Private Investoren für Afrika

Am 8. Juni 2015 sendete das ZDF einen 2:30 Minuten kurzen Beitrag mit dem Titel Private Investoren für Afrika. Mein Eindruck: Eine gefährliche, massenhaft todbringende  Mischung aus Dummheit, Unwissenheit und Lügen.  

Mir fiel zunächst auf, dass der Kleinbauer, der dort gezeigt wird mit einer Hacke in Afrika den fast blanken Boden um seine Maispflanzen herum aufhackt. Daraus entnehme ich, dass dieser Kleinbauer von Landwirtschaft, Gartenbau und Bodenleben keine Ahnung hat und dass man er dringend einer ordentlichen Anleitung bedarf. Der Amerikaner John Jeavons bietet mit seinem Buch How to Grow More Vegetables and Fruits, Nuts, Berries, Grains, and Other Crops) Than You Ever Thought Possible on Less Land Than You can imagine und mit seiner Organisation Ecology Action solche Anleitungen und Ausbildungen. Eine Weiterentwicklung des Systems von John Jeavons ist die Singing Frogs Farm von Paul Kaiser und seiner Frau Elizabeth. Auf der Internetseite www.peakprosperity.com wurde diese am 23.5.2015 in einem Interview mit dem Titel Paul & Elizabeth Kaiser: Sustainable Farming 2.0 vorgestellt. Das Ehepaar Kaiser besitzt  insgesamt etwas über 3 Hektar Land im nördlichen Kalifornien. Aktiv bewirtschaftet werden davon nur ca. 1,2 Hektar. Die Kaisers beschäftigen auf diesen ca. 12.000 qm offenbar 6 Angestellte, von denen einer sogar über ein Thema der biologischen Landwirtschaft promoviert hat. Die Kaisers erwirtschaften offenbar ca. 290.000 US-Dollar pro Jahr.  Statt der in ihrer Gegend üblichen 1 bis 2 Ernten pro Jahr haben die Kaisers 5 bis 6 Ernten. Sie benötigen wesentlich weniger Wasser für die Bewässerung als andere Betriebe, sie benötigen praktisch keine Landmaschinen zur Bodenbearbeitung und Ernte und damit auch fast keinen Treibstoff und keine Ersatzteile für diese.  Außerdem benötigen die Kaisers keinen Kunstdünger und weder Pflanzenschutzmittel noch Herbizide.  Der Ertrag pro Flächeneinheit übertrifft den konventioneller Farmer um ein vielfaches.  Der 1,2-Hektar Betrieb der Kaisers ist nach ihrer Aussage von der Leistungsfähigkeit eher mit einem intensiv bewirtschafteten konventionellen Gemüseanbaubetrieb mit über 8 Hektar vergleichbar.

Dem vom ZDF interviewten Vertreter des tansanischen Landwirtschaftsverbandes, Dr. Sinare Y. Sinare, der behauptet dass Kleinbauern mit nur einem Hektar es niemals aus der Armut schaffen und unmöglich die Nahrungsmittel für die schnell wachsenden Bevölkerung Afrikas produzieren könnten, kann man nur dringend empfehlen, sich z.B. auch einmal die Literatur von John Jeavons durchzulesen, einen Kurs bei ihm zu buchen und dabei auch einen Besichtigung der Singing Frogs Farm der Kaisers zu  buchen.

Diese Großinvestoren, wie der in der Doku beispielhaft angeführte, und von dem Schweden Per Carstedt vertretene , schwedische Investor Eco Engery,  werden dagegen, zusammen mit den Verantwortlichen der afrikanischen Regierungen und den anderen Unterstützern solcher Projekte, das in der Geschichte Afrikas größte Massensterben vorbereiten und dafür mitverantwortlich sein, weil sie die Ernährung der Bevölkerung von der Funktionsfähigkeit des Internationalen Handels und der Versorgung der Landwirtschaft mit Treibstoff, Ersatzteilen, Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln, Unkrautvernichtungsmitteln und Hybridsaatgut, abhängig machen.

Die Frage ist nämlich was passiert, wenn die USA und Europa z.B. in der ersten Phase eines Weltkrieges oder auch durch einen extremen Sonnensturm auf Grund eines EMP-Ereignisses, und damit auch der Welthandel, ausfallen. Immerhin haben gerade im Mai 2015 eine ganze Reihe hochrangiger amerikanischer Experten in einem offenen Brief an Präsident Obama ihre Besorgnis wegen der Gefahr, die von einem EMP-Ereignis ausgeht gewarnt. Chris Martenson hatte am 1.6.2015 in einem Artikel mit dem Titel  Sounding The Alarm On The Country’s Vulnerability To An EMP – Establishment insiders are worried we’re too vulnerable (deutsch: Den Alarm wegen der Verwundbarkeit des Landes durch einen EMP auslösen: Insider des Establischments sind besorgt, dass wir zu verwundbar sind) auf die auch auf meiner Webseite www.freizahn.de von Anfang an immer wieder betonte Gefahr hingewiesen. Beunruhigend an Chris Martensons Artikel ist vor allem auch sein Hinweis, dass Saudi Arabien offenbar die Entscheidung getroffen hat, sich mit pakistanischen Atomwaffen auszurüsten. Martenson weist auch darauf hin, dass die Nutzung des EMP-Effektes ein Mittel der modernen Kriegsführung sein wird, mit dem zu rechnen ist.

In dem oben erwähnten Offenen Brief an Präsident Obama wird  von den Unterzeichnern übrigens ausdrücklich gefordert, dass unverzüglich etwas unternommen wird, um die amerikanischen Atomkraftwerke und die Zwischenlager für Atombrennstoffe gegen EMP-Angriff zu sichern.

In diesem Gesamtrahmen müssen die Länder Afrikas jedenfalls damit rechnen, dass die Megafarmen der ausländischen Investoren in Zukunft ausfallen und dass es auch in Afrika zu verheerenden Hungersnöten kommen wird. In Afrika (aber auch in Europa und in den USA) könnte man dies vermeiden oder zumindest die Schwere der Hungersnöte vermindern, wenn man Kleinbauern fördert und etwa im Sinne der oben erwähnten Methoden ausbildet.

Die Aussage, dass Afrika private Investoren wie den in der Doku erwähnten schwedischen Investor Eco Energy braucht, ist meines Erachtens nur dann richtig, wenn man in Afrika Massenmorde durch Hunger plant.

Die von dem Sprecher von Eco Energy, Herrn Per Carstedt, geäußerte Meinung, dass die Vorstellung, dass Kleinbauerntum die Lösung für die Ernährungsprobleme Afrikas sei, sei “romantisch”, ist meines Erachtens dumm und ein Ausdruck der im Westen immer noch weit verbreiteten,  naiven Industrie- und Technikromantik, die die extreme Verwundbarkeit der Industriegesellschaften und auch ihre Abhängigkeit von zur Neige gehenden und damit teurer und umkämpfter werdenden, nicht erneuerbaren Ressourcen ignoriert.

Aus Sicht der solche landwirtschaftlichen Großprojekte, wie die 22.000 Hektar Zuckerrohrfarm von Eco Engery unterstützenden G7, zu der auch Deutschland gehört, mag es zynisch betrachtet sinnvoll sein, mit solchen Megafarmen Massenmorde durch Hunger auch in Afrika vorz bereiten, und dabei noch etwas Diesel für unsere treibstoffsüchtige Industrie und Landwirtschaft aus Afrika herauszupressen, aber mit den “Werten” für die der Westen zu stehen vorgibt, hat das alles nichts zu tun.

Eine sehr gute, wenn auch leider nur englischsprachige Doku zum Thema Großinvestoren in Afrika und anderswo ist der Anfang 2015 mehrfach von Russia Today ausgestrahlte, erschütternde kanadische Film No Land, No Food, No Life (deutsch: Kein Land, Keine Nahrung, Kein Leben).

Im deutschprachigen Raum haben wir zwar noch kein Äquivalent zur oben erwähnten Singfrogs Farm des Ehepaars Kaiser, aber mit den österreichischen Bio-Bergbauern Sepp Holzer und seinem Sohn Joseph Andreas Holzer hat auch der deutschsprachige Raum für Afrika sicherlich in vielen Fällen sehr interessante Möglichkeiten des Wassermanagements und vielleicht  auch zur Beratung von Kleinbauern zu oder doch zumindest von afrikanischen Landwirtschaftsverbänden zu bieten.

Mein Fazit:

Die ZDF-Doku war schlecht recherchiert. Die Kleinbauern in Afrika könnten und müssten besser ausgebildet und angeleitet werden. Wenn die Kleinbauern in Afrika besser ausgebildet und angeleitet werden, dann können sie die Ernährungsprobleme der schnell wachsenden Bevölkerung in Afrika zwar auch nicht unbegrenzt lösen, aber sie sind doch die mit sehr weitem Abstand beste Lösung für Afrika, die der größtmöglichen Zahl von Menschen ein menschenwürdiges Leben sichern kann. Private Großinvestoren sind in der Landwirtschaft keine Alternative, weder in Afrika noch sonst irgendwo auf der Welt. Private Großinvestoren und ihre Befürworter sind Opfer einer naiv-romantisch-verklärten Technologie- und Fortschrittsgläubigkeit, die die harten Fakten über die Verwundbarkeit großtechnischer Systeme und Infrastruktursysteme ebenso ignorieren, wie die Folgen des Endes der Verfügbarkeit billiger fossiler Energie und anderer Rohstoffe.

Kleinbauern sind  für den Klimaschutz besser als Großinvestoren mit ihrer industriellen Landwirtschaft

Was hier bisher noch nicht betrachtet wurde ist, dass die Klimaschutzziele der G7-Staaten sich durch die Anleitung der Kleinbauern in Afrika, mit den oben erwähnten biointensiven Anbaumethoden, sehr viel besser erreichen lassen als durch die eher klimaschädlichen Geschäfte von Großinvestoren wie EcoEngery. Der Grund ist, dass die Kleinbauern bei guter Anleitung durch die Verbesserung des Bodens und damit auch der Ertragsleistung, große Mengen Kohlenstoff im Boden binden und Erosionen verhindern würden. Der Großinvestor kann dass mit seiner konventionellen, industriellen Landwirtschaft nicht, sondern wird für im Bezug auf den Klimaschutz eher negative Auswirkungen haben. Siehe dazu auch meinen Artikel Weltweite Verschlechterung der Bodenqualität.

Kelberg, den 9.6.2015 Christoph Becker

 




Eine Sekunde danach

Buchbesprechung zu dem auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieges in deutscher Sprache erschienenen Roman “One Second After – Die Welt ohne Strom. “One Second After” heißt auf Deutsch “Eine Sekunde danach” oder “Eine Sekunde später”. Der Roman  One Second After – Die Welt ohne Strom von William R. Forstchen ist ein Fiction Roman. Die Arbeit an dem Buch wurde im Juli  2008 beendet und es erschien 2009 in den USA. Im Juli 2008 erschien  etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Romans der abschließende, sehr umfassende Bericht der EMP-Kommision des amerikanischen Kongresses.  Der Roman wurde von einem Professor für Militärgeschichte geschrieben. Als Berater standen dem Autor sein Hausarzt, ein Apotheker, ein Polizeichef, der mit der  EMP-Problematik und dem Einsatz von Atomwaffen seit vielen Jahren befasste Kapitän zur See Bill Sanders und die beiden seit vielen Jahren mit Sicherheitspolitik befassten und für die Berufung der EMP-Kommission maßgeblichen Abgeordneten des amerikanischen Repräsentantenhauses Newt Gingrich und Roscoe Bartlett zur Seite. Newt Gingrich hat das Vorwort zu dem Roman geschrieben.  Bill Saunders hat das Nachwort geschrieben. Roscoe Bartlet hat bei verschiedenen Reden die Romane One Second After von William Forstchen  und SS-18: The Satan Legacy
von Patrick Lowrie empfohlen. Er, Bartlett, lese zwar im Allgemeinen keine Romane, aber bei  diesen beiden sei das anders.

“One Second After – Die Welt ohne Strom” ist daher nicht einfach ein Roman, sondern faktisch ein in Romanform sehr gelungenes und spannend geschriebenes, inspirierendes, in die Problematik eines EMP-Angriffs oder extremen Sonnenstrum einführendes Lehrbuch für einfache Bürger  und Wähler ebenso wie für Politiker aller Ebenen, für Militärs und auch für Polizeichefs, Feuerwehrchefs, Ärzte und viele andere.

Die unserer westlichen Zivilisation drohende Katastrophe, die der Roman unter Bezug auf eine Vielzahl von Fakten schildert, könnte alleine in Deutschland mehr Tote fordern als beide Weltkriege zusammen an allen Fronten weltweit gefordert haben. Das heißt, es könnten ohne weiteres mehr als 10 mal soviele Bürger der Bundesrepublik umkommen wie durch die Massenmorde der Nazis an den Juden.

Der Roman erzählt das Leben und Sterben in einer kleinen Stadt in den Bergen im amerikanischen Bundesstaat Nord Carolina kurz vor, kurz nach und dann in den Tagen und Monaten nachdem eine Rakete mit drei Atomsprengköpfen von einem unscheinbaren Fachtschiff vor der amerikanischen Küste abgeschossen wurde. Die Sprengköpfe wurden in großer Höhe an drei gut gewählten Stellen der USA gezündet und haben die Stromnetze der USA vollständig und die Elektronik in den USA zum größten Teil zerstört.  Der Roman endet nach einem Jahr, als erstmals ein Militärkonvoi  die kleine Stadt erreicht und die ersten Nahrungsmittel und Medikamente seit dem Angriff bringt. In der kleinen Stadt in den Bergen sind bis dahin “nur” 8 von 10 Menschen an Hunger, Krankheiten und Gewalt gestorben.  Der den Konvoi mit den  Hilfsgütern führende Offizier bringt auch die ersten verlässlichen Nachrichten über die Gesamtlage.  Er sagt es gäbe in den USA wahrscheinlich nur 30 Millionen Überlebende (von  ca. 300 Millionen Einwohnern vor dem Angriff). New York hätte man nach dem Ausbruch einer Seuche vollständig abriegeln müssen und es gäbe dort wahrscheinlich nur noch 25-Tausend Einwohner.  In Florida gäbe es so gut wie keine Überlebenden. In den ländlichen Gebieten des  Mittleren Westens hätten aber mehr als die Hälfte der Bevölkerung überlebt.  Man habe nie herausgefunden, wer die Angreifer waren. Vermutlich wären es Terroristen gewesen.  Weltweit habe es drei solche Schiffe und entsprechende Angriffe gegeben. Einen  Angriff auf Japan und Südkorea, einer  sei aus dem Seegebiet um Island erfolgt und habe Russland getroffen. Man nehme aber an, es handele sich um eine technische Panne, und der Angriff habe eigentlich Westeuropa treffen sollen. Alle drei Schiffe seien unmittelbar nach dem Angriff explodiert, so daß es keine Spuren gäbe.

60 Tage nach dem Angriff seien an der amerikanischen Pazifikküste chinesische Soldaten gelandet um der hungernden amerikanischen Bevölkerung zu helfen. Die Chinesen hätten nun eine halbe Million Soldaten im Westen der USA stehen und von Abzug sei keine Rede. Mexiko habe weite Teile des Südens der USA besetzt um ein weiteres Vordringen der Chinesen zu verhindern. Die USA seien regelrecht zu Brei geschlagen worden.

Der Roman enthält sehr viele interessante Details und Geschichten aus der kleinen Stadt und auch von historischen Ereignisssen wie der Belagerung von Leningrad wird erzählt. Dem Leser wird dabei auf spannende, unterhaltsamme Weise ein Eindruck von die Tragik, der enormen Vielfalt der Probleme und auch von den menschlichen Abgründen vermittelt,  mit denen man es zu tun bekommt wenn eine moderne westliche Gesellschaft durch ein Großereignis wie einem EMP-Angriff ohne Vorbereitung kollabiert.

Insgesamt ist “One Second After – Die Welt ohne Strom” auch für jene, die normalerweise keine Romane lesen eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

Kelberg, den 6. August 2014

Christoph Becker




Der Abgeordnete, der vom Netz ging

Roscoe Bartlett verbrachte 20 Jahre als Abgeordneter im amerikanischen Kongress. Nun lebt er in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern und bereitet sich auf den Untergang der Welt wie wir sie kennen vor.

Von Jason Koebler. 3. Januar 2014

Übersetzung von Christoph Becker. Das amerikanische Original mit vielen Bildern(!) findet sich hier.


Als Roscoe Bartlett Abgeordneter im Repräsentantenhaus war, klinkte er sich in ein besonders apokalyptisches Thema ein, eines über welches sonst fast niemand zu sprechen schien: Amerikas gefährlich verwundbares Stromnetz. Rede für Rede zu später Stunde tyrannisierte Bartlett das nahezu leere Parlament: Wenn die Vereinigten Staaten nicht bald etwas tun, um das Stromnetz zu schützen, dann wird ein Terrorist oder eine Naturkatastrophe dem Leben, wie wir es kennen, ein Ende bereiten.

Bartlett liebte es, Weltuntergangsvisionen zu beschwören: Denken Sie an den Stromausfall in New York City [Jason Koebler, der Interviewpartner,  wohnt im New Yorker Stadtteil Brooklyn] nach dem Hurrikan Sandy – aber der Stromausfall würde ein sehr viel größeres Gebiet betreffen und Monate andauern. Er hat einmal von einem Gespräch erzählt, das er mit nicht genannten russischen Regierungsvertretern darüber geführt habe, wie die Russen die Vereinigten Staaten ausschalten könnten: Sie würden, zitiert er sie, eine Atomwaffe hoch über den USA zünden und das Stromnetz und die Kommunikationsmittel für 6 Monate oder so abschalten [ohne dass die USA einen Vergeltungsschlag führen könnten].

Bartlett gewann mit seinen gruseligen Reden über elektromagnetische Impulse und Sonnenstürme nie viele Anhänger. Eher kurzfristige Sorgen schienen seine Kollegen zu beschäftigen, oder Bartletts Besessenheiten klangen mehr wie Quacksalberei als wie echte Wissenschaft, obwohl sie von einem Marineingenieur kamen, der im Raumfahrtrennen mitgewirkt hatte. Was immer der Grund war, die Handlungsunfähigkeit des Repräsentantenhauses ist nicht länger Bartletts Problem. Der achtzigjährige Republikaner aus dem westlichen Maryland, der mehr als einmal als der sonderbarste Kongressabgeordnete bezeichnet wurde, fand sich aufgrund einer Wahlkreisverschiebung vor einem Jahr ohne Mandat und entschied sich unverzüglich den Warnungen entsprechend, die andere nicht beachten wollten, aktiv zu werden. Er zog sich auf ein abgelegenes Grundstück in den Bergen von West Virginia zurück, wo er ohne Telefon, ohne Verbindung zum Stromnetz und ohne Anschluss an das öffentliche Rohrleitungssystem [für Wasser, Abwasser und ggf. Gas] lebt. Da es ihm nicht gelungen ist, die Stromversorgung für den Rest des Landes abzusichern, hat Bartlett sich selbst komplett vom Stromnetz getrennt. Er hat schließlich das getan, wozu er andere vergeblich aufgefordert hat: „unabhängig vom System zu werden“, wie er es in einer Dokumentation im Jahr 2009  formuliert hat.

Ich besuchte Bartlett im letzten Herbst [2013], indem ich einer Reihe irrgartenartiger Anweisungen folgte: Folge einer Serie verschiedener Gabelungen der Straße, achte auf die eine befestigte Zufahrt die von einer engen felsigen unbefestigten Straße abzweigt. Dabei kletterte ich auf fast 1200 Meter, eine der höchsten Erhebungen der USA östlich der Rocky Mountains. Auf der halben Strecke der vierstündigen Fahrt von Washington, hatte mein Mobiltelefon keinen Empfang mehr und es bekam ihn auch nicht mehr. Das nächste Einkaufszentrum ist mehr als eine Autostunde entfernt.

Als ich ankam, begrüßte mich Bartlett in einem verwaschenen, blauen Overall und einem unordentlichen weißen Bart und fragte, ob irgendetwas passiert sei, seit er das letzte Mal vor ungefähr einer Woche in Maryland war. Ich erzählte ihm, dass die NSA gerade dabei ertappt worden sei, dass sie Datenverbindungen zwischen von Google und Yahoo betriebenen Datenzentren angezapft hatte. Er schaute verblüfft.

Die Begrenzung der Rolle der Regierung hat in seinen 20 Jahren als Abgeordneter einen großen Teil seines Lebens beansprucht. Das hat ihm wenig Zeit gelassen, einfach an seinem See zu sitzen, die Sonne untergehen und die Fledermäuse herauskommen zu sehen. Aber heutzutage kreisen seine Sorgen darum, wann der nächste Frost kommen wird und wie die Mäuse aus seinen Speisekammern herausgehalten werden können. Er ist mehr daran interessiert, auf die verschiedenen Arten von Bäumen auf seinem Grundstück hinzuweisen oder mit seiner neuen, kompostierenden Toilette anzugeben als die Gesundheitsreform Präsident Obamas zu diskutieren (“einfach schrecklich”) oder den Regierungsstillstand [unbezahlter Zwangsurlaub wegen drohender Zahlungsunfähigkeit des Staates] (” viele Leute haben verstanden, dass wir ohne Regierung gut zurecht kommen könnten”).

“Wissen Sie”, sagte er nach einer Pause, “die Nachrichten sind jetzt wie eine Seifenoper. Wenn du sie eine Woche nicht gehört hast hast du nicht viel verpasst.”

***

Die Leute fragen mich ‘warum?’ “ sagt Bartlett während er mir alles zeigt. “Und ich frage die Leute, warum sie auf den Mount Everest steigen. Es ist eine Herausforderung sich vorzustellen, wie das Leben sein würde, wenn es kein Stromnetz und keine Lebensmittelgeschäfte mehr gäbe. Das ist so wie das Leben für unsere Vorväter war.”

Mit 87 braucht Bartlett kaum einen Grund zur Rechtfertigung dafür, dass er sich weit vom Gedränge und Stress des Parlaments entfernt hat. Es gibt keine Abstimmungen mehr, wegen denen er zurückgehen müsste, nach fast zwei Jahrzehnten als der mit Abstand konservativste Kongressabgeordnete aus dem linksliberalen Bundesstaat Maryland gibt es für ihn keinen Wahlkampf, den er führen muss. Aber er hat sich nicht ganz von der Gesellschaft zurückgezogen: Alle paar Wochen rasiert er sich, zieht sich wieder seinen Anzug an und reist nach Washington, wo er als führender Berater von Lineage Technologies, einer Datensicherheitsgruppe für Versorgungsketten beschäftigt ist. (” Ich habe es nicht nötig zu arbeiten, aber ich möchte Verantwortung tragen,” sagt er. “Es gibt da Probleme, die gelöst werden müssen und ich verstehe einiges von diesen Dingen.”)

Sein Leben hier in den Bergen entspricht nicht der normalen Vorstellung vom Ruhestand. Er steht jeden Tag beim Morgengrauen auf, außer Samstags (er ist 7 Tage Adventist) und verbringt 10-12 Stunden damit, Baumstämme zu schneiden, sich um die Gärten zu kümmern und Wände zu streichen. Als Bartlett die Leiter zu einem Dachgeschoss hinaufklettert frage ich ihn, ob er jemals Gesundheitsprobleme hatte. Nein, sagt er außer etwas Arthritis und Sodbrennen. Er mag auf die 90 zu gehen, aber seine verwitterte Haut, seine Hörhilfe und sein Wanderstab sind die einzigen Gründe wegen denen man vermuten kann, dass er alt geworden ist. Als seine Frau vorschlägt, den “Alligator”, ein golfwagenartiges Fahrzeug von John Deere zu benutzen, um auf ihrem Grundstück herumzufahren, lehnte er das ab und zieht es vor, zu Fuß zu gehen.

Bartlett kaufte das 62 Hektar große Grundstück in den frühen 1980er Jahren für 80.000 $ und baute die 5 Hütten selbst, verdrahtete die Solarpaneele und legte die Rohre von einer Frischwasserquelle zu den Hütten. Das war eine Arbeit, die ihn die letzten Jahrzehnte immer wieder in Anspruch nahm. Als er Kongressabgeordneter war, nutzte er die sitzungsfreien Zeiten und “Arbeitsferien” hier auf seinem Grundstück, indem er tagsüber an den Hütten arbeitete und nachts Gesetzesvorschläge las. Nun ist er mit dem Aufbau eines sechsten Hauses halb fertig, einer Hütte aus Baumstämmen mit einer geräumigen Küche, Badezimmer mit Kompostierungstoilette, Internetzugang über Satellit und einem Vorratskeller, um Kohl und Kartoffeln über den Winter zu lagern. (Abgesehen davon, dass diese Hütte komfortabler als seine existierende Hütte ist, benötigt er den Platz, um seine 10 erwachsenen Kinder und deren Familien unterzubringen, wenn sein Weltuntergangs-Szenarium wahr werden sollte.) Auf dem Grundstück befindet sich außerdem eine Sägemühle, ein künstlicher See von 4000 Quadratmetern mit zwei zahmen Schwänen, ein Pförtnerhaus, das den langen Zufahrtsweg überspannt und mehrere Gärten. Es ist umgeben von Bergen und wilden Apfelbäumen, Beeren und kleinen Pflanzen einer Moosart, die wenn sie aus der Nähe betrachtet wie kleine Kiefern aussehen. Er hat eine Mühle zum Mahlen von Mehl bekommen, und an dem Tag, an dem ich sie besuchte, hat seine Frau Kartoffel-Zwiebelsuppe aus Produkten des Gartens zubereitet und Apfeltaschen aus in der Nähe gewachsenen Äpfeln.

Es ist alles Teil des Praktizierens von dem, was man predigt, sagt er. In Bartletts Fall ist dies ein Lebensstil, der so wenig wie möglich auf die Regierung und andere Leute angewiesen ist. Gewiss das war immer seine politische Grundeinstellung; als der Kongressabgeordnete von Marylands 6. Bezirk, hat er für eine begrenzte Regierung geworben. Leben mit den eigenen Mitteln – und, für einen konservativen Abgeordneten der republikanischen Partei vielleicht überraschend, grüne Energie fördernd. Im Jahr 2005 gründete er den Peak Oil Ausschuss, eine Gruppe die besorgt war, dass die Ölversorgung der Welt sich bald erschöpfen könnte. (“Roscoe war grün bevor es cool war grün zu sein”, hat Marylands Repräsentant der Demokratischen Partei einmal gesagt.) Er ist ein entschiedener Abtreibungsgegner, aber er suchte nach Kompromissen bei der Stammzellenforschung und er ist ein Befürworter des zweiten Verfassungszusatzes (Anm. d. Übers.: das Recht der Amerikaner Waffen zu tragen und Milizen zu bilden), der selber aber niemals eine Schusswaffe besaß. Die Washington Post schrieb einmal, dass Bartlett einen “schrulligen, ländlich, gemütlich, südstaatlerisch, konservativen Stil habe”. Unter seinen Kollegen in Washington hatte man das eindeutige Gefühl, dass er nicht einfach nur ein weiterer mit einer Schablone ausgestanzter Abgeordneter war: Bartlett, so hat der Republikanische Abgeordnete “Buck” McKeon (aus Kalifornien) einmal diplomatisch gesagt, “nähert sich den Dingen aus anderen Winkeln”.

Bartlett wurde 1926 in Kentucky geboren. Als er noch ein Kind war, zog seine Familie in das westliche Pennsylvania, wo er, wie er mir erzählt, sehr arm auf einem gepachteten Bauernhof aufwuchs. Dort hat er damals die meisten Fertigkeiten gelernt, die er genutzt hat, um das Leben in seinem Zufluchtsort in West Virginia komfortabel zu machen. Und es ist diese Kindheit, die ihn dazu brachte später in den Dienst der Öffentlichkeit zu wechseln, nach einer Wissenschaftskarriere bei der er bei IBM in deren Anfangsjahren und bei der amerikanischen Marine als Ingenieur arbeitete bevor er Direktor der Forschungsgruppe für Lebenswissenschaften (Space Life Sciences research group) am Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins Universität wurde, wo er den USA dabei half, das Weltraumrennen zu gewinnen. Neben anderen Dingen entwickelte er ein Gerät, das es Astronauten erlaubte, in großen Höhen und bei niedrigen Temperaturen zu atmen.
Auf einem Bauernhof aufwachsend lernt man, Dinge einfach zu machen. Du kannst dort vielleicht nicht genug Geld verdienen, um einen Elektriker oder Installateur zu beauftragen,” sagt er. “Ich ging zur Marine, und die hatten einige Probleme und ich dachte, ‘hey ich kann das lösen.’ Und schließlich hatte ich 19 Patente angemeldet.”


“Ich hatte währenddessen schon lange Bartletts Alter vergessen und versuchte nur noch mitzuhalten, während ich die meiste Zeit des Tages damit verbracht hatte durch dichten Wald zu wandern, auf Leitern in niedrige Keller zu steigen und durch Falltüren in Vorratskeller hinabzusteigen


Er arbeitete sich seinen Weg durch die Schule. Schließlich erwarb er den Doktortitel in menschlicher Physiologie an der Universität Maryland. Zusätzlich zur Arbeit als Ingenieur, Landwirt und Professor betrieb er ein Beratungsunternehmen und ein Bauunternehmen, das Häuser mit Sonnenenergienutzung baute. Während er Abgeordneter im amerikanischen Repräsentantenhaus  war, gab er sein Vermögen mit 8 Millionen Dollar an. Er ging zu einer Zeit in die Politik als, so wie er es sah, eine vom-Armen-zum-Millionär-Geschichte wie in seinen jüngeren Tagen, weniger wahrscheinlich wurde.

“Wir waren vor der Depression arm und wir waren nach der Depression arm. Aber dann bekam ich den Bachelor, einen Master und einen Doktor,” sagt er. “Ich habe nur gedacht, dass es diese Art Amerika in der ich aufgewachsen bin, wo man so etwas tun konnte, für meine Kinder nicht mehr da sein würde.”

Im Parlament stimmte Bartlett gegen die Anhebung der Mindestlöhne, gegen die Rettung des von Bankrott bedrohten Postdienstes und gegen die Ausweitung der Regierungsaufgaben in jeder sinnvollen Weise. Er mag grün gewesen sein bevor dies Mode war, aber er war ebenfalls Tea Party-artiger Liberaler bevor es eine Tea Party gab. (Während seines letzten Wahlkampfes kam er in Schwierigkeiten weil er sagte, dass Studentenkredite der Bundesregierung verfassungswidrig seien und, dass ein Ignorieren der Verfassung eine schiefe Bahn ist die zu Ereignissen wie dem Holocaust führen kann.)

Es ist daher keine Überraschung, dass sich seine Entscheidung, wohin er sich von der Welt nach seiner Zeit als Abgeordneter zurückziehen würde, sich auf die Flucht vor der umständlichen bis unbarmherzigen Regulierungswut der Regierung konzentrierte.

Ich wollte etwas Privatheit, und soweit ich weiß, gibt es hier keine Inspektionen für irgend etwas,” sagt er. “Keine Erlaubnisse, keine Kontrollen. In Maryland bezahlst Du Steuern und denkst das Land gehört dir, aber in Wirklichkeit gehört es nicht dir. Einige Bürokraten besitzen es und sagen dir, was du tun darfst.”

Das ist alles, was zu sagen ist, Bartlett möchte nicht, dass die Regierung mehr Zuständigkeiten hat – mit einer bemerkenswerten Ausnahme.

***

Während der vier Stunden, die er verbrachte um mir alles zu zeigen hat Bartlett ständig betont, dass er sich nur auf sehr einfache Technologie verlässt, um in seiner kleine Ecke von West Virginia leben zu können – die Sonnenpaneele und die Batterien, die sie laden, die Stromwandler, die Wasserleitungen und die Holzöfen.

Bartlett erzählt mir, dass die Einfachheit des Bauernhofes eine Herausforderung sei, aber sie ist ebenso eine Sicherheitsvorkehrung. Wenn er sterben würde, sagte er, könnte seine Frau nicht in der Lage sein, eine kompliziertere Technologie zu reparieren. Und außerdem, erzählte er mir, wenn er Hightech Stromwandler “voll gepackt mit Computern, und Chips und Zeugs,” benutzen würde könnten sie versagen und dann wären sie in Schwierigkeiten. Ich frage warum das ein Problem sein könnte – können Sie nicht einfach zur nächsten Stadt fahren und und einen mitnehmen oder einen neuen im Internet bestellen? “Ich weiß nicht,” antwortete er. “Ein gigantischer Sonnensturm? EMPs?”

EMP ist die Abkürzung für elektromagnetischer Impuls, eine elektronische Störung die von einem Gefechtskopf – atomar oder konventionell – verursacht werden kann und die schlagartig elektrische Ausrüstung für Monate unbrauchbar machen kann. Für Überlebenskünstler von Bartletts Typ ist es eine der grauenerregenden Bedrohungen, gegen die zu schützen all dieses Landleben gedacht ist. Bartlett weist mich darauf hin, dass jedes einzelne von Amerikas 17 kritischen Infrastruktursystemen (anm. d. Übersetzers: der Link im Originalartikel funktioniert nicht,  die Seite der Homeland Security, die ich ersatzweise verlinkt habe, kennt nur 16 kritische Bereiche) – Nahrung und Landwirtschaft, Wasser und Abwasser, Transport, Rettungswesen usw. – ohne Elektrizität unbrauchbar ist. Hier in West Virginia mit einem von der Gemeinde komplett unabhängigen Stromsystem ist er für den Fall eines umfassenden Stromausfalls sicher. (Seine Frau merkt hilfreich an, dass auf 1200 Meter Höhe eine gewaltig große Menge Land überflutet werden kann bevor die Flut auch sie erreicht.)

Und EMPs sind nicht Bartletts einzige Sorgenquelle. Im Jahr 1859 gab es eine Sonneneruption – einen starken Energiesturm – in Richtung Erde. Die geladenen Teilchen des Sturmes setzten Telegrafenleitungen in Brand und machten andere für Monate unbrauchbar. Dieser Strom ist jetzt als “Carrington Event” bekannt, nach Dr. Josef Carrington, dem Mann, der ihn studiert hat. Es wird geschätzt, dass solche Stürme einmal in 150 Jahren vorkommen – das, heißt der nächste ist überfällig. In den 1850ern waren wir noch nicht vollständig auf Strom und Technologie angewiesen, daher waren die Auswirkungen minimal. Ein ähnliches Ereignis heute würde zwischen 600 Milliarden bis 2,6 Billionen Dollar kosten und könnte das Stromversorgungsnetz zwischen Washington und New York für bis zu 2 Jahre abschalten, wie ein Bericht von Lloyds, einer britischen Gruppe die Risiken für Versicherungen untersucht, im Juni 2013 feststellte.

In den letzten 36 Monate gab es Sonnenstürme, die stark genug waren GPS Satelliten zu stören, die internationale Raumstation zu bedrohen und äußerst wichtige militärische Satelliten für einige Minuten abzuschalten. Stärkere Stürme würden Elektronik auf der Erde für eine unbekannte Zeitperiode beschädigen oder zerstören und ein EMP würde einen ähnlichen Effekt haben. Bartlett zur Folge könnte ein Terrorist “mit einer Scud-Raketenstartvorrichtung für 100.000 Dollar und jeder einfachen Atomwaffe” eine Bombe über der Atmosphäre zünden und die Stromversorgung für ein Jahr oder mehr funktionsunfähig machen.

Es gibt Methoden zum “Härten”, oder zum Schützen, von elektrischen Transformatoren und anderer Infrastruktur, aber das zu tun ist teuer. Nachdem ein Sonnensturm die Stromversorgung in Quebec 1989 für 12 Stunden abgeschaltet hat, hat die kanadische Regierung 1,2 Milliarden Dollar in die Härtung des Stromnetzes investiert aber in den USA wurden keine vergleichbaren Aktionen unternommen. Das Beste, was der Kongress noch erreichen konnte, war der GRID Act (Stromnetz Gesetz), ein Gesetz im Jahr 2010 für das ich Bartlett engagierte und das die amerikanische Energieaufsichtsbehörde (Federal Energy Regulatory Commission) beauftragt hätte, nach Wegen zu suchen, um das Stromnetz vor Angriffen über das Internet und vor Bedrohungen durch Sonnenstürme zu schützen. Das Gesetz passierte das Repräsentantenhaus, aber es wurde nie vom Senat angenommen, was Bartlett sehr frustrierte. “Wenn ein Ereignis das Leben wie man es kennt zu beenden droht, wie kann man dann sagen dass es zu teuer ist?” fragt er. “Es ist absolut sicher das es passieren wird “.

Bartlett ist nicht der einzige der sich wegen EMPs sorgt: Newt Gingrich versprach im Wahlkampf bei den Vorwahlen der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur, dass er das Stromnetz gegen einen EMP Angriff schützen würde, ein Ereignis das wie Gingrich betonte, alleine in der ersten Woche Millionen Todesfälle verursachen würde.


“Du bist einen langen Weg hierhin gefahren. Wie viele Häuser hast du brennen gesehen? fragt er.


Aber Bartlett und Gingrich hatten wenig andere Verbündete in der Regierung. Trotz ihres Schiebens und Stoßens (Bartlett weist mich darauf hin, dass eine wissenschaftliche Kommission die er 2004 einzusetzen half, zu der Feststellung kam “ein entschlossener Gegner kann einen EMP Angriff durchführen ohne dafür ein hohes technisch/wissenschaftlich/organisatorisches Niveau haben zu müssen.”), haben die Alarmglocken in Washingtons nie wirklich geläutet. Ein übliches Herangehen an das Problem ist, wie Yousaf Butt, von der Vereinigung amerikanischer Wissenschaftler sich ausgedrückt hat “wenn Terroristen Etwas ernstes tun möchten, dann benutzen Sie eine Massenvernichtungswaffe – und nicht Massenunterbrechung.”

Das ist der Grund, warum Bartlett im wesentlichen allein stand mit dem Vorhaben, den Kongress dazu zu bringen Milliarden Dollar auszugeben, um Amerikas Stromversorgung widerstandsfähiger zu machen – selbst wenn er Haushaltskürzungen im wesentlichen überall sonst befürwortete.

Bartlett nennt es “die Tyrannei des Dringenden.”

“Wir müssen etwas in dieser Sache im Kongress tun, aber das Dringende gewinnt immer Priorität gegenüber dem Wichtigen,” erzählte er mir als wir uns dem Ende der Tour nähern. Ich habe im Verlauf der Tour schon lange Bartletts Alter vergessen und ich versuche nur mitzuhalten, während wir die meiste Zeit des Tages durch dichten Wald wandern, auf Leitern in Kriechkeller klettern und durch Falltüren in Vorratskeller. Bevor ich zurück fahre stellte er mir eine Frage.

“Du bist einen weiten Weg gefahren um hierhin zu gelangen. Wie viele Häuser hast du brennen sehen?” fragt er.

“Keine,” sage ich.

“Haargenau, aber ich wette mit dir, jedes Haus hat eine Feuerversicherung. Und keines von ihnen hat eine Versicherung gegen etwas wie dies,” sagt er. “Das ist alles worum ich bitte. Ein wenig gesunder Menschenverstand. Dies [ein EMP-Angriff oder extremer Sonnensturm] wird passieren, und wir sind nicht darauf vorbereitet.”

Gut, vielleicht ist es der Rest von uns nicht. Roscoe Bartlett scheint es sicher zu sein.

Jason Koebler ist ein freiberuflicher Reporter für Wissenschaft und Technologie in Brooklyn [Stadtteil von New York]. Folgen Sie ihm @jason_koebler.

Internetadresse des Orignialartikels:

http://www.politico.com/magazine/story/2014/01/roscoe-bartlett-congressman-off-the-grid-101720.html#.U9y-xWM1RME

Übersetzung aus dem Englischen von Christoph Becker, Kelberg, Germany, den 2. August 2014