Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität

Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, welche Rolle Energie aus Biomasse in Zukunft spielen kann und wie groß die unsichtbare Nutzfläche Deutschlands ist, habe ich unter anderem eine Karte über die weltweite Qualitätsverschlechterung der landwirtschaftlich genutzten Böden gefunden.  Der Artikel zeigt aber auch verschiedene praxiserprobte Gegenmaßnahmen.

In der sehr lesenswerten, kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina  fand ich auf Seite  36, der überarbeiteten deutschsprachigen Version aus dem Jahre 2013,  die folgende Abbildung mit dem in kursiv daneben und darunter stehenden, erläuternden Text:
In der Grafik bedeutet
rot:  stark erodiert, Bodenbildungsrate ist viel kleiner als die Bodenverluste.
ocker: erodiert, Bodenbildungsrate ist kleiner als die Bodenverluste.
hellgelb: stabil, Bodenbildungsrate gleich oder größer als die Bodenverluste.
grau: vegetationslos

Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4
Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4

Stabile Böden (Stable Soil) sind solche, bei denen die Bodenbildungsrate gleich oder
höher ist als die der Bodenverluste. Diese Verluste können auf vielfältige Weise auftreten: z.B. aufgrund von Bodenabtragung
durch Regen, Staubstürme bei Trockenheit, Verschlechterung durch Umweltverschmutzung, durch Salze
aus verdunstetem Bewässerungswasser, durch Verdichtung, durch schwere Maschinen, durch Bodenkohlenstoff, der
zu CO2 oxidiert wird, oder durch Böden, die buchstäblich versiegelt werden, indem Städte gebaut und darin Straßen
und Häuser entstehen. Die Bildung von Boden findet statt, wenn Felsen und Steine abbrechen und sich mithilfe von
Bodenorganismen auflösen, wodurch Partikel entstehen, die sich mit der zerfallenden Biomasse und lebendigen
Mikroben zu größeren Aggregaten verbinden. Diese Aggregate aus mineralischen und organischen Nährstoffen
werden von Mikroben so prozessiert, dass die Mineralien von Pflanzen genutzt werden können. Die Poren innerhalb
und zwischen den Bodenaggregaten behalten genügend Feuchtigkeit für das biologische Wachstum, erleichtern das
Abfließen von Wasser und ermöglichen die Sauerstoffzufuhr in die Pflanzenwurzeln (Quelle: Banwart, S. Save our soils. Nature 474, 151-152 (2011)).
Wie man der Grafik entnehmen kann, sind die Böden in weiten Teilen Asiens und da vor allem auch auf Gebieten der Atommächte China und Indien, sowie im Orient, im Bereich der der Türkei (( wahrscheinlich die stärkste Militärmacht in Europa nach Russland. Von George Friedman, der Leiter von Stratfor, gibt es auf Youtube ein Video mit dem Titel Die Türkei besiegt Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich in einer Stunde )),  sowie in Amerika und Afrika  stark erodiert (( siehe zu dieser Karte auch meine Artikel Die Grenzen und das Ende des Wachstums sowie Neues vom Nahen und Fernen Osten )). In Europa sind ebenfalls weite Teile stark erodiert, insbesondere in der Ukraine, in Spanien und auf dem Balkan. Der Rest der “zivilisierten” Welt hat es fast überall geschafft, seine Böden zumindest etwas zu ruinieren. Stabile Böden sind, wie die Karte zeigt, weltweit zu einer Rarität geworden. Es leeren sich also nicht nur die Lagerstätten für Erdöl, Erdgas und viele andere Rohstoffe, sondern es schrumpft auch weltweit die Qualität der landwirtschaftlichen Nutzflächen – während die Weltbevölkerung teilweise fröhlich weiter explodiert (( FAZ vom 18.9.2014: Die Bevölkerungsexplosion wird schwärzer: Bis 12,3 Milliarden Menschen  
  Das neu übersetzte, ab Anfang Mai 2015 vom Verlag Antaois wieder lieferbare Buch Das Heerlager der Heiligen von Jean Raspail lässt grüßen und gibt einen plastischen Vorgeschmack auf die Zukunft   ))

 

Sowohl die kritische Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina  als auch das ebenfalls sehr lesenswerte, vom Umweltbundesamt herausgegebene Positionspapier Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen,  erwähnen weder Sepp Holzer mit seiner auf seinem Krameterhof entwickelten und lange erprobten bergbäuerlichen Permakultur, noch Mark Shepard mit  seiner auf seiner Newforest-Farm praktisch entwickelten und erprobten Restoration Agriculture ( Kindle-eBook-Ausgabe,  offensichtlich nur direkt in den USA über amazon.com oder beim Verlag AcreUSA erhältlich ist eine DVD mit 135 Minuten), noch John Jeavons mit seiner Grow Biointensive genannten, ebenfalls die Böden verbessernden und zugleich die Erträge steigernden, vielfach erprobten  Gartenbaumethode. Das schon in der 8. Auflage auf Englisch, aber immer noch nicht auf Deutsch verfügbare Buch von Jeavons, How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You can imagine, hat Amazon Deutschland allerdings, ebenso wie das von Shepard auf Lager, was auf eine gewisse Nachfrage auch in Deutschland hindeutet  Auf alle drei hatte ich bereits in meinen Vorschlag zur Behebung des Ärztemangels auf dem Land hingewiesen. Was mir damals noch nicht so klar war, wie nun nach der Lektüre der oben erwähnten Stellungnahme von Leopldina und dem Positionspapier des Umweltbundesamtes, ist, dass die drei gerade erwähnten Agrar- bzw. Gartenbaurevolutionäre, (oder besser Evolutionäre?)  nicht nur vor dem Hintergrund des erweiterten Katastrophenschutzes, zur Verbesserung Ernährungssicherung bei extremen Katastrophen, wichtige Vorbilder und Konzepte liefern, sondern dass sie alle drei auch effiziente Methoden zur Kohlenstoffbindung im Boden und zur Treibhausgasbegrenzung entwickelt haben und dass sie vor dem Hintergrund der oben gezeigten Weltkarte wichtige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bzw. praktische Beispiele und Vorbilder zur Begrenzung und zur Reparatur der weltweiten, für den Frieden und das Überleben weltweit zunehmend bedrohlicheren Bodenerosion geleistet haben. Dazu kommt dann noch das sehr verständliche, aber leider auch nur auf Englisch verfügbare Lehrbuch, das ich in meinem Artikel Nachhaltige Bodenverbesserung vorgestellt hatte.  

Mein Hintergrund bei der obigen Aufzählung von Holzer, Jeavons und Shepard ist die Situation und Landschaft Mitteleuropas, die mich natürlich zuerst interessiert. Beim Blick auf die weltweite Situation, vor allem auch mit Blick auf Afrika und Asien,  sollte aber auch Allan Savory mit seinem revolutionären Konzept der Weidewirtschaft, insbesondere in eher trocken Weidegebieten, erwähnt werden. Allan Savorys System könnte aus deutscher Sicht, insbesondere im Bezug  auf die Flüchtlingsproblematik, aber auch mit Blick auf die globale Treibhausgasbelastung, indirekt Bedeutung gewinnen. Hier sein bemerkenswerter TED-Talk:

 

Fazit:

Die Bodenqualität nimmt trotz und wegen der weiter steigenden Weltbevölkerung weltweit ab, was auch Anlass zu Konflikten und Wanderungsbewegungen führen kann und wird, und was die Treibhausgasbelastung der Atmosphäre weiter verstärkt (( ein Merkmal guter Böden ist, dass in ihnen viel Kohlenstoff gespeichert ist, der bei einer Erosion zu CO2 oxidiert wird )). Es wurden insgesamt vier offenbar sehr erfolgreiche praktische Beispiele und Vorbilder genannt, von denen drei auch für die Situation in Deutschland geeignet sind und für die daher eine baldige, umfassende Förderung und Verbreitung wünschenswert erscheint. Für die Beispiele, für die zur Zeit Literatur, Videos und Lehrmöglichkeiten in Englischer Sprache existieren, wäre eine möglichst baldige Übersetzung bzw. Synchronisation und die Schaffung deutscher Referenzen und Ausbildungsmöglichkeiten wünschenswert.

10. April 2015 Christoph Becker

 

 

 




Unsichtbare Nutzflächen

Unsichtbare Nutzflächen  sind ein interessantes Konzept zum Verständnis verschiedener Phänomene und Risiken moderner Industriegesellschaften.

Aufmerksam geworden auf das Problem der Unsichtbaren Nutzflächen bin ich durch das Unterkapitel Unsichtbare Nutzflächen  (Invisible Acreage) im Kapitel Abhängigkeit von Phantomtragkraft (Dependence on Phantom Carrying Capacity) in Willam Cattons Buch  Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change.

Die Unsichtbaren Nutzflächen eines Landes, wie Catton sie sieht, sind:

  1.  Die land- und fortswirtschaftlichen Flächen, die benötigt werden um die Nettoimporte aller land- und forstwirtschaftlichen Produkte eines Landes zu erzeugen.  Nettoimport ist das, was mehr ein- als ausgeführt wird. Das Umweltbundesamt nennt in seinem sehr lesenswerten, 110seitigen, kostenlos herunterladbaren Positionspapier, Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzeneine schier unglaubliche Zahl: Auf S. 25 steht dort “Der Flächenbedarf ….. für die Produktion und Nutzung von Biomasse als Nahrungsmittel, als Futtermittel, als Rohstoff für die chemische Industrie und die werkstoffliche Nutzung sowie als Energieträger …..  Deutschland und UK (Großbritannien) importieren jeweils 80 Mio. ha pro Jahr. Davon kommen jeweils 10 Mio. ha aus anderen EU-Staaten, während der größte Anteil, die verbleibenden 70 Mio. ha, von außerhalb Europas kommen.”  Wenn diese Zahlen stimmen sollten, würde  auf jeden Einwohner Deutschlands  eine unsichtbare, weil irgendwo im Ausland liegende land- und forstwirtschaftliche Fläche von ungefähr einem  Hektar kommen.  Deutschland selbst hat gerade mal eine Fläche von 35,7 Millionen Hektar, einschließlich Straßen, Gebäude, Gewässer, Ödland, Industriegebiete, Friedhöfe, Sportplätze  usw.. Das heißt, pro Einwohner hat Deutschland lediglich eine Fläche von nur 0,446 Hektar.  Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt laut Umweltbundesamt ca. 17 Millionen Hektar, das sind nur 0,212   Hektar pro Einwohner. Die Waldfläche beträgt ca. 10,7 Millionen Hektar, bzw. 0,134 Hektar pro Einwohner.  Deutschland bräuchte also ca.  1,58 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche pro Kopf, während es nur ca. 0,58 Hektar pro Kopf hat. Vorausgesetzt, die Zahlen aus dem Positionspapier des Umweltbundesamtes stimmen und vorausgesetzt, man “vergisst” die anderen, nicht sichtbaren Flächen, die  weiter unten erwähnt werden,  zu berücksichtigen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nennt in der überarbeiteten,   kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie auf S. 32, in  Kapitel 1.9, Importe von [nachwachsender] Biomasse, der überarbeiteten deutschen Ausgabe von 2013, andere Zahlen. Demnach importiert Deutschland nur ungefähr 37 % seines Verbrauchs an nachwachsender Biomasse, “um seinen
    gegenwärtigen Verbrauch an [nachwachsender] Biomasse
    (100 %) zu decken.” . Wie die Tabelle 1.2 der selben Publikation deutlich zeigt, sind damit aber ausdrücklich nicht die in fossilen Brennstoffen enthaltenen Biomassen, sondern nur kürzlich erzeugten Biomassen enthalten. Deshalb habe ich oben das Wort “nachwachsende” in eckigen Klammer eingefügt.  Zu den nicht nachwachsend Biomassen aus prähistorischen Zeiten weiter unten, unter 3. mehr.
  2. Die Wasserflächen für Fischereiprodukte. Diese liegen teilweise auf den Weltmeeren und dabei oft in den 200-Meilenzonen von Ländern die angesichts sinkender Fischbestände und oft steigender Bevölkerungen mehr für sich selber brauchen. Auch sind da noch die Chinesen und andere aufstrebende Mächte, die auch mehr Fisch essen wollen, obwohl die Weltmeere immer mehr leer gefischt und die Gewässer in China und anderswo oft schlechter werden.
  3. Die größten unsichtbaren Nutzflächen  vieler Staaten, und auch Deutschlands, liegen heute unter der Erde und dabei dann zum größten Teil auch wieder in anderen Ländern. Das sind nämlich die Flächen, auf denen  die Natur vor vielen Millionen Jahren aus Pflanzen unter Mitwirkung von Mikroorganismen die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas geschaffen hat. Auf diesen unterirdischen Flächen wird nichts  mehr neu angebaut und es wächst nichts mehr nach. Es wird dort seit Beginn des Industriezeitalters vor über 200 Jahren nur abgeerntet.  Um den Mangel an Nachhaltigkeit und die Zukunftsperspektiven bewusst zu machen, macht es  Sinn, diese Flächen so zu berechnen, als gäbe es irgendwo entsprechende Flächen, auf denen man erneuerbare Energien ernten könnte. Das oben erwähnte Positionspapier des Umweltbundesamtes enthält bereits einige Berechnungen und Zahlen in diesem Sinne: Der Grafk auf Seite 58, Abbildung 9, kann man z.B. entnehmen, dass man für Biokraftstoff für die PKW in Deutschland im Jahr 2010 immerhin 16 Millionen Hektar Land gebraucht hätte. Für den Güterverkehr wären es noch einmal   8, für den Seeverkehr 5 und für den Flugverkehr 4 Millionen Hektar gewesen. Zusammen also ca. 33 Millionen Hektar. Das wäre etwa das doppelte der gesamten, tatsächlich vorhandenen Nutzfläche. Diese reicht aber noch nicht einmal für die eigene Nahrungsversorgung aus. Der WWF schreibt in seiner Broschüre “Fleisch frisst Land“,  auf S. 55 “Über alle Fleischarten hinweg importiert Deutschland virtuell Fläche in einer Größenordnung von 210.000 ha (vgl. Abbildung 5.5). Das entspricht fast der
    Flächengröße des Saarlandes und in etwa der Gesamtfläche der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.” .  An Holz für Heizung der Häuser und an die  Industrie ist dabei noch gar nicht gedacht. Außerdem ist unklar, ob das Umweltbundesamt daran gedacht hat, dass für die Erzeugung von Kraftstoff aus landwirtschaftlichen Produkten wiederum große Mengen Kraftstoff nötig sind, während die das Verhältnis von aufzuwendender Energie zu geernteter Energie (EROI) gerade bei der Herstellung von Kraftstoff aus Biomasse sehr schlecht ist.  Allerdings ist es so, dass das Umweltbundesamt in seinem oben erwähnten Positionspapier, ebenso wie die Nationalakademie Leopoldina in ihrer  kritischen Stellungnahme zur Energieerzeugung aus Biomasse zu dem Schluss kommt, dass Biomasse, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile besser nicht  im großen Maßstab als erneuerbare Energie genutzt werden sollte, und dass sie oft sogar mehr dem Klima und der Umwelt schadet als nutzt.  Die  kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie  der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigt auf S. 18 der deutschen Ausgabe von 2013, in Tabelle 1.2, Tabelle 1.2: Nettoprimärproduktion (NPP) und Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2010,  das extreme Ausmaß der Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der heute unterirdischen, vor vielen Millionen Jahren entstandenen Biomasse. Von den 14 Exa-Joule der insgesamt in Deutschland verbrauchten Primärenergie  stammte nur ein einziges Exa-Joule aus nachwachsender Biomasse (hauptsächlich Holz, Biogas, Biokraftstoff und Verwertung von Abfällen) .  Die durch Photosynthese produzierte und durch Abgrasen der Weiden, durch Ernte der Felder und durch Holzeinschlag nutzbare, nachwachsende Gesamtenergie betrug nach dieser Tabelle 3,3 Exa-Joule. Davon waren für Tierfutter 2 Exa-Joule nötig.  D.h., auch wenn wir Veganer würden und statt dessen alles Tierfutter in Brennstoff umwandeln würden, würde die eingesparte Energie gerade einmal lächerliche 2 von 14 Exa-Joule unseres Gesamtbedarfs decken.   Die in der Tabelle angeführten 0,7 Exa-Joule für Stroh habe ich weggelassen, weil die unbedingt mindestens für die Erhaltung der Böden auf den Feldern belassen bzw. dorthin zurückgebracht werden müssen. Das sieht man auch so bei Leopoldina.
Fazit und weitergehende Betrachtungen

Die genauen Zahlen sind nicht sicher. Sicher ist aber, dass Deutschland ein Vielfaches seiner derzeitigen Fläche benötigen würde, wenn es die heutige Bevölkerung und den heutigen Lebensstandard nachhaltig, das heißt dauerhaft aufrecht erhalten wollte.

Das passt zu der Entwicklung der Bevölkerungsdichte in Deutschland seit Beginn des Industriezeitalters. Der Liste der Volkszählungen seit 1834 kann man entnehmen, dass Deutschland im Jahre 1834 eine Bevölkerungsdichte von 56 Einwohnern pro qkm hatte. Bezogen auf die heutige Fläche wären das knapp 20 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung müsste also um 62 Millionen Einwohner schrumpfen, wenn man zu einer nachhaltigen Bevölkerungsdichte unter den Gegebenheiten von 1834 zurück wollte. Tatsächlich ist aber heute ein sehr viel größerer Flächenanteil als damals versiegelt, verseucht oder erodiert.  Anderseits haben wir in den letzten 200 Jahren  Wissen hinzugewonnen, mit dem wir die Bodenqualität und die Erträge nachhaltig auch dann verbessern und in sehr gutem Zustand halten könnten, wenn uns keine fossilen Energieträger und andere für die heutige Landwirtschaft unverzichtbaren Importgüter mehr zur Verfügung stünden. Siehe dazu meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität. Die Zahl von 62 Millionen entspricht übrigens ungefähr der weltweiten Gesamtzahl der Toten aus beiden Weltkriegen, oder dem 10-fachen der Opferzahl des Holocausts.  Die Zahl ist entspricht außerdem in etwa der Opferzahl, die ein EMP-Angriff in einem mittelmäßig günstigen Fall voraussichtlich Fall binnen eines Jahres in Deutschland fordern würde. Siehe dazu insbesondere meine Artikel Eine Sekunde danach und  Weitere Literatur zum Thema EMP. In Letzterem ist auch ein Link auf eine deutsch synchronisierte Fernsehdokumentation angegeben. Die bemerkenswerteste Entdeckung für mich, bei der Beschäftigung mit all diesen Themen ist, dass die Suche nach Möglichkeiten zur Vorbeugung und Problemlösung immer wieder zu der Einsicht führt, dass man Landwirtschaft und Gartenbau im Sinne der Methoden reformieren und fördern müsste, auf die ich in meinen Artikeln Ärztemangel auf dem Land und   Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität hingewiesen habe. Das nicht zu tun, oder zu lange damit zu warten und die Chancen, die wir noch haben nicht zu nutzen, dürfte der tödlichste, der mit weitem Abstand die meisten Menschenleben kostende Fehler sein, den die Deutschen jemals in ihrer Geschichte gemacht haben.

9. April 2015, letzte Änderung 11. April 2015  Christoph Becker




Warum ich gegen Wölfe bin

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten die Wölfe die Eifel unsicher  und verursachten beträchtliche Schäden. In schneereichen Wintern  durchstreiften ganze Wolfsrudel die Wälder,  kamen bis in die Dörfer, rissen Hofhunde, drangen in die Ställe ein  und töteten das Vieh.

Mit diesen  soeben zitierten Sätzen beginnt  das Kapitel Die Bekämpfung der Wölfe  auf Seite 74 in dem Buch Notzeiten in der Eifel: Von der Hexenverfolgung bis zum Kriegsende an der Westfront
von Hans-Peter Schiffer.

Weiter liest man in diesem Buch:

Am 2. Mai 1816  wurde im Dreiherrenwald  bei Büllingen im Kreis Malmedy ein toter Mann gefunden,  an dem man deutliche Spuren von Tierbissen feststellte. Nachforschungen ergaben, dass der Lohgerberknecht Ägidius Baudingen aus Malmedy,   den man am 4. Dezember 1815 nach Schöneseiffen bei  Schleiden   geschickt hatte, im Walde von Wölfen überfallen worden war.

Am 1. Oktober 1816 wurde bei Kerpen  im Kreise Daun ein Müllerknecht, der zu nächtlicher Stunde vom Kerpener  Markt  auf dem Heimweg  ausruhte,  von einem Wolf am Kopf und im Gesicht erheblich verletzt. Den Bissen ist der Müllerknecht  nach qualvollen Wochen  am 20. November  im Krankenhaus in Koblenz erlegen.

Ebenfalls in der Nacht des 1. Oktober 1816 griff ein Wolf noch einen anderen Menschen an, der das Tier jedoch abwehren konnte. Als der Wolf am frühen Morgen bei Rockeskyll eine Rinderherde angriff, wurde er von einem Jäger erlegt.

Am Abend des 20. Juli 1815  raste ein Wolf durch die Fluren des Pellenzgebietes  bei Koblenz, zerriss Vieh und Hunde  und fiel mehrere Menschen an. Im Kreis Ahrweiler verletzte ein Wolf Kinder, Frauen und Männer.

In Koblenz stellte man am 26. September 1815 fest,  dass sieben Menschen an den Verletzungen  durch Wölfe gestorben waren. In einer Bekanntmachung hieß es: „Es wird jeder, der über Land reist oder zu Feld-  und anderen Arbeiten außerhalb gewohnter Orte geht, wohl tun sich mit irgendeiner Waffe, Lanze,  Heugabel  oder festem Knüppel zu versehen.

….

Abt  Regino von Prüm  erwähnt im Jahre 906  die alljährlich durchgeführten Bittgänge, die im Gebiet  des Erzbistums Trier  aufgrund eines Beschlusses  der Bischöfe  Galliens „zur ab Wendung der reißenden Wölfe“  eingeführt worden waren. Solche Bittgänge  hat man am  „kaalen (kalten) Mittwoch“  in der 3. Woche nach Ostern  bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehalten. Das Weistum von Keßeling (1395) und das von Kreuzberg an der Ahr (1518)   bestätigen das Vorkommen der Wölfe in diesen Eifelgegenden.

Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist heute um ein Vielfaches größer  als in der Zeit vor 1820.  Wie ich in meinem vorigen Blogbeitrag über elektronische Schlösser und EMP erklärt habe, ist es durchaus möglich, dass bei einem sogenannten EMP-Angriff  alle  oder ein großer Teil der Waffen  der Jäger unbrauchbar werden, weil die   Waffenschränke  oder auch die Waffen selbst  elektronisch gesichert sein könnten. Gleichzeitig würde es bei einem solchen Angriff  zu einer Hungersnot in Deutschland  und wohl auch in anderen  Teilen Europas  und  Nordamerikas  kommen, wie man sie in den letzten Jahrtausenden nicht erlebt hat.  Wölfe und Luchse bekämen ein fantastisches Nahrungsangebot,  insbesondere auch in Form von durch Hunger und Krankheiten geschwächten Menschen,  die auf der Suche  nach Essbarem in den Wäldern und auf Feldern umherirren würden.  Gleichzeitig würden Wölfe und Luchse Nutztiere und für den Verzehr  durch Menschen geeignetes Wild  reißen und damit die Zahl der Opfer der Hungersnot weiter steigern. Das große Nahrungsangebot  und der Ausfall  der Jäger  würde dann zu einer starken Vermehrung dieser gerade in Zeiten der Not auch für den Menschen gefährlichen  und schädlichen Raubtiere  führen, was die Schäden und die  Zahl  der diesen Raubtieren direkt oder indirekt zum Opfer fallenden  Menschen weiter erhöhen würde.

Dazu kommt, dass Wölfe und auch Luchse das Wild  in unserer ohnehin schon extrem dicht besiedelten Kulturlandschaft unnötig zusätzlich verängstigen und unter Stress setzen, wie Jäger berichten.  Dem Buch Unter Räubern: Zur Wirkung von Beutegreifern in Kulturlandschaften,  von Paul Müller, ist zudem zu entnehmen,  dass z.B. Luchse eben nicht – wie oft behauptet und vermutet wird – nur krankes Wild   reißen,  sondern jedes von seiner Größe her als Beute geeignetes Tier, das ihnen in den Weg kommt.

In der Jungen Freiheit Nr.  9/15,  vom 20.2.2015 stand unter der Überschrift Grüße aus Madrid, Der Wolf ist los! das Folgende:

In Spanien sind die Wölfe los. Fassungslos steht der Viehhirte Javier Colmenarejo aus San Mames, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Madrid, vor den zerfleischten Kadavern seiner Ziegen. „Noch vor ein paar Tagen hatte ich 250 Tiere, jetzt sind es 80 weniger. Schuld daran sind diese verdammten Wölfe. Sie haben sie nicht einmal aufgefressen, sondern in einem wahren Blutrausch getötet und dann liegengelassen“, sagt der stämmige Mann mit dem dichten Strubbelbart und dem wettergegerbten Gesicht.

Wie es nun weitergehe? Colmenarejo winkt resigniert ab. Jetzt werde er vermutlich seine kleine Käserei schließen müssen. Die überlebenden Tiere stünden derart unter Streß, daß sie kaum noch Milch geben würden. Eine Versicherung habe er leider auch nicht, die ihm den Verlust, den er mit allen anfallenden Kosten und Folgekosten auf rund 70.000 Euro schätzt, ersetzen würde. Und die staatlichen Hilfsmaßnahmen könne man ohnehin vergessen, so gering seien sie.

Miquel möchte seinen Lebensunterhalt nicht mit Entschädigungen bestreiten.

Auch sein Kollege Miquel aus dem nordwestlichen Asturien, dem ein Wolfsrudel kürzlich drei Schafe gerissen hat, greift höchst ungern auf staatliche Ausgleichszahlungen zurück: „Ich möchte meinen Lebensunterhalt nicht mit Entschädigungen bestreiten, sondern Tiere aufziehen und Käse machen. Es züchtet ja auch niemand Hunde, um sie später auf der Autobahn auszusetzen und plattfahren zu lassen.“

Seit die spanische Regierung in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein strenges Schutzprogramm für die Wiedereinbürgerung des Wolfes aufgelegt hat, hat sich deren Bestand rasant vermehrt. Heute wird er auf rund 3.000 Tiere geschätzt – sie leben vor allem in den weitgehend unberührten und kaum von Menschen besiedelten Landschaften Zentral- und Nordwestspaniens, inzwischen aber auch in Katalonien. Dort rissen, nur vierzig Kilometer von Barcelona entfernt, Wölfe mehrere Schafe. Genetische Untersuchungen ergaben, daß sie aus den italienischen Abruzzen stammen und über Südfrankreich nach Spanien einwanderten.

Mit der Zahl der Raubtiere sind auch die Übergriffe gestiegen. In der Provinz Castilla y León gab es allein zwischen 2007 und 2010 über 2.800 Rudelangriffe mit über 8.200 toten Schafen und Ziegen. In den vergangenen vier Jahren hat sich diese Zahl abermals drastisch erhöht. Nach Ansicht des lokalen Internetanbieters leonoticias.com ist die Situation „dramatisch“.

Wie man dem obigen Zitat entnehmen kann ist die Wiederansiedlung von Wölfen ein klarer Fall von Tierquälerei und ein vorsätzlicher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Weil Wölfe ihre Beute treiben und auch Herden in Panik versetzen können, wird die Wiederansiedlung von Wölfen, wie mir ein alter Schäfer gesagt hat, auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu Verkehrsunfällen etwa mit Kraftfahrzeugen oder Eisenbahnen führen.  Wölfe könnten damit auch indirekt Menschen töten oder schwer verletzen. Die Schäden könnten sehr hoch werden, etwa wenn Gefahrguttransporte verunglücken weil Wölfe eine Herde in Panik versetzen, zum Ausbrechen aus ihrer Umzäunung und damit dann entsprechende Unfälle verursachen. Zu erwarten ist auch, dass die Wölfe ähnlich wie heute schon Füchse und Wildschweine in Ortschaften und Städte vordringen wenn und weil sie herausfinden, dass sie dort sicher jagen können und besonders viel Futter finden.

Vor diesen Hintergründen bin ich aus Sicherheitsgründen und auch  aus Gründen des Tierschutzes,  gegen eine Wiederansiedlung von Wölfen und  Luchsen  in Deutschland  und ich bin dafür,  die  bereits wieder angesiedelten Wölfe und Luchse in ganz Deutschland scharf zu bejagen und zu vernichten.

Die Wiederansiedlung der von unsere Vorfahren aus sehr guten Gründen ausgerotteten Wölfe und Luchse in unserer Kulturlandschaft ist im Übrigen auch ein Beispiel für eine völlig unnötige Steigerung der Komplexität und damit auch des Kapital- und  Energieaufwandes unserer Gesellschaft. Damit wiederum bringt uns die Wiederansiedlung von Wölfen und Luchsen dem Zusammenbruch unserer Zivilisation näher, bzw. wird zu einem Beitrag zu diesem. Siehe dazu auch das Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften und den Beitrag Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen sowie auch das von mir übersetzte Interview mit dem Soziologen und Ökologen William Catton. Gründe für die Mehrbelastung der Umwelt und der Gesellschaft durch Wölfe und auch Luchse sind z.B.

  • der Aufwand für die Wiederansiedlung an sich
  • der Aufwand für zusätzliche Regelungen und Verordnungen sowie für deren Überwachung
  • der Aufwand für Entschädigungen, z.B. für Tierzüchter
  • der Aufwand für Sicherheitsvorkehrungen, den z.B. die Halter von Schafen und Ziegen treiben müssen.
  • der Aufwand für die Jagd und Bekämpfung von Wölfen und Luchsen, den spätere Generationen werden treiben müssen und auch die Schäden, die diese durch Wölfe und Luchse erleiden werden.

Politiker und Parteien, die sich für die Wiederansiedlung  von Wölfen und Luchsen  stark machen und gegen deren Bejagung aussprechen, sind meines  Erachtens  daher verantwortungslos, sadistisch und kurzsichtig und sie sollten auf gar keinen Fall wieder gewählt werden.

Wer sich um eine Verbesserung der Biodiversität und biologischen Vielfalt verdient machen will, könnte man sich vielleicht besser für eine Förderung der  Restaurierenden Landwirtschaft stark machen und sich  zudem im Sinne des oben erwähnten Buches  Unter Räubern: Zur Wirkung von Beutegreifern in Kulturlandschaften  von Paul Müller, für eine ganzjährige, scharfe Bejagung von Nahrungsopportunisten, wie Fuchs, Waschbär, Elster und Krähe einsetzen. Stattdessen werden für die Qualität des Bodens und die biologische Vielfalt nachteilige Monokulturen wie Mais und Raps gefördert. Außerdem werden die  für Hasen, Rebhühner und die zur Schädlingsbekämpfung wichtigen Singvögel nachteiligen Füchse, Elstern und Krähen  mit Schonzeiten und Jagdverboten verhätschelt und gefördert.

Wer sich um Verbesserung der Zukunftschancen Deutschlands ( und Europas) verdient machen will, könnte man vielleicht auch helfen die Komplexität unserer Gesellschaft zu reduzieren, solange wir das noch freiwillig und schonend können, statt sie mit so sinnfreien bis schädlichen Vorhaben wie der Wiederansiedlung von Wölfen und Luchsen weiter zu steigern. Siehe dazu insbesondere den Abschnitt Das Byzantinische oder Ostroemische Reich  in meinem Blogbeitrag  Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen, sowie meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen, den ich verfaßt habe, nachdem ich mir im Herbst 2014 die Klagen einiger Beamter verschiedener Fachrichtungen über den zunehmenden, oft lähmenden und kontraproduktiven Irrsinn der Vorschriften und Gesetze in diesem, unserem Land angehört und als Reaktion darauf Martin van Crevelds Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 aus dem Regal genommen und faziniert in einem Zug gelesen haben.

Nachtrag 31.10.2021:

Kelberg, den 15.3.2015, erweitert am 30.10.2021

Christoph Becker




Restaurierende Landwirtschaft

Restaurierende Landwirtschaft  ist eine  Art  Permakultur. Man kann sie als eine vielfältige, intelligente Mischung aus  biologischer Landwirtschaft  mit Ackerbau und Viehzucht, Forstwirtschaft,  Gartenbau, Naturschutz und Wasserwirtschaft verstehen.  In der  135-minütigen Videodokumentation Restoration Agriculture in Practice: Video Tour & Instruction  zeigt Mark Shepard  was er aus seiner 42  Hektar  großen Farm  in 18 Jahren  aus einem ehemaligen Maisfeld, mit damals nur noch dünner Mutterbodenschicht gemacht hat.  Das Ergebnis, seine New Forest Farm, NewForestFarm1ist ein enorm vielfältiges, sehr fruchtbares, biologisches  System mit weitestgehend mehrjährigen Nutzpflanzen. Einige weitere Bilder gibt es in folgenden Internetarchiv: web.archive.org/web/20161112051852/http://newforest.farm/gallery/

Übersetzung der Kurzbeschreibung unter  About (dt. Über)  von der Webseite der Farm (Stand 14. August 2016 , und an diesem Tag in den ursprünglichen Artikel eingeschoben):

Von der Familie Shepard gegründet und über 20 Jahre bewirtschaftet, ist  das Land der New Forest Farm eine der ambitioniertesten,   großformatigen Umwandlungen einer zuvor degradierten Maisfarm  in  ein  landwirtschaftliches System mit mehrjährigen Pflanzen.

Das Land versucht das Biom der Eichen-Savanne nachzuahmen. Bäume, Sträucher, Weine, Schilf, mehrjährige Pflanzen und Pilze sind in Assoziation miteinander gepflanzt und Lebensmittel, Treibstoff, Medizin und Schönheit zu produzieren.  Haselnüsse, Kastanien und Walnüsse, Äpfel und  Johannisbeeren sind die hauptsächlichen  Gehölze und sind entlang einem von vom  Keylinesystem  (Hauptlinensytem) inspirierten Wassermanagementmuster gepflanzt.

Zwischen den fruchttragenden Gehölzen,  befinden sich   Grasstreifen auf den oft Kühe, Schweine, Truthühner, Schafe oder Hühner weiden.  Diese Systeme  bauen den Mutterboden auf, halten das Wasser ,  squestrieren Kohlenstoff (lagern im Boden Kohlenstoff ein), diversifizieren das Habitat (den Lebensraum) und kultivieren das Menschsein und unsere Ökologie.  …..

New Forest Farm ist eine  geplante Umwandlung einer  typischen Maisfarm  in ein  kommerzielles ,  mit mehrjährigen Pflanzen arbeitendes landwirtschaftiches Ökosystem, ……

Die Farm  wird vollständig mit Solarenergie und  Wind betrieben und  die  Landmaschinen  werden mit lokal produzierten Biokraftstoffen betrieben, die nicht  der menschlichen Nahrungskette entnommen  werden.

Er  betreibt nun (Dez. 2015) die Firma Forest Agriculture Enterprisesdie hauptsächlich Setzlinge verschiedener Strauch- und Baumarten anbietet.  Jäger und Naturschützer  (( Restaurative Landwirtschaft ist mit den Augen eines Jägers gesehen traumhaft. Wo heute öde, umweltschädliche, und für viele Wildarten ungünstige Monokulturen das Landschaftsbild prägen, erhielte man eine Biodiversität und Äsungs- und Deckungsmöglichkeiten sowie eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Feuchtbiotope, wie man dies vielleicht noch nie in Deutschland hatte, seit hier Menschen in großer Zahl siedelten  )) dürften sich für diese revolutionäre Form der Landwirtschaft ebenso begeistern können wie Bürger, die eine gesunde Ernährung wünschen (( an die Stelle teurer, für Umwelt und Gesundheit u.U. schädlichen Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln tritt  bei der Restaurativen Landwirtschaft  eine intelligente Nutzung der Biodiversität. Durch eine Optimierung einer vielfältigen Nutztierhaltung und das Zusammenspiel verschiedener Pflanzen und Tiere werden Krankheiten und Schädlinge begrenzt  )) und wie   verantwortungsbewusste, vorausschauende Politiker, Katastrophenschutzplaner ((bei einem Zusammenbruch der elektrischen oder/und elektronischen Infrastruktur oder wichtiger Importe wäre es von sehr großem Vorteil, wenn man lange genug vorher einen möglichst großen Teil der Landwirtschaft auf Restaurative Landwirtschaft umgestellt hätte. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist inzwischen vielleicht zu groß, um bei Katastrophen und in Kriegszeiten, und auch bei einem wodurch auch immer verursachten langfristigen Ausfall der Versorgung mit Erdölprodukten, alle Bürger mit Nahrung zu versorgen, aber eine rechtzeitige Umstellung auf Restaurative Landwirtschaft würde die Möglichkeiten zur Versorgung  der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und auch mit Holz drastisch verbessern )) und Militärs (( Restaurative Landwirtschaft bietet militärisch gesehen folgende Vorteile: 1. Die Versorgung der Bevölkerung, etwa nach einem in der ersten Phase eines neuen Weltkrieges zu erwartenden HEMP-Angriffs wäre drastisch verbessert (Überlegungen in den USA gehen bei einem solchen Fall davon aus, dass binnen eines Jahres bis über 90% der Bevölkerung sterben, wobei Hunger und durch Hunger ausglöste Gewalttaten zu den wichtigsten Ursachen zählen dürften. Restaurative Landwirtschaft würde, weil sie auf mehrjährige Pflanzen setzt, die Versorgungssicherheit verbessern und sie würde damit auch eine Schwächung der eigenen Verteidigungsfähigkeit und Kampfkraft reduzieren. 2. Restaurative Landwirtschaft schafft reichhaltige Deckung, weil sie reichlich Bäume und Sträucher hervorbringt. Man denke an die Schlacht im Hürtgenwald und man denke auch daran, dass in künftigen Kriegen Treibstoff und Material für große Panzerverbände und Luftüberlegenheit fehlen werden.  Die deutsche Landschaft mit reichlich mit guten Deckungsmöglichkeiten zu versehen, die  dazu dann auch noch selbst bei einem Totalausfall der landwirtschaftlichen Maschinen und des für das Funktionieren der Landwirtschaft heute zwingend notwendigen Nachschubs dezentral Nahrungsmittel für die Zivilbevölkerung und für die kämpfende Truppe liefern, sehe ich als wichtiges militärisches Argument für eine nähere Beschäftigung mit der Restaurativen Landwirtschaft, wie sie die hier vorgestellte DVD von Mark Shepard zeigt  )) . Denkbar ist auch, dass Waldbesitzer hier wertvolle Anregungen für die Optimierung der Nutzung ihrer Wälder finden (( Mark Shepard produziert auf seiner New Forest Farm neben Nahrungsmitteln nicht nur auch Holz,  sondern z.B. auch Pilze )) . Mark Shepard zeigt aber nicht nur, was Restaurierende Landwirtschaft leisten kann, sondern erklärt auch verständlich das Wie und Warum.

Die DVD  habe ich mir inzwischen schon 2 mal angesehen. Es ist traurig und bedrückend, wenn man dagegen die aktuelle landwirtschaftliche Wirklichkeit, etwa in der Eifel sieht, und wenn man bedenkt wie extrem und riskant die Abhängigkeit der Landwirtschaft von einer reibungslos funktionierenden Versorgung mit Strom, Diesel, Saatgut, Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und andern Industrieprodukten ist.

Leider ist sowohl die DVD als auch das das gleichnamige Buch von  Mark Shepard bisher nur in englischer Sprache verfügbar. Eine baldige deutsche Synchronisation bzw. Übersetzung wäre wünschenswert.

Hier abschließend die Übersetzung des Umschlagtextes der DVD-Verpackung:

Mark Shepard nutzt seine Erfahrung als Landwirt  und Ausbilder,  um die Vorteile eines permakulturellen  landwirtschaftlichen Systems zu untersuchen, das gleichzeitig unsere Umwelt  restaurieren und  unseren Nahrungsmittelbedarf decken kann. Permakultur erhält  Mutterboden,  stellt die Bodenfruchtbarkeit  wieder her und stärkt die natürliche Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten. In Restauration Agriculture in Practice, lädt Shepard die Zuschauer ein, sein System  auf seinem 42 Hektar  großen  landwirtschaftlichen Betrieb  in Aktion zu sehen.  Was einst eine die Umwelt belastende Monokultur  war, hat Shepards New Forest Farm  in ein blühendes, grünendes,   mehrjähriges Ökosystemen umgewandelt, das in der Lage ist,  Erträge nahrhafter  Hauptnahrungsmittel  zu liefern.

Shepard  führt  die Zuschauer  durch eine Tour auf seiner Farm und liefert dabei eine  tiefgehende einführende  Präsentation seiner einzigartigen Kombination  aus Permakultur, Silvoweide, Agroforstwirtschaft und Öko-Landwirtschaft.

Die Liste wichtiger Themen beinhaltet:

  • Biome und Fruchtwahl
  • Wassermangement
  • Keyline-Pläne in der Praxis (eine besondere, optimierte Art einer an die Geländeform angepassten Landnutzung)
  • Agro-Forstwirtschaft
  • Integration von Nutztieren
  • Pflanzenzuch

Mark Shepard leitet die Firma Forest Agriculture Enterprises und bewirtschaftet die New Forest Farm, ein 42 Hektar großes,   kommerziell  betriebenes,  hauptsächlich mehrjährige Pflanzen nutzendes landwirtschaftliches  Ökosystem  das ursprünglich ein konventionell  Mais anbauender Betrieb war. Mark ist zertifizierter Permakultur Designer und lehrt weltweit Agro-Forstwirtschaft und Permakultur. Er lebt mit seiner Frau Jen und seinen Söhnen Erik und Daniel in Richland County, im US-Bundesstaat Wisconsin.




Nachhaltige Bodenverbesserung

Hier möchte ich das bisher leider nur auf Englisch erschienene Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Management [dt.: Böden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges  Bodenmangement] von Fred Magdoff und Harald van Es vorstellen.

Aufmerksam geworden bin ich auf Building Soils for Better Crops, weil ich mich für den 3-tägigen GROW BIOINTENSIVE
Sustainable Mini-Farming Workshop angemeldet habe, der im November 2015 in Willits, Kalifornien, stattfindet. Zur Vorbereitung ist einige Pflichtlektüre und weiterführenden Lektüre aufgeben. Unter anderem das Buch How to Grow More Vegetables von John Jeavons.  In diesem wiederum wird das Buch Building Soils for Better Crops als “die” weiterführende Literatur im Kapitel 1, Tiefe Bodenschaffung und Erhaltung, erwähnt.

Building Soils for Better Crops  kann man kostenlos als pdf-Datei herunterladen oder auch als gedruckte Version erwerben.  Für mich war die Lektüre faszinierend und erhellend.  Dieses Buch hat meinen Blick auf die Felder und die Landwirtschaft verändert. Meines Erachtens sollte eine gute Übersetzung dieses Buches, oder etwas Vergleichbares, zur Pflichtlektüre für die Ausbildung von Landwirten gehören.

Aber ich bin kein Landwirt und will daher hier nur den Teil des Umschlagtextes und die Buchbeschreibung des Herausgebers  übersetzen.

Buchbeschreibung auf der Webseite von SARE.org

Building Soils for Better Crops ist ein einzigartiges, praktisches Handbuch für das ökologische Bodenmanagement, nun erweitert und voll in Farbe. Es gibt Schritt-für-Schritt Auskunft über bodenverbessernde Methoden sowie eingehendene Hintergrundinformationen darüber, was Mutterboden ist, bis zur Wichtigkeit von organischem Material. Fallstudien von Landwirten aus vielen Teilen der USA liefern inspirierende Beispiele dafür, wie Böden – und ganze landwirtschaftliche Betriebe – durch diese Techniken erneuert worden sind. Das Buch ist ein “Muss-man-gelesen-haben” für Landwirte, Ausbilder und Studenten gleichermaßen.

Die Autoren sind der emeritierte Professor für Bodenkunde von der Universität  Vermont Fred Magdoff und der Professor für Bodenkunde an der Cornell Universität, Harold van Es.  Herausgeber ist  Sustainable Agriculture Research and Education (SARE) (dt: Forschungs- .

Herausgegeben durch “Nachhaltige Landwirtschaft – Forschung und Ausbildung” (SARE).

Umschlagtext auf der Rückseite der gedruckten Ausgabe:

Praktische Informationen für Landwirte, Viehzüchter, Ausbilder, Studenten und Gärtner – Präsentiert in einem einnehmenden, leicht zu lesendem Stil.

Die 3. Auflage von “Building Soils”, überarbeitet, erweitert, und nun ganz in Farbe, erklärt wie man ökologische Herangehensweisen nutzen und wie Sie mit der eingebauten, naturgegebenen  Stärke ihres Pflanzen/Bodensystems die Fruchtbarkeit und die Erträge wesentlich steigern und zugleich den Druck durch Schädlinge und die Beeinträchtigung der Umwelt reduzieren können.

Fred Kirschenmann, Distinguished Fellow, Leopold Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft und Präsident des Stone Barne Center für Nahrungsmittel und Landwirtschaft meint:

Building Soils for Better Crops ist eine der praktischsten Anleitungen für das Bodenmanagment, die man bekommen kann. Während wir mit einer Zukunft mit Peak Oil, Klimawandel und sich erschöpfenden Frischwasservorkommen konfrontiert werden, ist die Restaurierung der Gesundheit unserer Böden wichtiger als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte. Diese 3. Auflage ist eine unverzichtbare Quelle für alle Landwirte und Gärtner. “

Professor für Agronomie und Gartenbau, Charles Francis, von der Universität Nebraska meint:

“Die 3. Auflage von Building Soils for Better Crops ist klar geschrieben und technisch solide – leicht zugänglich sowohl für Studenten als auch für Landwirte. Es ist ein Muss-man-lesen für Anfänger und eine wertvolle Auffrischung für erfahrene Landwirte und Ausbilder und für solche, die einige Jahre Boden entfernt waren.”

Ich kann mich den obigen Meinungen vorbehaltlos anschließen. Vor dem Hintergrund meiner jagdlichen Ausbildung ist das Buch sogar besonders interessant, nicht nur im Bezug auf Wildäcker, sondern auch weil es Argumente liefert, die dazu führen können, dass die konventionelle Landwirtschaft vielfältiger und für viele durch die Landwirtschaft heute bedrohte Arten vorteilhafter werden könnte.

Kelberg, den 2.3.2015

Christoph Becker