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Funktioniert das auch für Milch- und Kleinbauern?

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Sind die Möglichkeiten zur Bodenregeneration, die ich u.a. mit Können wir wirklich unsere Böden regenerieren? gezeigt habe, auch für Milchbauern, für Kleinbauern und für Gärtner anwendbar? Die Antwort ist ein klares JA.

Milchproduktion

Für den deutschsprachigen Raum gibt es im Internet verschiedene Versionen der Kurzfassung von Wirtschaftlichkeit einer Milchviehfütterung ohne oder mit wenig Kraftfutter [2]. Die weitere Suche führte dann zu www.landforscher.de [3], einer Vereinigung unabhängiger Beratungsbüros für die Landwirtschaft. Dort finden sich auch ein Link für die Langversion auf dem Server von www.kasseler-institut.org [4] (Menüpunkt Arbeitsergebnisse) und verschiedene andere Artikel. Es gibt jedenfalls im deutschsprachigen und europäischen Raum Beispiele für ohne Kraftfutter wirtschaftlich arbeitende kommerzielle Milchviehbetriebe.

In der amerikanischen Literatur finden sich verschiedene Hinweise darauf, dass sich Milchvieh Fütterung nur mit Gras rentieren kann. ABER, wie z.B. der Artikel  The similarities of grassfed beef and dairy [5] (dt. Die Ähnlichkeiten der Rindfleischproduktion per Grasfütterung und der Milchproduktion per Grasfütterung) von Dr. Allen Williams ahnen lässt, gibt es eine ganze Reihe  Details, wie z.B. die Auswahl und Zucht geeigneter Kühe, deren Nichtbeachtung den Erfolg einer ohne Kraftfutter auskommenden Milchproduktion vermindern oder auch verhindern können. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Anwendung der Prinzipien zur Bodenregeneration und zur Leistungssteigerung des Weidelandes, wie sie z.B. im Abschlussvortrag der Grassfed Exchange 2016 [6] gezeigt wurden, auch bei der Milchproduktion in Deutschland und Europa wirtschaftlich sinnvoll sein kann.

Kleinbauern

Das bekannteste und extremste Beispiel ist hier wahrscheinlich die Singing Frogs Farm. Diese verfügt etwas über  8 Acre (ca 3,2 ha) , von denen nur etwa 3 Acre (ca. 1,2 ha) bewirtschaftet werden. Der Umsatz beträgt mehr als 100.000 USD pro Acre, das sind rund 250 Tsd US-Dollar pro Hektar. Auf die Singing Frogs Farm hatte ich schon mehrfach hingewiesen und ich habe sie im Herbst 2015 auch einmal selbst besucht und mir die Prinzipien und Produktionsweise zeigen und erklären lassen. In deutscher Sprache gibt es als Übersicht neuerdings unter dem Titel Der mit der Dürre tanzt [7] die Übersetzung des Artikels The Drought Fighter [8] aus Craftsmanship [9].

Hier wäre es sicherlich sinnvoll, die verschiedenen auf Youtube verfügbaren Vorträge von Elizabeth und Paul Kaiser über ihre Farm zu einem Artikel oder nach Bereichen wie Biologische Grundlagen, praktische Anwendung und Methode und wirtschaftliche Aspekte aufgeteilten Artikeln zusammenzufassen. Ich habe damit angefangen, aber mir fehlt momentan die Zeit, dieses Projekt fertigzustellen.

Ein bemerkenswerter Punkt im Bezug auf die Singing Frogs Farm ist noch, dass sie im Frühjahr mit ungewöhnlich späten und im Herbst ungewöhnliche frühen Frösten fertig werden muss. Dazu kommen oft lange Trockenperioden, denen dann wieder extreme Starkregen folgen können.   Paul Kaiser berichtet z.B. in einem seiner Vorträge von einem Starkregenereignis, dass nach einer mehrere Monate dauernden Dürre bei einem Biobauern in seiner Nachbarschaft die gesamte Ernte vernichtet hat, während die Singing Frogs Farm keinerlei Schäden hatte.

Man kann jedenfalls sicher sagen, dass man keinen mehrere hundert oder gar tausende Hektar großen Betrieb benötigt, sondern das man mit der Beachtung der biologischen Prinzipien auch  auf kleinen Flächen extreme Leistungen erzielen und auch gute wirtschaftliche Erfolge haben kann. Die Singing Frogs Farm ist insbesondere als Vorbild für die Gemüseproduktion in der Nähe größerer Ortschaften und Städte sehr gut geeignet.

Gärten

Wenn es um die Anwendung dieser biologischen Prinzipien auf kleinen Flächen geht, ist der Biointensive Gartenbau nach John Jeavons [10] sicher ein Klassiker. Eine gute Einführung ist sein Buch How to grow more Vegetables and … [11]. Auch gibt es etliche Vorträge auf Vimeo und Youtube, sowie jede Menge weitere Literatur auf der Internetseite seines Saatgutladens www.bountifulgardens.org [12]. Dort finden sich auch Bücher von Autoren wie Eliot Coleman, Carol Deppe, Mark Shepard usw..

Das “Farmershandbook” von John Jeavons, eine 22-seitige  Einleitung, gibt es auch auf Deutsch:  www.growbiointensive.org/PDF/FarmersHandbookGerman_LowRes.pdf [13]

Eine Restauration der Böden durch Beachtung und Anwendung der biologischen Prinzipien ist jedenfalls bei allen Betriebsgrößen, vom kleinen Garten bis zu den extremen Großbetrieben möglich und sinnvoll.

Dieser Blogbeitrag ist als Ergänzung zu Können wir wirklich unsere Böden regenerieren? [14] und den dort verlinkten weiteren Artikeln gedacht.

Kelberg den 13. Juni 2017

Christoph Becker

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