Kortikobasale Implantate

Kortikobasale Implantate ermöglichen vergleichsweise kostengünstige, schnelle und ohne Knochenaufbau auskommende Implantatversorgungen.

Ich habe mich nun über 7 Jahre damit befasst und Informationen und praktisch-klinische Erfahrungen gesammelt, von denen ich hier etwas berichten möchte.

Grundprinzip, Vorteile und Probleme

Grundprinzip

Knochen besteht aus einer harten Außenschicht, der Kortikalis (lat. Cortex = “Rinde”) die ein schwammähnliches Innengewebe (Spongiosa) umgibt. Wenn man von einer Seite des Knochens durch die Kortikalis und die Spongiosa bohrt, dann trifft man auf der anderen Seite per Definition wieder auf eine Kortikalis.

Bei klassischen Implantaten bohrt man in der Regeln nur durch die mundseitige Kortikalis und in die darunter liegende, mehr oder weniger feste Spongiosa und schraubt das Implantat dann in das so geschaffene Loch.

Bei den manchmal auch als Bikortikalschrauben bezeichneten kortikobasalen Implantaten bohrt man in der Regel gezielt durch die mundseitige Kortikalis, durch die darunter liegende Spongiosa und dann auch noch durch die auf der Gegenseite in der Tiefe liegende Kortikalis. D.h., es gibt je nach Situation und Position eine ganze Reihe Varianten (https://www.implantfoundation.org/de/if-leitlinien/6-konsensus-betreffend-16-anerkannten-und-klinisch-bewaehrte-methoden ). Das Grundprinzip ist,  dass zur Verankerung der Implantate (auch) die Kortikals von mehr in der Tiefe gelegenen Knochenoberflächen oder auch von seitlich gelegenen Flächen genutzt wird.

Vorteile

Kein Knochenaufbau nötig

Weil diese zusätzlich in der Tiefe und/oder seitwärts genutzten Kortikalisflächen sehr stabil sind und auch auf Dauer stabil bleiben, kann man auf  Knochaufbau verzichten und die Implantate sofort belasten.

Wie extrem sich die Nutzung dieses Prinzips in der Praxis auswirken kann zeigt folgende kleine Geschichte, die ich bei einer meiner klinischen Fortbildungen bei Prof. Dr. Stefan Ihde erlebt habe:

Ein Teilnehmer war ein sehr erfahrener, älterer Kiefer- und Gesichtschirurg, der einen eigenen Patienten mitgebracht hatte. Der Patient hatte im Oberkiefer einen ziemlich extremen Knochenabbau und er konnte und wollte sich den von dem Kiefer- und Gesichtschirurgen vorgeschlagenen Knochenaufbau nicht leisten.

Prof. Dr. Ihde hat sich dann nur ganz kurz das DVT des Patienten angesehen und gemeint, dass brauche er nicht, er brauche nur das normale OPG (Orthopantogramm). Nach kurzem Studium des OPGs und einer kurzen klinischen Untersuchung (visuelle Inspektion und Abtasten des Kieferknochens) hat er seinen Behandlungsvorschlag unterbreitet dann mit der Operation begonnen. Ca. 1 Stunde später hatte der Patienten 11 oder 12 stabile Implantate im Oberkiefer und noch zwei oder drei weitere, ebenfalls vorgeschlagene Implantate im linken Unterkiefer.

Mit klassischen Implantaten wäre dieser Fall unmöglich sofort und dann auch noch mit dieser Geschwindigkeit zu versorgen gewesen.

Minimalinvasiv

Ein positiver Aspekt dieser Implantate ist auch, dass in der Regel direkt durch die Mundschleimhaut gebohrt und geschraubt werden  kann. Die Wunden sind dann entsprechend klein.

Hier ist allerdings zu erwähnen, dass es in machen Fällen aus ästhetischen Gründen sinnvoll sein kann den Kieferkamm vorbeugend zu reduzieren, was dann natürlich schon eine etwas invasivere Behandlung ist.

Die ästhetischen Probleme die eine solche invasivere Behandlung erforderlich machen können, kann man aber auch durch eine entsprechenden Konstruktion des Zahnersatzes verhindern.

Geringes oder kein Periimplantitisrisiko

Ein wichtiges Detail ist, dass bei diesen in einer weiter weg gelegenen Kortikalis verankerten Implantaten nur 2,0 bis 2,5 mm dicke, polierte Schäfte durch die Mundschleimhaut dringen. Dadurch ist das Periimplantitisrisiko (= Parodontose bei Implantaten)  zumindest sehr stark reduziert. Eine sehr informative Internetseite dazu ist  www.peri-implantitis.info/de/ . Dass Periimplantitis bei diesen Implanten ausgeschlossen ist (und dass man daraus folgernd ohne Nachteil auf jede Mundhygiene verzichten kann) glaube ich vorsichtshalber nicht. Sicher ist aber, dass diese Implantate mit Blick auf das Periimplantitisrisiko ein großer Fortschritt sind.

Preiswert, schnell und flexibel

In der Regel (und bei mir ausschließlich) werden einteilige Implantate verwendet, die zudem biegbare Schäfte haben.

Es gibt allerdings auch mehrteilige Varianten mit Schraubadaptern, die wesentlich teurer und aufwendiger sind.

Bei der Versorgung ganzer Kiefer mit üblicherweise ca. 10 Implantaten im Oberkiefer und ca. 8 Implantaten im Unterkiefer kann ich inzwischen meist schon am Tag der Operation abends eine erste, per 3D-Druck gefertigte provisorischen Brücke einsetzten. Am Folgetag kann eine zweite, verbesserte provisorische Brücke eingesetzt werden. Diese verbesserte provisorische Brücke kann mehrere Monate als Langzeitprovisorium getragen werden.

Wenn im Labor alles glatt läuft kann ich auch am 3. Tag einen aus Metall gegossenen Steg mit zwei untereinander austauschbaren Überkonstruktionen liefern. Im Prinzip handelt es sich bei dem Steg um eine fest auf den Implantaten zu zementierende, die Implantate schienende Unterkonstruktion aus Metall. Die beiden untereinander austauschbaren Überkonstruktionen sind faktisch Brücken oder Prothesen, die dann später auch leicht und kostengünstig in anderen Laboren repariert oder überarbeitet werden können. Eine dieser beiden Überkonstruktionen ist dabei so konstruiert, dass sie aus Sicht des Patienten als “feste Brücke” verwendet werden kann. In einem Fall habe ich so eine auf den Steg aufgesetzte “Brücke” jetzt erstmals nach mehr als 2 1/2 Jahren abgenommen und in einem anderen Fall nach gut 6 Monaten. In beiden Fällen hat mich das Abnehmen nur Sekunden gekostet während diese “Brücken” aus Sicht der Patienten  wie fest zementierte Brücken waren.

Die Entfernung einer richtig fest auf die Implantate zementierten Brücke führt dagegen, wenn der u.a. von Dr. Ihde empfohlene Zement verwendet wird, zwangsläufig zur Zerstörung der Brücke. Auch kann es dann je nach Material der Brücke einige Stunden Behandlungszeit kosten, was entsprechend teuer und für die Patienten auch unangenehm sein kann.

Insbesondere dann, wenn Zähne im zeitlichen Zusammenhang mit der Einbringung der Implantate entfernt werden, kommt es zu einer Veränderung des Kieferkamms. Das kann zur Bildung von ästhetisch und funktionell störenden Zwischenräumen zwischen Kieferkamm und Brücke bzw. zwischen Kieferkamm und Steg kommen.  Wenn man zuerst nur eine relativ leicht entfernbare, als Langzeitprovisorium ausgeführte Brücke, z.B. aus Kunststoff, verwendet kann man diese Schrumpfung bei der späteren Anfertigung der eigentlichen Brücke kompensieren.

Bei dem von mir bevorzugten System mit dem Steg und den austauschbaren Überkonstruktionen kann man zumindest an der als täglich zur Reinigung heraus zu nehmenden Variante die Ränder nachträglich verlängern und an den sich verändernden Kieferkamm anpassen. Damit kann man ästhetische Probleme vermeiden und man kann damit vermeiden dass sich störende Speisereste unter die Brücke setzten. Manche Patienten bevorzugen daher diese zweite Variante der Überkonstruktion, obwohl sie die herausnehmbare Brücke dann einmal pro Tag zu Durchführung der Mundhygiene herausnehmen müssen.

Nachteile

Die Verankerung in einer weiter entfernt liegenden Kortikalis ist von der Statik her ungünstiger und damit auch weniger belastbar als gesunde Zähne. Bezeichnender Weise behandelt das zweite der drei von Prof. Dr. Stefan Ihde zu diesen Implantaten verfassten Lehrbücher  das Thema Statik, sowie Anordnung und Optimierung der Kauflächen.  Das erste der drei Lehrbücher behandelt die chirurgischen Aspekte und das dritte die zahntechnischen Aspekte.

Überlastung durch zu hohe oder durch ungünstig einwirkende Kaukräfte kann jedenfalls zur Überlastung der Implantate führen, wobei die Schäden aber reversibel sein können.

Die zahntechnischen Aspekte sind ein anderer Nachteil. Diese Implantate sollten innerhalb von 3 Tagen zumindest für einige Monate fest mit einander verbunden und damit geschient werden.

Die damit verbundenen organisatorischen und zahntechnischen Probleme sind einer der Hauptgründe, warum ich erst jetzt einen Artikel zu diesen Implantaten schreibe: Ich wollte nicht nur erst einmal bei einer übersichtlichen Anzahl Fälle der der Praxis sehen wie sich diese Implantate und der Zahnersatz darauf bewähren., sondern, ich wollte insbesondere auch  erst zahntechnischen Probleme und Herausforderungen in den Griff bekommen. Das in der Zahnarztpraxis übliche Vorgehen, bei dem man größere  zahntechnischen Arbeiten in einem gewerblichen Labor durchführen lässt oder sogar weit weg schickt, funktioniert hier nicht.  Selbst eine Fertigung in einem normalen Praxislabor kann bei diesen Implantaten zum Alptraum werden, wenn ein unverzichtbarer Techniker oder auch nur ein wichtiges Gerät im entscheiden Moment ausfällt.

Ein weiterer Nachteil ist, dass man als Zahnarzt zumindest dann wenn man kein DVT (Gerät zur Anfertigung 3-dimensionaler Röntgenaufnahmen) hat, einen relativ großen Vorrat an Implantaten vorhalten muss. Es kann halt immer vorkommen, dass man während der Operation ein Implantat verwerfen und z.B. ein anderes als das ursprünglich geplante Implantat verwenden muss.

Die chirurgische Technik ist etwas anspruchsvoll und erfordert neben einer guten Kenntnis der lokalen Anatomie und der Technik auch ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

Die Kosten

In Indien

Im Internet und bei einer Fortbildung zu diesen Implantaten in Ghaziabad bei Neu Delhi in Indien, an der ich im März/April 2023 teilgenommen habe,  habe ich eine ganze Reihe sehr beeindruckender Implantologen erlebt. Vor diesem Hintergrund habe ich auch etwas nach deren Angeboten und Preisen gesucht.

Hier einige Preisbeispiele:

Dr. Faizur Rahman

www.drfaiz.net/implant-services/

Feste Zähne in 3 Tagen, Sofortbelastungsprotokoll, Hybridbrücke (ich nehme an abnehmbare Brücke) entweder mit Komposit oder Zirkon, Spezialisiertes Behandlungsprotokol, keine Einheilzeit, vermeidet Knochenaufbau, kein Sinuslift: 7000 Dollar pro Kiefer.

Dr. K. A. Reddy

lbrdentalimplants.com/price-2/

Oberkiefer mit 10 und Unterkiefer mit 8 kortikobasalen Implantaten, Komplettpreise für beide Kiefer zusammen mit Metallkeramikbrücken 8000 US-Dollar bzw. bei Zirkonbrücken 12500 US-Dollar. Der hat dann auch noch eine ganze Reihe normalerweise jeweils zusätzlich zu bezahlnender Extras im Preis inbegriffen.

Dr. C. Murugavel

drmurugavel.in/Cost-of-dental-implants-Chennai-Tamilnadu-India/

Die Preisliste auf Dr. Murugavels Webseite finde ich besonders bemerkenswert:   Eine implantatgetragene, mit Keramik verblendete Brücke aus Metall, zur Versorgung eines ganzen Kiefers mit Krone/Brückengliedern, kostet bei Dr. Murugavel 72000 Rupien, bzw. ca. 815 Euro, bei einer gesamten Behandlungsdauer von 5 bis 6 Tagen.  Eine solche Brücke benötigt man z.B.  bei den Angeboten von Quickdent, Dentaprime und Simpladent, wenn man die in deren Implantatangeboten enthaltenen provisorischen Kunststoffbrücken nach einigen Monaten austauschen möchte.

Quickdent (Ungarn oder/und Schweiz?)

Quickdent glänzt insbesondere mit sehr professionellen deutschsprachigen Videos zur Information und Patientenaufklärung.

In einem dieser Videos werden auch die Kosten erwähnt:

Im Video “Die sofort belastbare Zahnimplantologie Teil 2/3” werden bei 0:50 folgende Preise eingeblendet: Oberkiefer 8500 Euro und Unterkiefer 7500 Euro. Inbegriffen sind aus Kunststoff gefertigte provisorische Brücken, die nach etwa einem halben Jahr ausgetauscht werden müssen. Die zu kalkulierenden  Gesamtkosten pro Kiefer sind also erheblich höher.

NURIDENT in Ungarn

https://nurident.com/de/preise/

Paketpreis: Sofort-belastbare Zahnimplantate (Basal- und Kompressionsimplantate) mit Metall-Keramik-Konstruktion 6000 bis 7500 Euro. Da sind wirklich alle zahnärztlichen und zahntechnischen Leistungen in begriffen. Nurident ist damit wirklich ziemlich preiswert. Bei diesem Angebot ist aber zu bedenken, dass der Kieferkamm sich nach Zahnextraktionen verändert und schrumpft. Wenn man gleich eine Metallkeramikbrücke herstellt und fest einzementiert, dann kann man später Probleme bekommen, weil sich der Raum unter den Brückenglieder vergrößert. Das und die Möglichkeit später noch einfach Korrekturen und Reparaturen durchführen zu können ist der Grund, warum ich die Lösung mit dem Steg und den darauf aufsteckbaren Brücken bevorzuge.

Dentaprime in Bulgarien

www.dentaprime.com

Dentaprime bietet keine kortikobasalen Implantate an, sondern nur “all on four” und “all on six”, sowie Einzelimplantate. Trotzdem fand ich diese Seite, deren Werbung mir immer wieder auf meinem Smartphone eingeblendet wurde, interessant.

Auf der Webseite heißt es, die hätten die niedrigsten Preise weltweit, was aber eindeutig falsch ist, wie schon der Preis von Nurident in Ungarn zeigt.  Hier einige Preisbeispiele von Dentaprime:

Oberkiefer 6500 Euro  und Unterkiefer 5000 Euro. Jeweils mit provisorische Kunstoffbrücke auf 6 bzw. auf 4 Implantaten.

Deren Preise für Einzelimplantate:  Wenn man dort einen teilbezahnten Kiefer mit 10  Einzelimplantaten und Kronen versorgen lassen würde, dann würde das 6500 Euro für die Implantate und 4000 Euro für die Kronen kosten. Zusammen also 10500 Euro.

Was wären in Deutschland akzeptable Preise?

Bisher habe ich 4500 bis 7000 Euro für die Versorgung eines zahnlosen Kiefers mit 8 bis 11 Implantaten berechnet. Bei kleineren Arbeiten mit 3 Implantaten und drei Kronen bin ich bisher auf Gesamtkosten von ca. 1500 bis knapp 2000 Euro gekommen.

Den größten Zeitaufwand haben bisher eigentlich die Kostenvoranschläge und das Schreiben der Rechnung erfordert.    Immerhin habe ich als Folge der viel gepriesenen “Digitalisierung” und den daraus resultierenden Rückzügen von Programmierern seit meiner meinen ersten größeren Arbeiten mit kortikobsalen Implantaten im Jahre 2018 nun das dritte Praxisverwaltungsprogramm, wobei das Neuste Programm auch noch das komplizierteste und am meisten nervende ist.

Mit der Kalkulationssoftware Synadoc komme ich auf Kostenvoranschläge von 16 bis 18 Tsd. Euro pro Kiefer, was ich für völlig überzogen halte. Allerdings gehen diese Kalkulationen von klassischen, mehrteiligen Implantaten aus und die sind wirklich sehr viel aufwendiger als eine Versorgung mit diesen einteiligen und dazu oft auch noch biegbaren kortikobasalen Implanaten.

Der Zeitaufwand für die Chirurgie beträgt bei diese kortikobasalen Implantaten pro Kiefer bei sehr geübten Implantologen zum Teil angeblich weniger als eine halbe Behandlungsstunde. Eine bis drei Stunden erscheint mir realistisch, wenn man auch die Zeit für die Abdrücke, Bissnahme usw. dazu rechnet.  Für die vorbereiteten Laborarbeiten und für das Anfertigen einer per CAD entworfenen und im 3D-Druck gefertigten Brücke benötigt man  einige Stunden.  Die Kosten für 8 bis 10 Implantate belaufen sich bei fast allen Herstellern auf unter 1000 Euro.

Bei den Kosten ist allerdings auch zu bedenken, dass es auch bei diesen Implantatversorgungen unweigerlich zu Fehlschlägen bzw. zu Kulanzschäden kommt. Bei meiner Fortbildung in Ghaziabad in Indien hat ein sehr erfahrener Implantologe einen Vortrag über mögliche Fehlerquellen und Schadensfälle gehalten. Er sagte er habe über 200 dokumentierte eigene Fälle bei denen es mit diesen Implantaten zu Problemen gekommen sei, ABER, er habe eben auch weit über 2000 Fälle wo alles gut gegangen sei.

Ein anderer Kostenfaktor bei Implantaten ist, wie überall in der Medizin,  der sehr erhebliche zeitliche und finanzielle Aufwand für die Aus- und Fortbildungen.

Bei einem Fall mit 8 Implantaten habe ich jetzt gerade eine Rechnung  für Implantate und Langzeitprovisorium gestellt. Dass ich einschließlich Steg und Überwürfen Gesamtkosten von 6500 Euro zugesagt hatte, und den Steg und die Überwürfe nun aber erst nach der Einheilphase in einige Monaten liefern und berechnen kann, komme ich nun auf 4000 Euro.

Einen Vorteil den ich habe ist, dass ich mich viele Jahre mit der Zahntechnik beschäftigt habe und dass ich vielleicht auch dank meines Ingenieurstudiums Wege und Möglichkeiten zur Optimierung gefunden habe, die ich sonst vielleicht nicht gefunden hätte.

Das Scannen mit dem Laborscanner und/oder dem Intraoralscanner, das Design am Computer (mit Exocad zum Teil ergänzt mit Meshmixer und Blender), den 3D-Druck (ich habe insgesamt neun 3D-Drucker von denen ich vier noch im Einsatz habe) und, um in Übung zu bleiben, auch das Gießen des Metalls mache ich selber. Wenn ich diesen zahntechnischen Hintergrund und die sich damit ergebenden Möglichkeiten nicht hätte, dann hätte sich das Thema kortikobasale Implantate für mich schon nach der ersten oder zweiten Fortbildung erledigt.

Wenn man die notwendigen zahntechnischen Arbeiten als Zahnarzt nicht selbst im Praxislabor durchführen kann, dann braucht man schon ein Praxislabor mit einem sehr guten Zahntechniker, oder besser mit einem Zahntechnikermeister (ich hatte wegen dieser Implantate zeitweise einen sehr erfahrenen Zahntechnikermeister in meinem Praxislabor, von dem ich natürlich auch viel gelernt habe),  oder man braucht ein sehr engagiertes und flexibles gewerbliches Labor in unmittelbarer Nähe der Praxis. Bei den Fortbildungen bei Prof. Dr. Stefan Ihde und auch bei der Fortbildung in Ghaziabad bei Neu Dehli in Indien haben die Zahntechniker auch spät abends und über Nacht gearbeitet.  Das verursacht natürlich zusätzliche Kosten, sofern man überhaupt Personal findet, das zu solchen Einsätzen bereit ist.

Mit über Nacht laufenden 3D-Druckern oder/und Fräsmaschinen kann man sich aber auch helfen. Je nach dem, was man  für Maschinen einsetzt, können diese aber auch ziemlich teuer sein und sie können gerade dann kaputt gehen wenn man sie besonders dringend benötigt.

Bei 3D-Druckern kann man aber mit einigen sehr preiswerten Modellen sehr zuverlässig gute Ergebnissen erzielen, wenn man die Drucker mit einer geregelten Heizung nachrüstet und wenn man sich ergänzend dazu dann auch noch passende Wärmeschutzhauben baut. Selbstverständlich muß man die Drucker dann auch noch für jeden Kunststoffe kalibrieren. Ein anderes Thema ist die Gleichmäßigkeit der Belichtung, die bei meinen ersten Druckern noch sehr ungleichmäßig war,  obwohl die sogar viel teuer waren als meine neueren Drucker.

Das sind alles auch Faktoren, die bestimmen was aus Sicht des Zahnarztes und Zahntechnikers ein akzeptabler Preis ist. Die Antwort kann also sehr unterschiedlich ausfallen.

Dazu kommt nun aber noch die zunehmende Deindustrialisierung und Verarmung Deutschlands. Siehe dazu auch meinen Artikel Die Deindustrialisierung Deutschlands hat begonnen. Das nächste Problem, das ich wirklich fürchte, sind die als Folge der “Energiewende” in Zukunft zu erwartenden Unterbrechungen der Stromversorgung. Das würde den Aufwand und damit auch die Kosten der hier benötigten zahntechnischen Arbeiten massiv steigern. Auch größere oralchirurgische Arbeiten könnten damit entweder wesentlich teurer oder sogar unmöglich werden. Wenn die Stromversorgung instabil wird, wird aber auch die Zahl der Patienten, die sich noch aufwendigen Zahnersatz leisten können extrem schrumpfen, weil die Wirtschaftsleistung einer Gesellschaft sehr stark von der Stabilität der Stromversorgung abhängt.

Aus meiner Sicht sind die Kosten einer Versorgung mit kortikobasalen Implantaten jedenfalls kein zwingender Grund für eine Behandlung im Ausland.

Die Zuzahlung der Krankenkassen zu Implantatversorgungen bei zahnlosen Kiefern beträgt je nach Bonus nur ca. 550 bis 780 Euro. Der damit verbundene bürokratischen Aufwand ist allerdings zum Teil erheblich.

Informationsquellen im Internet

Hersteller von kortikobasalen Implantaten

Dr. Ihde-Dental

Links:

  • ihde-dental.de ( Die deutsche Firma in Eching bei München)
  • www.implant.com/de/ ( die Firma in Gommiswald in der Schweiz)
  • www.simpladent.in/ Simplandent India ist wegen der Fortbildungsangebote und vor allem auch wegen der Informationen und Publikationen, die man auf deren Webseite findet, interessant.
  • www.implantfoundation.org/  Die Implantfoundation gehört wohl faktisch zur Firma Ihde-Dental. Man findet dort jede Menge Lektüre zu diesen Implantaten.
  • www.peri-implantitis.info/ Diese Seite gehört zur Implantfoundation. Ein sehr interessanter Aspekt der kortikobasalen Implantate ist, dass das bei konventionellen Implantaten oft sehr ärgerliche Problem der Periimplantis (im Prinzip Parodontose  an Implantaten) durch die dünnen Schäfte und die durch die polierten Oberflächen sehr weitgehend oder sogar vollständig vermieden wird.

Der Chef von Dr. Ihde-Dental ist eben jener Dr. Stephan Ihde, der diese Implantate haupsächlich entwickelt hat.) Dr. Ihde-Dental in Eching bei München ist, soweit ich weiß, die einzige Firma in Deutschland, die ein Lager mit diesen Implantaten unterhält und die die meisten Implantate und Hilfsteile auch kurzfristig ab Lager liefern kann. Offiziell  liefert Dr. Ihde-Dental die kortikobasalen Implantate allerdings nur an entsprechend fortgebildete Zahnärzte. Man soll jedes Jahr zumindest eine Fortbildung absolvieren. Nach Beginn der Coronapandemie hat Dr. Ihde aber bis auf die eine Online-Forbildung für Gutachter keine deutschsprachigen Fortbildung mehr angeboten.

Vielleicht steigert dieser Artikel hier aber das Interesse an diesen Implantaten so, dass es auch wieder deutschsprachige Fortbildungen über kortikobasale Implantate gibt.

Monoimplant

Links:

  • monoimplant.com/  Das ist die Internetseite der Firma in der Schweiz. Dort kann man auch den aber nur auf englisch und russisch erhältlichen Katalog herunterladen.
  • monoimplants.com/  Das ist die Internetseite der indischen Filiale der Firma. Dort werden auch Fortbildungen angeboten.
  • International Foundation for Implant Dentistry.  Das ist der registrierte Namen, der auf Broschüren für Fortbildungen von https://monoimplants.com/ auftaucht. Von dieser Foundation habe ich aber noch keine Internetseite gefunden.  Es geht bei dieser “International Foundation for Implant Dentistry” offenbar darum, ein Gegenstück zur “Implantfoundation” der Firma Ihde-Dental zu schaffen.

Monoimplant ist eine Marke oder Abteilung der Firma Novodent SA, zu der auch www.implantswiss.com gehört.

Trate/ROOTT

Link trate.com

Trate ist ebenfalls eine schweizer Firma.  Die Firma hat ein ziemlich großes Angebot an Implantaten für die Zahnmedizin. Neben Ihde-Dental hat Trate, soweit ich gesehen habe, das größte Angebot an Zubehör.

Die kortikobasalen Implantate sind bei Trate/ROOTT aber nur ein Bereich von vielen. Aber das trifft auch auf einige andere der hier aufgelisteten Firmen zu.

Trate/ROOTT arbeitet mit Dr. Henri Diederich aus Luxemburg zusammen und bietet über die von diesem gegründete Open Dental Comunity Fortbildungen an. Dr. Henri Diederich hat auch einen eigenen Youtube-Kanal (   https://www.youtube.com/@henridiederich3559 ). Ich habe mich damit nicht näher befasst, aber ich meine dennoch, dass die Firma Trate/ROOTT und Dr. Henri Diederich durchaus bei einer Übersicht zum Thema kortikobasale Implantate erwähnt werden sollten.

Bionika

Link: www.bionika.hu/en

Bionika bietet unter anderem auch kortikobasale Implantate und Kompressionsimplantate an.  Wie die Webseite zeigt, ist Bionika auch ein Anbieter von künstlichen Hüftgelenken und Chirurgischem Material für Unfallchirurgen (Traumatologen). Fortbildungen werden nicht angeboten. Die Firma gibt es immerhin seit 1989.

Bei Quickdent (quickdent.ch) werden inzwischen die Implantate von Bionika verwendet, wie ich der Diskussion in www.portal-der-zahnmedizin.de/forum/zahnimplantate/erfahrung-mit-simpladent/1.html entnommen habe.

BasalFix

Link: https://basalfix.com/

Eine kleine Firma in Sofia, Bulgarien, die nur kortikobasale Implantate und Kompressionsimplantate anbietet.

Bonenkar

Link: https://bonenkar.com/

Bonenkar ist eine indische Firma, die neben kortikobasalen Implantaten und Kompressionsimplantaten für die Zahnmedizin auch Implantate für die orthopädische Chirurgie herstellt.

Bonenkar bietet für die zahnärztlichen Implantate auch Fortbildungen an.

GenXT

Link: https://genxtimplants.com/

Eine indische Firma. Neben kortikobasalen Implantaten und Kompressionsimplantaten bietet die Firma auch alle paar Monate 3-tägige Implantatfortbildung an. In Anlehnung and die “International Implantfoundatin”, abgekürzt IF von Ihde-Dental hat GenXT einen “Imediate Placement and Loading Implant Akademy” mit der Abkürzung IPL, und ähnlichen Farben.

NSImplant

Links: https://www.nsimplant.it/

Eine italienische Firma, die unter anderem auch kortikobasale Implantate und Kompressionsimplantate und dazu auch eine umfassende, englischsprachige  Fortbildung anbietet:

www.nsimplant.it/en/evolution-clinic-masterclass/

Bioline

Link: https://www.bioline-implants.de/ , siehe auch https://www.bioline-implants.de/contact und www.bioline-implants.de/about

ist eine deutsche oder/und israelische Firma, die sich mit kortikobasalen Implantaten versucht oder versucht hat und die diese aber in ihrem Katalog und auf ihrer Webseite nicht anbietet. Gefunden habe ich diese Firma durch englischsprachige Youtube-Videos des weiter unten bei erwähnten indischen Implantologen Dr. K.A. Reddy ( https://youtu.be/a9HnP4HL6kQ und https://youtu.be/6K0hmCzhDuo )

Der ebenfalls weiter unten erwähnte indische Implantologe Dr. Murugavel bietet in seiner Preisliste für Implantatversorgungen ausdrücklich auch Implantate von Bioline als “deutsche” Implantate an. Es geht dabei aber offenbar um Versorgungen mit 6 oder 8 konventionellen Implantaten pro Kiefer.  Lakh ist dabei die indische Bezeichung für Einhunderttausend. Ein Lakh sind derzeit ca. 1130 Euro.

Angebote von Zahnärzten

Deutsprachige Anbieter

Darüber hinaus gibt es offenbar noch einige wenige weitere Zahnärzte die diese Implantate anwenden.

Zu den deutschsprachigen Anbietern gehöre ich natürlich auch.  (freizahn.de bzw. ingzahn.de), via Telefon 02692-930023 oder email christoph.becker(at)freizahn.de

Englischsprachige Anbieter

Ich liste hier zunächst die Webseiten der indischen Implantologen auf, die ich bei der Fortbildung in Ghaziabad erlebt habe. Darunter dann einige andere indische Implantologen, die mir auf der Suche nach kortikobasalen Implantaten im Internet aufgefallen waren,.

Von Dr. Anita Gala Doshi, Dr.  Mahendra Perumal und Dr. Leelakrishnan habe ich keine Webseiten gefunden. Man findet deren Praxis aber per google. D.h. auch, dass viele sehr gute und erfahrene Implantologen in Indien keine eigenen Webseiten haben.

Andere indische Implantologen, deren Webseiten ich bei Recherchen zum Thema  kortikobasale Implantate gefunden habe:

Mit “basal implants” oder “corticobasal implants” findet man noch viel mehr.

Fortbildungen

Anbieter von Fortbildungen
Literatur
Youtube-Kanäle
Kanäle mit deutschprachigen Videos zur Patienteninformation
Englischsprachige Kanäle und Videos

Die Diskussion “Erfahrungen mit Simpladent”

Ich möchte hier auch auf die Forendiskussion: www.portal-der-zahnmedizin.de/forum/zahnimplantate/erfahrung-mit-simpladent/1.html  hinweisen.

Diese insgesamt sehr lesenswerte Diskussion zeigt deutlich, was ich auch selber, auch von meiner ersten Fortbildung über kortikobasale Implantate an, gedacht und befürchtet habe:

Diese Implantate sind schon revolutionär und in vielen Fällen eine großartige, den konventionellen Implantaten klar überlegene Problemlösung.

ABER, sie sind keine Zauberkugel. Sie sind keine implantologische Wunderwaffe. Diese Implantate haben  auch Nachteile und  Schwächen. Sie sind mit Risiken verbunden und es gibt auch Fehlschläge und Enttäuschungen.  Es ist ganz sicher keine gute Idee gesunde, funktionierende Zähne zu ziehen, um dann an deren Stelle diese Implantate einzubringen. Dazu hat mir ein Satz des sehr erfahrenen indischen Mund-, Kiefer- und Gesichstschirurgen Dr. Vivek Gaur gefallen, den er bei der von ihm organisieren Fortbildung in Ghaziabad gesagt hat: “Wir sollten nicht vergessen, dass ein Implantat eine Pathologie ist.”

Implantate sind kein perfekter Ersatz für gesunde Zähne. Sie können in vielen Fällen aus Sicht des Patienten sogar ein vollwertiger Ersatz für gesunde Zähne sein und sie können in manchen Situationen vielleicht auch deutlich besser und sicherer sein als Zähne die man um jeden Preis erhalten will.  Aber trotzdem sind Implantate keine “Original Ersatzteile” sondern immer nur ein Behelf.

Es gibt aber auch Grenzfälle, in denen das Ergebnis und der Nutzen unsicher sind und es gibt Fälle, in denen diese Implantate mit hoher oder sogar mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit versagen.

Nachtrag vom 18.9.2023 wg. Löschung der Diskussion

Der obige Link zur Diskussion im “Portal-der-Zahnmedizin” funktioniert leider nicht mehr. Am 13.9. bis 15.19.2023 hatte es dort noch einmal eine heiße, zum Teil leider mit heftigen Beleidigungen gespiekte Diskussion zwischen Dr. Stefan Ihde (dem Gründer und wohl auch Eigentümer von Simplant und von Dr. Idhe Dental, sowie von Quickdent.com), sowie von Harald Zindel, dem Gründer von Quickdent.ch und einigen offenbar sehr enttäuschten und zum Teil dauerhaft heftig geschädigten Patienten gegeben. Leider habe ich die Diskussion der letzten Zeit nur zufällig mit meinem Smartphone lesen können, weil ich auf einer Fortbildung war und meinen Notebook nicht dabei hatte.

Als ich jetzt, wieder zurück in Deutschland war und den neusten Stand der Diskussion zum Thema “Erfahrungen mit Simpladent” abspeichern wollte, war die gesamte Diskussion gelöscht. Insgesamt hatte diese über mehrere Jahre geführte Diskussion meine anfänglichen, seit meiner ersten Fortbildung bei Dr. Ihde im Frühjahr 2016 gehegten Befürchtungen bestätigt, dass die Versprechen die den Patienten bei Simpladent, Quickdent.ch und Quickdent.com gemacht werden, in manchen (oder auch in vielen?) Fällen nicht gehalten werden können, und dass es wahrscheinlich zu Enttäuschungen der Patienten, sowie zu  Prozessen gegen die verantwortlichen Implantologen kommen würde. Mir hatte gerade diese Diskussion bestätigt, dass es schon richtig war, dass ich bei dem Einsatz dieser Implantattechnik langsam und vorsichtig vorgegangen bin, weil mir die Erfolgsversprechungen von Dr. Ihde suspekt und unglaubwürdig erschienen, obwohl ich viele Aspekte und Möglichkeiten dieser kortikobasalen Implantate sehr beeindruckend und überzeugend fand und auch weiterhin finde.

Diese nun leider gelöschte Diskussion “Erfahrungen mit Simplandent” auf dem Portal-der-Zahnmedizin war meines Erachtens ein sehr bemerkenswerter Zusammenstoß  implantologischer Überheblichkeit und darauf aufbauender Werbeversprechen mit der Praxis. Es gab in der Diskussion Patienten die sehr zufrieden war und es gab aber eben auch welche die extrem unzufrieden waren. Sowohl bei Dr. Stefan Ihde von Simplandent als auch bei Dr. Nora Fazekas von Quickdent (die zeitweise aber offenbar auch Ausbilderin für die von Dr. Ihde gegründete “International Implant Foundation” war und die offenbar auch ziemlich viele Patienten mit diesen Implantaten versorgt hat),  zur heftig enttäuschen Patienten und auch zu Prozessen wegen tatsächlich oder vermeintlich fehlgeschlagener Behandlungen gekommen ist.

Für mich ist diese Diskussion eine eindringliche Warnung für Zahnärzte und Patienten: Man sollte sich insbesondere davor hüten leichtfertig Zähne zu ziehen bzw. ziehen zu lassen, die von erfahrenen und gut fortgebildeten Allgemeinzahnärzten, Parodontologen oder Endodontologen problemlos erhalten werden könnten. Diese kortikobasalen Implantate sind, entgegen der Werbung (z.B. von Quickdent.com) eben keine Alternative zu eigenen Zähnen, sondern sie sind nur ein in bestimmten Fällen  brauchbarer Notbehelf. Auch so ein Notbehelf kann sehr komfortabel und aus Sicht des Patienten tatsächlich so gut oder vielleicht sogar besser als die eigenen Zähne sein – zumindest wenn die Erfahrung des Patienten mit seinen eigenen Zähnen, warum auch immer, ziemlich schlecht und schmerzhaft war. Aber man sollte halt vorsichtig sein und bedenken, dass es selbst bei angeblich oder tatsächlich genialen und extrem erfahrenen Implantologen zu Fehlschlägen und zu sehr unzufriedenen Patienten kommen kann.

Es ist zu hoffen, dass sich ein neues, unabhängiges öffentliches Forum für solche Diskussionen findet, und dass solche Diskussionen wie in “Erfahrungen mit Simpladent” auf dem “Portal-der-Zahnmedizin” dort dann erhalten bleiben und soweit nötig moderiert aber eben nicht einfach ganz gelöscht werden.  Es hätte meines Erachtens gereicht die Beleidigungen und emotionalen Ausraster einiger Diskussionsteilnehmer zu löschen und die Betreffenden zu ermahnen.

Überhaupt ist eine große Schwäche der kortikobasalen Implantate, dass es dazu weder für Zahnärzte noch für Patienten leicht zugängliche Diskussionsrunden, Foren oder E-Mail-Listen gibt. Was ich bisher gefunden habe sind nur von Herstellern eingerichtete Whats-App-Gruppen wo man gesperrt wird wenn man es wagt kritische Bemerkungen zu machen oder günstige Fortbildungsangebote der Konkurrenz zur erwähne,  und wo Diskussionen über Fehlschläge und Probleme abgewürgt oder einfach gelöscht werden.

Auch finde ich Whats-App, aber auch Facebook und Telegramm für solche Diskussionen ungeeignet, weil diese bei vielen Teilnehmern und vielen parallel behandelten Themen schnell unübersichtlich und unpraktisch werden..

Ende des Nachtrages.

Meine Fortbildungen

Fotos der Zertifikate meiner Fortbildungen zum Thema kortikobasale Implantate in chronologische Reihenfolge.

 

IF-2023-05-13

Tatsächlich habe ich über die oben bescheinigten Fortbildungen und auch noch einige nicht bescheinigte Fortbildungen zum Thema kortikobasale Implantate absolviert. Insbesondere war ich im April 2018 und im Februar 2020 für drei bzw. zwei Tage zu einer klinischen Fortbildung bei Dr. Ihde in Eching bei München. Dabei habe ich bei einer ganzen Reihe Implantatoperationen zu gesehen und Fragen stellen können.

Schlußbemerkung

Alles in allem hoffe ich, dass dieser Artikel sowohl Patienten als auch Zahnärzte auf diese kortikobasalen Implantate aufmerksam macht, und dass damit gleichzeitig die Nachfrage und auch das Angebot steigen.

Diese kortikobalalen Implantate sind sicher keine gesunde Zähne ersetzende “Wunderwaffe”.  Aber  wenn man ihre Grenzen und Schwächen kennt und beachtet, dann sind sie schon ein großer Fortschritt.  Man kann damit Knochenaufbau mit all seinen Kosten, Problemen und Nachteilen vermeiden. Dazu kommt dann noch die relativ gute Resistenz dieser Implantate gegen Parodontitis.

Gerade auch in Zeiten knapper werdender Mittel können diese Implantate ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung und Wiederherstellung von Lebensqualität sein.

Zähne sind zum Essen, Sprechen und Lachen da, und wenn sie fehlen und wenn konventioneller Zahnersatz unbefriedigend ist, dann kann man mit diesen kortikobasalen Implantaten  in vielen Fällen verblüffend schnell, gut und auch kostengünstig für einen funktionierenden Ersatz sorgen.

Kelberg, den 15. Juli 2023

Christoph Becker

 

 




Intraoralscanner und Gaming-Notebook

Seit gut 6 Monaten habe ich nun den chinesischen Intraoralscanner Panda 2. Den Scanner habe ich über Alibaba.com bei einem chinesischen Händler ( https://leomed.en.alibaba.com/ )  gekauft.

Motivation und Einkauf

Eine längere Diskussion auf einer zahnärztlichen Mailingliste im Herbst 2022 (zahnmed@listi.jpberlin.de ) hatte mich von der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit der Anschaffung eines Intraoralscanners überzeugt. Allerdings waren mir die für diese Geräte in Deutschland üblichen Preise entschieden zu hoch.

Interessant fand ich insbesondere, dass man mit Hilfe eines Intraoralscanners bei Einzelkronen und kleinen Brücken nicht nur auf Abdrücke, sondern auch laborseitig auf Modelle verzichten kann. Eine wichtige Motivation war zudem die Hoffnung, dass mit Hilfe des Intraoralscanners die Bissnahme zuverlässiger wird und dass damit dann weniger Nacharbeiten erforderlich sein würden.

Jedenfalls habe ich  dann auf Alibaba.com nach preiswerteren Angeboten  mit  Alibaba-Handelsversicherung (Alibaba Trade Insurance)  gesucht. Das Angebot des Panda 2 von https://leomed.en.alibaba.com/ erschien mir am günstigsten.

Die auf Englisch per Chat und Email geführte die Kommunikation mit der Verkäuferin des Händlers funktionierte gut. Deren Chef hat mir dann sogar noch einen Teil der Versandkosten erlassen, weil die tatsächlichen Versandkosten höher waren als die von der Firma zunächst auf Alibaba ausgewiesenen Versandkosten.

Die Lieferung erfolgte wie versprochen. Die Zahlung erfolgte per Vorkasse über die Handelsversicherung von Alibaba.

Der Notebook zum Intraoralscanner

Parallel zur Bestellung des Scanners habe ich mir notwendigerweise ein Gaming-Notebook ( Lenovo Legion 5 Pro 16IAH 82RF009JGE )  gekauft, weil so ein Intraoralscanner ziemlich hohe Anforderungen an die Grafikleistung stellt. Dabei war www.cyberport.de der beste Anbieter. Ein anderer Anbieter war erst günstiger, hatte dann aber auf einmal eine längere Lieferzeit, während Cyberport sehr schnell geliefert hat. Den Notebook habe ich durch Austausch der beiden als RAID 0 betriebenen 1 TB SSDs durch zwei neue SSDs mit je 2 TB aufgerüstet. Wegen der hohen Zuverlässigkeit der SSDs betreibe ich die ohne RAID. Ich habe eine sehr schnelle, ziemlich teure und eine langsamere, ziemlich preiswerte SSD eingebaut. Laufwerk C mit den CAD-Programmen, den Scanprogrammen und den CAD-Daten sind auf der schnellen SSD. Weniger genutzte Daten, bei denen Geschwindigkeit weniger wichtig ist, sind auf der langsameren SSD.

Dazu habe ich dann noch eine kleine Lenovo Thinkpad Bluetooth Maus und einen schnellen USB-C-Port-Hub und eine zusätzliches Netzteil für den Notebook gekauft. Der neue Lenovo Gaming-Notebook benötigt das 20 V, 15 A bzw. 300 W  liefernde original-Netzteil übrigens nur, wenn wirklich viel Leistung gefordert ist. Für Büroarbeiten und zum Programmieren verwende ich weiterhin das alte, wesentlich kleinere Netzteil mit 20V, 8,5 A von meinem vorherigen Notebook, das ebenfalls von Lenovo war. Die Netzteilstecker und Netzteilausgangsspannungen für die Notebooks sind bei Lenovo seit einigen Jahren offenbar gleich.

Anfägliche Probleme mit dem Scanner

Die zum Scanner gehörige Software sollte sich auf  einem USB-Stick befinden, der sich auch in dem Koffer mit dem Scanner befand. Die Software war allerdings fehlerhaft auf den USB-Stick übertragen worden und war damit unbrauchbar. Die im Internet offen angeboten Downloadmöglichkeiten des Herstellers lieferten nur eine veraltete, nicht funktionierende Version. Die Verkäuferin des Händlers hat mir dann aber sehr schnell einen Downloadlink für eine aktuelle Softwareversion geschickt.

Bei der Installation der Software und der Registrierung des Scanners gab es zunächst einige Probleme, die aber mit Hilfe der Verkäuferin und den Technikern des Händerls zügig behoben wurden.

Später, im März, auf der IDS (Internationale Dentalshow) in Köln, habe ich auch den Stand des Herstellers besucht. Neben einem Panda-Plüschbären gabe es dort auch die Zusage eine neuere Softwareversion zu liefern. Dazu erhielt ich dann nach der IDS auch einen Downloadlink. Bei der Installation gab es dann erst mal wieder ein Problem. Eine Mitarbeiterin des Herstellers hat dann auf meine Anfrage auch schnell reagiert, was aber das Problem erst mal nicht gelöst hat. Ich habe jedoch selbst die Problemlösung gefunden.

Wichtig ist, dass der Support für diese Panda-Scanner nur auf Chinesisch und  Englisch erfolgt. Von der Software und den Anleitungen gibt es ebenfalls nur englische und chinesische Versionen. Selbst bei der englischsprachigen Version erfolgen manche Fehlermeldungen auf Chinesisch.

Diese chinesischen Panda-Scanner sind also nichts für Zahnärzte oder Zahntechniker die Intraoralscanner mit deutscher Anleitung und mit deutschsprachigem Support benötigen. Wer flexibel genug ist, kann mit so einem chinesischen Scanner aber etliche tausend Euro sparen, ohne dabei bei der Präzision Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Auf der IDS habe ich dazu sogar zufällig im Vorbeigehen an einem Stand eines großen Südkoreanischen Anbieters  (Medit) dessen Vertreter in einem Vortrag sagen gehört, dass die Intraoralscanner heute in Sachen Genauigkeit alle ähnlich sind. Der Unterschied liege in der Software.

Möglichkeiten des Scanners

Man kann mit dem Panda 2 im Mund und im Labor scannen. In vielen Fällen nutze ich ihn inzwischen auch im Labor an Stelle oder als Ergänzung zum Laborscanner (ein T500 von Medit). Der Interaoralscanner hat den Vorteil, dass man damit viele für den Laborscanner nicht erfassbare Stellen (z.B. tiefe Interdentalräume, enge Ecken, Scans von Preci-Line-Geschieben mit aufgesetzten Reitern) noch sehr gut erfassen kann.

Die Software des Panda 2 ist im Vergleich zu der ätzenden unübersichtlichen und den Nutzer gängelnden Medit-Link-Software des Laborscanners, einfach, schlank, flott und funktionell.  Alleine wegen dieser Medit-Link-Software würde ich mir nie mehr einen Scanner von Medit kaufen. Den Laborscanner von Medit, den ich seit Dezember 2019 habe, habe ich bis Anfang 2023 allerdings mit der damals von Medit mitgelieferten Software Colab2017 verwendet, mit der ich sehr zufrieden war, bis es dann nach einem Austausch der Hauptplatine des Rechners zunehmend zu Problemen wegen der USB-Schnittstelle zum Scanner kam. Das hat erst einige Zeit gekostet, bis ich dann herausgefunden habe, dass Medit die Software nicht gewartet hat und bis der Service von Medit mir geschrieben hat, dass die Firma halt die Kunden dazu bringen möchte nur noch die neue MeditLink-Software zu nutzen. Mit der funktioniert der Verbindungsaufbau von Scanner zum Computer zwar tatsächlich wieder gut, aber MeditLink ist mir einfach zu kontrollsüchtig und entschieden zu überladen. Ich würde mir alleine schon wegen dieser MeditLink-Software nicht noch einmal einen Scanner von Medit kaufen, sondern auch einen neuen Laborscanner lieber von einem kleineren Anbieter per Alibaba in China kaufen.

Die Software des Panda 2 gefällt mir jedenfalls sehr gut.

Bereiche, die gescannt werden sollen, z.B. weil man nachpräparieren mußte, oder weil Blut auf der Präpgrenze war, kann man einfach mit einem virtuellen Pinsel oder einem Polygon löschen. Man muß dann nur den betreffenden Teil neu scannen.  Das ist ein enormer Vorteil gegenüber der konventionellen Abdrucktechnik.

Jeder Scan (Oberkiefer, Unterkiefer, Bissnahme) kann auch vollständig gelöscht und wiederholt werden, und das z.B. später, wenn der erste Scanprozess schon lange abgeschlossen ist.

Nach Abschluss des Scannprozesses kann man sich die Abstände zwischen präparierten Zähnen und und Antagonisten anzeigen lassen. Die Software berechnet dazu sogar eine Heatmap, d.h., die Abstände werden farbig markiert.

Sehr praktisch ist auch die grafische Anzeige von Unterschnitten zu einer freiwählbaren Blickrichtung.  Vor allem bei Brücken in Unterkieferseitenzahnbereich kann das sehr hilfreich sein. Inzwischen kontrolliere ich die gescannten Präparationen direkt auf Unterschnitte und andere Fehler, bessere dann die Präparation wenn nötig sofort nach und scanne die betroffenen Bereiche neu.

Die Genauigkeit

Die mit dem Panda 2 gelieferte Software bietet auch eine Vergleichsfunktion. Man kann damit zwei verschiedene Scans vergleichen und sich die Differenzen in einer farbigen Heatmap anzeigen lassen. Ich habe damit den T500 Laborscanner und den Panda 2 verglichen. Meine Ergebnis war, dass beide Scanner ähnlich genau sind.

Tatsächlich kann ich Einzelkronen und kleine Brücken mit Hilfe der Intraoralscanns designen, fräsen lassen und einfach einsetzen. Wenn die Parameter richtig eingestellt sind ist die Passung sofort gut.

Ein Problem sind manchmal immer noch die Bissnahmen. Die sind auch mit dem Intraoralscanner nicht immer so perfekt wie ich es erhofft hatte.

Vergleich zu Panda 3 und Panda Smart

Mein Panda 2 ist schon ein etwas älteres Modell mit Fußschalter. Auch benötigt er einen Zwischenadapter mit Netzteil. Am Scanner selbst befindet sich, anders als beim Panda 3 und beim noch neueren Panda Smart, kein Schalter oder Drucktaster.

Ich habe den Panda 2 daher auf einem kleinen Instrumentenwagen mit 3 Ebenen. Fußschalter und Netzteil befinden sich auf der untersten Ebene. Der Panda 2 , der USB-Hub und der Zwischenadapter sind auf der mittleren Ebene und auf die oberste Ebene kommt zum Scannen das Notebook.

Bei Scannern mit Drucktaster entfällt  der Fußschalter.  Der Panda Smart kann sogar direkt an den USB-3-Port eines Computers angeschlossen werden. Der Panda Smart ist außerdem noch leichter und kleiner als der Panda 2 . Der Panda 3 und der Panda Smart sind den technischen Daten zur Folge etwas genauer als der Panda 2.  Außerdem kalibriert sich der Panda Smart automatisch. Den Panda 2 und Panda 3 muß man ab und zu mit einem dazu mitglieferten Gerät kalibrieren.

Der Panda 3 und vor allem der Panda Smart kommen mit wesentlich weniger Kabeln aus. Die Software von Panda verlangt allerdings dass das Notebook mit einem Netzteil betrieben ist.

Auf der IDS wurde mir für den dort fortgeführten Panda Smart ein Preis von 10.000 Euro genannt. Das entspricht dem Preis für den Medit i500, dem Einsteigermodell von Medit.

Von Medit hatte ich auf der IDS einen Scanner in der Hand. Für mein Gefühl war der größer als mein Panda 2.  Man müßte ggf. die genauen Daten vergleichen. Der Panda Smart ist noch einmal wesentlich schlanker und leichter als der Panda 2 und der Panda 3.

Leonmed, hat momentan nur den Panda 2 und Panda 3 im Angebot. Als ich im Spätherbst 2022 nach einem Scanner gesucht habe, hatten die nur den Panda 2 obwohl der Hersteller damals schon für den Panda 3 geworben hat. Vermutlich wird man auch den Panda Smart demnächst bei Leonmed und anderen Händlern über Alibaba bekommen können.

Abrechnung von Intraoralscans?

Intraoralscanns werden per GOZ 0065 abgerechent. Bei dem üblichen, ohne Begründung möglichen Steigerungsfaktor von 2,3 sind das  10,35 Euro pro Kieferhälfte oder Frontzahnbereich. Dafür wird aber in der Praxis die Abdruckmasse gespart. Im Labor können in manchen Fällen die Modelle und die Position für den Mittelwertartikulator eingespart waren. Wenn aber im Labor doch Modelle benötigt werden, dann ist deren Herstellung per 3D-Druck wesentlich aufwendiger und teuer als die sonst üblichen Gipsmodelle.

Ein ärgerliches bürokratisches Problem ist, dass die Nutzung des Scanners als private Leistung beantragt und ausgewiesen werden muß. Bei der Stellung eines Heil- und Kostenplanes muß die Position für den Intraoralscan berücksichtigt werden, sonst muß der Antrag später korrigiert und wieder eingereicht werden.

Insbesondere wird eine “Regelversorgung” durch die Nutzung des Scanners zu einer “Gleichartigen” Versorgung.

Ob sich so ein Scanner wirklich rechnet ,hängt sicher auch von den Investitionskosten und der Nutzungsdauer ab. Ein wirtschaftlicher Vorteil ist, dass Nachbesserungen bei Intraoralscanns sehr viel einfacher und schneller möglich sind als bei klassichen Abformungen. Manchmal spart man mit dem Scanner auch einen Termin, etwa wenn man bei der klassischen Technik erst im Labor feststellt, dass der Abdruck fehlerhaft oder das die Präparation nachgebessert werden sollte.

Spiegelnde Metalloberflächen

Scanner haben Probleme mit spiegelnden Metalloberflächen. Man benötigt zum Scannen solcher Oberflächen Mittel zur Mattierung. Die für den Laboreinsatz gedachten Scanspray sollen aber nur draußen oder in gut belüftete Räumen verwendet werden und sie sind natürlich nicht für den intraoralen Gebrauch zugelassen.

Ich habe daher nach andern Möglichkeiten gesucht und die folgenden Problemlösungen gefunden:

  • Intraorales Scanspray. Gibt es von verschiedenen Anbietern.  Ich habe das für intraorale Anwendungen gedachte Vita Powder Scan Spray gefunden. Ein Problem ist die Spray-Wolke. Laut Anleitung soll man dabei gut absaugen und auch darauf achten das das Spray nicht in offene Wunden gelangt. Wirklich sicher sind diese Spray also auch nicht.
  • Aufpinselbarer Scanlack . Hier habe ich das NanoScanGel (unter anderem von Briegeldental und X-Dentaldepot. Ich habe das von X-Dentaldepot.  Das geht recht gut. Der Lack trocknet aber sehr schnell. In der Praxis funktioniert es aber wenn man zu zweit arbeitet und die Assistenz die Flasche immer wieder schnell schließt. Mit so einem Lack kann man die Menge sehr gering halten und ganz gezielt auftragen. Alternativ habe ich mir auch noch Aqua-Spacer von Aldente besorgt.
  • Man kann auch CaOH-Pulver oder ein anderes ungiftiges Pulver z.B. mit Chlordioxidlösung, Physiologischer Kochsalzlösung oder Alkohol mischen und die glänzenden Teile aufpinseln. Das habe ich aber bisher nur mit Modellen ausprobiert.
  • Auf der Messe hat mir eine Verkäuferin eine Scannerherstellers, die ich nach eine Lösung für dieses Problem gefragt haben,  den Tipp gegeben Zahnpasta dünn auf zu pinseln. Das habe ich noch nicht in der Praxis ausprobiert.

Man müßte zu all diesen Mitteln eigentlich systematische Versuche anstellen, bei denen man per Vergleichfunktion der Scannersoftware die mit und ohne Mattierungsmittel gescannten Testteile vergleicht. Auf diese Weise kann man dann nicht nur verschiedene Mattierungshilfsmittel miteinander vergleichen, sondern auch deren Anwendung optimieren.

Fazit

Alles in allem ist der Panda 2 – Intraoralscanner eine der besten Investitionen meiner über 30 Jährigen Praxiszeit.

Der Scanner ist in der Praxis und als Ergänzung des Laborscanners auch im Praxislabor sehr nützlich. Gestern habe ich eine aus NEM gefräste Bücke im Seitenzahnbereich eingesetzt, für die ich auch wieder keine Modelle habe anfertigen lassen. Ich habe die Arbeit nach den Intraoralscan in Exocad designt, ins Fräszentrum geschickt und dann im Praxislabor polieren lassen. Die Brücke hat ohne jede Nacharbeit sofort perfekt gepasst. Das ist nicht immer so, aber der Grund für Ungenauigkeiten ist dann wohl eher nicht der Scanner sondern der Umstand das Patienten bei der Bissnahmen falsch zugebissen haben.

Der chinesische Panda 2 und die dazu mitgelieferte Software funktionieren jedenfalls gut und zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Der Kauf eines Intraoralscanners bei über Alibaba.com (in meinem Fall oder bei Leonmed) kann eine sehr kostengünstige Alternative sein, wenn man kein Problem damit hat, dass Software, Anleitung und die Kommunikation mit den Verkäufern und Technikern gute englische Sprachkenntnissen voraussetzen.

Bei einem Kauf eines Interaoralscanners oder anderer teuerer Geräte über Alibaba in China sollte man sich selbstverstänlich über die Alibaba Trade Inscurance absichern.

Auch andere Geräte kann man sehr kostensparend in China kaufen. Die Preisunterschiede zu europäischen Herstellern sind oft sehr extrem.  Reparaturen können sicher ein Problem werden. Ein deutscher Händler bietet nicht nur deutschsprachigen Service sondern bei wichtigen Geräten oft auch kurzfristig verfügbare Ersatzgeräte für Notfälle.

Kelberg, den 8.  Juli 2023

Christoph Becker

 

 




Zahnärztliche Kulturunterschiede

Auf der Internetseite der Europäischen Zahnärztevereinigung ( Council of European Dentists ) gibt es das sogenannte EU-Manual, mit dessen Hilfe ich die folgende Tabelle zusammengestellt habe, um einen Eindruck von der Situation in den jeweiligen Ländern zu bekommen.

Mich hatte neben dem Anteil der Zahnlosen und dem Anteil der  Kinder mit gesunden  Gebissen, insbesondere auch die Zahl der Zahntechniker und der zahnmedizinischen Fachangestellten pro Zahnarzt in den  jeweiligen Ländern  sowie  der Vergleich mit  Deutschland interessiert.

Der deutsche Durchschnittszahnarzt hat nach dieser Tabelle 2,64 Helferinnen und versorgt 0,85 Zahntechniker mit Arbeit. Er hat damit 13,63 mal so viele Helferinnen wie ein belgischer Durchschnittszahnarzt, der nur 0,19 Helferinnen beschäftigt.  In Dänemark und Norwegen kommen nur 0,85 bzw. 0,80 Zahnarzthelferinnen auf einen Zahnarzt. Deutschland hat von allen aufgelisteten Ländern auch mit  weitem Abstand die meisten Zahntechniker pro Zahnarzt. Die Zahl der Zahntechniker pro Zahnarzt ist in Deutschland 3,93 mal größer als in Dänemark und sogar 5,45 mal größer als in Norwegen, aber auch 4,37 mal so groß wie in GB und immer noch mehr als doppelt so groß wie in Frankreich.  In  keinem der aufgelisteten  Länder beschäftigt die Zahnmedizin pro Zahnarzt und auch pro Kopf der Bevölkerung mehr Hilfspersonal als in Deutschland.

Zahntechnikerdichte

Aus den Daten des EU-Manuals lässt sich auch die Zahntechnikerdichte in den einzelnen Ländern und deren Relation zu der in Deutschland berechnen. Diese Berechnung ergab, dass Deutschland 2,4 mal so viele Zahntechniker pro Einwohner hat wie die Niederlande. Im Vergleich zu Norwegen, wo weniger als  halb so viele  Menschen wie in Deutschland im Alter  von 65 und mehr  zahnlos sind (und wo es keine  zahnärztliche Gebührenordnungen gibt und wo Erwachsene die zahnärztlichen Behandlung komplett selbst bezahlen müssen),  hat  Deutschland sogar  5,19 mal so viele Zahntechniker.  Im Vergleich zu   GB hatte Deutschland sogar  7,28 mal so viele Zahntechniker pro Einwohner.  Deutschland ist ein Land mit extrem vielen Zahntechnikern –  und man  kann davon ausgehen, dass diese  im Wesentlichen alle ziemlich fleißig sind  und  qualitativ gut und viel  arbeiten und dass deren Produktivität ebenfalls eher höher als in den anderen EU-Ländern ist.  Da die Anfertigung von Zahnersatz nicht nur teuer, sondern für die Patienten oft auch mit Schmerzen und Unannehmlichkeiten und Nebenwirkungen verbunden ist, sollte man sich fragen, was da in Deutschland falsch gelaufen ist und ob und wie man das ändern könnte.

Die effektive Leistung der Zahnmedizin in Deutschland ist jedenfalls keineswegs besonders gut. In Norwegen und Frankreich sind deutlich weniger der über 65-jährigen zahnlos und in Dänemark und in den Niederlanden ist der Prozentsatz der 12-jährigen mit naturgesunden Gebissen etwas höher als in Deutschland.

 

Land D DK N NL B GB F
BSP [€] ((Bruttosozialprodukt)) 29773 28996 41886 31976 29170 28158 27177
GesundhAusg [%/BSP] 11,3 11,1 9,4 11,4 10,6 9,4 11,6
DMFT0-12 [%] ((  Prozentsatz der 12-jährigen bei denen kein Zahn kariös ist, fehlt,  oder gefüllt ist. Also  der Prozentsatz der  12-Jährigen mit Naturgesunden Gebissen. )) 70,1 72 54 73 40 62 56
Zahnlose  >=65 [%] 23 27 13,3 53 45 36 16
ZA-Dichte [Einw./Zahnarzt] 1163 1086 1107 1914 1434 1936 1582
Frauenanteil ZÄ [%] 43 58 47 35 48 45 40
AnzZahnärzte(aktiv) 69236 5161 4576 8773 7777 33000 41505
AnzZT 58000 1100 703 5000 2250 6323 16500
ZT-Dichte [Einw./ZT] 1388 5095 7206 3358 4957 10104 3979
ZT-Dichte, D im Vergl zu … 1,00 3,67 5,19 2,42 3,57 7,28 2,87
AnzZFA ((ZFA = Zahnmedizinische Fachangestellte (früher Zahnarzthelferinnen) einschließlich Rezeptionistinnen und Verwaltungshelferinnen)) 182000 4400 3671 19000 1500 50700 20136
AnzDH ((DH = Dentalhygieniker )) 550 800 902 3200 0 6374 0
KlinischeZT ((KlinischeZT = Zahntechniker die selbstständig Patienten behandeln dürfen. )) 0 565 0 370 0 251 0
ZT/ZA 0,84 0,21 0,15 0,57 0,29 0,19 0,40
ZT/ZA,  D im Vergl zu … 1,00 3,93 5,45 1,47 2,90 4,37 2,11
ZFA/ZA 2,63 0,85 0,80 2,17 0,19 1,54 0,49
ZFA/ZA,  D im Vergl zu … 1,00 3,08 3,28 1,21 13,63 1,71 5,42

Der erst spontane Kommentar meines Personals zu den Zahlen lautete: Wie machen die  in den anderen europäischen Ländern denn das  mit der Hygiene? Eine andere Frage wäre, wie Zahnärzte in den anderen Länder das mit der Verwaltung machen.

Insgesamt fällt auf, dass in Deutschland in der Zahnmedizin trotz der relativ hohen Zahnarztdichte sehr viel mehr Hilfspersonal als in anderen Ländern beschäftigt wird, ohne dass damit in Deutschland besonders gute Ergebnisse erzielt werden. Eine Schlussfolgerung für unvoreingenommene Betrachter der oben stehenden Tabelle kann sein, dass die Zahnärzte in Deutschland durch eine irre Bürokratie behindert und/oder vom System zu aus Sicht des Patientennutzens ineffizienten oder sogar schädlichen Leistungen motiviert werden.

Bürokratie im zahnärztlichen Bereich in Deutschland

Die für die Abrechnung zahnärztlicher und zahntechnischer Leistungen in Deutschland maßgeblichen Nachschlagwerke sind die des Asgard-Verlages. Ich liste hier

Bereich Titel Anz Seiten
zahnärztliche Kassenleistungen

DER Kommentar BEMA

4406
 zahnärztliche Privatleistungen

DER Kommentar GOZ

 3094
zahntechnische Kassenleistungen, bei Regelversorung

Die Abrechnung zahntechnischer Leistungen nach BEL II-2014

544
zahntechnische Privatleistungen, auch für Kassenpatienten bei gleich- oder andersartiger Versorung

BEB Zahntechnik – Kommentar mit Anwendungsbeispielen und Vergleich zur BEB‘97

752
Gesamte Seitenzahl der oben gelisteten zahnärztlichen und zahntechnischen Abrechungsinformationen des Asgard-Veralges 8796

In meiner Praxis habe ich außerdem noch die Abrechnungsinformationen des DAISY-Verlages, weil diese für das Personal oft übersichtlicher sind als die dafür grundlegenderen und maßgeblicheren des Asgard-Verlages. Dazu habe ich noch die Kalkulationssoftware von Synadoc im Einsatz.

Es versteht sich von selbst, dass es jede Menge, zum Teil sehr teure und natürlich auch Zeit kostende  Fortbildungsveranstaltungen für die Abrechnung zahnärztlicher und zahntechnischer Leistungen gibt. Auch werden  jede Menge Sachbearbeiter, Programmierer, hoch bezahlte Bürokraten und auch Anwälte und Richter mit all diesen Abrechnungsvorschriften beschäftigt. Trotz dieses enormen bürokratischen Aufwandes bilden die Abrechnungsvorschriften die zahnmedizinische und zahntechnischen Realitäten ungenau ab. Als Folge davon kommt es in Deutschland immer wieder dazu, dass eine für  die Patienten  sinnvolle  Behandlung unterbleibt oder dass aus Sicht des Patienten unsinnige oder sogar schädliche Behandlungen vorgenommen werden, weil die eigentlich gut gemeinten Vorschriften es faktisch belohnen. Ein sehr interessantes Buch, zu dem man vor diesem Hintergrund auch ein zahnmedizinisch/zahntechnisches Kapitel schreiben könnte, ist Seeing Like a State: How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed   (dt.: Mit den Augen des Staates: Wie bestimmte Schemen  zur Verbesserung der  Lebensverhältnisse  versagt haben) von James Scott. Scott zeigt, wie und warum Staaten versuchen Menschen und Aspekte des Lebens,  zählbar und kontrollierbar zu machen und wie und warum sie damit immer wieder scheitern.

Zu den oben erwähnten Abrechnungsvorschriften,  kommt eine noch größerer Vorschriftenmenge in Sachen Qualitätssicherung, Hygiene usw. , die in den letzten 30 Jahren immer weiter gewachsen ist. Hierzu würde ich gerne einmal  glaubwürdige Untersuchungen sehen, die zeigen, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß, Menschen in Deutschland durch all diese immer umfassenderen Vorschriften weniger erkranken oder sterben als früher, und dazu würde ich gerne auch Vergleiche mit anderen Ländern sehen.  Und dann würde ich gerne ganzheitliche, langfristige Bewertungen unserer Vorschriften sehen, die unter anderem auch den Einfluss dieser Vorschriften auf den  ökologischen Fußabdruck Deutschlands berücksichtigen. Jede Vergrößerung des ökologischen Fußabdrucks Deutschlands beeinträchtigt das Leben in späteren Zeiten und in anderen Ländern. Eine weitere Frage ist, wie diese Vorschriften und der Versuch sie zu erfüllen, die Überlebensfähigkeit und Lebensqualität der  Bevölkerung  bei Katastrophen und   in Kriegen beinflußt.

Es sollte immer kritisch und umfassend geprüft werden, was eine Vorschrift oder Verordnung wem wirklich nützt und was sie kurz-, mittel- und langfristig für Schäden und Kosten verursacht.

Mich erinnert das ganze immer wieder an Prof. Joseph Tainters Ausführungen zum Kollaps komplexer Gesellschaften.

Tainter zeigt, u.a. dass die Kosten für die weitere Steigerung der Komplexität ab einem bestimmten Punkt deren Nutzen übersteigen und dass eine Gesellschaft dann instabil wird und kollabiert, wenn sie dieses Problem ignoriert und  versucht,  ihre Komplexität  weiter zu steigern.

Zahnärztliche Abrechnung in Norwegen

Das zahnärztliche Abrechnungswesen in Norwegen zeigt, wie man es anders machen kann. In Norwegen gibt es keine Gebührenordnung für Zahnärzte. Jede Praxis kann offenbar selbst festlegen was sie  für was haben möchte. Erwachsene bezahlen ihre Zahnärztlichen Behandlungen offenbar fast immer selbst und haben auch keine Versicherung – so wie man in Deutschland ja auch keine Versicherung für Reparaturen des Autos und der Heizung hat. Es gibt aber die Internetseite  hvakostertannlegen.no, auf Deutsch “waskostenzahnärzte”.   Dort  kann  jeder  für ausgewählte Behandlungen die Preise der verschiedenen Praxen sehen und vergleichen.  Die  Praxen haben in der Regel eine  eigene Internetseite, auf der sie unter anderem eine einfache, kompakte Preisliste   zeigen. Hier als  willkürliches Beispiel die Preisliste der   Abelgården Tannklinikk AS in Trondheim. Die geben 20 verschiedene Preise für Leistungspaktete an.  Z.B.  “Untersuchung mit Hygienezuschlag,  2  Röntgenbildern und  einfacher Reinigung”.   Schon als dritte Preisangabe steht dort ein Zeithonorar (hier ca 176 € pro Stunde).

Der bürokratische Wasserkopf, den sich Deutschland auf Kosten seiner Bevölkerung für die Abrechnung und Bezuschussung zahnärztlicher Leistungen leistet, entfällt in Norwegen. Zusätzlich haben die Norweger, wie oben in der Tabelle zusehen, im Alter  von  65 und mehr Jahren doppelt so oft noch eigene Zähne wie die Deutschen, und sie beschäftigen mit ihren Zähnen mehr als fünf-mal weniger Zahntechniker pro Einwohner als die Deutschen und sie haben mehr als dreimal weniger Zahnarzthelferinnen pro Zahnarzt als deutsche  Zahnärzte, bei nur knapp größerer Zahnarztdichte.

Insgesamt gibt es in der zahnmedizinischen Versorgung in Europa, trotz aller Gleichschaltungsbemühungen nach wie vor erhebliche Kulturunterschiede.

Da man hier in Deutschland neuerdings so oft, so lautstark und so penetrant nach Bereicherung durch fremde Kulturen lechzt und offenbar nicht genug davon bekommen kann,  während man anderseits über Fachkräftemangel klagt,   möchte ich hier vorschlagen,   zumindest für die Abrechnung zahnärztlicher und zahntechnischer Leistungen, das  drastisch einfachere und flexiblere norwegischen System zu übernehmen und alle Versicherungen, Zusatzversicherungen, Beihilfen und Gebührenordnungen zahnärztliche und zahntechnische Leistungen bei Erwachsenen abzuschaffen.

Kelberg, den  13. Juli 2016

Christoph Becker