Intraoralscanner und Gaming-Notebook
Seit gut 6 Monaten habe ich nun den chinesischen Intraoralscanner Panda 2. Den Scanner habe ich über Alibaba.com bei einem chinesischen Händler ( https://leomed.en.alibaba.com/ ) gekauft.
Motivation und Einkauf
Eine längere Diskussion auf einer zahnärztlichen Mailingliste im Herbst 2022 (zahnmed@listi.jpberlin.de ) hatte mich von der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit der Anschaffung eines Intraoralscanners überzeugt. Allerdings waren mir die für diese Geräte in Deutschland üblichen Preise entschieden zu hoch.
Interessant fand ich insbesondere, dass man mit Hilfe eines Intraoralscanners bei Einzelkronen und kleinen Brücken nicht nur auf Abdrücke, sondern auch laborseitig auf Modelle verzichten kann. Eine wichtige Motivation war zudem die Hoffnung, dass mit Hilfe des Intraoralscanners die Bissnahme zuverlässiger wird und dass damit dann weniger Nacharbeiten erforderlich sein würden.
Jedenfalls habe ich dann auf Alibaba.com nach preiswerteren Angeboten mit Alibaba-Handelsversicherung (Alibaba Trade Insurance) gesucht. Das Angebot des Panda 2 von https://leomed.en.alibaba.com/ erschien mir am günstigsten.
Die auf Englisch per Chat und Email geführte die Kommunikation mit der Verkäuferin des Händlers funktionierte gut. Deren Chef hat mir dann sogar noch einen Teil der Versandkosten erlassen, weil die tatsächlichen Versandkosten höher waren als die von der Firma zunächst auf Alibaba ausgewiesenen Versandkosten.
Die Lieferung erfolgte wie versprochen. Die Zahlung erfolgte per Vorkasse über die Handelsversicherung von Alibaba.
Der Notebook zum Intraoralscanner
Parallel zur Bestellung des Scanners habe ich mir notwendigerweise ein Gaming-Notebook ( Lenovo Legion 5 Pro 16IAH 82RF009JGE ) gekauft, weil so ein Intraoralscanner ziemlich hohe Anforderungen an die Grafikleistung stellt. Dabei war www.cyberport.de der beste Anbieter. Ein anderer Anbieter war erst günstiger, hatte dann aber auf einmal eine längere Lieferzeit, während Cyberport sehr schnell geliefert hat. Den Notebook habe ich durch Austausch der beiden als RAID 0 betriebenen 1 TB SSDs durch zwei neue SSDs mit je 2 TB aufgerüstet. Wegen der hohen Zuverlässigkeit der SSDs betreibe ich die ohne RAID. Ich habe eine sehr schnelle, ziemlich teure und eine langsamere, ziemlich preiswerte SSD eingebaut. Laufwerk C mit den CAD-Programmen, den Scanprogrammen und den CAD-Daten sind auf der schnellen SSD. Weniger genutzte Daten, bei denen Geschwindigkeit weniger wichtig ist, sind auf der langsameren SSD.
Dazu habe ich dann noch eine kleine Lenovo Thinkpad Bluetooth Maus und einen schnellen USB-C-Port-Hub und eine zusätzliches Netzteil für den Notebook gekauft. Der neue Lenovo Gaming-Notebook benötigt das 20 V, 15 A bzw. 300 W liefernde original-Netzteil übrigens nur, wenn wirklich viel Leistung gefordert ist. Für Büroarbeiten und zum Programmieren verwende ich weiterhin das alte, wesentlich kleinere Netzteil mit 20V, 8,5 A von meinem vorherigen Notebook, das ebenfalls von Lenovo war. Die Netzteilstecker und Netzteilausgangsspannungen für die Notebooks sind bei Lenovo seit einigen Jahren offenbar gleich.
Anfägliche Probleme mit dem Scanner
Die zum Scanner gehörige Software sollte sich auf einem USB-Stick befinden, der sich auch in dem Koffer mit dem Scanner befand. Die Software war allerdings fehlerhaft auf den USB-Stick übertragen worden und war damit unbrauchbar. Die im Internet offen angeboten Downloadmöglichkeiten des Herstellers lieferten nur eine veraltete, nicht funktionierende Version. Die Verkäuferin des Händlers hat mir dann aber sehr schnell einen Downloadlink für eine aktuelle Softwareversion geschickt.
Bei der Installation der Software und der Registrierung des Scanners gab es zunächst einige Probleme, die aber mit Hilfe der Verkäuferin und den Technikern des Händerls zügig behoben wurden.
Später, im März, auf der IDS (Internationale Dentalshow) in Köln, habe ich auch den Stand des Herstellers besucht. Neben einem Panda-Plüschbären gabe es dort auch die Zusage eine neuere Softwareversion zu liefern. Dazu erhielt ich dann nach der IDS auch einen Downloadlink. Bei der Installation gab es dann erst mal wieder ein Problem. Eine Mitarbeiterin des Herstellers hat dann auf meine Anfrage auch schnell reagiert, was aber das Problem erst mal nicht gelöst hat. Ich habe jedoch selbst die Problemlösung gefunden.
Wichtig ist, dass der Support für diese Panda-Scanner nur auf Chinesisch und Englisch erfolgt. Von der Software und den Anleitungen gibt es ebenfalls nur englische und chinesische Versionen. Selbst bei der englischsprachigen Version erfolgen manche Fehlermeldungen auf Chinesisch.
Diese chinesischen Panda-Scanner sind also nichts für Zahnärzte oder Zahntechniker die Intraoralscanner mit deutscher Anleitung und mit deutschsprachigem Support benötigen. Wer flexibel genug ist, kann mit so einem chinesischen Scanner aber etliche tausend Euro sparen, ohne dabei bei der Präzision Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Auf der IDS habe ich dazu sogar zufällig im Vorbeigehen an einem Stand eines großen Südkoreanischen Anbieters (Medit) dessen Vertreter in einem Vortrag sagen gehört, dass die Intraoralscanner heute in Sachen Genauigkeit alle ähnlich sind. Der Unterschied liege in der Software.
Möglichkeiten des Scanners
Man kann mit dem Panda 2 im Mund und im Labor scannen. In vielen Fällen nutze ich ihn inzwischen auch im Labor an Stelle oder als Ergänzung zum Laborscanner (ein T500 von Medit). Der Interaoralscanner hat den Vorteil, dass man damit viele für den Laborscanner nicht erfassbare Stellen (z.B. tiefe Interdentalräume, enge Ecken, Scans von Preci-Line-Geschieben mit aufgesetzten Reitern) noch sehr gut erfassen kann.
Die Software des Panda 2 ist im Vergleich zu der ätzenden unübersichtlichen und den Nutzer gängelnden Medit-Link-Software des Laborscanners, einfach, schlank, flott und funktionell. Alleine wegen dieser Medit-Link-Software würde ich mir nie mehr einen Scanner von Medit kaufen. Den Laborscanner von Medit, den ich seit Dezember 2019 habe, habe ich bis Anfang 2023 allerdings mit der damals von Medit mitgelieferten Software Colab2017 verwendet, mit der ich sehr zufrieden war, bis es dann nach einem Austausch der Hauptplatine des Rechners zunehmend zu Problemen wegen der USB-Schnittstelle zum Scanner kam. Das hat erst einige Zeit gekostet, bis ich dann herausgefunden habe, dass Medit die Software nicht gewartet hat und bis der Service von Medit mir geschrieben hat, dass die Firma halt die Kunden dazu bringen möchte nur noch die neue MeditLink-Software zu nutzen. Mit der funktioniert der Verbindungsaufbau von Scanner zum Computer zwar tatsächlich wieder gut, aber MeditLink ist mir einfach zu kontrollsüchtig und entschieden zu überladen. Ich würde mir alleine schon wegen dieser MeditLink-Software nicht noch einmal einen Scanner von Medit kaufen, sondern auch einen neuen Laborscanner lieber von einem kleineren Anbieter per Alibaba in China kaufen.
Die Software des Panda 2 gefällt mir jedenfalls sehr gut.
Bereiche, die gescannt werden sollen, z.B. weil man nachpräparieren mußte, oder weil Blut auf der Präpgrenze war, kann man einfach mit einem virtuellen Pinsel oder einem Polygon löschen. Man muß dann nur den betreffenden Teil neu scannen. Das ist ein enormer Vorteil gegenüber der konventionellen Abdrucktechnik.
Jeder Scan (Oberkiefer, Unterkiefer, Bissnahme) kann auch vollständig gelöscht und wiederholt werden, und das z.B. später, wenn der erste Scanprozess schon lange abgeschlossen ist.
Nach Abschluss des Scannprozesses kann man sich die Abstände zwischen präparierten Zähnen und und Antagonisten anzeigen lassen. Die Software berechnet dazu sogar eine Heatmap, d.h., die Abstände werden farbig markiert.
Sehr praktisch ist auch die grafische Anzeige von Unterschnitten zu einer freiwählbaren Blickrichtung. Vor allem bei Brücken in Unterkieferseitenzahnbereich kann das sehr hilfreich sein. Inzwischen kontrolliere ich die gescannten Präparationen direkt auf Unterschnitte und andere Fehler, bessere dann die Präparation wenn nötig sofort nach und scanne die betroffenen Bereiche neu.
Die Genauigkeit
Die mit dem Panda 2 gelieferte Software bietet auch eine Vergleichsfunktion. Man kann damit zwei verschiedene Scans vergleichen und sich die Differenzen in einer farbigen Heatmap anzeigen lassen. Ich habe damit den T500 Laborscanner und den Panda 2 verglichen. Meine Ergebnis war, dass beide Scanner ähnlich genau sind.
Tatsächlich kann ich Einzelkronen und kleine Brücken mit Hilfe der Intraoralscanns designen, fräsen lassen und einfach einsetzen. Wenn die Parameter richtig eingestellt sind ist die Passung sofort gut.
Ein Problem sind manchmal immer noch die Bissnahmen. Die sind auch mit dem Intraoralscanner nicht immer so perfekt wie ich es erhofft hatte.
Vergleich zu Panda 3 und Panda Smart
Mein Panda 2 ist schon ein etwas älteres Modell mit Fußschalter. Auch benötigt er einen Zwischenadapter mit Netzteil. Am Scanner selbst befindet sich, anders als beim Panda 3 und beim noch neueren Panda Smart, kein Schalter oder Drucktaster.
Ich habe den Panda 2 daher auf einem kleinen Instrumentenwagen mit 3 Ebenen. Fußschalter und Netzteil befinden sich auf der untersten Ebene. Der Panda 2 , der USB-Hub und der Zwischenadapter sind auf der mittleren Ebene und auf die oberste Ebene kommt zum Scannen das Notebook.
Bei Scannern mit Drucktaster entfällt der Fußschalter. Der Panda Smart kann sogar direkt an den USB-3-Port eines Computers angeschlossen werden. Der Panda Smart ist außerdem noch leichter und kleiner als der Panda 2 . Der Panda 3 und der Panda Smart sind den technischen Daten zur Folge etwas genauer als der Panda 2. Außerdem kalibriert sich der Panda Smart automatisch. Den Panda 2 und Panda 3 muß man ab und zu mit einem dazu mitglieferten Gerät kalibrieren.
Der Panda 3 und vor allem der Panda Smart kommen mit wesentlich weniger Kabeln aus. Die Software von Panda verlangt allerdings dass das Notebook mit einem Netzteil betrieben ist.
Auf der IDS wurde mir für den dort fortgeführten Panda Smart ein Preis von 10.000 Euro genannt. Das entspricht dem Preis für den Medit i500, dem Einsteigermodell von Medit.
Von Medit hatte ich auf der IDS einen Scanner in der Hand. Für mein Gefühl war der größer als mein Panda 2. Man müßte ggf. die genauen Daten vergleichen. Der Panda Smart ist noch einmal wesentlich schlanker und leichter als der Panda 2 und der Panda 3.
Leonmed, hat momentan nur den Panda 2 und Panda 3 im Angebot. Als ich im Spätherbst 2022 nach einem Scanner gesucht habe, hatten die nur den Panda 2 obwohl der Hersteller damals schon für den Panda 3 geworben hat. Vermutlich wird man auch den Panda Smart demnächst bei Leonmed und anderen Händlern über Alibaba bekommen können.
Abrechnung von Intraoralscans?
Intraoralscanns werden per GOZ 0065 abgerechent. Bei dem üblichen, ohne Begründung möglichen Steigerungsfaktor von 2,3 sind das 10,35 Euro pro Kieferhälfte oder Frontzahnbereich. Dafür wird aber in der Praxis die Abdruckmasse gespart. Im Labor können in manchen Fällen die Modelle und die Position für den Mittelwertartikulator eingespart waren. Wenn aber im Labor doch Modelle benötigt werden, dann ist deren Herstellung per 3D-Druck wesentlich aufwendiger und teuer als die sonst üblichen Gipsmodelle.
Ein ärgerliches bürokratisches Problem ist, dass die Nutzung des Scanners als private Leistung beantragt und ausgewiesen werden muß. Bei der Stellung eines Heil- und Kostenplanes muß die Position für den Intraoralscan berücksichtigt werden, sonst muß der Antrag später korrigiert und wieder eingereicht werden.
Insbesondere wird eine „Regelversorgung“ durch die Nutzung des Scanners zu einer „Gleichartigen“ Versorgung.
Ob sich so ein Scanner wirklich rechnet ,hängt sicher auch von den Investitionskosten und der Nutzungsdauer ab. Ein wirtschaftlicher Vorteil ist, dass Nachbesserungen bei Intraoralscanns sehr viel einfacher und schneller möglich sind als bei klassichen Abformungen. Manchmal spart man mit dem Scanner auch einen Termin, etwa wenn man bei der klassischen Technik erst im Labor feststellt, dass der Abdruck fehlerhaft oder das die Präparation nachgebessert werden sollte.
Spiegelnde Metalloberflächen
Scanner haben Probleme mit spiegelnden Metalloberflächen. Man benötigt zum Scannen solcher Oberflächen Mittel zur Mattierung. Die für den Laboreinsatz gedachten Scanspray sollen aber nur draußen oder in gut belüftete Räumen verwendet werden und sie sind natürlich nicht für den intraoralen Gebrauch zugelassen.
Ich habe daher nach andern Möglichkeiten gesucht und die folgenden Problemlösungen gefunden:
- Intraorales Scanspray. Gibt es von verschiedenen Anbietern. Ich habe das für intraorale Anwendungen gedachte Vita Powder Scan Spray gefunden. Ein Problem ist die Spray-Wolke. Laut Anleitung soll man dabei gut absaugen und auch darauf achten das das Spray nicht in offene Wunden gelangt. Wirklich sicher sind diese Spray also auch nicht.
- Aufpinselbarer Scanlack . Hier habe ich das NanoScanGel (unter anderem von Briegeldental und X-Dentaldepot. Ich habe das von X-Dentaldepot. Das geht recht gut. Der Lack trocknet aber sehr schnell. In der Praxis funktioniert es aber wenn man zu zweit arbeitet und die Assistenz die Flasche immer wieder schnell schließt. Mit so einem Lack kann man die Menge sehr gering halten und ganz gezielt auftragen. Alternativ habe ich mir auch noch Aqua-Spacer von Aldente besorgt.
- Man kann auch CaOH-Pulver oder ein anderes ungiftiges Pulver z.B. mit Chlordioxidlösung, Physiologischer Kochsalzlösung oder Alkohol mischen und die glänzenden Teile aufpinseln. Das habe ich aber bisher nur mit Modellen ausprobiert.
- Auf der Messe hat mir eine Verkäuferin eine Scannerherstellers, die ich nach eine Lösung für dieses Problem gefragt haben, den Tipp gegeben Zahnpasta dünn auf zu pinseln. Das habe ich noch nicht in der Praxis ausprobiert.
Man müßte zu all diesen Mitteln eigentlich systematische Versuche anstellen, bei denen man per Vergleichfunktion der Scannersoftware die mit und ohne Mattierungsmittel gescannten Testteile vergleicht. Auf diese Weise kann man dann nicht nur verschiedene Mattierungshilfsmittel miteinander vergleichen, sondern auch deren Anwendung optimieren.
Fazit
Alles in allem ist der Panda 2 – Intraoralscanner eine der besten Investitionen meiner über 30 Jährigen Praxiszeit.
Der Scanner ist in der Praxis und als Ergänzung des Laborscanners auch im Praxislabor sehr nützlich. Gestern habe ich eine aus NEM gefräste Bücke im Seitenzahnbereich eingesetzt, für die ich auch wieder keine Modelle habe anfertigen lassen. Ich habe die Arbeit nach den Intraoralscan in Exocad designt, ins Fräszentrum geschickt und dann im Praxislabor polieren lassen. Die Brücke hat ohne jede Nacharbeit sofort perfekt gepasst. Das ist nicht immer so, aber der Grund für Ungenauigkeiten ist dann wohl eher nicht der Scanner sondern der Umstand das Patienten bei der Bissnahmen falsch zugebissen haben.
Der chinesische Panda 2 und die dazu mitgelieferte Software funktionieren jedenfalls gut und zu meiner vollsten Zufriedenheit.
Der Kauf eines Intraoralscanners bei über Alibaba.com (in meinem Fall oder bei Leonmed) kann eine sehr kostengünstige Alternative sein, wenn man kein Problem damit hat, dass Software, Anleitung und die Kommunikation mit den Verkäufern und Technikern gute englische Sprachkenntnissen voraussetzen.
Bei einem Kauf eines Interaoralscanners oder anderer teuerer Geräte über Alibaba in China sollte man sich selbstverstänlich über die Alibaba Trade Inscurance absichern.
Auch andere Geräte kann man sehr kostensparend in China kaufen. Die Preisunterschiede zu europäischen Herstellern sind oft sehr extrem. Reparaturen können sicher ein Problem werden. Ein deutscher Händler bietet nicht nur deutschsprachigen Service sondern bei wichtigen Geräten oft auch kurzfristig verfügbare Ersatzgeräte für Notfälle.
Kelberg, den 8. Juli 2023
Christoph Becker