Linksliberale Kampfkraftphantasien

Der Artikel Westliches Verteidigungsbündnis:Braucht Europa die Amerikaner noch? von Chri­s‍toph von Marschall und Markus Grabitz in der ZEIT vom 15. Februar 2017, läßt mich einmal mehr über die Weltsicht der ZEIT staunen und er ließ sich nicht verlinken. Ursprünglich stammt der Artikel aber aus dem Tagesspiegel: Westliches Verteidigungsbündnis – Steht die Nato vor dem Aus?, wo er sich verlinken läßt.

Zitat:

Die baltischen Staaten, Polen oder Ungarn wären nicht in der Lage, sich mit ihren nationalen Armeen gegen einen russischen Angriff zu verteidigen. Auch die Bundeswehr würde das in der heutigen Form nicht schaffen. Die deutsche Wirtschaftskraft ist freilich drei Mal so groß wie die russische. Im Extremfall könnte Deutschland sich ein Militär lei­s‍ten, das dem russischen ebenbürtig oder sogar überlegen ist. Das wäre allerdings um ein Vielfaches teurer als die heutigen Verteidigungsausgaben. Die kollektive Verteidigung in der Nato bringt nicht nur mehr Sicherheit. Sie spart auch Geld. Alle Nato-Staaten zusammen sind Rußland nach der Wirtschaftskraft mehr als das 25-Fache überlegen. Im Grunde glaubt kein Militärexperte, daß Putin es wagen würde, sich mit der Nato anzulegen. Dieses Kalkül gilt freilich unter der Bedingung, daß die Allianz ihre Bündnisgarantie glaubwürdig macht: Bei einem Angriff auf ein Mitglied würde die Nato dieses Land mit ihrer geballten Kraft verteidigen.

Als möglicher Angreifer kommen für die ZEIT und unser dahinter stehendes linksliberales Establishment offenbar nur die Russen in Frage. Auch ist für diese Herrschaften Kampfkraft und damit auch Verteidigungsfähigkeit offenbar etwas, was man sich einfach so für Geld  in Form von Waffen kaufen kann wie ein paar neue Schuhe oder ein Auto.

China, die Türkei und überhaupt die islamischen Staaten kommen für als potentielle Angreifer überhaupt nicht vor, obwohl gerade diese – im krassen Gegensatz zu Russland – die demographischen,  ökologischen und auch ideologisch/weltanschaulichen Antriebe für eine Angriffskrieg haben (siehe u.a. Operation Troja, General Chi Haotians gespen­s‍tische Reden und Neues aus dem Nahen und Fernen Osten.).

Welchen Nutzen sollte ein gegen Europa geführter Angriffskrieg für die Russen haben? Die Russen haben reichlich brauchbares Land und sie haben reichlich Roh­s‍toffe, während ihre Bevölkerungsdichte und die demographische Entwicklung eher gegen die Planung von Angriffskriegen spricht. Für Russland ist ein Krieg nur als Verteidigungskrieg sinnvoll – wobei ich die Besetzung der schon seit Jahrhunderten zu Russland gehörenden Krim eindeutig nicht als Angriff sondern als völlig legitime Verteidigung russischer Interessen (Sicherung von Russlands einzigem eisfreien Seehafen) ansehe. Selbst die dezente Einmischung in der eher von Russen bewohnten Ostukraine ist meine Erachtens keine russische Aggression, sondern eine legitime Verteidigung der Interessen russischer Volksangehöriger.

Jedenfalls werden die Russen ganz sicher nicht in We­s‍teuropa einmarschieren – es seiden im Rahmen einer Wiederholung der Zeit nach 1812 oder nach 1942, also eher zur Verteidigung der Interessen europäischer Völker und zu Befreiung Europas von  Diktatoren, Tyrannen und Eroberern. D.h., ich sehe Russland heute als denn in einem richtigen Krieg vielleicht wichtig­s‍ten potentiellen Bündnispartner der Völker Europas. Russland dürfte, genauso wie Israel (unsere zweite Lebensversicherung neben Russland), sehr gründlich dagegen sein, dass Europa wirklich islamisiert und zu einer Provinz eines neuen Osmanischen oder Arabischen Reiches wird. In dem Roman The Price of Peace von Albert Clark, einem ehemaligen Oberstleutnant der USAF,  greifen vereinte, mit China verbündete Arabische Streitkräfte übrigens Europa ziemlich erfolgreich an und können nur mit ziemlich extremen Anstrengungen und unter großen Verlusten zurückgeschlagen werden, nachdem ein großer Teil Europas verwüstet ist. In dem selben Roman wird auch die Kombination eines EMP-Angriffs mit der gezielten Verteilung von Handfeuerwaffen durch den Gegner an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen geschildert. Das passiert zwar nur im Roman, aber es sind auch die Ideen eines Berufssoldaten.

Die potentiellen Feinde und Angreifer Europas dürften eher aus den Heimatländern von “Merkels Gä­s‍ten”, also aus Nordafrika, dem arabischen Raum, der Türkei, Afghani­s‍tan und Paki­s‍tan kommen, weil dort wirklich der nötige Bevölkerungsdruck mit dem nötigen ökologischen Druck und einer aggressiven Ideologie die für einen Angriffskrieg nötige Mischung bildet. Zumindest für die Komponente des Angreifers. Die für einen Krieg nötige Komponente des Angegriffenen bildet die mentale, psychische und demographische Schwäche Europas, kombiniert mit den  Einwanderern und “Flüchtlingen” aus den Ländern der potentiellen Angreifer und kombiniert mit ökologische-klimatisch für diese Länder und Völker sehr attraktiven, eroberungsfähigem und eroberungswürdigem Land in Europa.

Zur Schwäche Europas und auch der USA siehe z.B. die diesbezüglichen Ausführungen Martin van Creveld: Nur noch Schmusekatzen und sein 2016 erschienenes Buch Pussycats: Why the Rest Keeps Beating the West. Zum Kriegführen braucht man jedenfalls noch sehr viel mehr als nur Waffen und Geld. Natürlich braucht man auch Waffen, Geld, genug Roh­s‍toffe und vorläufig auch noch bezahlbare, also billige, hochwertige Energie, insbesondere in Form fossiler Energieträger.

ABER, man braucht auch Männer die zum einen intelligent und gut ausgebildet genug sind die verfügbaren Waffen und Mittel effizient und entschlossen zu nutzen und die ebenfalls bereit sind dazu auch ihre Gesundheit und ihr Leben für die Kriegsziele der eigenen Seite zu riskieren. Aber haben wir die? Was ist mit den Muslimen in den verschiedenen europäischen Armeen? Was ist mit all den Männern die die Emanzipation und Gleichberechtigung der Frauen im Grunde nicht akzeptieren und die eher darauf warten und hoffen, daß unsere moderne westliche Gesellschaft mit ihren unseeligen “westlichen Werten” zerfällt und aufgelöst wird? Die werden doch bei einem Krieg alle eher nicht ihr Leben und ihre Gesundheit für die Verteidigung Europas oder Merkeldeutschlands risikeren.

Warum haben bei den Übergriffen auf der Kölner Domplatte an Silve­s‍ter 2015 die deutschen Männer nicht einfach die Täter verprügelt, sondern eher so reagiert, daß die Tätergruppen sich zu Silve­s‍ter 2016 wieder frohgemut auf den Weg nach Köln gemacht haben? Wie soll das erst mal werden wenn die die Angreifer richtig bewaffnet sind, jeden Wider­s‍tand mit Waffengewalt brechen und wider­s‍tand lei­s‍tenden deutsche Männer nicht mehr einfach nur auslachen und verhöhnen, sondern zur Abschreckung aufknüpfen, kreuzigen oder durch die Straßen schleifen?

Warum sollte ein gut ausgebildeter deutscher Mann heute noch Leben und Gesundheit zur Verteidigung Deutschlands und Europas risikieren? Die be­s‍te Verteidigung für den einzelnen ist vielleicht sich schon mal einen Gebet­s‍teppich und Koran zu kaufen und im Ernstfall dreist auf Mohamedaner zu machen und den anzubieten den Angreifern mit Know How zu helfen?

Während ich das so schreiben, fällt mir ein, daß ich da noch ein anderes neues Buch von Martin van Creveld habe, daß ich vielleicht nicht nur ich doch mal bald lesen sollte: Kriegs-Kultur: Warum wir kämpfen: Die tiefen Wurzeln bewaffneter Konflikte. Van Creveld hatte zudem auch das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Lei­s‍tung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 geschrieben, dem ich meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen gewidmet hatte.

Unsere Bundeswehr ist wohl eher nicht mehr mit der Wehrmacht zu vergleichen.  Alleine schon die Art und Weise wie die Bundeswehr Personal sucht läßt tief blicken. Ich denke dabei an Louis Trenkers Buch Sperrfort Rocco Alta – Der heroische Kampf um das Panzerwek Verle, wo er von dem gestriegelten, den Anforderungen der Friedenszeit optimal angepassten Fe­s‍tungskommandanten berichtet, der dann gleich bei der er­s‍ten richtigen Beschießung die Nerven verliert. Ganz anders dagegen die richtigen Helden, die heute sinniger Weise meist verpönt und verachtet werden, oder die be­s‍tenfalls als arme irre von der damaligen Obrigkeit Verführte gelten.  Das er­s‍te Buch, daß ich mir als Junge von meinen Taschengeld gekauft habe war übrigens Mit Schwertern und Brillanten. Die Träger der höch­s‍ten deutschen Tapferkeitsauszeichnung. Was waren das noch für Zeiten und für eine jugendliche Naivität! Alleine die Verachtung die einigen diesen großen deutschen Helden von unserer heutigen Gesellschaft entgegengebracht wurde und wird, die Umbenennung von Kasernen inbegriffen, ist Grund genug dieses deutsche Volk und seine heutigen Werte zu verachten und im Ernstfall nicht zu verteidigen – egal wie viele und wie teuere Waffen die Regierung nun zu kaufen gedenkt.

Zuerst sollten mal den alten Helden wieder Denkmäler gesetzt und Straßen und Plätze nach ihnen benannt werden, während die Denkmäler für Desserteure geschleift werden. Aber das würde nicht reichen.

Eine der wichtig­s‍ten Lehren die die 68 und die von ihnen verführte BRD erfolgreich vermittelt haben ist, daß die Deutschen ihre Helden nicht ehren sondern verachten. Dabei man bedenken, daß all die hoch ausgezeichneten Helden der Nazizeit im Sinne der damals geltenden politischen Korrektheit richtig gehandelt haben und nachher sehen und sich vorhalten lassen mußten, daß falsch war. Wer heute die “westlichen Werte” und den Rest der heutigen politischen Korrektheit des We­s‍tens verteidigt wird nach einem verlorenen Krieg dasselbe oder schlimmeres erleben.

Selbst ohne einen verlorenen Krieg, einfach so nach dem zu erwartenden Lauf der Dinge, wird man jene die unsere heutige Gesellschaft verteidigen übrigens verachten und verfluchen. Ich zitiere dazu aus John Michael Greers 2016 erschienen Buch Dark Age America: Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead, 2. Kapitel (The Ecological Aftermath), Schluß:

Es liegt eine bittere Ironie in der der Tatsache, daß Krebs, eine vor eineinhalb Jahrhunderten relativ ungewöhnliche Krankheit …. eine typische Krankheit in der Industriegesellschaft geworden ist, deren Häufigkeit im Gleichschritt zunimmt mit unserem gedankenlosen entsorgen chemischer Gifte und radioaktiver Abfälle in unserer Umwelt. Was ist schließlich Krebs? Eine Krankheit deren Hauptmerkmal unkontrolliertes Wachstum ist.

Manchmal frage ich mich ob unsere Nachkommen in der deindustrialisierten Welt diese Ironie ver­s‍tehen werden. Auf die eine oder andere Weise, da habe ich keine Zweifel, werden sie ihre eigenen Meinung über das bittere Erbe haben, das wir ihnen hinterlassen. Wenn sie zurück denken an die Menschen des zwanzig­s‍ten und des frühen einundzwanzig­s‍ten Jahrhunderts die ihnen die unfruchtbaren Böden und geplünderte Fischgründe gaben, das Chaotische Wetter und die steigenden Ozeane, das vergiftete Land und Wasser, die Geburtsdefekte und Krebserkrankungen die ihr Leben verbittern, wie werden sie an uns denken? Ich denke ich weiß es. Ich denke wir werden die Orks und Nazgûls ihrer Legenden sein, der kollektive Satan ihrer Mythologie, die frühere Rasse die die Erde ruiniert hat und alles auf ihr, so daß sie ein unseeliges Leben auf Ko­s‍ten der Zukunft genießen konnte.  Sie werden uns als böse Inkarnation erinnern – und aus ihrer Perspektive ist es ein in kein­s‍ter Weise leicht zu bestreitendes Urteil.

Eine der wesentlichen Botschaften der deutschen “Willkommenskultur” ist übrigens, daß die Deutschen unserer Tage alles tun möchten um künftigen Generationen als möglichst Böse und verfluchenswert zu erscheinen. Wenn es anders wäre, würde man z.B. ein Wirklich grüne Asyl- und Einwanderungsrecht einführen und alles tun um den direkten und indirekten ökologischen Fußabdruck Deutschlands zu minimieren, während man den noch vorhanden Reichtum Deutschlands verwenden würde um Wissen, Techniken und Methoden zu entwickeln, weiter zuentwicklen und zu verbreiten, die das inzwischen nicht mehr zu vermeidende dunkle Zeitalter, dass auf die westlichen Industriestaaten zukommt etwas weniger dunkel werden zu lassen, es vielleicht doch hier und da für die kommenden Generationen angenehmer und erträglicher zu machen, und es vielleicht auch etwas zu verkürzen.

In Sachen Verteidigungsfähigkeit würde man, wenn man sie wirklich ernsthaft verbessern wollte, die folgenden Punkte realisieren:

  • Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dazu Förderung und Bildung starker Reservi­s‍tenverbände, etwa in Anlehnung an das frühere Konzept der Landwehr und die Schweizer Armee. Man sollte bedenken, daß die elektrische und elektronische Infrastruktur und damit zu einem Großen Teil auch die technischen Sy­s‍teme von Polizei und Bundeswehr im Ernstfall möglicherweise schon in den er­s‍ten Minuten ausgeschaltet werden. Siehe dazu z.B. Weitere Literatur zum Thema EMP und Offener Brief an Präsident Obama. Auch sollte man damit rechnen, daß große Teile der europäischen Streitkräfte als Folge der unseeligen Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte  im Kriegsfall die Seite wechseln oder zumindest durch Sabotage und Verrat geschwächt oder ausgeschaltet werden.
  • Man müßte sich mit Leuten wie Martin van Creveld zusammensetzen und sich gut überlegen, wie man Heldentum und andere wichtige Aspekte der nicht technischen, nicht käuflichen, aber dennoch wichtigen psychischen Kampfkraft wieder verbessern kann.
  • Um­s‍tellung und Optimierung der Landwirtschaft und des Gartenbaus. Ich verweise dazu zum Beispiel auf die folgenden Artikel meiner Webseite: Re­s‍taurierende LandwirtschaftOptimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung, Was würde der alte deutsche Weidepapst sagenGanzheitliches Weidemanagement,  Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse und Amerikas innovativ­s‍ter Ökobauer.
  • Man sollte sich darüber Gedanken machen wie die Bevölkerung im Ernstfall mit Wärme versorgt werden kann, und wie man die Wälder gegen den zu erwartenden Raubbau geschützt werden können, der dazu führen könnte, daß Deutschland in kurzer Zeit weitgehend unbewohnbar wird. Zum Bespiel war in der Eifel trotz vielfach geringerer Bevölkerungsdichte vor 200 Jahren ungefähr die Hälfte der Landfläche nur noch Heide. Nur noch 10 Prozent der Fläche war Wald. Heute ist trotz vielfach größerer Bevölkerung, dank der Verfügbarkeit der fossilen Brenn­s‍toffe, die Waldfläche in der Eifel viermal höher und der Holzbe­s‍tand ist dank der, durch die Nutzung der fossilen Brenn­s‍toffe möglichen,  zurückhaltenden Entnahme sogar zehnmal so groß wie vor 200 Jahren. Wenn diese Zahlen und Probleme nicht bewußt sind und der Staat ohne jede Vorbereitung der Bevölkerung kollabiert sinkt nicht nur die in Bevölkerungsdichte in kurzer Zeit auf unter 10 % des heutigen Wertes, sondern es werden auch die Wälder und mit ihnen der Brenn­s‍toff und vor allem der Bauholzbe­s‍tand vernichtet. Man bedenke auch, daß die heute nach modernen Vorschriften isolierten und ausgerü­s‍teten Häuser nach einem Kollaps der Industriegesellschaft und der Strom- und Ersatzteilversorgung oft auch nicht mehr beheizt und repariert werden können.

Die Russen könnten so gesehen Europa wohl auch besiegen indem sie die Energieexporte nach Europa ein­s‍tellen und einige wenige Knotenpunkte der europäischen Gas- und Ölversorgung bombardieren. Mehr Waffen würden den Europäern dagegen nicht helfen. China könnte vielleicht von ihm gelieferte elektronische Geräte und Schaltkreise mit Internetanschluß durch möglicherweise eingebaute, geheime Hintertüren abschalten. Rußland, China und auch Paki­s‍tan und Indien könnten einen “annonymen” EMP-Angriff auf Europa und die USA durchführen. Vergeltung dagegen könnte sich in der Praxis als unmöglich oder wegen der Folgen als nicht wünschenswert erweisen. Verschiedene Staaten könnten zusätzliche zu all diesen Möglichkeiten in größerem Umfang leichte Waffen nach Deutschland und Europa schmuggeln und im Ernstfall gezielt verteilen lassen um das Chaos das sie anderweitig herbeiführen zu maximieren. Man stelle sich z.B. vor, daß das die deutschen Ballungszentren nicht mehr mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden können, während die Kommunikationsmittel und ein Großteil der Fahrzeuge von Polizei und Militär ausgefallen sind, während anderseits sich überall im Land falsch deklarierte Container mit illegalen, leichten Handfeuerwaffen und zugehöriger Munition befinden, die nun von Schläfern gezielt verteilt werden. Was nützen dann ein paar Milliarden Extraausgaben für neue Panzer, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge?

Insgesamt dürfte die Verteidigungspolitik in Zeiten des Niedergangs der Industriegesellschaften sehr schwierig werden.

Die Vorstellung beim Tagesspiegel und der Zeit, dass man sich Kampfkraft einfach kaufen kann und dass diese letztlich eine Funktion des Bruttosozialprodukte ist finde ich jedenfalls ziemlich irre und weltfremd.  Nicht nur weil das Bruttosozialprodukt des Westens zu einem sehr großen Teil aus zunehmend irren Komplexitätskosten besteht, die die Kraft des Westens eher schwächen und mit denen er sich am Ende eher selber besiegen als stärken wird (siehe Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps Komplexer Gesellschaften). Vielleicht sollte man sich bei der Zeit und beim Spiegel auch einmal die Zusammenhänge zwischen Geld und Energie ansehen.  Auf eine Auflistung für Beispiele von Bruttosozialprodukt, und damit nach Meinung von ZEIT und Tagesspiegel potentiell die Kampfkraft steigernden Maßnahmen kann ziemlich schnell politisch sehr unkorrekt werden. Die Ausgaben für eine Umstellung auf gendergerechte Toiletten und die Gehälter für Professoren für Genderforschung, für schwangerentaugliche Schützenpanzer und all die Kosten und Nebenkosten,  bis hin zu den Überstunden und zusätzlichen Dienstfahrten von Polizisten für “Merkels Gäste”,  steigern alle das Bruttosozialprodukt. Ebenso die Wahl des Bundespräsidenten, für dessen über 1000 nach Berlin gereiste Wähler ja wohl auch Spesen und Benzinverbrauch angefallen sind, obwohl die eigentliche Wahl nur ein Gekungel von ein paar Parteivorsitzenden war. Wie das alles die grundsätzliche Fähigkeit von Staaten zur Führung ganz realer Kriege steigern soll ist mir ein Rätsel.

Sun Tzu sagte, Krieg ist der Weg zum Untergang und zum Überleben eines Staates. Man ist besorgt wenn Leute sich ohne gründliches Nachdenken über den Krieg auf ihn einlassen.

Kelberg, den 15. Februar 2017

Chri­s‍toph Becker




Der Rundballen-Abwickler-Anhänger

Ich möchte hier ein genial einfaches Gerät zum Abwickeln und weideschonenden, eine intelligente Nährstoffverteilung fördernden  Verfüttern von Rundballen vorstellen.

Wenn man im Herbst und Winter durch die Lande fährt sieht man immer wieder, dass Rinder auf den Weiden mit Rundballen gefüttert werden, die dazu in Raufen  geladen werden. Um die Rundballen in die Raufen zu bekommen benötigt man einen schweren Traktor mit Allrad-Antrieb und Frontlader, der bei nassen Wiesen oft erhebliche Schäden verursacht.

Um die Raufen herum ist der Boden von den Tieren in der Regel ziemlich übel zertrampelt. Weil die Tiere da wo sie vorzugsweise Fressen auch den meisten Dung und Urin abgeben ist der Boden um die Raufen herum zudem stark überdüngt. Die in dem Futter enthaltenen Nährstoffe werden bei der Fütterung über Raufen also ungleichmäßig verteilt, während die Grasnarbe um die Raufen herum zerstört wird.

Wünschenswert wäre, es die Bodenschäden durch den Transport und durch das Verfüttern der Rundballen zu minimieren und die beim Fressen von den Tieren in Form von Dung und Urin wieder abgegebenen Nährstoffe gezielt auf der Weide zu verteilen.

In den beiden Büchern

von Greg Judy von der Green Pasture Farm, habe ich dazu eine genial einfache und effiziente Lösung gefunden: Den Rundballenabwickelanhänger, von dem auf den folgenden Bildern bzw. in den im Folgenden verlinkten Youtube-Beiträgen verschiedene Versionen gezeigt werden:

Eine weiterentwickelte Version, Position zum Aufladen oder Abrollen des Rundballens

Rundballen geladen. In Transportstellung

Die ursprüngliche Version. Unbeladen. Das Bild stammt aus dem Buch “Comeback Farms” von Greg Judy. Er hat das Wägelchen aus alten Anhängerteilen für wenig Geld zusammenschweißen lassen.

Version “Quick-Roll Unroler Dolly” in Aktion:

Version “Round Bale Unroller/ Feeder V1.  von Roy Beale”, mit Tandemreifen für geringeren Bodendruck:

Eine andere, etwas umständlichere Version:

Eine Version mit elektrischer Winde:

Farm Pro Round Bale Carrier Feeder:

Wesentliche Vorteile dieser Rundballenabwickleranhänger sind

  • Es können normale Geländefahrzeugen, sowie mit ATVs und  UTVs mit relativ geringem Bodendruck verwendet werden, was den Schaden an den Weiden im Vergleich zur Verwendung schwerer Traktoren mit Frontlader erheblich senken dürfte.
  • Die Ort für die Fütterung kann variieren und die Verteilung der Nährstoffe kann an die Bedürfnisse der Weide angepasst werden.
  • Die Schäden durch Zertrampeln der Weide, die man um die üblichen Futterraufen herum beobachten kann, werden vermieden.

Ich habe vor einiger Zeit der Firma Anhängerbau Herrmann-Josef Wagner, Zur Schmiede 1, 53539 Kelberg-Köttelbach, e-mail info@anhaenger-wagner.com  vor einiger Zeit einen Teil der oben stehenden Bilder und Links geschickt und den Vorteil des Rundballen-Abroller-Anhängers erläutert. Wenn man einen solchen Anhänger haben, aber nicht selber bauen möchte, kann man vielleicht dort einen gebaut bekommen.

Zum Einsatz des Anhängers ist noch zu erwähnen, dass Greg Judy in seinem Buch den Tipp gibt, dass man die Verteilung des Heus verbessern kann, in dem man die Ballen entgegen der Wickelrichtung auflädt und dann mit relativ hoher Geschwindigkeit abwickelt.

Wenn man nur wenige Kühe hat wäre es meines Erachtens zudem vorteilhaft, wenn man immer nur einen Teil des Rundballens abrollt und dann den Anhänger mit einem Elektrozaun abzäunt und bei schlechtem Wetter vielleicht auch mit einer Plane abdeckt.

Greg Judy erwähnt in seinem Buch auch, dass er im Sommer die Rundballen vom Lohnunternehmer möglichst dort auf den Weiden abladen lässt, wo er sie im Winter dann auch verfüttern will.

Anfangs habe er die Ballen übrigens auf an den schlechtesten Stellen der Weiden mit Hilfe dieses Anhängers verfüttert. Inzwischen verfüttere er sie aber entgegen der Intuition an den besseren Stellen, weil dort der Nährstoffbedarf wegen des erhöhten Wachstums größer sei.

Kelberg, den 1. Januar 2017

Christoph Becker




Die Grassfed Exchange

Die Grassfed Exchange  ist eine  gemeinnützige Organisation von ehrenamtlich mitarbeitenden Ranchern und Unterstützern der Weidewirtschaft. Ihrem Missionstatement zur Folge  ist sie  faktisch ein Verein zur Verbreitung und Verbesserung der Prinzipien und Methoden der regenerativen Landwirtschaft.   In jedem Fall aber ist sie eine Quelle erstklassiger, hochaktueller Vorträge und Informationen zu Themen wie Bodengesundheit, Gründlandbewirtschaftung,  Zwischenfrucht- bzw. Deckfruchtanbau,  Kohlenstoffsquestrierung, Ernährung und vielem mehr.

Hier das Missionstatement:

Wir glauben, dass regenerative Landwirtschaft eine sonnenlicht-betriebene Zukunft mit gesunden, prosperierenden Familien, blühenden Gemeinschaften, tiefem Mutterboden, sauberem und reichlich vorhandenem Wasser und einer kräftig gedeihenden Biodiversität schaffen kann.  Unsere Mission ist es Rancher, Farmer, Gemeinschaften und Regierungen in die Lage zu versetzen diese Zukunft mit Absicht, Eleganz und Geschwindigkeit über Wasserscheiden und Kontinente hinweg zu schaffen, durch:

  • Katalysieren  des  Austauschs von Wissen, Ideen, Strategien ,  Tiergenetik, Produkten und  Dienstleistungen  die  den  transformierenden Einfluss der  Weideindustrie  ausweiten
  • Verbinden der viehhaltenden Generationen damit sie zusammen lernen und die Nachfolge regeln können.
  • Fördern von weitverbreitetem Monitoring um Rückmeldungen für Landmanager, Gemeinschaften und die Welt insgesamt zu erhalten.

Unter https://grassfedexchange.com/videos  findet man derzeit (22. September 2016)  insgesamt technisch gut gemacht 15 Videos, die man auch auf Youtube findet wenn man dort mit “GFE 2016” sucht.  Diese  Videos wurden offenbar  erst im August  2016 hochgeladen wurden. Kurbeschreibungen  der Vortragenden: https://grassfedexchange.com/speakers

Dazu gehören Vorträge wie

Insgesamt eine exzellente, sehr aktuelle Informationsquelle.

Vorträge älterer Veranstaltungen der Grassfed Exchange findet man auf Youtube wenn man mit “Gassfed Exchange” sucht.

Kelberg, den 22. September 2016

Christoph Becker

 




Unökologischer ökologischer Landbau

Das schlechte Abschneiden des Ökobauern bezüglich der Bodenqualität, beim Vergleich  mit Bodenqualität von konventionellen  “No Till”-Betrieben und  Gabe Browns Ranch, in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung , ist offenbar kein Einzelfall sondern Indiz für ein sehr grundsätzliches Problem, wie der Experte für Bodengesundheit, Ray Archuleta, vom NRCS erklärt, der auch sehr viele Ökobetriebe besucht hat.

Mit “Ray Archuleta organic farming” findet google z.B.

The Drought Fighter von Todd Oppenheimer in Craftmanship, vom 15. Januar 2015. Es handelt sich zwar hauptsächlich um einen Artikel über Paul Kaiser und seine Singing Frogs Farm.  Der  Betrieb der Kaisers, den ich 2015 im November auch selber besichtigt habe,  ist ein  ein extrem  leistungsfähiger, sehr bemerkenswerter  Öko-Gartenbaubetrieb der ohne Bodenberarbeitung auskommt und der zeigt das Ökolandbau zumindest im Gartenbaumaßstab auch ohne Bodenbearbeitung auskommt. Der Artikel ist  insgesamt sehr empfehlenswert, weil die Singing Frogs Farm in Sachen Gartenbau derzeit zum Besten und Fortschrittlichsten in Sachen Ökologischer Gartenbau gehören dürfte was es gibt. Eben wie Paul Kaiser mir zum Schluss sagte:  Was sie hier gesehen haben ist auch das Resultat des Studiums von einigen tausend Artikeln und Büchern.

Hier geht es aber um das was Ray Archuleta ,  sozusagen als Sachverständiger in  Sachen Bodengesundheit,   vor dem Hintergrund seiner auf der Besichtigung  vieler Ökoloandbaubetriebe sagt:

“Auf einigen der großen Ökologischen Landbaubetriebe ist der Mutterboden schrecklich zerstört,”   sagte mir kürzlich Ray Archuleta, ein Agrawissenschaftler des  US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums. Der Grund den Archuleta angab ist fast kontraintuitiv: Während sie  die Chemikalien vermeiden,  greifen die  meisten Ökobauern  noch  auf  etwas zurück was  im Wesentlichen  künstliche  Kultivierungsmethoden  sind, die  größtenteils darauf beruhen   den Boden mit Scheiben und Spaten  (wohl auch  Pflügen,  Hacken, Fräsen usw.) aufzureißen, und dann bis zur nächsten Saison  liegen zu lassen,  wie es die  konventionellen Landwirte tun.

Eine andere Fundstelle ist  Dr. Mercolas   Interview mit  Ray  Archuleta und  sein Artikel dazu, vom  30.  August 2015 :

Zitat:

“Ich habe viele Biobauern (Organic producers) mit denen ich zusammenarbeite und ich liebe sie sehr.  Ich denke wir  müssen  müssen, wenn wir  ökologische  Landwirtschaft betreiben wollen  über  das hinausgehen was  wir heute unter Biobauern (oder  Ökologischem Landbau bzw.  organic Farm) verstehen  –  Ich bin überall im Land gewesen, wie auch in Kalifornien – einige von ihnen haben die am meisten kaputten Böden.  Es es ist nicht einfach Ökolandbau, es geht darüber hinaus ( er meint, wenn man wirklich ökologisch wirtschaften will reicht das was man bisher unter ökologischer Wirtschaftsweise, bzw. auf  English  “organic farming” versteht nicht aus).

Wir [vom NRCS] lehren die Leute wie man mehr so wie die Natur wirtschaftet und wie man die Bodenbearbeitung reduziert. Bodenberarbeitung kann genauso zerstörerisch sein wie chemischen Dünger und Pestizide. So weit, meine Brüder und Schwestern des Ökolandbaus. Ich denke der Schlüssel ist ihnen zu helfen und sie zu lehren wie sie die Bodenbearbeitung reduzieren können, mehr  Mulchbearbeitung ,  und mehr   Zwischen- und Deckfrüchte  (cover  crops) zu verwenden… Bio bedeutet, dass sie keine Chemikalien benutzen, und das ist gut so. Aber gesunder Boden erfordert mehr als das”

Soweit ich das beurteilen kann, ist die Lage in Deutschland ähnlich.  Intensive Bodenbearbeitung ist auch bei deutschen Ökobauern sehr weit verbreitet.

Kelberg den 22. September 2016

Christoph Becker

 




Ray Archuletas Vimeo Kanal

Ray Archuleta ist ein in Sachen Bodengesundheit und “No Till” sehr engagierter Mitarbeiter des NRCS (Natural Resource Conservation Service), einer amerikanischen Naturschutzbehörde, die sich insbesondere auch mit Fragen der Bodengesundheit befasst. Nachdem ich mir einige Präsentationen von ihm angesehen habe, habe ich seinen Videokanal auf Vimeo gefunden.

https://vimeo.com/channels/raythesoilguy/page:1

Neben einigen kurzen Videoanleitungen  zu  für jeden leicht durchführbaren Bodentests bietet er einige  Präsentationen und zum Schluss Interviews und Beispiele verschiedenen Farmern die mit dem NRCS zusammenbarbeiten um ihre Bodenqualität zu verbessern und um den bodenberarbeitungslosen Anbau, und den Zwischenfruchtanbau (Cover Crops) zu optimieren. Zu diesen dort vorgestellten Farmern gehören auch Gabe Brown und sein Sohn Paul, sowie Jerry Doan von der Black Leg Ranch. Doan  hat  den auf Youtube verfügbaren Vortrag    NRCS Soil Health Workshop: Jerry Doan  beim NRCS Bodengesundheitsworkshop 2016 in Utah gehalten.

Bei den auf Ray Archuletas Vimeo-Kanal verfügbaren Filmen ist zu beachten ist, dass diese  teilweise schon etwas älter sind und nicht mehr in jedem Punkt dem neusten Stand der Forschung und Entwicklung entsprechen. Ich weise darauf hin, weil das in verschiedenen Filmen gezeigte Niederwalzen der Zwischenfrucht meines Erachtens eher eine historische Vorstufe  des von Gabe Brown angewendeten Verfahrens, die Zwischenfrüchte mit einer extremen eng zusammengehalten Rinderherde zu vielleicht 30% abgrasen und zu dann 70% niedertrampeln zu lassen darstellt. Bei dem von Gabe Brown angewendete Verfahren werden z.B. 100 und mehr Tiere auf ein nur 500 qm großes, mit Elektrozaun eingezäuntes Feldstück getrieben und dann natürlich mehrmals am Tag auf  eine  neue Fläche umgetrieben.  Siehe auch  meinen Artikel  Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung.  Jay Fuhrer, einer der  für North Dakota  (dem Bundesstaat von Gabe Brown) zuständigen  NRCS-Mitarbeiter  für die Bodengesundheit, erwähnte in seinem 2016 beim einem Bodengesundheitsworkshop in  Utah gehaltenen  Vortrag  (NRCS Soil Health Workshop: Jay Fuhrer),  dass er  verschiedene Versuche  unternommen hat, um  mechanische Verfahren , wie  wohl auch das Niederwalzen, mit dem Effekt der Integration von Rinderherden (ähnlich wie bei Gabe Brown) zu vergleichen. Die resultierende Bodenqualität sei bei der Integration von Rinderherden durchweg besser gewesen.

Von diesem Detail abgesehen finden ich Ray Archuletas Vimeo-Kanal aber   z.B. wegen der kleinen Versuche die er zeigt,  nicht nur für Landwirte  und Leute die es werden wollen, sondern auch  für  Lehrer von  Allgemeinbildenden Schulen und von Landwirtschaftlichen Berufsschulen  interessant.

Kelberg, den 19.9.2016

Christoph Becker

 




Der NASA-CO2-Film

Der im folgenden eingebundene Film zeigt den  Verlauf der  zeitlichen und geographischen Verteilung  von Kohlendioxid und  Kohlenmonoxid  auf der Welt während eines Jahres.

Wie man sieht, und wie der Sprecher erklärt, ist die CO2-Konzentration auf der Nordhalbkugel am größten. Auch ist sie im Winter am größten und wird mit dem zunehmenden Wachstum der Pflanzen im Frühsommer der Nordhalbkugel deutlich kleiner, um dann im Herbst der Nordhalbkugel wieder stark zuzunehmen.

Gezeigt wird auch die Entwicklung des Kohlenmonoxidgehaltes (grau), der laut Sprecher insbesondere auch durch Feuer in Afrika, Südamerika und Australien verursacht wird. Ich meine aber auch auf der Nordhalbkugel im Sommer relativ viel CO zu sehen.

Ferner fällt mir auf, dass in Afrika (Südsahara bis Kongo) und Teilen Südamerikas auch immer wieder viel CO2 zu sehen ist. Sind das wirklich weitgehend Feuer, und wenn ja wodurch und wozu?

Kelberg, den 19. September 2016
Christoph Becker




Was würde der alte deutsche Weidepapst sagen?

Als ich das erste Mal vor einigen Wochen im   Lehrbuch Wiesen und Weiden,  von  Prof. Ernst Klapp, zum Thema Weidesysteme nachgelesen habe, habe ich  den von ihm genannten, per Weidesystem möglichen Steigerungsfaktor  der Weideleistung für einen Druckfehler gehalten.   Jetzt habe ich noch einmal in Ruhe nachgelesen und mir auch die Tabelle mit den Zahlen des Versuchsgutes Rengen aus den Jahren 1935 – 1940 angesehen,  die man in der 1971 erschienenen 4. Auflage,    seines Buches Wiesen und Weiden , auf S. 454, findet.    Sein Fazit passt tatsächlich zur Tabelle, so unglaublich es auch klingt:

Mit Verkürzung der Freßzeit und Erhöhung des Besatzes wächst die Weideleistung je ha auf das 12 bis 14-fache an. Es wurde gelegentlich sogar die “Zuteilung nur je einer Tagesration” erreicht. Aber Zaunkosten und Arbeitslast wurden dabei zu groß. Eine noch stärkere Herabsetzung der Freßzeiten mit steigendem Besatz – früher mit Tüdern oder versetzbaren Zäunen (Pferche) erreicht – wird erst mit der Einbürgerung elektrischer Weidezäune möglich.

Eine noch stärkere Herabsetzung der Fresszeiten und eine weitere Erhöhung des Besatzes, wie sie heute mit modernen Elektrozaunausrüstungen möglich ist und teilweise auch praktiziert wird lässt demnach eine weitere Steigerung erwarten.

Hier die  Tabelle, zu deren Erläuterung  Klapp schreibt, dass es sich um Wirtschafts- und nicht um Versuchsergebnisse handele, weshalb sich in der Tabelle Unstetigkeiten befänden. Auch habe der Gewichtszuwachs der Tiere nicht lückenlos ermittelt werden können, weshalb nur die erzielten Weidetageinheiten genannt wurden:

Freßtage im Mittel Besatz je Nutzung

[Tiere/ha]

Besatz je Nutzung

[dz LG/ha]

Weideleistung
in Weidetageinheiten je Tag und ha relativ
62,7 1,8 7,8 11,3
20,8 3,5 15,2 18,8
14,2 14,1 61,5 32,8
 7,7 30,8  135,0 81,5
 5,0 32,2 140 101,7
4,0 32,2 140 99,7
 3,0 35,6 157 113,7
2,0 39,6 172 159,7

Joel  Salatin nennt  für  die Polyface Farm 400 Kuhtage pro Acre.  Das entspricht  989 Kuhtage pro  ha. Dabei ist zu bedenken, dass die Salatins ihre Kühe  dank moderner Elektrozäune täglich auf eine neue Fläche treiben. Damit läge die Weideleistung des Versuchsgutes Rengen sogar noch über der der Polyface Farm. Joel Salatin übertreibt also keinesfalls. Den Durchschnitt von Salatins Landkreis gibt er mit 80 Kuhtagen pro Acre, was 198 Kuhtagen pro ha entspricht.  Nach obiger Tabelle entspräche das einem 14-tägigen Wechsel der Weide. Auch das ist eine realistischer Zahlenwert. Einige, wie die Salatins haben sehr viel bessere Werte, aber andere werden ihre Tiere auch 20 und mehr Tage auf der selben Weidefläche lassen.

Das  Versuchsgut Rengen, auf dem diese  Daten der obigen Tabelle in den Jahren 1935 – 1940 ermittelt wurden, hatte damals 32 Koppeln für 98 bis 121 Stück Jungvieh (Rinder und  Kälber) zur Verfügung. Es wurden nebeneinander Standweiden sowie Umtriebsweiden mit langsamem und schnellen Umtrieb benutzt. Die Tabelle zeigt die Mittelwerte über 6 Jahre.

Prof. Klapp wurde 1936  Direktor des Instituts für Boden- und Pflanzenbaulehre der Universität Bonn,  zu dem das Versuchsgut Rengen gehörte. Die  obige Tabelle und den dazu gehörigen Bericht über den Versuch hat er offenbar  erstmals 1943 im Landwirtschaftlichen Jahrbuch veröffentlicht.

Auf S. 454, (wie gesagt, 4. Auflage, 1971 ) etwas weiter oben, schreibt Klapp auch:

Wir sind in den früheren Auflagen des Buches näher auf die Frage der geeignetsten Koppelgröße eingegangen, halten dies aber nicht mehr für notwendig. Mehrtägige Beweidung der Koppeln findet sich praktisch nur noch bei extensiven Weideformen (Jungvieh, Mastweiden). Das Verständnis für die Grundsätze ist fast Allgemeingut geworden.

Klapp hat, wie man dem sehr umfassenden Quellenverzeichnis seines Buches entnehmen kann, auch die Arbeiten und Bücher  des französischen  Biochemikers und Landwirtes André Voisin gekannt. Voisin selbst hat in seinem in der deutschen Übersetzung leider vergriffenen Buch Die Produktivität der Weide dem Versuchsgut Rengen ein Kapitel gewidmet. Dieses Buch von Vosin ist aber das, von dem Allan Savory sagt, dass darin im Wesentlichen eigentlich schon alles stand, was er selbst herausgefunden hat.

Was würde also Prof. Ernst Klapp, zu meinen Artikeln Ganzheitliches Weidemanagement und Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung sagen?

Vielleicht mit Trauer, vielleicht mit freundlichem oder bitterem Spott, vielleicht mit Zorn, oder mit einer Mischung aus alledem, würde er zunächst das Landwirtschaftliche Jahrbuch von 1943 und sein Buch Wiesen und Weiden zur Hand nehmen  und darauf hinweisen, dass er und andere, in Deutschland und  in Frankreich, die Grundlagen des von Joel Salatin, Jim Gerrish und anderen propagierten Weidesystems eigentlich schon vor und im 2. Weltkrieg herausgefunden und publiziert hatten.   Die Amerikaner haben lediglich weiter darauf aufgebaut.  Einerseits haben sie  ausprobiert  was mit Hilfe  moderner Elektrozaungeräte heute möglich (( Durch moderne Elektronik ist es heute möglich, sehr kurze Impulse auch hoher Spannungen mit sehr hoher Leistung zu erzeugen.  Damit sind selbst bei relativ starkem Bewuchs noch relativ starke aber ungefährliche Stromschläge möglich.   )) ist und  anderseits haben sie  auch im Bereich  der  biologischen Hintergründe  und des Bodenlebens interessante  Beiträge  geleistet.

Gabe Browns Experimente im Getreideanbau dürften auch Prof. Klapp fasziniert und zu eigenen weiteren Versuchen angeregt haben.   Wie die beiden auf Youtube verfügbaren Vorträge von Jay Fuhrer und Jerry Doan zum NRCS Soil Health Workshop in Utah  2016.     NRCS steht für  Natural Resources Conservation Service .  Es  handelt sich  um eine  Naturschutzbehörde,  deren Aufgabe es ist die  natürlichen  Ressourcen des Landes zu erhalten, zu denen  auch  der Mutterboden gehört. Die beiden Vorträge zum NRCS Soil Health Workshop in Utah  2016 sind beide sehr empfehlenswert. Jay Fuhrer ist Angestellter und Soil Health Specialist (dt.: Mutterbodengesundheitsspezialist) beim NRCS in Bismarck, North Dakota. Jerry Doan ist der Besitzer der ca. 6800 ha großen Black Leg Ranch.     Wie Fuhrer erläutert beschränkt sich der NRCS in North Dakota nicht nur auf Beratung, Ausbildung und dergleichen, sondern betreibt auch Forschung.   Ab [18:50] stellt  er  das  Soil Health Team , also das Mutterbodengesundheitsteam  vor,   zu dem  er gehört  und  bei [20:00]  stellt er das Wissenschaftlerteam vor, das sie zu  Beantwortung  verschiedener Fragestellungen   zusammengestellt  hatten.  Offensichtlich  gehört das alles auch zum Hintergrund  von Gabe Browns eigenen Versuchen und  Methoden. Der von Brown erwähnte südamerikanisch Spezialist für Cover Crops, Dr. Ademir Caligari, gehört z.B. auch zu dem von Jay Fuhrer vorgestellten Wissenschaftlerteam des NRCS von North Dakota.   Jerry Doan, weist nebenbei  einige Male  auf seine Zusammenarbeit mit Jay Fuhrer und damit mit dem NRCS und auf gemeinsame Versuche hin.    Die “5 Methoden” von Gabe Brown  empfiehlt, faktisch identisch, auch Jerry Doan vor [8:20}:

  • Keep Litter on the soil  (dt.: halte Pflanzenreste auf dem  Boden)
  • Increase Plant diversity (dt: Erhöhe die Pflanzenvielfalt)
  • Keep a Living Root as Long as possible (dt:  Erhalte eine lebende Wurzel so lange wie möglich)
  • No or Little Soil Disturbance (dt: keine oder geringe Bodenbearbeitung/Störung)
  • Integrate Livestock (dt: Integriere Vieh)

Jay Fuhrer erwähnt bei seiner Präsentation, dass das beste Buch in Sachen Mutterboden das Buch The Nature and Properties of Soils von Ray R. Weil ist.

Ich denke Prof. Klapp hätte auch an diesen Vorträgen seine Freude.

Auf meinen Hinweis, dass die Uni Bonn die Domäne verkauft habe,  würde er  vermutlich  mit Trauer, Spott und Zorn auf seine Nachfolger antworten und sein Bedauern bekunden,  und mit  einer gewissen Verbitterung  aufzählen, was man  alles hätte  erforschen   und  weiterentwickeln können und sollte. Mit Wissenschaftlern und Professoren wie ihm hätte ich es sicher nie für nötig befunden mich auch noch mit Landwirtschaft zu befassen. Im Grunde treibt mich nur  die  Sorge , dass auch auf unsere deutschen Landwirtschaftsexperten heute kein Verlass mehr ist.

Was ich an der ganzen Sache bedrückend und ernüchternd finde ist, dass man hier sehen kann, dass und wie bereits vorhandenes Wissen unserer Zivilisation zumindest lokal verloren gehen kann.  Nachdem  ich das mit dem Mob grazing gelesen bzw. im Internet gehört und gesehen habe, habe ich Touren durch die Eifel  unternommen um Ausschau zu halten, wie die Bauern ihre Kühe, Rinder und auch Pferde weiden.   Was ich gesehen habe, hat mir immer wieder gezeigt, dass “das Verständnis für die Grundsätze”, das Prof. Klapp 1971 schon fast als Allgemeingut betrachtet hat, offenbar weitgehend verloren oder vielleicht  selbst nach  45 und mehr Jahren  nie angekommen ist.     Was ich in Sachen Weidewirtschaft und auch in Sachen Ackerbau hier in der Eifel gesehen habe und sehe ist  deprimierend. Dabei habe ich mir auch Flächen von Ökobetrieben angesehen.    Auch die fand ich enttäuschend. Man muss diesem Land und seiner Bevölkerung schon den Untergang wünschen, um wirklich gut zu finden was man auf den Wiesen, Weiden und Äckern sieht.

Links zum Ökolandbau und zum Bodenleben in Deutschland

An dieser Stelle habe ich, wegen Kritik an meinem Artikel Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung  mit  “ökologischer landbau bodenbearbeitung” per google gesucht. Dabei fand ich die Seite www.oekolandbau.de -> reduzierte-bodenbearbeitung und www.oekolandbau.de ->landtechnik-im-getreideanbau. Ich sehe überall viele Maschinen und Bodenbearbeitung.  Vieherden als Werkzeug zur Optimierung des Ökolandbaus kommen dagegen nicht vor, während z.B. der oben erwähnte Jay Fuhrer vom NRCS  klar  sagt,  dass nach  ihren  Messungen  und Versuchen  der Einsatz von Vieherden den Maschinen im Ergebnis,  in  Sachen Bodenqualität klar überlegen ist. Dabei  habe ich bei  www.oekolandbau.de  auch einen Link wie www.bodenwelten.de   gefunden,   woraus ich schließe, dass die Probleme  auch in Deutschland bekannt sind.

Vielleicht würde der Spruch des  Kanadiers  Don Campbell weiterhelfen, den Gabe Brown als für ihn, in der Krise seines Betriebes letztlich als sehr hilfreich, erwähnt hat:

“If you want to make small changes, change how you do things. If you want to make major changes, change how you SEE things!”

auf Deutsch:

Wenn Du kleine Änderungen durchführen  willst ,   verbessere die Art  und Weise  wie  Du  die  Dinge tust. Wenn Du große Veränderungen  durchführen  willst, verändere  wie Du die  Dinge SIEHST.

Ein Problem für manche Deutsche, zu meinen Erstaunen gerade auch für Linke und Grüne, scheint zu sein, wenn Ideen aus dem Ausland und dabei insbesondere auch den USA kommen. Vielleicht hilft es, dass ich zeigen konnte, dass gerade auch in der Weidewirtschaft die Amerikaner,   Dank sei Prof. Klapp und  dem Versuchsgut Rengen, letztlich auf ursprünglich deutschen Forschungsarbeiten und Einsichten aufgebaut haben.

Was Prof. Klapp heute sicher sehr faszinieren würde wäre, dass die Landwirtschaft sich offenbar in einem Umbruch befindet, hin zu einer  Art  Ingenieurwissenschaft  des Bodenqualitätsmanagments , bei  der das Bodenleben  und   auch die  Viehwirtschaft intelligent  und ganz bewusst in  einer Weise genutzt werden, die  sich an die Vorgänge in der Natur anlehnen, wie sie z.B. in der Zeit der großen Bisonherden von ganz alleine abliefen und die nachhaltige Existenz und das Wachstum dieser großen  Herden, bei gleichzeitigem Wachstum der  Mutterbodenschichten  ermöglichten.

Erinnerung an Prof. Klapp

Als ich vor einiger Zeit gegenüber einem alten Bauern, der auf der Domäne in Rengen als Landarbeiter gearbeitet hat,    Prof. Klapp erwähnt habe, hat er gemeint, den habe er noch persönlich gekannt, Klapp sei  wirklich sehr in Ordnung gewesen.

Kelberg, den 17. September 2016

Christoph Becker

 

 

 

 




Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung

Auch für die meisten Landwirte dürfte  es überraschend sein, dass und wie man durch einen intelligenten Einsatz von Rinderherden und Deck- bzw. Zwischenfrüchten und Untersaaten den Ertrag von Getreidefeldern massiv steigern, den Hochwasserschutz und den Schutz vor Dürreschäden erheblich verbessern,  Bodenerosion vermeiden und die Kosten senken kann. Dabei handelt es sich nicht (nur) um eine Theorie, sondern vor allem um praktische Erfahrungen und harte Zahlen und Fakten:

Hier einige Zahlen und Fakten von Brown’s Ranch, dem Betrieb den ich hier als Referenz anführe:

  • Ackerbau und Viehzucht gemischt.
  • Seit 1993 “no Till” Betrieb. Also nur noch Decksaat.
  • Früher ein konventioneller Betrieb. Nach vier aufeinander folgenden Jahren, mit 100 bis 80% Ernteausfall durch Hagel bzw. Dürre in den 90er Jahren, Beschäftigung  mit  Allan Savorys  Holistic Managment   (siehe mein Artikel  Ganzheitliches Weidemanagement).
  • Gesamtbetriebsfläche: 2023 ha
  • Ackerfläche: 809 ha
  • In Grünland umgewandeltes Ackerland: 404 ha
  • Ursprüngliches, nie umgepflügtes Grünland (Prärie): 809 ha
  • Mutterkuhherde mit 350 Muttertieren
  • 400 – 800 Kälber/Rinder die nur mit Grass bis zur Schlachtreife gefüttert werden.
  • Eine Schafherde, Legehühner, Hähnchen, Weideschweine.
  • Die Vorbesitzer hatten wegen des kalten Klimas früher ein halbes Jahr Heu gefüttert. Die Browns füttern heute nur an 60 Tagen im Jahr,  also nur ca. 2 Monate  pro Jahr, Heu.
  • Hoher Wilddruck, der die Weiden und Äcker zusätzlich belastet. Teilweise kommen Hirsche  (Deer)  im Winter über 70 km herbeigewandert und es können mitunter hunderte Hirsche (Deer) auf  dem Gelände sein.
  • Ziel bei der Weidehaltung: 1/3 für die Tiere über der Erde (also hauptsächlich die Kühe, aber auch Wildtiere).  2/3  für die Tiere unter der Erde (Mikroben, Würmer usw.).

Aus dem Vortrag   DCED – 2016 Gabe Brown – What is Soil Health?

hier zunächst eine die Übersetzung der  Tabelle von Position [34:26]. Die Erträge sind in Bushel (dt. Scheffel) angegeben. Ich habe sie nicht umgegerechnet, weil es sich beim Bushel um ein Raummaß  handelt ( 1 Bushel = 36,3687 Liter), während Getreidemengen in Deutschland üblicherweise in Doppelzentner oder Tonnen, also in Gewichtseinheiten angegeben werden. Auch macht ein Vergleich von Nord Dakota (kontinentales Klima mit kurzen Sommern, letzter Frost ca. Mitte Mai, erster Frost Anfang September, sehr kalte Winter) mit Deutschland meines Erachtens wenig Sinn. Was hier wichtig ist, ist der lokale Vergleich der Ranch der Browns (mit Googel Earth suche: 3752 106th St NE,
Bismarck, ND 58503 ) mit dem Durchschnitt ihres Landkreises:

Erträge
Ertrag auf Bowns Ranch [Bushel] Durchschnittsertrag  im Landkreis (County) [Bushel] Browns Ranch über dem  Durchschnitt
Mais 127 98

30 %

Sommer Weizen 62 39 59 %
Hafer 112 62 81 %
Gerste 72 48 50 %

Gabe Brown sagt, es gäbe Landwirte im Landkreis, die höhere Erträge hätten als er, aber bei ihm sei  der Aufwand sehr viel geringer (und damit der Ertrag in Dollar größer), weil er nicht nur durch das “No Till” bzw. Direktsaatverfahren,  Energie und Maschineneinsätze spart, sondern  vor allem auch , weil  sein  Betrieb keinen Kunstsdünger, keine Pestizide,  keine Fungizide und nur noch selten   (alle 3-4 Jahre), und dann auch nur teilweise, Herbizide verwendet.

Vergleich der Bodenproben von 4 benachbarten Betrieben

In Postion [55:19] erwähnt Gabe Brown, dass ein Team von Wissenschaftlern im letzten Herbst vier verschiedene Produktionssysteme verglichen habe. Eines davon war das von  Browns Betrieb. Für den Vergleich galten folgende Rahmenbedingungen:

  • Alle vier Betriebe in enger Nachbarschaft, im Umkreis von 1 Meile (1,6 km).
  • Gleiche Bodentypen.
  • Es wurden Fotos von Bodenproben gemacht und es wurden Bodentest nach/von  Dr. Rick Haney, ARS, Temple, Texas.

Die vier Produzenten waren:

  1.  Ein “ökologischer” Betrieb, (Organic Producer oder auf Deutsch wohl “Biobauer”) der eine sehr hohe Vielfalt hatte (Mais, Bohnen, Erbsen,Weizen, Gerste, Hafer, Alfalfa, Tritikale, Roggen, Klee), eben ein sehr diversifizierter Betrieb, aber  mit  viel Bodenbearbeitung (heavy tillage). Die Bodenprobe sah nicht so gut aus.  Nach Browns Aussage geringe Wasserinfiltration bei Regen,  sowie  Probleme bzw. hohe Widerstände  für die Wurzeln.
  2. “No Till”-Betrieb, also Decksaatbetrieb, mit sehr geringer Diversität, der nur Flachs und Sommerweizen anbaut. Dieses Frühjahr  hatten sie ein Regenereignis, bei dem 8,39 cm ( 3  1/2 Inch bzw. ca. 84 Liter pro qm) Regen in 45 Minuten fielen. Dabei wurde sein Sommerweizen weggewaschen und er musste Sonnenblumen pflanzen.  Das Bild zeigt auch kompaktierten Boden. Das Bild zeigt  keine  Unterschied  zu dem  Boden des Biobauern.  “Man denkt  es ist der selbe Boden”.  Man sieht zudem kein Leben.
  3.  Seit langen “No Till”,  also Decksaat.  Ziemlich  gute Diversität. Er pflanzt Mais,  Gerste,  Sonnenblumen, Sommerweizen, Soja. Aber immer sehr, sehr hoher Verbrauch an synthetischem Dünger, Fungiziden, Pestiziden.  Das Bild zeigt auch eine  schlechte Bodenqualität.  Browns Fazit: Die Bilder der Bodenproben der Produzenten 1 bis 3 sind ähnlich: “No Till” ansich ist vielleicht ein Schritt in die Richtige Richtung, bringt aber für sich genommen keinen Unterschied.
  4.   Browns Ranch: “No Till”,  hohe  Diversität, weil er zu den Geld bringenden Früchten (Cash Crops) immer  auch Zwischenfrucht (cover corps) anbaut. Außerdem integriert er die Viehhaltung in den Ackerbau (Beispiel siehe unten).   Keine synthetischen Dünger, Pestizide, Fungizide (und nur selten Herbizide).  Das Bild der Bodenprobe ist beeindruckend: Lockerer Mutterboden mit sehr guter Wasserinfiltration,  Bodendeckung, Regenwürmer, Bodenleben.

Hier nun die Tabelle mit den Messwerten.

Management Vergleich
Managementmethode N P K OC
“Ökologisch” wirtschaftender Betrieb,  hohe Diversität, intensive Bodenbearbeitung 2 156 95 233
No Till, geringe Diversität 27 244 136 239
No Till, mittlere Diversität, viel Chemie (sythetische Dünger usw.) 37 217 199 262
Browns Ranch: No Till, große Diversität, keine Chemie,  Integration  von Tierhaltung 281 1006 1749 1095

N = Stickstoff, P = Phosphor, K = Kalium, OC = Organic Carbon

Man beachte das schlechte Abschneiden des konventionell “ökologisch” wirtschaftenden Betriebes.

Zahlenangaben, zumindest für   N,K und P in Pfund pro acre. Wichtig ist hier der relative Vergleich.   Die Messungen wurden von Dr. Rick Haney, ARS, Temple, Texas durchgeführt. Es handelt daher um Angaben des nach ihm benannten Haney  Tests. Siehe  z.B. auch  Haney/Soil Health Test Information.    Mit Bodentests habe ich mich nie befasst. Wie der  im Folgenden eingebunde Vortrag von  Dr.  Rick Haney zeigt, ist Test offenbar nicht gleich Test.  Der Haney Test ist ein relativ kompliziertes Verfahren, um die aus Sicht der für die Pflanzen tatsächlich verfügbaren Nährstoffe möglichst realistisch zu erfassen. Ziel ist es, die Empfehlungen für die Landwirte zu optimieren und so unnötige Düngung zu vermeiden.

Gabe Browns Kombination aus Zwischenfrucht und Rindereinsatz  beim Getreideanbau

Hier ist zunächst anzumerken, dass Gabe Brown nicht wie  oft  üblich, nur ein bis zwei verschiedene Zwischenfrüchte aussät, sondern Mischungen mit oft 15 bis 20 und mehr Arten.  Insgesamt habe er im letzten Jahr (2015) über 70 verschieden Arten gesät. Das  Zusammenstellen der Mischungen richtet sich nach den lokalen Verhältnissen,  den Hauptfrüchten  und  der Jahreszeit  und ist, wie ich seinem Vorträgen entnehme,  eine Mischung aus Erfahrung, Kunst und Wissenschaft.

Ich habe hier “cover crops” mit Zwischenfrucht übersetzt. Aber in der Realität von Gabe Browns Betriebsweise passt diese Übersetzung zumindest nicht so, wie sich das deutsche Landwirte in der Regel vorstellen. Was Gabe Brown mit “Cover Crops” meint, sind Pflanzen, die nicht die Hauptfrucht darstellen und die vor, neben und nach einer Hauptfrucht gesät werden und auch wachsen können. Während ich hier in der Eifel in den Mais- und Getreidefeldern, die ich mir näher angesehen habe, neben dem Mais oder Getreide der Boden zwischen den Pflanzen der Hauptfrucht  fast immer blank ist und wenn dann nur vereinzelt und unregelmäßig vielleicht etwas Gras oder “Unkraut” wächst,    hat Gabe Brown systematisch und gezielt weitere Arten dazwischen gesät. Das “Zwischen” in Zwischensaat ist hier also nicht nur  zeitlich   sondern auch  räumlich zu verstehen.

Interessant ist an dieser Stelle, vielleicht auch, dass der reine Gründlandbetrieb der Salatins, die   Polyface Farm , ebenfalls eine “No Till”-Sämaschine angeschafft hat und damit experimentiert, die Leistung  der Viehweiden durch das Einsäen von einjährigen Ackerpflanzen wie Erbsen und bestimmten Getreidearten zu verbessern. Das habe ich jedenfalls dem als Interview mit Joel Salatins Sohn David, das sich auf der dem Salatin Semester beiliegenden CD befindet, entnommen. Die Steigerung der Weideleistung bei  diesen Versuchen war offenbar extrem  gut, sofern die Bodenfruchtbarkeit und das Wasserangebot gut waren.

Die  Brown Ranch  von Gabe Browns Familie und die   Polyface Farm der Salatins ähneln sich insgesamt, auch wenn die Lage, das Klima, und  die Betriebsgröße sich sehr unterscheiden.   Beide Betriebe  haben  ihre  Wirtschaftsweise offenbar unabhängig von einander entwickelt und sind zumindest aus westdeutscher Sicht Großbetriebe. Der größte  Unterschied  zwischen beiden Betrieben ist,  dass   die  Browns  in erster   Linie Getreideproduzenten waren und mit ihren 809 ha Ackerland ,  von denen jedes Jahr  90 %  für  den Getreideanbau genutzt werden, auch noch sind. Das für mich bisher fehlende Mosaiksteinchen, das  Gabe Brown liefert, ist die Einsicht, dass und wie auch der Getreideanbau nachhaltig und zugleich wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden kann und dass der Einsatz von Mutterkuhherden dabei ein für den Erfolg und die Effizienz wertvolles Hilfsmittel sein kann.

Während Zwischenfrüchte oder Bodendecker, sofern sie überhaupt gesät wurden, hier in Deutschland (immer soweit ich das selbst gesehen habe)  vor der Aussaat der Hauptfrucht, untergepflügt oder sonst wie untergearbeitet werden, werden diese auf der Brown Ranch drei Tage vor der Aussaat der Hauptfrucht von Rindern    abgeweidet und  zertrampelt.   Dabei wird eine ziemlich extreme Flächendichte, von bis über 100 kg Lebendgewicht pro m2 angewendet. Das heißt, dass eine Kuh von 500 kg nur ca. 5  m2  Weide zugeteilt bekommt .  Die Tiere werden dabei  mehrmals  täglich  auf ein neues Stück Weide umgetrieben.   Gabe Browns Faustformel bei der Beweidung mit Mutterkühen lautet im Allgemeinen “1/3 des Futters für die Tiere über dem Boden und 2/3 für die Tiere unter der Erdoberfläche”. Bei der extremen Form des Mob-Weidens   auf mit Zwischenfrüchten bewachsenen Ackerflächen, 3 Tage vor der Aussaat der Hauptfrucht,  ist das Verhältnis vielleicht sogar noch besser zu Gunsten des Bodenlebens. Die Kühe sorgen bei diesem extremen Beweiden jedenfalls dafür, dass  der nicht von ihnen gefressene Teil der Zwischenfrucht zertreten und zum Teil, durch das Gewicht der Tiere und durch den lokal hohen Flächendruck und die Kanten der Hufe, in den Boden gedrückt wird.

Die Aussaat der Hauptfrucht – ggf. zusammen mit einer neuen Zwischenfruchtmischung – erfolgt dann drei Tage später mit einer “No Till”-Sämaschine.  Dabei schneidet eine Scheibe einen Schlitz in den Boden und das darüber  liegende  organische Deckmaterial.  Danach  kommt eine  Vorrichtung, die  den Schlitz etwas aufweitet und die Samen in den Schlitz legt und dann wird der Schlitz wieder zugedrückt.

Diese extreme Form des Beweidens der Zwischenfrucht  hat eine Reihe  von Vorteilen:

  • Der Boden wird vor Austrockung geschützt. Feuchtigkeit ist aber auch für das Bodenleben gut und natürlich auch für das eingebrachte Saatgut.
  • Die Mikroorganismen im Boden werden vor UV-Strahlen und Hitze geschützt. Gabe Brown zeigt, dass blanker Mutterboden leicht 20 Grad wärmer ist als die im Schatten gemessene Umgebungstemperatur.  Die Temperatur auf der Oberfläche von mit organischem Material abgedeckten Mutterboden entspricht dagegen ungefähr der Umgebungstemperatur. In praller Sommersonne blank liegender Mutterboden kann außerdem Temperaturen erreichen, die für Mikroorganismen tödlich sind.
  • Die von den Rindern hinterlassenen, zertrampelten Zwischenfuchtreste sowie der Mist und Urin der Tiere liefern Nahrung für Mikroorganismen, Würmer, Pilze, Insekten usw. .
  • Schäden bei Starkregen werden verhindert.  Regentropfen, die auf  das zertrampelte organische  Material  auftreffen  werden abgebremst und  treffen nur  langsam  und schonend auf den Boden auf.  Auch   hält die Schicht organischen Materials  auf dem Boden selbst  Wasser zurück.  Die Bodenerosion wird verhindert.
  • Die Zwischenfrucht dient teilweise als Nahrung für die Mutterkuhherde.

Eine andere  Nutzung der Zwischenfruchtmischungen  besteht darin, dass sie im Herbst oder Winter  abgeweidet wird. Im Spätherbst oder Winter kann dadurch Heu eingespart werden.

Die 5 Grundsätze von Gabe Browns Methode:
  1. Der Boden muss eine “Panzerung” (armour) oder Schutzschicht aus organischem Material haben.
  2. Diversität muss gegeben sein(viele Pflanzenarten, viele Tierarten, ein umfassendes Bodenleben)
  3. Es müssen möglichst immer viele lebende Wurzeln im Boden vorhanden sein.
  4. Die Bodenstruktur soll nicht gestört werden. Die Bodenstruktur ist sehr viel komplexer als man gemeinhin denkt und es gibt jede Menge für das Wachstum der Pflanzen hilfreiche Symbiosen, die man mit der Bodenbearbeitung stört oder auch zerstört.
  5. Integration von Großtieren, wie ich es schon in dem Artikel Ganzheitliches Weidesystem zu erklären versucht habe.

Vor diesem Hintergrund habe ich mir noch einmal das 4. Kapitel, The Living Soil (dt. Der  lebende Mutterboden)  in  dem  Buch  Building Soils vor  Better Crops –  Sustainable Soil Management, durchgelesen. Das Buch hatte ich schon in  meinem Artikel  Nachhaltige Bodenverbesserung schon im März 2015 vorgestellt. Gabe Browns Methode und auch der bei ihm übliche Einsatz der Rinder zur Optimierung des Getreideanbaus macht vor diesem Hintergrund sehr viel Sinn und  seine  guten Ergebnisse werden verständlich. Ein interessanter,  auch von Brown  besonders hervorgehobener Aspekt  ist dabei, dass nützliche Pilze (Fungi) eine Chance zur Ausbreitung haben.  Die übliche Bodenberarbeitung durch Pflügen, Grubbern usw. zerstört die oft sehr weitläufigen Netzwerke der Pilze. Manche Pilze dehnen ihre unterirdischen Netzwerke über viele Quadratkilometer aus.   Viele Pilze leben in  einer Symbiose mit  Pflanzen und  können  eine  Reihe von nützlichen  Funktionen haben.  Ein  bekanntes Beispiel  für den Nutzen von  Pilzen  ist , dass Pilze z.B. Penicillin produzieren können.  In dem Buch Mycelium Running: How Mushrooms Can Help Save the World  von Paul Stamets wird von einen Beispiel berichtet, wo der Autor sein Haus von Riesenarmeisen befreit hat, indem er diesen eine bestimmte Pilzart angeboten hat, die die Ameisen wie ein Trojanisches Pferd akzeptiert und gerne aufgenommen hat, um dann von diesen Pilzen getötet zu werden.

Die Anwesenheit von Pilzen kann  aber offenbar auch dabei helfen, Nährstoffe aus dem Boden zu lösen oder zu transportieren. Für die Gesundheit und Qualität des Mutterbodens ist jedenfalls auch das Vorhandensein von Pilzen wichtig. Intensive Bodenbearbeitung führt aber dazu, dass Bakterien bevorzugt und Pilze zurückgedrängt werden.

Wasserinfiltrationsrate

Als Gabe Brown und seine Frau die Farm 1991 von seinen Schwiegereltern gekauft haben, hat man Bodenproben genommen und auch gemessen, wie schnell Wasser im Boden versickert. Damals betrug die Wasserinfiltrationsrate 1/2 Zoll, das sind 12,5 mm pro Stunde, oder 12,5 Liter Wasser pro qm und Stunde.

2015 betrug die Infiltratioinsgeschwindigkeit 15 Zoll pro Stunde ( 38,1 cm bzw. 381 Liter Wasser pro qm und Stunde).  Die Position  in dem anfangs eingebunden Vortag, DCED – 2016 Gabe Brown – What is Soil Health? von Gabe Brown ist  [1:01:23].  Die Wasserinfiltrationsrate hat sich also in ca. 25 Jahren  um das 30-Fache verbessert.  Einige Sekunden später in dem Vortrag zeigt er wie die Infiltration gemessen wird und wie rasant ein Zoll Wasser, also 25 Liter pro Quadratmeter, versickern. Bei seinem Boden dauert das heute nur noch 9 Sekunden. Zwei Zoll, also insgesamt 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, versickert in nur 16 Sekunden. Demnach würde ein Sturzregen von 50 Litern in nur 25 Sekunden problemlos aufgenommen. Die bei den Browns auch auf den Getreidefeldern vorhandene Deckung des Bodens mit organischem Material würde den Aufschlag der Regentropfen zudem dämpfen. Die Fließgewässer in der Umgebung würden weder durch eine plötzlich abfließende Wassermenge noch durch damit weg gespülte Nährstoffe belastet.

Für die Ranch der Browns ist dabei von besonderer Wichtigkeit, dass der durchschnittliche Niederschlag nur ca. 400 mm pro Jahr beträgt. Durch die gute Bodenqualität wird so gut wie immer der gesamte Niederschlag auf dem Boden der Ranch gehalten, was Verluste durch Dürreschäden reduziert.

An dieser Stelle möchte ich auch auf die Präsentation “Maintaining a Healthy Watercycle” (dt.  Einen gesunden Wasserkreislauf  erhalten” ) von Jim Gerrish hinweisen und diesen einbinden. Die Präsentation dauert nur gut 12 Minuten und ist wie ich meine sehr gut gemacht. Das Englisch ist leicht verständlich.:

Speicherkapazität durch Kohlenstoff

1 % organisches Material (Soil Organic Matter) in den obersten 15 cm des Bodens kann über 185 qbm Wasser im Boden halten. Als die Browns ihre Farm 1991 übernommen haben, hatten sie 1,7 bis 1,9 % organisches Material im Boden. Heute haben sie über 6 %.  Vor Beginn des Ackerbaus in jener Gegend, vor über 200 Jahren, waren es über 7 %. Damit haben die Browns zunächst eine  erhebliche Menge klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre entnommen, dabei haben sie den darin enthaltenen Kohlenstoff als die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserretention verbesserndes organische Material im Boden gespeichert und den enthaltenen Sauerstoff haben sie in die Atmosphäre zurückgegeben.

Relevanz für Deutschland

Hochwasserschutz

Man stelle sich vor, wir würden in Deutschland unsere Böden ähnlich gut verbessern, wie Gabe Brown auf seiner Farm – und wie die Salatins auf ihrer Farm. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Überschwemmungen und Hochwasser kommt, würde drastisch vermindert. Soweit  es  dennoch  Hochwasserereignisse  gäbe, würden diese sehr gemildert.   Dabei wäre das nur ein Nebenprodukt einer selbstständig wirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethode.

Schutz gegen Dürreschäden

Schäden durch auch in Deutschland vorkommende Trockenperioden könnten verhindert oder zumindest vermindert werden.

Wirtschaftliche Vorteile für die Landwirte

Die Landwirte könnten mehr verdienen. Weder die Ranch der Browns noch die Polyface Farm der Salatins erhalten  öffentliche Zuschüsse und Förderungen und erwirtschaften trotzdem systematisch erhebliche Gewinne. Gabe Brown sagt, dass er heute jedes Jahr Gewinn macht.

Was ist mit dem ökologischen Landbau?

Erstaunlich fand ich das schlechte Abschneiden des ökologischen Landbaubetriebes in der Nachbarschaft von  Gabe Browns Ranch.  Was ich bisher an ökologischem Landbau in Deutschland gesehen habe, lässt mich vermuten,  dass die Betriebe in in Deutschland auch nicht besser abschneiden würden als der Betrieb in der Nachbarschaft von Gabe Brown Ranch.

Die Wirtschaftsweisen der Betriebe von Gabe Brown  und Joel Salatin könnten und sollten meines Erachtens als Referenz für ökologischen Landbau in Deutschland und Europa diskutiert werden.

Aus verschiedenen Gründen wäre es sicher sehr vorteilhaft, die EU-Agrarförderung und die Bezuschussung der landwirtschaftlichen Unternehmen möglichst bald vor diesem Hintergrund zu hinterfragen, zu diskutieren und ggf. neu ändern.

Warum sind diese Wirtschaftsweisen so wenig bekannt?

Warum ist das alles in Deutschland so wenig bekannt? Warum wird es nicht umgesetzt? Ich denke die Antwort ist sehr vielschichtig. Einige Stichworte die mir dazu einfallen sind:

  • Psychologie und Herdentrieb des Menschen:  Was denken die anderen? Angst vor Neuem. “Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht” usw..
  • Bürokratie,  Gesetze und Agrarförderung.  Eine gute Lektüre dazu ist Seeing Like a State: How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed  (dt.: Mit den Augen des Staates: Wie bestimmte Schemas zur Verbesserung der Lage der Menschen versagt haben)von James C. Scott.
  • Der meines Erachtens sehr naive und einer nüchternen Analyse nicht standhaltende Glaube an den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt, an den Fortbestand des Friedens und an die Unendlichkeit der Ressourcen, auf den man in Deutschland sehr häufig, um nicht zu sagen fast überall, trifft.
  • Interessen der Großindustrie und ihrer Lobby.
Andere deutsche Hinweise auf  Gabe Browns Betrieb

Zum Schluß sollte und möchte ich nicht verschweigen, dass z.B.  Gabe Brown  auch anderen Deutschen außer mir bekannt ist, und dass ich erst von anderen Deutschen von ihm erfahren habe. Zuletzt hatte mich der Kommentar von “Florian” zu meinen Artikel Ganzheitliches Weidemanagement motiviert,   mich doch  etwas mehr mit  Gabe Brown zu befassen und mir einige seiner Vorträge anzuhören. Das war der passende Baustein zur passenden Zeit, weil ich damit auch gelernt und gesehen habe, dass und wie Rinderherden und das Mob Grazing auch für den Getreideanbau in interessantes Werkzeug sind.

Schließlich war/ist da der Artikel Ich mache Boden gut – Vom Segen der Humusvermehrung  –  Das Beispiel von Gabe Brown aus Bismarck in North Dakota .

Außerdem wurde  Gabe Brown in dem deutschen  Forum  www.selbstversorg.org  mehrfach erwähnt .

Christoph Becker

Kelberg, den 14. September 2016

 

 

 




Wasserwirtschaft als Ursache des Syrienkrieges

Bei der Recherche für meinen Artikel Ganzheitliches Weidemanagement,    bin ich auf den Artikel Das neue Wasser-Paradigma: Versickern, verdunsten, loslassen – nicht festhalten!  von Leila Dregger, vom  16. Juli 2016,  gestoßen.  Die Überschrift hat mich zuerst irritiert, weil es bei den Systemen von Allan Savory, Sepp Holzer, P.A. Yeomans und ähnlichen, sehr wohl darum geht, das Wasser schon irgendwie festzuhalten. Beim Lesen habe ich dann aber gesehen, dass die Autorin das mit dem Festhalten des Wassers etwas anders meinte, und eigentlich genau das an positiven Beispielen zeigt, was ich auch als solche sehe.

Ich widme dem Hinweis auf den oben verlinkten Artikel   über das Wasser einen eigenen Beitrag, weil darin ein Aspekt des Syrienkrieges und damit auch der Flüchtlingsprobleme gezeigt wird, den die meisten Politiker und Bürger vermutlich eher nicht kennen und sehen.

Kelberg, den 7. August 2016

Christoph Becker




Ganzheitliches Weidemanagement

Holistic grazing managment (dt. Ganzheitliches Weidemanagement) Mob-Grazing   und Rational Grazing meinen im Wesentlichen dasselbe.  Es handelt sich dabei  um  eine in Deutschland weitgehend unbekannte, hocheffiziente und ökologisch vorteilhafte, die Böden verbessernde und dem Klimaschutz dienende Weideform für Wiederkäuer. Keine der in Deutschland bekannten und angewendeten Nutzungsformen für Weiden  entspricht der Beschreibung dieser  Form des Weidemanagements .

Weil die Überschrift für diesen Artikel ursprünglich Das Mob-Weidessystem lauteten  sollte, habe  ich im Folgenden meist den von nordamerikanischen Landwirten verwendeten Ausdruck Mob Grazing oder des deutsche Übersetzung Mob-Weidesystem, verwendet. Das  nebenstehende Bild,MobGrazingBeispiel von der Webseite www.americangrazinglands.com    , ((  Nachtrag 12. Aug. 2016: Den auf der Webseite von AmericanGrazinglands angebotenen USB-Stick von Jim Gerrish und alle dort angebotene Literatur, soweit sie nicht auf dem USB-Stick ist, habe ich mir bestellt.  Nach einigem hin- und her  haben die jetzt herausgefunden, wie man nach Deutschland verschicken kann. Bezahlung geht jetzt einfach per PayPal. Das gesamte Paket kostet mich ziemlich genau 600 Euro zzgl. Zoll. Von Jim Gerrish gibt es aber auch schon auf Youtube eine ganze Reihe sehr interessanter Vorträge.  Ich denke,  die Unterlagen von Jim Gerrish sind eine gute Ergänzung  zu  Joel Salatins  Büchern und  dem  Salatin  Semester     ))  , vermittelt einen Eindruck von der für das Mob-grazing typischen, hohen Anzahl von Tieren pro Flächeneinheit.

Auf der Suche nach einer vielleicht schon existierenden, korrekten Übersetzung  für  den amerikanischen Ausdruck  Mob Grazing  (( Mob meint hier NICHT mobil, sondern “Mob” im Sinne von Zusammenrottung, Herde oder Gruppe )) bin ich zunächst auf den deutschen Ausdruck Portionsweide gestoßen.    Die Beschreibung auf Wikipedia und auf verschiedenen deutschsprachigen, die Weidewirtschaft betreffenden Internetseiten zeigt aber, dass  man in Deutschland mit  Portionsweide nur  einen Teilaspekt des Mob Grazing   meint und dass man dessen ökologischen Wert nicht zu kennen scheint. Auf der Webseite www.oekolandbau.de findet man auf deren Unterseite für die Weidesysteme für die Mutterkuhhaltung   sogar indirekt-offensichtlich den Hinweis, dass das Portions-Weidesystem für die Mutterkuhhaltung im ökologischen Landbau ungeeignet ist, während Mob-Grazing  aber die für den ökologischen Landbau das mit weitem Abstand beste Beweidungssystem sein dürfte – sofern man es versteht und zu nutzen lernt.

Zwei Filmtrailer über ein praktisches Beispiel

Hier zunächst zwei Trailer zum Film Polyfaces, der über die das Ganzheitliche Weidesystem (und dazu jede Menge Verstand, Geschick, Weltoffenheit und  Kreativität)  seit langem anwendende Polyface Farm handelt. Der erste Trailer ist nur 2:20 Minuten lang und in Englisch,  mit flotter Musik und dem unbescheidenen, selbstbewussten Statement  Joel Salatins  “Wenn jeder Landwirt in den Vereinigten Staaten dieses System  anwenden würde, dann würden wir in weniger als 10 Jahren  den gesamten Kohlenstoff, der seit dem Beginn der industriellen Revolution emittiert (=in die Luft geblasen) wurde,  sequestrieren (= im Boden einlagern).

Der folgende, zweite Trailer ist  9:38 Minuten lang und mit deutschen Untertiteln versehen:

Polyfaces trailer (German subtitles) from RegrariansMedia on Vimeo.

“Weidereste” – Verschwendung oder   Segen?

Die Art, wie das Wort “Weiderest” in den Ausführungen über die Weideformen auf Gruenland-Online.de , gerade auch bei der  Beschreibung des Portionsweidesystems benutzt wird, und googeln mit dem dem Wort “Weiderest” zeigen, dass man das Mob-Weidesystem  – von  sehr seltenen  Ausnahmen ((   die Bücher von Allan Savory  und  Joel Salatin werden  jedenfalls auch in Deutschland verkauft und gelesen )) abgesehen –  in Deutschland nicht benutzt, weil man dessen entscheidenden Vorteil   bisher weder kennt noch  sieht.

Der “Weiderest”, der dazu auch noch wegen der hohen Tierdichte, zertrampelt wird, ist nämlich der für den Erfolg des Ganzheitlichen Weidesystems entscheidendenste Punkt.

Um das verstehen zu können, hat es mir sehr geholfen, dass ich von John Jeavons das Buch How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops)  durchgelesen und bei ihm im Herbst 2015 ein 3-tägiges Seminar besucht hatte.  Es gibt nämlich ein Parallele zwischen der Growbiointensive-Methode von John Jeavons und dem Ganzheitlichen Weidesystem:

Bei der Growbiointensiv-Gartenbaumethode von John Jeavons wird empfohlen und als für den Erfolg unerlässlich angesehen, grundsätzlich 70 % der gesamten Photosynteseleistung (also der von den Pflanzen verwerteten Sonnenenergie) für die  Produktion von  kompostierbarem Material  vorzusehen.  Wenn man  mit der Growbiointensive-Methode neu  anfängt und  genug Zeit hat ,  sät und pflanzt man   zuerst sogar  ganz bewusst nur um damit kompostierbares Material zu erzeugen.   Hauptziel bei der Growbiointensive-Methode  ist es,  zuerst und vor allem die Bodenqualität zu verbessern und dazu den Humusgehalt und damit den Kohlenstoffgehalt des Bodens zu steigern. Ein weit überdurchschnittlich hoher Ertrag ist dabei,  im Gegensatz  zu allem was  ich vorher,  als jemand der vom 6. bis zum 17. Lebensjahr auf dem Land aufgewachsen ist,  nicht das erklärte Ziel . Ein hoher Ertrag ist nur eine gerne in Kauf genommene  Nebenwirkung. Tatsächlich war und ist die treibenden Fragestellung, mit der sich  John Jeavons seit 1973 beschäftigt hat, die Frage wie man auf der kleinstmöglichen Fläche nachhaltig alles was eine Person braucht anbauen kann. Eine wichtig Information aus dem Seminar von John Jeavons, und auch von der Besichtigung der Singing Frogs Farm, war dann noch, dass die besten Kompostierung darin besteht, dass man die Wurzeln der Pflanzen im Boden belässt, wo sie dann den Mikroorganismen und Kleinstlebewesen als Nahrung dienen.

Das  Mob-Grazing  ähnelt so gesehen, also im  Bezug auf  das  kompostierbare Material, sehr der  Growbiointensiv -Gartenbaumethode.  Der  “Weiderest” ,  ist hier kein  Verlust, den man leider in Kauf nehmen muss, sondern  ein ganz entscheidender Grund für den Erfolg .    Für die  bei deutschen Beschreibungen des  Portionsweidesystems  als Nachteil beschriebenen Trittschäden gilt ähnliches.   Die “Trittschäden” sind eher eine Art natürlicher Mulchmähereffekt. Der “Weiderest” von  50 und  mehr Prozent  , der  von den Tieren wegen der hohen Tierdichte dann auch noch zertrampelt wird, liefert beim Mob-Grazing eben jene Bodenbedeckung mit “totem” organischem Material, die die Feuchtigkeit im Boden hält und die Würmern, anderen Kleinstlebewesen und Mikroorganismen als Schutz und Nahrung dient – was diese dann mit der Produktion von Humus und dem Lösen von Mineralien quittierten, was dem Landwirt, bei richtigem Management, im Vergleich zu anderen Methoden weit überdurchschnittliche Erträge beschert.

Wilde Weide ohne wilde Raubtiere?

In dem Wikipedia-Artikel über die Weide (Grünland), gibt es aber auch einen Abschnitt “Wilde Weide”. Dieser zeigt, dass man in Deutschland zwar das erreichen möchte, was das Mob-Weidesystem bzw. Allan Savorys Holistic Management tatsächlich erreichen, aber dass man in Deutschland die für den Erfolg entscheidenden Punkte nicht erkannt hat und  ausdrücklich das vermeidet, was für das Erreichen des Ziels wichtig ist.

Eine Suche nach “Wilde Weide” mit google führte zu einer Seite der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, auf der eine 222 Seiten   umfassenden Broschüre mit dem Titel “Wilde Weide -Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung”  als pdf-Datei zum Download angeboten wird (ca. 300 MB Dateigröße!).   Dieser Broschüre ist zu entnehmen, dass man in Deutschland zwar  mit den System “Wilde Weide” versucht, den Effekt der großen Pflanzenfresser in der Natur wieder zu erzielen, aber dass man dabei eindeutig auf dem falschen Weg ist, weil man etwas sehr Grundlegendes nicht verstanden hat:

Die großen wiederkäuenden Pflanzenfresser dieser Erde sind Herdentiere, deren Verhalten und damit auch deren Effekt auf die Weiden, durch  das Vorhandensein  von Raubtieren geprägt war und ist:  Herdenbildung  war und ist eine Überlebensstrategie in der Wildnis,   wie man sie  in der amerikanischen Prärie in der Zeit der  großen Bisonherden  hatte und wie man sie heute noch in Afrika in der Serengeti hat.  Die Herden  bleiben  aus Furcht vor den Raubtieren dicht zusammen.  Die Folge ist:

  • eine extrem hohe Flächenbelastung (Tiere/Hektar)
  • die Flächenbelastung ist in der Natur nur kurze Zeit  hoch. Sie ist dann  wieder für viele Wochen, Monate oder Jahre so gut wie null.
  •   die Tiere müssen schnell und hastig fressen und haben keine Zeit für eine besonders wählerische Futterwahl.
  • die Tiere zertrampeln mit ihren Hufen, wegen des hohen Flächendrucks (Körpergewicht/Auftrittfläche der Hufe) und der Form der Hufe einen großen  Teil des Grases. Faktisch dienen die von den Hufen der Tiere zertretenen und teilweise in den Boden gepressten Grasreste als den Boden bedeckende Schicht, die dann noch mit dem Dung und Urin der Tiere angereichert wird. Dadurch werden der Boden und die Würmer sowie die Kleinstlebewesen vor  Sonneneinstrahlung und Austrocknung  geschützt und  sie werden mit Nahrung versorgt. Es kann Humus entstehen, der  das Wachstum fördert. Außerdem  sorgt die  Bedeckung des Bodens mit dem zertrampelten Gras dafür, dass die Regentropfen den Boden nicht beschädigen und dass der Regen besser auf dem Land gehalten wird.  Alles zusammen sorgt dafür, dass mehr Gras schneller und kräftiger nachwachsen kann.

Überweidung

Überweidung ist eine Funktion, die neben der Anzahl der Tiere pro Flächeneinheit und der Bodenqualität, bzw.  des Futterangebotes auch von der Zeit abhängt, die die Tiere auf einem bestimmten Stück Land bleiben.  Überweidung kommt erst zustande, wenn man zu viele Tiere  zu lange auf einer Fläche lässt.

Warum die “Wilde Weide” unnatürlich ist

Die in Deutschland als  “Naturschutz” angesehene “Wilde Weide” ist eher unnatürlich, weil die Flächen in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft ((ca. 230 Menschen pro Quadratkilometer, Tendenz dank Zuwanderung sogar weiter steigend.    )) viel zu klein sind, weil die Herdengrößen zu klein sind und weil die großen Raubtiere fehlen, die die Herden zusammenhalten.  Die  Tiere  werden bei der “Wilden Weide”, anders als in der ursprünglichen Natur, nicht  dazu gezwungen dicht gedrängt, hastig grasend weiter zu ziehen. Sie können vielmehr selektiv  die ihnen am besten schmeckenden Gräser und Pflanzen übermäßig häufig abfressen und diese damit zurückdrängen, während der einen Teil des Grases kompostierende, den bodenverbessernde, den Boden vor Austrocknung schützenden Effekt des flächendeckenden Zertrampelns des “Weiderestes”, den  diese  Herdentiere in der ursprünglichen Natur so wertvoll gemacht  hat – und  dem wir die fruchtbaren  Böden in den großen  Graslandschaften  verdanken – nicht mehr gegeben ist.

Wachstumskurve und Energiewirtschaft des  Grases

Wichtig für die Beurteilung eines Weidesystems sind auch die Wachstumskurve von Gras und die  Art wie  Gras  Energie speichert und  auf das Abweiden oder Abmähen reagiert:

Die folgende Grafik zeigt die Wachstumskurve von Gras nach den Experimenten von P. Lineham. Die Grafik habe ich  aus  dem Buch Gass Productivity –  An Introduction  to Rational Grazing , von André Voisin (1959),  S. 23 entnommen.  Es wurde das Nachwachsen des Grases, nach einem Schnitt gemessen. Wie man sieht betrug die Masse des nachwachsenden Grases in den ersten 10 Tagen nach dem Schnitt nur 698 kg pro Hektar. Vom 20. bis zum 30. Tag, also in auch nur 10 Tagen, betrug  der Zuwachs 6980 –  2900  =  4080 kg  pro Hektar, also das  5,84-fache des Zuwachses in den ersten 10 Tage.  Man stelle sich dazu vor,   dass bei einer Dauerweide die Kuh “nur” alle 10 Tage das Gras abfrisst.   Dabei ist dann noch nicht berücksichtigt, dass  das Gras  für  das erste Wachstum, in den Wurzeln  gespeicherte Energie verwendet, die sich erschöpft, wenn wegen zu schnellem Wiederabfressens nicht genug neu Energie  gespeichert  werden kann.

grassgrowth-Linehan

  • Die Wachstumskurve von Gras entspricht einer logistischen Funktion. Das Gras wächst zunächst nur langsam. Joel Salatin nennt das Gras in seinem weiter unten eingebundenen TEDx-Talk daher Diaper-Grass (dt. Windel-Gras oder vielleicht auch Kleinkindgras). Nach dieser Phase wächst das Gras schnell, nutzt die Sonnenenergie besonders gut und legt dabei auch Energiereserven in Form von Wurzeln an. Dann wird die  Wachstumskurve wieder flacher, das  Gras wird alt und das Wachstum endet, Salatin nennt das Gras in dieser Phase “Nursinghome Grass” (dt. Altersheimgras).
  • Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Masse des über der Erde befindlichen, sichtbaren Grasmenge und der in Form von Wurzeln unter der Erde befindlichen Menge organischen Materials.
  • Wenn Gras abgemäht wird, oder wenn ein Tier es abbeißt, dann bilden sich die Wurzeln zurück und es wird zuvor in den Wurzeln gespeicherte Energie für neues Wachstum verwendet. Die Wurzeln bilden sich dabei zurück und hinterlassen organisches Material im Boden, das von Mikroorganismen und Kleintieren zersetzt und in Humus verwandelt wird. Das Gras wächst dank der aus den Wurzeln abgezogenen Energie wieder relativ schnell nach, auch wenn ihm die Grünfläche  für die Photosynthese fehlt, die für die Deckung des für das Nachwachsen in dieser Zeit nötigen Energiebedarfs erforderlich wäre. Dank dieser Energiereserven aus den Wurzeln vergrößert das Gras seine grüne, für die Photosynthese und damit für die Energiegewinnung verfügbare Fläche und es kann weiter wachsen und zugleich wieder neue Wurzeln bilden und neue Energie in diesen speichern. Beim Mob-Weidesystem lässt man  man das Gras, wenn irgend möglich in Ruhe, bis es auf der Wachstumskurve wieder den oberen Teil erreicht hat und nur noch langsam oder nicht mehr wächst.  Bei der “Wilden Weide”, bei Ganzjahresweiden und überhaupt bei allen Weidesystemen, bei denen die Tiere länger als ein bis zwei Tage auf einem Abschnitt weiden können, werden die Tieren gut schmeckende Gräser oft zu schnell erneut abbeissen und die Gräser verlieren damit die in ihren Wurzeln gespeicherte Energie. Sie bekommen nicht mehr die Zeit, um genug neue Energie zu speichern. Auch bleibt das Gras dann im durch langsames  Wachstum gekennzeichnten  “diaper grass” bzw. “Windelstadium”. Er kann die Phase des schnellsten Wachstums und der größten Energiegewinnung und Energiespeicherung nicht mehr durchlaufen. Anderseits können sich Unkräuter und Gräser, die die Tiere weniger oder nicht mögen dann besser ausbreiten und vermehren, weil die Tiere diese wegen der zu geringen Flächenbelastung meiden. Die Qualität der Weide verschlechtert sich damit.

 Mob-Weidesystem bildet die Natur nach

Beim Mob-Weidesystem ersetzt das Wissen und der Verstand des Landwirtes, kombiniert mit den Möglichkeiten  moderner, elektrischer Zaunsysteme , die Wirkung der Raubtiere.   Intelligente Planung und  teilweise auch der Einsatz von Tabellenkalkulationen ersetzen  oder kompensieren beim Mob-Weidesystem den Umstand, dass man in dichtbesiedelten Kulturlandschaften eben nicht mehr solche riesigen Flächen wie in der Serengeti oder in der Nordamerikanischen Prärie zur Zeit der großen Bisonherden hat, in denen die Tiere grasend in großen Herden, von Raubtieren zusammengehalten und von Hunger getrieben,  ständig weiterziehen können. Beim Mob-Weidesystem wird also mit sehr preiswerter moderner Weidezauntechnik  und dem Wissen, der Intelligenz, der Erfahrung und  dem Geschick des Landwirtes   eben der Effekt der großen Pflanzenfresser erfolgreich nachgeahmt, den man in Deutschland mit der “Wild Weide” gerne nachahmen würde. Folglich ist das Mob-Weidesystem gerade auch für Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete  (Flora, Fauna, Habitat-Gebiete),  soweit diese in einer ursprünglichen Naturlandschaft zum Durchzugsgebiet großer Pflanzenfresser gehören würden, bzw. wo man heute das System der “Wilden Weide” anwendet.

Bei wirklich  ganzheitlichem Weidesystem auch andere Wiederkäuer, Schweine und Geflügel

Bei einem wirklich ganzheitlichem Weidesystem wird man auch, wie auf der Polyface-Farm,  Schafe oder  Ziegen,  Schweine und  Geflügel  einsetzen.

Die Salatins setzen auf der Polyface Farm z.B. Schweine, Hühner, Truthühner und Kaninchen ein. Die Hühner haben dabei den besonderen Vorteil, dass sie die Kuhfladen breit kratzen und darin vorhandene Fliegenlarven fressen.

In seinem Salatin Semester ( 12 DVDs mit ca. 18 Stunden Vortrag und ein Buch) beschreibt geht Joel Salatin auch auf diese Möglichkeiten und in dem Buch werden viele weitere Literaturquellen angegeben.

Mark Shepards Buch Restoration Agriculture: Real-World Permaculture for Farmers  und die zugehörige DVD mit dem Titel Restoration Agriculture in Practice – Video Tour & Instructions, die ich in meinem Artikel Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte, zeigen verschiedene weiter Gründe und Möglichkeiten. Z.B. verwendet Mark Shepard Schweine auch deshalb, weil sie sich an seinen Obstbäumen scheuern und damit den Ungezieferbefall vermindern. Kühe wiederum machen sich bei Shepard auch damit nützlich, dass sie tiefhängende Zweige von den Obstbäumen abfressen, was bei ihm ebenfalls Ungezieferbefall vermindert.

Mark Shepard wendet soweit ich mich erinnere, nicht ausdrücklich das Mob-Grazing an.  Sein Schwerpunkt ist eher eine enorme Vielfalt und das Zusammenspiel von Tieren, Büschen und Bäumen. Seine Farm heißt aus gutem Grund “New Forest Farm”, also “Neuer Waldbauernhof”,  und sein derzeitiges Geschäft scheint hauptsächlich der Verkauf von Bäumen und Sträuchern zu sein.

Insbesondere  Shepards DVD ist aber gerade auch mit Blick auf die Pflege und Nutzung von FFH-Gebieten in Deutschland sehr interessant, weil er zeigt, wie er durch die Nutzung von P.A. Yeomans Key-Line-System bzw. das Hauptliniensystem faktisch jede Menge Feuchtgebiete angelegt hat damit und durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern nicht nur den Wasserhaushalt verbessert, sondern auch die Artenvielfalt der auf seiner Farm wild lebenden Tiere enorm gesteigert hat.

Bodenqualitätsverbesserung und Klimaschutz

Die Bodenqualität, die sich derzeit, gerade auch als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung, weltweit verschlechtert, kann durch das  Mob-Weidesystem erheblich verbessert werden.  Zur Verschlechterung der Bodenqualität siehe dazu auch die Weltkarte in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.

Mit der Verbesserung der Bodenqualität wird auch wieder Kohlenstoff im Boden eingelagert und damit Kohlendioxid aus der Luft entfernt. Die Polyface Farm der Salatins hat in den letzten 50 Jahren angeblich pro Jahr ca. 5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Boden eingelagert. In 50 Jahren wären das 250 Tonnen. Ein Kilogramm Kohlenstoff entspricht  3,66 kg  Kohlendioxid (( Atommasse von C = 12, Atommasse von Sauerstoff = 16, Kohlendioxid = CO2.   Molekülmasse  von  CO2  =  12 +  2×16  =  44.     Verhältnis zu Kohlenstoff = 44/12 = 3,66.)) Daraus folgt: Wenn man eine Tonne Kohlenstoff per Photosynthese im Boden einlagert, dann entzieht man der Luft  3,66 Tonnen Kohlendioxid. Wenn ein  Auto, das 100 g CO2 pro km erzeugt, dann haben die Salatins, in erster Linie auch durch die Anwendung des Mob-Weidesystems, pro Hektar und Jahr den CO2-Ausstoss von 183 Tausend Autokilometern wieder im Boden eingelagert, und das als Nebeneffekt der Produktion von gesunden Nahrungsmitteln.    Bei einem Auto mit einem CO2-Ausstoß von 150 g/km wären es immer noch 120.000 km PRO Jahr und Hektar.

Zum Thema Kohlenstoff im Boden erwähnte John Jeavons in seinem Vortrag zur MOSES-Conference 2015, dass der Kohlenstoffgehalt 1973, als er mit dem Gartenbau angefangen habe, im Durchschnitt bei 2 % gelegen habe. Jetzt, 2015, liege er bei nur noch 1,2% . Ich nehme an, dass er damit den mittleren Kohlenstoffgehalt der Landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit meinte. Das wäre ein Rückgang von 40 % in nur etwas mehr als drei Jahrzehnten.

Wirklich klar und sicher sind die Daten für den Kohlenstoffgehalt der Böden der Welt aber nicht:

  • Global soil carbon: new study highlights need for better understanding
  • www.carbon-biodiversity.net/ Diese offenbar vom deutschen Bundesministerium für Umwelt usw. geförderte Seite zeigt komischerweise bei den Detailkarten nur solche für einige Länder der 3. Welt, aber nichts für Deutschland und Europa. Deutschland und Europa kann man nur in der Weltkarte finden, die man dort herunterladen kann.
  • Die 203 Seiten lange Publikation des Umweltbundesamtes, aus dem Jahre 2008, mit dem Titel Humusversorgung von Böden in Deutschland, die als pdf-Datei frei verfügbar ist,  verspricht interessant zu sein.  Ich habe  das Dokument etwas quer gelesen. Im Detail ist wie immer alles ziemlich kompliziert. Leider fehlt mir momentan die Zeit, das  Dokument  ganz zu lesen. Jedenfalls besteht von staatlicher Seite schon ein grundsätzliches Interesse möglichst viel Kohlenstoff im Boden einzulagern und auch die Böden zu verbessern.    Man müsste in der Praxis konkret versuchen und nachmessen, was zum Beispiel mit dem Mob-Weidesystem und auch mit dem System von John Jeavons auf verschiedenen Flächen in Deutschland wirklich möglich ist.

Im selben Vortrag weist Jeavons auch darauf hin, dass die Verluste an Mutterboden weltweit so groß sind, dass von 2015 an gerechnet in nur 39 Jahren kein Mutterboden zur Nahrungsmittelproduktion mehr vorhanden wäre. Auch würde nicht nur die konventionelle Landwirtschaft, sondern auch ein großer Teil des Ökolandbaus – so begrüßenswert er auch sei – derzeit pro Kilogramm erzeugter Nahrungsmittel einige Kilogramm Mutterboden verbrauchen.   Sowohl der biointensive Gartenbau nach John Jeavons als auch das Mob-Grazing bzw. Holistic Management stoppen den Mutterbodenverlust und erzeugen sogar neuen Mutterboden. John Jeavons Methode  macht das relativ arbeitsaufwendig auf kleinen Gartenflächen, das Mob-Grazing bzw. Holistic Management  bzw. Rational Grazing, kann es mit Hilfe von Wiederkäuern wie Kühen und Schafen, mit geringem Energieaufwand im großen Stil auf großen Flächen.

Distickstoffoxid-Emmission

Dank der Verbesserung der Bodenqualität hat die Polyface Farm eine etwa 4 mal höhere Flächenleistung als konventionelle Betriebe in der Nachbarschaft, aber sie hat anderseits seit der Übernahme durch die Salatins im Jahre 1960 keinen Kunstdünger verbraucht und damit  keine oder  zumindest  eine sehr viel geringere Distickstoffoxid-Emmission ( Distickstoffoxid = N2O = Lachgas). Das Umweltbundesamt empfiehlt dringend, mit Blick auf den Klimawandel, die Lachgasemission in der Landwirtschaft zu reduzieren. Das Mob-Weidesystem, eventuell kombiniert mit anderen z.B. auf der Polyface-Farm erfolgreich erprobten Methoden und für den Gartenbau auch in Kombination mit der Methode von John Jeavons, bieten die Möglichkeit dazu.

Methanemission

Zur Methanemission durch die Rinderhaltung hat Joel Salatin in einer Antwort auf einen Artikel in der New York Times,    “The Myth of Sustainable Meat,”  (dt.: Der Mythos der nachhaltigen Fleischproduktion), geschrieben ( Joel Salatin responds to New York Times’ ‘Myth of Sustainable Meat’), dass Methan auch dann frei kommt, wenn man die Pflanzen einfach nur verrotten und nicht von Tieren fressen lassen würde. Wenn man die Methanemissionen vollständig eliminieren wolle, müsse man alle Feuchtgebiete und Moore dieser Welt trocken legen. 95% aller Methanemissionen der Welt  würden von Feuchtgebieten und Sümpfen verursacht . Tiere würden  nur einen vernachlässigbar kleinen  Anteil haben.   (( In dem Buch “When the Rivers Run Dry: Water–The Defining Crisis of the Twenty-first Century” von Fred Pearce (es gibt auch eine deutsche Ausgabe, mit dem Titel Wenn die Flüsse versiegen, die aber teurer ist), wird ein Wasserkraftwerk am Amanzonas erwähnt, durch dessen Bau nun soviel Methan abgeschieden wird, das dieses Wasserkraftwerk wesentlich klimaschädlicher ist als es ein mit fossilen Brennstoffen betriebenes Kraftwerk derselben Leistung wäre )) In der Tat müsste man die Methan-Emission global betrachten und sich überlegen, was denn wirklich passieren würde, wenn man die Gräser weltweit einfach verrotten lassen würde, anstatt sie abzuweiden. Immerhin wäre es dann nicht mehr möglich, die Tiere zur Verbesserung der Bodenqualität und damit zur Einlagerung von Kohlenstoff zu verwenden. Wir brauchen die Wiederkäuer, wie weiter oben dargelegt, um die Böden und den Wasserhaushalt mit ökologisch und ökonomisch vertretbarem Aufwand zu verbessern.  Siehe dazu auch die weiter unten eingebundenen TED-Vorträge.

Mob-Grazing auf deutschsprachigen Internetseiten

Mit der Beschränkung der  google-Suche nach  “mob grazing” auf die Sprache Deutsch und das Land Deutschland fand ich nur die folgenden zwei deutschsprachigen Artikel:

Bei Suchen zum Thema Rinderhaltung und Weidewirtschaft fand ich auch eine Masterarbeit die 2014 an der Universität Hohenheim eingereicht worden war: Mutterkuhhaltung in Deutschland – Status quo und Zukunftsperspektiven im europäischen Kontext.  Ich konnte in dieser Diplomarbeit keinen Hinweis darauf finden, dass in  Deutschland das Mob-Weidesystem oder etwas vergleichbares genutzt wird.

TED-Vorträge

Hier zunächst ein TED-Vortrag von Allan Savory, mit deutschen Untertiteln (ich hatte den schon in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität eingebunden):

Von Veganern und “etablierten Wissenschaftlern” gab und gibt es zum Teil heftige Kritik an Savory, aber Kritik dieser Art gab es in der Vergangenheit auch für viele andere Entwicklungen, die sich schließlich durchsetzt haben. Ich denke, man sollte sich davon nicht beirren lassen, zumal man heute bei “etablierten Wissenschaftlern” immer damit rechen sollte, dass diese die Interessen irgendwelcher Konzerne oder Interessengruppen vertreten.   Und solche Interessen stehen hier in wirklich sehr großen Umfang auf dem Spiel. Auch ist es so, dass wissenschaftliche Forschungsergebnisse auch unbewusst dadurch beeinflusst werden, was die jeweiligen Wissenschaftler glauben. Nach meinen Recherchen gibt mehr als genug überzeugende, praktische Beispiele die zeigen, dass  das  die Methode von Allan Savory  funktioniert.

Außerdem ist  es zwar so,  dass Allan Savory sein System offenbar ziemlich unabhängig entwickelt hat, aber wie er in seiner Rede Holistic Managment sagt, hat der französische  Biochemiker, Landwirt und Autor  André Voisin

lange vor ihm in seinem Buch Productivité de l’herbe,   (amerikanische Ausgabe: Grass Productivity  , deutsche Ausgabe, 1958, Die Produktivität der Weide ) all das erklärt und beschrieben, was er auch herausgefunden hat. Während Allan Savory mehr aus Mitteleuropäischer Sicht mit den sehr trockenen Gebieten in Afrika vertraut ist und seine Methode dort entwickelt hat, war André Voisin  mehr mit den Verhältnissen in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz vertraut.    Voisin, der offenbar  auch gut Deutsch  sprach, war übrigens sogar  mit den Verhältnissen auf dem Versuchsgut Rengen in der Eifel, das zur  Universität Bonn gehörte, gut vertraut.  Er  bezieht sich in seinem Buch über  die Produktivität der Weide (ich habe nur die amerikanische Ausgabe gelesen)  öfters auf die Arbeit von Prof.  Ernst Klapp. So gesehen haben dann auch teilweise in der Eifel, auf der Domäne Rengen durchgeführte Forschungsarbeiten zu Voisins Buch und dann zum Erfolg der Polyface Farm beigetragen. Diese Anmerkung für jene, die meinen ich würde immer zu sehr im Ausland und da vor allem im aussereuropäischen Ausland nach Ideen und Methoden Ausschau halten  und  die  Deutschen  nicht genug würdigen.

Der Vater von Joel Salatin, der die Polyfacefarm der Salatins  1960 begründet hat,  hat  Voisins Bücher gelesen und das scheint einer der Gründe für den Erfolg der Polyfacefarm gewesen zu sein.

Hier der TEDx-Vortrag Cows, Carbon and Climatebei dem Joel Salatin das Mob Grazing, wie ich meine recht gut, erklärt.

Ein kritischer Artikel zum Mob-Weidesystem

Ein kritischer, aber nicht ablehnender Beitrag zum Mob-Weidesystem ist  A Skeptical Look at Mob Grazing von Chris Helzer. Im Wesentlichen geht es darin darum, dass man auch beim Mob-Weidesystem übertreiben und damit auch den Boden zerstören kann.   Aus den Ausführungen von Allan Savory kann man zwar entnehmen, dass es sich um ein in Afrika schon nach kurzer Einweisung im Grunde auch von Analphabeten realisierbares System handelt. In den gemäßigten Klimazonen scheint es aber schwieriger zu sein, wie das teilweise ziemlich umfassenden  Ausbildungsmaterial  und die Literatur  zeigen. Immerhin wollen die Tiere an 365 Tagen im Jahr  genug zu fressen haben, während das Gras übers Jahr gesehen unterschiedlich schnell wächst, genug Erholungszeit benötigt und die Tiere die Grasnarbe auch nicht zerstören sollen. Auch ist das Wetter jedes Jahr etwas anders.

Treibhausgase und Landwirtschaft

Ein ganz hervorragender Vortrag zum Thema  Treibhausgase und Mob-Weidesystem, aber auch  zu  typisch menschlichen  Verhaltensweisen im Bezug auf Probleme und den Klimawandel, ist der TEDxDubbo-Vortrag Soil carbon — Putting carbon back where it belongs — In the Earth des Australiers Tony Lovell:

An dieser Stelle möchte ich auch auf den Artikel Could carbon farming help reverse climate change?  hinweisen.

Klimawandel und der Beitrag der Landwirtschaft

Eine gute Übersicht,  auch über  die  verschiedenen per Landwirtschaft möglichen Methoden zur Einlagerung von Kohlenstoff im Boden   gibt die Präsentation    Climate Change and the Contribution of Agriculture von Peter Bane,   zu einem Vortrag, den er   2015 gehalten hat. Wie man den von Bane gezeigten Daten entnehmen kann, könnte die Landwirtschaft durchaus die weltweite Treibhausgasemission sogar voll kompensieren, anstatt diese, wie das heute der Fall ist, sogar noch zu verstärken. Zu den im Vortrag von Peter Bane angeführten Möglichkeiten und Methoden zur Kohlenstoffeinlagerung in der Erde und damit zum Klimaschutz, gehören neben der Anwendung des Mob-Weidesystems auch das Key-Line-System, dem ich  den Artikel   Das Hauptlinien-System gewidmet hatte, und auch darauf aufbauenden Form der Landwirtschaft, die   Mark Shepard in seinem Buch und seiner DVD beschreibt, und die ich in meinem Artikel  Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte. Ein hier zu erwähnender Punkt ist der sogenannte Yeomanspflug.  Dabei handelt es sich faktisch um einen Tiefenkultivator, der den Boden sehr tief aufreißt. Ich habe kritische Stimmen gefunden, die meinen, dass dieses Gerät nichts bringt. Mark Shepard zeigt aber z.B. in seiner DVD so ein Gerät und wie er es eingesetzt hat, und er erklärt dabei, dass er früher den Zinken mit seinem 35 PS Traktor kaum ziehen konnte und bei jeder Furche den Zinken mit einer Schaufel von Lehm habe befreien müssen. In letzter Zeit, nach einigen Jahren, aber sei der Boden bis ca. 90 cm tief so locker, dass er so vom Zinken abfalle.   Der  ursprüngliche Grund  diesen Tiefenkultivator überhaupt ein zu setzen, war für Shepard, dass er damit die Wurzeln  von Bäumen und Sträuchern , die er  parallel zu den  nach dem Key-Line-System angelegten Gräben  gepflanzt hat, daran hindern wollte in  seine Felder zu wachsen.   Es macht Sinn,  sich das auf seiner DVD anzusehen.

Klimaschutz, Katastrophenschutz und Gesundheitsschutz

Das geniale an all diesen Maßnahmen zur Kohlenstoffeinlagerung im Boden und damit auch zum Klimaschutz ist, dass es sich gleichzeitig um Maßnahmen handelt, die die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in Kriegs- und Krisenzeiten verbessern, die die Bodenqualität und damit  die Bodenfruchtbarkeit steigern und die die Landwirtschaft befähigen können, auch in einer Zeit in der fossile Brennstoffe und die damit hergestellten Düngemittel, Pestizide und Herbizide zu teuer oder nicht mehr erhältlich sind, weiter Nahrungsmittel zu produzieren. Außerdem haben alle diese  Methoden als willkommene Nebenwirkungen die lokale Produktion von gesunden Lebensmitteln, die Verbesserung des Wasserhaushaltes und die Verbesserung der biologischen Vielfalt.

Wichtig ist es,  möglichst frühzeitig mit der praktischen Umsetzung und der Anpassung an die lokalen Verhältnisse zu beginnen.   Gerade auch die intelligente die Nutzung der heute noch recht preiswerten fossilen Energieträger wäre wichtig.

Bei alledem sollte man bedenken, dass es leider massive Interessenkonflikte gibt.

Bei allem Verständnis für die Interessen der verschiedenen Lobbygruppen sollte man aber bedenken, dass eine krisenfeste, lokale und auch nachhaltige Nahrungsmittelversorgung eine Frage von Leben und Tod ist. Das Mob-Weidesystem beruht zwar auch auf dem Einsatz moderner Technik, etwa in Form von Weidezaungeräten und leichten geländegängigen Fahrzeugen, aber  bei diesem System kann die Technik für die Nahrungsmittelproduktion im  Notfall  problemlos durch dann mehr als genug verfügbare Hilfskräfte ersetzt werden, die heute ihren Lebensunterhalt als Sachbearbeiter mit irgendwelchen im Ernstfall verzichtbaren Bürojobs verdienen.  Es gibt beim Mob-Weidesystem, ebenso wie bei der Growbiointensive-Methode von John Jeavons nichts, was zwingend die fragile technische Infrastruktur   unserer Gesellschaft benötigt. Das ist in der konventionellen Landwirtschaft anders. In der konventionellen Landwirtschaft würden im Ernstfall viele Betriebe ohne Nachschub und  Strom vollständig unbrauchbar und nutzlos.

Der  ganz besondere Reiz des  Mob-Weidesystems besteht meines Erachtens darin, dass man damit mit sehr geringen Aufwand und zugleich gewinnbringend,  klimaschützend und den  Zielen des Naturschutzes dienend,  die Bodenqualität  so verbessern kann, dass man im Ernstfall Flächen hat, die ohne lange Vorbereitung in fruchtbare Gärten umgewandelt werden können, in denen mit der Methode von John Jeavons Gemüse und kalorienhaltige Lebensmittel produziert werden können. Außerdem kann man mit diesem Weidesystem Lebensmittelvorräte bilden, die nicht schlecht werden, sondern die sich erneuern und Überschüsse produzieren und die dazu auch noch gesund und wohlschmeckend sind.

Kelberg, den 7. August 2016

Christoph Becker




Optimierung der Schwarzwildbejagung

Nachdem ich in den letzten Tagen wieder einige Male mit Wärmebildkamera und Nachtsichtgerät zur Wildschadensbekämpfung im Bereich der Getreidefelder in “meinem” ((Ich habe nur einen sogenannten Begehungsschein,  und in dem  Vertrag dazu habe ich mich insbesondere auch zur Mithilfe bei der Wildschadensbekämpfung verpflichtet ))  Jagdrevier unterwegs war,   hatte ich nun das Handlungsprogramm zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände und zur Absenkung des Risikos einer Ausbreitung von Tierseuchen für das Jagdjahr 2016/2017 im E-Mail-Eingang.

Während wir bei der sogenannten Schwarzwildzählung vor einigen Wochen in unserem Revier überhaupt kein Schwarzwild (= Wildschweine) gesichtet hatten und damit dann auch  null  gesichtete Wildschweine  gemeldet hatten, habe ich neulich alleine in einer Nacht, insgesamt 3 Rotten  (=Gruppen)  zusammen mit Frischlingen (so nennt man beim  Schwarzwild   die Ferkel),  deutlich mehr als 40 Stück Schwarzwild in einer einzigen Nacht aus den Feldern getrieben. Ohne Wärmebildkamera hätte ich diese nicht entdeckt. In jener Nacht habe ich wegen der schlechten Sicht nur 2 Mal mit dem Gewehr in den Boden geschossen und in einem Getreidefeld bin ich lautlos gegen den leider nur sehr schwachen Wind, langsam durch das durch Wildschaden,  und in diesem Fall wohl auch durch eine  ausgebrochene Rinderherde vorher schon übel ramponierte, bzw.  gelichtete  Feld gewandert, und habe dabei das Schwarzwild langsam vor mir her getrieben und schließlich vertrieben, wobei ich die Frischlinge  zum Teil nur  3  bis 4  Meter vor mir im  Getreide  mit der Wärmebildkamera  sehen konnte. Ich konnte aber nicht schießen, weil ich mit meiner legalen Nachtjagdausrüstung  (Nachtsichtgerät am Kopf montiert  und    dazu Nachtsichtgerätetaugliches  Rotpunktzielgerät   auf dem Gewehr) zu wenig Kontrast hatte und nicht sicher hätte treffen können. Ich hätte lediglich eines der größeren Wildschweine sicher treffen können, an die ich auch bis auf ca. 20 bis 30 m herankommen konnte, aber auf die zu schießen wäre unverantwortlich gewesen (( das Geräusch wenn so eine ganze Rotte mit einen großen Zahl von Frischlingen gleichzeitig in einem  Getreidefeld frisst ist ziemlich eigenartig.    )),  weil die kleinen Frischlinge darauf hingedeutet haben, dass es sich  bei den größeren Tieren zumindest teilweise um, wie man sagt führende, also noch säugenden und anführende Muttertiere gehandelt hat. Diese dürfen bzw. sollten aus Tierschutzgründen, aber auch aus Gründen der Wildschadensbegrenzung nicht erlegt werden. Es ist nämlich so, dass die  Schwarzwildrotten von erfahrenen   Bachen (= Muttertiere) angeführt werden, die für einige Effekte sorgen, die auch für Wildschadensbekämpfung wichtig sind. Sie synchonisieren und beeinflussen zum einen die Fruchtbarkeit über Rauschzeit und, was am wichtigsten ist, sie beeinflussen das Verhalten der Rotten aufgrund ihrer Erfahrung. Diese erfahrenen Bachen merken sich nämlich Gefahren und Todesfälle und vermeiden entsprechende Risiken.  Sie sorgen damit dafür, dass das von Prof. Paul Müller in seinem Buch Schwarzwild – Anpassungskünstler gegen jagdliche Intelligenz beschriebene Konzept der tödlichen Vergrämung funktioniert. Das heißt, wenn man irgendwo ein Stück Schwarzwild, oder auch nur einen Frischling aus einer Rotte schießt, dann sorgen diese führenden Bachen dafür dass diese Rotte dieses Feld oder diese Wiese für einige Zeit meidet.

Schließlich habe ich dann auf einer Wiese neben einem in der Milchreife stehenden Haferfeld,    in  fast sternklarer, mondloser Nacht, ein Stück Schwarzwild auf ca. 35 m  Entfernung geschossen. Eine  Gruppe mittelgroßer Wildschweine hatten eine Ausflug auf die Wiese unternommen und  es waren auch nach einigen Minuten keine Frischlinge gefolgt. Ich hätte aber in jener Nacht, und auch in der Nacht davor, an verschiedenen Stellen je einen oder mehrere Frischlinge schießen können, wie ich das nach dem oben erwähnten Handlungsprogramm zur Wildschadensbekämpfung und Tierseuchenabwehr eigentlich hätte tun sollen, wenn der Gesetzgeber sich im wesentlichen an den Rat des gerade auch in Sachen Schwarzwildbejagung sehr erfahrenen Prof. Paul Müller gehalten hätte, den dieser in seinem Buch über das Schwarzwild gibt, nämlich Nachtzielgeräte für die Jagd auf Schwarzwild zuzulassen.

Was ich, aus  Rücksicht auf die Gesetzeslage, bisher nur   verwende ist im Grunde kein Nachtzielgerät, sondern nur ein das Restlicht (Sternenlicht, Streulicht von Ortschaften usw) aufhellendes Nachtsichtgerät , mit dem ich durch ein spezielles, bis in den mit bloßem Auge nicht sichtbaren  Bereich herunterregelbares  Rotpunktvisier sehe. Das Problem dieser legalen Nachtjagdmöglichkeit ist, dass die  Gläser des  Rotpunktvisiers Licht schlucken , so dass man mit  dieser Lösung  deutlich weniger sieht, als mit den in anderen Ländern zugelassenen, vor dem Zielfernrohr montierten Nachtsichtgeräten.

In einer Hand habe ich dabei immer die Wärmebildkamera, mit der auf 30 m sogar noch Mäuse und kleine Vögel auch in  finsterster Nacht zu erkennen sind .   Zum einen  ermöglicht es die Wärmebildkamera große Gebiete nach Wild ab zu suchen und auch mit etwas Erfahrung aus auch vielen hundert Metern Entfernung noch zu erkennen  ob sich etwas irgendwo Schwarzwild auf einer Wiese oder in einem Feld befinden. Extrem wichtig finde ich dabei, dass mit der Wärmebildkamera erkannt werden können, sofern das Gras oder Getreide nicht zu dicht sind. Außerdem kann man mit der Wärmebildkamera auch Menschen auf bis zu 1,2 km Entfernung erkennen und damit die Umgebung in einer Weise zur Sicherheit  absuchen, die  mit einem  Restlichtverstärker in dieser  Qualität nicht möglich ist. Die Wärmebildkamera dient daher auch dem Unfallschutz.

Die in dem Handlungsprogramm zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände gemachten Vorschläge und Empfehlungen finde ich ehrlich gesagt teilweise etwas Praxisfremd und  nicht  ausreichend zielführend. Über die dort empfohlenen Bewegungsjagden möchte ich mir einer Meinung enthalten, und nur darauf hinweisen, dass alleine schon die in dem Papier aufgestellte Forderung nach genügend gut ausgebildeten Jagdhunden und  die  zumindest  der NRW  neuerdings geforderte Schießnachweis darauf hinweisen. Auch scheint es so zu sein, die Fleischqualität von bei  Drückjagden erlegtem Schwarzwild schlechter ist als  bei  Schwarzwild das  vom Ansitz  aus oder  bei  der  Pirsch  stressfrei erlegt wird.  (( Test der Zeitschrift  JÄGER  über den  Geschmack  von Gefrorendem und gehetztem Wild  und    http://forum.fleischbranche.de/forum/fachbereich/sonstiges/2097-fleischqualit%C3%A3%C2%A4t-vom-schwarzwild     ))

Bevor ich meinen Vorschlag zur Optimierung der Schwarzwildbejagung mache, möchte ich hier  ein Zitat   aus William Cattons Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change  wiedergeben, dass ich im  Rahmen meines Artikels Die Grundlagen der westlichen Werte,  übersetzt und schon einmal wiedergegeben hatte:

Doktrinen können eine schreckliche Last sein, sagte Sumner, weil sie mit dem Prestige der Antiquität und Tradition der lebenden Generation die Kapazität zu einer unvoreingenommenen Sichtweise auf die Fakten nehmen können.

Meines Erachtens haben wir es auch bei dem Schwarzwildproblem  mit einer Doktrin und mit uns behindernden Traditionen zu tun, die dazu führen, dass der Gesetzgeber, der  zwar die  Wildschäden in Grenzen halten und zugleich eine  weitgehende Vernichtung  Schwarzwildbestände (und möglicherweise auch der Hausschweinbestände!) durch die weitere Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest verhindern möchte, zugleich auch das Erreichen dieser Ziele behindert oder sogar verhindert.

Meine Vorschläge, nachdem ich zunächst u.a. das oben erwähnte Buch von Prof. Paul Müller über das Schwarzwild gelesen und dann auch mit einer Wärmebildkamera, einen Nachtsichtgerät und der derzeit in Deutschland einzig legalen Nachtjagdausrüstung einige Erfahrung gesammelt habe, wären:

  • Die Zulassung von Wärmebildzielfernrohren (engl. Thermal Rifle Scope)  für die Nachtjagd. Ich denke das wäre einfach sicherer und es wäre tierschutzgerechter.  Prof. Müller hatte in seinem Buch über das Schwarzwild nur über Erfahrungen mit Nachtsichtgeräten, geschrieben und deren Zulassung für die Schwarzwildbejagung gerade auch aus Gründen des Tierschutzes und der Effizienz gefordert. Möglicherweise gab es damals  noch keine bezahlbaren Wärmebildgeräte in ausreichender Qualität. Restlichtverstärker die vor der Zieloptik montiert und vielleicht noch mit derzeit ebenfalls verbotenen Infrarotstrahlern kombiniert werden wären natürlich auch eine Lösung, auch wenn ich einem Wärmbildzielfernrohr sehr klar den Vorzug geben würde, weil man damit z.B. das Vorhandensein von Frischlingen auch in Fällen erkennt, in denen man sonst nichts sieht. Ich habe schon bei Tageslicht Rehe im Gebüsch stehen sehen, die ich mit dem Fernglas beim auch nach längerem Suchen einfach nicht sehen konnte.
  • Zulassung von Waffen mit rehwildtauglichen Kalibern  (ab 222 bzw.  223 Remington )  für die Jagd auf Frischlinge bis z.B. 15  kg.
  • Bei Selbstladegewehren im Kaliber 223 könnte  es dann  sehr hilfreich sein, wenn man bei der Jagd, statt der sonst für solche Gewehre zulässigen, nur  3 Schuss,  bis zu 10 Schuss in der Waffe zulassen würde. Das Problem ist nämlich, dass der die oben erwähnte tödliche Vergrämung dafür sorgt, dass man nach dem Abschuss eines Frischlings in diesem Bereich des Reviers so schnell keine zweite Gelegenheit bekommt.  Wenn man nur lokal in einem bestimmten Feld  oder  auf einer bestimmten Wiese  den Wildschaden gering halten will geht das auch mit einem Repetiergewehr. Wenn man aber aus Gründen des Seuchenschutzes möglichst schnell, möglichst viele Frischlinge,  erlegen  sollte,  wäre eine  Selbstladebüchse , am  besten im Kaliber  223   (Typischerweise  Gewehre vom Typ  AR15 oder  MR223)  ,   ohne die derzeit auf nur 3 Schuss begrenzte Kapazität, ein sehr großer Vorteil. Mit 10 Schuss im Magazin könnte man hin und wieder gleich eine Reihe Frischlinge erlegen und man hätte noch eine Sicherheitsreserve.    Es wäre  auch mit Blick auf die Beunruhigung des Wildes  insgesamt besser, wenn man, wenn sie die Gelegenheit ergibt, dank Selbstladebüchse mit genügend Patronen im Magazin, gleich  mehrere  Frischlinge hintereinander erlegen könnte und nicht  immer nur einen.

Mit einer entsprechenden Änderungen des Jagdgesetzes könnte man meines Erachtens die Schwarzwildbestände erhalten, in dem man sie so reduziert, wie es zur Eindämmung der sich weiter ausbreitenden afrikanischen Schweinepest erforderlich ist.

Es ist zu bedenken, dass die hohe Schwarzwilddichte, die wir heute haben, und die möglicherweise noch viel größer ist als die Schwarzwildzählungen vermuten lassen,  am Ende dazu führen kann, dass nahezu der gesamte Schwarzwildbestand von den für die afrikanischen Schweinepest verantwortlichen Viren vernichtet wird, und dass dabei dann außerdem noch die Hausschweinebestände dezimiert werden. Auch ist das Sterben der Wildschweine durch so eine Seuche meines Erachtens grausamer als durch präzises, überraschendes Einzelfeuer mit einer halbautomatischen Büchse.

Eine Weidehaltung von Hausschweinen wiederum könnte aus ökologischen Gründen für die Landwirtschaft und für die Ernährung in Zukunft eine wachsende Rolle spielen, wenn man dazu die Argumente und Methoden von Sepp Holzer und Joel Salatins   Pigaerator Pork  bedenkt. Das funktioniert aber nur wenn man das Schwarzwild so effizient bejagt werden kann, dass man die Ausbreitung von Tierseuchen wie  die afrikanische Schweinepest   hinreichend eindämmen und unter Kontrolle bringen kann.

Abschließend ein Youtube-Beitrag zur Nachtjagd mit Nachtsichtgeräten und Wärmebildgeräten auf Schwarzwild.

Kelberg, den 29.07.2016

Christoph Becker

Nachtrag 30.7.2016:

Es würde vielleicht auch schon reichen, oder wäre zumindest schon einmal eine enorme Verbesserung, wenn man zu der oben erwähnten, derzeit schon legalen Nachtjagdausrüstung am Gewehr einen Infrarotstrahler montieren (und natürlich benutzen) dürfte.   Derzeit grundsätzlich verboten das Ziel bei der Jagd, womit auch immer anzuleuchten.  Nicht verboten – weil aus praktischen Gründen nicht verbietbar – ist natürlich die Nutzung des Lichtes von Mond und Sonne, des Lichtes von Sternen und Ortschaften, des Lichtes von Fahrzeugen, die zufällig oder erwartungsgemäß irgendwo vorbeifahren (Prof. Müller berichtet z.B. in seinem Buch über das Schwarzwild, dass er teilweise das Fahrlicht von auf einer nahen Straße vorbeifahrenden Autos geschickt nutzen konnte). Wenn man so einen Infrarotscheinwerfer am Gewehr montieren dürfte, könnte man damit den Lichtverlust in der Visiervorrichtung kompensieren und man könnte das Schussfeld  ausleuchten. Gerade für das Erlegen von Frischlingen, die nach dem  Handlungsprogramm zur Reduzierung überhöhter Schwarzwildbestände und zur Absenkung des Risikos einer Ausbreitung von Tierseuchen für das Jagdjahr 2016/2017 insbesondere auch zu bejagen sind, wäre die Erlaubnis, einen Infrarotscheinwerfer am Gewehr führen zu dürfen, eine große Hilfe. Es wäre aber zu prüfen, ob und wenn ja unter welchen Bedingungen solche Geräte eine Gefahr für die Augen von  Tieren darstellen.  Ich benutze  beim  Gießen von Metall  jedenfalls eine    getönte Schutzbrille, weil die Infrarotstrahlung  des  flüssigen Metalls , des  Tiegels und der  Muffel (=Form) für die Augen gefährlich sein soll. Zur Beobachtung von Tieren, also wenn man keine Waffe dabei hat, sind solche Scheinwerfer allerdings derzeit in Deutschland erlaubt.

Bei all diesen Dingen  ist es im Übrigen, wie so oft im Leben in Deutschland so, dass nur diejenigen, die sich an das Gesetz halten von diesem benachteiligt und behindert werden und dass das Gesetz auch kontraproduktiv ist und den Erreichen seines Zieles selbst im Weg steht. Zu den Zielen des Jagdgesetze gehört die Erhaltung eines gesunden und artenreichen Wildbestandes, die Begrenzung der Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft auf ein erträgliches Maß und eine dem Grundgedanken des Tierschutzes möglichst gut entsprechende  Tötung der zu jagenden Tiere. Vor diesem Hintergrund  schadet es, dass  Zielvorrichtungen und Zielhilfen verboten sind,  deren Nutzung  das Erreichen der Ziele des Jagdgesetzes dienen würde.




Gegen Überschwemmungen und Dürre hilft ….

Anlässlich der  von den  vielen Unwettern im Juni 2016 in Deutschland verursachten Schäden durch Hochwasser, Überschwemmungen, Bergrutsche usw. möchte ich hiermit auf die Lösungsvorschläge in meinem schon über ein Jahr alten Artikel Das Hauptliniensystem und Bodenerosion in Maisfeldern hinweisen.   Beide sind gerade auch jetzt sehr aktuell.   Die durch Starkregen in den letzten Tagen an vielen Orten in  Deutschland verursachten Schäden  wären drastisch geringer und oft vielleicht sogar vollständig vermieden worden, wenn man das Jahrzehnte alte Wissen, auf das ich in meinen Artikeln hingewiesen habe, in Deutschland beachten und in der Praxis anwenden würde.

Kelberg, den 7. Juni 2016

Nachtrag 27.  Dezember 2016:

Was mir  im Juni 2016 noch nicht richtig bewusst und klar war ist, dass der wichtigste Teil des Hochwasserschutzes wohl eher die Wasseraufnahmekapazität der Böden ist. Diese kann man großflächig durch einen intelligenten Einsatz von Wiederkäuern, insbesondere Rindern, optimieren, wie die z.B. Gabe Brown, Ray Archeluta, Joel Salatin und vor allem auch Allan Savory gezeigt haben und zeigen.

Christoph Becker

 




Amerikas innovativster Ökobauer

50 Jahre ohne Kunstdünger und sonstige Agrarchemie, 20.000 Dollar Umsatz pro Hektar und Jahr. Massive Bodenverbesserung und CO2-Einlagerung im Boden, 1000 Rinder, fast  1000 Schweine und über 27.000 Stück Geflügel auf einen funktionierenden Ökobauernhof  der   ohne Regierungssubventionen  und Agraförderungsprogramme  auskommt und profitabel arbeitet . Joe Salatin und ein seinen Betrieb dokumentierendes australisches Filmteam  zeigen  dass es  geht und wie es geht.

Joel Salatin ist ein bemerkenswerter amerikanischer Farmer.  Ein Leser meines Blogs hatte in einem Kommentar zu meinem Beitrag Kollaps als Chance, zwar bereits beiläufig  Joel Salatin erwähnt, aber erst durch das Interview von Chris Martenson mit Joel Salatin, vom 13. März 2016, habe ich mich etwas genauer informiert. Zunächst hatte ich mir den in dem Interview erwähnten Film Polyfaces gekauft und angesehen. Hier der gut 9-Minütige Trailer mit deutschen Untertiteln:

Polyfaces trailer (German subtitles) from RegrariansMedia on Vimeo.

Hier die Übersetzung  des Textes unter  dem Trailer auf der About-Seite des Films:

“Während die Probleme der Welt mehr und mehr komplex werden, werden die Lösungen klar und einfach” 

Eine australische Familie gab ihre Ersparnisse aus und reiste mehrfach in die USA um im Verlauf von vier Jahren die Art der Landwirtschaft zu dokumentieren, die helfen wird das Schicksal der Menschheit zu ändern!

Mitten im beeindruckenden Shenandoah Tal im nördlichen Virgina liegt die ‘Polyface Farm’ (wörtlich übersetzt der Vielgesichterbauernhof) die vom “innovativsten Bauern der Welt” (Zitat TIME-Magazin) geführt wird und die die keine Chemikalien verwendet und über 6000 Familien und viele Restaurants und Lebensmittelhändler im Umkreis von 3 Autostunden versorgt.

‘Polyfaces’ ist ein froher Film über die Verbindung von Land und Gemeinschaft. Er wurde  in über 4  Jahren produziert und folgt den Salatins, einer 4 Generationen umfassenden Bauernfamilie die ‘alles anders machen als alle anderen’ , während sie Lebensmittel auf eine  Weise produzieren  die mit der Natur  und nicht gegen sie arbeitet. Dabei  nutzen sie die symbiotischen Beziehungen von Tieren und ihren natürlichen Funktionen und hochwertige, nahrhafte Produkte  herzustellen.

Wir zeigen wie sie ihre Landschaft, die lokale Wirtschaft, die Gesundheit ihrer Kunden und – am wichtigsten – ihre Böden regenerieren. Wir  treffen verschiedene Charaktere und  folgen ihren kraftvollen, persönlichen Reisen, während sie physisch und emotional von der  Art der Landwirtschaft der Salatins profitieren. Dieses Modell wird überall im  globalen Dorf nachgeahmt und zeigt das wir Qualität produzieren können ohne unseren Planeten auszulaugen.

Landwirtschaft ist die am meisten zerstörenden Industrie, aber sie muss das nicht sein. Dieses regenerierende  Modell der Nahrungsmittelproduktion könnte genau das Ding sein was uns rettet!

Wir sind eine Familie die beschlossen hat die Zukunft der Menschheit an die erste Stelle zu setzen und auf zu passen und sich zu wundern. Wir haben zusammen unsere Talente eingesetzt und geschult um einen ausgewachsenen Film von hervorragender Qualität und Kraft zu schaffen – ein passender Beitrag zu der Zukunft von der wir wissen dass sie möglich ist.

Unsere Geschichte

Polyfaces. Ein Film  zum  Inspirieren und  zum Schaffen von Veränderungen

“Wenn jeder Landwirt in den Vereinigten Staaten dieses System anwenden würde,  dann würden wir in weniger als 10 Jahren ,  DEN GESAMTEN KOHLENSTOFF im Boden binden,  der seit  dem Beginn des Industriezeitalters  als CO2 in die Atmosphäre abgegeben wurde.…”

Joel Salatin, (2015), Polyfaces, the film.

Während die Probleme der Welt mehr und mehr kompliziert werden, werden die Lösungen klar und einfach. Eine australische Familie hat ihre gesamten Ersparnisse aufgewendet um in die USA zu reisen und einen Film über eine Art der Landwirtschaft zu machen, von der sie denken, dass sie helfen wird die Menschheit zu retten!

Lisa Heenan and Darren Doherty  und ihre  3 Kinder haben die letzten 4 Jahre damit verbracht und all ihre   für eine Aufbau einer nachhaltigen und regenerativen Farm gedachten Ersparnisse  (über USD 150 Tsd.) ausgegeben um diesen visionären und inspirierenden Film zu machen.

Darren Doherty ist einer der  führenden Spezialisten für regenerative Landwirtschaft und  er hat  in über 40 Ländern  mit tausenden von  landwirtschaftlichen Betrieben und  Landwirten  als Berater  gearbeitet  …  alles mit dem einen Ziel …

Hoffen die große  Veränderung in unserem globalen Dorf inspirieren.

Momentan  in einer Berghütte in Afton, Virgina, sitzend, arbeiten Darren and Lisa hart um ernste Veränderungen in  unserem Landwirtschaftssystem  und in unserem lokalen Nahrungsmittelsystem herbei zu führen…

Wenn sie nach Australien zurückkehren, werden  Lisa  und Darren und ihre  Familie illegal in Wohnwagen in dem Land leben, dass sie ihre Heimat nennen. Ihre Vermieter haben sie  kürzlich darüber informiert,  während sie in Übersee ‘Polyfaces’ bewerben und ihr 14-jähriger Sohn und ihre 22-jährige Tochter ihr zuhause zusammenpacken, während sie daran arbeiten das Landwirtschaftssystem der Welt zu verändern und eine bessere Zukunft für ihre Kinder und uns auf zu bauen …

Bitte nehmen Sie sich ein paar Minuten Ihres sehr geschäftigen Tages um den Trailer von Polyfaces an zu sehen. Er zeigt ein positive, funktionierende Beispiele einer Regenerativen Wirtschaft in AKTION die überall in unserem Globalen Dorf kopiert werden und werden können! Das zeigt wie wir ernsthafte Veränderungen durchführen können. Das ist es wie wir unsere Ökosphäre retten können.

Die Regierungen der Welt drehen nur Daumen während unsere Ökosysteme kollabieren …. Es ist an uns ernsthafte Veränderungen durch zu führen und den Katastrophen entgegen zu wirken die sich schnell nähern.  Darren, Lisa und ihre Familie haben alles was sie haben aufgewendet um positive Veränderungen herbeizuführen und die Katastrophe abzuwenden, auf die wir uns zubewegen…

Wenn Sie dachten das die Lebensmittel AG  was wichtig war ist dies der nächste Schritt.

Der Film-Trailer wurde in 15 Sprachen übersetzt,  um dabei zu helfen Graswurzel-Veränderungen in unserem Globalen Ökosystem zu inspirieren. Mit den inspirieren  der Graswurzeln von Leuten (oder Völkern)  die helfen können  Veränderungen herbeizuführen, hofft  Polyfaces “den Kurs des Schiffes ändern zu können”… Es gibt noch stets viel Hoffnung.

Ich habe keine Zweifel dass ihr Film junge Menschen mit Optimismus erfüllt  und ihr  Verlangen  in  Landwirtschaft zu betreiben  entzündet. Ich  kann mir nicht vorstellen ihn  im Alter von 20 Jahren gesehen haben  könnte  und mich dann nicht entschlossen haben würde das dies das ist was tun möchte.!’

Michael Pollan

“…POLYFACES. Es  ist ein ehrgeiziges  Projekt und wirklich inspirierend. Die Botschaft ist klarregenerieren des Bodens ist das was die Welt retten wird. Lisa und Darren haben mit dem Film eine wunderbare Arbeit geleistet…”

Harvey Weinstein. The Weinstein Company

Durch den Gewinn des Festival Spirit Awards bei dem  Weyauwega Internation Film Festival und durch den Erhalt des Preises des Landwirtschaftsministers beim Life Sciences Film Festival, hat Polyfaces gerade erst begonnen ein ernsthaften Schwung  auf zubauen um Veränderungen herbei zu führen..

……

Bitte helfen sie bei dieser Mission von äußerster Wichtigkeit.  Jedes kleine Wenig hilft. Teilen sie in ihren Netzwerken. Wohnen sie einer Vorführung bei. Erzählen Sie den Leuten die sie kennen wie wichtig dies ist.  Helfen Sie uns das Wort zu verbreiten, dass es Hoffnung gibt.    Es gibt eine bessere Zukunft die auf unsere Kinder wartet und auf die Generationen die nach uns kommen…. Es ist an uns die Veränderung zu machen.…

Danke und alles Beste,

Ihre  & Wachsende,

Lisa Heenan Producer/Co-Director ‘Polyfaces’

Director Regrarians Ltd.

Also solche Einwanderer oder “Flüchtlinge”, wie die Macher dieses Films und ihre Familie,   würde ich auch willkommen heißen und tatsächlich als “wirkliche kulturelle Bereicherung ” betrachten. DAS sind die Leute und Einwanderer die wir wirklich bräuchten.

Der Film Polyfaces ist wirklich die 16,23 Euro wert, die ich für den Onlinezugang bezahlt habe.  Das finde ich auch Angesichts der kostenlos auf Youtube verfügbaren Videos.

Nachdem ich mir den Film Polyfaces angesehen habe, habe ich noch etwas nach Joel Salatin gegoogelt. Auf Youtube gibt es ebenfalls einiges von/mit ihm.

Von Joel Salatin habe ich mir außerdem gleich das Salatin Semester für US$ 284, inkl. Versandkosten, aber ohne MwSt, bestellt. Es enthält  18 Stunden Videos ,  6 Stunden Audio  und  ein Buch.

Ein Beispiel der auf  in dem Salatin-Semesterpaket enthaltenden Videos ist offenbar  Joel Salatins Vortrag auf Youtube, der zeigt wie er auf ca. 8 ha schlechtem, gepachtetem Land 60 Tsd. Dollar netto im Jahr erwirtschaftet hat in dem das Land in 40 Abschnitte unterteilt und   auf dem Land systematisch Schweine geweidet hat.

Das Weidesystem, dass die Salatins auf  der Polyface-Farm anwenden  ermöglicht angeblich  400  Kuhtage pro Acre gegenüber ca. 80 Kuhtagen pro Acre in konventionellen Betrieben mit vergleichbarer Lage (bezogen auf Hektar sind das  160  Kuhtage pro ha bzw. 32 Kuhtage pro ha). Salatin sagt, dass er mit seiner Art der Weidewirtschaft ca. 5 mal soviel Ertrag hat wie konventionelle Landwirte, und das obwohl er weder Kunstdünger noch Pestizide oder Herbizide benötigt. In über 50 Jahren die seine Familie diese 202 ha große Farm hat habe man keinen Sack Kunstdünger benötigt.

Zwar habe ich so gut wie kein Land, aber ich denke Joel Salatin hat recht, wenn er, genauso wie der Vater meiner  Mutter,  meint, dass das wichtigste Vermögen immer noch das ist was man zwischen den Ohren hat und überallhin mitnehmen kann.

Wenn unser System kollabiert und mir als Zahnarzt mangels Nachschub an High-Tech-Industrieprodukten und Strom nicht  mehr  viel  anderes mehr bleibt als mit  Hilfe von  Hypnose Zähne zu ziehen und Leuten bei zu bringen wie man Karies und Parodontitis mit einfachen Mitteln vermeiden kann, dann  kann es hilfreich sein rechtzeitig auch von einem Landwirt wie diesem Joel Salatin möglichst viel gelernt zu haben. Soweit ich das bisher beurteilen kann, nutzt der zwar auch gerne schwere Maschinen für die Landschaftsgestaltung und auch High-Tech-Elektrozäune, e-Mail, Internet, Traktor usw.. Aber ähnlich wie Sepp und Andreas  Holzer,  wie die Kaisers von der Singing-Frogs Farm , wie  John Jeavons mit seinem  Biointensiven Gartenbau und wie  Mark Sheppard mit seiner New Forest Farm ,   könnten die  Salatins auch nach einem Totalausfall unserer technischen Infrastruktur noch Nahrungsmittel produzieren und liefern. Und dazu liefern sie auch noch Qualitativ gute Nahrungsmittel.  Außerdem  arbeitet die Farm der Salatins auch jetzt schon wirtschaftlich.

Nicht zuletzt haben die Salatins  offenbar ein Konzept  mit dem  man auch in Gegenden wie der Eifel  in einer Zeit in der Kunstdünger und  andere Industrieprodukte nicht mehr erhältlich  sind ,  auch auf  großen Flächen  die Bodenfruchtbarkeit verbessern und erhalten und dauerhaft wirklich gute Erträge  erzielen kann.

   Wie der Film zeigt  ist es allerdings sehr sinnvoll rechtzeitig, solange Diesel noch billig und schwere Baumaschinen noch verfügbar sind, gewisse Erdarbeiten zur  Verbesserung des Wasserhaushaltes durch zu führen.   Hier  stimmen  Sepp Holzer und  Joel Salatin, soweit ich das bisher abschätzen kann, voll überein.

Hier noch ein  Interview mit Joel Salatin

Bei Minute 5:00 wird er von der Interviewerin gefragt ob seine Farm profitabel ist und wie viele Familien davon leben können. Seine Antwort:

“Mein Gott, als wir 1961 auf die Farm gekommen sind konnte sie kaum das Einkommen einer Person erwirtschaften. Heute erwirtschaftet sie ein halbes Dutzend Einkommen mit 100 Acres (ca. 40 Hektar) offenem Land. Die durchschnittliche Farm in unser Gemeinde erwirtschaftet eine jährlichen  Umsatz von ca. 625 Dollar pro Hektar, wir generieren 20.000 Dollar Umsatz pro Hektar und Jahr.”

Er erklärt dann auch wie sein Betrieb das schafft.  Das Vorgehen ähnelt dem  was  auch Sepp Holzer vorschlägt,  aber jeder Betrieb ist eben anders.

Vielleicht habe ich das mit der Größe der  Polyface-Farm der Salatins oben falsch verstanden, oder er meint mit “open land” nur das Weideland. An anderer Stelle hat er von 500 Acres ( 202 Hektar)  gesprochen. Diese Größe findet sich auch im englischen Wikipediaeintrag zur Polyface-Farm. Die in dem Interview von Salatin später erwähnten Stückzahlen von alleine 1000 Rindern und fast 1000 Schweinen und mehr als 27 Tsd. Stück Geflügel passen auch bei einer sehr hohen  Produktivität eher nicht zu einem Betrieb mit nur 40 Hektar sondern wohl eher zu einem 200 Hektar-Betrieb. Aber selbst dann  dürften diese Zahlen beträchtlich sein, wenn man dazu auch noch bedenkt, dass die Salatins schon seit 50 Jahren keinen Kunstdünger und keine andere Agrar-Chemie  verwenden und auch kein Saatgut zukaufen.

Bei Minute 7:10 wird er gefragt ob sein System hochskaliert, also auf größere Betriebe angewendet werden kann, oder ob die industrielle Landwirtschaft die einzige Möglichkeit ist mit der man  7 Milliarden Menschen ernähren kann.   Salatins Antwort:

“Unser System kann nicht nur hochskaliert werden. Es ist fazinierend, dass Sie diese Frage stellen, weil, wissen Sie, vor 20 Jahren haben die Leute gesagt, ‘Oh, dass ist sehr niedlich, aber wie kann man das hochskalieren?’ Heute, wo wir 1000 Stück Rindvieh haben, und fast 1000 Schweine und 25.000 Hühner, Hähnchen, …Fleischvögel, und 4000 Legehennen und tausende Truthühner, jetzt fragen die Leute wie man das herunterskalieren kann (also wie man dieses System auf kleinere Betriebe übertragen kann).  Weil viele Leute die  an dieser   viele Tierarten   umfassenden, lokal zentrierten, direktvermarktenden Landwirtschaft interessiert sind, eher von einer kleinen als von einer großen Betriebsgröße her kommen. Also wir sind keine kleine Farm. Ich meine wenn man das Land das wir gepachtet haben dazunimmt, sind wir ein Betrieb der 20 Leute Vollzeit beschäftigt. Also das ist kein kleines Unternehmen.”

Abschließend habe ich noch mit “Polyface farm funding” gegoogled, weil ich herausfinden wollte ob und wie die amerikanische Regierung die Polyface-Farm fördert oder bezuschußt. Auch was ich dabei fand ist bemerkenswert.

Ich übersetze dazu aus der Seite www.polyfacefarms.com/farm-tours/:

“Polyface ist ein funktionierender landwirtschaftlicher Betrieb, der keine  Zuschüsse oder  Fördermittel  der Regierung  erhält.”

Mit anderen Worten, wir könnten uns die EU-Agrarsubventionen und all die mit deren Verteilung beschäftigten Beamten,  Angestellten und Lobbisten  sparen, gleichzeitig die Ernährungssicherheit in Katastrophenfällen von derzeit nahezu nicht vorhanden auf sehr gut verbessern und dazu auch noch effizient etwas für den Klimaschutz tun, weil die sich verbessernde Bodenqualität in Deutschland und Europa mit einer massiven Steigerung der Kohlenstoffeinlagerung in den Böden führen würde.  Die Qualität der Lebensmittel und der sonstige Umweltschutz würde durch den damit verbundene Verzicht auch Agrarchemikalien ebenfalls verbessert.

Kelberg, den 21. März 2016

Christoph Becker