Kann man Desinfektionsmittel injizieren?

US-Präsident Donald Trump hat am 23.4.2020 bei einer Pressekonferenz, nachdem der Unterstaatsekretär Bill Bryan,  der die technische und wissenschaftliche Abteilung des  Heimlandschutzministeriums (Homeland Security) leitet, über Versuche zur Wirkung von UV-Licht und Desinfektionsmitteln auf das Coronavirus berichtet,  die Idee geäußert, dass man vielleicht auch UV-Licht oder auch ein  “Desinfektionsmittel” im Körper anwenden und diesen damit [von Viren] reinigen könne. Er hatte dann hinzugefügt, das müssten natürlich Ärzte prüfen.

Übersetzung aus dem Transkript des Weißen Hauses

Der Link auf das offizielle Transkript der Pressekonferenz lautet: www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-president-trump-vice-president-pence-members-coronavirus-task-force-press-briefing-31/

Ich beginne dabei mitten im Vortrag von Unterstaatssekretär Bill Bryan:

BRYAN: ….. Wir testen ebenfalls allgemein verfügbare Desinfektionsmittel. Wir haben Bleichmittel getestet, haben die Wirkung von Isopropylalkohol auf das Virus getestet, insbesondere in Speichel und Atemflüssigkeiten. Ich kann Ihnen berichten, dass Bleichmittel das Virus in 5 Minuten töten; Isopropylalkohol wird es in 30 Sekunden töten, und das ohne Manipulation, ohne einreiben – einfach nur einsprühen und einwirken lassen. Wenn sie ihn einreiben geht es noch schneller. Wir sehen uns ebenfalls andere Desinfektionsmittel an, insbesondere sehen wir uns das  COVID-19 Virus in Speichel an.

Dies ist nicht das Ende unserer Arbeit. Wir machen weiter und charakterisieren dieses Virus und integrieren das, was wir herausgefunden haben in praktische Anwendungen, um  die Einwirkung und Übertragung zu reduzieren.

Ich möchte dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten für ihre fortgesetzte Unterstützung und Führung der Abteilung danken und dafür, wie sie mit ihrer Arbeit diese Pandemie angehen. Ich möchte ebenfalls den Wissenschaftlern danken, und nicht nur der Abteilung Wissenschaft und Technologie und dem NBACC (National Biodefense Analysis and Countermeasures Center), sondern auch der größeren wissenschaftlichen und Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaft.

Ganz vielen Dank.

DER PRÄSIDENT: Danke Ihnen, Bill.

Q    Mr. Bryan —

Der PRÄSIDENT:  Ganz vielen Dank. So stelle ich Bill eine Frage, über die wahrscheinlich manche von Ihnen nachdenken, wenn Sie ganz in diese Welt eintauchen, die ich sehr interessant finde. Also, angenommen wir treffen den Körper mit einem sehr starken Licht –  sei es ultraviolettes Licht oder nur einfach ein starkes Licht – und ich denke Sie haben gesagt, dass das noch nicht geprüft wurde, aber Sie werden es testen.  Und dann habe ich gesagt, angenommen man bringt das Licht in den Körper hinein, was man entweder durch die Haut oder auf irgend eine andere Weise tun kann, und ich denke Sie sagten dass Sie das auch testen werden. Es klingt interessant.

AMTIERENDER UNTERSTATSSEKRETÄR BRYAN: Wir bekommen die richtigen Leute, die das können.

DER PRÄSIDENT: In Ordnung. Und dann sehe ich das Desinfektionsmittel, wie es [das Virus] in einer Minute ausschaltet. Eine Minute. Und gibt es eine Möglichkeit wie wir  so etwas im Inneren des Körpers machen können?  Mit einer Injektion oder fast eine Reinigung?  Weil man sieht, dass es [das Virus] in die Lunge geht und eine enorme Wirkung auf die Lunge hat. Also wäre interessant das zu prüfen. Also, man wird Ärzte dafür benötigen. Aber es klingt – es klingt für mich interessant.

Also wir werden sehen. Aber das ganze Konzept mit dem Licht, die Art wie es [das Virus] in einer Minute tötet – das ist wirklich wundervoll.

 

Die Berichterstattung der Medien hierzu war völlig unzutreffend und unqualifiziert.

Donald Trump scheint das auch so zu sehen, wie eine Meldung von deutsch.rt.com vom 26.4.2020 zeigt: Donald Trump über Corona-Pressekonferenzen: “Das ist die Zeit und Mühe nicht wert!”

Im Folgenden möchte ich zeigen, dass und warum die Idee Donald Trumps nicht nur realistisch und erfolgversprechend, sondern sogar schon erfolgreich in der Praxis erprobt ist.

Alkohol ist auch ein Desinfektionsmittel

Alkohol ist ein wichtiger Bestandteil vieler Desinfektionsmittel aber es ist auch ein Bestandteil vieler Getränke. Wenn alkoholhaltige Getränke getrunken werden, gelangt der darin enthaltene Alkohol über die Magenwand in die Blutbahn.  Im Blut angekommen wird er im Körper verteilt und wirkt sich auch an verschiedenen Stellen auf verschiedene Weise aus.

Je mehr Alkohol jemand in einer bestimmten Zeit trinkt, je höher wird die Alkoholkonzentration im Blut.

In der Lunge wird ein Teil des im Blut befindlichen  Alkohols an die Atemluft abgegeben.  Teilweise wird er auch über die Atemluft abgeben, was der Polizei die Möglichkeit zum Alkoholblastest gibt.

Im Gehirn wirkt der mit dem Blut ankommende Alkohol auf die Nervenzellen, was z.B. die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt, je höher der Alkoholgehalt im Blut desto mehr.

In der Haut steigert der Alkohol die Durchblutung und damit die Wärmeabfuhr, weshalb man Unterkühlten Personen keine alkoholischen Getränke geben sollte.

Eine Alkoholgehalt des Blutes von mehr als  3,5 Promille = 0,35 % kann tödlich sein. Das heißt aber auch, dass weniger als 0,35 % nicht tödlich sind. Ein zeitweiser Blutalkoholgehalt von 0,05  %  = 0,5 Promille kann wegen der Auswirkung auf  die Leistungsfähigkeit des Gehirns zwar bei bestimmten Tätigkeiten gefährlich sein,  ist aber gesundheitlich in der Regel unbedenklich.

Alkohol gilt ab etwa 70 % = 700 Promille auch als Desinfektionsmittel, auch wenn man ihn zur Verbesserung der Wirkung meist noch mit anderen Mitteln mischt.

Auch wenn man es nicht macht, weil es keinen Sinn macht, so könnte man doch einem Patienten per Infusion z.B. gefahrlos soviel Alkohol verabreichen, dass auf diese Weise ein Blutalkoholgehalt von 0,5 Promille bzw. 0,05 Prozent erreicht wird.

Ganz grundsätzlich kann man aber aus dem Beispiel Alkohol ableiten, dass:

  1. ein Desinfektionsmittel gefahrlos in den Blutkreislauf eingebracht werden kann indem man es trinkt oder auch indem man es injiziert, also einspritzt oder per Infusion verabreicht. Dabei sind neben der die Konzentration, die Qualität und auch andere Begleitumstände wichtig.
  2. der in das Blut eingebrachte Alkohol über die Lungenbläschen zum Teil auch in die Atemluft gelangt.
  3. nur weil Alkohol in der Medizin auch als Desinfektionsmittel verwendet und beim Grillen auch zum Anzünden des Feuers verwendet wird, oder weil sich in hin und wieder Leute schwer krank werden oder auch sterben, weil sie qualitativ schlechte alkoholische Getränken oder auch einer Überdosis hochwertigen Alkohols getrunken haben, die die Herstellung und das Trinken von alkoholischen Getränken weiterhin erlaubt  und in vernünftigen Grenzen medizinisch unbedenklich ist.

Was ist mit unserem besten Desinfektionsmittel?

Ich habe nun ganz bewusst auf  de.wikipedia.org/wiki/Desinfektion (Stand 25.4.2020), nachgesehen, weil Wikipedia allgemein als politisch korrekte Plattform gilt. Zunächst steht dort “Desinfektionsmittel sind chemische Substanzen zur Flächen-, Instrumenten- oder Hautdesinfektion sowie zur Wasserentkeimung.”

Dann folgt dort eine Tabelle mit dem Titel “Oxidationsmittel als Wirkstoffe”, die ich hier wiedergebe:

Wirkstoff Sporen Anwendung
Peressigsäure sporizid Oberflächen, Instrumente
Chlordioxid schnell sporizid Oberflächen, Instrumente, Wasser
Wasserstoffperoxid langsam sporizid Oberflächen, Instrumente, WasserHaut, Schleimhaut
Natriumhypochlorit sporizid Oberflächen, Instrumente, Wasser, Haut
Chlor langsam sporizid Wasser, Instrumente
Ozon langsam sporizid Wasser, Instrumente; Ozon für Fahrzeuge
Chloramin T sporizid Oberflächen, Wasser, Instrumente, Haut, Schleimhaut
Iod langsam sporizid Haut, Schleimhaut

Unter der Tabelle steht dort: Alle Stoffe, die als Oxidationsmittel Sauerstoff abspalten, sind bakterizid und wirken sowohl gegen behüllte wie auch unbehüllte Viren. Gegen PilzeSporen und Tuberkuloseerreger sind sie nur teilweise und in begrenztem Umfang effektiv.

Nach einem Absatz über Wasserstoffperoxid  folgt dann eine Tabelle mit dem Titel “Andere Wirkstoffe”, in der dann auch Alkohol und das in der Zahnmedizin viel verwendete Chlorhexidin aufgeführt sind.

Chlordioxid ist, wenn ich mir diese Tabellen betrachte, das neben Ethylenoxid wirksamste Desinfektionsmittel überhaupt. Tatsächlich werden beide auch zur Sterilisation medizinischer Instrumente verwendet, wenn man diese nicht erhitzen kann.

Wie in Zwei Bleichmittel und die Coronakrise und davor schon in Mehrzweckwaffe gegen Viren und Bakterien hatte ich bereits  die in Water Res. 2010 Apr;44(8):2473-86 veröffentlichte Studie Assessment of the removal and inactivation of influenza viruses H5N1 and H1N1 by drinking water treatment von  Lénès D, Deboosere N, Ménard-Szczebara F, Jossent J, Alexandre V, Machinal C, Vialette M ( www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20149404 ) erwähnt. Diese haben u.a. auch Chlordioxid mit 0,3 bis 3 ppm bei Kontaktzeiten von 5 bis 120 Minuten verwendet. Der Ergebnis war, dass unter anderem auch Chlordioxid gegen die Grippeviren H5N1 und H1N1 sehr effektiv war.

Die Frage, die man sich jetzt auch vor dem Hintergrund von Donald Trumps Vorschlag, man möge prüfen, ob man nicht auch ein wirksames Desinfektionsmittel direkt in die Blutbahn bringen und damit faktisch den Körper von Viren reinigen könne, stellt ist, ob man die in Wasser gegen Grippeviren wirksamen Chlordioxidkonzentrationen  von 0,3 bis 3 ppm nicht auch im Blut erreichen kann. Blut ist letztlich auch nur eine wässrige Lösung verschiedener Stoffe, in der rote und weiße Blutkörperchen schwimmen.

Ein Mann hat ca. 5 Liter Blut. Eine Frau hat etwas weniger. Der Heilpraktiker und Medizinjournalist, Rainer Taufertshöfer schreibt in seinem Artikel  Coronavirus (Sars-CoV-2) und ChlordioxidSTUDIE Chlordioxid-Lösungen (CDL/CDS/CDI) inaktivieren den Coronavirus – Mein Appell an die medizinische Fachwelt vom 29.1.2020: “Sollte aufgrund eines komatösem Zustandes des Patienten die orale Aufnahme nicht mehr möglich erscheinen, würde ich in 500 ml  Isotonische Kochsalzlösung 0,9 %, 0,03g Chlordioxid hinzugeben = 10 ml einer 0,3%igen Chlordioxid-Infusionslösung (CDI-Lösung, pH-Wert von 7,4), welche ich bis zu 2-mal täglich verabreiche. Selbst diese geringe Dosierung übersteigt die gegen das Coronavirus wirksame Chlordioxid-Dosis um das 13-fache (gerundet).

0,03 g sind 30 mg. In einem halben Liter Infusionslösung gelöst ergibt das eine Konzentration von 60 ppm. In 5 Liter Blut gelöst wären es 6 ppm.  Das wäre das Doppelte jener 3 ppm, die offenbar nach 5 Minuten viruzid wirken. Es wäre sogar das 20-fache der in der oben erwähnten Studie auch noch wirksamen 0,3 ppm.

Rainer Taufertshöfer hat die Möglichkeit der Infusion und die Dosis und die Konzentration sicher nicht einfach herbeiphantasiert. Vielmehr scheint er das wirklich ausprobiert zu haben.

Literatur zur intravenösen Gabe von Chlordixod

Dr. Hartmut Fischer im DMSO-Handbuch

Das DMSO-Handbuch von Dr. Hartmut Fischer (www.pranatu.de/dr.-fischer.html) erscheint mir gerade auch vor dem Hintergrund der Coronaviruskrise sehr empfehlenswert. Insbesondere der Abschnitt 2.5.1 DMSO und MMS/CDL oder Wasserstoffperoxid, ab Seite 99 ist interessant, weil dort das Thema Infektionen behandelt wird.

Zur Beantwortung der von US-Präsident Donald Trump aufgeworfenen Frage, ob man nicht einfach ein Desinfektionsmittel in den Körper einbringen könnte, liefert Das DMSO-Handbuch ein klares, unmissverständliches Ja.

Nachdem er gut verständlich erklärt hat, wie und warum Chlordioxid im Körper unter anderem auch gegen Viren und Bakterien wirkt, warum es für die gesunden  Zellen des Körpers verträglich ist und warum es am besten mit der DMSO kombiniert eingesetzt werden sollte, kommt er auf Seite 114 zu folgendem Fazit:

Fazit

Wenn man die MMS/CDL-Infusionen hochrein herstellt, sind sie auch hochverträglich. Deshalb gehe ich davon aus, dass die teilweise in der Literatur beschriebenen vorübergehenden Reaktionen, wie Schüttelfrost oder Fieber auf Verunreinigungen (Pyrogene) zurückzuführen sind und somit keine “echten” Herxheimer-Reaktionen waren. Das heißt, man sollte diese Therapieform ausschließlich dann anwenden, wenn man auch über das notwendige biochemische und labortechnische Rüstzeug verfügt, welches jedoch ganz einfach erworben werden kann. Ist diese Voraussetzung erfüllt, möchte ich CDL-Infusionen schon alleine für mich selbst nicht mehr missen, weil man unter ihrer Anwendung, selbst mit sehr hohen Dosierungen keine Magen-Darm-Störungen erleidet, wie das bei den Trinklösungen sehr häufig der Fall ist. Diese Methode funktioniert mit einfachsten Mitteln, wird in den Workshops gezeigt und ist auch auf YouTube unter dem Stichwort “CDL CDS Dr. Fischer” zu finden.

Das DMSO-Handbuch von Dr. Fischer ist inzwischen auch in englischer, spanischer und polnischer Übersetzung erhältlich.

Infusion von ClO2 in den Büchern von Dr. Antje Oswald

Vor dem Hintergrund von Präsident Donald Trumps Frage, ob man nicht ein Desinfektionsmittel injizieren kann sind auch die Bücher Das MMS-Handbuch und Das CDL-Handbuch von Frau Dr. Antje Oswald interessant.

Das CDL-Handbuch enthält ab Seite 160 ein kurzes Kapitel mit der Überschrift CDL als Infusion.   Wie sie schreibt,  nutzt sie die Möglichkeit einer Infusion nicht, sondern beschränkt sich auf andere Anwendungsformen wie die orale Einnahme und Bäder.

Ich zitiere das Fazit der Autorin am Ende dieses Kapitels:

CDL-Infusionen können für Schwerkranke, insbesondere wenn sie nicht mehr fähig sind, CDL oral einzunehmen, eine Alternative sein. Für alle anderen halte ich andere Einnahmeformen für sinnvoller.

Zurzeit wird es in Deutschland aus rechtlichen Gründen kaum möglich sein, jemanden zu finden, der CDL-Infusionen verabreicht.

Man könnte also, ganz wie Trump es angedacht hat, das Leben von Patienten retten und damit im Grunde auch den Lockdown und die Wirtschaft retten,  indem man den “ein Desinfektionsmittel injiziert”, aber in Deutschland, wo das Know How dazu vorhanden ist, dürften das Ärzte oder Heilpraktiker aus rechtlichen Gründen nur bei sich selbst, wenn sie selbst krank sind, aber nicht bei ihren Patienten.

Dr. Hartmut Fischer hat in seinem DMSO-Handbuch mehrfach auf das Das MMS-Handbuch von Dr. Antje Oswald verwiesen. Dieses Buch enthält ein kleines Kapitel mit der Überschrift MMS zur intervenösen Infusion. Dort wird u.a. berichtet, dass z. B. bei 50 bis 80 kg schweren Säugetieren eine Infusion von 15 bis 30 mg Chlordioxid in 250 ml physiologischer Kochsalzlösung keine Gewebeschäden verursacht habe. Erst ab 45 mg Chlordioxid sei es zu Venenreizungen gekommen, die aber durch eine zusätzliche Gabe von 3 – 5 ml DMSO verhindert oder gelindert werden konnte.

Fazit – Donald Trump hat recht

Die Überlegung von US-Präsident Donald Trump, dass man vielleicht ein Desinfektionsmittel in den Körper einbringen und damit die Viren dort beseitigen könnte, ist realistisch und sogar schon in der Praxis erprobt. Das Verfahren ist sehr effizient, preiswert und praktisch sofort einsetzbar. Der Lockdown wegen der Covid-19 Pandemie kann vor diesem Hintergrund kurzfristig beendet werden, weil auch für die Risikogruppen eine effiziente Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung steht.

Die dem Präsidenten der USA feindlich gesinnten “Qualitätsmedien” und auch die angeblichen “Experten” der FDA und anderer Institutionen haben sich in dieser Sache entweder als inkompetent oder als  verlogen disqualifiziert.

Mit dem was ich hier und in meinen Artikeln Mehrzweckwaffe gegen Viren und Bakterien und Zwei Bleichmittel und die Coronakrise an Informationen und weiterführenden Information zusammengetragen habe, sollte es von der Pharmaindustrie unabhängigen staatlichen Institutionen in kurzer Zeit möglich sein, die praktischen und rechtlichen Voraussetzungen schaffen zu können, um die Pandemie zu stoppen oder deren Auswirkung auf die Gesundheit der Bevölkerung und auf die Wirtschaft zumindest drastisch zu reduzieren.

Kelberg, den 26.4.2020

Christoph Becker

 




Donald Trump und der König von Preußen

Donald Trump und seine Regierung kann man besser verstehen, wenn man sie  auch vor dem Hintergrund Preußens in der Zeit vor 1871 sieht. Es ist interessant, Donald Trump und sein Team mit König Wilhelm dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. und seinem Team zu vergleichen. In beiden Fällen gab es einen von den Zeitgenossen als “Teufel” im Hintergrund gesehenen, sehr gebildeten, hoch intelligenten rechten Revolutionär mit einer Vision und in beiden Fällen waren auch die Verteidigungsminister wirkliche Profis und zugleich sehr gebildete, sehr gescheite Leute.

Am vorigen Wochenende habe ich mir den Film Bismarck – Das politische Schicksal des Eisernen Kanzlers (1940) auf Youtube angesehen. Der Film zeigt Szenen mit dem späteren Reichsgründer und Reichskanzler Otto von Bismarck von der Zeit seiner Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten im Jahre 1862 bis zur Reichsgründung am 18. Januar 1871 in Versailles. Im Film wird insbesondere auch Beziehung Bismarcks zu König Wilhelm beleuchtet.

Auf Arte wurde am 30. Mai 2017 abends eine Doku mit dem Titel Steve Bannon: Der Trump-Flüsterer gezeigt (( ich habe hier den Link zu dieser Doku in der Mediatek von Arte verwendet und hoffe, dass er stabil bleibt)). Wenn man diese Doku vor dem oben verlinkten Film über Bismarck sieht, drängen sich verblüffende Parallelen auf.

König Wilhelm von Preußen war durchaus kein Hampelmann Bismarcks, wie insbesondere auch die Szenen nach dem Sieg in der Schlacht bei Königgrätz zeigen, als Bismarck ziemlich verzweifelt ist, weil der  König  sich zusammen mit dem Kriegsminister Albrecht v. Roon und dem Generalstabschef Helmut v. Moltke  im Siegesrausch befindet und die offensichtliche Chance nutzen und weiter Richtung Wien marschieren lassen will, um einen totalen Sieg über Österreich zu erringen.  Bismarck dagegen weiß wegen eines Gesprächs unter vier Augen, das er mit dem französischen Gesandten hatte, dass es zu einer Katastrophe für Preußen und Deutschland kommen wird, die nur mit einem für Österreich ehrenvollen, schnellen Frieden verhindert werden kann. Hier kommt dann der Bismarck bis dahin feindlich gesinnte, heute würde man sagen linksliberale,  mit einer Tochter der englischen Königin Victoria verheiratete Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere 99 Tage Kaiser Friedrich III., als Vermittler ins Spiel und überredet den König zum Frieden mit Österreich, weil er zu der Überzeugung gekommen ist, dass man auf Bismarck hören sollte, wenn der scheinbar gegen alle Vernunft zum Frieden rät, nachdem Bismarck bis dahin eher für Kriege und deren Vorbereitung stand.

Wie die Doku über Steve Bannon bei Arte zeigt, hat auch Steve Bannon zwar nach wie vor sehr viel Einfluss, aber Trump entscheidet schon selbst. Man kann im Übrigen nur hoffen, dass in entscheidenden Momenten der Geschichte, wie damals nach der Schlacht bei Königgrätz, auch in den USA jemand da ist, der dann die Rolle des Kronprinzen Friedrich Wilhelm spielt, wenn vielleicht Steve Bannon eine Gefahr sieht, die Donald Trump nicht oder noch nicht sieht.

Der Film ist auch in anderer Hinsicht interessant, etwa indem er den Arzt Rudolf Virchow als sozialliberalen Politiker und Redner im Parlament zeigt.

Lothar Gall hat in seiner Biographie Otto von Bismarcks,  Bismarck:  Der weiße Revolutionär genannt, wobei er sich dem deutschen Wikipediaeintrag über Bismarck zur Folge auf Henry Kissinger bezog.

Mit Blick auf einen Vergleich mit der Regierung Donald Trumps ist auch die Qualität des Verteidigungsministers, der in Preußen noch Kriegsminister genannt wurde interessant. Albrecht von Roon, der damalige preußische Verteidigungsminister war keineswegs einfältig, sondern er war vielmehr vor seiner Ernennung zum Minister preußischer Generalstabsschef und ein angesehener Intellektueller. Hier ein Auszug aus dem Wikipediaeintrag zu von Roon:

Seine als Schüler Ritters [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Ritter] veröffentlichten Arbeiten hatten den Ruf von Standardwerken. In den Jahren 1846 bis 1848 unterrichtete Roon den Prinzen Friedrich Karl und begleitete ihn während des Studiums in Bonn und auf mehreren Reisen in Deutschland, Frankreich und Italien.

Dazu nun ein Eintrag über Trumps Verteidigungsminister James N. Mattis, den ich in dem englischen Wikipediaentrag über Mattis  fand, nicht aber im deutschsprachigen, obwohl es sich um eine wichtige Information handelt. Ich übersetze daher hier:

Mattis ist ebenfalls für seinen Intellektualismus bekannt und für sein Interesse am Studium der Militärgeschichte und der Weltgeschichte. Seine private Bibliothek soll einmal einen Bestand von über 7000 Büchern gehabt haben. Er ist auch bekannt für eine Vorliebe für Listen zu lesender Literatur für die von ihm kommandierten  Marineinfantristen. Er ist für seine intellekturelle Genauigkeit bekannt und er träufelte seinen Marineinfantristen Risikomanagment ein und er verlangte von ihnen, dass sie sich gut in die Kultur und Geschichte der Regionen der Welt einlesen, in denen sie stationiert werden. Bevor sie in den Irak entsandt wurden, befahl Mattis seinen Marineinfantristen die Teilnahme an einem kulturellen Sensitivitätstraining.

Einen Vergleich von James N. Mattis mit den deutschen Verteidigungsministern der Ära Merkel, wie Guttenberg und von der Leyen,  ist deprimierend.   Aber Preußen hatte damals mit Albrecht von Roon einen Verteidigungsminister und mit dem alten Helmut von Moltke auch einen Generalstabschef, die Parallelen zur Qualität der Leute in Trumps Team erkennen lassen.

Otto von Bismarck und Steve Bannon!

Bismarck war ein von den Linken seiner Zeit gehasster, genialer weiße Revolutionär, der seinem König entscheidend dabei hilft, sein Vaterland in der Zeit des Aufstiegs zur Industriemacht zu führen und zu sichern – und der mit der Einführung der Sozialversicherung und indem er Deutschland groß gemacht hat, auch sehr viel für die kleinen Leute getan hat. Und dann Steve Bannon, der geniale rechte Revolutionär, der seinem Präsidenten dabei hilft, sein Vaterland in einer Zeit des schon begonnenen Niedergangs und drohenden globalen Auseinandersetzungen, die alles zu übertreffen drohen, was die Welt bis heute erlebt hat, zu führen und zu sichern.

Vor diesem Hintergrund erscheint es ziemlich unpassend, was deutsche Politiker, Journalisten und Talkshows über Donald Trump denken und verbreiten.

Mangel an Qualifikation und Unfähigkeit  ist eher bei den deutschen und europäischen Politikern festzustellen, als bei Donald Trump und seinem Team.  Donald Trump und sein Team sind ein Hoffnungsschimmer des Westens am Horizont der Zukunft. Steve Bannon könnte dabei durchaus ähnlich wie Bismarck als genialer Stratege und Revolutionär von Oben in die Geschichte eingehen.

Der große Unterschied zu damals ist allerdings der, dass das Industriezeitalter damals so richtig begann, während es nun, wegen der sich abzeichnenden Erschöpfung der für das Transportwesen zwingend notwendigen Ölvorkommen, seinem Ende entgegenstrebt, wie John Michael Greer in seinem Buch Dark Age America erklärt, von dem ich u.a. das erste Kapitel für meinen Blogbeitrag In der Folge der industriellen Zivilisaiton übersetzt habe.

Davor hatte Greer aber auch noch den Roman Twilight’s Last Gleaming geschrieben. In Kollaps als Chance hatte ich den Inhalt dieses Romans kurz zusammengefasst.  Vielleicht gelingt es Trump und seinem Team den dort skizzierten Niedergang der USA aufzuhalten. Und vielleicht gelingt es mit so gescheiten und gebildeten Leuten wie Trump sie hat am Ende auch, den in Dark Age America skizzierten Niedergang unserer Zivilisation, wenn nicht zu verhindern, so doch einigermaßen glatt und erträglich hinzubekommen und die Tiefe des Abstiegs unserer Zivilisation zu minimieren.

Kelberg, den 31. Mai 2017

Christoph Becker

 

 

 




Donald Trump als Klassenkämpfer

Bevor ich mir Donald Trumps Amtseinführung angesehen und seine erste Rede als Präsident der USA Live angehört habe, habe ich mir John M. Greers neustes Essay The Hate that Dare Not Speak its Name (dt. Der Hass der es nicht wagt seinen Namen aus zu sprechen) durchgelesen, was mir das Verständnis der Rede und auch des Sieges Donald Trumps sehr erleichtert hat.

John Michael Greer erklärt in seinem Essay, dass der Wahlkampf in den USA, und die ungewöhnlich heftige und von Emotionen wie Hass und Verachtung aufgeladene Reaktion auf die Wahl und die Amtsübernahme Donald Trumps zumindest teilweise das Resultat eines nicht offen diskutierten Klassenkampfes sei.

Vereinfacht ausgedrückt war die amerikanische Arbeiterklasse, zu der auch die kleinen Angestellten, Handwerker usw. zählen, durch den wirtschaftlichen Aufschwung nach dem 2. Weltkrieg zufrieden und zum Leidwesen der Marxisten nicht zu Revolutionen bereit.

Die Marxisten hätten sich dann anderer “benachteiligter Gruppen” wie der Frauen, Farbigen, Behinderten, Schwulen usw. angenommen, die fast alle gemeinsam haben, dass sie durch biologische Merkmale haben.

Die Klasse der Wohlhabenden habe diese neuen Klassen korrumpiert, indem sie ausgesuchten Führungspersonen dieser neuen Klassen untergeordnete Positionen in der Klasse der Wohlhabenden verschafft habe.

Die Klasse der Wohlhabenden habe dann mit Hilfe der Globalisierung und der Einwanderung  die Friedfertigkeit und Zufriedenheit der Arbeitklasse ausgenutzt und sich schamlos auf Kosten der Arbeiterklasse bereichert.  Greer hat dazu z.B. an anderer Stelle mehrfach erzählt oder geschrieben, dass in der Zeit seiner Kindheit, in den 60er Jahren, in einer Arbeiterfamilie nur der Mann arbeiten musste und dass die Familie sich trotzdem ein Haus, ein Auto, ein bis zweimal im Jahr einen Urlaub und eine gute Ausbildung für die Kinder leisten konnte. Heute reiche ein Arbeitereinkommen in den Städten oft nicht einmal mehr um Obdachlosigkeit zu verhindern. Die Klasse der Wohlhabenden hat aber ihren Wohlstand massiv gesteigert. Billige Importe und billige Dienstleistungen durch Einwanderer haben vor allem den Wohlhabenden genutzt.

Donald Trump hat sozusagen diese Marktlücke im Klassenkampf erkannt und er hat sich sehr erfolgreich zum Anfüherer der Arbeiterklasse aufgeschwungen. Trumps im Wahlkampf typische rote Baseball-Mütze sei eben so wie seine vermeintlichen Skandale ein Mittel gewesen mit dem sich Trump glaubwürdig mit der Arbeiterklasse identifiziert habe. Seine Antrittsrede, die der Spiegel als “Unanständigkeitserklärung” titulierte, entsprach ebenfalls diesem Image. Trump sieht sich als der Präsident der Arbeiterklasse, der aufräumen und das Amerika in dem die amerikanische Arbeiterklasse, wie in den 50er und 60er Jahren,  mit ihrem Schicksal zufrieden war wieder entstehen lassen.

Trump müßte damit eigentlich für alle echten Linken, Sozialdemokraten und auch Christdemokraten und ihre Medien der Wunschkandidat sein, zu dem man die amerikanische Arbeiterklasse beglückwünsche und um den man diese beneide.

Dass das nicht so ist, zeigt, dass die Linken, die Sozialdemokraten, die Christdemokraten und auch deren Medien in Deutschland und Europa, die Hillary Clinton, und damit der Vertreterin der Klasse der Wohlhabenden klar favorisiert haben, auch nicht mehr die deutsche und europäische Arbeiterklasse sondern die Interessen der Klasse der Wohlhabenden Vertreten, von denen auch sie korrumpiert wurden.

Greer meint auch, dass es sich mit diesen Aspekten des Klassenkampfes wie mit der Sexualität in England im Viktorianischen Zeitalter verhalte: Sie seien allgegenwärtig, aber es dürfe nicht darüber gesprochen werden.

Trump ist übrigens nicht nur von “ungebildeten weißen Männern” gewählt worden. Er wurde auch von 53 % der weißen Frauen gewählt. Im für die Wahl wichtigen Swingstate Florida hat Trump auch deshalb gewonnen, weil besonders viele kubanisch stämmige und damit nicht weiße Wähler für ihn gestimmt haben. Auch wenn Frau Clinten bei Schwarzen, spanisch stämmigen Männern und bei farbigen Frauen mehr Stimmen als Trump bekommen hat, so haben auch aus diesen Unterklassen viele für Trump gestimmt UND es sind viele registrierte Wähler der Partei von Frau Clinton zuhause geblieben, was ebenfalls zum Sieg Donald Trumps beigetragen hat.

Nicht zu unterschätzen ist auch Donald Trumps Rückhalt bei Militär und Polizei. In der Rede zu Annahme der Wahl im November 2016 hatte er sich unter anderem auch bei einer ganzen Reihe Militärs, bei der Polizei im Allgemeinen und bei der Polizei New Yorks im Besonderen bedankt. Er hatte dabei auch erwähnt, dass 200 Generäle und Admiräle ihn unterstützt hätten. Sein Verteidigungsminister ist nur ein ehemaliger General der als Elitetruppe geltenden Marineinfantrie.

Die Klassenkampfhypothese von John M.  Greer finde ich jedenfalls sehr interessant und zumindest als teilweise Erklärung plausibel.

Eine Gefahr im Bezug auf Donald Trump sehe ich nur darin, dass er voraussichtlich feststellen wird, das die Ressourcen für seine Reformvorhaben nicht mehr reichen. Der Wirkungsgrad der Öl- und Gasförderung, des Kohlebergbaus und auch der Erzgewinnung wird nun mal zunehmend schlechter und er ist schon jetzt sehr viel schlechter als in der Zeit vor 1970. Aber spätestens irgendwann zwischen 2025 und 2030 wird sogar weltweit im Mittel der Punkt überschritten an dem die Suche und Förderung von Erdöl mehr Energie kosten wird als sie einbringt (Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters). In den USA wird dieser Punkt zumindest in der Frackingindustrie voraussichtlich schon früher überschritten. Tatsächlich konnten die Frackingfirmen bisher mit der Öl- und Gasförderung offenbar im Mittel keine Gewinne erwirtschaften.

Was werden Donald Trump und seine Wählerschaft tun, wenn sie erkennen, dass die Qualität und Menge der materiellen Ressourcen dieser Erde für diese großen Vorhaben nicht mehr ausreichen? Irgendwie haben sie das wohl schon begriffen, denn “Amerika first”, also “Amerika zuerst”, bedeutet zuerst und vor allem, dass man davon ausgeht, dass nicht mehr genug für alle da ist.

DAS dürften aber unter anderem  die Chinesen auch so sehen, womit zum inneramerikanischen und in Zukunft dann wohl auch innereuropäischen und innerdeutschen Klassenkampf zwangsläufig auch wieder richtige Ressourcenkriege kommen werden.

Dazu ein Zitat aus dem Beitrag von John Xenakis zur Antrittsrede von Donald Trump:

Chris Matthew von MSNBC machte die wahrhaft idiotische Feststellung, dass Trumps Antrittsrede “Hitleristisch” gewesen sei. Tatsächlich war sie viel mehr “Rooseveltisch”, weil sie die heutige nationale Gefühlslage sehr ähnlich zu der nationalen Gefühlslage der 1930er Jahre beschreibt — nicht Deutschlands Gefühlslage, sondern Amerikas Gefühlslage.

Vielleicht ist Trump beim Entwurf seiner Rede von seinem Chefstrategen Steve Banon beeinflußt worden, der ein sehr umfassendes Wissen im Bezug auf Generationsdynamik und im Bezug auf Geschichte im Allgemeinen  hat. Aber wie auch immer es war. Trumps Sicht auf das heutige Amerika ähnelt in bemerkenswerter Weise der Sicht der Generationsdynamik über die ich seit Jahren schreibe. Und die Generationsdynamik sagt voraus, dass die Welt sich auf einen Weltkrieg des Zusammenstoßes von Kulturen zubewegt, in dem China und seine Verbündeten gegen Amerika und seine Verbündeten antreten. Dies ist es was Amerika und die Regierung Trump vorbereiten sollten. 

Siehe auch meinen Blogbeitrag Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik.

Als oberster Kriegsherr des Westens in einem wahrscheinlich unvermeidlichen, kommenden 3. Weltkrieg ist Donald Trump meines Erachtens schon genau der Richtige und in dieser Rolle könnte er mit etwas Glück und Gotte Segen  wirklich Erfolg haben.

Zum Thema Klassenkampf in den westlichen Industriestaaten vor dem Hintergrund schwindender Ressourcen habe ich noch ein paar sehr interessante Sachen gefunden:

Als ich auf  ClubOrlov nach dem Blogbeitrag mit dem Interview mit Piero San Giorgio über die englischsprachige Ausgabe seines Buches über die Probleme der Frauen in Zeiten des Zusammenbruchs ( Women on the Verge of Societal Breakdown: Preserving Hard-Won Freedoms during an Age of Uncertaintygesucht habe, hat mich Dmitry Orlovs Blogbeitrag, The Day the World Changes vom 17. Januar 2017 neugierig gemacht. Er zitiert dort aus dem Roman Seat of Mars von Jason Heppenstall. Ich haben diesen dann bei Amazon gesucht und übersetze hier nun die ersten Sätze der Buchbeschreibung bei Amazon.de:

Wie vom Teufel besessen von dem Ziel, die Privilegien der Reichen angesichts der sich abzeichnenden Ressourcenkrise zu erhalten, führt die britische Regierung eine als terroristischen Angriff getarnte Aktion durch und schaltet das nationale Stromnetz mit dem ausdrücklichen Ziel ab, die Bevölkerung schnell zu reduzieren. In den folgenden Unruhen …..

DAS wäre eine ganz neue und durchaus plausible Version des Klassenkampfes, für die dann auch die Flüchlings- und Einwanderungspolitik der “linken”, “sozialdemokratischen” oder/und “christdemokratischen” Regierungen wirklich Sinn macht:

Man tut alles um die Menschen in Städten und Ballungsräumen zu konzentrieren. Auch tut man alles um die Landwirtschaft zu industrialisieren und die Nahrungsmittelversorung von Importen und komplexen technischen Systemen abhängig zu machen. Dazu bringt man Millionen ungebildete aber agressive junge Männer anderer Ethnien in die Städte. Und dann begibt sich die Creme der Creme in sichere, gut vorbereitete Rückwärtige Kommandostände und Zufluchtsorte und zieht den Stecker. Man lässt die Stromversorgung großflächig ausfallen und tut so als wären die Täter ausländische Terroristen – vorzugsweise aus den Stämmen der Zuwanderer. Das kann man übrigens  auch in den Megastädten der 3. Welt machen. Und dann wartet man einfach eine Weile ab. Ohne Strom, Computer und Telekommunikation wird binnen weniger Monate der größte Teil der Arbeiterklasse verhungern und durch von der Hungersnot befeuerte Gewalttaten sterben. Die vielen importierten jungen Männer und überhaupt die vorher mit viel Werbung absichtlich zur Perfektionierung dieses Verbrechens beworbene “Vielfalt” und “Buntheit” der Gesellschaften werden die Grausamkeiten und Gewalttaten und damit auch die Reduktion der Bevölkerungsdichte maximieren. Schon heute ist es in der Tat so, dass ich und viele andere z.B. keinen Sinn mehr darin sehe einen Garten an zu legen oder in der Landwirtschaft zu investieren, weil im man Ernstfall sowieso alles durch Plünderer verlieren wird.

Diese, in dem Roman Seat of Mars  von Jason Heppenstall vorgestellte Form des Klassenkampfes, mit der man z.B. in Deutschland locker 60 Millionen Menschen auslöschen könnte, würde durchaus Sinn machen. Am Wochenende habe ich z.B. im neuen Heimatjahrbuch für den Kreis Vulkaneifel einen Artikel über Wetterkatastrophen in der Eifel gelesen. Da wird z.B. auch von einem Dorf erzählt wo  im Winter 1847/48 wegen der großen Kälte ziemlich früh die zugeteilten Holzkontingente verbraucht waren. Die Folge war offener “Holzfrevel”,  bei dem die Bürger sich einfach unerlaubt im Wald Holz beschafft und damit damit den Wald ruiniert haben. Heute ist die Bevölkerung um ein Vielfaches größer und die Wälder wären in einem kalten Winter wohl in kurzer Zeit ruiniert.

Ein Artikel in der Jungen Freiheit, über ein Essay des Historikers Rolf Peter Sieferle, hat mich neugierig gemacht. Zunächst habe ich zu dem betreffenden Essay den Gastbeitrag  „Deutschland, Schlaraffenland“ oder: der Untergang Europas – Rolf Peter Sieferles† letzter Essay  von Jürgen Fritz auf der mir bis dahin unbekannten, offenbar sehr interessanten Internetseite philosophia-perennis.com gefunden. Das Original des Essays als pdf-Datei ist dort ebenfalls verlinkt. Es stammt aus der Zeitschrift Tumult – S für Konsensstörung, von der ich mir gleich zwei Ausgaben als pdf-Datei gekauft habe. Es scheint eine sehr interessante Zeitschrift zu sein.

Zu Rolf Peter Sieferle habe ich dann etwas weiter recherchiert und unter anderem bei Amazon.de gesehen, dass er schon 1982 das Buch Der unterirdische Wald. Energiekrise und Industrielle Revolution geschrieben hatte. Selbst wenn man das Nahrungsmittelproblem z.B. mit den Methoden von John Jeavons und Joel Salatin, Allan Savory und anderen gelöst bekäme, bliebe zumindest in Europa mit seinem kalten Klima selbst bei einem Verzicht auf alle technischen Errungenschaften ein Energieproblem, das bei der heutigen Bevölkerungsdichte nicht mehr auf Dauer mit Holz und erneuerbaren Energien gelöst werden könnte. Man bedenke, dass die heutigen “erneuerbaren” Energien nicht wirklich selbstständig ohne die Unterstützung einer mit großen Mengen an fossilen Energien betriebenen Industriegesellschaft produziert, erhalten und erneuert werden können ( 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030? ). Wenn die wohlhabende Klasse ihren Wohlstand angesichts schwindender Ressourcen einigermaßen gut in die Zukunft retten will,  macht die Art von Klassenkampf, die Jason Hepenstall offenbar in seinem Roman  Seat of Mars  annimmt durchaus Sinn. Vor diesem Hintergrund macht aber wie gesagt auch die Masseneinwanderung und vieles andere was z.B. auch die deutsche Bundesregierung tut oder auch nicht tut wirklich Sinn.

In verschiedenen Ausgaben der oben erwähnten Zeitschrift Tumult – Vierteljahresschrift für Konsensstörung, finden sich aber wie ich schon an den Titeln der Aufsätze gesehen habe, auch andere plausible Erklärungen für den Sinn etwa der Asyl- und Einwanderungspolitik, wie z.B. das man damit mutwillig den Sozialstaat zerstören will – womit wir aber auch wieder beim Thema Klassenkampf sind, denn der Sozialstaat war und ist ein Zugeständnis der Klasse der Wohlhabenden an die Arbeiterklasse, dass man zuerst im Deutschen Reich unter Bismarck und später dann auch anderswo in Europa gemacht hat, weil die ethnisch homogene, dank Wehrpflichtige und nach den Weltkriegen auch Kriegserprobte extrem kampfstarke Arbeiterklasse zufriedengestellt werden sollte.

Vor diesem Hintergrund und den modernen Möglichkeiten des Klassenkampfes ist es geradezu beruhigend, dass nun Donald Trump im Weißen Haus regiert und dass es unter anderem China seiner gewaltigen Rüstung, seinem knallharten Nationalismus und seinem Anspruchsdenken gibt.

Russia Today meldete am 22. Januar 2017 in dem Artikel  No ‘word bombs,’ pressure from outside can stop drills in S. China Sea – Chinese state media faktisch, das weder China noch die USA dran denken klein bei zu geben. Einer wird das Gesicht verlieren und klein bei geben, oder es wird Krieg geben. Die Klasse der Wohlhabenden wird die Arbeiterklasse brauchen wenn sie den kommenden Krieg gegen China und seine Verbündeten gewinnen will. Frau Merkel ihre Gesinnungsgenossen haben Millionen junge Männer und auch Familien aus eben den Ländern und Völker die im 3. Weltkrieg voraussichtlich mit China verbündet sein werden nach Deutschland und Europa geholt. Die Klasse der Wohlhabenden hat sich damit vermutlich ebenso verkalkuliert wie mit der amerikanischen Präsidentschaftswahl. Das oben schon erwähnte Essay „Deutschland, Schlaraffenland – Auf dem Weg in die multitribale Gesellschaft“ zeigt weitere Gründe warum die Klasse der Wohlhabenden sich verkalkuliert hat.

Vor einer Woche hätte ich nicht gedacht, dass das Thema Klassenkampf überhaupt noch existiert und schon gar nicht, dass es so aktuell sein könnte. Dass das Thema Klassenkampf derart mit Donald Trump und seiner Wahl zum Präsidenten der USA verknüpft sein könnte, hätte ich ebenfalls nicht gedacht.  Dass die Linken, die Grünen und die angeblichen Sozial- und Christdemokraten durchweg ihre ursprünglichen Wählerschichten verraten haben und verraten und nur noch Marionetten des internationalen Großkapitals sind – oder sich zumindest so verhalten als wären sie es oder als wollten sie es gerne sein, ist mir allerdings schon lange aufgefallen.

Kelberg, den 23. Januar 2017

Christoph Becker




Drei großartige Wahlkampfreden

Es war  voraussichtlich erlebte Weltgeschichte und es war auf jeden Fall ein Genuss: Ich habe mir gerade die Rede Donald Trumps zu seiner Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner und danach die Reden seiner Tochter Ivanka Trump und die der ihn ebenfalls unterstützenden Fernseh- und Radiomoderatorin Laura Ingraham, in voller Länge angehört und binde diese Reden im Folgenden  ein.

Donald Trumps Rede

Es kann hilfreich sein zusätzlich zur Rede  deren Transkript zu haben.   Das hier verlinkte Transkript Full transcript of Donald Trump’s acceptance speech at the RNC stimmt nicht perfekt mit der Rede überein.  Es macht Sinn das Transkript  ggf. parallel zur Rede zu lesen, um die Unterschiede zu erkennen.

Bei der Rede Trumps konnte ich es nicht lassen, an einigen Stellen vor meinem Computer sitzend  Beifall zu klatschen.  So etwas habe  ich bisher noch nie  getan, aber ich habe   auch noch nie eine so gute Rede gehört.   Wenn unsere deutschen Politiker sprechen, finde ich das schon lange einfach nur noch unerträglich und schalte ab, aber Trumps Rede ist meines Erachtens eine “muss man sich angehört haben”-Rede, bei der ich zumindest das Gefühl habe, dass diese Rede  ein  auch für Deutschlands und  Europas  Zukunft  wichtiger historischer Moment ist.

Trump ist nicht so, wie ihn die Vertreter unserer “Eliten” und deren Hofberichterstatter darzustellen pflegen. Trump ist eher einer der ganz Großen. Einer der vielleicht die Reihe der großen Präsidenten, von George Washington, Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt fortsetzt. Ob es ihm, wenn er  die Wahl gewinnt  –  was  ich für sehr wahrscheinlich halte –  vor dem Hintergrund der globalen Probleme wirklich gelingt, Amerika wieder so groß zu machen wie es  seine Wähler hoffen, ist  fraglich.  Aber wenn  Amerika  und der Westen noch irgend eine  Chance haben, dann nur   mit  großen Persönlichkeiten wie Donald Trump und eben nicht mit Vertretern des “weiter wie bisher”, für die Hillary Clinton steht. Ich wünschte jedenfalls, alle Länder Europas bekämen bei den kommenden Wahlen Spitzenkandidaten wie Donald Trump.

TIPP & Co wird es mit Trump übrigens nicht geben.  Verträge von  mehreren tausend Seiten, die  eh keiner  [ausser  hochbezahlten Anwälten großer Konzerne] lesen kann  und die sein Land benachteiligen, wird es mit Trump nicht geben. Was an solchen Verträgen bisher von den USA schon abgeschlossen wurde, wird eine Regierung Trump neu verhandeln.

Dieser Donald Trump ist einfach wohltuend vernünftig und man kann ihm abnehmen,  wirklich für sein Volk und sein Land und für dessen Interessen eintritt – was heute im Westen sehr ungewöhnlich ist. Ich wünsche Ihm und seinen Wählern viel Erfolg, und dass ihre Träume soweit es im Rahmen der realen Grenzen des Wachstums  und der ökologischen Rahmenbedingungen möglich und vernünftig ist, in Erfüllung  gehen – und dass Trump und seine Regierung gute Ideen hat und vernünftige Auswege findet, wo sie an Grenzen stoßen, die man jetzt im Wahlkampf vielleicht verdrängt oder die man noch nicht sieht.

In deutschen “Qualtitätsmedien” konnte man lesen, dass Donald Trump eigentlich nur ungebildete, weiße amerikanische Männer für sich begeistern kann.    Dass dies nicht so ist, sollten eigentlich schon meine Beträge Ausserhalb des Spiegelsaals  , Die Eliten entlassen  und Eine russische Warnung – Hillary Clinton und negative Zinsen gezeigt haben. Die im Folgenden eingebundenen Reden von Donald Trumps Tocher Ivanka Trump und die Rede Fernseh- und Radiomoderatorin und Schriftstellerin Laura Ingraham, die   diese  beim  Parteitag  der  republikanischen Partei zur Unterstützung  von Donald Trump gehalten haben,   zeigen, dass  Donald  auch die  Zustimmung der Frauen gewinnen  kann und  dass er  ganz hervorragende Wahlkampfrednerinnen hat,   die  Frau  Clinton  voraussichtlich sehr viele Stimmen kosten werden.   Ich hätte nicht gedacht, dass Donald Trump im Kampf um die Stimmen der Frauen, zusätzlich zu sich selbst ,   derart schwere rednerische Geschütze auffahren lassen könnte und würde, zumal  es in den letzten Tagen hämische Meldungen  deutscher Medien darüber gab, dass Trumps Frau ihre Rede von Michelle Obama kopiert habe. Was immer seine Frau wie auch immer vorgetragen hat, seine Tochter Ivanka  ist jedenfalls eine exzellente Rednerin mit einem sehr guten, sehr authentischen Text.

Ivanka Trumps Rede
Laura Ingrahams Rede

Die Rede von Frau Ingraham dürfte insbesondere den Journalisten der Qualitätsmedien sehr missfallen (Ab 13:50 “To all my friends in the press ….”.

An alle meine Freunde bei der Presse … die wissen alle in ihrem Herzen warum Donald Trump die Nominierung gewonnen hat, sie wissen es, …. weil er es gewagt hat all die Blender, die Betrügereien und die Korruption an zu sprechen, die [von der Presse] viel zu lange nicht angeprangert und aufgedeckt wurden.

 

Kelberg, den 22.07.2016

Christoph Becker




Ausserhalb des Spiegelsaals

Der amerikanische Blogger und Autor John Michael Greer hat einen Beitrag  zum Brexit-Referendum und zur amerikanischen Präsidentenwahl 2016 veröffentlicht, der  auch für das Verständnis der bisherigen und der künftigen politischen Entwicklung in Deutschland, gerade auch mit Blick auf  die Verluste der SPD und die Erfolge der  AfD von erheblicher Bedeutung sein dürfte.Die Internetadresse des Originals lautet: http://thearchdruidreport.blogspot.com/2016/06/outside-hall-of-mirrors.html

Der Titel des Originals lautet Outside the Hall of Mirrors  und bezieht sich auf den Spiegelsaal im Schloss von Versailles, wie er im Text auch erklärt.

Ab hier die Übersetzung:

Mittwoch, der 29. Juni 2016

Außerhalb des Spiegelsaals

Das Ergebnis der Abstimmung in der letzten Woche bezüglich Großbritanniens Mitgliedschaft in der Europäischen Union, hat zu kummervolle Schreien und oberflächlichen oder unlogischen Aussagen im Internet und den Massenmedien geführt. Die unerwartete Niederlage des Pro-EU-Lagers hat jedoch wichtige Lehren zu bieten, um das nicht nur für diejenigen meiner Leser, die in Großbritannien leben. Die zentralen Probleme, die dem Brexit-Referendum zugrunde liegen, sind gerade auch jetzt in vielen anderen Ländern massive Realitäten und sie werden sehr wahrscheinlich eine sehr große, ziemlich wahrscheinlich sogar eine entscheidende, Rolle bei der dieses Jahr stattfindenden Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten spielen.

Natürlich muss ein Teil des Ergebnisses der wirklich sehr eindrucksvollen Unfähigkeit des Pro-Eu-Lagers zugeschrieben werden. Die erste Regel für politische Wahlkämpfe lautet, dass es, wenn etwas nicht funktioniert Zeit ist,  etwas anderes zu probieren. Aber anscheinend ist das niemandem auf der Pro-EU-Seite in den Sinn gekommen. Vom Anfang des Wahlkampfes bis zu seinem Ende, waren fast die einzigen kohärenten Argumente, die man von den  Verfechtern des  Verbleibs in der EU  zu hören bekam, Drohungen mit schrecklichen Dingen die passieren würden, wenn Großbritannien die EU verlassen würde. Ein Ergebnis davon war, dass Wochen vor der Wahl bereits unwirkliche Schlagzeilen wie “Experten warnen, der Brexit wird sie an Krebs erkranken lassen” und ähnliches zu einem verbreiteten Thema des Internethumors geworden waren.

Es war schlimm genug – wenn das Hauptthema deiner Kampagne eine Pointe wird, machst du etwas falsch – aber es gab einen anderen Punkt, den jeder im Pro-EU-Lager übersehen zu haben scheint. Der bald nur noch ehemalige Premierminister, David Cameron, widmete einen großen Teil des Wahlkampfes seiner Behauptung, dass, wenn Großbritannien die EU verlassen würde, es harte Budgetkürzungen im staatlichen Gesundheitsdienst NHS und in anderen für die gewöhnlichen Briten vorteilhaften Bereichen geben würde. Die Schwierigkeit bestand hier natürlich darin, dass die Regierung von Cameron bereits harte Budgetkürzungen im staatlichen Gesundheitsdienst und den anderen für die gewöhnlichen Briten vorteilhaften Programmen durchgeführt hatte, und dass alles dafür sprach, dass sie das noch mehr tun würde – und “Der Brexit wird das tun was wir so oder so machen” hatte nicht die durchschlagende Wirkung, die Cameron sich offensichtlich davon erwartet hatte.

Allgemeiner ausgedrückt, schafften es die Unterstützer nie positive Gründe für Großbritanniens EU-Mitgliedschaft anzubieten, die diejenigen überzeugen würden, die nicht bereits auf ihrer Seite waren. Stattdessen haben sie einfach nur darauf bestanden, dass “jede denkende Person” für den Verbleib in der EU stimmen würde, und jeder, der damit nicht einverstanden war, musste ein fremdenfeindlicher, nationalsozialistischer Idiot sein. Ihr Verhalten nach der Niederlage war im Großen und Ganzen dasselbe. Man wechselte zwischen wütenden Behauptungen, dass die 52 % der Briten, die dafür stimmten die EU zu verlassen, alle sabbernde, faschistische, engstirnige Fanatiker wären und dem klagenden Beharren, dass die Leute vielleicht gar nicht das wählen wollten, was sie gewählt haben, und können wir bitte die Abstimmung noch einmal wiederholen?

Im gesamten Repertoire der EU-Befürworter fehlte sowohl vor als auch nach der Abstimmung, jede Vorstellung davon, dass die Frage des Fortbestandes der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens grundlegende Probleme beinhaltete, über die es vernünftig begründete Meinungsverschiedenheiten geben kann. Es sollte offensichtlich gewesen sein, dass es das Wahlverhalten der Leute nicht ändert, wenn man ihnen erzählt, dass ihre Bedenken und Sorgen keine Rolle spielen und wenn man sie mit Schulhofbeleidigungen beschimpft, wenn sie Einwände äußern. Dass dies für das Pro-EU-Lager nicht offensichtlich war, und das es wenige Hinweise dafür gibt, dass es selbst im Gefolge der Wahlniederlage offensichtlicher wird, deutet darauf hin, dass die fraglichen Probleme Dinge sind, die zu diskutieren das Pro-EU-Lager ablehnt.

Ich nehme an, dass dies genau das ist, was passiert. Ein flüchtiger Blick zurück auf das letzte Jahrhundert der politischen Geschichte Britanniens kann helfen, die stillschweigenden Realitäten hinter dem Geschrei aufzuzeigen.

Vor hundert Jahren haben zwei Parteien die britische politische Landschaft beherrscht: die Konservativen (auch bekannt als Torys) und die Liberalen. Beide Parteien wurden durch und für die Wohlhabenden geführt. Während eine Reihe von Wahlrechtsreformen im Verlauf des neunzehnten Jahrhunderts immer mehr britischen Männern das Wahlrecht gebracht hat – haben britische Frauen das Wahlrecht in zwei Stufen erhalten. Wohlhabende Frauen über 30 erhielten das Wahlrecht 1918 und alle erwachsenen Frauen erhielten es 1929. Beide Parteien haben sogleich den Trick gelernt, die Armen mit bedeutungslosen Vergünstigungen zu ködern, um sie zu veranlassen im Interesse ihrer angeblichen Vorteile zu stimmen.

Der Aufstieg der Unabhängigen Arbeiterbewegung (= Indipendent Labour Movement = ILM), dem Vorläufer der Labour Party, war ein meisterhafter Abwehrschlag gegen diese Art der politischen Spieltaktik. Anstatt sich zu Gunsten der wohlhabenden Minderheit an der Nase herumführen zu lassen, haben die ILM und dann die Labour Party die Interessen der Arbeiter und den Armen an die erste Stelle ihrer Programme gesetzt und haben sich geweigert, sich mit den Abfällen von den Tischen der Reichen kaufen zu lassen. Ein direktes Ergebnis davon war, dass die Partei der Liberalen um 1945 zur Bedeutungslosigkeit reduziert war und dass die Labour Party eine der zwei Hauptparteien in der britischen Politik geworden war.

In Großbritannien, ebenso sowie in Amerika, begann das Pendel im letzten Viertel es Jahrhunderts in die andere Richtung zu schwingen. Der Triumph von Margaret Thatcher in den allgemeinen Wahlen von 1978 hatte dort dieselbe Rolle, wie der Sieg von Ronald Reagan 1980 es hier getan hat: Ein neuer, aggressiverer Konservatismus hat die linke Rhetorik des Klassenkriegs aufgenommen und rächend umgekehrt, in ein Zeitalter hineinführend, in dem die Reichen gegen die Armen rebelliert haben. Die Labour Party unter Tony Blair hat auf diese Verschiebung genauso reagiert wie die Demokraten unter Bill Clinton es getan haben: Beide Parteien haben leise ihre vorherigen Engagements zur Arbeiterklasse und den Armen fallen gelassen, und haben sich stattdessen auf Probleme konzentriert, die wohlhabende Liberale angesprochen haben. Sie haben darauf gewettet, dass die Arbeiterklasse und die Armen sie aus Gewohnheit und falsch verstandener Loyalität weiter wählen würden – und kurzfristig hat sich dieses Glücksspiel ausgezahlt.

Das Ergebnis war in beiden Ländern ein politisches Klima, in dem die einzigen politischen Inhalte, die diskutiert wurden diejenigen waren, die die Interessen der Wohlhabenden auf Kosten der Arbeiterklasse und der Armen bevorzugten. Dieser Punkt ist so häufig und auf so viele höchst fantasievolle Weisen getrübt worden, dass es wahrscheinlich notwendig ist, darüber hier ausführlich zu berichten. Steigende Immobilienpreise nützen zum Beispiel denjenigen, die Immobilien besitzen, da ihre Eigentum mehr wird, aber sie bestrafen diejenigen, die ihre Häuser mieten müssen, da sie mehr von ihrem Einkommen für die Miete ausgeben müssen. Ebenso wirkt die Kürzung von Sozialleistungen für Behinderte. Das nützt denen, die Steuern bezahlen, auf Kosten derjenigen, die diese Sozialleistungen zum Überleben benötigen.

Ebenso wirkt die Förderung unbeschränkter Einwanderung in ein Land, das bereits Millionen von dauerhaft Arbeitslosen hat und die Verlagerung von Industriearbeitsplätzen ins Ausland, so dass die Arbeitslosen um eine abnehmende Zahl von Arbeitsplätzen konkurrieren. Das nützt den Wohlhabenden und schadet allen anderen. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt für die Arbeit, wie für alles andere: Vergrößere das Angebot an Arbeitskräften und verringere die Nachfrage nach ihren Diensten, und die Löhne werden fallen. Die Wohlhabenden profitieren davon, weil sie weniger für die Dienstleistungen zahlen, die sie wollen. Aber den arbeitenden Armen und den Arbeitslosen wird dadurch geschadet, da sie weniger Einkommen erhalten, wenn sie überhaupt eine Arbeit finden können. Es ist üblich, dass diese einfache Logik durch Behauptungen verschleiert wird, dass Einwanderung der Wirtschaft als Ganzes Vorteile bringt – aber wer erhält die Masse der Vorteile und wer trägt die meisten Kosten? Es ist nichts, was irgendwer im öffentlichen Leben in den USA oder in Großbritannien in den letzten 30 Jahren zu diskutieren bereit gewesen ist.

Das Problem mit dieser Art der Regierung der Wohlhabenden, durch die Wohlhabenden, und für die Wohlhabenden wurde vor vielen Jahren von Arnold Toynbee kompromisslos im Detail in dessen monumentalem Werk “Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen” skizziert. Er zeigte, dass Gesellschaften im Niedergang sich in zwei ungleiche Teile spalten: Eine dominierende Minderheit, die das politische System und seine Belohnungen monopolisiert und ein inneres Proletariat, das die meisten Kosten des vorhandenen Systems trägt und dem der Zugriff auf die meisten seiner Vorteile verweigert wird. Während sich diese Spaltung weiter entwickelt, verliert die dominierende Minderheit den Bezug zu den wesentlichen Gesetzen der Politik – die Massen bleiben gegenüber ihren Führern nur loyal, solange die Führer ihnen gegenüber loyal bleiben – und das innere Proletariat reagiert, indem es nicht nur die Führung der dominierenden Minderheit zurückweist, sondern ebenso auch deren Werte und Ideale.

Das fortdauernde Symbol der resultierenden Entfremdung ist der berühmte Spiegelsaal in Versailles, wo sich die letzten drei französischen Könige vor der Revolution von einer zunehmend beunruhigten und verarmten Nation abgeschirmt haben und bewundernd auf ihre eigenen glänzenden Spiegelbilder gestarrt haben. Während Marie Antoinette den berühmten Satz – “Lasst sie Kuchen essen” – anscheinend nie gesagt hat, – so ist doch die Unwissenheit über die Realitäten des Lebens außerhalb des Spiegelsaals, die diese Äußerung andeutet, sicherlich da gewesen, während Frankreich zu seinem Ruin hin gestolpert ist. Eine steigende Zahl von normalen Franzosen und Französinnen drehte ihren angenommenen Führern den Rücken zu und ging  nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Das ist es, was in Großbritannien in letzten Jahrzehnten geschehen ist und die letzten paar Wahlen zeigen es. In den allgemeinen Wahlen von 2010 haben die Wähler die Meinungsforscher und dergleichen Experten unvorbereitet getroffen, indem sie zur Liberal Demokratischen Partei strömten, die bis dahin eine Splitterpartei war. Das war eine offensichtliche Forderung nach Veränderung, und wenn die Liberaldemokraten bei ihren Waffen geblieben wären, könnte das zum Verschwinden der Labour Party innerhalb weniger Jahre geführt haben. Aber die Liberaldemokraten haben stattdessen beschlossen, ihre Ideale zu Geld zu machen und eine Koalition mit den Torys zu bilden. Ein direktes Resultat war, dass die Liberaldemokraten bei den allgemeinen Wahlen von 2015, wieder zur Splitterpartei wurden.

2015 hatte dennoch ein noch wesentlich wichtigeres Ergebnis. In einem Versuch, die britische Unabhängigkeitspartei (UKIP), eine andere Splitterpartei, die beunruhigende Gewinne erzielte, zu verhindern, hat Tory-Premierminister David Cameron versprochen, dass, wenn seine Partei gewinnen würde, das Vereinigte Königreich ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abhalten würde. Wahlumfragen zeigten, dass das Parlament wieder auf drei Weisen gespalten wäre, zwischen Konservativen, Liberal-Demokraten und Labour. Die Meinungsforscher und die Experten wurden wieder unvorbereitet getroffen. Anscheinend hat eine größere Anzahl Leute, die angegeben hatten für Labour oder die Liberaldemokraten zu stimmen, heimlich in der Wahlkabine stattdessen für ihren lokalen Tory gestimmt. Warum? Die Abstimmung am Donnerstag legt nahe, dass sie es genaugenommen getan haben, weil sie die Chance bekommen wollten, Nein zur EU zu sagen.

Sprechen wir jetzt über den Brexit-Wahlkampf. In der höflichen Gesellschaft des heutigen Großbritanniens wird jeder Versuch, auf die massiven Probleme mit dem Erlauben uneingeschränkter Einwanderung auf eine bereits überfüllte Insel hinzuweisen, die keine entsprechende Arbeitsplätze bieten kann oder Sozialleistungen für die Leute, die schon da sind, als Rassismus abgewiesen. So ist es nicht überraschend, dass ziemlich viele Briten, von denen viele nominelle Wähler der Labour Party sind, die in der Öffentlichkeit genehmigten Meinungsfetzen gemurmelt haben und im Privaten für den Brexit gestimmt haben – und wieder waren die Meinungsforscher und Experten darauf nicht vorbereitet. Es ist einer der Nachteile der Spaltung zwischen dominierender Minderheit und dem internen Proletariat, dass wenn die Minderheit die Loyalität der Massen verloren hat, weil es ihr nicht gelingt auf die Bedürfnisse derjenigen außerhalb der wohlhabenden und privilegieren Kreis einzugehen, dass dann finstere äußere Konformität und heimliche Revolte das gegenseitige Vertrauen ersetzen, das für das Funktionieren einer Gesellschaft erforderlich ist.

Die EU wiederum, hat ein perfektes Ziel für entfremdete Wähler der Arbeiterklasse und die Armen abgegeben, weil sie ausschließlich eine Schöpfung desselben Konsenses der Wohlhabenden ist, wie die Labour Party nach Tony Blair und die Demokratischen Partei nach Bill Clinton. Ihre Wirtschaftspolitik wird von oben bis unten durch die neoliberale Wirtschaftslehre durchdrungen, die mit Thatcher und Reagan an die Macht gekommen ist. Ihre standhafte Unterstützung der uneingeschränkten Einwanderung und des Kapitalverkehrs wird berechnet, um die Löhne zu senken und um Arbeitsplätze aus Ländern wie Großbritannien zu entfernen. Ihre Subventionen landen unweigerlich in den Taschen der großen Konzerne und der Wohlhabenden, während die Lasten ihrer Verordnungen und Gesetze am stärksten die Kleinunternehmen und die lokalen Ökonomien belasten.

Das ist nicht besonders schwer herauszufinden – faktisch kostet es einige Anstrengung,  zu vermeiden dies zu bemerken. Höre Leuten zu, die die Folgen des Brexit in den letzten Berichten der britischen Medien betrauern, und du wirst eine lange Liste von Privilegien hören, die hauptsächlich für die Wohlhabenden relevant sind und wegen denen die Sprecher besorgt sind, dass sie ihnen nun genommen werden. Abgesehen von einigen Randfiguren sprechen die, die dafür gestimmt haben im allgemeinen nicht darüber, weil sie durch bittere Erfahrung gelernt haben, dass sie einfach mit den üblichen, abgegriffenen Beschuldigungen des Rassismus usw. niedergeschrien werden. Wenn sie dennoch bereit sind, zu sprechen nehme ich an, dass man dann eine lange Listen von Lasten hört, die hauptsächlich auf den einfachen, arbeitenden Menschen gelandet sind, die so viele der Wohlhabenden so offensichtlich verachten.

Es ist wahrscheinlich notwendig, zur Kenntnis zu nehmen, dass es natürlich Rassisten und Fremdenfeinde gibt, die für den Brexit gestimmt haben. Ebenso gibt es Leute, die mit toten Schweinen kopuliert haben und die dafür gestimmt haben, in der EU zu bleiben – ich bin überzeugt, dass meine britischen Leser mindestens einen nennen können – aber das bedeutet nicht, dass jeder, der dafür gestimmt hat, in der EU zu bleiben, mit einem toten Schwein kopuliert hat (( Anmerkung des Übersetzers: wenn man mit “Cameron totes Schwein” bei Google sucht, findet man sogar einige deutschsprachige Artikel zu diesem Thema )). Noch, entscheidend, beweist das, dass Nekrophile Sehnsüchte der einzige mögliche Grund sind, für den Verbleib in der EU zu stimmen. Eine allgemeine Weise um Hassrede zu definieren, ist “der Gebrauch einer erniedrigenden und abschätzigen Stereotypie, um jedes Mitglied einer Gruppe zu beschreiben.” Durch diese Definition sind die Leute, die darauf bestehen, dass jeder, der für den Brexit gestimmt hat, ein fanatischer Idiot ist, mit Hassrede beschäftigt – und es ist eine Quelle düstere Belustigung, Leute zu beobachten, die normalerweise schnell dabei sind, andere wegen Hassrede zu verurteilen, wenn sie diese selber betreiben, wenn sie in dem betreffenden Fall dem Wunsch ihres Herzens nachhängen.

Lasst uns das noch vertiefen. Es  gibt tatsächlich eine bedeutende Anzahl Armen und zur Arbeiterklasse gehörenden Briten, die tiefen Vorurteilen gegenüber ausländischen Einwanderern anhängen. Warum? Ein großer Teil des Grundes ist die Tatsache, dass die Wohlhabenden, schon seit Jahrzehnten, Rassentoleranz mit genau jener Politik der uneingeschränkten Einwanderung gleichgesetzt haben, die Millionen der britischen Arbeiterklasse in die Mittellosigkeit und das Elend gestürzt haben. Auf die gleiche Weise konnten sich sehr viele arme und der Arbeiterklasse angehörige Briten weniger um die Umwelt sorgen. Ein großer Teil des Grundes ist, dass die Bedingungen der Debatte über Umweltprobleme so definiert wurden, dass die Lebensstile der Wohlhabenden nie zur Diskussion standen, während die Kosten des Umweltschutzes die soziale Stufenleiter hinunterflossen, während die Vorteile nach oben flossen. Wie Toynbee feststellte, wenn Gesellschaften sich in einen dominante Minderheit und ein internes Proletariat spalten, dann weisen die Massen nicht nur die Führerschaft zurück, sondern auch die Ideale und Werte der selbsterklärten Besseren. Es geschieht einigermaßen häufig, dass einige jener Ideale und Werte wirklich wichtig sind, aber wenn sie immer und immer wieder verwendet worden sind, um die Politik der Privilegierten zu rechtfertigen, können sich die Massen es sich nicht mehr leisten darauf Rücksicht zu nehmen.

Jene Briten, die darauf bestehen, dass die Mehrheit nicht zählt, und dass ihr Land in der EU bleiben muss, egal was die Stimmberechtigten denken, haben offensichtlich die Implikationen der Wahl des letzten Donnerstags nicht zu Ende gedacht. Die Parteiloyalitäten sind nun sehr flüssig geworden, und dieselben 52 % der britischen Stimmberechtigten, die bei dem Referendum für den Brexit gestimmt haben, können ziemlich bereitwillig mit der gleichen Verachtung für die zarten Empfindlichkeiten der privilegierten Minderheit, eine UKIP Mehrheit ins Unterhaus bringen und Nigel Farage geradewegs nach 10 Downing Street senden. Wenn das britische Establishment es schafft, die Arbeiterklasse und die Armen davon zu überzeugen, dass eine Stimmabgabe für die UKIP die einzige Möglichkeit ist, ihrer Stimmen Gehör zu verschaffen, dann ist es das, was geschehen wird. Es ist ein sehr unkluger Zug, Leute gegen sich aufzubringen, die nichts zu verlieren haben.

Inzwischen ist eine sehr ähnliche Revolte in den Vereinigten Staaten mit Donald Trump als Begünstigten in Vorbereitung. Wie ich in einem früheren Post hier angemerkt habe, wurde der kometenhafte Anstieg von Trump von einer weit her geholten Randfigur zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, vollständig von seiner Bereitschaft getrieben, sich selbst in Gegensatz zum Konsens der zuvor beschriebenen Wohlhabenden zu bringen. Während alle akzeptablen Kandidaten mit der neoliberalen Volkswirtschaft und der neokonservativen Politik der letzten dreißig Jahre an Bord waren – großzügige Zuteilungen für die Reichen, strafende Einschränkungen für die Armen, schädliche Vernachlässigung unserer Infrastruktur zuhause und eine monowahnsinnige Verfolgung militärischer Konfrontationen in Übersee – da hat er damit Schluss gemacht, und je schriller die Experten und Politiker ihn verurteilt haben, desto sich mehr Bundesstaaten hat er gewonnen und desto schneller sind seine Umfragewerte gestiegen.

Momentan macht er das Vernünftigste. Er wartet seine Zeit ab, sich auf die allgemeinen Wahlen vorbereitend und den gelegentlichen Testballon loslassend, um herauszufinden wie verschiedene Argumente gegen Hillary Clinton aufgenommen werden. Ich erwarte, dass die Art des totalen Krieges, die seine republikanischen Rivalen platt gemacht hat um den 1. September herum beginnt. Auch ist ist Hillary Clinton nicht besonders gut aufgestellt, um solch einem Angriff entgegenzusehen. Es ist nicht nur, dass sie durch peinlich ausführliche Korruptionsanschuldigungen in einem Ausmaß verfolgt wird, dass selbst in einer Kleptokratie der Dritten Welt als ungewöhnlich blühend betrachtet würde, noch ist es der Umstand, dass ihre Karriere als Außenministerin hauptsächlich wegen einer Kaskade von außenpolitischer Katastrophen bemerkenswert war, aus denen sie nichts gelernt zu haben scheint. Es ist nicht einmal, dass Hillary Clinton in den meisten wirtschaftlichen, politischen und militärischen Dingen deutlich rechts von Donald Trump ist und dass sie Positionen vertritt, die ununterscheidbar von denen von George W. Bush sind – von dem Typ, von dem die Demokraten vor nicht all zu vielen Jahren behauptet haben, dass sie ihn hassen.

Nein, was einen Sieg von Trump im November wahrscheinlicher als eine Niederlage macht,  ist, dass Clinton sich selbst zur Kandidatin des Status quo gemacht hat. Alle Positionen, die sie einnimmt laufen darauf hinaus, die Politik fortzusetzen, die in den Vereinigten Staaten ebenso wie in Großbritannien, den Wohlhabenden auf Kosten aller anderen genützt hat. Das war damals eine sichere Wahl, als ihr Ehemann Präsident war und als  beide Parteien größtenteils darum konkurrierten, welche von ihnen es den Wohlhabenden bequemer machen und die Gequälten besser quälen könnte. Das ist jetzt keine sichere Wahl mehr, weil Trump das heimliche Regelbuch der modernen amerikanischen Politik weggeworfen hat und den Leuten, die 30 Jahre lang den Kürzeren gezogen haben, ein Bündel politischer Veränderungen anbietet, die ihr Leben tatsächlich verbessern könnten.

Nun ist das natürlich nichts, worüber zu sprechen die Politiker, die Experten und die offiziell beachtenswerten Denker des heutigen Konsenses der Wohlhabenden bereit sind. Dieselbe triste Redekunst, die gegenüber der Pro-Brexit-Mehrheit in Großbritannien angewandt wurde, wird daher auch gegenüber den Wählern von Trump hier in den Vereinigten Staaten angewandt. „Rassist“, „Faschist“, „Idiot“ – alle die abgegriffenen, höhnischen Tropen, die die Privilegierten benutzen, um die Sorgen des Rests der Bevölkerung des heutigen Amerikas abzuweisen, sind präsent und werden eingesetzt.

Der Eifer, mit dem diese Wörter gerade jetzt herumgeschleudert werden, sollte nicht unterschätzt werden. Ein alter Freund hat mich mitten im Satz unterbrochen, weil ich einen Mangel an der Begeisterung für Clinton ausgedrückt habe; wir haben seitdem nicht mehr miteinander gesprochen und ich weiß nicht, ob wir es jemals wieder tun werden. Andere Leute, die ich kenne, haben vergleichbare Erfahrungen gehabt, als sie versucht haben, die bevorstehende Wahl in nuancierteren Begriffen zu diskutieren als die aktuelle, herkömmliche Weisheit zu erlauben bereit ist. Eine der stärksten und unaussprechlichsten Kräfte im öffentlichen Leben Amerikas – Klassenvorurteile – durchdringen die resultierenden Schreiwettbewerbe. Für Clinton Partei zu ergreifen, bedeutet sich selbst mit den privilegierten, den “guten Leuten”, den wohlhabenden Kreisen, zu identifizieren, die im Spiegelsaal bewundernd auf sich selbst starren. Von Trump in irgendwelchen anderen Begriffen, außer billigen Schuljungenbeleidigungen zu sprechen oder sogar anzudeuten, dass die Unterstützer von Trump durch andere Gründe als Rassismus und der schieren Beschränktheit motiviert sein könnten, bedeutet ohne Umschweife vor die Tore geschleudert zu werden, wo der Pöbel beginnt sich zu versammeln.

Es ist denjenigen, die im Spiegelsaal auf und ab stolzieren offenbar nicht in den Sinn gekommen, dass es noch viel mehr Leute außerhalb jener Tore gibt als, es innerhalb der Tore gibt. Es hat offensichtlich nicht einmal in ihre finstersten Träume Einzug gehalten, dass das Niederschreien einer unbequemen Sichtweise und das Schleudern von Beleidigungen gegenüber jedem, der es wagt darüber nachzudenken, keine wirkungsvolle Methode ist  jemanden zu überzeugen, der nicht schon auf ihrer Seite ist. Vielleicht reicht das Ergebnis der Abstimmung über den Brexit, um Amerikas Bildungsbürgertum aus seiner Erstarrung zu reißen und es zu zwingen, zu bemerken, dass die Leute, die durch die von ihnen bevorzugte Politik  verletzt worden sind, schließlich die Geduld mit dem endlos monoton leiernden Beharren verloren, dass keine andere Politik möglich ist. Vielleicht – aber ich bezweifle es.

Außerhalb des Spiegelsaals ist der Himmel  schwarz von Vögeln, die zum Schlafplatz nach Hause kommen. Einige von ihnen haben sich bereits auf den Dächern Londons niedergelassen. Mehr von ihnen schweben über einer Reihe europäischer Hauptstädten herum, und noch viele mehr sind über den Marmorkuppeln und Giebelfeldern von Washingtons DC. Wenn sie landen werden, wird ihr Einfluss die Welt schütteln.
Gepostet von John Michael Greer auf seinem Internetblog The Archdruidreport
Originaladresse des Artikels: http://thearchdruidreport.blogspot.de/2016/06/outside-hall-of-mirrors.html
Übersetzt von Christoph Becker, www.freizahn.de, Kelberg den 2. Juli 2016, Link zur  deutschen Übersetzung: http://www.freizahn.de/2016/07/ausserhalb-des-spiegelsaals/




Die Eliten entlassen

Dmitry Orlov hat auf seinem englischsprachigen Blog ClubOrlov unter dem Titel Firing the Elites (dt. Die Eliten entlassen oder Die Eliten feuern) den Brexit kommentiert  und dabei auch die Begriffe Patriotismus, Nationalismus und Faschismus ziemlich gut erklärt. Ich habe seinen Artikel hier ins Deutsche übersetzt.

Der Original-Artikel findet sich unter der folgenden Adresse:

http://cluborlov.blogspot.de/2016/06/firing-elites_28.html

Hier meine deutsche Übersetzung:

ClubOrlov

Dienstag, der 28. Juni 2016

Die Eliten entlassen

In Anbetracht dessen, was in diesem Augenblick mit der EU-Reduzierung geschieht, ist es schwer dem Drang zu widerstehen,  etwas  darüber zu schreiben. Daher werde ich ich gar nicht erst versuchen, dieser Versuchung zu widerstehen. Aktienbörsen stürzen ab, Banken sind am Rande des Zusammenbruchs, Gold schießt in die Höhe und in der Londoner City und an der Wall-Street rennen die Finanztypen mit brennenden Haaren herum. Aber was abgesehen von solcher Finanzoberflächlichkeiten wirklich passiert, ist dass der Klassenkrieg rächend zurück ist. Bis jetzt nur im Vereinigten Königreich mit dem Referendum über den Brexit, aber wahrscheinlich, um sich auszubreiten.

In diesem Referendum, haben die älteren Generationen, die wissen welcher Klasse sie angehören, gewählt, dass die niederträchtigen [malign] Oberherren in Brüssel und London zu entlassen sind, während die jüngeren Generationen, die durch die EU-Propaganda einer Gehirnwäsche unterzogen sind, das nicht getan haben. Einige „Experten“ haben behauptet, dass es eine Art Trennung der Generationen gibt, aber ich denke, dass die älteren Generationen eine kluge Sache gemacht haben, und dass das ausreichend durch die Tatsache erklärt wird, dass sie klüger sind. Du siehst, Dummköpfe neigen dazu, jung zu sterben, und der bloße Akt des Überlebens ist ein Zeichen für Intelligenz. Aber das ist nur eine kleinerer Seitenspitze.

Der Hauptpunkt ist, dass es unbedingt nötig ist, die niederträchtigen Eliten zu feuern, und zwar sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten. Es gibt mehrere Probleme mit ihnen, die ich kurz aufzählen möchte:

  •  Sie neigen dazu, neoliberal zu sein, und für alle kaputten Ideen einzutreten, die mit dieser erfolglosen Ideologie zusammenhängen. Die Ergebnisse sind einfach zu erkennen: Ruheständler beraubt, junge Leute erfüllender Beschäftigungsmöglichkeiten beraubt; fabelhafte Reichtümer für eine winzige Elite und Austerität für alle anderen; mehr von allem für Deutschland, weniger von allem für alle anderen. Ein Finanzschema, das im Wesentlichen ein Schneeballsystem ist, und das garantiert explodieren wird, und das vielleicht schon explodiert, während ich dies schreibe.
  • Sie neigen dazu, unter der Fuchtel der der Neokonservativen in Washington zu stehen und zusammen mit ihnen schlingern sie von einer Katastrophe zur anderen. Die Ergebnisse sind wieder einfach erkennen: Eine ganze Liste von zerstörten Ländern (Afghanistan, der Irak, Libyen, der Jemen, Syrien, die Ukraine), eine Flut von Migranten, die aus diesen Ländern nach Europa strömen, was die größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und extrem  gefährlichen ist, und eine völlig unnötige Provokationen Russlands.
  • Sie treten für eine Ideologie ein, die sich bemüht, alle ethnischen und kulturellen Unterschiede auszuradieren, und allen eine widerwärtige politische Korrektheit aufzwingen – außer den Moslems (die seltsamerweise als von der politischen Korrektheit freigestellt betrachtet werden).  Während man die wichtigsten menschlichen Freiheiten beseitigt hat,  (einschließlich, was am wichtigsten ist, der Pressefreiheit, die in Europa ein Gefangener von Konzerninteressen ist), sind die zwei verbliebenen Freiheiten, für die man sich nun in Europa engagiert, die Freiheit, entwurzelt auf dem Kontinent herumzutreiben und die Freiheit  jede sexuelle Perversion auszuleben, die man mag, einschließlich Sodomie und Pädophilie.
  • Aber das größte Problem mit diesen transatlantischen Eliten ist das Folgende: Sie können nicht entlassen werden. Je mehr sie versagen, je etablierter werden sie. Offensichtlich hat das nichts mit der Bildung, oder dem Verdienst oder der Beliebtheit zu tun; es ist einfach nur eine Sache der Klasse. Die Eliten denken, dass sie Übermenschen sind, die weit über einfache Sterbliche erhaben sind. Demokratie ist für sie ein Spielzeug. Den größten Teil der Zeit sind sie damit beschäftigt, die Politik zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Wenn das nicht funktioniert, werden die “kleinen Leute” dazu gebracht, wieder und wieder zu wählen bis sie “richtig” wählen. Aber diese Art der politischen Problemlösung versagt nun auf beiden Seiten des Atlantiks, weil es scheint, dass die  “kleinen Leute” schließlich genug gehabt haben.

Der automatische Reflex besteht darin, die “kleinen Leute” zu beleidigen und zu versuchen, sie einzuschüchtern, damit sie sich wieder unterordnen.  Wenn sie nicht wollen, dass ihr Land von illegalen Migranten überrannt wird, (was nicht heißen soll, dass es jemanden nicht für politisches Asyl qualifiziert, wenn sein Land von der NATO zerstört wurde), dann werden sie Rassisten genannt und als voreingenommen beschimpft. Wenn sie einige der feineren Punkte der EU-Bürokratie nicht verstehen  (weil, offen gesagt, wer möchte seine Zeit mit diesem Quatsch verschwenden wollen?) dann werden sie als unwissend und fehlgeleitet bezeichnet. Und, am wichtigsten, wenn es einen Finanzcrash gibt (der in jedem Fall unvermeidlich war; siehe “Schneeballsystem” (oben), dann wird das ihrer schlechten Wahlentscheidung zugeschrieben.

Vielleicht am wichtigsten von allem,  wird alles versucht, um  Patriotismus mit Nationalismus und Faschismus gleichzusetzen. Nun, das erfordert eine Erklärung, denn diese Konzepte sind vollkommen verschieden:

  • Patriotismus ist jemandes Liebe zu seinem Heimatland und zu seinem Volk. Es ist ein natürliches, organisches Ergebnis des Umstandes, dass man an einem bestimmten Ort  unter bestimmten Leuten auf gewachsen ist, die auch dort aufgewachsen sind, und die ein kulturelles und sprachliches Erbe weitergeben, das sie alle lieben und wertschätzen. Das bedeutet nicht, dass diejenigen die nicht zu jemandes Familie, Nachbarschaft oder Region gehören, in irgendeiner Weise minderwertig sind, aber sie gehören nicht zu den eigenen und man liebt sie weniger.
  • Nationalismus ist ein synthetisches, mit Hilfe öffentlicher Belehrung erzeugtes Produkt, das um bestimmte hohle Symbole wie eine Flagge, eine Hymne und einige vergilbte Papiere, ein paar Entstehungsmythen usw. zentriert ist. Es wird durch bestimmte Rituale unterstützt (Paraden, Reden, der Verleihung von Medaillen), die einen bürgerlichen Kult bilden. Der Zweck des Nationalismus ist, den Nationalstaat zu unterstützen. Wo Nationalismus den Bedürfnissen von jemandes Heimatland und Volk dient, werden Nationalismus und Patriotismus eine Einheit. Wenn der Nationalismus die Bedürfnisse des eigenen Landes und Volkes zerstört, wird er zum Feind, und Patrioten bilden Partisanenbewegungen, erheben sich und zerstören den Nationalstaat.
  • Faschismus ist die vollkommene Verschmelzung von Nationalstaat und  Konzernen. Dabei wird  die Unterscheidung zwischen öffentlichen und privaten Interessen ausradiert und den Konzernen gelingt es, die Rechtsordnung und die Ziele der öffentlichen Politik zu diktieren. Ein fast vollkommenes Beispiel des Faschismus sind die neuen transatlantischen und transpazifischen Handelsverträge, die im Geheimen durch die Regierung Obama zustande gebracht wurden, und die im Moment, zu jedermanns großer Erleichterung, tot zu sein scheinen.

Es sollte offensichtlich sein, dass Faschismus verhindert werden muss. Wenn wir nur einen einzigen vollkommen guten Grund hätten, um die transatlantischen Eliten zu feuern, dann bestünde der darin, den Staatsstreich der Konzerne zu durchkreuzen. Aber es würde damit nicht aufhören, weil Nationalismus und Patriotismus auch im Spiel sind. Patriotismus ist ein natürlicher, menschlicher Grundwert, ohne den man nur noch eine entwurzelte Bevölkerung hat, die opportunistisch herumwandert. Nationalismus ist eine relativ neue Entwicklung (Nationalstaaten sind eine Erfindung des 17. Jahrhunderts) und als solche etwas Gefährliches. Aber im Fall von einigen der älteren und erfolgreicheren Nationalstaaten hat er einige erhebliche Vorteile: Eine geschätzte kulturelle Tradition die in einer nationalen Sprache und Literatur verankert ist, die Fähigkeit den Frieden zu erhalten und von außen kommende Aggressionen zurückzuweisen. Und dann gibt es die Europäische Union, deren Flagge eine Konstellation von Sternen darstellt, die  offensichtlich etwas umkreisen, – etwas, was nur ein schwarzes Loch sein kann, da es unsichtbar ist. Die Vereinigten Staaten sind ein ähnlich künstliches, synthetisches Gebilde einer sehr neuen Abweichung, deren Flagge offensichtlich ein Tablett von sternenartig geformten Plätzchen zeigt, die unglücklicherweise nicht mehr dafür da sind, von den “kleinen Leuten” gegessen zu werden, da die Eliten beschlossen haben, dass sie alle Plätzchen für sich selbst haben wollen.

Und daher müssen sie gefeuert werden. Wenn das durch die Wahlen passieren kann – anstatt durch Waffengewalt, dann ist das Ziel der Wahl, jemanden zu wählen, der zuerst und vor allem fähig ist, die Eliten zu entlassen. Die Briten scheinen das getan zu haben; jetzt sind die Amerikaner an der Reihe. Eine etwas nachdenkliche Frage, die manchmal gestellt wird (nachdem Leute falsche Behauptungen aufgestellt haben, dass  Donald Trump verrückt sei, ein Frauenfeind, ein Rassist, ein Faschist, ein schlechter Unternehmer, allgemein nicht sehr nett ist oder was auch immer) besteht darin, ob er qualifiziert ist, um zu regieren. Meiner Ansicht nach reduziert sich diese Frage zu einer viel einfacheren Frage: Ist er qualifiziert, um Leute zu entlassen? Und die Antwort ist, Ja.  Er ist mit größter Sicherheit qualifiziert, um Leute zu entlassen. Tatsächlich ist “Du bist gefeuert” (engl.: “You’re Fired”  ) eine seiner typischen Äußerungen.

Tatsächlich hat er gerade kürzlich seinen eigenen Wahlkampfleiter entlassen. Hillary Clinton führt andererseits die komplette Kohorte jener Leute, die entlassen werden müssen. Und deshalb denke ich, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist,  dass die “kleinen Leute” sich schließlich erheben und für jemanden stimmen werden, der genau das tun wird.

Ins Deutsche übersetzt von Christoph Becker, Kelberg den 30.6.2016




Eine russische Warnung – Hillary Clinton und negative Zinsen

Auf Peakprosperty.com ist ein Interview von Chris Martenson mit Dmitry Orlov mit dem Titel The US Is Sleepwalking Towards A Nuclear Confrontation – Russia is ready for one. But are we? (dt. Die USA schlafwandeln in Richtung auf einen Atomkrieg – Russland ist auf einen solchen vorbereitet. Aber sind wir es?) erschienen, das vor dem Hintergrund  verschiedener aktueller Nachrichten und Artikel  ((  Heise.de,  Telepolis:  Von der Fulda-Lücke des Kalten Kriegs zur Suwalki-Lücke der Nato von Florian Rötzer ))       ,   ((  FAZ.de am  23.6.16:  Russlandpolitik der Nato Erler warnt vor Eskalationsspirale „bis hin zum Krieg“  )) ,  ((  Zeit.de: Sicherheitspolitik: Steinmeier kritisiert Nato-Militärübung )) zum Thema NATO und Russland   als Hintergrundinformation sehr interessant ist.   Das Interview fand am 15. Juni statt.

Einer der Hintergründe für das Interview ist ein auf  der Internetseite von Dmitry Orlov  ( http://cluborlov.blogspot.de ) veröffentlichter Artikel mit dem Titel A Russian Warning.   Von dieser russischen Warnung   gibt es inzwischen auch auf verschiedenen Webseiten eine deutsche Übersetzung. Hier nur zwei Links, die ich per google mit “Eine russische Warnung” gefunden habe:

vineyardsaker.de/usa/eine-russischewarnung/ und www.politaia.org/wichtiges/eine-russischewarnung/

Chris Marteson hat  auch  noch einmal am 17.6.2016, einen Artikel mit der Überschrift Tensions Between US/NATO & Russia Are Flaring Dangerously – A cornered bear will ultimately use its claws ( dt. Spannungen zwischen USA/NATO   & Russland lodern gefährlich auf – Ein in die Ecke getriebener Bär wird schlussendlich seine Pranken benutzen ) , veröffentlicht.

Die Internetadresse für das Interview von Chris Martenson mit Dmitry Orlov, vom  19.6.2016,  ist hier:

http://www.peakprosperity.com/podcast/99011/dmitry-orlov-us-sleepwalking-towards-nuclear-confrontation

Das Interview kann dort als mp3-Datei heruntergeladen werden und es gibt dort ein englischsprachiges Transkript.

Zunächst geht es in dem Interview darum, dass die USA und die NATO dabei sind, eine hochexplosive Situation zu schaffen, die zu einen großen Krieg zu führen droht, den die USA und auch Westeuropa wohl kaum überleben werden. Chris Martenson hatte bereits in früheren Artikeln und Interviews auf diese Entwicklung hingewiesen.    (( Siehe z.B. auch sein Interview mit John M. Greer,   Der Gott des technischen Fortschritts könnte sehr wohl tot sein –
Aber die Gesellschaft will dies nicht in Erwägung ziehen  aus April 2015, das ich vollständig übersetzt hatte. ))

Die in den USA aussen- und sicherheitspolitisch tonangebenden Kreise sind nach Meinung von Chris Martenson und Dmitry Orlov  die Neocons.       Hier dazu ein Zitat aus dem Interview, das einen Aspekt zeigt, der für mich neu ist, nämlich dass die Neocons offenbar seit der Präsidentschaft Bill Clintons und damit auch in der Zeit Präsident Obamas den Ton und die Richtung der US-Aussenpolitik bestimmen:

Dmitry Orlov:    Nun, ja, Bill Clinton ist der – unter George, Sr. – Unter George Busch Sr, gab es im Weißen Haus einige Neocons, aber er nannte sie die Verrückten im Keller. Und er ließ sie nicht wirklich viel machen.  Es war ein  Fehler, sie  überhaupt da zu  halten. Aber unter Bill Clinton; nun was wusste der schon über Außenpolitik? Er hat sie im Grunde einfach in das Oval Office eingeladen und seitdem sind sie die ganze Zeit dort gewesen. Das ist  wirklich das, was die amerikanischen Außenpolitik zusammenhält. Weil diese Leute verrückt sind, verursacht das eine  andauernde Serie von außenpolitischen Fiaskos, was die  USA  im Grunde aus  jeder  konstruktiven internationalen Teilhabe  ausschließt .

Wie der deutsche Wikipediaartikel über die Neocons zeigt, handelt es sich bei diesen NICHT um wirkliche Konservative im europäischen Sinn, sondern eher um  um moderne Linke, die mit der Idee des westlichen Globalismus durchwoben sind, wie man ihn in John Ralston Sauls Buch The  Colapse of Globalism (( es gibt verschiedene Versionen dieses Buches, die neuste Version, aus dem Jahre 2009, hat auch ein Nachwort zur Finanzkrise, ist aber derzeit relativ teuer und schlecht zu bekommen)) gut beschrieben findet.

Die Frage ist, inwieweit in Deutschland und in anderen europäischen Ländern Gesinnungsgenossen der Neocons bestimmen. Wenn man das Buch von John R. Saul über den Kollaps des Globalismus liest, das immerhin erstmals 2005 veröffentlicht wurde, und dann bedenkt was deutsche Politiker und “Qualitätsmedien” auch 2016 von sich geben, dann kann man schon zu dem Schluss kommen, dass in Europa und auch in Deutschland diese Neocons und Gloablisten derzeit bestimmend sind.

Chris Martenson und Dmitry Orlov halten die Neocons faktisch für verrückt. Martenson vergleicht sie u.a. mit kleinen Jungs, die drei Schwächlinge auf dem Schulhof erfolgreich verprügelt haben ( Lybien, Irak, Afghanistan)  und die als Folge davon  meinen, sie könnten  es mit jedem aufnehmen.

Den Zustand der amerikanischen Demokratie empfinden beide als sehr unbefriedigend.

Hier eine Übersetzung eines Teils der Konversation:

Dmitri Orlov :  ….. Schau, in welch wundervoller Form sich die US-amerikanische Demokratie befindet. Sie ist auf dem offenen Markt gekauft und verkauft und wir machen das mit jedem Land in der Welt.

Also, da ist nichts, was sie stoppt [Die Neocons, die seit Bill Clinton die US-Aussenpolitik beherrschen]. Sie sind wie Zombies. Bis ihnen jemand in den Kopf schießt, machen sie einfach weiter.

Chris Martenson: Du hast in dieser “Russischen Warnung” ein sehr gutes Argument gebracht, bei dem es, wie ich denke um die Vorstellung geht, dass Russland sich weigert sich Washington zu beugen und die USA als einzige Führungsmacht der Welt anzuerkennen und zu akzeptieren, dass alles nach Washingtons Vorstellungen  passieren muss. Deine  Linie  dort, über die ich  gerne mit Dir reden würde, ist  die Abfolge politischer Fehler. Die Linie war,  dass dieser graduelle,  aber  offensichtliche, Verlust an Macht und Einfluss  die  amerikanische Führung dazu gebracht hat, hysterisch zu werden  und  dass es nur  ein kleiner Schritt von  hysterisch  bis  selbstmörderisch ist. Amerikas politische Führer sollten wie Selbstmordgefährdete überwacht werden. Es scheint, dass Du wirklich den Glauben verloren hast, dass hier [in den USA] irgend mit Vernunft an der Macht ist.

Dmitry Orlov:    Ich sehe  wirklich keinen Vernünftigen an der Macht.  Der Umstand, dass  wirklich nachdenkliche Leute  Trump tatsächlich für die bessere Wahl halten, weil  er zumindest ein Gehirn hat,  das nicht  von einer Art  Gehirnparasit befallen ist,   zeigt einem wie  kaputt  das  System wirklich ist.  Trump kann zumindest noch selber denken.

Chris Martenson: Ja, in der Tat, ich bin einer von denen, die sich an den Leistungen von Menschen orientieren. Und ich kann Dir sagen, Hillary Clintons Leistungsgeschichte entsetzt mich als Mensch. Was sie in Libyen getan hat, ist unentschuldbar. Honduras, unentschuldbar. Den ganzen Weg zurück, zu ihrer Zeit als junge Anwältin, wo sie ein 12-jähriges Mädchen, das einer Vergewaltigung zum Opfer gefallen war, als Provokateur dargestellt hat. Dieses Niveau der Soziophatie hat diese Frau ihr ganzes Leben beibehalten. Es ist ihr Muster. Ich vertraue nicht darauf, dass sie eine Barriere wäre, die die Neocons aufhalten würde. Ich denke, Du hast hast das zuvor gut charakterisiert, dass unser demokratisches System  so  eingeschränkt wurde, dass uns irgendwie nur Trump und Hillary als Wahlmöglichkeiten geblieben sind. Das ist ein ziemlich heftig beschädigtes System, wie ich es sehe.

Dmitry Orlov: Ich sehe das auch so. Solche Leute wie Hillary, weißt Du, würden in einer gesunden Demokratie nirgendwo in der Nähe der Führungsspitze sein. Sie würden nur irgendwo einer destruktiven Funktion zugeordnet. Du hast im Bezug auf die Geschichte ihrer Leistungen recht. Menschen wie Hillary sollte einfach nicht die Führung anderer Menschen anvertraut werden, geschweige denn die Führung von Staaten.

Chris Martenson: Nehmen wir einmal für einen Moment an, dass sie an der Macht ist. Die neuesten Umfrageergebnisse legen nahe, dass das keine undenkbare Möglichkeit ist, außer wenn sie wegen krimineller Handlungen    ((  siehe dazu auch den Blogbeitrag “Burnt Toast” von James Kunstler vom 20. Juni 2016: http://kunstler.com/clusterfuck-nation/burnt-toast/      )) angeklagt wird und damit aus dem Rennen geworfen wird. Annehmend, dass sie an der Macht ist, was denkst Du wäre dann ihr Umgang mit Russland im Allgemeinen und mit Putin im Besonderen.

Dimitry Orlov: Ich denke nicht, dass sie tatsächlich fähig ist, rationale Ängste zu haben, weil sie sich im Wesentlichen mit Speichelleckern umgibt, die ihr sagen, was sie hören möchte, und es es ist für sie alles eine Frage der Art der Strategie. Es gibt da nicht die Art reflektierenden Denkens, die nötig ist, um die Situation wirklich zu verstehen. Also, sie kann tatsächlich einfach ziemlich sorglos einen Zwischenfalls provozieren, der sie dann in eine Situation bringt, mit der sie nichts anzufangen weiß. Dieser Moment kann plötzlich eintreten. Also, sie geht dann einfach durch die Briefing-Dokumente und sagt sich, hey, das ist eine gute Idee, lasst uns diesen Plan wie auch immer ausführen, und sie versuchen den Plan durchzuführen und, Upps, plötzlich befinden sie sich ein einem Szenarium, das sie nicht geplant haben und sie wissen nicht, was sie tun sollen. Und das wäre das Gefährlichste von allem.

Diese Ausführungen und Befürchtungen gut informierter, gebildeter und selbstständig  denkender Amerikaner zum Thema Hillary Clinton und Donald Trump stehen in einem bemerkenswerten Gegensatz zur Meinung unserer “demokratischen” Politiker und unserer “Qualitätsmedien”, die bezeichnender Weise eben jene Hillary Clinton als US-Präsidentin wünschen, der ein Chris Martenson nicht einmal die Leitung eines Kleinbetriebes zutrauen würde und die  er und Dmitry Orlov offenbar für eine ernste Gefahr für den Weltfrieden halten.

Inzwischen hat mich jemand auf eine Webseite mit dem bezeichnenden Namen Hillary is a Neocon  ( http://hillaryisaneocon.com/ ) hingewiesen, die ich hier verlinkt habe.

Russlands Situation und Rolle in der Welt ist besser als gedacht

In dem Interview kommt auch zum Ausdruck, dass die Darstellung Russlands und Putins in den westlichen Medien eher amerikanisch-europäischem Wunschdenken als der Wirklichkeit entspricht.  Russland  spielt offenbar international eine  eine wesentliche aktivere und  erfolgreichere Rolle als  unsere Medien berichten. Auch   ist seine  gesellschaftliche und  wirtschaftliche Entwicklung und  Perspektive  besser  offenbar  wesentlich besser als man  das hier im Westen  von Seiten unserer  “Qualitätsmedien” und Politiker  zu suggerieren sucht.

Russland  ist kriegsbereit

Russland hat, wie Chris Martenson anmerkt, 2014 und 2015 alle Waffensysteme einschließlich aller Atomwaffensystem getestet und es hat Alarmpläne und funktionierende Gefechtsbereitschaftsdrills, von denen wir hier im Westen nur träumen können. Wie Dmitry Orlov anmerkt fällt auch auf, dass sich in Russland die Bevölkerung auf einen großen Krieg vorbereitet.

Faktisch hat der Westen wegen der  Abhängigkeit seiner Systeme und auch seiner Lebensmittelproduktion und Versorgung von leicht stör- und zerstörbarer moderner Elektronik, von seinen Stromversorgungssystemen und vom Welthandel  keine Chance.  Die Russen können die USA und auch Westeuropa   mit  einer Vielzahl von Systemen  und Methoden innerhalb von Minuten bis Stunden ruinieren.

Ein EMP-Angriff wäre nur eine von vielen Möglichkeiten. Der Leiter einer russischen Delegation hatte schon in den 90er Jahren gegenüber dem damaligen US-amerikanischen Kongressabgeordenten Dr. Roscoe Bartlett geäußert, dass Russland, wenn es wolle, die USA mit einer einzigen Rakete für ein halbes Jahr auf  die Knie zwingen und den USA die Technik zerstören könne, ohne dass die USA sich dagegen wehren könnten. Siehe dazu auch Der Abgeordente der vom Netz ging und Weitere Literatur zum Thema EMP.  Ich binde hier die auch schon dort verlinkte TV-Doku Die EMP-Bombe: Impulse zum Blackout

ein:

Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout from Mongos-Weisheiten on Vimeo.

Mit “russia emp weapon” findet man auf google 426.000 Suchergebnisse.

Wie Chris Martenson und Dmitry Orlov erklären, ist Russland auch im Bereich der konventionellen Kriegsführung in einer Art und Weise für einen richtigen  Krieg gerüstet, die für Europa und die USA ähnlich verheerend werden könnte wie die Rüstung Chinas in John M. Greers Roman Twilight’s last Gleaming, den ich in Kollaps als Chance kurz nacherzählt habe. Einer der Grundgedanken dazu ist, dass die Russen oder auch die Chinesen amerikanische Flugzeugträgerverbände mit Schwärmen modener Cruise-Missiles erfolgreich angreifen und vernichten könnten, und dass dies das Ende der amerikanischen Seeherrschaft wäre.

Die Russen haben jedenfalls ein breit gefächertes Arsenal, um die technischen Spielzeuge von Polizei und Militär, und auch um die Lebensmittelversorgung, die Trinkwasserversorgung,  das Gesundheitswesen und  die Funktionsfähigkeit  der  staatlichen Verwaltungen im Bereich der Nato nachhaltig zu stören oder  auch  zu zerstören.

Man bedenke: Deutschland hatte, wie die Liste der Volkszählungen zeigt,  1916, nur eine  Bevölkerungsdichte von 115  Bewohnern pro qkm. Das war  ziemlich genau  halb soviel wie heute. Der Anteil der durch Versiegelung, Bodenerosion und Verseuchung  für die Nahrungsmittelproduktion unbrauchbaren Fläche pro qkm Staatsgebiet war 1916 dagegen wesentlich geringer als heute. Trotzdem kam es im ersten Weltkrieg in Deutschland zu einer Hungersnot, weil der Seehandel ausgefallen war. Das Wissen und auch die Fähigkeit Nahrungsmittel ohne Industrieprodukte und ohne funktionierende Handelslinien und Infrastruktur selbst herzustellen, ist in Deutschland und Europa heute sehe viel weniger vorhanden als vor 100 Jahren. Heute würde ein Krieg in Deutschland eine Hungersnot auslösen, deren Opferzahl und Grauen alles übertrifft, was es bisher in Deutschland und Europa gegeben hat. Die Russen könnten eine solche Hungersnot mit nur einer einzigen Atomwaffe oder mit relativ wenigen konventionellen Waffen bewirken.   Dazu käme dann noch die Auswirkung der Massenzuwanderung und der massenhaften Aufnahme von Flüchtlingen in den letzten Jahren und Jahrzehnten, die sicherstellen dürfte, dass es im Ernstfall, z.B. deutschland- und europaweit, getrieben durch Hunger und den kriegsbedingten Ausfall oder die Überforderung der Staatsgewalt zu Szenen wie im Jugoslawienkrieg, beim Völkermord in Ruanda oder beim Krieg im Kongo kommt.

Zu bedenken ist hier auch, dass verschiedene ausländische Mächte ein Interesse daran haben könnten, große Mengen Pistolen und Gewehre nebst Munition nach Deutschland und Europa zu schmuggeln und diese in Krisenzeiten bevorzugt  an “Flüchtlinge” und “Menschen mit Migrationshintergrund” verteilen oder von diesen “finden” zu lassen. Man stelle sich vor, dass auf einmal ein oder zwei Millionen illegale Kalaschnikows nebst Munition alleine in Deutschland vorhanden sind und an die “richtigen” Leute verteilt werden, während die Lebensmittelversorgung und die Kommunikationsmittel von  BW und Polizei ausfallen.

Was dann abgeht,  hat der Schweizer Rot-Kreuz-Mitarbeiter Eugen Sorg hat in seinem Buch Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist gut beschrieben.  Was ihn zu diesem Buch veranlasst hatte, war die Erfahrung  wie sich im Jugoslawienkrieg auf einmal Menschen, die vorher die zusammen zur Schule gegangen sind, die Nachbarn waren und die auch zusammen gefeiert haben, sich nach dem Zusammenbruch des Staates, im Bürgerkrieg auf einmal gegenseitig umgebracht und auch grausam gefoltert haben, weil sie unterschiedlichen Ethnien angehörten – und weil es so etwas wie “Lust an der Gewalt” tatsächlich gibt, sobald diese nicht mehr glaubwürdig durch die Androhung von  Gegengewalt  unterdrückt wird.  (( Siehe dazu auch meine Übersetzung von  Jack Donovans   Artikel  Gewalt ist  Gold  wert,  aber auch Gewalt und Krieg )).   Ähnliches kennen wir aus Deutschland und dem Rest Europas, durch die verschiedenen Judenverfolgungen und auch durch die Berichte von der Hexenverfolgung.   Die Hexenverfolgungen zeigen dabei, ähnlich wie einige Berichte aus Ruanda, wonach einige Hutus in weitestgehend Tutsi-freien Gebieten   andere Hutus ermordet haben, um sich an deren Besitz zu bereichern. Einige wenige gezielte Schüsse oder Anschläge der russischen Streitkräfte können jedenfalls Deutschland in ein Schlachtfeld verwandeln, in dem sich die verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen gegenseitig massakrieren,  während Nahrungsmangel, Trinkwassermangel und Krankheiten   auf allen Seiten  furchtbare Opfer  fordern.  Die NATO wäre dann jedenfalls sehr gut mit sich selbst und den Folgen der Fehler ihrer Führer beschäftigt.

Was tun?

Als Chris Martenson Dmitry Olov fragt, was er denn persönlich für Konsequenzen aus der zunehmenden Gefahr eines Krieges und auch eines Zusammenbruchs der USA ziehe, antwortet Orlov, dass er wieder nach Russland zurückkehren werde.

Negative Zinsen und Geld

Sehr lesenswert sind auch die Ausführungen von Chris Martenson und Dmitry Orlov über das Phänomen der negativen Zinsen und über das Geld. Das Fazit davon ist, dass das Geld dabei ist, seine Eigenschaft als Tauschmittel und Wertspeicher zu verlieren und dass man sich daher dann wohl oder übel über  Tauschgeschäfte anderer Art nachdenken sollte.

Hier noch die Übersetzung eines Teils des die negativen Zinsen und das Geld betreffenden Abschnitts des Interviews:

Dmitry Orlov:    Nun, sie versuchen die  Daten zu ignorieren, weil – was für Wahlmöglichkeinten haben sie?  Es  sieht aus, als ob  es nichts  anderes gibt, was sie  tun können. Das große Problem  mit negativen Zinsen ist,  dass wenn man sie  hat,  Geld nicht mehr das ist, was  man  damit  eigentlich meint. Es ist etwas, richtig?  Aber es  ist  kein Geld mehr im  normalen Sinn, in dem die Leute gewohnt sind über Geld zu denken.  Das alte Sprichwort ist, dass man Geld hat, um Geld zu machen.  Jetzt   muss man Geld haben, um Geld zu verlieren. Nun, wie du weißt kann man Geld auf alle möglichen Weisen verlieren. Um Geld zu verlieren, braucht man keine besondere Fähigkeit.  Das  bedeutet nicht, dass es nicht wichtig  ist, wie man  Geld verlieren kann. Jeder kann Geld verlieren. Und daher ist die Frage, was man mit dem Zeug machen soll, was nicht genau Geld ist. Die Antwort ist, herauszufinden was eher  so ähnlich wie Geld ist….

Also da sind all diese Dinge, die passieren, bei denen es sich grundsätzlich um Erosionen der Idee des Geldes handelt. Das ist so, weil Geld nicht mehr Geld ist,  wenn man negative Zinsen hat.

Chris Martenson:    Das ist in Wirklichkeit weil wir derzeit nicht mehr im Reich der Finanzen sind, sondern im Reich von Voodoo. Geld ist ein Idee. Wir geben vor, dass es real ist, aber es ist nur eine Idee. Etwas, von dem wir uns vorstellen, dass es wertvoll ist und daher ist es das und wir konstruieren Strukturen um es herum, um vorzugeben, dass es wertvoll ist, und Dinge wie Steuern und Ähnliches, das ist alles gut und in Ordnung. Aber das, worüber du sprichst ist die  grundlegende  funktionelle Idee des Geldes, auf der wir all unsere  Systeme und  unser Denken im Bezug auf das Geld  gebaut haben, als die  neueste Entwicklung angegriffen wird.  Und  all das im Dienste  des Versuchs, ein  nicht nachhaltiges System ein klein Wenig länger zu erhalten  und  in Gang zu halten.  Hey, unsere Schulden wachsen doppelt so schnell wie das zugrunde liegende Einkommen.  Schlechte Idee? Laßt und nicht darüber sprechen. Lasst uns einfach ein Weilchen weiter machen.  Vielleicht  lass uns unsere  Finger kreuzen, damit die Götter des Wachstums uns freundlich zulächeln.  Sie sind  vor  mehr als zehn Jahren im Kampf gefallen  und wir  bestehen dennoch darauf, dass  sie  weiterleben. Also meiner Meinung nach  bestehen wir weiter darauf, bis etwas einfach zerbricht und die Leute sollten darauf vorbereitet sein. Teilst du diese Ansicht – letzte Frage –   und wie wenn ja, wie sollten sich die Leute darauf vorbereiten?

Dmitry Orlov:    Ja, grundsätzlich, wenn man Geld als das grundlegende Konzept des perfekten, abstrakten universellen Medium zum Tauschen und zum Aufbewahren von Werten sieht, das gerade zerfällt, dann sind wir im Grunde zurück auf dem Weg zu  Tauschgeschäften. Also werde auf diesem Gebiet gut.  Verstehe, dass  Tauschhandel wirklich die  Basis  ist.  Verstehe, dass  man, wenn man etwas mit Geld kauft,  man Geld gegen etwas tauscht. Und wenn Geld so schwach ist, wie es  werden wird und  sein Konzept derart unterminiert wird, dann könnte man darüber nachdenken, mit etwas anderem zu tauschen.

Zu diese Diskussion siehe auch meinen Beitrag Energie und Geld

NHagens-Kostenentwicklungund dort insbesondere auch die aus Nate Hagens Vortrag entnommen Grafiken  über die grundsätzlich ab einem bestimmten Punkt steigenden Kosten für fossile Energieträger und NHagens-MoneyEnergyandere nicht erneuerbare Rohstoffe und für die damit zusammenhängende gegenläufige Entwicklung  von Geldmenge und  realem Wohlstand, der grundsätzlich eine Funktion der Menge und des Preises der verfügbaren Energie ist. Wenn das reale Kapital schrumpft während die Geldmenge steigt, sinkt der Wert des Geldes. Negative Zinsen sind ein Versuch, die Geldmenge wieder zu reduzieren und an die schrumpfende Menge des realen Kapitals anzupassen. Das Ganze zeigt, dass die technologischen Entwicklungen und der Fortschritt, an den so viele noch glauben, uns eben nicht retten. Siehe dazu auch  den Abschnitt Technologischer Optimismus in Dem Energiedilemma auf dem Grund gegangen .

 

Was die Fähigkeit der Nato, tatsächlich Krieg zu führen und z.B. die Russen wirklich abzuschrecken angeht, so möchte ich hier zum Schluss noch einmal darauf hinweisen, dass die Verwundbarkeit der Lebensmittelproduktion- und Versorgung und auch ganz allgemein  der technischen Infrastruktur, derzeit unweigerlich zu einer vernichtenden Niederlage Deutschlands und der anderen Nato-Staaten führen werden. Der Gegner muss dabei noch nicht einmal eine hochgerüstete Supermacht wie Russland sein.  Siehe auch meinem Blogbeitrag Hybrider Krieg als neue Bedrohung .

Roscoe Bartlett, über den der erste Artikel auf meinem Webblog, nämlich  Der Abgeordnete der vom Netz ging   handelte, hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Russen  durch ihre Gärten  Katastrophen und Kriege  sehr viel besser überleben  können als   westliche Staaten wie die USA, die  ein solches System nicht  oder nicht in diesem Umfang haben.  Von Industrieprodukten, Importen und Maschinen unabhängig, nachhaltig produzierende Gärten, gute Böden, gutes an die lokalen Gegebenheiten angepasstes, robustes Saatgut  und eine Landwirtschaft, die auch ohne Kunstdünger, ohne Pestizide, ohne Herbizide, ohne Hybridsaatgut und im Notfall auch ohne Elektronik, ohne Diesel und ohne Ersatzteile genug Lebensmittel liefern kann, sind  sicherheitspolitische Notwendigkeiten. Staaten, die das, wie Deutschland und  alle mir  einfallenden Nato-Staaten  nicht haben, und die keinen Selbstmord  begehen wollen, können besser gleich an der Grenze große Schilder mit der Aufschrift: “Wir kapitulieren und erfüllen alle Bedingungen aller auch nur halbwegs modern ausgerüsteten und entschlossenen  Invasoren. Bei Interesse an einer Kapitulation , an Tributzahlungen oder oder auch Eroberung oder sogar an einem Austausch unserer Bevölkerung, rufen sie bitte bei unserer Regierung  unter der Nr. xxx an und vereinbaren einen Termin für ihr Friedensdiktat.

Zumindest der  Bevölkerung in Deutschland kann man das Friedensdiktat, wie  immer es  auch ausfallen wird, dann  voraussichtlich  sehr erfolgreich als weitere “kulturelle” Bereicherung, als Verbesserung der Vielfalt und als Maßnahme zur Friedenserhaltung verkaufen – vielleicht sogar mit dem Slogan “wir schaffen auch das”.

Kelberg, den 23. Juni 2016

Christoph Becker