Ganzheitliches Weidemanagement
Holistic grazing managment (dt. Ganzheitliches Weidemanagement) , Mob-Grazing und Rational Grazing meinen im Wesentlichen dasselbe. Es handelt sich dabei um eine in Deutschland weitgehend unbekannte, hocheffiziente und ökologisch vorteilhafte, die Böden verbessernde und dem Klimaschutz dienende Weideform für Wiederkäuer. Keine der in Deutschland bekannten und angewendeten Nutzungsformen für Weiden entspricht der Beschreibung dieser Form des Weidemanagements .
Weil die Überschrift für diesen Artikel ursprünglich Das Mob-Weidessystem lauteten sollte, habe ich im Folgenden meist den von nordamerikanischen Landwirten verwendeten Ausdruck Mob Grazing oder des deutsche Übersetzung Mob-Weidesystem, verwendet. Das nebenstehende Bild, von der Webseite www.americangrazinglands.com , (( Nachtrag 12. Aug. 2016: Den auf der Webseite von AmericanGrazinglands angebotenen USB-Stick von Jim Gerrish und alle dort angebotene Literatur, soweit sie nicht auf dem USB-Stick ist, habe ich mir bestellt. Nach einigem hin- und her haben die jetzt herausgefunden, wie man nach Deutschland verschicken kann. Bezahlung geht jetzt einfach per PayPal. Das gesamte Paket kostet mich ziemlich genau 600 Euro zzgl. Zoll. Von Jim Gerrish gibt es aber auch schon auf Youtube eine ganze Reihe sehr interessanter Vorträge. Ich denke, die Unterlagen von Jim Gerrish sind eine gute Ergänzung zu Joel Salatins Büchern und dem Salatin Semester )) , vermittelt einen Eindruck von der für das Mob-grazing typischen, hohen Anzahl von Tieren pro Flächeneinheit.
Auf der Suche nach einer vielleicht schon existierenden, korrekten Übersetzung für den amerikanischen Ausdruck Mob Grazing (( Mob meint hier NICHT mobil, sondern “Mob” im Sinne von Zusammenrottung, Herde oder Gruppe )) bin ich zunächst auf den deutschen Ausdruck Portionsweide gestoßen. Die Beschreibung auf Wikipedia und auf verschiedenen deutschsprachigen, die Weidewirtschaft betreffenden Internetseiten zeigt aber, dass man in Deutschland mit Portionsweide nur einen Teilaspekt des Mob Grazing meint und dass man dessen ökologischen Wert nicht zu kennen scheint. Auf der Webseite www.oekolandbau.de findet man auf deren Unterseite für die Weidesysteme für die Mutterkuhhaltung sogar indirekt-offensichtlich den Hinweis, dass das Portions-Weidesystem für die Mutterkuhhaltung im ökologischen Landbau ungeeignet ist, während Mob-Grazing aber die für den ökologischen Landbau das mit weitem Abstand beste Beweidungssystem sein dürfte – sofern man es versteht und zu nutzen lernt.
Zwei Filmtrailer über ein praktisches Beispiel
Hier zunächst zwei Trailer zum Film Polyfaces, der über die das Ganzheitliche Weidesystem (und dazu jede Menge Verstand, Geschick, Weltoffenheit und Kreativität) seit langem anwendende Polyface Farm handelt. Der erste Trailer ist nur 2:20 Minuten lang und in Englisch, mit flotter Musik und dem unbescheidenen, selbstbewussten Statement Joel Salatins “Wenn jeder Landwirt in den Vereinigten Staaten dieses System anwenden würde, dann würden wir in weniger als 10 Jahren den gesamten Kohlenstoff, der seit dem Beginn der industriellen Revolution emittiert (=in die Luft geblasen) wurde, sequestrieren (= im Boden einlagern).“
Der folgende, zweite Trailer ist 9:38 Minuten lang und mit deutschen Untertiteln versehen:
Polyfaces trailer (German subtitles) from RegrariansMedia on Vimeo.
“Weidereste” – Verschwendung oder Segen?
Die Art, wie das Wort “Weiderest” in den Ausführungen über die Weideformen auf Gruenland-Online.de , gerade auch bei der Beschreibung des Portionsweidesystems benutzt wird, und googeln mit dem dem Wort “Weiderest” zeigen, dass man das Mob-Weidesystem – von sehr seltenen Ausnahmen (( die Bücher von Allan Savory und Joel Salatin werden jedenfalls auch in Deutschland verkauft und gelesen )) abgesehen – in Deutschland nicht benutzt, weil man dessen entscheidenden Vorteil bisher weder kennt noch sieht.
Der “Weiderest”, der dazu auch noch wegen der hohen Tierdichte, zertrampelt wird, ist nämlich der für den Erfolg des Ganzheitlichen Weidesystems entscheidendenste Punkt.
Um das verstehen zu können, hat es mir sehr geholfen, dass ich von John Jeavons das Buch How to Grow More Vegetables (and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) durchgelesen und bei ihm im Herbst 2015 ein 3-tägiges Seminar besucht hatte. Es gibt nämlich ein Parallele zwischen der Growbiointensive-Methode von John Jeavons und dem Ganzheitlichen Weidesystem:
Bei der Growbiointensiv-Gartenbaumethode von John Jeavons wird empfohlen und als für den Erfolg unerlässlich angesehen, grundsätzlich 70 % der gesamten Photosynteseleistung (also der von den Pflanzen verwerteten Sonnenenergie) für die Produktion von kompostierbarem Material vorzusehen. Wenn man mit der Growbiointensive-Methode neu anfängt und genug Zeit hat , sät und pflanzt man zuerst sogar ganz bewusst nur um damit kompostierbares Material zu erzeugen. Hauptziel bei der Growbiointensive-Methode ist es, zuerst und vor allem die Bodenqualität zu verbessern und dazu den Humusgehalt und damit den Kohlenstoffgehalt des Bodens zu steigern. Ein weit überdurchschnittlich hoher Ertrag ist dabei, im Gegensatz zu allem was ich vorher, als jemand der vom 6. bis zum 17. Lebensjahr auf dem Land aufgewachsen ist, nicht das erklärte Ziel . Ein hoher Ertrag ist nur eine gerne in Kauf genommene Nebenwirkung. Tatsächlich war und ist die treibenden Fragestellung, mit der sich John Jeavons seit 1973 beschäftigt hat, die Frage wie man auf der kleinstmöglichen Fläche nachhaltig alles was eine Person braucht anbauen kann. Eine wichtig Information aus dem Seminar von John Jeavons, und auch von der Besichtigung der Singing Frogs Farm, war dann noch, dass die besten Kompostierung darin besteht, dass man die Wurzeln der Pflanzen im Boden belässt, wo sie dann den Mikroorganismen und Kleinstlebewesen als Nahrung dienen.
Das Mob-Grazing ähnelt so gesehen, also im Bezug auf das kompostierbare Material, sehr der Growbiointensiv -Gartenbaumethode. Der “Weiderest” , ist hier kein Verlust, den man leider in Kauf nehmen muss, sondern ein ganz entscheidender Grund für den Erfolg . Für die bei deutschen Beschreibungen des Portionsweidesystems als Nachteil beschriebenen Trittschäden gilt ähnliches. Die “Trittschäden” sind eher eine Art natürlicher Mulchmähereffekt. Der “Weiderest” von 50 und mehr Prozent , der von den Tieren wegen der hohen Tierdichte dann auch noch zertrampelt wird, liefert beim Mob-Grazing eben jene Bodenbedeckung mit “totem” organischem Material, die die Feuchtigkeit im Boden hält und die Würmern, anderen Kleinstlebewesen und Mikroorganismen als Schutz und Nahrung dient – was diese dann mit der Produktion von Humus und dem Lösen von Mineralien quittierten, was dem Landwirt, bei richtigem Management, im Vergleich zu anderen Methoden weit überdurchschnittliche Erträge beschert.
Wilde Weide ohne wilde Raubtiere?
In dem Wikipedia-Artikel über die Weide (Grünland), gibt es aber auch einen Abschnitt “Wilde Weide”. Dieser zeigt, dass man in Deutschland zwar das erreichen möchte, was das Mob-Weidesystem bzw. Allan Savorys Holistic Management tatsächlich erreichen, aber dass man in Deutschland die für den Erfolg entscheidenden Punkte nicht erkannt hat und ausdrücklich das vermeidet, was für das Erreichen des Ziels wichtig ist.
Eine Suche nach “Wilde Weide” mit google führte zu einer Seite der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz, auf der eine 222 Seiten umfassenden Broschüre mit dem Titel “Wilde Weide -Praxisleitfaden für Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung” als pdf-Datei zum Download angeboten wird (ca. 300 MB Dateigröße!). Dieser Broschüre ist zu entnehmen, dass man in Deutschland zwar mit den System “Wilde Weide” versucht, den Effekt der großen Pflanzenfresser in der Natur wieder zu erzielen, aber dass man dabei eindeutig auf dem falschen Weg ist, weil man etwas sehr Grundlegendes nicht verstanden hat:
Die großen wiederkäuenden Pflanzenfresser dieser Erde sind Herdentiere, deren Verhalten und damit auch deren Effekt auf die Weiden, durch das Vorhandensein von Raubtieren geprägt war und ist: Herdenbildung war und ist eine Überlebensstrategie in der Wildnis, wie man sie in der amerikanischen Prärie in der Zeit der großen Bisonherden hatte und wie man sie heute noch in Afrika in der Serengeti hat. Die Herden bleiben aus Furcht vor den Raubtieren dicht zusammen. Die Folge ist:
- eine extrem hohe Flächenbelastung (Tiere/Hektar)
- die Flächenbelastung ist in der Natur nur kurze Zeit hoch. Sie ist dann wieder für viele Wochen, Monate oder Jahre so gut wie null.
- die Tiere müssen schnell und hastig fressen und haben keine Zeit für eine besonders wählerische Futterwahl.
- die Tiere zertrampeln mit ihren Hufen, wegen des hohen Flächendrucks (Körpergewicht/Auftrittfläche der Hufe) und der Form der Hufe einen großen Teil des Grases. Faktisch dienen die von den Hufen der Tiere zertretenen und teilweise in den Boden gepressten Grasreste als den Boden bedeckende Schicht, die dann noch mit dem Dung und Urin der Tiere angereichert wird. Dadurch werden der Boden und die Würmer sowie die Kleinstlebewesen vor Sonneneinstrahlung und Austrocknung geschützt und sie werden mit Nahrung versorgt. Es kann Humus entstehen, der das Wachstum fördert. Außerdem sorgt die Bedeckung des Bodens mit dem zertrampelten Gras dafür, dass die Regentropfen den Boden nicht beschädigen und dass der Regen besser auf dem Land gehalten wird. Alles zusammen sorgt dafür, dass mehr Gras schneller und kräftiger nachwachsen kann.
Überweidung
Überweidung ist eine Funktion, die neben der Anzahl der Tiere pro Flächeneinheit und der Bodenqualität, bzw. des Futterangebotes auch von der Zeit abhängt, die die Tiere auf einem bestimmten Stück Land bleiben. Überweidung kommt erst zustande, wenn man zu viele Tiere zu lange auf einer Fläche lässt.
Warum die “Wilde Weide” unnatürlich ist
Die in Deutschland als “Naturschutz” angesehene “Wilde Weide” ist eher unnatürlich, weil die Flächen in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft ((ca. 230 Menschen pro Quadratkilometer, Tendenz dank Zuwanderung sogar weiter steigend. )) viel zu klein sind, weil die Herdengrößen zu klein sind und weil die großen Raubtiere fehlen, die die Herden zusammenhalten. Die Tiere werden bei der “Wilden Weide”, anders als in der ursprünglichen Natur, nicht dazu gezwungen dicht gedrängt, hastig grasend weiter zu ziehen. Sie können vielmehr selektiv die ihnen am besten schmeckenden Gräser und Pflanzen übermäßig häufig abfressen und diese damit zurückdrängen, während der einen Teil des Grases kompostierende, den bodenverbessernde, den Boden vor Austrocknung schützenden Effekt des flächendeckenden Zertrampelns des “Weiderestes”, den diese Herdentiere in der ursprünglichen Natur so wertvoll gemacht hat – und dem wir die fruchtbaren Böden in den großen Graslandschaften verdanken – nicht mehr gegeben ist.
Wachstumskurve und Energiewirtschaft des Grases
Wichtig für die Beurteilung eines Weidesystems sind auch die Wachstumskurve von Gras und die Art wie Gras Energie speichert und auf das Abweiden oder Abmähen reagiert:
Die folgende Grafik zeigt die Wachstumskurve von Gras nach den Experimenten von P. Lineham. Die Grafik habe ich aus dem Buch Gass Productivity – An Introduction to Rational Grazing , von André Voisin (1959), S. 23 entnommen. Es wurde das Nachwachsen des Grases, nach einem Schnitt gemessen. Wie man sieht betrug die Masse des nachwachsenden Grases in den ersten 10 Tagen nach dem Schnitt nur 698 kg pro Hektar. Vom 20. bis zum 30. Tag, also in auch nur 10 Tagen, betrug der Zuwachs 6980 – 2900 = 4080 kg pro Hektar, also das 5,84-fache des Zuwachses in den ersten 10 Tage. Man stelle sich dazu vor, dass bei einer Dauerweide die Kuh “nur” alle 10 Tage das Gras abfrisst. Dabei ist dann noch nicht berücksichtigt, dass das Gras für das erste Wachstum, in den Wurzeln gespeicherte Energie verwendet, die sich erschöpft, wenn wegen zu schnellem Wiederabfressens nicht genug neu Energie gespeichert werden kann.
- Die Wachstumskurve von Gras entspricht einer logistischen Funktion. Das Gras wächst zunächst nur langsam. Joel Salatin nennt das Gras in seinem weiter unten eingebundenen TEDx-Talk daher Diaper-Grass (dt. Windel-Gras oder vielleicht auch Kleinkindgras). Nach dieser Phase wächst das Gras schnell, nutzt die Sonnenenergie besonders gut und legt dabei auch Energiereserven in Form von Wurzeln an. Dann wird die Wachstumskurve wieder flacher, das Gras wird alt und das Wachstum endet, Salatin nennt das Gras in dieser Phase “Nursinghome Grass” (dt. Altersheimgras).
- Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Masse des über der Erde befindlichen, sichtbaren Grasmenge und der in Form von Wurzeln unter der Erde befindlichen Menge organischen Materials.
- Wenn Gras abgemäht wird, oder wenn ein Tier es abbeißt, dann bilden sich die Wurzeln zurück und es wird zuvor in den Wurzeln gespeicherte Energie für neues Wachstum verwendet. Die Wurzeln bilden sich dabei zurück und hinterlassen organisches Material im Boden, das von Mikroorganismen und Kleintieren zersetzt und in Humus verwandelt wird. Das Gras wächst dank der aus den Wurzeln abgezogenen Energie wieder relativ schnell nach, auch wenn ihm die Grünfläche für die Photosynthese fehlt, die für die Deckung des für das Nachwachsen in dieser Zeit nötigen Energiebedarfs erforderlich wäre. Dank dieser Energiereserven aus den Wurzeln vergrößert das Gras seine grüne, für die Photosynthese und damit für die Energiegewinnung verfügbare Fläche und es kann weiter wachsen und zugleich wieder neue Wurzeln bilden und neue Energie in diesen speichern. Beim Mob-Weidesystem lässt man man das Gras, wenn irgend möglich in Ruhe, bis es auf der Wachstumskurve wieder den oberen Teil erreicht hat und nur noch langsam oder nicht mehr wächst. Bei der “Wilden Weide”, bei Ganzjahresweiden und überhaupt bei allen Weidesystemen, bei denen die Tiere länger als ein bis zwei Tage auf einem Abschnitt weiden können, werden die Tieren gut schmeckende Gräser oft zu schnell erneut abbeissen und die Gräser verlieren damit die in ihren Wurzeln gespeicherte Energie. Sie bekommen nicht mehr die Zeit, um genug neue Energie zu speichern. Auch bleibt das Gras dann im durch langsames Wachstum gekennzeichnten “diaper grass” bzw. “Windelstadium”. Er kann die Phase des schnellsten Wachstums und der größten Energiegewinnung und Energiespeicherung nicht mehr durchlaufen. Anderseits können sich Unkräuter und Gräser, die die Tiere weniger oder nicht mögen dann besser ausbreiten und vermehren, weil die Tiere diese wegen der zu geringen Flächenbelastung meiden. Die Qualität der Weide verschlechtert sich damit.
Mob-Weidesystem bildet die Natur nach
Beim Mob-Weidesystem ersetzt das Wissen und der Verstand des Landwirtes, kombiniert mit den Möglichkeiten moderner, elektrischer Zaunsysteme , die Wirkung der Raubtiere. Intelligente Planung und teilweise auch der Einsatz von Tabellenkalkulationen ersetzen oder kompensieren beim Mob-Weidesystem den Umstand, dass man in dichtbesiedelten Kulturlandschaften eben nicht mehr solche riesigen Flächen wie in der Serengeti oder in der Nordamerikanischen Prärie zur Zeit der großen Bisonherden hat, in denen die Tiere grasend in großen Herden, von Raubtieren zusammengehalten und von Hunger getrieben, ständig weiterziehen können. Beim Mob-Weidesystem wird also mit sehr preiswerter moderner Weidezauntechnik und dem Wissen, der Intelligenz, der Erfahrung und dem Geschick des Landwirtes eben der Effekt der großen Pflanzenfresser erfolgreich nachgeahmt, den man in Deutschland mit der “Wild Weide” gerne nachahmen würde. Folglich ist das Mob-Weidesystem gerade auch für Naturschutzgebiete und FFH-Gebiete (Flora, Fauna, Habitat-Gebiete), soweit diese in einer ursprünglichen Naturlandschaft zum Durchzugsgebiet großer Pflanzenfresser gehören würden, bzw. wo man heute das System der “Wilden Weide” anwendet.
Bei wirklich ganzheitlichem Weidesystem auch andere Wiederkäuer, Schweine und Geflügel
Bei einem wirklich ganzheitlichem Weidesystem wird man auch, wie auf der Polyface-Farm, Schafe oder Ziegen, Schweine und Geflügel einsetzen.
Die Salatins setzen auf der Polyface Farm z.B. Schweine, Hühner, Truthühner und Kaninchen ein. Die Hühner haben dabei den besonderen Vorteil, dass sie die Kuhfladen breit kratzen und darin vorhandene Fliegenlarven fressen.
In seinem Salatin Semester ( 12 DVDs mit ca. 18 Stunden Vortrag und ein Buch) beschreibt geht Joel Salatin auch auf diese Möglichkeiten und in dem Buch werden viele weitere Literaturquellen angegeben.
Mark Shepards Buch Restoration Agriculture: Real-World Permaculture for Farmers und die zugehörige DVD mit dem Titel Restoration Agriculture in Practice – Video Tour & Instructions, die ich in meinem Artikel Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte, zeigen verschiedene weiter Gründe und Möglichkeiten. Z.B. verwendet Mark Shepard Schweine auch deshalb, weil sie sich an seinen Obstbäumen scheuern und damit den Ungezieferbefall vermindern. Kühe wiederum machen sich bei Shepard auch damit nützlich, dass sie tiefhängende Zweige von den Obstbäumen abfressen, was bei ihm ebenfalls Ungezieferbefall vermindert.
Mark Shepard wendet soweit ich mich erinnere, nicht ausdrücklich das Mob-Grazing an. Sein Schwerpunkt ist eher eine enorme Vielfalt und das Zusammenspiel von Tieren, Büschen und Bäumen. Seine Farm heißt aus gutem Grund “New Forest Farm”, also “Neuer Waldbauernhof”, und sein derzeitiges Geschäft scheint hauptsächlich der Verkauf von Bäumen und Sträuchern zu sein.
Insbesondere Shepards DVD ist aber gerade auch mit Blick auf die Pflege und Nutzung von FFH-Gebieten in Deutschland sehr interessant, weil er zeigt, wie er durch die Nutzung von P.A. Yeomans Key-Line-System bzw. das Hauptliniensystem faktisch jede Menge Feuchtgebiete angelegt hat damit und durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern nicht nur den Wasserhaushalt verbessert, sondern auch die Artenvielfalt der auf seiner Farm wild lebenden Tiere enorm gesteigert hat.
Bodenqualitätsverbesserung und Klimaschutz
Die Bodenqualität, die sich derzeit, gerade auch als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung, weltweit verschlechtert, kann durch das Mob-Weidesystem erheblich verbessert werden. Zur Verschlechterung der Bodenqualität siehe dazu auch die Weltkarte in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.
Mit der Verbesserung der Bodenqualität wird auch wieder Kohlenstoff im Boden eingelagert und damit Kohlendioxid aus der Luft entfernt. Die Polyface Farm der Salatins hat in den letzten 50 Jahren angeblich pro Jahr ca. 5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar im Boden eingelagert. In 50 Jahren wären das 250 Tonnen. Ein Kilogramm Kohlenstoff entspricht 3,66 kg Kohlendioxid (( Atommasse von C = 12, Atommasse von Sauerstoff = 16, Kohlendioxid = CO2. Molekülmasse von CO2 = 12 + 2×16 = 44. Verhältnis zu Kohlenstoff = 44/12 = 3,66.)) Daraus folgt: Wenn man eine Tonne Kohlenstoff per Photosynthese im Boden einlagert, dann entzieht man der Luft 3,66 Tonnen Kohlendioxid. Wenn ein Auto, das 100 g CO2 pro km erzeugt, dann haben die Salatins, in erster Linie auch durch die Anwendung des Mob-Weidesystems, pro Hektar und Jahr den CO2-Ausstoss von 183 Tausend Autokilometern wieder im Boden eingelagert, und das als Nebeneffekt der Produktion von gesunden Nahrungsmitteln. Bei einem Auto mit einem CO2-Ausstoß von 150 g/km wären es immer noch 120.000 km PRO Jahr und Hektar.
Zum Thema Kohlenstoff im Boden erwähnte John Jeavons in seinem Vortrag zur MOSES-Conference 2015, dass der Kohlenstoffgehalt 1973, als er mit dem Gartenbau angefangen habe, im Durchschnitt bei 2 % gelegen habe. Jetzt, 2015, liege er bei nur noch 1,2% . Ich nehme an, dass er damit den mittleren Kohlenstoffgehalt der Landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit meinte. Das wäre ein Rückgang von 40 % in nur etwas mehr als drei Jahrzehnten.
Wirklich klar und sicher sind die Daten für den Kohlenstoffgehalt der Böden der Welt aber nicht:
- Global soil carbon: new study highlights need for better understanding
- www.carbon-biodiversity.net/ Diese offenbar vom deutschen Bundesministerium für Umwelt usw. geförderte Seite zeigt komischerweise bei den Detailkarten nur solche für einige Länder der 3. Welt, aber nichts für Deutschland und Europa. Deutschland und Europa kann man nur in der Weltkarte finden, die man dort herunterladen kann.
- Die 203 Seiten lange Publikation des Umweltbundesamtes, aus dem Jahre 2008, mit dem Titel Humusversorgung von Böden in Deutschland, die als pdf-Datei frei verfügbar ist, verspricht interessant zu sein. Ich habe das Dokument etwas quer gelesen. Im Detail ist wie immer alles ziemlich kompliziert. Leider fehlt mir momentan die Zeit, das Dokument ganz zu lesen. Jedenfalls besteht von staatlicher Seite schon ein grundsätzliches Interesse möglichst viel Kohlenstoff im Boden einzulagern und auch die Böden zu verbessern. Man müsste in der Praxis konkret versuchen und nachmessen, was zum Beispiel mit dem Mob-Weidesystem und auch mit dem System von John Jeavons auf verschiedenen Flächen in Deutschland wirklich möglich ist.
Im selben Vortrag weist Jeavons auch darauf hin, dass die Verluste an Mutterboden weltweit so groß sind, dass von 2015 an gerechnet in nur 39 Jahren kein Mutterboden zur Nahrungsmittelproduktion mehr vorhanden wäre. Auch würde nicht nur die konventionelle Landwirtschaft, sondern auch ein großer Teil des Ökolandbaus – so begrüßenswert er auch sei – derzeit pro Kilogramm erzeugter Nahrungsmittel einige Kilogramm Mutterboden verbrauchen. Sowohl der biointensive Gartenbau nach John Jeavons als auch das Mob-Grazing bzw. Holistic Management stoppen den Mutterbodenverlust und erzeugen sogar neuen Mutterboden. John Jeavons Methode macht das relativ arbeitsaufwendig auf kleinen Gartenflächen, das Mob-Grazing bzw. Holistic Management bzw. Rational Grazing, kann es mit Hilfe von Wiederkäuern wie Kühen und Schafen, mit geringem Energieaufwand im großen Stil auf großen Flächen.
Distickstoffoxid-Emmission
Dank der Verbesserung der Bodenqualität hat die Polyface Farm eine etwa 4 mal höhere Flächenleistung als konventionelle Betriebe in der Nachbarschaft, aber sie hat anderseits seit der Übernahme durch die Salatins im Jahre 1960 keinen Kunstdünger verbraucht und damit keine oder zumindest eine sehr viel geringere Distickstoffoxid-Emmission ( Distickstoffoxid = N2O = Lachgas). Das Umweltbundesamt empfiehlt dringend, mit Blick auf den Klimawandel, die Lachgasemission in der Landwirtschaft zu reduzieren. Das Mob-Weidesystem, eventuell kombiniert mit anderen z.B. auf der Polyface-Farm erfolgreich erprobten Methoden und für den Gartenbau auch in Kombination mit der Methode von John Jeavons, bieten die Möglichkeit dazu.
Methanemission
Zur Methanemission durch die Rinderhaltung hat Joel Salatin in einer Antwort auf einen Artikel in der New York Times, “The Myth of Sustainable Meat,” (dt.: Der Mythos der nachhaltigen Fleischproduktion), geschrieben ( Joel Salatin responds to New York Times’ ‘Myth of Sustainable Meat’), dass Methan auch dann frei kommt, wenn man die Pflanzen einfach nur verrotten und nicht von Tieren fressen lassen würde. Wenn man die Methanemissionen vollständig eliminieren wolle, müsse man alle Feuchtgebiete und Moore dieser Welt trocken legen. 95% aller Methanemissionen der Welt würden von Feuchtgebieten und Sümpfen verursacht . Tiere würden nur einen vernachlässigbar kleinen Anteil haben. (( In dem Buch “When the Rivers Run Dry: Water–The Defining Crisis of the Twenty-first Century” von Fred Pearce (es gibt auch eine deutsche Ausgabe, mit dem Titel Wenn die Flüsse versiegen, die aber teurer ist), wird ein Wasserkraftwerk am Amanzonas erwähnt, durch dessen Bau nun soviel Methan abgeschieden wird, das dieses Wasserkraftwerk wesentlich klimaschädlicher ist als es ein mit fossilen Brennstoffen betriebenes Kraftwerk derselben Leistung wäre )) In der Tat müsste man die Methan-Emission global betrachten und sich überlegen, was denn wirklich passieren würde, wenn man die Gräser weltweit einfach verrotten lassen würde, anstatt sie abzuweiden. Immerhin wäre es dann nicht mehr möglich, die Tiere zur Verbesserung der Bodenqualität und damit zur Einlagerung von Kohlenstoff zu verwenden. Wir brauchen die Wiederkäuer, wie weiter oben dargelegt, um die Böden und den Wasserhaushalt mit ökologisch und ökonomisch vertretbarem Aufwand zu verbessern. Siehe dazu auch die weiter unten eingebundenen TED-Vorträge.
Mob-Grazing auf deutschsprachigen Internetseiten
Mit der Beschränkung der google-Suche nach “mob grazing” auf die Sprache Deutsch und das Land Deutschland fand ich nur die folgenden zwei deutschsprachigen Artikel:
- Vom Segen der Humusmehrung – Das Beispiel von Gabe Brown aus Bismarck in North Dakota , von Rainer Maché
- Im „Mob“ weidende Mutterkühe ein kurzer Artikel in top agara, Heft 6/2014, Seite 78
- In einem Thread im Forum Landtreff hat ein “Manfred” am 14. Februar 2014 etwas für das Mob Grazing geschrieben.
- Am 15. Januar 2016 hat eine Sabine.N1 in einem Thread mit der Überschrift No Till, wirtschaften ohne Pflug mit artenreichen Gründüngerdecken imForum der Zeitschrift Landwirt – Die Fachzeitschrift für die bäuerliche Familie das Mob Grazing erwähnt.
Bei Suchen zum Thema Rinderhaltung und Weidewirtschaft fand ich auch eine Masterarbeit die 2014 an der Universität Hohenheim eingereicht worden war: Mutterkuhhaltung in Deutschland – Status quo und Zukunftsperspektiven im europäischen Kontext. Ich konnte in dieser Diplomarbeit keinen Hinweis darauf finden, dass in Deutschland das Mob-Weidesystem oder etwas vergleichbares genutzt wird.
TED-Vorträge
Hier zunächst ein TED-Vortrag von Allan Savory, mit deutschen Untertiteln (ich hatte den schon in meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität eingebunden):
Von Veganern und “etablierten Wissenschaftlern” gab und gibt es zum Teil heftige Kritik an Savory, aber Kritik dieser Art gab es in der Vergangenheit auch für viele andere Entwicklungen, die sich schließlich durchsetzt haben. Ich denke, man sollte sich davon nicht beirren lassen, zumal man heute bei “etablierten Wissenschaftlern” immer damit rechen sollte, dass diese die Interessen irgendwelcher Konzerne oder Interessengruppen vertreten. Und solche Interessen stehen hier in wirklich sehr großen Umfang auf dem Spiel. Auch ist es so, dass wissenschaftliche Forschungsergebnisse auch unbewusst dadurch beeinflusst werden, was die jeweiligen Wissenschaftler glauben. Nach meinen Recherchen gibt mehr als genug überzeugende, praktische Beispiele die zeigen, dass das die Methode von Allan Savory funktioniert.
Außerdem ist es zwar so, dass Allan Savory sein System offenbar ziemlich unabhängig entwickelt hat, aber wie er in seiner Rede Holistic Managment sagt, hat der französische Biochemiker, Landwirt und Autor André Voisin
lange vor ihm in seinem Buch Productivité de l’herbe, (amerikanische Ausgabe: Grass Productivity , deutsche Ausgabe, 1958, Die Produktivität der Weide ) all das erklärt und beschrieben, was er auch herausgefunden hat. Während Allan Savory mehr aus Mitteleuropäischer Sicht mit den sehr trockenen Gebieten in Afrika vertraut ist und seine Methode dort entwickelt hat, war André Voisin mehr mit den Verhältnissen in Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz vertraut. Voisin, der offenbar auch gut Deutsch sprach, war übrigens sogar mit den Verhältnissen auf dem Versuchsgut Rengen in der Eifel, das zur Universität Bonn gehörte, gut vertraut. Er bezieht sich in seinem Buch über die Produktivität der Weide (ich habe nur die amerikanische Ausgabe gelesen) öfters auf die Arbeit von Prof. Ernst Klapp. So gesehen haben dann auch teilweise in der Eifel, auf der Domäne Rengen durchgeführte Forschungsarbeiten zu Voisins Buch und dann zum Erfolg der Polyface Farm beigetragen. Diese Anmerkung für jene, die meinen ich würde immer zu sehr im Ausland und da vor allem im aussereuropäischen Ausland nach Ideen und Methoden Ausschau halten und die Deutschen nicht genug würdigen.
Der Vater von Joel Salatin, der die Polyfacefarm der Salatins 1960 begründet hat, hat Voisins Bücher gelesen und das scheint einer der Gründe für den Erfolg der Polyfacefarm gewesen zu sein.
Hier der TEDx-Vortrag Cows, Carbon and Climate, bei dem Joel Salatin das Mob Grazing, wie ich meine recht gut, erklärt.
Ein kritischer Artikel zum Mob-Weidesystem
Ein kritischer, aber nicht ablehnender Beitrag zum Mob-Weidesystem ist A Skeptical Look at Mob Grazing von Chris Helzer. Im Wesentlichen geht es darin darum, dass man auch beim Mob-Weidesystem übertreiben und damit auch den Boden zerstören kann. Aus den Ausführungen von Allan Savory kann man zwar entnehmen, dass es sich um ein in Afrika schon nach kurzer Einweisung im Grunde auch von Analphabeten realisierbares System handelt. In den gemäßigten Klimazonen scheint es aber schwieriger zu sein, wie das teilweise ziemlich umfassenden Ausbildungsmaterial und die Literatur zeigen. Immerhin wollen die Tiere an 365 Tagen im Jahr genug zu fressen haben, während das Gras übers Jahr gesehen unterschiedlich schnell wächst, genug Erholungszeit benötigt und die Tiere die Grasnarbe auch nicht zerstören sollen. Auch ist das Wetter jedes Jahr etwas anders.
Treibhausgase und Landwirtschaft
Ein ganz hervorragender Vortrag zum Thema Treibhausgase und Mob-Weidesystem, aber auch zu typisch menschlichen Verhaltensweisen im Bezug auf Probleme und den Klimawandel, ist der TEDxDubbo-Vortrag Soil carbon — Putting carbon back where it belongs — In the Earth des Australiers Tony Lovell:
An dieser Stelle möchte ich auch auf den Artikel Could carbon farming help reverse climate change? hinweisen.
Klimawandel und der Beitrag der Landwirtschaft
Eine gute Übersicht, auch über die verschiedenen per Landwirtschaft möglichen Methoden zur Einlagerung von Kohlenstoff im Boden gibt die Präsentation Climate Change and the Contribution of Agriculture von Peter Bane, zu einem Vortrag, den er 2015 gehalten hat. Wie man den von Bane gezeigten Daten entnehmen kann, könnte die Landwirtschaft durchaus die weltweite Treibhausgasemission sogar voll kompensieren, anstatt diese, wie das heute der Fall ist, sogar noch zu verstärken. Zu den im Vortrag von Peter Bane angeführten Möglichkeiten und Methoden zur Kohlenstoffeinlagerung in der Erde und damit zum Klimaschutz, gehören neben der Anwendung des Mob-Weidesystems auch das Key-Line-System, dem ich den Artikel Das Hauptlinien-System gewidmet hatte, und auch darauf aufbauenden Form der Landwirtschaft, die Mark Shepard in seinem Buch und seiner DVD beschreibt, und die ich in meinem Artikel Restaurierende Landwirtschaft vorgestellt hatte. Ein hier zu erwähnender Punkt ist der sogenannte Yeomanspflug. Dabei handelt es sich faktisch um einen Tiefenkultivator, der den Boden sehr tief aufreißt. Ich habe kritische Stimmen gefunden, die meinen, dass dieses Gerät nichts bringt. Mark Shepard zeigt aber z.B. in seiner DVD so ein Gerät und wie er es eingesetzt hat, und er erklärt dabei, dass er früher den Zinken mit seinem 35 PS Traktor kaum ziehen konnte und bei jeder Furche den Zinken mit einer Schaufel von Lehm habe befreien müssen. In letzter Zeit, nach einigen Jahren, aber sei der Boden bis ca. 90 cm tief so locker, dass er so vom Zinken abfalle. Der ursprüngliche Grund diesen Tiefenkultivator überhaupt ein zu setzen, war für Shepard, dass er damit die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern , die er parallel zu den nach dem Key-Line-System angelegten Gräben gepflanzt hat, daran hindern wollte in seine Felder zu wachsen. Es macht Sinn, sich das auf seiner DVD anzusehen.
Klimaschutz, Katastrophenschutz und Gesundheitsschutz
Das geniale an all diesen Maßnahmen zur Kohlenstoffeinlagerung im Boden und damit auch zum Klimaschutz ist, dass es sich gleichzeitig um Maßnahmen handelt, die die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in Kriegs- und Krisenzeiten verbessern, die die Bodenqualität und damit die Bodenfruchtbarkeit steigern und die die Landwirtschaft befähigen können, auch in einer Zeit in der fossile Brennstoffe und die damit hergestellten Düngemittel, Pestizide und Herbizide zu teuer oder nicht mehr erhältlich sind, weiter Nahrungsmittel zu produzieren. Außerdem haben alle diese Methoden als willkommene Nebenwirkungen die lokale Produktion von gesunden Lebensmitteln, die Verbesserung des Wasserhaushaltes und die Verbesserung der biologischen Vielfalt.
Wichtig ist es, möglichst frühzeitig mit der praktischen Umsetzung und der Anpassung an die lokalen Verhältnisse zu beginnen. Gerade auch die intelligente die Nutzung der heute noch recht preiswerten fossilen Energieträger wäre wichtig.
Bei alledem sollte man bedenken, dass es leider massive Interessenkonflikte gibt.
Bei allem Verständnis für die Interessen der verschiedenen Lobbygruppen sollte man aber bedenken, dass eine krisenfeste, lokale und auch nachhaltige Nahrungsmittelversorgung eine Frage von Leben und Tod ist. Das Mob-Weidesystem beruht zwar auch auf dem Einsatz moderner Technik, etwa in Form von Weidezaungeräten und leichten geländegängigen Fahrzeugen, aber bei diesem System kann die Technik für die Nahrungsmittelproduktion im Notfall problemlos durch dann mehr als genug verfügbare Hilfskräfte ersetzt werden, die heute ihren Lebensunterhalt als Sachbearbeiter mit irgendwelchen im Ernstfall verzichtbaren Bürojobs verdienen. Es gibt beim Mob-Weidesystem, ebenso wie bei der Growbiointensive-Methode von John Jeavons nichts, was zwingend die fragile technische Infrastruktur unserer Gesellschaft benötigt. Das ist in der konventionellen Landwirtschaft anders. In der konventionellen Landwirtschaft würden im Ernstfall viele Betriebe ohne Nachschub und Strom vollständig unbrauchbar und nutzlos.
Der ganz besondere Reiz des Mob-Weidesystems besteht meines Erachtens darin, dass man damit mit sehr geringen Aufwand und zugleich gewinnbringend, klimaschützend und den Zielen des Naturschutzes dienend, die Bodenqualität so verbessern kann, dass man im Ernstfall Flächen hat, die ohne lange Vorbereitung in fruchtbare Gärten umgewandelt werden können, in denen mit der Methode von John Jeavons Gemüse und kalorienhaltige Lebensmittel produziert werden können. Außerdem kann man mit diesem Weidesystem Lebensmittelvorräte bilden, die nicht schlecht werden, sondern die sich erneuern und Überschüsse produzieren und die dazu auch noch gesund und wohlschmeckend sind.
Kelberg, den 7. August 2016
Christoph Becker