bundesstaat North Carolina von kurz vor bis ein Jahr nach diesem totalen Stromausfall.  In Black Mountain sterben in diesem einen Jahr “nur” 80 % der Bevölkerung. Für die USA insgesamt rechnet man damit, dass  90 % der Bevölkerung binnen eines Jahres durch die Folgen dieses Ausfalls der Stromversorgung und der Elektronik umkommen. In dem Roman dauert es genau ein Jahr, bis eine erste Einheit der amerikanischen Streitkräfte mit Nahrungsmitteln und Medikamenten eintrifft.

DAS ist das Kaliber eines Katastrophenszenariums, auf das man sich meines Erachtens vor allem (auch) vorbereiten sollte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein derart schrecklicher, totaler Ausfall der Stromversorgung und Elektronik trifft, dürfte höher sein, als die Wahrscheinlichkeit, dass ein durch Eis und Schnee verursachter Stromausfall wie der von 2005 im Münsterland ausgerechnet den Kreis Vulkaneifel trifft.

Das erscheint widersinnig, aber es ist so. Denen, die es nicht glauben, sei zunächst gesagt, dass, wie Nassim Nicolas Taleb in seinem Buch Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse, schreibt, der Mensch nachgewiesener Maßen dazu neigt die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens kleiner, “normaler” Gefahren zu überschätzen und die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens seltenerer, katastrophaler Ereignisse zu unterschätzen. Die Versicherungen machen sich dies zu Nutze, um den Leuten unnötige Versicherungen zu verkaufen. Weil die tatsächliche Wahrscheinlichkeit bei den kleinen Schäden geringer ist als deren gefühlte Wahrscheinlichkeit, sind die nüchtern  berechneten, der Versicherung Gewinn bringenden Versicherungsprämien so gering, dass der durchschnittliche Deutsche oft fälschlich glaubt, mit der Versicherung ein Schnäppchen zu machen und davon zu profitieren. Siehe dazu auch meinen Artikel Zahnzusatzversicherungen.

Die Gefahr eines richtig großen Krieges, bei dem auch Atomwaffen eingesetzt werden, und bei dem damit heute wohl vor allem die Stromversorgung und Elektronik flächendeckend zerstörende EMP-Angriffe ausgeführt werden, ist könnte aus verschiedenen Gründen größer sein als allgemein vermutet. Ein Grund davon ist leider der Umstand, dass zu viele einen solchen Krieg heute für unmöglich halten.

Aktuell fand ich dazu auf Focus Online vom 4. Juli 2015 einen Artikel mit der Überschrift Atomarer Erstschlag als Option?Experten warnen: Die US-Präventivstrategie führt zu einem dritten Weltkrieg. Die Kommentare unter dem Artikel zeigen mir aber, dass viele Focus-Leser nicht begriffen haben, dass und wie man Atomwaffen heute sehr wohl einsetzen kann, ohne dabei die ganze Erde zu zerstören. Ein EMP-Angriff ist z.B. eine ziemlich saubere Angelegenheit, weil es zumindest direkt durch die Atomwaffenexplosion keinerlei radioaktiven Niederschlag und auch sonst keine der bei der Zündung von Atomwaffen in geringen Höhen üblichen Schäden gibt. Ein Problem könnten höchstens Atomkraftwerke und Atommülllager werden, wenn diese nach der durch den EMP-Angriff erfolgten  Zerstörung der Stromversorgung und Elektronik außer Kontrolle geraten. Ansonsten empfehle ich Leuten, die Angst vor Atomwaffen haben, einmal mit dem Atomwaffensimulator  zu spielen, den ich auf meiner Webseite verlinkt habe. Ein nüchterner Mensch hat einmal vorgerechnet, dass alle Atomwaffen dieser Erde zusammen gerade einmal ausreichen, um Europa vollständig platt zu bomben, weil man dann schon etwa alle 20 bis 25 km eine Atomwaffe zünden müsste. Europa ist aber nur ein kleiner Teil der Welt, in der das Leben dann weiter ginge. Wenn man aber nur mit einem EMP-Angriff die Stromversorgung und Elektronik vernichten will, dann reichen für Europa voraussichtlich insgesamt höchstens 2 bis 3 Atomwaffen und für die USA braucht man dann auch nur 3 Sprengköpfe. Für Deutschland, die Benelux-Länder und GB zusammen würde ein einziger Atromsprengkopf ausreichen, den man z. B. von einem Frachtschiff oder U-Boot in der Nordsee oder im Golf von Biscaya abfeuern könnte.

Das kann man nicht? Das macht keiner?

Henry Kissinger hat in seinem Buch Großmacht Diplomatie. Von der Staatskunst Castlereaghs und Metternichs. gemeint, dass ein Grund für den 1. Weltkrieg auch darin bestanden habe, dass der von Fürst Metternich und Lord Castlereagh beim Wiener Kongress ausgehandelte europäische Frieden so stabil gewesen sei und im Großen und Ganzen fast 100 Jahre Frieden beschert habe,  so dass die Menschen in Europa das Gefühl für das Tragische verloren hätten.

Es gibt dazu aber noch eine ganz andere Erklärung, aus der man für die kommenden Jahre ein sehr hohes Risiko für einen 3. Weltkrieg ableiten kann: Die Generationsdynamik, wie sie William Strauss und Neil Howe mit ihrem Buch The Fourth Turning  und John Xenakis mit seinen Büchern Generational Dynamics: Forecasting America’s Destiny  und Generational Dynamics for Historians sowie mit seinem Webblog www.generationaldynamics.com beschreiben. Die Theorie der Generationsdynamik besagt, dass es einen Zyklus der Generationen gibt, der insbesondere auch durch extreme Katastrophen, Krisen oder existenzbedrohende Kriege geprägt ist. Die Generation, die einen solchen Krieg oder eine solche Katastrophe als Erwachsene erlebt hat, versucht danach alles, um eine Wiederholung zu vermeiden. Das allgemeine Verhalten dieser Kriegsgeneration und der von ihr schließlich gesicherte Frieden, resultiert dann in Generationen von  Kindern, Enkeln und Urenkeln, die jeweils typische Eigenschaften aufweisen. Mit dem Altern und Wegsterben der Kriegsgeneration verblasst schließlich die Furcht vor einer Wiederholung der alten Katastrophe und die Menschen werden sorgloser, leichtsinniger und überheblicher. Der Frieden und das Funktionieren der Gesellschaft erscheint zunehmend grundsätzlich gesichert und man verliert zunehmend das Gefühl für das Tragische, das die Geschichte bereit hält.

Heute kann man in China, aber auch in den USA und in Europa  beobachten, wie Politiker und Bevölkerung  immer leichtsinniger und aggressiver werden, weil sie extreme Katastrophen und Krieg für unwahrscheinlich oder sogar für unmöglich halten.  Ich denke hier insbesondere an die Spannungen im Südchinesischen Meer und an das Auftreten des Westens in der Ukraine und in den nun zur Nato gehörenden ehemaligen Warschauer Pakt Staaten.

Zu John Xenakis Einschätzung der Lage hatte ich schon einen Blogbeitrag “Neues aus dem Nahen und Fernen Osten” geschrieben.

Falls das alles nicht genug ist, wären da noch William Catton und Joseph Tainter mit ihren Analysen. Von beiden habe ich je ein Interview übersetzt: Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton und Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter.

Ferner ist noch zu bedenken, dass Seuchen wie Ebola oder auch Pocken in den ständig wachsenden Riesenstädten dieser Welt ausbrechen, außer Kontrolle geraten und dann den internationalen Handel lahm legen oder zumindest drastisch reduzieren können. Weitere katastrophale Entwicklungen sind denkbar.  Unser Problem bei alledem ist die Komplexität und die Abhängigkeit  unserer Gesellschaft von globalen Handelsströmen sowie von Spezialisten und von für gezielte Angriffe hoch empfindlichen, komplexen Infrastrukturen, bei gleichzeitig  zunehmender, weltweiter Verknappung von Ressourcen wie Öl, Gas und Kohle, Erze, Wasser, fruchtbarem Land und Fischgründen.

Eine sinnvolle Vorbereitung auf Katastrophen auf landkreisebene sollte jedenfalls auch davon ausgehen, dass von außerhalb des Landkreises keine Hilfe und auch kein Nachschub an Brennstoffen, Treibstoffen, Nahrungsmitteln, Medikamenten, Saatgut, Pestiziden, Herbiziden und Ersatzteilen mehr kommt. Das ist zwar sehr heftig, für viele vielleicht zu schrecklich, aber wenn man mit so einem Szenarium rechnet, statt den Kopf in den Sand zu stecken, dann werden, wenn dieser Fall eintritt eben nicht, wie es heute der Fall wäre, 90 oder mehr Prozent der Einwohner binnen eines Jahres sterben, sondern vielleicht nur 20 bis  50 Prozent, oder sogar noch weniger. Je früher und besser man sich vorbereitet und insbesondere die Nahrungsmittelversorgung im Krisenfall und auch die mittel- und langfristige Fähigkeit zur lokalen Nahrungsmittelproduktion bedenkt und verbessert, je weniger Menschen werden sterben müssen und je geringer ist das Risiko des totalen Zerfalls aller sozialen Bindungen, wie es der Ethnologe Collin Turnbull in seinem Buch Das Volk ohne Liebe. Der soziale Untergang der Ik beschrieben hat.  Der Wikipediaeintrag zu den Ik ist https://de.wikipedia.org/wiki/Ik_%28Ethnie%29.

Der Redakteur des Wochenspiegel, Herr Torsten Wirtz, hatte in seinem Kommentar zu der im Auftrag des Kreistages durchgespielten Minikatastrophe mit der Überschrift  “Wenn, dann bitte auch richtig” versehen. Ich meine, dass verschiedene Katastrophen verschiedene Antworten und Vorbereitungen brauchen, weshalb man verschiedene Szenarien durchspielen sollte. Meines Erachtens  sollte man dabei mindestens folgende Katastrophen erfassen:

  1. Den lokal auf eine kleine Stadt und einige Dörfer begrenzten, mehr als 3 Tage dauerenden Stromausfall im Winter, wie er nun bereits simuliert wurde, wobei ich allerdings eine Aussentemperatur von -15° annehmen würde.
  2. Den, den ganzen Landkreis betreffenden,  länger dauernden Stromausfall durch Eis- und Schnee, analog dem der 2005 im Münsterland passiert ist. Dieses Szenarium ist offenbar schon geplant.
  3. Einen Europa und Nordamerika treffenden, nahezu totalen Ausfall der Stromnetze und auch der Elektronik als Folge eines extremen Sonnensturmes wie der von Lord Carrington 1859 beobachtete oder als Folge eines in der Anfangsphase eines großen Krieges zu erwartenden EMP-Angriffs, mit einigen wenigen Atomwaffen, nachdem eine Reparatur der elektrischen und elektronischen Infrastruktur viele Monate oder Jahre dauert oder wegen eines Krieges vielleicht überhaupt nicht mehr möglich ist. Vorbild könnten die oben erwähnten Romane “One Second After: Die Welt ohne Strom”  und “SS18: The Satan Legacy” sein.
  4. Ein Vulkanausbruch wie mindestens der des Tambora im Jahre 1815, der in der Eifel die Hungersnot von 1816/17 ausgelöst hat.

Die Szenarien 3 und 4 erfordern meines Erachtens eine gezielte Zusammenarbeit,  insbesondere auch mit den Gemeinderäten der Wald besitzenden Gemeinden, den Forstämtern und den Landwirten. Man müsste zur Vorbereitung auf die schwereren Katastrophen auch in die Verbesserung des Wasserhaushaltes auf den land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen investieren, um bei Trockenheit mehr Wasser zu haben und um anderseits das Hochwasserrisiko zu mindern. Siehe hierzu insbesondere meinen Blogbeitrag über das Hauptliniensystem nach P.A. Yeomans, das für die Eifel vermutlich gut geeignet wäre. Dann könnte es sehr hilfreich sein, wenn man Aufforstungen in Zukunft hauptsächlich mit Walnussbäumen, Kastanien und Obstbäumen durchführen würde, um unabhängig vom Funktionieren der Landwirtschaft jährlich automatisch hochwertige Lebensmittel (Nüsse, Kastanien und Obst) ernten zu können. Das Anpflanzen von Haselnüssen wäre dazu ebenfalls äußerst wertvoll. Siehe dazu z.B. den Artikel Growing Hazelnuts for Biofuel Production. Während jetzt im Sommer in der Eifel die Energie der Sonne von der Landwirtschaft nur sehr mangelhaft für die Photosynthese genutzt wird (die Kornfelder sind gelb, die Wiesen kurz, die  Maisfelder mit ihrem blanken, erosionsgefährdeten Boden und eher noch kleinen, mit großem Abständen wachsenden Pflanzen sind ein Ärgernis) . Die Haselnusssträucher dagegen haben reichlich grüne Blätter und setzten damit Sonnenenergie per Photosynthese in Holz und hochwertige, energiehaltige Nahrungsmittel um, ebenso wie die Walnussbäume, die Kastanienbäume und auch die Obstbäume. Wenn ein Krieg oder eine andere Katastrophe die Landwirtschaft mit ihren Maschinen und ihrer Abhängigkeit von Importen und Industrieprodukten lahm legt, dann produzieren die Haselnusssträucher und die Nuss-, Kastanien- und Obstbäume, aber auch Beerensträucher die man zusätzlich pflanzen sollte, weiter Früchte und auch Brennmaterial, auch wenn sich eine Zeit lang niemand um sie kümmern kann.  Ich sehe keine bessere Vorsorge für extreme Katastrophen, wie das 21. Jahrhundert sie uns mit hoher Wahrscheinlichkeit noch bescheren wird, als fruchttragende Bäume und Sträucher, als Erdarbeiten zur intelligenten Verbesserung des Wasserhaushaltes und als Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenqualität. Zumindest sind solche Maßnahmen ein unerlässlicher Baustein eines wirksamen Schutzes gegen die wirklich gefährlichen Katastrophen.

Der Katastrophenschutz würde damit übrigens teilweise auch zu einer schon heute förderungswürdigen Maßnahme zur Entwicklung von Umwelt, Landwirtschaft und Landschaft im Sinne des Landwirtschaftsministerium. Siehe dazu www.eler-paul.rlp.de

Nachdem ich den obigen Blogbeitrag am 4. Juli noch einmal gründlich überarbeitet hatte, habe ich abends auf ZDF-Info die Dokus über die Entscheidungsschlacht vor Moskau und die Schlacht bei EL Alamein gesehen. Der Film über die Schlacht vor Moskau deutet zumindest nebenbei  an, dass es sich da um einen mit allen Mitteln geführten Ressourcenkrieg handelte und dass die Deutschen wegen des langen Nachschubweges versuchten, aus dem Land zu leben und eben auch, dass die Deutschen vorhatten das Land mit seinen Rohrstoffen und seinem Ackerland komplett zu übernehmen und die Bevölkerung dabei als lästig und überflüssig betrachteten. Es wird auch beiläufig erwähnt, dass der Holocaust erst mit dem Angriff auf die UdSSR begonnen habe und dass letztlich Ressourcenmangel der Auslöser gewesen sein dürfte. Das entspricht alles dem in meinem auf www.freizahn.de  schon mehrfach erwähnten Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg von Christan Gerlach. Auch bei der Doku über die Schlacht bei El Alamein wird deutlich, dass wohl eher Ressourcenmangel und nicht irgendeine abartige Ideologie der eigentliche Antrieb war. Diese Dokus passen schon gut zu einem Blogbeitrag über Kastastrophenschutzplanungen/Vorbereitungen am Anfang des 21. Jahrhunderts in Deutschland.  Der Soziologe und Ökologe William Catton hat in seinem Klassiker Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change aus dem Jahre 1982, der heute aktueller denn je ist,  über den 2. Weltkrieg und die Nazis anmerkt, dass wir gut dran getan hätten, oder wenigstens täten, wenn wir diese Katastrophe als das sehen würden was sie wirklich war, nämlich ein schreckliches Vorspiel auf das was uns im 21. Jahrhundert voraussichtlich erwartet. Andere Völker könnten, und würden nämlich voraussichtlich auch, angesichts der sich im 21. Jahrhundert zuspitzenden Lage, sich gezwungen sehen, ähnlich vorzugehen wie damals die Nazis.

Unsere Bundeswehr und die Nato werden in einem großen Krieg voraussichtlich versagen. Siehe Nur noch Schmusekatzen.

ABER, wir könnten lokal in den Landkreisen, durch einen intelligenten Katastrophenschutz und durch eine tatkräftige, kluge Reform unserer Land- und Forstwirtschaft zunächst überleben und dann könnten wir damit vielleicht bei den Eroberern und neuen Herren unseres Landes  genügend Staunen und Bewunderung bewirken, so dass diese uns,  ähnlich wie damals die Sieger des 2. Weltkrieges, wegen unserer Leistungsfähigkeit und unseren Ideen am Leben lassen,  weil sie unsere Fähigkeiten und unser Wissen gebrauchen können.

Beim Nachdenken über den Schutz vor den wirklich großen Katastrophen fällt mir dann auch noch immer wieder ein Gespräch mit einem Landwirt ein, das ich vor einiger Zeit hatte.  Dieser Landwirt hatte resigniert und meinte – wie ich auch – dass es keinen Sinn macht in der Landwirtschaft zu investieren und diese, und damit die Bevölkerung und die Gesellschaft, krisenfester zu machen. Die Menschen in Deutschland hätten heute zu wenig Achtung vor dem Eigentum anderer. Im Ernstfall würde man jedenfalls vom Staat, den Beamten und der Bevölkerung beklaut und geplündert. Deshalb sei es besser, das Leben zu genießen solange es noch geht, und nicht in die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft zu investieren. Dieser Landwirt hat meines Erachtens recht, und ich meine daher, dass es eine Aufgabe der Dorfgemeinschaften, der Gemeinden, der Verbandsgemeinden und der Landkreise ist, z.B. von Landwirten Land langfristig zu pachten und dieses mit Blick auf globale und nationale Krisen umzugestalten und zu nutzen.  DAS sah man bei der eingangs erwähnten Mini-Katastrophenübung des Vulkaneifelkreises anders. Dort meinte man, die Landwirte müssten selber für Katastrophen vorsorgen. Für kleine, kurze, lokal begrenzten Katastrophen, nach und während denen von außen genug Nahrungsmittel geliefert werden können, ist das vernünftig. Aber bei den richtig großen, nationalen oder globalen Katastrophen, die für uns mit weitem Abstand die größte Gefahr darstellen, ist das anders.

Und dann ist da noch ein Aspekt für die lokale Wirtschaft und den Tourismus. Ich habe selbst im Mai/Juni dieses Jahres für mich und meine Frau über 1000 Euro für Gebühren und Unterkunft im Burgenland und im Lungau gelassen, weil ich ein Seminar bei Sepp Holzer und eine Besichtigung des nun von seinem Sohn geführten Krameterhofes gebucht hatte. Beide Veranstaltungen waren ausgebucht und im Übrigen auch jeden Cent wert. Wenn ein Landkreis oder eine Gemeinde in diese Richtung ernsthaft Katastrophenschutz betreiben würde, würde das, wenn man es gut macht, den Tourismus und auch die lokale Wirtschaft fördern. Neben Besichtigungen und Lehrgängen könnten z.B. auch die Entwicklung und Produktion  sowie der Handel mit spezifischen Werkzeugen für Einnahmen sorgen. Dass ganz nebenbei die Landschaft an Erholungswert gewinnen und das dies auch den Tourismus fördern würde, wäre ein weiterer Nebeneffekt dieser erweiterten Katastrophenschutzbemühungen.

Mit Katastrophenschutz und der Vorbereitung auf Katastrophen kann man jedenfalls etwas für die lokale Wirtschaft tun, was zudem sehr interessant  sein kann.

Und dann  ist da noch die schleichende Katastrophe, die auf den Vulkaneifelkreis und andere Mittelgebirgsregionen wartet: Was machen die eigentlich, wenn die Welt entgegen meinen Erwartungen friedlich bleibt, und  wenn dann die fossilen Energieträger und die daraus hergestellten Treibstoffe und andere Produkte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten allmählich unbezahlbar und immer öfter gar nicht erhältlich sein werden? Glaubt wirklich jemand, man würde dann mit elektrisch betriebenen Traktoren und Mähdreschern aufs Feld fahren? Mit riesigen Starkstrom-Verlängerungskabeln oder mit gigantischen Batterien? Und woher sollen dann dir teilweise schon heute sehr knappen und immer schwerer gewinnbaren Materialien für die Herstellung der Kabel, der Batterien und der Elektromotoren kommen?  Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Gott des technischen Fortschritts längst tot ist. Siehe dazu das Gespräch von  Chris Martenson und John Michael Greer: The God Of Technological Progress May Well Be Dead, vom 12. April 2015. Außerdem ist da noch das Joseph Tainter und Tad Patzek aufgezeigte Phänomen, dass die Forschung und Entwicklung immer aufwendiger und ineffizienter wird, und damit schließlich nichts mehr bringt. Ich hatte darauf in dem Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen hingewiesen, Zitat aus dem Abschnitt Technologischer Optimismus:

Das heute weit verbreitet quasi-religiöse Vertrauen in „den Markt“ und in den Erfindungsreichtum der Ingenieure und Naturwissenschaftler,  ist nicht berechtigt.  Vor allem in Kapitel 3 zeigen Tainter und Patzek warum:
Auch in Wissenschaft und Technik werden die am tiefsten hängenden Früchte zuerst geerntet. Die am einfachsten, mit dem geringsten Aufwand möglichen, am meisten bringenden Erkenntnisse und Erfindungen werden zuerst gemacht. Weitere Innovationen erfordern einen immer höheren Aufwand an Personal und Energie und liefern einen immer geringeren Ertrag bzw. Fortschritt.  Die Produktivität der Tätigkeit der einzelnen Wissenschaftler und Erfinder wird mit der Zeit immer geringer.  Ferner wächst die Zahl der Menschen, die für eine neue Entdeckung oder Erfindung im Mittel benötigt werden.  Die Autoren belegen diese Behauptungen mit einer Reihe von historischen Beispielen und Grafiken.

Wir steuern damit insbesondere auch in  Mittelgebirgsregionen wie dem Vulkaneifelkreis auf eine schleichende Katastrophe zu,  zu der man sich auch besser rechtzeitig etwas einfallen lässt. Interessanterweise können dieselben Lösungsansätze, die für eine plötzliche nationale, europaweite oder globale Katastrophe hilfreich sind auch das Bewältigen dieser schleichenden, spätestens den nächsten Jahrzehnten absolut sicher kommende Katastrophe hilfreich sein.

Dass sich bei alledem durch gescheiten Katastrophenschutz im ländlichen Raum die Attraktivität des ländlichen Raumes relativ zu den Städten steigern lässt, ist ein weiterer Nebeneffekt. Alle, die sich ernsthaft mit nationalen und globalen  Megakatastrophen befasst haben, kommen zu dem Schluss, dass Städte dann die gefährlichsten und lebensfeindlichsten Orte sein werden, und dass man gut daran tut, rechtzeitig auf das Land umzuziehen oder schnellstmöglich dort hin zu flüchten.

Fazit:

Die Katastrophenschutzplanung, wie sie z.B. im Landkreis Vulkaneifel 2015 in der ersten Jahreshälfte durchgeführt wurde, ist zwar besser als nichts, aber sie lässt sehr zu wünschen übrig. Insbesondere werden nationale, europaweite und globale Megakatastrophen nicht erfasst. Dabei sind solche wirklich großen Katastrophen voraussichtlich sehr viel wahrscheinlicher als gemeinhin angenommen.

Insbesondere die Land- und Forstwirtschaft könnten und sollten einen wichtigen Beitrag zur Vorbereitung auf Megakatastrophen leisten. Die lokale Wirtschaft könnte davon profitieren. Die längerfristig mit dem Rückgang der Verfügbarkeit bezahlbarer fossiler Energieträger einhergehenden Folgen für die ländlichen Gebiete würden vor voraussichtlich gemildert, wenn man rechtzeitig auf nationale, europaweite und globale Megakatastrophen vorbereitet. Die Vorbereitung auf solche Katastrophen wird insbesondere auch im Bereich Land- und Forstwirtschaft, nur als lokale Gemeinschaftsaufgabe gelingen.  Es handelt sich hier also um Aufgaben, die auf den Ebenen von Bürgergruppen, Dorfgemeinschaften, Gemeinden, Verbandsgemeinden und Landkreisen in diskutieren und in Angriff  genommen werden sollten.

Nach Abschluss meines obigen Artikels habe ich auf der Internetseite des Kreistages den Kurztext und die 38-seitige Langfassung der Risikoanalyse gefunden und jeweils hier verlinkt.
Die Langfassung ist sehr lesenswert und man versteht bei der Lektüre, dass es durchaus Sinn macht, zunächst mit der Analyse einen Kataströphchens zu beginnen. Bei einem EMP-Angriff, wie er uns in einem großen Krieg gleich zu Anfang blühen könnte, würden allerdings auch fast alle Notstromaggregate unbrauchbar und die Mittel zur elektronischen Kommunikation, ebenso wie Meß- und Analysegeräte für technische Reparaturen und für medizinische Diagnosen und Behandlungen würden voraussichtlich auch größtenteils dauerhaft unbrauchbar.

Das alles heißt aber nicht, dass jede Vorbereitung sinnlos wäre. Im Gegenteil. Nichts kann soviel Leben retten und soviel Schreckliches verhindern wie eine Katastrophenschutzplanung, die auch solche Megakatastrophen vorsieht. Daneben kann man damit unter anderem auch Geld verdienen, etwas gegen die Landflucht tun und Spaß haben.

Kelberg, den 3 bis 5. Juli 2015 Christoph Becker




Offener Brief an Obama wegen EMP-Risiko

Am 14. Mai 2015 haben sich 31 renommierte Amerikaner, die meisten davon Sicherheitsexperten, mit einem offenen Brief an Präsident Obama gewendet, um ihrer Besorgnis wegen des EMP-Risikos Ausdruck zu verleihen. Der Brief enthält auch die Forderung sofort etwas zu unternehmen, um die Sicherheit der amerikanischen Atomreaktoren und Atombrennstofflager gegen EMP-Ereignisse zu schützen. Ich habe diesen Brief hier übersetzt, weil die Gefahrenlage in Deutschland ähnlich sein dürfte und weil er indirekt auch auf eine bisher vielleicht nicht bedachte Gefahr für Kernkraftwerke und Brennelementlager in Deutschland und dessen Nachbarländern aufmerksam macht.

[Link auf die Originalversion des Briefes]

14. Mai 2015

Präsident Barack Obama
Präsident der Vereinigten Staaten
Das Weiße Haus
1600 die Pennsylvania Ave. NW
Washington, D.C. 20500

Sehr geehrter Herr Präsident,
Wir brauchen Ihr persönliches Eingreifen, um für den Schutz der amerikanischen Bevölkerung gegen eine existenzielle Bedrohung zu sorgen, die durch einen natürlichen und künstlichen elektromagnetischen Puls (EMP) verursacht wird. Das daraus folgende Versagen von kritischen, lebenswichtigen Infrastrukturen ist eine eine zentrale Bedrohung unserer Sicherheit und wäre für unserer Bevölkerung und unsere Nation katastrophal.

Das Nationale Nachrichtendienstkonzil, das für alle US-amerikanischen Nachrichtendienste spricht,
schreibt in seinem 2012  veröffentlichten, nicht klassifizierten, Bericht Globale Tendenzen 2030  dass
ein EMP einer von nur acht Schwarzen Schwanereignissen ist, die den Verlauf der globalen Zivilisation bis oder vor 2030 ändern könnten.

Keine offizielle Studie bestreitet die Ansicht, dass ein EMP eine potenziell katastrophale gesellschaftliche Bedrohung ist, die dringend angegangen werden muss. Amerika ist nicht darauf vorbereitet, ohne Wasser, Elektrizität, Telefone, Computernetze, Klimaanlagen, Transportsysteme (Autos, U-Bahnen, Busse, Flugzeuge) und Bankwesen zu sein.
Alle Vorteile unserer fertigungssynchronen, just-in-time Wirtschaft würden zu einem tödlichen Halt kommen, einschließlich der Produktion von Erdölprodukten, Kleidung, Lebensmitteln und Medikamenten. Denken Sie an Städte ohne Elektrizität zum Pumpen von Wasser für die Einwohner.

Einige Unterzeichner dieses Briefes sind Leuten, die – wie eine steigende Zahl von Amerikanern – erst kürzlich von der EMP-Bedrohung erfahren haben und finden, dass es schwer zu glauben ist, dass unsere Regierung den Fortbestand dieser Bedrohung zugelassen hat.  Sie haben diesen Brief mit unterzeichnet, weil sie dieselben Amerikaner repräsentieren, die sich eine bereite Unterstützung für qualifizierte Experten wünschen,  die diese Verwundbarkeit so schnell wie möglich beendet sehen möchten.

Wir fordern Sie dazu auf, unverzüglich eine Präsidiale Richtlinie zu erlassen, die Ihren Nationalen Sicherheitsberater dazu veranlasst eine gezielte, behördenübergreifende Anstrengung zu unternehmen, die in Verbindung mit Ihrem derzeitigen Haushaltsplan und künftigen Haushaltsplänen ein spezifisches Programm entwickelt, dass diese natürliche und künstlich von Menschen gemachte Bedrohung thematisiert. Insbesondere sollte diese Präsidiale Verfügung anordnen, dass im Verteidigungsministerium wohl bekannte Technologien zur Härtung von allen anderen für die Instandhaltung des Stromnetzes verantwortlichen Institutionen genutzt werden.  Es ist dringend nötig, dass sofort Pläne implementiert werden, um zumindest Amerikas 100 Atomreaktoren und die ihnen zugeordneten Atombrennstofflager gegen einen EMP zu schützen.  Die Präsidiale Verfügung sollte auch parteübergreifende Kongressinitiativen wie den  Secure High-Voltage Infrastructure for Electricity from Lethal Damage Act (SHIELD)  (deutsch: Gesetz für Sichere Hochspannungs-Infrastruktur zum Schutz der Stromversorgung vor tötlicher Beschädigung) und den  Critical Infrastructure Protection Act (deutsch: Gesetz zum Schutz der kritischen Infrastruktur) beachten.

 Ein koronaler Massenauswurf der Sonne kann einen natürlichen EMP mit katastrophalen Folgen erzeugen.
Ein geomagnetischer Supersturm hat 1859 das Ereignis hervorgerufen das man Carrington-Ereignis nennt und das weltweit Schäden und Brände in Telegrafenstationen und an anderer primitiver Elektronik hervorgerufen hat, die damals für das gesellschaftliche Überleben nicht notwendig waren. Im Gegensatz dazu könnte ein geomagnetischer Supersturm  der Carrington-Klasse geomagnetic Supersturm – wie er jedes Jahrhundert oder so erwartet wird – elektrische Stromnetze zusammenbrechen lassen und kritische Infrastrukturen überall auf der Erde zerstören. Wir wissen, dass es geschehen wird; wir wissen lediglich nicht wann, aber wir wissen, dass die Menschheit es sich nicht leisten kann unvorbereitet zu sein. Im Juli 2012 haben wir eine Wiederholung um nur um ein paar Tage verpasst, als eine Hauptsonnenemission die Umlaufbahn der Erde kreuzte, kurz nachdem die Erde passiert hatte. Die NASA hat kürzlich gewarnt, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen geomagnetischen-Supersturms 12 Prozent pro Jahrzehnt beträgt. Daher ist es praktisch sicher, dass eine natürliche EMP Katastrophe  innerhalb unserer Lebenszeit oder der unserer Kinder vorkommen wird.

Wie wir seit über einem halben Jahrhundert durch reale Testdaten wissen, würden sogar noch zerstörerische EMP-Effekten durch jede Atomwaffe verursacht werden, die 160 km (100 Meilen) oder so über den Vereinigten Staaten zur Explosion gebracht wird. Wahrscheinlich würde dabei alles was zur Steuerung und Funktion Elektronik benötigt innerhalb des vom Explosionsort sichtbaren Bereiches unbrauchbar gemacht. Stromnetze könnten
Stromnetze konnten auf unbestimmte Zeit zusammenbrechen bis wichtige Reparaturen abgeschlossen sin, und das kann Monate oder sogar Jahre dauern. Durch Kettenreaktionen ausgelöste Fehlfunktionen können selbst bei einer in geringerer Höhe erfolgten Atomwaffenexplosion über den nordöstlichen USA das Stromnetz auf unbestimmte Zeit zusammenbrechen lassen, dass 3/4 der US-amerikanischen Stromproduktion liefert. Computer würden unbrauchbar, Lieferketten würden zusammenbrechen. Stellen Sie sich einen Hurrikan Sandy vor, der ein sehr viel größeres Gebiet trifft, ohne die unmittelbaren physikalischen Sachschäden, aber auch ohne jede Hoffnung auf Hilfslieferungen.

Russland und China haben bereits EMP Kernwaffen entwickelt, und viele glauben, dass andere ebenfalls
EMP Waffen besitzen, einschließlich Nordkoreas und bald auch  der Iran – und wahrscheinlich auch deren Terroristenstellvertreter. Zum Beispiel, könnten diese eine kernwaffnenbestückte Rakete kurzer oder mittlerer Reichweite in der Nähe unserer Küsten starten. Den tatsächlichen Sponsor des Angriffs könnte dabei unerkannt bleiben und so vor Vergeltung geschützt werden. Nord Korea und der Iran haben ihre Raketen in einer Weise getestet, auf die wirksame EMP-Angriffe von Schiffen und auch von Satelitten aus durchgeführt werden können, die sich den USA von Süden her nähern, wo unsere Systeme zur Warnung vor ballistischen Raketen minimal ist.

Die Technologie, um diese Effekten zu lindern, ist weithin bekannt und wird durch das Verteidigungsministerium seit Jahrzehnten dafür verwendet, um unsere strategischen Atomwaffensysteme zu härten, um sicher zu stellen, dass die Vereinigten Staaten zu einem Vergeltungsschlag fähig sind wenn wir angegriffen werden. Aber solche Technologien und Anstrengungen zu deren andauernder Instandhaltung wurden nicht angewendet um unsere kritische nationale Infrastruktur zu härten. Außerdem wurde unsere ballistische Raketenabwehr (BMD) noch nicht auf dieses Problem eingestellt.  Zum Beispiel könnten Sie Ihr jüngste  Enhanced Defense Cooperation Agreement (Verbessertes Verteidigungskooperationsabkommen) mit den Philippinen verbessern in dem sie gemeinsam ein Aegis-Land-System auf den Philippinen installieren lassen – so wie jene in Rumänien und Polen – um die Verteidigung der Philippinen zu unterstützen und um verbesserte Frühwarn- und Informationsmöglichkeiten zur Unterstützung unserer Heimatverteidigung zu erhalten.

Wir fordern, dass die oben erwähnten präsidiale Verfügung die Finanzierung sichert, um die kritischen Teile unseres Stromnetzes und insbesondere unsere nuklearen Einrichtungen (Atomkraftwerke, Zwischenlager usw.) zu härten um deren Wiederinstandsetzung nach einem natürlichen oder von Menschen herbeigeführten EMP-Ereignis sicherzustellen. Diese Anstrengungen können durch einen breiten wissenschaftlichen Konsens geleitet werden, der zuerst durch die EMP-Komission des Kongresses realisiert wurde, welche nukleare und natürliche EMP-Ereignisse untersucht hat und die ihren ersten klassifizierten Bericht 2004 und ihren abschließenden, nicht klassifizierten Bericht 2008 abgeliefert hat.

Die Nationale Akademie der Wissenschaften hat anschließend unabhängig die Warnungen der  EMP-Kommission nochmals geprüft, soweit diese einen geomagnetischen Supersturm betrafen und ist zu der selben Schlußfolgerung gelangt und hat die Empfehlungen der EMP-Kommsion gut geheißen.
Verschiedene andere unparteiische Überprüfungen haben ebenfalls stattgefunden. Die EMP-Kommission hat einen kostengünstigen Plan empfohlen, der später von allen weitern US-amerikanischen Regierungsstudien gutgeheißen wurde, um die kritischen Infrastrukturen der USA innerhalb weniger Jahren vor den schlimmsten Auswirkungen eines EMP zu schützen. Die Kommission hat die einmaligen Kosten für den EMP-Schutz des nationalen Stromnetzes auf 2 Milliarden Dollar geschätzt. Das ist ungefähr soviel wie die USA jedes Jahr als Auslandshilfe an Pakistan zahlen.

Außerdem fordern wir, dass Ihre präsidiale Verfügung kurzfristige Verbesserungen zu unserem ballistischen Raketenabwehrstytem (BMD) umfasst um sicherzustellen, dass diese uns so schnell wie möglich gegen von Menschen verursachte EMP-Angriffe verteidigen können – bevor das Stromnetz gehärtet werden kann. Unser bereits im Einsatz befindliches Aegis Raketenabwehrsystem (über 30 Schiffe auf See und an Land in Hawaii und in Installation befindlich in Rumänien und Polen) und Bodengestützte Abfangsysteme (auf dem Vandenberg Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien) können genutzt werden um Bedrohungen aus südlicher Richtung zu begegnen, die von Schiffen vor unseren Küsten ausgehen ((Anmerk. d. Übers.: Google liefert mit “Aegeis zerstörer schwarzes meer” einige ernüchternde Artikel zum Thema amerikanische Raketenabwehr und deren Verwundbarkeit, wie z.B. diesen hier ))  . Dazu sind nur geringfügige Veränderungen und nötig und ein entsprechendes Training der Besatzungen. Es sind keine zusätzlichen Entwicklungskosten nötig und die Installationskosten würden weniger betragen als das was für unsere Installationen in Übersee genehmigt wurde, um unsere europäischen Verbündeten gegen  balistische Raketen des Iran zu schützen.

Herr Präsident, sowohl Republikaner als auch Demokraten wissen seit mindestens dreißig Jahren wie man mit dem Problem umgehen könnte, aber sie haben nichts getan um es zu lösen. Überparteiliche Anstrengungen des Kongresses sind trotz der Tatsache misslungen, dass weder Technologie noch Geld ein Problem sein sollten. Mit diesem Problem wirksam umzugehen ist eine Frage des Erreichens der nötigen politischen Führung und des Willens.

Das amerikanische Volk benötigt Sie um die Anstrengungen zu führen, die unserer Nation vor einer EMP-Katastrophe schützen können.
Wir schreiben, um Sie zu nötigen, entsprechend unserer Bitte zu verfahren.

Hochachtungsvoll,

Dr. George Baker – Former U.S. Defense Nuclear Agency EMP Program Director, Professor Emeritus on Critical Infrastructure Protection, James Madison University.
Rep. Roscoe Bartlett (R-MD) (Rtd.) – Vater der EMP Kommission des amerikansichen Kongresses
Jen Bawden – Task Force on National and Homeland Security and Member of the Steering Committee of the Secure the Grid Coalition
Senator Rudy Boschwitz (R-MN) (Rtd.) – Former U.S. Ambassador to the UN Human Rights Commission, President G.H.W. Bush’s Emissary to Ethiopia (1991)
Botschafter Henry F. Cooper – Former Director of the Strategic Defense Initiative, Chief U.S. Negotiator in the Geneva Defense and Space Talks, Deputy Assistant Secretary of the Air Force for Strategic and Space Systems
Thomas Donnelly – Co-Director of the Marilyn Ware Center for Security Studies at AEI.
Fritz Ermarth – Former Chairman National Intelligence Council, Director of National Security Programs, Nixon Center.
Frank J. Gaffney, Jr. – Former Assistant Secretary of Defense for International Security Policy
Jerry Goodwin – President of the Association of Former Intelligence Officers (AFIO) New York Metropolitan Chapter
Dr. William R. Graham – Former Chair of the EMP Commission, Science Advisor to President Reagan, Director of White House Science and Technology Policy, and NASA Administrator
Professor Sam Hayes (Rtd.) – Jacob H. Schiff Professor of Investment Banking, Emeritus ,Harvard Business School
David Hunt – Former CIA Senior Clandestine Service Officer and Former FBI Chief of Station, NYC
John Kappenman – Space Weather Consultant to Departments of Defense, Homeland Security, and EMP Commission; Designer ACE Satellite and EMP Blocking Devices; President, Storm Analysis Consultants.
Senator Jon Kyl (R-AZ) (Rtd.) – Co-chair of AEI’s American Internationalism Project
Robert Laidley – President, The Atlantic and Conservation Institute
Senator Joseph Lieberman (I-CT) (Rtd.) – Co-chair of AEI’s American Internationalism Project
Herb London – President of the London Center for Policy Research, New York
Vizeadmiral i.R. Robert Monroe – Former Director U.S. Defense Nuclear Agency.
Generalmajor i.R. Robert Newman (Rtd.) – Former Adjutant General of Virginia
Michael O’Hanlon – Senior Fellow, Brookings Institution, specializing in defense and foreign policy issues.
Dr. Robert L. Pfaltzgraff – President of the Institute for Foreign Policy Analysis Inc. and Shelby Cullom Devis Professor of International Security Studies, The Fletcher School, Tufts University
Danielle Pletka – Senior Vice President for foreign and defense policy studies at AEI.
Dr. Peter Vincent Pry – Former Congressional EMP Commission, Congressional Strategic Posture Commission, House Armed Services Committee, CIA, Executive Director Task Force on National and Homeland Security.
Dr. Gary J. Schmitt – Co-Director of the Marilyn Ware Center for Security Studies at AEI
Dr. George Schwab – President of the
National Committee on American Foreign Policy
Admiral James Stavridis (Rtd.) – Dean of the Fletcher School.
Former NATO Supreme Allied Commander (2009-2013)
Botschafter Kurt Volker – Former United States Ambassador to NATO
The Hon. David M. Walker – Former U.S. Comptroller General
Rep. Curtis Weldon (R-PA) (Rtd.) – Former Vice Chairman of the House Armed Services Committee and the House Homeland Security Committee; and Co-chair of the Duma-Congress Study Group, the official inter-parliamentary relationship between the United States and Russia; Sponsor of the 1998 EMP Commission Legislation
John Whitehead – Former Senior Partner and Co-Chairman Goldman Sachs, Chairman Emeritus Brookings Institution, Former Deputy Secretary of State, Former Chairman AEA Investors, Former
Chairman The International Rescue Committee, Former Chairman The Asia Society, Director of The Nature Conservancy, and Former Chairman of the Federal Reserve Bank of New York. Died February 7
th, 2015
Botschafter James Woolsey – Ehemaliger CIA-Direktor
Kopien an die folgenden Mitglieder der US-amerikanischen Regierung:
The Hon. Joseph Biden,
Vice President of the United States
The Hon. John Kerry,
Secretary of State
The Hon. Ashton Carter, Secretary of Defense
The Hon. Ernest Moniz,
Secretary of Energy
The Hon. Jeh Johnson,
Secretary of Homeland Security



Eine sicherheitspolitische Übersicht

Der Reservistenverband von Rheinland-Pfalz hatte am 25.4.2015 im Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr ein sehr denkwürdiges, hervorragendes ganztägiges Seminar veranstaltet.Die insgesamt vier Vorträge und ein kurzes Gespräch, das ich am Rande der Veranstaltung mit einem der Referenten  hatte, ergänzten sich zu einem sicherheitspolitischen Gesamtkunstwerk, das ich zunächst ziemlich bedrückend fand. Ich möchte versuchen, es hier aus der noch frischen Erinnerung kurz wiederzugeben und mit meinen Einwänden und Lösungsvorschlägen verbinden.

Der erste Referent war Generalmajor Reinhard Golks, Abteilungsleiter Planung des Kommandos SKB (Streitkräftebasis) der Bundeswehr.  General Golks erläuterte die verschiedenen Projekte wie das VJTF, NRF usw., für die die Verteidigungsministerin deutsche Beteiligungen zugesagt hatte, und die den Planern der Bundeswehr nun erheblich Stress zu bereiten scheinen. Er ging auch auf die Schwierigkeiten bei der Auflösung der deutschen Truppenpräsenz in Afghanistan ein.  Nach Deutschland zurückgeholt werden konnte offenbar nur ein Teil der Ausrüstung, und das was zurückgeholt wurde, muss sehr aufwendig überholt und an die künftige Verwendung angepasst werden, bevor es wiederverwendbar ist.

Weil General Golks aus der Panzertruppe kommt, erwähnte er auch kurz die Schwierigkeiten und Planungsprobleme beim Verlegen von Panzerverbänden. Das Verlegen von Panzertruppen per Eisenbahn ist demnach heute wegen der neuen Verhältnisse bei der Bundesbahn und wegen der Überbreite der Kampfpanzer sehr viel aufwendiger und langwieriger als früher.  Eine Verlegung von Panzern in ein anderes Land, etwa nach Polen, würde über 45 Tage dauern. Aber auch innerhalb Deutschlands ist unter einer Woche nichts zu machen.

Die neuen Eingreiftruppen, die die Russen beeindrucken sollen sind vor den dem Hintergrund der Zahlen, die man aus den Weltkriegen kennt, lächerlich klein, erfordern einen phantastischen Planungs- und  Verwaltungsaufwand und sind alles andere als schnell verfügbar.  Auch Beschaffungsmaßnahmen bei der Bundeswehr sind offenbar extrem kompliziert und langwierig.  Anderseits aber fehlen Geld und andere Mittel.


Am Endes des Vortrages von General Golks war ich  erschüttert. Mein Eindruck war, dass die Bundeswehr bei einem überraschenden, nicht vorgesehen Angriff so gut wie wertlos ist.  Ein nicht vorgesehener Gegner, wie z. B. die Europa überraschend angreifenden, vereinten arabischen Streitkräfte  in dem Roman von Albert Clark, würde die Bundeswehr und die Nato völlig überfordern. Das, was die Bundeswehr dann an funktionierenden Waffensystemen und kampfbereiten Soldaten an die Front bringen könnte, wäre zu wenig und es käme zu spät. Vielleicht könnte man bei der Bundeswehr die drei folgenden Artikel meiner Webseite interessant finden:

  1. Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseoph Tainter
  2. Von der Wehrmacht lernen
  3. Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen

Jedenfalls hat die Kombination aus Komplexität einerseits und Begrenztheit der verfügbaren finanziellen, technischen und personellen Mittel anderseits, bei der Bundeswehr offenbar einen Punkt erreicht, der die Bundeswehr selbst in Friedenszeiten an den Rand eines Kollaps bringt. In einem Krieg mit unerwarteten Gegnern, die an unerwarteter Stelle, mit unerwarteten Mitteln und dann womöglich auch noch mit unerwarteter Kampfkraft angreifen scheint mir die Bundeswehr derzeit chancenlos zu sein. Meine abschließenden Notizen zu dem Vortrag von General Golks war “Kollaps durch Komplexität” und “schnelles Element in 45 Tagen”. Letzteres heißt, dass eine Truppe “schnell” einsatzfähig und “schnell” am Einsatzort  ist, wenn sie 45-Tage Zeit zur Vorbereitung und Anreise hat.

Der nächste Referent war Alessandro Scheffler Corvaja vom MarshallCenter in Garmisch-Partenkirchen. Der Titel seines Vortrages lautete “Zukünftige Sicherheitspolitik der NATO und EU”.

Herr Scheffler ging kurz auf das Strategiekonzept der Nato 2010 ein und erläuterte auch noch die verschiedenen schon von General Golks erwähnten neuen sicherheitspolitischen Vorhaben, wie das VJTF, NRF usw..  Die Abkürzungen waren mir auch alle fremd und sind nicht so wesentlich.

Wesentlich an dem Vortrag von Herrn Scheffler fand ich folgende Einsichten:

  1. Die Russen erhöhen durch ihr Vorgehen in der Ukraine und auf der Krim die Leistungsfähigkeit der Nato. Das heißt, Putin motiviert letztlich die Europäer, mehr für ihre Verteidigung zu tun. Bei Herrn Scheffler klang das so, als wäre das eine Dummheit der Russen. Meines Erachtens könnte es aber, etwa vor dem Hintergrund meines Artikels Neues aus den Nahen und Fernen Osten, auch ein kluger Schachzug weit vorausplanender Russen sein,  die die Europäer ganz bewusst provozieren, um diese fitter für  den nächsten großen Krieg zu machen, in dem Europäer und Russen sich gemeinsam mit den Amerikanern einer chinesisch-islamisch-sunnitischen Koalition gegenüber sehen könnten. Es könnte den Russen dann sehr helfen, wenn die Europäer mehr eigene Kampfkraft haben als sie in den vergangen Jahren hatten.
  2. Herr Scheffler zeigte eine Grafik, der zur Folge die Gesamtkosten für das Militär in Europa von 2001 bis 2013 erheblich gesunken sind. Gleichzeitig sind aber die Ausgaben pro Soldat deutlich gestiegen. Das heißt im Klartext, die Zahl der Soldaten ist massiv gesenkt worden.
  3. Herr Scheffler wies vorsichtig darauf hin, dass die Amerikaner zunehmend ihren Schwerpunkt im pazifischen Raum setzen und, dass man gut daran tun würde, sich darauf  einzustellen, dass die USA in Zukunft vielleicht weder bereit noch fähig sein könnten Europa zu verteidigen. Anderseits wies er darauf hin, dass Europa derzeit schlicht die Mittel und die Fähigkeiten fehlen, sich ohne Hilfe der Amerikaner zu verteidigen.
  4. Das Thema nukleare Abschreckung und Atomwaffen wird in Deutschland weitestgehend ausgeklammert. Die Russen würden aber bei Gesprächen, die er mit den Russen über Sicherheitspolitik führe immer wieder auf das Thema Atomwaffen zurückkommen. Erschreckend fand ich zu diesem Punkt den Einwand eines Zuhörers, der meinte eine Atombombe auf Koblenz oder Frankfurt und alles sei kaputt. Solche Leute sollten einmal mit dem Atomwaffensimulator auf meiner Webseite spielen. Meines Erachtens wird die Wirkung von konventionellen Atomwaffeneinsätzen in Deutschland von den meisten Menschen extrem überschätzt.  Das derzeit wirklich extrem gefährlich EMP-Risiko wird dagegen völlig ignoriert oder einfach ausgeklammert, doch dazu weiter unten mehr.

Der nächste Referent war Dr. Kinan Jaeger, mit dem Thema Die Kriege in Syrien und Irak – Neue Herausforderungen für den Westen.  Der Inhalt des Vortrages ging weit über das hinaus, was ich angesichts des Titels erwartet hatte. Dr. Jaeger ist selbst in Damaskus geboren und kennt sich persönlich im Nahen Osten gut aus. Sein Vortrag war eine ganz hervorragende Übersicht über die Probleme und Schwierigkeiten und auch über die historischen Hintergründe der Kriege im Nahen Osten und in der islamischen Welt insgesamt.

Einige Punkte aus seinem Vortrag, an die ich mich besonders erinnere:

In Syrien gab es vor dem Krieg ein friedliches Nebeneinander einer Vielzahl von Kulturen und Religionen.  Es war aber wohl auch so, dass Assad den Frieden mit brutaler Gewalt erzwungen hat.

Im Nahen Osten gibt es keinen gesetzlich geregelten Minderheitenschutz, wie wir ihn in Europa kennen. Wer zu einer Minderheit gehört, riskiert ermordet zu werden und wird sich daher dazu gezwungen sehen, sich zu bewaffnen und Bündnispartner zu suchen. (( Die Frage die ich mir dazu stelle ist: Was passiert dann in Europa wenn die Zivilisation und mit ihr das Rechtssystem und der Minderheitenschutz  kollabieren? Waren der Nationalsozialismus und Auschwitz nicht auch eine Art Kollaps des Minderheitenschutzes in Europa? Und, wo sind eigentlich die vielen Minderheiten geblieben, die es in Europa in seiner 3000-jährigen Geschichte gegeben hat, und die es im 19. Jahrhundert nicht mehr gab? ))

Bündnisse im Nahen Osten können sich schnell verändern. Oft beschließen Stammesälteste nach Höhe der angebotenen Bestechungsgelder, mit wem sie gerade verbündet sind.

Zu den Methoden des IS  gehört auch, dass er die Bevölkerung durch solche Bestechungsgelder und durch Sozialleistungen an sich bindet. Man sollte nicht den Fehler machen, die Führer des IS als fanatische, dumme Islamisten zu betrachten. Es scheint so, dass die Führer des IS oft durchaus kaltblütig planende weltliche Leute sind, die den Islam nur als Deckmantel benutzen. Der IS zieht nicht nur schlichte, schlecht ausgebildete jungen Männer an, sondern (wie schon bei den Attentätern des 11.9.2001) auch viele sehr gut ausgebildete Leute. Der IS akzeptiert die von den Europäern Anfang des 20. Jahrhunderts im Orient gezogenen Grenzen nicht. Trotzdem kann man damit rechnen, dass der IS durchaus vernünftig ist, und sich Grenzen setzt.

Der Nahe Osten ist für uns gefährlich, weil zu ihm drei für uns sehr wichtige Meeresengen ( Straße von Hormus, Sueskanal, Bab al Mandab ) gehören und weil im Nahen Osten etwa 60% des gesamten auf der Erde noch verfügbaren Erdöls lagern.

Saudi Arabien ist besonders ein gefährlicher Fall (( siehe auch meinen Artikel Pulverfass Saudi-Arabien )). Der Westen unterstützt die saudische Herrscherfamilie. Die Bevölkerung ist aber eher gegen die Herrscherfamilie und den Westen. Die Araber haben insgesamt ein psychisches Problem mit dem Westen. Einerseits schätzen und brauchen sie viele der aus dem Westen kommenden Technologien und Möglichkeiten. Anderseits haben sie Minderwertigkeitsgefühle gegenüber dem Westen.  Wenn in Saudi Arabien die Herrscherfamilie zu Fall kommt und Saudi Arabien antiwestlichen werden sollte, hätten wir ein extremes Problem.

Die Türkei ist ein unklarer Fall. Die Türken haben mehr Selbstbewußtsein, weil sie industriell und militärisch dem Westen weniger unterlegen waren, anderseits war aber auch die Türkei lange das eigentliche Zentrum des Kalifats.  Die Türken scheinen besondere Beziehungen zum IS zu haben.  Eine Gefahr durch die Türken in Deutschland sieht Dr. Jaeger nicht.  Die Islamisten in Frankreich und Belgien hätten einen anderen Hintergrund. Die Deutschen hätten zudem im Orient aus historischen Gründen einen relativ guten Ruf, weil sie dort keine Kolonialmächte waren.

Es gibt im Nahen Osten eine Vielzahl von Stämmen, Clans und Religionsrichtungen. Die zwei großen, sich bekriegenden Religionsrichtungen sind Schiiten und Suniten. Es gilt, der Feind meines Feindes ist mein Freund. Aber schon morgen könnte er auch mein Feind sein.

Je länger ich über den Vortrag von Dr. Jaeger nachdenke, desto mehr fällt mir dazu ein.   Man hatte den Eindruck und Herr Dr. Jaeger hat es auch gesagt, dass er locker ein paar Tage über den Nahen Osten und den Islam referieren könnte. Aber es waren nur 45 Minuten Zeit.  Auf seiner Internetseite www.kinan.de findet sich einige Literatur von ihm.

Den letzten Vortrag hat Prof. em. Dr. Gunther Schmid aus München gehalten. Der Vortrag hatte den Titel Die Ukrainekrise als strategische Zeitwende in der internationalen und europäischen Sicherheitspolitik. Prof. Schmid zeichnete zu nächst das Bild einer zunehmend instabilen, multipolaren Welt. Ich habe dazu von ihm hier ein Dokument im Internet gefunden, das einige Punkte seines Vortags enthält. Einige Punkte aus seinem Vortrag:

  • Ein Drittel aller Staaten sind zerfallene oder zerfallende Staaten (failed oder failing States).
  • Globale Instabilität. Beschleunigter Machtzerfall von Staaten und Regionalen Ordnungen
  • China denkt nicht als globale Hegemonialmacht, sondern regional.
  • Globalisierung in den Städten, aber Fragmentierung und Zerfall auf dem Land
  • 90% des Wachstums finden ausserhalb von Europa statt
  • 9 Länder, von denen keines in Europa liegt, vereinen auf sich  75% des weltweiten Wachstums.
  • 2030 werden 5 Milliarden zum Mittelstand gehören. Davon werden 60% Asiaten sein.
  • “Putinisierung” der Regime. In Asien und Arabien werden die Regime autoritärer. Das gilt auch für die Türkei.

Die Ukrainekrise markiert eine Zeitwende, weil hier erstmals seit dem 2. Weltkrieg in Europa eine Grenze gewaltsam verändert wurde. Obwohl, so ganz zustimmen kann ich hier nicht.  Die Grenzen in Jugoslawien, in der Tschechoslowakei und in Deutschland (mit dem Anschluss der DDR an die BRD)  haben sich auch nach 1945 verändert.

Putin und der gesamte Rest der russischen Führung geht davon aus, dass die USA dabei sind, ihren Status als Weltmacht zu verlieren. Dazu fällt mir allerdings ein, dass das auch viele Amerikaner so sehen. Ich denke da an John Michael Greers mit seinem Webblog The Archdruid Report, an Chris Martenson mit seiner Seite www.Peakprospertiy.com, an James Howard Kunstler mit seinen Büchern und seiner Webseite www. kunstler.com, an Dimitri Orlov mit seinen Büchern und seiner Webseite Cluborlov, an Drew Miller mit seinem Buch Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse oder an Chris Hedges mit seinen Vorträgen, Artikeln und Büchern. Zu Chris Hedges siehe auch meinen Artikel Reich der Illusionenüber sein Buch Empire of Illusion: The End of Literacy and the Triumph of Spectacle. So wie es aussieht ist die russische Führung also sehr realistisch.

Nach Aussage von Prof Schmid ist Putins Ziel, offenbar Russland als eigenständigen Pol in einer multipolaren Welt zu erhalten. Putin sähe Europa als dekadent und “schwul” an und Putin sähe sich zu mehr Zusammenarbeit mit China gezwungen. Putin scheine aber langfristig durchaus damit zu rechnen, dass China zu mächtig werden könnte, und dass dann eine Zusammenarbeit von Europa und dem von Russland dominierten Wirtschaftsraum wichtiger werden könnte.  Meine Meinung zu Putins Außen- und Sicherheitspolitik ist, dass er möglicherweise einige Schritte weiter denkt als die meisten europäischen Politiker und Analysten. Das Ziel von Putins Außen- und Sicherheitspolitik in Europa könnte nämlich meines Erachtens darin bestehen, die Verteidigungsausgaben und die Kampfkraft Europas so gut wie möglich zu steigern, weil er Europa, ebenso wie die USA und den Iran als natürlichen Verbündeten Russlands in einem möglichen Weltkrieg gegen  ein chinesisch-sunnitisch-arabisches Bündnis sieht. Zumindest wäre das der Grund warum ich an Putins Stelle so handeln würde wie er handelt.

Nach Meinung von Prof. Schmid ist Russland mit “Russia Today” eine geniale, sehr erfolgreiche Vermischung von Lüge und Wahrheit gelungen.  Meine Notiz dazu war allerdings, dass die westlichen Medien leider genauso Lügen und Wahrheit vermischen. Der wichtigste Grund für den Erfolg von  “Russia Today” dürfte der Umstand sein, dass die westlichen Medien in den letzten Jahrzehnten massiv an Qualität und Glaubwürdigkeit verloren haben.

Alles in allem fand die ich vier Vorträge sehr gut und informativ. Allerdings habe ich Hintergrundinformationen über die den  zunehmenden Sicherheitsrisiken zu Grunde liegenden Ursachen aus den Bereichen Ökologie, Energie, Ressourcen, und Demographie vermisst. Solche Hintergrundinformation und dazu weiterführende Links und Literatur kann man aber u.a. über meine Webseite finden.  Das sicherheitspolitische Seminar des Reservistenverbandes war angesichts des engen Zeitrahmens von nur einem Tag dennoch bestmöglich mit Informationen vollgepackt. Die Mitgliedschaft im Reservistenverband ist auch diesem Hintergrund empfehlenswert.

Zunächst war das Seminar aber auch deprimierend:

Während die Welt zunehmend instabiler wird, Europa an Bedeutung verliert und es an den Rändern Europas im Orient gefährlich brodelt, haben wir eine Bundeswehr, die durch eine Kombination aus Komplexität und fehlenden materiellen, finanziellen und personellen Mitteln behindert wird und durch politische Vorgaben schon in Friedenszeiten bis an ihre Grenzen belastet ist. Es ist zu befürchten, dass unsere Bundeswehr im Ernstfall zu unflexibel und zu langsam reagiert und dann auch noch ganz grundsätzlich zu schwach ist.

Mit Herrn Scheffler, der den zweiten Vortrag gehalten hatte,  konnte mich kurz in einer der Pausen unterhalten. Ich habe ihm meine Sorgen wegen eines möglichem EMP-Angriffes und wegen der grundsätzlichen Verwundbarkeit der Infrastrukturen unserer Gesellschaft geschildert, die ich auf meiner Webseite in einer Reihe von Artikeln in der Kategorie EMP ( www.freizahn.de/category/emp/ ) erläutert habe. Herr Scheffler wusste von dem Problem, meinte aber das fiele unter Katastrophenschutz, sei kein Problem der Bundeswehr und sei zu absurd und schrecklich, um es sicherheitspolitisch ein zu planen. (( Herr Scheffler hat mir dazu in einer Mail geschrieben:

Ich moechte aber in einem Punkt Ihre Darstellung korrigieren: Ich habe nicht gesagt, die Bundeswehr haette hier keine Rolle, sondern dass ich das beschriebene Szenario als Katastrophe fassen wuerde und die Bundeswehr in so einem Falle die ihr im Rahmen des Katastrophenschutzes zukommende Rolle ausueben wuerde, fuer die sie auch plant.

Wenn ich mir Ihre Darstellung dazu ansehe, sehen Sie ja hier selbst keine besondere Rolle der Bundeswehr. Die von Ihnen befuerwortete Umstellung der Agrarwirtschaft ist sicher nicht durch die Bundeswehr zu bewerkstelligen.

Im grossen Ganzen schneiden Sie hier in der Tat ein sehr wichtiges Thema an, dass zeigt wie ganzheitlich das Thema “Sicherheit” gedacht werden muss und dass gerade die Staerkung staatlicher udn gesellschaftlicher “Resilienz” sicher nicht nur Aufgabe der BMVgs ist.

Meine Meinung dazu ist, dass die Aufgabe der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums bei der Umstellung der Agrarwirtschaft darin bestehen könnte und sollte, Politik und Gesellschaft auf die sicherheitspolitischen Risiken und die Probleme für den Katastrophenschutz hin zu weisen, die z.B. mit der heute üblichen, industriellen Landwirtschaft verbunden sind.  Die Bundeswehr ist meines Erachtens unser Kompetenzzentrum für die Themen Sicherheit, Katastrophenschutz und vielleicht auch für die Militärgeschichte und die sicherheitspolitische Beurteilung geopolitischen Gesamtlage.  Es wäre ganz gut, wenn der eine oder andere General oder Oberst im Generalstab hin und wieder auf diese Gefahren hinweist, die uns drastisch mehr bedrohen als die Treffgenauigkeit des G36 bei für Sturmgewehre im realen Krieg eher untypischem, extremem Dauerfeuer, zumal auch die BW für Sonderzwecke leicht einige moderne Waffen wie das HK416 und das HK417 hat oder kurzfristig beschaffen können sollte. ))

Das sehe ich anders. Zunächst hat es in Kriegen oft Angriffe gegeben, die die Verteidiger für “unmöglich” gehalten haben. Man denke nur an den deutschen Angriff auf Frankreich im Mai 1940 und an den deutschen Angriff auf die UdSSR im Sommer 1941. Ein EMP-Angriff auf Europa und auch auf die USA ist machbar und man sollte damit rechnen, dass er in der ersten Phase eines großen Krieges erfolgt. Die Russen haben in den 90er Jahren konkret darauf hingewiesen, dass ein EMP-Angriff die Art von Atomwaffeneinsatz sein könnte,  den sie zunächst ausführen würden. Siehe dazu meinen Artikel Der Abgeordnete der vom Netz ging.  Neben Russland könnten Pakistan, Indien und China solche Angriffe durchführen oder sie könnten Terroristen die Mittel für einen solchen Angriff liefern. Man sollte ferner auch damit rechnen, dass ein Angreifer die Schäden an der Infrastruktur und die Schwächung der Bevölkerung durch das zu erwartende Chaos und die zu erwartenden Hungersnot nutzt, und man sollte damit rechnen, dass es für andere Mächte in Zukunft sehr vernünftig und erstrebenswert sein kann, Europa zu erobern und die europäische Bevölkerung zu vernichten, wenn die Verteidigung Europas aus Sicht des Angreifers überwindbar erscheint. Unsere eigenen Vorfahren haben noch im 20. Jahrhundert wegen vermeintlichem Ressourcenmangel  und einer drohenden Hungersnot Krieg geführt und versucht Völkermorde zu begehen, siehe dazu das Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg von Christan Gerlach.  Der amerikanische Soziologe und Ökologe William Catton weist in seinem Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, darauf hin, dass in Zukunft ähnliches zu erwarten ist.  In dem Kapitel “Zusammenstoß mit der Zukunft”, meint er jedenfalls, dass man gut daran getan hätte (bzw. tun würde) die Kriege und Massenmorde der Nazis als Vorspiel auf das zu betrachten, was das 21. Jahrhundert notwendiger weise bringen wird.

Ich möchte hier noch einmal kurz aufzeigen, was man gegen einen EMP-Angriff und ähnliche Mega-Katastrophen tun kann und was dabei die unverzichtbare Rolle der Bundeswehr wäre.

Der Schlüssel zu Überleben einer solchen Katastrophe ist zunächst eine möglichst baldige Umstellung der Land- und Forstwirtschaft etwa im Sinne von Sepp Holzers Permakultur oder im Sinne von Mark Shepards Restoration Agriculture. Damit würde zum einen die Ernährung der Bevölkerung gesichert oder drastisch verbessert. Etwas Konservierung von Lebensmitteln wäre natürlich auch nötig.

Die Umstellung auf Permakultur bzw. auf Agroforstwirtschaft würde aber auch den Einsatz von großen Panzerverbänden, (die wir uns ohnehin nicht mehr leisten können) in Deutschland erschweren und die Deckung für die Infanterie oder auch für einen Partisanenkampf optimieren. Deutschland könnte damit zu einer Hecken-, Busch- und Waldlandschaft werden, in der überall essbare Früchte, Gemüse und Nutzvieh für die Ernährung und zugleich Deckung für Infanterie zu finden sind.

Parallel dazu könnte und sollte die Bundeswehr die Ausbildung und Organisation der Bevölkerung für den bewaffneten Kampf durchführen und sicherstellen. Die Strukturen hat man im Grunde schon mit den Reservistenverbänden und eben auch mit der Bundeswehr. Wenn man die gesamte Weltlage betrachtet, wie sie auf der oben geschilderten Fortbildung des Reservistenverbandes dargestellt wurde, und wie sie in verschiedenen Artikeln meiner Webseite erörtert wird, dann wird es dazu keine vernünftige Alternative geben.

Ein EMP-Angriff kann auch in einem hochvernetzten und von Strom, Elektronik und Importen abhängigen Land wie Deutschland überlebt werden, wenn man die Landwirtschaft rechtzeitig umstellt und wenn die Bevölkerung ausreichend bewaffnet und organisiert ist.  Man kann etlichen Millionen Deutschen einen Tod durch Hunger und Gewalt ersparen. Ein EMP-Angriff, auf den wir nicht vorbereitet sind, kann alleine in Deutschland mehr Tote kosten als der zweite Weltkrieg, einschließlich aller Massenmorde der Nazis weltweit. Anderseits kann einen EMP-Angriff und einen eventuell folgenden konventionellen militärischen Angriff eventuell sogar verhindern, wenn potentielle Angreifer sehen, dass die Bevölkerung gut vorbereitet ist.

Die oben und in meinem Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität erwähnten Methoden zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion, könnten außerdem in Afrika, dem Orient und Asien die Lage stabilisieren und z. B.  den möglichen Wunsch, Deutschland und Europa zu erobern oder auch den Druck, nach Deutschland und Europa zu fliehen, reduzieren.

Kelberg, den 26.4.2015   Christoph Becker

 




Vorbereitung auf Großschadenslagen

In den Gemeindemitteilungen meines Dorfes vom 20.3.2015 findet sich ein Artikel über die Vorbereitung auf Großschadenslagen in meinem Landkreis. Die Technische Einsatzleitung (TEL), bestehend aus “Freiwilligen Helfern und Führungskräften der Feuerwehren, des DRK, der Polizei und des THW” sucht damit neue Mitglieder “aus den Reihen der Feuerwehr, des DRK oder anderen Hilfsorganisationen” . Es heißt, die TEL des Landkreises dient dem Landrat bzw. dem von ihm beauftragten Kreisfeuerwehrinspektor als Unterstützung bei operativ-taktischen Führungsmaßnahmen bei lang andauernden, weiträumigen Gefahrenlagen und bei überörtlichen Großschadenslagen im Landkreis. Die Aufgabe der TEL im Falle eines Großschadensereignisses sei es, gemeinsam mit den Einheiten und Rettungskräften vor Ort und dem Verwaltungsstab des Landkreises abzuarbeiten und eine Zielgerichtete Koordination aller Einsatzkräfte vor Ort zu ermöglichen.

Weiter oben, am Anfang des Artikels, steht ferner, “Um Großschadenslagen besser beherrschen zu können, bedarf es einer effektiven Führungsstrategie”.

Nun, Großschadenslagen und die Frage wie man diese besser oder überhaupt beherrschen kann sind eines der zentralen Themen meines Weblogs www.freizahn.de, weshalb mich der Artikel zu einer Spontanen Antwort motiviert hat.

In der Tat, “Um Großschadenslagen besser beherrschen zu können, bedarf es einer effektiven Führungsstrategie”, aber für die Schadensgröße und Opferzahl entscheidend ist zumindest bei richtig heftigen Großschäden in aller erster Linie die Effektivität und Qualität der Führung in der Zeit vor dem Eintreten des Großschadens.  Es kommt darauf an die Resilienz, also die Widerstandskraft und Zahl der möglichen Optionen, Ausweichmöglichkeiten und Reservekapazitäten der Bevölkerung im Vorfeld möglicher Großschäden zu optimieren.  Dazu sind zunächst Aufklärung des Führungspersonals ebenso wie der Bevölkerung nötig.  Dazu gehören:

  • Übersicht über mögliche Großschäden und deren Folgen, wenn sie hier und heute eintreffen würden.
  • Sich bewusst machen, das das menschliche Gehirn leider von der Evolution so gestaltet wurde, dass es in der Regel die Wahrscheinlichkeit kleiner, eher häufig vorkommende Gefahren krass überschätzt und die Wahrscheinlichkeit eher seltener aber dafür katastrophaler Schäden krass unterschätzt. Sehr viele haben z.B. eine (meines Erachtens völlig unsinnigen) Zahnzusatzversicherung und fast jedes Dorf hat eine Feuerwehr, aber für EMP-Angriffe (vermutlich DAS Ereignis in der Anfangsphase des aus verschiendenen Gründen wohl unvermeidlichen 3. Weltkrieges), schwere Sonnenstürme (die es garantiert wieder geben wird), gezielte, großflächige konventionelle Angriffe auf die Stromversorgung (z.B. durch Terroristen, oder durchHackerangriffe und Spezialeinheiten) oder einen Zusammenbruch des Welthandels (z.B. durch Krieg, Seuchen oder einen Kollaps des Finanzsystems), gibt es so gut wie keine auch nur annähernd ausreichenden Vorkehrungen.
  • Erkundung und Übersicht über von Möglichkeiten zur Verbesserung der Resilienz der Bevölkerung auch bei extremen Großschadensfällen.

Mein erster Vorschlag wäre daher allen Mitgliedern der lokalen Feuerwehren, des DRK, der Polizei und des THW und ganz sicher allen Mitgliedern der TEL und auch dem Landrat selbst ein Exemplar des Romans One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstschen zu geben und sich vielleicht gemeinsam den Film Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout. anzusehen.

Für diejenigen mit ausreichenden Englischkenntnissen wären auch die Filme America’s Cities Movie  und Urban Danger interessant.

Wer meint das sei alles übertrieben wird seine Meinung vielleicht ändern wenn er/sie auf meiner Webseite mit den Suchbegriffen Tainter und Catton sucht und z.B. die damit zu findenden, von mir übersetzten, Interviews mit diesen beiden Professoren ließt (Interview mit Prof. Tainter, Interview mit Prof. Catton).  Die gut lesbaren Bücher Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb und Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti könnten den Einsatzplanern ebenfalls helfen, ihre Tätigkeit “zum Wohl der Bevölkerung des Landkreises” zu optimieren.

Einige meiner konkreten Vorschläge zur Vorbereitung auf Großschadensfälle?

  • Feuerwehr, Polizei, Kreisverwaltung usw. sollten alte Kraftfahrzeuge und Notstromaggregate vorhalten, die noch ohne Elektronik auskommen. Benzin und Diesel dafür sollten in Tanks vorgehalten werden die ohne Strom und Elektronik nutzbar sind. Ebenso sollte man Ersatzteile vorhalten.
  • Die Bevölkerung sollte durch Informationsveranstaltungen und vielleicht auch durch Gründung entsprechender lokaler Vereine dazu angehalten werden selbst vor zu sorgen. Insbesondere sollten Lebensmittelvorräte privat und auch lokal von den Dorfgemeinschaften gemeinsam angelegt werden. Der Landkreis und die Verbandsgemeinden sollten jeweils zusätzliche Verkehrungen treffen.
  • Um langfristigen Großschadenereignissen angemessen vor zu beugen sollten Brachland, zur Aufforstung anstehende Gemeindewälder und zudem auch möglichst große Teile der derzeit aktiv genutzten landwirtschaftlichen Nutzfläche intelligent mit mehrjährigen, auch für die Ernährung der Bevölkerung brauchbaren Nutzpflanzen bepflanzt werden. Siehe dazu auch den Artikel Restaurierende Landwirtschaft. Das wäre auch extrem sinnvoll wenn man sich die Geschichte etwa der Eifel betrachtet und sich überlegt wie man die heute um ein vielfaches größere Bevölkerung in einer Zeit satt bekommen möchte in der es warum auch immer keine Benzin und keinen Diesel, keinen Strom, keine Ersatzteile für moderne Landmaschinen, kein Saatgut von fernen Zuchtbetrieben und Konzernen, keine industriell hergestellten Düngemittel und Pflanzenschutzmittel mehr gibt, oder in denen alle diese heute zum Überleben unerlässlichen Dinge unbezahlbar oder nur noch selten lieferbar sind.
  • Mit dem Biointensiven Gartenbau, bzw. Minifarming, etwa  nach John Jeavons gibt es eine weitere zusätzliche Möglichkeit um die Resilienz der Bevölkerung zu steigern.
  • Was ist mit der Sicherheit? Um zu verstehen dass es hier ein ziemlich extremes Problem geben könnte, sollte man  vielleicht erst den oben schon erwähnten Roman One Second After – Die Welt ohne Strom des Militärhistoriker William R. Forstschen lesen, der übrigens in Zusammenarbeit mit Sicherheitsexperten, sowie einen Polizeischef, einem Apotheker und eine Arzt entstanden ist, ihr gemeinsames berufliches Wissen für die Simulation des ziemlich ultimativen Großschadens eines mit drei Atomwaffen auf die USA ausgeführten, sogenannten EMP-Angriffe im Bezug auf die Kleinstadt Black Mountain im US-Bundesstaat North Carolina genutzt haben.  Den “Verbietet alle Legalen Waffen-Freaks” sei dazu noch der schon etwas ältere Roman The Price of Peace des ehemaligen amerikanischen Luftwaffenoffiziers Albert Clark empfohlen, der zeitweise übrigens auch in Büchel in der Eifel, also bei den “deutschen” Atombomben stationiert war. In Clarks Roman überrennen und erobern nicht nur  mit China verbündete, vereinte Arabische-Muslime Streitkräfte weite Teile Europas. Der auch von ihm für die USA vorgesehene, die Stromversorgung und moderne Elektronik zerstörende EMP-Angriff wird zudem davon begleitet, dass die Chinesen Waffen und Munition in amerikanische Städte geschmuggelt haben und dort an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen verteilen lassen, um so die USA durch deren eigene Bevölkerung bekämpfen zu lassen, was vor allem in den US-Bundesstaaten mit restriktiven Waffengesetzen zu extremen Verlusten führt. Das könnte und würde ein möglicher Angreifer natürlich auch in Europa tun. Schon heute verwenden Kriminelle in Frankreich offenbar vorzugsweise Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow, obwohl deren Besitz und Einsatz  natürlich auch in Frankreich verboten ist.
    Eine gute Lösung des Sicherheitsproblem könnten die Angebote bieten, die die Bundeswehr durch die Reservistenkameradschaften und die Reservistenarbeitsgemeinschaften macht. Nur damit könnte  man bei wirklichen Großschadensereignissen die Sicherheit gewährleisten oder ggf. wiederherstellen. Könnte wenn. Die Realität ist aber, dass ich,  als Zahnarzt mit 58 Jahren, offenbar das einzige Mitglied meiner Verbandsgemeinde im Reservistenverband meines Landkreises bin.  Womit ich natürlich auch der Einzige aus meiner Verbandsgemeinde mit über 7500 Einwohnern bin, der regelmäßig zum schießsportlichen Training einer Reservistenarbeitsgemeinschaft Samstags auf dem Bundeswehrschießstand meines Landkreises erscheint. Im Grunde, wenn die Menschen hier eine Zukunft haben wollten und sich auf die aus verschiedenen Gründen zu erwartenden Großschäden in den restlichen Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sinnvoll vorbereiten würden, müsste alleine meine Verbandsgemeinde eine eigene Reservistenkameradschaft mit einer eigenen RAG-Schießsport haben, die soviele Mitglieder hat, dass sie sämtliche Schießbahnen des lokalen Bundeswehrschießstandes an einem Samstag im Monat voll von morgens bis abends auslastet.

In dem Film America’s Cities Movie  (oder war es in  Urban Danger?) sagt einer der amerikanischen Sicherheitsexperten, dass größte Problem bei einer Katastrophe seien die Menschen, die auf den Staat seine Institutionen warten.  Ich möchte hinzufügen, dass es die sein werden, die bei einem richtig heftigen Großschaden vergeblich warten werden, während die heute allgegenwärtigen Drogen Fernsehen, Internet, Smartphone und vielleicht auch Rundfunk nicht mehr funktionieren und während anderseits die Nahrungsmittel und oft auch das Trinkwasser knapp werden und für viele (Mangels Vorräten) vielleicht nur noch Mittels Gewalt zu bekommen sind, während die Polizei völlig überfordert ist, eher nicht mehr kommt, und die Beamten vielleicht genug mit der Sicherung des Überlebens ihrer eigenen Familien beschäftigt sind.

Was in so einem Fall heute an Schrecklichem passieren wird muss nicht passieren, wenn sich auf solche Großschadenslagen rechtzeitig und sinnvoll vorbereitet. Die Zeit dafür ist vielleicht noch ausreichend vorhanden. Das Geld ist dafür ist dank der Zinspolitik der Zentralbank billig zu haben. Dass die Vorbereitung auch noch Spaß  machen, den Ärztemangel auf dem Land eben so wie Leerstände und sinkenden Immobilienpreise in den Dörfern wirksam begegnen und vielleicht auch noch den Tourismus ankurbeln kann, wären angenehme Nebeneffekte, die man noch als Belohnung dazu bekommen könnte.

Kelberg, den 19. März 2015

Christoph Becker

 




Elektronische Schlösser und EMP

Was passiert eigentlich mit elektronischen Tresorschlössern und mit biometrisch gesicherten Waffen bei einem EMP-Ereignis bzw. bei einem EMP-Angriff?

Heute habe ich mit einigem Schaudern einen Vortrag  zum Thema Waffenrecht angehört. Demnach bereitet die EU ein Waffenrecht vor, das biometrische Sicherungen für legale Waffen vorsieht. Das ist noch düstere Zukunftsmusik.  Reale Gegenwart ist aber schon, dass dieselbe Professorin es als empfehlenswert ansieht, Waffen in Tresoren aufzubewahren, die mit elektronischen Zahlenschlössern gesichert sind.

Was passiert mit solchen Tresorschlösseren und mit biometrischen Waffensicherungen, wenn irgendwer eine Atomwaffe in 300 bis 400 km Höhe über der südlichen Nordsee oder dem englischen Kanal zündet, so dass der von der Kernwaffe erzeugte elektromagnetische Puls die Elektronik und die Stromversorgung u.a. in ganz Deutschland, bis hin zu den Alpen, und natürlich auch in einigen Nachbarländern zerstört (( Die Möglichkeit dass “irgendwer” so etwas tut verschwindet nicht dadurch, dass wir das nicht möchten oder unfair finden. Die Möglichkeit, dass so etwas passiert steigt vielmehr Jahr für Jahr durch ein ganzes Bündel von Problemen, von denen ich viele in Beiträgen auf meinen Blog hier angesprochen habe. Die Möglichkeit, dass wirklich “irgendwer” so einen Angriff tatsächlich durchführt, steigt zudem auch durch die zunehmende Maximierung unserer Verwundbarkeit durch solche Angriffe.  )) ?

Der ins Deutsche übersetzte Roman One Second After – Die Welt ohne Strom, von William R. Forstchen, auf den ich schon in meinem Beitrag Eine Sekunde danach hingewiesen habe, spricht Probleme mit elektronischen Sicherungen und Schlössern nicht an. Gleiches gilt für die andere Literatur, auf die ich in dem Beitrag Weitere Literatur zum Thema EMP hingewiesen hatte.

Konkret könnte eine verbreitete Verwendung von elektronischen Schlössern für Waffentresore und von den von der EU angestrebten biometrischen, und damit in der Praxis elektronischen Sicherungen von legalen Waffen dazu führen, dass das Waffenrecht dafür sorgen würde, dass ausgerechnet in der für die Bürger des Landes schlimmsten aller Fälle die legalen Waffen weitestgehend unbrauchbar würden, so dass die Bevölkerung kriminellen Elementen mit ihren von einem Ausfall der Elektronik nicht betroffenen, illegalen Waffen völlig schutzlos ausgeliefert wäre.  Inwieweit Polizei und Militär ebenfalls durch eine flächendeckende Zerstörung elektronischer Schlösser und Sicherungen faktisch entwaffnet würden, ist die Frage. Ich gebe hier zu bedenken, dass nach einem EMP-Angriff auch elektrische betriebenen Werkzeuge wie Bohrmaschinen und Plasmaschneidbrenner, mit denen man die Tresore öffnen könnte, nicht mehr funktionieren würden.

Ferner gebe ich zu bedenken, dass der amerikanische Luftwaffenoffzier Albert Clark in seinem Roman The Price of Peace die hinter einem EMP-Angriff auf die USA stehenden Chinesen in großem Umfang Handfeuerwaffen an gewaltbereite Gruppen in den amerikanischen Städten verteilen lässt, um das Chaos und die Gewaltorgien, die nach so einem EMP-Angriff zu erwarten sind, noch weiter zu verstärken.  Mit so etwas sollte man vorsichtshalber auch in Europa rechnen und man sollte bedenken, dass ein EMP-Angriff auch alle elektronischen Kommunikationsmittel der Behörden zerstören würde.  Die Behörden würden praktisch von einer Sekunde auf die andere stumm und taub und sie würden ihr elektronisches Gedächtnis verlieren. Man bedenke auch, dass eine Reparatur der Stromversorgung und der elektronischen Infrastruktur nach einem solchen Angriff, wegen der extremen Größe des Schadens, so gut wie ausgeschlossen ist und zumindest viele Jahre benötigen würde.

Das zwar gut gemeinte, vorgeblich zum Schutz der Bürger geschaffene Waffenrecht, könnte und würde in mehrfacher Hinsicht das Leben unzähliger Bürger kosten. In mehrfacher Hinsicht, weil es ohnehin auch vor dem EMP-Angriff schon die Verfügbarkeit und Potenz der legalen Waffen reduziert hat und dann auch, weil es für vermeintlich die Bürger besser schützende elektronischen Schlösser gesorgt hat, die bei dem EMP-Angriff aber die legalen Waffen mehr oder weniger umfassend aus dem Verkehr ziehen und die Bevölkerung weitestgehend zum Spielball der Mordlust und Willkür der Besitzer illegaler Waffen machen würde.

Man gedenke an das Massaker, das der Norweger A. B. Breivik mit nur einem einzigen Gewehr und einer Pistole unter den unbewaffenten Menschen auf der Insel Utoya angerichtet hat. In etwas über einer Stunde hat er  dort 69  Menschen getötet und mindestens 110 verletzt.   Unter den Verletzten waren 55 Schwerverletzte.  Wenn keine Polizei gekommen wäre, wären noch viel mehr Menschen umgebracht worden.  Man stelle sich  nun vor, dass Stromversorgung und Elektronik in ganz Deutschland und in weiteren Teilen Europas von einer Sekunde auf die andere weitestgehend zerstört sind und dass Banden mit halb oder sogar vollautomatischen Waffen, die die Angreifer per organisierter Kriminalität oder durch Abwürfe aus der Luft ins Land gebracht haben,  plündernd und mordend durch das Land ziehen.  Man stelle sich vor, dass Massaker wie in Utoya eben nicht nur von einem Einzelgänger, sondern wie z.B. in dem Roman One Second After – Die Welt ohne Strom, oder auch wie in dem Buch Zeit der Macheten: Gespräche mit den Tätern des Völkermordes in Ruanda von Jean Hatzfeld, von gut organisierten Banden durchgeführt werden. Sehr informativ in diesem Zusammenhang ist auch das Buch Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist  (( hier ein Link auf eine Buchkritik: http://www.inkultura-online.de/sorg.html )) von Eugen Sorg. Das nüchterne Fazit von Eugen Sorg ist, dass  man die Existenz dieser “Lust am Bösen” besser nicht leugnen oder verdrängen sollte, wie man dies heute oft tut, sondern dass man sich mit der Realität ihrer Existenz abfinden und sich darauf einstellen sollte. Was gegen diese “Lust am Bösen” hilft ist letztlich nur Abschreckung und wenn diese nicht mehr funktioniert, der Wille und die Fähigkeit ihr derart mit Gewalt begegnen zu können.  Es ist eine Ironie der Geschichte, dass letztlich das eigentlich zum Schutz der Bürger vor Gewalttaten gedachte und geschaffene deutsche Waffenrecht mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bürger zu Opfern von Gewalttaten und auch von Gewaltorgien und Massakern machen wird.  Elektronische Schlösser für Waffenschränke und die von der EU, aber auch von vielen Deutschen zum Schutz vor Gewalt geforderten biometrischen, und damit letztlich elektronischen, Waffensicherungen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen.

Das deutsche Waffenrecht, und auch das, was die EU-Bürokratie und manche gut meinenden deutsche Politiker gerade an weiteren “Verbesserungen” planen, könnte am Ende sehr krass zum Entsetzen der Bevölkerung bewahrheiten, was der emeritierte Professor für Soziologie und Ökologe, Dr. William R. Catton am Anfang des Vorwortes zu seinem  2009 erschienen Buches Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse (dt.  Übersetzung vielleicht am Besten Flaschenhals: Das näher kommende Nadelöhr der Menschheit.) schreibt:

“Steh nicht einfach da, tu was!”  das ist eine Empfindung, die Menschen haben wenn sie mit einem ernsten Problem konfrontiert werden.  Aber es kommt manchmal vor, dass das was getan wird, kontraproduktiv ist –  dass es die Lage verschlechtert und nicht verbessert, vielleicht sogar drastisch  verschlechtert. Das Buch, das Sie zu lesen begonnen haben, soll davor warnen, dass die Menschheit heute mit einer Situation konfrontiert ist, wo die Dinge, die wir wahrscheinlich tun werden, wie wir es  in Problemsituationen erwartungsgemäß tun, unsere tatsächliche, aber regelmäßig falsch verstandene  Zwangslage sehr viel verschlimmern  werden.

Kelberg, den 14. März 2015

Christoph Becker




Ein Bundestagsbüro zum Thema Stromausfall

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)  bietet auf seiner Webseite eine ganze Reihe Publikationen an. Mich hat von dem reichhaltigen Angebot dieses Büros zunächst nur das 2011 erschienene Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls interessiert, das sich mit einem länger andauernden Stromausfalls befasst.

Das Wort “Krieg” konnte ich in diesem Bericht nur an einer einzigen Stelle finden, und dann auch nur  in dem Zusammenhang, dass es in Kriegs- und Katastrophensituationen zu “sexuell-aggressiven Bemächtigungen” also zu Vergewaltigungen kommen kann. Auf die Idee, dass fremde Mächte gezielt, in einer ersten Angriffswelle die elektrische und elektronische Infrastruktur einer modernen Gesellschaft unbrauchbar könnten und würden und dass diese dabei vielleicht sogar anonym bleiben könnten, scheint man in Berlin nicht gekommen zu sein. Dass es angesichts der Weltlage (Verlust an Ackerland, Wassermangel, sinkende Grundwasserspiegel in Nordafrika und in weiten, für die Nahrungsproduktion wichtigen Teilen Asiens, Bevölkerungsüberschüsse, Proliferation von Atomwaffen, extreme Verwundbarkeit westlicher Industriestaaten durch EMP-Angriffe und vielem mehr) zu einem offenen oder zunächst verdecken Angriffskrieg in Richtung Europa kommen könnte, scheint man auch nicht gekommen zu sein.

Obwohl einiges an Literatur angeben wird, wird der 2008 erschienene  Critical National Infrastructures Report der EMP-Commission des amerikanischen Kongresses nicht erwähnt, obwohl dieser sich auch mit dem Problem eines großflächigen Stromausfalls befasst. Anders als der deutsche Bericht hatte sich der amerikanische Bericht aber zusätzlich noch mit dem Problem befasst, dass neben der Stromversorgung zeitgleich auch nahezu die gesamte Elektronik landesweit ausfallen kann.

Das Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls des TAB ist dennoch sehr informativ und lesenswert.  Bei der Lektüre sollte man aber bedenken, dass in ein einem wirklichen Ernstfall, etwa in der Anfangsphase eines großen Krieges, wahrscheinlich auch die gesamte moderne Elektronik und Regelungstechnik weitgehend unbrauchbar gemacht würde, und dass dann nicht nur in ganz Deutschland sondern auch in weiten Teilen des restlichen Europas. Man sollte daher sicherheitshalber damit rechnen, dass dann auch Notstromgregate (in dem Buch oft auch mit NSA und USV abgekürzt) und alternative Energiequellen ausfallen, soweit deren Funktion auf das Funktionieren von elektronischen Schaltkreisen angewiesen ist.  Das heißt, die Situation würde sich in der Realität unter Umständen noch sehr viel schneller und krasser verschlechtern. Der Elektroingenieur Patrick Lowrie schildert in seinem Roman SS-18: The SATAN Legacy (End Game) (English Edition) dass man die Notstromversorgung im Weißen Haus nur wiederherstellen konnte, weil man noch einen alten Dieselgenerator aus dem vorelektronischen Zeitalter hatte. Das Weiße Haus wird heute sicher eine auch gegen EMP-Ereignisse ausreichend gesicherte  moderne Notstromanlage haben, aber dass in Deutschland entsprechend gesicherte Notstromaggregate existieren, darf man bezweifeln, wenn man liest, welche eher harmlosen Szenarien in Berlin offenbar schon die Grenze des Vorstellbaren darstellen.

Die Autoren schreiben, “Die Erwartung, dass die Behörden
in der Lage sind, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sollte auf keinen Fall enttäuscht werden.”  Hat jemand allen Ernstes überhaupt diese Erwartung? Wenn ja, besser, realistischer und lebensrettend wäre, wenn man von den Behörden im Ernstfall nur totales Versagen erwartet und wenn die Bürger zumindest in den ländlichen Gebieten sich auf lokaler Ebene gemeinsam auf einen solchen Ernstfall vorbereiten (in den Städten hat man dann eh kaum eine Überlebenschance).  In dem im Folgenden verlinkten Film “Americas Cities – The Movie” (( dieser Film und der Film Urban Danger zusammen mit einer entsprechenden Lokalpolitik auf dem Land, könnten, nebenbei bemerkt, die Probleme der Landflucht, der Leerständen in den Dörfern und des drohenden Ärztemangels auf dem Land nachhaltig lösen )) sagt einer der Sicherheitsexperten, dass das große Problem der Behörden in einer solchen Situation eben die Leute sind, die auf den Staat und die Behörden vertrauen und auf deren Hilfe warten.

Sun Tzu, der alte chinesische Klassiker der Kriegskunst sagte:

In alter Zeit machten sich die fähigen Krieger unbesiegbar und warteten auf den Moment der  Verwundbarkeit des Feindes. Unbesiegbarkeit hängt von einem selber ab; die Verwundbarkeit des Feindes hängt von ihm ab.

Deutschland, und andere europäische Staaten tun dagegen heute alles, um ihre Verwundbarkeit zu maximieren, und das im ersten fünftel eines Jahrhunderts, das der amerikanische Soziologe und Ökologe, Prof. Dr. William R. Catton nach gründlichem Studium der Situation als “Flaschenhalsjahrhundert” bezeichnet hat, weil er eine ganz sicher nicht friedliche verlaufend, massive Reduktion der Weltbevölkerung vorausgesehen hat.

Kelberg, den 7.3.2015

Christoph Becker

 




Ärztemangel auf dem Land

Das Thema Ärztemangel auf dem Land war dem Kreistag des Landkreises Vulkaneifel (Daun) sogar ein Gutachten für 86.000 Euro wert. Das Gutachten verkennt offenbar die eigentlichen Ursachen des Ärztemangels und es erkennt nicht die sehr guten Möglichkeiten zur Behebung bzw. zur Vermeidung eines Ärztemangels auf dem Land.

Zu den Ursachen eines Ärztemangels im Allgemeinen verweise ich auf die von mir ins Deutsche übersetzte Rede Femokalypse, der Kanadierin Karen Straughan und auf das ebenfalls von mir ins Deutsche übersetzte Interview über den Kollaps komplexer Gesellschaften mit Professor Dr. Joseph Tainter.

Hier geht es jedoch darum, wie man einen Ärztemangel speziell in ländlichen Gebieten zu Lasten der großen Städte beheben oder vermeiden kann. Dazu gibt es zwei Strategien, die man am besten gleichzeitig einsetzt.

Man sollte erkennen und zeigen, dass das Leben in den großen Städten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit extrem gefährlich bis unmöglich wird. Siehe hierzu z.B. meine Beiträge

Interview mit dem ehemaligen amerikanischen Kongressabgeorndenten Dr. Roscoe Bartlett

Eine Sekunde danach

Weitere Literatur zum Thema EMP

Interview mit dem emerit. Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton

Unsere moderne Zivilisation ist ein Koloss auf tönernen Füßen. Einige wenige gezielte Schüsse und dieser Koloss fällt und begräbt den größten Teil der in den großen Städten lebenden Menschen unter sich (( in dem auf seriösen Studien und dem Bericht einer hochkarätig besetzten Untersuchungskommission des amerikanischen Kongresses beruhenden Roman “One Second After: Die Welt ohne Strom” reichen nur 3 in großer Höhe gezündete Atomsprengköpfe aus, um innerhalb eines Jahres etwa 9 von 10 Amerikanern zu töten und um die Millionenstadt New York auf nur 30 Tausend Einwohner zu reduzieren )) . In den Städten kann man dagegen nicht viel tun. Auf dem Land kann  aber durch eine intelligente, vorausschauende Lokalpolitik die Überlebenschance der Menschen bei solchen Katastrophen sehr gesteigert werden UND  die Lebensqualität mit eben diesen Maßnahmen auch vorher schon deutlich gesteigert werden.  Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann in den nächsten Jahrzehnten zu einer das Leben in den Städten weitgehend unmöglich machenden Katastrophe auch in Deutschland kommt, dürfte mehr als 95 % betragen.

Insbesondere für Ärzte mit Familien sollte es vor diesem Hintergrund interessant sein, auf das Land zu ziehen, wenn und soweit sich dort Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete und Bürger in hinreichendem Maße zusammenfinden, um ihre Gegend überlebensfähiger zu machen. Ärzte sind im Grunde genau diejenigen, die auf dem Land am ehesten und besten Arbeit finden, zumindest wenn und solange eine Gegend mit Ärzten unterversorgt ist.  Wenn trotzdem auf dem Land ein Ärztemangel befürchtet wird, ist das ein Zeichen dafür, dass die Lokalpolitiker versagen und sich vielleicht etwas auf meiner Webseite nach Ideen umsehen sollten.

Meine neueste, noch nicht in einem eigenen Beitrag verwandelte Idee ist, dass man die Landnutzung in der Eifel nach dem Vorbild der New Forest Farm des Amerikaners Mark Shepard und nach dem Vorbild des Krameterhofes des Österreichers Sepp Holzer die Landschaft zur Freude der Jäger und vor allem aber zum Vorteil der Überlebensfähigkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen optimieren könnte.  Wenn man diese Art der Landwirtschaft noch mit Gärten in und am Rande der Ortschaften im Sinne des Biointensiven Gartenbaus etwa nach John Jeavons kombiniert,  dann könnten die Eifel und andere ländliche Gegenden in Deutschland eine großartige Zukunft  haben und es würden sich weit mehr gute Ärzte um die Eröffnung und den Betrieb von Praxen, und auch um Tätigkeiten an den Krankenhäusern in diesen ländlichen Gebieten bewerben als man brauchen kann.

Kelberg, den 7. März 2015

Christoph Becker

 

 




Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton

Der folgende Beitrag enthält ein deutschsprachiges Transkript eines Interviews mit dem emeritierten amerikanischen Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton.

Prof. Catton war Jahrgang 1926 und ist am 5. Januar 2015 verstorben. Der amerikanische Autor und Blogger John Michael Greer hatte am 4. Februar 2015, anlässlich des Todes von Prof. Catton einen Blogbeitrag mit dem Titel  As Night Closes In  [dt. wenn die Nacht hereinbricht] über die für ihn sehr nachhaltige Wirkung und Bedeutung von Cattons Buch “Overshoot” und über seine kurze persönliche Begegnung mit Prof. Catton geschrieben. Ich hatte mir daraufhin die Bücher “Overshoot” und “Bottleneck” von Prof. Catton bestellt und auch das folgende Interview auf Youtube gefunden. Das neuere Buch, “Bottleneck” konnte sofort von Amazon geliefert werden. Das 1980 erschienene Buch “Overshoot” ist noch über Amazon und Bücher.de erhältlich, hat aber mindestens 4 Wochen Lieferzeit. Ich habe “Bottleneck” bei Fertigstellung der Übersetzung des unten stehenden Interviews schon zu etwa 3/4 gelesen. Eine deutsche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte werde ich hoffentlich demnächst in einem Beitrag veröffentlichen. Prof. Cattons Einsichten über viele gesellschaftliche Phänomene und über die Evolution finde ich sehr wertvoll. Doch nun zu seinem Interview aus dem Jahre 2008.

Das Interview ist auf Youtube veröffentlicht und ich habe es im Folgenden eingebettet:

Die Filmposition des jeweiligen Abschnitts in Minuten und Sekunden ist in eckigen Klammern nach der Überschrift des Abschnitts angegeben. Die Videodokumentation ist so gestaltet, dass zu jeder Frage bzw. zu jedem Abschnitt kurz Stichworte auf einer blauen Seite mit weißer Schrift eingeblendet werden. Diese Stichworte und die Position der Seite in Minuten und Sekunden finden sich in folgender Übersicht. Durch anklicken der Position gelangt man direkt zu der betreffenden Position in dem von mir ins Deutsche übersetzten Transkript (=Interviewtext).


Inhalt

  1. Start
  2. Ökologische Erweckung [0:45]
  3. Unsere unergründete Zwangslage [5:06]
  4. Stehlen von der Zukunft [9:26]
  5. Unser Zeitalter des Überschwangs [10:18]
  6. Übernahme und Abbau [12:07]
  7. Thomas Malthus [14:32]
  8. Die industrielle Revolution [16:45]
  9. Ökologische Erleuchtung [19:25]
  10. Keine realen Bösewichte [21:34]
  11. Ein neues ökologisches Paradigma[23:29]
  12. Cargoismus [25:05]
  13. Das Schlimmste erwartend [27:03]
  14. Das Verbot der Werbung [29:17]
  15. Unterminieren der Demokratie [33:02]
  16. Die wirkliche Natur der Menschheit [35:31]
  17. Erneuertes Interesse an “Overshoot” [38:08]
  18. Ökologische Bescheidenheit [38:42]
  19. Relokalisierung [40:13]
  20. Menschliches Handeln [41:46]
  21. Neues Buch “Die kommende Sackgasse der Menschheit [44:56]
  22. Abschließende Botschaft [47:18]

 

Transkript in deutscher Sprache:

Interview mit William Catton, Autor von „Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change“ (dt.: Über das Ziel hinaus schießen: Die ökologische Basis von revolutionären Veränderungen).

Das Folgende ist ein Interview mit Dr. William R. Catton, Junior, am 9. August 2008 bei ihm zu Hause in der Nähe von Takoma, im Bundesstaat Washington. Die meisten Fragen in diesem Interview beruhen auf seinem Buch „Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change“ (dt.: Über das Ziel hinaus schießen: Die ökologische Basis von revolutionären Veränderungen, im Rest des folgenden Textes nur mit „Overshoot“ bezeichnet). Das Buch wurde 1980 erstmals veröffentlicht, es analysiert die ökologische Zwangslage der Menschheit mit einem außerordentlichem Maß an Mut und Einsicht. Es wird nun in weiten Kreisen als eine grundlegende Erklärung anerkannt, die viel zu lange ignoriert wurde.
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Ökologische Erweckung [0:45]

Interviewer: Herr Dr. Catton, Sie sind als Soziologe ausgebildet und ihre frühen Forschungsprojekte befassen sich mit rein sozialen Aspekten. Problemtrinken, Organisation, Verhalten usw.. Wie kam es, dass Sie sich mit den ökologischen Aspekten der Tragfähigkeit und dem Überschwingen befasst haben.


Catton: Als ich Dekan an der Universität Washington war, war ich für mehrere Jahre in der Bibliothekskommission der Universität. Der Leiter der Bibliothekskommission war ein Professor der Forstwissenschaft und daher hatten wir all unsere Versammlungen in der Forstwissenschaftlichen Fakultät. Ich habe außerdem eine Weile mit einem anderen Professor der Forstwissenschaft zusammengearbeitet, Frank Brockman der Anfangs ein Park-Naturforscher im Mount Rainier National Park war und der anschließend zum Yosemite National Park versetzt wurde. In unserer Zeit in Seattle, besonders im Sommer, im Grund aber im ganzen Jahr, verbrachte meine Familie einen großen Teil ihrer Zeit im Mount Rainier National Park. Wir waren, ehrlich gesagt, Liebhaber des Nationalparksystems und ich genoss insbesondere die Ausstellungen und Besucherzentren in diesen Nationalparks und ich begann von diesen Ausstellungen einige ökologische Konzepte zu lernen. Während ich mit Frank Brockman die Einstellung der Hinterlandbenutzer dieser Nationalparks untersuchte, lernte ich dass es einige von uns gab, und nicht nur meine Familie, die die Übernutzung mancher dieser Gebiete beklagten, und so wurde ich im Bezug auf Bevölkerungsdruck sehr viel mehr sensibilisiert als dies wohl sonst der Fall gewesen wäre. Zur selben Zeit wuchs die Universität Washington. In der Zeit in der ich dort war hat sich die Zahl der Studenten mehr als verdoppelt, von etwa 16.000 als ich mich dort als Student ein schrieb, bis deutlich über 32.000 bevor ich dort aufhörte. Und alle diese Einflüsse ließen mich mehr im Bezug auf Bevölkerungsdruck nachdenken als nur die reinen Bevölkerungszahlen. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass Politiker, insbesondere Lokalpolitiker, im Wachstum immer einen Vorteil sehen. Das Wachstum von Seattle war eine gute Sache aus ihrer Sicht. Insbesondere Bauunternehmer genossen das Bevölkerungswachstum in diesem Gebiet, weil es einen wachsenden Markt für neue Häuser und andere Bauwerke mit sich brachte. Aus meiner Sicht wurde ein Teil der Großartigkeit dieser Gegend durch das Bevölkerungswachstum vermindert. In einem Sommer arbeitete ich an einem Forschungsprojekt den Sommer durch und es gelang mir meine Arbeitszeit so einzuteilen, dass mein freies Wochenende am Montag und Dienstag war. Dafür arbeitete ich am Samstag und Sonntag in meinem Büro und wir fuhren am späten Sonntagnachmittag ins Wochenende in das Campinggebiet von Mount Rainier, und der ganze Rückreiseverkehr kam uns entgegen während wir Richtung Nationalpark fuhren. Wir konnten zwischen all den verschiedenen Campingplätzen wählen, während die Menschen an dem richtigen Wochenende sich mit der Menschenmenge konfrontiert sahen. Es gab ein Wochenende an dem wir mit einigen Besuchern hoch fuhren und daher das normale Wochenende nehmen mussten. Dabei wir es schwer einen passenden Campingplatz zu finden. Erfahrungen wie diese sensibilisierten mich für die Auswirkungen des Populationsdrucks. Aber das war nur eine von vielen Variablen über die ich nacheinander zu lernen begann wie Ökosysteme funktionieren. Zumindest war das ein Anfang.
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Unsere unergründete Zwangslage [5:06]

Interviewer: Das 1. Kapitel ihres Buches hat den Titel Die unergründete Zwangslage der Menschheit. Auf welche Zwangslage beziehen Sie sich?

Catton: Die Zwangslage, auf die ich mich beziehe ist, dass wir in einer Kultur leben, die zum großen Teil geformt wurde als die Europäer in das Land kamen, das sie die neue Welt nannten. Die Bevölkerungsdichte der hier Lebenden, die wir heute amerikanische Ureinwohner nennen, und die wir damals Indianer nannten, war sehr viel geringer als die Bevölkerungsdichte im damaligen Europa. Unsere Institutionen wurden auf der Annahme gegründet, dass Raum da wa,r wohin man gehen konnte. Unsere Werte waren auf die Freiheiten gegründet, die man haben kann wenn man so viel freien Raum hat den man nutzen kann. Man hatte kaum begonnen die Ressourcen anzuzapfen, die später in großem Maße angezapft und die dann knapp werden würden. O. k. nach einigen Jahrhunderten des Wachstums, das man nach dem Beginn der der Kolonialisierung der neuen Welt hatte, haben wir nun in Amerika eine höhere Bevölkerungsdichte als man sie in Europa damals hatte als dies begann. Und wir sind eine sehr viel größere Art als damals, nicht in Bezug auf unsere eigene Körpergröße, sondern in Bezug auf all die Apparate, die wir gebrauchen, um unseren modernen Lebensstil zu leben. Die Zwangslage, der wir uns gegenübersehen ist, dass was wir mit einem großen Tragfähigkeitsüberschuss begonnen haben, während wir nun aber ein Tragfähigkeitdefizit haben, wo die Belastung des gesamten Ökosystems der Welt, ganz zu schweigen von diesem Land, die Tragfähigkeit bei weitem überschreitet. Wir haben noch nicht gelernt die Tatsache zu akzeptieren, dass wir nun in einer Welt leben, die ein Tragfähigkeitsdefizit hat. Das ist die Natur der Zwangslage. Wir bleiben dabei, sie in politischen und wirtschaftlichen Begriffen zu definieren, aber das wird dem Thema nicht gerecht.

Interviewer: Denken Sie dass wir es heute besser ergründen als vor 30 Jahren?

Catton: Wir beginnen. Mehr und mehr Schriftsteller schreiben über die Erschöpfung der Ressourcen und darüber, was mit den Materialien geschieht, die wir der Erde entnehmen und nutzen, und die nachdem wir sie genutzt haben, dann irgendwohin müssen. Umweltverschmutzungsprobleme werden uns mehr bewusst, aber wir neigen noch sehr dazu, diese im Sinne von Reinigungsaktionen zu sehen. Aber wenn sie etwas sauber machen und den Dreck entfernen müssen sie ihn irgendwo anders hin tun. Der Raum für ” irgendwo anders” geht uns allmählich aus. Außerdem haben wir die Atmosphäre des Planeten zu lange als Müllhalde benutzt. Wir beginnen nun die Rückwirkungen zu erfahren. Mit dem was wir getan haben, haben wir die Atmosphäre verändert. Der CO2 Gehalt der Luft hat sich seit Beginn der industriellen Revolution nahezu verdoppelt. Und wir beginnen nun die Rückwirkungen davon zu erfahren, mit der globalen Erwärmung, dem Beginn eines messbaren Ansteigen des Meeresspiegels, Änderungen der Jahreszeiten, Wanderung von biotischen Gruppen in höhere Breiten und der Störung vieler Aspekt der menschlichen Lebens die wir nicht vorausgesehen haben. Also es gibt mehr Leute, die darüber schreiben und das öffentliche Bewusstsein dafür hat zugenommen. Obwohl es noch immer viele Menschen gibt die die Klimaerwärmung bezweifeln, so ist doch zumindest die große Mehrheit mit diesem Begriff vertraut. So gesehen, ja wir sind mehr empfänglich als in der Zeit in der ich [ das Buch “Overshoot” ] geschrieben habe.
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Stehlen von der Zukunft [9:26]

Interviewer: Sie haben wiederholt festgestellt, dass wir von der Zukunft stehlen. Was ist die Natur dieses Diebstahls?

Catton: Ressourcen die wir heute benutzen, da sie Anteile nicht erneuerbarer Ressourcen besitzen, stehen der Nachwelt nicht mehr zur Verfügung. Das ist dieselbe Sünde, wie wenn wir direkt von der Zukunft stehlen. Wir machen das ebenfalls, indem wir die Lebensbedingungen unachtsam durch Müllablagerungen usw., verändern. Gebiete, die wunderbar bewohnbar, ursprünglich, ästhetisch angenehm usw. waren werden dadurch sehr viel weniger angenehm für die Nachwelt. Die Nachwelt wird daher einige Gelegenheiten die wir als selbstverständlich angesehen haben nicht mehr haben.
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Unser Zeitalter des Überschwangs [10:18]

Interviewer: Sie beziehen sich auf das Zeitalter des Überschwangs [engl. exuberance], was meinen Sie mit diesem Ausdruck?

Catton: Ökologen sprechen von Überschwang wenn sie das rasante Wachstum meinen das vorkommen kann wenn eine Art in ein Gebiet kommt in dem sie vorher nicht vertreten war und wenn die Konditionen für sie dort gut sind um gut zu gedeihen, so dass sie sich dann überschwänglich vermehren, also schnell und ohne Beschränkungen. Wenn Sie das Wort Polymorphismus erlauben, dann können wir an eine Pflanzenart denken, die in ein passendes Gebiet eindringt in dem sie vorher nicht vertreten war und die die Gelegenheit genießt, sich rasant zu vermehren. Es gibt zwei Bedeutungen für das Wort Überschwang [engl. exuberance], Überschwang kann dieses unpersönliche rasante Wachstum, das profitieren von den günstigen Umständen, bedeuten. Aber ist auch die emotionale Bedeutung des Wortes. Wir fühlen uns überschwänglich wenn die Dinge für uns gut laufen. Wenn Sie sich eine Population von Büschen oder Bäumen vorstellen, die Gefühle haben und die in ein neues, für sie vorteilhaftes Gebiet kommen, etwa durch die Samen die irgendwie dorthin gelangt sind, die sind dann überschwänglich. Wir haben einer Zeit gelebt in der die Welt in so großem Überfluss mit Dingen ausgestattet war, die die Menschen gebrauchen konnten, dass wir uns überschwänglich vermehrt haben. Und nun sind wir in einer nach-überschwänglichen Zeit, weil wir es übertrieben haben.
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Übernahme und Abbau [12:07]

Interviewer: Sie sagen, dass es Arten gibt die zwei hauptsächliche Herangehensweisen nutzen um eine globale Wirkung zu erzielen. Können Sie erklären welche dies sind?

Catton: Nun, zum Beispiel als die Europäer damit begannen in die neue Welt zu emigrieren, übernahmen wir, für die Lebensweise der Europäer, Gebiete die vorher von einer Bevölkerung besetzt waren, die im wesentlichen noch in einer Steinzeitkultur lebten. Sie hatten nicht den Vorteil der Feuerwaffen bis sie begannen welche von unseren europäischen Vorfahren zu bekommen. Aber sie wiederum wanderten in diese Hemisphäre ein, aus Asien über die Beringlandbrücke, und sie haben Gebiete für den Gebrauch durch Menschen übernommen die vorher vollständig für nicht menschliche Arten zur Verfügung standen. Das ist die Übernahmemethode, wenn eine Art in ein Gebiet eindringt und Ressourcen übernimmt die vorher vollständig von anderen Arten verwendet wurden. Die Abbaumethode hat diese in unserer Art zu denken abgelöst. Sie hat mit dem Abbau der nur endlich vorhandenen, nicht erneuerbaren Ressourcen zu tun. Zum Beispiel mit fossilen Brennstoffen, Erzen, Substanzen eben, die nicht wieder in einem jährlichen Wachstumszyklus aufgefüllt werden, wie das mit landwirtschaftlichen Produkten der Fall ist. Die Abbaumethode hat uns, solange sie neu war, erlaubt mehr im Überfluss zu leben und ein höheres Wohlstandsniveau usw. zu haben. Aber wenn Sie diese Methode lange genug beibehalten, dann brauchen Sie Ressourcen auf.
Wir beginnen nun Probleme durch die Erschöpfung von Ressourcen in ausreichendem Maß zu bekommen, so dass wir sich deren bewusst werden. Eine Erschöpfung der Ressourcen fand von Anfang an statt, sowie jemand gesagt hat „man beginnt an dem Tag zu sterben an dem man geboren wird“. Das gilt für Zivilisationen genauso wie für Individuen. Ich will hier nicht zu viel aus dieser kleinen Ähnlichkeit machen. Wir begannen damit Ressourcen auf zu brauchen sobald wir damit begannen sie zu nutzen. Nun beginnen wir die Effekte dieses akkumulierten Abbaus wahrzunehmen.
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Thomas Malthus [14:32]

Interviewer: Viele Leute meinen, dass Thomas Malthus im Bezug auf die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung übermäßig pessimistisch war. Wie auch immer, Sie glauben, dass Malthus die Gefahren des Lebens unterschätzte. Was wollen Sie damit ausdrücken?

Catton: Malthus argumentierte, dass es für die menschliche Spezies möglich ist exponentiell wachsen und ihre Zahl exponentiell zu steigern, während die Nahrungsversorgung eher nur linear und nicht exponentiell wachsen würde. Unglücklicherweise konzentrieren sich viele Leser von Malthus, so wie auch er es getan hat, zu sehr auf die Nahrungsmittel, so als wären Nahrungsmittel die einzige limitierende Ressource. Da wir aber gelernt haben auch viele Ressourcen die wir nicht in unseren Körper tun zu verwenden, kann jede Ressource die nur in endlicher Menge vorhanden ist die limitierende Ressource werden. In diesem Sinne kann man argumentieren, dass Malthus nicht hinreichend realistisch war, weil er zu viel Aufmerksamkeit einer einzigen Ressource zukommen ließ und nicht allen Ressourcen von denen wir Gebrauch machen. Ebenfalls schien Malthus zu denken…, nun, ich sollte beginnen zu erklären dass Malthus nicht die Zukunft vorhersagen wollte. Er war daran interessiert zu zeigen, dass die Bevölkerung exponentiell wachsen würde wenn das Wachstum nicht kontrolliert wird. Die Leute vergessen oft, dass das Bevölkerungswachstum nicht unkontrolliert ist, es gibt Kontrollen die auf das Wachstum einwirken. Malthus war zu unbedacht in der Annahme, dass die Kontrollen perfekt wirken würden und dass es für uns nicht möglich wäre die Tragfähigkeit unserer Umwelt zu überschreiten. Wir können die Tragfähigkeit zeitweise überschreiten in dem wir Ressourcen verwenden die irgendwie angesammelt und gelagert wurden. Wenn wir die Tragfähigkeit überschreiten und damit dann in eine Periode des Tragfähigkeitsdefizits geraten, dann bekommen wir Schwierigkeiten.
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Die industrielle Revolution [16:45]

Interviewer: Sie sagen, dass die industrielle Revolution das Vorspiel für einen Zukünftigen Kollaps war. Warum denken Sie dass die Menschheit und die Industrialisierung übel enden?

Catton: Die industrielle Revolution hat uns auf die Verwendung nicht erneuerbarer Ressourcen festgelegt, insbesondere auf nicht erneuerbarer Brennstoffe, Energieversorgungen. Was die Industrialisierung wirklich getan hat, ist dass sie uns darauf festgelegt hat prähistorische Fotosynthese zu nutzen. Die Fotosynthese von Pflanzen, die Millionen Jahre vor dem Auftreten des Menschen stattfand. Einiges davon wurde begraben und durch geologische Prozesse in fossile Brennstoffe umgewandelt, Kohle, Erdöl, Erdgas. Diese kohlenstoffreichen Substanzen sind brennbar. Das ist nicht ihre einzige Eigenschaft, aber das ist eine wichtige Eigenschaft aus der Sicht von Homo Sapiens. Als wir begannen diese Dinge auszugraben und entdeckten dass sie brennbar waren, und dachten aha, sie brennen, mit der Energie die frei wird wenn wir sie verbrennen können wir Sachen machen.

Weil sie in so großen Mengen da waren, konnten wir die Tatsache nicht erkennen, dass ihre Menge kleiner als unendlich war. Sie muss endlich sein, weil sie Teil eines endlichen Planeten ist. Und so haben wir uns dazu gebracht in eine Richtung zu steuern in der wir immer mehr abhängen, immer mehr Gebrauch machen, von Material das nur in endlicher Menge angesammelt und vorhanden ist. Wenn wir das Material aufgebraucht haben, kann dieser Lebensstil nicht beibehalten werden. Nun, dieser Lebensstil wird gedrosselt werden, lange bevor das Zeug alles aufgebraucht ist, wenn es schwieriger und schwieriger wird das Material zu bekommen. In den ersten Jahren der Industrialisierung haben wir natürlich zuerst die am leichtesten zugänglichen Lagerstätten fossiler Brennstoffe ausgebeutet. Und nun leben wir in einer Zeit in der wir tiefer und tiefer bohren müssen um an Öl und Erdgas zu gelangen. Wir entfernen Bergkuppen um an Kohle zu gelangen usw.. So verwüsten wir den Planeten auf den unser Leben beschränkt ist.
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Ökologische Erleuchtung [19:25]

Interviewer: Ihre Position 1980 war, dass die Menschheit bereits die dauerhafte Tragfähigkeit des Planeten überschritten hatte und dass ein Zusammenbruch unvermeidbar wäre. Wenn dies damals wahr war, dann ist unsere Situation heute ganz klar sehr viel ernster. Wie zuversichtlich sind Sie, dass wir ökologische Erleuchtung erreichen und diesen Zusammenbruch auf eine humane Weise managen können?

Catton: Wir sind dabei ökologische Erleuchtung zu erreichen. Nicht so schnell wie ich wünschen würde, und wir haben nicht so bald begonnen wie ich nun wünsche. Wir werden einige Anpassungen vornehmen die hilfreich sein werden. Aber weil wir so spät gestartet sind und weil wir die Tragfähigkeit so weit überschritten haben und den Überschreitungsprozess auch jetzt noch weiter fortsetzen, wird es uns nicht möglich sein Katastrophen zu vermeiden. Ich erwarte nicht das Homo Sapiens in der nahen Zukunft aussterben wird. Kurz habe ich für eine Weile darüber nachgedacht. Aber ich denke, eine Weise auf die unsere Superüberzahl uns auf lange Sicht dienen wird ist, dass es auch nach der Katastrophe einen Rest der derzeitigen Bevölkerung geben wird. Aber das ist etwas mit dem wir uns abfinden müssen, es wird nur ein Rest sein. 6,7 Milliarden (( Ende 2014 waren es bereits ca. 7,3 Milliarden, und es werden noch viel mehr. )) von uns ist so extrem viel mehr als die Tragkraft dieses Planeten, für unsere Lebensstile, sogar für unsere früheren Lebensstile, so dass der Rest sehr, sehr viel kleiner sein wird als das. Ich habe begonnen das 21. Jahrhundert als das Flaschenhalsjahrhundert zu bezeichnen. Ökologen sprechen von Flaschenhälsen [engl. Bottleneck] bei Situationen in denen eine super dichte Population in ihrer Anzahl verringert werden muss, wobei dann nur eine Restpopulation durch den Flaschenhals gelangt. Und das ist es was mit uns passieren wird, ich denke in diesem Jahrhundert.
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Keine realen Bösewichte [21:34]

Interviewer: Eines ihrer Themen ist “Unser gemeinsames Elend ist nicht wirklich Bösewichten zuzuschreiben”. Was meinen Sie damit?

Catton: Es ist zu leicht die Schuld für unsere Probleme irgend jemandem zuzuschreiben, einigen Einzelpersonen oder einigen kleinen Gruppen von Individuen. Aber wenn unsere Schwierigkeiten wirklich auf der Tatsache beruhen, dass die Industrialisierung uns dazu gebracht hat uns in einem großen Umfang auf nicht erneuerbare Ressourcen zu verlassen und uns dazu befähigt hat uns um ein Vielfaches über die Tragfähigkeit des Planeten hinaus zu vermehren, dann haben wir an diesem Prozess alle teilgenommen. Die Erfinder der Geräte die uns dazu befähigt haben all dies zu tun waren gute Menschen, sie waren keine Bösewichte. James Watt der die Dampfmaschine entwickelt hat und der den Prozess begonnen hat, bei dem wir uns exzessiv auf die prähistorische Fotosynthese verlassen, als deren Folge die brennbare Kohle entstanden ist, dieser James Watt war ein guter Mann. Und es ist nicht gut nun zu sagen, dieser verrückte Mann hätte das nicht tun sollen. Er war kein schlechter Mann. Sicher gibt es Bösewichte. Aber die Bösewichte sind nicht die Hauptursache unserer heutigen Schwierigkeiten. Die Tendenz nach einem Bösewicht Ausschau zu halten und dann Rache zu suchen, und Rache mit Gerechtigkeit zu verwechseln, und sogar Gerechtigkeit mit einer Lösung für unser Problem zu sehen ist ein Teil unseres Problems.
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Ein neues ökologisches Paradigma [23:19]

Interviewer: Sie verweisen auf ein neues ökologisches Paradigma und eine wahrhaft ökologische Perspektive. Können Sie dieses Paradigma und diese Perspektive beschreiben?

Catton: Homo Sapiens als Mitglied des Tierreiches sehen, sei’s auch mit einigen Fähigkeiten die kein anderes Mitglied des Tierreiches hat. Anerkennen dass wir, wie alle anderen Tierarten, Ressourcen aus der Umwelt in der wir leben benötigen, dass wir eine Umwelt benötigen in der wir unsere verschiedenen Aktivitäten ausführen können und dass wir eine Umwelt benötigen in die wir die Abfallprodukte unserer Aktivitäten verbringen können. Nicht nur die metabolischen Produkte unserer eigenen Lebensprozesse, sondern auch unseren ganzen Körper wenn es mit uns vorbei ist. Wir haben zu akzeptieren, dass eine Umwelt uns auf drei Weisen dient, sie liefert uns den Nachschub den wir brauchen, sie ist der Raum für unser Aktivitäten und sie ist die Deponie für unsere Endprodukte. SAD = Source, Activity, Depository (= QAD = Quelle, Aktivität,Deponie), mach ein Akronym (=Buchstabenwort) daraus. [SAD bedeutet auf Englisch auch traurig]. Es ist eine traurige Tatsache des Lebens der wir ins Auge sehen müssen. Und ich denke Ökologen sind mehr geneigt dem ins Auge zu sehen und es zu akzeptieren als Leute die keine Ökologen sind.
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Cargoismus [25:05]

Interviewer: Sie machen sich über eine verbreitete Einstellung lustig die Sie Cargoismus nennen. Können Sie erklären was das ist und warum sie dagegen sind?

Catton: In der melanesischen Region des westlichen Pazifiks, als die Europäer begannen in dieses Gebiet einzudringen, waren die Eingeborenen, die melanesische Bevölkerung, beeindruckt von der Ausrüstung die die Europäer und die Amerikaner hatten. Besonders im Zweiten Weltkrieg wurde es wirklich stark. Schiffe brachten alles mögliche Zeug zu den Inseln und diese Leute staunten darüber. Und Flugzeuge brachten Sachen. Sie entwickelten was wir Cargo-Kulte nennen. Sie sahen diese Ladung [auf Englisch = Cargo] hereinkommen. Die Europäer hatten diese Sachen und sie hatten sie nicht. Sie entwickelten eine Mythologie die nahelegte, dass einige ihrer Brüder in der Welt vielleicht dieses Zeug produzierten und dass es rechtmäßig ihnen gehören würde wenn sie nur das richtige Glaubenssystem haben würden. Sie begannen sogar Kais und Landebahnen für die erwarteten Transporte zu bauen die die Ladung zu ihnen bringen sollten. Nun, in dem ich das als Metapher benutze, argumentiere ich das moderne Menschen erwarten das Ladung kommt, dass die Produkte der Industrie weiterkommen werden. Cargoismus ist mein Begriff für die Beschreibung des Glaubens, dass die Produkte immer weiter kommen, selbst wenn wir die Tragfähigkeit des Planeten weit überschritten haben. Und ich argumentiere, dass wir mit unserer modernen Version dieses Aberglaubens nicht besser dastehen als die Melanesier mit ihren Cargo-Kulten.
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Das Schlimmste erwartend [27:03]

Interviewer: Dr. Catton, Sie haben das Gefühl das Überschwang und Optimismus gefährlich sind und dass wir das Schlimmste erwarten sollten. Warum denken Sie dass dies die richtige Einstellung ist?

Catton: [lacht] Weil das Schlimmste kommen wird. Und wenn wir es nicht erwarten trifft es uns härter als wie wenn wir es erwarten. Lassen Sie mich darüber nachdenken wie ich das besser ausdrücken kann. Einer meiner ersten Jobs nach dem Studium war in einer Agentur, wo der Boss eine Mutter hatte die tödlich erkrankt war. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt einen religiösen Standpunkt eingenommen, der sie annehmen ließ, dass der Grund für ihre Krankheit ein Mangel an Glauben sei. Dass sie gesund würde, wenn sie den richtigen Glauben hätte usw.. Er war traurig weil sie dies zu Schuldgefühlen in Bezug auf ihre Krankheit führte. Die Krankheit an sich war schlimm genug, aber die Schuldgefühle machten das Leben schlimmer. Die letzten paar Monate ihres Lebens wurden ruiniert, weil sie sich wegen ihrer Krankheit schuldig fühlte. Ich denke unsere Zivilisation befindet sich in einer ähnlichen Zwangslage. Wir neigen dazu irgendwie zu denken dass wir schlechte Menschen sind, wegen dem was wir diesem Planet an tun, eher als dass wir unschuldig das Material, gefunden, aus dem Boden genommen, als Brennstoff verbrannt und damit die Atmosphäre verschmutzt haben. Wir haben anzuerkennen, dass es andere Arten gab ihr eigenes Nest verpestet haben, die dies unschuldig getan haben und die trotzdem den Konsequenzen ins Auge sehen mussten. Aber zumindest wurden sie nicht traurig weil sie dachten wie schlecht sie waren, weil sie ihr eigenes Nest verpestet haben.
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Das Verbot der Werbung [29:17]

Interviewer: Sie sprechen in ihrem Buch [Overshoot] über die antisozialen Auswirkungen der Werbung und über die Notwendigkeit diese Mangel multiplizierende Industrie loszuwerden. Was denken Sie nun darüber?

Catton: Es wird schlimmer. Ich denke die Werbeindustrie ist eine Industrie die uns fundamental dazu bringt Sachen haben zu wollen die wir nicht haben. Kombiniert mit der künstlichen Veralterung, die so viele Hersteller nun praktizieren. Das diesjährige Modell sollte das letztjährige Modell ersetzen, obwohl das letztjährige Modell noch immer funktioniert. Die Modeindustrie mit der Kleidung, Autos, Geräte, alles mögliche andere. Das macht uns zu einer verschwenderischen Art. Es vernebelt die Probleme die durch unser Tragfähigkeitsdefizit entstehen müssen. Wir vergrößern das Tragfähigkeitsdefizit durch unsinnige Überproduktion von Sachen die wir nicht benötigen, und die nur erfolgt weil der Hersteller sie verkaufen muss [um Geld zu verdienen mit dem er sich selber das was er braucht kaufen kann]. Der ultimative Schuldige ist keine Person, der ultimative Schuldige ist die Tatsache dass wir als Art dazu fähig sind eine Arbeitsteilung innerhalb der Art durchzuführen. Wir können jeder als eine Unterart funktionieren. Jeder Beruf ist wie eine andere Art. Jeder Beruf mit anderen Werkzeugen, anderen Apparaten, anderer Ausrüstung stellt andere Anforderungen an das Ökosystem und hat andere Ressourcenansprüche. Das was jeder der verschiedenen Berufe an Produkten oder Dienstleistungen produziert geht weit über das hinaus, was die Mitglieder dieser Berufsgruppe benötigen. Sie müssen es daher an andere verkaufen und sie müssen dann von den anderen das bekommen was sie brauchen. Und so macht uns das Austauschsystem, das zur Arbeitsteilung gehört, alle vollkommen davon abhängig Dinge zu verkaufen. Ich verkaufe zum Beispiel die Wörter die ich als Akademiker generiere, oder das Produkt das ich als Teammitglied an einem Fließband produziere. Wenn sie es nicht verkaufen können macht es keinen Sinn es zu produzieren. Die Werbeindustrie ist unser Mechanismus um es zu verkaufen. Sehen Sie zum Beispiel den amerikanischen Postdienst. Der amerikanische Postdienst ist inzwischen hauptsächlich zum Verteiler der Werbeindustrie geworden. Das Zeugt dass wir täglich aus unserem Briefkasten holen besteht fast vollständig aus Werbung, Katalogen und dergleichen. Dass es so ist liegt teilweise daran, dass die Lieferung tatsächlicher Post heute meist per E-Mail erfolgt. Es liegt aber auch daran, dass das Porto für die Werbung zu niedrig ist. Das macht wirklich keinen Sinn, vor allem wenn sie eine ökologische Perspektive haben macht das keinen Sinn. Aber es macht Sinn aus der Sicht, dass wir nun eine Wirtschaft haben in der jeder etwas verkaufen muss um die Dinge bekommen zu können die er braucht.
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Unterminieren der Demokratie [33:02]

Interviewer: Schriftsteller William Ophuls: “Ecology and the Politics of Scarcity (1977) [dt.: Ökologie und die Politik der Knappheit] behauptete, dass ökologische Knappheit die Institutionen unterminieren kann. Könnten Sie darauf eingehen?

Catton: Menschen sind frei ziemlich umfassend das zu tun was sie wollen, wenn nur wenige andere da sind, so dass das was wir in unserem kleinen Lebensraum tun nur geringe Auswirkungen auf andere hat. Aber wenn da zu viele andere sind und wenn wir versuchen zu viele Dinge zu tun, dann wirkt sich alles was wir tun auf andere aus. Daher ist das Problem des Überschwingens, des Überschreitens der Tragkraft unserer Umwelt, dass es mehr Möglichkeiten der Verletzung der Privilegien anderer gibt, bezüglich der Dinge die sie machen möchten, während andere Leute zunehmend mich bei dem beeinträchtigen was ich machen möchte um das Leben zu genießen. Es wird für jeden schwieriger und schwieriger völlig frei das zu tun was ihm gefällt. Nun, was ist die politische Auswirkung davon? Gut, wir haben mehr Vorschriften, mehr Beschränkungen, wir haben Zonenbildungen um zum Beispiel sicherzustellen, dass in einer schönen Wohngegend Wohnhäuser stehen. Fabriken müssen irgendwo anders stehen. Die Geschäfte müssen irgendwo anders stehen, usw.. Aber Menschen haben etwas gegen Vorschriften, wir wollen nicht übermäßig mit Vorschriften gegängelt werden und so haben wir auch einen Schub der Deregulierung bekommen. Wir haben zum Beispiel die Luftfahrtgesellschaften dereguliert. Das hat uns eine Zeit lang ermöglicht zu niedrigeren Preisen zu fliegen usw.. Aber es fängt nun an einige Luftfahrtgesellschaften in den Konkurs zu treiben und nun lassen sie sich jedes Gepäckstück, das sie mitnehmen extra bezahlen, damit es nicht so aussieht als ob sie die Flugpreise erhöhen würden. Der Wettbewerb zwischen Deregulierung und Regulierung eskaliert weil immer mehr von uns versuchen mehr zu tun als der Planet wirklich vertragen kann.
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Die wirkliche Natur der Menschheit [35:31]

Interviewer: Sie sagten 1980, dass die in ihrem eigenen Feld, der Soziologie tätigen, so von den speziellen Eigenschaften der Menschheit beeindruckt sind, dass sie fast vollständig den Blick auf unsere biologische Untermauerung aus dem Blick verloren haben. Denken Sie das Soziologen und Sozialwissenschaftler im allgemeinen schließlich die wirkliche Natur des Menschen entdeckt haben?


Catton: Manche haben es, viele haben es nicht. Es gab einen Interessanten Soziologen mit dem Namen Pitirim Alexandrovich Sorokin, der wie Sie anhand des Namens erkennen können in Russland geboren wurde. Er war ein Flüchtling von der Sowjetunion in die USA, hat eine Weile an der Universität Minnesota gelehrt. Er schrieb ein Buch über Hunger als Faktor in menschlichen Angelegenheiten (( Pitirim Alexandrovich Sorokin: Hunger As A Factor In Human Affairs )) . Das war eines der frühen Bücher, das wirklich berücksichtigte, dass der menschliche Organismus, nach allem schließlich immer noch ein Organismus ist. Er war zu diesem Buch inspiriert worden weil er eine russische Hungersnot durchlebt hatte. Er war sich neben dem Hunger auch anderer Aspekte bewusst, durch die der menschliche Organismus durch die physikalischen, chemischen und biologischen Einflüsse seiner Umgebung beeinflusst wird. Ich weiß nicht ob dieses Buch sich gut verkauft hat. Eine Zeit lang war es für einen Soziologen sehr schwer Dinge in diese Richtung gedruckt zu bekommen, weil das einfach nicht zur Kultur der Sozialwissenschaft gehörte. In zunehmendem Maße ist das anders. Aber es gibt noch immer eine schrecklich große Anzahl von Soziologen, die noch stets so reden als wäre Homo Sapiens eine Art, die so vollständig anders ist, dass nichts was wir über andere Arten wissen für das Verständnis des menschlichen Verhaltens wirklich eine Rolle spielt. Ich denke das trifft für die Sozialwissenschaften im allgemeinen zu. Nun, ich weiß nicht ob ich das sagen soll, Wirtschaftswissenschaftler sind vielleicht noch weniger mit der Realität verbunden. Aber Sozialwissenschaften im allgemeinen sind sehr abgehoben. Emile Durkheim benutzte den Begriff “Der Wirtschaftswissenschaftler” abschätzig als Begriff als er die Soziologie einführte.
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Erneuertes Interesse an “Overshoot” [38:08]

Interviewer: “Overshoot” ist kürzlich ins Russische übersetzt worden und wird nun ins Spanische übersetzt. Haben jüngere ökologische Ereignisse das Interesse an ihrem Buch vorangetrieben?

Catton: Scheinbar haben die Verkaufszahlen in den letzten Jahren zugenommen. Offen gesagt bin ich überrascht, dass der Verlag es all die Jahre im Programm behalten hat. Ich bin angenehm überrascht. Es war nie ein Bestseller. Ich bin dadurch nicht reich geworden, aber es hat einige Reisen finanziert.
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Ökologische Bescheidenheit [38:42]

Interviewer: Denken Sie dass die Menschheit jemals lernen wird ökologisch bescheiden zu sein und die Zurückhaltung zu üben die sie als unsere unentbehrliche Hoffnung identifiziert haben?

Catton: Einige von uns werden es, viele von uns werden es nicht. Wenn wir durch das gehen, was ich als das Flaschenhalsjahrhundert sehe, dann werden viele der Überlebenden am Ende dieses Jahrhunderts weiser sein als der Durchschnitt der Menschen am Anfang dieses Jahrhunderts es war. Jedes Wissensgebiet ist dazu bestimmt eine Spezialität für einige Leute zu sein und nicht ein Gegenstand der Vertrautheit für die meisten Menschen. Alle Arten von Menschen sind erforderlich um die Welt wie wir sie kennen zu machen. Es wäre eine sonderbare Welt wenn wir alle Ärzte sein wollten oder wir alle ein Gehirnschirurg sein wollten oder wenn wir alle Soziologen sein wollten. Ich habe es genossen ein Soziologe zu sein, ich habe es genossen ein Umweltsoziologe zu werden, ich habe es genossen an der Soziologie etwas zu herumzudocktern und sie weiter zu entwickeln. Aber es wäre eine schreckliche Welt wenn jeder einen Doktor in Soziologie hätte. Wir brauchen andere Arten
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Relokalisierung [40:13]

Interviewer: Dr. Catton denken Sie das jüngste Versuche der Re-Lokalisierung auf Gebieten wie der Nahrungsmittelproduktion und der Arbeit helfen können den kommenden Kollaps zu mildern?

Catton: Das ist das beste was sie tun können, helfen zu mildern, sie werden das Problem nicht lösen. Eines Tages wird die Welt von einer kleineren Anzahl Menschen besiedelt sein und diese werden zwangsweise mehr von lokalen Ressourcen abhängen und weniger fähig sein sich Produkte zuzulegen, die auf der anderen Seite des großen Ozeans hergestellt oder gezüchtet wurden, als es für uns in den letzten Jahren üblich wurde. Ich weiß nicht ob wir viel zur Zukunft beitragen, wenn wir als Individuen davon Abstand nehmen Kiwifrüchte zu kaufen die aus Neuseeland importiert wurden, oder Ananas die aus China oder von wo auch immer importiert wurden. Ich schätze das kann einige Ausgaben für Treibstoff sparen und das spart minimale Mengen an CO2 Ausstoß und es wird daher die globale Erwärmung ein winziges bisschen verzögern. Aber wirklich nur ein winziges Bisschen. Es ist eine gute Idee etwas mehr lokal abhängig zu werden als wir es geworden sind. Aber das wird das Problem nicht lösen. Es wird es etwas mildern.
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Menschliches Handeln [41:46]

Interviewer: Dr. Catton eine Person die ihre Arbeit bewundert, hat gemeint das Sie deterministisch oder fatalistisch sind. Glauben Sie dass menschliches Handeln oder politische Aktionen uns in eine andere Richtung steuern können?

Catton: Menschliches Handeln ist sicher wichtig. Menschen haben die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, eher dies als jenes zu tun. Das Treffen guter Entscheidungen hängt vom Erwerb eines adäquaten Vermögens an relevantem Wissen ab. Ich bin ein Determinist in dem Sinne, dass sich an Ursache und Wirkung glaube. Ich glaube nicht dass wir unsere Entscheidungen grundlos treffen. Bin ich fatalistisch? Nein. Es kommt zunächst darauf an wie Sie Fatalismus definieren. Ich denke einen besonders großen Beitrag zum Verständnis des menschlichen Lebens hat ein Soziologe gemacht, mit dem ich in einem erheblichen Ausmaß nicht einverstanden war C. Wright Mills an der Columbia Universität. Er schrieb ein Buch über die Ursache des 3. Weltkrieges, in dem er argumentierte, dass es eine gute Frage wäre ob Männer Geschichte machen oder ob Geschichte Männer macht. Das war in der Zeit wo man Männer gesagt hat, heute würde man Personen sagen. Aber er definierte Schicksal auf eine sehr interessante Weise. Ich denke nicht dass dies die Beste aller möglichen Definitionen für den Begriff Schicksal ist, aber es ist eine gute Definition für eine besondere Form des Schicksals. Ich würde sie anthropogenes Schicksal nennen, welches eine spezielle Version ist. Er sagte Schicksal ist das Resultat von unzähligen individuellen Entscheidungen über andere Angelegenheiten, akkumuliert um ein Ergebnis zu produzieren, das niemand angestrebt hat. Und ich denke das ist es was passieren wird im Bezug auf die globale Erwärmung und die Verknappung der erschöpfbaren Ressourcen, usw.. Niemand beabsichtigte ein Tragfähigkeitsdefizit zu produzieren aber die Entscheidungen die viele Leute trafen, in eine Stadt zu ziehen oder damit anzufangen mit einem Traktor Landwirtschaft zu betreiben anstatt mit einem Pferdegespann, oder Ochsen oder was auch immer, die Entscheidung eine Zahnbürste zu kaufen, verschiedene Formen der Hygiene zu praktizieren um das Leben zu verlängern, alle diese Dinge trugen dazu bei die Lebenserwartung der Menschen zu vergrößern und die menschliche Bevölkerung zu vergrößern. Die Rückwirkungen davon beginnen wir nun zu spüren in der Form dieses Tragfähigkeitsdefizits und der Tatsache, dass es zu viele von uns gibt. Und nicht so viele werden imstande sein in der Welt der Zukunft zu überleben. Niemand hat das beabsichtigt, aber es ist ein Produkt unzähliger Entscheidungen über andere Angelegenheiten.
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Neues Buch “Die kommende Sackgasse der Menschheit” [44:56]

Interviewer: Ich höre sie arbeiten an einem neuen Buch. Können Sie das für uns beschreiben?


Catton: Nun, das Buch das ich zur Zeit schreibe nenne ich “Humanity’s Impending Impasse” (( mögliche Übersetzungen: “Die kommende Sackgasse der Menschheit” oder “Die bevorstehende Hängepartie die Menschheit” oder “Die drohende Hängepartie der Menschheit”, der entgültige Titel des 2009 erschienenen Buches lautet “Bottleneck: Humanity’s Impending Impasse”, also “Flaschenhals: ….”, zum Begriff Bottleneck bzw. Flaschenhals im Sinne des Autors siehe oben in dem Interview )) . Das englische Wort impasse [dt. Sackgasse] bedeutet das man auf ein undurchdringbares Hindernis stößt, das man nicht überwinden kann. Und das ist es was meines Erachtens vor uns liegt, in diesem Jahrhundert. Das ist der Grund warum ich es “the Impending Impasse” [dt. die drohendene, oder kommende Sackgasse] nenne. Wir sind noch nicht ganz am Ende der Sackgasse angekommen aber wir können sicher sehen dass es direkt vor uns liegt, am nicht sehr weit entfernten Horizont. Und es wird nicht nur ein Land oder ein paar Länder betreffen, es wird nicht nur die Industriestaaten betreffen, es wird nicht nur die Einwohner der Industriestaaten betreffen die ich “Homo Colossus” zu nennen begonnen habe, weil wir pro Kopf eine so gigantische Auswirkung auf unsere Umwelt bekommen haben. Es wird sich auf den gewöhnlichen Homo Sapiens auswirken. Wir machen mit unserem eigenen Habitat [=Lebensraum] gemacht, was wir mit dem Habitat andere Arten gemacht haben, die gefährdete Arten wurden. Wir haben das Aussterben von Arten verursacht weil wir die Bedingungen in denen sie leben konnten zerstört haben. Und wir beginnen uns nun der Zeit zu nähern in der wir sehen, dass wir das auch mit unserem eigenen Habitat gemacht haben. In diesem Buch erkläre ich übrigens auch den Unterschied zwischen Determinismus und Schicksal [engl. “fate”]. Und ich schlage auch vor, dass einige unserer geschätzten Glaubensinhalte notwendigerweise als Glauben an Magie angesehen werden müssen. Wir wissen es besser. Magie ist wirklich nur Illusion. Ich weiß nicht ob die Leute das Buch kaufen wollen oder nicht. Aber ich rate den Menschen dahingehend vorgewarnt zu sein, dass die Jahrzehnte die vor uns liegen nicht so erfreulich sein werden, wie die Jahrzehnte die gerade hinter uns liegen.
Anfang

Abschließende Botschaft [47:18]

Catton: Da ist ein neues Buch, das einige Bekanntheit erreicht hat. Die letzte Vorlesung von … Wie ist sein Name? Rausch?
Interviewer: Ja.
Catton: Der, als er sich darüber klar wurde, dass er tödlich krank war, sagte, was ist die letzte Botschaft, die sie ihren Mitmenschen geben können? Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber ich habe eine Menge Artikel über es gelesen. Was er im wesentlichen rät, ist „erfreut euch des Lebens“. Ich würde dasselbe sagen. Verzweifelt nicht, auch wenn wir in verzweifelten Zeiten leben. Es gibt eine Menge Leben, das man leben kann und Freude, die man haben kann und erfreut euch gegenseitig. Menschen sind eine wunderbare Art auch wenn wir einigen gewaltigen Unfug machen, machen wir das meiste davon in aller Unschuld. Wir sollten in der Tatsache schwelgen, dass wir von dieser Art sind, die dieses Gehirn hier oben hat, und diese Hände hier und diese Augen und diese Ohren, mit denen wir uns an Musik und Landschaften erfreuen können, und wunderbare Sachen herstellen können und wunderbare Sachen tun können. Lasst uns genießen was übrig bleibt.

Nachspann:
Ende
Name des Interviewers: Frank M. Rotering
Schnitt und Videoproduktion: Patricia Woods

Copyright 2008 Frank Rotering
frank_rotering@yahoo.com

Der Interviewer, Herr Frank Rotering hat selbst zwei Bücher geschrieben, die ich aber noch nicht gelesen haben. Das Buch  Needs and Limits: A New Economics for Sustainable Well-Being  gibt bereits in der 3. Auflage, die z.B. über www.Buecher.de und über www.booklooker.de erhältlich ist. Auf der Internetseite http://contractionism.org/  von Frank Rotering kann man u.a. die pdf-Versionen seiner Bücher herunterladen.

Transkript in deutscher Sprache erstellt von Christoph Becker, fertiggestellt am 1.3.2015

Nachtrag: Seit Oktober 2016 ist das Buch “Overshoot – The Ecological Basis of Revolutionary Change von William Catton kostenlos als pdf-Datei verfügbar:  monoskop.org/File:Catton_Jr_William_R_Overshoot_The_Ecological_Basis_of_Revolutionary_Change.pdf




Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg

Im Folgenden die Übersetzung einer kurzen Zusammenfassung zum Thema Rationierung und Lebensmittelknappheit, von der Internetseite des Imperial War Museums. Verfasser ist der Leitende Kurator Paul Cornish. Der Link auf die Originalseite, mit Bildern: http://www.iwm.org.uk/history/rationing-and-food-shortages-during-the-first-world-war

Hier die Übersetzung:

Hunger hat die Zivilbevölkerungen aller Kriegsnationen verfolgt. Landwirtschaft und Nahrungsmittelverteilung haben unter den durch den Krieg auferlegten Beanspruchungen gelitten, und Seeblockaden haben Nahrungsmittelimporte reduziert. Einige Länder haben dieser Bedrohung erfolgreicher entsprochen als andere.

Der Krieg hat Männer und Pferde von der landwirtschaftlichen Arbeit weggenommen. Importe von Nitratdüngern waren betroffen. Reduzierte landwirtschaftliche Produktion hat die Preise hochgetrieben und hat dazu ermuntert, zu horten. Regierungen haben darauf reagiert, indem sie die Preise für Grundnahrungsmittel festgelegt haben. Nahrungsmittelwarteschlangen aus Frauen und Kindern wurden ein häufiger Anblick in den Städten Europas.

In Russland und der Türkei ist die Lebensmittelverteilung zusammengebrochen. Die russische Revolution hatte ihre Ursprünge im städtischen Nahrungsmittelaufruhr. In der Türkei haben viele gehungert. Österreich-Ungarn ist schließlich derselben Katastrophe erlegen.

In Deutschland hat die Regierung zahlreiche Steuerungsmaßnahmen für die Nahrungsmittelproduktion und deren Verkauf eingeführt, aber diese haben sich als schlecht durchdacht erwiesen. Sie haben die Effekte der britischen Seeblockade verschlimmert. Ersatzlebensmittel wurden aus einer Vielfalt von unappetitlichen Zutaten erzeugt, aber ihr Nährwert war unwesentlich. Die Deutschen wurden seit 1916 immer mehr fehl- und unterernährt.

Deutschlands Strategie des uneingeschränkten U-Bootkrieges hatte das Ziel  Frankreich, Italien und besonders Großbritannien einer vergleichbaren Nahrungsmittelkrise auszusetzen. Diese Länder haben sich sehr auf importiertes Getreide verlassen und haben die U-Bootkampagne als eine tödliche Bedrohung angesehen. Sie haben versucht, ihre eigene Nahrungsmittelproduktion zu vergrößern, aber ihr Haupterfolg war die Einführung erfolgreicher Systeme der Rationierung. Großbritannien hat die Rationierung in London Anfang 1918 eingeführt und hat diese landesweit vor dem Sommer erweitert. Die britischen Bürger haben deutsche Erwartungen in Frage gestellt, indem sie dieses Staatliche Einmischung in ihr tägliches Leben akzeptiert haben.

Wie man sieht, hat bereits in der Zeit des ersten Weltkrieges, der Ausfall von Zugmaschinen, Arbeitskräften und Düngemitteln in Europa zu empfindlichen Störungen der Versorgung mit Nahrungsmitteln geführt. Heute ist die Abhängigkeit von Technik, Düngemitteln und Globalem Handel um ein Vielfaches größer und die Disziplin der heute durchweg mulitikulturellen Bevölkerungen Europas dürfte im Krisenfall drastisch geringer sein, als etwa die der Engländer im 1. Weltkrieg.




Überleben in der Eifel

Ich wohne mitten in der Eifel, und erwäge  auszuwandern, weil mir das Leben in der Eifel zu gefährlich ist.  Warum? Was müsste, was könnte, getan werden um die Eifel (und ähnliche Gebiete) zukunftssicherer zu machen?

Das größte Risiko ist die Lebensmittelversorgung. Bei einem Zusammenbruch der Infrastruktur, etwa bei Szenarien wie in dem Roman One Second After: Die Welt ohne Strom wäre man für Monate oder Jahre nicht mehr in der Lage, die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Bevölkerungsdichte in der Eifel ist heute schon um ein Vielfaches höher als vor 200 Jahren, und selbst damals war man in schlechten Jahren kaum in der Lage die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Siehe dazu z. B. den Artikel Naturkatastrophen und Notstände in der Eifel von Hans-Dieter Arntz.  Auch Naturkatastrophen, Kriege oder der Kollaps des Finanzsystems in anderen Teilen der Welt könnten die Versorgung der Bevölkerung in der Eifel verhindern.  Im ersten Weltkrieg gab es in Deutschland im Winter 17/18 eine Hungersnot weil im Land nicht genug Nahrungsmittel angebaut wurden. England hätte im 1. Weltkrieg wegen einer Hungersnot kapitulieren müssen, wenn der deutsche U-Bootkrieg etwas länger etwas erfolgreicher gewesen wäre. Im 2. Weltkrieg war die Aussicht auf eine die Kapitulation des Reiches und Aufstände der Bevölkerung provozierende Hungersnot im deutsche Reich einer der Gründe für den Angriff auf die UdSSR und sie war auch ein sehr wesentlicher Grund für die deutschen Massenmorde im Osten (siehe dazu das Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg. von Christian Gerlach.

Es gibt jedenfalls gute Gründe, sich darüber Gedanken zu machen, wie man in einer kargen Gegend wie der Eifel bei einem lang andauernden Systemzusammenbruch die Bevölkerung ernähren kann. In der Eifel käme dabei noch dazu, dass insbesondere aus den Großstädten im Umkreis von 150 km hungernde Flüchtlinge zu erwarten wären.

Auch müsste man damit rechnen, dass Treibstoff, Ersatzteile, Düngemittel, modernes Hybridsaatgut und Pflanzenschutzmittel für die Landwirtschaft nicht mehr verfügbar sein könnten.

Generell sollte man sich in der Eifel darauf einstellen, dass der Tag kommt, an dem Benzin und Diesel so teuer werden, dass das Verkehrswesen mit Motorfahrzeugen nicht mehr so wie heute funktioniert oder völlig zusammenbricht. Auch dann wäre es sinnvoll, wenn man Strukturen hat, um die Bevölkerung lokal ernähren und beschäftigen zu können.

Was könnte man tun? Wie könnte man die Leute ernähren, wo doch vor 200 Jahren das Land für viel weniger Menschen nicht genug Nahrungsmittel hervorgebracht hat?

Ich habe eine Antwort gesucht und gefunden:
Man könnte rechtzeitig, das heißt ab 2015, Gärten im Umkreis der Dörfer und Kleinstädte der Eifel anlegen und man könnte dabei auf die Forschungsergebnisse und Erfahrung zurückgreifen, die insbesondere in den Büchern Mini-Farming – Autark auf 1000 Quadratmetern von Brett L. Markhem und How to Grow More Vegetables, Eighth Edition: (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You … (And Fruits, Nuts, Berries, Grains,) von John Jeavons erklärt werden.
Ein guter deutscher Artikel im Internet ist Grow – Biointensive – Mini – Farming .

Es dauert ungefähr 7 Jahre, um aus schlechtem Boden, wie wir ihn hier in der Eifel meistens haben, sehr gute, ertragreiche Beete zu machen.  Außerdem ist es noch immer schwere Handarbeit. So muss der Boden zunächst 60 cm tief, also zwei Spaten tief, gelockert bzw. umgegraben werden, und die Beete müssen so angelegt werden, dass man nicht mehr auf sie treten muss, sondern sie von der Seite bearbeiten und ernten kann.  Ich kann mich nicht erinnern, jemals in der Eifel eine derartige Vorbereitung und Aufbereitung von Beeten gesehen zu haben.
Das biointensive Gärtnern nach John Jeavons und Brett L. Markhem  beinhaltet aber noch viel mehr.  Es ist ein interessantes Gebiet. Ich würde mich gerne mehr damit befassen und selbst so einen Garten anlegen, aber was würde es nützen? Wenn es eine Hungerkatastrophe gäbe, würde man mich ausrauben und ermorden, wenn ich vorgesorgt hätte und die anderen nicht. Oder/und Gärten würde einfach geplündert oder ich würde enteignet. Also tue ich lieber nichts und setze mich höchstens rechtzeitig in ein anderes Land ab. Das heißt doch, ich tue schon etwas, etwa indem ich hier gerade Vorschläge mache, in der Hoffnung, vielleicht doch mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit in dem Sinne Erfolg zu haben, dass sich in dem einen oder andere Dörfchen oder Städtchen in der Eifel oder sonst wo in Deutschland eine Mehrheit findet, dass sich Gemeinderräte oder Bürgervereine finden, um gemeinsam entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Wie könnte man vorgehen? Man könnte im Umkreis der Dörfer und Kleinstädte von Seiten der Gemeinden oder durch Bürgervereine  Land kaufen, um dort allmählich eine lokale Lebensmittelversorgung aufzubauen.  Man könnte solche Tiefkulturbeete anlegen, Man könnte Brunnen in der Nähe der Gärten anlegen und mechanische, also von Strom und Elektronik unabhängige, mit Wind betriebene Wasserpumpen aufstellen, um die Gärten bewässern zu können. Man könnte die Bevölkerung schon in sicheren Friedenszeiten gesünder ernähren als heute und man hätte sehr gute Argumente, um gerade auch weiter denkende und damit meist qualifiziertere Menschen in die ländlichen Gemeinden zu locken oder dort zu halten. Wenn Mehrheiten, oder zumindest große Teile der Bevölkerung, in den Dörfern und Kleinstädten bei solchen Projekten mitarbeiten würden, dann könnte und würde man die Gärten und die Lebensmittel im Ernstfall auch schützen können.

Jedenfalls könnte man mit dem Wissen was man heute z. B. auch in Form der oben erwähnten Bücher über biointensiven Gartenbau hat, die Ernährung der Bevölkerung auch in der Eifel, auch in Notzeiten und trotz der heute viel höheren Bevölkerungsdichte sichern und Hungersnöte vermeiden, wenn man vorausschauend plant und rechtzeitig, d. h. bald mit den Vorbereitungen anfängt.

Auch wenn man das Glück hat, dass keine Katastrophe und Hungersnot kommt, würden die Bürger und die Orte davon profitieren, wenn sie in ihrem Umkreis solche hoch ertragsfähigen, gesunden Lebensmittel produzierende Gärten und Mini-Farmen realisieren und betreiben würden. Der oder die ersten Orte die damit anfangen, hätten eine Attraktion und einen Wettbewerbsvorteil mehr, und sie könnten vielleicht auch öffentliche Fördermittel bekommen.

 

Kelberg , den 7.12.2014

Christoph Becker