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Unkonventionelle Kommentare zur Wahl Donald Trumps – Generationsdynamik

Lesedauer 10 Minuten
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Auf dem Buch  The Fourth Turning: What the Cycles of History Tell Us About America’s Next Rendezvous with Destiny [2] (dt.: Die vierte Wendung: Was uns die Zyklen der Geschichte über Amerikas nächstes Rendezvous mit seiner Bestimmung erzählen) von William Strauss [3] und Neil Howe [4] aufbauend, versuchen einige das Zeitgeschehen zu verstehen und zu analysieren. Auf einige der daraus resultierenden Kommentare zur Wahl Donald Trumps möchte ich hier hinweisen. Besonders erstaunt hat mich, dass einer dieser Blogger, Jim Quinn, schon im September 2015 auf Grund seiner Analyse Donald Trump als den Kandidaten gesehen hat, der am wahrscheinlichsten die Wahl gewinnen wird.

Hier zunächst einige Links deutschsprachiger Artikel zum Konzept der Vier Wendungen oder Vier Generationen:

Der Film Generation Zero

Der Film Generation Zero [9] (dt: Generation  Null)  wurde  2010 von  Stephen K. Bannon [10] produziert.  Das heißt,  Bannon  war  der Drehbuchautor, der Regisseur und,  neben David Bossie und  Alan Peterson, einer der Produzenten dieses Films.

Es ist der selbe Steve Bannon, der ab August 2016, also in der heißesten Phase des Wahlkampfes,   der Vorsitzende von Donald Trumps Wahkampfteam war und der nach dem Wahlsieg  von Donald Trump zum  künftigen Chefstrategen   des Weißen Hauses ernannt wurde.   Man kann daher davon ausgehen, dass das Thema des Filmes und damit auch das dieses  Artikels hier, an höchster Stelle der künftigen Regierung Donald Trumps wohl bekannt ist und sich auf die Politik Donald Trumps auswirken wird.

Der Film erklärt den Zyklus der vier Generationen  und zeigt den  Bezug  zu unserer Zeit, die als eine Zeit der vierten Generation gesehen wird, die durch schwere, existenzielle  Krisen und oft  auch durch äußerst erbittert geführte Kriege gekennzeichnet ist.

Auf der Webseite zum Film [11] findet sich ein Menüpunkt “CAST” [12], in dem die Mitwirkenden mit einem Bild und einer kurzen Beschreibung aufgeführt werden. Ich gebe hier Auszugsweise einige der Mitwirkenden an. Es kann sinnvoll sein ich die gesamte Liste anzusehen:

John Xenakis auf Generationaldynamics.com

Schon seit einigen Jahren lese ich von Zeit zu Zeit immer wieder auf dem Webblog www.generationaldynamics.com [20] von John Xenakis.

Zunächst möchte ich hier den Steve Bannon betreffenden Blogbeitrag von John    Xenakis  vom  Generationaldynamics.com  vom  19. August 2016 [25]übersetzen:

Stephen K. Bannon wurde zum Vorsitzenden von Donald Trumps Wahkampfteam ernannt.

Ich habe den ganzen Tag die idiotischen Kommentare zur Ernennung von Steve Bannon zu Trumps Wahlkampfmanager gehört. Sie beschreiben Bannon als wilden Bombenwerfer  der das rassistische Nachrichtenportal  Breitbart leitet.

Das ist absolut komisch.  Der frühere Breitbart Herausgeber  Peter Schweizer fragte mich ursprünglich im Jahre 2010, ob ich meine World View Artikel [Anm. d. Übers: seine mit der generationsdynamischen Brille ausgewählten, zitierten und  kommentierten  täglichen Nachrichten von www.generationaldynamics.com] auf dem Nachrichtenportal Breitbart cross-posten wolle, und später hat dann Bannon übernommen. Ich kenne Bannon ziemlich gut., weil er ein großer Unterstützer des cross-postings meiner täglichen Kolumnen auf dem Breitbach-Nachrichtenkanal ist – obwohl ich in hohem Maße kritisch gegenüber der weltweiten Zunahme der Fremdenfeindlichkeit und des Nationalismus in den Ländern überall auf der Welt in dieser Generationellen Krisenzeit eingestellt bin – einschließlich Trumps Bemerkungen über Mexikaner und Muslime. Also ich weiß aus einem faktischen Grund, dass Bannon kein Bombenwerfer ist und er ist auch kein Rassist, und was das angeht ist auch das Breitbart-Nachrichtenportal nicht rassistisch.

Ich habe ziemlich intensiv mit Bannon zusammengearbeitet als ich für den Film “Generation Zero” gefilmt wurde. Bannon ist einer der wenigen Leute in den Medien die das was ich geschrieben habe studiert haben und der die Generationstheorie und die Generationsdynamik verstanden hat. Bannon ist außerdem einer der wenigen Leute in den Medien die tatsächlich einen großen Teil über das was in der Welt vorgeht wissen – viel mehr als die meisten Politiker und sicher eine Menge mehr als die Hohlköpfe in den Medien, die über ihn schreiben. Bannon ist ein sehr heller Kopf und er ist jemand den Trump braucht.

Mit anderen Worten, die Hohlköpe in den Medien wissen wie man Bannons Namen buchstabiert, aber alles andere was sie über ihn gesagt haben war ziemlich idiotisch.

Nun John Xenakis Kommentar vom 10. November 2016, anläßlich von Donald Trumps Wahlsieg: Donald Trump – The Honeymoon Calm before the Storm [26](dt: Donald Trump – Die Flitterwochenruhe vor dem Sturm)

Seine Kolume für den 10. November ist in vier Teile geliedert. Der  erste Teil,

  1. Donald Trumps Sieg signalisiert eine wesentliche Zunahme des Nationalismus. Dieser Teil beinhaltet etwas Eigenwerbung für die von Xenakis mit seinem Blog vertretene Theorie der Generationsdynamik und deren Treffsicherheit und den möglichen Nutzen für die Regierung Trump. Weder  Obama  noch Trump würden etwas von Generationsdynamik verstehen . Obama  würde  auch nach acht Jahren im Weißen Haus,  das was in der Welt vorgeht nicht besser verstehen als am Anfang.  Bei Trump  hoft  Xenakis  das er lernfähiger sei als  Obama.
  2. Das Brexit Referendumg und die US-Wahl illustrieren die Gefahr von Wahlvorhersagen Xenakis geht hier kurz darauf ein warum die Meinungsumfragen seiner Meinung nach so falsche Ergebnisse geliefert haben.   Er erklärt ferner, dass das eine weltweite  Zunahme von Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit bei Krisen zu erwarten war und ist, und das auch etwas mit der Generationenfolge zu tun hat.
    Xenakis erklärt dann, dass und warum man grundsätzlich und damit bei  Kenntnis und Anwendung nach der Theorie der Generationsdynamik, keinen genauen Wahlausgang sondern nur Trends vorhersagen kann.
  3. Die Flitterwochenruhe vor dem Sturm. Hier macht er sich erst einmal Luft wegen des unterirdischen Niveaus und der Giftigkeit des Wahlkampfes. Xenakis meint, dass Trump wegen des Generationswechsels kaum die üblichen ersten 100 Tage seiner Regierungszeit als Schonzeit habe. Er könne froh sein wenn die Ruhe bis Ende dieses Monats halte.   Interessant fand ich was er dann aus der Geschichte erzählt:    Zu diese Art chaotischer Sturm [wie der mit dem  Trump konfrontiert werden wird]   kommt es in jeder Generationskrisenzeit. In den 1930ern wurde Präsident Franklin Roosevelt wegen vieler wegen seiner Entscheidungen zu tiefst gehasst.  Eine der Schlimmsten war seine Entscheidung den Obersten Gerichtshof “zu packen” in dem er ihn auf 15 Richter erweiterte um das Gericht davon abzuhalten seine Lieblingsgesetze als verfassungswidrig zurück zu weisen. Und man kann sich vorstellen wie giftig die Angriffe geworden sein müssen, als Roosevelt der erste Präsident wurde, der sich für eine dritte Amtsperiode bewarb. In die Zeit der  vorhergehenden Generationskrise die fiel die Wahl Abraham Lincolns im Jahre 1860. Diese machte die Südstaaten zornig und führte zum amerikanischen Bürgerkrieg.  Viele Leute beschreiben das was heute passiert als in der amerikanischen Geschichte einzigartig.  Das ist  alles andere als  wahr.  Was heute passiert , passiert in jedem anderen Land auch und in jeder Epoche einer Generationskrise.
  4. Ist dies die Apokalypse?  Viele Journalisten scheinen das  zu glauben, schreibt Xenakis und meint  das sie damit unrecht haben.  Es sei bescheuert   von Apokalypse zu reden, aber die Wirklichkeit in der Zeit einer  Generationskrise sei anderseits auch nicht so sehr weit davon weg. Es wäre normal, dass es in einer solchen Zeit  zu existenziellen Krisen und auch zu  Kriegen komme.   In Lincolns Zeit  war es der amerikanische Bürgerkrieg, bei Roosevelt war es die Große Depression und dann der 2. Weltkrieg. Was unsere Zeit erwarte, schreibe er schon seit Jahren: Ein 3. Weltkrieg in dem auf der Seite des Westens neben Japan auch Russland, Indien und der Iran kämpfen würden, während man auf der Seite der Gegner eine Allianz aus China, Pakistan und den sunitisch-muslimischen Staaten (das würde heißen: insbesondere alle Staaten Nordafrikas, der Arabischen Halbinsel und die Türkei) erwarten könne. Es würde nach seiner Schätzung wohl 3 bis 4 Milliarden Tote durch Atomkrieg, konventionellen Krieg, Hunger und Krankheiten geben, aber nach dem Krieg wäre immer noch rund 4 Milliarden Menschen für den Wiederaufbau übrig. Falls die USA den Krieg siegreich überleben und falls der Krieg in Trumps Amtsperiode falle, könnte Trump es schaffen einer der ganz großen Nationalhelden der USA zu werden.

James Quinn: Der graue Champion übernimmt das Kommando

Der Graue Champion, auch mit Grauer Meister übersetzbar, ist ein Sinnbild aus der frühen Geschichte der USA, wie man auf der Webseite www.fourthturning.com [27]auf der Unterseite Gray Champions [28] nachlesen kann. Der Graue Champion ist ein entschieden auftretender Führer, der mit seiner Rede und seinem Auftreten das Land in der Stunde der Not rettet indem er den Widerstand und den Kampfgeist der Bevölkerung wieder aufbaut.

James Quinn hat nach der Wahl Donald Trumps, am  19. /20. November 2016,  den zweiteiligen Artikel

GREY CHAMPION ASSUMES COMMAND (Part One) [29] (dt. Grauer Champion übernimmt das Kommando)

GREY CHAMPION ASSUMES COMMAND [30] (Part Two)

geschrieben.

Quinn sieht Donald Trump als den  Grauen Champion der aktuellen, von etwa 2005 bis 2025 dauernden “vierten Wende”.  Als  Donald Trumps  Vorgänger in dieser Rolle sieht er  Franklin  D. Roosevelt [31]Abraham Lincoln [32] und  das Gespann  Samuel Adams [33] und  Benjamin Franklin [34].

Den letzten Absatz des zweiten Teils von Quinns Artikel möchte ich hier übersetzen, gefolgt von dem Zitat aus dem Buch  The Fourth Turning von Howe und Strauss, dass Quinn an den Schluss seines Artikels gesetzt hat:

Der Winter ist angekommen, bittere Winde blasen und der Frühling könnte viele Jahre entfernt sein. Grimmige Zeiten haben den Planeten befallen. Die Aussicht auf ein tragisches Ergebnis wächst von Tag zu Tag. Die Sturmwolken tauchen am Horizont auf.  Es gibt keine Möglichkeit das kommende Unwetter zu vermeiden. Trump kann das Bankett der Konsequenzen, das Jahrzehnte in Arbeit war und sich auf uns zu bewegt nicht entschärfen. Das Beste was er machen kann ist das Land durch dieses historische Minenfeld zu manövrieren ohne uns und die Welt in die Luft zu jagen. Es wird sicher finanzielles Chaos geben, weit verbreiteten Tod, kolossale Zerstörungen und einen totalen Krieg zum Abschluss.  Last uns  beten dass der  Grau Champion uns durch dieses Tal des Todes zu neuen Höhen führen kann.  Es  gibt keine  Garantien und unsere  Entscheidungen werden  von Bedeutung sind.

Nun die Übersetzung des Zitates von Strauss und Howe aus The Fourth Turning [35]:, das Quinn an den Schluss seines Artikels gestellt hat:

“Das Risiko für Katastrophen wird sehr hoch sein. In der  Nation kann  ein  Aufstand oder zivile Gewalt ausbrechen, sie  kann  geographisch zerbrechen oder sie kann  einer autoritären Herrschaft unterworfen werden.  Wenn es  Krieg gibt, ist es wahrscheinlich dass es einer mit einem Maximum an Risiko und Anstrengung wird – in anderen Worten ein totaler Krieg. Jede vierte Wendung hat eine Anstieg der Technologie der Zerstörung und der Bereitschaft der Menschen diese zu nutzen mit sich gebracht.”

 

Anacylosis versus vier Wendungen

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich in Wie Deutschland doch noch den Krieg gewann [36],  das Buch  Decline and Fall: The End of Empire and the Future of Democracy in 21st Century America [37] (dt. Niedergang und Fall: Das Ende des Reiches und die Zukunft der Demokratie im Amerika des 21. Jahrhunderts) von John Michael Greer vorgestellt habe.  Wie ich  in meinem  damaligen Blogbeitrag geschrieben habe,  stellt  Greer  in seinem Buch  das auf den Griechen  Polybios [38]zurückgehende, von Greer Anacyclosis genannte Konzept vor, nach dem die Geschichte keine Abfolge vier  unterschiedlichen, immer in der gleichen Reihenfolge auftretenden  Generationstypen ist, sondern von drei sich ebenfalls in immer gleicher Reihenfolge wiederholenden Regierungstypen:

  1. Monarchie
  2. Aristokratie
  3. Demokratie, und dann wieder
  4. Monarchie usw.

Greer setzt dann anstelle von Monarchie auch Diktatur und anstelle von Aristokratie auch Junta sein. Dann betrachtet er vor diesem Hintergrund unter anderem auch die Geschichte der USA und erkennt dort drei dieser  Zyklen. Als „Diktatoren“ sieht er dabei George Washington (1776), Abraham Lincoln (1861) und Franklin Roosevelt (1933). Nach deren Tod habe dann jeweils eine Gruppe von Nachfolgern geherrscht (sozusagen die Junta oder Aristokratie). Dann sei jeweils eine demokratischere Herrschaft gefolgt, bis die Demokratie sich dann, wie heute auch wieder, festgefahren habe und nicht mehr in der Lage gewesen sei, die anstehenden Probleme zu lösen.

Donald Trump ist in diesem Schema der neue Monarch. Der Monarch der Gründerzeit der USA, den Greer in der Person von George Washington ausmacht, ist aber nicht unbedingt der Graue Champion jener Zeit, den Jim Quinn auf Samuel Adams und Benjamin Franklin aufgeteilt sieht.

Fazit?

Natürlich stellt sich die Frage was das alles für Deutschland und Europa bedeutet. Ganz sicher bedeutet es, dass es nicht so weitergehen wird, wie Frau Merkel und ihre Wähler,  wie  der Truthahn  in der Geschichte vom Truthahn und  dem Metzger [39] glauben. Was die Zukunft bringt sind eher gleich mehrere große Drachenkönige [39].  Durch die Generationsdynamik   kommt in Form  der vierten Wende noch noch ein weiterer Drachenkönig dazu. Dass die Demokratie im Sinne der Ancyclosis abgewirtschaftet hat und dass wieder eine “Monarchie” fällig ist, ist möglicherweise ein weiterer Drachenkönig, zumal insbesondere in Deutschland kein fähiger König in Sicht ist. Einen anderer Drachenkönig ist das Problem, dass von der Studie der Hills Group beschriebene Problem, das die Ölförderung ab ca. 2025, spätestens, im allerbesten Fall aber aber 2030, mehr Energie kosten wird als sie einbringt. Ich hatte dazu den Artikel Erschöpfung – Das Schicksal des Ölzeitalters [40], geschrieben. Ein weiterer Drachenkönig ist, dass darin zu sehen, dass die Globalisierung gescheitert ist – während unter anderem Deutschlands “Eliten” weiterhin stur das Gegenteil glauben und dieses tote Pferd fröhlich weiter reiten. Siehe meinen Artikel Das Ende der Globalisierung  [41]und John Michael Greers Essay The Free Trade Fallacy [42] vom 23.11.2016. Es kommen noch mehr Drachenkönige, aber diese reichen erst einmal.  Alle diese Drachenkönige vergrößern gegenseitig ihre Kraft und Gefährlichkeit, und sie verstärken sich durch die Effekte der Generationsdynamik. Besonders wichtig an obigem Artikel erscheint mir, dass die Regierung Donald Trumps,  im Gegensatz  zur Regierung Obamas  und voraussichtlich auch zur deutschen Bundesregierung, in Sachen Generationsdynamik gründlich informiert ist.

Kelberg, den 25. November 2016

Christoph Becker

 

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