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Weihnachten 2016

Lesedauer 9 Minuten
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An Weihnachten 2016 habe ich die schon über 100 Jahre alten Essays Religion and the Mores [2] (dt. Religion und die Sitten, Gebräuche und Werte) und The Mores of the Present and the Future [3] (dt. Die Sitten, Gebräuche und Werte der Gegenwart und Zukunft) von William Graham Sumner [4] gelesen. 

In Religion and the Mores erklärt Sumner, dass die Religionen sich im Wesentlichen an die Sitten und Gebräuche anpassen, die sich wiederum an die Interessen und an die durch Klima, Ressourcen, technische Möglichkeiten,  Bevölkerungsdichte und andere Umweltfaktoren gegebenen Umstände anpassen.

Die Religion wirkt bei diesen Anpassungen an die sich ändernden Umstände verzögernd, aber sie verhindert diese Anpassungen nicht. Es gab wenige Ausnahmen, wo sich zeitlich und lokal begrenzt die Sitten und Gebräuche an die Religion angepasst haben, aber im Wesentlichen folgt die Religion den Sitten und Gebräuchen. Das Englische Wort “Mores”, das im man im Deutschen teilweise auch kannte (“jemanden Mores lehren”), bedeutet auch Werte, wie man dem Umstand entnehmen kann, dass “mores-setting”   mit wertstiftend übersetzt werden kann.

Mir war schon länger aufgefallen,  dass sich insbesondere die evangelische Kirche auf geradezu unerträglich penetrante Weise an den Zeitgeist anzupassen versucht. Die katholische Kirche hat da sehr viel mehr Rückgrat und Selbstbewusstsein. Aber auch die katholische Kirche passt sich zunehmend an den Zeitgeist an, und sie hat sich auch in der Vergangenheit immer wieder an diesen angepasst.

Die Lage beim Islam um beim Judentum kann ich nicht beurteilen.

In seinem Essay  The Mores of the Present and the Future [3] (dt. Die Sitten, Gebräuche und Werte der Gegenwart und Zukunft) erklärt Sumner, dass die Sitten und Gebräuche und damit auch die Werte, wie oben schon erwähnt, an gesellschaftlichen Möglichkeiten und Lebensumstände anpassen. Letztlich sind Werte, Sitten und Gebräuche im Idealfall eben nichts weiter als der Versuch insgesamt die Interessen Bevölkerung optimal zu befriedigen. So gesehen wäre es eine Unsitte und abzulehnen, was einer Gesellschaft eindeutig schadet – wie z.B. die heutige “Willkommenskultur”.

An dieser Stelle fällt mir ein Abschnitt aus dem Essay Earth Hunger or the Philosophy of Land Grabbing [5] ein, das ich in meinem Blogbeitrag Landhunger [6] teilweise übersetzt hatte:

Wir hatten in unserer Geschichte viele Doktrinen …… Manchen von ihnen sind obsolet und vergessen. Andere haben uns schreckliche Opfer gekostet. ….

Wir würden gut daran tun unsere Emanzipation von allen Doktrinen zu erklären und selber zu  denken und unsere eigenen Fragen zu stellen, und entsprechend unserem eigenen Verstand und Gewissen zu handeln, und nicht nach irgendjemandes Tradition oder Formel. Es gibt jede Menge mehr Gründe dafür, weil man beobachten wird, dass Menschen, die versuchen uns dazu zu zwingen das zu tun was sie vertreten, in dem sie den Namen der … Doktrin rufen, diese  Doktrin  fallen lassen sobald   sie sich   von der Geschichte und durch die Berichten als falsch erwiesen hat – aber sie lassen ihre Pläne nicht fallen, die sie in dieser Sache vorgeschlagen haben.  Wenn,  dann halten sich sich nicht an die … Doktrin, sondern benutzen ihren Namen als Knüppel ,um uns zu betäuben, …..

Wenn ich ein jetzt aufwachsender junger Mann wäre, würde ich niemandem erlauben mir irgend eine Formel  aufzubürden, die mein Urteilsvermögen für Fragen und Fälle fesselt, mit denen ich konfrontiert werden könnte.

Zurück zu Sumners Essay  The Mores of the Present and the Future [3] (dt. Die Sitten, Gebräuche und Werte der Gegenwart und Zukunft).  Gegen Endes dieses Essays stellt sich Sumner die Frage, was man aus der langen  Geschichte der Anpassungen der Sitten, Gebräuche und Werte an die  Umstände, für die Zukunft lernen kann.

Sumner stellt dann fest, dass sich die Welt in seiner Zeit, also am Anfang des 20. Jahrhunderts, in einem Zustand der Unterbevölkerung befindet und dass die zunehmende Kontrolle der Naturkräfte und die technischen Entwicklungen der Menschheit Möglichkeiten und Freiräume schaffen, die sich zunehmend in den Sitten, Gebräuchen, Werte und der Gesetzgebung widerspiegeln werden.

Sumner weißt dann darauf hin, dass es sich aber nur um eine temporäre Entwicklung und Ausnahmesituation handele. In nur wenigen Generationen würden sich die Menschen in einer überbevölkerten Welt mit härteren Konditionen wiederfinden, während man dann aber Sitten, Gebräuche, Werte und Gesetze haben werde, die für die dann vergangene Zeit des Überflusses und der Unterbevölkerung ausgelegt sind. Eine Zeit lang wird man damit dann unpassende, den Interessen der Bevölkerung eher schadende als nützende Sitten, Gebräuche und Werte haben.  Die logische Folge ist dann eine Zeit der  Konflikte, Unruhen und Kriege in denen die Sitten, Gebräuche, Werte und auch die Gesetze und die Religionen wieder an die neuen Umstände angepasst werden. Natürlich stellt sich die Frage ob und wie man diesen Anpassungsprozess möglichst erträglich und effizient gestalten kann.

Diese von Sumner vorausgesehene Zeit des Wandels hat längst begonnen. Aber die Weihnachts- und Neujahrsansprachen und Wünsche, vom Ortsbürgermeister über Lokalzeitungen bis wohl auch zur Regierung (die ich mir nicht anhöre, weil ich Gauck und Merkel für unerträglich halte), zeigen mir, dass man sich dessen nicht wirklich bewusst ist und weiter an die Religion des Fortschritts und an sogar an einen linearen Verlauf  der Geschichte glaubt. Man hält es sogar für gesichertes Wissen, dass sich die Menschheit immer höher und weiter entwickelt. Aber wenn ich aus dem Fenster meines Praxisbüros sehe, sehe ich dass die Menschen vielleicht schon in wenigen Jahren elend verhungern werden, weil im Gemeinderat genauso wie allen höheren Ebenen der Regierung  und Verwaltung die selbe, am Ende wohl tödliche Naivität und Blindheit vorherrscht, so dass man die Chancen die man vielleicht noch hat nicht nutzt.

Am 1. Weihnachtstag abends habe ich begonnen meine vielen Bücher über Landwirtschaft, Gartenbau, Jagd, Ökologie, Geschichte usw. aus den Regalen zu nehmen und in Kartons zu packen. Ich werde mich in der nächsten Zeit auf eine ziemlich revolutionäre und extrem effiziente zahnärztliche Implantationstechnik konzentrieren (www.simpladent.de [7]).

Beim Wegräumen der Bücher fiel mir Not The Future We Orderd – Peak Oil, Psychology, and the Myth of Progress [8] von John Michael Greer auf. Ich hatte es schon in meinem Artikel  Energielage 2015/2016 [9]   berichtet, dass ich es gelesen hatte und dass es einen eigenen Artikel verdiene – zu dem ich aber dann wohl nicht gekommen bin. Zur Frage ob die  Geschichte zyklisch ist, oder ob sie, linear ist, habe ich in verschiedenen Artikeln etwas geschrieben:

Die Antwort hängt wohl davon ab wie kleinkariert man denkt und wie gut man Muster erkennen kann. Für Leute die gut Muster und Ähnlichkeiten erkennen können ist die Geschichte zyklisch. Unsere Zeit ist zwar besonders und einmalig, weil wir die fossilen Energieträger entdeckt und mit deren Hilfe auch einen großen Teil der anderen  Rohstoffe dieser Erde verprasst haben – was keiner Zivilisation vor uns gelungen ist und was nie wieder möglich sein wird. Aber gerade dadurch ist auch das Ende unserer Zivilisation absehbar und mit  sehr hoher Wahrscheinlichkeit unvermeidbar.

Insbesondere meine Artikel

sollten zu denken geben.  Im besten Fall in 10 bis maximal 14 Jahren wird die Suche und Förderung  von Erdöl im Mittel mehr Energie kosten als in dem geförderten Öl enthalten ist. Das heißt, dass Erdöl dann für die Ölförderung andere, ebenfalls nur endlich vorhandene  fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas oder aber die Energie von Atomkraftwerken genutzt werden müsste. Gleichzeitig schließt aber 2018 die letzte deutsche Zeche: FAZ, Die Zechen sterben aus [16]

Bei der Suche nach eine Artikel zu Saudi Arabien und der Entwicklung von dessen Eigenverbrauch fand ich gerade diesen schon über ein Jahr alten, aber immer noch sehr aktuellen Artikel:  Ein Schwarzer Schwan im Nahen Osten [17]

Zum Thema Schwarze Schwäne, Drachenkönige usw. hatte ich schon den Artikel  Truthahn, schwarzer Schwan, Drachenkönig und Phönix [18]  geschrieben. Saudi Arabien ist für mich, genauso wie ein 3. Weltkrieg, ein Kollaps unserer Industriegesellschaft und eine daraus resultierende Hungersnot kein Schwarzer Schwan, sondern ein Drachenkönig mit dem man durchaus fertig werden könnte, wenn man rechtzeitig vernünftig reagieren und die Gesellschaft vorbereiten würde.

Beim Wegräumen der Bücher habe ich auch in einigen Heimatbüchern aus meiner Gegend geblättert. Hier in der Eifel gab es vor genau 200 Jahren, im Winter 1816/17 eine ziemlich schlimme Hungersnot. Eine Hungersnot gab es auch 1830. Wölfe, die man jetzt irrer Weise wieder ansiedelt und willkommen heißt, hat man bis weit ins 19. Jahrhundert aus gutem Grund als Schädlinge betrachtet und ausgerottet. Für einen einzigen toten Wolf bekam der Erleger vom Staat eine Prämie in der Höhe eines Jahreslohnes eine Magd. Die Sitten, Gebräuche, Werte und Gesetze ändern sich halt mit der Zeit und vor dem Hintergrund der Möglichkeiten und Ressourcenverfügbarkeit der jeweils neusten Vergangenheit. Zum Thema Wölfe hatte ich mit Warum ich gegen Wölfe [19] bin gerade auch mit Blick auf die Vergangenheit und die der Vergangenheit zumindest wohl sehr ähnliche Zukunft argumentiert. Derzeit sind die Regierung und die Bevölkerung in Deutschland offenbar noch im Vollrausch des Ölzeitalters, wozu sich in Deutschland und Europa dann auch noch ein phantastischer Regulierungswahn addieren.

Dazu fallen mir hier zunächst die folgenden Artikel meiner Webseite ein:

In dem Heimatbuch eines kleinen Dorfes in dem ich einige Jahre gelebt habe, habe ich  neben Geschichten über die Zeit des 30-jährigen Krieges und die Notzeiten in den Weltkriegen auch die folgenden Daten über die Bevölkerung der Stadt Daun und der Dörfer Nerdlen und Sarmersbach gefunden:

Einwohner in 1625 1654 heute
Daun 236 110 7941
Nerdlen 88 33 220
Sarmersbach 44 22 193

Der 30-jährige Krieg dauerte von 1618 bis 1648. Zur Stadt Daun gehören heute auch  einig früher selbstständige Dörfer. Die Zahlen zeigen dennoch, dass die Bevölkerungsdichte heute in der Eifel drastisch größer ist als im Mittelalter.  In  meiner Geburtsstadt Oberhausen  ist  die Bevölkerungsdichte ,  ähnlich wie  in  anderen  Städten des Ruhrgebiets  seit dem  30-jährigen Krieg  wohl sogar eher um mehr als das 1000-fache  gewachsen.

So wie Regierung, Gemeinderäte, Bürgermeister und Bevölkerung in der Eifel und anderswo heute handeln oder besser die Augen vor der Zukunft und den mit ihr kommenden Drachenkönigen verschließen, wird man sich glücklich schätzen können, wenn man in 20 Jahren noch die Bevölkerungsdichte hat und ernährt bekommt, die man  nach dem 30-jährigen Krieg hatte. Wer es nicht glaubt kann in Weitere Literatur zum Thema EMP [24] Simulationen, Szenarien und Anregungen finden.

Während ich meine Bücher über die Landwirtschaft, Gartenbau usw. wegräume, habe ich nun aber doch die Artikel wieder frei zugänglich geschaltet, die ich insbesondere über die Themen Landwirtschaft und Gartenbau auf meiner Suche nach Antworten auf die Frage geschrieben hatte, wie man die Bevölkerung im postfossilen Zeitalter nachhaltig ernähren und wie man die Ausmaße der zu erwartenden künftigen Hungersnöte reduzieren könnte.

Wenn ich 30 oder 40 Jahre jünger wäre, würde ich Landwirt oder/und Gärtner, weil ich das für die zukunftsträchtigsten Berufe halte und weil beides wirklich sehr interessante Berufe sind. Hier einige Bücher die mir zur Landwirtschaft einfallen, weil ich Sie im Rahmen meiner Räumaktion in der Hand hatte:

Zu den beiden ersten Büchern, also zum Thema Weidemanagement, siehe auch meine Artikel

die ich wieder auf öffentlich sichtbar geschaltet habe.

Ich habe Deutschland, die Deutschen und Europa aufgegeben.  Ich glaube nicht mehr, dass dieses Land und seine Bevölkerung eine Zukunft haben. Der Grund ist, wie dass man aus der historischen Ausnahmesituation des Überflusses an billiger Energie und auch an freien Nutzflächen, und des damit möglichen technischen Fortschrittes der letzten 200 Jahre kommend auf eine Seneca-Klippe [33] zurast, und so wie es aussieht wohl nicht in der Lage sein wird Sitten, Gebräuche, Werte, Gesetze und Religion rechtzeitig an die neuen Erfordernisse anzupassen. Die typische deutsche Politiker-Reaktion, nach jedem Zwischenfall oder Terror-Anschlag wie kleine, unwissende Kinder zu handeln, die völlig unfähig waren und sind das was passiert ist vorauszusehen und die immer nur im Nachhinein regieren wird bei den Drachenkönigen [18] mit denen man es zu tun haben wird nicht ausreichen.  Deutschland ist, von meiner Ortsgemeinde bis hin zum ganzen Staat, wie ein großes Schiff, das ohne Rettungsboote und mit auf den Seenotfall in keinster Weise vorbereiteten und geschultem Personal in ein sehr gefährliches Seegebiet aufbricht. Aber fast alle fühlen sich sicher wie die Passagiere, der Kapitän und die Besatzung der Titanic. Es ist dieser Titanic Effekt [34], auf den ich schon in Weltbevölkerung, Wasser und Wintergemüse [35] hingewiesen hatte.

Zitat von Edward John Smith [36], dem Kapitän der Titanic:

In meiner ganzen Berufserfahrung habe ich kein einziges Mal ein Schiff in Seenot gesehen. In all meinen Jahren auf See bin ich niemals schiffbrüchig gewesen, und niemals war ich in einer Situation, die drohte in irgendeiner Art von Desaster zu enden.

Hier aus dem deutschen Wikipediaeintrag zur Titanic [37]

Sicherheitsausstattung

Besonderes Interesse galt der Sicherheitsausstattung der beiden Schwesterschiffe [Titanic und Olympic]. Sie galten als Wunder der Technik [38] und wurden aufgrund der vollautomatischen Wasserschutztüren zwischen den 16 wasserdicht abschottbaren [39] Abteilungen im Juni 1911 in der Zeitschrift The Shipbuilder als „praktisch unsinkbar“ bezeichnet.

und

Auf ihrer Jungfernfahrt [40] kollidierte die Titanic am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr[1] [41]etwa 300 Seemeilen [42] südöstlich von Neufundland [43] seitlich mit einem Eisberg [44] und sank zwei Stunden und 40 Minuten später im Nordatlantik [45]. Obwohl für die Evakuierung mehr als zwei Stunden Zeit zur Verfügung standen, starben 1514 der über 2200 an Bord befindlichen Personen – hauptsächlich wegen der unzureichenden Zahl an Rettungsbooten und der Unerfahrenheit der Besatzung im Umgang mit diesen. Wegen der hohen Opferzahl zählt der Untergang der Titanic zu den großen Katastrophen der Seefahrt [46].

Zumindest in dem Film über den Untergang der Titanic, den ich vor einigen Jahren gesehen habe, waren  Wind und  Seegang sogar ausgesprochen ruhig, so dass man sehr bequem alle an Bord befindlichen Menschen hätte retten können, wenn man genügend Rettungsmittel gehabt hätte.

Wie heute auch, hat man NACH dem Untergang der Titanic  reagiert .  In meiner Seefahrtzeit  hatten deutsche Schiffe   von Gesetz wegen  für das Dreifache  der an Bord befindlichen Menschen Rettungsmittel dabei, obwohl Schiffsunglücke sehr unwahrscheinlich waren. Gesunken ist in meiner Seefahrtzeit ein großes deutsches Schiff, nämlich die München [47]. Beim Untergang der München [48] gab es keine Überlebenden. Deren Rettungsmittel waren also sinnlos.   Alle Schiffe auf denen  ich gefahren sind,  sind immer gut angekommen.  Auch deren Rettungsmittel und alle die  Seenotübungen  auf diesen Schiffen waren also  objektiv betrachtet sinnlos. Die Schiffe hätten  weniger gekostet und mehr Ladung mitnehmen können, wenn man auf die Rettungsmittel verzichtet hätte. Aber  wäre  es vernünftig  deshalb auf   Rettungsmittel zu verzichten, wie  man es  unter anderem in  Deutschland   heute im Bezug auf die Sicherheit und Ernährung der Bevölkerung allen Ernstes tut? Wenn Deutschland – z.B. mit einem Szenarium wie in One Second After: Die Welt ohne Strom [49] – untergeht, werden mehr Menschen in den Tod gerissen wie die beiden ersten Weltkriege und die Verbrechen der Nazis zusammen gekostet haben.

Kelberg, 27. Dezember 2016

Christoph Becker

 

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