Meine Autos

Lesedauer 6 Minuten
image_print

Mein neues Auto  – als Zahnarzt!  –   ist ein Dacia Sandero Essential für nur  7390 € einschließlich Überführungskosten. Warum ich  dieses  minimalistische Auto für  die ökologisch und politisch beste Wahl halte und was ich bisher für Autos hatte.

Beim Thema Auto und Zahnarzt denken die meisten an Porsche, BMW, Jaguar oder ähnliches. Mein erstes eigenes  Auto überhaupt, habe ich erst im Alter von 31 Jahren, nach meinem Zahnmedizinstudium gekauft. Als Student hatte ich, soweit ich überhaupt ein Motorfahrzeug hatte, zuerst ein Motorrad vom Typ MZ TS 250 und dann später einen Roller vom Typ Vespa P200E.

Mein erstes Auto war ein gebrauchter Nissan Cherry, von meinem Bruder, der  ihn von Hand laubfroschgrün gestrichen hatte.  Danach kamen noch drei andere Gebrauchtwagen. 1991, als damals schon seit zwei Jahren niedergelassener Zahnarzt, habe ich mir dann mein damaliges Traumauto, einen  Toyota Starlet  als Neuwagen geleistet. Der Starlet war mein Traumauto, weil er nach der ADAC-Pannentistik damals das seit Jahren  zuverlässigste aller  Autos war und weil er preiswert war. Ich hatte ihn von 1991 bis 2003 und bin ungefähr 220 Tsd. Kilometer mit ihm gefahren. Unzufrieden war ich mit dem Starlet nur zum Schluss, wegen einer extrem unverschämten Reparaturrechnung der Toyota-Werkstatt.  D.h.,  der Rechnungsbetrag war wesentlich höher als der Zeitwert des Fahrzeuges, ohne dass die Werkstatt es für nötig gehalten hätte, mich im Vorfeld darauf hinzuweisen.

Der nächste Neuwagen konnte damit kein Toyota mehr werden. Es wurde ein Opel Corsa C Eco mit Easytronic, mit nur 58 PS. Ich habe ihn  von 2003 bis 2016 gefahren. Die Wahl fiel damals auf den Corsa C Eco, weil er zum einen einen sehr geringen Verbrauch hatte (nur ca. 4,0 Liter Benzin, ausserorts), weil meine Frau ein Auto mit Automatik wollte. Der Corsa Eco hatte mit dieser Easytronic aus Sicht des Fahrers eine Automatik, aber die Kraftübertragung erfolgt tatsächlich kraftstoffsparend über ein Schaltgetriebe.   Auf eine Klimaanlage  habe ich verzichtet, weil ich mir  überlegt hatte,  dass  eine Klimaanlage zusätzliches Gewicht,  zusätzliche  Anschaffungs- und Wartungskosten und auch einen zusätzlichen Kraftstoffverbrauch bedeutet. Auf einen stärkeren Motor habe ich verzichtet, nachdem ich mir überlegt habe, dass ein solcher Motor die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten steigert und mir nur gelegentlich einen kleinen Zeitvorteil in Form von mit dem schwächeren Motor nicht möglichen Überholvorgängen ermöglicht. Der gelegentliche Zeitvorteil durch zusätzlich mögliche Überholvorgänge wiegt die Nachteile eines stärkeren Motors meines Erachtens nicht auf.  Die mögliche Reisegeschwindigkeit auf der Autobahn ist auch bei Fahrzeugen mit relativ schwachen Motoren eher durch das Verkehrsaufkommen und durch von der Strassenverwaltung oder dem Staat verordnete Geschwindigkeitsbegrenzungen als durch die technischen Möglichkeiten des Autos begrenzt.  Der Corsa konnte jedenfalls auch mit über 150 km/h fahren und das dann immer noch mit erstaunlich geringem Verbrauch. Auf Luxus wie Zentralverriegelung habe ich damals wie heute verzichtet, weil jede Technik, die man zusätzlich nutzt, auch zusätzliche Anschaffungskosten, Reparaturkosten und auch Ausfallrisiken mit sich bringt.

Ein Defekt an den Stellmotoren und der Steuerung der Easystronic-Schaltung war mit rund 1000 Euro die  teuerste Reparatur, die ich am Corsa C Eco  hatte . Im  Januar 2016 ist dann einer der 3 Zylinder ausgefallen und ich habe einen Motor vom Schrottplatz einbauen lassen, was insgesamt aber nur ca. 800 Euro gekostet hat.  Dieser Motorschaden im Januar war der Anlass, an die Anschaffung eines Neuwagens zu denken, was nun zum Kauf des Dacia Sandero Essential geführt hat.

Für die Wahl des Dacia Sandero Essential  war die Überlegung ausschlaggebend, dass ich ein Auto wirklich nur zum Fahren  und nicht zum Angeben benötige.  Mein Vater hatte auch nur einen VW 1600 Variant mit damals nur 54 PS, ohne Radio und ohne jede heute oft übliche technische Spielerei  und er ist damit  auch gefahren. Ich wollte jedenfalls nur ein minimalistisches Auto, das so zuverlässig wie nur irgend möglich ist und mit dem ich so wenig wie möglich zur Finanzierung unseres Staates und seiner Politik, mit der ich nicht einverstanden bin, beitrage.  Das heißt eben auch, dass man erstens möglichst kein deutsches Auto und zum anderen nur ein möglichst wenig kostendes  und damit dem Staat nur wenig  Mehrwertsteuer einbringendes Auto kaufen sollte, an dem zum Anderen auch Reparaturen möglichst selten vorkommen,  und wenig kosten, und das auch wenig KFZ-Steuer und Versicherung kostet. Dazu kommt dann noch, dass auch bei all meinen anderen Neuwagen schon übliche Argument, dass das Auto möglichst  umweltverträglich und ökologische verantwortungsbewusst sein sollte. Der Dacia Sandero Essential ist  meines Erachtens sehr viel besser ökologisch verantwortbar und sehr viel umweltfreunlicher als jedes mir bekannte deutsche  Auto und auch mehr als  alle Hybrid und Elektroautos. D.h. mein  ökologischer Fußabdruck  ist mit dem Dacia Sandero Essential meines Erachtens wesentlich geringer als er es mit jedem in Deutschland gebauten Auto wäre. Dabei ist auch zu bedenken, dass ein teureres, in Deutschland gebautes Auto auch die Regierung und die Bevölkerung zu umweltbelastenden politischen Entscheidungen und Ausgaben motiviert .

Ein  Grund warum ich das so sehe, findet sich in meinem Artikel Energie und Geld:   Wenn Geld Energie ist und wenn 90 % aller weltweit verrichteten   Arbeit auch heute noch letztlich auf der Nutzung fossiler Energieträger beruht, dann kann und sollte man den Kaufpreis eines Autos und auch dessen Unterhaltskosten zu 90% letztlich auch als Verbrauch von fossiler Energie betrachten und zwar auch dann, wenn es sich um ein Elektroauto oder um ein  Auto mit Hybridantrieb handelt. Staatliche   Subventionen sind   in diesem Fall auch als Teil des Kaufpreises zu sehen, weil sie einen Verbrauch von materiellen Gütern und Arbeit generieren, für die letztlich zu 90 % fossile Energieträger – also vor x Millionen Jahren stattgefundene Photosyntheseleistungen – genutzt werden. Auch ist zu bedenken, dass die großindustrielle Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie und Windkraft eine hochkomplexe, ohne die Nutzung fossiler Energieträger nicht existenzfähige globale  Infrastruktur erfordert.

Der Dacia Sandero Essential  ist so günstig weil bei seinem Bau auf unnötige Spielereien – und damit auch auf unnötigen Ressourcen und Umweltverbrauch verzichtet wird und weil er aus bewährten, möglichst einfachen Komponenten aufgebaut ist. Für seinen Bau wurde keine immer aufwendigere und systembedingt immer ineffzienter werdende und damit auch immer mehr die Umwelt zerstörende und immer mehr Ressourcen verschlingende Forschung und Entwicklung betrieben. Siehe hierzu meinen Artikel Dem Energiedilemma auf den Grund gegangen. Weil der Dacia Sandero Essential auf technische Spielereien und Extras verzichtet, wo immer dies möglich ist, hat er außerdem im Sinne der Zuverlässigkeitstechnik eine höhere Zuverlässigkeit und damit voraussichtlich weniger Reparatur- und Unterhaltskosten als teurere Fahrzeuge. Siehe auch meinen Artikel Zuverlässigkeitstechnik. Für die 7390 Euro, die er einschließlich Überführung gekostet hat, bekommt man als Kunde zudem auch eine Garantie über 3 Jahre oder 100.000 km. D.h., man hat zumindest für 3 Jahre ausser den üblichen Inspektionen keine Werkstattkosten. Außerdem ist es so, dass die Versicherungskosten eher gering sind, weil leichtsinnige Fahrer eher nicht dieses mit nur 73 PS eher schwach motorisierte Auto kaufen.

Wenn mehr Autokäufer sich so wie ich entscheiden würden, würde man bald noch günstigere und noch einfachere Autos bauen können, denn der Dacia Sandere Essential hat z.B. immer noch 5 Türen und er ist auch etwas größer und schwerer als nötig,   weil er Teil eines Baukastensystems ist, mit dem der Hersteller  hauptsächlich teurere und schwerer motorisierte Fahrzeuge produziert. Es sollte möglich sein ein noch sparsameres, noch robusteres und noch einfacheres Auto auch für unter 5000 Euro Endpreis zu bauen.

Transportkapazität?

Viele kaufen sich ein größeres Auto, weil sie hin und wieder etwas mehr transportieren müssen. Meine Autos hatten dazu bisher alle eine Anhängerkupplung und auch der Sandero hat eine bekommen. Ein Anhänger ist in der Anschaffung und im Unterhalt ziemlich preiswert und man kann damit bei Bedarf ziemlich viel transportieren.

Allrad?

Wenn man für die Jagd oder um im Wald  Holz  zu holen oder  aus  anderen Gründen  gerne ein Allradfahrzeuge kaufen würde, empfiehlt die Überlegung, ob es nicht auch ein Handwagen oder ein Fahrrad tut, den/das man bei Bedarf auch mit dem Autoanhänger transportieren kann.   Zumindest ein  Reh oder kleines bis mittleres Wildschwein kann man auch mit einem Handwagen oder Fahrradanhänger wie dem  Roland Big Boy , aus dem Wald holen. Wenn man auch im Wald Holz oder große Wildschweine oder Hirsche holen will oder  wenn man eine kleine Landwirtschaft betrieben möchte, dann kann man sich überlegen, ob man  einen kleinen Traktor wie den Kobota B6000 kauft. Dieser kleine Allradtraktor kostet neu nur 3250 Euro inkl. MwSt und er kann mit seinen nur 385 kg  mit einem PKW-Anhänger dorthin transportiert werden wo man wirklich Allrad und Geländegängigkeit benötigt. Man kann mit diesen kleinen Traktoren auch den PKW-Anhänger, mit dem man den Traktor zum Waldrand oder zum Feld gebracht hat ziehen. Ab ca. 8000 Euro gibt es solche kleinen Allrad-Traktoren  auch mit Straßenzulassung  (googeln mit  “Kleintraktor Strassenzulassung)

Ein Dacia Sandero Essential und ein solcher Kleintraktor und ein Anhänger kosten zusammen immer noch drastisch weniger als der durchschnittliche Neuwagenpreis in Deutschland, der 2015 bei immerhin 28590 Euro lag.   Dabei ist  man dann  mit der Kombination von PKW und Kleintraktor geländegängiger und auch zum Schneeräumen und für  Feldarbereit und zum Holzholen besser ausgerüstet als mit einem  teuren SUV oder einen richtigen Geländewagen.  Um Kinder zur Schule zur bringen oder zum Einkaufen, ist so ein einfacher Dacia Sandero Essential genauso gut, oder wegen seiner höheren Zuverlässigkeit und einer die Familienkasse und damit auch den häuslichen Frieden weniger belastenden Kaufpreis, sogar wesentlich besser, als diese unnötige großen und teuren  SUVs, Mercedese,  BMWs, VWs usw., die alle eigentlich  nur davon zeugen, dass ihre Besitzer entweder die Welt und die Zukunft ihrer Kinder mutwillig zerstören wollen oder eben, dass sie Bücher wie ich sie in meinem Blogartikel Die Grenzen und das Ende des Wachstums oder auch  mit meiner Übersetzung des Interviews mit William Catton,  vorgestellt habe,  entweder nicht gelesen oder nicht  verstanden haben.

Nachtrag:

Als Geländefahrzeug würde ich,  wenn ich eins brauche,  inzwischen ein UTV kaufen. Hier ein Link auf  einen  Vergleich von Quad und   UTV, bei dem  gut gezeigt wird was so ein UTV kann und wie es aussieht.  Nachteil  ist die  relativ  geringe  ungebremste Anhängerlast.  Dafür sind diese  Fahrzeuge  ziemlich schnell  im  Vergleich zu einem kleinen Traktor,  leicht (Bodendruck auf nassen Wiesen!)  und   relativ  sicher.

Kelberg, den 1. Juli 2016

Christoph Becker

 

 

 

 

Share
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
6 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
deedl
6. Juli 2016 9:37

Wer günstig Allrad fahren möchte, für den empfiehlt sich der LADA 4×4 (früher “Niva”), der seit ’76 gebaut wird und ab 10.500,- € zu haben ist. Der ist praktisch unkaputtbar und kann auch in Eigenleistung repariert werden. Unter Jägern und Förstern in der östlichen Hälfte Europas ist das seit Jahrzehnten das Fahrzeug der Wahl, auf der anderen Seite des früheren eisernen Vorhangs muss es sich noch etwas herumsprechen.

Zum Thema Elektroauto muss ich ein bisschen widersprechen. Richtig ist, dass Energieverbrauch und Preis korrelieren, was man durch Energie=Geld überspitzt auf den Punkt bringen kann, obwohl Energie~Geld richtiger wäre. Betrachtet man sowohl aktuelle Betrachtungen zu dem Thema Lebenszykluskosten als auch zum Lebenszyklus-Energieverbauch, so stehen Elektroautos mittlerweile besser da. Warum ist das so?

Der erste Grund liegt in den massiv gesteigerten Stückzahlen und Mengen an produzierten Batterien. Je größer die Stückzahlen desto wichtiger werden Einsparungen in jedem einzelnen Fertigungsschritt. Batteriepreise (und deren korrelierte Ressourcenintensität) halbieren sich derzeit etwa alle 4 Jahre und können auch zu fast 100% recycelt werden. Hier ist es wichtig nicht mit alten kursierenden Werten zu operieren.
http://cleantechnica.com/2016/06/08/teslas-batteries-cheaper-everyone-elses-knew-cool-ev-battery-charts/
http://cleantechnica.com/2016/05/15/ev-battery-prices-looking-back-years-forward-yet/

Die sinkenden Preise schlagen sich in sinkender Ressourcenintensität nieder. Betrachtet man für aktuelle reale Inputs der Batterieerzeugung die Treibhausemissionen, so liegen Elektroautos derzeit in ihren Gesamtlebenszyklusemissionen 31-38% unter Verbrennungsautos.
http://cleantechnica.com/2016/07/04/ford-lg-chem-publish-1st-cradle-gate-emissions-assessment-mass-produced-ev-battery-pack/

Die energetischen Inputs der Herstellung sinken also. Was ist mit dem Strom, mit dem man fährt? Zunächst muss man wissen, dass Wärmekraftmaschinen einen Wirkungsgrad haben, der mit der Größe zunimmt und dass Elektromotoren unglaublich verlustarm sind. Ein PKW-Motor hat Wirkungsgrade um die 20%, ein (viel größeres) Kohlekraftwerk hat 40% und Elektromotoren haben weit über 90% Wirkungsgrade. Zusammen mit den Batterieverlusten bringt ein E-Auto es immer noch auf 80% von der Steckdose auf die Straße. Würde man Benzin in einem Großkraftwerk verbrennen, und mit rund 10% Leitungs-/Trafoverlusten damit Elektroautos laden, so hätte man einen Gesamtwirkungsgrad von 29% gegenüber den nur nur rund 20% der direkten Verwertung im PKW, was etwa einem Drittel weniger Treibhausgasen entspricht. Die bei E-Motoren mögliche rekuperation beim Bremsen ist dabei noch nicht mit berücksichtigt. Tatsächlich gilt für fast alle aktuellen Netzstrommixe auf der Welt, dass E-Autos eine bessere Treibhausgasbilanz haben als Verbrennungsmotoren. Hinzu kommt, dass selbst Solarzellen mittlerweile so billig und ressourceneffizient hergestellt werden können (auch hier nicht mit alten Zahlen operieren!), dass eine solare Energiewirtschaft ohne fossile Stütze tragfähig ist (vielleicht jedoch nicht auf unserem gewohnten materiellen Niveau).

Elektroautos stellen also die überlegenere Technologie dar und es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese den Verbrennungsmotor abgelöst haben, weil es bereits jetzt oft (auf den Gesamtlebenszyklus gerechnet) billiger ist, elektrisch zu fahren.
https://deedlsblog.wordpress.com/2014/03/14/tipping-points-17963969/

Ich verstehe aber jeden, dem Elektroautos noch zu teuer sind, weil die etablierte Autoindustrie zögert, mit zu günstigen E-Autos ihr Stammgeschäft zu zerstören, während Newcomer einen hohen Cashflow generieren müssen, um in Wachstum zu investieren. Auch mir ist ein neues E-Auto zu teuer, weshalb ich einen gebrauchten Benziner fahre.

Generell versuche ich mein Mobilitätsproblem durch Lebensgestaltung zu lösen, indem Wohnen, Einkaufen und Arbeiten räumlich so dicht beeinander liegen, dass die Strecken prinzipiell mit dem (Lasten-)Fahrrad gefahren werden können.

In letzterem sehe ich eh die Zukunft der Massenmobilität. Während der eigene PKW, ob elektrisch oder nicht, ein Luxus der oberen globalen Mittelschicht bleiben wird, ist das elektrifizierte Lastenfahrrad ein günstiges und flexibles Nahbereichstransportmittel für Kinder, Einkäufe usw.

3Westbach51
3Westbach51
6. Juli 2016 18:13
Reply to  deedl

Am letzten Wochenende habe ich mir den “KunstlerCast278 – Alice Friedemann – When the Trucks stop running” angehört. Ich kann den sehr empfehlen. James H. Kunstler unter anderem der Autor von

  • The Long Emergency: Surviving the End of Oil, Climate Change, and Other Converging Catastrophes of the Twenty-First Century
  • Too Much Magic: Wishful Thinking, Technology, and the Fate of the Nation
  • Dem Roman “World Made by Hand” und seinen drei Fortsetzung, The Witch of Hebron, A History from the Future und The Harrows of Spring
  • Die Romane “World Made by Hand” und “The Witch of Hebron” habe mich seinerzeit so beeindruckt, dass ich den Jagdschein und den Angelschein gemacht habe und mich u.a. auch mit den Arbeiten von Sepp Holzer, John Jeavons, Joel Salatin usw. beschäftigt habe.

    Alice Friedemann ist die Betreiberin des Blogs http://energyskeptic.com/ und die Autorin des im Januar 2016 bei Springer erschienen Buches When Trucks Stop Running: Energy and the Future of Transportation

    Elektroautos werden die Transportprobleme nicht lösen. Wie Frau Friedemann in dem Interview erklärt, ist man seit über 200 Jahren mit der Entwicklung und Verbesserung von Batterien beschäftigt und hat dennoch gerade mal eine Versechsfachung der Leistung erzielt. An einen großen, nahe bevorstehenden technischen Durchbruch, der eine große Zukunft für Elektroautos ermögliche, habe man schon vor über 100 Jahren, Anfang des 20. Jahrhunderts, geglaubt. Der Tesla habe keine neue Batterietechnologie. Man habe beim Tesla lediglich ein sehr aufwendiges Batteriemanagementsystem eingebaut, dass aber den Nachteil habe, einen sehr großen Teil der Energie zu kosten. Ein LKW mit Batterie sei unrealistisch, weil die Batterie dann so schwer wäre, dass der LKW statt der Nutzlast nur noch die Batterie transportieren könne. Hier ein Link auf die Webseite von Frau Friedemann, wo sie einiges zum Thema Batterien zusammengetragen hat: http://energyskeptic.com/category/energy/batteries/li-ion/
    Photovoltaik kam in dem Interview nicht extra vor. Frau Friedemann hat aber mit http://energyskeptic.com/2015/tilting-at-windmills-spains-solar-pv/ ein paar interessante Informationen zusammengetragen. Nach einer der dort erwähnten Quellen hat ein Ingenieur an der ETH Zürich ausgerechnet, dass der Energy Return on (Engery) Investet (EROI) für Photovoltaik nur 0,85 beträgt. Wenn das so ist, dann ist Photovoltaik eher eine Methode zur Energie und Umweltvernichtung als zur Rettung der Umwelt und der Zivilisation. Auf deutsch habe ich dazu u.a. folgenden Meldung des Kopp-Verlages gefunden Sind PV-Stromanlagen in Deutschland Energievernichter?. Frau Friedemann hat noch weitere Artikel zum EROI von Photovoltaik. Am seriösesten sollen ihr zur Folge die Berechnungen von Prof. Charles Hall sein: The real EROI of photovoltaic systems: professor Hall weighs in. Demnach liegt der EROI von Solarzellen in der Realität wohl bei etwa 2 bis 3. Eine komplexe Zivilisation benötigt aber Energiequellen mit einem EROI von ingesamt 5 oder mehr.
    Windenergie wird uns ebenfalls nicht retten. Unsere großtechnischen Windkraftanlagen benötigen ziemlich extreme Mengen an Stahl, Kupfer und anderen Ressourcen. Sie benötigen außerdem Diesel und andere auf fossilen Energieträgern hergestellte Stoffe. Auch ist die Lebensdauer von Windenergieanlagen begrenzt. Wenn Windenergie nachhaltig sein sollte müssten alle dafür verwendeten Stoffe gerecycelt werden oder ausschließlich aus und mit erneuerbaren Energien hergestellt oder betrieben werden. Neulich hat mir noch jemand gesagt, die Fundamente der neuen Windkraftanlagen in meiner Gegend müssten nach den neuen Verträgen bei Rückbau nur noch bis 50 cm unter der Erdoberfläche abgetragen werden. Es würde also jede Menge Baustahl im Boden verbleiben, und auch Eisenerz ist keineswegs unendlich viel vorhanden. Ein Stassenbauer hat mir neulich erzählt, sie würden nun befestigte Wege zum Aufbau von Windkraftanlagen bauen, die dann wieder zurückgebaut würden. Auch so etwas kostet Energie.
    Außerdem ist es offenbar unmöglich die großen LKW für den Transport im Zusammenhang mit dem Bau und auch mit dem Rückbau der Windkraftanlagen mit Batterien zu betreiben. Man braucht dafür Diesel. Biodiesel hat aber offenbar ein Qualitätsproblem, bzw. senkt die Haltbarkeit der Motoren und er hat einen sehr schlechten EROI im Bereich von 1. In letzter Konsequenz müssten dann in Zukunft die Muskeln von Pferden, Ochsen und Menschen die Energie für die Herstellung von Biodiesel vorleisten. Damit wird Biodiesel in ferner Zukunft nur noch Spezialanwendungen sinnvoll nutzbar sein.

    Das Fazit des sehr aktuellen Interviews von Herrn Kunstler mit Frau Friedemann war, dass die Hoffnung auf alternative Energiequellen einer kritischen Überprüfung nicht standhält. Unsere Zivilisation ist nicht zu halten, weil es für die fossilen Energieträger und da insbesondere für das Öl keine Ersatz gibt, der in der nötigen Menge bzw. Größenordnungen nutzbar wäre. Dazu kommt, dass wie Frau Friedmanne nebenbei erwähnt, z.B. für die USA mit ihren derzeit rund ca. 330 Millionen Einwohnern, nach verschiedenen Berechnungen auf Dauer nur ca. 100 Millionen tragbar sein werden. D.h., die heute noch wachsenden Bevölkerung der USA wird auf ein Drittel des heutigen Wertes schrumpfen müssen um auf Dauer tragbar zu sein. Dabei haben die USA nur eine Bevölkerungsdichte von ca. 33 Menschen pro qkm, während es Deutschland heute auf ca. 230 Einwohner pro qkm bringt.
    Alles in Allem, da waren Herr Kunstler und Frau Friedemann sich einig, dass ein verünftiger, gut informierter Mensch eigentlich nur zu dem Schluß kommen kann, dass wir zurück in alte Zeiten müssen. Kunstler nennte es “to go medivial”, also zurück ins Mittelalter, wie er das auch schon in seinen “World Made by Hand”-Romanen beschrieben hat.
    In seinem Interview mit Warren Edward Pollock, durch das ich vor einigen Jahren auf Kunstler aufmerksam geworden bin, meinte er die Menschen würden wohl eher nicht geordnet und mit Verunft in die Zukunft geht, sondern wie ungezogene, zeternde und schreibend Kinder dorthin gezerrt werden.

    Kunstler und Friedemann waren sich einig, dass es zu einer Rückkehr in alte Zeiten (to go medival) wohl auf Dauer keine Alternative geben wird. Die Frage kann eigentlich nur noch sein wie brutal, wie sehr durch Kriege und Katastrophen erzwungen oder eben auch wie zivilisiert und durch rechtzeitige Planung und Vorbereitung abgefedert und intelligent gesteuert der Weg zurück in die Vergangenheit sein wird.

    Nachtrag:
    Von wegen Lastenfahrrad. Ich habe Anhängerkupplungen an meinem Fahrrad und an meinem Liegedreirad (ICE Trice T, Bj. 2007). Vor einigen Monaten hatte ich wegen einer Aufrüstung zum e-Bike recherchiert, weil ich demnächst zumindest eine Zeitlang ca. 6 km Weg von der Wohnung zur Arbeit haben werde, wobei der Weg einige Steigung beinhaltet. Nachdem ich die Daten zur Lebensdauer und die Preise der Batterien gesehen habe, war das Thema Elektroantrieb für das Fahrrad oder das Dreirad erledigt. Bei meinen Notebooks habe ich mit Akkus bisher insgesamt sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

    Daniela
    19. Juli 2016 8:24

    Schon irgendwie Realsatire, wie sich hier Leute quasi wie Asketen vorkommen, wenn sie KEINEN PS-Protz-Panzer-SUV fahren 😉
    Vielleicht sollte man viel mehr über psychologische Gründe reden, die zur automobilistischen umgekehrt proportionale biologische Ausstattung solcher SUV-Machos etwa 😉
    Aber es gibt ja auch SUV-Tussis… Medienmarionetten, die sich eine Markt-Rasse-Sozialdarwinismus-Ideologie, genannt auch “Neoliberalismus” haben aufdrücken lassen, wenn ihr mich fragt, Jungs…

    3Westbach51
    3Westbach51
    19. Juli 2016 19:34
    Reply to  Daniela

    Also ich komme mir nicht als “Asket” vor, weil mein Traumauto als junger Zahnarzt ein Kleinwagen vom Typ Toyota Starlet war (Zuverlässigstes Auto laut Pannenstatisik jener Jahre), und weil mein neues Auto nun ein Dacia Sandero Essential (das heute in Deutschland am wenigsten kostende Auto und zugleich das Auto mit dem besten Auto/Euro-Verhältnis) geworden ist. (Mein Verbrauch über mehr als 500 km bei mehr als 2/3 Autobahn war übrigens nur 4,57 Liter auf 100 km.). Autos sind und waren für mich einfach nur Gebrauchsgegenstände, die ich zur Steigerung bzw. Sicherung meiner Mobilität und nicht als Hilfsmittel zur Optimierung des Balzverhaltens gekauft habe.

    Ich sehe aber schon sehr klar den Zusammenhang zwischen Auto und menschlichem Balzverhalten.

    Vielleicht sollte man viel mehr über psychologische Gründe reden, die zur automobilistischen umgekehrt proportionale biologische Ausstattung solcher SUV-Machos etwa ?

    Wie ist das gemeint? Mit der biologischen Ausstattung kann man eine ganze Menge meinen. Grundsätzlich ist ein als Verstärker beim Balzverhalten eingesetztes Auto ein Signal für die Fähigkeit des Besitzers unter den aktuellen Umständen Geld locker zu machen. Daraus kann man, oder besser Frau, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ableiten, dass es sich bei dem Autobesitzer um jemanden handelt, der auch Frau und Kinder ganz gut ernähren kann und der das vielleicht auch wird, weil er offenbar mehr als nötig ausgibt und weil er eben auch emotional handelt. Das Auto ersetzt in diesem Fall etwas die Funktion der Jagd- und Kriegsbeute alter Zeiten. Frau vermutet, im Mittel wohl intuitiv nicht ganz zu unrecht, dass der Preis und die Leistung des Autos mit der biologischen Ausstattung, und da insbesondere auch mit der Gesundheit der Gene und der Leistungsfähigkeit des Gehirns korreliert UND dass der Besitzer sein Geld etwas irrational ausgibt.
    Das Balzverhalten wird sich aber zweifellos in Zukunft an die Realität anpassen, wenn diejenigen die nur auf dicke Autos gesetzt haben einfach wegsterben, weil sie und ihre Frauen und Kinder verhungern oder von fremden Soldaten und Plünderern umgebracht oder versklavt werden. Reale Kampfkraft, Zugehörigkeit zu in Katastrophen und Kriegen siegreichen Gruppen und die Leitungsfähigkeit als grüner Zauberer, im Sinne von John M. Greers Buch Green Wizardry: Conservation, Solar Power, Organic Gardening, and Other Hands-On Skills From the Appropriate Tech Toolkit, werden beim Balzverhalten sehr viel mehr Gewicht bekommen, während SUVs und Porsches eher der Stoff von Märchen und traurigen Lagerfeuergeschichten werden.

    Günter V.
    Günter V.
    27. September 2016 15:03

    Das ist die richtige Einstellung! Trifft auf ca. 1% der Deutschen zu oder irre ich mich, sind es nur 0,1%. Was mich betrifft, ich habe die gleiche Einstellung und die gleichen Überlegungen angestellt. Dabei bin ich hätte ich einen (z.B.) KIA Rio mit 100g Co² gegenüber 130g Co² des Dacia Sandero und ca. 1500 Preisunterschied bevorzugt.

    Klaus
    11. April 2017 15:25

    Wenn man bedenkt, dass der Neuwagen in den ersten 2-3 Jahren rund 40 % an Wert verliert, ist ein günstiges Auto ohne Schnickschnack die richtige Wahl. Andere machen hier laufend Geld kaputt. Bei einem Kaufpreis von 7000 bis 8000 Euro kann man auch nicht viel falsch machen. Der Kaufpreis für ein Auto muß erst erarbeitet werden – außer man verschuldet sich.