Besser als Tafeln
Nachdem ich in Der Sinn der Tafeln gezeigt habe, dass diese letztlich nur eine verwerfliche Huldigung der Götzen unserer Konsumgesellschaft sind, möchte ich hier zeigen, wie die für die Tafeln aufgewendeten Mittel und Energien im Sinne christlicher Nächstenliebe besser genutzt werden könnten.
Wenn man die Tafeln nicht nur zynisch als Mittel zur Steigerung der Steuereinnahmen sieht, verbleiben folgende Probleme, die man mit den Tafeln lösen wollte:
- Überschüssige Lebensmittel sinnvoll nutzen.
- Etwas für arme Leute tun.
- Überschüssige Zeit und Hilfsbereitschaft sinnvoll einsetzen.
Überschüssige Lebensmittel sinnvoll nutzen
Wie Joel Salatin in einem seiner Vorträge im Rahmen des Salatin Semesters erklärt – und wie man es früher in Deutschland auch getan hat -, sollte man Essensreste vorzugsweise an Hühner, oder auch an Schweine verfüttern. Vor allem Hühner können, wie Joel Salatin erklärt, gut lokal gehalten werden, so dass man den Energieaufwand und Umweltbelastungen für Fahrten spart.
Ein zusätzlicher Vorteil wäre, dass man damit dann in Form der Hühner und ggf. auch Schweine eine lokal verfügbare, ergänzende Lebensmittelreserve für den Fall hätte, dass die Lebensmittelversorgung warum auch immer ganz oder teilweise ausfällt. Ein Ausfall der industriellen Landwirtschaft und der technischen Infrastruktur der heutigen Nahrungsmittelversorgung irgendwann in den nächsten fünf bis zehn Jahren ist erschreckend wahrscheinlich und würde beim heutigen Stand der Dinge binnen weniger Monate den größten Teil der Bevölkerung durch Hunger vernichten. Wenn es dazu kommt, dann nicht, weil es ein unvermeidbares Schicksal war, sondern weil man heute verantwortungslos gehandelt hat und naiv war. Siehe dazu auch meinen Artikel Gedanken zum Film Bauer unser.
Nachhaltige, krisenfeste Gärten anlegen
Gemeinden, Firmen und Privatpersonen könnten Land und Mittel zur Verfügung und die Helfer der Tafeln und andere könnten zusammen mit den “Bedürftigen” (die fast alle viel Zeit und oft keine sinnvolle Beschäftigung haben) zum Beispiel Gärten nach dem Buch How to Grow More Vegetables, (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land with Less Water Than You Can Imagine (dt.: Wie man mehr Gemüse, (und Obst, Nüsse, Beeren, Getreide und andere Ernten) auf weniger Land und mit weniger Wasser wachsen lassen kann als Sie für möglich gehalten haben) von John Jeavons anlegen und betreiben. Zum Garten nach John Jeavons gehört auch ein Kompost. Eines der Erfolgsrezepte der Methode von John Jeavons ist übrigens, dass rund 70 Prozent oder mehr der ganzen Photosyntheseleistung des Gartens NICHT für die Lebensmittelproduktion, sondern für die Versorgung des für die Bodenfruchtbarkeit essentiellen Bodenlebens verwendet wird. Ein großer Teil davon geht über den Kompost. Ein Problem durch überschüssige Lebensmittel, die man nicht durch die Verfütterung an Hühner oder Schweine zu frischen, proteinhaltigen Lebensmitteln veredeln kann oder will gibt es dabei nicht: Was nicht gebraucht wird, wird kompostiert. Man könnte auch sagen, es wir den Kleinlebewesen und Mikroorganismen des Bodenlebens gespendet, die für die Bodenfruchtbarkeit und damit für das Leben und Überleben der Menschen in einer Welt ohne große Mengen billiger, fossiler Energie unerlässlich sind. Die Erde dankt es mit reichlicher Ernte.
Eine kurze deutschsprachige Einführung in die Methode von John Jeavons (kann das Buch und den Kurs aber nicht ersetzen) findet man auf: www.growbiointensive.org/Self_Teaching.html. Dort Ein Gartenhandbuch in Deutsch herunterladen.
Ein Startpunkt zur Information kann auch eine Suche auf Youtube mit “John Jeavons” sein. Hier eine Einführung auf Youtube:
oder, das war mein Startpunkt, sich auf Youtube den Vortrag John Jeavons | Talks at Google anhören.
Haltbarmachung und Lagerung von Lebensmitteln
Zusätzlich zur Anlage der Gärten könnte/sollte man auch Lehrgänge und Möglichkeiten zur Konservierung und Lagerung der geernteten Lebensmittel organisieren.
Hasel- und Walnüsse sowie Kastanien
Eine weitere, zusätzlich zu den Gärten in Erwägung zu ziehende Möglichkeit könnte das Züchten und Anpflanzen von Hasennusssträuchern und Walnussbäumen sein. Damit würde man lokal, also verbrauchernah und umweltschonend, eine hochwertige Nahrungsmittelproduktion und teilweise auch eine Bioenergieproduktion aufbauen, die auch dann noch funktioniert wenn die industrielle Landwirtschaft komplett aus fällt.
Literatur (Beispiele):
- Tree Crops: A Permanent Agriculture (dt. Baumfrüchte: Eine Nachhaltige Landwirtschaft) von J. Russell Smith. Auf diesen Klassiker hatte ich schon in Bodenerosion in Maisfeldern hingewiesen.
- Restoration Agriculture: Real World Permaculture for Farmers von Mark Shepard. Auf dieses Buch und die gleichnahmige DVD hatte ich schon in Restaurierende Landwirtschaft hingewiesen. Zu diesem Buch siehe auch den Artikel Aufbauende Landwirtschaft von Konstantin Kirsch. Herr Kirsch hat “Restoration Agriculture” damit treffender übersetzt als ich.
- Growing Hybrid Hazelnuts: The New Resilient Crop for a Changing Climate von Philip Rutter und Susan Wiegrefe.
- Youtube: Philip Rutter: Understanding Multi-Species, Multi-Generational Breeding . Ein hochinteressanter Vortrag. Besonders beeindruckend fand ich die Holzscheibe von einem 23 Jahre hybrid-Kastanienbaum, die er auf dem folgenden Bild in diesem Vortrag zeigt:
- Phil Rutter auf Youtube: Introduction to Woody Agriculture (2011 Woody Ag Short Course)
- Phil Rutter auf Youtube: New!! Chestnut Polenta
- Ein eindrucksvoller Werbefilm auf Youtube zu Phil Rutters Buch und seiner Badgersett Research Farm: THE most powerful thing you can do to fight climate change! Keep this going!!
Die heute mit den Tafeln und dergleichen Beschäftigten, aber auch Gemeinden, Firmen und auch die oft Land besitzenden Kirchen könnten überall in Deutschland wirklich sehr viel im Sinne wirklicher christlicher Nächstenliebe tun um Hunger und Not in diesem Land zu mindern und wirklich Bedürftigen zu helfen, wenn sie z.B. meine oben gemachten Vorschläge umsetzen würden, statt den Götzen des Konsums zu dienen und diesen die Zukunft und am Ende auch das Leben gerade auch der ärmsten in diesem Land zu opfern.
Kelberg, den 25. Februar 2018
Christoph Becker