Zahnzusatzversicherungen

Patienten fragen mich oft, was ich als Zahnarzt von einer Zahnzusatzversicherung halte.  Die kurze Antwort: Nichts. Die längere Antwort und Begründung:

Der Sinn einer Versicherung aus der Sicht eines vernünftigen Einzelnen besteht darin, zufällig und selten auftretende , im Schadensfall für den Einzelnen katastrophale Schäden finanziell abzusichern. Ein klassisches Beispiel für eine sinnvolle Versicherung ist die Versicherung von Häusern gegen Feuer.

Die Versicherung ist dabei ein Dienstleistungsunternehmen, das von einer Vielzahl von Versicherten Prämien einsammelt und damit dann den wenigen, die das Pech haben, dass ihr Haus abbrennt, den finanziellen Schaden zu ersetzen. Eine Versicherung ist also ein Unternehmen, das Geld einsammelt und dann an diejenigen, bei denen ein versicherter Schaden aufgetreten ist UND an die Vertreter, Mitarbeiter, Direktoren, Aufsichtsräte und Aktionäre der Versicherung UND an die Versicherungsbetrüger UND via Versicherungssteuer auch den Staat umverteilt. Im zahnärztlichen Bereich bezahlen die um ihre Zahngesundheit bemühten Versicherten dann außerdem die Schäden, die unnötig bei jenen entstehen, die sich weniger oder nicht um die Erhaltung ihrer Zahngesundheit bemühen, etwa auch, weil sie ja versichert sind.

Der gesunde Menschenverstand sollte also jedem sagen, dass eine Versicherung in der Regel grundsätzlich deutlich weniger Geld für Versicherungsschäden an ehrliche, um Schadensvermeidung oder Minimierung bemühte Versicherte auszahlt, als sie an Versicherungsprämien von den Versicherten kassiert.

Vernünftigerweise wird man daher nur Versicherungen abschließen, um sich gegen Schäden zu versichern, die

  • selten sind UND
  • zufällig bzw. im Einzelfall nicht vorhersehbar sind UND
  • im Schadensfall so groß sind, dass man sie nicht selber bezahlen kann UND
  • deren Bezahlung nicht aufschiebbar ist

Eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen ist meines Erachtens vor diesem Hintergrund unvernünftig, weil

  1.  Schäden an Zähnen eher häufig und zumindest für erfahrene Zahnärzte absehbar sind und daher ganz sicher nicht zufällig auftreten.
  2. Wenn ein Schaden an Zähnen auftritt, dann kann dieser in aller Regel AUCH einfach und preiswert behoben werden. Auf teure oder gar sehr teure zahnärztliche Behandlungen kann man problemlos verzichten oder man kann sie “einfach so” oder mit Hilfe sehr preiswerter provisorischer Lösungen nahezu beliebig aufschieben. Das heißt man kann für eine zahnärztliche Behandlung auch sparen.

Zahnzusatzversicherungen und überhaupt die Versicherung von Zahnersatz und teuren zahnärztlichen Behandlungen schaden meines Erachtens nur den Versicherten und Patienten.

Es sollte zu denken geben, dass in solchen an sich sehr sozialen und wohlhabenden Ländern wie Norwegen und Dänemark der Zahnersatz von den Patienten komplett selber bezahlt werden muss und auch nicht an Gebührenordnungen gebunden ist. Das heißt, der ganze bürokratische Aufwand für Antragstellung, Erstellung, Überarbeitung, Ausnutzung und Überwachung der Gebührenordnung und der anhand dieser erstellten Rechnungen, mit alle den damit beschäftigten Beamten, Funktionären, Versicherungen und Sachbearbeitern wird in diesen Ländern eingespart.

29. März 2015

Christoph Becker




Die Energiewendeillusion

Die Diskussion über die “Energiewende” erweckt den Anschein, dass die Bundesrepublik auf “Erneuerbare Energien” umgestellen würde, und dass damit die Aufrechterhaltung oder gar Weiterentwicklung unserer Zivilisation gesichert würde. Die Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache. 2014 betrug alleine der Anteil der fossilen Brennstoffen in Deutschland 80,1 % (gegenüber 81 % im Vorjahr), einschließlich Kernenergie waren 88,2 % im Jahr 2014 nicht erneuerbar. 0,7 % wurden netto an Strom importiert, und nur 11,1 % der insgesamt verbrauchten Primärenergie waren zumindest auf den ersten Blick “erneuerbar”, gegenüber 10,5 % im Vorjahr. Bei den “erneuerbaren” Energien dürften aber noch die Anteile an nicht erneuerbaren Energien fehlen, für die in Herstellung, Transport und Instandhaltung der Anlagen und deren Bauteilen, jenseits der deutschen Grenzen angefallen sind. Außerdem fehlen noch die Energieaufwendungen für die Entsorgung der insgesamt noch sehr jungen “erneuerbaren” Energieträger. Auch bei der Entsorgung der Anlagen für die Erzeugung von Energie aus “erneuerbaren Energieträgern” wird man in erster Linie auf die nicht erneuerbaren fossilen Energieträger angewiesen sein. Soweit es sich bei erneuerbaren Energieträgern um landwirtschaftliche Produkte handelt, dürften Schäden an den Böden und andere Umweltschäden, etwa durch Monokulturen noch nicht berücksichtigt sein. Soweit es sich bei erneuerbaren Energieträgern um Wasserkraft handelt, muss man sich fragen ob und wie weit der Bau der teilweise schon sehr alten Staumauern und Kraftwerke und auch Energie für die Beseitigung der Verschlammung  bzw. Versandung der Stauseen berücksichtigt wurde. Um Staumauern zu bauen und auch den im Laufe der Zeit sich ansammelnden Sand und Schlick aus Stauseen zu entfernen benötigt man ebenfalls in aller erster Linie fossile Energieträger.

Link für Primärenergiedaten: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

Ein interessanter Aspekt der fossilen Energieträger ist, dass es sich dabei letztlich um das tief in der Erde sicher gespeicherte Produkt von Pflanzen handelt, die  den Ursprünglich sehr hohen CO2-Gehalt der Atmosphäre reduziert, den Sauerstoffgehalt der Luft gesteigert und damit das Leben überhaupt erst möglich gemacht haben. Das ist so etwas sehr vereinfacht. Aber insgesamt ist es schon so, dass der moderne Mensch seit Beginn der industriellen Revolution, wie die den Alkohol produzierenden Bakterien in einem Weinfass, seine heute die ganze Welt umfassende Umwelt  im überschwänglichen Nutzen der zuerst phantastischen,  zu  massenhafter Vermehrung einladenden Umweltbedingungen nutzt und dabei diese Umwelt zwangsläufig so zu seinem Nachteil verändert, dass ein Massensterben unvermeidbar wird.  Im Gegensatz zu den Bakterien im Weinfass, kann der Mensch allerdings auch lesen, nachdenken und durchaus überlegt und vorausschauend handeln.

Je länger wir uns Illusionen wie der von der Energiewende hingeben, je schrecklicher größer wird der spätere Zusammenbruch und je schlechter werden die Lebensbedingungen danach.

Was die Lage noch verkompliziert ist, dass wir nicht alleine auf der Welt leben, sondern dass da auch noch andere Völker sind, die wir auf den Geschmack gebracht haben, den Energie- und Umweltverbrauch rasant zu steigern und die nicht mehr zurück können, etwa weil sie, wie China, noch einige hundert Millionen arme Menschen haben, denen ihre Regierung die Segnungen westlichen Lebensstils sicherlich mehr gönnt und eher sichern wird als den Europäern und Amerikanern.

Kelberg, den 26. März 2015

Christoph Becker

 

 




Vorbereitung auf Großschadenslagen

In den Gemeindemitteilungen meines Dorfes vom 20.3.2015 findet sich ein Artikel über die Vorbereitung auf Großschadenslagen in meinem Landkreis. Die Technische Einsatzleitung (TEL), bestehend aus “Freiwilligen Helfern und Führungskräften der Feuerwehren, des DRK, der Polizei und des THW” sucht damit neue Mitglieder “aus den Reihen der Feuerwehr, des DRK oder anderen Hilfsorganisationen” . Es heißt, die TEL des Landkreises dient dem Landrat bzw. dem von ihm beauftragten Kreisfeuerwehrinspektor als Unterstützung bei operativ-taktischen Führungsmaßnahmen bei lang andauernden, weiträumigen Gefahrenlagen und bei überörtlichen Großschadenslagen im Landkreis. Die Aufgabe der TEL im Falle eines Großschadensereignisses sei es, gemeinsam mit den Einheiten und Rettungskräften vor Ort und dem Verwaltungsstab des Landkreises abzuarbeiten und eine Zielgerichtete Koordination aller Einsatzkräfte vor Ort zu ermöglichen.

Weiter oben, am Anfang des Artikels, steht ferner, “Um Großschadenslagen besser beherrschen zu können, bedarf es einer effektiven Führungsstrategie”.

Nun, Großschadenslagen und die Frage wie man diese besser oder überhaupt beherrschen kann sind eines der zentralen Themen meines Weblogs www.freizahn.de, weshalb mich der Artikel zu einer Spontanen Antwort motiviert hat.

In der Tat, “Um Großschadenslagen besser beherrschen zu können, bedarf es einer effektiven Führungsstrategie”, aber für die Schadensgröße und Opferzahl entscheidend ist zumindest bei richtig heftigen Großschäden in aller erster Linie die Effektivität und Qualität der Führung in der Zeit vor dem Eintreten des Großschadens.  Es kommt darauf an die Resilienz, also die Widerstandskraft und Zahl der möglichen Optionen, Ausweichmöglichkeiten und Reservekapazitäten der Bevölkerung im Vorfeld möglicher Großschäden zu optimieren.  Dazu sind zunächst Aufklärung des Führungspersonals ebenso wie der Bevölkerung nötig.  Dazu gehören:

  • Übersicht über mögliche Großschäden und deren Folgen, wenn sie hier und heute eintreffen würden.
  • Sich bewusst machen, das das menschliche Gehirn leider von der Evolution so gestaltet wurde, dass es in der Regel die Wahrscheinlichkeit kleiner, eher häufig vorkommende Gefahren krass überschätzt und die Wahrscheinlichkeit eher seltener aber dafür katastrophaler Schäden krass unterschätzt. Sehr viele haben z.B. eine (meines Erachtens völlig unsinnigen) Zahnzusatzversicherung und fast jedes Dorf hat eine Feuerwehr, aber für EMP-Angriffe (vermutlich DAS Ereignis in der Anfangsphase des aus verschiendenen Gründen wohl unvermeidlichen 3. Weltkrieges), schwere Sonnenstürme (die es garantiert wieder geben wird), gezielte, großflächige konventionelle Angriffe auf die Stromversorgung (z.B. durch Terroristen, oder durchHackerangriffe und Spezialeinheiten) oder einen Zusammenbruch des Welthandels (z.B. durch Krieg, Seuchen oder einen Kollaps des Finanzsystems), gibt es so gut wie keine auch nur annähernd ausreichenden Vorkehrungen.
  • Erkundung und Übersicht über von Möglichkeiten zur Verbesserung der Resilienz der Bevölkerung auch bei extremen Großschadensfällen.

Mein erster Vorschlag wäre daher allen Mitgliedern der lokalen Feuerwehren, des DRK, der Polizei und des THW und ganz sicher allen Mitgliedern der TEL und auch dem Landrat selbst ein Exemplar des Romans One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstschen zu geben und sich vielleicht gemeinsam den Film Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout. anzusehen.

Für diejenigen mit ausreichenden Englischkenntnissen wären auch die Filme America’s Cities Movie  und Urban Danger interessant.

Wer meint das sei alles übertrieben wird seine Meinung vielleicht ändern wenn er/sie auf meiner Webseite mit den Suchbegriffen Tainter und Catton sucht und z.B. die damit zu findenden, von mir übersetzten, Interviews mit diesen beiden Professoren ließt (Interview mit Prof. Tainter, Interview mit Prof. Catton).  Die gut lesbaren Bücher Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse von Nassim Nicholas Taleb und Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti könnten den Einsatzplanern ebenfalls helfen, ihre Tätigkeit “zum Wohl der Bevölkerung des Landkreises” zu optimieren.

Einige meiner konkreten Vorschläge zur Vorbereitung auf Großschadensfälle?

  • Feuerwehr, Polizei, Kreisverwaltung usw. sollten alte Kraftfahrzeuge und Notstromaggregate vorhalten, die noch ohne Elektronik auskommen. Benzin und Diesel dafür sollten in Tanks vorgehalten werden die ohne Strom und Elektronik nutzbar sind. Ebenso sollte man Ersatzteile vorhalten.
  • Die Bevölkerung sollte durch Informationsveranstaltungen und vielleicht auch durch Gründung entsprechender lokaler Vereine dazu angehalten werden selbst vor zu sorgen. Insbesondere sollten Lebensmittelvorräte privat und auch lokal von den Dorfgemeinschaften gemeinsam angelegt werden. Der Landkreis und die Verbandsgemeinden sollten jeweils zusätzliche Verkehrungen treffen.
  • Um langfristigen Großschadenereignissen angemessen vor zu beugen sollten Brachland, zur Aufforstung anstehende Gemeindewälder und zudem auch möglichst große Teile der derzeit aktiv genutzten landwirtschaftlichen Nutzfläche intelligent mit mehrjährigen, auch für die Ernährung der Bevölkerung brauchbaren Nutzpflanzen bepflanzt werden. Siehe dazu auch den Artikel Restaurierende Landwirtschaft. Das wäre auch extrem sinnvoll wenn man sich die Geschichte etwa der Eifel betrachtet und sich überlegt wie man die heute um ein vielfaches größere Bevölkerung in einer Zeit satt bekommen möchte in der es warum auch immer keine Benzin und keinen Diesel, keinen Strom, keine Ersatzteile für moderne Landmaschinen, kein Saatgut von fernen Zuchtbetrieben und Konzernen, keine industriell hergestellten Düngemittel und Pflanzenschutzmittel mehr gibt, oder in denen alle diese heute zum Überleben unerlässlichen Dinge unbezahlbar oder nur noch selten lieferbar sind.
  • Mit dem Biointensiven Gartenbau, bzw. Minifarming, etwa  nach John Jeavons gibt es eine weitere zusätzliche Möglichkeit um die Resilienz der Bevölkerung zu steigern.
  • Was ist mit der Sicherheit? Um zu verstehen dass es hier ein ziemlich extremes Problem geben könnte, sollte man  vielleicht erst den oben schon erwähnten Roman One Second After – Die Welt ohne Strom des Militärhistoriker William R. Forstschen lesen, der übrigens in Zusammenarbeit mit Sicherheitsexperten, sowie einen Polizeischef, einem Apotheker und eine Arzt entstanden ist, ihr gemeinsames berufliches Wissen für die Simulation des ziemlich ultimativen Großschadens eines mit drei Atomwaffen auf die USA ausgeführten, sogenannten EMP-Angriffe im Bezug auf die Kleinstadt Black Mountain im US-Bundesstaat North Carolina genutzt haben.  Den “Verbietet alle Legalen Waffen-Freaks” sei dazu noch der schon etwas ältere Roman The Price of Peace des ehemaligen amerikanischen Luftwaffenoffiziers Albert Clark empfohlen, der zeitweise übrigens auch in Büchel in der Eifel, also bei den “deutschen” Atombomben stationiert war. In Clarks Roman überrennen und erobern nicht nur  mit China verbündete, vereinte Arabische-Muslime Streitkräfte weite Teile Europas. Der auch von ihm für die USA vorgesehene, die Stromversorgung und moderne Elektronik zerstörende EMP-Angriff wird zudem davon begleitet, dass die Chinesen Waffen und Munition in amerikanische Städte geschmuggelt haben und dort an besonders gewaltbereite Bevölkerungsgruppen verteilen lassen, um so die USA durch deren eigene Bevölkerung bekämpfen zu lassen, was vor allem in den US-Bundesstaaten mit restriktiven Waffengesetzen zu extremen Verlusten führt. Das könnte und würde ein möglicher Angreifer natürlich auch in Europa tun. Schon heute verwenden Kriminelle in Frankreich offenbar vorzugsweise Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow, obwohl deren Besitz und Einsatz  natürlich auch in Frankreich verboten ist.
    Eine gute Lösung des Sicherheitsproblem könnten die Angebote bieten, die die Bundeswehr durch die Reservistenkameradschaften und die Reservistenarbeitsgemeinschaften macht. Nur damit könnte  man bei wirklichen Großschadensereignissen die Sicherheit gewährleisten oder ggf. wiederherstellen. Könnte wenn. Die Realität ist aber, dass ich,  als Zahnarzt mit 58 Jahren, offenbar das einzige Mitglied meiner Verbandsgemeinde im Reservistenverband meines Landkreises bin.  Womit ich natürlich auch der Einzige aus meiner Verbandsgemeinde mit über 7500 Einwohnern bin, der regelmäßig zum schießsportlichen Training einer Reservistenarbeitsgemeinschaft Samstags auf dem Bundeswehrschießstand meines Landkreises erscheint. Im Grunde, wenn die Menschen hier eine Zukunft haben wollten und sich auf die aus verschiedenen Gründen zu erwartenden Großschäden in den restlichen Jahrzehnten dieses Jahrhunderts sinnvoll vorbereiten würden, müsste alleine meine Verbandsgemeinde eine eigene Reservistenkameradschaft mit einer eigenen RAG-Schießsport haben, die soviele Mitglieder hat, dass sie sämtliche Schießbahnen des lokalen Bundeswehrschießstandes an einem Samstag im Monat voll von morgens bis abends auslastet.

In dem Film America’s Cities Movie  (oder war es in  Urban Danger?) sagt einer der amerikanischen Sicherheitsexperten, dass größte Problem bei einer Katastrophe seien die Menschen, die auf den Staat seine Institutionen warten.  Ich möchte hinzufügen, dass es die sein werden, die bei einem richtig heftigen Großschaden vergeblich warten werden, während die heute allgegenwärtigen Drogen Fernsehen, Internet, Smartphone und vielleicht auch Rundfunk nicht mehr funktionieren und während anderseits die Nahrungsmittel und oft auch das Trinkwasser knapp werden und für viele (Mangels Vorräten) vielleicht nur noch Mittels Gewalt zu bekommen sind, während die Polizei völlig überfordert ist, eher nicht mehr kommt, und die Beamten vielleicht genug mit der Sicherung des Überlebens ihrer eigenen Familien beschäftigt sind.

Was in so einem Fall heute an Schrecklichem passieren wird muss nicht passieren, wenn sich auf solche Großschadenslagen rechtzeitig und sinnvoll vorbereitet. Die Zeit dafür ist vielleicht noch ausreichend vorhanden. Das Geld ist dafür ist dank der Zinspolitik der Zentralbank billig zu haben. Dass die Vorbereitung auch noch Spaß  machen, den Ärztemangel auf dem Land eben so wie Leerstände und sinkenden Immobilienpreise in den Dörfern wirksam begegnen und vielleicht auch noch den Tourismus ankurbeln kann, wären angenehme Nebeneffekte, die man noch als Belohnung dazu bekommen könnte.

Kelberg, den 19. März 2015

Christoph Becker

 




Neuere amerikanische Studie zum Thema EMP

Diese Studie besteht aus einer Serie umfangreicher technischer Berichte die am  Oak Ridge National Laboratory für die amerikanische Bundes-Netz-Agentur (FERC)  dank gemeinsammer Finanzierung durch das  amerikanische Ministerium für Energie und das  Ministerium für Innere Sicherheit erstellt wurden.  Sie wurde herausgegebem um eine Grundlage für das technische Verständnis darüber zu liefern, wie EMP-Bedrohungen sich auf das Stromversorgungsnetz auswirken. Metatech Corporation of Goleta, CA hat die Berichte unter der Leitung von Dr. Ben McConnell an der Gruppe für Strom- und Energiesysgteme am Oak Ridge National Laboratory erstellt.

Soweit die die Übersetzung des Acknowledgement of Support also der Anerkennung und Bestätigung der Unterstützung auf der Internetseite FERC EMP-GIC Metatech Reports 319-324.

Darunter sind auf diese Webseite eine 6-seitige Zusammenfassung für Führungspersonen (Executive Summary) und ingesamt 6 umfassende technische Berichte verlinkt.

Die Berichte sind offenbar in der Zeit um 2010 erstellt worden und damit neuer als der Bericht der EMP-Commssion, der damit allerdings nicht überflüssig wird, weil er sich auch umfassend mit der allgemeinen Auswirkung eines großflächigen Ausfalls der Stromversorgung und der Elektronik auf die Gesellschaft und deren allgemeine Infrastruktur befasst.  Ob und wie weit diese FERC EMP-GIC Metatech Berichte 319-324  bei  für die Sicherheit maßgeblichen Stellen irgendwo in Deutschland bekannt sind weiß ich nicht.  Interessant ist vielleicht auch, dass diesen Berichte neben Sonnenstürmen und dem Atomwaffenzündungen oberhalb der Atmosphäre auch andere, konventionelle Möglichkeiten zur gezielten Erzeugung von elektromagnetischen Impulsen zur Störung der Stromversorgung behandeln.

Die Englischkenntnisse der verantwortlichen Personen in Deutschland sollten in jedem Fall ausreichen um diese Berichte zu lesen und die Relevanz für die Sicherheit der Stromversorung in Deutschland und Europa zuerkennen, weshalb ich mir nicht die Mühe machen werde hier eine Zusammenfasung oder gar Übersetzung an zu fertigen.

Anzumerken ist noch, dass es sich letztlich um eine von der amerikanischen Regierung finanzierte Studie handelt. Unliebsamme Tatsachen und Ergebnisse könnten somit geschönt oder heruntergespielt worden sein, etwa weil die Regierung einerseits die Bevölkerung nicht beunruhigen will und weil die Regierung aus wahltaktischen Gründen zusätzliche Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen  möglichst gering halten möchte. Trotzdem sind diese technischen Berichte sehr interessant.

Kelberg, den 19.03.2015

Christoph Becker

 




Warum ich gegen Wölfe bin

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten die Wölfe die Eifel unsicher  und verursachten beträchtliche Schäden. In schneereichen Wintern  durchstreiften ganze Wolfsrudel die Wälder,  kamen bis in die Dörfer, rissen Hofhunde, drangen in die Ställe ein  und töteten das Vieh.

Mit diesen  soeben zitierten Sätzen beginnt  das Kapitel Die Bekämpfung der Wölfe  auf Seite 74 in dem Buch Notzeiten in der Eifel: Von der Hexenverfolgung bis zum Kriegsende an der Westfront
von Hans-Peter Schiffer.

Weiter liest man in diesem Buch:

Am 2. Mai 1816  wurde im Dreiherrenwald  bei Büllingen im Kreis Malmedy ein toter Mann gefunden,  an dem man deutliche Spuren von Tierbissen feststellte. Nachforschungen ergaben, dass der Lohgerberknecht Ägidius Baudingen aus Malmedy,   den man am 4. Dezember 1815 nach Schöneseiffen bei  Schleiden   geschickt hatte, im Walde von Wölfen überfallen worden war.

Am 1. Oktober 1816 wurde bei Kerpen  im Kreise Daun ein Müllerknecht, der zu nächtlicher Stunde vom Kerpener  Markt  auf dem Heimweg  ausruhte,  von einem Wolf am Kopf und im Gesicht erheblich verletzt. Den Bissen ist der Müllerknecht  nach qualvollen Wochen  am 20. November  im Krankenhaus in Koblenz erlegen.

Ebenfalls in der Nacht des 1. Oktober 1816 griff ein Wolf noch einen anderen Menschen an, der das Tier jedoch abwehren konnte. Als der Wolf am frühen Morgen bei Rockeskyll eine Rinderherde angriff, wurde er von einem Jäger erlegt.

Am Abend des 20. Juli 1815  raste ein Wolf durch die Fluren des Pellenzgebietes  bei Koblenz, zerriss Vieh und Hunde  und fiel mehrere Menschen an. Im Kreis Ahrweiler verletzte ein Wolf Kinder, Frauen und Männer.

In Koblenz stellte man am 26. September 1815 fest,  dass sieben Menschen an den Verletzungen  durch Wölfe gestorben waren. In einer Bekanntmachung hieß es: „Es wird jeder, der über Land reist oder zu Feld-  und anderen Arbeiten außerhalb gewohnter Orte geht, wohl tun sich mit irgendeiner Waffe, Lanze,  Heugabel  oder festem Knüppel zu versehen.

….

Abt  Regino von Prüm  erwähnt im Jahre 906  die alljährlich durchgeführten Bittgänge, die im Gebiet  des Erzbistums Trier  aufgrund eines Beschlusses  der Bischöfe  Galliens „zur ab Wendung der reißenden Wölfe“  eingeführt worden waren. Solche Bittgänge  hat man am  „kaalen (kalten) Mittwoch“  in der 3. Woche nach Ostern  bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gehalten. Das Weistum von Keßeling (1395) und das von Kreuzberg an der Ahr (1518)   bestätigen das Vorkommen der Wölfe in diesen Eifelgegenden.

Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist heute um ein Vielfaches größer  als in der Zeit vor 1820.  Wie ich in meinem vorigen Blogbeitrag über elektronische Schlösser und EMP erklärt habe, ist es durchaus möglich, dass bei einem sogenannten EMP-Angriff  alle  oder ein großer Teil der Waffen  der Jäger unbrauchbar werden, weil die   Waffenschränke  oder auch die Waffen selbst  elektronisch gesichert sein könnten. Gleichzeitig würde es bei einem solchen Angriff  zu einer Hungersnot in Deutschland  und wohl auch in anderen  Teilen Europas  und  Nordamerikas  kommen, wie man sie in den letzten Jahrtausenden nicht erlebt hat.  Wölfe und Luchse bekämen ein fantastisches Nahrungsangebot,  insbesondere auch in Form von durch Hunger und Krankheiten geschwächten Menschen,  die auf der Suche  nach Essbarem in den Wäldern und auf Feldern umherirren würden.  Gleichzeitig würden Wölfe und Luchse Nutztiere und für den Verzehr  durch Menschen geeignetes Wild  reißen und damit die Zahl der Opfer der Hungersnot weiter steigern. Das große Nahrungsangebot  und der Ausfall  der Jäger  würde dann zu einer starken Vermehrung dieser gerade in Zeiten der Not auch für den Menschen gefährlichen  und schädlichen Raubtiere  führen, was die Schäden und die  Zahl  der diesen Raubtieren direkt oder indirekt zum Opfer fallenden  Menschen weiter erhöhen würde.

Dazu kommt, dass Wölfe und auch Luchse das Wild  in unserer ohnehin schon extrem dicht besiedelten Kulturlandschaft unnötig zusätzlich verängstigen und unter Stress setzen, wie Jäger berichten.  Dem Buch Unter Räubern: Zur Wirkung von Beutegreifern in Kulturlandschaften,  von Paul Müller, ist zudem zu entnehmen,  dass z.B. Luchse eben nicht – wie oft behauptet und vermutet wird – nur krankes Wild   reißen,  sondern jedes von seiner Größe her als Beute geeignetes Tier, das ihnen in den Weg kommt.

In der Jungen Freiheit Nr.  9/15,  vom 20.2.2015 stand unter der Überschrift Grüße aus Madrid, Der Wolf ist los! das Folgende:

In Spanien sind die Wölfe los. Fassungslos steht der Viehhirte Javier Colmenarejo aus San Mames, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Madrid, vor den zerfleischten Kadavern seiner Ziegen. „Noch vor ein paar Tagen hatte ich 250 Tiere, jetzt sind es 80 weniger. Schuld daran sind diese verdammten Wölfe. Sie haben sie nicht einmal aufgefressen, sondern in einem wahren Blutrausch getötet und dann liegengelassen“, sagt der stämmige Mann mit dem dichten Strubbelbart und dem wettergegerbten Gesicht.

Wie es nun weitergehe? Colmenarejo winkt resigniert ab. Jetzt werde er vermutlich seine kleine Käserei schließen müssen. Die überlebenden Tiere stünden derart unter Streß, daß sie kaum noch Milch geben würden. Eine Versicherung habe er leider auch nicht, die ihm den Verlust, den er mit allen anfallenden Kosten und Folgekosten auf rund 70.000 Euro schätzt, ersetzen würde. Und die staatlichen Hilfsmaßnahmen könne man ohnehin vergessen, so gering seien sie.

Miquel möchte seinen Lebensunterhalt nicht mit Entschädigungen bestreiten.

Auch sein Kollege Miquel aus dem nordwestlichen Asturien, dem ein Wolfsrudel kürzlich drei Schafe gerissen hat, greift höchst ungern auf staatliche Ausgleichszahlungen zurück: „Ich möchte meinen Lebensunterhalt nicht mit Entschädigungen bestreiten, sondern Tiere aufziehen und Käse machen. Es züchtet ja auch niemand Hunde, um sie später auf der Autobahn auszusetzen und plattfahren zu lassen.“

Seit die spanische Regierung in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein strenges Schutzprogramm für die Wiedereinbürgerung des Wolfes aufgelegt hat, hat sich deren Bestand rasant vermehrt. Heute wird er auf rund 3.000 Tiere geschätzt – sie leben vor allem in den weitgehend unberührten und kaum von Menschen besiedelten Landschaften Zentral- und Nordwestspaniens, inzwischen aber auch in Katalonien. Dort rissen, nur vierzig Kilometer von Barcelona entfernt, Wölfe mehrere Schafe. Genetische Untersuchungen ergaben, daß sie aus den italienischen Abruzzen stammen und über Südfrankreich nach Spanien einwanderten.

Mit der Zahl der Raubtiere sind auch die Übergriffe gestiegen. In der Provinz Castilla y León gab es allein zwischen 2007 und 2010 über 2.800 Rudelangriffe mit über 8.200 toten Schafen und Ziegen. In den vergangenen vier Jahren hat sich diese Zahl abermals drastisch erhöht. Nach Ansicht des lokalen Internetanbieters leonoticias.com ist die Situation „dramatisch“.

Wie man dem obigen Zitat entnehmen kann ist die Wiederansiedlung von Wölfen ein klarer Fall von Tierquälerei und ein vorsätzlicher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Weil Wölfe ihre Beute treiben und auch Herden in Panik versetzen können, wird die Wiederansiedlung von Wölfen, wie mir ein alter Schäfer gesagt hat, auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu Verkehrsunfällen etwa mit Kraftfahrzeugen oder Eisenbahnen führen.  Wölfe könnten damit auch indirekt Menschen töten oder schwer verletzen. Die Schäden könnten sehr hoch werden, etwa wenn Gefahrguttransporte verunglücken weil Wölfe eine Herde in Panik versetzen, zum Ausbrechen aus ihrer Umzäunung und damit dann entsprechende Unfälle verursachen. Zu erwarten ist auch, dass die Wölfe ähnlich wie heute schon Füchse und Wildschweine in Ortschaften und Städte vordringen wenn und weil sie herausfinden, dass sie dort sicher jagen können und besonders viel Futter finden.

Vor diesen Hintergründen bin ich aus Sicherheitsgründen und auch  aus Gründen des Tierschutzes,  gegen eine Wiederansiedlung von Wölfen und  Luchsen  in Deutschland  und ich bin dafür,  die  bereits wieder angesiedelten Wölfe und Luchse in ganz Deutschland scharf zu bejagen und zu vernichten.

Die Wiederansiedlung der von unsere Vorfahren aus sehr guten Gründen ausgerotteten Wölfe und Luchse in unserer Kulturlandschaft ist im Übrigen auch ein Beispiel für eine völlig unnötige Steigerung der Komplexität und damit auch des Kapital- und  Energieaufwandes unserer Gesellschaft. Damit wiederum bringt uns die Wiederansiedlung von Wölfen und Luchsen dem Zusammenbruch unserer Zivilisation näher, bzw. wird zu einem Beitrag zu diesem. Siehe dazu auch das Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften und den Beitrag Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen sowie auch das von mir übersetzte Interview mit dem Soziologen und Ökologen William Catton. Gründe für die Mehrbelastung der Umwelt und der Gesellschaft durch Wölfe und auch Luchse sind z.B.

  • der Aufwand für die Wiederansiedlung an sich
  • der Aufwand für zusätzliche Regelungen und Verordnungen sowie für deren Überwachung
  • der Aufwand für Entschädigungen, z.B. für Tierzüchter
  • der Aufwand für Sicherheitsvorkehrungen, den z.B. die Halter von Schafen und Ziegen treiben müssen.
  • der Aufwand für die Jagd und Bekämpfung von Wölfen und Luchsen, den spätere Generationen werden treiben müssen und auch die Schäden, die diese durch Wölfe und Luchse erleiden werden.

Politiker und Parteien, die sich für die Wiederansiedlung  von Wölfen und Luchsen  stark machen und gegen deren Bejagung aussprechen, sind meines  Erachtens  daher verantwortungslos, sadistisch und kurzsichtig und sie sollten auf gar keinen Fall wieder gewählt werden.

Wer sich um eine Verbesserung der Biodiversität und biologischen Vielfalt verdient machen will, könnte man sich vielleicht besser für eine Förderung der  Restaurierenden Landwirtschaft stark machen und sich  zudem im Sinne des oben erwähnten Buches  Unter Räubern: Zur Wirkung von Beutegreifern in Kulturlandschaften  von Paul Müller, für eine ganzjährige, scharfe Bejagung von Nahrungsopportunisten, wie Fuchs, Waschbär, Elster und Krähe einsetzen. Stattdessen werden für die Qualität des Bodens und die biologische Vielfalt nachteilige Monokulturen wie Mais und Raps gefördert. Außerdem werden die  für Hasen, Rebhühner und die zur Schädlingsbekämpfung wichtigen Singvögel nachteiligen Füchse, Elstern und Krähen  mit Schonzeiten und Jagdverboten verhätschelt und gefördert.

Wer sich um Verbesserung der Zukunftschancen Deutschlands ( und Europas) verdient machen will, könnte man vielleicht auch helfen die Komplexität unserer Gesellschaft zu reduzieren, solange wir das noch freiwillig und schonend können, statt sie mit so sinnfreien bis schädlichen Vorhaben wie der Wiederansiedlung von Wölfen und Luchsen weiter zu steigern. Siehe dazu insbesondere den Abschnitt Das Byzantinische oder Ostroemische Reich  in meinem Blogbeitrag  Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen, sowie meinen Blogbeitrag Von der Wehrmacht lernen, den ich verfaßt habe, nachdem ich mir im Herbst 2014 die Klagen einiger Beamter verschiedener Fachrichtungen über den zunehmenden, oft lähmenden und kontraproduktiven Irrsinn der Vorschriften und Gesetze in diesem, unserem Land angehört und als Reaktion darauf Martin van Crevelds Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945 aus dem Regal genommen und faziniert in einem Zug gelesen haben.

Nachtrag 31.10.2021:

Kelberg, den 15.3.2015, erweitert am 30.10.2021

Christoph Becker




Elektronische Schlösser und EMP

Was passiert eigentlich mit elektronischen Tresorschlössern und mit biometrisch gesicherten Waffen bei einem EMP-Ereignis bzw. bei einem EMP-Angriff?

Heute habe ich mit einigem Schaudern einen Vortrag  zum Thema Waffenrecht angehört. Demnach bereitet die EU ein Waffenrecht vor, das biometrische Sicherungen für legale Waffen vorsieht. Das ist noch düstere Zukunftsmusik.  Reale Gegenwart ist aber schon, dass dieselbe Professorin es als empfehlenswert ansieht, Waffen in Tresoren aufzubewahren, die mit elektronischen Zahlenschlössern gesichert sind.

Was passiert mit solchen Tresorschlösseren und mit biometrischen Waffensicherungen, wenn irgendwer eine Atomwaffe in 300 bis 400 km Höhe über der südlichen Nordsee oder dem englischen Kanal zündet, so dass der von der Kernwaffe erzeugte elektromagnetische Puls die Elektronik und die Stromversorgung u.a. in ganz Deutschland, bis hin zu den Alpen, und natürlich auch in einigen Nachbarländern zerstört (( Die Möglichkeit dass “irgendwer” so etwas tut verschwindet nicht dadurch, dass wir das nicht möchten oder unfair finden. Die Möglichkeit, dass so etwas passiert steigt vielmehr Jahr für Jahr durch ein ganzes Bündel von Problemen, von denen ich viele in Beiträgen auf meinen Blog hier angesprochen habe. Die Möglichkeit, dass wirklich “irgendwer” so einen Angriff tatsächlich durchführt, steigt zudem auch durch die zunehmende Maximierung unserer Verwundbarkeit durch solche Angriffe.  )) ?

Der ins Deutsche übersetzte Roman One Second After – Die Welt ohne Strom, von William R. Forstchen, auf den ich schon in meinem Beitrag Eine Sekunde danach hingewiesen habe, spricht Probleme mit elektronischen Sicherungen und Schlössern nicht an. Gleiches gilt für die andere Literatur, auf die ich in dem Beitrag Weitere Literatur zum Thema EMP hingewiesen hatte.

Konkret könnte eine verbreitete Verwendung von elektronischen Schlössern für Waffentresore und von den von der EU angestrebten biometrischen, und damit in der Praxis elektronischen Sicherungen von legalen Waffen dazu führen, dass das Waffenrecht dafür sorgen würde, dass ausgerechnet in der für die Bürger des Landes schlimmsten aller Fälle die legalen Waffen weitestgehend unbrauchbar würden, so dass die Bevölkerung kriminellen Elementen mit ihren von einem Ausfall der Elektronik nicht betroffenen, illegalen Waffen völlig schutzlos ausgeliefert wäre.  Inwieweit Polizei und Militär ebenfalls durch eine flächendeckende Zerstörung elektronischer Schlösser und Sicherungen faktisch entwaffnet würden, ist die Frage. Ich gebe hier zu bedenken, dass nach einem EMP-Angriff auch elektrische betriebenen Werkzeuge wie Bohrmaschinen und Plasmaschneidbrenner, mit denen man die Tresore öffnen könnte, nicht mehr funktionieren würden.

Ferner gebe ich zu bedenken, dass der amerikanische Luftwaffenoffzier Albert Clark in seinem Roman The Price of Peace die hinter einem EMP-Angriff auf die USA stehenden Chinesen in großem Umfang Handfeuerwaffen an gewaltbereite Gruppen in den amerikanischen Städten verteilen lässt, um das Chaos und die Gewaltorgien, die nach so einem EMP-Angriff zu erwarten sind, noch weiter zu verstärken.  Mit so etwas sollte man vorsichtshalber auch in Europa rechnen und man sollte bedenken, dass ein EMP-Angriff auch alle elektronischen Kommunikationsmittel der Behörden zerstören würde.  Die Behörden würden praktisch von einer Sekunde auf die andere stumm und taub und sie würden ihr elektronisches Gedächtnis verlieren. Man bedenke auch, dass eine Reparatur der Stromversorgung und der elektronischen Infrastruktur nach einem solchen Angriff, wegen der extremen Größe des Schadens, so gut wie ausgeschlossen ist und zumindest viele Jahre benötigen würde.

Das zwar gut gemeinte, vorgeblich zum Schutz der Bürger geschaffene Waffenrecht, könnte und würde in mehrfacher Hinsicht das Leben unzähliger Bürger kosten. In mehrfacher Hinsicht, weil es ohnehin auch vor dem EMP-Angriff schon die Verfügbarkeit und Potenz der legalen Waffen reduziert hat und dann auch, weil es für vermeintlich die Bürger besser schützende elektronischen Schlösser gesorgt hat, die bei dem EMP-Angriff aber die legalen Waffen mehr oder weniger umfassend aus dem Verkehr ziehen und die Bevölkerung weitestgehend zum Spielball der Mordlust und Willkür der Besitzer illegaler Waffen machen würde.

Man gedenke an das Massaker, das der Norweger A. B. Breivik mit nur einem einzigen Gewehr und einer Pistole unter den unbewaffenten Menschen auf der Insel Utoya angerichtet hat. In etwas über einer Stunde hat er  dort 69  Menschen getötet und mindestens 110 verletzt.   Unter den Verletzten waren 55 Schwerverletzte.  Wenn keine Polizei gekommen wäre, wären noch viel mehr Menschen umgebracht worden.  Man stelle sich  nun vor, dass Stromversorgung und Elektronik in ganz Deutschland und in weiteren Teilen Europas von einer Sekunde auf die andere weitestgehend zerstört sind und dass Banden mit halb oder sogar vollautomatischen Waffen, die die Angreifer per organisierter Kriminalität oder durch Abwürfe aus der Luft ins Land gebracht haben,  plündernd und mordend durch das Land ziehen.  Man stelle sich vor, dass Massaker wie in Utoya eben nicht nur von einem Einzelgänger, sondern wie z.B. in dem Roman One Second After – Die Welt ohne Strom, oder auch wie in dem Buch Zeit der Macheten: Gespräche mit den Tätern des Völkermordes in Ruanda von Jean Hatzfeld, von gut organisierten Banden durchgeführt werden. Sehr informativ in diesem Zusammenhang ist auch das Buch Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist  (( hier ein Link auf eine Buchkritik: http://www.inkultura-online.de/sorg.html )) von Eugen Sorg. Das nüchterne Fazit von Eugen Sorg ist, dass  man die Existenz dieser “Lust am Bösen” besser nicht leugnen oder verdrängen sollte, wie man dies heute oft tut, sondern dass man sich mit der Realität ihrer Existenz abfinden und sich darauf einstellen sollte. Was gegen diese “Lust am Bösen” hilft ist letztlich nur Abschreckung und wenn diese nicht mehr funktioniert, der Wille und die Fähigkeit ihr derart mit Gewalt begegnen zu können.  Es ist eine Ironie der Geschichte, dass letztlich das eigentlich zum Schutz der Bürger vor Gewalttaten gedachte und geschaffene deutsche Waffenrecht mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bürger zu Opfern von Gewalttaten und auch von Gewaltorgien und Massakern machen wird.  Elektronische Schlösser für Waffenschränke und die von der EU, aber auch von vielen Deutschen zum Schutz vor Gewalt geforderten biometrischen, und damit letztlich elektronischen, Waffensicherungen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen.

Das deutsche Waffenrecht, und auch das, was die EU-Bürokratie und manche gut meinenden deutsche Politiker gerade an weiteren “Verbesserungen” planen, könnte am Ende sehr krass zum Entsetzen der Bevölkerung bewahrheiten, was der emeritierte Professor für Soziologie und Ökologe, Dr. William R. Catton am Anfang des Vorwortes zu seinem  2009 erschienen Buches Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse (dt.  Übersetzung vielleicht am Besten Flaschenhals: Das näher kommende Nadelöhr der Menschheit.) schreibt:

“Steh nicht einfach da, tu was!”  das ist eine Empfindung, die Menschen haben wenn sie mit einem ernsten Problem konfrontiert werden.  Aber es kommt manchmal vor, dass das was getan wird, kontraproduktiv ist –  dass es die Lage verschlechtert und nicht verbessert, vielleicht sogar drastisch  verschlechtert. Das Buch, das Sie zu lesen begonnen haben, soll davor warnen, dass die Menschheit heute mit einer Situation konfrontiert ist, wo die Dinge, die wir wahrscheinlich tun werden, wie wir es  in Problemsituationen erwartungsgemäß tun, unsere tatsächliche, aber regelmäßig falsch verstandene  Zwangslage sehr viel verschlimmern  werden.

Kelberg, den 14. März 2015

Christoph Becker




Restaurierende Landwirtschaft

Restaurierende Landwirtschaft  ist eine  Art  Permakultur. Man kann sie als eine vielfältige, intelligente Mischung aus  biologischer Landwirtschaft  mit Ackerbau und Viehzucht, Forstwirtschaft,  Gartenbau, Naturschutz und Wasserwirtschaft verstehen.  In der  135-minütigen Videodokumentation Restoration Agriculture in Practice: Video Tour & Instruction  zeigt Mark Shepard  was er aus seiner 42  Hektar  großen Farm  in 18 Jahren  aus einem ehemaligen Maisfeld, mit damals nur noch dünner Mutterbodenschicht gemacht hat.  Das Ergebnis, seine New Forest Farm, NewForestFarm1ist ein enorm vielfältiges, sehr fruchtbares, biologisches  System mit weitestgehend mehrjährigen Nutzpflanzen. Einige weitere Bilder gibt es in folgenden Internetarchiv: web.archive.org/web/20161112051852/http://newforest.farm/gallery/

Übersetzung der Kurzbeschreibung unter  About (dt. Über)  von der Webseite der Farm (Stand 14. August 2016 , und an diesem Tag in den ursprünglichen Artikel eingeschoben):

Von der Familie Shepard gegründet und über 20 Jahre bewirtschaftet, ist  das Land der New Forest Farm eine der ambitioniertesten,   großformatigen Umwandlungen einer zuvor degradierten Maisfarm  in  ein  landwirtschaftliches System mit mehrjährigen Pflanzen.

Das Land versucht das Biom der Eichen-Savanne nachzuahmen. Bäume, Sträucher, Weine, Schilf, mehrjährige Pflanzen und Pilze sind in Assoziation miteinander gepflanzt und Lebensmittel, Treibstoff, Medizin und Schönheit zu produzieren.  Haselnüsse, Kastanien und Walnüsse, Äpfel und  Johannisbeeren sind die hauptsächlichen  Gehölze und sind entlang einem von vom  Keylinesystem  (Hauptlinensytem) inspirierten Wassermanagementmuster gepflanzt.

Zwischen den fruchttragenden Gehölzen,  befinden sich   Grasstreifen auf den oft Kühe, Schweine, Truthühner, Schafe oder Hühner weiden.  Diese Systeme  bauen den Mutterboden auf, halten das Wasser ,  squestrieren Kohlenstoff (lagern im Boden Kohlenstoff ein), diversifizieren das Habitat (den Lebensraum) und kultivieren das Menschsein und unsere Ökologie.  …..

New Forest Farm ist eine  geplante Umwandlung einer  typischen Maisfarm  in ein  kommerzielles ,  mit mehrjährigen Pflanzen arbeitendes landwirtschaftiches Ökosystem, ……

Die Farm  wird vollständig mit Solarenergie und  Wind betrieben und  die  Landmaschinen  werden mit lokal produzierten Biokraftstoffen betrieben, die nicht  der menschlichen Nahrungskette entnommen  werden.

Er  betreibt nun (Dez. 2015) die Firma Forest Agriculture Enterprisesdie hauptsächlich Setzlinge verschiedener Strauch- und Baumarten anbietet.  Jäger und Naturschützer  (( Restaurative Landwirtschaft ist mit den Augen eines Jägers gesehen traumhaft. Wo heute öde, umweltschädliche, und für viele Wildarten ungünstige Monokulturen das Landschaftsbild prägen, erhielte man eine Biodiversität und Äsungs- und Deckungsmöglichkeiten sowie eine Vielzahl zusätzlicher kleiner Feuchtbiotope, wie man dies vielleicht noch nie in Deutschland hatte, seit hier Menschen in großer Zahl siedelten  )) dürften sich für diese revolutionäre Form der Landwirtschaft ebenso begeistern können wie Bürger, die eine gesunde Ernährung wünschen (( an die Stelle teurer, für Umwelt und Gesundheit u.U. schädlichen Pflanzenschutzmitteln und Schädlingsbekämpfungsmitteln tritt  bei der Restaurativen Landwirtschaft  eine intelligente Nutzung der Biodiversität. Durch eine Optimierung einer vielfältigen Nutztierhaltung und das Zusammenspiel verschiedener Pflanzen und Tiere werden Krankheiten und Schädlinge begrenzt  )) und wie   verantwortungsbewusste, vorausschauende Politiker, Katastrophenschutzplaner ((bei einem Zusammenbruch der elektrischen oder/und elektronischen Infrastruktur oder wichtiger Importe wäre es von sehr großem Vorteil, wenn man lange genug vorher einen möglichst großen Teil der Landwirtschaft auf Restaurative Landwirtschaft umgestellt hätte. Die Bevölkerungsdichte in Deutschland ist inzwischen vielleicht zu groß, um bei Katastrophen und in Kriegszeiten, und auch bei einem wodurch auch immer verursachten langfristigen Ausfall der Versorgung mit Erdölprodukten, alle Bürger mit Nahrung zu versorgen, aber eine rechtzeitige Umstellung auf Restaurative Landwirtschaft würde die Möglichkeiten zur Versorgung  der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und auch mit Holz drastisch verbessern )) und Militärs (( Restaurative Landwirtschaft bietet militärisch gesehen folgende Vorteile: 1. Die Versorgung der Bevölkerung, etwa nach einem in der ersten Phase eines neuen Weltkrieges zu erwartenden HEMP-Angriffs wäre drastisch verbessert (Überlegungen in den USA gehen bei einem solchen Fall davon aus, dass binnen eines Jahres bis über 90% der Bevölkerung sterben, wobei Hunger und durch Hunger ausglöste Gewalttaten zu den wichtigsten Ursachen zählen dürften. Restaurative Landwirtschaft würde, weil sie auf mehrjährige Pflanzen setzt, die Versorgungssicherheit verbessern und sie würde damit auch eine Schwächung der eigenen Verteidigungsfähigkeit und Kampfkraft reduzieren. 2. Restaurative Landwirtschaft schafft reichhaltige Deckung, weil sie reichlich Bäume und Sträucher hervorbringt. Man denke an die Schlacht im Hürtgenwald und man denke auch daran, dass in künftigen Kriegen Treibstoff und Material für große Panzerverbände und Luftüberlegenheit fehlen werden.  Die deutsche Landschaft mit reichlich mit guten Deckungsmöglichkeiten zu versehen, die  dazu dann auch noch selbst bei einem Totalausfall der landwirtschaftlichen Maschinen und des für das Funktionieren der Landwirtschaft heute zwingend notwendigen Nachschubs dezentral Nahrungsmittel für die Zivilbevölkerung und für die kämpfende Truppe liefern, sehe ich als wichtiges militärisches Argument für eine nähere Beschäftigung mit der Restaurativen Landwirtschaft, wie sie die hier vorgestellte DVD von Mark Shepard zeigt  )) . Denkbar ist auch, dass Waldbesitzer hier wertvolle Anregungen für die Optimierung der Nutzung ihrer Wälder finden (( Mark Shepard produziert auf seiner New Forest Farm neben Nahrungsmitteln nicht nur auch Holz,  sondern z.B. auch Pilze )) . Mark Shepard zeigt aber nicht nur, was Restaurierende Landwirtschaft leisten kann, sondern erklärt auch verständlich das Wie und Warum.

Die DVD  habe ich mir inzwischen schon 2 mal angesehen. Es ist traurig und bedrückend, wenn man dagegen die aktuelle landwirtschaftliche Wirklichkeit, etwa in der Eifel sieht, und wenn man bedenkt wie extrem und riskant die Abhängigkeit der Landwirtschaft von einer reibungslos funktionierenden Versorgung mit Strom, Diesel, Saatgut, Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und andern Industrieprodukten ist.

Leider ist sowohl die DVD als auch das das gleichnamige Buch von  Mark Shepard bisher nur in englischer Sprache verfügbar. Eine baldige deutsche Synchronisation bzw. Übersetzung wäre wünschenswert.

Hier abschließend die Übersetzung des Umschlagtextes der DVD-Verpackung:

Mark Shepard nutzt seine Erfahrung als Landwirt  und Ausbilder,  um die Vorteile eines permakulturellen  landwirtschaftlichen Systems zu untersuchen, das gleichzeitig unsere Umwelt  restaurieren und  unseren Nahrungsmittelbedarf decken kann. Permakultur erhält  Mutterboden,  stellt die Bodenfruchtbarkeit  wieder her und stärkt die natürliche Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten. In Restauration Agriculture in Practice, lädt Shepard die Zuschauer ein, sein System  auf seinem 42 Hektar  großen  landwirtschaftlichen Betrieb  in Aktion zu sehen.  Was einst eine die Umwelt belastende Monokultur  war, hat Shepards New Forest Farm  in ein blühendes, grünendes,   mehrjähriges Ökosystemen umgewandelt, das in der Lage ist,  Erträge nahrhafter  Hauptnahrungsmittel  zu liefern.

Shepard  führt  die Zuschauer  durch eine Tour auf seiner Farm und liefert dabei eine  tiefgehende einführende  Präsentation seiner einzigartigen Kombination  aus Permakultur, Silvoweide, Agroforstwirtschaft und Öko-Landwirtschaft.

Die Liste wichtiger Themen beinhaltet:

  • Biome und Fruchtwahl
  • Wassermangement
  • Keyline-Pläne in der Praxis (eine besondere, optimierte Art einer an die Geländeform angepassten Landnutzung)
  • Agro-Forstwirtschaft
  • Integration von Nutztieren
  • Pflanzenzuch

Mark Shepard leitet die Firma Forest Agriculture Enterprises und bewirtschaftet die New Forest Farm, ein 42 Hektar großes,   kommerziell  betriebenes,  hauptsächlich mehrjährige Pflanzen nutzendes landwirtschaftliches  Ökosystem  das ursprünglich ein konventionell  Mais anbauender Betrieb war. Mark ist zertifizierter Permakultur Designer und lehrt weltweit Agro-Forstwirtschaft und Permakultur. Er lebt mit seiner Frau Jen und seinen Söhnen Erik und Daniel in Richland County, im US-Bundesstaat Wisconsin.




Neues vom Nahen und Fernen Osten

Auf der Webseite www.generaldynamics.com von John Xenakis fand ich Anfang   März 2015 einige bemerkenswerte Meldungen über den Nahen und Fernen Osten.

Hier einige Auszüge:

7.  März-2015 Türkei, Saudi Arabien und andere  und einige andere Staaten des Golfrates sowie Pakistan versuchen, gegen den Iran gerichtete  “Sunnitische Einheit” zu bilden.

Die Treffen werden zweifellos die früheren Übereinkommen bestätigen, die dafür sorgen, dass Pakistan an Saudi Arabien Atomwaffen und atomwaffenfähige Raketen liefern wird, falls der Iran Atomwaffen entwickelt.

Es wird in weiten Teilen des  Mittleren Ostens geglaubt, dass Barack Obama mit dem Iran einen Vertrag unterzeichnen wird, der die Entwicklung von Atomwaffen erlauben wird, was besonders für Saudi Arabien bedrohlich ist.

Xenakis schreibt dann weiter:

Langjährige Leser [von www.generaldynamics.com] sind sich bewußt, dass ich [John Xenakis] bereits vor 10 Jahren auf der Basis einer generationsdynamischen Analyse vorhergesagt habe, dass China, Pakistan und die sunnitisch-muslimischen Staaten in dem kommenden Zusammenstoß der Zivilisationen die Feinde von Indien, Russland, Israel und dem Westen sein werden. Diese Vorhersage war vollständig vernünftig auf einer Generationsanalyse basiert, die ich verschiedene Male erläutert habe, aber trotzdem erschien diese Vorhersage vor 10 Jahren phantastisch. Daher ist es ziemlich  überraschend diese Vorhersage mehr und mehr, Schritt für Schritt  in Erfüllung gehen zu sehen.

Wie auch immer, die Rolle Ägyptens in diesem Arrangement muss noch bestimmt werden. Neuere Trends zeigen, dass Ägypten eher mit dem Westen verbündet sein wird als mit den sunnitischen Golf-Staaten, aber es ist ebenso möglich, dass Ägypten sich in gegenseitig bekriegende Fraktionen aufspaltet.

5. März 2015  China erhöht seine Militärausgaben weiter mit zweistelligem Prozentsatz. ….

Die Zunahmen dienen wahrscheinlich der Steigerung der Kampfkraft der Marine mittels Anti-U-Boot-Schiffen und Flugzeugträgern um Chinas Strategie zu unterstützen, seine militärische Macht zu nutzen, um Territorien im östlichen und südlichen Chinesischen Meer zu annektieren, die historisch lange zu anderen Ländern gehört haben……..

Aber China hat sein Militär über Jahre weiter rasant mit verschiedenen Waffen und Raketensystemen ausgebaut, die keinen anderen Zweck haben als einen präventiven Angriff auf amerikanische Flugzeugträger, amerikanische Militärbasen und amerikanische Städte.  Generational Dynamics (Generationsdynamik)  sagt voraus, dass China die Ausführung eines präventiven nuklearen Großangriffs auf die Vereinigten Staaten vorbereitet.

8.2.2015 US-Marine sagt China hat nun mehr Angriffs-U-Boote als die USA.

Wenn man sich  das Inverview mit Prof. William R. Catton durchliest bzw. anhört und sich dessen Buch Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse (English Edition) durchliest, und dazu vielleicht auch noch von When the Rivers Run Dry: Water–The Defining Crisis of the Twenty-first Century von Fred Pearce sowie Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen von Gunnar Heinsohn und dann auch noch die extreme Verwundbarkeit moderner Industriestaaten für gezielte Angriffe auf deren Infrastruktur bedenkt, dann ist es in der Tat gut denkbar, dass in China längst an einem Erstschlag gegen die USA und Europa gearbeitet wird UND, dass in Europa dann nicht nur das Licht ausgeht, weil die Stromversorgung und die Elektronik nicht mehr funktionieren, sondern dass dann auch sehr bald aus Südosten – und vielleicht auch wieder aus Südwesten, muslimische Heerscharen in Europa einfallen, denen wir dann, anders als in den Zeiten von Karl Martell und Prinz Eugen vielleicht nicht mehr standhalten können.

Man bedenke, dass Saudi Arabien heute nach den USA und China den größten Verteidigungshaushalt in der Welt hat, und dass es mehr als dreimal so viele schwere deutsche Kampfpanzer in Deutschland bestellen wollte wie Deutschland in Zukunft selbst haben wird.  Man studiere und addiere vielleicht auch einmal die Truppenstärken und die Ausrüstungen mit schweren Waffen, die eine sunnitische Allianz im Hinterhof Europas aufbieten kann.

Selbst wenn China im nächsten Weltkrieg eine halbe Milliarde Menschen verlieren und dafür aber den Westen vernichten würde, würde es den Krieg gewonnen haben und hätte die Kontrolle über die nun einmal endlichen und zugleich zur Neige gehenden Rohstoffe und Umweltkapazitäten dieser Welt.  Als die Liste der Kriege und antropenen Disaster auf der englischen Wikipedia-Seite noch nach nach Opferzahl in Relation zur jeweiligen Weltbevölkerung sortierbar war,  belegte China mit seinen Revolten und inneren Konflikten der letzten 2200 Jahre, etliche vordere Plätze. Der ehemalige US-Kongressabgeorndet Dr. Roscoe Bartlett, erwähnte in einer seiner Reden über Peak Oil, Eindrücke von seinem Besuch in China, wonach die Chinesen, anders als der Westen sehr weit vorausplanen. Und er äußerte  auch mehrfach die Meinung, dass der Tag kommen wird, an dem die Chinesen sagen werden “Hey, das Öl dieser Welt gehört uns. Wir haben noch so und so viele hundert Millionen Menschen, die auch die Segnungen eines westlichen Lebensstandarts aus dem Fernsehn kennen, die ihn noch nicht haben aber auch genießen wollen.




Ein Bundestagsbüro zum Thema Stromausfall

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)  bietet auf seiner Webseite eine ganze Reihe Publikationen an. Mich hat von dem reichhaltigen Angebot dieses Büros zunächst nur das 2011 erschienene Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls interessiert, das sich mit einem länger andauernden Stromausfalls befasst.

Das Wort “Krieg” konnte ich in diesem Bericht nur an einer einzigen Stelle finden, und dann auch nur  in dem Zusammenhang, dass es in Kriegs- und Katastrophensituationen zu “sexuell-aggressiven Bemächtigungen” also zu Vergewaltigungen kommen kann. Auf die Idee, dass fremde Mächte gezielt, in einer ersten Angriffswelle die elektrische und elektronische Infrastruktur einer modernen Gesellschaft unbrauchbar könnten und würden und dass diese dabei vielleicht sogar anonym bleiben könnten, scheint man in Berlin nicht gekommen zu sein. Dass es angesichts der Weltlage (Verlust an Ackerland, Wassermangel, sinkende Grundwasserspiegel in Nordafrika und in weiten, für die Nahrungsproduktion wichtigen Teilen Asiens, Bevölkerungsüberschüsse, Proliferation von Atomwaffen, extreme Verwundbarkeit westlicher Industriestaaten durch EMP-Angriffe und vielem mehr) zu einem offenen oder zunächst verdecken Angriffskrieg in Richtung Europa kommen könnte, scheint man auch nicht gekommen zu sein.

Obwohl einiges an Literatur angeben wird, wird der 2008 erschienene  Critical National Infrastructures Report der EMP-Commission des amerikanischen Kongresses nicht erwähnt, obwohl dieser sich auch mit dem Problem eines großflächigen Stromausfalls befasst. Anders als der deutsche Bericht hatte sich der amerikanische Bericht aber zusätzlich noch mit dem Problem befasst, dass neben der Stromversorgung zeitgleich auch nahezu die gesamte Elektronik landesweit ausfallen kann.

Das Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls des TAB ist dennoch sehr informativ und lesenswert.  Bei der Lektüre sollte man aber bedenken, dass in ein einem wirklichen Ernstfall, etwa in der Anfangsphase eines großen Krieges, wahrscheinlich auch die gesamte moderne Elektronik und Regelungstechnik weitgehend unbrauchbar gemacht würde, und dass dann nicht nur in ganz Deutschland sondern auch in weiten Teilen des restlichen Europas. Man sollte daher sicherheitshalber damit rechnen, dass dann auch Notstromgregate (in dem Buch oft auch mit NSA und USV abgekürzt) und alternative Energiequellen ausfallen, soweit deren Funktion auf das Funktionieren von elektronischen Schaltkreisen angewiesen ist.  Das heißt, die Situation würde sich in der Realität unter Umständen noch sehr viel schneller und krasser verschlechtern. Der Elektroingenieur Patrick Lowrie schildert in seinem Roman SS-18: The SATAN Legacy (End Game) (English Edition) dass man die Notstromversorgung im Weißen Haus nur wiederherstellen konnte, weil man noch einen alten Dieselgenerator aus dem vorelektronischen Zeitalter hatte. Das Weiße Haus wird heute sicher eine auch gegen EMP-Ereignisse ausreichend gesicherte  moderne Notstromanlage haben, aber dass in Deutschland entsprechend gesicherte Notstromaggregate existieren, darf man bezweifeln, wenn man liest, welche eher harmlosen Szenarien in Berlin offenbar schon die Grenze des Vorstellbaren darstellen.

Die Autoren schreiben, “Die Erwartung, dass die Behörden
in der Lage sind, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sollte auf keinen Fall enttäuscht werden.”  Hat jemand allen Ernstes überhaupt diese Erwartung? Wenn ja, besser, realistischer und lebensrettend wäre, wenn man von den Behörden im Ernstfall nur totales Versagen erwartet und wenn die Bürger zumindest in den ländlichen Gebieten sich auf lokaler Ebene gemeinsam auf einen solchen Ernstfall vorbereiten (in den Städten hat man dann eh kaum eine Überlebenschance).  In dem im Folgenden verlinkten Film “Americas Cities – The Movie” (( dieser Film und der Film Urban Danger zusammen mit einer entsprechenden Lokalpolitik auf dem Land, könnten, nebenbei bemerkt, die Probleme der Landflucht, der Leerständen in den Dörfern und des drohenden Ärztemangels auf dem Land nachhaltig lösen )) sagt einer der Sicherheitsexperten, dass das große Problem der Behörden in einer solchen Situation eben die Leute sind, die auf den Staat und die Behörden vertrauen und auf deren Hilfe warten.

Sun Tzu, der alte chinesische Klassiker der Kriegskunst sagte:

In alter Zeit machten sich die fähigen Krieger unbesiegbar und warteten auf den Moment der  Verwundbarkeit des Feindes. Unbesiegbarkeit hängt von einem selber ab; die Verwundbarkeit des Feindes hängt von ihm ab.

Deutschland, und andere europäische Staaten tun dagegen heute alles, um ihre Verwundbarkeit zu maximieren, und das im ersten fünftel eines Jahrhunderts, das der amerikanische Soziologe und Ökologe, Prof. Dr. William R. Catton nach gründlichem Studium der Situation als “Flaschenhalsjahrhundert” bezeichnet hat, weil er eine ganz sicher nicht friedliche verlaufend, massive Reduktion der Weltbevölkerung vorausgesehen hat.

Kelberg, den 7.3.2015

Christoph Becker

 




Ärztemangel auf dem Land

Das Thema Ärztemangel auf dem Land war dem Kreistag des Landkreises Vulkaneifel (Daun) sogar ein Gutachten für 86.000 Euro wert. Das Gutachten verkennt offenbar die eigentlichen Ursachen des Ärztemangels und es erkennt nicht die sehr guten Möglichkeiten zur Behebung bzw. zur Vermeidung eines Ärztemangels auf dem Land.

Zu den Ursachen eines Ärztemangels im Allgemeinen verweise ich auf die von mir ins Deutsche übersetzte Rede Femokalypse, der Kanadierin Karen Straughan und auf das ebenfalls von mir ins Deutsche übersetzte Interview über den Kollaps komplexer Gesellschaften mit Professor Dr. Joseph Tainter.

Hier geht es jedoch darum, wie man einen Ärztemangel speziell in ländlichen Gebieten zu Lasten der großen Städte beheben oder vermeiden kann. Dazu gibt es zwei Strategien, die man am besten gleichzeitig einsetzt.

Man sollte erkennen und zeigen, dass das Leben in den großen Städten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit extrem gefährlich bis unmöglich wird. Siehe hierzu z.B. meine Beiträge

Interview mit dem ehemaligen amerikanischen Kongressabgeorndenten Dr. Roscoe Bartlett

Eine Sekunde danach

Weitere Literatur zum Thema EMP

Interview mit dem emerit. Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton

Unsere moderne Zivilisation ist ein Koloss auf tönernen Füßen. Einige wenige gezielte Schüsse und dieser Koloss fällt und begräbt den größten Teil der in den großen Städten lebenden Menschen unter sich (( in dem auf seriösen Studien und dem Bericht einer hochkarätig besetzten Untersuchungskommission des amerikanischen Kongresses beruhenden Roman “One Second After: Die Welt ohne Strom” reichen nur 3 in großer Höhe gezündete Atomsprengköpfe aus, um innerhalb eines Jahres etwa 9 von 10 Amerikanern zu töten und um die Millionenstadt New York auf nur 30 Tausend Einwohner zu reduzieren )) . In den Städten kann man dagegen nicht viel tun. Auf dem Land kann  aber durch eine intelligente, vorausschauende Lokalpolitik die Überlebenschance der Menschen bei solchen Katastrophen sehr gesteigert werden UND  die Lebensqualität mit eben diesen Maßnahmen auch vorher schon deutlich gesteigert werden.  Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann in den nächsten Jahrzehnten zu einer das Leben in den Städten weitgehend unmöglich machenden Katastrophe auch in Deutschland kommt, dürfte mehr als 95 % betragen.

Insbesondere für Ärzte mit Familien sollte es vor diesem Hintergrund interessant sein, auf das Land zu ziehen, wenn und soweit sich dort Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete und Bürger in hinreichendem Maße zusammenfinden, um ihre Gegend überlebensfähiger zu machen. Ärzte sind im Grunde genau diejenigen, die auf dem Land am ehesten und besten Arbeit finden, zumindest wenn und solange eine Gegend mit Ärzten unterversorgt ist.  Wenn trotzdem auf dem Land ein Ärztemangel befürchtet wird, ist das ein Zeichen dafür, dass die Lokalpolitiker versagen und sich vielleicht etwas auf meiner Webseite nach Ideen umsehen sollten.

Meine neueste, noch nicht in einem eigenen Beitrag verwandelte Idee ist, dass man die Landnutzung in der Eifel nach dem Vorbild der New Forest Farm des Amerikaners Mark Shepard und nach dem Vorbild des Krameterhofes des Österreichers Sepp Holzer die Landschaft zur Freude der Jäger und vor allem aber zum Vorteil der Überlebensfähigkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen optimieren könnte.  Wenn man diese Art der Landwirtschaft noch mit Gärten in und am Rande der Ortschaften im Sinne des Biointensiven Gartenbaus etwa nach John Jeavons kombiniert,  dann könnten die Eifel und andere ländliche Gegenden in Deutschland eine großartige Zukunft  haben und es würden sich weit mehr gute Ärzte um die Eröffnung und den Betrieb von Praxen, und auch um Tätigkeiten an den Krankenhäusern in diesen ländlichen Gebieten bewerben als man brauchen kann.

Kelberg, den 7. März 2015

Christoph Becker

 

 




Nachhaltige Bodenverbesserung

Hier möchte ich das bisher leider nur auf Englisch erschienene Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Management [dt.: Böden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges  Bodenmangement] von Fred Magdoff und Harald van Es vorstellen.

Aufmerksam geworden bin ich auf Building Soils for Better Crops, weil ich mich für den 3-tägigen GROW BIOINTENSIVE
Sustainable Mini-Farming Workshop angemeldet habe, der im November 2015 in Willits, Kalifornien, stattfindet. Zur Vorbereitung ist einige Pflichtlektüre und weiterführenden Lektüre aufgeben. Unter anderem das Buch How to Grow More Vegetables von John Jeavons.  In diesem wiederum wird das Buch Building Soils for Better Crops als “die” weiterführende Literatur im Kapitel 1, Tiefe Bodenschaffung und Erhaltung, erwähnt.

Building Soils for Better Crops  kann man kostenlos als pdf-Datei herunterladen oder auch als gedruckte Version erwerben.  Für mich war die Lektüre faszinierend und erhellend.  Dieses Buch hat meinen Blick auf die Felder und die Landwirtschaft verändert. Meines Erachtens sollte eine gute Übersetzung dieses Buches, oder etwas Vergleichbares, zur Pflichtlektüre für die Ausbildung von Landwirten gehören.

Aber ich bin kein Landwirt und will daher hier nur den Teil des Umschlagtextes und die Buchbeschreibung des Herausgebers  übersetzen.

Buchbeschreibung auf der Webseite von SARE.org

Building Soils for Better Crops ist ein einzigartiges, praktisches Handbuch für das ökologische Bodenmanagement, nun erweitert und voll in Farbe. Es gibt Schritt-für-Schritt Auskunft über bodenverbessernde Methoden sowie eingehendene Hintergrundinformationen darüber, was Mutterboden ist, bis zur Wichtigkeit von organischem Material. Fallstudien von Landwirten aus vielen Teilen der USA liefern inspirierende Beispiele dafür, wie Böden – und ganze landwirtschaftliche Betriebe – durch diese Techniken erneuert worden sind. Das Buch ist ein “Muss-man-gelesen-haben” für Landwirte, Ausbilder und Studenten gleichermaßen.

Die Autoren sind der emeritierte Professor für Bodenkunde von der Universität  Vermont Fred Magdoff und der Professor für Bodenkunde an der Cornell Universität, Harold van Es.  Herausgeber ist  Sustainable Agriculture Research and Education (SARE) (dt: Forschungs- .

Herausgegeben durch “Nachhaltige Landwirtschaft – Forschung und Ausbildung” (SARE).

Umschlagtext auf der Rückseite der gedruckten Ausgabe:

Praktische Informationen für Landwirte, Viehzüchter, Ausbilder, Studenten und Gärtner – Präsentiert in einem einnehmenden, leicht zu lesendem Stil.

Die 3. Auflage von “Building Soils”, überarbeitet, erweitert, und nun ganz in Farbe, erklärt wie man ökologische Herangehensweisen nutzen und wie Sie mit der eingebauten, naturgegebenen  Stärke ihres Pflanzen/Bodensystems die Fruchtbarkeit und die Erträge wesentlich steigern und zugleich den Druck durch Schädlinge und die Beeinträchtigung der Umwelt reduzieren können.

Fred Kirschenmann, Distinguished Fellow, Leopold Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft und Präsident des Stone Barne Center für Nahrungsmittel und Landwirtschaft meint:

Building Soils for Better Crops ist eine der praktischsten Anleitungen für das Bodenmanagment, die man bekommen kann. Während wir mit einer Zukunft mit Peak Oil, Klimawandel und sich erschöpfenden Frischwasservorkommen konfrontiert werden, ist die Restaurierung der Gesundheit unserer Böden wichtiger als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte. Diese 3. Auflage ist eine unverzichtbare Quelle für alle Landwirte und Gärtner. “

Professor für Agronomie und Gartenbau, Charles Francis, von der Universität Nebraska meint:

“Die 3. Auflage von Building Soils for Better Crops ist klar geschrieben und technisch solide – leicht zugänglich sowohl für Studenten als auch für Landwirte. Es ist ein Muss-man-lesen für Anfänger und eine wertvolle Auffrischung für erfahrene Landwirte und Ausbilder und für solche, die einige Jahre Boden entfernt waren.”

Ich kann mich den obigen Meinungen vorbehaltlos anschließen. Vor dem Hintergrund meiner jagdlichen Ausbildung ist das Buch sogar besonders interessant, nicht nur im Bezug auf Wildäcker, sondern auch weil es Argumente liefert, die dazu führen können, dass die konventionelle Landwirtschaft vielfältiger und für viele durch die Landwirtschaft heute bedrohte Arten vorteilhafter werden könnte.

Kelberg, den 2.3.2015

Christoph Becker




Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton

Der folgende Beitrag enthält ein deutschsprachiges Transkript eines Interviews mit dem emeritierten amerikanischen Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton.

Prof. Catton war Jahrgang 1926 und ist am 5. Januar 2015 verstorben. Der amerikanische Autor und Blogger John Michael Greer hatte am 4. Februar 2015, anlässlich des Todes von Prof. Catton einen Blogbeitrag mit dem Titel  As Night Closes In  [dt. wenn die Nacht hereinbricht] über die für ihn sehr nachhaltige Wirkung und Bedeutung von Cattons Buch “Overshoot” und über seine kurze persönliche Begegnung mit Prof. Catton geschrieben. Ich hatte mir daraufhin die Bücher “Overshoot” und “Bottleneck” von Prof. Catton bestellt und auch das folgende Interview auf Youtube gefunden. Das neuere Buch, “Bottleneck” konnte sofort von Amazon geliefert werden. Das 1980 erschienene Buch “Overshoot” ist noch über Amazon und Bücher.de erhältlich, hat aber mindestens 4 Wochen Lieferzeit. Ich habe “Bottleneck” bei Fertigstellung der Übersetzung des unten stehenden Interviews schon zu etwa 3/4 gelesen. Eine deutsche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte werde ich hoffentlich demnächst in einem Beitrag veröffentlichen. Prof. Cattons Einsichten über viele gesellschaftliche Phänomene und über die Evolution finde ich sehr wertvoll. Doch nun zu seinem Interview aus dem Jahre 2008.

Das Interview ist auf Youtube veröffentlicht und ich habe es im Folgenden eingebettet:

Die Filmposition des jeweiligen Abschnitts in Minuten und Sekunden ist in eckigen Klammern nach der Überschrift des Abschnitts angegeben. Die Videodokumentation ist so gestaltet, dass zu jeder Frage bzw. zu jedem Abschnitt kurz Stichworte auf einer blauen Seite mit weißer Schrift eingeblendet werden. Diese Stichworte und die Position der Seite in Minuten und Sekunden finden sich in folgender Übersicht. Durch anklicken der Position gelangt man direkt zu der betreffenden Position in dem von mir ins Deutsche übersetzten Transkript (=Interviewtext).


Inhalt

  1. Start
  2. Ökologische Erweckung [0:45]
  3. Unsere unergründete Zwangslage [5:06]
  4. Stehlen von der Zukunft [9:26]
  5. Unser Zeitalter des Überschwangs [10:18]
  6. Übernahme und Abbau [12:07]
  7. Thomas Malthus [14:32]
  8. Die industrielle Revolution [16:45]
  9. Ökologische Erleuchtung [19:25]
  10. Keine realen Bösewichte [21:34]
  11. Ein neues ökologisches Paradigma[23:29]
  12. Cargoismus [25:05]
  13. Das Schlimmste erwartend [27:03]
  14. Das Verbot der Werbung [29:17]
  15. Unterminieren der Demokratie [33:02]
  16. Die wirkliche Natur der Menschheit [35:31]
  17. Erneuertes Interesse an “Overshoot” [38:08]
  18. Ökologische Bescheidenheit [38:42]
  19. Relokalisierung [40:13]
  20. Menschliches Handeln [41:46]
  21. Neues Buch “Die kommende Sackgasse der Menschheit [44:56]
  22. Abschließende Botschaft [47:18]

 

Transkript in deutscher Sprache:

Interview mit William Catton, Autor von „Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change“ (dt.: Über das Ziel hinaus schießen: Die ökologische Basis von revolutionären Veränderungen).

Das Folgende ist ein Interview mit Dr. William R. Catton, Junior, am 9. August 2008 bei ihm zu Hause in der Nähe von Takoma, im Bundesstaat Washington. Die meisten Fragen in diesem Interview beruhen auf seinem Buch „Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change“ (dt.: Über das Ziel hinaus schießen: Die ökologische Basis von revolutionären Veränderungen, im Rest des folgenden Textes nur mit „Overshoot“ bezeichnet). Das Buch wurde 1980 erstmals veröffentlicht, es analysiert die ökologische Zwangslage der Menschheit mit einem außerordentlichem Maß an Mut und Einsicht. Es wird nun in weiten Kreisen als eine grundlegende Erklärung anerkannt, die viel zu lange ignoriert wurde.
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Ökologische Erweckung [0:45]

Interviewer: Herr Dr. Catton, Sie sind als Soziologe ausgebildet und ihre frühen Forschungsprojekte befassen sich mit rein sozialen Aspekten. Problemtrinken, Organisation, Verhalten usw.. Wie kam es, dass Sie sich mit den ökologischen Aspekten der Tragfähigkeit und dem Überschwingen befasst haben.


Catton: Als ich Dekan an der Universität Washington war, war ich für mehrere Jahre in der Bibliothekskommission der Universität. Der Leiter der Bibliothekskommission war ein Professor der Forstwissenschaft und daher hatten wir all unsere Versammlungen in der Forstwissenschaftlichen Fakultät. Ich habe außerdem eine Weile mit einem anderen Professor der Forstwissenschaft zusammengearbeitet, Frank Brockman der Anfangs ein Park-Naturforscher im Mount Rainier National Park war und der anschließend zum Yosemite National Park versetzt wurde. In unserer Zeit in Seattle, besonders im Sommer, im Grund aber im ganzen Jahr, verbrachte meine Familie einen großen Teil ihrer Zeit im Mount Rainier National Park. Wir waren, ehrlich gesagt, Liebhaber des Nationalparksystems und ich genoss insbesondere die Ausstellungen und Besucherzentren in diesen Nationalparks und ich begann von diesen Ausstellungen einige ökologische Konzepte zu lernen. Während ich mit Frank Brockman die Einstellung der Hinterlandbenutzer dieser Nationalparks untersuchte, lernte ich dass es einige von uns gab, und nicht nur meine Familie, die die Übernutzung mancher dieser Gebiete beklagten, und so wurde ich im Bezug auf Bevölkerungsdruck sehr viel mehr sensibilisiert als dies wohl sonst der Fall gewesen wäre. Zur selben Zeit wuchs die Universität Washington. In der Zeit in der ich dort war hat sich die Zahl der Studenten mehr als verdoppelt, von etwa 16.000 als ich mich dort als Student ein schrieb, bis deutlich über 32.000 bevor ich dort aufhörte. Und alle diese Einflüsse ließen mich mehr im Bezug auf Bevölkerungsdruck nachdenken als nur die reinen Bevölkerungszahlen. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass Politiker, insbesondere Lokalpolitiker, im Wachstum immer einen Vorteil sehen. Das Wachstum von Seattle war eine gute Sache aus ihrer Sicht. Insbesondere Bauunternehmer genossen das Bevölkerungswachstum in diesem Gebiet, weil es einen wachsenden Markt für neue Häuser und andere Bauwerke mit sich brachte. Aus meiner Sicht wurde ein Teil der Großartigkeit dieser Gegend durch das Bevölkerungswachstum vermindert. In einem Sommer arbeitete ich an einem Forschungsprojekt den Sommer durch und es gelang mir meine Arbeitszeit so einzuteilen, dass mein freies Wochenende am Montag und Dienstag war. Dafür arbeitete ich am Samstag und Sonntag in meinem Büro und wir fuhren am späten Sonntagnachmittag ins Wochenende in das Campinggebiet von Mount Rainier, und der ganze Rückreiseverkehr kam uns entgegen während wir Richtung Nationalpark fuhren. Wir konnten zwischen all den verschiedenen Campingplätzen wählen, während die Menschen an dem richtigen Wochenende sich mit der Menschenmenge konfrontiert sahen. Es gab ein Wochenende an dem wir mit einigen Besuchern hoch fuhren und daher das normale Wochenende nehmen mussten. Dabei wir es schwer einen passenden Campingplatz zu finden. Erfahrungen wie diese sensibilisierten mich für die Auswirkungen des Populationsdrucks. Aber das war nur eine von vielen Variablen über die ich nacheinander zu lernen begann wie Ökosysteme funktionieren. Zumindest war das ein Anfang.
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Unsere unergründete Zwangslage [5:06]

Interviewer: Das 1. Kapitel ihres Buches hat den Titel Die unergründete Zwangslage der Menschheit. Auf welche Zwangslage beziehen Sie sich?

Catton: Die Zwangslage, auf die ich mich beziehe ist, dass wir in einer Kultur leben, die zum großen Teil geformt wurde als die Europäer in das Land kamen, das sie die neue Welt nannten. Die Bevölkerungsdichte der hier Lebenden, die wir heute amerikanische Ureinwohner nennen, und die wir damals Indianer nannten, war sehr viel geringer als die Bevölkerungsdichte im damaligen Europa. Unsere Institutionen wurden auf der Annahme gegründet, dass Raum da wa,r wohin man gehen konnte. Unsere Werte waren auf die Freiheiten gegründet, die man haben kann wenn man so viel freien Raum hat den man nutzen kann. Man hatte kaum begonnen die Ressourcen anzuzapfen, die später in großem Maße angezapft und die dann knapp werden würden. O. k. nach einigen Jahrhunderten des Wachstums, das man nach dem Beginn der der Kolonialisierung der neuen Welt hatte, haben wir nun in Amerika eine höhere Bevölkerungsdichte als man sie in Europa damals hatte als dies begann. Und wir sind eine sehr viel größere Art als damals, nicht in Bezug auf unsere eigene Körpergröße, sondern in Bezug auf all die Apparate, die wir gebrauchen, um unseren modernen Lebensstil zu leben. Die Zwangslage, der wir uns gegenübersehen ist, dass was wir mit einem großen Tragfähigkeitsüberschuss begonnen haben, während wir nun aber ein Tragfähigkeitdefizit haben, wo die Belastung des gesamten Ökosystems der Welt, ganz zu schweigen von diesem Land, die Tragfähigkeit bei weitem überschreitet. Wir haben noch nicht gelernt die Tatsache zu akzeptieren, dass wir nun in einer Welt leben, die ein Tragfähigkeitsdefizit hat. Das ist die Natur der Zwangslage. Wir bleiben dabei, sie in politischen und wirtschaftlichen Begriffen zu definieren, aber das wird dem Thema nicht gerecht.

Interviewer: Denken Sie dass wir es heute besser ergründen als vor 30 Jahren?

Catton: Wir beginnen. Mehr und mehr Schriftsteller schreiben über die Erschöpfung der Ressourcen und darüber, was mit den Materialien geschieht, die wir der Erde entnehmen und nutzen, und die nachdem wir sie genutzt haben, dann irgendwohin müssen. Umweltverschmutzungsprobleme werden uns mehr bewusst, aber wir neigen noch sehr dazu, diese im Sinne von Reinigungsaktionen zu sehen. Aber wenn sie etwas sauber machen und den Dreck entfernen müssen sie ihn irgendwo anders hin tun. Der Raum für ” irgendwo anders” geht uns allmählich aus. Außerdem haben wir die Atmosphäre des Planeten zu lange als Müllhalde benutzt. Wir beginnen nun die Rückwirkungen zu erfahren. Mit dem was wir getan haben, haben wir die Atmosphäre verändert. Der CO2 Gehalt der Luft hat sich seit Beginn der industriellen Revolution nahezu verdoppelt. Und wir beginnen nun die Rückwirkungen davon zu erfahren, mit der globalen Erwärmung, dem Beginn eines messbaren Ansteigen des Meeresspiegels, Änderungen der Jahreszeiten, Wanderung von biotischen Gruppen in höhere Breiten und der Störung vieler Aspekt der menschlichen Lebens die wir nicht vorausgesehen haben. Also es gibt mehr Leute, die darüber schreiben und das öffentliche Bewusstsein dafür hat zugenommen. Obwohl es noch immer viele Menschen gibt die die Klimaerwärmung bezweifeln, so ist doch zumindest die große Mehrheit mit diesem Begriff vertraut. So gesehen, ja wir sind mehr empfänglich als in der Zeit in der ich [ das Buch “Overshoot” ] geschrieben habe.
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Stehlen von der Zukunft [9:26]

Interviewer: Sie haben wiederholt festgestellt, dass wir von der Zukunft stehlen. Was ist die Natur dieses Diebstahls?

Catton: Ressourcen die wir heute benutzen, da sie Anteile nicht erneuerbarer Ressourcen besitzen, stehen der Nachwelt nicht mehr zur Verfügung. Das ist dieselbe Sünde, wie wenn wir direkt von der Zukunft stehlen. Wir machen das ebenfalls, indem wir die Lebensbedingungen unachtsam durch Müllablagerungen usw., verändern. Gebiete, die wunderbar bewohnbar, ursprünglich, ästhetisch angenehm usw. waren werden dadurch sehr viel weniger angenehm für die Nachwelt. Die Nachwelt wird daher einige Gelegenheiten die wir als selbstverständlich angesehen haben nicht mehr haben.
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Unser Zeitalter des Überschwangs [10:18]

Interviewer: Sie beziehen sich auf das Zeitalter des Überschwangs [engl. exuberance], was meinen Sie mit diesem Ausdruck?

Catton: Ökologen sprechen von Überschwang wenn sie das rasante Wachstum meinen das vorkommen kann wenn eine Art in ein Gebiet kommt in dem sie vorher nicht vertreten war und wenn die Konditionen für sie dort gut sind um gut zu gedeihen, so dass sie sich dann überschwänglich vermehren, also schnell und ohne Beschränkungen. Wenn Sie das Wort Polymorphismus erlauben, dann können wir an eine Pflanzenart denken, die in ein passendes Gebiet eindringt in dem sie vorher nicht vertreten war und die die Gelegenheit genießt, sich rasant zu vermehren. Es gibt zwei Bedeutungen für das Wort Überschwang [engl. exuberance], Überschwang kann dieses unpersönliche rasante Wachstum, das profitieren von den günstigen Umständen, bedeuten. Aber ist auch die emotionale Bedeutung des Wortes. Wir fühlen uns überschwänglich wenn die Dinge für uns gut laufen. Wenn Sie sich eine Population von Büschen oder Bäumen vorstellen, die Gefühle haben und die in ein neues, für sie vorteilhaftes Gebiet kommen, etwa durch die Samen die irgendwie dorthin gelangt sind, die sind dann überschwänglich. Wir haben einer Zeit gelebt in der die Welt in so großem Überfluss mit Dingen ausgestattet war, die die Menschen gebrauchen konnten, dass wir uns überschwänglich vermehrt haben. Und nun sind wir in einer nach-überschwänglichen Zeit, weil wir es übertrieben haben.
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Übernahme und Abbau [12:07]

Interviewer: Sie sagen, dass es Arten gibt die zwei hauptsächliche Herangehensweisen nutzen um eine globale Wirkung zu erzielen. Können Sie erklären welche dies sind?

Catton: Nun, zum Beispiel als die Europäer damit begannen in die neue Welt zu emigrieren, übernahmen wir, für die Lebensweise der Europäer, Gebiete die vorher von einer Bevölkerung besetzt waren, die im wesentlichen noch in einer Steinzeitkultur lebten. Sie hatten nicht den Vorteil der Feuerwaffen bis sie begannen welche von unseren europäischen Vorfahren zu bekommen. Aber sie wiederum wanderten in diese Hemisphäre ein, aus Asien über die Beringlandbrücke, und sie haben Gebiete für den Gebrauch durch Menschen übernommen die vorher vollständig für nicht menschliche Arten zur Verfügung standen. Das ist die Übernahmemethode, wenn eine Art in ein Gebiet eindringt und Ressourcen übernimmt die vorher vollständig von anderen Arten verwendet wurden. Die Abbaumethode hat diese in unserer Art zu denken abgelöst. Sie hat mit dem Abbau der nur endlich vorhandenen, nicht erneuerbaren Ressourcen zu tun. Zum Beispiel mit fossilen Brennstoffen, Erzen, Substanzen eben, die nicht wieder in einem jährlichen Wachstumszyklus aufgefüllt werden, wie das mit landwirtschaftlichen Produkten der Fall ist. Die Abbaumethode hat uns, solange sie neu war, erlaubt mehr im Überfluss zu leben und ein höheres Wohlstandsniveau usw. zu haben. Aber wenn Sie diese Methode lange genug beibehalten, dann brauchen Sie Ressourcen auf.
Wir beginnen nun Probleme durch die Erschöpfung von Ressourcen in ausreichendem Maß zu bekommen, so dass wir sich deren bewusst werden. Eine Erschöpfung der Ressourcen fand von Anfang an statt, sowie jemand gesagt hat „man beginnt an dem Tag zu sterben an dem man geboren wird“. Das gilt für Zivilisationen genauso wie für Individuen. Ich will hier nicht zu viel aus dieser kleinen Ähnlichkeit machen. Wir begannen damit Ressourcen auf zu brauchen sobald wir damit begannen sie zu nutzen. Nun beginnen wir die Effekte dieses akkumulierten Abbaus wahrzunehmen.
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Thomas Malthus [14:32]

Interviewer: Viele Leute meinen, dass Thomas Malthus im Bezug auf die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung übermäßig pessimistisch war. Wie auch immer, Sie glauben, dass Malthus die Gefahren des Lebens unterschätzte. Was wollen Sie damit ausdrücken?

Catton: Malthus argumentierte, dass es für die menschliche Spezies möglich ist exponentiell wachsen und ihre Zahl exponentiell zu steigern, während die Nahrungsversorgung eher nur linear und nicht exponentiell wachsen würde. Unglücklicherweise konzentrieren sich viele Leser von Malthus, so wie auch er es getan hat, zu sehr auf die Nahrungsmittel, so als wären Nahrungsmittel die einzige limitierende Ressource. Da wir aber gelernt haben auch viele Ressourcen die wir nicht in unseren Körper tun zu verwenden, kann jede Ressource die nur in endlicher Menge vorhanden ist die limitierende Ressource werden. In diesem Sinne kann man argumentieren, dass Malthus nicht hinreichend realistisch war, weil er zu viel Aufmerksamkeit einer einzigen Ressource zukommen ließ und nicht allen Ressourcen von denen wir Gebrauch machen. Ebenfalls schien Malthus zu denken…, nun, ich sollte beginnen zu erklären dass Malthus nicht die Zukunft vorhersagen wollte. Er war daran interessiert zu zeigen, dass die Bevölkerung exponentiell wachsen würde wenn das Wachstum nicht kontrolliert wird. Die Leute vergessen oft, dass das Bevölkerungswachstum nicht unkontrolliert ist, es gibt Kontrollen die auf das Wachstum einwirken. Malthus war zu unbedacht in der Annahme, dass die Kontrollen perfekt wirken würden und dass es für uns nicht möglich wäre die Tragfähigkeit unserer Umwelt zu überschreiten. Wir können die Tragfähigkeit zeitweise überschreiten in dem wir Ressourcen verwenden die irgendwie angesammelt und gelagert wurden. Wenn wir die Tragfähigkeit überschreiten und damit dann in eine Periode des Tragfähigkeitsdefizits geraten, dann bekommen wir Schwierigkeiten.
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Die industrielle Revolution [16:45]

Interviewer: Sie sagen, dass die industrielle Revolution das Vorspiel für einen Zukünftigen Kollaps war. Warum denken Sie dass die Menschheit und die Industrialisierung übel enden?

Catton: Die industrielle Revolution hat uns auf die Verwendung nicht erneuerbarer Ressourcen festgelegt, insbesondere auf nicht erneuerbarer Brennstoffe, Energieversorgungen. Was die Industrialisierung wirklich getan hat, ist dass sie uns darauf festgelegt hat prähistorische Fotosynthese zu nutzen. Die Fotosynthese von Pflanzen, die Millionen Jahre vor dem Auftreten des Menschen stattfand. Einiges davon wurde begraben und durch geologische Prozesse in fossile Brennstoffe umgewandelt, Kohle, Erdöl, Erdgas. Diese kohlenstoffreichen Substanzen sind brennbar. Das ist nicht ihre einzige Eigenschaft, aber das ist eine wichtige Eigenschaft aus der Sicht von Homo Sapiens. Als wir begannen diese Dinge auszugraben und entdeckten dass sie brennbar waren, und dachten aha, sie brennen, mit der Energie die frei wird wenn wir sie verbrennen können wir Sachen machen.

Weil sie in so großen Mengen da waren, konnten wir die Tatsache nicht erkennen, dass ihre Menge kleiner als unendlich war. Sie muss endlich sein, weil sie Teil eines endlichen Planeten ist. Und so haben wir uns dazu gebracht in eine Richtung zu steuern in der wir immer mehr abhängen, immer mehr Gebrauch machen, von Material das nur in endlicher Menge angesammelt und vorhanden ist. Wenn wir das Material aufgebraucht haben, kann dieser Lebensstil nicht beibehalten werden. Nun, dieser Lebensstil wird gedrosselt werden, lange bevor das Zeug alles aufgebraucht ist, wenn es schwieriger und schwieriger wird das Material zu bekommen. In den ersten Jahren der Industrialisierung haben wir natürlich zuerst die am leichtesten zugänglichen Lagerstätten fossiler Brennstoffe ausgebeutet. Und nun leben wir in einer Zeit in der wir tiefer und tiefer bohren müssen um an Öl und Erdgas zu gelangen. Wir entfernen Bergkuppen um an Kohle zu gelangen usw.. So verwüsten wir den Planeten auf den unser Leben beschränkt ist.
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Ökologische Erleuchtung [19:25]

Interviewer: Ihre Position 1980 war, dass die Menschheit bereits die dauerhafte Tragfähigkeit des Planeten überschritten hatte und dass ein Zusammenbruch unvermeidbar wäre. Wenn dies damals wahr war, dann ist unsere Situation heute ganz klar sehr viel ernster. Wie zuversichtlich sind Sie, dass wir ökologische Erleuchtung erreichen und diesen Zusammenbruch auf eine humane Weise managen können?

Catton: Wir sind dabei ökologische Erleuchtung zu erreichen. Nicht so schnell wie ich wünschen würde, und wir haben nicht so bald begonnen wie ich nun wünsche. Wir werden einige Anpassungen vornehmen die hilfreich sein werden. Aber weil wir so spät gestartet sind und weil wir die Tragfähigkeit so weit überschritten haben und den Überschreitungsprozess auch jetzt noch weiter fortsetzen, wird es uns nicht möglich sein Katastrophen zu vermeiden. Ich erwarte nicht das Homo Sapiens in der nahen Zukunft aussterben wird. Kurz habe ich für eine Weile darüber nachgedacht. Aber ich denke, eine Weise auf die unsere Superüberzahl uns auf lange Sicht dienen wird ist, dass es auch nach der Katastrophe einen Rest der derzeitigen Bevölkerung geben wird. Aber das ist etwas mit dem wir uns abfinden müssen, es wird nur ein Rest sein. 6,7 Milliarden (( Ende 2014 waren es bereits ca. 7,3 Milliarden, und es werden noch viel mehr. )) von uns ist so extrem viel mehr als die Tragkraft dieses Planeten, für unsere Lebensstile, sogar für unsere früheren Lebensstile, so dass der Rest sehr, sehr viel kleiner sein wird als das. Ich habe begonnen das 21. Jahrhundert als das Flaschenhalsjahrhundert zu bezeichnen. Ökologen sprechen von Flaschenhälsen [engl. Bottleneck] bei Situationen in denen eine super dichte Population in ihrer Anzahl verringert werden muss, wobei dann nur eine Restpopulation durch den Flaschenhals gelangt. Und das ist es was mit uns passieren wird, ich denke in diesem Jahrhundert.
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Keine realen Bösewichte [21:34]

Interviewer: Eines ihrer Themen ist “Unser gemeinsames Elend ist nicht wirklich Bösewichten zuzuschreiben”. Was meinen Sie damit?

Catton: Es ist zu leicht die Schuld für unsere Probleme irgend jemandem zuzuschreiben, einigen Einzelpersonen oder einigen kleinen Gruppen von Individuen. Aber wenn unsere Schwierigkeiten wirklich auf der Tatsache beruhen, dass die Industrialisierung uns dazu gebracht hat uns in einem großen Umfang auf nicht erneuerbare Ressourcen zu verlassen und uns dazu befähigt hat uns um ein Vielfaches über die Tragfähigkeit des Planeten hinaus zu vermehren, dann haben wir an diesem Prozess alle teilgenommen. Die Erfinder der Geräte die uns dazu befähigt haben all dies zu tun waren gute Menschen, sie waren keine Bösewichte. James Watt der die Dampfmaschine entwickelt hat und der den Prozess begonnen hat, bei dem wir uns exzessiv auf die prähistorische Fotosynthese verlassen, als deren Folge die brennbare Kohle entstanden ist, dieser James Watt war ein guter Mann. Und es ist nicht gut nun zu sagen, dieser verrückte Mann hätte das nicht tun sollen. Er war kein schlechter Mann. Sicher gibt es Bösewichte. Aber die Bösewichte sind nicht die Hauptursache unserer heutigen Schwierigkeiten. Die Tendenz nach einem Bösewicht Ausschau zu halten und dann Rache zu suchen, und Rache mit Gerechtigkeit zu verwechseln, und sogar Gerechtigkeit mit einer Lösung für unser Problem zu sehen ist ein Teil unseres Problems.
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Ein neues ökologisches Paradigma [23:19]

Interviewer: Sie verweisen auf ein neues ökologisches Paradigma und eine wahrhaft ökologische Perspektive. Können Sie dieses Paradigma und diese Perspektive beschreiben?

Catton: Homo Sapiens als Mitglied des Tierreiches sehen, sei’s auch mit einigen Fähigkeiten die kein anderes Mitglied des Tierreiches hat. Anerkennen dass wir, wie alle anderen Tierarten, Ressourcen aus der Umwelt in der wir leben benötigen, dass wir eine Umwelt benötigen in der wir unsere verschiedenen Aktivitäten ausführen können und dass wir eine Umwelt benötigen in die wir die Abfallprodukte unserer Aktivitäten verbringen können. Nicht nur die metabolischen Produkte unserer eigenen Lebensprozesse, sondern auch unseren ganzen Körper wenn es mit uns vorbei ist. Wir haben zu akzeptieren, dass eine Umwelt uns auf drei Weisen dient, sie liefert uns den Nachschub den wir brauchen, sie ist der Raum für unser Aktivitäten und sie ist die Deponie für unsere Endprodukte. SAD = Source, Activity, Depository (= QAD = Quelle, Aktivität,Deponie), mach ein Akronym (=Buchstabenwort) daraus. [SAD bedeutet auf Englisch auch traurig]. Es ist eine traurige Tatsache des Lebens der wir ins Auge sehen müssen. Und ich denke Ökologen sind mehr geneigt dem ins Auge zu sehen und es zu akzeptieren als Leute die keine Ökologen sind.
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Cargoismus [25:05]

Interviewer: Sie machen sich über eine verbreitete Einstellung lustig die Sie Cargoismus nennen. Können Sie erklären was das ist und warum sie dagegen sind?

Catton: In der melanesischen Region des westlichen Pazifiks, als die Europäer begannen in dieses Gebiet einzudringen, waren die Eingeborenen, die melanesische Bevölkerung, beeindruckt von der Ausrüstung die die Europäer und die Amerikaner hatten. Besonders im Zweiten Weltkrieg wurde es wirklich stark. Schiffe brachten alles mögliche Zeug zu den Inseln und diese Leute staunten darüber. Und Flugzeuge brachten Sachen. Sie entwickelten was wir Cargo-Kulte nennen. Sie sahen diese Ladung [auf Englisch = Cargo] hereinkommen. Die Europäer hatten diese Sachen und sie hatten sie nicht. Sie entwickelten eine Mythologie die nahelegte, dass einige ihrer Brüder in der Welt vielleicht dieses Zeug produzierten und dass es rechtmäßig ihnen gehören würde wenn sie nur das richtige Glaubenssystem haben würden. Sie begannen sogar Kais und Landebahnen für die erwarteten Transporte zu bauen die die Ladung zu ihnen bringen sollten. Nun, in dem ich das als Metapher benutze, argumentiere ich das moderne Menschen erwarten das Ladung kommt, dass die Produkte der Industrie weiterkommen werden. Cargoismus ist mein Begriff für die Beschreibung des Glaubens, dass die Produkte immer weiter kommen, selbst wenn wir die Tragfähigkeit des Planeten weit überschritten haben. Und ich argumentiere, dass wir mit unserer modernen Version dieses Aberglaubens nicht besser dastehen als die Melanesier mit ihren Cargo-Kulten.
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Das Schlimmste erwartend [27:03]

Interviewer: Dr. Catton, Sie haben das Gefühl das Überschwang und Optimismus gefährlich sind und dass wir das Schlimmste erwarten sollten. Warum denken Sie dass dies die richtige Einstellung ist?

Catton: [lacht] Weil das Schlimmste kommen wird. Und wenn wir es nicht erwarten trifft es uns härter als wie wenn wir es erwarten. Lassen Sie mich darüber nachdenken wie ich das besser ausdrücken kann. Einer meiner ersten Jobs nach dem Studium war in einer Agentur, wo der Boss eine Mutter hatte die tödlich erkrankt war. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt einen religiösen Standpunkt eingenommen, der sie annehmen ließ, dass der Grund für ihre Krankheit ein Mangel an Glauben sei. Dass sie gesund würde, wenn sie den richtigen Glauben hätte usw.. Er war traurig weil sie dies zu Schuldgefühlen in Bezug auf ihre Krankheit führte. Die Krankheit an sich war schlimm genug, aber die Schuldgefühle machten das Leben schlimmer. Die letzten paar Monate ihres Lebens wurden ruiniert, weil sie sich wegen ihrer Krankheit schuldig fühlte. Ich denke unsere Zivilisation befindet sich in einer ähnlichen Zwangslage. Wir neigen dazu irgendwie zu denken dass wir schlechte Menschen sind, wegen dem was wir diesem Planet an tun, eher als dass wir unschuldig das Material, gefunden, aus dem Boden genommen, als Brennstoff verbrannt und damit die Atmosphäre verschmutzt haben. Wir haben anzuerkennen, dass es andere Arten gab ihr eigenes Nest verpestet haben, die dies unschuldig getan haben und die trotzdem den Konsequenzen ins Auge sehen mussten. Aber zumindest wurden sie nicht traurig weil sie dachten wie schlecht sie waren, weil sie ihr eigenes Nest verpestet haben.
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Das Verbot der Werbung [29:17]

Interviewer: Sie sprechen in ihrem Buch [Overshoot] über die antisozialen Auswirkungen der Werbung und über die Notwendigkeit diese Mangel multiplizierende Industrie loszuwerden. Was denken Sie nun darüber?

Catton: Es wird schlimmer. Ich denke die Werbeindustrie ist eine Industrie die uns fundamental dazu bringt Sachen haben zu wollen die wir nicht haben. Kombiniert mit der künstlichen Veralterung, die so viele Hersteller nun praktizieren. Das diesjährige Modell sollte das letztjährige Modell ersetzen, obwohl das letztjährige Modell noch immer funktioniert. Die Modeindustrie mit der Kleidung, Autos, Geräte, alles mögliche andere. Das macht uns zu einer verschwenderischen Art. Es vernebelt die Probleme die durch unser Tragfähigkeitsdefizit entstehen müssen. Wir vergrößern das Tragfähigkeitsdefizit durch unsinnige Überproduktion von Sachen die wir nicht benötigen, und die nur erfolgt weil der Hersteller sie verkaufen muss [um Geld zu verdienen mit dem er sich selber das was er braucht kaufen kann]. Der ultimative Schuldige ist keine Person, der ultimative Schuldige ist die Tatsache dass wir als Art dazu fähig sind eine Arbeitsteilung innerhalb der Art durchzuführen. Wir können jeder als eine Unterart funktionieren. Jeder Beruf ist wie eine andere Art. Jeder Beruf mit anderen Werkzeugen, anderen Apparaten, anderer Ausrüstung stellt andere Anforderungen an das Ökosystem und hat andere Ressourcenansprüche. Das was jeder der verschiedenen Berufe an Produkten oder Dienstleistungen produziert geht weit über das hinaus, was die Mitglieder dieser Berufsgruppe benötigen. Sie müssen es daher an andere verkaufen und sie müssen dann von den anderen das bekommen was sie brauchen. Und so macht uns das Austauschsystem, das zur Arbeitsteilung gehört, alle vollkommen davon abhängig Dinge zu verkaufen. Ich verkaufe zum Beispiel die Wörter die ich als Akademiker generiere, oder das Produkt das ich als Teammitglied an einem Fließband produziere. Wenn sie es nicht verkaufen können macht es keinen Sinn es zu produzieren. Die Werbeindustrie ist unser Mechanismus um es zu verkaufen. Sehen Sie zum Beispiel den amerikanischen Postdienst. Der amerikanische Postdienst ist inzwischen hauptsächlich zum Verteiler der Werbeindustrie geworden. Das Zeugt dass wir täglich aus unserem Briefkasten holen besteht fast vollständig aus Werbung, Katalogen und dergleichen. Dass es so ist liegt teilweise daran, dass die Lieferung tatsächlicher Post heute meist per E-Mail erfolgt. Es liegt aber auch daran, dass das Porto für die Werbung zu niedrig ist. Das macht wirklich keinen Sinn, vor allem wenn sie eine ökologische Perspektive haben macht das keinen Sinn. Aber es macht Sinn aus der Sicht, dass wir nun eine Wirtschaft haben in der jeder etwas verkaufen muss um die Dinge bekommen zu können die er braucht.
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Unterminieren der Demokratie [33:02]

Interviewer: Schriftsteller William Ophuls: “Ecology and the Politics of Scarcity (1977) [dt.: Ökologie und die Politik der Knappheit] behauptete, dass ökologische Knappheit die Institutionen unterminieren kann. Könnten Sie darauf eingehen?

Catton: Menschen sind frei ziemlich umfassend das zu tun was sie wollen, wenn nur wenige andere da sind, so dass das was wir in unserem kleinen Lebensraum tun nur geringe Auswirkungen auf andere hat. Aber wenn da zu viele andere sind und wenn wir versuchen zu viele Dinge zu tun, dann wirkt sich alles was wir tun auf andere aus. Daher ist das Problem des Überschwingens, des Überschreitens der Tragkraft unserer Umwelt, dass es mehr Möglichkeiten der Verletzung der Privilegien anderer gibt, bezüglich der Dinge die sie machen möchten, während andere Leute zunehmend mich bei dem beeinträchtigen was ich machen möchte um das Leben zu genießen. Es wird für jeden schwieriger und schwieriger völlig frei das zu tun was ihm gefällt. Nun, was ist die politische Auswirkung davon? Gut, wir haben mehr Vorschriften, mehr Beschränkungen, wir haben Zonenbildungen um zum Beispiel sicherzustellen, dass in einer schönen Wohngegend Wohnhäuser stehen. Fabriken müssen irgendwo anders stehen. Die Geschäfte müssen irgendwo anders stehen, usw.. Aber Menschen haben etwas gegen Vorschriften, wir wollen nicht übermäßig mit Vorschriften gegängelt werden und so haben wir auch einen Schub der Deregulierung bekommen. Wir haben zum Beispiel die Luftfahrtgesellschaften dereguliert. Das hat uns eine Zeit lang ermöglicht zu niedrigeren Preisen zu fliegen usw.. Aber es fängt nun an einige Luftfahrtgesellschaften in den Konkurs zu treiben und nun lassen sie sich jedes Gepäckstück, das sie mitnehmen extra bezahlen, damit es nicht so aussieht als ob sie die Flugpreise erhöhen würden. Der Wettbewerb zwischen Deregulierung und Regulierung eskaliert weil immer mehr von uns versuchen mehr zu tun als der Planet wirklich vertragen kann.
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Die wirkliche Natur der Menschheit [35:31]

Interviewer: Sie sagten 1980, dass die in ihrem eigenen Feld, der Soziologie tätigen, so von den speziellen Eigenschaften der Menschheit beeindruckt sind, dass sie fast vollständig den Blick auf unsere biologische Untermauerung aus dem Blick verloren haben. Denken Sie das Soziologen und Sozialwissenschaftler im allgemeinen schließlich die wirkliche Natur des Menschen entdeckt haben?


Catton: Manche haben es, viele haben es nicht. Es gab einen Interessanten Soziologen mit dem Namen Pitirim Alexandrovich Sorokin, der wie Sie anhand des Namens erkennen können in Russland geboren wurde. Er war ein Flüchtling von der Sowjetunion in die USA, hat eine Weile an der Universität Minnesota gelehrt. Er schrieb ein Buch über Hunger als Faktor in menschlichen Angelegenheiten (( Pitirim Alexandrovich Sorokin: Hunger As A Factor In Human Affairs )) . Das war eines der frühen Bücher, das wirklich berücksichtigte, dass der menschliche Organismus, nach allem schließlich immer noch ein Organismus ist. Er war zu diesem Buch inspiriert worden weil er eine russische Hungersnot durchlebt hatte. Er war sich neben dem Hunger auch anderer Aspekte bewusst, durch die der menschliche Organismus durch die physikalischen, chemischen und biologischen Einflüsse seiner Umgebung beeinflusst wird. Ich weiß nicht ob dieses Buch sich gut verkauft hat. Eine Zeit lang war es für einen Soziologen sehr schwer Dinge in diese Richtung gedruckt zu bekommen, weil das einfach nicht zur Kultur der Sozialwissenschaft gehörte. In zunehmendem Maße ist das anders. Aber es gibt noch immer eine schrecklich große Anzahl von Soziologen, die noch stets so reden als wäre Homo Sapiens eine Art, die so vollständig anders ist, dass nichts was wir über andere Arten wissen für das Verständnis des menschlichen Verhaltens wirklich eine Rolle spielt. Ich denke das trifft für die Sozialwissenschaften im allgemeinen zu. Nun, ich weiß nicht ob ich das sagen soll, Wirtschaftswissenschaftler sind vielleicht noch weniger mit der Realität verbunden. Aber Sozialwissenschaften im allgemeinen sind sehr abgehoben. Emile Durkheim benutzte den Begriff “Der Wirtschaftswissenschaftler” abschätzig als Begriff als er die Soziologie einführte.
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Erneuertes Interesse an “Overshoot” [38:08]

Interviewer: “Overshoot” ist kürzlich ins Russische übersetzt worden und wird nun ins Spanische übersetzt. Haben jüngere ökologische Ereignisse das Interesse an ihrem Buch vorangetrieben?

Catton: Scheinbar haben die Verkaufszahlen in den letzten Jahren zugenommen. Offen gesagt bin ich überrascht, dass der Verlag es all die Jahre im Programm behalten hat. Ich bin angenehm überrascht. Es war nie ein Bestseller. Ich bin dadurch nicht reich geworden, aber es hat einige Reisen finanziert.
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Ökologische Bescheidenheit [38:42]

Interviewer: Denken Sie dass die Menschheit jemals lernen wird ökologisch bescheiden zu sein und die Zurückhaltung zu üben die sie als unsere unentbehrliche Hoffnung identifiziert haben?

Catton: Einige von uns werden es, viele von uns werden es nicht. Wenn wir durch das gehen, was ich als das Flaschenhalsjahrhundert sehe, dann werden viele der Überlebenden am Ende dieses Jahrhunderts weiser sein als der Durchschnitt der Menschen am Anfang dieses Jahrhunderts es war. Jedes Wissensgebiet ist dazu bestimmt eine Spezialität für einige Leute zu sein und nicht ein Gegenstand der Vertrautheit für die meisten Menschen. Alle Arten von Menschen sind erforderlich um die Welt wie wir sie kennen zu machen. Es wäre eine sonderbare Welt wenn wir alle Ärzte sein wollten oder wir alle ein Gehirnschirurg sein wollten oder wenn wir alle Soziologen sein wollten. Ich habe es genossen ein Soziologe zu sein, ich habe es genossen ein Umweltsoziologe zu werden, ich habe es genossen an der Soziologie etwas zu herumzudocktern und sie weiter zu entwickeln. Aber es wäre eine schreckliche Welt wenn jeder einen Doktor in Soziologie hätte. Wir brauchen andere Arten
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Relokalisierung [40:13]

Interviewer: Dr. Catton denken Sie das jüngste Versuche der Re-Lokalisierung auf Gebieten wie der Nahrungsmittelproduktion und der Arbeit helfen können den kommenden Kollaps zu mildern?

Catton: Das ist das beste was sie tun können, helfen zu mildern, sie werden das Problem nicht lösen. Eines Tages wird die Welt von einer kleineren Anzahl Menschen besiedelt sein und diese werden zwangsweise mehr von lokalen Ressourcen abhängen und weniger fähig sein sich Produkte zuzulegen, die auf der anderen Seite des großen Ozeans hergestellt oder gezüchtet wurden, als es für uns in den letzten Jahren üblich wurde. Ich weiß nicht ob wir viel zur Zukunft beitragen, wenn wir als Individuen davon Abstand nehmen Kiwifrüchte zu kaufen die aus Neuseeland importiert wurden, oder Ananas die aus China oder von wo auch immer importiert wurden. Ich schätze das kann einige Ausgaben für Treibstoff sparen und das spart minimale Mengen an CO2 Ausstoß und es wird daher die globale Erwärmung ein winziges bisschen verzögern. Aber wirklich nur ein winziges Bisschen. Es ist eine gute Idee etwas mehr lokal abhängig zu werden als wir es geworden sind. Aber das wird das Problem nicht lösen. Es wird es etwas mildern.
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Menschliches Handeln [41:46]

Interviewer: Dr. Catton eine Person die ihre Arbeit bewundert, hat gemeint das Sie deterministisch oder fatalistisch sind. Glauben Sie dass menschliches Handeln oder politische Aktionen uns in eine andere Richtung steuern können?

Catton: Menschliches Handeln ist sicher wichtig. Menschen haben die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, eher dies als jenes zu tun. Das Treffen guter Entscheidungen hängt vom Erwerb eines adäquaten Vermögens an relevantem Wissen ab. Ich bin ein Determinist in dem Sinne, dass sich an Ursache und Wirkung glaube. Ich glaube nicht dass wir unsere Entscheidungen grundlos treffen. Bin ich fatalistisch? Nein. Es kommt zunächst darauf an wie Sie Fatalismus definieren. Ich denke einen besonders großen Beitrag zum Verständnis des menschlichen Lebens hat ein Soziologe gemacht, mit dem ich in einem erheblichen Ausmaß nicht einverstanden war C. Wright Mills an der Columbia Universität. Er schrieb ein Buch über die Ursache des 3. Weltkrieges, in dem er argumentierte, dass es eine gute Frage wäre ob Männer Geschichte machen oder ob Geschichte Männer macht. Das war in der Zeit wo man Männer gesagt hat, heute würde man Personen sagen. Aber er definierte Schicksal auf eine sehr interessante Weise. Ich denke nicht dass dies die Beste aller möglichen Definitionen für den Begriff Schicksal ist, aber es ist eine gute Definition für eine besondere Form des Schicksals. Ich würde sie anthropogenes Schicksal nennen, welches eine spezielle Version ist. Er sagte Schicksal ist das Resultat von unzähligen individuellen Entscheidungen über andere Angelegenheiten, akkumuliert um ein Ergebnis zu produzieren, das niemand angestrebt hat. Und ich denke das ist es was passieren wird im Bezug auf die globale Erwärmung und die Verknappung der erschöpfbaren Ressourcen, usw.. Niemand beabsichtigte ein Tragfähigkeitsdefizit zu produzieren aber die Entscheidungen die viele Leute trafen, in eine Stadt zu ziehen oder damit anzufangen mit einem Traktor Landwirtschaft zu betreiben anstatt mit einem Pferdegespann, oder Ochsen oder was auch immer, die Entscheidung eine Zahnbürste zu kaufen, verschiedene Formen der Hygiene zu praktizieren um das Leben zu verlängern, alle diese Dinge trugen dazu bei die Lebenserwartung der Menschen zu vergrößern und die menschliche Bevölkerung zu vergrößern. Die Rückwirkungen davon beginnen wir nun zu spüren in der Form dieses Tragfähigkeitsdefizits und der Tatsache, dass es zu viele von uns gibt. Und nicht so viele werden imstande sein in der Welt der Zukunft zu überleben. Niemand hat das beabsichtigt, aber es ist ein Produkt unzähliger Entscheidungen über andere Angelegenheiten.
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Neues Buch “Die kommende Sackgasse der Menschheit” [44:56]

Interviewer: Ich höre sie arbeiten an einem neuen Buch. Können Sie das für uns beschreiben?


Catton: Nun, das Buch das ich zur Zeit schreibe nenne ich “Humanity’s Impending Impasse” (( mögliche Übersetzungen: “Die kommende Sackgasse der Menschheit” oder “Die bevorstehende Hängepartie die Menschheit” oder “Die drohende Hängepartie der Menschheit”, der entgültige Titel des 2009 erschienenen Buches lautet “Bottleneck: Humanity’s Impending Impasse”, also “Flaschenhals: ….”, zum Begriff Bottleneck bzw. Flaschenhals im Sinne des Autors siehe oben in dem Interview )) . Das englische Wort impasse [dt. Sackgasse] bedeutet das man auf ein undurchdringbares Hindernis stößt, das man nicht überwinden kann. Und das ist es was meines Erachtens vor uns liegt, in diesem Jahrhundert. Das ist der Grund warum ich es “the Impending Impasse” [dt. die drohendene, oder kommende Sackgasse] nenne. Wir sind noch nicht ganz am Ende der Sackgasse angekommen aber wir können sicher sehen dass es direkt vor uns liegt, am nicht sehr weit entfernten Horizont. Und es wird nicht nur ein Land oder ein paar Länder betreffen, es wird nicht nur die Industriestaaten betreffen, es wird nicht nur die Einwohner der Industriestaaten betreffen die ich “Homo Colossus” zu nennen begonnen habe, weil wir pro Kopf eine so gigantische Auswirkung auf unsere Umwelt bekommen haben. Es wird sich auf den gewöhnlichen Homo Sapiens auswirken. Wir machen mit unserem eigenen Habitat [=Lebensraum] gemacht, was wir mit dem Habitat andere Arten gemacht haben, die gefährdete Arten wurden. Wir haben das Aussterben von Arten verursacht weil wir die Bedingungen in denen sie leben konnten zerstört haben. Und wir beginnen uns nun der Zeit zu nähern in der wir sehen, dass wir das auch mit unserem eigenen Habitat gemacht haben. In diesem Buch erkläre ich übrigens auch den Unterschied zwischen Determinismus und Schicksal [engl. “fate”]. Und ich schlage auch vor, dass einige unserer geschätzten Glaubensinhalte notwendigerweise als Glauben an Magie angesehen werden müssen. Wir wissen es besser. Magie ist wirklich nur Illusion. Ich weiß nicht ob die Leute das Buch kaufen wollen oder nicht. Aber ich rate den Menschen dahingehend vorgewarnt zu sein, dass die Jahrzehnte die vor uns liegen nicht so erfreulich sein werden, wie die Jahrzehnte die gerade hinter uns liegen.
Anfang

Abschließende Botschaft [47:18]

Catton: Da ist ein neues Buch, das einige Bekanntheit erreicht hat. Die letzte Vorlesung von … Wie ist sein Name? Rausch?
Interviewer: Ja.
Catton: Der, als er sich darüber klar wurde, dass er tödlich krank war, sagte, was ist die letzte Botschaft, die sie ihren Mitmenschen geben können? Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber ich habe eine Menge Artikel über es gelesen. Was er im wesentlichen rät, ist „erfreut euch des Lebens“. Ich würde dasselbe sagen. Verzweifelt nicht, auch wenn wir in verzweifelten Zeiten leben. Es gibt eine Menge Leben, das man leben kann und Freude, die man haben kann und erfreut euch gegenseitig. Menschen sind eine wunderbare Art auch wenn wir einigen gewaltigen Unfug machen, machen wir das meiste davon in aller Unschuld. Wir sollten in der Tatsache schwelgen, dass wir von dieser Art sind, die dieses Gehirn hier oben hat, und diese Hände hier und diese Augen und diese Ohren, mit denen wir uns an Musik und Landschaften erfreuen können, und wunderbare Sachen herstellen können und wunderbare Sachen tun können. Lasst uns genießen was übrig bleibt.

Nachspann:
Ende
Name des Interviewers: Frank M. Rotering
Schnitt und Videoproduktion: Patricia Woods

Copyright 2008 Frank Rotering
frank_rotering@yahoo.com

Der Interviewer, Herr Frank Rotering hat selbst zwei Bücher geschrieben, die ich aber noch nicht gelesen haben. Das Buch  Needs and Limits: A New Economics for Sustainable Well-Being  gibt bereits in der 3. Auflage, die z.B. über www.Buecher.de und über www.booklooker.de erhältlich ist. Auf der Internetseite http://contractionism.org/  von Frank Rotering kann man u.a. die pdf-Versionen seiner Bücher herunterladen.

Transkript in deutscher Sprache erstellt von Christoph Becker, fertiggestellt am 1.3.2015

Nachtrag: Seit Oktober 2016 ist das Buch “Overshoot – The Ecological Basis of Revolutionary Change von William Catton kostenlos als pdf-Datei verfügbar:  monoskop.org/File:Catton_Jr_William_R_Overshoot_The_Ecological_Basis_of_Revolutionary_Change.pdf