Bücher archivieren

Momentan haben ich das Problem eine ziemlich großen Zahl von Büchern zu verschiedenen Fachgebieten so zu archivieren, dass sie einerseits meine überquellenden Regale nicht mehr füllen und anderseits leichter auffindbar, staubgeschützt und umzugsgerecht verpackt sind.  Das System, dass ich mir dazu überlegt habe möchte ich hier kurz vorstellen:

Die Bücher werden in stabile, nicht zu große Kartons aus dem Baumarkt verpackt. Beim Verpacken wird die Vorderseite und ggf. auch die Rückseide und der restliche Umschlagtext mit einer Digitalkamera fotografiert.

Die Kartons bekommen Nummern, die ebenfalls fotografiert werden.

Die Bilder werden dann in einer Bilddatenbank gespeichert und dort verschlagwortet. Meine Bilddatenbank ist IMATCH von Photools.com

. Die Kartons können dann z.B. auf einem Speicher oder in einem anderen trocknen Lagerraum abgestellt werden. Die Bücher sind staubgeschützt und man kann jederzeit am Computer ein Buch finden und es kurzfristig ohne langes Suchen aus dem Lager holen.

Mit der selben Technik kann man auch Akten archivieren.

Kelberg, den 1. Januar 2017

Christoph Becker




Nicht mehr mein Land

Merkeldeutschland ist nicht mehr mein Land.

Aus Zorn über  praktische, mich unmittelbar betreffende Folgen der Flüchtlingspolitik,   habe ich fast alle Beiträge auf meiner Webseite abgeschaltet (( Das habe ich im September 2016 tatsächlich getan. Irgendwann um Weihnachten habe ich dann die meisten Seiten wieder online geschaltet und sogar noch mehr, noch intererssantere Sachen in Sachen Landwirtschaft gefunden. Der Höhepunkt und wohl auch Schluss war im Mai/Juni 2017  erreicht.)), die zeigen was ich auf meiner sehr faszinierenden und alle Erwartungen sehr  weit übertreffenden,  erfolgreichen Suche nach Möglichkeiten zur Verbesserung der Ernährungssicherheit, der Ernährungsqualität, der Bodenqualität und damit letztlich auch des Klimaschutzes gelernt und an Möglichkeiten und Ideen gefunden habe.  Ich möchte nichts mehr dazu beitragen, dass Merkeldeutschlands “wir” es schaffen und überleben kann.

Auch dass ist ein Teil und eine Folge der “kulturellen Bereicherung” und der als so vorteilhaft und gewinnbringend angepriesenen, zunehmenden “Buntheit”  Deutschlands:  

 

Ich denke aber nicht, dass Deutschland chancenlos ist und schon aufgegeben werden sollte.  Damit Deutschland und die Deutschen noch eine Chance haben, muss es diesem Land aber erst noch einmal so richtig schlecht gehen, und immer mehr Wähler müssen vielleicht den Abgrund, in den sie Frau Merkel und ihre Gefolgschaft führen, auch wirklich ganz real erleben.

In diesem Sinne sehr erfreulich war heute morgen der Artikel Asylbürgen empört über hohe Rechnungen in der Jungen Freiheit  (( eine Wochenzeitung, die auf bewundernswerte Weise noch immer die Werte des guten alten Journalismus westlicher Prägung hoch hält, für den früher einmal Zeitungen wie die FAZ und Wochenzeitungen wie die ZEIT und der SPIEGEL standen ))  Wieder ein Tröpfchen, das den großen, bei sehr vielen noch lange nicht vollen Eimer füllt, der wohl leider erst überlaufen muss.

Revolutionen sind, genauso wie Kriege, sehr gefährlich und man möchte sie wenn irgend möglich vermeiden, weil man nie sicher sein kann, was am Ende tatsächlich dabei heraus kommt.  Aber es gelten auch die alten Sprüche “wagen und winnen”, sowie “wer nicht wagt kann auch nicht gewinnen”.  Ich möchte jedenfalls nichts mehr tun, was dazu beitragen könnte, eine demokratische Revolution in Deutschland zu verhindern, während ich bereit bin alles zu tun, um zu helfen, dass eine demokratische Revolution, wenn es sie geben sollte, gelingt und dass sie, die demokratische Revolution friedlich und zivilisiert bleibt und die in sie gesetzten Hoffnungen der Wähler auch so gut wie irgend möglich erfüllt.

Kelberg, den 27. September 2016, geändert am 27. Juni 2017))

Christoph Becker

 

 




Warum kleiner oft besser ist

Nachdem ich,  am Tag nach dem Brexitreferendum,  verwundert die Kommentare viele deutscher und europäischer Politiker und Medien zum Brexit gelesen und gehört habe, habe ich abends das Buch Small is Beautifull – Economics as if People Mattered von Ernst Friedrich Schumacher zur Hand genommen und darin das Kapitel A Question of Size gelesen.

Danach habe ich dann entdeckt, dass es von diesem Buch auch verschiedene deutschsprachige Versionen gibt. Die gedruckten deutschen Ausgaben sind aber vergriffen und im Antiquariat oft ziemlich teuer.  Es gibt aber noch eine e-book-Version einer deutschen Ausgabe von ‘Small is Beautiful’ im pdf-Format bei Buecher.de, die  15,99 Euro kostet.

Das Kapitel A Question of Size  hat in der deutschen Ausgabe den Titel Groß oder Klein?

Es handelt sich dabei um einen Vortrag, den Schumacher im August 1968 in London gehalten hat und der zuerst in  Resurgence, Journal of the Fourth World, Vol. II, No. 3, September/October 1968, veröffentlicht wurde.

Ich habe  dieses Kapitel, bzw. diesen Vortrag in niedriger Auflösung (150 dpi) mit FineReader abgespeichert und als nur 94 kb große pdf-Datei auf meine Webseite hochgeladen:

Kapitel Groß oder Klein?,  aus  Small ist Beautiful  – Die Rückkehr zum Menschlichen Maß von Ernst Friedrich Schumacher.

Mein Fazit aus Groß oder Klein? ist, dass man die EU nie hätte schaffen dürfen, und dass man die EU unbedingt im Interesse aller kleineren und/oder wirtschaftlich schwächeren Staaten so bald wie möglich, also sogar im Interesse Frankreichs, Spaniens und Großbritanniens auflösen sollte, bzw., dass alle diese schwächeren oder kleineren Staaten gut daran täten, die EU zu verlassen.

Die Politiker, Journalisten und auch Wirtschaftsführer, die die Briten wegen ihrer Entscheidung gegen den Verbleib in der EU kritisiert haben und kritisieren, haben entweder von Wirtschaft keine Ahnung oder sie handeln und argumentieren aus egoistischen Motiven, die nicht den Interessen der meisten Briten entsprechen.

Das Buch   Small ist Beautiful  – Die Rückkehr zum Menschlichen Maß von E.F. Schumacher ist  auch sonst sehr lesenswert und aktuell, auch wenn es schon vor 43 Jahren geschrieben wurde.

Dem können sich sogar manche Linken und AntiFa-Leute anschließen, wie der folgende Link zeigt:

www.kritisches-netzwerk.de/forum/small-beautiful-die-rueckkehr-zum-menschlichen-mass-ernst-friedrich-schumacher

Zwei andere Bücher, die ich gerade auch im Zusammenhang mit dem  Thema EU,  Brexit und den Kommentaren unserer Politiker und Journalisten sehr empfehlenswert finde sind:

The Collapse of Globalism: And the Rebirth of Nationalism von John Ralston Saul

und

Seeing Like a State: How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed, von James Scott

Leider gibt es von diesen beiden zuletzt genannten Büchern bisher keine deutschen Übersetzungen.

Kelberg, den 25. Juni 2016

Christoph Becker

 

 




Ein kräftiges Hurra für Britannien

So wie über das britische “Ja” zum EU-Austritt habe ich mich noch nie über eine Nachricht gefreut. Tausend Dank und die aller herzlichsten Glückwünsche für die Engländer und für die leider relativ wenigeren Iren und   Schotten, die für  das  Verlassen der  EU gestimmt haben. Das Votum der Briten gegen die EU ist nach den Siegen über Napoleon und Hitler eine weitere großartige Tat gegen ein wucherndes politisches Krebsgeschwür auf dem europäischen Kontinent. Es ist auch ein wichtiges, Hoffnung spendendes Signal, das zeigt, dass die Zivilisation und Demokratie in Europa vielleicht doch noch funktionieren und vielleicht doch noch nicht  “von irgendeinem Gehirnparasiten”  (( siehe in meinen Blogbeitrag Eine russische Warnung – Hillary Clinton und negative Zinsen die Übersetzung aus dem Interview von Chris Martenson mit Dmitry Orlov, wo  letzterer sagt:

Dmitry Orlov:    Ich sehe  wirklich keinen Vernünftigen an der Macht.  Der Umstand, dass  wirklich nachdenkliche Leute  Trump tatsächlich für die bessere Wahl halten, weil  er zumindest ein Gehirn hat,  das nicht  von einer Art  Gehirnparasit befallen ist,   zeigt einem wie  kaputt  das  System wirklich ist.  Trump kann zumindest noch selber denken.

)) zerstört  wurden. Das Votum für den  Brexit ist, ähnlich wie die  Schlacht bei Waterloo, ein glänzender Sieg für die Freiheit der Völker Europas. Der Sieg war knapp, wie bei Waterloo und im Krieg gegen Napoleon überhaupt und auch wie im Krieg gegen Hitler, wo es zeitweise, ähnlich wie gestern bei er Abstimmung über den Brexit, immer wieder  so schien, als würden die Streitkräfte der Feinde der Freiheit   Europas und seiner Völker siegen.

Wenn ich nächstens abends wieder einmal The Last Post auf meiner Signaltrompete oder dem Jagdhorn übe, werde ich es andächtiger,  mit mehr Hoffnung für Deutschland und Europa, und mit einem Gefühl der Dankbarkeit gegenüber den britischen Politikern und Wählern tun, die für den Austritt Großbritanniens aus der EU waren.

Kelberg, den 24. Juni 2016

Christoph Becker




Sichtweisen und Paradigmenwechsel

Für die Verbesserung der politischen Kultur in Deutschland könnte es sinnvoll sein,   die folgenden,  amüsanten Beispiele für  unterschiedliche Sichtweisen zu betrachten bzw. zu lesen.

Junge Frau oder alte Frau?

jungeFrau1jungeFrau2jungefrau3

Jedes der obigen Bilder zeigt sowohl eine junge als auch eine alte Frau. Wer ein Probleme mit dem Erkennen hat: Die Kinnspitze der jungen Frau ist die Nasenspitze der alten Frau. Das Ohr der jungen Frau ist das linke Auge der alten Frau.

Zur Geschichte der Bilder: Das rechte Bild geht auf den britischen Cartoonisten W.E. Hill zurück und soll 1915 erstmals in einer humoristischen Zeitschrift publiziert worden sein. Hill wurde oft für den Erfinder dieser Illusion gehalten. Das linke Bild, dass für die älteste Version gehalten wird, stammt aber von einer anonymen deutschen Postkarte  aus dem Jahre 1888 und das mittlere Bild ist eine Anzeige der Anchor Buggy Company aus dem Jahre 1890.

Das Kriegsschiff und der Leuchtturm

Wenn man im Internet mit battleship lighthouse oder Kriegsschiff Leuchtturm sucht, dann findet man verschieden Versionen der folgenden Geschichte (hier als Beispiel eine Version von der Webseite des Spiegel:

Ein amerikanisches Schiff ortet ein fremdes Objekt, das seinen Weg versperrt. Der US-Kapitän: “Bitte ändern Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, um eine Kollision zu vermeiden.” Antwort: “Ich empfehle, Sie ändern Ihren Kurs 15 Grad nach Süden, um eine Kollision zu vermeiden.” Amerikaner: “Dies ist der Kapitän eines Schiffs der US-Marine. Ich sage noch einmal: Ändern Sie Ihren Kurs!” Antwort “Nein. Ich sage noch einmal: Sie ändern Ihren Kurs!” Der Amerikaner wird wütend: “Dies ist der Flugzeugträger ‘USS Lincoln’, das zweitgrößte Schiff in der Atlantikflotte der Vereinigten Staaten. Wir werden von drei Zerstörern, drei Kreuzern und mehreren Hilfsschiffen begleitet. Ich verlange, dass Sie Ihren Kurs 15 Grad nach Norden, das ist Eins-Fünf-Grad nach Norden, ändern, oder es werden Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Sicherheit dieses Schiffes zu gewährleisten!” Antwort: “Dies ist ein Leuchtturm. Sie sind dran.”

Es gibt sogar einen eigenen deutschen Wikipediaeintrag für diese Geschichte, wonach es sich insbesondere auch nach Angaben der US-Navy  um einen Witz handelt. Ich sehe die Geschichte von dem Kriegsschiff und den Leuchtturm eher als eine moderne Sage, die auf amüsante und unverfängliche Weise in der Figur des Kapitäns  die heutige Mentalität vieler Menschen in den westlichen Industrieländern darstellt.

Diese moderne Sage vom Kriegsschiff und dem Leuchtturm ist  zudem, ebenso wie die Bilder von der jungen und der alten Frau, ein Beispiel für unterschiedlichen Sichtweisen, oder auch Paradigmen und  dafür wie genaues Hinsehen oder ein mehr an Informationen über die Realität zu einem Paradigmenwechsel führen können.

In einem der Vorträge die in Joel Salatins Salatin-Semester enthalten sind, das ich zur Zeit nebenbei lerne, wird Salatin aus dem Publikum die Frage gestellt, wie es seiner Meinung kommt, dass seine offensichtlich sehr gewinnbringenden und vorteilhaften Methoden Landwirtschaft zu betreiben, selbst in seiner Heimat, im  amerikanischen Bundesstaat  Virginia, so wenige Nachahmer finden. Seine Antwort ist, dass dies mit dem auch dort vorherrschenden Paradigma zu tun habe. Die Menschen sähen nur das was sie glauben.

Ein aktuelles deutsches Beispiel waren die Berichterstattung und die öffentlich demonstrierten Vorurteile unserer politischen Führer und Gutmenschen nach dem Brandanschlag in der Flüchtlingsunterkunft in Bingen, bei dem sich insbesondere die Rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer  gezeigt hat, wie  ähnlich sie diesem  inkompetenten, arrogant-naiven  Kapitän  aus  der Sage von dem Kriegsschiff und dem Leuchtturm ist.

Der Felsen mit dem Leuchtturm,  mit  dem unsere westliche Industriegesellschaft mit voller Fahrt auf Kollisionskurs zusteuert, sind die ökologischen und geologischen Grenzen dieser Welt, kombiniert mit der systembedingt, unaufhaltsam abnehmenden  Produktivität von Forschung und technologischer Entwicklung und der ebenfalls systembedingt unaufhaltsam steigenden Komplexität mit ihren Kosten und ihrer ebenfalls abnehmenden Produktivität.

Siehe dazu insbesondere auch meine Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen ,    Die Grenzen und das Ende des WachstumsEnergie und Geld und Die Grundlagen der Westlichen Werte sowie meine Übersetzungen der Interviews mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften, und mit William Catton über sein Buch Overshoot: The Ecoloical Basis of Revolutionary Change.

Kelberg, den 11. April 2016

Christoph Becker




Die humanitären Kosten des westlichen Multikulturalismus

Im Folgenden habe ich eine Rede des australischen Politologen Prof. Dr. Frank Salter übersetzt, die dieser beim International Humanitarian Forum in Baku, Aserbaidschan, im Oktober 2012, gehalten hat. Diese Rede scheint mir im Bezug die aktuelle Diskussion über Einwanderung und  die Aufnahme von nicht deutschstämmigen Flüchtlingen sehr nachdenkenswert.Hier die Orginalrede auf Youtube, und darunter meine Übersetzung:

Die Einleitung, in der Prof. Salter sich für die Einladung, die Gastfreundschaft und das exzellente Essen bedankt habe ich nicht übersetzt, sondern beginne bei Position [0:33].

Frank Salter: Nun, ich bin ein Politikwissenschaftler, aber ich habe eine anthropologische und evolutionäre Sichtweise auf die Menschen. D.h. dass ich sie grundsätzlich als gleich betrachte. Wo immer man hinkommt und ein menschliches Wesen findet, hat es grundsätzlich dieselben Instinkte,  die charakterisiert sind durch dieselben universellen Merkmale der menschlichen Natur, aber ebenso durch Interessen. Und das ist ein Wort, das ich auf diesem Kongress noch nicht gehört habe. Individuelle Interessen und Gruppeninteressen, was könnten sie sein, und ich meine es ist ein großes Thema und ich denke, man kann Multikulturalismus nicht wirklich diskutieren, ohne dieses  in Thema direkt zu berühren.
Das Zentrum meiner Betrachtungen heute wird der westliche Multikulturalismus sein, mit dem ich mich am besten auskenne, aber es gibt auch einen östlichen Multikulturalismus, für den ich kein Experte bin, aber so wie ich es verstehe, ist der Multikulturalismus der heute in Malaysia und Singapur praktiziert wird von einer anderen Art. Ein grundsätzlicher Unterschied ist, dass westlicher Multikulturalismus die Mehrheit vom Schutz durch den Staat ausschließt. Eine Definition des Multikulturalismus ist, dass Gruppenrechte vom Staat geschützt werden. D.h. der Staat schreitet ein und sagt, seht wir schützen ethnische Gruppen, und ich würde sagen das heißt dann, dass er alle ethnischen Gruppen schützt, aber das trifft beim Multikulturalismus nicht zu.[2:05]
Eine Autorität in Sachen amerikanischer Multikulturalismus, Eric Kaufmann, beobachtet dass er asymmetrisch ist, daher definiert er amerikanischen und westlichen Multikulturalismus als asymmetrisch. Diese Schöpfung unterdrückt das zum Ausdruck bringen ethnischer Interessen der Mehrheitsgruppe. Das ist eine hervorstechende Charakteristik des westlichen Multikulturalismus. Die ethnische Mehrheit der betreffenden Staaten wird nicht als schutzwürdige  Gruppe angesehen. Der Effekt ist, dass die ethnische Mehrheit verwundbar durch ihren Staat wird. In der Tat ist die Basis des westlichen Multikulturalismus die unilaterale Demobilisierung der Mehrheiten und die simultane Mobilisierung des Bewusstseins der Minderheiten. Er ist asymmetrisch.[2:56] Er bewirkt unterschiedliche Dinge für Mehrheiten und Minderheiten. Ein Beweis dafür ist die undemokratische Natur des westlichen Multikulturalismus. Ich weiß, es ist ein starkes Wort, aber ich meine es genauso, die Natur des westlichen Multikulturalismus ist in der Praxis undemokratisch. In meinem eigenen Land, in Australien, wurde der Multikulturalismus durch politische Eliten eingeführt, ohne die Bevölkerung jemals in Wahlen oder in einem Referendum um Erlaubnis zu fragen. Er wurde klammheimlich in einer Serie von Aktionen eingeführt. Es gab da eine bewusste Strategie die Demokratie zu unterlaufen. Und das ist in der westlichen Welt ziemlich verbreitet. [3:38]
Nun, dieser undemokratische Charakter ist verständlich, denn der westliche Multikulturalismus dient der Masseneinwanderung, die dazu dient, viele westliche Bevölkerungen zu verdrängen. Und das geschieht sehr schnell – die Massenverdrängung von Mehrheiten in einen Minderheitenstatus.[4:00]
So wie ich es verstehe, ist das keine Schwäche des östlichen Multikulturalismus, so dass wir dort einen klaren Unterschied haben.

Humanitäre Kostenfaktoren des westlichen Multikulturalismus

Es gibt außerdem eine Vielzahl humanitärer Kosten und das ist der Kern meines heutigen Vortrages. Multiple humanitäre Kosten des westlichen Multikulturalismus, bedingt durch seinen Effekt zur Aufrechterhaltung und Vergrößerung der Vielfalt. Und das ist ein Hauptpunkt in meiner Argumentation. Wir haben viel über die erfreulichen Vorteile der Vielfalt gehört und ich mache dazu zur Vorsicht mahnende Bemerkungen, um das auszugleichen.[4:34].

Eins der Charakteristika des Multikulturalismus ist, dass er die Vielfalt dauerhaft fortleben lässt. Und womöglich vergrößert er die Vielfalt. Multikulturalismus besitzt die Vielfalt.[4:50]
Lassen Sie uns die Kosten bedenken. Ich gebe 6 Kosten – humanitäre Kosten der Vielfalt und es Multikulturalismus zu bedenken.
Das erste ist das Vertrauen. Ethnische Vielfalt verringert systematisch die Solidarität und das Vertrauen. Die am besten bekannte Studie darüber ist die des Harvard Professors Robert D. Putnam . Das ist eine große Studie, vor weniger als 10 Jahren,  mit 30.000 Amerikanern aus 40 verschiedenen Gemeinden und sozialen Umfeldern. Er fand, dass zunehmende Vielfalt das allgemeine soziale Vertrauen reduziert. Nicht nur zwischen den ethnischen Gruppen, sondern auch in der eigenen Gruppe, zum Beispiel gegenüber politischen Führern und den lokalen Geschäftsleuten. Putnam fand, dass wenn sich die Vielfalt durch Einwanderung vergrößert, Selbstlosigkeit und soziale Zusammenarbeit in den Gemeinden abnehmen. Forschung in Australien hat dies bestätigt.
Der zweite humanitäre Kostenfaktor sind Sozialleistungen. Im globalen Vergleich korrelieren Sozialleistungen negativ mit ethnischer und religiöser Vielfalt. Das erklärt 24 bis 32 % der globalen Unterschiede in den Sozialleistungen. Das sind substantielle Kosten des westlichen Multikulturalismus.[6:16]
Der dritte  humanitäre Kostenfaktor  ist die Spendenbereitschaft.  Dieser Runde Tisch  dreht sich um Multikulturalismus im täglichen Leben. Multikulturalismus unterdrückt die Bereitschaft, für gemeinnützige Zwecke zu spenden.[6:40]
Vielfalt kann ebenfalls die Qualität der Regierungsarbeit verschlechtern. Eine den Durchschnitt vieler Nationen erfassende Studie fand heraus, dass ethnische Vielfalt negativ korreliert mit der Effizienz der Institutionen, der politischen Stabilität und der Effizienz der Bürokratie. Aber, die Vielfalt korreliert auch positiv mit etwas. Dem Himmel sei Dank korreliert sie positiv mit der Korruption.[7:0]
Ein fünfter humanitärer Kostenfaktor des westlichen Multikulturalismus ist Entwicklungshilfe. Vielfalt tötet Entwicklungshilfe. Hören Sie sich diese Statistik an.
Eine Maßnahme der ethnischen Vielfalt ist für 80 Prozent der Unterschiede in der Entwicklungshilfe verantwortlich, d.h. ist eine 80-prozentige Korrelation zwischen der Vielfalt und Entwicklungshilfe.
Bürgerkrieg und Unruhen. Dies ist der wichtigste Punkt, zu dem ich jetzt komme. Dies ist der wichtigste humanitäre Kostenfaktor. Es gibt multiple Studien darüber. Nichts hiervon ist nur mit einer Studie begründet. Es gibt viele Studien dazu, alle kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie mit 176 Gesellschaften fand, dass 66 Prozent der globalen Unterschiede in ethnischen Konflikten durch ethnische Vielfalt erklärbar sind.[8:14]
Vielfältige (=”bunte) Gesellschaften sind verwundbar für externe Schocks wie zum Beispiel Krieg und Rezession und sie sind dafür anfällig, dafür sich in Unruhen und Bürgerkrieg hochzuschaukeln. Das ist das Ergebnis von Studien, die von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute reichen. Diese Einsicht beruht also auf Studien, die einen langen Zeitraum abdecken und sie beruht auf vielen Studien.[8:34]

Fazit

Meine Schlussfolgerung ist daher, dass der westliche Multikulturalismus eine hochriskante Politik ist, die mit  einer Vielzahl humanitärer  Kosten verbunden ist. Lassen Sie mich mit einer positiven Bemerkung über Lösungen enden. Was könnte getan werden?
Meine Herangehensweise ist die Frage, was getan werden kann, um die Vorteile des Multikulturalismus zu erhalten. Ich habe nicht die Zeit gehabt es zu diskutieren, aber selbstverständlich gibt es Vorteile. Wenn möglich, sollte man diese erhalten.
Meine Herangehensweise ist, zu plädieren dass man den östlichen Multikulturalismus emuliert, d.h. dass man allen ethnischen Gruppen den gleichen Schutz des Staates gewährt. Dies würde zu der westlichen Tradition des Fanchise passen, in diesem Fall ethnische Gruppenrechte. Es wäre eine Form der Demokratisierung. Das Prinzip sollte sein, dass alle ethnischen Gruppen oder keine gegen ethnische Diffamierungen geschützt werden sollten. Alle sollten von staatlich subventionierten ethnischen Vertretungen profitieren. Der Regierung sollte es nicht länger erlaubt sein, gegen die Mehrheit als gemeinsamen Feind der anderen ethnischen Gruppen zu handeln, wie das derzeit der Trend im Westen ist. Ethnisches Auswechseln der Mehrheit wird voraussichtlich aufhören, wenn die Mehrheit eine Stimme bekommt. Danke.

Ins Deutsche übersetzt von Christoph Becker, Kelberg den 24.8.2015

Siehe auch das ebenfalls von mir übersetzte Interview Krieg gegen die menschliche Natur, Bevölkerungsaustausch durch Migration & Verbrechen der Vielfalt von Hendrik Palmgren mit Dr. Frank Salter und den Artikel Zuviel des Guten.

 




10-Milliarden-Der Film

Am 7. Mai 2015 wurde in Hillesheim in der Eifel der Film 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? gezeigt. Anschließend gab es eine Diskussion  mit dem Rheinland-Pfälzischen Landtagsabgeordneten der Grünen, Dietmar Johnen.

Der Film ist auf den ersten Blick recht informativ und ich habe durch die Beschäftigung mit dem Film direkt und indirekt einige interessante neue Informationen gefunden.

Insgesamt finde ich aber, dass der Film sehr zu wünschen übrig lässt. Die anschließende Diskussion fand ich bedrückend naiv.

Warum?

Weder die Macher des Films, noch die vielen, zum Teil sehr hoch bezahlten, scheinbar hochqualifizierten, Interviewpartner sprechen das Problem an, dass der globale Handel und die westlichen Industriegesellschaften jederzeit kollabieren können und in Zukunft, lange vor 2050, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch kollabieren werden.  Man sollte jedenfalls vernünftiger Weise  damit rechnen, dass Saatgutlieferanten wie Bayer Crops und Monsanto irgendwann in Zukunft von einem Tag auf den anderen, lokal oder auch weltweit wegen eines Krieges, einer Naturkatastrophe oder aus anderen Gründen nicht mehr liefern können.  Das gleiche trifft für die Lieferanten von industriell hergestellten Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln zu.  Der sicherlich krasseste Grund könnte ein unter anderem in der Anfangsphase des 3. Weltkrieges  zu erwartender EMP-Angriff, insbesondere auf Europa und Nordamerika sein. Ein extrem schwerer Sonnensturm, wie der von Lord Carrington im Jahre 1859 beobachtete könnte ebenfalls einen solchen Kollaps auslösen. Der von Joseph Tainter beschriebene, kaum zu vermeidende  Kollaps komplexer Gesellschaften könnte in unserer global vernetzten Welt ebenfalls indirekt zum Kollaps der Nahrungsmittelversorgung führen  – soweit und solange diese vom Funktionieren komplexer Systeme, wie z.B. dem globalen Handel, dem Funktionieren des Finanzsystems, der Stromversorgung, der elektronischen Infrastruktur  usw. abhängt.  Wer zu den verschiedenen Möglichkeiten und Ursachen eines Kollapses der  Industriegesellschaften mehr erfahren will kann in den älteren Artikeln meiner Webseite www.freizahn.de einiges an Literatur, Denkanstößen und Interviews finden.

Meines Erachtens ist es naiv bis verantwortungslos, sich mit der Frage ob und wie die Menschheit in Zukunft ernährt werden kann zu beschäftigen, ohne dabei das Risiko eines Systemkollapses zu bedenken oder dieses als zu unwahrscheinlich an zu sehen. Wenn Milliarden Menschenleben, und dabei auch das Überleben von 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung des eigenen Landes, davon abhängen, ob und wie man mit einem Systemkollaps umgehen kann, dann ist das nichts was  verantwortungsbewusste, vernünftige Menschen einfach so – wie es heute der Fall ist – verdrängen oder ignorieren sollten, nur weil es unbequem und “gefühlt unwahrscheinlich” ist.  (( Ein Teil der Realität ist auch, dass das menschliche Gehirn die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens seltener,  extremer Ereignisse weit unterschätzt, während es geringe, häufiger vorkommende Risiken überschätzt. Siehe dazu die Bücher Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb  und Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti
))

Das heißt, statt Zeit mit der Darstellung von allerhand technischen Spielereien wie Pflanzenfabriken in Japan, Laborexperimenten in Holland  zur fabrikmäßigen Herstellung von Fleisch oder der Warenbörse in Chicago zu verbringen, hätte der Film besser einfach nur 5 oder 10 Minuten gezeigt, dass und warum sämtliche industriellen und großtechnischen Lösungen in der Nahrungsmittelversorgung wegen der systembedingten Risiken verantwortungsloser Schwachsinn sind, die Großstädte und zum Teil ganze Länder in potentielle  Todeslager verwandeln – ähnlich makaber und irreführend wie die naiven Ankömmlingen viel versprechende, zynische Torüberschrift von Auschwitz (Arbeit macht Frei). Man hätte vielleicht einige Szenen aus dem Film Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout  einbinden sollen oder ein Interview mit John Casti oder/und Roscoe Bartlett, statt Interviews mit Wissenschaftlern und Führungspersonen von Bayer Crops. Die im Film lang und breit dokumentierten und mit Interviews bedachten industriellen Lösungen hätte man kurz in wenigen Sätzen zusammenfassen und als das klassifizieren können was sie sind: Teilweise sicherlich sehr interessante technisch-wissenschaftliche Spielereien, die aber in der Praxis aus Sicht der Ernährungssicherung völlig verantwortungslos und im Grund dumm sind – zumindest wenn und solange das Ziel nicht weltweit milliardenfacher Massenmord und kollektiver Selbstmord der eigenen Bevölkerung durch Hunger ist .

Etwas zeigt der Film das dann schon, er übersieht jedoch komplett das Thema Systemkollaps mit all seinen möglichen Folgen.

Das Beispiel von dem nun verschiedene Gemüse anbauenden  Dorf in Afrika könnte auf die Initiative von John Jeavons Organisation Ecology Action – Grow Biointensive zurückgehen.  Ich hätte unmittelbar vor oder nach dieser Stelle im dem Film, gerne ein Interview mit Jeavons an seinem Institut in Kalifornien  gesehen.

Bemerkenswert fand ich dann noch, dass alle deutschen Biobauern in dem Film mit mehr oder weniger großen, Diesel betriebenen Landmaschinen gearbeitet haben. Das finde ich soweit in Ordnung, nur hätte ich hier auch eine Doku über die Amish mit ihren Pferdegespannen und ihren, wie mir kürzlich ein deutscher Landwirtschaftmeister gesagt hat, auch ökonomisch sehr gesunden Höfen eingefügt, denn das Vorbild der Amish dürfte letztlich, anders als die deutschen Biobauern mit ihren Diesel getrieben Traktoren, wirklich eine Zukunft haben .  Der amerikanische Autor J.H. Kunstler, der sich sehr gut mit den Problemen unserer Zeit auseinandergesetzt hat, hat nach seinem Sachbuch The Long Emergency: Surviving the Converging Catastrophes of the Twenty-first Century in seinen Romanen der World Made by Hand -Reihe die Zukunft im nachindustriellen, nachfossilen Zeitalter im Nordwesten der USA so geschildert, dass dort ganz selbstverständlich die Landwirte keine Traktoren und Mähdrescher mehr haben, sondern nur noch Pferde- und Maultiergespanne, und jede Menge ehemalige Computerspezialisten, Büroangestellte  usw. die nun als Tagelöhner bei den Landwirten und teilweise auch faktisch als leibeigene Landarbeiter bei Großgrundbesitzern ihren Lebensunterhalt verdienen.  Im letzten Roman der Reihe kann die Hauptperson sich nur mit brutaler Gewalt im letzten Moment einer Zukunft als Arbeitssklave entziehen. Kunstlers Sichtweise auf die Zukunft erscheint mir grundsätzlich ziemlich realistisch und vernünftig, auch wenn die Zukunft in Europa meines Erachtens aus geopolitischen Gründen wesentlich weniger idyllisch werden dürfte Kunstler sie in seinen  Romanen für den Nordwesten der USA beschreibt.

Die Macher des Films 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? haben nach Lösungsmöglichkeiten gesucht und ich habe dabei auch einige interessante Ansätze gesehen, die aber für mich kaum neu waren.  Meines Erachtens hätte der Film  insbesondere auch Interviews mit John Jeavons, Mark Shepard und Allan Savory bringen und dazu deren praktische Beispiele dokumentieren sollen. Siehe dazu insbesondere auch meine Beiträge Weltweite Verschlechterung der BodenqualitätUnsichtbare Nutzflächen, Restaurierende Landwirtschaft, Das Keyline-Konzept, Überleben in der Eifel  usw..

Die Diskussion nach dem Film fand ich vor diesem Hintergrund gespenstisch. Als ich versucht habe darauf hinzuweisen, dass vor allem auch die hochindustrialisierten westlichen Industriestaaten möglicherweise schon relativ kurzfristig durch ihre totale Abhängigkeit vom Funktionieren ihrer technischen und wirtschaftlichen Infrastruktur an extremem Nahrungsmittelmangel zugrunde gehen könnten,  ist das eher auf Unverständnis gestoßen. Eine ältere Frau meinte sogar “das gehöre doch nicht zum Thema”.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete hat dann noch referiert, dass die industrielle Landwirtschaft durchaus gesetzeskonform und völlig rechtens und so gesehen in Ordnung sei. Und dann hat er noch gemeint, kein Bauer wolle zurück zur Bewirtschaftung seiner Felder und Wiesen mit Pferden – was ich so verstanden habe, dass er ernsthaft glaubt, dass Traktoren und alles was man für deren Betrieb benötigt bis in alle Zukunft verfügbar bleiben würden.

Insgesamt war mein Eindruck von der dem Film folgenden Diskussion, dass sich die Leute, inklusive Landtagsabgeordneter, extrem sicher sind, dass der Frieden in Europa auf Dauer sicher ist und dass sie die Gefahr eines Kollapses unserer extrem von Technik und Importen abhängigen Gesellschaft nicht sehen. Dazu fällt mir ein Fazit von Henry Kissinger aus dessen Buch Großmacht Diplomatie. Von der Staatskunst Castlereaghs und Metternichs. ein. Kissinger schreibt dort, dass der von Castlereagh und Metternich auf dem Wiener Kongress 1815 herbeigeführte Friede im wesentlichen, bis auf einige kleine Zwischenfälle, bis 1914, also rund 100 Jahre gehalten habe. Diese Stabilität des Friedens sei mit ein Grund für die Katastrophe des 1. Weltkrieges geworden, denn sie habe die Europäer zu sicher werden lassen und sie das Gefühl für die Tragik des Krieges verlieren lassen. Für Hungersnöte und allgemeines Systemversagen scheint ähnliches zu gelten.  Die Diskussion nach dem Film lässt mich damit auch an die Generationstheorie von Strauss und Howe denken, die auch John Xenakis in seinem Buch und seinem Blog über die Generationsdynamik aufgreift.  Xenakis sieht die Lage ziemlich finster, wie ich in Neues vom Nahen und Fernen Osten kurz auszugsweise dargestellt habe. Das ist wäre meines Erachtens der wichtigste und dringendste Hintergrund, um auf eine zukunftsfähige, weitgehend katastrophensichere,  kleinbäuerliche Landwirtschaft  umzuschalten, um die Gemeindewälder und Parks in vielfältige, plegeleichte Obst- und Nussbaumplantagen mit zudem vielen essbare Früchte tragenden Sträuchern und Gemüsen um zu wandeln, in denen außerdem Schweine, Rinder und andere Nutztiere oder/und  viel Wild gedeihen.  Der Film zeigt einige Beispiele in diese Richtung. Meine Webseite zeigt aber noch viel mehr, und sie zeigt einiges an Literatur und Links zur professionellen Vorbereitung. Insbesondere Mark Shepard mit seiner Restaurierenden Landwirtschaft und seiner New Forest Farm, sowie John Jeavons mit seinem Biointensiven, nachhaltigen Gartenbau, zusammen mit dem Buch über die Nachhaltige Bodenverbesserung von  Fred Magdoff und Harald van Es scheinen mir derzeit die besten Informationsquellen zu sein. Sepp Holzer gehört hier dazu, zumindest als zusätzliche, ergänzende Informationsquelle.

Anlässlich meiner Recherchen für den obigen Artikel habe ich noch die beiden folgenden Entdeckungen gemacht:

  1.  Es gibt nun eine 22-seitige Broschüre, das Farmers Handbook, über die Growbiointensive-Methode in deutscher Sprache, unter dem Titel Ein Gartenhandbuch: Die NachaltigeGROW BIOINTENSIVE Gartenbaumethode als pdf-Dokument zum kostenlosen Herunterladen.
  2. Im Sommer 2015 findet in Mailand eine Weltausstellung statt, deren Thema “Feeding the Planet  – Energy for Live“, also “Den Planeten Ernähren – Energie für das Leben“. Siehe die Internetseite der EXPO-2015Es wird die erste Weltausstellung sein, die ich mir  ansehe.

Kelberg, den 8. Mai 2015 Christoph Becker

 

 

 

 




Bürokratischer Wahnsinn, frei ab 18

Vorhin hat meine Frau eine DVD über die ökologische Renaturierungsarbeit von Sepp Holzer für mich in Empfang genommen, bei der der Fahrer des Paketdienstes süffisant grinsend das Alter des Empfängers dahingehend prüfen musste, dass dieser über 18 ist. Meine Frau meinte “was hast Du denn da bestellt ?” Der Titel dieser nach dem Gesetz nicht jugendfreien DVD lautet
 Holzer’sche Permakultur: Wüste oder Paradies? Über die ökologische Renaturierungsarbeit von Sepp Holzer in aller Welt.. Amazon.de macht darauf aufmerksam, dass die DVD per   “Spezialversand für Artikel ohne Jugendfreigabe.” erfolgt.

Die Beschreibung der DVD bei Amazon:

Über die ökologische Renaturierungsarbeit von Sepp Holzer in aller Welt. Sepp Holzer, “Agrar-Rebell” und ökologischer Visionär aus den österreichischen Alpen, lernte schon als Kind von der Natur. Als er mit 19 Jahren den elterlichen Krameterhof übernahm, machte er aus dem kargen Bergbauernhof ein ertragreiches Naturparadies mit vielfältigen Wildniskulturen. Seit Jahren berät er Landbesitzer, Bauern, Professoren und Siedlungsprojekte in Russland, USA, Südeuropa und anderen Regionen bei der Renaturierung von Grundstücken mit “Holzer´scher Permakultur” und beim Aufbau essbarer Landschaften. Der Film zeigt vor allem die Arbeit mit Wasser und den Aufbau von Wasserlandschaften, Seen und Teichen. “Wenn der Wasserhaushalt in Ordnung gebracht ist, ist 70 % der Arbeit getan, denn die Erdoberfläche und auch der Mensch besteht zu 70% aus Wasser”, sagt Sepp Holzer.

Warum muss man beim Empfang dieser DVD nachweisen, dass man über 18 Jahre alt ist? Vermutlich weil Sepp Holzer die DVD selbst vertreibt und sich die Kosten für das Verfahren der Jugendfreigabe gespart hat.

Obwohl, nachdem ich mir die DVD angesehen habe, kann ich mir – spöttisch-ironisch betrachtet –  schon vorstellen, dass manch einer  diese DVD als “nicht hilfreich” einstufen könnte, etwa weil Kinder, Jugendliche und noch nicht perfekt angepasste Erwachsene “dumme” Fragen stellen könnten, wenn sie die DVD sehen.

Die DVD zeigt jedenfalls etliche Unerhörtheiten. Holzer läßt teilweise mit schweren Baumaschinen die Landschaft gezielt umgestalten.  Was er macht, oder machen lässt, ist  oft zunächst kreative Zerstörung des Bestehenden. Er lässt unter anderem gezielt Tümpel, Teiche, kleine Seen und Terrassen anlegen wo vorher keine waren. Er lässt tatsächlich, selbst in Afrika und Russland,  blühende und fruchtbare Landschaften und Artenvielfalt  entstehen, wo vorher keine waren.  Weil er dafür ganz selbstverständlich auch schwere Maschinen einsetzt, ist Sepp Holzer  auch einer, der fossile Energieträger nutzt um die Fruchtbarkeit des Bodens zu verbessern.

Wenn ich an die Bauernversammlung meines Landkreises denke, die ich im März 2015 besucht habe, dann dürfte das Prinzip und die Vielfalt der von Sepp Holzer empfohlenen Anpflanzungen der maximale Horror aller mit der Verwaltung und Verteilung landwirtschaftlicher Fördergelder befassten Bürokraten und Kontrolleure sein. Das fängt mit der Vermessung der unegalen, kurvenreichen Strukturen an und endet mit der notorischen Nichteinhaltung der Vorgabe, dass jeweils mindestens 300 qm mit der gleichen Pflanze bepflanzt werden müssen.  Auch kann ich mir vorstellen, dass manche “Naturschützer” in Deutschland  zunächst vor Wut schäumen, wenn jemand sich erdreistet, derart die Landschaft und Lebensräume zu “zerstören” – zumindest, wenn und solange sie Holzers Resultate nicht gesehen haben.

Als ich mich neulich mit einem Kleinbauern aus meiner Gegend über Sepp Holzers Empfehlung Teiche und Tümpel an zu legen unterhalten habe, war die Antwort, das könne man sich in unserer Gegend abschminken.  Neue Teiche und Tümpel würden nicht genehmigt. Einfach illegal welche anlegen ginge wegen der lückenlosen Luftaufklärung auch nicht. Damit die Angaben zum Erhalt von EU-Fördermitteln überprüft werden können, hat der Staat nämlich Karten im Maßstab 1:2500 die mit Luftbildern abgeglichen werden. Auf diesen Karten fällt selbst ein  kleiner Tümpel auf.

Anderseits erfüllt Holzers Art der Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung die grundlegenden Zielvorgaben, der  Naturschutzgesetze und auch der Agrarförderung. Der tiefere Sinn der neuen EU-Agrarförderung kam auf der oben erwähnten Bauernversammlung vor lauter bürokratischem und formalistischem Gestrüpp zwar nicht zur Sprache, aber je mehr ich darüber nachdenke und je mehr ich die Art der Landwirtschaft und Landschaftsgestaltung von Sepp Holzer verstehe, um so mehr meine ich, dass Holzers  Methode das, was die EU-Beamten und auch die Naturschützer eigentlich wollen – oder zu wollen vorgeben – maximal verwirklicht. Und doch kann man ziemlich sicher sein, dass die mit dem Naturschutz, der Landwirtschaft  und dem Wasserrecht befassten Behörden und Verbände  in der Praxis von den meisten Landwirten, die vielleicht Holzers Methoden umsetzen wollen, als  unüberwindliche Hindernisse wahrgenommen werden. Eigentlich meinen es alle gut und wollen nur das Beste. Aber es funktioniert nicht. Oft wird in der das Gegenteil von dem bewirkt, was  bezweckt wurde.

Wenn Kinder und Jugendliche diese DVD sehen und dann ihre Eltern und Lehrer fragen und wahre  Antworten bekommen, könnten sie  daher zu der Meinung kommen, dass unser Staat und unsere Demokratie versagen und, dass die Politiker und Beamten der EU und auch der Bundesrepublik keinen Respekt verdienen, weil sie in für das Überleben und die Zukunftsfähigkeit des Landes essentiellen Dingen versagen und das Falsche tun. Tatsächlich sagt Holzer gegen Ende seiner DVD, dass vom Staat und von den Politikern vorerst keine Hilfe zu erwarten sei.  In seinem Buch “Der Agrar-Rebell” kann man nachlesen, wie und warum er zu dieser Meinung gekommen ist. Insofern ist es vielleicht schon korrekt, dass diese DVD über Sepp Holzers Permakultur nur an Personen über 18 Jahre verkauft werden darf.  Anderseits kann diese DVD zum Nachdenken anregen und vielleicht zu dem einen oder anderen sinnvollen Projekt führen.

Nachtrag:

Im Internet kursiert auch heftige Kritik an Sepp Holzer. Siehe dazu den Wikipediaeintrag über Sepp Holzer und das Buch Bittere Ernte von Frau Gertrud Barrada sowie deren Internetseite jena-hof.at.  Das Buch habe ich noch nicht gelesen, wohl aber habe ich mir die Internetseite von Frau Barrada gut angesehen. Mein Fazit: Da hat mal wieder eine “erfolgreiche” [Geschäfts]Frau” “Madame” gespielt und ist dabei grandios gescheitert, weil sie keine Ahnung von den technischen Details und der handwerklichen Praxis hatte. Mir fallen dazu auch andere Beispiele aus anderen Bereichen ein. Insofern kann man auch zu dem Schluss kommen, dass die Bücher und DVDs von Sepp Holzer tatsächlich nur etwas für Erwachsene sind. Ich selber lese die Bücher von Sepp Holzer – soweit ich sie nicht schon gelesen habe -, aber ich lese  auch eine ganze Reihe andere Bücher bzw. habe diese gelesen, wie z.B. auch How to Grow More Vegetables von John Jeavons, Building Soils for Better Crops von Fred Magdoff und Harold von Es, Restoration Agriculture von Mark Shepard,  Water for Every Farm – Yeomans Keyline Plan von P.A. Yeomans, 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan von F.H. King, und  Tree Crops: A Permanent Agriculture (Conservation Classics) von von J. Russell Smith. Dazu sehe ich mir verschiedene reale Projekte, wie auch den Holzerschen Krameterhof an, und dann, mit dem theoretischen Hintergrund und den praktischen Vorbildern im Kopf, denke ich selbst nach, mache selbst gezielte Versuche  und setze dann selbst ein Projekt mit einem konkreten Ziel um (( Bei mir ist das Ziel:  Herausfinden und zeigen, wie man auch in einer früher, und wenn man nichts tut auch in Zukunft wieder, sehr armen, relativ unfruchtbaren Gegend wie der Eifel nach dem Ende des Ölzeitalters und selbst bei einem langfristigen Totalausfall der Stromversorgung und Elektronik, wie er bei einem EMP-Angriff oder einem schweren Sonnensturm zu erwarten ist,  genug Lebensmittel produzieren und eine gute Bodenqualität erreichen und erhalten und dabei nebenher auch auch die Menge des im Boden und in Pflanzen gespeicherten Kohlenstoffes steigern kann. ))  Sepp Holzers Bücher, Erfahrungen und DVDs sind dabei also nur eine Quelle von vielen. Vor einem breiteren Hintergrund ist Sepp Holzers Werks sicherlich ein sehr wertvoller Beitrag.

Wenn ich mir die massiven Erdarbeiten ansehe, die Sepp Holzer auf der DVD im Rahmen seiner Projekte zeigt  und die Geschichte von  Frau Barrada lese, dann frage ich mich allerdings auch nach der Rolle der Ingenieure. Wer mit Baggern an Hängen große Erdarbeiten durchführt oder Dämme für Teiche und Seen baut, sollte schon mit den lokalen geologischen Verhältnissen, Witterungseinflüssen und der Bodenmechanik sehr gut vertraut sein, oder/und einen oder bei potentiell sehr gefährlichen Projekten auch mehrere entsprechend spezialisierte Ingenieure zu Rate ziehen. Auch sollte es im Voraus von solchen Ingenieuren abgesegnete Pläne der durchzuführenden Erdarbeiten geben,  an die sich der Bauunternehmer bzw. die Baumaschinenführer strikt zu halten haben, und deren Einhaltung überwacht wird. Wenn die Pläne warum auch immer nicht eingehalten wurden, müssen entsprechende Untersuchungen und Berechnungen durchführt und ggf. nachgebessert werden.  Wenn man, wie Frau Berada, von Tiefbau keine Ahnung hat, dann muss man eben ein Ingenieurbüro beauftragen, das über die nötige Qualifikation und auch über eine entsprechende Haftpflichtversicherung verfügt, um die geplanten Erdarbeiten prüfen und ggf. optimieren zu lassen.

Ich finde, dass die schlechte Erfahrung dieser Frau Barada mit Herrn Holzer keinesfalls den grundsätzlichen Wert seiner Erfahrung, seiner Bücher und DVDs schmälert, sondern nur einmal mehr zu dem ermahnt was Holzer selber predigt, und was eben nicht nur für Pflanzen und Tierhaltung in der  Landwirtschaft, sondern auch für das Denken und Informieren gilt: Monokultur vermeiden und die Vorteile der Vielfalt nutzen (( Vielfalt,  Diversität und Buntheit sind heute leider auch Begriffe, die oft gedankenlos von Leuten benutzt und missbraucht werden, die selber eine extreme intellektuelle Monokultur pflegen, in der nur noch gedacht und gesagt werden und wahr sein darf, was gerade als und politisch korrekt gilt.  ))

Kelberg, den 29. 4. 2015 Christoph Becker

 




Warum Religion?

In manchen Foren finden sich zu Artikeln über Religionen immer wieder üble Kommentare naiv-militanter-Atheisten, die der Theologe, Journalist und Autor Chris Hedges zusammenfassend in einer bemerkenswerten Rede über den neuen Atheismus, die Gottesdebatte, Wissenschaft, Religion und Selbsttäuschung  im Jahr 2008, als gefährliche,  “kulturelle, geschichtliche und linguistische Analphabeten und weltliche Spiegelbilder naiver religiöser Fundamentalisten” bezeichnet und in dieselbe Schublade wie die massenmörderischen Jakobiner der französischen Revolution und die großen massenmörderischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts gepackt hat.  Ich möchte hier  nicht nur auf diese Rede hinweisen, sondern vor allem auch  Gründe für die evolutionäre Ursache und für den praktischen Nutzen von Religion anführen und dann am Beispiel von Max Planck und dem 2. Hauptsatz der Wärmelehre zeigen, das Religion und Naturwissenschaft sich nicht ausschließen, sondern lediglich ergänzen.

 Religion bildet Sozialkapital und spart Kosten

Der amerikanische Moralpsychologe Jonathan Haidt erklärt den psychologischen Hintergrund der Religiosität recht gut in seinem Buch  The Righteous Mind: Why Good People are Divided by Politics and Religion  (dt. etwa Der selbstgerechte Geist: Warum gute Menschen über Politik und Religion zerstritten sind)

Als schönes Beispiel für den praktischen Nutzen von Religion führt Haidt  in diesem Buch u.a. die Dominanz der Orthodoxen Juden im Diamanthandel an.   Die Dominanz der orthodoxen Juden im Diamanthandel erklärt er damit, dass diese sich untereinander aufgrund ihrer Religion und Gruppenzugehörigkeit vertrauen können. Das habe die Notwendigkeit teurer Sicherheitsmaßnahmen im Vergleich zu möglichen multikulturellen oder weniger offensichtlich streng religiösen Konkurrenten reduziert, so dass diese orthodoxen Juden gegenüber anderen einen immensen Wettbewerbsvorteil aufgrund ihrer Mischung aus Religion und Ethnie hatten.

Religiösität als evolutionärer Vorteil der Gruppenselektion

Haidt erklärt in seinem Buch, dass der Mensch wie er sagt nur zu 90 % Schimpanse, also Individualist und 10  % Schwarmtier (wie Armeisen oder Bienen) ist. Religion erklärt er, sei ein Teamsport und habe sich in der Evolution als vorteilhaft für die Überlebenschancen von Gruppen erwiesen.  Die Menschen können dadurch, grundsätzlich und damit eben auch  in bestimmten, für das Überleben der Gruppe entscheidenden Momenten über sich hinauswachsen und ihre egoistischen Eigeninteressen dem Gruppeninteresse unterordnen. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass naive Gutmenschen einen engen Zusammenhang zwischen Religion und Krieg erkennen. Wir sind halt alle auch das Ergebnis einer Evolution, in deren Verlauf die  Gruppen, Stämme und Völker, deren Mitglieder für Religion empfänglicher waren, eher zu den Siegern und Überlebenden  von Katastrophen und Kriegen gehört haben.

Haidt erklärt seine Sichtweise über den evolutionären Vorteil der Religion auch in dem folgenden, mit deutschen Untertiteln versehenen TED-Talk:

 

 

Religion und die für die Gesellschaft negativen Folgen beruflicher Spezialisierung

Der amerikanische Soziologe William Catton weist in seinem Buch Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse daraufhin, dass die berufliche Spezialisierung in den modernen Industriegesellschaften zwar einerseits zu extremen Leistungssteigerung geführt habe, ohne die die modernen Industriegesellschaften nicht denkbar wären, dass sie anderseits aber auch zu neuen Betrugsmöglichkeiten und zu einer inzwischen alle Gesellschaftsschichten und Berufe erfassenden allgemeinen, dehumanisierenden  “Taschendiebmentalität” geführt habe, was dazu beitrage, die Zukunftschancen und die Überlebensfähigkeit der Gesellschaften zu reduzieren. Es ist diese Taschendiebmentalität, bzw. eben auch das Fehlen einer allgemein akzeptierten Religion und Gläubigkeit, die zu immer mehr Misstrauen, Gesetzen und damit zu immer mehr Komplexität führt, die ihrerseits Kosten verursacht und die Gesellschaft unweigerlich zum Kollaps oder zu einem sehr schmerzhaften Sachrumpfprozess führt. Siehe dazu das von mir übersetzte Interview mit Joseph Tainter und meinen Artikel Dem Engergiedilemma auf den Grund gegangen, über das Buch Drilling Down: The Gulf Oil Debacle and Our Energy Dilemma von Joseph Tainter und Tadeusz (Tad) Patzek.  Catton zeigt ausserdem, dass die berufliche Spezialisierung zu einer Dehumanisierung des Menschen führe und bewirke, dass Mitmenschen immer mehr eben nicht mehr als Menschen, sondern nur noch als austauschbare  Objekte wahrgenommen werden. Eine weitere logische Folge und Steigerung ist dann, dass Menschen auch sich selbst oder andere als überflüssig wahrnehmen können und dass dies dann zu einer Ursache für Terrorismus und zu Massenmorden, wie denen im 20. Jahrhundert führen kann.

Chris Hedges sieht in seiner eingangs erwähnten Rede  eine klare Entwicklung von Teilen der Aufklärung im späten Mittelalter über die atheistischen Jakobiner und die ebenfalls durchweg atheistischen Massenmörder des 20. Jahrhunderts (Stalin, Mao, Pol Pot. ) ((  Hitler, bzw. die Nazis erwähnt Hedges nicht ausdrücklich. Sie sind aber auch  kein so ganz klarer Fall von Atheismus.  Vielleicht auch, weil die evangelischen Kirche auch damals ihr Fähnchen in den Wind der Politischen Korrektheit des Zeitgeistes gehängt hat. Anderseits sind die Nazis ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man diesen 10 % Schwarmtieranteil im Menschen mit einer politischen Pseudoreligion nutzen kann.  Religionen wie das Christentum haben anderseits, gerade auch in diesem Zusammenhang,  teilweise dämpfend und lindernd gewirkt. ))  zu den modernen neuen Atheisten.

Eine einheitliche Religion kann bei alledem, zumindest innerhalb einer Gruppe, mit gleicher Religion als Sicherung gegen Betrug und Verbrechen wirken, wie das oben angeführte Beispiel von den Orthodoxen Juden zeigt.  Man muss dabei bedenken, dass Spezialisten, wie z.B. Ärzte und Zahnärzte, Diamanthändler und viele andere nicht, kaum oder wenn dann überhaupt, nur mit immensem Aufwand wirklich sinnvoll kontrollierbar sind. Oft sind Kontrollen nur eine Illusion, vor allem dann, wenn der Durchschnitt einer Berufsgruppe sich entschließen sollte, seine durch die Spezialisierung gegebenen Möglichkeiten zum Vorteil seiner Mitglieder und zu Lasten der Bevölkerung zu nutzen. Religion kann in allen diesen Fällen eine kostengünstige Kontrolle ausüben, deren Reichweite sehr viel größer ist als jede Kontrolle durch Menschen und Gesetze. Schließlich gibt es das Problem des im Menschen lauernden Bösen, das der Schweizer Eugen Sorg in seinem Buch  Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist beschreibt. Religion kann grundsätzlich, weil sie nicht an das Funktionieren staatlicher Institutionen gebunden ist, den Anteil derjenigen, die sich an Gewalttaten bei einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung beteiligen reduzieren und vielleicht auch hier  Einzelpersonen und Gruppen zum Widerstand gegen Gewalt und Terror motivieren.

 Religion eher nicht Kriegsursache aber sie hilft Kriege zu gewinnen

Wie oben schon erwähnt, haben Religiosität und Religion in Kriegen einen die Kampfkraft steigernden Effekt.  Gute Beispiele sind die Erfolge und der  Glauben der Wikinger und die erstaunlichen, ohne die Religion undenkbaren resultierenden Erfolge der Islamisten etwa in Afghanistan.   Bei auch nur annähernd gleicher Bewaffnung wären die Soldaten der Nato in Afghanistan den Taliban hoffnungslos unterlegen gewesen, weil die Nato-Soldaten viel mehr an ihrem Leben hängen. Selbst mit all ihrer extremen materiellen Übermacht und trotz der langen Dauer des Krieges konnte die Nato keinen wirklichen Sieg erringen. Die Alternativen zu einen unendlichen Abnutzungskrieg waren nur vollständige Vernichtung der Bevölkerung Afghanistans oder Rückzug – oder Bekehrung der Afghanen zu Atheismus und westlichem Hedonismus.

Bei der Suche nach möglichst allgemeinen Ursachen für Kriege sollte man, wenn man an der Wahrheit und echten Problemlösungen interessiert ist, eher Ressourcenmangel und  Überbevölkerung, bzw. einen Überschuss an jungen Männern betrachten. Siehe dazu z.B. das Buch Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen von Gunnar Heinsohn.  Die folgenden Artikel  auf dieser Webseite könnten ebenfalls das Verständnis vor allem für künftige Kriegsursachen verbessern:

  1. Weltweite  Verschlechterung der Bodenqualität
  2.  Unsichtbare Nutzflächen
  3. Die Grenzen und das Ende des Wachstums
  4. Ökologischen Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton
Physik als Grund zur Religiösität?

Es häufen sich Bücher und Artikel von “Wissenschaftlern”,  die behaupten oder glauben machen wollen, dass Religion mit den Naturwissenschaften unvereinbar sei.

Hierzu möchte ich zunächst auf den hier verlinkten, von Max Planck im Mai 1937 im Baltikum gehaltenen Vortrag  Religion und Naturwissenschaft hinweisen. Max Planck dürfte jedem der heutigen religionsfeindlichen “Wissenschaftler” um einiges überlegen gewesen sein. Trotzdem war er ein tief religiöser Mensch und sah in der Wissenschaft eher einen Weg, um den Glauben an Gott zu bestätigen und zu bestärken. Dasselbe scheint für solche Größen wie Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz gegolten zu haben.

Für mich selbst ist der 2. Hauptsatz der Wärmelehre ein hinreichender Beweis dafür, dass das Weltall in letzter Konsequenz eine übernatürliche, göttliche Ursache hat und dass Atheisten einem naiven Aberglauben anhängen.  Das Problem mit dem Weltall und dem Ursprung des Universums ist nämlich, dass es ganz real, für uns jeden Tag sichtbar und fühlbar diesen Ursprung gegeben haben muss, obwohl das, nach allen was wir wissen, insbesondere wegen des 2. Hauptsatzes der Wärmelehre überhaupt hätte passieren können. Die Entstehung des Universums ist der einzige, sicher nachgewiesene Verstoß gegen den 2. Hauptsatz der Wärmelehre. Egal, mit welchen Gedankenknäuel ein Stephen Hawkins und andere es zu verbergen und zu leugnen versuchen, zu irgendeinem Zeitpunkt muss all diese gewaltige Energie, die am Anfang im Keim des Universum gesteckt hat “aus dem Nichts” entstanden sein. Das ist ein unvorstellbar krasser Verstoß gegen den zweiten Hauptsatz der Wärmelehre und setzt zwingend einen übernatürlichen und damit göttlichen Ursprung des Universums voraus. Wenn das nicht so wäre, könnte man Maschinen bauen, die aus dem Nichts hochwertige Energie erzeugen können. Es hat viele Versuche in dieser Richtung gegeben, aber alle sind misslungen. Siehe dazu den Wikipedia-Artikel über das Perpetum-Mobile.

Die Kraft, die aus dem Nichts das Universum geschaffen hat, war jedenfalls übernatürlicher Natur. Es war Gott.  Ob und wieweit dieser Gott sich für diesen vor dem Hintergrund des Weltalls extrem winzigen Planeten Erde interessiert, ist ein anderes Thema.

Noch ein anderes Thema ist, wieweit und in welchen Fällen religiöse Effekte, Erlebnisse und Vorstellungen auf Funktionen des  menschlichen Gehirns beruhen.

In jedem Fall aber sind Religion und Religiosität  Phänomene, die sich in der Evolution bewährt haben und die für den Fortbestand einer Gesellschaft vorteilhaft sind und die man pflegen und sicher nicht verachten sollte.   Dabei ist zu bedenken, dass wir die Nachfahren von Menschen sind, die jede Menge Hungersnöte und Kriege überlebt haben. Religion und Religiosität  waren und sind wertvolle Überlebenshilfen in schweren und gefährlichen Zeiten und sie sind selbst in satten Friedenszeiten auf Dauer, zumindest für Gruppen gemeinsamen Glaubens, aber oft auch für die diese umgebende, anders oder nicht gläubige Gesellschaft, ein Wettbewerbsvorteil oder zumindest wünschenswert, wie das Beispiel mit den jüdischen Diamanthändlern und auch Cattons Beobachtungen über die  heute allgemein verbreitete “Taschdiebmentalität” zeigt. Die Übel, die Atheisten der Religion zuschreiben, haben oft völlig andere Ursachen.

10. April 2015 Christoph Becker




Unsichtbare Nutzflächen

Unsichtbare Nutzflächen  sind ein interessantes Konzept zum Verständnis verschiedener Phänomene und Risiken moderner Industriegesellschaften.

Aufmerksam geworden auf das Problem der Unsichtbaren Nutzflächen bin ich durch das Unterkapitel Unsichtbare Nutzflächen  (Invisible Acreage) im Kapitel Abhängigkeit von Phantomtragkraft (Dependence on Phantom Carrying Capacity) in Willam Cattons Buch  Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change.

Die Unsichtbaren Nutzflächen eines Landes, wie Catton sie sieht, sind:

  1.  Die land- und fortswirtschaftlichen Flächen, die benötigt werden um die Nettoimporte aller land- und forstwirtschaftlichen Produkte eines Landes zu erzeugen.  Nettoimport ist das, was mehr ein- als ausgeführt wird. Das Umweltbundesamt nennt in seinem sehr lesenswerten, 110seitigen, kostenlos herunterladbaren Positionspapier, Globale Landflächen  und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzeneine schier unglaubliche Zahl: Auf S. 25 steht dort “Der Flächenbedarf ….. für die Produktion und Nutzung von Biomasse als Nahrungsmittel, als Futtermittel, als Rohstoff für die chemische Industrie und die werkstoffliche Nutzung sowie als Energieträger …..  Deutschland und UK (Großbritannien) importieren jeweils 80 Mio. ha pro Jahr. Davon kommen jeweils 10 Mio. ha aus anderen EU-Staaten, während der größte Anteil, die verbleibenden 70 Mio. ha, von außerhalb Europas kommen.”  Wenn diese Zahlen stimmen sollten, würde  auf jeden Einwohner Deutschlands  eine unsichtbare, weil irgendwo im Ausland liegende land- und forstwirtschaftliche Fläche von ungefähr einem  Hektar kommen.  Deutschland selbst hat gerade mal eine Fläche von 35,7 Millionen Hektar, einschließlich Straßen, Gebäude, Gewässer, Ödland, Industriegebiete, Friedhöfe, Sportplätze  usw.. Das heißt, pro Einwohner hat Deutschland lediglich eine Fläche von nur 0,446 Hektar.  Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt laut Umweltbundesamt ca. 17 Millionen Hektar, das sind nur 0,212   Hektar pro Einwohner. Die Waldfläche beträgt ca. 10,7 Millionen Hektar, bzw. 0,134 Hektar pro Einwohner.  Deutschland bräuchte also ca.  1,58 Hektar land- und forstwirtschaftliche Fläche pro Kopf, während es nur ca. 0,58 Hektar pro Kopf hat. Vorausgesetzt, die Zahlen aus dem Positionspapier des Umweltbundesamtes stimmen und vorausgesetzt, man “vergisst” die anderen, nicht sichtbaren Flächen, die  weiter unten erwähnt werden,  zu berücksichtigen. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nennt in der überarbeiteten,   kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie auf S. 32, in  Kapitel 1.9, Importe von [nachwachsender] Biomasse, der überarbeiteten deutschen Ausgabe von 2013, andere Zahlen. Demnach importiert Deutschland nur ungefähr 37 % seines Verbrauchs an nachwachsender Biomasse, “um seinen
    gegenwärtigen Verbrauch an [nachwachsender] Biomasse
    (100 %) zu decken.” . Wie die Tabelle 1.2 der selben Publikation deutlich zeigt, sind damit aber ausdrücklich nicht die in fossilen Brennstoffen enthaltenen Biomassen, sondern nur kürzlich erzeugten Biomassen enthalten. Deshalb habe ich oben das Wort “nachwachsende” in eckigen Klammer eingefügt.  Zu den nicht nachwachsend Biomassen aus prähistorischen Zeiten weiter unten, unter 3. mehr.
  2. Die Wasserflächen für Fischereiprodukte. Diese liegen teilweise auf den Weltmeeren und dabei oft in den 200-Meilenzonen von Ländern die angesichts sinkender Fischbestände und oft steigender Bevölkerungen mehr für sich selber brauchen. Auch sind da noch die Chinesen und andere aufstrebende Mächte, die auch mehr Fisch essen wollen, obwohl die Weltmeere immer mehr leer gefischt und die Gewässer in China und anderswo oft schlechter werden.
  3. Die größten unsichtbaren Nutzflächen  vieler Staaten, und auch Deutschlands, liegen heute unter der Erde und dabei dann zum größten Teil auch wieder in anderen Ländern. Das sind nämlich die Flächen, auf denen  die Natur vor vielen Millionen Jahren aus Pflanzen unter Mitwirkung von Mikroorganismen die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas geschaffen hat. Auf diesen unterirdischen Flächen wird nichts  mehr neu angebaut und es wächst nichts mehr nach. Es wird dort seit Beginn des Industriezeitalters vor über 200 Jahren nur abgeerntet.  Um den Mangel an Nachhaltigkeit und die Zukunftsperspektiven bewusst zu machen, macht es  Sinn, diese Flächen so zu berechnen, als gäbe es irgendwo entsprechende Flächen, auf denen man erneuerbare Energien ernten könnte. Das oben erwähnte Positionspapier des Umweltbundesamtes enthält bereits einige Berechnungen und Zahlen in diesem Sinne: Der Grafk auf Seite 58, Abbildung 9, kann man z.B. entnehmen, dass man für Biokraftstoff für die PKW in Deutschland im Jahr 2010 immerhin 16 Millionen Hektar Land gebraucht hätte. Für den Güterverkehr wären es noch einmal   8, für den Seeverkehr 5 und für den Flugverkehr 4 Millionen Hektar gewesen. Zusammen also ca. 33 Millionen Hektar. Das wäre etwa das doppelte der gesamten, tatsächlich vorhandenen Nutzfläche. Diese reicht aber noch nicht einmal für die eigene Nahrungsversorgung aus. Der WWF schreibt in seiner Broschüre “Fleisch frisst Land“,  auf S. 55 “Über alle Fleischarten hinweg importiert Deutschland virtuell Fläche in einer Größenordnung von 210.000 ha (vgl. Abbildung 5.5). Das entspricht fast der
    Flächengröße des Saarlandes und in etwa der Gesamtfläche der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.” .  An Holz für Heizung der Häuser und an die  Industrie ist dabei noch gar nicht gedacht. Außerdem ist unklar, ob das Umweltbundesamt daran gedacht hat, dass für die Erzeugung von Kraftstoff aus landwirtschaftlichen Produkten wiederum große Mengen Kraftstoff nötig sind, während die das Verhältnis von aufzuwendender Energie zu geernteter Energie (EROI) gerade bei der Herstellung von Kraftstoff aus Biomasse sehr schlecht ist.  Allerdings ist es so, dass das Umweltbundesamt in seinem oben erwähnten Positionspapier, ebenso wie die Nationalakademie Leopoldina in ihrer  kritischen Stellungnahme zur Energieerzeugung aus Biomasse zu dem Schluss kommt, dass Biomasse, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile besser nicht  im großen Maßstab als erneuerbare Energie genutzt werden sollte, und dass sie oft sogar mehr dem Klima und der Umwelt schadet als nutzt.  Die  kritischen Stellungnahme  zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Bioenergie  der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeigt auf S. 18 der deutschen Ausgabe von 2013, in Tabelle 1.2, Tabelle 1.2: Nettoprimärproduktion (NPP) und Primärenergieverbrauch in Deutschland im Jahr 2010,  das extreme Ausmaß der Abhängigkeit unserer Gesellschaft von der heute unterirdischen, vor vielen Millionen Jahren entstandenen Biomasse. Von den 14 Exa-Joule der insgesamt in Deutschland verbrauchten Primärenergie  stammte nur ein einziges Exa-Joule aus nachwachsender Biomasse (hauptsächlich Holz, Biogas, Biokraftstoff und Verwertung von Abfällen) .  Die durch Photosynthese produzierte und durch Abgrasen der Weiden, durch Ernte der Felder und durch Holzeinschlag nutzbare, nachwachsende Gesamtenergie betrug nach dieser Tabelle 3,3 Exa-Joule. Davon waren für Tierfutter 2 Exa-Joule nötig.  D.h., auch wenn wir Veganer würden und statt dessen alles Tierfutter in Brennstoff umwandeln würden, würde die eingesparte Energie gerade einmal lächerliche 2 von 14 Exa-Joule unseres Gesamtbedarfs decken.   Die in der Tabelle angeführten 0,7 Exa-Joule für Stroh habe ich weggelassen, weil die unbedingt mindestens für die Erhaltung der Böden auf den Feldern belassen bzw. dorthin zurückgebracht werden müssen. Das sieht man auch so bei Leopoldina.
Fazit und weitergehende Betrachtungen

Die genauen Zahlen sind nicht sicher. Sicher ist aber, dass Deutschland ein Vielfaches seiner derzeitigen Fläche benötigen würde, wenn es die heutige Bevölkerung und den heutigen Lebensstandard nachhaltig, das heißt dauerhaft aufrecht erhalten wollte.

Das passt zu der Entwicklung der Bevölkerungsdichte in Deutschland seit Beginn des Industriezeitalters. Der Liste der Volkszählungen seit 1834 kann man entnehmen, dass Deutschland im Jahre 1834 eine Bevölkerungsdichte von 56 Einwohnern pro qkm hatte. Bezogen auf die heutige Fläche wären das knapp 20 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung müsste also um 62 Millionen Einwohner schrumpfen, wenn man zu einer nachhaltigen Bevölkerungsdichte unter den Gegebenheiten von 1834 zurück wollte. Tatsächlich ist aber heute ein sehr viel größerer Flächenanteil als damals versiegelt, verseucht oder erodiert.  Anderseits haben wir in den letzten 200 Jahren  Wissen hinzugewonnen, mit dem wir die Bodenqualität und die Erträge nachhaltig auch dann verbessern und in sehr gutem Zustand halten könnten, wenn uns keine fossilen Energieträger und andere für die heutige Landwirtschaft unverzichtbaren Importgüter mehr zur Verfügung stünden. Siehe dazu meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität. Die Zahl von 62 Millionen entspricht übrigens ungefähr der weltweiten Gesamtzahl der Toten aus beiden Weltkriegen, oder dem 10-fachen der Opferzahl des Holocausts.  Die Zahl ist entspricht außerdem in etwa der Opferzahl, die ein EMP-Angriff in einem mittelmäßig günstigen Fall voraussichtlich Fall binnen eines Jahres in Deutschland fordern würde. Siehe dazu insbesondere meine Artikel Eine Sekunde danach und  Weitere Literatur zum Thema EMP. In Letzterem ist auch ein Link auf eine deutsch synchronisierte Fernsehdokumentation angegeben. Die bemerkenswerteste Entdeckung für mich, bei der Beschäftigung mit all diesen Themen ist, dass die Suche nach Möglichkeiten zur Vorbeugung und Problemlösung immer wieder zu der Einsicht führt, dass man Landwirtschaft und Gartenbau im Sinne der Methoden reformieren und fördern müsste, auf die ich in meinen Artikeln Ärztemangel auf dem Land und   Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität hingewiesen habe. Das nicht zu tun, oder zu lange damit zu warten und die Chancen, die wir noch haben nicht zu nutzen, dürfte der tödlichste, der mit weitem Abstand die meisten Menschenleben kostende Fehler sein, den die Deutschen jemals in ihrer Geschichte gemacht haben.

9. April 2015, letzte Änderung 11. April 2015  Christoph Becker




Atomwaffeneinsatz – ethisch vertretbar oder verbrecherisch?

Am Donnerstag vor Ostern, dem 2.4.2015 ,  wurde auf Heise.de\Telepolis ein Interview mit dem Bundesrichter Dieter Deiseroth unter dem Titel Wer den Einsatz von Atomwaffen anordnet, handelt verbrecherisch veröffentlicht.  Hat der Richter wirklich recht?Hintergrund des Interviews war, dass “Die deutsche Sektion der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA) einen Brief an den russischen Botschafter in Berlin geschickt hat. Sie fordert Klarstellungen bezüglich einer Aussage von Wladimir Putin, wonach dieser zum Höhepunkt der Ukraine-Krise bereit gewesen sein soll, Atomwaffen einzusetzen.”

Zuerst möchte ich dazu auf Jack Donovans grundlegenden Artikel Violence is  Golden verweisen,  von dem ich eine deutsche Übersetzung mit dem Titel Gewalt ist Gold wert angefertigt habe. Vor diesem Hintergrund wirkt es dann schon etwas komisch und weltfremd, dass eine Anwaltsorganisation ausgerechnet Putin, dem Oberbefehrlshaber einer Streitmacht mit einigen tausend Atomwaffen,  die in  einem realen Krieg heute wohl die mit Abstand schlagkräftigste  Armee Europas sein dürfte, mit irgendwelchen nichtssagenden Rechtsnormen kommt. In welcher Traumwelt leben diese Anwälte und Richter eigentlich? Alles, was Anwälte und Richter beschließen, ist nur dann und nur insoweit mehr als das Papier wert auf dem es steht, als es notfalls auch mit polizeilicher oder militärischer Gewalt durchsetzbar ist.

Wenn Russland, wie das ein hochrangiger russischer Vertreter gegenüber dem amerikanischen Abgeordneten Roscoe Bartlett  einmal gesagt hat, den USA (oder/und Europa) etwas Böses will, dann  zündet es eine Atomwaffe weit oberhalb der Atmosphäre und schon sitzen die Anwälte und Richter im Umkreis von weit über 1000 km vor voraussichtlich für immer schwarzen Bildschirmen und werden ihre liebe Not haben, in der Folgezeit nicht zu verhungern oder von durchziehenden Gewalttätern ihrer eigenen Gesellschaft geplündert und ermordet zu werden. Zu mehr Literatur zu diesem Problem siehe die verschiedenen Artikel unter http://www.freizahn.de/category/emp/ . Mit nur fünf Atomsprengköpfen insgesamt könnten die Russen, aber auch die Chinesen, die Inder, die Pakistanis, oder von wem auch immer mit solchen Waffen versorgte Terroristen, den USA und Europa weitestgehend die Stromversorgung und die Elektronik zerstören. Dabei würde wahrscheinlich sogar zu verheimlichen sein, wer den Angriff ausgeführt hat.

Wäre so ein Angriff ein Verbrechen? Die Antwort ist, es kommt darauf an, aus wessen Sicht und es kommt darauf an, ob sich je ein Kläger und ein Richter, und eine zur Durchsetzung eines möglichen Urteils dann noch fähige Macht finden würde.

Deiseroth meint allen Ernstes:

Atomwaffen können wegen ihrer spezifischen Wirkungen nicht ohne Verstoß gegen die Genfer Konventionen und damit nur unter Verletzung des humanitären Völkerrechts eingesetzt werden. Was man nicht einsetzen darf, darf man nach dem Völkerrecht, wie der Internationale Gerichtshof festgestellt hat, auch nicht androhen.

Der Einsatz einer einzigen modernen Atomwaffe würde in seinen Wirkungen das Ausmaß der Zerstörung und Verwüstung von Hiroshima und Nagasaki im August 1945 weit übertreffen. Vor allem aber gilt es zu beachten: Die “Logik” der atomaren Abschreckungssysteme der Atomwaffenstaaten ist strukturell auf Eskalation ausgerichtet.

Zunächst würde ein EMP-Angriff lediglich elektronische Bauteile und Bestandteile der Stromversorgung ruinieren. Er wäre also ein Angriff auf die zivile und militärische Infrastruktur, wie sie die Amerikaner z.B. auch in Serbien und in Vietnam, und die Briten und Amerikaner im 2. Weltkrieg in Deutschland durchgeführt haben. DAS kann ja wohl nicht völkerrechtswidrig sein, denn es wurde nie ein Amerikaner oder Brite wegen so etwas angeklagt, geschweige denn verurteilt. Und dann ist die Frage, wer denn in Den Haag noch Recht sprechen soll, wenn Europa- und USA-weit die Stromversorgung und Elektronik weitgehend irreparabel zerstört ist, wie z.B. in den Romanen One Second After – Die Welt ohne Strom von William Forstchen und SS-18: The Satan Legacy von Patrick Lowrie. Man geht davon aus, dass in westlichen Industriestaaten nach so einem Angriff zwischen 60 bis über 90 Prozent der Bevölkerung binnen eines Jahres an Hunger, Krankheiten und der durch Gewalttaten hungriger, plündernder Mitbürger ums Leben kommen, wenn nicht zusätzlich noch ausländische Streitkräfte angreifen und, die Schwäche und das Chaos nutzend noch größere Verluste verursachen. Es würde aber durch den Einsatz ansich kaum jemand zu schaden kommen. Bei einem EMP-Angriff hört man von der Atomwaffe keinen Knall und die Waffe selbst verusacht auch keine radioaktive Strahlung. Es könnte sein, dass ein Teil des radioaktiven Materials im Laufe der Jahre weit verteilt auf die Erde sinkt, aber diese Strahlenbelastung wäre voraussichtlich extrem gering bis vernachlässigbar, zumal nur sehr wenige Atomwaffen reichen würden – wie gesagt ein bis zwei für Europa und nur zwei bis drei für die USA.

Ein russischer oder chinesischer Jurist könnte sich zudem zurücklehnen und sagen, dass einzig und allein die Naivität und fehlenden Vorbereitung der Europäer und Amerikaner die Verluste verursacht hat und dass ein schwerer Sonnensturm ähnliche Schäden hätte verursachen können, und dass ein solcher schwerer Sonnensturm als auf Dauer sowieso unvermeidbar wäre.

Ein Gott, oder eine die ganze Weltbevölkerung und künftige Generationen wirklich fair vertretender Internationaler Gerichtshof  könnte, würde davon abgesehen die Täter eines solchen EMP-Angriffes frei sprechen müssen. Der EMP-Angriff würde zwar einig hundert Millionen Menschen in Europa und den USA das Leben kosten, und er würde die Wirtschaft weltweit zusammenbrechen lassen. ABER, wenn ich der Anwalt der Täter wäre, würde ich den Richtern unter anderem die Bücher: Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change und Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse
von William R. Catton vorlegen und daraus zitieren.  Ein Interview mit Catton aus dem Jahre 2008 habe ich neulich übersetzt und auf meiner Webseite veröffentlicht: http://www.freizahn.de/2015/03/ueberschwingen-interview-mit-william-catton/

Mit nur einigen wenigen Atomwaffen , die so wie sie eingesetzt wurden kaum Umweltschäden verursacht hätten, hätten die Täter gezielt die für die Erde, die Umwelt und für künftige Generation unerträgliche, kriminell handelnde Spezis “Homo Colossus“, wie Catton sie nennt, weitgehend beseitigt oder zumindest extrem reduziert. Sicher, einige hundert Millionen Menschen in den Industrieländern wären an ihrer Abhängigkeit von moderner Technik gestorben.  Aber was wäre das schon bei einer Weltbevölkerung von jetzt schon weit über 7 Milliarden. Alleine die Afrikaner machen diese Verluste binnen weniger Jahre wieder wett, und, um es mal ganz hart zu sagen, es sind heute, 2015, schätzungsweise gut 6 Milliarden Menschen mehr auf der Welt als die Welt wahrscheinlich nur dauerhaft tragen kann. Die für die EMP-Angriffe verwendeten Atomwaffen hätten aber vor allem gezielt die Menschen und Gesellschaften getroffen, die für die Erde und damit auch den Rest der Weltbevölkerung und für künftige Generation  die mit sehr weitem Abstand, pro Kopf gerechnet, größten Schäden verursachen.  Das kann doch kein Verbrechen sein, und es kann auch kein Verstoß gegen ein Völkerrecht sein, dass diesen Namen wirklich verdient.

Ich denke daher die Täter würden freigesprochen.

Aber kommen wir nun zu konventionellen Atomwaffeneinsätzen, an die der Richter Deiseroth und seine Atomwaffengegner-Organisation wohl eher gedacht haben dürften.  Zunächst muss Deiseroths Behauptung verneint werden, dass ein nuklearer Schlagabtausch voraussichtlich eskalieren würde.  Die Logik der nuklearen Abschreckung ist nämlich nicht logisch. Logisch heißt für mich, dass man zunächst das historische Verhalten der beteiligten Völker analysiert und nicht nur das, was man den Schulkindern erzählt. Wenn wir die Geschichte betrachten sehen wir, dass kollektiver Selbstmord nicht einmal bei den sehr fanatischen Nazis und Japanern 1945 ein Thema war. Alle Mächte die heute Atomwaffen haben, haben bei offensichtlichen Niederlagen kapituliert und einen kollektiven Selbstmord vermieden. Ausnahme sind höchstens Teile der Juden – aber auch da nur Teile. D.h., wenn es zu einem nuklearen Schlagabtausch käme, dann würde eine Seite relativ schnell kapitulieren oder zumindest die Eskalation einfach abbrechen. Der amerikanische Luftwaffenoberst der Reserve Drew Miller hat in seinem Roman Rohan Nation: Reinventing America After the 2020 Collapse über einen 3. Weltkrieg, neben einem verdeckten, anonymen nuklearen EMP-Angriff der Chinesen auch Atomwaffenangriffe auf  amerikanische Flottenverbände,  den Einsatz biologischer Waffen und einen “normalen” Schlagabtausch mit herkömmlichen Atomwaffen durchgespielt. Er lässt die USA die atomare Eskalation abbrechen, als klar wird, dass die Chinesen nun anfangen amerikanische Städte zu zerstören.

 Vor dem Hintergrund der Geschichte ist die Behauptung, dass die Logik der atomaren Abschreckung im Ernstfall tatsächlich zu einer Eskalation führen würde, jedenfalls schlicht unlogisch.

Schließlich bleibt die Frage nach dem Nutzen atomarer Gefechtsfeldwaffen und taktischer Atomwaffen.  Angenommen man will sich im Kriege überhaupt verteidigen und vielleicht auch überleben (( zumindest bei den Deutschen habe ich da sehr ernste Zweifel )), dann empfiehlt sich zunächst nüchtern, etwas mit dem Atomwaffensimulator Ground Zero II zu spielen, den ich  unter http://www.freizahn.de/2014/10/atomwaffensimulatoren/ verlinkt habe. Und dann empfiehlt sich z.B. die Lektüre meines Artikels: http://www.freizahn.de/2015/03/neues-vom-nahen-und-fernen-osten/

Die Zerstörung durch moderne Atomwaffen ist jedenfalls bei weitem nicht so groß wie die Atomwaffengegner das uns immer eingeredet haben.  Hiroschima und Nagasaki waren nicht vorgewarnte, sorgfältig mit Blick auf eine Maximierung der Schäden ausgewählte  Städte.   Ich war jedenfalls sehr überrascht, wie relativ harmlos konventionelle Atomwaffenangriffe offenbar heute nur sind. Natürlich ist die Wirkung schrecklich, aber weder die Menschheit noch die Welt ginge durch Atomwaffeneinsätze unter.

Jedenfalls kann ich mir schon vorstellen, dass es sehr sinnvoll sein könnte, wenn man in einem realen Krieg taktische Atomwaffen hat, mit denen man z.B. größere Truppenkonzentrationen auflösen oder Militärbasen der Gegenseite zerstören kann.  Der oben erwähnte amerikanische Autor Drew Miller bedauert jedenfalls in seinem Roman, dass die Amerikaner, als sie in Texas mit chinesischen Invasionstruppen fertig werden müssen, keine Atomartillerie mehr haben und das stattdessen Milizen zu Pferde mit halbautomatischen Gewehren zum Gegenangriff reiten müssen. In Deutschland hätten wir nicht einmal mehr das.

Eine interessante Frage ist natürlich, ob und inwieweit die Atomwaffen des Westens überhaupt noch einsatzbereit wären wenn der Gegner, wie das in einem realen Krieg zu erwarten wäre, zunächst den oben erwähnten EMP-Effekt nutzt. Anderseits, wenn der EMP-Effekt genutzt wird, würde jedes der westlichen Industrieländer derart geschwächt, dass einsetzbare taktische Atomwaffen zumindest in Europa überlebenswichtig werden könnten, weil man für die Abwehr konventioneller Angriffe voraussichtlich viel zu schwach wäre.

Zum Schluß noch eine denkwürdiges Stück Geschichte der Ethik von Waffeneinsätzen:

Auf Wikipedia fand ich unter Armbrust:

In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrusten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten[4], da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten.

Offensichtlich ändern sie die Meinungen zum Thema Ethik und Waffen mit der Zeit erheblich.

5.4.2015 Christoph Becker

 




Gewalt ist Gold wert

Der folgende Artikel ist eine Übersetzung von Violence is Golden von Jack Donovan.

Vielen Menschen gefällt der Gedanke, dass sie „gewaltlos“ sind. Allgemein behaupten sie, den Gebrauch der Gewalt „zu verabscheuen“, und Gewalt wird von den meisten negativ gesehen. Viele scheitern daran, zwischen gerechter und ungerechter Gewalt zu differenzieren. Einige, besonders eitle, selbstgerechte Typen denken gern, dass sie sich über die scheußlichen, gewaltsamen Kulturen ihrer Vorfahren erhoben haben. Sie sagen, dass “Gewalt nicht die Antwort ist.” Sie sagen, dass “Gewalt keine Probleme löst.”

Sie irren sich. Jeder von ihnen verlässt sich auf die Gewalt, an jedem einzelnen Tag.

Am Wahltag  gehen Menschen aus  allen Gesellschaftsschichten zu den Wahlurnen, um ihre Stimmzettel einzuwerfen, und indem sie das tun, hoffen sie Einfluss darauf zu nehmen, wer die Axt der staatlichen Autorität schwingen wird. Diejenigen, die die Gewalt abschaffen wollen – als ob das möglich oder auch nur wünschenswert wäre – , bemühen sich, ihre Mitbürger zu entwaffnen. Das beseitigt die Gewalt nicht wirklich. Es gibt bloß dem Staatsmob ein Monopol auf die Gewalt. Das macht dich „sicherer“, so lange du dich nicht dem Boss anlegst.

Alle Regierungen – links, rechts oder andere – sind von Natur aus  Zwang ausübende Institutionen. Sie müssen es sein.

Ordnung erfordert Gewalt.

Eine Vorschrift, die nicht in letzter Konsequenz durch Androhung von Gewalt unterlegt ist, ist bloß ein Vorschlag. Staaten verlassen sich auf Gesetze, die von Männern durchgesetzt werden, die bereit sind Gewalt gegen Gesetzesbrecher auszuüben. Jede Steuer, jeder Gesetzestext und jede Verordnung, erfordern eine eskalierende Folge von Strafen, die schließlich zum  gewaltsamen Beschlagnahmen von Eigentum führen müssen oder die zur Inhaftierung durch bewaffnete Männer führen, die darauf eingestellt sind gewaltsam vorzugehen, wenn ihnen Widerstand geleistet wird. Jedes Mal, wenn eine Fußballmama aufsteht und härtere Strafen für das Fahren unter Alkoholeinfluss oder für den Verkauf von Zigaretten an Minderjährige, oder für das  Besitzen eines Kampfhundes, oder das Nichtbeachten der Mülltrennungsvorschriften fordert, ersucht sie den Staat, Gewalt anzuwenden, um ihren Willen durchzusetzen. Sie fragt dann nicht mehr freundlich. Die Durchführbarkeit jedes Familienrechtes, jedes Waffengesetzes, jedes Bebauungsplanes, jeder Straßenverkehrsordnung, jedes Einwanderungsgesetzes, jedes Einfuhrgesetzes, jedes Exportgesetzes  und jedes Steuergesetzes hängt sowohl von der Bereitwilligkeit als auch von den Mitteln der Gruppe ab, Gewalt zur Durchsetzung der Ordnung anzuwenden.

Wenn ein Umweltexperte fordert, dass wir “die Walfische retten”, dann argumentiert er oder sie damit in Wirklichkeit dahingehend,  dass das Retten der Walfische so wichtig ist, dass es gerechtfertigt ist, Menschen Schaden zuzufügen, wenn diese Walfische verletzen. Der friedliche Umweltexperte ersucht den Leviathan, den Einsatz von der Gewalt zu autorisieren, um Leviathane zu schützen. Wenn Staatsführer abstimmen und ausdrücken sollen, dass es tatsächlich, wichtig ist, die Walfische “zu retten”, aber dann ablehnen, diejenigen zu bestrafen, die Walfischen Schaden zufügen oder wenn sie es ablehnen, jene zu bestrafen und diese Strafen notfalls mit polizeilichen- oder militärischen Aktion durchzusetzen,  würde das damit ausgedrückte Gefühl eine sinnlose Geste sein. Diejenigen, die Walfischen schaden wollen, würden sich frei fühlen dies ungestraft zu tun.

Ohne Handlung sind Wörter lediglich Wörter. Ohne Gewalt sind Gesetze lediglich Wörter.

Gewalt ist nicht die einzige Antwort, aber sie ist die finale Antwort.

Man kann moralische Argumente und ethische Argumente anbringen und an die Vernunft, Gefühle, Ästhetik und Mitleid appellieren.  Die Leute werden sicherlich durch diese Argumente beeinflusst. Wenn die Leute hinreichend überzeugt werden und die Sache nicht extrem unbequem ist, entscheiden sie sich oft, ihr Verhalten zu mäßigen oder zu ändern.

Jedoch schafft die bereitwillige Unterwerfung Vieler unvermeidlich eine Verwundbarkeit, die nur darauf wartet, von irgendeiner Person  ausgenutzt zu werden, die die sozialen und ethischen Normen ignoriert. Wenn jeder seine Waffen niederlegt und sich weigert sie aufzunehmen, kann der erste der sie aufnimmt tun, was immer er will. Frieden kann nur ohne Blutvergießen aufrechterhalten werden, so lange jeder die Abkommen einhält. Um den Frieden zu erhalten muss jede einzelne Person in jeder aufeinander folgenden Generation – selbst, wenn der Krieg schon lange vergessen ist,  damit einverstanden sein, friedlich zu bleiben – für immer und alle Zeiten. Kein Straftäter oder Emporkömmling dürfte jemals, “Oder was sonst?” fragen, weil in einer wirklich gewaltlosen Gesellschaft die beste verfügbare Antwort darin besteht, dass man sagt “Andernfalls werden wir nicht mehr denken, dass du eine sehr nette Person bist und wir werden nicht mehr mit dir teilen.” Unser Unruhestifter hat dann die Freiheit zu antworten, “Das ist mir egal, mich stört das nicht. Ich nehme mir einfach was ich will.

Ist Gewalt ist die ultimative  Antwort auf die Frage, “Oder was sonst?

Gewalt ist der Goldstandard, die Reserve, die die Ordnung garantiert. Tatsächlich ist sie besser als ein Goldstandard, weil Gewalt einen universalen Wert hat. Gewalt überschreitet die Marotten von Philosophie, Religion, Technologie und Kultur. Leute sagen, dass Musik eine universale Sprache ist, aber ein Schlag ins Gesicht schmerzt immer gleich, egal was für eine Sprache du sprichst, oder welche Musik du bevorzugst. Wenn du in einem Raum mit mir gefangen bist und ich ein Rohr nehme und so tue als wollte ich dich damit schlagen, dann wird unabhängig davon wer du bist, dein Affengehirn sofort verstehen “oder was”. Und dadurch wird eine bestimmte Ordnung erreicht.

Das praktische Verstehen der Gewalt für das menschlichen Leben und die menschliche Ordnung so grundlegend, wie die Vorstellung, dass Feuer heiß ist. Sie können es verwenden, aber Sie müssen es respektieren. Sie können dagegen handeln, und Sie können es manchmal kontrollieren, aber Sie können es  nicht einfach weg wünschen. Wie ein Waldbrand ist Gewalt manchmal überwältigend, und du wirst nicht wissen, dass sie kommt, bis es zu spät ist. Manchmal ist sie größer als du. Frage die Cherokee, Inka, Romanovs, die Juden, die Konföderierten, die Barbaren und die Römer. Sie alle wissen “Oder was sonst.

Die grundlegende Feststellung, dass Ordnung Gewalt erfordert, ist keine Offenbarung, aber für einige scheint es eine zu sein. Die einfache Erwähnung kann bei manchen Leuten einen Schlaganfall auslösen und manche werden wütend versuchen, es mit allen Sorten von verworrenen und hypothetischen Argumenten zu bestreiten, weil es nicht „sehr nett“  klingt. Aber etwas muss nicht „nett“  sein, um wahr zu sein. Wirklichkeit verbiegt sich nicht, um sich an Fantasie oder Empfindsamkeit anzupassen.

Unsere komplexe Gesellschaft verlässt sich in einem solchen Ausmaß auf die durch ihre Vertreter  ausgeübte Gewalt, dass viele Durchschnittsmenschen im privaten Bereich durch das Leben wandern können, ohne Gewalt wirklich verstehen zu müssen oder tiefer über sie nachzudenken, weil wir von der Gewalt entfernt wurden. Wir können es uns leisten, Gewalt als ein entferntes, abstraktes Problem wahrzunehmen, das durch hoch gesinnte Strategie und soziale Programmierung gelöst wird. Wenn die Gewalt anklopft, dann greifen wir einfach zum Telefon und die Polizei kommt, um die Gewalt „zu beenden“. Wenige Bürger nehmen sich wirklich Zeit, um darüber nachzudenken, dass das was wir im Wesentlichen tun darin besteht, einer bewaffneten Bande Schutzgeld zu bezahlen, damit sie kommt und rechtmäßige Gewalt in unserem Sinne ausübt. Wenn diejenigen, die Gewalt für uns ausüben friedlich erlebt werden,  machen die meisten von uns sich nicht klar und erkennen nicht den Zusammenhang, dass der Grund, dass ein Täter sich festnehmen lässt darin besteht, dass der Beamte eine Pistole an seiner Hüfte trägt und dass dies impliziert, dass er von dieser Gebrauch machen und den Täter niederschießen wird, und dass der Beamte sogar die Erlaubnis hat ihn zu töten, wenn er sich bedroht fühlt.  D. h. wenn er, der Täter, als eine Bedrohung der Ordnung erachtet wird.

Es gibt in den Vereinigten Staaten etwa  zweieinhalb Millionen inhaftierte Menschen. Mehr als neunzig Prozent von ihnen sind Männer. Die meisten von ihnen haben sich nicht freiwillig ins Gefängnis gebracht. Die meisten von ihnen versuchen nicht, nachts zu flüchten, weil es jemanden in einem Wachturm gibt, der bereit ist, auf sie zu schießen. Viele sind „gewaltlose“ Übertreter. Fußballmamas, Buchhalter, Berühmtheitsaktivisten und  Freilandvegetarier, alle die  ihre Steuergelder zahlen, geben via Bevollmächtigung Milliarden über Milliarden aus, um eine bewaffnete Regierung zu füttern, die Ordnung durch Gewalt aufrechterhält.

Erst wenn unsere bestellte Gewalt nicht bestellter Gewalt weicht, wie z.B. bei dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung nach einer Naturkatastrophe, werden wir gezwungen wahrzunehmen,  wie sehr viel wir uns auf diejenigen verlassen, die die Ordnung durch Gewalt aufrechterhalten. Leute plündern, weil sie es können und töten, weil sie denken, dass sie deswegen nicht verfolgt werden. Sich mit Gewalt zu befassen und gewalttätige Männer zu finden, die dich vor anderen gewalttätigen Männern schützen werden, wird dann plötzlich eine sehr reale und drückende Sorge.

Ein Freund hat mir einmal eine Geschichte über ein Ereignis erzählt, über das  ein Familienfreund berichtet hat, der ein Polizist war und ich denke, dass es die Sache auf den Punkt bringt. Einige Teenager hingen in einem Einkaufszentrum herum,  außerhalb einer Buchhandlung. Sie blödelten herum und sprachen mit einigen Polizisten, die herumlungerten. Der Polizist war ein relativ großer Kerl, nicht jemand, mit dem du dich würdest anlegen wollen. Eines der Kinder hat dem Polizisten gesagt, dass es nicht einsieht, warum die Gesellschaft die Polizei benötigt.

Der Polizist beugte sich vor und sagte dem spindeldürren Kind, “hast du  irgendwelche Zweifel, dass ich dir deine Arme brechen und dir dieses Buch wegnehmen könnte, wenn ich dazu aufgelegt wäre?”

Der Teenager, der offensichtlich durch die Brutalität der Aussage erschüttert war, sagte „Nein“.

“Deshalb brauchst du Polizisten, Kind.”

George Orwell schrieb in  “Notes on Nationalism” [dt. Anmerkungen über den Nationalismus] , dass für den Pazifisten die Wahrheit, dass ” Diejenigen, die der Gewalt ‘abschwören’, dies nur tun können, weil andere sich in ihrem Interesse zur Gewalt verpflichten”, zwar offensichtlich, aber unmöglich zu akzeptieren ist. Viel Unvernunft  entsteht durch die Unfähigkeit, unser passives Vertrauen auf Gewalt zu unserem Schutz zu akzeptieren. Eskapistische Fantasien in der Art von John Lennons „Imagine“ verderben unsere Fähigkeit, die Welt so zu sehen wie sie ist und ehrlich zu uns selbst zu sein im Bezug auf die Natürlichkeit der Gewalt für das menschliche Tier. Es gibt keine Beweise, die die Behauptung untermauern, dass der Mensch ein von Natur aus  friedliches Wesen ist. Es gibt bedeutende Beweise, um die Behauptung zu stützen, dass Gewalt immer ein Teil des menschlichen Lebens gewesen ist. Jeden Tag graben Archäologen einen anderen primitiven Schädel aus, der Schäden durch von Waffen oder stumpfe Krafteinwirkung zeigt. Die allerersten Gesetze waren schockierend grausig. Wenn wir uns heute weniger bedroht fühlen, wenn wir uns fühlen, als ob wir in einer gewaltfreien Gesellschaft leben würden, so ist das nur, weil wir so viel Macht über unser tägliches Leben an den Staat abgetreten haben. Manche nennen das Vernunft, aber wir können es genauso gut Faulheit nennen. Eine gefährliche Faulheit, wie es scheint in Anbetracht dessen,  wie gering das Vertrauen der meisten Menschen in die Politiker geworden ist

Gewalt kommt nicht durch Kinobesuche, Videospiele oder die Musik. Gewalt kommt von Menschen. Es ist an der Zeit, dass die Leute von ihrem 1960er Jahre Nebel aufwachen und anfangen, im Bezug auf die Gewalt wieder ehrlich zu sein. Menschen sind gewalttätig, und das ist in Ordnung. Man kann das nicht durch Gesetze und Herumreden aus der Welt schaffen. Gestützt auf die verfügbaren Beweise gibt es keinen Grund zu glauben, dass ein Weltfrieden jemals erreicht wird, oder dass Gewalt jemals „gestoppt“ werden kann.

Es ist Zeit, damit aufzuhören und sich Sorgen zu machen und es ist an der Zeit, die Streitaxt lieben zu lernen. Die Geschichte lehrt uns, dass, wenn wir das nicht tun, es dann  jemand anderes tun wird.

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Ursprünglich publiziert auf Arthur’s Hall of Viking Manliness (now offline), 11. November 2010.

Ins Deutsche übersetzt von Christoph Becker, 5.4.2015

 




Zahnzusatzversicherungen

Patienten fragen mich oft, was ich als Zahnarzt von einer Zahnzusatzversicherung halte.  Die kurze Antwort: Nichts. Die längere Antwort und Begründung:

Der Sinn einer Versicherung aus der Sicht eines vernünftigen Einzelnen besteht darin, zufällig und selten auftretende , im Schadensfall für den Einzelnen katastrophale Schäden finanziell abzusichern. Ein klassisches Beispiel für eine sinnvolle Versicherung ist die Versicherung von Häusern gegen Feuer.

Die Versicherung ist dabei ein Dienstleistungsunternehmen, das von einer Vielzahl von Versicherten Prämien einsammelt und damit dann den wenigen, die das Pech haben, dass ihr Haus abbrennt, den finanziellen Schaden zu ersetzen. Eine Versicherung ist also ein Unternehmen, das Geld einsammelt und dann an diejenigen, bei denen ein versicherter Schaden aufgetreten ist UND an die Vertreter, Mitarbeiter, Direktoren, Aufsichtsräte und Aktionäre der Versicherung UND an die Versicherungsbetrüger UND via Versicherungssteuer auch den Staat umverteilt. Im zahnärztlichen Bereich bezahlen die um ihre Zahngesundheit bemühten Versicherten dann außerdem die Schäden, die unnötig bei jenen entstehen, die sich weniger oder nicht um die Erhaltung ihrer Zahngesundheit bemühen, etwa auch, weil sie ja versichert sind.

Der gesunde Menschenverstand sollte also jedem sagen, dass eine Versicherung in der Regel grundsätzlich deutlich weniger Geld für Versicherungsschäden an ehrliche, um Schadensvermeidung oder Minimierung bemühte Versicherte auszahlt, als sie an Versicherungsprämien von den Versicherten kassiert.

Vernünftigerweise wird man daher nur Versicherungen abschließen, um sich gegen Schäden zu versichern, die

  • selten sind UND
  • zufällig bzw. im Einzelfall nicht vorhersehbar sind UND
  • im Schadensfall so groß sind, dass man sie nicht selber bezahlen kann UND
  • deren Bezahlung nicht aufschiebbar ist

Eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen ist meines Erachtens vor diesem Hintergrund unvernünftig, weil

  1.  Schäden an Zähnen eher häufig und zumindest für erfahrene Zahnärzte absehbar sind und daher ganz sicher nicht zufällig auftreten.
  2. Wenn ein Schaden an Zähnen auftritt, dann kann dieser in aller Regel AUCH einfach und preiswert behoben werden. Auf teure oder gar sehr teure zahnärztliche Behandlungen kann man problemlos verzichten oder man kann sie “einfach so” oder mit Hilfe sehr preiswerter provisorischer Lösungen nahezu beliebig aufschieben. Das heißt man kann für eine zahnärztliche Behandlung auch sparen.

Zahnzusatzversicherungen und überhaupt die Versicherung von Zahnersatz und teuren zahnärztlichen Behandlungen schaden meines Erachtens nur den Versicherten und Patienten.

Es sollte zu denken geben, dass in solchen an sich sehr sozialen und wohlhabenden Ländern wie Norwegen und Dänemark der Zahnersatz von den Patienten komplett selber bezahlt werden muss und auch nicht an Gebührenordnungen gebunden ist. Das heißt, der ganze bürokratische Aufwand für Antragstellung, Erstellung, Überarbeitung, Ausnutzung und Überwachung der Gebührenordnung und der anhand dieser erstellten Rechnungen, mit alle den damit beschäftigten Beamten, Funktionären, Versicherungen und Sachbearbeitern wird in diesen Ländern eingespart.

29. März 2015

Christoph Becker