Nate Hagens

Der Powerpoint-Vortrag von Nate Hagens über Energie, Finanzen, Biologie, Umwelt, Psychologie und Resilienz dürfte zum Besten zählen was es gibt, wenn man mit nur einem Vortrag von rund einer Stunde die Krisen unsere Zeit verstehen und persönliche und gesellschaftliche Lösungsansätze finden will.

Wer ist Nate Hagens?

Hier eine Übersetzung der Angaben zu seiner Person von der Seite des Post Carbon Institutes:

Nate ist ein namhafter Redner über den Gesamtzusammenhang der Probleme, mit denen die menschliche Gesellschaft konfrontiert wird. Bis vor Kurzem war er ein führender Redakteur von The Oil Drum, (( die Nachfolgeseite  ist  Peak Oil Barrel )) , einer der bekanntesten und viel beachteten Internetseite für die Analyse und Diskussion der globalen Energieversorgung und der Auswirkungen des künftigen Rückgangs der Energieverfügbarkeit. Nate  ist momentan Mitglied der Vorstände  des Post Carbon Institute, der Bottleneck Foundation,  des IIER und des  Institute for the Study of Energy and the Future.

Nates Präsentationen thematisieren die Möglichkeiten und Grenzen,  mit denen wir nach dem kommenden Ende des Wirtschaftswachstums konfrontiert werden.  Auf der Angebotsseite  konzentriert sich   Nate auf die Zusammenhänge zwischen schuldenbasierten Finanzmärkten und natürlichenRessourcen und besonders der Energie.  Auf der Nachfrageseite  behandelt Nate die  evolutionsbedingten  Hintergründe von Status, Sucht  und  unserer Abneigung  zukunftsbezogen zu handeln, und er bietet  Lösungsansätze dafür,  wie  Individuen und die Gesellschaft sich besser an das anpassen könnten was  bevorsteht.    Letztendlich spricht Nate über die Dinge die wesentlich sind, um unsere Art (und andere) in die ferne Zukunft zu bringen.

Nate ist auf PBS , BBC, ABC und NPR aufgetreten und hat weltweit Vorträge gehalten.  Er  hat  einen Master  in Finanzwissenschaften der Universität   Chicago und einen PhD in Natürliche Ressourcen  der Universität Vermont.  Vorher war Nate  Präsident der  Sanctuary Asset Management und ein Vizepräsident der Investment Firmen von  Salomon Brothers and Lehman Brothers.

Wie Nate Hagens in seinem Vortrag erzählt, hat er nach dem Studium der Finanzwissenschaften bei einer großen New Yorker Bank als Vermögensberater für Personen begonnen, die mindestens 100 Millionen Dollar Vermögen hatten. Er habe damals bis zu einer halben Million Dollar pro Jahr verdient und er habe gelernt, dass die Superreichen, mit denen er zusammengearbeitet hat, oft durchaus nicht besonders glücklich seien. Auch sei wohl nicht der Besitz des Geldes an sich, sondern eher das Streben danach von Bedeutung.

Auf die Frage, wie er zu dem umfassenden Wissen gekommen sei,  das sein Vortrag erahnen läßt, erwidert Nate Hagens, er habe irgendwann als Vermögensberater aufgehört,  als er etwa eine  halbe Million  besessen habe. Nachdem er einige Bücher gelesen habe, die ihn nachdenklich gestimmt haben, sei er 2002  ausgestiegen, habe seinen Kunden ihr Geld zurückgegeben und seine Anteile verkauft.  Zwei Jahre  habe  er sich mit einem Rucksack voll Bücher auf Weltreise begeben.    Er habe über 10 Jahre Unmengen von Büchern gelesen.     Jetzt habe er sein Geldvermögen verbraucht, lebe von 45  Tsd. Dollar im Jahr und sei glücklicher als jemals zuvor.

Die persönliche Webseite von Nate Hagens hat den Namen The Monkey Trap ( www.themonkeytrap.us ), was auf Deutsch “Die Affenfalle” bedeutet.  Das Besondere an  Nate Hagens ist,  wie  er  die Themen Energie, Ökologie, Psychologie,   Wirtschaft und Finanzwissenschaft  verbindet und dabei  zu einem Bild des  großen Ganzen kommt. Seinem in  seinem Vortrag  beim Peacestock 2015  angekündigtem Buch sehe   ich mit Spannung entgegen.

Nate Hagens Vorträge

Mir fehlt momentan die Zeit, eine vollständige deutsche Übersetzung einer Version dieses Vortrages, einschließlich der  dazu nötigen  Übersetzung und Anpassung aller  Texte in den Bildern anzufertigen.  Vielleicht finde ich die nötige Zeit und Energie – vielleicht auch nicht. In jedem Fall würde kostbare Zeit unnütz verstreichen, weshalb ich hier schon mal für alle, die genug Englisch können auf Nate Hagens hinweisen möchte. Das Englisch von Nate Hagens ist zudem gut verständlich.

Momentan läuft hier in Rheinland-Pfalz der Wahlkampf für die Landtagswahlen zum 13.3.2016 und alle Werbeplakate,  Werbeprospekte und Artikel aller Parteien zeigen mir, ebenso wie der Umgang unserer Bundesregierung mit der Flüchtlingskrise, dass es unseren Politikern und auch dem größten Teil der Bevölkerung an Einsicht in den Ernst und die Realität des großen Bildes unserer wirtschaftlichen und ökologischen Lage mangelt.  Die Vorträge von Nate Hagens sind eine Möglichkeit,  das offensichtliche Informationsdifizit etwas zum verringern.

Hier zunächst Nate Hagens Vortrag beim Peacestock 2015, vom 11. Juli 2015 auf Vimeo:

Peacestock 2015 Nate Hagens 7 11 15 from Bill Sorem on Vimeo.

Unten  die Youtube-Version desselben Vortrages. Der Unterschied  ist, dass in der Youtube-Version die Bilder  bildschirmfüllend wiedergegeben werden, während in der Vimeo-Version auch der Redner, der Vorredner und die Fragesteller zu sehen sind. Wenn man die Bilder bzw. Folien oder Dias genauer betrachten will, ist die folgende Youtube-Version also besser.

 

Wenn man nach  Nate Hagens auf  Vimeo  sucht,  erhält man derzeit 13  Videos, die ich aber  auch noch  längst nicht alle gesehen habe:

https://vimeo.com/search?q=nate+hagens

Hier die Suche auf Youtube nach Nate Hagens, die ebenfalls viele Videos liefert:

https://www.youtube.com/results?search_query=Nate+hagens

Ich habe kürzlich ausser dem oben eingebundenen Vortrag beim Peacestock 2015, noch den an der Universtiät Hawaii  ,   A birds eye view of the future – Nate Hagens speaks at UH Hilo  gesehen.  Vor längerer Zeit hatte ich mir auch einen der Vorträge aus dem Jahr 2014 angeschaut.

Wenn ich Zeit für eine Zusammenfassung oder gar Übersetzung finde, wird diese hier erscheinen.

Kelberg den 7. März 2016

Christoph Becker

Nachtrag am 7. Oktober 2016

Am 21.04.2016 wurde auf Youtube ein 2016 gehaltener Vortrag von Nate Hagens eingestellt, der nach seinen Worten zu 60 % Neues enthält: Earth-week speaker series at UW-Stevens Point 2016. “A Guide to Being Human in the 21st Century”




Deflation durch Schulden

Die Zentralbanken haben geglaubt, sie könnten durch niedrige Zinsen und damit durch billige Kredite eine Deflation verhindern. Jetzt zeigt sich aber, dass mit Krediten finanzierte Unternehmen zu einer verhängnisvollen Deflationsspirale führen können.

In seinem Blogbeitrag vom 15.12.2014 auf www.generationaldynamics.com weist John Xenakis unter dem Titel “Oil production to increase despite, or because of, crashing prices”  (Ölproduktion steigt trotz oder wegen zusammenbrechender Preise) darauf hin, dass die Ölproduktion offenbar trotz und auch wegen  der sinkenden Ölpreise steigt, was natürlich zu weiter sinkenden Ölpreisen führt.  Das Problem ist, dass insbesondere die in den letzten Monaten und Jahren viel gepriesene amerikanische Ölindustrie mit ihren durch Fracking erschlossenen Ölquellen mit als riskant eingestuften und damit relativ teuren Krediten finanziert wurde. Die Unternehmen müssen nun, um das für die Bedienung ihrer Kredite erforderliche Geld in die Kassen zu bekommen, gerade wegen der Ölpreissenkungen so viel Öl fördern und verkaufen wie irgend möglich.  D.h., bei niedrigen Ölpreisen müssen sie mehr Öl verkaufen als bei hohen Ölpreisen und dadurch wird bei sinkenden Ölpreisen noch mehr Öl auf den Markt gedrückt, das Überangebot wird weiter vergrößert und die Preise fallen weiter.

Aber nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Förderländern muss man, um hohen hohen Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können, bei sinkenden Ölpreisen paradoxerweise mehr Öl fördern und verkaufen. Dadurch ist der Ölpreis in eine Deflationssprirale geraten.

Das freut natürlich jene, die tanken oder ihre Heizöltanks füllen müssen, aber die Sache hat einige Haken.

Wegen der sinkenden Ölpreise rentieren sich schwierig zu erschließende Ölquellen nicht mehr. Aus den Brunnen, die schon gebohrt sind wird maximal gefördert, um Geld in die Kassen zu spülen. Anderseits werden aber in Planung befindliche, neue Bohrvorhaben abgesagt.  Das trifft zunächst die sehr umsatzstarke Ölindustrie mit ihren besonders gut bezahlten Arbeitsplätzen. Die niedrigen Ölpreise werden aber über kurz oder lang auch die deutsche Exportindustrie treffen, weil die Nachfrage nach teuren deutschen Produkten in den verschiedenen, von den Preisrückgängen betroffenen Förderländern nachlassen.

Weil durch den Ölpreisrückgang, der letztlich schon durch eine Nachfrage- und Wachstumsschwäche in wichtigen Industrieländern verursacht wurde, in den Förderländern die Nachfrage (weiter) zurückgeht, kommen weitere, nicht direkt mit der Erschließung neuer Ölquellen befasste Unternehmen unter Druck, wenn sie mit Krediten finanzierte Investitionen getätigt haben. Das heißt auch diese Unternehmen müssen versuchen,  eine sinkende Nachfrage durch eine Steigerung der Produktion auszugleichen und sie müssen daher die Preise senken, weil sie nur so ihre laufenden Kredite bedienen und einen Bankrott vermeiden können. Ein mit Krediten finanziertes deutsches Unternehmen könnte z.B. weniger hochwertige Waren nach Russland, Saudi Arabien, Venezuela und in die USA verkaufen, weil dort hoch bezahlte Ölbohrspezialisten und Industriebereiche weniger nachfragen. Um trotzdem weiter seine Kredite bedienen zu können, könnte dieses Unternehmen versucht sein, seine Preise z.B. auch am deutschen und europäischen Markt zu senken, um so seinen Marktanteil und damit seinen Absatz zu steigern, um so einen Konkurs vielleicht abwenden zu können.

Damit kommt die Wirtschaft insgesamt in eine Deflationsspirale. Für jene, die keine Schulden haben heißt es nun, möglichst lange auf sinkende Preis warten, um Schnäppchen zu machen, die sich durch den Preiskampf verschuldeter Unternehmen und schließlich durch Unternehmensbankrotte ergeben.

Für die Staaten bedeutet das sinkende Steuereinnahmen und, was noch schlimmer ist, dass die Staatsschulden nicht, wie von den Politikern erhofft, durch eine schleichende, gerade noch erträgliche Inflation faktisch abgebaut werden.

Die Ölpreise werden aber nicht unbegrenzt sinken. Die durch Fracking erschlossenen Ölquellen verlieren bereits im ersten Jahr der Förderung im Mittel etwa 70% ihrer Förderkapazität.  Klassische Ölquellen verlieren deutlich weniger, aber sie verlieren auch. Da die geologisch-technisch-physikalisch bedingten Förderrückgänge wegen der niedrigen Ölpreise und wegen des aktuellen Überangebotes an Öl, nun voraussichtlich nicht mehr durch die erforderliche Menge an neuen Ölquellen ausgeglichen werden, wird es voraussichtlich nach einem 3/4 Jahr bis 2 Jahren wieder zu einer Verknappung des Ölangebotes und möglicherweise auch zu einer heftigen Ölpreissteigerung kommen. Je nach Höhe dieser kommenden Ölpreissteigerungen werden mehr oder weniger viele Importländer wirtschaftliche Problem bekommen. Die Leute dort werden wieder mehr für Öl und andere fossile Brennstoffe ausgeben müssen, was wiederum mit Krediten finanzierte Produktionsbetriebe zu Preissenkungen und Einsparungen veranlassen wird, was wiederum Deflationstendenzen auslösen wird.

Kelberg den 17.12.2014

Christoph Becker