Weitere Literatur zum Thema EMP

Als Ergänzung zu meinem Beitrag Eine Sekunde danach, möchte ich hier auf weitere Informationsquellen hinweisen.

Fernsehdokumentationen

Der Fernsehsender N24 hat mehrfach  die deutsch synchronisierte Fernsehdokumentation Die EMP-Bombe: Impuls zum Blackout gezeigt.  Diese Fernsehdokumentation ist derzeit hier zu sehen und herunterladbar. Der Titel des amerikanischen Originals lautet Electronic Armageddon und ist von National Geographic weiterhin als DVD erhältlich. (Nachtrag 29.6.2016: ich habe die Doku nun auch hier eingebettet)

Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout from Mongos-Weisheiten on Vimeo.

NBC hatt 2012 ein Drama mit dem Titel Revolution  gezeigt, in dem das Leben in den USA 15 Jahre nach einem EMP-Angriff gezeigt wird. Der Film ist nicht mehr verfügbar. Es gibt aber verschiedene Artikel darüber hier, und hier. Weitere lassen sich per google finden. Das amerikanische Repräsentantenhaus hat Ende Mai 2014 offenbar unter dem Eindruck dieses Films ein Gesetz verabschiedet, das den Chef der Nachrichtendienste beauftragt, innerhalb von 6 Monaten einen Bericht über die Möglichkeit eines solchen Angriffes anzufertigen.

Sachbücher und Artikel

Berichte der EMP-Kommission

Wenn das amerikanische Bundesparlament (Repräsentantenhaus) mit einem schwierigen Fragenkomplex konfrontiert ist, dann kann es eine Gutachterkommission beauftragen. Die Mitglieder werden so gewählt, dass alle Parteien sie als Kompetent akzeptieren. Die Kommission hat sehr umfassende Mittel-, Möglichkeiten und Rechte, um die Wahrheit über ein Thema herauszufinden. Zum Thema EMP bzw. Verwundbarkeit der Infrastruktur durch einen elektromagentischen Puls wurde in diesem Sinne die EMP-Kommsion ins Leben gerufen.

Auf der Internetseite der EMP-Kommission gibt es einen 62 seitigen Bericht aus dem Jahre 2004 und einen ausführlichen Bericht mit 208 Seiten aus dem Jahre 2008.

Artikel zum Bericht der EMP-Kommission in der Zeitschrift The Space Review

Zum Bericht der EMP-Kommission gab es von Yousaf M. Butt eine kritische Stellungnahme in der Zeitschrift The Space View Teil1, Teil2. Zu dieser Stellungnahme gab es dann wiederum von zwei Mitarbeitern der EMP-Komission eine kritische Antwort. Die Stellungnahmen sind sehr lesenswert. Der Meinung von Yousaf M. Butt, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen und die Globalisierung Russland und vor allem auch China von einem Angriff auf die USA ausreichend zuverlässig verhindern würden, kann ich mich nicht anschließen.  Wirtschaftliche Verflechtungen und gegenseitig Abhängigkeiten werden nur dann vor Krieg schützen wenn

  • Die Versorgung mit Lebensmitteln, Energie und Rohstoffen stabil und faktisch unerschöpflich ist oder sich sogar verbessert.

  • Die gegenseitigen Abhängigkeiten für jede Seite ähnlich lebenswichtig sind.

Wenn wichtige Güter wie Rohöl, am Weltmarkt knapp werden oder die Nahrungsversorgung, etwa durch Umweltschäden oder Wassermangel für eine oder mehrere Atommächte instabil werden, dann kann ein Krieg gegen sehr attraktiv und sogar alternativlos werden. Man bedenke, dass jede Tonne der auf dieser  Welt noch vorhandenen fossilen Brennstoffe nur einziges Mal verbraucht werden kann.  Wenn das technische Wissen der westlichen Staaten durch Spionage und Firmenkäufe hinreichend transferiert ist, dann kann es sinnvoll sein, die Schwächen und die Verwundbarkeiten der Westlichen Industriestaaten zu nutzen, um diese als Konkurrenten im Rennen um die verbliedenen Rohstoffreserven dieser Welt auszuschalten. Wenn landwirtschaftliche Flächen durch Umweltschäden, Erosion oder Wassermangel im großen Umfang ausfallen, dann kann es ausserdem attraktiv bis alternativlos sein, neues Land zu erobern – wenn es solches gibt und wenn dieses leicht zu erobern ist.  Einige Monate nach einem EMP-Angriff wäre die Eroberung Deutschlands und Europas und vermutlich auch Nordamerikas heute für einige Großmächte voraussichtlich ähnlich leicht, wie in früheren Jahrhunderten die Landnahme in Amerika, Australien und Neuseeland für die Europäer.  Hier als Beispiel drei Artikel zum Thema Wassermangel und Sicherheit:  eins, zwei,drei.

Der plötzliche Kollaps von allem – wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können


In Der plötzliche Kollaps von allem – wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti, wird auf den Seiten 145–160 ein EMP-Ereignis als eines der denkbaren X-Events (Großereignisse) beschrieben, die einen Zusammenbruch unserer Zivilisation verursachen können. Insgesamt beschreibt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Der plötzliche Kollaps von allem – wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti, wird auf den Seiten 145-160 ein EMP-Ereignis als eines der denkbaren X-Events (Großereignisse) beschrieben, die einen Zusammenbruch unserer Zivilisation verursachen  können. Ingesamt beschreibt Casti Beispiele von 11 verschiedenen Großereignissen. Casti versucht als Mathematiker allgemeingültige Antworten dafür zu finden wann, und warum Ereignisse zum Zusammenbruch führen können und was man tun kann, um einen Zusammenbruch zu verhindern oder um von solchen Ereignissen sogar zu profitieren. Das Wesentlichste ist, dass man flexibel reagieren können sollte.  Unsere Gesellschaft ist hochkomplex und zugleich extrem unflexibel, weil zu viel von der Funktionsfähigkeit der Stromversorgung und Elektronik, aber auch von Nahrungsmittelimporten und Energieimporten abhängt. Wenn etwas ausfällt, was unsere Vorfahren vor 200 Jahren noch gar nicht kannten, dann sterben in diesem Land voraussichtlich 8 bis 9 von 10 Menschen,  trotz oder gerade wegen des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts. John Casti würde sagen, wir haben mehr Komplexität angehäuft als wir handhaben können. Ein Zusammenbruch unserer Gesellschaft wird die Komplexität der Gesellschaft so verringern, so das diese wieder handhabbar wird. Wenn wir die Gefahren rechtzeitig erkennen und vernünftig handeln würden, dann könnten wir das Wissen und die Möglichkeiten unserer Zeit nutzen und damit große Schäden und Verluste vermeiden. Im Idealfall könnten wir durch die Vorberteitung und selbst durch das Meistern der Katastrophe profitieren.

A Nation Forsaken. EMP: The Escalating Thread of an American Catastrophe


Anfang 2013 ist in den USA das Buch A Nation Forsaken. EMP: The Escalating Thread of an American Catastrophe [dt.: Eine verlassene Nation. EMP: Die sich zuspitzende Drohung einer amerikanischen Katastrophe] von Michael F. Maloof erschienen. Neben den großen Risiken, wie sie in One Second After und den Berichten der EMP-Kommission abgehandelt werden, bietet dieses Buch vor allem auch Szenarien und Hinweise für den Einsatz konventioneller EMP-Waffen. So wird von einem Fall in den Niederlanden berichtet, wo jemand den Computer einer Bank von der Straße aus erfolgreich mit einer EMP-Waffe beschädigt hat. In einem anderen Fall haben Kriminelle die Alarmanlage eines Juweliers mit Hilfe einer solchen Waffe ausgeschaltet und dann das Geschäft ausgeraubt. Als Beispiele von möglichen Terrorangriffen mit konventionellen EMP-Waffen werden in dem Buch genannt: Abschuss eines Flugzeuges kurz nach dem Start und massive Störung des Berufsverkehrs mit vielen Unfällen, durch Angriffe auf die Elektronik von Autos und auf die Schrittmacher von Patienten an einem Verkehrsknotenpunkt.

Romane

Romane können sehr brauchbare gedankliche Simulationen sein, um die Auswirkung von technischen, militärischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten und Entwicklungen zu untersuchen und auf unterhaltsame Weise für die Leser darzustellen.

Deutschsprachige Romane

Die 2014 erschienen deutsche Übersetzung des 2009 in den USA erschienen Roman One Second After – Die Welt ohne Strom von William F. Forstchen ist eindeutig der am besten recherchierte Roman, der in deutscher Sprache zum Thema EMP verfügbar ist.


align=”right” 2013 ist von Heiko Rose der Roman EMP – Sonne, Chaos, Steinzeit   erschienen. Der Autor ist Sicherheitskraft an Flughäfen. Inspirierend für den Roman war eine  Fernsehdokumentation auf N24.  Hobby des Autors sind offenbar Schießsport und Finanzgeschäfte. Der Roman spielt hauptsächlich in Deutschland. Ich fand den Roman etwas zu sehr auf die Themen Sicherheit und Finanzwesen beschränkt. Meines Erachtens unterschätzt der Autor die tatsächlichen, langfristigen Folgen einer solchen Katastrophe für unsere Gesellschaft.

1986 ist mit dem Titel „Der EMP-Effekt“ ein Thriller von Peter Schmidt erschienen. Das scheint einer der üblichen Agentenkrimis zu sein,

Englischsprachige Romane

SS18: The Satan Legacy


SS18: The Satan Legacy [dt.: Sowjetische Interkontinentalrakete von Typ SS18: Das Erbe Satans] von Patrick Lowrie. Dies ist einer der beiden Romane deren Lektüre Roscoe Bartlett in Reden zum Thema EMP neben ‚One Second After‘ auch jenen empfiehlt, die sonst keine Romane lesen“. Roman ist 2009 in den USA erschienen. Der Autor ist Elektroingenieur und war vor seinem Ingenieurstudium Techniker bei der amerikanischen Marine. Der Roman liest sich gut, wie ein James Bond Krimi. Der UdSSR waren 7 hochmoderne Atomsprengköpfe durch einen Überfall gestohlen worden, die dann später im Iran wieder auftauchten. Diese Sprengköpfe gelangen schließlich in die Gewalt von Al Quaida. Die USA werden von einem Handelsschiff aus mit insgesamt dieser 3 Atomsprengköpfen angegriffen. Die damit verursachten elektromagnetischen Impulse zerstören die Stromversorgung und die Elektronik in den USA, sowie später auch die meisten Satelliten. Der Roman enthält darüber hinaus viele Informationen, Ideen und Überlegungen, die im Zusammenhang mit EMP-Angriffen wichtig sein könnten. Neben dem zu erwartenden, üblichen Chaos in den amerikanischen Städten wird hier über die Probleme innerhalb der amerikanischen Regierung und der Streitkräfte berichtet. Das reicht vom alten, elektroniklosen Notstromaggregat, das die  Stromversrogung des Bunkers unter dem  Weißen Hauses rettet, über die Einsatzplanung der strategischen Atom-U-Boote bis zur  Zusammenarbeit mit den Russen. Die strategischen Atom-U-Boote der USA haben demnach den Befehl, ein ganzes Sortiment von Zielen in verschiedenen Staaten anzugreifen, wenn die Verbindung zur amerikanischen Zentrale über einen längeren Zeitraum abbricht. Im Roman ist am Ende nur noch ein einziges, dazu  beschädigtes Spezialflugzeug vorhanden, das die Funkmeldung an die U-Boote übermitteln kann. Der Countdown zum allgemeinen globalen atomaren Rundumschlag der USA hat auf einem der U-Boote schon begonnen, als in letzter Sekunde das Funksignal der Regierung eintrifft, das den Countdown stoppt. Ein anderer interessanter Aspekt dieses Romans ist, dass China sich von Al Quaida ältere Interkontinental Raketen bewußt klauen lässt und dann aber gleich Fachleute und eine als Zivilisten getarnte militärische Spezialeinheit mitliefert. Die Angriffe auf Europa und Israel werden in diesem Roman im James-Bond-Stil jeweils in allerletzter Sekunde verhindert. Interessant ist die Überlegung, dass es schließlich zu einem Krieg zwischen Israel und den arabischen Ländern kommt, wobei Israel schließlich sein gesamtes Atomwaffenpotential einsetzt und damit den Mittleren Osten radioaktiv derart verseucht, dass er für  lange Zeit unbewohnbar wird.

The Price of Peace


The Price of Peace [dt: Der Preis des Friedens], von Albert Clark. Dieser Roman ist schon etwas älter. Der Autor war Oberstleutnant der US-Luftwaffe (er war zeitweise auch am deutschen Fliegerhorst Büchel stationiert). Der Roman ist der Versuch, das Wissen und die Berufserfahrung eines Offiziers der US-Luftwaffe mit Zukunftsträumen und Albträume über einen 3. Weltkrieg aus der Sicht der späten 80er Jahre mit dem Versuch einer Interpretation von Nostradamus zu kombinieren. Wenn man die üblichen Helden- und Liebesgeschichten wegläßt bleiben folgende interessante Ideen:

  • Ein gegen Europa und die USA gerichtetes Bündnis, dem unter anderem alle arabischen Staaten und China angehören.

  • Ein EMP-Angriff auf die USA durch in Satelliten eingebaute Atomwaffen. Später im Roman wird auch in Europa ein EMP-Angriff durchgeführt.

  • Ausnutzung des Chaos und des Zusammenbruchs der Infrastruktur nach einem EMP-Angriff, durch die Angreifer, indem sie Waffen und Munition an gewaltbereite Bevölkerungsgruppen in den Großstädten verteilen oder verkaufen lassen, um Plünderungen und Gewaltverbrechen zu begünstigen. Vor allem in Staaten, in denen es dank strenger Waffengesetze so gut wie keine legalen, privaten Waffen gibt, kann man auf diese Weise besonders üble Plünderungen, Brandschatzungen, Massaker und andere Verbrechen provozieren, und damit die Bevölkerung reduzieren und auch noch intakte Sicherheitskräfte des angegriffenen Staates binden und weiter schwächen.

  • Einsatz von B- und C-Waffen in Europa. Bei B-Waffen kommen insbesondere tödliche Viren zum Einsatz gegen welche die Angreifer geimpft wurden.

  • Teilweise absichtlich totale Vernichtung der Bevölkerung in von den arabischen Truppen eroberten Gebieten Europas.

In Clarks Roman gewinnen, ganz im Stil des Geistes der 80er Jahre natürlich am Ende die Amerikaner und errichten eine neue Weltordnung. Heute würde sein ein Krieg vermutlich aber ganz anders ausgehen und die Schäden durch die EMP-Angriffe wären vermutlich sehr viel größer und andauernder. Clarks Roman übersieht wesentliche Fakten, wie zum Beispiel den Gegensatz von Schiiten und Sunniten, und er ist wie gesagt veraltet. Aber auch dieser Roman ist eine gedankliche Simulation eines Krieges aus der man wichtiges Lernen kann.

Rohan Nation – Reinventing Amerika after the 2020 Collapse

In Rohan Nation – Reinventing Amerika after the 2020 Collapse [dt.: Rohan Nation – Neuerfindung Amerikas nach dem Zusammenbruch im Jahre 2020] von Drew Miller kommt es ebenfalls zu EMP-Angriffen. Zunächst werden die USA von den Chinesen mit einem umgebauten Passagierflugzeug angegriffen, das von den Philippinen kommend mitten über den USA in großer Höhe zwei Raketen mit Atomsprengköpfen abfeuert, die noch höher aufsteigen und dann die USA durch den EMP-Effekt lahmlegen. Interessant ist hier weiterhin, dass die Chinesen in diesem Roman große Teile der amerikanische Marine mit Atomwaffen ausschalten und dabei auch den EMP-Effekt nutzen. Es kommt daraufhin zum atomaren Schlagabtausch zwischen China und den USA mit Interkontinentalraketen. Die USA greifen nur militärische Ziele an. China antwortet dann aber mit atomaren Angriffen gegen amerikanische Städte, woraufhin die USA den atomaren Schlagabtausch beenden. Das mit China verbündete „Kalifat“ löst einige Pandemien mit tödlichen Viruserkrankungen aus, die die Weltbevölkerung stark reduzieren. Chinesische Truppen landen auch in den USA. Der Autor ist offensichtlich Pferdeliebhaber. Berittene amerikanische Milizen greifen irgendwann im vollen Galopp mit ihren Schnellfeuergewehren chinesische Invasionstruppen an.  Also wieder richtige Kavallerie nach 2020, und das in den USA! Daneben enthält der Roman auch jede Menge Diskussionen darüber, wie die Verfassung und Gesellschaft des zukünftigen, neuen Amerikas nach dem Krieg am Besten aussehen sollte.

Überraschend fand ich in Drew Millers Roman die Argumentation für den Einsatz von taktischen Atomwaffen, deren Vernachlässigung und Abschaffung nachgetrauert wird, weil man damit überlegene gegnerische Truppen leicht reduzieren könnte, wenn man sie noch hätte.

Interessant ist ferner die Feststellung, dass nach den EMP-Angriffen der Krieg wieder wie im Zweiten Weltkrieg mit großen Massen klassischer Infanterie geführt werden müsse, etwas wozu den Streitkräften der USA und natürlich auch Europas dann aber das Personal und die nötige Ausrüstung und meines Erachtens wohl auch der Kampfgeist fehlen würde.

Drew Miller ist Oberst der Reserve der US-Luftwaffe und arbeitet als Wissenschaftler und Autor für eine Expertenkommission des Verteidigungsministeriums. Er hat je einen Studienabschluss der Harvard-Universtiät und der Militärakademie der amerikanischen Luftwaffe. Er war Nachrichtenoffizier und hat als Manager für eine Firma und ein Programm des Verteidigungsministeriums gearbeitet.

Vorträge und Reden

Auf www.youtube.com sowie auf den Internetseiten der Heritage Foundation (www.heritage.org) und des Parlaments der USA (www.c-span.org) kann man viele Reden und Veranstaltungen und Informationen zum Thema EMP finden.

Spätere Blogartikel zum Thema EMP auf www.freizahn.de:

Kelberg, den 19. August 2014

Christoph Becker

Nachträge

29. April 2019

Am 29. April 2019 wurde der Artikel Knockout durch Blackout veröffentlicht ( das-blaettchen.de/2019/04/knockout-durch-blackout-48212.html ), der sich mit dem Problem befasst, dass ein Krieg mit Russland mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem EMP-Angriff ( auch) auf Deutschland auslösen würde. Zu den Folgen wird auf den 2011 erschienen Vierten Gefahrenbericht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe  und auf die Drucksache 17/5672 hingewiesen. Letzteres ist ein 136 Seiten umfassender Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Aus diesem Bericht wird ausführlich zitiert. Der Link auf diesen öffentlich zugänglichen Bericht: dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf . Wenn es zu einem von Menschen ausgelösten EMP-Ereignis in Deutschland kommt, wird die dazu verwendete Atomwaffe meines Erachtens sicher nicht in Russland, sondern eher irgendwo in Asien hergestellt worden sein.

26. September 2019,  Der Roman “Dann gehen die Lichter aus”

Habe diese Woche den schon 2017 erschienen Roman Dann gehen die Lichter aus: EMP Angriff & islamischer Aufstand = Deutschland kaputt von Martell entdeckt und fasziniert gelesen. Der Autor ist Soziologe und somit eher Spezialist für die gesellschaftlichen Veränderungen bei eine Kollaps des Staates zu erwarten sind. Er schildert auf wie ich meine sehr realistisch und eindrucksvoll den völligen Zusammenbruch des multikulturellen Deutschlands mit Hilfe verschiedener zeitlich parallel verlaufender Geschichten. 

 




Nur noch Schmusekatzen

In der Wochenzeitung Junge Freiheit vom 15. August 2014 findet sich auf Seite 18 ein Artikel des Militärhistorikers und Militärtheoretikers Prof. Dr. Martin van Creveld.  Über dem Artikel sind 3 Spielzeugsoldaten aus Plastik abgebildet. Daneben steht

Spielzeugsoldaten:

Soldaten, deren Hauptanliegen darin besteht, nicht getötet zu werden, sind nie in der Lage gewesen zu kämpfen, geschweige denn zu siegen.

Die Artikelüberschrift lautet:

Westliche Armeen

Schmusekatzen

Die fett hervorgehobenen Texte lauten:

Die westlichen Gesellschaften ehren ihre Soldaten nicht, im Gegenteil: Während der Ausbildung und der Kasernierung unterliegen sie zahllosen Vorschriften, die sie daran hindern, das zu tun, was für jeden Zivilisten das Normalste der Welt ist.

und

Eine Wichtige Rolle bei all dem spielen weibliche Soldaten und der Femininismus im allgemeinen. In jeder bekannten menschlichen Gesellschaftsordnung seit Anbeginn der Dinge galt eine Behandlung, die für Männer als angebracht erschien als zu hart für Frauen.

Die abschließenden Sätze des Artikels:

Und nicht zuletzt sind da die feministischen Organisationen, die stets und ständig auf der “Gleichstellung” (im Klartext der Previligierung) der Frauen bestehen, auch wenn dies bedeutet, über die Leichen zahlloser “Schwestern” zu gehen und das Militär ihrer jeweiligen Länder zugrunde zu richten.

Abschließend sind noch zwei Punkte anzumerken: Zum einen haben, wie ihre zahlreichen Siege deutlich machen, die Taliban, ihre Waffenbrüder in anderen Ländern und die Gesellschaften außerhalb der westlichen Welt im allgemeinen gut erkannt, dass es nicht ratsam ist, dem Westen auf seinem selbstzerstörerischen Weg zu folgen. Zum anderen sind Gesellschaften, die ihre Kampfkraft verlieren, indem sie ihr Militär so behandeln wie der Westen, zum Untergang verurteilt. Früher oder später wird jemand mit einem scharfen Schwert daherkommen und ihnen den Kopf abschlagen.

Wer Ohren hat der höre.

Beängstigende Worte, wenn man bedenkt, dass alleine schon  der kleine Rest des osmanischen Reiches, der sich heute Türkei nennt, über mehr als 12 mal soviele schwere Kampfpanzer und über mehr als doppelt soviele Soldaten verfügt wie Deutschland oder Frankreich.  Wenn man alle muslimischen Länder des ehemaligen Osmanischen Reiches zusammenrechnet, kommt man auf eine Streitmacht, die schon rein zahlenmäßig dem Rest Europas extrem überlegen ist. Man stelle sich nun vor, dass das Kalifat der ISIS sich weiter ausbreitet und in wenigen Jahren auch Saudi Arabien und in dann vielleicht sogar die Türkei umfasst, während Wassermangel den Orient weitgehend unbewohnbar macht. Oder man stelle sich vor, dass sich China wegen seiner Umweltprobleme und wegen Wassermangel zu Eroberungskriegen gezwungen sieht und sich deshalb mit islamischen Staaten verbündet und dass Regierungen ausserhalb Europas, Europa als geeigneten, wassereichen, fruchtbaren, kaum noch verteidigten neuen Lebensraum ausmachen, den zu erobern und neu zu besiedeln eine Möglichkeit ist, um Revolutionen im eigenen Land zu verhindern. Das wäre ausserdem attraktiv weil die Weißen in Europa und wohl auch in den USA dann in Zukunft auch als lästige Verbraucher und Konkurrenten bei der Verteilung der verbliebenen, knappen, wirtschaftlich nutzbare Rohstoffe und Ölvorräte dieser Welt ausfallen würden.

Besonders interssant würde so ein konventioneller Angriff auf Europa, wenn vorher schon ein EMP-Angriff wie in One Second After beschrieben, erfolgt ist, und wenn die Angreifer flankierend per organisiertem Verbrechen jede Menge illegale Waffen in den deutschen und europäischen Großstädten an ausgewählte Bevölkerungsgruppen verteilt haben und dann erst ein paar Monate abwarten,  bis Hungersnöte, Gewaltverbrechen und Krankheiten die Europäer dezimiert und maximal geschwächt haben.

Es wird nicht ausreichen, dass man sich darauf verlassen kann, dass Frau Merkel das dann alles als “nicht hilfreich” bezeichnet, “besorgt” ist und dass Frau von der Leyen den Angriff vielleicht als “nicht zeitgemäß” mit Worten und Hinweisen auf die Nato und auf die abschreckende Wirkung unserer Soldatinnen, Gleichstellungsbeauftragten, Frauenquoten und von Kindergärten in den Kasernen, zurückweisen wird, während Frau Roth von den Grünen sich ganz sicher empört zeigen und heulen wird.

Kelberg den 15.8.2014, zuletzt überarbeitet am 24.8.2014

Christoph Becker




Zuverlässigkeitstechnik

In meinem Studium der Schiffsbetriebstechnik an der Fachhochschule Flensburg hatte ich als Wahlfach unter anderem Zuverlässigkeitstechnik belegt. Das ist zwar schon ca. 35 Jahre her, aber das Wesentliche ist immer noch interessant, um Risiken und Lösungsmöglichkeiten in der Technik, aber auch in allen anderen Lebensbereichen bis hin zur Zuverlässigkeit der Funktion unserer Gesellschaft insgesamt zu sehen. Ich werde daher hier versuchen, kurz und möglichst verständlich das Wesentliche der Zuverlässigkeitstechnik zu erklären:

Die Zuverlässigkeit eines Maschinenteils oder einer Maschine wird mit einer Zahl von 0 bis 1 ausgedrückt. Da natürlich jedes Teil irgendwann kaputt geht, ist es nötig, dass man zusätzlich zur Angabe der Zuverlässigkeit eine bestimmte Zeit angibt für die die Zuverlässigkeit bestimmt wurde oder betrachtet werden soll.

Eine Zuverlässigkeit von 0 bedeutet extrem unzuverlässig. Ein Teil mit der Zuverlässigkeit null funktioniert von Anfang an nicht.

Eine Zuverlässigkeit von 1 bedeutet absolut zuverlässig. Ein Teil mit der Zuverlässigkeit 1 funktioniert immer.

Beispiel:

Man testet 1000 Lampen  5000 Stunden lang. Nach dieser Zeit sind 200 Lampen defekt.  Die Zuverlässigkeit der Lampen dieser Serie beträgt dann 0,8, wenn man diese Lampen 5000 Stunden brennen lässt.

Die Berechnung der Zuverlässigkeit einer Maschine oder eines Systems wird durchgeführt, indem man die Zuverlässigkeit aller für die Funktion erforderlichen Einzelteile miteinander multipliziert.

Beispiel:

Wir haben ein System, das aus zwei der oben erwähnten Lampen besteht. Wenn eine der Lampen ausfällt, ist das gesamte System funktionsunfähig. Wenn wir 1000 von diesen Systemen  bauen, wie viele Systeme davon werden voraussichtlich in 5000 Stunden ausfallen?

Die Zuverlässigkeit des Systems ist 0,8 x 0,8 = 0,64 Von den einhundert Systemen funktionieren nach 5000 Stunden also nur noch 640.

Wenn das System von der Funktion von 3 solcher Lampen abhängt, wäre die Gesamtzuverlässigkeit nur noch 0,8 x 0,8 x 0,8 = 0,512. Von 1000 solcher Systeme würden nach 5000 Stunden also nur noch 512 funktionieren.

Aber Vorsicht! Wenn jemand ganz unerwartet nach nur 1 Stunde Betriebsdauer kommt und nur eine der Lampen mutwillig zerstört, dann senkt er damit die Zuverlässigkeit für dieses eine System garantiert auf 0.

Wesentliche Erkenntnis: Je größer die Zahl der Einzelteile, desto geringer wird die Gesamtzuverlässigkeit. Zerstört jemand gezielt ein für die Funktion eines Systems unerlässliches Teil, dann wird damit das gesamte System funktionsunfähig.

Was kann man tun um die Zuverlässigkeit eines Systems zu verbessern?

  1. Man kann die Zahl der für die Funktion zwingend nötigen Teile verringern. Das heißt man kann die Komplexität des Systems vermindern.

  2. Man kann Teile, auf die man nicht verzichten kann mehrfach einbauen und zusätzlich eine Technik einführen, die dafür sorgt, dass ein Defekt eines solchen Teils automatisch erkannt wird und dass sofort auf eines der zusätzlichen Teile umgeschaltet wird. Zusätzlich muss man dann Alarm geben und damit die Reparatur oder den Austausch des defekten Teils anfordern. Auf großen Schiffen sind zum Beispiel alle wichtigen Schmierölpumpen und Kühlwasserpumpen doppelt vorhanden und können sich gegenseitig sofort ersetzen.  Außerdem hat man mindestens eine Garnitur Ersatzteile dabei. Wie man sieht, wird das System damit sehr schnell immer komplizierter, unübersichtlicher  und auch teurer. Außerdem sind die Systeme zur Überwachung und zum Reagieren beim Ausfall eines Teils ihrerseits wieder  fehleranfällig.

  3. Man kann einen Betrieb oder eine Gesellschaft so organisieren, dass man auf den Totalausfall eines Teils eines Systems und aller davon abhängigen Systeme flexibel und ohne katastrophale Schäden hinnehmen und sich in aller Ruhe an die Reparatur machen kann.

Kelberg, den 14. August 2014

Christoph Becker




Eine Sekunde danach

Buchbesprechung zu dem auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieges in deutscher Sprache erschienenen Roman “One Second After – Die Welt ohne Strom. “One Second After” heißt auf Deutsch “Eine Sekunde danach” oder “Eine Sekunde später”. Der Roman  One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstchen ist ein Fiction Roman. Die Arbeit an dem Buch wurde im Juli  2008 beendet und es erschien 2009 in den USA. Im Juli 2008 erschien  etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Romans der abschließende, sehr umfassende Bericht der EMP-Kommision des amerikanischen Kongresses.  Der Roman wurde von einem Professor für Militärgeschichte geschrieben. Als Berater standen dem Autor sein Hausarzt, ein Apotheker, ein Polizeichef, der mit der  EMP-Problematik und dem Einsatz von Atomwaffen seit vielen Jahren befasste Kapitän zur See Bill Sanders und die beiden seit vielen Jahren mit Sicherheitspolitik befassten und für die Berufung der EMP-Kommission maßgeblichen Abgeordneten des amerikanischen Repräsentantenhauses Newt Gingrich und Roscoe Bartlett zur Seite. Newt Gingrich hat das Vorwort zu dem Roman geschrieben.  Bill Saunders hat das Nachwort geschrieben. Roscoe Bartlet hat bei verschiedenen Reden die Romane One Second After von William Forstchen  und SS-18: The Satan Legacy
von Patrick Lowrie empfohlen. Er, Bartlett, lese zwar im Allgemeinen keine Romane, aber bei  diesen beiden sei das anders.

“One Second After – Die Welt ohne Strom” ist daher nicht einfach ein Roman, sondern faktisch ein in Romanform sehr gelungenes und spannend geschriebenes, inspirierendes, in die Problematik eines EMP-Angriffs oder extremen Sonnenstrum einführendes Lehrbuch für einfache Bürger  und Wähler ebenso wie für Politiker aller Ebenen, für Militärs und auch für Polizeichefs, Feuerwehrchefs, Ärzte und viele andere.

Die unserer westlichen Zivilisation drohende Katastrophe, die der Roman unter Bezug auf eine Vielzahl von Fakten schildert, könnte alleine in Deutschland mehr Tote fordern als beide Weltkriege zusammen an allen Fronten weltweit gefordert haben. Das heißt, es könnten ohne weiteres mehr als 10 mal soviele Bürger der Bundesrepublik umkommen wie durch die Massenmorde der Nazis an den Juden.

Der Roman erzählt das Leben und Sterben in einer kleinen Stadt in den Bergen im amerikanischen Bundesstaat Nord Carolina kurz vor, kurz nach und dann in den Tagen und Monaten nachdem eine Rakete mit drei Atomsprengköpfen von einem unscheinbaren Fachtschiff vor der amerikanischen Küste abgeschossen wurde. Die Sprengköpfe wurden in großer Höhe an drei gut gewählten Stellen der USA gezündet und haben die Stromnetze der USA vollständig und die Elektronik in den USA zum größten Teil zerstört.  Der Roman endet nach einem Jahr, als erstmals ein Militärkonvoi  die kleine Stadt erreicht und die ersten Nahrungsmittel und Medikamente seit dem Angriff bringt. In der kleinen Stadt in den Bergen sind bis dahin “nur” 8 von 10 Menschen an Hunger, Krankheiten und Gewalt gestorben.  Der den Konvoi mit den  Hilfsgütern führende Offizier bringt auch die ersten verlässlichen Nachrichten über die Gesamtlage.  Er sagt es gäbe in den USA wahrscheinlich nur 30 Millionen Überlebende (von  ca. 300 Millionen Einwohnern vor dem Angriff). New York hätte man nach dem Ausbruch einer Seuche vollständig abriegeln müssen und es gäbe dort wahrscheinlich nur noch 25-Tausend Einwohner.  In Florida gäbe es so gut wie keine Überlebenden. In den ländlichen Gebieten des  Mittleren Westens hätten aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung überlebt.  Man habe nie herausgefunden, wer die Angreifer waren. Vermutlich wären es Terroristen gewesen.  Weltweit habe es drei solche Schiffe und entsprechende Angriffe gegeben. Einen  Angriff auf Japan und Südkorea, einer  sei aus dem Seegebiet um Island erfolgt und habe Russland getroffen. Man nehme aber an, es handele sich um eine technische Panne, und der Angriff habe eigentlich Westeuropa treffen sollen. Alle drei Schiffe seien unmittelbar nach dem Angriff explodiert, so daß es keine Spuren gäbe.

60 Tage nach dem Angriff seien an der amerikanischen Pazifikküste chinesische Soldaten gelandet um der hungernden amerikanischen Bevölkerung zu helfen. Die Chinesen hätten nun eine halbe Million Soldaten im Westen der USA stehen und von Abzug sei keine Rede. Mexiko habe weite Teile des Südens der USA besetzt um ein weiteres Vordringen der Chinesen zu verhindern. Die USA seien regelrecht zu Brei geschlagen worden.

Der Roman enthält sehr viele interessante Details und Geschichten aus der kleinen Stadt und auch von historischen Ereignisssen wie der Belagerung von Leningrad wird erzählt. Dem Leser wird dabei auf spannende, unterhaltsamme Weise ein Eindruck von die Tragik, der enormen Vielfalt der Probleme und auch von den menschlichen Abgründen vermittelt,  mit denen man es zu tun bekommt wenn eine moderne westliche Gesellschaft durch ein Großereignis wie einem EMP-Angriff ohne Vorbereitung kollabiert.

Insgesamt ist “One Second After – Die Welt ohne Strom” auch für jene, die normalerweise keine Romane lesen eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

Kelberg, den 6. August 2014

Christoph Becker




Der Abgeordnete, der vom Netz ging

Roscoe Bartlett verbrachte 20 Jahre als Abgeordneter im amerikanischen Kongress. Nun lebt er in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern und bereitet sich auf den Untergang der Welt wie wir sie kennen vor.

Von Jason Koebler. 3. Januar 2014

Übersetzung von Christoph Becker. Das amerikanische Original mit vielen Bildern(!) findet sich hier.


Als Roscoe Bartlett Abgeordneter im Repräsentantenhaus war, klinkte er sich in ein besonders apokalyptisches Thema ein, eines über welches sonst fast niemand zu sprechen schien: Amerikas gefährlich verwundbares Stromnetz. Rede für Rede zu später Stunde tyrannisierte Bartlett das nahezu leere Parlament: Wenn die Vereinigten Staaten nicht bald etwas tun, um das Stromnetz zu schützen, dann wird ein Terrorist oder eine Naturkatastrophe dem Leben, wie wir es kennen, ein Ende bereiten.

Bartlett liebte es, Weltuntergangsvisionen zu beschwören: Denken Sie an den Stromausfall in New York City [Jason Koebler, der Interviewpartner,  wohnt im New Yorker Stadtteil Brooklyn] nach dem Hurrikan Sandy – aber der Stromausfall würde ein sehr viel größeres Gebiet betreffen und Monate andauern. Er hat einmal von einem Gespräch erzählt, das er mit nicht genannten russischen Regierungsvertretern darüber geführt habe, wie die Russen die Vereinigten Staaten ausschalten könnten: Sie würden, zitiert er sie, eine Atomwaffe hoch über den USA zünden und das Stromnetz und die Kommunikationsmittel für 6 Monate oder so abschalten [ohne dass die USA einen Vergeltungsschlag führen könnten].

Bartlett gewann mit seinen gruseligen Reden über elektromagnetische Impulse und Sonnenstürme nie viele Anhänger. Eher kurzfristige Sorgen schienen seine Kollegen zu beschäftigen, oder Bartletts Besessenheiten klangen mehr wie Quacksalberei als wie echte Wissenschaft, obwohl sie von einem Marineingenieur kamen, der im Raumfahrtrennen mitgewirkt hatte. Was immer der Grund war, die Handlungsunfähigkeit des Repräsentantenhauses ist nicht länger Bartletts Problem. Der achtzigjährige Republikaner aus dem westlichen Maryland, der mehr als einmal als der sonderbarste Kongressabgeordnete bezeichnet wurde, fand sich aufgrund einer Wahlkreisverschiebung vor einem Jahr ohne Mandat und entschied sich unverzüglich den Warnungen entsprechend, die andere nicht beachten wollten, aktiv zu werden. Er zog sich auf ein abgelegenes Grundstück in den Bergen von West Virginia zurück, wo er ohne Telefon, ohne Verbindung zum Stromnetz und ohne Anschluss an das öffentliche Rohrleitungssystem [für Wasser, Abwasser und ggf. Gas] lebt. Da es ihm nicht gelungen ist, die Stromversorgung für den Rest des Landes abzusichern, hat Bartlett sich selbst komplett vom Stromnetz getrennt. Er hat schließlich das getan, wozu er andere vergeblich aufgefordert hat: „unabhängig vom System zu werden“, wie er es in einer Dokumentation im Jahr 2009  formuliert hat.

Ich besuchte Bartlett im letzten Herbst [2013], indem ich einer Reihe irrgartenartiger Anweisungen folgte: Folge einer Serie verschiedener Gabelungen der Straße, achte auf die eine befestigte Zufahrt die von einer engen felsigen unbefestigten Straße abzweigt. Dabei kletterte ich auf fast 1200 Meter, eine der höchsten Erhebungen der USA östlich der Rocky Mountains. Auf der halben Strecke der vierstündigen Fahrt von Washington, hatte mein Mobiltelefon keinen Empfang mehr und es bekam ihn auch nicht mehr. Das nächste Einkaufszentrum ist mehr als eine Autostunde entfernt.

Als ich ankam, begrüßte mich Bartlett in einem verwaschenen, blauen Overall und einem unordentlichen weißen Bart und fragte, ob irgendetwas passiert sei, seit er das letzte Mal vor ungefähr einer Woche in Maryland war. Ich erzählte ihm, dass die NSA gerade dabei ertappt worden sei, dass sie Datenverbindungen zwischen von Google und Yahoo betriebenen Datenzentren angezapft hatte. Er schaute verblüfft.

Die Begrenzung der Rolle der Regierung hat in seinen 20 Jahren als Abgeordneter einen großen Teil seines Lebens beansprucht. Das hat ihm wenig Zeit gelassen, einfach an seinem See zu sitzen, die Sonne untergehen und die Fledermäuse herauskommen zu sehen. Aber heutzutage kreisen seine Sorgen darum, wann der nächste Frost kommen wird und wie die Mäuse aus seinen Speisekammern herausgehalten werden können. Er ist mehr daran interessiert, auf die verschiedenen Arten von Bäumen auf seinem Grundstück hinzuweisen oder mit seiner neuen, kompostierenden Toilette anzugeben als die Gesundheitsreform Präsident Obamas zu diskutieren (“einfach schrecklich”) oder den Regierungsstillstand [unbezahlter Zwangsurlaub wegen drohender Zahlungsunfähigkeit des Staates] (” viele Leute haben verstanden, dass wir ohne Regierung gut zurecht kommen könnten”).

“Wissen Sie”, sagte er nach einer Pause, “die Nachrichten sind jetzt wie eine Seifenoper. Wenn du sie eine Woche nicht gehört hast hast du nicht viel verpasst.”

***

Die Leute fragen mich ‘warum?’ “ sagt Bartlett während er mir alles zeigt. “Und ich frage die Leute, warum sie auf den Mount Everest steigen. Es ist eine Herausforderung sich vorzustellen, wie das Leben sein würde, wenn es kein Stromnetz und keine Lebensmittelgeschäfte mehr gäbe. Das ist so wie das Leben für unsere Vorväter war.”

Mit 87 braucht Bartlett kaum einen Grund zur Rechtfertigung dafür, dass er sich weit vom Gedränge und Stress des Parlaments entfernt hat. Es gibt keine Abstimmungen mehr, wegen denen er zurückgehen müsste, nach fast zwei Jahrzehnten als der mit Abstand konservativste Kongressabgeordnete aus dem linksliberalen Bundesstaat Maryland gibt es für ihn keinen Wahlkampf, den er führen muss. Aber er hat sich nicht ganz von der Gesellschaft zurückgezogen: Alle paar Wochen rasiert er sich, zieht sich wieder seinen Anzug an und reist nach Washington, wo er als führender Berater von Lineage Technologies, einer Datensicherheitsgruppe für Versorgungsketten beschäftigt ist. (” Ich habe es nicht nötig zu arbeiten, aber ich möchte Verantwortung tragen,” sagt er. “Es gibt da Probleme, die gelöst werden müssen und ich verstehe einiges von diesen Dingen.”)

Sein Leben hier in den Bergen entspricht nicht der normalen Vorstellung vom Ruhestand. Er steht jeden Tag beim Morgengrauen auf, außer Samstags (er ist 7 Tage Adventist) und verbringt 10-12 Stunden damit, Baumstämme zu schneiden, sich um die Gärten zu kümmern und Wände zu streichen. Als Bartlett die Leiter zu einem Dachgeschoss hinaufklettert frage ich ihn, ob er jemals Gesundheitsprobleme hatte. Nein, sagt er außer etwas Arthritis und Sodbrennen. Er mag auf die 90 zu gehen, aber seine verwitterte Haut, seine Hörhilfe und sein Wanderstab sind die einzigen Gründe wegen denen man vermuten kann, dass er alt geworden ist. Als seine Frau vorschlägt, den “Alligator”, ein golfwagenartiges Fahrzeug von John Deere zu benutzen, um auf ihrem Grundstück herumzufahren, lehnte er das ab und zieht es vor, zu Fuß zu gehen.

Bartlett kaufte das 62 Hektar große Grundstück in den frühen 1980er Jahren für 80.000 $ und baute die 5 Hütten selbst, verdrahtete die Solarpaneele und legte die Rohre von einer Frischwasserquelle zu den Hütten. Das war eine Arbeit, die ihn die letzten Jahrzehnte immer wieder in Anspruch nahm. Als er Kongressabgeordneter war, nutzte er die sitzungsfreien Zeiten und “Arbeitsferien” hier auf seinem Grundstück, indem er tagsüber an den Hütten arbeitete und nachts Gesetzesvorschläge las. Nun ist er mit dem Aufbau eines sechsten Hauses halb fertig, einer Hütte aus Baumstämmen mit einer geräumigen Küche, Badezimmer mit Kompostierungstoilette, Internetzugang über Satellit und einem Vorratskeller, um Kohl und Kartoffeln über den Winter zu lagern. (Abgesehen davon, dass diese Hütte komfortabler als seine existierende Hütte ist, benötigt er den Platz, um seine 10 erwachsenen Kinder und deren Familien unterzubringen, wenn sein Weltuntergangs-Szenarium wahr werden sollte.) Auf dem Grundstück befindet sich außerdem eine Sägemühle, ein künstlicher See von 4000 Quadratmetern mit zwei zahmen Schwänen, ein Pförtnerhaus, das den langen Zufahrtsweg überspannt und mehrere Gärten. Es ist umgeben von Bergen und wilden Apfelbäumen, Beeren und kleinen Pflanzen einer Moosart, die wenn sie aus der Nähe betrachtet wie kleine Kiefern aussehen. Er hat eine Mühle zum Mahlen von Mehl bekommen, und an dem Tag, an dem ich sie besuchte, hat seine Frau Kartoffel-Zwiebelsuppe aus Produkten des Gartens zubereitet und Apfeltaschen aus in der Nähe gewachsenen Äpfeln.

Es ist alles Teil des Praktizierens von dem, was man predigt, sagt er. In Bartletts Fall ist dies ein Lebensstil, der so wenig wie möglich auf die Regierung und andere Leute angewiesen ist. Gewiss das war immer seine politische Grundeinstellung; als der Kongressabgeordnete von Marylands 6. Bezirk, hat er für eine begrenzte Regierung geworben. Leben mit den eigenen Mitteln – und, für einen konservativen Abgeordneten der republikanischen Partei vielleicht überraschend, grüne Energie fördernd. Im Jahr 2005 gründete er den Peak Oil Ausschuss, eine Gruppe die besorgt war, dass die Ölversorgung der Welt sich bald erschöpfen könnte. (“Roscoe war grün bevor es cool war grün zu sein”, hat Marylands Repräsentant der Demokratischen Partei einmal gesagt.) Er ist ein entschiedener Abtreibungsgegner, aber er suchte nach Kompromissen bei der Stammzellenforschung und er ist ein Befürworter des zweiten Verfassungszusatzes (Anm. d. Übers.: das Recht der Amerikaner Waffen zu tragen und Milizen zu bilden), der selber aber niemals eine Schusswaffe besaß. Die Washington Post schrieb einmal, dass Bartlett einen “schrulligen, ländlich, gemütlich, südstaatlerisch, konservativen Stil habe”. Unter seinen Kollegen in Washington hatte man das eindeutige Gefühl, dass er nicht einfach nur ein weiterer mit einer Schablone ausgestanzter Abgeordneter war: Bartlett, so hat der Republikanische Abgeordnete “Buck” McKeon (aus Kalifornien) einmal diplomatisch gesagt, “nähert sich den Dingen aus anderen Winkeln”.

Bartlett wurde 1926 in Kentucky geboren. Als er noch ein Kind war, zog seine Familie in das westliche Pennsylvania, wo er, wie er mir erzählt, sehr arm auf einem gepachteten Bauernhof aufwuchs. Dort hat er damals die meisten Fertigkeiten gelernt, die er genutzt hat, um das Leben in seinem Zufluchtsort in West Virginia komfortabel zu machen. Und es ist diese Kindheit, die ihn dazu brachte später in den Dienst der Öffentlichkeit zu wechseln, nach einer Wissenschaftskarriere bei der er bei IBM in deren Anfangsjahren und bei der amerikanischen Marine als Ingenieur arbeitete bevor er Direktor der Forschungsgruppe für Lebenswissenschaften (Space Life Sciences research group) am Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins Universität wurde, wo er den USA dabei half, das Weltraumrennen zu gewinnen. Neben anderen Dingen entwickelte er ein Gerät, das es Astronauten erlaubte, in großen Höhen und bei niedrigen Temperaturen zu atmen.
Auf einem Bauernhof aufwachsend lernt man, Dinge einfach zu machen. Du kannst dort vielleicht nicht genug Geld verdienen, um einen Elektriker oder Installateur zu beauftragen,” sagt er. “Ich ging zur Marine, und die hatten einige Probleme und ich dachte, ‘hey ich kann das lösen.’ Und schließlich hatte ich 19 Patente angemeldet.”


“Ich hatte währenddessen schon lange Bartletts Alter vergessen und versuchte nur noch mitzuhalten, während ich die meiste Zeit des Tages damit verbracht hatte durch dichten Wald zu wandern, auf Leitern in niedrige Keller zu steigen und durch Falltüren in Vorratskeller hinabzusteigen


Er arbeitete sich seinen Weg durch die Schule. Schließlich erwarb er den Doktortitel in menschlicher Physiologie an der Universität Maryland. Zusätzlich zur Arbeit als Ingenieur, Landwirt und Professor betrieb er ein Beratungsunternehmen und ein Bauunternehmen, das Häuser mit Sonnenenergienutzung baute. Während er Abgeordneter im amerikanischen Repräsentantenhaus  war, gab er sein Vermögen mit 8 Millionen Dollar an. Er ging zu einer Zeit in die Politik als, so wie er es sah, eine vom-Armen-zum-Millionär-Geschichte wie in seinen jüngeren Tagen, weniger wahrscheinlich wurde.

“Wir waren vor der Depression arm und wir waren nach der Depression arm. Aber dann bekam ich den Bachelor, einen Master und einen Doktor,” sagt er. “Ich habe nur gedacht, dass es diese Art Amerika in der ich aufgewachsen bin, wo man so etwas tun konnte, für meine Kinder nicht mehr da sein würde.”

Im Parlament stimmte Bartlett gegen die Anhebung der Mindestlöhne, gegen die Rettung des von Bankrott bedrohten Postdienstes und gegen die Ausweitung der Regierungsaufgaben in jeder sinnvollen Weise. Er mag grün gewesen sein bevor dies Mode war, aber er war ebenfalls Tea Party-artiger Liberaler bevor es eine Tea Party gab. (Während seines letzten Wahlkampfes kam er in Schwierigkeiten weil er sagte, dass Studentenkredite der Bundesregierung verfassungswidrig seien und, dass ein Ignorieren der Verfassung eine schiefe Bahn ist die zu Ereignissen wie dem Holocaust führen kann.)

Es ist daher keine Überraschung, dass sich seine Entscheidung, wohin er sich von der Welt nach seiner Zeit als Abgeordneter zurückziehen würde, sich auf die Flucht vor der umständlichen bis unbarmherzigen Regulierungswut der Regierung konzentrierte.

Ich wollte etwas Privatheit, und soweit ich weiß, gibt es hier keine Inspektionen für irgend etwas,” sagt er. “Keine Erlaubnisse, keine Kontrollen. In Maryland bezahlst Du Steuern und denkst das Land gehört dir, aber in Wirklichkeit gehört es nicht dir. Einige Bürokraten besitzen es und sagen dir, was du tun darfst.”

Das ist alles, was zu sagen ist, Bartlett möchte nicht, dass die Regierung mehr Zuständigkeiten hat – mit einer bemerkenswerten Ausnahme.

***

Während der vier Stunden, die er verbrachte um mir alles zu zeigen hat Bartlett ständig betont, dass er sich nur auf sehr einfache Technologie verlässt, um in seiner kleine Ecke von West Virginia leben zu können – die Sonnenpaneele und die Batterien, die sie laden, die Stromwandler, die Wasserleitungen und die Holzöfen.

Bartlett erzählt mir, dass die Einfachheit des Bauernhofes eine Herausforderung sei, aber sie ist ebenso eine Sicherheitsvorkehrung. Wenn er sterben würde, sagte er, könnte seine Frau nicht in der Lage sein, eine kompliziertere Technologie zu reparieren. Und außerdem, erzählte er mir, wenn er Hightech Stromwandler “voll gepackt mit Computern, und Chips und Zeugs,” benutzen würde könnten sie versagen und dann wären sie in Schwierigkeiten. Ich frage warum das ein Problem sein könnte – können Sie nicht einfach zur nächsten Stadt fahren und und einen mitnehmen oder einen neuen im Internet bestellen? “Ich weiß nicht,” antwortete er. “Ein gigantischer Sonnensturm? EMPs?”

EMP ist die Abkürzung für elektromagnetischer Impuls, eine elektronische Störung die von einem Gefechtskopf – atomar oder konventionell – verursacht werden kann und die schlagartig elektrische Ausrüstung für Monate unbrauchbar machen kann. Für Überlebenskünstler von Bartletts Typ ist es eine der grauenerregenden Bedrohungen, gegen die zu schützen all dieses Landleben gedacht ist. Bartlett weist mich darauf hin, dass jedes einzelne von Amerikas 17 kritischen Infrastruktursystemen (anm. d. Übersetzers: der Link im Originalartikel funktioniert nicht,  die Seite der Homeland Security, die ich ersatzweise verlinkt habe, kennt nur 16 kritische Bereiche) – Nahrung und Landwirtschaft, Wasser und Abwasser, Transport, Rettungswesen usw. – ohne Elektrizität unbrauchbar ist. Hier in West Virginia mit einem von der Gemeinde komplett unabhängigen Stromsystem ist er für den Fall eines umfassenden Stromausfalls sicher. (Seine Frau merkt hilfreich an, dass auf 1200 Meter Höhe eine gewaltig große Menge Land überflutet werden kann bevor die Flut auch sie erreicht.)

Und EMPs sind nicht Bartletts einzige Sorgenquelle. Im Jahr 1859 gab es eine Sonneneruption – einen starken Energiesturm – in Richtung Erde. Die geladenen Teilchen des Sturmes setzten Telegrafenleitungen in Brand und machten andere für Monate unbrauchbar. Dieser Strom ist jetzt als “Carrington Event” bekannt, nach Dr. Josef Carrington, dem Mann, der ihn studiert hat. Es wird geschätzt, dass solche Stürme einmal in 150 Jahren vorkommen – das, heißt der nächste ist überfällig. In den 1850ern waren wir noch nicht vollständig auf Strom und Technologie angewiesen, daher waren die Auswirkungen minimal. Ein ähnliches Ereignis heute würde zwischen 600 Milliarden bis 2,6 Billionen Dollar kosten und könnte das Stromversorgungsnetz zwischen Washington und New York für bis zu 2 Jahre abschalten, wie ein Bericht von Lloyds, einer britischen Gruppe die Risiken für Versicherungen untersucht, im Juni 2013 feststellte.

In den letzten 36 Monate gab es Sonnenstürme, die stark genug waren GPS Satelliten zu stören, die internationale Raumstation zu bedrohen und äußerst wichtige militärische Satelliten für einige Minuten abzuschalten. Stärkere Stürme würden Elektronik auf der Erde für eine unbekannte Zeitperiode beschädigen oder zerstören und ein EMP würde einen ähnlichen Effekt haben. Bartlett zur Folge könnte ein Terrorist “mit einer Scud-Raketenstartvorrichtung für 100.000 Dollar und jeder einfachen Atomwaffe” eine Bombe über der Atmosphäre zünden und die Stromversorgung für ein Jahr oder mehr funktionsunfähig machen.

Es gibt Methoden zum “Härten”, oder zum Schützen, von elektrischen Transformatoren und anderer Infrastruktur, aber das zu tun ist teuer. Nachdem ein Sonnensturm die Stromversorgung in Quebec 1989 für 12 Stunden abgeschaltet hat, hat die kanadische Regierung 1,2 Milliarden Dollar in die Härtung des Stromnetzes investiert aber in den USA wurden keine vergleichbaren Aktionen unternommen. Das Beste, was der Kongress noch erreichen konnte, war der GRID Act (Stromnetz Gesetz), ein Gesetz im Jahr 2010 für das ich Bartlett engagierte und das die amerikanische Energieaufsichtsbehörde (Federal Energy Regulatory Commission) beauftragt hätte, nach Wegen zu suchen, um das Stromnetz vor Angriffen über das Internet und vor Bedrohungen durch Sonnenstürme zu schützen. Das Gesetz passierte das Repräsentantenhaus, aber es wurde nie vom Senat angenommen, was Bartlett sehr frustrierte. “Wenn ein Ereignis das Leben wie man es kennt zu beenden droht, wie kann man dann sagen dass es zu teuer ist?” fragt er. “Es ist absolut sicher das es passieren wird “.

Bartlett ist nicht der einzige der sich wegen EMPs sorgt: Newt Gingrich versprach im Wahlkampf bei den Vorwahlen der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur, dass er das Stromnetz gegen einen EMP Angriff schützen würde, ein Ereignis das wie Gingrich betonte, alleine in der ersten Woche Millionen Todesfälle verursachen würde.


“Du bist einen langen Weg hierhin gefahren. Wie viele Häuser hast du brennen gesehen? fragt er.


Aber Bartlett und Gingrich hatten wenig andere Verbündete in der Regierung. Trotz ihres Schiebens und Stoßens (Bartlett weist mich darauf hin, dass eine wissenschaftliche Kommission die er 2004 einzusetzen half, zu der Feststellung kam “ein entschlossener Gegner kann einen EMP Angriff durchführen ohne dafür ein hohes technisch/wissenschaftlich/organisatorisches Niveau haben zu müssen.”), haben die Alarmglocken in Washingtons nie wirklich geläutet. Ein übliches Herangehen an das Problem ist, wie Yousaf Butt, von der Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler sich ausgedrückt hat “wenn Terroristen Etwas ernstes tun möchten, dann benutzen Sie eine Massenvernichtungswaffe – und nicht Massenunterbrechung.”

Das ist der Grund, warum Bartlett im wesentlichen allein stand mit dem Vorhaben, den Kongress dazu zu bringen Milliarden Dollar auszugeben, um Amerikas Stromversorgung widerstandsfähiger zu machen – selbst wenn er Haushaltskürzungen im wesentlichen überall sonst befürwortete.

Bartlett nennt es “die Tyrannei des Dringenden.”

“Wir müssen etwas in dieser Sache im Kongress tun, aber das Dringende gewinnt immer Priorität gegenüber dem Wichtigen,” erzählte er mir als wir uns dem Ende der Tour nähern. Ich habe im Verlauf der Tour schon lange Bartletts Alter vergessen und ich versuche nur mitzuhalten, während wir die meiste Zeit des Tages durch dichten Wald wandern, auf Leitern in Kriechkeller klettern und durch Falltüren in Vorratskeller. Bevor ich zurück fahre stellte er mir eine Frage.

“Du bist einen weiten Weg gefahren um hierhin zu gelangen. Wie viele Häuser hast du brennen sehen?” fragt er.

“Keine,” sage ich.

“Haargenau, aber ich wette mit dir, jedes Haus hat eine Feuerversicherung. Und keines von ihnen hat eine Versicherung gegen etwas wie dies,” sagt er. “Das ist alles worum ich bitte. Ein wenig gesunder Menschenverstand. Dies [ein EMP-Angriff oder extremer Sonnensturm] wird passieren, und wir sind nicht darauf vorbereitet.”

Gut, vielleicht ist es der Rest von uns nicht. Roscoe Bartlett scheint es sicher zu sein.

Jason Koebler ist ein freiberuflicher Reporter für Wissenschaft und Technologie in Brooklyn [Stadtteil von New York]. Folgen Sie ihm @jason_koebler.

Internetadresse des Orignialartikels:

http://www.politico.com/magazine/story/2014/01/roscoe-bartlett-congressman-off-the-grid-101720.html#.U9y-xWM1RME

Übersetzung aus dem Englischen von Christoph Becker, Kelberg, Germany, den 2. August 2014