Von der Wehrmacht lernen

Meine Auffassung von Vielfalt, Weltoffenheit und Multikulti im positiven Sinne ist, dass man immer daran interessiert ist, von anderen Kulturen zu lernen – auch dann wenn es sich um die Kultur vergangener, berüchtigter Organisationen, wie der deutschen Wehrmacht handelt.   Die selbe Auffassung hatte wohl auch der Jerusalemer Professor für Militärgeschichte, Martin van Creveld als er  der Frage nachging, warum die Kampfkraft der deutschen Wehrmacht pro Mann gerechnet der der US-Army weit überlegen war.  Zum Ergebnis seiner Untersuchungen gehört das Buch Kampfkraft: Militärische Organisation und Leistung der deutschen und amerikanischen Armee 1939-1945.  Es könnte für Bewältigung von Problemen in der Zukunft, und da nicht nur für Streitkräfte sondern auch für zivile Organisationen hilfreich sein.

Das Buch wartete schon länger darauf, gelesen zu werden. Spontan hervorgeholt und dann fasziniert und zügig gelesen habe ich es nach einer Unterhaltung mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, die sich alle darüber beklagten, dass sie – genau wie ich auch – von einer oft unsinnigen und realitätsfremden Gesetzgebung unnötig und unsinnig bei ihrer Arbeit behindert und tyrannisiert werden, weil, um es mit Szu Tzus Ausführungen zur Angriffsstrategie zu sagen, der Gesetzgeber und Regierung sich in Angelegenheiten einmischen, von denen sie nicht genug verstehen.

Der andere Hintergrund war, dass ich gerade das Buch The Collapse of Complex Societies von Joseph Tainter gelesen hatte , in dem dieser die These vertritt, dass komplexe Gesellschaften die Tendenz haben immer komplexer zu werden und dass die zunehmenden Kosten dieser Komplexität schließlich zum Zusammenbruch der Gesellschaft führen. Das Buch von Joseph Tainter kann auch hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Van Crevelds Buch „Kampfkraft“ war eigentlich eine Studie, die er als Militärhistoriker für das amerikanische Verteidigungsministerium angefertigt hatte, weil dieses nach dem verlorenen Vietnamkrieg nach Verbesserungsmöglichkeiten suchte. Unter Militärs und Militärhistorikern war und ist man sich dabei offenbar darüber bewusst, dass die deutsche Wehrmacht im 2. Weltkrieg an Kampfkraft allen anderen Streitkräften weit überlegen war. Man wusste, dass die Deutschen ihren Gegnern pro Mann systematisch wesentlich höhere Verluste zugefügt hatten als sie selber hatten. Bei gleicher Anzahl und vergleichbarer Ausrüstung waren die deutschen Streitkräfte in der Regel siegreich. Teilweise haben die deutschen Streitkräfte auch mit zahlen- und materialmäßig weit unterlegen Kräften klar gewonnen. Bestes Beispiel ist der rasante Sieg im Westen, im Mai 1940. Der Sieg über Deutschland war trotz der miserablen Versorgungslage und trotz der für die Deutschen oft sehr nachteiligen Einmischung Hitlers in die Kriegsführung nur unter hohen Verlusten und mit enormer zahlen- und materialmäßigen Überlegenheit der Alliierten möglich.

Die Frage ist warum? Van Creveld geht zunächst der Frage nach, ob die Deutschen vielleicht von Natur aus einen im Vergleich zu den Amerikanern besonders kriegerischen und gewalttätigen Nationalcharakter haben Das erstaunliche Ergebnis der zitierten Untersuchungen ist, dass die Amerikaner auf jeden Fall sehr gutes Soldatenmaterial hatten und dass man aus den vorhandenen, vergleichenden Untersuchungen nicht den Schluss ziehen kann, dass die Deutschen von Natur aus besonders gute Soldaten sind. Es war auch so, dass nur ein eher kleiner Teil der deutschen Streitkräfte fanatische Nazis waren.

Die offensichtlichen Unterschiede in der Kampfkraft der Streitkräfte müssen also eher in organisatorischen Gründen und in der Qualität der inneren Führung gelegen haben – also im Bereich der Software bzw. den weichen Werten.

Van Creveld hat eine große Bandbreite von Aspekten untersucht.

Zunächst hatten das Militär und vor allem auch die Offiziere in Deutschland vor 1945 im Vergleich zu den USA einen sehr viel höheren sozialen Status. Die Anziehungskraft des Militärs und vor allem der Offizierslaufbahn war für fähige junge Männer in Deutschland größer. Wer nun glaubt, man hätte Offiziere damals nach Schulnoten ausgesucht, irrt.  Aufmüpfigkeit und selbst die Wiederholung von Schuljahren waren bei der Auswahl von Offiziersanwärtern positiv und wichtiger als gute Schulnoten und Angepasstheit. Ein interessanter Punkt, vor dem Hintergrund unserer auf Anpassung, Artigkeit und gute Noten getrimmten Bildungslandschaft

Das Ziel der deutschen Streitkräfte war – ganz entgegen den heutigen Klischees – auch in neuen Situationen und unter Stess möglichst selbstständig, eigenverantwortlich und entschieden handelnde Offiziere und Soldaten zu haben. Man war sich darüber im Klaren, dass die Situationen im Krieg sich so schnell und so unvorhersehbar ändern können, dass für das Informieren und Konsultieren von höheren Vorgesetzten oft keine Zeit war. Die Soldaten und Offiziere waren dazu angehalten und dafür ausgebildet, von ihrem Vorgesetzten einfach nur Aufträge zu bekommen und diese dann zu erfüllen, indem sie selbstständig, konsequent und kreativ kämpften, improvisierten und sich flexibel auf die jeweilige Situation einstellten. Die Amerikaner und auch andere Streitkräfte hatten wesentlich unflexiblere, starrere Führungssysteme mit detaillierteren vorschreibenden Befehlen. Bemerkenswerter Weise sind die großen deutschen Niederlagen oft darauf zurückzuführen gewesen, dass sich die oberste Führung nicht an dieses deutsche Erfolgsrezept gehalten und stattdessen den Generälen ins Handwerk gepfuscht hat.

Weitere Vorteile der Wehrmacht gegenüber ihren amerikanischen Gegnern waren eine sehr schlanke, minimalistische Bürokratie, eine bessere Urlaubsregelung, eine intelligentere Besoldung, ein wesentlich motivierenderes System zu Auszeichnung hervorragender soldatischer Leistungen,  eine wesentlich bessere Methode zum Auffüllen der personellen Kriegsverluste, Berücksichtigung landsmannschaftlicher und lokaler persönlicher Bindungen der Soldaten bei der Aufstellung von Kampftruppen. Ausserdem wurden bei der Wehrmacht die besten Offiziere eher an der Front eingesetzt, während sie bei den Amerikanern eher  weit weg von der Front verwendet wurden.

Die Wehrmacht war hochgradig darauf konzentriert, effizient und erfolgreich zu kämpfen und vorzugehen. Die Amerikaner haben mehr Gewicht auf Logistik, Nachschub und Bürokratie gelegt. Die Wehrmacht hat interessanter Weise wesentlich mehr Rücksicht auf menschliche Bedürfnisse und die Unterstützung der Psyche der Soldaten gelegt. Nicht aus Gutmenschelei, sondern weil man effiziente Soldaten wollte. Die Wehrmacht hatte wesentlich weniger Ausfälle durch psychische und psychiatrische Probleme als die amerikanische Armee und sie hatte trotz der oft katastrophal schlechten Gesamtlage und Unterlegenheit relativ weniger Deserteure.

Das Buch handelt zwar von einer längst vergangenen Zeit und es zeigt die Überlegenheit einer Streitmacht, die dann doch auf extreme Weise einen Krieg verloren und sich bei vielen wegen der Verbrechen, die sie gedeckt und teilweise auch begangen hat, einen sehr schlechten Ruf hat. Das sollte uns aber gerade heute nicht daran hindern, kaltblütig und nüchtern die Erfahrung und das Wissen zu nutzen, welche die überlegene Kampfkraft der deutschen Streitkräfte im 2. Weltkrieg ermöglicht haben.

Wenn man, wie die Amerikaner im 2. Weltkrieg, und auch wie die Nato in Afghanistan, eine phantastische Materialüberlegenheit und dazu eine insgesamt extreme zahlenmäßige Überlegenheit hat, ist das vielleicht nicht so wichtig. In einer Zeit des Überflusses und der Sicherheit kann man sich eine aufgeblähte, unsinnige Bürokratie, weltfremde Gesetze und auch schwache Streitkräfte leisten.  Aber die Zeiten ändern sich zwangsläufig.

Vor dem Hintergrund von Joesph Tainters Buch über die Ursachen des Zusammenbruchs komplexer Gesellschaft und auch vor dem Hintergrund, dass wir dabei sind die Kosten der Komplexität unserer Gesellschaft über das Maß des Verträglichen und Tragbaren hinaus zu steigern, enthält van Crevelds Analyse der Hintergründe der Kampfkraft der deutschen Streitkräfte im 2. Weltkrieg viel Nützliches für unsere heutige Gesellschaft.

Vor allem die schlanke Bürokratie und die effiziente, den Verantwortlichen „an der Front“ ziemlich viel Freiraum lassende, auf unnötige Gängelung durch all zu detaillierte, weltfremde Vorschriften verzichtende Auftragstaktik haben es mir angetan. Als Zahnarzt denke ich dabei sehnsüchtig an Dänemark und Norwegen, wo man alle Gebührenpostionen einer Praxis bequem auf ein bis zwei DIN-A4-Seiten wiedergeben kann, während man in Deutschland etliche tausend Seiten an Loseblattsammlung mit Paragraphen, Gebührenpostionen und Begründungen benötigt. Ich habe in meiner Praxis zwei teure Nachschlagwerk-Abos und ein Abo für ein Preiskalkulationsprogramm und habe viel Geld und Zeit für zahnmedizinisch völlig sinnfreie Fortbildungen in Sachen Abrechung für mich und mein Personal benötigt. In Deutschland verdienen eine ganze Menge Leute viel Geld mit unserem zwar extrem komplexen aber im Grunde, im Sinne des zahnärztlichen Auftrages, völlig überflüssigen und für die Gesundheit der Patienten oft sogar schädlichen Abrechnungswesen. Vergleichende Analyse der Probleme und Eigenheiten der amerikanischen Armee und der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg, könnte aber nicht nur für das zahnärztliche Abrechnungswesen, sondern auch für viele andere zivile Bereiche wichtige Anregungen zum Nachdenken und hoffentlich auch zur Beseitigung unsinniger Komplexität geben. Ganz allgemeingültig könnte dies ein Anlass sein, die zunehmende Gängelung von Fachleuten, Ärzten, Zahnärzten und Beamten aller Fachrichtungen durch immer mehr, oft unsinnige, realitätsfremde und die Gesellschaft zunehmend wirtschaftlich überlastende Gesetze zu reduzieren.

Ein anderer Punkt ist, dass sowohl die deutschen als auch die amerikanischen Streitkräfte vor und im zweiten Weltkrieg rasant ihren Umfang vergrößern mussten. Etwas ähnliches könnte uns in Zukunft wieder passieren. Es könnte sein, dass wir z.B. wie von John Xenakis auf in seinem Internetblog www.generationaldynamics.com kürzlich wieder geschrieben (( Bei seiner globalen Risikoanalyse hat Xenakis das Konfliktrisiko für Europa im Oktober 2014 erstmals von “niedriges Risiko” auf “hohes Risiko” verändert )) , (( Xenakis hat dies z.B. in seinem allgemein mehr auf die politischen Auswirkungen von Ebola bezogenen Beitrag vom 19.10.2014 wiederholt. Zitat:  Ich habe seit Jahren über den kommenden Weltkrieg der Zivilisationen geschrieben, in dem Indien, Russland und der Iran unsere Verbündeten gegen China, Pakistan und die sunnitischen Muslime sein werden. Jetzt müssen wir den „Ebola-Faktor“ hinzufügen, der alles andere was auf der Welt geschieht beeinflußt. Ausbrüche von Ebola werden mehr Gebiete der Welt destabilisieren, zu mehr Kriegen führend, und Kriegsgebiete werden die idealen Gebiete für weitere Ausbrüche und die weitere Ausbreitung von Ebola sein. )) , (( siehe auch meine Beiträge: Pulverfass Saudi-Arabien , Scholl-Latours neustes Buch und die allgemeine Berichterstattung über die mehr oder weniger offen Unterstützung des Islamischen Staates durch die Türkei, sowie Gunnar Heinsohns Buch Söhne und Weltmacht: Terror im Aufstieg und Fall der Nationen.  Es ist jedenfalls durchaus wahrscheinlich, dass wir uns (hoffentlich erst) in einigen Jahren einem unter anderem einer die  arabischen Halbinsel, die Türkei, den Islamischen Staat und die Atommacht Pakistan umfassenden Sunnitischen Block, der zudem mit China verbündet sein könnte, gegenüber stehen. Meine  Blogbeiträge zum Thema EMP könnten dann auch relevant werden.  )) , in den nächsten Jahren in einen dritten Weltkrieg verwickelt werden, bei dem wir uns auf der Seite der USA, Russlands, Irans und Indiens, der vereinten Macht von China und den sunnitischen Staaten, vielleicht sogar einschließlich der Türkei, gegenüber sehen. Es könnte sein, dass wir extrem schnell aufrüsten müssen, und dass wir nicht mehr die Zeit, das Geld und die materiellen Ressourcen haben um eine hochtechnisierte, automatisierte Militärmaschine aufzubauen. Es könnte sein, dass wir in eine ähnlich verzweifelte Situation wie die Wehrmacht kommen könnten, wo wir materielle Schwächen, Ressourcenmangel und zahlenmäßige Unterlegenheit durch gute Organisation und innere Führung ausgleichen müssen, wenn wir nicht z.B. vor einen uns zahlenmäßig weit überlegenen, von China unterstützten Kalifat kapitulieren wollen. Van Crevelds Buch „Kampfkraft“ könnte auch dabei von unschätzbarem Wert sein, weil es helfen könnte Fehler zu vermeiden und die Erfolgschancen zu verbessern.

Man muss aber bedenken, dass der selbe Martin van Creveld der Bundeswehr und den westlichen Streitkräften sehr aktuell ein verheerendes Zeugnis ausgestellt hat und sie für nicht mehr kriegstauglich hält. Siehe dazu z.B. ´den Artikels von Martin van Crefeld in der Jungen Freiheit vom 15.08.2014 der die westlichen Streitkräfte als Schmusekatzen bezeichnet.

Kelberg, den 24.10.2014

Christoph Becker




Angriffsstrategie nach Sun Tzu

Sun Tzu ist ein chinesischer Klassiker.  Sein Kapitel über die Angriffsstrategie enthält unter anderem Weisheiten, deren Beachtung durch die Politik sich wohl viele Beamte,  genauso wie ich mit meiner Zahnarztpraxis, sehr zum Vorteil der Bevölkerung wünschen.  Weil Sun Tzu aber auch sonst interessant ist, habe ich im Folgenden gleich das gesamte 3. Kapitel,  Offensive Strategy , aus der englischen Version Sun Tzu: The Art of War (UNESCO Collection of Representative Works), von Samuel B. Griffith  übersetzt.Der englische Text, von dem ich die folgende Übersetzung angefertigt habe, kann auch als pdf-Datei eines Scans im Internet heruntergeladen werden:

http://web.stanford.edu/class/polisci211z/1.1/Sun%20Tzu.pdf

SUN TZU hat gesagt:

1. Im Allgemeinen besteht die beste Politik im Krieg darin, einen intakten Staat zu erobern; ihn zu ruinieren ist schlechter.
Li Ch’üan: Setze keine Prämie auf das Töten.

2. Die Armee des Feinds gefangen zu nehmen, ist besser als sie zu vernichten; ein Bataillon, eine Kompanie oder einen 5 Mann starken Trupp intakt gefangen zu nehmen, ist besser als sie zu vernichten.

3. Hundert Siege in hundert Schlachten zu erringen, ist nicht der Gipfel des Könnens. Den Feind ohne zu kämpfen zu unterwerfen, ist der Gipfel des Könnens.

4. Daher ist es im Kriege von höchster Bedeutung, die Strategie des Feinds anzugreifen;

Tu Mu: … Der Großherzog hat gesagt: ‘Er, der in der Lösung von Problemen hervorragt, tut dies, bevor sie entstehen. Er, der beim Bezwingen seiner Feinde triumphiert, tut dies bevor sich Bedrohungen materialisieren.’

Li Ch’üan: Greife Pläne an, wenn sie beginnen. In der späteren Han-Zeit, umzingelte K’ao Hsün die Kao Chun. Chun schickte seinen Stabsoffizier, Huang-Fu Wen,  um zu verhandeln. Huang-Fu Wen war störrisch und grob, und K’ ou Hsün hat ihn enthauptet, und hat Kao Chun informiert:  ‘Ihr Stabsoffizier war unhöflich. Ich habe ihn enthauptet. Wenn Sie sich unterwerfen möchten, so tun Sie es  sofort. Andernfalls verteidigen Sie sich.’ An demselben Tag hat Chun seine Festung geöffnet und sich ergeben.

Alle Generäle K’ou Hsüns sagten: ‘Dürfen wir fragen wie es möglich ist, dass Sie erst seinen Gesandten getötet haben und ihn dennoch dazu gezwungen haben seine Stadt zu übergeben?’

K’ou Hsün sagte: ‘Huang-Fu Wen war das Herz und der Bauch von Kao Chun, er war sein vertrauter Berater. Wenn ich das Leben von Huang-Fu Wen verschont hätte, hätte er seine Pläne ausgeführt, aber als ich ihn getötet habe, hat Kao Chun seinen Mut verloren. Es wird gesagt: „Die höchste Vorzüglichkeit im Kriege ist es die Pläne des Feindes anzugreifen.’

Alle Generäle haben gesagt: ‘Das ist ist jenseits unseres Verständnisses.’

5. Am Nächstbesten ist es, seine Bündnisse zu zerstören.

Tu Yu: Erlaube deinen Feinden nicht, zusammen zukommen.

WangHsi: … Blicke in die Inhalte seiner Bündnisse und bringe ihn  dazu, sie zu trennen und aufzulösen. Wenn ein Feind Verbündete hat, ist das Problem ernst und die Position des Feindes ist stark; wenn er keine Verbündeten hat, ist das Problem gering und die Position des Feinds ist schwach.

6. Das Nächstbeste ist seine Armee an zu greifen.

Chia Lin: …Der Großherzog hat gesagt: ‘Er, der mit blankem Schwert für den Sieg kämpft, ist kein guter General.’
Wang Hsi: Schlachten sind gefährliche Angelegenheiten.
Chang Yü: Wenn Du seine Pläne nicht im Keim ersticken, oder seine Bündnisse auflösen kannst, wenn sie dabei sind, sich zu vollenden, dann schärfe deine Waffen, um den Sieg zu erringen.

7. Städte anzugreifen ist die schlechteste Politik. Greife Städte nur an, wenn es keine Alternative gibt.

8. Die geschützten Wagen und die nötigen Waffen und Ausrüstungen vorzubereiten, erfordert mindestens drei Monate; um Erdrampen gegen die Stadtmauern anzuhäufen, werden zusätzliche drei Monate erforderlich sein.

9. Wenn der General unfähig ist, seine Ungeduld zu zügeln und seinen Truppen befiehlt die Stadtmauern wie Armeisen hinauf zu schwärmen, dann wird ein Drittel von ihnen getötet werden, ohne die Stadt zu erobern. Das ist die Katastrophe dieser Angriffe.

Tu Mu: … Im späteren Wei hat der Kaiser T’ai Wu hunderttausend Truppen dazu gebracht, den General von Sung, Tsang Chih in Yu T’ai anzugreifen. Der Kaiser hat zuerst Tsang Chih um etwas Wein gebeten. Tsang Chih hat einen Topf versiegelt, der mit Urin gefüllt war, und hat ihn ihm gesandt. T’ai Wu wurde so wütend, dass er unmittelbar die Stadt angegreifen ließ und  seinen Truppen befahl, die Stadtmauer zu erklimmen und sich im Nahkampf zu stellen. Leichname stapelten sich bis zur Oberkante der Stadtmauern und nach dreißig Tagen war mehr als die Hälfte seiner Streitkräfte tot.

10. Folglich unterwerfen diejenigen, die im Krieg erfahren sind, die Armee des Feinds ohne Kampf. Sie erobern seine Städte, ohne sie anzugreifen, und stürzen seinen Staat, ohne in die Länge gezogene Operationen.

Li Ch’üan: Sie siegen durch ihre Strategie. In der späteren Han-Zeit hat der Marquis von Tsan, Tsang Kung, die Rebellen ‘von Yao’ bei Yüan Wu eingekesselt, aber während mehrerer Monaten war er unfähig die Stadt einzunehmen, seine Offiziere und Männer waren krank und mit Geschwüren bedeckt. Der König von Tung Hai sprach zu Tsang Kung: ‘Jetzt haben Sie Truppen konzentriert und den Feind eingekreist, der bereit ist, bis zum Tod zu kämpfen. Das ist keine Strategie! Sie sollten die Belagerung aufheben. Lassen Sie sie wissen, dass ein Fluchtweg offen ist und sie fliehen und sich zerstreuen können. Dann wird jeder Dorfpolizist im Stande sein, sie gefangen zu nehmen!’ Tsang Kung ist diesem Rat gefolgt und hat Yüan Wu eingenommen.

11. Dein Ziel muss sein, Alles-unter-dem-Himmel intakt zu erobern. So werden deine Truppen nicht abgenutzt, und deine Gewinne werden vollständig sein. Das ist die Kunst der Strategie des Angriffs.

12. Folglich ist die Kunst, Truppen zu verwenden, dies: Wenn du dem Feind zehnfach überlegen bist, kreise ihn ein;

13. Wenn du fünfmal so stark bist, greife ihn an;

Chang Yü: Wenn meine Krafte fünfmal größer als die des Feinds sind, alarmiere ich ihn vorne, überrasche ihn hinten, mache Krawall im Osten und schlage im Westen zu.

14. Wenn er doppelt so stark ist, teile ihn.

Tu Yu: …Wenn zwei-zu-eins Überlegenheit ungenügend ist, um mit der Situation fertig zu werden, führen wir einen Ablenkungsangriff aus, um seine Armee zu teilen. Deshalb hat der Großherzog gesagt: ‘Wenn jemand unfähig ist, den Feind dazu zu bringen seine Kräfte zu teilen, kann er keine ungewöhnliche Taktik diskutieren.’

15. Ist er gleichstark, kannst du ihn angreifen.

Ho Yen-Hsi: …Unter diesen Umständen kann nur der fähige General gewinnen.

16. Wenn zahlenmäßig schwächer, sei zum Rückzug fähig;

Tu Mu: Wenn deine Truppen seinen nicht ebenbürtig sind, vermeide zeitweise seinen anfänglichen Ansturm. Möglicherweise kannst du später eine Schwäche ausnutzen. Dann erhebe dich und versuche mit  entschlossenem Kampfgeist zu siegen.
Chang Yü: Wenn der Feind stark ist und ich schwach bin, ziehe ich mich zeitweise zurück und greife nicht an. Das ist der Fall, wenn die geistigen Fähigkeiten und der Mut der Generäle und die Leistungsfähigkeit der Truppen gleich sind.

Wenn ich in der guter Ordnung bin und der Feind in Unordnung ist, wenn ich energisch bin und er unbesorgt ist, dann kann ich ihn selbst dann in einen Kampf verwickeln, wenn er numerisch stärker ist.

17. Und wenn in jeder Hinsicht nicht ebenbürtig, dann sei fähig dich ihm zu entziehen, weil eine kleine Truppe ist für eine stärkere nur Beute.

Chang Yü: … Mencius hat gesagt: ‘Gewiß kann der Kleine dem Großen nicht gleichkommen, noch das Schwache dem Starken, noch können die Wenigen den Vielen entsprechen. ‘

18. Nun ist der General der Beschützer des Staates. Wenn der Schutz allumfassend ist, wird der Staat sicher stark sein; wenn fehlerhaft, wird der Staat sicher schwach sein.

Chang Yü: …Der Großherzug hat gesagt: ‘Ein Souverän, der die richtige Person gewinnt, gedeiht. Derjenige, dem das nicht gelingt wird ruiniert.’

19. Nun gibt es drei Wege, auf denen ein Herrscher Unglück über seine Armee bringen kann:

20. Wenn man ignoriert, dass die Armee nicht vorrücken sollte und ein Vorrücken befiehlt oder wenn man ignoriert, dass sie sich nicht zurückziehen sollte und einen Rückzug befiehlt. Dies beschreibt man als ‘Fesseln oder Lahmlegen der Armee’.

Chia Lin: Das Vorrücken und der Rückzug der Armee kann vom General in Übereinstimmung mit vorherrschenden Verhältnissen kontrolliert werden. Kein Übel ist größer als Befehle des Herrschers vom Hof.

21. Ohne Kenntnis von militärischen Angelegenheiten, an ihrer Führung teilzunehmen. Das veranlasst die Offiziere, verwirrt zu werden.

Ts’ao Ts’ao: …Eine Armee kann nicht gemäß den Regeln der Etikette geführt werden.
Tu Mu: Soweit Anstand, Gesetze und Verordnungen betroffen werden, hat die Armee ihre eigenen Codes, denen sie normalerweise folgt. Wenn diese identisch mit denjenigen gemacht werden, die für die Führung eines Staates verwendet werden, werden die Offiziere verwirrt werden.
Chang Yü: Wohlwollen und Rechtschaffenheit können verwendet werden, um einen Staat zu führen, aber sie können nicht verwendet werden, um eine Armee zu führen. Zweckdienlichkeit und Flexibilität werden beim Führen einer Armee verwendet, aber können nicht für die Führung eines Staates verwendet werden.

22. Wenn unwissend im Bezug auf Befehlsprobleme, sich in der Ausübung von Verantwortlichkeiten zu beteiligen. Das erzeugt Zweifel in den Meinungen der Offiziere.
Wang Hsi: … Wenn jemand der in militärischen Angelegenheiten ahnungslos ist, geschickt wird, um an der Führung der Armee teilzunehmen, dann wird es bei jeder Bewegung Unstimmigkeit und gegenseitigen Frustration geben, und die komplette Armee wird gelähmt. Deshalb hat Pei Tu den Thron darum gebeten, den Armeeoberaufseher zurückzuziehen; erst danach war er in der Lage Ts’ao Chou zu befrieden.
Chang Yü: In letzter Zeit sind Hofbeamte als Oberaufseher der Armee verwendet worden, und das ist genau das was falsch ist.

23. Wenn die Armee verwirrt und verdächtig ist, dann werden benachbarte Herrscher Schwierigkeiten verursachen. Das ist, was durch den Ausspruch gemeint wird: ‘Eine verwirrte Armee führt zum Sieg eines Anderen.’

Meng: …Der Großherzog hat gesagt: ‘Derjenige, der bezüglich der Sinnhaftigkeit verwirrt ist, kann auf seinen Feind nicht reagieren.’
Li Ch’üan: … Die falsche Person kann nicht zum Führen ernannt werden … Lin Hsiang-Ju, der Premierminister von Chao, hat gesagt: ‘Chao Kua ist bloß im Stande die Bücher seines Vaters zu lesen und ist bis jetzt unfähig, sich ändernde Umstände aufeinander zu beziehen. Jetzt macht Ihre Majestät ihn wegen seines Namens zum Oberbefehlshaber. Das ist wie der Versuch, die Stifte einer Laute zu kleben und dann zu versuchen sie zu stimmen.’

24. Nun gibt es fünf Umstände, unter denen Sieg vorausgesagt werden kann:

25. Derjenige, der weiß, wann er kämpfen kann und wann er es nicht kann, wird siegreich sein.

26. Derjenige, der es versteht sowohl große als auch kleine Kräfte richtig zu verwenden, wird siegreich sein.

Tu Yu: Es gibt Umstände im Krieg, bei denen viele wenige nicht angreifen können und andere, wenn die Schwachen die Starken meistern können. Jemand der diese Umstände zu manipulieren weiß wird siegreich sein.

27. Derjenige, dessen Reihen im Zweck vereinigt sind, wird siegreich sein.

Tu Yu: Deshalb hat Mencius gesagt: ‘Die passende Jahreszeit ist nicht so wichtig wie die Vorteile des Geländes, diese sind nicht so wichtig wie harmonische menschliche Beziehungen. ‘

28. Derjenige, der umsichtig ist und einem Feind auflauert, der dies nicht ist, wird siegreich sein.

Ch’en Hao: Schaffe eine unbesiegbare Armee und erwarte den Moment der Verwundbarkeit des Feinds.
Ho Yen-Hsi: …Ein Herr hat gesagt: ‘Sich auf die Bauern verlassen und sich nicht vorbereiten ist das größte aller Verbrechen.; im Voraus auf jede Eventualität vorbereitet zu sein ist die größte aller Tugenden.’

29. Derjenige, dessen Generäle fähig sind und deren Herrscher sich nicht einmischt, werden siegreich sein.

TuYu: … Deshalb hat Meister Wang gesagt: ‘Ernennungen sind die Aufgabe des Herrschers, Entscheidungen in der Schlacht sind die des Generals.’

Wang Hsi: … Ein Herrscher von hohem Charakter und Intelligenz muss im Stande sein, den richtigen Mann zu kennen, sollte ihm die Verantwortung übertragen und Ergebnisse erwarten.

Ho Yen-Hsi: …Nun, im Krieg kann es hundert Änderungen bei jedem Schritt geben. Wenn man sieht, dass man es kann, geht man vor, wenn man sieht, dass die Lage schwierig ist, zieht man sich zurück. Zu sagen, dass ein General unter solchen Umständen auf Befehle des Herrschers warten muss, ist als ob man einen Vorgesetzten darüber informiert, dass man ein Feuer zu löschen wünscht. Bevor der Befehl es zu tun eintrifft, ist die Asche kalt. Und es wird gesagt, dass man den Oberaufseher der Armee in solchen Dingen konsultieren soll! Das ist, als ob man beim Bauen eines Hauses neben der Straße die Passanten um Rat fragen würde. Natürlich würde die Arbeit nie vollendet!’

Einem fähigen General Zügel anlegen, während man ihn zur gleichen Zeit bittet, einen schlauen Feind zu unterdrücken, ist als ob  man den Schwarzen Jagdhund von Han anbindet und ihm dann den Befehl gibt, schwer fassbare Hasen zu fangen. Was ist der Unterschied?

30. Es ist unter diesen fünf Umständen, dass der Weg zum Sieg bekannt ist.

31. Deshalb sage ich: ‘Kenne den Feind und kenne dich selbst; in hundert Schlachten wirst du nie in Gefahr sein.

32. Wenn du im Bezug auf den Feind unwissend bist, aber dich selbst kennst, sind deine Chancen, zu gewinnen oder zu verlieren, gleich.
33. Wenn du im Bezug auf den Feind und auf dich selbst unwissend bist, bist Du bei jeder Schlacht in Gefahr.’
Li Ch’üan: Solche Leute werden ‘verrückte Banditen’ genannt. Was können sie anderes erwarten als eine Niederlage?

Aus dem Englischen übertragen von Christoph Becker

Kelberg, den 24.10.2014




Atomwaffensimulatoren

Welche Wirkung hätte ein Atomwaffenangriff auf …? Hier zwei Simulatoren mit denen man es spielerisch-interaktiv erfahren kann. Die Ergebnisse sind teilweise beruhigend (wenn der Fliegerhorst in Büchel einen Volltreffer bekommt, dann passiert mir im 16 km entfernten Kelberg eher nichts), teilweise aber auch beunruhigend, wegen dem immensen Wirkungsradius einer EMP-Waffe. Mit dem ersten der hier gezeigten Simulatoren kann man sich für jeden beliebigen Ort den Wirkungsradius für Druck- und Hitzewellen und auch das vom Fallout betroffene Gebiet auf einer Google-Maps-Karte anzeigen lassen.
Der Fallout wird für eine sanfte Brise in konstanter Richtung nach 6 Stunden angezeigt.  Durch mehrfaches Klicken auf den  Google-Marker kann man die Windrichtung ändern. Einfaches Klicken auf den Google-Marker zeigt die Legenden zur jeweiligen Grafik. Der Legende können die Schäden entnommen werden. Die Anwendung berücksichtigt nicht die Kontur des Geländes, die Bebauung usw.. Sie bietet daher nur Näherungswerte.
Der rote Google-Marker kann mit der Maus verschoben werden, um den den Explosionsort genauer einzustellen.
Es stehen neun verschieden Atomwaffen und ein Asteroiden- Einschlag wie jener, der die Dinosaurier ausgerottet hat zur Verfügung.

Update 30.10.2018:

Neuer Link auf den alten Simulator:

http://www.carloslabs.com/projects/200712B/GroundZero-2-6.html

Hier der Link auf die Orginalseite: http://www.carloslabs.com/node/20

Hier noch ein neuer Link auf einen Simulator.

https://nuclearsecrecy.com/nukemap/

Der  EMP-Simulator den ich ursprünglich  hier verlinkt hatte ist nicht mehr verfügbar.

Letzte Überarbeitung  am 30.10.2018




US-Aussenminister Kerry – 1971 und 2014

Hier ist, was [der amerikanische Aussenminister] John Kerry 1971 vor dem Militärausschuss des amerikanischen Senates [Senate Armed Services Committee] aussagte:

„Ich würde gerne aussagen und dabei all jene Veteranen repräsentieren, und sagen, dass wir vor einigen Monaten in Detroit eine Untersuchung hatten bei der 150 ehrenhaft entlassene und viele sehr hoch dekorierte Veteranen Kriegsverbrechen bezeugten, die in Südostasien begangen wurden. Keine isolierten Vorfälle, sondern routinemäßig begangene Verbrechen, die Offizieren auf allen Kommandoebenen voll bewusst waren….

Sie erzählten Geschichten, dass sie persönlich vergewaltigt hätten, Ohren abgeschnitten, Köpfe abgeschnitten, Kabel von tragbaren Telefonen an menschliche Genitalien geklebt und unter Strom gesetzt, Körperteile abgeschnitten, Körper gesprengt, willkürlich auf Zivilisten geschossen, Dörfer dem Erdboden gleich gemacht in einer Art, die an Dschingis Khan erinnert, Vieh und Hunde zum Spaß erschossen, Lebensmittelvorräte vergiftet und ganz allgemein die ländliche Gegend Süd Vietnams verwüstet haben, zusätzlich zur normalen durch den Krieg verursachten Verwüstung und zur sehr speziellen Verwüstung, die durch amerikanischen Bombenabwürfe verursacht wurde.“

Nun, hier ist was er [der amerikanische Aussenminister John Kerry] am Mittwoch [den 17. September 2014] vor demselben Ausschuss aussagte:

„Weil ISIL [IS bzw. die Organisation “Islamischer Staat”] tötet und vergewaltigt und Frauen verstümmelt. Und weil sie glauben, dass Frauen keine Bildung erhalten sollten. Sie verkaufen Mädchen als Sexsklaven für Djihardisten. Es gibt keine Verhandlung mit ISIL. Es gibt es nichts zu verhandeln. Und sie bieten keinerlei Gesundheitsdienst. Sie bieten keinerlei Bildung.

Für eine ganze Philosophie oder eine Idee oder einen Kult oder was auch immer Sie es nennen wollen, die offen gesagt aus der Steinzeit kommt. Sie sind kaltblütige Killer, die quer durch den Mittleren Osten plündern und eine friedliche Religion zum Gespött machen.“

Wenn Sie die beiden Aussagen vergleichen, kommt die amerikanische Armee in John Kerrys Sicht viel schlechter weg als ISIL.

John Kerry hat in seinem ganzen Leben nichts als Verachtung für die amerikanische Armee ausgedrückt. Er bestätigte seine Aussage von 1971 als er in der Imus Show 2006 auftrat, zu dieser Zeit sagt er, dass amerikanischen Soldaten dumm sind.

Dass John Kerry amerikanischer Außenminister ist, ist ein Hohn und eine Beleidigung aller Amerikaner. Das einzige, was ihn für diese Regierung qualifiziert ist, dass sein Chef seine Einstellung teilt.

Bei dem obigen Text handelt es sich um eine Übersetzung des Abschnitts „John Kerry’s testimony before the Senate: 1971 and Today“ von John Xenakis Internetblog www.generationaldynamics.com

Ein ausführlicher Artikel über die Aussage John Kerrys im Jahre 1971 findet sich hier.




Scholl-Latours neustes Buch

Gerade habe ich Der Fluch der bösen Tat: Das Scheitern des Westens im Orient von Peter Scholl-Latour zu Ende gelesen. Meine Eindrücke und Erinnerungen an dieses Buch, und meine Überlegungen und Feststellungen bei der Lektüre:

Eigentlich muss man das Buch zweimal lesen. Herr Scholl-Latour hat sehr viel zu sagen und wußte beim Schreiben wohl, dass er nur noch dieses eine Buch würde schreiben können und dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Das Buch ist wie ein sehr großes, großartiges, detailreiches Gemälde der Geschichte und Gegenwart des Orients, aber auch dessen Umfeldes, einschließlich Russlands, der Ukraine und Europas.


Der Gesamteindruck: Der Orient war und ist eine sehr vielfältige mulitikulturelle und multiethnische Gesellschaft mit oft schrecklichen Risiken und Nebenwirkungen.  Die Regierungen, Politiker, Geheimdienste, Militärs und Journalisten des Westens haben im Orient, aber auch in der Ukrainekrise, versagt. Sie waren nicht in der Lage, die zur Verfügung stehenden Informationsquellen sinnvoll zu nutzen. Es fehlt im Westen an Geschichtskenntnissen, an wirklicher Wertschätzung für fremde Kulturen und am Verständnis fremder Kulturen. Die Amerikaner können fast alle E-Mails, und Telefongespräche dieser Welt abhören und speichern, aber sie sind offenbar nicht in der Lage, diese und andere Daten sinnvoll auszuwerten.

Die EU, Nato und USA haben die Unverschämtheit und Taktlosigkeit besessen, den russischen Einflußbereich mit dem Griff nach der Ukraine ziemlich genau auf eben jene Grenze zurückdrängen zu wollen, den der deutsche Generalstab Russen im  Friedensvertrag von Brest-Litowsk 1917/18 diktiert hatte.

Der nun im Orient für Angst und Schrecken sorgende „Islamische Staat“, abgekürzt auch als IS oder ISIS bekannt, ist letztlich ein Produkt der USA und ihrer Verbündeten. Das Nato-Mitglied Türkei hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass der „Islamische Staat“ mit Waffen, Geld und Freiwilligen versorgt werden konnte. Alleine aus der Türkei konnte der „Islamische Staat“ offenbar über 1000 Freiwillige anwerben und er hat dort Rekturierungsstellen. Die Durchlässigkeit der türkischen Grenze war wesentlich für das Erstarken des „Islamischen Staates“. Der Aufstand in Syrien ist mutwillig insbesondere auch von den Amerikanern provoziert worden. Es könnte sein, dass der “Islamische Staat” sich rasant bis in den Süden der arabischen Halbinsel, in Nordafrika und vielleicht auch in die Türkei ausdehnt.

Wenn der Westen vernünftig gewesen wäre, hätte er Baschar al-Assad als das geringere Übel in Ruhe gelassen.  Statt des extrem intoleranten, antichristlichen Regimes in Saudi Arabien hätten wir besser den Iran unterstützt. Iran und auch Russland haben, wenn wir gut nachdenken, vielleicht durchaus ähnliche Interessen wie Deutschland und Europa. Oder anders ausgedrückt, wir schwächen mit den Sanktionen und unserer feindlichen Politik vielleicht gerade die potentiellen Verbündeten, die wir im nächsten großen Krieg bitter nötig haben könnten.

Der Westen ist zudem extrem scheinheilig und verlogen. Saddam Hussein hat offenbar mit amerikanischer, deutscher und sowjetischer Hilfe Giftgas produziert und dies mit amerikanischer Billigung im Iran-Irak-Krieg gegen iranische Soldaten einsetzen können.

In den Tagen, in denen ich Scholl-Latours Buch Der Fluch der Bösen Tat gelesen habe, sendete der englischsprachige Sender RT (rt.com) sinnigerweise die Dokumentation Vietnam: My orange pain . Man muss es sehen, man kann es sich nicht vorstellen, was für ein Grauen und welchen Terror die USA mit ihrem sinnlosen Krieg in Vietnam angerichtet haben und noch heute anrichten.  Noch heute 5 Millionen Krüppel und zum Teil schwerst Behinderte durch genetische Defekte als Folge des Einsatzes der amerikanischen Chemiewaffen vom Typ Agent Orange. Dazu kommt, dass von den 15 Millionen Tonnen Bomben und Granaten, die die USA in Vietnam abgeworfen bzw. verschossen haben ca. 10 Prozent, also 1,5 Millionen Tonnen, nicht sofort gezündet haben und nun für tückische Spätfolgen und faktisch für Terror in Feldern und Wäldern Vietnams sorgen. Wie der in der Doku interviewte amerikanische Exsoldat, der nun schon Jahrzente in Vietnam als Sprengmittelräumer arbeitet, bitter feststellt, haben die USA aus der Tragödie in Vietnam nicht gelernt, sondern machen dasselbe seitdem immer wieder und wieder in anderen Ländern.

Zur Entschuldigung der USA und auch der EU und der deutschen Regierungen habe ich aber ebenfalls parallel zu meiner Lektüre von Scholl-Latours Buch, den Blogbeitrag des amerikanisch-russischen Blogers und Autors Dimitri Orlov über die Dummheit großer Organisationen mit dem Titel  Understanding Organisational Stupidity, gefunden. Demnach kann der Westen wohl nichts für die unvorstellbare Dummheit und Unfähigkeit seiner Regierungen, weil große Organisationen systembedingt zu Dummheit neigen.

Tatsächlich zeigt Peter Scholl-Latour in seiner Darstellung des Orients auch, dass im Orient große Organisationen wie das osmanische Reich ebenfalls dumm waren und nach einiger Zeit gescheitert sind. Auf dem Weg bis zum Scheitern ist das Osmanische Reich allerdings zweimal bis Wien vorgestoßen und auch die Araber waren bekanntlich bis Spanien und Südfrankreich gekommen.

Die hoffungsvolle Schlußfolgerung aus der Lektüre von Der Fluch der bösen Tat ist für mich, dass die Spaltungen, Dummheiten und Eitelkeiten des Orients letztlich Europa und Deutschland vielleicht retten könnten, wenn wir es schaffen würden, rechtzeitig insbesondere in der Aussen- und Verteidigungspolitik zu einer klugen, umsichtigen und vorausschauenden Politik zu finden.

Peter Scholl-Latour hat vor dem Hintergrund all seines Wissens und seiner Erfahrung offenbar recht dunkle Vorahnungen im Bezug auf Europas Zukunft. Auf Seite 286 schreibt er

Man wünschte sich, daß die zuständigen Planungsstäbe der Bundeswehr mit ähnlich robuster Offenheit und Illusionslosigkeit den deutschen Ministern und Parlamentarien ein ungeschminktes Bild der Gefährdungen und Ungewißheiten entwürfen, denen die kampfuntauglichen Armeen Europas in naher Zukunft ausgesetzt sein dürften.

Aber wenn sie es würden, würde unsere Kanzlerin das sicher wieder „nicht hilfreich“ finden. Auf die schlimmsten dieser Gefährdungen habe ich zudem schon auf meiner Webseite freizahn.de in einigen Beiträgen hingewiesen – um mein Gewissen zu entlasten.

Peter Scholl-Latour hat mit seinem Buch Der Fluch der Bösen Tat: Das Scheitern des Westens im Orient wohl auch ähnlich gehandelt, nur besser und professioneller. Er hat die  Pflicht erfüllt, die er angesichts seiner Ausbildung, seiner Möglichkeiten und seiner daraus resultierenden Erfahrungen und Einsichten hatte. Ich finde, er hat es gut gemacht, und ich hoffe, so wie er es wohl gehofft hat, dass seine Saat überwiegend auf fruchtbaren Boden und nicht fast nur auf Fels oder unter Unkraut fällt.

Kelberg, den 22. September 2014

Christoph Becker




Eine islamistische Weltsicht

In der ersten  Septemberwoche 2014, in  der die Berichte über die Wuppertaler „Scharia Polizei“ (A, B, C, D)  für Aufsehen sorgten, sendete RT ein denkwürdiges, verstörendes Interview mit dem britischen Rechtsanwalt und Islamgelehrten´ Anjem Choudary.  Wie sieht und verteidigt dieser britische Islamgelehrte die Terrororganisation “Islamischer Staat”?  Was sagt er zu den öffentlichen Enthauptungen amerikanischer Journalisten?  Was ist die Vision dieses  britischen Muslims von der Zukunft Europas und der Welt?

Das folgende Interview mit Herrn Anjem Choudary hat die Journalistin Oksana Boyko im Rahmen ihrer Fersehshow „World’s Apart“ geführt. World’s Apart übersetzt man hier am Besten mit „Ansichten und Meinungen zwischen denen [und unserer] Welten liegen“ übersetzt.

Das Transkript, also den geschriebenen Text des Interviews ist die Grundlage der folgenden Übersetzung. Es findet sich unter der herunterladbaren Videoversion des Interviews.

Selbstdarstellung von Frau Boyko auf Twitter.com : Gastgeber von „World’s Apart“, eine zweimal wöchentlich (oder zweiwöchentlichen??) Debatten-Show auf RT. Bevorzugt gesunden Menschenverstand gegenüber politischer Korrektheit.

Kurzvorstellung von „World’s Apart“ auf www.rt.com : „Worlds Apart“ ist eine tiefgehende Diskussion mit großem Tempo über die am meisten drängenden Probleme der heutigen Welt. Sie strebt danach von der traditionellen Frage-und-Antwort-Form des Interviews abzuweichen um eine emotionalere und engagiertere Unterhaltung zu bevorzugen. Gastgeberin Oksana Boyko fürchtet sich nicht harte Fragen mit dem Ziel zu stellen, eine intelligente, öffentliche Debatte zu fördern.

Hier nun die Übersetzung des Interviews:

Islamisches Kaliphass?

4. September 2014 11:30

Anjem Choudary: Gerne.

OB: Nun, in meiner Einleitung benutzte ich gerade Terrorismus, welches einer der am häufigsten gebrauchten Ausdrücke in der Geopolitik dieser Tage ist. Aber trotz der breiten Verwendung ist es der internationalen Gemeinschaft bis heute nicht gelungen, eine allgemein anerkannte und akzeptierte Definition hervorzubringen. Und ich bin neugierig darauf zu erfahren, wie sie Terrorismus definieren.

AC: Nun, wenn Sie im Oxford Wörterbuch nachsehen, versteht man unter Terrorismus den Gebrauch von Gewalt gegen eine Gemeinschaft oder einen Teil einer Gemeinschaft aus politischen Gründen. Somit würde ich sagen, dass die normale englische Bedeutung genau das ist, was die Amerikaner und die Briten in Afghanistan tun und was sie vorher im Irak getan haben, nämlich das Etablieren ihrer eigenen militärischen und ökonomischen Interessen, ohne Rücksicht auf die Kosten für das Leben und den Wohlstand der Bevölkerung. Daher denke ich, dass dies eine Art des Terrorismus ist. Aber ich denke, dass es Terrorismus gibt, der für das Leben ist und Terrorismus der gegen das Leben ist. Wissen Sie, Sie können den Feind terrorisieren um dafür zu sorgen, dass der Krieg schnell endet. Und ich denke, das ist es was der „Islamische Staat“ faktisch zu tun versucht, die Amerikaner und ihre Verbündeten in Syrien und im Irak zu verscheuchen. Und dann gibt es Terrorismus der gegen das Leben ist, wie zum Beispiel Bombenteppiche, das Abwerfen von Atombomben und die Schock und Ehrfurcht Methode (shock and awe) die wir vorher im Irak gesehen haben. Also wissen Sie, ich denke es hat viele Nuancen. Aber wenn Sie die normale englische Definition betrachten, denke ich, dass es da etwas gibt das man Staatsterrorismus nennt, und dies faktisch das ist, was die Amerikaner mit ziemlicher Regelmäßigkeit ausüben.

OB: Nun, Herr Choudary, ich habe sie schon vorher ähnliche Ausführung machen hören. Kürzlich sagten auf CNN, dass die Enthauptung des Fotojournalisten James Foley faktisch ein Versuch des „Islamischen Staates“ war, seine Gegner zu terrorisieren, die in diesem Fall die Vereinigten Staaten sind. Und zu einem gewissen Grade wurde dieses Ziel erreicht, wenn man die Öffentlichkeitswirkung bedenkt, die die Tötung generierte. Aber ich bin neugierig, ob etwas wie diese durch das Gesetz der Scharia gerechtfertigt werden kann? Ist so etwas im Islam legal?

AC: Nun, wissen Sie, als ein Lehrer des Schariagesetzes sage ich zu den Menschen Russlands, den Muslimen und Nicht-Muslimen, dass jede Aktion für einen Muslim auf dem Koran beruhen muss, das Wort Allahs und die Lehre des Botschafters Mohammed, sallalahu alayhi wasallam [Friede sei mit ihm], der der endgültige Bote für die Menschheit ist. Ich meine ich sollte zunächst die Menschen einladen über den Islam nachzudenken und ihm beizutreten. Aber jene, die bereits Muslime sind müssen wissen, dass aber im Koran in der Tat, wenn Sie Kapitel 8 sehen, Vers 60, sagt er “Bereite so viele Schlachtrösser vor wie du kannst um den Gegner zu terrorisieren.” Also ist das Terrorisieren des Gegners in der Tat ein Teil des Islams. Ich meine dieses ist etwas was man verinnerlichen und verstehen muss soweit die Rechtsauslegung des Heiligen Krieges [Djihad] betroffen ist. Zweitens denke ich, dass man akzeptieren sollte, dass die Muslime im Kriege im allgemeinen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Militärs machen. Der Grund ist, dass die Zivilisten jene sind die die Menschen beauftragen und die Menschen, die beauftragt sind – Barack Obama und andere – schicken ihre Truppen in die muslimischen Länder. Deshalb machen sie diese Unterscheidung nicht, schon gar nicht zwischen Leuten die Journalisten sind, von denen man annimmt, dass sie die rechte Hand und praktisch die Propagandamaschine der Obama Administration sind.

OB: Herr Choudary, obwohl ich selber Journalistin bin, beanspruche ich kein spezielles Privileg für Journalisten. Aber soweit ich weiß hat James Foley kurz vor seiner Hinrichtung öffentlich die Aktionen seiner Regierung angeprangert und nach dem was wir wissen, hat er niemanden Leid zugefügt und er hat niemanden getötet. Das Einzige weswegen er angeklagt wurde, ist im Wesentlichen seine amerikanische Staatsangehörigkeit. Und das ist etwas womit man im Wesentlichen geboren wird, man kann das nicht ändern. Wenn man sich die islamische Sichtweise zu eigen macht, kann man sogar behaupten, dass dies etwas ist, das Allah für ihn vorgesehen hatte. Ist es daher in der Tat nach islamischem Recht erlaubt, eine Person dafür zu töten wie sie geboren wurde – nicht dafür wer sie später wurde sondern für das als was sie geboren wurde?

AC: Nun, wissen Sie in der jetzigen Zeit, in Gegenden wie Syrien und Irak und faktischen in jedem muslimischen Land, gibt es keine Heiligkeit((sancticy = Recht auf Unversehrtheit von Leben und Gesundheit)) für Nicht-Muslime, weil niemand da ist der ihnen dieser Heiligkeit gibt. Nun haben wir eine Scharia und das Kalifat, und diese bieten den Nicht-Muslimen an, entweder zum Islam überzutreten oder als Dhimmis((Zitat von http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Dhimmi.html: Wer kann Dhimmi sein? Dhimmi können eigentlich nur Juden und Christen sein da nur sie als Monotheisten zur so genannten Ahl al-Kitab “Familie des Buches” gehören. Sie werden nicht wie ein Polytheist ein so genannter Kafir vor die Wahl gestellt zum Islam überzutreten oder getötet zu werden (Unser Wort “Kaffer” das zum Beispiel in ” Kaffernbüffel ” geläufig ist kommt übrigens von Kafir ). Außerdem muss ein Dhimmi alle Regeln die sich nicht nur auf Muslime beziehen befolgen. So ist die christliche Mission nach der Schari’a unter Todesstrafe verboten. Im Klartext würde diese bedeuten, dass die meisten heutigen Europäer, weil sie weder Christen noch Juden sind, in einem islamistischen Gottesstaat nur die Wahl hätten, sich zum Islam zu bekennen oder getötet zu werden. Den dann im öffentlichen Raum ausschließlich geltenden geltenden Gesetz der Scharia, müßten sich zudem alle unterwerfen.)) zu leben und den Gesetzen des Landes zu unterwerfen. Aber für die anderen Menschen wissen Sie, wenn die Scharia in das Gebiet kommt oder wenn die Muslime in das Gebiet kommen und sie finden Menschen die zum Beispiel Zivilisten sind, die für das amerikanische Establishment gestimmt haben oder die Teil von ihm sind, oder die Journalisten sind, die das Bild der Muslime beflecken – die allgemeine Regel für diese Menschen auf dem Schlachtfeld, auf diesen Schlachtfeldern, auf diesen Gebieten, ist dass es keine Heiligkeit gibt. Daher wurde dieses Individuum als Geisel genommen. Nun offensichtlich haben die Muslime eine Wahl, sie können ihn weiterleiten, sie können ihn gegen Muslime einlösen, und in der Tat haben sie angeboten ihn gegen Schwester Aafia Sddiqui auszutauschen, sie haben angeboten ihn gegen Geld einzulösen, aber die amerikanische Regierung wollte, wenn Sie so wollen, offensichtlich nichts mit ihren eigenen Zivilisten zu tun haben. Wie kommt es dass die Italiener und die Franzosen und andere in der Tat ihre Geißeln gegen Muslime getauscht haben? Und trotzdem wünschen die Amerikaner das nicht zu tun. Daher …

OB: Herr Choudary, es tut mir leid Sie zu unterbrechen, aber wir sprechen nicht über die Aktion der amerikanischen Regierung. Ich habe Sie spezifisch über die Aktion der Muslime hier gefragt. Und ich bin offensichtlich kein Experte des Islams, aber eine Sache die ich verstehe ist, dass der Islam anders als das Christentum, Heiligenverehrung zurückweist – damit meine ich Dingen und Personen eine symbolische, göttliche Bedeutung zu geben. Und wenn eine Person speziell wegen ihrer Staatsbürgerschaft getötet wird, was ist das dann?Ich denke es sieht sehr aus wie ein Akt der Götzenverehrung, die Person wird zu einem Symbol der Vereinigten Staaten gemacht.

AC: Nun, sehen Sie, Sie wünschen in Begriffen von Individuen zu sprechen, und wenn ich in Begriffen von Individuen spreche die von den Russen in Tschechnien getötet wurden, oder von Individuen die von den Amerikanern in Guantanamo Bay, in Bagram, im Irak und Afghanistan usw. getötet wurden. Offensichtlich kennen wir ihre Namen nicht, weil wir an den Individuen der Muslime nicht wirklich interessiert sind.

OB: Ich stimme mit Ihnen darin überein, aber ich frage Sie –

AC: – Nun, warten sie eine Sekunde, lassen Sie mich gerade meinen Satz beenden. Wir sprechen also in allgemeinen Begriffen, und ich antworte Ihnen in allgemeinen Begriffen, weil ich die Details von Herrn James Foley nicht kenne. Dieses ist was sie sagen, offensichtlich haben die Muslime eine andere Sichtweise. Es könnte sein, dass sie ihn als jemanden sehen, der Propaganda gegen die Muslime macht, sie könnten ihn vielleicht als Spion unter den Muslimen sehen. Also ich kenne die genauen Details nicht. Aber was ich Ihnen definitiv sagen kann, ist dass Journalisten aus dem Westen, im Allgemeinen die Zivilisten aus Gegenden wie Amerika, zum gegenwärtigen Zeitpunkt sich in einer Position befinden, in der es für sie in dem muslimischen Ländern keine Heiligkeit gibt. Es gibt niemanden der ihnen dieser Heiligkeit gibt. Wir erheben uns gegen unsere eigenen Regierungen, und sie werden als Feinde der Usama Muslime gesehen. Und sie müssen nur sehen wie zum Beispiel in der die Berichterstattung über Gaza, das Abschlachten von 2000 Menschen von diesen westlichen Journalisten als Selbstverteidigung von Ihnen oder den Juden angesehen wird. Also wissen Sie, ich meine die Propaganda ist da. Und offen gesagt braucht niemand mehr die CNN oder sogar RT oder Fox News oder die BBC. Jeder hat ein Mobiltelefon, jeder ist an soziale Medien angeschlossen. So können Sie Nachrichten aus 1. Hand bekommen. Ich brauche Sie nicht damit Sie mir über James Foley berichten. Ich kann meine Freunde in der Gegend anrufen, und Sie werden mir sagen wie die Situation ist. Ich denke da sie sollten vorsichtig sein. Die Menschen beziehen sich nicht mehr wirklich auf Sie um die Fakten in Erfahrung zu bringen.

OB: Nun ich beanspruche nicht die ultimative Autorität hierzu sein und ich denke wir, beide von uns, sollten die Menschen respektieren, die diese Sendung eingeschaltet haben. Ich meine, aus einigen Gründen, haben sie sich entschlossen diese Zeit zu verbringen und sie hören Ihnen geradezu, also lassen Sie uns Ihnen gegenüber nicht respektlos sein. Das ist das Mindeste was wir ihnen geben können. Aber, wissen Sie, mein Punkt war anders. Ich verteidige nicht die Aktionen der amerikanischen Regierung. Ich verteidige nicht die Aktion der russischen Regierung. Ich verteidige nicht einmal dem Beruf des Journalisten hier. Ich frage Sie in Ihrer Rolle als Rechtsgelehrten des Islam, ob sie wirklich ein Individuum für die Aktionen seines Staates verantwortlich machen können? Können Sie aus ihm ein Symbol für die Sünden machen, die sein Land begangen hat?

AC: Faktisch, wissen Sie, wenn Sie in die Zeit des Propheten Mohammeds zurücksehen, sallalahu alayhi wasallam [Friede sei mit ihm], wissen Sie, der Prophet hat selbst Geiseln genommen von einem Stamm der mit einem anderen Stamm verbündet war, der Muslime als Geiseln genommen hatte. Und er sagte das er sie behalten wird bis die Muslime, seine eigenen Kameraden, freigelassen sind. Also wissen Sie, es gibt gewisse Beispiele in der Geschichte des Islam, von der Zeit des Propheten, sallalahu alayhi wasallam [Friede sei mit ihm] und später, die zeigen, dass es für Geiseln je nach Szenarium unterschiedliche Situationen gibt. Auf diese Weise gehe ich nicht an die Realität heran. Aber was ich Ihnen definitiv sagen kann ist, dass es in der gegenwärtigen Zeit im muslimischen Ländern keine Heiligkeit für Nicht-Muslime gibt, die Bürger von jenen Regimen sind, die gegen die Muslime kämpfen. Daher ist mein Rat an Sie, und es ist ein guter Rat, Ihre eigenen Zivilisten, Ihre eigenen Journalisten und ihre eigenen Armeen vollständig aus den muslimischen Ländern zurückzuziehen. Weil sie eine Quelle der Instabilität in diesen Ländern sind und ein Grund für Unsicherheit, nicht nur dort, sondern auch zurück [bei ihnen] zuhause. Und wissen Sie, wenn Sie über mangelnden Respekt für die Menschen die dieses Programm sehen sprechen – die Leute die dieses Programm sehen sollten wissen, dass es eine andere Perspektive gibt. Es gibt er die Perspektive der Menschen in Tschetschenien, es gibt die Perspektive der Menschen die zum Beispiel in der Ukraine leiden. Welche Art Berichterstattung gab es in Russland über diese Menschen dort? Sie können sehen dass da Propaganda ist. Daher –

OB: Nun, Herr Choudary, wenn sie sich damit abgegeben hätten RT zu sehen, würden sie herausgefunden haben, dass eine Menge Medienzeit, eine Menge Sendezeit, für beide, die Perspektiven der Ukrainer und die Perspektiven der Tschechenen aufgewendet wurden. Aber da sie über Propaganda sprechen, Herr Foley, war soweit ich weiß – und ich habe selbst umfassend über den Syrien-Konflikt berichtet – Herr Foley hat von diesen Konflikt auf der Seite der Rebellen berichtet. Also, wenn überhaupt etwas, dann hat das Material das er produziert hat in die Hände von manchen Rebellengruppen dort gespielt, und vielleicht hat es dem „Islamischen Staat“ geholfen so stark zu werden wir er nun ist. Also, wenn Sie auf dies aus einer anderen Richtung sehen, dann könnte man tatsächlich behaupten, dass seine Arbeit in Wirklichkeit – wenn sie nicht für die ISIS war, doch für den Aufstieg der ISIS in mancher Beziehung vorteilhaft war?

AC: Wissen Sie, Ihre Besessenheit von dem Fall James Foley und das Andauern Ihrer Fragen an mich über dieses Individuum und seine Heiligkeit, zeigen mir, dass ihr Kanal an den Muslimen nicht wirklich interessiert ist. Wissen Sie, die Amerikaner haben Bombenteppiche in Afghanistan und Irak gelegt. Den Schock und die Ehrfurcht (shock an awe) die sie im Fall James Foley zu haben scheinen, war faktisch amerikanische Politik, erinnern Sie, 2003, als sie 100-tausende Menschen töteten. Wie viele Muslime wurden gefoltert , in Guantanamo Bay, in Abu Ghraib, in Bagram? Und trotzdem kennen Sie ihre Namen nicht. Sie fragen mich nicht über jeden einzelnen dieser Individuen, was sie getan haben. Die Leute sind unschuldig, wissen Sie, junge Kinder wurden in Guantanamo Bay gefangen gehalten und wurden dort alt – wir kennen ihre Namen weil wir nicht wirklich an den Muslimen interessiert sind.

OB: Aber –

AC: – Warten Sie eine Sekunde. Muslimisches Blut kann wie Wasser fließen, weil es kein echtes Blut ist. Nur das Blut der Russen der Amerikaner –

OB: (dazwischensprechend) Das ist nicht wahr. Nun, dass ist nicht wahr, um ehrlich zu sein.

AC:… Und diese Leute die sich nun gegen die Muslime verschwören, dass ist echtes Blut. Wir sind nicht die Leute die Tschetschenien besetzt haben. Wesentlich die Leute die Kaschmir besetzen. Wir sind nicht die Leute die Burma besetzen und andere Plätze, ich denke das ist Ihre Politik. Oder wissen Sie, wenn Menschen sich gegen Regime erheben, und sie sehen Menschen die die Propaganda dieser Regime sind, sollten sie davon nicht überrascht sein. Leute töten sich gegenseitig im Krieg. Sie lieben sich nicht. Dies ist die Realität des Krieges und das ist es was in Syrien passiert. Also James Foley und andere Journalisten sollten das Gebiet verlassen haben.

OB:Herr Choudary, kann ich gerade – also das Video das wir gerade gezeigt haben zeigte einen muslimischen Mann – der vielleicht sehr berechtigte Beschwerden hatte – aber es zeigt muslimische Männer als herzlose Aggressoren, und es zeigt einen amerikanischen Journalisten als ein Opfer. Und meine Frage an Sie ist, ob Sie denken, dass diese Art Video nicht vielleicht in die Hände der Amerikaner spielen könnte? Weil es ihn eine perfekt Vorlage gibt um das zu rechtfertigen was sie die ganze Zeit getan haben. Die amerikanischen Militärbefehlshaber sind bereits dabei Pläne für zusätzliche Angriffe in dem Gebiet zu entwerfen. Also das erscheint mir wie etwas das wiederum das Leben von unschuldigen muslimischen Frauen und Kindern beeinträchtigt. Sind sie darüber nicht besorgt?

AC: Wissen, Sie wir leben mit der sehr befremdlichen Vorstellung, dass Muslime nie das Ziel von Angriffen sind. Die Amerikaner unterstützen bereits den Piratenstaat Israel der Tausende Menschen ab schlachtete. Sie bombten einseitig Afghanistan und Irak, die brauchten keine Erlaubnis von irgendwem. Sie töteten 100-tausende Menschen. Sie folterten Menschen. Sie änderten ihre eigenen Gesetze und Prinzipien und Werte um Leute in Guantanamo Bay festhalten zu können, um sie in Bagram rituell missbrauchen zu können. Wissen Sie, die Tötung von James Foley verändert nicht die ruchlose, sehr barbarische, kriminelle Natur der amerikanischen Regierung und der Geschichte der Gräueltaten gegen Muslime. Wissen Sie, wenn irgendetwas, dann wird dies zeigen dass jede Ursache eine Wirkung hat. Die amerikanische Politik der letzten 10 Jahre hat für die gesamte Region einen sehr brutalen Effekt gehabt. Sie können sehen was mit den Taliban passiert ist, was mit dem „Islamischen Staat“ passiert und was mit den Amerikanern und ihren eigenen Verbündeten in dem Gebiet passiert, es ist das direkte Resultat ihrer eigenen Politik, während der letzten 10 Jahre. Ich denke nun, dass sie Dinge wie James Foley haben und sie haben Dinge wie, wissen Sie, dass das mit den Aziris und allem anderen – dies zeigt Ihnen das ein richtiger Konflikt stattfindet. Jetzt haben es die Amerikaner nicht mehr nur mit Guerillakrieg zu tun. Sie haben es mit einem Staat zu tun, die haben es mit einer staatlichen Armee zu tun. Und wissen Sie das ist es warum nun plötzlich die Amerikaner Freunde von Bashar al-Assad sind, und warum sie die Freunde der Iraner sind und alle können sich zusammen treffen. Aber am Ende des Tages, wenn Sie auf alle diese Regime sehen, China besetzt und foltert Leute in Xinjiang. Die Russen machen es in Tschetschenien. Die Burmesen machen es mit den Muslimen in Burma. Die Inder machen es in Kaschmir. Wir sind die einzigen die uns selbst verteidigen wir erheben uns. Wir wissen wenn Völker sich erheben dann gibt es selbstverständlich Verluste. Was ich Ihnen sagen möchte ist, dass Sie das gesamte Bild sehen sollten.

OB: (dazwischenprechend) Nun Herr Choudary, ich muss Sie hier für die Pause unterbrechen, weil wir jetzt eine Pause machen müssen. Aber Herr Choudary, da sie ein solcher Experte in Bezug auf Tschetschenien zu sein scheinen, bin ich neugierig wann sie das letzte mal dort waren? Und zwar deshalb, weil Tschetschenien jetzt eine der am besten entwickelten Regionen Russlands ist. Niemand unterdrückt die Tschechenen heute. Ich denke sie haben Lebensstandards die besser sind als die der meisten Russen. Aber wir müssen hier für die Pause unterbrechen. Wir werden zu dieser der hitzigen Diskussion in wenigen Augenblicken zurück kommen.

2. Teil, nach der Pause

OB: Willkommen zurück in „Worlds Appart“ wo wir über die Ursprünge der Gewalt im mittleren Osten mit Iman Anjem Choudary diskutieren. Herr Choudary, kurz vor der Pause hatten wir diese sehr hitzige Diskussion über Gewalt und die Tatsache, dass die westliche Politik gegenüber muslimischen Ländern extrem gewalttätig sind und dass manche Muslime auf diese Gewalt mit Gewalt antworten. Und ich stimme mit Ihnen in dem Punkt über ein, dass der Westen und vielleicht sogar die breitere internationale Gemeinschaft mitverantwortlich ist für das Blutvergießen und das Chaos, das im Nahen Osten stattfindet. Aber nachdem ich das gesagt habe bin ich doch neugierig ob sie sich jemals ungemütlich fühlen, bei dem Filmmaterial, das wir aus Syrien und aus dem Irak sehen können, und das einige der Taktiken zeigt, die der „Isalmische Staat“ anwendet – bereitet es Ihnen jemals einen ungemütliches Gefühl oder bringt es sie vielleicht sogar dazu zu fragen was die da machen? Nicht als ein Muslim, aber als ein menschliches Wesen, zum Beispiel?

AC: Wissen Sie, ich glaube das Hmm, … ja selbstverständlich, ich bin ein muslimisches, menschliches Wesen, aber der Punkt ist selbstverständlich, dass ich als Muslim glaube, Frauen und Kinder sollten nie angegriffen werden und ich glaube nicht, dass sie es durch den „Islamischen Staat“ werden. Ich glaube ebenfalls, dass den Menschen angeboten werden sollte zum Islam überzutreten. Und wenn Menschen zum Islam übertreten, dann werde ihnen in jeder Hinsicht ihre bisherigen Sünden vergeben. Sie sollten unter der Scharia nach dem islamischen Recht leben. Aber ich glaube, dass die Journalisten in der heutigen Zeit sich aus den muslimischen Ländern zurückziehen sollten weil sie als Propaganda der Amerikaner und ihrer Verbündeten wahrgenommen werden. Und daher ist dies mein Appell. Ich denke das durch die Propaganda Instablität verursacht wird. Und wissen Sie, heutzutage haben wir es nicht nur mit der Tatsache der militärischen Besetzung der muslimischen Länder zu tun. Wir haben ebenfalls sehr, sehr verwerfliche Propaganda die der Wegbereiter ist von Vakuumbomben, Daisy Cutter,  und Drohnen, und all den anderen Dingen die wir sehen. Wissen Sie, gewiss machen Menschen Fehler. Der Prophet Mohammed, sallalahu alayhi wasallam [Friede sei mit ihm] sagt, jeder Sohn Adams macht Fehler. Und die Besten unter ihnen sind jene die nach Vergebung fragen. Ich habe daher keine Zweifel, dass selbst auf dem Schlachtfeld Fehler gemacht werden.

OB: Nun, Herr Choudary, ich denke das Wort Fehler ist vielleicht etwas zu zu weich um einige der Taktiken zu beschreiben, die von dem „Islamischen Staat“ angewendet wurden. Und ich denke es ist kaum überraschend, dass selbst Al Qaida – so wird zumindest berichtet – deren Taktiken, tja, mit Abstand zu heftig fand. Man nimmt an, dass dies der Grund ist warum diese beiden Gruppen gespalten sind. Aber –

AC: Nein, nein, das stimmt nicht, das ist nicht wirklich wahr. Al Qaida, Scheich Ayman Al-Zawahiri, Allah schütze ihn, wissen Sie, sie haben eine juristische Meinungsverschiedenheit, sie verdammen nicht die Muslime in dem „Islamischen Staat“. Sie sagen nur, dass die Kriterien zur gegenwärtigen Zeit für sie –

OB: (dazwischen sprechend) aber ich denke sie unterscheiden sich in der Weise in der sie dieses Propaganda Ding angehen. Aber mein Punkt ist, dass wenn wir sehen wie Al Qaida ihr Werbeprogramm für die Anwerbung genutzt hat, dann haben die sich bei ihrer Botschaft eher auf das Leiden unschuldiger Frauen und Kinder konzentriert. Das ist die Art wie Sie neue Konvertiten rekrutiert haben. Wenn wir das damit vergleichen was ISIS tut, die sind sehr sehr bildlich im Bezug auf die Dokumentation ihrer eigenen Tötungen. Und ich bin neugierig wie sie diesen Wechsel von der Konzentration auf das Leiden unschuldiger Frauen und Kinder zum tatsächlichen Tun des eigenen Tötens und des Tötens von Ungläubigen erklären, was haben Sie?

AC: Nun ich will Ihnen das Folgende sagen. Als allgemeine Regel ist es niemals gerechtfertigt Frauen und Kinder zu töten. Niemand wird das Töten von Frauen und Kindern glorifizieren. Viele der Bilder die Sie von anderen Schlachtfeldern sehen, von den Nusayris [Alawiten] zum Beispiel in Syrien, von Hizbullah im Iran, die Frauen und Kinder getötet haben und die die Muslime beschuldigen, die decken sie mit anderen Kleidern zu und die sagen dass es in Wirklichkeit die Sunnis waren, die es getan haben. Und die haben dies eine lange Zeit gemacht, nebenbei bemerkt, bevor der „Islamische Staat“ für ausgerufen war. Und zweitens, wissen Sie, Al Qaida und der „Islamische Staat“ – keiner der islamischen Glaubenskämpfer in der Welt streitet die die Tatsache ab, dass sie gegen das amerikanische Establishment sind und gegen die Außenpolitik und die Besatzung. Sie stimmen in diesem Punkt alle über ein. Sie haben juristische Meinungsverscheidenheiten, wie etwa was die Kriterien für das Kaliphat sind und ob es die richtige Zeit ist dem „Islamischen Staat“ auszurufen. Aber was ich Ihnen sagen will ist, dass die Bilder die von dem Krieg kommen, vom „Islamischen Staat“ selbst, nicht über Kinder und Frauen sind. Es geht in den Bildern um das friedliche Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen unter dem „Islamischen Staat“, unter der Scharia. Sie haben freie Verpflegung, Kleidung und Unterkunft. Ihr Leben, ihre Ehre, ihr Wohlstand ist geschützt. Sie können Ihre eigenen Kirchen und Synagogen haben ja, ihre Schreine wurden zerstört, weil wir keine Schreine und Idole im öffentlichen Bereich haben. Zu alledem können Sie Bilder von Christen sehen die zurück nach Modul kommen, die Yaziris, viele von diesen bekehren sich zum Islam. Lügen über diese wurden von den Muslimen bloßgestellt –

OB: (dazwischen sprechend) Aber Herr Choudary, wir sehen auch Bilder von Menschen die die hingerichtet werden, Soldaten, syrische Soldaten die massenweise hingerichtet und den Massengräber gelegt werden. Ich meine diese Bilder existieren.

AC: Erinnern Sie sich, wir sprechen über Leute die Kriminelle sind. Die Soldaten des syrischen Regimes gingen horrende Verbrechen. Erinnern Sie sich, die Nusayris [Alewiten] in Syrien sind Menschen die die Sunnis als Tieren ähnlich betrachten, selbst Kinder und Frauen sind Tiere. Sie schlachten sie wie sie es mit einem Hund oder eine Katze machen würden.

OB: Nun, Herr Choudary des ist einfach nicht wahr, ich weiß nicht ob Sie irgendeine Möglichkeit hat mit diesem Soldaten in der syrischen Armee zu sprechen, ich hatte sie. Viele von ihnen sind Wehrpflichtige, sie sind die 18- oder 19-jährige Jungen. Ich meine, was wissen die, die haben nur Befehle erhalten zum Schlachtfeld zu ziehen. Haben Sie kein Erbarmen mit diesen jungen Männern?

AC: Sehen Sie, ich weiß dass sie es nicht mögen die Wahrheit zu hören, wissen Sie. Aber die Realität ist, dass diese Soldaten die im Namen von Bashar al-Assad kämpfen und im Namen des Nusayri Regimes in Syrien, und die Leute die für Nouri al-Maliki kämpfen – erinnern Sie, die Yaziris unterstützten Nouri al-Maliki im Bezug auf die amerikanische Besetzung. Es gibt daher offensichtlich einige unter ihnen, die viele Verbrechen begangen haben. Nun, ich denke, dass diese Leute vor Gericht kommen, und viele von denen, offensichtlich wegen der Verbrechen die sie begangen haben, schwer bestraft werden. Aber es ist nicht der Fall von Leuten, die einfach in ein Dorf gehen und einfach jeden töten, wie die Amerikaner und andere Sie glauben machen wollen.

OB:Aber Herr Choudary, sie wurden zu hunderten getötet ich bin neugierig wie Sie wirklich –

AC: – Also was ich sagen möchte, bitte prüfen Sie durch Befragen der Muslime.

OB: Da Menschen zu hunderten getötet wurden, und wir sahen einige dieser Massenhinrichtungen von syrischen Soldaten, wie können Sie da auch auch nur deren Schuld ermitteln? Ich meine, sie sind im Feld getötet worden, da war keine Zeit für irgendwelcher Gerichtsverfahren?

AC: Okay, lassen Sie mich Sie etwas fragen. Was denken Sie, was die syrischen Soldaten in den letzten paar Jahren gemacht haben? Was denken Sie wie die 200.000 Menschen abgeschlachtet wurden? Denken Sie, sie starben einfach durch natürliche Ursachen, oder denken Sie dass die syrischen Soldaten die Verbrechen begingen?

OB: Nun, ich denke da war, und es ist noch immer, Bürgerkrieg in Syrien und ich denke nicht –

AC: (dazwischen redend) Genau. Sie wissen sehr wohl, dass es die syrischen Soldaten waren, lassen Sie uns nicht annehmen das die syrischen Soldaten herumgesessen haben und Kaffee in den Cafés getrunken haben –

OB: (dazwischen redend) Ich behaupte nicht, Herr Choudary, ich habe eine ganze Menge Zeit in Syrien verbracht und ich bin zu meinem Gesichtspunkt genauso berechtigt wie Sie es sind.

AC: Warten Sie eine Sekunde, sie haben Verbrechen begangen, haben sie nicht? Was passierte genau bei den Nürnberger Prozessen? Wie viele Menschen wurden von den Nazis im Zweiten Weltkrieg hingerichtet? Wir müssen wach werden und realisieren, dass Menschen Verbrechen gegen Muslime begangen haben und sie gehören definitiv vor Gericht. Heute sehen sie nicht einfach auf die Bilder von jemandem der getötet wird. Sie wissen ziemlich genau, wenn jemand von einem Bus überfahren wird und wir seinen Namen nicht kennen –

OB: Aber Herr Choudary, das war genau mein Punkt. Wann wurden sie verurteilt? Sie wurden im Feld hingerichtet – wann wurden sie verurteilt? Wie können Sie ihre Vergehen nachweisen, ihre Schuld, um es genauer zu sagen?

AC: Tragen Sie mit mir eine Sekunde. Wenn Sie sehen, dass ein normaler Mann von einem Bus überfahren wird, und wir nicht wissen wer er ist, dann empfinden wir Bedauern für ihn. Aber wenn es Ariel Sharon war, zum Beispiel, oder wenn es Barack Obama war – dann würden die Muslime das meines Erachtens ganz offen feiern, weil diese Leute Kriminelle sind. Als ich denke es hängt davon ab wer es ist. Nun stimmen Sie mit mir darin über ein, dass [unhörbar] syrische Soldaten, und nach allen Berichten glaube ich, dass die Leute wahrscheinlich verurteilt wurden, und vielleicht sehen sie die schweren Bestrafungen entgegen. Es ist nicht der Fall, dass sie Leute willkürlich herausgegriffen haben. Wissen Sie im Krieg töten sich Menschen gegenseitig, lassen Sie uns das realisieren. Wie viele Tschechenen haben die Russen getötet? Wie viele haben die Chinesen in Xinjiang getötet? Wie kommt es dass Sie immer mit dem Finger auf die Muslime zeigen? Sie interessieren sich nicht für die getöteten Muslime?

OB: Ich zeige nicht mit dem Finger auf die Muslime. Ich denke viele der syrischen Soldaten hielten sich selbst für Muslime. Aber wie auch immer, lassen Sie uns hier ein wenig die Gänge wechseln. Das was mich hier interessiert ist nämlich, wie diese Gewalt beendet werden kann. Und meine Frage an Sie ist, wenn wir Medienberichte sehen, ist es wahr dass viele der IS Kämpfer als barbarisch beschrieben werden, sie wurden in westlichen Medien als sadistische Psychopathen bezeichnet, was haben Sie? Aber ich denke das ist typisch für die westliche Darstellung – wissen Sie, Ihre Gegner zu dämonisieren. Aber meine Frage an Sie ist, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, was auch immer diese sei, für die Vereinigten Staaten und den „Islamischen Staat“ auf die eine oder andere Art zu unterhandeln? Weil, wissen Sie, vor einigen Jahren, wurden solche Unterhandlungen mit den Taliban vollständig ausgeschlossen aber die Vereinigten Staaten haben ihre Einstellung später geändert. Denken Sie das etwas in dieser Art in diesem Fall passieren könnte?

AC: Ich denke, was wir sehen ist die Erfüllung der Prophzeiung des Propheten Mohammed, sallalahu alayhi wasallam [Friede sei mit ihm]. Der Prophet sagte Allah hat mir den Osten des Ostens und den Westen des Westens gezeigt und die Herrschaft meiner Glaubensgemeinschaft war über dem Ganzen. Daher glaube ich, dass eines Tages die Scharia in Russland und in China und Amerika implementiert wird. Es gibt, wenn Sie so wollen, keinen permanenten Vertrag zwischen dem „Islamischen Staat“ und irgendeiner Nation, die nicht-islamisches Recht anwendet. Es kann einen vorübergehenden Waffenstillstand zwischen solchen Völkern geben, die keine Feinde der Muslime sind. Aber ganz eindeutig, wegen der Aggression der Amerikaner und der Briten und anderer, wird es niemals einen Vertrag mit diesen Völkern geben. Ich denke sie werden schließlich unterworfen. Und ich kann Ihnen etwas anderes sagen – über die Geschichte des „Islamischen Staates“, wenn Sie vorher auf sie sehen – in der Tat, der „Islamische Staat“ wurde durch die Hände der Franzosen, und der Briten sowie deren Marionette Mustafa Kemal Attatürk ,1924 zerstört. Und wissen Sie, Lord Curzon, der britische Außenminister zu jener Zeit, sagte, “wir haben die Stärke der Muslime getötet, sie zerstört” nun sehen wir das Wiederkommen des Kaliphats, wir können eine neue Weltordnung sehen. Schließlich, haben wir einen Staat, wo die Muslime die Scharia implementieren, und er expandiert wieder, und inshalla, wird die ganze Welt durch die Scharia regiert. Daher sehe ich nicht, dass die Muslime jemals die Vereinten Nationen, die NATO oder Amerika anerkennen werden.

OB: Dies ist eine der Befürchtungen die viele Menschen in westlichen Ländern haben. Aber soweit ich weiß, und korrigieren Sie mich wenn ich mich irre, ist die Scharia nichts was man einer Person aufzwingen kann. Sie wissen, Scharia ist etwas, das nur von einer Person akzeptiert werden kann wenn er oder sie sich dem Islam unterwirft. Wenn Sie also sagen das diese Menschen, diese Länder erobert werden, misinterpretieren Sie dann nicht die Botschaft Ihres eigenen Propheten?

AC: Nein, nein, das tue ich überhaupt nicht, nein. Sie sagten ich soll sie korrigieren, wenn sie sich irren – sie irren sich. Die aussenpolitische Doktrin des „Islamischen Staates“ ist, dass sie alle Widerstände beseitigen müssen die einer Implementierung der Scharia im Weg stehen. Es gibt keine Person die jemanden dazu zwingt Muslim zu werden. Aber grundsätzlich, soweit das Gesetz und die Ordnung betroffen sind, wir dieses energisch implementiert. Die Scharia, das göttliche Gesetz, wird implementiert und die Korruption und die Unterdrückung und die Ungerechtigkeiten von Menschen gemachter Gesetze, wo immer sie in dieser Welt ist, wird beseitigt. Es gibt eine energische Implementierung der Scharia und Befolgen der Gebote Gottes, soweit der öffentliche Bereich betroffen ist, sozial ökonomisch, juristisch, durch die Politik. Und wenn wir auf die Geschichte des islamischen Staates sehen , auf dem ganzen Weg von China bis in das Herz Europas – wissen Sie, die Juden und Christen waren sehr glücklich, wissen Sie, in Europa führte es in die Renaissance. 800 Jahre Scharia im Herzen Europas. Dies ist also für die westliche Zivilisation nicht fremd. Lassen Sie uns einen guten Blick auf unsere Geschichte werfen und die Schönheit des Islams sehen, als die Menschen im dunklen Zeitalter lebten, war die muslimische Zivilisation an der vordersten Front der materiellen Entwicklung, und dies war so wegen unseres eigenen aqidah, unserem Glauben.

OB: Herr Choudary, ich denke die muslimische Zivilisation hat gewiss ihren berechtigten Platz in einer breiteren menschlichen Zivilisation. Dass ist aber nicht das worüber wir hier sprechen, und niemand versucht tatsächlich den Islam zu verletzen, ungeachtet dessen was sie zu sugestieren versuchen.

AC: Ich gebe nur einen Einblick über das was die Scharia macht, wenn sie auf staatlichem Niveau implementiert wird, wissen Sie, wir haben bereits ein Beispiel durch unsere Geschichte, und wir werden, inshallah, in den kommenden Jahren ein anderes Beispiel sehen.

OB: Nun Mr. Choudary, da uns die Zeit ausgeht, lassen Sie mich Ihnen eine letzte Frage stellen. Sie haben gerade erwähnt, dass der „Islamische Staat“ keine der existierenden internationalen Organisationen oder Institutionen anerkennen wird. Daher ist es kein Wunder dass viele Regierungen so besorgt sind, einschließlich der britischen Regierung, der Regierung ihres eigenen Landes, die nun ein Bündel von Maßnahmen erwägt, einschließlich dem Einzug der Pässe potentieller Dschihadisten. Und der Bürgermeister von London, Boris Johnson, hat sogar vorgeschlagen solche Leute als schuldig zu behandeln bis die Unschuld nachgewiesen ist. Das ist eine sehr sehr interessante Auffassung von Menschenrechten und Gleichheit ist. Aber angesichts dessen was Sie über das Recht des Landes in dem man lebt sagen, und über das akzeptieren müssen der Gesetze des Landes wo sie leben, haben sie [die britische Regierung] nicht auch das Recht das zu tun?

AC: Wissen Sie, die Briten und deren Vebündete, die machen ihre Gesetze im Vorbeigehen. Sie ändern die Grenzen, sie ändern Prinzipien und Werte. Kennen Sie die Qureshi, die Götzenverehrer zur Zeit des Propheten, die hatten die Gewohnheits Götzen mit Verfallsdatum zu machen. Und wenn Sie hungrig wurden hatten sie die Gewohnheit sie auf zu essen und machten sich andere Götzen. Ähnlich, wissen Sie, machen die Briten ihre Gesetze, sie haben gewisse Werte – Unschuld bis zur erwiesenen Schuld, Freiheit des Ausdrucks – und wenn Sie hungrig werden, essen Sie sie auf und machen neue Gesetze. Es überrascht mich also nicht, dass es die Natur Menschen gemachter Gesetze ist, es ist Unterdrückung. Wissen Sie, wenn Freiheit und Demokratie und Liberalismus usw. sind nicht gut genug für die Briten sind, warum sterben ihre eigenen Soldaten für deren Verteidigung in Afghanistan und Irak? Es macht keinen Sinn. Dies ist der Grund warum wir sagen [auf Arabisch], Islam ist überlegen, er wird niemals übertroffen. Wir ändern niemals unsere Werte, wir ändern niemals unsere Prinzipien. Sie bleiben gleich von der Zeit des Propheten, sallalahu alayhi wasallam [Friede sei mit ihm], bis heute. Sie sind diejenigen die immer ihre Gesetze verändern. Und dann datieren Sie sie zurück. Sie machen etwas heute völlig Legales, und dann werden sie zurückdatiert und man wird für etwas verhaftet dass man gestern getan hat.

OB: Nun, Herr Choudary, da wir einem Punkt angekommen sind wo Sie mich in dieselbe Kategorie stecken wie die westlichen Entscheidungsträger, von denen ich, wie die regelmäßige Zuschauer dieses Programms wissen werden, kein Fan bin, denke ich, dass es eine gute Anmerkung ist um dieses Programm damit zu beenden. Ich schätze es dass sie hier waren.

AC: Gerne.

OB: Und an unsere Zuschauer, bitte halten Sie die Konversatiion und am Laufen auf unserem Twitter, YouTube und Facebook Seiten, und ich hoffe sie wieder zu sehen, selber Platz selbe Zeit hier in „World’s Apart“ [Welten auseinanderliegend]

Übersetzt von Christoph Becker,

Kelberg den 10. September 2014




Sun Tzu, schwarze Schwäne und die Weltkriege

Sun Tzu ist ein mehr als 2200 Jahre alter chinesischer Klassiker der Kriegskunst, der uns auch heute immer noch viel zu sagen hat. Persönlich besitze ich seit meiner Studienzeit in Flandern die von Samuel B. Griffith, einem Sinologen, und Brigadegeneral a.D. der US-Maineinfantrie verfasste Übersetzung vom Chinesischen ins Englische.  Der britische Militärhistoriker B.H. Liddell Hart schreibt in seinem Vorwort zu Griffiths Übersetzung ((im Internet kursiert eine pdf-Datei mit Fotokopien der eigentlichen Übersetzung.  Diese enthält aber weder das Vorwort noch die umfassenden sonstigen Ausführungen über die historischen Hintergründe Sun Tuzs und seines Werkes. Griffith weißt in Fußnoten häufig auf verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten hin.  Die Anschaffung des Buches von Griffith ist daher in jedem Fall empfehlenswert, wenn man sich für Sun Tzu interessiert und über ausreichende Englischenkenntnisse verfügt. Ich habe das Werk von Griffith mit einer deutschen und zwei weiteren englischen  Ausgabe von Sun Tzu verglichen.  Das Werk von Samuel Griffith ist, soweit ich das beurteilen kann, aber noch immer die beste Version. Griffith war eben auch General eine Eliteeinheit und sein Buch über Sun Tzu, ist die überarbeitete Version seiner Doktorarbeit, mit der er nach dem Ende seiner militärischen Laufbahn den PhD an der Universität Oxford erworben hat.))

„Der Zivilisation könnte viel von dem Schaden, den sie in den Weltkriegen dieses [des 20.] Jahrhunderts erlitten hat, erspart geblieben sein, wenn Clausewitzs monumentaler Wälzer Vom Kriege, der das militärische Denken in Europa von der Zeit vor dem ersten Weltkrieg geformt hat, mit der Kenntnis von Sun Tzus Darlegung der Kriegskunst gemischt und ausbalanziert worden wäre. …..  Die Klarheit von Sun Tzu’s Denken könnte die Unklarheit von Clausewitzs korrigiert haben…“

Hier die Ausführungen von Sun Tzu zur Vorbereitung und Aufstellung für einen Krieg:

Kapitel IV, Aufstellung ( hier auch Anordnung und Formation)

„Sun Tzu sagte:

  1. In uralten Zeiten haben die geschickten Krieger sich selbst unbesiegbar gemacht und den Moment der Verwundbarkeit des Feindes abgewartet.
  2. Unbesiegbarkeit hängt von einem selber ab; die Verwundbarkeit des Feindes von ihm.
  3. Daraus folgt, dass die im Kriege geschickten sich selbst unbesiegbar machen können, aber sie können den Feind nicht mit Sicherheit dazu bringen, verwundbar zu werden.
  4. Daher wird gesagt, dass man zwar wissen kann, wie man gewinnen kann, aber man kann es notwendigerweise nicht tun.
  5. Unbesiegbarkeit liegt in der Verteidigung; die Möglichkeit zu siegen im Angriff
  6. Man verteidigt sich, wenn die eigene Stärke unzureichend ist, man greift an, wenn die eigene Stärke üppig ist.
  7. Die Experten der Verteidigung verbergen sich selbst wie unter der 9-fachen Erde; die im Angriff geschickten greifen an wie von oberhalb des 9-fachen Himmels. So sind sie fähig sich selbst zu schützen und vollständige Siege zu erringen.
  8. Einen Sieg vorauszusehen, den ein einfacher Mann voraussehen kann, ist nicht der Gipfel der Kunst.
  9. In der Schlacht zu triumphieren und allgemein als „Experte“ gefeiert zu werden ist nicht der Gipfel der Kunst. Ein heruntergefallenes Blatt im Herbst aufzuheben erfordert keine große Kraft; zwischen Mond und Sonne unterscheiden zu können, ist kein Test der Sehschärfe; einen Donnerschlag zu hören ist kein Hinweis auf Feinhörigkeit.((Griffiths Anmerkung dazu: Eine Schlacht nach schweren Kämpfen zu gewinnen oder eine Schlacht durch Zufall zu gewinnen ist kein Hinweis auf gute Fähigkeiten ))
  10. In uralten Zeiten besiegten die geschickten Krieger einen Feind, der leicht zu besiegen war.
  11. Und daher bringen die Siege, die ein Meister des Krieges erringt, ihm weder einen guten Ruf der Weisheit noch Verdienste für Tapferkeit.
  12. Das ist so, weil er Siege ohne Verfehlung erringt. ‘Ohne Verfehlung’ bedeutet, dass was immer er tut, sichert seinen Sieg, er besiegt einen Feind der bereits geschlagen ist.
  13. Aus diesem Grund nimmt der geschicke Kommandeur Positionen ein, in denen er nicht besiegt werden kann und läßt keine Gelegenheit aus, seinen Gegner zu überwältigen.
  14. Daher erringt eine siegreiche Armee ihre Siege, bevor sie in die Schlacht zieht; eine zum Verlieren bestimmte Armee kämpt in der Hoffnung zu gewinnen.
  15. Die in der Kriegführung geschickten kultivieren das Tao und schützen die Gesetze und sind deshalb in der Lage siegreiche Politiken zu formulieren. (Dazu der Kommentator Tu Mu: Das Tao ist der Weg der Humanität und Gerechtigkeit; ‘Gesetze’ sind Regelwerke und Institutionen. Diejenigen, die sich im Kriege selbst übertreffen, kultivieren zuerst ihre Humanität und Gerechtigkeit und sie erhalten ihre Gesetze und Institutionen. Auf diese Weise machen sie ihre Regierungen unbesiegbar.)
  16. Nun sind die Elemente der Kriegskunst erstens das Messen des Raumes, zweitens Schätzung der Mengen, drittens Berechnungen, viertens Vergleich, und fünftens Siegeswahrscheinlichkeiten.
  17. Messungen des Raumes werden aus dem Gelände abgeleitet.
  18. Mengen folgen aus Messungen, Zahlen aus Mengen, Vergleiche aus Zahlen, und Siege aus Vergleichen.
  19. Daher ist eine siegreiche Armee wie ein Zentner, der gegen ein Getreidekorn gewogen wird.
  20. Es liegt an der Aufstellung (auch Anordnung und Formation), dass ein siegreicher General in der Lage ist, seine Leute so zum Kämpfen zu bringen, dass sie wie aufgestautes Wasser wirken welchem plötzlich freier Lauf gelassen wird und welches in einen bodenlosen Abgrund stürzt. (Dazu der Kommentator Chang Yü: Die Natur des Wassers ist die, dass es Höhen vermeidet und in das flache Land eilt. Wenn ein Damm gebrochen ist stürzt das Wasser mit unwiderstehlicher Gewalt herab. Die Form  einer Armee  ähnelt Wasser. Nutze die Unvorbereitetheit des Gegners; greife ihn dort an, wo er es nicht erwartet; vermeide seine Stärken und treffe seine Leere, und wie Wasser kann dir niemand Widersand leisten.

Was kann nun daraus für den 1. Weltkrieg lernen? Deutschland war, wie wir heute wissen, wirklich in einer sehr gefährlichen Lage.  Es hätte aber die Möglichkeit gegeben, in den Jahren vor 1914 die Entwicklung der Technik so zu nutzen, dass man 1914 auf eine Mobilmachung hätte verzichten können, selbst einen gleichzeitigen Angriff Russlands und Frankreichs hätte man zurückschlagen und auch eine Blockade der Handeslverbindungen aussitzen können:

Man hätte statt der teuren Großkampfschiffe, für die für einen sicheren Sieg gegen England ohnehin zu schwachen Marine die Marine hauptsächlich auf kleinere Torpedoboote, Minenleger und später  auch U-Boote beschränken sollen. England hätte sich dann nicht bedroht gefühlt.  Mit dem gesparten Geld hätte man  Maschinengewehre und leichte, schnellfeuernde Kanonen kaufen und in den Grenzregionen Bunker und Schützengräben vorbereiteten können.  Man hätte zudem darüber nachdenken sollen zumindest in einem Breiten Grenzstreifen den Soldaten nach dem Wehrdienst, ähnlich wie noch heute in der Schweiz, ihre Waffen mit nach Hause zu geben, so dass man im Ernstfall in den Grenzregionen in kürzester Zeit nach Bedarf hätte mobil machen können.  Ziel hätte jedenfalls sein müssen ein System zu entwickeln, das eine auf Angreifer abschreckende und bei einem tatsächlichen Angriff eine äusserst wirksame Verteidigung gewesen wäre. Das Wahnsinnige der deutschen Politik 1914 war jedenfalls angesichts des vermeindlich drohenden russischen und französischen Angriffs nur eine Möglichkeit zu sehen, nämlich angreifen zu müssen.

Um eine Handelsblockade aussitzen zu können, hätte Deutschland vor 1914 durch Zölle und Subventionen dafür sorgen können und müssen, dass in Deutschland auch bei einem Totalausfall des internationalen Handels genügend Nahrungsmittel produziert werden, um eine Hungersnot wie die im Winter 1917/18 zu verhindern.

Am zweiten Weltkrieg sind mit Blick auf Sun Tzu zunächst die deutschen Angriffe gegen Polen im Herbst 1939, im Mai 1940 gegen Frankreich, die Niederlande und Belgien und im Sommer 1941 gegen die UdSSR interessant. Vor allem Frankreich und Belgien hatten dabei  ihre Grenzen nach den Erfahrungen des 1. Weltkrieges optimal geschützt.  Die Deutschen haben aber jeweils durch geschickte Ausnutzung der neuen technischen Möglichkeiten und der geographischen Lagen “wie von über dem 9-fachen Himmel angegriffen”.  Die neuen belgischen Grenzbefestigungen wurden in kürzester Zeit überwunden und die französischen Befestigungen wurden durch die Wahl einer nicht für möglich gehaltenen Angriffsrichtung bei gleichzeitiger Vortäuschung eines ganz anderen Angriffs geschickt umgangen.



Die UdSSR Stalins war angesichts ihrer immensen zahlenmäßigen Überlegenheit naiv und arrogant.  Ausserdem war sie offenbar mit der Vorbereitung eines Angriffs auf Deutschland und Europa beschäftigt((siehe hierzu die Bücher: Stalins verhinderter Erstschlag – Hitler erstickt die Weltrevolution des ehemaligen sowjetischen Generalstabsoffiziers Viktor Suworow und Kampfplatz Deutschland: Stalins Kriegspläne gegen den Westen des polnischen Historikers Bogdal Musial)). Ein deutscher Angriff wurde jedenfalls von Stalin für so unmöglich gehalten, dass er es erst glauben konnte, als die Deutschen schon auf sowjetischen Gebiet waren und rasant vorstießen.  Alle großen  Angriffe der Deutschen im Osten und Westen waren bis 1941 Angriffe, die man so wie sie erfolgten für unmöglich oder extrem unwahrscheinlich gehalten hatte.  Man war nicht vorbereitet obwohl die Mittel und auch die Zeit für eine Vorbereitung gereicht hätten. Die sehr realen, das weitere Schicksals Europas prägenden militärischen Angriffe der Deutschen Wehrmacht waren daher schwarze Schwäne im Sinne von Nassim Nicholas Talebs Buch Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlichker Ereignisse. Das Gleiche gilt aber auch für den Brand Moskaus und den anschließenden Untergang von Napoleons Großer Armee, sowie für den Sieg der Germanen über die Römer bei der Schlacht im Teuteburger Wald. Immer wieder entschieden Schwarze Schwäne, also von den Besiegten vorher für unmöglich gehaltene Ereignisse über Sieg und Niederlage, und immer wieder wurden  Sun Tzu und Nassim Nicholas Taleb bestätigt.

Die Vorbereitung einer im Ernstfall wirklich wirksamen Verteidigung kann also misslingen, wenn man technische Entwicklungen und technische Möglichkeiten nicht berücksichtigt und wenn man sich auf scheinbar “unmögliche”  und “unwahrscheinliche” Angriffe, Kriege und Ereignisse nicht vorbereitet.  Denkbare Gefahren heute sind z.B.:

  • Die Kalifat-Bewegung der ISIS erfaßt Saudi Arabien und dann vielleicht die Türkei oder sogar Teile Frankreichs.  Der Fernsehsender Russia Today hat am 18. 8.2014 von einer Umfrage über die Unterstützung der extremen ISIS-Bewegung in Europa berichtet wonach 27% der Franzosen im Alter von 18-24 mit der ISIS sympathisieren. In Deutschland waren es 3% und in England immerhin noch 7%. Wenn nur Saudi Arabien von der ISIS-Bewegung erfaßt wird, würden die Ölspezialisten dort voraussichtlich fliehen und der Ölmarkt könnte zusammenbrechen.  Alleine das könnte uns in größte Schwierigkeiten bringen. Wenn die Türkei Teil des Kalifats der ISIS würde, wäre das derzeit wohl das Ende Europas.  Nicht auszudenken auch, wenn in Frankreich Teile der Streitkräfte oder sogar die Atomstreitkräfte von Sympathisanten der ISIS übernommen werden.
  • Der Zusammenbruch der USA.  Das ist ein sehr wahrscheinliches Szenarium.  Deutschland und Europa könnten sich damit ziemlich plötzlich ohne die militärische Schutzmacht USA sehen.
  • Eine Weltweite Pandemie wie die spanische Grippe. Egal ob sie auf natürlichem Wege entstanden ist oder ob sie aus einem Forschungslabor stammt.  Die Importe von Nahrungsmitten, Öl und Rohstoffen könnten als Folge davon ausfallen.
  • Sonnenstürme und EMP-Angriffe hatte ich schon hier und hier abgehandelt .


Haben wir aus der Geschichte gelernt? Sind wir für den 3. Weltkrieg und andere mögliche Katastrophen des 21. Jahrhunderts und die damit verbundenen schwarzen Schwäne im Sinne von Sun Tzu und Nassim Nicholas Taleb vorbereitet? Ich glaube wir sind überhaupt nicht vorbereitet. Ich glaube aber auch an den gesunden Menschenverstand und damit daran, dass wir etwas tun könnten, etwas tun sollten und dass wir damit sehr viel Elend verhindern und Schäden und Verluste mildern können.  Ich hoffe das meine Webseite www.freizahn.de in diesem Sinne zum Nachdenken anregt und auch zu vernüftigen Vorbereitungen im Sinne von Sun Tzu und Nassim Nichloas Taleb beiträgt.

Kelberg, den 22. August 2014, zuletzt überarbeitet am 24.8.2014

Christoph Becker,

 




Weitere Literatur zum Thema EMP

Als Ergänzung zu meinem Beitrag Eine Sekunde danach, möchte ich hier auf weitere Informationsquellen hinweisen.

Fernsehdokumentationen

Der Fernsehsender N24 hat mehrfach  die deutsch synchronisierte Fernsehdokumentation Die EMP-Bombe: Impuls zum Blackout gezeigt.  Diese Fernsehdokumentation ist derzeit hier zu sehen und herunterladbar. Der Titel des amerikanischen Originals lautet Electronic Armageddon und ist von National Geographic weiterhin als DVD erhältlich. (Nachtrag 29.6.2016: ich habe die Doku nun auch hier eingebettet)

Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout from Mongos-Weisheiten on Vimeo.

NBC hatt 2012 ein Drama mit dem Titel Revolution  gezeigt, in dem das Leben in den USA 15 Jahre nach einem EMP-Angriff gezeigt wird. Der Film ist nicht mehr verfügbar. Es gibt aber verschiedene Artikel darüber hier, und hier. Weitere lassen sich per google finden. Das amerikanische Repräsentantenhaus hat Ende Mai 2014 offenbar unter dem Eindruck dieses Films ein Gesetz verabschiedet, das den Chef der Nachrichtendienste beauftragt, innerhalb von 6 Monaten einen Bericht über die Möglichkeit eines solchen Angriffes anzufertigen.

Sachbücher und Artikel

Berichte der EMP-Kommission

Wenn das amerikanische Bundesparlament (Repräsentantenhaus) mit einem schwierigen Fragenkomplex konfrontiert ist, dann kann es eine Gutachterkommission beauftragen. Die Mitglieder werden so gewählt, dass alle Parteien sie als Kompetent akzeptieren. Die Kommission hat sehr umfassende Mittel-, Möglichkeiten und Rechte, um die Wahrheit über ein Thema herauszufinden. Zum Thema EMP bzw. Verwundbarkeit der Infrastruktur durch einen elektromagentischen Puls wurde in diesem Sinne die EMP-Kommsion ins Leben gerufen.

Auf der Internetseite der EMP-Kommission gibt es einen 62 seitigen Bericht aus dem Jahre 2004 und einen ausführlichen Bericht mit 208 Seiten aus dem Jahre 2008.

Artikel zum Bericht der EMP-Kommission in der Zeitschrift The Space Review

Zum Bericht der EMP-Kommission gab es von Yousaf M. Butt eine kritische Stellungnahme in der Zeitschrift The Space View Teil1, Teil2. Zu dieser Stellungnahme gab es dann wiederum von zwei Mitarbeitern der EMP-Komission eine kritische Antwort. Die Stellungnahmen sind sehr lesenswert. Der Meinung von Yousaf M. Butt, dass die wirtschaftlichen Verflechtungen und die Globalisierung Russland und vor allem auch China von einem Angriff auf die USA ausreichend zuverlässig verhindern würden, kann ich mich nicht anschließen.  Wirtschaftliche Verflechtungen und gegenseitig Abhängigkeiten werden nur dann vor Krieg schützen wenn

  • Die Versorgung mit Lebensmitteln, Energie und Rohstoffen stabil und faktisch unerschöpflich ist oder sich sogar verbessert.

  • Die gegenseitigen Abhängigkeiten für jede Seite ähnlich lebenswichtig sind.

Wenn wichtige Güter wie Rohöl, am Weltmarkt knapp werden oder die Nahrungsversorgung, etwa durch Umweltschäden oder Wassermangel für eine oder mehrere Atommächte instabil werden, dann kann ein Krieg gegen sehr attraktiv und sogar alternativlos werden. Man bedenke, dass jede Tonne der auf dieser  Welt noch vorhandenen fossilen Brennstoffe nur einziges Mal verbraucht werden kann.  Wenn das technische Wissen der westlichen Staaten durch Spionage und Firmenkäufe hinreichend transferiert ist, dann kann es sinnvoll sein, die Schwächen und die Verwundbarkeiten der Westlichen Industriestaaten zu nutzen, um diese als Konkurrenten im Rennen um die verbliedenen Rohstoffreserven dieser Welt auszuschalten. Wenn landwirtschaftliche Flächen durch Umweltschäden, Erosion oder Wassermangel im großen Umfang ausfallen, dann kann es ausserdem attraktiv bis alternativlos sein, neues Land zu erobern – wenn es solches gibt und wenn dieses leicht zu erobern ist.  Einige Monate nach einem EMP-Angriff wäre die Eroberung Deutschlands und Europas und vermutlich auch Nordamerikas heute für einige Großmächte voraussichtlich ähnlich leicht, wie in früheren Jahrhunderten die Landnahme in Amerika, Australien und Neuseeland für die Europäer.  Hier als Beispiel drei Artikel zum Thema Wassermangel und Sicherheit:  eins, zwei,drei.

Der plötzliche Kollaps von allem – wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können


In Der plötzliche Kollaps von allem – wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti, wird auf den Seiten 145–160 ein EMP-Ereignis als eines der denkbaren X-Events (Großereignisse) beschrieben, die einen Zusammenbruch unserer Zivilisation verursachen können. Insgesamt beschreibt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Der plötzliche Kollaps von allem – wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können von John Casti, wird auf den Seiten 145-160 ein EMP-Ereignis als eines der denkbaren X-Events (Großereignisse) beschrieben, die einen Zusammenbruch unserer Zivilisation verursachen  können. Ingesamt beschreibt Casti Beispiele von 11 verschiedenen Großereignissen. Casti versucht als Mathematiker allgemeingültige Antworten dafür zu finden wann, und warum Ereignisse zum Zusammenbruch führen können und was man tun kann, um einen Zusammenbruch zu verhindern oder um von solchen Ereignissen sogar zu profitieren. Das Wesentlichste ist, dass man flexibel reagieren können sollte.  Unsere Gesellschaft ist hochkomplex und zugleich extrem unflexibel, weil zu viel von der Funktionsfähigkeit der Stromversorgung und Elektronik, aber auch von Nahrungsmittelimporten und Energieimporten abhängt. Wenn etwas ausfällt, was unsere Vorfahren vor 200 Jahren noch gar nicht kannten, dann sterben in diesem Land voraussichtlich 8 bis 9 von 10 Menschen,  trotz oder gerade wegen des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts. John Casti würde sagen, wir haben mehr Komplexität angehäuft als wir handhaben können. Ein Zusammenbruch unserer Gesellschaft wird die Komplexität der Gesellschaft so verringern, so das diese wieder handhabbar wird. Wenn wir die Gefahren rechtzeitig erkennen und vernünftig handeln würden, dann könnten wir das Wissen und die Möglichkeiten unserer Zeit nutzen und damit große Schäden und Verluste vermeiden. Im Idealfall könnten wir durch die Vorberteitung und selbst durch das Meistern der Katastrophe profitieren.

A Nation Forsaken. EMP: The Escalating Thread of an American Catastrophe


Anfang 2013 ist in den USA das Buch A Nation Forsaken. EMP: The Escalating Thread of an American Catastrophe [dt.: Eine verlassene Nation. EMP: Die sich zuspitzende Drohung einer amerikanischen Katastrophe] von Michael F. Maloof erschienen. Neben den großen Risiken, wie sie in One Second After und den Berichten der EMP-Kommission abgehandelt werden, bietet dieses Buch vor allem auch Szenarien und Hinweise für den Einsatz konventioneller EMP-Waffen. So wird von einem Fall in den Niederlanden berichtet, wo jemand den Computer einer Bank von der Straße aus erfolgreich mit einer EMP-Waffe beschädigt hat. In einem anderen Fall haben Kriminelle die Alarmanlage eines Juweliers mit Hilfe einer solchen Waffe ausgeschaltet und dann das Geschäft ausgeraubt. Als Beispiele von möglichen Terrorangriffen mit konventionellen EMP-Waffen werden in dem Buch genannt: Abschuss eines Flugzeuges kurz nach dem Start und massive Störung des Berufsverkehrs mit vielen Unfällen, durch Angriffe auf die Elektronik von Autos und auf die Schrittmacher von Patienten an einem Verkehrsknotenpunkt.

Romane

Romane können sehr brauchbare gedankliche Simulationen sein, um die Auswirkung von technischen, militärischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten und Entwicklungen zu untersuchen und auf unterhaltsame Weise für die Leser darzustellen.

Deutschsprachige Romane

Die 2014 erschienen deutsche Übersetzung des 2009 in den USA erschienen Roman One Second After – Die Welt ohne Strom von William F. Forstchen ist eindeutig der am besten recherchierte Roman, der in deutscher Sprache zum Thema EMP verfügbar ist.


align=”right” 2013 ist von Heiko Rose der Roman EMP – Sonne, Chaos, Steinzeit   erschienen. Der Autor ist Sicherheitskraft an Flughäfen. Inspirierend für den Roman war eine  Fernsehdokumentation auf N24.  Hobby des Autors sind offenbar Schießsport und Finanzgeschäfte. Der Roman spielt hauptsächlich in Deutschland. Ich fand den Roman etwas zu sehr auf die Themen Sicherheit und Finanzwesen beschränkt. Meines Erachtens unterschätzt der Autor die tatsächlichen, langfristigen Folgen einer solchen Katastrophe für unsere Gesellschaft.

1986 ist mit dem Titel „Der EMP-Effekt“ ein Thriller von Peter Schmidt erschienen. Das scheint einer der üblichen Agentenkrimis zu sein,

Englischsprachige Romane

SS18: The Satan Legacy


SS18: The Satan Legacy [dt.: Sowjetische Interkontinentalrakete von Typ SS18: Das Erbe Satans] von Patrick Lowrie. Dies ist einer der beiden Romane deren Lektüre Roscoe Bartlett in Reden zum Thema EMP neben ‚One Second After‘ auch jenen empfiehlt, die sonst keine Romane lesen“. Roman ist 2009 in den USA erschienen. Der Autor ist Elektroingenieur und war vor seinem Ingenieurstudium Techniker bei der amerikanischen Marine. Der Roman liest sich gut, wie ein James Bond Krimi. Der UdSSR waren 7 hochmoderne Atomsprengköpfe durch einen Überfall gestohlen worden, die dann später im Iran wieder auftauchten. Diese Sprengköpfe gelangen schließlich in die Gewalt von Al Quaida. Die USA werden von einem Handelsschiff aus mit insgesamt dieser 3 Atomsprengköpfen angegriffen. Die damit verursachten elektromagnetischen Impulse zerstören die Stromversorgung und die Elektronik in den USA, sowie später auch die meisten Satelliten. Der Roman enthält darüber hinaus viele Informationen, Ideen und Überlegungen, die im Zusammenhang mit EMP-Angriffen wichtig sein könnten. Neben dem zu erwartenden, üblichen Chaos in den amerikanischen Städten wird hier über die Probleme innerhalb der amerikanischen Regierung und der Streitkräfte berichtet. Das reicht vom alten, elektroniklosen Notstromaggregat, das die  Stromversrogung des Bunkers unter dem  Weißen Hauses rettet, über die Einsatzplanung der strategischen Atom-U-Boote bis zur  Zusammenarbeit mit den Russen. Die strategischen Atom-U-Boote der USA haben demnach den Befehl, ein ganzes Sortiment von Zielen in verschiedenen Staaten anzugreifen, wenn die Verbindung zur amerikanischen Zentrale über einen längeren Zeitraum abbricht. Im Roman ist am Ende nur noch ein einziges, dazu  beschädigtes Spezialflugzeug vorhanden, das die Funkmeldung an die U-Boote übermitteln kann. Der Countdown zum allgemeinen globalen atomaren Rundumschlag der USA hat auf einem der U-Boote schon begonnen, als in letzter Sekunde das Funksignal der Regierung eintrifft, das den Countdown stoppt. Ein anderer interessanter Aspekt dieses Romans ist, dass China sich von Al Quaida ältere Interkontinental Raketen bewußt klauen lässt und dann aber gleich Fachleute und eine als Zivilisten getarnte militärische Spezialeinheit mitliefert. Die Angriffe auf Europa und Israel werden in diesem Roman im James-Bond-Stil jeweils in allerletzter Sekunde verhindert. Interessant ist die Überlegung, dass es schließlich zu einem Krieg zwischen Israel und den arabischen Ländern kommt, wobei Israel schließlich sein gesamtes Atomwaffenpotential einsetzt und damit den Mittleren Osten radioaktiv derart verseucht, dass er für  lange Zeit unbewohnbar wird.

The Price of Peace


The Price of Peace [dt: Der Preis des Friedens], von Albert Clark. Dieser Roman ist schon etwas älter. Der Autor war Oberstleutnant der US-Luftwaffe (er war zeitweise auch am deutschen Fliegerhorst Büchel stationiert). Der Roman ist der Versuch, das Wissen und die Berufserfahrung eines Offiziers der US-Luftwaffe mit Zukunftsträumen und Albträume über einen 3. Weltkrieg aus der Sicht der späten 80er Jahre mit dem Versuch einer Interpretation von Nostradamus zu kombinieren. Wenn man die üblichen Helden- und Liebesgeschichten wegläßt bleiben folgende interessante Ideen:

  • Ein gegen Europa und die USA gerichtetes Bündnis, dem unter anderem alle arabischen Staaten und China angehören.

  • Ein EMP-Angriff auf die USA durch in Satelliten eingebaute Atomwaffen. Später im Roman wird auch in Europa ein EMP-Angriff durchgeführt.

  • Ausnutzung des Chaos und des Zusammenbruchs der Infrastruktur nach einem EMP-Angriff, durch die Angreifer, indem sie Waffen und Munition an gewaltbereite Bevölkerungsgruppen in den Großstädten verteilen oder verkaufen lassen, um Plünderungen und Gewaltverbrechen zu begünstigen. Vor allem in Staaten, in denen es dank strenger Waffengesetze so gut wie keine legalen, privaten Waffen gibt, kann man auf diese Weise besonders üble Plünderungen, Brandschatzungen, Massaker und andere Verbrechen provozieren, und damit die Bevölkerung reduzieren und auch noch intakte Sicherheitskräfte des angegriffenen Staates binden und weiter schwächen.

  • Einsatz von B- und C-Waffen in Europa. Bei B-Waffen kommen insbesondere tödliche Viren zum Einsatz gegen welche die Angreifer geimpft wurden.

  • Teilweise absichtlich totale Vernichtung der Bevölkerung in von den arabischen Truppen eroberten Gebieten Europas.

In Clarks Roman gewinnen, ganz im Stil des Geistes der 80er Jahre natürlich am Ende die Amerikaner und errichten eine neue Weltordnung. Heute würde sein ein Krieg vermutlich aber ganz anders ausgehen und die Schäden durch die EMP-Angriffe wären vermutlich sehr viel größer und andauernder. Clarks Roman übersieht wesentliche Fakten, wie zum Beispiel den Gegensatz von Schiiten und Sunniten, und er ist wie gesagt veraltet. Aber auch dieser Roman ist eine gedankliche Simulation eines Krieges aus der man wichtiges Lernen kann.

Rohan Nation – Reinventing Amerika after the 2020 Collapse

In Rohan Nation – Reinventing Amerika after the 2020 Collapse [dt.: Rohan Nation – Neuerfindung Amerikas nach dem Zusammenbruch im Jahre 2020] von Drew Miller kommt es ebenfalls zu EMP-Angriffen. Zunächst werden die USA von den Chinesen mit einem umgebauten Passagierflugzeug angegriffen, das von den Philippinen kommend mitten über den USA in großer Höhe zwei Raketen mit Atomsprengköpfen abfeuert, die noch höher aufsteigen und dann die USA durch den EMP-Effekt lahmlegen. Interessant ist hier weiterhin, dass die Chinesen in diesem Roman große Teile der amerikanische Marine mit Atomwaffen ausschalten und dabei auch den EMP-Effekt nutzen. Es kommt daraufhin zum atomaren Schlagabtausch zwischen China und den USA mit Interkontinentalraketen. Die USA greifen nur militärische Ziele an. China antwortet dann aber mit atomaren Angriffen gegen amerikanische Städte, woraufhin die USA den atomaren Schlagabtausch beenden. Das mit China verbündete „Kalifat“ löst einige Pandemien mit tödlichen Viruserkrankungen aus, die die Weltbevölkerung stark reduzieren. Chinesische Truppen landen auch in den USA. Der Autor ist offensichtlich Pferdeliebhaber. Berittene amerikanische Milizen greifen irgendwann im vollen Galopp mit ihren Schnellfeuergewehren chinesische Invasionstruppen an.  Also wieder richtige Kavallerie nach 2020, und das in den USA! Daneben enthält der Roman auch jede Menge Diskussionen darüber, wie die Verfassung und Gesellschaft des zukünftigen, neuen Amerikas nach dem Krieg am Besten aussehen sollte.

Überraschend fand ich in Drew Millers Roman die Argumentation für den Einsatz von taktischen Atomwaffen, deren Vernachlässigung und Abschaffung nachgetrauert wird, weil man damit überlegene gegnerische Truppen leicht reduzieren könnte, wenn man sie noch hätte.

Interessant ist ferner die Feststellung, dass nach den EMP-Angriffen der Krieg wieder wie im Zweiten Weltkrieg mit großen Massen klassischer Infanterie geführt werden müsse, etwas wozu den Streitkräften der USA und natürlich auch Europas dann aber das Personal und die nötige Ausrüstung und meines Erachtens wohl auch der Kampfgeist fehlen würde.

Drew Miller ist Oberst der Reserve der US-Luftwaffe und arbeitet als Wissenschaftler und Autor für eine Expertenkommission des Verteidigungsministeriums. Er hat je einen Studienabschluss der Harvard-Universtiät und der Militärakademie der amerikanischen Luftwaffe. Er war Nachrichtenoffizier und hat als Manager für eine Firma und ein Programm des Verteidigungsministeriums gearbeitet.

Vorträge und Reden

Auf www.youtube.com sowie auf den Internetseiten der Heritage Foundation (www.heritage.org) und des Parlaments der USA (www.c-span.org) kann man viele Reden und Veranstaltungen und Informationen zum Thema EMP finden.

Spätere Blogartikel zum Thema EMP auf www.freizahn.de:

Kelberg, den 19. August 2014

Christoph Becker

Nachträge

29. April 2019

Am 29. April 2019 wurde der Artikel Knockout durch Blackout veröffentlicht ( das-blaettchen.de/2019/04/knockout-durch-blackout-48212.html ), der sich mit dem Problem befasst, dass ein Krieg mit Russland mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem EMP-Angriff ( auch) auf Deutschland auslösen würde. Zu den Folgen wird auf den 2011 erschienen Vierten Gefahrenbericht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe  und auf die Drucksache 17/5672 hingewiesen. Letzteres ist ein 136 Seiten umfassender Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Aus diesem Bericht wird ausführlich zitiert. Der Link auf diesen öffentlich zugänglichen Bericht: dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/056/1705672.pdf . Wenn es zu einem von Menschen ausgelösten EMP-Ereignis in Deutschland kommt, wird die dazu verwendete Atomwaffe meines Erachtens sicher nicht in Russland, sondern eher irgendwo in Asien hergestellt worden sein.

26. September 2019,  Der Roman “Dann gehen die Lichter aus”

Habe diese Woche den schon 2017 erschienen Roman Dann gehen die Lichter aus: EMP Angriff & islamischer Aufstand = Deutschland kaputt von Martell entdeckt und fasziniert gelesen. Der Autor ist Soziologe und somit eher Spezialist für die gesellschaftlichen Veränderungen bei eine Kollaps des Staates zu erwarten sind. Er schildert auf wie ich meine sehr realistisch und eindrucksvoll den völligen Zusammenbruch des multikulturellen Deutschlands mit Hilfe verschiedener zeitlich parallel verlaufender Geschichten. 

 




Nur noch Schmusekatzen

In der Wochenzeitung Junge Freiheit vom 15. August 2014 findet sich auf Seite 18 ein Artikel des Militärhistorikers und Militärtheoretikers Prof. Dr. Martin van Creveld.  Über dem Artikel sind 3 Spielzeugsoldaten aus Plastik abgebildet. Daneben steht

Spielzeugsoldaten:

Soldaten, deren Hauptanliegen darin besteht, nicht getötet zu werden, sind nie in der Lage gewesen zu kämpfen, geschweige denn zu siegen.

Die Artikelüberschrift lautet:

Westliche Armeen

Schmusekatzen

Die fett hervorgehobenen Texte lauten:

Die westlichen Gesellschaften ehren ihre Soldaten nicht, im Gegenteil: Während der Ausbildung und der Kasernierung unterliegen sie zahllosen Vorschriften, die sie daran hindern, das zu tun, was für jeden Zivilisten das Normalste der Welt ist.

und

Eine Wichtige Rolle bei all dem spielen weibliche Soldaten und der Femininismus im allgemeinen. In jeder bekannten menschlichen Gesellschaftsordnung seit Anbeginn der Dinge galt eine Behandlung, die für Männer als angebracht erschien als zu hart für Frauen.

Die abschließenden Sätze des Artikels:

Und nicht zuletzt sind da die feministischen Organisationen, die stets und ständig auf der “Gleichstellung” (im Klartext der Previligierung) der Frauen bestehen, auch wenn dies bedeutet, über die Leichen zahlloser “Schwestern” zu gehen und das Militär ihrer jeweiligen Länder zugrunde zu richten.

Abschließend sind noch zwei Punkte anzumerken: Zum einen haben, wie ihre zahlreichen Siege deutlich machen, die Taliban, ihre Waffenbrüder in anderen Ländern und die Gesellschaften außerhalb der westlichen Welt im allgemeinen gut erkannt, dass es nicht ratsam ist, dem Westen auf seinem selbstzerstörerischen Weg zu folgen. Zum anderen sind Gesellschaften, die ihre Kampfkraft verlieren, indem sie ihr Militär so behandeln wie der Westen, zum Untergang verurteilt. Früher oder später wird jemand mit einem scharfen Schwert daherkommen und ihnen den Kopf abschlagen.

Wer Ohren hat der höre.

Beängstigende Worte, wenn man bedenkt, dass alleine schon  der kleine Rest des osmanischen Reiches, der sich heute Türkei nennt, über mehr als 12 mal soviele schwere Kampfpanzer und über mehr als doppelt soviele Soldaten verfügt wie Deutschland oder Frankreich.  Wenn man alle muslimischen Länder des ehemaligen Osmanischen Reiches zusammenrechnet, kommt man auf eine Streitmacht, die schon rein zahlenmäßig dem Rest Europas extrem überlegen ist. Man stelle sich nun vor, dass das Kalifat der ISIS sich weiter ausbreitet und in wenigen Jahren auch Saudi Arabien und in dann vielleicht sogar die Türkei umfasst, während Wassermangel den Orient weitgehend unbewohnbar macht. Oder man stelle sich vor, dass sich China wegen seiner Umweltprobleme und wegen Wassermangel zu Eroberungskriegen gezwungen sieht und sich deshalb mit islamischen Staaten verbündet und dass Regierungen ausserhalb Europas, Europa als geeigneten, wassereichen, fruchtbaren, kaum noch verteidigten neuen Lebensraum ausmachen, den zu erobern und neu zu besiedeln eine Möglichkeit ist, um Revolutionen im eigenen Land zu verhindern. Das wäre ausserdem attraktiv weil die Weißen in Europa und wohl auch in den USA dann in Zukunft auch als lästige Verbraucher und Konkurrenten bei der Verteilung der verbliebenen, knappen, wirtschaftlich nutzbare Rohstoffe und Ölvorräte dieser Welt ausfallen würden.

Besonders interssant würde so ein konventioneller Angriff auf Europa, wenn vorher schon ein EMP-Angriff wie in One Second After beschrieben, erfolgt ist, und wenn die Angreifer flankierend per organisiertem Verbrechen jede Menge illegale Waffen in den deutschen und europäischen Großstädten an ausgewählte Bevölkerungsgruppen verteilt haben und dann erst ein paar Monate abwarten,  bis Hungersnöte, Gewaltverbrechen und Krankheiten die Europäer dezimiert und maximal geschwächt haben.

Es wird nicht ausreichen, dass man sich darauf verlassen kann, dass Frau Merkel das dann alles als “nicht hilfreich” bezeichnet, “besorgt” ist und dass Frau von der Leyen den Angriff vielleicht als “nicht zeitgemäß” mit Worten und Hinweisen auf die Nato und auf die abschreckende Wirkung unserer Soldatinnen, Gleichstellungsbeauftragten, Frauenquoten und von Kindergärten in den Kasernen, zurückweisen wird, während Frau Roth von den Grünen sich ganz sicher empört zeigen und heulen wird.

Kelberg den 15.8.2014, zuletzt überarbeitet am 24.8.2014

Christoph Becker




Eine Sekunde danach

Buchbesprechung zu dem auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieges in deutscher Sprache erschienenen Roman “One Second After – Die Welt ohne Strom. “One Second After” heißt auf Deutsch “Eine Sekunde danach” oder “Eine Sekunde später”. Der Roman  One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstchen ist ein Fiction Roman. Die Arbeit an dem Buch wurde im Juli  2008 beendet und es erschien 2009 in den USA. Im Juli 2008 erschien  etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Romans der abschließende, sehr umfassende Bericht der EMP-Kommision des amerikanischen Kongresses.  Der Roman wurde von einem Professor für Militärgeschichte geschrieben. Als Berater standen dem Autor sein Hausarzt, ein Apotheker, ein Polizeichef, der mit der  EMP-Problematik und dem Einsatz von Atomwaffen seit vielen Jahren befasste Kapitän zur See Bill Sanders und die beiden seit vielen Jahren mit Sicherheitspolitik befassten und für die Berufung der EMP-Kommission maßgeblichen Abgeordneten des amerikanischen Repräsentantenhauses Newt Gingrich und Roscoe Bartlett zur Seite. Newt Gingrich hat das Vorwort zu dem Roman geschrieben.  Bill Saunders hat das Nachwort geschrieben. Roscoe Bartlet hat bei verschiedenen Reden die Romane One Second After von William Forstchen  und SS-18: The Satan Legacy
von Patrick Lowrie empfohlen. Er, Bartlett, lese zwar im Allgemeinen keine Romane, aber bei  diesen beiden sei das anders.

“One Second After – Die Welt ohne Strom” ist daher nicht einfach ein Roman, sondern faktisch ein in Romanform sehr gelungenes und spannend geschriebenes, inspirierendes, in die Problematik eines EMP-Angriffs oder extremen Sonnenstrum einführendes Lehrbuch für einfache Bürger  und Wähler ebenso wie für Politiker aller Ebenen, für Militärs und auch für Polizeichefs, Feuerwehrchefs, Ärzte und viele andere.

Die unserer westlichen Zivilisation drohende Katastrophe, die der Roman unter Bezug auf eine Vielzahl von Fakten schildert, könnte alleine in Deutschland mehr Tote fordern als beide Weltkriege zusammen an allen Fronten weltweit gefordert haben. Das heißt, es könnten ohne weiteres mehr als 10 mal soviele Bürger der Bundesrepublik umkommen wie durch die Massenmorde der Nazis an den Juden.

Der Roman erzählt das Leben und Sterben in einer kleinen Stadt in den Bergen im amerikanischen Bundesstaat Nord Carolina kurz vor, kurz nach und dann in den Tagen und Monaten nachdem eine Rakete mit drei Atomsprengköpfen von einem unscheinbaren Fachtschiff vor der amerikanischen Küste abgeschossen wurde. Die Sprengköpfe wurden in großer Höhe an drei gut gewählten Stellen der USA gezündet und haben die Stromnetze der USA vollständig und die Elektronik in den USA zum größten Teil zerstört.  Der Roman endet nach einem Jahr, als erstmals ein Militärkonvoi  die kleine Stadt erreicht und die ersten Nahrungsmittel und Medikamente seit dem Angriff bringt. In der kleinen Stadt in den Bergen sind bis dahin “nur” 8 von 10 Menschen an Hunger, Krankheiten und Gewalt gestorben.  Der den Konvoi mit den  Hilfsgütern führende Offizier bringt auch die ersten verlässlichen Nachrichten über die Gesamtlage.  Er sagt es gäbe in den USA wahrscheinlich nur 30 Millionen Überlebende (von  ca. 300 Millionen Einwohnern vor dem Angriff). New York hätte man nach dem Ausbruch einer Seuche vollständig abriegeln müssen und es gäbe dort wahrscheinlich nur noch 25-Tausend Einwohner.  In Florida gäbe es so gut wie keine Überlebenden. In den ländlichen Gebieten des  Mittleren Westens hätten aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung überlebt.  Man habe nie herausgefunden, wer die Angreifer waren. Vermutlich wären es Terroristen gewesen.  Weltweit habe es drei solche Schiffe und entsprechende Angriffe gegeben. Einen  Angriff auf Japan und Südkorea, einer  sei aus dem Seegebiet um Island erfolgt und habe Russland getroffen. Man nehme aber an, es handele sich um eine technische Panne, und der Angriff habe eigentlich Westeuropa treffen sollen. Alle drei Schiffe seien unmittelbar nach dem Angriff explodiert, so daß es keine Spuren gäbe.

60 Tage nach dem Angriff seien an der amerikanischen Pazifikküste chinesische Soldaten gelandet um der hungernden amerikanischen Bevölkerung zu helfen. Die Chinesen hätten nun eine halbe Million Soldaten im Westen der USA stehen und von Abzug sei keine Rede. Mexiko habe weite Teile des Südens der USA besetzt um ein weiteres Vordringen der Chinesen zu verhindern. Die USA seien regelrecht zu Brei geschlagen worden.

Der Roman enthält sehr viele interessante Details und Geschichten aus der kleinen Stadt und auch von historischen Ereignisssen wie der Belagerung von Leningrad wird erzählt. Dem Leser wird dabei auf spannende, unterhaltsamme Weise ein Eindruck von die Tragik, der enormen Vielfalt der Probleme und auch von den menschlichen Abgründen vermittelt,  mit denen man es zu tun bekommt wenn eine moderne westliche Gesellschaft durch ein Großereignis wie einem EMP-Angriff ohne Vorbereitung kollabiert.

Insgesamt ist “One Second After – Die Welt ohne Strom” auch für jene, die normalerweise keine Romane lesen eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

Kelberg, den 6. August 2014

Christoph Becker