Drei großartige Wahlkampfreden

Es war  voraussichtlich erlebte Weltgeschichte und es war auf jeden Fall ein Genuss: Ich habe mir gerade die Rede Donald Trumps zu seiner Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner und danach die Reden seiner Tochter Ivanka Trump und die der ihn ebenfalls unterstützenden Fernseh- und Radiomoderatorin Laura Ingraham, in voller Länge angehört und binde diese Reden im Folgenden  ein.

Donald Trumps Rede

Es kann hilfreich sein zusätzlich zur Rede  deren Transkript zu haben.   Das hier verlinkte Transkript Full transcript of Donald Trump’s acceptance speech at the RNC stimmt nicht perfekt mit der Rede überein.  Es macht Sinn das Transkript  ggf. parallel zur Rede zu lesen, um die Unterschiede zu erkennen.

Bei der Rede Trumps konnte ich es nicht lassen, an einigen Stellen vor meinem Computer sitzend  Beifall zu klatschen.  So etwas habe  ich bisher noch nie  getan, aber ich habe   auch noch nie eine so gute Rede gehört.   Wenn unsere deutschen Politiker sprechen, finde ich das schon lange einfach nur noch unerträglich und schalte ab, aber Trumps Rede ist meines Erachtens eine “muss man sich angehört haben”-Rede, bei der ich zumindest das Gefühl habe, dass diese Rede  ein  auch für Deutschlands und  Europas  Zukunft  wichtiger historischer Moment ist.

Trump ist nicht so, wie ihn die Vertreter unserer “Eliten” und deren Hofberichterstatter darzustellen pflegen. Trump ist eher einer der ganz Großen. Einer der vielleicht die Reihe der großen Präsidenten, von George Washington, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt fortsetzt. Ob es ihm, wenn er  die Wahl gewinnt  –  was  ich für sehr wahrscheinlich halte –  vor dem Hintergrund der globalen Probleme wirklich gelingt, Amerika wieder so groß zu machen wie es  seine Wähler hoffen, ist  fraglich.  Aber wenn  Amerika  und der Westen noch irgend eine  Chance haben, dann nur   mit  großen Persönlichkeiten wie Donald Trump und eben nicht mit Vertretern des “weiter wie bisher”, für die Hillary Clinton steht. Ich wünschte jedenfalls, alle Länder Europas bekämen bei den kommenden Wahlen Spitzenkandidaten wie Donald Trump.

TIPP & Co wird es mit Trump übrigens nicht geben.  Verträge von  mehreren tausend Seiten, die  eh keiner  [ausser  hochbezahlten Anwälten großer Konzerne] lesen kann  und die sein Land benachteiligen, wird es mit Trump nicht geben. Was an solchen Verträgen bisher von den USA schon abgeschlossen wurde, wird eine Regierung Trump neu verhandeln.

Dieser Donald Trump ist einfach wohltuend vernünftig und man kann ihm abnehmen,  wirklich für sein Volk und sein Land und für dessen Interessen eintritt – was heute im Westen sehr ungewöhnlich ist. Ich wünsche Ihm und seinen Wählern viel Erfolg, und dass ihre Träume soweit es im Rahmen der realen Grenzen des Wachstums  und der ökologischen Rahmenbedingungen möglich und vernünftig ist, in Erfüllung  gehen – und dass Trump und seine Regierung gute Ideen hat und vernünftige Auswege findet, wo sie an Grenzen stoßen, die man jetzt im Wahlkampf vielleicht verdrängt oder die man noch nicht sieht.

In deutschen “Qualtitätsmedien” konnte man lesen, dass Donald Trump eigentlich nur ungebildete, weiße amerikanische Männer für sich begeistern kann.    Dass dies nicht so ist, sollten eigentlich schon meine Beträge Ausserhalb des Spiegelsaals  , Die Eliten entlassen  und Eine russische Warnung – Hillary Clinton und negative Zinsen gezeigt haben. Die im Folgenden eingebundenen Reden von Donald Trumps Tocher Ivanka Trump und die Rede Fernseh- und Radiomoderatorin und Schriftstellerin Laura Ingraham, die   diese  beim  Parteitag  der  republikanischen Partei zur Unterstützung  von Donald Trump gehalten haben,   zeigen, dass  Donald  auch die  Zustimmung der Frauen gewinnen  kann und  dass er  ganz hervorragende Wahlkampfrednerinnen hat,   die  Frau  Clinton  voraussichtlich sehr viele Stimmen kosten werden.   Ich hätte nicht gedacht, dass Donald Trump im Kampf um die Stimmen der Frauen, zusätzlich zu sich selbst ,   derart schwere rednerische Geschütze auffahren lassen könnte und würde, zumal  es in den letzten Tagen hämische Meldungen  deutscher Medien darüber gab, dass Trumps Frau ihre Rede von Michelle Obama kopiert habe. Was immer seine Frau wie auch immer vorgetragen hat, seine Tochter Ivanka  ist jedenfalls eine exzellente Rednerin mit einem sehr guten, sehr authentischen Text.

Ivanka Trumps Rede
Laura Ingrahams Rede

Die Rede von Frau Ingraham dürfte insbesondere den Journalisten der Qualitätsmedien sehr missfallen (Ab 13:50 “To all my friends in the press ….”.

An alle meine Freunde bei der Presse … die wissen alle in ihrem Herzen warum Donald Trump die Nominierung gewonnen hat, sie wissen es, …. weil er es gewagt hat all die Blender, die Betrügereien und die Korruption an zu sprechen, die [von der Presse] viel zu lange nicht angeprangert und aufgedeckt wurden.

 

Kelberg, den 22.07.2016

Christoph Becker




Ausserhalb des Spiegelsaals

Der amerikanische Blogger und Autor John Michael Greer hat einen Beitrag  zum Brexit-Referendum und zur amerikanischen Präsidentenwahl 2016 veröffentlicht, der  auch für das Verständnis der bisherigen und der künftigen politischen Entwicklung in Deutschland, gerade auch mit Blick auf  die Verluste der SPD und die Erfolge der  AfD von erheblicher Bedeutung sein dürfte.Die Internetadresse des Originals lautet: http://thearchdruidreport.blogspot.com/2016/06/outside-hall-of-mirrors.html

Der Titel des Originals lautet Outside the Hall of Mirrors  und bezieht sich auf den Spiegelsaal im Schloss von Versailles, wie er im Text auch erklärt.

Ab hier die Übersetzung:

Mittwoch, der 29. Juni 2016

Außerhalb des Spiegelsaals

Das Ergebnis der Abstimmung in der letzten Woche bezüglich Großbritanniens Mitgliedschaft in der Europäischen Union, hat zu kummervolle Schreien und oberflächlichen oder unlogischen Aussagen im Internet und den Massenmedien geführt. Die unerwartete Niederlage des Pro-EU-Lagers hat jedoch wichtige Lehren zu bieten, um das nicht nur für diejenigen meiner Leser, die in Großbritannien leben. Die zentralen Probleme, die dem Brexit-Referendum zugrunde liegen, sind gerade auch jetzt in vielen anderen Ländern massive Realitäten und sie werden sehr wahrscheinlich eine sehr große, ziemlich wahrscheinlich sogar eine entscheidende, Rolle bei der dieses Jahr stattfindenden Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten spielen.

Natürlich muss ein Teil des Ergebnisses der wirklich sehr eindrucksvollen Unfähigkeit des Pro-Eu-Lagers zugeschrieben werden. Die erste Regel für politische Wahlkämpfe lautet, dass es, wenn etwas nicht funktioniert Zeit ist,  etwas anderes zu probieren. Aber anscheinend ist das niemandem auf der Pro-EU-Seite in den Sinn gekommen. Vom Anfang des Wahlkampfes bis zu seinem Ende, waren fast die einzigen kohärenten Argumente, die man von den  Verfechtern des  Verbleibs in der EU  zu hören bekam, Drohungen mit schrecklichen Dingen die passieren würden, wenn Großbritannien die EU verlassen würde. Ein Ergebnis davon war, dass Wochen vor der Wahl bereits unwirkliche Schlagzeilen wie “Experten warnen, der Brexit wird sie an Krebs erkranken lassen” und ähnliches zu einem verbreiteten Thema des Internethumors geworden waren.

Es war schlimm genug – wenn das Hauptthema deiner Kampagne eine Pointe wird, machst du etwas falsch – aber es gab einen anderen Punkt, den jeder im Pro-EU-Lager übersehen zu haben scheint. Der bald nur noch ehemalige Premierminister, David Cameron, widmete einen großen Teil des Wahlkampfes seiner Behauptung, dass, wenn Großbritannien die EU verlassen würde, es harte Budgetkürzungen im staatlichen Gesundheitsdienst NHS und in anderen für die gewöhnlichen Briten vorteilhaften Bereichen geben würde. Die Schwierigkeit bestand hier natürlich darin, dass die Regierung von Cameron bereits harte Budgetkürzungen im staatlichen Gesundheitsdienst und den anderen für die gewöhnlichen Briten vorteilhaften Programmen durchgeführt hatte, und dass alles dafür sprach, dass sie das noch mehr tun würde – und “Der Brexit wird das tun was wir so oder so machen” hatte nicht die durchschlagende Wirkung, die Cameron sich offensichtlich davon erwartet hatte.

Allgemeiner ausgedrückt, schafften es die Unterstützer nie positive Gründe für Großbritanniens EU-Mitgliedschaft anzubieten, die diejenigen überzeugen würden, die nicht bereits auf ihrer Seite waren. Stattdessen haben sie einfach nur darauf bestanden, dass “jede denkende Person” für den Verbleib in der EU stimmen würde, und jeder, der damit nicht einverstanden war, musste ein fremdenfeindlicher, nationalsozialistischer Idiot sein. Ihr Verhalten nach der Niederlage war im Großen und Ganzen dasselbe. Man wechselte zwischen wütenden Behauptungen, dass die 52 % der Briten, die dafür stimmten die EU zu verlassen, alle sabbernde, faschistische, engstirnige Fanatiker wären und dem klagenden Beharren, dass die Leute vielleicht gar nicht das wählen wollten, was sie gewählt haben, und können wir bitte die Abstimmung noch einmal wiederholen?

Im gesamten Repertoire der EU-Befürworter fehlte sowohl vor als auch nach der Abstimmung, jede Vorstellung davon, dass die Frage des Fortbestandes der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens grundlegende Probleme beinhaltete, über die es vernünftig begründete Meinungsverschiedenheiten geben kann. Es sollte offensichtlich gewesen sein, dass es das Wahlverhalten der Leute nicht ändert, wenn man ihnen erzählt, dass ihre Bedenken und Sorgen keine Rolle spielen und wenn man sie mit Schulhofbeleidigungen beschimpft, wenn sie Einwände äußern. Dass dies für das Pro-EU-Lager nicht offensichtlich war, und das es wenige Hinweise dafür gibt, dass es selbst im Gefolge der Wahlniederlage offensichtlicher wird, deutet darauf hin, dass die fraglichen Probleme Dinge sind, die zu diskutieren das Pro-EU-Lager ablehnt.

Ich nehme an, dass dies genau das ist, was passiert. Ein flüchtiger Blick zurück auf das letzte Jahrhundert der politischen Geschichte Britanniens kann helfen, die stillschweigenden Realitäten hinter dem Geschrei aufzuzeigen.

Vor hundert Jahren haben zwei Parteien die britische politische Landschaft beherrscht: die Konservativen (auch bekannt als Torys) und die Liberalen. Beide Parteien wurden durch und für die Wohlhabenden geführt. Während eine Reihe von Wahlrechtsreformen im Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts immer mehr britischen Männern das Wahlrecht gebracht hat – haben britische Frauen das Wahlrecht in zwei Stufen erhalten. Wohlhabende Frauen über 30 erhielten das Wahlrecht 1918 und alle erwachsenen Frauen erhielten es 1929. Beide Parteien haben sogleich den Trick gelernt, die Armen mit bedeutungslosen Vergünstigungen zu ködern, um sie zu veranlassen im Interesse ihrer angeblichen Vorteile zu stimmen.

Der Aufstieg der Unabhängigen Arbeiterbewegung (= Indipendent Labour Movement = ILM), dem Vorläufer der Labour Party, war ein meisterhafter Abwehrschlag gegen diese Art der politischen Spieltaktik. Anstatt sich zu Gunsten der wohlhabenden Minderheit an der Nase herumführen zu lassen, haben die ILM und dann die Labour Party die Interessen der Arbeiter und den Armen an die erste Stelle ihrer Programme gesetzt und haben sich geweigert, sich mit den Abfällen von den Tischen der Reichen kaufen zu lassen. Ein direktes Ergebnis davon war, dass die Partei der Liberalen um 1945 zur Bedeutungslosigkeit reduziert war und dass die Labour Party eine der zwei Hauptparteien in der britischen Politik geworden war.

In Großbritannien, ebenso sowie in Amerika, begann das Pendel im letzten Viertel es Jahrhunderts in die andere Richtung zu schwingen. Der Triumph von Margaret Thatcher in den allgemeinen Wahlen von 1978 hatte dort dieselbe Rolle, wie der Sieg von Ronald Reagan 1980 es hier getan hat: Ein neuer, aggressiverer Konservatismus hat die linke Rhetorik des Klassenkriegs aufgenommen und rächend umgekehrt, in ein Zeitalter hineinführend, in dem die Reichen gegen die Armen rebelliert haben. Die Labour Party unter Tony Blair hat auf diese Verschiebung genauso reagiert wie die Demokraten unter Bill Clinton es getan haben: Beide Parteien haben leise ihre vorherigen Engagements zur Arbeiterklasse und den Armen fallen gelassen, und haben sich stattdessen auf Probleme konzentriert, die wohlhabende Liberale angesprochen haben. Sie haben darauf gewettet, dass die Arbeiterklasse und die Armen sie aus Gewohnheit und falsch verstandener Loyalität weiter wählen würden – und kurzfristig hat sich dieses Glücksspiel ausgezahlt.

Das Ergebnis war in beiden Ländern ein politisches Klima, in dem die einzigen politischen Inhalte, die diskutiert wurden diejenigen waren, die die Interessen der Wohlhabenden auf Kosten der Arbeiterklasse und der Armen bevorzugten. Dieser Punkt ist so häufig und auf so viele höchst fantasievolle Weisen getrübt worden, dass es wahrscheinlich notwendig ist, darüber hier ausführlich zu berichten. Steigende Immobilienpreise nützen zum Beispiel denjenigen, die Immobilien besitzen, da ihre Eigentum mehr wird, aber sie bestrafen diejenigen, die ihre Häuser mieten müssen, da sie mehr von ihrem Einkommen für die Miete ausgeben müssen. Ebenso wirkt die Kürzung von Sozialleistungen für Behinderte. Das nützt denen, die Steuern bezahlen, auf Kosten derjenigen, die diese Sozialleistungen zum Überleben benötigen.

Ebenso wirkt die Förderung unbeschränkter Einwanderung in ein Land, das bereits Millionen von dauerhaft Arbeitslosen hat und die Verlagerung von Industriearbeitsplätzen ins Ausland, so dass die Arbeitslosen um eine abnehmende Zahl von Arbeitsplätzen konkurrieren. Das nützt den Wohlhabenden und schadet allen anderen. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt für die Arbeit, wie für alles andere: Vergrößere das Angebot an Arbeitskräften und verringere die Nachfrage nach ihren Diensten, und die Löhne werden fallen. Die Wohlhabenden profitieren davon, weil sie weniger für die Dienstleistungen zahlen, die sie wollen. Aber den arbeitenden Armen und den Arbeitslosen wird dadurch geschadet, da sie weniger Einkommen erhalten, wenn sie überhaupt eine Arbeit finden können. Es ist üblich, dass diese einfache Logik durch Behauptungen verschleiert wird, dass Einwanderung der Wirtschaft als Ganzes Vorteile bringt – aber wer erhält die Masse der Vorteile und wer trägt die meisten Kosten? Es ist nichts, was irgendwer im öffentlichen Leben in den USA oder in Großbritannien in den letzten 30 Jahren zu diskutieren bereit gewesen ist.

Das Problem mit dieser Art der Regierung der Wohlhabenden, durch die Wohlhabenden, und für die Wohlhabenden wurde vor vielen Jahren von Arnold Toynbee kompromisslos im Detail in dessen monumentalem Werk “Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen” skizziert. Er zeigte, dass Gesellschaften im Niedergang sich in zwei ungleiche Teile spalten: Eine dominierende Minderheit, die das politische System und seine Belohnungen monopolisiert und ein inneres Proletariat, das die meisten Kosten des vorhandenen Systems trägt und dem der Zugriff auf die meisten seiner Vorteile verweigert wird. Während sich diese Spaltung weiter entwickelt, verliert die dominierende Minderheit den Bezug zu den wesentlichen Gesetzen der Politik – die Massen bleiben gegenüber ihren Führern nur loyal, solange die Führer ihnen gegenüber loyal bleiben – und das innere Proletariat reagiert, indem es nicht nur die Führung der dominierenden Minderheit zurückweist, sondern ebenso auch deren Werte und Ideale.

Das fortdauernde Symbol der resultierenden Entfremdung ist der berühmte Spiegelsaal in Versailles, wo sich die letzten drei französischen Könige vor der Revolution von einer zunehmend beunruhigten und verarmten Nation abgeschirmt haben und bewundernd auf ihre eigenen glänzenden Spiegelbilder gestarrt haben. Während Marie Antoinette den berühmten Satz – “Lasst sie Kuchen essen” – anscheinend nie gesagt hat, – so ist doch die Unwissenheit über die Realitäten des Lebens außerhalb des Spiegelsaals, die diese Äußerung andeutet, sicherlich da gewesen, während Frankreich zu seinem Ruin hin gestolpert ist. Eine steigende Zahl von normalen Franzosen und Französinnen drehte ihren angenommenen Führern den Rücken zu und ging  nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Das ist es, was in Großbritannien in letzten Jahrzehnten geschehen ist und die letzten paar Wahlen zeigen es. In den allgemeinen Wahlen von 2010 haben die Wähler die Meinungsforscher und dergleichen Experten unvorbereitet getroffen, indem sie zur Liberal Demokratischen Partei strömten, die bis dahin eine Splitterpartei war. Das war eine offensichtliche Forderung nach Veränderung, und wenn die Liberaldemokraten bei ihren Waffen geblieben wären, könnte das zum Verschwinden der Labour Party innerhalb weniger Jahre geführt haben. Aber die Liberaldemokraten haben stattdessen beschlossen, ihre Ideale zu Geld zu machen und eine Koalition mit den Torys zu bilden. Ein direktes Resultat war, dass die Liberaldemokraten bei den allgemeinen Wahlen von 2015, wieder zur Splitterpartei wurden.

2015 hatte dennoch ein noch wesentlich wichtigeres Ergebnis. In einem Versuch, die britische Unabhängigkeitspartei (UKIP), eine andere Splitterpartei, die beunruhigende Gewinne erzielte, zu verhindern, hat Tory-Premierminister David Cameron versprochen, dass, wenn seine Partei gewinnen würde, das Vereinigte Königreich ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abhalten würde. Wahlumfragen zeigten, dass das Parlament wieder auf drei Weisen gespalten wäre, zwischen Konservativen, Liberal-Demokraten und Labour. Die Meinungsforscher und die Experten wurden wieder unvorbereitet getroffen. Anscheinend hat eine größere Anzahl Leute, die angegeben hatten für Labour oder die Liberaldemokraten zu stimmen, heimlich in der Wahlkabine stattdessen für ihren lokalen Tory gestimmt. Warum? Die Abstimmung am Donnerstag legt nahe, dass sie es genaugenommen getan haben, weil sie die Chance bekommen wollten, Nein zur EU zu sagen.

Sprechen wir jetzt über den Brexit-Wahlkampf. In der höflichen Gesellschaft des heutigen Großbritanniens wird jeder Versuch, auf die massiven Probleme mit dem Erlauben uneingeschränkter Einwanderung auf eine bereits überfüllte Insel hinzuweisen, die keine entsprechende Arbeitsplätze bieten kann oder Sozialleistungen für die Leute, die schon da sind, als Rassismus abgewiesen. So ist es nicht überraschend, dass ziemlich viele Briten, von denen viele nominelle Wähler der Labour Party sind, die in der Öffentlichkeit genehmigten Meinungsfetzen gemurmelt haben und im Privaten für den Brexit gestimmt haben – und wieder waren die Meinungsforscher und Experten darauf nicht vorbereitet. Es ist einer der Nachteile der Spaltung zwischen dominierender Minderheit und dem internen Proletariat, dass wenn die Minderheit die Loyalität der Massen verloren hat, weil es ihr nicht gelingt auf die Bedürfnisse derjenigen außerhalb der wohlhabenden und privilegieren Kreis einzugehen, dass dann finstere äußere Konformität und heimliche Revolte das gegenseitige Vertrauen ersetzen, das für das Funktionieren einer Gesellschaft erforderlich ist.

Die EU wiederum, hat ein perfektes Ziel für entfremdete Wähler der Arbeiterklasse und die Armen abgegeben, weil sie ausschließlich eine Schöpfung desselben Konsenses der Wohlhabenden ist, wie die Labour Party nach Tony Blair und die Demokratischen Partei nach Bill Clinton. Ihre Wirtschaftspolitik wird von oben bis unten durch die neoliberale Wirtschaftslehre durchdrungen, die mit Thatcher und Reagan an die Macht gekommen ist. Ihre standhafte Unterstützung der uneingeschränkten Einwanderung und des Kapitalverkehrs wird berechnet, um die Löhne zu senken und um Arbeitsplätze aus Ländern wie Großbritannien zu entfernen. Ihre Subventionen landen unweigerlich in den Taschen der großen Konzerne und der Wohlhabenden, während die Lasten ihrer Verordnungen und Gesetze am stärksten die Kleinunternehmen und die lokalen Ökonomien belasten.

Das ist nicht besonders schwer herauszufinden – faktisch kostet es einige Anstrengung,  zu vermeiden dies zu bemerken. Höre Leuten zu, die die Folgen des Brexit in den letzten Berichten der britischen Medien betrauern, und du wirst eine lange Liste von Privilegien hören, die hauptsächlich für die Wohlhabenden relevant sind und wegen denen die Sprecher besorgt sind, dass sie ihnen nun genommen werden. Abgesehen von einigen Randfiguren sprechen die, die dafür gestimmt haben im allgemeinen nicht darüber, weil sie durch bittere Erfahrung gelernt haben, dass sie einfach mit den üblichen, abgegriffenen Beschuldigungen des Rassismus usw. niedergeschrien werden. Wenn sie dennoch bereit sind, zu sprechen nehme ich an, dass man dann eine lange Listen von Lasten hört, die hauptsächlich auf den einfachen, arbeitenden Menschen gelandet sind, die so viele der Wohlhabenden so offensichtlich verachten.

Es ist wahrscheinlich notwendig, zur Kenntnis zu nehmen, dass es natürlich Rassisten und Fremdenfeinde gibt, die für den Brexit gestimmt haben. Ebenso gibt es Leute, die mit toten Schweinen kopuliert haben und die dafür gestimmt haben, in der EU zu bleiben – ich bin überzeugt, dass meine britischen Leser mindestens einen nennen können – aber das bedeutet nicht, dass jeder, der dafür gestimmt hat, in der EU zu bleiben, mit einem toten Schwein kopuliert hat (( Anmerkung des Übersetzers: wenn man mit “Cameron totes Schwein” bei Google sucht, findet man sogar einige deutschsprachige Artikel zu diesem Thema )). Noch, entscheidend, beweist das, dass Nekrophile Sehnsüchte der einzige mögliche Grund sind, für den Verbleib in der EU zu stimmen. Eine allgemeine Weise um Hassrede zu definieren, ist “der Gebrauch einer erniedrigenden und abschätzigen Stereotypie, um jedes Mitglied einer Gruppe zu beschreiben.” Durch diese Definition sind die Leute, die darauf bestehen, dass jeder, der für den Brexit gestimmt hat, ein fanatischer Idiot ist, mit Hassrede beschäftigt – und es ist eine Quelle düstere Belustigung, Leute zu beobachten, die normalerweise schnell dabei sind, andere wegen Hassrede zu verurteilen, wenn sie diese selber betreiben, wenn sie in dem betreffenden Fall dem Wunsch ihres Herzens nachhängen.

Lasst uns das noch vertiefen. Es  gibt tatsächlich eine bedeutende Anzahl Armen und zur Arbeiterklasse gehörenden Briten, die tiefen Vorurteilen gegenüber ausländischen Einwanderern anhängen. Warum? Ein großer Teil des Grundes ist die Tatsache, dass die Wohlhabenden, schon seit Jahrzehnten, Rassentoleranz mit genau jener Politik der uneingeschränkten Einwanderung gleichgesetzt haben, die Millionen der britischen Arbeiterklasse in die Mittellosigkeit und das Elend gestürzt haben. Auf die gleiche Weise konnten sich sehr viele arme und der Arbeiterklasse angehörige Briten weniger um die Umwelt sorgen. Ein großer Teil des Grundes ist, dass die Bedingungen der Debatte über Umweltprobleme so definiert wurden, dass die Lebensstile der Wohlhabenden nie zur Diskussion standen, während die Kosten des Umweltschutzes die soziale Stufenleiter hinunterflossen, während die Vorteile nach oben flossen. Wie Toynbee feststellte, wenn Gesellschaften sich in einen dominante Minderheit und ein internes Proletariat spalten, dann weisen die Massen nicht nur die Führerschaft zurück, sondern auch die Ideale und Werte der selbsterklärten Besseren. Es geschieht einigermaßen häufig, dass einige jener Ideale und Werte wirklich wichtig sind, aber wenn sie immer und immer wieder verwendet worden sind, um die Politik der Privilegierten zu rechtfertigen, können sich die Massen es sich nicht mehr leisten darauf Rücksicht zu nehmen.

Jene Briten, die darauf bestehen, dass die Mehrheit nicht zählt, und dass ihr Land in der EU bleiben muss, egal was die Stimmberechtigten denken, haben offensichtlich die Implikationen der Wahl des letzten Donnerstags nicht zu Ende gedacht. Die Parteiloyalitäten sind nun sehr flüssig geworden, und dieselben 52 % der britischen Stimmberechtigten, die bei dem Referendum für den Brexit gestimmt haben, können ziemlich bereitwillig mit der gleichen Verachtung für die zarten Empfindlichkeiten der privilegierten Minderheit, eine UKIP Mehrheit ins Unterhaus bringen und Nigel Farage geradewegs nach 10 Downing Street senden. Wenn das britische Establishment es schafft, die Arbeiterklasse und die Armen davon zu überzeugen, dass eine Stimmabgabe für die UKIP die einzige Möglichkeit ist, ihrer Stimmen Gehör zu verschaffen, dann ist es das, was geschehen wird. Es ist ein sehr unkluger Zug, Leute gegen sich aufzubringen, die nichts zu verlieren haben.

Inzwischen ist eine sehr ähnliche Revolte in den Vereinigten Staaten mit Donald Trump als Begünstigten in Vorbereitung. Wie ich in einem früheren Post hier angemerkt habe, wurde der kometenhafte Anstieg von Trump von einer weit her geholten Randfigur zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, vollständig von seiner Bereitschaft getrieben, sich selbst in Gegensatz zum Konsens der zuvor beschriebenen Wohlhabenden zu bringen. Während alle akzeptablen Kandidaten mit der neoliberalen Volkswirtschaft und der neokonservativen Politik der letzten dreißig Jahre an Bord waren – großzügige Zuteilungen für die Reichen, strafende Einschränkungen für die Armen, schädliche Vernachlässigung unserer Infrastruktur zuhause und eine monowahnsinnige Verfolgung militärischer Konfrontationen in Übersee – da hat er damit Schluss gemacht, und je schriller die Experten und Politiker ihn verurteilt haben, desto sich mehr Bundesstaaten hat er gewonnen und desto schneller sind seine Umfragewerte gestiegen.

Momentan macht er das Vernünftigste. Er wartet seine Zeit ab, sich auf die allgemeinen Wahlen vorbereitend und den gelegentlichen Testballon loslassend, um herauszufinden wie verschiedene Argumente gegen Hillary Clinton aufgenommen werden. Ich erwarte, dass die Art des totalen Krieges, die seine republikanischen Rivalen platt gemacht hat um den 1. September herum beginnt. Auch ist ist Hillary Clinton nicht besonders gut aufgestellt, um solch einem Angriff entgegenzusehen. Es ist nicht nur, dass sie durch peinlich ausführliche Korruptionsanschuldigungen in einem Ausmaß verfolgt wird, dass selbst in einer Kleptokratie der Dritten Welt als ungewöhnlich blühend betrachtet würde, noch ist es der Umstand, dass ihre Karriere als Außenministerin hauptsächlich wegen einer Kaskade von außenpolitischer Katastrophen bemerkenswert war, aus denen sie nichts gelernt zu haben scheint. Es ist nicht einmal, dass Hillary Clinton in den meisten wirtschaftlichen, politischen und militärischen Dingen deutlich rechts von Donald Trump ist und dass sie Positionen vertritt, die ununterscheidbar von denen von George W. Bush sind – von dem Typ, von dem die Demokraten vor nicht all zu vielen Jahren behauptet haben, dass sie ihn hassen.

Nein, was einen Sieg von Trump im November wahrscheinlicher als eine Niederlage macht,  ist, dass Clinton sich selbst zur Kandidatin des Status quo gemacht hat. Alle Positionen, die sie einnimmt laufen darauf hinaus, die Politik fortzusetzen, die in den Vereinigten Staaten ebenso wie in Großbritannien, den Wohlhabenden auf Kosten aller anderen genützt hat. Das war damals eine sichere Wahl, als ihr Ehemann Präsident war und als  beide Parteien größtenteils darum konkurrierten, welche von ihnen es den Wohlhabenden bequemer machen und die Gequälten besser quälen könnte. Das ist jetzt keine sichere Wahl mehr, weil Trump das heimliche Regelbuch der modernen amerikanischen Politik weggeworfen hat und den Leuten, die 30 Jahre lang den Kürzeren gezogen haben, ein Bündel politischer Veränderungen anbietet, die ihr Leben tatsächlich verbessern könnten.

Nun ist das natürlich nichts, worüber zu sprechen die Politiker, die Experten und die offiziell beachtenswerten Denker des heutigen Konsenses der Wohlhabenden bereit sind. Dieselbe triste Redekunst, die gegenüber der Pro-Brexit-Mehrheit in Großbritannien angewandt wurde, wird daher auch gegenüber den Wählern von Trump hier in den Vereinigten Staaten angewandt. „Rassist“, „Faschist“, „Idiot“ – alle die abgegriffenen, höhnischen Tropen, die die Privilegierten benutzen, um die Sorgen des Rests der Bevölkerung des heutigen Amerikas abzuweisen, sind präsent und werden eingesetzt.

Der Eifer, mit dem diese Wörter gerade jetzt herumgeschleudert werden, sollte nicht unterschätzt werden. Ein alter Freund hat mich mitten im Satz unterbrochen, weil ich einen Mangel an der Begeisterung für Clinton ausgedrückt habe; wir haben seitdem nicht mehr miteinander gesprochen und ich weiß nicht, ob wir es jemals wieder tun werden. Andere Leute, die ich kenne, haben vergleichbare Erfahrungen gehabt, als sie versucht haben, die bevorstehende Wahl in nuancierteren Begriffen zu diskutieren als die aktuelle, herkömmliche Weisheit zu erlauben bereit ist. Eine der stärksten und unaussprechlichsten Kräfte im öffentlichen Leben Amerikas – Klassenvorurteile – durchdringen die resultierenden Schreiwettbewerbe. Für Clinton Partei zu ergreifen, bedeutet sich selbst mit den privilegierten, den “guten Leuten”, den wohlhabenden Kreisen, zu identifizieren, die im Spiegelsaal bewundernd auf sich selbst starren. Von Trump in irgendwelchen anderen Begriffen, außer billigen Schuljungenbeleidigungen zu sprechen oder sogar anzudeuten, dass die Unterstützer von Trump durch andere Gründe als Rassismus und der schieren Beschränktheit motiviert sein könnten, bedeutet ohne Umschweife vor die Tore geschleudert zu werden, wo der Pöbel beginnt sich zu versammeln.

Es ist denjenigen, die im Spiegelsaal auf und ab stolzieren offenbar nicht in den Sinn gekommen, dass es noch viel mehr Leute außerhalb jener Tore gibt als, es innerhalb der Tore gibt. Es hat offensichtlich nicht einmal in ihre finstersten Träume Einzug gehalten, dass das Niederschreien einer unbequemen Sichtweise und das Schleudern von Beleidigungen gegenüber jedem, der es wagt darüber nachzudenken, keine wirkungsvolle Methode ist  jemanden zu überzeugen, der nicht schon auf ihrer Seite ist. Vielleicht reicht das Ergebnis der Abstimmung über den Brexit, um Amerikas Bildungsbürgertum aus seiner Erstarrung zu reißen und es zu zwingen, zu bemerken, dass die Leute, die durch die von ihnen bevorzugte Politik  verletzt worden sind, schließlich die Geduld mit dem endlos monoton leiernden Beharren verloren, dass keine andere Politik möglich ist. Vielleicht – aber ich bezweifle es.

Außerhalb des Spiegelsaals ist der Himmel  schwarz von Vögeln, die zum Schlafplatz nach Hause kommen. Einige von ihnen haben sich bereits auf den Dächern Londons niedergelassen. Mehr von ihnen schweben über einer Reihe europäischer Hauptstädten herum, und noch viele mehr sind über den Marmorkuppeln und Giebelfeldern von Washingtons DC. Wenn sie landen werden, wird ihr Einfluss die Welt schütteln.
Gepostet von John Michael Greer auf seinem Internetblog The Archdruidreport
Originaladresse des Artikels: http://thearchdruidreport.blogspot.de/2016/06/outside-hall-of-mirrors.html
Übersetzt von Christoph Becker, www.freizahn.de, Kelberg den 2. Juli 2016, Link zur  deutschen Übersetzung: http://www.freizahn.de/2016/07/ausserhalb-des-spiegelsaals/




Meine Autos

Mein neues Auto  – als Zahnarzt!  –   ist ein Dacia Sandero Essential für nur  7390 € einschließlich Überführungskosten. Warum ich  dieses  minimalistische Auto für  die ökologisch und politisch beste Wahl halte und was ich bisher für Autos hatte.

Beim Thema Auto und Zahnarzt denken die meisten an Porsche, BMW, Jaguar oder ähnliches. Mein erstes eigenes  Auto überhaupt, habe ich erst im Alter von 31 Jahren, nach meinem Zahnmedizinstudium gekauft. Als Student hatte ich, soweit ich überhaupt ein Motorfahrzeug hatte, zuerst ein Motorrad vom Typ MZ TS 250 und dann später einen Roller vom Typ Vespa P200E.

Mein erstes Auto war ein gebrauchter Nissan Cherry, von meinem Bruder, der  ihn von Hand laubfroschgrün gestrichen hatte.  Danach kamen noch drei andere Gebrauchtwagen. 1991, als damals schon seit zwei Jahren niedergelassener Zahnarzt, habe ich mir dann mein damaliges Traumauto, einen  Toyota Starlet  als Neuwagen geleistet. Der Starlet war mein Traumauto, weil er nach der ADAC-Pannentistik damals das seit Jahren  zuverlässigste aller  Autos war und weil er preiswert war. Ich hatte ihn von 1991 bis 2003 und bin ungefähr 220 Tsd. Kilometer mit ihm gefahren. Unzufrieden war ich mit dem Starlet nur zum Schluss, wegen einer extrem unverschämten Reparaturrechnung der Toyota-Werkstatt.  D.h.,  der Rechnungsbetrag war wesentlich höher als der Zeitwert des Fahrzeuges, ohne dass die Werkstatt es für nötig gehalten hätte, mich im Vorfeld darauf hinzuweisen.

Der nächste Neuwagen konnte damit kein Toyota mehr werden. Es wurde ein Opel Corsa C Eco mit Easytronic, mit nur 58 PS. Ich habe ihn  von 2003 bis 2016 gefahren. Die Wahl fiel damals auf den Corsa C Eco, weil er zum einen einen sehr geringen Verbrauch hatte (nur ca. 4,0 Liter Benzin, ausserorts), weil meine Frau ein Auto mit Automatik wollte. Der Corsa Eco hatte mit dieser Easytronic aus Sicht des Fahrers eine Automatik, aber die Kraftübertragung erfolgt tatsächlich kraftstoffsparend über ein Schaltgetriebe.   Auf eine Klimaanlage  habe ich verzichtet, weil ich mir  überlegt hatte,  dass  eine Klimaanlage zusätzliches Gewicht,  zusätzliche  Anschaffungs- und Wartungskosten und auch einen zusätzlichen Kraftstoffverbrauch bedeutet. Auf einen stärkeren Motor habe ich verzichtet, nachdem ich mir überlegt habe, dass ein solcher Motor die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten steigert und mir nur gelegentlich einen kleinen Zeitvorteil in Form von mit dem schwächeren Motor nicht möglichen Überholvorgängen ermöglicht. Der gelegentliche Zeitvorteil durch zusätzlich mögliche Überholvorgänge wiegt die Nachteile eines stärkeren Motors meines Erachtens nicht auf.  Die mögliche Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn ist auch bei Fahrzeugen mit relativ schwachen Motoren eher durch das Verkehrsaufkommen und durch von der Strassenverwaltung oder dem Staat verordnete Geschwindigkeitsbegrenzungen als durch die technischen Möglichkeiten des Autos begrenzt.  Der Corsa konnte jedenfalls auch mit über 150 km/h fahren und das dann immer noch mit erstaunlich geringem Verbrauch. Auf Luxus wie Zentralverriegelung habe ich damals wie heute verzichtet, weil jede Technik, die man zusätzlich nutzt, auch zusätzliche Anschaffungskosten, Reparaturkosten und auch Ausfallrisiken mit sich bringt.

Ein Defekt an den Stellmotoren und der Steuerung der Easystronic-Schaltung war mit rund 1000 Euro die  teuerste Reparatur, die ich am Corsa C Eco  hatte . Im  Januar 2016 ist dann einer der 3 Zylinder ausgefallen und ich habe einen Motor vom Schrottplatz einbauen lassen, was insgesamt aber nur ca. 800 Euro gekostet hat.  Dieser Motorschaden im Januar war der Anlass, an die Anschaffung eines Neuwagens zu denken, was nun zum Kauf des Dacia Sandero Essential geführt hat.

Für die Wahl des Dacia Sandero Essential  war die Überlegung ausschlaggebend, dass ich ein Auto wirklich nur zum Fahren  und nicht zum Angeben benötige.  Mein Vater hatte auch nur einen VW 1600 Variant mit damals nur 54 PS, ohne Radio und ohne jede heute oft übliche technische Spielerei  und er ist damit  auch gefahren. Ich wollte jedenfalls nur ein minimalistisches Auto, das so zuverlässig wie nur irgend möglich ist und mit dem ich so wenig wie möglich zur Finanzierung unseres Staates und seiner Politik, mit der ich nicht einverstanden bin, beitrage.  Das heißt eben auch, dass man erstens möglichst kein deutsches Auto und zum anderen nur ein möglichst wenig kostendes  und damit dem Staat nur wenig  Mehrwertsteuer einbringendes Auto kaufen sollte, an dem zum Anderen auch Reparaturen möglichst selten vorkommen,  und wenig kosten, und das auch wenig KFZ-Steuer und Versicherung kostet. Dazu kommt dann noch, dass auch bei all meinen anderen Neuwagen schon übliche Argument, dass das Auto möglichst  umweltverträglich und ökologische verantwortungsbewusst sein sollte. Der Dacia Sandero Essential ist  meines Erachtens sehr viel besser ökologisch verantwortbar und sehr viel umweltfreunlicher als jedes mir bekannte deutsche  Auto und auch mehr als  alle Hybrid und Elektroautos. D.h. mein  ökologischer Fußabdruck  ist mit dem Dacia Sandero Essential meines Erachtens wesentlich geringer als er es mit jedem in Deutschland gebauten Auto wäre. Dabei ist auch zu bedenken, dass ein teureres, in Deutschland gebautes Auto auch die Regierung und die Bevölkerung zu umweltbelastenden politischen Entscheidungen und Ausgaben motiviert .

Ein  Grund warum ich das so sehe, findet sich in meinem Artikel Energie und Geld:   Wenn Geld Energie ist und wenn 90 % aller weltweit verrichteten   Arbeit auch heute noch letztlich auf der Nutzung fossiler Energieträger beruht, dann kann und sollte man den Kaufpreis eines Autos und auch dessen Unterhaltskosten zu 90% letztlich auch als Verbrauch von fossiler Energie betrachten und zwar auch dann, wenn es sich um ein Elektroauto oder um ein  Auto mit Hybridantrieb handelt. Staatliche   Subventionen sind   in diesem Fall auch als Teil des Kaufpreises zu sehen, weil sie einen Verbrauch von materiellen Gütern und Arbeit generieren, für die letztlich zu 90 % fossile Energieträger – also vor x Millionen Jahren stattgefundene Photosyntheseleistungen – genutzt werden. Auch ist zu bedenken, dass die großindustrielle Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie und Windkraft eine hochkomplexe, ohne die Nutzung fossiler Energieträger nicht existenzfähige globale  Infrastruktur erfordert.

Der Dacia Sandero Essential  ist so günstig weil bei seinem Bau auf unnötige Spielereien – und damit auch auf unnötigen Ressourcen und Umweltverbrauch verzichtet wird und weil er aus bewährten, möglichst einfachen Komponenten aufgebaut ist. Für seinen Bau wurde keine immer aufwendigere und systembedingt immer ineffzienter werdende und damit auch immer mehr die Umwelt zerstörende und immer mehr Ressourcen verschlingende Forschung und Entwicklung betrieben. Siehe hierzu meinen Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen. Weil der Dacia Sandero Essential auf technische Spielereien und Extras verzichtet, wo immer dies möglich ist, hat er außerdem im Sinne der Zuverlässigkeitstechnik eine höhere Zuverlässigkeit und damit voraussichtlich weniger Reparatur- und Unterhaltskosten als teurere Fahrzeuge. Siehe auch meinen Artikel Zuverlässigkeitstechnik. Für die 7390 Euro, die er einschließlich Überführung gekostet hat, bekommt man als Kunde zudem auch eine Garantie über 3 Jahre oder 100.000 km. D.h., man hat zumindest für 3 Jahre ausser den üblichen Inspektionen keine Werkstattkosten. Außerdem ist es so, dass die Versicherungskosten eher gering sind, weil leichtsinnige Fahrer eher nicht dieses mit nur 73 PS eher schwach motorisierte Auto kaufen.

Wenn mehr Autokäufer sich so wie ich entscheiden würden, würde man bald noch günstigere und noch einfachere Autos bauen können, denn der Dacia Sandere Essential hat z.B. immer noch 5 Türen und er ist auch etwas größer und schwerer als nötig,   weil er Teil eines Baukastensystems ist, mit dem der Hersteller  hauptsächlich teurere und schwerer motorisierte Fahrzeuge produziert. Es sollte möglich sein ein noch sparsameres, noch robusteres und noch einfacheres Auto auch für unter 5000 Euro Endpreis zu bauen.

Transportkapazität?

Viele kaufen sich ein größeres Auto, weil sie hin und wieder etwas mehr transportieren müssen. Meine Autos hatten dazu bisher alle eine Anhängerkupplung und auch der Sandero hat eine bekommen. Ein Anhänger ist in der Anschaffung und im Unterhalt ziemlich preiswert und man kann damit bei Bedarf ziemlich viel transportieren.

Allrad?

Wenn man für die Jagd oder um im Wald  Holz  zu holen oder  aus  anderen Gründen  gerne ein Allradfahrzeuge kaufen würde, empfiehlt die Überlegung, ob es nicht auch ein Handwagen oder ein Fahrrad tut, den/das man bei Bedarf auch mit dem Autoanhänger transportieren kann.   Zumindest ein  Reh oder kleines bis mittleres Wildschwein kann man auch mit einem Handwagen oder Fahrradanhänger wie dem  Roland Big Boy , aus dem Wald holen. Wenn man auch im Wald Holz oder große Wildschweine oder Hirsche holen will oder  wenn man eine kleine Landwirtschaft betrieben möchte, dann kann man sich überlegen, ob man  einen kleinen Traktor wie den Kobota B6000 kauft. Dieser kleine Allradtraktor kostet neu nur 3250 Euro inkl. MwSt und er kann mit seinen nur 385 kg  mit einem PKW-Anhänger dorthin transportiert werden wo man wirklich Allrad und Geländegängigkeit benötigt. Man kann mit diesen kleinen Traktoren auch den PKW-Anhänger, mit dem man den Traktor zum Waldrand oder zum Feld gebracht hat ziehen. Ab ca. 8000 Euro gibt es solche kleinen Allrad-Traktoren  auch mit Straßenzulassung  (googeln mit  “Kleintraktor Strassenzulassung)

Ein Dacia Sandero Essential und ein solcher Kleintraktor und ein Anhänger kosten zusammen immer noch drastisch weniger als der durchschnittliche Neuwagenpreis in Deutschland, der 2015 bei immerhin 28590 Euro lag.   Dabei ist  man dann  mit der Kombination von PKW und Kleintraktor geländegängiger und auch zum Schneeräumen und für  Feldarbereit und zum Holzholen besser ausgerüstet als mit einem  teuren SUV oder einen richtigen Geländewagen.  Um Kinder zur Schule zur bringen oder zum Einkaufen, ist so ein einfacher Dacia Sandero Essential genauso gut, oder wegen seiner höheren Zuverlässigkeit und einer die Familienkasse und damit auch den häuslichen Frieden weniger belastenden Kaufpreis, sogar wesentlich besser, als diese unnötige großen und teuren  SUVs, Mercedese,  BMWs, VWs usw., die alle eigentlich  nur davon zeugen, dass ihre Besitzer entweder die Welt und die Zukunft ihrer Kinder mutwillig zerstören wollen oder eben, dass sie Bücher wie ich sie in meinem Blogartikel Die Grenzen und das Ende des Wachstums oder auch  mit meiner Übersetzung des Interviews mit William Catton,  vorgestellt habe,  entweder nicht gelesen oder nicht  verstanden haben.

Nachtrag:

Als Geländefahrzeug würde ich,  wenn ich eins brauche,  inzwischen ein UTV kaufen. Hier ein Link auf  einen  Vergleich von Quad und   UTV, bei dem  gut gezeigt wird was so ein UTV kann und wie es aussieht.  Nachteil  ist die  relativ  geringe  ungebremste Anhängerlast.  Dafür sind diese  Fahrzeuge  ziemlich schnell  im  Vergleich zu einem kleinen Traktor,  leicht (Bodendruck auf nassen Wiesen!)  und   relativ  sicher.

Kelberg, den 1. Juli 2016

Christoph Becker

 

 

 

 




Die Eliten entlassen

Dmitry Orlov hat auf seinem englischsprachigen Blog ClubOrlov unter dem Titel Firing the Elites (dt. Die Eliten entlassen oder Die Eliten feuern) den Brexit kommentiert  und dabei auch die Begriffe Patriotismus, Nationalismus und Faschismus ziemlich gut erklärt. Ich habe seinen Artikel hier ins Deutsche übersetzt.

Der Original-Artikel findet sich unter der folgenden Adresse:

http://cluborlov.blogspot.de/2016/06/firing-elites_28.html

Hier meine deutsche Übersetzung:

ClubOrlov

Dienstag, der 28. Juni 2016

Die Eliten entlassen

In Anbetracht dessen, was in diesem Augenblick mit der EU-Reduzierung geschieht, ist es schwer dem Drang zu widerstehen,  etwas  darüber zu schreiben. Daher werde ich ich gar nicht erst versuchen, dieser Versuchung zu widerstehen. Aktienbörsen stürzen ab, Banken sind am Rande des Zusammenbruchs, Gold schießt in die Höhe und in der Londoner City und an der Wall-Street rennen die Finanztypen mit brennenden Haaren herum. Aber was abgesehen von solcher Finanzoberflächlichkeiten wirklich passiert, ist dass der Klassenkrieg rächend zurück ist. Bis jetzt nur im Vereinigten Königreich mit dem Referendum über den Brexit, aber wahrscheinlich, um sich auszubreiten.

In diesem Referendum, haben die älteren Generationen, die wissen welcher Klasse sie angehören, gewählt, dass die niederträchtigen [malign] Oberherren in Brüssel und London zu entlassen sind, während die jüngeren Generationen, die durch die EU-Propaganda einer Gehirnwäsche unterzogen sind, das nicht getan haben. Einige „Experten“ haben behauptet, dass es eine Art Trennung der Generationen gibt, aber ich denke, dass die älteren Generationen eine kluge Sache gemacht haben, und dass das ausreichend durch die Tatsache erklärt wird, dass sie klüger sind. Du siehst, Dummköpfe neigen dazu, jung zu sterben, und der bloße Akt des Überlebens ist ein Zeichen für Intelligenz. Aber das ist nur eine kleinerer Seitenspitze.

Der Hauptpunkt ist, dass es unbedingt nötig ist, die niederträchtigen Eliten zu feuern, und zwar sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten. Es gibt mehrere Probleme mit ihnen, die ich kurz aufzählen möchte:

  •  Sie neigen dazu, neoliberal zu sein, und für alle kaputten Ideen einzutreten, die mit dieser erfolglosen Ideologie zusammenhängen. Die Ergebnisse sind einfach zu erkennen: Ruheständler beraubt, junge Leute erfüllender Beschäftigungsmöglichkeiten beraubt; fabelhafte Reichtümer für eine winzige Elite und Austerität für alle anderen; mehr von allem für Deutschland, weniger von allem für alle anderen. Ein Finanzschema, das im Wesentlichen ein Schneeballsystem ist, und das garantiert explodieren wird, und das vielleicht schon explodiert, während ich dies schreibe.
  • Sie neigen dazu, unter der Fuchtel der der Neokonservativen in Washington zu stehen und zusammen mit ihnen schlingern sie von einer Katastrophe zur anderen. Die Ergebnisse sind wieder einfach erkennen: Eine ganze Liste von zerstörten Ländern (Afghanistan, der Irak, Libyen, der Jemen, Syrien, die Ukraine), eine Flut von Migranten, die aus diesen Ländern nach Europa strömen, was die größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und extrem  gefährlichen ist, und eine völlig unnötige Provokationen Russlands.
  • Sie treten für eine Ideologie ein, die sich bemüht, alle ethnischen und kulturellen Unterschiede auszuradieren, und allen eine widerwärtige politische Korrektheit aufzwingen – außer den Moslems (die seltsamerweise als von der politischen Korrektheit freigestellt betrachtet werden).  Während man die wichtigsten menschlichen Freiheiten beseitigt hat,  (einschließlich, was am wichtigsten ist, der Pressefreiheit, die in Europa ein Gefangener von Konzerninteressen ist), sind die zwei verbliebenen Freiheiten, für die man sich nun in Europa engagiert, die Freiheit, entwurzelt auf dem Kontinent herumzutreiben und die Freiheit  jede sexuelle Perversion auszuleben, die man mag, einschließlich Sodomie und Pädophilie.
  • Aber das größte Problem mit diesen transatlantischen Eliten ist das Folgende: Sie können nicht entlassen werden. Je mehr sie versagen, je etablierter werden sie. Offensichtlich hat das nichts mit der Bildung, oder dem Verdienst oder der Beliebtheit zu tun; es ist einfach nur eine Sache der Klasse. Die Eliten denken, dass sie Übermenschen sind, die weit über einfache Sterbliche erhaben sind. Demokratie ist für sie ein Spielzeug. Den größten Teil der Zeit sind sie damit beschäftigt, die Politik zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Wenn das nicht funktioniert, werden die “kleinen Leute” dazu gebracht, wieder und wieder zu wählen bis sie “richtig” wählen. Aber diese Art der politischen Problemlösung versagt nun auf beiden Seiten des Atlantiks, weil es scheint, dass die  “kleinen Leute” schließlich genug gehabt haben.

Der automatische Reflex besteht darin, die “kleinen Leute” zu beleidigen und zu versuchen, sie einzuschüchtern, damit sie sich wieder unterordnen.  Wenn sie nicht wollen, dass ihr Land von illegalen Migranten überrannt wird, (was nicht heißen soll, dass es jemanden nicht für politisches Asyl qualifiziert, wenn sein Land von der NATO zerstört wurde), dann werden sie Rassisten genannt und als voreingenommen beschimpft. Wenn sie einige der feineren Punkte der EU-Bürokratie nicht verstehen  (weil, offen gesagt, wer möchte seine Zeit mit diesem Quatsch verschwenden wollen?) dann werden sie als unwissend und fehlgeleitet bezeichnet. Und, am wichtigsten, wenn es einen Finanzcrash gibt (der in jedem Fall unvermeidlich war; siehe “Schneeballsystem” (oben), dann wird das ihrer schlechten Wahlentscheidung zugeschrieben.

Vielleicht am wichtigsten von allem,  wird alles versucht, um  Patriotismus mit Nationalismus und Faschismus gleichzusetzen. Nun, das erfordert eine Erklärung, denn diese Konzepte sind vollkommen verschieden:

  • Patriotismus ist jemandes Liebe zu seinem Heimatland und zu seinem Volk. Es ist ein natürliches, organisches Ergebnis des Umstandes, dass man an einem bestimmten Ort  unter bestimmten Leuten auf gewachsen ist, die auch dort aufgewachsen sind, und die ein kulturelles und sprachliches Erbe weitergeben, das sie alle lieben und wertschätzen. Das bedeutet nicht, dass diejenigen die nicht zu jemandes Familie, Nachbarschaft oder Region gehören, in irgendeiner Weise minderwertig sind, aber sie gehören nicht zu den eigenen und man liebt sie weniger.
  • Nationalismus ist ein synthetisches, mit Hilfe öffentlicher Belehrung erzeugtes Produkt, das um bestimmte hohle Symbole wie eine Flagge, eine Hymne und einige vergilbte Papiere, ein paar Entstehungsmythen usw. zentriert ist. Es wird durch bestimmte Rituale unterstützt (Paraden, Reden, der Verleihung von Medaillen), die einen bürgerlichen Kult bilden. Der Zweck des Nationalismus ist, den Nationalstaat zu unterstützen. Wo Nationalismus den Bedürfnissen von jemandes Heimatland und Volk dient, werden Nationalismus und Patriotismus eine Einheit. Wenn der Nationalismus die Bedürfnisse des eigenen Landes und Volkes zerstört, wird er zum Feind, und Patrioten bilden Partisanenbewegungen, erheben sich und zerstören den Nationalstaat.
  • Faschismus ist die vollkommene Verschmelzung von Nationalstaat und  Konzernen. Dabei wird  die Unterscheidung zwischen öffentlichen und privaten Interessen ausradiert und den Konzernen gelingt es, die Rechtsordnung und die Ziele der öffentlichen Politik zu diktieren. Ein fast vollkommenes Beispiel des Faschismus sind die neuen transatlantischen und transpazifischen Handelsverträge, die im Geheimen durch die Regierung Obama zustande gebracht wurden, und die im Moment, zu jedermanns großer Erleichterung, tot zu sein scheinen.

Es sollte offensichtlich sein, dass Faschismus verhindert werden muss. Wenn wir nur einen einzigen vollkommen guten Grund hätten, um die transatlantischen Eliten zu feuern, dann bestünde der darin, den Staatsstreich der Konzerne zu durchkreuzen. Aber es würde damit nicht aufhören, weil Nationalismus und Patriotismus auch im Spiel sind. Patriotismus ist ein natürlicher, menschlicher Grundwert, ohne den man nur noch eine entwurzelte Bevölkerung hat, die opportunistisch herumwandert. Nationalismus ist eine relativ neue Entwicklung (Nationalstaaten sind eine Erfindung des 17. Jahrhunderts) und als solche etwas Gefährliches. Aber im Fall von einigen der älteren und erfolgreicheren Nationalstaaten hat er einige erhebliche Vorteile: Eine geschätzte kulturelle Tradition die in einer nationalen Sprache und Literatur verankert ist, die Fähigkeit den Frieden zu erhalten und von außen kommende Aggressionen zurückzuweisen. Und dann gibt es die Europäische Union, deren Flagge eine Konstellation von Sternen darstellt, die  offensichtlich etwas umkreisen, – etwas, was nur ein schwarzes Loch sein kann, da es unsichtbar ist. Die Vereinigten Staaten sind ein ähnlich künstliches, synthetisches Gebilde einer sehr neuen Abweichung, deren Flagge offensichtlich ein Tablett von sternenartig geformten Plätzchen zeigt, die unglücklicherweise nicht mehr dafür da sind, von den “kleinen Leuten” gegessen zu werden, da die Eliten beschlossen haben, dass sie alle Plätzchen für sich selbst haben wollen.

Und daher müssen sie gefeuert werden. Wenn das durch die Wahlen passieren kann – anstatt durch Waffengewalt, dann ist das Ziel der Wahl, jemanden zu wählen, der zuerst und vor allem fähig ist, die Eliten zu entlassen. Die Briten scheinen das getan zu haben; jetzt sind die Amerikaner an der Reihe. Eine etwas nachdenkliche Frage, die manchmal gestellt wird (nachdem Leute falsche Behauptungen aufgestellt haben, dass  Donald Trump verrückt sei, ein Frauenfeind, ein Rassist, ein Faschist, ein schlechter Unternehmer, allgemein nicht sehr nett ist oder was auch immer) besteht darin, ob er qualifiziert ist, um zu regieren. Meiner Ansicht nach reduziert sich diese Frage zu einer viel einfacheren Frage: Ist er qualifiziert, um Leute zu entlassen? Und die Antwort ist, Ja.  Er ist mit größter Sicherheit qualifiziert, um Leute zu entlassen. Tatsächlich ist “Du bist gefeuert” (engl.: “You’re Fired”  ) eine seiner typischen Äußerungen.

Tatsächlich hat er gerade kürzlich seinen eigenen Wahlkampfleiter entlassen. Hillary Clinton führt andererseits die komplette Kohorte jener Leute, die entlassen werden müssen. Und deshalb denke ich, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist,  dass die “kleinen Leute” sich schließlich erheben und für jemanden stimmen werden, der genau das tun wird.

Ins Deutsche übersetzt von Christoph Becker, Kelberg den 30.6.2016




Leopold Kohr – Leben nach menschlichem Maß

Die  üblichen, negativen Kommentar zum Brexit zeigen, dass das Werk des österreichischen Nationalökonomen Leopold Kohr  weitestgehend unbekannt ist.  Es könnte hilfreich sein, sich näher mit der Philosophie Leopold Kohrs zu befassen.

Ich möchte zunächst einiges, was ich auf Youtube  über Leopold  Kohr und  seine Philosophie  gefunden,  habe einbinden:

Hier zunächst eine gut 44 Minuten dauernde Dokumentation über Leopold Kohr, die ich auch schon in meinen Beitrag zum 3. Oktober 2015 eingebunden hatte:

Philosophische Erinnerung: 18 Jahre nach dem Tod von Leopold Kohr:

Vortrag vom 18.4.2013, von Botschafter a.D. Dr. Michael Breisky im Club of Vienna : “Das Menschliche Maß –  zur  Aktualität der Ideen von Leopold Kohr” :

Michael Breisky ist der Autor der Bücher

 Bücher von Leopold Kohr

Bücher von Leopold Kohr gibt es vor allem auf Englisch.  Kohrs Klassiker ist das Buch The Beakdown of Nations.

An deutschsprachigen Büchern von und mit Leopold Kohr konnte ich auch einiges finden, was der Diskussion über den Brexit und auch über das weitere Schicksal der EU in der Politik überhaupt, eine bessere Qualität geben könnte.

Kelberg, den 27. Juni 2016

Christoph Becker

 




Der Schutzraum und die lieben Nachbarn

Ich möchte hier unter anderem auf den denkwürdigen kleinen Film “The Shelter” (dt. Der Schutzraum) aus der Fernsehserie  The  Twilight  Zone  hinweisen,  der in Deutschland unter dem Titel   Die lieben Nachbarn gezeigt wurde und diesen hier einbetten.

The Twilight Zone (1959) – S3E03 – Die Lieben… von TheEvilElias

Deutsche Erstausstrahlung: Di 05.05.1992 PRO 7

Original-Erstausstrahlung: Fr 29.09.1961

Hier die Kurzbeschreibung

Die Geburtstagsfeier von Bill Stockton findet ein jähes Ende: Ein Radiosender meldet, dass das Frühwarnsystem der USA unbekannte Flugobjekte gemeldet hat, und dass es sich um einen  Raketenangriff handeln könnte und alle ihre Schutzräume aufsuchen sollten. Stockton sucht mitsamt der Familie seinen gut eingerichteten Bunker auf. Auch seine Nachbarn wollen mit in den Schutzraum und belagern den Eingang.  Der Schutzraum ist aber nur für die kleine, dreiköpfige Familie ausgelegt.  Schließlich zerstören die Nachbarn und bisherigen Freunde Stocktons  in  ihrem verzweifelten Versuch  sich in Sicherheit zu bringen,  die Tür des Schutzraumes, indem sie sie mit einem großen Rohr gemeinsam aufbrechen. Der Schutzraum wird damit  als Schutzraum unbrauchbar. In dem Moment meldet das Radio,  dass  es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat.

Der Film zeigt,

  • Den Druck in Notlagen, wenn die verfügbaren Mittel nur für die Rettung des Lebens einiger weniger reichen.
  • Wie Menschen, für die keine Rettungsmittel zur Verfügung stehen,  durch eine  vermeintliche oder tatsächliche existenzielle Notlage  in kürzester Zeit vom zivilisierten, freundlichen  Mitmenschen  zum rabiaten Feind und Raubtier werden und in ihrer blinden Verzweiflung sogar die Rettungsmittel ihrer Mitmenschen zerstören, so dass am Ende niemand überleben kann, wenn das befürchtete, die Panik verursachende Ereignis tatsächlich eintritt.
  • Den Blick verschiedener Menschen zurück auf sich und die anderen, nachdem  die  Gefahr vorbei  ist .
Es macht Sinn, sich diesen nur ca. 25 Minuten dauernden Film vollständig anzusehen und darüber etwas nachzudenken.

Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Film durch den Artikel Grasshopper Nation: Planning For Those Who Aren’t Prepared Whom will you help? And how much will you be able to?    (dt.: Heuschreckennation: Planen für die, die nicht vorbereitet sind. Wem werden Sie helfen? Und zu wieviel Hilfe wären Sie fähig?) von Adam Taggert auf peakprosperity.com.

Der Artikel und der Film werfen sehr brutale Fragen auf – vor allem, wenn man dazu dann auch noch die Zuwanderungspolitik, die Flüchtlingspolitik der Regierung und die “Willkommenskultur” der Deutschen bedenkt. Warum sollte man noch irgendwelche Vorbereitungen treffen oder warum sollte man noch irgend welchen Mitmenschen im Notfall helfen?

Ich verweise hier auf William Graham Sumners Essay “War” (dt. Krieg), für das sich Downloadlinks für zwei Versionen in Sumner – „War and other Essays“ finden. Soziales Verhalten hatte und hat seinen Sinn und Ursprung  darin, die Überlebenschancen der eigenen Gruppe im Verteilungskampf und Krieg mit Angehörigen anderer Gruppen und Ethnien zu verbessern. Aber jetzt haben wir das Problem, dass man als Deutscher mit deutschen Mitmenschen zusammen lebt, die mehrheitlich, auf vielfältige Weise faktisch alles tun, um den Untergang des eigenen Volkes und der eigenen Zivilisation zu beschleunigen und sicherzustellen.

Es ist nicht nur der soziale Verfall, der wie Frank Salter in seiner in Deutschlands Wagnis und Gefährdung verlinkten Rede erklärt,  der durch  Massenzuwanderung  und die Aufnahme von “Flüchtlingen”  gefördert  wird.

Es ist auch die Blindheit gegenüber den steigenden, wegen dieser Blindheit so gut wie sicher zum Kollaps unserer Gesellschaft führenden  Komplexitätskosten und der auch wegen dieser Kosten sinkenden Effizienz von Forschung und Entwicklung,   wie Joseph  Tainter  in seinem  Interview  Kollaps komplexer Gesellschaften   und in dem in Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen vorgestellten Buch von Tainter und Patzek erklärt.
Es ist ferner auch die von William Catton in seinen Büchern und Interviews erläuterte Problematik. Siehe z.B. Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton
(das in Der Film  What a Way to Go verlinkte Interview mit Catton ist noch besser, aber leider nur auf Englisch verfügbar).
Es ist weiter der naive Kinderglaube an die Unbesiegbarkeit und Kampfkraft der USA, den aber ausgerechnet die Chinesen und wohl auch die Russen nicht teilen. Bezeichnend ist der Artikel der FAZ über die Entwicklung in Südostasien vom 5.6.2016: Streit im Südchinesischen Meer China kritisiert „Mentalität des Kalten Kriegs“
Die Amerikaner hatten  am  4.6.2016,  damit gedroht, dass sie weitere Bauten der Chinesen nicht hinnehmen werden, und die prompte, selbstbewusste Antwort Chinas war  „Wir wollen keinen Ärger machen, aber wir haben auch keine Angst vor Ärger“. 
Mit anderen Worten, China wird sich von den USA keine Vorschriften machen lassen und einen Krieg in Kauf nehmen, wenn die USA China an seiner Expansionspolitik hindern wollen.  Dazu möchte ich auf die Diskussion von Chris Martenson mit John M. Greer in Der Gott des technischen Fortschritts könnte tot sein
etwa ab Minute 40, sowie auf die kurze Inhaltsangabe von Greers Roman Twilight’s Last Gleaming in  meinen Beitrag Kollaps als Chance hinweisen.
 Und dann ist da noch die Form der modernen Kriegsführung, von der  der langjährige amerikanische Abgeordnete Roscoe Bartlett  berichtet hat, dass ein russischer Unterhändler  ihn darauf hingewiesen hat.  Nämlich, dass Russland die USA  mit einem EMP-Angriff erledigen könnte, ohne dass  die USA sich wehren könnten.  Siehe dazu meine Übersetzung Der Abgeordnete, der vom Netz ging .  Natürlich kennen die Chinesen auch diese Möglichkeit. Insgesamt ist es wohl so, dass die USA in absehbarer Zeit entweder einen Weltkrieg risikeren – wie John Xenakis das vorher sieht ( siehe meinen Beitrag Neues vom Nahen und Fernen Osten ), oder aber die USA ziehen sich zurück und kapitulieren ohne Krieg.
In jedem Fall   wäre Deutschland erledigt  und verlöre  den  Schutz durch die USA, der die Grundlage der deutschen und europäischen Sichheitspolitik ist.  Das ist besonders beunruhigend, wenn man die jüngste Politik der Türkei und die Ambitionen und Reaktionen  von deren Präsident   bedenkt und dazu dann George Friedmans Ausführungen   “Türkei besiegt Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich in einer Stunde” auf Youtube anhört:

Erdogan wird das wohl auch kennen.
Daszu passt dann der folgende Artikel auf Telepolis vom 5.6.2016, Türkei: Berichte von Massenhinrichtung des türkischen Militärs in Nusaybin. Hier passt dann auch die Lektüre von Nur noch Schmusekatzen, wo es darum geht, dass der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld den westlichen Streitkräften mangelnde Kampfkraft bescheinigt. Zitat:

Zum anderen sind Gesellschaften, die ihre Kampfkraft verlieren, indem sie ihr Militär so behandeln wie der Westen, zum Untergang verurteilt. Früher oder später wird jemand mit einem scharfen Schwert daherkommen und ihnen den Kopf abschlagen.

Wer Ohren hat der höre.

Und dann kommt dazu dann noch die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Globalisierung und extreme Abhängigkeit der Landwirtschaft und der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung von Importen und von einer funktionierenden, hochkomplexen, leicht störbaren oder auch  zerstörbaren technischen Infrastruktur.

Der Grund dafür, dass bei der Simulation eines EMP-Angriffes in den beiden, in meinem Beitrag Eine Sekunde danach vorgestellten Romanen, der Tod von bis zu 90 % der amerikanischen Bevölkerung binnen eines Jahres angenommen wird, ist vor allem die Industrialisierung der Landwirtschaft und die extreme Technikabhängigkeit und Globalisierung der Lebensmittelversorgung. Obwohl diese Simulationen und ihre furchtbaren Ergebnisse seit über 8 Jahren bekannt sind, wird auch in Deutschland die Industrialisierung der Landwirtschaft weiter betrieben und gefördert und es wird nichts getan, um die Verwundbarkeit zu vermindern.

Alles in allem ist die Situation in Deutschland extrem deprimierend und demotivierend und es ist keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil. die Regierung und die Funktionäre tun alles, um die Lage weiter zu verschlechtern, während die Bevölkerung sich so verhält und im Krisenfall auch weiter so verhalten wird, wie “die lieben Nachbarn” in dem eingangs eingebundenen Film aus der Fernsehserie “Twilight Zone”.

Es ist derzeit so, wie der Film “Die Lieben Nachbarn” verdeutlicht,  dass Vorsorge sinnlos und im Ernstfall sogar lebensgefährlich ist. Der Grund ist , dass ein breiter Konsens und ein vorausschauendes Verständnis und Erkennen der Gefahren fehlt. Wer kann, der verlässt Deutschland am besten.

Kelberg, den 5. Juni 2016

Christoph Becker

 




Deutschlands Wagnis und Gefährdung

Hiermit möchte ich auf den auf Youtube verfügbaren Vortrag    On Germany’s Jeopardy  ,  von Dr. Frank Salter, vom  5.1.2016,  hinweisen, von dem auch ein deutschsprachiges     Transkript verfügbar ist. Der Titel der deutschen  Version des Transkripts dieser Rede lautet Deutschlands Wagnis: Könnte der Zustrom an Immigranten „Das Ende der europäischen Zivilisation“ sein?    und ist hier mit der entsprechenden Seite auf Dr. Salters Webseite verlinkt. Neben dem deutschsprachigen Transkript gibt es dort auch das englische Originaltransskript und eine niederländische Übersetzung.

Es gibt auf  Youtube auch  eine gesprochene Version in deutscher Sprache:

Einen  ausführlichen Kommentar verkneife ich mir hier und möchte nur bemerken, dass ich Dr. Salters Rede voll zustimme und sie sehr gut finde.

Ich hatte schon ein deutschsprachiges Transkript von Dr.  Salters Rede Die humanitären Kosten des westlichen Multikulturalismus   , die er  beim International Humanitarian Forum in Baku,  Aserbaidschan, im Oktober 2012 gehalten, hat erstellt und auf meiner Webseite eingestellt. Auch hatte ich ein deutschsprachiges Transkript von seinem Interview Krieg gegen die menschliche Natur, Bevölkerungsaustausch durch Migration & Verbrechen der Vielfalt mit dem Schweden Henrik Palmgren von  www.redicecreations.com erstellt.

Ich versuche derzeit, die in den oben verlinkten Transkripten zum Ausdruck kommenden Sichtweisen und Einsichten von Frank Salter mit denen von William Catton, Joseph Tainter, Nate Hagens   und anderen zu einem großen Ganzen zu  verbinden.

Kelberg, den 5. Juni 2016

Christoph Becker




Sumner – “War and other Essays”

Here I make the book “War and other Essays” from William Graham Sumner, available as one pdf-file per essay. The objective  is to make it easier  to read them on a smartphone or tablet.I have tried to process  the  pdf-Versions of the following  projects:

https://archive.org/details/warandotheressa00kellgoog

http://oll.libertyfund.org/titles/sumner-war-and-other-essays

The facsimile -pdf version of oll.libertyfund.org has by far the best quality (as of May 10th, 2016).  Probably they had a better printed copy. Because even this produced  many   recognition  errors,  I first checked the introduction and the first essay  manually, using FineReaders check-function.   The  small  pdf-text  files  resulted  from this effort.    Then I played more with FineReaders pdf-export options and found that   a resolution with 150dpi , a  reduction  of the color to black and wite, and ‘original picture over text’ resulted in the best compromise of file size, readability , ease of use and reliability on my smart phone.  If I would like to print out one or more of the essays I would use the pdf-files from archive.org or oll.libertyfund.org, which seem to have a resolution of 300 dpi.

The Numbers and Names of the chapters as well as the page numbers are taken from the table of contents of the original  book.

Chapter Page
Introduction  (pdf-text,  57 kb) ix
I. War (pdf-text, 107 kb or  pdf-150dpi, 678 kb 3
II. The Family and socialChange (pdf-text, 55 kb or pdf-150dpi, 339 kb) 43
III.The Status of Woman in Chaldea, Egypt, Judea and Greece to    the Time of    Christ (pdf-150dpi, 708 kb) 65
IV. Witchcraft (pdf-150dpi, 418 kb) 105
V. Religion and the Mores (pdf-150dpi, 311 kb) 129
VI. The Mores of the Present and Future (pdf-150dpi, 273 kb) 149
VII.  Sociology (pdf-150dpi, 470 kb) 167
VIII.   The Absurd Effort to Make the World Over (pdf-150dpi,283 kb) 195
IX.  State Interference (pdf-150dpi, 263 kb) 213
X.  Do We Want Industrial Peace? (pdf-150dpi, 267 kb) 229
XI.  On the Case of a Certain Man Who Is Never Thought of (pdf-150dpi) 247
XII.   The Case of the Forgotten Man Further Considered (pdf-150dpi) 257
XIII.    The Proposed Dual Organization of Mankind (pdf-150dpi, 174 kb) 271
XIV.   The Fallacy of Territorial Extension (pdf-150dpi, 154 kb) 285
XV.   The Conquest of the United States by Spain (pdf-150dpi, 686 kb) 297
XVI.   The Predominant Issue (pdf-150dpi, 276 kb ) 337
XVII.    Our Colleges before the Country (pdf-150dpi, 333 kb) 355
Bibliography (pdf-150dpi, 82 kb ) 375



Sumner – “Earth Hunger and other Essays”

This is to make available William Graham Sumner’s, book Earth-Hunger and other  Essays      as  compact pdf-files. The target was to simplify  printing off the essays and other parts of the book or to read them  on a smart phone.

Description of my technical processing:

I took the  pdf-version  from  https://archive.org/details/earthhungerother00sumniala

and  processed it with    the OCR-programm FineReader 12 Professional .  The parts of the book ware saved als pdf-files with a resolution of 150 dpi and without the original picture.

I made only minor corrections. For example the Umlaut  ü in  “menschenwürdiges” or “menschwürdig” in  An Examination of a Noble Sentiment was not correctly recognized by FineReader, since the document language to be used was English.    The French word sensibilité too was incorrectly recognized in the same essay.

If you find any more errors, please let me know by the  comment function.

 Construction of the filenames

Example:
Sumner-EH-131-L-IsLibertyALostBlessing.pdf

  • Author: Sumner
  • Abbreviation of  the title of the book: EH ( for Earth Hunger and other Essays)
  • Abbreviation of the part of the book – as in table of contents: L  ( for Liberty)
  • Page number where the essay starts according to the original table of contents (see below): 131
  • Name of the essay oder part in camel case notation

Now   here is the table of contents of  Earth-Hunger and other Essays, where the Titles are contain the links to the pdf-files:

Contents

Preface

Autobiography[1903]…………………………………………….. 3
The Teachers Uncontious Success……………………………   9
The Scientific Attitude of Mind………………………………. 17
Earth Hunger…………………………………………………………. 31
Purposes and Consequences…………………………………. 67
Rights……………………………………………………………………. 79
Equality…………………………………………………………………. 87
First Steps Toward a Millennium [1888]………………….. 93

LIBERTY [1887-1889]

What Is Civil Liberty?…………………………………………….109
Is Liberty a Lost Blessing?……………………………………… 131

Alle vier Essays der “Who Is Free”-Reihe, von S. 136 – 155 stehen in einer Datei.
Who Is Free? Is It the Savage?……………………………….. 136
Who Is Free? Is It the Civilized Man?……………………… 140
Who Is Free? Is It the Millionaire?…………………………..145
Who Is Free? Is It the Tramp?………………………………….150

Alle Essays der Gruppe Liberty von S. 156 – 203 stehen in einer gemeinsamen pdf-Datei:

Liberty and Responsibility…………. ………………………….156
Liberty and Law………………………………………………………161
Liberty and Discipline……………………………………………. 166
Liberty and Property……………………………………………… 171
Liberty and Opportunity……………………………………….. 176
Liberty and Labor……………………………………………………181
Does Labor Brutalize?…………………………………………….187
Liberty and Machinery…………………………………………… 193
The Disappointment of Liberty………………………………..198

FANTASIES AND FACTS

Some Points in the New Social Creed……………………..207
An Examination of a Noble Sentiment…………………….212
The Banquet of Life………………………………………………..217
Some Natural Rights…………. ………………………………….222
The Abolition of Poverty………………………………………..228
The Boon of Nature……………………………………………… 233
Land Monopoly…………………………………………………….239
A Group of Natural Monopolies ……………………………245
Another Chapter on Monopoly……………………………. 249
The Family Monopoly………………………………………….. 254
The Family and Property………………………………………. 259
The State and Monopoly………………………………………..270

DEMOCRACY

Democracy and Plutocracy…………………………………….283
Definitions of Democracy and Plutocracy……………… 290
Conflict of Plutocracy and Democracy……………………296
Democracy and Modern Problems…………………………301
Separation of State and Market …………………………….306
Social War in Democracy………………………………………..312
Economics and Politics…………………………………………..318
The Power and Beneficence of Capital [1899]…………337
Sociological Fallacies [1884]…………………………………. 357
What Our Boys are Reading [1880]………………………. 367




Hybrider Krieg als neue Bedrohung

Das Buch Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden: Zur Relevanz der Inneren Führung in Politik, Gesellschaft und Streitkräften von Dr. Uwe Hartmann  liefert eine  Sicht auf den modernen Krieg aus der Perspektive eines offenbar sehr umfassend gebildeten und kritisch nachdenkenden Offiziers der Bundeswehr.

Es ist zu erwarten, dass  seine Funktion als  aktiver  Offizier in gewisser Hinsicht seine Sichtweisen und vor allem aber auch das, was er sagt und schreibt, im Sinne der politischen Korrektheit und des Zeitgeistes beeinflusst und auch begrenzt.  Ich habe dies  bei der Lektüre des Buches  bedacht.  Dennoch  hat mich  sein  Buch  sehr angenehm überrascht. Die Lektüre des Buches kann ich   sehr  empfehlen.

Der Autor erklärt zunächst das Phänomen des hybriden Krieges, die Herkunft des Begriffes und führt einige historische und aktuelle Beispiele an.   Der Klassiker der hybriden Kriegsführung ist Sun Tzu, dessen Ausführungen zur Kriegsvorbereitung und Angriffsstrategie ich schon in meinen Beiträgen  Sun Tzu, schwarze Schwäne und die Weltkriege   in  Angriffsstrategie nach Sun Tzu    erwähnt und teilweise übersetzt habe.  Hartmann führt als neuere Anwendungen der hybriden Kriegsführung die Besetzung der Krim durch Russland und den Ukrainekonflikt sowie den Krieg in Afghanistan und das Vorgehen der Organisation Islamischer Staat  an.  Etwas wie mein Planspiel für einen hybriden Krieg, das ich unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise in China, Troja und Laokoon  und in Operation Troja  entwickelt habe, kann er natürlich schon aus Gründen der politischen Korrektheit  als aktiver Soldat nicht   vorbringen.

Dann erklärt er die Geschichten, Entwicklung und den Hintergrund  der Inneren Führung in der  Bundeswehr   wie u.a.    Graf Wolf  von Baudissin  diese  gedacht und aufgebaut hat.   Hartmann zeigt, dass auch der kalte Krieg in hohem Maße ein hybrider Krieg war.

An dieser Stelle kam mir bei der Lektüre von Hartmanns Buch das Interview  des  australischen Politologen  Frank Salter mit dem Internetaktivisten Henrik Palmgren in den Sinn, das ich in  Krieg gegen die menschliche Natur – Teil 1  und Teil2 und Teil3 vollständig ins Deutsche  übersetzt habe. Wie Salter in diesem Interview  erklärt, hat der Westen, bzw. hat die NATO, zwar den kalten Krieg  wirtschaftlich gewonnen, aber intellektuell , also geistig , hat der Westen den Kalten Krieg verloren.  Insofern hat die von Hartmann hoch geschätzte Innere Führung gründlich versagt. Wie man den Eräuterungen Salters entnehmen kann, kann man diese Niederlage des Westens aber nicht der Bundeswehr anlasten, sondern muss sie an den Universitäten suchen. Das erklärt auch der deutsche Politologe Manfred Kleine-Hartlage in seinen auf Youtube verfübaren Reden Warum ich kein Linker mehr bin und  Links ist da, wo der Regen von unten nach oben fällt, auf die ich in Selbstzerstörung des Rechtsstaates  schon hingewiesen hatte. Eine andere Stelle auf meiner Webseite, die mir dabei in den Sinn kommt, ist das Interview von Chris Martenson mit John Michael Greer,  Der Gott des technischen Fortschritts könnte sehr wohl tot sein – Aber die Gesellschaft will dies nicht in Erwägung ziehen, wo Greer sagt:

John: Es ist tatsächlich verstärkt so – dies traf mich zuerst mit den Veränderungen in den Medien seit dem die Berliner Mauer fiel. In diesem Moment oder einige Momente danach kam ich zu der Feststellung, dass alle diese Typen, die bisher für die Prawda und verschiedene andere kommunistische Organe Propaganda produziert haben, alle angefangen haben, bei den US-amerikanischen Medien zu arbeiten. Wenn du Faux-News oder einen der Pseudonachrichten Sender auf der anderen Seite des Spektrums siehst, es ist so propagandistisch. Da sind so viele Möglichkeiten, auf die unsere amerikanische Gesellschaft zunehmend eine nicht demokratische und eine autokratische Gesellschaft wird, in der du vorsichtig im Bezug auf das sein musst, was du sagst. Wir sprechen nicht darüber. Das ist eines dieser Dinge.[1:01:53.2]

In diesem Interview von Martenson mit Greer kommt übrigens auch zum Ausdruck, dass die amerikanischen Streitkräfte und damit auch die NATO in einem realen, großen Krieg, voraussichtlich bei weitem nicht die Kampfkraft haben, die unsere Politiker und auch Herr Hartmann noch unterstellen. Greer stellt in diesem Interview u.a. auch seinen neuen Roman Twilight’s Last Gleaming vor, den ich in Kollaps als Chance kurz vorgestellt und wiedergegeben habe. Wesentlicher Inhalt des Romans ist, dass und warum die USA in einem Krieg mit China ihre Vormachtstellung als Seemacht verlieren (würden),  und dann nach einem  von den Chinesen kaltblütig ausgesessenen atomaren Ultimatum  kapitulieren  und  sich in den Jahren danach auflösen und balkanisieren  (was für Europa und seine Verteidigung sehr krasse Folgen hätte).

Bei  Hartmanns Buch über den hybriden Krieg habe ich übrigens Hinweise auf die extreme Störempflindlichkeit der kurz-, mittel- und langfristigen Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in allen westlichen Industriestaaten vermisst.  Die  Landwirtschaftspolitik unserer eigenen Regierung und unserer Verbündeten,  sowie unsere so gut wie nicht vorhanden  Lebensmittelbevorratung und die Abhängigkeit unserer Nahrungsmittelversorgung von einer funktionierenden, hochkomplexen, globalen Infrastruktur ist aus der Sicht jedes Gegners die bestmögliche militärische Schwächung der westlichen Industriestaaten und der NATO.    Ein paar Atomsprengköpfe, die von anonymen Frachtern ,  wie im  in   Eine Sekunde danach vorgestellten Roman, abgefeuert werden, um eine EMP-Ereignis auszulösen, würden vor diesem Hintergrund reichen, um binnen weniger Monate bis zu 90% der Bevölkerung in den USA oder/und auch in Europa durch Hunger und die damit verbundenen medizinischen und sozialen Nebenwirkungen umkommen zu lassen. Eine nachhaltige Störung des globalen Handels würde ebenfalls die Nahrungsmittelversorgung mehr verschlechtern als die Seeblockade im 1. Weltkrieg es damals getan hat, obwohl auch diese schon Hungersnöte in Europa ausgelöst hat. Siehe z.B. Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg.

Hartmanns Antwort auf die Bedrohung durch die hybriden Kriege der Gegenwart und Zukunft ist eine Reform und Optimierung der Inneren Führung. Ich zitiere hier den letzten Satz seines Buches:

Wenn Politik, Gesellschaft und Streitkräfte in einer konzertierten Aktion die Ziele der Inneren Führung verfolgen und umsetzen, werden hybrid agierende Gegner kaum Ansatzpunkte finden für ihre zerstörerischen Ansichten

Das sehe ich auch so.

Allerdings sehe ich noch eine Reihe anderer Probleme, die aber alle mit der hybriden Kriegsführung zusammenhängen. Neben der oben schon erwähnten Störanfälligkeit der Nahrungsmittelversorgung und der technischen Infrastruktur,  sowie neben den   Risiken der  Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik , sind das meines Erachtens auch  die Probleme,  auf die ich auf meiner Webseite unter anderem in Beiträgen wie

aufmerksam zu machen versucht habe. Das von William Graham Sumner in seinem Essay Earth-Hunger or the Philosophy of Land Grabbing erläuterte Prinzip und dessen Implikationen für Deutschland und andere Staaten, mit ihren durch die Nutzung endlicher fossiler Energieträger auf verschieden Weise temporär extrem vergrößerten, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten  mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zwangsläufig stark schrumpfenden  Nutzflächen, bei dafür viel zu großen Bevölkerungen, wird jedenfalls auch in Hartmanns Buch nicht behandelt  und auch nicht als  die treibende  Kraft und Ursache für hybrid geführte Kriege gesehen, die sie ist und in steigendem Maße sein wird.  Es ist diese Schrumpfung der Nutzflächen und die damit einhergehende Überschreitung der ökologischen Tragfähigkeit, auch in Deutschland und im Rest Westeuropas ebenso wie im Orient und in Afrika, die den Frieden und die westlichen Werte  gefährden werden.  Man bedenke, dass die westlichen Werte und auch der Rechtsstaat, die Demokratie und  die Menschenrechte  so ziemlich alles, was wir als soziale Errungenschaften der letzten 250 Jahre betrachten, letztlich nur Nebenprodukte  einer Ausweitung der  verfügbaren Landflächen, zunächst durch Entdeckungen von vorher unbekannten Kontinenten und dann durch  die  auf der Nutzung fossiler Energieträger beruhenden technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen waren, wie  die Soziologen  William Graham Sumner und   später  William Catton  erklärt haben. Jetzt sind alle Kontinente  bekannt und alle sind überbevölkert. Die nutzbaren Flächen schrumpfen durch Misswirtschaft und Erosion und die für technologiebedingte Ausweitung der Nutzflächen ursächlichen und erforderlichen, nicht erneuerbaren  Ressourcen werden zunehmend knapper und teurer, was letztlich  ebenfalls zur Schrumpfung der Tragfähigkeit der verbleibenden Nutzflächen führen wird. Das alles droht die seit dem dem Mittelalter und ganz besonders seit Beginn der industriellen Revolution erfolgten gesellschaftlichen “Fortschritte” zu revidieren.

Über allem schwebt dann noch der von Joseph Tainter beschriebene Kollaps durch zwangsläufig immer weiter steigende Komplexitätskosten und der ebenfalls von Tainter beschriebene, zwangsläufige Rückgang der Produktivität von Forschung und Entwicklung.

Und dann ist da noch das Phänomen, dass man in der Medizin als Autoimmunerkrankung bezeichnet, und das z.B. Frank Lisson auf gesellschaftlicher Ebene in  Die Verachtung des Eigenen. Über den kulturellen Selbsthass in Europa: Ursachen und Verlauf des kulturellen Selbsthasses in Europa untersucht, oder das Jean Raspail in seinem Roman Das Heerlager der Heiligen am Beispiel Frankreichs und des Westens beschreibt, oder was Irenäus Eibl-Eibesfeldt in dem  Kapitel Zuviel des Guten in seinem Buch Der Mensch, das riskierte Wesen. Zur Naturgeschichte menschlicher Unvernunft  erklärt. Wenn die Linken und Gutmenschen in unserem Land, unser Land freiwillig oder  mutwillig zerstören oder anderen geben wollen, dann sind diese Linken und Gutmenschen ein Teil des Feindes in einem hybriden Krieg. Wenn man einen Bürgerkrieg oder einen Genozid des eigenen Volkes vermeiden will, dann ist hier Uwe Hartmanns Vorschlag es mit einer Reform und Verbesserung der Inneren Führung zu versuchen sicher einige  Anstrengungen  wert.

Insgesamt habe ich, trotz aller  Bedenken,  durch Hartmanns Buch  Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden: Zur Relevanz der Inneren Führung in Politik, Gesellschaft und Streitkräften den Eindruck gewonnen, dass Deutschland  noch nicht verloren ist, solange es noch Offiziere wie  ihn hat. Es ist nur zu hoffen, dass   in den nächsten Monaten und Jahren, ganz im Sinne von Dimitri Orlovs, Neujahrswunsch für das Jahr 2016 ( Mein Rezept für 2016: Frühzeitig und häufig kollabieren!  ) zu vielen kleinen Kollapsen  kommt, die Bevölkerung und Politik vielleicht doch noch  rechtzeitig dazu motivieren die Diskussionen und Reformen durchzuführen, die nötig sind, um die hybriden Kriege der Gegenwart und Zukunft   möglichst gut zu überstehen.

Kelberg, den 30. April 2016

Christoph Becker

 




Landhunger

Ich möchte hier das Essay Earth-Hunger or the Philosophy of Landgrabbing  (dt. Landhunger oder die Philosophie des Land Grabbing)   des  amerikanischen Soziologen   William Graham Sumner  vorstellen, teilweise übersetzen und gleichzeitig den Originaltext als Download anbieten.   Das Essay ist meines Erachtens  für das Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehr hilfreich.

Das Essay habe ich dem 1913 erschienen Buch Earth-Hunger and Other Essays entnommen.

Das Buch kann inzwischen vollständig, in kompakte pdf-Dateien aufgeteilt, über meinen Blogbeitrag  Sumners Essays als kompakte Downloads heruntergeladen werden.

Das englische Original des hier behandelten,  dem Buch den Namen gebenden,   im  Buch auf den Seiten 31-64 stehenden Essays,  kann hier als nur 84 kb große pdf-Datei heruntergeladen werden.

Aufmerksam geworden war ich auf das Essay durch William Cattons Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change. Siehe auch meine Beitrag Die Grundlagen der westlichen Wert.

Hier nun meine auszugsweise Übersetzung  von  Sumners Essay über den Landhunger oder die Philosophie des Landgrabbings. Die Seitenzahl des Buches habe ich in eckigen Klammern angegeben. Wer die gesamte pdf-Datei des Buches liest, muss wegen des Vorwortes, Inhaltsverzeichnis usw. jeweils 20 zur Seitenzahl addieren um die richtige Seitenzahl im Buch an zu steuern:

[31] Die wichtigste begrenzende Bedingung für den Zustand menschlicher Gesellschaften ist das Verhältnis der Anzahl ihrer Mitglieder zu der Menge ihres Landes, die ihnen zur Verfügung steht. Dieses Verhältnis von Bevölkerung zum Land, bestimmt welche  Möglichkeiten der menschlichen Entwicklung   vorhanden sind  oder die  Grenzen dessen, was man an Zivilisation und Komfort erreichen kann.

[32]   … ich sage, dass die weiteste und am meisten beeinflussende Kondition für unseren Status auf der Erde das Verhältnis unserer Anzahl zu dem Land, das zu unserer Verfügung steht, ist. Dieses Verhältnis ändert sich ständig durch Veränderungen der Zahl der Menschen oder der Menge des Landes. Die Menge des Landes wiederum ist nicht eine einfache arithmetische Menge. Wenn wir Fortschritte in den Künsten machen, wird ein einfacher Hektar mit einem neuen Faktor multipliziert und kann eine größere Anzahl Menschen unterstützen. All diese Verbesserungen der Künste, welcher Art auch immer sie sind, haben diesen Effekt und das kommt dadurch, dass wenn andere  Bedingungen gleich bleiben, sich größere Chancen für nachfolgenden Generationen der Menschheit ergeben, um Komfort und Wohlergehen auf der Erde zu erreichen. All unsere Wissenschaft beeinflusst dieses Verhältnis auf dieselbe Weise. Ihre Auswirkung ist, dass sie bei Zunahme unseres Wissen über die Erde, auf der wir leben, sie unsere Macht,  in das Spiel der Kräfte der Natur einzugreifen vergrößern und  sie  so umzuwandeln, dass sie unseren Zwecken  oder  Vorlieben dienen. Alle Entwicklungen unserer sozialen Organisation  haben denselben Effekt.

[33] Wir werden durch wissenschaftliche Kenntnisse oder durch Instinkt getrieben, um die Anstrengungen durch Zusammenarbeit zu kombinieren, so dass wir sie effizienter machen  –  und “effizienter”   heißt  mehr  Ertrag  aus einem Hektar herauszuholen , so dass wir mehr Menschen  unterstützen können , oder  um die gleiche Anzahl  Menschen  mit einem höheren  Maß  an Komfort zu unterstützen.  Diese Alternativen  sollte  bei der ganzen Diskussion im Kopf behalten werden. Wenn wir eine  gewisse Produktionsfähigkeit gewonnen haben, können wir diese auf zwei Arten verteilen: Wir können eine größere Zahl unterstützen oder wie können die gleiche Zahl besser unterstützen; oder wir können den Gewinn auf beide Arten verteilen.

…….

[34 letzter Absatz] Lasst uns nebenbei  Notiz davon  nehmen,  wie wirtschaftliche, ethische und soziale Kräfte wirken und sich gegenseitig beeinflussen. Es hat nur akademische Gründe, dass wir versuchen, sie zu trennen.   [35] In Wirklichkeit sind sie untrennbar verwoben. Das Wirtschaftssystem und das Familiensystem stehen in engster Beziehung zueinander und an jedem Punkt gibt es ein Geben und Nehmen zwischen beiden. Bei dem, was wir “ethische Prinzipien” nennen und in vorherrschende  Regeln für das Familienleben und das Wirtschaftsleben zu erheben versuchen, handelt  es  sich nur um vage und unzusammenhängende Verallgemeinerungen, zu denen wir,  oft unbewusst durch oberflächliches und inkompetentes Nachdenken über Erfahrungen des Familienlebens und des Wirtschaftslebens geführt wurden , die weit oberhalb und jenseits unserer Kritik und Kontrolle geschehen .

Bisher haben wir gesehen, dass alle  die Entdeckungen und Erfindungen, mit denen wir die Kräfte der Natur herausfinden und für uns nutzbar machen, im Endeffekt die Nutzleistung des Landes steigern, und dass [ das Streben nach einem hohen Lebensstandard], durch intelligentes Ordnen der Art und Weise, wie wir unsere hinzugewonnene Leistung nutzen, verhindert, dass wir sie nur zur Unterhaltung einer größeren Zahl [Menschen] verdünnen.

Es muss weiterhin angemerkt werden, dass alle Ignoranz, Torheiten und Fehler die Nutzleistung des Landes vermindern. Sie verhindern nicht, dass viele geboren werden, aber sie vermindern das Kapital,  mit dem die, die geboren werden leben müssen, oder sie verhindern, dass wir gewinnen und genießen, was die Mittel, die wir zur Verfügung hatten, uns hätten ermöglichen können. Alle Nichtübereinstimmung, aller Streit und Krieg in einer Gesellschaft hat diesen Effekt. Es ist angemessen, sich die Natur als eine harte Herrin vorzustellen, gegen die wir den Existenzkampf führen. All unsere Wissenschaft und Kunst sind Siege über sie, aber wenn wir uns untereinander streiten, verlieren wir alle Früchte unserer Siege, genauso wie wir es würden, wenn sie ein menschlicher Gegner wäre. Alle Beute und Raubgüter vergeuden das Vermögen das durch die Gesellschaft zur Unterstützung der Gesellschaft produziert wurde. Es macht keinen Unterschied, ob die Plünderungen  und der Raub formal legal oder illegal  sind. Jede Verletzung  [36]  der Sicherheit von  Vermögen  und   von in der Gesellschaft anerkannten Rechten,  hat denselben Effekt. Alle Fehler der Gesetzgebung, ob finster oder unschuldig oder von selbstsüchtigem Streben und gemeiner Gier diktiert, haben denselben Effekt. Sie rauben den Menschen Güter, die ihnen  bei dem Stadion der Zivilisation auf dem sie standen, zurecht gehörten. Alle Missbräuche politischer Macht , alle Pervertierungen  von Institutionen, alle Parteikoalitionen mit antisozialen Zielen haben denselben Effekt. Alle falschen Philosophien und Fehler von Doktrinen, auch wenn es lange dauert herauszufinden, welche falsch sind, haben dennoch denselben Effekt. Sie lassen uns Brot wegwerfen und einen Stein nehmen.

Alle alten Institutionen, die ihre Nützlichkeit überlebt haben und die ein Vorwand für Missbräuche und Ausreden für Fehler geworden sind, so dass die Kriege und Revolutionen, die sie beseitigen vergleichsweise gut sind, müssen ebenfalls als Hindernisse betrachtet werden, die uns bei unseren Versuchen fesseln,  das zu ergreifen, was unser Wissen und unsere Arbeit  in unsere Reichweite   gebracht haben. Kurz, all diese Übel und Fehler bringen uns Strafen ein, die daraus bestehen, dass mit dem Land das uns zur Verfügung steht, seiner Produktivität, so wie sie ist, und der Leistungsfähigkeit unserer Künste, so wie sie sind, und unserer Anzahl [Menschen], so wie sie ist,  ein bestimmter Standard des Wohlbefindens  erreicht werden könnte, während wir diesen trotzdem in dem Maße nicht erreichen, indem die Auswirkungen unserer Ignoranz, Torheiten und Fehler es verhindern. Wir können den Effekt unseres Fehlverhaltens und Falschdenkens ausdrücken, indem wir es als etwas betrachten, das von unseren Ressourcen und Apparaten, mit denen wir unseren Existenzkampf bestreiten, abgezogen wird. Wir machen die Fehler zu einem großen Teil, weil wir uns nicht davon überzeugen können, was ein Fehler ist und was die Wahrheit ist. Das Element des Verlustes und der Strafe, das ich beschrieben habe, ist die wahre Prämie, die uns angeboten wird, damit wir herausfinden können, was die Wahrheit ist. Das größte Gut, das wir von unserer wissenschaftlichen Untersuchung [37] und von unserer Bildung erwarten können ist, dass wir uns von diesen Fehlern befreien und uns von diesen dummen Fehlern schützen. So gesehen ist es sicher, dass ein richtiges Erkennen der sozialen Fakten und Gesetze das Glück der Menschheit viel mehr fördern würde als jede Entdeckung der physikalischen Natur, die wir möglicherweise machen können.

Aus einem bestimmten Betrachtungspunkt heraus kann man die Geschichte als eine Fluktuation des Verhältnisses von Bevölkerung und Land sehen. Die Bevölkerung Griechenlands reduzierte sich  sehr während der drei Jahrhunderte vor der christlichen Zeit, verglichen mit der Anzahl, die in der heroischen Zeit des fünften Jahrhunderts vor Christus in großem Wohlstand dort lebte. Die Gründe dafür wurden nie sehr zufriedenstellend herausgefunden, aber es könnte mit der Faulheit und der allgemeinen Wertlosigkeit der Bevölkerung zu tun gehabt haben. Die Bevölkerung der italienischen Halbinsel schrumpfte in einem hohen Maß in der Zeit des Römischen Reiches, und  große Gebieten des Landes wurde nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. Nachdem das römische System die gesamte römische Welt zu großem Wohlstand gebracht hatte, indem es ihr Frieden und Sicherheit gegeben hatte, verbrauchte und verbrannte als nächstes die ganze Welt, einschließlich Italiens. In Westeuropa nahm die landwirtschaftlich genutzte Fläche und die Bevölkerung während der feudalen Periode sowohl zu als auch ab, jeweils entsprechend dem Vorherrschen von Anarchie, Gewalt oder Frieden und Sicherheit, sowohl im Bezug auf Zeitperioden als auch im Bezug auf Gebiete. Wir können die Unterhaltung einer großen Zahl von Menschen in großem Wohlstand in einem gegebenen Gebiet als den Standard ansehen, zu dem Erfolg im Lösen wirtschaftlicher und sozialer Probleme uns führt, oder als etwas von dem wir uns entfernen, wenn wir beim korrekten Lösen der Probleme unserer Zeit versagen. Wenn man weite Ausschläge der Geschichte nimmt, ist es möglich “die Gezeiten der Angelegenheit der Menschen” zu sehen, die durch diese Ebben und Fluten der Bevölkerungszahl gegen die Gebiete leeren, ungenutzten  Landes  markiert sind. ………..

[39] … Hier haben wir den Grund für den Landhunger der Massen der Menschen. Er bedeutet, dass die Lage der Dinge, die die Massen bevorzugt, die immer davon ausgeht, dass die Garantien des Friedens und der Ordnung die industrielle Entwicklung erlauben, eine Lage ist, in der die Fläche des Landes groß im Verhältnis zur Bevölkerung ist. Die dienende Klasse hat wenig zu ihrer eigenen Emanzipation beigetragen, außer einem dumpfen und instinktiven Drücken und Schieben, durch das sie befähigt wurden, jeden Verbesserung ihres Status zu gewinnen, die der Fluss der Dinge ihnen bringen konnte. Oft führten ihre Vorurteile, ihre Ignoranz und Dummheit dazu, dass sie gegen ihre eigenen Interessen und gegen ihr eigenes  Wohl waren. Es waren die Gebildeten und die Mittelklassen, die durch Denken und Lehren all das bessere Wissen hervorgebracht haben, so weit wie menschlicher  Geist irgendetwas damit zu tun hatte, – was in der Tat in keinerlei großem Ausmaß der Fall war -, das  den Weg für die neue Ordnung der Dinge  ebnete; und diese Klassen  agierten ebenfalls im allgemeinen selbstsüchtig und kurzsichtig.

In jeder wahren Philosophie der großen sozialen Veränderungen, insbesondere der Emanzipation der dienenden Klassen am Ende des Mittelalters, in den Nationen Westeuropas, müssen wir  auf die Leistung der Produktion  der Mittel  für die Existenzsicherung  aus dem Boden, im  Verhältnis zur  Anzahl der Menschen die sie sich teilen, als die wahre Erklärung für diese Veränderungen sehen. Die lebenden Menschen hatten neue Macht gewonnen, neue Kontrolle über die Konditionen des Lebens. Sie konnten diese Macht missbrauchen oder verschwenden, aber als sie sie hatten, konnte ihr größerer Wohlstand kein Mysterium sein. Die Ausdehnung des Lebens in jedem sozialen Gebiet stieß Ideen und Philosophien um. Sie produzierte religiöse und kirchliche Revolutionen und machten für die zivilisierte Welt Religionskriege notwendig, die eine große Verschwendung der Leistungsfähigkeit bewirkten – weil die gesamte Geschichte uns lehrt, dass die Hoffnung vergeblich ist, dass neue gewonnene Leistungsfähigkeit einfach nur dazu genutzt wird [40] voran zu gehen und direkt als Segnung der Menschheit zu dienen. Im Gegenteil, die Menschen werden sicher untereinander darum kämpfen. Das sechzehnte und das siebzehnte Jahrhundert waren voll Kriege, die auf die eine oder andere Weise entsprechend ihrer unmittelbaren Aspekte interpretiert werden, aber diese Kriege waren Kämpfe von Männern, Familien, Klassen und Parteien um den Besitz und die Kontrolle, und der Vorteile der neuen wirtschaftlichen Macht. Es ist jedoch ein großer und lehrreicher Fakt, den man zur Kenntnis nehmen sollte, dass obwohl die Arbeiterklasse am wenigsten über den Fall wusste, am wenigsten dabei zu teilen hatte, und die von den aktiven Parteien am wenigsten  bedachte war, das Meiste daraus gewonnen hat. Jeder arbeitete für sie, nicht aus Liebe zu ihnen, oder aus Absicht, sondern weil es nicht möglich war es zu vermeiden.

……

[41] Die mit Abstand größte, aber so weit ich sehen kann die am wenigsten wahrgenommene Bedeutung der Entdeckung Amerikas war die Gewinnung eines neuen Kontinents für die Arbeiterklasse. Dieser Effekt war bis ins 19. Jahrhundert nicht eindeutig sichtbar weil dieses neue Vermögen der Arbeiterklasse nicht verfügbar war bis das Transportwesen ausreichend verbessert war, so dass Menschen und Waren leicht transportiert werden konnten. Dann, wie wir in unserer Zeit gesehen haben, fand im großen Stil eine Bewegung von Menschen in die eine und von Nahrungsmitteln in die anderer Richtung statt…….

[42] …. Was ist dieser Effekt [der Entdeckung Amerikas und Australiens]? Es ist so, dass als der Bevölkerungsdruck auf das Land in Westeuropa groß wurde, die späteren Verbesserungen  der Künste – vor allem der Gebrauch von Dampf und die Öffnung der neu entdeckten Kontinente – diesen Bevölkerungsdruck auf zwei Arten gleichzeitig entlastet haben. Diese Kombination hat die industrielle Revolution produziert, die in ihrem Zug Revolutionen in der Philosophie, der Ethik, der Religion, der Politik und in allen anderen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft gebracht hat; weil  wann immer wenn  man die wirtschaftlichen und industriellen Ursachen berührt, man auch jene berührt, die all den anderen zugrunde liegen und deren Konsequenzen unweigerlich in all den anderen greifen. Die Philosophen und Revolutionäre aller Grade kommen daher gelaufen und rufen Siegeshymnen für die aufsteigenden Macht und die kommende Glorie, und sie beanspruchen daher, dass sie das alles gemacht haben. Es ist total falsch. Sie selbst sind nur das Produkt der Kräfte und all ihre Philosophien und Resolutionen sind so müßig wie das Flattern der  Fahnen im Wind. Demokratie selbst, der Lieblingsaberglaube unserer Zeit, ist nur eine Phase der alles antreibenden Bewegung. Wenn man einen Überfluss an Land hat und nur wenige Menschen, die es teilen, dann werden alle Menschen gleich sein. Jeder Landbesitzer ist sein eigener Pächter und sein eigener Arbeiter. Soziale Klassen verschwinden. Löhne sind hoch. Der Masse der Menschen, abgesehen von den Faulen, Verrückten und Lasterhaften, geht es gut. Keine Philosophie der Politik oder der Ethik macht sie wohlhabend. Ihr Wohlstand macht ihre politische Philosophie und all ihre anderen Glaubensbekenntnisse. …..

[43] …. Wir können sehr sicher sein, dass der Weizen aus Amerika sehr viel mehr Einfluss auf die Ideen in Europa hatte als die Ideen aus Amerika, und dass die Aristokratie der Alten Welt es nicht nötig hätte, sich um amerikanische Vorstellungen zu sorgen, wenn nur die amerikanische Konkurrenz nicht die Pachterträge ihres Landes reduzieren würde. Weil die entfernten [seit dem Mittelalter neu entdeckten] Kontinente nicht jene betreffen, die dorthin gehen, sondern auch die ganze Arbeiterklasse die zu Hause bleibt. Auch wenn sie dort bleiben , wird sich der Druck des ganzen erreichbaren Landes auf den Arbeitsmarkt und  den Landmarkt  zu Hause auswirken; und er läßt die Löhne steigen, die Nahrungsmittel billiger werden, und die Pacht für das Land senken, alles auf einmal. Das ist es, was die Arbeiter begeistert und den Landadel verdrießt, und was beides im Sinne der Demokratie und Gleichheit arbeitet. Darauf können wir die wilde Begeisterung für die Gleichheit und all die nivellierende Philosophie des Zeitalters zurückführen. Das ist es, was diese Begeisterung und jene Philosophie so unwiderstehlich macht, ob nun zum Wohl oder Wehe der menschlichen Rasse.  Für jeden Mann der ein großes Gebiet zu seiner Verfügung hat, egal ob real oder nur durch wirtschaftliche Auswirkungen, die sich durch die industrielle Organisation breit machen, heißt das, dass er die Bedingungen seiner Existenz unter seiner Kontrolle hat, dass er nicht zur Armut verdammt ist, dass er nicht gezwungen ist, bei anderen Schutz  zu suchen, dass er nicht durch Furcht eingeschüchtert ist, dass er unabhängig und “frei” ist, dass er seine Familie versorgen kann und auch Kapital anhäufen kann. Wenn man ihn nach den Gründen für all das fragt, wird er wahrscheinlich anfangen über Institutionen und Doktrinen zu reden; aber wenn man den Fall studiert wird man herausfinden, dass die selben Kräfte ihn und auch die Institutionen geschaffen haben; und sein Glaube an die Institutionen ist wie der eines Wilden, der denkt, dass er keinen Erfolg bei der Jagd hätte, wenn er nicht den Fetisch um seinen Hals tragen würde.

……….

[44] …… Dies ist das Phänomen des Landhungers, des scheinbar unstillbaren Verlangens nach mehr Land; und der Grund dafür liegt in den Fakten, die erwähnt wurden. Mit mehr Land gibt es höhere Löhne, weil niemand für Löhne arbeitet, die in weniger Waren getauscht werden können als der Arbeiter aus dem Land herausholen kann wenn er es auf die verschwenderischste Weise verwendet. Mit mehr Land wird  der Wert des nur mit seinen Händen arbeitenden, ungelernten Arbeiters  im Vergleich  zu  ausgebildeten Arbeitern besser gestellt.  Die  Massen werden im  Vergleich zu den Klassen angehoben.  Wenn es viel Land gibt, sind die  Strafen [45] für alle sozialen  Torheiten, Laster und  Ignoranz  gering. Jeder hat viel “Menschenrechte”, seine Existenz alleine schon reicht aus, um ihn zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft zu machen. Er braucht keine hochwertige Ausbildung und Bildung, wie in einer alten,  übervölkerten Gesellschaft mit strikter Organisation, hoher Disziplin, intensivem Wettbewerb und gewichtigen Sanktionen bei Erfolg und Versagen.

Diese Fakten der sozialen Ordnung sind die   fundamentalsten und haben eine weit reichende Wichtigkeit. Sie sind die Fakten, die das Schicksal der menschlichen Rasse bestimmen und große Phänomene hervorbringen, die Zeitalter der Geschichte markieren.

………………….

[58 mitte]  ……. Die verwirrenden und unvollständigen Resultate hinterließen Material für endlose Streitereien über die Interpretation der  ….. Doktrin. Diese Interpretationen sind eine Mine an rhetorischem Reichtum für den politischen Dogmatisierer. Er kann aus ihnen jedes großartige Prinzip herausholen das er sich wünscht; und wenn ein politischer Dogmatisierer ein großartiges Prinzip bekommt, dann ist er für jede logischen Notwendigkeit gerüstet, die ihm begegnen kann. Er baut Ableitung auf Ableitung und wenn er findet, dass sein Fundament schließlich zu schmal ist für seinen Bedarf an Argumenten, dann kann er immer zurück gehen und ein fundamentales Prinzip entwickeln, wie er es nennt, oder eine logische Ableitung darauf heften, von der er sagt, dass sie implizit darin enthalten war. Die Geschichte der theologischen Doktrinen und die aller sozialen und politischen Prinzipien-Spinnereien zeigt, welch ein leichter und nutzloser Prozess das ist. Die Geschichte enthält genug Fälle, die uns die beängstigenden Bürden zeigen, die eine Doktrin sein kann. Sie kommt mit dem Prestige der Tradition, des Altertums und vielleicht mit einem großen Namen, um der lebenden Generation das Recht zu nehmen, selbstständig zu denken und um sie gehen ihren Willen zum Opfern [59] ihres Lebens und ihres Glücks und ohne ihre  Zustimmung und eigenes  Nachdenken  anzutreiben.

Wir hatten in unserer Geschichte viele Doktrinen …… Manche von ihnen sind obsolet und vergessen. Andere haben uns schreckliche Opfer gekostet. ….

Wir würden gut daran tun unsere Emanzipation von allen Doktrinen zu erklären und selber zu  denken und unsere eigenen Fragen zu stellen, und entsprechend unserem eigenen Verstand und Gewissen zu handeln, und nicht nach irgendjemandes Tradition oder Formel. Es gibt jede Menge mehr Gründe dafür, weil man beobachten wird, dass Menschen, die versuchen uns dazu zu zwingen das zu tun was sie vertreten, in dem sie den Namen der … Doktrin rufen, diese  Doktrin  fallen lassen sobald   sie sich   von der Geschichte und durch die Berichten als falsch erwiesen hat – aber sie lassen ihre Pläne nicht fallen, die sie in dieser Sache vorgeschlagen haben.  Wenn,  dann halten sich sich nicht an die … Doktrin, sondern benutzen ihren Namen als Knüppel ,um uns zu betäuben, …..

Wenn ich ein jetzt aufwachsender junger Mann wäre, würde ich niemandem erlauben mir irgend eine Formel  aufzubürden, die mein Urteilsvermögen für Fragen und Fälle fesselt, mit denen ich konfrontiert werden könnte.

 

Vor dem Hintergrund von Sumners Essay über den Landhunger empfehlen sich insbesondere auch meine Beiträge  Unsichtbare Nutzflächen  und Energie und Geld.

Die für Deutschland und die Deutschen zur Verfügung stehende Nutzfläche wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten drastisch schrumpfen, weil insbesondere die derzeit genutzten, unsichtbaren Nutzflächen schrumpfen oder  komplett wegfallen werden.

Unsere “Eliten” und  auch unsere angeblichen Volks- und Arbeiterparteien,  halten es dennoch für sinnvoll,  erforderlich, vertretbar  und sogar für bereichernd, die Größe der Bevölkerung durch Zuwanderung und durch die Aufnahme von Flüchtlingen zu steigern oder mindestens konstant zu halten.

Das lässt mich an die moderne Sage vom Kriegsschiffskapitän und dem Leuchtturm denken, dass ich in Sichtweisen und Paradigmenwechsel erwähnt hatte, und an  ein weiteres Essay von Sumner, nämlich an  Purposes and Consequences (dt. “Absicht und Konsequenzen”), das ich ebenfalls aus dem Buch “Earth-Hunger and other Essays” entnommen habe und auf meiner Webseite zum Herunterladen anbiete.

Christoph Becker,

Kelberg, den 26. April 2016

 




Sichtweisen und Paradigmenwechsel

Für die Verbesserung der politischen Kultur in Deutschland könnte es sinnvoll sein,   die folgenden,  amüsanten Beispiele für  unterschiedliche Sichtweisen zu betrachten bzw. zu lesen.

Junge Frau oder alte Frau?

jungeFrau1jungeFrau2jungefrau3

Jedes der obigen Bilder zeigt sowohl eine junge als auch eine alte Frau. Wer ein Probleme mit dem Erkennen hat: Die Kinnspitze der jungen Frau ist die Nasenspitze der alten Frau. Das Ohr der jungen Frau ist das linke Auge der alten Frau.

Zur Geschichte der Bilder: Das rechte Bild geht auf den britischen Cartoonisten W.E. Hill zurück und soll 1915 erstmals in einer humoristischen Zeitschrift publiziert worden sein. Hill wurde oft für den Erfinder dieser Illusion gehalten. Das linke Bild, dass für die älteste Version gehalten wird, stammt aber von einer anonymen deutschen Postkarte  aus dem Jahre 1888 und das mittlere Bild ist eine Anzeige der Anchor Buggy Company aus dem Jahre 1890.

Das Kriegsschiff und der Leuchtturm

Wenn man im Internet mit battleship lighthouse oder Kriegsschiff Leuchtturm sucht, dann findet man verschieden Versionen der folgenden Geschichte (hier als Beispiel eine Version von der Webseite des Spiegel:

Ein amerikanisches Schiff ortet ein fremdes Objekt, das seinen Weg versperrt. Der US-Kapitän: “Bitte ändern Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden.” Antwort: “Ich empfehle, Sie ändern Ihren Kurs 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden.” Amerikaner: “Dies ist der Kapitän eines Schiffs der US-Marine. Ich sage noch einmal: Ändern Sie Ihren Kurs!” Antwort “Nein. Ich sage noch einmal: Sie ändern Ihren Kurs!” Der Amerikaner wird wütend: “Dies ist der Flugzeugträger ‘USS Lincoln’, das zweitgrößte Schiff in der Atlantikflotte der Vereinigten Staaten. Wir werden von drei Zerstörern, drei Kreuzern und mehreren Hilfsschiffen begleitet. Ich verlange, dass Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, das ist Eins-Fünf-Grad nach Norden, ändern, oder es werden Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Sicherheit dieses Schiffes zu gewährleisten!” Antwort: “Dies ist ein Leuchtturm. Sie sind dran.”

Es gibt sogar einen eigenen deutschen Wikipediaeintrag für diese Geschichte, wonach es sich insbesondere auch nach Angaben der US-Navy  um einen Witz handelt. Ich sehe die Geschichte von dem Kriegsschiff und den Leuchtturm eher als eine moderne Sage, die auf amüsante und unverfängliche Weise in der Figur des Kapitäns  die heutige Mentalität vieler Menschen in den westlichen Industrieländern darstellt.

Diese moderne Sage vom Kriegsschiff und dem Leuchtturm ist  zudem, ebenso wie die Bilder von der jungen und der alten Frau, ein Beispiel für unterschiedlichen Sichtweisen, oder auch Paradigmen und  dafür wie genaues Hinsehen oder ein mehr an Informationen über die Realität zu einem Paradigmenwechsel führen können.

In einem der Vorträge die in Joel Salatins Salatin-Semester enthalten sind, das ich zur Zeit nebenbei lerne, wird Salatin aus dem Publikum die Frage gestellt, wie es seiner Meinung kommt, dass seine offensichtlich sehr gewinnbringenden und vorteilhaften Methoden Landwirtschaft zu betreiben, selbst in seiner Heimat, im  amerikanischen Bundesstaat  Virginia, so wenige Nachahmer finden. Seine Antwort ist, dass dies mit dem auch dort vorherrschenden Paradigma zu tun habe. Die Menschen sähen nur das was sie glauben.

Ein aktuelles deutsches Beispiel waren die Berichterstattung und die öffentlich demonstrierten Vorurteile unserer politischen Führer und Gutmenschen nach dem Brandanschlag in der Flüchtlingsunterkunft in Bingen, bei dem sich insbesondere die Rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer  gezeigt hat, wie  ähnlich sie diesem  inkompetenten, arrogant-naiven  Kapitän  aus  der Sage von dem Kriegsschiff und dem Leuchtturm ist.

Der Felsen mit dem Leuchtturm,  mit  dem unsere westliche Industriegesellschaft mit voller Fahrt auf Kollisionskurs zusteuert, sind die ökologischen und geologischen Grenzen dieser Welt, kombiniert mit der systembedingt, unaufhaltsam abnehmenden  Produktivität von Forschung und technologischer Entwicklung und der ebenfalls systembedingt unaufhaltsam steigenden Komplexität mit ihren Kosten und ihrer ebenfalls abnehmenden Produktivität.

Siehe dazu insbesondere auch meine Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen ,    Die Grenzen und das Ende des WachstumsEnergie und Geld und Die Grundlagen der Westlichen Werte sowie meine Übersetzungen der Interviews mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften, und mit William Catton über sein Buch Overshoot: The Ecoloical Basis of Revolutionary Change.

Kelberg, den 11. April 2016

Christoph Becker




Das Ende der üblichen Politik

J. M. Greer hatte nach seinem Blogbeitrag Der Abstieg und Fall der Hillary Clinton vom 24.2.2016 vier Wochen pausiert und hat nun, am 6.4.2016, einen Artikel mit dem Titel Das Ende der  gewöhnlichen Politik veröffentlicht.

Vereinfacht ausgedrückt leben die wohlhabenden amerikanischen linksliberalen  Gutmenschen  des Establishments in einer Scheinwelt, die mit mit der Realität der Arbeiter und kleinen Angestellten unter den Amerikanern – die Donald Trump  als letzte Hoffung  sehen und wählen –  wenig zu tun hat. Die einfachen Leute wurden  seit gut 40 Jahren immer ärmer. Reichte in den 60er Jahren ein Arbeitereinkommen, um eine Familie zu ernähren und gut damit zu leben, so reicht ein Vollzeiteinkommen eines Arbeiters heute oft nur noch, um damit auf der Straße zu leben.

Gleichzeitig ist der  wohlhabende, linksliberale Teil der Bevölkerung, den Frau Clinton vertritt, immer wohlhabender geworden und hat den Kontakt zur Realität verloren.

Greer erklärt auch, wie die Klischees und Schimpfwörter der Linken Gutmenschen  funktionieren und was mit “Rassist” und ähnlichen Ausdrücken wirklich gemeint ist. In Deutschland lassen sich  der Gebrauch von solchen Wörtern wie “Nazi”, “Fremdenfeinde” usw. ähnlich erklären.

Das Ganze kommt mir jedenfalls auch aus Deutschland bekannt vor,  nur dass uns derzeit noch ein Donald Trump fehlt, den die einfachen Leute als Letzte Rettung vor der Fortsetzung der irren Politik des Establishments erkennen und wählen.

Greer ist sich nicht sicher, ob Trump gewinnt, aber wenn Frau Clinton gewinnt und damit der bisherige Kurs noch 4 weitere Jahre beibehalten und damit die Armut und das Elend der einfachen US-Bevölkerung weiter zunehmen würde, dann hätten so Greer, zumindest einige  ambitionierte Demagogen von  Trump gelernt.

Der Grund, warum mich der Blogartikel von J.M. Greer hier überhaupt dazu motiviert, etwas dazu zu schreiben ist aber nicht das, was er über die Phrasen, das Gehabe und den Realitätsverlust  der Gewinner der insgesamt auf ganzer Linie versagenden linkslibaralen, in  Deutschland auch als  sozialdemokratisch, grün und christdemokratisch verkauften Politik  schreibt,  sondern dass Greer dazu einige grundlegende,  auch Deutschland und Europa betreffende  Einsichten aus Arnold Toynbees Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen zitiert, um die Situation und den diesjährigen Wahlkampf der amerikanischen Gesellschaft zu erklären. Ich übersetze hier, was Greer aus Toynbees Werk entnimmt:

Er [Arnold Toynbee] merkt an, dass einige Zivilisationen durch äußere Kräfte überwältigt werden, die jenseits ihrer Kontrolle liegen, aber das ist nicht der übliche Grund, der in den Sterbeanzeigen der Geschichte genannt wird.  In der überwiegenden Zahl der Fälle von Gesellschaften, die auf der viel genutzten Straße, die man “Niedergang und Fall” nennt,  ins Schleudern kommen, haben noch jede Menge Ressourcen zur Verfügung, um mit der Krise fertig zu werden, und haben viele Optionen die ihnen den Tag retten könnten – aber diese Ressourcen werden nicht sinnvoll genutzt und diese Optionen werden nie in Erwägung gezogen.

Dies passiert,  weil die politischen  Eliten  jener scheiternden  Zivilisationen die  Fähigkeit  verlieren zu erkennen, dass die Politik, die sie verfolgen nicht funktionieren wird.  Die Führung einer aufstrebenden Zivilisation  legt  großen Wert auf das Ergebnis  ihrer Politik und verwirft   Politiken, die nicht funktionieren.  Die Führung einer scheiternden Zivilisation zieht es vor,  “Erfolg”  neu zu definieren.   “Erfolg” heißt dann   “die  gutgeheißene Politik  weiter verfolgen”,   und nicht mehr  “die  bevorzugten Ergebnisse  erzielen”.  Die  Führung einer scheiternden Zivilisation konzentriert sich  darauf, sich von den  Folgen ihrer Fehler zu  isolieren,  anstatt die Fehler zu erkennen und  sich mit ihren Folgen zu  befassen. Die Lektionen des Versagens werden nie  gelernt und  so  summieren sich die Kosten  der Fehler bis sie nicht länger ignoriert werden  können.

Das Ganze passt auch zur aktuellen politischen Situation in Deutschland und Europa.  Auch Deutschland ist eine scheiternde Gesellschaft, deren Führung  versagt und  verfehlte,   zum Scheitern  verurteilte  Politiken  ohne zu reflektieren  weiter verfolgt  (und die mich damit immer wieder an Hitler und die Nazis in der Zeit nach Stalingrad erinnert) und die die sehr wohl noch vorhandenen Ressourcen nicht nutzt oder sinnlos ruiniert und die noch möglichen guten Optionen nie in Erwägung zieht.

Das Traurigste dabei ist, dass Deutschland und die anderen europäischen Staaten, ebenso wie die USA, mit ihren Demokratien  sehr ausgefeilte politische Systeme haben, bei deren Konstruktion man sich größte Mühe gegeben hatte, um versagende politische Führungen rechtzeitig zu erkennen und unblutig und rechtzeitig auszuwechseln. Nun, vielleicht gelingt es den Amerikanern mit der Wahl von Donald Trump, Frau Clinton und die  Fortsetzung der Politik, für die sie steht zu verhindern – es ist ihnen zu wünschen. Aber ob damit die grundlegenden Probleme bestmöglich angegangen werden, ist zumindest sehr fraglich.

Greer kündigt bezeichnender Weise am Schluss seines Artikels sein neues Buch Dark Age America – Climate Change, Cultural Collapse, and the Hard Future Ahead(dt.  Amerikas dunkles Zeitalter –  Klimawandel, Kultureller Zusammenbruch und die vorausliegende harte Zukunft)   Erscheinungstermin laut Amazon.de ist der 13.9.2016.  Hier ein Zitat aus der Beschreibung des Buches:

Nach Jahrzehnten nicht genutzter Möglichkeiten ist die Tür zu einer nachhaltigen Zukunft geschlossen und die Zukunft, der wir nun entgegensehen ist eine, in der  die heutige industrielle Zivilisation angesichts unkontrollierter Klimaveränderungen und Ressourcenerschöpfung zerfällt.

Wie wird die Welt aussehen, wenn all diese Veränderungen stattgefunden haben?   Der Autor John Michael Greer sucht die Antworten auf diese Fragen und das mit einiger Genauigkeit, da Zivilisationen dazu neigen, auf bemerkenswert ähnliche Weise zu kollabieren.

Dark Age America, versucht nun im Voraus die Geschichte des Kollapses zu kartieren und uns eine Vorstellung davon zu geben, wie die nächsten 500 Jahr oder so aussehen könnten, wenn die Globalisierung endet und die Nordamerikanische Zivilisation das Ende ihres Lebenszykluses und die Stadien des Niedergangs und des Falls erreicht.

Auf viele Weisen ist dies John Michael Greers kompromisslosestes  Werk, obwohl er dabei keineswegs darauf verzichtet, Hoffnung zu bieten.  Zu wissen, auf was wir kollektiv zusteuern ist ein entscheidender Schritt, um konstruktiv auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren und das zu tun, was wir jetzt tun können, um unseren Nachfahren zu helfen, das Beste aus der Welt zu machen, die wir ihnen hinterlassen.

Wo bei wir hier in Deutschland dank des Wahnsinns unserer linksliberal-sozialdemokratisch-christdemkrokratischen prseudogrünen, pseudovernünftigen,  pseudogeschichtsbewußten  und pseudoverantwortungsbewußten Politik noch nicht einmal mehr sicher sein können, dass in Deutschland in 100 Jahren überhaupt noch Deutsche leben.  Mindestens so wahrscheinlich ist meines Erachtens längst, dass hier dann  keine Deutsch sprechenden  Nachfahren von Kriegern und Massenmördern wohnen, die die Dummheit, die Naivität und das irre “Gutsein”  der  Deutschen  unserer Tage  skrupellos ausgenutzt haben  und die dann hier stolz und schamlos eine barbarische Gesellschaft etabliert haben, verglichen mit der die Nazis unter Hitler aus Sicht späterer Historiker geradezu  harmlos, liberal, demokratisch und human wirken. D.h, dass es dazu kommt,  glaube ich auch nicht, weil die Russen und die Polen das mit Blick auf ihre eigenen Interessen nicht zulassen werden und dann lieber Deutschland in ein durch Hungersnöte, Terror, Krankheiten  und Krieg entvölkertes, final mit ABC-Waffen für einige Zeit unbewohnbar gemachtes Schlachtfeld verwandeln.   In jedem Fall stehen die Chancen gut, dass das Linksliberal-sozialdemokratisch-christdemokratisch-grüne Gutmenschentum  der Deutschen   faktisch zwingend dazu führt, was dieses angeblich mit seinem “Kampf gegen Rechts” und seinem    “Gutsein” unbedingt vermeiden wollte.

Nicht einmal ihren eigenen Wohlstand, ihre eigene Interessen und ihr  eigenes Leben werden sie  retten und schützen können.  Ein  Grund dafür wird sein, wie Greer an anderer Stelle geschrieben hat,  dass   die kleinen Polizeibeamten und Soldaten, die jedes System zwingend für sein Überleben braucht, irgendwann ihre Interessen  und die ihrer  Familien  nicht mehr durch die Regierung gewahrt sehen und dann zunehmend desertieren oder  die Seite  wechseln.

Der Umstand, dass bei einem unkontrollierten Zusammenbruch der Globalisierung und der westlichen Industriegesellschaften, wegen der heute weltweiten Probleme, auch die Reichen und scheinbar gut abgesicherten Familien alles, einschließlich ihres Lebens, mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren werden, ist durchaus eine Quelle der Hoffnung, dass der Wahnsinn unserer derzeitigen politischen Führung ein Ende findet, und dass wir zu einer Politik der Vernunft und vorausschauenden Planung und Verantwortung zurückkehren. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass alle Reichen und Superreichen in Deutschland und Europa nur Idioten sind, die den Ernst der Lage verkennen, die von Geschichte und Ökologie keine Ahnung haben und die das Gesetz des exponentiellen Wachstums und dessen Folgen für unsere Gesellschaft nicht verstanden haben.

Ich habe vor kurzem einen Artikel über die Geschichte des Kruppkonzerns gelesen, der eben auch zeigte, wie und warum der alte Alfred Krupp aus schlichtem Eigennutz seine Arbeiter gut behandelt und sich deren Wohlergehen und Sicherheit, so ganz im Gegensatz zur Vorstellung vom bösen Kapitalisten, sehr viel hat kosten lassen. Anderseits ist da auch die Geschichte der Nazis und auch der DDR-Führung mit ihren Fehleinschätzungen der Lage.   Aber dann ist da auch wieder das Beispiel der UdSSR unter Gorbatschov,  wobei die Geschichte der UdSSR vorher eine eindrucksvolle Sammlung  der schrecklichen Folgen sich gut wähnenden linken  Denkens und linker Realitätsverweigerung ist. Die Reichen in Deutschland werden nur überleben, wenn sie genug Soldaten haben, die qualifiziert und motiviert genug, und auch gut genug ausgerüstet  sind, sie und das Land zu verteidigen – wer immer auch Deutschland, warum auch immer, erobern will. Auch können sie nur dann auf Dauer überleben, wenn  Landwirtschaft und Gartenbau auch nach einem Kollaps der westlichen Industriegesellschaften und des Welthandels,  was immer auch diesen Kollaps verursacht,  noch genug Lebensmittel produzieren kann und wird.

Dicke Oberklasselimousinen mit allem Sicherheitsschnickschnack fahren,  politisch korrekt und unauffällig  sein, und  sich Bodyguards leisten, reicht nicht mehr, wenn die Saudis, die Türken oder andere aus handfesten ökologischen,  ideologisch-religiösen und demographischen Gründen, zunächst mit Methoden der asymetrischen Kriegsführung angreifen, uns den Strom abstellen oder vorher das Land mit Terror, sozialen Unruhen,  Zerstörung des  sozialen Zusammenhalts  und Hunger sturmreif schießen, wie ich das  in Operation Troja  angedacht habe.   Fliehen? Wohin wollen die Reichen angesichts der chinesischen und indischen Ambitionen, Probleme und Seestreitkräfte noch fliehen? Selbst in Neuseeland und Südamerika wird man auf Dauer nicht sicher sein können.  Und überall wird es so sein, dass man als Fremder in einem fremden Land und Volk bei den Ersten ist die geplündert und verfolgt werden, wenn die Ressourcen wirklich knapp und die Versorgung mit Lebensmitteln schlecht wird.

Die Lage ist ernst, aber wenn genügend Leute in Deutschland rechtzeitig vernünftig werden,     sind die Aussichten vielleicht gar nicht so schlecht.

Kelberg, den 6. April 2016

Christoph Becker