Kriegsängste, Energiepreise, Nationalismus und mehr im Oktober 2016

Nachdem ausgerechnet Jakob Augstein schon am 20.10.2016 im Spiegel hoffte, dass Donald Trump in den USA Präsident wird, weil die Wahl von Frau Clinton Krieg bedeuten könnte, hat nun am 28.10.2016 Chris Martenson auf peakprosperity.com bekannt gegeben, dass er begonnen hat, sich auf einen Krieg vorzubereiten, weil er nach gründlicher Analyse führende Kreise in den USA für gefährlich kriegslüstern hält. Hier die Links:

Jakob Augsteins Kommentar auf  Spiegel-Online am 20.10.2016: Sicherheitsrisiko Clinton: Was für Trump spricht.

Chris Martenson am 28.10.2016 auf Peak Prosperity: We Risk Being Collateral Damage In The Neocon Lust For War – So much so that I’ve upped my personal preparations

(dt. Wir riskieren Kollateralschaden der Kriegslüsternheit der Neocons zu werden – So sehr, dass ich mich entschieden habe, meine persönlichen Vorbereitungen zu treffen).

Mein persönlicher Eindruck, nachdem ich mir vor einiger Zeit eine Rede von Donald Trump angehört habe, war allerdings, dass Trump, wenn er Präsident wird, zwar das Interesse der USA über alles stellt – und damit sicher einen Krieg mit Russland unbedingt vermeiden wird. ABER, als ich mir damals seine Rede angehört habe, habe ich gedacht, dass das, was er da ankündigt, auf einen Krieg mit China hinauslaufen könnte.

Auch John Xenakis Blog www.generationaldynamics.com 

habe ich heute, am 31.10.2016 wieder einmal nachgesehen und dabei folgende zwei, besonders interessante Artikel gefunden:

Clinton e-mail media storm shows sudden change in public mood.  Es geht dabei um den neuen E-Mail-Skandal von Frau Clinton, der einen unerwartet heftigen Sturm ausgelöst zu haben scheint. Zitat dazu

Aus der Sicht der Generationsdynamik ist hier nicht interessant, ob Clinton schuldig ist oder nicht, sondern warum es einen so plötzlichen Umschwung der öffentlichen Stimmung gibt, der bedeuten könnte, dass ihre kriminellen Aktivitäten dieses Mal wirklich Konsequenzen haben könnten. Es könnte tatsächlich möglich sein, dass nach Jahren der Sorglosigkeit in Sachen Korruption und krimineller Aktivitäten in Washington, die Öffentlichkeit sich plötzlich doch darum kümmert. Wenn das wahr ist, wäre es eine extrem bedeutsame Veränderung.

China’s president Xi Jinping given dictatorial powersDort geht es darum, dass Chinas Präsident Xi Jinping, nachdem er sich durch rücksichtslose Bekämpfung der Korruption ausgezeichnet hat, kürzlich, als erster chinesischer Führer nach Mao, faktisch die Befugnisse eines Diktators bekommen hat. Hierzu das Fazit von John Xenakis:

Wie langjährige Leser wissen, prognostiziert  Generational Dynamics (dt. Generationsdynamik), dass China sich auf dem Weg in zwei Kriege befindet – einem internen Bürgerkrieg, dem ersten großen Bürgerkrieg seit der kommunistischen Revolution und einem externen Krieg mit den USA, der zum ersten Weltkrieg nach dem 2. Weltkrieg wird. Diese zwei Kriege sind miteinander nicht unvereinbarer als die kommunistische Revolution und der 2. Weltkrieg es waren.   Von Xi kann gleichermaßen erwartet werden, dass er beide Krieg führt – einen internen Bürgerkrieg und einen externen Weltkrieg mit den USA.

Siehe dazu auch meinen Blogbeitrag vom 15. März 2015:  NEUES VOM NAHEN UND FERNEN OSTEN

Auch vor diesem Hintergrund ist es natürlich besonders hirnrissig, dass die Amerikaner um Frau Clinton und ihre deutschen und europäischen Vasallen um Frau Merkel, nichts Besseres zu tun haben, als sich ausgerechnet mit Russland anzulegen.

Wie auch immer, es sollte klar sein, dass ein Krieg mit Russland, aber auch mit China, in Deutschland auch dann, wenn Deutschland nicht direkt von Kernwaffen verwüstet wird, zu einem völligen Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, zu  Hungersnöten und  zu extremen Gewalttaten führen wird, wie Deutschland und Europa sie noch nicht erlebt haben. Die beiden ersten Weltkriege und auch der 30-jährige Krieg und die Verbrechen  der Nazis dürften gegen das, was dann passiert ausgesprochen harmlos gewesen sein.   Ein EMP-Angriff wäre, wie Chris Martenson sich ausdrückt, noch ein relativ glücklicher Fall.  Er würde aber wohl auch schon 9 von 10 Menschen in Deutschland binnen eines Jahres das Leben kosten, wie amerikanische Simulationen gezeigt haben (siehe Weitere Literatur zum Thema EMP und Offener Brief an Präsident Obama wegen EMP-Risiko. Trotzdem gibt es aber offenbar Leute die das nötige Talent und die nötige Naivität zu besitzen scheinen, um die Lage mit Russland eskalieren zu lassen.

Zynisch betrachtet könnte man einem solchen Krieg auch sehr Positives abgewinnen, nämlich dass damit der CO2-Ausstoß und der Ressourcenverbrauch Deutschlands und Europas extrem vermindert würde. Zumindest für jenen großen Teil der deutschen Bevölkerung, der offenbar die Fremdenliebe (im krassen Gegensatz zum Christentum und der Bibel) weit über die Nächstenliebe stellt, könnten so ein Krieg, bzw. die damit verbundenen Katastrophen und Massensterben eigentlich nur sehr positiv sein, denn die dank der völlig mangelhaften Vorbereitung Deutschlands und Europas einzig überlebenden Fremden und Gegner würden sich sicher sehr freuen und die Früchte des Zusammenbruchs und des Massensterbens in Deutschland und Europa genießen.  Die so freundlich aufgenommenen “Schutzsuchenden” werden ihre großzügigen deutschen Gastgeber und alle, die sie zu einer “Flucht” nach Deutschland angehalten haben allerdings – wenn sie dann noch Zeit dazu finden – sehr gründlich verfluchen. Es wäre wie mir eine deutsche Gutmenschin mir vor einiger Zeit trotzig antwortete, als ich die Weitsicht und Klugheit ihrer Sichtweise vorsichtig angezweifelt habe: “Dann verhungern wir eben alle”.  Als letzte Freude wird zumindest einigen die Schadenfreude bleiben – wie das Colin Turnbull in seinem erschütternden Bericht über die Hungersnot und den damit verursachten totalen sozialen Zerfall  der IK beschrieben hat ( Das Volk ohne Liebe. Der soziale Untergang der Ik ).

Deutschland würde übrigens auch dann schon sehr übel gerupft und ruiniert, wenn z.B. durch einen Krieg mit China der Seehandel zusammenbricht, die US-Marine ruiniert wird, oder auch wenn durch einen Krieg mit dem Iran der Seeweg zum Persischen Golf blockiert wird. Eine der zentralen Schwächen insbesondere auch Deutschlands ist die Fragilität der Nahrungsmittelversorgung und die Industrialisierung und Globalisierung der  Nahrungsmittelproduktion.

Beispiel für die  nationalistische, antiglobalistische Bewegung in den USA

Martenson hat in seinem Artikel auch noch einige andere interessante Artikel verlinkt. Z.B. Liberal Chris Matthews, “Hillary Won’t Change If She Wins, She’ll Sell the Lincoln Bedroom.

An diesem Artikel besonders interessant fand ich die  Wahlkampfsprüche an dessen Ende:

Ich übersetze diese hier, weil sie ein Bild von Stimmung geben, die es in den USA offenbar auch gibt und die man in ähnlicher Weise sicher auch zunehmend in Europa und Deutschland erleben wird (Man sagt ja, dass die USA Europa bei vielen Entwicklungen immer etwas  voraus sind):

Amerika, wir sind an einer Wegscheide.

Werden wir die massive Korruption der globalen Politik der Regierung weiterführen, die den Mittelstand dezimiert hat und die unser Land zerstört, oder werden wir den Amerika-Zuerst-Pfad beschreiten, wo wir den Sumpf in der Bundeshauptstadt austrocknen und die die Bedürfnisse der Amerikaner über alle ausländischen Interessen stellen?

Die Antwort ist so einfach ….

In diesen letzten Tagen rufe ich euch auf, noch härter für euer Land zu kämpfen..

Inspiriert die Menschen, indem ihr die Amerika-Zuerst Agenda mit ihnen teilt.

Erklärt, dass wir nicht Demokraten gegen Republikaner sind.

Nein.

Wir sind Amerikaner gegen Globalisten.

Die Globalisten arbeiten für die Milliardenschwere  Spender und für fremde Länder.

Trump wird für dich und mich arbeiten.

Dies ist eine Bewegung  – wir sind die politischen AUSSENSEITER die gegen das versagende GLOBALE ESTABLISHMENT kämpfen.

Mache mit beim Widerstand und hilf uns zu kämpfen, um Amerika Zuerst zu  stellen.

Diese harten Wahlkampfsprüche in den USA sehe ich insbesondere auch vor dem Hintergrund von John Ralstons Sauls  Buch  The Collapse of Globalism: And the Reinvention of the World. Die erste Ausgabe aus dem Jahre 2005 hatte bezeichnender Weise noch den Titel The Collapse of Globalism: And the Rebirth of Nationalism. Also der Kollaps der Globalsierung und  die Wiedergeburt des Nationalismus.   Die Wiedergeburt des  Nationalismus ist dabei ein Phänomen, dem Saul auch in der neuen Auflage einen größeren Teil widmet. Dabei unterscheidet Saul  zwischen gutem, wünschenswerten und schlechtem, nicht wünschenswertem  Nationalismus.

Saul erklärt in diesem Buch auch, dass die vermeintlichen Erfolge der Globalisierung etwa in China und Indien durchweg in Wahrheit die Erfolge einer nationalistischen Politik der chinesischen bzw. der indischen Regierung waren. Die Ideologie der Globallisten hält Saul für eine ziemlich verrückte Modeerscheinung, die faktisch wie eine fundamentalistische Religion gewirkt und die Hirne der Politiker  und vieler Wirtschaftsführer und Professoren vernebelt hat, und die große Schäden angerichtet hat, die aber wie jede wirtschaftspolitische  Ideologie  nach einigen Jahrzehnten wieder  verschwindet.

Interessant zum Thema Globalisierung fand ich auch den Blogbeitrag der Versicherungsmathematikerin und Blogerin Gail Tverberg: Twelve Reasons Why Globalization is a Huge Problem (dt. Zwölf Gründe, warum die Globalisierung ein großes Problem ist).

Erklärung niedriger Ölpreise und das Scheitern der Energiewende

Zur Kriegsgefahr kann aus verschiedenen Gründen auch der sinkende energetische Wirkungsgrad der Ölförderung, aber auch der Förderung von Kohle und Gas werden. Dieser dürfte, neben der Unfähigkeit und Korruptheit der Eliten,  einer grundlegendsten  Hintergründe für die Stimmungsveränderungen in den USA und in anderen Teilen der Welt sein. Ich hatte dazu schon den Artikel Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters, über die Studie der Hills Gruppe geschrieben. Inzwischen habe ich in dieser Richtung auch den Artikel Why energy prices are ultimately headed lower; what the IMF missed   (dt etwa.: Warum die Energiepreise am Ende sinken: Was der IMF übersehen hat) von Gail Tverberg gefunden. Sehr lesens- bzw. hörenswert ist auch  ihr Interview, das sie mit Chris Martenson   zu diesem Artikel und über die Aussichtslosigkeit  einer Rettung  der Zukunftsträume der Industriegesellschaften durch  Windkraft und Sonnenenergie , am 17. Oktober 2016 geführt hat: Gail Tverberg: Why There’s No Economically Sustainable Price For Oil Anymore – Producers need higher prices that the public can’t afford (dt. Warum es keinen wirtschaftlich nachhaltigen Ölpreis mehr gibt – Produzenten benötigen höhere Preise, als die Öffentlichkeit bezahlen kann.  Eine Zusammenfassung gibt es auch bei dem Blog LimitsToGrowth.de:  Postcast mit Gail Tverberg zu Ölpreisen).  In diesem Interview wird übrigens auch der Traum von einer den materiellen Lebensstandard im Westen auch nur ansatzweise erhaltenden “Energiewende” hin zu erneuerbaren Energien zerstört. Wind- und Sonnenergie sind nur in dem von Merkels “Energiewende” träumenden Mitmenschen Ausmaß nutzbar, wenn und solange man eine mit bezahlbaren fossilen Energieträgern betriebene, sehr komplexe Infrastruktur und Industrie hat – oder wenn man eine letztlich extrem unwahrscheinliche und unpraktikable, globale, über 50 Billionen Dollar kostende Lösung wählt, von der höchst unklar ist, ob sie jemals funktionieren würde.  Voraussichtlich wird die Enttäuschung extrem heftig, wenn all die Merkel-Fans, SUV-Besitzer und Gutmenschen merken, dass die Grundlagen der Westlichen Werte ebenso verschwinden wie die Unsichtbaren Nutzflächen.

Es wird ganz bestimmt so sein, dass man in Zukunft auch in Deutschland und Europa nur noch erneuerbare Energiequellen nutzt. Das hat man schließlich auch früher, in der Zeit vor der industriellen Revolution getan.  Der materielle Lebensstandart, die Bevölkerungsdichte und auch die Freiheit und Gleichheit waren allerdings drastisch geringer als heute. Irgendwer hatte neulich noch darauf hingewiesen, dass die Sklaverei in den USA wohl nicht ganz zufällig mit der Umstellung von erneuerbaren Energien (damals hauptsächlich Muskelkraft und Wasserkraft) auf fossile Brennstoffe zeitlich ungefähr zusammenfiel.

Dass die Lage sehr gefährlich ist und dass der Westen JETZT und nicht irgendwann in einigen Jahrzehnten  ein Problem mit der Energieversorgung hat, kam in dem Interview von Chris Martenson mit Gail Tverberg insbesondere auch durch folgende Zahlen zum Ausdruck: Die Ölindustrie habe seit 2014 schätzungsweise eine Billion Dollar an Investitionen in die Suche und Erschließung von Ölvorkommen eingespart, weil der Ölpreis nicht mehr kostendeckend sei.   Es seien nur noch ca.   10 Prozent  der Menge neu entdeckt worden, die weltweit verbraucht worden sei.

In dem Bericht Eindrücke vom VDW & ASPO Workshop am 24.10 in Berlin   auf der deutschsprachigen Internetseite www.peak-oil.com findet sich dazu passend  das folgendes Zitat:

Der zweite Vortrag war von Dr. Werner Zittel zum Thema ‘Verlängerung des fossilen Zeitalters? – Perspektiven der unkonventionellen Öl- und Gasförderung‘.

Das Fazit aus diesem interessanten Vortrag, der die Fördersituation bei Fracking, Shale-Oil & Co sowie die finanzielle Situation der großen Ölkonzerne beleuchtete, war dass:

  • der (aktuelle) Ölpreis nicht kostendeckend für die meisten Ölfirmen ist
  • Investitionen in langfristige Projekte gestoppt werden
  • Renditen massiv zurückgegangen sind
  • die Dividendenzahlungen aber steigen bzw. fast konstant bleiben
  • und deswegen die Verschuldungen massivst ausgedehnt werden
    • z.B. bei Shell von 60 auf 90 Milliarden $ in 2015
    • Pemex, Shell, BP und Exxon haben zusammen fast 400 Milliarden $ Schulden – eine Verdopplung seit 2010

Zittels Resümee war denn auch: Die Öl- und Gasbranche ist auf Crashkurs!

Wie sowohl die Studie der Hills Gruppe als auch der  oben erwähnte Artikel   Why energy prices are ultimately headed lower; what the IMF missed   von Gail Tverberg und ihr Interview mit Chris Martenson erklären, wird der Markt aber keine nachhaltig hohen Ölpreise, wie die Ölindustrie und auch die Förderländer für die Sicherstellung oder gar Ausweitung der Förderung benötigen, mehr zulassen.  Die Preise werden , wegen  der inzwischen zu schlechten  und sich weiter verschlechternden Energiebilanz der Ölproduktion  aller Voraussicht nach  wenn dann immer nur für kurze Zeit steigen, dann eine Rezession auslösen und wieder auf ein viel zu niedriges Niveau fallen.   Die Folge ist, dass sehr große Mengen der vor kurzem noch freudig gefeierten Ölvorkommen nicht mehr erschlossen und gefördert werden können. Das klingt irgendwie etwas widersprüchlich.

Extremwertbetrachtung zum Nutzen und Preis der  Ölförderung

Wenn ich etwas nicht gut verstehe mache ich eine Extremwertbetrachtung um das Problem so vielleicht besser zu verstehen. Hier ein Versuch. Was wäre wenn ein Fass Öl eigentlich 1000 Euro kosten müsste, und wenn von dessen 159 Litern 158,5 Liter für die Ölindustrie erforderlich wären, und nur noch ein halber Liter für die restlichen, keine Energie prodzierenden, sondern nur Energie verbrauchenden Wirtschaftsbereiche verfügbar blieben? Die Ölindustrie wäre eine gigantische Maschine die nur noch eine minimalen Nutzen erzielt. Die Leute der Ölindustrie würden aber auch etwas essen wollen, sie würden auch Ärzte, Straßen, Polizei und vieles andere aus dem keine Energie produzierenden Wirtschaftsbereichen haben wollen, wobei diese anderen Wirtschaftsbereich sich alle zusammen den kleinen Rest Öl teilen müssten, der bei der Förderung noch übrig bleibt. Was würde passieren? Die keine Energie produzierenden Wirtschaftsbereiche würden auf Handarbeit umstellen oder ihren Betrieb einfach einstellen.  Die  Arbeitsleistung der Gesamtbevölkerung pro Mannstunde würde sinken, weil zum einen absolut gesehen weniger Mannstunden geleistet würden (weil Firmen und Wirtschaftsbereiche mangels Energie die Arbeit einstellen würden) und es würde pro noch geleisteter Mannstunde weniger produziert, weil Handarbeit weniger produktive wäre. Man stelle sich dazu vor, dass eine Baugrube nicht mehr mit einem Bagger ausgehoben würde, sondern wieder wie vor 200 Jahren von Hand, mit Hacke, Schaufel, Schubkarre und Pferdefuhrwerk. Die Erdbewegung pro Mann und Stunde wäre drastisch geringer.   Dazu käme, dass Frauen für viele Arbeiten, bei denen sie heute, dank mit billiger   Energie betriebener Maschinen gut mit Männern konkurrieren können, nicht mehr eingesetzt werden könnten (siehe die Zahlen in Mit Frauen ins Manöver) oder  vorschnell  ihre Gesundheit ruinieren würden oder zumindest drastisch schlechter bezahlt werden müssten. Die Wirtschaft und der Lebensstandart würde ganz erheblich fallen.

Es käme außerdem zu sozialen Unruhen, zur Suche nach Schuldigen und möglicherweise auch zu Bürgerkriegen und Revolutionen, weil die Menschen nicht einfach verschwinden, sondern Ansprüche stellen,  Hunger haben,  frieren und auf vermeintlichen Rechten bestehen würden. Den Sozialstaat und die Renten würden man nicht mehr finanzieren können, weil die Arbeitsproduktivität wegen der fehlenden billigen Energie dafür zu gering würde.   Ohne grundlegenden, rechtzeitige Reformen der Landwirtschaft könnte nicht einmal die Ernährung der Bevölkerung gesichert werden.  Man bedenke, dass heute alleine für jede Kalorie der in den in der westlichen Welt verbrauchten Nahrungsmitteln, 10 bis 20 Kalorien aus fossilen Energieträgern aufgewendet werden müssen. Vor hundert Jahren hat die Landwirtschaft noch deutlich mehr Energie produziert als sie verbraucht hat.

Man könnte nun einen Teil der für die Ölförderung nötigen Energie durch Kohle und Gas bereitstellen und damit die Ergebnisse der Ölförderung für einige Zeit etwas  verbessern.  Aber  dadurch würden  mehr  Kohle und Gas verbraucht und sie würden schneller  schwieriger zu fördern sein. Sofern komplizierte Umwandlungsverfahren nötig wären, würde durch diese die Umwelt stärker belastet und der Gesamtenergie- und Umweltverbrauch würde bei im Vergleich zu heute oder früher gleichbleibendem  Nutzen für die  keine  Energie produzierenden Wirtschaftszweige  steigen.   Wenn  unbegrenzt  Ressourcen verfügbar wären, könnte man einfach die Ölförderung steigern und damit die Verschlechterung des Wirkungsgrades ausgleichen. Es sieht aber so aus, dass die Ölförderung ziemlich konstant bleibt oder sogar abnimmt, obwohl immer mehr Öl für die Ölförderung selbst verbraucht wird.

 Komplexitätskosten

Die Energieverschwendung und die maßlose Steigerung der Fragilität der westlichen Industriestaaten durch die Globalisierung,  sowie die zunehmende  Verarmung großer Teile  der  Bevölkerungen  in den Industriegesellschaften wegen der  steigenden  Kosten der Energie- und Rohstoffgewinnung, verschlechtern natürlich auch das politische Klima und sie  fördern das Entstehen der einen oder anderen Form des Nationalismus. Zumindest monoethnische, monokulturelle Nationalstaaten kann man dabei  auch  als Gebilde mit relativ geringen Komplexitätskosten sehen, die den Vorteil haben, dass sie, insbesondere dann, wenn sie auch noch mit einer einheitlichen Religion verbunden werden, auch in Zeiten knapper Energie einen relativ hohen Wohlstand und Zivilisationsgrad ermöglichen und damit erstrebenswert sind.  Siehe auch Warum Religion? und Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter, sowie Leopold Kohr – Leben nach menschlichem Maß.

Komplexe, multiethnische und multikulturelle Gesellschaften und große Staatenbünde, wie die EU und das “neue ” Deutschland kann man dagegen, ebenso wie internationale Konzerne als Gebilde sehen, die, wenn überhaupt, nur dann Vorteile bieten und lebensfähig sind, wenn und solange es genug billige Energie gibt.  Sie erfordern nämlich  komplexe Regelungen , Sicherheitsmaßnahmen usw. die insbesondere auch Energie kosten, die dann für  die Befriedigung der Grundbedürfnisse, aber auch für kulturelle  Bedürfnisse der Hauptbevölkerung und die  für die  Sicherheit  des  Ganzen nicht  mehr zur Verfügung stehen.  Weil solche Gesellschaften, Staaten,  Staatenbünde und Konzerne auch Vorteile haben, machen sie sicher Sinn wenn und solange genug billige Energie zur Begleichung der Komplexitätskosten vorhanden ist.

Dass es mindestens grenzenlos dumm  ist, solche komplexen Gebilde aufzubauen und um jeden Preis erhalten zu wollen, wenn absehbar ist, dass die für den Erhalt und Betrieb nötige billige Energie bald nicht mehr vorhanden sein wird, versteht sich von selbst. Kluge Regierungen würden solche komplexen Konstruktionen rechtzeitig und vorsichtig abbauen und die Komplexitätskosten gezielt senken anstatt sie, wie z.B. die deutsche Bundesregierung massiv in die Höhe zu treiben.

Vor diesem Hintergrund ist auch anzunehmen, dass nicht nur die EU, sondern insbesondere auch die USA in den nächsten Jahrzehnten zerfallen werden,  um so ihre Komplexitätskosten mehr oder weniger unfreiwillig oder im Falle der Wahl kluger, verantwortungsbewusster Regierungen auch freiwillig, zu minimieren und an die Gegebenheiten des postfossilen Zeitalters anzupassen. Das postfossile Zeitalter ist dadurch gekennzeichnet, dass man zwar weiß, dass noch riesige Vorräte an Öl, Kohle und Gas in der Erde liegen, aber dass der Energieaufwand und teilweise auch die Umweltbelastung die mit deren Förderung verbunden wäre so hoch ist, dass sich die Förderung nicht mehr lohnt.

Voraussetzung für das Erleben dieses Zeitalters ist natürlich, dass nicht, wie  jetzt  u.a. von  Chris Martenson befürchtet, irgendwelche Knallköpfe im Westen versehentlich oder vorsätzlich einen Krieg mit Russland oder China   anfangen. Ein Krieg mit Russland ist unbedingt vermeidbar. Ein Krieg mit China ist voraussichtlich unvermeidbar, aber wenn er rechtzeitig gut vorbereitet wird, könnte man vielleicht seinen Verlauf und seine Folgen noch abmildern.

Das Leben im postfossilen Zeitalter

Das Leben im postfossilen Zeitalter kann durchaus  angenehm werden wenn man es richtig vorbereitet und genügend Wissen aus unserer Zeit hinüberrettet. Die die heutigen großen Windkraftwerke und Photovoltaikanlagen werden  dann aber  aller  Voraussicht nach   nur noch als Ruinen und in Geschichten existieren,  weil   die Herstellung , der Betrieb und der Ersatz dieser Anlagen  und der  dafür  nötigen  Infrastruktur  fossile Brennstoffe  und da  ganz  besonders auch  Erdölprodukte erfordert . Man  denke nur an das  Transportwesen , den Straßenbau und die  schweren Maschinen für die  Erdbewegung.   Ein denkwürdiges Buch dazu ist das   im  Januar 2016 by Springer Engery-Briefings erschienene When Trucks Stop Running: Energy and the Future of Transportation  von Alice Friedemann. Es gibt zwei Interviews mit Frau Friedemann.  Eines mit James  Howard Kunstler,  vom  1. Juli 2016:    KunstlerCast 278 — Alice Friedemann — When the Trucks Stop Running  und eines mit Chris Martenson vom August 2016: Alice Friedemann: When The Trucks Stop Running – The modern trucking fleet is living on borrowed time.

Eine gute Vorstellung vom Leben im postindustriellen, postfossilen Zeitalter im Nordosten der USA liefern James Howard Kunstlers inzwischen vier Romane  der World Made by Hand Reihe:

  1. World Made by Hand: A Novel (2009)
  2. The Whitch of Hebron: A World  Made by Hand Novel ( 2011)
  3. A History of the Future: A World Made By Hand Novel (2014)
  4. The Harrows of Spring: A World Made by Hand Novel (2016) Mit Harrows sind hier nicht Eggen sondern Plagen gemeint.

Ich fand alle vier Bände sehr lesenswert und inspirierend. Ich fürchte aber, dass in einer solchen Zeit, trotz aller Schwierigkeiten, Aufstände, Rassenunruhen und Kriege, die Kunstler für ein solche Zeit  für das Gebiet der heutigen USA prognostiziert, zumindest Deutschland, Frankreich, England, die Beneluxländer und das südlichere Europa,  als  Folge der  Entwicklungen in den letzten  30 Jahren, vergleichsweise sehr viel ungemütlicher, lebensfeindlicher und trauriger werden.  Für diese Gebiete hat der Franzose Jean Raspail mit seinem sehr hellsichtigen,  1972 erschienen Roman, 2015 neu ins deutsche übersetzen, Roman Das Heerlager der Heiligen,  und in Sieben Reiter verließen die Stadt viele Aspekte der Zukunft sicher besser beschrieben.

John M. Greer hat hat auf seinem Blog The Archdruid Report von August 2015  bis September 2016 insgesamt 25 Kapitel mit der Überschift Retrotopia: … geschrieben, indem er die künftige Entwicklung in den heutigen USA in erzählender Form untersucht. Ich habe diese noch nicht gelesen, aber Greer ist eigentlich immer ganz interessant. Ich hatte von ihm seinen Roman Twilight’s Last Gleaming gelesen, indem die USA 2026 einen Krieg gegen China führen, verlieren und sich dann schließlich selbst auflösen. In Kollaps als Chance hatte ich den Inhalt von Twilight’s Last Gleaming kurz nacherzählt.

Kelberg, den 31.10.2016

Christoph Becker




Die Eurozone wird zur Armut produzierenden Maschine

Am 24. Oktober 2016 erschien auf der Internetseite der Zeitung The Telegraph  ein  Artikel mit dem Titel The eurozone is turning into a poverty machine  ( dt. Die Eurozone verwandelt sich in eine Armut produzierende Maschine)von Matthew Lynn. Hier eine Mischung aus  Zusammenfassung und Übersetzung:

Die Eurozone ist eine finanzielles und wirtschaftliches  Desaster. Die Politik der EZB zeigt keine positive Wirkung. Was dabei aber oft übersehen wird ist das die Eurozone  zu einer Armut produzierenden Maschine wird.

Während die Wirtschaft der Eurozone stagniert, versinken Millionen Menschen  die echtem Elend. Ob es auf einer relativen oder absoluten Basis gemessen wird, die  Anteile der Armut haben überall in  Europa zugenommen, wobei  die Ergebnisse in der Eurozone am schlechtesten sind. Es kann  keine schockierendere Anklage des Misserfolges der Währung geben und  keine eine besser Erinnerung daran, dass der Lebensstandard sich nur  verbessern wird, wenn der Euro entweder radikal reformiert oder zerlegt wird.

Eurostat, die statistische Agentur der Europäischen Union, hat ihre letzten Ergebnisse über die Anzahl der durch Armut und oder sozialen Ausschluss gefährdeten Menschen veröffentlicht und vergleicht  2008 und 2015. Über die 28 Mitglieder gesehen , haben fünf Länder wirklich bedeutende Anstiege im Vergleich zum Jahr der Finanzkrise vorzuweisen. In Griechenland, fallen jetzt 35,7 % der Bevölkerung in diese Kategorie, im Vergleich zu 28,1 % im Jahre 2008. Ein Anstieg um 7,6 Prozentpunkte. Zypern stieg der Anteil der Armen um 5,6 % auf jetzt  28,7 %.  In Spanien stieg er um 4,8 % und in Italien um 3,2 %  und sogar in Luxemburg, dessen Bevölkerung kaum als armutsgefährdet bekannt ist, stieg der Anteil der Armen um 3,2 % auf jetzt 18,5 %.

Es war überall nicht so düster. In Polen ist die Armutsrate von 30,5 % auf etwas über 23 % gesunken. In Rumänien, Bulgarien und Lettland, gab es gegenüber 2008 große Rückgänge der Armut. In Rumänien ist der Anteil der Armen z.B. um 7 %-Punkte, auf 37 % gesunken.

Was war der Unterschied zwischen den Ländern, in denen die Armut drastisch stieg und denjenigen, in denen sie geringer wurde?  Der Unterschied war die Zugehörigkeit zum Euro-Raum. Die größten Zunahmen der Armut gab es in den Ländern der Eurozone, während die Rückgänge der Armut alle außerhalb der Eurozone zu verzeichnen waren.

Es wird  noch schlimmer. “Armutsgefährdet” gilt wer über weniger als 60 %  des mittleren nationalen Einkommens verfügt. Aber dieses mittlere Einkommen selbst ist im Laufe der letzten sieben Jahre gefallen, weil sich die meisten Länder innerhalb der Eurozone noch immer von der Finanzkrise erholen müssen. In Griechenland ist das mittlere Einkommen von 10.800 Euro pro Jahr auf nun 7.500 Euro gefallen. In Spanien ist es nicht ganz so dramatisch gewesen, aber das  mittlere Einkommen ist von 13.996 Euro pro Jahr jetzt 13.352 gesunken. In Wirklichkeit werden Leute sowohl relativ als auch absolut ärmer.

Es gibt andere Maßnahmen, die das ebenfalls verdeutlichen. Im Durchschnitt der EU werden 8 % der Bevölkerung “ernsthaft materiell arm”, definiert, es ihnen an dem fehlt, was die meisten zivilisierte Gesellschaften als grundlegende Notwendigkeiten betrachten – wenn Sie vier aus neun Kästen ankreuzen, zu denen gehört, dass sie es sich nicht mehr leisten können ihre Wohnung zu heizen, mindestens jeden zweiten Tag Fisch oder Fleisch zu essen oder sich eine Telefon leisten zu können, dann gehören sie zu dieser Kategorie.

Auffallend ist, dass mehrere Eurozonenländer angefangen haben nun bei solchen Umfragewerten die Nase vorne zu haben. Griechenland steigt unvermeidbar schnell auf. Dort fallen nun 22 % der Bevölkerung in diese Kategorie – im Vergleich zu nur 11 % im Jahre 2008. In Italien, einem Land, das so vor zwei Jahrzehnten ein reiches Land war, sind nun schockierende 11 % der Bevölkerung “ernsthaft arm”, verglichen mit 7,5 % vor 7 Jahren. In Spanien hat sich der Prozentsatz verdoppelt, und in Zypern ist er auf mehr als 50 % gestiegen.

Und doch,  wenn man die Länder außerhalb der Eurozone betrachtet, ist der Anteil der  “ernsthaft materiell Armen”, weit gehend stabil,  wie zum Beispiel im Vereinigten Königreich, oder er ist sogar respektabel gefallen, wie – im schnell wachsenden Polen, wo sich der Anteil in den letzten 7 Jahren halbiert hat und nun mit 7,5 % viel geringer ist als in Italien.

Das ist von Bedeutung. Die EU hat sich selbst das Ziel gesetzt, die Schlüsselwerte der Armut bis 2020 in bedeutendem Maße zu reduzieren. Sie scheitert elend. Schlimmer noch, es wird klar, dass eine ihrer wichtigsten Politikansätze, die Schaffung des Euro, und die verpfuschten, halbherzigen Rettungspakete, die den Euro gerade noch so zusammengehalten haben, größtenteils für die Zunahme der Armut verantwortlich sind.
Es ist schwer eine andere plausible Erklärung für den starken Unterschied zwischen den Armutsquoten für die Länder innerhalb und außerhalb der Eurozone zu finden. Warum sollten Griechenland und Spanien so viel schlechter dastehen als irgend ein Land in Osteuropa? Oder warum geht es Italien so viel schlechter als Großbritannien, obwohl beide  Länder in den 90er Jahren ein weit gehend ähnliches Wohlstandsniveau hatten? (Tatsächlich hatten die Italiener die Briten sogar eine Zeit lang im Bezug auf der Prokopfeinkommen sogar überholt.) Sogar eine traditionell sehr erfolgreiche Wirtschaft wie die der  Niederlande, die in keiner Art von der Finanzkrise ergriffen worden ist, hat eine große Steigerung sowohl der relativen als auch absoluten Armut erlebt.

Tatsächlich ist es nicht sehr schwierig herauszufinden was geschehen ist. Erstens hat ein dysfunctionales Währungssystem das Wirtschaftswachstum abgewürgt und die  Arbeitslosigkeit auf nicht für möglich gehaltene Niveaus gesteigert. Nachdem Länder Bankrott gemacht haben und ausgelöst werdenmußten, hat die EU, zusammen mit der EZB und dem IWF, den Sparpaketen durchgesetzt und  Sozialfürsorgesysteme und Renten zusammengestrichen. Es überraschen, dass die Armut unter diesen Bedingungen zunimmt.

Auf den Finanzmärkten konzentriert man sich endlos auf den Zustand des Banksystems innerhalb der Eurozone, auf steigende Haushaltsdefizite, und auf die Gefahr der Deflation und die Verwüstungen, die sie für die Preise der Anlagen am Finanzmarkt bringen könnte. Aber am Ende ist die Finanzkrise nicht so wichtig. Sie kann mit Freikäufen  und mit dem Drucken Geld gelöst werden. Selbst wenn das nicht möglich ist, bedeutet das nur, das einige Banken und Investmentfonds  schlechter  daran sind.

Aber die Tatsache, dass sich Armutniveaus in vormals wohlhabenden Ländern so schnell steigen, ist schockierend. Es gibt kein Zeichen dieser Anstieg nachlässt –  in Ländern wie Griechenland und Italien beschleunigt er sich sogar. Was einstmals dreckig-arme Länder waren, wie Bulgarien, oder Länder mit mittleren Einkommen,  wie Polen, überholt schnell was das entwickelte Europa zu sein pflegte.

Nicht in der Lage zu sein sich ein Telefon zu leisten, oder dreimal pro Woche Fleisch zu essen, ist kein Spaß. Aber dank des Euro, ist das jetzt das Schicksal von Millionen von Europäern – und wird sich nicht ändern, bis die Währung zerlegt wird.

Soweit der Artikel in The Telegraph.

Dass der Euro sich negativ auf viele Länder der EU auswirkt, war mir schon klar.   In Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann hatte ich  über das Problem   nach der Lektüre des dort vorgestellten Buches “Decline and Fall” von John M. Greer schon beschrieben, das   der obige Artikel im The Telegraph mit den aktuellen Daten der europäischen Statistikbehörde belegt.

Die Zahlen in dem Artikel und die  relativen Unterschiede zwischen Euroländern und  Nicht-Euro-Ländern der EU   waren für mich aber dennoch neu und beeindruckend.

Anders als der Artikel in The Telegraph  sehe ich im Euro aber nur einen Teil des Problems.

Das alles überlagernde Grundproblem ist die sinkende Nettoenergie, die die europäischen Staaten noch zur Verfügung haben.  Mit Nettoenergie meine ich hier die Energie, die die Energie liefernden Teile der Wirtschaft, nach Abzug der für die Energieproduktion und Verteilung notwendigen Energie noch für jene Teile der Wirtschaft liefern kann, die selber keine Energie produzieren.

Seit 2012 bleibt  von jedem Fass Erdöl, das gefördert wird,  im  Mittel weniger als  ein  halbes Fass  Erdöl für den Bedarf jener Wirtschaftszweige übrig, die  selber keine Energie produzieren (Krankhäuser, Schulen,  Sozialwesen, Militär, Polizei, Straßenbau, moderne Landwirtschaft, Verkehrswesen usw.).  Irgendwann zwischen 2025 und 2030 bleibt selbst nach optimistischen Berechnungen  für diese Bereiche bei der Ölförderung keine  Energie mehr mehr übrig. Das Fördern von Erdöl wird dann zwar weiter möglich sein und es wird weiter riesige Lagerstädten geben, aber es wird dann Energie kosten, die dann z.B. durch Kohle oder Erdgas  gewonnen wird. Die für dann für die Ölförderung nötige, aus Kohle und Erdgas kommende Energie wird die Erdgas und Kohlevorräte schneller erschöpfen, wird den Energieaufwand für die Erdgas und Kohleförderung weiter und schneller steigern und wird dafür sorgen, das auch der Anteil der in  der  im Erdgas und in der Kohle enthaltenen Energie geringer wird, der für die keine Energie produzierenden Teile der Wirtschaft noch übrig bleibt.

Dazu kommen die ebenfalls steigenden Komplexitätskosten, die auch um so größer sind , je  größer  ein Wirtschaftsraum  und sein Regelwerk ist. Es ist klar, dass kleinere, unabhängigere Staaten in solchen Situationen im Vorteil sind und vielleicht sogar noch ihren Wohlstand mehren.

Die Komplexitätskosten steigen aber auch, weil die Förderung von Öl, Kohle, Gas und von anderen Rohstoffen immer schwieriger wird und die Umwelt und teilweise auch die Infrastruktur immer mehr belastet.

Einige andere Artikel meiner Webseite zu diesen grundlegenden Problemen:

Deutschlands “Energiewende” wird den Absturz Europas übrigens beschleunigen, wie man  dem Artikel  Intermittent Renewables Can’t Favorably Transform Grid Electricity

( dt. Ungleichmäßig liefernde, erneuerbare Energien können das Stromnetz nicht vorteilhaft umwandeln )  von Gail Tverberg entnehmen kann. Ich zitiere:

Tatsächlich bin ich zu dem ziemlich erstaunlichen Beschluss gekommen, dass, selbst wenn Windturbinen und Solarpanele kostenlos gebaut werden könnten, es keinen Sinn haben würde sie weiterhin dem Stromnetz hinzuzufügen, solange man keine keine bessere und billigere Methode hat um Elektrizität zu speichern. Es gibt zu viele Kosten außerhalb des Produktion der Geräte selbst. Es sind diese sekundären Kosten, die problematisch sind.

und

Sie [die Solar- und Windenergie, oder auf deutsche Verhältnisse angepasst die “Energiewende”] könnte sogar einen negativen Wert haben, wenn man die Kosten aller Anpassungen berücksichtigt, die nötig sind um sie sinnvoll nutzen zu können.

Damit steuert Deutschland auch wegen seiner  “Energiewende”, einmal mehr und einmal mehr mit unnötig hoher Geschwindigkeit, mit Volldampf  einen immer größer werdenden Teil seiner Bevölkerung in die Armut.

Kelberg, den 26. Oktober 2016

Christoph Becker




Truthahn, schwarzer Schwan, Drachenkönig und Phönix

Es geht hier um grundsätzliche Konzepte der Wahrnehmung, Einschätzung und Reaktion im Bezug auf künftige Ereignisse. Der Truthahn, der schwarze Schwan und der Drachenkönig symbolisieren dabei typische Konzepte. Schließlich geht es um Nassim Talebs Konzept der Antifragilität, bzw. darum dass und wie Einzelpersonen und Gruppen von Menschen auch von schwarzen Schwänen und Drachenkönigen profitieren und wie Phönix aus der Asche  aufsteigen können. 

Der Optimismus und die Erfahrung des Truthahns

Mit “Truthahn Geschichte” fand ich per google als erstes die auch sonst  interessante Webseite Der Mensch – das faszinierende Wesen. Von dort zitiere ich der Einfachheit halber aus dem Artikel Was uns eine Geschichte vom Truthahn über unser Denken und das Wiegen in Sicherheit lehrt …:

Wir wollen uns einen Truthahn vorstellen, der jeden Tag gefüttert wird. Jede einzelne Fütterung wird die Überzeugung des Vogels stärken, dass es die Grundregel des Lebens ist, jeden Tag von freundlichen Mitgliedern der menschlichen Rasse gefüttert zu werden, die dabei nur sein Wohl im Auge haben, wie ein Politiker sagen würde. Am Nachmittag des Mittwochs vor dem Erntedankfest wird dem Truthahn dann etwas Unerwartetes widerfahren, und er wird seine Überzeugung revidieren müssen …   [Die Zuversicht des Truthahns] wuchs mit der Zahl der freundlichen Fütterungen; er fühlte sich immer sicherer, obwohl seine Schlachtung immer näher rückte. Sein Gefühl, in Sicherheit zu sein, erreichte also gerade dann seinen Höhepunkt, als das Risiko am grössten war. Das Truthahnproblem lässt sich auf alle Situationen verallgemeinern, wo die Hand, die uns füttert, auch die sein kann, die uns den Hals umdreht.

Der Schwarze Schwan

Es geht mir hier um die von Nassim NicholasTaleb in seinem Buch Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse erläuterte Modell. Siehe auch den Wikipediaeintrag Der Schwarze Schwan (Nassim Nicholas Taleb).

Ein Schwarzer Schwan ist in diesem Sinne zunächst ein Ereignis, das man aus Erfahrung für nicht möglich oder zumindest für extrem unwahrscheinlich hält. Im Sinne von Nassim NicholasTaleb ist ein Schwarz Schwan darüber hinaus ein Ereignis, dass dann wenn es  eintritt eine große Wirkung entfaltet. Für den Truthahn in der oben zitierten Geschichte ist sein Tod am anlässlich von Thanksgiving ein Schwarzer Schwan: Er hält es für ausgeschlossen oder extrem unwahrscheinlich, dass der nahende ihn erfahrungsgemäß fütternde Mensch, in dieses Mal umbringen wird. Das was dann tatsächlich passiert ist für den Truthahn ein Ereignis mit großer, katastrophaler Wirkung.

Der Drachenkönig

Das Drachenkönig-Konzept (engl. Dragon King Theory) wurde von dem  französischen Physiker Didier Sornette an der ETH Zürich entwickelt.

Der Drachenkönig unterscheidet sich vom Schwarzen Schwan dadurch, dass er keinesfalls unbekannt ist. Den Schwarzen Schwan kann man erst im Nachhinein erkennen. Er ist unbekannt und kommt völlig überraschend. Ein Drachenkönig ist dagegen eine Katastrophe die eigentlich nicht überraschend kommt. Es gibt Vorzeichen und Anhaltspunkte, die auf die sich anbahnende Katastrophe hinweisen. Man kann dem Drachenkönig ausweichen oder seine Wirkung dämpfen indem man die Vorzeichen, die sein Kommen ankündigen erkennt, auswertet und intelligent reagiert.  Gegen schwarze Schwäne kann man sich dagegen nur vorsehen, indem man ganz allgemein seine Resilienz, Flexibilität verbessert. Wie Nassim Taleb weiter unten in der in der verlinkten Google-Rede und in seinem deutsch synchronisierten Interview mit dem Schweizer Rundfunk erklärt, kann man aber nicht nur die Auswirkungen von Schwarzen Schwänen und auch von Drachenkönigen dämpfen. Man kann vielmehr sogar von ihnen profitieren und wie Phönix aus der Asche daraus aufsteigen, indem man  Antifragilität aufbaut.

Einige Links zu Prof. Didier Sornette und seinem Drachenkönig-Konzept:

DIE ZEIT, am 9.8.2013: Didier Sornette: Der Physiker und das Monster

DER SPIEGEL, 8.1.2010:  Krisentheorie:  Physik des Drachenkönigs

Ein TED-Talk  Didier Sornette: Wie wir die nächste Finanzkrise vorhersehen können ( mit deutschen Untertiteln)

Fragilität und Antifragilität

Auf Youtube findet man mit “Nasim Taleb” einige interessante Reden. Hier eine Rede die er bei Google über sein im Deutschen unter dem Titel  Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen  gehalten hat: Nassim Nicholas Taleb | Talks at Google

Das Buch habe ich mir daraufhin bestellt, aber ich habe es noch nicht gelesen. Aus dem Vortrag wurde aber schon mal deutlich, dass Taleb mit “Antifragilität” nicht einfach z.B. “unzerbrechlich” meint, sondern das man unter den Umständen, die ein fragiles System zerbrechen lassen sogar stärker wird und sogar gewinnt.

Das erinnert an das Ende 2017 erschienene Buch  Prosper!: How to Prepare for the Future and Create a World Worth Inheriting von Chris Martenson und Adam Taggert. Es erinnert mich auch an bestimmte l Konzepte im Bereich Landwirtschaft und Gartenbau und natürlich auch an Sun Tzu, The Art of War.

Ein deutsches Interview des Schweizer Autors Rolf Dobelli mit Nassim Taleb, auf DIE ZEIT,  veröffentlicht am  25.4.2013:  GesprächWir brauchen mehr Chaos!

Eine Rezension von Talebs Buch Antifragilität in der Süddeutschen  Zeitung: 15. März 2013, Buch “Antifragilität” von Nassim Taleb Triumphierend und ein bisschen übergeschnappt

Ein deutsch synchronisiertes Interview im Schweizer Rundfunk: Nassim Taleb: Bringt euch in Schwierigkeiten! (Sternstunde Philosophie, 17.5.2015). In diesem fast einstündigen Interview erzählt und erklärt Taleb auch die Geschichte vom Truthahn, erweitert um die Sicht des Metzgers. Er erklärt ebenfalls das Prinzip des schwarzen Schwans sowie die Konzepte der Fragilität, der Antifragilität und der Möglichkeiten Antifragilität auf zu bauen.  Ferner erfährt man  von einem weiteren Vogel, dem Phönix,  jenem mythischen Vogel,  dem wir die Redewendung „Wie ein Phönix aus der Asche“ verdanken.  Schließlich hat Taleb auch über die Größe von Staaten und zur EU eine interessante Ansicht, die der von Leopold Kohr ähnelt.

Zu dem Titel, bzw. zur Empfehlung Nassim Talebs “Bringt euch in Schwierigkeiten” passt ganz gut John Castis, leider nur auf Englisch verfügbarer, TEDx-Vortrag How the World Works: John L. Casti at TEDxVienna, der am 6.2.2013 veröffentlicht wurde. Castis Meinung ist, dass die westlichen Gesellschaften sich längst im freien Fall befinden und dass es nur noch nicht klar ist, ob sie einen genialen Fallschirm dabei haben, und ob sich der noch rechtzeitig öffnen wird –  ähnlich wie bei Felix Baumgartner, oder ob sie ungebremst aufschlagen. John Casti hat sich sehr mit Themen wie Komplexität, Fragilität und Kollaps von Systemen befasst und der hat dazu das Buch Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können geschrieben.

Kelberg, den 19. Oktober 2016

Christoph Becker

 




Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters

Erschöpfung :  Eine  Bestimmung der  Weltrohölreserven  –  Eine das ETP-Modell anwendende Exergieanalyse lautet die deutsche Übersetzung des Titels einer bemerkenswerten und zugleich beunruhigenden Studie  der Hill’s Group , einer Vereinigung von beratenden Ingenieuren und professionellen  Projektmanagern, deren Vorgehensweise und Ergebnis hier erläutert werden soll.

(stark überarbeitet am 17.10.2016)

Zunächst zur Vorgeschichte, wie ich auf die Studie aufmerksam wurde und was ich dazu sonst noch im Internet gefunden habe:

Ich hatte mir neulich  den Kunstlercast  281 angehört, in dem James H. Kunstler ein Interview mit Steve St. Angelo  geführt hat.  Steve St. Angelo  ist der Betreiber von  SRSroccoREPORT. Google findet ihn auch als Autor von Artikeln der deutschsprachigen Internetseite www.goldseiten.de.

Dieser Steve St. Angelo erwähnte im Gespräch mit James H. Kunstler, dass er kürzlich auf einen Artikel von Louis Arnoux aufmerksam geworden sei, der sich auf eine “absolut felsensoldide”   Studie einer Gruppe beziehe, die sich The Hill’s Group nenne und aus Ingenieuren und professionellen Projektmanagern bestehe. Diese Gruppe habe eine thermodynamische Analyse des Ölmarktes durchgeführt und sei dabei zu dem erstaunlichen Ergebnis gekommen, dass der Ölmarkt in nur 10 Jahren, nämlich um 2026, zusammenbrechen würde.

Zunächst habe ich mir dann aber den dreiteiligen Artikel von Louis Arnoux durchgelesen, der im Sommer 2016 erschienen ist. Hier zwei Links zu diesem Artikel:

cassandralegacy.blogspot.de/2016/07/some-reflections-on-twilight-of-oil-age.html

www.resilience.org/stories/2016-08-02/some-reflections-on-the-twilight-of-the-oil-age-part-1

Auf Goldseiten.de wurde von dem oben erwähnten Steve St. Angelo am 9.8.2016 der Artikel  Der bevorstehende Einbruch der Silberproduktion & ein rasanter Wertanstieg  veröffentlicht, in dem er auf den Artikel von Louis Arnoux und die Studie der Hill’s Group sowie deren Auswirkung auf seine Sichtweise auf die Zukunft Silbermarktes hinweist.

Auf der Suche nach deutschen Seiten, die  etwas zur Studie der Hill’s Group geschrieben haben, fand ich dann auch

Ich nehme an, dass es sich bei beiden deutschen Zusammenfassungen um den selben Autor  handelt und dass die erste, auf www.peak-oil.com erschienene deutschsprachige Zusammenfassung   eine Art semiinterner Vorläufer und Versuchsballon war. Das wäre verständlich, denn die Studie der Hill’s Group hat es wirklich in sich.  Die Autoren dieser Studie waren sich wegen der Ungeheuerlichkeit der Ergebnisse ihrer Berechnungen und Ergebnisse selber unsicher. Sie hätten die Studie zunächst  verschiedenen renommierten, unabhängigen Fachleuten zur Kommentierung und Kritik vorgelegt und als von da keine Gegenargumente kamen hätten sie sie noch ca. 2 Jahre  (von 2013 bis 2015) mit der Veröffentlichung gewartet.

Jedenfalls habe ich mir die komplette,  insgesamt 65  Seiten umfassende  Studie, die ich von hier an HillsStudie nenne,  gekauft und inzwischen insgesamt knapp 2 mal gelesen, obwohl ich mir das eigentlich zeitlich gar nicht leisten konnte/sollte.  Ich finde die Studie wirklich spannend und die Lektüre lesenswert.

Das für mich  zunächst interessanteste   Ergebniss der HillsStudie ist, dass der theoretisch niedrigste EROEI (Energy Return on Energy Invested = Erntefaktor bzw. der Verhältnis von investierter zu geernteter Energie) für Erdöl eben NICHT bei 1 liegt, wie ich das bisher angenommen hatte, sondern bei 6,89 . Tatsächlich würden  Erdölfelder in der Praxis  in der Regel dann aufgegeben, wenn der Wassergehalt so  groß geworden sei, dass  der Erntefaktor  nur noch  knapp  über 7 betrage. Der Hintergrund für dieses Phänomen ist, dass es sich bei der  dem Bohrloch entströmenden Energie um  mit mehr oder weniger viel Wasser versetztes Erdöl   handelt. Es handelt sich hier um chemische Energie.  Für das Finden, Erschließen und Betreiben einer Ölquelle benötigt man aber letztlich vor allem auch mechanische Energie. Selbst wenn aus dem Bohrloch erstklassiger, reiner Diesel statt ein schmutziges Wasser-Öl-Gemisch käme, würde bei dessen Umsetzung in mechanische Energie 60 % und mehr verloren gehen.

Die Fördermenge und auch der Energieinhalt des Erdöls, die  in die Statistiken eingehen,  werden an der Stelle gemessen, wo das Erdöl die Ölquelle verlässt.  An dieser Stelle ist das Öl mit Wasser und anderen Verunreinigungen verschmutzt. Laut HillsStudie wird eine Ölquelle bei einem Wasser/Öl-Verhältnis von 40:1 aufgegeben.  Das heißt, aus einem sich erschöpfenden Ölfeld wird zum Schluss eher kein Öl mehr gefördert, sondern nur noch mit Öl verschmutztes Wasser. Es muss zunächst Energie aufgewendet werden, um das Öl zu reinigen und das Wasser zu entfernen. Das Gemisch, das man dann hat, ist eine sehr vielfältige Mischung aus Kohlenwasserstoffen und noch lange kein brauchbarer Kraftstoff.  Um z.B. Diesel,  Schweröl und Schmierstoffe für die Maschinen zu erhalten, muss das Erdöl transportiert und dann weiter in Raffinerien aufbereitet werden. Das kostet alles Energie. Und oft kostet  es Energie in Form von mechanischer Arbeit.

Wenn man mit Diesel oder anderen Kraftstoffen einen Verbrennungsmotor oder mit Kerosin eine Turbine betreiben will, um mechanische Energie zu erzeugen, entstehen erhebliche Energieverluste.   Für Beispiele siehe die Tabelle in de.wikipedia.org/wiki/Wirkungsgrad. Ein Wirkungsgrad von 30 % bedeutet, dass 7 von 10 Teilen der Maschine zugeführten Energie nutzlos an die Umwelt abgeben werden und dass nur 3 von  10 Teilen  der im Treibstoff vorhandenen Energie  zur Verrichtung von mechanischer Arbeit verwendet werden können.  Der hohe Wirkungsgrad von Elektromotoren sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dazu Leitungsverluste, Energieaufwand für das Verlegen der Leitung kommen und das die Erzeugung von Strom in der Regel mechanische Energie erfordert.  Dazu kommt, dass der Wirkungsgrad einer Anlage das Produkt der Einzelwirkungsgrade ist.  Das  bedeutet, dass alle Wirkungsgrade aller Prozesse   von der Aufbereitung des aus dem Bohrloch strömenden Wasser-Öl-Gemisches über die Raffinerie bis zurück zum Arbeiten der Bohreinrichtung und der Pumpen am Brunnen den Gesamtwirkungsgrad verschlechtern.

Um aus diesem schmutzigen Wasser-Öl-Gemisch, das aus dem Bohrloch kommt Mineralölsprodukte zu fabrizieren, die  für die Ölförderung oder für die Kunden außerhalb der Mineralölindustrie brauchbar sind, ist jedenfalls ein sehr erheblicher Energieaufwand nötig.

Andere wichtige Ergebnisse der HillsStudie

  • Im Durchschnitt wird die Förderung von Erdöl, vom ersten Fass an bis heute, energieaufwendiger.  Dieser Trend  setzt sich  weiter fort. Hierzu siehe auch das in meinem Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen vorgestellte Buch von Tainter und Patzek.
  • Seit 2012 wird für die Förderung im Durchschnitt die Hälfte der im Öl enthaltenen Energie für die Aufrechterhaltung der Ölförderung selbst verwendet.  Wie im oben erwähnten Interview von James H. Kunstler und Steve St. Angelo zum Ausdruck kommt, war die in den Medien in den letzten Jahren so gefeierte Schieferöl- und Fracking-Party in den USA ein Verlustgeschäft und  es  ist dort  wegen der schnell nachlassenden Förderkapazität  auch in Zukunft nicht mit Gewinnen zu rechnen. D.h.,  wenn man Geld als Maß für Energie betrachtet, dann verbrauchen  diese  durch Fracking genutzten Ölfelder insgesamt schon jetzt mehr Energie als durch die Förderung dort insgesamt geerntet werden kann (siehe auch meinen  Artikel  Energie und Geld).
  • Ab 2030, oder vielleicht auch schon ab ca. 2026,  wird die Förderung von Erdöl im Durchschnitt soviel Energieaufwand erfordern, wie in dem geförderten Öl enthalten  ist. Das heißt, im Durchschnitt aller Ölfelder wird sich die Ölföderung nicht mehr rentieren, wenn und soweit das Ziel der Förderung die Gewinnung von Energie ist. Die Hälfte aller Ölfelder würde dann mehr Energie für die Förderung benötigen als sie liefern kann. Ölförderung kann selbstverständlich trotzdem erfolgen und sie kann auch durchaus sinnvoll sein, weil man anderweitig, z.B. aus Erdgas oder Kohle Energie gewinnen kann, mit der zumindest ein Teil des Energiebedarfs zur Ölförderung gedeckt werden kann. Öl fördern wird man dann aber vernünftigerweise nur noch soweit  man Öl für spezielle Zwecke, etwas als Treibstoff für das Militär, für die Chemische Industrie  und für das Transportwesens benötigt.  Interessant wird dann das Thema Landwirtschaft.  Die Landwirtschaft und damit die Nahrungsmittelproduktion und Versorgung ist heute extrem abhängig von fossilen Energieträgern und da ganz besonders auch von Mineralölprodukten . Man sagt, dass die Landwirtschaft,  die früher pro investierte Kalorie einige Kalorien geliefert hat, heute eine Energiesenke ist, die für jede produzierte Kalorie sage und schreibe 10 Kalorien benötigt.
  • Weil der keine Energie produzierende Teil der Wirtschaft, wegen des steigenden Energiebedarfs und des sinkenden Wirkungsgrades der Ölindustrie, relativ immer weniger Energie bekommt und weil Energie die Grundlage jedes Wirtschaftswachstums ist,  können sich die Verbraucher immer weniger leisten.  Die Ölpreise werden  damit  voraussichtlich (nur zunächst?) niedrig bleiben. Weil die niedrigen Ölpreise aber nicht kostendeckend sind, wird die Industrie bei der Erkundung und Erschließung von Ölfeldern sparen.  Gerade die von dem Medien in den letzten Jahren so gepriesenen unkonventionellen Ölvorkommen werden eher nicht mehr ausgebeutet werden, weil dazu die Energie fehlen wird.  Was die Vorhersage dauerhaft sinkender  Ölpreise angeht, ist die HillsStudie für mich derzeit nicht ganz überzeugend, weil sie auch zeigt, dass in der Vergangenheit zeitweise zu niedrige Ölpreise durch dann wieder  überschießende Ölpreise kompensiert wurden. Allerdings war das in einer Zeit, als die Ölförderung pro Fass noch einen hohen Nettoenergieüberschuss und damit auch die Fähigkeit zur entsprechenden, echtes Wirtschaftswachstum   bewirkenden Aktivitäten lieferte.  Der “Reichtum” Deutschlands, der z.B. die deutsche Bundeskanzlerin und einen Großteil der  Bevölkerung in der Flüchtlingsfrage so übermütig und vermeintlich großherzig werden ließ, war das Resultat davon, dass Deutschland diese Energieüberschüsse besonders gut zu nutzen verstand.  Wenn diese Überschüsse  verschwinden und  die  Ölförderung zu einer kostspieligen Energie- und Geldsenke  wird,  dürfte sich auch der   “Reichtum ” der  Deutschen und ihres Sozialstaates verflüchtigen.  Voraussichtlich gehen dann aber auch die Grundlagen der Gesellschaft schlechthin verloren. Siehe meine Artikel Die Gundlagen der westlichen Werte und Unsichtbare Nutzflächen.

Die Methode der HillsStudie

Die bisherigen Versuche, die Ölvorkommen und deren Nutzbarkeit zu bestimmen bestanden darin, bekannte Vorkommen und deren geschätzte Kapazität zu addieren und dem erwarteten Verbrauch gegenüberzustellen. Dazu kam bzw. kommt dann noch der übliche Fortschrittsglaube, dass “die” schon Wege finden, diese Vorkommen zu nutzen, und dass “selbstverständlich” weitere große Vorkommen gefunden werden.

Die Herangehensweise und Methodik der HillsStudie ist anders. Ich versuche hier sie kurz zu beschreiben:

  1. Man unterstellt, dass Erdöl in der Regel gefördert wird, weil es als Energiequelle interessant ist.  Man bedenke, ca. 1/3 des deutschen Primärenergiebedarfs und fast das gesamte Transportwesen werden heute mit Mineralölprodukten betrieben .
  2. Man weiß, dass die Förderung und die Verarbeitung von Erdöl, sowie der Transport der Mineralölprodukte zu den den Kunden  Energie kostet und dass dieser  Energieaufwand weiter steigt. Wenn die Förderung, die Aufbereitung und der Transport der Mineralölprodukte zu den Kunden insgesamt soviel Energie kosten, wie in dem geförderten Öl enthalten ist, macht die Ölförderung energetisch gesehen keinen Sinn mehr (was nicht heißt, dass es dann keine Ölförderung mehr geben wird).
  3. Man weiß, dass eine bestimmte Ölmenge einer bestimmten Ölqualität einen immer gleichen Brennwert hat.
  4. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Geld, Wirtschaftsleistung  und Energie.   Der Energieinhalt von einem Fass Öl einer üblichen, hochwertigen Sorte kann dabei ähnlich wie ein Goldstandard als Vergleichswert genutzt werden. Die Ölpreise schwanken zwar,  aber in der Regel  haben sich  die Marktschwankungen in der Vergangenheit über  längere Zeiträume  ausgeglichen. Eine Ausnahme war  eine politisch bedingte Hochpreisphase in der Zeit von 1980 bis 1985, als Saudi Arabien  seine  Förderung gedrosselt hat, um die Preise künstlich zu steigern.  Diese Phase  lässt man weg.
  5. Man hat durch die Daten der Weltbank eine Tabelle der jährlichen Bruttoszialprodukte und man hat durch die Daten der EIA (Energy Information Agency = amerikanische Behörde für Energieinformationen)  die Ölpreise in US-$ für die verschiedenen Jahre. Mit diesen Daten kann man ausrechnen, was eine bestimmte Anzahl Energieeinheiten  in jedem Jahr gekostet hat.
  6. Man hat auch Daten über übliche Wasseranteile bei der Förderung, über die üblichen Tiefen der Bohrlöcher und deren Entwicklung, sowie über die Bodentemperaturen in den verschiedenen Tiefen. Damit kann man bei bekannter Fördermenge ausrechnen, wie viel Erdwärme zusätzlich zur im Öl enthaltenen Energie aus der Ölquelle kommt.
  7. Man unterstellt, dass die Ölindustrie in der Regel sehr effizient arbeitet und dass die Konkurrenz groß ist, so dass die Margen sich in Grenzen halten.
  8. Wenn man nun weiß, wie viel Öl gefördert wird UND  wie viel Energie in der aus den Ölquellen kommenden Wasser-Öl-Mengen im Mittel enthalten ist UND was ein Fass Öl gekostet hat  UND man weiß, was eine Energieeinheit gekostet hat, DANN kann man ausrechnen, wie viel Energie die Ölindustrie insgesamt für die Förderung aufwenden musste. Die Ergebnisse solcher  Berechnungen kann man  in Tabellen und Grafiken eintragen, auswerten und extrapolieren. Das Ergebnis kann man mit Erfahrungswerten auf Plausibilität prüfen.

Die HillsStudie betrachtet jedenfalls eine einzelne Mengeneinheit Rohöl und  berechnet dazu unter anderem mit den Daten der Weltbank und der EIA verschiedene Tendenzen und Entwicklungen.

Das  Bestechende an dieser Methode ist, dass man  damit nicht mehr wissen muss, was wirklich wo  in der Erde liegt  und vielleicht,  oder auch nicht, noch entdeckt und erschlossen wird.

Man betrachtet einfach, wie sich über die Jahrzehnte der Energieaufwand für die Förderung pro Mengeneinheit verändert hat, sieht sich an, wie viel Energie mit jeder Mengeneinheit verbunden ist und analysiert  die damit erstellbaren Grafiken.

Das Ganze wird gut mit Mathematik verpackt und mit Formeln beschrieben  und ist in Wirklichkeit schon etwas kompliziert, aber am Ende steht die Einsicht, dass die Förderung von Erdöl ziemlich sicher irgendwann zwischen 2025 und 2030 im Durchschnitt  keine Energie  mehr liefert – womit dann die für die Industriestaaten lange Zeit wichtigste und bei weitem wertvollste Energiequelle zu einer Energiesenke wird.  Es gibt dann sicher noch Kohle und  Gas  und  es werden dann ganz sicher insgesamt noch extrem große Mengen Erdöl, Schieferöl, Teersande usw. in der Erde lagern.   Das Problem ist nur, dass  deren Förderung oder Abbau dann  mehr  Energie kostet als  gewonnen wird,  so dass ein Abbau bzw. eine Förderung  wenn überhaupt, dann nur noch  für  spezielle  Zwecke  Sinn macht.

 Zitate aus dem Fazit der Studie:

Nur ein Teil der in der Erde lagernden Ölreserven besitzen die Kapazität, eine vorteilhafte Komponente zu liefern.

….

Der 2012 erreichte Energie-Halbwegpunkt hat eine wichtige Veränderung in der Rohölproduktion eingeleitet. Es begann ein Prozess, in dem der Endverbraucher nicht länger in der Lage war, alles Erdöl zu erwerben, das die Ölindustrie produzierte. Von der mit der Ölförderung produzierten Ölmenge wurde mehr für die Produktion von Öl abgezweigt als an die Verbraucher geliefert wurde. Dies schlug sich in dem Preisverfall von 2014 nieder, bei dem die Preise um 50 % fielen. Die Energiemenge, die an die Verbraucher geliefert wird, wird weiter fallen und das, was die Verbraucher sich maximal leisten können, wird damit weiter fallen. Es wird für die Industrie notwendig werden, die Produktion zu senken. Die am meisten kostenden Felder werden kontinuierlich geschlossen werden, während die Preise und ihr Betriebsminimum fallen.

So ganz verstanden habe ich das mit der Wende von 2012 noch nicht. Auf der Webseite der HillsGroup finden sich   The Energy Factor, Part IV, The Price of Oil  die betreffenden Grafiken und einige Erklärungen. Das heißt, ich verstehe das und verstehe es dann doch nicht, weil es nicht zu der von mir erlebten Realität passt. Man muss allerdings bedenken, dass die HillsStudie Durchschnittswerte betrachtet und berechnet.

Nate Hagens Vortrag und die Sache mit den Melkmaschinen

An dieser Stelle sollte ich  vielleicht auf   Nate Hagens neuen Vortrag, vom Frühjahr  2016,   hinweisen. Hagens erklärt dort sehr gut, das und warum Energie und Geld zusammenhängen. Nach Hagens enthält z.B. ein Barrel Öl (159 Liter) soviel Energie wie ein  Mensch in 10 Jahren   Arbeit erbringen kann. Erst die billige fossile Energie, die weltweit 90 % aller Arbeit erledigt, mache hohe Löhne und die hohe Produktivität und den Lebensstandart in den Industrieländern möglich.  Hagens bringt auch ein Beispiel aus Wisconsin, bei dem man drei Methoden zum Melken von Kühen energetisch und wirtschaftliche verglichen hat:

  1. Melken von Hand. Stundenlohn 5 Dollar.
  2. Melken mit einem normalen Melkmaschinenstand.  180 x mehr Energieaufwand als beim Melken von Hand.  Dafür aber auch eine höhere Poduktivität des Melkers, der nun 20 Dollar pro Stunde verdienen kann.
  3. Vollautomatischer Melkstand. Gegenüber dem Melken von Hand ein 400 x höherer Energieaufwand. Aber dafür 25 Dollar Stundenlohn für den Melker

Man hat man diese drei Fälle mit verschiedenen Strompreisen betrachtet. Dabei zeigt sich, dass  sich Strompreissteigerungen beim Melken von Hand nicht auswirken. Der Vollautomat wird aber, wenn der Strompreis steigt ,  ziemlich bald unrentabel und es kommt dann zu  Betriebsverlusten. Der normale Melkstand wird von Strompreissteigerungen auch  betroffen, aber weniger stark. Wenn der Energiepreis in diesem Szenario steigt kommt also für den bisher am besten verdienenden Melker, der den Vollautomaten bedient, der Punkt wo er überhaupt nichts mehr verdient oder sich einen schlechter bezahlten Job suchen muss. Wenn immer mehr Energie für die Energiegewinnung selbst erforderlich ist und weniger z.B. für den Bau und Betrieb von Vollautomatischen Melkmaschinen vorhanden ist, dann verdienen Melker weniger und sie können auch ihr Auto nicht mehr so mal eben voll tanken und den Tank aus Spaß am Fahren leer fahren. Auch ist es so, dass wenn der vollautomatische Melkstand erst einmal stillgelegt ist oder wenn neue Systeme dieser Art wegen befürchteter Energiepreissteigerungen nicht installiert werden, die Energienachfrage sinkt.  Bei bei Investitionsentscheidungen für Kraftwerke könnte außerdem vermutet worden sein, dass der Energieverbrauch durch zusätzliche Umstellungen auf automatische Melkmaschinen steigt, während das nun doch nicht der Fall ist. So in etwa kann man sich  die Folge einer Energieverknappung vielleicht wohl vorstellen.

Hier die letzten beiden Absätze der HillsStudie:

Die nachlassende Verfügbarkeit von Mineralölprodukten, die ihre Ursache darin hat, dass der Wert pro Einheit  reduziert wird und das die Energielieferfähigkeit pro Einheit sinkt, wird eine allumfassende Auswirkung auf alle Aspekte der gegenwärtigen Gesellschaft haben. Sie wird jeden umfassen, vom Mann auf der Straße bis zu den größten Organisationen. Die Vereinigten Staaten – deren Bundesregierung, deren Regierung von Bundesstaaten und lokale Verwaltungen,  zusammen mit einigen privaten Organisationen, geben jährlich 2,1 Billionen Dollar aus um das Fließen des Erdöls und der Mineralölprodukte zu schützen, zu managen und zu regulieren.   ………

(Dazu gehören Militär, Straßenverwaltung und vieles mehr, was hier aufgezählt wird)

……..

Wenn das Erdöl seine  Relevanz  verliert, wird   die geordnete, nicht  chaotische  Auflösung dieses kolossalen Labyrinths  von Unternehmen eine der  Hauptaufgaben der nächsten 20 Jahre werden.

Die Erschöpfung der nutzbaren Erdölvorräte ist weiter fortgeschritten als allgemein angenommen wird und die Förderung wird schneller abnehmen als allgemein angenommen wird.

Konventionelle Methoden der Schätzungen von Lagerstätten sind auf dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik aufgebaut, vernachlässigen aber die Effekte des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik. Obwohl sie für die Analyse individueller Ölfelder extrem passend sind, liefern sie inkonsistente, fehlerhafte Werte, wenn sie auf den Status der globalen Ölreserven angewendet werden.  Die Konsequenz  ist,  dass die Erschließung und Nutzung der letzten 25 % der globalen Energiereserven um Größenordnungen teurer und aufwendiger sein wird als die der ersten 25 %.

Die fortschreitende Erschöpfung der Welt-Ölreserven kann Veränderungen in einer Größenordnung mit sich bringen, die man in 1000 Jahren nicht erlebt hat! Um durch diese strittige und schwierige Gebiet zu   steuern ist es essentiell die Vorgänge die stattfinden zu verstehen. Es ist unsere Hoffnung zu diesem Unternehmen beigetragen zu haben.

Soweit die Schlussbemerkungen der HillsStudie.

Englischsprachiges Diskussionsforum zur Studie der Hills-Group

Im Forum der englischsprachigen Internetseite peakoil.com gibt es im Bereich   Peak oil-studies, reports & models unter dem Titel The Etp Model, Q & A seit 16. November 2014 eine lebhafte Diskussion, an der unter dem Pseudonym ‘shortonoil’ auch BW Hill, der Namensgeber und Hauptautor der Hills-Studie mitdiskutiert und Fragen beantwortet. Aus organisatorischen oder programmtechnischen Gründen wird dabei alle 499 Kommentare ein neuer Thread eröffnet. Am 16. Oktober waren gab es die  folgenden  Threads,  beginnend mit dem  Ältesten:

  1. The Etp Model, Q & A Pt. 1
  2. The Etp Model, Q & A Pt. 2
  3. The Etp Model, Q & A Pt. 3
  4. The Etp Model, Q & A

Es waren am 16. Oktober 2016 insgesamt schon über 1560 Kommentare.  Der Kommentarzähler für ‘shortonoil’, für alle Threads im Forum von www.peakoil.com  zeigte 3607 Kommentare.

Etp steht steht für ‘Energy total production‘ und beschreibt die insgesamt für die Ölförderung erforderliche Energie. Das Etp-Modell ist das Modell der HillsStudie. Ein in der aktuellen Diskussion wesentlicher Aspekt der Studie ist, dass sie nach dem oben erwähnten Punkt im Jahre 2012, sinkende Ölpreise voraussagt, weil die Konsumenten sich höhere Preise nicht mehr leisten können. Man kann diese auch in der Grafik http://www.thehillsgroup.org/depletion2_022.htm sehen.

Studie der Hills-Group und die deutsche Energiewende

Das Prinzip des von der HillsGroup angewendeten Verfahrens könnte man meines  Erachtens auch auf die Energiewende und die “erneuerbaren Energiequellen” anwenden. Ich bin ziemlich sicher, dass dabei dabei herauskommen würde, dass die deutsche “Energiewende”  eine gigantische Geld- und Zeitverschwendung ist, die die Zukunftsaussichten  verschlechtert.  Alleine schon die Höhe der Subventionen zeigt, dass die Hoffnung auf die Energiewende ein Mega-Flopp ist und dass deren tatsächlicher Energieerntefaktor völlig mangelhaft ist. Die “erneuerbaren” Energieträger sind außerdem auf fossile Brennstoffe   und da ganz besonders auch auf Erdöl angewiesen. Ein interessantes Buch dazu ist When Trucks Stop Running: Energy and the Future of Transportation  von Alice Friedemann.

In dem Eingangs erwähnten Interview von James H. Kunstler mit Steve St. Angelo, dem Kunstlercast  281,  wird erwähnt, dass eine komplexe Gesellschaft wie die unsere, Energiequellen mit einem Energieerntefaktor von mindestens 20 benötigt. Alle “erneuerbaren” Energien können dass nicht annähernd liefern.  Wenn sie es könnten, bräuchten sie keine Subventionen um gegen die heute schon erheblich erschöpften fossilen Energieträger mit ihren stark gestiegenen Produktionskosten bestehen zu können.

Meine Prognose bis 2030

Es wird voraussichtlich noch vor 2026 heftige Kriege geben, die insbesondere auch in Deutschland und Europa   Hungersnöte auslösen werden.

Nach 2030 wird die Komplexität der Gesellschaft – und damit auch deren Energieverbrauch – gegenüber heute drastisch geringer sein.  Die Bevölkerung wird , durch Hungersnöte und Krieg  viel kleiner  sein als heute  und das Leben wird einfacher und lokaler organisiert sein.   Es wäre am Besten,   das als unvermeidlich zu akzeptieren  und zu versuchen das Schlimmste zu verhindern.    Nichts kann heute voraussichtlich mehr Verbrechen, Tod und Elend verhindern als das. Die wirksamsten Maßnahmen und Vorbereitungen wären dabei jene, die Menschen auf der Ebene von Dörfern, Straßenzügen  und Nachbarschaften treffen.

Siehe auch den Film die dazu geführten Interviews, die ich in dem  Artikel  Der Film What a Way To Go verlinkt habe.

Kelberg, den 14. bis 17. Oktober 2016

Christoph Becker

 




Grenzen der Windkraftnutzung enger als angenommen

Auf der der Internetseite der Max-Planck-Gesellschaft erschien am  28. August 2015 ein Artikel, in dem darauf hingewiesen wird, dass Windkraftanlagen den Wind schwächen und das Klima beeinflussen können. Der Wirkungsgrad der Windkraftanlagen sinkt, wenn deren insgesamt installierte Leistung und Dichte zu groß wird. Die in Deutschland nutzbare Windenergie ist damit geringer, weniger wirtschaftlich  und weniger umweltfreundlich als gemeinhin angenommen.Titel und Verlinkung des Artikels:  Turbinen schwächen die Windenergie

Große Windparks mit einer hohen Dichte installierter Leistung bremsen den Wind und erzeugen weniger Strom als bisher angenommen.

Wie der Artikel erklärt, sind die in Deutschland vom Bundesumweltamt angenommene, maximal installierte Windenergieleistung viel zu hoch angesetzt.

Der Grund ist, dass Windkraftanlagen den Wind bremsen und dass die Luft dahinter verwirbelt wird.  Dem Wind wird schließlich Energie entzogen, die dann anderen später im Windstrom stehenden Windturbinen nicht mehr zur Verfügung steht. Außerdem ist zu erwarten, dass durch das Abbremsen des Windes und durch die Verwirbelung der Luft auch das Klima beeinflusst wird.

In der Tat war es wieder einmal sehr naiv anzunehmen, man könnte einem natürlichen System wie dem Wind riesige Mengen Energie entziehen, ohne dass sich das irgendwie auf die Umwelt auswirken würde. Wie sich das Abbremsen des Windes und die Verwirbelung der Luft durch die geplante, sehr große Anzahl installierter Windkraftwerke auf das Klima auswirkt, ist offenbar noch nicht bekannt. Sicher ist aber, dass der energetische Wirkungsgrad und damit auch der Nutzen und der ökologische Fußabdruck der Windkraftwerke von einem bestimmten Punkt an mit zunehmender installierter Leistung schlechter werden.

Kelberg, den 11. Oktober 2016

Christoph Becker

 

 

 

 

 

 

 

Ausserdem

Die Forscher arbeiteten mit einem komplexen Simulationsmodell, das häufig in der Wettervorhersage benutzt wird, und berücksichtigten in den Rechnungen erstmals Windparks und deren Auswirkungen auf den Wind. „Wenn wir nur ein paar Windturbinen berücksichtigen, finden wir, was wir erwarten: mehr Turbinen erzeugen mehr Strom“, erklärt Lee Miller, Erstautor und Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Biogeochemie. „Sobald wir sehr viel mehr Turbinen einführen, zeigt sich aber, dass die Windgeschwindigkeit zunehmend reduziert wird und jede Turbine weniger Energie erzeugt.”

 




Trumps Sexskandal, Kissinger, Clinton, König David

Mit einigem Erstaunen habe ich den Versuch registriert, dem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump mit einem Video aus dem Jahre 2005 zu schaden, in dem ein heimlich mitgeschnittenes Interview zu hören ist indem Trump sich in einer Männerrunde mit einem sexuellem Abenteuer brüstet.

Hier zunächst das betreffende Video, in einer Version in dem Trumps Worte auch noch schriftlich eingeblendet werden:

“Donald Trump 2005 recording”|”tape”|”video”|”audio”|”lewd comments”|”Access Hollywood” Billy Bush

Wie deutlich zu vernehmen ist, sind die anwesenden anderen Herren amüsiert und äußern sich eher bewundernd und nicht etwa schockiert.  So wie ich den den Text verstehe, handelte es sich auch keineswegs um eine Vergewaltigung, sondern um eine offenbar auch für die Frau ziemlich heiße Affäre.

Henry Kissinger, Sex und Macht

Das wiederum erinnert mich an ein Zitat von Henry Kissinger, zu dem ich dann auch mit “kissinger power is the ultimate aphrodisiac” (dt. “Kissinger Macht ist das ultimative Aphrodisiakum“) gegoogelt habe. Ergebnisse z.B.:

https://en.wikiquote.org/wiki/Henry_Kissinger:

Power is the ultimate aphrodisiac.

  • As quoted in The New York Times (28 October 1973)
  • Lesser known variant: Power is the great aphrodisiac.
    • As quoted in The New York Times (19 January 1971)

Auch die anderen dort zu findenden Zitate Kissingers sind interessant.

Mit der oben angegebenen deutschen Übersetzung meiner ersten Google-Suche fand ich folgenden Artikel aus dem Stern: Henry Kissinger – “Macht ist ein starkes Aphrodisiakum”, vom 26. Mai 2003

Donald Trump hat letztlich nur mit seinen eigenen Worten und mit Schilderung eines praktischen Beispiels ziemlich plastisch Henry Kissingers Zitat bestätigt.

Bill Clintons Affären

Dann habe ich mit “Clinton Sex Affairs” gegoogelt.  Damit fand google “ungefähr” 24.600.000 , also vierundzwanzig-millionen-sechshunderttausend Seiten. Auf der englischen Wikipediaseite gibt es eine eigene Seite mit dem Titel  Bill Clinton sexual misconduct allegations, auf der die Fälle der Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens von Bill Clinton aufgelistet sind.  Bill Clinton ist bekanntlich sogar für eine zweite Amtsperiode zum Präsidenten gewählt worden.  Bill  Clinton würde, wenn Hillary Clinton die Wahl gewinnen würden, die Rolle des “Ersten Ehemanns” im Weißen Haus übernehmen. Wollen die Amerikaner das?

König David und seine Affäre mit Betseba

Die Bibel, 2. Buch Samuel, Kapitel 11, 2-5

Schließlich ist da dann auch noch die Bibel. Es wird zwar nicht berichtet ob David sich in einer Herrenrunde mit seiner Beziehung mit Batseba, der Frau des Uria gebrüstet hat, aber die Geschichte ist schon krass:

2 Und es begab sich, dass David um den Abend aufstand von seinem Lager und sich auf dem Dach des Königshauses erging; da sah er vom Dach aus eine Frau sich waschen; und die Frau war von sehr schöner Gestalt.
3 Und David sandte hin und ließ nach der Frau fragen und man sagte: Das ist doch Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Hetiters.
4 Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei; sie aber hatte sich gerade gereinigt von ihrer Unreinheit. Und sie kehrte in ihr Haus zurück.
5 Und die Frau ward schwanger und sandte hin und ließ David sagen: Ich bin schwanger geworden.

Die weitere Geschichte war, dass David dann Uria, den Mann der Betseba von der Front zurückbeordert hat und versucht hat ihn dazu zu bringen bei seiner Ehefrau Batseba zu schlafen, auf dass das Kind aus deren Affäre mit  David ein Kuckuckskind werde. Weil Soldaten aber während eines Feldzuges nach dem Gesetz des Moses offenbar nicht zu hause schlafen durften, hat sich Uria geweigert zu hause bei seiner Frau zu schlafen (und mit ihr hoffentlich Sex zu haben). Daraufhin hat David ihn dann wieder an die Front geschickt und dafür gesorgt, dass Uria so eingesetzt wurde, dass er im Kampf umkam.

Das aus der Affäre von David mit Betseba stammende Kind war der spätere König Salomon, unter dessen Herrschaft das Reich Israel sein größte Ausdehnung und Blüte erlebte. Dieser Salomon ist  einer der im 1. Kapitel des Neuen Testametes aufgelisteten Vorfahren von Jesus. Siehe dazu auch meinen Artikel  DER ANFANG DES NEUEN TESTAMENTES, wo ich die betreffende Bibelstelle aus drei Übersetzungen gegenüberstelle. Dort steht  ganz klar:

1 Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams ……

6 Isai zeugte den König David.
David zeugte Salomo mit der Frau des Uria……

Donald Trump ist bei weitem nicht so weit gegangen wie König David, dessen Affäre mit Betseba von Gott sogar damit geadelt wurde, dass daraus immerhin der König Salomon und mit diesem  ein Vorvater von Jesus hervorging.

Warum sollte Donald Trump wegen seiner  die Zustimmung und Bewunderung seiner damaligen Begleiter bewirkenden Äußerungen als Präsident ungeeigneter  sein, als seine Konkurrentin mit ihrem Bill Clinton,  dem zweimaligen Präsidenten, mit all seinen Affären, der bei einem Wahlsieg von ihr als der “Erste Ehemann der USA” die bisher der jeweiligen “First Lady” vorbehaltene Rolle übernehmen würde? Der Umstand, dass Frau Clinton vor diesem Hintergrund gemeint hat, Donald Trump dürfe wegen diesem vor über 10 Jahren heimlich gemachten Tonbandaufzeichungen kein Präsident werden, disqualifiziert meines Erachtens eher Frau Clinton für die Rolle einer Präsidentin.

Angesichts der innen- und außenpolitischen und wirtschaftlichen Situation der USA gäbe es für den Präsidedentschaftswahlkampf eigentlich sehr viel Wichtigeres als die Diskussion dieses Videos aus dem Jahre 2005.  Ich könnte mir z.B. auch gut vorstellen, dass der Sicherheit, der Lebensqualität  und Zukunft gerade auch der amerikanischen Frauen mit einer Wahl von Donald Trump sehr viel besser gedient würde als mit dem “weiter wie bisher”, das mit einer Wahl von Frau Clinton gewählt würde.

Kelberg den 8. Oktober 2016

Christoph Becker

 

 




Auf dem Weg zum großen Krieg?

Am Do., dem 6. Oktober 2016 abends habe ich in den Nachrichten auf RussiaToday einige sehr beunruhigende, schon ein wenig eine Gänsehaut  verursachende Kommentare und Sichtweisen amerikanischer Offizieller gehört und gesehen.  Heute, am 7. Oktober fanden sich auch in deutschen Medien entsprechende Meldungen – und ich habe noch etwas mehr gefunden.

Doch hier nun zunächst der Nachrichtenbeitrag von RussiaToday vom 6. 10.2016, in dem die Amerikaner meines Erachtens den Russen ziemlich unverblümt mit Krieg drohen und in dem der Chef der amerikanischen Armee sich für meinen Eindruck deutlich zu siegessicher und zu selbstbewusst gibt.

Dazu hier zunächst am 7.10.2016 auf dem deutschen Kanal von RussiaToday veröffentlichte russische Antwort: „Haben alle Maßnahmen ergriffen“ – Russland warnt „Hitzköpfe“ in den USA vor Angriffe auf Syrien.

(Nachtrag 8.10.16, vom deutschen Kanal von RussiaToday schon am 5.10.16 hochgeladen: Nach gescheitertem Friedensprozess: Eskaliert der Syrien-Krieg?  Demnach gibt es in der amerikanischen Führung unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen, sich dazu auch noch oft verändernden Meinungen.)

Auf Focus.de  dazu ebenfalls am 7.10.2016:  Angespannte SicherheitslageUS-Militärchefs prophezeien: “Der Dritte Weltkrieg wird extrem tödlich und schnell”.

Ebenfalls auf Focus am 6.10.2016 abends: Die Bedrohung des elektronischen ZeitaltersAnti-Viren-Guru McAfee warnt: Diese Waffe könnte 90 Prozent aller US-Amerikaner auslöschen.  Diese Meldung von McAfees Bedenken wegen eines EMP-Angriffs und seiner möglichen Folgen hat Focus fast identischen, schon ein Jahr früher, am 7.10.2016 gebracht.

Was mich nun wirklich beunruhigt ist, dass heute, am 7.10.2016 auch Chris Martenson auf peakprosterity.com einen Artikel mit dem Titel  Do We Really Want A War With Russia?  Because we’re in danger of getting exactly that  (dt.: Wollen wir wirklich Krieg mit Russland? Wir sind nämlich in Gefahr genau das zu bekommen) veröffentlicht.

Ich übersetze hier nur die ersten beiden Sätze seines Artikels:

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass sich die Dinge zwischen den USA und Russland verbessern, aber sie tun das nicht. Sie verschlechtern sich rasant.

Es passiert gerade viel, ich kann nur eine Zusammenfassung von einigen der interessanteren und beunruhigenderen Entwicklungen geben.

und die letzten beiden letzten Sätze seines Artikels:

Also, bedauernswerterweise, verfolgen sie die Aktionen der Deutschen und der Russischen Regierung und bereiten Sie sich selber auf einen Krieg vor. Während wir alle hoffen, dass dies auch vorbeigeht und kühlere Köpfe die Oberhand gewinnen, ist Hoffnung alleine eine schrecklich schlechte Strategie.

Was ich heute auch noch einmal gelesen habe, war der Artikel  Schutz vor einem EMP-Angriff von Florian Rötzer auf Telepolis, bei Heise.de.

Am 18. Mai 2016 gab es beim US-Senat eine Anhörung mit dem Titel: Assessing the Security of Critical Infrastructure: Threat, Vulnerabilities, and Solutions. Ich habe mir nicht die ganzen 2 Stunden und 21 Minuten dauernde Veranstaltung angehört, sondern nur einen Teil. Aber das reicht, um zu verstehen, dass die USA auf einen modernen Krieg mit einer Großmacht wie Russland, die in der ersten Runde, wenn es richtig zur Sache geht,  voraussichtlich die technische Infrastruktur des Gegners angreifen wird,  nicht wirklich vorbereitet sind.  Es darf angenommen werden, dass Deutschland erst recht nicht auf einen solchen Krieg, bei dem unter anderem sämtliche großen Transformatoren zerstört werden, so dass die Stromversorgung für Jahre ausfällt, und vermutlich nie mehr ganz hergestellt werden wird, vorbereitet ist.

Dazu passt auch der offene Brief amerikanischer Sicherheitsexperten an Präsident Obama, vom 14. Mai 2015, von dem ich eine Übersetzung angefertigt hatte:  OFFENER BRIEF AN OBAMA WEGEN EMP-RISIKO.

Zum Thema EMP siehe auch meinen schon etwas älteren Beitrag Weitere Literatur zum Thema EMP, in den auch eine Fernsehdokumentation eingebunden ist, die recht gut erklärt wie so ein Angriff aussehen könnte und warum er so gefährlich ist.

Man kann nur mit Chris Martenson hoffen, dass nüchterne, sich der Gefahr und der Risiken bewusste Leute durchsetzen. Weder die USA noch Deutschland und Europa sind für einen großen Krieg gerüstet.

Im Grunde haben die USA, aber auch Deutschland und der Rest Westeuropas den nächsten Krieg bisher zumindest schon im Voraus verloren und sind damit ein Beispiel dafür, wie Verteidigungspolitik eben nicht aussehen sollte.

Ein Angriffe  auf die Infrastruktur und Nahrungsmittelversorgung ist nicht nur heute die verwundbarste Stelle der westlichen Länder. Im Gallischen Krieg, vor über 2050 Jahren  haben die  Kelten unter  Vercingetorix  versucht durch Zerstörung von Nahrungsmittelvorräten und Versorgungsmöglichkeiten den Krieg zu gewinnen:

Nach dieser Niederlage entschloss sich Vercingetorix zur Taktik der Verbrannten Erde: Die Gallier zerstörten Siedlungen und Nahrungsvorräte, nur die gut befestigte Stadt Avaricum (Bourges) wurde verschont. Caesar belagerte die Stadt, Vercingetorix ließ sich mit seinen Truppen 20 Kilometer entfernt von Avaricum nieder. Caesars Heer litt unter Versorgungsproblemen, trotzdem errichteten die Legionen zahlreiche Belagerungswerke, mit deren Hilfe sie Avaricum an einem regnerischen Frühlingstag erstürmten. Nach Angaben Caesars überlebten die Erstürmung Avaricums 800 von 40.000 Einwohnern.

Und dann kam die letzte große Schlacht , die  von Alesia, die das  Schicksal  Galliens besiegelte:

Caesar ließ ein umfangreiches System von Wällen, Gräben und Palisaden um die Stadt errichten, das sowohl gegen eventuelle Ausbrüche aus der Stadt als auch gegen eine Entsatzarmee gerichtet war. Die absehbare Nahrungsmittelknappheit trieb Vercingetorix dazu, Frauen und Kinder aus der belagerten Festung auf die Römer zuzutreiben, die diese weder ernährten noch abziehen ließen. Da ihre Männer sie ebenfalls nicht wieder einließen, starben sie vor deren Augen den Hungertod. Als sich ein gallisches Entsatzheer der Stadt näherte, wagte Vercingetorix den Ausbruch, der an den Verteidigungsanlagen der Römer scheiterte.[13]

Angesichts der hohen Verluste vor den Verteidigungslinien der Römer riet Vercingetorix seinen Truppen angeblich, sich zu ergeben und ihn an den Sieger auszuliefern, um bessere Bedingungen zu erlangen.

Das war vor über 2050 Jahre. Was ist heute, wenn man Frankreich und Deutschland  den Strom abstellt oder/und auf die eine oder andere Weise den Nachschub für die Landwirtschaft unterbricht.

Vor knapp 100 Jahren, im 1. Weltkrieg hat es in Deutschland trotz der gegenüber heute um die Hälfte niedrigeren Bevölkerungsdichte eine Hungersnot  gegeben: Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg und Steckrübenwinter.  Insgesamt sollen im 1. Weltkrieg in Deutschland ca. 800.000 Menschen an Hunger und Unterernährung gestorben sind. Dabei war die Abhängigkeit der Landwirtschaft damals von Technik, Treibstoff, Strom, Ersatzteilen und Chemieprodukten auch von dazuzukaufendem Saatgut drastisch geringer als  heute. Die pro Kopf verfügbare landwirtschaftlich nutzbare Fläche war viel größer  und man hatte das Wissen und die Hilfsmittel um  mit den vorhanden Mitteln  Nahrungsmittel  zu produzieren. Würde es in nie dagewesenem Umfang an Mitteln und Wissen zu Nahrungsmittelproduktion fehlen, wenn die industrialisierte Landwirtschaft in Folge von direkten oder indirekten Kriegseinwirkungen ausfallen würde. Es würden sogar noch vorhandene Ernten auf den Feldern verderben und ein großer Teil der Tierbestände in den Massentierhaltungsbetrieben würde verenden und ungenießbar werden. Es  wäre  ein Elend,  ähnlich dem  von  damals vor 2050 Jahren ,  zwischen den  Fronten  vor Alesia.

Kelberg, den 7.10.2016

Christoph Becker




Verfälschung der Wahrnehmung durch Gruppenzwang

Wenn eine Gruppe von Menschen  die Realität in gleicher Weise fehlerhaft wahrnimmt, dann neigen die einzelnen Mitglieder der Gruppe mit ca. 70 % Wahrscheinlichkeit dazu,  ihre eigene Wahrnehmung an die fehlerhafte Wahrnehmung der Gruppe anzupassen,  wie das in dem folgenden Video vorgeführte, auf einer Veröffentlichung des Psychologen Solomon Asch zurückgehenden Konformitätsexperiment von Asch zeigt.

Die Ergebnisse dieses Experimentes machen viele politische Phänomene verständlich.

Vor diesem Hintergrund habe ich mir noch einmal die letzten 3 Minuten von Manfred Kleine-Hartlages Vortrag,  Warum ich kein Linker mehr bin angehört.

Wie Kleine-Hartlage erklärt, ist beruht der  Glaube der Linken an die Richtigkeit ihrer Weltsicht in hohem Maße auf Gruppenzwang.

Vor diesem Hintergrund ist dann auch ein anderer Vortrag von Manfred kleine Hartlage alleine schon durch den Titel “Links ist da, wo der Regen von unten nach oben fällt” ein praktisches Beispiel für den Effekt der Wahrnehmungsverzerrung durch Gruppenzwang:

Immerhin kann man den  Linken vor dem Hintergrund von Aschs Konformitätsexperiment zu gute halten, dass ihre Wahrnehmung durch den Gruppendruck dem sie unterliegen wohl tatsächlich gestört ist.

Wie der Moralpsychologe Jonathan Haidt herausgefunden hat und in seinem Buch  The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion erklärt gibt es allerdings auch noch einen ganz anderen Grund dafür, warum Menschen rechts  oder besser  konservativ  oder eben links sind.  Der  Mensch habe insgesamt 5 oder 6  verschiedene moralische Geschmackssensoren, die vor dem Hintergrund der Evolution für alle eine für die Funktion von Gesellschaften wichtige  Berechtigung und Ursache haben. Bei Linken sind einige dieser moralischen Geschmackssensoren unterentwickelt, während die für Gleichheit und Gerechtigkeit zuständigen Sensoren mehr oder weniger über entwickelt sind.  Bei Rechten bzw. Konservativen ist die Verteilung dagegen ausgewogener.   Die Gewichtung der Sensibilität dieser Moral-Sensoren ist möglicherweise  zumindest teilweise erblich.

Menschen sind also nicht einfach nur Linke (zu denen heute im Grunde auch SPD, Grüne und die CDU gehören), weil der Konformitätsdruck ihrer Gruppe ihre Wahrnehmung der Realität verfälscht. Wohl aber könnte eine durch den Gruppenzwang verursachte Verzerrung der Wahrnehmung der Realität eine Ursache dafür sein,  dass sinnvolle Anpassungen und Korrekturen unterbleiben oder unnötig  spät erfolgen.

Eine faktische  Gleichschaltung der Presse, der Parteigremien und der Parlamente kann vor diesem Hintergrund dafür sorgen, dass letzten Endes die gesamte Elite einer Gesellschaft auf Grund des Konformitätsdrucks die Realität nicht mehr richtig wahrnimmt und das Land in eine Katastrophe bzw. in den Untergang führt.

Echte Meinungsfreiheit, echte Pressefreiheit und echte Freiheit von Forschung und Lehre , sowie  ein  echtes  Mehrparteiensystem  sind vor diesem Hintergrund kein ärgerlicher Luxus ,  sondern letztlich  ein sehr wesentliches Instrument zur Vermeidung von durch Gruppenzwänge verursachten Fehlern in der Wahrnehmung der Realität.

Kelberg, den 7.10.2016
Christoph Becker




Entfesselte Schwarzwildjagd

Durch Zufall fand ich auf Youtube den Videokanal Jager Pro® , auf dem zwei ehemalige amerikanische Soldaten zeigen, wie sie  mit moderner Technik in den USA hocheffizient Wildschweine fangen und jagen. Sie zeigen auch, wie sie bei Bedarf eine lokale Wildschweinpopulationen zu 100% erlegen können, was aus Gründen des Seuchenschutzes interessant sein kann. In Deutschland sind solche Methoden verboten und die meisten Jäger, die diese Form der Jagd sehen, dürften schockiert sein.  Obwohl, mich erinnerten diese Jagdmethoden an ein Gemälde von einer kaiserlichen Jagd zur Zeit Kaiser Wilhelm II., das ich im Waldmuseum in Görde gesehen habe. Dort waren Netze so gespannt, dass das Wild von den Treibern auf den Stand des Kaisers zugetrieben wurde, wo dieser dann ein Massaker anrichten konnte.

Das, was diese ehemaligen Soldaten von  Jager Pro® nach erfolgreichem Fang in ihren Fallen , oder auch nachts auf freiem Feld mit ihren modernen, halbautomatischen, mit Wärmebildzielfernrohren bestückten  Gewehren tun, kann man ähnlich sehen. Tatsächlich handelt es sich bei  Jager Pro® aber nicht um Jagd als gesellschaftliches Ereignis oder Freizeitbeschäftigung, sondern um eine Form professioneller Schädlingsbekämpfung. Die Fanggatter werden dabei elektronisch überwacht. Wenn Tiere  im Fanggatter sind, wird ein Alarm zum Smartphone des Jägers geschickt. Der Jäger kann die  Falle auch aus der Ferne und bei Nacht am Bildschirm beobachten und dann, wenn er es für angebracht hält, die Falle per Smartphone auslösen.

In JAGER PRO™ Hog Trapping (13)- 40/40 Strategy = 100% Success. wird ein besonders schwieriger Fall gezeigt, bei dem über 3 1/2 Monate eine aus verschiedenen Rotten bestehende Wildschweinpopulation von insgesamt 40 Tieren vollständig erlegt wird. Dieser Fall was besonders schwierig, weil die sehr lernfähigen Schweine auf dreifache Weise durch andere Jäger gelernt hatten:

  • Es gab in der Gegend viele Jäger, die mit Hunden jagten.
  • Es gab Jäger, die erwachsen Wildschweine an den Wochenenden an Kirrungen mit automatischen Fütterungen erlegt haben. Die Schweine lernten dadurch, Kirrungen als Gefahrengebiete zu assoziieren.
  • Es gab in der Gegend viele klassische Lebendfangfallen. Mit diesen konnten nur einige junge Wildschweine gefangen werden.  Die Schweine lernten damit aber, dass solche Fallen und Drahtgitter gemieden werden sollten.

Weil mich das Erlegen einer großen Zahl von Wildtieren in einem Gatter an das oben erwähnte Gemälde mit einer Jagdszene aus der Zeit Kaiser Wilhelm II. erinnerte, habe ich etwas zu den Jagdmethoden in der Kaiserzeit recherchiert und dabei die jagdhistorische Studie Zwei Kaiser, zwei Jäger, zwei Welten auf der Webseite  http://www.jagdkultur.eu  gefunden. In diesem Artikel werden die beiden deutschen Kaiser, Wilhelm I. und sein Enkel, Kaiser Wilhelm II.  als Jäger und bezüglich ihrer Jagdausübung verglichen.

Solche Wildmassaker, wie auf dem Gemälde im Waldmuseum in Görde, nannte man also “eingestellte Jagd”.  Bemerkenswert fand ich, dass der alte Kaiser Wilhelm I., solche Jagden eigentlich ablehnte, und dass ihm diese Art zu jagen  widerstrebte, während sein Enkel, Kaiser Wilhelm II. , solche Jagden offenbar liebte, auch wenn er solche Jagden zumindest auf Rotwild in der Schorfheide, schließlich verbieten ließ.

Mögliche Relevanz der Jagdmethoden von  Jager Pro® für Deutschland heute

Sollte die afrikanische Schweinepest auch in Deutschland auftreten, dann könnte es wegen der heute ziemlich hohen Schwarzwilddichte  in ganz Deutschland, aus Gründen des Seuchenschutzes sehr sinnvoll und auch in kurzer Zeit möglich sein, mit den Jagd- und Fangmethoden von   Jager Pro® weitgehend schwarzwildfreie  Korridore zu schaffen und so die Ausbreitung der Seuche zu stoppen und so die verbleibenden Schwarzwildbestände zu erhalten und  Gefahren und Verluste für die Halter von Hausschweinen zu vermeiden.

Es könnte auch sinnvoll sein, mithilfe solcher Jagdmethoden die Schwarzwildbestände und damit die Wildschweinedichte in Deutschland vorbeugend so zu reduzieren, dass eine Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest  unwahrscheinlich wird.

Es ist zumindest beruhigend zu wissen, dass es im Notfall, wenn der Seuchenschutz und die Schadensbegrenzung für die Landwirtschaft es erfordern, derart effiziente Jagdmethoden gibt. Der Gesetzgeber und die Verwaltung müssten diese Art der Jagd dann aber zulassen.

Zu bedenken ist, dass bei dieser Art der Jagd mit Fallen, wie sie JagerPro praktizieren, der Stress der erlegten Tiere hoch ist, was die Fleischqualität beeinträchtigen dürfte. Anderseits gibt es bei dieser Art der Jagd keine angeschossenen Tiere die mit Jagdhunden gesucht werden müssen und die nicht immer oder erst nach einiger Zeit gefunden werden können.

Der Titel “Entfesselte Schwarzwildjagd” meinte also eine Jagd, die  von  Gesetzen  befreit ist, die, wie in Deutschland, die Effizienz und den Erfolg der Jagd behindern.  Es gibt sicher gute Gründe solche Gesetze zu haben und die Effizienz und Erfolgsmöglichkeit der Jagd zu drosseln, aber solche Gesetze können eben auch schaden und das Gegenteil von dem bewirken was sie bewirken sollen:

Bei einer sehr hohen Wilddichte, wie man sie heute insbesondere auch wegen des Maisanbaus und der milderen Winter in Deutschland hat,  kann eine zu starke Behinderung der Jagd durch den Gesetzgeber auch dazu führen, dass eine Seuche wie die afrikanische Schweinepest dazu führt, dass nahezu der gesamte Bestand der betroffenen Wildart vernichtet wird. Eine effiziente, von zu starken gesetzlichen Behinderungen befreite Jagd kann daher in bestimmten Fällen für eine Wildart als ganzes sogar überlebenswichtig sein.

Kelberg, den 6. Oktober 2016

Christoph Becker

 

 




Das Ende der Globalisierung

Im September 2005 erschien das Buch The Collapse of Globalism: And the Rebirth of Nationalism     (dt. Der Kollaps der Globalisierung: Und die Wiedergeburt des Nationalismus) von John Ralston Saul. Am 5. Oktober 2016, also satte 11 Jahre später, demonstriert der FOCUS, stellvertretend für die deutschen und der internationalen westlichen “Eliten” und die inzwischen auch “Lügenpresse” genannten deutschen “Qualitätsmedien”, deren “Qualität” und Realitätsverlust mit dem Artikel Rechtspopulisten weltweit auf dem Vormarsch Ende der Globalisierung? IWF warnt vor „zerstörerischen“ Handelskriegen.

Ich möchte hier zunächst den Focus zitieren:

Starke Kräfte tendieren dazu, die Globalisierung zurückzudrehen, in den westlichen Industrieländern droht ein neuer Wirtschaftsnationalismus. Der Internationale Währungsfonds warnt vor einem Irrweg: Der Protektionismus hätte verheerende Wirkung – vor allem für die Ärmsten.

Es ist der Alptraum der internationalen Wirtschaftswelt: In den großen Industrieländern des Westens macht sich eine Tendenz breit, die genau entgegen bisheriger Leitlinien der Globalisierung verläuft.

In der Jungenfreiheit vom 5.10.2016 lese ich nun in dem Kommentar von Michael Paulwitz, unter dem Titel Olle Kamellen aus der grünlinken Mottenkiste dass Daniel Cohn-Bendit beim „Festakt zur Deutschen Einheit“ in der Frankfurter Paulskirche  am 3. Oktober 2016 eine Rede gehalten habe, zu der Herr Paulwitz u.a. schreibt

Über Deutschland spricht Cohn-Bendit, Tag der Deutschen Einheit hin oder her, dafür um so weniger. „Europa“, oder vielmehr: EU heißt sein Himmelreich auf Erden, das er sich als noch monströseren Umverteilungs- und Ökodiktatur-Moloch erträumt.

Dafür greift der wohlversorgte Grünen-Veteran ganz nach hinten in die grünlinke Mottenkiste: „Die Überwindung der Nationalstaaten ist die Voraussetzung für unsere Zivilisation“, lautet seine Zentralbotschaft.

Vor diesem Hintergrund habe ich mir noch einmal mein Exemplar von John Ralston Sauls Buch The Collapse of Globalism, von dem ich die Ausgabe von 2008 habe, aus dem Regal genommen, bei der es sich um die neuere, 2009, also nach der Krise von 2008, erschienen Ausgabe handelt.  Außerdem habe ich mir noch einmal das im folgende eingebundene, im August 2012 auf Youtube veröffentlichte Interview mit J.R. Saul angehört:

Mir fehlt derzeit die Zeit für die Erstellung eines deutsche Transkripts, aber es sollte genug Deutsche geben, deren Englisch ausreicht, um dem Interview folgen zu können. Auf Youtube finden zudem noch einige sehr interessante Vorträge von John Ralston Saul, die eine Auswahl schwer machen.

Ich übersetze hier aber die Kurzbeschreibung von Sauls Buch über den Kollaps der Globalisierung, die auf der hinteren Umschlagseite des Buches steht:

Die Globalisierung ist, wie viele große Ideologien vor ihr, ist tot. Trotz der nahezu religiösen Gewissheit mit der es begriffen wurde, sind die Nationalstaaten nicht ausgestorben, hat der internationale Handel keinen realen Wohlstand erzeugt, der sich über die Gesellschaft verteilt hat und viele Diktaturen wurden nicht in Demokratien verwandelt.

In diesem grundlegenden Buch, überprüft der hervorragende Philosoph John Ralston Saul wohin wir von hieraus gehen. Während die Hoffnung auf globalen Wohlstand dahinschwindet und die Probleme der Einwanderung, des Terrorismus und der Zusammenbrechende Wirtschaften die Nationen der Welt dazu bringen ihre Beziehungen zu überdenken, ist Saul’s erheiternde Untersuchung des Zusammenbruchs der Ideologie der Globalisierung  essentiell – und zeitgerecht.

 

In dem Buch erklärt Saul, gut verständlich und auch mit historischen Beispielen, dass Freihandel nur unter bestimmten Bedingungen und dann auch nur für bestimmte Handelspartner vorteilhaft war und ist. Protektionismus, Zölle und Handelshemnisse waren und sind für schwache und/oder im Aufbau befindliche Wirtschaftszweige und Industrien vorteilhaft und sinnvoll. Sowohl die USA, als auch Großbritannien, Frankreich und Deutschland haben in der Vergangenheit davon von mehr oder weniger protektionistischen Praktiken profitiert. Saul führt dazu verschiedene historische Beispiele an.

Irgendwo, mir fällt die Quelle gerade nicht ein, hat auch jemand erläutert, dass die Stärke der deutschen Wirtschaft der Mittelstand und die kleineren Unternehmen sind, für deren Entstehung  vielleicht gerade auch die bis zur Reichsgründung 1871 herrschende Zersplitterung Deutschlands in kleine Königreiche und Fürstentümer ursächlich sei. Dadurch hätten nämlich die lokalen Fürsten ihren lokalen Unternehmen Vorteile und Entwicklungsmöglichkeiten und Schutz vor Konkurrenz in der Aufbauphase verschafft, die diese in großen, zentralistischen Staaten und Märkten, wie Frankreich nicht hatten.

Wie ich in meinen Artikel meinen Artikel Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann  geschrieben habe, erklärt John Michael Greer in seinem Buch  Decline and Fall: The End of Empire and the Future of Democracy in 21st Century America (dt. Niedergang und Fall: Das Ende des Reiches und die Zukunft der Demokratie im Amerika des 21. Jahrhunderts) erklärt es ähnlich.

Vor diesem Hintergrund kann man davon ausgehen, dass der Brexit der teilweise schwachen britischen Wirtschaft sehr helfen wird und das ein Euro- und EU-Austritt auch für Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland unbedingt vernünftig und rational wäre, wenn diese Länder ihrer lokalen Wirtschaft eine Chance geben und ihre Situation verbessern wollen.

Ebenso ist vor diesem Hintergrund und angesichts der Schwäche vieler Bereiche der US-amerikanischen Industrie, die von Donald Trump vertretene wirtschaftspolitische Linie des “America first” vernünftig.

Die Ideologie der Globalisierung  und des Freihandels und an das Ende der Nationalstaaten, an die/das in Deutschland offenbar noch immer viele inbrünstig glauben, ist nicht nur nach Sauls Darstellung ausgesprochen verrückt.

An dieser Stellte möchte ich auf das Essay Witchcraft des ersten amerikanischen Soziologieprofessors, William Graham Sumner aufmerksam machen, zu dem man auf meiner Webseite unter Sumner – War and Other Essays Downloadmöglichkeiten findet. Der von meiner Webseite mögliche, sehr kompakte Download als pdf-Datei reicht dabei zum Lesen auf einem Smartphone gut aus.

Sumner hatte das Phänomen der Hexenverfolgung analysiert und war zu dem Schluss gekommen, dass das Phänomen der Hexenverfolgung keinesfalls tot und für immer überwunden ist.  Überbevölkerung und ungünstige Wirtschaftliche Verhältnisse könnten dazu führen können, dass der Dämon der Hexenverfolgung sich wiederholt. Er schrieb das 1909, und meinte damals auch, dass das Phänomen der Hexenverfolgung (als soziologisches Prinziep) im 20. Jahrhundert insbesondere in der Politik  wieder erwartet werden könne. Insbesondere der Sozialismus sei mit seinem Geist und seinem Programm prädestiniert neue Formen der Hexenverfolgung hervorzubringen. Der auf Telepolis zu findende Artikel Grünes Bombergate  vom 03.10.2016 bestätigt das im Grunde.

Indien und China und die Globalisierung

 

Der wirtschaftliche Aufschwung in Indien und China wirden oft als Beispiel für das Gelingen und die Vorteile der Globalisierung angesehen. John Ralston Saul zeigt, dass Indien und China letztlich deshalb erfolgreich waren, weil sie, soweit sie erfolgreich waren,  sich nicht an die Regeln der Globalisierungspriester gehalten sondern konsequent nationalistische Interessenpolitik betrieben haben.

Eine konsequent nationalistische Interessenpolitik und Missachtung der Regeln der reinen Lehre der Ideologie der Globalisierung war und ist typisch für Länder die in der Zeit der Globalisierung wirtschaftlich wirklich erfolgreich waren, bzw. die sich von den negativen Folgen der Globalisierung erholt haben, wenn sie anfangs deren Regeln eingehalten haben.

Saul weist übrigens vielfach auf die den Globalisierungsjüngern offenbar unbekannte Selbstverständlichkeit hin, es auch vor der Globalisierung,  internationale Beziehungen, Welthandel usw. gegeben hat. Internationale Beziehungen, Verträge und Welthandel gibt es seit Jahrtausenden. Die Globalisierung eher für ziemlich irre Fehlleistungen und völlig einseitige Sichtweisen gesorgt.

Ein ganz entscheidender Kritikpunkt an der Globalisierung ist, dass sie das öffentliche Gut und Interesse, sowie die Individuen als Bürger und Mitglieder einer lokalen Gesellschaft  vernachlässigt und alles einer ziemlich irren, einseitigen wirtschaftlichen Sichtweise unterordnet.

Für diejenigen die bei dem Begriff Nationalismus gleich an die Decke gehen, möchte ich darauf hinweisen, dass John Ralston Saul zwischen positivem und negativem Nationalismus unterscheidet. Wenn man die durch die Ideologie des Gloablismus verursachten Problem zu lange ignoriert und zu lange jede Form von Nationalismus bekämpft läuft, dann man Gefahr, dass sich am Ende ein radiakaler, negativer Nationalismus durchsetzt.

Letzten Endes kommte es wohl darauf an, das richtige Maß zu finden, Extreme zu vermeiden und von Fall zu Fall abzuwägen, nichts zu verteufeln und eine intelligente, sich ständig neu an die Realität anpassende Mischung aus Protektionismus, Freihandel, Nationalism und Internationalismus zu nutzen.

Kelberg, den 6. Oktober 2016

Christoph Becker