10-Milliarden-Der Film

Am 7. Mai 2015 wurde in Hillesheim in der Eifel der Film 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? gezeigt. Anschließend gab es eine Diskussion  mit dem Rheinland-Pfälzischen Landtagsabgeordneten der Grünen, Dietmar Johnen.

Der Film ist auf den ersten Blick recht informativ und ich habe durch die Beschäftigung mit dem Film direkt und indirekt einige interessante neue Informationen gefunden.

Insgesamt finde ich aber, dass der Film sehr zu wünschen übrig lässt. Die anschließende Diskussion fand ich bedrückend naiv.

Warum?

Weder die Macher des Films, noch die vielen, zum Teil sehr hoch bezahlten, scheinbar hochqualifizierten, Interviewpartner sprechen das Problem an, dass der globale Handel und die westlichen Industriegesellschaften jederzeit kollabieren können und in Zukunft, lange vor 2050, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kollabieren werden.  Man sollte jedenfalls vernünftiger Weise  damit rechnen, dass Saatgutlieferanten wie Bayer Crops und Monsanto irgendwann in Zukunft von einem Tag auf den anderen, lokal oder auch weltweit wegen eines Krieges, einer Naturkatastrophe oder aus anderen Gründen nicht mehr liefern können.  Das gleiche trifft für die Lieferanten von industriell hergestellten Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln zu.  Der sicherlich krasseste Grund könnte ein unter anderem in der Anfangsphase des 3. Weltkrieges  zu erwartender EMP-Angriff, insbesondere auf Europa und Nordamerika sein. Ein extrem schwerer Sonnensturm, wie der von Lord Carrington im Jahre 1859 beobachtete könnte ebenfalls einen solchen Kollaps auslösen. Der von Joseph Tainter beschriebene, kaum zu vermeidende  Kollaps komplexer Gesellschaften könnte in unserer global vernetzten Welt ebenfalls indirekt zum Kollaps der Nahrungsmittelversorgung führen  – soweit und solange diese vom Funktionieren komplexer Systeme, wie z.B. dem globalen Handel, dem Funktionieren des Finanzsystems, der Stromversorgung, der elektronischen Infrastruktur  usw. abhängt.  Wer zu den verschiedenen Möglichkeiten und Ursachen eines Kollapses der  Industriegesellschaften mehr erfahren will kann in den älteren Artikeln meiner Webseite www.freizahn.de einiges an Literatur, Denkanstößen und Interviews finden.

Meines Erachtens ist es naiv bis verantwortungslos, sich mit der Frage ob und wie die Menschheit in Zukunft ernährt werden kann zu beschäftigen, ohne dabei das Risiko eines Systemkollapses zu bedenken oder dieses als zu unwahrscheinlich an zu sehen. Wenn Milliarden Menschenleben, und dabei auch das Überleben von 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung des eigenen Landes, davon abhängen, ob und wie man mit einem Systemkollaps umgehen kann, dann ist das nichts was  verantwortungsbewusste, vernünftige Menschen einfach so – wie es heute der Fall ist – verdrängen oder ignorieren sollten, nur weil es unbequem und “gefühlt unwahrscheinlich” ist.  (( Ein Teil der Realität ist auch, dass das menschliche Gehirn die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens seltener,  extremer Ereignisse weit unterschätzt, während es geringe, häufiger vorkommende Risiken überschätzt. Siehe dazu die Bücher Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb  und Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti
))

Das heißt, statt Zeit mit der Darstellung von allerhand technischen Spielereien wie Pflanzenfabriken in Japan, Laborexperimenten in Holland  zur fabrikmäßigen Herstellung von Fleisch oder der Warenbörse in Chicago zu verbringen, hätte der Film besser einfach nur 5 oder 10 Minuten gezeigt, dass und warum sämtliche industriellen und großtechnischen Lösungen in der Nahrungsmittelversorgung wegen der systembedingten Risiken verantwortungsloser Schwachsinn sind, die Großstädte und zum Teil ganze Länder in potentielle  Todeslager verwandeln – ähnlich makaber und irreführend wie die naiven Ankömmlingen viel versprechende, zynische Torüberschrift von Auschwitz (Arbeit macht Frei). Man hätte vielleicht einige Szenen aus dem Film Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout  einbinden sollen oder ein Interview mit John Casti oder/und Roscoe Bartlett, statt Interviews mit Wissenschaftlern und Führungspersonen von Bayer Crops. Die im Film lang und breit dokumentierten und mit Interviews bedachten industriellen Lösungen hätte man kurz in wenigen Sätzen zusammenfassen und als das klassifizieren können was sie sind: Teilweise sicherlich sehr interessante technisch-wissenschaftliche Spielereien, die aber in der Praxis aus Sicht der Ernährungssicherung völlig verantwortungslos und im Grund dumm sind – zumindest wenn und solange das Ziel nicht weltweit milliardenfacher Massenmord und kollektiver Selbstmord der eigenen Bevölkerung durch Hunger ist .

Etwas zeigt der Film das dann schon, er übersieht jedoch komplett das Thema Systemkollaps mit all seinen möglichen Folgen.

Das Beispiel von dem nun verschiedene Gemüse anbauenden  Dorf in Afrika könnte auf die Initiative von John Jeavons Organisation Ecology Action – Grow Biointensive zurückgehen.  Ich hätte unmittelbar vor oder nach dieser Stelle im dem Film, gerne ein Interview mit Jeavons an seinem Institut in Kalifornien  gesehen.

Bemerkenswert fand ich dann noch, dass alle deutschen Biobauern in dem Film mit mehr oder weniger großen, Diesel betriebenen Landmaschinen gearbeitet haben. Das finde ich soweit in Ordnung, nur hätte ich hier auch eine Doku über die Amish mit ihren Pferdegespannen und ihren, wie mir kürzlich ein deutscher Landwirtschaftmeister gesagt hat, auch ökonomisch sehr gesunden Höfen eingefügt, denn das Vorbild der Amish dürfte letztlich, anders als die deutschen Biobauern mit ihren Diesel getrieben Traktoren, wirklich eine Zukunft haben .  Der amerikanische Autor J.H. Kunstler, der sich sehr gut mit den Problemen unserer Zeit auseinandergesetzt hat, hat nach seinem Sachbuch The Long Emergency: Surviving the Converging Catastrophes of the Twenty-first Century in seinen Romanen der World Made by Hand -Reihe die Zukunft im nachindustriellen, nachfossilen Zeitalter im Nordwesten der USA so geschildert, dass dort ganz selbstverständlich die Landwirte keine Traktoren und Mähdrescher mehr haben, sondern nur noch Pferde- und Maultiergespanne, und jede Menge ehemalige Computerspezialisten, Büroangestellte  usw. die nun als Tagelöhner bei den Landwirten und teilweise auch faktisch als leibeigene Landarbeiter bei Großgrundbesitzern ihren Lebensunterhalt verdienen.  Im letzten Roman der Reihe kann die Hauptperson sich nur mit brutaler Gewalt im letzten Moment einer Zukunft als Arbeitssklave entziehen. Kunstlers Sichtweise auf die Zukunft erscheint mir grundsätzlich ziemlich realistisch und vernünftig, auch wenn die Zukunft in Europa meines Erachtens aus geopolitischen Gründen wesentlich weniger idyllisch werden dürfte Kunstler sie in seinen  Romanen für den Nordwesten der USA beschreibt.

Die Macher des Films 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? haben nach Lösungsmöglichkeiten gesucht und ich habe dabei auch einige interessante Ansätze gesehen, die aber für mich kaum neu waren.  Meines Erachtens hätte der Film  insbesondere auch Interviews mit John Jeavons, Mark Shepard und Allan Savory bringen und dazu deren praktische Beispiele dokumentieren sollen. Siehe dazu insbesondere auch meine Beiträge Weltweite Verschlechterung der BodenqualitätUnsichtbare Nutzflächen, Restaurierende Landwirtschaft, Das Keyline-Konzept, Überleben in der Eifel  usw..

Die Diskussion nach dem Film fand ich vor diesem Hintergrund gespenstisch. Als ich versucht habe darauf hinzuweisen, dass vor allem auch die hochindustrialisierten westlichen Industriestaaten möglicherweise schon relativ kurzfristig durch ihre totale Abhängigkeit vom Funktionieren ihrer technischen und wirtschaftlichen Infrastruktur an extremem Nahrungsmittelmangel zugrunde gehen könnten,  ist das eher auf Unverständnis gestoßen. Eine ältere Frau meinte sogar “das gehöre doch nicht zum Thema”.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete hat dann noch referiert, dass die industrielle Landwirtschaft durchaus gesetzeskonform und völlig rechtens und so gesehen in Ordnung sei. Und dann hat er noch gemeint, kein Bauer wolle zurück zur Bewirtschaftung seiner Felder und Wiesen mit Pferden – was ich so verstanden habe, dass er ernsthaft glaubt, dass Traktoren und alles was man für deren Betrieb benötigt bis in alle Zukunft verfügbar bleiben würden.

Insgesamt war mein Eindruck von der dem Film folgenden Diskussion, dass sich die Leute, inklusive Landtagsabgeordneter, extrem sicher sind, dass der Frieden in Europa auf Dauer sicher ist und dass sie die Gefahr eines Kollapses unserer extrem von Technik und Importen abhängigen Gesellschaft nicht sehen. Dazu fällt mir ein Fazit von Henry Kissinger aus dessen Buch Großmacht Diplomatie. Von der Staatskunst Castlereaghs und Metternichs. ein. Kissinger schreibt dort, dass der von Castlereagh und Metternich auf dem Wiener Kongress 1815 herbeigeführte Friede im wesentlichen, bis auf einige kleine Zwischenfälle, bis 1914, also rund 100 Jahre gehalten habe. Diese Stabilität des Friedens sei mit ein Grund für die Katastrophe des 1. Weltkrieges geworden, denn sie habe die Europäer zu sicher werden lassen und sie das Gefühl für die Tragik des Krieges verlieren lassen. Für Hungersnöte und allgemeines Systemversagen scheint ähnliches zu gelten.  Die Diskussion nach dem Film lässt mich damit auch an die Generationstheorie von Strauss und Howe denken, die auch John Xenakis in seinem Buch und seinem Blog über die Generationsdynamik aufgreift.  Xenakis sieht die Lage ziemlich finster, wie ich in Neues vom Nahen und Fernen Osten kurz auszugsweise dargestellt habe. Das ist wäre meines Erachtens der wichtigste und dringendste Hintergrund, um auf eine zukunftsfähige, weitgehend katastrophensichere,  kleinbäuerliche Landwirtschaft  umzuschalten, um die Gemeindewälder und Parks in vielfältige, plegeleichte Obst- und Nussbaumplantagen mit zudem vielen essbare Früchte tragenden Sträuchern und Gemüsen um zu wandeln, in denen außerdem Schweine, Rinder und andere Nutztiere oder/und  viel Wild gedeihen.  Der Film zeigt einige Beispiele in diese Richtung. Meine Webseite zeigt aber noch viel mehr, und sie zeigt einiges an Literatur und Links zur professionellen Vorbereitung. Insbesondere Mark Shepard mit seiner Restaurierenden Landwirtschaft und seiner New Forest Farm, sowie John Jeavons mit seinem Biointensiven, nachhaltigen Gartenbau, zusammen mit dem Buch über die Nachhaltige Bodenverbesserung von  Fred Magdoff und Harald van Es scheinen mir derzeit die besten Informationsquellen zu sein. Sepp Holzer gehört hier dazu, zumindest als zusätzliche, ergänzende Informationsquelle.

Anlässlich meiner Recherchen für den obigen Artikel habe ich noch die beiden folgenden Entdeckungen gemacht:

  1.  Es gibt nun eine 22-seitige Broschüre, das Farmers Handbook, über die Growbiointensive-Methode in deutscher Sprache, unter dem Titel Ein Gartenhandbuch: Die NachaltigeGROW BIOINTENSIVE Gartenbaumethode als pdf-Dokument zum kostenlosen Herunterladen.
  2. Im Sommer 2015 findet in Mailand eine Weltausstellung statt, deren Thema “Feeding the Planet  – Energy for Live“, also “Den Planeten Ernähren – Energie für das Leben“. Siehe die Internetseite der EXPO-2015Es wird die erste Weltausstellung sein, die ich mir  ansehe.

Kelberg, den 8. Mai 2015 Christoph Becker

 

 

 

 




Bürokratischer Wahnsinn, frei ab 18

Vorhin hat meine Frau eine DVD über die ökologische Renaturierungsarbeit von Sepp Holzer für mich in Empfang genommen, bei der der Fahrer des Paketdienstes süffisant grinsend das Alter des Empfängers dahingehend prüfen musste, dass dieser über 18 ist. Meine Frau meinte “was hast Du denn da bestellt ?” Der Titel dieser nach dem Gesetz nicht jugendfreien DVD lautet
 Holzer’sche Permakultur: Wüste oder Paradies? Über die ökologische Renaturierungsarbeit von Sepp Holzer in aller Welt.. Amazon.de macht darauf aufmerksam, dass die DVD per   “Spezialversand für Artikel ohne Jugendfreigabe.” erfolgt.

Die Beschreibung der DVD bei Amazon:

Über die ökologische Renaturierungsarbeit von Sepp Holzer in aller Welt. Sepp Holzer, “Agrar-Rebell” und ökologischer Visionär aus den österreichischen Alpen, lernte schon als Kind von der Natur. Als er mit 19 Jahren den elterlichen Krameterhof übernahm, machte er aus dem kargen Bergbauernhof ein ertragreiches Naturparadies mit vielfältigen Wildniskulturen. Seit Jahren berät er Landbesitzer, Bauern, Professoren und Siedlungsprojekte in Russland, USA, Südeuropa und anderen Regionen bei der Renaturierung von Grundstücken mit “Holzer´scher Permakultur” und beim Aufbau essbarer Landschaften. Der Film zeigt vor allem die Arbeit mit Wasser und den Aufbau von Wasserlandschaften, Seen und Teichen. “Wenn der Wasserhaushalt in Ordnung gebracht ist, ist 70 % der Arbeit getan, denn die Erdoberfläche und auch der Mensch besteht zu 70% aus Wasser”, sagt Sepp Holzer.

Warum muss man beim Empfang dieser DVD nachweisen, dass man über 18 Jahre alt ist? Vermutlich weil Sepp Holzer die DVD selbst vertreibt und sich die Kosten für das Verfahren der Jugendfreigabe gespart hat.

Obwohl, nachdem ich mir die DVD angesehen habe, kann ich mir – spöttisch-ironisch betrachtet –  schon vorstellen, dass manch einer  diese DVD als “nicht hilfreich” einstufen könnte, etwa weil Kinder, Jugendliche und noch nicht perfekt angepasste Erwachsene “dumme” Fragen stellen könnten, wenn sie die DVD sehen.

Die DVD zeigt jedenfalls etliche Unerhörtheiten. Holzer läßt teilweise mit schweren Baumaschinen die Landschaft gezielt umgestalten.  Was er macht, oder machen lässt, ist  oft zunächst kreative Zerstörung des Bestehenden. Er lässt unter anderem gezielt Tümpel, Teiche, kleine Seen und Terrassen anlegen wo vorher keine waren. Er lässt tatsächlich, selbst in Afrika und Russland,  blühende und fruchtbare Landschaften und Artenvielfalt  entstehen, wo vorher keine waren.  Weil er dafür ganz selbstverständlich auch schwere Maschinen einsetzt, ist Sepp Holzer  auch einer, der fossile Energieträger nutzt um die Fruchtbarkeit des Bodens zu verbessern.

Wenn ich an die Bauernversammlung meines Landkreises denke, die ich im März 2015 besucht habe, dann dürfte das Prinzip und die Vielfalt der von Sepp Holzer empfohlenen Anpflanzungen der maximale Horror aller mit der Verwaltung und Verteilung landwirtschaftlicher Fördergelder befassten Bürokraten und Kontrolleure sein. Das fängt mit der Vermessung der unegalen, kurvenreichen Strukturen an und endet mit der notorischen Nichteinhaltung der Vorgabe, dass jeweils mindestens 300 qm mit der gleichen Pflanze bepflanzt werden müssen.  Auch kann ich mir vorstellen, dass manche “Naturschützer” in Deutschland  zunächst vor Wut schäumen, wenn jemand sich erdreistet, derart die Landschaft und Lebensräume zu “zerstören” – zumindest, wenn und solange sie Holzers Resultate nicht gesehen haben.

Als ich mich neulich mit einem Kleinbauern aus meiner Gegend über Sepp Holzers Empfehlung Teiche und Tümpel an zu legen unterhalten habe, war die Antwort, das könne man sich in unserer Gegend abschminken.  Neue Teiche und Tümpel würden nicht genehmigt. Einfach illegal welche anlegen ginge wegen der lückenlosen Luftaufklärung auch nicht. Damit die Angaben zum Erhalt von EU-Fördermitteln überprüft werden können, hat der Staat nämlich Karten im Maßstab 1:2500 die mit Luftbildern abgeglichen werden. Auf diesen Karten fällt selbst ein  kleiner Tümpel auf.

Anderseits erfüllt Holzers Art der Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung die grundlegenden Zielvorgaben, der  Naturschutzgesetze und auch der Agrarförderung. Der tiefere Sinn der neuen EU-Agrarförderung kam auf der oben erwähnten Bauernversammlung vor lauter bürokratischem und formalistischem Gestrüpp zwar nicht zur Sprache, aber je mehr ich darüber nachdenke und je mehr ich die Art der Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung von Sepp Holzer verstehe, um so mehr meine ich, dass Holzers  Methode das, was die EU-Beamten und auch die Naturschützer eigentlich wollen – oder zu wollen vorgeben – maximal verwirklicht. Und doch kann man ziemlich sicher sein, dass die mit dem Naturschutz, der Landwirtschaft  und dem Wasserrecht befassten Behörden und Verbände  in der Praxis von den meisten Landwirten, die vielleicht Holzers Methoden umsetzen wollen, als  unüberwindliche Hindernisse wahrgenommen werden. Eigentlich meinen es alle gut und wollen nur das Beste. Aber es funktioniert nicht. Oft wird in der das Gegenteil von dem bewirkt, was  bezweckt wurde.

Wenn Kinder und Jugendliche diese DVD sehen und dann ihre Eltern und Lehrer fragen und wahre  Antworten bekommen, könnten sie  daher zu der Meinung kommen, dass unser Staat und unsere Demokratie versagen und, dass die Politiker und Beamten der EU und auch der Bundesrepublik keinen Respekt verdienen, weil sie in für das Überleben und die Zukunftsfähigkeit des Landes essentiellen Dingen versagen und das Falsche tun. Tatsächlich sagt Holzer gegen Ende seiner DVD, dass vom Staat und von den Politikern vorerst keine Hilfe zu erwarten sei.  In seinem Buch “Der Agrar-Rebell” kann man nachlesen, wie und warum er zu dieser Meinung gekommen ist. Insofern ist es vielleicht schon korrekt, dass diese DVD über Sepp Holzers Permakultur nur an Personen über 18 Jahre verkauft werden darf.  Anderseits kann diese DVD zum Nachdenken anregen und vielleicht zu dem einen oder anderen sinnvollen Projekt führen.

Nachtrag:

Im Internet kursiert auch heftige Kritik an Sepp Holzer. Siehe dazu den Wikipediaeintrag über Sepp Holzer und das Buch Bittere Ernte von Frau Gertrud Barrada sowie deren Internetseite jena-hof.at.  Das Buch habe ich noch nicht gelesen, wohl aber habe ich mir die Internetseite von Frau Barrada gut angesehen. Mein Fazit: Da hat mal wieder eine “erfolgreiche” [Geschäfts]Frau” “Madame” gespielt und ist dabei grandios gescheitert, weil sie keine Ahnung von den technischen Details und der handwerklichen Praxis hatte. Mir fallen dazu auch andere Beispiele aus anderen Bereichen ein. Insofern kann man auch zu dem Schluss kommen, dass die Bücher und DVDs von Sepp Holzer tatsächlich nur etwas für Erwachsene sind. Ich selber lese die Bücher von Sepp Holzer – soweit ich sie nicht schon gelesen habe -, aber ich lese  auch eine ganze Reihe andere Bücher bzw. habe diese gelesen, wie z.B. auch How to Grow More Vegetables von John Jeavons, Building Soils for Better Crops von Fred Magdoff und Harold von Es, Restoration Agriculture von Mark Shepard,  Water for Every Farm – Yeomans Keyline Plan von P.A. Yeomans, 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan von F.H. King, und  Tree Crops: A Permanent Agriculture (Conservation Classics) von von J. Russell Smith. Dazu sehe ich mir verschiedene reale Projekte, wie auch den Holzerschen Krameterhof an, und dann, mit dem theoretischen Hintergrund und den praktischen Vorbildern im Kopf, denke ich selbst nach, mache selbst gezielte Versuche  und setze dann selbst ein Projekt mit einem konkreten Ziel um (( Bei mir ist das Ziel:  Herausfinden und zeigen, wie man auch in einer früher, und wenn man nichts tut auch in Zukunft wieder, sehr armen, relativ unfruchtbaren Gegend wie der Eifel nach dem Ende des Ölzeitalters und selbst bei einem langfristigen Totalausfall der Stromversorgung und Elektronik, wie er bei einem EMP-Angriff oder einem schweren Sonnensturm zu erwarten ist,  genug Lebensmittel produzieren und eine gute Bodenqualität erreichen und erhalten und dabei nebenher auch auch die Menge des im Boden und in Pflanzen gespeicherten Kohlenstoffes steigern kann. ))  Sepp Holzers Bücher, Erfahrungen und DVDs sind dabei also nur eine Quelle von vielen. Vor einem breiteren Hintergrund ist Sepp Holzers Werks sicherlich ein sehr wertvoller Beitrag.

Wenn ich mir die massiven Erdarbeiten ansehe, die Sepp Holzer auf der DVD im Rahmen seiner Projekte zeigt  und die Geschichte von  Frau Barrada lese, dann frage ich mich allerdings auch nach der Rolle der Ingenieure. Wer mit Baggern an Hängen große Erdarbeiten durchführt oder Dämme für Teiche und Seen baut, sollte schon mit den lokalen geologischen Verhältnissen, Witterungseinflüssen und der Bodenmechanik sehr gut vertraut sein, oder/und einen oder bei potentiell sehr gefährlichen Projekten auch mehrere entsprechend spezialisierte Ingenieure zu Rate ziehen. Auch sollte es im Voraus von solchen Ingenieuren abgesegnete Pläne der durchzuführenden Erdarbeiten geben,  an die sich der Bauunternehmer bzw. die Baumaschinenführer strikt zu halten haben, und deren Einhaltung überwacht wird. Wenn die Pläne warum auch immer nicht eingehalten wurden, müssen entsprechende Untersuchungen und Berechnungen durchführt und ggf. nachgebessert werden.  Wenn man, wie Frau Berada, von Tiefbau keine Ahnung hat, dann muss man eben ein Ingenieurbüro beauftragen, das über die nötige Qualifikation und auch über eine entsprechende Haftpflichtversicherung verfügt, um die geplanten Erdarbeiten prüfen und ggf. optimieren zu lassen.

Ich finde, dass die schlechte Erfahrung dieser Frau Barada mit Herrn Holzer keinesfalls den grundsätzlichen Wert seiner Erfahrung, seiner Bücher und DVDs schmälert, sondern nur einmal mehr zu dem ermahnt was Holzer selber predigt, und was eben nicht nur für Pflanzen und Tierhaltung in der  Landwirtschaft, sondern auch für das Denken und Informieren gilt: Monokultur vermeiden und die Vorteile der Vielfalt nutzen (( Vielfalt,  Diversität und Buntheit sind heute leider auch Begriffe, die oft gedankenlos von Leuten benutzt und missbraucht werden, die selber eine extreme intellektuelle Monokultur pflegen, in der nur noch gedacht und gesagt werden und wahr sein darf, was gerade als und politisch korrekt gilt.  ))

Kelberg, den 29. 4. 2015 Christoph Becker

 




Eine sicherheitspolitische Übersicht

Der Reservistenverband von Rheinland-Pfalz hatte am 25.4.2015 im Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr ein sehr denkwürdiges, hervorragendes ganztägiges Seminar veranstaltet.Die insgesamt vier Vorträge und ein kurzes Gespräch, das ich am Rande der Veranstaltung mit einem der Referenten  hatte, ergänzten sich zu einem sicherheitspolitischen Gesamtkunstwerk, das ich zunächst ziemlich bedrückend fand. Ich möchte versuchen, es hier aus der noch frischen Erinnerung kurz wiederzugeben und mit meinen Einwänden und Lösungsvorschlägen verbinden.

Der erste Referent war Generalmajor Reinhard Golks, Abteilungsleiter Planung des Kommandos SKB (Streitkräftebasis) der Bundeswehr.  General Golks erläuterte die verschiedenen Projekte wie das VJTF, NRF usw., für die die Verteidigungsministerin deutsche Beteiligungen zugesagt hatte, und die den Planern der Bundeswehr nun erheblich Stress zu bereiten scheinen. Er ging auch auf die Schwierigkeiten bei der Auflösung der deutschen Truppenpräsenz in Afghanistan ein.  Nach Deutschland zurückgeholt werden konnte offenbar nur ein Teil der Ausrüstung, und das was zurückgeholt wurde, muss sehr aufwendig überholt und an die künftige Verwendung angepasst werden, bevor es wiederverwendbar ist.

Weil General Golks aus der Panzertruppe kommt, erwähnte er auch kurz die Schwierigkeiten und Planungsprobleme beim Verlegen von Panzerverbänden. Das Verlegen von Panzertruppen per Eisenbahn ist demnach heute wegen der neuen Verhältnisse bei der Bundesbahn und wegen der Überbreite der Kampfpanzer sehr viel aufwendiger und langwieriger als früher.  Eine Verlegung von Panzern in ein anderes Land, etwa nach Polen, würde über 45 Tage dauern. Aber auch innerhalb Deutschlands ist unter einer Woche nichts zu machen.

Die neuen Eingreiftruppen, die die Russen beeindrucken sollen sind vor den dem Hintergrund der Zahlen, die man aus den Weltkriegen kennt, lächerlich klein, erfordern einen phantastischen Planungs- und  Verwaltungsaufwand und sind alles andere als schnell verfügbar.  Auch Beschaffungsmaßnahmen bei der Bundeswehr sind offenbar extrem kompliziert und langwierig.  Anderseits aber fehlen Geld und andere Mittel.


Am Endes des Vortrages von General Golks war ich  erschüttert. Mein Eindruck war, dass die Bundeswehr bei einem überraschenden, nicht vorgesehen Angriff so gut wie wertlos ist.  Ein nicht vorgesehener Gegner, wie z. B. die Europa überraschend angreifenden, vereinten arabischen Streitkräfte  in dem Roman von Albert Clark, würde die Bundeswehr und die Nato völlig überfordern. Das, was die Bundeswehr dann an funktionierenden Waffensystemen und kampfbereiten Soldaten an die Front bringen könnte, wäre zu wenig und es käme zu spät. Vielleicht könnte man bei der Bundeswehr die drei folgenden Artikel meiner Webseite interessant finden:

  1. Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseoph Tainter
  2. Von der Wehrmacht lernen
  3. Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen

Jedenfalls hat die Kombination aus Komplexität einerseits und Begrenztheit der verfügbaren finanziellen, technischen und personellen Mittel anderseits, bei der Bundeswehr offenbar einen Punkt erreicht, der die Bundeswehr selbst in Friedenszeiten an den Rand eines Kollaps bringt. In einem Krieg mit unerwarteten Gegnern, die an unerwarteter Stelle, mit unerwarteten Mitteln und dann womöglich auch noch mit unerwarteter Kampfkraft angreifen scheint mir die Bundeswehr derzeit chancenlos zu sein. Meine abschließenden Notizen zu dem Vortrag von General Golks war “Kollaps durch Komplexität” und “schnelles Element in 45 Tagen”. Letzteres heißt, dass eine Truppe “schnell” einsatzfähig und “schnell” am Einsatzort  ist, wenn sie 45-Tage Zeit zur Vorbereitung und Anreise hat.

Der nächste Referent war Alessandro Scheffler Corvaja vom MarshallCenter in Garmisch-Partenkirchen. Der Titel seines Vortrages lautete “Zukünftige Sicherheitspolitik der NATO und EU”.

Herr Scheffler ging kurz auf das Strategiekonzept der Nato 2010 ein und erläuterte auch noch die verschiedenen schon von General Golks erwähnten neuen sicherheitspolitischen Vorhaben, wie das VJTF, NRF usw..  Die Abkürzungen waren mir auch alle fremd und sind nicht so wesentlich.

Wesentlich an dem Vortrag von Herrn Scheffler fand ich folgende Einsichten:

  1. Die Russen erhöhen durch ihr Vorgehen in der Ukraine und auf der Krim die Leistungsfähigkeit der Nato. Das heißt, Putin motiviert letztlich die Europäer, mehr für ihre Verteidigung zu tun. Bei Herrn Scheffler klang das so, als wäre das eine Dummheit der Russen. Meines Erachtens könnte es aber, etwa vor dem Hintergrund meines Artikels Neues aus den Nahen und Fernen Osten, auch ein kluger Schachzug weit vorausplanender Russen sein,  die die Europäer ganz bewusst provozieren, um diese fitter für  den nächsten großen Krieg zu machen, in dem Europäer und Russen sich gemeinsam mit den Amerikanern einer chinesisch-islamisch-sunnitischen Koalition gegenüber sehen könnten. Es könnte den Russen dann sehr helfen, wenn die Europäer mehr eigene Kampfkraft haben als sie in den vergangen Jahren hatten.
  2. Herr Scheffler zeigte eine Grafik, der zur Folge die Gesamtkosten für das Militär in Europa von 2001 bis 2013 erheblich gesunken sind. Gleichzeitig sind aber die Ausgaben pro Soldat deutlich gestiegen. Das heißt im Klartext, die Zahl der Soldaten ist massiv gesenkt worden.
  3. Herr Scheffler wies vorsichtig darauf hin, dass die Amerikaner zunehmend ihren Schwerpunkt im pazifischen Raum setzen und, dass man gut daran tun würde, sich darauf  einzustellen, dass die USA in Zukunft vielleicht weder bereit noch fähig sein könnten Europa zu verteidigen. Anderseits wies er darauf hin, dass Europa derzeit schlicht die Mittel und die Fähigkeiten fehlen, sich ohne Hilfe der Amerikaner zu verteidigen.
  4. Das Thema nukleare Abschreckung und Atomwaffen wird in Deutschland weitestgehend ausgeklammert. Die Russen würden aber bei Gesprächen, die er mit den Russen über Sicherheitspolitik führe immer wieder auf das Thema Atomwaffen zurückkommen. Erschreckend fand ich zu diesem Punkt den Einwand eines Zuhörers, der meinte eine Atombombe auf Koblenz oder Frankfurt und alles sei kaputt. Solche Leute sollten einmal mit dem Atomwaffensimulator auf meiner Webseite spielen. Meines Erachtens wird die Wirkung von konventionellen Atomwaffeneinsätzen in Deutschland von den meisten Menschen extrem überschätzt.  Das derzeit wirklich extrem gefährlich EMP-Risiko wird dagegen völlig ignoriert oder einfach ausgeklammert, doch dazu weiter unten mehr.

Der nächste Referent war Dr. Kinan Jaeger, mit dem Thema Die Kriege in Syrien und Irak – Neue Herausforderungen für den Westen.  Der Inhalt des Vortrages ging weit über das hinaus, was ich angesichts des Titels erwartet hatte. Dr. Jaeger ist selbst in Damaskus geboren und kennt sich persönlich im Nahen Osten gut aus. Sein Vortrag war eine ganz hervorragende Übersicht über die Probleme und Schwierigkeiten und auch über die historischen Hintergründe der Kriege im Nahen Osten und in der islamischen Welt insgesamt.

Einige Punkte aus seinem Vortrag, an die ich mich besonders erinnere:

In Syrien gab es vor dem Krieg ein friedliches Nebeneinander einer Vielzahl von Kulturen und Religionen.  Es war aber wohl auch so, dass Assad den Frieden mit brutaler Gewalt erzwungen hat.

Im Nahen Osten gibt es keinen gesetzlich geregelten Minderheitenschutz, wie wir ihn in Europa kennen. Wer zu einer Minderheit gehört, riskiert ermordet zu werden und wird sich daher dazu gezwungen sehen, sich zu bewaffnen und Bündnispartner zu suchen. (( Die Frage die ich mir dazu stelle ist: Was passiert dann in Europa wenn die Zivilisation und mit ihr das Rechtssystem und der Minderheitenschutz  kollabieren? Waren der Nationalsozialismus und Auschwitz nicht auch eine Art Kollaps des Minderheitenschutzes in Europa? Und, wo sind eigentlich die vielen Minderheiten geblieben, die es in Europa in seiner 3000-jährigen Geschichte gegeben hat, und die es im 19. Jahrhundert nicht mehr gab? ))

Bündnisse im Nahen Osten können sich schnell verändern. Oft beschließen Stammesälteste nach Höhe der angebotenen Bestechungsgelder, mit wem sie gerade verbündet sind.

Zu den Methoden des IS  gehört auch, dass er die Bevölkerung durch solche Bestechungsgelder und durch Sozialleistungen an sich bindet. Man sollte nicht den Fehler machen, die Führer des IS als fanatische, dumme Islamisten zu betrachten. Es scheint so, dass die Führer des IS oft durchaus kaltblütig planende weltliche Leute sind, die den Islam nur als Deckmantel benutzen. Der IS zieht nicht nur schlichte, schlecht ausgebildete jungen Männer an, sondern (wie schon bei den Attentätern des 11.9.2001) auch viele sehr gut ausgebildete Leute. Der IS akzeptiert die von den Europäern Anfang des 20. Jahrhunderts im Orient gezogenen Grenzen nicht. Trotzdem kann man damit rechnen, dass der IS durchaus vernünftig ist, und sich Grenzen setzt.

Der Nahe Osten ist für uns gefährlich, weil zu ihm drei für uns sehr wichtige Meeresengen ( Straße von Hormus, Sueskanal, Bab al Mandab ) gehören und weil im Nahen Osten etwa 60% des gesamten auf der Erde noch verfügbaren Erdöls lagern.

Saudi Arabien ist besonders ein gefährlicher Fall (( siehe auch meinen Artikel Pulverfass Saudi-Arabien )). Der Westen unterstützt die saudische Herrscherfamilie. Die Bevölkerung ist aber eher gegen die Herrscherfamilie und den Westen. Die Araber haben insgesamt ein psychisches Problem mit dem Westen. Einerseits schätzen und brauchen sie viele der aus dem Westen kommenden Technologien und Möglichkeiten. Anderseits haben sie Minderwertigkeitsgefühle gegenüber dem Westen.  Wenn in Saudi Arabien die Herrscherfamilie zu Fall kommt und Saudi Arabien antiwestlichen werden sollte, hätten wir ein extremes Problem.

Die Türkei ist ein unklarer Fall. Die Türken haben mehr Selbstbewußtsein, weil sie industriell und militärisch dem Westen weniger unterlegen waren, anderseits war aber auch die Türkei lange das eigentliche Zentrum des Kalifats.  Die Türken scheinen besondere Beziehungen zum IS zu haben.  Eine Gefahr durch die Türken in Deutschland sieht Dr. Jaeger nicht.  Die Islamisten in Frankreich und Belgien hätten einen anderen Hintergrund. Die Deutschen hätten zudem im Orient aus historischen Gründen einen relativ guten Ruf, weil sie dort keine Kolonialmächte waren.

Es gibt im Nahen Osten eine Vielzahl von Stämmen, Clans und Religionsrichtungen. Die zwei großen, sich bekriegenden Religionsrichtungen sind Schiiten und Suniten. Es gilt, der Feind meines Feindes ist mein Freund. Aber schon morgen könnte er auch mein Feind sein.

Je länger ich über den Vortrag von Dr. Jaeger nachdenke, desto mehr fällt mir dazu ein.   Man hatte den Eindruck und Herr Dr. Jaeger hat es auch gesagt, dass er locker ein paar Tage über den Nahen Osten und den Islam referieren könnte. Aber es waren nur 45 Minuten Zeit.  Auf seiner Internetseite www.kinan.de findet sich einige Literatur von ihm.

Den letzten Vortrag hat Prof. em. Dr. Gunther Schmid aus München gehalten. Der Vortrag hatte den Titel Die Ukrainekrise als strategische Zeitwende in der internationalen und europäischen Sicherheitspolitik. Prof. Schmid zeichnete zu nächst das Bild einer zunehmend instabilen, multipolaren Welt. Ich habe dazu von ihm hier ein Dokument im Internet gefunden, das einige Punkte seines Vortags enthält. Einige Punkte aus seinem Vortrag:

  • Ein Drittel aller Staaten sind zerfallene oder zerfallende Staaten (failed oder failing States).
  • Globale Instabilität. Beschleunigter Machtzerfall von Staaten und Regionalen Ordnungen
  • China denkt nicht als globale Hegemonialmacht, sondern regional.
  • Globalisierung in den Städten, aber Fragmentierung und Zerfall auf dem Land
  • 90% des Wachstums finden ausserhalb von Europa statt
  • 9 Länder, von denen keines in Europa liegt, vereinen auf sich  75% des weltweiten Wachstums.
  • 2030 werden 5 Milliarden zum Mittelstand gehören. Davon werden 60% Asiaten sein.
  • “Putinisierung” der Regime. In Asien und Arabien werden die Regime autoritärer. Das gilt auch für die Türkei.

Die Ukrainekrise markiert eine Zeitwende, weil hier erstmals seit dem 2. Weltkrieg in Europa eine Grenze gewaltsam verändert wurde. Obwohl, so ganz zustimmen kann ich hier nicht.  Die Grenzen in Jugoslawien, in der Tschechoslowakei und in Deutschland (mit dem Anschluss der DDR an die BRD)  haben sich auch nach 1945 verändert.

Putin und der gesamte Rest der russischen Führung geht davon aus, dass die USA dabei sind, ihren Status als Weltmacht zu verlieren. Dazu fällt mir allerdings ein, dass das auch viele Amerikaner so sehen. Ich denke da an John Michael Greers mit seinem Webblog The Archdruid Report, an Chris Martenson mit seiner Seite www.Peakprospertiy.com, an James Howard Kunstler mit seinen Büchern und seiner Webseite www. kunstler.com, an Dimitri Orlov mit seinen Büchern und seiner Webseite Cluborlov, an Drew Miller mit seinem Buch Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse oder an Chris Hedges mit seinen Vorträgen, Artikeln und Büchern. Zu Chris Hedges siehe auch meinen Artikel Reich der Illusionenüber sein Buch Empire of Illusion: The End of Literacy and the Triumph of Spectacle. So wie es aussieht ist die russische Führung also sehr realistisch.

Nach Aussage von Prof Schmid ist Putins Ziel, offenbar Russland als eigenständigen Pol in einer multipolaren Welt zu erhalten. Putin sähe Europa als dekadent und “schwul” an und Putin sähe sich zu mehr Zusammenarbeit mit China gezwungen. Putin scheine aber langfristig durchaus damit zu rechnen, dass China zu mächtig werden könnte, und dass dann eine Zusammenarbeit von Europa und dem von Russland dominierten Wirtschaftsraum wichtiger werden könnte.  Meine Meinung zu Putins Außen- und Sicherheitspolitik ist, dass er möglicherweise einige Schritte weiter denkt als die meisten europäischen Politiker und Analysten. Das Ziel von Putins Außen- und Sicherheitspolitik in Europa könnte nämlich meines Erachtens darin bestehen, die Verteidigungsausgaben und die Kampfkraft Europas so gut wie möglich zu steigern, weil er Europa, ebenso wie die USA und den Iran als natürlichen Verbündeten Russlands in einem möglichen Weltkrieg gegen  ein chinesisch-sunnitisch-arabisches Bündnis sieht. Zumindest wäre das der Grund warum ich an Putins Stelle so handeln würde wie er handelt.

Nach Meinung von Prof. Schmid ist Russland mit “Russia Today” eine geniale, sehr erfolgreiche Vermischung von Lüge und Wahrheit gelungen.  Meine Notiz dazu war allerdings, dass die westlichen Medien leider genauso Lügen und Wahrheit vermischen. Der wichtigste Grund für den Erfolg von  “Russia Today” dürfte der Umstand sein, dass die westlichen Medien in den letzten Jahrzehnten massiv an Qualität und Glaubwürdigkeit verloren haben.

Alles in allem fand die ich vier Vorträge sehr gut und informativ. Allerdings habe ich Hintergrundinformationen über die den  zunehmenden Sicherheitsrisiken zu Grunde liegenden Ursachen aus den Bereichen Ökologie, Energie, Ressourcen, und Demographie vermisst. Solche Hintergrundinformation und dazu weiterführende Links und Literatur kann man aber u.a. über meine Webseite finden.  Das sicherheitspolitische Seminar des Reservistenverbandes war angesichts des engen Zeitrahmens von nur einem Tag dennoch bestmöglich mit Informationen vollgepackt. Die Mitgliedschaft im Reservistenverband ist auch diesem Hintergrund empfehlenswert.

Zunächst war das Seminar aber auch deprimierend:

Während die Welt zunehmend instabiler wird, Europa an Bedeutung verliert und es an den Rändern Europas im Orient gefährlich brodelt, haben wir eine Bundeswehr, die durch eine Kombination aus Komplexität und fehlenden materiellen, finanziellen und personellen Mitteln behindert wird und durch politische Vorgaben schon in Friedenszeiten bis an ihre Grenzen belastet ist. Es ist zu befürchten, dass unsere Bundeswehr im Ernstfall zu unflexibel und zu langsam reagiert und dann auch noch ganz grundsätzlich zu schwach ist.

Mit Herrn Scheffler, der den zweiten Vortrag gehalten hatte,  konnte mich kurz in einer der Pausen unterhalten. Ich habe ihm meine Sorgen wegen eines möglichem EMP-Angriffes und wegen der grundsätzlichen Verwundbarkeit der Infrastrukturen unserer Gesellschaft geschildert, die ich auf meiner Webseite in einer Reihe von Artikeln in der Kategorie EMP ( www.freizahn.de/category/emp/ ) erläutert habe. Herr Scheffler wusste von dem Problem, meinte aber das fiele unter Katastrophenschutz, sei kein Problem der Bundeswehr und sei zu absurd und schrecklich, um es sicherheitspolitisch ein zu planen. (( Herr Scheffler hat mir dazu in einer Mail geschrieben:

Ich moechte aber in einem Punkt Ihre Darstellung korrigieren: Ich habe nicht gesagt, die Bundeswehr haette hier keine Rolle, sondern dass ich das beschriebene Szenario als Katastrophe fassen wuerde und die Bundeswehr in so einem Falle die ihr im Rahmen des Katastrophenschutzes zukommende Rolle ausueben wuerde, fuer die sie auch plant.

Wenn ich mir Ihre Darstellung dazu ansehe, sehen Sie ja hier selbst keine besondere Rolle der Bundeswehr. Die von Ihnen befuerwortete Umstellung der Agrarwirtschaft ist sicher nicht durch die Bundeswehr zu bewerkstelligen.

Im grossen Ganzen schneiden Sie hier in der Tat ein sehr wichtiges Thema an, dass zeigt wie ganzheitlich das Thema “Sicherheit” gedacht werden muss und dass gerade die Staerkung staatlicher udn gesellschaftlicher “Resilienz” sicher nicht nur Aufgabe der BMVgs ist.

Meine Meinung dazu ist, dass die Aufgabe der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums bei der Umstellung der Agrarwirtschaft darin bestehen könnte und sollte, Politik und Gesellschaft auf die sicherheitspolitischen Risiken und die Probleme für den Katastrophenschutz hin zu weisen, die z.B. mit der heute üblichen, industriellen Landwirtschaft verbunden sind.  Die Bundeswehr ist meines Erachtens unser Kompetenzzentrum für die Themen Sicherheit, Katastrophenschutz und vielleicht auch für die Militärgeschichte und die sicherheitspolitische Beurteilung geopolitischen Gesamtlage.  Es wäre ganz gut, wenn der eine oder andere General oder Oberst im Generalstab hin und wieder auf diese Gefahren hinweist, die uns drastisch mehr bedrohen als die Treffgenauigkeit des G36 bei für Sturmgewehre im realen Krieg eher untypischem, extremem Dauerfeuer, zumal auch die BW für Sonderzwecke leicht einige moderne Waffen wie das HK416 und das HK417 hat oder kurzfristig beschaffen können sollte. ))

Das sehe ich anders. Zunächst hat es in Kriegen oft Angriffe gegeben, die die Verteidiger für “unmöglich” gehalten haben. Man denke nur an den deutschen Angriff auf Frankreich im Mai 1940 und an den deutschen Angriff auf die UdSSR im Sommer 1941. Ein EMP-Angriff auf Europa und auch auf die USA ist machbar und man sollte damit rechnen, dass er in der ersten Phase eines großen Krieges erfolgt. Die Russen haben in den 90er Jahren konkret darauf hingewiesen, dass ein EMP-Angriff die Art von Atomwaffeneinsatz sein könnte,  den sie zunächst ausführen würden. Siehe dazu meinen Artikel Der Abgeordnete der vom Netz ging.  Neben Russland könnten Pakistan, Indien und China solche Angriffe durchführen oder sie könnten Terroristen die Mittel für einen solchen Angriff liefern. Man sollte ferner auch damit rechnen, dass ein Angreifer die Schäden an der Infrastruktur und die Schwächung der Bevölkerung durch das zu erwartende Chaos und die zu erwartenden Hungersnot nutzt, und man sollte damit rechnen, dass es für andere Mächte in Zukunft sehr vernünftig und erstrebenswert sein kann, Europa zu erobern und die europäische Bevölkerung zu vernichten, wenn die Verteidigung Europas aus Sicht des Angreifers überwindbar erscheint. Unsere eigenen Vorfahren haben noch im 20. Jahrhundert wegen vermeintlichem Ressourcenmangel  und einer drohenden Hungersnot Krieg geführt und versucht Völkermorde zu begehen, siehe dazu das Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg von Christan Gerlach.  Der amerikanische Soziologe und Ökologe William Catton weist in seinem Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, darauf hin, dass in Zukunft ähnliches zu erwarten ist.  In dem Kapitel “Zusammenstoß mit der Zukunft”, meint er jedenfalls, dass man gut daran getan hätte (bzw. tun würde) die Kriege und Massenmorde der Nazis als Vorspiel auf das zu betrachten, was das 21. Jahrhundert notwendiger weise bringen wird.

Ich möchte hier noch einmal kurz aufzeigen, was man gegen einen EMP-Angriff und ähnliche Mega-Katastrophen tun kann und was dabei die unverzichtbare Rolle der Bundeswehr wäre.

Der Schlüssel zu Überleben einer solchen Katastrophe ist zunächst eine möglichst baldige Umstellung der Land- und Forstwirtschaft etwa im Sinne von Sepp Holzers Permakultur oder im Sinne von Mark Shepards Restoration Agriculture. Damit würde zum einen die Ernährung der Bevölkerung gesichert oder drastisch verbessert. Etwas Konservierung von Lebensmitteln wäre natürlich auch nötig.

Die Umstellung auf Permakultur bzw. auf Agroforstwirtschaft würde aber auch den Einsatz von großen Panzerverbänden, (die wir uns ohnehin nicht mehr leisten können) in Deutschland erschweren und die Deckung für die Infanterie oder auch für einen Partisanenkampf optimieren. Deutschland könnte damit zu einer Hecken-, Busch- und Waldlandschaft werden, in der überall essbare Früchte, Gemüse und Nutzvieh für die Ernährung und zugleich Deckung für Infanterie zu finden sind.

Parallel dazu könnte und sollte die Bundeswehr die Ausbildung und Organisation der Bevölkerung für den bewaffneten Kampf durchführen und sicherstellen. Die Strukturen hat man im Grunde schon mit den Reservistenverbänden und eben auch mit der Bundeswehr. Wenn man die gesamte Weltlage betrachtet, wie sie auf der oben geschilderten Fortbildung des Reservistenverbandes dargestellt wurde, und wie sie in verschiedenen Artikeln meiner Webseite erörtert wird, dann wird es dazu keine vernünftige Alternative geben.

Ein EMP-Angriff kann auch in einem hochvernetzten und von Strom, Elektronik und Importen abhängigen Land wie Deutschland überlebt werden, wenn man die Landwirtschaft rechtzeitig umstellt und wenn die Bevölkerung ausreichend bewaffnet und organisiert ist.  Man kann etlichen Millionen Deutschen einen Tod durch Hunger und Gewalt ersparen. Ein EMP-Angriff, auf den wir nicht vorbereitet sind, kann alleine in Deutschland mehr Tote kosten als der zweite Weltkrieg, einschließlich aller Massenmorde der Nazis weltweit. Anderseits kann einen EMP-Angriff und einen eventuell folgenden konventionellen militärischen Angriff eventuell sogar verhindern, wenn potentielle Angreifer sehen, dass die Bevölkerung gut vorbereitet ist.

Die oben und in meinem Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität erwähnten Methoden zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion, könnten außerdem in Afrika, dem Orient und Asien die Lage stabilisieren und z. B.  den möglichen Wunsch, Deutschland und Europa zu erobern oder auch den Druck, nach Deutschland und Europa zu fliehen, reduzieren.

Kelberg, den 26.4.2015   Christoph Becker

 




Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität

Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, welche Rolle Energie aus Biomasse in Zukunft spielen kann und wie groß die unsichtbare Nutzfläche Deutschlands ist, habe ich unter anderem eine Karte über die weltweite Qualitätsverschlechterung der landwirtschaftlich genutzten Böden gefunden.  Der Artikel zeigt aber auch verschiedene praxiserprobte Gegenmaßnahmen.

In der sehr lesenswerten, kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina  fand ich auf Seite  36, der überarbeiteten deutschsprachigen Version aus dem Jahre 2013,  die folgende Abbildung mit dem in kursiv daneben und darunter stehenden, erläuternden Text:
In der Grafik bedeutet
rot:  stark erodiert, Bodenbildungsrate ist viel kleiner als die Bodenverluste.
ocker: erodiert, Bodenbildungsrate ist kleiner als die Bodenverluste.
hellgelb: stabil, Bodenbildungsrate gleich oder größer als die Bodenverluste.
grau: vegetationslos

Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4
Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4

Stabile Böden (Stable Soil) sind solche, bei denen die Bodenbildungsrate gleich oder
höher ist als die der Bodenverluste. Diese Verluste können auf vielfältige Weise auftreten: z.B. aufgrund von Bodenabtragung
durch Regen, Staubstürme bei Trockenheit, Verschlechterung durch Umweltverschmutzung, durch Salze
aus verdunstetem Bewässerungswasser, durch Verdichtung, durch schwere Maschinen, durch Bodenkohlenstoff, der
zu CO2 oxidiert wird, oder durch Böden, die buchstäblich versiegelt werden, indem Städte gebaut und darin Straßen
und Häuser entstehen. Die Bildung von Boden findet statt, wenn Felsen und Steine abbrechen und sich mithilfe von
Bodenorganismen auflösen, wodurch Partikel entstehen, die sich mit der zerfallenden Biomasse und lebendigen
Mikroben zu größeren Aggregaten verbinden. Diese Aggregate aus mineralischen und organischen Nährstoffen
werden von Mikroben so prozessiert, dass die Mineralien von Pflanzen genutzt werden können. Die Poren innerhalb
und zwischen den Bodenaggregaten behalten genügend Feuchtigkeit für das biologische Wachstum, erleichtern das
Abfließen von Wasser und ermöglichen die Sauerstoffzufuhr in die Pflanzenwurzeln (Quelle: Banwart, S. Save our soils. Nature 474, 151-152 (2011)).
Wie man der Grafik entnehmen kann, sind die Böden in weiten Teilen Asiens und da vor allem auch auf Gebieten der Atommächte China und Indien, sowie im Orient, im Bereich der der Türkei (( wahrscheinlich die stärkste Militärmacht in Europa nach Russland. Von George Friedman, der Leiter von Stratfor, gibt es auf Youtube ein Video mit dem Titel Die Türkei besiegt Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich in einer Stunde )),  sowie in Amerika und Afrika  stark erodiert (( siehe zu dieser Karte auch meine Artikel Die Grenzen und das Ende des Wachstums sowie Neues vom Nahen und Fernen Osten )). In Europa sind ebenfalls weite Teile stark erodiert, insbesondere in der Ukraine, in Spanien und auf dem Balkan. Der Rest der “zivilisierten” Welt hat es fast überall geschafft, seine Böden zumindest etwas zu ruinieren. Stabile Böden sind, wie die Karte zeigt, weltweit zu einer Rarität geworden. Es leeren sich also nicht nur die Lagerstätten für Erdöl, Erdgas und viele andere Rohstoffe, sondern es schrumpft auch weltweit die Qualität der landwirtschaftlichen Nutzflächen – während die Weltbevölkerung teilweise fröhlich weiter explodiert (( FAZ vom 18.9.2014: Die Bevölkerungsexplosion wird schwärzer: Bis 12,3 Milliarden Menschen  
  Das neu übersetzte, ab Anfang Mai 2015 vom Verlag Antaois wieder lieferbare Buch Das Heerlager der Heiligen von Jean Raspail lässt grüßen und gibt einen plastischen Vorgeschmack auf die Zukunft   ))

 

Sowohl die kritische Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina  als auch das ebenfalls sehr lesenswerte, vom Umweltbundesamt herausgegebene Positionspapier Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen,  erwähnen weder Sepp Holzer mit seiner auf seinem Krameterhof entwickelten und lange erprobten bergbäuerlichen Permakultur, noch Mark Shepard mit  seiner auf seiner Newforest-Farm praktisch entwickelten und erprobten Restoration Agriculture ( Kindle-eBook-Ausgabe,  offensichtlich nur direkt in den USA über amazon.com oder beim Verlag AcreUSA erhältlich ist eine DVD mit 135 Minuten), noch John Jeavons mit seiner Grow Biointensive genannten, ebenfalls die Böden verbessernden und zugleich die Erträge steigernden, vielfach erprobten  Gartenbaumethode. Das schon in der 8. Auflage auf Englisch, aber immer noch nicht auf Deutsch verfügbare Buch von Jeavons, How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You can imagine, hat Amazon Deutschland allerdings, ebenso wie das von Shepard auf Lager, was auf eine gewisse Nachfrage auch in Deutschland hindeutet  Auf alle drei hatte ich bereits in meinen Vorschlag zur Behebung des Ärztemangels auf dem Land hingewiesen. Was mir damals noch nicht so klar war, wie nun nach der Lektüre der oben erwähnten Stellungnahme von Leopldina und dem Positionspapier des Umweltbundesamtes, ist, dass die drei gerade erwähnten Agrar- bzw. Gartenbaurevolutionäre, (oder besser Evolutionäre?)  nicht nur vor dem Hintergrund des erweiterten Katastrophenschutzes, zur Verbesserung Ernährungssicherung bei extremen Katastrophen, wichtige Vorbilder und Konzepte liefern, sondern dass sie alle drei auch effiziente Methoden zur Kohlenstoffbindung im Boden und zur Treibhausgasbegrenzung entwickelt haben und dass sie vor dem Hintergrund der oben gezeigten Weltkarte wichtige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bzw. praktische Beispiele und Vorbilder zur Begrenzung und zur Reparatur der weltweiten, für den Frieden und das Überleben weltweit zunehmend bedrohlicheren Bodenerosion geleistet haben. Dazu kommt dann noch das sehr verständliche, aber leider auch nur auf Englisch verfügbare Lehrbuch, das ich in meinem Artikel Nachhaltige Bodenverbesserung vorgestellt hatte.  

Mein Hintergrund bei der obigen Aufzählung von Holzer, Jeavons und Shepard ist die Situation und Landschaft Mitteleuropas, die mich natürlich zuerst interessiert. Beim Blick auf die weltweite Situation, vor allem auch mit Blick auf Afrika und Asien,  sollte aber auch Allan Savory mit seinem revolutionären Konzept der Weidewirtschaft, insbesondere in eher trocken Weidegebieten, erwähnt werden. Allan Savorys System könnte aus deutscher Sicht, insbesondere im Bezug  auf die Flüchtlingsproblematik, aber auch mit Blick auf die globale Treibhausgasbelastung, indirekt Bedeutung gewinnen. Hier sein bemerkenswerter TED-Talk:

 

Fazit:

Die Bodenqualität nimmt trotz und wegen der weiter steigenden Weltbevölkerung weltweit ab, was auch Anlass zu Konflikten und Wanderungsbewegungen führen kann und wird, und was die Treibhausgasbelastung der Atmosphäre weiter verstärkt (( ein Merkmal guter Böden ist, dass in ihnen viel Kohlenstoff gespeichert ist, der bei einer Erosion zu CO2 oxidiert wird )). Es wurden insgesamt vier offenbar sehr erfolgreiche praktische Beispiele und Vorbilder genannt, von denen drei auch für die Situation in Deutschland geeignet sind und für die daher eine baldige, umfassende Förderung und Verbreitung wünschenswert erscheint. Für die Beispiele, für die zur Zeit Literatur, Videos und Lehrmöglichkeiten in Englischer Sprache existieren, wäre eine möglichst baldige Übersetzung bzw. Synchronisation und die Schaffung deutscher Referenzen und Ausbildungsmöglichkeiten wünschenswert.

10. April 2015 Christoph Becker

 

 

 




Unsichtbare Nutzflächen

Unsichtbare Nutzflächen  sind ein interessantes Konzept zum Verständnis verschiedener Phänomene und Risiken moderner Industriegesellschaften.

Aufmerksam geworden auf das Problem der Unsichtbaren Nutzflächen bin ich durch das Unterkapitel Unsichtbare Nutzflächen  (Invisible Acreage) im Kapitel Abhängigkeit von Phantomtragkraft (Dependence on Phantom Carrying Capacity) in Willam Cattons Buch  Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change.

Die Unsichtbaren Nutzflächen eines Landes, wie Catton sie sieht, sind:

  1.  Die land- und fortswirtschaftlichen Flächen, die benötigt werden um die Nettoimporte aller land- und forstwirtschaftlichen Produkte eines Landes zu erzeugen.  Nettoimport ist das, was mehr ein- als ausgeführt wird. Das Umweltbundesamt nennt in seinem sehr lesenswerten, 110seitigen, kostenlos herunterladbaren Positionspapier, Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzeneine schier unglaubliche Zahl: Auf S. 25 steht dort “Der Flächenbedarf ….. für die Produktion und Nutzung von Biomasse als Nahrungsmittel, als Futtermittel, als Rohstoff für die chemische Industrie und die werkstoffliche Nutzung sowie als Energieträger …..  Deutschland und UK (Großbritannien) importieren jeweils 80 Mio. ha pro Jahr. Davon kommen jeweils 10 Mio. ha aus anderen EU-Staaten, während der größte Anteil, die verbleibenden 70 Mio. ha, von außerhalb Europas kommen.”  Wenn diese Zahlen stimmen sollten, würde  auf jeden Einwohner Deutschlands  eine unsichtbare, weil irgendwo im Ausland liegende land- und forstwirtschaftliche Fläche von ungefähr einem  Hektar kommen.  Deutschland selbst hat gerade mal eine Fläche von 35,7 Millionen Hektar, einschließlich Straßen, Gebäude, Gewässer, Ödland, Industriegebiete, Friedhöfe, Sportplätze  usw.. Das heißt, pro Einwohner hat Deutschland lediglich eine Fläche von nur 0,446 Hektar.  Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt laut Umweltbundesamt ca. 17 Millionen Hektar, das sind nur 0,212   Hektar pro Einwohner. Die Waldfläche beträgt ca. 10,7 Millionen Hektar, bzw. 0,134 Hektar pro Einwohner.  Deutschland bräuchte also ca.  1,58 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche pro Kopf, während es nur ca. 0,58 Hektar pro Kopf hat. Vorausgesetzt, die Zahlen aus dem Positionspapier des Umweltbundesamtes stimmen und vorausgesetzt, man “vergisst” die anderen, nicht sichtbaren Flächen, die  weiter unten erwähnt werden,  zu berücksichtigen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nennt in der überarbeiteten,   kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie auf S. 32, in  Kapitel 1.9, Importe von [nachwachsender] Biomasse, der überarbeiteten deutschen Ausgabe von 2013, andere Zahlen. Demnach importiert Deutschland nur ungefähr 37 % seines Verbrauchs an nachwachsender Biomasse, “um seinen
    gegenwärtigen Verbrauch an [nachwachsender] Biomasse
    (100 %) zu decken.” . Wie die Tabelle 1.2 der selben Publikation deutlich zeigt, sind damit aber ausdrücklich nicht die in fossilen Brennstoffen enthaltenen Biomassen, sondern nur kürzlich erzeugten Biomassen enthalten. Deshalb habe ich oben das Wort “nachwachsende” in eckigen Klammer eingefügt.  Zu den nicht nachwachsend Biomassen aus prähistorischen Zeiten weiter unten, unter 3. mehr.
  2. Die Wasserflächen für Fischereiprodukte. Diese liegen teilweise auf den Weltmeeren und dabei oft in den 200-Meilenzonen von Ländern die angesichts sinkender Fischbestände und oft steigender Bevölkerungen mehr für sich selber brauchen. Auch sind da noch die Chinesen und andere aufstrebende Mächte, die auch mehr Fisch essen wollen, obwohl die Weltmeere immer mehr leer gefischt und die Gewässer in China und anderswo oft schlechter werden.
  3. Die größten unsichtbaren Nutzflächen  vieler Staaten, und auch Deutschlands, liegen heute unter der Erde und dabei dann zum größten Teil auch wieder in anderen Ländern. Das sind nämlich die Flächen, auf denen  die Natur vor vielen Millionen Jahren aus Pflanzen unter Mitwirkung von Mikroorganismen die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas geschaffen hat. Auf diesen unterirdischen Flächen wird nichts  mehr neu angebaut und es wächst nichts mehr nach. Es wird dort seit Beginn des Industriezeitalters vor über 200 Jahren nur abgeerntet.  Um den Mangel an Nachhaltigkeit und die Zukunftsperspektiven bewusst zu machen, macht es  Sinn, diese Flächen so zu berechnen, als gäbe es irgendwo entsprechende Flächen, auf denen man erneuerbare Energien ernten könnte. Das oben erwähnte Positionspapier des Umweltbundesamtes enthält bereits einige Berechnungen und Zahlen in diesem Sinne: Der Grafk auf Seite 58, Abbildung 9, kann man z.B. entnehmen, dass man für Biokraftstoff für die PKW in Deutschland im Jahr 2010 immerhin 16 Millionen Hektar Land gebraucht hätte. Für den Güterverkehr wären es noch einmal   8, für den Seeverkehr 5 und für den Flugverkehr 4 Millionen Hektar gewesen. Zusammen also ca. 33 Millionen Hektar. Das wäre etwa das doppelte der gesamten, tatsächlich vorhandenen Nutzfläche. Diese reicht aber noch nicht einmal für die eigene Nahrungsversorgung aus. Der WWF schreibt in seiner Broschüre “Fleisch frisst Land“,  auf S. 55 “Über alle Fleischarten hinweg importiert Deutschland virtuell Fläche in einer Größenordnung von 210.000 ha (vgl. Abbildung 5.5). Das entspricht fast der
    Flächengröße des Saarlandes und in etwa der Gesamtfläche der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.” .  An Holz für Heizung der Häuser und an die  Industrie ist dabei noch gar nicht gedacht. Außerdem ist unklar, ob das Umweltbundesamt daran gedacht hat, dass für die Erzeugung von Kraftstoff aus landwirtschaftlichen Produkten wiederum große Mengen Kraftstoff nötig sind, während die das Verhältnis von aufzuwendender Energie zu geernteter Energie (EROI) gerade bei der Herstellung von Kraftstoff aus Biomasse sehr schlecht ist.  Allerdings ist es so, dass das Umweltbundesamt in seinem oben erwähnten Positionspapier, ebenso wie die Nationalakademie Leopoldina in ihrer  kritischen Stellungnahme zur Energieerzeugung aus Biomasse zu dem Schluss kommt, dass Biomasse, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile besser nicht  im großen Maßstab als erneuerbare Energie genutzt werden sollte, und dass sie oft sogar mehr dem Klima und der Umwelt schadet als nutzt.  Die  kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie  der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigt auf S. 18 der deutschen Ausgabe von 2013, in Tabelle 1.2, Tabelle 1.2: Nettoprimärproduktion (NPP) und Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2010,  das extreme Ausmaß der Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der heute unterirdischen, vor vielen Millionen Jahren entstandenen Biomasse. Von den 14 Exa-Joule der insgesamt in Deutschland verbrauchten Primärenergie  stammte nur ein einziges Exa-Joule aus nachwachsender Biomasse (hauptsächlich Holz, Biogas, Biokraftstoff und Verwertung von Abfällen) .  Die durch Photosynthese produzierte und durch Abgrasen der Weiden, durch Ernte der Felder und durch Holzeinschlag nutzbare, nachwachsende Gesamtenergie betrug nach dieser Tabelle 3,3 Exa-Joule. Davon waren für Tierfutter 2 Exa-Joule nötig.  D.h., auch wenn wir Veganer würden und statt dessen alles Tierfutter in Brennstoff umwandeln würden, würde die eingesparte Energie gerade einmal lächerliche 2 von 14 Exa-Joule unseres Gesamtbedarfs decken.   Die in der Tabelle angeführten 0,7 Exa-Joule für Stroh habe ich weggelassen, weil die unbedingt mindestens für die Erhaltung der Böden auf den Feldern belassen bzw. dorthin zurückgebracht werden müssen. Das sieht man auch so bei Leopoldina.
Fazit und weitergehende Betrachtungen

Die genauen Zahlen sind nicht sicher. Sicher ist aber, dass Deutschland ein Vielfaches seiner derzeitigen Fläche benötigen würde, wenn es die heutige Bevölkerung und den heutigen Lebensstandard nachhaltig, das heißt dauerhaft aufrecht erhalten wollte.

Das passt zu der Entwicklung der Bevölkerungsdichte in Deutschland seit Beginn des Industriezeitalters. Der Liste der Volkszählungen seit 1834 kann man entnehmen, dass Deutschland im Jahre 1834 eine Bevölkerungsdichte von 56 Einwohnern pro qkm hatte. Bezogen auf die heutige Fläche wären das knapp 20 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung müsste also um 62 Millionen Einwohner schrumpfen, wenn man zu einer nachhaltigen Bevölkerungsdichte unter den Gegebenheiten von 1834 zurück wollte. Tatsächlich ist aber heute ein sehr viel größerer Flächenanteil als damals versiegelt, verseucht oder erodiert.  Anderseits haben wir in den letzten 200 Jahren  Wissen hinzugewonnen, mit dem wir die Bodenqualität und die Erträge nachhaltig auch dann verbessern und in sehr gutem Zustand halten könnten, wenn uns keine fossilen Energieträger und andere für die heutige Landwirtschaft unverzichtbaren Importgüter mehr zur Verfügung stünden. Siehe dazu meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität. Die Zahl von 62 Millionen entspricht übrigens ungefähr der weltweiten Gesamtzahl der Toten aus beiden Weltkriegen, oder dem 10-fachen der Opferzahl des Holocausts.  Die Zahl ist entspricht außerdem in etwa der Opferzahl, die ein EMP-Angriff in einem mittelmäßig günstigen Fall voraussichtlich Fall binnen eines Jahres in Deutschland fordern würde. Siehe dazu insbesondere meine Artikel Eine Sekunde danach und  Weitere Literatur zum Thema EMP. In Letzterem ist auch ein Link auf eine deutsch synchronisierte Fernsehdokumentation angegeben. Die bemerkenswerteste Entdeckung für mich, bei der Beschäftigung mit all diesen Themen ist, dass die Suche nach Möglichkeiten zur Vorbeugung und Problemlösung immer wieder zu der Einsicht führt, dass man Landwirtschaft und Gartenbau im Sinne der Methoden reformieren und fördern müsste, auf die ich in meinen Artikeln Ärztemangel auf dem Land und   Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität hingewiesen habe. Das nicht zu tun, oder zu lange damit zu warten und die Chancen, die wir noch haben nicht zu nutzen, dürfte der tödlichste, der mit weitem Abstand die meisten Menschenleben kostende Fehler sein, den die Deutschen jemals in ihrer Geschichte gemacht haben.

9. April 2015, letzte Änderung 11. April 2015  Christoph Becker




Restaurierende Landwirtschaft

Restaurierende Landwirtschaft  ist eine  Art  Permakultur. Man kann sie als eine vielfältige, intelligente Mischung aus  biologischer Landwirtschaft  mit Ackerbau und Viehzucht, Forstwirtschaft,  Gartenbau, Naturschutz und Wasserwirtschaft verstehen.  In der  135-minütigen Videodokumentation Restoration Agriculture in Practice: Video Tour & Instruction  zeigt Mark Shepard  was er aus seiner 42  Hektar  großen Farm  in 18 Jahren  aus einem ehemaligen Maisfeld, mit damals nur noch dünner Mutterbodenschicht gemacht hat.  Das Ergebnis, seine New Forest Farm, NewForestFarm1ist ein enorm vielfältiges, sehr fruchtbares, biologisches  System mit weitestgehend mehrjährigen Nutzpflanzen. Einige weitere Bilder gibt es in folgenden Internetarchiv: web.archive.org/web/20161112051852/http://newforest.farm/gallery/

Übersetzung der Kurzbeschreibung unter  About (dt. Über)  von der Webseite der Farm (Stand 14. August 2016 , und an diesem Tag in den ursprünglichen Artikel eingeschoben):

Von der Familie Shepard gegründet und über 20 Jahre bewirtschaftet, ist  das Land der New Forest Farm eine der ambitioniertesten,   großformatigen Umwandlungen einer zuvor degradierten Maisfarm  in  ein  landwirtschaftliches System mit mehrjährigen Pflanzen.

Das Land versucht das Biom der Eichen-Savanne nachzuahmen. Bäume, Sträucher, Weine, Schilf, mehrjährige Pflanzen und Pilze sind in Assoziation miteinander gepflanzt und Lebensmittel, Treibstoff, Medizin und Schönheit zu produzieren.  Haselnüsse, Kastanien und Walnüsse, Äpfel und  Johannisbeeren sind die hauptsächlichen  Gehölze und sind entlang einem von vom  Keylinesystem  (Hauptlinensytem) inspirierten Wassermanagementmuster gepflanzt.

Zwischen den fruchttragenden Gehölzen,  befinden sich   Grasstreifen auf den oft Kühe, Schweine, Truthühner, Schafe oder Hühner weiden.  Diese Systeme  bauen den Mutterboden auf, halten das Wasser ,  squestrieren Kohlenstoff (lagern im Boden Kohlenstoff ein), diversifizieren das Habitat (den Lebensraum) und kultivieren das Menschsein und unsere Ökologie.  …..

New Forest Farm ist eine  geplante Umwandlung einer  typischen Maisfarm  in ein  kommerzielles ,  mit mehrjährigen Pflanzen arbeitendes landwirtschaftiches Ökosystem, ……

Die Farm  wird vollständig mit Solarenergie und  Wind betrieben und  die  Landmaschinen  werden mit lokal produzierten Biokraftstoffen betrieben, die nicht  der menschlichen Nahrungskette entnommen  werden.

Er  betreibt nun (Dez. 2015) die Firma Forest Agriculture Enterprisesdie hauptsächlich Setzlinge verschiedener Strauch- und Baumarten anbietet.  Jäger und Naturschützer  (( Restaurative Landwirtschaft ist mit den Augen eines Jägers gesehen traumhaft. Wo heute öde, umweltschädliche, und für viele Wildarten ungünstige Monokulturen das Landschaftsbild prägen, erhielte man eine Biodiversität und Äsungs- und Deckungsmöglichkeiten sowie eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Feuchtbiotope, wie man dies vielleicht noch nie in Deutschland hatte, seit hier Menschen in großer Zahl siedelten  )) dürften sich für diese revolutionäre Form der Landwirtschaft ebenso begeistern können wie Bürger, die eine gesunde Ernährung wünschen (( an die Stelle teurer, für Umwelt und Gesundheit u.U. schädlichen Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln tritt  bei der Restaurativen Landwirtschaft  eine intelligente Nutzung der Biodiversität. Durch eine Optimierung einer vielfältigen Nutztierhaltung und das Zusammenspiel verschiedener Pflanzen und Tiere werden Krankheiten und Schädlinge begrenzt  )) und wie   verantwortungsbewusste, vorausschauende Politiker, Katastrophenschutzplaner ((bei einem Zusammenbruch der elektrischen oder/und elektronischen Infrastruktur oder wichtiger Importe wäre es von sehr großem Vorteil, wenn man lange genug vorher einen möglichst großen Teil der Landwirtschaft auf Restaurative Landwirtschaft umgestellt hätte. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist inzwischen vielleicht zu groß, um bei Katastrophen und in Kriegszeiten, und auch bei einem wodurch auch immer verursachten langfristigen Ausfall der Versorgung mit Erdölprodukten, alle Bürger mit Nahrung zu versorgen, aber eine rechtzeitige Umstellung auf Restaurative Landwirtschaft würde die Möglichkeiten zur Versorgung  der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und auch mit Holz drastisch verbessern )) und Militärs (( Restaurative Landwirtschaft bietet militärisch gesehen folgende Vorteile: 1. Die Versorgung der Bevölkerung, etwa nach einem in der ersten Phase eines neuen Weltkrieges zu erwartenden HEMP-Angriffs wäre drastisch verbessert (Überlegungen in den USA gehen bei einem solchen Fall davon aus, dass binnen eines Jahres bis über 90% der Bevölkerung sterben, wobei Hunger und durch Hunger ausglöste Gewalttaten zu den wichtigsten Ursachen zählen dürften. Restaurative Landwirtschaft würde, weil sie auf mehrjährige Pflanzen setzt, die Versorgungssicherheit verbessern und sie würde damit auch eine Schwächung der eigenen Verteidigungsfähigkeit und Kampfkraft reduzieren. 2. Restaurative Landwirtschaft schafft reichhaltige Deckung, weil sie reichlich Bäume und Sträucher hervorbringt. Man denke an die Schlacht im Hürtgenwald und man denke auch daran, dass in künftigen Kriegen Treibstoff und Material für große Panzerverbände und Luftüberlegenheit fehlen werden.  Die deutsche Landschaft mit reichlich mit guten Deckungsmöglichkeiten zu versehen, die  dazu dann auch noch selbst bei einem Totalausfall der landwirtschaftlichen Maschinen und des für das Funktionieren der Landwirtschaft heute zwingend notwendigen Nachschubs dezentral Nahrungsmittel für die Zivilbevölkerung und für die kämpfende Truppe liefern, sehe ich als wichtiges militärisches Argument für eine nähere Beschäftigung mit der Restaurativen Landwirtschaft, wie sie die hier vorgestellte DVD von Mark Shepard zeigt  )) . Denkbar ist auch, dass Waldbesitzer hier wertvolle Anregungen für die Optimierung der Nutzung ihrer Wälder finden (( Mark Shepard produziert auf seiner New Forest Farm neben Nahrungsmitteln nicht nur auch Holz,  sondern z.B. auch Pilze )) . Mark Shepard zeigt aber nicht nur, was Restaurierende Landwirtschaft leisten kann, sondern erklärt auch verständlich das Wie und Warum.

Die DVD  habe ich mir inzwischen schon 2 mal angesehen. Es ist traurig und bedrückend, wenn man dagegen die aktuelle landwirtschaftliche Wirklichkeit, etwa in der Eifel sieht, und wenn man bedenkt wie extrem und riskant die Abhängigkeit der Landwirtschaft von einer reibungslos funktionierenden Versorgung mit Strom, Diesel, Saatgut, Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und andern Industrieprodukten ist.

Leider ist sowohl die DVD als auch das das gleichnamige Buch von  Mark Shepard bisher nur in englischer Sprache verfügbar. Eine baldige deutsche Synchronisation bzw. Übersetzung wäre wünschenswert.

Hier abschließend die Übersetzung des Umschlagtextes der DVD-Verpackung:

Mark Shepard nutzt seine Erfahrung als Landwirt  und Ausbilder,  um die Vorteile eines permakulturellen  landwirtschaftlichen Systems zu untersuchen, das gleichzeitig unsere Umwelt  restaurieren und  unseren Nahrungsmittelbedarf decken kann. Permakultur erhält  Mutterboden,  stellt die Bodenfruchtbarkeit  wieder her und stärkt die natürliche Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten. In Restauration Agriculture in Practice, lädt Shepard die Zuschauer ein, sein System  auf seinem 42 Hektar  großen  landwirtschaftlichen Betrieb  in Aktion zu sehen.  Was einst eine die Umwelt belastende Monokultur  war, hat Shepards New Forest Farm  in ein blühendes, grünendes,   mehrjähriges Ökosystemen umgewandelt, das in der Lage ist,  Erträge nahrhafter  Hauptnahrungsmittel  zu liefern.

Shepard  führt  die Zuschauer  durch eine Tour auf seiner Farm und liefert dabei eine  tiefgehende einführende  Präsentation seiner einzigartigen Kombination  aus Permakultur, Silvoweide, Agroforstwirtschaft und Öko-Landwirtschaft.

Die Liste wichtiger Themen beinhaltet:

  • Biome und Fruchtwahl
  • Wassermangement
  • Keyline-Pläne in der Praxis (eine besondere, optimierte Art einer an die Geländeform angepassten Landnutzung)
  • Agro-Forstwirtschaft
  • Integration von Nutztieren
  • Pflanzenzuch

Mark Shepard leitet die Firma Forest Agriculture Enterprises und bewirtschaftet die New Forest Farm, ein 42 Hektar großes,   kommerziell  betriebenes,  hauptsächlich mehrjährige Pflanzen nutzendes landwirtschaftliches  Ökosystem  das ursprünglich ein konventionell  Mais anbauender Betrieb war. Mark ist zertifizierter Permakultur Designer und lehrt weltweit Agro-Forstwirtschaft und Permakultur. Er lebt mit seiner Frau Jen und seinen Söhnen Erik und Daniel in Richland County, im US-Bundesstaat Wisconsin.




Ein Bundestagsbüro zum Thema Stromausfall

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)  bietet auf seiner Webseite eine ganze Reihe Publikationen an. Mich hat von dem reichhaltigen Angebot dieses Büros zunächst nur das 2011 erschienene Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls interessiert, das sich mit einem länger andauernden Stromausfalls befasst.

Das Wort “Krieg” konnte ich in diesem Bericht nur an einer einzigen Stelle finden, und dann auch nur  in dem Zusammenhang, dass es in Kriegs- und Katastrophensituationen zu “sexuell-aggressiven Bemächtigungen” also zu Vergewaltigungen kommen kann. Auf die Idee, dass fremde Mächte gezielt, in einer ersten Angriffswelle die elektrische und elektronische Infrastruktur einer modernen Gesellschaft unbrauchbar könnten und würden und dass diese dabei vielleicht sogar anonym bleiben könnten, scheint man in Berlin nicht gekommen zu sein. Dass es angesichts der Weltlage (Verlust an Ackerland, Wassermangel, sinkende Grundwasserspiegel in Nordafrika und in weiten, für die Nahrungsproduktion wichtigen Teilen Asiens, Bevölkerungsüberschüsse, Proliferation von Atomwaffen, extreme Verwundbarkeit westlicher Industriestaaten durch EMP-Angriffe und vielem mehr) zu einem offenen oder zunächst verdecken Angriffskrieg in Richtung Europa kommen könnte, scheint man auch nicht gekommen zu sein.

Obwohl einiges an Literatur angeben wird, wird der 2008 erschienene  Critical National Infrastructures Report der EMP-Commission des amerikanischen Kongresses nicht erwähnt, obwohl dieser sich auch mit dem Problem eines großflächigen Stromausfalls befasst. Anders als der deutsche Bericht hatte sich der amerikanische Bericht aber zusätzlich noch mit dem Problem befasst, dass neben der Stromversorgung zeitgleich auch nahezu die gesamte Elektronik landesweit ausfallen kann.

Das Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls des TAB ist dennoch sehr informativ und lesenswert.  Bei der Lektüre sollte man aber bedenken, dass in ein einem wirklichen Ernstfall, etwa in der Anfangsphase eines großen Krieges, wahrscheinlich auch die gesamte moderne Elektronik und Regelungstechnik weitgehend unbrauchbar gemacht würde, und dass dann nicht nur in ganz Deutschland sondern auch in weiten Teilen des restlichen Europas. Man sollte daher sicherheitshalber damit rechnen, dass dann auch Notstromgregate (in dem Buch oft auch mit NSA und USV abgekürzt) und alternative Energiequellen ausfallen, soweit deren Funktion auf das Funktionieren von elektronischen Schaltkreisen angewiesen ist.  Das heißt, die Situation würde sich in der Realität unter Umständen noch sehr viel schneller und krasser verschlechtern. Der Elektroingenieur Patrick Lowrie schildert in seinem Roman SS-18: The SATAN Legacy (End Game) (English Edition) dass man die Notstromversorgung im Weißen Haus nur wiederherstellen konnte, weil man noch einen alten Dieselgenerator aus dem vorelektronischen Zeitalter hatte. Das Weiße Haus wird heute sicher eine auch gegen EMP-Ereignisse ausreichend gesicherte  moderne Notstromanlage haben, aber dass in Deutschland entsprechend gesicherte Notstromaggregate existieren, darf man bezweifeln, wenn man liest, welche eher harmlosen Szenarien in Berlin offenbar schon die Grenze des Vorstellbaren darstellen.

Die Autoren schreiben, “Die Erwartung, dass die Behörden
in der Lage sind, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sollte auf keinen Fall enttäuscht werden.”  Hat jemand allen Ernstes überhaupt diese Erwartung? Wenn ja, besser, realistischer und lebensrettend wäre, wenn man von den Behörden im Ernstfall nur totales Versagen erwartet und wenn die Bürger zumindest in den ländlichen Gebieten sich auf lokaler Ebene gemeinsam auf einen solchen Ernstfall vorbereiten (in den Städten hat man dann eh kaum eine Überlebenschance).  In dem im Folgenden verlinkten Film “Americas Cities – The Movie” (( dieser Film und der Film Urban Danger zusammen mit einer entsprechenden Lokalpolitik auf dem Land, könnten, nebenbei bemerkt, die Probleme der Landflucht, der Leerständen in den Dörfern und des drohenden Ärztemangels auf dem Land nachhaltig lösen )) sagt einer der Sicherheitsexperten, dass das große Problem der Behörden in einer solchen Situation eben die Leute sind, die auf den Staat und die Behörden vertrauen und auf deren Hilfe warten.

Sun Tzu, der alte chinesische Klassiker der Kriegskunst sagte:

In alter Zeit machten sich die fähigen Krieger unbesiegbar und warteten auf den Moment der  Verwundbarkeit des Feindes. Unbesiegbarkeit hängt von einem selber ab; die Verwundbarkeit des Feindes hängt von ihm ab.

Deutschland, und andere europäische Staaten tun dagegen heute alles, um ihre Verwundbarkeit zu maximieren, und das im ersten fünftel eines Jahrhunderts, das der amerikanische Soziologe und Ökologe, Prof. Dr. William R. Catton nach gründlichem Studium der Situation als “Flaschenhalsjahrhundert” bezeichnet hat, weil er eine ganz sicher nicht friedliche verlaufend, massive Reduktion der Weltbevölkerung vorausgesehen hat.

Kelberg, den 7.3.2015

Christoph Becker

 




Ärztemangel auf dem Land

Das Thema Ärztemangel auf dem Land war dem Kreistag des Landkreises Vulkaneifel (Daun) sogar ein Gutachten für 86.000 Euro wert. Das Gutachten verkennt offenbar die eigentlichen Ursachen des Ärztemangels und es erkennt nicht die sehr guten Möglichkeiten zur Behebung bzw. zur Vermeidung eines Ärztemangels auf dem Land.

Zu den Ursachen eines Ärztemangels im Allgemeinen verweise ich auf die von mir ins Deutsche übersetzte Rede Femokalypse, der Kanadierin Karen Straughan und auf das ebenfalls von mir ins Deutsche übersetzte Interview über den Kollaps komplexer Gesellschaften mit Professor Dr. Joseph Tainter.

Hier geht es jedoch darum, wie man einen Ärztemangel speziell in ländlichen Gebieten zu Lasten der großen Städte beheben oder vermeiden kann. Dazu gibt es zwei Strategien, die man am besten gleichzeitig einsetzt.

Man sollte erkennen und zeigen, dass das Leben in den großen Städten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit extrem gefährlich bis unmöglich wird. Siehe hierzu z.B. meine Beiträge

Interview mit dem ehemaligen amerikanischen Kongressabgeorndenten Dr. Roscoe Bartlett

Eine Sekunde danach

Weitere Literatur zum Thema EMP

Interview mit dem emerit. Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton

Unsere moderne Zivilisation ist ein Koloss auf tönernen Füßen. Einige wenige gezielte Schüsse und dieser Koloss fällt und begräbt den größten Teil der in den großen Städten lebenden Menschen unter sich (( in dem auf seriösen Studien und dem Bericht einer hochkarätig besetzten Untersuchungskommission des amerikanischen Kongresses beruhenden Roman “One Second After: Die Welt ohne Strom” reichen nur 3 in großer Höhe gezündete Atomsprengköpfe aus, um innerhalb eines Jahres etwa 9 von 10 Amerikanern zu töten und um die Millionenstadt New York auf nur 30 Tausend Einwohner zu reduzieren )) . In den Städten kann man dagegen nicht viel tun. Auf dem Land kann  aber durch eine intelligente, vorausschauende Lokalpolitik die Überlebenschance der Menschen bei solchen Katastrophen sehr gesteigert werden UND  die Lebensqualität mit eben diesen Maßnahmen auch vorher schon deutlich gesteigert werden.  Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann in den nächsten Jahrzehnten zu einer das Leben in den Städten weitgehend unmöglich machenden Katastrophe auch in Deutschland kommt, dürfte mehr als 95 % betragen.

Insbesondere für Ärzte mit Familien sollte es vor diesem Hintergrund interessant sein, auf das Land zu ziehen, wenn und soweit sich dort Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete und Bürger in hinreichendem Maße zusammenfinden, um ihre Gegend überlebensfähiger zu machen. Ärzte sind im Grunde genau diejenigen, die auf dem Land am ehesten und besten Arbeit finden, zumindest wenn und solange eine Gegend mit Ärzten unterversorgt ist.  Wenn trotzdem auf dem Land ein Ärztemangel befürchtet wird, ist das ein Zeichen dafür, dass die Lokalpolitiker versagen und sich vielleicht etwas auf meiner Webseite nach Ideen umsehen sollten.

Meine neueste, noch nicht in einem eigenen Beitrag verwandelte Idee ist, dass man die Landnutzung in der Eifel nach dem Vorbild der New Forest Farm des Amerikaners Mark Shepard und nach dem Vorbild des Krameterhofes des Österreichers Sepp Holzer die Landschaft zur Freude der Jäger und vor allem aber zum Vorteil der Überlebensfähigkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen optimieren könnte.  Wenn man diese Art der Landwirtschaft noch mit Gärten in und am Rande der Ortschaften im Sinne des Biointensiven Gartenbaus etwa nach John Jeavons kombiniert,  dann könnten die Eifel und andere ländliche Gegenden in Deutschland eine großartige Zukunft  haben und es würden sich weit mehr gute Ärzte um die Eröffnung und den Betrieb von Praxen, und auch um Tätigkeiten an den Krankenhäusern in diesen ländlichen Gebieten bewerben als man brauchen kann.

Kelberg, den 7. März 2015

Christoph Becker

 

 




Nachhaltige Bodenverbesserung

Hier möchte ich das bisher leider nur auf Englisch erschienene Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Management [dt.: Böden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges  Bodenmangement] von Fred Magdoff und Harald van Es vorstellen.

Aufmerksam geworden bin ich auf Building Soils for Better Crops, weil ich mich für den 3-tägigen GROW BIOINTENSIVE
Sustainable Mini-Farming Workshop angemeldet habe, der im November 2015 in Willits, Kalifornien, stattfindet. Zur Vorbereitung ist einige Pflichtlektüre und weiterführenden Lektüre aufgeben. Unter anderem das Buch How to Grow More Vegetables von John Jeavons.  In diesem wiederum wird das Buch Building Soils for Better Crops als “die” weiterführende Literatur im Kapitel 1, Tiefe Bodenschaffung und Erhaltung, erwähnt.

Building Soils for Better Crops  kann man kostenlos als pdf-Datei herunterladen oder auch als gedruckte Version erwerben.  Für mich war die Lektüre faszinierend und erhellend.  Dieses Buch hat meinen Blick auf die Felder und die Landwirtschaft verändert. Meines Erachtens sollte eine gute Übersetzung dieses Buches, oder etwas Vergleichbares, zur Pflichtlektüre für die Ausbildung von Landwirten gehören.

Aber ich bin kein Landwirt und will daher hier nur den Teil des Umschlagtextes und die Buchbeschreibung des Herausgebers  übersetzen.

Buchbeschreibung auf der Webseite von SARE.org

Building Soils for Better Crops ist ein einzigartiges, praktisches Handbuch für das ökologische Bodenmanagement, nun erweitert und voll in Farbe. Es gibt Schritt-für-Schritt Auskunft über bodenverbessernde Methoden sowie eingehendene Hintergrundinformationen darüber, was Mutterboden ist, bis zur Wichtigkeit von organischem Material. Fallstudien von Landwirten aus vielen Teilen der USA liefern inspirierende Beispiele dafür, wie Böden – und ganze landwirtschaftliche Betriebe – durch diese Techniken erneuert worden sind. Das Buch ist ein “Muss-man-gelesen-haben” für Landwirte, Ausbilder und Studenten gleichermaßen.

Die Autoren sind der emeritierte Professor für Bodenkunde von der Universität  Vermont Fred Magdoff und der Professor für Bodenkunde an der Cornell Universität, Harold van Es.  Herausgeber ist  Sustainable Agriculture Research and Education (SARE) (dt: Forschungs- .

Herausgegeben durch “Nachhaltige Landwirtschaft – Forschung und Ausbildung” (SARE).

Umschlagtext auf der Rückseite der gedruckten Ausgabe:

Praktische Informationen für Landwirte, Viehzüchter, Ausbilder, Studenten und Gärtner – Präsentiert in einem einnehmenden, leicht zu lesendem Stil.

Die 3. Auflage von “Building Soils”, überarbeitet, erweitert, und nun ganz in Farbe, erklärt wie man ökologische Herangehensweisen nutzen und wie Sie mit der eingebauten, naturgegebenen  Stärke ihres Pflanzen/Bodensystems die Fruchtbarkeit und die Erträge wesentlich steigern und zugleich den Druck durch Schädlinge und die Beeinträchtigung der Umwelt reduzieren können.

Fred Kirschenmann, Distinguished Fellow, Leopold Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft und Präsident des Stone Barne Center für Nahrungsmittel und Landwirtschaft meint:

Building Soils for Better Crops ist eine der praktischsten Anleitungen für das Bodenmanagment, die man bekommen kann. Während wir mit einer Zukunft mit Peak Oil, Klimawandel und sich erschöpfenden Frischwasservorkommen konfrontiert werden, ist die Restaurierung der Gesundheit unserer Böden wichtiger als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte. Diese 3. Auflage ist eine unverzichtbare Quelle für alle Landwirte und Gärtner. “

Professor für Agronomie und Gartenbau, Charles Francis, von der Universität Nebraska meint:

“Die 3. Auflage von Building Soils for Better Crops ist klar geschrieben und technisch solide – leicht zugänglich sowohl für Studenten als auch für Landwirte. Es ist ein Muss-man-lesen für Anfänger und eine wertvolle Auffrischung für erfahrene Landwirte und Ausbilder und für solche, die einige Jahre Boden entfernt waren.”

Ich kann mich den obigen Meinungen vorbehaltlos anschließen. Vor dem Hintergrund meiner jagdlichen Ausbildung ist das Buch sogar besonders interessant, nicht nur im Bezug auf Wildäcker, sondern auch weil es Argumente liefert, die dazu führen können, dass die konventionelle Landwirtschaft vielfältiger und für viele durch die Landwirtschaft heute bedrohte Arten vorteilhafter werden könnte.

Kelberg, den 2.3.2015

Christoph Becker




Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg

Im Folgenden die Übersetzung einer kurzen Zusammenfassung zum Thema Rationierung und Lebensmittelknappheit, von der Internetseite des Imperial War Museums. Verfasser ist der Leitende Kurator Paul Cornish. Der Link auf die Originalseite, mit Bildern: http://www.iwm.org.uk/history/rationing-and-food-shortages-during-the-first-world-war

Hier die Übersetzung:

Hunger hat die Zivilbevölkerungen aller Kriegsnationen verfolgt. Landwirtschaft und Nahrungsmittelverteilung haben unter den durch den Krieg auferlegten Beanspruchungen gelitten, und Seeblockaden haben Nahrungsmittelimporte reduziert. Einige Länder haben dieser Bedrohung erfolgreicher entsprochen als andere.

Der Krieg hat Männer und Pferde von der landwirtschaftlichen Arbeit weggenommen. Importe von Nitratdüngern waren betroffen. Reduzierte landwirtschaftliche Produktion hat die Preise hochgetrieben und hat dazu ermuntert, zu horten. Regierungen haben darauf reagiert, indem sie die Preise für Grundnahrungsmittel festgelegt haben. Nahrungsmittelwarteschlangen aus Frauen und Kindern wurden ein häufiger Anblick in den Städten Europas.

In Russland und der Türkei ist die Lebensmittelverteilung zusammengebrochen. Die russische Revolution hatte ihre Ursprünge im städtischen Nahrungsmittelaufruhr. In der Türkei haben viele gehungert. Österreich-Ungarn ist schließlich derselben Katastrophe erlegen.

In Deutschland hat die Regierung zahlreiche Steuerungsmaßnahmen für die Nahrungsmittelproduktion und deren Verkauf eingeführt, aber diese haben sich als schlecht durchdacht erwiesen. Sie haben die Effekte der britischen Seeblockade verschlimmert. Ersatzlebensmittel wurden aus einer Vielfalt von unappetitlichen Zutaten erzeugt, aber ihr Nährwert war unwesentlich. Die Deutschen wurden seit 1916 immer mehr fehl- und unterernährt.

Deutschlands Strategie des uneingeschränkten U-Bootkrieges hatte das Ziel  Frankreich, Italien und besonders Großbritannien einer vergleichbaren Nahrungsmittelkrise auszusetzen. Diese Länder haben sich sehr auf importiertes Getreide verlassen und haben die U-Bootkampagne als eine tödliche Bedrohung angesehen. Sie haben versucht, ihre eigene Nahrungsmittelproduktion zu vergrößern, aber ihr Haupterfolg war die Einführung erfolgreicher Systeme der Rationierung. Großbritannien hat die Rationierung in London Anfang 1918 eingeführt und hat diese landesweit vor dem Sommer erweitert. Die britischen Bürger haben deutsche Erwartungen in Frage gestellt, indem sie dieses Staatliche Einmischung in ihr tägliches Leben akzeptiert haben.

Wie man sieht, hat bereits in der Zeit des ersten Weltkrieges, der Ausfall von Zugmaschinen, Arbeitskräften und Düngemitteln in Europa zu empfindlichen Störungen der Versorgung mit Nahrungsmitteln geführt. Heute ist die Abhängigkeit von Technik, Düngemitteln und Globalem Handel um ein Vielfaches größer und die Disziplin der heute durchweg mulitikulturellen Bevölkerungen Europas dürfte im Krisenfall drastisch geringer sein, als etwa die der Engländer im 1. Weltkrieg.




Überleben in der Eifel

Ich wohne mitten in der Eifel, und erwäge  auszuwandern, weil mir das Leben in der Eifel zu gefährlich ist.  Warum? Was müsste, was könnte, getan werden um die Eifel (und ähnliche Gebiete) zukunftssicherer zu machen?

Das größte Risiko ist die Lebensmittelversorgung. Bei einem Zusammenbruch der Infrastruktur, etwa bei Szenarien wie in dem Roman One Second After: Die Welt ohne Strom wäre man für Monate oder Jahre nicht mehr in der Lage, die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Bevölkerungsdichte in der Eifel ist heute schon um ein Vielfaches höher als vor 200 Jahren, und selbst damals war man in schlechten Jahren kaum in der Lage die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Siehe dazu z. B. den Artikel Naturkatastrophen und Notstände in der Eifel von Hans-Dieter Arntz.  Auch Naturkatastrophen, Kriege oder der Kollaps des Finanzsystems in anderen Teilen der Welt könnten die Versorgung der Bevölkerung in der Eifel verhindern.  Im ersten Weltkrieg gab es in Deutschland im Winter 17/18 eine Hungersnot weil im Land nicht genug Nahrungsmittel angebaut wurden. England hätte im 1. Weltkrieg wegen einer Hungersnot kapitulieren müssen, wenn der deutsche U-Bootkrieg etwas länger etwas erfolgreicher gewesen wäre. Im 2. Weltkrieg war die Aussicht auf eine die Kapitulation des Reiches und Aufstände der Bevölkerung provozierende Hungersnot im deutsche Reich einer der Gründe für den Angriff auf die UdSSR und sie war auch ein sehr wesentlicher Grund für die deutschen Massenmorde im Osten (siehe dazu das Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg. von Christian Gerlach.

Es gibt jedenfalls gute Gründe, sich darüber Gedanken zu machen, wie man in einer kargen Gegend wie der Eifel bei einem lang andauernden Systemzusammenbruch die Bevölkerung ernähren kann. In der Eifel käme dabei noch dazu, dass insbesondere aus den Großstädten im Umkreis von 150 km hungernde Flüchtlinge zu erwarten wären.

Auch müsste man damit rechnen, dass Treibstoff, Ersatzteile, Düngemittel, modernes Hybridsaatgut und Pflanzenschutzmittel für die Landwirtschaft nicht mehr verfügbar sein könnten.

Generell sollte man sich in der Eifel darauf einstellen, dass der Tag kommt, an dem Benzin und Diesel so teuer werden, dass das Verkehrswesen mit Motorfahrzeugen nicht mehr so wie heute funktioniert oder völlig zusammenbricht. Auch dann wäre es sinnvoll, wenn man Strukturen hat, um die Bevölkerung lokal ernähren und beschäftigen zu können.

Was könnte man tun? Wie könnte man die Leute ernähren, wo doch vor 200 Jahren das Land für viel weniger Menschen nicht genug Nahrungsmittel hervorgebracht hat?

Ich habe eine Antwort gesucht und gefunden:
Man könnte rechtzeitig, das heißt ab 2015, Gärten im Umkreis der Dörfer und Kleinstädte der Eifel anlegen und man könnte dabei auf die Forschungsergebnisse und Erfahrung zurückgreifen, die insbesondere in den Büchern Mini-Farming – Autark auf 1000 Quadratmetern von Brett L. Markhem und How to Grow More Vegetables, Eighth Edition: (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You … (And Fruits, Nuts, Berries, Grains,) von John Jeavons erklärt werden.
Ein guter deutscher Artikel im Internet ist Grow – Biointensive – Mini – Farming .

Es dauert ungefähr 7 Jahre, um aus schlechtem Boden, wie wir ihn hier in der Eifel meistens haben, sehr gute, ertragreiche Beete zu machen.  Außerdem ist es noch immer schwere Handarbeit. So muss der Boden zunächst 60 cm tief, also zwei Spaten tief, gelockert bzw. umgegraben werden, und die Beete müssen so angelegt werden, dass man nicht mehr auf sie treten muss, sondern sie von der Seite bearbeiten und ernten kann.  Ich kann mich nicht erinnern, jemals in der Eifel eine derartige Vorbereitung und Aufbereitung von Beeten gesehen zu haben.
Das biointensive Gärtnern nach John Jeavons und Brett L. Markhem  beinhaltet aber noch viel mehr.  Es ist ein interessantes Gebiet. Ich würde mich gerne mehr damit befassen und selbst so einen Garten anlegen, aber was würde es nützen? Wenn es eine Hungerkatastrophe gäbe, würde man mich ausrauben und ermorden, wenn ich vorgesorgt hätte und die anderen nicht. Oder/und Gärten würde einfach geplündert oder ich würde enteignet. Also tue ich lieber nichts und setze mich höchstens rechtzeitig in ein anderes Land ab. Das heißt doch, ich tue schon etwas, etwa indem ich hier gerade Vorschläge mache, in der Hoffnung, vielleicht doch mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit in dem Sinne Erfolg zu haben, dass sich in dem einen oder andere Dörfchen oder Städtchen in der Eifel oder sonst wo in Deutschland eine Mehrheit findet, dass sich Gemeinderräte oder Bürgervereine finden, um gemeinsam entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Wie könnte man vorgehen? Man könnte im Umkreis der Dörfer und Kleinstädte von Seiten der Gemeinden oder durch Bürgervereine  Land kaufen, um dort allmählich eine lokale Lebensmittelversorgung aufzubauen.  Man könnte solche Tiefkulturbeete anlegen, Man könnte Brunnen in der Nähe der Gärten anlegen und mechanische, also von Strom und Elektronik unabhängige, mit Wind betriebene Wasserpumpen aufstellen, um die Gärten bewässern zu können. Man könnte die Bevölkerung schon in sicheren Friedenszeiten gesünder ernähren als heute und man hätte sehr gute Argumente, um gerade auch weiter denkende und damit meist qualifiziertere Menschen in die ländlichen Gemeinden zu locken oder dort zu halten. Wenn Mehrheiten, oder zumindest große Teile der Bevölkerung, in den Dörfern und Kleinstädten bei solchen Projekten mitarbeiten würden, dann könnte und würde man die Gärten und die Lebensmittel im Ernstfall auch schützen können.

Jedenfalls könnte man mit dem Wissen was man heute z. B. auch in Form der oben erwähnten Bücher über biointensiven Gartenbau hat, die Ernährung der Bevölkerung auch in der Eifel, auch in Notzeiten und trotz der heute viel höheren Bevölkerungsdichte sichern und Hungersnöte vermeiden, wenn man vorausschauend plant und rechtzeitig, d. h. bald mit den Vorbereitungen anfängt.

Auch wenn man das Glück hat, dass keine Katastrophe und Hungersnot kommt, würden die Bürger und die Orte davon profitieren, wenn sie in ihrem Umkreis solche hoch ertragsfähigen, gesunden Lebensmittel produzierende Gärten und Mini-Farmen realisieren und betreiben würden. Der oder die ersten Orte die damit anfangen, hätten eine Attraktion und einen Wettbewerbsvorteil mehr, und sie könnten vielleicht auch öffentliche Fördermittel bekommen.

 

Kelberg , den 7.12.2014

Christoph Becker