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Council on Foreign Relations sieht Hauptschuld an Ukraine-Krise beim Westen

Lesedauer 3 Minuten
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Die Überschrift des  Leitartikels auf Telepolis lautet heute, am 26.8.2014: Council on Foreign Relations sieht Hauptschuld an Ukraine-Krise beim Westen [2] und der erste Satz lautet:  So unglaublich diese Überschrift auch klingen mag, sie ist doch wahr.

Der Origianlartikel mit dem Titel Why the Ukraine Crisis Is the West’s Fault -The Liberal Delusions That Provoked Putin steht hier [3].

Der Autor des Artikels auf Telepolis, Roman Bauzus, schreibt im vorletzten Absatz seines Artikels:

Nun, was lässt sich dazu noch sagen? Leser, die des Englischen mächtig sind, sollten den Bericht [3] von John Maersheimer definitiv in Gänze durchlesen. Es lohnt sich! Welche Beweggründe dahinterstecken mögen, dass sich die aktuelle Ausgabe von Foreign Affairs des Council on Foreign Relations derart kritisch mit den geopolitischen Strategien Washingtons und des Westens auseinandersetzt, vermag ich nicht zu sagen.

Ich vermag es schon zu sagen. Ich habe mir nämlich das Original von Herrn John J. Mearsheimer [4] angesehen und bin insbesondere im vorletzten Absatz fündig geworden.  Ich möchte hier diesen vorletzten Absatz übersetzen:

Weiter bei der derzeitigen Politik zu bleiben, würde ausserdem die Beziehungen des Westens mit Moskau im Bezug auf andere Angelegenheiten komplizieren. Die Vereinigten Staaten benötigen Russlands Hilfe für den Rückzug der amerikanischen Ausrüstung aus Afghanistan über russisches Territorium, um ein Nuklearabkommen mit Iran zu erreichen, und um die Situtation in Syrien zu stabilisieren. Faktisch hat Moskau Washington in all diesen drei Angelegenheiten in der Vergangenheit geholfen. Im Sommer 2013 war es Putin, der Obamas Kastanien aus dem Feuer holte, indem er ein Übereinkommen schmiedete, mit dem Syrien der Abgabe seiner chemischen Waffen zustimmte und damit den amerikanischen Militärschlag vermeiden half, mit dem Obama gedroht hatte. Die Vereinigten Staaten werden ausserdem eines Tages Russland benötigen, um ein aufstrebendes China einzudämmen. Die derzeitige amerikanische Politik läuft jedoch darauf hinaus, Moskau und China enger zusammenzubringen.

Dem ist nichts hinzuzufügen, ausser der besorgten Frage, wie es möglich ist, dass Regierungschefs und Aussenminister in den USA und Westeuropa soviel Weitblick und Umsicht offenbar nicht hatten und bis heute auch nicht haben.  Die bittere, offensichtliche  Antwort auf diese Frage ist, dass die westliche Demokratie zumindest in  den USA, in Deutschland, GB und Frankreich nicht mehr in der Lage ist, fähige, verantwortungsbewußte Menschen an die Staatsspitzen und in die Kabinette zu bringen, die der Komplexität dieser Welt gewachsen sind.  Die Konsequenz wird voraussichtlich, frei nach John Castis Theorie über komplexe Systeme1 [5]  sein, dass  die Staaten zerfallen und damit die Komplexität reduziert wird.

Gute Artikel zum Thema Ukraine findet man insbesondere auch, wenn man auf  www.peakprosperity.com [6] oder in David Sockman’s Contra Corner [7] mit dem Begriff ‘ukrain’ sucht, wie die vorgenannten Links es bereits tun. Von dem, was ich bisher davon gelesen habe, waren insbesondere  Chris Martensons Artikel vom 4. Mai 2014 Warning: Ukraine Is At A Flashpoint – The stability between Russia & the West is failing [8] [Warnung: Ukraine auf Zündtemperatur – Die Stabilität zwischen Russland und dem Westen versagt] und How This Situation Can Quickly Get Much Worse – We’re teetering on a very slippery slope towards war [9] [Wie diese Situation sich schnell verschlimmern kann – Wir wanken auf einem verhängnissvollen Weg auf Richtung Krieg]  sehr informativ.  Im zweiten Teil geht Chris Martenson u.a. auch auf neue, sehr schnelle und extrem manövrierbare russische Cruisse Missiles ein, die amerikanische Flugzeugträgerverbände und damit die Seemacht, Weltmacht und Europäische Schutzmacht USA in einem richtigen Krieg entwerten könnten.

Andere Probleme sind, dass die USA und ihre Westlichen Partner mit ihrer Ukrainepolitik den Zerfall des Dollars und seines europäischen Anhängsels beschleunigen werden, weil sie Russland,  China und andere dazu bringen, nach Alternativen der Bezahlung bei internationalen Handelsgeschäften suchen lassen, die von westlichen Banken und Währungen unabhängig sind. Ausserdem sind die Sanktionen gegen Russland, insbesondere für Russland, aber auch für andere Länder wie China, ein Anreiz, die eigene Wirtschaft von Importen aus dem Westen unabhängiger zu machen.  Als Vertreter eines exportabhängigen Landes wie Deutschland, hätten Frau Merkel und ihr Wirtschaftsminister Gabriel die Sanktionen gegen Russland daher als “nicht hilfreich” ablehnen müssen.

Zur Möglichkeit, die unsinnige Tragödie in der östlichen Ukraine zu stoppen, die man täglich auf RussiaToday sehen kann, hat David Stockman in seinem Interview mit Chris Martenson am 3. August [10] folgendes gesagt:

Der Punkt ist, dass der Bürgerkrieg heute enden könnte, wenn das Weiße Haus einfach der Regierung in Kiew sagen würde “Hört auf oder die Hilfe[der USA und Europas] hört auf”.

Das im Bürgerkrieg in der Ukraine vergossene Blut und das Elend dort haben damit letztlich neben den Amerikanern auch die EU-Kommission und die Regierungen der westeuropäischen Staaten, einschließlich unserer Bundesregierung und damit auch unserer Bundestages zu verantworten.  Und das gilt ganz besonders für jeden Toten und jeden Verletzten, den es heute und in Zukunft weiterhin dort gibt.

Kelberg, den 26. August 2014, zuletzt überarbeitet am 27. August 2014

Christoph Becker


  1. siehe sein Buch Der plötzliche Kollaps von allem: Wie extreme Ereignisse unsere Zukunft zerstören können  [11]

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