Die Düngeverordnung als Chance

Lesedauer 13 Minuten
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Hier möchte ich an zwei Beispielen zeigen, wie die neue Düngeverordnung in Deutschland dazu führen kann, dass die Menge und Qualität der Ernten und vor allem auch die Einkommen und das Ansehen  der Landwirte gesteigert werden können, während die Belastung der Umwelt durch die Landwirtschaft in einem von dem meisten heute nicht für möglich gehaltenen Ausmaß verringert werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Ein Milchviehbetrieb in Australien

Bei dem Betrieb handelt es sich um die ca. 120 ha große, ca. 300 bis 350 Milchkühe haltende Farm von Andrew und Linda Whiting in Simpson, im australischen Bundesstaat Victoria.

Das Beispiel kannte ich schon aus dem alten und auch aus der neuen, 2019 fertiggestellten Version der Onlinekurse der amerikanischen Mikrobiologin Elaine Ingham 1

In der neuen Kursversion ( www.soilfoodweb.com/foundation-courses-2/ ), wird das Beispiel der Farm der Whitings in Kapitel 5, Lektion 25 des Grundkurses behandelt. Neben dem Beispiel des Michviehbetriebes wird dort übrigens auch ein mindestens so interessantes Beispiel eines sehr großen, Weintrauben anbauenden Betriebes in Australien besprochen, nach dessen Vorbild man meines Erachtens auch die Qualität und die Erträge  im deutschen Weinbau ganz erheblich steigern und zugleich die Umwelt- und Klimabelastung durch den Weinbau erheblich reduzieren könnte.  Hier möchte ich mich aber nur auf das Beispiel des Milchviehbetriebes beschränken:

Es handelt sich um die Farm von Linda und Andrew Whiting. Da die Kurse von Elaine Ingham – auch wenn sie ohne Zweifel ihren Preis  wert sind – ziemlich teuer sind und weil man um Lektion 25 überhaupt ansehen zu können erst alle vorherigen Lektionen mit Erfolg absolviert haben muss, habe ich im Internet auch nach weiteren Links zu dem Beispiel der Farm der Whitings gesucht, um den Lesern dieses Artikels die Möglichkeit zu geben, sich schneller und kostengünstiger zu informieren. Hier die Quellen die ich gefunden habe:

Die Daten der verschiedenen Quellen stimmen teilweise nicht genau überein. Die Tendenz ist aber bei allen Quellen gleich. Für die Relevanz des Beispiels für die sich durch die neue Düngeverordnung offenbar häufig in ihrer Existenz bedroht fühlenden Landwirte in Deutschland  sind die Unstimmigkeiten der jeweiligen Zahlen unerheblich. In den Zweifelsfällen verwende ich die für das Beispiel ungünstigeren Zahlen.

Ausgangslage bei Versuchsbeginn

Betriebsart und Größe: Milchviehbetrieb mit ca. 120 Hektar  und ca. 300 Kühen.  Eine Bewässerung der Nutzflächen, wie sie wegen der Trockenheit im Sommer eigentlich anfangs sinnvoll gewesen wäre,  wurde aus wirtschaftlichen Gründen nicht durchgeführt.

Die Probleme der Farm waren:

  • Ausufernde Kosten für Düngemittel, aber die Bodenfruchtbarkeit war dennoch nicht gut genug. Die Weiden trockneten in der Mitte des Sommers aus. Erstaunlich ist dabei, dass die Farm pro Jahr eine Niederschlagsmenge von ca. 760 mm hat.
  • Große Probleme mit Insekten bei der Luzerne. Deshalb wurden regelmäßig Insektizide eingesetzt.
  • Wenn die Kühe auf die Weide kamen rissen sie beim Grasen das Gras mit den Wurzeln aus. Als Folge davon entwickelten sich große blanke Flächen. Es mussten jedes Jahr Wiesen neu eingesät werden, was 20.000 $ pro Jahr   2 kostete.
  • Der Klee und Luzernen in den Weiden selbst war schon lange verschwunden. Sie hatten keine nennenswerte Stickstoffixierung durch Pflanzen und waren daher von chemischen Düngern abhängig.
  • Der Betriebsgewinn war schlecht. Die Tiere waren krank und das Farmerehepaar war desillusioniert im Bezug auf die Landwirtschaft.
  • Die Farm hatte keinen Plan zum Management der Abfälle (Gülle usw.).  Ein solcher Plan war bis dahin nicht erforderlich. Die Farm hatte ihre Gülle, wie es bis dahin üblich und empfohlen worden war,  in insgesamt drei Güllelagunen, also flache Teiche, abgeleitet. Von diesen Güllelagunen wurde  Ammoniak frei gesetzt und leewärts hat es sehr gestunken. Es gab natürlich auch viele Fliegen und mit diesen das Problem der Verbreitung von Krankheiten.  Das Problem, dass die Farm nun endgültig in den Konkurs zu treiben drohte war, dass diese Praxis der Gülleentsorgung verboten wurde und dass plötzlich sehr hohe Strafen drohten.

Nach dem Vortrag von Dr. Elaine Ingham waren die wegen des Gülleproblems drohenden, sehr hohen Strafzahlungen der eigentliche Anlass für die Teilnahme am Versuch zur Güllekompostierung. In dem Prospekt, der eine Werbung für Kompostdüngung ist, ist es aber so dargestellt, als sei die Notwendigkeit der regelmäßigen, sehr teuren Neueinsaat der Grund gewesen, um von Kunstdünger auf Kompostdüngung umzustellen.  Entscheidend mit Blick auf die Situation in Deutschland sind hier aber die Resultate, die mit der Kompostierung der Gülle erzielt werden konnten.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde von der etwas 170 km westlich von Melbourn in Australien angesiedelten Firma “Camperdown Compost Company – Biological Farming Products” von  Tony Evans und Nick Routson durchgeführt. Die Firma hat damals offenbar eng mit der amerikanischen Mikrobiologin Dr. Elaine Ingham zusammengearbeitet.

Die Gülle,  wurde getrocknet und als der bei der Kompostierung benötigte, hochstickstoffhaltige Anteil verwendet. Die ebenfalls benötigten holzhaltigen und grünen Bestandteile wurden durch Holzschnitzel, Pappe und Altpapier bzw. durch Grüngut, und verdorbenes, altes Heu geliefert. Dazu ist zu erwähnen, dass die Farmer dort verpflichtet sind, die Straßen- und Wegränder zu mähen. Im Wesentlichen waren die für die Kompostierung benötigten Grundstoffe Abfallprodukte der Farm.

Die Kompostfirma hat das kompostierbare Material in Reihen aufgeschichtet und dann bei Bedarf mit ihrem Kompostwender gewendet.

Aufgabe des Farmers war, die Temperaturen des Kompostes zu messen und die Kompostreihen je nach Wetter abzudecken, um ein Austrocknen oder eine zu hohe Feuchte zu verhindern.

Aufgabe des Farmers war auch die Verteilung des fertigen Kompostes auf den Nutzflächen. Dabei wurden ca. 3 Tonnen pro Hektar ausgebracht. Während das Ausbringen von Gülle heute sehr teure, sehr spezielle Güllefässer und dazu auch entsprechend schwere und teuere Traktoren erfordert, ist für das Ausbringen von Kompost ein ziemlich einfacher, relativ schwacher und preiswerter Traktor mit einem einfachen, klassischen Düngerstreuer völlig ausreichend.

Resultate

  • Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate. Die Wasserinfiltration der Böden wurde sofort besser. Abfließendes Oberflächenwasser und Bodenerosion hörten auf. Damit blieben auch die Nährstoffe an Ort und Stelle. Das Bodenprofil war auch während des trocken Sommers feucht. Wie schon erwähnt, hat die Farm eine jährliche Niederschlagsmenge von ca. 790 mm. Wenn es gelingt das Regenwasser in den Böden des Landwirtes zu speichern, anstatt es abfließen zu lassen, dann haben die Nutzpflanzen auch in heißen Sommern genug Wasser zum Wachsen. Siehe dazu auch meinen Artikel Dürreschäden sind vermeidbar , Mal wieder Hochwasser und Natürliche Null Budget Landwirtschaft.
  • Verdrängung der Unkräuter. Unkräuter wurden fast vollständig durch Klee, Kräuter und bessere Grasarten ersetzt, die die Tiere gerne fressen. Obwohl der Farmer keinen Klee gesät hatte und obwohl der Farmer, seit er die Farm übernommen hatte,  kein nennenswertes Kleevorkommen auf seinen Weiden gesehen hatte, war schon im Frühjahr der ersten Saison (20.12.2010 (Südhalbkugel, entspricht 20. Juni auf der Nordhalbkugel) sehr viel weißer Klee zu sehen. Ein interessanter Aspekt dabei war, dass der Landwirtschaftsberater des Farmers angesichts des Klees meinte, der Klee sei für die Tiere schädlich, weil er Blähungen und Verdauungsprobleme verursachen würde.  Der Farmer hat solche Probleme aber nicht beobachtet. Dr. Elaine Inghams Erklärung für dieses Problem: Wenn Klee wächst und dabei überschüssiges, durch Stickstoffdünger ausgebrachtes  Nitrat aufnimmt wird dieses im Pflanzengewebe gespeichert. Wenn die Tiere das fressen, können sie Blähungen und die anderen von dem Landwirtschaftsberater befürchteten Probleme kommen. Wenn man aber das Bodenleben regeneriert, indem man die geeigneten Organismen hinzufügt, statt anorganische Dünger zu verwenden, dann gibt es diese Probleme nicht mehr. Die Kleepflanzen hatten hier zwar sehr viele, sehr eindrucksvolle Stickstoffknöllchen an den Wurzeln entwickelt, aber die im oberirdischen Pflanzengewebe vorhandene Stickstoffkonzentration ist bei diesem natürlichen Ablauf offenbar so niedrig, dass die Tiere sie gut vertragen.
  • Dichte, intakte Pflanzendecke. Blanke Flächen gab es nicht mehr.  Das ist neben er Verbesserung der Wasserinfiltrationsrate ein wichtiger Aspekt für wirklichen Klimaschutz. Siehe dazu meinen Artikel Wärmestrahlung, Wasser und Treibhauseffekt.
  • Einsparung der Neueinsaat. Die Weiden mussten nicht mehr neu eingesät werden, weil die Tieren das Gras nicht mehr mit den Wurzeln ausrissen.  Alleine damit konnten vom zweiten Jahr an 20.000 Dollar und danach 27.000 Dollar pro Jahr eingespart werden. Vor der Umstellung reichten die Wurzeln nur 7,5 bis 10 cm tief. Nach der Umstellung auf Kompostdüngung reichten die Wurzeln dagegen bereits in der erste Saison 120 bis 180 cm tief.
  • Insektizide nicht mehr nötig. Schädliche Insekten waren unbedeutend, so dass auf Insektizide verzichtet werden konnte. Im Frühjahr kamen zunächst noch einige Pflanzenkrankheiten vor, weshalb man anfangs erneut Komposttee applizierte.
  • Reduzierung der Stickstoffanwendung. Laut Dr. Elaine Ingham wurde der Verbrauch von Stickstoffdünger im ersten Jahr halbiert, was die Betriebskosten der Farm um 100.000 Dollar senkte. Im zweiten Jahr wurde Stickstoffdünger für  weitere 50.000 Dollar eingespart und  ab dem dritten Jahr wurde kein Stickstoffdünger mehr verwendet. Insgesamt wäre 200.000 Dollar pro Jahr gespart worden. Hintergrund für den allmählichen Übergang sei gewesen, dass man unsicher gewesen sei und nicht sofort die gesamte Fläche habe umstellen wollen.  In der im Internet verfügbaren Broschüre der Farm ist nur von jährlichen Einsparungen für Stickstoffdünger in Höhe von 80.000 bis 100.000 Dollar die Rede. Die genauen Zahlen sind somit nicht ganz sicher. Eine mögliche Ursache für die Differenz könnte die betriebstwirtschaftliche Betrachtung sein: Wenn die Kompostierung der Gülle mit allen Aufwendungen die dazu nötig sind, z. B. 100.000 bis 120.000 Dollar kostet,  während man durch die Kompostierung 200.000 Dollar an Mineraldünger einspart, dann spart man netto 80.000 bis 100.000 Dollar. Für die hier mit Blick auf die neue deutsche Düngeverordnung relevante Tendenz und den Gesamterfolg des Versuchs sind diese Unterschiede ohnehin unbedeutend.
  • Das Gülleproblem wurde gelöst. Aus dem Abfallprodukt Gülle wurde eine wertvolles Produkt.
  • Die Fruchtbarkeit der Kühe verbesserte sich signifikant.
  • Höhere Weideleistung und Vergrößerung des Tierbestandes. Der Tierbestand konnte in den letzte zwei Jahren [des dreijährigen Versuchs(?)] um 15 % gesteigert werden. In der Broschüre über die Farm der Whitings steht, dass der Tierbestand von 300 auf 350 Kühe gesteigert werden konnte. Die Tendenz war also genau das Gegenteil von dem, was in Deutschland im allgemeinen für den Fall einer Umstellung auf “Öko” oder “Bio”-Landbau behauptet und als Argument für höhere Subventionen und Lebensmittelpreis behauptet wird. Statt nur einmal pro Saison, konnten die Weiden bis zu 7 mal beweidet werden. Dadurch hat die Farm zusätzliche Möglichkeiten, selbst Futter für den Winter zu ernten und es konnte Geld für den Ankauf von Heu gespart werden. Während in Deutschland oft das Argument vorgebracht wird, dass “Biobauern” weniger ernten als konventionelle Bauern und das “Biobauern” daher höhere Subventionen bräuchten, konnte hier das Gegenteil gezeigt werden. Durch die Umstellung auf echte Biolandwirtschaft konnte die Ernte erheblich gesteigert werden. Dazu passt auch die Tabelle über die Ernteerträge von Gabe Browns intelligent biologisch bewirtschafteter Farm im vergleich zu dem meist konventionell wirtschaftenden Durchschnittsbetrieben seines Landkreises in Optimierung im Getreideanbau und Hochwasserschutz durch Integration der Mutterkuhhaltung. Während ich z.B. heute auf einer Seite der AfD gelesen habe, dass nach Inkrafttreten der neuen Düngeverordnung in Deutschland kein Brotweizen mehr angebaut werden könnte, erzielt Gabe Browns seit Jahren mit seinem keinen Kunstdünger mehr verwendenden Betrieb  satte 59 % über dem Durchschnitt seiner Gegend liegende Weizenerträge. Sein Haferertrag liegt sogar 81 % über dem Durchschnitt und bei der Gerste kommt er immer noch auf 50 % mehr.
  • Gesündere Tiere, geringere Tierarztkosten. Die Einsparungen bei den Tierarztkosten waren laut Dr. Elaine Ingham höher als die Kosten für die Produktion des Kompostes.
  • Mehr Mykorrhizapilze. Mykorrhizapilze nahmen in drei Jahren von 4 % vor Versuchsbeginn auf 87 %  zu.
  • Höhere Nährstoffdichte. Der Brix-Wert, ein Maß für die Nährstoffdichte des Planzensaftes, stieg von 1 -bis 2 auf 11 bis 13. Der amerikanischen Agrarwissenschaftler und Landwirt Dr. Allen Williams erwähnt in einem seiner Vorträge,  dass Pflanzenkrankheiten bei einem Brix-Wert ab ca. 12 praktisch nicht mehr vorkommen. Das passt zu dem, was Frau Dr. Ingham in ihrem Kurs zum Thema Pflanzenkrankheiten sagt, nämlich dass gesunde Pflanzen vollständig mit einer Schicht   Mikroorganismen bedeckt sind, die die Pflanze gegen Krankheitskeime schützen. Man kann sich vorstellen, dass die eine solche Schutzschicht ausmachenden Organismen von der Pflanze ernährt werden müssen und dass dies z.B. bei Gräsern bei einem Brixwert von 12 und mehr ausreichend gut funktioniert. Interessant ist hier auch, was Dr. Allen Williams über den Zusammenhang von höheren Brix-Werten auf die Entwicklung der Größe der Trophäen des Wildes und über die Gewichtszunahme bei Weiderindern gesagt hat. Siehe dazu auch meinen Artikel Mögliche Erträge im Biolandbau.

Schweine als Kompostwender?

Mit Blick auf die neue Düngeverordnung ist auch die extrem preiswerte, ressourcenschonende und Gestank vermeidende Offenstallhaltung und Kompostierung kombinierende Methode des amerikanischen Biobauern Joel Salatin interessant.

In Amerikas innovativster Ökobauer hatte ich auf die Farm der Salatins hingewiesen und einige Zahlen dazu genannt. Von Joel Salatin habe ich mir vor ein paar Jahren den Kurs Salatinsemester gekauft und ich habe mir damals alle DVDs davon angesehen.

Die Salatins bauen ihre Rinderställe aus billigen Rundhölzern. Es handelt sich um Tiefställe,  bei denen die Kompostierung von Dung und Urin zum größten Teil direkt im Stall abläuft, weil die Salatins neben einer geschickten Einstreumethode auch Schweine als Kompostwender einsetzen. Der in der Landwirtschaft oft übliche Gestank und die Freisetzung von Ammoniak wird dabei vermieden.  Einer von Joel Salatins Merksätzen ist, dass gute Landwirtschaft nicht stinkt. Damit der Stall nicht stinkt, müssen ausreichende Mengen holzhaltige Materialien (Holzschnitzel, Erdnussschalen usw.) eingestreut. Die Raufen für das Futter sind übrigens einfach höhenverstellbar.

Damit die Schweine nach der Stallsaison der Kühe, die Einstreu gut umwühlen, wird zusätzlich zur Einstreu auch Mais gestreut und damit in der Einstreu eingelagert.

Vielleicht könnte man das Verfahren der Salatins mit Blick auf eine energieärmere Zukunft so weiterentwickeln, dass man Schweine gezielt als Kompostwender einsetzen kann.

Eine bei der Jagd häufig zum Anlocken von Wildschweinen angewendete Methode ist z. B. dass man mit einer angespitzten Eisenstange Löcher in den Boden stanzt und dann Mais in diese Löcher füllt. Die Schweine wühlen dann den Boden auf. Anderseits erwähnt Elaine Ingham in ihren neuen Kursen eine Weiterentwicklung bei der Kompostierung: Man kann die Belüftung und Temperaturregelung des Kompostes fördern ,indem man Löcher in den Kompost stanzt. Der ganze Komplex wäre Stoff für ein sehr sinnvolles Forschungsprogramm.

Ein Trick bei diesem Verfahren von Joel Salatin ist, dass die Stallperiode bei den Salatins im Vergleich zum amerikanischen Durchschnitt nur relativ kurz ist, so dass der Mais nicht verdirbt und für die Schweine attraktiv bleibt. Wie man die Zeit der Stallhaltung verkürzen oder sogar auch vollständig vermeiden und damit sehr viel Geld, Arbeit, Stress und Energie sparen kann zeigt der Agrarwissenschaftler und Landwirt Jim Gerrish in seinem Buch Kick the Hay Habbit und in verschiedenen Vorträgen. Zu Jim Gerrish habe ich gerade zufällig auch den folgenden Link gefunden, der zu einigen interessanten Artikeln von ihm führt:  onpasture.com/author/jim-gerrish/

In Deutschland bemüht sich offenbar der Scheuerhof bei Wittlich um die Umsetzung dieser Konzepte, wie ich deren Artikel und Video “Hohes Gras mitten Winter” ( www.permakultur-scheuerhof.de/hohes-gras-mitten-im-winter/ ) entnehme. Auch da fragt man sich, warum die Universitäten und Landwirtschaftsschulen das nicht alles schon seit Jahrzehnten kennen, perfekt optimiert haben und den angehenden Landwirte zeigen – zumal eben diese Methoden auch der Schlüssel zu einem wirklich sinnvollen Umwelt und Klimaschutz sind.

Kompost ist nicht gleich Kompost

Falls jemand z. B. wegen des oben geschilderten Beispiels von diesem australischen Milchviehbetrieb nun einfach so und gleich in größerem Stil seine Gülle verkompostieren und mit dem Kompost seine Wiesen und Felder düngen möchte, wird dies wahrscheinlich mit herben Enttäuschungen und Fehlschlägen enden, was der Sache schaden wird.

Bei der Vorbereitung des Versuchs mit dem Rasen und Garten des Hauses in Boston, den ich in In Dürreschäden sind vermeidbar erwähnt habe, war die Beschaffung von geeignetem Kompost ein großes Problem, obwohl man wegen der kleinen Versuchsfläche nur eine geringe Menge benötigte.  Man hatte zunächst Kompostproben von über 100 kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen  untersucht. Keine einzige dieser Proben entsprach den Mindestanforderungen. Erst bei einer weiteren Suche bei anderen Kompostherstellern in der weiteren Umgebung konnte man schließlich Kompost bekommen, der zwar auch nicht gut, aber doch wenigstens ausreichend war.

Die Firma Camperdown Compost, die den Versuch auf der Farm der Whitings durchgeführt hat, hatte schon vorher gelernt und trainiert, wie man mit den lokal bei den Farmern in der Umgebung vorhandenen Materialien wirklich guten, biologisch aktiven und an die Bedürfnisse angepassten Kompost machen kann.

Eine bemerkenswerte Entwicklung in Elaine Inghams Kursen ist, dass in den alten, etwa um 2012 erstellen Kursen allgemein von “Kompost” und “Kompost Tee” die Rede war. Inzwischen hat sie  den Begriff BioComplete™ als Markenzeichen registrieren lassen, was man mit “biologisch vollständig” übersetzen kann. Guter Kompost nun nicht mehr Kompost sondern , übersetzt, “biologisch vollständiger Zusatz” und Kompostee ist nun ein “biologisch vollständiges Inokkulum”.

Das Ziel der Kompostierung

Entsorgung von organischen Abfällen

Das übliche Ziel der Kompostierung ist die Beseitigung biologischer Abfälle bzw. die Reduzierung von deren Volumen mit Hilfe von Mikroorganismen.

Produktion maßgeschneiderter, lebendiger Dünger

Das Ziel der Kompostierung im Sinne von Dr. Elaine Inghams Firma und deren Fortbildungen ist dagegen die gezielte Vermehrung der für ein definiertes Ziel benötigten Mikroorganismen.

Ein noch wenig bekanntes Konzept dahinter ist, dass es eine Sukzessionsfolge der Pflanzen gibt, vom blanken Boden, über Unkräuter, Gemüse und Kräuter über verschieden Gräser, Sträucher, Büsche, Weinpflanzen bis hin zum alten, ausgewachsenen Wald. Zu mit einem Mikroskop quantitativ und qualitativ hinreichend genau feststellbare mikrobiologische Zusammensetzung  der zu den jeweiligen Pflanzen gehörenden Böden verändert sich nach einem klaren Muster.  Eine Folge ist z. B., dass Unkräuter in einem für Getreide, Kartoffeln oder auch Weidegras mikrobiologisch optimal eingestellten Boden zurückgedrängt werden und kein Problem mehr darstellen.

Die konventionelle Landwirtschaft, und in den meisten Fällen auch der sogenannte Ökolandbau, verhindert systematisch mit hohem Aufwand an Energie, Geld, Gülle, Mist und oft auch mit Giften, dass sich die für die vorgesehenen Nutzpflanze optimale mikrobiologische Zusammensetzung des Bodenlebens einstellt.

Durch eine entsprechende Analyse der zu verbessernden Böden und durch eine daran angepasste Kompostierung und Qualitätskontrolle kann man sehr schnell die mikrobiologischen Zusammensetzung des Bodenlebens für die jeweils vorgesehenen Nutzpflanzen optimieren. Das Ganze ist eine Mischung aus Wissenschaft, Handwerk und praktischer Kunst, die meines Wissens bisher kaum bekannt ist und die nirgendwo in Deutschland gelehrt wird, obwohl eine weite Verbreitung des entsprechenden Wissens und Könnens für den Klimaschutz und den Umweltschutz wirklich wichtig wäre.

Fazit mit Blick auf die neue Düngeverordnung

Die Proteste, Klagen und Demonstrationen der Bauern zur neuen Düngeverordnung sind eigentlich unbegründet. Das Problem der Bauern ist, dass es auch in der Landwirtschaft schwarze Schwäne gibt, von denen die meisten derzeit noch glauben, es gäbe sie nicht.

Ich habe hier und überhaupt in verschiedenen Artikeln auf freizahn.de versucht, diese schwarzen Schwäne der Landwirtschaft zu zeigen und dabei zugleich auch zu zeigen wo weitere Informationen zu finden sind.

Meines Erachtens ist die neue Düngeverordung eine großartige Chance für die Bauern, um die von dem Geologieprofessor David Montgomery in seinem vor Landwirten gehaltenen Vortrag, auf Youtube verfügbaren Vortrag  Growing a Revolution: Bringing Our Soil Back to Life beschriebenen vierte Revolution der Landwirtschaft in Angriff zu nehmen und das Leben wieder zurück in die Böden zu bringen. Das Geniale aus Sicht der Landwirte – sobald sie es sehen und verstehen – ist dabei, dass sie damit nicht nur die Vorgaben der Düngeverordnung ganz locker und kostengünstig erfüllen, sondern zugleich auch ihre Erträge steigern und die Betriebskosten erheblich senken können.

Zu den positiven Effekten der Düngeverordnung für die Bevölkerung würde dann auch eine Verbesserung der Gesundheit durch die Verbesserung der Qualität der Ernährung gehören (siehe dazu u.a. auch meine Artikel Nährstoffgehalt der Lebensmittel sinkt seit dem 2. WeltkriegGesund abnehmen auch ohne Sport und Hunger und Eine klimafreundliche Rindfleischproduktion ). Auch würde die Düngeverordnung so in einem bisher nicht für möglich gehaltenem Ausmaß zur Verbesserung des Katastrophen- und Hochwasserschutzes beitragen ( siehe dazu u.a. Mal wieder Hochwasser  und Gedanken zum Film Bauer unser ). Nicht zuletzt kann die neue Düngeverordnung so zu einer sehr wirksamen  und kostengünstigen Maßnahme gegen die Klimaerwärmung und deren auch für die Landwirte teure Folgen werden (siehe dazu u.a. meine Artikel Klimaschutz durch Landwirtschaft, Die Angst vor dem Klimawandel sinnvoll nutzen und Zum Thema CO2 und Klima).

Ich hoffe gezeigt zu haben, wie man durch  Informationen und Wissen auch aus einer scheinbar aussichtslosen, verzweifelten Lage, wie z. B. der, in der sich viele Bauern durch die Düngeverordnung derzeit wähnen, herauskommen und dabei auch vorher nicht für möglich gehaltene Vorteile bewirken kann.

Kelberg, den 1. Februar 2020

Christoph Becker


  1. Zu diesen Kursen hatte ich bereits einiges geschrieben. Bei der Recherche für  und dem Schreiben von www.freizahn.de/2018/06/quorum-sensing-und-komposttees/ hatte ich ein Sonderangebot des Kurspaketes entdeckt, dass ich kurzentschlossen gekauft habe. Zu den Kursen habe ich dann noch www.freizahn.de/2018/06/erster-eindruck-von-elaine-inghams-kursen/ und www.freizahn.de/2018/08/weiterer-bericht-von-elaine-inghams-kursen/  geschrieben. Im November 2018 habe ich mich dann auch für das “Consultant Training Programm” ( https://www.soilfoodweb.com/training-program/ ) eingeschrieben.  Mein Enthusiasmus in dieser Richtung hat sich dann aber zunehmend gelegt. Die Landwirte müssen wohl erst wirtschaftlich wirklich weitgehend ruiniert werden, bevor sie für eine Umstellung auf gewinnbringendere, weniger umwelt- und klimaschädliche und auch für Qualität der Produkte bessere Methoden gewonnen werden können. Die neue Düngeverordung ist so gesehen ein guter Schritt in die richtige Richtung.    

  2. Die Angaben sind hier unterschiedlich. Dr. Elaine Ingham spricht von 20.000 $ pro Jahr pro Weide. In dem Prospekt Compost for dairies
    – a case study from Whitings, Simpson, Vic,  steht dagegen, dass ursprünglich insgesamt 27.000 $ pro Jahr für die Neueinsaat von Weiden ausgegeben wurden, und dass diese Kosten im zweiten Jahr des Versuchs um 20.000 $, auf nur noch 7.000 $ reduziert werden konnten. Nach dem dritten Jahr konnte auf die Neueinsaat vollständig verzichtet werden. Zu bemerken ist dazu aber auch, dass im ersten Jahr (2010) zunächst nur ein Drittel der Fläche auf die Düngung mit Kompost umgestellt wurde.  

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Alvar
Alvar
2. Februar 2020 23:31

Danke wieder einmal für den Artikel mit neuen Denkansätzen.
Wissen sie wo man Kompost auf ihre Mikrobiologie untersuchen lassen kann?
Das ist ja offenbar ausschlaggebend.
Ich wende seit ein paar Jahren die MC Kompost Methode nach Walter Witte an.
Die Erträge sind gestiegen. Ich frage mich nun ob dies an der Mikrobiologie des Komposts liegt. Vielleicht würde sich eine Optimierung in diesem Bereich lohnen?
In der Schweiz kann das Stimmvolk bald über zwei Initiativen abstimmen welche für die Bauern auch eine aufgezwungene Chance werden kann:
https://www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch/
https://lebenstattgift.ch/
Es bleibt spannend!

3Westbach51
3Westbach51
3. Februar 2020 13:30
Reply to  Alvar

@Alva,
soweit ich weiß, gibt es hier in Europa nur ein Labor in GB und möglicherweise auch in den Niederlanden, die so etwas können. “Merkels so reiches Land” hat für allen möglichen Unsinn Geld, aber eher nicht für das was wirklich zählt. Privat oder auch beruflich mit Blick auf den eigenen Betrieb beschäftigen sich allerdings wohl auch in Deutschland schon einige mit diesen Sachen.
Eine Leserin hat mich auf die Webseite http://tradition.nmda.nmsu.edu/wp-content/uploads/2017/06/Why-Every-Farmer-Needs-a-Microscope-by-Lucero.pdf und auf den vor der Autorin angebotenen, sehr preiswerten Mikroskopiekurs bei https://www.udemy.com/course/microbial-analysis-for-growers/ aufmerksam gemacht. Vielleicht kann Ihnen das weiterhelfen.
Für ein richtig professionelles Vorgehen würde ich aber unter anderem schon das komplette Programm von Elaine Ingham empfehlen, auch wenn es ziemlich teuer ist.

Sönke
Sönke
5. Februar 2020 22:39

Einen Sinn für wichtige Dinge finde ich gut.
Ich bin konventioneller Landwirt mit Biogas und habe auch nun die Kurse der Regenerativen und Frau Dr.
Elaine Inghaim absolviert. Wenn man die Welt schnell nun dorthin verschieben könnte… Es ist ein großer Berg der sich auftürmt. Es liegt nicht nur an den Landwirten, alle haben das gleiche Ziel. Es ist das geworbene Konsumieren von Technik, Chemie und falschen Forderungen und Vermarktungen des Handels und Lebensmittelindustrie.
Die Fähigkeiten etwas Gutes zu produzieren ist nicht immer gegeben und sollte mehr gefördert werden. Auch die Bauern bekommen ein Glänzen in den Augen, wenn es sich gut anfühlt.
Ich sehe, dass das bisherige System für die Landwirtschaft( unter anderem) nicht funktioniert.

NoSecret
NoSecret
16. Juli 2020 14:03
StH
StH
27. September 2020 22:07

Guten Tag Herr Becker,

interessante Beiträge zum Thema "regenerative" Landwirtschaft die Sie (insgesamt) anführen. Ich kann selbst anfügen, dass ich quasi alle Beiträge schon gesehen habe, die sie hier so verlinken (gucke mich jetzt seit 1h hier durch :). Auch stehe ich z.B. mit Keith Berns von GreenCoverSeed persönlich im Kontakt. 

Im Wesentlichen haben Sie mit vielem Recht, man merkt aber auch, dass Sie nicht vom Fach sind und vieles eben nur aus den Vorträgen kennen. Dazu kommt, dass wir hier in Deutschland / EU sind; viele dieser tollen, tollen Sachen sind bei uns schlicht weg verboten oder mit so viel Auflagen verbunden, dass sie sich nicht mehr lohnen.

Ein paar Anmerkungen:

1) Keiner der von Ihnen genannten Ackerbauern arbeitet biologisch. Sie können zwar auf Grund der Bodenfruchtbarkeit auf Insektizide und Fungizide verzichten, auch sind weniger / keine Herbizide mehr in den Kulturen notwendig, aber absolut auf Herbizideinsatz zum Abtöten der Zwischenfrüchte kann keiner der von Ihnen genannten verzichten. Als ich 2019 bei Gabe Brown war, stand eine nagelneue Spritze auf dem Hof. 

Das trifft natürlich nicht auf die reinen Weidehalter zu, allerdings müssen auch diese (wie zB. Joel Salatin immer wieder zugibt), das Futter ihrer Hühner und Schweine von Biobetrieben bekommen, die sehr wohl auch Pflug und Ko einsetzen.

2) Alle Zahlen aus Amerika zu Humusaufbau, Ertragssteigerung und Co erstmal prinzipiel durch 2 teilen. Es wird vollkommen übertrieben. Dazu kommt der Unterschied zw. Humus und organischem Kohlenstoff (fürs Klima egal, aber nicht Ackerbaulich), der in Amerika vollkommen untergeht.

3) vergessen Sie Gabe Brown. Interessant sind die Menschen, die er zitiert. Ich konnte mir '19 persönlich einen Eindruck seines Betriebes machen; Triff niemals deine Helden, sag ich da nur. Der Mann lebt von Vorträgen und Direktvermarktung. Er macht es zweifelsohne besser, als seine meisten Nachbar; dennoch wird er in weiten Kreisen der regenerativen Szene als "Distelkönig aus dem Norden". Disteln sind Zeigerpflanzen für Stickstoffüberschuss und Verdichtungen, 100%ig läuft es da also nicht. Er ist für viele ein Einstieg, nach gewonnen Kompetenzen wenden sich dennoch einige von Ihm ab.

Matt Slaughter – weniger erfolgreich, aber von ähnlichem Schlag wie E. Ingham (https://www.youtube.com/watch?v=Kxa5IMUSDGc, dringende Empfehlung!) sagte mir auf einem Feldtag in S-Anhalt: "Gabe has a nice story to tell; but we can reach in 3 years, what he has done in 15 by implementing healthy, microbrial rich and diverse compost and composttea's. You in Germany perhaps in even less."

4) weitere, interessante Seiten aus Europa sind zB 

http://www.ridgedalepermaculture.com/, ein Permakulturbetrieb mit Marketgarden, Weidehaltung und Agroforst.

Deutsche Bodenfruchtbarkeitsbetonte youtube-Kanäle: Aufbauende Landwirtschaft, und Relaviso

Deutsche Direktsäer auf youtube: Mark dümichen, (Alex Klümper), Hartwig Callsen, Maximilian Henne.

Auf dem richtigen Weg und sicherlich auch interessant für dich ist Michael Reber.

Christian Schmidt
Christian Schmidt
28. Dezember 2020 16:43

Beim lesen ihres Artikels kam bei mir sofort die Frage auf wie auf einer 120ha Farm 200000$ Düngekosten entstehen können? Das würde ja selbst in Deutschland für 2000ha reichen und hier kostet der Dünger sicher deutlich mehr. Wenn der Dünger so teuer war wieso wurde nicht schon früher mit Gülle gedüngt, die Ausbringkosten wären doch bei den arrondierten Flächen dort auf jeden Fall günstiger gewesen als der Dünger?

Christoph Becker
Admin
28. Dezember 2020 18:15

@Christian Schmidt
Gute Frage. Ich habe jetzt noch einmal mit google nach der Farm gesucht und dabei die folgende Broschüre gefunden: https://datagene.com.au/sites/default/files/inline-files/Whiting%20WVic%20genetics.pdf Demnach haben die 125 ha “Milking Platform” und zusätzlich 125 ha “run-off block”. Auf der suche was das bedeutet habe ich die folgenden Dissertation über das Management von “run-off” Land in der Milchwirtschaft gefunden: https://core.ac.uk/download/pdf/84771119.pdf Dort finden sich folgende Definitionen: Milking platform – a parcel of land used exclusively for feeding lactating cows. und Runoff – a parcel of land owned by a dairy farmer for the purposes of supplying feed to support the milking platform.
Mit anderen Worten, die haben insgesamt 250 ha Weideland, wobei mir noch nicht ganz klar ist, warum man das Land Bereiche aufteilt. Vielleicht ist die “Milking platform” näher bei Melkausrüstung gelegen und vielleicht auch qualitativ besser, wärend das zum Run-off Block gehörende Land gelegen ist. Der Run-Off Block ist dann also wahrscheinlich eine Fläche wo man Heu macht oder/und Tiere weidet die nicht gemolken werden müssen.

Wenn Australier von Dollars reden meinen die meist australische Dollar. Ein australischer Dollar entspricht derzeit 0,62 Euro.

Die Gülle haben die Whitings früher in flache Lagunen geleitet, wo sie dann wohl durch Verdunstung verdickt ist. Vielleicht konnten die das was sie auf diese Weise gesammelt haben weder einfach abpumpen noch mit einem Frontlader verladen und ausbringen. Wahrscheinlicher ist aber das die Angst davor hatten die Gülle aus zu bringen, weil ihre Kühe vorher offenbar oft krank waren und sie ohnehin schon hohe Tierarztkosten hatten, während sie anderseits ein Zuchtbetrieb sind. Wenn ich mich recht erinnere, dann konnten in diesem Falle, und auch bei einem Versuch mit einem Milchviehbetrieb in Neuseeland die Kosten für den Versuch bereits mit den Einsparungen an Tierarztkosten ausgeglichen werden. Ein ganz wichtiges Ziel der Kompostierung ist die weitgehenden Vernichtung der Pathogene. Krank machende Keime haben laut Elaine Ingham zwei Schwachstellen: 1. Sie vertragen Wärme relativ schlecht und 2. Sie sind meist fakultative Anaerobier oder auch richtige Anaerobier. Wenn der Tierbestand nicht perfekt gesund ist, dann ist Gülle ein ziemlich pathogener, die Gesundheit der Tiere gefährdender Stoff, weil in der gelagerten Gülle anaerobe Zustände herrschen, was man ja auch gut riecht, wenn die Bauern Gülle ausbringen.
Joel Salatin sagt bzw. schreibt zwar, dass das UV-Licht die pathogenen Mikroorganismen ausreichend gut vernichtet, wenn man lange genug wartet. Aber bei ihm geht es nur um den Abstand zwischen zwei Durchgängen beim Beweiden, wobei er dann auch noch nach den Kühen Hühner einsetzt, die die Kuhfladen zerkratzen und damit verteilen, und die dabei Maden fressen. Joel Salatin sagt übrigens auch (ich glaube irgendwo in seinem “Salatin Semester”), dass gute Landwirtschaft keinen Gestank verursacht. Faktisch ist das auch das, was Elaine Ingham beim Thema Stickstoffkreislauf erklärt. Wenn es stinkt und Ammoniak frei gesetzt wird, dann läuft etwas schief. Bei gutem Management belastet die Landwirtschaft weder das Grundwasser noch die Luft mit Stickstoffverbindungen.
Zu einer anderen Broschüre dieser Farm hatte ich den Link im Artikel angegeben: https://www.aora.org.au/sites/default/files/uploaded-content/field_f_content_file/c4s_cs_whitings_web_version-1.pdf
Da habe ich jetzt noch einmal nachgesehen. Da steht “saved $80,000 to $100,000 annually in synthetic fertiliser costs” und “reduced nitrogen use (more than half)”. Meine Kontrollrechnung dazu war, wenn die pro Jahr 80 bis 100.000 Dollar für künstlichen Dünger sparen UND sagen, dass Sie die Zufuhr von [synthetischen] Stickstoff mehr als halbiert haben, dann kann das mit den 200.000 Dollar = ca. 120.000 Euro pro Jahr schon hin kommen. Wenn die ihr run-off Land nicht gedüngt haben waren das knapp 1000 Euro Dünger/ha/Jahr. Wenn die auch den run-off Block gedüngt haben wäre es die Hälfte. Wenn das unrealistisch ist, dann müsste man die Whitings fragen.