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Diesel und Fracking

Lesedauer 3 Minuten
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Der Ruf nach Dieselfahrverboten für PKWs könnten, wie die folgenden Daten und Fakten zeigen, auch noch ganz andere Hintergründe haben als die Gesundheit und den Umweltschutz.In Elektroautos und fröhliches Autofahren [2] hatte ich unter anderem bereits folgende Aussage von Dmitry Orlov übersetzt, zu der ich hier weiter unten weitere Fakten und Daten liefere:

Dmitry Orlov: Ich übernehme das. O. k., bei den Autos geht es hier nicht wirklich um Technologie, es geht sehr viel um Mineralölchemie. Wenn man ein Fass Rohöl in einer Raffinerie verarbeitet, fallen 50 % davon als Benzin an, ein kleiner Anteil, vielleicht 10 % fällt als Teer (oder Asphalt) an. Daher muss man einen Weg finden, das Benzin und den Teer zu verkaufen. Wenn das nicht gelingt, geht der Preis für die wirklich wertvollen Bestandteile des Rohöls,  nämlich Kerosin, Diesel und was man sonst noch in der chemischen Industrie benötigt, nach oben und die ganze Wirtschaft macht keinen Sinn mehr. Bei Autos geht es also nicht um Transport, sondern darum, die Leute dazu zu bringen Benzin zu kaufen. Wenn Elektroautos genügend populär werden, werden sie genug von der Mineralölinfrastruktur, die auf Diesel und Flugbenzin angewiesen ist, zerstören, so dass dieser Teil der Wirtschaft versagt.

Zunächst einmal habe ich hier den als pdf-Dokument verfügbaren Bericht “Mineralölverbrauch in Deutschland – 1. – 3. Quartal 2017” [3] der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen verlinkt.

Zwei Grafiken aus diesem Bericht, die zum Nachdenken anregen sollten. Die erste der beiden Grafiken verbanne ich in die Fußnote, weil sie hier nicht hingehört. Sie zeigt, dass die Mineralölimporte Deutschlands seit 2007 gestiegen sind, und dass sie insbesondere seit 2015 kontinuierlich steigen. Das hätte in dem Artikel Der aufziehende Sturm am Ölhimmel [4] erwähnt werden müssen, auf den ich dazu hier noch einmal hinweise und den ich entsprechend per Nachtrag nachbessere.1

Die nächste Grafik zeigt, dass der Benzinverbrauch von 2006 bis 2017 insgesamt gefallen ist, wobei er in 2017 aber wieder leicht angestiegen ist. Der Dieselverbrauch in Deutschland ist von 2006 bis 2017 in jedem Jahr gestiegen.  [5]Quelle: https://ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=oel_q1-q3_2017.pdf

Mit Blick auf das oben wiedergegebene Zitat Dmitry Orlovs sind also zunehmende Schwierigkeiten und Sorgen aus Sicht der Mineralölindustrie zu erwarten, über die man vielleicht nicht öffentlich diskutieren möchte und die man lieber unter dem Deckmäntelchen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes behandeln möchte.

Dazu kommt nun ein Problem der amerikanischen Frackingindustrie, auf das der amerikanische Ölexperte Art Berman  in KunstlerCast 299 — What Happened to Peak Oil? — a Chat with Art Berman [6] und in MacroVoices Crude Oil Special Double Header [7] hinweist:

85 % des in den USA per Fracking geförderten Öls sind “Ultraleichte Kondensate”, aus denen nur minderwertiges Benzin mit niedriger Oktanzahl aber kein Diesel und kein Kerosin hergestellt werden kann. Die Oktanzahl des daraus hergestellten Benzins kann mit etwas Aufwand gesteigert werden, aber die Herstellung von Diesel aus diesen Kondensaten ist nicht möglich. Davon abgesehen sind Raffinerien, die diese leichten Kondensate verarbeiten können knapp und die Industrie ziert sich, entsprechende neue Raffinerien zu bauen, weil sie bei solchen großen Investitionen über 30 bis 50 Jahre kalkuliert, was beim  per Facking gewonnen Schieferöl aber nicht besonders sinnvoll erscheint. Das ist auch der Grund, warum die USA Röhöl exportieren während sie gleichzeitig große Mengen importieren.

Vor diesen Hintergründen ist es verständlich, dass man inzwischen die Verbreitung von Dieselmotoren im PKW-Bereich reduzieren möchte, obwohl diese auf den ersten Blick wegen ihres systembedingt niedrigeren Verbrauchs vorteilhafter und umweltfreundlicher erscheinen.

Kelberg, den 27. Februar 2018

Christoph Becker


  1. [8]
    Quelle: https://ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=oel_q1-q3_2017.pdf

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