Eine sicherheitspolitische Übersicht

Der Reservistenverband von Rheinland-Pfalz hatte am 25.4.2015 im Zentrum für Innere Führung der Bundeswehr ein sehr denkwürdiges, hervorragendes ganztägiges Seminar veranstaltet.Die insgesamt vier Vorträge und ein kurzes Gespräch, das ich am Rande der Veranstaltung mit einem der Referenten  hatte, ergänzten sich zu einem sicherheitspolitischen Gesamtkunstwerk, das ich zunächst ziemlich bedrückend fand. Ich möchte versuchen, es hier aus der noch frischen Erinnerung kurz wiederzugeben und mit meinen Einwänden und Lösungsvorschlägen verbinden.

Der erste Referent war Generalmajor Reinhard Golks, Abteilungsleiter Planung des Kommandos SKB (Streitkräftebasis) der Bundeswehr.  General Golks erläuterte die verschiedenen Projekte wie das VJTF, NRF usw., für die die Verteidigungsministerin deutsche Beteiligungen zugesagt hatte, und die den Planern der Bundeswehr nun erheblich Stress zu bereiten scheinen. Er ging auch auf die Schwierigkeiten bei der Auflösung der deutschen Truppenpräsenz in Afghanistan ein.  Nach Deutschland zurückgeholt werden konnte offenbar nur ein Teil der Ausrüstung, und das was zurückgeholt wurde, muss sehr aufwendig überholt und an die künftige Verwendung angepasst werden, bevor es wiederverwendbar ist.

Weil General Golks aus der Panzertruppe kommt, erwähnte er auch kurz die Schwierigkeiten und Planungsprobleme beim Verlegen von Panzerverbänden. Das Verlegen von Panzertruppen per Eisenbahn ist demnach heute wegen der neuen Verhältnisse bei der Bundesbahn und wegen der Überbreite der Kampfpanzer sehr viel aufwendiger und langwieriger als früher.  Eine Verlegung von Panzern in ein anderes Land, etwa nach Polen, würde über 45 Tage dauern. Aber auch innerhalb Deutschlands ist unter einer Woche nichts zu machen.

Die neuen Eingreiftruppen, die die Russen beeindrucken sollen sind vor den dem Hintergrund der Zahlen, die man aus den Weltkriegen kennt, lächerlich klein, erfordern einen phantastischen Planungs- und  Verwaltungsaufwand und sind alles andere als schnell verfügbar.  Auch Beschaffungsmaßnahmen bei der Bundeswehr sind offenbar extrem kompliziert und langwierig.  Anderseits aber fehlen Geld und andere Mittel.


Am Endes des Vortrages von General Golks war ich  erschüttert. Mein Eindruck war, dass die Bundeswehr bei einem überraschenden, nicht vorgesehen Angriff so gut wie wertlos ist.  Ein nicht vorgesehener Gegner, wie z. B. die Europa überraschend angreifenden, vereinten arabischen Streitkräfte  in dem Roman von Albert Clark, würde die Bundeswehr und die Nato völlig überfordern. Das, was die Bundeswehr dann an funktionierenden Waffensystemen und kampfbereiten Soldaten an die Front bringen könnte, wäre zu wenig und es käme zu spät. Vielleicht könnte man bei der Bundeswehr die drei folgenden Artikel meiner Webseite interessant finden:

  1. Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseoph Tainter
  2. Von der Wehrmacht lernen
  3. Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen

Jedenfalls hat die Kombination aus Komplexität einerseits und Begrenztheit der verfügbaren finanziellen, technischen und personellen Mittel anderseits, bei der Bundeswehr offenbar einen Punkt erreicht, der die Bundeswehr selbst in Friedenszeiten an den Rand eines Kollaps bringt. In einem Krieg mit unerwarteten Gegnern, die an unerwarteter Stelle, mit unerwarteten Mitteln und dann womöglich auch noch mit unerwarteter Kampfkraft angreifen scheint mir die Bundeswehr derzeit chancenlos zu sein. Meine abschließenden Notizen zu dem Vortrag von General Golks war “Kollaps durch Komplexität” und “schnelles Element in 45 Tagen”. Letzteres heißt, dass eine Truppe “schnell” einsatzfähig und “schnell” am Einsatzort  ist, wenn sie 45-Tage Zeit zur Vorbereitung und Anreise hat.

Der nächste Referent war Alessandro Scheffler Corvaja vom MarshallCenter in Garmisch-Partenkirchen. Der Titel seines Vortrages lautete “Zukünftige Sicherheitspolitik der NATO und EU”.

Herr Scheffler ging kurz auf das Strategiekonzept der Nato 2010 ein und erläuterte auch noch die verschiedenen schon von General Golks erwähnten neuen sicherheitspolitischen Vorhaben, wie das VJTF, NRF usw..  Die Abkürzungen waren mir auch alle fremd und sind nicht so wesentlich.

Wesentlich an dem Vortrag von Herrn Scheffler fand ich folgende Einsichten:

  1. Die Russen erhöhen durch ihr Vorgehen in der Ukraine und auf der Krim die Leistungsfähigkeit der Nato. Das heißt, Putin motiviert letztlich die Europäer, mehr für ihre Verteidigung zu tun. Bei Herrn Scheffler klang das so, als wäre das eine Dummheit der Russen. Meines Erachtens könnte es aber, etwa vor dem Hintergrund meines Artikels Neues aus den Nahen und Fernen Osten, auch ein kluger Schachzug weit vorausplanender Russen sein,  die die Europäer ganz bewusst provozieren, um diese fitter für  den nächsten großen Krieg zu machen, in dem Europäer und Russen sich gemeinsam mit den Amerikanern einer chinesisch-islamisch-sunnitischen Koalition gegenüber sehen könnten. Es könnte den Russen dann sehr helfen, wenn die Europäer mehr eigene Kampfkraft haben als sie in den vergangen Jahren hatten.
  2. Herr Scheffler zeigte eine Grafik, der zur Folge die Gesamtkosten für das Militär in Europa von 2001 bis 2013 erheblich gesunken sind. Gleichzeitig sind aber die Ausgaben pro Soldat deutlich gestiegen. Das heißt im Klartext, die Zahl der Soldaten ist massiv gesenkt worden.
  3. Herr Scheffler wies vorsichtig darauf hin, dass die Amerikaner zunehmend ihren Schwerpunkt im pazifischen Raum setzen und, dass man gut daran tun würde, sich darauf  einzustellen, dass die USA in Zukunft vielleicht weder bereit noch fähig sein könnten Europa zu verteidigen. Anderseits wies er darauf hin, dass Europa derzeit schlicht die Mittel und die Fähigkeiten fehlen, sich ohne Hilfe der Amerikaner zu verteidigen.
  4. Das Thema nukleare Abschreckung und Atomwaffen wird in Deutschland weitestgehend ausgeklammert. Die Russen würden aber bei Gesprächen, die er mit den Russen über Sicherheitspolitik führe immer wieder auf das Thema Atomwaffen zurückkommen. Erschreckend fand ich zu diesem Punkt den Einwand eines Zuhörers, der meinte eine Atombombe auf Koblenz oder Frankfurt und alles sei kaputt. Solche Leute sollten einmal mit dem Atomwaffensimulator auf meiner Webseite spielen. Meines Erachtens wird die Wirkung von konventionellen Atomwaffeneinsätzen in Deutschland von den meisten Menschen extrem überschätzt.  Das derzeit wirklich extrem gefährlich EMP-Risiko wird dagegen völlig ignoriert oder einfach ausgeklammert, doch dazu weiter unten mehr.

Der nächste Referent war Dr. Kinan Jaeger, mit dem Thema Die Kriege in Syrien und Irak – Neue Herausforderungen für den Westen.  Der Inhalt des Vortrages ging weit über das hinaus, was ich angesichts des Titels erwartet hatte. Dr. Jaeger ist selbst in Damaskus geboren und kennt sich persönlich im Nahen Osten gut aus. Sein Vortrag war eine ganz hervorragende Übersicht über die Probleme und Schwierigkeiten und auch über die historischen Hintergründe der Kriege im Nahen Osten und in der islamischen Welt insgesamt.

Einige Punkte aus seinem Vortrag, an die ich mich besonders erinnere:

In Syrien gab es vor dem Krieg ein friedliches Nebeneinander einer Vielzahl von Kulturen und Religionen.  Es war aber wohl auch so, dass Assad den Frieden mit brutaler Gewalt erzwungen hat.

Im Nahen Osten gibt es keinen gesetzlich geregelten Minderheitenschutz, wie wir ihn in Europa kennen. Wer zu einer Minderheit gehört, riskiert ermordet zu werden und wird sich daher dazu gezwungen sehen, sich zu bewaffnen und Bündnispartner zu suchen. (( Die Frage die ich mir dazu stelle ist: Was passiert dann in Europa wenn die Zivilisation und mit ihr das Rechtssystem und der Minderheitenschutz  kollabieren? Waren der Nationalsozialismus und Auschwitz nicht auch eine Art Kollaps des Minderheitenschutzes in Europa? Und, wo sind eigentlich die vielen Minderheiten geblieben, die es in Europa in seiner 3000-jährigen Geschichte gegeben hat, und die es im 19. Jahrhundert nicht mehr gab? ))

Bündnisse im Nahen Osten können sich schnell verändern. Oft beschließen Stammesälteste nach Höhe der angebotenen Bestechungsgelder, mit wem sie gerade verbündet sind.

Zu den Methoden des IS  gehört auch, dass er die Bevölkerung durch solche Bestechungsgelder und durch Sozialleistungen an sich bindet. Man sollte nicht den Fehler machen, die Führer des IS als fanatische, dumme Islamisten zu betrachten. Es scheint so, dass die Führer des IS oft durchaus kaltblütig planende weltliche Leute sind, die den Islam nur als Deckmantel benutzen. Der IS zieht nicht nur schlichte, schlecht ausgebildete jungen Männer an, sondern (wie schon bei den Attentätern des 11.9.2001) auch viele sehr gut ausgebildete Leute. Der IS akzeptiert die von den Europäern Anfang des 20. Jahrhunderts im Orient gezogenen Grenzen nicht. Trotzdem kann man damit rechnen, dass der IS durchaus vernünftig ist, und sich Grenzen setzt.

Der Nahe Osten ist für uns gefährlich, weil zu ihm drei für uns sehr wichtige Meeresengen ( Straße von Hormus, Sueskanal, Bab al Mandab ) gehören und weil im Nahen Osten etwa 60% des gesamten auf der Erde noch verfügbaren Erdöls lagern.

Saudi Arabien ist besonders ein gefährlicher Fall (( siehe auch meinen Artikel Pulverfass Saudi-Arabien )). Der Westen unterstützt die saudische Herrscherfamilie. Die Bevölkerung ist aber eher gegen die Herrscherfamilie und den Westen. Die Araber haben insgesamt ein psychisches Problem mit dem Westen. Einerseits schätzen und brauchen sie viele der aus dem Westen kommenden Technologien und Möglichkeiten. Anderseits haben sie Minderwertigkeitsgefühle gegenüber dem Westen.  Wenn in Saudi Arabien die Herrscherfamilie zu Fall kommt und Saudi Arabien antiwestlichen werden sollte, hätten wir ein extremes Problem.

Die Türkei ist ein unklarer Fall. Die Türken haben mehr Selbstbewußtsein, weil sie industriell und militärisch dem Westen weniger unterlegen waren, anderseits war aber auch die Türkei lange das eigentliche Zentrum des Kalifats.  Die Türken scheinen besondere Beziehungen zum IS zu haben.  Eine Gefahr durch die Türken in Deutschland sieht Dr. Jaeger nicht.  Die Islamisten in Frankreich und Belgien hätten einen anderen Hintergrund. Die Deutschen hätten zudem im Orient aus historischen Gründen einen relativ guten Ruf, weil sie dort keine Kolonialmächte waren.

Es gibt im Nahen Osten eine Vielzahl von Stämmen, Clans und Religionsrichtungen. Die zwei großen, sich bekriegenden Religionsrichtungen sind Schiiten und Suniten. Es gilt, der Feind meines Feindes ist mein Freund. Aber schon morgen könnte er auch mein Feind sein.

Je länger ich über den Vortrag von Dr. Jaeger nachdenke, desto mehr fällt mir dazu ein.   Man hatte den Eindruck und Herr Dr. Jaeger hat es auch gesagt, dass er locker ein paar Tage über den Nahen Osten und den Islam referieren könnte. Aber es waren nur 45 Minuten Zeit.  Auf seiner Internetseite www.kinan.de findet sich einige Literatur von ihm.

Den letzten Vortrag hat Prof. em. Dr. Gunther Schmid aus München gehalten. Der Vortrag hatte den Titel Die Ukrainekrise als strategische Zeitwende in der internationalen und europäischen Sicherheitspolitik. Prof. Schmid zeichnete zu nächst das Bild einer zunehmend instabilen, multipolaren Welt. Ich habe dazu von ihm hier ein Dokument im Internet gefunden, das einige Punkte seines Vortags enthält. Einige Punkte aus seinem Vortrag:

  • Ein Drittel aller Staaten sind zerfallene oder zerfallende Staaten (failed oder failing States).
  • Globale Instabilität. Beschleunigter Machtzerfall von Staaten und Regionalen Ordnungen
  • China denkt nicht als globale Hegemonialmacht, sondern regional.
  • Globalisierung in den Städten, aber Fragmentierung und Zerfall auf dem Land
  • 90% des Wachstums finden ausserhalb von Europa statt
  • 9 Länder, von denen keines in Europa liegt, vereinen auf sich  75% des weltweiten Wachstums.
  • 2030 werden 5 Milliarden zum Mittelstand gehören. Davon werden 60% Asiaten sein.
  • “Putinisierung” der Regime. In Asien und Arabien werden die Regime autoritärer. Das gilt auch für die Türkei.

Die Ukrainekrise markiert eine Zeitwende, weil hier erstmals seit dem 2. Weltkrieg in Europa eine Grenze gewaltsam verändert wurde. Obwohl, so ganz zustimmen kann ich hier nicht.  Die Grenzen in Jugoslawien, in der Tschechoslowakei und in Deutschland (mit dem Anschluss der DDR an die BRD)  haben sich auch nach 1945 verändert.

Putin und der gesamte Rest der russischen Führung geht davon aus, dass die USA dabei sind, ihren Status als Weltmacht zu verlieren. Dazu fällt mir allerdings ein, dass das auch viele Amerikaner so sehen. Ich denke da an John Michael Greers mit seinem Webblog The Archdruid Report, an Chris Martenson mit seiner Seite www.Peakprospertiy.com, an James Howard Kunstler mit seinen Büchern und seiner Webseite www. kunstler.com, an Dimitri Orlov mit seinen Büchern und seiner Webseite Cluborlov, an Drew Miller mit seinem Buch Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse oder an Chris Hedges mit seinen Vorträgen, Artikeln und Büchern. Zu Chris Hedges siehe auch meinen Artikel Reich der Illusionenüber sein Buch Empire of Illusion: The End of Literacy and the Triumph of Spectacle. So wie es aussieht ist die russische Führung also sehr realistisch.

Nach Aussage von Prof Schmid ist Putins Ziel, offenbar Russland als eigenständigen Pol in einer multipolaren Welt zu erhalten. Putin sähe Europa als dekadent und “schwul” an und Putin sähe sich zu mehr Zusammenarbeit mit China gezwungen. Putin scheine aber langfristig durchaus damit zu rechnen, dass China zu mächtig werden könnte, und dass dann eine Zusammenarbeit von Europa und dem von Russland dominierten Wirtschaftsraum wichtiger werden könnte.  Meine Meinung zu Putins Außen- und Sicherheitspolitik ist, dass er möglicherweise einige Schritte weiter denkt als die meisten europäischen Politiker und Analysten. Das Ziel von Putins Außen- und Sicherheitspolitik in Europa könnte nämlich meines Erachtens darin bestehen, die Verteidigungsausgaben und die Kampfkraft Europas so gut wie möglich zu steigern, weil er Europa, ebenso wie die USA und den Iran als natürlichen Verbündeten Russlands in einem möglichen Weltkrieg gegen  ein chinesisch-sunnitisch-arabisches Bündnis sieht. Zumindest wäre das der Grund warum ich an Putins Stelle so handeln würde wie er handelt.

Nach Meinung von Prof. Schmid ist Russland mit “Russia Today” eine geniale, sehr erfolgreiche Vermischung von Lüge und Wahrheit gelungen.  Meine Notiz dazu war allerdings, dass die westlichen Medien leider genauso Lügen und Wahrheit vermischen. Der wichtigste Grund für den Erfolg von  “Russia Today” dürfte der Umstand sein, dass die westlichen Medien in den letzten Jahrzehnten massiv an Qualität und Glaubwürdigkeit verloren haben.

Alles in allem fand die ich vier Vorträge sehr gut und informativ. Allerdings habe ich Hintergrundinformationen über die den  zunehmenden Sicherheitsrisiken zu Grunde liegenden Ursachen aus den Bereichen Ökologie, Energie, Ressourcen, und Demographie vermisst. Solche Hintergrundinformation und dazu weiterführende Links und Literatur kann man aber u.a. über meine Webseite finden.  Das sicherheitspolitische Seminar des Reservistenverbandes war angesichts des engen Zeitrahmens von nur einem Tag dennoch bestmöglich mit Informationen vollgepackt. Die Mitgliedschaft im Reservistenverband ist auch diesem Hintergrund empfehlenswert.

Zunächst war das Seminar aber auch deprimierend:

Während die Welt zunehmend instabiler wird, Europa an Bedeutung verliert und es an den Rändern Europas im Orient gefährlich brodelt, haben wir eine Bundeswehr, die durch eine Kombination aus Komplexität und fehlenden materiellen, finanziellen und personellen Mitteln behindert wird und durch politische Vorgaben schon in Friedenszeiten bis an ihre Grenzen belastet ist. Es ist zu befürchten, dass unsere Bundeswehr im Ernstfall zu unflexibel und zu langsam reagiert und dann auch noch ganz grundsätzlich zu schwach ist.

Mit Herrn Scheffler, der den zweiten Vortrag gehalten hatte,  konnte mich kurz in einer der Pausen unterhalten. Ich habe ihm meine Sorgen wegen eines möglichem EMP-Angriffes und wegen der grundsätzlichen Verwundbarkeit der Infrastrukturen unserer Gesellschaft geschildert, die ich auf meiner Webseite in einer Reihe von Artikeln in der Kategorie EMP ( www.freizahn.de/category/emp/ ) erläutert habe. Herr Scheffler wusste von dem Problem, meinte aber das fiele unter Katastrophenschutz, sei kein Problem der Bundeswehr und sei zu absurd und schrecklich, um es sicherheitspolitisch ein zu planen. (( Herr Scheffler hat mir dazu in einer Mail geschrieben:

Ich moechte aber in einem Punkt Ihre Darstellung korrigieren: Ich habe nicht gesagt, die Bundeswehr haette hier keine Rolle, sondern dass ich das beschriebene Szenario als Katastrophe fassen wuerde und die Bundeswehr in so einem Falle die ihr im Rahmen des Katastrophenschutzes zukommende Rolle ausueben wuerde, fuer die sie auch plant.

Wenn ich mir Ihre Darstellung dazu ansehe, sehen Sie ja hier selbst keine besondere Rolle der Bundeswehr. Die von Ihnen befuerwortete Umstellung der Agrarwirtschaft ist sicher nicht durch die Bundeswehr zu bewerkstelligen.

Im grossen Ganzen schneiden Sie hier in der Tat ein sehr wichtiges Thema an, dass zeigt wie ganzheitlich das Thema “Sicherheit” gedacht werden muss und dass gerade die Staerkung staatlicher udn gesellschaftlicher “Resilienz” sicher nicht nur Aufgabe der BMVgs ist.

Meine Meinung dazu ist, dass die Aufgabe der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums bei der Umstellung der Agrarwirtschaft darin bestehen könnte und sollte, Politik und Gesellschaft auf die sicherheitspolitischen Risiken und die Probleme für den Katastrophenschutz hin zu weisen, die z.B. mit der heute üblichen, industriellen Landwirtschaft verbunden sind.  Die Bundeswehr ist meines Erachtens unser Kompetenzzentrum für die Themen Sicherheit, Katastrophenschutz und vielleicht auch für die Militärgeschichte und die sicherheitspolitische Beurteilung geopolitischen Gesamtlage.  Es wäre ganz gut, wenn der eine oder andere General oder Oberst im Generalstab hin und wieder auf diese Gefahren hinweist, die uns drastisch mehr bedrohen als die Treffgenauigkeit des G36 bei für Sturmgewehre im realen Krieg eher untypischem, extremem Dauerfeuer, zumal auch die BW für Sonderzwecke leicht einige moderne Waffen wie das HK416 und das HK417 hat oder kurzfristig beschaffen können sollte. ))

Das sehe ich anders. Zunächst hat es in Kriegen oft Angriffe gegeben, die die Verteidiger für “unmöglich” gehalten haben. Man denke nur an den deutschen Angriff auf Frankreich im Mai 1940 und an den deutschen Angriff auf die UdSSR im Sommer 1941. Ein EMP-Angriff auf Europa und auch auf die USA ist machbar und man sollte damit rechnen, dass er in der ersten Phase eines großen Krieges erfolgt. Die Russen haben in den 90er Jahren konkret darauf hingewiesen, dass ein EMP-Angriff die Art von Atomwaffeneinsatz sein könnte,  den sie zunächst ausführen würden. Siehe dazu meinen Artikel Der Abgeordnete der vom Netz ging.  Neben Russland könnten Pakistan, Indien und China solche Angriffe durchführen oder sie könnten Terroristen die Mittel für einen solchen Angriff liefern. Man sollte ferner auch damit rechnen, dass ein Angreifer die Schäden an der Infrastruktur und die Schwächung der Bevölkerung durch das zu erwartende Chaos und die zu erwartenden Hungersnot nutzt, und man sollte damit rechnen, dass es für andere Mächte in Zukunft sehr vernünftig und erstrebenswert sein kann, Europa zu erobern und die europäische Bevölkerung zu vernichten, wenn die Verteidigung Europas aus Sicht des Angreifers überwindbar erscheint. Unsere eigenen Vorfahren haben noch im 20. Jahrhundert wegen vermeintlichem Ressourcenmangel  und einer drohenden Hungersnot Krieg geführt und versucht Völkermorde zu begehen, siehe dazu das Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg von Christan Gerlach.  Der amerikanische Soziologe und Ökologe William Catton weist in seinem Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, darauf hin, dass in Zukunft ähnliches zu erwarten ist.  In dem Kapitel “Zusammenstoß mit der Zukunft”, meint er jedenfalls, dass man gut daran getan hätte (bzw. tun würde) die Kriege und Massenmorde der Nazis als Vorspiel auf das zu betrachten, was das 21. Jahrhundert notwendiger weise bringen wird.

Ich möchte hier noch einmal kurz aufzeigen, was man gegen einen EMP-Angriff und ähnliche Mega-Katastrophen tun kann und was dabei die unverzichtbare Rolle der Bundeswehr wäre.

Der Schlüssel zu Überleben einer solchen Katastrophe ist zunächst eine möglichst baldige Umstellung der Land- und Forstwirtschaft etwa im Sinne von Sepp Holzers Permakultur oder im Sinne von Mark Shepards Restoration Agriculture. Damit würde zum einen die Ernährung der Bevölkerung gesichert oder drastisch verbessert. Etwas Konservierung von Lebensmitteln wäre natürlich auch nötig.

Die Umstellung auf Permakultur bzw. auf Agroforstwirtschaft würde aber auch den Einsatz von großen Panzerverbänden, (die wir uns ohnehin nicht mehr leisten können) in Deutschland erschweren und die Deckung für die Infanterie oder auch für einen Partisanenkampf optimieren. Deutschland könnte damit zu einer Hecken-, Busch- und Waldlandschaft werden, in der überall essbare Früchte, Gemüse und Nutzvieh für die Ernährung und zugleich Deckung für Infanterie zu finden sind.

Parallel dazu könnte und sollte die Bundeswehr die Ausbildung und Organisation der Bevölkerung für den bewaffneten Kampf durchführen und sicherstellen. Die Strukturen hat man im Grunde schon mit den Reservistenverbänden und eben auch mit der Bundeswehr. Wenn man die gesamte Weltlage betrachtet, wie sie auf der oben geschilderten Fortbildung des Reservistenverbandes dargestellt wurde, und wie sie in verschiedenen Artikeln meiner Webseite erörtert wird, dann wird es dazu keine vernünftige Alternative geben.

Ein EMP-Angriff kann auch in einem hochvernetzten und von Strom, Elektronik und Importen abhängigen Land wie Deutschland überlebt werden, wenn man die Landwirtschaft rechtzeitig umstellt und wenn die Bevölkerung ausreichend bewaffnet und organisiert ist.  Man kann etlichen Millionen Deutschen einen Tod durch Hunger und Gewalt ersparen. Ein EMP-Angriff, auf den wir nicht vorbereitet sind, kann alleine in Deutschland mehr Tote kosten als der zweite Weltkrieg, einschließlich aller Massenmorde der Nazis weltweit. Anderseits kann einen EMP-Angriff und einen eventuell folgenden konventionellen militärischen Angriff eventuell sogar verhindern, wenn potentielle Angreifer sehen, dass die Bevölkerung gut vorbereitet ist.

Die oben und in meinem Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität erwähnten Methoden zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion, könnten außerdem in Afrika, dem Orient und Asien die Lage stabilisieren und z. B.  den möglichen Wunsch, Deutschland und Europa zu erobern oder auch den Druck, nach Deutschland und Europa zu fliehen, reduzieren.

Kelberg, den 26.4.2015   Christoph Becker

 




Warum Religion?

In manchen Foren finden sich zu Artikeln über Religionen immer wieder üble Kommentare naiv-militanter-Atheisten, die der Theologe, Journalist und Autor Chris Hedges zusammenfassend in einer bemerkenswerten Rede über den neuen Atheismus, die Gottesdebatte, Wissenschaft, Religion und Selbsttäuschung  im Jahr 2008, als gefährliche,  “kulturelle, geschichtliche und linguistische Analphabeten und weltliche Spiegelbilder naiver religiöser Fundamentalisten” bezeichnet und in dieselbe Schublade wie die massenmörderischen Jakobiner der französischen Revolution und die großen massenmörderischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts gepackt hat.  Ich möchte hier  nicht nur auf diese Rede hinweisen, sondern vor allem auch  Gründe für die evolutionäre Ursache und für den praktischen Nutzen von Religion anführen und dann am Beispiel von Max Planck und dem 2. Hauptsatz der Wärmelehre zeigen, das Religion und Naturwissenschaft sich nicht ausschließen, sondern lediglich ergänzen.

 Religion bildet Sozialkapital und spart Kosten

Der amerikanische Moralpsychologe Jonathan Haidt erklärt den psychologischen Hintergrund der Religiosität recht gut in seinem Buch  The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion  (dt. etwa Der selbstgerechte Geist: Warum gute Menschen über Politik und Religion zerstritten sind)

Als schönes Beispiel für den praktischen Nutzen von Religion führt Haidt  in diesem Buch u.a. die Dominanz der Orthodoxen Juden im Diamanthandel an.   Die Dominanz der orthodoxen Juden im Diamanthandel erklärt er damit, dass diese sich untereinander aufgrund ihrer Religion und Gruppenzugehörigkeit vertrauen können. Das habe die Notwendigkeit teurer Sicherheitsmaßnahmen im Vergleich zu möglichen multikulturellen oder weniger offensichtlich streng religiösen Konkurrenten reduziert, so dass diese orthodoxen Juden gegenüber anderen einen immensen Wettbewerbsvorteil aufgrund ihrer Mischung aus Religion und Ethnie hatten.

Religiösität als evolutionärer Vorteil der Gruppenselektion

Haidt erklärt in seinem Buch, dass der Mensch wie er sagt nur zu 90 % Schimpanse, also Individualist und 10  % Schwarmtier (wie Armeisen oder Bienen) ist. Religion erklärt er, sei ein Teamsport und habe sich in der Evolution als vorteilhaft für die Überlebenschancen von Gruppen erwiesen.  Die Menschen können dadurch, grundsätzlich und damit eben auch  in bestimmten, für das Überleben der Gruppe entscheidenden Momenten über sich hinauswachsen und ihre egoistischen Eigeninteressen dem Gruppeninteresse unterordnen. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass naive Gutmenschen einen engen Zusammenhang zwischen Religion und Krieg erkennen. Wir sind halt alle auch das Ergebnis einer Evolution, in deren Verlauf die  Gruppen, Stämme und Völker, deren Mitglieder für Religion empfänglicher waren, eher zu den Siegern und Überlebenden  von Katastrophen und Kriegen gehört haben.

Haidt erklärt seine Sichtweise über den evolutionären Vorteil der Religion auch in dem folgenden, mit deutschen Untertiteln versehenen TED-Talk:

 

 

Religion und die für die Gesellschaft negativen Folgen beruflicher Spezialisierung

Der amerikanische Soziologe William Catton weist in seinem Buch Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse daraufhin, dass die berufliche Spezialisierung in den modernen Industriegesellschaften zwar einerseits zu extremen Leistungssteigerung geführt habe, ohne die die modernen Industriegesellschaften nicht denkbar wären, dass sie anderseits aber auch zu neuen Betrugsmöglichkeiten und zu einer inzwischen alle Gesellschaftsschichten und Berufe erfassenden allgemeinen, dehumanisierenden  “Taschendiebmentalität” geführt habe, was dazu beitrage, die Zukunftschancen und die Überlebensfähigkeit der Gesellschaften zu reduzieren. Es ist diese Taschendiebmentalität, bzw. eben auch das Fehlen einer allgemein akzeptierten Religion und Gläubigkeit, die zu immer mehr Misstrauen, Gesetzen und damit zu immer mehr Komplexität führt, die ihrerseits Kosten verursacht und die Gesellschaft unweigerlich zum Kollaps oder zu einem sehr schmerzhaften Sachrumpfprozess führt. Siehe dazu das von mir übersetzte Interview mit Joseph Tainter und meinen Artikel Dem Engergiedilemma auf den Grund gegangen, über das Buch Drilling Down: The Gulf Oil Debacle and Our Energy Dilemma von Joseph Tainter und Tadeusz (Tad) Patzek.  Catton zeigt ausserdem, dass die berufliche Spezialisierung zu einer Dehumanisierung des Menschen führe und bewirke, dass Mitmenschen immer mehr eben nicht mehr als Menschen, sondern nur noch als austauschbare  Objekte wahrgenommen werden. Eine weitere logische Folge und Steigerung ist dann, dass Menschen auch sich selbst oder andere als überflüssig wahrnehmen können und dass dies dann zu einer Ursache für Terrorismus und zu Massenmorden, wie denen im 20. Jahrhundert führen kann.

Chris Hedges sieht in seiner eingangs erwähnten Rede  eine klare Entwicklung von Teilen der Aufklärung im späten Mittelalter über die atheistischen Jakobiner und die ebenfalls durchweg atheistischen Massenmörder des 20. Jahrhunderts (Stalin, Mao, Pol Pot. ) ((  Hitler, bzw. die Nazis erwähnt Hedges nicht ausdrücklich. Sie sind aber auch  kein so ganz klarer Fall von Atheismus.  Vielleicht auch, weil die evangelischen Kirche auch damals ihr Fähnchen in den Wind der Politischen Korrektheit des Zeitgeistes gehängt hat. Anderseits sind die Nazis ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man diesen 10 % Schwarmtieranteil im Menschen mit einer politischen Pseudoreligion nutzen kann.  Religionen wie das Christentum haben anderseits, gerade auch in diesem Zusammenhang,  teilweise dämpfend und lindernd gewirkt. ))  zu den modernen neuen Atheisten.

Eine einheitliche Religion kann bei alledem, zumindest innerhalb einer Gruppe, mit gleicher Religion als Sicherung gegen Betrug und Verbrechen wirken, wie das oben angeführte Beispiel von den Orthodoxen Juden zeigt.  Man muss dabei bedenken, dass Spezialisten, wie z.B. Ärzte und Zahnärzte, Diamanthändler und viele andere nicht, kaum oder wenn dann überhaupt, nur mit immensem Aufwand wirklich sinnvoll kontrollierbar sind. Oft sind Kontrollen nur eine Illusion, vor allem dann, wenn der Durchschnitt einer Berufsgruppe sich entschließen sollte, seine durch die Spezialisierung gegebenen Möglichkeiten zum Vorteil seiner Mitglieder und zu Lasten der Bevölkerung zu nutzen. Religion kann in allen diesen Fällen eine kostengünstige Kontrolle ausüben, deren Reichweite sehr viel größer ist als jede Kontrolle durch Menschen und Gesetze. Schließlich gibt es das Problem des im Menschen lauernden Bösen, das der Schweizer Eugen Sorg in seinem Buch  Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist beschreibt. Religion kann grundsätzlich, weil sie nicht an das Funktionieren staatlicher Institutionen gebunden ist, den Anteil derjenigen, die sich an Gewalttaten bei einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung beteiligen reduzieren und vielleicht auch hier  Einzelpersonen und Gruppen zum Widerstand gegen Gewalt und Terror motivieren.

 Religion eher nicht Kriegsursache aber sie hilft Kriege zu gewinnen

Wie oben schon erwähnt, haben Religiosität und Religion in Kriegen einen die Kampfkraft steigernden Effekt.  Gute Beispiele sind die Erfolge und der  Glauben der Wikinger und die erstaunlichen, ohne die Religion undenkbaren resultierenden Erfolge der Islamisten etwa in Afghanistan.   Bei auch nur annähernd gleicher Bewaffnung wären die Soldaten der Nato in Afghanistan den Taliban hoffnungslos unterlegen gewesen, weil die Nato-Soldaten viel mehr an ihrem Leben hängen. Selbst mit all ihrer extremen materiellen Übermacht und trotz der langen Dauer des Krieges konnte die Nato keinen wirklichen Sieg erringen. Die Alternativen zu einen unendlichen Abnutzungskrieg waren nur vollständige Vernichtung der Bevölkerung Afghanistans oder Rückzug – oder Bekehrung der Afghanen zu Atheismus und westlichem Hedonismus.

Bei der Suche nach möglichst allgemeinen Ursachen für Kriege sollte man, wenn man an der Wahrheit und echten Problemlösungen interessiert ist, eher Ressourcenmangel und  Überbevölkerung, bzw. einen Überschuss an jungen Männern betrachten. Siehe dazu z.B. das Buch Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen von Gunnar Heinsohn.  Die folgenden Artikel  auf dieser Webseite könnten ebenfalls das Verständnis vor allem für künftige Kriegsursachen verbessern:

  1. Weltweite  Verschlechterung der Bodenqualität
  2.  Unsichtbare Nutzflächen
  3. Die Grenzen und das Ende des Wachstums
  4. Ökologischen Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton
Physik als Grund zur Religiösität?

Es häufen sich Bücher und Artikel von “Wissenschaftlern”,  die behaupten oder glauben machen wollen, dass Religion mit den Naturwissenschaften unvereinbar sei.

Hierzu möchte ich zunächst auf den hier verlinkten, von Max Planck im Mai 1937 im Baltikum gehaltenen Vortrag  Religion und Naturwissenschaft hinweisen. Max Planck dürfte jedem der heutigen religionsfeindlichen “Wissenschaftler” um einiges überlegen gewesen sein. Trotzdem war er ein tief religiöser Mensch und sah in der Wissenschaft eher einen Weg, um den Glauben an Gott zu bestätigen und zu bestärken. Dasselbe scheint für solche Größen wie Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz gegolten zu haben.

Für mich selbst ist der 2. Hauptsatz der Wärmelehre ein hinreichender Beweis dafür, dass das Weltall in letzter Konsequenz eine übernatürliche, göttliche Ursache hat und dass Atheisten einem naiven Aberglauben anhängen.  Das Problem mit dem Weltall und dem Ursprung des Universums ist nämlich, dass es ganz real, für uns jeden Tag sichtbar und fühlbar diesen Ursprung gegeben haben muss, obwohl das, nach allen was wir wissen, insbesondere wegen des 2. Hauptsatzes der Wärmelehre überhaupt hätte passieren können. Die Entstehung des Universums ist der einzige, sicher nachgewiesene Verstoß gegen den 2. Hauptsatz der Wärmelehre. Egal, mit welchen Gedankenknäuel ein Stephen Hawkins und andere es zu verbergen und zu leugnen versuchen, zu irgendeinem Zeitpunkt muss all diese gewaltige Energie, die am Anfang im Keim des Universum gesteckt hat “aus dem Nichts” entstanden sein. Das ist ein unvorstellbar krasser Verstoß gegen den zweiten Hauptsatz der Wärmelehre und setzt zwingend einen übernatürlichen und damit göttlichen Ursprung des Universums voraus. Wenn das nicht so wäre, könnte man Maschinen bauen, die aus dem Nichts hochwertige Energie erzeugen können. Es hat viele Versuche in dieser Richtung gegeben, aber alle sind misslungen. Siehe dazu den Wikipedia-Artikel über das Perpetum-Mobile.

Die Kraft, die aus dem Nichts das Universum geschaffen hat, war jedenfalls übernatürlicher Natur. Es war Gott.  Ob und wieweit dieser Gott sich für diesen vor dem Hintergrund des Weltalls extrem winzigen Planeten Erde interessiert, ist ein anderes Thema.

Noch ein anderes Thema ist, wieweit und in welchen Fällen religiöse Effekte, Erlebnisse und Vorstellungen auf Funktionen des  menschlichen Gehirns beruhen.

In jedem Fall aber sind Religion und Religiosität  Phänomene, die sich in der Evolution bewährt haben und die für den Fortbestand einer Gesellschaft vorteilhaft sind und die man pflegen und sicher nicht verachten sollte.   Dabei ist zu bedenken, dass wir die Nachfahren von Menschen sind, die jede Menge Hungersnöte und Kriege überlebt haben. Religion und Religiosität  waren und sind wertvolle Überlebenshilfen in schweren und gefährlichen Zeiten und sie sind selbst in satten Friedenszeiten auf Dauer, zumindest für Gruppen gemeinsamen Glaubens, aber oft auch für die diese umgebende, anders oder nicht gläubige Gesellschaft, ein Wettbewerbsvorteil oder zumindest wünschenswert, wie das Beispiel mit den jüdischen Diamanthändlern und auch Cattons Beobachtungen über die  heute allgemein verbreitete “Taschdiebmentalität” zeigt. Die Übel, die Atheisten der Religion zuschreiben, haben oft völlig andere Ursachen.

10. April 2015 Christoph Becker




Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität

Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, welche Rolle Energie aus Biomasse in Zukunft spielen kann und wie groß die unsichtbare Nutzfläche Deutschlands ist, habe ich unter anderem eine Karte über die weltweite Qualitätsverschlechterung der landwirtschaftlich genutzten Böden gefunden.  Der Artikel zeigt aber auch verschiedene praxiserprobte Gegenmaßnahmen.

In der sehr lesenswerten, kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina  fand ich auf Seite  36, der überarbeiteten deutschsprachigen Version aus dem Jahre 2013,  die folgende Abbildung mit dem in kursiv daneben und darunter stehenden, erläuternden Text:
In der Grafik bedeutet
rot:  stark erodiert, Bodenbildungsrate ist viel kleiner als die Bodenverluste.
ocker: erodiert, Bodenbildungsrate ist kleiner als die Bodenverluste.
hellgelb: stabil, Bodenbildungsrate gleich oder größer als die Bodenverluste.
grau: vegetationslos

Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4
Quelle: http://www.grida.no/graphicslib/detail/degraded-soils_c4c4

Stabile Böden (Stable Soil) sind solche, bei denen die Bodenbildungsrate gleich oder
höher ist als die der Bodenverluste. Diese Verluste können auf vielfältige Weise auftreten: z.B. aufgrund von Bodenabtragung
durch Regen, Staubstürme bei Trockenheit, Verschlechterung durch Umweltverschmutzung, durch Salze
aus verdunstetem Bewässerungswasser, durch Verdichtung, durch schwere Maschinen, durch Bodenkohlenstoff, der
zu CO2 oxidiert wird, oder durch Böden, die buchstäblich versiegelt werden, indem Städte gebaut und darin Straßen
und Häuser entstehen. Die Bildung von Boden findet statt, wenn Felsen und Steine abbrechen und sich mithilfe von
Bodenorganismen auflösen, wodurch Partikel entstehen, die sich mit der zerfallenden Biomasse und lebendigen
Mikroben zu größeren Aggregaten verbinden. Diese Aggregate aus mineralischen und organischen Nährstoffen
werden von Mikroben so prozessiert, dass die Mineralien von Pflanzen genutzt werden können. Die Poren innerhalb
und zwischen den Bodenaggregaten behalten genügend Feuchtigkeit für das biologische Wachstum, erleichtern das
Abfließen von Wasser und ermöglichen die Sauerstoffzufuhr in die Pflanzenwurzeln (Quelle: Banwart, S. Save our soils. Nature 474, 151-152 (2011)).
Wie man der Grafik entnehmen kann, sind die Böden in weiten Teilen Asiens und da vor allem auch auf Gebieten der Atommächte China und Indien, sowie im Orient, im Bereich der der Türkei (( wahrscheinlich die stärkste Militärmacht in Europa nach Russland. Von George Friedman, der Leiter von Stratfor, gibt es auf Youtube ein Video mit dem Titel Die Türkei besiegt Deutschland an einem Nachmittag und Frankreich in einer Stunde )),  sowie in Amerika und Afrika  stark erodiert (( siehe zu dieser Karte auch meine Artikel Die Grenzen und das Ende des Wachstums sowie Neues vom Nahen und Fernen Osten )). In Europa sind ebenfalls weite Teile stark erodiert, insbesondere in der Ukraine, in Spanien und auf dem Balkan. Der Rest der “zivilisierten” Welt hat es fast überall geschafft, seine Böden zumindest etwas zu ruinieren. Stabile Böden sind, wie die Karte zeigt, weltweit zu einer Rarität geworden. Es leeren sich also nicht nur die Lagerstätten für Erdöl, Erdgas und viele andere Rohstoffe, sondern es schrumpft auch weltweit die Qualität der landwirtschaftlichen Nutzflächen – während die Weltbevölkerung teilweise fröhlich weiter explodiert (( FAZ vom 18.9.2014: Die Bevölkerungsexplosion wird schwärzer: Bis 12,3 Milliarden Menschen  
  Das neu übersetzte, ab Anfang Mai 2015 vom Verlag Antaois wieder lieferbare Buch Das Heerlager der Heiligen von Jean Raspail lässt grüßen und gibt einen plastischen Vorgeschmack auf die Zukunft   ))

 

Sowohl die kritische Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina  als auch das ebenfalls sehr lesenswerte, vom Umweltbundesamt herausgegebene Positionspapier Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen,  erwähnen weder Sepp Holzer mit seiner auf seinem Krameterhof entwickelten und lange erprobten bergbäuerlichen Permakultur, noch Mark Shepard mit  seiner auf seiner Newforest-Farm praktisch entwickelten und erprobten Restoration Agriculture ( Kindle-eBook-Ausgabe,  offensichtlich nur direkt in den USA über amazon.com oder beim Verlag AcreUSA erhältlich ist eine DVD mit 135 Minuten), noch John Jeavons mit seiner Grow Biointensive genannten, ebenfalls die Böden verbessernden und zugleich die Erträge steigernden, vielfach erprobten  Gartenbaumethode. Das schon in der 8. Auflage auf Englisch, aber immer noch nicht auf Deutsch verfügbare Buch von Jeavons, How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You can imagine, hat Amazon Deutschland allerdings, ebenso wie das von Shepard auf Lager, was auf eine gewisse Nachfrage auch in Deutschland hindeutet  Auf alle drei hatte ich bereits in meinen Vorschlag zur Behebung des Ärztemangels auf dem Land hingewiesen. Was mir damals noch nicht so klar war, wie nun nach der Lektüre der oben erwähnten Stellungnahme von Leopldina und dem Positionspapier des Umweltbundesamtes, ist, dass die drei gerade erwähnten Agrar- bzw. Gartenbaurevolutionäre, (oder besser Evolutionäre?)  nicht nur vor dem Hintergrund des erweiterten Katastrophenschutzes, zur Verbesserung Ernährungssicherung bei extremen Katastrophen, wichtige Vorbilder und Konzepte liefern, sondern dass sie alle drei auch effiziente Methoden zur Kohlenstoffbindung im Boden und zur Treibhausgasbegrenzung entwickelt haben und dass sie vor dem Hintergrund der oben gezeigten Weltkarte wichtige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bzw. praktische Beispiele und Vorbilder zur Begrenzung und zur Reparatur der weltweiten, für den Frieden und das Überleben weltweit zunehmend bedrohlicheren Bodenerosion geleistet haben. Dazu kommt dann noch das sehr verständliche, aber leider auch nur auf Englisch verfügbare Lehrbuch, das ich in meinem Artikel Nachhaltige Bodenverbesserung vorgestellt hatte.  

Mein Hintergrund bei der obigen Aufzählung von Holzer, Jeavons und Shepard ist die Situation und Landschaft Mitteleuropas, die mich natürlich zuerst interessiert. Beim Blick auf die weltweite Situation, vor allem auch mit Blick auf Afrika und Asien,  sollte aber auch Allan Savory mit seinem revolutionären Konzept der Weidewirtschaft, insbesondere in eher trocken Weidegebieten, erwähnt werden. Allan Savorys System könnte aus deutscher Sicht, insbesondere im Bezug  auf die Flüchtlingsproblematik, aber auch mit Blick auf die globale Treibhausgasbelastung, indirekt Bedeutung gewinnen. Hier sein bemerkenswerter TED-Talk:

 

Fazit:

Die Bodenqualität nimmt trotz und wegen der weiter steigenden Weltbevölkerung weltweit ab, was auch Anlass zu Konflikten und Wanderungsbewegungen führen kann und wird, und was die Treibhausgasbelastung der Atmosphäre weiter verstärkt (( ein Merkmal guter Böden ist, dass in ihnen viel Kohlenstoff gespeichert ist, der bei einer Erosion zu CO2 oxidiert wird )). Es wurden insgesamt vier offenbar sehr erfolgreiche praktische Beispiele und Vorbilder genannt, von denen drei auch für die Situation in Deutschland geeignet sind und für die daher eine baldige, umfassende Förderung und Verbreitung wünschenswert erscheint. Für die Beispiele, für die zur Zeit Literatur, Videos und Lehrmöglichkeiten in Englischer Sprache existieren, wäre eine möglichst baldige Übersetzung bzw. Synchronisation und die Schaffung deutscher Referenzen und Ausbildungsmöglichkeiten wünschenswert.

10. April 2015 Christoph Becker

 

 

 




Unsichtbare Nutzflächen

Unsichtbare Nutzflächen  sind ein interessantes Konzept zum Verständnis verschiedener Phänomene und Risiken moderner Industriegesellschaften.

Aufmerksam geworden auf das Problem der Unsichtbaren Nutzflächen bin ich durch das Unterkapitel Unsichtbare Nutzflächen  (Invisible Acreage) im Kapitel Abhängigkeit von Phantomtragkraft (Dependence on Phantom Carrying Capacity) in Willam Cattons Buch  Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change.

Die Unsichtbaren Nutzflächen eines Landes, wie Catton sie sieht, sind:

  1.  Die land- und fortswirtschaftlichen Flächen, die benötigt werden um die Nettoimporte aller land- und forstwirtschaftlichen Produkte eines Landes zu erzeugen.  Nettoimport ist das, was mehr ein- als ausgeführt wird. Das Umweltbundesamt nennt in seinem sehr lesenswerten, 110seitigen, kostenlos herunterladbaren Positionspapier, Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzeneine schier unglaubliche Zahl: Auf S. 25 steht dort “Der Flächenbedarf ….. für die Produktion und Nutzung von Biomasse als Nahrungsmittel, als Futtermittel, als Rohstoff für die chemische Industrie und die werkstoffliche Nutzung sowie als Energieträger …..  Deutschland und UK (Großbritannien) importieren jeweils 80 Mio. ha pro Jahr. Davon kommen jeweils 10 Mio. ha aus anderen EU-Staaten, während der größte Anteil, die verbleibenden 70 Mio. ha, von außerhalb Europas kommen.”  Wenn diese Zahlen stimmen sollten, würde  auf jeden Einwohner Deutschlands  eine unsichtbare, weil irgendwo im Ausland liegende land- und forstwirtschaftliche Fläche von ungefähr einem  Hektar kommen.  Deutschland selbst hat gerade mal eine Fläche von 35,7 Millionen Hektar, einschließlich Straßen, Gebäude, Gewässer, Ödland, Industriegebiete, Friedhöfe, Sportplätze  usw.. Das heißt, pro Einwohner hat Deutschland lediglich eine Fläche von nur 0,446 Hektar.  Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt laut Umweltbundesamt ca. 17 Millionen Hektar, das sind nur 0,212   Hektar pro Einwohner. Die Waldfläche beträgt ca. 10,7 Millionen Hektar, bzw. 0,134 Hektar pro Einwohner.  Deutschland bräuchte also ca.  1,58 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche pro Kopf, während es nur ca. 0,58 Hektar pro Kopf hat. Vorausgesetzt, die Zahlen aus dem Positionspapier des Umweltbundesamtes stimmen und vorausgesetzt, man “vergisst” die anderen, nicht sichtbaren Flächen, die  weiter unten erwähnt werden,  zu berücksichtigen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nennt in der überarbeiteten,   kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie auf S. 32, in  Kapitel 1.9, Importe von [nachwachsender] Biomasse, der überarbeiteten deutschen Ausgabe von 2013, andere Zahlen. Demnach importiert Deutschland nur ungefähr 37 % seines Verbrauchs an nachwachsender Biomasse, “um seinen
    gegenwärtigen Verbrauch an [nachwachsender] Biomasse
    (100 %) zu decken.” . Wie die Tabelle 1.2 der selben Publikation deutlich zeigt, sind damit aber ausdrücklich nicht die in fossilen Brennstoffen enthaltenen Biomassen, sondern nur kürzlich erzeugten Biomassen enthalten. Deshalb habe ich oben das Wort “nachwachsende” in eckigen Klammer eingefügt.  Zu den nicht nachwachsend Biomassen aus prähistorischen Zeiten weiter unten, unter 3. mehr.
  2. Die Wasserflächen für Fischereiprodukte. Diese liegen teilweise auf den Weltmeeren und dabei oft in den 200-Meilenzonen von Ländern die angesichts sinkender Fischbestände und oft steigender Bevölkerungen mehr für sich selber brauchen. Auch sind da noch die Chinesen und andere aufstrebende Mächte, die auch mehr Fisch essen wollen, obwohl die Weltmeere immer mehr leer gefischt und die Gewässer in China und anderswo oft schlechter werden.
  3. Die größten unsichtbaren Nutzflächen  vieler Staaten, und auch Deutschlands, liegen heute unter der Erde und dabei dann zum größten Teil auch wieder in anderen Ländern. Das sind nämlich die Flächen, auf denen  die Natur vor vielen Millionen Jahren aus Pflanzen unter Mitwirkung von Mikroorganismen die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas geschaffen hat. Auf diesen unterirdischen Flächen wird nichts  mehr neu angebaut und es wächst nichts mehr nach. Es wird dort seit Beginn des Industriezeitalters vor über 200 Jahren nur abgeerntet.  Um den Mangel an Nachhaltigkeit und die Zukunftsperspektiven bewusst zu machen, macht es  Sinn, diese Flächen so zu berechnen, als gäbe es irgendwo entsprechende Flächen, auf denen man erneuerbare Energien ernten könnte. Das oben erwähnte Positionspapier des Umweltbundesamtes enthält bereits einige Berechnungen und Zahlen in diesem Sinne: Der Grafk auf Seite 58, Abbildung 9, kann man z.B. entnehmen, dass man für Biokraftstoff für die PKW in Deutschland im Jahr 2010 immerhin 16 Millionen Hektar Land gebraucht hätte. Für den Güterverkehr wären es noch einmal   8, für den Seeverkehr 5 und für den Flugverkehr 4 Millionen Hektar gewesen. Zusammen also ca. 33 Millionen Hektar. Das wäre etwa das doppelte der gesamten, tatsächlich vorhandenen Nutzfläche. Diese reicht aber noch nicht einmal für die eigene Nahrungsversorgung aus. Der WWF schreibt in seiner Broschüre “Fleisch frisst Land“,  auf S. 55 “Über alle Fleischarten hinweg importiert Deutschland virtuell Fläche in einer Größenordnung von 210.000 ha (vgl. Abbildung 5.5). Das entspricht fast der
    Flächengröße des Saarlandes und in etwa der Gesamtfläche der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.” .  An Holz für Heizung der Häuser und an die  Industrie ist dabei noch gar nicht gedacht. Außerdem ist unklar, ob das Umweltbundesamt daran gedacht hat, dass für die Erzeugung von Kraftstoff aus landwirtschaftlichen Produkten wiederum große Mengen Kraftstoff nötig sind, während die das Verhältnis von aufzuwendender Energie zu geernteter Energie (EROI) gerade bei der Herstellung von Kraftstoff aus Biomasse sehr schlecht ist.  Allerdings ist es so, dass das Umweltbundesamt in seinem oben erwähnten Positionspapier, ebenso wie die Nationalakademie Leopoldina in ihrer  kritischen Stellungnahme zur Energieerzeugung aus Biomasse zu dem Schluss kommt, dass Biomasse, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile besser nicht  im großen Maßstab als erneuerbare Energie genutzt werden sollte, und dass sie oft sogar mehr dem Klima und der Umwelt schadet als nutzt.  Die  kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie  der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigt auf S. 18 der deutschen Ausgabe von 2013, in Tabelle 1.2, Tabelle 1.2: Nettoprimärproduktion (NPP) und Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2010,  das extreme Ausmaß der Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der heute unterirdischen, vor vielen Millionen Jahren entstandenen Biomasse. Von den 14 Exa-Joule der insgesamt in Deutschland verbrauchten Primärenergie  stammte nur ein einziges Exa-Joule aus nachwachsender Biomasse (hauptsächlich Holz, Biogas, Biokraftstoff und Verwertung von Abfällen) .  Die durch Photosynthese produzierte und durch Abgrasen der Weiden, durch Ernte der Felder und durch Holzeinschlag nutzbare, nachwachsende Gesamtenergie betrug nach dieser Tabelle 3,3 Exa-Joule. Davon waren für Tierfutter 2 Exa-Joule nötig.  D.h., auch wenn wir Veganer würden und statt dessen alles Tierfutter in Brennstoff umwandeln würden, würde die eingesparte Energie gerade einmal lächerliche 2 von 14 Exa-Joule unseres Gesamtbedarfs decken.   Die in der Tabelle angeführten 0,7 Exa-Joule für Stroh habe ich weggelassen, weil die unbedingt mindestens für die Erhaltung der Böden auf den Feldern belassen bzw. dorthin zurückgebracht werden müssen. Das sieht man auch so bei Leopoldina.
Fazit und weitergehende Betrachtungen

Die genauen Zahlen sind nicht sicher. Sicher ist aber, dass Deutschland ein Vielfaches seiner derzeitigen Fläche benötigen würde, wenn es die heutige Bevölkerung und den heutigen Lebensstandard nachhaltig, das heißt dauerhaft aufrecht erhalten wollte.

Das passt zu der Entwicklung der Bevölkerungsdichte in Deutschland seit Beginn des Industriezeitalters. Der Liste der Volkszählungen seit 1834 kann man entnehmen, dass Deutschland im Jahre 1834 eine Bevölkerungsdichte von 56 Einwohnern pro qkm hatte. Bezogen auf die heutige Fläche wären das knapp 20 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung müsste also um 62 Millionen Einwohner schrumpfen, wenn man zu einer nachhaltigen Bevölkerungsdichte unter den Gegebenheiten von 1834 zurück wollte. Tatsächlich ist aber heute ein sehr viel größerer Flächenanteil als damals versiegelt, verseucht oder erodiert.  Anderseits haben wir in den letzten 200 Jahren  Wissen hinzugewonnen, mit dem wir die Bodenqualität und die Erträge nachhaltig auch dann verbessern und in sehr gutem Zustand halten könnten, wenn uns keine fossilen Energieträger und andere für die heutige Landwirtschaft unverzichtbaren Importgüter mehr zur Verfügung stünden. Siehe dazu meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität. Die Zahl von 62 Millionen entspricht übrigens ungefähr der weltweiten Gesamtzahl der Toten aus beiden Weltkriegen, oder dem 10-fachen der Opferzahl des Holocausts.  Die Zahl ist entspricht außerdem in etwa der Opferzahl, die ein EMP-Angriff in einem mittelmäßig günstigen Fall voraussichtlich Fall binnen eines Jahres in Deutschland fordern würde. Siehe dazu insbesondere meine Artikel Eine Sekunde danach und  Weitere Literatur zum Thema EMP. In Letzterem ist auch ein Link auf eine deutsch synchronisierte Fernsehdokumentation angegeben. Die bemerkenswerteste Entdeckung für mich, bei der Beschäftigung mit all diesen Themen ist, dass die Suche nach Möglichkeiten zur Vorbeugung und Problemlösung immer wieder zu der Einsicht führt, dass man Landwirtschaft und Gartenbau im Sinne der Methoden reformieren und fördern müsste, auf die ich in meinen Artikeln Ärztemangel auf dem Land und   Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität hingewiesen habe. Das nicht zu tun, oder zu lange damit zu warten und die Chancen, die wir noch haben nicht zu nutzen, dürfte der tödlichste, der mit weitem Abstand die meisten Menschenleben kostende Fehler sein, den die Deutschen jemals in ihrer Geschichte gemacht haben.

9. April 2015, letzte Änderung 11. April 2015  Christoph Becker




Atomwaffeneinsatz – ethisch vertretbar oder verbrecherisch?

Am Donnerstag vor Ostern, dem 2.4.2015 ,  wurde auf Heise.de\Telepolis ein Interview mit dem Bundesrichter Dieter Deiseroth unter dem Titel Wer den Einsatz von Atomwaffen anordnet, handelt verbrecherisch veröffentlicht.  Hat der Richter wirklich recht?Hintergrund des Interviews war, dass “Die deutsche Sektion der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA) einen Brief an den russischen Botschafter in Berlin geschickt hat. Sie fordert Klarstellungen bezüglich einer Aussage von Wladimir Putin, wonach dieser zum Höhepunkt der Ukraine-Krise bereit gewesen sein soll, Atomwaffen einzusetzen.”

Zuerst möchte ich dazu auf Jack Donovans grundlegenden Artikel Violence is  Golden verweisen,  von dem ich eine deutsche Übersetzung mit dem Titel Gewalt ist Gold wert angefertigt habe. Vor diesem Hintergrund wirkt es dann schon etwas komisch und weltfremd, dass eine Anwaltsorganisation ausgerechnet Putin, dem Oberbefehrlshaber einer Streitmacht mit einigen tausend Atomwaffen,  die in  einem realen Krieg heute wohl die mit Abstand schlagkräftigste  Armee Europas sein dürfte, mit irgendwelchen nichtssagenden Rechtsnormen kommt. In welcher Traumwelt leben diese Anwälte und Richter eigentlich? Alles, was Anwälte und Richter beschließen, ist nur dann und nur insoweit mehr als das Papier wert auf dem es steht, als es notfalls auch mit polizeilicher oder militärischer Gewalt durchsetzbar ist.

Wenn Russland, wie das ein hochrangiger russischer Vertreter gegenüber dem amerikanischen Abgeordneten Roscoe Bartlett  einmal gesagt hat, den USA (oder/und Europa) etwas Böses will, dann  zündet es eine Atomwaffe weit oberhalb der Atmosphäre und schon sitzen die Anwälte und Richter im Umkreis von weit über 1000 km vor voraussichtlich für immer schwarzen Bildschirmen und werden ihre liebe Not haben, in der Folgezeit nicht zu verhungern oder von durchziehenden Gewalttätern ihrer eigenen Gesellschaft geplündert und ermordet zu werden. Zu mehr Literatur zu diesem Problem siehe die verschiedenen Artikel unter http://www.freizahn.de/category/emp/ . Mit nur fünf Atomsprengköpfen insgesamt könnten die Russen, aber auch die Chinesen, die Inder, die Pakistanis, oder von wem auch immer mit solchen Waffen versorgte Terroristen, den USA und Europa weitestgehend die Stromversorgung und die Elektronik zerstören. Dabei würde wahrscheinlich sogar zu verheimlichen sein, wer den Angriff ausgeführt hat.

Wäre so ein Angriff ein Verbrechen? Die Antwort ist, es kommt darauf an, aus wessen Sicht und es kommt darauf an, ob sich je ein Kläger und ein Richter, und eine zur Durchsetzung eines möglichen Urteils dann noch fähige Macht finden würde.

Deiseroth meint allen Ernstes:

Atomwaffen können wegen ihrer spezifischen Wirkungen nicht ohne Verstoß gegen die Genfer Konventionen und damit nur unter Verletzung des humanitären Völkerrechts eingesetzt werden. Was man nicht einsetzen darf, darf man nach dem Völkerrecht, wie der Internationale Gerichtshof festgestellt hat, auch nicht androhen.

Der Einsatz einer einzigen modernen Atomwaffe würde in seinen Wirkungen das Ausmaß der Zerstörung und Verwüstung von Hiroshima und Nagasaki im August 1945 weit übertreffen. Vor allem aber gilt es zu beachten: Die “Logik” der atomaren Abschreckungssysteme der Atomwaffenstaaten ist strukturell auf Eskalation ausgerichtet.

Zunächst würde ein EMP-Angriff lediglich elektronische Bauteile und Bestandteile der Stromversorgung ruinieren. Er wäre also ein Angriff auf die zivile und militärische Infrastruktur, wie sie die Amerikaner z.B. auch in Serbien und in Vietnam, und die Briten und Amerikaner im 2. Weltkrieg in Deutschland durchgeführt haben. DAS kann ja wohl nicht völkerrechtswidrig sein, denn es wurde nie ein Amerikaner oder Brite wegen so etwas angeklagt, geschweige denn verurteilt. Und dann ist die Frage, wer denn in Den Haag noch Recht sprechen soll, wenn Europa- und USA-weit die Stromversorgung und Elektronik weitgehend irreparabel zerstört ist, wie z.B. in den Romanen One Second After – Die Welt ohne Strom von William Forstchen und SS-18: The Satan Legacy von Patrick Lowrie. Man geht davon aus, dass in westlichen Industriestaaten nach so einem Angriff zwischen 60 bis über 90 Prozent der Bevölkerung binnen eines Jahres an Hunger, Krankheiten und der durch Gewalttaten hungriger, plündernder Mitbürger ums Leben kommen, wenn nicht zusätzlich noch ausländische Streitkräfte angreifen und, die Schwäche und das Chaos nutzend noch größere Verluste verursachen. Es würde aber durch den Einsatz ansich kaum jemand zu schaden kommen. Bei einem EMP-Angriff hört man von der Atomwaffe keinen Knall und die Waffe selbst verusacht auch keine radioaktive Strahlung. Es könnte sein, dass ein Teil des radioaktiven Materials im Laufe der Jahre weit verteilt auf die Erde sinkt, aber diese Strahlenbelastung wäre voraussichtlich extrem gering bis vernachlässigbar, zumal nur sehr wenige Atomwaffen reichen würden – wie gesagt ein bis zwei für Europa und nur zwei bis drei für die USA.

Ein russischer oder chinesischer Jurist könnte sich zudem zurücklehnen und sagen, dass einzig und allein die Naivität und fehlenden Vorbereitung der Europäer und Amerikaner die Verluste verursacht hat und dass ein schwerer Sonnensturm ähnliche Schäden hätte verursachen können, und dass ein solcher schwerer Sonnensturm als auf Dauer sowieso unvermeidbar wäre.

Ein Gott, oder eine die ganze Weltbevölkerung und künftige Generationen wirklich fair vertretender Internationaler Gerichtshof  könnte, würde davon abgesehen die Täter eines solchen EMP-Angriffes frei sprechen müssen. Der EMP-Angriff würde zwar einig hundert Millionen Menschen in Europa und den USA das Leben kosten, und er würde die Wirtschaft weltweit zusammenbrechen lassen. ABER, wenn ich der Anwalt der Täter wäre, würde ich den Richtern unter anderem die Bücher: Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change und Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse
von William R. Catton vorlegen und daraus zitieren.  Ein Interview mit Catton aus dem Jahre 2008 habe ich neulich übersetzt und auf meiner Webseite veröffentlicht: http://www.freizahn.de/2015/03/ueberschwingen-interview-mit-william-catton/

Mit nur einigen wenigen Atomwaffen , die so wie sie eingesetzt wurden kaum Umweltschäden verursacht hätten, hätten die Täter gezielt die für die Erde, die Umwelt und für künftige Generation unerträgliche, kriminell handelnde Spezis “Homo Colossus“, wie Catton sie nennt, weitgehend beseitigt oder zumindest extrem reduziert. Sicher, einige hundert Millionen Menschen in den Industrieländern wären an ihrer Abhängigkeit von moderner Technik gestorben.  Aber was wäre das schon bei einer Weltbevölkerung von jetzt schon weit über 7 Milliarden. Alleine die Afrikaner machen diese Verluste binnen weniger Jahre wieder wett, und, um es mal ganz hart zu sagen, es sind heute, 2015, schätzungsweise gut 6 Milliarden Menschen mehr auf der Welt als die Welt wahrscheinlich nur dauerhaft tragen kann. Die für die EMP-Angriffe verwendeten Atomwaffen hätten aber vor allem gezielt die Menschen und Gesellschaften getroffen, die für die Erde und damit auch den Rest der Weltbevölkerung und für künftige Generation  die mit sehr weitem Abstand, pro Kopf gerechnet, größten Schäden verursachen.  Das kann doch kein Verbrechen sein, und es kann auch kein Verstoß gegen ein Völkerrecht sein, dass diesen Namen wirklich verdient.

Ich denke daher die Täter würden freigesprochen.

Aber kommen wir nun zu konventionellen Atomwaffeneinsätzen, an die der Richter Deiseroth und seine Atomwaffengegner-Organisation wohl eher gedacht haben dürften.  Zunächst muss Deiseroths Behauptung verneint werden, dass ein nuklearer Schlagabtausch voraussichtlich eskalieren würde.  Die Logik der nuklearen Abschreckung ist nämlich nicht logisch. Logisch heißt für mich, dass man zunächst das historische Verhalten der beteiligten Völker analysiert und nicht nur das, was man den Schulkindern erzählt. Wenn wir die Geschichte betrachten sehen wir, dass kollektiver Selbstmord nicht einmal bei den sehr fanatischen Nazis und Japanern 1945 ein Thema war. Alle Mächte die heute Atomwaffen haben, haben bei offensichtlichen Niederlagen kapituliert und einen kollektiven Selbstmord vermieden. Ausnahme sind höchstens Teile der Juden – aber auch da nur Teile. D.h., wenn es zu einem nuklearen Schlagabtausch käme, dann würde eine Seite relativ schnell kapitulieren oder zumindest die Eskalation einfach abbrechen. Der amerikanische Luftwaffenoberst der Reserve Drew Miller hat in seinem Roman Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse über einen 3. Weltkrieg, neben einem verdeckten, anonymen nuklearen EMP-Angriff der Chinesen auch Atomwaffenangriffe auf  amerikanische Flottenverbände,  den Einsatz biologischer Waffen und einen “normalen” Schlagabtausch mit herkömmlichen Atomwaffen durchgespielt. Er lässt die USA die atomare Eskalation abbrechen, als klar wird, dass die Chinesen nun anfangen amerikanische Städte zu zerstören.

 Vor dem Hintergrund der Geschichte ist die Behauptung, dass die Logik der atomaren Abschreckung im Ernstfall tatsächlich zu einer Eskalation führen würde, jedenfalls schlicht unlogisch.

Schließlich bleibt die Frage nach dem Nutzen atomarer Gefechtsfeldwaffen und taktischer Atomwaffen.  Angenommen man will sich im Kriege überhaupt verteidigen und vielleicht auch überleben (( zumindest bei den Deutschen habe ich da sehr ernste Zweifel )), dann empfiehlt sich zunächst nüchtern, etwas mit dem Atomwaffensimulator Ground Zero II zu spielen, den ich  unter http://www.freizahn.de/2014/10/atomwaffensimulatoren/ verlinkt habe. Und dann empfiehlt sich z.B. die Lektüre meines Artikels: http://www.freizahn.de/2015/03/neues-vom-nahen-und-fernen-osten/

Die Zerstörung durch moderne Atomwaffen ist jedenfalls bei weitem nicht so groß wie die Atomwaffengegner das uns immer eingeredet haben.  Hiroschima und Nagasaki waren nicht vorgewarnte, sorgfältig mit Blick auf eine Maximierung der Schäden ausgewählte  Städte.   Ich war jedenfalls sehr überrascht, wie relativ harmlos konventionelle Atomwaffenangriffe offenbar heute nur sind. Natürlich ist die Wirkung schrecklich, aber weder die Menschheit noch die Welt ginge durch Atomwaffeneinsätze unter.

Jedenfalls kann ich mir schon vorstellen, dass es sehr sinnvoll sein könnte, wenn man in einem realen Krieg taktische Atomwaffen hat, mit denen man z.B. größere Truppenkonzentrationen auflösen oder Militärbasen der Gegenseite zerstören kann.  Der oben erwähnte amerikanische Autor Drew Miller bedauert jedenfalls in seinem Roman, dass die Amerikaner, als sie in Texas mit chinesischen Invasionstruppen fertig werden müssen, keine Atomartillerie mehr haben und das stattdessen Milizen zu Pferde mit halbautomatischen Gewehren zum Gegenangriff reiten müssen. In Deutschland hätten wir nicht einmal mehr das.

Eine interessante Frage ist natürlich, ob und inwieweit die Atomwaffen des Westens überhaupt noch einsatzbereit wären wenn der Gegner, wie das in einem realen Krieg zu erwarten wäre, zunächst den oben erwähnten EMP-Effekt nutzt. Anderseits, wenn der EMP-Effekt genutzt wird, würde jedes der westlichen Industrieländer derart geschwächt, dass einsetzbare taktische Atomwaffen zumindest in Europa überlebenswichtig werden könnten, weil man für die Abwehr konventioneller Angriffe voraussichtlich viel zu schwach wäre.

Zum Schluß noch eine denkwürdiges Stück Geschichte der Ethik von Waffeneinsätzen:

Auf Wikipedia fand ich unter Armbrust:

In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrusten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten[4], da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten.

Offensichtlich ändern sie die Meinungen zum Thema Ethik und Waffen mit der Zeit erheblich.

5.4.2015 Christoph Becker

 




Gewalt ist Gold wert

Der folgende Artikel ist eine Übersetzung von Violence is Golden von Jack Donovan.

Vielen Menschen gefällt der Gedanke, dass sie „gewaltlos“ sind. Allgemein behaupten sie, den Gebrauch der Gewalt „zu verabscheuen“, und Gewalt wird von den meisten negativ gesehen. Viele scheitern daran, zwischen gerechter und ungerechter Gewalt zu differenzieren. Einige, besonders eitle, selbstgerechte Typen denken gern, dass sie sich über die scheußlichen, gewaltsamen Kulturen ihrer Vorfahren erhoben haben. Sie sagen, dass “Gewalt nicht die Antwort ist.” Sie sagen, dass “Gewalt keine Probleme löst.”

Sie irren sich. Jeder von ihnen verlässt sich auf die Gewalt, an jedem einzelnen Tag.

Am Wahltag  gehen Menschen aus  allen Gesellschaftsschichten zu den Wahlurnen, um ihre Stimmzettel einzuwerfen, und indem sie das tun, hoffen sie Einfluss darauf zu nehmen, wer die Axt der staatlichen Autorität schwingen wird. Diejenigen, die die Gewalt abschaffen wollen – als ob das möglich oder auch nur wünschenswert wäre – , bemühen sich, ihre Mitbürger zu entwaffnen. Das beseitigt die Gewalt nicht wirklich. Es gibt bloß dem Staatsmob ein Monopol auf die Gewalt. Das macht dich „sicherer“, so lange du dich nicht dem Boss anlegst.

Alle Regierungen – links, rechts oder andere – sind von Natur aus  Zwang ausübende Institutionen. Sie müssen es sein.

Ordnung erfordert Gewalt.

Eine Vorschrift, die nicht in letzter Konsequenz durch Androhung von Gewalt unterlegt ist, ist bloß ein Vorschlag. Staaten verlassen sich auf Gesetze, die von Männern durchgesetzt werden, die bereit sind Gewalt gegen Gesetzesbrecher auszuüben. Jede Steuer, jeder Gesetzestext und jede Verordnung, erfordern eine eskalierende Folge von Strafen, die schließlich zum  gewaltsamen Beschlagnahmen von Eigentum führen müssen oder die zur Inhaftierung durch bewaffnete Männer führen, die darauf eingestellt sind gewaltsam vorzugehen, wenn ihnen Widerstand geleistet wird. Jedes Mal, wenn eine Fußballmama aufsteht und härtere Strafen für das Fahren unter Alkoholeinfluss oder für den Verkauf von Zigaretten an Minderjährige, oder für das  Besitzen eines Kampfhundes, oder das Nichtbeachten der Mülltrennungsvorschriften fordert, ersucht sie den Staat, Gewalt anzuwenden, um ihren Willen durchzusetzen. Sie fragt dann nicht mehr freundlich. Die Durchführbarkeit jedes Familienrechtes, jedes Waffengesetzes, jedes Bebauungsplanes, jeder Straßenverkehrsordnung, jedes Einwanderungsgesetzes, jedes Einfuhrgesetzes, jedes Exportgesetzes  und jedes Steuergesetzes hängt sowohl von der Bereitwilligkeit als auch von den Mitteln der Gruppe ab, Gewalt zur Durchsetzung der Ordnung anzuwenden.

Wenn ein Umweltexperte fordert, dass wir “die Walfische retten”, dann argumentiert er oder sie damit in Wirklichkeit dahingehend,  dass das Retten der Walfische so wichtig ist, dass es gerechtfertigt ist, Menschen Schaden zuzufügen, wenn diese Walfische verletzen. Der friedliche Umweltexperte ersucht den Leviathan, den Einsatz von der Gewalt zu autorisieren, um Leviathane zu schützen. Wenn Staatsführer abstimmen und ausdrücken sollen, dass es tatsächlich, wichtig ist, die Walfische “zu retten”, aber dann ablehnen, diejenigen zu bestrafen, die Walfischen Schaden zufügen oder wenn sie es ablehnen, jene zu bestrafen und diese Strafen notfalls mit polizeilichen- oder militärischen Aktion durchzusetzen,  würde das damit ausgedrückte Gefühl eine sinnlose Geste sein. Diejenigen, die Walfischen schaden wollen, würden sich frei fühlen dies ungestraft zu tun.

Ohne Handlung sind Wörter lediglich Wörter. Ohne Gewalt sind Gesetze lediglich Wörter.

Gewalt ist nicht die einzige Antwort, aber sie ist die finale Antwort.

Man kann moralische Argumente und ethische Argumente anbringen und an die Vernunft, Gefühle, Ästhetik und Mitleid appellieren.  Die Leute werden sicherlich durch diese Argumente beeinflusst. Wenn die Leute hinreichend überzeugt werden und die Sache nicht extrem unbequem ist, entscheiden sie sich oft, ihr Verhalten zu mäßigen oder zu ändern.

Jedoch schafft die bereitwillige Unterwerfung Vieler unvermeidlich eine Verwundbarkeit, die nur darauf wartet, von irgendeiner Person  ausgenutzt zu werden, die die sozialen und ethischen Normen ignoriert. Wenn jeder seine Waffen niederlegt und sich weigert sie aufzunehmen, kann der erste der sie aufnimmt tun, was immer er will. Frieden kann nur ohne Blutvergießen aufrechterhalten werden, so lange jeder die Abkommen einhält. Um den Frieden zu erhalten muss jede einzelne Person in jeder aufeinander folgenden Generation – selbst, wenn der Krieg schon lange vergessen ist,  damit einverstanden sein, friedlich zu bleiben – für immer und alle Zeiten. Kein Straftäter oder Emporkömmling dürfte jemals, “Oder was sonst?” fragen, weil in einer wirklich gewaltlosen Gesellschaft die beste verfügbare Antwort darin besteht, dass man sagt “Andernfalls werden wir nicht mehr denken, dass du eine sehr nette Person bist und wir werden nicht mehr mit dir teilen.” Unser Unruhestifter hat dann die Freiheit zu antworten, “Das ist mir egal, mich stört das nicht. Ich nehme mir einfach was ich will.

Ist Gewalt ist die ultimative  Antwort auf die Frage, “Oder was sonst?

Gewalt ist der Goldstandard, die Reserve, die die Ordnung garantiert. Tatsächlich ist sie besser als ein Goldstandard, weil Gewalt einen universalen Wert hat. Gewalt überschreitet die Marotten von Philosophie, Religion, Technologie und Kultur. Leute sagen, dass Musik eine universale Sprache ist, aber ein Schlag ins Gesicht schmerzt immer gleich, egal was für eine Sprache du sprichst, oder welche Musik du bevorzugst. Wenn du in einem Raum mit mir gefangen bist und ich ein Rohr nehme und so tue als wollte ich dich damit schlagen, dann wird unabhängig davon wer du bist, dein Affengehirn sofort verstehen “oder was”. Und dadurch wird eine bestimmte Ordnung erreicht.

Das praktische Verstehen der Gewalt für das menschlichen Leben und die menschliche Ordnung so grundlegend, wie die Vorstellung, dass Feuer heiß ist. Sie können es verwenden, aber Sie müssen es respektieren. Sie können dagegen handeln, und Sie können es manchmal kontrollieren, aber Sie können es  nicht einfach weg wünschen. Wie ein Waldbrand ist Gewalt manchmal überwältigend, und du wirst nicht wissen, dass sie kommt, bis es zu spät ist. Manchmal ist sie größer als du. Frage die Cherokee, Inka, Romanovs, die Juden, die Konföderierten, die Barbaren und die Römer. Sie alle wissen “Oder was sonst.

Die grundlegende Feststellung, dass Ordnung Gewalt erfordert, ist keine Offenbarung, aber für einige scheint es eine zu sein. Die einfache Erwähnung kann bei manchen Leuten einen Schlaganfall auslösen und manche werden wütend versuchen, es mit allen Sorten von verworrenen und hypothetischen Argumenten zu bestreiten, weil es nicht „sehr nett“  klingt. Aber etwas muss nicht „nett“  sein, um wahr zu sein. Wirklichkeit verbiegt sich nicht, um sich an Fantasie oder Empfindsamkeit anzupassen.

Unsere komplexe Gesellschaft verlässt sich in einem solchen Ausmaß auf die durch ihre Vertreter  ausgeübte Gewalt, dass viele Durchschnittsmenschen im privaten Bereich durch das Leben wandern können, ohne Gewalt wirklich verstehen zu müssen oder tiefer über sie nachzudenken, weil wir von der Gewalt entfernt wurden. Wir können es uns leisten, Gewalt als ein entferntes, abstraktes Problem wahrzunehmen, das durch hoch gesinnte Strategie und soziale Programmierung gelöst wird. Wenn die Gewalt anklopft, dann greifen wir einfach zum Telefon und die Polizei kommt, um die Gewalt „zu beenden“. Wenige Bürger nehmen sich wirklich Zeit, um darüber nachzudenken, dass das was wir im Wesentlichen tun darin besteht, einer bewaffneten Bande Schutzgeld zu bezahlen, damit sie kommt und rechtmäßige Gewalt in unserem Sinne ausübt. Wenn diejenigen, die Gewalt für uns ausüben friedlich erlebt werden,  machen die meisten von uns sich nicht klar und erkennen nicht den Zusammenhang, dass der Grund, dass ein Täter sich festnehmen lässt darin besteht, dass der Beamte eine Pistole an seiner Hüfte trägt und dass dies impliziert, dass er von dieser Gebrauch machen und den Täter niederschießen wird, und dass der Beamte sogar die Erlaubnis hat ihn zu töten, wenn er sich bedroht fühlt.  D. h. wenn er, der Täter, als eine Bedrohung der Ordnung erachtet wird.

Es gibt in den Vereinigten Staaten etwa  zweieinhalb Millionen inhaftierte Menschen. Mehr als neunzig Prozent von ihnen sind Männer. Die meisten von ihnen haben sich nicht freiwillig ins Gefängnis gebracht. Die meisten von ihnen versuchen nicht, nachts zu flüchten, weil es jemanden in einem Wachturm gibt, der bereit ist, auf sie zu schießen. Viele sind „gewaltlose“ Übertreter. Fußballmamas, Buchhalter, Berühmtheitsaktivisten und  Freilandvegetarier, alle die  ihre Steuergelder zahlen, geben via Bevollmächtigung Milliarden über Milliarden aus, um eine bewaffnete Regierung zu füttern, die Ordnung durch Gewalt aufrechterhält.

Erst wenn unsere bestellte Gewalt nicht bestellter Gewalt weicht, wie z.B. bei dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung nach einer Naturkatastrophe, werden wir gezwungen wahrzunehmen,  wie sehr viel wir uns auf diejenigen verlassen, die die Ordnung durch Gewalt aufrechterhalten. Leute plündern, weil sie es können und töten, weil sie denken, dass sie deswegen nicht verfolgt werden. Sich mit Gewalt zu befassen und gewalttätige Männer zu finden, die dich vor anderen gewalttätigen Männern schützen werden, wird dann plötzlich eine sehr reale und drückende Sorge.

Ein Freund hat mir einmal eine Geschichte über ein Ereignis erzählt, über das  ein Familienfreund berichtet hat, der ein Polizist war und ich denke, dass es die Sache auf den Punkt bringt. Einige Teenager hingen in einem Einkaufszentrum herum,  außerhalb einer Buchhandlung. Sie blödelten herum und sprachen mit einigen Polizisten, die herumlungerten. Der Polizist war ein relativ großer Kerl, nicht jemand, mit dem du dich würdest anlegen wollen. Eines der Kinder hat dem Polizisten gesagt, dass es nicht einsieht, warum die Gesellschaft die Polizei benötigt.

Der Polizist beugte sich vor und sagte dem spindeldürren Kind, “hast du  irgendwelche Zweifel, dass ich dir deine Arme brechen und dir dieses Buch wegnehmen könnte, wenn ich dazu aufgelegt wäre?”

Der Teenager, der offensichtlich durch die Brutalität der Aussage erschüttert war, sagte „Nein“.

“Deshalb brauchst du Polizisten, Kind.”

George Orwell schrieb in  “Notes on Nationalism” [dt. Anmerkungen über den Nationalismus] , dass für den Pazifisten die Wahrheit, dass ” Diejenigen, die der Gewalt ‘abschwören’, dies nur tun können, weil andere sich in ihrem Interesse zur Gewalt verpflichten”, zwar offensichtlich, aber unmöglich zu akzeptieren ist. Viel Unvernunft  entsteht durch die Unfähigkeit, unser passives Vertrauen auf Gewalt zu unserem Schutz zu akzeptieren. Eskapistische Fantasien in der Art von John Lennons „Imagine“ verderben unsere Fähigkeit, die Welt so zu sehen wie sie ist und ehrlich zu uns selbst zu sein im Bezug auf die Natürlichkeit der Gewalt für das menschliche Tier. Es gibt keine Beweise, die die Behauptung untermauern, dass der Mensch ein von Natur aus  friedliches Wesen ist. Es gibt bedeutende Beweise, um die Behauptung zu stützen, dass Gewalt immer ein Teil des menschlichen Lebens gewesen ist. Jeden Tag graben Archäologen einen anderen primitiven Schädel aus, der Schäden durch von Waffen oder stumpfe Krafteinwirkung zeigt. Die allerersten Gesetze waren schockierend grausig. Wenn wir uns heute weniger bedroht fühlen, wenn wir uns fühlen, als ob wir in einer gewaltfreien Gesellschaft leben würden, so ist das nur, weil wir so viel Macht über unser tägliches Leben an den Staat abgetreten haben. Manche nennen das Vernunft, aber wir können es genauso gut Faulheit nennen. Eine gefährliche Faulheit, wie es scheint in Anbetracht dessen,  wie gering das Vertrauen der meisten Menschen in die Politiker geworden ist

Gewalt kommt nicht durch Kinobesuche, Videospiele oder die Musik. Gewalt kommt von Menschen. Es ist an der Zeit, dass die Leute von ihrem 1960er Jahre Nebel aufwachen und anfangen, im Bezug auf die Gewalt wieder ehrlich zu sein. Menschen sind gewalttätig, und das ist in Ordnung. Man kann das nicht durch Gesetze und Herumreden aus der Welt schaffen. Gestützt auf die verfügbaren Beweise gibt es keinen Grund zu glauben, dass ein Weltfrieden jemals erreicht wird, oder dass Gewalt jemals „gestoppt“ werden kann.

Es ist Zeit, damit aufzuhören und sich Sorgen zu machen und es ist an der Zeit, die Streitaxt lieben zu lernen. Die Geschichte lehrt uns, dass, wenn wir das nicht tun, es dann  jemand anderes tun wird.

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Ursprünglich publiziert auf Arthur’s Hall of Viking Manliness (now offline), 11. November 2010.

Ins Deutsche übersetzt von Christoph Becker, 5.4.2015

 




Zahnzusatzversicherungen

Patienten fragen mich oft, was ich als Zahnarzt von einer Zahnzusatzversicherung halte.  Die kurze Antwort: Nichts. Die längere Antwort und Begründung:

Der Sinn einer Versicherung aus der Sicht eines vernünftigen Einzelnen besteht darin, zufällig und selten auftretende , im Schadensfall für den Einzelnen katastrophale Schäden finanziell abzusichern. Ein klassisches Beispiel für eine sinnvolle Versicherung ist die Versicherung von Häusern gegen Feuer.

Die Versicherung ist dabei ein Dienstleistungsunternehmen, das von einer Vielzahl von Versicherten Prämien einsammelt und damit dann den wenigen, die das Pech haben, dass ihr Haus abbrennt, den finanziellen Schaden zu ersetzen. Eine Versicherung ist also ein Unternehmen, das Geld einsammelt und dann an diejenigen, bei denen ein versicherter Schaden aufgetreten ist UND an die Vertreter, Mitarbeiter, Direktoren, Aufsichtsräte und Aktionäre der Versicherung UND an die Versicherungsbetrüger UND via Versicherungssteuer auch den Staat umverteilt. Im zahnärztlichen Bereich bezahlen die um ihre Zahngesundheit bemühten Versicherten dann außerdem die Schäden, die unnötig bei jenen entstehen, die sich weniger oder nicht um die Erhaltung ihrer Zahngesundheit bemühen, etwa auch, weil sie ja versichert sind.

Der gesunde Menschenverstand sollte also jedem sagen, dass eine Versicherung in der Regel grundsätzlich deutlich weniger Geld für Versicherungsschäden an ehrliche, um Schadensvermeidung oder Minimierung bemühte Versicherte auszahlt, als sie an Versicherungsprämien von den Versicherten kassiert.

Vernünftigerweise wird man daher nur Versicherungen abschließen, um sich gegen Schäden zu versichern, die

  • selten sind UND
  • zufällig bzw. im Einzelfall nicht vorhersehbar sind UND
  • im Schadensfall so groß sind, dass man sie nicht selber bezahlen kann UND
  • deren Bezahlung nicht aufschiebbar ist

Eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen ist meines Erachtens vor diesem Hintergrund unvernünftig, weil

  1.  Schäden an Zähnen eher häufig und zumindest für erfahrene Zahnärzte absehbar sind und daher ganz sicher nicht zufällig auftreten.
  2. Wenn ein Schaden an Zähnen auftritt, dann kann dieser in aller Regel AUCH einfach und preiswert behoben werden. Auf teure oder gar sehr teure zahnärztliche Behandlungen kann man problemlos verzichten oder man kann sie “einfach so” oder mit Hilfe sehr preiswerter provisorischer Lösungen nahezu beliebig aufschieben. Das heißt man kann für eine zahnärztliche Behandlung auch sparen.

Zahnzusatzversicherungen und überhaupt die Versicherung von Zahnersatz und teuren zahnärztlichen Behandlungen schaden meines Erachtens nur den Versicherten und Patienten.

Es sollte zu denken geben, dass in solchen an sich sehr sozialen und wohlhabenden Ländern wie Norwegen und Dänemark der Zahnersatz von den Patienten komplett selber bezahlt werden muss und auch nicht an Gebührenordnungen gebunden ist. Das heißt, der ganze bürokratische Aufwand für Antragstellung, Erstellung, Überarbeitung, Ausnutzung und Überwachung der Gebührenordnung und der anhand dieser erstellten Rechnungen, mit alle den damit beschäftigten Beamten, Funktionären, Versicherungen und Sachbearbeitern wird in diesen Ländern eingespart.

29. März 2015

Christoph Becker




Die Energiewendeillusion

Die Diskussion über die “Energiewende” erweckt den Anschein, dass die Bundesrepublik auf “Erneuerbare Energien” umgestellen würde, und dass damit die Aufrechterhaltung oder gar Weiterentwicklung unserer Zivilisation gesichert würde. Die Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache. 2014 betrug alleine der Anteil der fossilen Brennstoffen in Deutschland 80,1 % (gegenüber 81 % im Vorjahr), einschließlich Kernenergie waren 88,2 % im Jahr 2014 nicht erneuerbar. 0,7 % wurden netto an Strom importiert, und nur 11,1 % der insgesamt verbrauchten Primärenergie waren zumindest auf den ersten Blick “erneuerbar”, gegenüber 10,5 % im Vorjahr. Bei den “erneuerbaren” Energien dürften aber noch die Anteile an nicht erneuerbaren Energien fehlen, für die in Herstellung, Transport und Instandhaltung der Anlagen und deren Bauteilen, jenseits der deutschen Grenzen angefallen sind. Außerdem fehlen noch die Energieaufwendungen für die Entsorgung der insgesamt noch sehr jungen “erneuerbaren” Energieträger. Auch bei der Entsorgung der Anlagen für die Erzeugung von Energie aus “erneuerbaren Energieträgern” wird man in erster Linie auf die nicht erneuerbaren fossilen Energieträger angewiesen sein. Soweit es sich bei erneuerbaren Energieträgern um landwirtschaftliche Produkte handelt, dürften Schäden an den Böden und andere Umweltschäden, etwa durch Monokulturen noch nicht berücksichtigt sein. Soweit es sich bei erneuerbaren Energieträgern um Wasserkraft handelt, muss man sich fragen ob und wie weit der Bau der teilweise schon sehr alten Staumauern und Kraftwerke und auch Energie für die Beseitigung der Verschlammung  bzw. Versandung der Stauseen berücksichtigt wurde. Um Staumauern zu bauen und auch den im Laufe der Zeit sich ansammelnden Sand und Schlick aus Stauseen zu entfernen benötigt man ebenfalls in aller erster Linie fossile Energieträger.

Link für Primärenergiedaten: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

Ein interessanter Aspekt der fossilen Energieträger ist, dass es sich dabei letztlich um das tief in der Erde sicher gespeicherte Produkt von Pflanzen handelt, die  den Ursprünglich sehr hohen CO2-Gehalt der Atmosphäre reduziert, den Sauerstoffgehalt der Luft gesteigert und damit das Leben überhaupt erst möglich gemacht haben. Das ist so etwas sehr vereinfacht. Aber insgesamt ist es schon so, dass der moderne Mensch seit Beginn der industriellen Revolution, wie die den Alkohol produzierenden Bakterien in einem Weinfass, seine heute die ganze Welt umfassende Umwelt  im überschwänglichen Nutzen der zuerst phantastischen,  zu  massenhafter Vermehrung einladenden Umweltbedingungen nutzt und dabei diese Umwelt zwangsläufig so zu seinem Nachteil verändert, dass ein Massensterben unvermeidbar wird.  Im Gegensatz zu den Bakterien im Weinfass, kann der Mensch allerdings auch lesen, nachdenken und durchaus überlegt und vorausschauend handeln.

Je länger wir uns Illusionen wie der von der Energiewende hingeben, je schrecklicher größer wird der spätere Zusammenbruch und je schlechter werden die Lebensbedingungen danach.

Was die Lage noch verkompliziert ist, dass wir nicht alleine auf der Welt leben, sondern dass da auch noch andere Völker sind, die wir auf den Geschmack gebracht haben, den Energie- und Umweltverbrauch rasant zu steigern und die nicht mehr zurück können, etwa weil sie, wie China, noch einige hundert Millionen arme Menschen haben, denen ihre Regierung die Segnungen westlichen Lebensstils sicherlich mehr gönnt und eher sichern wird als den Europäern und Amerikanern.

Kelberg, den 26. März 2015

Christoph Becker

 

 




Vorbereitung auf Großschadenslagen

In den Gemeindemitteilungen meines Dorfes vom 20.3.2015 findet sich ein Artikel über die Vorbereitung auf Großschadenslagen in meinem Landkreis. Die Technische Einsatzleitung (TEL), bestehend aus “Freiwilligen Helfern und Führungskräften der Feuerwehren, des DRK, der Polizei und des THW” sucht damit neue Mitglieder “aus den Reihen der Feuerwehr, des DRK oder anderen Hilfsorganisationen” . Es heißt, die TEL des Landkreises dient dem Landrat bzw. dem von ihm beauftragten Kreisfeuerwehrinspektor als Unterstützung bei operativ-taktischen Führungsmaßnahmen bei lang andauernden, weiträumigen Gefahrenlagen und bei überörtlichen Großschadenslagen im Landkreis. Die Aufgabe der TEL im Falle eines Großschadensereignisses sei es, gemeinsam mit den Einheiten und Rettungskräften vor Ort und dem Verwaltungsstab des Landkreises abzuarbeiten und eine Zielgerichtete Koordination aller Einsatzkräfte vor Ort zu ermöglichen.

Weiter oben, am Anfang des Artikels, steht ferner, “Um Großschadenslagen besser beherrschen zu können, bedarf es einer effektiven Führungsstrategie”.

Nun, Großschadenslagen und die Frage wie man diese besser oder überhaupt beherrschen kann sind eines der zentralen Themen meines Weblogs www.freizahn.de, weshalb mich der Artikel zu einer Spontanen Antwort motiviert hat.

In der Tat, “Um Großschadenslagen besser beherrschen zu können, bedarf es einer effektiven Führungsstrategie”, aber für die Schadensgröße und Opferzahl entscheidend ist zumindest bei richtig heftigen Großschäden in aller erster Linie die Effektivität und Qualität der Führung in der Zeit vor dem Eintreten des Großschadens.  Es kommt darauf an die Resilienz, also die Widerstandskraft und Zahl der möglichen Optionen, Ausweichmöglichkeiten und Reservekapazitäten der Bevölkerung im Vorfeld möglicher Großschäden zu optimieren.  Dazu sind zunächst Aufklärung des Führungspersonals ebenso wie der Bevölkerung nötig.  Dazu gehören:

  • Übersicht über mögliche Großschäden und deren Folgen, wenn sie hier und heute eintreffen würden.
  • Sich bewusst machen, das das menschliche Gehirn leider von der Evolution so gestaltet wurde, dass es in der Regel die Wahrscheinlichkeit kleiner, eher häufig vorkommende Gefahren krass überschätzt und die Wahrscheinlichkeit eher seltener aber dafür katastrophaler Schäden krass unterschätzt. Sehr viele haben z.B. eine (meines Erachtens völlig unsinnigen) Zahnzusatzversicherung und fast jedes Dorf hat eine Feuerwehr, aber für EMP-Angriffe (vermutlich DAS Ereignis in der Anfangsphase des aus verschiendenen Gründen wohl unvermeidlichen 3. Weltkrieges), schwere Sonnenstürme (die es garantiert wieder geben wird), gezielte, großflächige konventionelle Angriffe auf die Stromversorgung (z.B. durch Terroristen, oder durchHackerangriffe und Spezialeinheiten) oder einen Zusammenbruch des Welthandels (z.B. durch Krieg, Seuchen oder einen Kollaps des Finanzsystems), gibt es so gut wie keine auch nur annähernd ausreichenden Vorkehrungen.
  • Erkundung und Übersicht über von Möglichkeiten zur Verbesserung der Resilienz der Bevölkerung auch bei extremen Großschadensfällen.

Mein erster Vorschlag wäre daher allen Mitgliedern der lokalen Feuerwehren, des DRK, der Polizei und des THW und ganz sicher allen Mitgliedern der TEL und auch dem Landrat selbst ein Exemplar des Romans One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstschen zu geben und sich vielleicht gemeinsam den Film Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout. anzusehen.

Für diejenigen mit ausreichenden Englischkenntnissen wären auch die Filme America’s Cities Movie  und Urban Danger interessant.

Wer meint das sei alles übertrieben wird seine Meinung vielleicht ändern wenn er/sie auf meiner Webseite mit den Suchbegriffen Tainter und Catton sucht und z.B. die damit zu findenden, von mir übersetzten, Interviews mit diesen beiden Professoren ließt (Interview mit Prof. Tainter, Interview mit Prof. Catton).  Die gut lesbaren Bücher Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb und Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti könnten den Einsatzplanern ebenfalls helfen, ihre Tätigkeit “zum Wohl der Bevölkerung des Landkreises” zu optimieren.

Einige meiner konkreten Vorschläge zur Vorbereitung auf Großschadensfälle?

  • Feuerwehr, Polizei, Kreisverwaltung usw. sollten alte Kraftfahrzeuge und Notstromaggregate vorhalten, die noch ohne Elektronik auskommen. Benzin und Diesel dafür sollten in Tanks vorgehalten werden die ohne Strom und Elektronik nutzbar sind. Ebenso sollte man Ersatzteile vorhalten.
  • Die Bevölkerung sollte durch Informationsveranstaltungen und vielleicht auch durch Gründung entsprechender lokaler Vereine dazu angehalten werden selbst vor zu sorgen. Insbesondere sollten Lebensmittelvorräte privat und auch lokal von den Dorfgemeinschaften gemeinsam angelegt werden. Der Landkreis und die Verbandsgemeinden sollten jeweils zusätzliche Verkehrungen treffen.
  • Um langfristigen Großschadenereignissen angemessen vor zu beugen sollten Brachland, zur Aufforstung anstehende Gemeindewälder und zudem auch möglichst große Teile der derzeit aktiv genutzten landwirtschaftlichen Nutzfläche intelligent mit mehrjährigen, auch für die Ernährung der Bevölkerung brauchbaren Nutzpflanzen bepflanzt werden. Siehe dazu auch den Artikel Restaurierende Landwirtschaft. Das wäre auch extrem sinnvoll wenn man sich die Geschichte etwa der Eifel betrachtet und sich überlegt wie man die heute um ein vielfaches größere Bevölkerung in einer Zeit satt bekommen möchte in der es warum auch immer keine Benzin und keinen Diesel, keinen Strom, keine Ersatzteile für moderne Landmaschinen, kein Saatgut von fernen Zuchtbetrieben und Konzernen, keine industriell hergestellten Düngemittel und Pflanzenschutzmittel mehr gibt, oder in denen alle diese heute zum Überleben unerlässlichen Dinge unbezahlbar oder nur noch selten lieferbar sind.
  • Mit dem Biointensiven Gartenbau, bzw. Minifarming, etwa  nach John Jeavons gibt es eine weitere zusätzliche Möglichkeit um die Resilienz der Bevölkerung zu steigern.
  • Was ist mit der Sicherheit? Um zu verstehen dass es hier ein ziemlich extremes Problem geben könnte, sollte man  vielleicht erst den oben schon erwähnten Roman One Second After – Die Welt ohne Strom des Militärhistoriker William R. Forstschen lesen, der übrigens in Zusammenarbeit mit Sicherheitsexperten, sowie einen Polizeischef, einem Apotheker und eine Arzt entstanden ist, ihr gemeinsames berufliches Wissen für die Simulation des ziemlich ultimativen Großschadens eines mit drei Atomwaffen auf die USA ausgeführten, sogenannten EMP-Angriffe im Bezug auf die Kleinstadt Black Mountain im US-Bundesstaat North Carolina genutzt haben.  Den “Verbietet alle Legalen Waffen-Freaks” sei dazu noch der schon etwas ältere Roman The Price of Peace des ehemaligen amerikanischen Luftwaffenoffiziers Albert Clark empfohlen, der zeitweise übrigens auch in Büchel in der Eifel, also bei den “deutschen” Atombomben stationiert war. In Clarks Roman überrennen und erobern nicht nur  mit China verbündete, vereinte Arabische-Muslime Streitkräfte weite Teile Europas. Der auch von ihm für die USA vorgesehene, die Stromversorgung und moderne Elektronik zerstörende EMP-Angriff wird zudem davon begleitet, dass die Chinesen Waffen und Munition in amerikanische Städte geschmuggelt haben und dort an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen verteilen lassen, um so die USA durch deren eigene Bevölkerung bekämpfen zu lassen, was vor allem in den US-Bundesstaaten mit restriktiven Waffengesetzen zu extremen Verlusten führt. Das könnte und würde ein möglicher Angreifer natürlich auch in Europa tun. Schon heute verwenden Kriminelle in Frankreich offenbar vorzugsweise Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow, obwohl deren Besitz und Einsatz  natürlich auch in Frankreich verboten ist.
    Eine gute Lösung des Sicherheitsproblem könnten die Angebote bieten, die die Bundeswehr durch die Reservistenkameradschaften und die Reservistenarbeitsgemeinschaften macht. Nur damit könnte  man bei wirklichen Großschadensereignissen die Sicherheit gewährleisten oder ggf. wiederherstellen. Könnte wenn. Die Realität ist aber, dass ich,  als Zahnarzt mit 58 Jahren, offenbar das einzige Mitglied meiner Verbandsgemeinde im Reservistenverband meines Landkreises bin.  Womit ich natürlich auch der Einzige aus meiner Verbandsgemeinde mit über 7500 Einwohnern bin, der regelmäßig zum schießsportlichen Training einer Reservistenarbeitsgemeinschaft Samstags auf dem Bundeswehrschießstand meines Landkreises erscheint. Im Grunde, wenn die Menschen hier eine Zukunft haben wollten und sich auf die aus verschiedenen Gründen zu erwartenden Großschäden in den restlichen Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sinnvoll vorbereiten würden, müsste alleine meine Verbandsgemeinde eine eigene Reservistenkameradschaft mit einer eigenen RAG-Schießsport haben, die soviele Mitglieder hat, dass sie sämtliche Schießbahnen des lokalen Bundeswehrschießstandes an einem Samstag im Monat voll von morgens bis abends auslastet.

In dem Film America’s Cities Movie  (oder war es in  Urban Danger?) sagt einer der amerikanischen Sicherheitsexperten, dass größte Problem bei einer Katastrophe seien die Menschen, die auf den Staat seine Institutionen warten.  Ich möchte hinzufügen, dass es die sein werden, die bei einem richtig heftigen Großschaden vergeblich warten werden, während die heute allgegenwärtigen Drogen Fernsehen, Internet, Smartphone und vielleicht auch Rundfunk nicht mehr funktionieren und während anderseits die Nahrungsmittel und oft auch das Trinkwasser knapp werden und für viele (Mangels Vorräten) vielleicht nur noch Mittels Gewalt zu bekommen sind, während die Polizei völlig überfordert ist, eher nicht mehr kommt, und die Beamten vielleicht genug mit der Sicherung des Überlebens ihrer eigenen Familien beschäftigt sind.

Was in so einem Fall heute an Schrecklichem passieren wird muss nicht passieren, wenn sich auf solche Großschadenslagen rechtzeitig und sinnvoll vorbereitet. Die Zeit dafür ist vielleicht noch ausreichend vorhanden. Das Geld ist dafür ist dank der Zinspolitik der Zentralbank billig zu haben. Dass die Vorbereitung auch noch Spaß  machen, den Ärztemangel auf dem Land eben so wie Leerstände und sinkenden Immobilienpreise in den Dörfern wirksam begegnen und vielleicht auch noch den Tourismus ankurbeln kann, wären angenehme Nebeneffekte, die man noch als Belohnung dazu bekommen könnte.

Kelberg, den 19. März 2015

Christoph Becker

 




Neuere amerikanische Studie zum Thema EMP

Diese Studie besteht aus einer Serie umfangreicher technischer Berichte die am  Oak Ridge National Laboratory für die amerikanische Bundes-Netz-Agentur (FERC)  dank gemeinsammer Finanzierung durch das  amerikanische Ministerium für Energie und das  Ministerium für Innere Sicherheit erstellt wurden.  Sie wurde herausgegebem um eine Grundlage für das technische Verständnis darüber zu liefern, wie EMP-Bedrohungen sich auf das Stromversorgungsnetz auswirken. Metatech Corporation of Goleta, CA hat die Berichte unter der Leitung von Dr. Ben McConnell an der Gruppe für Strom- und Energiesysgteme am Oak Ridge National Laboratory erstellt.

Soweit die die Übersetzung des Acknowledgement of Support also der Anerkennung und Bestätigung der Unterstützung auf der Internetseite FERC EMP-GIC Metatech Reports 319-324.

Darunter sind auf diese Webseite eine 6-seitige Zusammenfassung für Führungspersonen (Executive Summary) und ingesamt 6 umfassende technische Berichte verlinkt.

Die Berichte sind offenbar in der Zeit um 2010 erstellt worden und damit neuer als der Bericht der EMP-Commssion, der damit allerdings nicht überflüssig wird, weil er sich auch umfassend mit der allgemeinen Auswirkung eines großflächigen Ausfalls der Stromversorgung und der Elektronik auf die Gesellschaft und deren allgemeine Infrastruktur befasst.  Ob und wie weit diese FERC EMP-GIC Metatech Berichte 319-324  bei  für die Sicherheit maßgeblichen Stellen irgendwo in Deutschland bekannt sind weiß ich nicht.  Interessant ist vielleicht auch, dass diesen Berichte neben Sonnenstürmen und dem Atomwaffenzündungen oberhalb der Atmosphäre auch andere, konventionelle Möglichkeiten zur gezielten Erzeugung von elektromagnetischen Impulsen zur Störung der Stromversorgung behandeln.

Die Englischkenntnisse der verantwortlichen Personen in Deutschland sollten in jedem Fall ausreichen um diese Berichte zu lesen und die Relevanz für die Sicherheit der Stromversorung in Deutschland und Europa zuerkennen, weshalb ich mir nicht die Mühe machen werde hier eine Zusammenfasung oder gar Übersetzung an zu fertigen.

Anzumerken ist noch, dass es sich letztlich um eine von der amerikanischen Regierung finanzierte Studie handelt. Unliebsamme Tatsachen und Ergebnisse könnten somit geschönt oder heruntergespielt worden sein, etwa weil die Regierung einerseits die Bevölkerung nicht beunruhigen will und weil die Regierung aus wahltaktischen Gründen zusätzliche Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen  möglichst gering halten möchte. Trotzdem sind diese technischen Berichte sehr interessant.

Kelberg, den 19.03.2015

Christoph Becker

 




Warum ich gegen Wölfe bin

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten die Wölfe die Eifel unsicher  und verursachten beträchtliche Schäden. In schneereichen Wintern  durchstreiften ganze Wolfsrudel die Wälder,  kamen bis in die Dörfer, rissen Hofhunde, drangen in die Ställe ein  und töteten das Vieh.

Mit diesen  soeben zitierten Sätzen beginnt  das Kapitel Die Bekämpfung der Wölfe  auf Seite 74 in dem Buch Notzeiten in der Eifel: Von der Hexenverfolgung bis zum Kriegsende an der Westfront
von Hans-Peter Schiffer.

Weiter liest man in diesem Buch:

Am 2. Mai 1816  wurde im Dreiherrenwald  bei Büllingen im Kreis Malmedy ein toter Mann gefunden,  an dem man deutliche Spuren von Tierbissen feststellte. Nachforschungen ergaben, dass der Lohgerberknecht Ägidius Baudingen aus Malmedy,   den man am 4. Dezember 1815 nach Schöneseiffen bei  Schleiden   geschickt hatte, im Walde von Wölfen überfallen worden war.

Am 1. Oktober 1816 wurde bei Kerpen  im Kreise Daun ein Müllerknecht, der zu nächtlicher Stunde vom Kerpener  Markt  auf dem Heimweg  ausruhte,  von einem Wolf am Kopf und im Gesicht erheblich verletzt. Den Bissen ist der Müllerknecht  nach qualvollen Wochen  am 20. November  im Krankenhaus in Koblenz erlegen.

Ebenfalls in der Nacht des 1. Oktober 1816 griff ein Wolf noch einen anderen Menschen an, der das Tier jedoch abwehren konnte. Als der Wolf am frühen Morgen bei Rockeskyll eine Rinderherde angriff, wurde er von einem Jäger erlegt.

Am Abend des 20. Juli 1815  raste ein Wolf durch die Fluren des Pellenzgebietes  bei Koblenz, zerriss Vieh und Hunde  und fiel mehrere Menschen an. Im Kreis Ahrweiler verletzte ein Wolf Kinder, Frauen und Männer.

In Koblenz stellte man am 26. September 1815 fest,  dass sieben Menschen an den Verletzungen  durch Wölfe gestorben waren. In einer Bekanntmachung hieß es: „Es wird jeder, der über Land reist oder zu Feld-  und anderen Arbeiten außerhalb gewohnter Orte geht, wohl tun sich mit irgendeiner Waffe, Lanze,  Heugabel  oder festem Knüppel zu versehen.

….

Abt  Regino von Prüm  erwähnt im Jahre 906  die alljährlich durchgeführten Bittgänge, die im Gebiet  des Erzbistums Trier  aufgrund eines Beschlusses  der Bischöfe  Galliens „zur ab Wendung der reißenden Wölfe“  eingeführt worden waren. Solche Bittgänge  hat man am  „kaalen (kalten) Mittwoch“  in der 3. Woche nach Ostern  bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehalten. Das Weistum von Keßeling (1395) und das von Kreuzberg an der Ahr (1518)   bestätigen das Vorkommen der Wölfe in diesen Eifelgegenden.

Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist heute um ein Vielfaches größer  als in der Zeit vor 1820.  Wie ich in meinem vorigen Blogbeitrag über elektronische Schlösser und EMP erklärt habe, ist es durchaus möglich, dass bei einem sogenannten EMP-Angriff  alle  oder ein großer Teil der Waffen  der Jäger unbrauchbar werden, weil die   Waffenschränke  oder auch die Waffen selbst  elektronisch gesichert sein könnten. Gleichzeitig würde es bei einem solchen Angriff  zu einer Hungersnot in Deutschland  und wohl auch in anderen  Teilen Europas  und  Nordamerikas  kommen, wie man sie in den letzten Jahrtausenden nicht erlebt hat.  Wölfe und Luchse bekämen ein fantastisches Nahrungsangebot,  insbesondere auch in Form von durch Hunger und Krankheiten geschwächten Menschen,  die auf der Suche  nach Essbarem in den Wäldern und auf Feldern umherirren würden.  Gleichzeitig würden Wölfe und Luchse Nutztiere und für den Verzehr  durch Menschen geeignetes Wild  reißen und damit die Zahl der Opfer der Hungersnot weiter steigern. Das große Nahrungsangebot  und der Ausfall  der Jäger  würde dann zu einer starken Vermehrung dieser gerade in Zeiten der Not auch für den Menschen gefährlichen  und schädlichen Raubtiere  führen, was die Schäden und die  Zahl  der diesen Raubtieren direkt oder indirekt zum Opfer fallenden  Menschen weiter erhöhen würde.

Dazu kommt, dass Wölfe und auch Luchse das Wild  in unserer ohnehin schon extrem dicht besiedelten Kulturlandschaft unnötig zusätzlich verängstigen und unter Stress setzen, wie Jäger berichten.  Dem Buch Unter Räubern: Zur Wirkung von Beutegreifern in Kulturlandschaften,  von Paul Müller, ist zudem zu entnehmen,  dass z.B. Luchse eben nicht – wie oft behauptet und vermutet wird – nur krankes Wild   reißen,  sondern jedes von seiner Größe her als Beute geeignetes Tier, das ihnen in den Weg kommt.

In der Jungen Freiheit Nr.  9/15,  vom 20.2.2015 stand unter der Überschrift Grüße aus Madrid, Der Wolf ist los! das Folgende:

In Spanien sind die Wölfe los. Fassungslos steht der Viehhirte Javier Colmenarejo aus San Mames, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Madrid, vor den zerfleischten Kadavern seiner Ziegen. „Noch vor ein paar Tagen hatte ich 250 Tiere, jetzt sind es 80 weniger. Schuld daran sind diese verdammten Wölfe. Sie haben sie nicht einmal aufgefressen, sondern in einem wahren Blutrausch getötet und dann liegengelassen“, sagt der stämmige Mann mit dem dichten Strubbelbart und dem wettergegerbten Gesicht.

Wie es nun weitergehe? Colmenarejo winkt resigniert ab. Jetzt werde er vermutlich seine kleine Käserei schließen müssen. Die überlebenden Tiere stünden derart unter Streß, daß sie kaum noch Milch geben würden. Eine Versicherung habe er leider auch nicht, die ihm den Verlust, den er mit allen anfallenden Kosten und Folgekosten auf rund 70.000 Euro schätzt, ersetzen würde. Und die staatlichen Hilfsmaßnahmen könne man ohnehin vergessen, so gering seien sie.

Miquel möchte seinen Lebensunterhalt nicht mit Entschädigungen bestreiten.

Auch sein Kollege Miquel aus dem nordwestlichen Asturien, dem ein Wolfsrudel kürzlich drei Schafe gerissen hat, greift höchst ungern auf staatliche Ausgleichszahlungen zurück: „Ich möchte meinen Lebensunterhalt nicht mit Entschädigungen bestreiten, sondern Tiere aufziehen und Käse machen. Es züchtet ja auch niemand Hunde, um sie später auf der Autobahn auszusetzen und plattfahren zu lassen.“

Seit die spanische Regierung in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein strenges Schutzprogramm für die Wiedereinbürgerung des Wolfes aufgelegt hat, hat sich deren Bestand rasant vermehrt. Heute wird er auf rund 3.000 Tiere geschätzt – sie leben vor allem in den weitgehend unberührten und kaum von Menschen besiedelten Landschaften Zentral- und Nordwestspaniens, inzwischen aber auch in Katalonien. Dort rissen, nur vierzig Kilometer von Barcelona entfernt, Wölfe mehrere Schafe. Genetische Untersuchungen ergaben, daß sie aus den italienischen Abruzzen stammen und über Südfrankreich nach Spanien einwanderten.

Mit der Zahl der Raubtiere sind auch die Übergriffe gestiegen. In der Provinz Castilla y León gab es allein zwischen 2007 und 2010 über 2.800 Rudelangriffe mit über 8.200 toten Schafen und Ziegen. In den vergangenen vier Jahren hat sich diese Zahl abermals drastisch erhöht. Nach Ansicht des lokalen Internetanbieters leonoticias.com ist die Situation „dramatisch“.

Wie man dem obigen Zitat entnehmen kann ist die Wiederansiedlung von Wölfen ein klarer Fall von Tierquälerei und ein vorsätzlicher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Weil Wölfe ihre Beute treiben und auch Herden in Panik versetzen können, wird die Wiederansiedlung von Wölfen, wie mir ein alter Schäfer gesagt hat, auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu Verkehrsunfällen etwa mit Kraftfahrzeugen oder Eisenbahnen führen.  Wölfe könnten damit auch indirekt Menschen töten oder schwer verletzen. Die Schäden könnten sehr hoch werden, etwa wenn Gefahrguttransporte verunglücken weil Wölfe eine Herde in Panik versetzen, zum Ausbrechen aus ihrer Umzäunung und damit dann entsprechende Unfälle verursachen. Zu erwarten ist auch, dass die Wölfe ähnlich wie heute schon Füchse und Wildschweine in Ortschaften und Städte vordringen wenn und weil sie herausfinden, dass sie dort sicher jagen können und besonders viel Futter finden.

Vor diesen Hintergründen bin ich aus Sicherheitsgründen und auch  aus Gründen des Tierschutzes,  gegen eine Wiederansiedlung von Wölfen und  Luchsen  in Deutschland  und ich bin dafür,  die  bereits wieder angesiedelten Wölfe und Luchse in ganz Deutschland scharf zu bejagen und zu vernichten.

Die Wiederansiedlung der von unsere Vorfahren aus sehr guten Gründen ausgerotteten Wölfe und Luchse in unserer Kulturlandschaft ist im Übrigen auch ein Beispiel für eine völlig unnötige Steigerung der Komplexität und damit auch des Kapital- und  Energieaufwandes unserer Gesellschaft. Damit wiederum bringt uns die Wiederansiedlung von Wölfen und Luchsen dem Zusammenbruch unserer Zivilisation näher, bzw. wird zu einem Beitrag zu diesem. Siehe dazu auch das Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften und den Beitrag Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen sowie auch das von mir übersetzte Interview mit dem Soziologen und Ökologen William Catton. Gründe für die Mehrbelastung der Umwelt und der Gesellschaft durch Wölfe und auch Luchse sind z.B.

  • der Aufwand für die Wiederansiedlung an sich
  • der Aufwand für zusätzliche Regelungen und Verordnungen sowie für deren Überwachung
  • der Aufwand für Entschädigungen, z.B. für Tierzüchter
  • der Aufwand für Sicherheitsvorkehrungen, den z.B. die Halter von Schafen und Ziegen treiben müssen.
  • der Aufwand für die Jagd und Bekämpfung von Wölfen und Luchsen, den spätere Generationen werden treiben müssen und auch die Schäden, die diese durch Wölfe und Luchse erleiden werden.

Politiker und Parteien, die sich für die Wiederansiedlung  von Wölfen und Luchsen  stark machen und gegen deren Bejagung aussprechen, sind meines  Erachtens  daher verantwortungslos, sadistisch und kurzsichtig und sie sollten auf gar keinen Fall wieder gewählt werden.

Wer sich um eine Verbesserung der Biodiversität und biologischen Vielfalt verdient machen will, könnte man sich vielleicht besser für eine Förderung der  Restaurierenden Landwirtschaft stark machen und sich  zudem im Sinne des oben erwähnten Buches  Unter Räubern: Zur Wirkung von Beutegreifern in Kulturlandschaften  von Paul Müller, für eine ganzjährige, scharfe Bejagung von Nahrungsopportunisten, wie Fuchs, Waschbär, Elster und Krähe einsetzen. Stattdessen werden für die Qualität des Bodens und die biologische Vielfalt nachteilige Monokulturen wie Mais und Raps gefördert. Außerdem werden die  für Hasen, Rebhühner und die zur Schädlingsbekämpfung wichtigen Singvögel nachteiligen Füchse, Elstern und Krähen  mit Schonzeiten und Jagdverboten verhätschelt und gefördert.

Wer sich um Verbesserung der Zukunftschancen Deutschlands ( und Europas) verdient machen will, könnte man vielleicht auch helfen die Komplexität unserer Gesellschaft zu reduzieren, solange wir das noch freiwillig und schonend können, statt sie mit so sinnfreien bis schädlichen Vorhaben wie der Wiederansiedlung von Wölfen und Luchsen weiter zu steigern. Siehe dazu insbesondere den Abschnitt Das Byzantinische oder Ostroemische Reich  in meinem Blogbeitrag  Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen, sowie meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen, den ich verfaßt habe, nachdem ich mir im Herbst 2014 die Klagen einiger Beamter verschiedener Fachrichtungen über den zunehmenden, oft lähmenden und kontraproduktiven Irrsinn der Vorschriften und Gesetze in diesem, unserem Land angehört und als Reaktion darauf Martin van Crevelds Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 aus dem Regal genommen und faziniert in einem Zug gelesen haben.

Nachtrag 31.10.2021:

Kelberg, den 15.3.2015, erweitert am 30.10.2021

Christoph Becker




Elektronische Schlösser und EMP

Was passiert eigentlich mit elektronischen Tresorschlössern und mit biometrisch gesicherten Waffen bei einem EMP-Ereignis bzw. bei einem EMP-Angriff?

Heute habe ich mit einigem Schaudern einen Vortrag  zum Thema Waffenrecht angehört. Demnach bereitet die EU ein Waffenrecht vor, das biometrische Sicherungen für legale Waffen vorsieht. Das ist noch düstere Zukunftsmusik.  Reale Gegenwart ist aber schon, dass dieselbe Professorin es als empfehlenswert ansieht, Waffen in Tresoren aufzubewahren, die mit elektronischen Zahlenschlössern gesichert sind.

Was passiert mit solchen Tresorschlösseren und mit biometrischen Waffensicherungen, wenn irgendwer eine Atomwaffe in 300 bis 400 km Höhe über der südlichen Nordsee oder dem englischen Kanal zündet, so dass der von der Kernwaffe erzeugte elektromagnetische Puls die Elektronik und die Stromversorgung u.a. in ganz Deutschland, bis hin zu den Alpen, und natürlich auch in einigen Nachbarländern zerstört (( Die Möglichkeit dass “irgendwer” so etwas tut verschwindet nicht dadurch, dass wir das nicht möchten oder unfair finden. Die Möglichkeit, dass so etwas passiert steigt vielmehr Jahr für Jahr durch ein ganzes Bündel von Problemen, von denen ich viele in Beiträgen auf meinen Blog hier angesprochen habe. Die Möglichkeit, dass wirklich “irgendwer” so einen Angriff tatsächlich durchführt, steigt zudem auch durch die zunehmende Maximierung unserer Verwundbarkeit durch solche Angriffe.  )) ?

Der ins Deutsche übersetzte Roman One Second After – Die Welt ohne Strom, von William R. Forstchen, auf den ich schon in meinem Beitrag Eine Sekunde danach hingewiesen habe, spricht Probleme mit elektronischen Sicherungen und Schlössern nicht an. Gleiches gilt für die andere Literatur, auf die ich in dem Beitrag Weitere Literatur zum Thema EMP hingewiesen hatte.

Konkret könnte eine verbreitete Verwendung von elektronischen Schlössern für Waffentresore und von den von der EU angestrebten biometrischen, und damit in der Praxis elektronischen Sicherungen von legalen Waffen dazu führen, dass das Waffenrecht dafür sorgen würde, dass ausgerechnet in der für die Bürger des Landes schlimmsten aller Fälle die legalen Waffen weitestgehend unbrauchbar würden, so dass die Bevölkerung kriminellen Elementen mit ihren von einem Ausfall der Elektronik nicht betroffenen, illegalen Waffen völlig schutzlos ausgeliefert wäre.  Inwieweit Polizei und Militär ebenfalls durch eine flächendeckende Zerstörung elektronischer Schlösser und Sicherungen faktisch entwaffnet würden, ist die Frage. Ich gebe hier zu bedenken, dass nach einem EMP-Angriff auch elektrische betriebenen Werkzeuge wie Bohrmaschinen und Plasmaschneidbrenner, mit denen man die Tresore öffnen könnte, nicht mehr funktionieren würden.

Ferner gebe ich zu bedenken, dass der amerikanische Luftwaffenoffzier Albert Clark in seinem Roman The Price of Peace die hinter einem EMP-Angriff auf die USA stehenden Chinesen in großem Umfang Handfeuerwaffen an gewaltbereite Gruppen in den amerikanischen Städten verteilen lässt, um das Chaos und die Gewaltorgien, die nach so einem EMP-Angriff zu erwarten sind, noch weiter zu verstärken.  Mit so etwas sollte man vorsichtshalber auch in Europa rechnen und man sollte bedenken, dass ein EMP-Angriff auch alle elektronischen Kommunikationsmittel der Behörden zerstören würde.  Die Behörden würden praktisch von einer Sekunde auf die andere stumm und taub und sie würden ihr elektronisches Gedächtnis verlieren. Man bedenke auch, dass eine Reparatur der Stromversorgung und der elektronischen Infrastruktur nach einem solchen Angriff, wegen der extremen Größe des Schadens, so gut wie ausgeschlossen ist und zumindest viele Jahre benötigen würde.

Das zwar gut gemeinte, vorgeblich zum Schutz der Bürger geschaffene Waffenrecht, könnte und würde in mehrfacher Hinsicht das Leben unzähliger Bürger kosten. In mehrfacher Hinsicht, weil es ohnehin auch vor dem EMP-Angriff schon die Verfügbarkeit und Potenz der legalen Waffen reduziert hat und dann auch, weil es für vermeintlich die Bürger besser schützende elektronischen Schlösser gesorgt hat, die bei dem EMP-Angriff aber die legalen Waffen mehr oder weniger umfassend aus dem Verkehr ziehen und die Bevölkerung weitestgehend zum Spielball der Mordlust und Willkür der Besitzer illegaler Waffen machen würde.

Man gedenke an das Massaker, das der Norweger A. B. Breivik mit nur einem einzigen Gewehr und einer Pistole unter den unbewaffenten Menschen auf der Insel Utoya angerichtet hat. In etwas über einer Stunde hat er  dort 69  Menschen getötet und mindestens 110 verletzt.   Unter den Verletzten waren 55 Schwerverletzte.  Wenn keine Polizei gekommen wäre, wären noch viel mehr Menschen umgebracht worden.  Man stelle sich  nun vor, dass Stromversorgung und Elektronik in ganz Deutschland und in weiteren Teilen Europas von einer Sekunde auf die andere weitestgehend zerstört sind und dass Banden mit halb oder sogar vollautomatischen Waffen, die die Angreifer per organisierter Kriminalität oder durch Abwürfe aus der Luft ins Land gebracht haben,  plündernd und mordend durch das Land ziehen.  Man stelle sich vor, dass Massaker wie in Utoya eben nicht nur von einem Einzelgänger, sondern wie z.B. in dem Roman One Second After – Die Welt ohne Strom, oder auch wie in dem Buch Zeit der Macheten: Gespräche mit den Tätern des Völkermordes in Ruanda von Jean Hatzfeld, von gut organisierten Banden durchgeführt werden. Sehr informativ in diesem Zusammenhang ist auch das Buch Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist  (( hier ein Link auf eine Buchkritik: http://www.inkultura-online.de/sorg.html )) von Eugen Sorg. Das nüchterne Fazit von Eugen Sorg ist, dass  man die Existenz dieser “Lust am Bösen” besser nicht leugnen oder verdrängen sollte, wie man dies heute oft tut, sondern dass man sich mit der Realität ihrer Existenz abfinden und sich darauf einstellen sollte. Was gegen diese “Lust am Bösen” hilft ist letztlich nur Abschreckung und wenn diese nicht mehr funktioniert, der Wille und die Fähigkeit ihr derart mit Gewalt begegnen zu können.  Es ist eine Ironie der Geschichte, dass letztlich das eigentlich zum Schutz der Bürger vor Gewalttaten gedachte und geschaffene deutsche Waffenrecht mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bürger zu Opfern von Gewalttaten und auch von Gewaltorgien und Massakern machen wird.  Elektronische Schlösser für Waffenschränke und die von der EU, aber auch von vielen Deutschen zum Schutz vor Gewalt geforderten biometrischen, und damit letztlich elektronischen, Waffensicherungen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen.

Das deutsche Waffenrecht, und auch das, was die EU-Bürokratie und manche gut meinenden deutsche Politiker gerade an weiteren “Verbesserungen” planen, könnte am Ende sehr krass zum Entsetzen der Bevölkerung bewahrheiten, was der emeritierte Professor für Soziologie und Ökologe, Dr. William R. Catton am Anfang des Vorwortes zu seinem  2009 erschienen Buches Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse (dt.  Übersetzung vielleicht am Besten Flaschenhals: Das näher kommende Nadelöhr der Menschheit.) schreibt:

“Steh nicht einfach da, tu was!”  das ist eine Empfindung, die Menschen haben wenn sie mit einem ernsten Problem konfrontiert werden.  Aber es kommt manchmal vor, dass das was getan wird, kontraproduktiv ist –  dass es die Lage verschlechtert und nicht verbessert, vielleicht sogar drastisch  verschlechtert. Das Buch, das Sie zu lesen begonnen haben, soll davor warnen, dass die Menschheit heute mit einer Situation konfrontiert ist, wo die Dinge, die wir wahrscheinlich tun werden, wie wir es  in Problemsituationen erwartungsgemäß tun, unsere tatsächliche, aber regelmäßig falsch verstandene  Zwangslage sehr viel verschlimmern  werden.

Kelberg, den 14. März 2015

Christoph Becker




Restaurierende Landwirtschaft

Restaurierende Landwirtschaft  ist eine  Art  Permakultur. Man kann sie als eine vielfältige, intelligente Mischung aus  biologischer Landwirtschaft  mit Ackerbau und Viehzucht, Forstwirtschaft,  Gartenbau, Naturschutz und Wasserwirtschaft verstehen.  In der  135-minütigen Videodokumentation Restoration Agriculture in Practice: Video Tour & Instruction  zeigt Mark Shepard  was er aus seiner 42  Hektar  großen Farm  in 18 Jahren  aus einem ehemaligen Maisfeld, mit damals nur noch dünner Mutterbodenschicht gemacht hat.  Das Ergebnis, seine New Forest Farm, NewForestFarm1ist ein enorm vielfältiges, sehr fruchtbares, biologisches  System mit weitestgehend mehrjährigen Nutzpflanzen. Einige weitere Bilder gibt es in folgenden Internetarchiv: web.archive.org/web/20161112051852/http://newforest.farm/gallery/

Übersetzung der Kurzbeschreibung unter  About (dt. Über)  von der Webseite der Farm (Stand 14. August 2016 , und an diesem Tag in den ursprünglichen Artikel eingeschoben):

Von der Familie Shepard gegründet und über 20 Jahre bewirtschaftet, ist  das Land der New Forest Farm eine der ambitioniertesten,   großformatigen Umwandlungen einer zuvor degradierten Maisfarm  in  ein  landwirtschaftliches System mit mehrjährigen Pflanzen.

Das Land versucht das Biom der Eichen-Savanne nachzuahmen. Bäume, Sträucher, Weine, Schilf, mehrjährige Pflanzen und Pilze sind in Assoziation miteinander gepflanzt und Lebensmittel, Treibstoff, Medizin und Schönheit zu produzieren.  Haselnüsse, Kastanien und Walnüsse, Äpfel und  Johannisbeeren sind die hauptsächlichen  Gehölze und sind entlang einem von vom  Keylinesystem  (Hauptlinensytem) inspirierten Wassermanagementmuster gepflanzt.

Zwischen den fruchttragenden Gehölzen,  befinden sich   Grasstreifen auf den oft Kühe, Schweine, Truthühner, Schafe oder Hühner weiden.  Diese Systeme  bauen den Mutterboden auf, halten das Wasser ,  squestrieren Kohlenstoff (lagern im Boden Kohlenstoff ein), diversifizieren das Habitat (den Lebensraum) und kultivieren das Menschsein und unsere Ökologie.  …..

New Forest Farm ist eine  geplante Umwandlung einer  typischen Maisfarm  in ein  kommerzielles ,  mit mehrjährigen Pflanzen arbeitendes landwirtschaftiches Ökosystem, ……

Die Farm  wird vollständig mit Solarenergie und  Wind betrieben und  die  Landmaschinen  werden mit lokal produzierten Biokraftstoffen betrieben, die nicht  der menschlichen Nahrungskette entnommen  werden.

Er  betreibt nun (Dez. 2015) die Firma Forest Agriculture Enterprisesdie hauptsächlich Setzlinge verschiedener Strauch- und Baumarten anbietet.  Jäger und Naturschützer  (( Restaurative Landwirtschaft ist mit den Augen eines Jägers gesehen traumhaft. Wo heute öde, umweltschädliche, und für viele Wildarten ungünstige Monokulturen das Landschaftsbild prägen, erhielte man eine Biodiversität und Äsungs- und Deckungsmöglichkeiten sowie eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Feuchtbiotope, wie man dies vielleicht noch nie in Deutschland hatte, seit hier Menschen in großer Zahl siedelten  )) dürften sich für diese revolutionäre Form der Landwirtschaft ebenso begeistern können wie Bürger, die eine gesunde Ernährung wünschen (( an die Stelle teurer, für Umwelt und Gesundheit u.U. schädlichen Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln tritt  bei der Restaurativen Landwirtschaft  eine intelligente Nutzung der Biodiversität. Durch eine Optimierung einer vielfältigen Nutztierhaltung und das Zusammenspiel verschiedener Pflanzen und Tiere werden Krankheiten und Schädlinge begrenzt  )) und wie   verantwortungsbewusste, vorausschauende Politiker, Katastrophenschutzplaner ((bei einem Zusammenbruch der elektrischen oder/und elektronischen Infrastruktur oder wichtiger Importe wäre es von sehr großem Vorteil, wenn man lange genug vorher einen möglichst großen Teil der Landwirtschaft auf Restaurative Landwirtschaft umgestellt hätte. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist inzwischen vielleicht zu groß, um bei Katastrophen und in Kriegszeiten, und auch bei einem wodurch auch immer verursachten langfristigen Ausfall der Versorgung mit Erdölprodukten, alle Bürger mit Nahrung zu versorgen, aber eine rechtzeitige Umstellung auf Restaurative Landwirtschaft würde die Möglichkeiten zur Versorgung  der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und auch mit Holz drastisch verbessern )) und Militärs (( Restaurative Landwirtschaft bietet militärisch gesehen folgende Vorteile: 1. Die Versorgung der Bevölkerung, etwa nach einem in der ersten Phase eines neuen Weltkrieges zu erwartenden HEMP-Angriffs wäre drastisch verbessert (Überlegungen in den USA gehen bei einem solchen Fall davon aus, dass binnen eines Jahres bis über 90% der Bevölkerung sterben, wobei Hunger und durch Hunger ausglöste Gewalttaten zu den wichtigsten Ursachen zählen dürften. Restaurative Landwirtschaft würde, weil sie auf mehrjährige Pflanzen setzt, die Versorgungssicherheit verbessern und sie würde damit auch eine Schwächung der eigenen Verteidigungsfähigkeit und Kampfkraft reduzieren. 2. Restaurative Landwirtschaft schafft reichhaltige Deckung, weil sie reichlich Bäume und Sträucher hervorbringt. Man denke an die Schlacht im Hürtgenwald und man denke auch daran, dass in künftigen Kriegen Treibstoff und Material für große Panzerverbände und Luftüberlegenheit fehlen werden.  Die deutsche Landschaft mit reichlich mit guten Deckungsmöglichkeiten zu versehen, die  dazu dann auch noch selbst bei einem Totalausfall der landwirtschaftlichen Maschinen und des für das Funktionieren der Landwirtschaft heute zwingend notwendigen Nachschubs dezentral Nahrungsmittel für die Zivilbevölkerung und für die kämpfende Truppe liefern, sehe ich als wichtiges militärisches Argument für eine nähere Beschäftigung mit der Restaurativen Landwirtschaft, wie sie die hier vorgestellte DVD von Mark Shepard zeigt  )) . Denkbar ist auch, dass Waldbesitzer hier wertvolle Anregungen für die Optimierung der Nutzung ihrer Wälder finden (( Mark Shepard produziert auf seiner New Forest Farm neben Nahrungsmitteln nicht nur auch Holz,  sondern z.B. auch Pilze )) . Mark Shepard zeigt aber nicht nur, was Restaurierende Landwirtschaft leisten kann, sondern erklärt auch verständlich das Wie und Warum.

Die DVD  habe ich mir inzwischen schon 2 mal angesehen. Es ist traurig und bedrückend, wenn man dagegen die aktuelle landwirtschaftliche Wirklichkeit, etwa in der Eifel sieht, und wenn man bedenkt wie extrem und riskant die Abhängigkeit der Landwirtschaft von einer reibungslos funktionierenden Versorgung mit Strom, Diesel, Saatgut, Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und andern Industrieprodukten ist.

Leider ist sowohl die DVD als auch das das gleichnamige Buch von  Mark Shepard bisher nur in englischer Sprache verfügbar. Eine baldige deutsche Synchronisation bzw. Übersetzung wäre wünschenswert.

Hier abschließend die Übersetzung des Umschlagtextes der DVD-Verpackung:

Mark Shepard nutzt seine Erfahrung als Landwirt  und Ausbilder,  um die Vorteile eines permakulturellen  landwirtschaftlichen Systems zu untersuchen, das gleichzeitig unsere Umwelt  restaurieren und  unseren Nahrungsmittelbedarf decken kann. Permakultur erhält  Mutterboden,  stellt die Bodenfruchtbarkeit  wieder her und stärkt die natürliche Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten. In Restauration Agriculture in Practice, lädt Shepard die Zuschauer ein, sein System  auf seinem 42 Hektar  großen  landwirtschaftlichen Betrieb  in Aktion zu sehen.  Was einst eine die Umwelt belastende Monokultur  war, hat Shepards New Forest Farm  in ein blühendes, grünendes,   mehrjähriges Ökosystemen umgewandelt, das in der Lage ist,  Erträge nahrhafter  Hauptnahrungsmittel  zu liefern.

Shepard  führt  die Zuschauer  durch eine Tour auf seiner Farm und liefert dabei eine  tiefgehende einführende  Präsentation seiner einzigartigen Kombination  aus Permakultur, Silvoweide, Agroforstwirtschaft und Öko-Landwirtschaft.

Die Liste wichtiger Themen beinhaltet:

  • Biome und Fruchtwahl
  • Wassermangement
  • Keyline-Pläne in der Praxis (eine besondere, optimierte Art einer an die Geländeform angepassten Landnutzung)
  • Agro-Forstwirtschaft
  • Integration von Nutztieren
  • Pflanzenzuch

Mark Shepard leitet die Firma Forest Agriculture Enterprises und bewirtschaftet die New Forest Farm, ein 42 Hektar großes,   kommerziell  betriebenes,  hauptsächlich mehrjährige Pflanzen nutzendes landwirtschaftliches  Ökosystem  das ursprünglich ein konventionell  Mais anbauender Betrieb war. Mark ist zertifizierter Permakultur Designer und lehrt weltweit Agro-Forstwirtschaft und Permakultur. Er lebt mit seiner Frau Jen und seinen Söhnen Erik und Daniel in Richland County, im US-Bundesstaat Wisconsin.