Eine russische Warnung – Hillary Clinton und negative Zinsen
Auf Peakprosperty.com ist ein Interview von Chris Martenson mit Dmitry Orlov mit dem Titel The US Is Sleepwalking Towards A Nuclear Confrontation – Russia is ready for one. But are we? (dt. Die USA schlafwandeln in Richtung auf einen Atomkrieg – Russland ist auf einen solchen vorbereitet. Aber sind wir es?) erschienen, das vor dem Hintergrund verschiedener aktueller Nachrichten und Artikel (( Heise.de, Telepolis: Von der Fulda-Lücke des Kalten Kriegs zur Suwalki-Lücke der Nato von Florian Rötzer )) , (( FAZ.de am 23.6.16: Russlandpolitik der Nato Erler warnt vor Eskalationsspirale „bis hin zum Krieg“ )) , (( Zeit.de: Sicherheitspolitik: Steinmeier kritisiert Nato-Militärübung )) zum Thema NATO und Russland als Hintergrundinformation sehr interessant ist. Das Interview fand am 15. Juni statt.
Einer der Hintergründe für das Interview ist ein auf der Internetseite von Dmitry Orlov ( http://cluborlov.blogspot.de ) veröffentlichter Artikel mit dem Titel A Russian Warning. Von dieser russischen Warnung gibt es inzwischen auch auf verschiedenen Webseiten eine deutsche Übersetzung. Hier nur zwei Links, die ich per google mit “Eine russische Warnung” gefunden habe:
vineyardsaker.de/usa/eine-russische–warnung/ und www.politaia.org/wichtiges/eine-russische–warnung/
Chris Marteson hat auch noch einmal am 17.6.2016, einen Artikel mit der Überschrift Tensions Between US/NATO & Russia Are Flaring Dangerously – A cornered bear will ultimately use its claws ( dt. Spannungen zwischen USA/NATO & Russland lodern gefährlich auf – Ein in die Ecke getriebener Bär wird schlussendlich seine Pranken benutzen ) , veröffentlicht.
Die Internetadresse für das Interview von Chris Martenson mit Dmitry Orlov, vom 19.6.2016, ist hier:
Das Interview kann dort als mp3-Datei heruntergeladen werden und es gibt dort ein englischsprachiges Transkript.
Zunächst geht es in dem Interview darum, dass die USA und die NATO dabei sind, eine hochexplosive Situation zu schaffen, die zu einen großen Krieg zu führen droht, den die USA und auch Westeuropa wohl kaum überleben werden. Chris Martenson hatte bereits in früheren Artikeln und Interviews auf diese Entwicklung hingewiesen. (( Siehe z.B. auch sein Interview mit John M. Greer, Der Gott des technischen Fortschritts könnte sehr wohl tot sein –
Aber die Gesellschaft will dies nicht in Erwägung ziehen aus April 2015, das ich vollständig übersetzt hatte. ))
Die in den USA aussen- und sicherheitspolitisch tonangebenden Kreise sind nach Meinung von Chris Martenson und Dmitry Orlov die Neocons. Hier dazu ein Zitat aus dem Interview, das einen Aspekt zeigt, der für mich neu ist, nämlich dass die Neocons offenbar seit der Präsidentschaft Bill Clintons und damit auch in der Zeit Präsident Obamas den Ton und die Richtung der US-Aussenpolitik bestimmen:
Dmitry Orlov: Nun, ja, Bill Clinton ist der – unter George, Sr. – Unter George Busch Sr, gab es im Weißen Haus einige Neocons, aber er nannte sie die Verrückten im Keller. Und er ließ sie nicht wirklich viel machen. Es war ein Fehler, sie überhaupt da zu halten. Aber unter Bill Clinton; nun was wusste der schon über Außenpolitik? Er hat sie im Grunde einfach in das Oval Office eingeladen und seitdem sind sie die ganze Zeit dort gewesen. Das ist wirklich das, was die amerikanischen Außenpolitik zusammenhält. Weil diese Leute verrückt sind, verursacht das eine andauernde Serie von außenpolitischen Fiaskos, was die USA im Grunde aus jeder konstruktiven internationalen Teilhabe ausschließt .
Wie der deutsche Wikipediaartikel über die Neocons zeigt, handelt es sich bei diesen NICHT um wirkliche Konservative im europäischen Sinn, sondern eher um um moderne Linke, die mit der Idee des westlichen Globalismus durchwoben sind, wie man ihn in John Ralston Sauls Buch The Colapse of Globalism (( es gibt verschiedene Versionen dieses Buches, die neuste Version, aus dem Jahre 2009, hat auch ein Nachwort zur Finanzkrise, ist aber derzeit relativ teuer und schlecht zu bekommen)) gut beschrieben findet.
Die Frage ist, inwieweit in Deutschland und in anderen europäischen Ländern Gesinnungsgenossen der Neocons bestimmen. Wenn man das Buch von John R. Saul über den Kollaps des Globalismus liest, das immerhin erstmals 2005 veröffentlicht wurde, und dann bedenkt was deutsche Politiker und “Qualitätsmedien” auch 2016 von sich geben, dann kann man schon zu dem Schluss kommen, dass in Europa und auch in Deutschland diese Neocons und Gloablisten derzeit bestimmend sind.
Chris Martenson und Dmitry Orlov halten die Neocons faktisch für verrückt. Martenson vergleicht sie u.a. mit kleinen Jungs, die drei Schwächlinge auf dem Schulhof erfolgreich verprügelt haben ( Lybien, Irak, Afghanistan) und die als Folge davon meinen, sie könnten es mit jedem aufnehmen.
Den Zustand der amerikanischen Demokratie empfinden beide als sehr unbefriedigend.
Hier eine Übersetzung eines Teils der Konversation:
Dmitri Orlov : ….. Schau, in welch wundervoller Form sich die US-amerikanische Demokratie befindet. Sie ist auf dem offenen Markt gekauft und verkauft und wir machen das mit jedem Land in der Welt.
Also, da ist nichts, was sie stoppt [Die Neocons, die seit Bill Clinton die US-Aussenpolitik beherrschen]. Sie sind wie Zombies. Bis ihnen jemand in den Kopf schießt, machen sie einfach weiter.
Chris Martenson: Du hast in dieser “Russischen Warnung” ein sehr gutes Argument gebracht, bei dem es, wie ich denke um die Vorstellung geht, dass Russland sich weigert sich Washington zu beugen und die USA als einzige Führungsmacht der Welt anzuerkennen und zu akzeptieren, dass alles nach Washingtons Vorstellungen passieren muss. Deine Linie dort, über die ich gerne mit Dir reden würde, ist die Abfolge politischer Fehler. Die Linie war, dass dieser graduelle, aber offensichtliche, Verlust an Macht und Einfluss die amerikanische Führung dazu gebracht hat, hysterisch zu werden und dass es nur ein kleiner Schritt von hysterisch bis selbstmörderisch ist. Amerikas politische Führer sollten wie Selbstmordgefährdete überwacht werden. Es scheint, dass Du wirklich den Glauben verloren hast, dass hier [in den USA] irgend mit Vernunft an der Macht ist.
Dmitry Orlov: Ich sehe wirklich keinen Vernünftigen an der Macht. Der Umstand, dass wirklich nachdenkliche Leute Trump tatsächlich für die bessere Wahl halten, weil er zumindest ein Gehirn hat, das nicht von einer Art Gehirnparasit befallen ist, zeigt einem wie kaputt das System wirklich ist. Trump kann zumindest noch selber denken.
Chris Martenson: Ja, in der Tat, ich bin einer von denen, die sich an den Leistungen von Menschen orientieren. Und ich kann Dir sagen, Hillary Clintons Leistungsgeschichte entsetzt mich als Mensch. Was sie in Libyen getan hat, ist unentschuldbar. Honduras, unentschuldbar. Den ganzen Weg zurück, zu ihrer Zeit als junge Anwältin, wo sie ein 12-jähriges Mädchen, das einer Vergewaltigung zum Opfer gefallen war, als Provokateur dargestellt hat. Dieses Niveau der Soziophatie hat diese Frau ihr ganzes Leben beibehalten. Es ist ihr Muster. Ich vertraue nicht darauf, dass sie eine Barriere wäre, die die Neocons aufhalten würde. Ich denke, Du hast hast das zuvor gut charakterisiert, dass unser demokratisches System so eingeschränkt wurde, dass uns irgendwie nur Trump und Hillary als Wahlmöglichkeiten geblieben sind. Das ist ein ziemlich heftig beschädigtes System, wie ich es sehe.
Dmitry Orlov: Ich sehe das auch so. Solche Leute wie Hillary, weißt Du, würden in einer gesunden Demokratie nirgendwo in der Nähe der Führungsspitze sein. Sie würden nur irgendwo einer destruktiven Funktion zugeordnet. Du hast im Bezug auf die Geschichte ihrer Leistungen recht. Menschen wie Hillary sollte einfach nicht die Führung anderer Menschen anvertraut werden, geschweige denn die Führung von Staaten.
Chris Martenson: Nehmen wir einmal für einen Moment an, dass sie an der Macht ist. Die neuesten Umfrageergebnisse legen nahe, dass das keine undenkbare Möglichkeit ist, außer wenn sie wegen krimineller Handlungen (( siehe dazu auch den Blogbeitrag “Burnt Toast” von James Kunstler vom 20. Juni 2016: http://kunstler.com/clusterfuck-nation/burnt-toast/ )) angeklagt wird und damit aus dem Rennen geworfen wird. Annehmend, dass sie an der Macht ist, was denkst Du wäre dann ihr Umgang mit Russland im Allgemeinen und mit Putin im Besonderen.
Dimitry Orlov: Ich denke nicht, dass sie tatsächlich fähig ist, rationale Ängste zu haben, weil sie sich im Wesentlichen mit Speichelleckern umgibt, die ihr sagen, was sie hören möchte, und es es ist für sie alles eine Frage der Art der Strategie. Es gibt da nicht die Art reflektierenden Denkens, die nötig ist, um die Situation wirklich zu verstehen. Also, sie kann tatsächlich einfach ziemlich sorglos einen Zwischenfalls provozieren, der sie dann in eine Situation bringt, mit der sie nichts anzufangen weiß. Dieser Moment kann plötzlich eintreten. Also, sie geht dann einfach durch die Briefing-Dokumente und sagt sich, hey, das ist eine gute Idee, lasst uns diesen Plan wie auch immer ausführen, und sie versuchen den Plan durchzuführen und, Upps, plötzlich befinden sie sich ein einem Szenarium, das sie nicht geplant haben und sie wissen nicht, was sie tun sollen. Und das wäre das Gefährlichste von allem.
Diese Ausführungen und Befürchtungen gut informierter, gebildeter und selbstständig denkender Amerikaner zum Thema Hillary Clinton und Donald Trump stehen in einem bemerkenswerten Gegensatz zur Meinung unserer “demokratischen” Politiker und unserer “Qualitätsmedien”, die bezeichnender Weise eben jene Hillary Clinton als US-Präsidentin wünschen, der ein Chris Martenson nicht einmal die Leitung eines Kleinbetriebes zutrauen würde und die er und Dmitry Orlov offenbar für eine ernste Gefahr für den Weltfrieden halten.
Inzwischen hat mich jemand auf eine Webseite mit dem bezeichnenden Namen Hillary is a Neocon ( http://hillaryisaneocon.com/ ) hingewiesen, die ich hier verlinkt habe.
Russlands Situation und Rolle in der Welt ist besser als gedacht
In dem Interview kommt auch zum Ausdruck, dass die Darstellung Russlands und Putins in den westlichen Medien eher amerikanisch-europäischem Wunschdenken als der Wirklichkeit entspricht. Russland spielt offenbar international eine eine wesentliche aktivere und erfolgreichere Rolle als unsere Medien berichten. Auch ist seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung und Perspektive besser offenbar wesentlich besser als man das hier im Westen von Seiten unserer “Qualitätsmedien” und Politiker zu suggerieren sucht.
Russland ist kriegsbereit
Russland hat, wie Chris Martenson anmerkt, 2014 und 2015 alle Waffensysteme einschließlich aller Atomwaffensystem getestet und es hat Alarmpläne und funktionierende Gefechtsbereitschaftsdrills, von denen wir hier im Westen nur träumen können. Wie Dmitry Orlov anmerkt fällt auch auf, dass sich in Russland die Bevölkerung auf einen großen Krieg vorbereitet.
Faktisch hat der Westen wegen der Abhängigkeit seiner Systeme und auch seiner Lebensmittelproduktion und Versorgung von leicht stör- und zerstörbarer moderner Elektronik, von seinen Stromversorgungssystemen und vom Welthandel keine Chance. Die Russen können die USA und auch Westeuropa mit einer Vielzahl von Systemen und Methoden innerhalb von Minuten bis Stunden ruinieren.
Ein EMP-Angriff wäre nur eine von vielen Möglichkeiten. Der Leiter einer russischen Delegation hatte schon in den 90er Jahren gegenüber dem damaligen US-amerikanischen Kongressabgeordenten Dr. Roscoe Bartlett geäußert, dass Russland, wenn es wolle, die USA mit einer einzigen Rakete für ein halbes Jahr auf die Knie zwingen und den USA die Technik zerstören könne, ohne dass die USA sich dagegen wehren könnten. Siehe dazu auch Der Abgeordente der vom Netz ging und Weitere Literatur zum Thema EMP. Ich binde hier die auch schon dort verlinkte TV-Doku Die EMP-Bombe: Impulse zum Blackout
ein:
Die EMP Bombe – Impuls zum Blackout from Mongos-Weisheiten on Vimeo.
Mit “russia emp weapon” findet man auf google 426.000 Suchergebnisse.
Wie Chris Martenson und Dmitry Orlov erklären, ist Russland auch im Bereich der konventionellen Kriegsführung in einer Art und Weise für einen richtigen Krieg gerüstet, die für Europa und die USA ähnlich verheerend werden könnte wie die Rüstung Chinas in John M. Greers Roman Twilight’s last Gleaming, den ich in Kollaps als Chance kurz nacherzählt habe. Einer der Grundgedanken dazu ist, dass die Russen oder auch die Chinesen amerikanische Flugzeugträgerverbände mit Schwärmen modener Cruise-Missiles erfolgreich angreifen und vernichten könnten, und dass dies das Ende der amerikanischen Seeherrschaft wäre.
Die Russen haben jedenfalls ein breit gefächertes Arsenal, um die technischen Spielzeuge von Polizei und Militär, und auch um die Lebensmittelversorgung, die Trinkwasserversorgung, das Gesundheitswesen und die Funktionsfähigkeit der staatlichen Verwaltungen im Bereich der Nato nachhaltig zu stören oder auch zu zerstören.
Man bedenke: Deutschland hatte, wie die Liste der Volkszählungen zeigt, 1916, nur eine Bevölkerungsdichte von 115 Bewohnern pro qkm. Das war ziemlich genau halb soviel wie heute. Der Anteil der durch Versiegelung, Bodenerosion und Verseuchung für die Nahrungsmittelproduktion unbrauchbaren Fläche pro qkm Staatsgebiet war 1916 dagegen wesentlich geringer als heute. Trotzdem kam es im ersten Weltkrieg in Deutschland zu einer Hungersnot, weil der Seehandel ausgefallen war. Das Wissen und auch die Fähigkeit Nahrungsmittel ohne Industrieprodukte und ohne funktionierende Handelslinien und Infrastruktur selbst herzustellen, ist in Deutschland und Europa heute sehe viel weniger vorhanden als vor 100 Jahren. Heute würde ein Krieg in Deutschland eine Hungersnot auslösen, deren Opferzahl und Grauen alles übertrifft, was es bisher in Deutschland und Europa gegeben hat. Die Russen könnten eine solche Hungersnot mit nur einer einzigen Atomwaffe oder mit relativ wenigen konventionellen Waffen bewirken. Dazu käme dann noch die Auswirkung der Massenzuwanderung und der massenhaften Aufnahme von Flüchtlingen in den letzten Jahren und Jahrzehnten, die sicherstellen dürfte, dass es im Ernstfall, z.B. deutschland- und europaweit, getrieben durch Hunger und den kriegsbedingten Ausfall oder die Überforderung der Staatsgewalt zu Szenen wie im Jugoslawienkrieg, beim Völkermord in Ruanda oder beim Krieg im Kongo kommt.
Zu bedenken ist hier auch, dass verschiedene ausländische Mächte ein Interesse daran haben könnten, große Mengen Pistolen und Gewehre nebst Munition nach Deutschland und Europa zu schmuggeln und diese in Krisenzeiten bevorzugt an “Flüchtlinge” und “Menschen mit Migrationshintergrund” verteilen oder von diesen “finden” zu lassen. Man stelle sich vor, dass auf einmal ein oder zwei Millionen illegale Kalaschnikows nebst Munition alleine in Deutschland vorhanden sind und an die “richtigen” Leute verteilt werden, während die Lebensmittelversorgung und die Kommunikationsmittel von BW und Polizei ausfallen.
Was dann abgeht, hat der Schweizer Rot-Kreuz-Mitarbeiter Eugen Sorg hat in seinem Buch Die Lust am Bösen: Warum Gewalt nicht heilbar ist gut beschrieben. Was ihn zu diesem Buch veranlasst hatte, war die Erfahrung wie sich im Jugoslawienkrieg auf einmal Menschen, die vorher die zusammen zur Schule gegangen sind, die Nachbarn waren und die auch zusammen gefeiert haben, sich nach dem Zusammenbruch des Staates, im Bürgerkrieg auf einmal gegenseitig umgebracht und auch grausam gefoltert haben, weil sie unterschiedlichen Ethnien angehörten – und weil es so etwas wie “Lust an der Gewalt” tatsächlich gibt, sobald diese nicht mehr glaubwürdig durch die Androhung von Gegengewalt unterdrückt wird. (( Siehe dazu auch meine Übersetzung von Jack Donovans Artikel Gewalt ist Gold wert, aber auch Gewalt und Krieg )). Ähnliches kennen wir aus Deutschland und dem Rest Europas, durch die verschiedenen Judenverfolgungen und auch durch die Berichte von der Hexenverfolgung. Die Hexenverfolgungen zeigen dabei, ähnlich wie einige Berichte aus Ruanda, wonach einige Hutus in weitestgehend Tutsi-freien Gebieten andere Hutus ermordet haben, um sich an deren Besitz zu bereichern. Einige wenige gezielte Schüsse oder Anschläge der russischen Streitkräfte können jedenfalls Deutschland in ein Schlachtfeld verwandeln, in dem sich die verschiedenen ethnischen und sozialen Gruppen gegenseitig massakrieren, während Nahrungsmangel, Trinkwassermangel und Krankheiten auf allen Seiten furchtbare Opfer fordern. Die NATO wäre dann jedenfalls sehr gut mit sich selbst und den Folgen der Fehler ihrer Führer beschäftigt.
Was tun?
Als Chris Martenson Dmitry Olov fragt, was er denn persönlich für Konsequenzen aus der zunehmenden Gefahr eines Krieges und auch eines Zusammenbruchs der USA ziehe, antwortet Orlov, dass er wieder nach Russland zurückkehren werde.
Negative Zinsen und Geld
Sehr lesenswert sind auch die Ausführungen von Chris Martenson und Dmitry Orlov über das Phänomen der negativen Zinsen und über das Geld. Das Fazit davon ist, dass das Geld dabei ist, seine Eigenschaft als Tauschmittel und Wertspeicher zu verlieren und dass man sich daher dann wohl oder übel über Tauschgeschäfte anderer Art nachdenken sollte.
Hier noch die Übersetzung eines Teils des die negativen Zinsen und das Geld betreffenden Abschnitts des Interviews:
Dmitry Orlov: Nun, sie versuchen die Daten zu ignorieren, weil – was für Wahlmöglichkeinten haben sie? Es sieht aus, als ob es nichts anderes gibt, was sie tun können. Das große Problem mit negativen Zinsen ist, dass wenn man sie hat, Geld nicht mehr das ist, was man damit eigentlich meint. Es ist etwas, richtig? Aber es ist kein Geld mehr im normalen Sinn, in dem die Leute gewohnt sind über Geld zu denken. Das alte Sprichwort ist, dass man Geld hat, um Geld zu machen. Jetzt muss man Geld haben, um Geld zu verlieren. Nun, wie du weißt kann man Geld auf alle möglichen Weisen verlieren. Um Geld zu verlieren, braucht man keine besondere Fähigkeit. Das bedeutet nicht, dass es nicht wichtig ist, wie man Geld verlieren kann. Jeder kann Geld verlieren. Und daher ist die Frage, was man mit dem Zeug machen soll, was nicht genau Geld ist. Die Antwort ist, herauszufinden was eher so ähnlich wie Geld ist….
Also da sind all diese Dinge, die passieren, bei denen es sich grundsätzlich um Erosionen der Idee des Geldes handelt. Das ist so, weil Geld nicht mehr Geld ist, wenn man negative Zinsen hat.
Chris Martenson: Das ist in Wirklichkeit weil wir derzeit nicht mehr im Reich der Finanzen sind, sondern im Reich von Voodoo. Geld ist ein Idee. Wir geben vor, dass es real ist, aber es ist nur eine Idee. Etwas, von dem wir uns vorstellen, dass es wertvoll ist und daher ist es das und wir konstruieren Strukturen um es herum, um vorzugeben, dass es wertvoll ist, und Dinge wie Steuern und Ähnliches, das ist alles gut und in Ordnung. Aber das, worüber du sprichst ist die grundlegende funktionelle Idee des Geldes, auf der wir all unsere Systeme und unser Denken im Bezug auf das Geld gebaut haben, als die neueste Entwicklung angegriffen wird. Und all das im Dienste des Versuchs, ein nicht nachhaltiges System ein klein Wenig länger zu erhalten und in Gang zu halten. Hey, unsere Schulden wachsen doppelt so schnell wie das zugrunde liegende Einkommen. Schlechte Idee? Laßt und nicht darüber sprechen. Lasst uns einfach ein Weilchen weiter machen. Vielleicht lass uns unsere Finger kreuzen, damit die Götter des Wachstums uns freundlich zulächeln. Sie sind vor mehr als zehn Jahren im Kampf gefallen und wir bestehen dennoch darauf, dass sie weiterleben. Also meiner Meinung nach bestehen wir weiter darauf, bis etwas einfach zerbricht und die Leute sollten darauf vorbereitet sein. Teilst du diese Ansicht – letzte Frage – und wie wenn ja, wie sollten sich die Leute darauf vorbereiten?
Dmitry Orlov: Ja, grundsätzlich, wenn man Geld als das grundlegende Konzept des perfekten, abstrakten universellen Medium zum Tauschen und zum Aufbewahren von Werten sieht, das gerade zerfällt, dann sind wir im Grunde zurück auf dem Weg zu Tauschgeschäften. Also werde auf diesem Gebiet gut. Verstehe, dass Tauschhandel wirklich die Basis ist. Verstehe, dass man, wenn man etwas mit Geld kauft, man Geld gegen etwas tauscht. Und wenn Geld so schwach ist, wie es werden wird und sein Konzept derart unterminiert wird, dann könnte man darüber nachdenken, mit etwas anderem zu tauschen.
Zu diese Diskussion siehe auch meinen Beitrag Energie und Geld
und dort insbesondere auch die aus Nate Hagens Vortrag entnommen Grafiken über die grundsätzlich ab einem bestimmten Punkt steigenden Kosten für fossile Energieträger und andere nicht erneuerbare Rohstoffe und für die damit zusammenhängende gegenläufige Entwicklung von Geldmenge und realem Wohlstand, der grundsätzlich eine Funktion der Menge und des Preises der verfügbaren Energie ist. Wenn das reale Kapital schrumpft während die Geldmenge steigt, sinkt der Wert des Geldes. Negative Zinsen sind ein Versuch, die Geldmenge wieder zu reduzieren und an die schrumpfende Menge des realen Kapitals anzupassen. Das Ganze zeigt, dass die technologischen Entwicklungen und der Fortschritt, an den so viele noch glauben, uns eben nicht retten. Siehe dazu auch den Abschnitt Technologischer Optimismus in Dem Energiedilemma auf dem Grund gegangen .
Was die Fähigkeit der Nato, tatsächlich Krieg zu führen und z.B. die Russen wirklich abzuschrecken angeht, so möchte ich hier zum Schluss noch einmal darauf hinweisen, dass die Verwundbarkeit der Lebensmittelproduktion- und Versorgung und auch ganz allgemein der technischen Infrastruktur, derzeit unweigerlich zu einer vernichtenden Niederlage Deutschlands und der anderen Nato-Staaten führen werden. Der Gegner muss dabei noch nicht einmal eine hochgerüstete Supermacht wie Russland sein. Siehe auch meinem Blogbeitrag Hybrider Krieg als neue Bedrohung .
Roscoe Bartlett, über den der erste Artikel auf meinem Webblog, nämlich Der Abgeordnete der vom Netz ging handelte, hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Russen durch ihre Gärten Katastrophen und Kriege sehr viel besser überleben können als westliche Staaten wie die USA, die ein solches System nicht oder nicht in diesem Umfang haben. Von Industrieprodukten, Importen und Maschinen unabhängig, nachhaltig produzierende Gärten, gute Böden, gutes an die lokalen Gegebenheiten angepasstes, robustes Saatgut und eine Landwirtschaft, die auch ohne Kunstdünger, ohne Pestizide, ohne Herbizide, ohne Hybridsaatgut und im Notfall auch ohne Elektronik, ohne Diesel und ohne Ersatzteile genug Lebensmittel liefern kann, sind sicherheitspolitische Notwendigkeiten. Staaten, die das, wie Deutschland und alle mir einfallenden Nato-Staaten nicht haben, und die keinen Selbstmord begehen wollen, können besser gleich an der Grenze große Schilder mit der Aufschrift: “Wir kapitulieren und erfüllen alle Bedingungen aller auch nur halbwegs modern ausgerüsteten und entschlossenen Invasoren. Bei Interesse an einer Kapitulation , an Tributzahlungen oder oder auch Eroberung oder sogar an einem Austausch unserer Bevölkerung, rufen sie bitte bei unserer Regierung unter der Nr. xxx an und vereinbaren einen Termin für ihr Friedensdiktat.
Zumindest der Bevölkerung in Deutschland kann man das Friedensdiktat, wie immer es auch ausfallen wird, dann voraussichtlich sehr erfolgreich als weitere “kulturelle” Bereicherung, als Verbesserung der Vielfalt und als Maßnahme zur Friedenserhaltung verkaufen – vielleicht sogar mit dem Slogan “wir schaffen auch das”.
Kelberg, den 23. Juni 2016
Christoph Becker