Neues vom Nahen und Fernen Osten

Auf der Webseite www.generaldynamics.com von John Xenakis fand ich Anfang   März 2015 einige bemerkenswerte Meldungen über den Nahen und Fernen Osten.

Hier einige Auszüge:

7.  März-2015 Türkei, Saudi Arabien und andere  und einige andere Staaten des Golfrates sowie Pakistan versuchen, gegen den Iran gerichtete  “Sunnitische Einheit” zu bilden.

Die Treffen werden zweifellos die früheren Übereinkommen bestätigen, die dafür sorgen, dass Pakistan an Saudi Arabien Atomwaffen und atomwaffenfähige Raketen liefern wird, falls der Iran Atomwaffen entwickelt.

Es wird in weiten Teilen des  Mittleren Ostens geglaubt, dass Barack Obama mit dem Iran einen Vertrag unterzeichnen wird, der die Entwicklung von Atomwaffen erlauben wird, was besonders für Saudi Arabien bedrohlich ist.

Xenakis schreibt dann weiter:

Langjährige Leser [von www.generaldynamics.com] sind sich bewußt, dass ich [John Xenakis] bereits vor 10 Jahren auf der Basis einer generationsdynamischen Analyse vorhergesagt habe, dass China, Pakistan und die sunnitisch-muslimischen Staaten in dem kommenden Zusammenstoß der Zivilisationen die Feinde von Indien, Russland, Israel und dem Westen sein werden. Diese Vorhersage war vollständig vernünftig auf einer Generationsanalyse basiert, die ich verschiedene Male erläutert habe, aber trotzdem erschien diese Vorhersage vor 10 Jahren phantastisch. Daher ist es ziemlich  überraschend diese Vorhersage mehr und mehr, Schritt für Schritt  in Erfüllung gehen zu sehen.

Wie auch immer, die Rolle Ägyptens in diesem Arrangement muss noch bestimmt werden. Neuere Trends zeigen, dass Ägypten eher mit dem Westen verbündet sein wird als mit den sunnitischen Golf-Staaten, aber es ist ebenso möglich, dass Ägypten sich in gegenseitig bekriegende Fraktionen aufspaltet.

5. März 2015  China erhöht seine Militärausgaben weiter mit zweistelligem Prozentsatz. ….

Die Zunahmen dienen wahrscheinlich der Steigerung der Kampfkraft der Marine mittels Anti-U-Boot-Schiffen und Flugzeugträgern um Chinas Strategie zu unterstützen, seine militärische Macht zu nutzen, um Territorien im östlichen und südlichen Chinesischen Meer zu annektieren, die historisch lange zu anderen Ländern gehört haben……..

Aber China hat sein Militär über Jahre weiter rasant mit verschiedenen Waffen und Raketensystemen ausgebaut, die keinen anderen Zweck haben als einen präventiven Angriff auf amerikanische Flugzeugträger, amerikanische Militärbasen und amerikanische Städte.  Generational Dynamics (Generationsdynamik)  sagt voraus, dass China die Ausführung eines präventiven nuklearen Großangriffs auf die Vereinigten Staaten vorbereitet.

8.2.2015 US-Marine sagt China hat nun mehr Angriffs-U-Boote als die USA.

Wenn man sich  das Inverview mit Prof. William R. Catton durchliest bzw. anhört und sich dessen Buch Bottleneck : Humanity’s Impending Impasse (English Edition) durchliest, und dazu vielleicht auch noch von When the Rivers Run Dry: Water–The Defining Crisis of the Twenty-first Century von Fred Pearce sowie Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen von Gunnar Heinsohn und dann auch noch die extreme Verwundbarkeit moderner Industriestaaten für gezielte Angriffe auf deren Infrastruktur bedenkt, dann ist es in der Tat gut denkbar, dass in China längst an einem Erstschlag gegen die USA und Europa gearbeitet wird UND, dass in Europa dann nicht nur das Licht ausgeht, weil die Stromversorgung und die Elektronik nicht mehr funktionieren, sondern dass dann auch sehr bald aus Südosten – und vielleicht auch wieder aus Südwesten, muslimische Heerscharen in Europa einfallen, denen wir dann, anders als in den Zeiten von Karl Martell und Prinz Eugen vielleicht nicht mehr standhalten können.

Man bedenke, dass Saudi Arabien heute nach den USA und China den größten Verteidigungshaushalt in der Welt hat, und dass es mehr als dreimal so viele schwere deutsche Kampfpanzer in Deutschland bestellen wollte wie Deutschland in Zukunft selbst haben wird.  Man studiere und addiere vielleicht auch einmal die Truppenstärken und die Ausrüstungen mit schweren Waffen, die eine sunnitische Allianz im Hinterhof Europas aufbieten kann.

Selbst wenn China im nächsten Weltkrieg eine halbe Milliarde Menschen verlieren und dafür aber den Westen vernichten würde, würde es den Krieg gewonnen haben und hätte die Kontrolle über die nun einmal endlichen und zugleich zur Neige gehenden Rohstoffe und Umweltkapazitäten dieser Welt.  Als die Liste der Kriege und antropenen Disaster auf der englischen Wikipedia-Seite noch nach nach Opferzahl in Relation zur jeweiligen Weltbevölkerung sortierbar war,  belegte China mit seinen Revolten und inneren Konflikten der letzten 2200 Jahre, etliche vordere Plätze. Der ehemalige US-Kongressabgeorndet Dr. Roscoe Bartlett, erwähnte in einer seiner Reden über Peak Oil, Eindrücke von seinem Besuch in China, wonach die Chinesen, anders als der Westen sehr weit vorausplanen. Und er äußerte  auch mehrfach die Meinung, dass der Tag kommen wird, an dem die Chinesen sagen werden “Hey, das Öl dieser Welt gehört uns. Wir haben noch so und so viele hundert Millionen Menschen, die auch die Segnungen eines westlichen Lebensstandarts aus dem Fernsehn kennen, die ihn noch nicht haben aber auch genießen wollen.




Ein Bundestagsbüro zum Thema Stromausfall

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB)  bietet auf seiner Webseite eine ganze Reihe Publikationen an. Mich hat von dem reichhaltigen Angebot dieses Büros zunächst nur das 2011 erschienene Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls interessiert, das sich mit einem länger andauernden Stromausfalls befasst.

Das Wort “Krieg” konnte ich in diesem Bericht nur an einer einzigen Stelle finden, und dann auch nur  in dem Zusammenhang, dass es in Kriegs- und Katastrophensituationen zu “sexuell-aggressiven Bemächtigungen” also zu Vergewaltigungen kommen kann. Auf die Idee, dass fremde Mächte gezielt, in einer ersten Angriffswelle die elektrische und elektronische Infrastruktur einer modernen Gesellschaft unbrauchbar könnten und würden und dass diese dabei vielleicht sogar anonym bleiben könnten, scheint man in Berlin nicht gekommen zu sein. Dass es angesichts der Weltlage (Verlust an Ackerland, Wassermangel, sinkende Grundwasserspiegel in Nordafrika und in weiten, für die Nahrungsproduktion wichtigen Teilen Asiens, Bevölkerungsüberschüsse, Proliferation von Atomwaffen, extreme Verwundbarkeit westlicher Industriestaaten durch EMP-Angriffe und vielem mehr) zu einem offenen oder zunächst verdecken Angriffskrieg in Richtung Europa kommen könnte, scheint man auch nicht gekommen zu sein.

Obwohl einiges an Literatur angeben wird, wird der 2008 erschienene  Critical National Infrastructures Report der EMP-Commission des amerikanischen Kongresses nicht erwähnt, obwohl dieser sich auch mit dem Problem eines großflächigen Stromausfalls befasst. Anders als der deutsche Bericht hatte sich der amerikanische Bericht aber zusätzlich noch mit dem Problem befasst, dass neben der Stromversorgung zeitgleich auch nahezu die gesamte Elektronik landesweit ausfallen kann.

Das Buch Was bei einem Blackout geschieht – Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls des TAB ist dennoch sehr informativ und lesenswert.  Bei der Lektüre sollte man aber bedenken, dass in ein einem wirklichen Ernstfall, etwa in der Anfangsphase eines großen Krieges, wahrscheinlich auch die gesamte moderne Elektronik und Regelungstechnik weitgehend unbrauchbar gemacht würde, und dass dann nicht nur in ganz Deutschland sondern auch in weiten Teilen des restlichen Europas. Man sollte daher sicherheitshalber damit rechnen, dass dann auch Notstromgregate (in dem Buch oft auch mit NSA und USV abgekürzt) und alternative Energiequellen ausfallen, soweit deren Funktion auf das Funktionieren von elektronischen Schaltkreisen angewiesen ist.  Das heißt, die Situation würde sich in der Realität unter Umständen noch sehr viel schneller und krasser verschlechtern. Der Elektroingenieur Patrick Lowrie schildert in seinem Roman SS-18: The SATAN Legacy (End Game) (English Edition) dass man die Notstromversorgung im Weißen Haus nur wiederherstellen konnte, weil man noch einen alten Dieselgenerator aus dem vorelektronischen Zeitalter hatte. Das Weiße Haus wird heute sicher eine auch gegen EMP-Ereignisse ausreichend gesicherte  moderne Notstromanlage haben, aber dass in Deutschland entsprechend gesicherte Notstromaggregate existieren, darf man bezweifeln, wenn man liest, welche eher harmlosen Szenarien in Berlin offenbar schon die Grenze des Vorstellbaren darstellen.

Die Autoren schreiben, “Die Erwartung, dass die Behörden
in der Lage sind, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, sollte auf keinen Fall enttäuscht werden.”  Hat jemand allen Ernstes überhaupt diese Erwartung? Wenn ja, besser, realistischer und lebensrettend wäre, wenn man von den Behörden im Ernstfall nur totales Versagen erwartet und wenn die Bürger zumindest in den ländlichen Gebieten sich auf lokaler Ebene gemeinsam auf einen solchen Ernstfall vorbereiten (in den Städten hat man dann eh kaum eine Überlebenschance).  In dem im Folgenden verlinkten Film “Americas Cities – The Movie” (( dieser Film und der Film Urban Danger zusammen mit einer entsprechenden Lokalpolitik auf dem Land, könnten, nebenbei bemerkt, die Probleme der Landflucht, der Leerständen in den Dörfern und des drohenden Ärztemangels auf dem Land nachhaltig lösen )) sagt einer der Sicherheitsexperten, dass das große Problem der Behörden in einer solchen Situation eben die Leute sind, die auf den Staat und die Behörden vertrauen und auf deren Hilfe warten.

Sun Tzu, der alte chinesische Klassiker der Kriegskunst sagte:

In alter Zeit machten sich die fähigen Krieger unbesiegbar und warteten auf den Moment der  Verwundbarkeit des Feindes. Unbesiegbarkeit hängt von einem selber ab; die Verwundbarkeit des Feindes hängt von ihm ab.

Deutschland, und andere europäische Staaten tun dagegen heute alles, um ihre Verwundbarkeit zu maximieren, und das im ersten fünftel eines Jahrhunderts, das der amerikanische Soziologe und Ökologe, Prof. Dr. William R. Catton nach gründlichem Studium der Situation als “Flaschenhalsjahrhundert” bezeichnet hat, weil er eine ganz sicher nicht friedliche verlaufend, massive Reduktion der Weltbevölkerung vorausgesehen hat.

Kelberg, den 7.3.2015

Christoph Becker

 




Ärztemangel auf dem Land

Das Thema Ärztemangel auf dem Land war dem Kreistag des Landkreises Vulkaneifel (Daun) sogar ein Gutachten für 86.000 Euro wert. Das Gutachten verkennt offenbar die eigentlichen Ursachen des Ärztemangels und es erkennt nicht die sehr guten Möglichkeiten zur Behebung bzw. zur Vermeidung eines Ärztemangels auf dem Land.

Zu den Ursachen eines Ärztemangels im Allgemeinen verweise ich auf die von mir ins Deutsche übersetzte Rede Femokalypse, der Kanadierin Karen Straughan und auf das ebenfalls von mir ins Deutsche übersetzte Interview über den Kollaps komplexer Gesellschaften mit Professor Dr. Joseph Tainter.

Hier geht es jedoch darum, wie man einen Ärztemangel speziell in ländlichen Gebieten zu Lasten der großen Städte beheben oder vermeiden kann. Dazu gibt es zwei Strategien, die man am besten gleichzeitig einsetzt.

Man sollte erkennen und zeigen, dass das Leben in den großen Städten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit extrem gefährlich bis unmöglich wird. Siehe hierzu z.B. meine Beiträge

Interview mit dem ehemaligen amerikanischen Kongressabgeorndenten Dr. Roscoe Bartlett

Eine Sekunde danach

Weitere Literatur zum Thema EMP

Interview mit dem emerit. Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton

Unsere moderne Zivilisation ist ein Koloss auf tönernen Füßen. Einige wenige gezielte Schüsse und dieser Koloss fällt und begräbt den größten Teil der in den großen Städten lebenden Menschen unter sich (( in dem auf seriösen Studien und dem Bericht einer hochkarätig besetzten Untersuchungskommission des amerikanischen Kongresses beruhenden Roman “One Second After: Die Welt ohne Strom” reichen nur 3 in großer Höhe gezündete Atomsprengköpfe aus, um innerhalb eines Jahres etwa 9 von 10 Amerikanern zu töten und um die Millionenstadt New York auf nur 30 Tausend Einwohner zu reduzieren )) . In den Städten kann man dagegen nicht viel tun. Auf dem Land kann  aber durch eine intelligente, vorausschauende Lokalpolitik die Überlebenschance der Menschen bei solchen Katastrophen sehr gesteigert werden UND  die Lebensqualität mit eben diesen Maßnahmen auch vorher schon deutlich gesteigert werden.  Die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann in den nächsten Jahrzehnten zu einer das Leben in den Städten weitgehend unmöglich machenden Katastrophe auch in Deutschland kommt, dürfte mehr als 95 % betragen.

Insbesondere für Ärzte mit Familien sollte es vor diesem Hintergrund interessant sein, auf das Land zu ziehen, wenn und soweit sich dort Landräte, Bürgermeister, Abgeordnete und Bürger in hinreichendem Maße zusammenfinden, um ihre Gegend überlebensfähiger zu machen. Ärzte sind im Grunde genau diejenigen, die auf dem Land am ehesten und besten Arbeit finden, zumindest wenn und solange eine Gegend mit Ärzten unterversorgt ist.  Wenn trotzdem auf dem Land ein Ärztemangel befürchtet wird, ist das ein Zeichen dafür, dass die Lokalpolitiker versagen und sich vielleicht etwas auf meiner Webseite nach Ideen umsehen sollten.

Meine neueste, noch nicht in einem eigenen Beitrag verwandelte Idee ist, dass man die Landnutzung in der Eifel nach dem Vorbild der New Forest Farm des Amerikaners Mark Shepard und nach dem Vorbild des Krameterhofes des Österreichers Sepp Holzer die Landschaft zur Freude der Jäger und vor allem aber zum Vorteil der Überlebensfähigkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen optimieren könnte.  Wenn man diese Art der Landwirtschaft noch mit Gärten in und am Rande der Ortschaften im Sinne des Biointensiven Gartenbaus etwa nach John Jeavons kombiniert,  dann könnten die Eifel und andere ländliche Gegenden in Deutschland eine großartige Zukunft  haben und es würden sich weit mehr gute Ärzte um die Eröffnung und den Betrieb von Praxen, und auch um Tätigkeiten an den Krankenhäusern in diesen ländlichen Gebieten bewerben als man brauchen kann.

Kelberg, den 7. März 2015

Christoph Becker

 

 




Nachhaltige Bodenverbesserung

Hier möchte ich das bisher leider nur auf Englisch erschienene Buch Building Soils for Better Crops – Sustainable Soil Management [dt.: Böden aufbauen für bessere Ernten – Nachhaltiges  Bodenmangement] von Fred Magdoff und Harald van Es vorstellen.

Aufmerksam geworden bin ich auf Building Soils for Better Crops, weil ich mich für den 3-tägigen GROW BIOINTENSIVE
Sustainable Mini-Farming Workshop angemeldet habe, der im November 2015 in Willits, Kalifornien, stattfindet. Zur Vorbereitung ist einige Pflichtlektüre und weiterführenden Lektüre aufgeben. Unter anderem das Buch How to Grow More Vegetables von John Jeavons.  In diesem wiederum wird das Buch Building Soils for Better Crops als “die” weiterführende Literatur im Kapitel 1, Tiefe Bodenschaffung und Erhaltung, erwähnt.

Building Soils for Better Crops  kann man kostenlos als pdf-Datei herunterladen oder auch als gedruckte Version erwerben.  Für mich war die Lektüre faszinierend und erhellend.  Dieses Buch hat meinen Blick auf die Felder und die Landwirtschaft verändert. Meines Erachtens sollte eine gute Übersetzung dieses Buches, oder etwas Vergleichbares, zur Pflichtlektüre für die Ausbildung von Landwirten gehören.

Aber ich bin kein Landwirt und will daher hier nur den Teil des Umschlagtextes und die Buchbeschreibung des Herausgebers  übersetzen.

Buchbeschreibung auf der Webseite von SARE.org

Building Soils for Better Crops ist ein einzigartiges, praktisches Handbuch für das ökologische Bodenmanagement, nun erweitert und voll in Farbe. Es gibt Schritt-für-Schritt Auskunft über bodenverbessernde Methoden sowie eingehendene Hintergrundinformationen darüber, was Mutterboden ist, bis zur Wichtigkeit von organischem Material. Fallstudien von Landwirten aus vielen Teilen der USA liefern inspirierende Beispiele dafür, wie Böden – und ganze landwirtschaftliche Betriebe – durch diese Techniken erneuert worden sind. Das Buch ist ein “Muss-man-gelesen-haben” für Landwirte, Ausbilder und Studenten gleichermaßen.

Die Autoren sind der emeritierte Professor für Bodenkunde von der Universität  Vermont Fred Magdoff und der Professor für Bodenkunde an der Cornell Universität, Harold van Es.  Herausgeber ist  Sustainable Agriculture Research and Education (SARE) (dt: Forschungs- .

Herausgegeben durch “Nachhaltige Landwirtschaft – Forschung und Ausbildung” (SARE).

Umschlagtext auf der Rückseite der gedruckten Ausgabe:

Praktische Informationen für Landwirte, Viehzüchter, Ausbilder, Studenten und Gärtner – Präsentiert in einem einnehmenden, leicht zu lesendem Stil.

Die 3. Auflage von “Building Soils”, überarbeitet, erweitert, und nun ganz in Farbe, erklärt wie man ökologische Herangehensweisen nutzen und wie Sie mit der eingebauten, naturgegebenen  Stärke ihres Pflanzen/Bodensystems die Fruchtbarkeit und die Erträge wesentlich steigern und zugleich den Druck durch Schädlinge und die Beeinträchtigung der Umwelt reduzieren können.

Fred Kirschenmann, Distinguished Fellow, Leopold Zentrum für nachhaltige Landwirtschaft und Präsident des Stone Barne Center für Nahrungsmittel und Landwirtschaft meint:

Building Soils for Better Crops ist eine der praktischsten Anleitungen für das Bodenmanagment, die man bekommen kann. Während wir mit einer Zukunft mit Peak Oil, Klimawandel und sich erschöpfenden Frischwasservorkommen konfrontiert werden, ist die Restaurierung der Gesundheit unserer Böden wichtiger als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte. Diese 3. Auflage ist eine unverzichtbare Quelle für alle Landwirte und Gärtner. “

Professor für Agronomie und Gartenbau, Charles Francis, von der Universität Nebraska meint:

“Die 3. Auflage von Building Soils for Better Crops ist klar geschrieben und technisch solide – leicht zugänglich sowohl für Studenten als auch für Landwirte. Es ist ein Muss-man-lesen für Anfänger und eine wertvolle Auffrischung für erfahrene Landwirte und Ausbilder und für solche, die einige Jahre Boden entfernt waren.”

Ich kann mich den obigen Meinungen vorbehaltlos anschließen. Vor dem Hintergrund meiner jagdlichen Ausbildung ist das Buch sogar besonders interessant, nicht nur im Bezug auf Wildäcker, sondern auch weil es Argumente liefert, die dazu führen können, dass die konventionelle Landwirtschaft vielfältiger und für viele durch die Landwirtschaft heute bedrohte Arten vorteilhafter werden könnte.

Kelberg, den 2.3.2015

Christoph Becker




Ökologisches Überschwingen – Interview mit Prof. William Catton

Der folgende Beitrag enthält ein deutschsprachiges Transkript eines Interviews mit dem emeritierten amerikanischen Soziologieprofessor und Ökologen Dr. William R. Catton.

Prof. Catton war Jahrgang 1926 und ist am 5. Januar 2015 verstorben. Der amerikanische Autor und Blogger John Michael Greer hatte am 4. Februar 2015, anlässlich des Todes von Prof. Catton einen Blogbeitrag mit dem Titel  As Night Closes In  [dt. wenn die Nacht hereinbricht] über die für ihn sehr nachhaltige Wirkung und Bedeutung von Cattons Buch “Overshoot” und über seine kurze persönliche Begegnung mit Prof. Catton geschrieben. Ich hatte mir daraufhin die Bücher “Overshoot” und “Bottleneck” von Prof. Catton bestellt und auch das folgende Interview auf Youtube gefunden. Das neuere Buch, “Bottleneck” konnte sofort von Amazon geliefert werden. Das 1980 erschienene Buch “Overshoot” ist noch über Amazon und Bücher.de erhältlich, hat aber mindestens 4 Wochen Lieferzeit. Ich habe “Bottleneck” bei Fertigstellung der Übersetzung des unten stehenden Interviews schon zu etwa 3/4 gelesen. Eine deutsche Zusammenfassung der wichtigsten Punkte werde ich hoffentlich demnächst in einem Beitrag veröffentlichen. Prof. Cattons Einsichten über viele gesellschaftliche Phänomene und über die Evolution finde ich sehr wertvoll. Doch nun zu seinem Interview aus dem Jahre 2008.

Das Interview ist auf Youtube veröffentlicht und ich habe es im Folgenden eingebettet:

Die Filmposition des jeweiligen Abschnitts in Minuten und Sekunden ist in eckigen Klammern nach der Überschrift des Abschnitts angegeben. Die Videodokumentation ist so gestaltet, dass zu jeder Frage bzw. zu jedem Abschnitt kurz Stichworte auf einer blauen Seite mit weißer Schrift eingeblendet werden. Diese Stichworte und die Position der Seite in Minuten und Sekunden finden sich in folgender Übersicht. Durch anklicken der Position gelangt man direkt zu der betreffenden Position in dem von mir ins Deutsche übersetzten Transkript (=Interviewtext).


Inhalt

  1. Start
  2. Ökologische Erweckung [0:45]
  3. Unsere unergründete Zwangslage [5:06]
  4. Stehlen von der Zukunft [9:26]
  5. Unser Zeitalter des Überschwangs [10:18]
  6. Übernahme und Abbau [12:07]
  7. Thomas Malthus [14:32]
  8. Die industrielle Revolution [16:45]
  9. Ökologische Erleuchtung [19:25]
  10. Keine realen Bösewichte [21:34]
  11. Ein neues ökologisches Paradigma[23:29]
  12. Cargoismus [25:05]
  13. Das Schlimmste erwartend [27:03]
  14. Das Verbot der Werbung [29:17]
  15. Unterminieren der Demokratie [33:02]
  16. Die wirkliche Natur der Menschheit [35:31]
  17. Erneuertes Interesse an “Overshoot” [38:08]
  18. Ökologische Bescheidenheit [38:42]
  19. Relokalisierung [40:13]
  20. Menschliches Handeln [41:46]
  21. Neues Buch “Die kommende Sackgasse der Menschheit [44:56]
  22. Abschließende Botschaft [47:18]

 

Transkript in deutscher Sprache:

Interview mit William Catton, Autor von „Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change“ (dt.: Über das Ziel hinaus schießen: Die ökologische Basis von revolutionären Veränderungen).

Das Folgende ist ein Interview mit Dr. William R. Catton, Junior, am 9. August 2008 bei ihm zu Hause in der Nähe von Takoma, im Bundesstaat Washington. Die meisten Fragen in diesem Interview beruhen auf seinem Buch „Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change“ (dt.: Über das Ziel hinaus schießen: Die ökologische Basis von revolutionären Veränderungen, im Rest des folgenden Textes nur mit „Overshoot“ bezeichnet). Das Buch wurde 1980 erstmals veröffentlicht, es analysiert die ökologische Zwangslage der Menschheit mit einem außerordentlichem Maß an Mut und Einsicht. Es wird nun in weiten Kreisen als eine grundlegende Erklärung anerkannt, die viel zu lange ignoriert wurde.
Anfang

Ökologische Erweckung [0:45]

Interviewer: Herr Dr. Catton, Sie sind als Soziologe ausgebildet und ihre frühen Forschungsprojekte befassen sich mit rein sozialen Aspekten. Problemtrinken, Organisation, Verhalten usw.. Wie kam es, dass Sie sich mit den ökologischen Aspekten der Tragfähigkeit und dem Überschwingen befasst haben.


Catton: Als ich Dekan an der Universität Washington war, war ich für mehrere Jahre in der Bibliothekskommission der Universität. Der Leiter der Bibliothekskommission war ein Professor der Forstwissenschaft und daher hatten wir all unsere Versammlungen in der Forstwissenschaftlichen Fakultät. Ich habe außerdem eine Weile mit einem anderen Professor der Forstwissenschaft zusammengearbeitet, Frank Brockman der Anfangs ein Park-Naturforscher im Mount Rainier National Park war und der anschließend zum Yosemite National Park versetzt wurde. In unserer Zeit in Seattle, besonders im Sommer, im Grund aber im ganzen Jahr, verbrachte meine Familie einen großen Teil ihrer Zeit im Mount Rainier National Park. Wir waren, ehrlich gesagt, Liebhaber des Nationalparksystems und ich genoss insbesondere die Ausstellungen und Besucherzentren in diesen Nationalparks und ich begann von diesen Ausstellungen einige ökologische Konzepte zu lernen. Während ich mit Frank Brockman die Einstellung der Hinterlandbenutzer dieser Nationalparks untersuchte, lernte ich dass es einige von uns gab, und nicht nur meine Familie, die die Übernutzung mancher dieser Gebiete beklagten, und so wurde ich im Bezug auf Bevölkerungsdruck sehr viel mehr sensibilisiert als dies wohl sonst der Fall gewesen wäre. Zur selben Zeit wuchs die Universität Washington. In der Zeit in der ich dort war hat sich die Zahl der Studenten mehr als verdoppelt, von etwa 16.000 als ich mich dort als Student ein schrieb, bis deutlich über 32.000 bevor ich dort aufhörte. Und alle diese Einflüsse ließen mich mehr im Bezug auf Bevölkerungsdruck nachdenken als nur die reinen Bevölkerungszahlen. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass Politiker, insbesondere Lokalpolitiker, im Wachstum immer einen Vorteil sehen. Das Wachstum von Seattle war eine gute Sache aus ihrer Sicht. Insbesondere Bauunternehmer genossen das Bevölkerungswachstum in diesem Gebiet, weil es einen wachsenden Markt für neue Häuser und andere Bauwerke mit sich brachte. Aus meiner Sicht wurde ein Teil der Großartigkeit dieser Gegend durch das Bevölkerungswachstum vermindert. In einem Sommer arbeitete ich an einem Forschungsprojekt den Sommer durch und es gelang mir meine Arbeitszeit so einzuteilen, dass mein freies Wochenende am Montag und Dienstag war. Dafür arbeitete ich am Samstag und Sonntag in meinem Büro und wir fuhren am späten Sonntagnachmittag ins Wochenende in das Campinggebiet von Mount Rainier, und der ganze Rückreiseverkehr kam uns entgegen während wir Richtung Nationalpark fuhren. Wir konnten zwischen all den verschiedenen Campingplätzen wählen, während die Menschen an dem richtigen Wochenende sich mit der Menschenmenge konfrontiert sahen. Es gab ein Wochenende an dem wir mit einigen Besuchern hoch fuhren und daher das normale Wochenende nehmen mussten. Dabei wir es schwer einen passenden Campingplatz zu finden. Erfahrungen wie diese sensibilisierten mich für die Auswirkungen des Populationsdrucks. Aber das war nur eine von vielen Variablen über die ich nacheinander zu lernen begann wie Ökosysteme funktionieren. Zumindest war das ein Anfang.
Anfang

Unsere unergründete Zwangslage [5:06]

Interviewer: Das 1. Kapitel ihres Buches hat den Titel Die unergründete Zwangslage der Menschheit. Auf welche Zwangslage beziehen Sie sich?

Catton: Die Zwangslage, auf die ich mich beziehe ist, dass wir in einer Kultur leben, die zum großen Teil geformt wurde als die Europäer in das Land kamen, das sie die neue Welt nannten. Die Bevölkerungsdichte der hier Lebenden, die wir heute amerikanische Ureinwohner nennen, und die wir damals Indianer nannten, war sehr viel geringer als die Bevölkerungsdichte im damaligen Europa. Unsere Institutionen wurden auf der Annahme gegründet, dass Raum da wa,r wohin man gehen konnte. Unsere Werte waren auf die Freiheiten gegründet, die man haben kann wenn man so viel freien Raum hat den man nutzen kann. Man hatte kaum begonnen die Ressourcen anzuzapfen, die später in großem Maße angezapft und die dann knapp werden würden. O. k. nach einigen Jahrhunderten des Wachstums, das man nach dem Beginn der der Kolonialisierung der neuen Welt hatte, haben wir nun in Amerika eine höhere Bevölkerungsdichte als man sie in Europa damals hatte als dies begann. Und wir sind eine sehr viel größere Art als damals, nicht in Bezug auf unsere eigene Körpergröße, sondern in Bezug auf all die Apparate, die wir gebrauchen, um unseren modernen Lebensstil zu leben. Die Zwangslage, der wir uns gegenübersehen ist, dass was wir mit einem großen Tragfähigkeitsüberschuss begonnen haben, während wir nun aber ein Tragfähigkeitdefizit haben, wo die Belastung des gesamten Ökosystems der Welt, ganz zu schweigen von diesem Land, die Tragfähigkeit bei weitem überschreitet. Wir haben noch nicht gelernt die Tatsache zu akzeptieren, dass wir nun in einer Welt leben, die ein Tragfähigkeitsdefizit hat. Das ist die Natur der Zwangslage. Wir bleiben dabei, sie in politischen und wirtschaftlichen Begriffen zu definieren, aber das wird dem Thema nicht gerecht.

Interviewer: Denken Sie dass wir es heute besser ergründen als vor 30 Jahren?

Catton: Wir beginnen. Mehr und mehr Schriftsteller schreiben über die Erschöpfung der Ressourcen und darüber, was mit den Materialien geschieht, die wir der Erde entnehmen und nutzen, und die nachdem wir sie genutzt haben, dann irgendwohin müssen. Umweltverschmutzungsprobleme werden uns mehr bewusst, aber wir neigen noch sehr dazu, diese im Sinne von Reinigungsaktionen zu sehen. Aber wenn sie etwas sauber machen und den Dreck entfernen müssen sie ihn irgendwo anders hin tun. Der Raum für ” irgendwo anders” geht uns allmählich aus. Außerdem haben wir die Atmosphäre des Planeten zu lange als Müllhalde benutzt. Wir beginnen nun die Rückwirkungen zu erfahren. Mit dem was wir getan haben, haben wir die Atmosphäre verändert. Der CO2 Gehalt der Luft hat sich seit Beginn der industriellen Revolution nahezu verdoppelt. Und wir beginnen nun die Rückwirkungen davon zu erfahren, mit der globalen Erwärmung, dem Beginn eines messbaren Ansteigen des Meeresspiegels, Änderungen der Jahreszeiten, Wanderung von biotischen Gruppen in höhere Breiten und der Störung vieler Aspekt der menschlichen Lebens die wir nicht vorausgesehen haben. Also es gibt mehr Leute, die darüber schreiben und das öffentliche Bewusstsein dafür hat zugenommen. Obwohl es noch immer viele Menschen gibt die die Klimaerwärmung bezweifeln, so ist doch zumindest die große Mehrheit mit diesem Begriff vertraut. So gesehen, ja wir sind mehr empfänglich als in der Zeit in der ich [ das Buch “Overshoot” ] geschrieben habe.
Anfang

Stehlen von der Zukunft [9:26]

Interviewer: Sie haben wiederholt festgestellt, dass wir von der Zukunft stehlen. Was ist die Natur dieses Diebstahls?

Catton: Ressourcen die wir heute benutzen, da sie Anteile nicht erneuerbarer Ressourcen besitzen, stehen der Nachwelt nicht mehr zur Verfügung. Das ist dieselbe Sünde, wie wenn wir direkt von der Zukunft stehlen. Wir machen das ebenfalls, indem wir die Lebensbedingungen unachtsam durch Müllablagerungen usw., verändern. Gebiete, die wunderbar bewohnbar, ursprünglich, ästhetisch angenehm usw. waren werden dadurch sehr viel weniger angenehm für die Nachwelt. Die Nachwelt wird daher einige Gelegenheiten die wir als selbstverständlich angesehen haben nicht mehr haben.
Anfang

Unser Zeitalter des Überschwangs [10:18]

Interviewer: Sie beziehen sich auf das Zeitalter des Überschwangs [engl. exuberance], was meinen Sie mit diesem Ausdruck?

Catton: Ökologen sprechen von Überschwang wenn sie das rasante Wachstum meinen das vorkommen kann wenn eine Art in ein Gebiet kommt in dem sie vorher nicht vertreten war und wenn die Konditionen für sie dort gut sind um gut zu gedeihen, so dass sie sich dann überschwänglich vermehren, also schnell und ohne Beschränkungen. Wenn Sie das Wort Polymorphismus erlauben, dann können wir an eine Pflanzenart denken, die in ein passendes Gebiet eindringt in dem sie vorher nicht vertreten war und die die Gelegenheit genießt, sich rasant zu vermehren. Es gibt zwei Bedeutungen für das Wort Überschwang [engl. exuberance], Überschwang kann dieses unpersönliche rasante Wachstum, das profitieren von den günstigen Umständen, bedeuten. Aber ist auch die emotionale Bedeutung des Wortes. Wir fühlen uns überschwänglich wenn die Dinge für uns gut laufen. Wenn Sie sich eine Population von Büschen oder Bäumen vorstellen, die Gefühle haben und die in ein neues, für sie vorteilhaftes Gebiet kommen, etwa durch die Samen die irgendwie dorthin gelangt sind, die sind dann überschwänglich. Wir haben einer Zeit gelebt in der die Welt in so großem Überfluss mit Dingen ausgestattet war, die die Menschen gebrauchen konnten, dass wir uns überschwänglich vermehrt haben. Und nun sind wir in einer nach-überschwänglichen Zeit, weil wir es übertrieben haben.
Anfang

Übernahme und Abbau [12:07]

Interviewer: Sie sagen, dass es Arten gibt die zwei hauptsächliche Herangehensweisen nutzen um eine globale Wirkung zu erzielen. Können Sie erklären welche dies sind?

Catton: Nun, zum Beispiel als die Europäer damit begannen in die neue Welt zu emigrieren, übernahmen wir, für die Lebensweise der Europäer, Gebiete die vorher von einer Bevölkerung besetzt waren, die im wesentlichen noch in einer Steinzeitkultur lebten. Sie hatten nicht den Vorteil der Feuerwaffen bis sie begannen welche von unseren europäischen Vorfahren zu bekommen. Aber sie wiederum wanderten in diese Hemisphäre ein, aus Asien über die Beringlandbrücke, und sie haben Gebiete für den Gebrauch durch Menschen übernommen die vorher vollständig für nicht menschliche Arten zur Verfügung standen. Das ist die Übernahmemethode, wenn eine Art in ein Gebiet eindringt und Ressourcen übernimmt die vorher vollständig von anderen Arten verwendet wurden. Die Abbaumethode hat diese in unserer Art zu denken abgelöst. Sie hat mit dem Abbau der nur endlich vorhandenen, nicht erneuerbaren Ressourcen zu tun. Zum Beispiel mit fossilen Brennstoffen, Erzen, Substanzen eben, die nicht wieder in einem jährlichen Wachstumszyklus aufgefüllt werden, wie das mit landwirtschaftlichen Produkten der Fall ist. Die Abbaumethode hat uns, solange sie neu war, erlaubt mehr im Überfluss zu leben und ein höheres Wohlstandsniveau usw. zu haben. Aber wenn Sie diese Methode lange genug beibehalten, dann brauchen Sie Ressourcen auf.
Wir beginnen nun Probleme durch die Erschöpfung von Ressourcen in ausreichendem Maß zu bekommen, so dass wir sich deren bewusst werden. Eine Erschöpfung der Ressourcen fand von Anfang an statt, sowie jemand gesagt hat „man beginnt an dem Tag zu sterben an dem man geboren wird“. Das gilt für Zivilisationen genauso wie für Individuen. Ich will hier nicht zu viel aus dieser kleinen Ähnlichkeit machen. Wir begannen damit Ressourcen auf zu brauchen sobald wir damit begannen sie zu nutzen. Nun beginnen wir die Effekte dieses akkumulierten Abbaus wahrzunehmen.
Anfang

Thomas Malthus [14:32]

Interviewer: Viele Leute meinen, dass Thomas Malthus im Bezug auf die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung übermäßig pessimistisch war. Wie auch immer, Sie glauben, dass Malthus die Gefahren des Lebens unterschätzte. Was wollen Sie damit ausdrücken?

Catton: Malthus argumentierte, dass es für die menschliche Spezies möglich ist exponentiell wachsen und ihre Zahl exponentiell zu steigern, während die Nahrungsversorgung eher nur linear und nicht exponentiell wachsen würde. Unglücklicherweise konzentrieren sich viele Leser von Malthus, so wie auch er es getan hat, zu sehr auf die Nahrungsmittel, so als wären Nahrungsmittel die einzige limitierende Ressource. Da wir aber gelernt haben auch viele Ressourcen die wir nicht in unseren Körper tun zu verwenden, kann jede Ressource die nur in endlicher Menge vorhanden ist die limitierende Ressource werden. In diesem Sinne kann man argumentieren, dass Malthus nicht hinreichend realistisch war, weil er zu viel Aufmerksamkeit einer einzigen Ressource zukommen ließ und nicht allen Ressourcen von denen wir Gebrauch machen. Ebenfalls schien Malthus zu denken…, nun, ich sollte beginnen zu erklären dass Malthus nicht die Zukunft vorhersagen wollte. Er war daran interessiert zu zeigen, dass die Bevölkerung exponentiell wachsen würde wenn das Wachstum nicht kontrolliert wird. Die Leute vergessen oft, dass das Bevölkerungswachstum nicht unkontrolliert ist, es gibt Kontrollen die auf das Wachstum einwirken. Malthus war zu unbedacht in der Annahme, dass die Kontrollen perfekt wirken würden und dass es für uns nicht möglich wäre die Tragfähigkeit unserer Umwelt zu überschreiten. Wir können die Tragfähigkeit zeitweise überschreiten in dem wir Ressourcen verwenden die irgendwie angesammelt und gelagert wurden. Wenn wir die Tragfähigkeit überschreiten und damit dann in eine Periode des Tragfähigkeitsdefizits geraten, dann bekommen wir Schwierigkeiten.
Anfang

Die industrielle Revolution [16:45]

Interviewer: Sie sagen, dass die industrielle Revolution das Vorspiel für einen Zukünftigen Kollaps war. Warum denken Sie dass die Menschheit und die Industrialisierung übel enden?

Catton: Die industrielle Revolution hat uns auf die Verwendung nicht erneuerbarer Ressourcen festgelegt, insbesondere auf nicht erneuerbarer Brennstoffe, Energieversorgungen. Was die Industrialisierung wirklich getan hat, ist dass sie uns darauf festgelegt hat prähistorische Fotosynthese zu nutzen. Die Fotosynthese von Pflanzen, die Millionen Jahre vor dem Auftreten des Menschen stattfand. Einiges davon wurde begraben und durch geologische Prozesse in fossile Brennstoffe umgewandelt, Kohle, Erdöl, Erdgas. Diese kohlenstoffreichen Substanzen sind brennbar. Das ist nicht ihre einzige Eigenschaft, aber das ist eine wichtige Eigenschaft aus der Sicht von Homo Sapiens. Als wir begannen diese Dinge auszugraben und entdeckten dass sie brennbar waren, und dachten aha, sie brennen, mit der Energie die frei wird wenn wir sie verbrennen können wir Sachen machen.

Weil sie in so großen Mengen da waren, konnten wir die Tatsache nicht erkennen, dass ihre Menge kleiner als unendlich war. Sie muss endlich sein, weil sie Teil eines endlichen Planeten ist. Und so haben wir uns dazu gebracht in eine Richtung zu steuern in der wir immer mehr abhängen, immer mehr Gebrauch machen, von Material das nur in endlicher Menge angesammelt und vorhanden ist. Wenn wir das Material aufgebraucht haben, kann dieser Lebensstil nicht beibehalten werden. Nun, dieser Lebensstil wird gedrosselt werden, lange bevor das Zeug alles aufgebraucht ist, wenn es schwieriger und schwieriger wird das Material zu bekommen. In den ersten Jahren der Industrialisierung haben wir natürlich zuerst die am leichtesten zugänglichen Lagerstätten fossiler Brennstoffe ausgebeutet. Und nun leben wir in einer Zeit in der wir tiefer und tiefer bohren müssen um an Öl und Erdgas zu gelangen. Wir entfernen Bergkuppen um an Kohle zu gelangen usw.. So verwüsten wir den Planeten auf den unser Leben beschränkt ist.
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Ökologische Erleuchtung [19:25]

Interviewer: Ihre Position 1980 war, dass die Menschheit bereits die dauerhafte Tragfähigkeit des Planeten überschritten hatte und dass ein Zusammenbruch unvermeidbar wäre. Wenn dies damals wahr war, dann ist unsere Situation heute ganz klar sehr viel ernster. Wie zuversichtlich sind Sie, dass wir ökologische Erleuchtung erreichen und diesen Zusammenbruch auf eine humane Weise managen können?

Catton: Wir sind dabei ökologische Erleuchtung zu erreichen. Nicht so schnell wie ich wünschen würde, und wir haben nicht so bald begonnen wie ich nun wünsche. Wir werden einige Anpassungen vornehmen die hilfreich sein werden. Aber weil wir so spät gestartet sind und weil wir die Tragfähigkeit so weit überschritten haben und den Überschreitungsprozess auch jetzt noch weiter fortsetzen, wird es uns nicht möglich sein Katastrophen zu vermeiden. Ich erwarte nicht das Homo Sapiens in der nahen Zukunft aussterben wird. Kurz habe ich für eine Weile darüber nachgedacht. Aber ich denke, eine Weise auf die unsere Superüberzahl uns auf lange Sicht dienen wird ist, dass es auch nach der Katastrophe einen Rest der derzeitigen Bevölkerung geben wird. Aber das ist etwas mit dem wir uns abfinden müssen, es wird nur ein Rest sein. 6,7 Milliarden (( Ende 2014 waren es bereits ca. 7,3 Milliarden, und es werden noch viel mehr. )) von uns ist so extrem viel mehr als die Tragkraft dieses Planeten, für unsere Lebensstile, sogar für unsere früheren Lebensstile, so dass der Rest sehr, sehr viel kleiner sein wird als das. Ich habe begonnen das 21. Jahrhundert als das Flaschenhalsjahrhundert zu bezeichnen. Ökologen sprechen von Flaschenhälsen [engl. Bottleneck] bei Situationen in denen eine super dichte Population in ihrer Anzahl verringert werden muss, wobei dann nur eine Restpopulation durch den Flaschenhals gelangt. Und das ist es was mit uns passieren wird, ich denke in diesem Jahrhundert.
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Keine realen Bösewichte [21:34]

Interviewer: Eines ihrer Themen ist “Unser gemeinsames Elend ist nicht wirklich Bösewichten zuzuschreiben”. Was meinen Sie damit?

Catton: Es ist zu leicht die Schuld für unsere Probleme irgend jemandem zuzuschreiben, einigen Einzelpersonen oder einigen kleinen Gruppen von Individuen. Aber wenn unsere Schwierigkeiten wirklich auf der Tatsache beruhen, dass die Industrialisierung uns dazu gebracht hat uns in einem großen Umfang auf nicht erneuerbare Ressourcen zu verlassen und uns dazu befähigt hat uns um ein Vielfaches über die Tragfähigkeit des Planeten hinaus zu vermehren, dann haben wir an diesem Prozess alle teilgenommen. Die Erfinder der Geräte die uns dazu befähigt haben all dies zu tun waren gute Menschen, sie waren keine Bösewichte. James Watt der die Dampfmaschine entwickelt hat und der den Prozess begonnen hat, bei dem wir uns exzessiv auf die prähistorische Fotosynthese verlassen, als deren Folge die brennbare Kohle entstanden ist, dieser James Watt war ein guter Mann. Und es ist nicht gut nun zu sagen, dieser verrückte Mann hätte das nicht tun sollen. Er war kein schlechter Mann. Sicher gibt es Bösewichte. Aber die Bösewichte sind nicht die Hauptursache unserer heutigen Schwierigkeiten. Die Tendenz nach einem Bösewicht Ausschau zu halten und dann Rache zu suchen, und Rache mit Gerechtigkeit zu verwechseln, und sogar Gerechtigkeit mit einer Lösung für unser Problem zu sehen ist ein Teil unseres Problems.
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Ein neues ökologisches Paradigma [23:19]

Interviewer: Sie verweisen auf ein neues ökologisches Paradigma und eine wahrhaft ökologische Perspektive. Können Sie dieses Paradigma und diese Perspektive beschreiben?

Catton: Homo Sapiens als Mitglied des Tierreiches sehen, sei’s auch mit einigen Fähigkeiten die kein anderes Mitglied des Tierreiches hat. Anerkennen dass wir, wie alle anderen Tierarten, Ressourcen aus der Umwelt in der wir leben benötigen, dass wir eine Umwelt benötigen in der wir unsere verschiedenen Aktivitäten ausführen können und dass wir eine Umwelt benötigen in die wir die Abfallprodukte unserer Aktivitäten verbringen können. Nicht nur die metabolischen Produkte unserer eigenen Lebensprozesse, sondern auch unseren ganzen Körper wenn es mit uns vorbei ist. Wir haben zu akzeptieren, dass eine Umwelt uns auf drei Weisen dient, sie liefert uns den Nachschub den wir brauchen, sie ist der Raum für unser Aktivitäten und sie ist die Deponie für unsere Endprodukte. SAD = Source, Activity, Depository (= QAD = Quelle, Aktivität,Deponie), mach ein Akronym (=Buchstabenwort) daraus. [SAD bedeutet auf Englisch auch traurig]. Es ist eine traurige Tatsache des Lebens der wir ins Auge sehen müssen. Und ich denke Ökologen sind mehr geneigt dem ins Auge zu sehen und es zu akzeptieren als Leute die keine Ökologen sind.
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Cargoismus [25:05]

Interviewer: Sie machen sich über eine verbreitete Einstellung lustig die Sie Cargoismus nennen. Können Sie erklären was das ist und warum sie dagegen sind?

Catton: In der melanesischen Region des westlichen Pazifiks, als die Europäer begannen in dieses Gebiet einzudringen, waren die Eingeborenen, die melanesische Bevölkerung, beeindruckt von der Ausrüstung die die Europäer und die Amerikaner hatten. Besonders im Zweiten Weltkrieg wurde es wirklich stark. Schiffe brachten alles mögliche Zeug zu den Inseln und diese Leute staunten darüber. Und Flugzeuge brachten Sachen. Sie entwickelten was wir Cargo-Kulte nennen. Sie sahen diese Ladung [auf Englisch = Cargo] hereinkommen. Die Europäer hatten diese Sachen und sie hatten sie nicht. Sie entwickelten eine Mythologie die nahelegte, dass einige ihrer Brüder in der Welt vielleicht dieses Zeug produzierten und dass es rechtmäßig ihnen gehören würde wenn sie nur das richtige Glaubenssystem haben würden. Sie begannen sogar Kais und Landebahnen für die erwarteten Transporte zu bauen die die Ladung zu ihnen bringen sollten. Nun, in dem ich das als Metapher benutze, argumentiere ich das moderne Menschen erwarten das Ladung kommt, dass die Produkte der Industrie weiterkommen werden. Cargoismus ist mein Begriff für die Beschreibung des Glaubens, dass die Produkte immer weiter kommen, selbst wenn wir die Tragfähigkeit des Planeten weit überschritten haben. Und ich argumentiere, dass wir mit unserer modernen Version dieses Aberglaubens nicht besser dastehen als die Melanesier mit ihren Cargo-Kulten.
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Das Schlimmste erwartend [27:03]

Interviewer: Dr. Catton, Sie haben das Gefühl das Überschwang und Optimismus gefährlich sind und dass wir das Schlimmste erwarten sollten. Warum denken Sie dass dies die richtige Einstellung ist?

Catton: [lacht] Weil das Schlimmste kommen wird. Und wenn wir es nicht erwarten trifft es uns härter als wie wenn wir es erwarten. Lassen Sie mich darüber nachdenken wie ich das besser ausdrücken kann. Einer meiner ersten Jobs nach dem Studium war in einer Agentur, wo der Boss eine Mutter hatte die tödlich erkrankt war. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt einen religiösen Standpunkt eingenommen, der sie annehmen ließ, dass der Grund für ihre Krankheit ein Mangel an Glauben sei. Dass sie gesund würde, wenn sie den richtigen Glauben hätte usw.. Er war traurig weil sie dies zu Schuldgefühlen in Bezug auf ihre Krankheit führte. Die Krankheit an sich war schlimm genug, aber die Schuldgefühle machten das Leben schlimmer. Die letzten paar Monate ihres Lebens wurden ruiniert, weil sie sich wegen ihrer Krankheit schuldig fühlte. Ich denke unsere Zivilisation befindet sich in einer ähnlichen Zwangslage. Wir neigen dazu irgendwie zu denken dass wir schlechte Menschen sind, wegen dem was wir diesem Planet an tun, eher als dass wir unschuldig das Material, gefunden, aus dem Boden genommen, als Brennstoff verbrannt und damit die Atmosphäre verschmutzt haben. Wir haben anzuerkennen, dass es andere Arten gab ihr eigenes Nest verpestet haben, die dies unschuldig getan haben und die trotzdem den Konsequenzen ins Auge sehen mussten. Aber zumindest wurden sie nicht traurig weil sie dachten wie schlecht sie waren, weil sie ihr eigenes Nest verpestet haben.
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Das Verbot der Werbung [29:17]

Interviewer: Sie sprechen in ihrem Buch [Overshoot] über die antisozialen Auswirkungen der Werbung und über die Notwendigkeit diese Mangel multiplizierende Industrie loszuwerden. Was denken Sie nun darüber?

Catton: Es wird schlimmer. Ich denke die Werbeindustrie ist eine Industrie die uns fundamental dazu bringt Sachen haben zu wollen die wir nicht haben. Kombiniert mit der künstlichen Veralterung, die so viele Hersteller nun praktizieren. Das diesjährige Modell sollte das letztjährige Modell ersetzen, obwohl das letztjährige Modell noch immer funktioniert. Die Modeindustrie mit der Kleidung, Autos, Geräte, alles mögliche andere. Das macht uns zu einer verschwenderischen Art. Es vernebelt die Probleme die durch unser Tragfähigkeitsdefizit entstehen müssen. Wir vergrößern das Tragfähigkeitsdefizit durch unsinnige Überproduktion von Sachen die wir nicht benötigen, und die nur erfolgt weil der Hersteller sie verkaufen muss [um Geld zu verdienen mit dem er sich selber das was er braucht kaufen kann]. Der ultimative Schuldige ist keine Person, der ultimative Schuldige ist die Tatsache dass wir als Art dazu fähig sind eine Arbeitsteilung innerhalb der Art durchzuführen. Wir können jeder als eine Unterart funktionieren. Jeder Beruf ist wie eine andere Art. Jeder Beruf mit anderen Werkzeugen, anderen Apparaten, anderer Ausrüstung stellt andere Anforderungen an das Ökosystem und hat andere Ressourcenansprüche. Das was jeder der verschiedenen Berufe an Produkten oder Dienstleistungen produziert geht weit über das hinaus, was die Mitglieder dieser Berufsgruppe benötigen. Sie müssen es daher an andere verkaufen und sie müssen dann von den anderen das bekommen was sie brauchen. Und so macht uns das Austauschsystem, das zur Arbeitsteilung gehört, alle vollkommen davon abhängig Dinge zu verkaufen. Ich verkaufe zum Beispiel die Wörter die ich als Akademiker generiere, oder das Produkt das ich als Teammitglied an einem Fließband produziere. Wenn sie es nicht verkaufen können macht es keinen Sinn es zu produzieren. Die Werbeindustrie ist unser Mechanismus um es zu verkaufen. Sehen Sie zum Beispiel den amerikanischen Postdienst. Der amerikanische Postdienst ist inzwischen hauptsächlich zum Verteiler der Werbeindustrie geworden. Das Zeugt dass wir täglich aus unserem Briefkasten holen besteht fast vollständig aus Werbung, Katalogen und dergleichen. Dass es so ist liegt teilweise daran, dass die Lieferung tatsächlicher Post heute meist per E-Mail erfolgt. Es liegt aber auch daran, dass das Porto für die Werbung zu niedrig ist. Das macht wirklich keinen Sinn, vor allem wenn sie eine ökologische Perspektive haben macht das keinen Sinn. Aber es macht Sinn aus der Sicht, dass wir nun eine Wirtschaft haben in der jeder etwas verkaufen muss um die Dinge bekommen zu können die er braucht.
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Unterminieren der Demokratie [33:02]

Interviewer: Schriftsteller William Ophuls: “Ecology and the Politics of Scarcity (1977) [dt.: Ökologie und die Politik der Knappheit] behauptete, dass ökologische Knappheit die Institutionen unterminieren kann. Könnten Sie darauf eingehen?

Catton: Menschen sind frei ziemlich umfassend das zu tun was sie wollen, wenn nur wenige andere da sind, so dass das was wir in unserem kleinen Lebensraum tun nur geringe Auswirkungen auf andere hat. Aber wenn da zu viele andere sind und wenn wir versuchen zu viele Dinge zu tun, dann wirkt sich alles was wir tun auf andere aus. Daher ist das Problem des Überschwingens, des Überschreitens der Tragkraft unserer Umwelt, dass es mehr Möglichkeiten der Verletzung der Privilegien anderer gibt, bezüglich der Dinge die sie machen möchten, während andere Leute zunehmend mich bei dem beeinträchtigen was ich machen möchte um das Leben zu genießen. Es wird für jeden schwieriger und schwieriger völlig frei das zu tun was ihm gefällt. Nun, was ist die politische Auswirkung davon? Gut, wir haben mehr Vorschriften, mehr Beschränkungen, wir haben Zonenbildungen um zum Beispiel sicherzustellen, dass in einer schönen Wohngegend Wohnhäuser stehen. Fabriken müssen irgendwo anders stehen. Die Geschäfte müssen irgendwo anders stehen, usw.. Aber Menschen haben etwas gegen Vorschriften, wir wollen nicht übermäßig mit Vorschriften gegängelt werden und so haben wir auch einen Schub der Deregulierung bekommen. Wir haben zum Beispiel die Luftfahrtgesellschaften dereguliert. Das hat uns eine Zeit lang ermöglicht zu niedrigeren Preisen zu fliegen usw.. Aber es fängt nun an einige Luftfahrtgesellschaften in den Konkurs zu treiben und nun lassen sie sich jedes Gepäckstück, das sie mitnehmen extra bezahlen, damit es nicht so aussieht als ob sie die Flugpreise erhöhen würden. Der Wettbewerb zwischen Deregulierung und Regulierung eskaliert weil immer mehr von uns versuchen mehr zu tun als der Planet wirklich vertragen kann.
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Die wirkliche Natur der Menschheit [35:31]

Interviewer: Sie sagten 1980, dass die in ihrem eigenen Feld, der Soziologie tätigen, so von den speziellen Eigenschaften der Menschheit beeindruckt sind, dass sie fast vollständig den Blick auf unsere biologische Untermauerung aus dem Blick verloren haben. Denken Sie das Soziologen und Sozialwissenschaftler im allgemeinen schließlich die wirkliche Natur des Menschen entdeckt haben?


Catton: Manche haben es, viele haben es nicht. Es gab einen Interessanten Soziologen mit dem Namen Pitirim Alexandrovich Sorokin, der wie Sie anhand des Namens erkennen können in Russland geboren wurde. Er war ein Flüchtling von der Sowjetunion in die USA, hat eine Weile an der Universität Minnesota gelehrt. Er schrieb ein Buch über Hunger als Faktor in menschlichen Angelegenheiten (( Pitirim Alexandrovich Sorokin: Hunger As A Factor In Human Affairs )) . Das war eines der frühen Bücher, das wirklich berücksichtigte, dass der menschliche Organismus, nach allem schließlich immer noch ein Organismus ist. Er war zu diesem Buch inspiriert worden weil er eine russische Hungersnot durchlebt hatte. Er war sich neben dem Hunger auch anderer Aspekte bewusst, durch die der menschliche Organismus durch die physikalischen, chemischen und biologischen Einflüsse seiner Umgebung beeinflusst wird. Ich weiß nicht ob dieses Buch sich gut verkauft hat. Eine Zeit lang war es für einen Soziologen sehr schwer Dinge in diese Richtung gedruckt zu bekommen, weil das einfach nicht zur Kultur der Sozialwissenschaft gehörte. In zunehmendem Maße ist das anders. Aber es gibt noch immer eine schrecklich große Anzahl von Soziologen, die noch stets so reden als wäre Homo Sapiens eine Art, die so vollständig anders ist, dass nichts was wir über andere Arten wissen für das Verständnis des menschlichen Verhaltens wirklich eine Rolle spielt. Ich denke das trifft für die Sozialwissenschaften im allgemeinen zu. Nun, ich weiß nicht ob ich das sagen soll, Wirtschaftswissenschaftler sind vielleicht noch weniger mit der Realität verbunden. Aber Sozialwissenschaften im allgemeinen sind sehr abgehoben. Emile Durkheim benutzte den Begriff “Der Wirtschaftswissenschaftler” abschätzig als Begriff als er die Soziologie einführte.
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Erneuertes Interesse an “Overshoot” [38:08]

Interviewer: “Overshoot” ist kürzlich ins Russische übersetzt worden und wird nun ins Spanische übersetzt. Haben jüngere ökologische Ereignisse das Interesse an ihrem Buch vorangetrieben?

Catton: Scheinbar haben die Verkaufszahlen in den letzten Jahren zugenommen. Offen gesagt bin ich überrascht, dass der Verlag es all die Jahre im Programm behalten hat. Ich bin angenehm überrascht. Es war nie ein Bestseller. Ich bin dadurch nicht reich geworden, aber es hat einige Reisen finanziert.
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Ökologische Bescheidenheit [38:42]

Interviewer: Denken Sie dass die Menschheit jemals lernen wird ökologisch bescheiden zu sein und die Zurückhaltung zu üben die sie als unsere unentbehrliche Hoffnung identifiziert haben?

Catton: Einige von uns werden es, viele von uns werden es nicht. Wenn wir durch das gehen, was ich als das Flaschenhalsjahrhundert sehe, dann werden viele der Überlebenden am Ende dieses Jahrhunderts weiser sein als der Durchschnitt der Menschen am Anfang dieses Jahrhunderts es war. Jedes Wissensgebiet ist dazu bestimmt eine Spezialität für einige Leute zu sein und nicht ein Gegenstand der Vertrautheit für die meisten Menschen. Alle Arten von Menschen sind erforderlich um die Welt wie wir sie kennen zu machen. Es wäre eine sonderbare Welt wenn wir alle Ärzte sein wollten oder wir alle ein Gehirnschirurg sein wollten oder wenn wir alle Soziologen sein wollten. Ich habe es genossen ein Soziologe zu sein, ich habe es genossen ein Umweltsoziologe zu werden, ich habe es genossen an der Soziologie etwas zu herumzudocktern und sie weiter zu entwickeln. Aber es wäre eine schreckliche Welt wenn jeder einen Doktor in Soziologie hätte. Wir brauchen andere Arten
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Relokalisierung [40:13]

Interviewer: Dr. Catton denken Sie das jüngste Versuche der Re-Lokalisierung auf Gebieten wie der Nahrungsmittelproduktion und der Arbeit helfen können den kommenden Kollaps zu mildern?

Catton: Das ist das beste was sie tun können, helfen zu mildern, sie werden das Problem nicht lösen. Eines Tages wird die Welt von einer kleineren Anzahl Menschen besiedelt sein und diese werden zwangsweise mehr von lokalen Ressourcen abhängen und weniger fähig sein sich Produkte zuzulegen, die auf der anderen Seite des großen Ozeans hergestellt oder gezüchtet wurden, als es für uns in den letzten Jahren üblich wurde. Ich weiß nicht ob wir viel zur Zukunft beitragen, wenn wir als Individuen davon Abstand nehmen Kiwifrüchte zu kaufen die aus Neuseeland importiert wurden, oder Ananas die aus China oder von wo auch immer importiert wurden. Ich schätze das kann einige Ausgaben für Treibstoff sparen und das spart minimale Mengen an CO2 Ausstoß und es wird daher die globale Erwärmung ein winziges bisschen verzögern. Aber wirklich nur ein winziges Bisschen. Es ist eine gute Idee etwas mehr lokal abhängig zu werden als wir es geworden sind. Aber das wird das Problem nicht lösen. Es wird es etwas mildern.
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Menschliches Handeln [41:46]

Interviewer: Dr. Catton eine Person die ihre Arbeit bewundert, hat gemeint das Sie deterministisch oder fatalistisch sind. Glauben Sie dass menschliches Handeln oder politische Aktionen uns in eine andere Richtung steuern können?

Catton: Menschliches Handeln ist sicher wichtig. Menschen haben die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, eher dies als jenes zu tun. Das Treffen guter Entscheidungen hängt vom Erwerb eines adäquaten Vermögens an relevantem Wissen ab. Ich bin ein Determinist in dem Sinne, dass sich an Ursache und Wirkung glaube. Ich glaube nicht dass wir unsere Entscheidungen grundlos treffen. Bin ich fatalistisch? Nein. Es kommt zunächst darauf an wie Sie Fatalismus definieren. Ich denke einen besonders großen Beitrag zum Verständnis des menschlichen Lebens hat ein Soziologe gemacht, mit dem ich in einem erheblichen Ausmaß nicht einverstanden war C. Wright Mills an der Columbia Universität. Er schrieb ein Buch über die Ursache des 3. Weltkrieges, in dem er argumentierte, dass es eine gute Frage wäre ob Männer Geschichte machen oder ob Geschichte Männer macht. Das war in der Zeit wo man Männer gesagt hat, heute würde man Personen sagen. Aber er definierte Schicksal auf eine sehr interessante Weise. Ich denke nicht dass dies die Beste aller möglichen Definitionen für den Begriff Schicksal ist, aber es ist eine gute Definition für eine besondere Form des Schicksals. Ich würde sie anthropogenes Schicksal nennen, welches eine spezielle Version ist. Er sagte Schicksal ist das Resultat von unzähligen individuellen Entscheidungen über andere Angelegenheiten, akkumuliert um ein Ergebnis zu produzieren, das niemand angestrebt hat. Und ich denke das ist es was passieren wird im Bezug auf die globale Erwärmung und die Verknappung der erschöpfbaren Ressourcen, usw.. Niemand beabsichtigte ein Tragfähigkeitsdefizit zu produzieren aber die Entscheidungen die viele Leute trafen, in eine Stadt zu ziehen oder damit anzufangen mit einem Traktor Landwirtschaft zu betreiben anstatt mit einem Pferdegespann, oder Ochsen oder was auch immer, die Entscheidung eine Zahnbürste zu kaufen, verschiedene Formen der Hygiene zu praktizieren um das Leben zu verlängern, alle diese Dinge trugen dazu bei die Lebenserwartung der Menschen zu vergrößern und die menschliche Bevölkerung zu vergrößern. Die Rückwirkungen davon beginnen wir nun zu spüren in der Form dieses Tragfähigkeitsdefizits und der Tatsache, dass es zu viele von uns gibt. Und nicht so viele werden imstande sein in der Welt der Zukunft zu überleben. Niemand hat das beabsichtigt, aber es ist ein Produkt unzähliger Entscheidungen über andere Angelegenheiten.
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Neues Buch “Die kommende Sackgasse der Menschheit” [44:56]

Interviewer: Ich höre sie arbeiten an einem neuen Buch. Können Sie das für uns beschreiben?


Catton: Nun, das Buch das ich zur Zeit schreibe nenne ich “Humanity’s Impending Impasse” (( mögliche Übersetzungen: “Die kommende Sackgasse der Menschheit” oder “Die bevorstehende Hängepartie die Menschheit” oder “Die drohende Hängepartie der Menschheit”, der entgültige Titel des 2009 erschienenen Buches lautet “Bottleneck: Humanity’s Impending Impasse”, also “Flaschenhals: ….”, zum Begriff Bottleneck bzw. Flaschenhals im Sinne des Autors siehe oben in dem Interview )) . Das englische Wort impasse [dt. Sackgasse] bedeutet das man auf ein undurchdringbares Hindernis stößt, das man nicht überwinden kann. Und das ist es was meines Erachtens vor uns liegt, in diesem Jahrhundert. Das ist der Grund warum ich es “the Impending Impasse” [dt. die drohendene, oder kommende Sackgasse] nenne. Wir sind noch nicht ganz am Ende der Sackgasse angekommen aber wir können sicher sehen dass es direkt vor uns liegt, am nicht sehr weit entfernten Horizont. Und es wird nicht nur ein Land oder ein paar Länder betreffen, es wird nicht nur die Industriestaaten betreffen, es wird nicht nur die Einwohner der Industriestaaten betreffen die ich “Homo Colossus” zu nennen begonnen habe, weil wir pro Kopf eine so gigantische Auswirkung auf unsere Umwelt bekommen haben. Es wird sich auf den gewöhnlichen Homo Sapiens auswirken. Wir machen mit unserem eigenen Habitat [=Lebensraum] gemacht, was wir mit dem Habitat andere Arten gemacht haben, die gefährdete Arten wurden. Wir haben das Aussterben von Arten verursacht weil wir die Bedingungen in denen sie leben konnten zerstört haben. Und wir beginnen uns nun der Zeit zu nähern in der wir sehen, dass wir das auch mit unserem eigenen Habitat gemacht haben. In diesem Buch erkläre ich übrigens auch den Unterschied zwischen Determinismus und Schicksal [engl. “fate”]. Und ich schlage auch vor, dass einige unserer geschätzten Glaubensinhalte notwendigerweise als Glauben an Magie angesehen werden müssen. Wir wissen es besser. Magie ist wirklich nur Illusion. Ich weiß nicht ob die Leute das Buch kaufen wollen oder nicht. Aber ich rate den Menschen dahingehend vorgewarnt zu sein, dass die Jahrzehnte die vor uns liegen nicht so erfreulich sein werden, wie die Jahrzehnte die gerade hinter uns liegen.
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Abschließende Botschaft [47:18]

Catton: Da ist ein neues Buch, das einige Bekanntheit erreicht hat. Die letzte Vorlesung von … Wie ist sein Name? Rausch?
Interviewer: Ja.
Catton: Der, als er sich darüber klar wurde, dass er tödlich krank war, sagte, was ist die letzte Botschaft, die sie ihren Mitmenschen geben können? Ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber ich habe eine Menge Artikel über es gelesen. Was er im wesentlichen rät, ist „erfreut euch des Lebens“. Ich würde dasselbe sagen. Verzweifelt nicht, auch wenn wir in verzweifelten Zeiten leben. Es gibt eine Menge Leben, das man leben kann und Freude, die man haben kann und erfreut euch gegenseitig. Menschen sind eine wunderbare Art auch wenn wir einigen gewaltigen Unfug machen, machen wir das meiste davon in aller Unschuld. Wir sollten in der Tatsache schwelgen, dass wir von dieser Art sind, die dieses Gehirn hier oben hat, und diese Hände hier und diese Augen und diese Ohren, mit denen wir uns an Musik und Landschaften erfreuen können, und wunderbare Sachen herstellen können und wunderbare Sachen tun können. Lasst uns genießen was übrig bleibt.

Nachspann:
Ende
Name des Interviewers: Frank M. Rotering
Schnitt und Videoproduktion: Patricia Woods

Copyright 2008 Frank Rotering
frank_rotering@yahoo.com

Der Interviewer, Herr Frank Rotering hat selbst zwei Bücher geschrieben, die ich aber noch nicht gelesen haben. Das Buch  Needs and Limits: A New Economics for Sustainable Well-Being  gibt bereits in der 3. Auflage, die z.B. über www.Buecher.de und über www.booklooker.de erhältlich ist. Auf der Internetseite http://contractionism.org/  von Frank Rotering kann man u.a. die pdf-Versionen seiner Bücher herunterladen.

Transkript in deutscher Sprache erstellt von Christoph Becker, fertiggestellt am 1.3.2015

Nachtrag: Seit Oktober 2016 ist das Buch “Overshoot – The Ecological Basis of Revolutionary Change von William Catton kostenlos als pdf-Datei verfügbar:  monoskop.org/File:Catton_Jr_William_R_Overshoot_The_Ecological_Basis_of_Revolutionary_Change.pdf




Jesus, Krieg und Frieden

Seit einigen Jahren habe ich mir an Heiligabend meistens den Film “Merry Christmas” angesehen, der vom Kleinen Weihnachstfrieden , an der Westfront 1914 handelt, bei dem deutsche, britische und französische Soldaten an Heiligabend zum Entsetzen ihrer militärischen Führungen ihre Schützengräben verlassen und gemeinsam Weihnachten gefeiert haben.

In meinem Beitrag über die Bergpredigt, zum 1. Advent 2014,  hatte ich gezeigt, dass Jesus die für das weinerlich-feminine Gutmenschenchristentum des Westens fundamentalen Worte überhaupt nicht gesagt hat, bzw. nicht gesagt haben kann. Jesus hat auch nie den robust kriegerischen Gott des alten Testamentes und seine Vertreter angegriffen. Er hat dessen Taten und Worte nie verurteilt, sondern sich als mit diesem sehr verbunden und als mit IHM einer Meinung angesehen.

Jesus kam nicht nur um Frieden zu bringen, sondern auch Krieg

Für meinen  Blogbeitrag zum 4. Advent 2014 habe ich nun das Neue Testament,  in der Übersetzung der Heiligen Schrift von Hermann Menge, nach den Suchbegriffen “Schwert“, “Krieg” und “Frieden” durchsucht und über die Ergebnisse nachgedacht. Der Hintergrund hierfür war zunächst Matthäus 10, 34, wo Jesus sagt:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 34 »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Nein, ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert (= Krieg). 34 „Denket nicht, daß ich gekommen sei, um mit Gewalt Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um bloß Frieden zu bringen, sondern auch das Schwert.”

Wie die Übersetzung der Heiligen Schrift von Hermann Menge zeigt, ist mit Schwert hier ganz allgemein Krieg gemeint.  Das Wort Krieg kommt im Neuen Testament ansonsten  nur noch an zwei Stellen in der Offenbarung vor, nämlich Offb 12,17 und Offb 13,7:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
Offb 12,17
17 Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.
Offb 13,7
7 Und ihm wurde Macht gegeben, zu kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen.
(Kap 11,7; Dan 7,21)
Offb 12,17
17 Da geriet der Drache in Wut gegen das Weib und ging hin, um Krieg mit den übrigen ihres Samens (= ihren übrigen Angehörigen) zu führen, (nämlich mit denen) die Gottes Gebote beobachten (oder: befolgen) und das Zeugnis Jesu haben (oder: am Zeugnis Jesu festhalten).
Offb 13,7
7 Auch wurde ihm gestattet, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu besiegen; und Macht wurde ihm über alle Stämme und Völker, Sprachen und Völkerschaften verliehen.
Offb 12,1717 Da geriet der Drache über die Frau in Wut und machte sich daran, Krieg mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft zu führen, jener Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes hält und Zeugnis für Jesus ablegt. (Vergl.  1. Mo. 3,15)Offb 13,77 Auch wurde ihm die Möglichkeit gegeben, gegen die Gottesgläubigen den Kampf aufzunehmen und sie zu besiegen. Es wurde ihm Macht verliehen über alle Stämme und Völker, Sprachen und Nationen.

 

Der Chor der Engel:  Friede auf Erden, in den Herzen und auch da längst nicht für alle

Wie war das nun mit dem Chor der Engel, den die Hirten an Heiligabend vernommen haben? Die betreffende Bibelstelle ist Lukas 2, 13-14

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
(Luther übersetzte nach anderer Überlieferung: »… und den Menschen ein Wohlgefallen«).
13 Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott priesen mit den Worten:
14 »Ehre sei Gott in Himmelshöhen und Friede auf Erden in (oder: unter) den Menschen des (göttlichen) Wohlgefallens!«(A.Ü.: Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Heil auf Erden bei Menschen der Erwählung (oder: … Friede den Menschen, die guten Willens sind, oder: … bei Menschen, an denen er Wohlgefallen hat).
13 Plötzlich war bei diesem Engel eine große Menge Geister aus dem Jenseits, die Gott lobsangen mit den Worten: 14 „Ehre sei Gott in der Höhe, und auf der Erde sei Friede in den Herzen der Menschen, die guten Willens sind.”

Die Übersetzung Luthers passt hier wieder nicht zur Realität, nämlich den realen Kriegen der letzten 2000 Jahre, und auch nicht zu den oben schon erwähnten Worten Jesu, nach der Bericht in Matthäus 10, 34.  Hermann Menge zeigt in den Anmerkungen den Interpretationsspielraum der von ihm genutzten Überlieferungen, und die Übersetzung von Johannes Greber ist auch hier wieder diejenige die mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar ist. Der Chor singt hier jedenfalls nur vom Frieden in den Herzen.  Auch hier gilt die Friedensbotschaft ganz klar nicht allen Menschen oder der Menschheit, sondern nur jenen die guten Willens sind. Immerhin bedeutet das aber, dass der verheißene seelische Friede nicht von der Willkür oder Laune Gottes abhängt, sondern vom guten Willen des einzelnen Menschen.  Eine die ganze Menschheit betreffende Liebe Gottes mag es geben, und Weihnachten kann man durchaus, auf sehr lange Sicht als Lichtblick für alle Menschen sehen, aber das ist dann fast genauso wie beim Islam. Überhaupt ist das Christentum dem Islam keineswegs unterlegen. Der Gott der Christen kann mit dem Allah der Muslime ganz locker mithalten, wenn es um Zorn, Kampfgeist und Machtanspruch geht.

Die Jünger Jesu waren teilweise bewaffet

Zunächst einige weitere Bibelstellen im Neuen Testament, die sich mit dem Suchbegriff “Schwert” finden.

Matthäus 26, 51-52

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
51 Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.
52 Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.
(siehe 1.Mose 9,6)
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte?
(Kap 4,11)
54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?
51 Einer jedoch von den Begleitern Jesu streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab.
52 Da sagte Jesus zu ihm: »Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort (= in die Scheide)! Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen!
53 Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen (= Heerscharen; vgl. Mk 5,9) Engel zu Hilfe senden?
54 Wie sollten dann aber die Aussprüche der Schrift erfüllt werden, daß es so geschehen muß?«
51 Einer von den Begleitern Jesu griff nach dem Schwerte, schlug damit nach dem Knecht des Hohepriesters und Hieb ihm das Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: „Stecke dein Schwert in die Scheide! denn wer das Schwert ergreift, soll durch das Schwert umkommen! 53 Oder meinst du, mein Vater würde mir nicht auf meine Bitte sofort mehr als zwölf Legionen Engel zur Hilfe senden? 54 Wie könnten dann aber die Aussprüche der Schrift in Erfüllung gehen, nach denen alles so kommen muß?”

Diese Szene spielt kurz vor dem Ende des Lebens Jesu, bei seiner Gefangennahme. Offenbar sind die Jünger bewaffnet und haben keine Hemmung im Beisein von Jesu von der Waffe Gebrauch zu machen. Jesus bezieht sich zwar zunächst auf 1. Mose 9,6, wo es um Mord und Totschlag geht,  aber dann fügt er bezeichnender Weise hinzu, dass auch ihm und Gott die Anwendung von Gewalt hier ohne weiteres möglich wäre, dass aber in diesem speziellen Fall davon abgesehen wird, damit  die von Gott durch die Propheten gemachten Ankündigungen aus dem Alten Testament in Erfüllung gehen können.

Bei Lukas 22, 36-38, erfahren wir, dass Jesus nach dem Abendmahl, also an Gründonnerstagabend, seine Jünger zum Kauf von Schwertern aufgefordert hat, und dass diese tatsächlich 2 Schwerter hatten.

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
36 Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert.
37 Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht (Jesaja 53,12): »Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet.
38 Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.
36 Er fuhr fort: »Jetzt aber – wer einen Beutel (mit Geld) hat, der nehme ihn mit sich, ebenso auch einen Ranzen, und wer nichts (derartiges) hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert!
(A.Ü: Wahrscheinlich ist zu lesen: Und wer kein Schwert hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich eins.)
37 Denn ich sage euch: Folgendes Schriftwort muß sich an mir erfüllen (Jes 53,12): ›Er ist unter die Gesetzlosen (= Verbrecher) gerechnet worden‹; denn in der Tat: das mir bestimmte Geschick kommt jetzt zum Abschluß.«
38 Da sagten sie: »Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter!« Er antwortete ihnen: »Das genügt.«
(A.Ü.: Genug davon! oder: Es ist gut so)
36 „Jetzt aber,” sagte er, „soll derjenige, der einen Beutel mit Geld hat, ihn mitnehmen und auch eine Reisetasche, und wer nichts besitzt, verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert. 37 Denn ich sage euch, jetzt muß sich noch das Schriftwort erfüllen: “Er ist unter die Verbrecher gerechnet worden.“ Und wer dann hat mein Schicksal sein Ende erreicht.” — 38 „Herr,” erwiderten sie, „wir haben hier zwei Schwerter!” Er antwortete: „Es ist schon gut”

 

Hier nun Lukas 22,49-51, wo im Evangelium nach Lukas ein Schwert zum Einsatz kommt

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
49 Als aber, die um ihn waren, sahen, was geschehen würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
50 Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.
51 Da sprach Jesus: Lasst ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.
49 Als nun die Begleiter Jesu sahen, was da kommen würde, sagten sie: »Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?«,
50 und einer von ihnen schlug (wirklich) nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab.
51 Jesus aber antwortete: »Laßt ab! Bis hierher und nicht weiter!« Dann rührte er das Ohr an und heilte ihn.
49 Als die Begleiter Jesu erkannten, was vorging, fragten sie: „Herr, sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?” 50 Und einer von ihnen schlug auch wirklich drauflos und traf den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. 51 Jesus aber sagte zu ihnen: „Laßt es dabei bewenden!” Dann streckte er seine Hand nach dem Knechte aus, erfaßte ihn und heilte das Ohr wieder an.

 

Die selbe Szene im Evangelium nach Johannes, 18,11-12

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
 10 Simon Petrus aber hatte ein Schwert und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.
11 Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?
10 Da nun Simon Petrus ein Schwert bei sich hatte, zog er es heraus, schlug damit nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Knecht hieß Malchus.
11 Da sagte Jesus zu Petrus: »Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gereicht hat?«
10 Da zog Simon Petrus das Schwert, das er bei sich trug, und schlug damit nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Der Knecht hieß Malchus. 11 Da wandte sich Jesus an Petrus mit den Worten: „Stecke dein Schwert in die Scheide! Oder soll ich etwa nicht den Kelch trinken, den mein Vater mir gereicht hat?”

Nach dem Bericht der Evangelien nach Lukas und Johannes hat Jesus fehlt also in allen Übersetzungen der Ausspruch Jesu, wonach der Jünger das Schwert weg stecken soll weil derjenige durch das Schwert umkommen würde, der zu Schwert greift. Die Evangelien nach Matthäus, Lukas und Johannes erwähnen dagegen alle, dass die Begleitung von Jesus an diesem späten Zeitpunkt seiner Laufbahn bewaffnet und zum Einsatz der Waffen bereit war.  Die Geschichte mit dem abgeschlagenen Ohr kommt in allen drei Evangelien, in allen Übersetzungen vor.

Die Schwerter der apokalyptischen Reiter

Weitere Stellen zum Stichwort Schwert sind Offenbarung 6,4 und 6,8:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
Offb 6,4
4 Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.Offb 6,88 Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten amit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.
Offb 6,4
4 Da kam ein anderes Roß, ein feuerrotes, zum Vorschein; und dem auf ihm sitzenden (Reiter) wurde (die Macht) verliehen, den Frieden von der Erde wegzunehmen und (die Menschen dahin zu bringen), daß sie einander niedermetzelten; und es wurde ihm ein großes Schwert gereicht.
Offb 6,8
8 Da sah ich hin und erblickte ein fahles (= leichenfarbenes) Roß, und der auf ihm sitzende (Reiter), der hieß ›der Tod‹, und das Totenreich bildete sein Gefolge; und es wurde ihnen (oder: ihm) die Macht über den vierten Teil der Erde gegeben, die (Menschen) durch das Schwert und Hunger, durch Pest und durch die wilden Tiere der Erde zu Tode zu bringen.
Offb 6,4Da kam ein anderes Roß, ein feuerrotes, zum Vorschein. Auch darauf saß ein Reiter. Ihm wurde die Macht gegeben, den Frieden von der Erde wegzunehmen, damit die Menschen sich gegenseitig hinmordeten. Auch wurde ihm ein Schwert gereicht.Offb 6,8Da sah ich hin und erblickte ein fahles Roß. Darauf saß ein Reiter, der hieß „Tod”; und die Bewohner des Totenreiches waren in seinem Gefolge. Ihnen wurde die Macht gegeben, den vierten Teil der Erdbewohner zu töten durch das Schwert, durch Hunger, Pest und durch die wilden Tiere der Erde.

Es kann schon sein, dass dies alles zu einem größeren Plan gehört, und ich verstehe durchaus, wie das mit dem alle Menschen liebenden Gott gemeint ist.  Nur so wie unsere Kirchen es uns glauben machen wollen, in dem sie Gott und auch Jesus-Christus zu einer schwachen, weinerlich-femininen Lusche deklarieren, kann es nicht sein. Ich sehe sehr wohl und sehr klar, wie man all das Elend der Realität dieser Welt mit dem Bild eines alle Menschen  liebevollen Gottes in Einklang bringen zu kann.  Nur so wie unsere Kirchen es uns erzählen, kann es vor dem Hintergrund der Bibel auf die sie ihr Lehre angeblich aufbauen, nicht sein.

Jesu Drohungen gegen die Orte der Ungläubigen

Zum Bild von der weinerlich-feminin-machtlosen Lusche, die der Gott der Christen nach Meinung viele Theologen angeblich ist, passen auch NICHT die Worte Jesu bei der Aussendung der 72 Jünger in Lukas 10, 10-16

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
10 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, so geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht:
11 Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsre Füße gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.
12 Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt.
( 1.Mose 19,1-29) 13 Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Denn wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche gesessen und Buße getan.
14 Doch es wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen im Gericht als euch.
15 Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden.
16 Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.a
a) Mt 10,40; Joh 5,23
10 Wo ihr aber in einer Stadt einkehrt und man euch nicht aufnimmt, so geht auf ihre Straßen hinaus und sagt:
11 ›Sogar den Staub, der sich uns aus eurer Stadt an die Füße gehängt hat, wischen wir ab, damit er euch verbleibt, doch das sollt ihr wissen, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist!‹
12 Ich sage euch: Es wird Sodom an jenem Tage erträglicher ergehen als der betreffenden Stadt!
13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst, in Sack und Asche sitzend, Buße getan (oder: sich bekehrt; Mt 3,2).
14 Doch es wird Tyrus und Sidon beim Gericht erträglicher ergehen als euch.
15 Und du, Kapernaum, wirst doch nicht etwa bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zum Totenreich wirst du hinabgestoßen werden! (Jes 14,13-15)
16 Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.«
 10 Kommt ihr jedoch in eine Stadt, und man verweigert euch dort die Aufnahme, so geht vor die Stadt hinaus ins Freie und sprecht: 11 .Selbst den Staub eurer Stadt, der sich uns an die Füße gehängt hat, schütteln wir ab. Er soll euch verbleiben. Aber das Eine sollt ihr nie vergessen: Die Verbindung mit der Geisterwelt Gottes steht nahe bevor!’ 12 Glaubt mir, es wird an jenem Tage, an dem es sich um die Aufnahme in das Reich Gottes handelt, der Stadt Sodom erträglicher ergehen, als einer solchen Stadt. – 13 Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen, die in euren Mauern gewirkt wurden, sie hätten zum Zeichen ihrer Bekehrung längst in Sack und Asche dagesessen. 14 Darum wird es Tyrus und Sidon besser ergehen als euch. 15 Und du, Kapernaum – bist du nicht bis zum Himmel erhöht worden? Doch bis zur Tiefe der Hölle wirst du hinabgestoßen werden. – 16 Wer auf euch hört, der hört auf mich; wer euch von sich weist, der weist mich von sich. Wer aber auf mich hört, der hört auf den, der mich gesandt hat.“

Dieser Jesus der Bibel war offensichtlich nicht der Typ, der nachgibt, der, wenn ihm einer grundlos auf die eine Backe schlägt auch noch die die hin hält, und der alle Sünden vergibt.

Das Schwert des inneren Zwiespalts

Zum Schluss die ebenfalls mit dem Suchbegriff “Schwert” gefundene Geschichte mit dem alten Simon, bei der Taufe Jesu, in Lukas 2,25-35:

Lutherbibel von 1984 Hermann Menge Johannes Greber
25 Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm.
(1.Mose 49,18)
26 Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen.
27 Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz,
28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
31 den du bereitet hast vor allen Völkern,
32 ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
(Jes 49,6)
33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde.
34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
(Kap 20,17-18; Apg 28,22; 1.Kor 1,23)
35 – und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen –, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.
(Joh 19,25)
25 Und siehe, da lebte ein Mann in Jerusalem namens Simeon; dieser Mann war gerecht (= gesetzestreu) und gottesfürchtig; er wartete auf die Tröstung Israels, und heiliger Geist war auf ihm.
26 Vom heiligen Geist war ihm auch geoffenbart worden, er solle den Tod nicht eher sehen, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen hätte.
(oder: den vom Herrn gesandten Messias; vgl. Mt 1,16.)
27 So kam er denn damals, vom Geist getrieben, in den Tempel; und als die Eltern das Jesuskind hineinbrachten, um nach dem Brauch (oder: der Vorschrift) des Gesetzes mit ihm zu verfahren,
28 da nahm auch er es in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
29 »Herr, nun entläßt du deinen Knecht,
wie du ihm verheißen hast (vgl. V.26), im Frieden;
30 denn meine Augen haben dein Heil gesehen (Jes 40,5),
31 das du vor den Augen aller Völker (Jes 52,10) bereitet hast,
32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden (Jes 42,6; 49,6)
und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.«
33 Die beiden Eltern Jesu verwunderten sich über das, was da über das Kind gesagt wurde.
34 Simeon aber segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: »Wisse wohl: dieser ist vielen zum Fallen und (vielen) zum Aufstehen in Israel bestimmt und zu einem Zeichen, das Widerspruch erfährt –
(A.Ü.: Simeon wünschte ihnen dann Gottes Segen.)
35 und auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen –, auf daß aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.«
25 In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon – ein Mann ganz nach dem Herzen Gottes. Dieser wartete mit großer Sehnsucht auf einen Trost für Israel. Er stand unter der Leitung eines heiligen Geistes. 26 Von diesem heiligen Geist war ihm auch offenbart worden, daß er nicht eher sterben werde, bis er den Gesalbten des Herrn gesehen hätte. 27 Auf Antrieb dieses Geistes kam er in dem Augenblick in den Tempel, als die Eltern das Jesuskind hineinbrachten, um die Vorschriften des Gesetzes an ihm zu erfüllen. 28 Da nahm er es auf seine Arme und pries Gott mit den Worten: 29 „Nun rufst du, o Herr, deinen Knecht gemäß deinem Worte in Frieden ab. 30 Meine Augen haben ja dein Heil gesehen, 31 das du vor den Augen aller Völker bereitet hast 32 als ein Licht, das diejenigen an den Tag bringt und zur Herrlichkeit zurückführt, die zu deinem wahren Volke Israel gehören.” 33 Vater und Mutter des Kindes wunderten sich über die Worte, die sie soeben inbetreff ihres Kindes gehört hatten. 34 Simeon sprach ihnen seinen Segenswunsch aus und wandte sich dann an Maria, die Mutter des Kindes, mit den Worten: „Dieser ist dazu bestimmt, daß viele in Israel durch ihn zu Falle kommen und auch viele aufgerichtet werden. Denn die Art seines Auftretens wird auf Widerspruch stoßen. 35 Und das Schwert des inneren Zwiespaltes wird sogar deine eigene Seele durchbohren. So wird die wahre Gesinnung so vieler ans Tageslicht kommen.“

Ich verkneife mir hierzu einen Kommentar und möchte die gegenübergestellten Texte der Bibelübersetzungen für sich selbst sprechen lassen.

4. Advent 2014

Christoph Becker




Musikergagen und Energie

Auf der Facebookseite eines jungen Musikers sah ich die unten stehende Klage “Einen Musiker engagieren?”, die mich als Zahnarzt und Handwerker zum Widerspruch gereizt hat:

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Der junge Musiker findet es unfair, dass es offenbar Leute gibt, die Musiker “für eine Auftrittsgelegenheit und die Möglichkeit einer Erfahrung” für Veranstaltungen engagieren wollen. Er zählt dazu eine ganze Reihe von Kosten auf, die er als Musiker hatte und meint, dass doch niemand auf die Idee käme “Klempner, Schneider, Friseur, Arzt, Zahnarzt, Optiker, Elektriker, Chef (Koch), Techniker, Ladenbesitzer” umsonst arbeiten zu lassen.

Das ist eine in mehrfache Hinsicht interessante Argumentation. Warum?

Ungleiche Einkommenverteilung durch Rationalisierung und technische Möglichkeiten

Was Musiker von den aufgezählten, aus Sicht des Musikers finanziell besser gestellten, Berufen unterscheidet ist zunächst ein Phänomen unserer modernen Zivilisation:

Moderne Technik macht es möglich die Produkte von Musikern, aber auch die von Fotografen und anderen Künstlern, extrem kostengünstig nahezu unbegrenzt zu vervielfältigen und zu konservieren.  Das führt dazu, dass einige wenige Spitzenkräfte extrem hohe Einkünfte erzielen, während für die meisten Künstler keine oder nur sehr geringe Einkünfte zu erzielen sind. Bei den aufgezählten anderen Berufen ist die Lage anders. Ein “Klempner, Schneider, Friseur, Arzt, Zahnarzt, Optiker, Elektriker, Chef (Koch), Techniker, Ladenbesitzer” kann vielleicht auf die eine oder andere Weise  ein Vielfaches des Durchschnitts seiner Kollegen  verdienen, oder besser gesagt einnehmen. Selbst bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten bleibt der Unterschied zwischen dem Mittelwert und dem Spitzenwert in den aufgezählten Berufsgruppen aber relativ gering im Vergleich zu dem, was in Kunst und Sport dank moderne Technik möglich ist.

Anders als viele Berufe, die durch Rationalisierung und moderne Technik überflüssig geworden sind, gibt es für Musiker und Künstler aber immerhin noch die Chance, durch Glück und besonders gute Leistung Spitzeneinkommen zu erzielen. Ein Musiker der “für eine Auftrittsgelegenheit und die Möglichkeit einer Erfahrung” auftritt, erhält als Gage eben auch ein Los einer Lotterie, bei dem die Hauptgewinne extreme Spitzeneinkommen sind. Daneben ist sollte ein Teil der Bezahlung eines Musikers immer auch die Freude an dem sein,  was er tut. Wenn er die nicht hat, sucht er sich sowieso besser eine andere Beschäftigung, weil er dann ganz grundsätzlich eher nicht die Voraussetzung für einen Hauptgewinn erfüllt.

Am Montag, den 25. 11.2014, wurde vom Bayrischen Rundfunk die Sendung “Jetzt mal ehrlich – Einmal Mittelalter und zurück” ausgestrahlt, die eine ganze Reihe von Künstlern und Handwerkern zeigt, die  nur für “für eine Auftrittsgelegenheit und die Möglichkeit einer Erfahrung” auftreten, und die das tun, weil es ihnen Freude macht.

 

Freude an der Tätigkeit als Teil der Bezahlung

Damit komme ich zur “Freude an der Tätigkeit” als  einem Aspekt der Bezahlung. Bei vielen der vom  jungen Musiker aufgeführten Berufen ist die Tätigkeit oft langweilig, routinemäßig und durch Vorschriften und Bürokratie vergällt.  Tätigkeiten werden oft auch deshalb bezahlt, weil sie  ziemlich ätzend sind und wenig Freude machen.

Es kann aber mit etwas Glück auch anders herum sein.  Weil jemand Freude an einer Tätigkeit hat, kann er sich unabhängig von der Bezahlung überdurchschnittlich anstrengen und auch finanziell vielleicht zunächst unattraktiven Aktivitäten, einfach so, aus Freude an der Sache, ohne an Geld zu denken, “für eine Auftrittsgelegenheit und die Möglichkeit einer Erfahrung“, widmen und sich weit überdurchschnittlich anstrengen. Das kann sich dann irgendwann finanziell lohnen, muss es aber nicht. Die häufigsten Beispiele sind sicherlich Spitzenleistungen in verschiedenen Hobbys und Sportarten, wo die Betreffenden oft sogar erhebliche Summen ohne Aussicht auf Rentabilität investieren.  Das Hobby kann aber auch ein Beruf sein oder es kann, wie bei Michael Schumacher, zu einem sehr gut bezahlten Beruf werden. Es kann sogar sein, dass ein Beruf ohne dass man das geplant hat zu einem Hobby wird und sehr viel Freude macht, während genau deshalb das Einkommen weit unter dem bleibt, was man von dem betreffenden Beruf erwartet. Für mich selbst war die Arbeit als Zahnarzt jedenfalls die meiste Zeit finanziell sehr enttäuschend, auch wenn ich es dank meines zusätzlichen Ingenieurstudiums geschafft habe, wirtschaftlich zu überleben, aber die Tätigkeit als Zahnarzt insgesamt hat mir sehr viel Freude gemacht, und macht das auch immer noch. Die Freiheit zu tun was man für gut und richtig hält, die Freiheit und Möglichkeit immer wieder neue Wege zu gehen und Neues zu lernen,  und die Freude an der Arbeit, die man damit hat, kann eben auch einen Preis in Form eines unerwartet niedrigen Einkommens  erfordern.  Wenn man aber die Freude an der Arbeit als Teil des Einkommens betrachtet, kann dieses dann dennoch sehr hoch sein. Das kann auch bei Musikern so sein.

Musik, Kunst, der EROEI-Faktor und die Komplexitätskosten

EROEI steht für Energy Return on Engery Invested. Damit eine Gesellschaft sich überhaupt Musik und Kunst leisten kann, muss ihr sehr viel mehr an Energie zur Verfügung stehen, als sie zur Produktion und Erschließung von Energie benötigt. In unserer Gesellschaft sind zur Zeit nur noch ca. 2 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig.  Das war nicht immer so und es wird auch nicht so bleiben. Ein steigender Anteil der Bevölkerung, zudem durch die immer weiter steigende Komplexität unserer Gesellschaft mit zunehmend unproduktiven Verwaltungstätigkeiten und mit der Erfüllung oft unsinniger Vorschriften beschäftigt.  Im Energiesektor sinkt der EROEI seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Siehe z.B. Teil 19, Engery Economics, von Chris Martensons Crash-Course, (wenn Englisch ein Problem ist, tut es auch Teil 17b der alten, klassischen Version des Crash Course aus dem Jahre 2008).  Ob und wie weit eine Gesellschaft sich überhaupt Ausgaben für Musik und Kunst leisten kann, hängt von ihrem EROEI-Faktor ab.  Je niedriger diese ist, je mehr Ressourcen müssen für Energiegewinnung ,  Landwirtschaft, Militär und andere lebenswichtige Bereiche aufgewendet werden, und je weniger steht für Kunst und Musik zur Verfügung.

Interessant ist hier vielleicht auch, dass die Komplexität einer Gesellschaft einerseits Energie und damit Ressourcen kostet und dass diese Komplexität zwangsläufig immer größer wird, bis die Gesellschaft diese Kosten nicht mehr aufbringen kann, kollabiert, oder eben wie im Fall des oströmischen, bzw. byzantinischen Reiches im 7. Jahrhundert, seine Komplexität unfreiwillig-freiwillig vorsätzlich drastisch reduziert, um einen sonst unvermeidlichen Zusammenbruch  zu vermeiden.

Siehe hierzu  Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter und vor allem auch  Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen.

Was passiert mit den Musikern und Künstlern und ihren Gagen, wenn unsere westliche Gesellschaft kollabiert, weil ihr EROEI-Faktor zu gering oder ihre Konmplexitätskosten zu groß werden? Eine gute Vorstellung geben James Howard Kunstlers  Romane  World Made by Hand
(Mit der Hand gemachte Welt) , The Witch of Hebron (World Made by Hand Novels) (Die Hexe von Hebron, einer kleinen Stadt im US-Bundesstaat New York) und A History of the Future: A World Made By Hand Novel (Eine Geschichte der Zukunft: Ein “Mit der Hand gemacht Welt-Roman ).  Diese Romane zeigen das Leben im Nordosten der USA in einer Zeit nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Gesellschaft.  Eine der Hauptfiguren ist ein ehemaliger Manager einer Computerfirma, der nun als selbstständiger Zimmermann arbeitet und der nebenbei auch Musiker ist. Nur sehr wenige Reiche, wie der lokale Großgrundbesitzer,  der  dank eines kleinen Wasserkraftwerks etwas Strom hat, können noch Musikkonserven genießen. Der Rest der Bevölkerung kommt, wie vor 200 Jahren, nur noch dann in den Genuss Musik zu hören, wenn die lokalen Musiker musizieren,  was z.B. bei Festen der Fall ist. Der relative Wert der Leistung der Musiker steigt in so einer Situation, weil die Technik und die Energie für die Multiplikation der Leistung von Spitzenmusikern und auch die Möglichkeit große Konzerte zu organisieren und zu besuchen verschwindet, und auch weil die Möglichkeiten zur Herstellung und Nutzung von Musikkonserven verschwinden. Trotzdem wird aber die materielle Vergütung der Leistung der Musiker eher schlechter, weil die Menschen einen drastisch größeren Teil ihrer Leistung für die Befriedigung von  Grundbedürfnissen wie Ernährung, Sicherheit und Unterkunft aufwenden müssen. Musik und Kunst wird also auch dann, und sogar mehr als heute,  für “für eine Auftrittsgelegenheit und die Möglichkeit einer Erfahrung” UND, wie heute hoffentlich auch, für die Freude an der Leistung erbracht werden.

 




Deflation durch Schulden

Die Zentralbanken haben geglaubt, sie könnten durch niedrige Zinsen und damit durch billige Kredite eine Deflation verhindern. Jetzt zeigt sich aber, dass mit Krediten finanzierte Unternehmen zu einer verhängnisvollen Deflationsspirale führen können.

In seinem Blogbeitrag vom 15.12.2014 auf www.generationaldynamics.com weist John Xenakis unter dem Titel “Oil production to increase despite, or because of, crashing prices”  (Ölproduktion steigt trotz oder wegen zusammenbrechender Preise) darauf hin, dass die Ölproduktion offenbar trotz und auch wegen  der sinkenden Ölpreise steigt, was natürlich zu weiter sinkenden Ölpreisen führt.  Das Problem ist, dass insbesondere die in den letzten Monaten und Jahren viel gepriesene amerikanische Ölindustrie mit ihren durch Fracking erschlossenen Ölquellen mit als riskant eingestuften und damit relativ teuren Krediten finanziert wurde. Die Unternehmen müssen nun, um das für die Bedienung ihrer Kredite erforderliche Geld in die Kassen zu bekommen, gerade wegen der Ölpreissenkungen so viel Öl fördern und verkaufen wie irgend möglich.  D.h., bei niedrigen Ölpreisen müssen sie mehr Öl verkaufen als bei hohen Ölpreisen und dadurch wird bei sinkenden Ölpreisen noch mehr Öl auf den Markt gedrückt, das Überangebot wird weiter vergrößert und die Preise fallen weiter.

Aber nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Förderländern muss man, um hohen hohen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können, bei sinkenden Ölpreisen paradoxerweise mehr Öl fördern und verkaufen. Dadurch ist der Ölpreis in eine Deflationssprirale geraten.

Das freut natürlich jene, die tanken oder ihre Heizöltanks füllen müssen, aber die Sache hat einige Haken.

Wegen der sinkenden Ölpreise rentieren sich schwierig zu erschließende Ölquellen nicht mehr. Aus den Brunnen, die schon gebohrt sind wird maximal gefördert, um Geld in die Kassen zu spülen. Anderseits werden aber in Planung befindliche, neue Bohrvorhaben abgesagt.  Das trifft zunächst die sehr umsatzstarke Ölindustrie mit ihren besonders gut bezahlten Arbeitsplätzen. Die niedrigen Ölpreise werden aber über kurz oder lang auch die deutsche Exportindustrie treffen, weil die Nachfrage nach teuren deutschen Produkten in den verschiedenen, von den Preisrückgängen betroffenen Förderländern nachlassen.

Weil durch den Ölpreisrückgang, der letztlich schon durch eine Nachfrage- und Wachstumsschwäche in wichtigen Industrieländern verursacht wurde, in den Förderländern die Nachfrage (weiter) zurückgeht, kommen weitere, nicht direkt mit der Erschließung neuer Ölquellen befasste Unternehmen unter Druck, wenn sie mit Krediten finanzierte Investitionen getätigt haben. Das heißt auch diese Unternehmen müssen versuchen,  eine sinkende Nachfrage durch eine Steigerung der Produktion auszugleichen und sie müssen daher die Preise senken, weil sie nur so ihre laufenden Kredite bedienen und einen Bankrott vermeiden können. Ein mit Krediten finanziertes deutsches Unternehmen könnte z.B. weniger hochwertige Waren nach Russland, Saudi Arabien, Venezuela und in die USA verkaufen, weil dort hoch bezahlte Ölbohrspezialisten und Industriebereiche weniger nachfragen. Um trotzdem weiter seine Kredite bedienen zu können, könnte dieses Unternehmen versucht sein, seine Preise z.B. auch am deutschen und europäischen Markt zu senken, um so seinen Marktanteil und damit seinen Absatz zu steigern, um so einen Konkurs vielleicht abwenden zu können.

Damit kommt die Wirtschaft insgesamt in eine Deflationsspirale. Für jene, die keine Schulden haben heißt es nun, möglichst lange auf sinkende Preis warten, um Schnäppchen zu machen, die sich durch den Preiskampf verschuldeter Unternehmen und schließlich durch Unternehmensbankrotte ergeben.

Für die Staaten bedeutet das sinkende Steuereinnahmen und, was noch schlimmer ist, dass die Staatsschulden nicht, wie von den Politikern erhofft, durch eine schleichende, gerade noch erträgliche Inflation faktisch abgebaut werden.

Die Ölpreise werden aber nicht unbegrenzt sinken. Die durch Fracking erschlossenen Ölquellen verlieren bereits im ersten Jahr der Förderung im Mittel etwa 70% ihrer Förderkapazität.  Klassische Ölquellen verlieren deutlich weniger, aber sie verlieren auch. Da die geologisch-technisch-physikalisch bedingten Förderrückgänge wegen der niedrigen Ölpreise und wegen des aktuellen Überangebotes an Öl, nun voraussichtlich nicht mehr durch die erforderliche Menge an neuen Ölquellen ausgeglichen werden, wird es voraussichtlich nach einem 3/4 Jahr bis 2 Jahren wieder zu einer Verknappung des Ölangebotes und möglicherweise auch zu einer heftigen Ölpreissteigerung kommen. Je nach Höhe dieser kommenden Ölpreissteigerungen werden mehr oder weniger viele Importländer wirtschaftliche Problem bekommen. Die Leute dort werden wieder mehr für Öl und andere fossile Brennstoffe ausgeben müssen, was wiederum mit Krediten finanzierte Produktionsbetriebe zu Preissenkungen und Einsparungen veranlassen wird, was wiederum Deflationstendenzen auslösen wird.

Kelberg den 17.12.2014

Christoph Becker

 

 




Römer 13

Kapitel 13, Vers 1 bis 7 des Briefes des Paulus an die Römer ist in fast allen Übersetzungen der Bibel eine extreme Ungeheuerlichkeit.

Fast allen deutschsprachigen Übersetzungen der Bibel ist zu entnehmen, dass

  1.  JEDE Regierung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Gott eingesetzt ist, bzw. war, also auch die Hitlers, Stalins, Pol-Pots, der Islamische Staat und auch die ihrer jeweiligen Gegner, usw. . Es gibt, und gab in den letzten 2000 Jahren,  den meisten deutschsprachigen Bibelübersetzungen,  zur Folge, keine Regierung, die nicht von Gott eingesetzt war oder ist.
  2. Wer sich der staatlichen Gewalt widersetzt, der stellt sich gegen die Ordnung Gottes.  Damit war und ist jeder Widerstand gegen verbrecherische Regierungen nach dem Buchstaben eben dieser Bibelübersetzungen ein Verstoß gegen die Ordnung Gottes und wird auch dem göttlichen Gericht verfallen.
  3. Jede Regierung und ihre Vertreter in den letzten 2000 Jahren standen bzw. stehen demnach im Dienste Gottes und haben verlangt, bzw. verlangen ausschließlich, dass ihre Untertanen das Gute tun.
  4. Deshalb war und ist es notwendig, jeder Regierung der man als Christ gerade zufällig untertan ist, Gehorsam zu leisten und das nicht etwa nur aus Furcht vor der Strafe weltlicher Gerichte, sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb soll man auch steuern zahlen und die Finanzbeamten aller Regierungen seit 2000 Jahren handelten und handeln nur im Auftrag Gottes.

Wer diese Ungeheuerlichkeiten nicht glauben will, lese in seiner Bibel nach.  Römer 13, 1-8, der Einheitsübersetzung der katholischen Kirche  spricht sogar ausdrücklich von “staatlicher Ordnung” und  “staatlicher Gewalt.  Die meisten anderen Bibelübersetzung sprechen von “Obrigkeit”, lassen aber in den Kommentaren keinen Zweifel daran, dass auch sie die “staatliche Ordnung” bzw. die “staatliche Gewalt” meinen.

Hier nun wie schon in meinen Artikel über die Bergpredigt und in meinem Artikel über den Anfang des Neuen Testamentes, die Gegenüberstellung der Texte, von Römer 13, 1-8 in der Lutherbibel von 1984Römer 13, 1-8 in Der Heiligen Schrift in der Übersetzung von Hermann Menge, und der Übersetzung des Neuen Testamentes von Johannes Greber, jenem rebellischen katholischen Pastor aus dem Hunsrück.

Lutherbibel Hermann Menge Johannes Greber
1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet. 2 Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu. 3 Denn vor denen, die Gewalt haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr erhalten. 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. 7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt. 8 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 1 Jedermann sei den obrigkeitlichen Gewalten (oder: den vorgesetzten Obrigkeiten) untertan; denn es gibt keine Obrigkeit, ohne von Gott (bestellt zu sein), und wo immer eine besteht, ist sie von Gott verordnet. 2 Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der lehnt sich damit gegen Gottes Ordnung auf; und die sich auflehnen, werden sich selbst ein Strafurteil (= ihre gerechte Strafe) zuziehen. 3 Denn die obrigkeitlichen Personen sind nicht für die guten Taten (= für die, welche recht handeln) ein Schrecken, sondern für die bösen. Willst du also frei von Furcht vor der Obrigkeit sein, so tu das Gute: dann wirst du Anerkennung von ihr erhalten; 4 denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten (= zu deinem Besten). Tust du aber das Böse, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist ja Gottes Dienerin, eine Vergelterin zur Vollziehung des (göttlichen) Zornes (oder: Strafgerichts) an dem Übeltäter. 5 Darum muß man ihr untertan sein, und zwar nicht nur aus Furcht vor dem (göttlichen) Zorn, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb entrichtet ihr ja auch Steuern; denn sie (d.h. die Beamten) sind Gottes Dienstleute, die für eben diesen Zweck unablässig tätig sind. 7 Lasset allen zukommen, was ihr ihnen schuldig seid: die Steuer, wem die Steuer gebührt, den Zoll, wem der Zoll zukommt, die Furcht, wem die Furcht, und die Ehre, wem die Ehre gebührt. 8 Bleibt niemand etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt (Gal 5,14). 1 Allen Geistermächten, denen eure Leitung anvertraut ist, erweiset Gehorsam. Denn es gibt keine euch übergeordnete Geistermacht, die nicht von Gott herkäme. Und die, welche vorhanden sind, wurden von Gott bestimmt. 2 Wer sich also einer solchen Macht widersetzt, stellt sich dem Willen Gottes entgegen. Und die sich widersetzen, ziehen sich dadurch eine Strafe zu. 3 Diese Gebieter braucht man daher nicht zu fürchten, wenn man das Gute tut, sondern bloß dann, wenn man das Böse vollführt. Willst du also zu denen gehören, welche diese Macht nicht zu fürchten brauchen, so tue das Gute; dann wirst du Lob von ihr ernten. 4 Sie ist dir nämlich als Dienerin Gottes zur Vollbrin­gung des Guten zugeteilt. Tust du jedoch das Böse, dann hast du allen Grund zur Furcht. Sie trägt ja nicht umsonst das Strafschwert. Denn als Dienerin Gottes hat sie auch die Aufgabe, das Strafurteil bei dem zu vollstrecken, der das Böse tut. 5 Darum seid gehorsam, nicht bloß aus Furcht vor der Strafe, sondern weil euer eigenes Gewissen euch dazu antreibt. 6 Darum bringet auch gute Früchte zur Reife. Denn jene Mächte sind Beauftragte Gottes, die gerade zu diesem Zwecke bestän­dig bei euch ausharren. 7 Tuet ihnen allen gegenüber eure Schuldig­keit. Fordert der eine Opfer von euch, so bringet sie; fordert ein ande­rer die Ausführung eines guten Werkes, so führet es aus; flößt ein an­derer euch Furcht vor etwas ein, so fürchtet euch davor; zeigt einer euch etwas als wertvoll, so haltet es dafür; 8 ihr bleibt keinem gegen­über in der Erfüllung eurer Pflicht im Rückstand, sofern ihr das Gebot der gegenseitigen Liebe beobachtet. Denn wer seinen Mitmen­schen liebt, hat damit das ganze Gesetz erfüllt.

Bei Johannes Greber ist die “Obrigkeit” offenbar die Stimme des Gewissens, also das Ergebnis von verinnerlichten Moralvorstellungen, die insbesondere durch Gebet und vorsichtiges in sich Hineinhöhren als in der jeweiligen Situation von dem jeweiligen Gläubigen als gut und angemessen erkannt wird. In wieweit es dabei wirklich im Dienst Gottes stehende Geistermächte, bzw. Engel Gottes tatsächlich gibt oder nicht gibt ist an dieser Stelle ziemlich unwichtig.

Wichtig ist aber, dass insbesondere unsere beiden großen Amtskirchen mit ihren Übersetzungen nach den Buchstaben ihrer Bibeln blinden Gehorsam der Gläubigen gegenüber jeder noch so verbrecherischen und abartigen Regierung fordern.

Johannes Greber hat seine Übersetzung 1938 in den USA fertig gestellt. Wenn eigenes Nachdenken nicht gereicht hat, dann war damit doch spätestens seit den 50er Jahren unseren großen Amtskirchen bekannt, dass es für die Verse 1 – 8 des 13. Kapitels des Römerbriefes sehr wohl eine Interpretationsmöglichkeit gab, die mit dem gesunden Menschenverstand, dem Gebot der Nächstenliebe und der Bibel insgesamt vereinbar ist. Trotzdem ist die Übersetzung und Interpretation auch in den neueren  Bibelübersetzungen so wie oben dargestellt.

Die Übersetzung des Neuen Testamentes von Johannes Greber ist in diesem Punkt nach allem was ich herausfinden konnte die Einzige, die mit der Realität der Menschheitsgeschichte und mit dem gesunden Menschenverstand vereinbar ist.  Die Übersetzung von Hermann Menge, aber auch die englische King James Bibel, lassen meines Erachtens sehr wohl eine Interpretation von Römer 13, 1-8, im Sinne der Übersetzung von Johannes Greber zu.  Dies kombiniert mit gesundem Menschenverstand und einem nüchternen Blick auf die Menschheitsgeschichte, legt nahe, dass der Apostel Paulus an dieser Stelle tatsächlich sinngemäß das gedacht und geschrieben hat, was Johannes Greber mit seiner Übersetzung zeigt.

3. Advent 2014

Christoph Becker

Nachtrag vom 23.12.2014:

Das 13. Kapitel des Römerbriefes enthält ab Vers 8 Ausführungen über die Nächstenliebe und anschließend über den Lebenswandel.  Nachdenken über die Nächstenliebe und auch über die Feindesliebe hat mich zu unerwarteten Ergebnissen geführt und erfordert einen eigenen Artikel.




Die FAZ und Peak Oil

Die Online-Ausgabe der FAZ vom 12.12.2014 hatte ganz oben den Artikel Energiepolitik – Das Öl geht nicht aus von Rainer Herrmann.  Ich habe daraufhin bei www.peakoil.net nachgesehen und dabei den im Folgenden von mir übersetzten Diskussionsbeitrag des schwedischen Phsysikprofessors Kjell Aleklett, vom 24.10.2014 gefunden.  Ajleklett ist Professor an der Universität Uppsala in Schweden. Er hat sich intensiv mit dem Thema Peak Oil und Ölvorkommen befasst. Er hat dazu das sehr lesenswerte, aber leider nur in Englisch verfügbare Buch Peeking at Peak Oil geschrieben, ist Initiator der ASPO (Association for the Study of Peak Oil&Gas = Gesellschaft zum Studium des Fördermaximums von Öl und Gas) und betreibt den Webblog Aleklett’s Engery Mix .

Links auf das englischsprachig Original des im Folgenden übersetzten Blogbeitrags von Prof. Aleklett:

1.  https://aleklett.wordpress.com/2014/10/24/peak-oil-is-still-our-futures-reality/ 

2.  http://www.peakoil.net/peak-oil-is-still-our-future-s-reality

Ab hier nun die Übersetzung:

Peak Oil ist noch immer die Realität unserer Zukunft

Veröffentlicht von Professor Kjell Aleklett am Freit., 2014-10-24 13:25. auf http://www.peakoil.net/peak-oil-is-still-our-future-s-reality

(Dies ist die finale Wiedergabe in der Diskussion über das Thema „Der fallende Ölpreis könnte der Vorbote einer künftigen Rezession sein.“)

In einer Antwort zu meinem vorherigen Beitrag, “Der fallende Ölpreis könnte der Vorbote einer künftige Rezession sein”, sagt Volkswirt Magnus Grill (am 19. Oktober auf Schwedisch), dass ich behaupte, “das Peak Oil nicht bedeutet, dass uns das Öl ausgeht, sondern dass vielmehr die Nachfrage nach Öl verschwinden wird. Daher sei Peak Oil nicht länger eine Frage aus Sicht der Produktion, sondern nun eher aus Sicht der Nachfrage. Das bedeutet, dass Aleklett sein früheres Denken völlig verändert hat.” Ich muss Magnus Grill enttäuschen. Peak Oil  ist noch immer auf die Produktion von Öl aus Ölfeldern bezogen.

Wenn wir Peak Oil diskutieren, tun wir das aufgrund der Tatsache, dass die Erdölgewinnung in einem Gebiet oder Gruppe von Gebieten ein Maximum erreicht und sich dann abnimmt. Es gibt mehrere Faktoren, die das Produktionsprofil bestimmen, wenn die Produktion innerhalb eines Gebietes beginnt, aber schließlich sind es geologische Parameter, die dafür entscheidend sind, wann Produktion fallen wird. Wir haben das in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten diskutiert.
Wenn wir die Erdölgewinnung im Gebiet der Nordsee untersuchen, sehen wir, dass  2001 ein Maximum von 6,3 Millionen Barrel pro Tag erreicht wurde. Seitdem hat sich der Ölpreis verfünffacht und das sollte, gemäß den Wirtschaftstheorien die Produktion stimuliert haben. Die Wirklichkeit ist, dass die  Produktion seitdem auf weniger als die Hälfte des 2001 erreichten Spitzenwertes gefallen ist. Die Realität ist, dass Gebietsverteilung, Strömungsgleichungen und andere natürliche Parameter die Produktion begrenzen. Peak Oil der Nordsee war 2001.

Magnus Grill zur Folge wird die nachlassende Nachfrage den Gipfelpunkt der Erdölgewinnung verursachen. Öl wird so teuer werden, dass weniger die Mittel haben werden, dafür zu zahlen. Die Dynamik, auf die sich Grill bezieht, ist einfach nur die andere Seite derselben Medaille. Die interessante Frage in dieser Situation ist, warum der Ölpreis [in den letzten Jahren] im Vergleich zu langfristigen früheren Trends so drastisch gestiegen ist, und wie der Preistrend in der Zukunft sein wird.  Natürlich ist der Ölpreis sehr wichtig für die Bestimmung der Produktion,  besonders für die Produktion der letzten Hälfte der globalen Ölreserven. In der Anfangszeit unserer Forschungen haben wir häufig die über Ölmenge diskutiert, deren Förderung  technisch möglich ist, ohne dass wir dabei über den Preis im Detail  diskutiert haben. In einer solchen Diskussion wird Peak Oil eine Frage der technisch maximal möglichen Produktion.
Wenn der Preis die Produktion derart beeinflusst, dass  die technisch insgesamt förderbare Ölmenge nicht ausgenutzt wird, bedeutet das, dass die mit Peak Oil im Sinne von Magnus Grill (d.h. die durch Nachfrage bestimmte) verbunden Ölmenge kleiner ist als die technisch förderbare Menge. In jüngerer Zeit haben wir unsere Modelle um wirtschaftliche Parameter erweitert. So sind wir sogar imstande  gewesen zu zeigen, wie die Betreiber die  Produktion in einem Gebiet beenden können, weil die Optimierung des wirtschaftlichen Wertes des verbleibenden Öls eines bestimmten Ölfelds dies erfordert. Wir sehen, dass der Ölpreis die Höhe der Gesamtproduktion beeinflusst, aber die Form des Produktionsprofils ist dieselbe, wie für Vorhersagen, die nur die technische Machbarkeit und nicht die Wirtschaftlichkeit betrachten. In allen Fällen verringert sich die Produktion, wenn ein erheblicher Anteil, mehr als Hälfte der gesamten, technisch erschließbaren Menge sich noch im Grund befindet.
Ein anderes Beispiel sind Kanadas Ölsande, die 2006 als der zukünftige Retter der Welt vom globalen Peak Oil angesehen wurden. 2007 haben wir einen Artikel veröffentlicht, in dem wir die Produktion aus den Ölsanden in so genannten “Crash Management Szenarien” studiert haben. Unsere Ergebnisse zeigten eine maximal technisch mögliche Produktionsrate von 5,5 Millionen Barrel pro Tag, ungefähr im Jahr 2035. Produktionsschätzungen, die reale Faktoren wie Kosten und Rentabilität berücksichtigen, ergeben gemäß IEA (Internationaler Energieagentur) viel niedrigere Prognosen

Als wir den Ausdruck „Peak Oil“ im Jahre 2001 ins Leben gerufen haben, war es in erster Linie die herkömmliche Erdölgewinnung, die betrachtet wurde. Veröffentlichte Artikel  haben behauptet, dass dieser Aspekt der Erdölgewinnung seinen Gipfel in der Zeit zwischen 2004 bis 2010 erreichen würde. Die Internationale Energieagentur (IEA) gibt nun an, dass der Gipfel der herkömmlichen Erdölgewinnung 2008 erreicht wurde, und seitdem sehen wir einen Rückgang der herkömmlichen Erdölgewinnung. In einem wissenschaftlichen Artikel im Jahr 2009 haben wir gezeigt, dass der Prozentsatz des Produktionsrückgangs von Öl aus herkömmlichen Ölfeldern bezogen auf ein spezifisches Jahr 6 % pro Jahr beträgt. Im November im letzten Jahres hat die IEA bestätigt, dass dies die tatsächliche Rückgangsrate ist.
Wenn die Financial Times diskutiert, dass wir “Peak Oil Nachfrage” erreichen werden, dann haben sie in Wirklichkeit zugegeben, dass sie nicht glauben, dass das technisch machbare Produktionsmaximum, „Peak Oil“,  erreicht wird, weil dies einen zu hohen Ölpreis erfordern würde. Der Rückgang der  herkömmlichen Erdölgewinnung, den wir jetzt erleben, wird momentan kompensiert durch die Schieferöl-Produktion in den USA. Das bedeutet, dass die derzeitige Gesamtproduktion für einige Jahre aufrecht erhalten werden kann. Alle  neuen Grenzproduktion sind sehr preisempfindlich. Daher können wir in der Zukunft keine großen Mengen billigen Öls erwarten.
Vor zehn Jahren, als wir intensive Forschungen für die künftige Ölproduktion begannen, hat die IEA gedacht, dass fortwährendes globales Wachstum (Nachfrage) ein Produktionsniveau von 123 Millionen Barrel pro Tag im Jahre 2030 erfordern würde. Heute sieht die Realität vollständig anders aus. Warum kritisieren die Wirtschaftswissenschaftler und andere nicht die IEA , weil sie sich derart geirrt hat?
KJELL ALEKLETTT
(Diskussion auf Aleklett’s Engery Mix)

Fazit

Ja, die FAZ hat schon recht, das Öl geht nicht aus. Es wird nur für immer mehr Menschen und Länder unbezahlbar, und deshalb wird am Ende Peak Oil sogar sehr viel schneller erreicht als die technisch förderbare, tatsächlich in der Erde vorhandenen Ölmengen vermuten lassen.

Zum Thema “Die Technik und Wissenschaft werden uns schon retten” verweise ich auf meine Blogbeiträge:
Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen und Kollaps komplexer Gesellschaften – Interview mit Prof. Dr. Joseph Tainter

Der Artikel “Diminishing returns?: U.S. Science Productivity Continues to Drop” (deutsch: Sinkende Gewinne?: Die Produktivität der US-amerikanischen Forschung fällt weiter)  in der Zeitschrift Scientific American, vom 6.12.2010, bestätigt diese.

Das Problem mit der Technik und der Wissenschaft ist,  dass auch der technische und wissenschaftliche Fortschritt immer kostspieliger und energieintensiver wird, und damit auch so etwas wie ein Fördermaximum kennt. Dazu kommen außerdem noch die gesellschaftlichen Handicaps, von denen ich einige in meinem Beitrag  über Frauenquoten und in meiner Übersetzung von Karen Straughans “Femokalypse aufgezeigt habe. Momentan lese ich das Buch Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen von Prof. Dr.  Manfred Spitzer, dass den Glauben an die Fähigkeiten unserer Gesellschaft, den technischen und wissenschaftlichen und auch unseren Lebensstandard aufrecht zu erhalten mit weiteren großen Fragezeichen versieht. Ich habe Prof. Spitzer erstmals bei einem Festvortrag meiner Landeszahnärztkammer erlebt. Einen Satz, den ich von diesem Vortrag besonders gut gemerkt habe war: “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in einigen Jahren die T-Shirts für die Chinesen nähen” (weil wir technisch-wissenschaftlich nicht mehr mithalten können).

Kelberg, den 12.12.2014

Christoph Becker




Rationierung und Lebensmittelknappheit im 1. Weltkrieg

Im Folgenden die Übersetzung einer kurzen Zusammenfassung zum Thema Rationierung und Lebensmittelknappheit, von der Internetseite des Imperial War Museums. Verfasser ist der Leitende Kurator Paul Cornish. Der Link auf die Originalseite, mit Bildern: http://www.iwm.org.uk/history/rationing-and-food-shortages-during-the-first-world-war

Hier die Übersetzung:

Hunger hat die Zivilbevölkerungen aller Kriegsnationen verfolgt. Landwirtschaft und Nahrungsmittelverteilung haben unter den durch den Krieg auferlegten Beanspruchungen gelitten, und Seeblockaden haben Nahrungsmittelimporte reduziert. Einige Länder haben dieser Bedrohung erfolgreicher entsprochen als andere.

Der Krieg hat Männer und Pferde von der landwirtschaftlichen Arbeit weggenommen. Importe von Nitratdüngern waren betroffen. Reduzierte landwirtschaftliche Produktion hat die Preise hochgetrieben und hat dazu ermuntert, zu horten. Regierungen haben darauf reagiert, indem sie die Preise für Grundnahrungsmittel festgelegt haben. Nahrungsmittelwarteschlangen aus Frauen und Kindern wurden ein häufiger Anblick in den Städten Europas.

In Russland und der Türkei ist die Lebensmittelverteilung zusammengebrochen. Die russische Revolution hatte ihre Ursprünge im städtischen Nahrungsmittelaufruhr. In der Türkei haben viele gehungert. Österreich-Ungarn ist schließlich derselben Katastrophe erlegen.

In Deutschland hat die Regierung zahlreiche Steuerungsmaßnahmen für die Nahrungsmittelproduktion und deren Verkauf eingeführt, aber diese haben sich als schlecht durchdacht erwiesen. Sie haben die Effekte der britischen Seeblockade verschlimmert. Ersatzlebensmittel wurden aus einer Vielfalt von unappetitlichen Zutaten erzeugt, aber ihr Nährwert war unwesentlich. Die Deutschen wurden seit 1916 immer mehr fehl- und unterernährt.

Deutschlands Strategie des uneingeschränkten U-Bootkrieges hatte das Ziel  Frankreich, Italien und besonders Großbritannien einer vergleichbaren Nahrungsmittelkrise auszusetzen. Diese Länder haben sich sehr auf importiertes Getreide verlassen und haben die U-Bootkampagne als eine tödliche Bedrohung angesehen. Sie haben versucht, ihre eigene Nahrungsmittelproduktion zu vergrößern, aber ihr Haupterfolg war die Einführung erfolgreicher Systeme der Rationierung. Großbritannien hat die Rationierung in London Anfang 1918 eingeführt und hat diese landesweit vor dem Sommer erweitert. Die britischen Bürger haben deutsche Erwartungen in Frage gestellt, indem sie dieses Staatliche Einmischung in ihr tägliches Leben akzeptiert haben.

Wie man sieht, hat bereits in der Zeit des ersten Weltkrieges, der Ausfall von Zugmaschinen, Arbeitskräften und Düngemitteln in Europa zu empfindlichen Störungen der Versorgung mit Nahrungsmitteln geführt. Heute ist die Abhängigkeit von Technik, Düngemitteln und Globalem Handel um ein Vielfaches größer und die Disziplin der heute durchweg mulitikulturellen Bevölkerungen Europas dürfte im Krisenfall drastisch geringer sein, als etwa die der Engländer im 1. Weltkrieg.




Überleben in der Eifel

Ich wohne mitten in der Eifel, und erwäge  auszuwandern, weil mir das Leben in der Eifel zu gefährlich ist.  Warum? Was müsste, was könnte, getan werden um die Eifel (und ähnliche Gebiete) zukunftssicherer zu machen?

Das größte Risiko ist die Lebensmittelversorgung. Bei einem Zusammenbruch der Infrastruktur, etwa bei Szenarien wie in dem Roman One Second After: Die Welt ohne Strom wäre man für Monate oder Jahre nicht mehr in der Lage, die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Bevölkerungsdichte in der Eifel ist heute schon um ein Vielfaches höher als vor 200 Jahren, und selbst damals war man in schlechten Jahren kaum in der Lage die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Siehe dazu z. B. den Artikel Naturkatastrophen und Notstände in der Eifel von Hans-Dieter Arntz.  Auch Naturkatastrophen, Kriege oder der Kollaps des Finanzsystems in anderen Teilen der Welt könnten die Versorgung der Bevölkerung in der Eifel verhindern.  Im ersten Weltkrieg gab es in Deutschland im Winter 17/18 eine Hungersnot weil im Land nicht genug Nahrungsmittel angebaut wurden. England hätte im 1. Weltkrieg wegen einer Hungersnot kapitulieren müssen, wenn der deutsche U-Bootkrieg etwas länger etwas erfolgreicher gewesen wäre. Im 2. Weltkrieg war die Aussicht auf eine die Kapitulation des Reiches und Aufstände der Bevölkerung provozierende Hungersnot im deutsche Reich einer der Gründe für den Angriff auf die UdSSR und sie war auch ein sehr wesentlicher Grund für die deutschen Massenmorde im Osten (siehe dazu das Buch Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg. von Christian Gerlach.

Es gibt jedenfalls gute Gründe, sich darüber Gedanken zu machen, wie man in einer kargen Gegend wie der Eifel bei einem lang andauernden Systemzusammenbruch die Bevölkerung ernähren kann. In der Eifel käme dabei noch dazu, dass insbesondere aus den Großstädten im Umkreis von 150 km hungernde Flüchtlinge zu erwarten wären.

Auch müsste man damit rechnen, dass Treibstoff, Ersatzteile, Düngemittel, modernes Hybridsaatgut und Pflanzenschutzmittel für die Landwirtschaft nicht mehr verfügbar sein könnten.

Generell sollte man sich in der Eifel darauf einstellen, dass der Tag kommt, an dem Benzin und Diesel so teuer werden, dass das Verkehrswesen mit Motorfahrzeugen nicht mehr so wie heute funktioniert oder völlig zusammenbricht. Auch dann wäre es sinnvoll, wenn man Strukturen hat, um die Bevölkerung lokal ernähren und beschäftigen zu können.

Was könnte man tun? Wie könnte man die Leute ernähren, wo doch vor 200 Jahren das Land für viel weniger Menschen nicht genug Nahrungsmittel hervorgebracht hat?

Ich habe eine Antwort gesucht und gefunden:
Man könnte rechtzeitig, das heißt ab 2015, Gärten im Umkreis der Dörfer und Kleinstädte der Eifel anlegen und man könnte dabei auf die Forschungsergebnisse und Erfahrung zurückgreifen, die insbesondere in den Büchern Mini-Farming – Autark auf 1000 Quadratmetern von Brett L. Markhem und How to Grow More Vegetables, Eighth Edition: (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You … (And Fruits, Nuts, Berries, Grains,) von John Jeavons erklärt werden.
Ein guter deutscher Artikel im Internet ist Grow – Biointensive – Mini – Farming .

Es dauert ungefähr 7 Jahre, um aus schlechtem Boden, wie wir ihn hier in der Eifel meistens haben, sehr gute, ertragreiche Beete zu machen.  Außerdem ist es noch immer schwere Handarbeit. So muss der Boden zunächst 60 cm tief, also zwei Spaten tief, gelockert bzw. umgegraben werden, und die Beete müssen so angelegt werden, dass man nicht mehr auf sie treten muss, sondern sie von der Seite bearbeiten und ernten kann.  Ich kann mich nicht erinnern, jemals in der Eifel eine derartige Vorbereitung und Aufbereitung von Beeten gesehen zu haben.
Das biointensive Gärtnern nach John Jeavons und Brett L. Markhem  beinhaltet aber noch viel mehr.  Es ist ein interessantes Gebiet. Ich würde mich gerne mehr damit befassen und selbst so einen Garten anlegen, aber was würde es nützen? Wenn es eine Hungerkatastrophe gäbe, würde man mich ausrauben und ermorden, wenn ich vorgesorgt hätte und die anderen nicht. Oder/und Gärten würde einfach geplündert oder ich würde enteignet. Also tue ich lieber nichts und setze mich höchstens rechtzeitig in ein anderes Land ab. Das heißt doch, ich tue schon etwas, etwa indem ich hier gerade Vorschläge mache, in der Hoffnung, vielleicht doch mit einer winzigen Wahrscheinlichkeit in dem Sinne Erfolg zu haben, dass sich in dem einen oder andere Dörfchen oder Städtchen in der Eifel oder sonst wo in Deutschland eine Mehrheit findet, dass sich Gemeinderräte oder Bürgervereine finden, um gemeinsam entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Wie könnte man vorgehen? Man könnte im Umkreis der Dörfer und Kleinstädte von Seiten der Gemeinden oder durch Bürgervereine  Land kaufen, um dort allmählich eine lokale Lebensmittelversorgung aufzubauen.  Man könnte solche Tiefkulturbeete anlegen, Man könnte Brunnen in der Nähe der Gärten anlegen und mechanische, also von Strom und Elektronik unabhängige, mit Wind betriebene Wasserpumpen aufstellen, um die Gärten bewässern zu können. Man könnte die Bevölkerung schon in sicheren Friedenszeiten gesünder ernähren als heute und man hätte sehr gute Argumente, um gerade auch weiter denkende und damit meist qualifiziertere Menschen in die ländlichen Gemeinden zu locken oder dort zu halten. Wenn Mehrheiten, oder zumindest große Teile der Bevölkerung, in den Dörfern und Kleinstädten bei solchen Projekten mitarbeiten würden, dann könnte und würde man die Gärten und die Lebensmittel im Ernstfall auch schützen können.

Jedenfalls könnte man mit dem Wissen was man heute z. B. auch in Form der oben erwähnten Bücher über biointensiven Gartenbau hat, die Ernährung der Bevölkerung auch in der Eifel, auch in Notzeiten und trotz der heute viel höheren Bevölkerungsdichte sichern und Hungersnöte vermeiden, wenn man vorausschauend plant und rechtzeitig, d. h. bald mit den Vorbereitungen anfängt.

Auch wenn man das Glück hat, dass keine Katastrophe und Hungersnot kommt, würden die Bürger und die Orte davon profitieren, wenn sie in ihrem Umkreis solche hoch ertragsfähigen, gesunden Lebensmittel produzierende Gärten und Mini-Farmen realisieren und betreiben würden. Der oder die ersten Orte die damit anfangen, hätten eine Attraktion und einen Wettbewerbsvorteil mehr, und sie könnten vielleicht auch öffentliche Fördermittel bekommen.

 

Kelberg , den 7.12.2014

Christoph Becker




Der Anfang des Neuen Testamentes

Das Neue Testament beginnt in fast allen Bibelübersetzungen, insbesondere auch in denen der evangelischen und katholischen Kirche faktisch damit, dass Gott ein Wunder gewirkt hat, um zu zeigen, dass er sein Wort NICHT hält.  Und das geht so …

Das Neue Testament beginnt mit dem Evangelium nach Matthäus. Dessen erstes Kapitel beginnt wie folgt ((zu den im Folgenden verwendeten Bibelübersetzung siehe meinen Beitrag Die Bergpredigt )) :

Lutherbibel Hermann Menge Johannes Greber
1 Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.
2 Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.
3 Juda zeugte Perez und Serach mit der Tamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram.
4 Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nachschon. Nachschon zeugte Salmon.
5 Salmon zeugte Boas mit der Rahab. Boas zeugte Obed mit der Rut. Obed zeugte Isai.
6 Isai zeugte den König David.
David zeugte Salomo mit der Frau des Uria……16 Jakob zeugte Josef, den Mann der Maria, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus.
17 Alle Glieder von Abraham bis zu David sind vierzehn Glieder. Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Glieder.
1 StammbaumA Jesu Christi, des Sohnes (= Nachkommen) Davids, des Sohnes (= Nachkommen) Abrahams:
A) W.: Buch des Geschlechts (oder: der Abstammung oder: des Ursprungs).
2 Abraham war der Vater Isaaks; Isaak der Vater Jakobs; Jakob der Vater Judas und seiner Brüder;
3 Juda war der Vater des Phares und des Zara, deren Mutter Thamar war; Phares war der Vater Esroms; Esrom der Vater Arams;
4 Aram der Vater Aminadabs; Aminadab der Vater Naassons; Naasson der Vater Salmons;
5 Salmon der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab war; Boas der Vater Obeds, dessen Mutter Ruth war; Obed war der Vater Isais (oder: Jesses);
6 Isai war der Vater des Königs David.
David war der Vater Salomos, dessen Mutter (Bathseba) die Frau Urias gewesen war;……16 Jakob der Vater Josephs, des Ehemannes der Maria, von welcher Jesus geboren ward, der da Christus (oder: der Messias, d.h. der Gesalbte) genannt wird.
17 Man sieht: von Abraham bis David sind es im ganzen vierzehn Geschlechter, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn Geschlechter, endlich von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus nochmals vierzehn Geschlechter.
1 Folgendes ist der Stammbaum Jesu, — des Messias, zum Beweis, daß er ein Nachkomme Davids und Abrahams ist. 2 Abraham war der Vater Isaaks, Isaak der Vater Jakobs, Jakob der Vater des Juda und seiner Brüder. 3 Juda war der Vater des Perez und des Serah; ihre Mutter hieß Thamar. Perez war der Vater Hezrons, Hezron der Vater Rams. 4 Ram war der Vater Aminadabs, Aminadab der Vater Nahsons, Nahson der Vater Salmons. 5 Salmon war der Vater des Boas, dessen Mutter Rahab hieß. Boas war der Vater Jobeds; seine Mutter hieß Ruth. Jobed war der Vater des Isai. 6 Isai war der Vater des Königs David. David war der Vater des Salomo; die Mutter war die Frau des Uria. ……..16 Jakob war der Vater des Joseph; und Joseph war der Mann der Maria; aus seinem Samen gebar sie Jesus, den Messias. 17 Wie man sieht, hat der Stammbaum von Abraham bis David vierzehn Glieder, von David bis zur babylonischen Gefangenschaft ebenfalls vierzehn und von der babylonischen Gefangenschaft bis auf den Messias nochmals vierzehn.

Halten wir fest, in allen drei Übersetzungen beginnt das Neue Testament mehr oder weniger klar mit einem von Abraham bis Joseph reichenden Stammbaum.  Die Übersetzung von Johannes Greber ist die Einzige, die in Matthäus 1:16 klar sagt, dass Joseph der leibliche Vater von Jesus ist. Das würde dann auch mit dem Text alten Weihnachtsliedes Es ist ein Ros entsprungen  übereinstimmen, wo es heißt “von Jesse kam die Art“.  Wenn nun aber nicht Joseph, sondern der Heilige Geist, der leibliche Vater von Jesus gewesen wäre, dann hätte Gott bei der Zeugung von Jesus ein Wunder gewirkt, um damit sein Wort zu brechen und außerdem wäre dieser ganze Beginn des Neuen Testamentes völlig sinnlos und irreführend.  Wenn das Neue Testament schon damit anfängt, dass Gott sogar Wunder wirkt, um zu zeigen, dass ER lügt und sein Wort NICHT hält, dann kann man – wenn man nachdenkt – auch den ganzen Rest des Neuen Testamentes und das Christentum überhaupt vergessen.  Ich habe mit der Übersetzung von Johannes Greber allerdings eine elegante Antwort gefunden:

Lutherbibel Hermann Menge Johannes Greber
18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist.
19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.
21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14):
23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.
18 Mit der Geburt Jesu Christi aber verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, stellte es sich heraus, noch ehe sie zusammengekommen (= zusammengezogen) waren, daß sie vom heiligen Geist guter Hoffnung war.
19 Da faßte Joseph, ihr Verlobter, der ein rechtschaffenerA Mann war und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, den Entschluß, sich ohne Aufsehen zu erregen von ihr loszusagen.
A) W.: gerechter = rechtbeschaffener (d.h. dem Gesetz und den Propheten treu ergebener), also sittenstrenger Mann.
20 Doch als er sich mit solchen Gedanken trug, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte zu ihm: »Joseph, Sohn (= Nachkomme) Davids, trage keinerlei Bedenken, Maria, deine Verlobte, als Ehefrau zu dir zu nehmen! Denn das von ihr zu erwartende Kind stammt vom heiligen Geist.
21 Sie wird Mutter eines Sohnes werden, dem du den Namen JesusA geben sollst; denn er ist es, der sein Volk von ihren Sünden erretten wird.« (Ps 130,8)
A) Jesus, hebr. Jeschua (ältere Form: Jehoschua = Josua), bedeutet »Gott ist Hilfe oder Rettung«, also = Gotthilf.
22 Dies alles ist aber geschehen, damit das Wort erfüllt würde, das der Herr durch den Propheten gesprochen hat, der da sagt (Jes 7,14):
23 »Siehe, die Jungfrau wird guter Hoffnung und Mutter eines Sohnes werden, dem man den Namen Immanuel geben wird«, das heißt übersetzt: ›Mit uns ist Gott.‹ –
24 Als Joseph dann aus dem Schlaf erwacht war, tat er, wie der Engel des Herrn ihm geboten hatte: er nahm seine Verlobte (als Gattin) zu sich,
25 verkehrte aber nicht ehelich mit ihr, bis sie einen Sohn geboren hatte; dem gab er den Namen Jesus.
18 Die Menschwerdung des Messias hatte folgenden Verlauf.
Seine Mutter Maria war mit Joseph verlobt. Vor ihrer Heirat stellte es sich jedoch heraus, daß sie unter Mitwirkung eines heiligen Geistes in Hoffnung war. 19 Joseph war ein gottesfürchtiger Mann und wollte sie nicht der öffentlichen Schande preisgeben. Er entschloß sich daher, die Verlobung in aller Stille auszuheben. 20 Als er über die Ausführung seines Entschlusses nachdachte, gewahrte er im Zustand des Hellsehens einen Geisterboten des Herrn. Dieser sagte zu ihm. “Joseph, Sohn Davids, nimm ohne Bedenken Maria zur Frau! Denn die in ihr erfolgte Zeugung geschah unter Mitwirkung eines heiligen Geistes. 21 Doch der Sohn, den sie gebären wird, ist von deinem Samen; darum sollst du ihm auch den Namen geben und ihn ,Jesus’ (Erlöser) nennen. Denn er ist es, der sein Volk von der Sünde des Abfalls erlösen wird.”22 Dies alles ist geschehen, damit auch hier die Worte in Erfüllung gingen, die der Herr durch den Propheten Jesaja hatte verkünden lassen: ,,Siehe, die junge Frau wird in Hoffnung kommen und einen Sohn gebaren, den man ,Immanuel’ nennen wird,” was in der Übersetzung ,Gott mit uns’ bedeutet.
24 Als die Erscheinung vorüber war, führte Joseph den Auftrag aus, den ihm der Bote des Herrn überbracht hatte. Er nahm Maria
zur Frau. 25 Er hatte solange keinen Geschlechtsverkehr mit ihr, bis sie den ersten Sohn geboren hatte, der aus seinem Samen gezeugt worden war, und dem er den Namen „Jesus” gab.

Johannes Greber schreibt faktisch, dass die Zeugung von Jesus in der Weise geschah, dass Joseph dabei in Volltrance war.  Einfach ausgedrückt, der Heilige Geist, oder ein heiliger Geist, hat die Steuerung über den Körper von Joseph bei der Zeugung von Jesus übernommen. Ob so etwas tatsächlich möglich ist, sollte man erst einmal im Raum stehen lassen. Die Hypothese, dass es möglich ist macht hier jedenfalls Sinn: Bei normalem Geschlechtsverkehr mit Joseph wäre das erste Kind Marias mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % ein Mädchen geworden. Nehmen wir einfach an, dass, weil es ein Sohn werden sollte, der Heilige Geiste, oder ein mit den nötigen medizinisch-wissenschaftlichen Studienergebnissen und Beobachtungen bekannter heiliger Geist die Kontrolle über den Körper von Joseph und über das Timing übernommen hat, um präzise und sicher mit nur einem Anlauf garantiert einen Jungen zu zeugen.

Ich denke das wäre Wunder genug, UND es würde dem Anfang des Neuen Testamentes vernünftig und konsistent machen. Gott hätte sein Wort gehalten.

Interessant ist hier auch, dass ausgerechnet die Einheitsübersetzung der katholischen Kirche dem aufmerksamen Leser über die Fußnoten und Anmerkungen zu Matthäus 1:23 über zwei Ecken indirekt mitteilt, dass man “die Jungfrau” auch mit “die junge Frau” übersetzen kann.

Zu erwähnen ist hier auch, dass Johannes Greber vor seiner Übersetzung des Neuen Testamentes das Buch Der Verkehr mit der Geisterwelt geschrieben hat. Die Ursache waren einige unheimliche Erlebnisse in seiner Pfarrei in der Eifel, und die weiteren Untersuchungen die er daraufhin durchgeführt hat.  Das Buch Johannes Grebers ist mit Vorsicht zu genießen, wie unter anderem das von Prof. Werner Schiebeler verfasste Buch “Johannes Greber sein Leben und sein Werk” zeigt.  Um die Bibel besser –  oder überhaupt –  verstehen zu lernen ist Johannes Grebers Buch aber exzellent.

Ich bin mir keinesfalls siche,r was wirklich wahr ist.  Religion und auch die Kultivierung und Nutzung der paranormalen Effekte und Trancezustände die damit zusammenhängen, sind aber ganz sicher für die Überlebensfähigkeit von menschlichen Gesellschaften in schwierigen Zeiten ein entscheidender Vorteil.

2.  Advent 2014

Christoph Becker