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Wem nützen Wirtschaftssanktionen?

Lesedauer 3 Minuten
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Unter dem Titel Europas 30-Milliarden-Opfer lässt die Russen kalt [2] auf www.welt.de vom 9. Oktober 2017 kann man lesen, dass die Wirtschaftssanktionen eher nicht, wie von den USA und Merkel & Co erhofft, geschadet haben. Das ist kein Wunder, denn von der inneren Logik her sind Wirtschaftssanktionen Schutzzölle zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft des Landes, dem man zu schaden gedenkt.

Was daher wirklich passiert ist, ist folgendes:

Putin hat die Krim wieder an Russland angeschlossen. Das hat im Westen einige Regierungen sehr geärgert und deshalb haben sie zur Belohnung ein Programm zur Stärkung der russischen Wirtschaft spendiert, das Putin selbst so vielleicht gar nicht hätte durchsetzen können. Das Irre und zugleich höchst Beunruhigende an der ganzen Sache ist, dass Barak Obama, Angela Merkel und andere “Experten” im Westen diese Belohnung der Russen als Strafaktion gedacht und verkauft hatten.

Hier dazu ein Zitat aus meinem Artikel  Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann [3]:

Wenn eine unterentwickelte Volkswirtschaft konkurrenzfähig werden will, braucht sie nach Greer zunächst Schutzzölle und Handelshemmnisse, hinter denen sie sich entwickeln kann. Greer erklärt dies insbesondere an der amerikanischen Geschichte. Ein Grund für den amerikanischen Bürgerkieg war offenbar der Interessengegensatz zwischen den für Freihandel (und so gesehen auch für Weltoffenheit) plädierenden, sklavenhaltenden Südstaaten und den am Aufbau einer eigenen Industrie interessierten, dem britischen Vorbild der Industrialisierung folgenden  Nordstaaten, die für ihre vorerst noch unterlegenen Produkte Handelshemmnisse  brauchten.

Tatsächlich steckte hinter den Sanktionen natürlich eine Mischung aus extremer Arroganz, Überheblichkeit, Naivität und fehlender Geschichtskenntnis. Vom Globalisierungswahnsinn geblendet hat man nämlich geglaubt, dass die Russen zu blöde seien, selbst zu entwickeln und herzustellen, was der Westen ihnen nun nicht mehr verkaufen wollte.

Wenn man die Russen für die Sache mit der Krim effektiv hätte bestrafen wollen, hätte man ihnen Kredite und Handelserleichterungen scheinheilig “zum Aufbau der Krim” angeboten und sie damit dazu verführt, die Konkurrenzfähigkeit ihrer Wirtschaft zu verschlechtern. Der Westen hat stattdessen wie jemand gehandelt, der mit einer Waffe spielt, deren Funktion er nicht kennt und dann auch noch vorne und hinten verwechselt.

Wie können die Regierungen im Westen und ihre Wähler derart irrational und naiv sein?

Dazu fällt mir ein Abschnitt aus Krieg gegen die menschliche Natur – Teil 2 [4], einer Übersetzung eines Interviews mit dem australischen Politologen Dr. Frank Salter, auf meiner Webseite ein:

Es gab da  also einen Konflikt,  einen immensen Kulturkrieg an  den Universitäten des Westens. Das begann um 1900,  das  geht weit zurück,  Franz Boas  zum Beispiel  emigrierte in die Vereinigten Staaten im späten 19. Jahrhundert.  Ganz sicher um 1920 war er sehr gut ist etabliert,  an der Columbia Universität, in New York. Er war im wesentlichen ein Kommunist. Ob er der kommunistischen Partei angehörte, ist nicht relevant. Er war   jedenfalls kommunistisch.  Als die UdSSR Ende 1917 entstand, hatte er sie unterstützt.  Er war immer ein Apologet [= Verteidiger]  der Sowjetunion,  und das nebenbei bemerkt in der Zeit des Stalinismus er war ein Apologet des stalinistischen Russlands. Und er hatte einen immensennun Einfluss in der amerikanischen Anthropologie.   Einige seiner Studenten hatten später  einen großen Einfluss  auf die Politikwissenschaften  und die Soziologie.[26:00]  Und es ist nicht allgemein bekannt ….,  aber der Westen hat den kalten Krieg verloren,  der Westen hat den kalten Krieg kulturell verloren.  Er hat ihn geopolitisch gewonnen,  als  die Sowjetunion 1989 bis Anfang der frühen 90er kollabiert ist.  Wir haben die geopolitischen Ziele des kalten Krieges gewonnen, aber kulturell haben wir den kalten Krieg verloren.  Der Grund, warum wir nicht darüber sprechen ist, dass die, die darüber sprechen würden  die Kinder der Sieger sind.  Das ist eine Nachricht, die mit ausdruckslosen Blick vernommen wird [met with a blank stare].  Die Menschen wissen einfach nicht, was sie  machen sollen,  und es ist schwierig, weil wir  durch diese Niederlage alle beeinflusst sind.  Aber die Sachlage ist,  dass die Häuser nicht beschädigt sind,  unsere täglichen Routinen sind nicht betroffen,  was beschädigt ist, ist unser Geist, ist unser Bewusstsein.   Die Art wie wir die Welt sehen,  das Prisma durch das wir  die Realität und die Gesellschaft betrachten  ist verändert worden.  Wir tragen das Prisma mit uns herum.  Wir sind also in  einem Käfig eingeschlossen wie Max Weber es nannte,  wir sind also durch bloße Vorstellungen eingesperrt.  Dies sind starke Konzepte.  Wir haben den kulturellen kalten Krieg verloren  und irgendwie  müssen wir unseren Weg zurückfinden, um die Realität so sehen zu können wie sie ist.  [27:35]

Ergänzend hierzu ist vielleicht folgender Artikel Postmodernismus – Wie Marxisten den Westen erobern [5].

 

Kelberg, den 9. Oktober 2017

Christoph Becker

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